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Abhandlungen
herausgegeben
vom
DatnrmeDschaftlicheii Vereine
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BREMEN
FT. Band.
MLit 16 Xafelzi.
BREMEN.
C. Ed. Malier,
187 5.
• 1
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Inhaltsverzeicliniss.
£4i*stes Heft.
Erschienen April 1874.
Seite
H. Ho ff mann: Kann man das Schneeglöckchen treiben? 1
G. L. Neumann: Geodätische Fixpunkte der Stadt Bremen und ihrer
Umgebung 23
L. H ä p k e : Verzeichniss der wichtigsten Karten des Bremischen Staats-
gebietes 34
Z^'v^eites Heft.
Erschienen October 1874.
G. Hartlaub: Die Glanzstaare Afrika's 35
O. Finsch: Ueber eine Vögelsammlung aus Südwest-Grönland. ... 99
O. Finsch : Notiz über Dr. A. B. Meyer 's ornithologische Forschungen
in Neu-Guinea 118
Fr. Buchenau: Ueber die von Mandon in Bolivia gesammelten
Juncaceen 119
Fr. Buchenau: Die Deckung der Blattscheiden bei Juncus 135
W. O. Focke: Batographische Abhandlungen 139
Rubi Americani S. 140; Rubi Australienses S. 168; Rubi Africae
S. 171; Rubi Rossici S. 177; Allgemeine Uebersicht über die
asiatische Rubus-Flora S. 185.
Fr. Brüggemann: Ueber einige Amphibien und Reptilien der Fauna
von Bremen 205
Miscellen: Merkwürdige Sprossung in einer Blüthe von Iris Pseud-
Acorus L. — Starke Drehung der Holzfaser an einem alten
Stamme von Sambucus nigra. — Nordwestdeutsche Wander-
pflanzen. — Haideliteratur. — Linne und das Speciesdogma . , 211
I>irittes Heft.
Erschienen April 1875.
Fr. Buchenau: Weitere Beiträge zur Flora der ostfriesischen Inseln 217
W. O. Focke: Culturversuebe mit Pflanzen der Inseln und der Küste 278
E. V. Harold: Verzeichniss der von Herrn T. Lenz in Japan ge-
sammelten Coleopteren 283
W. O. Focke: Zur Kenntniss der Bodenverhältnisse im niedersächsischen
Schwemmlande 297
F. Alp er s: Beiträge zur Flora der Herzogthümer Bremen und Verden 305
Fr. Buchenau: Entfernung der Stadt Bremen von den Stationen der
in Bremen zusammenlaufenden Eisenbahnen; Nachtrag .... 382
Fr. Buchenau: Zusammenstellung einer Anzahl von Höhenpunkten
der nordwestdeutschen Eisenbahnen ; Nachtrag 383
400806
Vierte» Heft.
Erschienen November 1875.
K. Martin: Die Geschiebe von Jever im Grossherzogthura Oldenburg 385
L. Hapke: Die Höhe des Weiher Berges 391
Fr. Buchenau: Monographie der Juncaceen vom Cap 393
J, Gildemeister: Ueber einige niedrige Schädel aus der Domsdüne
zu Bremen 514
L. Häpke: Der Bernstein im nordwestlichen Deutschland 525
Miscellen: Die Weichthierfauna der ostfriesischen Inseln. — Ueber
das Vorkommen von Geschieben silurischer Kalke in der Nähe
von Gut Wellen bei Stubben. — Quittenähnliche Aepfel. —
Neues Maass für Torf. — Anpassungs-Erscheinungen bei einigen
Kletterpflanzen 561
zu Bd. m u. IV.
Bd. m. p. 16 Z. 22 V. 0. lies 407 statt 207.
florum statt foliorum.
lebendem statt lebenden,
gynophoro statt gynophora.
Fruticosi vel scandentes statt Fruticosi
scandentes.
longiora statt longiores.
Oligocoeci statt Oligogyni.
Oligococcen statt Oligogynis.
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lies vero statt vere.
supra striguloso- statt supras triguloso-.
beborstet statt beborstelt.
mir statt er.
Fald. statt Gald.
unteren statt oberen.
303 statt 302.
303 statt 302.
II statt m.
Tafel V ist irrthümlich mit IV bezeichnet worden, so dass die Nummer IV
doppelt vorkommt. Taf. IV stellt Luzula excelsa und L. boliviensis dar,
Taf. V verschiedene Juncaceen vom Cap.
Kann man das Schneeglöckchen treiben?
Eine physiologische Untersuchung von
Professor H. Hoff mann in Giessen.
Hierzu Tafel I.
Es kann jetzt als ausgemacht angesehen werden, dass jede
Vegetationsstufe unter Anderem eine thermische Constante zur
Voraussetzung hat, die allerdings bezüglich ihrer bestimmteren
Fassung noch mancherlei Schwierigkeiten bietet, an sich aber
von jeher praktisch anerkannt und als unzweifelhaft betrachtet
wurde, nämlich bei der Treiberei. Auch die interessanten, in
jedem milden Herbste an dieser und jener Pflanze zu beobachtenden
Fälle eines wiederholten, zweiten Blühens beweisen ganz dasselbe,
denn bei näherer Betrachtung haben wir in diesem Phänomen
nichts Anderes vor uns, als eine Anticipation derFrühlingsblüthen;
so bei Apfel- und Birnbäumen u. s. w. Im Frühling kann sich
bekanntlich dieselbe Erscheinung wiederholen;, im ungewöhnlich
feuchten und milden Vorfrühling des Jahres 1862 waren hier
bei Giessen am 25. März alle Wiesen mit blühenden Zeitlosen
(Colchicum autumnale) bedeckt.
Selbst bei Thieren findet sich dieselbe Erscheinung wieder.
Jedermann hat gelegentlich im Herbste und Vorwinter schon
Maikäfer gesehen. Sogar die sonst so kalten Frösche scheinen,
in sehr warmen Herbsten, vorzeitig in Bewegung zu gerathen. ')
Doch giebt es, dem Anschein nach, einige Ausnahmen, und
unser Galanthus nivalis ^) ist die bekannteste derselben. Ich habe
mich auf dem Gärtnercongress in Brüssel und Amsterdam und
^) C. Bruch beobachtete im Herbste bei ungewöhnlich warmem Wetter eine
vorzeitige Entwicklung des Geschlechtscbarakters bei Fröschen (15. October
bei -}■ *8° Max.). Wenige Tage vorher hatte B. Exemplare von Rana temporaria
gefunden, welche den Verdacht einer zweiten Brut in diesem Jahre erweckten.
B. constatirt, dass die Frösche im Herbst bei einer beträchtlich niedrigeren
Temperatur noch aushalten, als diejenige ist, bei der sie im Frühjahr erst er-
scheinen. Sie erwachen nicht bei ganz bestimmten Temperaturgraden. Würz-
burger naturwiss. Ztschr. IV. 1863.
^) Auch die Tazettc wird als eine strenge Frühlingsblume angegeben. Dass
dies aber Ausnahmen zulässt, zeigt Folgendes. Am 10. October 1865 fand ich im
freien Lande des bot. Gartens in Qiessen an 6 Stöcken zahlreiche vollkommen
normal entwickelte Blüthen. — Die betreffenden Zwiebeln waren im Frühling 1864
aus den Töpfen im Warmhaus, wo sie getrieben worden waren, in's freie Land
verpflanst worden. — (Am 7. April 1866 fanden sich an derselben Stelle aber-
mals 3 Schafte mit BlÜthen).
lY. Januar 1874. 1
auch sonst bei vielen Gelegenheiten darnach erknndifjt; aber
Niemand hatte das Schueeglöcken im Herbste im Freien blühen
gesehen, Niemand wollte zugeben, dass man dasselbe im tiefen
Winter, wie Hyacinthen und Tulpen, künstlich treiben könne;
während es ein leichtes ist, Maiblumen (Convallaria) schon zu
Anfang des December in Blüthe zu bringen. In der freien
Natur scheint sich indess bei grösserer Aufmerksamkeit dies
nicht zu bestätigen. Es soll nämlich inKutais (Imeretien, Colchis)
das dortige Schneeglöckchen (Gal. niv. v. major Red.?) schon im
Januar, zuweilen schon am (29. Novb.) 11. Decbr. n. St. blühen
und (Anfang) Mitte März völlig abgeblüht sein. (Ruprecht in
Regel's Gartenflora 1864. S. 132).
Auch in Deutschland kommt mitunter Aehnliches vor. In den
ersten Tagen des Januar 1869 blühten, laut öfl'entlichen Blättern,
in der Nähe des Schneeberges an den Abhängen des Höllenthales
in Baden die Schneeglöckchen. Und dasselbe wurde in einzelnen
Gärten in Giessen beobachtet. Ebenso wurden am 5. Januar 1853
hier aufblühende Schneeglöckchen gesehen; und wieder am
31. December 1872. — Damit war eigentlich die Frage factisch
erledigt. Aber wir wollen nun sehen, wie sich der Versuch im
Zimmer gestaltet, und worin eigentlich die Schwierigkeiten be-
gründet sind, welche sich erfahrungsmässig diesem entgegenstellen.
Wenn obige Behauptung der europäischen Gärtner richtig
ist, so muss entweder die Wärme für diese und einige ähnliche
Frühlingspflanzen nicht das entscheidende Moment sein, was man
doch in Betracht aller sonstigen Erfahrungen schwerlich wird zu-
geben wollen; oder die bezüglichen Versuche sind nicht richtig
angestellt worden, indem sie Verhältnisse mit sich bringen, welche
namentlich auch beider im Freien wachsenden Pflanze niemals
spontan vorkommen können; oder endlich, die nothwendige innere,
organische und chemische Vorbildung der Blüthenorgane ist bei
unserer Pflanze unter den gewöhnlichen Verhältnissen im Herbste
und Winter noch nicht vorhanden.
Was die letzte Annahme betrifft, so hat sie, wenigstens zu-
nächst bezüglich des etwaigen vorbereitenden Einflusses des
Winters, von vornherein wenig Wahrscheinlichkeit; denn das
Aufblühen des Schneeglöckchen fällt so früh, hier in Giessen
durchschnittlich im Mittel aus 16 Jahren auf den 28. Februar,^)
dass man für die gewöhnlichen Winter in Betracht der Kälte
wohl nicht an Neubildung und einleitende assimilatorische oder
chemische Vegetationsthätigkeit denken kann, da die mittlere
Temperatur im Winter sehr oft lange Zeit unter dem Nullpuncte
bleibt. Auf der andern Seite liegen Erfahrungen vor, welche in
der That auf derartige innere, unbekannte Präliminar-Entwickelung
vor dem Austreiben hindeuten und volle Berücksichtigung ver-
*) In Florenz zwischen den 11. umd 20. Februar, Caniel und Levier. (Giom.
bot. 1871. 124). — Es sind bei obiger Mittelberechnung für Giessen hier ab-
sichtlich die drei vorhin erwähnten exceptionellen Daten nicht in Rechnnng ge-
logen worden; andernfalls würde der mittlere Anfblühtag selbBtyerst&ndlieh noch
weit früher fallen
dienen. So keimt die Kartoffel nicht in demselben Jahre, wo i
geerntet wurde, leicht aber noch im folgenden Herbste (Groim^
Annal. preuss. Landwirthsch. Febr. 1861. 201). Wenigstens \
es so bei der vom Mutterstamm abgelösten Knolle. Dass ah
unter anderen Verhältnissen es auch anders kommen kaa
beweist das nicht selten vorkommende sog. Auswachsen der Knollj
im Boden, d. h. eine neue Knollenbildung aus den Augen 4
alten in demselben Herbste ihrer Entstehung, während sie noC
in der Erde liegen. Ebenso auch wohl der Umstand, dass, wi
ich namentlich bei aus Samen gezogenen Kartofifel-Pflanzen be
obachtet habe, die spindelförmigen Stolonen-Enden, statt Knollei
anzusetzen, sich bereits im Sommer sofort weiter entwickelten,
über die Erde traten, und belaubte Zweige bildeten.
Die nächstehenden Beobachtungen werden die Frage bezüg-
lich eines etwaigen Winter-Einflusses sogleich specieller zu be-
trachten gestatten. Es sind dieselben so gruppirt, dass man
diejenigen Jahrgänge gleichzeitig überschauen kann, wo das Auf-
blühen ungewöhnlich spät oder früh, oder mittelmässig (d. h.
nahe dem mittleren Datum) eintrat.
Wenn in der Zwiebel von Galanthus während des Winters
weitere vorbereitende chemische Veränderungen normal Statt
fänden, so wäre zu erwarten, dass nach einem milden Winter
die Aufblühzeit merkbar früher eintreten würde, als nach einem
strengen ; oder umgekehrt, falls die Kälte als solche von Nutzen
wäre. Folgende üebersicht giebt darüber Aufschluss.
Galanthus nivalis, erste Blüthe offen. (Beobachtungen immer
an derselben Stelle).
Mitteltemperatur aus
Decb. Jan. Febr. Jan. Febr.
Datum :
Frühzeitig.
1861.
26.
II.
- 1.4» R.
- 1.7«R.
1857.
2.
lU.
- 0.4
- 0.9.
1854.
3.
III.
- 1.8
0.6.
1852.
29.
II. H
h 1.8
h 2.1.
1862.
25.
II. H
- 1.9
- 2.1.
Mittel 4-0.2.
Spät.
1860.
20.
III.
- 0.8
0.05.
1858.
22.
III.
- 1.1
2.1.
1847.
14.
III.
- 1.8
1.4.
Mittel — 1.1.
Mittelmässig.
1855.
9.
III.
- 2.0
4.1.
1856.
11.
III.
- 0.1
+ 1.4.
1862.
7.
m.
- 0.3
0.4.
2864.
7.
m.
- 0.7
— 2.3.
Mittel -
- 1.3.
Es geht aus diesen Beobachtungen hervor, dass der Ge-
sammtcharakter des Winters (ob kälter oder wärmer) nicht ent-
scheidend ist; dass das Schneeglöckchen während des Winters
1*
sich selbst dann nicht auffallend weiter entwickelt, wenn dieser
mildjst; denn man sieht die erste. Blüthe nach einem kalten
Winter oft ebenso frühe sich öffnen, als nach einem milden;
und umgekehrt kann auch bei einem ziemlich milden Winter wie
1860 und 1856, die Blüthe später eintreten, als nach einem
härteren. Hieraus folgt aber, dass die augenblickliche (gegen-
wärtige) Temperatur für das Aufblühen entscheidender ist, als
die vergangene, dass also langwierige innere oder organische
Vorbereitungen seitens der Pflanze während des Winters nicht
mehr erforderlich sind. Ob aber auch nicht während des vor-
hergehenden Sommers und Herbstes? •— diess ist eine Frage,
welche sich im Laufe dieser Untersuchung beantworten wird.
Auch die geographische Verbreitung des Schneeglöckchens
beweist, dass dasselbe eines Winterfrostes zu seinem Gedeihen
und Blühen nicht bedarf; denn die Pflanze findet sich in fast
ganz Europa, auch in frostfreien Gegenden*):
^) Galanthus nivalis L. Verbreitun gsbezirk.
1. Gesammt- Areal.
Boden-Beschaffenheit. Erhebung. Indifferent, wächst in der Ebene
und im Gebirge. In der Auvergnc bis 1000 Meter.
Geographie. Nach Süden kommt die Pflanze in Frankreich vor, in den
Pyrenäen, im südlichen Italien und in Sicilien. — Nach Norden zerstreut durch
das mittlere Europa , bis nach Dänemark , nach Gothland , Norwegen , Schweden ;
ferner in Irland, wo sie ihre westliche Grenze findet. — Ostwärts wohnt sie in der
Schweiz, in Dalmatien, Croatien, Siebenbürgen, dem Pcloponese, der Türkei, in
Volhynien, Podolien und Georgien.
Arealgrenzen.
Süd. . . . Sicilien 38^ I om i^- * a u t> •.
Nord . . . Norwegen 59» | 2'" »'s'«"^ ^er gcograph. Breite.
West . . . Irland II W. v. Paris | T-k« * kqo ^ t «
Ost Georeien 47 0 ^''*^"''' ^^ ^*''' ^*"^^-
(Nach Lecoq, dtud. geogr. bot. VIII. p. 552. 1858).
Habitat in Angl., Scot., Gall., Europa med., Ital., Dalm., Türe., Graec,
Ross. meridion. (p. 149. Prodr. Fl. Hisp. auct. Willkomm u. Lange. I. 1870).
IL Specielle Nachträge.
Spanien: In graminosis humidis rcgionis montanae Fyrenaeorum. (c. Olot
in Catal., Co Im.) Campanilla de invicrno. (Willkomm 1. c).
Auvergne: nördlicher Theil des Centralplateau*s von Frankreich. (Lecoq,
gdogr. bot. 1854. I. 285).
Vielleicht nicht spontan ; bei Nyon, Morges, Lausanne, Trelex etc. ; dtrangcr
au Jura fran9ai8. Ch. Grenier, Flore de la chaine jurassique in M^m. soc.
dmulat. de Doubs p. 738. Besanc. 1869.
Deutschlan d:
Böhmen: in feuchten Hainen, in Uferauen niedriger und gebirgiger Gegenden
hier und da in Menge. An der Elbe und ihren unteren Zuflüssen: Pardubic
(Opiz), Hermanmcstcc (Opiz), Stifans Ueberfuhr, Melnik massenhaft, Roudnic
(lieuss), Patck bei Libochovic (Danes), Leitmeritz (Hackel), Landskron (Erxlebcn),
Deutschbrod (Weidenhofer), Libsic an der Moldau nördlich von Prag, Friedland
(Seibt), Wolfsberg bei Rnmburg, Schluckenau (Carl); am Erzgebirge: Rothenhaus
(Roth), Hauenstein (Job. Reiss). Im Mittelgebirge (Tausch) (p. 112 Celakowsky
Arbt. bot. Sect. Land-Durchf. Böhmens (aus dem Archiv 1 Abth. III.) Prag
1869. Rivnac). — Schweidnitz (Schlesien): Laubhaine neben den Wasserläufen,
sehr häufig. (Feck).
Um Trier wild, in Luxemburg gepflanzt. (E. Fischer). Im Flachlande von
Salzbarg, nicht in den Gebirgsth&lern. (Sanier: Flora 1868, p. 311). Bei Ober-
schützen, südlich von Wien (W Schubert).
Betrachten wir zunächst die Zwiebel selbst in den ver
denen Stadien ihres Lebens. Während des ersten Frühlings, i
die Pflanze sich zum Blühen anschickt, finden wir in der
benden Zwiebel (Fig. 1) die gegenwärtigen Blätter, den Blü
stiel, an dessen Basis einige kleine Schuppenblättchen,
aussen die saftigen Zwiebelschuppen. — Nach dem Abbii
(Fig. 2) löst sich der Fruchtstiel dicht über der Zwiebelsj
durch Vermoderung ab, der innere, eingeschlossene Theil b
lebendig. Oft sieht man neben der abgeblühten Zwiebel eine jünjj
(II, III i), deren Blätter damit beschäftigt sind, dieselbe soweitgrosszu
ziehen, dass sie im folgenden Jahre oder weiterhin blühreif werde. —
Ende Juli sind auch die Blätter bis an die Zwiebelspitze abge-
storben ; ihre Basis ist fleischig geworden und stark verdickt, dei
alte Fruchtstiel ist noch sichtbar (Fig. 3, ÄB)\ auch sieht man nun
bereits die neue Knospe (n n) angelegt, welche demnächst die
neue Blüthe bringen wird. — Anfang October findet man (Fig. 4)
diese Knospe n bereits soweit herangewachsen, dass sie den resti-
renden Theil des früheren Blüthenstieles, wenn ein solcher vor-
handen ist, flach (etwas concav) zusammendrückt (b derselbe von
innen, c im Querschnitt gesehen) und in der so 'gebildeten Rinne
emporwächst. Sie bildet, von aussen betrachtet, ein röhriges,
weisses Scheidenblatt, welches zu dieser Zeit bereits die ganze
Blüthe des nächsten Frühlings in seinem Innern birgt;
auch die Antheren und Eichen sind sämmtlich entwickelt, d e.
Aus dieser Untersuchung geht hervor, dass die letztere An-
nahme unstatthaft, dass die Blume bereits früh im Herbste allem
Ansehen nach, wenigstens morphologisch, im Wesentlichen blüh-
reif ausgebildet ist.
Gehen wir zur Darstellung der Versuche bezüglich des Trei-
bens selbst über.
1864.
Eine grössere Anzahl von Zwiebeln ward am 7. October
aus der Erde genommen, also, wie oben gezeigt wurde, mit
bereits genügend vorgebildeter Blüthe im Innern und nun ver-
pflanzt und in verschiedener Weise behandelt. Als Massstab der
Beurtheilung mag dienen, dass die im Freien unberührt in der
Bezüglich England gibt A. de Can.dolle (Geogr. bot. rais. 694) Folgendes
an. Die älteren Aatoren, Gerarde und Ray, betrachteten diese Pflanze nicht als
spontan für England. Seitdem hat man sie nach Watson (Cjb. IL p. 447) auf-
gefunden: aber die Lokalitäten sind nach demselben verdächtig. Nach anderen
Botanikern indcss (Smith, Engl. Fl.) kommt sie wirklich wild vor. Watson meint,
sie sei durch Cultur eingeführt. Bromiield (Phytol. 1850. p. 959) war entgegen-
gesetzter Ansicht. De Candolle stimmt Letzterem bei, wegen des Areals auf dem
Continent, welches in der Richtung nach den britischen Inseln hin keine Unter-
brechung hat. (Coss. et Germ, Fl. Paris; Breb., Fl. Norm.; Prodr. Fl. Bat.;
Lloyd, Fl. Loire-Inf. etc.). Sie fehlt auf den Inseln des Canals, aber sie wird in
Irland angegeben (Mackay, Fl.), doch mit Zweifel bezüglich des Ursprungs.
Verwildert im südl. Schwede b« Wild eine Varietät im Kaukasus (Regel's
Gartenflora 1868. p. 143). Talyschgebirge, Geb. bei Schuscha (ib. p. 130). S. 131:
Kiew, Volhyn., Podol , Stawropol., (Samara), Tiflis, Caspischcs Meer.
6
Erde gebliebenen Pflanzen am 16. Januar 1865 zu sprossen be-
gannen; am 3. April war hier die erste Blüthe geöflfnet. Der
Winter war sehr kalt, namentlich durch einen besonders kalten
December ausgezeichnet.
Mitteltemperatur:
December — 3,4**
Januar — 0,2
Februar — 2,6
März — 0,2
A.
In einem frisch bereiteten Mistbeete zeigten sich am 31. Oct.
aus obigen Zwiebeln bereits einzelne bis 1 P. Lin. hohe Triebe.
Bis zum 20. December erreichten dieselben bis 8 Lin. Höhe.
Weiter ging die Entwickelung nicht, in Folge der grossen Kälte.
B.
Töpfe im Kalthaus aufgestellt, in gewöhnlicher Weise
massig feucht gehalten. Am 12. Decbr. waren 8 L. lange Triebe
vorhanden; die Wurzeln stark entwickelt, 5 Zoll lang, hatten den
Boden des Topfes erreicht. — Am 16. Januar 1865 Blüthenstielc
von 1—2 L. Länge sichtbar. Weiterhin gewannen die Blätter
den Vorsprung. Am 11. Febr. verliess die Blüthe die Spatha;
am 14. Febr. war dieselbe offen.
Es ist dieser Versuch demnach in der Hauptsache als ge-
lungen zu betrachten, aber nur relativ; denn die ganze Beschleu-
nigung beträgt, verglichen mit den Pflanzen gleichzeitig im Freien,
allerdings im Ganzen 7 Wochen; aber, mit der mittleren Auf-
blühezeit verglichen, nur 16 Tage.
C.
Von der Vorstellung ausgehend, dass möglicher Weise eine
Nachahmung der grossen Bodenfeuchtigkeit im Freien im Vor-
frühling nützlich sein könnte, wurden einige Töpfe, ebenfalls im
Kalthause, theils durch Untersätze mit Wasser sehr nass ge-
halten, theils gänzlich unter Wasser versenkt. Das Resultat ent-
sprach nicht den Erwartungen. Die Pflanzen blieben sehr zurück.
D.
Ein Topf wurde im Warm hause dicht unter das Glasdach
gebracht, also möglichst warm und sonnig; dabei die Feuchtigkeit
massig, wie gewöhnlich. Die Pflanzen zeigten keinen Vorsprung
vor B. Am 6. Februar trat die Blüthe über die Blätter hervor,
entwickelte sich dann aber äusserst langsam weiter, und blieb
innerhalb der Bractee oder Spatha stecken; vom 28. Februar an
begann sie abzusterben und war am 23. März ganz vertrocknet.
Ihre Spitze ragte zu dieser Zeit 1 Z. hoch über die Erde empor.
— Die Blätter hatten sich dagegen kräftig entwickelt.
E.
Mehrere Töpfe wurden im Warmhause auf die zur Hei?
dienenden Wasserröhren, also möglichst warm (und zugl
schattig) gestellt. Sie begannen sofort zu treiben, blieben (
aber plötzlich sitzen, nachdem die Blattspitzen 11 L. Höhe
reicht hatten, und verkamen allmählich ganz und gar, so daa
am 28. Februar die Zwiebeln stark angefault, zum Theil ohni
alle Wurzeln gefunden wurden; einige waren bereits gänzlicl
verschwunden. Die Mehrzahl zeigte durchaus keinen Trieb.
F.
An derselben Stelle wie vorher, aber ohne Erde, die Zwiebeln
in feuchtem Moose. Resultat wie vorher.
a.
Alles wie bei E, aber sehr nass gehalten. Resultat wie dort.
H.
Eine Anzahl Zwiebeln wurde mit bereits 1 Zoll hohen Trieben
am 4. Februar aus dem freien Lande in das Kalthaus
übertragen und hier in gewöhnlicher Weise in massig feuchter
Erde gehalten. Am 14. Februar machte sich die erste Blüthe
frei, weiterhin zeigte sich indess kein Vorsprung vor den sonst
vorhandenen, am weitesten entwickelten Pflanzen. —
Es ergiebt sich hieraus, dass die höhere Wärme der Pflanze
entweder ohne wesentlichen Nutzen oder, zumal bei grösserer
Feuchtigkeit oder an schattiger Stelle, geradezu nachtheilig war;
dass die Pflanzen dagegen unter ganz gewöhnlichen Verhältnissen
im Kalthause am besten gediehen.
1865.
Von der praktisch bewährten Erfahrung ausgehend, dass es
für viele Zwiebelpflanzen (wie Crocus u. s. w.) nützlich ist, die-
selben im Sommer nach beendigter Vegetation einige Zeit hin-
durch aus der Erde zu nehmen und massig trocken zu halten,
— trockener, als sie in dem freien Boden sein würden, wurde
diesmal eine grössere Anzahl von Zwiebeln bereits frühzeitig,
zum Theil schon im Sommer aus der Erde genommen und
dann auf verschiedene Weise behandelt. Ich gebe diese Methoden
zunächst an, das Ergebniss aber für alle zusammen am Schlüsse,
da es im Wesentlichen bei sämmtlichen ganz gleich war. Alle
Töpfe befanden sich diesmal im Kalt hause. Bemerken will
ich noch ausdrücklich, dass sämmtliche Zwiebeln zu keiner Zeit
dem Froste ausgesetzt waren.
Zwiebeln vom 21. Juni ausgehoben, sofort in einen Topf
mit Erde gebracht und sich selbst überlassen. Der Topf blieb
weiterhin bis zum October im Freien stehen und wurde nur
8
vorübergehend befeuchtet. Man kann hiernach, zumal in Betracht
des ungemein trockenen Septembers (0,09 P. Zoll Niederschlag),
annehmen, dass die Zwiebeln unter diesen Verhältnissen sich
überwiegend in einer trockenen Umgebung befanden. Dabei ist
es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass diese Zwiebeln wegen
des Trockenstehens keine thätigen Wurzeln hatten, also in
keiner directen Beziehung zu der Erde des Topfes standen, wäh-
rend die Zwiebeln im Freien, wie Fig. 4 zeigt, bereits zu dieser
Zeit mehr oder weniger zahlreiche lebende Wurzeln besitzen. —
E.
Zwiebeln an demselben Tage ausgehoben, trocken gelegt;
am 9. Oc tober in einen Topf mit Erde gepflanzt.
I.
Zwiebeln am 22. August ausgehoben und sofort eingetopft
wie sub I.
M.
Zwiebeln am 22. August ausgehoben, trocken gelegt, am 9.
October eingetopft.
N.
Zwiebeln ausgehoben am 21. September und sofort ein-
getopft, wie sub I.
0.
Zwiebeln ausgehoben am 21. September, trocken gelegt, am
9. October eingetopft.
Es sei hier daran erinnert, dass diese Zeit — Ende Septembers
und Anfang Octobers — die gewöhnliche ist, wo die zum frühe-
sten Treiben bestimmten Zwiebelpflanzen, wie Tulpen u. dgl.,
eingetopft und in die Wärme gebracht werden.
Am 28. October schon traten bei den am frühesten verpflanzten
Exemplaren die ersten Triebe über den Boden hervor. Am 9. Dec.
hatten überall die Triebe bereits eine Länge bis zu 1 Zoll er-
reicht; am 20. Dec. wurde die weisse Scheide durchbrochen, die
Blattspitzen traten hervor; am 29. Dec. war bereits die erste
Blüthenknospe entblösst, die Triebe hatten eine Höhe bis
zu 14 L. Am 26. Jan. trat die erste Blüthe aus ihrer Bractee,
am 30. Jan. war die erste Blüthe ofiFen. — Ein Topf war am
23. Jan. in das Warmhaus gebracht worden; schon am 27. Jan.
waren mehrere Blüthen geöffnet. — Im Freien begann das Auf-
blühen am 5. Februar*), aussergewöhnlich verfrüht durch den
ungemein milden Winter 1865/6; bereits am 25. November waren
die ersten Triebe über dem Boden erschienen.
M In Höringhaasen bei Vöhl, etwa 18 Stunden nördlich von Qiessen, blähten
im Pfarrgarten die Schneeglöckchen schon am 22. Januar 1866.
Der Vorsprung durch das Treiben betrug also nur w
Tage.
1866.
Auch in diesem Jahre blieben die Bemühungen vergel
die Blüthen erheblich früher als im Freien zu entwickeln; ii
ergaben die Versuche in anderer Beziehung einiges Lehm
Sie waren im Wesentlichen folgende:
A.
Vier Töpfe wurden mit jenen Zwiebeln bepflanzt, welche in
letzten Winter zum Treiben gedient und im Januar 1866
geblüht hatten. Diese Zwiebeln waren am 20. Juni, nach dem
Absterben aller Blätter, ausgehoben, auf dem Boden trocken ge-
legt worden und so bis zum 27. August, dem Tage der Einpflan-
zung, liegen geblieben. Von diesen Töpfen wurden 2 in das
Kalthaus nahe an das Fenster gesetzt, die beiden übrigen ebenso
in das Warmhaus. Die Zahl der (später) getriebenen Blüthen-
stiele war sehr gering, was offenbar die Folge des vorangegan-
genen Blühens (also der Erschöpfung) war. Schon in der Mitte
des November kamen die treibenden Spitzen über den Boden,
ebenso bei B. ; aber weiterhin förderte es nur sehr wenig.
B.
Vier Töpfe wurden mit Zwiebeln bepflanzt, welche gleichfalls
am 20. Juni aus der Erde genommen waren — aber aus einem
Beete im freien Land. Auch diese blieben bis zum 27. August,
wo sie eingepflanzt wurden, trocken liegen. — Auch von diesen
Töpfen wurden, wie oben, 2 in das Kalthaus gebracht, 2 in das
Warmhaus, neben die anderen.
Am 4. Januar waren im Warmhause die Blattspitzen
merklich höher, als im Kalthause (3 Zoll gegen 1). Aber schon
am 23. Januar zeigte es sich, dass die Pflanzen im Kalthause
bezüglich der Blüthenstiele wesentlich denen im Warrahause
voraus geeilt waren; ein Verhältniss, welches auch weiterhin
gleich blieb; ja später ergab sich, dass im Warmhause keine
einzige Blüthe überhaupt zur vollen Entwickelung kam; sie
blieben sämmtlich kurzstielig, in der Spatlm versteckt und ver-
trockneten so.
Ferner zeigte sich um die Mitte des Januar auch ein Unter-
schied zwischen den im Kalthause befindlichen Pflanzen der
Serie A und B; erstere nämlich, also die vorher schon getrie-
benen, waren auffallend dürftiger als B, ihre Blätter schmäler,
kürzer, und sonderbarer Weise rein grün statt graugrün; auch
producirten die sämmtlichen (14) Zwiebeln dieser beiden Töpfe
überhaupt nur eine einzige Blüthe. 0 Dieselbe Beeinträchtigung
t) Die Zahl der überhaupt getriebenen BlQthenstiele betrag per Topf (zu je
7 Zwiebeln) f&r A: Warmhaus 1 und 2, Kalthaus I and 0;
n Bj n 5 „ 2, , 2 „ 3.
10
der Pflanzen A gegen B zeigte sich auch im Warmhauso; die
ersteren waren z. B. am 17. Januar nur 1V§ Zoll hoch (die
Blätter), jene von B dagegen 4 Zoll; auch wurde hier zu dieser
Zeit eine Blüthenspatha sichtbar.
Am 17. Januar befreite sich die erste Blüthe aus der Spatha
und zwar im Kalthause (aus einer der getriebenen Pflanzen A),
doch folgte B sehr bald nach, während im Warmhause noch kein
Blüthenstiel über 2 Zoll Länge hatte, gegen 4'' bei jenen. — Am
1. Februar war bei beiden A und B im Kalthause gleichzeitig
die erste Blüthe ganz offen und ausgesperrt; der erste sonnige
Tag in diesem zwar grossentheils sehr milden, aber ausseror-
dentlich düsteren und regnerischen Winter. — Es geht hieraus
mindestens das hervor, dass das Trockenlegen der Zwiebeln in
schattiger Stelle nicht sonderlich das Treiben förderte; und dass
das Kalthaus weit günstiger wirkt, als das Warmhaus.
Im Freien war das Aufblühen, trotz einer 14tägigen Frost-
periode im Januar, kaum merklich später; schon am 6. Februar
wurden in einzelnen Gärten blühende Schneeglöckchen gefunden.
Ein mir bekannter hiesiger Gärtner brachte in diesem Jahre
seine Schneeglöckchen bereits am 18. Januar zur Blüthe,
und zwar auf folgende Weise : Ende Octobers wurden die Zwiebeln
aus der Erde genommen, eingetopft, die Töpfe in den Boden
gesenkt, worauf sie Frösten bis zu — 4" ausgesetzt waren; Ende
November in das Kalthaus gebracht, endlich kurz vor Weihnacht
in das massig warme Wohnzimmer hoch oben an das sonnige
Fenster gestellt.
Hierbei mag die grosse Wärme des Sommers 1865 (nament-
lich Juli und September) von einigem Einflüsse zu Gunsten der
Verfrühung gewesen sein. Jäger beobachtete, dass getriebene
Hyacinthus bereits am 10. December 1865 blühten, also unge-
mein früh (RegePs Gartenflora 1866 p. 80). Auch wird angeführt,
dass Lilien und Kaiserkronen nach nassen Sommern schwach
oder gar nicht im folgenden Jahre blühen. ^
Dies deutet auf chemische Vorbereitungen zur Blüthe
während des Sommers, welche in günstigen, warmen Jahren
rascher zu verlaufen scheinen, als in anderen.
1867.
A.
Um zu ermitteln, ob ein längeres Trockenliegen (wie
angenommen wird) eine fördernde Einwirkung auf die Blühfähig-
*) Aach das unerhört frühe Aufblühen der Schneeglöckchen (in den ersten
Tagen des Janaars) 1869 in Giessen dürfte yon der excessiven Wärme des
Sommers 1868 bedingt gewesen sein (Mitteltcmperatar im Juni — Angast 14,49^
statt 13,75). Dazu kam, dass auch der December wärmer war, als irgend ein
früherer binnen 21 Jahren; er hatte nämlich eine Mitteltemperatur von -\- 4,17
statt — 0,34 Graden. Auch der Niederschlag während des December war abnorm :
3,72 par. Zoll statt 1,53. Ganz ähnlich — und mit demselben Effect — war es
im Winter 1852/3.
11
keit der Zwiebeln habe, wurden mehrere Zwiebeln (weicht
Winter 1866/7 im Kalthause gestanden und von denen eine
zige eine Blüthe gebracht hatte: 1866 A) im Juni aus der j
genommen, an schattiger Stelle trocken gelegt, und dann a
December in Töpfe gepflanzt. Diese Töpfe wurden dann in
frisch bereitetes Laubbeet unter doppelte Glasbedeckung gebra<
über Nacht wurde in der Kegel noch eine Holzdecke übergel
(Laden). Bei dem Einpflanzen zeigte sich, dass die Mehrj
der Zwiebeln noch sehr jung und vielleicht deshalb noch nicai
blühfähig war. Die Temperatur in der Wurzelnähe betrug Anfangij
16 bis 22^, sank Mitte December auf 13^ stieg Mitte eTanuar
1868 wieder auf 15, sank bis zum 24. Februar allmählich auf 8®.
Es entwickelten sich bis dahin keine Blüthen, während im freien
Lande die Blüthen nun schon vorhanden waren. — Am 17. März
wurden diese Töpfe mit schwach getriebenen Blättern — im
Maximum 3 Zoll hoch - oder ganz ohne solche, sämmtlich aber
ohne Blüthentrieb, in einer kühlen Hausflur an das Fenster nach
Norden gestellt und wenig feucht gehalten. Die Temperatur
stieg hier langsam von 5 auf 10*^ (7. April) und schwankte von
da weiterhin (einmal bis 3,8® abwärts) zwischen jenen Grenzen
mehrfach auf und ab. Am 1. Mai stieg dieselbe von 7,5 auf 9
und 11,5°; und an demselben ersten Mai hat eine der Pflanzen
eine vollkommene und in jeder Beziehung normale Blüthe ge-
bracht, also um 2 Monate künstlich verspätet, im Ver-
gleiche zum normalen Mittel. (Im Freien kam nach 17jährigen
Beobachtungen das späteste Aufblühen am 3. April 1865 vor).
Blätter frisch, auffallend klein. Weitere entwickelten sich nicht.
B.
Die Töpfe mit den Pflanzen B von 1866, welche also im
Februar 1867 im Kalthause theilweise geblüht hatten, wurden
über Sommer 1867 im Freien gelassen, dann Mitte November in
das Kalthaus nahe an das Fenster gestellt, dann
a. 2 davon in obiges Laubbeet gebracht. Ohne Resultat.
Am 18. März war der Stand folgender: in 2 Töpfen mehrere
Blüthenknospen, noch in der Scheide, einige schon bräun-
lich, also absterbend, nur eine frisch, kam aber nicht zu
voller Entwickelung.
b. zwei andere im Kalthause gelassen. Sie entfalteten ihre
erste Blüthe am 30. Januar. Temperaturschwankung
zwischen 4, 5 und IP.
C.
Am 2. December 1867 wurden mehrere frische Zwiebeln aus
dem freien Lande, wekhe also den Sommer über nicht trocken
gelegen hatten wie die vorigen, in 4 Töpfen neben die vorhin
erwähnten zum Treiben in das Laubbeet gesenkt.
• •e
12
Sie waren vorher einigemal dem Frost ausgesetzt gewesen,
bis zu — 6® Lufttemperatur, was man für nützlich hcält bezüglich
der Blühfähigkeit. 0 Ohne Erfolg.
Dann wurden:
a) 2 Töpfe am 17. März 1868 an das Fenster in die Hausflur
gebracht, wie oben. (Am 15. Januar waren die Blüthentriebe
2 Zoll hoch gewesen, entwickelten sich aber nicht weiter. Am
17. März zeigte der Topf 8 gebräunte und vertrocknete Blüthen-
knospen). lieber Sommer kam der Topf in das Freie, im An-
fang October 1868 wieder in das Kalthaus.
Er brachte (im Februar 1869) keine Blüthen, sondern nur
Blätter.
b) 2 Töpfe schon am 21. December 1867 in das Warmhaus;
bezeichnet F. und G. Sie wurden in einen grösseren Topf ge-
setzt, äusserlich täglich mit frischem Eise umgeben, welches
selbstverständlich dann allmählich schmolz; oben offen. Der Zweck
war, die Wurzeln kühl und nass zu halten, während gleichzeitig
die Blätter u. s. w. einer stark treibenden Temperatur ausgesetzt
blieben. Die längsten Triebe waren damals 13 p. Lin. lang. Die
Temperatur der Erde in den Töpfen bei 3 Zoll Tiefe schwankte bei
b F., wo das Abzugsloch auf dem Boden des Topfes offen war,
also freierer Austausch mit dem umgebenden Eiswasser
stattfand, zwischen 4- 1 und 11^, gewöhnlich 2°; während
die Lufttemperatur in der Umgebung der Blätter zwischen
9 und 16^ schwankte; gewöhnlich 13—14^. Bis zum 17. Jan.
erreichten die Triebe 2 Zoll 6 Lin., mehrere Blüthenknospen
waren vorgeschoben; davon 3 frisch, 4 vertrocknend; blieben
indess sämmtlich weiterhin sitzen.
b G. Das Abzugsloch am Grunde mit einem Kork verschlossen,
um die Erdtemperatur ein wenig höher zu erhalten, als im
vorigen Falle. Dieselbe schwankte von 2 bis 11°, meist 4^.
Am 17. Januar zeigte sich, dass sämmtliche entwickelten
Blüthenknospen sitzen blieben, dermalen 3 noch frisch,
3 andere vertrocknend und braun.
c) Ein Topf am 24. December 1867 ebenso in das Warmhaus,
aber ohne Eis-Umgebung, bezeichnet H. Die Temperatur schwankte
von 9 bis 17 0, meist 13 ^. Am 17. Januar ergab sich, dass auch
hier alle Blüthenknospen sitzen blieben, vertrocknend und braun
waren.
In diesen 3 Fällen zeigt sich deutlich, dass das Treiben
nicht nur der Blätter, sondern auch der Blüthen im Warm-
hause in der That virtuell ausführbar ist, leider aber,
während die Blätter vortrefflich mit normaler Farbe gedeihen,
bezüglich der weit zarter gebauten Blüthen daran scheitert, dass
*) Bezflglicb des begünstigenden Einflasses niederer Temperataren sind die
Versnehe von Duclanx von Interesse, ans welchen hervorgebt, dass man die
Eier des Seidenscbmetterlings zu jeder Zeit beliebig znm Anskriechen bringen
kann, wenn man sie vorher in einer gewissen Weise der Kälte (EiskeUer) aussetzt.
(Compt. rend. 1871. 9. Octbr. ; Naturforscher 1871. p. 398. Ferner Compt. rend.
Novbr. 1869. p. 1022.)
13
diese an der warmen Luft im Warmhause oder Mistbeete
einfach vertrocknen. Hier ist also Regel, was bei den j
cinthen und Tulpen Ausnahme ist; bei letzteren sucht man
gegen das Sitzenbleiben dadurch zu schützen, dass man i
Papier-Dute oder einen Topf überstülpt. Die mikroskopis»
Untersuchung der Strüctur der ßlüthenblätter von
lanthus giebt, wie ich glaube, einen vollkommen befriedigeni
Aufschluss über diese Eigenthümlichkeit des Schneeglöckchens
indem dieselbe eine vielleicht beispiellose Lockerheit dei
Zellenge füges nachweist. (Vgl. die Tafel, Fig. 5 und folgende
nebst Erklärung, insbesondere Fig. 7).
Die 3 Töpfe F. G. H. wurden am 17. Januar in ein kühles
Zimmer an das nördliche Fenster gesetzt, ohne dass sie noch
etwas producirten.
Hiernach bildet das Schneeglöckchen keine wirkliche Aus-
nahme von dem Gesetze, dass die Wärme das Aequivalent der
Vegetationsbewegung, ihr eigentlicher und wesentlicher Motor ist.
Wie empfindlich derartige zarte ßlüthen sind, zeigt u. a. auch
folgende Beobachtung an Leucoium vernum, einer Pflanze, welche
in der Aufblühzeit und auch sonst viel gemein hat mit dem
Schneeglöckchen. Am 16. Februar 1868 wurden einige Pflanzen
dieser Art aus dem Walde frisch eingetopft; die Blätter 3 Zoll
über der Erde vorragend, drei Tage später in das warme Zimmer,
wo sie 2 Tage blieben. Die Blüthenstiele trieben stark, blieben
aber plötzlich stehen. Hierauf wurde der Topf (bei milder
Witterung) vor das Fenster gesetzt, aber die Pflanzen erholten
sich nicht, die Blüthen konnten sich nicht aus der Spatha (wohl
in Folge ungenügender Wasser-Zufuhr seitens der durch das
Verpflanzen gestörten Wurzeln) frei machen, sie verfärbten sich
in's Gelb-Bräunliche. Freilandpflanzen derselben Art waren unter-
dessen in volle Blüthe eingetreten.
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass die geheimnissvolle
Triebkraft oder Spannkraft genau genommen nichts Anderes
ist, als üeberschuss der Wasseraufnahme durch die
Wurzeln über den gleichzeitigen Wasserverlust (durch Verdun-
stung) in den betreffenden Organen — hier Blüthen — , so ver-
liert die Erscheinung alles Auffallende in Betracht der ausser-
ordentlichen Zartheit der Blüthen-Textur.
Mit dem zunehmenden Lichte, der längeren Besonnung
im Februar oder März hat das Aufblühen des Schneeglöckchens
um diese Zeit keinen directen Zusammenhang; die folgenden Ver-
suche zeigen, dass die Entwickelung dieser überhaupt ungemein
empfindlichen und zarten Pflanze vortrefflich von Statten geht,
ohne dass die Pflanze während des Treibens auch nur ein ein-
ziges Mal von der Sonne direct getroffen worden wäre, während
allerdings auf der anderen Seite eine — wenn auch massige —
Menge diffusen Lichtes unbedingt zur vollkommenen Blüthen-
Entfaltung von ihr gefordert wird.
Am 31, December 1867 wurden 2 Töpfe mit Schneeglöckchen-
Zwiebeln frisch aus dem Garten verpflan/t und in einem Zimmer
14
mit nordöstlicher Exposition aufgestellt, dessen Temperatur sehr
constant war; dieselbe schwankte in der betreflfenden Zeit zwischen
6 und 10,4^\ im Allgemeinen fast regelmässig aufsteigend. Am
31. Januar 1868 waren die ersten Blüthenknöpfe frei ausgetreten,
öffneten sich aber an dieser Stelle, an einem düsteren Platze
etwa 8 Fuss von dem (einzigen) Fenster, nicht. Daher wurde
von den 2 Töpfen am 2. Februar der eine an das — gänzlich
sonnenfreie — Fenster gestellt, der andere blieb an seiner bis-
herigen Stelle. Die Blüthenstiele auf dem letzteren verlänger-
ten sich im Vergleiche zu der andern Plantage ganz abnorm,
bis 8V2 P- Zoll, sanken dann um, ohne dass die Blüthe das
Deckblatt verliess; am 4. März waren alle (10) Blüthenknospen
vertrocknet und braun. Die am Fenster befindlichen Pflanzen
des Topfes No. 2 dagegen hatten kürzere Blüthenstiele, 7 Zoll;
am 23. Februar, bei unveränderter Temperatur von 9 Graden,
hatten die Blüthenstiele auch hier die durchschnittliche Länge
von 8V2 Zoll erreicht, und an diesem Tage trat auch die erste
Blüthe aus ihrer Spatha und öffnete sich vollständig.
Die Blätter waren in beiden Fällen frisch gi'ün, 8— 12 Zoll lang.
Temperatur und Befeuchtung für beide Töpfe gleich. Hieraus
geht hervor, dass die Blüthe des Schneeglöckchens zum voll-
ständigen Aufblühen den Zutritt mindestens des zerstreuten
Tageslichtes bedarf, während z. B. die Blüthen von Crocus ver-
nus, Corydalis cava und Amygdalus nana sich auch an jener
düsteren Stelle vollständig öffneten. Doch ist auch hier — wenn
auch in geringerem Grade — der nachtheilige Eiufluss der
Dunkelheit oder Düsterheit in dem Sinne unverkennbar, dass
alle Theile sich aufs Aeusserste überstrecken, überlange dehnsam
und biegsam bleiben, wodurch es verständlich wird, dass die
Spatha des Schneeglöckchens wegen nicht eintretender Erhärtung
der Zellen von der Blüthe nicht gesprengt werden kann. (In
einem analogen Falle beobachtete ich, dass fast alle Blätter
eines im Kalthause überwinterten Topfes bei feuchter Haltung
nicht nur auffallend lang, sondern auch gegen das Ende hin ein-
gerollt, doppelt eingerollt, oder S förmig verbogen waren.)
Die oben gegebene Erklärung über den Misserfolg des künst-
lichen Treibens der Blüthe der Schneeglöckchen bei höheren
Temperaturen, nämlich durch Vertrocknung derselben im
Stadium der Expansion, während die Blätter ganz normal der
Temperatur entsprechend sich entwickeln, findet ihre Bestätigung
und Begründung durch eine unbefangene Beobachtung der Ver-
hältnisse, welche bei dem normalen Aufblühen der Schneeglöck-
chen im freien Lande obwalten.
Das Mittel der täglichen höchsten Lufttemperaturen im
Schatten während der ungefähren Zeit des Blüthen-Treibens von
Galanthus beträgt nämlich nur
-- 3,0 0 für den Februar,
— 5,90 „ „ März;
16 ,
also wesentlich weniger als im Warm- oder selbst Kalthaus!
das Mittel der absoluten „monatlichen Maxima" im Schatte
im Mittel vieler Jahre pro .;;
Januar + 7,4 ^ -^
Februar + 7,1 »
März + 11,30
Da im Freien ab und zu die Sonne auf den Boden trifft, so
wird allerdings selbstverständlich diese Temperatur noch um einige
Grade erhöht werden müssen.
1868.
Die directe Beobachtung bestätigt das oben Gesagte.
Um diese auszuführen, wurde am 17. Januar 1868 ein Ther-
mometer auf 2 Zoll Tiefe in das Galanthus-Bee t im Garten
eingesteckt, also in die normale Tiefe der Wurzeln zu dieser
Jahreszeit; der äussere Theil des Thermometers blieb der Luft
frei ausgesetzt, also wie die grünen Theile der wachsenden Pflanze.
Man darf wohl annehmen, dass auf diese Weise ziemlich genau
die Temperatur erhalten wurde, welche diesen Pflanzen überhaupt
zugeführt wurde.
Die Temperatur schwankte nun von — 0,3 am 17. Januar
bis + 3,8 am 3. Febr., wo die Spitzen der Triebe zahlreich über
der Erdoberfläche erschienen. Weiterhin bewegte sich die Boden-
Temperatur langsam steigend zwischen 2,2 und 6 '^ bis zum
28. Febr., wo die erste Blüthe offen ausgebreitet war (meist 3 ®;
im Mittel aus 49 Beobachtungen + 2,1 0); die Temperatur der
freien Luft im Schatten zeigte an einem in der Nähe aufge-
hängten Thermometer 5 Fuss über den Boden eine Schwankung
von + 2 bis + 9,0 0, gewöhnlich 4 ^ (im Mittel von 37 Beobach-
tungen + 4,6 ^). Also beide Temperaturen merklich niederer,
als selbst im Kalthause. Dass diess Ergebniss kein von der Norm
wesentlich abweichendes und nur gerade diesem Jahre eigen-
thümliches ist, ergiebt sich aus Folgendem, wodurch der Beweis
geliefert wird, dass normal die Temperatur um diese Zeit in den
oberen Bodenschichten nur um etwas weniger höher ist, als die
Luft im Schatten; beide merklich niederer als die Temperatur
im Kalthause.
Nach 6jährigen Beobachtungen im hiesigen Botanischen
Garten zeigte ein auf 12 p. Zoll in den Boden eingesenktes
Thermometer an einer massig beschatteten Stelle, ganz äfinlich
dem Galanthus-Beete, für
December + 1,6 ®
Januar — 0,6 ®
Februar + 0,2 0
Mittel + 0,40
und gleichzeitig die Luft:
December .... — 0,34 ^
Januar — 0,84 ^
Februar — 0,05 »
Mittel 0,41 0
16
Imnierhin ist in (iiosiT hcdrutfMnlrron Bodentiefe der Qut
der 'rcni|u>i-atiir etwas anders, als in unseren vorliegenden FaDe
Ihm nur "2 /oll Tiefe. I>ass diise Vers« hiedenheit aber bedei-
tun^svoll ist. iT^ii'bt eben dieThatsaiiie, dass diessmal die Inf-
bluhe/eit ^:in/. :'.uf den Nornialta^' traf bei relativ höherer
I.n 1 1 t(n)]»eraTur. ^»abrentl als I^ureliMlinittsreisultat vieler Jahre
iiniifekelut waliieiid der Kntwi« kelun^>/eit die L u f t tempentv
etwas nie de irr ist. — Ich habe ihn I»erember mitgerechnet,
weil in der Tliat sehon um die>e /i*ir die Ve^etationsthätigkeil
dieser Zwiebeln im (ianiie i>t; ja im Jahre ls»;s waren die Triebe
sehon in der Mitte des Nvnenibcr ' , /oll hoch über der Erde.
Hie .«erste Hliithe* des Sehneet:luckehens fällt nach löjährigci
l>eobaelitun^en {gerade auf den :?**. Februar.
Pie folgende Tabelle soll dazu dienen, den Zustand des
Si'hneei*löekehens in jetloni Monat des Jahres übersichtlich dar-
zustellen. (Nach lUuibachtun^vn im Jahre 1>«>S, in jedem Monate
VO :\0 rtlan/en aus demselben Heete ausjxehoben.)
w . «--1 Biath«.
■tialy HUtl«,
niuthr- . ■
iu>:jnil . * ...
masimnm Mlbo
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WurMln.
MLMvayvu UHU
Blatttriebe
lUtum.
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Uube-'^eK hier >italt, jius.^ei im kal:o:; Wi:»:o::rv'<:. Also gaaz
\*io bvM utwoien r^uimen und Atulorvii v.u'w.iol'::?!*:*.
iMc neue NVutieUMKluu^ bc^iiuit Auur^^ Septeaib^r. (Ana-
^v-^f-uh^iCM '^n: l I.v'N^'i'.N'u VU.io v\*tol\*:s' I'^vT ";.;i' Bliicertrieb
17
Anfangs October (Vgl. auch Fig. 4). Er tritt über die Erd
zwischen November und Februar oder März; hieraus geht zu
Evidenz hervor, dass ein morphologisch-physiologischer Grün»
nicht existirt, wodurch das künstliche Treiben des Schneeglöckchen
in den ersten Wintermonaten unmöglich gemacht würde.
1864/9.
Wir haben oben gesehen (1867 a. b. c), dass im Warmhause
das Schneeglöckchen in der That virtuell getrieben werden kann,
dass aber ein vollkommener und praktisch verwerthbarer Erfolg
daran scheitert, dass die Blüthen sofort bei ihrem ersten
Hervortreten über denBoden an der warmen Luft vertrocknen.
Es kam daher darauf an, einen Versuch zu machen, ob die-
sem Uebelstande nicht begegnet werden könne; und zwar durch
Ueberstürzen einer auf die Erdoberfläche des Topfes aufgesetzten
Glasglocke. Allein trotzdem blieb auch so das Resultat negativ.
Am 15. October nämlich wurden Zwiebeln aus dem freien Lande
eingetopft, anfangs (bis zum 26. November) in das Kalthaus ge-
setzt, dann, mit bereits 1 Zoll hohen Blatttrieben in das Warm-
haus gebracht und sehr feucht gehalten, indem der Topf über
Tag jedesmal in einem Untersatz mit Wasser gestellt wurde.
Die Temperatur schwankte, nach Ausweis eines eingesenkten
Thermometers, in dem Apparate zwischen 8,0 und 17,0°, gewöhn-
lich betrug dieselbe 12°. Zwar blieben die Wurzeln, wie sich
bei der Untersuchung am 23. Januar 1869 ergab, gesund; allein
die Blüthen blieben, kaum hervorgetreten, sitzen und vertrock-
neten; auch die Blätter hatten nur 3 Zoll Länge erreicht.
Es geht hieraus hervor, dass das Vertrocknen dieser zarten
Blüthen selbst bei grosser Feuchtigkeit in solcher Temperatur
nicht verhindert werden kann, dass demnach das Warm-
haus nicht der geeignete Ort zum Treiben ist. Selbst-
verständlich wird ja auch unter einer solchen übergestürzten
Glasglocke eine vollständige Dampfsättigung nur vorübergehend
vorkommen; jedenfalls wird thatsächlich die Verdunstung unserer
Blüthe nicht gehindert.
Zur Vergleichung wurde ein ganz ebenso behandelter Topf
zu derselben Zeit in das Kalthaus gebracht und dort vom 26.
November an jedes Mal über Tag in einen Untersatz mit Wasser
gesetzt, während — wie oben — eine Glasglocke über die trei-
benden Pflänzchen gestürzt war. Die Temperatur schwankte
zwischen 4,0 und 17,0 Grad, gewöhnlich 8°; die Blüthen-
Spatha trat bereits am 14. Januar frei hervor, das erste
Ausspreizen der — tadellosen — Blume fand am 2. Februar
Statt, später als — an günstigen Stellen — diessmal im freien
Lande. — Im Uebrigen hat dies Verfahren keinen Nutzen bezüg-
lich etwaiger Beschleunigung gebracht, im Gegentheil war das
Aufblühen verzögert. Es scheint diess die Folge der durch das
frühe Auspflanzen veranlassten Störung gewesen zu sein; wenig-
stens brachte ein ander|r Topf, der erst am 9. December mit
Zwiebeln aus dem freieinLande bepflanzt und dann ohne Weiteres
IV. M&rx 1874. 2
18
an einer hellen Stelle des Kalthauses niedergesetzt wurde (bei
gewöhnlicher Befeuchtung und ohne Glasglocke), bereits am
15. Januar offene Blüthen.
18G9/70.
a. Künstliche Verspätung des Treibens (oder künst-
liche Verlegung der Trie]»zeit). Es wunhm in der Absicht, dieses
Ziel zu erreichen, nach vollendeter Frühlingsvegetation währen<l
des Sommers 18G8 (Juni bis October) jedesmal in der Mitte jedrs
Monats einige (ialanthus-Zwicbeln aus dem freien Laude genommen,
an schattiger Stelle trocken gelegt, und erst Anfangs Mai des
Jahres 1869 eingetopft, mit der Absicht, die IHüthezeit durch
Verspätung in den hohen Sonmier zu verlegen. Am 4. Mai zeig-
ten sich nun fast alle Zwiebeln verschrumpft; nur jene vom 1(). Juni
und vom 15. October hatten etwas getrieben. Bei einer Unter-
suchung am 1. Juni 18G9 ergab sich, dass sämmtliche Zwiebeln
bereits gefault waren, mit Ausnahme einiger vom Juni, also der
einzigen, welche zur Zeit des Aushebens im Stadium der voll-
kommenen Vegetationsruhe gewesen waren. (Die Töpfe standen
in einem kühlen Zimmer). Bis zum 9. Juli waren indess auf
diesem Topfe nur zwei Blätter erschienen; es kam keine Blüthe
zum Vorschein.
Eine andere Serie obiger Zwiebeln wurde noch später, nämlich
erst am 15. Juni 1869 eingetopft. Erst am 4. August kamen
Triebe (von den Junizwiebeln) über die Erdoberfläche, die aber
schlecht gediehen und bald zu Grunde gingen, obgleich der Topf
am 7. August an eine schattige Stelle in die freie Luft gesetzt
worden war.
Resultat: negativ.
b. Beschleunigung des Treibens durch Trockenlegen
der Zwiebeln vom Zeitpunkt der Sommerruhe an.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde zu Anfang Juli 1869 eine
grössere Anzahl Zwiebeln ausgehoben und theilweise
b. 1: an einer sonnigen Stelle im Glashause zum Trocknen
offen deponirt; theilweise
b. 2: an derselben Stelle, unter trockenem Sande.
Ich hegte dabei die Hoffnung, dass diese längere Trockniss
und Wärme-Einwirkung die präparatorischen chemischen und son-
stigen Metamorphosen begünstige.! und beschleunigen würde,
welche die Vorbedingung zur Ausbildung der Blüthenknospe für
das folgende Jahr während des Sommers und Herbstes — also
mittelbar auch für das demnächstige Aufblühen — sind. — Am
9. Juli waren die noch vorhandenen VPurzelfasern an diesen Zwie-
beln abgedorrt.
Anfangs September, wo im freien Lande neue Wurzeln zu
treiben beginnen, wurden die Zwiebeln
b. 1 eingetopft, die Töpfe theilweise in ein kühles, sonnen-
freies Zimmer gestellt, theils in eine^^ düsteren Keller (beide
mit 13 0 R). Im Zimmer erschienen die Blätter am 26. Nov.
19
über der Erde; es entwickelte sich von 9 Zwiebeln nur ein
brachte aber keine Blüthe hervor, sondern nur 2 Blatte
welche bis zum 5. April 1870 25*^™- Länge erreichten. — I
Keller begann das Hervortreiben am 14. November und es wi
am 26. Decbr. bereits eine Blüthenknospe zu 4^^- übe
die Erde aufgeschossen, während die Temperatur auf 6,4 ^ ge
sunken war. Aber zum Freiwerden und Aufblühen kam e
nicht, indem der Topf nun in ein geheiztes Zimmer (13®) um
an das Fenster gestellt wurde. Es verfärbte sich vom 4. Jan
an binnen wenigen Tagen die Blüthe, ohne frei zu werden; —
wie gewöhnlich in warmen Räumen.
Jedenfalls ist hiermit im Wesentlichen die Aufgabe
gelöst, indem mindestens das Hervortreiben der Blüthe
zu einer um fast 2 Monate gegen die Durchschnittszeit
verfrühten Zeit künstlich erzwungen worden ist. ^)
Es ist nach allem Früheren kein Grund zu zweifeln, dass auch
die volle Expansion der Blüthe bereits wenige Tage nachher zu
Stande gekommen sein würde, wenn ein geeigneter Raum (zugleich
kühl und hell) zu der Aufstellung der Pflanzen disponibel gewesen
wäre. — Die Vergleichung mit 1865 K. M. 0.; 1866 A. B.;
1867 A. ergibt, dass nicht das Trockenliegen für sich, sondern
die Einwirkung der Sonne — also wohl der Wärme — die
inneren Ausreifungszustände der nackten Zwiebeln in so auffal-
lender Weise gefördert hat, — wenigstens bei einer; denn die
Mehrzahl ist zu Grunde gegangen.
Nach allem Diesem macht das Schneeglöckchen bezüglich
des Treibens keine Ausnahme von andern Gewächsen, zumal mit
Rücksicht auf die Blätter; das Treiben der Blüthen ist nur
durch besonders lockere Structurverhältnisse ihrer Oberhaut er-
schwert, wodurch die Gefahr des Vertrockens gesteigert wird;
doch kann die Schwierigkeit überwunden werden.
b. 2. Die unter Sand gelegenen Zwiebeln wurden gleich-
falls am 1. September 1869 eingetopft und theilweise im kühlen
Zimmer, theilweise im Keller — neben vorigen — aufgestellt. —
Die Zwiebeln im Zimmer trieben am 20. November Sprosse über
die Erde; aber die Pflanzen verkamen, ohne sich weiter zu ent-
wickeln. — Im Keller kam davon überhaupt nichts in Bewegung.
Demnach war das Verweilen unter trockenem Sande von sehr
übler Nachwirkung. Vielleicht darf man annehmen, dass der
Sand wie Fliesspapier wirkte und demgemäss eine übermässige
Austrocknung der Zwiebeln veranlasst hat.
1870/71.
Eine Anzahl frischer Zwiebeln wurde am 5. Januar 1870
aus dem freien Lande ausgehoben, eingetopft und in das Kalt-
haus gebracht. Sie entfalteten die erste Blüthe am 3. Februar.
Der Zweck war diesmal: durch künstlich erzwungenes früheres
^) Im Jahre 1870 fand infTfreien Lande das erstö Aufblühen sogar erst Ende
März statt.
2*
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•A.-..; ..'. :j'J-,;i': -- ff/t Ulli in ila- l\;ililiiiiis ^'(»bracht. Am
*.. '; :• r rri.-:,<ri «Ii.- I'll;mz«n lifu-ir.« iiix-r «lii» Kr'IdlxMiläclie.
:'•■. 1'*;-: 1 v.iii'It: 'i!ii'ii ( iiifii ijliiTLi«'^iinzti'ii /weilen Topf
';.i-.r'':i yf:}j'iir..rii; — 'iij- T..|il" :.' lull ^li<• Ptlauzm thrils offen.
Mh-'^-.ii ü.\i\ \ rtJiM ]'., lii :,^ ""■), ohne den l^lattern den
Irxv r.hru';h zü f:-*:.-.t;itr*'rL Ar.lanu's Januar wurde daher der be-
f\(:fVj:'.'\t: '1 ofjf von I V. t-^'Lrcn^iMnen und beide IManta^^en an ein
I'er;-^r;r rj/'j')i .^..W. t'».:eijt. Nun stellle >icli allmählich Gleich-
i.h.r ,u \.f:.fU: * '/'i'.i'jOijf-n (-in, ohne dass No. 1 einen nen-
nen-'A'-rth'-ri '.^. ;>;ijn;; vor 'i i,eliiell. Krst am 28. Januar 1^71
.■.;ti (\\c, t-i\\t, U.,i:i.': \h blülu'U'iiriii Zustande und bi'j^ann sich
zu (-.utUilfj-ji. *\u\ l n:ir:n ollncle sich die erste IJlüthe am 4.
Morz ;
Hifwnach h?it die beabsichtig;!«! Verfrühun^? auf dem angege-
bf;nen VVct'e nur zi»;njJicli unvollkuunnen erreicht werdeu können.
iJie Fortsetzung des Versuches
1871/72
ergrab ebenfalls kein günsti^^es Uesultat. Die Töpfe mit abge-
welkten Pflanzen standen über Sommer im Freien, wurden vom
20. Sept. an massig feucht gehalten und in das Kalthaus an
das Fenster gebracht, trieben aber erst am 27. Octobcr über die
Erde ^im Vorjahre am 0. Octob(;rj.
Von da an wurde der eine Topf
L
in einen Untersatz mit Wasser gesetzt, worin er den ganzen
Winter über stehen blieb. Die Pflanzen gediehen zwar vortrefflich,
aber ziemlich langsam; erste lilüthe entfaltet erst am 11. Februar
1872 (1871 am 28. Januar, 1870 am 3. Februar). Vollblütho
zahlreich, am 17. Februar 1872.
Der andere Topf
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wurde am 3. December in das Warmhaus gebracht, und zwar
ohne Untersatz mit Wasser, also Befeuchtung nur von oben,
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21
durch zeitweises Begiessen. Die Pflanzen gediehen hier w^
weniger gut, als sub L, ihre Spitzen hatten sich bis ziii
11. Februar 1872 noch nicht über 3 Centimeter hoch über dl
Erdoberfläche erhoben. Von Blüthenknospen war noch keine Spu:
zu sehen.
1872/73.
Im Juni verschwanden die Blätter; die (seit März) im Freien
gestandenen Töpfe L und R wurden am 1. August in das Kalt-
haus gebracht und der Austrocknung überlassen. Am 1. September,
zur Zeit des normalen neuen Wurzeltreibens, wurde die Erde
stark genässt und in einen Untersatz mit Wasser gestellt, worin
die Töpfe bis Ende October blieben, als eben bei
L
die ersten Triebe über der Erde erschienen (im freien Lande
fand dies erst am 23. November statt). Ende Decembers wurde
der Topf wegen der äusserst langsamen Weiterentwicklung in das
Warmhaus gebracht und eine Glasglocke über die treibenden
Pflanzen gestürzt. Aber, während im Freien in einem Garten
bereits am 31. December die ersten Blüthen beobachtet wurden,
so hatten sich hier nur Blätter (bis 2 Zoll lang) ausgebildet;
Ende Januars konnte man einige wenige (3) Blüthenknöpfe (Spathae)
innerhalb der Blättertriebe bemerken, von denen 2 aber bereits
an der Spitze sich zu bräunen begannen, während die Blätter
nur 2V2 Zoll Länge erreicht hatten. Eine Versetzung in das
freie Land am 21. Januar (unter Glasglocke) hatte, trotz dem
ungemein milden Wetter in den nächsten Wochen, nicht die
Wirkung, weiterhin eine normale Blüthe hervorzulocken. Es
geht daraus hervor, dass die ganze Plantage durch die fortge-
setzte Cultur in einem beschränkten Raum ohne Erneuerung der
Erde und in Folge des vorherigen Blühens in hohem Grade er-
schöpft war, und dass auch hier wieder die an sich schon schwachen
Blüthentriebe durch den Aufenthalt im Warmhause zur Vertrock-
nung gebracht worden waren. Die Zwiebeln zeigten sich bei
Gelegenheit der Umpflanzung am 21. Januar klein, nur einzelne
bis Haselnuss gross, einige aussen angefault; die Wurzelfasern
nur 1 Zoll lang, viele derselben mit verfaulten Spitzen. — Auf
dem Topfe R kam überhaupt kein Trieb zum Vorschein.
Erklärung der Figuren.
Tafel I u. n.
Fig. 1—4. Zustand der Zwiebeln von Galanthus nivalis
in verschiedenen Monaten. S. oben S. 5.
Fig. 5. Offene Blüthe; 5;? Spatha (Blumenscheide), 5« Sepala
(3 äussere Blumenblätter).
Fig. 6. Spatha, 363 Mal vergrössertes Stück, von der Innen-
fläche betrachtet a, aus dem weissen Mittelstreifen zwischen den
beiden grünen Nerven. Besteht aus nur 2 Zellschichten, deren
22
äussere hier schwach sichtbar ist, ohne Spaltöffnungen. Ebenso
sind die beiden äusseren weissen Streifen beschaffen (s. Fig. 5). —
h Stück einer Zelle daraus, stärker vergrössert. — c Zellwand
derselben, noch stärker vergrössert, mit lockeren oder undichteren
Stellen, welche hier wie Löcher aussehen.
Fig. 7. Ein Stück von der äusseren Oberhaut der Sepala,
363 Mal vergrössert. Die Oberhaut zeigt viele LüCKen.
OhneStomata; ebenso fehlen diese auf der Innenfläche. — Beim
Drücken unter dem Deckgläschen weichen alle Zellen sofort voll-
ständig auseinander, sind also äusserst schwach verkittet.
Fig. 8. Zellen von der Innenfläche der Sepala nahe der
Basis. Zellkerne sichtbar.
Fig. 9. Dieselben etwas gedrückt, im Auseinanderweichen.
Zur Vergleichung:
Fig. 10. Leucojuni vernum, wo die Oberhaut der Se-
pala ganz anders beschaffen ist. Sie enthält einzelne — wenige —
Stomata, keine grösseren Lücken zwischen den Zellen.
Fig. 11. Hyacinthus orientalis, Oberhaut von der Unter-
seite eines Perigonzipfels.
Fig. 12. Ebenso, von der Oberseite. Auch hier sind keine
Lücken vorhanden.
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Geodätische Pixpunkte der Stadt Bremen
und ihrer Umgebung,
gemessen und berechnet
von G. L, Neumann, Major a. D.
In den nachfolgenden Tafeln veröffentliche ich eine grössere
Reihe von Zahlen-Angaben, welche geeignet sind, für den Plan
der Stadt Bremen und die Karte ihrer Umgebung als Fixpunkte
zu dienen.
Die Angaben lehnen sich zunächst an die Ergebnisse der
berühmten Hannoverschen Gradmessung von Gauss an, wie sie
z. Th. bereits in dem werthvollen Werke von Taaks: „Geodätische
Tafeln für die Nord- und Ostsee-Küste nebst Erläuterungen und
nebst einem Coordinaten-Verzeichniss von 336 an der Ems, Jade,
Weser, Elbe und an der Nordsee belegenen festen Punkten, be-
rechnet nach Gauss'schen Formeln; Aurich, Spielmeyer, 1865**
veröffentlicht sind, zum Theil aber auch mir von dem bekannten
Kartographen Oberlieutenant Papen zur Verfügung gestellt wurden.
Weiter sind dann die Vermessungen von Bürgermeister Dr. C. A.
Heineken und Senator Joh. Gildemeister aus dem Ende des
vorigen und dem Anfange dieses Jahrhunderts benutzt worden;
diese Messungen liegen der bekannten in Kupferstich erschienenen
Karte des Bremer Gebietes:
Karte des Gebiethes der Reichs und Hanse Stadt Bremen,
Wie auch derjenigen Dörfer deren Landeshoheit im Jahre
1741, unter Vorbehalt verschiedener Gerechtsame, an Chur-
Braunschweig abgetreten worden. Nach trigonometrischen
Vermessungen entworffen von C. A. Heineken 1798. (Die
zweite Auflage erschien im Jahre 1806 unter dem Titel:
Karte des Gebietes der freien Hanse Stadt Bremen. Nach
trigonometrischen Vermessungen entworfen von G. A.
Heineken.)
24
zu Gininde. Die Originalbeobachtun^cn und IJorechiiunRen von
Heineken befinden sich im Besitze unseres Mitbürgers, des Herrn
Richter Chr. L. Heineken, welcher sie mir freundlichst mehrfach
zur Benutzung überliess.*) Weiter lagen mir Materialien zahlreicher
Winkelmessungen von Everhard Clüver, dem zu frühe verstorbenen
Schüler unseres grossen Olbers vor, deren Originalien sich auf
dem hiesigen Staatsarchive befinden. Endlich habe ich selbst in
den Jahren 1859 — G4 sehr zahlreiche Winkelniessun^^en mit dem
Theodoliten und Messungen innerhalb der Sladr mit Hülfe der
Messkette ausgeführt. Als (irundlagcii für diese Älessungen
wurden die Längen von drei JStandlinien, nämlich einer in der
Neulander Feldmark, einer zweiton auf dem Werder und der
dritten auf der Bürgerweide mit aller Sorgfalt ermittelt. Dieses
gesammte Material ist dann von mir einer sorgfältigen mathema-
tischen Discussion und Berechnung unterzogen worden und hat
als Ergebniss die nachfolgenden Zahlen geliefert. Ich glaube
denselben daher eine grosse Genauigkeit zusprechen zu dürfen.
Um den Leser in den Stand zu setzen, sich seihst ein Urtheil
über die erreichte Genauigkeit zu bilden, habe ich in einem
Anhang zur Tabelle I die Entfernung der wichtigsten Kirchthürme
unserer Stadt zusammengestellt, wie sie sich einerseits aus den
Gauss'schen Coordinaten , andererseits aus meinen Messungen
ergeben. — Die Resultate meiner Vermessungen innerhalb der Stadt
sind mit allen Details auf 5 Plänen im Maassstabe von 1 : 500
niedergelegt worden, welche die Altstadt, den Werder und Theerhof
sowie einen Theil der Neustadt umfassen und sich jetzt bei den
Acten der hiesigen Baudeputation befinden.
In Betreff der Bedeutung der einzelnen Zahlenreihen schicke
ich noch Folgendes voraus:
In der ersten und zweiten Tabelle bildet der wahre Meridian
durch den St. Ansgarii-Thurm die Axe der x, deren Anfangspunkt
die Projection der Mitte des Knopfes des Thurms ist. Nach
Süden und Westen sind die Coordinaten positiv, nach Norden
und Osten dagegen negativ.
Die Azimute beziehen sich gleichfalls auf den wahren Meridian
durch den Thurm der St. Ansgarii - Kirche. Diejenigen der zu
unserer Stadt gehörenden Objecto sind theils aus den Coordinaten
von Gauss mit der Meridian-Convergenz von 0" 54' 39,7" für die
Meridiane von Göttingen und Bremen, theils aus meiner Ver-
messung der Stadt berechnet. Die Azimute der Objecto der
Umgegend beruhen zum Theil auf den Messungen von Everhard
Clüver in Anschluss an die Gauss'sche Gradmessung, wie sie in
der dritten Tabelle aufgezählt sind, und ebenso sind die Entfer-
*) Senator Gildemeister scheint dabei wesentlich die trigonometrischen Mes-
sungen (mit Hülfe des Sextanten), Bürgermeister Ileineken die Aufnahmen mit
Messtisch und Kette ausgeführt zu haben. Auf dem Archive befinden sich noch die
erateron (Acte Q 1 ii 1) in einem Convolut, welches auf dem Umschlage die Bezeichnung
trägt: „Senator Johann Gildemeisters trigonometrische Vermessungen, welche Bürger-
meister Heineken's Karte v. Bremer Gebiete de 1798 zum Grunde gelegen."
Fr. Buchenau.
V.
25
nungen dieser Objecte aus den Gauss'schen Coordinaten berechn
Den Zahlen in Betreff der übrigen, nicht von Gauss vermesseE
Objecte liegen die Messungen von Heineken und Gilderaeister -
Grunde, welche ursprünglich auf die Standlinie Arbergen-Ansgar
Thurm basirt waren und dann von mir unter Berücksichtigui
aller Correcturen berechnet worden sind.
Bei allen Berechnungen wurden die Objecte als in einer
Ebene liegend angenommen. Ebenso ist bei den Höhenbestim-
raungen verschiedener Objecte der Stadt über Null am östlichen
Pegel der grossen Weserbrücke, die Krümmung der Erd-Oberfläche,
sowie die ßefraction wegen der geringen Entfernung der Objecte
im Vergleich zum Erdhalbmesser unberücksichtigt geblieben.
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30
Anhang zu Tabelle I.
Entfernung der wichtigsten KirchthUrme*) unserer
Stadt von einander.
Objecte.
Dom — L, Frauen . .
Martini — L. Frauen .
Johannis — L. Frauen
Dom — Martini. . . .
Dom — Johannis . . .
Johannis — Martini. .
Ansgarii
Ansgarii
Ansgarii
Ansgarii
L. Frauen.
Dom**). .
Martini . .
Joliannis .
Entfemungr Entfemungr
nach den nach unserer
Coordinaten v. Gauss ; Vermessung,' der Stadt
in Bremer
1
in Bremer
Ruthen
in Metern. '
Ruthen
in Metern
ä 16 Fuss.
i
a IG Fuss
..
-^"»602
137,048
1
29,635
137,201
^"»087
273,„,
^9,051
273,337
•2,780
000,948
72,805
337,064
64,587
299,o„ :
64,565
298,9,5
47,182
218,438 '
47,125
218,„4
70,012
324„33
70,000
1
324,078
71,827
1
332,536 1
1
71,790
332,365
100,269
464,181 1
1
100,290
464,3„
79,475
367,944
79,495
368,03«
134,625
623,271
134,635
623,3,8
*) Man erinnere sich, dass zur Zeit der Gauss'schen Vermessung die St.
Stephan ikirche keinen Thurm hatte, dass die jetzige Bembertikirche mit ihrem
schlanken Thurme damals nicht aufgeführt war und an die Friedenskirche noch nicht
gedacht wurde.
** ) Nach der Oldenburger Triangulation beträgt die Entfernung Ansgarii — Dom :
100,333 Ruthen — m. 464,5} q.
31
Tabelle U.
Gebiet und Umgegend*).
Namen
der
Orte oder Objecto.
Ent-
fernnngr
vom
St.
Ansgarii-
Thnrm
Meter
Azimat vom
Südpunkte des
Meridians durch
St. Ansgarii-
Thurm.
Coordinaten.
Brinkum
Stuhr
Mühle zu Moordeich
Eirchhuchtingen .
Wahrthurm, (alter,
jetzt abgebrochener
Thurm) . . .
Ganderkesee .
Delmenhorst .
Kahlinghausen
Altenesch . . .
Berne
Alte Mutterlose
Kirche . . .
Seehausen . .
Vegesack, Hafenhaus
(früher Herrenhaus
genannt) südl. Giebel
Vegesack, Kirchth. .
Neuenkircheu . . .
Oroplingen .
• • •
Gramhke, (d. frühere
kleine Dachreiter d.
Kirche)
7051
7943
6598,343
7047,050
5149,727
3016,265
17985,24
12011,060
OOoy,78o
lOÄdo,530
24780,097
11468,300
7oOO,396
8» 10' 10,6"
32» 21' 32„"
47« 15' 20"
54» 4' 56,6"
15603,340
16115,760
26050,870
0'6^O,359
9224
)S«4
70» 10' 43"
73» 38' 48,5"
74» 49' 34,o"
114» 58' 4,4"
115» 53' 32"
118« 21' 58,g"
119« 6' 55,7"
119» 21' 33,1"
6980
5573
)478
)613
4783,04,
3020,940
129» 19' 15"
130» 58' 54,6"
138« 3' 40,9"
138» 15' 54,g"
140» 54' 38.„"
)0
10^0,000
öUOO,gg2
Ol4o,g88
1015,282
5780„24
1177o,2oo
5580,146
3605,180
1002
Jl23
öÖdi,f,20
Ol70,272
4170,561
9887,250
12166,070
19o78,22o
3897,851
7159
)580
2837,655
17257,630
1 109^,300
0/^04,295
11908,000
21804,690
10019,150
6408,987
12070,90
10569,040
17410,700
3477,105
6816
)203
*) Wo nicht etwas Anderes ausdrücklieh angegeben ist« sind stets die Kirch«
thürme der betreffenden Ortschaften gemeint.
32
Namen
der
Orte oder Objeete.
Eilt-
fernnngr
vom
St.
Ansgrarli«
Thnrm
Meter
Aximnt vom
Sädpunkte des
Meridians durch
St. Ansgarii-
Thurm.
Coordlnaten.
Lesnm
Walle
Mühle zu Marssei .
Wasserhorst . . .
St. Jürgen ....
Worpswede*) . . .
Borgfeld
Lilienthal ....
Mühle im Karzen-
Moor
Hom
Oherneuland (Thurm
der frühern Kirche)
Kornmühle z . Heme-
lingen
Achim
Arhergen
Lunsen
Arsten
Kirchweihe ....
Mühlenstedt's Haus,
Bnntenthorssteinw.
68: Windfahne auf
dem südwestl.Giebel
des Stallgebäudes .
Eattenthurm, (alter
Thurm)
*) Kirehthurmi nicht
)800
)Ö76
12510
3292
11769,580
1ÜOD^,900
10950,080
17711,0,0
8690,634
10062,960
13789,000
4858,309
9086,2,2
5913,2«
16904,390
8828,042
20466,520
6]28,„,
10636,500
1637,,,,
142« 51' 16"
146« 56' 25,/'
148» 23' 0,o"
155« 54' 8,o"
178« 17' 9,o"
206« 42' 50,s"
232« 15' 44,o"
225« 48' 41, j"
241« 51' 39,5"
245» 12' 0,4"
260« 52' 47,2"
293» 50' 53,0"
296» 0' 47,0"
300« 21' 45,3"
306« 45' 17,0"
328« 28' 14,j"
332« 6' 39,4"
345« 22' 54,3"
9 «'72,4,0
27o9,g5s
lUU^o,o2o
y45U,65o
10945„8o
15820,62
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7014,053
DO(Jo,o67
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1440,224
ÄöyUjgoo
7413,962
4462,31,
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t)<0 .60,940
9401„24
7554„4,
1796„55
6l70„,o
4227,040
^27,554
7961,„o
6872,728
72l5„oo
1.6l0«^,2so
4410,267
1684
)702
5263,4,4 356« 5' 42,o" 5251,254
das Monument auf dem Weiher Berge.
8971,3
44
5048,3„
lUiyi,870
7617,223
lOOJ7,860
3204,950
4975,340
413
)323
358
/4&5
33
B. Winkel einiger der hervorragendsten Objecte der
Umgegend von Bremen, gemessen vom Thurme dei
St. Ansgarii-Kirche.
Tabelle lU.
Vorbemerkung. Diese Winkel wurden im Jahre 1827 durch Ererhard
Clürer auf dem St. Ansgarü-Thurm gemessen und genau anf die Mitte des Knopfes
centrirt. £3 wurde zu diesem Behufe, um die Aufstellung des Theodoliten möglich
zu machen* ein eigenes Gerüst anf dem Thurm aufgeschlagen.
Mitgetheilt sind sie von Everhard Clürer 1830.
Worpswede 0" 0' 0"
Lilienthal 19» ö' 51„" (5)*)
Hörn 380 29' 10,a" (10)
Oberneoland 54" 9' 57,o" (4)
Arsten 121« 45' 24,«" (9)
Weihe 125» 23' 49,2" (9)
Brinkum 161<» 27' 20,/' (9)
Stuhr 185« 38' 41,9" (10)
Eirchhachtingen . . 207« 22' 6,4" (5)
Ganderkesee 226« 55' 58,3" (10)
Hasbergen ,243« 7' 53,2" (5)
Rablinghausen .... 268« 15' 14,a" (10)
Altenesch 269« 10' 42,«" (1)
Berne 271« 39' 8,6" (9)
Seehausen 272« 38' 42,/' (5)
GröpUngen 291« 33' 4,6" (5)
Walle 300« 13' 35,8" (7)
*) Die eingeklammerten Zahlen sind die ßepetitionszahlen, d. h. sie geben
an, aus wieviel Messungen die hier vorliegende Angabe das Mittel ist.
Bemerkung über die Beziehung dieser Winkel zu den oben mitgetheilten
Azimuten. In Bezug auf die durch den Ansgarü-Thurm gedachte Parallele mit dem
Göttinger Meridian beträgt das Azimut von Worpswede nach Gauss : 207° 37' 29,9",
Die Convergenz beider Meridiane, des Göttinger und desjenigen des Ansgarii-Thurmes
beträgt nun 0^ 54' 39,7"; mithin ist das Azimut von Worpswede in Bezug auf den
wahren Meridian des Ansgarii-Thurmes
- 207» 37' 29,9" — 0« Ö4' 39,7" = 206« 42' 50,2";
das von Lilienthal (unter Benutzung der Winkeldistanz der letzten Tafel}
= 206« 42' 50,2" + 19« 5' öl,i" = 225'' 48' 41,3";
und so fort ftlr die übrigen Objecte.
-sfijT^T^^-
Verzeichniss der wichtigsten Karten des
Bremischen Staatsgebietes.
1. Grundriss der Stadt Bremen an der Weser, sambt deren
Territorio, deren vi^r Gohen und (iericht Borgfeldt, nebst
dem Haven Vegesack und dem Weser-Strohm. Gezeichnet
von Daniel Heimbach 1745. (Diese Karte findet sich mit
einem zweiten Exemplar von 1748 auf der Stadtbibliothek).
2. Grundlage des zur Kaiserl. Freien Reichs- und Hanseestadt
behörigen Landes und Dorfschaften. Aufgezeichnet 1769
von J. Radleff, Lieutenant der Artillerie. (Auch von 1770
vorhanden.)
3. Karte des Gebiethes der Reichs- und Hanse-Stadt Bremen
wie auch derjenigen Dörfer, deren Landeshoheit im Jahre
1741 unter Vorbehalt verschiedener Gerechtsame an Chur-
Braunschweig abgetreten worden. Nach trigonometr. Ver-
messungen entworfen von C. A. Heineken. 1798.
4. Karte des Gebiets der freien Hansestadt Bremen. Nach
trigonometrischen Vermessungen von C. A. Heineken. 1806.
5. Karte von dem Gebiet der freien Hansestadt Bremen.
Entworfen und bearbeitet von Thätjenhorst und Duntze.
3. Aufl. 1860. Massstab 1 : 28935.
6. Karte von dem Gebiete der freien Hansestadt Bremen,
ausschliesslich Vegesack und Bremerhaven. Nach den
neuesten Quellen bearbeitet durch den Geometer 0. Gette.
Herausgegeben vom Bureau für Bremische Statistik. Bremen
1873. Höhenkarte im Massstab 1 : 45000.
7. Karte des Gebiets der freien Stadt Bremen nach den
neuesten Quellen bearbeitet von Prof. Dr. F. Buchenau
1874. Massstab 1 : 100000.
8. Wandkarte des Gebiets der freien Hansestadt Bremen für
den Schulunterricht unter Leitung von Prof. Dr. Buchenau
entworfen, gezeichnet, gedruckt und verlegt in G. Hunckel's
artistischem Institute in Bremen, 2. Auflage 1874.
L. Häpke.
* ■
Die Glanzstaare Afdka's,
monographisch bearheitet
von Dr. G. Hartlaub.
Die Glanzstaare (Lamprotornithinae) Afrika's haben mich
bereits im Jahre 1859 eingehender beschäftigt. Wie sehr diese
Gruppe staarartiger Vögel einer critischen Revision und Bearbei-
tung bedürftig sei, davon hatte ich mich bei Gelegenheit von fort-
gesetzten Studien, betreffend die Ornithologie Westafrika's , über-
zeugt. Das schon damals ungewöhnlich reiche Material, welches die
Bremer Sammlung darbot, verglichen mit den mir zugänglich ge-
wordenen Schätzen der Museen von London, Leyden, Paris, Ber-
lin, Frankfurt u. s. w., setzte mich in den Stand, eine mono-
graphische üebersicht der Lamprotornithinen Afrika's zusammen-
zustellen und dieselbe (in Caban. Journal für Ornithologie) zu
veröffentlichen. Ich hatte mich dabei vielseitiger Unterstützung
und Auskunft zu erfreuen. Inzwischen hat sich unsere Kunde
von diesen Vögeln in erfreulicher Weise vermehrt. Nicht un-
wichtige Irrthümer hinsichtlich derselben konnten berichtigt wer-
den, und die Zahl der damals bekannten Arten hat einen zwar
nicht starken aber doch sehr interessanten Zuwachs erhalten.
So schien es mir denn, als würde ein abermaliger und noch er-
schöpfender angestellter Versuch, das Bekannte über die Glanz-
staare zusammenzustellen, wohl an der Zeit sein. Von den 36
oder 37 bekannten Arten besitzt die Bremer Sammlung nicht
weniger als 32 in 75 Exemplaren. Dennoch erschien mir dieser
Materialbestand ungenügend, und erst die Bereitwilligkeit meines
Freundes R. B. Sharpe in London, des ausgezeichneten Kenners
afrikanischer Vögel, mir die 120 Individuen zählende Suite der
afrikanischen Lamprotornithinen seiner Privatsaramlung zu
beliebiger Benutzung für meine Arbeit nach Bremen zu senden,
konnte mich aller weiteren Bedenken entheben. Nur zwei Arten
haben sich meiner persönlichen Untersuchung entzogen: Notau-
ges albicapillus, zur Zeit in einem einzigen Exemplar in
Calcutta conservirt, und Lamprocolius Lessonii, eine un-
zweifelhaft gute, aber bis jetzt auch nur nach einem Exemplare
durch Pucherau bekannt gewordene Art der Pariser Sammlung.
Gern hätte ich die durch die Gattungen Aplonis und Calornis
36
repräsentirten indischen und oceanischen Vertreter dieser Ab-
theilung in den Kreis meiner Betrachtung gezogen; aber dazu
würde das mir zur Zeit zugängliche Material bei weitem nicht
ausreichen. Die schöne auf die Inselgruppen des stillen Meeres
beschränkte Gattung Aplonis ist in der Bremer Sammlung ziem-
lich vollständig vertreten; aber über Calornis lässt sich wohl
nur in London oder in Leyden schreiben.
Die systematische Stellung der Lamprotornithinen
ist eine wissenschaftlich gesicherte. Sie sind mehr oder weniger
Staare und bilden eine sehr natürliche Abtheilung der Familie
Sturninae. Wir haben bei diesem, dem systematischen Theile
unserer Arbeit Sundevall's „Methodi naturalis avium disponen-
darum tentamen" zu Grunde gelegt, die jüngste (1872) und zu-
gleich beste Arbeit, die überhaupt jemals in streng wissenschaft-
licher und doch nicht einseitiger Weise eine natürliche Anord-
nung der Vögel darzulegen versucht hat. Da SundevalPs Cohorte
„Coliomorphae" den Coracomorphae Huxley's so ziemlich ent-
spricht, so können die von diesem für jene hervorgehobenen anato-
mischen Charactere auch als für die Glanzstaare gültig betrachtet
werden. (On the classific. of Birds etc. Proc. Z. S. Lond. 1867,
p. 469). Es würde zu weit führen, wollten wir hier untersuchen,
ob oder in wie weit Sundevall berechtigt war, die hinterindischen
Gattungen Saroglossa, Heterornis und Xenogenys mit
den afrikanischen Glanzstaaren in eine Abtheilung zu vereinigen.
Dass er Notauges von diesen trennen und bei den Pastorinen
unterbringen will, scheint uns auf einer irrthümlichen Anschauung
zu beruhen. Höchst bedenklich bleibt endlich die Annäherung
der Gattung Astrapia, eines Vogels aus Neuguinea, dessen
Füsse wir noch nicht einmal kennen, an die langschwänzigen
Lamprotornithinen Afrika's.
Von den 6 Gattungen, in welche wir die Glanzstaare ver-
theilen, characterisiren sich Lamprotornis, Lamprocolius
und Pholidauges sehr einfach und natürlich. Bei Notauges
hat man nothwendig eine Unterabtheilung anzunehmen. Denn
N. superbus und N. chrysogaster erweisen sich schon durch
gewisse Färbungseigenthümlichkeiten, namentlich durch die Sammet-
flecken der Flügel als den Lamprocolien ganz nahe verwandt,
während N. b i c o 1 o r , die Spreeuw der holländischen Capcolonisten,
diesen durch ihr Colorit wie durch Structurunterschiede, z. B.
durch den dickfleischigen Mundwinkel und durch deutlich vor-
handene Bartborsten ferner steht. Bei der Amydrusgruppe
fällt die Entscheidung hinsichtlich der generischen Sonderung am
schwersten. Während nämlich Färbung und Lebensweise bei den
bekannten 9 Arten die wunderbarste Uebereinstimmung zeigen,
ist grosse Verschiedenheit in der Gestalt der einzelnen Theile,
also des Schnabels, der Flügel, des Schwanzes, vorhanden. Man
kann sich schwer dazu stimmen, Vögel von so absolut verschie-
dener Schnabelbildung wie Pilorhinus albirostris undOny-
chognathus fulgidus als congenerisch zu betrachten. Für
diese Gruppe behält SundevalFs „dubium videtur, an distinguenda
37
vel in unum genus conjungenda sint** zunächst seine volle B(
rechtigung. — Nur bei wenigen der afrikanischen Glanzstaai
lassen sich constante Lokalrassen nachweisen.
Die geographische Verbreitung der Lamprotorni-
thinen reicht in Afrika etwa vom 17ten Grade N. Br. bis zum
Cap der guten Hoffnung und bietet manches Eigenthümliche dar.
Die weitest verbreitete Art ist Pholidauges leucogaster,
ein Vogel, den wir in unveränderter Gestalt von Arabien, von
Natal, vom Djur und von der Goldktiste kennen. Das Wohn-
gebiet anderer ist ein ausserordentlich beschränktes. So findet
man Lamprocolius ignitus ausschliesslich auf der Insel do
Principe, Onychognathus fulgidus ausschliesslich auf St.
Thom^ und Lamprocolius Lessonii kommt nur auf Fernando
Po vor. Auf dem Festlande Afrika's scheint Notauges albi-
capillus, von Speke im Innern des Somali-Landes entdeckt,
eine der lokal beschränktesten Arten zu sein.
Westafrika allein bewohnen 11 Arten: Lamprotornis
purpureus, Lamprocolius Lessonii, L. ignitus, L.
splendidus, L. Defilippii, L. porphyrurus, L. nitens,
L. acuticaudus, L. purpureiceps, L. cupreocauda, Pho-
lidauges Verreauxi, Onychognathus fulgidus und 0.
Hartlaubii.
West- und Nordostaf rlka : 6 Arten: Lamprotornis
aeneus, Lamprocolius auratus, L. chalcurus, L, chaly-
baeus, L. chloropterus, Notauges chrysogaster.
West- und Südafrika: 3 Arten: Lamprocolius phoeni-
copterus, L. decoratus, Amydrus caffer.
Südafrika allein: Lamprotornis Mewesii,L.Burchelli,
Notauges bicolor und Amydrus morio.
Süd- und Ostafrika: Lamprocolius melanogaster.
Süd-, West- und Ostafrika: Lamprocolius sycobius.
Nordost-, Süd- und Westafrika: Pholidauges leuco-
gaster.
Nordostafrika allein: Lamprotornis purpuropterus,
Notauges superbus, N. albicapillus, Amydrus Rüp-
pelli, A. Blythi, Pilorhynchus albirostris, Oligomy-
drus tenuirostris.
Arabien und Syrien: Amydrus Tristramii.
Die verticale Verbreitung erreicht in Abyssinien bei
Oligomydrus tenuirostris die Höhe von 14,000 Fuss ü. d.
M., bei Pilorhinus albirostris die Höhe von 10,000 F.,
bei Pholidauges leucogaster und Lamprocolius chaly-
baeus die Höhe von 9000 F., Lamprotornis purpuropterus
und Notauges chrysogaster wurden nicht über 6000 F. hoch
angetroffen. Vielleicht belehrt uns eine nicht allzuferne Zukunft
darüber, wie hoch hinauf das Vorkommen von Glanzstaaren sich
am Kenia, am Kilimandjaro , am Pic von Cameroons oder am
Clarence-Peak der Insel Fernando Po erstreckt.
Wenn sich nun einerseits und zwar ganz überwiegend der
Schwerpunkt der Verbreitung der Lamprotornithinen Afrika's als
3«
auf der Westküste liegend ergiebt, wo die Zahl cigenthümlicher
Arten mit der höchsten metallischen Farbenpracht des Gefieders
dies zu beweisen wetteifert, wo jede der grösseren Inseln eine
ihr ausschliesslich angehörige Species besitzt, so erscheint da-
gegen die Armuth an Vögeln dieser Gruppe auf den uns bekann*
ten Gebieten der Ostküste um so auffallender. Lamprocolius
sycobius, den Peters in Mossambique entdeckte und Notauges
superbus, welchen die Expedition v. d. Decken's landeinwärts von
Mombas antraf, sind hier die einzigen Repräsentanten derselben.
Auf den Inseln aber scheint daselbst diese F'orm ganz zu verschwin-
den. Auf Madagascar erinnert zwar noch Saroglossa madagasca-
riensis, obwohl nur entfernt, an die Glanzstaare des Continents.
Die Inseln Zanzibar, Pemba und Socotra, die Archipele der Ko-
moren und Mascarenen entbehren derselben dagegen vollständig.
Zu unserer Kenntniss von der Lebensweise der Glanz-
staare trugen bei : Levaillant, Perrein, Rüppell, Ehrenberg, Speke,
Layard, J. Verreaux, Usher, Victorin, Smith, Fräser, Reichenow,
Blanford, Jesse, Keulemans und Andere. In erster Linie aber
sind hier Heuglin und A. Brehm zu nennen, deren trefflichen
Schilderungen wir die Hauptzüge unseres Bildes entlehnen.
Alle Beobachter stimmen darin tiberein, dass die Glanz-
staare in ihrem ganzen Auftreten am meisten unsern Staaren
ähneln. „Sie zählen insgesammt zu den beweglichsten und leb-
haftesten Vögeln ihrer Heimath." Man trifft, so schreibt uns
Dr. Reichenow, die Glanzstaare in Westafrika, mit Ausnahme des
dichten Urwaldes, überall, in den gemischten Steppen, an Waldes-
rändern und in Waldlichtungen. Sie besuchen auch die Cocos-
palmen in der Nähe der Ortschaften." Dr. G. Fritsch schildert
ein Gebiet in British Caifraria, wo unter niedrigen schirmartig aus-
gebreiteten Mimosenbäumchen üppiger Graswuchs den Boden be-
deckte. „Es war gerade die Zeit des Blühens und dichte gelbe
Blüthchen zierten die Bäume, als wenn ein goldener Regen auf
die Gegend gefallen wäre. Züge von verschiedenen Lamprotor-
nis-Arten flogen in den Gehölzen umher, als gefährliche Concur-
renten die Käfer von den Mimosen absuchend und dabei den
prächtigen stahl- oder azurblauen Glanz ihres dunklen Gefieders
entfaltend." In den frühen Morgenstunden und gegen Abend
sammeln sich diese Vögel auf gewissen Bäumen, um von dort ihr
Lied oder besser ihr Geschwätz vorzutragen. Die grosse Mehr-
zahl der Lamprotornithinen lebt nämlich höchst gesellig und son-
dert sich nur zur Zeit der Fortpflanzung zu Paaren, die jedoch
bei vielen Arten auch dann noch mit andern zusammenhalten
(z. B. L. splendidus nach Reichenow). Manche Arten erscheinen
gelegentlich in ungeheuren Schaaren, andere sieht man gewöhn-
lich, und namentlich zur Regenzeit, in kleineren Flügen von 6
bis 20 Stück. Am wenigsten gesellig lebt der Schuppenglanz-
staar (Pholidauges).
Ein eigentliches Wandern hat bei den Glanzstaaren nicht
statt. Fehlt es doch auch dazu an den nöthigen Motiven. Da-
gegen sind sämmtliche Glanzstaare mehr oder weniger Strich-
39
Vögel, die periodisch, namentlich zur Zeit der Reife gewiss
Früchte, an dieser oder jener Lokalität massenhaft erscheine
daselbst einige Zeit verweilen, um dann auf kürzere oder längei
Frist wieder zu verschwinden. So wird in Harris' Buch „Tho.
Highlands of Ethiopia" eine Lamprotornis-Art erwähnt, die sich
alljährlich nur während zweier Monate in Schoa aufhalte, um
während dieser Zeit ungeheure Massen von Insecten zu vertilgen»
Levaillant's Notiz, dass zu gewissen Zeiten die ganz westlichen
Lamprot. aeneus und auratus schaarenweise im Namaqua-
lande erschienen, was denn schon mehr ein wirkliches Wandern
repräsentiren würde, verweisen wir, da sie keinerlei Bestätigung
von Seiten späterer Beobachter erfahren hat, ohne Bedenken in
das Gebiet der Fabel. Es scheint übrigens selbst das erwähnte
durch Nahrungsbedürfniss motivirte Streichen sich bei manchen
Arten in nur beschränktem Maasse zu äussern. A. Brehm z. B.
bezeichnet die von ihm in Sennaar und Kordofahn beobachteten
Arten als ständige Bewohner jener Gegenden.
Bezüglich der Nahrung kann man die Glanzstaare beinahe
omnivor nennen. Früchte, Beeren, Sämereien, Insecten aller Art,
namentlich auch Larven, sodann Mollusken, z. B. kleine Helicinen,
werden als beliebte Nahruügsraittel namhaft gemacht. Rüppell
will beobachtet haben, dass die langschwänzigen, auf hohen Bäu-
men lebenden Arten vorzugsweise vegetabilische, die kurzschwän-
zigen, viel auf dem Boden verkehrenden Arten dagegen mehr
animalische Kost liebten. Einige Amydrus frequentiren den Rücken
des Rindviehs, diesem Larven und Zecken abzusuchen.
Auch über die Fortpflanzung der Glanzstaare haben wir
zuverlässige Angaben. Dieselbe fällt bei manchen Arten in die
Monate October, November und December (Amydrus c äff er,
Lamprocolius phoenicopterus u. s. w.), bei andern in den
Juli und August (L. aeneus, purpuropterus, chalybaeus
u. s. w.). Hinsichtlich des Nestbaues besteht grosse Verschieden-
heit. Gewisse Amydrus, wie morio und caffer, nisten colonien-
weise in Felsklüften, sämmtliche L am protornis- Arten dagegen
auf hohen Bäumen, ebenso manche Lamprocolii wie z. B. chaly-
baeus. Die Mehrzahl dieser letzteren aber zählt zu den Höhlen-
brütern und nistet in Baumlöchern, wie z. B. L. ignitus und
L. splendidus. Notauges chrysogaster baut gesellig im
Buschwalde, N. bicolor in Wohnungen und Mauerlöchern. Von
dieser letzteren Art und von L. phoenicopterus heisst es,
dass sie sich gelegentlich fremder Nester bemächtigen. Bei den
im Berliner Aquarium gepflegten Glanzstaaren war das Nest zier-
licher, als es sonst bei Höhlenbrütern zu sein pflegt. „Die Halme
werden hübsch geordnet und theilweise so angelegt, dass sie das
Nest bis auf ein weites Schlupfloch überwölben. Die zumeist
aus Federn bestehende Fütterung wird wohl geglättet. Die Farbe
der wie bei unserm Staar geformten Eier ist ein Bläulichgrün
bis zum reinen Blau in verschiedenen Nuancen. Bei den meisten
Arten sind sie gefleckt. Nach der Brutzeit schweifen die Glanz-
staare mit ihren Jungen und Artgenossen zu Gesellschaften oder
40
selbst 211 grossen Schaaren vereint im Lande nmber, wobei sie
btld Baumkronen, bald niedriges Gebttsch freqnentiren.'' üeber
die Fortpflanzung dieser Vögel in der Gefangenschaft hat A. Brehni
meisterlich berichtet.
Der Stimmlaut der Glanzstaare wird durchgängig als un-
angenehm bezeichnet: Gekreisch, Geschwätz, Pfeifen u. s* w.
Amydrus caffer wird eine Art von Gesang nachgerühmt Aber
Amydrus Tristramii soll unnachahmlich schön und höchst
eigenthttmlich singen.
Bei der oft schwierigen Unterscheidung der einzelnen Arten
dieser Familie verdient die Befiederungs- und Färbungs-
art der Glanzstaare unsere volle Aufmerksamkeit «Wenn man
— so schreibt A. Brehm — durch das Düster des afrikanischen
Urwaldes geht, so geschieht es wohl manchmal, dass einem plötz-
lich ein heller Schimmer in die Augen fällt, vergleichbar einem
Sonnenstrahle, welcher von einer spiegelnden Metall- oder Glas-
fläche zurückgeworfen wird. Der Schimmer ist wirklich nichts
anders als Sonnenschein, der vom Gefieder eines Glanzstaars
abprallte; denn wenn man letzteren aufgefunden hat, kann man
gewahren, dass er bei günstiger Beleuchtung mit jeder Bewegung
einen Sonnenstrahl wiederspiegelt Gleich nach dem Tode ver-
liert das Gefieder den grössten Theil seiner Schönheit Brehm
meint, er habe nur noch bei Ibis hagedash dieses eigenthümliche
Blitzen der Metallfedern beobachtet Ein wahrhaft wundervolles
Farbenspiel ruft im Fliegen derSchuppenglanzstaar hervor,
bald in Amethystblau, bald in Goldigkupferröthlich schillernd, je
nachdem er von dieser oder jener Seite Sonnenlicht empfiingt
und wieder zurückgiebt.
Bei den von mir unter dem Namen Augornithes zusam-
mengefassten ächten Glanzstaaren, also den Gattungen Lam-
protornis und Lamprocolius, sodann auch bei Notauges
unterscheidet sich das Farbenkleid des ausgefiederten Weibchens
nicht wesentlich von dem des Männchens Anders ist dies beim
Schuppenglanzstaar (Pholidauges), dessen unscheinbar ge-
färbtes Weibchen der Metalltöne entbehrt Bei Amydrus exi-
stiren bestimmte Färbungsunterschiede der Geschlechter.
Dem Jugendkleide fehlen bei der Mehrzahl der Glanz-
staare die Metallfarben, doch nicht bei allen. Nach Brehm's
Beobachtung gleicht bei L. chaicurus das Jugendkleid dem der
Alten (bis auf etwas geringeren Schimmer) vollständig. Bei
Notaugesbicolor geht der prächtige Metallschiller des Jugend-
kleides mit dem Alter mehr und mehr verloren.
Man findet bei ausgefärbten Individuen einer und derselben
Art das Metallgrün des Gefieders bald mehr bald weniger in's
Bläuliche ziehend. Lokalrassen bezeichnen diese Schattirungen
nicht, denn man sieht häufig gelblichgrüne und bläulichgrüne
Exemplare derselben Art aus einer und derselben Gegend. Jeden-
falls nahen wir das Blau bei diesen Vögeln als höhere Farben-
Stufe zu betrachten; denn dasselbe, wie es gewissen Arten an
Kopf- und Halsseiten, auf Unterrücken und Bauch eigen ist,
41
kommt erst beim alten Vogel zum Vorschein und ist im Hoc
zeitskleide am schönsten. An gewissen Stellen steigert es si
dann zu einer noch höheren Farbenstufe, dem Violetten.
Das bei der Mehrzahl der ächten Glanzstaare auffallen
Vorhandensein sammtartiger schwarzer Spitzenflecken der DecK-v
federn der Schwingen 2. Ordn. und der grössten obern Flügel-
deckfedern bezeichnet bei beiden Geschlechtern das Prachtkleid.
Dazu kommt manchmal noch eine sammtschwarze Spitzenumrari-
dung der Cubitalschwingen. In der Grösse variiren jene zwei
Reihen bildenden Flecke bei den verschiedenen Arten. Sehr schön
und gross zeigt sie z. B. Notauges superbu&.
Nur eine durch den eigenthümlichen Seidenglanz des Gefie-
ders zudem ausgezeichnete Lamprocolius-Art, L. melano-
gast er, zeigt von diesen Flügelflecken keine Spur.
Sammtartige Federbildung wiederholt sich ausserdem noch
in dieser Familie bei der Kopfbefiederung von Lamprocolius
purpureiceps und auf den Flügeln der beiden Onychogna-
th US -Arten.
Der irrthümlich als Schulterfleck bezeichnete in stahlblau,
purpurviolett, kupferroth und messinggelb schillernde Fitigelfleck,
der gewisse Arten ziert, wird von den kleinen Deckfedern am
Unterarm gebildet und mag immerhin der Kürze halber Armfl e ck
genannt werden. Mit den Skapularen hat derselbe gar nichts
zu thun.
Grösse und Gestalt des Schnabels variiren bei In-
dividuen einer und derselben Art nicht unerheblich.
Das durch Färbung, Gefiederstructur und Lebensweise ano-
malste Glied in dieser Familie ist der mehrfach erwähnte Schup-
penglanzstaar (Pholidauges). Kein Wunder, dass die classifici-
rende Ornithologie mit dieser Gattung die seltsamsten Experimente
gemacht hat.
Ueber das Leben und namentlich über die Fortpflanzung der
Glanzstaare in der Gefangenschaft hat A. Brehm sehr in-
teressante und ausführliche Mittheilungen gemacht. (Gartenlaube
1872, p. 434.) Er konnte an sieben Arten beobachten, die in
etwa 30 Individuen die Voliere des Berliner Aquariums belebten.
In keinem der grösseren zoologischen Gärten wird man jetzt
diese Form vermissen, die an Farbenpracht, an liebenswürdigem
Wesen und an Dauerhaftigkeit mit den beliebtesten Zier- und
Zimmervögeln concurrirt.
Die Glanzstaare der Bremer Sammlang.
I. Lamprotornis, Temm. 3. Mewesii.
1. aeneus. a. m. ad. Doughefluss.
a. m. ad. Senegambien. 4. purpureus.
2. purpuropterus. a. m. ad. Benguela.
a. m. ad. Sennaar. b. f. ad. Benguela.
b. m. ad. Ostafrika. 5. Bure belli.
c. f. juv. Osta^frika. a. m. ad. Natal.
42
b. f, ad. Natal.
c. f. Natal.
IL Lamprocolius, Sund.
6. ignitus. *
a. m, ad. Ilha do Principe.
b. f. ad. Ilha do Principe.
7. splendidus.
a. ad. Gambia.
b. m. ad. Gabon.
c. ad. Gambia.
8. auratus.
a. ad. Gambia.
b. m. ad. Gambia.
c. juv. Westafrika.
d. m. ad. (var. amethystinus)
Bongo.
e. /'. ad. (var. ameth.) Bongo.
9. chalcurus.
a. m. ad. Westafrika.
b. f. ad. Westafrika.
c. m. ad Westafrika.
d. ad Westafrika.
10. porphyrurus.
a. m, ad. Goldküste.
11. chalybaeus.
a. Abyssinien.
b. juv. Sennaar.
c m, ad. Abyssinien.
d. f. ad. Abyssinien.
e. ad. Sennaar.
f. juv. Abyssinien.
g. /*. Gabon.
h. m, Abyssinien.
12. chloropterus.
a. ad. Gabon.
b. m, juv. Sennaar.
c. ad. Gabon.
d. ad. Gabon.
13. acuticaudus.
a. m, ad. Angola.
14. phoenicopterus.
a. ad. Natal.
b. ad. Südafrika.
c. ad. Südafrika.
d. ad. Natal.
15. decoratus.
a. m. Angola.
16. sycobius.
a. m. ad. Angola.
17. melanogaster.
a. ad. Südafrika.
b. juv. Südafrika.
18. purpureiceps.
a. m. ad. Gabon,
b. f. ad. Gabon.
19. cupreocauduB.
a. m. ad. Gabon.
III. Pholidauges, Gab.
20. leucogaster.
a. Hl. ad. Gambia.
b. f. ad Gambia.
c. m. juv. Gabon.
d. ad. Gambia.
21. Verreauxii.
a. m. ad. Angola.
b. /". ad. Angola.
IV. Notauges, Gab.
22. superbus.
a. 171. ad. Schoa.
23. chrysogaster.
a. m. ad. Ostafrika.
b. juv. Sennaar.
c. f. jun. Ostafrika.
24. b i c 0 1 0 r.
a. m. ad. Südafrika.
b. f. ad. Südafrika.
V. Onychognathus, H.
25. fulgidus.
a. m. ad. St. Thora^.
b. f. ad. St. Thom6.
26. Hartlaubii.
a. ad. Goldküste.
VI. Amydrus.
27. morio.
a. m, ad. Südafrika.
b. f. ad. Südafrika.
c. m, juv. Südafrika.
28. Rüppelli.
a. m. ad. Abyssinien.
b. /*. ad. Abyssinien
c. m. juv. Abyssinien.
29. Tristramii.
a. tn. ad. Jericho.
b. f. ad. Jericho.
43
30. albirostris. 32. tenuirostris.
a. f, ad. Abyssinien. a, m. ad. Abyssinien.
31. caffer.
a* ad. Südafrika. 32 Arten in 75 Exemplaren.
Ordo I. O 8 ein es, Fall.
Hallux validus, ungue caeteris majore armatus, separatim
mobilis. Tectrices alarum pauciores minoresque: maximae in
Serie simplici dispositae, medium pennarum cubitalium non ex-
cedentes.
Serien prior. Laminiplantares,
Planta tarsi laminibus duabus corneo-membranaceis tecta.
Oscinum Laminiplantarium
Cohors 3, Coliomorphae.
Rostrum forte, plerisque majusculum, non vel parum de-
flexum, angulo menti ante nares producto. Tomia inferiora sim-
plicia. Lingua non extensilis, plerumque crassius carnosa, apice
corneo, tenui, lacero vel in fila vario modo diviso. Pedes ple-
risque fortes, magni, ungue medio obliquo.
Oscinvm Coliomorpharum
Phalanx 2. Humilinares:
Remigibus decem, prima brevi; naribus liumiliter positis.
Digitus extemus interno parum longior et articulum medii primum
non multum excedens, hallux mediocris.
Fam. Sturninae.
Alis mediocribus vel longioribus, penna prima brevi. Nares
oblongae, operculo parvo, supero, molli (saltem in junioribus)
magis minusve plumato, margine crassiore nudo. Aves fronte
depressa, lata, vibrissis nullis. Rostrum et cauda forma maxime
varia. Pedes plerisque magni, robusti.
(Sundev. Förs. tili Fogelkl. Nat. Uppst. 1872.)
44
Divis. Lamprotomithinae.
Rostrum a basi porrectum (sutura igitur oris postice recta
et max. infer. postice non altior). — Rostrum praetcrea com-
pressum, apicc dcflexo et inciso: Sandev. Förs. tili Fogelkl. Nat.
Uppst. p. 40.
A. Augornithes. (Aechte Glanzstaare.)
Alae pluriinarum maculis nigricantibus holosericeis in apici-
bus tectricum majorum et mediarum positis ornatae.
Ptilosis nitore metallico vario et pulcberriroo resplendens.
Colores in mare et foemina subaequaics.
Genns Lamprotornis, Temm.
Mau. d'Orn. 1820. — Urauges, Gab. M. Hein. 200.
Rostriira gracile, breviusculum, compressum, leviter eraar-
ginatum, rectiusculum, culmine subarcuato; naribus apertis.
A 1 a c elongatae, caudae basin longe superantes, rotundatae ;
remiges 3—6 caeteris longiores, subaequales; pogoniis externis
remigiim 1. ord. parte apicali vix angustatis.
Cauda clongata, valde gradata, sub certa luce fasciolatim
undulata, rectricibus apice rotundatis, latiusculis vel angustatis.
Pedes robusti, magni, tarsis elongatis, validis; digito interno
et externe subaequalibus ; unguibus longis, robustis, postice ro-
bustissirao.
Colores metallici, nitidissimi ; maculae holosericeae alarum
in nonnullis vix conspicuae. Golor viridis praevalet
5 spec.
Africa trop.
1. L. aenens (Gm.).
Splendide aeneo-viridis , plus minus chalybeo-caerulescens ;
capite circumscripte chalceo-fuscescente; tergo, uropygio et supra-
caudalibus conspicue caerulescentibus; duabus seriebus macularum
holosericeo-nigrarum in alis; remigibus primariis pogonio externo
obscure viridibus, internis metallice virentibus, marginem versus
nigricantibus; cubitalibus totis nitide aeneo-viridibus ; abdomine
violascente-chalybeo, medio in cupreum vergente; subcaudalibus
violascente et virescente-variis ; subalaribus aeneo-viridibus ; cauda
splendide purpurascente-violacea, sub certa luce fasciolata; rostro
et pedibus nigris. Iris dilute flava.
Foem. Minor, coloribus minus nitidis.
Long. tot. 48 — 50 cent.
1. Westafrika. Adult. Nacken stark ins bläuliche; die
Sammtflecken auf den Spitzen der Flügeldeckfedern schwach ent-
wickelt; Bauch violett-bläulich, auf der Mitte mit Goldglanz; in-
nere Flügeldecken grünbläulich gemischt; untere Schwanzdeck-
federn schwärzlich, mit grünbläulichem Saum. Innenfahnen und
die Unterseite des Schwanzes schwarz.
rostr. a fr.
al.
caud.
tars.
19 m.
18 c.
31 c.
4 c.
20 m.
20 c.
34 c.
42 m.
19 m.
19 c.
32 c.
4 c.
18 m.
18 c.
32 c.
43 m.
20 m.
19 c.
26 c.
42 m.
4b
2. Goree am Senegal: Coli. Sharpe. Prachtvoll und inte
broncegrün, untere Schwanzdecken mit viel purpurbläulicn^
Schiller; Bauchmitte mit intensiven Goldtönen.
3. Gambia: Mus. Brem. Altausgefärbt. Die Sammtflecken.
der Flügel deutlich entwickelt; die broncebräunliche Kehle mit
schmalem Purpursaum; Unterrücken, Bürzel und obere Schwaoss^
decken mehr ins Stahlblaue; mittlere Steuerfedern und Aussen*
fahnen der seitlichen prachtvoll violett.
Das Jugendgefieder noch unbekannt.
(Westafr. Coli. Sharpe)
(Goree: Coli. Sh.)
(Gambia: Br. S.)
(Bongo: Heugl.)
(Kordofahn: Heugl.)
Das Vaterland dieser Art ist die Westküste Afrika's vom
Senegal bis zur Goldküste und seilet bis Angola hinab und ein
Theil Nordostafrika's, wo Heuglin dieselbe am weissen Nil und
seinen Zuflüssen westwärts bis zum Eosanga, im südlichen Sennar
und in Kordofahn antraf. Mit Sundevall, X Verreaux und Layard
halten wir sämmtliche Angaben seines Vorkommens in Südafrika
für mindestens höchst unsicher. — Auch der Angabe „Ilha do
Principe" in Erman's Atlas traue ich nicht.
Die Lebensweise schildert uns Heuglin. Man trifft den
scheuen, lebhaften Vogel meist in der Waldregion. Kleine Flüge
von 6-8 Stück schweifen lärmend und in steter Bewegung in
der Qabah umher. Die Mauser fällt in die Monate November und
December, die Brutzeit in den August. Oefters bemerkt man die
Jungen dicht aneinander gedrängt auf einem schwanken Zweige
sitzend, während die Alten emsig von Ast zu Ast schweben oder
mit gehobenem Schweif elsterartig auf der Erde hin und her
laufen oder hüpfen. Den Lockton möchte Heuglin zumeist dem
der Alpendohle vergleichen. Die Nahrung besteht in Früchten
und Knospen; doch auch in Insecten aller Art, die gelegentlich
im Fluge erhascht werden. Sie halten lange in der Gefangen-
schaft aus und werden sehr zutraulich. L. aeneus scheint über
einen Theil der Regenzeit zu verstreichen.
Unsere frühere Annahme, dass der stahlbläuliche Ton, den
manche nordöstliche Exemplare zeigen, zu specifischer Sonderung
berechtige (L. Eytoni, Fräs.), scheint dennoch eine irrthümliche
zu sein und wir sind jetzt mit Heuglin darin einverstanden, dass
es sich dabei schliesslich nur um individuelle oder locale Ab-
weichung handle. Man findet in der That Exemplare, deren
Färbung die Mitte hält zwischen den broncegrünen der Westküste
und den mehr stahlbläulichen Kordofahn's.
Man findet diese Art in den meisten Sammlungen. Ein von
Kordofahn stammendes stark stahlbläuliches Exemplar im Senckenb.
Museum stimmt genau überein mit dem vou uns untersachten
und gemessenen Typus von L. Eytoni. Am auffallendsten gelb-
48
p. 294. — L. aeneocephalus, Heugl. Syst. Ueb. 355. — hL Gab.
Journ. 1863, p. 22, 162; 1864, p. 267. — Id. L. porphyroptenii
Orn. N. 0. Afr. p. 511. (NB.)! — Finsch & Jesse, TransaGt
Z. S. Vn. 258. — Blanf. Zool. Abyss. p. 397. — Antin. A Salvad.
Viagg. üccelli p. 127.
3. L. Mewesii, Saadev.
Obscure aeneo - nigricans , splendore purpurascente ; tergo,
uropygio, tectricibus caudae superioribus, et abdomine distinctias
violaceis, nitore nonnullo cupreo; subcaudalibus violaceis; alis
viridioribus ; cauda valde gradata dorso concolore; maculis ala-
ribus nullis, rostro et pedibus nigris. Iris fusca.
Foem. Omnino magis virescens.
Long, circa SOccnt.
Die Farbe des alten Männchens ist ein düsteres bläu-
liches Broncegrün mit Purpurreflexen; ünterrücken, Bürzel und
obere Schwanzdecken mehr violettt mit messinggelblichem Schiller;
die Ohrgegend ins violette ziehend; ebenso die Bauchseiten ; Bauch-
mitte mehr bräunlich-olive; Zügel sammtschwarz ; untere Schwanz-
decken bräunlich mit undeutlichem Metallschiller; innere Flügel-
deckfedern stahlbläulich gerandet; Schwingen 1. und 2. Ordnung
schwarz mit schwachgrünlichem Schiller, an der Aussenfahne
blaugrünlich gewellt, was jedoch an der vordersten kaum be-
merklich; Sammtflecke auf den Flügeln nur angedeutet; Steuer-
federn schmal; bläulich schwarz, unter gewissem Lichte gewellt
und mit schwachem Purpurschiller; Schnabel und Füsse schwarz.
(Damara).
Ein zweites Exemplar, ebenfalls m. ad., zeigt die vio-
letten Töne noch lebhafter und den bläulichgrünen Glanz der
Schwingen noch deutlicher. (Damara).
Ein drittes zieht dagegen etwas mehr ins Grüne. Die
Messingtöne des violetten Bürzels fehlen; Bauch verwaschen grau-
bräunlich, nach oben zu mehr ins violett-bläuliche (Damara).
Vielleicht etwas jünger.
Ganz ähnlich gefärbt ist ein Exemplar der Bremer Sammlung,
von Wahlberg am Dougheflusse gesammelt, nur noch etwas matter.
Rostr. a. fr. al. caud. tars.
16 m. 15 c. 8 m. 24 c. 3 c. 3 m. (m. ad. Damara)
17 m. 15 c. 8 m. 23 c. 3 c. 3 m. (m. ad. Damara)
16 m. 14 c. 5 m. 21 c. 3 c. 2 m. (m. Damara)
16 m. 14 c. 20 c. 3 c. 4 m. (Dougefl.)
20 m. 150 m. 190 m. 39 m. (m. Doughefl. Mus. Stockh.)
18 m. 139 m. 180 m. 36 m. (f. Doughefl. Mus. Stockh.)
Die Beschreibung und Messung nach den prachtvollen Exempla-
ren in der Sammlung R. B. Sharpe's.
Das Vaterland dieser mehr unansehnlich gefärbten Art
ist das tropische Südafrika. Der durch jähen Tod der Wissen-
schaft entrissene schwedische Naturforscher Wahlberg entdeckte
dieselbe an den Ufern des von Norden her in den Ngamisee ein-
49
srömenden Flusses Doughe oder Teoge. Anderson's Exemplar
stammen von Ovaquenyama.
Der sehr zierliche Schnabel, die verhältnissmässig langen
Flügel, sowie die sehr kräftigen und grossen Füsse zeichnen diese
Art vor den nächstverwandten aus. Zudem ist sie durch das
kaum merklich angedeutete Vorhandensein der sammtartigen
Fitigelflecken zu unterscheiden. Ueber die Lebensweise ist uns
nichts Näheres bekannt. Hinsichtlich des Färbungssystems ver-,
hält sich L. Mewesii zu den congenerischen Arten, wie Lam-
procolius melanogaster zu der Gruppe, welcher er angehört.
Syn. Juida Mewesii, Wahlb. Gab. Journ. f. Orn. 1857, p. 1.
— Wahlb. Oefvers. k. V. Handl. 1856, p. 174. — Lamprotornis
Mewesii, Hartl. Gab. Journ. 1859, p. 12. — Gumey, Birds of
Dam. Land. p. 159.
4. L. pnrpnrens, Boe.
Totus fusco-purpurascens, nitore amethystino; nucha et oc-
cipite chalceo-resplendentibus; tergo, uropygio, abdomine etsupra-
caudalibus olivascentibus; subcaudalibus purpurascente-marginatis ;
subalaribus fuscescente et violascente variis; loris et margine
frontali nigricantibus; tectricibus alarum minoribus dorso conco-
loribus ; remigibus et rectricibus undulatis; primariis nigricanti-
bus, caerulescente-indutis, apice obscure fuscescentibus, pogonio
externo violaceo-purpurascentibus; rem. cubitalibus nitore oli-
vascente-fusco; rectricibus intermediis totis pogoniisque externis
reliquarum caerulescente-violaceis , undulatim fusciolatis; rostro
et pedibus nigris (m. ad.) Iris fusca.
Long, circa 35 cent.
Die Färbung ist eine sehr eigenthümliche. Auch die messing-
gelb schillernden Bauchfedem erscheinen gewellt. Das beschriebene
altausgefärbte Exemplar in der Sammlung R. B. Sharpe's wurde
von Anchieta aus Gapangombe in Mossamedes eingesandt. Ein
zweites in der Bremer Sammlung, ebendaher stammend, zeigt
die Amethysttöne weniger schön.
m. ad. Maconjo in Angola: Anchieta. Der Metallglanz des
Gefieders prachtvoll entwickelt. Armschwingen an der Aussen-
fahne tiefbläulich, längs des Randes breit ins Violette ziehend,
am Schaft mit kurzabgebrochener schwärzlicher Zahnung.
rostr. a fr. al. caud. tors.
18 m. 15 c. 3 m. 21 c. 3 c. 5 m. (Gapangombe)
16 m. 15 c. 3 m. 19 c. 3 c. 4 m. (Gapang.)
3 c. 7 m. (Maconjo)
4 c. (Gapang. Mus. Lissab.)
Es zählt diese ausgezeichnete, keine Verwechselung zulassende
Art zu den zahlreichen Entdeckungen des portugiesischen Reisenden
Jose Anchieta. Die Localitäten, wo er dieselbe erlangte, waren
der Rio Chimbe bei Gapangombe in Mossamedes und Quillengues.
Zwei schöne Exemplare der Bremer Sammlung verdankt dieselbe
IV. MAri 1874. 4
19 m.
15 c. 2 m.
24 c.
14 m.
16 c.
21 c.
ffiO
Herrn Barboza du Bocage, dem um die Zoologie We8tafrikft*8
hochverdienten Director des Zool. Museums in Lissabon.
Lebensweise unbekannt. — Noch keine Abbildung. — Im
Jugendkleide noch nicht gesammelt
Syn. Lamprotornis purpureus, Barb. du Bocage, Joorn. de
Scienc. phys. e natur. Lisb. IV. 1869. See. lista, p. 11. ^ Finsch
et Hartl. Orn. Ostafr. p. 382.
5. L. Bnrchelli, Smith.
Splendide chalybeo-virescens, maculis holosericeis alaram
magnis, conspicuis, minus circumscriptis ; macula magna ad ca-
pitis latera, tectricibus alarum min. et med., uropygio, abdomine
et subcaudalibus nitide violascentibus; remigibus cubitalibus
ultimis chalceo-fuscescentibus, anterioribus pogonio extemo vio-
laceis, viridi-margipatis ; primariis nigricantibus ; tectricibus alarum
majoribus medio holosericeo-violaceis, margine extemo lacero-
decompositis, virescentibus ; macula alari tectricibus cubitalibus
formata cupreo-aurata ; rectricibus mediis chalceo-fuscescentibus,
lateralibus pogonio extemo violaceis, interne nigro et caem-
lescente fasciolatis, rostro et pedibus nigris. Iris albida. (Mus.
Brem.)
F 0 e m. Viridior ; maculis alarum holosericeis minus distinctis;
remigibus viridius marginatis.
Long. 35 — 38 cent.
Ein Ex. von Transvaal, m. ad. Prachtvoll grünschillemd ;
ein nicht circumscriptes Nackenband purpurbläulich, ebenso der
Bürzel; schon der Unterrücken stark in's Bläuliche ziehend; die
oberen Schwanzdecken wieder mehr grünlich ; Fleck am Oberarm
messinggelb mit purpurvioletten Rändern; Kopfseiten breit und
circumscript messingbräunlich, unten und oben mit blauviolett
schillerndem Saum; Schwingen 1. Ordn. schwärzlich, die Basal-
hälfte der Aussenfahne blau mit feinem grünen Randsaum; Gu-
bitalschwingen dunkelbläulich, die Aussenfahne schön blau mit
franzenartigem, grünen Aussensaum und quergewellt, wie die
Steuerfedern; innere Flügeldecken bläulich, nach Aussen grün;
Unterseite grün, Bauch mehr blau und nach der Mitte zu schön
purpurviolett; untere Schwanzdecken grünlich und bläulich ge-
mischt; die beiden mittleren Steuerfedern purpur-violett quer-
gebändert (bei den Ex. der Brem. S. stark in's broncebräunliche
ziehend). Nur unbedeutende Spuren von Sammtflecken auf den
Spitzen der kleinen Deckfedern. (Ayres. Coli. Sh.)
Ex. von Transvaal, m. ad. Ebenso gefärbt, nur das
Blau im Nacken viel breiter. (Ayres. Coli. Sh.)
Ex. vom Ngamisee. Geschlecht? Nicht abweichend in
der Färbung. (Coli. Sh. Chapman.)
Ex. von Natal. foem. Alle Farben weniger schön und glän-
zend. (Brem. Samml.)
51
rostr. a
fr.
al.
caud.
tars.
18 m.
19 c.
17 c.
42 m.
(Transvaal)
19 m.
17 c. 2 m.
17 c.
37 m.
(Tränsv.)
16 m.
17 c. 2 to.
18 c.
39 m.
(Ngamisee)
17 m.
16 V2 c.
17 c.
40 m.
(m. Natal)
18 m.
19 c.
18 c.
46 m.
(/: Natäl)
Einer der schönsten Vögel des inneren Südafrika. Ent-
deckt von Dr» A. Smith unter dem 25 ° S. Br. Häufig auf dem
Gebiete der Seen. In DamaVa, woher zahlreiche Exemplare nach
Europa gelangten, wird die Art häufig um Schmelen's Hope, an
den oberen Quellen des Swakop. Ayres uid Arnot sammelten
sie in Transvaal. — Nach J. Verreaux zieht L. Burchellii in der
Reg'enzeit auö seinen östliche'n Wohngebieten nach Kurrichaine zu.
Lebt Weist paarweise, öfters auch einzeln, auf höheren Bäu-
men, die er nur selten verlässt. Der Flug ist geräuschvoll.
Delegorgue schreibt: „Nach Sonnenuntergang vernahm ich ein
Concert von Vögeln, deren ungeduldiges und lebhaftes Pfeifen Ich
zum ersten Male hörte. Ein Gehölz Von schlanken, hohen, sehr
dichtstehendeti und nur in den Gipfelü belaubten Mimosen diente
den Sängern zum Zufluchtsort Es war L. Burchelli." Die Nah-
rung besteht in Früchten. Zuweilen sieht man ihn auch auf
dem Boden nach Insecten suchen. Anderson ifahd oft Sand in
seinem Magen. Der scheue, lebhafte Vogel hält Körper und
Schweif in steter Bewegung, letzteren bisweilen perpendiculär
aufrichtend. Der Stitomlaut ist gewöhnlich heiser und krächzend.
Das Nest ist sehr gross und steht auf hohen Bäumen. Die
Zahl der hellgrünen Eier ist meistens fünf: J. Verreaux.
Eine Verwechselung dieser Art mit der nächstverwandlen ist
nicht möglich. Die ganz eigenthümliche Structur der Ausseü-
fahne der grossen Deckfedern und einiger Cubitalschwingen wie-
derholt sich unter den Morionien bei Onychognathüs. Die Flügel
^in'd gross und sehr concav.
Syn. Megalopterus australis, A. Smith, Rep. of an Exped.
p. 52. — Lamprotornis Bufchelli, Id. Illustr. Z. S. Afr. pl. 47.
— Jiiida australis, G. R. Gray. — Lay. B. of S. Afr. p. 170. —
ürauges australis. Gab. Mus. Hein. I. 200. — Sclat. Strickl. B.
of Dam. Jard. Contrib. Orn. 1852, p. 149. — Juida Burchellii,
Bp. consp. I. 415. — Deleg. Voy. Afr. austr. IL p. 365. — Gurhey
et Anders. B. of Dam. p. 158. — Chäpm. Tr. S. Afr. App. p. 403.
Genns Lamprocolins, Snndev.
Sundev. Syst. V. A. H. 1835. — W. Förs. tili Fogelkl. Naturl.
Uppst. (1872) p. 41.
Rostr. mediocre, capite brevius, emarginatum, rectiusculum,
naribus in plurimis apertis.
Alae longiusculae, medium caudae attingentes vel superantes,
subrotundatae.
Cauda aequalis vel rotundata vel subgradata, longiuscula
Vel medioeriö; rectrieibus apice rotundatis.
62
Pedes breviuscuH, debiliores, unguibus magnis; digitas ex-
tcrnus interno parum longior.
Ptilosis coloribus diversis metallice resplendens. Maculae
holosericeae alarum in plurimis conspicuae.
17 sp.
Africa mer. occid. Orient.
1. L. ignitus, (Lieht.)
Pileo, coUo superiore et laterali, interscapulio, scapularibus
et tectricibus alarum minoribus mctallicc viridibus; dorso et re-
migum cubitalium pogoniis externis aurco-chaiceis; tectricum
majorum marginibus externis et apicibus nitide violaceo-rubenti-
bus; bis medio holosericeo-nigricantibus; tergo, uropygio, caudae
holosericeae apice et macula magna regionis paroticae chalybaeo-
caeruleis, hac subglaucescente, violascente-limbata; subtus chaiceo-
fuscescens, mento violascente variegato; crisso et subcaudalibas
chalybeo-virescentibus; remigibus majoribus apice et margine
aeneo-virescentibus; subalaribus obscure purpurascentibus; rostro
et pedibus nigris. Iris alba: Weiss.
Foem. Minor; minus nitide tincta.
Long, circa 30 cent. — Foem. circa 25 cent.
Scheitel, Hinterhals, Mantel glänzend broncegrün, Nacken
etwas mehr in's Bläuliche; Ohrgegend dunkel und circumscript
blau, am untern Eande violett; Rücken olivengelblich mit Mes*
singglanz; Bürzel schön violett; ebenso die obern Schwanzdecken;
das Grün des Mantels geht nach dem Bande zu in's Blaue und
am äussersten Saum in's Violette über; Schwingen 1. Ordn,
schwärzlich, die Aussenfahne, Spitze und Band der Innenfahne
blau; Armschwingen sammtartig olive-messinggelb; kleine Deck-
federn am Bug bläulich-grün, dann blau; die grossen goldig und
violett wechselnd, mit breiter sammtartig schwarzer Mittelbinde;
die breite Basalhälfte der Aussenfahne der Primärschwingen mit
goldigem Schiller und Amethysttönen ; Schwanz sammtschwarz, die
seitlichen Steuerfedern nach der Spitze zu blauer; Unterseite
olivegelblich mit Messingglanz; untere Schwanzdecken violett,
bläulich gerandet; untere Flügeldecken olive; Bug und Flügel-
rand violett und blau gemischt; Schenkel violett und messing-
gelb schillernd.
Beim Weibchen ist nach Keulemans der Scheitel weniger
blau. Unterseite dunkler. Flügelfedern nicht so tiefschwarz.
Diese Beschreibung nach einem prachtvollen Exemplare der
Bremer Sammlung. Wir verglichen fünf andere in der Samm-
lung R. B. Sharpe's: Die Geschlechtsangabe fehlt leider bei
Allen.
a. Scheitel und Hinterhaupt sehr stark in's Blaue ziehend.
b. Untere Schwanzdecken hochblau, mit schwachem violetten
Schiller und grünlich schillernden Rändern.
c. Untere Schwanzdecken blau mit grünlichen Rändern. Die-
rostr. a fr.
al.
21 m.
15 c. 3 m.
21 m.
15 c. 8 m.
20 m.
15 c. 1 m.
15 m.
14 c. 2 m.
17 m.
14 c. 2 m.
21 m.
15 c. 5 m.
21 m.
15 c 5 in.
Ilha .do Prin-
cipe: Dohrn.
53
ses Exemplar und das vorige zeigen Scheitel und Hai
mehr grün und sind etwas kleiner. Wohl Weibchen.
caud. tars.
13 c. 29 m.
14 c. 34 m.
13 c. 32 m.
12 c. 31 ra.
12 c. 8 m. 30 m.
Das drei Monate alte Junge hat nach Keuleman's die Grösse
des alten Weibchens.
Einer der schönsten Vögel Afrika's. Es ist beinahe unmög-
lich, die unvergleichlichen Metallfarben desselben durch Beschrei-
bung anschaulich zu machen. Alle diese Farben sind scharf von
einander abgegränzt. Schnabel und Füsse ungemein kräftig.
Das Vaterland dieser Art ist die Insel do Principe im
Golf von Guinea, wo Weiss und Dohrn dieselbe sammelten. Nach
Verreaux wäre L. ignitus von Gujon auf St. Thomd, von Fosse
in Gaben angetroffen; aber diese Angaben bedürfen sehr der
Bestätigung. Weiss läugnet das Vorkommen auf St. Thome auf
das entschiedenste. Das von Erman angeführte habitat ,,Sene-
gal" ist positiv falsch. Im Pariser Museum befindet sich ein
„Angola: Canivet" bezeichnetes Exemplar. Aber der Vogel ist
von Anchieta und andern portugiesischen Reisenden in Angola
nicht wieder gefunden worden.
H. Dohrn berichtet über L. ignitus wie folgt: Das Weib-
chen ist um 2 bis 3 Zoll kleiner als das Männchen und etwas
weniger brillant gefärbt. Der Metallglanz im Gefieder des jun-
gen Vogels zeigt sich zuerst auf den Spitzen der Rückenfedern;
Brust und Bauch sind graubraun. Erst nach beinahe vollendeter
Ausfärbung der Oberseite verändern sich die Federn auf Brust
und Bauch und zwar zuerst an der Basis. L. ignitus lebt auf
hohen Bäumen und ist auf den Hochgebieten des Innern der Insel
nicht selten. Die Brutzeit soll in den Januar und Februar fallen ;
eine Angabe, die Dohrn, den jungen Vögeln nach zu urtheilen,
die er erhielt, für richtig halten möchte.
In ähnlicher Weise äussert sich der Holländer J. G. Keule —
maus. Im Januar traf derselbe in den Gebirgswäldern der
Westküste diesen Vogel so zahlreich, dass buchstäblich kein
Baum ohne ein oder mehrere Individuen desselben war. Er
konnte binnen weniger Stunden 30 Stück schiessen und hätte
leicht die doppelte Anzahl erlangen können, wenn nicht noch
anderes ihn beschäftigt hätte. Er brütet vom October bis Mai
in Baumhöhlen. Die flüggen Jungen sind ganz graubraun. Der
Stimmlaut des Männchens ist ein nicht unangenehmes Flöten von
kurzer Dauer, das sehr an den Lockton unseres Pirol erinnert.
Man hört diesen Gesang im Dunkel der Wälder früh Morgens
oder um Sonnenuntergang. Gepaart singen sie wenig. L. ignitus
ist sehr scheu und vorsichtig. Der Flug ist besonders geräusch-
54
vollv Keulemans fing viele in Schlingen, besonders Jupge. Sie er-
trugen die Gefangenschaft gut. Ihre Nahrung besteht in Frach-
ten und Insecten. Die Eingeborenen nennen den Vogel Toerniqja
(nach dem portug. Estorninha, Staar).
Syn. Lamprotornis ignita, Licht. Nordin. Erm. Atl. p. 7.
t. 3. — Juida ignita, G. H. Gray, (len. of H. pl 80. fig. opt —
Lamprocolius ignitus, Bp. Consp. I. 415. — Hartl. Syst. O.
Westafr. p. 116. — Id. Cab. Journ. 1851), p. VI — Dohrn, Proceed.
Z. S. 1866, p. 328. — Choucador, Levaill. üis. d*Afr. pl. 86. —
Sturnus ornatu»s, Daud Tr. ;K)9. — Sundev. krit. Framst p. 33.
— L. Vigorsii, Blackw. Zool. Res. p. 11). — Juida ornata, ü. R
Gray, Handl. II. p. 24. — J. G. Keulemans Tiydsk. Dierk.
1866, p. 384.
2. L. splendid US, (Yieill.)
Supra splendide viridis; fronte et loris holosericeo-nigris ;
scapularibus chalybaeo-caerulescentibus ; maculis holosericeis ala-
rum valde conspicuis ; macula magna ad capitis latera aeruginoso-
viridi alteraque regionis paroticae parva cupreo-aurata; remigibus
cubitalibus fascia lata holosericeo-nigra notatis, apice toto et
pogonio externo virescente-caeruleis, nitore violascente, interno
nigris; primariis obscure viridibus, pogonio interno versus scapum
nigricante; tectricibus alarum viridibus; tergo et uropygio aeru-
ginoso-caerulescentibus ; rectricibus holosericeo-nigris, nitore vio-
lascente, apice latius aeruginoso-viridibus; supracaudalibus vi-
rescentibus: subtus pulchre chalybeo-purpurascens, abdomine
medio violascente-cupreo; subcaudalibus, cruribus et crisso aeru-
ginoso-viridibus; subalaribus intense caeruleis, margine alari et
axillis viridibus ; rostro et pedibus nigricantibus. Iris alba. (w. ad.)
Long. 29—30 cent.
Foem. ad. coloribus non diversa, sed parura minor.
Die Beschreibung nach einem altausgefärbten Männchen vom
Gambia in der Bremer Sammlung. Wir konnten davon zahlreiche
andere von verschiedenen Lokalitäten der Westküste untersuchen.
L. splendidus zählt zu den schönsten Vögeln Afrika's.
Er bildet mit L. Lessonii und ignitus eine kleine Gruppe,
ausgezeichnet durch die Grösse, den längeren Schwanz, durch
die Zusammenstellung der prachtvollsten Metallfarben und durch
die Art der Federbildung, die stellenweise sammtartige Structur
zeigt oder sehr kleine Schüppchen imitirt, wie dies z. B. bei dem
kupfergrünlichen Wangenfleck dieser Art der Fall ist.
Exemplare von Gabon zeigen constante Rassenmerkmale.
Sie sind grösser und repräsentiren die höchst entwickelte Fär-
bung. Der Scheitel wird nach dem Nackenrande zu scharf ab-
gesetzt immer blauer; der Mittelrücken stark in's Blaue mit vio-
lettem Schiller; Armschwingen auf der Aussenfahne viel blauer,
mit violetter Beimischung; Brust prachtvoll violett mit Goldglanz ;
Oberbauch breiter messinggelb schillernd, umgeben von violett
und blau. (Ex. von Walker in der Samml. R. B. Sharpe's.)
Ex?, von Gabou (Du Chaillu) genau so gefärbt.
Zwei Ex. vomGambia (Gardner) etwas kleiner und etwa*
weniger glänzend.
Jüngerer Vogel. (Westafrika: Coli. Sharpe.) Obenher
metallisch grün; Vorderkopf, Kopfseiten, Unterseite hellbraun,
die einzelnen Federn etwas dunkler gerandet; auf dem Bauche
erscheinen undeutlich bläuliche und grünliche Tinten, fleckenartig'
aufgesetzt; untere Schwanzdecken metallisch grün.
Aehnlich beschreibt Cassin einen jungen Vogel dieser Art
vom Ogobai. „Untenher schwärzlich mit einzelnen grünen Metall-
federn auf den Bauchseiten und untern Schwanzdecken; obenher
schon prachtvoll grün."
rostr. a fr. al. caud. tars.
21 m. 15 c. 9 c. 6 m. 3 c. (Alt. Gambia: Brem. S.)
22 m. 15V2 c- 11 Va c. 3 c. (Alt. Gaben: Coli. Sharpe)
L. splendid US bewohnt die Westküste Afrika's vom Senegal
bis Angola herab. Standorte sind z. B. Gambia: Brem. Samml.
Gardner; Casamanse: J. Verreaux; Fernando Po: Fräser; Gaben
(Camma, Muni, Ogobai): Du Chaillu, Walker; Congo: Perrein;
Pembe: Monteiro; Ilha do Principe: Dohm (hier jedoch sehr
selten); Cameroons und Gabun: Reichenow.
Ueber die Lebensweise dieser Art fehlen genauere Nach-
richten. Perrein und Fräser beobachteten das auffallend Ge-
räuschvolle des Fluges (wie A. Smith und Delegorgue dies
bei L. Burchelli hervorheben). In Angola, wo die Art um
Bembe und noch mehr in der Nähe der Küste gemein ist, sieht
man dieselbe meist in Flügen von 20— 30 Stück. Der Stimm^
laut ist ein helles staarartiges Pfeifen (Monteiro). „It caWs like
a crow"*, Fräser. Die Nahrung Beeren und Insecten: Ji Verr.
Reichenow fand diese Art öfters gemeinschaftlich in mehreren
Paaren in Asthöhlen und Spechtlöchern kernfäuler Bäume nisten,
in Gesellschaft einiger Pärchen des Gymnobu€co calvus und"
Eurystomus afer. Die 2 — 3 blauen Eier gleichen denen unseres
Staars. Er nennt die Stimme kreischend, die Iris gelblich-
weiss. Nach der Brutzeit streichen diese Glanzstaare gesellig
umher, bald hohe Baumkronen, bald niederes Gebüsch frequen-
tirend.
Nach Untersuchung des alten von Canivet herstammenden
Ex. der Pariser Sammlung, welches Buflfon's „Merle vert d' Angola"
zu Grunde liegt (PI. enl. 661), glaube ich diese Art in demselben'
zu erkennen.
Syn* Turdus splendidus, Vieill. Enc. 653. — Merle vert
d' Angola, Buflf. PI. enl. 561. — Turdus* nitens var. Gm. — Lath.
Gen. Hist. v. 56. — Turdus splendens, Leach. ZooL Mise. pl. 74.
— Lamprotornis fulgida, Licht. Mus. Beröl. — L. chrysonotis,
Sw. W. Afr. I. 143, pl. 6. — ' Lamprocolius chrysotis, Bp. Consp.
I.- 415. — Verr. Rev* et Mag. ZooL 1851, p. 418. -^ Fräs. Proc.
Z. S» 1843, p. 52. — Juida luxuosa, Less. — Hartl. Syst. Orn.
W. Afr. 117. — Oass. Proa Acad. Philad. 1857, p. 36. - Hartl.
Gab. Journ. 1859, p. 15. — Juida splendida, Gray, Handl. 11.
66
p. 24. — Dohrn, Proceed. Z. S, 1866, p. 328. — Monteiro, Proc
Z. S. 1860, p. 112.
3. L. Lessonii, Fächer.
Totus fere splendide viridis, tergo, uropygio, supracaudalibus
et collo antico nitore nonnullo violascente-caeruleo; loris hoiose-
riceo-nigris ; macula poneoculari majore glaucescente-viridi idtera-
que minore parotica fulgide violaceo-purpurca; maculis holose-
riceis alarum valde conspicuis; axillis et «capularibus viridibas;
subalaribus violascente-caeruleis, viridi-variis; fascia in remigibus
2. ord. et in rectricibus lata holosericeo-nigra; rectricum apici-
bus viridibus; tarsis cornco-nigricantibus ; rostro nigro. Iris
dilute flava.
Long. 28—29 cent.; rostr. a. fr. 21 m.; caud. 121 m.; tars.
31 m. (Pucheran.)
Es scheint diese von Pucheran nach dem einzigen Exemplare
in der Pariser Sammlung sehr detaillirt beschriebene Art in der
That von allen übrigen verschieden zu sein. Von dem nächst-
verwandten L. splendidus unterscheidet sie sich durch die vor-
herrsch8nd grüne Färbung des Rückens und der Unterseite, durch
die breitere Schwanzbinde, durch den brennend violetten Ohrfleck,
durch abweichende Färbung der Schwingen zweiter Ordnung und
durch etwas grössere Dimensionen. Der schwarze Theil der Steuer-
federn ist wie bei L. splendidus oben und unten violettbläu-
lich gesäumt. Der Aussenrand der Primärschwingen ist grün.
Die sammtschwarze Binde der Schwingen 2. Ordn. nimmt von
Innen nach Aussen rasch an Breite ab ; die Spitzen dieser Federn
sind grün und der noch übrige Theil derselben zeigt auf der
Aussenfahne eine violettblaue Färbung. Kein Armfleck.
Von einer Verwechselung mit L. ignitus kann überhaupt
gar keine Rede sein«
Ausser Notauges albicapillus ist diese Art die einzige von
mir nicht selbst untersuchte der Gattung. Pucheran's Beschrei-
bung lässt nichts zu wünschen über.
Das Vaterland dieser Art, welche das Pariser Museum von
einem Naturalienhändler erstand, ist angeblich Fernando Po.
Der Sammler hatte die Farbe der Iris angemerkt.
Syn. Juida Lessonii. Puch. Rev. et Mag. de Zool. 1868,
p. 256-59. — Lamprocolius Lessonii, H. Gab. Journ. f. Orn.
1859, p. 15.
.4. L. Defilippii, Salyad.
Supra aeneo-viridis, collo postico et uropygio nitore chalceo ;
scapularibus et interscapulio intensius aeneo-viridibus; loris ho-
losericeo-nigris ; capitis lateribus et gastraeo obscure aeneo-
viridibus, plumis basi nigricantibus ; pectore et abdomine medio
nitore nonnullo chalybaeo; subcaudalibus chalceo -micantibus;
subalaribus nigricantibus, margine virescentibus ; macula inftra-
67
auriculari nitide violaceo - caerulea ; remigibus obscure aenec
virentibus, dimidio basali pogon. interni nigricante; remigibi
2. ord. pogonio interno fere totis nigricante-fumosis, fascia po
gonii externi lata holosericeo-nigra notatis; parte apicali pog.
ext. nitore chalybaeo, subfasciolato ; alarum tectricibus obscure
aeneo-viridibus; maculis alarum holosericeis conspicue nigris;
rectricibus holosericeo-nigris, margiDibus externis chalybeo- niten-
tibus, sub certa luce fasciolatis, parte apicali aeneo viridibus;
extima tota viridi-aenea, omnibus margine lato interno nigricanti-
bus; rostro nigricante-fusco, apice et mandibulae basi pallidio-
ribus; pedibus corneo-nigris, unguibus pallidioribus.
Long, circa 23 cent. — rostro. a riet. 30 mill. — tars. 30
m. — caud. (rectr. med.) 9V2 cent. — al. 13 cent. 2 m.
Wir hatten Gelegenheit, das typische Exemplar dieses an-
geblich aus Angola stammenden Vogels im Museum zu Turin
selbst untersuchen zu können. Ueberdies wurde uns eine sehr
ausfhürliche Originalbeschreibung desselben durch Dr. 0. Finsch
zur Verfügung gestellt. Das eigenthümlich verblichene und gleich-
sam unsicher gewordene Farbenbild dieses Exemplars machte
auf uns den Eindruck, als sei dasselbe längere Zeit der Einwir-
kung von Weingeist oder starken Lichtes ausgesetzt gewesen.
Nachweisen lässt sich das indessen nicht.
Die ^ nächste Verwandtschaft scheint dieser Vogel mit L.
splendidus und L. Lessonii zu besitzen, ist jedoch bedeutend
kleiner als diese beiden und auch durch sehr bestimmte Fär-
bungsunterschiede von beiden abweichend.
Syn. Lamprocolius Defilippii, Salvad. Atti della Soc. Italian.
di sc. natur. vol. VIIL fasc. 4. p. 371--389. (1855) — Gab. Journ.
f. Gm. 1868, p. 68. — Salvad. Descriz. di altre nuove specie di
Uccelli, p. 9.
5. L, anratns, (Gm^
Supra splendide aeneo-viridis; maculis alarum holosericeis,
parvis, conspicuis; capite, collo et gastraeo totis pulchre chaly-
baeo-caeruleis , sub certa luce violaceo resplendentibus ; pileo
frontem versus, regione parotica, cruribus et subcaudalium mar-
ginibus violascentibus; scapularibus virescente - caeruleis ; sub-
alaribus caeruleis, viridi-variis ; remigibus viridibus, pogonio
interno late nigricante-marginatis, scapis omnium nigris; rectri-
cibus intermediis fere totis purpureo-violascentibus, reliquis latius
virescente-marginatis; plumulis frontalibus rostri basi incumben-
tibus, brevibus, coarctatis; rostro et pedibus nigris. Iris ex
aurantiaco-rubra. Cauda breviuscula. Alae longae.
Foem. vix diversa.
Long. 25—27 cent.
Wir beschrieben ein Ex. der Bremer Sammlung vom Gambia.
Bei einem prachtvollen Man neben von F an te e (üsher) schillert
das Blau auf Scheitel, Kopfseiten und Kropfgegend stark violett.
Nacken ziemlich circumscript blaugrün; Schenkel violett; untere
58
Schwanzdecken blau; BUrzcl und obere Scbwnnzdecken gUoBend
blau; Zügel sammtschwarz ; die längorn Innerflügeldeokfedern
blau, in's violette, die kürzern längs des Randes heller blau mit
dunkler Beimischung; Bauch blau mit violettem Anflug; kleine
Flügeldeckfedern mit hellblauer Längsbindc; Armschwingen mit
kleinem sammtschwarzen Spitzenfleck; Handschwingen grQn, die
Innenfahnc breit schwärzlich gerandet; mittlere Steuerfedern
schön violett, die übrigen mehr bläulich, die äusscrsten am Aussen-
rande grün. (Coli. Sharpe.)
Exemplare vom Voltaflusse und solche vom Gambia zeigen
keine Verschiedenheit.
Jüngeres Ex. vom Volta: Sehr interessante Färbung.
Von Violett keine Spur; das Blau des abdomen und des Kopfes
steht auf schwärzlichem Grunde, erscheint also fleckig; ebenso
das Grün der oberen Partien, welches eine bräunliche Basis der
Federn durchblicken lässt; Bürzel blau; Schnabel und FQsse
schwarz. (Coli. Sharpe.)
Noch jünger: Kopf und Unterseite mittelbraun mit einem
Paar vereinzelten (ilanzfedern; Rücken mit bläulichen und grfln-
lichen Glanzfiecken ; Schwanz schon ziemlich ausgefärbt ^ die
Mittelfedern deutlich violett; die blauen Längsflecken auf den
kleinen Flügeldcckfedern deutlich erkennbar; Flügel spangrfln;
Bürzel und Schenkel hellbraun; untere Schwanzdecken braun mit
stahlblauen Federn untermischt. (Brem. Samml.)
Es verdient Beachtung, dass der viel jüngere Vogel die mitt-
leren Steuerfedern schon violett zeigt, während diese bei dem
älteren nur blau sind.
Die nordöstliche Form dieser Art, mindestens als conspecies
anzusehen, ist Heuglin's L. auratus orientalis, constant ab*'
weichend von der westlichen durch den entschieden violetten
Ton des blauen auf Kopf, Hals und Unterseite, durch den stär-
keren Schnabel und den etwas längeren Schwanz.
tars
31 m. (Alt. Gaben)
31 m. (Alt. Gaben)
30 ra. (Alt. Gambia) -
30 m. (Alt. Gambia)
27 m. (Jung. Gambia) ■
36 m. (N. 0. Afr. HeugK)
31 m. (/: N. 0. Afr.)
Die Verbreitung dieser Art auf der Westküste erstreckt sich
vom Senegal bis Gaben. Standorte sind z. B. Senegal: Erm»;
Bissao: Beaudouin; Gambia: Mus. Brem.; Ashantee: Pel; Acera:
Usher; Voltafl.: Usher; Aquapim.: Riis; Gaben: Walker, Du
Chaillu; Fernando Po: Thomps.
Die östliche Rasse traf Heuglin im Gebiet des Gazellen-
flusses bis zum Kosanga; auch im Innern der Kidji-Länder.
Die Angabe Levaillant's vom Vorkommen dieser Art im Na-
maqualande Südafrika's halten wir mit Sundevall für gänzlich
falsch. Layard, der Exemplare aus Kuruman und Damaraland
rostr. a fr.
al.
caud.
18 m.
15 c.
13 c.
18 m.
15 c.
13 c. 2 m.
17 m.
14 c. 5ni.
11c.
19 m.
16 c.
11 c. 6 m.
16 m.
13 c. 6 m.
10 c. 2 m.
23 m.
14 c. 6 m.
10 c. 5 m.
18 m.
13 c. 6 m.
10 c.
50.
erhalten haben wollte, erklärte später, dass er den Vogel wo
n^ijt L. phoenicopterus verwechselt habe , was denn freilich schwe
zu begreifen.
Von der Lebensweise wissen wir nicht viel. Die nordöst- .
liphe Form lebt gesellig auf Hochbäumen , ist dabei scheu, leb- >
haft und lärmend (Heuglin). Usher beobachtete grosse Schaaren
dieses Vogels auf den Ebenen um Accra, namentlich zu Zeiten,
wo es gewisse Beeren und Saamen hat, die er liebt. Er ist auch
dort sehr scheu, lärmend und hat in seinem Benehmen viel von
unserem Staare. Auch sein Flug erinnert daran. Usher nennt
die. Iris glänzend gelb mit schwarzer Pupille.
Häufig in den zoolog. Gärten Europa's.
Syn. Merl'e violet de Juida, Buflf. PI. enl. 540. — Id. Hist.
nat. des Ois. III. 373. — Turdus auratus. Gm. L. p. 819. —
Lath. Gen. Hist. V. 59. — Id. I. Orn. I. 347. — Edw. ic. 320.
— Le Conigniop, Levaill. Ois. d'Afr. pl. 90. — Id. Edit. oct. IL
285. — Sundev. krit. Framst. p. 35 (NB!). — Lamprotornis
lucida, V. Nordm. Erm. Atl. t. 3, fig. 2. — L. ptilorhynchus,
Swains. West. Afr. I. 140. — Allen & Thomps. Nig. Exped. IL
221. — Lamprocolius ptilorh. Bp. Consp. I. 415. — Juida aurata,
S. R. Gray, Handl. IL 24. — Hartl. West. Afr. p. 117. — Id.
Gab. Journ. 1859, p. 16. — Sharpe, Ibis 1870, p. 483. - Thienem.
Eier t. XXXVHL fig. 10. a. b.
Var. Orient. Lamprotornis amethystina, Heugl. Gab. Journ.
1^63, p. 20; 1864, p. 257. — L. auratus Orientalis, Id. Gab.
Journ. 1869, p. 7. — Id. Orn. N. 0. Afr. p. 516.
6. L, chalcnrns, y* Nordm,
Splendide aeneo-viridis ; tectricibus caudae superioribus,
uropygio et scapularibus chalybeo-caerulescentibus ; macula ma-
juscula parotica collique lateribus ex parte violascente-caeruleis;
abdomine caerulescente, hypochondriis pulchre violaceis; sub-
caudalibus viridibus; subalaribus violaceis: maculis holosericeis
alarum distinctis, minoribus; remigibus aeneo-viridibus, pogonio
interno latius fusco-marginato , cubitalibus totis viridibus; cauda
medio et basi purpurascente-violacea , lateraliter et apice vi-
rescente; rostro et pedibus nigris. Alae longae; cauda brevius-
cula; rostrum gracile.
Foem. Minus nitide tincta; uropygio minus caerulescente;
hypochondriis violaceo-lavatis.
Long, circa 23 c.
Beide Geschlechter dieser Art zieren in schönen Exemplaren
die Bremer Sammlung. Die Schwanzfärbung ganz wie bei L.
auratus. Die seitlichen Steuerfedern zeigen kein Violett in der
Färbung. Die Bürzelfedern blau, nach der Spitze zu grün; die
Armschwingen zeigen an der Spitze die deutliche Spur eines
Sammtflecks. Das feurige Violett der Bauchseiten erscheint beim
Weibchen viel matter; Schäfte der Schwungfedern schwarz.
60
rost. a fr. al. caud. tars.
20 m. 15 c. 8 c. 32 m. (m. ad. Oambia)
17 m. 13 c. 5 m. 87» c. 31 m. {f. Bongo)
17 in. 14 c. 5 m. 7 c. 3 m. 33 m. {f. Gambia)
Ich sah bisher von dieser Art nur senegambische Exem-
plare (Gambia, Senegal, Casamanse, Bissao u. s. w.) und mass
demnach die Verbreitung derselben auf der Westküste für eine
sehr beschränkte halten. Aber Ileuglin erlangte im November
1863 ein Weibchen in Bongo. Die sehr characteristische Schwanz-
färbung ist ganz wie bei L. auratus. Die beiden seitlichen
Steuerfedern tragen kaum eine Spur von violetter Färbung. Die
Schwingen 1. und 2. Ordn. zeigen eine sammtartig schwarze Um-
randung ihrer Spitze. Der blaue Ohrfleck ist nach oben und
hinten scharf begränzt, schattirt sich aber nach unten hin längs
der Halsseiten ab.
Der unglückliche Irrthum Pucheran's, L. chalcurus sei als
gleichartig zu betrachten mit L. chalybaeus, erklärt sich nur
daraus, dass derselbe die letzerc Art niemals gesehen haben
kann. Die Schwanzfärbung unterscheidet beide Arten auf den
ersten Blick und es ist wenig mehr als leeres Geschwätz, wenn
Pucheran das Purpurviolett der Schwanzmitte als ^reflets bleus,
essentiellement fugaces de leur nature" bezeichnet. Die Metall-
farben der Glanzstaare sind keineswegs flüchtiger Art und der
grüne Schwanz des L. chalybaeus wird weder durch Alter
noch durch die andauerndste Lichteinwirkung jemals purpur-
violett — noch der purpurviolette von L. chalcurus jemals
grün werden.
Von der Lebensweise dieser schönen Art wissen wir
nichts.
Syn. Lamprotornis chalcurus, v. Nordm. Erm. Atl. p. 8. —
Lampr. cyanotis, Swains. B. West. Afr. L 146. — Lamprocolius
cyanotis, Bp. Gonsp. L 415. — L. chalcurus, Gab. Mus. Hein. L
199. — Pucher. Rev. zool. 1858, p. 252. — Hartl. Orn. Westafr.
p. 118. — Id. Gab. Journ. 1859, p. 17. — Heugl. Gab. Journ.
1869, p. 5. — Id. Orn. N. 0. Afr. p. 513.
7. L, porphymrus, HartL
Minor. Supra nitide aeneo-viridis, nitore nonnullo chalybeo ;
tergo, uropygio et supracaudalibus cyaneo-chalybaeis ; area pone-
oculari satis circumscripta per colli latera decurrente intense
cyanea; jugulo distincte cyanescente; alis viridibus, maculis ho-
losericeis nigris; gula, pectore et epigastrio cyanescente- viridibus;
abdomine purpurascente-chalybeo; cruribus et subalaribus aeru-
ginoso-viridibus ; subalaribus longioribus cyaneis, brevibus mar-
ginalibus aeruginosis; rectricibus mediis ab apice versus basin
magis magisque violascentibus , sub certa luce fasciolatis; reli-
quis cyanescentibus, pogonio externo magis virentibus^ remigibus
primariis nigricantibus, pogonii externi parte apicali viridescente;
61
cubitalibus dorso concoloribus ; scapularibus conspicue cyanesci
tibus; rostro et pedibus nigris. Iris scarlatina.
Long. tot. circa 20 cent.
Die Beschreibung nach einem Exemplar der Bremer Samm-
lung. Vier andere konnten wir in der Sammlung R. B. Sharpe's
untersuchen. Sie zeigen sämmtlich nur sehr geringe Abweichun-r
gen im Colorit. Bei einem Exemplare von Accra (Haynes) zieht
das Grün der Schwungfedern 1. Ordn. sich verschmälernd auf
der Innenfahne hoch am Schafte hinauf.
Bei einem Ex. vom Voltafluss erscheinen die inneren Flügel-
decken zum Theil deutlich violett.
rostr. a fr.
al.
caud.
tars.
19 m.
18 m.
20 m.
19 m.
13 c.
13 c.
13 c.
12 c. 5 m.
7 c. 5 m.
7 c. 8 m.
7 c. 6 m.
8 c. 7 m.
26 m.
28 m.
27 m.
27 m.
(w. ad. Voltäfl.)
(ad. Accra)
(Voltafl.)
(Voltafl.)
Es wurde diese schöne Art, die keine Verwechselung mit
congenerischen zulässt, von dem englischen Reisenden H. T. Usher
auf der Goldküste entdeckt. Am Voltaflusse scheint sie gemein
zu sein. Aber auch in Fantee und auf dem Gebiete von. Accra.
Vermuthlich war es diese Art und nicht L. chalcurus, welche
Reichenow bei Accra in Schaaren auf freiem mit niedrigem Ge-
büsch bestandenem Terrain antraf, von welcher aber nur ein
noch nicht völlig ausgefärbtes Exemplar gesammelt werden konnte.
Sie schienen auf der Wanderung begrifien. Beim jungen Vogel
war die Iris grau.
Syn. Lamprocolius porphyrurus, Hartl. Ush. Orn. of the
Goldcoast. Ibis 1874, p. 66. — „L. nitens" Sharpe, Ibis 1870,
p. 483. — ? „L. chalcurus" Reichen, in litt.
8. L, chalybaens, (Ehrb*)
Obscure aeneo-viridis, regione parotica plus minus caeru-
lescente; alis maculis holosericeis nigris; uropygio caerulescente;
cauda tota viridi; abdomine medio, hypochondriis et cruribus
nitide caeruleis, his violascentibus; subalaribus violaceo-caeruleis ;
macula scapulari splendide caerulea, ex parte violacea; subcauda-
libus viridibus; remigibus aeneo-viridibus ; rostro et pedibus ro-
bustis nigris. Iris aurantiaca. (Mus. Br.)
Foem. Minor. Minus nitide tincta; regione parotica vix
caerulescente ; uropygio et abdomine minus caerulescentibus.
Long 25—28 cent.
Ex. von Maragaz (m. Josse). Sehr schön ausgefärbt; das
Blau der Unterschwanzdecken und auf dem abdomen schillert in's
Violette; Kopf und Halsseiten stark in's Blaue ziehend; die mitt-
leren Steuerfedern mit blauem Schiller; die inneren Flügeldeck-
federn hochblau, am Innenrande in's Spangrüne ziehend.
Ex. von Gabon (?) (Brem. S.) Nur schwache Spuren von
ÖS
Sammtflecken der Flflgel; die ganze FärboDg etwas matter;
Flügeldecken, Schwanz und Bauchseiten mit bläulichem Anflug.
Ex. von Sennaar. (Alt. Hrcm. S.) Das Blau auf dem
Bauch zieht stark in*s Violette.
Ex. von Abyssinien. (»i. ad. Brem. S.) Grosse Varietät.
Ohrgegend dunkelbroncegrün , mit kaum merklichem Stablschim-
mer; die Halsseiten blauer. Die Sammtflecken der FIQgel sehr
entwickelt.
Ex. von Senafd. (Coli. Sharpe.) Im Farbenwecbsel be-
griffen. Kopf und Unterkörper dunkelbraun; hie und da er-
scheinen blaue oder blaugrünliche Metalltlecken ; kleinere FlOgel-
decken sehr in's Blaue ziehend; das Spangrün der Flügel zieht
ebenfalls stark in's Bläuliche.
Junger Vogel. (Brem. S.) Untenher dunkelbraun, mit
grünen Metallfedcrn eingestreut; Schwingen und Steuerfedern cum
Theil braun. Iris umberbraun.
In der Stuttgarter Sammlung steht ein Exemplar dieses
Vogels von Kidj, welches in Folge äusserer Einflüsse den RQcken
und die Unterseite zum Theil kupferbraun gefärbt zeigt.
rostr. a fr.
al.
caud.
tars.
17 m.
13 c. 8 m.
9 c. 5 m.
2 c. 8 m.
(Alt. MaragAz)
18 m.
14 c.
8 c. 8 m.
3 c. 2 m.
(Senaf^. Alt.)
18 m.
12 c. 2 m.
7 c. 3 m.
2 c. 9 m.
(Gaben? Br S.)
18 m.
14 c. 5 m.
9 c. 6 m.
3 c.
(Abyssin. Br. S.)
20 m.
14 c. 2 m.
93 m.
31 m.
(Senegal. Alt.)
Es konnte eine sehr grosse Anzahl von Exemplaren unter-
sucht werden. Der von uns begangene aber, wie noch kürzlich
Blanford hervorhebt, verzeihliche Irrthum, die grössere Rasse
dieses Vogels als eigene Art abzutrennen, ist durch Jesse, Blan-
ford, Heuglin und Andere gründlich wiederlegt worden. Zu den
Eigenthümlichkeiten von L. chalybaeus gehört aber die, dass
diese Art auffallende individuelle Grössenverschiedenheit zeigt.
Sie unterscheidet sich von dem nächstverwandten L. chlorop-
terus durch die bedeutendere Grösse, durch das umfangreichere
und namentlich nach unten zu mehr ausfliessende Blau der Ohr-
gegend, durch die viel kräftigeren Beine und Füsse, durch den
bläulichen Unterrücken und auch durch die in der Regel leb-
haftere und glänzendere Färbung der Seiten und der Bauchmitte.
Eine Verwechselung mit L nitens L., wie wir sie z. B. bei
Rüppell und Antinori finden, ist allerdings erklärlich ; aber Brisson
erwähnt, wie schon gesagt, der blauen Färbung auf Kopf und
Halsseiten mit keiner Sylbe, und eine sorgfältige Vergleichung
ausgefärbter Exemplare von L abyssinicus mit der Beschrei-
bung der Merle vert d' Angola Brisson's ergiebt noch andere
Verschiedenheiten, ganz abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit,
dass sich die Verbreitung unserer abyssinischen Art bisAng ola
erstrecken sollte.
In Nordostafrika zählt dieser Glanzstaar zu den häufig-
sten und weitest verbreiteten Arten seiner Gattung. Nach Heuglin
reicht seine Nordgränze im Nilgebiet und in der Bischarinsteppe
«Hl
eftwa bis zum 20 ^ N. Sc. »Er kommt iaber auch an der Si har
käste, in ganz Abyssinien, iiier bis zu 8000—9000 Fuss M
höbe, in den Gallaländern, in Sennaar und Eordofahn vor. " Am
der Westküste erscheint uns sein Vorkommen nur für Sene-
gambien ein ziemlich gesichertes. (Galam: Mus. Ber. ~ Se-
iKegal: Mus. Brem.)
Heuglin schildert seine Lebensweise : „Lebt paarweise und
in kleinen zerstreuten Gesellschaften als Standvogel, sowohl in
der Steppe als in der Waldregion und auf Viehweiden; weniger
häufig im Culturland und um Niederlassungen, die er nur ge-
legentlich, namentlich zur Zeit der Reife von Feigen, Datteln
und Cordien, bes«dit. Im Herljst rotten sich die Alten mit den
Jungen zusammen und streifen lärmend weiter im Lande umher.
Bh firiUzeit fällt in die Monate Juli bis September. Oft stehen
•6—8 Nester Änf einem und demselben Baum, gewöhnlich auf
isaürt stehenden Adansonien, Zizyphus, Balanites oder Akazien.
Die Höhe der Niststelle beträgt 10—30 Fuss. Oft werden die
aus grobem, dürrem schwarzen Reisig erbauten sehr grossen
Nester zu mehreren Brüten benutzt. Sie stehen auf Astgabeln,
oft hart am Stamm, meist aber auf schwächeren Zweigen. Die
Nisthöhle ist dagegen von geringem Umfang, tief und mit feinem
trockenen Gras, Federn, Wolle u. s. w. sauber ausgefüttert. Immer
nur drei Eier. Diese sind feinschaalig , oval, 11—12'" lang,
bläulich-grün, mit einzelnen blaugrauen und violettbraunen Flecken
und Punkten. Der Lockton ist ein gellendes, helles Pfeifen."
Blanford nennt den Flug und das Benehmen dieses Glanz-
staars durchaus staarenartig. Er nennt, wie auch Heuglin, die
Iris goldgeld. Bei der grösseren Rasse sei sie mehr orangegelb
gewesen. Am Ansebaflusse wurden beide Rassen angetroffen.
In den Flüssen oder in Senafe fehlte L. chalybaeus im Januar,
Februar und März gänzlich, wurde aber im Mai daselbst sehr
gemein. Josse begegnete diesem Vogel nur in den Flüssen und
auf dem Hochlande, wo sich derselbe im April paarweise, später,
von Mai bis August, in Flügen herumtrieb.
In Bogos, Bedjuc und Burka nach Antinori sehr gemein.
Zur Zeit der Reife von Holcus sorghum richten Schaaren dieses
Glanzstaars in den Pflanzungen grossen Schaden an» Die Ein-
geborenen vertilgen dann Massen derselben. Die individuelle
Verschiedenheit in der Grösse ist auch dort höchst merkwürdig.
A. Brehm berichtet, diese Art habe sich in der Voliere des
Berliner Aquariums fortgepflanzt und Junge erzielt, die darum
besonders interessant, weil ihr Jugendkleid dem der Alten
(bis auf etwas geringerem Schimmer) vollständig gleiche,
auch ohne Mauser durch Verfärbung in das der Alten übergehe.
Syn. Lamprotornis chalybaea, Ehrb. Symb. Phys. Av. dec.
L t. 10. — L. nitens, Rüpp. S. Ueb. p. 75. — Id. N. Wirb.
Abyss. Vög. t. 10. av. jun. — L. chalybaeus et nitens, Rüpp.
Syst. üebets. p. 36. — Lamprocolius chalybaeus, Id. Faun. Roth.
M. No. 146. — Id. Gab. Joum. 1863, p. 22; 1869, p. 6. — Id.
Orn. N. 0. Afr. p. 514. (NBI) — Hartl. Gab. Journ. 1869, p. 21.
64
- Brehm, Habesch, p. 327. — Id. Thierl. III. p. 307. - L.
abyssinicus, Hartl. 1. c. — L. nitens, Antin. Catal. p. 61. — Fächer.
Rev. et Mag. Zool. p. 256 u. s. w. — König- Warth. Neott Stud.
No. 52. — Blanf. Zool. Geol. Abyss. p. 3ü5. — Jesse & Finsch,
Transact. Zool. Soc. VII. p. 259. — Juida chalybaea, 0. R. Gray,
Handl. IL p. 24. — L. aurata (part.) Lefeb. Abyss. Ois. p. 106.
— L. cyaniventris , Blyth, Journ. Asiat. Soc. of Beng. 1^5, p.
255. - A. Brehm, Gab. Journ. 1872, p. 75. — Antin. & Salvad.
Viagg. Ucc. p. 126.
9. L« chloropterns, Sw«
Minor; aeneo-viridis ; macula parotica valde circumscripta
nitide coerulea; alis maculis holosericeo-nigris majoribus omatis;
loris holosericeo-nigris; cauda, uropygio et supracaudalibus totis
dorso concoloribus, viridibus; ventre medio et hypochondriis
pulchre chalybaeo-caeruleis, bis in nonnullis subviolasceDtibas;
macula cubitali caerulea, ex parte violaceo-resplendeute; subcau-
dalibus viridibus; remigibus aeneo-viridibus; cruribus virescenti-
bus; rostro et pedibus nigris. Iris igneo-flava.
Foem. Statura et coloribus vix diversa.
Jun. av. Gastraeo toto griseo-fuscescente, macula auris
nigro-fusca; ala non maculata; colore notaei minus lucido. (Sund.)
Long, circa 21 cent
Es konnten zahlreiche Exemplare dieser Art von West- wie
von Nordostafrika untersucht werden.
Ex. von Keren. (//i. Esler Coli. Sh.) Sehr schön. Der
Ohrfleck prachtvoll blau und scharf umgränzt; der Armfleck schön
blau und violett glänzend (die violetten Federn sind wie blau-
gerandet); Bauchseiten schön blau mit violettem Schiller; Schen-
kel blau; untere Schwanzdecken grün; innere Flügeldecken blau,
der innere Flügelrand mehr spangrün; ausser den gewöhnlichen
Flügelflecken tragen auch noch die Armschwingen ein sammt-
schwarzes Endfleckchen; die Bürzel- und Schulterfedern zeigen
einen schwachen Schiller in's Bläuliche; die Schwingen sind ge-
nau so gefärbt wie bei L. porphyrurus; der Schwanz ist
rein grün.
Ex. vom Senegal. (Verr.) Nicht so brillant. Der blaue
Ohrfleck matter und weniger circumscript. Das Metallgrün der
Schwingen schwach entwickelt. Von Violett im ganzen Gefieder
keine Spur. (Coli. Sharpe.)
Ex. von Keren. (Coli. Sh.). Klein. Weniger glänzend.
Kein Violett. Ohrfleck nur angedeutet. Die 2 ersten Schwin-
gen verblichen hellbraun, ebenso einige Armschwingen; die an-
dern mit grünem Metallglanz.
Junger Vogel. (Sennaar.) Auf Kopf und Unterseite un-
rein hellbraun, mit einzelnen grünen Metallfedern gemischt;
Unterrücken und Bürzel rein braun; auch obenher braun und
luetallgrün-fleckig.
rostr. a
fr.
al.
16 m.
12 c.
17 m.
13 c.
18 m.
13 c.
15 m.
11c.
16 m.
12 c.
17 m.
11 c. 5 m.
65
caud. tars.
7 c. 6 m. 23 m. (Keren : m. ad.
7 c. 8 m. 24 m. (Keren)
7 c. 8 m. 28 m. (Senegal : ad.)
7c. 28m. (Keren: Jun.)
7 c. 4 m. 25 m. (Gabon: Ad.)
6 c. 5 m. 26 m. (Gabon : m. ad.)
Auf der Westküste Afrika^s erstreckt sich die Verbreitung
dieser Art vom Senegal bis über den Aequator hinaus. Stand-
orte sind z. B. Gambia: Swains. ; Senegal: J. Verr.; Casamanse:
Baudouin, Payes; Gabon: Verr. Fundorte in N.O.Afrika sind:
Sennaar: Hedenborg, Antinori; Abyssinien: Rüppell; Quamamil:
Herz. Paul v. Württemb. ; Djur und Kosanga: Heuglin.
Eine Verwechselung mit L. chalybaeus ist eigentlich kaum
möglich. Die geringe Grösse, die zierlichen Füsse, der rein
erzgrüne Farbenton der Oberseite, namentlich des Unterrückens,
der kleine, circumscripte hochblaue Ohrfleck, das Alles kenn-
zeichnet L. chloropterus auf den ersten Blick. Westliche
Exemplare scheinen etwas grösser zu sein.
Heuglin erlangte diese Art zwischen dem obern Gazellen-
fluss und dem Kosanga in Centralafrika , wo sie gesellig auf
Hochbäumen im Urwalde staarenartig und lärmend umherstreift.
Oft trifft man sie auch auf niedrigem Buschwerk oder auf dem
Boden. Sie klettert gut und pickt ganz schwarzamselartig an
Früchten. Beeren und Sycomoren bilden die Hauptnahrung. Ist
wahrscheinlich Standvogel. — Singt etwas: A. Brehm.
Syn. Lamprotornis chloropterus, Sw. Menag. p. 359. —
Lamprocolius chloropterus, Bp. Consp. I. 416. -— Hartl. West
Afr. 118. — L. nitens, A. Brehm (part.) — L. cyanogenys, Sundev.
KongL Vet. Ac. Förh. 1850, p. 127. — Pucher. Eev. Zool. 1858,
p. 254 etc. — Hartl. Gab. Journ. 1859, p. 20. — Heugl. Gab.
Journ. 1864. p. 257. — Jd. ib. 1869, p. 4. — Jd. Faun. Roth.
M. No. 147. - Jd. Orn. N. 0. Afr. p. 512. — Antin. Cat. descr.
p. 61. — A. Brehm, Gab. Journ. 1873, p. 80. .
10. L^ nitens, (L,)
Splendide aeneo-viridis ; tectricibus alarum nonnullis minori-
bus maculam chalybeo-violaceam formantibus; maculis alarum
holosericeis parvis , sed bene conspicuis ; subalaribus extus et
apice violaceo-chalybaeo-tinctis ; cauda subgradata; rostro et pe-
dibus nigris. (Briss.)
Long. tot. circa 8^' 10'^'; rostr. a riet. llVa'"; caud. 2'' \V'\
(Briss.)
Angola: De Gastelan.
Wir schliessen uns hinsichtlich der Deutung dieser vielfach
discutirten Art der Ansicht Pucheran's an. Derselbe entdeckte
nämlich in der Pariser Sammlung ein Exemplar von offenbar
sehr altem Datum, in welchem er den Typus von Brisson's
Merle vert d' Angola gefunden zu haben glaubt. Dasselbe ist
IV. Mai 1874. 5
66
ganz mctallischgrün , oben- wie untcnher; nur lassen sich unter
einer gewissen Beleuchtung schwache violette Reflexe auf den
Kopfseiten unterhalb der Ohrgegend unterscheiden ; deutlieh sind
die kleinen Sammtflecke der Flügel vorhanden. Ebenso der pnr-
purviolette Armfleck.
Dass dieses Individuum das von Brisson beschriebene sei,
ist nun in der That sehr möglich, ja sogar wahrscheinlich. Den
nur unter einem gewissen Lichte bemerkbaren schwachvioletten
Schiller auf den Kopfseiten konnte die Beschreibung unbeachtet
gelassen haben. Im Uebrigen aber ist die Uebereinstimmung
eine ziemlich befriedigende. Die kleine Differenz in den Maassen
kann auf individueller Verschiedenheit beruhen. Sehr merkwür-
dig bleibt es, dass unter den neuerdings zahlreich von Angola
eingetroffenen Sammlungen bis jetzt kein mit dem Turdns
nitens L. sicher zu identificirender Vogel bekannt geworden ist
J. Verreaux glaubt, L. n i t e n s von Gabon erhalten zu habta.
Aber wir haben Grund, in alle nicht von uns selbst constatir-
ten Bestimmungen von Vögeln dieser Gruppe Misstrauen zu
setzen. Zunächst bleibt Brisson's „Merle vert d' Angola* für uns
weiteren Nachforschens bedürftig. Vollständig befriedigend
ist auch Pucheran's Deutung nicht.
Syn. Merula viridis angolensis, (Merle vert d' Angola), Briss.
Orn. II. p. 311, pl 30, fig. 2. — Id. Edit. oct. I. 244. — Turdüs
nitens, L. S. N. I. p. 294. — Juida nitens, Pucher. Rev. et Mag*
Zool. 1858, 247. (descript. specim. Mus Par.) — Lamprocolius
nitens, Hartl. Syst. Orn. Westafr. p. 247. — Id. Gab. Journ.
1859, p. 19.
11. L acnticandns, BarK
Splendide aeneo-viridis, nitore nonnullo chalceo; macula re-
gionis paroticae circumscripta subvirescente-caerulea; alis duabus
Seriebus macularum holosericeo-nigrarum, parvarum ; loris nigris ;
remigibus 1 et 2 fulvescentibus, pogonio interno pallidioribus et
marginem internum versus albidis, sequentibus apice et pogonio
externo aeneo-viridibus , interno cinerascente ; cubitalibus totis
viridibus; macula alari tectricibus parvis cubitalibus formata
purpureo-violacea, caeruleo circumdata; rectricibus viridibus, la-
teralibus margine interno nigricantibus. hypochondriis et tectri-
cibus remigura primariarum nonnihil chalybeo-caerulescentibus;
rostro conspicue arcuato, gracili nigro; pedibus nigricantibus.
Cauda gradata. Iris aurantiaca.
Long, circa 25 cent.
Die Beschreibung nach einem Exemplar der Bremer Samm-
lung von Caconda (Anchieta).
m. ad. Caconda (Anchieta). Das Grün im Ganzen etwas
bläulicher als bei unserm Exemplar. Grössere innere Flügel-
deckfedern blauschillernd, die kleineren längs des Flügelrandcs
mehr grün; Bauchseiten deutlicher in's Blaue ziehend; Hand-
schwingen verschossen bellbrauUi nur die Basis der Aussenf^ne
67
zu zwei Drittheilen grün; der Flügelfleck schöner entwickelt ah
bei unserm Exemplar, blau und violettglänzend mit Kupferschiller;
die Sammtflecken der Flügel deutlich, aber klein. (Coli. Sharpe.)
Ex. von Caconda (Anchieta). Jüngerer Vogel: Obenher
steht das Metallgrün fleckig auf hellbraungrauera Grunde; Arm-
schwingen goldgrün; Handschwingen braun, die Aussenfahne und
die breitere Basalhälfte grün; untere Schwanzdecken broncegrün
mit hellbrauner Spitze; innere Flügeldecken grau; untenher hell-
gelbbräunlich gefleckt, die Federn in der Mitte dunkler, dazwischen
einzelne metallgrüne Federn; Steuerfedern broncegrün, die seit-
lichen auf der Innenfahne gegen den Rand zu bräunlich; die
grossen Schwingen, die Steuerfedern und die oberen Schwanz-
deckfedern mit hellbräunlichem Spitzensaum,
rostr. a fr. al. caud. tars.
20 m. 12 c. 7 m. 11 c. 2 m. 2 c. 7 m. (m. ad. Coli. Sh.)
18 m. 12 c. 6 m. 10 c. 6 m. 2 c. 7 m. (Coli. Br.)
19 m. 12 c. 2 m. 10 c. 2 c. 6 m. (Jun. Coli. Sh.)
Bis jetzt nur in Angola gefunden. Die bekannten Exemplare
stammen sämmtlich von Caconda, wo die Art von dem Portu-
giesen Anchieta entdeckt wurde.
Der deutlich abgestufte Schwanz kennzeichnet diese Art in
eigenthümlicher Weise. Die. Länge der mittleren Steuerfedern
ist circa 96 mill., die der äusseren 72 mill. Der blaue Ohrfleck
erscheint ebenso circumscript als bei sycobius, unterscheidet sich
aber durch die viel weniger intensive Färbung. — Die Ansicht,
es verberge sich unter dieser Art Brisson's Merula viridis ango-
lensis (Turdus nitens, L.), können wir nicht theilen. Wenn auch
die Abbildung die in der Beschreibung unerwähnt gebliebenen
Sammtflecken der Flügel, ja sogar eine gewisse Abstufung des
Schwanzes deutlich zeigt, so halten wir es gleichwohl für un-
denkbar, dass Brisson den beim ausgefärbten Vogel constant
vorhandenen, circumscripten blauen Ohrfleck bei der Beschreibung
übersehen haben sollte.
Syn Lamprocolius acuticaudus, Barb. du Bocage, Av. das
pösess. Portug. etc. Quarta lista. Journ. Sc. Lisb. 1870, p. 133.
12. L^ phoenicoptems, Sw.
Major: splendide aeneo-viridis, plus minus chalybaeo-caerule-
scens; capite, nucha, uropygio, supracaudalibus , crisso, infra-
caudalibus et cruribus distinctius caerulescentibus ; subalaribus
violascente-chalybaeis ; regione parotica nitore nonnullo viola-
scente; maculis alarum holosericeis parvis; loris holosericeo-
nigris; cauda subcaerulescente; macula cubitali fulgide chalybaeo,
violaceo cupreoque varia; rostro et pedibus nigris. Iris flavo-
aurantia.
Foem. Minor; remigibus majoribus parte apicali fuscescen-
tibus; macula cubitali splendide violacea, nitore cupreo minus
distineto.
Long, circa 27 cent.
6*
68
Alt: Schön metallisch-grün, Scheitel und noch mehr Hinter-
kopf und Nacken blauschillernd; am tiefsten blau die Ohrgegend,
aber nicht umschrieben; dieses Blau zieht schwach in*s Violette;
Unterrücken und obere Schwanzdecken stark bläulich; Unterseite
schön bläulich-grün; Schenkel stahlblau; untere Schwanzdecken
grüner; die längeren Innenflügeldeckfedern intensiv blau, die
kleineren längs des Flügelrandes spangrün; Steuerfedern grQn,
auf der Unterseite schwarz; die SamnitHecken der Flügel klein
und undeutlich; Armschwingen mit etwas in*s Hläuliche ziehen-
dem dunklen Spitzenrand; Schwungfedern 1. und 2. Ordn. grün,
die Innenfahne gegen den Kand zu schwärzlich; auf den Flügeln
erscheint das Metallgrün am reinsten und am wenigsten bläu-
lich; der Armfieck ist ein prächtiges Gemisch aus blau, violett
und goldbraun oder kupferröthlich. {m. ad. vou Port Elisabeth.)
Ex. von El and s-P ort. (w. ad. Atmore.) Prachtvoll blaa
an den Kopfseiten und um den Hinterhals herum. Deutlicher
violetter Schiller.
Ex. von Capangombe. (ad. Anchieta.) Sehr gross; das
Grün der Steuerfedern deutlich ins Bläuliche; die Querbänder
unter gewissem Lichte besonders deutlich.
Ex. von Ambaca. (ad. Anchieta.) Steuerfedern deutlich
stahlblau schillernd, sehr stark gebändert; innere Flügeldecken
violett.
Ex. aus Damaraland. (Jünger. Andersson.) Düster me-
tallgrtin, das Braun der Federbasis überall durchscheinend; un-
tere Schwanzdecken braungrünlich mit sehr schwachem Metall-
glanz; Arrafleck schon deutlich; Bürzel und Schwanz mit stahl-
blauem Schiller; Unterseite vorherrschend braun, mit grünlichem
Schiller. Schnabel kürzer.
rostr. a fr.
al.
caud.
tars.
20 m.
13 c. 8 m.
9 c. 5 m.
3 c.
(Alt. Elandsport)
21 m.
14 c. 3 m.
10 c.
3 c.
(Alt. Elandsport)
18 m.
12 c. 7 m.
9 c. 5 m.
3 c. 2 m.
(Alt. Natal)
19 m.
13 c. 6 m.
8 c. 5 m.
3 c.
(Alt. Damara)
16 m.
12 c. 3 m.
10 c.
3 c. 3 m.
(Alt. Capang.)
Sehr zahlreiche Exemplare dieser Art konnten untersucht
und verglichen werden. Die individuellen Färbungsdiflferenzen
sind unbedeutend. Die Farbe der Iris, beim alten Vogel lebhaft
roth, wird gleich nach dem Tode wieder gelb (Jules Verreaux).
Beim jungen Vogel ist die Iris schwärzlich. Von der nächst-
verwandten Art, L. decoratus, unterscheidet sich L. phoeni-
copterus hauptsächlich durch die grössere Statur, die weit
stärkeren Füsse, den längeren Schnabel, das tiefere in's Violette
schillernde Blau der Kopfseiten und durch das Nichtvor-
handensein der violetten Färbung der Deckfedern von
den Schwingen Ister Ordnung.
Ein in Südafrika sehr häufiger und weit verbreiteter
Vogel. Ueberall in den östlicheren Theilen der Capcolonie.
Levaillant traf ihn zuerst in grossen Schaaren am Gamtoosriver.
Ebenso häufig in Grosnamaqua, Damaraland, in den Thälern des
Obavango und Teoge, sowie auf dem Gebiete der Seen. Stand-
orte sind z. B. nochNatal: Ayres, Cutter; Capangombe und Am-
baca in Angola: Äachieta; Elandsport: Atmore; Port Elisabeth:
Cutter. Monteiro nennt ihn überaus häufig in ganz Angola.
Schon Levaillant berichtet über die Lebensweise dieser
Art, dass sie, ächte Strichvögel, nur in der trocknen Jahreszeit
die Colonie besuchen, dass Beeren und Larven aller Art die Nah-
rung bilden, dass das Nest in Baunilöchern oder auf dem Boden (?)
stehe und dass die Zahl der blaugrüoen Eier fünf oder sechs
sei. — Ändersson hebt das Staarartige bei diesem Vogel
besonders hervor. Grosse Flüge oft in der Nähe der Dörfer.
Wenig scheu. Die Nahrung bestehe in Beeren, Saamen und In-
secten. Fruchtgärten werden gern geplündert. Das Nest steht
in Baumlöchern und ist sorgfältig ausgefüttert mit Federn. Ge-
wöhnlich nur 4 Eier von länglich-ovaler Gestalt, stark zugespitzt
an einem Ende, blassbläulich-grün und durchweg besäet mit
kleinen hellbraunen Flecken.
Um Natal gewöhnlich in Flügen von drei bis zwölf Indivi-
duen, bisweilen auch mehr. Im Frühjahr sieht man nur Paare.
Das ein Nest enthaltende Bauraloch steht in der Regel ziemlich
hoch über dem Boden. Ayres beobachtete einmal, wie ein Paar
dieser Art sich eines Spechtnestes bemächtigte, die Eier darin
zerstörte und die eigenen hineinlegte, was sieh die Spechte zag-
haft gefallen Hessen. Maulbeeren lieben sie vorzugsweise. Mit-
unter sieht man sie auch auf dem Boden nahrungsuchend um-
herhüpfen, ähnlich der Schwarzamsel in England. Der Gesang
ist staarenartig.
Nach Jules Verreaux fiele die Zeit der Fortpflanzung in
die Monate October, November und December. Im Februar,
März und April sei dieser Vogel massenweise um Natal anzu-
treffen, um dort gewisse eben reife Beeren zu fressen,
Syn. Le Nabirop, Levaiil. Ois. d'Afr, pl. 89. — Sturnus
auratus, Daud, — Lamprotornis aurata, Licht. Doubl, p. 18. —
L. phoenicopterus, Sw. Anim. in Menag. p. 360. — Lamprocolius
phoenicopterus, Bp. Consp. I. 416 — Gab. Mus. Hein. I. 199. —
Pucher. Rev. Mag. Zool. 1858, p. 349. (descr. opt.) — Hartl. Cab.
Journ. 1859, p. 18. - Sundev. Anteckn. p. 34. — Juida phoenic.
Lay. B. South Afr. p. 171. - Gurney et And. B. of Damara,
p. 160. — Spreo bispecularis, Sei. et Strickl. Contrib. Gm. 1852,
p. 149. — Gurney et Ayres, Ibis IL p. 210 (Natal). — Gurney,
Proc. Z. S. 1864, p. 7. — Monteiro, Proc. Z. S 1865, p. Q2.
13. L. decoratas, Hartl.
Splendide metallice-viridis; loris nigris; occipite, nucha, ca-
pitis et colli lateribus, uropygio rectrieibusque pulchre chalybaeo-
caerulesccntibus, intermedüs conspicue in violaceum vergentibus,
Omnibus sub certa luce fasciolatis; remigum fusco-nigrarum po-
goniis externis, excepta parte apicaJi angustata, caeruleo-virescen-
tibas, 5tae et 6tae purius caeruleis, maculis holosericeis alarum
70
parum distinctis ; tcctricibus rcmiKum primär. Tiolaceis;
rcmigibus cubitalibus nitidc caerulcscentibu8, conspicue fasciolatis;
subalaribus viridi cacrulcoquc variis; subtus acnco-vircscens ; sab-
caudalibus caorulcsccntibus ; niacnla cubitali violacco-purpura-
scentc cupreoquc resplcndcnte; rostro et pcdibus nigris. Iris
aurantiaca.
Foem. Vix diversa.
Long, circa 22 cent.
Wir unterschieden diese seltnere Art 1HG2 nach einem Yon
Layard eingesandten und aus Natal stammenden Exemplare. In-
zwischen sind uns deren noch andere zu Gesicht gekommen.
Die hier gegebene Beschreibung nach einem al tausgefärbten
Männchen von Ambacca (Angola). Anchieta, der den Vogel dort
sammelte, nennt die Iris ^entre encornado e amarello*. Die uns
bekannt gewordenen Exemplare zeigen nur geringe individuelle
Verschiedenheit in der Färbung. Die etwas in's Violette ziehende
Nuance der mittleren Steuerfedern ist bei einem anderen eben-
falls von Ambacca stammenden Exemplar (m. ad.) kaum bemerk-
lich. Die blauen Innenfiügeldeckfedern zeigen bei diesem an den
Rändern violetten Purpurglanz. Der sammtschwarze Spitzenfleck
der Cubitalschwingen kaum bemerkbar.
Sehr characteristisch für diese Art im Vergleich zu den
naheverwandten L. phoenicopterus und sycobius ist die
violette Färbung der Deckfedern der Primärschwingen. Schnabel
und Füsse zierlicher als bei diesen. Der Schwanz erscheint unter
gewissem Lichte mit bläulich-violetten Reflexen fasciolirt. Die
erste Schwungfeder 1. Ordn. ist ganz schwärzlich-braun, die übri-
gen, mit Ausnahme des verschmälerten Spitzentheils auf der
Aussenfahne, metallgrün; auch das Braun der Innenfahne zeigt
grünlichen Schiller. Untere Schwanzdecken von der Farbe des
Bauches. Auch die Cubitalschwingen zeigen nach der stark bläu-
lichen Spitze hin deutliche Bänderung; die zwei Reihen sammt-
schwarzer Flügelflecken nur eben erkenntlich. Die Weibchen
sind etwas weniger glänzend gefärbt, im übrigen nicht ver-
schieden.
rostr. a fr. al. caud. tars.
17 m. 120 m. 85 m. 29 m. {f. Moconjo)
18 m. 122 m. 83 m. 30 m. (w. Ambacca)
17 m. 122 m. 98 m. 29 m. \m, Ambacca)
17 m. 122 m. 90 m. 29 m. (/. Mocoiyo)
19 m. 120 m. 83 m. 30 m. (Natal)
Die bis jetzt bekannten Exemplare dieser Art stammen von
Angola oder von Natal. Ueber die Lebensweise fehlt uns jede
Auskunft.
Syn. Lamprocolius decoratus, Hartl. Ibis 1862, p. 148. —
Lay. B. of S. Afr. p. 171.
71
14. L. sycobins, Peters.
Pulchre metallice-viridis, nitore sericeo resplendens; tergo,
uropygio et cauda vix caerulescentibus, rectricibus sub certa luce
fasciolatis; maculis alarum parvis holosericeis; macula regionis
paroticae circumscripte cyanea; macula cubitali fulgide violaceo-
purpurascente, cupreo et cyaneo micante; subalaribus pulchre
caeruleis, nitore nonnullo violascente; abdomine nee non hypo-
chondriis et cruribus chalyhaeo-caerulescentibus ; subcaudalibus
viridibus; remigibus primariis fusco-nigris, pogonio externo ob-
solete virescentibus ; cubitalibus totis viridibus; rostro et pedibus
nigris. Iris aureo-flava.
Foem. paullo minor et minus nitide tincta.
Leng, circa 25 cent.
/". ad. (Huilla) Metallisch-grün mit prachtvollem Seidenglanz
und schwach bläulichem Schiller unter gewissem Lichte; ausser
den beiden Reihen der gewöhnlichen Sammtflecke des Flügels
zeigt das Männchen solche auch an der Spitze der grünen Arm-
schwingen ; Armfleck oben kupferglänzend, dann violett und nach
unten zu blau; Bürzel, obere Schwanzdecken, Schenkel, Bauch
und Seiten mehr oder weniger blauschillernd; untere Schwanz-
decken grün; die erste Schwungfeder ganz braunschwarz, die fol-
genden ebenso, aber am breiten Theile der Aussenfahne matt-
grün; auch die Innenfahne mit schwach grünlichem Schiller;
Schnabel und Füsse schwarz. Iris goldgelb.
Bei dem Weibchen ist der Seidenglanz des Gefieders un-
gleich schwächer entwickelt.
Die Beschreibung nach Exemplaren der Bremer Sammlung
von Huilla.
caud. tars.
94 m. 19 m. (A ad. Huilla)
100 m. 25 m. (m. ad. Huilla)
90 m. 30 m. (m. ad. Huilla)
m. 95 m. 30 m. (Alt. Tette.)
Wir konnten acht Exemplare dieser schönen von Peters in
Mossambique entdeckten Art untersuchen. Die Mehrzahl der-
selben stammt von Huilla in Angola, wo der portugiesische Rei-
sende Anchieta sie sammelte. Von L. phoenicopterus ist
diese Art bestimmt verschieden durch den prachtvollen Seiden-
glanz des Gefieders, den obenher vom Auge ab scharf begränz-
ten schönblauen Ohrfleck, den viel weniger blauen Unterrücken
und Bürzel, den Mangel an gelben Messingtönen im Armfleck,
die entschieden kleineren Dimensionen, den beinahe reingrünen
Schwanz, den ungleich zierlicher gebildeten Schnabel und Füsse.
L. decoratus hat obenher viel mehr blau in der Färbung und
ist auf der Unterseite grüner. Auch ist er kleiner als L. syco-
bius. Das Blau der Ohrgegend ist diffus; die unteren Schwanz-
decken ziehen stark in's Bläuliche; die Aussenfahnen der 5. und
6. Schwinge sind schön blau. Das Alles lässt keine Verwechse-
li^ig der beiden Arten zu.
rostr. a fr.
al.
18 m.
129 m.
19 m.
130 m.
18 m.
13 c.
18 m.
13 c. 2
72
Die bis jetzt bekanoten Exemplare dieser in Sammlungea
noch sehr seltenen Art stammen entweder von Mossambiqae, wo
Peters und Kirk sie antrafen, oder von Angola, wo, wie schon
gesagt, der Portugiese Anchieta sie sammelte. Um Tette lebte
dieser Glanzstaar gesellig und frequentirte im August und Sep-
tember cultivirtes Terrain an den Ufern des Zambesi und ShiitS.
(Kirk.)
Syn. Lamprotornis sycobius, Licht. Nomencl. p. 53 (sine
descr.) — Hartl. Gab. Journ. 1859, p. lü. — Kirk, Ibis 1864,
p. 321. — Finsch et Hartl. Vög. Ostafr. p. 380.
15. L. melanogaster, Swains.
Obscure metallice-viridis , nitore sericeo; loris holosericeo-
nigris; macula poneoculari oblonga violacente-caerulea ; scapula-
ribus; tergo, uropygio, supracaudalibus et cauda splendide viola-
ceis; rectricum pogoniis internis nigris, sub certa luce fasciolatis;
rtmigibus nigris, primariis earumque tectricibus pogonio extemo
fere toto intense purpureo-violaceis , secundariis tectrieibusque
obscure viridibus; pectoris lateribus chalybaeo -violascentibus;
corpore inferiore reliquo nigro, hypochondriis nitore ehalceo;
subcaudalidus chalybaeo-violascentibus; rostro et pedibus nigris.
Iris dilute flava.
Foem. Magis aeneo-virescens; cauda fere tota nigra; ma-
cula poneoculari parum distincta; pectore et abdomine obsolete
fusco - nigricantibus, hypochondriis et subcaudalibus nonnibil
chalybaeo-violascentibus; remigibus 1. ord. pogonio extemo vi-
ridibus.
Long, circa 22 cent.
Die Beschreibung nach von E. Mohr in Natal gesammelten
Exemplaren der Bremer Sammlung.
Nur das altausgefärbte Männcheu zeigt den olive-
goldigen Schiller der Bauchseiten ; Unterrücken und obere Schwanz-
decken lebhaft violett; der Hinterhals am grünsten; Schulter-
federn violett, ebenso der Aussenrand der grösseren Schwung-
federn mit Ausnahme des Spitzentheils; keine Spur von Sammt-
flecken der Flügel; Zügel sammtschwarz. „Iris hochgelb": Vic-
torin.
Ex. von Natal. (/*. J. L. Meade. Coli. Sharpe.) Etwas un-
sichere Färbung; Bauch bräunlich mit violettblauem Anfluge;
Schwingen dunkelbraun, mit schwachbläulichen Aussenrändern ;
Unterrücken und obere Schwanzdecken düster bläulich; Kopf,
Hals und Mantel grün; Gegend hinter dem Auge mehr blau;
Schulterfedern mehr bläulich; Steuerfedern dunkelbraun, mit deut-
lich blauen Aussenrändern.
rostr. a fr. al. caud. tars.
16 m. 11c. 3 m. 9 c. 25 m. (m. ad. Natal)
15 m. 10 c. 5 ra. 8 c. 3 m. 24 m. (/*. jun. Natal)
15 m. 11c. 4 m. 8 c. 2 m. 25 m. (Br. Samml.)
Der Verbreitungsbezirk dieser Art ist ein ziemlich be-
*r3
schränkter. Jules Verreaux definirt denselben als zwische
Zwellendam und Port Natal liegend. Aber Fornasini sammelt«
den Vogel in Mossambique. Fundorte in Südafrika sind z. B.
Kafferland: Krebs, Wahlb. ; Capcolonie: Verr.; Knysna: Victorin;
Natal: Mohr, Ayres, Meade; Pietermarizburg : Layard.
Swainson's Angabe «Senegal" beruht auf einem Irrthum;
ebenso Grant's und Speke's „Unyamezi" „Eyes snowwhite**
(Grant, Suramary of Observ. p. 82.).
Diese höchst eigenthümliche Art steht völlig isolirt unter
den congenerischen da. Der dunkle Seidenglanz des Gefieders,
der gänzliche Mangel der Sammtflecken der Flügel, die auffallend
kleinen zierlichen Füsse, die Färbung selbst machen dieselbe
vor jeder andern sofort erkenntlich.
Am interessantesten berichtet über L. melanogaster der
schwedische Reisende J. F. Victorin. „Diesen Vogel habe ich
nun in der Umgegend (von Knysna) zwei Tage hintereinander in
Flügen von 10 bis 14 Stück bemerkt, ohne anfänglich besonders
darauf zu achten. Ich hielt ihn nämlich für Dicrurus musicus,
dem er aus einiger Entfernung sehr ähnelt. Beide bemerkte ich
auf einem Capash (Ekebergia capensis), dessen röthliche Frucht
sie sehr lieben. Hoch oben in einem dürren Baum sitzend oder
auch in einer mehr offenen Lage zeigt sich dieser Glanzstaar
sehr scheu. Wenn aber der Baum von dichtem Gebüsch um-
geben ist, so kann man unter dem Schutze desselben ihn leicht
schiessen. Ihr Stimmlaut klingt bisweilen wie der von Sturnus
vulgaris in der Herbstzeit. Im Kafferlande soll der Vogel sehr
gemein und unter dem Namen Green Sprou bekannt sein."
Nach Jules Verreaux gern zwischen Viehheerden, auch
wohl in der Nähe von Büffeln, Rhinocerossen und Antilopen.
Aber hält sich jedenfalls nicht so ausschliesslich am Boden auf
wie der Spreo. Und Ayres berichtet von ihm, dass er bei
Natal gesellig auf buschreichem Terrain von kleinen Früchten
lebe und dass sein Gesang laut und misstönig sei.
Syn. Lamprotornis melanogaster, Swains. Anim. in Menag.
p. 297. — L. porphyropleuron, Sundev. Oefvers. K. Vetenck. Ac.
Förh. 1850, p. 100. — L. corusca, Licht, in Mus. Berol. — Id.
Nomencl. Av. p. 53. — Lamprocolius corrusca und L. melano-
gaster, Bp. Consp. I. 115. — L. melanogaster, Hartl. Syst. Orn.
Westafr. p. 119. — Id. Caban. Journ. 1859, p. 23. — Id. Ibis,
1863, p. 148. — Finsch, Gab. Journ. 1867, p. 247. — Juida
melanogaster, Lay. B. of S. Afr. p. 173. — „Lampr. purpuropte-
rus, Rüpp." Bianc. Specim. Zool. Mosamb fasc. XVIII. p. 322.
— Finsch et Hartl. Vög. Ostafr. p. 381. — Gurney et Ayres,
Ibis 1862, p. 29. — Grill (Victorin) Anteckn. p. 37.
16. L purpureiceps, Verr.
Splendide aeneo-viridis ; capite toto et pectore pulcherrime
amethystino-violaceis, pilei plumis in holosericeum vergentibus;
dorso quasi circurascripte viridi; abdomine minus nitide tincto;
74
tcctricibus alarum magis caerulcsccntibus, remigum pogonÜB ez-
ternis intcnsius cyaneis, apicibus et pogoniis internis ex parte
nigris, chalybco lavatis; rectricibus pogonio intcrno oigris, nitore
chalybco extcrno quasi subaurato, duabus mcdiis totis chaiceo-
olivasccntibus ; subcaudalibus et subalaribus, nigricante et dilute
caeruicscente variis; supracauclalibus dorso concoloribus ; maculis
holoscriceis alarum nullis; rostro et pedibus nigris. Iris fusca.
Long, circa 20 cent 3 mill.
Foein. parum minor; minus nitide tincta.
Die Beschreibung nach einem prachtvoll ausgefärbten Exem-
plar von den Cameroons-Gebirgen (Crossley). Das Violett der
Brust erscheint am untern Rande mehr blau. Die unteren Schwanz-
und inneren Flügeldecken schwärzlich und hellberyllbläalich ge-
mischt mit prachtvollem und sehr eigenthümlichem Metallglaoz.
Ex. von (labon (Du Chaillu). Etwas weniger schön. Kehle
nur spärlich gefiedert; das Blau der Schwingen höchst brillant, fast
ultramarin. Auch die Deckfedern viel blauer. Ebenso die un-
teren Schwanzdecken und die längeren Oberschwanzdeckfedem.
(Coli. Sharpe.)
Ex. von Cameroons. Jüngerer Vogel (Crossley).
Vorderkopf und Kehle schwärzlich; die violetten Partien am
Kopf alle rein blau; die Flügel erscheinen bläulichgrün; Unter-
leib dunkel schwärzlichgrün; Schnabel und Füsse heller. (Coli.
Sharpe.)
rostr. a fr. al. caud. tars.
17 m. 12 c. 7 c. 7 m. 20 m. (Cameroons)
16 m. 11c. 8 c. 20 m. (Gabon)
12 m. 9 c. 3 c. 7 m. 20 m. (Cam. Jung.)
Die bis jetzt bekannten Exemplare dieser ausgezeichneten
Art stammen von Gabon, wo Du Chaillu dergleichen am Muni-
flusse, am Ogobai und Kembo erlangte, und von Cameroons,
wo Crossley dieselbe sammelte. Sie bildet mit der nächstfolgen-
den eine hleine Gruppe für sich. Der matte halbsammtartige
Glanz der Kopf- und Halsbefiederung ist derselben eigenthüm-
lich. Der Schwanz erscheint leicht ausgerandet. Von den sammt-
artigen Flügelflecken der grösseren Lamprocolii keine Spur. Der
Schnabel zierlich und sehr kurz. Die Füsse hräftig.
Nach Du Chaillu lebt dieser Vogel truppweise im Gebüsch,
Beeren und Früchten nachsuchend.
Syn. Lamprocolius purpureiceps , J. Verr. Rev. et Mag. de
Zool. 1851, p. 418. — Hartl. Syst. Orn. Westafr. p. 120. —
Hartl. Cab. Journ. 1859, p. 24. — Cass. Proceed. Ac. Philad.
1859, p. 133. — Strickl. Jard. Contrib. 1851, p. 133. — Cass.
Proc. Acad. Philad. 1857, p. 36. — Hartl. Cab. Journ. 1859, p,
24. — Sharpe, Proceed. Z. S. 1871, p. 611.
17. L cnpreocanda, Temm.
Splendide chalybeo-virescens ; capite, coUo et pectore supe-
riorö obscure violaceo-purpurascentibus ; alis (jUstinctius aeneo-
Str. a fr.
al.
16 ra.
12 c. 3 m.
16 m.
—
12 m.
12 c.
16 m.
11 c. 5 m.
16 m.
12 c. 6 m.
75
virescentibus ; subalaribus chalybeis; remigibus nigris, nito
nonnullo chalybeo; subcaudalibus obscure violascentibus ; rectrj
cum pogohiis internis chalybaeo-nigricantibus, externis margincL
versus chalceo-nitentibus, externis subauratis; mediis totis me-
tallice olivascentibus ; rostro et pedibus nigris. Iris?
Long, circa 20 c. 3 m.
Foem. minor, coloribus vix diversa.
Wir beschrieben ein von Whitely gesammeltes prachtvolles
Exemplar aus Fantee in der Sammlung R. B. Sharpe's. Ganz
so gefärbt ist ein sehr schönes Exemplar von Ashantee im Briti-
schen Museum. Auch in der Bremer Sammlung.
Ex. von Fantee (Usher); überall etwas matter gefärbt.
(Coli. R. B. Sharpe.)
Ex. vom Voltaflusse (Usher). Die Amethysttöne pracht-
voll entwickelt.
Ex. von Aquapim (Riis). Etwas kleinere Dimensionen.
Die Färbung nicht abweichend.
caud. tars.
8 c. 21 m. (ad. Fantee)
8 c. 20 m. (Voltafl.)
8 c. 20 m. (Gaben)
7V2C. 19 m. (Fantee)
7 c. 6 m. 22 m. (Gaben)
Weit auf der Küste von Guinea verbreitet. Standorte sind:
Sierra Leone (?): Mus. Lugd.; Aquapim: Riis; Ashantee: Brit.
Mus.; Gaben: Aubry Lecomte, Gujon; Fantee: Whitely, Usher;
Accra: Usher.
Diese schöne Art unterscheidet sich wesentlich von der vo-
rigen. Die Hauptfarbe des Körpers ist weit bläulicher und der
Uebergang der violetten Halsfärbung in dieselbe erscheint viel
vermittelter als bei L. purpureiceps. Die Farbe des Schei-
tels zieht stark in's Stahlblaue. Obere Schwanzdecken schön
stahlblauglänzend. Das Sammtartige der Kopfbefiederung fehlt.
Die Formen und Maasse ganz dieselben wie bei L. purpurei-
ceps. In der Schwanzfärbung kein Unterschied zwischen den
beiden Arten.
Ueber die Lebensweise ist wenig bekannt. Lebt auf den
Ebenen um Accra (Goldküste) geschaart und oft zusammen mit
L. auratus. Im Betragen ist viel Staarenartiges. (Usher.)
Syn. Lamprotornis cupreocauda, Temm. Mus. Lugd. — Hartl.
Syst. Orn. Westafr. p. 119. — Id. Caban. Journ. 1859, p. 24. —
„Lamprocolius purpureiceps* Sharpe, Ibis 1869, p. 384. — Id.
Ibis, 1874^ p. 66. - Id. Ibis 1870, p. 473.
Genns Pholidanges, Cap.
Gab. Mus. Hern. p. 198.
Rostrum breviusculum, gracile, emarginatum, apicem versus
compressum, culmine arcuato, naribus apertis.
76
Alae mediocres, caudae (liiiiidium vix attingcntcs, remigibas
2—4 caetcris longioribus, subaequalibus.
Call da acqualis, mediocris.
Pedes majusculi, unguibus longis; digitus cxtcrnus interno
longior.
Ptilosis nitidissiiiia; pliimae apicc dilatato-truncatae, »qua-
marum instar positae. Color violacciis in niaribus praevalet.
Maculae holosericeae alarum nullac. Foemina a mare plane
diversa, maculata.
Forma minor.
Africa trop. Arabia.
2 spec.
1. Ph, lencogaster, (Gm.)
Nitidissime purpurascentc-violaceus; loris holosericeo nigris;
pectore et abdomine albis; subalaribus nigricantibns; remigibus
2. ord. nigricante-fuscis , margine externo violaceis; rectricibus
mediis totis, reliquis pogonio externo violaceis ; rostro et pedibus
nigris. Iris dilute flava.
Foem. Supra fusco et ferrugineo variegata; subtus rufe-
scente-albida, fusco-striolata; remigibus basi ferrugineis; sub-
caudalibus albis.
Long, circa 17 cent.
Das Schuppenartige der Befiederung zeigt nur diese Form
in der Gruppe der Glanzstaare. Sehr zahlreiche Exemplare konn-
ten untersucht werden. Bei vielen der altausgefiirbten Männchen
ist der Farbenton ein rein violetter, bei anderen ein mehr pur-
purröthlicher. Bei zwei Exemplaren fand ich die röthlichen und
die blauen Federn gemischt; diese letzteren sind offenbar die
frischeren, jüngeren Federn. Die schwärzlichen Unterflügeldecken
zeigen einen schwach violetten Metallschimmer. Schwingen erster
Ordnung braunschwarz mit metallisch schillernder Spitze; Schwanz-
federn an der Innenfahne braunschwarz; ein schmaler Zügelstreif
sammtschwarz. Hinsichtlich des Weibchens lassen die von
Blanford, Sturt und Jesse an sehr zahlreichen frischen Exempla-
ren anatomisch constatirten Beobachtungen keinen Zweifel dar-
über zu, dass Rüppell, Brehm und Heuglin irrten, wenn sie das
alte Weibchen als in der Färbung vom Männchen nicht unter-
scheidbar darstellten. Das Farbenkleid desselben ist das oben
kurz beschriebene, völlig abweichende und durchaus unschein-
bare. Bei manchen Exemplaren sind die Federränder des Ober-
körpers und der Flügel lebhaft röthlich und breiter, bei anderen
dagegen etwas heller und schmaler. Die, unteren Schwanzdecken
mit einzelnen schmalen, schwarzen Schaftstrichen; die Innen-
fahne der Schwingen ist. mit Ausnahme des Spitzenviertels, hell-
rostroth. Die roströthliche Abschattirung nach dem Innenrande
der Steuerfedern ist bei manchen Exemplaren sehr deutlich, bei
andern kaum zu bemerken.
Jüngeres Männchen: Oben fahlbraun mit hellen Feder-
77
rändern; Bürzel, Schultern, Flügeldecken und, die Aussenränd
einzelner Armschwingen prachtvoll violett; mittlere Steuerfedei
violett, die folgenden hellbraun, dann schwärzliche mit violette
Schiller auf der Aussenfahne; die Färbung des Unterkörper
noch wie beim Weibchen; untere Schwanzdecken weiss.
Unbegreiflich bleibt's, dass Heuglin's Ansicht die entgegen-
gesetzte ist. Auch er will sehr viele Exemplare in allen Fär-
bungsstufen anatomisch untersucht und ebensowohl metall-
glänzende Weibchen als gescheckte Männchen gefunden
haben ! !
rostr. a fr.
al.
caud.
tars.
12 m.
10 c. 3 m.
6 c. 7 m.
3 c.
(w.
ad. Fantee)
12 m.
10 c. 3 m.
6 c. 6 m.
2 c. 2 m.
(m.
ad. Gambia)
12 m.
10 c. 7 m.
6 c. 7 m.
1 c. 8 m.
(m.
ad. Abyssin.)
12 m.
10 c. 7 m.
7 c. 5 m.
1 c. 9 m.
{m.
ad. Abyssin.)
12 m.
10 c.
7 c.
l c. 7 m.
(w.
ad. Gambia)
12 m.
10 c. 5 m.
7 c.
1 c. 8 m.
(A
ad. Gambia)
Ph. leucogaster ist wohl die am weitesten verbreitete Art
unter den Glanzstaaren. Sie bewohnt das ganze tropische Afrika
und wurde von Hemprich und Ehrenberg in den Bergen der
Wechabiten bei Gumfuda in Arabien beobachtet. Standorte in
Afrika sind beispielsweise: Senegal (Mus. Lissab.), Gambia (Bowd.
Brem. Mus.), Kasamanse (Verr.), Goldküsts (Eiis, Usher), Fantee
(Whitely, Higgins), Aquapim (Eeichenow), Gabon (Gujon), Natal
(Ayres), Abyssinien (Rüppell, Heuglin, Brehm, Blanford, Jesse etc.),
Oberer Bahr-el-Abiad (Heugl.), Am Jobat, Djur und Kosanga
(Heugl.), Mossambique (Sperling).
Innerhalb der Capcolonie noch nicht beobachtet: Layard.
Die vertikale Verbreitung würde nach Heuglin bis gegen
9000 Fuss hinaufreichen. (In Begemeder.) Blanford traf ihn
nicht über 6000 Fuss hinaus.
Der Schuppenglanzstaar lebt gesellig in Flügen von 6 bis 20
Stück. Er ist ein ächter Baumvogel, den man selten auf dem
Boden antrifft. Er scheint nach der Regenzeit zu wandern. Bei
Bowdich findet sich die Notiz, dass Ph. leucogaster im Mai bei
Mandinari, 11 Meilen den Gambia aufwärts, erscheine. Zu An-
fang der Sommerregenzeit traf Heuglin zahlreiche Flüge in den
Urwäldern zwischen dem Gazellenfluss und dem Kosanga. Zur
Brutzeit mehr im Gebüsch bei Paaren. Der Lockton ist ein
sanftes Pfeifen (Piepen : Ehrenb.). Zu Flügen vereinigt beleben
sie staarenartig lärmend die Viehweiden und den Hochwald. Ihr
Flug ist dem des Rosenstaars zu vergleichen. Gern baden sie
an der Tränke Im Magen fand Heuglin Früchte, Insecten,
Larven. Abends schaaren sich die einzelnen Flüge auf isolirt
stehenden Bäumen, um dort zu übernachten. Nest und Eier
unbekannt.
Nach Blanford fehlte dieser Vogel von December bis Ende
Februar gänzlich in den Pässen unterhalb Senaf^. Zu Anfang
März erschienen einzelne Flüge und im Mai wimmelte es von
Paaren. Flügge Junge am Ain Saba im Juli.
78
Antinori konnte den Schuppen^Ianzstaar in Bogos beob-
achten und berichtet nenenlings darüber. Kr begegnete den
ersten Vögeln dieser Art bei Aiisaba um die Mitte Mai. Immer
waren es nur vereinzelte Pärchen, die er dort traf und die ihn
bald von der iiichtigkeit der Ansicht Jessens hinsichtlich des
Färbungsunterschiedes der Geschlechter überzeugten. Der Vogel
scheint dort an berf^ige Lokalitäten gebunden, von welchen er
nur selten in die Ebene herabsteigt. Kr unterscheidet sich in
seiner ungeselligen Lebensweise sehr von den übrigen Glanz-
stnaren. Man sieht ihn vorzugsweise in den Gipfeln hoher Bäume
auf spärlich belaubten Aesten, wo denn oft mehrere Individuen
dicht aneinandergedrängt hocken. Längs des Giesbaches Sciotel,
in den Waldungen am Zad-Amba und in den Engpässen, die
nach Mensa und Maldi führen, war diese Art nicht selten. An
offenen Stellen in Samhar und Burka fehlten sie.
A)M'es berichtet, dass diese Art um Natal zur Zeit, wo die
weissen Ameisen schwärmen, dieses Insect der gewohnten vege-
tabilischen Nahrung vorziehe.
üsher beobachtete Ph. leucogaster an verschiedenen
Punkten der Goldküste. Das niedere Gebüsch in der Umgebung
der Stadt Lagos (Sklavenküste) wurde von grossen Schaaren des-
selben belebt. Sie fressen hier mit Vorliebe die Beeren eines
Dornbusches. Auch in Cameroons waren nach Reichenow
Beeren die Hauptnahrung. Hier trieben sich kleinere Schaaren
in niederem Gebüsch umher.
Blanford möchte Pholidauges für congenerisch halten mit
der indischen Gattung Grandala, Hodgs., und Gurney hält diese
Ansicht für sehr beachtenswerth. Nachdem wir Ph. leucogaster
und Gr. coelicolor aufmerksam verglichen, müssen wir diese
Vereinigung als sehr irrthümlich zurückweisen. Pholidauges
bleibt für uns ein Staar, Grandala ein saxicoliner Vogel von
etwas unsicheren Affinitäten, aber Sialia zunächst stehend.
Syn. Turdus leucogaster, Gm. S. N. p. 819. — Merle violet
ä ventre blanc de Juida, Buff. PI. enl. 293, fig. 1. — Lath. Gen.
Hist. V. 224. — Lanius sp. Bowd. Exe. p. 224. — Lamprotomis
leucogaster, Swains. B. of W. Afr. L p. 112, pl. 8. — ßüpp. Neue
Wirb. Abyss. Vög. p. 24. — Ehrenb. Symb. Physic. Av. dec. I.
— Heugl. üebers. p. 37. — Calornis leucogaster, Bp. Consp. L
416. — Pholidauges leucogaster, Gab. Mus. Hein. L p. 198. —
Hartl. Orn. Westafr. p. 120. — Id. Gab. Journ. 1859, p. 28. —
Jard. Nat. Coli. Edinb. N. Phil. Journ. 1856, p 243. — Heugl.
Orn. N. 0. Afr. p. 52L. — Finsch et Hartl. Vög. Ostafr. p. 376.
— Finsch et Jesse, Transact. Z. S. VH. 247. — Grandala leuco-
gaster, Blanf. Zool. Abyss. p. 247. — Juida leucogaster, Lay. B.
of S. Afr. p. 174. — Cinnyricinclus leucogaster, Less. Rev. zool.
1840, p. 272. — Gurney et Ayres, Ibis 1862, p. 29. — J. J.
Monteiro, Ibis 1862, p. 337. — Gurney, Proc. Z. S. 1864, p. 6.
— A. Brehm, Thierl. HL p. 309, o. fig. — Id. Habesch, p. 329.
— Reichenow, Gab. Journ. 1873, p. 214. — Usher, Ibis 1874,
p. 65. — Antin. et Salvad. Viagg. Ucc. p. 124. — A. Brehm,
Gartenl. 1872, p. 436.
2. PL Verreanxi, Boc.
Colores ut in Ph. leucogastro, cui simillimus. Diflfert:
colli postici, interscapulii, scapularium et uropygii plumis macula
anteapicali transversa nitide chalybeo-cyanea, marginibus apicali-
purpurascente-violaceis; rectricis extimae pogonio ex-
terno, parte apicali excepta, pure alba. Iris flavissima.
Foem. Vix^a Ph. leucogastro distinguenda, sed man-
dibula basi pallida.
Long. 17—18 Cent.
Die Beschreibung nach schönen Exemplaren der Bremer
Sammlung aus Angola. Sieben andere konnten wir in der Samm-
lung R. B. Sharpe's untersuchen. Das Weiss aut der Aussen-
fahne der äusseren Schwanzfeder ist für diese neue Art im hohen
Grade characteristisch. Bei manchen Exemplaren ist dasselbe
durch Abreibung beinahe ganz verschwunden; die Aussenfahne
der ersten Schwinge weiss, mit Ausnahme des Spitzentheils; bei
der zweiten beschränkt sich dieses Weiss auf die Basalhälfte;
noch weniger zeigen davon die dritte und vierte. Der Schnabel
erschien uns bei Ph. Verreauxi in etwas kürzer und gedrungener,
als bei Ph. leucogaster. Beim Weibchen erscheint die Fleckung
der Unterseite besonders kräftig und dunkelschwarz; der Grund,
auf dem diese Flecken stehen, ist auf der Kehlgegend hellröth-
lichbraun, auf Brust und Bauch glänzend weiss; auf den weissen
ünterschwanzdecken stehen einzelne dunkle Längsflecken; die
Innenfahne der Cubitalschwingen mit deutlich broncegrünlichem
Metallglanz; an der Basis des Unterkiefers ein heller Fleck. Iris
hellchromgelb.
caud. tars.
7 c. 17 m. (m. Damaral.)
6 c. 20 m. (m. Ondonga)
7 c. 18 m. {m. Ondonga)
6 c. 21 m. (w. Angola)
5 c. 3 m. 20 m. (/". Angola)
Das Wohngebiet dieser Art erstreckt sich über Angola, Ben-
guela und Damaraland. Die von Anchieta an das Museum in
Lissabon eingesandten Exemplare stammen zum Theil von Ca-
conda. Im Damaralande traf Andersson dieselbe sehr zahlreich.
Sie ist dort migratorisch, erscheint im Beginn der Regenzeit
und verzieht sich mit einbrechender Dürre. — Noch keine Ab-
bildung. — Es war ohne Zweifel diese Art, die Monteiro in An-
gola sammelte. Ein dort in einef Schlinge gefangenes Exemplar
frass nur Beeren.
Syn. Pholidauges leucogaster, Gurn. Birds of Dam. Proceed.
Z. S. 1864, p. 3. — Anderes. Ib. p. 6. — Chapm. Trav. S. Afr.
App. p* 404. — Ph. Verreauxi, Bocage in Finsch & HartL Vög.
rostr. a fr.
al.
lim.
11c.
llVam.
11c.
lim.
11c.
lim.
11 c. 1 m.
lim.
10 c. 3 m.
80
Ostafr. p. 867. - Cinnyricinclus Ilocagci, G. R. Gray, Handl. DL
p. 25. — Ciniiyr. Verrcauxi, (iurii. B. of Dam. p. 156 (NB.!)
Gcnns Notaages, Cab.
Gab. Mus. Hein. I. p. 198.
Rostrum mediocro, rectiusculum, subcomprcssum, emargi-
Datum, gracile. naribus rotundatis, apcrtis. Vibrissae evidentes.
Alae longiusculae , caudae dimidium supcrantes; remigibus
2 — 4 subaequalil)us, caeteris longioribus.
Cauda subrotundata vcl rotundata, longiuscula vel mediocris.
Pcdes robusti, magni; digitus internus et exterous sab-
aequales; ungues longi.
Ptilosis minus nitida. Maculae holosericcae alarum in
Donnullis desunt.
4 species.
a. Notauges s. str.
Minores. Maculae holoscriceae alarum.
1. N« snperbns, Rapp«
Capite chalceo-fusco ; gula, collo, pectore superiore, inter-
scapulio et cauda virescente-caeruleis, nitore chalybeo; tergo et
alis nitide aeneo-viridibus, bis duabus scriebus macularum holose-
riceo-nigrarum ; fascia pectorali latiuscula, crisso et subcaudali-
bus albis; subalaribus minoribus dilute aeneis, majoribus pure
albis; rostro nigro, pedibus fusco-nigris. Iris albida.
Alt. Scheitel und Kopfseiten dunkelbraun mit Goldglanz,
der in der Ohrgegend am schönsten; ein Zügelfleck vor dem
Auge dunkel sammetschwarz; Kropf und die Umgebung des
Braunen stark blauschillernd; Deckfedern der Schwingen 2. Ord-
nung und die erste Reihe der oberen Flügeldecken mit grossen
rundlichen sammetschwarzen Spitzenfleck ; die inneren Flügel-
decken rein weiss, nur die kleineren längs des Randes grünlich;
die broncegrünen Schwanzfedern erscheinen unter gewissem Lichte
bläulich gewellt.
Nach Heuglin ist bei manchen Exemplaren Hals und Nacken
ganz stahlblau mit Kupferschilder, Brust und Rücken stahlblau,
mit wenig Erzgrün. Ein jüngeres Exemplar zeigte die weissen
Unterschwanz- und Innerflügeldecken zum Theil rothbraun über-
laufen und gerandct. Männchen und Weibchen sind in der Fär-
bung nicht verschieden. Rüppell's Angabe, dass die Iris braun,
ist irrthümlich. Dieselbe ist nach Heuglin immer weisslich mit
einem Strich in's Grüne oder Gelbliche. V. d. Decken nennt den
Schnabel „gelbbraun" und die Augen „blau", was auf die bläuliche
Trübung nach dem Tode hindeuten mag.
Long. ca. rostr. afr. al. caud. tars.
18 c. 17m. 12 c. 2 m. 8 c. 3 m. 3 c. (Ad. Coli. Sharpe)
16 m. llc. 7 m. 7 c. 5 m. 3 c. (Ad. Mus. Brem.)
20c. 17-18m. 12c. 2m. 6c. 8m. 28- 29m. (Heugl.)
81
Es ist diese prachtvolle Art in Sammlungen nicht mehr sel-
ten. Die werthvollste Auskunft über dieselbe danken wir Heuglin.
Sie bewohnt das Somalplateau bis zum 7. Grade S. Br. herab
(Speke), das Hochland von Schoa (Harris, RtippelPs „Jäger"),
den Bahr-el-Abiad und den obern Djur (Heuglin), das Suaheli-
land, bei Kisuani und üsanga (v. d. Decken). Brehm's Angabe,
diese Art trete unter dem 10. Grade am weissen Nil einzeln auf,
erklärt Heuglin für falsch. Man treffe sie hier niemals nördlich
vom 7. bis 8. Gr. N. Br., also erst südlich von der Sumpfregion,
welche in jener Gegend die scharfe Nordgrenze so vieler central-
afrikanischer Wirbelthiere bilde. Speke traf N. superbus auch
unter 6—7. Gr. S. Br.
Der Prachtglanzstaar lebt nach Heuglin in kleinen Gesell-
schaften auf Viehtriften und in der Waldregion. Er scheint
Strichvogel zu sein. Heuglin beobachtete ihn nur während der
trockenen Jahreszeit bis zum April, im Gebüsch, auf Hochbäumen
oder auf der Erde. Gern kokettirt er mit seiner Farbenpracht
im Sonnenlichte. Die weissen ünterflügeldecken machen ihn
schon im Fluge leicht erkenntlich. Insecten scheinen die Haupt-
nahrung auszumachen. Im Somalilande folgen zahlreiche Flüge
dieses Vogels den Viehheerden, woher sein Name bei den Ein-
geborenen „Shimberload" oder Kuhvogel.
Syn. Lamprotornis superba, Rüpp. Syst. Uebers. p. 65,
t. 26. (fig. opt.) — Heugl. Syst. Uebers. No. 353. — Notauges
superbus, Gab. Mus. Hein. I. p. 198. — Blyth, Birds fr. Som.
Country: Journ. As. loc. Beng. 1856, p. 301. — Lamprocolius
superbus, Bp. Consp. I. p. 416. — Chenu Enc. Ois. V. p. 162. —
Heugl. Faun. d. Roth. M. No. 149. — Id. Gab. Jonrn. 1863, p.
22; ib. 1869, p. 7. -- Lefeb. Ois. d'Abyss. p. 105. — Juida
superba, G. R. Gray, Gen. of B. II. p. 327. — Id. Handl. II. 25.
— Sclat. Coli. Som. Country (1860), p. 12. - Id. Ibis IL p.
245. — A. Brehm, Thierl. III. p. 308 c^ fig. — Heugl. Orn. N.
0. Afr. p. 517. — Finsch et Hartl. Vög. 0. Afr. p. 378. - Gab.
V. d. Decken Reise IH. p. 33. — Grant, Summ. Obs. Equat.
Afr. p. 81.
2. N. chryso gaster, (6m,)
Pileo, capitis lateribus mentoque cinerascente-fuscis ; gutture,
pectore et corpore supra obsolete aeneo-virentibus ; uropygio et
cauda magis caerulescentibus; axillis viridibus; subalaribus, ab-
domine, tibiis et subcaudalibus laete rufis; remigibus pogonio
interno isabellinis, externo et apice late nigricantibus ; maculis
alaribus nullis; rostro et pedibus nigris vel nigricantibus; Iris
dilute flava vel albida.
Foem. adulta a mare vix diversa.
Jun. Supra fuscus, nitore aeneo, subtus totus rufus; cauda
subcaerulescente ; rostro flavido, culmine et apice fuscescente.
Iris fusca.
Long* circa 20—21 cent
iy4|Mai|1874. 6
82
Beim alten Vo^el sind Kohle, Hrust und Oberbauch grOnlicb,
mit bräunlichem Schiller; Zü^'elflrck vor dem Auge schwärzlich;
die grösseren UnterÜügeldeckfedern /immtroth, die kleinen braun
und grünlich gemischt: untere Schwan/derken zimmtrotb; die
letzten Cubitalschwingen verschossen grünlieh, wie gewellt; die
übrigen braun und, mit Ausnahme des Spit/endritttheils, auf der In-
nenfahnc hellisabellfarbig; der Kopf braun: die mittleren Schwanz-
federn bläulich gebändert, die übrigen auf der Innenfahne braun;
das Braun des Scheitels zeigt unter gewissem Lichte etwa Lila-
schiller; am bläulichsten die Steuerfedern und der AfterflQgel.
Je jünger der Vogel, um so spärlicher das Metallgrttn der
Oberseite, die überall den graubräunlichen Grund erkennen lisst
Ein junger Vogel vom Gambia ist oben rein hellbräunlich und
untenher nur etwas heller und verschossen röthlicher; FIflgel
und Schwanz deutlich metallgrünlich glänzend ; Schnabel rein gelb-
lich. Jesse nennt die Iris weiss, Blanford: gelblichweiss.
tars.
3 c. 3 m. (Alt. Abyss. Coli. Sh.)
3 c. 2 m. (Alt. Sennaar. Coli. Sh.)
3 c. 2 m. (Et w. jünger: Bejook)
2c. Dm. (Eylet: Jesse)
3 c. (Eylet: Jesse)
2 c. 7 m. i Jünger. Gambia)
3 c. (Sehr alt. Ostafrika)
3 c. Im. (Jung. Weibch. Ostafr.)
von mir in zahlreichen Exemplaren untersuchte
Art weit über N. 0. und W. Afrika verbreitet; im Nilgebiete
reicht ihre Nordgrenze etwa bis zum 20. Gr. N. Br. für Nordost-
afrika, wo N. chrysogaster der häufigste Vertreter seiner Fa-
milie ist, nennt Heuglin: Samhar, das abyssinische Tiefland bis
auf 60(X) Fuss Meereshöhe, Takah, Südnubien, Sennaar und Kor-
dofan. Auf der Westküste scheint er südwärts nur wenig über
den Gambia hinauszugehen. Gemein an den Flüssen Senegam-
gambiens. Wir sahen zahlreiche Exemplare vom Casamanse und
von Bissao. Sein Vorkommen im Innern Südafrika's (A. Smith)
ist uns höchst zweifelhaft.
Die Lebensweise schildern Heuglin, Brehm, Blanford, Anti-
nori und Andere. Meist in kleinen Familien auf Viehweiden und
in der Steppenlandschaft, seltener in der eigentlichen Waldregion.
Sedentär. Das Brutgeschäft fällt in die Regenzeit bis zum Oeto-
ber hin. In den Steppen stösst man zuweilen auf grössere
Strecken von Buschwald mit zahlreichen Nestern von N. chryso-
gaster. Diese sind gross, äusserlich aus schwarzen dürren Rei-
sern, innen mit Halmen u. s. w. ausgefüttert. — Drei bis vier
feinschalige, hell grünbläuliche bis dunkel spangrüne Eier mit
zahlreichen graublaulichen, violettbraunen und rostfarbigen Flecken,
die am stumpfen Ende meist dichter stehen. Ihre Länge beträgt
25 m., die Dicke 18m. (Heugl.) — Blanford traf den Vogel
zahlreich um Ailat, Ain u. s. w. am Fusse der Hügel und in den
Thälern des Lebka und Anseba. Kleine Gesellschaften sah man
Rostr. a fr.
al.
caud.
16 m.
11c. 7 m.
7 c. 5 m.
I6V2 m.
11c. 5 m.
7 c. 3 m.
17 m.
12 c.
7 c. 6 m.
IGm.
10 c. 6 m.
7 c. 6 m.
16 m.
11 c. 3 m.
7 c.
15 m.
10 c. 7 m.
7 c.
16 m.
10 c. 8 m.
7 c. 3 m.
16 m.
11 c. 3 m.
7 c.
Es ist diese von
mir in zal
83
am Boden nach Insecten suchen, oft in Gemeinschaft mit Lam-
procolius chalybeus, der ganz ähnlich lebt. Jesse nennt die
Lebensweise staarenartig. Er fand im Magen nur Coleoptewen.
N. chrysogaster scheint sehr von Parasiten zu leiden. Auch det
Gesang ist nach A. Brehm staarenartig. Beim Nahrungsuchen,
Rennen oder Fliegen schreit und lärmt die ganze Gesellschaft
durcheinander. Der Gang ist nach Brehm der unserer Sing-
drossel, der sie auch darin ähneln, dass sie, verfolgt, immer auf
kleine Strecken dahinfliegen, in einem Busch sich bergen, hier
den Verfolger erwarten und weiter eilen, sobald er naht.
Nach Antinori in Bogos Standvogel. Nistet dort im Busch-
walde oder auf höheren Büschen. Um die Mitte des Juni nistete
ein Pärchen in dem Zaun der Seriba, die Antinori sich dort
hatte errichten lassen. Immer in der Nähe der Dörfer. Wenn
die Negerhirse reif ist, stürzen sich Schaaren dieser Vögel auf
die Pflanzungen, die Büschel herabbiegend, um Insecten darin
zu erwischen. Um sich ihrer zu erwehren, errichten die Bogos
inmitten der Felder 8—10 Fuss hohe Gerüste, von welchen aus
sie ohne ünterlass Steine auf diese Vögel schleudern.
Syn. Turdus chrysogaster. Gm. L. p. 835. — Lath. J. 0.
I. 350. — Merle ä ventre orange du Senegal: Buff. PI. enl. 358.
av. jun. — Rustbellied Glossy Thrush, Lath. Gen. Hist. v. 63. —
Lamprotornis chrysogaster, Licht. Doubl, p. 18. — Turdus ery-
throgaster, Bodd. — Hempr. Ehrenb. Symb. Phys. Av. dec. I.
fol. 7. — Lampr. rufiventris, Rüpp. Neue Wirb. Abyss. Vög. t. 11,
fig. 1. p. 24 und 27. — Swains. Westafr. I. p. i51. — Hartl.
Syst. Orn. Westafr. p. 120. — Lamprocolius chrysogaster, Bp.
Consp. L 415. — Juida chrysogaster, G. R. Gray. — Notauges
chrysogaster, Gab. Mus. Hein. i. 198. — Hartl. Gab. Journ. 1859,
p. 26. — Heugl. Gab. Journ. 1863, p. 9; 1867, p. 94; 1869, p.
22. — Id. Orn. N. 0. Afr. p. 518. — v. König Warth. Neottol.
Stud. No. 53. — A. Brehm, Thierl: III. p. 308. — Id. Habesh,
p. 327. — Blanf. Observ. Abyss. p. 397. — Finsch et Jesse,
Transact. Zool. Soc. VIL p. 258. — Antin. Cat. descr. p. 61. —
A. Smith, S. Afr. 0. J. IL p. 134. — Lay. B. of S. Afr. p. 172.
— Juida pulchra, G. R. Gray (nach St. Müller) Handl. IL p. 25.
— Antin. et Salvad. Viagg. Ücc. p. 126.
b. Spreo, J. Verr.
Chen. Desm. Encycl. Gis. p. 164.
Majores. Rostrum longius, pedes maximi, alae longae, cauda
elongata.
3. N* bicolor, (Gnu)
Dilute aeneo-fuscescens , nitore nonnullo cupreo vel vire-
seente; cauda distinctius virente; remigibus cubitalibus conspicue
cupreo-splendentibus ; pileo fusciore; remigum majorum pogoniis
internis pallide fuscescente^albidis, scapis albis; abdomine imo,
6»
«4
crisso et subcaudalibus albo-isalidliius: (Turilms et subalaribus
fuscis; rostro et pedibiis ni^'iis, inaiidibulae basi et rictu cameo-
labroso Üavidis. Iris helvola.
Focin. Vix diversa a inare, srd (minino obsoletius tincta;
caruncula rictali minus conspicua.
Jun. Pallide fusco-varief^atus.
Long, circa 2S cent.
Nur geringe Unterschiede in «ler bellbroncebrauncn Färbung
der einzelnen Kxeniidare. Der nielallische Schiller der mittel-
braunen Steuerfedern zieht njehr odi'r weniger in's Bläuliche; in
der IJegel ist er broncegrünlich. I)ie inneren Flügeldecken mit-
telbraun; die Schäfte der Schwingen 1. Ordnung von der Hasis
bis zur Mitte weiss, dann allniälich braun, ebenso <las Spitzen-
drittel derselben; die Annschwingen sind ganz braun. Die Farbe
des Oberkopfes nach der Stirn zu etwas dunkler werdend. Schäfte
der Steuerfedern schwärzlich.
Bei jüngeren Vögeln erscheinen die Federn des abdomen
fein heller gcrandet.
rostr. a fr. al. caud. tars.
2 c. 1 m. 15 c. 3 m. 10 c. 3 c. s m. (Alt. Transv. Coli. Sh.)
2 c. 2 m. 15 c. Dm. 10c. 3 m. 3 c. 7 ni. (Alt. Layard: Coli. Sh.)
2 c. 14 c. 3 m. D c. 8 m. 3 c. 3 m. (Alt.Cap Town. Anders.)
2 c. Im. 15 c. 10 c. 3 m. 3 c. 5 m. (Cap Town: Anders.)
2 c. 14 c. (Jm. 9 c. <>m. 3 c. 5 m. (Südafr. Lay. Coli. Sh.)
2 c. 1 m. 15 c. 6 m. 10 c. 3 c. 7 m. (Alt. Brem. Samml.)
Auf Südafrika beschränkt, aber westlich vom Ngamisee
und nördlich vom Orangefluss schon nicht mehr anzutreffen. Die
eigenthümliche Färbung, an welche nur X. albicapillus er-
innert, der lange, schlanke, gestreckte Schnabel mit dicklippigem
Mundwinkel, die sehr kräftigen grossen Füsse, die langen Flügel
und der ebenfalls stark verlängerte Schwanz, das Alles scheint
zu subgenerischer Sonderung von N. chrysogaster und sü-
perb us aufzufordern und in der That haben J. Verreaux und
nach ihm Chenu und Desmars diese Abtrennung unter dem Na-
men Spreo vorgenommen. Schon Levaillant hebt als ungewöhn-
lich hervor, dass bei dieser Art der jüngere Vogel den Alten an
Schönheit übertreffe.
Ueber die Lebensweise dieser Art belehren uns Levail-
lant, Barrow, Thunberg, Layard, Andersson und Andere. Haupt-
sächlich auf Viehtriften anzutreffen, einmal um den Insecten nach-
zugehen, die sich auf dem Mist zu sammeln pflegen, dann aber
auch, um dem weidenden Vieh die Parasiten abzusuchen. Im
Winter vereinigen sich kleine Schaaren, dicht gedrängten Fluges
laut und wiederholt zirpend. (Levaillant nennt den Stimmlaut
ein staarenartiges Geschrei.)
Zur Brutzeit sondern sie sich zu Paaren und suchen Felsen
oder Gebäude auf, um dort in Spalten oder Höhlungen ihr aas
Reisern, zarten Halmen und Fasern construirtes Nest zu placiren.
Die Eier, 4-5, sind schön hellblau, manchmal schwach bräun-
lich gefleckt am stumpfen Ende. Die Länge derselben beträgt
85
1" 2"', die Breite 10"'. Sie bauen auch wohl an den Abhän-
gen der sluitjes genannten auf dem Boden der Colonie so häufi-
gen Wasserfurchen, wobei sie sich Löcher in den Lehm ein-
wühlen. Die Novara-Expedition erlangte ein Weibchen dieses
Vogels in der Simonsbai, wo derselbe gemein aber sehr scheu
war. Das Nest wurde aus einer Eisvogelhöhle iij dem Lehmufer
einer kleinen Bucht der Simonsbai genommen. Brütet zahlreich
in Felsspalten bei Elsey-Peak, Fish-Hook-Bay, Meyenburg u. s. w.
Die Eier von gestreckterer Form als bei Thienemann und die
Flecken darauf viel kleiner. Auf zwei dei;ßelben sind sie kaum
zu bemerken. Längsdurchmesser 12 V2'"; Qtierdurchmesser 8V2'"
(Zelebor). Ihr Betragen und namentlich auch der Gesang hat
viel staarenartiges. Nach Andersson wird N. bicolor zur
Zeit der Traubenernte den Weingärten im hohen Grade gefähr-
lich. Auch bemächtigt er sich gern der Nester fremder Vögel
zu eigenen häuslichen Zwecken, namentlich derer von Spechten,
Bienenfressern und Schwalben, unter den Viehheerden treiben
sich gelegentlich ungeheure Schaaren umher. Die Brüder Chap-
man trafen diese Art noch auf dem Gebiete der Seen an.
Syn. Merle brun du C. d. b. Esp. Bufif. Ois. IIL p. 378. —
Turdus bicolor, Gm. S. N. L 835. — Lath. J. 0. L 350. — Id.
Gen. Hist. V. 67. — Sturnus bicolor, Daud. — Le Spreo, Lev.
Ois. d'Afr. 11. p. 155, pl. 88. — Sundev. krit. Framst. Levaill.
p. 33. — T. gryllicorus, Barr. Trav. p. 255. — Thunb. Tr. IL
p. 48. — Lamprotornis bicolor, Licht. Doubl, p. 18. — Spreo
bicolor, Bp. Consp. I. 416. - Notauges bicolor, Gab. M. Hein.
I. 198. — L. albiventris, Swains. Menag. p. 297. — H. Boie,
Briefe aus Ostind. p. 57. — Gurn. et Anderss. B. of Damara,
p. 161. — Lay. B. of S. Afr. p. 172. — Grill, Vict. Zool. An-
teckn. p. 37. — Thienem. Eier t. XXXVIU. flg. 9. a. b. — v. Pelz.
Vög. Novar. Exp. p. 87.
4. N. albicapillns, Blyth.
Supra olivaceo-virescens , nitore nonnullo metallico; pileo
toto, crisso, hypochondriis postice, tibiis, subcaudalibus, axillari-
bus et subalaribus pure albis ; corpore inferiore reliquo in fundo
obscure virescente albido-striato ; remigibus cubitalibus pogonio
externo pro maxima parte sordide albis, maculam majorem for-
mantibus; rectricum et remigum marginibus externis metallice
virentibus; rostro et pedibus nigris. Iris alba.
Long, circa rostr. a riet. al caud. tars.
11'' IVie'^ 6V4" 43/4'' IVs''
Beschreibung und Maasse nach Blyth, dem einzigen europäi-
schen Ornithologen, dem das eine bekannte Exemplar dieses
Vogels in der Sammlung der Asiactic Society of Bengal in Cal-
sutta untersuchen zu können vergönnt war. Auf der augen-
scheinlich mit Sorgfalt ausgeführten Abbildung im Ibis erkennt
man einen dunklen Zügelfleck vor dem Auge; die Federn des
Oberkörpers scheinen an der Basishälfte braun zu sein; die In-
86
ncnfabne der Primärschwinß[en ist braunschwarz; ebenso die
letzten Cubitalschwin^en. Das Weiss des Oberkopfes erstreckt
sich auch über den Hinterkopf.
Trotz der entschieden aberranten Färbung möchten wir diese
Art als zu Notauges gehörig betrachten. Der Schnabel ist etwas
gedrungener als bei N. bicolor; die Tarsen scheinen kürzer als
bei diesem zu sein.
Speke und Burton erbeuteten das hier besprochene Exem-
plar auf dem Binnenplateau des iSomaliiandes, wo der Vogel
schaarenweise lebt und unter dem Namen «Planagur" bekannt ist.
Syn. Spreo aloicapillus, Blyth Journ. As. Soc. of Beng.
vol. 2*4, p. :i01. — Hartl. Westafr. p. 2T<). — Notauges albi-
capillus, Id. Gab. Journ. 18r)l>, p. 28. — Sclat. GoUec. Som.
Gountiy (1860) p. 12. — Id. Ibis IHfiO, p. 246, t. 7. — Heugl.
Faun. d. Roth. M. No. 150. — Id. Orn. N. 0. Afr. p. 620. —
Finsch et Hartl. Vög. 0. Afr. p. IJTü.
B. Moriones, (Unächte Glanzstaare.)
Nigri, nitore chalybaeo; remigibus ex parte rufis.
Genns Onyclinognathns, Hartl.
Rev* zool 1849, p. 495.
Rostrum capite longius, robustum, valde compressum, gry-
panium, culmine arcuato, basi complanato-rotundato ; apice acute,
elongato, uncinato; naribus apertis oblongis.
Alae breviusculae, caudae basin vix superantes, rotundatae;
remige prima spuria; tertia, quarta et quinta caeteris longiori-
bus, subaequalibus; remigum cubitalium ultimarum et tectrieum
majorum pogoniis externis fascia mediana, longitudinali , holo-
sericea ornatis, margine subdecompositis, laxis, quasi fimbriatis,
dependentibus.
Gau da longa, valde gradata, rectricibus angustatis, debili-
bus, apice acuminato-rotundatis.
Pedes breviusculi, robustissimi; digito interno et extcrno
subaequalibus, illo parum breviore; unguibus magnis, validis,
postico validissimo.
Ptilosis sericea.
1. 0, fulgidus, Hartl,
Major; niger nitore violascente resplendens; capite et coUo
aeneo virentibus; pileo nitore nonnullo chalybeo; alae superficie
externa aeneo-virescente ; remigibus primariis et secundariis a
basi altra dimidium intense castaneis, scapis nigris; primae po-
gonio externo nigro; subalaribus nigris; cauda elongata et valde
gradata nigra, supra aeneo-resplendente; rosto nigro fusco; pe-
dibus nigris. Iris rubra.
Long, circa 38 cent. — rostr. a fr. 4 cent. — a riet. 4 c.
87
3 m. — al. 16 c. 5 m. — caud. 18 c. 2 m. — r tars* 32 m. —
dig« med. c. ung. 32 m.
Foem. Minor; coloribus a mare vix distinguenda, exceptis
capite et coJlo cinerascente longitudinaliter variegatis.
Long, circa 36 V2 cent. — .. rostr. a fr. 34 m. — al. 16 c.
2 c. — caud. 17V2 Cent. — tars. 28 m.
Wir beschrieben diese ausgezeichnete neue Form der sich
um Amydrus gruppirenden Vögel im Jahre 1849 nach Exempla-
ren, welche der Hamburger Carl Weiss an das Museum seiner
Vaterstadt eingesandt hatte. Seitdem sind noch einige andere
Sammlungen in den Besitz derselben gelangt. Wir konnten sechs
Exemplare untersuchen, die sich in nichts von dem beschriebenen
unterscheiden. Die Abbildung in den Abhandlungen des natur-
wissenschaftlichen Vereins in Hamburg lässt viel zu wünschen
übrig. Männchen und Weibchen in der Bremer Sammlung. Auch
in Stuttgart und London.
Bis jetzt nur auf der Insel St. Thome gefunden. (Weiss*
Gujon.) Steht im Systeme Oligomydrus zunächst, an welchen
die Schnabelform wenigstens am meisten erinnert. Auch der
stark abgestufte Schwanz ist beiden Formen eigenthümlich. Da-
gegen scheint uns die höchst eigenthümliche Structur der letzten
Armschwingen, an welche eine verwandte Bildung bei Lampro-
tornis Burchelli erinnert, zu generischer Abtrennung zu berech-
tigen. Die Metallfarben sind bei dieser Art sehr eigenthümlich
und erinnern zumeist an Lamprocolius melanogaster.
Die Stimme bezeichnet Weiss als hellen kräftigen Laut oder
als ein oft wiederholtes pfeifendes tui, tui, tui.
Syn. Onychognathus fulgidus, Hartl. Rev. zool. 1849, p.
495. pl. 14, fig. 2. 3. — Id. Beitr. Orn. Westafr. (Abh. Hamb.
Naturw. Ver. ü.) p. 52, t. 7. — Id. Syst. Orn. Westafr. p. 115.
— Id. Monogr. Lampr. Gab. Journ. 1859, p. 35. — Jconognathe,
Chenu et Desm. Encycl. Ois. VI. pl. 3, fig. 4.
2. 0, Hartlaubii, G, R. Gray,
Minor; chalybeo-niger , nitore nonnullo violascente; capite
viridi-aeneo-resplendente; remigibus primariis nigris, a basi altra
medium intense rufis; alarum plumis reliquis et rectricibus mar-
gine conspicue aeneo-virescentibus ; scapularibus et tectricibus
minoribus dorso concoloribus; subalaribus nigris, nitore chalybeo-,
subcaudalibus nigris; rostro fusco; pedibus nigris. Iris rubra.
Foem. Colores omnino obsoletiores. Capitis et colli plu-
mis cinerascente-marginatis. (Mus. Brit.)
Alt: Schwarz mit dunkel violettem Metallglanz; Kopf und
Hals mehr grünlich schillernd, namentlich der letztere, die Federn
des Hinterhalses schmal, lancetförmig ; untere Schwanz- und
Flügeldecken schwarz; Handschwingen schwarz, zu Va von der
Basis aus rostroth, die erste auf der Aussenfahne schwarz. Die
Schäfte sämmtlich schwarz; das Rostroth erscheint auf der In-
nenfahne nach dem Bande zu heller, mehr zimmtfarben; das
88
Schwarz des Spitzentheils der S('hwinß;en ist auf der ersten am
ausgedehntesten und nimmt dann auf jeder folgenden an Aus-
dehnung ab. Armschwinp^en schwarz, wie bei 0. fulgidas mit
sammtarti^'cr Läng>binde vor den zersrhiissenon Randfahnen;
Schwanzfedern schwärzlich, untenher mehr in's Braune, um Aussen-
rande dunkel grünlich schillernd; die mittleren ganz so schillernd.
(Mus. Sharpe.J
Weibchen: Kopf und Hals auf graulichem <irunde dicht
schwarzgrünlich längsgefleckt, die einzelnen Federn längs der
Mitte von letzterer Farbe, am Ilande griiulich. Iris roth. (Coli.
Sharpc und Berl. Mus.)
Jüngeres Weibchen: Auf dunkel schwärzlichem Grunde
erscheint in unregelmässiger Fleckuiig das metallische Blau-
schwarz. Kehle stark dunkelgrau gemischt. Flügel wie beim
alten Vogel. Iris rothgelb, (Berl. Mus. IJeichenow.)
Long, rostr.afr. al. caud. tars.
28—30 c. 27 m. 12 c. 2 m. 11 V2 c. 25 m. (ad. Brit. Mus.)
27 m. 12 c. 2 m. 12 c. 25 m. (ad. Fantee)
30 m. 13 c. 2 m. 15 Va c. 20 m. (ad. Cameroons)
30 m. 13. c. 25 m. (ad. Fantee)
26 c. 20 m. 12 c. 3 m. 14 c. 20 m. ((. ad. Camer.)
27 c. 25 m. 12 c. 11 c. 5 m. 24 m. (juv. Fantee)
Hab. Fantee: Whitely, Higgins, Swanzy; Aquapim und
Cameroons: Keichenow; Fernando Po: Brit. Mus. (V) — Aqua-
pim: Riis.
Wir konnten 9 Exemplare dieser in Sammlungen noch sehr
seltenen Art untersuchen, nämlich 2 im Brit. Museum, 3 in der
Sammlung R. B. Sharpe's , 3 im Berliner Museum und 1 in der
Bremer Sammlung. Die Beschreibung nach einem Prachtexem-
plar des alten Männchens von Dr. Reichenow. — Der bedeutende
unterschied in der Grösse und die Schnabelform kennzeichnen
diese Art auf dem ersten Blick. Dieser letztere ist zwar auch
lang und gestreckt, aber weit weniger kräftig und ohne jene
hakige Herabkrümmung der Spitze des Oberkiefers, wie sie 0.
fulgidus in so auffallendem Grade zeigt. Die eigcnthümliche
Structur der Armschwingen ist bei beiden Arten dieselbe. Die
Füsse sind wie bei fulgidus ungemein kräftig. 0. Hartlaubii
ist eine weniger typische Art.
Von Reichenow in Aburi angetroffen. Kleine Schaaren trie-
ben sich in den hohen Baumkronen umher, Insecten und Beeren
suchend.
Syn. Onychognathus Hartlaubii, G. R. Gray, Proceed. Zool.
Soc. of Lond. 1858, p. 191. — Hartl. Gab. Journ. 1859, p. 36.
— Sharpe, Ibis 1869, p. 384. — Lamprotornis morio, Reich.
Cab. Journ, 1873, p. 214.
89
Oenns Amjdriis, Cab«
Gab. Mus. Hein. p. 201.
Rostrum mediocre, satis robustum, emarginatum, rectiuscu-
lum vel subarcuatum, calmine earinato, arcuato, naribus apertis.
Alae breviusculae, subrotundatae, remigibus 3—4 subaequa-
libus, longioribus.
Gau da subelongata, subaequalis; rectricibus apicem versus
angustatis.
Pedes magni, robusti; tarsus longiusculus; unguibus va-
lidis, magnis.
Ptilosis sericea, nigra, nitore nonnullo metallico; remigi-
bis primariis ex parte rufis.
5 species.
Africa mer. or. et occid. Arabia» Palaestina.
1. A, morio, (L,)
Splendide nigro-chalybeus; alis et cauda in aeneum vergen-
tibus; capite et collo nitore nonnullo virescente; subalaribus
chalybeo-nigris ; remigibus primariis intense ferrugineo-rufis, apice
oblique nigricantibus, scapis dilute rufis ; rictu holosericeo-nigro ;
rostro et pedibus nigris. Iris fusca, circulo externo coccineo.
Foem. Minor. Gapite et collo sordide cinereis, nigricante-
striatis vel longitudinaliter maculatis.
Jun. av. Omnino magis aeneo-virescens; subtus fusca, ni-
tore nonnullo aeneo; nigredine apicali reraigum prim. magis
extensa; dorsi plumis colore metallico-caerulescente latius mar-
ginatis.
Long. tot. circa 34 cent. ,
Auf der ersten Schwinge ist das Schwarz der Spitze über
ein Drittel der ganzen Länge ausgedehnt, aber blasser. Auf den
folgenden sind die schwarzen Spitzenflecke dunkler, viel kleiner
und circumscripter. Ein junges Exemplar in der Sammlung
R. B. Sharpe's ist unten ganz braun mit sehr wenig Metallglanz
und oben scheint der braune Grund überall durch.
tars.
31m. (w. ad. Mus. Br.)
29 m. (/•. ad. Mus. Br.)
30 m. (m. ad. Goll. Sharpe)
30 m. (/•. ad. Goll. Sharpe)
Das Vaterland dieser in Sammlungen sehr gewöhnlichen Art
ist Südafrika vom Gap an bis über die Grenzen der Golonie
hinaus. Dieselbe ist wenigstens 8 Monate im Jahr in der Um-
gebung der Gapstadt ansässig (J. Verr.). Die Angabe „Aquapim:
Riis" in unserer Monographie dieser Gattung war eine irrthüm-
liche und bezieht sich auf Onychognathus Hartlaubii.
Die Lebensweise schildern uns neuerlich Ayres und Layard.
Der Rooivlerk spreo der Golonisten lebt gewöhnlich schaaren-
rostr. a fr.
al.
caud.
26 m.
15V2 c.
16 c. 3 m.
25 m.
15 c.
16 c.
28 m.
15 c.
13 c.
25 m.
14 c.
11 c. 5 m.
90
weise: nur in der Itrutzeit i^ondcrn sich die Paare. Die Nahrnng
•bestecht in kleinen Früchten verschiedener Art. Besonders lieben
sie Weintruuben und Maulbeeren. Ayres sah sie die Jungen wie
Tauben aus ihrem Kro]»fe füttern. Die Stimme ist ein lautes
Pfeifen. W. liueincius erwähnt das „dohlenähnliche* Stimmen-
getüniniel eines dahinziehenden Schwarms. Der Vogel erscheint
an gewissen Orten in Menpe, wenn dort gerade irgend eine Lieb-
lingsfrucht reif und in Fülle anzutrcflen ist. Dann verschwinden
sie wieder für längere Zeit. Dies wissen die Pächter und Wein-
bauer nur zu gut und tragen Sorge, die Feigen und Trauben
vor ilinen zu schützen. Neben der Nachbarschaft von Gärten
ist es dann aber auch die Meeresküste, wo man diese Vögel
vorzugsweise antrißt. Man sieht sie dort, kleinen Crustaceea
oder zerbrochenen Muscheln nachsuchend, auf den Felsblöcken
umhcrliiipfen, unbekümmert um den sie nässenden Wasserstaub
der Brandung. Sie nisten in Spalten abschüssiger Felswände
und legen 4-5 blaue, spärlich braungefleckte Eier (Layard). Das
Nest ist kunstlos aus kleinen Zweigen und allerlei vegetabili-
schem Abfall angefertigt und steht immer unmittelbar auf dem
Boden. Eier grünlich mit bläulicher Fleckung: J. Verreaux.
Der Schwede Victorin traf A. morio im März sehr häufig
um Knysna, wo dieser Vogel in den Gärten viel Schaden anrichtete.
Am 29. April schon war er dort gänzlich verschwunden. Am
12. Mai belebten grosse Schaaren die nahe dem Meeresufer ge-
legenen Gebüsche der Plattenbergbay. Vom December bis Fe-
bruar war er in der Karroo sehr gemein.
Syn. Turdus morio, L. S. N. I. 297. -- Lath. J. O. I. 346.
— Id. (ien. Hist. V. 52. — Merula cap. bon. spec. Briss. Orn.
IL p. 200, t. 23, fig. 2. — Corvus rufipennis, Shaw. — Stumus
morio, Daud. — Le Jaunoir du Cap d. b. Esp. Buff. PI. enl.
199. — Le Roupenne, Levaill Ois. d'Afr. pl. 83 (m.), 84 (f.). —
Encyclop. 663. — Lamprotornis morio, Licht. Doubl. Cat. p. 18.
-— Amydrus morio, Gab. Mus. Hein. 201. — Spreo morio, Bp.
Consp. 416. — Hartl. Gab. Journ. 1859, p. 30. — Id. Syst. Ora.
Westafr. p. 115 (ex parte). — L. rufipennis, Swains. Menag. p.
298. - Astrapia morio, Blyth Gat. Galc. Mus. p. 112. — Juida
morio, Lay. Birds of S. Afr. p. 193. — Gurney, Ibis 1862, p.
28. -- Grill, Zool. Anteckn. Vict. p. 37. — Thienem. Eier,
t XXXVIIL fig. 8. — Gueincius, Gab. Journ. 1873, p. 442.
2. A, Rüppelli, Veri%
Maximus ; chalybeo-niger, alis et cauda nitore nonnullo aeneo-
virescente; remigibus primariis intense ferrugineo-rufis , apice
nigris; rostro et pedibus nigricantibus. Iris coccinea.
Diifert ab A. morione: statura majore, cauda longiore,
rostro robustiore, culmine magis arcuato; nitore rectricum me-
dianarum distinctius aeneo, notaeo minus violascente.
Foem. Gapite et collo fumoso-cinereis, dorsi colore striatis»
Long, circa 38 cent.
91
Die Zügel sind tief rauchschwarz; Armschwingen und deren
Deckfedern, die Deckfedern der Handschwingen und die Schwanz-
federn mit schwarzgrünlichem Schiller auf den Aussenfahnen ; die
erste rudimentäre Schwinge ganz schwarz. Das metallisch glän-
zende Spitzenschwarz der Primärschwingen erscheint auf der 2.
und 3. blässer, verfliesst allmälich und erstreckt sich beinahe
über das Spitzendrittel. Innere Flügeldecken tiefschwarz. Die
schwarzen Schaftstriche auf Scheitel und Kopfseiten sehr schmal
und dadurch undeutlicher.
Der junge Vogel ist mehr rauchschwarz oder tiefbräun-
lich, mit schwachem mehr oder weniger unregelmässig entwickel-
tem schwarzgrünen Metallschimmer. Nur wenig grünlicher Glanz
auf den Flügeln; die erste rudimentäre Schwinge an der Basis-
hälfte der Innenfahne zimmtroth, ebenso eine Querbinde auf den
Deckfedern der Primärschwingen; das dunkle Ende der zweiten
Schwungfeder weiter ausgedehnt und scharf abgesetzt von dem
Rostrothen.
rostr. a fr. al. caud. tars.
28 m. ITVa c* 19 c. 33 m. (Alt. Brem. Samml.)
30 m. 16 c. 4 m. 18 c. 35 m. (Coli. Sharpe m, ad.)
28 m. 16 c. 8 m. 16 c. 5 m. 33 m. (Coli. Sharpe f. ad.)
24 m. 15 c. 3 m. 14 c. 5 m. 30 m. (Coli. Sharpe jun.)
Wir konnten sehr zahlreiche Exemplare sämmtlich abyssini-
schen Ursprungs untersuchen. Der Hauptunterschied dieser Art
von A. morio besteht in der constant bedeutenderen Länge des
Schwanzes und in der Form des Schnabels, welcher kräftiger
und längs der Firste stärker gekrümmt erscheint. (Höhe des
Schnabels an der Basis 12V2in., bei morio 10 m.) Die schwarze
Endfleckung der Schwingen variirt bei A. morio und A. Rüp-
pelli individuell sehr erheblich und verdient keine Geltung als
specieller Unterschied.
Das Vaterland dieser Art ist Abyssinien und das Somali-
land, wahrscheinlich auch Schoa. Heuglin beobachtete sie ein-
zelner im südlichen Kordofan und in Fazogho, und zwar nur
während und gleich nach der Regenzeit. Paarweise oder in
kleinen Gesellschaften traf Heuglin den Vogel in felsigen mit
Hochbäumen bestandenen Thälern oder auf Viehtriften. Er ist
lebhaften und lärmenden Betragens. Zuweilen sieht man ihn
elsterartig auf dem Boden umherlaufen. Blanford traf diesen
Amydrus sehr zahlreich um Senafe und anderswo in Tigrö. In
der Regel bewohnten sie die Hochgebiete zwischen 7- und 8000
Fuss über d. M. Ein Exemplar wurde aber bei Suru, also etwa
2000 Fuss hoch, erlegt. Eine Hauptnahrung scheinen die Früchte
von Ficus, von luniperus procera etc. zu sein. Nachts fallen
grosse Schaaren zwischen den Felsen ein. Auch Jesse nennt
diese Art höchst gemein auf dem Plateau von Senafe. Antinori
begegnete einmal in der Nähe von Bogos einer kleinen Schaar
dieser Vögel. In einzelnen Jahren sollen dort von September
bis November grosse Massen erscheinen. Auch Heuglin traf sie
im August und September im Tieflande des Bogos, im Octoher
92
odor \(»v(Mnber in IFanieilo. Imnior waren es kleine dicht zn-
sanniicnlialtende Flüge in abgelesenen waldiRon Schluchten auf
Iloi'libiiunien.
Ver^'leichende Messungen hei Finscli & Ilartl. Vög. Ostifr.
1>. i)^i) und bei lilanfoul 1. c.
Heide (leschlechter alt un<l der junj^e Vogel in der Bremer
Sammlung.
Syn. Lamprotornis niorio, Rüin». X. Wirb. p. 26 und Syst
Uebers. ]>. 71. -- Amydrus Hüjjpelli, Verr. Conipt. rend. 1851.
— Chen. l)e>m. Kncycl. Ois. V. p. ItJO. — Ilartl. Gab. Jouro.
1S;7J, p. -n. — Ileu^^l. Faun, des Roth M. p. 24. — Id. Gab.
Journ. 18():), ]). 2:>: \^()0, p. 12. -- Finseh et. Ilartl. Vög. Ostafr,
p. o82. - Ileugl. Ornith. N. O. Afr. p. 524, — Pyrrhocheira
Küppelli, Ilorsf. et Moore, Cat. Mus. E. J. Comp II. p. 546. —
Blanf. Ge(d. Zool. Abyss. p. nW. — Finsch et Josse, Transact
Z. Soc. VII. p. 259. — Antin. et Salvad. Viagg. Ucc. p. 127.
3. A. Blythii, Ilartl
Simillimus A. Rüppelli, scd diversus: statura minore;
rostro breviorc, altiore, culminc magis arcuato; aus et cauda
longioribus; nigrcdine apicali rcmigum ])rimariarum multo magis
exteiijsa; capite et coUo in focmina pallide et pure cinereis, con-
c 0 1 0 r i l) u s.
Long. tot. circa 38 cent.
Der von uns zuerst erkannte Unterschied dieser Art von
A. Rüppelli, unter welchem Namen Blyth dieselbe beschreibt,
gilt jetzt als feststehend. Die schwarzliche Färbung der Hand-
schwingeu bedeckt circa 472 cent. und ist scharf abgesetzt. Beim
Weibchen sind der ganze Kopf und Hals einfarbig und sehr
hell grau; beides sind constante Differenzen.
rostr. a fr. al. caud. tars.
26 m. I7V2C. 20 c. 4 c. (wi.)
22 m. 17 c. 18 c. 30 m. (f.)
Die Originalexemplare dieses Vogels im Museum der Asiat
Soc. of Bengal in Calcutta sammelte Speke im Somalilande.
Blanford traf ihn zahlreich um Mayen in einer Höhe von 3—4000
Fuss in dem Passe unter Senafö (unfern der Bai von Adulis).
Im Januar und Februar sah man grössere Flüge die Felsen um-
fliegen. Blauford stiess einmal auf einen nächtlichen Ruheplatz
dieses Vogels. Es war in einer Schlucht, wo die Gewalt der
Giessbäche eine Art Höhlung im Gestein ausgewaschen hatte
und wo auch in der heissesten Jahreszeit noch etwas Wasser
über die Felsen hinrieselte. Hier versammelten sich gegen Ein-
tritt der Nacht Tausende dieser Amydrusart. Ihr Geschrei war
betäubend, namentlich wenn ein Schuss abgefeuert wurde. Die
Nahrung besteht nur in Früchten.
In dem hügelichen Theile des Somalilandes folgen diese
Vögel, nach Speke, dem Rindvieh. Man sieht in der Regel Flüge
von G— 7 Individuen.
93
Heuglin glaubt A. Blythi am Bio-Gore bei Berbera beob^
achtet zu haben.
Sym. Amydrus Röppelli, Blyth Journ. As. Soc. of Beng.
1836, p. 300. — A. Blvthi, Hartl. Gab. Journ. f. Orn. 1859, p.
32. — Heugl. Gab. Journ. f. Ornith. 1869, p. 14. — Id. Orn. N.
0. Afr. p. 525. — Sclat. Rep. Goll. Som. 1860, p. 11. — Id. Ibis
1860, p. 245. — Heugl. Gab. Journ. 1863, p. 23. — Finsch et
Hartl. Vög. Ostafr. p. 867. — Blanf. Observ. Abyss. p. 399. —
Finsch et Jesse, Birds of N. E. Abyssin. Transact. Z. S. VII.
p. 325.
4. A, Tristramii, Sclat
Splendide nigro-purpurascens, abdomine obscuriore; reniigi-
bus cubitalibus, tectricibus alarum, ala spuria et rectricibus ni-
gris, late aeneo-viridi marginatis; remigibus primariis dilute
ochracöo-fulvis, nigricante-fusco late terminatis, scapis nigris,
extima eodem colore partim limbata; rostro fuscescente; pedibus
nigris. Iris scarlatina.
Foem. Omnino magis fuscescens, nitore metallico minus
conspicuo; capite fumoso-cinerascente, subunicolore, nucha et
collo dorsi colore striatis; alis et cauda ut in mare pictis.
Long, circa 30 cent.
Genau verglichen lässt diese Art keine Verwechselung mit
einer anderen zu. Wir konnten eine Anzahl von Exemplaren
untersuchen, die kaum merklich von einander abwichen. Das
Schwarz der Gubitalschwingen und der Flügeldeckfedern erscheint
fast sammtartig. Die Verschmälerung der Aussenfahne der Pri-
märschwingen, die erste ausgenommen, hört mit den Halbröth-
lichen auf. Diese Farbe ist sehr eigenthümlich. „The two pat-
ches on bis wings shining like gold in the sunshine, as it passed
over owr heads". Die blauschwarze Streifenzeichnung auf bräun-
lichem Grunde, die beim Weibchen Nacken und Hals einnimmt,
verliert sich auf der Oberbrust,
rostr. a fr. al. caud. tars.
26 m. 15 c. 12 c. 34 m. {in, ad. Brem. Samml.)
26 m. 16 c. 12 c. 35 m. (/". ad. Brem. Samml.)
Der kräftige Schnabel nähert diese Art A. morio, der gerade
Schwanz ist wie bei A. caffer geformt
Bewohnt einzelne Gebiete Palästina's, namentlich die felsigen
Schluchten um das todte Meer, und das peträische Arabien.
Tristram entdeckte den Vogel bei Mar-Saaba in den Thalschluchl
des Kedron. Heuglin und Brehm beobachteten eine kleine wohl
auf der Wanderung begriffene Gesellschaft desselben auf einer
Tour durch das Wadi-Firan. Auch auf dem Sinai. Tristrara
nennt den Stimmlaut ein sonores und melodiöses Pfeifen , das
prachtvoll von Klippe zu Klippe erschalle. Auch Herr C. W.
Wyatt meint, er habe niemals einen schöneren Vogelgesang ge-
hört, als den von A. Tristramii in Wadi-Feiran und in dem
Geklüft von Petra. Der sehr wilde und scheue Vogel fliegt staaren-
94
artig und ffcwöhnlich in Schaaron von 5 — 12 StQck. Das unzu-
gänglichste (icklüft ist sein oigentlicln^s Wohngebiet. Die Nester
stehen meist unerreichbar. Tristram entdeckte ein solches mit
Fragmenten hellblauer Kier. Wyatt beobachtete ein Pärchen
auf dem Gipfel einer I^alme in Wady-Tlah der Sinai -Halbinsel.
Innerhalb der Mauern des Klosters von Mar Saba lebt der Vogel
in einem halbdomesticirten Zustande.
Die einzige nicht afrikanische Art dieser Gruppe und schon
darum von ungewöhnlichem lnN*resse.
Syn. Amydrus Tristramii, Sclat. Ann. Mag. N. II Dec. 185K
XXX. — Ilartl. Cab. Journ. ISf)!), p. IVA. — (iould, Birds of As.
pt. II, t. 9 (fig. opt.). — Tristr. Trav. ci Palest, p. 209. — Tristr.
Ibis 1859, p. ;]2. — Id. Ibis, \m7, i». :)6(). — C. W. Wyatt,
Ibis 1870, p. 4, 6 et 16. - W. J. Chambers, Ibis 1863, p. 476.
— Heugl. Ürn. N. 0. Afr. p. 525. — Lan)protornis morio, Heugl.
Syst. üebers. No. 357 (ex parte). — Amvdrus nabourop, Heugl.
Cab. Journ. 1863, p. 23. — Id. Fauna des Roth. M. No. 153. —
Id. Cab. Journ. 1869, p. 13. — Tristr. Proceed. Z. S. 1864,
p. 345.
Genus Pilorhinns, Cab«
Caban. Mus. Hein. I. p. 201.
Rostrum breviusculum, albidum, subemarginatum, minus
compressum, culmine arcuato, subrotundato ; nares plumulis pi-
losis, rigidiusculis, suberectis obtectae.
Alae mediocres, caudae basin superantes, subrotundatae;
remiges 3—5 caeteris longiores, subaequales; secunda vix brevior.
Cauda longiuscula, aequalis.
Pedes mediocres, robusti, unguibus magnis. Digitus internus
externo brevior.
1 spec.
Africa Orient.
P. albirostris, (Rüpp.)
Coracino-niger, aus et cauda nitore nonnullo aeneo vire-
scente; remigibus primariis laete et dilute rufis, apice latias
nigricantibus , scapis rufis; subalaribus coracino-nigricantibus;
subcaudalibus virescentibus; rostro albido; pedibus nigris. Iris
castanea.
Foem. Omnino magis virescens; capite et collo sordide
cinereis, vix striatis vel maculatis.
Long, circa 30 cent.
Beim alten Männchen sind die Deckfedern der Hand-
schwingen auf der Spitzenhälfte hellrostfarben mit blauschwarzem
Spitzenrand. Beim Weibchen sind diese Theile ganz bläulich-
schwarz (Heugl). Blanford nennt die Iris tiefkupferroth.
Jüngeres Männchen: Unreiner gefärbt. Kopf, Hals und
95
Brust mit grauzerschlitzten schwach in's Grünliche Schill erndei
Federn; Unterleib in's Bräunliche, schwarzblau variirt; Schwin-
gen zimmtroth mit schwärzlichen Spitzen; auf der ersten reicht
diese 'Färbung noch etwa 14 millim. an der Aussenfahne herab, ';
diese, die sehr schmal, ganz einnehmend. Die Flügel zeigen
sehr wenig grünlichen Glanz.
First 2 Cent; die Länge der Flügel variirt von 16c. bis
16 c. 3 m.; die des Schwanzes von 11 bis 12 c.; die des Tarsus
von 3 c. 1 m. bis 3 c. 3 m.
Vaterland: Abyssinien. Es bewohnt diese in Sammlun-
gen häufige Art „das südliche und südöstliche Tigrie und ganz
Amhara, südwärts bis in die Gallaländer". Blanford beobachtete
dieselbe zahlreich in der Umgegend von Senafe. Jesse's einziges
Exemplar stammt von Bayrayguddy. Brehm will den Vogel in
Mensa beobachtet haben. Antinori traf ihn zwischen Quedäref
und Qualabat. Sein Vorkommen am weissen Nil ist zweifelhaft.
Nach Heu gl in lebt dieser muntere geschwätzige Vogel
dohlenartig in Felsen und Ruinen, besucht aber auch die Hoch-
bäume, namentlich Cordien und Feigen. Auch sein oft im Fluge
lautwerdendes Pfeifen erinnert an C. monedula. Gewöhnlich trifft
man kleine oder etwas grössere Gesellschaften, Scheint Stand-
vogel zu sein. Der verticale Verbreitungsbezirk dürfte zwischen
5500 und 10,000 Fuss Meereshöhe gelegen zu sein. Die Nahrung
besteht in Früchten und Insecten. Liebt sehr die Frucht von
Cordia abyssinica: Rüpp. Antinori vergleicht den Stimralaut
mit dem unserer Staare. Rüppell nennt die Stimme klagend ein-
tönig. Nach Blanford horstet diese Art schaarenweise in Fel-
sen. A. Brehm's „Felsenstaar" konnte leider nicht mit Sicher-
heit identificirt werden, ist aber wahrscheinlich auf A. albi-
rostris zu beziehen. Der in seinem Benehmen zumeist dohlen-
artige Vogel war sehr scheu, kletterte geschickt an den Felsen,
fliegt leicht und zierlich und sein wohlklingender Lockton er-
innerte zumeist an den Staarenpfiff.
Syn. Ptilonorhynchus albirostris, Rüpp. Neue Wirb. Abyss.
Vög. p. 22. t. 9, fig. 1. 2. — Id. Syst. Uebers. p. 75. — Juida
albirostris, G. R. Gray. — Pilorhinus albirostris. Gab. Mus. Hein.
L p. 201 — Hartl. Monogr. Larapr. Gab. Journ. 1859, p. 30. —
Heugl. Syst. Uebers. p. 36. — A. Brehm, Habesch, p. 325. (?) —
A. Brehm, Thierleb. HL p. 212. '— Heugl. Orn. N. 0. Afr. p.
523. — Id. Gab. Journ. 1862, p. 294; 4863, p, 23; 1869, p. 12.
— Lefeb. Gis. Abyss. p. 105. — Jesse et Finsch, Transact. Z.
Soc. VII. p. 260. — Amydrus albirostris, Blanf. Zool. Abyss. p.
401. — Antin. Catal, descritt. p. 62.
Genns Pyrrhocheira, Reichb.
Reichb. Natur. Syst. d. Vög. t. 53.
Rostrum subgracile, subcompressum, emarginatum, naribus
apertis.
Alae pro mole longiores quam in Amydris.
Cauda hm^'iusnila, aoqiialis.
Pedes inajusouli.
sper. 1.
Africa mernl. •
\\ caffra, (Lj
Chalybeo-ni^ra, nitorc nonnullo aenoo in alis et in capitis
latcribus; ri*]i)i^Ml»us (»riniariis pu^rnnio (\\t<Tno ferrugineis, apicem
versus latissinu; fusru-olivasrcntihus, iiit(>riiis isahcllinis, scapis
(lilute isabcllinis, a])iL-eiii versus iii'rric.'intibus; remi^^ibus cubitalibus
(lorso concoloribus; subalaribus iii^^ris; area alae interna albido-
isabellina; cauda nigra, nitore nonnullo chalybeo etacneo; rostro
et pedibus nigris. Iris nitide flava, (w/. ad.)
Av. jun. Obscure fuscescens, nigro-chalybco hinc inde va-
ria; reniigibus ut in adultis.
Long, circa 27 cent.
Die Bescbreibung nach cineni schönen alten Männchen in
der Sammlung K. B. Shari)e\s. Die Färbung des Weibchens
noch unbekannt. Die sehr schmale Aussenfahne der 1. Schwung-
feder an der Basalhälfte clunkelrothbraun, an der Spitzenhälfte
braun. Bei den übrigen Schwingen 1. Ordn. ist der schmale
Theil der Aussenfahne braun, der breite tiefrothbraun; das
Spitzendritttheil aller ist hellschwärzlich.
caud. tars.
10 c. 8 m. 27 m. (Südafr. Brem. S.)
10 c. 30 m. (Damara : Coli. Sh.)
10 c. 30 m. (Damara: Coli. Sh.)
9 c. 0 m. 2\) m. (.Hing. Vog. Damara)
Das Vaterland beschränkt sich auf einzelne Distriete Süd-
und Südwestafrika's. In (iross- und Kleinnamaqua und im Da-
maralande nicht selten. Von Monteiro in Benguela gesammelt,
von Henderson in Angola. — Colesberg und NePs Poort: Layard.
Lebt an felsigen Orten in kleineren Schaaren von 5 bis 20
Stück. Fliegt oft sehr hoch und sucht Morgens und Abends
wasserreiche Stellen auf. Die Nahrung besteht in Sämereien,
Beeren, Insecten (Levaill., Andersson). Levaillant nennt den
Stimmlaut anhaltend und sehr angenehm. „Das Geschrei klingt
beim Fliegen des Vogels scharf, aber bei Tagesanbruch, ehe die
Schaar sich zerstreut, oft ganz melodiös: J. Verr." Layard be-
obachtete, dass A. fulvipennis und A. morio sich in ihren
Flügen scharf von einander getrennt halten. Nistet in Fels-
klüften. Das ziemlich grosse Nest steht allemal einige Zoll hoch
über dem Boden, Fünf bis sechs Eier hellolivengrünlich mit
röthlichen Flecken. Die Zeit der Fortpflanzung fällt in die Monate
Octolier, November und December: J. Verreaux.
Was von uns im Gab. Journ. 1861, p. 173 von dem Vorkom-
men dieser Art in Arabien mitgetheilt wurde, beruht auf einer irr-
thümlichen Verwechselung mit Amydrus Tristramii. Vergl.
darüber auch Heugl. Orn. N. 0. Afr. p. 526 und Hartl. in Cab.
Journ. 1869, p. 111.
rostr. a
fr.
al.
25 m.
14 c. 2 m.
20 m.
15 c.
23 m.
14 c. 1 m.
19 m.
13 c. 7 m.
97
Syn. Coracias caffra, L. S. Nat. ed. X. — Le Nabouroup,
Levaill. Ois. d'Afn pl. 91. — Id. Edit. oct. IL p. 274. — Stur-
nus nabourop, Daud. — Sundev. krit. Framst. Lev. p. 34. —
Lamprotornis fulvipennis. Swains. Anim. Menag. p. 298, fig. 49:
rostr. — Spreo fulvipennis, Bp. Consp. p. 416. — Nabouroupus
fulvip. Id. Coli. Del. p. 8. — Amydrus nabourop, Gab. Mus. Hein,
p. 201. — Hartl. Orn. Westafr. p. 116. — Spreo nabourop,
Strickl. in Jard. Contrib. Orn. 1852, p. 49. — Juida caffra, G.
R. Gray Handl. of B. IL No. 6356. p. 25. — Juida fulvipennis,
Lay. B. of S. Afr. p. 173. — Monteiro, Proceed. Z. S. 1865, p.
93. — Amydrus caffer, J. H. Gurney, Anders. Birds of Damara.
p. 162. — Chapm. Trav. in S. Afr. App. p. 404.
Genns Oligomydrus, Schiff,
Hartl, Gab. Journ. 1859, p. 34.
Rostr um subelongatum, gracillimum, rectum, emarginatum,
basi depressiusculum, dertro subdeflexo; nares apertae.
Alae mediocres, caudae medium non attingentes; remige
prima spuria, tertia omnium longissima, secunda parum breviore.
Cauda elongata, cuneata, rectricibus duabus intermediis
apicem versus . valde angustatis.
Pedes röbusti, longiusculi.
Ptilosis sericea. Pilei et nuchae plumae apice truncatae.
spec. 1.
Africa Orient.
0^ tennirostris, (Rüpp.)
Chalybeo-niger; capite, alis et cauda nitore nonnullo aeneo;
interscapulio, tectricibus majoribus, abdomine imo et tibiis per-
nigris; rostro nigro; pedibus nigris. Iris fusco-rubro.
Foem. Capitis, nuchae et pectoris plumis chalybeo-nigris,
apice dilute cinerascentibus ; abdominis plumis obscure nigrican-
tibus, cinerascente-marginatis.
Long, circa 34 cent.
Beim jüngeren Vogel sind Zügel, Kinn und obere Kehle
grau; Kopf- und Halsfedern mit feinen grauen Spitzen; die Fe-
dern des Rückens graulich — die des Unterleibs graubräunlich
gesäumt; untere Schwanzdecken stahlbläulichschwarz ; Schnabel
gedrungener, kürzer, an der Spitze fast weiss; Iris umberbraun.
rostr. a fr. al. caud. tars.
22 m. 17 c. 20 c. 33 m. (m. ad. Brem. S.)
23 m. 15 c. 16 c. 32 m. (Jung. Vog.)
Die Schnabelbreite an der Basis beträgt 12 mill.
Das Vaterland der einzigen Art ist Abyssinien oder viel-
mehr sind es dessen centrale und südliche Provinzen. Heuglin
traf dieselbe im Winter in kleinen Gesellschaften auf den Fel-
sen und Hochplateau's von Wogara, Sankaber und Semi^n; dann
IV. Mai 1874. 7
Oft
wieder in Begcmedcr und im Lande der Dschama-gala. Jesse
erlanfljte ein Exemplar in Addigorat.
Die Lebensweise schildert Ileiiglin: „Pfeifend und rasches
P1ugs eilen diese Vögel namentlirii an Abgründen hin von Baum
zu Baum, von Busch zu Busch. Oft sah ich sie an den hohen
Blüthenschossen der Djihara (Uhynchopetalum montanuni) ge-
schickt auf und ab klettern, wohl nur, um deren mohnsaameo-
grosse Körner aus den sie einschliessenden Kapseln heraoszn-
picken." Die vertikale Verbreitung liegt hauptsächlich zwischeD
10- und 14,000 Fuss. Ileuglin stiess einmal auf eine Colonie in
Belegazthal, GCKX) Fuss hoch, gerade da, wo sich der Wildbach
von Woina durch eine tiefe, dunkle, enge Schlucht in den Be-
laganz hinabstürzt. Dieses Felsportal wimmelte von diesen Glanz-
staaren, die unter pfeifendem etwas dohlenartigem Ruf beständig
aus- und einflogen. Möglich dass sie hier brüteten. Vermuth-
lich Standvogel. — Nach Rüppell besteht die Nahrung in In-
secten.
Syn. Lamprotornis tenuirostris, Rüppell N. W. Abyss. Vög.
p. 26, t. 10, fig. 1. — Oligomydrus tenuirostris, Schiff, Mus.
Frankof. — Cinnamopterus tenuirostris, Bp. Collect. DeL p. 8.
— Oligom. sturninus, Heugl. Gab, Journ. 1803, p, 15. (av. homot)
— Heugl. Syst. Uebers. No. 253. — Heugl. Orn. N. 0. Air. p.
527. — Hartl. Monogr. Gab. Journ. 1H59, p. 34. — Heugl. Cab.
Journ. 1862, p. 92; 1863, p. 23 und 1869, p. 15. — Jesse et
Finsch, Transact. Z. Soc. VH. p. 260.
<1si/^^<^')
Ueber eine Vögelsammlung aus Südwest-
Grönland.
Von
D n 0. F i n s c h ,
Conservator der naturgesch. Sammlnngen der Gcsellsch, Museum.
Der Güte meines geschätzten Freundes, des Herrn Missionar
M. Starick zu Lichtenfels, verdanke ich eine Sammlung von Vogel-
bälgen , die mit wenigen Ausnahmen aus der Umgegend dieser
Station herstammen. Obschon Südwestgrönland mit zu den am
besten durchforschten Gebieten zählt, hielt ich es nicht für un-
wichtig über diese Sendung einen Bericht zu geben, weil sie von
manchen Arten ein reiches und mit Verständniss gesammeltes
Material enthält, dessen Untersuchung einen weiteren Beitrag
zur besseren Kenntniss der Vögel dieses Gebiets liefert. Nament-
lich werden manche in Bezug auf Farben- und Federwechsel ge-
wonnene Resultate von Interesse sein, ebenso genaue Vergleichun-
gen mit Exemplaren aus anderen arctischen Gebieten, ganz be-
sonders mit den durch die zweite deutsche Nordpolar- Expedition aus
Ostgrönland heimgebrachten Sammlungen. Ueber einige während
meiner nordischen Reise in Ost- und West-Finmarken im Juni
und Juli V. J. beobachtete Vögelarten füge ich kurze Bemerkun-
gen ein.
h Falco candicans, GmL
F. arcticus, Finsch, 2. deutsche Nordpolarfahrt, vol. IL 1874. p. 181.
Reinh. Ibis 1861. p. 4. *)
Es liegt eine schöne Reihe von 6 Exemplaren vor, sämmt-
lich alte Vögel und im District Fiskenaesset eingesammelt. Da
das Geschlecht derselben beim präpariren genau constatirt wurde;
so mögen mir einige Bemerkungen gestattet sein.
No. 1. Weibchen, am 21. December 1872 erlegt, ähnelt ganz
der Abbildung bei Naumann Taf. 390. fig. 1.: Bürzel und obere
*) Reinhardt: List of the Birds hitberto observed in Greenland. Ibis I8jil
p. 1-19. :
100
Schwanzdecken besitzen srhinale hraunc Schaftstriche, der ganze
Ober- und Hinterkopf sind bis auf die sehr schmalen schwarzes
linealen Schäfte weiss, wie »lie Hosen, welche nur einige spär-
liche dunkle Schaftlinien zei^'en: der Schwanz ist, bis auf einige
verwaschene Kandtleeke an der Aussi-nfahne der mittelsten Feder,
die indess kaum bemerkbar sind, rein und ungetrübt weiss (ganz
ähnlich wie die I'roc. 1><7:J. t. :)'.» f. s dargestellte), dagegen
zeigt die Aussenfahne d(>r Ilandxhwin^'en undeutliche dankel*
gesprenkelte Querbinden. Fussfärbung bleibläulicli, hie und da
ins Gelbe.
No. 2. Altes Weibchen, am 25. November 1872 erlegt: Kopf,
Hals und die Unterseite, nebst unteren Flügel- und Achseldecken
weiss, nur der Oberkopf mit iiussiTSt schmalen schwarzen Schäf-
ten, auf dem Hinterhalsc schmale pfeilförmige Schaftspitzenflecke,
ebensolche, aber in sehr geringer Anzahl, auf den Bauch- and
Schenkelseiten , die Hosen mit etwas grösseren pickcnförmigen
SchaftHecken spärlich besetzt; Iiürz(d und obere Schwanzdecken
mit halbmondförmigen, dunklen <,)uertiecken; die mittelsten zwei
Schwanzfedern mit undeutlichen dunklen Querbiuden, die übrigen
weiss mit dunkel gewässerten Randflecken an der Aussenfahne.
Lauf und Zehen gelb.
No. 3. Altes Weibchen, am 10. Februar \^7S erlegt, sehr
ähnlich dem vorhergehenden, aber der Oberkopf mit breiteren
schwarzen Schaftstrichen, die Bauch- und Schenkelseiten, nebst
Hosen mit einzelnen pickcnförmigen dunklen Schaftflecken, die
sich auf den Schenkelseiten fast (luerbindenartig gestalten; Bür-
zel und obere Schwanzdecken wie die übrige Oberseite mit regel-
mäsigen dunklen Querbinden; Schwanz mit 12 dunklen Qaer-
binden; Beine ins Blaue. Beachtenswerth ist die auffallend lange
Flügelspitze dieses Exemplars.
No. 4. Altes Wcii)chen, am ;K). December 1872 geschossen:
die Unterseite, mit Ausnahme von Kinn, After und unteren Schwanz-
decken, mit zahlreichen dunklen tropfenförmigen Schaftflecken
besetzt, diese grösser und rundlicher an den Seiten, kleiner und
in längliche Schaftstriche übergehend längs der Mitte der Unter-
seite; auf den Hosen einzelne verwaschene äusserst schmale
Schaftstriche; Bürzel und obere Schwanzdecken mit breiten brau-
nen Schaftflecken, die längsten oberen Schwanzdecke quergebän-
dert; die 2 mittelsten Schwanzfedern und die Aussenfahne der
äussersten mit 9 dunklen Querbinden, die übrigen Schwanzfedern
weiss. Beine bleiblau.
No. 5. Altes Männchen, am 29. October 1872 erlegt, stimmt
fast ganz mit dem vorhergehenden Weibchen überein, aber die
Unterseite mit weit minder zahlreichen und kleineren dunklen
Tropfenflecken; Bürzelfedern mit dunklen Schaftflecken, die sich
auf den längsten oberen Schwanzdecken verschmälern und an der
Innenfahne theilweis zu schiefen Querbinden gestalten; einzelne
der oberen Schwanzdecken weiss, mit schmalen dunklen Schaft-
gtyich; mittlere Schwanzfedern mit undeutlichen Querbinden (ähn-
|i(äi wie Proc. 1873. Taf. 39. f. 3).
* *
101
No. 6. Als Männschen, am 16, Februar 1873 erlegt, mit
stärker gefleckter Unterseite als in No. 4, die dunklen Längs-
flecke der Oberseite gehen auf den Schultern in Querbinden über
(ganz ähnlich wie Proc. 1873. t. 39. f. 5 u. 6); Bürzel mit dunk-
len Längsflecken, die sich (vergl. die vorher citirten Figuren) ge-
gen die Basis in Querbinden umändern, was sich noch deutlicher
auf den Schwanzdecken zeigt, einzelne derselben bereits mit so
deutlichen Querbinden als in No. 3; 2 mittelste mit 10 deut-
lichen Querbinden (ganz wie Proc. 1873, t. 39. f. 2.).
Erwähnt sei noch, dass ein Männchen der Bremer Samm-
lung von Island (Grösse wie die von No. 5) in der Färbung ganz
mit dem grönländischen Weibchen No. 4 übereinstimmt.
No. Fl. Flügelsp. Schw. F. Mund- L. Lauf M.Z. Nag.
spl.
vorn
dars. *)
1.
15" 6'"
4" 5'"
8" 10'"
11%'"
18'"
' 31'"
12'"
24'"
9V2'" /••
2.
15 9
4 9
8 5
11
18
30
11
25
10V2 f-
3.
15 6
7 9
8 4
12
17V2
27
10
24
11 /•.
4.
15
4 6
8 8
12 ,
17
32
11
26
9V2 /••
5.
14 3
4 6
8 -
10
15
26
10
24
9V2 m-
6.
14 3
6 3
7 10
10
14
27
13
24
9 m-
Im Anschluss an die trefflichen und gründlichen Unter-
suchungen „über die nordischen Jagdfalken", welche Blasius
(Journ. f. Orn. 1862, p. 43-59) veröffentlichte, dem über die-
selben wohl das reichste Material zu Gebote stand, dürften die
vorstehenden Bemerkungen aufs Neue Belege für die Ansichten
dieses eminenten Forschers liefern und die Thatsache erhärten,
dass das längsgefleckte Gefieder (durch Mauser und Verfärben)
in ein quergebändertes übergeht, wie dies A. Newton zuerst an
lebenden Exemplaren n^ichwies. Dass beide Formen somit als
artengleich zu betrachten sind, kann wohl kaum mehr einem
Zweifel unterliegen, obschon die Meinungen der Ornithologen
darüber immer noch getheilt bleiben werden. So hat Sharpe
neuerdings den F. arcticus, Holb. (s. n. F. Holbölli, Sharpe, Proc,
1873, p. 415) als gute Art zu restituiren versucht, wie es scheint
dabei aber die werthvoUen Untersuchungen von Blasius (1. c.)
und von HolböU (Ornith. Beitr. zur Fauna Grönl. p. 18) nicht
gehörig beachtet. Nach seiner Darstellung würde sich F. Hol-
bölli hauptsächlich durch die einfarbig weisse Kehl-, Kropf- und
Brustpartie unterscheiden, in dieser Eigenthümlichkeit also mit
den oben beschriebenen Exemplaren No. 2 und 3 übereinstimmen,
die indess keine Spur von Querbinden auf den unteren Schwanz-
decken wie F. Holbölli besitzen. Wenn nun auch als feststehend
angenommen werden darf, dass die erwähnten Exemplare No. 2
und 3 mit weisser Brust völlig alte Vögel sind, so lässt sich von
No. 1 mit gefleckter Brust (und einfarbig weissen Schwanz) jeden-
falls dasselbe behaupten und wir werden für die Verschieden-
heiten , so sehr sie auch anscheinend auf specifische hindeuten,
*) Bezüglich der Maassangaben vergleiche diese Abhandl. Jahrgang ISfOj ..
p. 325 Notel
a • -'
102
nur in dem von Sharpr (I. <*. p. -liro uufgcstelltcm Gesetz: „dass
nicht 2 Indiviflucn gleicher Art ^'onaii (ItM'selben Kegel in der
Kntwickelun^ /um alten Kloide fol^^en/* i*ini* Krkh'irung zu findei
vermögen. Mit der Annalinu* dieses (ieset/es werden wir aber
auch zugleich für so j^eringe Ahweichnngen, wie sie F. Holbölli
besitzen soll, kaum eine spccitisrhe Sondernng aufrecht erbaltea
können, und die auch von mir schon früher (L c.) ausgesprochene
Ansicht von der artliclien Zusammengehörigkeit aller arctiscben
weissen Jagdfalken, dürfte sich mehr und mehr als die richtige
erweisen.
2. Faleo Ävrfalco, L.
Ein junges Männcheji von Kiskenaesset, am 24. Säeptembcr
1S72 erlegt. Wegen Mangel von Vergleichungsmatcrial beschränke
ich mich auf die Bemerkung, dass dasselbe vortrefflich mit der
Beschreibung bei Blasius (Nachtr. zu Naumann vol. 13. p. 23)
und der dazu gehörigen Abbildung (Taf. ;W1. f. 2) übereinstimmt
Wachshaut und Fussfärbung sind indess nicht gelb, sondeni
bleiblau.
Fl. Flögelsp. Schw. F. Mundspl. L. M*Z. Nag. dan.
W 4// 6'// y// 10'" 17'" 27'" 22"' 9"' m. Gronl.
Diese Art fehlt in der von Dr. Reinhardt veröffentlichten
Liste der Vögel (Grönlands.
3. Falco peregrynns, L.
Reinlu Ibis 1861. p. 5.
F. Brookei, Sharpe, Ann. u. Mag. Nat. Hist. 1873 (January).
Zwei Exemplare aus dem District Fiskenaesset, deren Ver-
gleichung folgende nicht uninteressante Resultate ergiebt. Ein
altes Weibchen (12. Juli bei Gelegenheit einer Rennthierjagd er-
legt), theilweis in der Mauser begriffen, ist bedeutend lebhafter
und dunkler gefärbt als alte Vögel aus Deutschland. Kehle,
Kropf und Brust haben einen lebhaft rostweinfarbenen Anflug;
auf den ersteren beiden Theilen zeigen sich schmälere Längs-
und breitere dunkle Tropfenflecke, die übrige Unterseite, inclusive
der zart grau verwaschenen Hosen, trägt eine dichtstehende,
breite, schwarze Querbänderung, der Kopf ist dunkler schwarz
und das Schwarz der Ohrgegend vereinigt sich mit dem des
Bartstreifes, so dass die ganzen Kopfseiten fast ganz schwarz
erscheinen.
Dieses Exemplar stimmt daher ganz mit der Abbildung überein,
welche Schlegel (V^ogels van Neederlandsch Indie t. 1. f. 2) nach
einem Weibchen von Java giebt und welches, des schwarzen
Kopfes halber zur Subspecies F. melanogenys, Gould, gehören
würde. Schlegel hat schon mit Recht darauf hingewiesen, dass
, ^ dieser Färbungsstufe kein Artrecht gebührt und dass sämmtliche
V Wanderfalken, auch der amerikanische (F. anatum, Bp.), nur
103
Eine Art ausmachen. Der Nachweis von schwarzköpfigen Exem-
plaren aus dem hohen Norden wird am besten für die Schlegel'sche
Ansicht sprechen, und macht die Annahme, diese Varietät finde
sich nur in Australien unhaltbar. Der neuerdings von Sharpe
nach 2 sardinischen Exemplaren aufgestellte F. Brookei stimmt
ganz mit diesem grönländischen Exemplare überein, wodurch wohl
hinlänglich der Beweis beigebracht sein dürfte, dass die schwarz-
köpfige Form Sardiniens keine dieser Insel eigenthümliche Art
bildet.
Das zweite aus Grönland eingesandte Exemplar ist ein jun-
ger Vogel (7. October 1872 erlegt) ganz in der typischen Fär-
bung, wie sie Naumann auf Taf. 24 f. 2 darstellt. »
In der folgenden Maasstabelle füge ich zur Vergleichung die
Maasse eines sehr grossen Weibchens aus Deutschland und die
von F. Brookei, Sharpe (aus dem Englischen übertragen) an.
Fl. Flügonp. Schw.
F.
Mond L.
spl.
M.Z.
N.g.
dars.
13" 2'" 4" 8'" 6" 9'"
10"'
13'" 28'"
24'"
9'^' /•. ad. Grönland.
13 6 4 4 6 6
9V2
14 24
25
9 /". jun. „
14 411 7 5
11
15 23
25
9 /■. ad. DeutschL
12 9 — 6 6
16 24
— - Brookei (Nach
Sharpe.)
4^ Nyctea niyea, (Dand.)
Finsch, L c. p. 182.
Reinh., Ibis 1861, p. 5.
Ein fast weisses Männchen aus der Umgegend von Lich-
tenfels.
5. Saxicola oenanthe, L
Reinh., Ibis 1861, p. 5.
Finsch, 1. c. p. 183.
Drei Exemplare aus der Umgebung von Lichtenfels.
Ein junges Männchen (28. August) stimmt last ganz mit der
Abbildung bei Naumann (Taf. 89. f. 2) überein, ist aber noch
etwas lebhafter gefärbt, namentlich zieht die Unterseite stärker
in's Rostweinröthliche , auch die unteren Schwanzdecken sind in
diesem Tone angeflogen; Schwingen und Schwanzfedern tragen
rostweissliche Spitzenkanten und die Armschwingen und Flügel-
decken breite rostbraune Ausseusäume. Dieses Exemplar ist im
vollen Wechsel des Kleingefieders begriffen.
Zwei junge Vögel (am 11. und 12. Juli erlegt) tragen das
erste Jugendkleid, ganz wie es Naumann (vol. 3. p. 868) be-
sehreibt; bei dem einen, mit bereits völlig ausgebildeten Schwin-
gen, erscheinen auf dem Rücken einzelne braune Federn , von
der Rückenfärbung des vorhergehend erwähnten Exemplars und
104
die rostbraunen Aussrnrändor <Icr ScIiwingeD und Deckfedem
sind lireiter und dunkler.
Zu den bereit^ von mit (I. r.) mit^'ethriltcn Maassen osi-
grönländisclier Kxeniidare fü^'c ich zur Vorgleichang die zweier
aus West^Tünland an.
Fl. AcutiS. Schw. F. MiinilHjil. L. M. Z.
3'MO'" 2"1'" o»/*'" TV/" 1:."" 6Va'" /: 2S. Aug.
3 0 2 — r> 8V, rj*/.j () jun. 12.Ju1l
a. Corviis corax, L.
Keinh., Ibis 18«) 1, p. 7.
Finsch, 1. c. p. IXiK
Vau Männchen (15. Februar) und ein Weibchen (9. Decem-
ber), deren Maasse ich zur VervoUsländigung zu den von mir
bereits gegebenen (1. c.) hier folgen lasse.
Fl. Schw. F. Mun(lM|>l. IlOhc. L. M.Z.
IG 10 \) 32 3<) 13 32 21 m.
16 3 9 :50 3<; 13 31 20 /".
7. Aegiothiis linarius, L«
Naumann, Vög. Deutschl. V. p. 173. t. 126.
Zahlreiche Exemplare in den erheblich verschiedenen Klei-
dern des Frühjahrs u. Hei'bstes.
Im Mai (D. und 10) erlegte Exemjdare stimmen mit dem bei
Naumann fig. 2. u. 3 (Taf. 126) abgebildeten überein; sie zeigen
sämmtlich stark abgeriebene Schwingen und Schwanzfedern, da-
her nur 2 schmälere weisse Flügelquerbinden; die Oberseite ist
dunkelbraun mit schmalen graubraunen Federsäumen, die Unter-
seite schmutzigweiss mit l)reiten dunklen Schaftstrichen an den
Seiten. Von 2 Männchen zeigt nur das eine Kopf und Brust
blasscarminroth, und auf der Bürzelmitte blasscarminrothe Säame,
beim anderen ist diese Färbung nur äusserst schwach angedeutet,
und bei 3 Weibchen fehlt sie ganz; das Roth des Vorderkopfes
und Scheitels ist bei den Männchen etwas weiter ausgedehnt und
lebhafter. Die Schnäbel sind hornschwärzlich mit gelbscheinenden
Schneidenrändern, deutlicher gelb am Mundwinkel.
Ganz übereinstimmend gefärbte Fxemplare liegen mir aus
Deutschland, Ostasien und Nordamerika vor.
Im September (15. bis 28.) erlegte, frisch vermauserte oder
theilweis noch in der Mauser befindliche Exemplare stimmen
mit fig. 3 (Junges Weibchen var.") bei Naumann überein. Die
Federn der Oberseite, den Bürzel einbegriffen, haben breite rost-
braune Seitensäume, so dass die Gesammtfärbung der Oberseite
dadurch bedingt wird; die Endsäume der Armdecken und gröss-
ten oberen Flügeldecken sind ebenfalls rostbraun oder rostbräun-
lich, wie Kopf- und Halsseiten und die Unterseite, Bauchmitte
105
und After weisslich; die Seiten mit breiten, Kropf- und Brust-
mitte mit schmäleren dunklen Schaftstrichen; Vorderkopf dunkel
und düster blutroth in beiden Geschlechtern; bei einem Weib-
chen viel heller und mehr feurig roth; der schwarze Kinnfleck
bei den Weibchen sehr beschränkt, bei den Männchen ausgedehnt;
keine Andeutung von Koth auf Brust und Bürzel. Schnabel
dunkelorange mit dunkler Spitze.
Ein junger, am 14. September erlegter Vogel ist noch in
voller Mauser: in der Färbung stimmt er ganz mit dem Herbst-
kleide überein, aber das Rostbraun der Oberseite ist düsterer;
die rothen Federn des Vorderkopfes spriessen aus den Kielen
hervor und sind sehr dunkel schwärzlichroth ; Schnabel dunkel
bleischwärzlich mit orange scheinenden Schneidenrändern.
Ein solches rostbraunes Herbstkleid bilden Bonaparte und
Schlegel (Mon. Lox. t. 54, untere Figur) sehr schön ab.
Mitten im Winter (Januar und Februar) erlegte Exemplare,
aus der Umgegend von Stockholm, stimmen in der rostbraunen
Oberseite ganz mit den grönländischen Herbstvögeln überein, aber
das Roth auf dem Kopfe, Kehle, Kropf, Brust und Bürzel ist
schön entwickelt, wie auf fig. 1 bei Naumann (Taf. 126) oder bei
Bonaparte und Schlegel (linaria t. 52, obere Figur).
Bekanntlich entsteht das Roth der Vorderseite nicht durch
Mauser sondern durch Verfärbung.
Isabell- Varietät. (Männchen, am 30. October bei Lich-
tenfels erlegt.) Zart rostisabellbräunlich, mit verwaschen dunklen
Schaftstrichen auf Hinterkopf, Hinterhals, Mantel und Schultern,
deutlicher und dunkler an Kropf und Brustseiten, Mitte der Unter-
seite von Brust an weiss, untere Schwanzdecken mit dunklen
Schaftstrichen; Scheitelmitte schön scharlachroth; Kinnfleck rauch-
schwärzlich; Schwingen bräunlich, innen fast weiss, mit fahl-
weissen Aussensäumen, diese breiter an den hinteren Armschwin-
gen; Deckfedern graubraun, die Armdecken breit fahlweiss, die
grössten oberen Deckfedern schmal rostisabell am Ende gerandet;
Schwanz bräunlichweiss, mit weisslichen Schäften wie die Schwin-
gen. Schnabel orange; Beine bräunlich.
Fl. AeuBS. Schw. M. Schw. F. Breite an Basis
2// 9///_3// 1'/ 10'"— 2" 2''' 1" 7'"— 1" W'' 8—9 m. 5 -5 Va m.
Höhe an Basis L. M. Z. Nag.
6V2— 7 m. 15—17 m. 9— IOV2 m. 5-7''' Südgrönland 15. Expl.
Wie ich bereits (1. c. p. 190 Note) bemerkte ist Ae. Hol-
böllii als Art unhaltbar, nachdem ich amerikanische und grön-
ländische Exemplare untersuchte, die in der Schnabelgrösse und
Grösse, welche bei den Leinfinken überhaupt sehr variirt, alle
Mittelformen bieten. Ae. rufescens, Vieill., rostratus, Coucs, und
fuscescens, Coues, vermag ich ebenfalls nicht von linarius zu
trennen und exilipes, Coues, kann ich, nach einem mir vorliegen-
den typischen Exemxlare aus dem arctischen Amerika (durch die
Smithsonian Institution erhalten) nicht von canescens, Gould,
unterscheiden. Letztere Art betrachte ich als eine wohlbegrün-
dete; sie bewohnt Grönland und das arctische Amerika (exilipes),
lor>
kommt aber nicht in Xorwo^'on vor, wie ich nach einem irrthflm-
lichcn Ktiquett unseres iMuseums an^ab.
8. riectrophancs iiivaliK, (L.)
Iieihh., Ibis 1m'»1, p. 7.
rinsch. 1. c. p. r.'l.
Wie Naumann bereits sehr richtig ausführt, erfolgt beim
Sc'hneespornainmer die Veränderung' des Winterkleides zum
Sonnnerkleide durch Abnutzung <Ier rostfarbenen Fedcrenden,
wodurch auf Mantel, Schultern und den oberen Schwanzdecken
die schwarze, auf den übrigen TheihMi »lie weisse Mitte der Fe-
dern hervortritt. Die Federn des Sommerkleides zeigen dann,
namentlich auf der Oberseite, stark ab<^eschlissene, gleichsam
abgenagte, Endkanten, und sind bedeutend kürzer als die des
Winterkleides.
Wie ich an ostgrönländischen Exemplaren zeigte, findet die
Mauser in der letzten Hälfte des Juli und Anfang August statt.
Kin mir vorliegendes junges Männchen aus Südgrönland ist
am 12. Juli im Uobergange vom Jugendkleide zum ersten Herbst-
kleide begriffen. Es trägt fast noch ganz das Nestkleid, wie ich
es (L c. p. 11)2) nach Spitzbergen-Exemplaren (vom 19. Juli)
beschrieb, aber Kehle, Kropf und die Seiten sind rostgelbbräun-
lich verwaschen, Flügel und Schwanz völlig ausgebildet und ganz
wie beim alten Männchen im Herbstkleide gefärbt, ebenso ein-
zelne neu hervorwachsende Federn auf dem Mantel.
Mitte August ist die Mauser beendet und die Vögel tragen
dann das bekannte Herbstkleid, wie es Naumann (Taf. 106 f. 2,
3, 4) darstellt. In diesem Kleide liegen mir aus Südgrönland
Exemplare von Ende August (28— ;>1.), September (28.) und
October (lO, 12.) in beiden (ieschlechtern vor. Die Weibchen
unterscheiden sich von den Männchen durch die schwarzen, am
Ende breit weisslich gerandeten oberen Flügeldecken, welche
beim Männchen weiss sind.
Das reine Winterkleid (Männchen vom 19. Februar) zeigt
ein blasseres Rostbraun der Oberseite, so dass auf Mantel und*
Schultern die schwarze Federmitte schon deutlicher hervortritt;
die schwarzbraunen Endsäume der Scheitelfedcrn sind fast ganz
abgeschlissen, so dass hier Rostbraun schon stark mit Weiss ge-
mischt vorherrscht; Kopfseiten und die Unterseite sind weiss,
mit rostbraunem Ohrfleck und Kropfseiten.
Bei Männchen von Anfang Mai (7.) und Juni sind die rost-
braunen Enden fast ganz abgerieben, so dass Mantel und Schul-
tern schwarz, Kopf und Unterseite einfarbig weiss erscheinen:
nur der Bürzel ist zum Theil noch rostfarben und auf dem Sehei-
tel und der Brust sind einzelne äusserst schmale und verloschene
rostgelbe Endsäume vorhanden. Das am 7. Mai erlegte Männ-
chen hat die Schneidenränder noch gelb, das am 1. Juni einge-
sammelte den Schnabel bereits ganz schwarz.
107
Alte Weibchen im Sommerkleide (10. Mai und 16. Juni)
haben auf dem Ober- und Hinterkopfe noch zahlreiche schwarze,
weisslich umrandete Federn und Zügel, Ohrfleck und Bürzel sind
mehr oder minder deutlich rostgelbröthlich , die oberen kleinen
Fitigeldecken schwarz, mit breiter weisser Endkante, wie im
Herbstkleide; Schnabel schwarz mit rostfahl scheinenden Schnei-
denrändern ; sie stimmen ganz mit dem bei Naumann als r jünge-
res Weibchen" dargestellten Exemplare (Taf. 107. f. 1) überein.
Ich traf den Schneespornammer häufig in Ost-Finmarken,
besonders auf der einsamen Tundra zwischen Bosekop und Ka-
rasjok. Er liebte hier besonders die steinigen, mit Geröll be-
deckten Gegenden, und hier hörte ich oft seinen melodischen
Gesang, der in jener Einsamkeit einen erhöhten Reiz hat. Ende
Juni war das Brutgeschäft im vollen Gange und mehrere in die-
ser Zeit gefundene Nester enthielten bebrütete Eier. Die Nester
fanden sich stets unter Steinen und zwar so, dass eine enge
Eingangsröhre bis zum eigentlichen Nestplatze führte, so dass
man zum Neste selbst nur durch Abheben der Steine gelangen
konnte, was nicht in allen Fällen möglich war. Die kunstvoll
gebauten Nester stimmten ganz mit dem (1. c. p. 193) beschrie-
benen überein.
9. Plectrophanes lapponicns, {L.)
Finsch, 1. c. p. 194.
Reinh., Ibis 1871, p. 7.
Im Anfang Mai (9.) erlegte Männchen stimmen durchaus mit
solchen vom Juli (2.) überein, nur haben die ersteren an den schwar-
zen Federn des Oberkopfes noch breite rostweissliche Seiten-
säume ; ein Männchen vom 2. Juli zeigt die schwarzen Kehlfedern
mit einzelnen weissen gemischt.
Ein von mir am 28. Juni 1873 auf der Tundra zwischen
Bozekop nnd Karasjok in Ost-Finmarken beim Nest erlegtes
Männchen hat den Oberkopf, Kehle und Kropf einfarbig tief-
schwarz (wie fig. 3 auf Taf. 108 bei Naumann), aber die rost-
braunen Seitensäume auf Mantel, Schultern und Flügeldecken
sind durch Abreiben fast ganz verloren gegangen, wie dies bei
ostgrönländischen Exemplaren einen Monat später (25. Juli) der
Fall ist. Das gleichzeitig mit dem Männchen beim Nest erlegte
Weibchen, mit ebenfalls stark abgeriebenem Gefieder der Ober-
seite, stimmt ganz mit der Abbildung bei Dresser (B. of Europe
t. 119) überein: Kinn und Oberkehle sind weiss, von einem huf-
eisenförmigen schwarzen Schild umschlossen; der Nacken rost-
zimmtroth. Dagegen zeigt ein grönländisches Weibchen, am 12.
Mai geschossen, den Nacken nur zart rostroth angeflogen mit
schwarzen Schaftstrichen; Kopfseiten, Kehle und Kropf sind
schwarz, mit rostweisslichen Endsäumen und einzelnen weissen
Federn gemischt.
10«
10. La^'opus alpinns, (Nilss.)
Finsrli. 1. c. I». l'.»r>.
L. Iii'inliiir<lti. Hciiili.. Ihis IsTl, p. 9.
Im Aiisi-hluss an inciiu* au>fjihiii('lu' Darstellung des ost-
[;t-öiiIäii(lisc'lieMi Scliiiochulins iiuiclitc ich mir auch Qber die ans
Sndwrslirrönland erhaltene schiinc Keihc einige Bemerkangen
(M'huibc*!). Ks lie<;(*n ciiiiLit' /.wunnu. Kxemplare in beiden Ge-
sclilfchtLTii vor mir> dii*. in ilcn MoiuitiMi Mai, August, September,
0»:tübLM-, November, DccembtT, Januar und Februar erlegt, mit
Ausnahme des vollkommenen Sommerkleides des Männchens, fast
sümmtliche Farhungsphasen enthalten.
Exemjdare vom 'J7. Octoher bis 17. Februar eingesammelt
tragen das vollständi^re rein w(?isse Winterkleid, wie ich es (1. c.
p. VJi)) bi'schrieben. Ich bemerke auch Itei diesen südgrönländi-
schen Exemjdaren ein betriichtliches Variiren in der Ausdehnang
der weissen Basis der Schwanzfedern und der Färbung der
Schwingenschäfte; letztere sind zuwt'ilen fast ihrer ganzen Länge
nach schwarz, zuweilen dehnt sich aber die weisse Basis bis
über die Hälfte aus, so dass nur die Kndhälfte braun erscheint;
die Ferlern des schwarzen ZügelHecks tragen bei den Männchen
zuweilen feine weisse Kndspitzen; auch ist der Zügclstreif bei
den Weibchen stets durch einige schwarze Federchen angedeutet
und setzt sich zuweilen bis hinter das Auge fort.
Dieses rein weisse Winterkleid wird otlenbar von Ende Sep-
tember bis ]\Iai getragen, denn ein am 27. Mai erlegtes Männ-
chen erhält am Oberkopfe bereits zahlreiche rostbraune schwarz
gebänderte neue Federn, währc.Mid 7 im September (16. bis 27.)
erlegte Kxemplare zur Hälfte oder grösstentheils weiss gefärbt
erscheinen, und zwar, wie die zahlreichen noch in den Blutkielen
steckenden Federn zeigen, durch Mauser. Die neuen weissen
Federn entwickeln sich übrigens schon Anfang August, denn
2 am 7. und 12. August geschossene Fxemplare besitzen unter
den braunen Sommergefieder zahlreiche weisse Federn, die aber
grösstentheils noch verborgen sind. Hei diesen August-Exem-
plaren findet der Wechsel von Schwingen und Steuerfedern noch
statt, während er bei den in der letzten Hälfte des September
erlegten bereits vollendet ist.
Bei den Männchen findet die Frühlingsmauser viel später
statt, wie das oben erwähnte am 27. Mai erlegte Männchen zeigt,
welches den rothen Ilautkamm über den Augen als Zeichen der
beginnenden Fortpflanzungszeit stark entwickelt hat, aber fast
ganz noch im Winterkleide erscheint, während ein am gleichen
Tage gescliossenes W^eibchen bereits das nahezu vollendete
Frühlings- oder erste Sommerkleid trägt.
Oberseite schwarz mit zahlreiclien feinen rostgelben und
spärlicheren weissen Querbinden; Kopf, Hals, Flügeldecken und
die Unterseite breiter rostgelb und schwarz quergebändert, mit
einzelnen weissen Endsäumen; Bauch, After, Schwingen und die
109
Deckfedern am Unterarm und Buge noch weiss, aber mit zahl-
reichen, noch verborgenen, aus den Kielen hervorschiessenden
rostgelb und schwarz gebänderten Federn gemischt.
Dieses Exemplar stimmt ganz mit einem Weibchen von den
Schweizer Alpen überein, nur dass bei Letzterem die rostgelbe
Querzeichnung lebhafter und dunkler, mehr orangerostgelb und
etwas breiter ist, und mit einem am 15. Juli auf Clavering-
Insel in Ostgrönland erlegten Weibchen.
Der bei Naumann (Taf. 161 f. 2) als Junges Weibchen"
dargestellte Vogel, repräsentirt dieses erste Sommer- oder Früh-
lingskleid des alten Weibchens, welches nach Newton's Angaben
bis zur völligen Entwickelung der Jungen, also bis in den August
hinein, getragen wird, was meine Untersuchungen bestätigen.
Zwei im August (7. und 12.) erlegte W^eibchen zeigen nämlich
noch Reste desselben, indem die Unterseite und theilweis die
Flügeldecken noch stark mit rostgelben, schwarz gebänderten
Federn gemischt sind, die sich durch den blasseren rostgelben
Färbungston und die abgeriebenen Endspitzen leicht unterschei-
den; im Uebrigen *ist das rostbräunliche oder graubraune fein
schwarz vermiculirte Herbst- oder zweite Sommerkleid vor-
herrschend, das alte Winterkleid noch in unvermauserten Schwin-
gen vorhanden und das neue Winterkleid zeigt sich ebenfalls
bereits in hervorwachsenden neuen Schwingen und zahlreichen
weissen Federn, die noch unter dem Sommergefider versteckt
sind. An diesen Exemplaren lassen sich daher 4 verschiedene'
Kleider (Frühlings- oder erstes Sommerkleid, Herbst- oder zwei-
tes Sommerkleid, altes und neues Winterkleid) nachweisen, wie
bereits von Newton hervorgehoben wurde (1. c, p. 201).
Nach diesem Forscher legen die Männchen sehr früh das
Herbst- oder zweite Sommerkleid an, wie ein Anfang August
auf Sabine-Insel erlegtes Männchen bestätigt, welches keine Spur
mehr von dem rostgelb- oder schwarzgebänderten Frühlingskleide
zeigt, welches noch bei einem am 8. Juli auf Sabine-Insel er-
legten Männchen sehr deutlich vorhanden ist, ebenso an einem
Männchen von den Schweizer Alpen (leider ohne Datumangabe).
Das letztere zeigt die Anfänge zu der schwarzen Brust, und die
Körperseiten sind ebenfalls mehr oder minder schwarz. Leider
enthält mein grönländisches Material keine Männchen in der
vollen Sommertracht, über welche ich daher noch nicht ganz
sicher bin. Das bei Naumann (Taf. 161. f. 1) als „Männchen im
Sommer" abgebildete Exemplar repräsentirt das Herbstkleid.
Die in der letzten Hälfte des September erlegten Schnee-
hühner haben, wie bereits erwähnt, schon grossentheils das neue
Winterkleid angelegt, zeigen vom alten keine Spur mehr, aber
besitzen neben den Resten des Herbstkleides auch noch theil-
weis solche vom Frühlings- oder ersten Sommerkleide. Die Ent-
wickelung dieser verschiedenen Kleider ist eine individuell sehr
verschiedene. Bei einem am 16. September geschossenen Männ-
chen herrscht auf der Oberseite das rostbraungraue dunkel ver-
miculirte Herbstkleid noch vor mit einzelnen neuen weissen Fe-
110
(lern gemischt, ohne iSpnrcn des Früblingskleides, welches bd
einem am 26. Septrmbcr erle;;U*ii Männchen am Kopfe noch
ein/ein siclitlmr ist, rltcn so hei l) Weihchen vom 25. September.
Dieselben zei^^m , wie 2 Männchen desselben Datums, eine be-
reits vorherrschend weisse Oberseite: bei einem Weibchen sind
nur noch auf Schultern und auf dem Kopfe einzelne Herbstfedeni
sichtbar, ganz elienso wie bei einem Weibclien aus der SchweiZi
welches auf dem Kopfe noch zahlreiche Federn des FrQhlings-
kleides besitzt.
Junge Schneehühner im ersten Herbste ihres Lebens
und im Uebergange zum Winterkleide stimmen fast ganz mit
AVeil)Chen im Herbst- oder zweiten Sommerkleide übercin, d. h.
sie tragen ein vorherrschend rostgrauhraunes, dunkel vermicalir-
tes Kleid, welches anstatt mit Resten des Früblingskleides mit
solchen des ersten Nestkleides unti'rmischt ist, nämlich mit rost-
gelb und schwarz quergebänderten Federn, die denen des Früb-
lingskleides beim Weibchen entsprechen, aber blasser und matter
erscheinen und schon in ihrer lockeren Textur sich als Jagend-
gefieder kennzeichnen.
Ein am 27. September erlegtes junges Männchen zeigt diese
Färbungsstufe und stimmt ganz mit einem jungen Weibchen aus
Norwegen überein. Wie bei diesem ist die Unterseite vom Kröpfe
an bereits weiss, wie die oberen Deckfedern am Buge und die
Schwingen, aber das Männchen unterscheidet sich leicht als
solches durch den merkbar angedeuteftn schwarzen Zügelfleck;
am linken Flügel besitzt es nocii eine grauschwärzliche am Basis-
theil weiss gesprenkelte Schwungfeder vom ersten Nestkleide,
die übrigen weissen Schwingen sind noch im Wachsthum be-
griffen. Wie mir Herr Starik schreibt, ist dies ein ausnahms-
weis spät entwickelter junger Vogel, denn die meisten haben
schon im August diese Grösse und Färbung erreicht.
Weisse Federn zeigen sich übrigens, wie in allen Jahres-
zeiten einzelne, schon bei Jungen, welche neben dem ersten Nest-
kleide, theilweis noch Dunen, aber noch keine Spuren des ersten
Herbstkleides besitzen , wie ein Anfang August auf Sabine-Insel
erlegter junger Vogel.
Die vorstehende Darstellung der verschiedenen Kleider be-
stätigt zugleich die Thatsache, dass beim Schneehuhn ein drei-
maliger Federwechsel im Jahre stattfindet, worüber wir
übrigens zuerst durch Nilson (1825) Kunde erhielten. Naumann
spricht nur von einer Frühlingsmauser im April, aber Meves
(Journ. f. Orn. 1855, p. 232) und Barth (vergl. Boie, Journ. 1869,
p. 102) bestätigen die ,. dreidoppelte Mauser" und zwar für beide
nordischen Schneehuhn-Arten. Nach Macgillivray (vergl. Gloger,
Journ. f. Orn. 1856, p. 461) würde sogar ein viermaliger Feder-
wechsel stattfinden, aber die mühevollen Untersuchungen New-
ton's lassen keinen Zweifel an der liichtigkeit der dreimaligen
Mauser und erledigen die Frage vollständig. Goebel (Journ. f.
Orn. 1873, p. 424) irrt daher, wenn er für Lagopus albus nur
eine Herbstmauser annimmt.
111
Dass ich bei wiederholter sorgfältiger Vergleichung voi
Exemplaren aus Süd- und Ostgrönland, Island, Norwegen und
den Schweizer Alpen keinerlei Grund zu einer specifischen Tren-
nung sehe, und an deren artlicher Zusammengehörigkeit nach
wie vor festhalte, möge hier nochmals ausdrücklich bemerkt sein.
11. Charadrins virginianns, L«
Reinh., Ibis 1861, p. 9.
Wie Professor Reinhardt bereits nachwies, gehört der Gold-
regenpfeifer Südgrönlands zu der nordaraerikanischen und nicht
zur europäischen Art, was ich nach einem durch Herrn Starick
aus der Umgebung Lichtenfels' erhaltenen Exemplare bestätigen
kann. Wie mir dieser Herr mittheilt, ist das Vorkommen ein
sehr seltenes.
Nach meinen Untersuchungen (vergl. Proc. Z. S. London
1870, p. 588) scheint Gh. virginianus vom ostasiatischen Gh.
fulvus, Gml., hauptsächlich durch längere Flügel abzuweichen.
Fl Schw. F. L. Tib. M. Z.
ß/zg/// 2'' 4'" IOV2'" 20'" 7V2'" 11'
///
12. Strepsilas interpres, L.
Finsch, 1. c. p. 203.
Reinh., Ibis 1861, p.'9.
Männchen (29. August) und Weibchen (28. September) ganz
übereinstimmend, tragen bereits das ausgefärbte Winterkleid.
Nach Herrn Starick's Notizen gehört der Steinwälzer zu den
seltenen Sommergästen. — Ich beobachtete ihn längs den Küsten
von West- und Ostfinmarken, bei Tromsoe und am Varangerfjord
im Juni und Juli 1873, aber stets einzeln. Erlegte Männchen
trugen das schöne, völlig ausgefärbte Sommerkleid.
13, Tringa maritima, Brunn,
Finsch, 1. c. p. 205.
Reinh., Ibis 1861, p. 11.
Ende September (16.) und Anfang Februar (10.) erlegte
Männchen sind fast gleichgefärbt und im vollen Winterkleide;
der Septembervogel zeigt stärker markirte, herzförmige, dunkle
Flecke an den Brust- und Bauchseiten und breitere fahlweisse
Endsäume an den Brustfedern.
Die Art überwintert jedenfalls in Grönland, wie das am 10.
Februar geschossene Männchen beweist.
112
14. Ilarelda ^lacialiK, (L.)
Ileiiili.. Ibis isi;i, p. 14.
Finsih, 1. V. 1». tios.
Kill Miinnchon. am M. Miir/ erlebt. trä<;t das volle Pracht-
kleid wie ^'i^^ 1 auf Taf. .'Il'.t bri Nauntaiin: der ganze Oberkopf
ist zart rostisabell an^'cbaucbt . bei einem anderen Männchen
(21. März) ohne diesen Ant^u^^ also rein wi-iss.
Ein am IT). März crle^itt's Mäniichcii ist noch im Ueber-
Range: das Weiss des Oberkojifes mit einzelnen schwarzen
Federn gemischt ; die Fedrrn des schwarzen Ohrfleckes sind noch
weiss gespitzt; die braunschwarzen Mantelfedern haben theilweis
rostbraune Endsäume; Kropf und Urnst sind graubraun, aber ein-
zelne Federn am Ende bereits braunschwarz, und zwar in Folge
Verfärbens. Bei einem am s. März geschossenen Männchen
ist dieser Verfärbungsprocess minder weit vorgeschritten, die
Schultern noch braun: im Uebrigen ähnelt es am meisten dem
jungen Männchen fig. J) bei Naumann.
Ein Weibchen im AVinterkleide {22. F(d)ruar) ähnelt sehr
Fig. 5 bei Naumann (junges AV.), aber die Kopfzeichnung ist
deutlicher ausgesprochsn und schärfer markirt.
Das alte Weibchen im Sommerkleide weicht erheblich von
dem bei Naumann (t. 3VJ, f. 4) dargestellten ab, und verdient
eine genauere Beschreibung, da bis jetzt eine solche noch zu
fehlen scheint. .
Kopf braunschwarz , mit einzelnen weissen F^derspitzen auf
Scheitel und Hinterkopt; das Auge von einem länglichen weissen
Felde umgeben, Zügel breit dunkelrostbraun; Kinn und die Vor-
derseite des Halses dunkelbraun, mit verloschenen weisslichen
Endspitzen; Hinterhals dunkelbraun: an den Ilalsseitenjederseits
ein grosser schmutziger LängsHeck; Kropf und die Brustseiten
dunkelbraun mit einzelnen weissen Federn gemischt, übrige Unter-
seite weiss, auf der Brust in's Graue; Oberseite braunschwarz,
auf dem Mantel mit verw^aschcnen rostbraunen Seitensäumen,
diese breiter und schärfer auf den hinteren Schulterdecken, deren
längste einen graulichen Spitzentieck tragen; Schwingen und Deck-
federn dunkelbraun, die Enden der Armschwingen und deren
Decken abgerieben, daher heller; untere Flügeldecken und Achseln
rostrauchbraun; Schwanzfedern braun, an dem stark abgeriebenen
Ende weisslich; Schnabel einfarbig hornschwarz.
Die Beschreibung nach einem von mir am 21). Juni auf der
Tundra zwischen Bozekop und Karasjok in Ostfinmarken erleg-
ten Weibchen. Dasselbe hielt sich in Gemeinschaft mit dem
Männchen auf einem kleinen Teiche auf, und hatte das Paar
jedenfals hier ihr Nest. Das Männchen kam nämlich trotz des
Schiessens wiederholt nach dem Teiche zurück, und umflatterte
ängstlich das erlegte Weibchen; doch gelang es uns nicht, das
Nest zu finden.
Bei Herrn Nordvi, dem bekannten eifrigen Naturforscher
113
in Mortensnaes am Varanger^ord erhielt ich eine schöne Isabeil-
Varietät (/*. am 30. Januar 1872 erlegt): Oberseite des Kopfes
rostbräunlich, Vorderkopf deutlicher rostbräunlich, wie ein Fleck
hinter der Ohrgegend, übrige Kopf, Hals und Unterseite nebst
Schwanz weiss; vordere Mantelgengend , obere Schwanzdecken
und Schultern rostgraubräunlich , die Enden der Schulterfedern
zart grau gerandet; mittlere Mantelgegend, Bürzel, Schwingen
und Deckfedern isabellrostbräunlich ; Schwingen innen gegen die
Basis zu fast weiss mit weissen Schäften; zweite Schwingen
blasser isabellrostbräunlich, am Ende in's Isabellenweissliche.
Beine hornorange; Schwimmhäute bräunlich; Schnabel dunkel
15. Harelda histrionica, (L.)
Clangula histrionica, Reinh., Ibis 1861, p. 14.
Zwei Männchen (1. und 25. April) und ein Weibchen (25.
April), im vollen Prachtkleide und ganz mit Naumann's Darstel-
lung beider Geschlechter (Taf. 318) übereinstimmend.
16. Somateria mollissima, (L^)
Finsch, 1. c. p. 208,
Reinh., Ibis 1861, p. 14.
Ein am 2. April erlegtes Männchen im vollen Prachtkleide
und ganz übereinstimmend mit ostgrönländischen und norwegi-
schen Exemplaren, was besonders erwähnt zu werden verdient,
da die Eiderente Nordamerika's neuerdings von Sharpe (Ann. u.
Mag. Nat. Hist. July 1871) als besondere Art (S. Dresseri) er-
kannt worden ist.
Fl. Schw. F. Höhe. Höhe über den Breite L. M. Z.
Nasenloch. an Bas.
Ij// 37/7/// 22 12 8V/'' 7V2'" 22 30"'
Ich beobachtete die Eiderente längs den Küsten von Ost-
und Westfinnmarken überall häufig, und Jedem, der Norwegen
bereisen konnte, wird der herrliche Vogel für immer in der Er-
innerung bleiben. Auf der kleinen Insel Grindoe bei Tromsoe
traf ich am 25, Juni mehrere brütende Weibchen. Die Nester
standen entweder im Grase, in Blaubeergestrüpp oder zwischen
Steinen und die brütenden Weibchen waren meist so zahm, dass
man mit dem Finger einen Kreis um das Nest beschreiben konnte,
ohne dass sie dadurch verscheucht worden wären. Anfang Juli
fanden wir die Männchen am Varangerfjord im Wechsel des Ge-
fieders begriffen ; sie halten sich um diese Zeit, wie während der
ganzen Brüteperiode, von den Weibchen getrennt weiter in See
auf und sind mehr scheu. Am 7. bis 10. Juli begegneten wir
häufig alten Weibchen mit ihren zahlreichen Dunenjungen, die
die Dampfer oft in nächster Nähe vorbeipassiren Hessen. Beim
Herannahen eines Ruderbootes ist die Mutter weit mehr um
lY. Juni 1874. 8
114
ihre .Tunf^cn besorgt, die sich nls üussorBt geschickte Taucher
iiuless leiclit zu rvUvn \\isHi'ii. Ausser Kabcn und RaobmSfeA
ist besonders die Nebelkiiihe ein ar^er Käubcr von Eiern und
Jungen der Kidereuteii und niuss für Norwegen als ein darchtus
schädlicher Vogel betrachtet werden.
17. Somateria special) ilis, (L.)
Finsch, 1. c. p. :ilö.
I^einh., Ibis 18G1, ]>. 14.
18. Colymbns torqnatiis, Brunn«
Finsch, 1. c. p. 216.
C. glacialis, Rcinh., Kcinh., Ibis 18G1, p. 14.
Ein auffallend grosses Männchen aus der Umgegend von
Lichtenfels.
Fl. F. Mundspl. Schnahclh. L. Aeasfl. V. Z.
14" C'' 3" 2'" 4" 5'" 11'" 3" 4"' 4'' 4'''
19. Colymbns septentrionulis, 1^
Finsch, 1. c. p. 217.
Reinh., Ibis 1801, p. 14.
Ein Männchen von derselben Localität.
Der rothkehligc Seetaucher war auf dem Tana-Elf und den
Teichen der Tundra, zwischen Bosekop und Karasjok, eine häu-
fige Erscheinung.
20. Alca torda, L.
Reinh., Ibis 1861, p. 15.
Zwei Männchen, im Herbst (5. October) und Frühjahr (8,
Mai) erlegt, stimmen durchcus miteinander überein und mit Nau-
mann's Abbildung (Taf. 336, fig. 1).
Kein Unterschied mit Exemplaren aus Labrador und Nor-
wegen , letztere auf der Insel Loppen am 26. Juni 1873 yon mir
erlegt.
115
Fl.
SohWi
p.
Mvndspl.
Sohnabelh.
7 7
3
17
25
IOV2 ?w. Grönland.
7 5
3 5
15
25
10 m, „
7 5
3
14
26
10 TH, Norwegen.
7 7
3 1
14V2
24
11 Labrador.
Den Tordalk beobachtete ich häufig nördlich von Trorasoe
in kleinen Flügen von 10—20 Stück. Auf der Insel Loppen
brütete er in ziemlicher Menge, doch sah ich nirgends Brut-
colonien von solcher Ausdehnung, wie sie Collett (Eemarks on
the Ornith. of Northern Norway p. 119) von Stappen beim Nord-
cap beschreibt.
21 üria Brttnnlclii, SaMne.
Finsch, 1. c. p. 219.
Eeinh., Ibis 1861, p. 16.
Ein Männchen im Winterkleide (23. December), wie bei Nau-
mann (t. 333. f. 2) auf den hinteren Schenkelseiten mit schmalen
braunen Seitensäumen, daher schmal längsgestreift.
PL Schw. F. Mnndspl. Höhe an Breite an L. M. Z.
Bas. Bas.
7 6 22 14V2 25 6 6% 15 20
Wie eine Vergleichung der obigen Dimensionen mit den von
mir bereits (1. c.) notirten ergiebt, unterscheidet sich diese Art
nicht immer durch längere Flügel von U. troile, dagegen blei-
ben die dunklere Färbung und der kürzere, stärkere Schnabel
als constante Unterscheidungskennzeichen von Werth.
22^ Uria troile, Brünnicli.
Reinh., Ibis 1861, p. 16.
ü. lomvia et hringvia, Naum. t. 331 et 332.
Ein Männchen im Winterkleide (17. November), wie bei
Naumann tab. 331. f. 2.
Fl. Schw. F. Mundspl. Höhe. L. M. Z.
6 11'" 17''' 18 27 43/4 16 18
Auf der Insel Loppen, nördlich von Tromsoe, von mir be-
obachtet, aber stets in geringerer Anzahl als Alca torda.
23, üria grylle, L.
Finsch, 1. c. p. 221.
Reinh., Ibis 1861, p. 16.
Ein altes Männchen im vollen Sommerkleide (16. Juli): die
weissen Deckfedern der Armschwingen sind an der verdeckten
Barishälftc schwarz. Ein Weibchen im Winterkleide (4. Novem-
htt) Ähnelt der Abbildung bei Naumann (Taf. 330. fig. 3), aber
8*
Notiz über Dr. A B. Meyer's omithologiache
Forschungen in Neu-Guinea.
Von Dr. (). Finsch.
Nachdem ausgezeichnete deutsche Forscher im Dienste der
Niederländisch-indischen Keßiorun^. wie Dr. Salomon Mfiller, Dr.
Macklot, Dr. Bernstein. II. von Uosenberg u. A., mit der zoolo-
gischen Untersuchung der Papualänder begonnen hatten, blieb es
Dr. A. B. Meyer aus Hambur^^ vorbehalten, dieselben neben her-
vorragenden Ausländern, wie dem Engländer R. Wallace, den
Italienern ßeccaria und d'Albertis u. A. fortzusetzen and der
deutschen Forschungsthatkraft neue Verdienste zu erringen. Dr.
Meyer bereiste, trefflich ausgerüstet und vorbereitet, den indi-
schen Archipel, die Philippinen und drang endlich in Neu-Guinei
ein, jener vielversprechenden Insel, auf welche ich schon vor
fast 10 Jahren die Aufmerksar keit hinzulenken bestrebt war.
Neben zahlreichen Entdeckungen auf zoologischem und anthro-
pologischem Gebiete war es besonders die Ornithologie, welche
durch Dr. Meyer's Untersuchungen beträchtlichen Zuwachs erhielt,
ganz besonders durch die Durchforschung verschiedener Inseln
der Geelvinks-Bai und des Arfak-Gebirges , welches Dr. Meyer
zuerst bis zu einer Höhe von 5000 Fuss bestieg. Hier ist der
Wohnsitz verschiedener seltener Paradiesvögel und neuer inter-
essanter Arten, die ich nachfolgend, nach den bisherigen Publi-
cationen Dr. Meyer's (Kais. Akad. d. Wissensch. zu W^ien) *) an-
führe. Derselbe beschreibt als neu vom Arfak-Gebirge: Aego-
theles dubius, Chrysococcyx splendidus, Ailuroedus arfakianus,
Trichoglossus Arfaki, Tr. Kordoanus, Tr. Wilhelminae, Pionias
Simplex, Orthonyx Novae - Guineae , Chaetorhynchus papuensis,
Pachycephala flavogrisea, Malurus albospeculatus , Gampephaga
montana, Pachycephala hattamensis, P affinis, Artamus maximus;
ferner: Talegallus jobiensis (Jobi), Todopsis mysorensis (Mysore),
Megapodius geelvinkianus (Mysore), Myiolestes melanorhynchus
(Mysore), Tschitrea rubiensis (Rubi), Brachypteryx brunneiventris
(liubi), Myiagra atra (Mysore), Amaurodryas albotaeniata (Jobi),
Gampephaga maforensis (Mafor), C. incerta (Jobi), Rectes obscura
(Jobi) und Monarcha insularis (Jobi).
*) Siehe: Februarheft und Sitzungsber. Jahrg. 1874. No. IX., X., XIIL
^KsB^Qi:^-
117
dabei bleibt eine unzählbare Menge, unbeirrt um den Schuss,
noch unaufgescheucht auf den Felsen sitzen. Diese Brutcolonien
bestehen fast ausschliessend aus Dreizehenmöven und sind nur
mit wenigen Alken besetzt. Ausser diesen Localitäten begegne-
ten wir nur kleineren Flügen dieser Möve. — Während meiner
Kückreise von Amerika, vom 29. November bis 13. December,
folgten unserem Dampfer einige zwanzig Dreizehenmöven von
Sandy-Hook bis zum Canale. l3a einzelne Exemplare durch ab-
geschossene Schwungfedern gekennzeichnet waren, so konnte man
sich leicht überzeugen, dass es stets dieselben Individuen blieben,
welche von früh bis Abend fast unverändert über dem Deck des
Dampfers schwebten.
27, Stercorarins longicandatas, Bri88,
Finsch, 1. c. p. 236.
St. Buffoni, Reinh., Ibis 1861, p. 16.
Ein am 18. August erlegtes Weibchen ist in der Mauser
begriffen, ähnelt fast ganz der Abbildung des alten Männchens
bei Naumann (taf. 274. f. 1). hat aber noch Reste des gebän-
derten Jugendkleides aufzuweisen; auf Kehle und Kropf erschei-
nen bereits die dunkelbraunen Federn des Winterkleides.
Fl. M. Schw. Fl Mnndspl. Br. L. M. Z.
11 6 12 19 5V2 19 13V2
Nach den Angaben Staricks hält sich diese Art nur wäh-
rend des Sommers an den Küsten auf.
28, Gracülüs carbo, (L,)
Reinh., Ibis 1861, p. 19.
Ein Weibchen im Winterkleide (25. November).
Kein Unterschied mit europäischen und ostasiatischen Exem-
plaren. Wie es scheint, überwintert diese Art an den Küsten
Grönlands.
Fl. Schw. F. Mundspl. Höhe. L. Aeuss^V.Z.
12 6 54 25 37 9 25 32
ßL^^T"^-
• 120
No. 1438. J. involucratus Steud. in schcd. (?)
Viciniis Sorata, in locis huniidis, in scopulosis; alt. SSOOm.
No. 1440. J. Mandoni lUichenau.
Hüll. Prov=' Larecaja. Viriiiiis Sorata; Gualata, Espi-
das vic, in paludosis. — K(>gione temperata et alpini,
2tKXJ~41(J0ni. Aug. 1^5« - Febr. 1859.
No 1441. J. bufonius L., var. rostratus Hausni.
Hab. Tiov^ Larecaja. — Viciniis Sorata; Lotana etc. Hak
1859. Ite^'ionc tenipenita et subalpina, 3400— 4000 m.
No. 1442. — Distichya niacrocarpa Wedd.
Viciniis Sorata: Vancuiri prope Chuchu, in paladosiSf
Regio, teinp.; 4bi)0 — :;0ÜOni.; Jan.— Mart 1857.
No. 144):>. — Agapatea tilainentosa Buchenau.
Viciniis Sorata, San Pedro, in paludosis; alt 4500 m. -
18G0.
No. 1444. — Agapatea peruviana Steud.
Viciniis La Paz.; in paludosis; alt. 4500 m. — 1857.
No. 1446. Luzula raceniosa Desv.
Hab. Prov" Larecaja. — Viciniis Sorata, Gualata, Ani-
laya etc. in graininosis. — Regio, alpina et subalpini,
3400- 4100 m. Jan.-Febi. 185«.
No. 1447. Luzula — ? (L. excelsae Buchenau, Nr. 1449 äff.)
Viciniis Sorata, in scopulosis; alt. 3800 m.; 1858.
No. 1448. Luzula humilis Buchenau.
Hab. Prov* Larecaja. — Viciniis Sorata, in petrosis, ni-
vosis etc. Regio alpina, ad 3700— 4200 m. Janr., April
1858.
No. 1449*) Luzula excelsa Buchenau.
Hab. Prov« Larecaja. — Viciniis Sorata, Lancha de Cochi-
pata etc. — Regio temp., ad 2700 — 3200 m. — Jan.,
Febr. 1860.
No. 1453. Luzula humilis Buchenau. (?)
Hab. Prov^ Larecaja. — Viciniis Sorata, in scopulosis.
Regio alpina, ad 3800 4000 m. Nov. 1857 — Apr. 1858.
No. 1454. Luzula boliviensis Buchenau.
Hab. Prov" Larecaja. — Viciniis Sorata; inter Pongo et
Anilaya, in graminosis. - Reg. alpina, 3800 m. April
1858.
Besprechung dieser Pflanzen^
No. 1423. Luzula gigantea Desv. Eine sehr stattliche
mittel- und südamerikanische Pflanze, welche mir auch aus Vene-
zuela (J. Linden [3] No. 412; 1848; rais. Hohenacker) vorliegt.
Wie ich in diesen Abhandlungen (III, pag. 347) nachgewiesen
habe, gehören die Namen Luz. laetevirens Liebm. und Luz. la-
tifolia Liebm. als Synonyme hierher. — Die vorliegenden Pflan-
*) 8Qb No. 1449. Luzula — juvenilis — an raccmosa Desv.?
121
zen besitzen noch so unentwickelte Knospen, dass nach ihnen
die in der Diagnose noch fehlende Beschreibung des Pistilles
nicht gegeben werden kann. Dagegen zeigen sie, dass die Pflanze
sich durch ausgezeichnete, weit umher kriechende, mit spitzen
Niederblättern besetzte Ausläufer erhält und vermehrt.
No. 1435. J. Chamissonis Kth. — Eine ziemlich hohe
Form. Kapsel und Streifen auf dem Rücken der Tepala bräun-
lich, nicht strohgelb, wie es sonst bei der Pflanze meist der
Fall ist.
No. 1438. J. inyolneratns Stend. (in sched.)? Perennis
caespitosus (sive rhiz. brevibus procumbentibus gaudens). Cau-
lis erectus, subcompressus, paucifolius, cavus. Folia
vaginantia; vagina margine membranacea, apice biauriculata ,
auriculis fere quadrangulis , obtusis; lamina a latere com-
pressa, striata, septata, interstitiis cavis. Inflorescentia ter-
minalis, capituligera; capitulis aggregatis multifloris.
Bractea iuflma inflorescentiae aequilonga, apice viridis, ceterae
breviores. Flores in axillis bractearum nudi, breviter pedicellati,
5mm. longi. Bracteae florum pallfdae. Tepala nigro-castanea,
marginibus hyalinis, lanceolata, exteriora acutato-
mucronata, interiora acuta, subbreviora. Stamina sex,
tepalis dimidio breviora(?); filamentum filiforme, anthera oblonga
filamento brevior. Ovarium trigono-rotundum (?) ; Stylus brevis (?) ;
Stigmata tria longa, contorta. Fructus Semen ......
Ich stehe nicht an, diese Pflanze mit der Lechler'schen
Nummer 2078 aus Peru (Tabina. Jul. m. 1854; edid. R. F. Hohen-
acker), welche auf den Etiketten als „J. involucratus Steud. —
Ipse" bezeichnet ist, zu identificiren, obwohl beiden das wich-
tigste Organ: die Frucht (und also auch der Samen) fehlt und
sie erst ziemlich unentwickelte Knospen besitzen. Aus diesem
Grunde sind auch die Längenverhältnisse der Blüthentheile un-
sicher und daher die Angaben in vorstehender Diagnose mit (?)
versehen worden. - Stengel und Blätter sind auf dem Quer-
schnitte deutlich queroval, aber nicht etwa zweischneidig zu-
sammengedrückt. Die Pflanze nähert sich dadurch den von
Engelmann als J. ensifolii bezeichneten Arten, welche für d-as
pacifische Amerika charakteristisch sind und unter diesen namentlich
dem J. Mertensianus Bong, und J. phaeocephalus Engelm. ; Letzterer
unterscheidet sich aber durch einen schon zur Blüthenzeit viel
schlankeren Fruchtknoten und längere Antheren. — Mit J. Mer-
tensianus Bong, wird die Pflanze künftig eingehender zu ver-
gleichen sein. Die gehäuften Köpfchen sind übrigens nicht so
dunkel gefärbt, wie an der in den Herbarien weit verbreiteten
typischen Pflanze des J. Mertensianus von Sitcha (leg. H. Mer-
tens). — Die peruanischen Pflanzen sind ausserdem weit kräftiger,
massiger, als die bolivianischen; die Höhe von jenen beträgt
47—55, die von diesen dagegen nur 16 und 47 cm. — An den
peruanischen Pflanzen weichte das Pistill nur sehr unvollstän-
dig auf.
No. 1440. Juneus Mandonl Buehenan^ n. sp. (Taf. HL;
122
Fig. 1 — H.) Perennis, huinilis, raespitcsS— 4c altos deoM
fonuans. — Caulis stoloniformis, procumbens nee erectns;
intcrfoliis inferioritius stolüiiiforniibiis) dtmgatis ^ninc ex nodii
radicTs tcnues emittens», suiiorioribus brovibus. — Folia alternaatii,
dciisa, VM<;inantia. Vagina i>- f» iiiiii. lon^'a parallclinems, men-
braiiac«*o • inar^Muata, auriciil ifora; aiiricul a discrett,
ovata, obtusa; laniina IT» -Jo, raro ad ^K) mm. longa, in
inforiure facie plana, in superiuio fere usque ad apiceo
canuliculata, cava, non srptata. - Flores in axillis
folio ru ni solitarii, n udi, eprojtbyllati, longe petiolati,
petiolo 2, 4, <s raro Snini. louno. — I'eri^'üniuin viridescens,
tepalis iiiar^inibus monibranaceis, iiiconspicuc trinervüs, interio-
ribus paullo lon^'iori bus; trpala extmora lanccolata, acuta,
inteiiora latc-lanceolata, acuta (sacpe niar;;inibus involutis acu-
tata). Staniina sex (intcnliiiu a1;ortn ;>), tepalis breviora.
Filamenta filiforniia, antheris linearibus 2'/i. longiora. Ovarium
orbiculari-trigonum; Stylus brevis; Stigmata 3, longa,
papulosa, inclusa vel subexserta. Tructus orbiculari-trigo-
nus, faciebus cavis, unilocul ari s, polyspernius; pericar-
pium tcnue pallide vitellinuni , subiiitiduni spcrmophoris latenili-
bus usque ad apiceni valvulae adMiundontibus. Semina minuta,
0,*)5— 0,4 mm. longa, 0,2nmi lata, ajjiculata, reticulata(?), vitellina.
Eine der merkwürdigsten Juncus-Arten, welche ich kenne.
Sie stellt den Typus einer neuen Section dar, welche durdi
rinnige, innen nicht septirte Lau])blätter und durch die Insertion
der einzelnen langgestielten IMüthen in den Achseln der dicht-
gedrängten Laubblätter chajakterisirt ist. Von einer Köpfchen-
bildung kann dabei nicht wohl die Rede sein. Zwar sitzen
2- 3 (selten 4) Llütlien in den Achseln von aufeinanderfolgen-
den Laubblättern an der Spitze der Zweige; aber diese Laub-
blätter sind in der Regel nicht durch ein gestrecktes Inter-
folium von den tiefern, sterilen Laubblättern gelrennt, und in den
wenigen Fällen, in welchen ich dies beobachtete, fand ich eiae
Blüthe in der Achsel eines Laubblattcs am Grunde dieses stiel-
förmigen Internodiums , so dass sie sich also der beginnenden
Köpfchenbildung nicht angeschlossen hatte.
Die Pflanze bildet offenbar dicht verflochtene, sammetartige
Rasen auf einem schlickigen oder doch sumpfigen Untergi'unde,
am Rande von Sümpfen oder Alpcugewässern.
Ihr Bau spricht dafür, dass sie gleichsam rhythmisch wächst
Im Herbste oder Frühjahre bildet sie Stolonen (oder wie mir
nach den Blattresten wahrscheinlich ist, stolonenähnliche Laub-
stengel) mit gestreckten, nackten, zur Blüthezeit gelb gefärbten
Interfolien; diese bewurzeln sich an den Gelenken, richten sich
aber an der Spitze auf und verzweigen sich stark in kurze dichte
Laubzweige, welche an der Spitze zugleich die Blüthenstände
vertreten. Ob die Endknospe dieser Laubzweige, ob (wie es
wahrscheinlicher ist) Seitentriebe derselben sich später stolonen-
artig entwickeln und damit die ganze Bildung wiederholen, ist
jetzt nicht zu entscheiden. Die Laubzweige beginnen mit einem
123
adossirten, weisshäutigen, zweikieligen, scbeidenförmigen Nieder-
blatte, wie es der Laubregion der Juncaceen und aucb dem
Blüthen Stande der Junci singuliflori prophyllati eigenthümlich
ist. — Die einzelnen, aus den Rasen losgelösten Exemplare er-
innern etwas an sehr kurzgliedrige und buschige Exemplare von
Scirpus fluitans. Die kleinen Samen sind noch nicht völlig reif,
so dass ich über die Sculptur der Samenhaut nichts Näheres
aussagen kann; dagegen habe ich dem Embryo Aufmerksamkeit
zugewendet und fand einen graden macropodalen Embryo in ein
grosses Albumen am Micropyle-Ende eingebettet, so dass über
die Zugehörigkeit der Pflanze zu den Juncaceen kein Zweifel
bestehen kann.
Erklärung der Abbildungen.
Taf. m.
Fig. 1. Eine kräftige Pflanze mit Blüthen und halbreifen
Früchten in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Eine Blüthe sammt ihrem Stiele in lOfacher Ver-
grösserung.
Fig. 3. Blüthe mit halbreifer Frucht. Die Basis des graden
Bltithenstieles wird von den häutigen Scheidenrändern des Blattes
umfasst; ausserdem erblickt man neben dem Blüthenstiele und
gleichfalls zum grössten Theile von den Blatträndern umfasst,
die Fortsetzung der Achse.
Fig. 4. Pistill aus Fig. 2.
Fig. 5. Frucht aus Fig. 3, losgelöst.
Fig. 6. Eine Klappe dieser Frucht, losgelöst, von innen
gesehen.
Fig. 7. Diagramm der Blüthe. Der Querschnitt des Frucht-
knotens ist in zehnfacher Vergrösserung dargestellt, das Uebrige
schematisch.
Fig. 8. Querschnitt durch die Lamina eines Laubblattes;
zwanzigfache Vergrösserung.
No. 1441. J. bufonius L. var. rostratns Hansm. - Eine
Form dieser ubiquitären Pflanze mit verlängerten äussern Perigon-
blättern, welche sich der von Hausmann in der Flora von Bozen
als rostratus, von Doli in der Flora von Baden als frondescens
beschriebenen Form annähert, ohne aber die Extreme derselben
zu erreichen. — Eine ganz ähnliche Form, von Moritz in Vene-
zuela gesammelt, sah ich im Herbarium des Lübecker Museums.
No. 1442. ^^Bistiehya macrocarpa Wedd." — Ein weib-
liches und ein männliches Exemplar liegen mir aus dem Lübecker
Herbarium vor. Jenes hat eine wohl ausgebildete, das Perigon
bedeutend überragende Kapsel. — Ob die Gattung naturgemäss
den Juncaceen zuzuzählen ist, darüber fehlt mir die eigene An-
schauung, da ich niemals reichlicheres Material derselben unter-
suchen konnte. - Die von Steudel als: Distichia muscoides N.
ab Es.? bestimmte Pflanze: Lechler, PL peruv. No. 1813 hat
124
offenbar mit dieser Fflan/e keine Verwandtschaft, sondern ist
woiil eine äclite (iraniinee. da^^e^en gehören jedenfalld die toi
rhili]ii)i als Kostkovia brevifuliu und i;. elaudustina beschriebena
Ptlan/en in ihre nächste Niilje.
Xo. \4\:), At^apatea iilanieiitosa Uuchenao, n. sp.
Xo. 1414. Apipatea püniviaiia Kteudel. — Diese Nonuner
ist völlig' identisch mit der von Steudel bestiinuitcn und tob
Ilohenacker veitheilten Xo. l'.KVt der Lechlefschen Pflanzen ans
Peru. - Ich enthalte mich für jet/t einer näheren Beschreibung
beider PHanzen, da ich noch nicht ermitteln konnte, ob Lecbler
sein Genus Agapatea bereits beschrieben hat. — Eine mono-
graphische Bearbeitung dieser, den Juncaceen nahestehendea
Genera (zu denen auch ().\ychlt)e Philippi und Schismaxon Sten-
del gehörend würde ein grosses Interesse gewähren, jedoch mfisste
dafür weit reicheres Material vorliegen, als mir bis jetzt zur
Verfügung steht.
No. 144G. Luzula racemosa Desy. — Eine zuerst aas
Mexiko bekanntgewordene, von Humboldt, Galeotti , Schiede,
Liebniann und SchaHner auf mehreren der dortigen Vulkane ge-
sammelte Pflanze (die Ilumboldt'sche Ttlanze ist von Kunth irr-
thümlich unter dem Namen L. Alo])ecurus Desv. beschrieben
worden, vergleiche E. Meyer, Linnaea 1849, XXII. pag. 415).
Es reiht sich hieran ein Standort aus Peru (Lechler, pL peru-
vianae, No. 1730; Azangaro in lapidosis montanis; Jun. m.), die-
ser neue Mandon'sche Standort aus ßolivia und endlich ein noch
etwas zweifelhafter Standort aus Chile (s. u.). — Alle diese
Pflanzen sind durch ihren hohen AVuchs, die langen und am
Stengel meist zahlreichen Blätter, den in mehrere getrennte und
meist langgestielte Achren aufgelösten Blüthenstand habitnell
von der ächten europäischen L. si)icata verschieden. Meine ein-
gehenden Untersuchungen haben nun aber noch mehrere Kenn-
zeichen ergeben, welche zu einer specifischen Trennung genügen.
Die Blüthen sind nämlich sämmtlich dreimännig und die reife
Frucht ist bemerklich kürzer als das Perigon (meist nur Vi
so lang) ; bei den zahlreichen Formen von L. spicata, welche ich
besitze, sind die Blüthen, ausnahmslos sechsmännig und die
Früchte mindestens so lang als das Perigon, daher auch im reifen
Zustande von verlängerterem Umrisse als die nahezu dreiseitig
kugligen Früchte von L. racemosa Desv. Es dürfte nicht un-
interessant sein, hervorzuheben, dass diese ächte sechsmännige
Luz. spicata nicht auf die alte Welt beschränkt ist, sondern dass
auch mir vorliegende grönländische Exemplare, sowie solche von
der Insel Sitcha (leg. Dr. II. Mertens) sich als solche erweisen.
(Exemplare von anderen Standorten in Nordamerika konnte ich
noch nicht untersuchen.)
Hervorzuheben ist noch, dass die unter No. 1446 liegenden
Exemplare des Lübecker Museums sich in Beziehung auf Grösse
der ganzen Pflanze und Verzweigung des Blüthenstandes von
dem Exemplare, welches ich der Güte des Herrn Hofrath Grise-
bach verdanke, bemerklich unterscheiden; dieses letztere ist 42
125
i cm. (die Schaffner'schen Exemplare aus Mexiko ca. 50, das
i Lechler'sche aus Chile sogar ca. 70cm.) hoch; dagegen misst
I das höchste Exemplar des Lübecker Museums nur 26 cm. ; über-
dies ist der Blüthenstand viel weniger verzweigt, so dass er als
eine zusammengesetzte Aehre bezeichnet werden kann und
durchaus an die verästeiteren Formen von Luzula spicata er-
innert. Im Uebrigen stimmen aber die Exemplare doch in. allen
wesentlichen Punkten überein. Eins dieser Exemplare besitzt
zwei kurze, wenig mehr als 1,5 cm. lange Ausläufer. — Schaffner
theilt auf einer Etikette von Luz. caricina (herb. AI. Braun) die
interessante Bemerkung mit, dass Luz. caricina eine ^faserige
Wurzel*', L. racemosa Desv. dagegen ein „kriechendes Ehizom"
besitze. Dieses wichtige Kennzeichen wird an noch vollständi-
gerem Materiale weiter zu beachten sein.
No. 1447. Luznla — (?), L. excelsae Bnchenan afflnis. -—
Von dieser stattlichen Pflanze liegt mir leider nur ein Exemplar
aus dem Lübecker Museum Herbarium vor. Es ist dies ein ein-
zelner, 46 cm. hoher Stengel, an welchem nicht allein die grund- *
ständigen, sondern auch die stengelständigen Blätter (letztere
zum Theil mitten in der Vagina, nicht in der Lamina) quer ab-
gerissen sind; ich kann mir dies nicht anders erklären, als dass
bei dieser Pflanze, wie bei so vielen alpinen und arktischen
Pflanzen, der Blüthenstand schon im vorhergehenden Winter fer-
tig angelegt, aber noch in den Blattscheiden des noch unent-
wickelten Stengels verborgen war. Im Frühlinge, als die Pflanze
zu treiben begann , wurde sie abgemäht oder scharf abgebissen
und damit ihrer Laubblätter beraubt; der Blüthenstand aber blieb
unverletzt und er entwickelte sich später ebenso wie der Stengel
auf Kosten der in dem Rhizome abgelagerten ßeservestoffe.
Diese Verstümmelung hält mich davon ab, auf diese Pflanze eine
neue Art zu begründen, da ich sie doch nur unvollständig diagno-
sticiren könnte. Sie steht der Luzula excelsa (s. No. 1449) un-
streitig sehr nahe, unterscheidet sich aber durch folgende Merk-
male von ihr. Der Wuchs ist nicht so hoch, die Blätter nicht
so breit (einige erhaltene grundständige Blattreste messen höch-
stens 6 mm.); die Scheidenmündung der stengelständigen Blätter
ist stark behaart, der Blüthenstand ist aufrecht, viel weniger
verzweigt als bei Luz. excelsa; die Aehren sind kürzer und
dicker, die Blüthen grösser; die Perigontheile sind länger zu-
gespitzt; sie überragen die Kapsel. Die Zahl der Staubgefässe
beträgt in den meisten Blüthen drei, in vielen Blüthen aber auch
sechs, und zwar fand ich diese Blüthen in einzelnen Aehren
vermischt; dieses ganze Verhalten zeigt, dass die Anzahl der
Staubgefässe in der Gattung Luzula nur mit grosser Vorsicht
als specifisches Trennungsmerkmal und auch dann nur nach
Untersuchung zahlreicher Blüthen zu benutzen ist.
No. 1448. Luzula humilis Bachenau. — Perennis, cae-
spitosa, caulis teres, erectus, plerumque ca. 7 cm. altus, basi
tantum foliatus. Folia brevia, curvata, plus minusve canali-
culata, marginibus villoso-lanatis, denique calvis. Inflorescentia
12«
tcrminalis, mit ans. Komposita, plerumquc conti cta, spici-
gcra. Rracteae intiniac, vol linai? infimae froprlosiae, inflor^
sccntiam siip(»rans, rfli(|uai* hntviorcs. Bracteae »ram singulo-
runi ovatac, aciitai*. hyaliiiac*, niar^Miio lacorae ei ciliatae. Flores
2,S :) miu. longi. T(']>ala ovato-laiMcolata, aciitata, m-
terdum a])ico denticulata, iiumüo castanoa, marginibus hyaliDU,
interna paullo 1 on^i ora et hitiora, marginibus latis.
Staiiiina plcruniqn(' tria. ti*palis diniuliu hreviora; antberis
linearibus tilainentis tilifunnihus a('i{uili)n{^is. Ovarinm ;
Stylus brevissiinus ; sti;(inata tria, loii^a. (*apKula perigonio
Vs brcvior, sphae ri(M)- tri^'ona, obtusa, ochracei
Semina late-ovata, obtusa, brcvissime apiculata ferruginci
Diese Pflanze stimmt im Habitus und der Grösse mit yieles
Formen der L. spicata überein; die llauptunterschiede finde ich
in ihrer Dreimännigkeit (nur zweimal fand ich ein viertes Staub-
gefüss in einer Hlüthe) und in der Kürze der fast kuglig-drei-
seitigen Kapsel. In beiden Beziehungen nähert sie sich also
der vorher besprochenen Luzula racemosa Desv., von der sie
aber durch die Grösse, den unbeblätterten Stengel und den Um-
riss des Blüthenstandes sehr abweicht. - Einzelne Exemplare
erinnern durch den kegelförmigen Umriss des BlQthenstandes
sehr an Luz. chilensis N. ab Es. — Zwischen den Exemplaren
des Lübecker Museums befindet sich eins, welches die unge-
wöhnliche Höhe von 16 cm. erreicht, während die andern sämmt-
lieh nur 7 cm. messen.
Wahrscheinlich gehören hierher auch die unter No. 1463 aus-
gegebenen Exemplare; sie befinden sich indessen in einem sehr
schlechten Zustande der Erhaltung; entweder sind sie längere
Zeit vom Wasser überfluthet gewesen oder sie haben zu lange
in einer feuchten Botanisirbüchse gelegen. Die Blätter besitzen
fast gar keine Wimpern mehr; die Perigonblätter sind so zer-
setzt, dass sie sich beim Aufweichen kaum entfalten lassen; sie
überragten die Kapsel ganz bedeutend, vielleicht um das Dop-
pelte. Die Dreimännigkeit der Blüthen und die charakteristische
Form der Kapsel stimmt mit No. 1448 ganz überein, ebenso das
Längenverhältniss zwischen Anthere und Filament.
No. 1449. Lnznla excelsa Buchenau^ n. sp, (Taf. IV., Fig.
1— 8.) — Perennis. Rhizoma breve, horizontale, fibris slccls et
radicibus filiformibus dense obtectum. Caulis erectus apice
nutans, altus (usque ad 1 m.) teres, striatus, foliatus. Folia
plana, late-linearia, basilaria latissima, usque 13mm.
lata, caulina angustiora, acutata, margine scabra, pilosa.
Folia caulina longe vaginantia, ore calva. Inflorescentia
spicigera, magna, paniculata, apice nutans, rami
partim in axillis foliorum caulinorum 3—4 superiorum, partim
in apice caulis approximati; rami inferi longe stipitati, ex axillis
foliorum exserti. Spicae multiflorae, tenues, cylindricae,
5 — 12 mm. longae. Flores in axillis bractearum , prophyllati,
parvi (ca. 1,6 mm. longi) pallide ferruginei. Bracteae pro-
phyllaque flori breviora, membranaceo-byaliua ^ margine longe-
r
127
pilosa. Tepala aequilonga sive iiiteriora paullo longiora,
margine integro, exteriora lanceolata, mucronata, uninervia, in-
teriora late-lanceolata, acuta, sive breve- mucronata, tenuiora,
hyalina, inconspicue uninervia. S tarn in a 3, tepalis Va breviora.
Filamentam filiforme, anthera oblonga brevior. Ovarium trigono-
sphaeroideum ; Stylus brevissimus , Stigmata 3 longa. Capsula
rotundo-ovata, subtrigona, obtusa, perigonio longior.
Semina oblongo-cylindrica, subcurvata, ferruginea, membrana basi
relaxata.
Eine wahrhaft ausgezeichnete Luzula-Art, welche in ihrem
"Wuchs nur mit der Luz. gigantea Desv. zu vergleichen ist, diese
Art aber au Höhe noch übertrifft. — Es liegt mir nur ein frucht-
tragendes Exemplar von fast 1 m. Höhe vor. Dasselbe besitzt
keine Erstarkungstriebe mehr, aus denen die Pflanze sich im
nächsten Jahre weiter verzweigt haben würde; offenbar waren
seine grundständigen Blätter im vorigen Jahre frisch, im Anfange
dieses Jahres aber bereits verwelkt. Das Rhizom (von dem
übrigens nur ein sehr kurzes Stück vorliegt) ist mit abgestorbe-
nen Fasern und zahlreichen Nebenwurzeln dicht bedeckt. Der
Stengel ist ganz ungewöhnlich hoch, die Laubblätter ungewöhn-
lich breit; an der Scheidenmündung stossen die beiden Blatt-
ränder unter einem sehr spitzen Winkel zusammen; die Scljeiden-
mündung ist nicht, wie dies bei andern Luzula-Arten der Fall
ist, stark behaart. — Der Blüthenstand ist sehr zusammengesetzt,
seine Zweige sind dünn und überhängend; die untersten derselben
sitzen am Stengel vertheilt in den Achseln der obersten Laub-
blätter und sind hervortretend gestielt, jedoch findet nirgends
eine Uebergipfelung der obersten durch die unteren statt; die
einzelnen Theile des Blüthenstandes bestehen aus verästelten,
dünnen, walzenförmigen, dichten Aehren. An den letzteren sitzen
die Blüthen in den Achseln dünnhäutiger, am Rande langhaariger
Bracteen und es gehen der Blüthe dann drei weisse, dünnhäutige,
gleichfalls langgewimperte Hochblätter voraus. Die Bracteen
und die Hochblätter sind kürzer als die Blüthen; da nun auch
die Perigontheile kürzer als die reifen Kapseln sind, so wird
der Umriss der Aehren durch die Klappen der Kapsel bestimmt
und entbehrt das borstige Aussehen, welches die Aehren bei vielen
andern Arten durch die Spitzen der Perigontheile erhalten ; ebenso
treten die Wimpern an den Bracteen und den Hochblättern we-
nig hervor.
Die ungewöhnliche Höhe des Stengels, die breiten Blätter
mit kahler Scheidenmündung, der stark verzweigte, nickende
Blüthenstand, die dünnen, walzlichen, rostfarbenen Aehren, die
Kleinheit der Blüthen, die Dreizahl der Staubgefässe, die Kürze
des Perigons im Vergleich zur Kapsel und die fast cylindrischen
Samen lassen diese Art sehr leicht erkennen.
Ich habe übrigens noch hervorzuheben, dass unter No. 1449
der Mandon'schcn Sammlung mehrere verschiedene Luzula-Arten
vermischt zu sein scheinen. Sowohl von Herrn Hofrath Grise-
bacb| als aus dem Lübecker Herbar erhielt ich unter dieser
12«
Nummer auch Stenp[ol, welche ontwodcr den JugendsasUnd der
unter No. 14-<7 crw;ihnten Luzula otler der L. racemosa Den.
darstellen; das Kxciiiidur aus drni Lübecker Herbar ist nod
sehr jung und kaum sicher 7a\ bestimmen ; das Grisebach'sck
dagegen befindet sich ofl'eiibar am Anfange der BlQthezeit; seiM
Blüthen sind theils drei-, theils serhsmännig, wie ich dies ud
von No. 1447 erwähnt habe.
Erklärung der Abbildungen.
Taf. IV.
Fig. 1. Das mir vorliegende Kxemplar in Va der natB^
liehen Grösse.
Fig. 2. Eine reife Frucht von au.ssen gesehen.
Fig. 3. Klappe einer Frucht, losgelöst; von innen gesehen.
Fig. 4. Keifer Samen von der Hauchseite her; am Grunde
in Folge der losgelösten und verdickten Haut ein weiRsliches An-
hängsel.
Fig. 5. Derselbe Samen von der Seite gesehen.
Fig. 6. Eine Blüthe mit reifer P>ucht, von unten (von der
Seite der Bractee aus).
Fig. 7. Deckblatt einer Einzelblüthe von der Seite gesehefl.
Fig. 8. Staubgefäss aus der in Fig. 0 dargestellten Blflthe.
Alle in Fig. 2—8 abgebildeten Präparate sind aus BlQthen
des in Fig. 1 dargestellten Exemplare« entnommen.
No. 1453. Siehe oben unter No. 144J^, L. humilis Buehenao.
No. 1454. Luzula bollTiensis Bucbenau^ n. sp. Taf. IV.
Fig. 9—12. — Perennis, rhizoma perpendiculare multiceps. Caulis
erectus, flexuosus, teres, foliatus, 8—30 cm. altus. Folia linearia
plana sive canaliculata, in statu sicco sacpe convoluta, margini«
bus ciliatis, oribus dense villosis Infloresceutia terminalis erecta
sive nutans lobato-spicata ; bractcae infimae frondosae supra-
fastigiatae, superiores membranaceae, ciliatae. Flores brevis-
sime stipitati, longi (ca. 5mm.), triandri. Tepala elongato-
lanceolata, exteriora longe acutata, in mucronem
nigrum terminantia, interiora paullo breviora acuta,
vel subacuta, tenuiora; tepala in statu sicco ferruginea,
in statu humido nigro-castanea, interiora pallidiora, externa mar-
ginibus angustis, interna margin. latis hyalinis. Stamina tria,
tepalis quadruple breviora; anthera lineari-ovata,
filamento duplo brevior. Ovarium . . . . Stylus brevis, 0,2
mm., cum stigmatibus 0,6 mm. longus; Stigmata longa. Capsula
(submatura) sphaerico-trigona superne subconica lateribus sulca-
tis. Semina (immatura) ovata, obtusa, ferruginea.
Diese interessante Pflanze steht der Luz. peruviana Desv.
sowie der Luzula vulcanica Liebm., nahe; sie ist dreimännig,
aber auch die mir vorliegenden ächten Exemplare von Luz. peru-
viana (Antisana, Hartweg No. 1444 und And. Quitens., leg. W.
Jameson, 1859) erweisen sich als dreimännnig, wie ich denn
129
überhaupt durch diese Untersuchungen nachgewiesen habe, dass *
die Dreimännigkeit (welche Liebmann zuerst bei seiner Luz. vul-
canica entdeckte) in dieser Gattung viel weiter verbreitet ist,
als man früher glaubte, und dass in ihr ein beachtenswerthes,
aber doch nur mit Vorsicht zu gebrauchendes Kennzeichen beruht.
Luz. peruviana ist eine Pflanze mit kräftigem, steifaufrechtem
Stengel, breiten, am Rande stark gewimperten Blättern, einem ,
fast kegelförmigen, äusserlich nicht gegliederten, von den laubi-
gen Bracteen überragten Blüthenstande, mit stark gewimperten
Deckblättern und Perigontheilen ; sie kommt also hierin der Luz.
Alopecurus sehr nahe, unterscheidet sich aber von ihr dadurch,
dass die Färbung des Blüthenstandes bräunlich gelb ist, wäh-
rend er bei Luz. Alopecurus grauwollig ist; überdies ist diese
Art sechsmännig, Luz. peruviana dagegen dreimännig; auch in
der Kapsel liegen bedeutende Unterschiede.
Luz. vulcanica Liebm. dagegen ist in allen Theilen sehr
spärlich behaart, der Stengel nicht so steif aufrecht ; der Blüthen-
stand lappig-getheilt (lobato-spicata, Liebm.), nicht von der
untersten laubigen Bractee überragt. Die Blüthen sind drei-
männig und die Perigonblätter am Rande nicht gewimpert. Die
Kapsel aber ist, obwohl Liebmann sie als pedicellata, sub-
globoso-obovata obtusa atrocastanea perigonio multo brevior be-
schreibt, doch noch nicht mit Sicherheit bekannt, weil die Lieb-
mann'schen Pflanzen noch in Blüthe stehen. — Die Haupt-
unterschiede unserer Pflanze von der Liebmann'schen liegen in
der Grösse der Blüthe, dem Perigon und den Staubgefässen.
Die Blüthen sind bei Luz. vulcanica nur 3, bei unserer Pflanze
5mm. lang; Liebmann beschreibt Perigon und Staubgefässe fol-
gendermassen :
phyllis perig. 6 aequalibus oblongo-lanceolatis cuspidatis
undulatis atrosanguineis, glabris, staminibus 2— 3plo. breviori-
bus, antheris filamentis brevioribus, ovalibus, ^lamentis tenuibus.
An unserer Pflanze sind also die tepala viel schmaler, län-
ger, bedeutend länger zugespitzt (besonders die äusseren, welche
fast in eine Granne auslaufen) und viermal so lang als die Staub-
gefässe. — Ausserdem verdient aber noch hervorgehoben zu
werden, dass sowohl die Laubblätter als die untersten Bracteen
vial länger sind, als bei L. vulcanica, und dass daher die letzteren
den Blüthenstand überragen.
Beim Aufweichen adhäriren bei Luz. boliviensis die zarten
innern Perigonblätter an der Kapsel und an einander, während
die äusseren ausgespreizt stehen bleiben; es ist daher nicht
eben leicht, ein richtiges Bild der Blüthe zu entwerfen; an der
Pflanze selbst gewähren aber diese sechs abstehenden, die Ge-
schlechtstheile so weit überragenden Perigontheile ein sehr cha-
rakteristisches Bild. — Der Griflfel und die Narben sind nach einem
auf einer halbreifen Frucht hängen gebliebenen Exemplare be-
schrieben ; ersterer ist so kurz, wie bei L. spicata, racemosa und
den verwandten Formen.
IT. Juli 1874. 9
i:io
Erkianint; der Abbildungen.
Tal. IV.
Fig. \K Eine liliitho mit iiirlit völlig reifer Kapsel, wdik
durch die (viel längerem rcri^'ontheile durchschimmert; &
äussern laufen in schwur/e <irannens|)it/en aus.
Fig. 10. Hin äussere^ TeiKiluni mit dem vor ihm stehenda
Staubgefässe ; vor den inneni Tepalis .^teht, da die Blfithe drei-
niännig ist, natürlieli kein »Sianh^ifla.ss.
Fig. 11. Die nicht völli«; reife Kaiisel.
Fig. 12. <u'it)el und Narhc. welche auf einer halbrafn
Frucht im vertrockneten Zustande hängen geblieben waren, rnA
dem Aufweichen.
Ks sei mir erlaubt, an diese Auf/ählung der Mandon'scba
Pflanzen noch eine Vebersicht der südamerikanischen Luzull-
Arten anzufügen. I)iesell)e wird, hotfe ich., nicht allein den Be-
sitzern von Herbarien willkommen sein, sondern auch manche
Zweifel beseitigen und späteren Studien vorarbeiten. Ich stelle
dabei die Pflanzen zunächst rein geograiihisch zusammen.
a. Patagonien^ Feuerlaud, Falklands-Inseln.
1) Luzula Alopecurus Desv. (L. villosa Wickstr.), eine in
den Herbarien verbreitete Pflanze. Zu ihr gehört als Varietät:
L. Alopecurus Desv., var. antarctica Ukr. (als Art); es ist dies
eine kleine Form mit gleichfalls kleinem Blüthenstande und stark
gerrissenen Perigonblättern. Die Luz. No. 112, W. Lechler pL
ins. Maclovian. (Ad. ins. Maclov. Orient, sinum Port William;
September; Stanley) kommt oft'enbar dieser Form schon sehr
nahe. — Die Art ist sechsmännig. — Die Angaben über ihr Vor-
kommen in den Cordilleren von Peru u. s. w. sind auf die falsche
Anwendung des Namens: Luz. Alopecurus durch Kunth in Hum-
boldt's Reisewerk (Nova gen. et spec. I. pag. 238) zurfick-
zuführen.
2) Luzula campestris DC. (?) — Eine von Lechler bei Sandy-
Point gesammelte Luzula, wahrscheinlich aus dem Formenkreise
der Luzula campestris; sie hat einen rasigen Wuchs, ist sehr
niedrig, einährig. Die sechsmännigen Blüthen sind noch sehr
unentwickelt, doch lässt es sich erkennen, dass sie grannig-
stachelspitzig und am Rande gezahnt oder gewimpert sind.
Der unentwickelte Zustand der Pflanze verhindert leider ihre
sichere Bestimmung.
b. Chile.
In Claude Gay, historia fisica y politica de Chile, botanique,
1853, IV., p. 137 sind aufgeführt: Luz. chilenis Nees et Meyen,
Alopecurus Desv. und antarctica Hkr.; die beiden letzten sind
aber wohl nur wegen der chilenischen Besitzungen an der Ma-
gelhaens-Strasse aufgenommen, so dass im Wesentlichen nnr
131
Luz. chilensis Nees et Meyen bleibt. E. Meyer in seiner Arbeit:
Luzularum species, Linnaea, 1849, XXIL, pag. 409, führt auch
die ächte Luzula campestris (von der die Luzula chilensis Nees
^ wohl nur als geographische Eace zu trennen sein dürfte) aus
■ Chile auf. Hierzu treten nun vier von R. A. Philippi in der
Linnaea 1864, pag. 267 u. 268 beschriebene Arten: Luz. rigida,
^ pauciflora, psilophylla und brachyphylla, die drei ersten von dem
^ Gebirge Talcarague, die letzte von der Insel Chiloe, Arten, über
welche ich mir aber auf Grund der Diagnosen allein kein Urtheil
erlaube. — Ich reihe diesen Arten noch Luz. racemosa Desv.
als fraglich an. Es liegen mir nämlich drei Exemplare einer
noch ziemlich unentwickelten Luzula vor, welche Prof. Philippi
im September 1865 bei Concepcion in Chile sammelte und die
mir mein Freund, der Bergwerksdirector Ochsenius zu Coronel,
übersandte mit der Bezeichnung: Luz. Alopecurus; die Bltithen
dieser Pflanze sind fast durchgängig dreimännig (eine fand ich
fünfmännig) und im Baue des Fruchtknotens, sowie der ausser-
ordentlichen Kürze des Griffels stimmt sie mit den Arten aus
der Gruppe der Luz. racemosa überein.
c BoUyia.
Ausser der vorstehenden Aufzählung sind mir keine Angaben
über Bolivianische Luzula-Arten bekannt.
d. Peru und Eenador.
1) Luzula peruviana Desv.^ zu der nach Ernst Meyer, L c.
pag. 417, die „L. Alopecurus" in Humboldt's Reisewerk theil-
weise als Synonym gehört.
2) Luz. racemosa Desv., ges. von Lechler, in der Nähe von
Azangaro. — Humboldt sammelte die Art nur in Mexico ; sie ist
nach E. Meyer's Angabe 1. c. pag. 415 unter der Bezeichnung
L. Alopecurus Desv. mit einbegriffen.
3) Luzula gigantea Desv. Ein fruchttragendes Exemplar
aus Ecuador von Dr. Hoheuacker erhalten, leider ohne Angabe
des Sammlers.
4) Lnznla Macnsanlensis Steud. et Bachen. (Taf. III« Fig.
9—16.) Eine ausgezeichnete neue Art, welche noch unbeschrie-
ben ist.
Perennis, caespitosa. Caulis erectus (in specim. herb, mei
6,5 cm. altus), Jbasi tantum foliatus. Folia basi plana,
superne canaliculata, sensim acutata, margine longe-ciliata, caule
breviora. Inflorescentia terminalis , capituliformis
8— 9 mm. longa, e fasciculjs 3- 4 paucifloris congregata. Bracteae
frondosae, infernae inflorescentiam paullo superantes;
bracteae foliorum singulorum hyalinae margine ciliatae. Flores
3,2mm. longi, triandri. Tepala hyalina, apice lacera et
ciliata, exteriora lanceolata cuspidata uninervia, nervo vitellino,
interiora late-lanceolata, acuta, longiora, inconspicue uninervia
Stamina 3, tepalis exterioribus plus quam duplo
9*
132
brcviora; aiithiTu ovalis. basi cxrisa, filamento filifonni w
brevior. Topala capsiilain Tcre duplo saperantia. Ot\
sula orbiculari-ovata. obtusa, nitida, apice feri sineo-vitdÜHil
basi pallida. Seinina lato-ovata, obtusa, vitellina.
W. Lechlcr; pl. peruviana^. VA, I!. V Ilohcnacker. No. 1831
— In rupilius prope Macusaiii. .hin. ni. ]>^:A.
Die Form des Blüthenstaiidcs dieser Art erinnert an da
von L. Aloprcurus, jedoch ist derselbe ausserordentlich viel Ue*
ner, als bei dieser Ttlan/e, wo i*r eine Länge von 25 mm. bä
10— IT) mm. Breite an der Ha>is erreicht. Im Baue der Hfllk
schliesst sich aber die Tflan/e den mit Luz. racemosa verwandta
Arten innig an; auch sie ist dreimilnnJK und hat dieselbe kn^
dreiseitige, kurzgestielte Kai)sel. besonders ausgezeichnet 'it
die Art indessen durch die ausserordentliche Zartheit der F^
rigontheile; dieselben sind fast vollständig hyalin und so ttiit
dass sie schon beim Austrocknen leicht /erreissen. Weicht nfl
die Blüthen dann mit Wasserdampf auf, so adhäriren die Perigoi-
theile sofort vermittelst des sich niederschlagenden Wasserdaönita
an einander, sowie an der Kapsel und zerreissen dann beim Frl-
pariren sehr leicht; ganz besonders gilt dies von den inDen
Perigontheilen , deren Uinriss daher in Folge des Zerreissen
leicht sehr verändert erscheint: sie haben nur die Andeutmg
einer Mittelrippe, aber auch die äussern sind bis auf die krtf*
tigere Mittelrippe farblos und durchscheinend.
Erklärung der Abbildungen.
Taf. III.
Fig. 9. Die mir vorliegende Pflanze in natürlicher Grösse.
Fig. 10. Eine vollständige Blüthe mit reifer, aufgesprunge-
ner Kapsel; dreimännig.
Fig. 10 (bis). Staubgefäss aus der Blüthe Fig. 10.
Fig. 11. Aeusseres Tepalum mit dem vor ihm stehenden
Staubgefässe.
Fig. 12. Inneres Tepalum; sehr zarthäutig.
Fig. 13. Kapsel, nachdem die Klappen sich in Folge des
Aufweichens aneinander gelegt haben.
Fig. 14. Samen von der Innenseite.
Fig. 15, 16. Aehnliche Samen von der Seite und von der
Bauchseite her gesehen in zwanzigfacher Vergrösserung,
e. Neu-Granada.
1) Luz. gigantea Desv.; auf dem Quindiu-Gebirge von Hum-
boldt und Bonpland gesammelt.
f. Yenezuela^ Guyana.
1) Luz. gigantea Desv« In Venezuela gesammelt, s. o. pag. 120.
- i^^'^
^ g. Brasilien.
ir In Martius Flora brasiliensis ist keine Luzula-Art als in
B? Brasilien vorkommend aufgeführt. Durch die Güte des Herrn
F/i:Otto Böckeier in Varel lernte ich indessen eine Luzula aus der
•..Provinz Rio de Janeiro kennen (Glaziou, No. 6429), welche
offenbar dem Kreise der Luz. spadicea angehört, aber wegen zu
sr unentwickelten Stadiums der Pflanze sich nicht sicher bestimmen
i T lässt.
h. Laplatastaaten (einschliesslicli Paraguay und Umgnay).
Es ist mir keine Angabe über das Vorkommen einer Luzula
in diesen Ländern bekannt, und ebensowenig ist mir selbst eine
Art von dort zur Kenntniss gekommen. —
Nach dieser Aufzählung ist die Zahl der Luzula-Arten in
Südamerika nur eine geringe. Es fehlen alle einzelblüthigen
Arten aus der Gruppe der Luzula pilosa; und ebenso die der Luzula
silvatica Gaud. und L. angustifolia Garcke verwandten Arten.
Aus dem Kreise der Luzula spadicea ist zunächst die L. gigan-
tea Desv. zu nennen und wahrscheinlich gehört ihm die oben
erwähnte, noch ungenügend bekannte Art aus Brasilien an.
Bei weiten die meisten Formen sind aber mit Luz. campestris
und Luz. spicata verwandt. In den Formenkreis der ersteren
gehören L. Alopecurus (einschliesslich L. antarctica) und L. chi-
lensis des Südens; mit der Luz. spicata näher verwandt sind:
Luz. racemosa Desv., boliviensis Buchenau, humilis Buchenau,
excelsa Buchenau und Luz. Macusaniensis Steud. et Buchenau, die
letztgenannte Art schliesst sich nach dem Blüthenstande näher
an Luzula campestris DC. an, während sie im Baue der Blüthe
viel Analogien mit Luz. boliviensis Buchenau und den verwand-
ten Arten hat; diese ganze Gruppe erreicht in den Anden der
Mitte des südamerikanischen Festlandes ihre grösste Entwickelung.
— Die vier Philippischen Arten s. o. pag. 131.
Yerzeichniss
der in diesem Aufsatze angeführten südamerika-
nischen Arten und deren Synonyme.
Bern. Die in dem Texte des vorstehenden Aufsatzes ledig-
lich zur Vergleichung herangezogenen, aber in Süd-Amerika nicht
einheimischen Arten sind in dieses Verzeichniss nicht aufgenom-
men worden.
pag.
Agapatea ßlamentosa Buchenau, 120, 124
,, peruviana Steud, 1 20, 1 24
Distichja macrocarpa Wedd 120, 123
„ muscoides N. ab. Es, (teste Steudel) 123
Juncus bufonius L,, var, frondescens Doli 123
134
m
JunCHS hnfnithis L,, nir. r'tytriitus Hauern Ifi
Chamiitsnuis Kth 119, läl
inrt^ttrmfus Strwl 120, lU
Mnuihmi Bwheu'in 120, Ul
Luztda Ahi^rrunia Ihj*r 124, 129, 130, lö
Alopft'urus /f*'Mi\ rar. 'Uttnrrti,i llk'r. (*iU Art) 13i
nntnri'tini llkr 13)
lH>linenfi^ Burh^nau 1 20, 128, 133
bravhfphfUn Phil 130
i.'ampefitrh Pf, 130, 133
iMeiis^h y. nb K.^ 1 26, 1 30, 133
crrelsa Bw-ywiH 120, 125, 126, 133
e.n'ehae Bwhen, ujF, 1 20, \^
yijanten Desv. .." 111», 120, 127, 131, 132,133
/iM7wi7i> Buchpimn 120, 125, 128, 133
laetecirens Liehn IM
latifdin TAdnn iM
Marnsaniensis Stent H *'t Bwlifimn 131^ 133
paufifloni Phil 130
peruviana Den- 1 28, 1 29, 131
pailophylla Phil 130
racemoaa Desv, 120, 124, 125, 126, 131, 133
rigida Phil 13«
spadiceae DC, af. 13S
villosa Wichstr, 13(
0.uyMoe Phil 124
Schismaxon Stettd. W
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u
Die Deckung der Blattscheiden bei Juncus.
Von Franz Buchenau.
Unter dem Titel: „Die Geschlossenheit der Blattscheiden,
ein durchgreifender Unterschied der Gattung Luzula von Juncus"
habe ich im zweiten Bande dieser Abhandlungen (pag. 374) eine
Reihe von Beobachtungen über die Verschiedenheit der Blatt-
scheiden bei diesen Gattungen der Juncaceen veröffentlicht. Ich
hatte damals das ganze mir zugängliche Material derselben durch-
mustert und glaubte aussprechen zu dürfen, dass allgemein bei
Luzula die Blattränder geschlossen seien, während sie bei sämmt-
lichen Arten von Juncus mit deckenden Rändern über einander
greifen. Ich hob dabei hervor, dass die Deckung bei manchen
Arten nur sehr gering und schwer zu beobachten sei, dass über-
dies einzelne Blattformationen, z. B, die Perigonblätter, die Achse
nicht völlig umfassen, so dass an ihnen natürlich weder eine
Deckung der Blattränder, noch eine Verwachsung beobachtet
werden könne.
Kurze Zeit nach dem Erscheinen meiner Arbeit (April 1871)
hat nun der treffliche französische Botaniker J. Duval-Jouve den-
selben Gegenstand berührt. Es geschah dies in einer Arbeit,
betitelt: Sur quelques tissus de Joncöes, de Gyperacees et de
Graminees (Bulletin de la societö botanique de France, 1871,
XVIII, pag. 231; der Gesellschaft vorgelegt am 10. November
1871). — Duval-Jouve sagt dort auf Seite 233:
A propos de la gaine des Juncus, je signalerai deux inexac-
titudes, en sens contraire, echapp^es ä deux auteurs justement
renommes pour leur clairvoyance et leur rare exactitude. La-
harpe a dit: „Les Juncus ont toujours la gaine fendue .... ce
qui concourt encore ä les distinguer des Luzula, dont la gaine
est entiere'' (Mon. June. pp. 6, 18 et 77) et Kunth dit au con-
traire du genre Juncus comme du genre Luzula: „Vagina in-
tegra". (Enum. plant. IIL, pp. 296 et 315) En ce qui concerne
les Luzula, dont toutes les especes (au moins Celles de France)
ont la gaine entiere, ces deux assertions sont vraies; mais elles
sont toutes les deux inexactes en ce qui concerne les Juncus.
D'abord celle de Kunth, attendu que, ä l'exception de deux
especes, nos Juncus francjais ont la gaine fendue sur toute la
lougueur, Tun des bords recouvrant Tautre, comme dans la
136
plupart dos (rraniini'os: avrc rotte (litliTencc t fois qae sv
un inome rhaiiiiiu 'le (iraniinoo 1t> soiis de ce rec aTrement il-
lerne d'uno ^'aiiio a raiitro. de t(*lli* sortu que si a la premieit
^'ainc, lo hord droit nMt>uvro \r ^Murlio, ii la seconde ce sen
le hord ^Miuhr qui rocouvrira lo droit; tandis que, 8ur une miBC
tifre de Juiiciis. Ii* sciis dr rtrmivreinent est le inöme k toata
les gaiiu's. I^autn* |»art. ra>s4Ttion ile Laliarpe p6che par trop
de ßoiUM'alitr, imi^ciiit* le .1. coinpn'ssus Jarq. et sa Tari^te J.
Gerardi Lois., ainsi que \v .1. tciiuis Willd. ont la galoe entiere;
ce qui, avcc un linibi' iion (-vliiitlri(|ue, inais semi-plan et ei
l^oiittiere, les raiqiroclie da Lu/iila. Laliarpe aura Sans donte
eto troinpr par vv. fait <|ue. sur les deiix Juncus precites,
les gaines des feuilles radicales s'einboitent les unes dans les
autres, et comnie la partie antorieiire en est d*une extreme
tenuite, eile se drcliire par le developpeiiKMit des plus interieures
et de la tige. et ne se trouve bien entiere que sur la plante
jeune et Iraiche; sur la jdante ailulle, les gaines radicales lei
plus internes et les caulinaires les plus elevees dcmeurent seoles
entieres.
Diese Angabe fiel mir um so mehr auf, als sie von einer
Abbildung begleitet und erliiutert wird (Taf. IL, Fig. 6, Quer-
schnitt durch die IMattscheiden und die jungen Blätter von Jun-
cus compressus, '"',)* welche in d«»r That auf das Deutlichste
geschlossene ßlattscheiden zeigt. Ich musste mir bei der posi-
tiven Angabe von Duval-Jouve <lie Frage vorlegen, ob ich mich
in der Beobachtung dieser Arten getäuscht hätte. Die ausser^
ordentliche Zartheit der Blattscheidenränder würde dies ja er-
klärlich erscheinen lassen. Meine Beobachtungsmethode war die-
jenige gewesen, dass ich die Blattscheiden direct von aussen mit
%der Lupe ansah und in den Fällen, in welchen die Deckung der
Scheidenränder schwer xu beobachten war, den Stengel allmälich
seitlich aus der Blattscheide hcrausbog, wobei dann die Blatt-
ränder ebenso allmählich und deutlich aus einander treten. Eine
Wiederholung dieser Untersuchungen unter Hinzunahme der
Duval-Jouve'schen Methode der Querschnitte war in Folge des
Widerspruches dieser Angaben geboten.
Amtliche Arbeiten verhinderten mich aber lange Zeit hin-
durch, diese Untersuchungen vorzunehmen ; erst während meines
Ferienaufenthaltes auf der Insel Langcooge (Juli 1873) fand ich
Müsse, die unter dem Namen J. (ierardi bekannte Salzform des J.
compressus zu untersuchen. Nach meiner Ilückkehr von dort erhielt
ich dann frisches Material von Juncus tenuis Willd. durch die
Güte meines Freundes Dr. W. 0. Focke, welcher die PÜanze auf
dem Familiengute zu Oslebshausen cultivirt. Zwar vergingen
dann wieder einige Wochen, bis es mir möglich war, die Unter-
suchung dieser letztgenannten Art vorzunehmen, aber die Auf-
weichung der Pflanzen stellte alle Verhältnisse wieder vollständig
her; ch erwähne dies ausdrücklich, um darauf hinzudeuten, dass
auch an Herbariums-Material diese Verhältnisse sich noch con-
statiren lassen.
137
Auf Grund dieser Untersuchungen bann ich nunmehr be-
stimmt aussprechen, dass die Blattscheiden von J. compressus
nnd J. tenuis deckende Ränder haben, dass also meine frühere
Angabe in dieser Beziehung richtig ist.
Was zunächst den Juncus compressus angeht, so isteiuHori-
Fig. 1. zontalschnitt durch einen nicht blühenden
Blattspross besonders lehrreich. Ein solcher
Schnitt zeigt gewöhnlich zu äusserst eine
oder ein paar Blattscheiden, deren Ränder
durch die Entwickelung der Innern Blätter
ganz aus einander gedrängt sind, und die
sich daher leicht von dem Schnitte ab-
lösen; an dem Gonvolut, welches dann zu-
sammenhält, sieht man aber mit grosser Be-
stimmtheit, dass die Blattscheiden deckend
sind, und zwar decken sich wie auch bei
den andern Arten von Juncus an einem und demselben Sprosse
die Blattscheiden stets in demselben Sinne. Die Abbildung Fig. 1
stellt einen solchen Schnitt dar, an welchem man vier Blätter
mit deckenden Rändern sehr deutlich erkennt, während von
einem fünften die flache und auf der obern Seite sehr schwach
rinnige Lamina durchschnitten ist. — Aber auch die früher allein
von mir befolgte Methode der Untersuchung von aussen unter
einer starken Lupe unter Zuhülfenahme vorsichtiger Krümmun-
gen des Stengels lässt bei dieser Püanze keinen Zweifel darüber,
dass die freilich äusserst zarten Scheidenränder sich decken.
Auch an den stengelständigen Blättern, sowie an den kräftigsten
Bracteen des Blüthenstandes lässt sich dies deutlich verfolgen,
obwohl die Ränder der letztern nicht selten von den Zweigen
der Inflorescenz ganz aus einander gedrängt werden.
Von Juncus tenuis Willd. lagen mir eine Anzahl Stengel mit
unreifen Früchten vor. An denselben bemerkt man in der Re-
gion des Blüthenstandes an den Bracteen keine Deckung der
Blattränder; der Blattgrund umfasst nämlich nirgends die Achse
vollständig. Deutlich ist aber (ebenso wie bei J. compressus
Jacq.) die Deckung an den Blättern, welche ich in meiner Arbeit
über den Blüthenstand der Juncaceen (Pringsheim, Jahrbücher
für wissenschaftliche Botanik, 1865, V,) Grundbiätter genannt
habe. Es sind die zarten, weisshäutigen , zweikieligen, nach
hinten fallenden Blätter, mit denen alle Zweige innerhalb der
Inflorescenz (und in mehr oder weniger ähnlicher Weise auch
an den übrigen Theilen der Tflanze) beginnen. Biegt man eine
der giösscren Bracteen des Blüthenstandes zurück, lässt aber
den in der Achsel derselben stehenden Zweig des Blüthenstandes
unberührt stehen , so hat man die Ränder des Grundblattes
gerade vor sich und kann die Deckung derselben direct beob-
achten. — Von den grundständigen Blättern des Juncus tenuis
haben nur wenige deckende Ränder; bei den äussersten sind die
Ränder aus einander gedrängt. Ein dünner Querschnitt durch
einen Stengel weist aber in der Regel zwei deutlich und weit-
138
hinaus deckende Blattscheiden nach; indessen sind die deck»
den Künder von ausserordentlicher Zartheit. Hebt man ibff
mit der Nadel das in der Mitte des Schnittes lose liegfMk
Scheibchen des Stengels hinaus, so bleibt über die Deckang der
Fig. 2.
Ränder des innersten Blattes niemals ein Zwei-
fel übrig. Kin solches Präparat stellt der
Holzschnitt Fig. 2 dar, der in derselben (zwan-
ziL'fachen) Vergrössorung wie Fig. 1 gezeichnet
ist und daher eine directe Vergleichung der
Verhältnisse gestattet.
Ich muss also nach der nochmaligen Unter-
suchung dieser Pflanzen auch einem so aus-
gezeichneten Morphologen und Taxonomen gegen-
über, wie es Duval-Jouve ist, an der Behauptung festhalten dass
die Ränder der Blattscheiden sich decken und dass bis' jetzt
keine Juncus-Art mit vt»rwaciisenen Blattscheiden bekannt ist,
während auf der anderen ^eite keine bis jetzt untersuchte Luztda-
Art deckende Ränder der Blattscheiden besitzt.
;o^«r/X':'.
Batographische Abhandlungen.
Von Dr. W. 0. Focke.
Eine vollständige Monographie der Gattung Rubus dürfte
zur Zeit kaum mit befriedigendem Erfolge durchgeführt werden
können; es ist daher gewiss zweckmässiger, durch einige um-
fassendere Vorarbeiten zur Ausfüllung der noch vorhandenen
grossen Lücken in unseren Kenntnissen anzuregen. Als eine
derartige Vorarbeit betrachte ich z. B. die Zusammenstellung
der ostasiatischen Arten durch Maximowicz (Bullet, acad. sc. St.
Petersb. VIII. p. 373); es ist nun meine Absicht, in einer Reihe
ähnlicher, zum Theil noch etwas ausführlicherer Aufsätze einige
Beiträge zu Kenntniss der Gattung zu liefern. An die hier zu-
nächst folgenden Arbeiten wird sich später eine umfangreiche
Darstellung der Hauptformen der deutschen Rubi anreihen , die
bereits einem vorläufigen Abschlüsse nahe ist. In analoger Weise
werden dann die süd- und westeuropäischen Arten und Formen
zusammengestellt werden müssen, eine Arbeit, welche gegen-
wärtig indess noch fast unübersteigliche Schwierigkeiten findet.
Für eine vollständige Monographie der asiatischen Rubus-Flora
würde eine Benutzung der Herbarien von Kew, Leyden und
Paris erforderlich sein.
Das wesentlichste Hinderniss einer Bearbeitung der auslän-
dischen Rubi besteht gegenwärtig in der mangelhaften Kenntniss
der Wachsthumsverhältnisse, des Blüthenbaues und der Beschaflfen-
heit der Früchte. Die jetzigen Sammler sind wenig gewohnt,
diese Verhältnisse zu beachten, auf welche schon der alte Rum-
phius im Herbarium Amboinense einen grossen Werth legte.
In der Gattung Rubus finden sich sowohl wirkliche Sträucher
mit mehrjährigen verholzten Aesten als auch niedrige, krautige
Stauden; besonders gross ist indess die Zahl der Arten mit
zweijährigen Schösslingen , welche im ersten Jahre nur Blätter,
im zweiten dagegen Blüthenzweige treiben. Diese Schösslinge
haben bei vielen Arten grosse Neigung, im Herbste mit der
Spitze Wurzel zu schlagen. Andere Arten vermehren sich auf
vegetativem Wege durch wurzelnde horizontale Stocktriebe oder
durch Adventivknospen aus kriechenden Wurzeln.
Im Blüthenbau finden sich sehr mannichfaltige Unterschiede.
Manche Arten haben einen glockigen Kelch oder eine kreiselige
140
Kcichröhro, andere einen tlacln-n. fast bis zum Grunde getheflta
Kolcli. IHe KniiienM.ittcr ^tdirn haM aufrecht and bedeckn
bei cini^'en Arien die StauliL:i'ta^>i'. bald sind sie aasgebreiteL
Mini^e Arfen sin<l /wi'ih.in»!^: nilrr |i(dvL:anii<eh . bei einigen fin-
den sich \'iirri(-lMunL:i>M laiitVechtr . die Staubbeutel bedeckende
Kronrnbliitten zur KrMbwmniu' d»T Sell)stbestiiubiing; die mci*
^tni sind riliti- Zwitter. Die StaubL'idä^se neigen bei einigen
Arten wiihrettd der ^'an/.en Hlütbe/eit /.usaninieri, indem sie du
Inne]'e der Iliütbeii vnr l'eut liti^rkidt sebüt/en; . die Staubfäden
sind bei einiu<>n Arten Iiin>alisrb. bei andern fadJieh. Die Fnicht-
knoten sind l)al<l in ;jerin^'(*r /;ilil vorlianden (5, 6, 10), bald in
sehr jirrtsser (über Uk>). In (U-r lie^id werden die Carpelle durch
iSafti^^^werden des Mesidiarps zu Steinfrürhtrhen, in einigen Fällen
bleiben sie aiier trocken oder fast trocken. Meistens hängen die
aus einer und der>eli)en IMüthe bervor.ue^ran^'enen Carpelle za-
saninien, so dass si«* mit einander vtM'bunden abfallen und eine so-
genannte zusaininen^a'setzte Heere biblen. Diese fällt entweder
für sich ab od(M- in V(*rbindnn<: mit dem erweichenden Stempel-
trä;j:er. der sich von dem unteren Tiieile des Fruehtbodens ab-
löst. Es giebt indess auch eine Anzahl Arten, bei denen die
Früchtchen nicht znsainmenhiin«:en. sondern einzeln vom Frucht-
boden abfallen.
Die Blattform der Kubi ist eine sehr mannichfaltige; natür-
liche Gruppen werden im All^^emeinen auch durch ähnliche
Blattformen charakterisirt. Nebenblätter, iStacheln, Borsten, Stiel-
drüsen und Behaarung i)ilden ferner gute Unterscheidungsmerk-
male, über deren Werth im einzelnen Falle indess nur die Er-
fahrung entscheiden kann.
Eine neue I>carbeitung der (iattung Kubus würde unzweifel-
haft eine Lücke ausfüllen. Die letzten Zusammenstellungen der
beschriebenen Arten, von Trattinnick, Sj)rengel (Syst. Veg.) und
Seringe herrührend , sind schon gegen ijO Jahre alt; es ist auch
schwierig zu entscheiden , welche dieser drei Arbeiten die ober-
flächlichste und verworrenste ist. Die ältere SprengePsche Be-
arbeitung (DeCand. u. Spreng. Grundz. wisscnsch. Pflanzenk.
p. 501) ist zwar bedeutend besser, kennt jedoch nur 42 Arten.
L Kubi Americaui.
Uohersicht über die amerikanischen Formen der Gattung
Bubns nebst Bemerkaugen über die uächstverwandten Arten
anderer Länder.
Die Zusammenstellung der folgenden Ucbersicht über die
amerikanischen ßubi wurde mir dadurch möglich, dass ich eine
Reihe grösserer Sammlungen benutzen durfte, insbesondere das
k. Berliner Herbar, das Herbar des Petersburger Botanischen
Gartens, das Herbar der Petersburger Akademie, das Herbar des
k. k. botan. Hof-Cubiuets in Wien, die von Liebmann gesammel-
141
ten Rubi des Kopeuhagener Herbars, endlich das Bremer und
Lübecker Herbar. Für Aussuchen und üebersendung dieser
Herbariumsschätze bin ich insbesondere den Herren Prof. C. J.
Maximowicz und Staatsrath Dr. E. Regel in St. Petersburg,
Prof. J. Lange in Kopenhagen, Prof. A. Braun, Prof. Garcke
und Prof. Ascherson in Berlin, Dr. J. Peyritsch in Wien
und Senator Dr. Brehmer in Lübeck zu lebhaftem Danke ver-
pflichtet. Der Gefälligkeit des Herrn Prof C. Koch in Berlin
verdanke ich die als R. Liebmannii beschriebene Pflanze in le-
benden Zustande. Herr Prof. Grisebach in Göttingen endlich
hatte die Güte, mir Belegstücke mehrerer amerikanischer Arten
zu überlassen.
Trotz dieser reichen Unterstützung ist es mir nicht möglich
gewesen, brauchbare Exemplare von sämmtlichen beschriebenen
Arten zur Untersuchung zu erhalten; so bin ich namentlich bei
R. Costaricanus, R. Jrasuensis, R. miser, R. nivalis, R. alpinus
und R. durus auf die vorhandenen Beschreibungen beschränkt
geblieben, die z. B. für R. nivalis sehr dürftig sind; auch für
R. vitifolius Cham, et Schldl., R. deliciosus Torr., R. Loxensis
Benth., R. ferrugineus Wickstr. und R. Jamaicensis L. stand mir
nur zweifelhaftes oder dürftiges Material zu Gebote. Als neu
habe ich diejenigen Formen beschrieben, welche nach den vor-
handenen Exemplaren leicht und sicher von allen bisher bekann-
ten Arten unterschieden werden konnten; ausserdem habe ich
noch Exemplare mehrerer anderer offenbar neuer Arten gesehen,
allein in Bruchstücken, welche keine ausreichende Charakteristik
gestatteten.
Unsere Kenntniss der Früchte amerikanischer Rubi beschränkt
sich im Wesentlichen auf die Angaben von Torrey und Gray
und auf einige Bemerkungen von Liebmann. Die meisten Arten
sind nach trockenen Zweigen beschrieben worden, die ein siche-
res Urtheil über die Beschaffenheit der Früchte niemals gestatten.
Man ist daher vielfach darauf angewiesen, nach Analogien zu
schliessen. Die beiden einzigen stachligen Arten mit gelappten
Blättern (R. nivalis, R. vitifolius) sind sehr wenig bekannt; über
ihre Früchte ist daher auch Nichts auszusagen. Ich habe beide
Arten vorläufig anhangsweise der Gruppe Batothamnus angereiht,
weil sie durch ihre Stacheln von Anoplobatus, durch ihre ein-
fachen Blätter von Jdaeobatus und Eubatus abzuweichen schei-
nen. Auch die Frucht von R. macropetalus — nach Torrey und
Asa Gray eine Brombeere — bleibt noch näher zu untersuchen.
Der offenbar nahe verwandte R. Oldbami Miq. hat nach Maxi-
mowicz eine Himbeerfrucht.
In wie weit die sich gesondert ablösenden Früchtchen als
ein tiefgreifendes Unterscheidungsmerkmal zu betrachten sind,
bleibt noch näher zu untersuchen.
Die Fruchtbildung der Stipulares ist unbekannt. In der
Originalbeschreibung des Rubus glabratus HBK. findet sich in-
dess die Angabe: Ovaria . . . receptaculo . . . carnoso imposit^;:
• •
142
darnacli mörhto iiiaii vninnthtM). dnss K. glabratus eine Broi-
beerfrucht trii^'t. SitluTos ist darilhiT nicht zu ermitteln.
Die mir nicht ^cnaii tirkaiintcMi wostindischen Alten gehöret
anscheinend zu den Moriferen . doch habe ich im Uebrigen ihre
Einreibung zweifelhaft lassen müssen.
In der Uebersicht über die Arten habe ich die natürlichen
Gruppen, wie sie sich bei ileni ^'e^'enwärtigen Stande nnserer
Kenntnisse /u ertreben scheinen, kurz charakterisirt. Da die
Gruppenmerkmalü an ^etrockiirten und unvollständigen Exem-
plaren oft schwer zu constatiren sind« so lasse ich eine allge
meine Zusammenstellung' der Arten nach der Blattform and an-
deren leicht wahrnehmbaren Kennzeichen voraufgehen. Die Hei-
math der einzelnen Arten habe ich bei jeder kurz angedeutet;
NA. bedeutet Nordamerika (die britischen Besitzungen und die
Unionsstaaten), CA. (*entralamerika < Westindien Mexiko und die
Isthmusstaaten), 8A. Südamerika. Durch die Buchstaben N., S,
E., W. habe ich ferner die Himmels;^e^'enden Nord, Süd, Ost*)»
West bezeichnet. Californien z. B. NA.-SW., Canada NA.-NE.
Durch Ziffern verweise ich auf die angehängten Noten mit Be-
schreibungen und Synonymen.
Gonspeetns sectionnm.
1. SUpulae latae (orbiculares Tel ovatae) persistentes eanli
Tel imo petiolo adnatae.
A, Humiles vel herbacei.
a. Folia simplicia non lobata.
Chamaebatus: Aculeati reptantes.
b. Folia lobata vel composita.
Chamaemoj^us: Inermes herbacei, caulibus annuis, floribus dioi-
cis, foliis lobatis.
Coptidopais: luermes reptantes, stipulis subscariosis, floribus
hermaphroditicis, foliis compositis.
Cylactis: Inermes vel aculeolati, caulibus vel ramis floriferis
erectis foliosis, stipulis foliaceis, foliis lobatis vel com-
positis.
B. Frutescentes.
Stipidarea: Aculeati, calyclbus magnis, germinibus numerosis.
3. Stipulae angustae (lanceolatae Tel fliliforiiies) petiolo adnatae.
A. Frutescentes.
a. Aculeati.
Moriferi: Drupeolae inter se et cum gynophoro emolliente
coalitae. Folia ternata vel quinato-digitata.
*) In kosmopolitischen TabeUen und Beschreibungen muss man sich meiner
^Absicht nach zur Annahme dieser englischen Bezeichnung entschliessen, da O.
^bei den Franzosen West bedeutet.
148
I Batoihamnus: Drupeolae inter se coalitae a gynophoro emol-
j liente secedentes. Folia simplicia vel composita.
.: Oligogyni: Drupeolae non coalitae segregatim secedentes. Folia
\ ternata vel quinato-digitata.
Jdaeobatus: Drupeolae inter se coalitae a gynophoro sicco se-
jl cedentes. Folia ternata vel pinnata vel digitata.
• b, Inermes.
Änoplobatus: Drupeolae inter se coalitae a gynophora sicco
, secedentes; folia simplicia lobata.
^ B. Humiles.
Comaropsis: Reptantes aculeolati; drupeolae multae, styli
elongati.
DdLiharda: Reptantes inermes; carpella pauca sicca, styli bre-
vissirai.
Gonspectns speciernm generalis«
I. Folia Integra.
A. Folia cordata vel reniformia non lobata.
R. Dalibarda L., R. pumilus n. sp., R. geoides Sm. (interdum).
B. Folia lata palmato-lobata.
a. Herbacei inermes.
R. Chamaemorus L., R. stellatus Sm.
b. Fruticosi inermes. * -• -
R. odoratus L., R. Nutkanus Moq., R. velutinus Hook, et
Arn., R. deliciosus Torr., R. trilobus Moq. et Sess.
c. Fruticosi aculeati.
R. vitifolius Cham, et Schldl., R. nivalis Dougl.
C. Folia oblonga vel ovato-lanceolata, non lobata vel inferiora inter-
dum lobo vel foliolo parvo basali aucta.
R. acanthophyilos n. sp., R. Loxensis Benth., R. coriaceus
Poir.
IL Folia ternata vel digitato - vel pedato - qninata.
A. Herbacei inermes.
R. arcticus L., R. pedatus Sm.
B. Aculeati vel setosi.
a. Stipulae magnae latae.
R. triflorus Richards., R. saxatilis L», Sect. Stipulares.
144
b. Stipiilac lineares vel lineari-lanccolatac pamin conspicBit
aa. Tolia roriacea.
a. Prostrati suhherbacci.
K. liispiiluä L., It. ti-ivialis Mchx., R. flagellaris W., A'
geoides Sin.).
i, Klati vel scaadtMites.
au, Folia supra glabra nittMitia; ^'lainlulae setaeque nuliae nl
paucac.
K. fagifolius Cham, vi Sctildl. , U. megalococcos n. sp., &
(lurus Sauvalle, R. fiMTU^iiiuiis Wickstr. , l\. impcrialis Cham, et
Schldl., (R. Schiedranus Steud.), R. alpinus Macf., (R. Guyanefi-
sis n. sp.).
ß;i. Foliola supra pubescentia; glandiilae setaeque nuIlae vel paucac.
R. scandens Liehm., R. coriifolius Licbra. , R. Schiedeanos
Steud., R. Janiaiccnsis L.
yy. Glandulosi vel setosi.
R. erytlirocla<Ios Mart., R. Costaricanus Licbm., R. miser
Liebm., (R. Schiedeanus Steud.).
bb. Folia niembranacea vel subcoriacea.
a. Folia discolora, subtus albo-tomentosa.
R. Idacus L., R. occidentalis L., R. glaucus Uenth., R. ulmi-
folius Schott f., R. cuneifolius Pursh, R. urticaefolius Poir.,
R. Boliviensis n. sp., (R. Jamaiccnsis L.).
,i. Foliola subtus velutino-tomentosa.
R. Brasiliensis Mart., R. ursinus Cham, et Schldl. , R. flori-
bundus HBK., (R. tiliaefolius n. sp.), (R. Sellowii Cham, et Schldl.).
y. Foliola concolora.
( a. Humiles subherbacei.
R. gcoides Sm., R. triflorus Richards., R. saxatilis L., (R.
Canadensis L.), (R. flagellaris W.), R. hispidus L.
ßß. Fruticosi scandentes.
+ Flores solitarii terminales vel pauci axillares.
R. spectabilis Pursh, R, macropetalus Dougl. , R. Canaden-
sis L., R. humistratus Steud., R. flagellaris Willd.
+ + Flores racemosi vel paniculati.
O Inflorescentia glandulosa.
R. Irasuensis Liebm., R. adenotrichos Cham, et Schldl«, B.
Bogotensis HBK., R. Uhdeanus n. sp., R. tiliaefolius n. sp., B.
Liebmannii n. sp., (R. hispidus L.).
OO Inflorescentia eglandulosa.
: K villosus Ait, R. sapidus Cham, et Schldl., B. Sellowii
145
I Cham, et SclildL, R. Schottii Pohl, ß. Guyauensis n. sp., (B.
tiliaefolius n. sp.), (ß. Liebmannii n. sp.),
C. Folia ternata vel pinnata.
a. Folia concolora.
ß. Idaeus L. var. borealis, ß. rosaefolius Sm., ß. macropeta-
lus Dougl.
ß. Foliola subtus albo-tomentosa.
ß. Idaeus L., (ß. occidentalis L.?), (ß. glaucus Benth. ?).
Dispositio et diagnoses specierum.
1. DALIBAßDA.
Carpella pauca exsucca; styli brevissimi. — Gaules herbacei
inermes repentes ad iuternodia radicautes, folia integra, stipulae
setaceae.
Pubescens, folia Violae, flores solitarii, pedunculi elongati,
petala lanceolata alba:
B. Daliharda L. (NA.-Subarct.). ^)
2. GHAMAEBATÜS.
Garpella numerosa ; styli elongati. — Gaules humiles aculeati
repentes; folia integra, stipulae caulinae couspicuae persistentes.
Gaules repentes, folia cordato-subrotunda vel reniformia, flores
solitarii terminales, calyces setoso-echinati laciniis integris:
R, pumüus n. sp. (GA.-Mexico). ^)
3. GOPTIDOPSIS.
Drupeolae paucae ; styli elongati. — Gaules herbacei inermes
repentes ad internodia radicantes, folia composita, stipulae latae
persistentes.
Flores solitarii, pedunculi elongati bibracteati, folia pedata
glabra:
R. pedatus Sm. (NA.-Subarct.).
4. GOMAßOPSIS.
Drupeolae multae connatae ; styli elongati. — Gaules tenues
aculeolati repentes ad internodia radicantes, folia simplicia vel
ternata, stipulae petiolo adnatae.
Folia crenata; flores in ramulis terminales lutei:
E. geoides Sm. (SA.-Ins. Falkl., Ghile austr.). ^)
5. GHAMAEMOßüS.
Drupeolae multae connatae ; putamen glabrum ; styli breves. —
Gaules annui herbacei, folia simplicia subreniformia lobata, sti- ^
pulae caulinae latae foliac^e.
IV. August 1874. 10
Iiidiins: cniilc« im-iiiir> iiiiillori. flarcs albi:
/;. l%it»afmont» L. (NA.-ArLII
tl. cvi.Anis.
Iiiupcoliic |i;Hnar vrl <iiri:|iliir<s, styli mcdtocres, pntaiwi
filuhrtim vcl |>iiiiiliiluiii iti^'ul<isiiiti , tiKiiiifiita cotnplanata apkt
sulmlata, inlyx iml-iiiaiiis. -- Cauli-s herbacei plerninq«
aiinui: fiiliii ;i -f» l"lia vii roiiiiinsila; stipulae cauliaae IiW
loliaccaL-.
a. Cütilcs sli-iilcs ti^.^■!lt^■^-lUl■ iiiiiiiii iion repcntes vel ndi-
rnuU^s; )il:iiitii(' )iicnii<'> cirliiiiiliiliis;!!;, tlori's Jiurpurci.
Foliii }:i)iiii1i('iii iolcilu:
/.'. x^.'/,rfM, Sm. (XA.-NW,^
Folia trifoliohita:
/;. ,.,■.■//.■.« L. (NA.-Aret.).'}
b. Caiilfs slLTilrs i(';iintcs mu'|u' aiiic«; rndicnntes anoui Td
in parle inferioic liifinus, si'nnnhi iiriiio laiiios tloriferos einitteii-
tcs ; iilaiitae atiilcdljiiüc i^iicjic t;hiin!iil(i«ae.
Foliatiifoliolata; Hüii'.-- siiluiiiilulliili; driipcolnc paucaenibrae;
/,'. .w.r.iffVM L. (NA.-Groenl.)
l'"o]ia Irifiiliolata; catiU's vrl raii'.i rtorcntcs uniflari vel pauci-
rtori, floic Hill) Ifiiuiiiiili aÜis axillMiilius: itiupoolnc paucae nigro-
puiimrascdiites:
/;. trij!':-.»- liicliaicis. (NA.-Subarct., NE.)-")
7. ANOPLniSATlS,
Drupenlac iiiiilfai' in liactjun (Miijmsitain a roceptaculo sicco
scceiiciifiiiii coiilitat'. — l'nitici'j; jikthh;;- (■ramlitloi-i, foliis ple-
rumqiic lobatjs, raiiiis ikiii railitaiiliiiiis.
a. rciliiiiciili ephiiidiiiosi; fiuiiuli brcves uniflori vel pauci-
flori, foliii y-r. Ii.ba: Uon-s albi.
Folia subtus in ncrvis toiuciilosa, juniora canescen-
tia, lobi IVilioiuni trian^'ulares acut!; stipulae lincari-
laiiccolatae;
/;. /nVA».. Mo»;, et Sess. (CA.-Mex.).
Kolia iiffiii(|iic viridiu et iiioUiter pubcscentia, lobi
folioiiim obtiisiiiSL-uli vel rotiiuiiati; stipulae laace-
oiatac:
n. ■klkh.^i'." Torr. (NA.-ltocky mount). 0
b. reduiiciili ßlandulosi; raiiiiili dniif^ati.
PaniciUa subctirynibosa iiniltiflora divaricata, calyccs
glanduloso-hisjjidi, folia coiicolora nirinque molUter
pilosa; Hores rubri:
y?. otloram (NA.-NE.).
Panicula subcoryinbosa paiicitiora, calyccs externe
viridcs glandulis bruvitcr stipitalis vel subsossilibus
viscosi, folia concolora utrinque tnolliter pilosa;
flores albi;
n. NuH-aiiiig Moq. (NA.-W.). ')
147
Flores solitarii vel pauci, calyces externe einerei
tomentoso-hirsuti eglandulosi ; folia velutina, juniora
subtus tomentoso-canescentia; flores albi:
R. velutinus Hook. et Arn. (NA.-SW.).
8. IDAEOBATÜS.
Drupeolae multae in baccam compositara a receptaculo conico
ico secedentem coalitae. — Gaules plerumque biennes, saepe
icc radicantes; folia composita, stipulae petiolares.
I. Folia pinnata plurijuga, foliolis concoloribus ; rami floren-
s pauciflori; germina numerosa parva glabra.
ßamuli uni-vel pauciflori; flores magni albi:
R. rosaefolius Sm. (CA. et SA.-AntilL, Bras ),
(Introductus I)
II. Folia ternata vel quinato-pinnata vel digitata, foliolis
btus plerumque albo-tomentosis; flores subpaniculati; germina
ßdiocria tomentosa; caules pruinosi.
a. Radix rcpens propagulifera , turiones setosi non radi-
cantes; folia ternata vel quinato-pinnata:
R. Idaeus L. (NA.). ^)
Subspecies: folia discolora, rami floriferi parce
aculcolati non setosi:
R. Eu-Idaeus (NA.-W.).
folia discolora, rami floriferi setosi:
R. strigosus Mchx. (NA.)
folia concolora, pedunculi elongati glan-
dulosi parce setosi:
R. borealis Spach. (Terra nov.).
(R. ncglectus Peck, mihi ignotus, inter R. Idaeum et
occidentalem intermedius videtur.)
b. Radix non propagulifera, turiones aculeati, non setosi,
pruinosi, apice saepe radicantes; folia ternata vel
quinato-digitata.
Folia ternata et digitato-quinata, foliola supra pu-
berula, terminale ovatum acuminätum; sepala fru-
ctum mediocrem amplectentia:
R. occidentalis L. (NA., CA.).
Subspecies: turiones graciles rubentes, folia ternata;
fructus ellipticus, germina villosissima:
R. eriocarpus Liebm. (CA.).
turiones robusti pruinosi rubentes, folia
ternata, saepe nonnullis quinatis intermixtis ; fructus
hemisphaericus :
R. eu-occidentalis. (E.).
turiones robusti albo-pruinosi virentes,
folia turionum plerumque quinato-digitata, foliola
profunde incisa, germina dense tomentosa:
R. leucodermis Dougl. (W.).
, * -V-
10* * -
- •
« •
148
I'olia iiTiiata; foliola supra glabra, terminale ontt*]
lanroolatuin loii^'ü acuininatuin; sepala longe
nata (loiuuiii rcHoxa; fructus magnus:
/;. jhucus Bcnth. (SA.-Ecnii^|
\K IIATOTIIAMNUS.
I)rupiM)Iac inultac in baccain compositam coalitae; gynopkt-j
i'uin in fructu oinninu fcru i'vanescons, putamen rugosuin.
Fruticcs aculeati foliis siinplicibus lobatis vel composiüij
a. Fülia teriiala V(*I (iiiiuato-pinnata.
Uanii tlorontes calycestiiie inoniies, folia teniiti,{
Mores hcrina[)hro(Ulici purpurei, fructus aurantiifl
(vel lutci vel rubri):
Ji. spertabilis Pursh (NA.-NW.l|
Haiiii Horentes aculeati, calyces setoso-aculeati, fob
turionuiii saepe pinnata, ramoruin florentlum tep
nata vel sinipiicia, Hores dioici vcl polygami albi,'
fructus nigri:
Ji. marroiicUdus Dougl. (NA.-S\f.).
b. Folia simplicia lobata.
Plantac vix notae vel dubiae, forte alio loco is-
serendae.
Frutesccns pusillus; folia cordato-triloba, stipolie
ovatae, drupeolae paucac mnguae:
IL nivalis Dougl. (NA.-Rocky mount).
Fruticosus scandens; fuIia cordato-triloba, stipalae
lineari-lanceolatac (sec. Cham. etSchldl.: setaceae),
pedunculi calycesque aculcolati:
n. vitifiAius Cham, et Schldl. (NA.-Calif.).')
10. EÜBATUS.
Drupeolae paucae segregatim secedentes vel multae cam
gynophoro emolliente coalitae baccam compositam efiformantes;
putamen rugosum.
Caules plerumque biennes, saepe apice radicantes. Folia
composita, stipulae petiolares, petioli aculeati.
I. Oligogyni.
Drupeolae paucae non coalitae sensim secedentes, stipulae
lineares parvae.
(In R. Jamaicensi et alpino drupeolae „deciduae" dicuntur,
quum vero numerosae sint, cf. sect. Moriferorum).
a. Kamuli florentes pedunculique inermes eglandulosi, foliola
subaequaliter serrata, calyces tomentosi.
Panicula ampla, ramulis elongato-racemosis ; flores
parvi; petioli aculeati.
Bami steriles tomentosi inermes ; foliola supra stel-
lulato-pubescentia) subtus velutino-tomentosa:
Ä. acandena Liebm. (CA,-Mex.)«
149
Rami steriles inconspicue pilosi aculeati, foliola
supra glabra, subtus in nervis puberula:
R. fagifoUus Cham, et Schldl. (CA.-Mex.)
(R. alpinus Macf., qui similis esse dicitur, differt folio-
lis inaequaliter dense et argute serratis, drupeolisque
numerosisO
b. Ramuli florentes aculeati, pedunculi setis glanduliferis
muniti, foliola inaequaliter serrata, calyces tomentoso-
villosi.
Panicula saepe ampla, ramulis superne racemosis; flores
spectabiles.
Rami steriles pubescenti-tomentosi minute aculeati ;
folia coriacea supra pubescentia, subtus tomentoso-
villosa:
E. coriifolius Liebm. (CA.-Mex.).
c. Ramuli florentes aculeati, pedunculi subglandulosi pube-
ruli, sepala externe viridia puberula.
Inflorescentia laxa racemosa vulgo pauciflora; flores
spectabiles.
Rami aculeati glabri, foliola coriacea oblongo-lan-
ceolata supra nitida glabra; flores nutantes:
E. megalococcus n. sp. (SA.-Boliv.). ^^)
IL Moriferi.
Drupeolae cum gynophoro in baccam compositam coalitae.
tipulae lineares vel lineari-lanceolatae petiolares parvae.
A. Inflorescentiae ex axillis foliorum persistentium laterales
phyllae racemosae.
Foliola mucronato-dentata subtus glabra vel in venis
parce pubescentia:
E. durus Sauvalle (CA.-Cuba).
Foliola obsolete serrulata subtus in venis ferrugineo-
villosa:
E. ferrugineus Wickstr. (CA.-Antill.).
B. Inflorescentiae seu flores solitarii terminales in ramis
)liiferis.
AA. Caules pedunculi petiolique dense rufo-setosi eglan-
dulosi.
Folia ternaia, raro nonnulla quinata, foliola supra pi-
losa, subtus albo- vel cinereo-tomentosa; panicula ampla
multiflora:
E. urticaefolius Poir. (CA. et SA.-Mexico — Brasil.). *0
Folia plerumque quinato-digitata, foliola anguste ovato-
lanceolata glabra; panicula brevis pauciflora:
E. erythroclados Mart. (SA. -Brasil.)
BB. Caules pedunculi petiolique setis nullis vel glanduliferis
instructi.
a. Caules pedunculi petiolique tomentosi denscque
rufo-setoso-glandulosi ; foliolorum serraturae minutae
creberrimae.
1 i'l« »
aa. IU\\\ I.it? i'i 1:*> majusculac.
Folia «{uiiiata, f(»lii)la coriacea latc ovata discfl
Iura. >iilittis raiiu-toiiicntosa ; panicula pni-|
iiiidata. ilMi]>i>(ilat' ;:lalirac:
/;. f '„■*., ri.-.t.ris Liübm. (CA.-Costar..|
lib I)iU|M'ulat' iniiinTn^.ti' i»arvae.
K. I'dlia quiuata-. «^iM'iuina aiiice villosa.
Fuliiila ovata (liM'o!ora, paniculae pjnrj
iiiiilatatr ini'i'inis raiiii patuli :
/;. /. f •/■ i<r* Licbm. (CA.-Cosur.ll
('n'si'it in Coliiiiihiae et civitatis Ecuador 1
iiii)nla:ii< s])('ii<'s iu*nta])liylla folioHs con-
coIiMil'U^'. i\\u\\) wvi) non satis nota est.)
,y. Folinla Icniata, vul iiifuriora vel in caok
stcM'ili iiiMiniilhi «iiiiiiata; Kcrniina glabra.
l'olidla (-oriarca cluiigato - ovata acuU:|
raci'iiiiis tcniiinalis brovis paiiciflorus:
/.'. ;'•/-":/• Licbm. (CA.-Costar.V
Folia saopc ([uiiiata, foliola inembranacn
clliptica acuuiinata; iianiculae elongatae
raiui |)atuiiti:s: tloros albi, fructus rubri:
y/. 'vi:^.trih.< Cham, et Schldl. (CAl
Tolia teniata, foüola iiiLMiibranacea cUipti»
acuta; paiiiciihu' olon;:^atac incrmis inferne
füliüsae raiui crorto-patciitcs; flores rosci,
fructus i)uri)uriH)-ni*;ri :
R. linjnt.^nai'* II BK. (SA.- And. trop.).
(Conf. U. iJrasilicnscm b. Organensem.)
b. Caulcs petioli^iue setis glaiiiluliforis nullis vel raris
instructi.
Foliorum serraturac minutae subaequales et — R
Schiedeano excepto — crcbcrriinae.
aa. Pedunculi aculeati.
a. Foliola supra ^^hibra, ramuli glabriuscali;
f^landulae iiullac.
Foliola utrinquc «s - 10 nervia, subtus in
ncrvis puberula:
it. imperialis Cham, et Schldl. (SA.-Bras.).
ß, Foliola supra parcc pilo.*5a, basi subcordata
vel rotuudata.
ua. Ilamuli tomentosi, foliola utrinque 8—10
nervia, drupcolac glabrae vel apice
solum pilosae.
Panicula angusta clongata, folia in
ramis sterilibus quinata, foliola sub-
tus velutino-hirta; gcririina glabra:
E. Sellowii Cham, et Schldl. (SA.-Bras.).
(Conf. U. Drasilicnsem b. Organensem.)
Panicula laxa; foliola utrinque parce
151
pilosa subcordato-ovata, germina
apice barbata;
E, Schottii (Pohl mss.) n. sp. (SA.-Bras.). ^^)
var. Pohlii: petiolis glandulosis.
ßß, Ramuli tomentosi, foliola utrinque 15
—20 nervia.
Foliola -supra pilosa, subtus subvelu-
tino-cinereo-tomentosa ; paniculae elon-
gatae densae rami dense tomentosi:
E. Boliviensis n. sp. (SA.-Boliv.). ^^)
yy. Ramuli pilosi, foliola utrinque 8—10
nervia, drupeolae dense pilosae.
Inflorescentia brevis divaricata apice
nutans, pedunculi glandulosi; folia
ternata:
E, Liehmannii n. sp. (CA.-Mex.)» ^*)
/. Foliola supra molliter tomentoso- pilosa,
subtus dense velutina, basi cordata.
Foliola cordato-ovata vel cordato-oblonga
obtusiuscula; drupeolae glabrae:
E, Brasiliensis Mart. (SA.-Bras.). ")
a.genuinus: eglandulosus, foliola profunde
cordata subtus cinerascentia, fructus
viridis,
b. Organensis Gardn. : Glandulosus, fo-
liola subcordata subtus toraentoso-
pubescentia, fiuctus flavescens.
Foliola late cordato-ovata vel suborbicu-
laria acuminata; drupeolae villosissimae :
E, tiliaefoUus n. sp. (CA.-Mex.). *^)
bb. Pedunculi inermes.
a, Pedunculi glandulosi.
Panicula laxa elongata angusta; foliola
utrinque fere 10 — 12 nervia supra puberula:
E. TJkdeanus n. sp. (CA.-Mex,). ^^)
(Foliola coriacea:
cf. R. coriifolium Liebm.)
p. Pedunculi eglandulosi.
aa, Foliola utrinque fere 15 nervia supra
glabra.
Panicula laxa elongata, pedunculi
sericeo-tomentosi:
E, Guyanensis n. sp. (SA.-Guyana). ^^)
ßß. Foliola utrinque 5—10 nervia supra
pilosa.
t Foliola cuneata discolora.
Folia ternata quinataque, racemi ple-
rumque compositi:
E. Jamaicensis Sw. (CA.-Jamaica).
I I
ir>2
Folia t«*rn:itn rarissimc singula qai&ati;{
rai'cini siiiipliros terminales:
/.\ runnjwhij^ Pursh. (NA.-SEl"
I'olidla basi rotundata; inflorescentitt
aiiiiilac paiiiculatuc rami elongatt-
racnnnsi patentes.
Tnliola iiuMiihranacea supra moliiter
])uhfs(-(*ntia. serraturac creberrimie,
ina);:iiM' niiticn dontium vix breviOR
quam po^^tico; sepala acuminata:
IL ßoHbnmlus HBK.
(SA.-Venez , Columb.).^)
Foliola (oriaroa supra subglabra, ser-
raturat' distantos. margine autico dev-
tiuiii luulto breviorc quam postico;
sfpala nbtusu:
/;. s.hi..h^.unis steud. (CA.-Mex.).*')
■ Foliola (oriacoa inneciualiter serrata;
l)tMluuc'uli «zlandulosi, drupcolac paucae:
cf. It. coriifolium Liebm.)
(Fuliola 3—5 supra pubcscentia, subtu
toiiientoso-villosa nervis approximatis;
raceini coni])ositi :
cf. R. Jamaicensem Sw.)
Foliola 3 utrinquc glabra, inaequaliter
donsc et argute serrata; pedicelli fas-
ciculati in raccnios compositos dis-
l)OSiti:
IL alpinns Macf. (Jamaica).
An hoc loco inserendus?
Cf. R. fagifolium pag. 149.
c. Gaules petioliquc cglandulosi vel setis glanduliferis
muniti. Foliola inaequaliter grosse et saepe inciso-
serrata.
aa. Turiones prostrati teretiusculi, foliola glabra
coriacea.
Turiones glandulosi, folia ternata, foliola obo-
vata; fiores raceniosi, pedunculi ex axillis bra-
ctearum ovaliuni:
n. hispvius L. (NA.-NE.). '*)
Turiones glandulosi, folia quinata vel ternata,
foliola oblonga; liores in ramulis terminales
solitarii vel pauci, uno terminali, aliis ex axillis
foliorum :
E. trinalis Mchx. (NA.-SE.). **)
Turiones eglandulosi, folia ternata quinataque,
foliola ovalia basin versus subcuneata, fiores
solitarii vel pauci, uno tcrminali, aliis ex axillis
foliorum :
B, flcujellavis Willd. (NA.-SE- et C). ^)
153
bb. Turiones prostrati, foliola membranacea pilosa.
a. Foliola subtus parce pilosa; pedunculi spar-
sim armati.
Flores solitarii vel pauci corymboso-race-
mosi.
Carpella multa fructum magnum efformantes;
folia ternata quinataque, foliola lateralia
subsessilia; flores solitarii vel pauci:
R. Canadensis L. (NA.-NE.). 2*)
Carpella pauca fructum mediocrem effor-
mantes; folia ternata, foliola lateralia bre-
viter petiolulata; flores racemosi:
R. humistratus (Steud. CA.-Mexico). 26)
ß. Foliola subtus subvelutino-canescentia,
Pedunculi calycesque aculeis subulatis rectis
muniti, flores paniculati:
B. ursinus Cham, et Schldl. (NA.-SW.). ^0
cc. Turiones arcuati vel suberecti angulati.
«. Inflorescentia racemosa vel subpaniculata,
foliola supra pilosa.
Caules pubescentes, foliola petiolulata basi
rotundata supra subglabra, subtus dense
pubescentia; sepala externe albo-tomentosa:
R. sapidus Cham, et Schldl. (CA.-Mcx.).
Radix repens turionifera, turiones subglabri,
foliola basi rotundata vel cordata, utrinque
pilosa, lateralia breviter petiolulata; sepala
externe viridia albo-marginata :
R, villosus Ait. (NA.-E. et C.) ^ß)
(Turiones suberecti pilosi; folia plerumque
trifoliolata, foliola obovato-cuneata supra
dense pubescentia subtus tomento adpresso
albida; sepala externe tomentosa:
cf. R. cuneifolium Pursh).
ß, Inflorescentia composita paniculata acu-
leata; foliola supra glabra subtus albo-
tomentosa.
Turiones angulati pubescentes, panicula
elongata, ramis tomentosis aculeatis:
R. ulmifolms Schott, f. (SA.-Bras.) 29)
(Introductus !)
y. Inflorescentia e racemis pluribus composita.
Cf. R. Jamaicensem Sw. et R. alpinum Macf.
III. Stipulares.
Drupeolae plurimae in baccam compositam coalitae. Stipulae
iilinae vel petioli basi adnatae, magnae latae suborbiculares vel
niovatae vel ovato-lanceolatae.
A. Folia iutegra vel inferiora ad basin lobata vel foliolis
rvis aucta; flores subsolitarii.
Kainrili L'(;il>ii: {M-tidli iiinlto lon^Morrs (|uain stipulae. h\^\
ruiii coriaccnniin {lauina Mipi rinr ^lahni. nervi secundarii incrmei
peihuiculi .i!laM'liiIi)>i:
/;. r..ri'iretijt Poir- (SA.-Pem^
KaiiMiIi ]raiT(> {»iln-i; |)itin!i -^tiiriilis ari}iiiloiigi, fuliorum coiu-
cooniiu iia^'iiia Mi|u'ri«»i- i'dnv jiilosa. irtvi secuiiflarii iDerme:,
pciliiiiciili iloii 0 t:la]i<Iu1i)Ni:
^.'. /- i" lU'nth. iSA.-Ki-uador, Columbl'i
Iiamuli pati'utfi' i>iln>i: lü'tinü imilto loiif^iorcs quam stipulae.
folia iiiollia, utriiKiuc ](iIo>;i. iinvi sicuiidarii inferne cum costi
media aculoati. ]K>iIiin(-uli toiinMitc^o.Iiirti eirhiiuliilosi:
/.'. ././../'..,;/,/'.. 11.' sp. (SA.-Venez.?)-"^
r». Folia, tloralilms exti-ptis, tfiiiata vel (]Uiiiata.
a. Fuliiila ;:lal)ra vel iiilViür in niivis solum pilosa.
lt. Fi'liola ^'labeninia t)ullato-i-u;;osa; flores congesti,
l>LMliinculi biuves e^'lan'lulosi:
/.*. .'■•m>i-'.f>(.< Uontli. (JSA,-Columb., Ecuad.).
fi. Flores sülitaiü vfl paiici ilistantes, pcdunculi elon-
gati glan'lulü.si. calyci's a! basin aculeati; ramuli
^^labii.
Flores niagni, petala sopalis intus tomcntcllis b^^
viora; gerniina glabra:
Ji\ /•*>/'/.* Poir. (SA.-Poru, Ecuador).
Flores niediücnis, petala sepalis utrinque hirtis
longiores; gerinina |)ilosa:
Ji. iiiahi'ihi.^ IIlUv. (SA.-Kcuador, Peru).
y. Flores subijaniculati, petlunciili sat longi glandulosi,
calyces inermes. Foliola siibtus in ncrvis villosula;
ranii pilosi :
7?. ro.^>tfjJorns Ilook. (SA.-Ecuad. — Boliv.).
b. Folia tcrnata, foliola utrinque pilosa; stipulae latae
cordatae vel semiovatae, vix longiores quam latae; ger-
mina tomentosa.
a. Calycis basis villoso-lanata, foliola rugosa subtos
villosa.
Eglandulosus, flores mediocres, foliola parva:
n, Lexhleri n. sp. (SA.-Peru). »^
ß. Calyces tomcntosi, foliola subtus tomentosa.
JUimuli, petioli, pedunculi tomentosi glandulosi acu-
leatique, calyces setoso-echinati, llores magni longe
pedunculatij fruclus magni villosi, foliola late ovalia:
R. 7mrrocm'pn.9 IkMitli. (SA.-Ecuador, Columb.).
Ramuli, petioli. pedunculique villoso-tomentosi acu-
leati; pedunculi interdum glandulosi; flores pani-
culati mediocres, pedunculi mediocres; fructus sat
magni, drupeolae apice villosae, foliola elliptica
petiolulata:
11 nuhhjemis III5K. (SA.-And. trop.) 33)
Totus velutino-tomentosus; panicula elongata multi-
155
flora superne aphylla; pedunculi breves; foliola
brevitcr pctiolulata basin versus cuneata:
R, Buizn n. sp. (SA.-Peru). 3^)
c. Folia tcrnata quinataque; foliola pilosa, stipulae ovato-
laiiceolatae vel lineari lanceolatae basin versus angustatae.
Foliola manifeste petiolulata supra demum glabre-
scentia; pedunculi propra niulto longiores quam
sepala:
B. Mandonii n. sp. (SA.-Boliv.). ^^)
Species in liortis Europaeis cultae, qiiae orginis
Americanae esse dicniitnr,
11. iiobilis Eeg. E sectione Anoplobatus, sed foliis trifolio-
latis facillinie distinguendus. R. odorato ceterum similis, sed
flores niulto minores, pedunculi calycesque eglandulosi. Planta
originis dubiae.
K. inerinis Willd. E sectione Moriferorum, turionibus pro-
curabentibus, foliis trifoliolatis, stipulis filiformibus, foliolis dis-
coloribus, floribus subracemosis. Aculei glandulaeque nullae. Va-
rietas videtur Rubi cujusdam mediterranei.
B. Linkiaiius Ser. Planta hortensis floribus semiplenis
ornata, in herbariis saepe sub R. Jamaicensis nomine asservata.
E sectione Moriferorum, sine dubio originis Europaeae.
Annotationes«
1. R. Dalibarda L. — Dalibarda repens L., D. violaeoides
Mclix.
2. Bubns puinilus n. sp.
Gaules repentes lignosi decorticantes pilosi, aculeis parvulis
sparsis recurvis muniti; folia cordato-subrotunda vel reniformia
obtusissiraa inaequaliter crenato-dentata, supra pilosa demum
glabrescentia, subtus subvelutino-toraentella in nervis aculeata;
petiolus tomentoso-villosus, aculeolis falcatis vel rectiusculis mu-
nitus, stipulae caulinae subscariosae ovatae basi angustatae mu-
cronato-acuminatae. — Ramulus florens brevis (in specimine
suppetente triphyllus) uniflorus tomentoso-liirsutus aculeatus ;
flos terminalis sat magnus Fragariae flori similis esse dicitur;
calyx basi dense setosus, laciniis lanceolatis intcgris hirsutis
utrinque viridibus; petala alba; stamina numerosa longa; carpella
sat numerosa; fructus ignotus.
Longit. petioli 0,01—0,02; folii a petiolo usque ad nervi medii
finem 0,015-0,020; latit. folii 0,02-0,03; longit. stipul. 0,005—
0,008; pedunc. 0,012; sepal. 0,01; stamin. 0,005.
Vidi in bt>. rvii. Hrrol. ^p(*ci^unn duo, unum sterile, alton'
florons s(>(l pctalis jaiii dclupsis.
Mrxiro: San Andres (leg. v. Christnal
11. nivalis Diai^'l. v\ doscn'idione tantnni mihi notns fsfa
hahvt cordato-triloba ar^uti* dentata ^labra pedoncoIosqK
brrvos biHoros; a iwisfro \[. itiimilo i^'itur longc diversns tsst
vidctur. Iluic niilla s]io('ii*s AnuM'icana propius acccditf seda
Asiaticis l[. poctincllus Maxiniow.. ])raecipue vcro R. calj-
cinus ^Va]I. arctc aftinc>> sunt. ScriiMii constituere Tidento
illae specii's oninino iiiitiiralcni. quam paucis vorbis describiB:
Ciiuiiiau'baliis: lUilii hnniilcs icptantes subherbacei, foiüi
conlato-subrotundis subtus atub^atis: stipulis persistentibus o^
cuilu ovatis inte^TJs vel ]dnnatitidis. tioribus solilariis» calycibii
inagnis sctoso-aculeolalis. ("f. paj:. 14."). — Spccies sunt:
JL j'ftviihtM: >tipulac calvrisqut' laciniae integerrimae; petda
alba.
li. aiff/ritius: stipulac inti'^rac sorratae; laciniae calycinie
magnae iuciso-dontatae: pi'tala auroa.
Ji, pertindhts: stipulae bipiuuatitidae lacinulis linearibus; b-
ciniac calyciiiae pectinato-jdnnatitidae; ])CtaIa alba.
3. II. gcoides »Sni. — ('oniaroi)sis radicans Cav.
4. It. arcticus L. — Forma Americana nana grandillon:
ß. acaulis Mchx., It. ])istiI1atus Sni. Inveniuntur in Americt
praccipuc occidcntali forniae «luociue majores ab Asiaticis et
Europacis non distinguendae.
5. It. triflorus Itichards. — Hoc nomcn ab autoribus receo-
tioribus Omnibus rcceptum est. It. Canadensis Asa Gray oliiB.
In Candollci Prodromo a Scringc quater haec species enumerator,
sub Dominibus scilicct: It. saxatilis ß. Canadensis, K. aegopodi-
oides, R. mucronatus et Cylactis montana Raf. Haec nomini
omnia rejicienda esse cxistinio, (juia jdanta e descriptionibus tot
confusis cognosci non potuit.
6. R. deliciosus Torr. — R. Neomexieanus Asa Gray.
7. R. Nutkanus Mog. — IIujus varietas est R. parvifloms
Nutt., nomen antiquius sed minime idoncum, quam species flori-
bus maximis gaudeat.
8. R. Idaeus L. — Intcr It. strigosum Mchx. et R. Idaenm
typicum omnes formae intermediae occurrerc videntur. R, stri-
gosus forma Asiae et Americae orientalis vidctur, quum in plagis
utriusque terrae occidentalibus formae minus setosae crcscant
Formae hybridae fertiles inter R. Idaeum (strigosum) et IL oc-
cidentalem facile educantur et in America haud raro sponte
occurrere videntur. In hortis saepe coluntur. — R. neglectns
Peck ad illos spectare videtur.
9. R. vitifolius Cham, et Schldl. — Specimen vidi unicum
mancum in herbario Musei Bremensis asservatum, quod, sepalts
apice non foliaceis exceptis, optime cum diagnosi congruit. Sed
specimina alia, quae foliis ternatis gaudent et vulgo pro R. ursiui
vel R. macropetali formis habentur, illo It. vitifolio simillima
sunt. Folia in ramis nonnullis simplicia vix speciem diversam
.$f%
157
^ indicant. De illa planta adhuc ut videtur commutata confer
, annotat 27 (pag. 160).
^ 10. Bubus megalococcos n. sp.
" Rami subangulati glabri aculeati, aculei rari e basi lata cora-
^ pressa angustati breves reclinati; folia ternata, stipulae ad petioli
" basin adnatae lineares, petioli canaliculati tenuissime pubescentes
glabrescentes sparsim aculeati, petioluli puberuli aculeis recurvis
armati; foliola petiolulata coriacea oblongo-lanceolata longo et
subcaudato-acuminata inaequaliter serrulata margine decurva
circa 15 nervia, superne (nervo medio excepto) glaberrima, infra
nervis tomentoso-puberulis prominulis munita. Paniculae foliosae
rami axillares pleruraque pauciflori racemosi aphylii; bracteae parvae
lanceolatae -, pedunculi saepe aculeati puberuli glandulis sub-
sessilibus vel nonnullis stipitatis obsiti, pedicelli sepalis fere
aequilongi. Flores nutantes sat magni; sepala triangulari-lan-
eeolata puberula intus tomentosa fructum laxe amplectentia. Pe-
tala calycem superantia, ut videtur rubra; stamina stylos superantia ;
germina sat numerosa glabra. Drupeolae magnae segregatae
sensim secedentes, putamen foveolatum.
Petiolus communis 0,04— 0,07; petiolulus foliolimedii 0,015—
0,020; petioluli laterales 0,005— 0,007 long.; folioli medii longitudo
0,06—0,12; latitudo 0,025 — 0,045; longitudo pedunculi proprii
0,010-0,015; sepalor. 0,010— 0,012 ; drupeolar. 0,008— 0,010; pu-
taminis 0,006.
In Boliviae provincia Larecaja prope Soratam.
Crescit in dumosis alt. 3000-3200 metr. — Mandon 662.
V. s. in hb. imp. Vindob. et hb. hört. Petropolit.
A R. ferrugineo Wickstr. racemis laxis paucifloris floribusque
multo majoribus facillime distinguendus. Drupeolis magnis
insignis.
11. R. urticaefolius Poir. — R. trichomallos Cham, et Schldl.,
R. Jamaicensis Autor. nonnuU. - Fructus a scriptoribus non-
nullis nigri, ab aliis rubri dicuntur.
12. Bubus Schottii (Pohl in sched.) n. sp.
Ramorum sterilium (?) folia ternata, petiolus glabriusculus
aculeatus non sulcatus; foliola magna petiolulata, inaequaliter
argute et minute serrata, utrinque viridia et parce pilosa, medium
e basi profunde cordata ovatum acutum.
Rami florentes angulati pilosi aculeis inaequalibus parvis
falcatis muniti; folia illis ramorum sterilium similia sed minora,
petiolulis tomentoso-hirtis, foliolo medio minus profunde cordato.
Stipulae imo petiolo insertae parvae subulatae. Panicula termi-
nalis mediocris inferne foliosa, ramuli erecto-patentes cinereo-
tomentosi 1—5 flori; bracteae lanceolatae, inferiores trifidae;
pedunculi proprii aculeati, laterales sepalis longiores; calyces
inermes tomentosi; petala parva oblonga; germina apice barbata
numerosa.
Petiolus folii e ramo sterili 0,14; petiolulus foliol. med.
0,06-0,07; foliol. later. 0,025 long. — Longit. foliol. med. ca.
0,20, latit. 0,13—0,15.
lliuiiiil. ihiY. |Mtiil cnl o.nT: p.'lioliil. fol. med. 0,02*0,01;'
foliol. latiM. ca.O.ni : >ii|,i:l. «MMi;, -o.iMO; foliol. med. 0,06-OtU
loiij;. Lalit. fjilinl. iMi'I. H.«'l--iMK»; I.on^itud. panicul. 0,fl&-
0,10; iknIuiicuI. innpr iMH.f» -iJ.nio.
ISrasilia.
Siil» iiss'} HIj. piiasil. in Uh. iiiip. Vindobon.
,*;. Pnlilianus <lt ii:;Mi»i»li>lhis Pohl iiec W. et N.). R Scbottn
siiiiillinius et illiu> \aii(-ras viiictiir. Oiniies partes magis to-
iiicntosai*. foliola siibttw ninlljtcr jiilosa, pedunculi tomentoso-
villosi. ]M'tio)i ^landiiliri':!.
In Silva Mattn ^m-x»: (.'aji <ioyaz. Leg. Pohl.
Sul). nrn. \W:\ in Uli. Vind«»!).
l.->. Kubus Holivit ii>is n. sp.
Ilanii Ünrifcri t\v\\^r. tnnKMitosi aciileis sparsis bnsi dilataüs
apicc ri'ciirvis annati. I'olia ternata, ]M>tioIi toinentosi acnleii
niicinatis arniati: sti|»nlac ]u>tio)an>.s bn^vus lineari-lanceolatae',
foliola nicnibranac'ca lato riliptira acuniinata innequaliter anmute
et niinute scrrata. utrimiiu' If)— :iO nervia, supra opaca molliter
pilosa, subtns subvclntino-riinTco-toniontosa, intormedium majns
et Ion<;ius petiolulatnni. Paniculae teiniinalis basi foliosae pyra-
midalis niultitlorae i;:nii inlVrion>s ascondentes, superiores pa-
tentes, sujjrenii l)reviori's; onines tonientosi aculcati densiflori
siipra medium i)artiti; bracteae i»arvac ovatae; Hores breviter
pedicellati parvi, calycs tonientosi. petala obovata sepalis lon-
giora; germina numeiosa conferta glabra.
R. urticaefolio Puir. similis, sed setarum omnino expers.
Pctiolus communis (),<»:>— O.os; petiohilus folioli medii 0,01—
0,05, petioluli laterales (V'02— Ö,(}()4 lon^^; folioli medii longitudo
0,07—0,10, latitudo 0,0;")— O.OS; lonjxit. ramulor. paniculae infimor.
cxtraaxillarium 0,04; peduncul. i)ropr. 0,0<j;i — 0,006; sepalor.
0,005.
In Boliviae proviur.ia Larecaja jn-opc Soratam in sepibus ad
rivum Challasuyo. Ptog. temp. in altit. lOuO metr. Flor. Jol.
Aug. leg. Mandon 07i). — V. s. in hb. irnj). Vindobon.
14. Bubus Liebmaunii n. sp.
Turiones erecti denuim arcuato-nutantes obtusanguli eproi-
nosi parce pilosi aculeati, aculeis mediocribus compressis falcatis;
folia ternata hieme decidua; i)etioli longi pilosi aculeati, stipulae
e basi petioli ortae i)arvae filiformes, foliola inaequaliter minute
et argute serrata utriiiquc viridia et pubescentia, terminale ova-
tum vel ellipticum acuniinatum utrinque 8— lOnervium, lateralia
breviter petiolulata. — Ilamuli tiorentes mediocres dense pilosi
aculeatique, aculeis parvis recurvis; paniculae terminalis brevis
nutantis divaricatae inferne foliosae raniuli patentes eloDgati
paucillori, pedunculi longi tomentoso-hirti aculeolati glandulosi-
que. Flores mediocres, calyces cinereo-tomentosi inermes glan-
duliferi, sepalis mucronatis in flore pateutibus vel reflexis, petala
ovalia parva caducarosea; staminanumerosa; germina tomentoso-
pubescentia; fructus mediocres nigri.
. ■:-\^
Vivum accepi ox horto botanico Berolinensi; in hortulo meo
^i" bene floruit, postea vcro periit.
V Inveniuntur inter ß. tiliaefolii speciniina a Liebraannio lecta
•^Vamuli florentes tres, quos huic speciei adscribendos esse non
dubito. Distinguuntur a cultis glandularum copia in ramis petio-
lis pedunculisque obviarum. Foliola ininime cordata sunt, sed
, omnino plantae nostrae cultae siiriilia. Specimina Iccta in Cerro
^de Sempoaltetec in Junio 1842.
' • Aliam plantam nostrae simillimam vidi in Herbar. reg. Berolin.
^^ Petioli magis tomentosi, foliola subtus magis pilosa et subvelu-
tina sunt. Glandulae solum subsessiles in pedunculis inveniun-
tur. Haec quoque specimina ad eandem speciem collocanda esse
puto. Legit cl. Uhde . in loco Barranca del Key dicto prope
Mexico sub Nro. 1260. Additur nomen triviale: „Difercnte mora."
i" Longit. petiol. comm. 0,04 — 0,06; petiolul. foliol. med.
: 0,02-0,03; petiolul. loliol. later. ca. 0,002; stipul. 0,01; foliol.
c 0,07—0,09; latit. foliol. 0,040—0,055; longit. pedunc. propr.
0,01-0,02; sepalor. 0,008-0,012; fructus 0,01.
: V. V. cult. et exsicc. spont.
: 15. R. Brasiliensis Mart. — Species admodum variabilis; a
t forma typica velutina cordifolia eglandulosa R. Organensis Gardn,
ft manifeste diversus videtur. Occurrunt vero formae intermediae
s eglandulosae R. Organensi habitu foliisque sirailes, quae omnes
.1 varietates conjungerc suadent.
16. R. tiliaefolius = R. tiliaceus Liebm. (nee Sm., nee See-
mann). R. tiliaefolii Wh. nomen (Spreng. Syst. veget. IL 529)
ab autore ipso rejectum est.
17. Bubus Uhdeanus n^ sp.
Nil nisi ramuli duo fructiferi suppetunt, qui vero speciem ab
Omnibus descriptis diversam indicant.
Rami floriferi elongati angulati indumento tenui pubescentes
aculeati glanduliferi, aculeis parvulis falcatis; folia raraorum ter-
nata, petioli aculeati pubescentes, stipulae petiolares parvae
lineares, foliola petiolulata membranacca basi subcordata sub-
aequaliter serrulata supra puberula demum glabrescentia, subtus
pallidiora molliter pilosa; foliolum medium oblongum acuminatum
basi angustata cordatum. Paniculae elongatae angustatae laxae
ramuli inferiores axillares ascendentes racemosi, superiores erecto-
patentes bracteati uniflori vel pauciflori; bracteae ovato-lanceola-
tae; rami pedunculique inconspicue pilosi parce aculeolati sed
dense glandulosi, pedunculi sepalis multo longiores; flores medio-
cres, calyces cincreo-tomentosi inermes, sepala in fructu patentia;
petala oblonga, ut videtur, alba; stamina inaequalia, germina nu-
merosa glabra. Fructus mediocris oblongus, ut videtur, niger.
Nomen triviale: Zarzamora. — Longit. petiol. comm. 0,04— 0,08 ;
petiolul. foliol. med. 0,010—0,025; petiolul. foliol. later. 0,005—
0,010; stipul. 0,005 — 0,010; foliolor. 0,05-0,09; latit. folioL
0,035—0,045; longit. ramor. infer. paniculae 0,10; pedunc. propr.
fructif. 0,01-0,02; sepal. 0,005 (?); petal. 0,008; fructus 0,010
-0,012.
In Mexico WiiW rhiK- (Mib Nio. 1259) V. s. in hb.
Berolin.
1^. Kubus (inyaiieiisis n. sp.
Kami riorifcii aii;;iilati iiicoiispicue appresse pilosi, acikii|
sparsi^ hasi dilatatis apin* recurvis ariiiati. Folia temaU, petkl
aculeis iinciiiatis iiiuiiiti pili»si raiialiculati; stipulue petiolares lUH'
res, foliola oiiiuia ])cti<>liilata >ul>ao<|uaIia incmbranacea angisk
olliptica acuiniiiata inaftiiialitt^r armitu et ininute serrata tttrii|K
rirciter ir> nervia, supra jlahra. subtus puUida et in neiff
])uberiila. Ilaiuuli rioriffii axill.uvs et terminales inflorescentiii
iaxani foliosaui paniciilataiii elfoniiantes, foliis breviores, raceoM
vel subpaiiiculati siibinoniies, paiiiciila terminalis aphylla brenl
angusta; bracteae lanrt^dlatao, pe<lunculi sericGO-tomentosi, floAJ
parvuli, calycis seric<M)-toiiientosi laciniae acuminatae» se^
calyceni superaiitia, ^orniiiia ^'labra.
Koraima, Hrit. Guyana. K. Schomburgk.
Tetiolus coininunis 0,04-0,01), pefiolulus folioli medii Q,0!il
petioluli laterales o.0():j— 0,004 long.; foliolorum longitudo 0,l&{
latitudo 0,04; ramuli tloriferi axillares 0,05—0,08; pednnai
0,005-0,010, sepala iKWf) 0,(.KW long.
V. s. in hb. reg. Ber<)l. et in hb. inip. Vindobon.
VJ. R. cuneifoliiis i*ursh. — lt. parvifolius Walt, (ne'c L.).
20. K. Üoribundu.s lii^K. - K. Janiaicensis Autor. nonnoÜ.
21. R. Schiedeanus ^Steud. — R. dumetorum Schldl. (nee
Weihe).
22. R. hispidus L. — R. obovalis Mchx., R. obovatus PeBi
Tratt. — Olim saepc coinniutatus cum R. triviali omniuo diversa
23. R. trivialis Mchx. R. hisi)i<lus Willd. Spec. pl.
24. R. tiagellaris Willd. — R. Knslenii Tratt. — Species A
autoribus recentioribus Americanis non distinguitur. Si forsaa
forma R. trivialis eglaiidulosa esset, varietatem saltem memon-
bilem constitueret. Sed specimina in herbariis asscrvata specien
et a R. Canadensi et a R. triviali re vera diversam indicare vi-
dentur.
25. R. Canadensis L. — Occurrere videntur formae inter-
mediae verosimile hybridae inter hunc et R. villosum Ait; e. g.
R. villosus var. humifusus Asa Gray.
26. R. humistratus Steud. — R. humifusus Cham, et SchldL
(nee. Weih, et Nees). — R. Canadensi similis, sed diversus vi-
detur. Utraque species haud satis investigata est.
27. R. ursinus Cham, et Schldl. — R. Menziesii Hook. —
Vidi e California specimina partim R. ursino, partim R. macro-
petalo adscripta, quae foliolis utrinque puberulis mox glabrescen-
tibus, pedunculis axillaribus uni-vel paucifloris paniculam laxam
efformantibus, pedicellis longis divaricatis, aculeis subulatis recüs,
sepalis acuminatis serieeis basi saepe echinatis speciem adhac
neglectam R. flagellari affinem indicare videntur.
28. R. villosus Ait. — R. floridus Tratt., R. argutus Lk.
(forma angustifolia). — Species valde variabilis, B. fruticoso L.
?. :praecipue vero R. sulcato Vest accedens. — Nonnullae formae
huic proximae originera hybridam ducere videntur; cf. annot 25.
29. R. ulmifolius Schott f. — R. discolor Autor, mult. (Weih, .
}ik' et Nees ex pte.), R. amoenus Portenschi., R. dalmaticus Autor.
2. mult., R. rusticanus Merc. - Species mediterranea in Brasiliam. '
iL australem introducta.
^ 30. R. Loxeusis Benth. — Hujus speciei specimen authenti-
: cum nondum vidi; e Columbia vero cel. Karsten plantam attulit, .
quam illi adscribendam esse puto. Specimen in hb. Vindobon.
s asservatum breviter describam:
Ramulus parce pilosus aculeis parvis raris recurvis glandu-
i lisque stipitatis munitus; stipulae magnae ovatae glabrae petio-
5 lum longitudine superantes, petiolus brevis, folia coriacea bullato-
^ rugosa oblongo-lanceolata 10 nervia, supra pilosa, subtus in nervis
villosa, costae mediae aculei longiores quam illi ramulorum; pe-
dunculus dense glandulosus aculeatusque, sepala sericea.
Longit. petioli 0,008 — 0,012; folii 0,04-0,08; latit. folii
0,02 ; longit. stipul. 0,010—0,012 ; peduncul. 0,015.
Columbia: Paramo de Cadieri (leg. Karsten).
Planta Benthamii a Hartwegio prope Loxam inventa est.
31. Bubus acantliophyllos n. sp.
Ramus teretiusculus patenter pilosus in parte superiore to-
mentoso-hirtus eglandulosus aculeis raris tenuibus gracilibus re-
clinatis munitus. Stipulae semi-ovato-lanceolatae basin versus
attenuatae ciliatae margine integrae vel glanduloso-denticulatae.
Folia integra tenuia mollia, inferiora ad basin breviter lobata
(verosimile saepe triloba et interdum ternata), reliqua oblongo-
lanceolata acuta, ad basin truncata vel subcordata, utrinque vi-
ridia et pilosa, margine irregulariter dentata, utrinque 8 — 10
nervia. Petioli, nervi medii et nervi laterales in infera foliorum
pagina aculeis subaequalibus acicularibus rectis vel paullulum
recurvis armati. Foliorum aculei longiores et magis robusti quam
illi ramulorum. — Flos (in specimine suppetente) solitarius ter-
minalis; pedunculus ebracteatus longus tomentoso-villosus acu-
leolatus eglandulosus. Calyx externe tomentosus, basi setoso-
aculeolatus, laciniae trianguläres apicem versus denticulatae. Pe-
tala mediocria glabra.
Longit. petioli 0,020-0,025; folii 0,06—0,08; latit. folii 0,03 ;
longit. stipul. 0,01; pedunculi 0,025; sepal. 0,012.
Patria: Venezuela (?) vel Columbiae partes adjacentes. Funcke
et Schlimm No. 1142. (V. s. in herb. hört. Petropolit.)
Unicum specimen vidi, quod vero ab omnibus speciebus
hucusque descriptis diversum esse satis constat.
32. Bubus Leclileri n. sp.
Rami subteretes villosi aculeis parvis falcatis muniti, folia
ternata, petiolus dense tomentoso-villosus, foliola elliptica acuta
reticulato-rugosa subaequaliter serrata, supra obscura parce pi-
losa, subtus dense villosa, lateralia breviter, medium pauUo lon-
gius petiolulatum. Stipulae magnae latae subrotundae mucro-
natae dentatae pilosae. Flores ad apicem ramulorum subsolitarii
IV. August 1874. 11
tu) Etubpaniculati, pvilunculis nxillaribns 1 — 3 lloris;
firoprii sL'palis iDn^iorus tomciitoRo-villosi eßlandtüosi
tiolati. Flores mfiliorrL's ; cnlyx ad basia Tillosus,
guinres aiiiccni versus t^liibri'SLuiitcs.
l'univia: In virKultis |ii-<ijic' Ah'Qpnta. Jun. 1854 leg.
s. nuni. li''J7.
Longit. iiclioti coiniti. (M>1— U/fi; petioluli foliol.
— 1),0()4; folioli nit^dii (i.d:;— <).i)r>; latitudo foliol. C
lon^'it. stipular. 0,01 ; ]iui]iin('uli propr. flor. 0,030— 0^4
ü.Ulö.
ii'X It. nubifjcnus IIItK. — It. ütiputaris Benth,
Humboldt iiina vt Ilartwegiaiia comparavi.
34. Kubus Kalzii ii. sp. (vel K. nubigeni TBiietu
ctissima).
Caulis Tamosiis tercs, raiuiili ilcn.'ic cincreo- vel fall»
tosi aculcis sat numcrosis luinutis rvcun'is glaDdulisque ll
raris matiiti. t^tipulae Iatis.^iniac Kuborbiculares breviter
natae duntatat! patentes supra pilosae subtus «llin ümi
petioli tomcntosi aculeali; folia tcrnata, loliola subsessilia, »
dium paullo longius potiolulatuni anguste cllipticum, basin ivst
cuneatuni, apicG iicutiim, utriniiue 7— (I nervium, dentibus anV
aequalibus serratuin, siipra subvclutino-cano-tomentoBuni, snbtit
dense albicanti- vd fulvo-tonicntosum. Paniculae terminales Bp'
ccm versus aphylluc, vaiiiuli inferiores axillares bracteati; bn-
cteae stipulis similes. Flores superiores congesti subcorymbosi,
pedunculi in Höre brcviores, in fnietii paullulum loiigiores quin
scpala. Calycis biisis gilvo-toirientosa incriiiis, laciniae triangidt-
res lanceolatae ]iilos;ie, interne virides glabrescentes. Petili
ßepalis vix aequilonga. Frnctus maxinii, germina tomentoso-
Longit. petioli 0,0^—0,04; pctioluli folioli rnedii 0.002 -O,0lB'
folioli mcdii 0,04-0,07; latitud. foliol. med. 0,02—0,03; lon^
stipul. 0,010 — 0,015; pedunc. flonfer. 0,005—0,010 fructüffi
0,01—0,03; sepal. 0,01.
R. nubigeno sirailliinus, sed tota plauta velutino-tomentosi,
folioÜB quoque subsessilibus basi cuncatis ditfert. An varietas?
In l'eruvia prope Piliao leg. ßuiz.
V. s. in hb. reg. Berolin.
35. Rabus Handonll n. sp.
Rami floriferi angulati pubesceiites aculeis subaequalibiis
brevibus falcatis muniti ; folia ternata vel quinato-pedata, suprenu
simplicia; petioli pubescentes aculeis recurvis armati; stipnlas
pettolarcs magnae, semi-ovato-lanceolatae, basin versus augusta-
tae pubescentes margine iotegrae; foliola membranacea e baä
ovata subtriangularia inaequaliter argute scrrata utrinque 10 — 14
nervia, supra opaca demum glabresceutia, subtus pallide viridift
densius pubescentia. Ramuli florenttis axillares, pauci tenninales
uniflori vel pauci- (2 — 6-) flori pilosi aculeati, bracteis iDterdnm
quoquQ folio singulo parvulo muniti, pettoli sepalia loagiores
aculeati glandulosique ; äores magni, calyx aericeus iaterdom
=-•:: aculeolatus, laciniis triangularibus intus tomentosis; germiaa \
:Xv sericea.
ii In silvulis prope Soratam in Boliviae provincia Larecaja.
Keg. temp. in alt. 3000—3400 m. Mandon PL And. Bol. 659 ex
:: pte. — Cum hac planta R. nubigeni specimina distributa sunt,
quae vero stipulis latis ramisque villosis primo intuitu distin-
.: guuntur.
ir Eamorum duorum suppetentium unus elongatus foliis magnis
i ternatis distantibus ramulisque 1—2 floris gaudet, alter vero
folia minora inagis approximata partim quinata ramulosque pluri-
. i flores habet.
Stipulae 0,020-0,025 longae, 0,005—0,008 latae; petioli in
i ramo elongato 0,06—0,08, petiolulus folioli intermedii 0,03, fo-
liola 0,10 — 0,14 longa, 0,06—0,08 lata; petioli in ramo abbre-
r viato 0,05—0,07, petiolulus folioli intermedii 0,020—0,025, folio-
. lum intermedium 0,06—0,08 longum, 0,03—0,04 latum; pcdun-
* culi propra 0,025—0,030; sepala 0,015—0,020 long.
V. s. in hb. Lubecc.
Charakter der amerikanischen Rnbns-FIora.
Von besonderem Interesse ist es, die verwandtschaftlichen
Beziehungen der amerikanischen Rubi zu den asiatisch-europäi-
schen genauer festzustellen. Obgleich die Kenntniss der einzelnen
Arten noch nicht weit genug fortgeschritten ist, um eine voll-
kommene Einsicht in die wahren verwandtschaftlichen Verhält-
nisse nach allen Richtungen hin zu ermöglichen, so gewährt doch
ein Ueberblick über alle bekannten Arten eine Vorstellung von
den mannichfaltigen Aehnlichkeiten und Beziehungen zwischen
den verschiedenen Formenreihen. Eine sorgfältige Untersuchung
wird dann in der Regel, wenigstens mit einem gewissen Grade
von Wahrscheinlichkeit, erkennen lassen, ob eine vorhandene
Aehnlichkeit wirkliche nähere Verwandtschaft anzeigt oder ob sie
nur auf Analogie beruht.
Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass in Amerika Arten
mit gefiederten Blättern sehr sparsam vertreten sind und in
Mittel- und Südamerika gar nicht mehr vorkommen. Auch in
Nordamerika wächst keine fiederblättrige Art, welche mehr als
zwei Fiederpaare hat. Ebenso sparsam sind die bewehrten Arten
mit breiten ungetheilten (gelappten) Blattflächen vorhanden.
Genau bekannt ist keine einzige solche Art aus Amerika. In
Südamerika fehlen auch die wehrlosen Arten mit breiten un-
getheilten Blattflächen. Endlich sind in Amerika auch die Arten
mit unterseits schneeweiss-filzigen Blättern selten. Arten mit
fiederspaltigen Nebenblättern fehlen ganz.
Die amerikanische Rubus-Flora zeigt genaue Beziehungen
einerseits zu Europa, andrerseits zu Ostasien; dagegen fehlen
iri4
alle I(e/ichiiii^Tii /.u Afrika iiiifl tleiii tropischen ISfidasiaL
Uubus-(irup]»tMi, «k'i'L'ii ci^'i'iitlichu Ileimath die Länder oh ii{
imlischtMi Occan hihk'ii (Malachubatiis, <lie AescalifoUi uife
lie(lcrblättri;;uu Artiüi). >iiiil in Aiiieriku nicht vertreten.
Von (Ich iiordaiiH'rikaiiix-hcii Ai'U*n gehören zunächst Wt
Arten der Circuinpolartinra an. K. Chamaemonis L. ist oi
echte Circumiiularptian/i.'. in Knrujia, Sibirien und Nordamerb
ohne wesentliche Mu<litii'ationi*n auftretend. V'eränderlicher sckv
sind Ii. arcticus L. und K. Maeiis L., die in verschiedenen Fff-
nien vom Iliniahiya aus über alle nürdlichc Circumpolarl&iiB
verbreitet sind, ilic eiiie Art in der Niihe des Polarkreises, Ik
andere mehr in der kühlerjn ^'emässi^ten Zone gedeihend. Die
Tonnen und Uacen dieser Arten lassen sich nicht füglich 8f^
cifisch unterscheiden. Der amerikanische U. triflorus gehMl
ebenfalls einem Circumpulartyiias an, der indess in zwei oiff
drei gut charakteri>irte Arten j^^espalten ist. Es fragt sich, m
in Sibirien nicht Uebcr^'änge zwischen It. triflorus und R siii-
tilis vorkommen , oder ob vielleicht der echte R. triflorus aod
in Sibirien wächst. Der U. triflorus fi Japonicus Mxmw. scheüj
sich hinlänglich von der amerikanischen Pflanze zu unterschei-
den, so dass man ihn wahrscheinlich als besondere Art betnd-
ten darf, die den andern beiden Arten dieses Formenkreises
ziemlich gleichwerthig ist, wenn sie auch dem K. triflorus etwtf
näher steht als dem europäisch-sibirischen U. saxatilis L.
Alle übrigen amerikanischen Itubi sind nicht mehr als Ci^
cumpolarpüanzcn aufzufassen. Allerdings steht der amerikaniscbe
R. villosus Ait. dem europäischen K. fruticosus L. und R. sol'
catus Vcst. mindestens eben so nahe, wie II. triflorus Richarde
dem R. saxatilis L. Allein aus Xordasien sind durchaus keine
Formen bekannt, welche als Vertreter dieses europäisch-ameri-
kanischen Typus aufgcfasst werden könnten. Indess verdient
doch bei dieser Gelegenheit ein merkwürdiger Umstand hervor-
gehoben zu werden. Während K. tritlorus einer japanesischen
Pflanze sehr nahe steht, gehört R. villosus Ait. einem entschie-
den europäischen Typus an. Alle übrigen amerikanischen Rubi,
ausser den bisher genannten (R. Chamaemorus, arcticus, Idaens,
triflorus, villosus), sind von den ähnlichsten Arten der alten Welt
so abweichend, dass über die specilische Verschiedenheit nicht
der geringste Zweifel obwalten kann. Indessen lassen sich üast
sämmtliche amerikanischen Rubi ganz ungezwungen in swei
grosse Reihen ordnen, von denen die eine europäische, die an-
dere ostasiatische Verwandtschaftsbeziehungen zeigt. Nach Europa
weist die Gruppe der Moriferi (Eubatus), nach Ostasien alle an-
dern Gruppen. Als specifisch amerikanische Typen können in-
dess Arten wie R. Dalibarda L., R. pedatus Sm. und K. ery-
throclados Mart. betrachtet werden, auch vielleicht R. urticae-
folius Poir., R. ferrugineus Wickstr. und R. ursinus Cham* et
Schldl. Sodann zeigen die Gruppen Anoplobatus und die Stipu-
lares in Ostasien nur entferntere Verwandtschaftsbeziehungen.
Es muss indess ausdrücklich hervorgehoben werden, dass
5t einige charakteristische nordwestamerikanische Arten in Alaska
iL'bis in die Nähe der Behringstrasse verbreitet sind, nämlich R.
äilNutkanus Mog., R. spectabilis Pursh, R. pedatus Sm. und R.
E stellatus Sm. Mit Bestimmtheit sind diese Arten noch nicht
u auf asiatischem Boden nachgewiesen worden, doch dürfte es nicht
i tiberraschen, dieselben etwa in Kamtschatka oder auf Sachalin
S: anzutreffen.
E Ein ganz isolirte Stellung nimmt der südamerikanische R.
ft geoides ein. Dagegen sind es die Arten der dem atlantischen
2% Meere zugewandten Landstriche und die der tropischen Anden,
i welche mit den europäischen Formen die meiste Aehnlichkeit
l^ haben. Auch die brasilianischen Arten erinnern an Europa.
3, Eigenthümlich sind die grünen Früchte einiger brasilianischen
^ Arten; merkwürdiger Weise findet sich diese Färbung bei einer
j: französischen Form wieder, welche freilich vielleicht nur eine in-
.* dividuelle Varietät darstellt.
Ob die beiden borstenführenden südamerikanischen Arten
.' wirklich der Gruppe Eubatus zuzurechnen sind, oder nicht, muss
vorläufig unentschieden bleiben. R. erythroclados Mart. steht
jedenfalls sehr isolirt da, allein es wäre doch möglich, dass einige
äussere Analogien mit den kahlen drüsigen trans mediterranen
Arten R. grandifolius Lowe und R. Numidicus n^ sp. Beachtung
verdienen. Grösser ist schon die Aehnlichkeit des R. urticae-
folius Poir. mit dem indischen R. ellipticus Sm. (R. flavus Hamilt.,
R. gowreephul Roxb.); doch scheint diese letzte Art in die Gruppe
Idaeobatus zu gehören. In der Gruppe Idaeobatus stehen die
echt amerikanischen Arten R. occidentalis L. und R. glaucus
Benth. mit keinen Arten der alten Welt in sehr nahen Beziehun-
gen. Die Kreuzungsproducte mit R. Idaeus L. sind indess so
fruchtbar, dass schon dadurch die nahe Verwandtschaft bezeugt
wird, während andrerseits auch der indische.- R. lasiocarpus Sm.
nicht allzu fern stehen möchte.
R. macropetalus Dougl. findet allem Anschein nach seinen
nächsten Verwandten in dem japanesischen R. Oldhami Miq. und
durch diesen auch in dem R. pungens Gambess. des Himalaya.
R. spectabilis Pursh dagegen hängt wahrscheinlich mit dem ganz-
blättrigen Arten aus der Gruppe des R. palmatus Thunbg. und
R. corchorifolius L. f. zusammen. Näher steht dem R. specta-
bilis der R. Hawaiensis Asa Gray, der indess durch die dicht-
stacheligen Kelche wieder an R. Oldhami und R. macropetalus
erinnert* Somit scheinen R. spectabilis und R. macropetalus
derselben Gruppe anzugehören, die indess einerseits in ganz-
blättrige, andrerseits in fiederblättrige Arten ausläuft. Es ist
bemerkenswerth, dass diese Arten mit japanesischer Verwandt-
schaft den cistropischen pacifischen Regionen Amerikas an-
gehören.
Die Gruppe Anoplobatus ist nahezu specifisch nordamerika-
nisch; es kann indess nicht dem mindesten Zweifel unterliegen,
dass die nächsten Verwandten dieser Gruppe wiederum japane-
sische Arten sind, namentlich R. trifidus Thunbg. und der aller-
din^'s bowi'hitr K. pdt.itus Maxiiiiow. — It. trific istxwarte'
s(>ine Kahlliuit abwciiluMiil, ilürftt* jedoch Qbr dnrdim
Aiio])lobatus üIxTciiistinnui'n. Die (Sruppc A r Dbatns gitit|
den cistropisrhtMi Conlillt'nMi an und überschreitet our in
Art (li. odoratus L.) nach Osten /u die Mississippi-Niedeni(
Die rirupiie Aw Stipulari's ist nicht allein Bpecifisch uä
kanisch, sondern ^'cradi'zu auf die tropischen Anden Sfidamedil
beschränkt. Ks ist nicht bekannt, dass sie in den atlaotiickl
Gebieten Südamerikas odtT nördlich des Isthmus vertretai 'm
Nur eine einzige Art, Ii. Mandonii, scheint sich den eigentlidB
Eubatus-Arten etwas zu nähern. Kine Musterung der Bnbi ik
Länder zeigt, dass, so viel bekannt, nur eine nichtamerikamMk
Art existirt, welche sich di*n Stipulares wesentlich nähert etiri
jene asiatische THan/e, wrirhc ich als U. Hookeri beschrahi
werde. Dieselbe scheint in Asien sehr isolirt dazustehen wl\
sich nur entfernt an H. nutans Wall, und R. calyciniu Wd
anzuschliessen. Von den amerikanischen Stipulares ist R miot-1
carpus Denth. die ähnlichste.
Eine Uruppc von zweifelhafter natürlicher Umgrenzung bil-
den die Oligogyni. Indess kann doch nicht wohl bestritten vc^
den, dass Ii. fagifolius diam. et Schldl. und R. scandens Lieba
einer eigenthümlichen Formenreihc angehören. Sie stehen ii
Verwandtschaftsbeziehungen zu l\. australis Forst, und R Mooni
F. Muell., namentlich aber zu einer asiatischen Art, die ich t(V-
läufig als It. Ii'cens bezeichnen möchte. Diese Art scheint indes
auch an R. coriifolius und R. megalococcus zu erinnern. R eorii-
folius Licbm. ist andrerseits habituell den tropischen Moriferei
ähnlich.
Anoplobatus, die Oligogyni und die Stipulares sehen vir
somit in dem amerikanischen Cordillercngebiete in eigenthfiB-
licher Weise entwickelt, aber jede dieser Gruppen scheint mit
asiatischen Formen zusammen zu hängen. R. trifidus, R. luceni
und R. Hookeri könnten möglichenveise als modificirte Aus-
wanderer aufgefasst werden, die amerikanischen Typen entsprossen
seien. — Allein umgekehrt könnten sie auch als zurückgebliebene
Reste asiatischer Stammformen betrachtet werden, aus deren
ausgewanderten Racen in Amerika eine reiche Nachkommenschaft
hervorgegangen ist. Es lässt sich darüber streiten, welche An-
sicht durch bessere Gründe vcrtheidigt werden kann; wenn man
jedoch die Arten einer Gattung aus einem gemeinsamen Ursitae
herleiten will, so kann nur der Himalaya als die Bildungsstätte
der Gattung Rubus angesehen werden. Man wird daher bei dem
jetzigen Stande unserer Kenntnisse annehmen müssen, dass sich
zur Tertiärzeit centralasiatische Rubi längs der ostasiatischen
Gebirge nordwärts und dann wieder, namentlich bei Eintritt der
kälteren Perioden, längs der amerikanischen Cordilleren südwärts
verbreitet haben. Eine noch nähere Verwandtschaft zu asiati-
schen Arten zeigt R. pumilus, der, in den Gebirgen Mexico's
heimisch, dem in einer der fernsten Gegenden der Erde wachsen-
den R. calycinus Wall, ausserordentlich ähnlich ist. .Das Vor-
•. V^—'-"
^kommen dieses ß. pumilus in Mittelamerika ist eine ebenso
^merkwürdige wie unerwartete Thatsache.
s Diese Uebersicht über die verwandtschaftlichen Beziehungen
5 der amerikanischen Kubi zu asiatischen und europäischen Arten
4 zeigt, dass Amerika im Osten vorzugsweise Arten von europäischem
j Typus besitzt, im Nordwesten solche von ostasiatischem; in den
2 tropischen Gegenden finden sich Arten oder Artengruppen, deren
]^ nächste Verwandte im Himalaya heimisch sind. Die Arten des
«» eigentlichen Nordens gehören der Circumpolarflora an. Diese
I Vertheilung der Typen ist eine sehr auffallende. In klimatischer
j Hinsicht ist der Osten Nordamerikas mit Ostasien, der Westen
y mit Europa vergleichbar; die Vertheilung der Rubus-Gruppen
! steht demnach in keiner erkennbaren Beziehung zu den klimati-
'. sehen Verhältnissen. Vielmehr scheinen die besonderen bato-
graphischen Florengebiete sich um die grossen Meeresbecken zu
erstrecken. Der Mittelpunkt der Verbreitung der Rubi ist im
Himalaya zu suchen. Von dort ausgehend verbreiten sich die
verschiedenen Zweige der Gattung nach verschiedenen Richtun-
gen, so dass sich zunächst vier grosse Florengebiete unter-
scheiden lassen: das indische, nordpacifische , atlantische und
arktische. Einige w^enige Arten scheinen allerdings noch auf
eine besondere antarktische Rubusflora hinzudeuten. Afrika und
Australien besitzen, abgesehen von einzelnen dieser südlichen
Arten, keine wirklich eigenthümliche Rubus-Flora; sie erhalten
vielmehr nur Abzweigungen der reichen indischen. Im tropischen
Amerika dagegen zeigen sich einzelne Gruppen der Gattung, die,
wie gezeigt, ursprünglich dem Himalaya entstammen mögen, in
besonderer Weise entwickelt, so dass dort ein fünftes batographi-
sches Florengebiet angenommen werden darf, welches eine
Mischung von eigenthümlichen tropisch-amerikanischen mit at-
lantischen Formen beherbergt. Von den Hauptgruppen der Rubi
sind Chamaemorus und Cylactis arktisch; Anoplobatus und
Batothamnus nordpacifisch , Eubatus atlantisch. Idaeobatus ist
vorzugsweise indisch, sendet jedoch einzelne Vertreter in alle
andern Gebiete. Indien gehören die meisten Formen von Idaeo-
batus, femer die Aesculifolii und Oligogyni, vor allen Dingen
aber die Gruppe Malachobatus an. Für das tropische Amerika
ist eine Mischung von Eubatus mit den Stipulares und einigen
Oligococcen charakteristisch; als Arten der antarktischen Flora
sind ausser R. geoides nur noch R, Gunnianus Hook, und allen-
falls R. Ludwigii Eckl. et Zeyh. zu bezeichnen.
Schliesslich müssen wir noch kurz der in so eigenthümlicher
Weise isolirt dastehenden krautigen wehrlosen Arten, R. Dali-
barda und R. pedatus, gedenken. Es fragt sich, welche Vorzüge
es gewesen sein mögen, durch welche gerade diese beiden Arten
befähigt wurden, sich zu erhalten, während in der kühleren Wald-
zone, in der sie heimisch sind, sonst fast ausschliesslich be-
wehrte, meist viel kräftigere Arten wachsen. Es ist wohl
erlaubt, hier eine Frage aufzuwerfen, deren Beantwortung der
Zukunft vorbehalten bleiben mag. Ist die Aehnlichkeit von
n. DaliLanIa mit Viola, von 11. itodatiiä mit Co] tis als
zu deuten y Viola enthalt >irher. Coptis wahncheinlk
scharfen <liftstotr. di r diese Ttian/cn für die meisten Thim
^eniessbar macht. I)ie .i!eucn\viirti;;e Verbreitung TOn R.
fällt indess nicht mit der von (*o])tis zusammen.
Als charakteristische Ki;:cnthümlichkeiten der amerikiiiBdi|
KubusHora sind ausser dem Vorkommen von R. DalibardiW
U. pedatus, die Anoidohatus-Urnppe Nordaraerika^s, dieStipilH
der tropiiichen Anden, die ^'roh/ähni^^en Dlätter der nordiKi
kanischen Brombeeren, die ^'rüneii Früchte einiger SQdamerikW
die Seltenheit ^'eiiederter und aus^zeprägt discolorer Blätter l0-|
vorzuhebeu.
IL Itnbi AnstralienscH.
Die anstrallselien und polynesischon Arten der
Gattung I{u)>us.
Die australische Kubus-Flora besteht aus einer kleinen BeÜK
zerstreuter Arten, von denen die der Sandwich-Inseln dem noi^
pacifischen, <lie übrigen dem indischen batographischen Florei-
gebietc angehören. Nur der Vollständigkeit wegen ist es erforder-
lich, auch die australischen Arten übersichtlich zusammenzustellei.
Die Vertheilung der Arten ist, so viel bekannt, folgende. B
wachsen auf den
Sandwich-Inseln: K. Ilawaiensis A.Gr., R. Macraei A.Gr.
Neuseeland: K. australis Forst.
Carolinen- und Viti-lnseln: Ii. Moluccanus L.
Australcontinent: R. Ilillii F. Muell. (R. Moluccanas L.?),
R. rosaefolius Sm., R. triphyllus Thunbg., R. Moorei F. Muell.
Tasmanien: R. triphyllus Thunbg., R. Gunnianus Hook.
Die reichste Rubus- Flora beherbergt wahrscheinlich Nea-
guinea, doch ist dieselbe noch völlig unbekannt. Ebenso ist m
vermuthcn, dass auch auf manchen kleineren Inseln des pacifi-
schen Oceans, namentlich in Melanesien, einige Rubi vorkommen.
Die Rubi der Sandwich-Inseln haben dadurch ein besonderes
Interesse, dass sie als Mittelglieder zwischen japanesischen und
californischen Typen erscheinen; sie gehören der Gruppe Bato-
tharanus an, deren Typus der R. spectabilis Pursh ist. Eine
eigenthüniliche und isolirte Stellung nimmt der tasmanische R
Gunnianus Hook, ein, der durch seine Blattform entfernt an den
südafrikanischen R. Ludwigii Eckl. et Zeyh., durch seine gelben
Blüthen an den südamerikanischen R. geoides Sm. erinnert. Ob
er der Gruppe Comaropsis eingeordnet werden kann, muss vor-
läufig unentschieden bleiben.
Fast ebenso isolirt steht R. australis Forst, mit dem sehr
nahe verwandten R. Moorei F. Muell. da. Sie schliessen sich
an die amerikanischen Oligogyni, namentlich an den mexikani-
169
jhen R. fagifolius, aber anscheinend noch näher an den indi-
;hen R. lucens n. sp. an, bilden jedoch offenbar eine eigen-
itimliche Untergruppe. R. rosaefolius Sm. und R. triphyllus
hunbg. gehören zu zwei verschiedenen Untergruppen von Idaeo-
itus; R. Moluccanus L. und R. Hillii F. Muell. zu Malachobatus
Qd zwar zur Abtheilung der Moluccani.
Uebersicht ,der Arten.
I. Herbaceus, inermis, drupeolis paucis, floribus luteis, foliis
issectis :
R, Gunnianus Hook. (Tasuian.)
II. Frutescentes aculeati, floribus albis vel purpureis.
a. Folia simplicia lobata, subtus albo-vel gilvo-tomentosa.
Folia ramulorum florentium distincte triloba, lobis non
sinuato-dentatis lobo medio basin versus angustato;
pedunculi breves:
B. HilMi F. Muell. (Austral. cont.). ^
Folia ramulorum florentium sinuato-lobata, 3—5 loba,
lobo medio ad basin latissimo pedunculi manifesti :
B. Moluccanus L. (Viti Isl., Ualan). ^)
b. Folia turionum composita.
t Flores dioici vel polygami, folia ternata vel quinata
coriacea.
Foliola quinque ovato-lanceolata supra glabra
subtus glabriuscula vel tomentosa; inflorescentiae
axillares racemosae vel subpaniculatae ; fructus
atrorubentes:
B. Moorei F. Muell. (N. S. Wales).
Foliola 3 vel 5 (pinnata vel digitata) figurae va-
riabilis supra glaberrima subtus glabriuscula vel
tomentella; inflorescentiae terminales paniculatae
multiflorae; fructus flavescentes:
B. australis Forst. (N. Zealand). ^)
ff Flores hermaphroditici polygyni, folia ternata vel
pinnata membranacea.
a. Folia pinnata, utrinque viridia, flores subsoli-
tarii magni:
B. rosaefolius Sm. (Austral. cont.). ^)
ß. Folia ternata vel pinnato-quinata subtus albo-
tomcntosa; flores paniculati parvi:
B. triphyllus Thunb. (Tasm., Victor.,N. S.Wales). 0
y. Folia ternata vel in ramo florifero simplicia
utrinque viridia vel subtus canescentia.
Calyx setoso-echinatus laciniis integris; ger-
minaparceglanduloso-hispida; flores purpurei:
B, Hawaiensis Asa Gray (Sandwich Isl.).
Calyx inermis laciniis laciniato-dentatis; ger-
mina apice hirsuta eglandulosa; flores pallidi:
B. Macrad Asa Gray (Sandwich Isl.).
170
Aniiotationes.
1. K. Ilillii V. Miidl. - It. Moluccanus Benth. et F.
FI. Allst r. II. 1». l.J«).
'J. K. Moluccanus L. — K. tiliacciis Seen. Fl* TtL
.Sin.!, ncc Lii-Iini. !)
Uanii florcntcs 4^Ion<!ati tcrctiusculi tomcntosi acnleis
crcbris instructi: stipulac nhlon^ac caducac fimhrinf o pinnatijfc]
externe subsericco-villDsae, intiMue ^^labrac; petioli tomottil
aculcolatiquc; folia circuitu latc cnrdato-ovata distincte VM
loba, su])ra pilosa, subtus sub^^ilvo-tomentosa, lobi sinaato-4a-l
tati. (lentibus arvrutis, iutcrniedius ovato-triangularis utiam
fcrc 5 nervis, intiini scse non supra pctiolum tangentes. b
iiorcsccntiae mcdiocris raniuli inferiores dii>tantcs axillares petkbl
longiores paniculati vel subraceniosi, bracteae stipulis sinOfli
pedunculis llorentibus l()n<;iorcs caducac; pcdunculi calycestHl
gilvo-tonientoso-birsuti inernies; tiores parvi, calyx campanulti'
ustjue ad medium aut ]>aulluni infra ])artitus, laciniis integris fi\
apicc partitis; petala parva, styli stamina supcrantes; frucU
hemisidiacricus.
Vidi specimina ex ins. Vitiens., ins. Ualan, Java.
Nomina Kubi Moluccani L. et R. parvifolii L. a rei herbariiil
peritis diverso sensu usitata sunt, iiumphius in Herbario Ai-|
boinensc duas descrip.sit delineavitque spccies, unam latifdial
alteram parvifoliam, quibus Linnaeus li. Moluccani et R. parii-'
folii nomina attribuit. 11. Moluccanus sccuudum Rumphii icODCi
descriptionemquc specicm supra dcscriptam indicare videtir.
Folia superiora II. Ilillii plcrumquc triloba sunt (fcre ut in Aae
mone Ilepatica L.), manifeste diversa ab Ulis in icone depictii
Quaestio vero de genuino Rubo ^loluccano habcbitur, donec plantt
Vera a peregrinatoribus ex Amboina allata erit.
3. Species polymorpha, cujus varictates distinctae fomü
intermediis innumeris conjunguntur. Varictates: 1. ß, schmi-
delioides A. Cunn.: foliolis ovatis subtus pubesccntibus Td
tomentellis; 2. ii. cissoidcs A. Cunn.: foliolis elliptico-Ianceo-
latis vel linearibus glabris.
4. Planta Australiac: K. Eglanteria Tratt.
5. II. triphyllus Thunbg. — II. scrratus Raeuschcl, K ma-
cropodus Ser., R. Zahlbrucknerianus lindlich. Atact. t. 35 (optime
sed sine descript), R. ribifolius Sieb. Exs., R. purpureus Bangfli
R. parvifolius Benth. et Muell. autorumque multorum. — Planta
Asiae et Australiae extratropicae, in regionibus calidis nondoD
rcperta. Linnaei R. parvifolius nihil aliud est quam Rumphii
species Moluccana parvifolia (confer annot. 2). Postea Linnaens
R. triphyllo Thunb. ex India (?) allato parvifolii noroen dedisse
dicitur. Sed si quoque a Linnaeo duae species commutatae es-
sent, non necesse est, quin botanici alii ejus errorem sequantnr.
R. parvifolius secundum iconem descriptionemque Rumpbii spedes
est R. fraxinifolio Poir. simillima, sed trifoliolata foliis qumato-
pinnatis singulis intermixtis. Radices habet lata repentes Bflbi
_ .«
171
lei more turioniferas , foliola argute et minute serrata, flores
niculatos, verosimile albos. Tali speciei in Moluccis (intra
>picos igitur) crescenti K. parvifolü nomen servandum est; R.
lebicum Blume hanc speciem sistere haud irapossibile videtur.
parvifolius verus R. fraxinifolio , cui R. Celebicus vulgo ad-
ribitur, R. acuminatissimo Hassk, et R. tagallo Cham, et SchldK
inifeste affinis est; R. triphyllus Thunbg. vero certe omnino
screpat.
IlL Rnbi Africae et insnlarnm oceaiii Atlantic]\
)io Bubus- Arten Afrika's nnd der atlantischeii Inseln.
Afrika besitzt zwar einige eigenthümliche Rubus-Arten, doch
, die Gattung auf diesem Continente wenig entwickelt. Im
irden der Sahara finden sich europäische, im Süden indische
»rrnen. Im Allgemeinen dürften diese zu Idaeobatus, jene zu
ibatus gehören. Ausserdem ist von Madagaskar noch eine
r Abtheilung Malachobatus angehörige Art bekannt.
Ueber die Bedeutung des Namens R. apetalus Poir. bin ich
der nicht vollkommen sicher; nach den Beschreibungen vermag
i ihn nicht von R. Borbonicus Pers. zu unterscheiden. AUer-
igs soll er oberseits kahle Blättchen haben, doch beruht diese
igabe vermuthlich auf einem Irrthume, da bei allen nächst-
rwandten Arten die Blattoberfläche behaart ist. Ich halte es
rläufig für das Richtigste, R. apetalus Poir. und R. Borbonicus
rs. als Synonyme zu betrachten.
R. apetalus, die als R. Ecklonii zu beschreibende Form und
3 drei abyssinischen Arten bilden eine Gruppe von sehr nahe
rwandten Species, denen sich auch noch der etwas ferner
jhende R. pinnatus anreiht. Tief getheilte Kelche und kleine,
mchmal ganz verkümmerte oder fehlende Kronenblätter sind
c diese Gruppe charakteristisch.
R. sanguinolentus Lk., der in Berlin cultivirt wurde, soll
n Mauritius stammen ; ich möchte diese Angabe indess in Zwei-
. ziehen, da ich nicht im Stande bin, wesentliche Unterschiede
ischen R. sanguinolentus und dem amerikanischen R. trivialis
3hx. aufzufinden. Sprengel schreibt dem R. sanguinolentus irr-
iimlicher Weise gefiederte Blätter zu, ein Umstand, der die
jutung der Art ohne Einsicht von Originalexemplaren ganz
möglich machte.
Für das Studium der afrikanischen Rubi habe ich die auf
140 u. 141 genannten Sammlungen benutzen können, ausser-
m hat aber auch Herr Dr. W. Sonder in Hamburg die Güte
habt, mir die in seinem Herbar enthaltenen Rubi aus dem Cap-
ide zur Untersuchung einzusenden.
Die Eintheilung der afrikanischen Rubi in ganzblättrige,
gerblättrige und fiederblättrige dürfte im Allgemeinen den
•uppen Malachobatus, Eubatus und Idaeobatus entsprechen.
17»
Kin« fiiizifiu Art liat sli-ls Rcilreite BUttcr, „
VL>rwani]l.-«:haft iiiirh (itTciilmr /u den ficdcrblftttrigaa;
(latiiri ^.'cliiiriuc Art /cif:! vi>nißsU>nK am BlfltheBSwdge I
nur (IreixalilJKü ItlsiiUT; liuiile wcnlcn auch bei den f
(jüll cnviihiit wenk-ii iiiüssfi).
Die Arten M.i<lcira's uml ilvr Azoren können der i
sehen wie ik'i- i-uruiiiü sehen Flora zogcziihlt werden. Skt
liier wef;eii <ier iiiiheii l>eziL-)iii»i;eu zur nordaftikaaiBcka I
mit aufgeführt.
I, Foliu Integra lobata.
i,äcct.: Maluehobatus; rjubsccL: Moluccut)
Kami villosi, fulia corduta lubata, stipulae bracteaeqne p
Gtiuato-inulti])ai-titae {^lantlulosae, i^epala multifida:
/.'. roridni LindJ. (UadafiHta
II. Foliu dl^itato- vel iiodato-iiainata, snperlorm tcmfe
A. UaiiiuH peilunculiquc cclandulosi.
a. l'iiiiieiilau raniuli i>cduiiculi<|ue patenter pilosi, caljQ
vii'itleü.
Tuniiiies glabri, lami pedunculique laxe pilosi, fol
tcniata (juinato-dif^itataquc utrinque pilosa et Tirid
vel Hubtus caiicseeiitia, scpala albo-morffinata:
It. fnilkosus L. (Cap. b. Bp.).
b. Paniculae rainuli pcdiinculique appressc tomentosi, cal;
ces cinorco- vol albo-tomcntosi.
Tui'ioiie.s subangulati pubcsccntcs; foliola subtns im
litcr pubcsccntia, vircntia: pctala maxima alba:
li. Hochatetterontm Sei
(Ins. Azoricae).
Tiirioncs sulcato-angulali pruitiosi infeme subTÜlo
Huiiornc stellulato-iiuberuli; foliola subtus albo-tomei
to^a; scpala ovata, pctala mediocria rubra, germii
pilosa:
li. ulmifolins Schott f. *)
(Ins. Azor., Madeira, Canar.; Africa bor-occii
Foliola 3 inciso-scrrata subtus viridia, flores parn:
Cf. R. Petitianum A. Ric
R. risidus Siu. e Pinnatifoliorum grege in ramis florentibi
saepc folia solum ternata habet. Distinguitur a R. ulmifol
scpalis lanceolutis, germinibus glabris aliisque notis.
B. Ramuli pedunculiquc dcnsc setoso-glandnlosi
a. Panicula elongata multiflora.
Paniculae rami pedunculique densc pilosi setoso-gla
dulosique aculeis falcatis vel rectiusculis intermixti
173
petioli pilosi glandulosi aculeatique; foliola subtus albo-
tomentosa:
B. Numidicus n. sp. ^)
(Algeria).
Paniculae rami pedunculique dense setoso- glandulosi
aculeatique omnino calvi; petioli pilorum glandularum-
que expertes aculeis hamosis armati; foliola utrinque
glaberrima viridia:
B. grandifolius Lowe,
(Madeira),
b. Flores solitarii vel pauei.
Turiones dense setoso-glandulosi aculeatique, foliola
anceolata glabra:
R. sanguinolentus Lk. -*)
Patria: Ins. Mauritius?]
III. Folia pinnata yel snperiora ternata.
A. Foliola serrata, non pinnatifida.
a. Flores paniculati, calyces tomentosi.
a, Foliola discolora, in rarais florentibus plurima
ternata.
Ramorum sterilium folia quinato-pinnata et septenato-
pinnato-digitata, florentium ternata vel Inferiora
quinato-pinnata; panicula composita angusta superne
aphylla; fructus aurei vel flavescentes:
B. rigidus Sm. (Africa australis). ^)
(Folia ramorum florentium multa pinnata; panicula
pauciflora vel pedunculi axillares, petala nulla:
R. Quartinianus A. Rieh. cf. infra.)
ß. Foliola concolora in ramis florentibus ternata.
Rami petiolique viridi-tomentosi ; foliola 3 inciso-
serrata, supra pilosa, subtus dense pubescentia;
flores subcorymbosi , sepala ovalia abrupte acu-
minata :
B. Fetitianus A. Rieh.
(Abyssinia).
y. Folia ramorum florentium, supremis exceptis, omnia
pinnata.
t Foliola discolora, calyces dense albo- vel fulvo-
tomentosi.
Folia ternata et quinato-pinnata, foliola supra
vix pubescentia subtus albo-tomentosa ; panicula
pauciflora vel pedunculi axillares, petala nulla:
B, Quartinianus A. Rich.
(Abyssinia).
Folia pinnata ; foliola supra pubescentia subtus
albido-tomentosa; paniculae compositae multi-
florae apicem versus decrescentis rami dense
flavescenll-tomentosi , calyces usque ad basin
174
fon* tissi (loiise toinenti i
profuiuU* foveolato-ruf
/;. 'if>rtiihts Toir. (Madi ; , IfuciR^!
lolia piniiata; foliolu supra pubescentia
tiavc.-rcnti-toinontosa; rami panicnlaeqM
])ositai' raiiiuli fulvo-tomentoso-vülosi;
ustiui: ad liasin ftM'c fissi tomenteUi,
parva anL'u.sta, carpella nuinerosa, jonion
ruiata ^Oabra, inatiira sicca:
h\ rrsucctis Steud. (AI,
li Fnlia ])innata, fnliolis concoloribns vd
(OMcolorihiis; calvces scricei vel viridi-tOBU
Ftiliiila siipra pubescentia, subtiu eine
tomentella virentia; rami petiolique tom(
hirsuti ; panicula angusta pauciflora;
toiiientosü-hirti virciites :
/.'. AVWti/iii n. sp. (Africa austr.).'
Foliola utriiHiuc viridia in nervis pilott m
subtus scricoa, ceterum glabra; paoiculae 8M|b|
conipositae an^ustae rami calycesqae toiiM'
temii scriceo albicantes:
li\ fiuitatuft Willd. (Ins. Mascaren., IfadagasAl
Afriia austr., St. Helena, Ins. Femnfe
Po in int. (.'larencc Peak). •)
Flores distantes axillares vel terminales; calyces Tiridal
(Floros ]>arvi apetali:
Confer R. Quartinianum A. Bickj
Raniuli petiolique laxe i)atenter pilosi, folia pinnata 6-
liolis ovato-lanceolatis utrinque viridibus; flores spedi-
biles, sepala lon<>:e aauninata. petala magmi; dnipeolie
nuuierosissimac niinutae :
n. rosaefoliua Sm. ^
(Mauritius, Gap. boD. spa).
B. Foliola usque ad medium fere pinnatisecta
Turiones prostrati glabri, ramulis ilorentibus caesio pruino-
sis, aculei validi uncinati; folia pinnata, foliola ovata usque il
medium fere pinnatisecta, Kui)ra glabriuscula, subtus niveo-tomes-
tosa; flores axillares racemuni brevem terminalem foliosum efb^
mantes, rubri; germina tomeutosa:
n. LndidijH Eckl. et Zeyh.'*)
(Africa australis).
b.
Annotationes.
1. Bub. fruticosus L. Species Europaea, verosimile olim
in Africa non indigena, sed ex Hollandia introducta, in Europa
..'i'i^AAi
-jPÄJßgiones solum temperatas frigidiores , in Africa subtropicas in-
p^^vOlens. Formae in Africa quoque valde variabiles sunt; omnes
•. ä; ero, quas vidi, potius ad illam subspeciem spectare videntur,
7*^:.uam in litteris ad amicos R. opacum appellavi. Variat in Africa
jjiQjOliolis concoloribus vel subtus cinereo-tomentellis , infimis sub-
co-r- essilibus vel manifeste petiolulatis, aculeis longis rectis vel le-
3j^>iter falcatis vel uncinatis, calycibus externe viridibus vel cinera-
^'icentibus. Appellatur planta Africana R. Bergii Charaiss., cujus
formae vero inter se multo magis discrepant quam a proximis
jji Europaeis.
yi. Vidi 6 colonia Capensi formas nonnullas, quae a Rubo fru-
/^ticoso magis dififerunt, quibus vero neque hybridam originem ad-
, .Bcribere nee speciei propriae valorem tribuere possum. Ex illis
^^'una quidem foliis discoloribus paniculaque coraposita stricta R.
^'^rigido pauUulum accedit, altera vero foliola magna cordata obtusa
"'"utrinque viridia habet, quales in nuUa alia specie Capensi in-
.^. veniuntur.
[*• 2. R. ulmifolius Schott f. — R. amoenus Portenschi., R.
:^ fruticosus var. Dalmatinus Tratt., R. dalmaticus Aut, R. discolor
*^ Wh. et N. ex pte. et autor. multor., R. rusticanus Merc.
* 3. R. Namidicns n. sp.
, Specimen vidi unicum mancum , quod vero primo intuitu
• facillime ab omnibus cognatis distinguendum est. In descriptione
' multa adhuc desiderantur, sed spero fore ut botanophili regiones
Algerienses et Maroccanas perscrutantes tali descriptione in-
- completa commoti illius tractus Rubos" accuratius colligant.
Turio ignotus. Ramus floriferus elongatus parce pilosus
' aculeis compressis rectiusculis vel falcatis inaequalibus setisque
glanduliferis paucis instructus. Folia in specimine suppetente
ternata, stipulae petiolares filiformes, petiolus parce pilosus
setoso-glandulosus aculeatusque , foliola supra glabra subtus
niveo-tomentosa, medium (verosimile) obovatum breviter cuspida-
tum, lateralia breviter petiolulata. Panicula elongata basi folii-
fera e racemis lateralibus et terminali composita. Ramuli elon-
gati simplices ascendentes in parte superiore tantum floriferi.
Ehachis, rami pedunculique pilosi setoso-glandulosi et sparsim
aculeis falcatis muniti. Bracteae inferiores usque ad basin trifi-
dae lacinulis filiformibus villosis, superiores lineares. Pedunculi
sepalis multo longiores. Calycis cinereo-tomentosi laciniae ovatae ;
petala magna elliptica; stamina ut videtur stylos pauUulum
superantia; germina glabra.
Ramis pilosis, inflorescentia e racemis composita foliisque
discoloribus a R. grandifolio, setis glanduliferis, bracteis, inflore-
scentia, pedunculis non tomentosis a R. ulmifolio facillime distin-
guendus.
In provincia Constantine legit Dukerley. V. s. in hb. reg.
Berol.
4. R. sanguinolentus Lk. Videtur idem ac R. trivialis
Mchx. Linkii planta verosimile non ex insula Mauritii sed ex
America boreali advecta est. Gf. pg. 171.
176
:'). It. rJKiiltis Sm. — U. iliscolor E. Hey. FlnUll
variabilis cujus formae cluav lÜNtinguuDtar:
<i. cliry.socuri)U^ dt tUryiiOcarpus Cham. etSdddL):]
nciilcatus. fulidla Mi|ira ßlabra, H^iiala aDgiutiorm.
,i. Muiiiltii (IE Muridtii ('Imiii. et Schldl.) : plenwfKll
aculi'atiis. fuliola su[»-a i)ubesc(.>ntia, sepola latioim.
l-'i>lia (uriuiiiim >-ak\k st>|itenatu-iiiBDato-digitata it ill
subureclu Anilurs. ; fuliula iiuiii' manifeste petiolulata, vatm
sessilia: in-iluiR-iili in v:ir. tt saL-pe subglanduloai ; ftvctur"'
Hi>('(-iiiinia villi |i:i[ii'a iiituniiuiliu, ut vidctur, inter R.ri_
(.'I [liiinaluiii, siiif dutiiu ali lmiIl'iii fruticc sumpta. Bamfllil
litiuu c'iiK'i'tiu-toiiifiitiisi; fulia tlunilibtis tcrnatis ezceptü |
liiiinala, fuliulis uviilihus [larvis sujira ^li^bris subttia sab l_
dnüniscL'iiti- viruntiluiK; bracteae tunceolatae tomentosaa^ I
albo-toineiitosa, patiirula tiTiiiiiiu[i.s composita.
6. II. aiiutalus l'oir. — KoliaK. aiictalt in diagaoii ■
tomenlosa" dkuiitur, in iloäcriptionu quinato^vel s« *
Cum K. IJurbonico Plts.. tiijus spcciniiaa i
conjungundiim es;<c t-ciisu». DilTert R. apetaluB
(le^L-riptioncm fuliolis ■/■\\\)t-a (^labris; omiiia alia exacte l-_
vidvntur. Vidi in U. iturbunici sjti'ciniiue petala singnla i
iiuae Ycrc in Horibus iihiiimis uiiiuino dcesse videntur. R
ainpla niultiflora ist ut in nullo alio Unbo Africae aimtnilil, •
forte nlia sijccius Mauritiana apetala foliis supra glabris I ~
verum K. ainitaluni sisfüiis ri'iiuriatur, nostrae R. ,~ '
nomun tribucmtuTii iTit.
7. R. Eckloiiil n. sji. — U. ligidus'/ Eckl. et Zeyh.
Ranius cum iJtliolis lomeiitnso-villosus aculeisqne I,
falcatis munitus; süijuIill- tilifonnus, folia, ttoralibus Cenutis <
ceptis, quinato-jiinuata, t'üliolis oninibus petiolulatis mag^ia ■
cllipticis inegularittr incii-o-dcutatis, utrinqiie fere 10 — ISl
supra tomentoso-pub(;i'u)i.s subtuü tomcntoso-birtis a
viridibus. l'anitula subsimplex icnninalis pauciflora;
lineari-Ianccolatac; calyx usiitic ad basin fcre partitus,
lanccolatis viientibuti ; carpclla compluia, rugosa, apice püoü-
R, apetalo et exsucto f-iniili:^. ilitfert vero foliolia i ^
subconcoloribus, tomento omnium partium inulto tenuiore, i
robustioribus, panicula pauciHora.
Vidi ramnm uiiicum (practeioa folium singulum in heibui« j
proprio asscrvatuni) in Hb. Sonder, qui vero speciem indicat ib 1
Omnibus in Flora Capensi descriptis sine dubio diversam. fi. tt '
aucco proxime accedit, scd .satis diffen-e videtar. Spedmiu
uumerosiora et magis complcta desidorantur.
Cl. Poiret in descriptione It. apotali originali in monUiül
Cafrariae illum crescere asscrit, sed po»tea a nemine ibi taÜB
planta inventa est.
R. Ecklonii nostcr crcscit in montium hiatibos nemoioüs
prope Nieuwepost ad Katrivier (Ceded Territory) in coJonii
Capensi (Eckion et Zeyh.).
\^- x^.
8. K, pinnatus Willd. R. Pappei Eckl et 2eyh. Turiones,
Q p.omentoso-puberuli. ' >
■ 9. R. rosaefolius Sm. R. Commersonii Poir. — Cf. p. 147
^;t 170. .
l^ 10, R. Ludwigii EckL et Zeyh. R. rhodacantha E. Mey.
m
'^ IV. Rnl)i Rossici.
^^ Die Brombeersträuclier Busslands.
^ ■ Der gütigen Vermittelung des Herrn Prof. C. J. Maximo-
^"^'wicz in St. Petersburg verdanke ich die Kenntniss der in den
Herbarien der K. russischen Akademie der Wissenschaften und
^ des Petersburger Botanischen Gartens enthaltenen russischen und
^" aussereuropäischen Rubi. Das in diesen Sammlungen vorhandene
-^ Material ist indess nicht reichhaltig genug, um einen Ueberblick
^' über die gesammte russische Brombeerflora zu ermöglichen. Na-
ff mentlich aus Polen ist so gut wie Nichts vorhanden. Es kann
^ kaum bezweifelt werden, dass dort, wenigstens im Westen der
i Weichsel, mehrere deutsche Arten vorkommen, die im Innern
^ Russlands nicht mehr gedeihen.
ii Das beträchtlichste Material von russischen Brombeeren
^ stammt aus den Kaukasusländern; dasselbe genügt vollkommen,
um wenigstens eine Anzahl Haupttypen sicher unterscheiden zu
' lassen. Es fanden sich indess ausserdem manche einzelne un-
vollständige Exemplare (sämmtlich ohne Schössling), welche von
den bekannten Arten abzuweichen schienen, aber eine genauere
Bestimmung nicht gestatteten. Ein Theil dieser zweifelhaften
Formen ist wahrscheinlich aus Kreuzungen hervorgegangen; ins-
besondere bin ich geneigt, die gewöhnlich als R. nemorosus oder
B. dumetorum angesehenen Formen für hybride Abkömmlinge
des R. caesius L. zu halten. — Einzelne unvollständige Exem-
plare aus den transkaukasischen Ländern scheinen an R. thyr-
soideus Wimm. und R. Persicus Boiss. zu erinnern, doch genüg-
ten sie nicht, um darauf eine zuverlässige Bestimmung zu gründen.
Die ostsibirischen Rubi sind von Maximowicz in seiner Arbeit
über die ostasiatischen Arten (Bullet. Acad. St. Petersb. VHI
p. 373) aufgeführt; Westsibirien enthält keine eigen thümlichen
Formen; die folgende üebersicht beschränkt sich daher auf die
aus den Kaukasusländern und dem eigentlichen europäischen Russ-
land bekannten Arten. Die Abtheilung Eubatus, auf deren Dar-
stellung es im Wesentlichen allein ankommt, werde ich nach zwei
verschiedenen Methoden ordnen, indem ich einmal die natürlichen
Gruppen, wie sie sich für die westeuropäischen Arten heraus-
stellen, als Eintheilungsprincip wähle, andererseits die russischen
Formen, ohne Rücksicht auf die westeuropäischen, für sich zu-
sammenstelle.
Was den Artwerth der hier beschriebenen Rubi betrifft, so
IV. September 1874. 12
178
stehen sich die drüsigen Formen in der That sehr nahe. Bei
dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse wird man sie sowohl
als besondere Species wie als Racen oder Unterarten einer und
derselben Species auffassen können; jedes dieser Verfahren lässt
sich rechtfertigen. Die übrigen hier beschriebenen Arten sind
aber durchaus als vollberechtigte, den Species in andern Gattun-
gen gleichwerthige zu betrachten. Unter sich sind sie unzweifel-
haft verschieden, dagegen kommt ß. Armeniacus manchen Formen
Mitteleuropas mindestens sehr nahe. — Der mediterrane R. ulmi-
folius Schott, f. (R. discolor Aut., R. amoenus Portenschi.) ist
von den kaukasischen Arten durchaus abweichend.
Conspectns sectionum et speciernm.
1. Cliamaemoras.
Flores dioici; styli breves; drupeolae multae connatae; pu-
tamen glabrum.
Gaules annui erecti inermes; folia simplicia lobata; stipulae
caulinae ovatae foliaceae.
Folia subreniformia plicata lobata, flores majusculi albi:
E. Chamaemorus L.
2. Cylactis.
Flores hermaphroditici raro polygami; styli mediocres; dru-
peolae plerumque paucae; putamen glabrum vel pauUulum
rugosum.
Calyx urceolatus, stipulae caulinae foliaceae.
A. Inermes; caules annui erecti non radicantes.
Folia ternata, flores solitarii purpurei:
E, arcticus L.
B. Aculeolati; caules steriles prostrati saepe apice radi-
cantes.
Folia simplicia lobata; flos solitarius albus:
E. humulifolius C. A. Mey^
Folia ternata; flores subumbellati parvi albi:
E. saocatüis L.
3. Idaeobatus.
Flores hermaphroditici; styli elongati; drupeolae multae in
baccam compositam a receptaculo sicco secedentem coalitae.
Frutescentes aculeati foliis compositis.
Caules biennes erecti pruinosi setosi vel aculeolati, folia
ternata vel quinato-pinnata , foliolis discoloribus ; rami
floriferi breves, panicula laxa pauciflora; germina to-
mentosa:
22. Idaeus L. ^)
179
4. Eubatus.
Sect. Moriferi.
Drupeolae cum gynophoro in baccam compositam a recepta-
li parte inferiore secedentem coalitae; putamen rugosum.
Rubi frutescentes aculeati hermaphroditici.
Gaules plerumque biennes, primo anno saepe apice radican-
s, cum petiolis aculeati; stipulae petiolares, folia composita.
A. Suberecti.
Radix repens propagulifera, turiones suberecti aculeis sub-
qualibus muniti eglandulosi glabri; stamina post anthesin
ictui non applicata.
Aculei minuti in ramis florentibus rari ; folia ternata, quinato-
gitata vel septenato-pinnato-digitata ; foliola utrfnque viridia,
teralia subsessilia; flores racemosi, sepala viridia tomentoso-
arginata, petala alba, stamina stylos superantia; fructus atro-
nguinei :
B. suberectus Anders. ^)
B. Tomentosi.
Radix non propagulifera; turiones partim autumnali tempore
lice radicantes aculeis subaequalibus muniti, interdum glandulosi
Ipilosi; stamina post anthesin fructui applicata ; folia suprapilis
ellulatis parvulis instructa saepe tomentella.
Turiones tomentosi, aculei robusti apice excepto tomentosi,
liola suborbicularia vel late rhombea brevissime mucronato-
uminata, supra pilis strigulosis stellulatisque pubescentia; pani-
lae elongatae ramuli patentes; germina pilosa:
E. sanctus Schreb. ^)
Turiones glabri vel pilosi, aculei parvi glabri vel basi pilis
igulis instructi, foliola obovato-cuneata vel angustc rhombea,
pra glabriuscula vel pilis stellulatis plus minus incana; pani-
lae elongatae ramuli ascendentes ; flores parvuli, germina glabra :
B. tomentosus Borkh. ^)
C. Villicaules.
Radix non propagulifera; turiones autumnali tempore apice
iicantes aculeis aequalibus muniti eglandulosi pilosi; stamina
st anthesin fructum amplectentes ; folia supra pilosa saepe
mum glabrescentia.
Turiones parce hirsuti, folia tenuia, supra dense pilosa,
subtus tomento tenuissimo obducta; paniculae elongatae
thyrsoideae rami pedunculique hirsuti non tomentosi,
germina glabra:
B, Baddeanus n. sp. *)
Turiones parce et inconspicue pilosi, folia subcoriacea
supra vix pilosa vel glabra, subtus tomento densiore
12*
180
albicantia ; paniculae dilatatae rajni pedunculique tomen-
tosi, germina parce pilosa:
B. Ärmeniacus (Hortulan.) n. sp. ^)
D. GlandulosL
Badix non propagulifera; turiones autumnali tempore apice
radicantes aculeis setisque glanduliferis inaequalibus muniti;
folia utrinque pilosa, stamina post anthesin fructui applicata.
Foliola lateralia manifeste petiolulata ; stipulae alte adnatae*
a. Foliola discolora, supra glabriuscula, subtus tomentoso-
albicantia.
Foliola magna subcoriacea utrinque fere 10 nervia;
aculei basi dilatati leviter falcati:
B. Caucasicus n. sp, ^)
b. Foliola utrinque viridia et pilosa.
Foliola magna membranacea subcaudato- acuminata,
utrinque fere 6-8 nervia; turiones vix pilosi dense
glandulosi aculeis setaceis muniti:
B. platyphyllos C. Koch. ^)
Foliola parva membranacea apice triangulari acu-
minata utrinque fere 6—8 nervia; turiones dense
pilosi glandulosique aculeis acicularibus rectis
muniti :
B. hirtas WK. ^)
Foliola late acuminata utrinque 8—10 nervia, supra
strigoso-hirta, subtus pilosa et in nervis tomentella;
ramuli pedunculi calycesque dense fulvo-tomentoso-
villosi, glandulis crebris aculeisque raris aciculari-
bus intermixtis; germina glabra:
? B. lamginosus Schldl. ^®)
E. Corylifolii.
Radix non propagulifera, turiones apice radicantes aculeis
subaequalibus interdum quoque setis glanduliferis muniti, folia
utrinque pilosa, stamina fructui non applicata.
Turiones pruinosi, stipulae latae ovato-lanceolatae , foliola
3 lateralia subsessilia; drupeolae pruinosae:
B, caesius L. *^)
Conspectns Moriferornm alter.
I. Stipulae ovato -lanceolatae.
Gaules repentes pruinosi; foliola subtus viridia, lateralia
subsessilia; inflorescentia laxa saepe subcorymbosa, flores albi,
germina glabra, drupeolae magnae pruinosae:
JB. caesius L. ^*)
181
U. Stipulae lineares.
A. Rami pctioli pedunculique setis glanduliferis crebris
aculeisqiic inaequalibus instructi:
Cf. Rubos glandulosos:
B. Caucasicus n, sp. ^
B, platyphyllos C. Koch ^)
B. Mrtus WK. »)
? B, lanuginosus Schldl. *®)
B. Rami petioli pedunculique aculeati, aculeis turionum
subaequalibus, setis glanduliferis nullis vel rarissimis.
a. Turiones.suberecti glabri; foliola concolora, infima
subsessilia.
Flores racemosi; aculei parvuli:
B, suberectus Anders. ^)
b. Turiones arcuati pilosi ; foliola discolora petiolulata.
a. Aculei glabri vel pilis paucis longis instructi.
t Turiones pedunculique hirsuti non tomen-
tosi.
Foliola tenuia supra sericeo-pilosa; pani-
cula elongata thyrsoidea; germina glabra:
B. Baddeanus n. sp. *)
tt Turiones pilis brevibus paucis instructi;
pedunculi tomentosi vel tomentoso- hirti.
Foliola juniora supras triguloso-pilosa, adulta
glabra ; folia turionum quinato - digitata ;
aculei robustij stamina stylos superantia:
B. Ärmeniacus n. sp. ^)
Foliola juniora (saepe qaoque adulta) supra
stellulato-pilosa, interdum cano-tomentosa ;
folia turionum ternata, quinatis nonnuUis
intermixtis; aculei mediocres : stamina stylos
aequantia :
B, tomentosus Borkh. ^)
ß. Aculei apice excepto appresse tomentosi.
Turiones tomentosi; foliola supra pilis stellu-
latis strigulosisque instructa; folia turionum
ternata vel quinato-pedata; flores paniculati:
B. sanctus Schreb. ')
Annotationes.
1. R. Idaeus L. In omnibus fere Rossiae regionibus silva-
is; in Caucaso quoque occurrit.
2. R. suberectus Anders. R. subinermem Rupr. exsicca-
n distinguere non possum. — Grescit prope Kiew et Petro-
lin, in regionibus occidentalibus frequenter occurrere vide-
*. — De R. Persico Boiss. floribus racemosis R. suberecto
lili cf. annot. 5.
lf<2
K. >an(l US Si lircb.
Turionos aii;,Mil:iti j^ulcati apprcssc toment ndds
>I)arsis vi'l infn prtiolos oppositis instnicti; e btti
(lilatata cnniprcs>a lamvolati rocti vel supen fdeitii
excepto, toiiiuntnso-hirsuti; folia ternata vel qninafo poJih,
piilao pctiolan*s parvao filiformes, petiolus trigonu '"
tosus aculeatusque« folinla oiniiia petiolulata inaequaliter
et Kaepc iiuiso- serrata siipra pilis simplicibus stdli
sparsis instrurtu, subtus alltido-tomentosa, terminale
petiolulatuin siiborbiculare vel late rhombeum raro
obtusuin brevissiine cuspidatuiii, basin versus saepe cnneatOL
Kami Horiferi aii^nilati tomcntosi aculcis falcatis rectisve m
infra petiolos oppositis fuliisque ternatis inatracti;
terminalis basi soluin fnliiferae (intenluni aphyllae) doi
ramuli erocto-pateiites pilis brevibus patentibus tomentoä
Iei»qiie sparsis falcatis vel uncinatis muniti ; bracteae Ofibi|
breves tomeiitosae saepc tritidae. Calyces inermes albo-tomealHll
scpalis in flore et fructu retlexis, petala suborbicularia vd di^l
tica basi attenuata externe stellulato-pubcrula; stamina bii]bMi|
stylos paulliiliini siiperantia antheris plerumque parce pflM>!
gcrmina pilosa; fructus atro-violacei, putamen semiorbiculart '
Crcscit in Tauria et in provinciis transcaacasids. BdAl
Rossiam occurrit in convallibus Ilimalayae occidentaliSy in Fm
Armenia, Asia minore, Syria, Creta et verosimile in peniairii'
Gracca.
4. K. tomen tosus Borkh. — Spccimina Rossica efßuit
losa esse solent. In Caucaso et niontibus vicinis repertos. -*
Grescit in Pcrsia, Asia minore, Syria, per omnem Enropii
australem; in Ilispania vero rarius occurrere videtur.
5. n. Baddeanus n. sp.
Turiones angulati pilis longis sparsis hirsuti aculeisqae nb-
acqualibus validis rectiusculis muniti ; folia ternata vel foliolii
lateralibus partitis quatcrna, verosimile quoque quinata occll^
runt. Petioli longi sulcati parce hirsuti; stipulae imo petiolo
adnatae filiformes; foliola tcnuia subaequaliter argute semtii
supra dense sericeo-pilosa, subtus tomcnto tenui adpresso albi-
cantia, terminale ovale, basi subcordato-truncatum, apicem versus
trianguläre acutum vel acuminatum, lateralia manifeste petioliilata
saepe biloba vel partita, ita ut folium pedatum evadaL
Rami floriferi angulati parce hirsuti aculeis sabaeqoalibiu
parvis rectiusculis vel reclinatis vel falcatis muniti; panicnlio
elongatae angustae laxac multifiorae ramuli inferiores distanttf
racemigeri, superiores magis approximati breves erecto-patentes
pauciflori vel uniflori, ita ut racemus terminalis evadat; rami
pedunculique hirsuti aculeolati, bracteae longae lineares angustae
hirsutae saepe trifidae lacinulis filiformibus. Flores spectabfles,
calyces tomentoso-hirsuti, sepala pedunculis breviora mucronaU
in flore reflexa; petala oblonga vel obovata, stamina numerosa
stylos fere aequantia, receptaculum hirsutum, germina glabn.
Fructus ignotus.
Floret Majo.
-"^— ■ Crescit in regionibus transcaucasicis maris Caspii litoribus
*^d!jacentibus; abundat in dumetis sepibus et silvis prope Len-
'-ra^coran (Eichwald leg. 1830, Enura. s. nr. 1480; Eadde 1870).
.'ii* Species optime distincta cum nuUa alia confundenda.
Tif:. R. Persici Boiss. specimina authentica nondum vidi. Vero-
V^imile haec quoque species secundum descriptionem facillime
: siistinguenda in provinciis transcaucasicis occurrit. Gaules ejus
Eslatri teretiusculi, folia omnia ternata, foliolis parvis (m. 0,02 —
rO,04 long.) subtus adpresse cinereo-canis, lateralibus subsessili-
rl>as; racemi 8— lOflori in ramulis brevibus (m. 0,20— 0,25 long.)
r^fXiumerosis terminales. His notis ab omnibus aliis speciebus
-: satis diflferre videtur. Unicum vidi specimen transcaucasicum in-
u completum, quod ad E. Persicum forte referendum erit.
£ 6. R. Armeniacus (Hortulan.) n. sp.
»j Turiones ascendentes arcuati elongati robusti angulati sulcati
.;■- parce pilosi, demum glabrescentes ; aculei validi falcati glabri vel
j pilis 'singulis muniti; folia quinato-digitata, stipulae petiolares
i lineares, petioli pilosi aculeis e basi valde dilatata uncinatis in-
?, structi, foliola inaequaliter (interdum subinciso-) argute serrata,
!^ supra parce pilosa mox glabrescentia, subtus albo-tomentosa
5 rarius sub tomento virentia, terminale ovale vel suborbiculare
aeuminatum basi truncatum, lateralia omnia petiolulata. Bami
s floriferi elongati angulati inferne parce superne densius pilosi aculeis
validis falcatis vel uncinatis foliisque ternatis quinatisve instructi;
, paniculae elongatae compositae multiflorae inferne foliiferae ra-
, muli erecto-patentes parce aculeati tomentosi; bracteae lineari-
lanceolatae, inferiores trifidae, pedunculi calycesque tomentoso-
hirti; sepala in flore et fructu reflexa, petala suborbicularia un-
guiculata rubra, stamina stylos superantia post anthesin conni-
ventia, germina numerosa, plerumque pilis singulis instructa;
fructus magni ovoidei nigri saporis gratis
Grescit in provinciis transcaucasicis. Colitur in Germania
et Europa occidentali. — In Pannonia occurrere videtur planta
aegre distinguenda nisi eadem.
7. B. Caucasicus n. sp.
B. glandulosus var» y canescens Boiss. Fl. Orient. IL p. 693.
Turiones procumbentes teretiusculi crassi pilosi dense rufo-
glanduloso-setosi , aculeis gracilibus leviter falcatis intermixtis.
Folia ternata rarius singula imperfecte quinata, petioli dense
glanduloso-setosi, stipulae lineares alte adnatae, foliola magna
utrinque fere lOnervia inaequaliter et subduplicato-serrata (ser-
raturis superficialibus saepe distantibus), supra parce pilosa mox
glabrescentia, subtus tomento tenuissimo adpresso albida nervis
prominulis rubentibus vel flavescentibus ornata; foliolum medium
ovätum subcordatum aeuminatum, lateralia longo petiolulata raro
• biloba. Bami florentes pedunculique tomentosi glandulosi parce
setosi aculeis e basi valde dilatata angustatis falcatis muniti;
panicula composita multiflora; bracteae elongatae, inferiores tri-
fidae lacinulis lineari-lanceolatis , superiores integrae lineares;
IM
]UMlun<-u1i |)ro])rii si>|i.ilis lanceolatis
roHexis tninontoso-hirtis Klaiidulosis vix
ätaiiiiiia nuinorosa st\Ios vix acquantia, gc]
Lon^'it. petiol. rnimn. u,nf;; pctiolul. foii . i iLOyOi
latiT. (MN)r>->0.()ir>: foliol. tmii. <»,12— 0,15; latitad. MM.
0,05 -0,10.
Crescit in silvatiiis Caurasi.
K. K. platyphyllos C. Koch.
Turiones procuiiiluMitt^s tcrctiusculi crassi cum petiaKi^
pilosi vel suli^'laliri doiiM' rnfo-^OanduIoso-setosi, aadd
sctacei a setis vix flistin^niendi. Folia ternata vd :
quiiiato-digitata, stipuhu* alte adnatae lineares, foliola
nioiiibranacea iiiaequalitor argute et subduplicato-senata
pilosa et viridia, terminale utrinque ferc ß — 8 nenrinm
vcl lato obIon<,'um subcordatum lon^e et saepe candal
tum, lateralia manifeste petioliilata. — Rami floriferi rolnnli
pctiolis pediinculistiue dense ^'landuloso-setosi pflori
setaccis sparsis muniti; folia ternata; paniculae lazaa
foIio.sae ramuli inferiores axillares remoti, superiores
patentes; bracteac elongatae lineares, calyces tomentori
glanduloso-setosi laciniis post antbesin erectis (vel
reflexis); petala ovalia, stamina stylos superantia; gemuna 4>l|
tomcntosa.
CMvj
turionibus ramis petiolis pcdunculisque parce pilosis, folioliB {it']
fundius serratis concoloribus 6—8 ncrviis; a R. hirto turimMi^^
ramis petiolis pcdunculisque iiarcc pilosis, foliolis magnis hI*^
caudato-acuminatis.
Crescit in silvis Caucasi et in monte Beschtaa (Platifonl}^
9. ß. hirtus WK. Species valde variabilis, ab affi^tai
difficillime separanda. Specimina Gaucasica vidi paaca, qM
vero a Pannonicis et Germanicis non differre videntar.
10. Fl. lanuginosus Sclildl. Specimen herbarii Beroliui-
sis unicum videtur, quod ab autoribus (Seringe, Leddiou)
descriptum est. Ego quoque illud solum vidi. R. hirto vaUe
affinis est, sed e specimine unico species judicari non potesii
dubia igitur manere debet Planta indumento tomentoso-villoN
insignis.
11. E. caesius L. Per omnem Eossiam Europaeam süfft"
ticam; in montibus Altaicis et Caucasis. — In Persia totiqM
fere Europa obvius.
Formae intermediae» E. nemorosi Ilayne et R. dumetorttn
Wh. et N. nominibus vulgo signatae, originis variae esse vides-
tur. Stirpes credo hybridas esse e E. caesio et speciebas mqo-
ribus eglandulosis enatas. *
Omnino dubius E. oligacanthus Stev. est, in Tauria inter
Aiwasil et Stili lectus. Specimina non vidi, descriptio non suffidt
- :;•-■>; *■
t^^. Allgemeine üebersieht über die asiatische Rnbus-Flora^
^ : Es ist nicht meine Absicht, die asiatische Kubus-Flora cin-
teehender darzustellen und sämmtliche einzelne Arten derselben
fmn beschreiben oder auch nur kurz zu diagnosticiren. Die Schil-
lerung der amerikanischen Arten, ihrer Verbreitung und Ver-
wandtschaftsverhältnisse musste indess vielfach Bezug nehmen
auf asiatische Formen, so dass eine allgemeine Charakteristik
jrier Rubus-Flora Asiens nicht ohne Interesse sein dürfte, zumal
'da eine genügende Beschreibung aller einzelnen Arten noch nicht
Ssegeben werden kann.
i^ Als Mittelpunkt der Verbreitung der Gattung Rubus betrachte
.f^ich, wie S* 167 erwähnt, den Himalaya, weil derselbe fast alle
[^aupttypen auf seinen Abhängen beherbergt. Es finden sich da-
^ selbst einerseits Bewohner der arktischen und subarktischen Re-
"tgion in R. arcticus L. und R. Idaeus L., andrerseits aber auch
5*; zahlreiche Vertreter aus der Tropenwelt. Die europäische Gruppe
2^ der Moriferi erscheint wenigstens im Westen durch R. sanctus
^ vertreten, während andrerseits die Stipulares der südamerikani-
.; sehen Anden gewissermaassen in R. Hookeri einen Repräsentanten
l haben.
r Die Gattung Rubus ist, wenn man sie im weitesten Sinne
auffasst, sehr gut abgegrenzt und kann mit keiner andern Gat-
, tung verwechselt werden. Es ist auch nicht wohl möglich, sie
; unmittelbar aus einer andern Gattung abzuleiten. Fragaria ist
; z. B. offenbar nur eine Potentilla mit fleischig gewordenem Frucht-
■ boden ; dagegen steht Rubus in keiner engern Beziehung zu den
\ übrigen Rosaceen-Gattungen. Die Früchte der Rosifloren zeich-
■ nen sich vielfach durch besondere Anpassungen aus, indem z. B.
irgend welche Theile (Kelch, Fruchtboden, Fruchtschale) saftig
oder fleischig werden, wie es bei den Ghrysobalaneen, Amygda-
leen, Pomaceen, Rosa, Fragaria, Rubus der Fall ist. Seltner
sind es nahrungsreiche Fruchtkerne (Amygdalus), welche Thiere
zum Verschleppen verlocken; dagegen haben mehrere Gattungen
anhäkelige Früchte oder Samen (Geum, Agrimonia), bei einzelnen
(Dryas) sind die Samen mit Flugapparaten versehen. Eine Ver-
gleichung mit den Ranunculaceen (Clematis, Pulsatilla, Cerato-
cephalus, Actaea) zeigt ganz analoge Erscheinungen.
Wenn sich die Gattungen der Rosaceen somit vielfach durch
die besondern Modificationen auszeichnen, welche die Frucht mit
ihren Umhüllungen erleidet, so zeigen sie daneben in der Regel
auch Eigenthümlichkeiten in ihren vegetativen Charakteren. Fra-
garia ist allerdings, den fleischigen Fruchtboden ausgenommen,
gänzlich eine Potentilla geblieben, Rosa und Geum indess sind,
ganz abgesehen von ihren Früchten, auch habituell gut charak-
terisirt. Auch mit Rubus ist dies im Allgemeinen der Fall, doch
ist gerade diese Gattung besonders reich an gut ausgeprägten,
unter sich wesentlich verschiedenen Typen. Alle Rosen sind
unter einander nicht stärker verschieden, als die Rubus- Arten
186
aus der Gruppe der Moriferen und viel weniger als die Arten
von Idaeobatus.
Habituell zeigen Kubus und Rosa einige Analogien, nament-
lich im Wuchs und in der Bewehrung. Beide Eigenthümlich-
keiten hängen wahrscheinlich zusammen. Beide Gattungen ent-
halten vorzugsweise Klettersträucher, deren Stacheln zunächst
als Haftorgane aufzufassen sind. Die krautigen und die nicht-
kletternden strauchigen Rubi sind grossentheils unbewehrt. Es
liegt die Vermuthung nahe, dass die nicht kletternden, bewehr-
ten Arten ursprünglich aus Kletterformen hervorgegangen sind.
Ausser den Stacheln tragen viele Arten beider Gattungen noch
raannichfaltige andere Trichombildungen , insbesondere Borsten,
Stieldrüsen, Stachelhöcker, Sitzdrüsen, Büschelhaare, einfache
Haare und Sternhaare.
Die Analogie zwischen Rubus und Rosa liesse sich noch viel
weiter verfolgen, doch muss hervorgehoben werden, dass sie sich
keineswegs auf alle Arten erstreckt.
Einzelne Arten oder Artengruppen von Rubus erinnern manch-
mal an andere Gattungen. So die Arten mit krautigem Wuchs
an Waldsteinia und Potentilla, die stachligen oder borstigen
Kelche an manche Rosen, aber auch z. B. an Agrimonia, die
Arten mit behaarten Griffeln an Geum und Dryas.
In den Blattforraen finden sich bei vielen Arten grosse Achn-
lichkeiten mit den verschiedenen Potentillen, ferner mit Rosa,
Waldsteinia und Alchemilla. Aber Rubus ist in seinen Blatt-
formen ungleich reicher als selbst Potentilla. Habituelle Ana-
logien fallen vielfach in die Augen. Die Gruppe Malachobatus
nähert sich manchen Malvaceen, während ihr Blüthenbau eher an
Ribes erinnert; in den Blättern zeigen manche Rubi die Gestal-
ten, welche wir bei Acer und Ribes zu sehen gewohnt sind.
Indess kommen dieselben Formen auch schon bei den näher ver-
wandten Pomaceen und namentlich den Spiraeaceen vor. Unter
diesen zeigt insbesondere Rhodotypus manche Aehnlichkeiten mit
gewissen Rubus-Arten. In den Früchten erinnern die Rubi auf-
fallend an Morus, wenngleich die Bildungsweise bekanntlich sehr
verschieden ist. Uebrigens zeigen auch die Blattformen mancher
Rubi Aehnlichkeit mit Blättern von Morus, Ficus, Humulus u. s. w.
Die Blüthenfarbe der Rubi ist im Allgemeinen weiss oder roth,
wodurch sie sich an die Spiraeaceen, an Rosa, Fragaria und die
den weissblühenden Fragarien nahestehenden Potentillen an-
schliessen. Aber gleich wie Rosa und Fragaria hat auch Rubus
gelbblühende Arten.
Es würde bei dieser Sachlage durchaus willkürlich sein, wenn
man irgend welche lebende Rubusform als die einfachste und
ursprünglichste bezeichnen wollte. Man müsste an niedrige,
krautige, wehrlose, sich durch kurze Sprossen vermehrende Arten
mit saftarmen Früchten denken, im Habitus an Alchemilla, im
Blüthen- und Fruchtbau an Rhodotypus erinnernd. Solche Arten
giebt es indess nicht; alle wirklich lebenden Rubi weichen be-
trächtlich von einem derartigen hypothetischen Urtypus ab. Indess
187
^t doch festzustellen, dass die am eigenthümlichsten ausgepräg-
".n Gruppen, wie Eubatus und Malachobatus, sich mehr von der
^rform entfernen, als z. B. diejenigen Gruppen, welche an die
piraeaceen erinnern, nämlich die Oligococci und Gorchorifolii.
1. Dalibarda L. und R. pedatus Sm. erscheinen in mehrfacher
linsicht als besonders einfach organisirt, weichen jedoch durch
are Blattgestaltungen von der muthmasslichen Grundform ab.
Vir werden sie somit als einseitig ausgebildete Typen auffassen
ürfen, die indess von der ursprünglichen Stammform in den
aeisten Merkmalen wenig abgewichen sind. In anderer Beziehung
cheint dagegen die Gruppe Chamaebatus der Stammform ähn-
icher geblieben zu sein. Dieselbe hängt auch viel genauer mit
»iner grossen Zahl anderer Rubi zusammen, während die gcnann-
en beiden krautigen amerikanischen Arten äusserst isolirt da-
liehen. Dies gilt auch von dem tasmanischen R. Gunnianus
ilook., der ebenfalls als eine der einfachsten Arten betrachtet
jverden muss.
. Bei der Ungewissheit über Wachsthumsverhältnisse, Blüthen-
und Fruchtbau vieler Arten können die unterschiedenen Gruppen
nur als vorläufig umgrenzte angesehen werden. Die besser cha-
riiterisirten Gruppen habe ich mit einem besondern, ein Sub-
genus anzeigenden Namen belegt; die weniger sicher abzugrenzen-
ien Reihen habe ich unter einem entsprechenden Series-Namen
Eusammengefasst. Die ganze Eintheilung ist dadurch als eine
irorläufige gekennzeichnet.
1. Chamaebatus vgl. S. 156.
Asiatische Arten : R. calycinus Wall. (Dalibarda calycina Aut.)
Bx Don, R. pectinellus Maxmw.
Im Berliner Herbar habe ich ein von Zollinger (Nro. 2964)
auf Java gesammeltes Exemplar gesehen, welches eine sehr kräf-
tige Form des R. calycinus zu sein scheint. Diese Art war bis-
her nur aus dem Himalaya bekannt; möglicherweise ist die java-
nische Form eine distincte Race.
2. Malachobatus. Galyx campanulatus usque ad medium
fere fissus. Gaules sarmentosi plerumque biennes apice radican-
tes tomentosi minnte aculeati. Folia integra vel lobata; stipulae
bracteaeque deciduae saepe laciniatae vel fissae. r— Gaules, folia
calycesque vulgo molliter tomentosi.
a. Moluccani.
Flores vel racemi plurimi axillares; panicula terminalis bre-
vis pauciflora; folia lata cordato-subrotunda, pleraque lobata.
Eine Formenreihe, bei welcher die Unterscheidung von Arten
nicht geringere Schwierigkeiten zu bieten scheint, als bei den
europäischen Brombeeren. Sie sind von Madagaskar bis Japan,
den Viti-Inseln und Neuholland verbreitet, am häufigsten und
formenreichsten sind sie in den Gebirgen Indiens und der Sunda-
Inseln. Ausgezeichnete Arten sind R. roridus Lindl. von Mada-
gaskar (vgl. S. 172), bemerkenswerth durch vielspaltige Kelch-
Gipfel, und R. Sieboldi Blume, charakterisirt durch grosse Blüthen
Iftft
in fk-n Ach^tlii «Irr vnrjähri^cn nilitter nod i i
der Nerven auf heidiMi (also auch der obern) < t^*^^^
IJnlcrjsclu'idim;.' «Irr iiltrJL'i'ii Arten bietet grol chl
Unter dmi Namen K. rn;:osus Sin. fasst i „ewShlÜ
Formen /nsammcn . welche wenig getheilte DeckUittff
Nebenblätter haben: dieselben xei^en jedoch in den ttbrjgai
malen eine grosse .Manniebfalti;:keit, welche an der
Verschiedenheit zahlreicher Formen kaum sweifeln
<io^'en.sat/ dazu hat It. aiceaefolins Poir. tief fiederspaltigelll
blätter. «.'rosse Hliitter und iiliithen; bei R. chrTSopoylliiflIä
dem sich U. Fairholmianus (lardn. nahe anadiliesst, wai
Deckblätter mehr tin<.'en^'-Yirlsi)altig, die Blätter ondeatlich
hippt und nur seicht herzförmig. — Von allen diesea
scheint der echte U. Muluccanus (vgl. S- 170)
zu sein. Die trocknen Fxemiilare, welche in verschiedene!
wickelun^rsphascn und unter verschiedenen äusseren Verl
wach.<en(l ^a'sammelt wurden, gestatten kein UrUieil Aber
Artgrenzen innerhalb der äusserst mannichfaltigen Formi
der dem R. Moluccanus nächst verwandten Typen. — Der jl
sische H. Buergeri Miq. ist eine zarte Art dieser Omppe^
gezeichnet durch rundliche, wenig gelappte Blätter an den '
Thcilcn der Watt- und IMüthen-Triebe.
Eine ausgesprochene Drcilappigkcit mit Verlingenuig '
Mittellappcns, während die ^eitenlappen oft wieder gelappt sMI
findet sich bei Ii. refiexus Kerr und II. micropetalus Gardn^ W
anscheinend eine der bestcharakterisirten Formen darstellt
Die Moluccani zeigen eine ziemlich nahe Verwandtschaft'!
Ghamacbatus, namentlich zu IL pcctinellus Mxmw.
b. Klongati.
Panicula terminalis multiflora; folia-cordato-ovata Qongitti
quam lata) saepc lobata.
Die Formenreihe der Elongati ist nicht scharf von den Ih*
luccanis zu trennen, doch giebt die reichere und lockrere Bisps
für die meisten Arten ein gutes rnterscheidungsmerkmal.
Die Arten lassen sich zunächst in solche mit weissseidigflii
weissfilzigcn od<jr gelbfilzigcn Kelchen und in solche mit grOnfli
Kelchen unterscheiden. Unter denjenigen mit weissen oderrost^
gelblichen Kelchen heben sich vier Ilaupttypen hervor. R HaM-
karlii Miq. steht den eigentlichen Moluccanis sehr nahe; die
Blätter sind herzeiförmig, bald ganz ungelappt, bald nndentück
gelappt, wodurch die Art sich den Elongatis näher anreiht Ausser
der ziemlich entwickelten Endrispe finden sich noch mehrere
achselständige Blüthenäste. Der Typus scheint nicht nur ari
Java zu wachsen, sondern über die Sunda-Inseln und Philippinen
verbreitet zu sein, ja auch im Himalaya vorzukommen, da B.
acerifolius Wall, in sched. nicht wesentlich verschieden zu seiB
scheint. Auch R. cordifolius Don dürfte hieher gehören. — Die
verwandten Arten R. Sundaicus Blume, R. glomeratus Blume und
R. glabriusculus Hassk. sind mir nicht hinlänglich bekannti um
\
.•*:?c
r.,;ir über ihre Stellung ein Urtheil zu erlauben. — Der zweite,
^"^"^"it bekannte Typus ist R. paniculatus Sm. Die herzeiförmigen
"^^lätter haben nur mitunter Andeutungen von Lappen; die Rispe
f ,^'t sehr entwickelt, lang, reichblüthig und zusammengesetzt Die
' '-^^^lelche sind filzig mit spitzen Zipfeln. R. elongatus Sm. ist sehr
■- J-'hnlich, hat aber seidig weisse Kelche mit stumpflichen Zipfeln;
*"t-^lie Deckblätter sind fransig-fiederspaltig. Kaum specifisch ver-
-^'^chieden ist R. Lobbianus Hook. — R. tiliaceus Sm. hat eine
pjt'ockrere aber kürzere Rispe, grössere Blüthen und breitere Blätter
^^ils die vorhergehenden Arten, die Kelche sind weissseidigfilzig
TZxkit spitzen Zipfeln. Die unterseits weissen Blätter sind nur un-
^-E deutlich gelappt und in der Form den Lindenblättern sehr ähn-
V'lich, Der R. tiliaceus wächst auf dem Himalaja; der R. tilia-
c£4:eus Seem. Fl. Vit. hat gar keine Aehnlichkeit damit. Auf Java
3 ^kommt eine in den Blättern äusserst ähnliche Art vor, die aber
I ^durch den gedrungenen Blüthenstand und die rostgelben Kelche
i l abweicht. Sie gehört vielleicht zu R^ Sundaicus Blume.
-I Zu den Arten mit grünen Kelchen und beiderseits grünen
t}r Blättern (Feroces) sind zu rechnen R. ferox Wall. ^) und R. Ha-
3 i konensis Franchet et Rochebrune. Die letzte Art, welche in
Japan einheimisch ist, zeichnet sich durch die in wenige (3 — 4)
155 linealische Zipfel getheilten Deckblätter aus. R. ferox Wall, hat
eu' meist gezähnte Kelche und fransig-vielspaltige breite Deckblätter,
w Beide Arten haben einen schmalen verlängerten Blüthenstand
s und beiderseits grüne, zum Theil deutlich gelappte Blätter.
ü Eine merkwürdige chinesische Art mit sehr kleinen in linea-
lische Zipfel gespaltenen Nebenblättern und Deckblättern und
einer ungewöhnlich reichblüthigen ausgebreiteten aber kurzen
Rispe möchte an dieser Stelle einzureihen sein. Möglicherweise
könnte dies der R. Lambertianus Ser. sein; es spricht gegen
diese Vermuthung indess die Angabe : laciniis calycinis . . . lan-
ceolato-acuminatis, welche sich auf die unten als R. pycnanthus ^)
zu beschreibende Pflanze durchaus nicht anwenden lässt.
3. Oligococci. Carpella pauca. Frutices robusti. —
Aculei parvi. Stipulae bracteaeque fissae deciduae. Folia In-
tegra, raro obsolete lobata. Panicula terminalis ampla elongata
multiflora. Flores parvi.
Die sehr natürliche Gruppe der Oligococci (Dalibarda Blume)
schliesst sich zunächst an die Elongati, insbesondere an die
Feroces an. Durch ungetheilte Blätter und in wenige feine Zipfel
gespaltene Nebenblätter, reichblüthige Rispen, kleine Blüthen
und die geringe Zahl der Stempel ausgezeichnet, zeigen diese
Arten im Allgemeinen eine habituelle Aehnlichkeit mit den Spi-
raeaceen. Durch elliptische, längliche oder rundliche, unterseits
grüne Blätter sind die nahe verwandten Arten R. hexagynus
ßoxb. (R. Indiens Lesch.), R. pyrifolius Sm. (Dalibarda pyrif.
Blume) und R. rotundifolius Reinw. (Dalibarda latifolia Blume)
charakterisirt. Diese Arten scheinen starke Sträucher mit mehr-
jährigen Stämmen zu bilden. Wegen der beschränkten Zahl der
Fruchtknoten stellte Blume diese Arten in die Gattung Dali-
190
barda. — Der Gruppe des R. pyrifolius schliesst sich dann der
S. acuminatus Sm. an, ausgezeichnet durch seine aus eiförmigem
Grunde lang gespitzten Blätter, die an Celtis-BIätter erinnern.
Die Zahl der Fruchtknoten scheint etwas grosser zu sein. R.
betulinus Don ist vielleicht nicht verschieden; Seringe sagt: »folia
Betulae vel Carpini ex Don, sed potius Celtidis ex Seringe."
Wie man sich diese Blätter vorstellen soll, die gleichzeitig
den Blattformen von Betula, Carpinus und Celtis ähnlich sehen,
ist schwer zu begreifen, doch kommen bei R. acuminatus auch
kürzere, mehr birkenähnliche Blätter vor. Eine noch unbeschrie-
bene, sehr eigenthümliche Art, die an R. hexagynus, aber auch
an R. elongatus erinnert und den Oligococcis zuzurechnen ist,
nenne ich R. Assamensis 0.
4. Crataegifolii. Turiones erecti biennes non radicantes
aculeati (in R. trifido ab aliis speciebus forte removendo inermes).
— Stipulae integrae persistentes. Folia lobata. Rami floriferi
elongati pauciflori.
Den Moluccanis ziemlich nahe steht der R. crataegifolius
Bnge. Die zweijährigen dicht behaarten Triebe, die gelappten
Blätter, die halbkugeligen Früchte erinnern entschieden an die
echten Moluccani. Dagegen sind die SchösslingQ aufrecht, nicht
wurzelnd, die Nebenblätter ungetheilt, die Kelche fast kahl. In
den Blüthen hat R. crataegifolius im Aufblühen mit R. specta-
bilis, später mit R. Nutkanus und R« Idaeus unverkennbare Aehn-
lichkeit. Er verbindet gewissermassen durch seine Merkmale
die Gruppen Malachobatus, Anoplobatus, Batothamnus und Idaeo-
batus, und ist somit eine besonders merkwürdige Art. Die bei-
den Hauptrassen des ziemlich vielgestaltigen R. crataegifolius
sind vielleicht als Arten zu unterscheiden.
An R. crataegifolius schliesst sich zunächst der höchst eigen-
thümliche R. peltatus Mxmw, an, der durch seine grossen Blüthen
an die Anoplobatus-Gruppe erinnert, aber noch bewehrt ist. R.
trifidus Thbg. dürfte schon zu Anoplobatus zu rechnen sein,
unterscheidet sich jedoch von den amerikanischen Arten durch
seine Kahlheit; auch scheinen seine Triebe zweijährig zu sein.
5. Corchorifolii. Suffrutices erecti vulgo aculeati rarais
non radicantibus , foliis integris vel lobatis; ramuli floriferi bre-
ves, flores subsolitarii. — Stipulae integrae vulgo persistentes.
Die Gruppe der Corchorifolii steht wahrscheinlich in genauer
Beziehung zu Batothamnus, wie bereits bei Besprechung der
amerikanischen Rubi (S. 165) angedeutet ist. Die asiatischen
Arten mit einfachen Blättern scheinen nämlich in allen übrigen
wesentlichen Merkmalen dem R. spectabilis, der als Typus von
Batothamnus zu betrachten ist, sehr nahe zu stehen. Die Cor-
chorifolii umfassen die Arten R. corchorifolius L. f., R. incisus
Thbg., R. pubinervis Blume (= R. ribesifolius Sieb, et Zucc,
R. incisus Miq.) und R. palmatus Thbg. — Nur anhangsweise
sind an dieser Stelle R. Swinhoei Hnce. und R. Grayanus Mxmw.
zu erwähnen. Die letzte Art ist wehrlos und hat keine Neben-
blätter, übrigens ist sie den Corchorifoliis ähnlich; R. Swinhoei
191
fhört wahrscheinlich in eine ganz andere Formenreihe, nämlich
e des K. sorbifolius Mxmw. Durch die Blattform nähert er
bh indess dem E. corchorifolius auffallend; da wir nun gegen-
Irtig noch nicht im Stande sind, die Arten nach ihrer wirklichen
»rwandtschaft zu gruppiren, so müssen wir ihn als abnorme
>rm vorläufig noch den Corchorifoliis zugesellen.
Die echten Corchorifolii sind ausgezeichnet durch ihre kur-
Q Blüthenzweige mit einer einzelnen Terminalblüthe , die mit-
ter von einigen achselständigen Seitenblüthen begleitet wird.
e Inflorescenz ist stets eine sehr einfache. Gerade in diesem
jrkmal stimmt R. spectabilis mit den Corchorifoliis so gut
erein. Ein damit zusammenhängendes gemeinsames Merkmal,
f welches Miquel und Maximowicz (1. c. p. 379) aufmerksam
macht haben, sind die kurzen Blüthenzweige, deren Blätter am
linde gedrängt stehen. Endlich scheinen die Corchorifolii auch
e zusammenneigenden Staubgefässe mit R. spectabilis gemein
. haben; diese Stellung erinnert an ß. arcticus L. und auch
i Potentilla mtcrantha Ram.
Die Corchorifolii scheinen zwar dem R. crataegifolius Bnge.
smlich nahe verwandt zu sein, aber doch nicht direct mit ihm
sammenzuhängen. Ein neues Licht auf ihre Verwandtschafts-
iziehungen liefert die Untersuchung einer bisher unbeschriebe-
m Art (R. hibiscifolius ^), welche die Blätter des R. palmatus
ibg. mit hinfälligen Nebenblättern und dem Blüthenbau der
oluccani vereinigt. Die Art scheint wehrlos zu sein und da-
irch von den Moluccanis wie von den normalen Corchorifoliis
izuweichen. Sie beweist indess die Existenz von Zwischen-
rmen, welche die beiden sonst so verschiedenen Gruppen zu
rbinden scheinen. Als eine andere solche üebergangsform
iben wir den R. crataegifolius Bnge. kennen gelernt.
Den R. jambosoides Hnce. mit ledrigen Blättern und ohne (?)
jbenblätter habe ich noch nicht gesehen und vermag mir über
ine systematische Stellung keine Ansicht zu bilden.
Es bleiben nun noch die krautigen Arten mit ungetheilt(^n
ättern zu besprechen, von denen in Asien R. Chamaemorus L.
d R. humulifolius C. A. Mey. heimisch sind. Es ist indess
reits bei der Untersuchung über die amerikanischen Rubi ge-
igt worden, dass die einfachen oder getheilten Blätter bei den
autigen Arten nicht für die Unterscheidung von Gruppen he-
tzt werden können. Unter Bezugnahme auf die dort gegebe-
n Erläuterungen sei hier nur erwähnt, dass in Asien vor-
mmen:
6» Gruppe Chamaemorus (vgl. S. 142), enthält den R
lamaemorus L., der im arktischen und subarktischen Asien
Ichst.
7. Gruppe Cyl actis (vgl. S. 142), ebenfalls vorzugsweise
. arktischen und subarktischen Gebiete. Dahin gehört zunächst
arcticus L. ; der R. fragarioides Bertol. ist eine jedenfalls sehr
nliche Himalaya-Pflanze, die mir nicht specifisch verschieden zu
192
sein scheint, obgleich Maximowicz (1. c. p. 376) sie zu R. tri-
florus stellt.
Den B. triflorus ß Japonicus Mxmw. möchte ich für eine
besondere, von R. triflorus zu trennende Art halten, die durch
die 5zähligen Blätter, die zahlreichen (vielleicht zusammenhängend
abfallenden?), kleinen Früchtchen mit ungerunzelten Steinchen
hinreichend verschieden scheint Die Pflanze kann den Namen
R. Japonicus ^) behalten, da Thunberg's gleichnamige Art Kerria
(oder Rhodotypus?) sein soll, der Thunberg'sche Name R. Ja-
ponicus also jedenfalls bedeutungslos geworden ist. Ausser un-
serm R. Japonicus kommen ferner R. saxatilis L. und R. humuli-
folius C. A. Mey. in Asien vor; der echte R. triflorus scheint zu
fehlen ; vielleicht stellen gewisse ostsibirische Formen intermediäre
Typen dar, die mit R. triflorus und R. saxatilis gleich nahe ver-
wandt sind.
Nähere verwandtschaftliche Beziehungen dieser krautigen
Rubi zu R. calycinus sind nicht nachzuweisen.
Für die Rubi mit getheilten Blattflächen sind zu-
nächst mehrere Haupttypen festzuhalten. Das Blatt kann näm-
lich erstens in der Weise fingerig getheilt sein, dass alle Blätt-
chen sitzend oder nur sehr kurz gestielt sind; zweitens kann bei
einem dreizähligen Blatte das Endblättchen viel länger gestielt
sein als die Seitenblättchen. Durch weitere Theilung kann aus
diesem dreizähligen Blatte dann drittens das gefiederte Blatt
hervorgehen, falls das Endblättchen von der Theilung betroffen
wird, oder viertens das gefingerte oder fussförmige Blatt (mit
gestieltem Endblättchen), wenn die Seitenblättchen sich theilen.
Die Formen, bei denen alle Blättchen sitzend oder nur sehr kurz
gestielt sind, bilden eine höchst charakteristische Gruppe, deren
Verbreitung auf die Gebirge Indiens und der Sundainseln be-
schränkt ist, nämlich die:
8. Aesculifolii. Calyx campanulatus ultra medium fissus,
fructus hemisphaericus a gynophoro sicco secedens. — Folia
ternata vel quinato-pedata, foliolis omnibus brevissime petiolu-
latis. Stipulae bracteaeque deciduae vel subpersistentes.
Von den Arten dieser Gruppe hat R. Cochinchinensis Tratt. ^),
abgesehen von den getheilten Blättern, in Nebenblättern, Blüthen,
Behaarung u. s. w. ganz die Eigenthümlichkeiten von Malachobatus.
Bei R. alpestris Blume sind die Blüthen lang gestielt, gross
und zerstreut, die Nebenblätter ungetheilt und bleibend. Von
den indischen Formen steht R. pentagonus Wall, am nächsten.
Der Name ist, so viel mir bekannt, nicht publicirt und auch
wohl wenig passend; die Art hat einen stacheligen Kelch. R.
Thomsonii n. sp. ^), den Hooker für R. alpestris zu halten scheint,
ist viel weiter verschieden.
Eine sehr schöne Untergruppe bilden die Lineati, deren
Blättchen jederseits 30— 50 und mehr parallele Seitennerven
haben und deren Nebenblätter gross, häutig, ungetheilt und ab-
fallend sind. Man unterscheidet R. lineatus Reinw, und R. pul-
cherrimus Hook,, doch dürfte eine genauere Untersuchung dahin
193
führen, dass die Formenreihe in drei oder vier einander nahe
verwandte Arten zerlegt wird.
9. Stipulares (vgl. S. 142, 143). Mit den amerikaniscben
Stipulares können höchstens zwei asiatische Arten zusammen*
gestellt werden. Von einer V-«l*einigung mit den Moriferen unter
der Untergattung Eubatus muss man indess bei Betrachtung die-
ser asiatischen Formen gänzlich absehen.
An R. calycinus schliesst sich von den Arten mit zusammen-
gesetzten Blättern zunächst R. nutans Wall, ex Edgew. an. Er
ist wehrlos, aber reich mit langen rothen Borsten besetzt. Die
Blätter erinnern in der Form an Waldsteinia trifoliata. Nur
vorläufig und zweifelnd rechne ich ihn zu den Stipulares. Dem
R. nutans steht wieder R. Hookeri^) sehr nahe, den man mit
weit grösserer Sicherheit der Gruppe der Stipulares beizäh-
len kann.
Der Rest der Arten mit zusammengesetzten Blättern lässt
sich naturgemäss in drei Reihen scheiden, nämlich erstens kahle
Arten mit lederigen glänzenden Blättern (Oligogyni), zweitens
Arten mit krautigen gefiederten oder dreizähligen Blättern und
einer sich frei vom trockenen Fruchtboden lösenden Frucht
(Idaeobatus), drittens Arten mit dreizähligen oder gefingerten
Blättern und einer mit dem oberen Theile des Fruchtbodens
verbunden abfallenden Frucht (Eubatus).
10. Oligogyni (cf. p. 148). Folia trifoliolata coriacea.
R. lucens n. sp. — Foliorura caussa hoc loco inseritur: R. leu-
canthus Hnce.
Die beiden lederblättrigen Arten haben sehr wenig Gemein-
sames, hängen aber auch mit keinen andern asiatischen Formen
näher zusammen. R. lucens n. sp. ^) entspricht den amerikani-
schen Oligogynis, er ist bereits bei diesen erwähnt (S. 166). R.
leucanthus Hnce schliesst sich vielleicht am natürlichsten an R.
acuminatissimus Hsskrl. an. Zu den Moriferen, denen er von
Maximowicz angereiht wird, scheint er mir keine näheren Be-
ziehungen zu haben.
11. Idaeobatus (vgl. S. 147). Die grosse Gruppe Idaeo-
batus lässt sich in drei Hauptreihen sondern, von denen die
erste durch die sehr kleinen aber sehr zahlreichen Früchtchen,
die zweite durch die kahlen bereiften Schösslinge, die dritte
durch die filzigen Zweige und Schösslinge ausgezeichnet ist. —
Es sind dann noch zwei Arten anhangsweise an Idaeobatus an*
zureihen, die nach dem Habitus im Herbar zu urtheilen, eher zu
Batothamnus zu gehören scheinen.
Die Arten mit den sehr kleinen Einzelfrüchten und ausgebreite-
ten Kronen scheinen eine natürliche und gut umgrenzte Gruppe
zu bilden. R. rosaefolius Sm. (R. Javanicus Blume, cf. p. 177)
ist eine ziemlich formenreiche Pflanze (vgl. Maximowicz 1. c. p.
387); der drüsenreiche R. asper Don scheint mit R. Sumatranus
Miq. übereinzustimmen und dem R. rosaefolius sehr nahe ver-
wandt zu sein. Derselbe schliesst sich wieder an R, sorbifolius
Mxmw. an, während sich andrerseits auch die stärker behaarten
IV. September 187-1. 18
194
Arten R. Thunbergii Sieb, et Zucc. und R. tagallus Cham, et
Schldl. eng an R. rosaefolius anreihen. R. Chinensis Ser. scheint
nuc eine Form des R. rosaefolius zu sein. Etwas ferner stehen
derselben Gruppe die kahlen Arten R. fraxinifolius Poir. (R. Ce-
lebicus Blume? Cf. pag. 171) und R. acuminatissimus Hassk. —
Die ganze Gruppe gehört dem südöstlichen Asien von Japan bis
Sumatra an; im Himalaya wächst nur noch R. asper, auf dem
Australcontinent nur noch R. rosaefolius, der allerdings auch am
Cap und auf Mauritius vorkommt; ob ursprünglich wild, ist frei-
lich fraglich.
Die zweite Reihe der Idaeobatus-Gruppe umfasst die Arten
aus der näheren Verwandtschaft des R. Idaeus, ausgezeichnet
durch aufrechte, aber die Staubgefässe nicht deckende Kronen-
blätter. Sie enthält vier Haupttypen. Der erste wird repräsen-
tirt durch R, Idaeus L. selbst, der in verschiedenen Formen von
Kamtschatka und Japan durch den Himalaya bis Kleinasien ver-
breitet ist. Vielleicht ist auch R. niveus Wall, hieher zu stellen.
Durch kräftige Bestachelung und mehrpaarig gefiederte Blätter
verschieden ist der Typus des R. lasiocarpus Sm., als dessen
Unterarten und Varietäten R. distans Don, R. pauciflorus Wall.,
R. Horsfieldii Miq. und R. leucocarpus Arn. zu betrachten sind.
Auch R. Coreanus Miq. ist ziemlich nahe verwandt. Zu dem
nämlichen Typus ist ferner R. biflorus Buch, zu zählen, der in-
dess specifisch wesentlich abweicht. Noch ferner steht eine
Pflanze von den Philippinen, die merkwürdiger Weise von dem
afrikanischen R. pinnatus Willd. nicht wesentlich verschieden
zu sein scheint. In der That bin ich nicht im Stande, an trock-
nen Exemplaren zuverlässige Erkennungsmerkmale aufzufinden.
Der Typus des R. ellipticus Sm. ist ausgezeichnet durch
dreizählige Blätter, dichthaarige Blättchen und zahlreiche, zwischen
den Stacheln der Achsenorgane zerstreute, lange Drüsenborsten.
R. flavus Hamilt. and R. Gowreephul Roxb. sind wohl nur Syno-
nyme; R. Wallichianus Wight et Arn. ist Varietät oder eine sehr
nahestehende Art. — Der Formenkreis scheint auf Indien be-
schränkt zu sein.
Die dritte Reihe der Idaeobatus-Arten ist durch die filzigen
Schösslinge kenntlich und ist vielleicht durch die aufrechten
Kronenblätter der protogynischen Blüthen noch besser charakte-
risirt. Wenigstens bei R. triphyllus und R. Hoffmeisterianus
neigen die Kronenblätter zusammen und bedecken die Staub-
beutel, während die Griffel zwischen den Kronenblättern hervor-
ragen. Diese Arten sind somit als protogynisch zu betrachten.
Dem R. triphyllus Thunbg. stehen (vgl. die S. 170 aufgeführten
Synonyme) verschiedene im Himalaya gefundene Formen sehr
nahe, so R. Roylei Klotzsch, R. foliolosus Don, R. opulifolius
Bertol. und mehrere unbeschriebene. — R. Hofifmeisterianus Kth.
et Bouche dürfte mit R. hypargyrus Edgew. zusammenfallen. Ob
R. niveus Wall, hier anzureihen ist, oder ob er dem R. Idaeus
L. näher steht, wage ich nicht zu entscheiden. Die trocknen
Exemplare gestatten kein Urtheil über das Verhalten der Blumen-
195
blätter. Dagegen dürfte der durch seine zahlreichen Drüsen- •
borsten ausgezeichnete R. phoenicolasius Mxmw. hieher zu stellen
sein ; er schliesst sich am nächsten an R. opulifolius Bertol. an.
Endlich bleiben noch die bereits erwähnten beiden Arten
übrig, welche anscheinend der Gruppe Batothamnus nahe stehen,
nämlich R. pungens Cambess- und R. macilentus Cambess. B*
macilentus erinnert einerseits an R. Thomsonii, andrerseits an
R. spectabilis Pursh. Durch die äusserst kräftige Bewehrung ist
er allerdings von diesen Arten verschieden. Die Verwandtschaft
des R. pungens Cambss., von dem R. Oldhami Miq. kaum ver-
schieden ist, mit dem amerikanischen R. macropetalus Dougl.
wurde bereits besprochen. R. Oldhami ist in Korea und Japan,
R^ pungens und macilentus sind im Himalaja einheimisch.
12. Eubatus (vgl. S. 148). In wie fern etwa die Stipulares
und die beiden lederblättrigen Arten R. lucens und R. leucan-
thus Hnce. dieser Gruppe in weiterem Sinne zugerechnet werden
können, ist gegenwärtig noch nicht zu entscheiden (vgl. die Rubi
Americani S. 166). Der Typus von Eubatus wird gebildet durch
die Moriferi (vgl. S. 149), deren Fruchtträger mit den Frücht-
chen vereint sich von dem unteren Theile des Fruchtbodens
loslöst. Bei R. caesius L. lässt sich die reife Frucht sowohl
mit als ohne Fruchtträger ablösen ; es besteht also die Trennung
zwischen Fruchtträger und Andröcium, aber die Früchtchen hän-
gen auch dem Fruchtträger nicht so fest an, wie bei den meisten
übrigen Arten. R. -caesius ist daher als eine der Gruppe Idaeo-
batus nahe stehende Art zu betrachten, die auch durch äussere
Merkmale, z. B. die bereiften Stengel, an R. Idaeus erinnert.
R. caesius kommt im Altai vor und ist von dort durch Persien
und Kleinasien so wie durch fast ganz Europa verbreitet. Eine
zweite weit nach Osten vordringende Art der Moriferi ist R.
sanctus Schreb. (vgl. S. 182), der in Kaschmir, Afghanistan,
Persien, Kleinasien und Syrien wächst. Ob die Frucht des R.
sanctus sich etwa ähnlich wie die des R. caesius verhält, ver-
mag ich nicht anzugeben. Merkwürdig ist indess, dass in Kasch-
mir eine Pflanze gesammelt worden ist, welche im Aeussern
zwischen R. lasiocarpus Sm. und R. sanctus Schreb. so ziemlich
die Mitte hält und die ich als R. bijugus ^®) beschreiben werde.
Ich möchte diese Pflanze für ein vermittelndes Uebergangsglied
halten.
In Persien, Armenien und Kleinasien gesellen sich dem R.
sanctus und R. caesius verschiedene andere Arten hinzu, ins-
besondere R. tomentosus Borkh., R. Armeniacus n. sp. (S. 183),
R. Persicus Boiss. und eine oder mehrere dem R. hirtus ver-
wandte Formen. Diese Arten sind meistens unter den russischen
Brombeeren beschrieben worden ; R. Persicus, dessen Vorkommen
in Transkaukasien oder Daghestan noch nicht genügend con-
statirt ist, zeichnet sich nach Boissier durch die kurzen traubi-
gen Blüthenstände aus (vgl. S. 183).
Der gegebene Ueberblick über die asiatische Rubus -Flora
dürfte die Grundzüge einer künftigen naturgemässen Gruppirung
18 ♦
196
der Arten erkennen lassen. Auf eine Charakteristik der bekann-
ten Arten und auf eine Beschreibung sämmtlichcr von mir in
den Herbarien vorgefundenen neuen Arten habe ich verzichtet,
da das mir zugängliche Material noch nicht genügend zu sein
schien. Dagegen habe ich eine kleine Zahl von Formen aus-
gewählt, welche mir besonders merkwürdig zu sein schienen und
welche ich der Beachtung der Sammler ausdrücklich empfohlen
haben möchte. Es sind dies K, lucens und R. Hookeri we-
gen ihrer nahen Beziehungen zu Arten des tropischen Amerika,
R. hibiscifolius als Mittelform zwischen den Moluccanis und
Corchorifoliis, R. Cochinchinensis als üebergangsform der
Aesculifolii zu den Moluccanis, R. Thomsonii als Mittelform
zwischen den Aesculifoliis und R. pungens, R. bijugus als
Mittelform zwischen R. sanctus und P^. lasiocarpus, R. A s Sa-
men sis als Mittelform zwischen R. pyrifolius und R. elongatus,
endlich R. pycnanthus wegen des ungewöhnlichen Habitus
und Blüthenstandes, so wie R. ferox Wall., weil derselbe zwar
ziemlich allgemein bekannt, aber noch nicht beschrieben zu sein
scheint. Die Arten, welche ich hier der Kürze halber Mittel-
formen genannt habe, möchte ich nicht etwa als Hybride be-
trachtet wissen ; ich halte es vielmehr für wahrscheinlicher, dass
sie die letzten Repräsentanten älterer Typen sind, aus denen
sich die gegenwärtig weit getrennten Artengruppen herausgebildet
haben.
Annotationes.
1) R. ferox Wall, in sched.
Ramuli teretes cinerascenti- tomentosi aculeis minutis sparsis
obsiti, folia petiolata, petiolo tomentoso aculeolato, folia in-
feriora circuitu late cordato-.ovata vel subrotundata quinqueloba,
superiora anguste cordato-ovata vel ovato-lanceolata, basi lobata
vel integra, omnia inaequaliter serrata utrinque viridia et prae-
cipue in nervis pilosa. Stipulae deciduae ut videtur ovatae usque
ad medium fere fimbriato-palmatifidae. Paniculae elongatae laxae
inferne foliosae rami breves pauciflori; bracteae fimbriato-partitae
deciduae ; calyces cinerascenti- vel fulvo- tomentosi ultra medium
fissi, sepalis triangularibus margine plerumque fimbriato-dentatis.
Petala sepalis fere aequilonga.
Nepalia, Sikkim, Bengalia Orientalis.
R. ferox Vestii planta omnino ignota atque igitur negli-
genda est.
2) K. pyenanthus n. sp.
Ramulus foliiferus tenuis appresse tomentosus aculeis sparsis
parvis armatus; stipulae in lacinias paucas filiformes partitae,
petiolus vix dimidiae folii longitudinis tenuissime tomentosus
parce aculeatus; folia cordato-ovata sublobata acuminata argute
inaequaliter et subldt)ato-serrata, superne parce pilosa nervis
tomentoso-hirlis, subtus praecipue in nervis velutino-hirta.
197
Panicula terminalis brevis e£fusa multiflora, pedunculis sub-
fasciculatis sub tomento virentibus inermibus sepalis aequilongis;
bracteae parvae palmatifidae; flores parvi, calyces infra medium
partiti virides stellulato-pubescentes, laciniis triangularibus to-
mentoso-marginatis in flore suberectis; petala calyces vix supe-
rantia (ut videtur purpurea?); germina glabra.
Longit. petiol 0,015; folior. 0,03—0,04; latit. folior. 0,025
—0,030. Longit. panic. 0,06; peduncul. 0,006; calyc, 0,006;
bracteär. 0,004.
China; mis. Duns. Vidi in hb. Havn.
In R. Lambertiano Ser. laciniae calycinae lanceolato-acumi-
natae describuntur, quo signo a plauta nostra omnino diversus
videtur.
3) B« Assamensis n. sp.
Ramus elongatus strictus pilosus superne tomentoso-hirtus
aculeis brevibus sparsis recurvis armatus. Folia breviter petio-
lata oblonga vel ovata acuminata, inferiora obsolete sinuato-
lobata, omnia argute serrulata utrinque 5—6 nervia, supra pilosa
vel in junioribus sericea, subtus cinereo-tomentosa. Stipulae
angustae deciduae usque ad medium fere 3 — 5 fidae, lacinulis
linearibus vel filiformibus. Paniculae compositae multiflorae rami
elongati patentes inermes, inferiores pauci axillares paniculati,
supremi uni- vel pauciflori, bracteae parvae trifidae deciduae,
pedunculi tomentoso-hirti ; Hores parvi, calyces externe albo-
tomentosi, interne glabri albo-marginati, sepala mucronata pe-
dunculis propriis breviora ; petala? (caduca? velnuUa?;; stamina
stylis fere aequilonga; receptaculum dense hirsutum; germina
circa 10—12.
E Khasia, alt. 5500 ped. attul. J. D. Hooker et Thomson,
Vidi in Hb. Berolin. — Ejusdem plantae ramulum nondum flo-
rentum vidi in Hb. Hort. Petropolit. lectum a Simons in' colli-
bus Dokrai hills, Assam.
R. hexagyno et pyrifolio proximus, sed foliis subtus cinereis
facillime distinguendus , aliis quoque notis diversus. R. elon-
gato altera ex parte affinis videtur. Petala in alabastris non
inveni.
4) B. Mbiseifolius n. sp.
Gaules ramuli petiolique inermes , . caulis gracilis elongatus
laevis, rami floriferi ex axillis foliorum anni praecedentis graciles
cum petiolis inconspicue pubescentes ; stipulae caulinae late linea-
res obtusae deciduae, folia petiolata ovata vel ovato-lanceolata,
cordata longe acuminata triloba, lobis lateralibus brevibus por-
rectis, margine inaequaliter subinciso-serrata, supra pilosa mox
glabrescentia, subtus pallidiora et in nervis puberula. Flores
conferti subfasciculati breviter pedunculati inflorescentiam brevem
angustam efformantes, bracteae ovato-lanceolatae acutae interdum
denticulatae, calyces fulvo-tomentosi vix usque ad medium par-
titi, laciniis brevibus triangularibus.
Folia omnino R. palmati Thunbg.; stipulae bracteaeque in-
tegrae mediocres ; flores vero Rubos Moluccanos revocant Caulis
198
m. 0,36 longus raraulique ejus octo cum petiolis in spucimiue
examinato omnino aculeorum expertes.
Nepalia (leg. Wallich).
Vidi s. in hb. Havniensi.
5) B>. Japonlcus n. sp. (non Thbg.)
R. triflorus ß Japonicus Maxmw.
R. caulibus herbaceis aculeolatis glanduliferis, stcrilibus rep-
tantibus, Horentibus erectis apice paucifloris; stipulis ovatis, fo-
liolis plerumque quinato-pedatis ; carpellis numcrosis, putamine
glabro. — Japonia.
6) R. Cochinchinensis Tratt. Rosac. Monogr. III. p. 97.
R. fruticosus Lour. Cochinch. ed. Willd. I p. 398.
Ramulus Horiferus elongatus arachnoideo-toraentellus ; folia
longe petiolata ternata vel quinato-pedata; stipulae deciduae,
petiolus tomentoso-hirtus aculeis recurvis munitus, foliola brevi-
ter petiolulata oblonga vel lanceolata basin versus cuneata acuta
subaequaliter serrata, utrinque fere Snervia, supra in nervis
pubescentia, subtus appresse gilvo-tomentosa. Panicula terminalis
brevis, ramuli inferiores axillares reraoti, superiores bracteati
conferti ; bracteae herbaceae circuitu ovatae palmatifidae, pedun-
culi fulvo-tomentosi inermes; flores parvi, calyx campanulatus
ultra medium fissus dense fulvo-tomentoso-sericeus , petala laci-
niis calycinis fere aequilonga, stamina multo breviora, antherae
barbatae, styli longissirai calycem petalaque longe superantes.
Cochinchina. Vidi in Hb. Berolin. specimen antio 1841 a
Gaudichaud missum.
Descriptio Trattinnickii secundum Loureiro data hanc speciem
indicare videtur: „Caulis fruticosus longus procumbens aculeatus
ramosus. Folia quinato-digitata sen-ata subtus tomentosa flave-
scentia, petiolis aculeatis. Flos albus, racemis terminalibus,
pedunculis aculeatis. Bacca subrotunda, nigra edulis dulcis com-
posita acinis monospermis minimis." In specimine nostro pe-
dunculi inermes sunt; reliqua congruunt.
7) K. Thomsonii n. sp.
Rami obsolete angulati puberuli glabrcscentes parce aculeati;
aculei ramorum petiolorura costaeque mediae rari parvi uncinati ;
folia ternata petiolata; stipulae profunde fissae angustae laciniis
filiformibus; foliola subsessilia valde inaequalia, lateralibus multo
miuoribus, basin versus grosse, apicem versus inaequaliter in-
ciso-serrata, utrinque parce pilosa, terminali rhorabeo longe acu-
minato 6— lOnervio. Flores axillares pauci subfasciculati vel
corymboso-racemosi vel solitarii, inflorescentiae petiolis breviores ;
pedunculi propra sat longi tomentoso-puberuli, parce et minute
aculeolati, Hores mediocres, calyx glabriusculus laciniis triangula-
ribus tomentoso-marginatis acuminatis, petala parva decidua, ger-
mina haud numerosa dense tomentosa.
Crescit in Sikkim (leg. T. Thomson). V. in Hb. Berol.
8) R. Hookeri n. sp.
Rami teretes dense pilosi glandulosi sparsim aculeati, aculei
breves e basi dilatata recurvi ; folia ternata longe petiolata, petioli
199
hirsuti glaudulosi aculeatique, stipulae caulinae magnae ovatae
profunde palmatifidae , foliola petiolulata membranacea utrinque
pilosa margine inaequaliter serrata, subtus saepe brunnea vel
fusca densius pilosa; foliolum intermedium late rhombeum acu-
minatum basin versus subcuneatum dentibus subaequalibus
serratum apicem versus sublobato-sinuatum utrinque fere 5 n^r-
vium; foliola lateralia manifeste petiolulata margine exteriore
sublobato-sinuata. Flores magni solitarii vel subcorymbosi, uno
terminali aliis axillaribus, pedunculi sat longi saepe bracteis
magnis palmatifidis muniti hirsuti glandulosi sparsim aculeolati.
Calyx campanulatus maximus parce pilosus setis duris crebris
ecbinatus, laciniis inaequalibus apice saepe caudato-acuminatis
vel palmatifidis vel foliaceis; petala ut videtur sepalis breviora
decidua, stamina numerosa stjiis breviora, carpella numerosissima,
germina dense hirsuta, styli elongati, fructus immaturus magnus
globosus.
Crescit in Sikkim (leg. Thomson), in Himalaya occidentali
(Hb. East Ind. Comp. 2164), Vidi in herbariis Petropolit., Berolin.,
Vindobon.
Infloreseentia, flores magni, germina numerosa calycesque
maximi echinati ß. macrocarpum Benth. revocant, a quo vero
foliolorum figura stipulisque palmatifidis recedit. His notis ab
Omnibus Americae „Stipularibus" diversus est. Inter Indicos
ß. nutans Wall, unica species arctius affinis esse videtur. Hie
vero facillime distinguitur statura humili, aculeis setisque nullis,
caulibus petiolis pedunculis calycibusque dense glanduloso-rufo-
villosis, stipulis integris vel apice crenatis non palmatifidis, foliis
floribusque minoribus aliisque notis.
9) K. lueens n. sp.
Bami seniores lignosi obtusanguli minute aculeati, reoentiores
acutanguli sulcati glabri vel glabrescentes aculeis aequalibus par-
vis ad angulos dispositis e basi valde dilatata recurvis armati;
folia longe petiolata, ternata; petioli petiolulique inconspicue
tomentelli glabrescentes aculeis parvis uncinatis muniti; stipulae
petiolares lineares parvae deciduae; foliola petiolulata coriacea,
margine subaequaliter serrata dentibus distantibus parvis mucro-
natis, supra glabra nitentia nervis sulcatis, subtus fusca vel brun-
nea et nervis prominulis parce pilosis exceptis glabra; foliolum
medium longius petiolulatum ovatum acuminatum utrinque fere
8 — lOnervium, lateralia breviter sed manifeste petiolulata vix
minora, lateribus inaequalibus, sed non lobata. Paniculae elon-
gatae compositae multiflorae laxae vel confertae rami inferiores
axillares paniculati, ramuli pedunculique inconspicue tomentelli
glabrescentes sparsim minute aculeolati vel subinermes ; bracteae
parvae lanceolatae; flores parvi breviter vel longius pedicellati,
calyces cinereo-tomentosi, petala sepalis fere aequilonga, stamina
non numerosa, carpella fere 6 — 12 hirsuta; semina lunata rugosa.
Crescit in Assam (leg. Simons, Jenkins) et in Bengalia orien-
tali (Hb. East Ind. Comp. 2166). Vidi in herbariis Petropol.,
BeroL, Vindobon.
200
Jntcr specie« Asiaticas nullam affinem iuvoDio; folia II. Icu-
canthi similia sunt, flores vero oranino divcrsi. Ex Americanis
R. fagifolius, coriifolius, megalococcus arctius affines esse vi-
dentur.
10) R. bijagus n. sp.
Ramus sterilis obtusangulus tomentoso-hirsutus aculeis sub-
aequalibus validis lanceolatis hirsutis rectis vel rectiusculis mu-
nitus. Folia quinato-pinnata, stipulae lineares imo petiolo adnatae,
petiolus hirsutus aculeis falcatis armatus, foliolorum juga ap-
proximata, foliola inaequaliter grosse serrata, supra pilis strigosis
stellulatisque tomentella, subtus albo-tomentosa, terminale longius
petiolatum ovatum saepe cuneatum subacutum utrinque fere
Snervium, foliola lateralia subsessilia, inferiora multo majora
saepe lobata. Ramus floriferus validus aculeis sparsis rectis
foliisque quinato-pinnatis ternatisque instructus. Paniculae com-
positae inferne foliosae rami ascendentes stricti tomentosi, in-
feriores remoti axillares elongati paniculam multifloram gereutes,
superiores approximati breves bracteati pauciflori. Bracteae tri-
fidae tomentosae, pedunculi propra sepalis fere aequilongi to-
mentosi plerumque inermes. Flores mediocres, sepala utrinque
albo-tomentosa petalis ut videtur aequilonga, stamina suberecta
stylos vix aequantia, germina dense albo-tomentosa.
Kashmir, Herb. Fal coner. Vidi specimen (ex Herbar. East
India Comp, acceptum) in Herbar. Berolin.
Rubo sancto habitu similis sed foliis pinnatis facillime distin-
guendus. Altera e^ parte Rubo lasiocarpo quoque arcte affinis
videtur. Quomodo fructus se habeat adhuc ignotum est.
Der Vollständigkeit halber seien hier noch drei chinesische
Arten nachträglich aufgezählt; zwei derselben sind erst in dem
während des Druckes der vorstehenden Abhandlung erschienenen
Septemberhefte des Journ. of bot. (1874 p. 259, 260) beschrieben.
R. pacificus Hnce. ist eine wehrlose Art der Gruppe Malachoba-
tus mit „pedunculis oppositifoliis bifloris", also vermuthlich
einem durch verlängerte Scheinachsen gebildeten Blüthenstande.
Anscheinend ist dies somit eine höchst eigenthümliche Pflanze.
R. tephrodes Hnce. (Malachobatus, Elongati) dürfte dem R elon-
gatus Sm. nahe stehen. — R. althaeoides Hnce., der von Maxi-
mowicz zu R. corchorifolius L. f. gezogen war, ist nach Hance
eine gut unterschiedene, dem R. palmatus näher verwandte Art
der Corchorifolii.
Register.
Anoplobatus (sect.) 143, 146, 165, 167.
Batotbamnus (sect.) 143, 148, 167, 168.
Chamaebatus (sect.) 142, 145, 156.
Chamaemorus (sect.) 142, 145, 167, 178,
191.
Comaropsis (sect.) 143, 145, 168.
Coniaropsis radicans Cav. 156.
Coptidopsis (sect.) 142, 145.
Cylactis (sect.) 142, 146, 167, 178, 191.
Cylactis montana Raf. 156.
Dalibarda (sect.) 143. 145.
Dalibarda Blume 189.
Dalibarda calycina Aut. 187.
— latifolia Blume 189.
— pyrifolia Blume 189.
— repens L. 155.
— violaeoides Mchx. 155.
Eubatus (sect.) 148, 167, 171, 179, 195.
Idaeobatus (sect.) 143, 147, 167, 171,
178, 193.
Malacbobatus (sect.) 167, 171, 186, 187.
Rubi Aesculifolii 167, 192.
— Corchorifolii 187, 190.
— Corylifolii 180.
— Crataegifolii 190.
— Elongati 188.
— Feroces 189.
-- Glandulosi 180.
— Lineati 192.
— Moluccani 172, 187.
— Moriferi 142, 149, 179.
— Oligococci 187, 189, 204.
— Oligogyni 143, 148, 167, 168,
193, 204.
— Stipulares 142, 143, 153, 193.
— Suberecti 179.
— Tomentosi 179.
Rubi Villicaules 179.
Rubus acantbophyllos n. sp. 154, 161.
— acaulis Mchx. 156.
— acerifolius Wall. mss. 188.
— acuminatissimus Hassk. 171, 194.
— acuminatus Sm. 190.
— adenotrichos Cham, et Schldl. 1 50.
— aegopodioides Ser. 156.
— alceaefolius Poir. 188.
— alpestris Blume 192.
— alpinus Macf. 152,
— althaeoides Hnce. 200.
— amoenus Portenschi. 161, 175.
— apetalus Poir. 171, 174, 176.
— arcticus L. 146, 164, 178, 191.
— argutus Lk. 160.
— Armeniacus (Hortul.) n. sp, 180,
181, 183, 195.
— asper Don 193, 194.
— Assamensis n. sp. 190, 197.
— australis Forst. 106, 168, 169.
— Bergii Cham. 175.
— betulinus Don 190.
— biflorus Buch. 194.
— bijugus n. sp. 195, 200.
V — Bogotensis HBK. 150.
— Boliviensis n. sp. 151, 158.
— Borbonicus Pers. 171, 176.
— borealis Spach 147.
— Brasiliensis Mart. 151.
— Buergeri Miq. 188.
— caesius L. 180, 181, 184, 195.
— calycinus Wall. 156, 166, 187.
— Canadensis Asa Gray olim 156.
— Canadensis L. 153, 160.
— Caucasicus n. sp. 180, 183.
— Celebicus Blume 171, 194.
Bubus Cbaiuaemorus L. 146, 164, 178.
— Chiiicuflia Ser. IM.
— chryBocarpus Mundt 176.
— cliiygopliyDus Reinw. 188.
— oisBoides A. Cimn. 170.
— Couli iicliiuenais Tratt. 192, 198.
— CuiinnerHonii Poir, 177.
— comjiactufl Benth. 154.
— -corclxirifoliTis L. f. 106, 190.
— uordifoEuH Duii 188.
— Cunianus Miq. 19i. i
— torinccuH Poir. 154. |
— uoriifoliuB Liebia. 149. 1
— CoBtaritftnna Liebm. 150. '
— tratftcgitolius Enge. ISO, 191.
— euncifolius Purah 152, 100.
— Dalibnrda L. 145, 155, 164, 107.
— Dolmaticus Autor. 161, 175.
— delicioaua Torr, 140, 156.
— diecolor Autor. 161, 175.
— discolor E. Mey. 176,
— (liseolor Wh, et N. 161, 175.
— distaus Don 194,
. — dumetorum Chnm. et Scbldl. 100.
— dumetonitn Wh. et N. 184.
— durus Sauvnlle 149.
— Ecklonii n. Bp. 171, 174, 176.
— Kglanteria Tralt. 170.
— ellipficus Sm. 165, 104.
— elongfttuB Sm, 180,
~ Enslenü Tratt, 160.
— erioearpiis Liebm. 147.
— erytliroclailoaMnrt. 149, 164, 165.
— exsucciia Steud. 174.
— fagifoliiis Cham, et Schldl, 149,
166, 169.
— Fnirholmianiis Oardn. 188.
— feroi Vest 196.
— ferox Wall. 189, 196.
— femigineua Wickatr. 149, 164.
— fliugelUiU "Willd, 163, ICO.
— flaviia Unniilt. 165, 194,
— floribimduB HBK, 152, ]60.
— floridiig Trntt. ICfl.
— foliolosuB T>[iii 194.
— fragarioidee Bertol. 191.
— fraxinifoliuB Poir. 170, 191.
— fruticosus L. 172, 174.
— fruticoBua var. Dalmatinus 175.
— fruticosus Loureiro 198.
Eubus geoidua Sm. 145, 156,
— glabratu» HBK. 154.
— glabriUBCuhia Ilnask, 188.
— glaucus Henlh. 14M.
— glomernluB B^u""« 1Ö8.
— Guwroephul It;x\.- IGS, 194.
— grnndifulina Lowu 1C5, 173.
— Graynuua Maxmw. 190.
— OunnianuB Hook. 167, 168, 169.
— GuyaneuBis u. sp. 151, 100.
— Hakoueiisis Frauth. et Koohebr.
189.
— Hasskarlii Miq. 188.
— Hawaienaifl Asa Gray 165, 108,
109.
— heiagynus Eoib. 181).
— hibiHcifoliua n. ap. 191, 197,
— Hillii P. Muell. 168, 169, 170.
— hirtüa W. K, 180, 1S4,
— biapidoB L. 152, 100.
— hispidus Willd. 160.
— Höchste tterorum Seub. 172.
— Hoffmeisterianua Kth. et Üouuhe
194,
— Hookeri n. sp. 166, 103, 198.
— HorBfieldu Miq. 194.
— humifuauB Cham, et Schldl. 160.
— bumiatratiis Steud. 153, 160.
— humniifolius C. A. Mey. 178,
191, 192.
— hypargyruB Edgew. 194.
— Jamaicensia Autor. 157, 160.
— Jamaicensis 8w, 151.
— jambosoidea Hance 191.
— Japouicus Tlibg. 102.
— Japooicus 11. sp. 192, 198.
— Javauieus Blume 193.
— Idaeua L. 147, 104, 178, 181,
194,
— imperialis Cbam. et Schldl. 150.
— incisus Sliq. 190.
— iuciauB Thbg. 190.
— IndicuB Leach. 180.
— inermis Willd. 165.
— Irasueuäia Liebm. 150.
Jiibcit
B Sur. 189.
lanugmoauB Schldl, 180, 184.
lasiOcarpuR Sm. 194, 195, 200.
Lecbleri □. sp. 154, 101.
leucanthUB Huce. 193.
303
Rubus leucocarpus Aru. 194.
— leucoderinis Dougl. 147.
— Liebmannii n. sp. 151, 158.
— lineatus Reinw. 192.
— Liukianus Ser. 155.
— Lobbianus Hook. 189.
— Loxensis Bentb. 154, 161.
— liiceiiß n. sp. 169, 193, 199.
— Ludwigii Eckl. et Zeyb. 167,
174, 177.
— macilentus Cauibess. 195.
— Macraei Asa Gray 168, 169.
— macrocarpus Bentb. 154,166,199.
— inacropetalus Dougl. 148, 165, 195.
— macroi)byllus Pobl 158.
— macropodus Ser. 170.
— Maudonii n. sp. 155, 162, 166.
— megalococcus u. sp. 149, 157, 166.
— Menziesii Hook. 160.
— micropetalus Gardn. 188.
— miser Liebm. 150.
— Moluccanus L. 168, 169, 170,
188.
— Moorei F. Muell. 166, 168, 169.
— mucronatus Ser. 156.
— Mimdtii Cbam. et Scbldl. 176.
— ueglectus Peck 156.
— nemorosus Hayne 184.
— Neomexicanus Asa Gray 156.
— uivalis Dougl. 148, 156.
— niveus Wall. 194.
— nobilis Reg. 155.
— nubigenus HBK. 154, 162,
— Numidicus n. sp, 165, 173, 175.
— nutans Wall. 166, 193, 199.
— Nutkanus M09. 146, 156.
— obovalis Mcbx. 160.
— obovatus Fers., Tratt. 160.
— occidentalis L. 147, 165.
— odoratus L. 146, 166.
— Oldhami Miq. 165, 195.
— oligacantbus Stev. 184.
— opacus Pocke 175.
— opulifolius Bertol. 194, 195.
— Organensis Gardn. 151, 159.
— pacificus Hnce. 200,
— palmatus Tbbg. 165, 190.
— paniculatus Sm. 189.
— Pappel Eckl. et Zeyb. 177.
— parviflorus Nutt. 156.
Rubus parvifolius Autor. 170.
— parvifolius L. 170.
— parvifolius Walt. lÖO.
— pauciflorus Wall. 194.
— pectinellus Mxmw. 156, 187.
— pedatus Sm. 145, 164, 167.
— peltatus Mxmw. 166, 190.
— pentagonus Wall. 192.
— Persicus Boiss. 181, 183, 195.
— Petitianus A. Rieb. 172, 173.
— pboenicolasius Mxmw. 195.
— pinnatus WiUd. 171, 174, 176,
177, 194.
— pistillatus Sm. 156.
— platypbyllos C. Kocb 180, 184.
— pubinervis Blume 190.
— pulcberrimus Hook. 192.
— pumilus n. sp. 145, 155, 166.
— pungens Cambess. 165, 195.
— purpureus Bunge 170.
— pycnanthus n. sp. 189, 196,
— pyrifolius Sm. 189.
— Quartinianus A. Rieb. 173, 174.
— Raddeanus n. sp. 179, 181, 182.
— reflexus Ker 188.
— rbodacantba E. Mey, 177.
— ribesifolius Sieb, et Zucc. 190.
— ribifolius Sieber 170.
— rigidus Eckl. et Zeyb. 176.
— rigidus Sm. 172, 173, 176.
— roridus Lindl. 172, 187.
— rosaeflorus Hook. 154.
— rosaefolius Sm. 147, 168, 169,
170, 174. 177, 193.
— roseus Poir. 154.
— rotundifolius Reinw. 189.
— Roylei Klotzscb 194.
— rugosus Sm. 188.
— Ruizii n. sp. 155, 162.
— rusticanus Merc. 161, 175.
— sanctus Scbreb. 179, 181, 182,
195.
— sanguinolentus Lk. 171,173,175.
— sapidus Cbam. et Scbldl. 153.
— saxatilis L. 146, 156, 164, 192.
— scandens Liebm. 148, 166.
— Scbiedeanus Steud. 152, 160.
— schmidelioides A. Cunn. 170,
— Schottii Pobl. 151, 157.
— Sellowii Cbam. et Scbldl. 150.
204
Bubos serratus HueuHchel 170.
— Sieboldi Blume 187.
— sorbifolius Mxmw. 191, 193.
— spectabilis Pursh. 148, 165.
— stellatus Sni. 146.
— stipulans Benth. 162.
— etrigosiiß Mchx. 147.
— suberectus Anders. 179, 181.
— subinermis Rupr. 181.
— sulcatus Vest 161.
— Sumatranos Miq. 193.
— Sundaicus Blume 188, 189.
— Swinhoei Hnce. 190.
— tagallus Cham. 171, 194.
— tephrodes Hnce. 200.
— Thomsonii n. sp. 192, 195, 198.
— Thuubergii Sieb, et Zucc. 194.
— tliyrsoideus Wimm. 177.
— tiliaceus Liebm. 159.
— tiliaceus Seem. 170, 189.
— tiliaceus Sm. 189.
— tiliaefoHus n. sp. 151, 159.
— tomentosus Borkh. 179, 181, 182,
195.
I
Kubus trichomallos Cham, et ächldl. 157,
— tritidus Thbg. 165, 190.
— triflorus Richards. 146, 156, 164,
192.
— triflorus ,i Japonicus Mxmw. 164,
192, 198.
— trilobus Müc;. et Sess. 146.
— triphyllus Thunb. 168, 169, 170,
194.
— triviaUs Mchx. 152, 160, 171,
175.
— Uhdeanus n. sp. 151, 159.
— ulmifolius Schott f. 153, 172,
175, 178.
— ursinus Cham, et Schldl. 153,
160, 164.
— urticaefolius Poir. 149, 157, 165.
— velutinus Uook. et Arn. 147.
— villosus Ait. 153, 160, 164.
— vitifolius Cham, et Schldl. 148,
156.
— Wallichianus Wight et Arn. 194.
— ZahlbrucknerianuB Endl. 170.
j2a;«^^XsQ-
Zu yerbessern:
S. 167 Z. 15 V. unt statt Oligogyni lies : Oligococci.
S. 167 Z. 12 V. unt. statt Oligococcen lies: Oligogynis.
S. 172 Z. 5 V. oben ist einzuschalten: R debilis Ball aus Marocco ist,
als zu unvollständig bekannt, vorläufig übergangen.
lieber einige Amphibien und Reptilien der
Fauna von Bremen.
Von
Friedrich Brtiggemann, stud. phiL,
Assistent am zoologischen Institut der Universität Jena.
Triton helyeticns, (Razoumowsky).
Diese ausgezeichnete, nichtsdestoweniger vielfach verkannte
Species war lange Zeit nur aus der westlichen Schweiz und aus
Frankreich bekannt. Später wurde sie in Belgien, England und
Schottland aufgefunden (Bell, history of British reptiles; ed. IL
1849). Durch v. Heyden und Kirschbaum wurde sie aus
dem Nassauischen, durch Leydig endlich aus der Umgegend
von Tübingen nachgewiesen. Der letztgenannte treffliche Forscher
hat die Art nebst den übrigen einheimischen Molchen in Wieg-
mann's Archiv für Naturgeschichte 1867 I. p. 163—282 ausführ-
lich behandelt, ihre Synonymie klar dargelegt und die unter-
scheidenden Charaktere festgestellt. — Strauch giebt in seiner
Revision der Salamandriden- Gattungen (Mem. de Tacad. de St.
Pötersbourg 1871. No. 4. p. 50) noch Portugal als Heimath an.
Wir können zu den bisher bekannten Fundorten noch einen
weiteren hinzufügen: die Gegend von Bremen. Im Frühjahr
1869 erbeutete ich in Oberneuland ein schönes Männchen dieser
Art, welches ich einige Zeit in Gemeinschaft mit zahlreichen
Exemplaren von Triton palustris, (L.) ^) lebendig hielt. Da ich
*) Lacerta palustris, Linn^. Fn. suec. ed. n. p. 102. no. 281 (1761)
ist nach der Beschreibung zweifellos das Männchen von Triton taeniatus (Schneid.).
Es fragt sich nun, ob nicht Linn^ vorher im Syst. nat. ed. X pag. 201. no. 8.
(1758) ein anderes Thier unter demselben Namen beschrieben hat. Die kurze
Diagnose daselbst giebt uns keinen Anhaltspunkt ; aber Linnö hält offenbar eine
specieUe Beschreibung nicht für nöthig, indem er, wie in manchen andern Fällen,
hier ein in der Fn. suec. ed. I. bereits beschriebenes Thier einfach benennt; er
verweist auf no. 256 der Fauna. Die dort gegebene Beschreibung stimmt aber
mit der in der Fn. ed. II. mitgetheilten genau überein. — Wenn Leydig u. A.
die Lacerta palustris des Syst. nat. für Triton cristatus erklären, so haben sie
sich durch Linn^^s Synonyme irre führen lassen. Letztere gehören allerdings
der Mehrzahl nach zu Tr. cristatus, können aber^ wo Linn^ selbst eine Beschrei-
206
auf die beträchtliche Verschiedenheit beider Arten erst nach-
träglich aufmerksam wurde, so konnte ich die specielle Localität
des Vorkommens — wahrscheinlich ein Fischteich auf einem der
dortigen Landgüter? — nicht mehr constatiren. Das Exemplar
ging mir leider durch einen unglücklichen Zufall verloren. Alle
meine Bemühungen, ein zweites zu erlangen, waren erfolglos.
Unter vielen hundert Tritonen aus der Oberneulander Gegend,
die mir seitdem durch die Hände gingen, war nicht ein einziger
Tr. helveticus. Ich möchte hiermit dieses seltene und interessante
Thier, das sich durch mehrere anatomische Eigenthümlichkeiten
(z. B. durch das Vorhandensein einer Knochenbrücke vom es
frontale zum os tympanicum) erheblich von unseren übrigen Tri-
tonen entfernt, der Aufmerksamkeit nordwestdeutscher Sammler
angelegentlichst empfehlen. Es scheint dasselbe immer noch
wenig gekannt zu sein ; in den meisten naturgeschichtlichen Lehr-
büchern wird es gar nicht erwähnt. In Lenz's „Gemeinütziger
Naturgeschichte" L Aufl. Bd. III. findet sich eine kurze und
leidlich gute Beschreibung unter dem Namen Salamandra palmata;
doch könnte hier die Angabe: „das Männchen hat drei kleine
Kämme auf dem Rücken" zu Missverständnissen Veranlassung
geben. A. Brehm hat im V. Bande seines „Illustrirten Thier-
lebens** unter der Bezeichnung Triton palmatus diese Art und
den Tr. palustris in einer Weise durch einander gemischt, dass
klar daraus hervorgeht, wie er sich nicht einmal die Mühe ge-
nommen hat, den überall sehr gemeinen Tr. palustris zur Hand
zu nehmen, sondern nur die Beschreibungen beider Thiere mit
einander zu verschmelzen versuchte, was ihm denn auch gründ-
lich gelungen ist. Im Catalog des Berliner Aquariums von dem-
selben Autor (1873) findet sich dieselbe Confusion.
Es dürfte zweckmässig sein, hier zur Kennzeichnung des
Thieres einige Notizen hinzuzufügen, die ich meinem Exemplar
entnommen habe. — „Grösse wie bei Triton palustris; auch die
Körpergestalt im Allgemeinen dieselbe. Kopf etwas gedrungener.
Rückenkamm schwach entwickelt, ungezähnt^). Flossensäume
bung giebt, keine entsebeidende Geltung besitzen. Linne bat eine Menge un-
richtiger Citate. Bei Lacerta vulgaris (die ich für ein Weibchen des Tr. taenia-
tus halte) führt er Lacerta vulgaris velox Petiv. an, die vermuthlich eine ächte
Lacerta ist und ihn zu der Angabe in der Fn. ed. II. „pedibus unguiculatis"
veranlasst haben mag; zu seiner Lacerta aquatica (vielleicht das junge Thier
von Tr. taeniatus) zieht er ein Petiversches Synonym, welches er richtiger bei
seiner L. palustris hätte anführen sollen; ferner citirt er ebendort Salamandra
ceylanica aus dem Werke von Seba! — Wir halten es um so mehr für ange-
messen, die hinreichend sichergestellte Linnö'sche Benennung zu restituiren,
weil die gewöhnlich gewählte „taeniatus" ohnehin aus Prioritätsgründen zu ver-
werfen ist. Uebrigcns ist das Thierchen mit einer Unzahl von Namen bedacht
worden (palustris, vulgaris, aquaticus, parisinus, exiguus, fuscus, taeniatus,
punctatus, maculatus, abdominalis, elegans, cinereus, lobatus, palmatus, palmipes).
^) Nach Leydig fehlt der Rückenkamm constant ; dagegen sind drei erhabene
Leisten auf dem Rücken vorhanden , von denen die mediane dem von mir be-
obachteten Kamm entsprechen würde. — Doch stimmt BeU's Beschreibung mit
der meinigen überein: „dorsal crest with tho margin even" — „the crest is
Btraight, and much less elevated than in the other species, and begins further
207
des Schwanzes etwas niedriger als bei Tr. palustris, ohne Spur
von Randzacken. Schwanz am Ende stumpf, dann plötzlich
in einen dünnen, ca. 4 mm. langen Faden ausgezogen.
Hinterzehen am Grunde durch eine breite Schwimmhaut
verbunden, welche auch den freien Theil der Zehen bis gegen
die Spitze breit umsäumt. Haut glatt. Grundfarbe hellbraun
mit schwärzlichen Flecken, ohne grüne Beimischung, wie sie der
olivengrüne oder olivenbraune Tr. palustris stets zeigt; eher etwas
ins Röthliche ziehend. Kopfzeichnung der des Tr. palustris ähn-
lich, doch sind die dunklen Flecken auf der Oberseite des Kopfes
etwas anders vertheilt, wodurch die hellen Zwischenräume mehr
unregelmässige Binden bilden. Bauch hoch orangegelb (orange-
roth beim Männchen von Tr. palustris), un gefleckt. Unter-
land des Schwanzes ohne orangerothe Flecken."
Das Weibchen ist nach Leydig's Beschreibung ähnlich ge-
färbt; der Endfaden des Schwanzes ist hier kürzer oder fehlend;
die Zehen der Hinterfüsse haben keine Schwimmhaut.
Im Betragen des Thieres habe ich nichts Eigenthümliches
bemerkt; es hielt sich meistens am Boden des Behälters auf.
Einige Mtttheilungen über die Art und Weise des Vorkommens
finden sich in dem angeführten Werke von Bell, wonach sich Tr.
helveticus vorzugsweise in kleinen Teichen aufzuhalten scheint.
Triton alpestris, Laur. wurde von Herrn Lehrer Haien-
beck in einem Exemplare bei Leuchtenburg gefunden. Es ist
nicht zu bezweifeln, dass diese in mitteldeutschen Gebirgsgegen-
den gemeine Species sich in der norddeutschen Ebene häufiger
wiederfindet, angesichts der Thatsache, dass noch Salamandra
maculosa, Laur. hier einheimisch ist. Letztere findet sich in
Wäldern auf der Oldenburger Geest an mehreren Orten, z. B. im
Hasbruch. Sie ist nicht unter allen Umständen lebendiggebärend;
wir konnten constatiren, wie ein fast ausgetragener Embryo, aber
noch mit Dottersack und vollständigen Eihüllen, von einem
Weibchen dieser Art zur Welt gebracht wurde. Einen längeren
Aufenthalt im Wasser erträgt S. maculosa nicht. Exemplare, die
sich in einem Wassergefäss mit etwas zu hohen und glatten
Wänden befanden, ertranken innerhalb einer Nacht.
Pelobates fuscus^ (Laur.).
Die durch ihren langandauernden Kaulquappenzustand inter-
essante Knoblauchskröte oder Teichunke ist innerhalb ihres
ziemlich ausgedehnten Verbreitungsbezirkes höchst ungleich ver-
theilt. Im nordwestdeutschen Tieflande ist sie keineswegs aller
Orten anzutreffen. Herr Inspector W i e pke n theilt mir mit, dass er
sie ungeachtet eifriger Nachforschungen in ganz Oldenburg nicht
habe auffinden können, und dass er nur einmal früher eine Larve,
back on the neck" — „in winter the dorsal crcst is diminished by about one-
third, altbough it is never very deep." Auch die Abbildung bei Bell lasst beim
Männchen einen deutlichen ungezähnten Bückenkamm erkennen.
208
angeblich aus der Gegend von Jever, erhalten habe. Im Bremer
Museum stehen mehrere Exemplare mit der Bezeichnung „Bre-
men''. In unmittelbarer Nähe dieser Stadt fand ich sie auf der
früher dem Bahnhofsgebäude gegenüber liegenden Wiese, doch
selten. In grösserer Anzahl habe ich sie in Tümpeln bei Schwach-
hausen angetroffen; ferner in der Gegend zwischen Osterholz
und Mahndorf. Am letztgenannten Orte beobachtete ich gegen
Ende April 1873 eine merkwürdige Erscheinung. In einem Gra-
ben zeigte sich eine Gruppe von mehreren in Begattung begriffe-
nen Lurchen. Da diese Thiere während des Laichens ihre son-
stige Vorsicht bei Seite lassen und gegen die Vorgänge in der
Aussenwelt fast unempfindlich sind, so gelang es ohne Mühe, die
ganze Gesellschaft in situ aus dem Wasser zu holen. Das weib-
liche Individuum, das continuirlich seine Eierschnur von sich
liess, erwies sich als eine grosse gemeine Kröte (Bufo vulgaris,
Laur.), die gleichzeitig von zwei Männchen von Pelobates fuscus
begattet wurde. Das eine hatte die Kröte von oben, das andere
von unten her umklammert.
Im Allgemeinen ist Pelobates fuscus ein scheues Thier, das
man ausser der Laichzeit kaum zu Gesicht bekommt. In Hein e-
ken's Amphibienverzeichniss der Gegend von Bremen ist es
noch nicht erwähnt. Es ist dort ferner Bombinator igneus
(Laur.) als einheimisch noch nachzutragen; diese Art (ebenfalls
im Bremer Museum von „Bremen") ist, soweit mir bis jetzt be-
kannt, nur Geestbewohner, ähnlich wie auch Hyla arborea
(Laur.)
Den einheimischen Grasfröschen habe ich noch keine beson-
dere Aufmerksamkeit zugewandt; diejenigen, welche ich aus dem
Bremer Gebiet untersuchte, gehörten zu Rana platyrrhina. Nach
Wiep ken's Beobachtungen schliessen sich beide Grasfrosch-
Arten in ihrem Vorkommen aus; R. oxyrrhina ist nach ihm für
feuchte Haidegegenden und Moore charakteristisch. — Er-
wähnenswerth scheint mir folgende kürzlich gemachte Beobach-
tung: Eine muntere fast ganz ausgewachsene Kaulquappe des
Grasfrosches wurde von einer Limnaea stagnalis erfasst, getödtet
(erdrückt?) und angefressen.
Lacerta vivipara^ Jacq.
In seiner ausgezeichneten Monographie der deutschen Saurier
(1872) p. 219 bemerkt Leydig: „Was aber merkwürdig und un-
erwartet kommt gegenüber der Thatsache, dass Lacerta vivipara
vorzugsweise die Berge liebt; genannter Beobachter (de ßetta)
fand unsere Eidechse in den tiefen und feuchten Ebenen bei
Verona auf den Dämmen der Reisgräben." Wenn derselbe Autor
weiterhin angiebt: „sie geht durch ganz Deutschland, wo sie
vorzugsweise in waldigen Berggegenden zu Hause ist" — so
schliesst er dies wohl daraus, dass man das Tliicr auch in Däne-
mark und Holland aufgefunden hat; denn ausser „Ostpreussen"
wird von ihm in den speciellen Fundortsangaben keine nord-
209
deutsche Gegend namhaft gemacht. Hiernach zu urtheilen, dürfte
es wenig bekannt sein, dass die „Bergeidechse" auch im nord-
westdeutschen Flachlande einheimisch ist und daselbst häufiger
vorkommt als die „gemeine Eidechse" (Lacerta agilis, L.). In
der Bremer Gegend bevorzugt L. vivipara die Moore, wo sie sich
in dem Haidegestrüpp aufhält; nicht selten ist sie an derarti-
gen Localitäten z. B. bei Lilienthal und Oyten. Bedeutend spär-
licher trifft man sie auf der Vorgeest; zu Rockwinkel und Ober-
neuland habe ich während mehrjähriger Sammelzeit nur drei
Exemplare erlangt In Bremen und der nächsten Umgebung ist
sie ebenfalls eine Seltenheit. Uebrigens gehörten alle Eidechsen,
die ich von den Alluvialterrains der Bremer Gegend gesehen
habe, zu dieser Species. Um Vegesack findet sie sich mit L.
agilis gemeinschaftlich; aus dem Oldenburgischen kenne ich sie
von den Mooren bei Edewecht und bei Varel. Ob L. vivipara,
wie zu erwarten, in der ganzen norddeutschen Ebene vorkommt,
bleibt noch festzustellen. Nach Mittheilung meines Freundes
Herrn F. Palmgren ist sie auf Rügen häufig und dort ebenfalls
namentlich in Torfmooren anzutreffen. — Unsere norddeutschen
Exemplare sind durch intensive Färbung ausgezeichnet ; die Unter-
seite der Männchen ist gewöhnlich feurig orangeroth. Die von
mir gesehenen südlicheren Thiere dieser Art waren weniger leb-
haft gefärbt; ein auf dem Gickelhahn in Thüringen in ca. 800 m.
Höhe gefangenes Weibchen zeigte sogar oben eine blass bräun-
lichgelbe Grundfarbe mit hellbrauner Zeichnung.
Goronella austriaca, Laur.
Die zur Zeit der Abfassung des erwähnten Verzeichnisses
von Heineken noch nicht als einheimisch bekannte Glattnatter
ist in der Bremer Gegend keine besonders häufige Erscheinung.
Doch dürfte sie noch an manchen Orten zu entdecken sein, da
sie eine ausgedehnte Verbreitung besitzt. Aus dem Oyter Moor
haben mir mehrere Exemplare vorgelegen; desgleichen aus der
Gegend von Wildeshausen. Ferner ist mir ihr Vorkommen bei
Vegesack (durch Herrn Haienbeck) und Hoya (durch Herrn Dr.
Häpke) bekannt geworden. Sie bewohnt die Haiden der Geest
und die diesen anliegenden Moore. Im Oyter Moor findet sie
sich gemeinschaftlich mit Natrix vulgaris, Laur. ^) und Coluber
berus, L. ^) und ist dort die am wenigsten seltene dieser drei
Schlangenarten. An anderen Orten des Bremer Faunengebietes
*) Natrix (Laurent! Syn. rept. 17G8 p. 73) ist der älteste wissenschaftlich
begründete Name für das gewöhnlich als Tropidonotus , Kühl, aufgeführte
Genus.
2) Laurenti hat zuerst Linn^'s Gattung Coluber restringirt und den Na-
men für C. berus, chersea ( — berus fem.), vipera angloriim (= berus var.) und
einige aus Linn^ und Seba entlehnte Exoten beibehalten. Coluber, Laur. ist
▼ollkommen identisch mit PeUas, Merr.; zu dieser Gattung ist nach unserer
Ansicht Vipera, Laur. als Subgenus zu stellen. Für Coluber auct. (Type C.
flayeBcens) ist die Bezeichnung Elaphis, Dum. & Bibr. einzuführen.
IV. September 1874. 14
210
ist das Verhältniss ein anderes : auf der Delmenhorster und Vege-
sacker Geest wiegt die Anzahl der Ringelnattern bedeutend vor;
in der Umgegend des Weyer Berges ist die Kreuzotter vorherr-
schend. Letztere in unserer Gegend sehr verbreitete Schlange
trifft man im Gebiet der Unterweser wohl in grösster Menge in
der Gegend von Bederkesa und Ringstedt.
Die bis jetzt um Bremen beobachteten Amphibien und Rep-
tilien sind folgende
Amphibia.
Sozura.
Triton cristatus, Laur.
Triton alpestris, Laur.
Triton palustris, (L.)
Triton helveticus, (Razoum.)
Salamandra maculosa, Laur.
Anura.
Bufo vulgaris, Laur.
Bufo variabilis, (Fall) — (Nach Heineken).
Bufo calamita, (L.)
Bombinator igneus, (Laur.)
Pelobates fuscus, (Laur.)
Rana platyrrhina, Steenstr.
Rana oxyrrhina, Steenstr. — (Nach Wiepken)
Rana esculenta, L.
Hyla arborea, (L.)
Reptilia.
Sauria.
Lacerta agilis, L.
Lacerta vivipara, Jacq.
Anguis fragilis, L.
Ophidia.
Goronella austriaca, Laur.
Natrix vulgaris, Laur.
Coluber berus, L.
^XiöQi;^-
Miscellen.
L
Merkwürdige Sprossung in einer BIttthe Yon Iris
Pseud- Acorus L.
Am 21. Juni 1873 wurde mir von unbekannter Seite ein
Blüthenzweig der gemeinen gelbblühenden Schwertlilie zugeschickt,
der an einer Blüthe eine sehr merkwürdige Sprossung zeigte.
Es war nämlich innerhalb derselben aus der Achsel eines äussern
Blumenblattes ein Blüthenspross hervorgewachsen. — Bekannt-
lich ist es eine Eigenthümlichkeit der Kelchblätter, Blumenblät-
ter, Staubblätter und Fruchtblätter*), dass sie keine Achsel-
knospen besitzen. Nur in den sog. gefüllten Blüthen treten
solche Achselsprosse auf und sind dann gewöhnlich mit mancher-
lei andern Störungen der einfachen Symmetrie der ungefüllten
Blüthen verbunden. Finden sich aber Achselsprosse, ohne dass
die andern bei der Füllung gewöhnlichen Erscheinungen mit
ihrem Auftreten verbunden sind, so geben sie in der Regel der
Blüthe ein sehr ungewöhnliches Aeussere. Dies war nun auch
bei der vorliegenden Blüthe der Fall, aus deren Innerm sich eine
zweite, noch im Knospenzustande befindliche Blüthe erhob.
Die Mutterblüthe selbst war fast ganz
normal gebaut (siehe das nebenstehende
Diagramm). In der Achsel des nach
unten (vorne) fallenden grossen Perigon-
blattes entsprang auf dem Rande des
grünen röhrenförmigen Stückes, welches
aus den verwachsenen Grundtheilen der
Perigonblätter und Staubgefässe besteht,
der merkwürdige 40 mm lange abnorme
Spross. In der Mutterblüthe hatte das-
jenige Staubgefäss, welches vor diesem
*) lieber die Auffassung der Samenknospen als Epiblasteme der Frucht-
blätter nnd die Zugehörigkeit der Achselknospen zu ihren Stützblättern ist die
wichtige Arbeit von L. Celakovsky: „über die morphologische Bedeutung der
Samenknospen*^ in der Flora 1874 zu vergleichen.
212
grossen Perigonblatte nnd dem abnormen Sprosse (also zwischen
ihm und der Narbe) stand, ein seitlich verbreitertes, blumen-
blattartiges Connectiv; im Uebrigen war die Blüthe ganz nor-
mal. — Wenden wir uns nun dem abnormen Sprosse zu. Er
bestand zunächst aus einem die weiteren Theile des Sprosses
umhüllenden Grundblatte, wie es im normalen Zustande jeder
Blüthe vorausgeht. Dasselbe war 33 mm lang, undeutlich zwei-
kielig, unten grünlichweiss und derb gebaut, oben petaloidisch,
zart und gelbgefärbt, der Rand etwas unregelmässig gefaltet; es
stand (wie zu erwarten war) dem grossen Perigonblatte, welches
das Mutterblatt dieses abnormen Sprosses war, gegenüber; in sei-
ner Achsel befand sich eine ganz kleine, aber nicht ausgebildete
Knospenanlage. Nunmehr folgte an dem abnormen Sprosse ein
solider, 18 mm langer, gelblichweisser Stiel von IVamm Durch-
messer, dann ein deutlicher, 8 mm langer und 2V2 mm im Durch-
messer, haltender Fruchtknoten, der drei Fächer und in zweien
derselben kleine und noch nicht völlig ausgebildete, aber normal
angelegte Samenknospen besass. Auf dem Fruchtknoten sassen
(und zwar oberhalb seiner Kanten) noch nach innen zusammen-
gerollte Perigonblätter von 18, 15 und 13 mm Länge von dem
Baue der äusseren Perigonblätter der normalen Blüthen und auch
mit Andeutungen der schönen braunen Linien, mit welchen diese
verziert sind; mit ihnen alternirten in regelmässiger Weise drei
innere Perigonblätter, die aber nur 1mm lange zarte gelbliche
Blättchen darstellten. Auch die drei Staubgefässe und die Narben
fanden sich an den normalen Stellen, wenn auch jene nur aus
ungestielten, 11 mm langen Antheren und diese aus drei 6 mm lan-
gen Narbenanlagen bestanden. Beim Aufbrechen der Blüthe
zeigte sich unter den Narben ein wohlausgebildeter, wenn auch
nur 1 mm langer Griffel, der von einem eben so langen Röhren-
stücke der vereinigten Basis des Perigons und der Staubgefässe
umgeben war, ganz wie dies — nur in grösserem Maassstabe —
in der normalen Blüthe der Fall ist.
Alle andern Blüthen des kräftigen Stengels waren normal
gebaut. Fr. Buchen au.
n.
starke Drehung der Holzfaser an einem alten Siamnio von
Sambucus nigra.
Dass alte Hollunderstämme gewöhnlich schon von aussen
stark gedreht erscheinen, hat bereits Alexander Braun in seiner
bahnbrechenden Arbeit: über den schiefen Verlauf der Holzfaser
(Sitzungsberichte der Berliner Akademie, August 1856 pag. 32
des Separatabdruckes) hervorgehoben und dabei zugleich darauf
hingewiesen, dass die Richtung der Drehung an den verschiedenen
Exemplaren verschieden, bald rechts, bald links ist.
213
Einen Fall ganz enorm starker Drehung an einem Stamme
dieses Strauches beobachtete ich im Juli 1872 auf der Löwen-
burg bei Kassel. Der Strauch war bereits ganz abgestorben,
der Stamm, obwohl bereits alle kleineren Aeste abgebrochen waren,
doch noch über zwei Meter hoch. Der Stamm ragte aus hohem
Gemäuer empor und konnte nur mit grosser Mühe erlangt wer-
den; aber schon von unten aus war die Drehung in Folge der
starken Verwitterung leicht zu erkennen. — Der Stamm hatte
7 — 8 cm im Durchmesser und war um 25° nach rechts gedreht
(also von aussen gesehen nach links aufsteigend). Bis zur ersten
Gabelung mass der Stamm 65 cm; an dieser Stelle ging ein kräf-
tiger Ast von 4 cm Durchmesser ab , während der Hauptstamm
noch reichlich 5 cm Durchmesser behielt. In 150 cm Höhe theilte
sich der Stamm dann in zwei Aeste von 4 und 3 cm Durchmesser.
Während der untere Ast noch sehr stark gedreht war, zeigten
die oberen Aeste eine weit schwächere Drehung; an einem der
letzteren endlich sass noch ein jüngerer Zweig von wenigen
Jahren Alter, dessen Holzfasern nur sehr wenig gedreht waren.
Es nahm also an diesem Stamm und seinen Zweigen die Drehung
mit dem Alter immer mehr zu. Auch die Rinde war in derselben
Weise gedreht; an dem verwitterten Stamme sass nur noch ein
5 cm breites Rindenband, welches spiralig in Form einer Schärpe
um den Stamm herumlief und welches eben die Drehung des
Stammes auch in die Ferne sichtbar machte.
Fr. Buchenau.
m.
Nordwestdeutsche Wanderpflanzen.
Elodea canadensis Rieh, ist gegenwärtig im Fluss-
gebiete der unteren Elbe ziemlich allgemein eingebürgert. In der
Umgegend von Stade ist sie jetzt sehr häufig, während sie im
Jahre 1866, zur Zeit der Abfassung der in diesen Abhandlungen
(Bd. I. S. 87) erschienenen Flora Stadensis, dort noch nicht be-
obachtet worden war. Auch in der Gegend von Uelzen sah ich
sie häufig. Dagegen ist sie meines Wissens noch nicht im Fluss-
gebiete der Weser gefunden worden. Da sie demselben nun-
mehr so nahe gerückt ist, wird ihr Vordringen dahin nur eine
Frage der Zeit sein, doch ist es von Interesse, festzustellen, auf
welchem Wege und in welcher Weise die Ansiedelung und Ver-
breitung erfolgen wird. Bis jetzt ist mir auch noch kein Stand-
ort in der Ostegegend bekannt.
Cotula coronopifolia L. ist in den meisten Dörfern auf
dem rechten Ufer der Unterweser häufig, dagegen scheint sie im
Elbegebietc und auch an der Oste sich noch nicht eingebürgert
zu haben. Ihr Vorkommen in Bremervörde (diese Abb, I. S. 101)
scheint ein vorübergehendes gewesen zu sein. In der Umgegend
214
von Bcvcrstedt findet sie sich bereits sehr verbreitet; besonders
häufig ist sie z. B. in den Dörfern Lohe (bei Heerstedt), Ilellingst
und Bökel, aber sie kommt auch in Bramstedt, Wellen u, s. w,
vor. Der südlichste Standort in dieser Gegend ist — abgesehen
von dem vorgeschobenen Posten bei Borgfeld — das Dorf Garl-
stedt. Dagegen fehlte sie bis jetzt in Steden (bei Hellingst)
und Meienburg. — Cotula scheint besonders durch Gänse ver-
breitet zu werden.
Anthoxanthum Puelii Lecoq et Lamtt. ist im Lüne-
burgischen äusserst häufig und z. B. noch in der Gegend von
Soltau und Visselhövede auf allen Roggenfeldern massenhaft zu
finden. Nördlich von Soltau ist es bis an die Böhmequellen und
den Saum der grossen Haide verbreitet; die Grenze des Vor-
kommens in der Gegend von Visselhövede bleibt noch festzu-
stellen. Indess scheint auch diese Pflanze ihr Gebiet immer
mehr zu erweitern. Im letzten Sommer (1874) wurde sie von
den Herren Prof. Buchenau und Messer auf einem einzelnen
Roggenfelde bei Embsen, nur ca. 2 Meilen von Bremen, in Menge
angetroffen. Pape bemerkt ausdrücklich (diese Abh. L S. 117),
dass er die Pflanze im Gebiete seiner Flora Stadensis vermisst
hat, während ich sie in diesem Jahre zwischen Bremervörde und
Hcsedorf beobachten konnte. An andern Stellen um Bremer-
vörde ist sie von mir, bei Kuhstedt von Prof. Buchenau ver-
gebens gesucht worden. Das Vorkommen bei Embsen wie bei-
Bremervörde ist daher bis jetzt als ein^ sporadisches zu be-
trachten.
Diese Thatsachen fordern dazu auf, jeden neuen Standort
für das Vorkommen dieser Wanderpflanzen ausserhalb der Gren-
zen ihrer allgemeinen Verbreitung sorgfältig zu verzeichnen. Von
gleichem Interesse ist es aber auch, ihr Nichtvorkommen an ge-
eigneten Standorten innerhalb oder in der Nähe ihres Verbrei-
tungsbezirkes zu einer bestimmten Zeit zu constatiren. Ich bin
gern bereit, derartige Beobachtungen zu sammeln und bitte um
freundliche Mittheilung aller in dieser Beziehung gemachten Er-
fahrungen.
W, 0. Focke.
IV.
Uaideliteratur.
Unsere Haiden sind bis jetzt noch weit weniger bekannt, als
sie sein sollten. Es ist daher wohl nicht überflüssig, auf einen
frisch und anziehend geschriebenen Aufsatz des Herrn Forst-
meister Meier (jetzt inCoblenz): „Die Heiden Norddeutschlands"
(in Burckhardt's „Aus dem Walde** Heft V S. 1) aufmerksam zu
machen* Die offenbar auf vieljährigen eigenen Elrfahrungen und
215
Anschauungen beruhende Darstellung berührt viele wenig be-
achtete Seiten der Haidenatur und des Haidelebens.
W. 0. Focke.
V.
Linnö und das Speciesdogma.
Linne gilt gegenwärtig als der Begründer des strengen
Speciesbegriffs , der bekanntlich im schärfsten Gegensatze zu
der neueren Entwickelungstheorie steht. Ein Blick in die Schrif-
ten Linnö's zeigt indess zur Genüge, dass er weit entfernt war,
an ein solches Speciesdogma zu glauben, wie es heute von vielen
conservativen Naturforschern verfochten wird. Er legte vielmehr
noch in späteren Jahren einen gewissen Werth darauf, dass er
der Nachwelt eine Andeutung hinterlassen habe, wie man sich
die Entstehung der Arten zu denken habe. — Als Anhang zu
den „Genera plantarum" giebt Linn6 eine üebersicht der Ordi-
nes naturales und spricht sich in der Einleitung dazu ungefähr
folgendermassen aus : Ursprünglich bildete der Schöpfer die Ur-
formen der (58) grossen Pflanzenfamilien, indem er die Pflanzen-
substanz mit verschiedenen Eigenschaften ausrüstete und ge-
staltete. Die so hervorgebrachten Classentypen liess er sich
unter einander kreuzen, wodurch die Urformen der Gattungen
entstanden. Diese wurden wiederum durch die Natur gekreuzt,
und daraus gingen die Stammformen der heutigen Arten hervor.
Der Zufall hat endlich die Arten gemischt, wodurch die Abarten
entstanden sind.
Eine wörtliche üebersetzung dieser Stelle ist wegen der be-
sonderen naturphilosophisch -technischen Bedeutung vieler Aus-
drücke unmöglich; der wesentliche Sinn ist aber getreu wieder-
gegeben. Darnach erscheint Linne offenbar als ein arger Ketzer
gegen das Speciesdogma, denn er leitet den Ursprung der Varie-
täten, Arten und Gattungen aus ganz gleichartigen Vorgängen
ab. Die Entstehung der Arten schien ihm auf natürlichem Wege
möglich zu sein, während er glaubte, für die Entstehung der
Gattungs- und Classentypen eines directen Eingriffs des Schöpfers
zu bedürfen. 58 Urformen hielt er für genügend, um die ganze
Mannichfaltigkeit der heutigen Pflanzenwelt hervorzubringen. An
mehreren Stellen betont Linne besonders nachdrücklich, dass die
Gattungen natürlich und nicht etwa künstlich seien.
Derselbe Gedanke, welcher sich im Anhange zu den Genera
plantarum findet, wird auch in der Einleitung zum Systema
vegetabilium entwickelt; es wird an dieser Stelle indess beson-
ders bemerkt, dass die Mischung oder Kreuzung der Typen, aus
welcher die Arten hervorgegangen seien, nicht als wirkliche
Hybridisation aufgefasst werden könne. Es geht daraus hervor,
dass Linn^ über den näheren Vorgang bei Entstehung der Arten
216
keine bcptimmte Meinung fcslhielt, (lass er ober ftberzcußt war,
die Arten seien auf natflrlichem Wege aus einer beschrfinkten
Zahl von Urformen entstanden.
Die Linn6'fche SdiÖpfungsthcorie war einerseits zu kühn
und zu willkürlich, andrerseits aber auch nicht consequcnt genug,
um viel Anklang oder auch nur viel Beachtung zu finden; sie
wurde einfach vergessen. Es ist indess für die Geschichte der
Naturwissenschaft nicht unwichtig, daran zu erinnern, dass schon
Linn^ das lebhafte Sedürfniss fühlte, eine Erklärung für die Ent-
stehung der Arten und ihre Beziehungen zu einander zu suchen,
sowie dftss er die Aehnlichkeiten unter den Arten ganz be-
stimmt als durch wahre Blutsverwandtschaft (fratema afSnitas)
bedingt erkannte. Bei Linne finden wir die Keime, aus denen
sich — durch Differenzirung und Specification — sowohl die
Lamarck'schen als die Cuvier'schen Anschauungen entwickelten.
W. 0. Focke.
4
i
Weitere Beiträge zur Flora der ost-
friesischen Inseln.
Von Franz Buchenau.
Die Erforschung der ostfriesischen Inseln, welche unser
naturwissenschaftlicher Verein für eine seiner nächsten Aufgaben
erklärt hat, ist in Beziehung auf die Pflanzenwelt auch in den
letzten zwei Sommern wesentlich gefördert worden. Nachdem
Nöldeke's Arbeit über die Flora der ostfriesischen Inseln (diese
Abhandlungen, 1872, III, pag. 93 ff.) einen festen Ausgangspunkt
für weitere Studien geboten hatte, hat zunächst Hr. Dr. W. 0.
Focke wichtige, im Spätsommer 1872 gesammelte „Beiträge" zur
Kenntniss dieser interessanten kleinen Florengebiete veröflfent-
licht, welche sich auf Langeoog, Baltrum und Norderney be-
ziehen. In den beiden Sommern 1873 und 1874 sind dann die
sämmtlichen östlichen ostfriesischen Inseln, von Wangeroog bis
hin nach Norderney mehrfach von hieraus besucht, dne der-
selben (Baltrum) von einem auf ihr lebenden strebsamen jungen
Manne durchforscht worden. Hierdurch wurde ein sehr wichtiges
Material gewonnen, dessen Mittheilung an weitere Kreise wohl
wünschenswerth erscheint. Indem ich dasselbe auf den nach-
folgenden Blättern veröffentliche, werde ich bei den ein-
zelnen Inseln mittheilen, wie und durch wen die betreffenden
Beobachtungen gesammelt wurden. — Die Constatirung des
Pflanzenwuchses auf den Inseln erscheint gerade jetzt sehr inter-
essant. In Folge der energischen Schutzmassregeln, welche die
Regierung seit einigen Jahren getroffen hat, der grossartigen
Bauten, welche sie sowohl zum Schutze des Aussenstrandes, als
zur Verbindung bisher getrennter Inselbrocken und zum Fangen
neuen Grünlandes auf der Wattseite ausführen lässt, geht näm-
lich die Flora dieser kleinen Eilande in den nächsten Jahrzehn-
ten mancher Veränderung und hoffentlich auch Bereicherung ent-
gegen. Durch die Constatirung des jetzigen Zustandes wird da-
her der Einfluss dieser Bestrebungen des Menschen auf die Er-
haltung und Befestigung derselben nach wenigen Jahren leicht
festzustellen sein.
IV. December 1874. *
218
Der am Schlüsse gegebene Versuch einer Zusammenstellung
der endemischen Flora der Inseln wird hoffentlich seine Recht-
fertigung in sich sell)St tni^Tu. (icfionüber der gewiss sehr be-
rechtigten Aufzahlung aller auf den liiseln wachsenden und nicht
direct durch den Menschen angebauten Ttianzen, wie ich sie
selbst weiter unten z. !>. für Langeoog und Baltrum gegeben
habe, ist es in hohem Grade wünschensworth, dass einmal der
Versuch gemacht werde, die an die Fersen des Menschen gehefteten
Pflanzen, namentlich die sogenannten Kuderalpflanzen , auszu-
scheiden und also diejenigen Pflanzen für sich aufzuzählen, welche
allein durch das Walten von Xaturkräften auf die Inseln gefQhrt
worden sind. Dieser Versuch ist um so interessanter, als es sich
dabei um Stückchen der Erdoberfläche handelt, auf deren Klima
und Vegetation der Mensch mit seiner Cultur nur wenig EinÜuss
gehabt hat. Wälder gab es auf den Inseln nicht auszurotten
und auch das Culturland konnte (abgesehen von einzelnen Inseln
oder Inseltheilen) nur einen verhältnissmässig kleinen Raum ein-
nehmen; die unaufhörliche Veränderung des Bodens durch Wind
und Wellen verhindert eine wirkliche Herrschaft des Menschen
über das Land. Scheiden wir zunächst die Ackerunkräuter und
Kuderalpflanzen aus , so bleiben nur die Pflanzen der Wiesen
über, deren Existenz durch das vom Menschen gezüchtete Vieh
bedingt ist. Der ganze Rest, die Pflanzen des Strandes, der
Dünen und Dünenthäler, der sandigen und schlieckigen Weiden,
der Tümpel und Gräben sind sicherlich nicht durch den Menschen,
sondern durch Kräfte und Transportmittel der Natur nach den
Inseln gebracht w^orden.
A, Wangeroog,
In Beziehung auf die Insel Wangeroog kann ich nach-
folgendes
„Verzeichniss
der auf der Insel Wangeroog yoni 0. bis 15. Juli 1S71 gesammelten
oder notirteu Pflanzen"
veröffentlichen, welches mein Freund und College , Hr. Dr. L.
Häpke, mir gütigst übergeben hat. Bei der raschen Verarmung,
welcher Wangeroog anheim zu fallen scheint, dürfte es von
Interesse sein, dieses Verzeichniss in extenso zu veröffentlichen.
Angepflanzt:
Einige junge Linden, Tilia grandifolia(?) am Kurhause,
kaum 2 m hoch.
Ampelopsis quinquefolia Mchx., wilder Wein, an den
1873 erbauten 6 Häusern der Actiengesellschaft.
Lycium barbarum L. Nur an einer Bretterwand bei
Frerichs' Hause, südwestl. vom alten Kirch thurni. Hier
sehr üppig. Da das Haus im Sept. d. J. abgebrochen
wird, dürfte der Rest der früher hier massenhaft auf-
tretenden Pflanze bald verschwinden.
219
Populus albaL., verkümmertes Exemplar in Popken
Garten (?) neben dem Leuchtthurm.
Solanum tuberosum L., gedeiht vorzüglich.
Daucus carota L.
Brassica oleracea L., Vicia Faba L., Phaseolus
nanus, Pisum sativum L.
I ^ ■
Wildwachsende Pflanzen :
Ranunculus acer L.
Capsella Bursa pastoris Mch.
Cakile maritima Scop.
Cochlearia danica L.
Viola tricolor L.
Stellaria media Vill.
Geranium pusillum L.
Medicago lupulina L.
Trifolium pratense L.
arvense L.
repens L.
T. incarnatum L. (Nur in 1 Exemplar gefunden, das
der Zufall hergeführt hatte.)
Lotus corniculatus L.
Scleranthus percnnis L.
Sedum acre L.
Eryngium maritimum L. In der Nähe der ehemaligen
Saline in einigen kümmerlichen Exemplaren.
Galium Mollugo L.
Bellis perennis L.
Cirsium lanceolatum Scop.
Leontodon hastilis L.
Sonchus arvensis L.
Hieracium umbellatum L.
Calluna vulgaris Salisb. (Sehr klein, im Hauptthale;
von Koch und ßrennecke nicht erwähnt.)
Erythraea pulchella Fr.
Euphrasia officinalis L.
Prunella vulgaris L.
Statice Pseudo-Limonium Rchb. Nicht häufig.
Plantago lanceolata L.
P. maritima L.
Salsola Kali L. ; vor dem Kurhause und nach dem Watt
hin sehr häufig. (Bei der Saline, wo Koch und
Brennecke sie angeben, nicht mehr angetroffen.)
Salicornia herbacea L. Watt nach dem Festlande.
Rumex acetosa L.
acetosella L.
Urtica dioica L.
urens L.
Salix rep ens L.
Triglochin maritima L. Auf dem Wege zur Rhede.
Carex arenaria L.
Psamma arenaria R. u. S.
baltica K. u. S.
Holcus lanatus L.
Foa annua L.
Triticum junceum L., selten.
Lolium perenne L.
B. Spiekeroog.
Durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Steaer-
rath Breusing in Emden wurde mir während meines Aufenthaltes
auf Langeoog im Juli 1873 ein Ausflug nach Spiekeroog möglich
gemacht. Ich benutzte den kurzen, dadurcli möglich gewordenen
Aufenthalt auf diesev Insel, um mir einen Ueberblick über die
dermalige Flora zu verschaffen und tlieilc im Nachstehenden
einige darauf bezügliche Bemerkungen mit.
Im Allgemeinen habe ich hervorzuheben, dass die Flora der
Dünen und Düncnthäler, seit ich sie (an einem der ersten Taga
des August 1868) aus eigener Anschauung kennen lernte, an
Dichtigkeit und Ucppigkeit ungemein zugenommen hat. Nament-
lich ist der Wuchs des Helms (Psamma arenaria R. und S. und
Psamma baltica R. und S.) weit dichter geworden und der Wund-
klee (Anthyllis) hat sich sehr vermehrt. Es ist dies offenbar
eine Folge der strengen Massregeln, welche die Kön. Preuss.
Regierung nach der Besitzergreifung von Hannover zum Schutze
der Dünen getroffen hat. Das Vieh, welches früher vielfach ganz
frei in den Dünen umherlief, darf sie jetzt nicht betreten und
auf Spiekerooge, wo der Südrand der Dünen nur relativ kurz
ist, ist derselbe sogar durch eine Einzäunung gegen die Vieh-
weide abgegrenzt. — Auch die Zahl der Stöcke von Eryngium
maritimum L. schien mir ungemein zugenommen zu haben, doch
wage ich, bei der Unsicherheit darüber, ob die Pflanze vom Vieh
gefressen wird , nicht , dies in Zusammenhang mit dem Auf-
hören des Weideganges zubringen. - Dagegen ist diesem Umstände
wohl das Auftreten (Wiederauftreten?) einer der interessante*
sten Pflanzen unserer Inseln, des Lathyrus maritimus Big-,
zuzuschreiben. Diese schöne Pflanze war früher aufWangeroog
einheimisch und wurde (vergl, Nöldeke's Verzeichniss in diesen Ab-
handlungen III, pag. 138) zuletzt am 26. Juli 1844 von Brennecke
in den Dünen am Badestrande blühend und mit Früchten ge-
sammelt. Seit dieser Zeit ist sie von Niemand wieder auf
Wangeroog gesehen worden und bei den grossen Veränderungen,
welche diese Insel erfahren hat, ist es sehr unwahrscheinlich, dass
die Pflanze noch auf ihr vorhanden ist. Fast dreissig Jahre
später, am 15. Juli 1873, habe ich nun diese Pflanze, gleichfalls
in Blüthe und Fracht, auf Spiekeroog entdeckt. Der Fundort
221
liegt gerade nördlich vom Ostende des Dorfes (von der Schule),
Dort trifft man zuerst auf ein grosses, vollständig zu Gemüsebau
benutztes Dünenthal, dann folgt in nördlicher Richtung ein zweites
grosses, aber unbebautes Dünenthal ; übersteigt man nun (immer
nördlich gehend) die höheren, dasselbe begrenzenden Dünen,
so trifft man auf niedrigere Dünen, deren eine ganz von den
niederliegenden Pflanzen des Lathyrus maritimus bedeckt war;
schon weithin leuchteten die prächtigen rothen Blumen der Pflanze
und auch reife Samen fanden sich bereits einige vor. Ist die
Pflanze erst kürzlich hierher eingewandert (durch Vögel von den
nordfriesischen Inseln her verschleppt worden?) oder ist sie schon
lange hier einheimisch, aber früher durch das Weidevieh immer
so kurz gehalten, dass sie von den Botanikern übersehen wurde?
Ich wage diese Fragen nicht zu entscheiden, will aber die Hoff-
nung aussprechen, dass die Pflanze sich jetzt erhalten und in
erfreulicher Weise vermehren mnh
Als zw^eite für Spiekeroog neue Pflanze fand ich Empetrum
nigrum L. auf der vielfach mit Salix und Phragmites bedeckten
Wiese, über welche der Weg nach dem Herren-Badestrande führt;
die Pflanze stand in mehreren kräftigen Exemplaren rechts von
diesem Wege am vordem Rande der Wiese. Früchte trugen die
Büsche, nicht und konnte ich auch nicht constatiren, ob sie männ-
lich oder weiblich waren. — Unter den Cerastien der Insel findet
sich auchCerastium tetrandrum Curt, doch bleibt die Ver-
breitung desselben im Einzelnen noch zu ermitteln ; die Pflanzen
waren in Folge des sehr trockenen Vorsommers so dürr und
spröde geworden, dass ihre Untersuchung meist sehr schwierig war.
Noch will ich bemerken, dass Erica Tetralix L. sich im
Friederikenthale gehalten hat. — Einige andere mehr phänolo-
gische Beobachtungen über Spiekeroog habe ich bei den be-
treffenden Pflanzen von Langeoog mitgetheilt.
C, Langeoog.
Das Material zu der nachstehend mitgetheilten Flora von
Langeoog wurde (soweit es nicht bereits von Focke a. a. 0.
publicirt war) während zweier Besuche von Langeoog gesammelt.
Der erste, ein reichlich vierwöchentlicher Aufenthalt zu Bade-
zwecken fiel in den Juli und August 1873, der andere, kurz
nach Pfingsten 1874, beschränkte sich auf zwei Tage, den 28.
und 29. Mai, und hatte den Zweck, die Frühjahrsflora der Insel
kennen zu lernen. Wenn jener mir gestattete, die Sommervege-
tation von Langeoog, wie ich annehmen darf, ziemlich erschöpfend
zu constatiren, (wobei mir die Beihülfe meiner beiden Söhne
Heinrich und Alexander oft wichtige Dienste leistete) so war
dieser nicht in derselben Weise begünstigt. Auf die ausser-
gewöhnlich hohe Sturmfluth vom März d. J., welche die ganze
Wiese und Weide unter Wasser gesetzt hatte und bis zwischen
die ersten Häuser des Dorfes vorgedrungen war, war nämlich
222
trockenes Wetter gefolgt; kein dauernder Regen hatte den Salz-
schlamm (der unter andern Umständen befruchtend gewirkt haben
würde) von den Gewächsen abgewaschen; der ganze April und
Mai waren an der Küste und auf den Inseln trocken gewesen.
Kalte Nächte verbunden mit grosser Sonnenwärme am Tage hatten
die Vegetation ganz ausserordentlich zurückgehalten oder sie nur
sehr kümmerlich zur Entwickelung kommen lassen. In den
Gärten wollte das Gemüse nicht wachsen; die dürre Weide ver-
mochte nicht das wenige Vieh zu ernähren, welches am Abend
brüllend vor Hunger zu Hause kam. Der schneidende Ostwind,
welcher selbst noch in der Pfingstwoche (während unserer An-
wesenheit) herrschte und den Aufenthalt im. Freien meist sehr
unbehaglich machte, hatte starkes Sandtreiben verursacht und
viele Pflanzen in den Dünenthälern verweht, andere, mit drüsiger
Behaarung versehene (z.B.: Cerastien), aber derart mit Sand in-
crustirt, dass sie kaum zu erkennen waren. Hierdurch wurde
natürlich das Ergebniss meiner Excursion sehr beeinflusst; immer-
hin dürfte es mir aber doch gelungen sein, die grössten Lücken
in unserer Kenntniss der Frühlingsflora der Inseln auszufüllen. —
Der anschaulichen Beschreibung, welche Focke nach einem
nur wenigtägigen Besuche von dieser bisher so wenig bekannten
Insel geliefert hat (diese Abhandlungen 1872, III, pag. 306) habe
ich nur wenig hinzuzufügen. — Für das Westende ist der sandige
dürre Character der Wiese und Weide besonders hervorzuheben.
Er trat in den beiden Jahren meiner Anwesenheit sehr hervor,
im Jahre 1874 aus den vorher angegebenen Gründen, 1873 aber
namentlich desshalb, weil in dem Winter vorher die sonst häu-
figen üeberschwemmungen, welche der Wiese in dem Schlieck-
absatz den einzigen Dünger liefern, den sie erhält, ausgeblieben
waren, und der Vorsommer sich gleichfalls durch ungewöhnliche
Trockenheit ausgezeichnet hatte. In einem solchen Jahre sieht
man recht, dass die Entwässerung auf Westende Langeoog schon
zu weit fortgeschritten ist. Wo es angeht, sind die Dünenthäler
und namentlich auch die früher am Innenrande der Dünen liegen-
den Niederungen durch Gräben entwässert worden, und die Vege-
tation der Insel leidet daher ebenso wie der Gemüsebau in
trockenen Jahren sehr stark. Die Zahl der Wasserpflanzen ist
aus demselben Grunde auf Langeoog eine sehr geringe. Ich möchte
deshalb dringend warnen, dass nicht auf diesem Wege weiter
vorgeschritten wird; es ist vielmehr zu wünschen, dass die kleinen
noch vorhandenen Wasserbecken erhalten und durch zweckmässige
Reinigung vor völligem Zulanden bewahrt bleiben.
Die Weide und Wiese von Langeoog haben übrigens, nach
den Mittheilungen des Gastwirths Job. Ad. Leiss, seit etwa 25
Jahren ganz bedeutend an Grösse zugenommen. Sobald die be-
absichtigte Coupirung des „grossen Sloop" (zwischen Westende
und der Melkhören) ebenso gelungen sein wird, wie es die des
„kleinen Sloop" (zwischen der Melkhören und Ostende) bereits
ist, darf man auf einen noch grösseren Auwachs der Insel rechnen.
Freilich wird dieser nur auf dem Osteude einen recht fruchtbaren
223
Character haben. Dem Westende liefert der sehr hoch gelegene
und wenig abwässernde Benser Siel viel weniger Schlieckbestand-
theile, als dem Ostende der Neuharlinger Siel und überdies ent-
führt der Fluthstrom ihm (wenigstens bei der jetzigen Configura-
tion) häufig den schon abgelagerten Schlieck und führt ihn dem
Ostende zu.
Flora TOii liaiigeoog
auf Grund aller bisherigen Beobachtungen zusammengestellt
Mai 1874.
Vorbemerkung^: Die fett gcdnickten Arten sind von mir zuerst beob-
achtet worden. — W bedeutet Westende, M Melkhören, O Ostende, F Flinthören.
Thalictrum minus L. var dunense DuM. — W. Am be-
wachsenen Innenrande der Dünen westlich vom Dorfe, namentlich
unfern des westlichen Kapes häufig. — Eigenthümlich ist, dass
die Lokalität auf Borkum, wo die Pflanze häufig ist, ganz die-
selbe Lage hat, wie auf Langeoog, nämlich auch am Westende
derlnsel und daselbst westlich vom Dorfe an der innern Seite
d erDünen (in der Nähe "der Wohnung des Vogtes),
Myosurus minimus L. W, auf Gemüsefeldern sehr spärlich.
Batrachium confusum Garcke. W, am ^Meere" und
den Tümpeln im nördlichen Dünenthale; 0, an mehreren Vieh-
tränken.
Banunculus acer L. W, auf Wiesenflecken beim Dorfe, im
Blumenthaie an einzelnen Stellen häufig.
Sanunculus ropens L. W, am Ostende des Blumenthaies,
auf der Wiese, auf Wiesenflecken im Dorfe und westlich von
demselben; M., im grossen Dünenthale, 0, auf der Wiese und
in Dünenthälern.
Ranunculus Flammula L. W, M, 0, feuchte Stellen,
nicht selten.
Sisymbrium officinale Scop. W, im Dorfe.
Sisymbrium Sophi a L. W, im Dorfe.
Sraba yerna L. W, M, 0, auf trockenen Grasplätzen und
Vordünen, auf den Ameisenhaufen, sowie den Umwallungen der
Gemüsefelder häufig.
Cochlearia danica L. W, 0, Umwallungen der Gemüse-
felder, Vordünen und trocknere, sandige Stellen der Weiden sehr
vielfach; spärlicher auf den Ameisenhaufen der Wiese und Weide
des W. Auffallend ist, dass die Pflanze im Juli 1873 auf allen
diesen Standorten bereits so vollständig abgestorben war, dass
es uns nur in der ersten Zeit unseres damaligen Aufenthaltes
gelang, reife und noch vollständige Früchte an den Erdwällen
aufzufinden. Auf Spiekeroog dagegen waren noch am 15. Juli
zahlreiche frische Pflanzen mit grünen Laubblättern, geöffneten
Blüthen und reifen Früchten vorhanden, wie ich denn auch auf
Borkum solche im Jahre 1871 noch im August land.
Lepidium ruderale L. 0, beim Gehöft (F. 68), von uns
rÄ-
trockenes Wetter gefolgt; keiu daucrniU'i- Hegen hatte den Salz-
schlamm (der unter andern Umständen befnii'htend gewirkt haben
würde) von den Gewächsen abgewaschen; der ganze April und
Mai waren an der Küste und auf den luRdn irticken gewesen.
Kalte Niichte verbunden mit gro.sser Sonnenwärme am Tage hatten
die Vegetation ganz ausserordentlicli ziirilckgeh alten oder sie nur
sehr kümmerlich zur Fintwickeluiig kommen lassen. In den
Gärten wollte das Gemüse nicht wachsen; die dürr« Weide ver-
mochte nicht das wenige Vieh zu ernähren, welches am Abend
brüllend vor Hunger zu Hause kam. Uer Rclmeidende Ostwind,
welcher selbst noch in der Pfingstwoclie (während unserer An-
wesenheit) herrschte und den Aufenthalt im Freien meist sehr
unbehaglich machte, hatte starkes Sandtreiben verursacht und
viele PHanzen in den DUnenthälern verweht, andere, mit drüsiger
Behaarung versehene (z.B.: Cerastien), aber derart mit Sand in-
crustirt, dass sie kaum zu erkennen waren. Hierdurch wurde
natürlich das Ergebniss meiner Exeu rsion sehr heeinflusst; immer-
bin dürfte es mir aber doch gelungen sein, die grussten Lücken
in unserer Kenutniss der Frühlingstlora der Inseln auszufüllen. —
Der anschaulichen Beschreibung, welche Focke nach einem
nur wenigtägigcn Besuche von dieser bisher so wenig bekannten
Insel geliefert hat (diese Abhandlungen 1872, III, pag, 306) habe
ich nur wenig hinzuzufügen. — Für das Westende ist der sandige
dürre Character der Wiese und Weide besonders hervorzuheben.
Er trat in den beiden Jahren meiner Anwesenheit sehr hervor,
im Jahre 1874 aus den vorher angegebenen Gründen, 1873 aber
namentlich desshalb, weil iu dem Winter vorher die sonst häu-
figen Ueberschwemmungen, welche der Wiese in dem Schlieck-
absatz den einzigen Dünger liefern, den sie erhält, ausgeblieben
waren, und der Vorsommer sich gleichfalls durch ungewöhnliche
Trockenheit ausgezeichnet hatte. In einem solchen Jahre sieht
man recht, dass die Entwässerung auf Westende Langeoog schon
zu weit fortgeseh ritten ist. Wo es angeht, sind die Dünenthäler
und namentlich auch die früher am Innenrande der Dünen liegen-
den Niederungen durch Gräben entwässert worden, und die Vege-
tation der Insel leidet daher ebenso wie der Gemüsebau in
trockenen Jahren sehr stark. Die Zahl der Wasserpflanzen ist
aus demselben Grunde auf Langeoog eine sehr geringe. Ich möchte
deshalb dringend warnen, dass nicht auf diesem Wege weiter
vorgeschritten wird; es ist vielmehr zu wünschen, dass die kleinen
noch vorhandenen Wasserbecken erhalten und durch zweckmässige
Reinigung vor völiigem Zulandcn bewahrt bleiben.
Die Weide und Wiese von Langeoog haben übrigens, nach
den Mittheiiungen des Gastwirths Joh. Ad. Leiss, seit etwa 25
Jahren ganz bedeutend an Grösse zugenommen. Sobald die be-
absichtigte Coupirung des „grossen Sloop" (zwischen Westende
und der Melkhören) ebenso gelungen sein wird, wie es die des
„kleinen Sloop" (zwischen der Melkhören und Ostende) bereits
ist, darf man auf einen noch grösseren Anwachs der Insel rechnen.
Freilich wird dieser nur auf dem Ostende einen recht fruchtbaren
223
Character haben. Dem Westende liefert der sehr hoch gelegene
und wenig abwässernde Benser Siel viel weniger Schlieckbestand-
theile, als dem Ostende der Neuharlinger Siel und überdies ent-
führt der Fluthstrom ihm (wenigstens bei der jetzigen Configura-
tion) häufig den schon abgelagerten Schlieck und führt ihn dem
Ostende zu.
Flora Toii liaiigeoog
auf Grund aller bisherigen Beobachtungen zusammengestellt
Mai 1874.
Vorbemerkung: Die fett gediuckten Arten sind von mir zuerst beob-
achtet worden. — W bedeutet Westende, M Melkhören, O Ostende, F Flinthören.
Thalictrum minus L. var dunense Du M. — W. Am be-
wachsenen Innenrande der Dünen westlich vom Dorfe, namentlich
unfern des westlichen Kapes häufig. — Eigenthümlich ist, dass
die Lokalität auf Borkum, wo die Pflanze häufig ist, ganz die-
selbe Lage hat, wie auf Langeoog, nämlich auch am Westende
derlnsel und daselbst westlich vom Dorfe an der Innern Seite
d erDünen (in der Nähe der Wohnung des Vogtes),
Myosurus minimus L. W, auf Gemüsefeldern sehr spärlich.
Batrachium confusum Garcke. W, am ^Meere** und
den Tümpeln im nördlichen Dünenthale; 0, an mehreren Vieh-
tränken.
Banunculus acer L. W, auf Wiesenflecken beim Dorfe, im
Blumenthaie an einzelnen Stellen häufig.
Sanunculus ropens L. W, am Ostende des Blumenthaies,
auf der Wiese, auf Wiesenflecken im Dorfe und westlich von
demselben; M., im grossen Dünenthale, 0, auf der Wiese und
in Dünenthälern.
Ranunculus Flammula L. W, M, 0, feuchte Stellen,
nicht selten.
Sisymbrium officinale Scop. W, im Dorfe.
Sisymbrium Sophia L, W, im Dorfe.
Sraba yerna L. W, M, 0, auf trockenen Grasplätzen und
Vordünen, auf den Ameisenhaufen, sowie den Umwallungen der
Gemüsefelder häufig.
Cochlearia danica L. W, 0, Umwallungen der Gemüse-
felder, Vordünen und trocknere, sandige Stellen der Weiden sehr
vielfach ; spärlicher auf den Ameisenhaufen der Wiese und Weide
des W. Auffallend ist, dass die Pflanze im Juli 1873 auf allen
diesen Standorten bereits so vollständig abgestorben war, dass
es uns nur in der ersten Zeit unseres damaligen Aufenthaltes
gelang, reife und noch vollständige Früchte an den Erdwällen
aufzufinden. Auf Spiekeroog dagegen waren noch am 15. Juli
zahlreiche frische Pflanzen mit grünen Laubblättern, geöffneten
Blüthen und reifen Früchten vorhanden, wie ich denn auch auf
Borkum solche im Jahre 1871 noch im August land.
Lepidium ruderale L. 0, beim Gehöft (F. 68), von uns
224
B
in beiden Jahren trotz aufmerksamen Siichens nicht gefunden ;
fehlt auf dem Weslende.
Capsella bursa pastoris Meli. W, 0, häufig in der
Nähe menschlicber WohnuHKcii; vielfach mit dem bekannten
weissen Pilze: Cyslopus (l'rodo) canrlidus t^'-'r»-) ^*^v- behaftet.
Cakile maritima Scop. F, W, M,l). Üic Form ii sinuati-
folia Nöldeke besonders stliöii auf dem Ostündo beobachtet.
Raphanus Kaphanistrum L. W, vereinzelt im Dorfe.
Viola canina L. var. lancifolia Thore. W, M, 0, in Dünen
und auf Sandland sehr häulig. Im .Mui 1874 fan(lj;ich auf W.
mehrfach eine Form mit weissen Blumini. — Ich sab auf Lan-
geoog nur Pflanzen mit relativ kurzem Stengel, während auf
Spiekeroog Exemplare mit verliingiTtt'm (bis Üdm. und daiüber)
Stengel nicht selten waren. — Auf den Ulytteni des Hunds-
veilchens fand ich im Mai 1874 auf Langeoog einzeln die zur
Puccinia Violarum Lk. gehörige Aecidiiim-Form: Aecidium Violae
Scbum.
Viola tricolor L. var. sabulopa DC. W, M, 0, wie die
vorige.
Drosera rotundifolia I.. W, an der Grenze der feuchtea
Wiesen gegen die Dünen zu, sparsam.
Polygala vulgaris I,. var. dunensis Du M. W, nicht
selten auf dem höheren Tlieilo der Weide, im? Dorfe und den
nördlichen Dünenthalern, 0, auf (irasiiliitzcn und dem höher ge-
legener. Theilc der Wiese. — Auffallenfi häufig waren im Juli 1874
diesjährige, bereits im ersten Jahic blühende Exemplare; über-
winterte, seit mehreren Jahren blühreife Pflanzen fand ich viel
spärlicher, obwohl immer noch häufig genug; im Mai 1874 blühten
diese einjährigen Pflanzen noch nicht.
Sagina procumbens L. W, M, 0, häufig.
Sagina stricta Fr. W, M, 0, Dünenthaler, trockenere
Wattwiesen und Weiden.
Sagina nodosa E. M. W, M, 0, sehr häufig aufwiesen,
Weiden und in den Dünenthalern.
Spevgula arvensis L. W, 0, massenhaft und ungewöhn-
lich üppig als Unkraut in Gemüsegiirten und auf Feldern.
Lepigonum medium Wlilbg. W, M, 0, häufig auf Wie-
sen und Weiden der Wattseite.
Lepigonum marginatum Koch. W, M, 0, mit der
vorigen, vielfach noch häufiger. — Ueber meine Beobachtungen
an den beiden letztgenannten Pflanzen habe ich mich schon in
meinem Aufsätze über Arngast und die Oberahnschen Felder
(diese Abhandlungen IIJ, pag. 541) ausgesprochen.
Halianthus peploides Fr. F, W, M, 0, überall nur
an einzelnen Stellen, bald auf dem Strande, bald in den Dünen,
dann aber gesellig bei einander.
Arenaria serpyl lifolia L. W, M, 0, häufig.
Stellaria media Vill. W, 0, in Gemüsefeldern und in
der Nähe menschlicher Wohnungen häufig.
Stellaria graminea L. W, Wiesenflecke im Dorfe und
225
Abwässerungsgräben westlich vom Dorfe am Inneurande der
Dünen, 0, auf Grasplätzen zwischen Weidengebüsch, nahe beim
Hofe.
Geras ti um hemidecandrum L. W, M, 0, häufig»
C. tetrandrum. Curt. W, M, 0. Auf allen drei Haupttheilen
der Insel, ebenso wie auf Baltrum und Spiekeroog, fand ich be-
reits im Sommer 1873 Cerastien, welche ich nach der Verzwei-
gung, den krautartigen Deckblättern und der häufigen Tetramerie
ihrer Blüthenwirtel zu Cer. tetrandrum Curt. ziehen musste. In-
dessen waren alle Pflanzen gänzlich verdorrt, spröde und daher
sehr schwer zu untersuchen. — Meine Holinung, im Mai 1874
diese Pflanzen völlig genügend untersuchen zu können, wurde
leider durch die Ungunst der Witterung und den Umstand, dass
die drüsigen Pflanzen an den meisten Stellen in Folge der Sand-
wehen bis zur Unkenntlichkeit incrustirt waren, vereitelt. Indessen
konnte ich soviel feststellen, dass C. tetrandrum Curt. ausser-
ordentlich viel seltener ist, als das über alle Dünen verbreitete
C. hemidecandrum L. Ich fand ersteres besonders schön auf
Erdwällen beim Dorfe und an dem Pfade, der beim östlichen
Kap vorbei durch die Dünen führt; ausserdem auf dem Ostende
in einem Dünenthale nordwestlich vom Gehöft; die Dünen der
Melkhören konnte ich diesmal nicht genau genug durchsuchen. —
Ausser den von Focke hervorgehobenen Kennzeichen (Abh. III,
pag. 549) trat mir namentlich noch die braunrothe Farbe des
sclilanhen Stengels entgegen, während der Stengel von C. hemi-
decandrum L. fast immer blass, grau und grün gefärbt, oder doch
nur blassroth überlaufen ist. — Nicht unerwähnt will ich lassen,
dass ich auf Langeoog in der Nähe des östlichen Kap auch
Cerastien gefunden habe, welche mir die Mitte zwischen C. tetran-
drum Curt und C. hemidecandrum L. zu halten schienen; ob dies
aber wirkliche Uebergangsformen oder Bastarde sind, wage ich
nicht zu entscheiden. — Holkema constatirt in seinem Werke:
De plantengroei der Nederlandsche Nordzee-Eilanden, 1870, pag. 42
das Vorkommen des C. tetrandrum Curt. auf Terschelling, Ame-
land und Grind.
Cerastium triviale Lk. W, M, 0, häufig in Dünen-
thälern, auf Grünland und in der Nähe der menschlichen Woh-
nungen. — Auf W. sowohl (im Grase und Weidegebüsch am
nordwestlichen Ende des Dorfes an dem zwischen ihm und den
Dünen durchführenden Pfade) als in dem grossen Dünenthale der
Melkhören fand ich einzelne bleichgelbe Exemplare von ungemein
gedrängtem Wüchse und sehr starker Behaarung; die Kelch-
blätter derselben hatten einen breiten, von den Deckblättern
aber nur die allerobersten einen schmalen häutigen Saum. Diese
Pflanzen erinnerten ungemein an C. glomeratum Thuill., für
welche ich sie auch auf den ersten Blick hielt ; indessen sprechen
doch die angeführten Kennzeichen, sowie der gänzliche Mangel
von Drüsen an den Haaren dagegen. Vielmehr sind sie wohl
als krankhaft voränderte Exemplare von C. triviale Lk. aufzu-
fassen.
IV. December 1874. 15
226
Linum catharticum L. W, M, 0. In Dunenthälem und
auf Grünland häufig.
Radiola linoides Gmcl. W, M, 0, mit der vorigen,
besonders an trocknercn Stellen sehr häufig.
Malva vulgaris Fr. W, 0, in der Nähe der menscblichen
Wohnungen.
Erodium cicutarium I/IIör, var. pilosum Thuill. W, 0,
in der Nähe der menschlichen Wohnungen und auf Feldern häufig.
Ononis spinosa L., var. sabulctorum. W, auf der Grenze
der Wiese nach der Düne zu häufig.
Ononis repens L. Von Lnntzius-Iieninga für Langeoog angegeben, wnrde
weder von Focke noch von mir gefunden.
Anthyllis vulneraria L. W, M, 0, in den Dünen häufig,
auf W. besonders massenhaft.
Trifolium pratense L. W, M, 0, auf den Wiesen und
in den Dünenthälern häufig, in dem grossen nördlichen Dünen-
thale des W. auch die Varietät mit weissen Blüthen. — Die ganz
auffallende Häufigkeit dieser Kleeart auf Langeoog dürfte nach
dem, was man über den Vorgang der Befruchtung weiss*), wohl
nicht ohne Zusammenhang mit der ebenso grossen Häufigkeit
der Hummeln auf Langeoog sein. Namentlich auf dem Westende
finden sich in den bewachsenen Dünen, den innern Vordünen
und auf den trockneren Strecken der Wiese Huramelnester in so
grosser Menge, wie ich sie auf keiner der andern Inseln antraf.
Trifolium arvense L. W, M, 0, häufig in den Dünen
und auf Grünland; „Müseklee" der Insulaner.
Trifolium fragiferum L. W, M, 0, Wiesen, Weiden,
auch Dünenthäler.
Trifolium repens L. W, M, 0, wie die vorige; auf der
sandigen Weide des W. bis dicht an die Hochwasserlinie heran.
Trifolium procumbens L. W, 0, Wiese und Dünen-
thäler sehr häufig und grossblüthig.
Trifolium filiforme L. W, 0, mit der vorigen.
Lotus corniculatus L. W, M, 0, häufig.
Lotus uliginosus Schk. W, an einer feuchten Stelle
im Dorfe.
Vicia Cracca L., var. argentea. W, M, 0, an der Grenze
des Grünlandes und der Dünen.
YIcia angustifolia Roth. W, spärlich als Unkraut in den
Gemüsefeldern und im Rasen trockener Wiesenstellen; 0., als
Unkraut.
Vicia lathyroides L. W, auf den Dünen nicht eben
häufig; viel seltener als auf Norderney (zuerst von Lantzius-
Beninga angegeben).
Ervum hirsutum L. M, im Weidengebüsche der Nordseite
des grossen Dünenthaies an einigen Stellen massenhaft; „Muse-
arve" der Insulaner.
* vergl. darüber namentlich: Herrn. MüUer, die Befruchtung der Bluman
durch Insecten, 1878, pag. 222.
227
Lathyrus pratensis L. W, 0, Wiesen und Dfinenthäler. '
Potentilla anserina L. W, M, 0, Dünenthäler und
Grünland häufig.
Epilobium angustifolium L. 0, einzeln an ziemlich vielen
Stellen der Dünenthäler.
Epilobium palustre L. W, am „Meere" und sonst auf
feuchten Stellen der Wiese, im Blumeuthale.
Epilobium pai-Tiflomm Schreb. W, im Blumenthaie, 0, in
einem der kleinen Dünenthäler.
Myrlophyllum spicatum L. W, im „Meere" und in dem.
Tümpel des grossen Dünenthaies im Norden.
Uippuris vulgaris L. W, in der Nähe des „Meeres" nicht
sehr zahlreich.
Sedum acre L. W, M, 0, in den Dünen und sonst auf
Sandland sehr häufig.
Hydrocotyle vulgaris L. W, am Meere und sonst auf
der Wiese, sowie in den feuchteren Theilen des nördlichen
Dünenthaies; westlich vom Dorfe am Innenrande der Dünen.
Eryngium maritimumL. W, niedrige Dünen zwischen
dem Blumenthaie und dem Dorfe spärlich; wir fanden (Juli 1873)
im Ganzen zwölf junge, noch nicht blühreife und drei kräftige
blühende Exemplare.
Helosciadiam inundatum Eoch. W, am „Meere" und be-
sonders massenhaft in den Gräben der feuchten Wiese westlich
vom Dorfe am Pfade zum Herren-Badestrande. Für die ostfrie-
sischen Inseln neu. Zu dieser Pflanze gehörten wohl sehr wahr-
scheinlich auch die Keimpflanzen, welche W. 0. Focke im Jahre
1872 am „Meere" beobachtete und in seinem Aufsatze über
Langeoog als Oenanthe Phellandrium Lam. (?) aufführte.
Daucus Carota L. W, 0, an Erdwällen und auf Rasen-
plätzen mehrfach, vielleicht der Cultur entflohen. Die Pflanze
zeigte mir nie die braune Mittelblüthe, welche für die Art sonst
so charakteristisch ist.
Sambucus nigra L. W, 0, vielfach in der Nähe der
Häuser angepflanzt.
Galium Aparine L. W, einzeln in Kleefeldern.
Galium palustre L. W, am Meere, im grossen nördlichen
Dünen thale, feuchte Wiesenflecke im Dorfe und am Innenrande
der Dünen, westlich vom Dorfe.
Galium verum L. W, stellenweise, 0, häufig am Süd-
abhange der Dünen.
Galium Mo Hugo L. W, M, 0, massenhaft in den Dünen
und auf Sandland.
Galium veroXMollugo Schiede. W, vereinzelt in den
Dünen westlich vom Dorfe (W. 0. F.).
Tassilago Farfara L. W, im Blumenthaie; M, südliche
Vordünen; 0, häufig in den Dünenthälern, spärlich auf der
Weide.
Aster Trip olium L. auf den Wattwiesen, W, sehr spar-
sam (auch im Blumenthal), M, einzeln; 0, häufig.
15*
22«
Erigcron accr L. W, im üsü. TLl'Üo; M, im grossen
Dflncnthato, Eiiürlicli.
Tutilu ilrilRiiiin I..; uarli l.:iiJl>;iuvIl<'iiiiij{a. von Kui'ki' iinil iLir niclit ge-
Bidons tiii)artitji L \V, in dfii (iciiiÜKefelilera häufiges
Unkraut, auch auf der \YJ(;.s(: in ilür Nähe des Meeren und an
Gräben.
FilaRO iiiiiiiiiia Fr. M, iu den DünentUälem ; 0, am Wege
it) der Nähe dits Hofes und mitsseiihaft auf vielen Dünen.
Gnaphaliuui uligiuo^uin I.. \V, häufi;^ als Unkraut ia
den GeniüsefeMorii, die /wt-it^fuiiii auf der Aus»ciiweide; O, auf
der Weide örtlich vom Ueliül't.
Artcniisia Absintliium L. W, im Dorfe.
Artcniisia vulgaris L. W, sehr häufig und kräftig im
Dorfe.
Arteinisia maritima L. W, auf der Ausscnweide sehr
klein und spärlich; O, auf der Wattwicse und Weide häufig.
Achiliea Millefolium L. W, M, 0, Grasplätze, Erdwälle,
Wiesen.
Matricaria Chanioutilla L. W, häufiges Unkraut, aufO,
nur einzeln.
Ch rysantli emuiii inodorum L. var. inaritimum; W, M,
0, zcrstrt'ut, besonders tiuf bebautem Lande.
Senecio vulgaris L W, M, 0, Gartenland und Dünen.
Senecio silvaticus L. AV, im Dorfe, 0, in der Nähe des
Hofes und in den Dünen.
Cirsium lanceolatum Scop. W, M, 0, Gartenland, Gras-
plätze, auf dem Ostciule auch vielfach in den Dünen.
Cirsium palustre Scop. \V, weniye Exemplare auf der Wiese.
Cirsium arvense Scop. W, M, ü, wie vorige, jedoch noch
mehr auf Schuttslellen.
Lappa minor DC. var. pubens Bab. W, nur beim Leiss-
sehen Wirthsbause, 0, beim Gehöft.
Centfturoa Jacca L. AV, späi'lich auf einem Wiesenflecke
in der Witte des Dorfes.
Thiincia hirta Roth. W, M, 0, massenhaft in den Dünen
und auf trockneren Grasplätzen.
Leontodon autumnalis L. W, M, 0, Wiesen, Gras-
plätze.
Hypochaeris radicata L, W, M, 0, häufig in Dünen-
thälern und auf Grasplätzen.
Taraxacum officinale Wigg. W, M, 0, auf bograsten
Stellen, sowie in den Dünenthälern nicht selten, vermeidet die
eigentlichen Salzstelleu.
Sonchus ol er accus L. W, 0, häufiges Unkraut.
Sonchus asper L. W, spärlich im Dorfe.
Sonchus arvensis L. var angustifolius Meyer. W, M, 0,
in den Dünen häufig; auch als Unkraut in den Gemüsefeldern.
Hieracium Pilosella L. M, niedrige Duuen im Haupt-
thale.
229
Hieracium umbellatum L, var. dunale Meyer; W, M,
0; sehr häufig in den Dünen.
Jasione montana L., var. littoralis Fr.; W, M, 0; selir
häufig in den Dünen und auf sandigem Graslande. Mit weisser
Blüthe mehrfach in der Nähe des Rettungsboot-Schuppens.
Pyrola rotundifolia L. W, M, 0, in Dünenthälern, na-
mentlich zwischen Weidengestrüpp; auf W auch an vielen Stel-
len auf die Wiese hinausgehend. — Das Studium dieser Pflanze
hat mich auf Langeoog sehr vielfach beschäftigt. Pflanzen,
welche sämmtliche Kennzeichen der var. arenaria Koch (niedrigen
Wuchs, kleine spitzliche Blätter, kurze Blüthenstiele, breitere
stumpfe Sepala) vereinigen, wie solche auf Norderney überwie-
gend häufig sind, kommen auf Langeoog nur sehr selten vor.
Dagegen sind auch solche Pflanzen selten, welche keines dieser
Kennzeichen besitzen; es finden sich vielmehr die allerverschie-
densten Combinationen. Ueberwiegend häufig sind aber hohe,
grossblätterige Formen, deren Blüthenstiele jedoch nur so lang
als die Kelchblätter oder wenig länger sind; kleinblätterige und
niedrige Pflanzen sind auf dem Ostende relativ häufiger, als auf
dem Westende. — Bei diesen Beobachtungen fand ich auffallend
viele sechsgliedrige Blüthen, bei denen ebenso wie bei den nor-
malen Blüthen ein Kelchblatt nach oben fällt; diese Blüthen
waren in allen Wirtein sechsgliedrig mit regelmässiger Aufein-
anderfolge der Wirtel. Auch ausgezeichnete Anfänge der Füllung
kommen vor, indem einzelne Staubgefässe ein blumenblattförmi-
ges Connectiv haben. Bei schöner Ausbildung dieser Abweichung
sitzen die Antherenfächer seitlich an einer gestielten, kreisrunden,
petaloidischen Scheibe (dem Connective); zuweilen ist diese Scheibe
aber auch nur einseitig ausgebildet, oder der Stiel ist ausser-
ordentlich verkürzt.
Pyrola minor L., var. arenaria ; W, im grossen nördl. Dünen-
thale an mehreren Stellen häufig; besonders nach Osten hin;
auch in den kleinen Dünenthälern westlich vom Dorfe; M, im
grossen Dünenthale.
Erythraea littoralis Fries; W, M, 0, Dünenthäler,
Wiesen und Weiden. Wird im Beginne der Blüthezeit von den
Kindern der Bewohner massenhaft gesammelt und unter dem
Namen ^Apothekerblumen" zum Kauf angeboten. Bildet den
wichtigsten Bestandtheil des „Langeooger Bittern".
Erythraea pulchella Fries; W, Blumenthal (hier auch
ungemein grosse, stark verzweigte Exemplare), Dünenthäler,
Wiese und Weide; 0, trocknere Weide, Dünenthäler.
Convolvulus sepium L.; W, im Dorfe nur an einer
Stelle bemerkt (W. 0. F.); von mir trotz aufmerksamster Nach-
forschung an der von Herrn Dr. Focke mir näher bezeichneten
Stelle nicht wieder gefunden; da Focke die Pflanze nicht in
Blüthe sah, so vermuthe ich, dass eine Verwechselung mit
Polygonum Convolvulus vorliegt, welches auf Langeoog oft
ungewöhnlich grossblätterig vorkommt.
Cynoglossum officinale L.; M, 0, in den Dünen und
25»
in der Nähe des Gehöftes, stellenweise massenhaft. Die Aus-
saaten auf W (vergleiche Focke in diesen Abhandlungen III,
pag. 312) sind nicht aufgekommen.
Lycopsis arvensis L. W, vielfach im westlichen Theile
des Dorfes.
Myosotis caesp itosa Schultz; W, beim „Meere" und an
zahlreichen feuchten Stellen im Westen dos Dorfes.
Hyosotis intermedia Lk. Ü, an den Umwallungen in der
Nähe des Gehöftes nicht selten.
Hyosotis hispida Sclileelit., W, M, 0 ; auf bewachsenen Dü-
nen, auf Umwallungen und trockenen Grasplätzen häufig.
Nur mit Zögern ziehe ich die Pflanze von Langeoog und
Norderney hierher und muss jedenfalls darauf aufmerksam machen,
dass sie verdient, genauer studirt zu werden. Die Inselpflanzen
stellen nämlich eine sehr zarte Form vor, bei der die Blütbenstiele
fast immer kürzer als der Kelch und dieser letztere meistens
auch zur Fruchtzeit geschl ossen ist, nur bei der untersten
Blüthe der Traube fand ich häufig, bei den mittleren sehr selten
(so bei dem mir vorliegenden Nöldeke'sthen Exemplare) die Stiele
ebenso lang, als die Kelche. Die beiden Hauptkennzeichen,
welche man für M. hispida anführt, treffen also bei der Insel-
pflanze nur in sehr unvollkommener Weise zu; dagegen charak-
terisirt sie sich allerdings durch die nahezu oder vollständig
rechtwinklig abstehenden Früchte als in den Formenkreis der M.
hispida gehörig, der gegenüber M. stricta durch sehr kurz ge-
stielte und dem Stengel angedrückte Früchte mit Sicherheit zu
erkennen ist. — Das Kennzeichen der zur Fruchtreifezeit oifenen
oder geschlossenen Kelche dürfte nur nach weiterer Beobachtung
und mit Vorsicht zu gebrauchen sein. An Herbariumsexemplaren
von ächter M. stricta sah ich wiederholt oflfene Kelche; dies mag
wohl von dem beim Pressen ausgeübten Drucke herrühren; ob
aber nicht auch hygroskopische Verhältnisse dabei eine Rolle
spielen, scheint mir weiterer Beobachtung zu bedürfen. — Das
von Nöldeke im Juli 1851 auf Norderney gesammelte überreife
Exemplar entspricht mehr dem Bilde festländischer M. hispida,
als meine Exemplare, obwohl auch an ihm nur die Stiele der
untern und mittlem Blüthen so lang sind, als die Kelche.
Hyosotis versicolor Pers. W, auf den umwallten Wiesen-
flecken zwischen den Gemüsefeldern und der Weide.
Lycium barbarum L. Wird auf Langeoog vielfach unter
den Hausmauern durch in die Zimmer gezogen und bildet dann
einen schönen laubenartigen Schmuck derselben.
Solanum nigrumL. W, spärlich auf Gemüsefeldern, M,
zerstreut in den Dünen (W. 0. F.); 0, häufig beim Gehöft auf
Gartenboden, nach Focke auch am Wattstrande.
Linaria vulgaris Miller; W, sehr häufig in den Dünen
und dem Dorfe, M, Dünen, 0, in der Nähe des Hofes.
Yeronica scutellata L. Häufig an dem Tümpel im nörd-
lichen Dünenthale, sowie in den Gräben und dem Tümpel im
Westen des Dorfes, am Innenrande der Dünen.
231
Yeronica offlcinalis L. W, niedrige Hügel im grossen nörd-
lichen Dünenthale.
Yeronica aryensis L. W, Dünen westlich vom Dorfe, spärlich ;
0, auf Umwallungen.
Limosella aquatica L. W, Aussenweide (W. 0. F.);
0, in den Zuleitungsgräben zur Viehtränke.
Rhinanthus minor Ehrh.; W, nur sehr spärlich auf der
Wiese und im Westen des Dorfes bemerkt; wahrscheinlich häufiger;
im Juli 1873 war aber die Blüthezeit schon fast ganz vorüber,
im Mai 1874 dagegen erst eben angebrochen.
Rhinanthus majorEhrh.; W, M, 0, Wiesen, Dünenthäler
häufig.
Euphrasia Odontites L., var. littoralis Fr, (als Art) W,
M, 0, Dünenthäler, Wiesen und Weiden. — Die Pflanze unserer
Inseln ist jedenfalls eine sehr beachtenswerthe Varietät und muss
als solche aufgeführt werden. Da aber der Name verna Bellardi
bestritten ist, so glaube ich die Varietät am besten mit dem
Fries'schen Namen bezeichnen zu sollen, über dessen Bedeutung
kein Zweifel vorhanden ist.
Euphrasia officinalis L., var. nemorosa; W, M. 0,
Dünenthäler, Wiesen und Weiden häufig. — Auf Langeoog nur
diese Varietät bemerkt.
Mentha arvensis L. ; W, häufig als Unkraut in den Ge-
müsefeldern.
Lycopus europaeus L. ; M, an einer feuchten Stelle des
Hauptthaies spärlich. Der einzige Standort der Inseln.
Lamium purpureum L. W, spärlich auf Gemüsebeeten
als Unkraut.
Stachys palustris L. W, wie vorige, aber auf einzelnen
Beeten in Menge.
Prunella vulgaris L. W, an vielen Stellen im Blumenthaie,
auf den Wiesen und in dem nördl. Dünenthale, M, 0.
Anagallis arreusis L. W, 0, Unkraut in den Feldern und
Gemüsegärten; nicht sehr häufig.
Centunculus minimus L. W, M, 0; massenhaft in
Dünenthälern und auf Weiden, ungewöhnlich hohe Exemplare auf
der Wiese des W.
Samolus Valerandi L. (Lantzius-Beninga ; jetzt wohl
verschwunden).
Glaux maritima L. W, M, 0; sehr häufig.
Armeria vulgaris Willd. W, 0; am Wattstrande,' auf
Wiesen und bis hinauf in die Dünenthäler. — Die Pflanzen des
Westendes haben niedrige, kahle Stengel, spitzliche oder stumpfe,
am Rande kahle Blätter, stumpfe Bracteen; ihre Kelche be-
sitzen zehn Reihen langer Haare; die Zwischenräume zwischen
denselben sind aber kahl. — Auf den Schlieckwiesen des Ostendes
wächst eine Form, welche durch dichte Behaarung des Stengels
und Bewimperung des Blattrandes von jenen verschieden ist. Die
Pflanzen des sandigen Strandes der Wattseite des Ostendes sind
meistens höher als die der Wiese und ebenso behaart, wie diese;
232
doch finden Rieh auch einißc völlipr knhle unter ihnen. Hervor-
tretende Knötchen, wie die Pflanzen von Arngast und den Ober-
ahn'schen Feldern auf der Oberfläche der Stengel haben, fand
ich an den Pflanzen von Langeoog nur in viel geringerem Grade.
Statice Pseudo-Limoniuni Kchb. 0, häufig auf der
Wattwiese; fehlt auf W und M.
Plantago major L. W, häufig im Dorfe; 0, beim Ge-
höft und auffallend häufig in den kleinen Dünenthälern.
Plantago lanceolata L. W, M, 0, auf Grasplätzen und
Weiden.
Plantago maritima L. W, M, 0, häufig; die var. dentata
Roth bei dem nördlichen Kape bemerkt.
Plantago Coro n opus L. W, M, 0, häufig; in besonderer
Menge stets auf den Ameisenhaufen
Schoberia maritima C. A. Meyer. W, M, 0, auf Watt-
wiesen und Weiden. Auf der fetten Schlieckwiese des Ostendes
besonders häufig die var. flexilis Focke.
S al sola Kali L. F, W, M, 0, Vordünen, Strand, auch in
der Nähe der Ortschaften.
Salicornia patula Duval-Jouve und
Salicornia procumbens Sm. W, M, 0, Beide Pflanzen
waren indessen zur Zeit meiner Anwesenheit noch zu wenig ent-
wickelt, um eingehende Beobachtungen zu gestatten. — Die Insu-
laner nennen beide Arten „Sülte".
Chenopodium album L. W, 0; massenhaft als Unkraut
auf den Gemüsebeeten und Feldern; auf 0 auch am Innenrande
der Dünen.
Blitum glaucum Koch; 0, beim Gehöft und auf den
Weiden.
Blitum rubrum Rchb., nach Meyer's Chloris Hann. ; weder von Focke
noch von mir wieder gefunden.
Oblone pedunculata Moq. Tand. 0, am Wattstrande der
Wiese, an den Rändern der dortigen Viehtränken u. s. w.
Atriplex patula L. W, 0, bei den Häusern.
Atriplex latifolia Whlenbg. (sowohl die grüne, als die
Rchülfrige Form); W, 0, wie die vorige, aber auch in den Dünen-
thälern.
Atriplex littoralis L. 0, (F. 08). Ich bemerkte die
Pflanze weder auf 0 noch auf W. Ihre Spärlichkeit auf Lange-
oog ist auffallend, da sie auf Spiekeroog nicht selten ist und
sich auch auf dem neuen Anwuchs von Baltrum vielfach an-
gesiedelt hat. Sie verlangt wohl einen fetteren Boden als Lan-
geoog (wenigstens das Westende) ihr zu bieten vermag.
Ramex obtusifolius L. W, einzelne Stöcke auf dem Wiesen-
fleckc beim Leiss'schen Wirthshausc.
RumexcrispusL. W, M, 0; häufig als Ruderalpflanze,
aber auch in den Dünenthälern und auf der Weide.
Ramex Aeetosa L. W, Wiesenflecke im Dorfe; M, im Haupt-
thale häufig.
233
Rumex Acetosella L. W, M, 0; häufig in den Dünen-
thälern. auf Grasland, Wiesen und bebautem Lande.
Polygonum aniphibium L. forma terrestris; W, feuchte
Aecker und Wiesen, besonders am Westrande des Dorfes.
Polygonum Persicaria L. W, 0; häufig als Unkraut.
Polygonum lapathifolium L.; wie vorige.
Polygonum Hydropiper L. 0, (F. 68; von mir nicht
gesehen.)
Polygonum aviculare L. W, 0, in der Nähe der Woh-
nungen.
Polygonum Convolvulus L. W, 0, häufig auf bebautem
Boden.
Polygonum fagopynim L. O, auf den Feldern, als Rückstand früherer
Culturen.
Euphorbia Peplus L. W, spärlich auf Gartenland als
Unkraut.
Urtica urens L. W, 0, häufig bei den Häusern.
Urtica dioica L. W, nur bei den westlichen Häusern.
Salix cinerea L. In Dünenthälern; W, im Blumenthal, 0.
Salix Capraea L. 0, in mehreren Dünenthälern zerstreut;
lauter kleine Exemplare. An Anpflanzung ist wohl nicht zu
denken.
Salix aurita L. In Dünenthälern: W, ini Blumenthale, M, 0.
Salix repens L. W, M, 0; auf den Dünen, in Dünen-
thälern, aufwiesen und Grasflecken sehr häufig. Eine der wich-
tigsten und charakteristischsten Pflanzen der Inseln. Weitaus die
meisten Pflanzen gehören der subspecies latifolia an; schmal-
blätterige Formen fand ich nur einzeln auf dem Ostende. Auf
dem trockneren Sande ist besonders häufig die var. argentea:
foliis ovalibus vel ellipticis, supra cinereo-viridibus, subtus vel
subtus supraque dense argenteo-sericeis. Die Kapseln haben im
reifen und aufgesprungenen Zustande nur einen sehr schwachen
Filz. Zahlreiche andere Pflanzen, namentlich auf feuchtem saurem
Boden gehören der var. vulgaris (nach Marsson's Gliederung,
Flora von Neu- Vorpommern, pag. 440) an, welche oberwärts
kahle Blätter und unterseits geringere seidige Behaarung besitzt;
ja einige sind so schwach behaart, dass sie der var. finnmarchica
zugerechn'it werden müssen. Die Zweigspitzen solcher kahleren
Formen erinnern oft auffallend an Myrten. Nicht selten finden
sich Formen, wo an demselben Zweige die verschiedensten Grade
der Behaarung vereinigt sind; dann sind die untersten Blätter
oft fast kahl, die obern lang seidig behaart; dabei scheint von
einem eigentlichem Schwinden der Behaarung, wie man es ge-
wöhnlich auffasst, kaum die Rede sein zu können, vielmehr sind
die obern Blätter von vorneherein stärker behaart als die un-
tern. — Die enorme Variabilität erstreckt sich auch auf die
Länge der Fruchtähren, die Farbe der Früchte (bald grün, bald
roth), die Grösse der Blätter (schwankend von 1—5 cmj, die
Form des Blattgrundes, der gewöhnlich abgerundet, bei einigen
Pflanzen des Ostendes aber allmählich keilig verschmälert ist,
230
Scirpus riifas Sclirad. W, sehr viel im Blumenthale, in
den östlichen Dünen und auf den benachbarten Theilen der
Wiese.
Scirpus Tabernaemontani (rniel. W, am „Meere'^ und
in dem benachbarten jrrossen Dünentliale.
Scirpus maritimus L W, M, 0; auf Wiesen und in
DünenthiUern häufig; die var. leptostachys G. F. W* Meyer mit
linealischen über zolllangen Aehren auf der Wiese in der Nähe
des Dorfes.
Eriphoruni Intifoliiim Hoppe; Mo^'er's Chlorift ITann. ; ich snh die Pflann
nicht und stimme ganz mit Dr. Focke dnriu ühcreiii, das» diese Angabe all
irrtliümlich zu betrachten ist.
Eriophorum angustif oliuni Roth. W, M, auf feuchten
Wiesenstellen und an nassen Stellen und Dünenthälern, O, Wiese.
Carex arenaria L. W, M, 0, sehr häufig in den Dünen.
Garex stellulata Geod. W, häufig auf der Wiese nach den
Dünen zu.
Carex vulgaris Fr. W, M, 0; auf Wiesen und in Dünen-
thälern stellenweise häufig.
Carex trinervis Degl. W, M, 0; häufig in Dünenthälern
und am Rande der Wiesen.
Carex panieea L. W, spärlich auf der Wiese.
Carex flacca Schreb. W, M, 0; häufig in Dünenthälern
und auf den Wiesen.
Carex Oederi Ehrh. W, M, 0; häufig in Dünenthälern
und auf Wiesen; nicht selten (namentlich im Blumenthale und
auf der Wiese des Westendes) eine hochstengelige Form, welche
zu der var. cyperoides Marsson gehört. Nöldeke führt diese
Form von den Inseln auf, daneben aber auch noch eine Carex
flava L., var. lepidocarpa Tausch. Ich vermuthe aber, dass
Beides dieselbe Pflanze ist. Aechte C. flava, wie sie im Binnen-
lande vorkommt, sah ich von den Inseln noch nicht.
Carex distans L. W. auf der Wiese und den angrenzen-
den Dünenthälern; besonders häufig im Blumenthale und nach
dem grossen Sloop zu; 0, auf der Wiese.
Hierochloa odorata Whlnbg. W, in den schmalen Ab-
wässerungsgräben westlich vom Dorfe, zwischen ihm und den
Dünen; an den Tümpeln im grossen nördlichen Dünenthale; auf
der Wiese an feuchten Stellen, namentlich in der Nähe des
„Meeres**; an der Innenseite der Dünen nach der Wiese zu an
einer Stelle in Menge. — Das „Ruchgras" oder „Tonkabohnen-
gras** ist den Insulanern wohlbekannt und wird von ihnen eigentlich
mit dem Namen Bettelstroh bezeichnet. Bündel davon wurden
oft zum Kauf angeboten ; mehrere der Kinder bezeichneten es mit
dem Namen: „Perdesteert**, welche Bezeichnung wohl von der
Straffheit und Rauhigkeit der Blattei (übrigens ist nur die Ober-
seite rauh, die Unterseite dagegen glatt und glänzend) entnommen
sein mag Die freudig-grünen sterilen Triebe verrathen dieses
Gras leicht, auch wenn die Fruchtstengel längst verschwunden sind.
Anthoxanthum odoratumL. W, 0, Wiese und Vordünen.
237
— Anthoxantlium ist auf den Wiesen und Weiden der Inseln
eines der gemeinsten Gräser. Ich habe Proben desselben wieder-
holt untersucht, aber keine andere Art als A. odoratum in ihnen
erkennen können. Auf Norderney fand ich allerdings Exemplare,
welche durch die, die (innere) längere Deckspelze bedeutend
überragende (xranne der unteren unfruchtbaren Blüthe an das
A. Puelii Lecoq und Lamotte erinnerten; aber die andern Kenn-
zeichen dieser Art: der niedrigere Wuchs, der ästige Stengel,
der kleinere, lockerere Blüthenstand und die unfruchtbaren
Blüthen von fast doppelter Länge der fruchtbaren fanden sich
an diesen Exemplaren nicht.
Alopecurus geniculatus L. W, feuchte Stellen zwi-
schen dem Gemüselande des Dorfes und Wiesenflecke daselbst.
Phleum arenariura L. W, M, 0, in den Dünen und
auf bewachsenem Sandlande häufig.
Phleum pratenseL. W, Wiesenflecke im Dorfe, Wiese.
Agrostis alba L. W, M, 0. Sehr häufig und in den ver-
schiedensten Formen in Dünenthälern, auf Wiesen und am Watt-
strande.
Agrostis vulgaris With. W, M, 0, mit der vorigen,
jedoch mehr die höher gelegenen Stellen liebend.
Agrostis canina L. Lantzius-Beninga. Auch von mir nicht gesehen, ob-
wohl ich vielfach nach der Pflanze gesucht habe.
Calamagrostis Epigeios Roth. M., im grossen Dünen-
thale häufig.
Calamagrostis lanceolata Botli. W, im nördlichen Dünen-
thale in der Nähe des Wassertümpels. Erster Standort dieser
Art für die Inseln; auch von Holkema für die holländischen
Inseln nicht angegeben.
Psamma arenaria R. und S. F, W, M, 0, Dünen.
Psammabaltica R. und S. W, M, 0, zwischen den
vorigen; auf W und M nur sehr spärlich; auf 0 dagegen viel
häufiger und an manchen Stellen ebenso viel als die vorige Art.
Ueber die Vegetationsweise dieser beiden für die Inseln so un-
gemein wichtigen Pflanzen habe ich vielfache Beobachtungen ge-
sammelt und hoffe, demnächst einiges Nähere darüber mittheilen
zu können.
Phragmites communis Trin. var. nanus Meyer. W, M,
0, Wiesen und Dünenthäler, häufig. Sowohl auf Langeoog als
auf Spiekeroog beobachtete ich die Bildung wahrhaft ausge-
zeichneter oberirdischer Stolonen, welche auf dem Festlande
seltener zu sein scheint und hier meist durch die Entwicklung
unterirdischer Ausläufer ersetzt wird. Diese Stolonen , nicht
selten von 6 m Länge und darüber, lagen an den Standorten der
Pflanze nach allen Richtungen auf dem Boden, oft ihm dicht an-
gedrückt, nicht selten aber auch — wenn nach ihrer Anheftung
an irgend einer Stelle noch eine Streckung eingetreten war,
bogenförmig oder brückenförmig nach oben gekrümmt. Diese
Triebe sind oft nicht seitliche Stolonen, sondern der terminale
Abschluss eines am Grunde aufrechten Triebes. Ein solcher
238
Trieb besitzt an seinem senkrechten, dicht über der Erdober-
fläche befindlichen Thcile 1— .-J Niederblätter, aus deren Achseln
senkrechte Laubsprosse entspringen, welche Va- V4in. hoch und
den direct aus dem Rhizom entspringenden Laubtrieben gleich-
gebaut sind; die Hauptachse des Triebes selbst aber streckt sich
sofort in einem sehr allmählichen Bogen nieder (der aus lauter
kurzen, geraden, unter stumpfen Winkeln zusammenstossenden
Interfolion besteht) und verlängeit sich dann in horizontaler
Richtung ungemein. So hatte z. B. ein von der Ursprungsstelle
bis zur Spitze fast 5 m. langer Trieb vom letzten entwickeltea
Laubtriebe an bis zur Spitze 20 Interfolien, wobei dann das letzte
Stück noch aus in einander gerollten Blattscheiden bestand, von
denen vier deutlich erkennbar waren. Die Knoten waren sämmt-
lich mit Blattscheiden von 10 — 12 cm. Länge besetzt, die aber
nur eine kurze Lamina hatten ; an jedem Knoten sitzt ein regel-
mässiger Kranz langer weisser Haare, zugleich bricht dort ein
Kranz kräftiger Nebenwurzeln heraus, welche den Ausläufer oft
schon an den Boden heften. An diesen, selbstverständlich erst
im laufenden Jahre gebildeten Trieben sind die Achselknospen
schon stark entwickelt, oft in bereits 2 dm. lange aufrechte Triebe,
w^elche an der Spitze bereits in Laubblattbildung übergehen. Die
Triebe, ihre Zweige und Nebenwurzeln sind grün gefärbt und
sehr spröde, weichen also im Aeussern von den unterirdischen
Stolonen sehr ab.
Corynephorus canescens P. de B. W, M, 0, sehr
häufig in den Dünen.
Holcus lanatus L. W, M, 0, häufig in den Dünenthälern
und auf Wiesen.
Avena praecox P. de B. W, M, 0, häufig in den Dünen-
thälern und auf begrastem Boden.
Sieglingia decumbens Beruh. W, Wiesenflecke im
Dorfe, Wiese und benachbarte Dünenthäler; 0, Wiese und Gras-
plätze.
Poa annua L. W, 0, in der Nähe der menschlichen Woh-
nungen häufig, auch in den Dünenthälern, namentlich auf 0
nicht selten.
Poa pratensis L. W, M, 0, ein wichtiger Bestandtheil
des Rasens.
Poa trivial is L. W, an einzelnen feuchteren Stellen an
dem Fusse von Erdumwallungen in der Mitte des Dorfes.
Glyceria fluitans R. Br. W, am „Meere" und im
benachbarten Dünenthale, feuchte Wiesen westlich vom Dorfe,
zwischen ihm und den Dünen. M. im Hauptthale.
Glyceria distans Whlnbg. W, an Wegen und vegeta-
tionsarmen Stellen der Weide nicht sehr häufig, im Blumentbale
nicht selten.
Glyceria maritima M. und K. W, M, 0, auf dem Watt-
strande nicht selten. ;
Molinia coerulea Mch. M, an der Grenze von Wiöse
und Dünen nördlich vom Dorfe. /
239
Dactylis glomerata L. W, im Dorfe; 0, am oberen
Rande der Wiese.
Cynosurus cristatus L. W, Wiese und im Dorfe häufig.
Festuca ovina L. Dr. W. O. Focke giebt diese Pflanze ohne weiteren
Zusatz als auf Langeoog vorkommend an; ich muss aber ihr Vorkommen sehr
bezweifeln, da ich sie trotz aller auf sie verwandten Aufmerksamkeit nicht auf-
finden konnte. Alle dichtrasig wachsenden Gräser, welche man auf den ersten
Blick für F. ovina halten konnte, erwiesen sich bei näherer Untersuchung als
Corynephorus oder Nardus. Auf Veränderen Seite gehörten alle Festuca-Formen,
welche ich untersuchte, zu der vielgestaltigen Festuca rubra ; alle diese Formen
besitzen kurze, bogig-aufsteigende Ausläufer; sämmtliche Blätter sind, wie dies
bei den Inselformen meist der Fall ist, eingerollt und erscheinen desshalb borstlich.
Festuca rubra L. W, M, 0, sehr häufig im Rasen, oft
einen Hauptbestandtheil desselben bildend, die var. arenaria Koch
auch vielfach im kahlen Dünensande.
Festuca elatior L. W, mit Poa trivialis zusammen.
Bromus m Ollis L. W, im Dorfe bis in die Dünen, 0,
in der Nähe des Gehöftes. — Auflfallend ist, dass auf den Wiesen
keine Bromus-Art vorkommt. Die Bromus-Formen von Langeoog
haben mich im Mai 1874 sehr vielfach beschäftigt. Man findet
nämlich im Hochsommer sehr häufig fruchttragende Pflanzen mit
ganz oder fast ganz kahlen Aehrchen; dieselben sind aber dann
kaum mehr mit Sicherheit zu bestimmen. Es war mir desshalb
sehr lieb, die Pflanzen zur Blüthezeit genauer beobachten zu
können. Da fand sich denn, dass auf den Inseln völlig kahle
und sehr schwach behaarte Formen von Bromus mollis häufig,
ja an manchen Stellen geradezu überwiegend sind. Diese Pflanzen
sind aber an den eiförmigen Aehrchen, der stumpfwinklig-vor-
tretenden untern Blüthenspelze und der parallel-randigen, erst
an der Basis verschmälerten obern Blüthenspelze sicher als
Bromus mollis L. zu bestimmen, eine Ansicht, in welcher mein
Freund, Herr Pastor W. Bertram in Braunschweig, ein besonders
genauer Kenner der einheimischen Gräser, durchaus mit mir über-
einstimmt. Auch auf die graugrüne Farbe der Pflanze ist einiger
Werth zu legen. Die Inselpflanzen gehören also meistens der
Form: Br. mollis, var. liostachys M. undK. an; besonders häufig
sind dabei Zwergformen (Br. nanus Weigel).
Triticum junceum L. F, W, M, 0, überall auf dem
Strande und in den Vordünen. Auffallend war mir, dass die in
den Vordünen wachsenden Pflanzen so ungemein viel kräftiger
waren, als ich sie auf Borkum zu sehen gewohnt war. Die
dicken, kräftigen, steif aufrechten Stengel, welche an einzelnen
Stellen die Höhe von 1 m. überschritten, die bis 8,5 mm. breiten
nicht zusammengerollten Blätter und die trotz verkürzter Inter-
nodien langen Aehren mit zahlreichen (bis 13) Aehrchen erweckten
unwillkürlich den Verdacht, dass die Pflanze durch das auf Lan-
geoog so häufige Hordeum arenarium beeinflusst sei und dies
um so mehr, als diese grossen Formen von Triticum gerade in
Gesellschaft von Hordeum und mit diesem vermischt, in den
frisch aufstaubenden Vordünen vorkommen. Ich habe indessen
nach dem Bastard zwischen Triticum junceum und Hordeum
arenarium, der auf den Dünen der Ostsee vorkommt und von
240
Dctharding unter dein Namen Triticiiin strictum beschrieben
wurde, auf Langeoüg vergebens «e^U(:llt untl nuiss also annehmen,
dass nur der Einfluss des Standortes die Weizenj^flanzen so über-
aus kräftig hat werden lassen, wahreinl die PHauzen des Strandes
(auf den das Triticuni bekanntlich weiter hinaus geht als irgend
ein anderes üewächs) niedriger bleiben, einen schwachen, bogen-
förmigen, oft fast überhangenden Stengel, zusammengerollte Blätter
und eine geringe Anzahl von Aehrchen besitzen. — Ein Exem-
plar von Triticuni junceum besass an dem untersten Aehrcbeu
drei Deckspelzen ; die accessorische war schräg nach vorne gestellt.
Triticuni acutum DC. W, 0, auf Krdwällen in der Nabe
der menschlichen Wohnungen.
Triticum repens L. W, M, 0, auf Gemüselaud, Erd-
wällen, Wegen, auch auf Grasplätzen und Weiden. Es finden
sich begrannte und unbegrannte Formen; meist ist die Pflanze
grasgrün, seltener blaugrün.
Hordeum arenarium (L.) Asch. F, W, M, 0, häufig,
aber nicht reichlich fruktificirend. Eine grosse Anzahl von
Blüthenstengeln war durch einen Brand])ilz, Uredo hypodytes
Rabenh., in sehr hohe, lanzenförmige Triebe umgewandelt. Da
der Pilz nur auf den Stengeln, nicht auf der äusseren Seite der
Blattscheiden seinen Sitz hat, so wird er erst gegen Ende Juli
von aussen bemerkbar, sobald die Stengelglieder durch grössere
Streckung aus den Blattscheidcn hervortreten.
Lolium perenne L. W, 0, häufig in der Nähe der mensch-
lichen Wohnungen und auf Wiesenflecken.
Lepturus filiformis Trin. W, auf der Aussenweide an
vielen Stellen massenhaft, theilweise bis dicht an das Dorf; 0,
auf der Wiese und Weide gleichfalls nicht selten. Liebt beson-
ders abgestochene Stellen, Grabenränder, Wagengeleise u. dergl.
— Sehr merkwürdig war mir der verschiedene Habitus der
Pflanzen des Ostendes und des Westendes. Jene Pflanzen sind
weit höher, schlanker; die obern Stengelglieder fast völlig gerade
und an den Knoten unter stumpfen Winkeln an einander stossend ;
die Aehren sind sehr kurz, da die obern Blüthen in einem Ge-
lenke quer abgebrochen sind. Alle diese unterschiede erklären
sich aber durch die weiter fortgeschrittene Entwicklung jener
Pflanzen, welche schon reife Früchte besitzen, während die des
Westendes erst in Blüthe stehen. Es ist dies besonders desshalb
aufl'allend, weil der Standort auf dem Westende viel wärmer,
trockener und sandiger ist. Vielleicht hatte hier die Pflanze im
Vorsommer nicht Feuchtigkeit genug zur Entwickelung gefunden,
üebrigens will ich bemerken, dass ich auch auf Borkum nie
so hohe Pflanzen sah, als die vom Ostende sind.
Nardus stricta L. W, 0, auf Weiden, Wiesen und in den
benachbarten Dünenthälern nicht selten.
Botrychium Lunaria Sw. W, am obern Rande der Wiese
in dem Pyrola-Gebiete, besonders in der Nähe des östlichen Kaps
und von da an sich bis in das grosse nördliche Dünenthai hin-^
einziehend.
241
Ophioglossum ynlgatum L. W., auf der Wiese, in der
Region der Ononis, mit schönen Früchten, an manchen Stellen
häufig; M., im Hauptthale, 119 Schritte NO. zu 0. von der War-
nungstafel entfernt; an dieser Stelle in ziemlicher Menge, aber
nur steril (diese Stelle ist ziemlich schwer zu finden, da die
Pflanze zwischen dichten Rasen von Pyrola und überdies versteckt
unter ziemlich hohem Weidengestrüpp wächst). Die ersten Stand-
orte auf den ostfriesischen Inseln; von Holkema für Texel und
Schiermonnikoog angegeben.
Im Anschlüsse an die vorstehende Aufzählung der Pflanzen
von Langcoog gebe ich nun im Nachfolgenden noch Zusammen-
stellungen der Gewächse einzelner charakteristischer Localitäten.
Diese Zusammenstellungen werden nicht allein späteren Besuchern
der Inseln willkommen sein, und es ihnen erleichtern, die ein-
getretenen Veränderungen zu constatiren, sondern sie werden
hoffentlich auch bei pflanzen - geographischen und floristischen
Vergleichungen brauchbar gefunden werden.
Flora der Marschwiese des Ostendes Langeoog«
Lepigonum medium, marginatum, Aster Tripolium, Artemisia
maritima, Rhinanthus major, Glaux maritima, Armeria maritima,
Statice PseudoLimonium, Plantago maritima, Schoberia maritima
(formae duae), Salicornia, Atriplex latifolia, Obione pedunculata,
Triglochin maritima, Juncus Gerardi, Agrostis alba, Glyceria ma-
ritima, Festuca rubra und Lepturus;
weiter hinauf gesellen sich zu -ihnen:
Trifolium pratense, fragiferum, Lathyrus pratensis, Potentilla
anserina, Linum catharticum, Thrincia hirta, Leontodon autum-
nalis, Taraxacum officinale, Erythraea littoralis, Prunella vulgaris,
Salix repens, Orchis latifolia, Carex vulgaris, C. distans, Eriopho-
rum angustifolium, Hierochloa odorata, Holcus lanatus, Anthoxan-
thum odoratum, Poa pratensis.
Flora der elgentlielien Wiese des Westendes von Langeoog.
Ranunculus flammula, Drosera rotundifolia, Spergula nodosa,
Vicia Cracca, Lathyrus pratensis, Trifolium pratense, repens,
Epilobium palustre, Potentilla anserina, Hydrocotyle vulgaris,
Thrincia hirta, Leontodon autumnalis, Hypochaeris radicata, Pru-
nella vulgaris, Erythraea littoralis Fr. (Er. pulchella Fn fast
nur auf der Weide), Euphrasia officinalis, E. Odontites, P^hinan-
thus major und minor, Atriplex latifolia, Salix repens, Triglochin
palustris, Tr. maritima, Juncus Leersii Marss. , lamprocarpus,
fusco-ater, Gerardi, bufonius, Heleocharis uniglumis, Scirpus pauci-
florus. Sc. Tabernaemontani, Sc. maritimus, Carex stellulata (am
Rande der Wiese), C. vulgaris, C. panicea, C. flacca, C. distans,
Hierochloa odorata (nur in der Nähe des „Meeres"), Antho-
xanthum odoratum, Agrostis alba, A. vulgaris, Phragmites com-
munis, Holcus lanatus, Sieglingia decumbens, Glyceria fluitans
lY. December 1874. IG
242
(nur beim Meere), Cynosurus eristatus, Nardus stricta, Ophioglos-
sum vulgatum (im östlichen Theile).
Am liande der Wiese finden sich dann weiter noch: Cera-
stium glomeratum, Drosera rotundifolia, Ononis spinosa, Pyrola
rotundifolia, P. minor, Epipactis palustris, Carex trinervis, Psamma
arenaria, Botrychium lunaiia Sw. u. A.
Flora der trockneren Wie.sensttteke dicht oberhalb des
Deiches bei den Gemüsefeldern.
Ranunculus acer, R. repens, Cochlearia danica, Viola tri-
color, Stellaria graminea, Cerastium triviale, Sagina pro-
cumbens, Trifolium filiforme, Tr. pratense, Tr.arvense,
Tr. repens, Lotus corniculatus, Vicia Cracca, Poten-
tilla anserina, Sedum acre (einzeln), Daucus Carota, Galium
palustre, Achillea Millefolium, Thrincia hirta, Hypo-
chaeris radicata, Leontodon autumualis, Myosotis hispida, M. ver-
sicolor, Jasione montana (einzeln), Rhinanthus major,
Euphrasia officinalis, Plantago lanceolata, Rumex
Acctosella, Salix repens, Luzula campestris, Scirpus mariti-
mus (einzeln), Carex vulgaris, C. trinervis (einzeln), Anthoxanthum
odoratum, Alopecurus geniculatus, Agrostis vulgaris, A. alba.
Phragmites communis (einzeln), Holcus lanatus, Ave na
praecox, Sieglingia decumbens, Poa pratensis, Nardus
stricta; am Rande nach den Aeckern hin gesellen sich dazu:
Hieracium umbellatum, Linaria vulgaris, Chenopodium album,
Lolium perenne; gegen die Erd wälle hin dagegen: Arenaria
serpyllifolia, Rumex crispus, Juncus e ff usus, Dactylis glome-
rata, Bromus mollis.
Auf den wenige Fuss höher gelegenen aber noch zu dem-
selben Complexe gehörenden Wiesenstücken war der Rasen ge-
bildet von den in der vorstehenden Uebersicht gesperrt ge-
druckten Pflanzen, zu denen sich aber noch folgende gesellten:
Capsella bursa pastoris, Spergula arvensis, Trifolium procum-
bens, Matricaria Chamomilla, Chrysanthemum inodorüm, Centaurea
Jacea, Euphrasia Odontites, Rumex Acetosa (einzeln), Juncus
Leersii, Phleum pratense, Phl. arenarium.
Flora des Blumenthales«
(Grosses Dünenthal im Süden der Insel, der Flinthören gegen-
über, nach Osten hin allmählich in die Weide verlaufend.)
e. St. =z einziger Standort.
Ranunculus acer, R. repens, R. flammula, Draba verna, Viola
tricolor, Spergula nodosa, Halianthus peploides (namentlich im
östlichen Theile), Linum catharticum, Radiola linoides, Anthyllis
vulneraria, Trifolium pratense, repens, Lotus corniculatus, Po-
tentilla anserina, Epilobium palustre, E. parviflorum (e. St.),
Sedum acre, Eryngium maritimum (e. St.), Galium Mollugo, Tus-
silago farfara, Aster Tripolium (östlicher Theil), Thrincia hirta,
243
Leontodon autumnalis, Hieracium umbellatum, Taraxacum offici-
nale Web., Sonchus arvensis, Jasione montana, Pyrola rotundi-
folia (sehr spärlich), Erythraea littoralis. Er. pulchella (einzeln),
Ehinanthus major, EupKrasia Odontites, Centunculus minimus,
Glaux maritima, Plantago maritima, Atriplex latifolia, Rumex
Acetosella, Salix repens, S. aurita, S. cinerea (von beiden Arten
kleine angeflogene Exemplare), Triglochin maritima, Tr. palustris,
Epipactis palustris, Asparagus officinalis (e. St.), Juncus lampro-
carpus, fusco-ater, Gerardi, bufonius, Heleocharis palustris, uni-
glumis, Scirpus pauciflorus. Sc. maritimus. Sc. rufus (an mehre-
ren Stellen massenhaft), Eriophorum angustifolium, Carex arena-
ria, C. vulgaris, C. trinervis (einzeln), C. flacca, C. Oederi, C.
distans, Agrostis alba, A. vulgaris, Psamma arenaria, Corynephorus
canescens, Holcus lanatus (spärlich), Festuca rubra.
Erste Yegetation auf abgestochenen Stellen dicht hinter dem
Deiche (Umgebung aus blumigem Rasenboden bestehend).
Cerastium hemidecandrum , Radiola linoides, Lotus cornicu-
latus, Potentilla anserina, Thrincia hirta, Erythraea linarifolia,
Euphrasia officinalis, Plantago Coronopus, P. maritima, Rumex
Acetosella, Juncus lamprocarpus, Carex arenaria, Avena praecox,
Agrostis alba, Festuca rubra.
Gryptogamen.
Eine annähernd vollständige Sammlung der Gryptogamen
von Langeoog konnte ich natürlich nicht zusammenbringen, da
hierzu nicht allein Beobachtungen während aller Jahreszeiten,
sondern vor Allem auch Detailkenntnisse in den einzelnen Grup-
pen erforderlich sind, welche mir fehlen. Indessen habe ich doch
die mir auffallenden Moose, Flechten und höheren Pilze gesam-
melt und theile ein Verzeichniss derselben nachstehend mit
Muscl
(nach den Bestimmungen meines verehrten Freundes, des Herrn
Pastor W. Bertram in Braunschweig; — vergleiche auch das von
C. E. Eiben zusammengestellte Verzeichniss der Laubmoose der
ostfriesischen Inseln, diese Abhandlungen, III, pag. 212).
Barbula subulata Brid. W, Erdumwallungen.
B. ruralis B. W, Blumenthal; sandige Vordünen am Rande
der Weide.
Ceratodon purpureus Br. W, Erdumwallungen im
Dürfe; 0.
Biacomitrium canescens Brid. W, M, 0.
Funaria hygrometrica Hedw« Flinthören, auf einem an-
getriebenen Meerball.
Leptobryum pyriforme Schpr. W, Innenrand der Dünen.
Brynm uliginosum Schpr. W, Innenrand der Dünen.
16 •
244
Br. blmum Scliw. W, Weide, Tümpel im grossen nörd-
lichen Dünenthale, M.
Br. cernuum B. S. *) W, sandige Weide, grosses Dünen-
thal im Norden, östliche Dünen; M, Vordünen im Süden am Rande
der Weide.
Br. pallens Sw. W, mehrfach, z. B. im grossen nördlichen
Dünenthale und im Westen des Dorfes.
Aulaeomnium palustre Schwägr. M.
Amblystegium riparium B.8. W, sandige Vordünen am
Rande der Weide, grosses Dünenthal im Norden, Wasserloch in
den Dünen beim nördlichen Kap.
Camptothecium lutescens B. S. W, Erdumwallungen,
Blumenthal, Innenrand der Dünen; M.
Brachythecium albicans R. S. W, Weide.
Hypnnm Kneifli B. S. W, östliche Dünen, Blumenthal, Vor-
dünen am Rande der Weide. — Dieses auf dem Festlande häufige
Moos war bisher noch nicht von den Inseln bekannt.
H. s quarr OS um L. W, östliche Dünen; Innenrand der
Dünen, Weide, Erdwälle; M, 0.
H. triquetrum L. W, M, 0.
H. cupressiforme L. W, Weide; M, grosse Form.
H. cuspidatum L. In Rasen von Hierochloa am West-
ende des Dorfes.
H. purum L. W, Weide.
H. spien dens Hedw. M, 0.
H. eordifolium Hedw. W, an feuchteren Stellen in Weiden-
gebüschen mehrfach (Mai 1874).
Liehenes.
(Nach den Bestimmungen des Herrn Dr. Dietrich in Jena.)
Cladonia stellata Schaer., auf trockenen Rainen und
altem Holze.
CK furcata Huds., var. subulata, in Moosrasen und im
Sande an trockneren Stellen.
Cl. furcata, var. crispata, trockene Stellen an den Ab-
hängen der inneren Dünen und der Weide.
Cl. gracilis L., mit voriger.
Cl. pyxidata L., mit Moosen untermischt an trockenen
Stellen, an Rainen.
Cornicularia aculeata Ach., auf trockenen Stellen der
inneren Dünen.
Physcia parietina Körb., häufig auf Dachpfannen, an
Mauern u. s. w.; am Innenrande der Dünen des Ostendes fand
ich diese Flechte auch mit sehr schönen Früchten auf einem
alten Rochenei.
*) Diese Art und ebenso das interessante Br. inclinatum B. S. fand ich auch
auf Baltrum.
245
Parmelia saxatilis Ach., am Holze alter Umzäunungen,
auf Erdumwallungen.
Bamalina farinacea Ach., am Holze alter Umzäunungen.
R. fraxinea L., var. fastigiata, auf altem Holze von Um-
zäunungen.
Peltigera canina L. Vielfach zerstreut auf moosigem
Rasen.
Fungi.
(Nach den Bestimmungen meines verehrten Freundes, des Herrn
Seminar-Inspector Bentfeld in Oldenburg.)
Agaricus (Hygrophorus) CO nicus (Scop.) Fries. W, Wiese,
grössere Dünenthäler, einzeln.
Ag. (Mycena) Acicula (Schaeff.) Fr. W, auf einem Pflanzen-
stengel an einer Wasserlache im grossen nördlichen Dünenthale.
Ag. (Naucoria) pediades Fr. W, 0; häufiger Dünenpilz
auf Langeoog und Baltrum.
Ag. (Psalliota) campestris L. W, 0, häufig auf Weiden.
Ag. (Coprinarius) separatus (L.) Fr. W, Dünenthälen
Ag. (Coprinus) comatus (Müller, Fl. Dan.) Fr. 0, Dünen.
Ag. (Hebeloma) lacerus Fr. W, Weide (Mai 1874).
Ciavaria cristata Pers. 0, selten in den Dünen.
Phallus impudicus L. W, 0, in den Dünen zerstreut.
Lycoperdon Bovista L. W, Wiese, Weide.
Bovista nigrescens Pers. W, 0, häufig auf Weiden.
Poronia punctata (L.) Fries. 0, auf altem Viehdünger,
östlich vom Hofe.
D. B a 1 1 r u m.
Den ersten wirklichen Anhalt für die Beurtheilung der Flora
von Baltrum gewährt das von Herrn Dr. W. 0. Focke in diesen
Abhandlungen, 1873, HI, pag. 318 veröffentlichte Verzeichniss
der von ihm und Herrn Fr. Sundermann während eines wenig
mehr als einstündigen Aufenthaltes im August 1872 gesehenen
und notirten Pflanzen; vorher besassen wir nur einzelne zer-
streute und gelegentliche Notizen über die auf Baltram wachsen-
den Pflanzen. Jenes Verzeichniss zählte einschliesslich einiger
früher angegebenen, von Focke und Sundermann nicht wieder
gefundenen Arten 108 Species auf, gewiss eine sehr ansehnliche
Zahl für die Kürze der Beobachtungszeit. Im Jahre 1873 machte
ich selbst am 24. Juli einen Ausflug nach Baltrum und botani-
sirte dort während des grössten Theils des Tages. Ich lernte
bei dieser Gelegenheit in dem Lehrer auf Baltrum , Herrn Hin-
rich Siebeis, einen sehr strebsamen jungen Mann kennen, der
sich schon eifrig bemüht hatte, das Focke'sche Verzeichniss zu
vervollständigen. Herr Siebeis führte uns zu den Standorten
346
einiger selteneren Pflanzen, namentlich dem von Eryngium mari-
timum L. hin. — Im November 1873 übersandte mir dann Herr
Siebeis Alles, was er bis dahin auf der Insel gesammelt hatte,
zur Bestimmung, beziehungsweise Revision, und wurde ich so in
den Stand gesetzt, die Flora von Baltrum noch genauer kennen
zu lernen. Auch im Jahre 1874 hat Hr. Siebeis die Flora be-
achtet, wenn es ihm auch in diesem Jahre, der Arbeiten für
seine Staatsprüfung wegen, an Zeit fehlte, viel einzulegen. Er
entdeckte noch fünf neue Arten : Draba verna, Gochlearia danica,
Teesdalea nudicaulis, sowie Veronica arvensis und agrestis.
Exemplare derselben haben mir zwar nicht vorgelegen, indessen
theilt mir Herr Siebeis mit, dass ihm über die Bestimmung nicht
der mindeste Zweifel geblieben sei. — Da Herr Siebeis im Herbst
1874 die Insel Baltrum verlassen hat und nach der Stadt Norden
tibergesiedelt ist, so dürfte seine Thätigkeit für die Erforschung
der Inseln wohl vorläufig ein Ende erreicht haben. — Das nach-
folgende Verzeichniss , welches nun wohl nahezu vollzählig sein
dürfte, enthält (abgesehen von dem Bastard: Galium verum X
Mollugo) 177 Phanerogamen, darunter aber zahlreiche Ruderal-
pflanzen. Gefässcryptogamen scheinen Baltrum ganz zu fehlen. —
Uebrigens dürfte die Flora der Insel in den nächsten Jahrzehnten
durch den starken Anwachs, der durch die auf der Südseite be-
legenen Schiengen gefangen wird, voraussichtlich manche Be-
reicherung erfahren.
Banuneulus flammnla L« Grosses DünenthaL
R. repens L. Wiesenstücke beim Osterloog.
R. bnibosus L. Spärlich in Gärten des Westerloog.
Papaver somniferum L. Mehrfach verwildert.
P. Argemone L. Raine und Gärten beim Osterloog.
Sisymbrium Sophia L. Westerloog (W. 0. F.).
Sinapis arvensis L. Westerloog.
S. alba L. Westerloog, selten.
Draba verna L. Ziemlich häufig an Gartenrändern (H. S.)
Coehlearia angliea L. Am Wattstrande nicht selten.
C. danica L. Nur auf einer Gartenumwallung beim Oster-
loog (H. S.).
Teesdalea nndleauUs R. Br. An einem Wegrande beim
Westerloog (H. S.).
Gapsella bursa pastoris L. Oster- und Westerloog.
Cakile maritima Scop. In den Dünen vielfach, beson-
ders häufig in den Randdünen.
Raphanns Raphanlstmm L. Westerloog.
Viola canina L., var. lancifolia Thore, häufig.
V. tricolor L., var. sabulosa DG., häufig.
Lychnis vespertina Sibth* In Gärten: Westerloog,
Osterloog.
Sagina procumbens L., häufig.
8. maritima Don, spärlich in dem grossen Dünenthale,
häufiger auf dem be weideten Grünlande.
S. nodosa E. Meyer, häufig.
247
Spergula arvensis L., häufig und sehr gross.
Lepigonum medium Wahlberg; am Wattstrande
einzeln*
L. marginal um Koch; häufiger als die vorige Art.
Hallanthns peploldes Fr.^ spärlich auf dem östlichen Strande.
Arenaria serpyllifolia L. ümwallungen beim Oster-
und Westerloog.
Stellaria media Vill., häufig in den Gemüsegärten, auch
bei den Häusern.
Cerastium triviale Lk., häufig.
G. hemidecandrum L., häufig in den Dünen und auf Erd-
um Wallungen.
G. tetrandrum L. In den Dünen.
Linum catharticum L., häufig.
Radiola linoides Gmel, häufig.
Malva vulgaris Fr., Osterloog, Westerloog.
Erodium cicutarium L'H^r, häufig.
Ononis spinosa L. In zwei Exemplaren auf der Wiese.
Anthyllis vulneraria L. In den Dünen, indessen bei
weitem nicht so häufig als auf Langeoog.
Trifolium pratense L., einzeln.
Tr. arvense L., Dünenthäler, häufig.
Tr. fragiferum L., Dünenthäler und Strand watt.
Tr. repens L., wie vorige Art.
Tr. procumbens L., in den Wiesenstücken beim Osterloog.
Tr. filiforme L., vielfach in Gärten.
Lotus corniculatus L., in den Dünen zerstreut.
Vlela Graeca L., spärlich in der Mitte der Insel (Timmer -
schlepp).
Y. angustifolia Roth« Einzeln in den Gemüsegärten nörd-
lich vom Osterloog.
Medieago lapullna L., spärlich in den Dünen beim Osterloog.
Lathyms pratensis L., selten in Gärten am Osterloog.
Potentilla anserina L., häufig.
Epilobium palustre L. In einem Dünenthale im öst-
lichen Theile der Insel.
Oenothera biennis L. Cultivirt und mehrfach verwildert.
Sedum acre L., zerstreut in den Dünen.
Sempervivam teetorum L. Auf Dächern und einem Garten-
rande im Westerloog.
Eryngium maritimum L. Ein prächtiges Exemplar in
den nordwestlichsten Dünen (Juli 1873), ausserdem zahlreiche
junge sowohl als blühreife Exemplare in der Mitte der Insel in
den dem Grünlande benachbarten Dünen.
Aegopodium Podagrarla L., selten, in einem Garten im
Westerloog.
Oenanthe Lachenalii Gmel., von Wessels für Baltrum
angegeben, wurde von uns nicht gefunden.
Pimpinella saxifraga L. Eine der Charakterpflanzen
der Insel. Sehr häufig sowohl auf den Graben-Ümwallungen
248
beim Osterloog als auf den Dünen westlich und nördlich vom
Westerloog.
Scandlx pecten veneris L. Ziemlich viel in den, in den
Dünen des Osterloog angelegten, Gemüsegärten, auch beim Oster-
loog selbst.
Anthrlsens silvestris Hoffm., selten beim Osterloog und
Westerloog.
Galium Aparine L., selten in Gärten beim Osterloog und
Westerloog.
G. verum L., nicht selten.
G. verum x Mollugo; beim Osterloog mehrfach.
G. Mollugo L., Dünen.
Yalerianella olitoria Mch., selten in Gärten des Westerloog.
Tussilago farfara L. Culturland im östlichen Theile der
Insel (W. 0. F.); auch am Strande und in den Dünenthälern.
Aster Tripolium L. Am Wattstrande häufig.
Bellis perennis L. Wiesenstellen beim Osterloog; spärlich
auch beim Westerloog.
Artemisia vulgaris L. Osterloog, Westerloog.
. A. maritima L. Einzeln auf dem Wattstrande; hat sich
in den letzten Jahren sehr vermehrt (H. S)
Tanacetum vulgare L., beim Westerloog und Osterloog
mehrfach.
Achillea Millefolium L. Zerstreut.
Matricaria Ghamomilla L. Zerstreut.
Chrysanthemum inodorum L., var, maritimum, desgl.
Senecio vulgaris L., zerstreut; besonders häufig in den
Dünen des Westendes.
Cirsium lanceolatum Scop. Westerloog.
C. arvense Scop. Mehrfach zerstreut, an einzelnen Stellen
häufig.
Gentaurea Gyauus L., vereinzelt an Gartenrändern.
Thrincia hirta Roth, sehr häufig.
Taraxacum officinale Wigg., einzelne Exemplare, sehr
zerstreut.
Hypochoeris radicata L., häufig.
Sonchus oleraceus L., Gemüsegärten, Schuttstellen.
S. asper L., daselbst, aber seltener.
S. arvensis L, var. maritimus. Dünen.
Hieracium umbellatum L., häufig in den Dünen.
Jasione montana L., var. littoralis Fr., desgleichen.
Pyrola rotundifolia L. Nur in einem kräftigen Exem-
plare in dem grossen Dünenthale östlich von Timmerschlopp ge-
funden; die Staude besass acht Blattrosetten, aber heuer (1873)
nur einen Blüthenschaft. Das Exemplar ist 21 cm. hoch ; es steht
in der Mitte zwischen der Hauptform und der var. arenaria. Mit
dieser hat es die kleinen Blätter und die breiten stumpfen Kelch-
blätter gemein; dagegen sind die Blätter nicht spitzlich, sondern
abgerundet stumpf und häufig mit einem aufgesetzten Spitzchen
249
verseben und die Blüthenstiele bedeutend länger als die Kelch-
blätter.
Erythraea littoralis Fr. „Riemblume" der Bewohner.
Dünenthäler und Wattstrand häufig, wenn auch lange nicht so
massenhaft, als auf Langeoog.
E. pulchella Fr., Wattstrand und Grünland.
Lithospermum arrense L., selten hinter den Häusern des
Osterloog.
Myosotls hispida Schlecht., vereinzelt in Gärten des Wester-
loog (siehe die Bemerkung über diese Pflanze bei „Langeoog")-
Linaria vulgaris Mi 11. Westerloog, ziemlich häufig in
den Gärten.
Veronica arvensis L., spärlich auf den Kartoffeläckern des
Osterloog.
V. agrestis L., mit voriger.
Bhinanthns major Ehrh.^ bis jetzt nur ein Exemplar und
zwar auf dem neuen Anwüchse südlich der Dünen gefunden (H. S.).
Das Fehlen der Pflanze auf den übrigen Lokalitäten ist sehr auf-
fallend.
Euphrasia Odontites L., sehr spärlich in den Dünen-
thälern.
E. officinalis L. In M. Gh. für Baltrum angegeben, ist
von uns nicht beobachtet worden.
Mentha arvensis L., ziemlich selten auf Aeckern des West-
endes.
Lamium hybridum Vill. (incisum Willd.), selten in Gärten
beim Westerloog.
L. purpureum L., selten in Gärten des Westendes.
Stachys palustris!., einzeln auf Gartenrändern beim Osterloog.
Prunella vulgaris L. Wiesenflecke beim Osterloog.
Anagallis arvensis L., Gemüsegärten; zerstreut.
Gentunculus minimus L. Ausserordentlich häufig.
Glaux maritima L. Dünenthäler und Wattstrand.
Armeria vulgaris W. Wattstrand, Grünland. Die von
mir gesammelten Pflanzen haben sämmtlich kahle Stengel; die
Blätter sind kahl oder gewimpert.
Plantago major L. Dünenthäler, Grasplätze.
P. lanceolata L., desgleichen.
P. maritima L., Dünenthäler, Grünland, Wattstrand.
P. Cor on opus L., desgleichen.
Schoberia maritima C.A.Meyer. Wattstrand, besonders
auf dem neu gefangenen Lande, und zwar sowohl die var. pro-
strata W. 0. F., als die var. flexilis W. 0 F.
SalsolaKaliL. Dünen, besonders nach dem Wattstrande zu.
Salicornia procumbens Sm. Wattstrand.
S. patula Duv.-Jouve. Wattstrand,
HaUmus pedunculatus Wallr. Auf dem neu angewachsenen
Lande.
Chenopodium album L., häufig.
Atriplex latifolia Wahlnbg., var. salina, zerstreut.
250
A. littoralis L«, häufig auf dem neu gefangenen Lande, oft
schön roth gefärbt.
A. patnla L. Westerloog.
ßumex crispus L., zerstreut.
R. Acetosella L. Dünenthäler. Wiesenflecke.
Polygonum lapathifolinm L. Unkraut in den Gemüsefeldern.
P. Persicaria L., desgleichen.
P aviculare L., häufig (namentlich eine niederliegende
Form mit linealischen Blättern, sehr grosser weisshäutiger Ochrea
und grünlichen Blumen).
P. Convolvulus L., Gemüsefelder.
Hippophae rhamnoidesL. Nur ein Exemplar in einem
östlichen Dünenthale.
Euphorbia helloscopla L. Gemüsebeete beim Ostcrloog.
E. Peplus L. Gemüsefelder, nicht selten.
Urtica urens L. Zerstreut.
U. dioica L. Zerstreut.
Salix Gapraea L», ein ganz junges Exemplar im grossen
Dünenthale.
S. cinerea L. Umwallungen, Dünenthäler.
S. aurita L. Umwallungen*), Dünenthäler.
S. repens L. Dünenthäler.
PopulustremulaL. In dem grossen Dünenthale mehr-
fach, jedoch nur sehr niedrige, krüppelhafte Exemplare.
Betula alba L. Nur ein kleines Exemplar in dem Dünen-
thale unweit des Hauptstandortes von Eryngium gefunden.
Triglochin maritima L. Sehr einzeln auf dem Wattstrande.
T. palustris L.; häufig auf dem Grünlande, am Watt-
strande und in den Dünenthälern.
Zostera marina L. Watt.
Z. nana L. Watt.
Orchis latifolia L. Selten in einem Dünenthale in der
Mitte der Insel.
Epipactis palustris Crantz. Dünenthäler.
Juncus lamprocarpus Ehrh.; selten.
J. fusco-ater Schreb. (nicht Schrad., wie irrthümlich in
Nöldeke's Flora der ostfriesischen Inseln, pag. 177, und Focke's
Aufzählung der Pflanzen von Baltrum pag. 315 und 320 gedruckt
ist) Dünenthäler.
J. Gerardi Lois. Dünenthäler, Grünland.
J. bufonius L., desgl.
Luzula campestris DC. Umwallungen beim Osterloog.
Heleocharis palustris B. Br. Dünenthäler, einzeln.
H. uniglumis Lk,; desgl.
Scirpus pauciflorus Lightf.; häufig.
Carex arenaria L. Dünen.
C. Oederi Ehrh.; Dünenthäler, hohe und niedrige Formen.
*) Auf den Umwallungen finden sich ausserdem, aber offenbar angepflanzt:
Salix Smithiana Willd., viminalis L., undulata Ehrh.
251
C. ynlgaris Pries. Grosses Dünenthal.
G. flaeca Sehreb. Dünenthäler.
Alopecurus agrestis L. An den Häusern beim Oster-
loog und in Kartoffelfeldern nördlich davon.
Agrostls vulgaris Witli.; zerstreut.
A. alba L. Wattstrand, Dünenthäler.
Phleum arenarium L.; häufig.
P. pratense L. Ganz ungewöhnlich kräftige Exemplare auf
den Umwallungen einzelner Gemüsefelder.
Psamma arenaria R. u. S. ; allgemein verbreitet.
P. baltica R. u. 8. Spärlich auf den ümwallungen beim
Osterloog.
Corynephorus canescens F. de B.; häufig.
Holcus lanatus L.; häufig.
Ayena praecox P. de B. Wiesenflecke, Dünenthäler.
Poa annua L. Westerloog, Osterloog.
P. pratensis L. Wiesenflecke, Dünenthäler.
Glyceria distans Wahlenb. (W. 0. F., von mir nicht
gesehen.)
6. maritima M. u. K. Häufig am Wattstrande, besonders
auf dem neugefangenen Lande.
Dactylis glomerata L. Häufig, auch eine interessante
Viviparie beobachtet.
Gynosorus eristatns L. Wiesenflecke.
Festuca rubra L.; häufig.
F. elatior L. Osterloog.
F. arundinacea Sehreb. Umwallungen der Gemüsefelder
im Osten der Insel; die mitgebrachten Belegstücke zeigen sämmt-
lieh eine interessante, oft 1,5 cm. weit sich erstreckende Ver-
wachsung der beiden gepaarten Zweige im Blüthenstande.
Bromns mollis L. Nicht selten.
Triticum junceum L. Strand.
T. acutum DC. Umwallungen im Innern der Insel nicht
selten.
T. repens L. Bei den Häusern und auf den Umwall ungen
nicht selten.
Hordeum arenarium (L.) Aschs. Zerstreut zwischen
dem Helm.
Lolium perenne L. Häufig, nicht selten auch die Form
compactum.
Lepturus filiformis Trin. Grünland und Weide, zerstreut.
E, Norderney.
Unter allen ostfriesischen Inseln ist Norderney in floristi-
scher Beziehung am bekanntesten, was sich ja leicht daraus er-
klärt, dass die Insel am längsten von allen friesischen Inseln als
Badeplatz besucht wird ; ist ja auch Nöldeke's werthvolle Flora
der ostfriesischen Inseln wesentlich durch Beobachtungen an-
252
geregt worden , welche der Verfasser auf Nordemcy gesammelt
hatte. Seit dem Erscheinen dieser Arbeit sind von Herrn Dr.
W. 0. Focke einige Nachträge zur Flora von Norderney (diese
Abhandlungen III, pag. 320) veröffentlicht worden, welche aas
Beobachtungen der Herren Apotheker Braun zu Hausbergen (jetzt
in Braunschweig), Überlehrer Dr. Banning in Minden, Dr. W. O.
Focke und mir selbst zusammengestellt waren. — Im Mai dieses
Jahres konnte ich dann einen lange gehegten Plan ausführen und
einige der Inseln (Norderney und Langeoog) im Frühlinge be-
suchen *). Auf Norderney verweilte ich am 24. und 25. Mai,
Dass dieser Ausflug von den Witterungsverhältnissen und dem
Zustande der Vegetation sehr wenig begünstigt wurde, habe ich
bereits oben bei Langeoog mitgetheilt, indessen führte er doch
auch für Norderney zur Auffindung einiger neuen Pflanzen, unter
denen Botrychium Lunaria Sw. jedenfalls die beachtenswertheste
ist. — Während der Sommerferien d. J. hat dann Herr Beal-
schuldirector C. W. Debbe auf Norderney botanisirt und meh-
rere Fundorte interessanter Pflanzen von Neuem constatirt —
Alle diese Besuche haben die Aufmerksamkeit darauf gelenkt,
dass die Flora von Norderney durch den starken Verkehr mit
dem Festlande, namentlich aber durch den starken Import von
Buschwerk, Pflanzmaterial und Sämereien sehr stark beeinflusst
worden ist. Es ist deshalb für die Beurtheilung des Wildwach-
sens der Gewächse von Norderney ganz besondere Vorsicht ge-
boten.
In der nachfolgenden Aufzählung von Norderneyer Pflanzen
habe ich der Bequemlichkeit halber die Mittheilungen von Dr.
Focke an den betreffenden Stellen angeführt, so dass also die
vorliegende Aufzählung Alles enthält, was seit Nöldeke's Ver-.
zeichniss über die Flora von Norderney publicirt worden ist.
Thalictrum minus L. , var. dunense. Die Lage der
„Herrenfels Dünen", welche Nöldeke als Standort angiebt, haben
wir nicht ermitteln können; wir fanden aber die Pflanze in der
Nähe des Denkmals und des benachbarten Erlenwäldchens; der
Hügel des Denkmales wurde uns als „Ruppertsberg" bezeichnet.
Batrachium confusum Garcke. Viehtränken in der
Mitte der Insel.
Ranunculus acer L. Auf dem neuen Polder sehr häufig.
Ranunculus repens L. Eine sehr schöne, halb gefüllte
Form auf dem alten Polder südlich vom alten Conversations-
hause.
Fumaria parviflora Lam. (Abh. III, pag. 322.)
Stenophragma Thallanum Gelak. (Sisymbrium Gaud.) An
den Rändern der Anpflanzungen südwestlich vom alten Conver-
sationshause sehr häufig und in sehr verschiedener Grösse; auch
an Umwallungen der Gemüsegärten und Wiesenflecke nordöst-
lich vom Dorfe, jedoch immer unter Verhältnissen, dass sie eher
*) Auf diesem Ausflüge begleitete mich mein Sobu Heinrich, daher das
wiederholte „wir" bei den Angaben der Standorte.
r
253
als Ruderalpflanze, denn als Dünen- oder Sandpflanze erscheint. —
Fehlt auf Langeoog; auch auf den andern Inseln bis jetzt nicht
gefunden.
Dralba yema L. In den Dünen, auf Grasplätzen und Um-
wallungen nicht selten.
Cochlearia officinalis L. Von mir weder auf Lange-
oog noch auf Norderney gefunden; die Angaben über das Vor-
kommen dieser frühblühenden und im Sommer so schwer kennt-
lichen Pflanze erscheinen mir sehr fraglich.
C. anglica L. Von uns nur auf dem „lüttjen Eiland**
beobachtet.
C. danica L. Trockene begraste Stellen der Südseite der
Insel nahe beim Dorfe häufig.
Teesdalea nndicaulis R. Br. Von uns weder auf Noi-derney noch auf
Langeoog, trotz besonderer darauf gerichteter Aufmerksamkeit gefunden.
Viola silvatica Fr. (Abh. III, pag. 322.) Von uns nicht
gefunden.
Polygala vulgaris L. In bewachsenen Dünenthälern
nicht eben selten. Die Exemplare haben meistens aufrechte
Stengel und können hiernach, sowie nach den zahlreichen dunkel-
blauen Blüthen, kaum mehr der var. dunensis Du Mort. (als Art)
zugerechnet werden, wie sie auf Borkum und Langeoog so cha-
rakteristisch auftritt; sie schliessen sich vielmehr unserer Fest-
landsform viel inniger an.
Spergula pentandra L. ; von Meyer ohne nähere Stand-
ortsangabe erwähnt, wurde von uns weder auf Norderney noch
auf Langeoog gefunden.
Arenaria serpyllifolia L. (Abh. III, pag, 322.) Auch
auf Grasplätzen und am Rande der Anpflanzungen südwestlich
des alten Conversationshauses an mehreren Stellen.
Cerastlnm tetrandrani Curt. Mehrfach in den Dünen, na-
mentlich in der Nähe des Cap. (Siehe weitere Bemerkungen
über diese Pflanze in der vorstehenden Flora von Langeoog.)
Sarothamnus vulgaris Wimm.; hat sich auf seinem
Standorte hinter dem Scheibenberge erhalten, gehört aber sicher-
lich nicht zur eigentlichen Inselflora, sondern ist mit dem Pflanz-
materiale für die Anlagen vom Festlande herübergebracht worden,
VIcia angustlfoUa Roth. Sehr vielfach auf begrasten Stel-
len der Dünen, auch als Unkraut in den Gemüsegärten. Hier-
her gehört wahrscheinlich die von Riefkohl für Norderney an-
gegebene „V. sativa L."
Ylcla lathyroldes L, Ueber die ganze Insel zerstreut, na-
mentlich in lichteren Gebüschen von Rosa pimpinellifolia , Salix
repens und Rubus caesius, aber auch sonst auf begrasten Stellen
der Dünen.
Rubus. — Ausser dem auf der Insel einheimischen R. cae-
sius und dem bereits von Nöldeke (pag. 139) aufgeführten R.
plicatus Weihe u. Nees findet sich auch R. Idaeus L. in den
Gebüschen südwestlich vom alten Conversationshause; beide
254
Arten sind aber sicher mit Pflanzmaterial nach der Insel ge-
bracht und gehören der Inselflora nicht an.
Potentilla procumbens Sibth. (Abh. III, pag. 139
und 322.)
Potentilla reptans L. Mein Sohn Heinrich fand in einem
der südlichsten Dünenthäler nahe der weissen Düne eine noch
nicht blühende Potentilla, welche sich zweifellos als P. reptans
erwies. Es waren aber nur ganz wenige Stöcke dieser Pflanze,
an einer einzigen Stelle zusammengedrängt, vorhanden und dürfte
sie daher wohl erst vor Kurzem eingewandert sein. An eine
Einschleppung durch den Menschen ist nach der Lage und Be-
schaffenheit des Fundortes wohl nicht zu denken. Die Sache
wird noch dadurch besonders interessant, dass in der Nähe auch
der von Herrn Apotheker Braun nachgewiesene Standort der
Pot. procumbens liegen muss (s. Abh. III, pag. 322).
Rosa pimpinellifolia L. (Abh. III, pag. 321.) Die dort
niedergelegten Beobachtungen über die Häufigkeit und Verbrei-
tung der Dünenrose kann ich durchaus bestätigen. Die Pflanze
öffnete zur Zeit meiner Anwesenheit gerade ihre ersten Blüthen,
deren Blumenblätter ich auf der inneren Seite ziemlich rein
weiss, aussen dagegen röthlich oder gelblich fand.
Sorbns ancnparla L. Ein kleines Exemplar in einem süd-
östlichen Dünenthale, unfern des Leuchtthurmes, wohl von einem
Vogel dahin verschleppt.
Epilobium angustifolium L. (Abh. III, pag. 323.)
Callitriche stagnalis Scop. Ich fand diese Pflanze an
zwei verschiedenen Stellen: bei der Schanze und in den der-
selben benachbarten Gräben und in einer Viehtränke ziemlich
in der Mitte zwischen der weissen Düne und dem Dorfe. Die
Pflanzen beider Standorte besassen die scharf geflügelten Früchte,
welche für diese Art charakteristisch sind, und es konnte dem-
nach kein Zweifel über ihre Bestimmung übrig bleiben.
Garnm Carvi L, Auf dem alten und neuen Polder mehrfach.
Pastlnaca satlva L. Auf einem Rasenstücke links vom süd-
lichen Eingange des Dorfes; wohl sicher eingewandert.
Sherardla arvensis L, Als Unkraut auf Aeckern zwischen
der Marienstrasse und dem neuen geraden Deiche der Südseite.
Filago minima Fr. (Abh. III, pag. 322.)
Gnaphalium dlolcnm L. An vielen Stellen bewachsener
Dünenthäler, namentlich in Gesellschaft von Vaccinium. Es ist
mir sehr auffallend, dass diese Pflanze sich bisher der Aufmerk-
samkeit der zahlreichen Botaniker, welche Norderney besucht
haben, entziehen konnte. A^i eine neuerliche Einschleppung ist
nach der Beschaffenheit der Standorte gewiss nicht zu denken;
eher daran, dass die Pflanze, weil ziemlich frühe blühend, von
den Besuchern im Hochsommer und Herbst übersehen wurde.
Seneclo aqnatlcus Hnds. Auf der grossen Wiese in der
Mitte des Grünlandes der Insel (mit Myosotis versicolor zusam-
men); zur Zeit unseres Besuches (Ende Mai) entfalteten sich
bereits die ersten Blüthen.
255
Jasione montana L., flor. alb. (Abb. III, pag. 322.)
Vaccinium uliginosum L. Wir fanden diese Pflanze
nicht allein in dem einen grossen Dünenthale, für welches Nöl-
deke sie angiebt, sondern noch in vielen andern Thälern von
jenem an östlich bis in die Nähe der weissen Dünen und süd-
lich bis zu dem Erlenwäldchen und dem Denkmal.
Pyrola minor L. Ist, wie schon Focke (Abh. III, p. 322)
bemerkte, in den östlichen Dünenthälern häufiger, als P. rotun-
difolia. —- Auf den Blättern fand ich mehrfach einen gelbrothen
Pilz, den Uredo Pyrolae Mart. (Cacoma Pyrolae Schlecht.)
Myosotis hispida Schlecht. In den Dünen überall
häufig. — Siehe über diese mir noch etwas zweifelhafte und
wahrscheinlich als besondere Varietät zu beschreibende Pflanze
^as unter ^Langeoog** Bemerkte.
Myosotis verslcolor Pers. Auf Grasplätzen in der Nähe des
alten Conversationshauses nicht selten; ebenso auf der grössten
Wiese in der Mitte der Insel und an deren Rändern häufig.
Lysimachia vulgaris L. (Abh. III, pag. 322.)
Armeria vulgaris W. Auch auf Norderney findet sich
eine grosse Formenmannichfaltigkeit dieser Pflanze; doch gehen
die Formen so vielfach und unbestimmt in einander über, dass
ich es für unmöglich halte, sie in mehrere Arten zu gliedern.
Ueberwiegend sind Formen mit schlankem kahlem Stengel; am
Wattstrande, in der Nähe der Schanze , findet sich eine sehr
kräftige Form mit weichhaarigem Stengel; Knötchen auf dem
Stengel fand ich nur bei einer niedrigen Form des sogenannten
Eilandes beim Leuchtthurm. Die Blätter sind kahl oder ge-
wimpert, oft an demselben Stocke gemischt. Die äusseren Hüll-
blätter sind meistens sämmtlich sehr stumpf, nur an den er-
wähnten kräftigen Pflanzen mit behaarten Stengeln sind die
äusseren von ihnen krautig-stachelspitzig. Bei den allermeisten
Exemplaren sind die Haare auf dem Kelche in zehn Längsstreifen
gestellt, welche nur an der schiefen Basis des Kelches zusammen-
fliessen; bei zwei Exemplaren sind aber auch die Zwischenräume
unregelmässig mit Haaren bedeckt; es sind dies Exemplare mit
kahlem Stengel und kahlen oder gewimperten Blättern; auch
dies Kennzeichen dürfte demnach nicht zur specifischen Abtren-
nung genügen.
Salicornia patula Duval-Jouve. (Abh. III, pag. 207.)
Die vorjährigen verwitterten Exemplare, welche ich auf Norderney
sah, gehörten sämmtlich dieser Form an, doch fehlt auch, wie
wir früher gezeigt haben, die Sal. procumbens Sm. (Abh. IH,
pag. 209) nicht.
Chenopodium rubrum L. (Abh. IH, pag. 322.)
Hippophae rhamnoides L. (Abh. III, pag. 322.) Die
von Focke an der eben citirten Stelle angegebene Localität: im
Osten der Insel, jedoch noch westlich von der weissen Düne, ist
dieselbe, wie diejenige, auf der ich die Pflanze im Jahre 1856
sah und sie auch jetzt wieder beobachtete.
Empetrum nigrum L. Wir fanden die von Meyer in der
256
„Chlorls" angegebene Stelle: „in der Mitte der Insel" wieder;
es ist dies ein Dünentbal in der Vaccinium -Kegion, aber dem
Südrande der Insel ziemlich nabe.
Salix cinerea L. (Abb. III, pag. 323.)
Salix aurita L. Mebrere kleine Exemplare im Osten der
Insel angeflogen.
Popnlas treniula L. sichrere kleine Exemplare in Dünen-
Ihälern der Osthälfte der Insel angeflogen.
Betula pubescens Ehrh. (Abb. III, pag. 323.) Auch
ich sah diese Birken.
Potamogeton pectinata L. (Abh. III, pag. 323.)
Typha latifolia L. (Abh. III, pag. r>23.) Schwächliche
Exemplare von uns in einem sumpfigen, in Folge der grossen
Dürre aber fast ausgetrockneten Dünenthale mit Hippophae zu-
sammen beobachtet.
Sturm ia Loeselii Rchb. Von uns an der von Nöldeke
angegebenen Stelle vergebens gesucht, war aber vielleicht durch
die grosse Dürre zuiückgehalten.
Juncus capitatus Weig. (Abh. III, pag. 323.) Soweit
ich nach der Erinnerung schliessen kann, ist das Dünenthal, in
welchem ich die Pflanze 1856 fand, jetzt zu Gemüsefeldern be-
nutzt.
Luzula campestris DC. Sehr viel häufiger auf Gras-
plätzen und in den Dünenthälern, als nach der Angabe von
Nöldeke zu vermuthen ist.
Carex panicea L. (Abh. III, pag. 323.)
Hierochloa odorata Wahlenb. Auf Norderney von uns vergebens gesncbt.
Bromus mollis L. Auf die Bromus-Pflanzen habe ich
auf Norderney besonders vielfach geachtet, aber dort nur Bromus
mollis L. gefunden und zwar sowohl die gewöhnliche Form mit
behaarten Aehrchen, als diejenige mit kahlen Aehrchcn (var.
liostachys M. u. K.). Auf den Dünen überwiegen ganz zwerg-
hatte Exemplare, während auf dem grossen Damm im Süden, der
nach der Landungsbrücke führt und am Rande der Wiese in der
Mitte der Insel sehr grosse Formen vorkommen. — Einige wei-
tere Bemerkungen über die Trespen der Inseln siehe unter
„Langeoog".
Nardus stricta L. Dünenthäler in der Mitte der Insel.
Lycopodium i nun da tum L. Von uns an feuchten Stellen
der südlichen Dünenthäler mehrfach beobachtet, wogegen L. cla-
vatum meines Wissens seit Meyer (Chloris Hann.) nicht wieder
gesehen wurde.
Botrychium ternatum P. G. Thunberg. Dies ist die
Pflanze, welche Nöldeke in seiner Flora der Inseln, pag. 193 als
Botrychium matricariaefolium AI. Br. anführt. Die falsche Be-
nennung ist durch einen Schreibfehler entstanden, eine leicht
begreifliche Folge der unglücklichen Aehnlichkeit der Namen B.
Matricariae, matricarioides und matricariaefolium. Es ist als
eine wahre Erlösung aus dieser Verwirrung zu begrüssen, dass
für diese Art der oben angeführte Thunberg'sche Name die
F'**'
267
Priorität hat. Der Name B. matricariaefolium AI. Br. ist dagegen,
für die dem B. Lunaria viel näher stehende Pflanze zu verwen-
den, während der häufig für sie gebrauchte Name: li rutaceum
Willd. nur zu Zweifeln und Verwirrung führt, wie Milde (Filices
Europae et Atlantidis, 1867, pag. 190) gezeigt hat. - Dass die
Norderneyer Pflanzen wirklich = B. ternatum Thunberg sind,
kann ich nach Autopsie der im Besitze des Herrn Oberappellations-
rath Nöldeke befindlichen Exemplare bestätigen , wie er selbst
denn auch durchaus damit übereinstimmt. — Wir suchten ver-
gebens nach B. ternatum an der bezeichneten Stelle; dies dürfte
aber daran liegen, dass diese Pflanze ihre Wedel erst im Sommer
und oifenbar viel später als B. Lunaria entwickelt.
Botrychlum Lunaria Sw. Von uns an der von Nöldeke für
das andere Botrychium angegebenen Stelle : „Triften in der Nähe
des kleinen Erlenwäldchens östlich vom Dorfe" am 24. und 25.
Mai 1874 gefunden; an einzelnen Stellen war die Pflanze wirk-
lich häufig. — Herr C. W. Debbe suchte dagegen im Juli d. J.
beide Formen an der ihm genau bezeichneten Stelle vergebens. —
Da in den Dünen an der Ostsee alle drei Botrychien (und bei
Rostock sogar auch das B. simplex!) vorkommt, so dürfte sich
weiteres Suchen nach Botrychien auf den friesischen Inseln wohl
noch lohnen.
Von Moosen kann ich noch als neu für Norderney anführen :
Bryum cernuum Br. Seh. An vielen Orten.
Bryum pallens Sw. Mittlere Thäler, in der Region des
Vaccinium (von Eiben in diesen Abhandlungen III, pag. 214 nur
für die Kiebitzdelle von Borkum angegeben).
Hypnum polygam um Br. Seh.; daselbst (gleichfalls bis
jetzt nur für Borkum angegeben).
Von Pilzen sammelte ich auf Norderney:
Agaricus (Hypholoma) fascicularis Huds. Erlenwäld-
chen in der Nähe des Denkmales.
Agaricus (Coprinarius) papilionaceus Bull.; mehrfach
auf Dünen.
Russula emetica Fr.; feuchte Stellen in den mittleren
Dünenthälern.
Polyporus fumosus Fr.; an Baumstämmen im Erlen-
wäldchen.
Lycoperdon gemmatum Batsch, ß excipuliforme Fr.;
in bewachsenen Dünenthälern.
Es dürfte wohl nicht ohne Interesse sein, wenn ich zum
Schlüsse hier diejenigen Pflanzen zusammenstelle, welche ich am
26. Mai 1874 auf dem neuen Anwachs im Osten von Norderney,
dem sogenannten „lüttjen Eiland"", beobachtete. Es ist dies die
sandig-schlieckige Weide, welche sich auf der Wattseite vom
IV. Januar IS75. 17
258
Leucbtthurme aus in ziemlicher Ausdehnung nach Osten er-
streckt. Nachstehende Aufzählung unifasst natürlich nur die
Frühjahrsflora, da von der Sommer- und Herbstflora in Folge des
kalten Wetters noch wenig zu sehen war.
Am obern Rande herrschen vor: Potentilla anserina, Plan-
tago Coronopus, Scirpus rufus (in dichten Rasen), Carex distans;
weiter hinaus treten dann noch hinzu; Cochlearia anglica, Sper-
gularia spec, Aster Tripolium, Artemisia maritima (spärlich),
Armeria vulgaris, Glaux maritima, Plantago maritima, Chenopo-
dina maritima, Salicornia patula, Triglochin maritima, Festuca
rubra, Agrostis spec. — Juncus maritimus sammt den in seinen
dichten Rasen Schutz findenden Pflanzen fehlte noch.
Vergleicht man die Flora des alten Polders (beim alten
Conversationshause) mit dem des „lüttjc £iland% so muss man
erstaunen, wie rasch auch auf den Inseln nach der Eindeichung
der Salzgehalt des Bodens und damit der halophytische Charakter
der Vegetation verloren geht. Die Vegetation dieses Polders
gleicht ganz der einer binnenländischen Wiese und nur einzelne,
in Beziehung auf den Salzgehalt sehr genügsame Pflanzen, wie
Trifolium fragiferum, Scirpus rufus und Scirpus Tabernaemon-
tani deuten noch auf den ursprünglichen Charakter hin. In den
Gräben treiben sich Frösche und Massen von Kaulquappen um-
her, und wir sahen selbst einen weissen Storch, der nach den
Aussagen der Inselbewohner alljährlich die Polder und die sonst
vorhandenen Gewässer für einige Tage besuchen, dann aber
wieder verschwinden soll.
F. Jnist.
Für Juist bin ich nicht in der Lage, neue Beobachtungen
anzuführen.
G, B 0 r k n m.
Zur weiteren Untersuchung der Flora von Borkum ist, soviel
mir bekannt geworden, in den letzten Jahren Nichts geschehen. —
Indessen kann ich doch zwei für die Insel neue Pflanzen an-
führen.
Taraxacum officinale Wigg. Diese Pflanze war bisher
wunderlicherweise von Borkum nicht notirt (vergl. darüber Nöl-
deke, pag. 150). Da ich kaum glauben konnte, dass die Pflanze
auf Borkum wirklich fehlt, so wandte ich mich im Frühjahre
1874 an Herrn Amtsvogt Abtmeyer auf Borkum mit der Anfrage,
ob die Pflanze auf Borkum vorkomme; derselbe antwortete mir,
dass sie dort auf Wiesen, in Gärten und in den Dünen sehr
häufig sei und sandte mir erbetenermassen einige Stauden der-
r^-i
259
selben zu, so dass über ihre Identität kein Zweifel sein kann. —
Die Pflanze ist also von den Besuchern von Borkura nur über-
sehen oder zu notiren vergessen worden; dabei ist hervorzuheben,
dass sie im Hochsommer, nachdem die Blüthen und Früchte
verschwunden sind, sehr viel Aehnlichkeit mit jungen Stöcken
von Sonchus arvensis L., var, maritimus hat.
Didymodon rubellus Roth. An sandigen Abhängen in
der Kiebitzdelle. Dieses Moos hat mein werther Freund, Herr
Pastor W. Bertram zu Braunschweig, nachträglich noch unter
seinen auf Berkum gesammelten Moosvorräthen entdeckt; es ist
dem von Eiben gegebenen Verzeichnisse der Laubmoose der ost-
friesischen Inseln (diese Abhandlungen UI, pag. 212 fif.) ein-
zufügen.
Ein Frühjahrsbesuch auf Borkum bleibt sehr zu wünschen,
da diese reichgegliederte Insel gewiss noch manche bisher nicht
verzeichnete Frühjahrspflanze enthalten wird.
Kritisclie Zusammens^tellnng der auf den ostfriesischen
Inseln einheimischen Gewächse nnter Ansschlnss der
Knderalpflanzen nnd Ackernnkränter«
Nach den vielseitigen, in den letzten Jahren gesammelten
Beobachtungen über die Flora der Inseln, über welche die vor-
hergehenden Blätter berichten, kann nun wohl der Versuch ein-
mal gewagt werden, die auf den Inseln einheimischen Pflanzen
zusammenzustellen und dabei die einzelnen Angaben thunlichst
zu prüfen. Im Ganzen und Grossen sind die Gefässpflanzen der
Inseln jetzt genügend bekannt; übersehen dürften wohl nur noch
sehr wenige Gewächse sein, und es wird sich zur Ausfüllung der
noch vorhandenen Lücken besonders um die Verbreitung der
Pflanzen über einzelne Inseln, ihr Auftreten oder Verschwinden
an einzelnen Standorten u. dergl. handeln.
Bei der Aufzählung der den Inseln angehörenden Pflanzen
sind sowohl die von dem Menschen direct angepflanzten, als die
seinen Culturen folgenden Unkräuter unbedingt auszuschliessen,
wenn man ein ungetrübtes Bild der Flora erhalten will. Sam-
bucus nigra z. B. gehört, soweit sie auch über die Inseln ver-
breitet ist, doch nicht zu der den Inseln eigenthümlichen Pflanzen-
welt. Oder, wenn ich selbst zu Pfingsten v. J. Sherardia arven-
sis auf Norderney als neu für die Inseln auffand, so konnte mich
dieser Fund erfreuen, und ich musste ihn in den vorstehenden
Beiträgen aufführen; für die Flora der Inseln aber ist es völlig
gleichgültig, ob dieses neue Unkraut auf einige Felder derselben
verschleppt ist, oder nicht. Nur für den Fall, dass ein solches
Unkraut später einmal den Fusstapfen der Cultur entfliehen
sollte, wird es wichtig und interessant sein, zu constatiren, wann
und an welchem Punkte dasselbe zuerst aufgetreten ist. Ebenso
260
ksDii es ja in physiologischer Beziehung von Bedoutnng sein,
wenn Sarothamnus scoparius, der mit Pflanzmaterial von Busch-
werk nach Norderney gekommen ist, sicli dort unter den gegeo
seinen früheren Standort veränderten Lebensbedingungen erhält;
zur Flora der Inseln darf er aber darum doch nicht gezählt
werden. In Nöldeke'w sehr verdienstvoller Flora der ostfriesi-
schen Inseln, dann in W. 0. Fockc's und meinen Beiträgen sind
nur die direct angebauten Pflanzen ausgeschlossen worden, um
eben auch die Anwesenheit der Ruderalpflnnzen und Acker-
unkräuter zu constatiren; jetzt dürfte aber der Versuch, auch
sie auszuschliessen, nicht verfrüht erscheinen.
In dem nachfolgenden, nach Nöldcke'a Flora geordneten und
in der Nomenclatur sich derselben tbunlichst anschliessenden
Verzeichnisse ist in der ersten Colonne der Standort durch leicht
verständliche Abkürzungen bezeichnet; dann folgt der Name der
Pflanze und schliesslich ist in der letzten Colonne die Anwesen-
heit derselben auf den einzelnen Inseln durch ein -f angedeutet.
Ein ? bedeutet, dass die betreffende Angabe mir sehr fraglich
erscheint, ein ! besondere Verhältnisse, wie z. B. bei Grambe
maritima, dass die Pflanze jetzt wohl sicher verschwunden ist,
oder dass die Spontaneität der Pflanze sehr zweifelhaft ist.
Abkürzungen.
D.= Dünen; Dth. = Dünenthäler; AVs. = Wiese; Wd.= Weide;
Gew. = Gewässer; Hde. = Heide; Sd. := Sand (trockene flache
Sandstellen, nicht gerade Dünen); Str. = Strand; Wstr. = Watt-
strand; W. — Watt; Rpfl. = Kuderalpflanze.
Gew.
Dlh.
Ws.
Ws.
Gew.
Dth.
Gew.
1. ilanunculaeeae.
Thalictrum minus L., var. dunense
Du M ,
Batrachium confusum Garcke.,
Ranunculus Flamiiiula L
R. acer L
R. repens L
K. Phünnotia Ehrh. (ist wohl Epfl.) .
R. sceleratus L. (wohl erst in Folge
der Wiesencultur eingewandert).
Caltha palustris L ,
ä. Orucifcrae.
Nasturtium officinale R. Br. (s. Ra-
nunc. sceier.)
Ho.
''
^-
ItD
L.
Sp.
+
+
+
+
4-
+
+
+
+
t
+
"'
+
+
+
+
+
*) Eine gnnsie Reihe der für Wangeroog aufgeführten PflanMii wSchat jetzt
sicher nielit mehr auf der Insel ; da ch aber nii einer vollständigen Conatutirung
der jetaigen Flora von W. noch fehlt, ho habe icli geglaubt, die betreffenden
Pflanzen noch aufführen zu sollen.
Wb.
Ws.
"Wb.
Sd.
■Wd.
"Wd.
Sd.
Str. D.
Str.
Ws., Hde.
D.
D.
Ws-, Dth.
Dth.
Ws., Dth.
D.
Wd.
Dtfa.,Wd.
Sd.
Wd.
Wd.
Str.
D., Sd.
Dth.
Dth., Ws.
D.
N. amphibium R. Br. (Angabeo zwei-
felhaft, eventuell aber auch wohll
eingewandert) \-\-
N. siWestre R. Br. (s. ßanunc. 8Celer.);+
N. paliistre DC. (s. Ranunc. sceler.) +
Cardamioe pratensis L '-j-
Draba verna L. (auch Rpfi.) I
Cochlearia officinalis L |-|-
C. anglica L j+
C. danica L ! +
Teeadalea nndicouliB B. Br. (sclin'erlich'
spontan) |
Seueliiertt Coroiiopiia l'oir. fwolil Kpfl., falls'
wirklich Torlia.nden)
Cakile maritima Scop
Grambe maritima L. (schon seit Jahr-
zehnten völlig verschwunden)
3. Cistnceae.
Helianthemum guttatum Mill
4. Violaceae.
+
+
+
+ +
?
Viola palustris L
V. caniua L., var. lancifolin Thorc.
V. tricolor L, var. sabulosa DG. .
Drosera rotundifolia L -\-
Parnassia palustris L -j-
6. Polygalaceae.
Polygala vulgaris L
7. Silenaeeae.
Silene Otites Sm +
Lythnis flos cuculi L -j-
Sagina procurabens L (auch Rpfl.).
S. stricta Fr
S. nodosa E. M. .,
Lepigonura rubrum Whlbg
L. medium Whlbg
L. marginatum Koch
Haliantlius peploides Fr
Arenaria serpylüfoha L.
Stellaria glauca With
S. grarainea L
Gerastium hemidecandrum L
+
+
+
+
4-
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
D.
Ws.
;bo.
C. tctrandnim Gurt, (vergl. W. 0.|
Focke in diesen Abhandlungeo III,;
pag. 549)
C. triviale L. (auch Hpfl.) ■ +
9. Linaceae.
j.
+
H.
+
+
Ba.
+
+
I.
+
+
sp.
+
+
w.
+
Dtii.,W(I.
Sd., Wd.
Linum catharlicum L 1-
Badiola linoides Gmel +
10. Hypericaceae*).
UjpeTicum bumifiiBuin L . . j
H. quadrangnlaro L. '
+
+
-f
+
+
+
+
+
+
+
+
+
11. Geraniaceae.
D.
Eiodium cicutarium L'H^r. (vielleicht
besser als Rpfl. zu betrachten) . .
12. Papilionaceae.
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
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-1-
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t-
+
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%
+
+
D
+
Medicago InpnUna L., tritt »of den IHBeln
+
+
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+
+
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+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
Dth Ws
+
Wa
+
+
Ws., Dth.
D., Ws.
D.
Ornithopm perpaBilhiii vou Koch nnd Bren-
neke für Wang^roog angegabon, aber
daselbst and auf den andern IusbIq nie-
iDal» wieder gefunden, iel wolil kein regel-
mässiger Bewohner der Inaaln. . .
Vicia Cracca L
V. «präm L., wie Omithopns
V. angustifolia Roth (vielfach auch
als Rpfl.)
V lathvroides L
!
t
Dth.
D.
Ervumhirsutum L. (auf "Langeoog
im Thale der Melkhören anschei-
nend wild, ausserdem aufBorkuin
und Wangeroog als Rpfi.)
Pisuramafitinium L. (auf Wangeroog
jetzt verschwunden)
!
1
*) Beide Arten jetzt sctiwerlicli mebr vorhanden.
p:
D.
Ws., Dth.
DUlVi-W.
Dth.
Sd.
Sd.
D.
Dth.
Gew.
Dth., Ws.
Dth.
Gew.
Gew.
Gew.
Gew.
Dth.
Gew.
Dth., Ws.
D.
Dth.,Wd.
Gew.
D.
Gew.
Wd.
Wd.
Lathyrus pratensis L
13. Rosaceae.
Rubus caesius L
Comarum palustrc L
Potentilla anberina L
P. reptans L
P. procumbens Sibth
P. TormentiUa Sibth
Rosa pimpinellifolia L
14. Onagrariaceac.
Epilobium angustifolium L
E. hirsutum L
E. palustie L
E. parviflorum Schreb
E. virgatum Fr. (an Gräben, feuch-
ten Steilen)
15, Haloragaceae.
Myriophyilum spicatum L
M. alterniflorum DC
Bo.j J.
+ +
16. Hippuridaceae.
Hippuris vulgaris L
17. Callitrichaceae.
Callitriche stagnalis Scop
18. Lythrariaceae.
Lythrum Salicaria L
Peplis Portula L
19. Scleranthaceae.
Seleranthus perennis L.
20. Crassulaceae.
Sedum acre h
21. Umbelliferae.
Hydrocotyle vulgaris L
Eryngium maritimum L
Apium Kraveolens L
Helosciadium nuadatum Koch. .
Pimpinella saxifraga L
Berula angustifoüa Koch
Slam Utifalium L.
Bupleurum tenuissimum L.
Oenanthe Lachenalii Gmel..
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
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+
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Ws.
Ws.
Dth.
D.
D.
D.
Dtlj.
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Wil.
Ws.
D.
W(l.
Wd.
Ws.
D.
Sd.
Dth.
Wd.
Ws.
Ws.
D., Ws.
Dth., Ws.
Dtb.
D.
D.
D., Dth.
Ws.
D., Sd.
Ws.
D., Sd.
Ws.
D., Ws.
Ws., D.
0. Pherandrium Lara. (s. Ranunc.|
Bceler.)
Daucus Carota L. (sicher wohl erst
mit der Wiesencultur und dem
Gartenbau eingewandert)
22. Rubiaceac.
Galinm uliginosum L
G. palustre L
G. verum L
(G. verum X MoIIugo L.)
G. Mollugo L
23. Compositae.
Eupatorium cannabinum L
Tussilago Farfara L
Aster Tripolium L
Bellis perennis L
Erigeron acer L
loula Britannica L
Pulicaria dysenterica Gärtn
Bidens tripartita L. (auch Rpfl.) .
Filago minima Fr
Gnaphalium uliginosum L. i'auch
Rpfl.)
G. dioicum L
Artemisia maritima L
Ächillea Ftarmica L. (s. Ranunc.
aceleratus)
A. Millefolium L. {auch Rpfl.) .
Chrysanthemum inodorum L. (auch
Rpfl.)
Arnica montana L
Gineraria palustris L
Senecio vulgaris L. (auch Rpfl.) .
S. silvaticus L
S. Jacobaea L
S. aquaticus Huds
Cirsium lanceolatum Scop
C. palustre Öcop
C. atvense Scop
(Alle drei Cirsien treten auch häu-
fig als Rpfl. auf.)
Thrincia hirta !Roth
Leontodon autumDaliä L. . .
L. hastilis L
Hypochaeris radicata L. . . .
Taraxacum officinale Wieg, (auch
Rpfl)
Ho.
'■
t.
üvTHSr
+
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+
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2G5
Bo. J. In.
D.
Ws.
D.
D.
Dth.
Hde
Hde.
Dth.
Dth.
Dth.
Dth.
Dth.
Dth.
Dth.
Dth.
Wd.
D.
D.
Ws.
D.
D.
Dth.
Gew.
Btt.
Sonchus arveiisis L. (auch Rpfl.) .. +j + |+ +
Hieracium Pilosclla L j + i ;+;
H. umbellatum L !++!+ +
24. Campanulaceae.
Jasione montana L
25. Vacciniaceae.
Vacciniura uliginosum L
26. Ericaceae.
Calluna vulgaris Salisb
Erica Tetralix L
+ +!+
+
+
27. Pyrolaceae,
Pyrola rotundifolia L
P. minor L
+
L. {Sp.
+
+
+
+
+
+
J.
4-
+;+
Monotropa Hypopitys L., von v. Halem als
auf N. wachsend ange»jel>en, erscheint mir
doch gar zu zweifelhaft
+ +
! 1
I
-1-
":>
28. Geutianaceae
Menyanthes trifoliata L -f
Gentiana Pnenmonanthe L i ?
G. carapestris L
G. Amarella L +,"!': +
Cicendia filiformis Delarbrc
Erythraea littoralis Fr
E. pulchella Fr
29. Convolvulaceae.
Convolvulus Soldanella L
I I
30. Boragaceae.
Cynoglossum officinale L
Myosotis caespitosa Schultz
M. hispida Schlecht
M. intermedia Lk. und versicolor Pers. tre-
ten auf den Inseln wohl nur als Rpfl. auf.
31. Solanaceae.
Solanum Dulcamara L. (Auf N.
scheint die Art nur eingeschleppt
zu sein.)
32. Antirrhinaceae.
Linaria vulgaris Miller
Veronica scutellata L
V. Anagallis L
i ■ ■+■
I +,-1-
+
+1
+ +
+
+
+
+
17*
DIL.
Dlh.
D.
Gew.
Ws., Dtli.
Ws., Dth,
W(l.
Gew.
Dth.
Ws.
Ws.
Sil.
Dth.
W(l.
Dth.
Dth.
Dth.
Wd.,Dth
WJ.,Dth.
Wstr.
D., Sd,
W^str.
Wstr.
Wstr.,Wde.
Wd.
Ws.
Wd.
VeroDiea Chamacdrys L....
V. officinalis L
V. aivensis L. (auch Itpfl.)..
Limosella aquatica L
BS.' j. IS. B
■I l + : + i
.' !■+!+
.!+ + + -
I+ +
33. Rhiiiftii thaccac.
Pedicularis palustris L...
Rliinanthus minor Elirb. .
R. major Ehrh
Euphrasia oMcinalis L...
E. Odontites L
34. Labiatae.
Mentha aquatica L
Lycopus europaeus L
Scutellaria galericulata L. .
Prunella vulgaris L
35. Lüntlbulariac
Utricularia vulgaris L
3(). Frimulacea
Ceiitiinculus miniinus h. . .
Sainolus Valeraiidi L
Glaux maritima L
37. Plumbagaceae.
Anneria vulgaris Willd. {icli verma^
die Arm maritima Willd. nicht
mehr spccifisch von dieser Art
zu trennen)
Statice Pseudo-Limonium Rchb.
38. Plantagaceae.
Littorella lacustris L
Plantago major L. (auch Rpfl.) .
P. ianceoiata L
P. maritima L
P. Coronopus L
39. C h e n 0 p o d i a c e a e.
Schoberia maritima C. A. M. . . .
Salsola Kali L
Salicornia patula Duval-Jouvo . .
8, procumbeus Sm
Halimus portulacoides Wallr
H. pedunculatus Wallr
Blitum rubrum Rchb. (auch Rpfl.
Atriplex latifoIiaWhlnbg. (auch Rpfl.)
+ +
+ .
+ + -
r
Gew
Dth-, Wd.
Dth.
Ws.
D., Ws.
Gew.
Dth.
Ws-, Dth.
DÜi.
Dth.
Dth.
D.
Sd., Ütb.
Gew.
Gew.
Ws., Wd.
W8.Wd.Dai.
Gew.
Gew.
Gew.
Gew.
Gew.
Gew.
Gew.
W.
W.
.. littoralis L, (auch Rpfl.) ....
(Ä. patula L. tritt wohl nur als
Rpfl. auf.t
40. Polygonaceae.
Rumex maritimus L
R. crispus L. (auch als Rpfl.)
R. Hydro! apathum L. (nur ein Exem-
plar in der Doderaannsdelle) ....
R. Acetofia L
R. Acetosella L
Polygonum araphibium L
P. Persicaria L. (meist als Rpfl) .
P. Hydropipflv L, (auch Rpfl.)
P. inimis Huds
P. Convolvviliis L. 11. P. avieiilarc L. aiud ivohl|
richtiger bIs reine Bjifl. nuizufftsaen.
41. Elacagnaceae.
Hippophaö rhamnoides L
42. Empetraceae.
Empetnim nigram L
43. Salicaceae.
Salix repens L
S. aurita L. (an vielen Stellen wohl
angepflanzt)
+ 4-
Alisma Plantago L
Echinodorus ranunculoides Eng. .
46. Juncaginaceae.
Trigtochin maritima L
T. palustris L
46. Potameae.
Potamogeton natans L
P. oblonga Viv
P. graminea L
P. pusilla L
P. pectinata L ■-•.
Ruppia rostellata Kocli...".
Zannichellia pedicellata Fr.
47. Najadaceae. •
Zostcra marina L
'L. nana L
!
+ +
+
+
+1+
+'+
+
+
+
+
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+1+
+
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+ +
+
+ +
I +
Gew.
Gew.
Gew.
Gew.
Hde.
Dtb.
Dth.
Hde.
D.
Dth.
Dth.
Dth.
Wd.
Ws.
Ws.
Dth.
Dth.
Dth., Ws.
Dth.
Dth.
Hde.
Ws.
Sd.
D.
Wd.
Ws , Dth.
Ws.,Dth.
Ws.
W».
Gew.
48. Lemnaceae.
Lemna trisulca L
L. poljirllusa L
L. minor L
L. gibba L
49. Typhaceac.
Typha anguKtifoliä L
T. latifolia L
Acorus CalamiiBL., von Hemiiiun .^
Borkum ungegehen, ist hüclist :^tvdfclliart.. ? i
50. Ot'cbidaccae. i
Orchis maculata L ^l i
0. latifolia L 'a.\ |
Gyraiiailenia conopsea R. Br. +1 +
+ :
+ ,+ +
+ 1 ^ +
!
i
Piatanthera bifolia Rieh. .
Epipactis latifolia All
E. palustris Crantz
Listera ovata R. Br
Sturmia Loeselii Rchb
51. Aparagaceae. j
Asparagus officinalis L !
53. Juncaceae. |
Juncus maritimus Lam
J. Leersii Marpson
J. effusus L I
J. capitatus Weig '
J. acuti&orus Ehrh ;
J. lamprwai'pus Ebrh i
J. fuBto-ater Schreb |
J. supmus Mch j
J. sqiiarrosus L ;
J. compressus Jacq. (einschliesslich:
des wohl kaum specifisch zu tren-j
nenden J. Geiardi) .......
J. bufonius L. (auch häufig als ßpfl,),
Luzula cainpestris DC
53, Cy peraceae,
Schocnus nigricans L
Heleocharis palustris L. . . .
II, uniglumis Lk
Öcirpus paucifloros Lightf. ,
S. sctaccus L
S. Tabcrnaeraontani Ginel. .
■ +'+;
•i+
+
+
+
4-
+
+
+
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4
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+ + -
WS., Wd.
Gew.
Dth.,W(l.
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Ws., D.
D.
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Dth., Wd.
Ws.
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Dth.
Ws., Dth.
Ws.
Wd., Dth.
Dlh.
Ws., Wd.
Ws.
Ws.
D.
Ws.
Wd.
W8.Wd.Dth.
Ws., Dlh.
Dth.
Dth.
D.
D.
Ws., Dlh.
D.
D.
Ws , Dth.
Scirpus inaritimus L
S. rufus Schrad
Eriophorum vaginatum L. .
E. apgustifoiium L
Carex dioica L
Carex pulicnris h., von Koch nnd BTenneke
für Wongeroog iiogegehen, wurde
wieder gefunden '
C. disticha Huds .! +
C. arenaria L j^
C. vulpina L ^
C. muiicata L. (auf N. angepflauzt) .^-
C. teretiuscula Good ^
C. stellulata Good -j-
C. leporiua L : +
C. canescens L., wie C. pulicarU. ■
C. vulgaris Fr U-
C. trinervis Degl !-|-
C. panicea L 14.;
C. glatica Scop. (flacca Schreb.) ... 4-
C. Oederi Ehrh '
C. Hornschiiehiana Hppe
C. distans L
J. :N. iBa.|L. Bp.
! + , i +
+
54. Gramineae.
|FbalAm nnindinncea L. , von Kocli undi
Brennoki! für Waage roog augegebon,
! wKcbst jetzt dort schwerlich mebr
Hierochloa oJorata Walilenb '■-{-
Anthoxanthum odoratum L ,4-
Alopecurus pratensis L Jf-
A. geniculatus L .-(-
PLleum arenariuiii L -j-
P. pratense L ! -f
Agrostis alba L -j-
A. vulgaris With ' -[-
A. canina L '-f
Calamagrostis Epigeios Roth u-
|C. laaceolata Koth
Psamnia arenaria R. u. S !-!-
|(P. haltica R. u. S. = P. arenaria XJ
I Calamagr. Epigeios) ;-)■
iPhragmites communis Trin -j-
iKoeleria glauca DC -j-
Aira i.'.ieppitosii T^. von Koch und Brenneke
für \^"al\gtl■(lög aügtgeben, gebort jetat der.
InseWora schwerlich mebr an .... . .
Corynephorus canescens P. de B...|4-
Holcus lanatus L i +
;+
+:+
;+
+ +
+ +
+
!+
+i+
+ +
+ +
!+
! +
- +
+ -
Ws.
D, Ws.
Gew.
Gew.
W(l.
Wstr.
Hde.
Ws,, D.
Dth.
D.
Ws.
Ws.
D.
Str. D.
Ws., Dth.
D.
Ws.
Ws.
Wd.
Dth., Wd.
Gew.
Gew.
Dth.
praecox P. de B.
Sieglingia decumbens Bernb.
Poa amiua L. (aucb vielfach alsl
Rpfl.)
P. trivialis L
P. pratensis L.
Glyceria fltiitans R. Br.
tj. plicata Fr
G. distans Wablenb.
G. maritima M. u. K.
Molinia coeruica Mch.
Dactylis glomerata L
Cyiiosarus cristatus L
Fcatuca ovina L
F. rubra L., var. arenaria Koch.
F. arundinacea Schreb
F. e itt iü r L i
Bromus commutatus Schrad i
B. rnc«mosnfl L. von H. M. für Borkuin au-;
gegeben, Ut walirBcheiclich ideutiBch mit
der vorigen PSanze
B. mollis L
Triticum junceum L.
(T. acutum DG. =r junceum X vcpons
findet sich auf Umwallunsen der
Gärten und Felder sämiutlicher
Inseln)
T. repens L
Elymus arenarius L
Hordeum secalinum Schreb
Lolium perenne L. (auch Rpfl.)
Lepturus incurvatus Trin
Nardus stricta L
55. Equisetaceae.
Equisctum palustre L
E. limosum L
E variegatum Schleich
E. arvenac L., auf Itorkum nml Nordcmey
beobBclitet, glaulje ich als Rnderalpfliinae
betrftditcn und daher hier ausiich Hesse ii
+ + +
+1+'+
+
+
+
+
56. Lycopodiaceae
Lycopodiiim inundatum L. . .
- +
+ +
+ +
+i+ +
+ + +
+
+
+
+
+
r.
Dth., Ws.
Dtb.
Dtb.
D.
Bd,| J.;H. Ba.|L.
Lfcopndiaia clnvatiiiii ].. in Xcyer's Cliloris ;
für NoTderney aiigopfpbrn, ist sehr Zweifel-: ! i !
haft; rielleielit int die Aiignbo nur durclij
einen Svlireibfcliler cntstaiiilou , ' '{ \
57. Filices. j !
Ophioglossum vulgatum L j 1+
Botrycliiiiin ternatum Thimberg. . . .■ +1 1
B. Lunaiia Sw ! -j- !+
Polypoiiium vulgare L ' + '
Wenn wir dieses Verzeichniss der auf den friesisthen Inseln
einheimischen Gewächse überschauen — im Ganzen sind es 301
Arten und 3 Bastarde — so treten uns zunächst als völlig frenjd-
ortig die mit Ilde. bezeichneten Charakter pflanzen der nord-
deutschen Haide- und Moorform atiou entgegen; es sind:
Viola palustris, Calluna vulgaris, Erica Tetralix, Gentiana Pneu-
monanthe (mit Dth, bezeichnet), Orchis maculata, Piatanthera
bifolia, Junqus squarrosus, Eriophorum vaginatum, Molinia coeru-
lea, Lycopodium inundatum (und falls wirklich vorhanden: L.
ciavatum); sie finden sich nur an ganz beschränkten Lokalitäten
und fast ausschliesslich auf den Inseln Borkum und Nonlerncy.
Aehnlich verhält es sich mit andern Pflanzen, welche für den
armen, seines Gehaltes an Alkalien grösstentheils beraubten
Diluvialstand der norddeutschen Tiefebene charakteristisch sind;
ich nenne Lepigonum rubrum, Cicendia äliformis, Polygonum
minus, Empetrura nigruni, Juncus capitatus, während die meisten
dieser Pflanzen (wie Teesdalea nudicaulis, Hypericum humifusum,
Illecebrum, Cyperus flavescens, Juncus Tenageja) ganz oder fast
ganz fehlen. Der frisch aufstaubende Sand der Inseln ist offen-
bar noch zu reich an Alkalien {einschliesslich des Natrons im
Kochsalze) und an Kalk, als dass er diesen Gewächsen zusagte.
Die Wasserpflanzen (Gew.) der Inseln sind fast sämmt-
lich weit verbreitete Arten (wie ja überhaupt die Wasserpflanzen
durch weite Verbreitung ausgezeichnet sind). Als charakteristisch
sind zu nennen die beiden Zosteren, welche direct im Meerwasscr,
und Zannichellia sowie liuppia, welche im brackischen Wasser
gedeihen, während Batrachium confusum nur einen sehr geringen
Salzgehalt zu ertragen scheint. — Den Wasserpflanzen schliessen
sich die Pflanzen der Wiesengräben, wie Ranunculus scelera-
tus, die Nasturtien, Oenanthe, Phellandrium etc. als wenig cha-
rakteristisch und wahrscheinlich erst später eingewandert, an.
Von den übrigen Gewächsen zeigen die der Wiese am deut-
lichsten den Eingriff des Menschen, da ja die ganze Vegefations-
formation der Wiese nur durch die regelmässige Benutzung als
Mähland (und im Nachsommer gewöhnlich als Weide) erhalten
wird. Indessen geht die Formation der Wiese so allmählich auf
der einen Seite in die der Dünenthäler, auf der andern Seite in
272
die der Aussenweiden über, dass ein Versuch, sie aus der Insel-
flora auszuscheiden, zu viel grösseren Schwierigkeiten führen
würde, als die Ausscheidung der Kuderalflora ergab. — Auf die
Aussenweiden dagegen hat der Mensch trotz des regelmässigen
Weideganges seiner Hausthiere nur wenig Einfluss.
Als eigentlich charakteristische Formationen bleiben dem-
nach für die Inseln übrig die des Watt, des Wattstrandes, der
Aussenweiden, der Dünenthäler, der Dünen und des eigentlichen
Strandes.
Auf dem Watt wachsen die beiden Zostera-Arten, mehr-
jährige Pflanzen, deren Rhizome in den schlammigen Boden ein-
gesenkt sind. — Den veränderlichen Wattstrand dagegen be-
wohnen nur einjährige Pflanzen (Salicornien und Chenopodina) ;
ihre Samen sind offenbar vielfach ein Spiel von Wind und W^ellen
und während die von Salicornia mit ihren Widerhäkchen beson-
ders in Tangpflanzen festhaften, finden die von Chenopodina in
der geringsten Unebenheit des Bodens einen Halt, so dass jede
diesjährige Hufspur eines Schafes, eines Rindes oder Pferdes und
namentlich jedes Wagengeleise, welches im Herbste dem weichen
Boden eingedrückt wird, zu einer charakteristischen Anordnung
dieser Pflanzen im nächsten Jahre Veranlassung giebt.
Gerade umgekehrt verhalten sich die Pflanzen des äusse-
ren Strandes der Inseln. Hier finden sich nur mehrjährige
Arten (Honckenya peploides , Triticum junceum), deren tief-
liegende Ausläufer eine mehr oder weniger hohe Bedeckung mit
Sand leicht ertragen; die einjährigen Pflanzen, welche zuweilen
auf den Strand hinausgehen, Cakile und Salsola, gehören doch
eigentlich mehr den Dünen an, wachsen nur auf den obersten
Theilen des Strandes und gedeihen dort ofi'enbar nur deshalb
gut, weil sie keine Mitbewerber um den Boden haben und ihrer
Neigung, sich frei auszubreiten, unbelästigt von Nachbarn nach-
leben können.
Die Pflanzen der Weiden sind bei weitem überwiegend
mehrjährig, wie dies ja auch für Weiden leicht begreiflich ist;
am weitesten hinaus gehen von ihnen: Lepigonum marginatum
Artemisia maritima, Aster Tripolium, Glaux maritima, Statice
Pseudolimonium, Obione portulacoides, Triglochin maritima (übri-
gens gar nicht wählerisch), Agrostis alba, Glyceria maritima;
weiter landeinwärts halten sich: Potentilla anserina, Trifolium
fragiferum, pratense, Rhinanthus major, Euphrasia Odontites,
Armeria vulgaris, Plantago maritima, Atriplex latifolia, A. litto-
ralis, Triglochin palustris, Juncus maritimus (nebst den beson-
ders in den Rasen dieser Pflanze Schutz findenden: Oenanthe
Phellandrium, Apium graveolens, Inula Britanica und der seltenen
Pulicaria dysenterica), Schoenus nigricans, Scirpus maritimus, S.
rufus, Carex distans, Festuca rubra, Holcus lanatus, Anthoxan-
thum odoratum, Nardus stricta u. A.
Einjährig oder doch monokarpisch sind von den Pflanzen
der Weiden: Cochlearia anglica, Lepigonum medium, Bupleurum
tenuissimum, Rhinanthus major, Euphrasia Odontites, Erythraea
273
■
palchella, Plantago Coronopus, Halimus pedunculatus, Atriplex
latifolia u-nd A. littoralis, Glyceria distans, Lepturus incurvatus,
und die meisten der auf trockenen Sandstellen der Weiden häufi-
gen Pflanzen, wie: Cochlearia danica, Draba verna, Linum cathar-
ticum, Trifolium arvense, Gnaphalium uliginosum, Filago minima,
Centunculus minimus, Juncus bufonius, Avena praecox.
Eine besonders interessante Flora haben die Ameisen-
haufen, welche auf den sandigen Wiesen und Weiden der In-
seln nicht selten sind. Sie verlieren nach ihrer Aufwühlung die
eigentliche Vegetation der Weide und namentlich alle perenniren-
den Pflanzen. Dann werden sie zuerst eingenommen von Cochlea-
ria danica, Draba verna, Cerastium triviale, Sagina procumbens,
S. maritima, Trifolium repens, Linum catharticum, Armeria vul-
garis, Plantago coronopus, Agrostis alba, Festuca rubra; später
finden sich ein: Potentilla anserina, Thrincia, Euphrasia Odon-
tites, Erythraea littoralis, sodann Sedum und endlich die übrigen
Pflanzen der sandigen Weide. — Schon der erste Blick auf diese
Liste zeigt, dass die meisten Pflanzen einjährige Gewächse von
sehr geringem Futterwerth sind. Es kommt aber hinzu, dass
sich auch späterhin niemals eine geschlossene Vegetation auf
den Ameisenhaufen bildet und selbst die bessern Pflanzen, da
sie von unten her gar zu wenig Feuchtigkeit erhalten, nur sehr
kümmerlich wachsen. Da die Ameisen (es ist die kleine gelbe
Rasenameise: Lasius (Formica) flavus (L.) Deg.) in der Tiefe
ihrer Baue überwintern und auch von Winterfluthen nicht ge-
tödtet werden, sondern im nächsten Frühjahre ihren Bau wieder
ausbessern und im Sommer neue Golonien aussenden , so ent-
spricht jeder neue Ameisenhaufen einem dauernden Verluste an
den, auf den Inseln ohnehin so äusserst spärlichen Futterstoffen.
Wenn daher eine Wiese, wie die von Langeoog mit hunderten
und aber hunderten von Ameisenhaufen bedeckt ist, welche bis
1 m. Durchmesser und selbst darüber haben, so gewährt dies
einen trostlosen Anblick und es ist die Faulheit der Bewohner
nicht genug zu beklagen, welche dieses Uebel ruhig mit ansieht
und von Jahr zu Jahr grösser werden lässt. Das Ausgraben der
Ameisen wäre, wie ich selbst bei meiner letzten Anwesenheit auf
Langeoog probirt habe, eine sehr leichte Arbeit, denn der Spaten
greift leicht in den von den Ameisen sehr gelockerten Boden
ein, und es würden daher gewiss für den einzelnen Besitzer 1- 2
Arbeitstage genügen, um sein Wiesenstück im Wesentlichen von
dieser Plage zu reinigen. (Vergl. Anmerk. auf S. 276.)
Die Flora der Dünenthäler ist ein buntes und sehr inter-
essantes Gemisch von Sand-, Wiesen-, Sumpf- und Waldpflanzen;
auf ihr beruht besonders der grosse Eeiz, welchen die Insel-
flora für den Botaniker hat. Die Halophyten spielen in ihr nur
eine sehr geringe Rolle, da die in den Dünen enthaltene Feuch-
tigkeit (wie die eingegrabenen Brunnen beweisen) aus süssem
Wasser besteht.
In biologischer Beziehung nehmen die eigentlichen Dünen-
pflanzen ein besonderes Interesse in Anspruch, und möchte ich
IV. Januar 1876. 18
274
•
zum Schlüsse noch auf zwei bis jetzt nicht erörterte Punkte hin-
weisen und zu weiteren Beobachtungen in dieser Richtung auf-
fordern *). — Was die Dauer der Dünenpflanzen angeht, so sind
zunächst monokarpische und polykarpische zu unterscheiden.
Unter den monokarpischen sind die ächten annuellen
meistens Frühjahrspflanzen; sie keimen im Herbste und blühen
im Frühjahre oder spätestens im Vorsommer. Es gehören zu
ihnen : Cerastium hemidecandrum, C. tetrandrum, Trifolium ar-
vense, Vicia lathyroides, Veronica arvensis, Myosotis stricta,
Phleum arenarium, Avena praecox, Bromus mollis. Unter den
im Sommer blühenden Pflanzen sind Cakile maritima und Salsola
Kali **) fleischig und hierdurch, sowie durch eine tiefgehende
Hauptwurzel gegen die Gefahr des Vertrocknens geschützt. Ausser
ihnen sind dann nur noch einige Compositen zu erwähnen :
Senecio vulgaris, S. silvaticus, Erigeron acer (auf Rottum auch
E. canadensis) und Filago minima, deren Exemplare sich meistens
durch ein sehr dichtes Wurzelgeflecht auszeichnen.
Monokarpisch, aber nicht annuell, sind ferner: Cynoglos-
sum officinale, Sonchus arvensis und Eryngium maritimum; dabei
sind die erstgenannten Arten zweijährig, während Eryngium ge-
wiss einer längeren Reihe von Jahren zur Blühreife bedarf.
Wahrscheinlich verhält sich auch die Jasione der Inseln wie
Cynoglossum und Sonchus, doch bedarf diese Pflanze noch be-
sonderer Beachtung.
Bei den wirklichen perennirenden Pflanzen lassen sich na-
mentlich folgende Fälle des Wachsthums unterscheiden:
a) Dichtrasiger Wuchs, verbunden mit einem ungemein
dichten Geflechte von Wurzelfasern. Das ausgezeichnetste Bei-
spiel hierfür bietet Corynephorus canescens dar. Ihm nähert
sich Luzula campestris mit kurzen bogig aufsteigenden Ausläufern.
Festuca rubra dagegen bildet bald kürzere, bald (im lockern
Sande) längere Ausläufer und zeigt daher zuweilen noch dicht
gedrängte, meist aber sehr entfernt stehende Triebe. Sie führt
daher hinüber zu den eigentlichen Sand- und Dünenpflanzen, den
ausläuferbildenden Gräsern.
b) Weit umherkriechende Ausläufer. Diese können zunächst
unterirdisch sein und sind dann verbunden mit sehr starker
Nebenwurzelbildung; hierher gehören Carex arenaria, Psamma
spec, Triticum junceum, Hordeum arenarium und ferner, wenn
auch nicht in gleicher Auszeichnung: Triticum repens und T.
junceum X repens der Felder und Umwallungen, Calamagrostis
Epigeios und C. lanceoiata der Dünenthäler und, um nur ein
Beispiel vom Feötlande anzuführen: Glyceria spectabilis unserer
Gräben. Oberirdisch sind auf den Inseln besonders häufig (wie
mir scheint entschieden häufiger, als auf dem Festlande) die
*) Die folgenden Bemerkungen können noch keinen Anspruch auf Voll-
ständigkeit machen; sie ziehen vielmehr nur die auf Langeoog häufigeren
Dünenpflanzen in den Kreis ihrer Betrachtung.
**) Sedum acre ist perennirend und immergrün. Ob Erodium cicutarium
auf den Inseln wirklich einjährig ist, bleibt noch zu ermitteln.
275
Ausläufer von Phragmites, welche sich auf den Wiesen oft 6 bis
7 m. nach den verschiedensten Seiten hin ausbreiten; indessen
ist diese Pflanze keine Dünenpflanze. Unter den Dünenpflanzen
besitzen, so viel ich übersehe, nur Pisum maritimum, Rubus
caesius oberirdische Ausläufer oder richtiger wohl: ausläuferartig-
niedergestreckte Stengel, die erstgenannte Art dagegen wohl auch
wirkliche Stolonen. — Rosa pimpinellifolia bildet wahrscheinlich
unterirdische Stolonen.
c) Schräg aufsteigendes Rhizom mit etwas verlängerten Glie-
dern. Hierher gehört Hieracium umbellatum, dessen Rhizom
nahe unter der Erdoberfläche liegt und Asparagus, bei dem die
laubtragenden Stengel aus grösserer Tiefe heraufsteigen.
d) Tief hinabsteigende Hauptwurzel mit zahlreichen nieder-
liegenden Trieben. Hierher gehören Anthyllis vulneraria, Lotus
corniculatus, Viola tricolor, Galium Mollugo, Linaria arvensis
und in vieler Beziehung auch Salix repens. Bei Lotus scheinen
die Triebe (ähnlich wie es bei Linaria bekanntlich häufig der
Fall ist) zum Theil Adventivsprosse aus dem vielköpfigen Rhizome
zu sein, welche erst als bleiche Ausläufer schräg aufsteigen oder
auch wohl wirklich eine Strecke weit fortkriechen und dann erst
aufsteigen. Bei Galium Mollugo entspringen unterirdische Sto-
lonenähnliche Sprosse aus den Achseln der untersten, zahnarti-
gen Niederblätter. Diese Sprosse sind anfangs gelb, nach oben
hin roth gefärbt. Galium Mollugo zeigt ein sehr dichtes Ge-
flecht vielverzweigter und behaarter Nebenwurzeln. Thalictrum
minus besitzt eine sehr tief hinabsteigende Hauptwurzel und
bildet aus seinen unterirdischen Internodien kurze, horizontal
fortwachsende, gelb gefärbte Ausläufer.
So sehen wir, dass die Dünenpflanzen zum Theil durch die
Jahreszeit, in welche ihre Vegetation fällt, zum Theil durch den
Bau ihrer unterirdischen Vegetationsorgane gegen die Nachtheile
ihres Standortes (grosse Veränderlichkeit desselben und allzu-
starke Erhitzung der oberen Schichten des Bodens) gesichert
sind, wie sie ja aber auch umgekehrt durch ihre starke unter-
irdische Verzweigung und Wurzelbildung viel zur Befestigung
des Bodens beitragen. — Eine weitere VervoUständignng dieser
Beobachtungen wäre gewiss sehr erwünscht.
Auch gegen die mechanische Gewalt des anstäubenden San-
des sind die Düuenpflanzen gut geschützt. Viele von ihnen (z. B.
Cerastium hemidecandrum, Sonchus, Jasione) sind stark drüsig
oder selbst grau filzig von Haaren. Bei Sandwehen umkleidet
sich eine solche Pflanze mit einem ganzen Mantel von Sand-
körnern, welche dann die Pflanze gegen das weitere Anstäuben
schützen. Auch fleischige und saftige Pflanzen (z. B, Sedum,
die Dünenformen von Lotus) leiden sehr wenig von der mecha-
nischen Kraft des Sandes, wie auch die bekannte Erfahrung in
Fabriken beweist, welche einen vom Wasserdampf fortgerissenen
Sandstrahl benutzen, um Silber- und Goldsachen, Glaswaaren
und andere Gegenstände matt zu schleifen; es zeigt sich näm-
lich dabei, dass organische Membranen, z. B. die menschliche
18*
276
Haut, weit weniger empfänglich für die Eindrücke des Sandstromes
sind, als der harte, anzuschleifende Gegenstand. Die eigentlichen
Dönengräser endlich besitzen eine grosse Biegsamkeit und dabei
eine sehr glatte Oberfläche; sie wenden dem Winde stets die
glatte Unterseite ihrer Blätter zu, indem ihre Blätter einen der-
artigen Bogen bilden, dass die glatte Unterseite nach oben und
aussen, die mit sammtartigen Härchen besetzte Oberseite aber
nach unten und innen gerichtet ist. Weiteres über diese Eigen-
thümlichkeiten hoffe ich demnächst in einer Arbeit über die
Wachsthumsverhältnisse des Helms mittheilen zu können.
Wie diese Verhältnisse bei denselben physikalischen Bedin-
gungen des Bodens, aber in einem ganz andern Klima, wieder-
kehren, davon liefert eine kurze Mittheilung von H. Claphorn:
On the Sand-binding Plauts of the Madras Beach (in Hooker,
London Journal of Botany and Kew Garden Miscellany. 1856,
VHI, pag. 52) einen so treffenden Beleg, dass ich mich nicht
enthalten kann, hier einige dieser Pflanzen namhaft zu machen.
Spinifex squarrosus(„6round-Rattan**oder„Mat-grass**),
eine Pflanze, welche durch ihre Wachsthumsweise und ihre Le-
benszähigkeit durchaus an Carex arenaria erinnert. Sie ist
zweihäusig-polygamisch. Die männlichen Aehren, in einer Dolde
angeordnet, werden durch den Wind losgerissen und nach den
weiblichen hingetrieben. Die Pflanze würde die Dünen dort
leicht befestigen, wird aber von den Fischern zu massenhaft ge-
sammelt.
Ipomoea pes caprae Sweet. Weit umherkriechend und
Wurzel-schlagend. Blätter wie bei einer Bauhinie. Blüthen
gross, röthlichpurpurn.
Hydrophylax maritima L. — Krautig, Aeste weithin
niedergestreckt und Wurzel-schlagend.
Microrhynchus sarmentosus Wight. Niedrig. Lange
Ausläufer.
Pupalia orbiculata Wight. Desgleichen. Blätter kreis-
förmig.
Pandanus odoratissimus L. (Kaldera-Bush.) Nieder-
liegender, starkverzweigter Strauch; bildet Dickichte, in denen
sich oft giftige Reptilien aufhalten. Bindet den Sand stark, bildet
aber förmliche Hügel.
Ehretia arenaria Griff. Weit verbreitet an der See-
küste ; bindet den Sand auch , wenn auch im geringeren Masse
als die vorigen. Aehnlich verhalten sich Pedalium Murex und
Sesamum prostratum.
Anmerknng zu S. 273.
Bei Gelegenheit meiner beiden Besuche von Langeoog er-
zählten mir verschiedene Insulaner zu wiederholten Malen, dass
die gelben Ameisen im Herbst eine etwa eiergrosse und sehr
277
harte Hülle construirten, in der sie den Winter überdauerten;,
diese Hülle sei wasserdicht und bewahre so die Thiere vor der
Berührung mit dem Seewasser, welches ja im Winter häufig die
Weiden tiberfluthet. — Da ich begierig war, diese Hülle kennen
zu lernen, ersuchte ich im November 1874 Herrn Gastwirth J. A.
Leiss auf Langeoog, mir einige derselben auszugraben und zu
übersenden. Derselbe hatte denn auch die Freundlichkeit, ein
Ameisennest auszugraben, das Centrum desselben genau paral-
lelepipedisch nach den Dimensionen eines Kistchens abzustechen
und in dem Kistchen verpackt mir zu übersenden. Ich brach
dasselbe auf das Sorgfältigste auseinander, fand aber absolut
Nichts, was einem Gespinnste, einer Hülle oder dergl. entsprochen
hätte. Die erdige Sandmasse war durchsetzt mit Gängen, in
welchen einige Ameisen umherliefen; in der Mitte befanden sich
Höhlungen, in welchen die Ameisen massenhaft bei einander
waren; aber auch diese Thiere schliefen nicht, sondern liefen
nach dem Aufbrechen der Höhlungen ebenso eilig umher, wie im
Sommer. Dabei waren einzelne Höhlungen mit Puppen in sehr
verschiedenen Stadien der Entwickelung angefüllt, für deren
Sicherheit die ausgebildeten Ameisen sich sehr besorgt zeigten. -—
Dieser Befund bestätigt also die oben erwähnten Mittheilungen
der Insulaner nicht. Jedenfalls würde aber doch der Winter die
geeignetste Zeit zum Ausgraben der Ameisennester sein.
-nf^j0,Qi^-
Oulturversuche mit Pflanzen der Inseln
und der
Von Dr. W. 0. Pocke.
Die Samen der von mir im Garten gezogenen Küstenpflanzen
habe ich theils selbst gesammelt, theils verdanke ich sie meinen
Freunden, insbesondere Herrn Professor Buchenau. Specielle
Angaben über die Art und Weise, wie die Versuche zur Cultur
der einzelnen Gewächse angestellt worden sind, würden kaum
einen Nutzen haben. Ich bemerke daher nur, dass ich die
Pflanzen im freien Lande und in Töpfen, mit und ohne Zusatz
von Kochsalz, Kali und Kalk, in mittelfeuchtem und in stets nass
gehaltenem Erdreich zu erziehen versucht habe; der Boden war
meistens stark sandige Gartenerde. — Ich theile hier die bis-
herigen Resultate mit.
Cochlearia. Die Cochlearien unserer Küste werden in
den Handbüchern (z. B. in Garcke Fl. v. Nord- u. Mitteldeutschl.,
Meyer Fl. Hanov. excurs., Marsson Fl. v. Neuvorpomm., Lange
Haandbog i. d. Dansk. Fl.) gewöhnlich sämmtlich als zweijährig
bezeichnet. In älteren Werken wird indess öfter ein Unterschied
gemacht; so wird z. B. in Roth Manuale bot. und Bluff u. Fingerh.
Comp. fl. Germ, die Cochlearia officinalis für einjährig erklärt,
während die andern beiden Arten zweijährig sein sollen. Reichen-
bach stellt in der Fl. German. excurs. die Sache gerade umge-
kehrt dar; nach ihm ist C. officinalis zweijährig, während die
beiden andern Arten einjährig sind. — In Wirklichkeit verhalten
die Arten sich so, wie in Koch's Synopsis und Taschenbuch an-
gegeben ist: C. danica ist einjährig, die beiden andern Arten
sind zweijährig. In Bezug auf den Begriff der einjährigen Pflanze
verweise ich auf die Bemerkungen von Buchenau und mir in
diesen Abh. Bd. III. S. 205 unten. Einjährig ist eine Pflanze,
wenn deren Lebenscyklus binnen 12 Monaten, zweijährig, wenn
er binnen 24 Monaten verläuft.
Säet man die Samen unserer drei Cochlearien zu Anfang
Juli, also unmittelbar nach der Fruchtreife, so pflegt ein Theil
derselben bald zu keimen. Die Pflänzchen, welche daraus her-
vorgehen, werden manchmal im Herbste ziemlich kräftig; die-
jenigen von C. danica blühen dann im nächsten Mai, diejenigen
279
von C. officinalis und C. anglica aber gebrauchen noch ein weite-
res Jahr, um die Blühreife zu erlangen; sie blühen erst im April
des nächstfolgenden Jahres. Die im Sommer ausgesäcten Samen
keimen indess merkwürdiger Weise nicht alle im nämlichen Jahre,
vielmehr bleibt ein Theil trotz gleicher Behandlung bis zum '
März liegen und beginnt erst dann zu keimen. Bewahrt man
die Samen bis zum Frühjahr auf, so keimen sie alle rasch und
ziemlich gleichzeitig. Von diesen Frühjahrskeimpflanzen ent-
wickeln sich die der C. danica im Laufe von etwa zwei bis drei
Monaten bis zur Blüthe, während die der C. officinalis und C.
anglica dazu ein volles Jahr gebrauchen und erst im April des
folgenden Jahres blühen Bei diesen beiden Arten macht es für
die Entwickelung keinen Unterschied, ob die Samen im Juli
oder erst im nächsten Frühjahr gesäet' werden; bei C. danica
ist ein Unterschied vorhanden, aber ein verhältnissmässig ge-
ringer, indem die im Frühjahr keimenden Pflänzchen nur einige
Wochen später blühen, als die im vorhergehenden Sommer ge-
keimten. C. danica vollendet somit ihren Lebenscyklus binnen
12 Monaten; die beiden andern Arten gebrauchen dazu zwei
Jahre.
Unsere drei Cochlearien sind unzweifelhaft scharf geschiedene
Arten; Niemand, der sie an unsern Küsten beobachtet, wird in
Versuchung kommen, zwei derselben zu einer Species zu ver-
einigen. So scheint sich die Sache indess nicht überall zu ver-
halten. Griewank hat C. officinalis und C. anglica unter dem
Namen C. Linnaei zusammengefasst; noch auffallender ist es
jedoch, dass J. D. Hooker (Stud. Fl. p. 34) die C. danica zu
einer Subspecies von C. officinalis macht, während er C. anglica
als besondere Art betrachtet. Es kann wohl keinem Zweifel
unterliegen, dass Hooker unsere Pflanze gar nicht kennt. Offen-
bar wachsen in andern Gegenden andere Formen, die wohl zum
Theil Uebergänge darstellen mögen.
Die Form der C. officinalis, welche im Garten cultivirt wird,
ist in allen Theilen, namentlich in Wuchs, Blüthe, Samen, be-
trächtlich grösser als die Pflanze unserer Küste; die Blüthen sind
fast so gross wie bei C. anglica. Im Uebrigen vermag ich in-
dess keinen Unterschied zu finden. — Eine von Brotherus in
Lappland gesammelte Cochlearia schien sich von der C. anglica
in ähnlicher Weise nur durch die geringe Grösse aller Theile,
insbesondere auch der Blüthen, Früchte und Samen zu unter-
scheiden. Als ich indess die Samen jener arktischen Form zu-
gleich mit denen unserer heimischen C. anglica im Frühjahr aus-
säete, zeigte sich eine auffallende biologische Verschiedenheit.
Die arktische Pflanze gedieh Anfangs ungemein üppig, blieb aber,
namentlich in den Blättern, viel kleiner als die hiesige. Bald
nach Mitte des Sommers hatte sie offenbar die volle Entwicke-
lung des ersten Jahres erreicht und trat in eine Ruheperiode
ein; die Entwickelung stand still und die Pflanzen gingen nun
allmälig unter dem Einflüsse der warmen Herbstwitterung zu
Grunde. Die einheimische C. anglica erlangt ihre volle Kraft
280
erst im Spätherbste; ihr Waehsthum wird nur durch Frost-
perioden unterbrochen. Ueber die arktischen Cochlearien vgl.
die. Bemerkungen von Buchenau und mir in dem Werke über
die zweite deutsche Nordpolarfahrt Bd. IL S. S5.
Die Cochlearien sind Kalipflanzen; Kalidüngung befördert
ihr Waehsthum ungemein. Gegen Kochsalz sind sie un-
empfindlich.
Cakile maritima Scop. Gedeiht ganz gut in sandigem
Gartenboden, verlangt aber einen freien Standort und erträgt
weder Beschattung noch die unmittelbare Nähe anderer Ge-
wächse. Sie wird im Garten leicht sehr gross, aber schlaff;
Kalkzusatz zur Bodenmischung scheint ihr Waehsthum zu be-
fördern; Kochsalz scheint eher nachtheilig als vortheilhaft zu
wirken; Kalidüngung hat keinen entschiedenen Einfluss. — Cakile
scheint zu denjenigen einjährigen Pflanzen zu gehören, welche,
wenigstens im hiesigen Klima, nie im Herbste, sondern erst im
nächsten Frühjahr keimen.
Die sehr ähnliche C americana Nutt. wächst in Amerika nicht
allein an der Meeresküste, sondern auch an den Gestaden der
grossen Süsswasser-Seeen. Gleich ihr ist auch unsere Cakile
nicht als eigentliche Halophyte, sondern als Strandpflanze zu
betrachten.
Ohne Zusatz von Kochsalz, Kali oder Kalk gedeihen ferner
Aster Tripolium L., Plantago maritima L. und PI.
Coronopus L. in sandigem Gartenboden ganz vortrefflich.
Salsola Kali L. will, ähnlich wie Cakile, einen freien Stand-
ort haben und bleibt schlaff, gedeiht indess übrigens ganz gut.
Euphrasia Odontites L. subspec. litoralis Fr. gedeiht
ebenfalls, wenn sie zwischen Gräser gesäet wird, behält auch ihr
charakteristisches Aussehen und geht nicht in die gewöhnliche
Binnenlandsform über. Auch diese Pflanzen bedürfen zu ihrem
Gedeihen im Gartenboden keiner Zusätze.
Die Armerien der Inseln (s. oben S. 231) bilden eine
Formenreihe, deren äusserste Glieder weder die A. elongata
Hoffm. des Weserufers, noch die A. maritima W. der Gärten er-
reichen, sondern zwischen beiden in der Mitte bleiben. Unter
einander weichen sie erheblich ab. Ich habe zwei Formen, eine
der A. maritima nähere (von Geestemünde) und eine der A.
elongata sehr ähnliche (von Spiekeroog) ausgesäet: die Nach-
kommenschaft beider ist nicht von den elterlichen Typen ab-
gewichen. — Beiläufig bemerkt blühen die niedrigen, der A. ma-
ritima ähnlichen Formen der Wesermündung viel früher als die
A. elongata bei Bremen.
Von andern Halophyten habe ichLepigonum margina-
tum Koch, L. medium Whlbg., Salicornia procumbens
Sm., Schoberia maritima C. A. Mey. var. prostrata mit
Erfolg cultivirt, aber dies ist mir nur bei Zusatz von etwas
Kochsalz geglückt. Die Pflanzen scheinen in salzfreiem Erdreich
zu verkümmern. Salicornia patula Duv.-Jouv. ist. weniger
gut gediehen. Lepturus ist sowohl bei Kali- als bei Natron-
281
Zusatz gediehen, aber noch nicht in gewöhnlichem Boden.
Oenanthe Lachenalii Gm. ist in kalihaltigem Erdreich zur
Blüthe gelangt. — Einige Modificationen in den Versuchen wer-
den vielleicht zu abweichenden Resultaten führen, doch glaube
ich sicher zu sein, dass wenigstens Salicornia und Schoberia ohne
einen stärkeren Salzgehalt des Rodens nicht zu voller Entwicke-
lung gelangen; übrigens mag es sein, dass das Kochsalz durch
andere Salze vertreten werden kann. Die Schoberia blieb bei
der Cultur schlaffer und zarter, so dass sie habituell der var.
flexilis ähnlich wurde, während sie die Färbung und die übrigen
Merkmale der var. prostrata behielt.
Von Lepigonum marginatum Koch wurden breit-
geflügelte Samen ausgesäet; die Pflanze behielt ihren Typus bei,
brachte aber nur Samen mit sehr schmalen Flügelrändern. Diese
Art ist bekanntlich ausdauernd, während das echte L. medium
streng einjährig (im oben erläuterten Sinne!) zu sein scheint.
Halianthus, Sagina stricta Fr., Eryngium m ari-
timumL. und Triglochin maritima L. habe ich trotz wieder-
holter Versuche noch nicht zu voller Entwickelung bringen kön-
nen. Die Keimpflanzen sind nach kürzerer oder längerer Zeit
verkümmert, ohne dass es mir gelungen ist, den Grund ihres
Nichtgedeihens zu ermitteln. Rasen der beiden halophilen
Glycerien habe ich noch nicht zur Blüthe bringen können.
Von Charakterpflanzen der Inseln, welche nicht als eigent-
liche Halophyten bezeichnet werden dürfen, habe ich Cerastium
tetrandrum Gurt, und Helianthemum guttatum Mill. aus
Samen, Koeleria glauca DG. aus Rasen cultivirt. Ferner
habe ich Viola tricolor L. var. sabulosa, Senecio Jaco-
baea L. var. discoideus, zwei Formen von Atriplex hasta-
tum L. und Festuca rubra L. var. arenaria im Garten aus
Samen erzogen und haben sich diese Varietäten als samenbestän-
dige Racen erwiesen (die Viola schon in zweiter Generation).
Ob sie auch in Gesellschaft mit den Normalracen saraenbestän-
dig bleiben, müssen weitere Versuche lehren. Cerastium tetran-
drum Gurt, lässt sich auch im Frühjahr aussäen und blüht dann
um Mitte des Sommers.
Meine Sämlinge von Anthyllis Vulneraria L. (Insel-
form), Viola caninavar. lancifolia und Eosa pimpinelli-
folia L. haben noch nicht geblüht.
Die dauernde Erhaltung von Polygala und Pirola im
Garten bereitet einige Schwierigkeiten ; ich bin noch nicht sicher,
ob es mir bereits gelungen ist, dieselben zu überwinden, ob-
gleich ein Theil meiner im August 1873 durch Herrn Prof.
Buchenau mitgebrachten Langeooger P. rotundifolia L. anschei-
nend durchaus kräftig geblieben ist (Januar 1875). — Unsere
krautigen Polygala- Arten halte ich für Wurzelschmarotzer, da
alle meine Versuche, sie für sich zu erziehen, missglückt sind.
Nicht allein die P. dunensis von den Inseln, sondern auch die
einheimischen Arten des Festlandes, P. vulgaris L , P. serpylla-
cea Wh., sowie eine dritte Form, die der P. serpyllacea ver-
282
wandt ist (P. mutabilis DuMort.?), konnten bis jetzt nur in
Verbindung mit ganzen Rasen anderer Gewächse verpflanzt wer-
den und verkümmerten trotzdem ziemlich bald. Es werden noch
einige Versuche erforderlich sein, um diese Schwierigkeiten
sicher überwinden zu lernen.
Von Buderalpflanzen der Küste habe ich ausser Lepidium
ruderale L. nur die eigenthümliche Klette der Inseln, welche in
diesen Abh. Bd. IL S. 209 besprochen worden ist, während einer
Reihe von Jahren cultivirt. Sie hat sich dabei constant gezeigt,
üebrigens habe ich dieselbe Klette hin und wieder auch auf dem
Festlande gefunden; sie ist z. B. in manchen Dörfern der Um-
gegend von Lemförde verbreitet und findet sich dort häufig ge-
mischt mit der typischen Lappa minor DC. Mittelformen schei-
nen vorzukommen, aber ziemlich selten zu sein.
. Unzweifelhaft ist es eine wichtige Aufgabe für die Botaniker,
die Lebensbedingungen der Pflanzen so kennen zu lernen, dass
man im Stande ist, eine bestimmte Art sicher zu voller Ent-
wickclung zu bringen. Die Experimental-Biologie ist ein Zweig
der Wissenschaft, welcher gewiss eine grosse Zukunft hat.
-(S^^vjöTSSf
Verzeichniss der von Herrn T. Lenz in Japan
gesammelten Coleopteren.
Von E, V. Harold.
Der naturwissenschaftliche Verein in Bremen hat durch den
Kaufmann Herrn TuisconLenz (gebürtig aus Schnepfenthal) vor
Kurzem eine kleine Sendung Coleopteren bekommen, die von
demselben in der Umgebung von Hiogo auf Nipon gesammelt
worden waren. Durch die freundliche Vermittelung der Herren
Prof. Dr. Buchenau und F> Brüggemann hat mir der Verein
diese Sammlung gegen die Bedingung überlassen ein critisches
Verzeichniss der eingeschickten Arten zu liefern.
Ich bin auf diesen Antrag um so bereitwilliger eingegangen
als die Insektenfauna des Inselreiches in letzterer Zeit das ento-
mologische Interesse vielfach in Anspruch genommen hat. Es hat
nämlich dortselbst Herr G. Lewis längereZeit hindurch mit äusserster
Sorgfalt gesammelt und für die wissenschaftliche Verwerthung
seiner Ausbeute dadurch geeignete Sorge getragen, dass er den
betreffenden Specialisten die einschlägigen Familien zur Bearbei-
tung zukommen Hess. Schon gegenwärtig liegen uns gänzlich oder
theilweise vollendet vor: die Cicinddidae, CaraUdae und Cerambycidae
von Herrn H. W. Bates, die Bytiscidae, Gyrinidae und Staphylinidae
von D. Sharp, die Histendae von Marseul, die Buprestidae von H.
W. Saunders, die Elateridae von Canleze, die Telephoridae von
Kiesen Wetter, die Curcülionidae von Roelofs, die Cossonidae von
Wollaston, die Chj^somelidae von Baly. Auf diese Weise werden
wir voraussichtlich in einiger Zeit über die so eigenthümlich zu-
sammengesetzte Fauna Japan's wenn auch noch nicht vollstän-
dige Kenntnisse, so doch genügende erlangen, um die Wechsel-
beziehungen derselben zu den angrenzenden Gebieten beurtheilen
zu können.
Herr G. Lewis hat im Ent. Monthl. Mag. X. 1874. p. 172
ein Verzeichniss von 79 Arten geliefert, welche Japan mit Europa
gemein hat. Es dürfte indess diese Zahl um ein Erhebliches
sich steigern, wenn auch die nördlichen Theile Japan's, insbeson-
dere Jesso, ebenso gründlich durchforscht sein werden wie der
südliche Inselcomplex von Nipon. Soweit die bisherigen Ergeb-
nisse ein Urtheil zulassen, sind es hier tropische, dem angrenzen-
284
den China mehr oder weniger gleichfalls angehörende Formen,
welche der Fauna ihr Gepräge verleihen.
Es kann indess hier nicht meine Aufgahe sein, den Charak-
ter der japanesischen Fauna erörtern zu wollen. Für's erste ist
das von Herrn Lewis mitgebrachte Material, wie schon bemerkt,
noch lange nicht aufgearbeitet, für's zweite berechtigt mich die
kleine, von Herrn Lenz aufgebrachte Ausbeute wegen ihres nur
beschränkten Umfanges nicht zu selbstständigen Schlüssen. Ich
muss mich daher mit der Bemerkung begnügen, dass von den
47 von Herrn Lenz eingesendeten Arten (in einer Anzahl von
83 Individuen) 3, nämlich DoUchus halensis, Harpalus griseus und
Spondylis buprestoides zugleich noch Europa angehören, weitere 21
auch im östlichen Sibirien oder in China nachgewiesen sind, so
dass nur 23 Arten bis jetzt als ausschliessliche Bewohner von
Japan sich ergeben. Unter diesen haben sich 8 noch unpubli-
cirte vorgefunden, wenigstens hat es mir nicht gelingen wollen,
in der allerdings umfangreichen und mitunter schwer zugäng-
zugänglichen Literatur dieselben als beschriebene aufzufinden.
Die Thiere sind wohlbehalten in Spiritus nach Europa ge-
langt, nur auf dem Transporte von Bremen nach München haben
dieselben einigen Schaden gelitten, ohne dass die Bestimmung
jedoch hierdurch erschwert worden wäre. Für letztere war mir
eine kleine Partie japanesischer Arten, die ich seiner Zeit von
Herrn v. Motschulsky erhalten hatte, hie und da besonders be-
hülflich. Die Sammlung macht einen entschieden tropisch-asiati-
schen Eindruck, welcher insbesondere durch die stattlichen Dyna-
stiden und Lucaniden, dann durch die farbenprächtige Chrysochroa
elegans, sowie durch die eigenthümlichen Ceramhycidae erzeugt wird.
Möge Herr T. Lenz, dem es schon diesmal geglückt ist, selbst
unter den grösstentheils ansehnlichen Formen, die er gesammelt,
einiges recht Interessante und Neue zu erbeuten, seinen Forscher-
eifer auch auf die kleineren und kleinsten Thiere ausdehnen!
Er wird dann gewiss noch manche Lücke in unseren Kenntnissen
von der dortigen Thierwelt ausfüllen und sich damit den Dank
der Entomologen versichern.
Um Weitläufigkeiten zu vermeiden habe ich bei den Arten
allemal nur den ältesten Autor citirt und zugleich auf den
Münchener Catalog verwiesen, wo die weiteren Citate und die
Synonyme zu entnehmen sind. Nur wo seit dem Erscheinen des
Catalogs Aenderungen in der Nomenclatur oder in der Synonymie
eingetreten waren, habe ich diese ausführlicher mitgetheilt.
1. Cielndela chlnensls Degeer. Mem. Ins. IV. p. 119. t. 17.
f. 23 (1774). — Bates. Trans, ent. Soc. 1873. p. 225.
C. japonica Thunb. Nov. los. spec. p. 25. f. 39 (1781).
Drei Stücke. Dieselben gehören der bekannten, wie es scheint
Japan eigenthümlichen Form an, bei welcher die Querbinde des
Halsschildes, sowie jene der Flügeldecken kupfergolden ist, wäh-
rend diese Theile bei den aus China stammenden und namentlich
bei Hongkong häufigen Thieren schön metallisch grün sind.
285
2. Damaster Lewisl Bve. Ent. Monthl Mag. IX, p. 131
(1872). — Bates. Trans, ent Soc. 1873. p. 230.
Ein einzelnes Stück von 43 mill. Länge, wovon nur 3 auf
die Verlängerung der Flügeldeckenspitze kommen. Ich beziehe
dasselbe deshalb auf die Rye'sche Art, weil es von blaptoides durch
geringere Grösse und den kürzeren Spitzentheil der Flügeldecken
abweicht, wegen der rein schwarzen Färbung dagegen weder mit
Fortunei Ad. noch mit pandurus Bates {Fortunei Schaum) zusammen-
fallen kann. Obwohl in letzterer Zeit eine sehr grosse Anzahl
dieser Thiere in die Sammlungen gelangt ist, bleibt die Arten-
unterscheidung doch noch eine unsichere. Ich gestehe, dass bei
dem Mehr oder Weniger, was in Bezug auf Grösse, Färbung,
Sculptur und Länge der Flügeldeckenspitze, als Unterscheidungs-
merkmale in den betreffenden Beschreibungen hervorgehoben
wird, die Wahrscheinlichkeit mir recht nahe zu liegen scheint,
dass wir es nur mit Varietäten, und zwar nur mit unwesent-
lichen, einer und derselben Species zu thun haben. Exemplare,
die ich von Herrn C. A. Dohrn erhielt und die derselbe als
Fortunei (Adams oder Schaum?) bestimmte, zeigen eine verhält-
nissmässig grobe Sculptur, sehr kurzen mucro der Flügeldecken
und nur unmerklichen bläulichen Schein auf dem Kopfe und der
Unterseite des Thorax. Bei diesen Stücken bin ich vollkommen
in Zweifel, ob sie auf Fortunei Adams oder pandurus Bates zu be-
ziehen sind. Für die Identität des ersteren mit blaptoides Kollar
hat sich übrigens bereits Herr v. Chaudoir (Bull. Mose. 1861.
IL p. 356) ausgesprochen.
3. Pheropsophus jessoensis Moraw. Bull. Ac. Petr. V. 1862.
p. 322. — Cat. Monach. p. 103. — Bates. Trans, ent. Soc. 1873.
p. 305.
Ein Stück. Von Dr. Albrecht auch in Hakodate gesammelt
und ausserdem auch im nördlichen China zu Hause.
4. Harpalus grisens Panz. Faun. Germ. 38. 1 (1797). —
Cat. Monach. p. 278. — Bates. Trans, ent. Soc. 1873. p. 260.
Ein Stück. Vollkommen identisch mit unseren europäischen
Exemplaren und, wie diese, von ruficomis höchstens durch die
geringere Grösse und das nur an der Basis punktirte Halsschild
zu unterscheiden. Nach den Ausführungen des Herrn Morawitz
(Beitr. Faun. Jesso. 1863. p. 68) erweisen sich indess bei sibi-
rischen Stücken auch diese Merkmale nicht als stichhaltig, so
dass die Vereinigung des griseus mit ruficomis in der Folge kaum
abzuweisen sein wird.
5. Harpalus ruglcollis Motsch. Etud. ent. X. p. 5 (1860). —
Cat. Monach. p. 283.
H. japonicus Moraw. Bull. Ac. Petr. V. p. 327 (1862) ; Beitr.
Faun. Jesso. p. 69 (1863). — Bates. 1. c. p. 261.
Zwei Stücke. Ueber den grössten Theil von Japan und auch
im angrenzenden China verbreitet. Ich habe diese Art direct von
Herrn v. Motschulsky selbst unter obigem Namen erhalten und
286
die ausführliche Beschreibung, die Morawitz a. a. 0. von der-
selben giebt, lässt keinen Zweifel über die Synonymie zu.
6. Dioryche corrosa Bate:^. Trans, ent. Soc. 1873. p. 270.
Platymetopus corrosus BateS 1. C.
Ein Stück. Nach Herrn Bates, dem ich die Bestimmung
des einzelnen schlecht erhaltenen Exemplars verdanke, auch noch
in Futschau im angrenzenden China wohnhaft Dass die De-
jean'sche Gattung Platymetopus mit der älteren Mac Leay'schen
Dioryche (Lacordaire schreibt Gen. Col. I. p. 300. not. 1 irrig
Dyoriche) zusammenfällt, dafür sind Lacordaire und Erichson, wie
ich Col. Heft XH. p. 135 erwähnt habe, die betreffenden Ge-
währsleute.
7. Triplogenins magnus Motsch. Etud. ent. X. p. 5 (1860).
— Cat. Monach. p. 312 {Omaseus),
Omaseus ingens Moraw. Beitr. Faun. Jesso. p. 54, t. 1. f. 23
(1863).
Triplogenins ingens Bates. 1. C. p. 284.
Ein Stück. Diese Art ist bis jetzt ausschliesslich auf Japan,
von Dr. Albrecht bei Hakodate, von Herrn Lewis bei Nagasaki
gesammelt worden. Sie hat eine grosse habituelle Aehnlichkeit
mit manchen Omaseus- kxi^w^ lässt sich aber von diesen leicht
durch das gestreckt beilförmige Endglied der Kiefertaster unter-
scheiden.
8. DoUchus halensls Schaller. Abhandl. Ges. Halle. L p. 317
(1783).
Carahus Jlavicornis Fabr. Mant. L p. 199 (1787).
Dolichus flavicomis Sturm, Dej., Schaum etc.
Drei Stücke. Die Art ist auch von Herrn Lewis auf Japan
angetroffen worden und findet sich durch ganz Sibirien; Herr
Crotch hat in Col. Heft V. p. 112 mit Recht den älteren Schal-
ler'schen Namen für diesen DoUchus in Erinnerung gebracht.
9. Platynus magnus Bates. Trans, ent. Soc. 1874. p. 278.
Änchomenus (Limodromus) magnus Bates. 1. C.
Nur ein Stück. Nach Herrn Bates auch noch in China
wohnhaft. Bei flüchtiger Betrachtung ist das Thier dem europäi-
schen PI junceus nicht unähnlich, es ist aber viel flacher und
durch die abgerundeten Hinterecken des Halsschildes sowie durch
die längeren Flügeldecken leicht zu unterscheiden.
10. Necrodes nigrlcomis (n. sp.)
Sat nitidus, niger, antennis omnino nigris, articulis ultimis tribus clavam
vix formantibus, elytris fortiter dense punctatis, tricarinatis , carinq 2 et 3
ante apicem vuv tuberculatis, — Long. 19 — 20 mill.
Mas,: Elytris apice rotundato-truncatis, fem^oribus incrassatis posticis
subtus ante genua bidentatis,
Fem,: Elytns apice oblique truncaüs.
Glänzend, von der Gestalt des N. litt&ralis, aber kleiner und
zierlicher gebaut, einfarbig schwarz, ebenso die Fühler, an diesen
die letzten drei grautomentirten Glieder kaum grösser als die
287
vorhergehenden, daher keine Keule bildend. Der Kopf sehr fein
punktirt. Das Halsschild wie bei littoralis, nur die Unebenheiten
etwas stärker markirt. Die Flügeldecken dicht und tief punktirt,
jede mit drei Längsrippen, der beulige Höcker, welcher bei lit-
toralis vor der Spitze die 2te und 3te verbindet, ist sehr schwach
angedeutet. Das obere Hinterleibsende weniger dicht punktirt,
daher glänzender als bei littoralis.
Bei dem Männchen sind die Flügeldecken hinten gerundet
abgestutzt; an den massig angeschwollenen Hinterschenkeln zei-
gen sich kurz vor den Knieen zwei scharfe Zähnchen, von denen
das eine am oberen, das andere am unteren Rande steht.
Bei dem Weibchen sind die Flügeldecken hinten gegen
den Nahtwinkel zu schief zugespitzt.
Nur ein Pärchen. Dieser hübsche Necrodes ist durch die an-
gegebenen Merkmale, insbesondere durch das schwarze Fühlhorn
sehr leicht von liuoralis zu unterscheiden, überdies zeichnet ihn
die Geschlechtsdifferenz in der Gestalt der Flügeldecken beson-
ders aus. N. surinamensis entfernt sich noch viel mehr durch be-
deutendere Grösse und die innen eckig erweiterten Hinterschienen
des Männchens; auch sind bei demselben die Hinterschenkel
nur mit einem, am unteren Rande befindlichen Zähnchen ver-
sehen. Bei littoralis sind diese Zähne durch eine Reihe von 4—5
Kerbzähncheu vertreten.
11. Hlster jamatus Motsch. Bull. Mose. 1866. I. p. 169.
Pactolinus jamatus Motsch. 1. C.
Ein Stück. Herr v. Motschulsky hat in den Bull. Ac, Petersb.
I. 1860. p. 308 auf die Hister-Arten mit ausgerandeter, zwei-
lappiger Oberlippe die Gattung Pactolinus errichtet. Es ist dieser
Unterschied in der Lippenbildung allerdings recht auffallend,
wenn man den Pactolinus major etwa mit inaequalis vergleicht. Doch
gehen beide Extreme ganz allmählig ineinander über und es
steht z. B. die Oberlippe des H. bengalensis, welche gerade ab-
gestutzt und in der Mitte kaum mit der Andeutung eines stumpfen
Eckes versehen ist, völlig vermittelnd da.
12. Ips japonlcus Motsch. Etud. ent. VI. p. 28 (1857).
Ein Stück. Motschulsky erhielt diese Art aus Simoda.
13. Enrytrachelns platymelus Saund. Trans, Ent. Soc. New
Ser. III. p. 50. t. 3. f. 7. m. (1854).
Platyprosopus platymelus Saund. 1. C.
Dorcus platymelus Cat. Monach. p. 957.
Zwei Männchen, eines (vom Kopfschilde bis zur Spitze der
Flügeldecken) von 45, das andere von 39 mill. Länge. Saunders
erhielt die Art durch Fortune aus China, sie ist indess gleich-
falls von Herrn Lewis auf Japan gesammelt worden. Die Figur
a. a. 0. ist genau, nur ist das Halsschild in der Wirklichkeit
nach hinten merklich verschmälert.
14. Dorcus Hopei Saund. 1. c. p. 50. t. 3. f. 8 (1854). —
Cat. Monach. p. 956.
2S8
Ein einzelnes Männchen, welches (ohne die Mandibeln) 53
mill. misst, sohin weit grösser als ilas von Saunders a. a. O.
abgebildete und gleichfalls von Fortune aus China mitgebrachte
Exemplar ist. Im Uebrigen ist die Abbildung, welche Saunders
davon giebt, sehr genau. Bisher war diese Art aus Japan nicht
bekannt.
15. Psjdidoremns inclinatas Motsch. Etud. ent. VI. p. 29.
f. 11 (1^57=: X. p. 13 (1861); XL p. 55 1802).
Clad*y^nathus mclmatus Cat. Monach. p. 951.
Fünf Stücke, nämlich drei m. und zwei /. Das Weibchen,
von dem meines Wissens noch keine Beschreibung vorliegt, ist
auf der Oberfläche nicht fein kömelig wie der m., sondern ein-
fach und dicht punktirt. Das Kopfschild bildet vorn zwischen
den Mandibeln einen kleinen, gerundet abgestutzten Lappen.
Diese sind kurz, vorn stumpf zweizahnig. Am hintersten Schienen-
paare ist das kleine Zähnchen in der Mitte der unteren Aussen-
kante sehr deutlich. Die Unterlippe ist halbkreisförmig und
äusserst grob ineinander fliessend punktirt.
Von dieser hübschen und unverkennbaren Art giebt Herr
V. Motschulsky eine leidliche Profildarstellung und eine aus-
reichende Beschraibung, nur sind die hinteren Schienen nicht inermes
wie er angiebt, sondern in der Mitte ihrer Länge mit einem
zwar feinen, aber doch ganz deutlichen Zähnchen versehen. Beim
Männchen sind die Mandibeln eigenthümlich gekrümmt, nämlich
zuerst nach aufwärts und nach aussen, hierauf nach innen und
nach unten gebogen. Was ihre Zahnung betrifft', so stellt die
angegebene Figur dieselben ganz richtig dar. Ich finde nämlich
bei den, an Grösse unter sich übrigens sehr ungleichen wi., nur
5, höchstens 6 Zähne. Von diesen steht einer, der die übrigen
merklich an Grösse übertrifft, etwas unterhalb der Mitte ihrer
Länge ; oberhalb dieses Zahnes und zwar in geringer Entfernung
von demselben steht immer nur ein einzelnes Zahuchen, dagegen
finden sich deren unterhalb desselben bis zur einfachen End-
spitze 3 oder 4. Die Mandibeln sind somit innen bis zur
Mitte ihrer Länge ungezahnt.
Ich habe diese Art deshalb mit einiger Ausführlichkeit be-
handelt, weil die nächstfolgende zu ihr jedenfalls in sehr naher
Beziehung steht.
16. Psalidoremns inflexns (n. sp.).
Simillimus omiiino Ps, incUnato, at mandihularxim structura in m. di-
tersus, his fere rectis, apice tantum ßeruoso-curvatis, margine inferiore denti-
hu3 11 — 12 armato, uno majore ad basin, alteris fere ae^ptalibus et aequali-
ter inter ae distantibus, dente media nullo majore. — Long. 33 mill. (cum
mandib. 4f>).
Ein einzelnes Männchen. Färbung, Sculptur der Oberseite,
überhaupt die Form aller Theile genau wie bei Ps, indinatus, nur
das Halsschild an den Seiten etwas schwächer ausgebuchtet, der
Eindruck hinter der Kopfschildspitze etwas tiefer buchtig und
die Oberlippe ohne Längskiel. Die Mandibeln von völlig ver-
289
schiedener Bildung: sie sind, von der Seite besehen, nur schwach
geschweift, bis zum letzten Drittel ihrer Länge fast gerade, dann
leicht einwärts gekrümmt und schliessen mit einer einfachen,
etwas stumpfen Spitze ab. Der Innenrand zeigt an der Basis
einen merklich grösseren Zahn, worauf er seiner ganzen Aus-
dehnung nach mit kleineren, dabei unter sich gleich grossen
und auch gleichweit abstehenden Zähnchen versehen ist, von
denen nur einzelne wie gedoppelt aussehen, so dass sich deren
etwa 10 — 11 zählen lassen. Keines dieser Zähnchen tritt über
die anderen hervor oder ist sonst durch derbere Basis ausge-
zeichnet.
Ich stelle diese Art unter sehr ungünstigen Auspizien auf.
Für's erste habe ich von derselben nur ein einzelnes Exemplar
vor mir, für's zweite hat Herr Parry, offenbar unser bester
Kenner der Lucanidae, dieselbe für eine kleinere Form des incli-
7iatu8 erklärt, nach einer Zeichnung, die ich ihnä von derselben
mitgetheilt hatte. Es hat mir indess durchaus nicht gelingen
wollen, auch nur an die Möglichkeit zu glauben, dass aus der
Mandibel des incUnatus durch Degradation (denn bei dem erheb-
lich geringeren Körpermaasse des inflems kann es sich nur um
eine solche handeln) jemals die gänzlich verschiedene des inflexus
entstehen könne. Bei diesem keine Spur des dominirenden Mittel-
zahnes, dagegen an der Basis ein derber hackenartiger Zahn,
dem sägeartig eine Reihe kleinerer Zähnchen folgt, wogegen
hier bei incUnatus der ganze Rand bis kurz vor der Mitte glatt
und ungezahnt bleibt! Auch mein kleinster incUnatus, der immer-
hin um 5 mill. weniger misst als der grösste, zeigt nicht einmal
eine Andeutung von einer solchen Transformation, ebensowenig
weiss Thomson (der den incUnatus als mandibularis beschrieben)
von einer solchen zu berichten, obwohl er von kleineren Stücken
mit weniger gekrümmten und um die Hälfte kürzeren Mandibeln
spricht! Endlich weiss ich auch keine Analogie für einen sol-
chen Modificationsprocess und bleibt die Anordnung der Zähne bei
L, capreolus, der doch sicher in demselben Verhältnisse zu L.
cervus steht, wie ein solches von Parry für incUnatus und inflexus
angenommen wird, bei aller Abschwächung doch genau dieselbe
wie bei cervus.
Sollten einem Entomologen kleinere Stücke des incUnatus be-
kannt sein, bei welchen an der Basis vor dem grösseren
Mittelzahne mehrere Zähuchen erscheinen, so würde angesichts
solcher Mittelformen inflexus offenbar mit incUnatus zusammenfallen.
So lange jedoch solche Uebergangsformen nicht nachgewiesen
sind, glaube ich den Ps. inflexus um so mehr für eine eigene
Art halten zu dürfen, als sich ein guter Theil der Lucaniden-
Arten, ja selbst einige Gattungen durch viel unwesentlichere
Merkmaie von einander entfernen, als die hier in der Bildung
der Mandibeln gegebenen. Ich muss schliesslich noch bemerken,
dass ich auch an Ps. MoUchulskyi Waterh. gedacht habe, eine
dem incUnatus nahverwandte, mir übrigens in natura unbekannte
Art. Herr Parry war so freundlich meine desfallsige An-
IV. Februar 1875. 19
290
frage dahin zu beantworten, dass Ps. Motschtdshji wegen des
schmäleren Kopfes und der nicht vortretenden Hinterecken des-
selben hier nicht in Frage kommen könne.
17. Onthophagus japonlcns (n. sp.)
Nitidus, nigei*, thorace fortiter punctato, antice utrinque subtuberculato,
dytris luteo-testareis, maculis nonnullis humeralibus, fascia lacerata pone me-
dium, siitura maculaque apicali nigris, — Long. 10 — 11 milL (/.)
Glänzend, schwarz, die Flügeldecken schmutzig gelb mit fol-
genden schwarzen Zeichnungen: drei Flecke an der Schulter,
einer unmittelbar neben der Schulterbeule, ein zweiter unterhalb
derselben nach innen und ein dritter neben diesem am Aussen-
rande gelegen; hinter der Mitte eine zackige, mitunter in ein-
zelne Längsflecke aufgelöste Querbinde und eine kleine Makel
unter der Endbeule; ausserdem sind noch die Naht und der
Basalrand schwarz gesäumt. Der Kopf vorn gerundet, mit zwei
Querleisten, die hintere etwas stumpfwinkelig gebogen. Das
Halsschild mit groben Punkten ziemlich dicht besetzt, vorn jeder-
scits eine stumpfe Beule. Das Pygidium mattglänzend, schwarz-
braun, ziemlich dicht punktirt. Die Flügeldecken seicht gekerbt-
gestreift, die Zwischenräume mit leicht gewölbter Mitte, etwas
rauh und unregelmässig zweizeilig punktirt. Die Fühler schwarz-
braun, mit schwarzgrau bereifter Keule.
Obwohl diese Art in 4 Exemplaren mitgebracht wurde, sind
dieselben doch lauter Weibchen. Die eigenthtimliche Zeichnung
derselben macht sie jedoch leicht kenntlich.
18. Onthopha^s Lenzii (n. sp.)
Niger, minus nitidus, antennis ferrugineis, vertice carinis duabus arcua-
tis approcvimatis , postica altiore, thorace utrinque ad latera excavato, dorso
supra foveolam carinato, ehjtris leviter crenato-striatis, intersütiis parce, lateri-
bus fortius punctatis, — Long. 10 niill.
Mas,: Carina antica verticis obsoletiore; tibiis anticis basi e latere com-
pressis et infiexis,
Fem,: Tibiis anticis simplicibus.
Nur massig glänzend, oben unbehaart, schwarz, nur das
Fühlhorn rostroth. Der Kopf vorn gerundet, mit einer bogigen
Stirnleiste und nahe vor derselben mit einer ebenfalls gekrümm-
ten Scheitelleiste; in der Mitte des Hinterrandes machfsich eine
glatte, etwas erhabene Stelle bemerkbar. Das Halsschild ziem-
lich dicht punktirt, stark gewölbt, seitlich oberhalb der Rand-
grübchen ausgehöhlt, der Rücken bildet über diesen Höhlungen
eine kurze, schief nach vorn gerichtete, dabei durch eine leichte
Ausbuchtung fast zweihöckerige Leiste. Die Flügeldecken seicht
gekerbt-gestreift, die Zwischenräume flach, leicht runzlig, an den
Seiten dichter punktirt.
Bei dem Männchen ist die vordere Scheitelleiste nur leicht
angedeutet. Die Vorderschienen sind an der Basis seitlich zu-
sammengedrückt und zugleich bogig niedergekrümmt, sie ver-
flachen und erheben sich erst wieder von der Mitte an.
Zwei Stücke, ausserdem in meiner Sammlung auch aus Korea
291
und aus Tschusan. Ich ergreife mit Vergnügen die Gelegenheit,
diese hübsche Art Herrn T. Lenz zu dediciren, dessen Forscher-
eifer es ohne Zweifel gelingen wird, noch manche interessante
Entdeckung zu machen. Der nächste Verwandte des 0. Lcnzii
ist der indische gagates Hope {angulatus Redt.), der namentlich
dieselben eigenthümlichen Geschlechtsdifferenzen im Bau der
Vorderschienen zeigt Die Hope^sche Art ist aber glänzend
schwarz, nur sehr fein punktirt, das Kopfschild des Männchens
nach vorn spitz dreieckig ausgezogen. Hieher gehört noch eine
dritte, zur Zeit noch unbeschriebene Art aus dem nördlichen
China, welche durch die graue Pubescenz der Oberseite sich
auszeichnet.
19. Onthophagus yldaas (n. sp.)
Coni'e.vus, sat nitidus, brevissime puhescens, nigro-aeneus , elytris pieeis
vel obscure rufo'piceis, antennis fei^ugineis, capite antice rotundato, transver-
sim bicannato, thorace sat dense aequaliter, lateribus nomiihil foi'tius punctato,
elytns leviter crenato^striatis , interstitiis subconvexis, irregulariter sat dense
pu72ctatis. f. — Long. 8V2— 9 mill.
Von ovaler, gewölbter Gestalt, glänzend, nur die Flügel-
decken unmerklich getrübt, schwarz oder schwarzbraun mit etwas
Erzglanz, die Flügeldecken zuweilen heller rothbraun, äusserst
kurz behaart. Der Kopf vorn gerundet, dicht punktirt, mit zwei
geraden, kurzen Querleisten, die hintere etwas höher und in der
Mitte äusserst sehwach stumpfwinkelig erhöht. Das Halsschild
gleichmässig ziemlich dicht punktirt, die Punkte gegen die Seiten
allmählich grösser. Die Flügeldecken fein gestreift, die Zwischen-
räume leicht gewölbt, unregelmässig ziemlich dicht punktirt.
Das Pygidium glänzender, dabei gröber punktirt. Die Fühler
und Taster rostfarben. Die Unterseite schwarzbraun, die Beine
mehr oder weniger rothbraun. (Weibchen.)
Zwei weibliche Stücke. Ich habe keinen Onthophagus in mei-
ner Sammlung, zu welchem die obigen Weibchen passen würden;
ich gestehe, dass nur die grosse Wahrscheinlichkeit, dass wir
bald die betreffenden Männchen hiezu erhalten, mich veranlassen
konnte, diese Art nach dem /• allein zu beschreiben.
20. Hoplosternus japonlcns (n. sp.)
Elongatus, sat convexus, fusco-rufus, elytris düutius rufis, dense, elytris
longius flavopilosis; capite thoraceque densissime punctulatis, elytris praeterea
punctis majoribus parum profundis. — Long. 26—29 mill.
Von länglicher, gewölbter Gestalt, in der Körperform daher
unserer Melolmtha vulgaris viel ähnlicher als dem gattungsverwand-
ten H. chinensis. Die Farbe ist ein ziemlich dunkles Rothbraun,
namentlich sind die Taster, Fühler und Beine gleichmässig von
dieser Färbung. Die etwas helleren Flügeldecken sind dicht mit
anliegenden gelblichen Härchen bedeckt, welche nur die Längs-
rippen frei lassen. Das Halsschild ist mit eben solchen, nur
kürzeren und weniger anliegenden Härchen bekleidet. Der Kopf
ist äusserst dicht punktirt, der Vorderrand sanft gerundet, nicht
ausgebuchtet. Der Thorax zeigt eine feine, äusserst dichte
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ilit-i'^f-y v^r: '>;;j :^^v.;:.:.«:rj. -n:!^;: <;; -, -_•
• ^ •■•r-r* ^rr^'^r ^- ~ ^
5^1. Ajüdmalii tupnoi lioi^:. l'ro^:. Zoo). Soc. IL p. 7*2
Vau rAH<M.
vy., Anoirialii mulUiitrliiUMotTch. YawI. ent. X. p. 7 (ISol».
M«:hn:r«; hUi':k<!. I;i<: färbunj/ f/eht von Metallgrün in's
Kupf<:froth<; und in'h hlaiir.chwarz^; über. Motschulsky erhielt
rfi<? Art auch von der Inhel ThUhinja in der Bucht von Korea.
'M. Xjrlotrup^ dlchot4)maH Jj'nn. Mus. plant, alt. VI. p.
h%^ (\11\), Cat Monach. p, 1200.
Kinj(/e Männchen und ein Weibchen. Bei letzterem ist der
Thonix dicht und runzlig punktirt, vorn mit einer schwachen,
nach hinten in eine liäng.sfurche übergehenden Grube versehen,
die Flügeldecken Bind fein aber dicht behaart, die Hinterschie-
nen am Innenrande lang roHtroth beborstelt Die Art ist ausser-
dem über da» öKtliche und südöstliche Asien bis zu den Philip-
pinen verbreitet, und schon den älteren Autoren bekannt gewesen.
Voet ficHchreibt dieselbe TOat. I. p. 26; unter dem Namen Cervus
lUitarm und giebt auf t. 14. f. 107 eine leidliche Abbildung dazu.
24. (ilycypliana jucunda Faldcrm. Möm. Ac. P^tersb. IL p.
m). L 4, f. /| r> riHIJn;. — Cat. Monach. p. 1310.
(JL alhoHrtuHa Motsch. Ktud. cut. X. p. 9 (1861).
Vier Stücke. Die Art ist auch über das östliche Sibirien
und das nördliche ühina verbreitet, dabei in Bezug auf die
woiHHen Klückenzcichuungen mancherlei Abänderungen unterworfen.
293
Die mir vorliegenden Stücke, welche Herr Lenz eingesendet hat,
halten die Mitte zwischen der eigentlichen jucunda und der argif'
rosticta, da der weisse Randsaum des Thorax auf einen kurzen
und unscheinbaren Streifen reducirt ist. Dagegen zeigt ein Stück
in jeder Ecke des Schildchens an der Basis ein weisses Fleck-
chen. Die albosetosa habe ich vom Autor selbst erhalten und ver-
mag ich dieselbe in Nichts von der jucunda zu unterscheiden.
25. Bhomborrhina unicolor Motsch, 1. c. p. 8 (1861), —
Cat. Monach; p. 1279.
Ein Stück.
26. Oetonia submarmorea Burm. Handb. III. p« 460 (1842).
— Cat. Monach. p. 1330.
Ein Stück.
27. Ohrysochroa elegans Thunb. Nov. Ins. spec. V. p. 89.
f. 101 (1789).
Buprestis fulgida Fabr. Ent. Syst. I. 2. p. 197 (1792).
B. fulgidissima Schönh. Syn. Ins. I. 3. p. 229 (1817).
Von dieser prachtvollen Art sind zwei Stücke gesammelt
worden. Die Ch, coeruleocephala Motsch. Etud. ent. X. p. 6 kenne
ich zwar nicht in natura; nach der Beschreibung scheint sie aber
nur eine Varietät der gegenwärtigen Art zu sein. Der Thun-
berg'sche Name elegans ist als der älteste für dieselbe in Gebrauch
zu nehmen.
28. Ohalcophora japonica Gory. Mon. IV. p. 81. t. 14. f. 77
(1842). — Cat. Monach. p. 1358.
Drei Stücke. Die Japanesen haben mit unserer Ch. mariana
die grösste Aehnlichkeit, feie sind aber fast um die Hälfte grösser,
dabei ist der Seitenrand der Flügeldecken hinten sehr merklich
gezahnt.
29. Cardlophorus pauper Cand. Mem. Liege 2. Ser. V. p.
17 (1874).
Ein Stück.
30. Melanotus legatas Cand. Mem. Liege. XV. p. 323
(1860). — Cat. Monach. p. 1559.
Ein Stück. Die Vorderschienen dieser Art haben einen
geraden Innenrand, dagegen ist der äussere sanft gebogen, so
dass die Schienen messerartig verbreitert sind. Herr Candeze
erwähnt nachträglich dieses Merkmales in seiner Bearbeitung der
japanischen Elatendae (M6m. Li^ge. 2. Ser. V.).
31. Ludlus plebejns Cand. Mem. Liege. 2. Ser. V. p. 28
(1874).
Ein Stück. Die Bestimmung dieser Art verdanke ich Herrn
Candeze.
32. Plesioplitlialmiis spectabilis (n. sp.).
Elongatus, nitidus, leviter conveasus, nigropiceus, tarsis piceo-rufis, capite
dense punctulato, thorace subtUiter minus dense punctato, ehjtris punctat(h
294
striatis, interstitiis planis, sat dense sübtüiter et partim profunde punctatis;
femorihxis anticis dentatis. — Long. 20 mill.
Von gestreckter Gestalt, massig gewölbt, glänzend, pech-
schwarz, die Fühler schwarzbraun, die Tarsen rothbraun. Der
Kopf dicht und fein punktirt, die Punkte hinten etwas länglich
und fast sich berührend. Das Halsschild viel breiter als lang,
gröber aber minder dicht als der Kopf punktirt, hinten unge-
randet, die Seiten bogig gerundet, die Hinterecken rechtwinkelig,
vor der Basis die Spur von zwei Quervertiefungen. Das Schild-
chen dreieckig, mit leicht gerundeten Seiten und zerstreuten
feinen Pünktchen. Die Flügeldecken breiter als der Thorax und
mehr als dreimal so lang, fein punktirt-gestreift, die Zwischen-
räume flach, ziemlich dicht aber nur seicht punktirt; von den
Streifen vereinigen sich der 4te und der 5te, innerhalb des 3ten
und des 6ten, weit vor der Spitze. Die Taster dunkel rothbraun.
Die Vorderschenkel etwas unterhalb der Mitte mit einem Zahne.
Die Schienen und Tarsen fein röthlich behaart, die Unterseite
sonst glatt.
Ein Stück. Von den übrigen Arten durch die bedeutende
Grösse und die Zahnung der Vorderschenkel leicht zu unter-
scheiden. Die Gattung Plesiophikalmus , von Motschulsky in den
" Etud. ent. 1857. p. 34 errichtet und ebenda 1861. p. 19 noch-
mals erörtert, scheint in nächster Verwandtschaft zu Ämarygmus
zu stehen, welches Genus die genäherten Augen, das stark beii-
förmige Endglied der Kiefertaster und die Verlängerung des
dritten Fühlergliedes damit gemein hat. Bei Plesiophthalmus sind
indess die Hüften der Vorderbeine viel kugeliger hervortretend
und ist das Mesosternum länger, vorn zur Aufnahme des Pro-
sternalfortsatzes minder vertieft.
33. Larinns griseopllosns Roelofs. Ann. Soc. Belg. XVL
p. 182 (1873).
Ein Stück. Die Bestimmung desselben verdanke ich Herrn
W. Roelofs.
34. Sipalus gigas Fabr. Syst. Ent. p. 127 (1775). — Cat.
Monach. p. 2655.
Ein Stück. Eine häufige, auch über China und die Sunda-
Inseln verbreitete Art.
35. Prlonus insularis Motsch. Etud. ent. VI. p. 36 (1857).
— Cat. Monach. p. 2758.
Ein einzelnes Männchen. Bei aller Aehnlichkeit mit coriarius
weicht die gegenwärtige Art doch erheblich durch die aussen
doppelkantigen Hinterschienen ab. Sie ist auch in Südostsibirien
wohnhaft, am Flusse Suyfun (Puzilo!), und über einen grossen
Theil China's verbreitet. Herr Bates hat erst kürzlich Prioms
fossatus und tetanicus Pascoe mit insularis vereinigt.
36. Aegosoma sinlcum White. Cat. Brit. Mus. Longic. p. 30
(1853). — Cat. Monach. p. 2776.
Ein Stück. Dem scabricome ähnlich, aber kleiner und mit
295
uur sehr schwach angedeuteten Kippen auf den Flügeldecken.
Meines Wissens bisher nur aus Shanghai bekannt, von wo ihn
White beschreibt.
37. Spondylis buprestoldes Linn. Syst. Nat. ed. X. p. 388
(1758). — Cat. Monach. p. 2786.
Zwei Stücke. Auch von den Herren Lewis und Gaschkewitch
auf Japan häufig angetroffen und in Nichts von den europäischen
Stücken verschieden.
38. Neocerambyx Batest (n. sp.)
Elongatus, paraUelus, piceo-rufus, flavosericans et pubescenSf^'^maculis
irregularihus elongatis denudatis; tlwrace lateribus imidentato, disco inaequali
et hituhercülato ; elytris apice truncatis angulo suturali spinoso; corpore subtus
dense senceo-puhescente ; antennia corpore multo longioribus. m. — Long.
32 mill.
Von verschmälerter, geradseitiger und gestreckter Gestalt.
Die Grundfarbe ist rothbraun, dieselbe wird aber mehrfach durch
eine gelbe, seidenartige und anliegende Behaarung verdeckt, die
auf den Flügeldecken unregelmässige, der Länge nach unter sich
mehr oder weniger verbundene Makeln bildet. Der Kopf mit
tiefer Längsfurche auf dem Scheitel und einer Querfurche vor
dem Kopfschilde. Der Thorax an den Seiten mit einem starken
Dorn, auf der Scheibe längsrunzlig, in der Mitte mit zwei kleinen
Höckern, vor welchen weiter nach vorn und einander mehr ge-
nähert noch zwei kleinere stehen. Die Flügeldecken zerstreut,
gegen die Spitze allmählich schwächer punktirt; ihr Ende abge-
stutzt, der äussere Winkel scharf rechteckig, der innere dorn-
artig verlängert. Die Unterseite mit dichter, seidenartiger, mehr
weisslich gelber Behaarung. Die Fühler viel länger als der
Körper, die Endglieder gleichbreit und flachgedrückt, das letzte
zugleich das längste, das 3te und 5te gleich lang.
Ein einzelnes Männchen. Ich habe dieses Stück und die
folgenden fünf Longicornien meinem Freunde, Herrn H. W. Bates
in London, einem eminenten Kenner dieser Gruppe, zur An-
sicht und Bestimmung mitgetheilt, und den gegenwärtigen Neo-
cerambyx als einen noch unbeschriebenen zurückbekommen. Zum
Vergleiche liegt mir in natura keine andere Art der Gattung
vor, doch scheint er nach der Beschreibung N, Cantori Hope aus
Tschusan am nächsten zu stehen, jedoch durch bedeutendere
Grösse (26 lin.!) und die tiefe Längsfurche des Thorax sich zu"
unterscheiden.
39. Pyresthes cardinalis Pasc. Journ. ofEnt.H. p. 50(1863).
Von dieser schönen Art wurde ein Stück gesammelt. Bisher
nur aus Hongkong bekannt.
40. Clytanthns quinquefasciatus Lap. et Gory. Mon. p. lOL
t. 19. f. 120 (1835).
Ein Stück.
41. Batocera lineolata Chevrol. Rev. Zool. 1852, p. 417. —
Cat Monach. p. 3032.
296
Von dieser stattlichen Art sind nur zwei Bruchstücke an-
gekommen.
tf
42. Melananster chlnensls Forst. Nov. Spec. Ins. p. 39
(1771). - Cat. Monach. p. 3023.
Von dieser häufigen, auch in China weitverbreiteten Art
sind mehrere Stücke gesammelt worden.
43. Olenecamptos cretaceus Bates. Ann. nat. Hist. 1873.
p. 314.
Ein Stück.
44. Acrothlnium Gasehkeyltclil Motsch. Etud. ent. IX*
p. 23 (1860). — Cat. Monach. p. 3590.
Von diesem schönen Eumolpiden wurde ein Stück gesammelt.
45. Coccinella Besser! Gald. M6m. Ac. Petersb. 11. p. 113
(1835).
Ein Stück. Bei dieser Art ist der Seitenrand der Flügel-
decken in der Mitte schwach, dagegen zur Basis und zur Spitze
hin stärker ausgebreitet. Die Flügeldecken sind schwarz, jede
mit einem rothgelben Querfleck vor der Mitte. Die Taster, Tarsen
und Fühler sind gelblich, der Kopf hat einen gelben Stirnfleck.
Faldermann beschreibt die Art aus dem nördlichen China.
46. Coccinella transrersoguttata Fald. 1. c. p. 118 (1835).
Ein Stück. Dasselbe stellt eine bemerkenswerthe Varietät
dieser Art vor; die Flügeldecken sind roth, haben eine grössere
gemeinschaftliche schwarze Makel unter dem Schildchen und jede
ausserdem 3 kleinere Flecke, einen in der Mitte und zwei gegen
aussen, von diesen steht einer unter der Schulterbeule, der an-
dere weit vor der Spitze. Diese Art hat auch Herr Lewis aus
Hiogo mitgebracht.
47. Epilachna 38-macaIata Motsch. Etud. ent. VI. p. 40
(1857).
Ein einzelnes Stück.
München, Januar 1875.
'^(jEXQCf^-
Zur Kenntniss der Bodenverhältnisse im
niedersächsischen Schwemmlande.
Von Dr. W. 0. Focke.
Ueb^r die Bodenbildung der Umgegend von Bremen habe
ich in den Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins
bereits mehrfach kurze Mittheilungen veröffentlicht (Bd. I. S. 80 ff. ;
II. S. 407-410; lU. S. 404). Als neuerdings die Bremische Sa-
nitätsbehörde sich eine nähere Kenntniss der Bodenverhältnisse
in der Stadt Bremen und ihrem Gebiete zu verschaffen wünschte,
erhielt ich den Auftrag, die erforderlichen Untersuchungen an-
zustellen. Es schien indess unthunlich, die Beobachtungen auf
das fast ganz aus Alluvialboden bestehende Bremische Gebiet zu
beschränken, da die örtlichen Verhältnisse doch nur im Zusam-
menhange mit denen der angrenzenden Gebiete gewürdigt wer-
den können. Sodann erschien es gebolen, einen Anschluss an
die Forschungen über das Schwemmland zu suchen, welche von
der k. preussischen geologischen Landesanstalt organisirt wer-
den. — Es erwies sich daher als unerlässlich, die Untersuchun-
gen etwas weiter auszudehnen, als das nächste Bedürfniss des
Sanitätswesens zu erfordern schien, weil nur durch eine solche
Erweiterung eine sichere wissenschaftliche Grundlage gewonnen
werden konnte. Andererseits waren durch das Maass der für
diese Zwecke verwendbaren Mittel, sowie durch die gegenwärtige
Unbenutzbarkeit des in den hiesigen Museumssammlungen ent-
haltenen Vergleichungsmaterials gewisse Einschränkungen geboten.
Unter diesen Umständen wurde beschlossen, zunächst mit
folgenden Arbeiten zu beginnen:
1) Entwurf einer vorläufigen Uebersichtskarte über die Boden-
verhältnisse des Bremischen Gebiets. Der Karte wurde auf der
Internationalen landwirthschaftlichen Ausstellung zu Bremen eine
ehrenvolle Anerkennung zu Theil.
2) Anlage einer Bodenproben-Sammlung.
3) Ausflüge zur allgemeinen Orientirung über, die Boden-
verhältnisse der Umgegend.
Die Specialuntersuchungen über das Bremische Gebiet wer-
den erst durch Bohrungen und genaue kartographische Aufnahmen
werthvoll werden. Dagegen halte ich es nicht für überflüssig,
*'-^
298
hier einige Mittlieilungen über einen Theil meiner Beob-
achtungen in der weiteren Umgegend folgen zu lassen. Es
herrscht noch vielfach die Meinung, man finde im Flachlande
nur regellos abgelagerte Sand- und Lehmschichten, an denen, als
Producten des Zufalls, Nichts zu studiren sei. Diese allgemeinen
Voraussetzungen finden einen gewissen Halt in den Anschauungen
mancher Fachgeologen , welche eine sichere Altersbestimmung
der Schwemnilandschichten wegen der Seltenheit gleichaltriger
organischer Einschlüsse für unmöglich halten. Es ist wahr, dass
eine Altersbestimmung nach petrographischen Charakteren zu-
nächst zu manchen Zweifeln und nicht selten zu Irrthümern An-
lass geben wird. Eine nähere Ueberlegung ergiebt indess, dass
der Aufbau der sedimentären Gesteine auch dann, wenn man auf
die Hülfe der Paläontologie verzichten muss, mancherlei Schlüsse
gestattet. Dem Lande wird stets (jesteinschutt in Form von
Sand, Thon und Kalk entführt, und diese Stoffe werden in Fluss-
thälern , Landseen und namentlich im Meere abgelagert. Das
Wasser setzt wieder ab, was es empfangen hat; es giebt den
gelösten Kalk an die Organismen und mit diesen an den Meeres-
grund ab, es sondert die aufgeschwemmten Stoffe nach dem
specifischen (Gewichte. Somit müssen zu jeder Zeit sowohl Sand
und Lehm, als auch Thon. Mergel und Kalk abgelagert werden;
aber jede dieser Substanzen an ihrem besonderen Orte. Man ist
noch viel zu wenig gewohnt, sich bei Auffindung und Unter-
suchung eines Kalk- oder Thonlagers zu fragen: wo sind die
zugehörigen gleichaltrigen Sande? Und doch ist diese Frage
nicht zu umgehen. Zur Zeit der Bildung des Muschelkalkes
z. B. hat das Meer gewiss nicht die Eigenschaft besessen, nur
Kalk abzulagern; es muss nothwendig auch Sande und Thone
des Muschelkalkalters geben. Wir werden uns ferner erinnern,
dass in einem kalten und flachen Meere die Bedingungen zu
einer Kalksteinbildung fehlen. Marine Tertiärkalke kommen in
Norddeutschland kaum vor, aber ein Blick auf die Alpen und
selbst schon auf die mitteldeutschen Tertiärbecken genügt, um
zu erkennen, wo der Kalkgehalt der europäischen Tertiärmeere
geblieben ist. Die Bedingungen zur Ablagerung von Thon und
Sand sind dagegen in den norddeutschen Tertiärgewässern stets
vorhanden gewesen. Die Möglichkeit, versteinerungsleere Thone
und Sande der verschiedenen Zeitalter zu unterscheiden, beruht
darauf, dass sich das Material, welches einem bestimmten Meeres-
theile zugeführt wurde, und in Folge dessen auch der petrogra-
phische Charakter der Ablagerungen, im Laufe der Zeiten ge-
ändert hat, dass die Niveauverhältnisse wechselten, und dass in
einer bestimmten Periode das Eis einen hervorragenden Antheil
an der Bildung der Bodenarten genommen hat. Die schwer zer-
störbaren Beimengungen, wie Glimmer, Glaukonit, Braunkohle,
Bernstein u. s. w. können in den tertiären und quartären Ab-
lagerungen jeglichen Alters vorkommen, allein in jeder einzelnen
(Jegend waren die Bedingungen zu ihrer Auswaschung und
Wiederablagerung nur zu gewissen Zeiten gegeben. Das Vor-
299
kommen einer seltneren Beimengung in zwei ähnlich zusammen-
gesetzten Schichten an benachbarten Orten macht die Gleich-
altrigkeit dieser Schichten sehr wahrscheinlich; fi'ir entfernte
Orte beweist eine solche Analogie in der Zusammensetzung sehr
wenig. Unter allen Umständen sind die besonderen örtlichen
Verhältnisse zu berücksichtigen. Der weisse Glimmer z. B. ist
ein ungemein häufiger Gemengtheil der norddeutschen Miocän-
schichten. Es ist nun selbstverständlich, dass alle jüngeren Ab-
lagerungen Glimmer aus den miocänen Sauden und Thonen er-
halten konnten, sobald diese irgend einer Zerstörung ausgesetzt
waren. Die Hauptmasse des weggeführten Glimmers wird sich
in der Nähe wieder ablagern, so dass von zwei gleichaltrigen,
übrigens unter gleichen Bedingungen gebildeten Schichten die-
jenige am meisten Glimmer enthalten wird, welche der Ursprungs-
stätte des Glimmers am nächsten liegt. Auch die Niveauverhält-
nisse sind vielfach von entscheidendem flinflusse. Die Schreib-
kreide z. B. ist in einem warmen und tiefen Meere gebildet
worden. Als nun eine Abkühlung und eine Hebung des Meeres-
grundes eintraten, hörten die Bedingungen zur Bildung von
Kreide auf, allein es waren noch keineswegs die Bedingungen
zur Zerstörung der Kreide gegeben. Erst als die Kreideschich-
ten sich der wellenbewegten Oberfläche des Meeres näherten,
als sie, über dieselbe emportretend, dem Einflüsse der Atmosphä-
rilien unterlagen, oder als sie unter dem Seespiegel von Eis-
bergen zerscheuert wurden, konnten Kreidebestandtheile sich am
Aufbau der jüngeren Schichten betheiligen. Eine Zerstörung der
Kreide wird stets durch die Anwesenheit des Feuersteins in
den zur Zeit der Zerstörung gebildeten Schichten erkenn-
bar sein.
Mancherlei derartige Erwägungen müssen den Schwemm-
landsgeologen bei Beurtheilung der Bodenbildung einer Gegend
leiten. Sie gewähren indess die Möglichkeit, bei* umsichtiger
Würdigung aller Umstände und bei genauer Lokalkunde allmälig
zu sehr sicheren Resultaten zu gelangen. Wo man paläontolo-
gische Hülfsmittel benutzen kann, kommt man zwar rascher zum
Ziele einer annähernden Altersbestimmung, aber keineswegs zur
Kenntniss der Bildungsgeschichte der betreffenden Ablagerung.
Von grosser, bisher kaum genügend gewürdigter Bedeutung ist
die genaue Beobachtung der Bildungsweise von Meeresablage-
rungen in der Gegenwart. Sie wird zunächst das Verständuiss
der neueren geologischen Bildungen fördern, dann aber auch
für die älteren verwerthet werden können.
Es ist nun d^r Zweck der nachfolgenden Mittheilungen, zu
zeigen, dass unser Schwemmland es wohl werth ist, sorgfältig
untersucht zu werden. Freilich' habe ich noch Nichts über die
Ergebnisse eingehender Forschungen zu berichten, sondern nur
über gelegentliche Wahrnehmungen, wie sie auf den ersten Re-
cognoscirungs-Ausflügen gewonnen werden konnten. Da indess
über die geognostischen Verhältnisse unserer Gegend wenig be-
kannt ist, so haben meine Mittheilungen hoffentlich einigen
302
westlichen Theile (iurchaus nicht dor Fall. Die Bäche, welche
nicht S('ltvn Fon^llen onuihron. schlängeln sich durch wenig ein-
geschnittene Thulsohlen, welche ziemlich gerade verlaufen, TÖllig
eben (zum Theil freilich erst künstlich planirt) sind und von
niedrigen aber steilen Kandern ein^^efasst werden. Durch diese
Eigenthümlichkeiten unterscheiden sich die Thäler der Central-
haide autfallend von den tief ein^^'eschnittenen Thalmulden an-
derer (ieeststriche. Die höheren Partiecn der Centralhaide sind
zum Theil sehr tiach gewölbte, lan;{sam ansteigende Ilaiderücken:
ausserdem ragen aber auch verhaltnissmässig steile und scharf
abgesetzte Hügel oder Höhenzüge aus der Haideebene empor.
Diese Hügel verhalten sich zu der Centralhaide ebenso wie die
Geest zur niedrigen Sandmarsch oder sandigen Vorgeest; sie
bilden gleichsam die Reste einer höheren Terrasse des Schwemm-
landes Als bemerkenswerth sind unter diesen Haidehügeln zu
nennen: der Olterberg oder Hammberg unweit Tostedt, der Wil-
seder Berg, 170,88 m. (= öSo'hann.) hoch, der Höhenzug west-
lich von Lüneburg mit dem 117,13 m. hohen Pumpenberge, der
Höhenzug zwischen Lüneburg und Ebstorf, der Haiderücken von
Brockhöfen, beim Eisenbahndurchschnitt 105m. hoch*), der
Haiderücken zwischen Soltau und Bergen mit dem 150,72 m.
{=: 516') hohen Falkenberge. Diese für das westdeutsche
Schwemmland immerhin ansehnlichen Höhen haben einen sehr
verschiedenen Charakter, indess zeichnen sich nur die beiden
bedeutendsten Hügel, der Wilseder Berg und der Falkenberg,
auch beim Anblick aus der Ferne als hervorragende Punkte aus;
von den übrigen ist der nicht besonders hohe, aber völlig isolirte
Otterberg am auffallendsten. Der Nordabhang des südlich von
Lüneburg und westlich von Bienenbüttel gelegenen Höhenzuges
(Hellkulilenberg) erinnert durch seine steil abfallenden Wald-
schluchten an Landschaften des niedrigen Berglandes, während
der Wilseder Berg sich durch seine öde, charaktervolle Haide-
natur auszeichnet. Die ansehnlichste Höhe in der Nähe Bremens
ist der 72,44 m. hohe Steinberg bei Völkersen. Auch nord-
wärts der Wümme finden sich noch einige Hügel, z. B. der
Bullerberg bei Rotenburg (53m.), der Litberg (65,5 m.) unweit
Harsefeld; am merkwürdigsten • sind indess die isolirten, direct
aus der Marsch aufsteigenden Hügel an der unteren Oste: Do-
losenberg, Koppelberg, Westerberg, Wingst. Messungen dieser
Höhen sind mir nicht bekannt; doch schätze ich den Westerberg
auf mindestens 60 m. und dürfte die Wingst ziemlich dieselbe
Höhe erreichen. Der Weyher Berg zwischen Lilienthal und
Osterholz, der in Bremen für besonders hoch gehalten wird, ist
nur eine durch ihre isolirte Lage auffallende Geestinsel; eine
Messung ist mir nicht bekannt, doch glaube ich nicht, dass er
viel mehr als 35 m. hoch ist.
*) Vgl. diese Abb. III. S. 423 ; diese Angabe bezieht sich auf Amsterdamer
Null, während für die übrigen Höhen die unveränderten Zahlen der Landes-
vermessung gegeben sind.
303
Das Allerthal und die südwärts davon gelegenen Ebenen
liegen durchschnittlich erheblich niedriger als die Centralhaide;
das Flachland am Fusse der die Ebene südlich begrenzenden Berg-
züge ist durchschnittlich wohl kaum über 50 m., selten bis 60 m.
hoch. Wo in der Nähe der Berge Anhöhen sich aus dem Flach-
lande erheben, sind dieselben stets aus festem Gestein gebildet.
Nur die bereits erwähnten zwischen Ems und Hunte gelegenen
ansehnlichen Hügelgruppen von Fürstenau und Damme gehören
noch ganz dem Schwemmlande an. Sie sind durch eine Thal-
mulde von dem benachbarten Bergkamme geschieden. \
Begrenzt wird die niederdeutsche Ebene im Süden durch die i
ziemlich hoch aufsteigenden jurassischen Höhenzüge. Dem Jura
ist Wälderthon vorgelagert, der aber nicht mehr in zusammen-
hängender Kette, sondern in isolirten Hügeln und Hügelgruppen
aus dem Flachlande hei vorragt. Noch weit unvollständiger ist
die Kreideformation vertreten, die bei Lemförde und in der Gegend
von Hannover, sowie weiter ostwärts zu Tage tritt In dem gan-
zen übrigen Flachlande finden sich nur sehr vereinzelte Punkte
mit festem Gestein. Am merkwürdigsten ist der Gypsfelsen von
Lüneburg mit den ihm angelagerten gehobenen Schichten, unter
welchen namentlich die Kreideformation gut vertreten ist. Wei-
ter nordwestwärts ist das anstehende Gestein noch an zwei Punk-
ten erschlossen worden, die in ihrer äussern Bildung wenig Auf-
fallendes haben, nämlich Stade und Hemmoor.
Die ältesten Gesteine, welche in unserm Flachlande anste-
hend angetroffen worden sind, finden sich bei Stade. Dr. Meyn
hat die dortigen Vorkommnisse vor einigen Jahren näher unter-
sucht und die Stader Eauchkalke unbedenklich für Zechstein er-
klärt. Seitdem haben die vorgenommenen Tiefbohrungen (Anl.
1 u. 2) zu weiteren Ergebnissen geführt. Das Stader Gestein
ist in seiner unteren Abtheilung ein fester rother Thon, der nach
oben zu sandiger wird und auch ein starkes Sandsteinlager ent-
hält. Die obere Abtheilung besteht ebenfalls aus rothem Thon,
aber mit unregelmässig vertheilten Einlagerungen von rothem
Sand, Mergelschiefer, Kalkstein und Gyps mit Steinsalz und Bitu-
men. Eine regelmässige Schichtenfolge darf in dieser oberen
Abtheilung kaum erwartet werden. Die Formation ist offenbar
eine Küstenbildung und sind die Kalke daher wohl aus Korallen-
riffen hervorgegangen. Der stockförmig hervorgequollene Gyps
ist sicherlich aus Anhydrit entstanden und hat bei der durch Was-
seraufnahme bedingten Volumvermehrung nothwendig Störungen
der Lagerungsverhältnisse hervorrufen müssen. Die allmälige
Auslaugung von Salz und Gyps hat endlich Senkungen und Ein-
stürze hervorgebracht, von denen auch die zahlreichen Erdfälle,
welche Stade umgeben, Zeugniss ablegen. Bei dem Zusammen-
wirken aller dieser Ursachen kann die Unregelmässigkeit der
Schichtenfolge in der oberen Abtheilung des Stader Gesteins nicht
auffallen. Das Streichen und Fallen ist noch nicht beobachtet
worden; bei den gestörten Lagerungsverhältnissen würde übrigens
das Verhalten einzelner Schichten, selbst wenn es sich feststellen
304
Hesse, nicht als maassgebend betrachtet werden können. Von
Wichtigkeit ist indess, dass das Stader Gestein an zwei Stellen
in Holstein angetroflfen worden ist, nämlich zu Licth unweit
Elmshorn und in der Gegend von Segeberg. Aehnlichkeiten zeigt
übrigens auch der Felsen von Helgoland. Was das Alter dieser
Gesteine betriift, so kann man dasselbe bei dem Mangel an orga-
nischen Einschlüssen nur nach petrographischen Analogien beur-
theilen, doch finden sich solche nur in der Dyas und Trias. Da
die obere Abtheilung in ihren Kalken, wie Meyn hervorgehoben
hat, durchaus dem Zechsteinkalk gleicht, so ist es wohl am wahr-
scheinlichsten, dass diese ganze Gesteinsreihe der Zechsteingruppe
zuzurechnen ist, eine Ansicht, für welche auch das im Camper
Bohrloche beobachtete Vorkommen von Kupferkies spricht. Die
durch die fiscalische Bohrung aufgeschlossene untere Abthei-
lung würde dann als ein Analogen des Eothliegenden gedeutet
werden müssen.
Das Stader Gestein selbst ist zwar noch an keinem anderen
Punkte im Westen der Elbe gefunden worden, dagegen hat man
wichtige Einlagerungen und Gemengtheile, welche in demselben
vorkommen, auch an anderen Orten wahrgenommen. Es sind
dies Bitumen, Gyps und Kochsalz. Selbstverständlich deutet das
Vorkommen dieser Substanzen keineswegs auf die Anwesenheit
des Stader Gesteins hin; immerhin wird man aber vermuthen dür-
fen, dass Salz und Gyps in Norddeutschland die relative Nähe
von Gesteinen der Trias- oder Dyas-Gruppe anzeigen.
Bitumen und Petroleum sind an verschiedenen Orten in der
Gegend von Celle und Peine gefunden worden, insbesondere bei
Wietze, Steinförde, Hänigsen, Edemissen, Sehnde und Oelsburg*).
Bohrungen auf Petroleum sind bereits in ziemlicher Zahl vorge-
nommen worden (s. Anl. 4). Der Ursprung des Petroleums ist
noch nicht ermittelt; wenn es auch nahe liegt, an die Kohlen
der Wälderthonformation zu denken, so spricht doch Manches
gegen eiue Entstehung aus dieser Bildung.
Weit grösser ist die Verbreitung von Kochsalzquellen. Bei
Stade selbst, wo man in massiger Tiefe conceutrirte Soolen erbohrt
hat, kommen zwar salzandeutende Pflanzen, aber keine natürlichen
Salzquellen vor. Bei Lüneburg und zu Sülze und Umgegend in
der Nähe von Celle finden sich bekannte reiche Salzquellen; An-
deutungen von Salz scheinen in der ganzen Gegend zwischen
Lüneburg, Soltau und Celle nicht selten zu sein. Bei Soltau,
dessen Name schon auf Salz hinweist, wird gegenwärtig kein
Salz mehr gefunden, indess ist das Wasser mehrerer Quellen
und auch des Baches Soltau weit chlorreicher als day der benach-
barten Böhme. Westlich der Linie Soltau-Celle werden die Salz-
quellen im Flachlande seltener, doch mehren sie sich wieder in
der Nähe von Bremen. • Eine bemerkenswerthe Salzquelle ist die
von Ahausen, westlich von Rotenburg. Unten am Abhänge des
*) Ueber das erst ganz kürzUch bei Soltau gefundene Petroleum hoffe ich
am Schlüsse dieser Arbeit eine Notiz beifügen zu können.
305
Wömmethales treten hier auf einem beschränkten Räume mehrere
ziemlich starke Quellen zu Tage, die theils süss, theils mehr
oder weniger salzig sind. Sie vereinigen sich zu einem Bache,
der sich schon nach sehr kurzem Laufe in die Wümme ergiesst.
Den Salzgehalt einer dieser Quellen bestimmte Herr Apotheker
Wattenberg zu ungefähr 1,3 pCt., während ich das specifische
Gewicht ihres Wassers gleich 1,0072 fand. Die Ahauser Salz-
quellen sind ziemlich wasserreich und gestatten das Gedeihen
einer Reihe von Halophyten. Die Formation, aus welcher sie
zunächst entspringen, ist nicht zu ermitteln, da die Gegend rings
umher theils mit Moor, theils mit Flugsand bedeckt ist. Nicht
weit von diesen Quellen liegt in einem Kesselthale der kleine See
von Eversen. Dieser Punkt ist landschaftlich und geologisch
gleich interessant. Die steilen südlichen Abhänge dieses Thal-
kessels sind ungemein auffallend, zumal da man im Schwemm-
lande sonst nur Erosiousthäler zu sehen gewohnt ist. Man wird
das ganze Thal als einen Erdfall auffassen müssen, in welchem
der rundliche See selbst als ein zweiter kleinerer Erdfall erscheint.
Weiter östlich finden sich zwei etwas grössere Seen, deren Wasser-
spiegel nicht viel tiefer als das angrenzende Haide- und Moor-
land liegt. Man sollte sie ihrem Aeussern nach für nichts an-
deres halten, als die gewöhnlichen oft mit Wasser angefüllten
Haideniederungen. Herr Wattenberg hat indess Gelegenheit
gehabt, einen dieser Seen, den grossen Bullensee, in einem Boote
zu befahren, und hat gefunden, dass sein Grund in einiger Ent-
fernung vom Ufer plötzlich 40 Fuss tief abfällt. Es scheint somit
auch dieser See ein Erdfall zu sein, und liegt die Vermuthung
nahe, dass der sehr ähnliche kleine Bullensee sich ebenso verhält.
Weiter westlich findet sich salziger Boden, der eine kleine
Reihe von Halophyten ernährt, in der Feldmark Oberneuland im
Gebiete der Stadt Bremen. Die Gegend liegt sehr tief, ist völlig
flach und von Entwässerungsgräben durchschnitten. Dadurch wird
der Salzgehalt fortwährend ausgelaugt. Eine deutliche Quelle
ist nicht vorhanden; in Gruben, die nicht direct mit den Gräben
in Verbindung stehen, hat das Wasser gewöhnlich ein specifisches
Gewicht von etwa 1,0025, ist aber zu Zeiten auch erheblich schwerer.
In trockenen Sommern efflorescirt das Salz. — Ein Brunnen mit
salzhaltigem Wasser, in dem auch etwas Gyps und Chlormagne-
sium vorhanden ist, wurde zu Vegesack erbohrt.
Am linken Weserufer findet sich eine schwache Salzquelle
bei Blenhorst unweit Nienburg. Ferner ist der Boden in weitem
Umkreise in der Gegend von Grolland und Kladdingen auf Bre-
mischem und Oldenburgischem Gebiete im Untergrunde so salzig,
dass es schwer hält, ein geniessbares Trinkwasser zu gewinnen.
Die letzten Andeutungen von Salz zeigen sich bei Hasbergen.
Ausserdem sind am linken Weserufer nur noch im Süden, d. h.
längs des Abhanfl^es der jurassischen Bergkette, Salzquellen vor-
handen. ""
Gyps findet sich nahe dem Südrande des Flachlandes an
einzelnen Punkten in der Nähe von Hannover, ferner zu Lüne-
IV. Februar 1875. 20
306
bürg und Stade. Sodann deutet aber der starke Gehalt von
Schwefel und Eisenvitriol in einigen Mooren auf das Vorhanden-
sein von Gypsquellen hin. Bei Bardenhagen unweit Bienenbüttel
liegt ein Moor, dessen Vitiiolgehalt man versucht hat durch
Eindampfen zu gewinnen. Ein Theil dieses Moors gerieth vor
einigen Jahren zufällig in Brand und ist jetzt dessen Oberfläche
mit einer lebhaft rothen Decke von Eisenoxyd (Englischroth,
Caput mortuum) überkleidet. In der nächsten Nachbarschaft die-
ses Moors ist ein deutlicher Erdfall vorhanden. Ein ähnlicher
starker Gehalt an Eisenvitriol, Schwefelkies und Schwefel findet
sich an zerstreuten Punkten im Moore von Wallhöfen und Heissen-
büttel unweit Scharmbeck. Es giebt dort Stellen, die ganz vege-
tationslos sind. In der Nähe habe ich gypshaltiges Quellwasser
angetroffen und beabsichtige ich, die Brunnen der Gegend noch
specieller zu prüfen. Bemerkenswerth ist, dass dieser Punkt
ziemlich genau in der Verlängerung der Linie Segeberg-Lieth-
Stade liegt.
Diese Vorkommnisse von Salz und Gyps enthalten die letz-
ten Hindeutungen auf die Anwesenheit älterer Gebirgsarten unter
dem Schwemmlandsboden. Die jüngste der in unserer Gegend
zu festem Gestein erhärteten Formationen, die Kreide, findet sich,
wie erwähnt, anstehend in Lemförde, dann in der Gegend von
Hannover und bei Lüneburg, endlich noch an einem einzelnen
isolirten Punkte, nämlich bei Hemmoor an der unteren Oste.
An dieser Stelle ist die von horizontalen Feuersteinbänken durch-
setzte Schreibkreide durch grosse Steinbrüche aufgeschlossen.
Es ist dies der westlichste Punkt des ostseeischen Kreidegebie-
tes. — Uebrigens ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Kreide
noch an anderen Punkten unseres Flachlandes in geringer Tiefe
anzutreffen sein wird. Bei der Kalkarmuth unserer tertiären
und der geringen Mächtigkeit unserer kalkführenden diluvialen
Ablagerungen deutet das Vorkommen von Wiesenkalk und Süss-
wassermergeln auf ergiebigere ältere Kalklager hin. Man wird
daher überall, wo sich bedeutende derartige Bildungen finden,
die Nähe der Kreide vermuthen dürfen; es scheint darnach, als
ob in manchen höheren Hügeln zwischen der Unterelbe und dem
Aller- Weser-Thale ein Kreidekern steckt.
Oberhalb der Kreide lagern in der norddeutschen Ebene nur
lockere Gebirgsarten, deren chronologische Ordnung bei der Sel-
tenheit organischer Einschlüsse grosse Schwierigkeiten bietet.
Die beste Abgrenzung bildet das Vorkommen nordischer Geschiebe,
welches deshalb auch für unsere Gegend die natürlichste Trennung
zwischen tertiären und diluvialen Ablagerungen anzuzeigen scheint.
Man darf indess nicht voraussetzen, dass die Periode der nor-
dischen Geschiebe chronologisch genau mit der Periode der
Glacialfauna zusammenfällt.
Die Hügel, welche sich gleichsam als höhere Terrasse scharf
abgesetzt aus dem Haideplateau erheben, gehören offenbar ursprüng-
lich einer älteren Formation an als die niedrige Umgebung. Aller-^
dings sind sie sämmtlich mit einem Diluvialmantel überzogen,
307
allein es kann kaum bezweifelt werden, dass darunter Kreide
oder ältere Tertiärschichten vorhanden sind. Der höchste der
Haidehügel, der Wilseder Berg, zeigt am Süd- und Westabhange
zwei deutlich verschiedene Regionen. Der obere verhältnissmässig
steil ansteigende Theil der Anhöhe ist öde und nur mit Haide
uud zerstreuten Wacholderbüschen bewachsen. Darunter zieht
sich aber, an manchen Stellen eine deutliche Terrasse bildend,
ein Wald und Culturgürtel hin, in dem mehrere kleine Dörfer
liegen und an dessen oberer Grenze die Wümme entspringt.
Dieser Waldgürtel ist nach unten wie nach oben von ödem Haide-
lande begrenzt; ausserdem wird er unten noch von Flugsand und
Dünen umlagert, die an dem Fusse des Hügels hinauf lecken.
Die Quellen und das Vorkommen von Buchen, Hülsen und be-
gleitenden Gewächsen deuten anf einen lehmigen und mergeligen
Untergrund hin, während die Trockenheit des Bodens, der lichte
Stand und gedrungene Wuchs der Bäume, die Sparsamkeit des
Unterholzes und manche andere Eigenthümlichkeiten der Vege-
tation sofort erkennen lassen, dass man sich nicht auf dem dilu-
vialen Blocklehm befindet. Die massenhaft umherliegenden mäch-
tigen Felsblöcke und die aus licht stehenden Steineichen und
zerstreuten Wacholderpyramiden gebildeten Haine verleihen den
sanft geneigten Abhängen dieses Landstrichs ein ganz eigenthüm-
liches Gepräge, so dass man an dürre Kalkberge des Südens
erinnert wird. Die Gebirgsart, welche diese ungewöhnlichen Ve-
getationsverhältnisse zu bedingen scheint, fand ich bei dem Dorfe
Einem bis zu 5 m. Tiefe aufgeschlossen; es ist ein hellgelblicher,
sandiger, feine Glimmerblättchen führender Mergel, der in seinen
oberen Schichten entkalkt und ziemlich durchlässig ist, überkleidet
von einer sehr steinigen, nur etwa 1 m. mächtigen, der äussern
Configuration des Bodens folgenden Diluvialdecke. Für eine
Altersbestimmung dieses Mergels fehlt es mir bis jetzt an An-
haltspunkten.
Eine ungleich grössere Bedeutung für unsere Gegend haben
die dunklen, glimmerreichen, meist sandigen Thone. Bei Anlage
eines Brunnens bei Ebstorf hat man nach den Bohrregistern von
der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 130 m. stets einen dunkel-
grauen glimmerreichen Thon angetroffen, der bald mehr bald
weniger Sand beigemengt enthält und durch zahlreiche dünne
sandige Zwischenschichten unterbrochen ist. Bei Westerholz
unweit Rotenburg findet sich unter einer nur 1 m. mächtigen
Deckti von Blocklehm ein Lager von dunklem glimmerreichem
Thon, der namentlich nach oben zu ziemlich viel Sand enthält.
Gewisse Lagen dieses Thons sind merkwürdig durch die starken
Wirbel und Zähne, welche darin gefunden worden sind, und zwar an-
geblich stets bei einander. Die Wirbelkörper zeigen völlig ebene,
nicht vertiefte Flächen, während die Zähne durchaus den Haifisch-
zähnen gleichen. Derselbe Thon, mit ähnlichen Einschlüssen,
soll auch an anderen Orten der Gegend von Rotenburg vorkom-
men. An einigen Stellen ist er ärmer an Glimmer, an anderen
wird er durch graue, etwas Thon und Glimmer führende, deut-
20*
308
lieh geschichtete Sande vertreten. Es scheint, dass in der Ge-
gend von Kotenburg und Visselhövede der dunkle Glimmerthon
und die begleitenden Sande ganz allgemein als das Liegende der
wenig mächtigen Diluvialablagerungen auftreten; muthmaasslich
bilden sie den Körper des ganzen Plateaus der Centralhaido.
Ohne Zweifel ist diese Formation aber noch viel weiter verbrei-
tet und an anderen Orten nur durch mächtige jüngere Ablage-
rungen verschüttet. Bei den bekannten Bohrungen zu Wilhelms-
hafen und Glückstadt ist die nämliche Formation in grösserer
Mächtigkeit durchsunken worden Eigenthümlich ist an beiden
Stellen die Einlagerung von Sandsteinbrocken, die bei Glückstadt
allerdings erst in den untersten, den Thon unterleufenden Sau-
den gefunden worden sind, bei Wilhelmshafeu aber auch ober-
halb der Thone vorkommen. Oberhalb der dunkeln Thone liegen
zu Wilhelmshafen die Glimmersaude mit thonigen Einlagerungen,
Milchquarzkieseln und Saudsteinbrocken. In höheren Lagen auf
der Geest ist der Glimmersand frei von Steinen. Da eine Schläm-
mung des Glimmerthons und seiner sandigen Zwischenlager als
Hauptproducte dunklen glimmerarmen Thon und feinen glimmer-
reichen Sand liefert, so ist es bei der Mächtigkeit der Glimraer-
thonformation wohl wahrscheinlich, dass ein grosser Theil der
jungtertiären und altalluvialen Glimmersande und Thone ihrer
Hauptmasse nach aus der Zerstörung der Glimmerthonformation
hervorgegangen sind. Der Glimmerreichthum eines Sand- oder
Thonlagers ist daher an und für sich niemals ein Beweis für sein
Alter. Der neueste Marschthon zu Bremerhaven ist z. B. auf-
fallend glimmerhaltig; es kann aber wohl nicht zweifelhaft sein,
dass zu seiner Bildung die in der Nähe anstehenden glimmer-
reichen Tertiärschichten einen ansehnlichen Theil des Materials
geliefert haben.
Die Glimmersande sind wahrscheinlich grossentheils gleich-
zeitig mit den Glimmerthonen , aber in weniger ruhigem Wasser
abgelagert worden. Unter dem Glimmerthon finden sich, wenig-
stens an manchen Orten, die Braunkohlensande. Im Thale der
Ilmenau bei Uelzen ist in etwa 18 m. Tiefe ein ca. 1,4 m. mäch-
tiges Brauukohlenflötz erbohrt worden, zu Buxtehude fand man
neuerdings in 135 m. Tiefe ein fast 3 m. mächtiges Flötz (s. Anl.4).
In beiden Fällen hat man über und unter den Braunkohlen Sande
von ziemlich wechselnder Beschaffenheit angetroffen, theils fein
und glimmerreich, theils grobkörnig. Die Braunkohlenbrocken,
welche sich u. A. auch in dem älteren Alluvium bei Bremen
finden, lassen darauf schliessen, dass auch in den Wesergegenden
die Braunkohlensande vorkommen.
Der jüngere Glimmersand, welcher bereits erwähnt wurde,
ist auf der Geest stets sehr feinkörnig und frei von den erwähn-
ten, zu Wilhelmshafen gefundenen Einmengungen. Er ist sehr
verbreitet, allein es ist in vielen Fällen schwierig, den typischen
normalen Glimmersand von dem regenerirten zu unterscheiden.
Nur wo sich die genaueren Lagerungsverhältnisse beobachten las-
sen, kann man darüber volle Gewissheit erhalten.
309
Zu Hemelingen ist in massiger Tiefe unter dem glimmerfreien
Thon ein feiner gliramerarmer Sand angetrofifen worden. Die
chronologische Einordnung dieser Schicht muss vorläufig dahin-
gestellt bleiben. Der Septarienthon , der besonders von Walle
unweit Celle bekannt ist, aber auch an andern Orten vorkommt,
scheint eins der jüngeren Glieder unserer Miocänablagerungen zu
sein, wahrscheinlich gleichaltrig mit dem oberen Glimmersande.
Die landwirthschaftlich wichtigen und auch geologisch inter-
essanten tertiären Mergellager der Gegend von Uelzen und Wals-
rode, sowie die bekannte Lüneburger Infusorienerde scheinen
lokale Süsswasserablagerungen zu sein, welche aus der auf
Glimmersand und Septarienthon folgenden Hebungsperiode stam-
men. Während eines langen Zeitraumes war unsere Gegend Fest-
land, bis sie zu Ende der Pliocänperiode wieder zu sinken be-
gann. Jene Süsswasserbildungen lassen sich natürlich nicht
mit den besser bekannten marinen Pliocänschichten vergleichen.
Eine bedeutende Verbreitung zeigen nun aber zwei Boden-
arten, die der jüngsten Tertiärzeit anzugehören scheinen,
nämlich die dunklen glimmerfreien, meist mergeligen Thone
und die mittelfeinen glimmerarmen Sande. Beide Schichten
bilden an sehr vielen Stellen die Unterlage des steinführenden
Diluviums.
Die dunklen glimmerfreien Geestthone treten an vielen Punk-
ten und in ansehnlicher Mächtigkeit auf. Sie gleichen sich mei-
stens so sehr, dass über ihre Zusammengehörigkeit kein Zweifel
obwalten kann. In trocknem Zustande sind sie grau oder grau-
schwarz, in feuchtem schwarz oder blauschwarz, sie enthalten in
der Regel, namentlich in den tieferen Lagen, so viel Kalk, dass
sie bei Benetzung mit Säure stark brausen. Der Glimmer braucht
nicht absolut zu fehlen, bildet aber einen sehr unwesentlichen
Gemengtheil, in den obersten Lagen zeigen sich manchmal deut-
liche, durch Glimmerblättchen und feinen Sand markirte Schich-
tungen. Der dunkle glimmerfreie Thon findet sich z. B. bei
Sagehorn und in der Gegend von Scharmbeck durch Ziegeleien
aufgeschlossen; auf der oldenburgischen Geest soll er an meh-
reren Stellen vorkommen. Bei Ausgrabung des Geestemünder
Petroleumhafens traf man auf ein sich auskeilendes, nur etwa
2 m. mächtiges Lager eines sehr fetten, kalkreichen, blauschwar-
zen Thones, der allen äusseren Charakteren nach zu dem glim-
merfreien Geestthon zu rechnen ist und zwischen Glimmersand
und Blockmergel lag. Der fast 10 m. mächtige Thonmergel von
Hemelingen (Anl. 6) dürfte hieher zu rechnen sein, auch zu
Vegesack soll ein solcher Thon durchbohrt sein. Bei Setten-
beck (Scharmbeck) ist Bernstein in diesem Thon gefunden, bei
Sagehorn ist er schwefelkieshaltig.
Es ist zu hoffen, dass es mit der Zeit gelingen wird, orga-
nische Einschlüsse in diesen Thonen aufzufinden und dadurch
genaue Altersbestimmungen zu ermöglichen. Meyn giebt an, dass
er bei Ausgrabung des Hafenbassins bei Geestemünde ein mäch-
tiges Lager altdiluvialen Thones beobachtet hat (Zeitschr. deutsch»
310
geol. Ges. Bd. 26, S. 299). Es kann wohl nicht zweifelhaft sein,
dass der von mir im Petroleumhafen gesehene Thon ein Theil
derselben Ablagerung gewesen ist, und halte ich es auch aus an-
deren Gründen für sehr wahrscheinlich, dass die hier als dunk-
ler glimmerfreier Geestthon bezeichnete Formation vollständig
mit Meyn's älterem Diluvialthon zusammenfällt. Meyn selbst
äussert sich übrigens zweifelhaft darüber, ob dieser Thon dem
eigentlichen Diluvium zuzurechnen sei (1. c. p. 300); ich möchte
es für zweckmässiger halten, in dem Auftreten nordischer Gesteins-
brocken das entscheidende Kennzeichen für den Beginn der Dilu-
vialperiode im Flachlande zu suchen. Allerdings glaube ich, dass
die Bildung des glimmerfreien Geestthons zu einer Zeit erfolgte,
in welcher die Bodensenkung, die schliesslich zur diluvialen Ueber-
fluthung führte, bereits begonnen hatte. Dagegen ist die Fauna
dieser Thone nach Meyn (1. c. p. 298) noch keine nordische. Ich
habe mir die Thatsachen so gedeutet, dass der obere Glimmersand
eine miocäne Küstenbildung ist, welche einer Hebungsperiode ent-
spricht, dass dann während des Endes der Miocän- und des grössten
Theils der Pliocänperiode unsere Gegend Festland war, so dass
sich damals nur aus Seen und Sümpfen örtliche Süsswasserab-
lagerungen absetzen konnten, während gegen den Schluss des
pliocänen Zeitraums wieder eine Senkung stattfand, der die prä-
glacialen Sande und glimmerfreien Thone ihre Entstehung ver-
danken. Im Zusammenhange mit dieser Auffassung habe ich jene
Thone für eine unsern heutigen Marschen entsprechende Küsten-
bildung gehalten, während Meyn seinen altdiluvialen Thon für
eine Tiefseebildung (I. c. p. 299) erklärt.
Noch weit häufiger als der schwarze Geestthon bildet ein
mittelfeiner gelblicher Sand das Liegende der Geschiebeformation.
Da dieser Sand meistens etwas Glimmer enthält und da er an
manchen Stellen in wirklichen Glimmersand überzugehen scheint,
so habe ich ihn früher für eine obere Abtheilung des Glimmer-
sandes gehalten. Gegenwärtig bin ich indess zu der Ansicht ge-
langt, dass die mit jenem Sande wechsellagernden Glimmersande
stets regenerirte sind, und dass der fragliche Sand mit dem typi-
schen Glimmersande nicht näher zusammenhängt. Ich bezeichne
daher diesen Sand, dem die Geschiebeformation unmittelbar auf-
gelagert ist, als Präglacialsand. Ich habe noch nicht beobachten
können, welchen älteren Formationen er aufgelagert ist und möchte
ihn vorläufig für gleichaltrig mit dem glimmerfreien Geestthon
halten.
Der Präglacialsand hat grosse Aehnlichkeit mit dem Seesande
und Dünensande der ostfriesischen Inseln. Er ist deutlich ge-
schichtet und laufen die Schichten bald horizontal, bald sind sie
wellig gebogen, deuten somit bald auf Wasser- bald auf Wind-
wirkung hin. Der Sand enthält stets schwarze Körner, von denen
sich in der Regel einige mit dem Magnet ausziehen lassen, wäh-
rend ein grösserer Theil kohliger Natur ist. Der Rest dürfte
aus Hornblendesplitterchen und unraagnetischem Titaneisen be-
stehen. Ausserdem enthält der Sand etwas weissen Glimmer;
311
der Durchmesser der Körner beträgt etwa 0,15 m., an einzelnen
Stellen, namentlich in den oberen, dünenartigen Ablagerungen
sind die Körner gröber. Er ist frei von Feldspath und schwar-
zem Glimmer. Hin und wieder enthält der Sand horizontale
Bänder von gelbem Lehm oder thonigem Sand, ferner, wie er-
wähnt, an manchen Stellen viel feinkörnigen Glimmersand. Beim
Osterholzer Bahnhofe ist der Präglacialsand in 80 Fuss Tiefe
noch nicht durchsunken. üeber Aufschlüsse, welche in den Prä-
glacialsand eindringen, vergl. diese Abh. III S. 421.
Dieser Sand ist in der Umgegend von Bremen sehr allgemein
verbreitet, so um Vegesack, Scharmbeck, Sagehorn, Achim. An
einigen Stellen findet er sich unter etwas abweichenden Verhält-
nissen. Bei Ristedt unweit Syke und in der Gegend von Bas-
beck an der unteren Oste z. B. ist ein dem Präglacialsande sehr
ähnlicher Sand nur von einer dünnen Decke von diluvialem Kies
überlagert. Es entsteht die Vermuthung, ob nicht das normale
Diluvium noch unter dem Sande liegt, der dann nur ein Zwischen-
lager zwischen dem älteren und jüngeren Diluvium darstellen
würde. Es fehlt mir bis jetzt an Anhaltspunkten, um diese
Frage zu entscheiden, doch habe ich bisher noch nie gesehen,
dass ein dem Präglacialsande gleichender Sand Schichten mit nor-
dischen Geschieben überlagert. Der erwähnte zweifelhafte Sand
von Ristedt enthält wenig von den Beimengungen, die dem typi-
schen Präglacialsande eigenthümlich sind, indess habe ich in
demselben an einer Stelle ausser kleinen Feuersteinsplittern auch
Nester von Glaukonitkörnern gefunden. Die nuss- bis faustgrossen
Nester bestanden aus einem etwas thonigen, aber doch ziemlich
lockeren Sande und waren meistens von einer dünnen, oft nur
durch die Färbung angedeuteten Limonithülle umgeben. Die
Glaukonitkörner müssen oifenbar zu der Zeit, als sie in den
Sand gelangten, in einem einigermassen festen Gesteine einge-
bettet gewesen sein, da sie sonst vollständig zerstreut worden
wären. Die Nester sind daher wohl als die Reste eines glauko-
nitischen Kalkmergels zu deuten, dessen Kalkgehalt aufgelöst
und durch eindringende Sandkörner ersetzt wurde.
Es scheint, dass der glimmerfreie Thon und der Präglacial-
sand sich nirgends in bedeutenderen Höhen finden. Der Thon
dürfte kaum irgendwo höher als 30 m. liegen, der Sand reicht,
vorzüglich in Dünenform, bis 40 m. hinauf. — Wenn fortgesetzte
Untersuchungen diese Ansicht bestätigen, so würde dadurch das
Verständniss der Erscheinungen der Diluvialzeit wesentlich ge-
fördert werden. Die präglacialen Bildungen gehören nach dieser
Auffassung einer Periode langsamer Senkungen an, während wel-
cher in Skandinavien vielleicht die Eiszeit bereits vollständig
eingetreten war. Die Senkung musste indess einen gewissen Be-
trag erreicht haben, bevor ostseeisches Treibeis über Schleswig-
Holstein oder Mecklenburg hinweg in unsre Gegenden gelangen
konnte. Wenn dies der Fall gewesen ist als das Land durch-
schnittlich etwa um 30 m. tiefer unter den Meeresspiegel gesun-
ken war als gegenwärtig, so müssen bei Beginn der Eiszeit in
312
unserer Gegend noch ansehnliche Theile des Flachlandes als
grosse und kleine Inseln über das Diluvialmeer hinausgeragt
haben. Der Transport der grossen Blöcke konnte aber nur durch
starke Eisberge erfolgen, die tieferes Wasser gebrauchten, um
den cimbrischen Rücken zu passiren.
Die Geschiebeformation oder das Diluvium, pflegt in hiesiger
Gegend ausserordentlich scharf gegen die unterliegenden Schich-
ten abgegrenzt zu sein. Die Grenze ist meistens ganz genau
bezeichnet, obgleich sehr oft Nester von Präglacialsand in den
untersten Lagern des Diluviums eingeschlossen vorkommen. Das
normale Diluvium ist häufig sowohl nach unten als nach oben
zu von Ablagerungen eingefasst, die einen abweichenden Charak-
ter haben. Wenn ich hier ein unteres Diluvium unterscheide,
so darf dasselbe nicht mit Meyn's älterem Diluvium verwechselt
werden.
Die unterste Abtheilung des Diluviums ist au."? ziemlich man-
nichfaltigen Bildungen zusammengesetzt. Die einzelnen Schichten
selbst sind aber einigermaassen homogen. Ziemlich verbreitet ist
ein heller, in trockenem Zustande weisslicher, meist gelb geäder-
ter Lehm oder Thon, der manchmal viel Glimmersand beigemengt
enthält und entweder gar keine oder nur wenige und kleine Steine
enthält. In den Haidegegenden tritt er manchmal auch tief gelb-
braun gefärbt auf; dagegen hat er niemals die dunkle graue oder
schwärzliche Färl3ung der jüngeren Tertiärthone. Die Steine,
welche sich zuweilen in diesem unteren Diluviallehm finden, sind
gewöhnlich nicht über faustgross, in der Regel viel kleiner. Zu-
weilen ist dieser Thon auch mergelig. Ein zweites Glied des
untern Diluviums ist ein grober, feldspathhaltiger, meist unregel-
mässig gelagerter Sand. Derselbe geht an manchen Stellen in
einen aus krystallinischem Quarz, Feldspath, Amphibol und etwas
schwarzem Glimmer, also wesentlich aus Granitgrus gebildeten
Grand über. An anderen Stellen ist dieser Grand gröber und
mit Feuersteinen und abgerundeten kleinen Geschieben gemischt;
nicht selten finden sich ausgedehnte Lager von grobem Kies. Im
Petroleumhafen von Geestemünde war ein Kiessand durch ein
kalkiges Bindemittel zu einem festen Conglomcrat erhärtet. Alle
diese Kiese und Sande haben wenig regelmässige Lagerungsver-
hältnisse; man sieht sie sich häufig auskeilen, auch findet man
sie manchmal gemischt mit Schollen des unterliegenden Prägla-
cialsandes. Nur der grobe Kies bildet mitunter grössere Lager
von gleichmässiger Beschafi*enheit.
Die mittlere und wichtigste Abtheilung des Diluviums besteht
aus einem bald thonreichen, bald sandigen Lehm, der zahlreiche
Gerolle und abgerundete Geschiebe von allen Grössen enthält.
Offenbar ist dieser Lehm in einem tiefen Wasser abgesetzt wor-
den, weil seine so ausserordentlich ungleichartigen Bestandtheile
sich sofort von einander gesondert haben würden, wenn Wellen-
schlag oder bewegtes Wasser auf sie eingewirkt hätten. Es scheint
mir am richtigsten, wenn man zunächst alle diese aus Thon, Sand,
Geröll und Blöcken gemischten Ablagerungen trotz lokaler Ver-
313
schiedenheiten als eine einheitliche Formation betrachtet, die
man als Blocklehm bezeichnen kann. Eine solche einheitliche
geologische Benennung ist nothwendig, um die allzu ängstliche
petrographische Sonderung in Geschiebelehm, Diluvialmergel, Sand-
mergel, Lehmmergel u. s. w. zu vermeiden; man kann dagegen
ganz unbedenklich kalksteinführcnden, kreideführenden, mergeligen,
kalkarmen oder sandigen Blocklehm unterscheiden.
In der nächsten Umgegend von Bremen ist der Blocklehm
fast immer kalkarm und oft sandig. Die grossen Blöcke finden
sich in der Regel am zahlreichsten im mittleren Theile. An
Flussufern bildet er steile, oft völlig senkrechte Wände, aus denen
man hie und da die grossen Blöcke hervorstehen sieht. Wenn
er durch Wegspülung des lockern Präglacialsandes unterwaschen
wird, entstehen Höhlungen, in die zunächst die unteren mergeligen
Lagen des Blocklehms herabfallen. Die Höhlungen liegen dann
scheinbar ganz im Blocklehm, können aber nicht nur durch
nachstürzenden Blocklehm, sondern auch durch seitlich eindrin-
genden Präglacialsand ausgefüllt werden, so dass verworrene
Lagerungsverhältnisse entstehen, die aber allerjüngsten Ursprungs
sind. Wo der Blocklehm in der Nähe von Bremen eine grössere
Mächtigkeit besitzt, pflegt er in den unteren Lagen zahlreiche
Kreidebrocken und vereinzelte silurische Kalksteingeschiebe zu
führen. Eine deutliche Grenze zwischen dem kalkführenden und
kalkfreien Lehm ist nicht vorhanden, so dass man sich der An-
nahme nicht entziehen kann, die Hauptmasse des Lehms habe
erst im Laufe der Zeiten durch die Einwirkung des atmosphäri-
schen Wassers ihren Kalkgehalt verloren. Die Eigenthümlich-
keiten des hiesigen Blocklehms finden sich noch schärfer aus-
geprägt in dem bei Ausgrabung des Petroleumhafens zu Geeste-
münde biosgelegten Diluvium. Leider habe ich diesen Aufschluss
erst kennen gelernt, als man bereits die ganze Diluvialdecke aus-
gehoben und die seitlichen Böschungen mit Lehm belegt hatte.
Die Verhältnisse waren dadurch undeutlich geworden, indess Hess
sich doch erkennen, dass der Blocklehm auf diluvialem Sand und
Kies ruht und dass seine untersten Lagen eine Art Conglomerat
von Kreidebrocken und Feuerstein bilden. Die grösseren Feuer-
steinknollen, die sich erst in höherem Niveau fanden, hatten
Durchmesser bis zu 0,75 m. , während sie in der Nähe von Bre-
men nur 0,25 m. bis 0,50 m. Durchmesser zu haben pflegen. —
Die Eigenthümlichkeit der kalkführenden unteren Lagen des
Blocklehms in der Gegend von Bremen besteht in der Selten-
heit der silurischen Kalke und der überwiegenden Häufigkeit der
Kreidebrocken. Sowohl östlich als westlich von Bremen findet
^h ein Diluvialmergel, d. h. ein kalkreicher Blocklehm, mit ganz
andern Eigenschaften. Die silurischen Kalksteine, die bei Bre-
men so sparsam vorkommen, sind darin nicht nur häufiger als
die Kreidebrocken, sondern auch als die Feuersteine, ja sie über-
treffen an Zahl und Volumen zuweilen die krystallinischen Ge-
schiebe. Da der Kalkgehalt dieser Mergel auf harten, oft dolo-
mitischen Kalksteinen beruht, scheinen sie viel schwerer entkalkt
314
zu werden, als der Kreidcbrocken-Mergel. Man wird sich dem
Gedanken nicht entziehen können, dass der Blocklehm der Unter-
weser seinen besonderen Reichthum an Feuerstein und Kreide
einem benachbarten Kreidegebiete verdankt, von dem das Gestein
von Hemmoor noch ein liest sein könnte. Ohne dem Unter-
schiede eine grosse principielle Bedeutung beizulegen, wird man
in hiesiger (iegend süurischen und cretacischen Blocklehm oder
Diluvialmergel unterscheiden können.
In einiger Entfernung von Bremen ist der silurische Block-
lehm allgemein verbreitet und zwar sowohl auf dem rechten als
auf dem linken Weserufer. Bei Zwischenahn ist er in einer
Tiefe von 30 Meter erbohrt worden, an andern Orten liegt er an
der Oberfläche und findet sich auch normal entwickelt auf den
Haiderücken in mehr als 100 m. Meereshöhe.
Der kalkführende, thonreiche Blocklehm geht durch unzählige
unmerkliche Abstufungen in den kalkfreien mehr sandigen Lehm
über, wie er z. B. in der Scharmbecker Gegend und auch bei
Sagehorn vorherrschend ist. Durch Verminderung des Sand- und
Thongchaltes werden schliesslich die steinigen Ablagerungen dar-
aus, welche fast ganz aus Kies und Blöcken mit sehr wenig
lehmigem Ausfüllungsmaterial bestehen. Einen andern Charakter
haben indess diejenigen Diluvialgebilde, in welchen der lose Sand
weitaus vorwiegend wird, während die darin zerstreuten Steine
an Zahl und Grösse abnehmen. Lockerer Kies, zerbrochene,
kaum fastgrosse Feuersteine und kleine Blöcke finden sich in
diesen Sauden zerstreut, in denen Kalk und Kalksteingeschiebe
vollständig fehlen. An manchen Orten wird der Blocklehm über-
lagert von feinsandigen Schichten, die mit grobsandigen und
kiesigen abwechseln; dazwischen finden sich einzelne grosse Steine
und auf der Oberfläche nicht selten dünenartige Hügel, die mit
Kies und Geröll bedeckt sind, welches das schliessliche Zerstäuben
der Anhöhe verhindert hat. Dieses sandige Diluvium, oder das
jüngere Diluvium nach Meyn, ist in der näheren Umgegend von
Bremen wenig entwickelt, dagegen ist es in vielen Strichen der
weiteren Umgegend vorherrschend.
Der Blocklehm ist in unserm Schwemmlande im Allgemeinen
leicht durch die Vegetationsverhältnisse zu erkennen. Auf dem
vorgeschobenen Hügel der Wingst findet sich z. B. im oberen
Abschnitte dürres sandiges Oberdiluvium mit Kiefern- und Eichen-
wald, während darunter ein Buchengürtel mit Quellen und frucht-
barem Ackerlande die Zone des Blocklehms andeutet. Noch
weiter unterhalb scheint indess eine thonige Tertiärschicht oder
der die Kreide*) bedeckende Belemniten-Thon anzustehen, da in
diesem Niveau wiederum Quellen entspringen. Auf dem etwas
weiter südlich gelegenen Westerberge trifft man die Blocklehm-
Vegetation ganz oben an, während die östlichen Abhänge mit
Sand und Kies überschüttet sind. Auch hier zeigen sich indess
*) Der Wiesenkalk in dem moorigen Thalgruncle am südlichen Fusse der
Wingst zeigt die Kreide an, welche unter dem Belemniten-Thon liegen wird.
315
in einem viel tieferen Niveau Andeutungen eines zweiten Quellen-
gürtels (über dem Septarienthon?). Selbstverständlich können
Süsswassermergel oder fruchtbare Tertiärschichten ähnliche Er-
scheinungen hervorrufen wie der Blocklehm; bei Uelzen z. B.
findet man prachtvolle Buchenwaldungen in der Nähe der frucht-
baren Mergel von Westerweihe und Melzingen.
Sehr häufig ist der Blocklehm mit einer dünnen Lage un-
fruchtbaren Sandes bedeckt. Wenn man erwägt, dass nach Ab-
lagerung der Geschiebeformation das Land sich aus dem Meere
erhob und jeder Punkt einmal Küste wurde, so ist es selbst-
verständlich, dass in jener Periode auch überall die schlämmende
Kraft des bewegten Wassers auf die Mischung des Blocklehms
eingewirkt haben muss. Auf den so entstandenen lockern Sand
konnte dann der Wind einwirken, der noch gründlicher als das
Wasser den Sand von allem Thon wie von allem Kies befreite.
So findet sich der Blocklehm bald mit grobem, bald mit feinem
Sande, bald mit Dünen, bald mit Kieslagern bedeckt. Zwischen
diesen meist wenig mächtigen Decksanden und dem steinführen-
den Sanddiluvium finden sich alle möglichen üebergangsstufen.
Nicht selten finden sich Kies, feiner und grober Sand wechsel-
lagernd, während ein ziemlich grosse Geschiebe führender Sand
die oberste Decke bildet.
Das Sanddiluvium und der Decksand sind die letzten Bildun-
gen der Geest, zu deren Entstehung das Meer beigetragen hat.
Atmosphärisches Wasser, Wind und Vegetation haben aber wei-
tere Veränderungen bewirkt. Die Entkalkung des Blocklehms,
dann aber auch die Bildung von Bachlehm, Süsswassermergel,
Wiesenkalk, Torfmoor, Raseneisenerz, Flugsand und Dünen sind
dahin zu rechnen. Von Wiesenkalk und Süsswassermergel habe
ich bereits erwähnt, dass ihr Vorkommen in der Regel auf die
Nähe von Kreide deuten dürfte. Die Torfmoore der Geest lie-
gen in Mulden und Erosionsthälern, namentlich auf quelligem
Grunde. Die Dünen finden sich vorzüglich am westlichen Fusse
einer höheren Terrasse, so z. B. am Fusse des Wilseder Berges,
wo sie auf einem 70m. hohen Haideplateau liegen, dann im
Wümmethale und an dessen Abhängen bei Ottersberg und Roten-
burg, dann am Westrande der Geest bei Verden und Hoya, so
wie endlich besonders häufig am Fusse der Geest.
Ueberblicken wir nun noch einmal die Diluvialablagerungen,
so ist festzuhalten, dass der Blocklehm die Periode der voll-
ständigen Ueberfluthung 5 das untere Diluvium die Periode der
Senkung und das obere sandige Diluvium, sowie der Decksand,
die Periode der Hebung bezeichnen. Wo diese Schichten in
typischer Weise entwickelt sind, da ist ihre Bedeutung vollkom-
men klar. Schwieriger ist es, die Entstehungsweise derjenigen
Schichten zu erklären, welche nicht normal gebildet sind. Indess
ist es doch wohl wahrscheinlich, dass z. B. unterseeische Strö-
mungen an manchen Stellen den Absatz der feineren Materialien
erschwerten. Sodann ist zu erwägen, dass die Eisberge, welche
in unsere Gegend gelangten, zum Theil eine ganz gewaltige Grösse
316
gehabt haben müssen und sehr tief unter den Meeresspiegel
hinabragten. Ks ist wahrscheinlich, riass sie manchmal niedrige
Stellen Schleswig-Holsteins i)assirt haben, und dann auf den höhe-
ren Punkten des süderelbischen Flachlandes auf Grund geriethen.
Welclie Wirkung der Anprall einer kolossalen Kismasse, so wie
ihr späteres Heben und Senken unter dem li^influsse von Ebbe
und Fluth auf den lockern Boden der damaligen unterseeischen
Bänke hervorgebracht haben muss. ist leicht zu ermessen. Manche
Umwühlungen des Bodens sind gewiss damals durch das Eis
eingeleitet worden; ungeheure Massen von Sand werden von den
Kisbergen fortgerissen und umgelagert sein. Bei Sagehorn sah
ich in den mittleren Schichten des normalen Blocklehms einen
ca. V2 Cubikfuss grossen Klumpen glimmerfreien Thons als Ge-
schiebe eingelagert. Derselbe Thon wird einige hundert Schritt
entfernt unter einer unregelmässigen Diluvialdecke anstehend
gefunden. Man wird sich kaum vorstellen können, dass ein
solcher Thonklumpen auf andere Weise als durch schwimmendes
Eis in den Blocklehm gelangt ist; bewegtes Wasser würde zu-
nächst den Blocklehm selbst in seine Bestandtheile zerlegt haben.
Auch die massenhaften Kreidebrocken des Unterweserdiluviums
wird man aus ähnlichen Vorgängen ableiten können.
Die Frage, wie tief unsere Gegend zur Diluvialzeit sank, wie
hoch also die Spuren des Diluvialmeeres im nordwestlichen Deutsch-
landhinaufreichen, verdient noch gründlicher untersucht zu werden.
Das jurassische Hügelland der Gegend von Osnabrück ist voll-
ständig mit Diluvialablagerungen bedeckt, während weiter ost-
wärts die höhere Weserkette der Verbreitung des Eises Schranken
gesetzt zu haben scheint. Nur durch Thore, wie die Porta West-
phalica, konnte das mit nordischem Material beladene Eis in das
Hügelland eindringen. Hätte die Grenze des Wasserstandes, wie
im östlichen Deutschland, um 1000 — 1500 Fuss höher gelegen als
gegenwärtig, so hätte das Eismeer ganz unbehindert über das
niedrige Weserbergland hinfluthen können. Man wird daher an-
nehmen dürfen, dass zur Zeit der tiefsten diluvialen Senkung das
Land etwa 200—250 Meter tiefer lag als gegenwärtig, so dass
alle niedriger gelegenen Gegenden von der Ueberschwemmung
betroffen wurden. Der höchste Hügel des Flachlandes, der Wil-
seder Berg, war dann 30 -80 m. mit Wasser bedeckt. Selbst-
verständlich wird man nicht erwarten, dass die Hebungen und
Senkungen überall genau gleich gross gewesen sind.
Wo der Blocklehm vollständig ausgebildet ist, finden sich die
grössten Blöcke*) vorzugsweise in den mittleren Lagen. Wenn
man von dieser Beobachtung ausgeht und wenn man erwägt, dass
nur zur Zeit des höchsten Wassei Standes die mächtigsten Gletscher-
eismassen den cimbrischen Landrücken überall ungehindert pas-
siren konnten, so wird man durch die grossen Blöcke ein be-
stimmtes mittleres Niveau des Diluviums bezeichnet finden. Aller-
*) Als „grosse Blöcke" kann man solche Steine bezeichnen, welche ein ein-
zelner Mensch nicht zu bewegen vermag.
317
dings scheinen einzelne Vorkommnisse gegen diese Ansicht zu
sprechen, so z. B. der gewaltige Block, den man bei einer
Bohrung zu Wietze unter dem silurischen Blocklehm antraf (s.
Anlage 5). Allein eine genauere Betrachtung der Bohrergebnisse
zeigt, dass an dieser Stelle eine bedeutende Störung der normalen
Ablagerungen erfolgt sein muss. Die in Sand eingebetteten
Schollen von normalem Blockmergel deuten darauf hin, dass nicht
Wasserkraft, sondern ein erdfallartiger Einsturz jene Störung
bewirkt hat, eine Annahme, durch welche sowohl die Mergel-
schollen, als der Granitblock, als auch der Grünsand in dem Bohr-
loche ihre Erklärung finden. — Auf Anhöhen begegnet man den
grossen Blöcken häufig in oberflächlicher Lagerung, so dass sie
manchmal ganz aus dem Boden hervorragen. In grossartiger
"^Veise bemerkt man diese Erscheinung z. ß. am Wilseder Berge,
wo die mächtigen Blöcke in zahlreichen Gruppen umherliegen.
Ein solches Vorkommen ist nicht durch strandende Eisschollen,
sondern durch Wegwaschung des Sandes und Gerölls zu erklären.
Es ist auf den Höhen und Abhängen einfach nichts liegen ge-
blieben als die grossen Blöcke. — Die Blöcke vermögen sodann
namentlich auch dadurch bestimmte Anhaltspunkte zu geben,
dass sie im Schwemmlande auf der Unterlage von lockerem Boden
nicht durch Wasser von ihrer Stelle entfernt werden können.
Wohl können sie unterspült werden und in ein tieferes Niveau
hinabsinken, aber keine Wogengewalt vermag sie in horizontaler
Richtung erheblich zu verschieben. Sic liegen noch heute da,
wo sie das Gletschereis hat fallen lassen, vorausgesetzt, dass
nicht etwa Menschen sie fortgeschafft haben.
Nach diesen Vorstellungen würde unser ganzes Flachland,
Thäler und Hügel, bis zu einer Höhe von 200- 250 m., ursprünglich
mit einer Diluvialdecke überzogen gewesen sein. Diese Decke
ist von vornherein an verschiedenen Stellen ungleich mächtig ge-
wesen, aber sie hat nirgends gefehlt. Wenn durch spätere Ereig-
nisse die übrigen Bestandtheile der Ablagerung an einzelnen
Orten weggeführt worden sind, so sind meistens die Blöcke liegen
geblieben. Der Felsen von Helgoland bietet ein Beispiel der
vollständigen Zerstörung des Diluviums bis auf die Blöcke. Aller-
dings scheinen an einzelnen Punkten die Blöcke sowohl als die
ganze Geschiebeformation vollständig zu fehlen. Wenn sich die
Richtigkeit dieser Erscheinung bestätigen sollte, so wird sich
auch wohl die Ursache derselben auffinden lassen.
Die mineralogische Beschaffenheit der Gesteine des Diluviums
ist viel genauer studirt worden, als ihre horizontale und verticale
Verbreitung in den Diluvialablagerungen. Im Grossen und Ganzen
stimmen die :n hiesiger Gegend gefundenen Gesteine ganz mit
denen anderer Gegenden des nordwestlichen Deutschland überein;
in Bezug auf die Einzelheiten sind längere Specialuntersuchungen
nothwendig. Das Procentverhältniss der verschiedenen Gesteins-
arten unter den Geschieben jeder besonderen Ablagerung ist
übrigens sehr wechselnd. — Versteinerungen finden sich vor-
zfiglich in den Kalksteinen, Feuersteinen, einem dichten weissen
318
Sandstein und in gewissen hohlen Liinoniten. Der Sandsteil
enthii]t;;übri^'cns fast nur noch IIöhhin<^a'n, welche die äussern
Abgüsse der verschwundenen Conchylien darstellen.
Von den Gesteinen unseres Diluviums gehören zwei, nämlich
die rundlichen Milchquar/kiesel und die sphärosideritischen hohlen
Limonite, der Tertiärfonnation an; es scheint als ob diese beiden
Gesteine dem unteren Diluvium fehlen, welches keine Gesteine
enthält, die jünger als die Kreide sind, natürlich abgesehen von
den in der Nachbarschaft anstehenden losen Gebirgsarten.
Keim Auftauchen des Landes aus dem Diluvialmeere mögen
manche Eisfelder an den entstehenden Sandbänken gestrandet
sein. Ais eine ihrer Spuren möchte ich die Kieshaufen betrachten,
welche hin und wieder auf höheren Punkten moränenartige Hügel-
züge bihlen. Die Steine, aus denen sie bestehen, sind durch-
schnittlich nur nussgross bis apfelgross, Stücke von mehr als
Faustgrösse sind selten. Andere Kieshügel sind offenbar ans
Kiessand hervorgegangen, welchem der Sand durch Wind ent-
führt ist. Dieselben sind indess viel flacher als die moränen-
artigen Hügel; auch haben sie nur einen oberflächlichen Kies-
panzer, welcher den unterliegenden Sand vor den Wirkungen des
Windes geschützt hat. — Stellt man sich vor, dass die Sandbänke
des flacher werdenden Diluvialmeeres mit Eis bedeckt waren,
welches im Herbste nicht wegschmolz und dann den Kern ftr
die Bildung von Wintereis abgab, dessen Schollen im Frühjahr
mit angefrorenen Theilen der Sandbank wegtrieben, so wird man die
Entstehung des Sanddiluviums mancher Gegenden begreiflich finden.
Dem Diluvium pflegt man auch die Löss- und Kieslager zu-
zurechnen, welche in den Thälern mancher grösseren Flüsse,
insbesondere des Rheines, eine so weite Verbreitung besitzen.
Der Kies enthält häufig Reste diluvialer Thiere, namentlich der
grossen Pachydermen. Solche Lager von Kies und Lösslehm,
ganz analog den rheinischen, finden sich auch in der Gegend
von Minden an der Weser. Dass dieser Kies jünger ist als das
nordische Diluvium, folgt aus den Lagerungsverhältnissen un-
mittelbar. Die Oberfläche der Kiesbänke ist nicht horizontal,
während der sie bedeckende Lehm die Vertiefungen ausfüllt und
eine ebene Oberfläche zeigt. Der Kies enthält Thierreste, ins-
besondere Mammuthzähne. Auch noch bei Dreie, eine Meile
oberhalb Bremen, ist ein Mammuthzahn im Weserkies gefunden
worden. Die Einschlüsse des Lehms sind noch nicht näher unter-
sucht. Man wird daher kaum Bedenken tragen, den Mindener
Kies mit Mammuthzähnen für gleichaltrig mit dem entsprechenden
Rheinthalkies zu erklären. Man würde daraus folgern können,
dass die Diluvialfauna noch lange bestand, nachdem die Epoche
des nordischen Diluviums längst abgelaufen war. Man muss sich
indess erinnern, dass die Einschlüsse im Kies nicht in gleicher
Weise beurtheilt werden dürfen, wie die Einschlüsse in Kalk-
und Thonlagern. Die Mammuthzähne namentlich werden, sobald
sie einmal in den Eies gelangt sind, gewissermassen ein Bestand-
theil desselben, der nicht anders zu beurtheilen ist als die
■/
319
übrigen Bestandtheile, die den verschiedensten Zeitaltern ange-
hören. Der Kies wird vom Flusse fortgeschoben und unzählige
Male umgelagert. Ein Beispiel wird am besten die Verhältnisse
darlegen. Angenommen, ein auf dem Grunde kiesführender Fluss
wühlt sich in Folge einer Eisstopfung oder eines andern Ereig-
nisses eine tiefe seitliche Stromrinne aus. Auf den Grund dieses
neuen Bettes fällt etwa eine moderne Münze; dann schwemmt
der Fluss den Kies herbei, füllt damit, indem seine Wassermassen
andre Wege aufsuchen, die Rinne aus und lagert schliesslich Sand
und Lehm darüber ab. Wenn nun der Kies alte Steinhämmer
und Mammuthzähne enthält, so wird man bei späteren Unter-
suchungen den Mammuthkies über der Münze des 19. Jahr-
hunderts vorfinden. — Bei Minden hat man ein Steinbeil mit
durchbohrtem Stielloch tief unter Mammuthzähnen im Kies an-
getroffen. Herr Dr. Banning wird über diesen und ähnliche
Funde hoffentlich bald in diesen Abhandlungen berichten, so
dass ich wegen der Einzelheiten auf seine Mittheilungen ver-
weisen kann. Es v^t festzuhalten, dass zu Altersbestimmungen
von Kieslagern Mammuthzähne und ähnliche Körper von gleichem
specifischen Gewichte, wie der Kies, nicht benutzt werden können.
Der bei Minden oberhalb des jetzigen Inundationsgebietes der
Weser lagernde Kies und Lösslehm darf wohl dem alten Alluvium
der ünterweser verglichen werden ; es muss vorläufig dahingestellt
bleiben, ob zur Zeit der Ablagerung des Kieses noch Reste der
Diluvialfauna in unserer Gegend vorhanden waren. Für prä-
historische Forschungen ist aber ganz besondere Vorsicht in der
Beurtheilung der Kiesfunde zu empfehlen.
Es mag bei dieser Gelegenheit daran erinnert werden, dass
der Grund der relativ häufigen Erhaltung der Mammuthreste im
Flusskies einfach darin liegt, dass seit der Ablagerung des
Kieses niemals Pflanzenwurzeln in denselben eingedrungen sind.
Die Zähne und Knochen von Thieren werden überall da rasch
zerstört, wo sie von Pflanzenwurzeln erreicht werden, welche
durch ihre sauren Ausscheidungen das Kalkphosphat auflösen
und dann als Nahrung absorbiren. Im Flugsande, unter dem
Pflaster und den Häusern der Städte, im Flusskies und in Höhlen
erhalten sich die Knochen lange Zeit, weil sie nicht von Pflanzen-
wurzeln erreicht werden. In den bewachsenen Dünen trifft man
keine Knochen mehr, während sie im vegetationslosen Flugsande
so häufig sind; ein Beweis von der raschen Wirkung der Vege-
tation.
Das alte Alluvium (Vorgeest) ist von dem jüngeren Dilu-
vium vorzüglich durch die Niveauverhältnisse verschieden; es
findet sich in den Niederungen und Flussthälern. In der Nähe
von Bremen liegt die Oberfläche des alten Alluviums wohl überall
tiefer als die untere Grenze der Geschiebeformation auf der
anstossenden Geest. Das alte Alluvium ist regelmässiger ge-
schichtet als das Diluvium, besteht nur aus Sand- und Kieslagen
mit sehr vereinzelten Steinen und zerstreuten Stücken von Braun-
kohle und Holz. Es ist häufig mit Dünen oder mit Moor bedeckt.
^''
I
320
Die Entstehung des alten Alluviums ist muthmaasslich beson-
ders auf Zerstörung des ursprüngliclien Geestkörpers zurück-
zuführen. Wo die Weser bei lirenieu ein hohes Ufer bespült,
da reisst sie den Präglacialsand fort, der Geschiebelehm stürzt
nach; die Masse wird ausgewaschen, die feineren Bestandtheile
fortgeführt, während die gröberen liegen bleiben. Je mehr die
MasFe in die Mitte der Strömung geräth, um so vollständiger
wird der Sand herausgespült, während die Steine zurückbleiben.
Aendert sich dann der Stromlauf, so bleiben die Steine auf dem
Grunde liegen, während sich darüber in dem ruhigeren Wasser
der von andern Stellen weggerissene Sand ablagert, je nach
der wechselnden Stärke der Strömung bald feinerer bald grö-
berer. In ähnlicher Weise muss auch das Meer wirken.
Nach diesen Vorstellungen muss das alte Alluvium auf gro-
bem nordischem Kies und Steinen ruhen, doch erscheint es
nicht notliwendig anzunehmen, dass diese Steinlage eine zu-
sammenhängende lückenlose Schicht bildet. Bei einer Bohrung
im Werder zu Bremen (Ilolzstrasse) hat man die nordischen Ge-
schiebe in CO' Tiefe, d. h. etwa 40' unter dem niedrigsten Spiegel
der Weser zusammengehäuft angetroffen. Einzelne Gerolle liegen
überall zerstreut im alten Alluvium; über Braunkohlen s. diese
Abh. III. S. 404, auch unten Aul. 4 u. 8.
Mag nun das alte Alluvium auf die hier vorausgesetzte oder
auf irgend eine andere Weise entstanden sein, so erhebt sich
doch die Frage: wo ist der Thon der altalluvialen Periode ge-
blieben ? Die gewöhnlichen altalluvialen Bildungen enthalten
äusserst wenig davon. Man wird es indess nicht allzu kühn
finden, wenn man den älteren Marschthon, welcher unter den
Moorschichten und anscheinend unmittelbar auf dem Diluvium
liegt, in die altalluviale Epoche versetzt. Er gehört einem
tieferen Niveau an als das meiste Sandalluvium und ist daher sein
Absatz aus ruhigerem Wasser wohl denkbar.
Das jüngere Alluvium beginnt in den Niederungen mit der
Moorbildung, welche voraussetzt, dass das Land durchschnittlich
mindestens 5—8 Meter höher lag als gegenwärtig. Die Moore
und Wälderreste, welche jetzt tiefer als der Meeresspiegel liegen,
gehören dieser Periode an. Die eintretende Senkung wird be-
zeichnet durch thonige Niederschläge, welche das Moor bedeckten.
Es ist eine der bemerkenswerthesten Thatsachen, dass längs den
südlichen Gestaden der Nordsee gewisse Moorschichten stets
unter dem Marschboden und tiefer als der heutige Meeresspiegel
liegen. Im Norden Jütlands, jenseit des Liimfjord, ist das Ver-
hältniss ein anderes : die entsprechenden Moore liegen höher als
der Meeresspiegel und sind nicht von Meeresthon, sondern von
Dünensand überlagert. Südlich vom Liimfjord findet man solche
gehobene, oder doch nicht gesunkene, von Dünen überlagerte
Moore nirgends mehr. Der südliche Abschnitt des Nordseebeckens
mit seinen tiefliegenden Mooren ist ein Senkungsgebiet, während
im Norden des Liimfjord das skandinavische Hebungsgebiet be-
ginnt. Durch Prestel (Boden, Klima und Witterung Ostfrieslands)
321
und andere Schriftsteller ist diese Frage ausführlich erörtert
worden und verdient dieselbe daher auch wohl hier von einem
andern Standpunkte aus besprochen zu werden.
Die Frage nach dem Sinken der deutschen Nordseeküste
ist für die Geologie der Küstenmarschen unzweifelhaft von der
grössten Wichtigkeit. Die hohe praktische Bedeutung der Ange-
legenheit ist ferner unverkennbar, da die Zukunft grosser und
reicher Landstriche durch ein regelmässiges Sinken der Nordsee-
gestade arg bedroht werden würde. Es erscheint daher durchaus
gerechtfertigt, dass der Abgeordnete Freiherr von Duck er die
Sache am 14. December 1874 im Deutschen Reichstage zur Sprache
gebracht hat. Sein Antrag zielte darauf hin, die deutsche See-
warte mit Untersuchungen über die Veränderungen der deutschen
Küsten zu beauftragen. Es ist wohl nicht nöthig, die Ablehnung
dieses Antrages zu bedauern, indem die deutsche Seewarte kaum
besonders geeignet sein dürfte, derartige Untersuchungen zu leiten.
Dagegen erscheint es recht eigentlich als eine Aufgabe der
geologischen Landesanstalt, Beobachtungen über die Veränderun-
gen, insbesondere über das Sinken oder die Hebung der deut-
schen Küsten anzustellen. Für die Geologie, die gezwungen ist,
fortwährend Hebungen und Senkungen zur Erklärung der beob-
achteten Erscheinungen anzunehmen, hat die Sache unstreitig ein
hohes theoretisches Interesse, während die Nautik und die Meeres-
physik nur in entfernteren Beziehungen zu derselben stehen. Man
darf daher hoffen, dass die geologische Landesanstalt diese theo-
retisch wie praktisch ausserordentlich wichtige Aufgabe überneh-
men wird. Die bisherigen Studien über die Frage des Sinkens
der deutschen Nordseeküste sind ausserordentlich mangelhaft.
Seit 12 Jahren habe ich manches Material zur Beurtheilung der
Angelegenheit gesammelt, habe mich aber überzeugt, dass die
Angaben, welche man vorfindet, einer strengen Kritik bedürfen,
dass ihr Werth insbesondere nur durch eine genaue Untersuchung
der topographischen und geognostischen Lokalverhältnisse ermit-
telt werden kann. Die Veröffentlichung einzelner nicht streng ge-
prüfter Beobachtungen und Angaben würde nur geeignet sein, das
ürtheil Derjenigen zu verwirren, die sich nicht selbst eingehend
mit der Sache beschäftigt haben.
Es ist nun meine Absicht, alljährlich eine Reihe von mög-
lichst genauen Beobachtungen oder theoretischen Erwägungen
über die Frage des Sinkens unserer Küsten zu veröffentlichen,
bis man sich entschlossen haben wird, eine umsichtige und gründ-
liche Küstenwacht zu organisiren. Einige allgemeine Betrachtun-
gen mögen hier eine Stelle finden.
Wenn an den Küsten die Höhe des Landes im Verhältniss
zum Meeresspiegel eine Aenderung erfährt, so kann die Ursache
davon sowohl in einem Steigen oder Fallen des Wassers als auch
in einer Senkung oder Hebung des Landes begründet sein. Man
kann für diese Vorgänge zunächst entweder lokale oder allge-
meine Ursachen annehmen ; die lokalen Ursachen können nur auf
dem Lande wirksam sein, da eine lokalisirte Aenderung in der
IV. Fcbnmr 1875. 21
(lurchsclinitilicheu Höhe des Meeresspieji;els undenkbar ist. Unter
den all^aMueinen rrsadien wird man nicht nur diejenigen begrei-
fen, welche die ganze Krdobertiäche oder die ^anze nördliche Erd-
hälfte betretlVn, sondern auch diejenigen, welche sich auf zusam-
menhängenden Clebieten von mehreren lOX) Quadratnieilen Grösse
geltend machen.
Lokale Ursachen für eine Senkung neu eingedeichter Län-
dereien sind häufig vorhanden. Zunächst ist es nicht unwahr-
scheinlich, dass das \'olumen des austrocknenden Thonbodens
überhaupt abnimmt. Von grösserer Bedeutung ist aber wohl die
Auslaugung des Bodens, der allmälig seinen (i ehalt an Salz und
Kalk verliert. An vielen Stellen lagert unter der Marsch ein
schwammiger wasserreicher Boden (Darg), der durch Druck oder
Austrocknung sehr viel Wasser verlieren und daher bedeutend
zusammensinken kann. Dieses Verhalten ist wahrscheinlich die
Ursache vieler bedeutenden Senkungen an unsern Nordseeküsten.
Endlich ist es denkbar, dass sich an einzelnen Stellen das
Schwemmland wie ein Brei verhält, so dass es sich langsam durch
Fortschieben der unteren Schichten nach tieferen Stellen hin be-
wegt. — Wenig wahrscheinlich sind an den Küsten solche Sen-
kungen, die durch Auswaschung von Salz- und Gypsstöcken ent-
stehen. — Eine Hebung von Ländereien an unsern Küsten durch
rein lokale Ursachen ist nirgends anzunehmen. Ein Aufquellen
von Mooren ist kaum denkbar; Anhydrit, der quellen könnte,
kommt nirgends vor.
Allgemein wirkende Ursachen, welche das Höhenverhältniss
der Oberfläche des Landes zum Meeresspiegel verändern, können
sow^ohl das Meer als das Land betreffen. Betrachten wir zunächst
das Meer, so lässt sich die Frage aufwerfen, ob die Wassermasse
desselben sich stets gleich bleibt. Es kann dem Ocean Wasser
entzogen werden durch Landseen, Schnee- und Gletscheranhäu-
fungen, Wassereinsaugung in die feste Erdrinde, anderer offenbar
unerheblicher Momente nicht zu gedenken. Man wird indess den
Einfluss dieser Umstände schwerlich hoch anschlagen dürfen. Da-
gegen ist es unzweifelhaft, dass der Meeresboden eine fortwäh-
rende Aufhöhung erfährt. Die Flüsse entführen dem Lande grosse
Mengen fester Stofle, die im Meere niedergeschlagen werden;
ebenso verlieren die Küsten regelmässig durch Abbruch. Offen-
bar wird dadurch der Meeresgrund stets erhöht, so dass ein Stei-
gen des Meeresspiegels die nothwendige Folge davon ist. Ver-
sucht man den Betrag dieses Steigens oder der durchschnittlichen
Aufhöhung des Meeresgrundes zu schätzen, so wird man finden,
dass dieselbe schwerlich 1 Centimeter im Jahrhundert übersteigen
wird, wahrscheinlich viel geringer ist. — Eine andere Ursache
für Aenderungen in dem Stande des Meeres würde die Zunahme
der Tageslänge, d. h. die Verlangsamung der Achsendrehung der
Erde sein. Es ist wahrscheinlich, dass in der That die Tages-
länge allmälig wächst, was natürlich eine Verlängerung der Erd-
achse, also ein Zuströmen des Wassers vom Aequator nach den
Polen zur Folge haben muss. Wenn das Erdinnere flüssig ist,
J >
323
so muss natürlich gleichzeitig ein Druck des flüssigen Erdkerns
gegen die Pole erfolgen, der allmälig den Widerstand der starren
Erdrinde überwinden wird. Die Folge davon wird eine Hebung
der Erdrinde oder ein Durchbruch des flüssigen Erdinhaltes an
den Polen sein, während gleichzeitig in den Aequatorialgegenden
eine Senkung stattfinden muss, um die Volumverringerung des
Erdkerns auszugleichen. Wenn man annimmt, dass am Nordpol
die Verlängerung der Erdachse durch Sprengung oder Emporwöl-
bung der Erdrinde erfolgt ist, während am Südpol nur ein sehr
unvollständiger Durchbruch eingetreten ist, so lässt sich die
Wasseransammlung auf der südlichen Halbkugel leicht verstehen.
Eine auffallende Popularität haben in neuester Zeit die Theorien
von Adhemar und Schmick gefunden, welche die periodischen Wasser-
bedeckungen grosser Landstriche und den Wechsel der Temperatur-
verhältnisse durch die Verrückung der Jahreszeiten erklären
wollen. Diese Theorien gehen von einer 21000jährigen Periode
aus, binnen welcher der Kreislauf der Verschiebung der Jahres-
zeiten vollendet ist. Von theoretischer Seite wird es indess ver-
hängnissvoll für alle diese Speculationen, dass die verschiedenen
Folgen der grösseren Sonnennähe für die Halbkugel, deren
Sommer oder Winter in das Perihel fällt, sich vollständig zu
compensiren scheinen. Kürzere Dauer des Sommers und
stärkere Sonnenwirkung trefien die Halbkugel, deren Sommer
in's Perihel fällt; längere Dauer des Sommers und schwächere
Sonnenwirkung diejenige, welche im Aphel ihren Sommer hat.
Noch misslicher für diese Theorien ist es, dass sie gar nicht
im Stande sind, die Thatsachen irgendwie zu erklären. Seit der
Eiszeit, oder wenn man will der letzten Eiszeit, haben so grosse
Veränderungen stattgefunden, dass ein Zeitraum von 10,500 Jahren
als Abstand zwischen Maximum und Minimum der 21,000jährigen
Periode, zu ihrer Erklärung bei Weitem nicht ausreicht. Der
Nordseeboden lag nach Lyell bereits einmal gegen 500 Fuss
höher als gegenwärtig, während die eiszeitliche Senkung in unserer
Gegend mindestens 650 Fuss, im östlichen Deutschland aber bis
zu 1500 Fuss unter den jetzigen Stand des Meeresspiegels betrug.
Es fand also eine Schwankung statt, die sich auf 700—2000 Fuss
belief. Sollten solche Schwankungen in 10,500 Jahren zu Stande
kommen, so niüsste im Jahrhundert eine durchschnittliche Hebung
oder Senkung von 7—19 Fuss angenommen werden. Dagegen
würde eine mittlere Senkung von 3 Fuss im Jahrhundert während
der ganzen Periode nur einen Betrag von 315 Fuss erreichen,
also, da die Senkung unzweifelhaft schon begonnen hat, in unserer
Gegend kaum die halbe Höhe des höchsten Haidehügels erreichen.
Eine mittlere säculare Senkung von 1 Fuss, die man allenfalls
aus Beobachtungen an unsern Küsten folgern könnte, würde nur
einen sehr massigen Theil unseres Schwemmlandes unter Wasser
setzen, da die mittleren Geestflächen nicht erreicht werden würden.
Es passt übrigens für die Verhältnisse der deutschen Küste die
Schmick'sche Theorie schon desshalb nicht, weil dieselbe für
die historische Periode auf der nördlichen Halbkugel eine Hebung
21*
324
und nicht eine Senkung fordert. Die vollständige Unhaltbarkeit
aller dieser Vorstellungen geht aufs Klarste daraus hervor, dass
in den verschiedensten liegenden der südlichen wie der nördlichen
Halbkugel sowohl Hebungen als Senkungen des Landes beobachtet
worden sind, und dass die Hebungen während <ler letzten Jahrhun-
derte auf der nördlichen Halbkugel durchaus nicht häufiger sind als
auf der südlichen. — Ks mag hier darauf aufmerksam gemächt
werden, dass die für geologische Zeitrechnung viel zu kurze
Periode von 21,000 Jahren nicht verwechselt werden darf mit
den Perioden der Excentricität der Erdbahn, auf welche Groll
und Lyell ihre Vermuthungen über das Alter der Eiszeit gründen.
Zur Rechtfertigung seiner Theorie führt Schmick noch neuer-
dings an, die Annahme- von Senkungen und Hebungen der festen
Erdrinde sei „unstatthaft wegen Maugels an bewegenden Kräften
und Undenkbarkeit möglicher Ursachen bei einer in sich abge-
schlossenen soliden Kugel." Die Richtigkeit dieser Behauptung
kann nicht zugegeben werden, da moleculare Aenderungen des
Aggregatzustandes der Gesteine sehr wohl zu Aenderungen des
Volumens, also zu Aufciuellungen und Senkungen Anlass geben
können. Allein auch die Voraussetzung, dass die Erde ein solider
Körper sei, ist sehr wenig gegründet. Man wird sich bei dem
gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse etwa folgendes Bild
von der Beschalfenheit des Erdinnern und der Ursache der
Hebungen und Senkungen auf der Oberfläche machen können.
Die Erde besteht aus einem Metallkern und einer Schlackenbülle,
die Schlacken bilden wahrscheinlich mehrere Schichten, insbeson-
dere eine tieferliegende, schwerere und leichtflüssigere basaltische
so wie eine oberflächliche, leichtere und strengflüssigere granitische.
Die äussere granitische Rinde erstarrte zuerst; in Folge der Ab-
kühlung und Zusammenziehung entstanden Risse. Denkt man
sich nun ein Rindenstück völlig losgelöst, so muss es nothwendig,
der Schwere folgend, in die Flüssigkeit einsinken; es muss eine
seinem eigenen Gewichte entsprechende Menge der flüssigen
Masse verdrängen und auf derselben schwimmen, vorausgesetzt,
dass sein specifisches Gewicht geringer ist als das der Flüssigkeit.
Die nicht gelösten Theile der Rinde stützen sich zwar bis zu
einem gewissen Grade gegenseitig, werden aber stets die Tendenz
haben, in die Flüssigkeit, die ihnen keine feste Unterlage gewährt,
einzusinken. Andrerseits werden die Theile der flüssigen Masse,
welche neben den sinkenden Schollen in den Spalten emporge-
quollen sind, sehr bald erstarren und wird sich dann auch an
den bereits gesunkenen Theilen derselbe Vorgang wiederholen.
Die Folge dieser Verhältnisse wird die Bildung von Spalten
und von durch Spalten umgrenzten Erdschollen, das Sinken der
mittleren Partieen dieser Erdschollen und die Aufrichtung
der sich an die Nachbarschollen anstemmenden Ränder sein
müssen. Es sind Vorgänge, die den Eispressungen ganz analog
sind. Bildung von Hohlräumen in den sich neben und über den
Spalten aufrichtenden Gebirgsmassen und Einpressung flüssiger
Gesteine in diese Zwischenräume sind natürliche Folgen solcher
. -..I
325
Vorgänge. Länder wie Böhmen, Siebenbürgen und Kleinasien,
Meeresbecken, wie sie sich im Mittelmeer, in Westindien und '
Ostasien zeigen, haben die Schollengestalt noch deutlich bewahrt.
Einseitige Senkungen und Hebungen längs einer Spalte können
natürlich ebenfalls häufig vorkommen. Bei der jetzigen Dicke
der Erdrinde wird die Bildung neuer Spalten und die vollständige
Abgrenzung einer Scholle durch Spalten immerhin nur schwierig
zu Stande kommen.
Diese Vorstellungen, die im Einzelnen noch vielfacher näherer
Ausführung bedürfen, lassen sich auch den orographischen Ver-
hältnissen des Mondes und den Erstarrungserscheinungen von
Lavaströraen anpassen, so dass sie allem Anschein nach hin-
reichend sicher begründet sind, um als Ausgangspunkte für
Speciäluntersuchungen zu dienen. Die erstarrte Erdrinde ist nach
diesen Ansichten nur wenige Meilen dick; darunter liegt eine
feuerflüssige basaltische Masse. Es steht übrigens auch Nichts
der Annahme entgegen, das in der gegenwärtigen Periode der
Erdentwickelung die Temperatur des Erdinnern bereits tief genug
gesunken ist, um den metallischen Erdkern erstarren zu lassen.
Bei einer Temperatur von 1500^ C. würde nur die mittlere
Schlackenhülle noch flüssig sein. — Es braucht wohl nicht be-
sonders bemerkt zu werden, dass es auch andere Ursachen von
Senkungen giebt, als die besprochene.
Nach diesen Anschauungen halte ich es für wahrscheinlich,
dass die Nordsee und die angrenzenden Flachländer einer im
langsamen Sinken begriffenen Scholle angehören, von deren
Rändern insbesondere der skandinavische im Aufsteigen begriffen
ist. Das Sinken der deutschen Nordseeküste ist von Bennigsen-
Förder (Nordeurop. Schwemmland S. 8) zu 3—4 Fuss, von Prestel
(Boden ostfr. Halbins. S. 65) ebenfalls zu reichlich 3 Fuss im
Jahrhundert angegeben. Offenbar sind diese Schätzungen irrig.
Die Marschen, welche seit 8 Jahrhunderten eingedeicht sind,
ratissten, bei einer säcularen Senkung von 3 Fuss, zur Zeit der
Eindeichung 24 Fuss höher gelegen haben als gegenwärtig, eine
Annahme', die jedem Kenner der Verhältnisse als völlig unsinnig
erscheinen wird. Wo beträchtliche Senkungen bestimmt beob-
achtet sind, liegt wahrscheinlich immer eine comprimirbare Moor-
schicht im Grunde. Dagegen sind die Niveaudifferenzen zwischen
Aussen- und Binnendeichsland oder zwischen früh und spät
eingedeichtem Lande allerdings für die Untersuchung benutzbar,
sobald man die oben erörterten Ursachen berücksichtigt, welche
eine Erniedrigung des eingedeichten Landes zur Folge haben.
Schätzungen, welche auf dieser Grundlage angestellt sind, führen
zu Zahlen, die zwischen V4 und V4 Fuss liegen. Es wird möglich
sein, nach und nach eine Reihe von derartigen Berechnungen
nach genauer Untersuchung der lokalen Verhältnisse hinreichend
sicher zu begründen. Ohne Zweifel steckt in Chroniken und
Lokaltopographien noch sehr viel zerstreutes Material über die
Geschichte des deutschen Küstensaumes. Freilich ist dasselbe
nur nach sorgfältiger kritischer Sichtung benutzbar, dürfte dann
:$2()
aber auch sehr werthvollc Aufschlüsse geben. Beobachtungen
über den Wasserstand werden an vielen Orten an der Kflste
angestellt. So lange solche Beobachtungen indess nicht berechnet
und publicirt werden, sind sie ziemlich zwecklos. Sacbgemässe
Beobachtungen durch Ilafenbeanite und andere Leute, die ein
eigenes Interesse an dem Wasserstande haben, geniigen bei
entsprechender Controle vollständig für die Ermittelung der
Fluthhöhen; indessen dürfte doch die Aufstellung einiger selbst-
registrirenden Wasserstandszeiger zu empfehlen sein. Da es an
unsern Küsten nicht darauf ankommt, die genaue Zeit der Ankunft
von Erdbebenwellen zu ermitteln, so können die Apparate sehr
einfach sein.
So schwierig es ist, den Betrag der Senkung unserer Küsten
innerhalb des historischen Zeitraums genau zu schätzen, !so
unzweifelhaft ist die Thatsache der Senkung in jüngster geologi-
scher Zeit festgestellt. Wälder und Moore, die unter dem Meeres-
spiegel liegen, finden sich an unserer Küste überall, so in Nord-
friesland, an der Unterelbe, an der Weser (Blockland) und an
der Ems (s. Anl. y, 10, 11). Merkwürdiger Weise finden sich
alle diese Moore ungefähr in demselben Niveau. Sie sind stets
von Thon überlagert, also von einem Niederschlage, der sich aus
ruhigem Wasser entweder in Buchten oder Lagunen oder auf
gelegentlich überschwemmtem, mit Vegetation bedecktem Boden
abgesetzt hat. Die letzte Bildungsweise der das Moor über-
lagernden Thone ist in unserer Gegend wohl die gewöhnliche.
Eine Erwägung dieser Verhältnisse führt zu der Ansicht, dass
auch in vorgeschichtlicher Zeit die Senkung nicht wesentlich
rascher erfolgte als gegenwärtig.
Ein Hülfsmittel zur BeurtheiUing des gesammten Betrages
der Senkung bietet die Tiefe der Flussablagerungen. Es ist nicht
unwahrscheinlich, dass die grossen Flussthäler bereits vor der
Diluvialperiode vorhanden waren, allein es scheint selbstverständ-
lich, dass sie während dieser Periode bis zu einem gewissen
(Jrade mit Diluvialablagerungen erfüllt wurden. Von diesen
Producten der Diluvialperiode sind die Blöcke durch den Fluss
niemals erheblich fortgeschoben worden, sie sind aber bis auf
den Grund des Flussbettes hinabgesunken. Wenn sich dann
das Flussbett wieder hob, so wurden die Steine von Sand und
Kies verschüttet. Bei Licbenau liegen die Blöcke in dem jetzigen
Bette der Weser, ein Beweis, dass dort zu keiner Zeit seit der
Diluvialperiode das Bett der W^eser tiefer gelegen haben kann
als gegenwärtig. Bei Bremen ist das Weserbett dagegen vor-
mals erheblich tiefer gewesen als gegenwärtig ; je tiefer das Bett
lag, desto grösser musste auch das mittlere Gefälle zwischen
Liebenau und Bremen sein.
Die Weser iolgt auf ihrem Laufe von der Porta bis Bremer-
haven durchaus dem v. Baer'schen (icsetze, so dass die hohen
Ufer rechts liegen. Bei den vorherrschend westlichen Winden
ist es schwer zu beurtheilen, wie viel dazu der Einfluss der
Luftströmungen beiträgt. Die kleinen Ilaideseen unserer Gegend
327
^ . . .
pflegen ein kiesiges Ostufer zu haben, weil der Wellenschlag
an der Ostseite stärker wirkt und den Sand wegschwemmt,
den Kies liegen lässt. An der linken Seite des Weserhettes
finden sich regelmässig alte abgedämmte Arme (Eyter, Ochum,
Ollen, Line u. s. w.), so dass man schliessen muss, ehemals
seien auch grössere Wassermassen dem linksseitigen Thalwege
gefolgt. Offenbar kann das Baer'sche Gesetz nur bei Flüssen
zutreffen, deren Thal sich' tiefer einschneidet, weil ihr Gefälle
zunimmt, und dahin gehört die Wolga. Der Spiegel des caspi-
schen Meeres muss erheblich gesunken sein, seit der Oxus dem
Aralsee zufliesst. Die Folge dieses Sinkens war ein tieferes
Einschneiden des Wolgathales in Folge der Vergrösserung des
Gefälles. Wenn nun umgekehrt das Gefälle sich vermindert und
ein Fluss seine Ufer und sein Bett aufhöht, so nimmt die ent-
gegengesetzte Seite des Thals- an dieser Aufschwemmung viel
weniger Antheil, bis endlich der Fluss ganz oder in Abzweigungen
zu der vernachlässigten Seite hinüberfliesst. Diese Verhältnisse
sind bei Beurtheilung der Ablagerungen im Weserthal stets im
Auge zu behalten.
Schliesslich mögen hier noch einige ganz allgemeine Angaben
über das Bremische Gebiet folgen, welches geologisch wie
topographisch in drei ganz verschiedene Abtheilungen zerfällt. Die
Stadt Vegesack gehört der Geest an ; oberflächlich lagert Block-
lehm, der nach oben zu sandig wird, darunter folgt der Prägla-
cialsand. Da der Geestvorsprung von Vegesack nach drei Seiten
(Weser, Aue, Fehrgrund) abfällt, so sind die Abhänge, an welchen
der Präglacialsand zu Tage treten würde, durch herabgerutschte
Erdmassen bedeckt, die an dem sanftgeneigten, der Aue zuge-
wandten Abhänge eine grosse Verbreitung haben. Unter dem
Präglacialsande soll ein sehr zäher Thon (der glimmerfreie Geest-
thon?) lagern.
Bremerhaven's Boden gehört der Seemarsch an, wenn auch
der Salzgehalt des Weserwassers dort noch ein massiger ist
(Spec. Gewicht selbst bei Sturmfluth nur 1,017). Die Lagerungs-
verhältnisse bei Bremerhaven sind übrigens nicht als normale
zu betrachten, weil die Stadt noch in der Geestemarsch liegt,
also über dem ehemaligen Bette eines Nebenflusses der Weser.
Die oberflächliche Thonschicht mit Einlagerung von Schilfstengeln
und Darg scheint 12— 18 m. mächtig zu sein; darunter folgt
Triebsand mit Kies und Muscheln. (Vgl. Buchenau, freie Hanse-
stadt Bremen, S. 152; die Resultate anderer Bohrungen sind mir
nur nach mündlichen Mittheilungen bekannt geworden). Der
Thon ist wie aller noch nicht ausgelaugte Meeresthon kalk-
haltig.
Der Haupttheil des Bremischen Gebiets gehört ganz dem
Alluvium an und zwar theils dem älteren sandigen Alluvium,
theils der Flussmarsch. Das ältere Alluvium ist noch an keiner
Stelle durchsunkeii worden. Beim Bau der Bahn nach Hamburg
hat man indess auf dem Bahnhofe Oberneuland aus tieferen
Röhrenbrunnen (Abyssinier?) ein sehr kalkhaltiges Wasser er-
;-}28
halten. Bei der ausserordentlichen Kalkarmuth '^) des älteren
Alluviums kann es nicht zweifelhaft sein, dass hier eine andere
Gebirgsart den Kalk lieferte. In f^'crinj^er Kntfernung vom Bahn-
hofe Oberneuland hat man bis zu 17 m. Tiefe nur Sand mit
etwas Kies und Braunkohlen^nus angetroffen. Die Salzquellen,
welche im Bremischen Gebiete zu Tage treten, sind bereits oben
(S. 305) erwähnt worden.
Das jüngere Alluvium beginnt im Hremischen Gebiete fast
überall mit Ablagerungen, welche aus einem abgeschlossenen
sumpfigen Becken erfolgt zu sein scheinen: sie haben gar keine
Aehnlichkeit mit den jetzigen Weserabsätzen. Am rechten Weser-
ufer liegt über dem älteren Sandalluvium zunächst Moor, welches
namentlich nach oben zu viel Holz führt; darüber iFolgt ein
dunkler zäher Thon und dann erst der jetzige Weseilehni. Auf
dem linken Weserufer scheint die Moorschicht meistens zu fehlen
oder durch eine Lage Ilaseneisenerz ersetzt zu sein, der fette
Thon ist aber überall vorhanden; er geht bald allmälig, bald in
scharfer Abgrenzung in den Lehm über. — Diese Moor- und
Thonlager wurden offenbar unter Verhältnissen gebildet, welche
von den gegenwärtigen wesentlich verschieden sind, so dass wir
für das Bremische Gebiet wohl von einem Mittelalluvium sprechen
können. Das jüngste Alluvium, also die Bildungen der Gegen-
wart, überlagert anscheinend nur an wenigen Stellen (Feldmark
Osterholz, Ilastedt, östlicher Theil der Stadt Bremen) unmittel-
bar das ältere Alluvium; in der Regel findet es sich dem Thon
des Mittelalluviums aufgelagert. Zu dem jüngsten Alluvium sind
übrigens, wie sich immer mehr herauszustellen scheint, auch die
Sanddünen zu rechnen, die sich wie eine hohe Nehrung quer
durch die von Deichen geschützte Niederung erstrecken. Diese
Dünen sind allem Anschein nach lange vor historischer Zeit mit
Haide und Wald bedeckt gewesen, sie haben früh den Ansiedlern
geeignete Wohnsitze geboten, so dass man ihnen ein sehr hohes
Alter zuschreiben muss. Alles deutet darauf hin, dass die Dünen
schon seit vielen Jahrtausenden an ihrer jetzigen Stelle liegen.
Und doch scheint es, als wenn sie in einer Mächtigkeit von 5
bis 10 Meter und mehr das Mittelalluvium überlagern (s. Anl. 7, 8).
An einer Stelle (s. Anl. 8 b.) scheint es sogar, als ob der jüngste
Weserlehm vom Dünensande überlagert wird, allein es bleibt
zweifelhaft, ob hier nicht künstliche Aufschüttung stattgefunden
hat. — Der gewöhnliche Weserlehm und Wesersand, die das
jüngste Alluvium bilden, sind von den heute erfolgenden Ablage-
rungen in keiner Weise verschieden, nur pflegt der Gehalt an
Kalk und Muschelschalen in den älteren Schichten abzunehmen.
Es entsteht die Frage, wo zur Zeit der Ablagerung des
Mittelalluviums die Weser war. Diese Frage ist nicht ohne
Schwierigkeiten, doch scheint es am ersten glaublich, dass sich
damals ein sumpfiges, zum Theil seeartiges Becken von Vegesack
*) Sollte es nicht imler Umstäudeu uützlich sein, Aecker und Wiesen durch
Berieselung mit Tiefenwasaer zu düngen?
329
bis Achim erstreckt hat, und dass die Weser in einem tieferen
als dem jetzigen Niveau schon oberhalb Achim in dies Seebecken
mündete. Durch allmälige Aufhöhung des Flussbettes trat eine
Ausgleichung des Gefälles ein, welches damals oberhalb der
Allermündung viel stärker, unterhalb derselben viel geringer ge-
wesen sein muss als gegenwärtig. Dadurch wuchs das Flussbett
allmälig in die Lagune hinein und überströmte deren Ablage-
rungen mit seinem Schlamm. — Diese Erklärung scheint mir
vorläufig die wahrscheinlichste zu sein.
Auf vorstehenden Blättern ist die Erörterung einer Reihe
von Fragen angeregt worden, deren wissenschaftliche und prak-
tische Bedeutung nicht unterschätzt werden darf. Möge sich
mehr und mehr die Erkenntniss Bahn brechen, dass der Boden
des niedersächsischen Flachlandes in der That ein sorgfältiges
Studium verdient.
Anlagen.
1. Fiskalische Bohrnng bei Stade.
(Mittheilung des Herrn Bohrmeister Gebhard.)
Lehm 0 — m. 1,26
Moorerde — „ 1,57
Thoniger Sand — „ 5,02
Grauer fetter Thon — „ 6,28
Haideerde — „ 6,75
Schwärzlicher zäher Thon mit Gypsstücken .... — „ 10,51
Körniger Gyps — „ 29,66
Blauer Thon mit Gyps — „ 32,80
Fester Gyps . . — „ 165,40
Bituminöser Gyps — „ 171,36
Sehr fester Gyps — „ 178,27
Bituminöser Gyps (Soole UVa %) — „ 183,76
Fester Gyps (Soole 15V4 7o, steigend bis 19%) . — „ 241,66
Zechsteinkalk — „ 247,94
Sandiger rother Thon — „ 260,50
Rother Thon, mit Steinsalz durchsprengt
(Soole 2672%)) — « 339,27
Sehr fester quarziger Sandstein — „ 345,24
Rother Thon, mit Steinsalz durchsprengt . — „ 593,18
2. Bohrung der Saline zu Campe bei Stade.
(Mitgetheilt durch Herrn Seminarlehrer Alpers in Hannover.)
Dammerde mit Feuersteingeschieben 0 — m. 1,88
Rother Schieferthon -- n 2,67
Feinkörniger rother Sand — „ 4,55
Rother Schieferthon — „ 16,11
Rother Schieferthon mit Spuren von Kalkstein . . — „ 49,12
Rother Schieferthon mit späthigem Gyps — „ 119,26
Lockerer rother Sand — „ 123,26
Rother Schieferthon mit Gyps — „ 126,80
Lockcror rother feinkörniger Sanrl 0 — m. 128,05
Ilothcr Sandstein — ,, 129,46
HellKraiUT Kalkstein — „ 130,56
Hotlier Sanflstein — „ 135,27
Hother Sandstein mit Kalk wechsellagernd ....--„ 137,00
Hoth<4' niid hellgrauer Sandstein — „ 138,56
Schwarzlicher bituminöser Schieferthon — „ 138,88
Ziemlich fester hellgrauer Mergelschiefer — „ 141,23
Fester duiikelgrauer Kalk mit Kupferkies . . — „ 151,43
(irtiuer Kalk mit (iyps — „ 152,69
Hellgrauer Mergelschiefer mit (iyps — „ 153.47
Dasselbe (iestein mit schwarzem Schiefer wechselnd — „ 154,73
Köthlich grauer sandiger Mergel — „ 162,26
Schwaizer bituminöser salzhaltiger Thon ((lesättigte
Sortle) - „ 162,89
Zerklüfteter grauer Kalk — „ 167,91
Ks wurde bis 180,70 m. gebohrt, weil bei einer Tiefe von
107,91 m. sich Sand beim Pumpen einstellte. Unten fand sich
im (ianzen die zuletzt angeuo'iene Schicht mit verschiedenen
dünnen Schichten von Gyps.
3. Bohrung auf dem Pferdeinarkto zu Stade
in den Jahren 18o4— 35.
(Zoitschr. cl. deutscli. p^eolofj. Gescllseh. 1872 p. 15.)
Pflastersand 0 — m. 0,58
Schwarze Erde — „ 1,75
Keiner Sand - „ 7,89
Sand mit starken Quellen — „ 9,64
Grauer Thon, sehr mergelig — „ 12,41
Kother Ton — „ 13,00
Grauer Thonsand, wasserhaltig (etwa Nachsturz?) . — „ 14,02
Rother Thon — „ 31,55
Derselbe mit Spuren von Marienglas - „ 31,84
Kother Thon — „ 34,47
Derselbe mit Marienglas •— „ 37,10
Derselbe mit viel Marienglas — „ 40,89
Kother Grand •...—„ 41,48
Kother Thon — „ 43,23
Bei der Umrechnung in Metermaass ist angenommen worden,
dass die ursprünglichen Fusszahlen hannoversche Fusse be-
deuteten.
4. Bohrung auf dem Markte zu Buxtehude.
Mai bis Juli 1874.
(Mitgetheilt durch Herrn Bürgermeister Ebert zu Buxtehude.)
Moor 0 — m. 1,25
Sand, bei 30 m. Braunkohlenbrocken enthaltend . — „ 35,80
Grauschwarzer glimmerführender Thon — „ 64,00
331
Sand, meist glimmerhaltig 0 — m. 133,00
Saud mit Braunkohle — „ 134,65
Reine Braunkohle — „ 137,50
Glimmerführender Sand, nachgewiesen bis ... . „ 159,50
5. Bohrung in der Theergrube des Hofbesitzers Wallniann
zu Wletze (in den Jahren 1858 und 1859).
(Mittheilung des Herrn Salineninspector Hahse zu Elze, früher zu Sülze, an
Herrn Dr. Häpke.)
Loser grauer Flusssand mit Theer (Grundwasser
schon in ca. 1 m. Tiefe) bis ra. 3,51
Fester grauer Sand und Grand mit kleinen abgerun-'
deten Steinen. Mehr Theer „ „ 4,09
Grauer Grand, ohne Theer „ „ 5,11
Grand mit Feuersteinen, ohne Theer „ „ 5,55
Gelblich grauer Sand, ohne Steine und Theer . . „ „ 6,72
Grauer -Sand mit einigen Steinen und etwas Theer „ „ 8,47
Grauweisser nach und nä'ch weiss werdender Sand mit
einigen- Steitfen, ohne Theer „ „ 12,27
Grauer Sand mit vielen kleinen Steinen, ohne Theer „ „ 12,56
Anfangs grober, hernach feiner und weisser werdender
Sand mit vielen Steingeröll^n und Feuersteinen
von 0,10 m. Grösse. Verhärtungen von Theer und
Sand wie auch verhärtete Thonerde und Eichenholz-
späne der jetzigen Schöpfung, wenig flüssiger Theer bis „ 13,73
Grauer Sand mit mehreren Thonverhärtungen und etwas
Theer T bis „ 15,19
Gelblicher, nach und nach weisser werdender Sand ohne
.Thonverhärtungen mit etwas Theer bis „ 16,65
Grauer Sand mit vielen kleinen Röllsteinen und Theer-
spuren bis „ 17,23
Weisser, leicht zu durchdringender Sand, ohne Rollsteine
und Theer bis „ 19,28
Grauer Sand mit Theer „ „ 19,86
Derselbe Sand ohne Theer . „ „ 20,74
Grauerins Gelbe übergehendefSand mit sehr viel Theer „ „ 23,37
Weissgrauer Sand ohne Theer „ „ 24,24
Grauer Geschiebethon, das heisst grauer sandiger in
Salzsäure brausender Thon mit sehr zahlreichen
Feuerstein- und Granit-Geröllen und Splittern, Kalk-
steintrümmern vom Uebergangskalk bis einschliess-
lich der Kreide, mit Spiriferen, Belemniten, Denta-
lien etc., Schwefelkiesnieren und Braunkohlen-
brocken. Sehr schwierig zu durchbohren, wenig
Theer bis „ 26,00
Grober Sand mit Geschiebethonklumpen und vielen
grauen sehr harten Granitgeröllen von 0,12—0,15 m.
Stärke und bis 372 Pfund Gewicht, Kalksteingeröll,
Schwefelkiesnieren und Braunkohlentrümmern, viel
Theer bis „ 27,60
332
Thoniger, sehr fest gelagerter Grünsand, bestehend aus
dem feinsten Sande, Glaukonit und grünlichem Eisen-
oxydul, frei von Steinen und grobem Sand, durch-
aus undurchlässiiz. Man wird verleitet, ihn für eine
tertiäre Bildung zu halten. Gänzlich frei von Theer bis m. 31,84
Brauner Geschiebethon mit allen Einschlüssen, wie sie
in der Tiefe von 24,24 — 26,00 m. vorkommen, aber
weniger gerundet als jene. Unter den Einschlüssen
eine wohl erhaltene Terebratula vulgaris.
Es fand eine lebhafte Entbindung von Kohlen-
wasserstoff (Sumpf luft) statt; das Gas stieg mit
atmosphärischer Luft (?) in der Wassersäule des
Bohrrohrs auf und brachte die Oberfläche zu hef-
tigem Aufwallen. Sehr viel Theer bis „ 32,13
Anfangs grober, dann etwas feinerer Sand ohne Steine
und Thon, aber mit viel Theer. Gasentbindung
fortdauernd bis „ 33,30
Sehr feiner Sand, frei von Thon und Steinen, zuletzt in
eine Geröllschicht von 0,03 m. verlaufend. Abnahme
der Gasentwickelung, Vermehrung des Theers . bis „ 34,47
Grober Sand, vermengt mit braunen Geschiebethon-
klumpen, die alle für sie charakteristischen Ein-
schlüsse enthalten bis „ 35,64
In dieser Tiefe verhinderte ein grauer, äusserst harter Gra-
nitblock, aus Feldspath, Quarz, Hornblende und sehr wenig schwar-
zem Glimmer mit eingesprengtem Schwefel- und Kupferkies be-
stehend, die Fortsetzung der Bohrarbeit. Die aus Solinger Guss-
stahl bestehenden, gut gehärteten King-, Kreuz- und Flachmeissel,
welche vier Wochen lang an der Zertrümmerung des Granitblockes
arbeiteten, hatten gegen die aufgewendeten Kosten einen zu ge-
ringen Erfolg? Neben dem Blocke wurde Sand heraufgebracht,
der bedeutend feiner und weisser war, als der ihn bedeckende
braune Sand. Nach zweimonatlichem Stillstande lieferte das 10
Zoll weite Bohrrohr 40 bis 50 Eimer des reinsten Theers, der
sehr reich an Naphtha, durchaus frei von Sand und so flüssig
wie Oel ist.
Seitens einer französischen Gesellschaft ist später auf dem-
selben Grundstücke ein zweites Bohrloch ca. 53 m. tief hinab-
getrieben worden ; dasselbe liefert noch mehr und noch dünn-
flüssigeres Petroleum als das erste.
In Hänigsen (bei Burgdorf) ist durch Hahse der Gault er-
bohrt worden; daselbst soll eine belgische Gesellschaft bis in
eine Tiefe von ca. 230 m. vorgedrungen sein; das Bohrmehl
schien (nach Nöldeke) auf blauen und rothen Keupermergel zu
deuten. Man fand nur noch Spuren von Theer, erhielt aber eine
concentrirte Soole. Die Ilseder Hüttengesellschaft soll bei Oels-
burg eine Tiefe von 400 m. erreicht haben, jedoch ohne günstiges
Resultat in Bezug auf Oelgewinnung.
333
I
6. Bohrung zu Hemelingen in der Nähe des Tenlo-Hamburger
Bahnhofes.
(Mitgetheilt durch Herrn Brunnenmeister Starcke).
Dünensand, übergehend in groben Sand mit Flusskies bis m. 12,50.
Zäher blauschwarzer (trocken dunkelgrauer) Thonmergel „ „ 21,70
Feiner, etwas kalkhaltiger Sand, nachgewiesen ... „ „ 29,00
7. Bohrung zu Oslebshausen neben der Gröpelinger Mühle^
bei dem Landhause von Frau Richter Focke.
(Mitgetheilt durch Herrn Brunnenmeister Starcke).
Gelber Dünensand 0 — m. 5,80
Derselbe Sand, heller gefärbt — „ 8,70
Hellgrauer, etwas feinerer Sand — „ i0,40
Dunkler huraushaltiger Thon mit Pflanzenresten. . . — „ 10,70
Dunkelgrauer Thon — „ 12,15
Hellgrauer grober Sand mit Flusskies, nachgewiesen bis „ 17,30
8. Bohrungen in der Stadt Bremen.
(Nach Bodenproben, mitgetheilt durch Herrn Brunnenmeister Starcke).
a. Verhältnisse in der mittleren Vorstadt.
Grober Dünensand, darunter
Grauer Thon, meist wenig mächtig, in m. 4,00-6,50
Weissgrauer Sand, mittelfein bis grob, feinkörnigen
Flusskies führend, nachgewiesen bis ^, 20,25
Darin stellenweise Einlagerungen von grobem Kies, Braun-
kohlenbrocken, Braunkohlengrus und einzelnen nussgrossen, selten
grösseren nordischen Geschieben und Feuersteinsplittern.
b. Bohrproben aus der Neuenstrasse (Altstadt).
Grober gelber Dünensand Proben bis zu m. 5,79
Gelber sandiger Lehm „ aus „ 7,23; 8,68
Moor „ „ „ 9,55
Grauer, Schluflfsand führender Thon „ „ „ 10,13
Grauweisser grober Sand mit klein-
körnigem Flusskies ,, ,, „ 11,57
Die beiden im Jahre 1874 durch die Sanitätsbehörde her-
gestellten zur Beobachtung des Grundwasserstandes bestimmten
Brunnenschachte haben den Dünensand nicht durchsunken.
9. Bohrungen zu Emden.
(Aus Prestel: der Boden der ostfriesischen Halbinsel, S. 25).
a. InderBoltenthorstrasse.
Schuttboden 0 — m. 1,26
Klei — „ 3,14
Darg . — ,, 3,45
Klei — „ 5,17
Fester brauner Darg — „ 5,96
Feiner mergeliger Lehm — „ 6,59
Schwarzer fester Darg — „ 8,32
Meersand mit nordischen Geschieben — „ 9,10
Weisser lehmiger Sand — „ 9,26
Brauner Klei mit Kieseln — ,, 10,04
h. Auf dem Vierkant.
Schuttboden 0 — m. 3,45
Klei — „ 6,91
Darg - „ 9,18
Klei — „ 10,75
Lehm mit nordischen Geschieben — „ 11,38
Feiner Sand — „ —
10. Bohning Im Aussendeleh bei Borsam In Ostfiiesland
(Aus Prestel: der liodeu der ostfries. Halbinsel, fcJ. 27).
Schwarzer Schlick 0 — m. 1,88
Schwarzer Schlick und Sand — „ 4,39
Schlick mit Darg — „ 5,02
Brauner Darg — „ 7,63
Grauer Sand — „ 8,16
Grauer Thon - „ 10,36
Feiner weisser Diluvialsand — „ —
11. Ueber Eiehenstämme In der Emsmarseh nnd nnter dem
Flussbette der Ems.
(Auszug aus einem Briefe des Herrn Niemeyer an Herrn Oberbaudirector
Las ins).
Beim Bau der Eisenbahnstrecke Ihrhovc-Weener ist „ein
massenhaftes Vorkommen von Holz beobachtet worden, und zwar
in der etwa 3 m. starken Moorschicht, welche unter dem rechts-
seitigen Vorlande (an der Ems) bis 2 m unter dem Ebbespiegel
sich findet, eine durchaus nicht auffällige Erscheinung, wenn man
berücksichtigt, dass die vorherrschende Windrichtung alle durch
den Strom herbeigeschwemmten schwimmenden Vegetabilien auf
dem rechten Emsufer aufspeichert. Mir ist es wahrscheinlich,
dass die Holzstämme, die sich zum Theil als Eichenholz erkennen
lassen, von den ausgedehnten gegenüberliegenden bewaldeten
Geesthöhen herrühren, dass dieselben in dem ehemals reichen
Schilfwuchs des Emsvorlandes eingebettet und von dem Schlick
des Flusses überdeckt sind, dass der Spiegel der Ems im Laufe
der Zeiten durch die Aufsandung des Flu:ssbettes erhöht worden
ist und die Stämme hiedurch in die Tiefe gesunken erscheinen.
Die Stämme finden sich liegend; Nichts deutet auf eine ursprüng-
liche Wurzelung an Ort und Stelle hin."
„Etwas anders litellt sich die Sache dar bei den Baggerungen
in den bei den dem rechten Ufer zunächst befindlichen Strom-
pfeilern. Hier treffen wir Eichenholzstämme in der Tiefe von
8 m. unter dem Ebbespiegel, 6 m. unter der Flusssohle an. Die
Erklärung ihres Vorkommens ist aber desshalb nicht schwierig,
weil diese beiden Pfeiler gerade in einer älteren sehr tiefen Strom-
rinne stehen, welche nach und nach durch Schlickablagerungen
sich ausgefüllt hat. Die Stämme und Fragmente von Aesten und
Laub finden sich unten auf dem Sande, der ehemaligen Flusssohle,
abgelagert, wohin sie durch ihr grosses specifisches Gewicht ge-
335
• ^
langt sind. Bedeckt sind die Vegetabilien mit sehr festen Schliek-
ablagerungen (sogenanntem Knickboden), welche hoch jetzt ihre
schichtenweise Entstehung wie die Jahresringe eines Baumes er-
kennen lassen."
„Unter den übrigen dem linken JEinsufer näher stehenden
Strompfeilern wie unter den Pfeilern des linksseitigen Vorlandes
findet sich bisher keine Spur von Holz."
12. Einige Höhenpnnkte.
(Aus der Hannoverschen Landesvermessung).
Höhen bei Syke, Bassum und weiter südlich . m. 42,00—44,00
Höchster Punkt bei Twistrtagen „ 51,41
Brillit bei Kuhstedt „ 44,40
Brüttendcrf bei Zeven „ 50,53
Litberg unweit Harsefeld „ 65,43
Bullerberg bei Rotenburg „ 53,16
Steinberg bei Völkersen, nördlich von Verden „ 72,44
Eckberg zwischen Nienburg und Neustadt a. R. „ . 60,76
Elmhorst bei Visselhövede „ 89,97
Falkenberg „ 150,72
Wilseder Berg „ 170,88
Pumpenberg westlich von Lüneburg „ 117,13
Höchste Punkte südlich von Uelzen „ 116,84—130,27
Vgl. ferner die Eisenbahnnivellements in diesen Abh. HI
S. 412—430. Die dort gegebenen Zahlen sind sämmtlich auf
Amsterdamer Null reducirt, daher nicht direct mit den Hannover-
schen Angaben vergleichbar. Ueber das Verhältnisrf von Har-
burger zu Amsterdamer Null vgl. diese Abh. III S. 431.
Ueber die Höhen im Flachlande ist im Allgemeinen erst
wenig bekannt. Bei einer kartographischen Darstellung der
Terrainverhältnisse in den Ebenen begegnet man einigen Schwie-
rigkeiten. Man hat auf den Karten vielfach versucht, die Unter-
schiede in der Höhenlage hervortreten zu lassen, indem man
z. B. die Höhen über 100 Meter oder über 250 oder 300 Fuss
durch ein besonderes Colorit auszeichnete. Ein derartiges Ver-
fahren bringt aber nothwendig den Eindruck hervor, als ob die
Farbengrenze wirklich eine Aenderung in der natürlichen Be-
schaffenheit des Landes oder ein plötzliches Ansteigen des Bo-
dens anzeige. Die hochgelegenen Haideflächen zwischen Celle,
Uelzen, Lüneburg und Soltau gehen aber so unmerklich in die
mittleren, etwa 30— 50m. hohen Geeststriche über, dass von
einer natürlichen Abgrenzung nicht die Rede sein kann. Man
sollte sich daher zur Bezeichnung der Höhenverhältnisse nur
der Höhencurven bedienen, während man durch Tondruck die
vier Terrainstufen (Marsch,' Vorgeest, Geest und Haidehügel)
des Schwemmlandes unterscheiden könnte. VSTährend eine ein-
seitige Rücksichtnahme auf die Höhenverhältuisse irrthümliche
Vorstellungen begünstigt, würde man durch die vorgeschlagene
Darstellungsweise nicht allein die wirkliche orographische Gliede-
33G
rung, soiulcrn auch den laDcIscbaftlichcn Charakter der Gegend
zur Anschauung bringen.
Anmerkung zu S. 304.
Im Januar d. J. verbreitete sich die Nachricht, dass zu
Soltau eine Petroleuniquelle entdeckt worden sei. Kleine Proben
dieses Petroleums, welche nach Bremen gelangten, waren völlig
wasserhell, so dass die Vermuthung nahe lag, man habe es
an dem Fundorte nur mit einer zufälligen oder absichtlichen
Tränkung des Bodens durch raffinirtes amerikanisches Petroleum
zu thun. Inzwischen sind durch unbeflieiligte Beobachter einige
Angaben gemacht worden, welche diese nahe liegende Annahme
allerdings etwas weniger wahrscheinlich machen. Meine Absicht,
das Vorkommen an Ort ?ind Stelle kennen zu lernen, habe ich
noch nicht ausgeführt, weil das herrschende Frostwetter einer
genauen Untersuchung hinderlich gewesen sein würde. Die Nach-
richten, welche bis jetzt bekannt geworden sind, geben noch
keinerlei Klarheit über den wirklichen Sachverhalt, so dass ich
nicht im Stande bin, mir irgend ein ürtheil über die Angelegen-
heit zu bilden. — Mit dem Petroleum soll auch Salz vorkonomen,
welches man allerdings bei Soltau erwarten durfte.
1
t^^ai:<5c^
J'
Beiträge zur Flora der Herzogthümer
Bremen und Verden,
unter besonderer Berücksichtigung der
Umgegend von Stade
von F. Alp er s,
Scminarlelirer in Hannover.
Die Herzogthümer Bremen und Verden gehören zu denjenigen
deutschen Landestheilen , die bislang in botanischer Hinsicht
nicht vollständig durchforscht sind. Einzelne ihrer Kreise frei-
lich erfuhren eine erfreuliche Berücksichtigung. Die Aemter
Achim, Lilienthal, Osterholz werden schwerlich noch Nennens-
werthes an Pflanzen aufzuweisen haben, das von Bremer Natur-
forschern nicht schon aufgefunden wurde*). Ueber die Flora
der Umgegend von Verden veröffentlichte Dr. 0. F. Lang bereits
1846 in der Regensburger botanischen Zeitung (Nr. 29 und 30)
Fragmente; es werden in dieser Arbeit 651 Gefässpflanzen als
bei Verden wachsend aufgeführt, v. Pape lieferte für die Ab-
handlungen des Bremer naturwissenschaftlichen Vereins, Band L,
ein Verzeichniss der in der Umgegend von Stade von ihm be-
obachteten Gefässpflanzen (die Aemter Jork, Freiburg, Himmel-
pforten, Harsefeld und Bremervörde umfassend), und G. F. W.
Meyer berücksichtigt in seiner Ghloris hanoverana und in der
Flora hanoverana excursoria in hervorragender Weise das Mün-
dungsgebiet der Elbe und Weser, soweit dasselbe hier in Be-
tracht kommt. Endlich hat K. Hagena in seiner Phanerogamen-
Flora des Herzogthums Oldenburg (abgedruckt in den Ab-
handlungen des naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen,
Band H.) einzelne interessante Angaben von Standorten aus dem
*) Die Flora dieser Aemter ist enthalten (abgesehen von einigen älteren^
Arbeiten bremischer Naturforscher) in der Flora breinensls , 1855 (Verfasser •
die damaligen Studenten, jetzigen DD. med. Job. Dreier, W. O. Focke und Job»
Kottmeier) und in den Nachträgen und Berichtigungen zu dieser Flora, zu-
sammengesteUt von Prof. Dr. Bucbenau (in den Abhandlungen des naturw«
Vereins zu Bremen I. S. 1 if.^.
tV. Mftrz 1875. 22
:j3s
Lande Wührden gebracht, das wogen seiner goographiscben Lage
in einer Flora der Ilerzogthünier Bremen und Verden eben so
wenig kann ansser Acht gelassen werden, «als die bremischen
Gebietstheile am rechten Weser- und die hamburgischeu am
linken Eibufer. I^eider sind die meisten Untersuchungen un-
vollständig ausgefallen, weil die Botaniker, welche sie anstellten,
verhältnissnuissig nur kur/e Zeit im (iebiete sich aufhielten, so
dass bis jetzt eigentlich nur die Mora der Bremen benachbarten
Kreise der Ilerzogthünier so gut wie vollstiindig bekannt wurde. *)
Ausser den botanisch entweder ganz oder doch so ziemlich
erforschten (lebieten giebt es aber noch weite Strecken der
Landdrostei Stade, in die meines Wissens niemals oder doch
nur sehr selten ein Botaniker seinen P'uss setzte. Ich kann es
mir nicht versagen, auf dieselben aufmerksam zu machen, da ich
die Ueberzeugung habe, dass sie des Interessanten viel bergen;
es sind hier vor allen zu nennen die Moore des Landes Hadeln,
die Haidc- und Moordistricte zwischen Land Hadeln und Land
Wursten, die Börde Ringstedt (namentlich der südliche Theil),
die Gegend um Kirchtimbke, Gnarrenburg, Sittensen '^).
Es war meine Absicht, eine Arbeit über die Flora der Her-
zogthümer Bremen und Verden erst in späteren Jahren dem
naturwissenschaftlichen Vereine in Bremen zur Verfügung zu
stellen, da ich hoffte, in meiner günstigen Stellung als Lehrer
der Botanik am Seminar zu Stade dann eine annähernd voll-
ständige Enumeration liefern zu können. Meine inzwischen er-
folgte Versetzung bestimmt mich , das von mir gesammelte Ma-
terial schon jetzt einzusenden, da ich nur selten noch Gelegen-
heit haben werde, neue Standorte interessanter Pflanzen der
*) Ilofr.'ith GriscbfU'h in (iöttinpfeii, der einige Male das liremisclio besucht
hat, veröttVntlichtt' , ßo viel ich erfahren konnte, über die Ergebnisse dieser
Kxcursionen nichts (ein paar An<ral)f'n linden sich im Verzeichnisse v. Pape's);
L)r. Sonder führt in seiner Flora hanihurg-ensis nur beiläulig Senecio eruci-
folius L. als bei Kitzebüttel wachsend anf.
Von Botanikern, die läno^ere Zeit im J^remischen botanisirten , und von
denen ich schätzbare Heiträge an JMlanzen erhielt, nenne ich an dieser SteUe
den Herrn Knöner , Ilauptlebrer emer. in Lehe , und den verstorbenen Haupt-
lehrer Lührs in Ottersberg, dessen Herbarium vor einigen Jahren zum grössten
Theile in meinen JJesitz kam. Krsterer ist tüchtiger Kenner der Flora des
Ijandes Wursten und der Gegend zwischen J^ehe und Bederkesa; letzterer sam-
melte besonders um Neuhaus und Ottersberg. Sodann verdanke ich mehrere
interessante Pflanzen aus der Umgegend von Stade ITerrn Dr. med. Bohde,
jetzt in Zeven , dessen Herbarium mir in freundschaftlichster Weise zur Ver-
fügung gestellt wurde.
**) Einzelne werthvolle Angaben sind allerdings auch aus den oben ge-
nannten noch zu durchforschenden Gegenden schon bekannt. So fand Herr
Prof. Dr. Buchenau in Bremen auf der liaide zwischen Keuenwalde und Holssel
Gymnadenia albida Rieh. (cf. Abhandlungen des Bremer naturwissensch. Vereins
Bd. I. Seite 377 und 378, wo die Ergebnisse einer botanischen Excursion des
Herrn B. im Jahre 18G7 mitgetheilt werden), und Herr Dr. W. O. Focke führt
in der Miscelle „Nordwestdeutsche Wanderpflanzen" in den Bremer Abhand-
lungen Anthoxanthum Puelii Leo. et Lam. als massenhaft in der gleichfalls
noch recht unbekannten Gegend von Visselhövede vorkommend an (Abhand-
lungen Bd. IV. Seite 214).
3^9
Landdrostei aufzufinden. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass
diese Beiträge doch in etwas einer vollständigen Flora des
Bezirks vorarbeiten , deren Herausgabe hoffentlich in nicht zu
ferner Zeit sich wird ermöglichen lassen. Als Nachträge zu dem
V. Pape'schen Verzeichnisse vervollständigen sie das Bild der
Flora der Umgegend von Stade, so dass nach dieser Seite hin
nicht viel Wesentliches mehr wird hinzuzufügen sein. Ich con-
statire hier mit Vergnügen, dass ifth die v. Pape'schen Angaben,
soweit sich mir Gelegenheit bot, ihre Zuverlässigkeit zu prüfen,
als durchaus zutreffend erkannt habe; sehr vereinzelte Ausnahmen
finden sich bei den in Frage kommenden Arten erwähnt.
In dem nachfolgenden Verzeichnisse sind die von mir selbst
aufgefundenen Standorte ohne Hinzufügung meines Namens auf-
geführt. B. bezeichnet die Beiträge des Herrn Dr. med. Bohde
in Zeven, K. diejenigen des Herrn Knöner in Lehe, L. die des
verstorbenen Lehrers Lührs in Ottersberg. Ein S. ist den
Standorten beigefügt, die mir durch Seminaristen des Stader Se-
minars bekannt geworden sind. In Bezug hierauf sei ausdrück-
lich bemerkt, dass ich Angaben nur dann aufgenommen habe,
wenn die betreffenden Pflanzen von mir selbst untersucht wer-
den konnten. — Einige Angaben rühren von anderen mir be-
kannten Botanikern her, deren Name jedesmal hinzugefügt ist.
Hinsichtlich des Druckes ist noch zu erwähnen, dass im
Gebiete neu aufgefundene und der Flora desselben wirklich an-
gehörende Arten durch fette Schrift ausgezeichnet sind; neu
aufgefundene Varietäten, Formen etc. einheimischer Arten sind
durch gesperrte Schrift kenntlich gemacht, während alles, was
nicht als im Gebiete eingebürgert betrachtet werden kann, in
Petitschrift gesetzt ist. Die Namen dieser verwilderten oder nur
als vorübergehende Erscheinungen anzusehenden Gewächse haben,
so weit letztere hier zum ersten Male für die Herzogthümer
nachgewiesen sind, ein f erhalten-, die Namen aller in der Um-
gegend von Stade gefundenen, aber in der v. Pape'schen Enume-
ration nicht aufgeführten Pflanzen , so wie aller von v. Pape
nicht erwähnten Spielarten und Pflanzenformen sind mit einem *
versehen.
Kanunculaceae.
Thalictrum flavum L. Bei Stade selten : Burweg S , auf
Wiesen hinter dem Schwarzen Berge (Seminarlehrer
Hüttmann in Hannover). — Belum, Quelkhorn, Roten-
burg, Daverden, Langwedel, Ottersberg, Kirchlintelu S.
— Weddewarden, Alt-Luneberg ; in der Marsch bei
Achim und Arbergen sehr häufig.
Hepatica triloba Gil. Nordahner Holz bei Lamstedt (Schul-
inspector v. Staden in Verden), Thörenwald bei Sitten-
sen S.
Pulsatilla vulgaris Mill. Bierden, üphusen bei Achim.
22*
340
Anemone nemorosa L. Im Iladdorfer Holz bei Stade
* eine Form mit doppelt so grosser Blüthe, als ge-
wöhnlich.
Myosurus minimus L. Am Schneeweg nnd am Schwinge-
deich bei Stade S. — Ilollern.
Batrachium hederaceum K. Mey. An der Oste bei Alpers-
hausen S. — Westersode bei Lamstedt. Bei Stade:
Iladdorfer Bruch, (Iräben vor Bockhorst, bei Stein-
damm, Sumpf am Hohen Wedel.
— divaricatum AVimm. Altkloster, Langwedel S. — Bei
Stade: Am Schneeweg, bei der Sinfonie, Horneburg.
— fluitans Wimm. Altkloster S.
— aquatile E. Mey.
a capillaceum: Arbergen, Embsen bei Achim; bei
Stade: Bargte, Haddorf.
ß terrestrc: llarsefeld.
Ranunculus Fhimmula L.
* var. radicans Nolte. Perleberg, Sumpf am Hohen Wedel
bei Stade.
— Lingua L. häufig. Bei Stade z. B. bei Bockhorst,
Villah, Thun, Dollcrn, Burweg, beim Schwabensee. —
Im Alten Lande bei Fraucop S., im Kreise Neuhaus
bei Niederhüll und am Balksee S., im Lande Hadeln
bei Ihlienworth S. — In den Kreisen Lehe, Verden
und Rotenburg au vielen Stellen.
— auricomus L. Borstel im Alten Lande, Bockhorst bei
Stade S. — Ebendaselbst beim „Grünen Walde".
* — bulbosus L. Stade : Vor dem Salzthor, bei den Kalk-
öfen, Contrescarpe, Schwarzer Berg, Eisengiesserei.
— polyanthemos L. Spaden bei Lehe K.
— arvensis L. Assel, Dornbusch (Kehdingen); Neuen-
kirchen (Land Hadeln) S. — Lehe K. — Stade: Bruns-
hausen und bei den Kalköfen.
Nymphaeaceae.
Nymphaea alba L. In Gräben zwischen Sternberg und Villah
bei Stade * eine Form mit auffallend kleiner Blüthe.
Papaveraceae.
Papaver Argemone L. Langwedel S. — Horneburg; San-
ders Anlagen, Hoher Wedel, Camper Kirchhof bei
Stade.
— Rhoeas L. Gr. Meckelsen S. — Buxtehude.
— dubium L. Langwedel, Altkloster S. — Baden, Bier-
den bei Achim, Hemelingen; Stade: Sanders Anlagen,
Hoher Wedel.
t — somniferum L. Verwildert bei Ottersberg und auf Aeckern zwi-
schen Biensförde und Stade.
341
f Eschscholtzia californica Cham, et Schi. Verwildert in der Nähe des
Schwarzen Berges bei Stade.
Fnmariaceae.
* Corydalis intermedia P. M. E. (C. fabacea Pers.) In den
Dohren bei Horneburg (Organist Fick daselbst).
* — solida Sm. In Schölisch, an Hecken auf der Contre-
scarpe, hinter dem städtischen Kirchhofe, am Schwar-
zen Berge bei Stade.
* — claviculata DC. Platjenwerbe, Lilienthal, Teufelsmoor,
Oyterdamra, Quelkhorn S. — Volkmarst L. — Stubben.
Crueiferae.
Nasturtium officinale R. Br. Häufig. Stade: Stadtgraben vor
dem Salzthor, beim „Grünen Walde^S Thun, Campe,
Bockhorst u. s. w.
— silvestre * ß dentatum Koch. Stade, vor dem
Salzthor.
Barbaraea arcuata Rchb. 1873 an der Wettern bei der Mühle
vor dem Kehdinger Thor (Stade).
— praecox R. Br. Langen bei Lehe K.
— stricta Andrzj. Auf Julssand, Twielenfleth gegenüber.
Turritis glabra L. Daverden; Sanders Anlagen, am Hohen
Wedel bei Stade.
Cardamine amara L. Hedendorf S. — Lehe K. — Wohlen-
beck und Hessel bei Lamstedt; Brunshausen, Haddorf,
Bargte, am Hohen Wedel bei Stade,
var. hirta Wimm. u. Grab. Zwischen Wohlenbeck und
Hessel.
y Hesperis matronalis L. Sehr häufig an Gräben bei Oberndorf und Osten ;
Camper Abhänge, Wiesen vor dem Hohen Wedel, am Stadtgraben
vor dem Hohen Thor bei Stade.
\ Sisymbrium Sinapistrum Crutz. Beim Achimer Bahnhofe unter S. offici-
nale Scop.
— Sophia L. Im Norden der Landdrostei nicht häufig.
Rotenburg, Hesedorf bei Zeven. — Buxtehude ; Hoher
Wedel, Camper Mühle bei Stade.
AUiaria officinalis Andrzj. In der Marsch bei Stade gemein.
Altkloster, Etelsen, Völkersen bei Verden S. — Achim,
Campe bei Stade.
T Erysimum Orientale R. Br. An Schutthaufen am Hohen Wedel bei Stade.
Brassica nigra Koch. Steinkirchen, Dornbusch S. — Bassen-
fleth, Brunshausen, Breckwoldtssand bei Stade; Ahrens-
flucht (Osten), Dingen (Land Wursten).
Sinapis arvensis * var. hispida DölL Aecker bei Campe
(Stade).
— alba L. Baden bei Achim.
* Alyssum calycinum L. Brest, Hollenbeck S. — Hagen bei
Stade.
:W2
* Bcrteroa incana 1)C. (Farsctia ine. R. Br.) Stade: 1871 cm
Exemplar bei Sanders Anlagen. Im Kreise Verden
stellenweise gemein.
Cochlearia Armoracia L. Stade, Wiesen beim Hohen Wedel.
* Camelina sativa Crntz. Ottersberg, Dodenberg S. — Uescn
bei Achim, Alt-Luneberg, Steindamm bei Stade.
— dentata Pers. Gyhum S. — Achim.
Teesdalea nudicaulis R. Rr. Zwischen Horneburg und Heden-
dorf * eine niederliogende bis 1' hange Form.
Lepidium sativum L. Ihliomvorth »S. — Stiule, LcinHcker beim Schwarzen
Berge und hei Ahlerstedt.
— ruderalc L. Sehr häufig bei Rremerhaveo.
— campeslre R. Rr. Steindamm bei Stade.
ife
— Drabn L. Stade: auf einer Wiese bei der Schnackenbnrg. Buxte-
hude.
*|* — perfoliatura L. Stade: Schutthaufen beim Ilohen Wedel. Buxte-
hude.
Capsella Bursa pastoris Mnch.
* a sinuata Schlchtd. Stade (beim „Grünen
Walde"}.
* ß integritolia Schlchtd. Stade (bei Campe).
Neslia paniculata Desv. Achim.
Cakile maritima Scop. Wremer Aussendeich K.
Crambe maritima L. Wremen K.
Raphauus Raphanistrum L. Mit gelbweissen, violett geäder-
ten Blüthen auf Aeckern zwischen dem Rothen Hause
und Riensförde bei Stade; Achim.
Tiolarleae.
Viola odorata L. Basbeck S. — Bei Stade: Contrescarpe,
Chausseerand vor dem Schifferthore , beim Schwarzen
Berge.
— palustris L. Häufig. Bei Stade: Schwabensee, Thun,
Campe, hinter den Kirchhöfen u. s. w.
var. foliis superioribus ovato-cordatis , petiolis sub-
alato-marginatis : Zwischen Horneburg und den Bohren.
Kesedaceae.
J Keseda lutea L. Am Estedeich bei IJuxtehude (1872).
— Luteola L. Arbergen, Achim, Daverden. Stade: bei
der Badeanstalt und bei Sanders Anlagen.
Droseracae.
Drosera intermedia*) Hayne. Thun, Stader Moor. (In fast
allen Kreisen häufig.)
*) Von Drosera interm. Jfayne soll im Moor zwischen Steinau und Wanna
«uch die schwimmende Form mit Ausläufern vorkommen; ich selbst habe sie
■^»ebiete nicht gesehen.
*
■ . . I
343
Drosera anglica Huds. Stader Moor, Ströher Moor bei Oster-
holz, zwischen Steinau und Wanna im Lande Hadeln
(hier sehr häufig) S.
Parnassia palustris L. Stade: Wiesen unterhalb Campe,
Riensförde, beim „Grünen Walde". Sehr häufig in
den Kreisen Rotenburg und Verden.
Polygaleae.
Polygala vulgaris L. Hollenbeck, Waffensen, Gr. Meckelsen,
Dahlbrügge S. — Ottersberg L. — Lehe K. — Bei
Stade: Camper Abhänge, zwischen Steindamm und
Gräfenmoor (hier mit weissen, blauen und rothen
Blüten).
— depressa Wender.*) Sittensen, Hesedorf bei Bremer-
vörde S. — Zwischen Harsefeld und Ahlerstedt; Wohlen-
beck bei Basbeck.
Sileneae.
* Dianthus deltoides L. Langwedel, Linteln und Hönisch bei Ver-
den; Otterstedt, Buchholz, zwischen Helversiek und
Scheessel, Wafl'ensen, Bötersen, Meckelsen, Rotenburg,
Cadenberge, Blumenthal bei Himmelpforten S. — Stade:
Bei Sanders Anlagen, am Hohen Wedel, beim Schwar-
zen Berge, vor Riensförde, am Exercierplatz, in der
Nähe des Garnisonkirchhofes, an der Contrescarpe
zwischen dem Salz- und Hohen Thor. Harsefeld.
* Saponaria officinalis L. Sanders Anlagen, auf der Horst,
Thun bei Stade.
* Silene vulgaris Grcke. (inflata Sm.) Spaden bei Lehe K. —
Zeven, Stotel, Flögein, Blumenthal bei Himmelpforten,
Camper Ziegelei bei Stade, zwischen Altkloster und
Apensen S. — Buxtehude, Achim.
Melandryum album Grcke TLychnis vespertina Sibth.) * f 1 o-
ribus carneis: Stade, in der Nähe von Sanders
Anlagen S.
— rubrum Grcke. (Lychnis diurna Sibth.) Bei Quelk-
horn eine Mittelform zwischen M. album und M.
rubrum. **)
Alsineae.
Sagina procumbens var. spinosa Gibson. Bei der Achimer
Mühle.
*) Die Angabe v. Pape's, nach welcher P. depressa Wender, auf der gan-
zen Haide zwischen Riensförde und Harsefeld gemein sein soll, habe ich nicht
bestätigt gefunden. Ich sah an dieser Localität nur P. vulgaris L.
**) Vgl. Abhandl. des uaturw. Vereins zu Bremen Bd. I. pag. 7.
1
*
344
Sagina nodosa var. * pubescens Koch. Buchholz bei
Ottersberg S. — Auf P'lossholz im Stader Stadt-
graben.
Spergula arvcnsis var. niaxima Weihe. Bei Achim unter
Lein.
— Morisonii Boreau. Heeslingen, Dodenberg bei Otters-
berg S. — Achim, Hedendorf bei Horneburg.
* Spergularia rubra Presl. Häufig. Bei Stade: Hoher Wedel,
Campe, Horneburg, Hedendorf, Hechthausen, Harse-
feld u. s* w.
•— salina Presl. Mit steif aufrechtem, einfachem Stengel
bei Weddewarden (Land Wursten).
Anmerkung. Holosteum uinbellatuni L., von v. Pape ohne
nähere Standortsangabe aufgeführt, habe ich niemals bei Stade
gefunden.
* Stellaria nemorum L. Zeven, Dobrock S. — Gehölz bei
Lehe K. — Haddorfer Holz bei Stade.
— uliginosa Murr. Bei Stade z. B. an den Camper Ab-
hängen, Perleberg, Harsefeld, Dammhäuser Moor.
Cerastium glomeratum Thuill. Dobrock; bei Stade: am
Schwingedeich, auf der Contrescarpe, in der Nähe des
Camper Kirchhofes, Hollenbeck, Hedendorf.
— var. minimum*) (caule erecto 1 — 2-pollicari, caly-
cibus majoribus apice glabris, pedicellis fructiferis
calycem aequantibus brevioribusque) Thun bei Stade.
Elatineae.
Elatine Aisinastrum L. 1874 an dem bekannten Standorte
(Wisch bei dem Bremer Krankenhause) von mir ge-
funden.
Lineae.
Linum catharticum L. Langwedel, Hollenbeck bei Harse-
feld S. — Ahlerstedt, Wiesen bei Perleberg, Bade-
anstalt bei Stade.
Radiola linoides Gmel. Bei Stade z. B. zwischen Bockhorst
und Villah, zwischen Agathenburg und Riensförde.
Malyaceae.
Malva moschata L. Achim. — Mit weniger tief eingeschnit-
tenen oberen Blättern: Dornbusch; Neuland im Kreise
Neuhaus S.
* floribus albis. In der Nähe des Schwarzen Berges
bei Stade.
J — crispa L. Achim (in Bauerhöfen verwildert).
*) Ich ziehe diese Form zu C. glomeratum Thuill., weil sie (bis auf die
ungehärteten Kelchblätter) in Blattform, Behaarung, Länge der Blüthenstiele
mit demselben übereinstimmt.
*
345
Hypericineae.
Hypericum perforatum L. Bei Achim unter H. perf. und
H. tetrapt Fr. eine Mittelform zwischen beiden *).
— humifusum L. Gyhum, Rammshausen, Heetzwege;
Dahlbrügge, Lessei bei Verden ; Harsefeld, Altkloster;
Oerel und Hesedorf bei Bremervörde S. — Otter-
stedt L. — Lehe K. — Zeven (hier häufig), Otters-
berg, Bässen. Bei Stade : Weiden hinter Campe, Bock-
horst, Hedendorf, im Grossen Bracken und am Deepen
Rehm bei Ahlerstedt.
— quadrangulum L. Ottersberg, Campe bei Otters-
berg L. — Wanna im Lande Hadeln, Hesedorf bei
Bremervörde S. — Stade: Wallabhang beim Stockhofe.
— tetrapterum Fr. Häufig. Stade: Beim Ottenbeck,
Thun, Campe, Bockhorst, zwischen Haddorf und Mit-
telsdorf.
— pulchrum L. Stade : bei Sternberg, Haddorf, Mittels-
dorf. Sehr häufig bei Zeven.
— montanum L. Daverden S.
Acerineae.
Acer campestre L. Daverden, Langwedel S.
O^raniaceae.
J Geranium sanguineum L. 1872 ein Exemplar auf der Horst bei Stade.
— dissectum L. Dornbusch, Bülkau, Otterndorf, Ihlien-
worth S. — Lehe K. — Wiepelnbusch bei Achim.
Stade: am Schwingedeich bei Bassenfleth und bei
Brunshausen.
— Robertianum L. Nicht gemein. Bei Stade: Campe,
Haddorf, am Schwarzen Berge.
Balsamineae.
Impatiens Noli tangere L. Platjenwerbe, Löhnhorst; im
Thörenwald bei Sittensen, Zeven, Dollern S. — Spaden
bei Lehe K. — Haddorf und Grünendeich bei Stade.
Oxalideae.
* Oxalis stricta L. Estebrügge S. — Am Schwarzen Berg bei
Stade.
— corniculata L. Altkloster S. — In Gärten vor dem
Kehdinger Thor bei Stade.
*) Nach Herrn Dr. W. O. Focke in Bremen ist neuerdings ein Bastard
zwischen I£. perforatum uüd H. tetrapterum mehrfach beobachtet.
1
*
346
Celastrineae.
Evonymus europaea L. Daverden, Ilarsefeld S. — Achim,
Zeven, Haddorfer Holz bei Stade.
Bhamneae.
Rhainnus cathartica L. Langwedel, Tiste bei Sittensen,
Gyhura, Zeven S.
Papilionaceae.
Ulex europaeus L. Haide bei Hagen S.
Genista tinctoria L. Löhnhorst, Rekum, Daverden, Oyter-
damm; Altkloster, Düdenbüttel, Camper Abhänge bei
Stade S. — Otterstedt L. — Sellstedt bei Sehiflfdorf,
Ahlerstedt, beim Grossen Bracken und im Deepen
Rehm.
— germanica L. Horneburg (Organist Fick daselbst). —
Riensförde S.
Ononis spinosa L. Stade: Beim Schwarzen Berge, zwischen
Steindamm und Gräfenmoor, Dollern.
Medicago sativa L. Stade: Bei der Badeanstalt S. — Camper Ziegelei.
— falcata L. Am Weserdeich bei Lehe K. — Estedeich bei Buxte-
hude.
Melilotus altissimus Thuill. Geestemünde, Neuhaus, Dorn-
busch, Bützflether Sand S. — Julssand, Sanders An-
lagen bei Stade.
* — offlcinalis Desr, Buxtehude.
* — albus Desr. Sanders Anlagen bei Stade.
An merk. M. dentatus Pers. , den Meyer in seiner Chloris ban.
als am Eibufer bei Stade wachsend angie])t, haben weder v. Pape
noch ich aufzufinden vermocht.
Trifolium medium L. Horneburg (Org. Fick). — Stade: bei
Sanders Anlagen.
— fragiferum L. Lehe K. — Neuhaus S. — Wedde-
warden.
-— hybridum L. Auf Krautsand; Langwedel S. — Lehe
K. — Buxtehude, Hollenbeck bei Harsefeld, Achim,
Arbergen (hier stellenweise sehr häufig).
— elegans Savi*). Achim (Juli 73).
— agrarium L. In der Ordnado bei Sittensen S. —
Achim (hier wahrscheinlich mit Grassamen einge-
schleppt).
* — procumbens L. Stade: Bei der Eisengiesserei und
Sanders Anlagen , beim „Grünen Walde** (hier auch
* ß campestre Schreb.).
*) Trifolium elegans Savi halte ich nur für eine Abart von Trif. hybri-
dum L. Da ich aber bei der Aufzählung der Arten einmal der Flora von
Garcke gefolgt bin, so mochte ich hier keine Aenderung vornehmen.
347
Astragalus glycyphyllos L. Stade: Bei Sanders An-
lagen und in einer Schlucht an der Chaussee beim
Schwarzen Berge.
Ornithopus sativus Brot. Achim und zwischen Borstel und Bässen ; Perle-
berg bei Stade.
Vicia Cracca L. */?argentea (Mey. Chi. han.). Stade
(Wiesen bei Campe).
— sepium L. Stade: z. B. bei Bassenfleth, am Hohen
Wedel, bei der Camper Ziegelei.
— lathyroides L. ' Stade : Am Wegabhange vor Sanders
Anlagen und auf den grasigen Hügeln daselbst.
An merk. Vicia tenuifolia Rth. soll nachK. in manchen Jahren
häufig im Grase auf den Aussendeichen bei Lehe wachsen, in an-
deren Jahren wieder gar nicht dort vorhanden sein. Ich vermuthe
hier eine Verwechselung mit einer zarten Form der V. Cracca L.,
die ich im vorigen Jahre häufig am Weserdeiche bei Bremer-
haven sah.
Ervum hirsutum L. (Viel häufiger, als die folgende Art.)
Stade: z. B. bei den Kalköfen, Campe, am Hohen
Wedel.
— tetraspermum L. Langwedeier Marsch, Daverden,
Neuenkirchen im Lande Hadeln, Altkloster S. — Die
von V. Pape erwähnte grossblumige Form z. B. bei
Hollern und Estebrügge.
Lathyrus pratensis L. Bei Bekedorf (Apensön) S. * eine
armblüthige Form (Blüthentrauben 2- 3-blüthig).
— Silvester L. Daverden S. — Stade: am Bachufer
beim Schwabensee und bei Sanders Anlagen.
-— paluster L. Ottersberg S.
— montanus Bernh. (Orobus tuberosus L.) Langwedel
S. — Lehe K. — Achimer Fuhrenkamp; Dobrock,
Hessel, Westersode; Hollenbeck, Ahlerstedt, Harse-
feld, Hedendorf; Campe und am Schwarzen Berge bei
Stade.
Amygdaleae.
Prunus Padus L. Daverden, Horneburg S. — Haddorf,
Thun, Perleberg bei Stade.
Bosaceae.
Spiraea salicifolia S. Glinde bei Bremervörde. Alt-Luneberg.
Ulmaria pentapetala Gilib. (Spiraea Ulmaria L.)
a denudata Presl. z. B. Achim und beim „Grünen
Walde" (Stade).
ß glauca Schulz. Achim, bei der Stader Bade-
anstalt u. s. w.
Geum urbanum L. Stade: Haddorf, Campe, beim „Goldenen
Löwen", Agathenburg, Riensförde, Perleberg u. s. w.
— rivale L. Gr. Meckelsen, Horneburg S. — Beverstedt,
Bederkesa K. — Zeven, Ahlerstedt, Harsefeld, Had-
dorf, Thun bei Stade.
348
* Geuin rivali-iirbanum G. Mey. (iiitermedium Ehrh.) Had-
dorfer Holz bei Stade.
* Bubus suberectus Anders. Massenhaft in einem Gehölz auf
dera Stader Moor hinter Villah.
— fruticosus L. Stade, z. B. in einer Hecke zwischen
dem Seminargarten und der Badeanstalt.
-— Sprengelii W. et N. Im Gr. Bracken bei Harsefeld.
— gratus Focke *) (= R. vulgaris var. concolor Pocke,
non Weihe et N. Abhandlungen des Bremer natur-
wisscnsch. Vereins Bd. I. S. 287.) Borstel bei Achim.
— villicaulis Koehlcr. Moor bei Ueserdicken (Achim).
— caesius L. Stade: z. B. bei Sanders Anlagen und am
Hohen Wedel.
— Idaeus L. Stade: z. B. bei Campe und Haddorf.
— saxatilis L. Bederkesa K. — Haddorf und Hedendorf
bei Stade.
f Fragaria nioschata Duchesne. Thuu bei Stade (1872). Wahrscheinlicb
auch bei Harsefeld.
* Potentilla reeta L. Vereinzelt beim Schwarzen Berge (Se-
minarlehrer Hüttmann) und auf der Horst bei Stade.
— argentea L. Stade: Auf der Contrescarpe, bei den
Kirchhöfen, Campe, Eiensförde, Sanders Anlagen,
Sternberg, Schwarzer Berg.
/Moliis ternatis. Auf einem sandigen Platze in
üesen bei Achim.
— reptans L. Hagen bei Stade B. — Am Deiche im
Lande Wührden K. — Langwedel, Lesum, Horne-
burg S. — Am Schwingedeich bei Stade.
Alchemilla vulgaris L. Grasberg, Horneburg S. — Lebe K.
— Stade: Am Schwingedeich, Wiesen vor Schölisch
und beim Goldenen Löwen, beim Schwarzen Berge,
Haddorf, zwischen Gräfenmoor und Düdenbüttel S. —
Auf der Contrescarpe vor dem Salzthor.
— arvensis Scop. Stade: z. B. am Hohen Wedel, beim
Schwarzen Berge, bei Sanders Anlagen.
Sanguisorba officinalis L. Daverden S. — Ottersberg, Do-
denberg; Stade (bei Bockhorst und Gräfenmoor).
— minor Scop. (Poterium Sanguisorba L.) Stade, am Wege beim
Alten Stadtgraben vor dem Hohen Thor.
Agrimonia Eupatoria L. Zwischen Otterstedt und Nartum,
Heetzwege; Langwedel, Daverden, Stedebergen, Wahne-
bergen bei Verden; Rekum, Dornbusch S. — Spaden
bei Lehe K. — Stade: Bei der Badeanstalt und bei
Steindamm.
* — odorata Mill. Apensen bei Buxtehude S.
*) Herr Dr. med. W. O. Focke in Bremen, der die Freundlichkeit hatte,
die Bestimmung verschiedener Eubus- Arten meiner Sammbmg zu revidiren, resp.
auszuführen, trennt K. gratus entschieden von R. vulgaris W. et N. Ich darf
hierbei auf eine demnächst erscheinende Arbeit des Herrn Dr. Focke über die
deutschen Broml)eerarten verweisen.
349
* Rosa ciiinamoinea L. Stade, beim Camper Vorwerk (wohl
nur verwildert),
Pomaceae.
Mespilus Oxyacantha Gaertn. (Crataegus Oxyacantha L.)
var. la ein lata Wallr. in der Achiraer Marsch.
* — monogyna Willd. Am Schneeweg bei Stade. — He-
dendorf.
Pirus Malus L. Vereinzelt in der Achimer Marsch.
Onagrarieae.
Epilobium angustifolium L. Ueberall häufig; bei Stade z. B.
hinter dem Camper Kirchhofe.
ß crispus (foliis undulato-crispis) Kirch walsede.
— hirsutum L. Dodenberg, Ottersberg, Hanstedt, Meckel-
sen, Grasberg, Langwedel, Horneburg, Nieder-Ochten-
hausen, Dobrock S. — Nordholz (Land Wursten) K.
— Im Alten Lande und im Kehdingschen an vielen
Stellen. Bei Stade: Am Schwingeufer bei der Sinfonie,
vor Brunshausen, Haddorf, auf Julssand.
— parviflorum Retz. Sittensen, Kuhmühlen; Langwedel,
Meyerdamm; Otterndorf, Neulander Moor (Kehdingen);
Agathenburg, Horneburg, Burweg S. — Am Dobrock,
Ahlerstedt, Stade (an Gräben vor dem Salzthor).
— montanum L.
ß verticillatum Koch. Haddorfer Holz bei Stade. .
y floribus albis. Zeven (in der Ahe).
— roseum Retz. Langwedel, Gyhum S. — Lehe K. —
Achim, Stade.
— tetragonum L. Stade, vor dem Kehdinger Thor S.
— virgatum Fr. Achim; Dollern bei Stade.
Oenothera biennis K. Cluvenhagen, Holtum bei Verden;
Hemmoor, Kleinwörden im Kreise Neuhaus; Dorn-
busch (Kehdingen) S. — Arbergen, Achim, Daverden,
beim Verdener Brunnen; auf dem Hohen Wedel und
auf Brauers Insel bei Stade.
— muricata L. „Stader Marsch" B. (Von v. Pape und
mir nicht bei Stade gefunden.)
Circaea lutetiana L. Bei Stade: Im Haddorfer und Heden-
dorfer Holz und im Grossen Bracken.
— alpina L. Im Bierdener Holz bei Ottersberg; Burg-
Elsdorf S. — Im Deepen Rehm bei Ahlerstedt.
Halorjageae.
Myriophyllum verticillatum L. Ottersberg, Teufelsmoor, Flö-
gein S. — Zwischen Lehe und Dingen, Alt-Luneberg,
Perleberg bei Stade.
:)r)0
Myriophylluni spicatiim L. Bei Stade z. B. in Gräben hinter
den Kirchhöfen.
Hippurideae.
Ilippuris vulgaris E. Flö^eln, Ihlienworth, Neuhaus, Dorn-
busch S. — Elmh)he K. — 1872 auf Flossholz im
Stader Stadtgraben.
Callitrichineae.
* Ciillitriche stagnalis Scop. Stade, in Gräben vor Bruns-
hausen.
— vernalis var. angustifolia Hoppe. Im Achimer
Bruch.
* — hamulata Kfitz. Bützfiether Sand bei Stade.
Lythrarieae.
Peplis Porfula L. Häufig. Bei Stade z. B. bei Bockhorst,
Sternberg, an Gräben hinter dem Exercierplatze, Stader
Moor.
* Bei Bässen (Achim) und Ahlerstedt eine bis 1 ' lange
schwimmende Form.
Portnlaceae.
Montia minor Gmel. Achim (hier an verschiedenen Stellen),
Völkersen bei Verden. Stade: Am Steinbeck und bei
Bockhorst.
— rivularis Gmel. Thun bei Stade S. ~ Himmelpforte-
ner Bruch, Dollern.
Paronychieae.
Corrigiola litoralis L. Im Kreise Verden häufig. Bei Stade
seltener: Hollenbeck S. — Zwischen Campe und
Agathenburg B. — Auf dem Haidwege zwischen Riens-
förde und Hagen.
Herniaria glabra L. Bei Achim häufig. In der Nähe von
Stade von mir nicht gesehen; bei Hedendorf, Harse-
feld und Hollenbeck nicht selten.
Jllecebrum verticillatum L. Auf dem Stader Moor sind
stellenweise ganze Aecker von dieser Pflanze schnee-
weiss überzogen.
Scleranthus annuus L. Bei Haddorf (Stade) an einer Mauer
* eine Form mit auffallend langen Blättern, die län-
ger sind, alö die Glieder des Stengels.
— perennis L. Stade: z. B. bei Bockhorst, Steindamm,
Perleberg, Thun, Campe.
■ *■
351
r
Grassnlaceae.
Sedum maxiinum Sut. Daverden S. — Stade: bei Campe,
Riensförde, am Hohen Wedel.
— purpureum Lk. Lesuin, Otterndorf S. — Auf der
Horst bei Stade.
* — album L An der Kirchhofsmauer bei Bliedersdorf
(Org. Fick in Horneburg). — Blumenthal bei Himmel-
pforten S. — Am Wege nach dem Schwarzen Berge
bei Stade.
— acre * var. sexangulare L. Stade (bei Sanders
Anlagen).
— boloniense Loisl. Bei Achim und Baden; Agathen-
burg bei Stade.
— reflexum L. Meckelsen, Bierden, Baden, Langwedel,
Düdenbüttel, Horneburg, auf der Horst bei Stade S.
var. rupestre L. Baden bei Achim.
Sempervivum tectorum L. Achim.
Grossularieae.
*}* Ribes alpinum L. Verwildert bei Stade am Camper Vorwerk.
— nigrum L. Langwedel, Holz bei Neukloster S.
— rubrum L. Haddorfer Holz bei Stade S. — Thun bei
Stade, am Dobrock und zwischen Wohlenbeck und-a;
Hemmoor; Achimer Marsch.
Saxifrageae«
Saxifraga Hirculus L. Im Veermoor bei Lehe L.
* — granulata L. Zeven S. — Bei Stade wohl nur ein
Standort: Auf der früher Winterschen Wiese vor dem
Hohen Thor.
Chrysosplenium alternifolium L. Langwedel, Altkloster S. —
Otterstedt L. — Harsefeld, Agathenburg, Sternberg,
Thun, Haddorf bei Stade.
— oppositifolium L. Daudiek bei Horneburg (Organist
Fick); Haddorfer Holz bei Stade S. — Im Grossen
Bracken bei Harsefeld, zwischen Wohlenbeck und
Hessel, im Wohlenbecker Holze, am Dobrock (an den
letzten drei Stellen sehr häufig).
Umbelliferae.
Hydrocotyle vulgaris L. Stade : Bei Thun, Bockhorst, unter-
halb Campe, beim Ottenbeck u. s. w.
Sanicula europaea L. Ebersdorf bei Bremervörde, Himmel-
pforten S. — Ottersberg L. — Bederkesa K. —
Zeven, Ahlerstedt, im Grossen Bracken bei Harse-
feld, Haddorfer Holz bei Stade.
352
Gicuta virosa L. Bei Stade nicht häufig. Im Alten Stadt-
graben vor dem Hohen Thore und bei Thun. Sehr
häufig bei Alt-Luneberg.
* fi tenuifolia Froel. Am Ottenbeck bei Stade S.
f Pctroseliiium sativum Hoffui. Am Estedeich bei Buxtehude verwildert
Ilelosciadium inundatum Koch. Lehe K. — Langwedel, im
Mühlengraben und in der Nähe des Bahnhofes.
Carum Carvi L. Stade: z. B. bei der Camper Ziegelei, Thun,
Sternberg.
* Pinipiiiella magna L. Am Grossen Bracken bei Harsefeld.
— Saxifraga var. nigra Willd. Gyhum, Ottersberg S.
Berula angustifolia Koch. Stade: Bockhorst, Hagen, unter-
halb Campe, Wiesen am Hohen Wedel u. s. w. Harse-
feld, Buxtehude, Dobrock, Zeven, Achim, Embsen.
Sium latifolium L. Stade: Vor Brunshausen, Bassenfleth,
Steindamm, am Stadtgraben.
Oenanthe aquatica Lmk. * ß minor (foliis superioribus pal-
mato-tripartitis, inferioribus bipinnatis) auf Flossholz
im Stader Stadtgraben.
Angelica silvestris L. Häufig. Stade: Bei Brunshausen,
Bassenfleth, Campe, beim Ottenbeck u. s. w.
Archangelica officinalis Hoffm. Rekum S. — Wulsdorf K. —
ürünendeich, Brunshausen bei Stade.
Peucedanum palustreMnch. (Thysselinum pal. Hoffm.) Dauelsen
bei Verden, Altkloster S. — Langwedel, Stubben, Alt-
Luneberg; Stader Moor, Riensförde, Bockhorst bei
Stade.
Eine Form mit auffallend grossen (3, resp. 2'^
langen) Blättchen der Hülle und des Hüllchens bei
Bierden (Achim).
y Imperatoria Ostruthiuiii L. ; wurde 187vJ von mir an einem Wiesengraben
am Dobrock gefunden ; 80 viel ich erfahren konnte, ist die Pflanze
dort niemals in Gärten gezogen.
Anethum graveolens L. Um Stade stellenweise verwildert, z. B. bei Campe
und Kieusförde.
Pastinaca sativa L. An der Weser bei Baden; im Lande
Wursten gemein; Stade: bei Sanders Anlagen.
Heracleum Sphondylium L. Mit stark behaarten Früchten bei
Achim und Ottersberg.
Daucus Carota L. Stade: Bassenfleth, bei den Kalköfen,
Thun, am Schwabensee und am Schwarzen Berge, bei
der Badeanstalt. In der Achimer Marsch in einzelnen
Kämpen sehr gemein.
* Scandix Pecten Veneris L. Niederhüll im Kreise Neuhaus ;
Neuland und Bützflether Sand (Kehdingen) S.
Anthriscus Cerefolium Hoflm. An Hecken in der Hohenthorsvorstadt bei
Stade.
Chaerophyllum bulbosum L. Stade: Bützflether Sand, Bruns-
, hausen, Bassenfleth, bei der Sinfonie, Steindamm, San-
ders Anlagen.
1
i
I
353
I
*
y Chaerophyllum aureum L. 1871 vom Pharmaceuten Koch, damals in Achim, ,' "-•
an den Abhängen bei Daverden gefunden. t'j
Conium maculatum L. Achim, Langwedel, Beverstedt; im ^. .:
Alten Lande häufig, auf der Geest bei Stade selten:
Bockhorst und bis vor einigen Jahren bei Sanders
Anlagen.
Araliaceae.
Hedera Helix L, Sehr häufig am Dobrock, Stade : Himmel-
pfortener und Haddorfer Holz.
Corneae.
Cornus sanguinea L. — Langwedel S- -- Ottersberg L. —
Etelsen; in der Achimer Marsch ziemlich häufig.
^ j — stolonifera Mehx. Bei Stade hin und wieder in Hecken verwildert.
— - suecica L. Kapellhof bei Rahden unweit Lamstedt
(Schulinspector v. Staden in Verden) ; Speckenbütteler
Holz bei Lehe K. (Hier vor 30 Jahren gesammelt;
ob jetzt noch da?)
Caprlfoliaceae.
Adoxa moschatellina L. Langwedel, Daverden S. — Otter-
stedt L. — Lehe K. — Achim, Buxtehude, Horne-
burg, am Schwarzen Berge und zu Haddorf bei Stade.
Sambucus nigra L. Stade: z. B. bei Thun und Perleberg.
y — racemosa L. Bei Alt-Luneberg ziemlich häufig ; aber ob wirklich
wild, ist mir zweifelhaft.
Viburnum Opulus L. Daverden, Altkloster S. — Grosser
Bracken bei Harsefeld, Haddorfer Holz, Perleberg,
„Grüner Wald" bei Stade.
* Llnnaea borealis L. Im Himmelpfortener Bruche B.
Stellatae.
*
Sherardia arvensis L. Langwedel S. — 1871 ein Exemplar
am Schwarzen Berg bei Stade.
Asperula odorata L. Drangstedt, in den Dohren bei Horne-
burg, Eimer Holz bei Bremervörde S. — Ahlerstedt,
im Grossen Bracken, Haddorfer Holz bei Stade.
Galium uliginosum L. Stubben; Stade: am Schwabensee,
unterhalb Campe, Stader Moor.
— palustre L. Bei Schölisch (Stade) * eine grössere
Form mit glatten Stengeln und Blättern.
— Vferum L. Cluvenhagen, Daverden, Langwedel, Völker-
sen bei Verden, Oyterdamm und Meyerdamm, Otter-
stedt. Seisingen S. — v. Pape giebt di^se Art ohne
nähere Bezeichnung des Standortes für Stade an, sie
IT. H&rz 1875. 23
3a4
ist hier äusserst selten und nur einmal von mir beim
Schwarzen Berge und von einem Seminaristen bei der
Badeanstalt gefunden,
floribus flavidis. Achim.
* — Mollugo p? latifolium Sonder. (G. insubricam
Gaudin.) Am Schwarzen Berge bei Stade.
— silvaticum L. In den Bohren bei Horneburg (Org.
Fick).
— saxatile L. Altkloster S. — Haide hinter Borstel bei
Achim y Stubben (hier massenhaft und in üppigen
Formen), am Grossen Bracken, Harsefeld, Biensförder
Haide, Thun bei Stade.
Yalerianeae.
Valerianella olitoria Poll. var. caule scabrido: Stade, auf der
Contrescarpe zwischen dem Salz- und Hohen Thore.
Dipsaceae.
Dipsacus Silvester Huds. Neuland im Kreise Neuhaus,
Bockhorst bei Stade S. -— Lehe K. — Brunshausen,
Bützflether Sand, Bassenfleth, bei den Kalköfen, Cam-
per Ziegelei bei Stade.
Succisa pratensis Mnch. * floribus albis Stade (zwischen
Kiensförde und Campe).
Scabiosa Columbaria L. Zeven S.
Gompositae.
Eupatorium cannabinum L. Tbörenwald bei Sittensen,
Ottersberg, Dollern, Altkloster S. — Langwedel, Achim,
Zeven, Beverstedt, Harsefeld. Stade: bei Sanders An-
lagen und beim „Grünen Walde", am unteren Wege
hinter Campe und bei der Badeanstalt.
Tussilago Fariara L. Fredenbeck, Altkloster, Ottensen S.
— Lehe K. — Badenstedt bei Zeven; Oldenbüttel;
Basbeck, Dobrock; Harsefeld, Buxtehude. Stade: am
Stadtgraben vor dem Salzthor, Camper Abhänge,
Horster Ziegelei, beim „Grünen Walde", Haddorf.
Petasites officinalis 'Mnch.
a Tussilago Petasites L. In der Marsch bei Stade
sehr häufig, auf der Geest seltener.
ß T. hybrida L. Ziemlich selten. Assel, Twielen-
fleth S. — Am Schneeweg bei Stade.
Aster parviflorus Nees. Stade (bei Sanders Anlagen).
sie
I — patens Ait. Verwildert an einem Graben im Stader Moor.
* t — fragilis Willd. *) Am Stader Stadtgraben.
*) Die Astern, die am Stader Stadtgraben an vielen Stellen verwildert sind,
bedürfen noch einer genaueren Untersuchung. Aster salignus Willd., den v.
Pape bei Stade gefunden hat, vermochte ich bei eifrigstem Suchen nicht zu
entdecken.
1
-355
Erigeron canadensis L. Stade: Aecker an der Rieusförder«
Chaussee, Sanders Anlagen, städtischer Kirchhof.
— acer L. Stade: Sanders Anlagen, Hoher Wedel,
am Schwarzen Berge.
Solidago Virga aurea L. Häufig. Stade: Camper Abhänge,
zwischen Steindamm und Schwinge, Haddorf, Riens-
förde.
Eine grosse, von unten auf ästige Form in den
Kreuzbuchen bei Ottersberg L.
"j* — canadensis L. Stade (in einer Schlucht beim Schwarzen Berge
verwildert)
Inula Britannica L. Eissei bei Verden, Bützflether Aussen-
deich, Dornbusch S. — Lehe K. — Achim; Julssand
bei Stade.
* Pulicaria vulgaris Gaertn. Stade : auf der Haide bei Wiepen-
kathen B. — Lehe K. — Alt-Luneberg.
* — dysenterica Gaertn. Dornbusch S. — An der Elbe
bei Stade B.
Xanthium Strumarium L. Fischerhude L.
Galinsogaea parviflora Cav. Am Verdener Bahnhofe. Scheint
bei Stade wieder verschwunden zu sein.
Bidens cernuus var. minimus L. Zwischen Ottersberg und
Otterstedt L.
Filago arvensis Koch. 1872 von mir auf dem alten Stand-
orte bei Baden gefunden.
Gnaphalium silvaticum L. Dodenberg bei Ottersberg, Sei-
singen S. — Achim, Daverden, Ottersberg, Hagen,
Campe bei Stade.
— luteo-albnm L. Achim (1873). In der Nähe des
alten Schützenplatzes mit Centunculus minimus L. und
Juncus capitatus Weigel.
— dioicum L. Stade: Haddorf, Hügel hinter dem Schwar-
zen Berge, an den Camper Abhängen (hier in mit-
unter 1' langen Exemplaren).
Helichrysum arenarium DC. Campe bei Ottersberg L. —
Sittensen, Lesum, Altkloster S. — Auf dem Exercier-
platze bei Stade.
Artemisia Absinthium L. Posthausen, am Dobrock S. —
Otterstedt L. — Achim, Bierden, Langwedel, Hepstedt
bei Zeven ; Stade : Sanders Anlagen und bei der Cam-
per Ziegelei.
— campestris L., im südlichen Theile der Landdrostei
sehr häufig, habe ich in der Umgegend von Stade
niemals gesehen.
— maritima L. Bremerhaven.
Cotula coronopifolia L. *) Neuhaus S. — Dingen, Wedde-
warden, Wollingst, Alt-Luneberg.
.1
*) Vgl. „Nordwestdeutsche Wander pflanzen** von Dr. W. O. Focke in Bre-
men (in den Abhandlungen des Bremer naturw. Vereins Bd. IV. S. 214).
28*
356
Anthemis Cotula L. Am Pfarrhause zu Fischcrhude L.
Tanacetum Parthenium Schultz (Chrysanthemum Parth. Beruh.)
üttersberg L. — Twielenfleth, Schölisch bei Stade.
Arnica montana L. Ilaide vor dem Veermoore bei Beder-
kesa K. — Vorwerk, Steinfeld bei Zeven, Blumen-
thal bei Himmelpforten S. -- Zwischen Halsmühlen
und dem Heidkrug bei Verden, Ahlerstedt und am
Grossen Bracken bei Harsefeld, zwischen Volkmarst
und Kirchwistedt.
* /? major (caule elatiore, foliis radicalibus longiori-
bus |6"] caulinis denticulatis). Vereinzelt unter der
Hauptform an den Camper Abhängen bei Stade.
Senecio paluster I)C. (Cineraria pal. L.) Veermoor bei Beder-
kesa K. — Langwedeier Moor, Altkloster, Kakerbeck,
Villah bei Stade S. -— Stader Moor, Thun, unterhalb
Campe, Mittelsdorf, Dammhäuser Moor; Alt-Lune-
berg; Bässen.
Aendert ab:
« foliis latioribus pinnatifido-dentatis; so bei
Nartum im Kreise Eotenburg S.
* ß foliis lineari - lanceolatis angustissi-
mis, inferioribus denticulatis; so bei Mois-
burg S.
— viscosus L. Langwedel S.
— silvaticus L. Gemein.
* ß lividus Sm. Harsefeld.
— erucifolius L. An der Medem zur Scholien bei Ot-
terndorf S.
— Jacobaea L. Im nördlichen Theile der Landdrostei
selten, im südlichen sehr häufig. Zeven.
— - erraticus Bertol. (S. barbareaefolius Krock.) Stade:
bei der Sinfonie und beim Schwabensee.
— paludosus L. Dodenberg, Ottersberg L.
Cirsium paluytre Scop. Eine üppige Form mit 4—6" lan-
gen Seitenästen und vielen sehr reichblüthigen Blüthen-
köpfen in den Kreuzbuchen bei Ottersberg L.
* floribus albis. Ottersberg L. — Am Grossen
Bracken; Riensförde bei Stade.
— oleraceum Scop. üttersberg L. — Altkloster, Bur-
weg S. — Campe, Kiensförde, Wiesen neben der
Eisengiesserei bei Stade; in der Marsch daselbst ge-
mein.
Silylmm Marianum Gaertn. Lanj^wedel S. — Alt-Luneberg; Stade (hin
lind wieder vor dem Schiliertlior).
Carduus crispus L. * var. canescens (C. acanthoides var.
canescens Schleich.) am Stader Stadtgraben.
— nutans L. *) Bei Stade nicht häufig. Dollern.
*) Die Cardiiineen der Landdrostei Stade erfordern ein eingeheoderes Stu-
dium. In verschiedenen Exemplaren meines Herbariums erkennt Herr Ober-
357
* Onopordon Acanthium L. Harsefeld S.
Lappa officinalis All. (L. major Gaertn.) Zwischen Stade
und Brunshausen.
— minor DC Bei Buxtehude * mit spitzen, in den Blatt-
stiel verschmälerten oberen Blättern.
— - tomentosa Lmk. Stade: Bützflether Aussendeich;
Brunshausen.
flor. albis. Weddewarden (Land Wursten).
Carlina vulgaris L. Ottersberg L. — Altkloster, Campe bei
Stade S. — Etelsen, Langwedeier Moor, zwischen
Steindamm und Gräfenmoor.
Serratula tinctoria L. Zwischen Dammhausen und Este-
brügge S.
Centaurea Cyanus L.
* flor. rubris zwischen Campe und Riensförde bei
Stade.
* flor. albis Stade (Aecker vor dem Schiflferthore.)
Cichorium Intybus L. Ottersberg L. — Neuhaus, Buxte-
hude, Harsefeld S. — Auf dem Hohen Wedel bei
Stade.
Thrincia hirta Rth. Achim, Uesen, Langwedel, Ottersberg.
ß minor (foliis profunde pinnatifidis) an den Ab-
hängen bei Uesen (Achim).
Leontodon auctumnalis L. Bei Weddewarden fand ich am
Weserufer eine ausgezeichnete Form mit straff auf-
rechten, reichblüthigen Schäften, behaarten Hüllen
und tief fiederspaltigen Blättern, deren schmal linea-
lische Fiedern rückwärts gezähnt sind.
* — hispldiis L. Villah, Riensförde, Campe bei Stade.
Picris hieracioides L. Langwedel S.
Tragopogon porrifolius li. Stade, äusserer Wallabhang beim Stockhofe.
— pratensis L. Stade: Beim „Grünen Walde**, Campe,
Riensförde etc.
Scorzonera humilis L. Haide bei Lehe K. — Thun, Wiepen-
kathen, Blumenthal bei Stade, Niederhüll S. — An
den Abhängen hinter Campe (Stade).
* var. angustifolia Gmel. Wohlenbecker Haide
bei Basbeck.
"j* — hispanica L. Stade, verwildert bei Sanders Anlagen.
Hypochoeris glabra L. Ottersberg, Arbergen, Baden, Lang-
wedel; Stade: bei Campe und Riensförde.
Achyrophorus maculatus Scop. (Hypoch. macul. L.) Harse-
feld S.
Lactuca muralis Less. Ottersberg, Zeven, Hepstedt; Stub-
ben; Wohlenbeck, Dobrock; Harsefeld, Hedendorf.
lehrer Mejer vom Lyceuin I in Hannover, der bei der liestiininung einzelner
mir zweifelhaft gebliebenen Ptianzen inicli freundlichst unterstützte, Bastarde
zwischen C. crispus und C. nutans (uutanli-crispus sowohl, wie erispo-nutans),
z. B. in Exemplaren aus IStade, Gr. Meckelsen, Langwedel, Bierden bei Achim.
-1
358
SoDchus asper L. Tiste bei Sittensen, Lüssum S. — Hörne
(Kreis Neuhaus) L. — Stade: Campe, Gärten bei den
Kirchhöfen, Brunshausen, bei der Sinfonie.
— arvensis L. Langwedel, Altkloster S. — Ottersberg
L. — - Stade: in der Marsch gemein, Sanders Anlagen,
beim Schwabensee.
— palnster L« Lehe K. — Auf Julssand (Twielenfleth
gegenüber).
Crepis biennis L. Langwedel S. — Weddewarden ; in der
Achimer Marsch nicht selten.
— tectorum L. Langwedel, Ottersberg, Altkloster S. —
Achim, Bierden; Sternberg, auf dem Hohen Wedel
bei Stade.
— paludosa Mnch. Quelkhorn , Dohrock S. — Beder-
kesa, Spaden K. — Embsen bei Achim, Zeven, Hep-
stedt, Harsefeld, Ahlerstedt, Buxtehude ; Campe, Had-
dorf bei Stade.
Hieracium Pilosella L. Am Wallabhang beim Stader Stock-
hofe * eine Form mit über 1' hohem, sehr kurzfilzi-
gem (nicht mit laugen Haaren versehenem) Schafte
und mit auf der Unterseite fast schneeweiss filzigen
Blättern.
-— aurantiacum L. Am Rande des Stackamper Gehölzes
bei Hemelingen auf einer Wiese.
— vulgatum Fr. Stade : z. B. an den Camper Abhängen,
Neukloster, im Grossen Bracken bei Harsefeld.
— murorura L. Spaden bei Lehe K. — Hagen, Burweg
bei Stade.
— boreale Fr. Bei Lehe K. — Camper Tannenkamp
bei Stade.
— umbellatum L.
* a aliflorum Fr. Stade (auf der Haide bei Hagen).
* ß coronopifolium Beruh. Stade (beim Otten-
beck).
* y caule pumilo monocephalo. Stade (beim
Ottenbeck); Langwedeier Moor.
Lobeliaceae.
Lobelia Dottmanna L. Im Silbersee bei Beverstedt.
Gampannlaceae.
Jasione montana L.
a flor. albis L. Uesener Berge bei Achim.
* ß caule elongato prostrato, foliis planis,
involucris edentatis. Camper Abhänge bei Stade.
Phytcuma spicatum L. In den Horsten bei Hesedorf (Zeven),
Sanders Anlagen bei Stade S. — Wälder bei Lehe K.
y
ä
' .r
359
— Alt-Luneberg, im Grossen Bracken bei Harsefeld
(hier sehr häufig), Haddorfer Holz bei Stade,
var. nigrum Schmidt. Langwedel S.
Campanula rapunculoides L. Gyhum S. — Lehe K. —
Achim; Stade: vor dem Schifferthore und beim Zeug-
hause.
— Trachelium L. Speckenholz, Holtum, Holtebüttel bei
Verden, Lüssum S. — Lehe K. — Stade: Sinfonie,
Brunshausen, Schlucht beim Schwarzen Berge.
var. urticifolia Schmidt. Daverden S.
*f — patula L. Am Nordrande des Grossen Bracken bei Harsefeld.
* — Rapunculus L. Stade, am Wallabhange beim Stock-
hofe; zwischen Uesen und Baden (Achim) unter der
gewöhnlichen Form eine grössere von der Tracht der
C. patula L.
* — persicifolia L, Am Schwarzen Berge bei Stade.
Vaccinieae.
Vaccinium uliginosum L. Ostervesede bei Scheessel (Semi-
narlehrer Hüttmann). Im Grossen Moor bei Achim.
— Vitis Idaea L. Ostervesede; in den Horsten bei Hese-
dorf, Burg-Elsdorf, Zeven; Bockelah bei Bremer-
vörde S.
— Oxycoccos L. Häufig. Stade: Villah, Thun, Stader
Moor, Horneburg.
Arctostaphylos Uva ursi Spr. Haide bei Altenwalde K.
Andromeda polifolia L. Meyerdamm, Langwedel, Dauelsen;
Sittensen, Hanstedt, Quelkhorn, Sotel; Drangstedt;
Ihlienworth; Altkloster S. — Ahlerstedt, Stader Moor,
Thun bei Stade.
Erlcineae.
Calluna vulgaris Salisb. * flor. albis. Thuner Moor bei
Stade.
Erica tetralix L. * flor albis. Beverstedt, Stubben; Riens-
förde bei Stade.
Bhodoraceae.
Ledum palustre L. Ein Strauch bei Rotenburg (von Herrn
Apotheker Wattenberg in Rotenburg entdeckt, nach
Mittheilung der Herren DD. Buchenau und Focke in
Bremen). Soll auch im Moor zwischen Drangstedt
und Sievern wachsen und früher in den Heeslinger
Dohren gefunden sein.
. /•'
/ .
I
Hypppltyaceae. i
Pirola miuor L. Thörcnwald bei Sittenscn, Kuhinühlen, in
den Horsten bei Ilesedorf, (Zeven), Ottersberg, Schwär- '
zer Berg bei Stade S. — Basdahl S.
Monotropa Hypopitys L, Zeven, Hepstedt S.
ß hirsutum Hörnern. Achimer Föhrenkamp, Heden-
dorfer Holz.
Gentlaneae.
Menyanthes trifoliata L. Häufig. Stade: bei Thun, Wiesen
vor dem Schifferthore, Ottenbeck, StaderMoor u. s. w.
Gentiana Pneunionanthe L. Auf Heide und im Moor nicht
selten. Stade: Perleberg, zwischen dem Ottenbeck
und Riensförde, Stader Moor.
Cicendia filiformis Delarbre. Piüspel bei Zeven S. — Bei
der alten Mühle vor Horneburg (Org. Fick.) — Achim.
Erythraea Centaurium Pers. Zeven, Wertzen, Heetzwege;
Apensen, Goldbeck bei Buxtehude, Harsefeld S. —
Elmlohe K. — Stade: am Ottenbeck, bei Riensförde,
- Wiesen unterhalb Campe, in der Nähe der Kirchhöfe.
Polemonlaceae.
T Polemonium coeruleum L. fior. coenileis et albis, seit mehreren Jahren auf
einer feuchten Wiese hei der Camper Ziegelei (Stade).
GoliTolyalaceae.
Cuscuta europaea L. Mahndorf, Meyerdamm, Langwedel,
Ottersberg; Hanstedt, Quelkhorn; AViepenkathen, Klint
bei Himmelpforten S. — Lehe K. — Achim, Bierden,
Etelsen ; Hedendorf, Badeanstalt bei Stade.
— Epithymum L. Häufig. Stade: z. B. beim Ottenbeck
und auf der Riensförder Heide.
— Epilinum Weihe. Gyhum, Lessei, Verden; Buxtehude
S. — Achim, Alt-Luneberg, zwischen Horneburg und
Oldendorf, Thun bei Stade.
Boragineae.
*
Asperugo procumbens L Stade, an einer Hecke beim städti-
schen Krankenhause (jetzt wahrscheinlich einziger
bekannter Standort in der Landdrostei).
Cynoglossum officinale L. Am Deiche bei Wulsdorf K.
liorago officinalis L. Achim, Alt-Luneherg ; Buxtehude, Stade (am Schwar-
zen Berge und auf der Contresoarpe).
Anchusa officinalis K. Ottersberg L.
Sympäytum officinale L/^ fior. albis. (S. bohemicum Schmidt)
Achim, Ottersberg, Julssand bei Stade.
f Ceriuthe iiiiuor L. lS7*i e in Exeiiiphir bei »Stade (nn der Sclnvinge in der
Nähe der Badeanstalt) S.
361
Ecbiam vulgare L. Ottersberg, Oyterdamm, Kirchlinteln S.
^ — Arbergen, Bierden, Perleberg bei Stade.
Pulmonaria officinalis L. In der Blumenhorst bei Lesum. S.
Litliospermum arvense L. Nicht selten. Bei Stade z. B.
auf dem Hohen Wedel und bei Sanders Anlagen.
* Eine ungewöhnlich grosse Form in der Nähe der
Kalköfen bei Stade. (Stengel 2' hoch, von unten auf
sehr ästig, mit 2" langen Blättern).
Myosotis caespitosa Schultz. Tiste, Gr. Meckelsen bei Sitten-
sen; Burg-Elsdorf; Langwedel; Altkloster S. - Achim,
Baden, Bässen; Hedendorf, Schölisch bei Stade.
— stricta Lk. Stade: Sanders Anlagen, Hoher Wedel,
Campe u. s. w.
— versicolor Sm. Langwedel, Altkloster S. — Campe
und am Schwingedeich bei Stade, zwischen Himmel-
pforten und Hechthausen, Horneburg.
— hispida Schlechtend. Stade, auf einem der Hügel vor
Sanders Anlagen.
— intermedia Lk. Häufig. Bei Stade : Vor dem Salzthore,
Campe, Himmelpforten, Hechthausen, Harsefeld u. s. w.
•
Solaneae.
Solanum Dulcamara L. */9pubescensSond. An der Elbe
bei Brunshausen.
Nicandra phyaloides Gaertn. Auf den Stader Kirchhöfen verwildert B.
(Von mir daselbst nicht gesehen.)
Hyoscyamus niger L. Wulsdorf, Lehe, Ottersberg, Langwedel,
Mittelnkirchen; Burweg S. — Stade: Riensförde, Had-
dorf, Agathenburg.
ß agrestis Kit. Achim.
Datura Stramonium L. Ottersberg, Daverden, Bederkesa S.
— - Achim, Bierden, Baden ; Stade : Brauers Insel und
beim Seminargarten.
Scrofularlnae.
Verbascum thapsiforme Schrad. Ottersberg, Lessei bei
Verden , Daverden S. ; Achim , Bierden , Uphusen ;
Agathenburg bei Stade.
* — phlomoides L. Stade (Hoher Wedel) B.
* — Lychnitls L. Buxtehude.
— nigrum L. Häufig. Bei Stade z. B. am Hohen Wedel,
Bockhorst, Haddorf.
* /?tomentosum Sond. (V. parisiense et Alope-
curus Thuill.) Stade (am Wall beim Hohen Thore).
y bracteatum G. Mey. Ottersberg S.
Scrofularia Ehrharti Stev* Lehe K. — Achimer Marsch.
* Antirrhinum Orontium L. Zeven; Cluvenhagen, Langwedel;
Rekum; Jork im Alten Lande. S.
r
' Linaria Gymbalaria Mill. Äii einer Hausmauer in Bustebttw
— minor Desf. Stade, auf Aeckern bei der CaiD|^
Ziegelei.
Limosella iiquatica L. An der alten Aller bei Baden; i
Achimer Marsch häufig.
Digitalis purpurea L. In der Ordnado bei Sittensen. S.
Veronica scutellata L. Stade: Teiche von Riensförde, Schwa-
bensee u. 8. w.
— BeccabungaL. Slade: Campe, beim „Grünen Walde,"
am Steinbeck u. s. w.
— Anagallis L. Stade: Am Steinbeck, Bockhorst, Stadt-
graben u, s. w,
— Chamaedrj'sL. KommtimHaddorfer Holz bei Stade*init
tief und doppelt eingeschnitten-gekerbten Blättern vor.
— moutana L. Langen, Sievern, Drangstedt K. — Campe,
Himmelpforten S. — Im Grossen Bracken bei Harse-
feld, Haddorfer Hotz bei Stade,
— officinaiis L. Stade: Camper Abhänge, beim „Grünen
Wald," Haddorf, Thun, am Schwarzen Berge u. s. w.
— lougifolia L. Kreis. Verden: Langwedel, Daverden,
Achim, Ottersberg (itberall auch ,i ciliaris Hoffm. :
foliis ternis); Kreis Rotenburg: Dodenberg, Alpers-
hausen, Kiihmühlen, Zeven, Stucken borstel, Scheessel;
Seisingen, Nicder-Ocbten hausen S. — Am Stader Stadt-
graben vor dem Hohen Thore.
flor. albis. Ottersberg S.
— serpyllifolia L. Stade: bei den Kalköfen, auf dem
Hohen Wedel, am Schwingedeich, Campe, Agathenburg,
— triphylloa L. Langwedel; Sanders Anlagen, Hoher
Wedel bei Stade.
' — perslca Poir. Ihlienworth, Neuhaus S. — Stade :
Aecker bei der Camper Ziegelei, Thun.
— agrestis L. Stade: hei den Kalköfen, Hoher Wedel,
Aecker vor dem Hohen Thore u. s. w.
ß fl or. albis. Achim.
/ c ajyci da Fr, Achim.
— polita Fr. 187.S auf dem Achimer Kirchhofe.
Melampyruni pratense L. In den Wäldern hänög. Stade :
z. B. Haddorf, Mittelsdorf, Himmelpforten.
Pedicularis palustris L. Stade: Wiesen bei Schöliscb und
vor dem Schifferthore.
— silvatica L. Häufiger als vorige.
* flor. albis. Alt-Luneberg, Tbuner Moor bei Stade.
Euphrasia Odontites L. Stade: Sinfonie, Bfitzfleth, Bruns-
hausen, Sanders Anlagen etc.
* flor. albis. H^en bei Stade.
^
363
Lablatae.
Mentha silvestris L.
* ß undulata Willd. Holtebütteler Holz S. — Achim ;
Wiepenkathen bei Stade.
y viridis. Auf Flossholz im Stader Stadtgraben.
— aquatica L. Stade: z. B. am Stadtgraben beim SchifiFer-
thore und am Ottenbeck.
Thymus Serpyllum L.
a angustifolium Pers. Achim, Uesen; Sanders Anlagen,
Campe, Riensförde bei Stade.
ß Chamaedrys Fr. Z. B. Ottersberg; Garnison-Kirch-
hof, Schwarzenberg, Sanders Anlagen bei Stade.
Clinopodium vulgare L. Daverden, Speckenholz S. — In den
Dohren bei Horneburg, Hagen bei Stade.
Nepeta Cataria L. Posthausen, Bliedersdorf bei Horneburg
S. — Achim. Beim Rothen Hause unweit Stade fand
ich eine Form * mit oberen stumpfen Blättern, die
obersten fast nierenförmig.
Lamium intermedium Fr.*) Dingen im Lande Wursten.
— incisum Willd. Ihlienworth S. — Dingen (Land Wur-
sten); Stade: An einer Hecke beim Goldnen Löwen und
bei Thun.
— purpureum * var. decipiens Sond. Stade: Aecker vor
Haddorfund am Hohen Wedel (bei den Pulverschuppen),
maculatum L. Auf der Geest selten. Buxtehude S.
— Campe bei Stade.
* Flor, lacteis. Stade (bei den Kalköfen).
Galeobdolon luteum Huds. Wohlenbeck bei Basbeck, Daudiek,
im Grossen Bracken bei Harsefeld, Haddorfer Holz
bei Stade.
ß montanum Pers. Haddorfer Holz bei Stade.
Galeopsis Ladanum L. Hagen, Haddorf bei Stade S. —
Himmelpforten B.
— ochroleuca Lmk. Häufig. Bei Stade: Wiepenkathen,
Hoher Wedel, Schwarzer Berg, Steindamm, Riensförde,
Sanders Anlagen etc.
— bifida Boenngh. Himmelpforten B. — Bassenfleth
bei Stade.
— versicolor Curt. Stade : Hollern, Bassenfleth, Bruns-
hausen, Riensförde, Campe, beim „Grünen Walde" etc.
Stachys silvatica L. Stade: Campe, Haddorf, vor dem
Schiflferthor.
* — palustri - silvatica Schiede (ambigua Sm.)**) Stade,
an einem Graben vor dem Salzthore.
*) L. intermedium Fr. und L. incisum Willd. scheinen in den Marschen
häufiger zu sein (K. Hagena gieht .sie auch für das Land VVührden an). Letz-
teres ist bei Dingen durchaus nicht selten. In der Nähe des Dingener Schul-
hauses fand ich sämmtliche norddeutsche Artend' und Bastarde der Gattung La-
mium auf einem Acker.
**) Ich muss nach wiederholter Prüfung das von mir 1873 gefundene
864
Stachys palustris L. Eine * arniblüthige Form auf Aeckern
bei Campe (Stade).
* .:? rsoud-ambigua Mejer*) (Blätter sämmtlich
gestielt.) Grossenwüiden (Xeuhaus) S. — Ottersberg.
(1 Exeniphr im Lührs'schen Ilerbar unter dem Namen
St. ambigna Sm.)
— - arvensis L. Gyhum, Zeven, Selsiugen; Langwedel
S. — Achim, Bässen, Ottersberg, Ilarsefeld, am Hohen
Wedel bei Stade.
Marrubium vulgare L. Flögein, BliedersdorfS. — OltersbergL
Ballota nigra L. habe ich meines Wissens nie bei Stade
gesehen; sie ist da jedenfalls nicht häufig. Um Achim
gemein.
Leonurus Cardiaca L. Vaerlohe bei Sittensen. Stedocf, Clu-
venhagen, Ottersberg, L"sum, Rekum, Warstade, Bur-
weg bei Ilimmelspforten S. — Achim, Bierden, Lang-
wedel, Etelsen, Zeven, Alt-Luneberg.
Scutellaria galcriculata L. Bei Stade z. B. an der Contre-
scarpe, Camper Abhänge, beim Ottenbeck.
— hastifolia L. Langwedel S. — Achimer Marsch.
Teucrium Scorodonia L. Steddorf und Rammsbausen bei
Zeven, Daverden, Scharnhorst, Ottersberg; Laumühlen,
Seisingen, Oldendorf, Altkloster. S. — Bederkesa,
Spaden K, — Massenhaft am Wege zwischen Stubben
und Beverstedt; Alt-Luneberg, Sellstedt; Dobrock;
Stade: Pcrleberg, hinter dem „Grünen Walde", Villah.
— Scordium L. Ib72 auf Flossholz im Stader Stadtgraben.
Verbenaceae.
Verbena officinalis L. Gyhum, Elsdorf S. — Stade (beim
Ottenbeck).
Lentibularleae.
Pinguicula vulgaris L. Moisburg S. — Zwischen Lamstedt
und Rahden (Schulinspector von Staden in Verden),
Dobrock L. — Stade: ßiensförder Moor.
Utricularia vulgaris L. Teufelsmoor bei Scharmbeck, Thun
bei Stade S. — Lehe K.
— neglecta Lehm. Nieder-Ochtenhausen S.
— minor L. Langwedel, Allerdorf S. — Lehe K. —
Bässen, Ottersberg, Schiffdorf, Stader Moor.
* ß labio corollae superiore integro. Stader
Moor (hier vorherrschende Form).
Kxeniplar für St. ainhij^iui Sin. lialten. Ijs stellt der St. ]){ilnstris L. nahe, unter-
scheidet sicli aber deutlieh von der Form Pseud-ainhi^^ua derselben.
*) Oberlehrer Mejer in Hannover, in seiner deninächst erscheinenden Flora
der Umgegend von Hannover.
365
Primulaceae.
Trientalis europaea L. Achimer Föhrenkamp, Ottersberg;
Mittelsdorf, Himmelpforten, Haddorf, Hedendorf etc*
Lysimachia thyrsiflora L. Häufig. Stade: Aeusserer Wall-
abhang beim Stockhofe, Gräben hinter dem Exercier-
platz an der ßiensförder Chaussee, Thun, Bockhorst,
Schölisch.
— nemorum L. Luhne bei Rotenburg, Ordnado und
Thöreiiwald bei Sittensen S. — Drangstedt K. —
Harsefelder Wälder, Ahlerstedt, Haddorfer Holz bei
Stade.
Anagallis arvensis L. Bei Stade nicht häufig; in Gärten in
der Stadt und bei Campe; Bützfleth (hier in sehr
grossen Exemplaren).
Bei Achim fand ich 1873 Exemplnre mit unten zu 4
gestellten Blättern.
Centunculus minimus L. Achim.
* Prlmula acaulis Jacq.*) Sehr häufig an einem Wiesenrande
im Grossen Bracken bei Harsefeld. — Nach münd-
licher Mittheilung des Herrn Apotheker Oltmanns
in Oberndorf auch am Dobrock* Verwildert hie und
da auf der Contrescarpe in Stade vor dem Salzthor.
— elatior Jacq. Hesedorf, Heetzwege, an der Wiedau
bei Rotenburg S. — Langwedel, Zeven, Buxtehude.
In der Ordnado bei Sittensen eine üppige Form mit
3 Schäften und 8-^20-blüthigen Dolden. S.
Glaux maritiitla L. Neuhaus S. — Lehe K. — Bremerhaven,
Weddewarden.
Plumbagineae.
Armeria vulgaris Willd. Waffensen, Bötersen, Alpershausen
im Kreise Rotenburg; Daverden, Daulsen, Kirchlinteln
S. — Lehe K. — Ottersberg, Arbergen; Stade: Wall-
' abhang beim Stockhofe, Wiesen bei der Badeanstalt,
bei der Camper Mühle.
— maritima Willd. Neuhaus S. — Weddewarden.
Statice Limonium L. — Wremen K.
Plantaglneae.
Littorella lacustris L. Am Silbersee bei Beverstedt
Plantago major L.
* /9 psilostachya Wallr. Burweg bei Himmel-
pforten S. und Campe bei Stade.
*) Die Spontaneität der Primula acaulis Jacq. an dem Standorte im Grossen
Bracken ist nicht zu bezweifeln. Die Wiese ist weit von Gärten entfernt, und
die Pflanze zieht sich am Rande derselben entlang, bisweilen das Holz betretend,
ohne sich auf der Wiese selbst weiter zu verbreiten.
360
Plantago lauccolata L. /9 villosa G. Mey. Weserufer bd
Baden.
— maritima L. Neuhaus S. — Weddewarden (Land
Wursten).
ß clatior (scapis supcrne clavato-incrassatis) Wedde-
warden.
— CoronopuR L. (leversdorf, Basdabl L.
Ghcnopodeae.
Chenopodina maritima Moq. Tand. Geversdorf L.
Salicornia herbacea L. Lehe K.
Cbenopodium hybridum L. Achim, Alt-Luneberg, Campe
bei Stade.
— murale L. Achim, Verden.
— album L.
li lanceolatum Merat (foliis integerrimis) Achim.
/ viride L. (zugleich durch die Form der Blätter
dem Ch. opulifolium Schrad. nahestehend.) Achim.
— polyspermum L. Langwedel, Daverden; Dornbusch S, j
— Achim, Alt-Luneberg, Perleberg bei Stade (bei Stade
nur stellenweise).
* var. erectum Sond. (acutifolium Kit.) Auf Weiden
bei Brunshausen (in kleinen, 2—6" hohen Exemplaren).
* var. proStratum Sond. (Mit äusserst reichblüthigen,
doldentraubig ausgesperrten Blüthenschweifen und sehr
stumpfen, stachelspitzigen Blättern.) Schölisch bei Stade.
— Bonus Henricus L. Dodenberg, Gyhum, Elsdorf, Hanstedt,
Ilollenbeck S. — Achim, Plmbsen, Etelsen; Harsefeld,
Bassenfleth und bei den Kalköfen unweit Stade.
— rubrum L. Achim; bei Uesen an der AVeser eine dem
Ch. botryodcs Ilook. nahestehende Form (caule ab-
breviato prostrato, foliis paucidentatis).
— glaucum L. Achim, Weddewarden ; bei Dornbusch S.
* mit schmalen nicht gezähnten Blättern.
Atriplex litorale L. Bremerhaven.
— hastatum L. Stade: Vor dem Salzthore, unterhalb
Campe, auf der Horst, beim Schwarzen Berge.
Polygoneae.
Rumex maritimus L. Lehe K. — Bierden bei Achim; Stade:
vor dem Kehdinger Thore, auf Flossholz im Stadt-
graben, am Hohen Wedel, unterhalb Campe, auf Juls-
sand, Grünendeich.
* — paluster Sm. 1873 in einem Sumpfe am Hohen Wedel
bei Stade.
— conglomeratus Murr. Stade; z. B. am Stadtgraben,
bei Brunshausen. Achim, Zeven.
Arlstolochleae.
Aristolochia Clematitis L. Daverden S. — Zeven, Alt-Lune-
berg.
Enipetreae.
Erapetrum nigrum L. Dodenberg, Hesedorf, Kleinhölter
Moor beim Dobrock; Villah, Frankenmoor bei Stade
S. — Völkersen, Nordhornsberg bei Achim; Stubben,
Alt-Luneberg»
Euphorbiaeeae.
Tithymalus paluster Lmk. (Euphorbia pal. L.) Arbergen,
Ihlienworth S. — Achim, Bierden.
Acalypheae.
* Mercurialis perennis L. Ahlerstedt; im Grossen Bracken
bei Harsefeld.
4
\
t
\
V
367 ■ ,: .
Rumex obtusifolius L. Stade: z. B. bei den Kalköfen, am . .\
Schwarzen Berge. Eine Varietät: :' '.}
Valvula una callifera ceterae ecallasae: ^
Achim. \
— Hydrolapathum Huds. Stade: Schölisch, am Schweine- \
wege, Campe, Brunshausen, Horneburg u. s. w.
~ sanguineus L. Ottersberg; im Grossen Bracken bei
Harsefeld, Villah bei ^tade.
— aquaticus L. Achimer Marsch.
Polygonum Bistorta L. Veermoor bei Bederkesa K. — Harse-
feld, Buxtehude. Bei Stade häufig: Bockhorst, Perle-
berg, Campe u. s. w.
— amphibium L.
a natans Stade: z. B. bei Schölisch.
ß terrestre Stade: z. B. bei Campe.
— lapathifolium L; Bei Stade nicht gemein. Z. B. bei
Schölisch.
— Persicaria ß incanum Schm. (foliis inferioribus
subtus incanis) Achim.
— mite Schrnk. Stade, auf Flossholz im Stadtgraben
und unten am Wallabhange beim Stockhofe.
— minus Huds. Gyhum S. — Camper Moor bei Otters-
berg L. — Wiepenkathen bei Stade.
— aviculare L. Die Form * erectum Rth. in der Marsch
bei Stade häufig.
— dumetorum L. Ottersberg, Horneburg S. — Achim.
Fagopyrum tataricum Grtn. Horneburg (Org. Fick daselbst).
\
^
>
3G8
Gannabinae.
Ilumulus Lupulus L. Häufip;. Stade: Perleberg, Steindamm,
beim „(irünen Walde"", Brunshausen, Campe u. s. w.
Betulineae.
* Betula pubescens Ehrb. Thuner Moor, Wiepenkathen bei
Stade.
Corylus Avellana L. Stade: beim „Grünen Walde", Perle-
berg, Camper Abbänge u. s. w.
Carpinus Betulus L. Im Grossen Bracken bei Harsefeld.
Salicineae.
Salix fragilis var. Russeliana Koch : Stade, hinter dem Hohen
Wedel und an Gräben vor dem Salzthore.
— hippophacfolia Thuill. Achim; am Stader Stadtgraben.
— rubra Huds. Lehe K.
— Caprea L. Stade, ein Strauch an der Contrescarpe.
— aurita L. Stade: Moor zwischen Bockhorst und dem
„Grünen Walde"; Haddorf.
— arabigua Ehrh. Thuner Moor bei Stade.
— repens L.
a argentea Sm. Stade: z. B. zwischen Bockhorst und
dem „Grünen Walde".
ß fusca Sm. Stubben ; Moorwiesen am Grossen Bracken
bei Harsefeld.
Populus tremula L. Am Ottenbeck bei Stade.
— nigra L. In der Hollen bei Langwedel S.
Hydrocharideae.
* Elodea canadensis Rieh, et Mlchx. *) 1869 vom Alten Lande
her bis nach Stade vorgerückt, jetzt schon weit in's
Kehdingsche eingedrungen und viele Gräben vollstän-
dig füllend.
Hydrocharis Morsus ranae L. Stade: z. B. im Stadtgraben
vor dem Kehdinger Thor, bei Schölisch, Campe, bei
der Sinfonie u. s. w.
Alismaceae.
Alisma Plantago L. * /9 lanceolatum With. Baden bei
Achim; Stade: auf Flossholz im Stadtgraben.
Elisma natans Buchen. (Alisma natans L.) In Gräben bei
Lehe K.
*) ^gl- ^^- ^^'- <^- l?'ocke, „Nordwestdeutsche Wanderpflanzen" in den Ab-
handlungen des Bremer naturw. Vereins Bd. IV. S. 214.
369
Sagittaria sagittifolia L. Stade: Stadtgraben, Gräben unter-
halb Campe, beim „Grünen Wald," Schölisch u. s. w.
Butomeae.
Butomus umbellatus L. Stade : z. B. an der Hollerner Chaussee,
Bassenfleth, bei der Sinfonie, Schölisch, am Schweine-
wege u. s. w.
Juncagineae.
* Triglochin maritima L. Hörne (im Kehdingschea) L. —
Weddewarden, hier auch eine Form mit kürzerer,
gedrungener Traube, deren Fruchtstiele wagerecht ab-
stehen.
— palustris L. Häufig. Stade: am Stadtgraben vor dem
Hohen Thore, am Hohen Wedel, bei Thun, Campe,
Haddorf u. s, w.
Potameae.
Potamogeton polygonifolius Pourr. Alt-Luneberg, Schiflfdorf ;
Moor bei Bockhorst (Stade).
— alpinus Balbis (rufescens Schrad.) Häufig. Hanstedt
bei Zeven, Langwedel S. — Ottersberg, Alt-Luneberg,
Beverstedt; Mittelsdorf, am Ottenbeck bei Stade. Im
Bassenflether Aussendeich (Stade) in sehr grossen
Formen.
— lucens L. Sehr häufig. Die Form* acuminatus
Schumach. z. B. bei Achim und in der Schwinge
bei Stade.
— praelongus Wulf. Im Stader Stadtgraben (v. P.) nicht
von mir gefunden; in der Schwinge bei der Badean-
stalt S.
var. latifolius (Blätter oval, IV2— 2" breit, ungefähr
3" lang.) Im Alt-Luneberger See. (Die gewöhnliche
Form fehlt hier gänzlich).
— perfoliatus L.
*agracilisFr. Im Stader Stadtgraben.
ß rotundifolius Sond. (P. Loeselii R. et Schult.)
Etelsen bei Achim.
— crispus var. planifolius Sond. (P. serrulatus
Schrad.*) In einem Graben zwischen Bierden und
Achim mit reifen Früchten von mir gefunden, die denen
der Hauptform durchaus gleichen»
*) An den von mir gesammelten Exemplaren sind die Blätter nicht ganz so
lang, als die der Reichenbach 'sehen Abbildung, sie zeigen aber deutlich an
beiden Rändern den Seitennerv, den Sonder in seiner Flora Hamburg, erwähnt.
Nach Rchb. und M. et K. (ersterer in Deutschlands Flora Band 1. Seite 28)
sollen nur junge, sterile Triebe in dieser Form sich entwickeln.
IV. M&rz 1875. 24
370
Potaniogeton compressus L. Ilorneburg S. — Stade bei den
Kalköfcn.
— obtusifolius M. et K. Alt-Luneberg, Schiffdorf, Bütz-
ilethcr Moor und im Stader Stadtgraben bei Brauers Insel.
— pusillus li. Achim, Verden, Lehe, Hollenbeck f^bei
Ilarscfcld.
— pectinatus L. Dodenberg bei Ottersberg S. — Lehe
K. — Alt-Luneberg.
— densus L, HoUenbeck bei Harsefeld S.
* var. serratus L. Gräben zwischen Stade und
Brunshausen.
Zannichellia palustris L. Stade, Gräben vor Bockborst und
unterhalb Campe.
— pedicellata Fr. Bei Lehe häufig.
Lemnaceae.
Lemna polyrrhiza L. Stade: Im Stadtgraben beim Salzthor
und bei Brauers Insel.
— gibba L. Bei Stade nicht gemein. Grünendeich,
Agathenbuig. (Für Verden von Lang nicht angegeben.)
Typhaceae.
Typha latifolia ß gracilis Godron. 1872 auf der Horst bei Stade.
— angustifolia L. Niederhüll, Bülkau S. — Campe, auf
der Horst bei Stade.
Sparganium simplex Huds. Stade : Bockhorst, Thun, Stader Moor.
— minimum Fr. Ottersberg L. -- Langwedel, Cranen-
burg bei Hechthausen S. — Alt-Luneberg (hier häufig).
Aroldeae.
Calla palustris L. Stade: am Stadtgraben zwischen dem
Schiffer- und Kehdingerthor, beim Schwabensee, Villah,
Hollern.
Acorus Calamus L. Spadeii bei Lehe K. — Arbergen, Bierden;
Stade: bei Hollern, Thun, bei den Kalköfen, Wiesen
vor dem Schifferthor u. s. w.
Orchideae.
Orchis maculata L. Rammshausen bei Sittensen, Altkloster,
Riensförde S. — Ostervesede bei Scheessel (Seminar-
lehrer Hüttmann). — Speckenbüttel bei Lehe K. —
Stader Moor, Haddorf, Harsefeld.
Am Grossen Bracken bei Harsefeld eine fast 3' hohe,
reich beblätterte Form (an 20 Blätter).
— latifolia L. Stade : Unterhalb Campe, beim Ottenbeck,
beim „Grünen Walde % Thun u. s. w.
*
371
* Gymnadenia conopsea E. 13r. *) Am grossen Bracken bei
Harsefeld.
Piatanthera bifolia Rchb. Ostervesede, Bötersen, Camper
Heide bei Ottersberg, Flögein, Seisingen, Kakerbeck
bei Harsefeld S. — Zeven, Hepstedt (hier häufig),
Harsefeld, Ahlerstedt, Haddorf bei Stade.
* — chlorantha Custer. Zeven, beim Grossen Bracken
(Harsefeld), Haddorf bei Stade.
Epipactis latifolia All. Im Thörenwald bei Sittensen S. —
Ahlerstedt, Zeven.
* — palustris Crntz. Heetzwege, Boitzenbostel, Wense im
Kreise Rotenburg S. — Bockhorst bei Stade, Him-
melpfortener Moor B.
Listera ovata R. Br. In den Horsten bei Hesedorf (Zeven),
Wittlohe, Seisingen S. — Nückler Holz bei Wulsdorf
K. — Zwischen Gnarrenburg und Basdahl L. — Ahler-
stedt, im Grossen Bracken bei Harsefeld, Haddorfer
Holz und 1872 im mittleren Gehölz unterhalb Campe
bei Stade.
* Nepttia Nidus avis Rieh. Hepstedt, Zeven, Ahlerstedt, im
Grossen Bracken bei Harsefeld.
* Malaxis paludosa Sw. Am Schwabensee bei Stade und im
Stader Moor.
Irldeae.
T Crocus vernus Wulfen. Stade, hie und da verwildert auf der Contrescarpe
und am Wallabhang zwischen dem Salz- und Hohen Thor.
J Sisyrinchium anceps. Vor einigen Jahren von dem damaligen Primaner,
jetzigen Cand. phil. Herrn v. Dadelsen aus Stade auf einer Wiese
am Grossen Bracken bei Harsefeld gefunden. **)
AmarylUdeae.
Narcissus Pseudo-Narcissus L. Teufelsmoor bei Scharmbeck S.
J Galanthus nivab's L. Im Alten Lande in Obsthöfen verwildert und auf
Grasplätzen in der Nahe der Schwinge vor dem Hohen Thor
(Stade).
Liliaceae.
Gagea pratensis Schult. Stade: Bei Sanders Anlagen, Thun,
auf dem Hohen Wedel.
— spathacea Salisb. Stade: Thun, Haddorfer Holz.
— lutea Schult. Horneburg S. — Campe, Thun, Hoher
Wedel bei Stade; sehr häufig in Obsthöfen des Alten
Landes, z. B. in Hollern,
*) Gymnadenia albida Rieh, ist von Heim Prof. Buchenau in JJremen auf
der Heide zwischen Neuenwalde und Holssel gefunden. Vergl. Abhandlungen
des naturw. Vereins zu Bremen Bd. III., Seite 878.
**) Diese amerikanische (und irländische?) Pflanze ist von Dr. Lang auch
iu der Nähe von Verden gefunden.
24*
372
Fritillaria Melcagris L. Ist namentlich häufig auf den Eib-
inseln von der Este bis zur Luhe, zieht sich am Eib-
ufer entlang von der Este bis zur Oste (hier noch
bei Neuhaus). In der Nähe von Stade bei Bruns-
hausen B. und auf dem Bützflether Sand.
Anthericam ramosum L. Ilaide zwischen Wanna und Mid-
lum S. - Auf dem Debstedter Büttel K.
* Ornithügalum umbellatum L. Langwedel, Horneburg S. —
Stade : Hoher AVedel, Aecker beim Schwabensee, Thun,
in der Nähe des Stadtgrabens vor dem Hohen Thore,
bei Sanders Anlagen.
— nutans L. Achim. Stade : Abhang des Hohen Wedels,
dem Schwarzen Berge gegenüber.
* Allium vineale L. Stade, Contrescarpe zwischen Salz- und
Hohem Thore.
An merk. Alliiiiu Scboenoprftsum L. >viirde 1872 von verschie-
flciien SeiuinaristiMi an cineiii Grabenufer beim Haddorfer Holz
(Stade) gefunden, von mir aber im folgenden Jahre yerg^bUch
gesm-ht. VioUeiebt ist das Vorkommeu dieser Pflanze dort nur
ein zufälliges gewesen, weitere Nacbforacbungen sind aber jeden-
falls wünscbenswerth.
Asparagus officinalis L. An der Weser bei Baden.
Paris quadrifolia L. Hanstedt, Zeven S. — Haddorfer Holz
bei Stade. Hier auch * die öblättrige Form, sowie
eine andere mit 4 fast kreisrunden Blättern.
Polygonatum multiflorum All. (Convallaria multifl. L.) Stade:
Haddorf, Villah, beim „Grünen Waldje", Thun, Perle-
berg u. s. w.
Convallaria majalis L. Daverden; Dobrock; Neukloster,
Himmelpforten, Deinste S. — Zwischen Lehe und
Langen K. — Achimer Föhrenkamp; Zeven, zwischen
Wohlenbeck und Heessel bei Lamstedt; Stade: Villah,
Haddorf, beim „Grünen Walde".
'''' J Muscari botryoides Mill. Verwildert am Hoben Wedel bei Stade.
Narthecium ossifragum Huds. Stade: Zwischen Haddorf und
Mittelsdorf, Gräfenmoor, selten im Thuner Moor.
Juncaceae.
Juneus efiFusus ß prolifer Sond. Achimer Marsch, Bassen-
fleth bei Stade.
— glaucus Ehrh. Stade : In der Marsch häufig. Auf der
Horst und an einem kleinen Teiche bei der Camper
Ziegelei.
— filiformis L, Stade: hinter Riensförde, Thun, Campe
u. s. w.
* ii foliatus E. Mey. Ottersberg; beim Ottenbeck
(Stade).
— capitatus Weigel. Achim, auf dem alten Schützen-
platze (hier mitunter 6—7'' hoch).
373
Juiicus silvaticus Reich. Stade: Beim Ottenbeck, Agathen-
burg, Riensförde, Bockhorst u s. w.
Beim Ottenbeck unweit Stade * eine 3' hohe Form
mit sehr langen, schlaffen Blättern und silberweissen
Blüthen.
— supinus Mnch. Stade: z. B. Hollern, Riensförde,
Hagen.
ß uliginosus Rth. Stade: z. B. bei Wiepenkathen
und bei der Schnakenburg (hier auch mit Blatt-
büscheln auf den Blüthenköpfen).
y fluitans Lmk. z. B. im Stader Moor.
— squarrosus L. Stade: Villah, Stader Moor, Haddorf,
Sternberg, Riensförde, Hedendorf u. s. w.
* var. pumilus (culmo tri-pollicari, anthela simplici
3 — 4 flora) sehr häufig auf einer moorigen Wiese
am Grossen Bracken bei Harsefeld (mit Carex fulva
Good.).
— compressus Jacq. Bei Stade nicht gemein. Campe,
beim Hohen Wedel.
— Gerardi Loisl. Neuhaus S. — Weddewarden.
— Tenageia Ehrh. Achim.
— bufonius ß fasciculatus Koch. Achim.
Luzula pilosa Willd. Stade: Haddorf, Mittelsdorf, Ahler-
stedt, Hedendorf.
— campestris DG.
ß multiflora Lej. Stade: z. B. beim „Grünen Walde",
Harsefeld, Ahlerstedt.
y pallescens Besser. *) Hepstedt, Zeven, im Deepen
Rehm und im Grossen Bracken bei Harsefeld.
6 congesta Lej. Langwedel, Stubben, Sellstedt bei
Schiffdorf. Stade: Im Moor beim „Grünen Walde",
beim Ottenbeck und beim Grossen Bracken.
Cyperaceae.
Cyperus fuscus L. Sottrum L.
Gladium Marlscus K. Br. Im Veermoor bei Bederkesa K.
Rhynchospora alba Vahl. Stade: Haddorf, Bockhorst, Riens-
förde u. s. w.
— fusca R. et Schult. In den Mooren bei Lehe K.
Heleocharis uniglumis Lk. Alt-Luneberg, Thun und Bock-
horst bei Stade.
— acicularis R. Br. Stade: Wiepenkathen, Bockhorst,
Stader Moor, auf Flossholz im Stadtgraben.
*) Die zuerst von v. Pape im Gebiete aufgefundene und von ihm unter
dem Namen Luzula erecta ^S paUescens Nolte aufgeführte Pflanze entspricht
nach Herrn Prof. Dr. Buchenau in Bremen, dem ich Exemplare davon mit-
theilte, vollständig der Luzula pallescens des Ostens, wie sie Celakovsky in der
Österreich, botan. Zeitung 1861 charakterisirt hat. Sie ist in der Umgegend
von Stade in trocknen Wäldern sehr häufig.
■jt
/
374
Scirpus caespitosus L. Stade: Haddorf, Bockhorst, Thun,
Hollenbeck etc.
— pauciflorus Lightf. Stubben, Alt-Luneberg; Altkloster,
Hedendorf, Thun bei Stade.
— setaceus L. Rüspel bei Zeven S. - Achim; Perle-
berg, beim „Grünen Walde** und beim Steinbeck un-
weit Stade.
-- Tabernaemontani Gmel. Stade: Villah; an den Teichen
unterhalb Campe.
— Pollichii Godr. et Gren. Grünendeich.
— pungens Vahl. Breckwoldts Sand (Twielenfleth gegen-
über). Grünendeich.
— maritimus L. Stade: Campe, Steindamm, bei der
Badeanstalt u. s. w.
— silvaticus L. Stade: Vor dem Salzthor, bei Bassen-
fleth, Thun, beim Ottenbeck und beim „Grünen
Walde*" etc.
— compressus Fers. Zwischen Hollenbeck und dem
Grossen Bracken bei Harsefeld.
Eriophorum latifolium Hoppe, auf moorigen Wiesen am Süd-
rande des Grossen Bracken.
Carex dioica L. Nadah bei Ottersberg L. — Am Grossen
Bracken bei Harsefeld.
-- pulicaris L. Zwischen Langwedel und Dahlbrügge;
am Grossen Bracken bei Harsefeld, Bockhorst bei
Stade.
— disticha Huds. Stade: Wiesen bei den Pulverschup-
pen, hinter der Eisengiesserei, Thuner Moor.
— arenaria L. Bei Achim ausser sehr zarten Formen
auch eine auffallend hohe Form mit über 2' langen,
äusserst dünnen Halmen und eben so langen faden-
förmigen Blättern.
— yulpina ,i nemorosa Rebent. Stade: Am Stadtgraben,
Bassenfleth, Sinfonie; Buxtehude.
— muricata L. Langwedel, Altkloster S. — Achim.
Stade: zwischen Bassenfleth und Brunshausen.
ß virens Lmk. Bierden; Hollenbeck bei Ahlerstedt.
— teretiuscula Good. Alt-Luneberg; Thuner Moor bei
Stade.
— paniculata L. Alt-Luneberg; Dammhäuser Moor, Bock-
horst, Sternberg, Thun bei Stade.
* ß Simplex (Aehre nicht rispig, aus 10 Aehrchen
bestehend; Deckschuppen sehr breit silberweiss
berandet) Thuner Moor bei Stade.
— paradoxa Willd. Ottersberg L.
— remota L. Ottersberg L. — Zeven, Ahlerstedt und
im Grossen Bracken; Haddorfer Holz bei Stade.
— stellulata Good. (echinata Murr.) Tritt bei Stade in
zwei Formen auf, eine niederliegende von der Grösse
der C. Oederi Ehrh. (so z. B. bei der Schnacken-
r ■
375
bürg), eine höhere, aufrechte (1 ' hoch), so im Thuner
Moor etc.
Carex leporina var, argyroglochin Hörnern. Zeven.
— elongata L. Stade: Im Grossen Bracken und im
Haddorfer Holz.
— canescens L. Stade: Thun, Agathenburg, bei der
Schnackenburg, Bockhorst u. s. w.
— stricta Good. Basbeck; Hollern und beim „Grünen
Walde« (Stade).
— caespitosa L. Stade: Wiesen bei der Badeanstalt und
beim Thuner Schulhause.
— Goodenoughii Gay. Kommt bei Stade auf Wiesen
vor dem Salzthore mit sehr langen Deckblättern vor.
* ß Bructeri (cf. Meyer, Fl. han.). Auf Sandboden
bei Hedendorf.
— acuta L.
* ß amblylepis Peterm. Im Moor am Grossen
Bracken bei Harsefeld.
* y personata Fr. Bei der Harsefelder Mühle.
— limosa L. Massenhaft am Silbersee bei Beverstedt.
— pilulifera L. Zeven, Hedendorf, Horneburg.
— verna Vill. (praecox Jacq.) Stade: Beim Schwarzen
Berge und an den Camper Abhängen.
— flacca Schreb. (glauca Scop.) Zwischen Harsefeld
und Hollenbeck und im Grossen Bracken.
— pallescens L. Langwedel S. — Zeven, Alt-Luneberg;
Harsefeld, Hollenbeck, Ahlerstedt, beim „Grünen
Walde" unweit Stade.
— flava L. Die Hauptart (a vulgaris Doli.) fand ich
nur am Grossen Bracken; ß lepidocarpa Tausch, bei
Alt-Luneberg, Zeven, Ahlerstedt, im Thuner Moor bei
Stade.
— Oederi Ehrh. überall häufig.
— Hornschuchiana Hoppe. Kuhla bei Himmelpforten S.
— Stubben.
— Hornschuchiana-flava (C fulva Good.). Am Grossen
Bracken bei Harsefeld.
— silvatica Huds. Zeven, Ahlerstedt, im Grossen Bracken.
— Pseudo-Cyperus L. Langwedel, Zeven; Stade: Bock-
horst, Sternberg, beim „Grünen Walde", Thun, bei
den Kirchhöfen, Bassenfleth, Sinfonie u. s. w.
— rostrata With. (ampullacea Good.j Häufig. Stade:
Bei Bockhorst, zwischen Haddorf und Mittelsdorf,
Thun, Harsefeld. In den Kreisen Verden und Lehe
sehr häufig.
— vesicaria L. Stade: Thun, Harsefeld.
Beim „Grünen Walde" unweit Stade * eine Form
mit sehr lang gestielten weiblichen Aehrchen (Stiel
V2 ' lang).
376
Carex acutifolia Ehrh. (paludosa Good.) Langwedel S. —
Ottersberg L. — Harsefeld.
var. Kochiana DC. Stade : Beim Ottenbeck, am Grossen
Bracken.
— riparia Gurt. Langwedel S. — Buxtehude, am Schnee-
weg bei Stade; sehr häufig zwischen Oberndorf und
Osten.
— filiformis L. Zwischen Bierden und Clüverswerder bei
Achim; Thuner Moor bei Stade.
— hirta * var. hirtaeformis Pers. An den Gamper
Abhängen bei Stade.
Gramineae.
Panicum sanguinale L. Ottersberg L. — Achim. (Bei Ver-
den nach Lang mehr verbreitet.)
— filiforme Grcke. Stade : Bei der Saline, auf dem Hohen
Wedel, Haddorf, bei Riensförde etc.
— Grus galli L. Stade: Bei Gampe, Steindamm, Riens-
förde, Agathenburg u. s. w.
Setaria viridis P. B.
* /? vivipara*). Stade: in einem Garten vor dem
Schiflferthore.
Phalaris canariensis L. Verden; auf der Horst und auf der Contrescarpe
bei Stade.
Hierochloa odorata Whlnbg. Stade: bei Wiepenkathen und
Perleberg; häufig an den Wiesengräben am Wege
hinter dem Schwarzen Berge.
Anthoxanthum odoratum L., thyrso interrupto **). Achim,
Hassel.
Alopecurus pratensis L.
a nigricans Sond. Auf einer Wiese vor dem Hohen
Thore bei Stade.
'*' ß viviparus. Stade, an der Brücke vor dem Keh-
dinger Thore.
— agrestis L. Stade: Asseler Sand S. — Am Hohen
Wedel, Aecker bei der Mühle vor dem Kehdinger
Thore und bei den Kalköfen.
— fulvus Sm. Achimer Marsch (1874).
Phleum pratense L. Auf einem Rasenplatze im Garten des
Goldenen Löwen bei Stade fand ich zu verschiedenen
*) Der Sommer des Jalires 1878 schien für die Bildung der sprossenden
A.ehrchen bei mehreren (»räsern äusserst günstig zu sein. Ich fand dieselben
ilamals bei 7 verschiedenen Gattungen.
**) Anthox. Puelii Leco(i et l^amotte, sonst nur aus dem Lüneburgischen
bekannt, findet sich nach Dr. W. O. Focke bei Visselhövede (hier massenhaft),
sowie zwisclien Bremervörde und Hesedorf, und wurde von Prof. Dr. Buchenau
auf einem Roggenfelde bei Embsen unweit Achim entdeckt. Vgl. Abhandlungen
des Bremer naturw. Vereins Bd. IV. 8. 214, „Nordwestdeutsche WanderpHanzeu**
von Dr. \V. O. Focke in Bremen.
377
Malen Exemplare, deren Aehre durch ein 1" langes
Deckblatt gestützt ist.
ß nodosum L. Zeven, Achim.
y viviparum Rth. Beim Verdener Bahnhofe.
Agrostis alba L. * ß vivipara. Stade: am Hohen Wedel.
— canina L. Ottersberg L. — Zwischen Bierden und
Clüverswerder bei Achim.
ß pallida Schk. Langwedeier Moor,
y coarctata Ehrh. Borstel bei Achim.
Calamagrostis lanceolata Rth. Langwedel S.
— Epigeios Rth, In der Tötje zwischen Lehe und Langen K.
Ammophila arenaria Lk. Dammhausen bei Buxtehude S.
Milium eflfusum L. Mittelsdorf, Himmelpforten, Ahlerstedt,
Zeven, Hepstedt, Alt-Luneberg, Etelsen u. s. w.
J Stipa pennata L. ist vor etwa 30 Jahren am Kajedeich bei Dollern ge-
sammelt worden, jetzt aber ohne Zweifel wieder verschwunden.
1 Exemplar von diesem Standorte sah ich im Herbarium des Herrn
Organisten Fick in Horneburg.
Koeleria cristata Pers. Lessei bei Verden S. — Zwischen
Bierden und Clüverswerder bei Achim.
Aira caespitosa L.
* a pallida Koch. Zeven, Harsefeld, Stade (beim
„Grünen Walde**).
* ß vivipara. Stade (beim „Grünen Walde").
— flexuosa L. Stade: z. B. bei Campe, Bockhorst, Riens-
förde, auf dem Hohen Wedel, Schwarzen Berg u. s. w.
Weingaertneria canescens Beriih. (Corynephorus can. P. B.)
Stade: z. B. auf dem Hohen Wedel, bei Sternberg.
Holcus mollis L. Achim, Hassel, Borstel, Nordhomsberg,
Dahlbrügge ; Schiffdorf; Stade : auf dem Hohen Wedel,
Steindamra, Haddorf, Riensförde u. s. w.
Arrhenatherum elatius M. et Koch. Langwedel, Daverden S.
— Achim, Arbergen, Bierden, Etelsen; Alt-Luneberg;
Stade : am Schwingedeich, bei Brunshausen, Steindamm.
In Achim fand ich 1872 eine Form, deren Blüthen beide
eine lange Granne haben; die eine Blüthe ist vom
Grunde bis über die Mitte stark, die andere schwächer
borstig behaart.
Avena brevis Rth. Um Achim häufig.
J — Orientalis Schreb. Achim; Riensförde bei Stade.
— strigosa Schreb. Achim, Borstel, Embsen.
— fatua L. Achimer Bruch.
— pubescens Huds. Langwedel S. — Stade : Contrescarpe
zwischen dem Salz- und Hohen Thor, auf dem Garnison-
kirchhofe.
— flavescens * /^lutescens Rchb. Steindamm bei
Stade.
— caryophyllea Web. Arbergen, Bierden, Borstel bei
Achim; Stade: beim Camper Kirchhof, Steindamm,
Schwarzer Berg, Riensförde, Agathenburg u. s. w.
378
Ävenii praecox P. B. Stade: Camper Kirchhof, Steroberg,
Thun u. s. w.
Sieglingia decumbens Bernh. Stade: Thuner Moor, beim
„Grünen Walde** u. s. w.
Melica unitlora Retz. Im Grossen Bracken bei Harsefeld.
Briza media L. Ottersberg, Hesedorf, Brüttendorf, Meckelsen,
Horneburg, Deinste S. — Langwedel, Zeven, Bever-
stedt, Ahlerstedt; Stade: Thun, Riensförde, Wiesen
neben dem Camper Föhrenkamp.
Poa serotina Ehrh. Stade: am Stadtgraben zwischen dem
Schiffer- und Kehdinger Thore.
Poa pratensis L.
* a a ngustifolia L. Stade: bei der Eisengiesserei,
auf der Contrescarpe , beim Schwarzen Berge und
beim „Grünen Walde".
* ß latifolia Sond. Campe bei Stade. In ausge-
zeichneten Formen auf Moorwiesen beim Grossen
Bracken und bei Langwedel.
compressa L. An einer alten Mauer auf dem Hofe
des neuen Gymnasiums in Verden.
Glyceria aquatica Whlnbg.
* ß vivipara bei einer Ziegelei zwischen Stade und
Brunshausen.
-— fluitans R. Br.
var. loliacea Huds. Achimer Bruch; Stubben.
Catabrosa aquatica P. B. Achim, Bierden; bei Stade ziemlich
selten (Campe; auf Flossholz im Stadtgraben).
Molinia coerulea Mnch.
* ß silvestris Schi. (Enodium silvaticum Lk.)
Zwischen Riensförde und dem Ottenbeck bei Stade.
Dactylis glomerata L. * ß vivipara. Stade, vor dem
Salzthore.
Cynosurus cristatus L. * Mit sehr verlängerten, die Aehrchen
weit überragenden Deckblättern auf der Horst bei Stade.
J Lamarckia aurea Mnch. In Folge früherer Aussaat 1873 an einer Stelle
auf der Horst (Stade) verwildert.
Festuca distans Kth. Lehe K.
— sciuroides Rth. Hassel bei Achim.
— ovina L.
* (( capillata Lmk. Hedendorfer Holz, Harsefeld.
* fV tenuifolia Sibth. z. B. auf dem Hohen Wedel
bei Stade.
}' duriuscula L. Stade : auf der Contrescarpe zwischen
dem Salz- und Hohen Thor.
— rubra L. Bei den Stader Kirchhöfen eine der F. hetero-
phylla Haenke nahestehende Form.
— gigantea Vill. Alt-Luneberg, Hadd orfer Holz, Bruns-
hausen, bei der Baumsbrücke in Stade.
ß triflora Koch. Alt-Luneberg; Hagen bei Stade.
— arundinacea Schreb. Stade: z. B. bei Brunshausen.
•r
379
Festuca elatior L.
* ß pseudololiacea Fr. Achim, Ahlerstedt, am
Schwingedeich bei Bassenfleth unweit Stade.
* y fasciculataSond. Auf Weiden bei Brunshausen.
Bromus secalinus L. Langwedel, Horneburg, Altkloster S.
— Sebaldsbrück, Achim, Buxtehude, Stade (auf der
Horst, beim ,, Grünen Walde," am Schwarzen Berge).
*/9grossus Koch. Stade: auf Aeckern bei der
Mühle vor dem Kehdinger Thore.
An merk. Beim Stader Exercierplatze fand ich einen Bromus
secalinus mit stark behaarten unteren Scheiden und wie es scheint,
etwas kürzeren oberen Spelzen. Vielleicht ein Bastard zwischen
Br. secalinus und Br. racemosus?
— racemosus L. Achim, Achimer Bruch; Weddewarden,
Brunshausen.
— mollis L. Die Form * ß nanus Weigel auf dem
Hohen Wedel bei Stade (in der Nähe des Gartenhauses).
* Bromus racemosus X mollis yar. a *) Brunshausen bei Stade.
1 — squarrosus L. 1872 von mir in Achim gefunden.
* *[' — teclorum L. Buxtehude S. — Achim.
Triticum repens L.
* ß caesium Presl. Stade: beim Schwarzen Berge.
— caninum L. Hepstedt bei Zeven.
Hordeum secalinum Schreb. Verden, Alt-Luneberg. Bildet
in einzelnen Kämpen der Achimer Marsch den Haupt-
bestandtheil des Grases.
Lolium perenne L. In mannigfaltigen Formen:
* a tenue L. Stade : vor dem Kehdinger Thore und
auf der Contrescarpe. Bei den Kirchhöfen fand ich
eine Form mit weitkriechender Wurzel, dunkeln
Halmknoten und violett gefärbten Antheren.
* ß multiflorum Sond. Stade, bei der Mühle vor
dem Kehdinger Thor und auf dem Franzosenplatz,
y spiculis valva minoribus. Achim.
* rf compositum Rchb. Achim, Langwedel; war 1873
bei Stade fast häufiger, als die einfache Form.
* € cristatum Weihe. 1873 im Seminargarten zu
Stade.
— italicum A. Bi. Kakerbeck, Altkloster S. — Achim;
Stade: Wiesen am Stadtgraben vor dem Hohen Thor
und hinter dem Exercierplatz; Chausseerand vor dem
Schifferthor. Zwischen Buxtehude und Pippensen.
* — temulentum L. Ottersberg, Lesum S. — Lehe K. —
Achim, Etelsen. 1873 massenhaft auf einem Hafer-
felde bei Stade (auf dem Hohen Wedel).
*) In Betreff dieses im .Jahresbericht von 1873 des naturhistorischen Vereins
zu Hannover beschriel)enen Bastardes muss ich auf die nächstens erscheinende
Flora des Herrn Oberlehrers Mejer in Hannover verweisen, der mit Bestimmt-
heit in den Exemplaren aus Brunshausen dieselbe hybride Pflanze erkennt, die
von ihm bei Hannover seit 2 Jahren eingehend beachtet ist.
,*.'-
1
♦
380
Lolium remotum Schrnk. Achim, Achimer Bruch, zwischen
Uesen und Baden.
ß floribus aristatis. Alt-Luneberg.
y complanatum Schrad. Lehe K. — Baden bei
Achim; Alt-Luneberg.
* — festucaceum Lk. Stade: auf der Gontrescarpe vor
dem Salzthor; bei der Heimbergschen Badeanstalt.
Nardus stricta L. Stade: z. B. bei Riensförde und hinter
dem Hohen Wedel.
Coniferae.
Juniperus communis L. Sehr häufig zwischen Verden und
Nettenaverbergen , bei Völkersen , zwischen Bässen
und Tüchten bei Oltersberg, Steinfeld bei Zeven u. s. w.
J Larix decidua MiU. (europaea DC.) Vereinzelt im Grossen Bracken bei
Harsefeld.
Equisetaceae.
Equisetum silvaticum L. Basdahl L. — Zeven, im Grossen
Bracken bei Harsefeld, am Dobrock.
— palustre L. Stade : z. B bei Agathenburg, beim Otten-
beck, am Hohen Wedel, beim „Grünen Walde."
— hiemale L. Alt-Luneburg; Ahlerstedt.
Lycopodiaceae.
Lycopodium Selago L. Haddorfer Holz bei Stade.
— • inundatum L. Thuner Moor bei Stade.
— clavatura L. Stade: Heide bei Riensförde, Bockhorst
und Villah.
— Chamaecyparissus A. Br. Zeven, Eckstever bei Otters-
berg, Anderlingen bei Seisingen; Düdenbüttel, Villah
bei Stade S.
Isoetes lacustris L. Sehr häufig im Silbersee bei Beverstedt.
Fllices.
* Botrychium Lunaria Sw. Stade: Camper Abhänge (hinter
dem Kirchhofe), häufig; 1872 ein Exemplar in einem
kleinen Gehölz bei Thun.
Osmnndaceae.
Osmunda regalis L. Burg-Sittensen S. — Im Gr. Bracken
bei Harsefeld und bei Bargstedt (Organist Fick in
Horneburg).
I . ■ ,
381
Polypodiaceae.
Polystichum filix mas Rth. Langwedel S. — Stade: zwischen
Perleberg und Wiepenkathen.
— cristatum ßth. Bockhorst bei Stade.
— spinülosum DC. Stade: zwischen Perleberg und
Wiepenkathen.
* Asplenium Ruta muraria L. Zeven B. — Bliedersdorf (Or-
ganist Fick).
Scolopendriam ynlgare Sm« An einer sehr schattigen nnd feuchten
Mauer in Uesen bei Achim.
Blechnum Spicant With Wittlohe, Dobrock S. — Stubben;
am Grossen Bracken bei Harsefeld; Stade: zwischen
Steindamm und Gräfenmoor und bei Perleberg.
Pteris aquilina L. Bei Stade nicht gemein. Perleberg, Villah.
nf{£)^^ajT^
Entfernung
der Stadt Bremen Ton den Stationen der in Bremen znsammen-
lanfenden Eisenbalinen
zusammengestellt
von
Franz Buchenau.
Nachtrag.
Unter dem vorstehenden Titel habe ich im dritten Bande
dieser Abhandlungen (pag. 407) eine Reihe von Zahlenangaben
veröfl'entlicht, welche sich als für manche Zwecke recht brauch-
bar herausgestellt haben. Im Nachstehenden ergänze ich die-
selben durch die auf die neuen Bahnstrecken Brake-Nordenhamm
und Oldenburg-Quakenbrück bezüglichen Zahlen. Ich verdanke
diese neuen Daten der zuvorkommenden Güte des Herrn Ober-
Inspector Scheffler in Oldenburg, welcher schon bei der Zusammen-
stellung der früheren Zahlen so zuvorkommend mitgewirkt hat
I. Brake-Nordenhamm.
Es wird nicht überflüssig sein, vorauszuschicken, dass Brake
von Hude Km. 25,50, von Bremen Km. 53,17 entfernt ist.
Entfernung
nach Bahnhof Golzwarden . .
Rodenkirchen
Kleinensiel . .
Grossensiel. .
Nordenhamm
von Hude
Km. 28,375
33,823
38,748
41,736
43,563
n
)»
5»
von Bremen (Altstadt)
56,045
61,493
66,418
69,406
71,233
II. Oldenburg-Quakenbrück.
Die Entfernung von Bremen Altstadt bis Oldenburg beträgt:
Km. 44,33 ; demnach ist :
Entfernung
von Oldenburg
nach Bahnhof Sandkrug Km. 10,590
Huntloscn
Grossenkneten . . .
Ahlhorn
Höltinghausen. . . .
Cloppenburg
Hemmelte
Essen
Quakcnbiück
17,930
23,319
28,689
35,027
41,046
48,994
56,493
62.622
von Bremen
54,920
62,260
67,649
73,019
79,357
85,376
93,324
100,823
106,952
0s>iL/a!^ä!
Zusammenstellung
einer Anzahl yon Höhenpnnkten der nordwestdentscben
Eisenbahnen.
Von Franz Buchenau.
Nachtrag.
(vergl. diese Abhandhmgen III, pag. 412)
Auch die nachfolgenden Zahlen, deren Bedeutung sich von
selbst ergiebt, verdanke ich der zuvorkommenden Güte des Herrn
3ber-Inspect()r Scheflfler in Oldenburg.
I. Brake-Nordenhamm.
Meter über A. P.
Bahnhof Brake S. 0. K. 3,8,
Brücke über das Braker Sieltief
Bahnhof Golzwarden
Biücke über das Schmalenflether
Sieltief
Brücke über das Abser Sieltief. .
Bahnhof Rodenkirchen
Chaussee von Rodenkirchen nach
Burhave
Brücke über das Strohauser Sieltief
Chaussee von Rodenkirchen nach
Burhave (zweiter Schnitt) . . .
Brücke über das Beckumer Sieltief
Bahnhof Kleinensiel
Chaussee nach Esenshamm. . . .
Brücke über das grosse Sieltief .
Bahnhof Grossensiel
Deichkappe zwischen Grossensiel
und Nordenhamm
Höchster Wasserstand bei Norden-
hamm
Fluthhöhe bei Nordenhamm .
Ebbe bei Nordenhamm . . .
Bahnhof Noitlenhamm
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1 1. Oldonbnrg-Quakenbrflek.
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Bahnhof Oldenburg S.
Brücke über die Hunte
Chaussee von Oldenburg nach Bremen . . .
Bahnhof Sandkrug
Brücke am Barneführer Holze
„ über die Hunte
Bahnhof Huntlosen
Brückthor vor Dohlen
in „
hinter „
Bahnhof Grossenkneten
Wachtberge bei Sage
Kreuzpunkt der Chaussee bei Ahlhorn . . .
Bahnhof Ahlhorn
Brücke über die Lethe
Bahnhof Höltinghausen
Brücke über die Soeste
Bahnhof Cloppenburg
Hemmelte
Essen
Brücke über die Sager-Haase
„ „ den Haase-Canal
Chaussee neben der Bahn zwischen Essen und
Quakenbrück
Brücke über die Haase auf der Landesgrenze
Bahnhof Quakenbrück
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• f.
«
Die Geschiebe
von Jever im Grossherzogthum Oldenburg
von Dr. K. Martin in Jever.
Das Diluvium des Grossherzogthuras Oldenburg bietet dem
Palaeontologen im Allgemeinen wenig Interesse. So reichhaltig
es an scandinavischen Graniten, Gneissen u. s. w. ist, voji deren
Häufigkeit die Quader unserer Dorfkirchen, die Prellsteine an den
Wegen, das Pflaster der Städte das beredteste Zeugniss ablegen,
so selten sind im Allgemeinen die Sedimentärgesteine und mit
ihnen die Petrefacten. Was man an letzteren in unserer
Gegend zu finden pflegt, beschränkt sich meistens auf die Kreide-
feuersteine, in welchen neben den zahlreichen Bryozoen hin und
wieder die Reste von Echinodermen , seltener diejenigen von
Lamellibranchiaten gefunden werden. Mir sind aus Geschieben
dieser Art in der Umgegend von Jever bekannt geworden: Anan-
chytes und Galerites in mehreren Arten, unter ihnen A. ovata
und G. albogalerus, Spatangus cor testudinarium, Clypeaster spec.
Discoidea spec; von Zweischalern : Gryphaea spec. und Pecten
spec. Indessen sind diese Fossilien nicht hinreichend, um irgend
welchen Schluss auf ihre Herkunft zuzulassen; sie können eben-
sowohl aus der Kreide Englands, wie aus derjenigen des nördlichen
Deutschland stammen.
Dasselbe gilt von Devonischen Versteinerungen, welche, wie
in der norddeutschen Tiefebene überhaupt, so auch in unserm
Lande zu den grössten Seltenheiten gehören. Mir ist nur das
einzige Vorkommen von Pleurodictyum problematicum aus der
Umgegend von Varel bekannt geworden. Das sehr schön erhaltene
Exemplar befindet sich im Grossherzogl. Naturaliencabinet in
Oldenburg.
Jenen Petrefacten gegenüber bieten die Einschlüsse der
Silurischen Sedimentärgesteine ein um so grösseres Interesse
dar. Diese Geschiebe, welche sich über die ganze norddeutsche
Tiefebene mit nach Westen abnehmender Häufigkeit verbreitet
haben, finden sich in grossen Massen unterhalb der Stadt Jever
abgelagert, während sie über den südlichem Theil des Gross-
IV. Mai 1876. 25
386
hcrzo^'thuius nur spärlich verbreitet zu sein scheinen. Es sind
mir daher nur bekannt geworden :
Von Varel: C'alymene Blunienbachi und Pentamerus galeatus.
Von Cloj)penbur^^ : Syringophylluni Organum.
Von Damme: Favosites «rotlanflica und Astylospongia prae-
niorsa. Krstere in Feuerstein i)etriticirt.
Sämmtliche Petrefacten weisen auf dasselbe Alter und Her-
kommen hin, wie die von Jever stammenden, deren speciellere
Kenntniss vorliegende Arbeit zum Zwecke hat.
Das Material, welches ich zur Bearbeitung benutzte, stammt
theils aus der im Oldenburger Naturaliencabinet befindlichen
Sammlung des verstorbenen Dr. Siegesmund, welcher sich durch
eifriges Sammeln ein grosses Verdienst erworben hat, theils habe
ich es selbst aufgelesen.
Die von Siegesmund stammenden Geschiebe sind in der Nähe
des Sophienstiftes im Anfange der sechsziger Jahre in einer
Tiefe von 10—12 ' unter der OberÜäche ausgegraben. Sie bieten
in petrographischer Beziehung ein grosses Interesse durch das
Auftreten von zahlreichen eigenthümlichen Conglomeraten. In
die Bildung letzterer, welche fast ausschliesslich aus Kalkgeröllen
zusammengesetzt sind und nur spärliche Brocken von Eruptiv-
gesteinen enthalten, gehen nämlich auch jene eigenthümlich zer-
brochenen und wieder verkitteten Gerolle ein, welche unter dem
Namen von Quetschsteinen von verschiedenen Localitäten, besonders
aus der Schweiz, bekannt geworden sind, und deren Entstehung
auf die Wirkung ungeheurer Druckkräfte (wahrscheinlich auf die-
jenige des Eises) zurückzuführen ist. Diese Quetschsteine ge-
hören zu den gewöhnlichsten Vorkommen in den vorliegenden
Schichten; denn der Umstand, dass man sie noch jetzt, nachdem
der Aufschluss lange Jahre wieder verdeckt ist, nicht selten an
den Wegen findet, lässt auf eine sehr grosse Häufigkeit schliessen.
Aus einem Briefe, welcher z. Z. von einem Herrn aus Jever an
den Inspector des Grossherzogl. Xaturaliencabinets gerichtet
wurde, erfahre ich: „sie sind schichtenweise oberhalb und unter-
halb anderm Geröll in lehmigtem Boden gefunden, jedoch so
viel ich bemerkt habe, nur in einer Lage, nicht etwa mehrere
Schichten übereinander." In dem grauen Kalksteine, welcher in
der Regel die Quetschsteine bildet, habe ich zahlreiche Exemplare
von Chonetes lata und Orthis elcgantula angetroffen.
Diejenigen Geschiebe, in welchen ich selber lange Zeit zu
sammeln Gelegenheit hatte, wurden vor einigen Jahren am ent-
gegengesetzten Ende der Stadt in der Schlachtstrasse bei der
Fundamentirung eines Hauses ausgebracht.
Die Petrefacten, welche ich in den von jenen beiden Locali-
täten stammenden Geschieben gefunden habe, sind folgende:
I. Protozoa.
1. Stromatopora concentrica Goldf.
Ein sehr gemeines Fossil , findet sich in Exemplaren bis
zu Kopfgrösse.
387
II. Coelenterata.
A. Spongiae.
2. Astylospongia praemorsa Goldf.
Ein Exemplar im Besitze des Herrn Dr. Löwenstein sen.
B. Anthozoa.
3. Heliolites interstincta. Lin.
4. „ megastoma. M'Coy.
5. Propora tubulata. Lonsdl.
6. Favosites gotlandica. Lin.
7. „ aspera. d'Orb.
8. „ Hisingeri. M. Edw.
9. „ cristata. M. Edw. u. H.
10. Alveolites seriatoporoides. M. Edw. u. H.
11. Labecheia conferta. M. Edw. u. H.
12. Halysites catenularia. Lin.
13. „ escharoides. M. Edw. u. H.
14. Syringopora bifurcata. Lonsdl.
15. Coenites juniperinus. Eichw.
16. Thecia Swindermana. Goldf.
17. „ Grayana. M. Edw. u. H.
18. Gyathaxonia spec.
19. Cyathophyllum articulatum. M. Edw. u. H.
20. Acervularia ananas. M. Edw. u. H.
21. Syringophyllum Organum. M. Edw. u. H.
22. Cystiphyllum spec.
23. Metriophyllum spec.
Die Korallen sind zum Theil in vollständig ausgewitterten
Exemplaren, welche die feinsten Structurverhältnisse ohne
weitere Praeparation erkennen lassen, überliefert; in der
grösseren Mehrzahl aber in Form von Gerollen und Blöcken
von bedeutender Grösse, an deren abgeriebener Oberfläche
nur noch die einzelnen Kelche zu unterscheiden sind. Sie
gehören durchgängig zu den gemeinsten Fossilien von Jever;
vor allem sind es indess die Gattungen Heliolites, Favosites,
Halysites und Syringopora, welche sich durch grosse Häufig-
keit auszeichnen. Thecia und Syringophyllum sind auch nicht
selten; ebenso die Einzelkorallen, welche mit Sicherheit
nur noch die Bestimmung der Gattung zulassen.
III. Echlnodermata.
24. Cyathocrinites pentagonus. Goldf.
25. „ rugosus. Miller.
Beide Arten nicht gerade selten. Ausser ihnen noch zahl-
reiche, nicht weiter bestimmbare Trochiten, welche in Kalk-
spath verwandelt, gradezu gesteinsbildend auftreten.
26*
388
IV. Vermes.
2(». Scrpula spec.
27. Ptilodictya lanceolata. (Joldf.
Letzteres Fossil sehr gemein.
V. Artliropoda.
28. Leperditia baltica. Ilis.
21). Beyrichia tuberculata. Klöd.
Erstere ist nicht sehr häutig, letztere aber gemein.
VI. Mollusca.
A. Brachiopoda.
30. Terebratula didyma. Dalni.
31. Spirifera sulcata. Linstr.
32. „ plicatella. Dalm.
33. „ elevata? Dahn.
34. „ crispaV Ilis.
35. Ilhynchonella borealis. Schloth.
3(). „ nucula. Sow.
37. Peutamerus linguiferus. Sow.
38. „ borealis. Eichw.
39. Spirigerina reticularis. Wahlbg.
40. „ imbricata. Sow.
41. Orthis elegantula. Dalm.
42. „ pecten. His.
43. Strophomena depressa. Sow.
44. Chonetes striatella. Dalm.
45. „ lata, von Buch.
46. Discina antiqua. Koem.
Unter den Brachiopoden sind Chonetes striatella und lata,
ferner Orthis elegantula, welche in einigen Gesteinsarten
ebenso häufig wie die vorige Art ist, als die gemeinsten
aufzuführen; ihnen folgt Spirifera sulcata und Rhynchonella
nucula. Neben Orthis elegantula kommt wahrscheinlich noch
Orthis Loveni. Linstr. vor, denn zahlreiche Exemplare zeichnen
sich vor den übrigen durch eine geringe Ausdehnung des
Schlossrandes, einen tiefern Eindruck in der flachen Schale,
sowie durch feinere Streifung aus , — Kennzeichen, welche,
wie ich mich durch Vergleichung mit Linströmschen Original-
exemplaren in der Göttinger üniversitätssammlung überzeugen
konnte, in ausgesprochener Weise der Orthis Loväni zukommen.
B. Lamellibranchiata.
47. Orthonota rigida. Sow.
Gehört zu den seltneren Fossilien.
C. Gastropoda.
48. Dentalium spec.
389
49. Tentaculites ornatus, Sow.
50. „ inaequalis. Eichw.
51. Murchisonia spec.
52. Euomphalus funatus. Sow.
53. Bellerophon spec.
Von den Gastropoden ist Tentaculites ornatus sehr ver-
breitet; die Gattung Murchisonia wird durch mehrere Arten
vertreten, unter welchen die kleinere sehr häufig ist.
D. Cephalopoda.
54. Actinoceras cochleatum. His.
55. Cyrthoceras spec.
Die Cephalopoden sind nur spärlich vertreten und gehören
zum grösseren Theile den Cochleaten an. Ausser diesen
habe ich noch andere abgerollte Individuen mit sehr kleinem
randlichen Sipho gefunden.
Es kann nach Aufführung dieser organischen Reste nicht
mehr schwierig sein, das Alter der vorliegenden Geschiebe mit
Sicherheit festzustellen. Dass sie der Silurischen Schichtenreihe
angehören, bedarf keiner weiteren Erwähnung; ebenso ergiebt
die Abwesenheit aller specifisch untersilurischer Leitfossilien, dass
sie dem oberen Systeme dieser Formation entsprechen, und zwar
sind es Geschiebe aus Schichten, welche mit denen des ober-
silurischen Systems von Gotland zu parallelisiren sind. Die
Korallenkalke dieser Insel zeichnen sich durch das Zusammen-
vorkommen nnd die Häufigkeit derselben Korallen aus, welche
oben aus den Jeverschen Geschieben aufgeführt wurden, und hier
wie dort in gleicher Weise gesteinsbildend auftreten. Ebenso
sind die obern Schichten, welche denen von Ludlow in England
entsprechen, durch das zahlreiche Vorkommen von Chonetes lata,
Rhynchonella nucula, Spirifera sulcata, Orthis elegantula u. s. w.
genügend charakterisirt. Wir haben also vor allen Dingen die
bekannten Choneten- und Korallen - Kalke des obersüurischen
Systems vor uns,*) welche beide in gleicher Häufigkeit vertreten
sind; denn während die ersteren in den beim Sophienstifte aus-
gebrachten Geschieben weniger zahlreich vorkommen, ist das
Verhältniss derjenigen, welche aus der Schlachtstrasse stammen,
umgekehrt: hier gehören die Korallen zu den Seltenheiten. Die
Chonetenkalke bestehen zum grössten Theile aus einem Gesteine,
dessen ursprünglich tiefblaue Färbung durch die Verwitterung in
ein schmutziges Grau übergegangen ist; es finden sich nämlich
häufig Handstücke, deren blauer Kern und graue Verwitterungs-
rinde dies genügend beweisen. Daneben sind auch jene grünlichen
*) Schon Roemer hat über das Jeversche Vorkommen in seiner Arbeit „über
die Diluvialgeschiebe von nordischen Sedimentärgesteinen in der norddeutschen
Ebene etc." eine kurze Notiz gebracht. Vergl. Zeitschrift der deutschen geolog.
Gesellschaft B. XIV. pag. 578.
390
Kalksteine, welche aus dem östlicheiTi Theile der norddeutschen
Tiefebene so allgemein bekannt sind, nicht selten.
Ausser diesen (Gesteinen ist von der letztgenannten Localität
noch das zahlreiche Auftreten eines ebenfalls aus anderen Gegen-
den längst bekannt gewordenen spiUhigen Kalksteines mit zahl-
reichen Crinoiden-Resten hervorzuheben.
Doch wir haben nicht allein solche Geschiebe vor uns,
welche mit den Schichten der Insel Gotland zu parallelisiren
sind (ob sie wirklich denselben angehören, ist eine Frage,
deren Entscheidung bis jetzt wohl noch nicht mit Sicherheit er-
folgen kann), sondern es findet sich unter den angeführten Pe-
trefacten ein Brachiopode, welcher entschieden auf eine andere
Herkunft hinweist, ich meine das Auftreten von Pentamerus bo-
realis. In Oldenburg ist von diesem interessanten Vorkommen
ein grosses Handstück eines festen schmutzigweissen Kalksteins
vorhanden, welches ausser einer vollständigen Ventralschale noch
mehrere Bruchstücke jenes Fossils enthält; ausserdem ein klei-
neres Stück eines weissen, mit Steinkernen überfüllten Kalksteines,
welches durchaus mit dem von Estland bekannten Vorkommen
übereinstimmt, wie ich mich durch Vergleichung mit Hand-
stücken überzeugen konnte, welche von Herrn Prof. von Seebach
in den russischen Ostseeprovinzen gesammelt wurden. Das
Auftreten von Pentamerus borealis weisst, wie bekannt, unzweifel-
haft auf die Herkunft von Estland hin.
Die Massenablagerung von Jever ist nach alledem vollständig
mit derjenigen von Groningen*) übereinstimmend; denn auch die
dortigen Geschiebe gehören ausschliesslich der obersilurischen
Schichtenreihe an, während sie zugleich durch das Vorkommen von
Pentamerus borealis ausgezeichnet sind.
In Bezug auf die massenhafte Ablagerung der vorliegenden
Gesteine, welche sich, wie es scheint, unterhalb des grössten
Theiles des Stadtgebiets erstrecken, möchte ich noch Folgendes
beifügen.
Es ist sehr bemerkenswerth, dass die Stadt genau auf der
Gränze von Marsch und Geest gelegen ist. Hart an ihrer Süd-
seite findet sich in der Nähe der nach Sande führenden Chaussee ein
ziemlich bedeutender Aufschluss des skandinavischen Diluviums,
welches hier unmittelbar unter der Humusdecke beginnt und in
seinem feinen Sande zahlreiche Eruptivgesteine einschliesst.
Dieses Diluvium lässt sich längs der ganzen Südgränze der Stadt
verfolgen, während es an der Nordgränze der Stadt durch die
Marsch überlagert wird, unter die es sich bald in bedeutende
Tiefen hinabsenkt. Es liegt also Jever und mit ihm das Lager
der silurischen Geschiebe hart an der früheren Meeresgränze,
und es unterliegt keinem Zweifel , dass wir in Lezterem eine
Uferbildung vor uns haben. Demnach kann uns auch eine solche
*) Vergl. F. Roemer. Jahrbucli von Bronn und Leonhard. Juhrg. 1857.
391
Massenablagerung gegenüber der spärlichen Verbreitung der Ge-
schiebe über die südlicheren Theile unseres Landes nicht mehr
fremdartig erscheinen, sei es, dass ein einziger Transport einer
an der Küste gestrandeten reichbeladenen Eismasse die ganze
Ablagerung bildete, oder dass irgend welche günstige Formation
des Ufers das wiederholte Zubringen von Geschieben an einer
und derselben Localität begünstigte.
- ocT^ (?^
Die Höhe des Weiher Berges.
Von Dr. L. Häpke.
Der Weiher Berg, einer der interessantesten Aussichtspunkte
unserer Umgegend, liegt im Amte Lilienthal, etwa 2V2 Meilen
nordnordöstlich von Bremen. Den Namen Berg verdient dieser
Zwerg unter den Bergen jedoch nur wegen seiner Lage im nord-
westdeutschen Tieflande, inmitten der Gewässer Hamme, Wörpe
und Wümme. Der sandige Bücken dieser isolirten Geestinsel
erstreckt sich von Südost nach Nordwest und trägt an seinem
nördlichen Abhänge das Dorf Worpswede mit einer 1759 erbauten
Kirche. Auf dem durch einen geringen Thaleinschnitt von der
Hauptmasse getrennten westlichen Hügel erhebt sich in einem
Fuhren Wäldchen das 4 m. hohe, aus dem Granit erratischer Blöcke
hergestellte Denkmal des Commissärs Findorf, des thätigen Be-
gründers der zahlreichen umliegenden Moorkolonieen.
Bei Gelegenheit einer Excursion am 14. Mai d. J. unternahm
ich eine Messung des Weiher Berges. Zwar konnte diese nur
auf barometrischem Wege geschehen ; da aber eine sonstige Be-
stimmung nicht bekannt ist, so will ich das Ergebniss hier mit-
theilen.
Das dazu dienende Aneroid , ein Holosteric - Barometer,
welches bereits die Aeronauten Sivel und Ohlendorf auf ihren
Luftfahrten begleitet hatte, gehört der Bealschule und wurde mit
Genehmigung des Herrn Vorstehers benutzt. Das Instrument
war zuvor nach einem Normal -Heberbarometer regulirt worden.
Von den zur Controle vorgenommenen 5 Ablesungen mögen der
Kürze wegen nur die beiden folgenden hervorgehoben werden.
Am Canal zu Bergedorf, am Fusse des Berges, zeigte das Aneroid
um 11 U. 10 M. Morgens 28" 4,^'" pariser Mass. Auf der höchsten
Spitze südlich von der Kirche zeigte das Aneroid 25 Minuten
392
später 28" 2,2'". I>ei nordwestlichem Winde betrug die Temperatur
unten 14V-/* R., oben war sie um den Bruchtheil eines Grades
geringer. Da es hier nur auf eine annähernde Genauigkeit
ankommt, so sind die Correctionen wegen der Temperatur,
der geographischen Breite etc. woggelassen und es ergiebt sich
nach der einfachen Formel de Lucs die Höhe:
(XXXK) (log W — log b) = GOCXX) (log 28,358 — log 28,183)
= (5('X)00 (1,452 G756 - 1,449 9872) = 161,3
oder rund 160 par. Fuss = 52 Meter.
Dahin wäre also die Annahme Focke's im IV. Bd, dieser
Abh. pag. 302 zu berichtigen.
Zur Vergleichung mit benachbarten Höhenverhältnissen möge
hier bemerkt werden, dass nach dem Jahrbuche für die amtliche
Statistik des Bremischen Staates fast die Hälfte des Bremischen
Gebiets unter dem Nullpunkt des Pegels an der alten Weser-
brücke liegt und zwar bis zu 2 m. Der höchste Punkt der Altstadt
und des Bremer (iebiets erhebt sich zwischen Bischofs- und Oster-
thor nur 12 m. über den Nullpunkt. Die sogn. Badener Berge
bei Achim liegen nach meinen annähernden Bestimmungen 34 m.
über dem Niveau der Weser. Der Kalkberg bei Lüneburg hat
nach Sonne, Beschreibung des Königreichs Hannover II. pag. 74
eine Höhe von 164 par. Fuss über der Ilmenau.
Am südöstlichen Abhänge des Weiher Berges ist von einem
Mitgliede unseres Vereins, dem Herrn Architekten B. Bolte, seit
einigen Jahren eine Dampfziegelei angelegt und dadurch sind
die interessanten Lagerungsverhältnisse des Blocklehms, dunkeln
Thons und Glimmersandes aufgeschlossen. Hierüber, sowie über
das dortige mehrfache Vorkommen des Bernsteins gedenke ich
an einer andern Stelle unserer Abhandlungen zu berichten.
•7^ ,/A (
Monographie der Juncaceen vom Oap
bearbeitet von Franz Buchenau.
Hierzu Tafel V*)-XI.
Der Wunsch, die Juncaceen vom Cap genauer durcharbeiten
zu können, wurde besonders in mir rege, als ich im Sommer 1872
durch die zuvorkommende Güte des Herrn Otto Böckeier in Varel
.eine Reihe von Juncaceen des Caplandes erhielt, welche früher
einen Bestandtheil der Herbarien von Lehmann und K. Sprengel
gebildet hatten. Der Versuch, diese Pflanzen richtig zu bestimmen,
stiess auf die grössten Unsicherheiten und Bedenken, und ich
erkannte bald, dass ein weit grösseres Material als das mir vor-
liegende erforderlich sei, um mir ein selbständiges Urtheil über
diese Gewächse bilden zu können. — Ich wandte mich daher
mit der Bitte um Uebersendung weiterer Exemplare an Herrn
Dr. W. Sonder in Hamburg, wohl unbestritten den besten Kenner
der Capflora unter den deutschen Botanikern und den Besitzer
des reichsten Herbariums von Cappflanzen, welches in Deutschland
existirt. Herr Dr. Sonder hatte denn auch die Freundlichkeit,
mir bei Gelegenheit eines persönlichen Besuches, den ich ihm
im December 1873 machen konnte, die Mittheilung seines reichen
Materials zur Bearbeitung in Aussicht zu stellen und mir dasselbe
im Februar 1874 zu übersenden. Es lagen mir nun die Ecklon-
Zeyher'schen Pflanzen vollständig und die Drege'schen fast voll-
ständig vor. Die meisten dieser Sachen waren mit den Bestim-
mungen von E. Meyer und Nees von Esenbeck versehen, aber
der Versuch, sie nach diesen Bestimmungen zu ordnen, scheiterte
von vorneherein, da offenbar mehrfach die verschiedenartigsten
Dinge mit demselben Namen bezeichnet und umgekehrt sehr
ähnliche Sachen oft als Varietäten u. s. w. bei völlig ab-
weichenden Arten untergebracht waren. Ebenso wenig gentigte
die Herbeizichung der betreffenden Literatur, welche mir voll-
ständig zur Verfügung stand. Es wurde mir vielmehr bald klar,
dass nur von der Natur selbst Belehrung über diese Pflanzen zu
*) Leider ist diese Tafel irrtbümlich mit No. IV. bezeichnet worden.
IV. Juni 1876. *
394
erwarten sei. — Ich onlnete daher das mir vorliegende Material
zunächst nur ganz im (Proben und verwendete nun einige Monate
hin^' alle meine i freilich nur sehr spärliche) Mussezeit auf Analysen
von Blüthen, Anfertigung von Stengelquerschnitten, Zeichnen der
wichtigsten I'räparate und Notiren der hervorstechendsten Kenn-
zeichen. Krst nachdem ich mir so allmählich einen Ueberblick
über die vorhandenen Formen verschafft hatte, wendete ich mich
zur Literatur zurück und suchte mir ausserdem sowohl die Vor-
riithe anderer Sammlungen, als Originalexemplare der Schriftsteller,
welche über diese Pflanzen geschrieben haben, zu verschaffen.
Hierbei wurde ich vielfach auf das Entgegenkommendste unter-
stützt Herr Prof. Dr. Aug. Garcke übersandte mir mit gewohnter
Liberalität die Cap'schen Juncaceen des Königlichen Herbariums
zu lierlin, Herr Senator Dr. Brehmer die des Lübecker Herbariums,
Herr Prof. Dr. Kürbcr zu Breslau die der schlesischen Gesellschaft
für vaterländische Cultur, Herr Prof. Dr. Haustein diejenigen des
Herbariums des naturhistorischen Vereines der preussischen Rhein-
lande und Westfalens ; Herr Prof. Dr. Xitschke vertraute mir die
von Kcklon gesammelten Juncaceen seines Herbariums an; Herr
Hofrath Dr. Schenk in Leipzig übersandte mir einige beachtens-
werthe Doubletten des Leipziger Herbariums. Durch einzelne
critische Sachen unterstützten mich die Herren Prof. J. J. Decaisne
in Paris (Originalexemplar seines Juncus exaltatus), Prof. Dr.
Uöper in Rostock (die betreffenden Pflanzen des Lamarck'schen
Herbariums), Herr Professor Dr. Zaddach, der frühere Besitzer
des Herbariums von Ernst Meyer (die unter dem Namen
J. capensis in diesem Herbarium aufbewahrten Pflanzen) und
endlich der verehrte Nestor der Botaniker, Herr Prof. Elias Fries
und sein Sohn, Herr Dr. Th. M. Fries in Upsala (Originalexemplare
von J. cei)halotcs Thbg. und J. capensis Thbg.) Ausserdem konnte
ich bei Gelegenheit mehrerer Reisen noch die Herbarien zu
(iöttingen, Dresden und Prag durchsehen, wofür ich den Herren
Hofrath Grisebach, Hofrath Geinitz,Prof. Willkomm und Prof. Cela-
kovsky verpflichtet bin. — Allen diesen Herren sage ich hiermit
meinen wärmsten Dank für die freundliche Unterstützung, welche
sie mir gewährt haben.
Beachtenswerth ist, dass alle diese freundlichen Zusendungen
keine einzige Art enthielten, welche ich nicht bereits selbst be-
sessen oder aus Dr. Sonder's Sammlung kennen gelernt hatte.
Ich glaube daher hoffen zu dürfen, dass ich alle Arten und
Formen, welche in deutschen Herbarien vorhanden sind, gesehen
und untersucht habe. Ob nicht noch in englischen Herbarien
ungehobene Schätze liegen, wage ich nicht zu entsftieiden. Nach
den Erfahrungen aber, welche Herr Dr. Sonder, der hochverdiente
Mitherausgeber der ersten Bände der Flora capensis, in den
letzten Jahren gemacht hat, erschien der Versuch, diese Mate-
rialien zu erlangen, von vorneherein aussichtslos.
Nachdem der Text der Arbeit abgeschlossen und die Tafeln
bereits zum Theil lithographirt waren, erhielt ich durch die Güte
des Herrn Senator Dr. Brehmer in Lübeck die sämmtlichen Jun-
i."
395
caceen des Herbariums von Ernst Meyer (welches dieser Herr
für das Museum seiner Vaterstadt erworben hat). Dieselben
machten eine theilweise Umarbeitung des Textes, Einschaltung
einiger neuen Standorte u. s. w. nöthig, veränderten aber meine
Auffassung der Species - Abgränzung nur in ganz vereinzelten
Fällen, welche ich an den betreffenden Stellen erwähnen werde.
Ich beabsichtige nun, zuerst einen kurzen Ueberblick über
dje Fortschritte unserer Erkenntniss dieser interessanten Pflanzen
zu geben und dann zu der eigentlichen Aufzählung und Be=
Schreibung der mir bekannt gewordenen Arten überzugehen.
Hieran werden sich passend einige Bemerkungen über den Ende-
mismus beziehungsweise die Verbreitung derselben, anlehnen und
den Schluss sollen literarische Nachweise über die bis jetzt über
diesen Gegenstand publicirten Arbeiten und die in den Handel
gebrachten Sammlungen bilden»
Uebersicht der bisherigen Forschungen.
Die ersten Juncaceen sammelte im Caplande der bekannte
schwedische Naturforscher Carl Peter Thunberg während seines
dreijährigen Aufenthaltes (1772—1775) daselbst. Er übergab
nach seiner Rückkehr nach Schweden einige derselben an Linne,
und so wurden nach dem Tode des grossen Reformators der Natur-
geschichte von seinem Sohne in dem Supplementum plantarum (1781)
zwei Arten: Juncus serratus und J. punctorius, publicirt Während
der Anwesenheit von Thunberg am Cap stattete der aus Indien
zurückkehrende Arzt Dr Sonnerat dem Caplande einen Besuch
ab und sammelte in Gesellchaft von Thunberg eine grössere
Anzahl von Pflanzen (vergl. darüber pag. IX der Vorrede von
Thunberg's Flora capensis, Auflage von 1823). Er übergab seine
Ausbeute an den grossen Naturforscher Lamarck, der den einen
vorhandenen Juncus richtig als den J. punctorius L. fil. erkannte,
auf die andern sehr ungenügenden Bruchstücke aber eine neue
Art: J. cymosus gründete (1789). — Thunberg selbst publiciite
1794 seinen Prodromus Plantarum capensium und führte in dem-
selben neben J. punctorius L. fil., J. bufonius L. und L. ser-
ratus L. fil. als neu auf: J. cephalotes Thbg. und J. capensis Thbg.
— Leider hatte er die Gränzen der Arten viel zu weit gezogen
und publicirte Diagnosen, welche allzu kurz und zum Wieder-
erkennen ganz ungenügend waren. — üeber zwanzig Jahre lang*)
blieben nun die Kenntnisse der Botaniker auf diesem Niveau
*) Während dieses Zeitraumes erschien freilich die erste Auflage von
Thunbergs Flora capensis (vol. I. 1 — 3 ; Upsaliae 1807 — 1813 ; vol. II., 1 ;
Hafniae 1818). Diese Auflage scheint aber sehr wenig bekannt geworden zu sein,
da sie nirgends citirt wird. Ich habe sie nicht zu Gesicht bekommen und kann
daher nicht entscheiden, ob ihre vier Fascikel bis zur Gattung Juncus reichen.
Auf Prioritätsfragen würde dieser Umstand aber keinen Einfluss haben, da alle
in der „Flora capensis" beschriebenen Arten bereits in dem „Prodromus" auf-
eesteUt und kurz diagnosticirt worden waren. Ich werde daher stets die spätere
Schultes'sche Ausgabe der Flora capensis citireu.
1
396
stehen; in der während dieser Zeit (1801) erschienenen Mono-
graphie von F.W. Th. Kostkovius: De Junco, spiegelt sich be-
reits die völlige Unsicherheit über die Lamarck'schen und Thun-
bergschen Pflanzen wieder; Rostkovius hatte selbst nur ein
Bruchstück von J. serratus gesehen und führt J. punctorius L. fil.
richtig, wenn auch mit dem Zusätze: „specimina hujus non vidi'*
auf; die andern Arten (J. capensis Thbg., cymosus Lam. und
cephalotes Thbg.) weiss er nicht zu deuten.
Ein wirklicher Fortschritt wurde erst gemacht, als inot zweiten
Jahrzehnte unseres Jahrhunderts deutsche Sammler: Bergius und
Mundt, das Capland erforschten. Namentlich Bergius*) sammelte
sehr reiche Materialien und hatte das (Jlück, für dieselben einen
Bearbeiter von seltenem Scharfblicke: Kurt Sprengel, zu finden.
Dieser beschrieb die Bergius'schen Pflanzen im Jahre 1821 im
3. Bande seiner: Neuen Entdeckungen im ganzen Umfange der
Pflanzenkunde, pag. 107. Er suchte zunächst in dem vorliegenden
Materiale die I.amarck-Thunberg'schen Arten wieder zu erkennen
und war darin vielfach glücklich. Als neu beschreibt er den sehr
ausgezeichneten Juncus lomatophyllus.
Viel weniger befriedigend ist die Bearbeitung dieser Pflanzen
in der im folgenden Jahre (1822) erschienenen Monographie von
Ernst Meyer: Synopsis Juncorum. Meyer verweist den J. ser-
ratus mit vollem Rechte in ein neues Genus (ohne dasselbe aber
schon wirklich aufzustellen), führt den Juncus maritimus Lam**)
zum ersten Male als Bürger der Capflora und ausser ihm richtig
den J. bufonius L. und J. punctorius L. fil. auf; dagegen zieht
er, offenbar verleitet durch Thunberg's weite Auffassung der Arten die
von Sprengel aufgestellten und so gut charakterisirten Formen wieder
zusammen und vereinigt sogar auch die beiden Thunberg' sehen
Arten noch unter dem Namen Juncus capensis, so dass nun
unter dieser Bezeichnung alle Köpfchen tragenden und gras-
blättrigen Arten (Junci graminifolii), einjährige sowohl als peren-
nirende, vereinigt sind; die Gliederung in zwei Varietäten (a lati-
folius und ji angustifolius) leistet dafür einen sehr geringen
Ersatz. — Die im folgenden Jahre (1823) aus Ernst Meyer's Feder
*) Carl Heinrich Bergius war, nach freundlichen Mittheilungen des Herrn
Professor Garcke in Berlin, aus Cüstrin gebürtig und lebte als Parmaceut 1815
bis 1817 in der Capstadt, woselbst er in dem letztgenannten Jahre starb. Seine
Pflanzen kamen zum grössten Theile an das Berliner Herbarium. Zum Theil
müssen sie aber auch in den Besitz des Garteninspectors Friedrich Otto in
Hamburg übergegangen sein, denn dieser sandte im Jahre 1823 Exemplare der-
selben an Kunth, mit dessen Herbarium sie dann an das Königl. Herbarium zu
Berlin kamen. Da diese Pflanzen mit: C. b. sp. ; misit Otto 1823, bezeichnet
sind, so glaubte ich anfangs einen Sammler Ott(> annehmen zu müssen, bis
ich erst nach langem Prüfen und Vergleichen ihre Identität mit den Bergius'schen
Pflanzen erkannte, welche dann auch von Herrn Professor Garcke bestätigt wurde.
Die von Mundt gesammelten Pflanzen kamen später (ob sämmtlich?) in den
Besitz von Eklon und wurden von diesem mit seinen grossen Sammlungen unter
der Bezeichnung „Aus Mundts Nachlasse" vertheilt.
**) Wahrscheinlich ist aber die Pflanze gemeint, welche wir jetzt J. Kranssii
nennen.
397
erscheinende Synopsis Luzularum bringt zu unserer Frage nur
die Notiz (pag. 34), dass der Verfasser Sprengel'sche Original-
exemplare gesehen habe, dass J. cephalotes Spreng, zur var. a
des J. capensis im Meyer'schen Sinne (nicht wie früher ange-
nommen, var. ß) gehöre und J. capensis Spreng, eine neue
Varietät: y scapo foliisque elongatis anthelaque flaccidis des J.
capensis im Sinne von E. M. bilde.
In demselben Jahre (1823) erschien nun auch das Haupt-
werk Thunberg's, die Flora capensis, nach dem Tode des Ver-
fassers von J. A. Schultes herausgegeben *) Dieses Buch bringt
ausführlichere, aber freilich noch immer nicht genügende, Dia-
gnosen, trägt aber sonst kaum etwas zur Aufhellung der betreffenden
Fragen bei.
Durch E. Meyers positive Behauptung Hess sich leider Kurt
Sprengel verleiten, in der von ihm besorgten 16. Auflage von
Linne's Systema Vegetabilium (der betreffende, zweite, Band er-
schien 1825) die Junci graminifolii vom Cap wieder in zwei
Arten :
Juncus cephalotes Thbg. (J. lomatophyllus Spreng.),
J, capensis Thbg. (J. cymosus Lam.)
zusammenzuziehen, wodurch nun die Verwirrung vollständig wurde.
Anders Jean de Laharpe in seiner in demselben Jahre er-
schienenen und für andere Artenkreise der Gattungen Juncus und
Luzula so ausnehmend wichtigen Arbeit: Monographie des vraies
Joncöes (Mem. de la soc. d'hist. nat. de Paris, 1825, III, p. 89).
Ohne Sprengeis Arbeit zu erwähnen (von ihrer Existenz musste
er unterrichtet sein, da er Meyer's Schriften citirt, in denen sie
wiederholt angeführt worden war) erklärt er sich entschieden
gegen den Versuch E. Meyer's, alle Junci graminifolii in eine
Art hineinzupressen und gliedert sie in zwei Arten:
J. cephalotes Thbg. (J. cymosus Lam., J. capensis ß Meyer),
J. capensis Thbg. (J. capensis a Meyer),
ß minimus pollicaris.
So waren denn also durch die letzten Arbeiten keinerlei
Fortschritte gemacht; die Verwirrung war vielmehr immer grösser
geworden, und es war dahin gekommen, dass die ausgezeichnete
breitblättrige Pflanze, welche Sprengel bereits im Jahre 1821
unter der Bezeichnung J. lomatophyllus so treffend charakterisirt
hatte, in den beiden letzterwähnten, in demselben Jahre er-
schienenen Arbeiten ganz verschieden untergebracht und die
Bedeutung der beiden Thunberg'schen Namen geradezu vertauscht
worden war!
Aus der Literatur der folgenden Jahre ist nur der Erwähnung
eines Juncus zu gedenken, welchen Adalbert von Chamisso, der
als Botaniker die Romanzoff- Kotzebue'sche Reise um die Welt
begleitete, während eines wenigtägigen Aufenthaltes in der Cap-
stadt und deren nächster Umgebung im April 1818 sammelte.
Ernst Meyer beschreibt ihn in der Liunaea 1828, III, pag. 373
*) Vergl. darüber oben, pag. 394, Anm.
398
als: Juncus capensis ,/ angustifolius K. M.; ich selbst habe keine
Exemplare <lesselben zu (Jesicht bekommen.
Inzwischen war während der zwanziger Jahre die eigentliche
classische Periode für die Erforschung der Capflora angebrochen.
Drei deutsche Botaniker: Christian Friedrich Eckion, Carl L.
Zeyher und Johann Franz Drive waren es, welche sie herbei-
führten Christian Friedrich Eckion nahm in der Capstadt eine
Stelle als Apotheker an; als erste Zeit seines Sammeins finde
ich December 182o erwähnt. Seine erste Sendung*), enthaltend
das Herbarium florae Africae australis, für den Württembergischen
naturwissenschaftlichen Reiseverein, ging am 2. Juni 1827**) von
der Capstadt ab. Diese Sendung enthielt nur wenige Juncaceen
(von denen wohl nur zwei, Nr. 35 und 50, mit gedruckten Zetteln
an die Mitglieder abgegeben wurden). Die zweite Sendung, an
die Adresse desselben Vereines, ging am 25. August 1828 von
der Capstadt ab (daher sind die vom Reiseverein ausgegebenen
gedruckten Etiketten, wenigstens zum Theil, mit Un. it. 1828
bezeichnet); sie enthielt neun Juncus -Arten (Nr. 896 — 904).
Diese Arten wiederholen sich dann in der dritten Sendung —
vom Caplande abgegangen am 8. Ai)ril 18öO — in welcher sie
die Nrn. 779 — 786 tragen. Ob diese Sendung auch noch an den
Reiseverein gegangen oder später von Eckion und Zeyher mit
deren gemeinsam zusammengebrachter grosser Sammlung ver-
einigt und vertheilt worden ist, vermochte Herr Dr. Sonder nicht
sicher zu ermitteln. Inzwischen wurde auch eine von Zeyher
allein zusammengebrachte, aber von Eckion nach Europa expe-
dirte Sendung von Capptianzcn durch des Reisenden Onkel, den
Gartendirector Zeyher in Schwetzingen, in den Handel gebracht.
Sie ist von Kurt Sprengel bearbeitet worden: Plantae exsiccatae
capenses Zeyhcrianae, 1828, entliält aber nach Dr. Sonder's Mit-
theilung unter ihren 521 Nummern keine Juncacee.
Die schon oben erwähnte, von Eckion und Zeyher später
gemeinsam zusammengebrachte grosse Sammlung bildete mit
Belegstücken der früheren Sendung vereinigt den Stamm für die
im Jahre 1835 begonnene, aber leider nur bis zu drei Heften
fortgeführte Schrift: Elmmeratio jilantarum Africae australis ex-
tratropicae, quae collectae, deterniinatae et expositae a Chr. Fr.
Eckion et Car. Zeyher. Diese Hefte umfassen nur einen Theil
der Dicotvledonen.
Eckion kehrte noch einmal im Jahre 1841 nach dem Cap-
lande zurück und sammelte dort einige Pflanzen in der Nähe der
Capstadt, welche sämmtlich in den Besitz von Dr. Sonder über-
*j Ich verdanke die ii.'u-lifoljj^ciidcn Notizen der Güte dos Herrn Dr. Sonder.
**) Auf sie bezieht sieh wolil das von l'ritzel im 'J'lie.saiiriis aufo;ot*iilirte,
mir aber nicht bekannt gewordene Kegistcr: Christian Friedrich Eckion, Topo-
graphisches Verzeichniss der Pflanzensammlung von Chr. Fr. E., 1. Lieferung,
oder : Standorte und Blüthezeit derjenigen Arten aus der Familie der Conorarien
und Ensaten, welche bis jetzt auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung beobachtet
und gesannnelt worden sind. Esslingen 1W27, 44 p., 1. Tabelle.
. .r
»
399
gingen, — Auch Zeyher sammelte später weiter und machte mit
dem Engländer Burke eine weite Reise*) in das Innere; die
wenigen, von ihm gesammelten Juncaceen sind sämmtlich leicht
an den hohen Nummern (z. B. 4308) zu erkennen.
Ein für die Besitzer der Ecklon-Zeyher'schen Pflanzen sehr
wichtiges Verzeichniss der (auf den Etiketten nur durch Num-
mern bezeichneten) Standorte derselben ist von J. F. Drege im
19. Bande derLinnaea, 1840, pag. 583— 598 publicirt worden. —
Die Angelegenheit der Ecklon-Zeyher'schen Pflanzen wird aber
noch dadurch verwickelter, dass der andere botanische Erforscher
des Caplandes, J. Fr. Drege, später den Verkauf der von Zeyher
allein gesammelten Pflanzen und auch des Restes der Ecklon-
Zeyher'schen vermittelte. Er bezeichnete aber bei seinen Ver-
theilungen die Pflanzen jeder Familie mit besonderen Nummern,
welche in jeder Familie mit 1 beginnen. Da diese Drege'schen
Nummern **) für Eckion - Zeyhersche Pflanzen in den Herbarien
weit verbreitet sind, so werde ich dieselben mit anführen; sie
sind leicht kenntlich, da sie unter 25 liegen. — lieber diese
Verhältnisse giebt die Aufzählung von Drege Aufschluss, welche
im 19. und 20. Bande der Linnaea, 1847, pag. 599 und 183 ff.
mitgetheilt ist und den Titel führt: Vergleichun gen der von
Eckion und Zeyher und von Drege gesammelten südafricanischen
Pflanzen (soweit dieselben noch vorhanden) mit den Exemplaren
von Zeyhers neuesten Sammlungeo, welche derselbe zum Verkauf
stellt durch J. Fr. Drege in Borstel bei Hamburg; Decbr. 1846.
Johann Franz Drege sammelte im Capland während 8 Jahren.
Wenn schon Eckion hohe Anerkennung verdient für die Sorgfalt
seines Sammeins und die Genauigkeit seiner Standortsangaben,
so steht Drege doch in diesen Beziehungen noch höher. Seine
genauen Angaben der Standorte sind verbunden mit den an-
schaulichsten Schilderungen des physikalischen Charakters der
von ihm durchstreiften Gegenden, mit zahlreichen Einzelheiten
über den Vegetationscharakter derselben, mit barometrischen
Beobachtungen und mit Messungen der Quellentemperaturen.
Drege's Reisen können in diesen Beziehungen geradezu als
mustergültig hingestellt werden. Es sind über sie zwei***) Schriften
erschienen :
1. Ernesti H. F. Meyer, Commentariorum de plantis Africae
*) Ueber diese Reise berichtet ein ausführliches Tag^ebuch, von welchem
zwei grosse J>nichstücke in dem 5. liande von Hooker's Ijondoii Journal of botany
(18 IG) und dem 7. Bande von Hooker's Journal of botany (185y) verötfentlicht
worden sind. Leider geht aus denselben aber nicht das Jahr hervor, in welchem
die Reise ausgeführt wurde.
**) Für die Juncaceen scheinen diese Nummern übrigens von E. Meyer oder
Nees von Esenbeck gegeben worden zu sein.
***) Pritzcl führt im Thesaurus literaturae botanicae noch auf: Drege,
Catalogus plantarum exsiccatarum Africae australioris , quas emturis offert,
1837 — 40, I. — JH., 48 pag. Ich sali diesen Catalog nicht, doch kann er seinem
l'mfange nach wohl nichts Anderes sein, als ein Namens- und vielleicht ein
Standorts- Verzeichniss.
400
auistralioiis, quas per octo aniios colligit observationibusque
manuscriptis illustravit Joannes FranciscusDrege. 1835. Erschienen
sind leider nur 2 Fascikel, welche nur einen kleinen Theil der
Dicotyledonen behandeln. Besonders beachtenswerth ist in den-
selben aber die pttanzengeographische Einleitung und die Auf-
zählunj.' der einzelnen Standorte.
2. Zwei pttanzengeographische Docuniente von J. F. Dr^ge,
nebst einer Einleitung von Dr. E. Meyer, Prof. in Königsberg,
besondere Beigabe zur Flora 1841), Bd. IL Diese Arbeit ejithält
ausser der sehr beachtenswerthen Einleitung von Ernst Meyer
zwei wichtige Verzeichnisse von Drege; das erste giebt in
geograi)hisch-systeniatischer Anordnung ein Verzeichniss der Stand-
orte, mit der für jeden Standort beigefügten Liste der daselbst
gesannnelten Pflanzen ; das zweite zählt alle Pflanzen alphabetisch
(die noch unbestimmten Arten nach Nummern) auf und verweist
durch Zitfern und Buchstaben auf das Standortsverzeichniss.
Diese Verzeichnisse sind für jeden Besitzer von Drfege'schen
Pflanzen ganz unentbehrlich.
Die l^estimmungen von Drege konnten der Natur der Sache
nach nur vorläufige sein ; aber sie wären besser ganz unterblieben
oder hätten sich am zweckmässigsten nur auf die Gattungsnamen
beschränkt, denn da sio, wenigstens bei den mir vorliegenden
Pflanzen, vielfach unzutreffend sind, so haben sie dazu beigetragen,
irrige Bezeichnungen in der Literatur und den Herbarien fester
wurzeln zu lassen.
Die erste Erwähnung einer Ecklon'schen Pflanze finde ich
in Römer und Schultes, Car. Linnaei Systema vegetabilium, 1829,
VIL, oder richtiger erst in der 1830 erschienenen zweiten Hälfte
dieses Bandes In der ersten Hälfte desselben wird die Gattung
Juncus abgehandelt. Erwähnenswerth aus dieser Bearbeitung
dürfte sein, dass auf den Thunberg'schen Juncus bufonius eine
eine eigene Varietät / grandiflorus gegründet, und die Junci gra-
minifolii*) wesentlich nach Laharpc gegliedert werden. Einen
Fortschritt begründet es aber, dass von der breitblättrigen Pflanze
dem „J. capensis" eine var. ;i minor abgetrennt wird, welche =
J. cephalotes Spreng ist und also dieser Pflanze (dem J. cephalotes
Thbg. var. ustulatus meiner Monographie) zu einiger Anerkennung
verhilft. — In der zweiten Hälfte des Bandes wird dann Juncus
punctorius sehr genau beschrieben und in einer Anmerkung dazu
die erste Ecklon'sche Pflanze (No. 003 des Reisevereins) erwähnt,
diagnosticirt und leider in einer so sonderbaren und hypothetischen
Weise benannt, dass dieser Name (J. spretus) nicht wohl als rite
publicirt gelten kann.
Gegen das Jahr 1830 begang nun die Publication der ersten
Ecklon'schen Pflanzen in der Linnaea. Die Juncaceen bringt
der 7. Band (18»>2); das Manuscript derselben, aus der Feder
von E. Meyer, war aber bereits seit dem December 182Ü in der
*) Ks word(5n (la])ei (\Hi^. ÜU) Ctippflanzcn von JJnroii von Ludwig gesammelt
crwiihnt, welche ich nicht zu Gesicht bekommen habe.
V -
l
401
Hand der Redaction. Hier werden nun die Junci graminifolii wieder
als eine Art, aber mit vier Varietäten aufgezählt; J. maritimus
dieser Aufzählung ist zum Theil (No. 903, U. i, also dieselbe
Pflanze, welche bereits Schultes beschrieben hatte), = J. Kraussii
Höchst, zum andern Theile, soweit es sich um den Standort:
Winterfeld, Distr. Beaufort, handelt, wirklich =: J. maritimus.
Der grösste, durch diese Arbeit erzielte Fortschritt ist die
Aufstellung der so ausserordentlich natürlichen Gattung Prionium.
Leider ist nun keine weitere eingehende Arbeit über die
Juncaceen der folgenden Eckion -Zeyher'schen Sendung und die
Sammlungen von Drege erschienen. Erst in Kunth's Enunieratio
Plantarum, 1841, HL, pag, 296 finden sich wieder neue Beiträge
zur Naturgeschichte der Juncaceen vom Cap. Zum ersten Male
wird die von Drege gesammelte Luzula erwähnt Die Junci
thalassici werden nicht von einander getrennt und unter dem
Namen J. maritimus zusammengefasst Der Juncus punctorius
wird unter diesem Namen und zugleich mit der Bezeichnung J.
exaltatus Decsne, ß capensis beschrieben, eine neue Art der
Junci septati unter dem Namen J. oxycarpus E. M. aufgeführt
und so gut characterisirt, dass die Unsicherheit, welche später in den
Herbarien über sie herrscht, kaum zu begreifen ist In der Erkcnnt-
niss der Junci graminifolii wird durch die Aufstellung von J.
rupestris, Dregeanus und scabriusculus ein wesentlicher Fort-
schritt gemacht (obwohl der letztere fälschlich neben J. bufonius
gestellt wird); die Hauptmasse derselben bleibt aber nachE. Meyer's
Vorgang unter der Bezeichnung J. capensis vereinigt
Eine interessante Sammlung von Cappflanzen hatte inzwischen
Dr. Ferdinand Krauss in den Jahren 1838 und 39 zusammengebracht ;
die Juncaceen dieser Arbeit finden sich (von Hochstetter bearbeitet)
aufgezählt in der Flora 1845, pag. 342. Besonders erwähnens-
werth ist, dass in dieser Arbeit nunmehr der im Caplande ende-
mische Juncus der Gruppe thalassici als neue Art unter der Be-
zeichnung: J. Kraussii veröffentlicht wird.
Einen vereinzelten Beitrag zur Naturgeschichte dieser Ge-
wächse gab Prof. Pariatore im Giornale botanico italiano vom
Jahre 1846, indem er die von Eckion und Zeyher gesammelte,
dem Cap eigenthümliche Form des J. acutus L. tretfend charak-
terisirte und unter dem Namen J. Leopoldii Pari, zum Hange
einer Species erhob, worin ich ihm aber nicht beistimmen kann.
Wir kommen nunmehr zur letzten in der Literatur veröffent-
lichten Arbeit über Juncaceen vom Cap; dieselbe bildet einen
Theil der Synopsis Glumacearum von J. G. Steudel, 1855, H,
pag, 299. Steudel hatte den grössten Theil der Ecklon-Zeyher'schen
und der Dr^ge'schen Pflanzen vor sich, und es erscheint deshalb
natürlich die Anzahl der Arten sehr vermehrt. Luzula, Prionium
und Juncus bufonius werden wie bei den vorhergehenden Autoren
aufgeführt, das Vorkommen des J. glaucus am Cap ist nicht
besonders erwähnt Die Junci thalassici sind als J. maritimus,
Krausii und Leopoldii, die J. septati als J. exaltatus ß^ punctorius
IV. Juni 1875. 26
402
und oxycarpus aufgeführt. Auf den merkwürdigen Juneus, Drege
1G04'* ist die neue Art J. singularis und zugleich mit Recht eine
neue Section begründet. Kine vollständige Umgestaltung erfahren
die Junci graminifolii. Aus dem J. capensis, wie ihn E. M. anf-
fasst, werden unter Beseitigung der alten Thunberg'schen Namen
vier Species: lomatophyllus Spreng., stenophyllus Steud., flaccidus
Steud., submonocephalus Steud. gemacht, freilich, wie wir später
sehen werden, nicht eben glücklich. Neben den älteren Kunth'schen
Arten: J. rupestris, Dregeanus und scabriusculus stellt dann Steudel
folgende neue Arten auf: J. subglandulosus, indescriptus, ano-
nymus, delicatulus, pictus. Die Wiedererkennung der vier letzten
Arten hat aber Steudel dadurch sehr erschwert, dass er sie unbegreif-
licher Weise unter die triandrischen Arten stellte, während sie
zweifellos hexandrisch sind.
Die letzten zwanzig Jahre haben keinen weiteren literarischen
Beitrag zur Kenntniss der Juncaceen vom Cap gebracht ; dagegen
sind in ihnen ein paar beachtens\verthe Arten von den Engländern
Mac Owen, H. Bolus und dem Deutschen Gueinzius*) gesammelt
worden, von denen ich Belegexemplare in der Sonder'schen
Sammlung fand; ich werde sie in der nachfolgenden Mono-
graphie an den geeigneten Plätzen erwähnen. Auch Sieber
sammelte (in welchem Jahre habe ich nicht ermitteln
können) einige Juneus - Formen am Cap, welche zusammen mit
verwandten Gewächsen von Wrbna in der Agrostographia capensis
ausgegeben wurden. Es lagen mir vor die Nummern 101, 108
und 119.
Von Hilsenburg und Dr. Pappe, welche, wie Herr Dr. Sonder
gelegentlich erwähnt, am Cap gesammelt haben, lagen mir keine
Pflanzen vor.
Die Sammlung des deutschen Geistlichen Hesse, der in den
ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts am Caplande lebte, ent-
hält keine Juncacee (wenigtens nicht die im Besitze des Herrn
Hofrath Grisebach befindliche Hälfte derselben — die andere Hälfte
kam nach St. Petersburg).
Noch will ich erwähnen, dass Nees von Esenbeck sich viel-
fach mit den Juncaceen vom Cap beschäftigt haben muss; er
hat eine Reihe von Formen benannt. Von diesen Namen haben
einige durch Erwähnung in der Linnaea XX durch J. F. Drege
bereits Publicität erlangt, andere sind Manuscriptnamen ge-
blieben, und werde ich sie deshalb nur in den Fällen aufführen,
wenn ich mit Nees in der Auffassung der Arten übereinstimme,
Dr. Sonder glaubt übrigens, dass Nees von Esenbeck auch die
Juncaceen vom Cap (ebenso wie die Restiaceen und Cyperaceen)
*) Gueinzius lebt noch jetzt als Naturforscher und Sammler, namentlich
zoologischer Gegenstände , in Pine - Town (Port Natal). Nach ihm ist von
W. Peters kürzlich ein Nager: Dasymys Gueinzii benannt -worden. (Monats-
berichte der Berliner Akademie 1875, Januar, pag. 12, Taf. 1 und 2). Auch in
dem prächtigen Buche von Eduard Mohr : Nach den Victoriafällen des Zambesi,
1875, findet er sich (I., pag. 51 und 78) mehrfach erwähnt, jedoch ist dort
sein Name irrthümlich Guenzius und Quenzius geschrieben.
403
monographisch bearbeitet habe, dass aber das Manuscript über
die erstgenannte Familie verlorengegangen sei.
Yorbemerkungen über einige Schwierigkeiten der
Untersuchung.
Das Material, welches mir für die vorliegende Arbeit zu
Gebote stand, war ein ausserordentlich reiches, wie es wohl bei
weitem nicht immer vorliegt, wenn es sich um die Flora eines
so fernen Landes handelt. Indessen war es doch nicht genügend,
um alle bei der Untersuchung auftauchenden Zweifel und Fragen
zu lösen. Einige Punkte, welche Schwierigkeiten bereiteten, hebe
ich hier zunächst hervor — vielleicht, dass sie demnächst zuerst
aufgeklärt werden, oder dass ihre Erwähnung andere Botaniker
vor leicht zu begehenden Irrthümern bewahrt.
1) Die meisten Juncaceen der Capflora sind auf Reisen
gesammelt. Der Reisende ist in einem solchen Falle genöthigt,
die Pflanzen zu nehmen, wie er sie findet. Da das Capland in
seinen meisten Theilen ziemlich scharf abgegrenzte Vegetations-
zeiten hat, so wird der Reisende suchen, die einzelnen Districte
zur Hauptblüthezeit zu besuchen. Es fehlen daher an vielen
Pflanzen die Früchte, und dies ist gerade für die Juncaceen
sehr unangenehm.
2) Manche der vorliegenden Arten haben die Eigenschaft,
beim Austrocknen ihre reifen oder auch nur halbreifen Kapseln
aufspringen zu lassen und die Samen umher zu streuen, so dass
man trotz reichhaltigen Materiales (ich erinnere nur an Prionium)
die letzteren nicht findet.
3) Zur Knospenzeit und selbst zur Epoche des Aufblühens
ist, namentlich bei manchen Arten der Capflora, die Anzahl der
Blüthen eines Köpfchens sehr schwer zu bestimmen. Die Bracteen
überragen dann die Knospen bedeutend und neigen in der Mitte
des Köpfchens zu einem dichten Schöpfe zusammen, so dass
ihre Anzahl nicht leicht zu bestimmen ist. Dieser Umstand hat
mir im Anfange namentlich in der so sehr polymorphen Formen-
reihe des J. capensis grosse Schwierigkeiten bereitet. — Auf
solchen noch unentwickelten Köpfchen beruht z. B. die irrige
Aufstellung des J. exaltatus Dcsne als eigene Art, während er
zweifellos nur eine Varietät des reichblüthigen J. punctorius L.
fil. ist.
4) Das untersuchte Material lag grösstentheils bereits 40,
ja selbst 50 Jahre in den Herbarien. Dieser Umstand bereitet
bei der Untersuchung der Stengel manche Schwierigkeiten. Die
zarten Querschnitte besitzen oft in ihren Geweben nicht mehr
Elasticität genug, um zur vollen Form aufzuquellen; sie bleiben
in der Richtung, in welcher sie gepresst waren, zusammengefaltet,
und es bedarf eist sehr vorsichtiger Zerrung mit Nadeln, bis sie
ihre ursprüngliche Form wieder angenommen haben.
6) Bei der Untersuchung der Blüthen ist in Beziehung auf die
inneren Perigontheile besondere Vorsicht geboten. Bei sehr vielen zur
26*
404
Capflora f^eliörendcn Arten besitzen dieselben sehr breite, weiss-
liüutigc Ränder, welche nach innen eingeschlagen sind. Diese
Ränder werden bei der Betrachtung der lilüthen von aussen sehr
leicht übersehen, und man hält dann die inneren Perigontheile
für viel schmaler als sie wirklich sind. An älterem Materiale
aber sind diese häutigen Säume oft mehr oder weniger zerstört
(abgebröckelt oder von Bücherläusen weggefressen) und auch in
diesem Falle ist Vorsicht nöthig. Ich habe die Form der innern
Perigontheile stets mit ausgebreiteten Hautsäumen beschrieben.
G) Auch in Beziehung auf die Farbe der Blüthen erscheint
besondere Vorsicht geboten, da dieselben beim Aufweichen stets
viel dunkelcr werden, als sie in dem trockenen Herbariumszustande
erscheinen.
7) Die Länge der Blüthen ist in den nachstehenden Diagnosen
stets ohne die der Stiele angegeben. Es ist dies eine nicht
unwichtige Vorsicht, da die äussern und die innern Blüthen
der Köpfchen oft ungleich lange (jene längere, diese kürzere)
Stiele haben.
8) Endlich darf ich wohl auch an dieser Stelle der ganz
ausserordentlichen Variabilität gedenken, welche einzelne der hier
behandelten Arten zeigen. Nur ein verliältnissmässig so reiches
Material, wie es mir vorlag, konnte die wirkliche Ueberzeugung
beibringen, dass die scheinbar heterogensten Formen noch in
den Formenkreis einer und derselben Art gehören. Wer nur
einzelne Belegexemplare vor sich hat, wird sich gewiss leicht zu
der Ansicht neigen, dass ich bei weitem zu stark „zusammen-
gezogen" habe, obwohl ich darin lange nicht so weit gegangen
bin, als Ernst Meyer. Ganz besonders in der Formenmenge des
Juncus capensis herrscht eine Veränderlichkeit vor, welche sich
auf fast alle Organe (wenn auch auf die der Blüthen nur im
geringeren Masse) erstreckt und die Abgränzung der einzelnen
Arten sehr erschwert.
9) Die grosse Verwirrung, w^elche bisher in Beziehung auf
die Erkenntuiss dieser Gewächse herrschte, machte es im hohen
Grade wünschcnswerth, diesem Aufsatze eine grössere Anzahl
von Abbildungen beifügen zu können, um so durch das Bild
dem Worte zu Hülfe zu kommen und die einzelnen Arten in der
Vorstellung der Botaniker fester zu tixiren. Die Auswahl wurde
mir freilich sehr schwer, und obwohl ich von den hunderten von
Figuren, welche mir vorliegen, nur einen kleinen Theil aussuchte,
so stieg doch die Anzahl der Tafeln so bedeutend, dass ihre
Herstellungskosten die unserem Vereine für solche Zwecke zu
Gebote stehenden Mittel weit überstiegen haben würden. Ich bin
deshalb zwei verehrten Freunden zu lebhaftem Danke verpflichtet,
welche mir in der bereitwilligsten Weise die Mittel zur Her-
stellung mehrerer Tafeln zur Verfügung stellten und hierdurch
sowohl mir als dem naturwissenschaftlichen Verein einen hoch-
erfreulichen Beweis der Theilnahme an unseren Bestrebungen ge-
geben haben; es sind dies die Herren A. W. Rotherraundt und Carl
Traub. Ihnen an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank zu sagen,
405
ist mir eine angenehme Pflichtv Die Kosten der übrigen Tafeln
sind aus den für solche Zwecke verfügbaren Zinsen der Frühling-
Stiftung bestritten worden.
Die Abbildungen selbst zerfallen in Habitusbilder und
Blüthenanalysen. Die Habitusbilder (welche ich zum Theil der
Güte meines Collegen, des Herrn Fr. Th. Templin, Zeichenlehrers
der hiesigen Realschule, verdanke) sind, soweit dies der Raum
erlaubte, in natürlicher Grösse, sonst in V2 oder Vs dargestellt.
Sie geben wenigstens einige der für das Capland charakteristischen
Typen wieder. Alle neuen oder kritischen Arten abzubilden, er-
laubten leider die verfügbaren Mittel nicht.
Bei den Blüthenanalysen habe ich es mir zur Vorschrift ge-
macht, stets zehnfache Vergrösserung anzuwenden. Diese Ver-
grösserung erlaubt (abgesehen von den Details der Sculptur
der Samenhaut) alle Einzelheiten völlig genügend zu er-
kennen. Durch die Annahme einer bestimmten, beständig
wiederkehrenden Vergrösserung wird aber nicht allein die
frühere oft so störende Unsicherheit in Betreff der wirklich
angewandten Vergrösserung beseitigt, sondern es wird auch
eine ausserordentlich bequeme, die Erkenntniss fördernde
Vergleichung nahe verwandter Formen ermöglicht. Aus diesem
Grunde habe ich die zehnfache Vergrösserung selbst bei
den wenigen Arten (namentlich J. scabriusculus Kth. und J. sub-
glandulosus Steud.) nicht aufgegeben, bei denen wegen der un-
gewöhnlichen Grösse der Blüthen mitgeringerer Vergrösserung recht
wohl auszukommen gewesen wäre. — Im Allgemeinen ist zehnfache
Vergrösserung für die Blüthen der Juncaceen gewiss die richtige;
andere Familien verlangen natürlich auch eine andere Behandlung.
Was die Stengelquerschnitte angeht, so habe ich bei
denselben mehrfach eine weit stärkere, als zehnfache Vergrösserung
anwenden müssen, da die Stengel einiger einjährigen Arten borsten-
artig-dünn sind. Ich habe aber auch in diesen Fällen die mehr schema-
tische Darstellung beibehalten, wie sie sich bei zehn- und zwanzig-
facher Vergrösserug von selbstgebot, um die Figuren direct vergleich-
bar zu machen, obwohl bei den stärkeren Vergrösserungen die Dar-
stellung des anatomischen Details, d. i. der einzelnen Zellen,
möglich gewesen wäre. — Die Zeichnung der Stengelquerschnitte
ist fast überall so gewählt, dass die Zellen der Epidermis direct
angegeben, dagegen die Rindenschicht nur dunkel schraffirt
ist; in den Gefässbündeln sind die Lumina der Gefässe ange-
deutet, das Mark dagegen ist in mehr schematischer Weise durch
ein Netzwerk schrägverlaufender Linien angegeben.
Von den Tafeln sind die drei ersten in dem bekannten
artistisch -lithographischen Institute des Hrn. Prof. C. F. Schmidt
zu Berlin angefertigt worden; die vier folgenden aber konnte
dies Institut wegen Arbeitsüberhäufung nicht ausführen ; sie wurden
deshalb von dem durch die Abbildungen zur Flora brasiliensis
so rühmlichst bekannt gewordenen Institute des Herrn Bruno
Keller in München lithographirt. Hierdurch erklärt sich die
verschiedene Behandlung beider Gruppen von Tafeln.
406
Dispositio genernm et specieram.
Genus I. Prionium E. M.
Species unica: P. serratum Dregt,
Genus II. Luzula DO.
Species unica capensis: L. afrkana Drege.
Genus IIL Juncus L.
A. Flores prophyllati.
Subgenus I. Junci poiophylli. Nomophylla*) plana,
sive canaliculata.
Species unica capensis: i) J. bufonius L,
Subgenus II. Junci genuin i. Nomophylla cauliformia.
Species unica capensis : 2) J. glaucus Ehrh.
B. Flores in axillis bractearum nudi.
Subgenus IIL Junci thalassici. Nomophylla cauli-
formia; septis transversis destituta. Turiones steriles
noniophyllum unicum cauliforme et cataphylla plura
gereutes.
I. Somina breviter apiculata: 3. J. Kranssii Höchst
II. Semina albo-caudata.
1. Capsula perigonio duplo vel fere duplo longior:
4. J, acutus L.
2. Capsula perigonium aequans, vel paullo superans:
5, J, mantimus Lam,
Subgenus IV. Junci septati. Nomophylla teretia vel a
latere compressa transversim septata.
A. Caules basi cataphylla plura, supra medium nomophyllum
unicum gereutes, turiones steriles cataphylla plura et nomo-
phyllum unicum cauliforme gereutes. Capsula trilocularis:
6*. J. punctorius L, ßl»
B. Caules basi cataphylla, superne nomophylla plura, gereutes,
turiones steriles e cataphyllis et nomophyllis pluribus for-
mati. Capsula unilocularis.
a. Capsula perigonium aequans vel eo subbrevior.
a Capsula apice attenuata, breviter apiculata:
7. J, oxycarpus E, M,
ß Capsula apice obtusata, breviter apiculata, faciebus
retusis: 8, J, brevistüus Bchn.
b. Capsula perigonium superans.
ci Valvulae capsulae firmae, castaneae, impellucidae :
9, J. exsertus Bchu
*) Der neue Ausdruck: Nomophyllum (von i'owos', Regel, Gesetz und qiXXov)
bezeichnet das eigentliche Laubhlatt im Gegensatz zu Cataphyllum (Niederblatt)
und llypsophylluin (Hochblatt). Er wird bei allen morphologischen Erörterungen
nöthig, wo der Ausdruck folium coUectiv für jedes Blattorgan (auch aus der
Blüthenregion) gel)raucht werden muss. Seine Bedeutung ist also : eigentliches
Blatt, Bbitt im eugern »Sinne. — In den Diagnosen habe ich noch den Ausdruck
folium für Laubblatt gebraucht, um keine Schwierigkeiten des Verständnisses
zu bevciton.
.i"
1
407
I .
ß Valvulae capsulae tenues, pallidae, pellucidae: -)'
iö, J. rostratus Bchn,
Subgenus V. Junci singulares. Nomophylla cauliformia,
a latere compressa, septis transversis destituta. Turiones
steriles nulli (?): iL J. singularis Steud,
Subgenus VI. Junci graminifolii. Nomophylla plana,
vel canaliculata.
(Species omnes hexandri, ovariis trilocularibus.)
A. Annui.
(Adnot Dubia est duratio Junci diaphani Bchn.)
A. Stilus perbrevis.
a. Capitula pauci- (2-— 3, raro 5) flora:
12, J, rupestris Kth.
b. Capitula pluri- (ca. 6 — 15) flora:
13, J, diaphanus Bchn,
B. Stilus ovarium aequans, vel eo longior.
a. Capitulum terminale unicum pauci- (1, 2, 3) florum
a Tepala subaequilonga : 14, J, scabriusculus Kth,
ß Tepala interna conspicue longiora.
aa Tepala alba, medio dorsi purpurea, sub apice pur-
pureo-nigro maculata: 15, J, parvulus E, M, u. Fr. B,
ßß Tepala castanea, marginibus hyalinis:
. 16, J, polytrichos E, M, u. Fr, B,
b. Inflorescentia composita (in plantis depauperatis interdum
capitulum unicum terminale adest).
a Tepala subaequilonga.
aa Tepala lineari-trigona: 17, J. Sprengelii N, ah. Es,
ßß Tepala externa lanceolata acutata, vel fere aristata:
18, J, cephalotes Thhg,
ß Tepala interna conspicue longiora.
aa Stamina tepalis subbreviora.
a Capitula parva (diam. 6—10 mm.), 4—10 -flora:
19, J, inaequalis Bchn,
h Capitula magna (diam. 10—13 mm.) pluri- (8—16)
flora: 20, J, altus Bchn,
ßß Stamina tepalis plus quam dimidio breviora.
(Adnot. Stamina speciminis unici suppetentis Junci subglandulosi
nondum evoluta?)
a. Tepala alba, apice purpureo-nigra:
21. J, pictus Steudel,
b. Tepala straminea: 22, J. suhglandülosus Steud,
B. Perennes.
A. Stilus perbrevis. Stam. 3—6: 23. J. Dregeanus Kth,
B. Stilus longus. Stamina 6.
a. Folia lanceolata vel lanceolato-linearia. Vaginae clausae:
24, J, lomatophyllus Spreng,
b. Folia linearia, superne saepe involuta, canaliculata.
Vaginae — ?
a Capitula multi- (10 (raro 8) usque 35 -) flora.
a Stamina tepalis externis dimidio breviora.
408
" P<jrigoniuin pallidum, stramineum sive pallide ferru-
ginoum: 23, J, Sonderianus Bchn,
*" Purigoiiium obscurum; tcpala medio dorsi ferru-
giiiea, lateribus fusca: 26'. J. anonymus Steud,
/:?,:? Stamiiia tepalis cxternis ^-J breviora.
'^ Iibizonia clongatum, oblique adscendens:
27, J, indescriptum Steud,
** Khizoma breve, pcrpendiculare.
t Folia plcrumque curvata, dimidio caulis breviora:
28. J. acutangulus Bchn.
ft Folia rccta, stricta, dimidium caulis plerumque
S up c r an t i a : 29. J. capensis, T1d)g. aubsp. longi'
foliiis, var a strictismms.
ii Capitula pauci- (2 — 8) flora.
aa Capsula longius mucronata:
20, J. capensis Tlibg,
snhsp, longifolhis, var, ß graci-
Hör et subsp, IL, IIL, IV,
;-);'i Capsula breviter mucronata, sive apiculata:
2IK J. capensis Tlibg, subsp, V,
geniciüaius Bchu
Genus I. Prionium E. M.
PrioniumserratumDrege.
J. F. Drege, zwei pflanzengeographische Documente ; Beigabe
zur Flora 1843, IL, p. 10.
Juncus serratus L. fil. C. Linnaeus fil., Supplementum plan-
tarum 1781, p. 208.
Acorus Palmita. Lichtenstein, Reisen im südlichen Africa
in den Jahren 1803, 4, 5 und 6; 1812, IL, p. 258 (nur ein Name,
ohne jegliche Diagnose oder ein Citat, wenn auch über die gemeinte
rflanze kein Zweifel bestehen kann.)
P. Palmita E. M. (Ernst Meyer in: Plantae Ecklonianae,
Linnaea 1832, VIL, p. 131.)
Iconcs: W. J. Hooker, London Journal of Botany, 1857,
IX., Taf. IV.
J. D. Ilooker in Curtis, Botanical Magazine 1868, Taf. 5722.
In der Cap-Colonie weit verbreitet, z. B. Campsbay (Bergius,
Okt. 1815; Eckion und Zeyher, June. No. 1); feuchte Stellen der
T). Höhe (1500 Fuss) auf der nördlichen Seite des Tafelberges,
Januar 1828 (Eckion; hb. un. it. No. 904); im Flusse Zwartkops-
rivier, District Uitenhage, 1. Höhe, November 1829, noch in
Knospen (Eckion und Zeyher No. 786); am Bergrivier bei Paarl,
unter 500', Januar; mit reifen Früchten (Drege a); Dutoitskloof,
3—4000'; October bis Januar (Drege b — nach dem Verzeichnisse
von Drege in : Beigabe zur Flora 1843, p. 82; Exemplare daher lagen
mir nicht vor); Giftberg, 1500—2500', November: in voller Blüthe
(Droge c); Stadesrivier, December (Drege d); Zwellendamm, Pal-
mietrivier, Nov.; (Dr. Krauss). Endlich liegt mir auch noch der
Zweig eines von Burchell gesammelten Exemplares (No. 6528,
409
ohne speciellen Standort) vor, ebenso Exemplare von Mundt und
Maine. In Ernst Meyer's Herbarium befindet sich eine, offenbar
von J. F. Drege gesammelte Pflanze, bestehend aus einem Laub-
trieb, einem starken Aste des Blüthenstandes und einem Stengel-
Längsschnitte, mit der, wahrscheinlich von Drege selbst geschrie-
benen Etikette:
18. April 1830. Gr. Bergrivier, feuchter (jetzt trockener) Ort
am Flusse; 2. Höhe. — 2340.
Ueber die Benennung der Pflanze bemerke ich Folgendes.
Dass sie von Juncus als eine eigene Gattung getrennt worden
ist, entspricht durchaus dem natürlichen Verhalten und ist auch
der von Ernst Meyer gewählte Gattungsname Prionium (von nqimv
Säge , wegen der so äusserst charakteristischen , scharf gesägten
Blätter) an sich sehr bezeichnend und gut. Dagegen hatte
Ernst Meyer kein Eecht, den Linne'schen Artnamen serratus zu
verwerfen, wenn auch freilich dieser Speciesname in Verbindung
mit dem Gattungsnamen einen Pleonasmus bildet und aus diesem
Grunde allerdings wünschenswerth gewesen wäre, dass ein anderer
Gattungsname gewählt worden wäre. — Drege hat daher schon
an der oben bezeichneten (von Ernst Meyer selbst veröflfentlichten)
Stelle die Bezeichnung: Prionium serratum angewendet und diese
Namen - Combination muss' nach den Regeln der Nomenclatur
gebraucht werden.
Den von Ernst Meyer und J. D. Hooker gegebenen Be-
schreibungen ist wenig hinzuzufügen. Wenn Meyer das Perigon
folgendermassen beschreibt: „Perianthium glumaceum duplex,
exterius triphyllum, foliolis duobus oppositis carinatis, tertio
incluso piano, interius tripartitum subaequale," so hat Hooker
dies schon durch die zutreffendere Phrase: „Per. glumaceum,
6-phyllum, foliolis subaequilongis , 2 exterioribus suboppo-
sitis carinatis, ceteris dorso coriaceis" ersetzt. — Der Sach-
verhalt ist der, dass die beiden Blüthen eines Köpfchens
mit ihren obern (innern) Seiten an einander liegen und sich dort
abplatten; daher sind die beiden seitlichen äussern Tepala
natürlich stark gekielt, während das dritte, nach unten (aussen)
fallende, flach ist. Hooker's Beschreibung würde sehr gewinnen,
wenn hinter dem Worte carinatis eingeschaltet würde: tertio
exteriore minus carinato, interioribus planis, und der Schluss
lautete: omnibus coriaceis, marginibus angustis hyalinis.
Ferner giebt E. Meyer die Fächer der Frucht als mehrsamig
J. D. Flooker sie als einsamig an; aber schon der ältere Hooker
hat diesen Punkt aufgeklärt, indem er an der oben citirten Stelle
(London Journ. of bot. and Kew G. Mise.) Folgendes über Frucht
und Samen sagt:
There is little to add to the excellent description of E. Meyer,
except that the ovules are confined to the lower half of each
cell, and that only one ripens in each cell, which it fills. The
testa of the seeds which we have examined (but which are not
perfectly mature) is very cellular, as in other Junceae, but are
not at all subpubescent, as described by Meyer, the appearance
412
liündcni der Häclio und Flüsse und legt sich in so dichten
Massen über das Wasser hin, dass sie an dessem Rande undurch-
driiiglirlie l^änder, ja bei schmälern oder weniger tiefen Gewässern
nicht selten förmliche l^rüchen über ihnen bildet; in einzelnen
Fällen stellt sie sogar so dicht verflochtene Massen dar, das sie
dem Abtiiisse des Wassers hinderlich wird. — • Ueber ihr Wachs-
thum führe ich folgende sehr anschauliche Schilderung an, welche
überdies an einer so verdeckten Stelle steht, (J. F. Droge, zwei
ptianzengeographische Documente; besondere Beigabe zur Flora,
184)5, II, p. 10), dass sie schon darum mitgethcilt zu werden
verdient. Drege sagt nämlich bei (Gelegenheit der Besprechung
der wenigen geselligen Pflanzen des Caplandes Folgendes:
Prionium serratum (Juncus serratus Thunb.), eine Wasser-
pflanze. Wuchs und Blätter einer Yucca ähnlich. Ausgewachsen
steht der ganze holzige, kaum mit beiden Händen zu umspannende
Stamm unter Wasser; nur der Blätterschopf mit der Blüthenrispe
erhebt sich in die Luft. So zieht sich die Pflanze in nicht zu
tiefen Flüssen oft Stamm an Stamm gedrängt, von Ufer zu Ufer
und hemmt wohl gar, wie schon Lichtenstein in seiner Reise
erzählt, den Lauf der Flüsse, oder dient gelegentlich zum natür-
lichen Unterbau leicht aufgeschütteter Brücken,
Heinr. Lichtenstein, Reisen im südl. Africa in den Jahren
1803, 4, 5 und 6; 1812, IL, p. 258 und 269, theilt noch fol-
gende, für das Wachsthum der Pflanze sehr charakteristischen
Thatsachen mit:
(iegen Abend kam ich an den Bergfluss, und fand zu meiner
grossen Verwunderung die Fürth vollkommen trocken. Es hatte
drei Tage vorher 3G Stunden anhaltend geregnet; Reisende,
denen ich begegnet war, erzählten mir, dass schon vorgestern
dei- Bergfluss bei Drakenstein nicht mehr durchfahrbar gewesen
sei, und hier in einer Entfernung von kaum drittehalb Meilen,
war noch kein Tropfen Wasser zu sehen : eine Erscheinung, die Jeden
befremden muss, der mit der Natur dieses Landes nicht vertraut
ist. Alle Bergstrüme nemlich, haben hier das Eigene, dass sie
dicht mit Palmiten (Acorus Palmita) bewachsen .sind. Dies ist
eine Wasserpflanze, die ihre Wurzeln tief in das Flussbette
schlägt, und die einen nackten hohen zwei bis drei Zoll dicken, aber
hohlen Schaft treibt, an dessen äusserster Spitze die Blätter eine
palmenähnliche Krone bilden. Diese Kronen ragen über dem
gewöhnlichen Wasserstande vor und stehen so dicht an einander
gedrängt, dass man von dem Wasser nichts zu sehen bekommt,
und in manchen Gegenden ohne grosse Mühe leichte Brücken
über sie bauen kann. Sie schützen zugleich den Fluss gegen
die ausdürrendc Kraft der Sonne, und erhalten ihn auch in der
trockenen Jahreszeit bis weit in den Sommer hinein fliessend.
Jeder Schaft, jede Wurzel bildet einen kleinen Wasserbehälter,
aus welchem ganz allmählig der Vorrath nach und nach durch-
sickert, so dass der Fluss in der Ebene noch lange laufendes
Wasser hat, wenngleich in dem Gebirge seit Monaten kein Regen
flel. Endlich wird denn aber doch der Vorrath erschöpft, das
41
o
Flussbette trocknet aus und die Palmiten stehen gegen Ende
des Sommers ohne Nahrung da, vor dem Ersterben durch nichts
anders geschützt, als durch den kühlenden Schatten ihrer eigenen
Kronen. Fällt nun wieder der erste reichliche Regen, so bilden
eben diese dicht gehäuften Schafte und Wurzeln mit jedem Schritt
einen neuen Damm, durch welchen sich das Wasser um so müh-
samer durcharbeitet, je ausgedörrter sie selbst und das Flussbett
sind, und je mehr daher die Masse und die Kraft der andrän-
genden Feuchtigkeit in jedem Augenblicke durch Einsaugung
vermindert wird. So geschieht es, dass das Wasser nach einem
massigen Regen nie bis in die Fläche durchdringt, nach einem
heftigen aber erst nach mehreren Tagen dahin gelangt. Reisende,
die zwölf Stunden nach mir durch die Bürgersdrift kamen, fanden
das Wasser schon drittehalb Fuss tief. So waren also wirklich
vier Tage vergangen, ehe das Gebirgswasser eine Strecke von
sieben Stunden (alle Krümmungen mitgerechnet) zurücklegen
konnte.
Auch Burchell giebt in seinem Reisewerke ähnliche Schilde-
rungen, welche im Auszuge von W. J. Hooker (I. c.) mitgetheilt
werden.
Prionium serratum Drege wird in den botanischen Gärten
vielfach cultivirt und kommt nicht selten auch bei uns zur Blüthe.
Taf. V. (irrthümlich bezeichnet IV) oben links.
Fig. 1. Ein Köpfchen von der Seite gesehen. Die untere
Blüthe ist völlig entwickelt, die obere befindet sich noch im
Knospenzustande. Zwischen beiden die ganz unentwickelte An-
lage einer dritten Blüthe.
Fig. 2. Eine Blüthe mit Frucht. Die Ränder der Perigon-
blätter sind unregelmässig ausgebrochen.
Fig. 3a. Ein inneres Perigonblatt mit dem vor ihm stehenden
Staubgefässe.
Fig. 3b.' Ein oberes äusseres von der Seite gesehen. • Die
Flächen beider Blätter sind ledergelb, die Ränder hell und häutig.
Fig. 4. Das Pistill aus einer blühenden Blume.
Fig. 5a. Eine ziemlich reife Kapsel. Oberfläche matt,
rostfarben.
Fig. 5b. Klappe einer reifen (aber ungewöhnlich kleinen)
Kapsel von innen gesehen. Man sieht deutlich, dass die Samen
nur in der untern Hälfte der Frucht inserirt sind.
Fig. 6. Diagramm einer Blüthe; der Durchschnitt der
Kapsel nach einem Präparate, Perigon und Staubgefässe schematisch.
Man sieht deutlich, dass das nach unten fallende äussere Perigon-
blatt einen gerundeten Rücken hat, während die nach oben
(hinten) fallenden in Folge des Druckes gegen die zweite Blüthe
des Köpfchens einen scharfen Kiel besitzen.
410
Genus III. Juncns.
Subgeiius L Junci poiophylli.
1) Juncus bufonius L.
Zontrivier, Nov. 1811) (Mundt). An angebauten Stellen bei
der Capstadt (Eckion, Oct. 1824, No. 49, 84, 905). Sumpfige
Stellen der Capliäche (Ferdinand Krauss; von Hochstetter in
Flora 1845, pag. 342 als J. plebejus R. Br. aufgeführt). Feuchte
Stellen in den Gärten am Fusse des Tafelberges (Eckion, 26.
October 1820; hb. un. itin. No. 905). Sumpfige Stellen am Fusse
des Tafelberges, nördliche Seite, December (Eckion, No. 11,
untermischt mit J. scabriusculus Kth.). District Worcester, am
Wasserfall bei Tulbagh, November (Eckion). Hottentottsholland
(Gucinzius, Eckion, 20. December, No. 85). Sommerset, Stellen-
bosch (Eckion, Juncus No. 0); Capstadt: Sandfläche zwischen
Tigerberg und Sandhoogde, unter 500 Fuss (October, December,
Droge, No. 8790); am Ufer des Bergrivier (Nov., Dec), Leliefon-
tein, 3— 4000 Fuss, Iloodeberg („Camisberg unter Rodeberg" hb.
E. M.), 2500-3500 (13. Nov. 1830); Gamkafluss bei Weltevrede,
2500—3000 (October); die vier letzten Fundorte von Drege sind
der Reihe nach mit a, b, c, d bezeichnet; zwischen Zuurebergen
und Klein-Bruintjeshoogte, 2(XX)— 2500 Fuss, October (Drfege e; ,
Exemplare von diesem Fundorte lagen mir nicht vor) ; Camis-
berg, an einer Quelle, 4. Höhe ; 4. Nov. 1830, Drege No. 655
(hb. E. M. — vergl. auch vorstehend c); Sternbergsspruit, an
einer Quelle, 4— 50(X)'; December (Drege No. 8795 pro pte.);
endlich No. 4314 von Eckion und Zeyher; näherer Fundort mir
nicht bekannt; ebenso von Bergius gesammelte Exemplare ohne
weitere Angaben und Sieber, Agrostotheca capensis, ed. Wrbna.
No. 119.
J. bufonius t grandiflorus Schultes fr. — J. A. et J. H. Schul-
tes in Römer et Schultes, C. Linnaei Systema Vegetabilium, ed.
XVL, 1829, VII, I, p. 227.
J. Dregeanus K. B. Presl, Botanische Bemerkungen in Ab-
handlungen der Kön. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften
5. Serie, 1844, p. 547.
J. ranarius N. ab. Es. in herb, et Linnaea 1847, XX, p. 243.
Die zahlreichen Fundorte und verschiedenen Formen, an und
in welchen diese ubiquitäre Pflanze in der Capcolonie auftritt,
schliessen wohl den Gedanken an eine neuerliche Einschlep-
pung aus.
Die meisten der vorliegenden Pflanzen sind hochstengelige
Formen mit grossen Blüthen, an denen die äusseren Perigon-
theile nicht allein die inneren, sondern auch die Kapsel bedeu-
tend überragen ; namentlich stellt die von Drege als a. be-
zeichnete Form völlig die Varietät: frondescens (Doli, Flora von
Baden) dar. Einige haben büschelig gestellte Blüthen und ge-
hören demnach zugleich zur Varietät fasciculiflorus Bert. Be-
sonders eigenthümlich sind einige der Exemplare der No. 8790
417
von Drege. Bei ihnen sind die Stengel ^nz einfach und die
Blüthen sind auf ihrer Spitze derartig zusammengedrängt, dass
sie auf den ersten Blick ein achtes Köpfchen zu bilden scheinen.
Die wenigen Exemplare von J. bufonius L., welche ich zwischen
Juncus scabriusculus Kth. (Drege No. 8795 und Eckion No. 11)
fand, sind kümmerliche Pflanzen mit einer auf der Spitze des
Stengels stehenden Blüthe. Es liegt in der Natur der Sache,
dass man nur solche Exemplare von J. bufonius mit dem so sehr
einfach gebauten J. scabriusculus verwechseln kann.
Die von den Brüdern Schultes (1. c.) aufgestellte Varietät
t grandiflorus wage ich nicht aufrecht zu erhalten, da der Juncus
bufonius in Beziehung auf die Grösse der Blüthen, ihre weit-
läufigere oder dichtere Stellung, die Länge des Perigones u. s. w.
gar zu sehr individuell variirt. — Die oben citirte „Bemerkung"
von Presl lautet sehr lakonisch: J. bufonius Drege pl. cap. est
J. Dregeanus Presl. Worauf sich die Berechtigung dieser Namens-
änderung gründen soll, ist mir absolut unerfindlich.*)
Subgenus IL Jnnci genuinL
2) Juncus glaucus Ehrh. var. acutissimus Buchenau.
Diflfert a Junco glauco legitimo vaginis basilaribus pallidis
(? an basi castaneis?) caule tenuiter (nee grosse) vallecu-
lato, tepalis lanceolato - subulatis, acutissimis,
capsulamtrigono-ovatam, mucronatam superantibus.
Klein-Bufifelvallei bei Gaatze, 4500— 5000' ; December. (Drege,
No. 8796, c.)
Diese Pflanze gehört unstreitig in die nächste Verwandtschaft
von Juncus glaucus, dürfte aber vielleicht bei eingehenderem
Studium als neue Art zu charakterisiren sein. Die vorliegenden
Exemplare sind aber zu unvollständig, um darüber ein völlig
sicheres Urtheil zu gewinnen. Das fächerig unterbrochene Mark
des Stengels, das struppige Aussehen des Blüthenstandes, die
Sechsmännigkeit der Blüthen haben die vorliegenden Stengel mit
unserm J. glaucus gemein. Ob die Pflanze im frischen Zustande
graugrün ist, lässt sich an dem vorliegenden Materiale
nicht mehr entscheiden; im getrockneten Zustande sind die
Stengel blass grünlich-strohfarben. Die basilären Niederblätter
sind bleich - strohfarben und nicht glänzend; hierin scheint auf
den ersten Blick ein wichtiger Unterschied gegen J. glaucus
Ehrh. zu liegen, der 'gerade durch seine dunkel kastanienbraunen
glänzenden (nur an der äussersten Spitze helleren und dort oft
matten) Scheiden ausgezeichnet ist. Aber die Blattscheiden der
Drege'schen Pflanzen sind über der Basis abgeschnitten (an den
Stengeln ist überall nur die innerste vorhanden) und an den
*) Anm. „Juncus — an bufonius L? speciinen nimis imperfectum. An feuch-
ten SteUen der Kleinriviersberge, 4. Höhe (3000 Fuss), im Districte Caledon;
November 1825; Eckion No. 2" im Horb. E. Meyer ist kein Juncus, sondern
wahrscheinUch eine Cypcrat'ce.
IV. Juni IST5. 27
418
längsten von ihnen, sieht man deutlich, dass sie am Grunde
dunkler braun und glänzend waren. Da ich nun auch an dem
Materiale meines Herbariums P'xemplare (aus der Brigittenau bei
Wien) finde, deren Blattscheiden nur am Grunde dunkelbraun
und glänzend, oben hellbraun und matt sind, so ist offenbar
auf diesen Umstand kein allzugrosser Werth zu legen. Beachtens-
werther sind die zarten Rillen am Stengel, während Juneus
glaucus sonst stets grob-gerillt ist. Die gesammte Färbung des
Blüthenstandes ist hellkastanienbraun; im Einzelnen ist er aber
ziemlich bunt; die Kapsel ist nämlich an der Spitze dunkel-
kastanienbraun, die Perigonblätter sind auf der Mitte des Rückens
strohgelb und undurchsichtig, dann beiderseits hell kastanienfarbig
und durchscheinend und an den äussersten Rändern weisshäutig-
durchscheinend. — Die Kelchblätter sind lang pfriemlich -zuge-
spitzt, die innern bemerklich länger als die äussern; sie sämmtlich
überragen die länglich-eiförmig-prismatische Kapsel. Die Früchte
scheinen an einem Theile der Exemplare schon vollständig aus-
gebildet zu sein; die Samen dagegen fand ich stets unreif und
ganz zusammengefallen.
Die hier beschriebene Form des Juneus glaucus ist die
einzige Pflanze aus der Gruppe der J. genuini, welche bis jetzt
aus dem Capland bekannt ist. Das Fehlen aller andern Arten,
namentlich des Juneus effusus, der doch sonst kaum in einem
der grossen Florengebiete der gemässigten Zone fehlt, ist eine
besonders merkwürdige Thatsache, welche von neuem auf die
lange Zeit hinweist, während welcher die Flora des Caplandes
schon von der Flora Europa's, Asien's und des nördlichen Africa's
getrennt gewesen sein muss.
Abbildungen.
Tafel V. (irrthümlich IV. bezeichnet) oben.
Fig. 1. Blüthe mit reifer Frucht. Unter dem Perigon die
Vorblättcr der Blüthe sichtbar. Die Perigonblätter sind in der Mitte
strohfarben und undurchsichtig; dann folgt ein brauner aber
durchscheinender Streifen und endlich die hyalinen Ränder.
Fig. 1 a., 1 b. Aeussercs und inneres Perigonblatt mit den
zugehörigen Staubgefässen. Das innere ist bedeutend kürzer; da
es aber bemerklich höher inserirt ist, als das äussere, so tritt
die Verschiedenheit der Länge in Fig. 1 nur wenig hervor.
Fig. Ic. Die Kapsel aus 1., noch nicht ganz reif. Kapsel
dreiseitig-cylindrisch, vollständig dreifächerig, glänzend, oberwärts
kastanienbraun, unterwärts blasser.
Sämmtliche Figuren in zehnfacher Vergrösserung.
Subgenus III. Junci thalassici*
3) Juneus Kraussii Ilochstetter.
Hochstetter in Flora 1845, L, p. 342.
Eine schon von Hochstetter richtig erknnnte und gut dia-
419
gnosticirte Art. Ich setze die von ihm gegebene Diagnose hierher,
indem ich einige nothwendige Einschiebungen und Verbesserungen
durch „ " hervorhebe, dagegen Anderes, was aus der Hochstet-
ter'schen Diagnose besser wegbliebe, in eckige Klammern
setze.
„Perennis", Rhizoma horizontale repens, crassum.
Culmi [steriles fertilesque 1^-2 pedales] usque fere 1 m.
alti „teretes vel subcompressi", basi vaginis vestiti, ceterum
nudi, sulcato-striati, pungentes. Vaginae infimae squamiformes
ex reliquis una alterave plerumque f oliif era (folio tereti subulato
pungente); Panicula decomposita, 2^-4 pollicaris, terminalis
erecta, bracteis duabus [foliis floralibus seu involucro] p u n -
gentibus involucrata; bractea inferior plerumque pani-
culam aequans vel superans, superior multo minor (vix
pollicaris), paniculae rami ramulique plerumque contracti. F 1 o r e s
[lucidi , in capitula bracteolata subsessilia plerumque 5—9 flora
(rarius 3 flora) conglomerata, Höchst] „stramiuei, sive stra-
mineo-fusci; capitula 2, 3, raro4-flora in fasciculos
densos aggregata". Tepala tria exteriora lanceolata
[pungenti-acuta Höchst] „acuta", interiora vix breviora
apice membranacea obtusa. Stamina sex, tepalis bre-
viora; filamenta [monadelpha (basi dilatata inter se penitus con-
nata) Höchst] „basi monadelpha et cum basibustepalorumconnata;"
antherae lineares flavidae, apice brevissime excisae et ferrugineo
bipunctatae, filamentis multoties (4 — 5) longiores. „Ovarium
trigono-cylindricum; stilus brevis; Stigmata 3 contorta" Capsula
perianthium [aequans Höchst] „paullo superans," ovata
triquetra, subito in acumen mucronatum paulisper producta,
„ferruginea, nitida, trilocularis" ; semina atrobrunnea, funiculo
et appendiculo brevissimis „albis" producta.
Ueber die richtige Benennung dieser Pflanze kann man, glaube
ich, nicht im Zweifel sein. Römer und Schultes sagen nämlich
an der angeführten Stelle mit Beziehung auf unsere Pflanze
(No. 903. Herb. un. itin.) Folgendes: Si species propria J u n c u s
spretus dicenda et sie definienda: J. culmo . . . Eine solche
bedingte Aufstellung einer Art kann meiner Ueberzeugung nach
nicht als eine den Gesetzen der Nomenclatur entsprechende
Publication angesehen werden.
Schon nach dem äussern Ansehen ist diese Pflanze von J.
maritimus verschieden, und sie nähert sich in dieser Beziehung
sehr dem J. punctorius Thbg., für den sie auch oft gehalten
worden ist Die Blüthen scheinen auf den ersten Blick in ziemlich
reich : 5 — 9-blüthigen Köpfchen zu stehen ; bei näherer Unter-
suchung ergiebt sich aber, dass diese scheinbaren Köpfchen in
Wahrheit dicht gedrängte Büschel sind, welche aus mehreren
Köpfchen bestehen, von denen eines endständig, ein oder zwei
dagegen seitenständig sind (diese letzteren sind immer leicht
an dem adossirten Grundblatt zu erkennen, von welchem die
Basis ihres ganz kurzen Stieles umgeben ist). Auch der Gesammt-
umriss des Blüthenstandes ist viel gedrängter, als bei Juncus
27*
420
maritimus. Das Pcrigon ist bei dieser Art strohgelb und glänzend,
bei J. Kraussii dagegen bräunlichgelb, oft mit wirklichen braunen
Streifen und sehr wenig glänzend. Sehr eigenthümlich ist bei
dieser Art, dass die Filamente so weit hinauf mit den Perigon-
theilcn, namentlich den Innern, vereinigt sind, wodurch sie
zugleich nionadelphisch erscheinen. Die Antheren sind äusserst
hinfällig; es ist mir erst nach längerem Suchen gelungen, sie
aufzufinden. Hochstetter scheint sie nach seinem Schweigen zu
schliessen, nicht gesehen zu haben. Die Kapsel ist stets rost-
braun und glänzend (bei J. maritimus meist hell-, seltener dunkel-
strohgelb 1) die Samen sind schwarzbraun, regelmässig rechteckig
netzig und äusserst kurz weiss-bespitzt (bei J. mar. braun, schwach-
maschig und ziemlich lang weiss-geschwänzt).
J. spretus Rom. & Seh., Syst. veget. 1830, VII., 11., p.
1656, in observ. de Junco punctorio.
J. maritimus E. M. in Plantae Ecklonianae, Linnaea, 1832,
VIL, p. 130; C. S. Kunth, Enumeratio plantarum, 1841,
IlL, p. 322.
In den Dünen der Capfläche und am Ufer des Flusses
Notsikamma, Distr. George; Januar 1831) Dr. Ferd. Krauss; es
lagen mir Exemplare aus dem Sonderschen Herbarium und dem
Herbarium der schlesischen Gesellschaft vor. Hottentottsholland
(Gueinzius), in einem Sumpfe am Flusse des Teufelberges, 1.
Höhe, November,*) Eckion, No. 903; Cap'sche Fläche untei^
Tokay, December 1827 (Eckion; ein Exemplar in Ernst Meyer's
Herbarium), am Ufer des Zwartkopsrivier, 1. Höhe; Distr. Uiten-
hage, Januar 29., (Eckion - Zeylier, Juncus Nr. 4; im Berliner
Herbarium liegen aber Stengel von J. Kraussii und acutus unter
dieser Nummer zusammen). Sandliächen am Zwartkopsrivier,
September (ZeyherV No. 97. Herb. reg. Berol.) — Wahrscheinlich
gehören auch dahin die noch wenig entwickelten Pflanzen : nasse
Orte der Capfläche , Ilottentottsholland , October , December,
(ZeyherV hb. Berol. No. 83); Zwartkopsrivier, an steinigen
Oertern, zwischen Gebüsch und im Flussbette, unter 100 Fuss,
December 1839 (Droge, d. *"). — Endlich gehört auch hierher
die von Zeyher gesammelte No. 4308 (vergl. die Bemerkung bei
J. acutus).
Abbildungen.
Tafel V. (irrthümlich IV. bezeichnet) oben, rechts.
Fig. 1. Ein zwciblüthiges Köpfchen mit den Deckblättern
*) Im Iferbariiim von Ernst Meyer befindet sich auch ein im September an
diesem Standorte gesanniieltes Exemplar; dasselbe steht noch in Knospen; die
Blüthezeit fällt also am Cap in den October.
**) Es düi-fte vielleicht nicht überflüssig sein, darauf hinzuweisen, dass die
No. 1275, welche man häufig auf Drege'schen und anderen älteren Etiketten
von Juncus - Arten findet, keine Sammlungsnummer, sondern die laufende No.
ist, mit der die Gattung Juncus sich in der von K. Sprengel bearbeiteten 16.
Auüage des Systema Vegetabilium (1825, II., p. lOJl) aufgezälilt findet.
421
von der Seite gesehen. Blüthen auf der einander zugewandten
Seite stark abgeplattet.
Fig. 2a. Reife Kapsel. Oberfläche rostfarbig, glänzend.
Fig. 2b. Eine Klappe für sich, von innen gesehen, um
den Verlauf der placenta zu zeigen.
Fig. 3. Ziemlich reifer Samen. Er ist nur sehr kurz ge-
schwänzt Zwanzigfache (nicht wie auf der Tafel steht: zehn-
fache) Vergrösserung.
Fig. 4. Zwei Perigonblätter mit den Filamenten; die Beutel
sind abgefallen.
Fig. 5 (die Nummer fehlt leider auf der Tafel). Pistill aus
einer blühenden Blume.
Fig. 6. Staubgefäss, welches die grosse Anthere noch
besitzt.
Fig. 7. Diagramm der Blüthe. Kapsel nach einem Quer-
schnitte,- Perigon und Staubgefässc schematisch.
Fig. 5 ist nach einem Zeyher'schen Exemplare (No. 908) ;
säramtliche übrigen nach Krauss'schen gezeichnet.
4) J. acutus L., var. Leopoldii (Pari.) Buchenau.
Dififert a planta europaea: Capsula sphaeroidea, obtusis-
sima, mucronata nee superne pyramidata , mucronata,
perigonio 1^ nee 2 longiore.
J. Leopoldii Parlatorc, Giornale botanico Italiano, 1846, IL,
1, p. 324.
J.macrocarpusX.Y.Es.insched.etinLinnaea, 1847, XX., p.243.
Salzige Valleien auf den Feldern am Zwartkopsrivier, Distr.
Uitcnhaage (Sept. 1829, in fruct., Eckion No. 783 und Juncus
No. 2); Namaqualand, Heise von Kamiesberg, Boschmannsland
bis zur Mündung des Gariep (in flor. ; Eckion und Zeyher No. 73);
Zwellendamm, Mundt; Sommerset, Stellenbosch (Zeyher No. 4308*)
— hb. Sonder, et herb. Lubccc. in flor.) — Von den Drege'schcn
Pflanzen**) gehört von a— Uitvlugt, auf verschiedenen Stellen bei
Steelkloof 4000— 5000 Fuss, December, Januar — ein Theil hierher,
während der andere zu J. maritimus gehört; ebenso ist es der
Fall mit g — auf der Fläche bei der Mündung des Gariep, unter
600 Fuss, October, während die andern als J. acutus ausge-
gebenen Pflanzen entweder zu J. Kraussii Höchst., oder zu dem
echten J. maritimus Lam. gehören. Im Herbarium von Ernst Meyer
findet sich ein von Drcge gesammeltes Exemplar von Juncus
*) lune andere Pllaiv/t* No. UXiH dagegen, aus einer Kcklon- und Zey-
her'schen Sammlung stammend, welche der hiesige naturAvissen.schaftliche Verein
im Jahre 18GG ankaufte, gehJJrt zu .). Kraussii Höchst.
**) Von denselben lagen mir e. (zwischen Vanstaadesberg und Bethelsdorp,
unter lüOO Fuss, December) und e. (CJlenlilling, im Thale, am IJach , unter
1000 Fuss, December, Januar) nicht vor. Da Drcge alle drei Arten aus der
Grup])e thalassici unter der JJezt'ichnung : J. acutus zusammeuisst, so vermag ich
ulcht anzugeben, zu welcher derselben diese Ptianzen c) und e) gehören.
422
acutus mit der Etikette: J. acutus; 718; flora capcnsis, Nienfelds-
berge; m. Drege, 1827.
Ich kann diese Pflanze nicht als eine eigene, von J. acutus L.
verschiedene Art betrachten. Allerdings weicht sie in der Frucht-
forni sehr von der europäischen Pflanze ab. Die Frucht ist
nämlich sphäriodisch , sehr stumpf und nur 1^ mal so lang ials
das Perigon, nicht wie bei der europäischen Pflanze oberwärts
pyramidal und doppelt so lang als das Perigon. Aber auf ein einzelnes
solches Kennzeichen, bei sonstiger völliger Uebereinstimmung
in den sehr characteristischen Eigenschaften darf meiner Ueber-
zeugung nach eine specifische Abtrennung nicht begründet werden.
Noch will ich bemerken, dass der Stengel nicht, wie Pariatore a.
a. 0. angiebt, stielrund, sondern, wie es auch sonst bei Juncus
acutus der Fall ist, flachgedrückt ist.
Abbildungen.
Tafel V. (irrthümlich mit IV. bezeichnet) unten rechts.
Fig. 1. Blüthenköpfchen eines Exemplares von Zeyher
No. 4308. Unten rechts und links die Bracteen, in deren Achseln
die beiden Blüthen sitzen. Die starke Längenverschiedenheit,
welche die innern und äussern Perigonblätter hier zeigen, gleicht
sich später während des Reifens der Frucht aus.
Fig. 2. Blüthe mit nahezu reifer Frucht.
Fig. 3. Eine andere reife Frucht ohne das Perigon. Sie
ist hart, holzig, kuglig-dreiseitig und unvollkommen dreifächerig.
Samen viel länger geschwänzt als bei J. Kraussii Höchst.
Fig. 4a. Ein inneres Perigonblatt mit dem Filamente; der
Beutel ist abgefallen. Die besonders charakteristischen breiten
Hautsäume sind flach dargestellt (nicht selten sind sie ein-
geschlagen.)
Fig. 4b. Ein äusseres Perigonblatt mit dem vor ihm
stehenden Staubgefässe ; die Antheren sind roth gefärbt. Das
äussere Perigonblatt ist, wie die äusseren Perigonblätter bei
diesen Pflanzen gewöhnlich sind, kahnförmig gestaltet, es wider-
steht in Folge seiner brüchigen Textur jedem Versuche, es aus-
zubreiten.
Fig. 5. Pistill aus dem in Fig. 1 abgebildeten Präparate.
Sämmtliche Fig. in zehnfacher Vcrgrösserung, 1 und 5 nach
Zeyher No. 4308; 2, 3, 4 dagegen nach Zeyher No. 73.
5) J. maritimus Lam.
üitvlugt, bei Steelkloof, 4000 - 5000 Fuss Höhe, December,
Januar (Drege a, pro parte) ; Leeuwenspruit, zwischen Kraairivier
und Witbergen in der Niederung, 4500 Fuss, Januar (Drege b);
Winterfeld (No. 791; Drege 1827; hb. E. Meyer).
J. acutus E. M. in J. F. Drege, Standörter-Verzeichniss in
Beilage zur Flora 1843, p. 51 und 56.
Diese Pflanzen stimmen im Wesentlichen mit dem europäischen
423
J. maritimus überein. Die strohgelben Köpfchen sind nicht in
solche dichte Büschel vereinigt, wie bei J. Kraussii, die Kapseln
nicht so dunkel, wie bei dieser Art (obwohl dunkler als bei
unseren Pflanzen); besonders aber zeichnen sich die (noch un-
reifen) Samen durch braune Farbe und lange weisse Anhängsel
aus, während die von J. Kraussii fast schwarz gefärbt und äusserst
kurz bespitzt sind.
Hierher werden wahrscheinlich auch die noch unentwickelten
Pflanzen von Drege, d. : Zwartkopsrivier, an steinigen Orten,
zwischen Gebüsch und im Flussbette, unter 100 Fuss, December ;
f.: zwischen Zuureburgen und Klein-Bruintjeshoogte, 2000 — 2500
Fuss und (pro parte) auf der Fläche und den Hügeln bei der
Mündung des Flusses Gariep, unter 600 Fuss, October, sowie
die Ecklon'schen Pflanzen: Juncus 3, in der Nähe der Capstadt,
November; und: an salzigen Valleien auf den Feldern bei Zwart-
kopsrivier, Distr Uitenhage, 1. Höhe, Nov. 1829*) (No. 785)
gehören, über deren Bestimmung ich kein sicheres Urtheil zu
fällen wage. Namentlich die letzte Drege'sche und die Zeyher'schen
Pflanzen haben den weitverzweigten Blüthenstand des J. maritimus
mit sehr stark übergipfelnden untersten Aesten, wie ihn sowohl
J. acutus als J. Kraussii nur selten besitzen.
Aehnlich verhält es sich mit einer am 19. Nov. 1815 von
Bergius am Liesbeckrivier gesammelten Pflanze des Königl. Her-
bariums zu Berlin, welche Sprengel auf der Etikette als Schoenus
bezeichnet hat. — Völlig unentwickelt und daher nicht sicher
bestimmbar ist eine Pflanze des Königl. Herbariums zu Berlin,**)
von Drege am 29. October 1829 am nördlichen Fusse des Zuure-
bergs in der dritten Höhe gesammelt (No. 2032, Droge, wahr-
scheinlich identisch mit Drege f., siehe oben.)
K. B. Presl giebt in seinen „botanischen Bemerkungen**
(Abhandlungen der Kön. Böhmischen Gesellschaft der Wissen-
schaften, 5. Serie, 1844, HL, p. 547) folgende Notiz:
J. acutus Drege pl. cap. — ab J. acute valde diflfert et
potius J. maritimo associandus, differt floribus majoribus jam
primo intuitu. E specimine juvenili de specie judicare non audeo,
quare Interim ad J. maritimum tamquam varietas capensis refe-
rendus. Hierbei ist zunächst zu bedauern, dass Presl nicht den
Buchstaben der ihm vorliegenden Drege'schen Pflanze (a., b., c. . .)
angiebt; hierdurch ist es unmöglich gemacht, zu erkennen, auf
welche derselben sich PresFs Bemerkung bezieht. Zur Sache
selbst ist es natürlich zu beklagen, dass Drege drei so ver-
schiedene Pflanzen, wie J. acutus, maritimus und Kraussii unter
dem Namen J. acutus zusammengefasst hat, indessen findet dies
in dem unentwickelten Zustande, in dem er mehrere derselben
sammelte, einige Entschuldigung.
*) An deDselben Stellen >\'iirde von Eckion im »September 1820 der Juncus
acutus mit völlifj ausgebildeten Früchten gesammelt ; s. o.
**) Auch im Herbarium von Ernst Meyer findet sich ein Exemplar dieser
Xo. 203>.
424
Das Exemplar No. 791 aus E. Meyer's Herbarium von Winter-
feld ist deshall) besonders wichtig, weil es wahrscheinlich macht,
dass der von E. Meyer in der Linnaea 1832 beschrieben, von
dieser Lokalität stammende J. maritinius wirklich zu dieser Art
gehört (vergl. darüber die Einleitung).
Abbildung.
Tafel V. (irrthümlich mit IV. bezeichnet) unten.
Blüthe einer Pflanze von Drege („J. acutus b.") Rechts ist
die obere, der Achse des Köpfchens zugewandte Seite.
Subgenus IV. Junci septati.
Vorbemerkung.
Das Material, welches mir von den nachfolgenden Arten
vorlag, war für den J. punctorius L. fil. ein sehr reichliches
und für J. oxycarpus E. M. ein völlig genügendes; für die drei
andern Arten dagegen war es weit spärlicher, und es bleibt zu
wünschen, dass spätere Reisende diesen (wie es scheint am Cap-
lande nur sehr sporadisch auftretenden) Pflanzen ihre besondere
Aufmerksamkeit widmen möchten.
6) Juncus punctorius L. fil.
Linnc fil., Supplementum plantarum 1781, p. 208.
Sommerset, Stellenbosch (Eckion) ; feuchte Stellen an einem
Bache zwischen dem Tafelberge und dem Löwenkopfe; 11, und
16. Jan. 1824 (Eckion, No. 46 und 47); Sumpf auf der Nordseite
des Teufelberges; December (Eckion, No. 902: hb. un. itin.)
Beim Wasserfall unweit Tulbagh, Worcester; November, (Eckion
und Zeyher, Juncus No. 5); an Sumpfstellen bei Hottentotts-
holland, Sept. (Zeyher hb. Nees; No. 104 hb. BeroL, bei Hotten-
tottsholland auch von Gueinzius gesammelt); Bergrivier, am
rechten üfer des Flusses, in Klein-Drakeusteen, unter 500 Fuss,
December (Drege aa.); am Fuss des Camdeboosberges, 3—4000
Fuss, 22. Januar 1827 (Drege c. hb. Sond. ; die betreff. Pflanze des
hb. E. M. zu J. exsertus Bchn.) ; Sandhöhe zwischen Langevaley
und Olifantrivier, 1000—1500 Fuss, November (Drege e. ; eine
sehr hohe, aber in den Blüthen noch unentwickelte Pflanze);
Wupperthal, 15— 20(X) Fuss; December*) (Drege f.); Boschkloof
unter 1000 Fuss Höhe, December (Drege g.) ; zwischen Vanstaa-
desberg und Bethelsdorp, unter 1000 Fuss, December (Drege h.);
*) Die Originaletikctte einer ofl'enbar hierher gelifJrigen Pflanze des
Moyer'schen Herbariums lautet:
18. Dec. 1.S30. Zuureberj^, Wui)perthal, an einem Bache ; 11. &S.; 3. Höhe.
No. 2170.
Mit e. dürfte die nur mit Xo. 4401 bezeichnete Pflanze, mit h. oder i. die
mit Xo. 4463 bezeichnete des Meyer'schen Herbariums identisch sein.
425
an kleinen Flüssen und Bächen zwischen Omtata und Omsannvubo,
1 — 2000 Fuss; Oktober (Drege i.) alle diese Drege'schen Exem-
plare sind, wie ich hier sogleich bemerken will, fälschlich mit
dem Namen; „J* oxycarpus E. M.** bezeichnet. Zwellendam
(Mundt); — Zuerst wurde die Pflanze übrigens von Thunberg
und Sonnerat gesammelt; die näheren Standorte sind aber nicht
mehr zu ermitteln.
Diese äusserst charakteristische Pflanze steht unserm Juncus
obtusiflorus Ehrh. sehr nahe. Sie gehört unter den Juncis
septatis zu der kleinen Gruppe, welche sich durch die Zusammen-
setzung ihrer sterilen Triebe den Arten aus den Gruppen : Junci
thalassici und Junci genuini nähert. Die fertilen Stengel sind
an der Basis von Blattscheiden umgeben, die entweder ganz und
gar der Laubspitze entbehren oder nur ein sehr kurzes pfriemliches
Spitzchen als Andeutung derselben besitzen; ähnlich sind die
sterilen Triebe gebaut, bei ihnen erhebt sich aber aus der Mitte
der Blattscheiden ein rundes stengelähnliches Laubblatt, wie es
z. B. bei J. eflfusus und den verwandten Arten fälschlich als
„steriler Stengel" beschrieben wurde. Hier bei Juncus punctorius
und J. obtusiflorus ist es deutlich quergegliedert, wie das einzige,
stengelständige Laubblatt und es liegt daher die Versuchung, es
als „sterilen Stengel" aufzufassen, viel ferner als bei den Juncis
thalassicis und genuinis. — Bei den meisten andern Juncis septatis
tragen die grundständigen Blattscheiden Laubspreiten, welche
allmählich an Länge zunehmen ; die noch nicht blühreifen Triebe
besitzen desshalb mehrere Laubblätter. — Der Stengel und die
Blätter unserer Art sind. — um dies gleich hier zu erwähnen —
auf dem Querschnitte kreisförmig - elliptisch und von sehr zahl-
reichen GefässbüDdeln durchzogen. Jener besitzt eine centrale
durch Schwinden des Markes entstandene Höhle (Fig. 6); die
Blätter dagegen sind, ähnlich wie diejenigen von J. obtusiflorus
Ehrh. von mehreren Längs - Canälen durchzogen; ausser einer
grossen Centralhöhle finden sich zahlreiche kleinere im Umkreise,
so dass der Querschnitt ein Maschenwerk von Markstreifen
zeigt (Fig. 5).
Juncus punctorius L. fil. hat in der Literatur zu vieler Ver-
wirrung Veranlassung gegeben, welche freilich bei einiger Auf-
merksamkeit recht wohl hätte vermieden werden können. Die
Pflanze wurde beschrieben von Linnc filius, im Supplement, plant.,
1781, p. 208 und dort folgendermassen charakterisirt :
J. culmo nudo tereti; folio tereti articulato mucronato,
panicula glomerata.
Hab ad Gap bonae spei.
Culmus bipedalis et ultra, teres, laevis.
F 0 1 i a radicalia nulla , sed membranae duae , rudimenta
foliorum,
Folium caulinum unicum, culmo simile, sed paulo longius,
strictum mucronatum, pungens, intus articulatum.
Panicula terminalis, arcte conglomerata, in aliquot glomeres
e gluma exortos.
■ I
426
Äffinitas J. articulati, scd omiiia robustiora, ut reliqna
taceam.
Wenn auch diese Diagnose von dem heutzutage für so wichtig
gehaltenen Blüthenbaue ganz schweigt, so kennzeichnet sie doch
die Pflanze nach ihren charakteristischen Blättern durchaus zu-
treffend. Namentlich schliesst sie durch das: folium articulatum
jeden Gedanken an den sonst dem J. punctorius unleugbar ziemlich
ähnlich sehenden J. Kraussii Höchst, aus. Aber auch die andern
Arten aus der Gruppe der J. septati, welche am Gap vorkommen,
sind nach der Diagnose nicht mit J. punctorius L.fil. zu verwechseln
und es ist ebenso unbegreiflich, wie beklagenswerth, dass Drege
seine Pflanzen auf den Etiketten sowohl , als in dem Standorts-
Verzeichnisse (Flora 1843) als Juncus oxycarpus E. M. be-
zeichnet hat.
Gegenüber der Charakterisirung durch Linnd ist die durch
C. P. Thunberg entschieden unvollkommener. Dieser Autor sagt
nämlich in Prodr. flor. cap., 1794, L, p. 66:
J, culmo aphyllo tereti, foliis canaliculatis, capitulis subum-
bellatis
und in der Flora capensis, 1823, L, p. 337:
J. (punctorius) culmo nudo terete; folio subulato; panicula
composita, coarctata. J. punctorius Linn. Syst. Veg* XIV., p. 340.
Suppl. p. 208.
Culmus glaber, inanis, subtilissime striatus, erectus, bipedalis.
Folia nulla, nisi sub panicula florum duo spathaeformia, quorum
exterius, teres, subulato - acutum, incurvum, panicula longius,
palmare usque spithameum; interius simile, pollicare. Panicula
decomposita. Bracteae spathaeformes, sub floribus lanceolatae,
acuminatae, carinatae, glabrae.
Es geht zunächst aus der Jahreszahl der ersten Thunberg'schen
Arbeit (1794) hervor, dass sie viel jünger ist, als die von Linne
(1781), und dass also nicht J. punctorius Thunberg citirt werden
muss, wie man meistens gedruckt findet, sondern J. punctorius
L. fil. Indem man dies übersah und sich an die mangelhaften
Thunberg'schen Diagnosen hielt, kam man freilich in Zweifel und
Irrthümer hinein. Dahin gehört vor allen Dingen, dass Kurt
Sprengel (Neue Entdeckungen im ganzen Umfang der Pflanzen-
kunde 1821, II , p. 107) den Juncus punctorius für eine Varietät
des J. acutiflorus Ehrh. erklären konnte, was überdies nur dadurch
erklärlich ist, dass ihm nicht die ächte Pflanze, sondern Exemplare
von J. oxycarpus E, M. vorgelegen haben. —
Besonders interessant ist das fernere Vorkommen unserer
Pflanze im nordöstlichen Afrika. Freilich wurde sie dort mehrfach
verkannt und führte dies zur Aufstellung neuer Synonyme. Ihr
Vorkommen wurde zuerst constatirt*) von dem verdienstvollen
*) Aus Ernst Meyer's Herbarium ergiebt sich , dass schon Ehrenberg sie
aus Egypten mitbrachte ohne aber ihre Identität mit der Cappfianze zu erkennen.
Aus Samen, welche er dem dortigen botanischen Garten übergab, erwuchsen
kräftige, bereits im Jahre 1828 blühende Pflanzen, wie aus der Notiz auf der
427
J. Decaisne in der Florula sinaica (Ann. d. sc. natur, 1834, 2e.
ser, IL, p. 16). Dort wird sie unter No. 63 aufgeführt als J.
punctorius. Hab. pres des Sources du m. Sinai et du m. Horeb
(24; Cyperus: Bove, pl. exsicc. sin.) mit der Bemerkung: Cette
plante comparee aux echantillons authentiques originaires du cap
de Bonne - Esperance conserves dans les herbiers du Museum,
n'oflfre pas la moindre difference qui puisse la faire s^parer du
J. punctorius.
Daran reiht sich dann unter No. 64 der J. exaltatus Decaisne
(34; Bove, pL exsicc. sin.) Diese Pflanze wird an der bezeichneten
Stelle eingehend und treffend beschrieben. Sie wird als bis zu
sechs Fuss hoch angegeben. Die Beschreibung gewährt durchaus
das Bild von J. punctorius; als Unterschiede von dieser Pflanze
aber wären hervorzuheben: „Spicae pauciflorae, floribus 3-6
subsessilibus . . . Stilus brevis." Es musste mir nun sehr daran
liegen, mir durch Autopsie eines Originalexemplares ein Urtheil
über diese Art und ihr Verhältniss zu J. punctorius bilden zu können.
Ich wandte mich daher im März d. J. an Herrn Professor
JT Decaisne in Paris und hatte derselbe die grosse Güte, mir
einen Stengel und ausserdem einige Zweige des Blüthenstandes
in einem Brief verpackt zu übersenden. Der Stengel ist leider
unter dem einzigen Laubblatte abgeschnitten, lässt aber doch
noch den ungewöhnlich hohen Wuchs erkennen. Die Zweige des
Blüthenstandes bestätigen, was auch schon das Fehlen der Be-
schreibung von Frucht und Samen in der Decaisne'schen Diagnose
andeutet, dass die vorliegenden Bove'schen Exemplare noch völlig
in Knospen stehen. Die Köpfchen sind an ihnen noch sehr klein
und in der That erst 3-6 Blüthen entwickelt; die folgenden
Blüthen liegen aber noch in den Achseln ihrer Bracteen verborgen.
Auch der stilus brevis erklärt sich auf diese Weise, da Decaisne
offenbar nur Knospen untersucht hat. An dem mir übersandten
Materiale war eine einzige Blüthe im Aufblühen begriffen, d. h.
sie hatte die Narben über das Perigon hinausgestreckt; an ihr war
aber auch der Griffel verlängert und in der That bedeutend länger
als der Fruchtknoten. Im Uebrigen stimmen der Blüthenstand,
die Bracteen, das Perigon, die Staubgefässe, das Pistill so voll-
ständig mit den entsprechenden Organen von J. punctorius über-
ein, dass mir auch nicht der mindeste Zweifel darüber geblieben
ist, dass J. exaltatus als Varietät dem J. punctorius unterzuordnen
ist. Auf die Höhe allein kann natürlich keine specifische Abtren-
nung begründet werden, doch will ich in dieser Beziehung
bemerken, dass mir auch Pflanzen aus der Capflora von 120 cm.
und darüber vorlagen.
Ferner hat der unermüdliche W. Schimper die Pflanze an
zwei Stellen in Abyssinien aufgefunden. Die Exemplare sind
Etikette: Ex horto Berolinensi, ubi in palude sub diu colitur ddt. Otto 1828
Septembri , hervorgeht. — Die Pflanze ist im Berliner Garten längere Zeit
hindurch, aber unter verschiedenen Namen in Cultur behalten worden.
1
428
vom botanischen Reiscvercin mit folgenden Etiquetten ausgegeben
worden :
5<). Junciis Schimperi Höchst.
In ripis uliginosis prope Adoam, 1. Dec. 1837.
27ih Juncus exaltatus Decaisne (in Florula sinaica) Arabice:
Dies. — Ad aquas stagnantes vallis Raphidim d. 16. Juli.
Beide sind sicher identisch mit der Pflanze vom Cap und
da Juncus Schimperi Höchst, von M. A. Richard (Tentamen florae
abyssinicae, 18 ... . (zwischen 1847 und 1851) H., p. 338) als
neue Art beschrieben und diagnosticirt worden ist, so muss
dieser Name als Synonym zu J. punctorius gezogen werden. Die
Synonymie unserer Pflanze ist demgemäss folgende.
J. punctorius L. fil.
Linne filius, Supplementum plantarum, 1781, p. 208.
J. oxycarpus Dringe non E. Meyer
J. F. Drege in sched. und in Beilage zur Flora 1843.
J. Schimperi Höchst.
Ilochstetter in M. A. Richard, Tentamen florae abyssi-
nicae, IL, 18 (47—51), p. 338
var. ß, exaltatus (Decaisne als Art) Buchenau:
J. Decaisne, Florula sinaica, in Annales des sc. nat. 1834,
2. Serie, IL, p. 16.
Dagegen bleibt die Bezeichnung : J. punctorius Lam. Ency-
clopedie botanique, IIL, p. 269, soweit sie sich auf eine ameri-
kanische Pflanze bezieht, abzuweisen, da diese Nichts mit J.
punctorius Linne fil. gemein hat und bereits von Gay als
J. Dombeyanus beschrieben worden ist; die afrikanische Pflanze
des Lamarck'schen Herbariums ist dagegen ächter J. punctorius,
wie mich die Autopsie des Lamarck'schen Exemplares, welche
mir Herr Professor Röper mit gewohnter Liberalität gestattete,
gezeigt hat; es trägt die Etikette: Juncus punctorius Lam. dict.
et L. f. Suppl. und besteht nur aus einer Stengelspitze mit einem
Stücke des stengelständigen Laubblattes.
Die beste Beschreibung der Cappflanze haben J. A. Schultes
und J. IL Römer in Linne, syst. veg. 1830, VIL, IL, pag. 1655
gegeben. Ich schlicsse mich im Folgenden wesentlich an sie an,
verändere nur die Längenmasse und einige nach dem heutigen
Standpunkte unzutreffende Angaben und füge einige Einzelheiten
hinzu.
Perennis. Rhizoma horizontale, interstitiis brevibus,
caespites densos formans, crassitie 6 — 8 mm. Culmus erectus,
vel teres, vel subcompressus, laevis, flavescenti-viridis, 40—120
cm. altus, et ultra basi usque ß mm. crassus, fistulosus, canali
medullari tenui diaphragmatico. Vaginae basilares 5—8, raro
12 cm. longae, apice obtusatae, muticae, vel laminam brevissimam
gerentes. Folium culmeum unicum plerumque supra medium
culmi insertum et eum superans, erectum, teres vel subcompres-
sum, apice subulatum, pungens, laeve, septis 5—12 mm.
ab invicem distantibus interceptum, culnio paullo crassius,
429
15— ca. 70 cm. longum. Vagina 4--7 cm, longa, marginibus
membranaceis, superne auriculas 2 obtusas formantibus. T u r i o n e s
steriles e vaginis basilaribus aphyllis et nomophyllo
unico compositi. — Inflorescentia terminalis, compo-
slta vel decomposita, diffusa, interdum etiam fere congre-
gata, capitula 5— ca. 110 gerens; rami primarii erecti, infimi
usque 35 cm. longi; rami secundarii et sequentes pa-
tentes. Capitula multiflora, densa, hemiglobosa
usque globosa, saepe plura congesta diametro 6— 8, raro 9 mm.
Bracteae ramorum infimorum 1 — 2 frondosae. Bracteac liorum
ovatae, acutae, hyalinae. Flores2, 62, 7 mm. longi, bre-
viter peduuculati. Tepala aequilonga, obsolete-tri-
n er via lineari- lanceolata, externa acuta, interna sublatiora
et obtusiora (marginibus hyalinis latioribus), externa concava,
subcarinata, interiora plana, plerumque externa rubenti-straminea,
interna mediodorsi rubentia marginibus pallidis (raro omnia
viridi-straminea, interdum ferrugineo-straminea). Stamina sex,
tepalisVsbreviora; filamenta filiformia alba, antherae lineari-
ovatae, flavidae. 0 varium ovatum trigonum, stilus lon-
gus, ovarium fere aequans, Stigmata 3 longa exserta.
Capsula tepala paullo superans, ovato-prismatica,
trigona, lateribus impressis, breviter apiculata,
trilocularis, plerumque castanea, nitida. Semina
minuta, 0 4 mm. longa, ovata, apiculata, costata et rectangula-
riter reticulata, vitellina, mucrone ferrugineo.
Eigenthümlich ist dieser Pflanze besonders der rothe Rücken-
streif der Innern Perigontheile, den ich nie vollständig fehlen sah ;
selbst bei einem ganz bleichen Exemplare von Schimper's Nr. 279
(J. exaltatus Decaisne") ist er noch angedeutet
var. ß exaltatatus (Decaisne als Art) Buchenau
planta alta, inflorescentia laxa, supradecom-
posita.
Einige der Cappflanzen sind entschieden dieser Varietät zu-
zurechnen ; indessen misst das höchste Exemplar derselben, welches
mir vorlag, nur 128 cm., während die Pflanze vom Sinai die in
der Gattung Juncus sonst unerhörte Höhe von 6 Fuss erreicht.
Zu erwähnen bleibt aber noch eine von Bergius am Cap
ohne nähere Standortsangabe gesammelte Pflanze, (hb. reg. Berol.),
deren Stengel 155 cm. hoch ist. Ihr Blüthenstand ist zwar
völlig unentwickelt, aber nach dem Bau des Stengels und des
einen stengelständigen Laubblattes bleibt mir über die Richtig-
keit der Bestimmung durchaus kein Zweifel übrig. Die neben
den Stengel geklebte grundständige Scheide misst 25 cm. Länge;
der Stengel hat einen Durchmesser von 5 mm. Diese Pflanze
giebt also auch den höchsten abyssinischen Exemplaren wenig
nach.
Schliesslich möchte ich noch auf die nahe Verwandschaft
des Juncus punctorius mit dem nordamerikanischen J. militaris
Bigelow hinweisen. Auch diese Pflanze hat am Grunde des Sten-
gels nur blattlose Scheiden, oberhalb seiner Mitte aber ein
430
bajonnetartig vorgestrecktes, mit Querscheidewänden versehenes
Laubblatt; auch ihre sterilen auf dem Trocknen gebildeten Triebe
scheinen nur aus einem Laubblatte und grundständigen Blatt-
scheiden zu bestehen. Dagegen ist Juncus miütaris im hohen
Grade ausgezeichnet durch die sterilen Triebe, soweit dieselben
unter Wasser gebildet werden; sie besitzen nämlich mehrere
ausserordentlich lange und haarartig dünne Laubblätter. Ein
genaueres Studium derselben im frischen Zustande wäre sehr zu
wünschen.
Das Vorkommen dieser Pflanze am Cap sowohl, als in
Abyssinien und am Sinai ist in geographischer Beziehung beson-
ders interessant. Es verstärkt die Analogien, welche zwischen
der Klora Abyssiniens und derjenigen des Caplandes existiren
und lässt uns hoffen, dass dereinst, wenn erst einmal die Flora
der mittelafrikanischen Gebirge bekannt geworden sein wird,
die Capflora nicht mehr so isolirt dastehen wird, dass wir dann
vielmehr eine klarere Vorstellung über die Abstammung und Ein-
wanderung der sie zusammensetzenden Elemente gewinnen werden,
als wir jetzt haben.
Abbildungen.
Tafel VIIL, rechts.
Fig. 1. Eine kräftige, von Drege gesammelte Pflanze in J
der natürlichen Grösse. Aus einem horizontalen Rhizome ent-
springen nahe bei einander zwei senkrecht aufstrebende Triebe,
ein fruchtbarer und ein unfruchtbarer. Man sieht leicht, dass
sie antidrom sind. Ich mache darauf aufmerksam, dass die
eigentliche Spitze des Rhizomes, welche nach rechts hin fallen
müsste, in der Figur nicht dargestellt ist. Da sie an keinem der
vorliegenden Exemplare ganz erhalten war, so habe ich es selbst-
verständlich vorgezogen, sie nicht darstellen, als etwa sie nach
Analogie mit verwandten Arten zu ergänzen. — Hervorzuheben
dürfte noch sein, dass in einer Vegetationsperiode oft mehrere
unfruchtbare Triebe an einer und derselben Grundachse gebildet
werden, welche dann im nächsten Jahre zur Blüthe gelangen.
Nicht selten sind einzelne Triebe durch, viel längere Internodien
von einander getrennt, als dies in Fig. 1 der Fall ist. Ob diese
gestreckten Internodien regelmässig an die Grenze zweier Jahres-
triebe fallen, bleibt noch zu ermitteln.
Fig. la. Ein Köpfchen in natürlicher Grösse. Das abge-
bildete Köpfchen ist nicht vollständig kugelig; zur Fruchtreifezeit
dagegen, wo die anschwellenden Früchte mehr Raum verlangen,
werden die Köpfchen fast immer vollständig kugelig.
Fig. 2. Blüthe eines abyssinischen Exemplares (Schimper
No. 56; „Juncus Schimperi Höchst.") sammt ihrer Bractee.
Fig. 3. Blüthe eines von Hundt am Cap gesammelten
Exemplares. Stiel, weil die Blüthe ziemlich in der Mitte des
Köpfchens stand, sehr kurz, während die Blüthe Fig. 2. weit
431
»
länger gestielt ist. — In Fig. 3 liegt das unterste Perigonblatt
nach vorne.
Fig. 3a. Die reife Kapsel aus 3 mit einem Staubgefässe.
Fig. 3b. Eine Klappe der Kapsel von innen gesehen.
Fig. 3c., 3d., 3e. Innerer und äusserer Perigontheil von 3
(Letzterer in zwei verschiedenen Ansichten, von innen und von
der Seite gesehen.)
Fig. 4. Reifer Same aus der Kapser Fig. 3.
F i g. 5. Querschnitt durch ein Blatt des Mundt'schen
Exemplares.
Fig. 6. Desgleichen durch den Stengel.
Fig. 7. Diagramm der Blüthe. Die Kapsel nach einem
Querschnitte, das Uebrige schematisch.
Fig. 8. Eine andeie Kapsel des Mundt'schen Exemplares;
sie ist nach oben viel mehr verschmälert, obwohl sie einen
ähnlichen Beifezustand zeigt als 3 a.
Fig. 9. Geöffnete IBlüthe von einem getrockneten, im
Königlichen botanischen Garten zu Berlin cultivirten Exemplare.
Fig. 9a. Das Pistill aus der Blüthe Fig. 9.
J. punctorius L. fil., var. exaltatus Dcsne.
Fig. 1. Blüthe im Momente des Aufblühens; links das
Deckblatt; oben die hervorgestreckte, aber noch nicht entfaltete
Narbe.
Fig. 2. Zwei Perigonblätter aus der Blüthe 1 mit den Staub-
gefässen. Sie sind aufgeweicht und ausgebreitet.
Fig. 3. Pistill aus derselben Blüthe.
Fig. 1 — 3 sind nach dem Originalexemplare von J. exaltatus
Dcsne. darstellt, welches mir der Autor, wie oben erwähnt, zu
übersenden die Güte hatte.
7) J. oxycarpus E. M.
Perennis, caespitosus. Rhizoma horizontale, internodiis
brevissimis. Caulis erectus, 30 — 50 cm. altus, teres, indi-
stincte striatus, 3 — 5 foliatus, solidus. F o 1 i a basilaria vagini-
formia, sine lamina, caulinanomophylla: vagina longa, marginibus
membranaceis, apice in auriculas duas oblongas, obtusas productis,
lamina teres, vel subcompressa, distincte septata. Inflores-
centiaterminalis, capituligera, composita, vel decompo-
sita, ramis elongatis (raro capitula pauca aggregata). Bractea
infima frondescens, inflorescentia multo brevior. Capi-
tula hemisphaerica, vel sphaerica, diametro 9—11 mm.
multi- (circa 20) flora. Bracteae ovatae, acutatae, uninerviae,
pallidae,membranaceae. Flores 4— 4,5mm.longi, breviterpeduncu-
lati. Tepalalanceolata, acutata, in statu sicco pallideferrugineo-
straminea, in statu humidopalliderubescentiviridia, tenuia, triner-
via,aequilonga, externa marginibus hyalinis, interna tota hyalina.
432
S t a m i n a plerumque 3, rarius 4, 5, vcl G (? *) tepalis J breviora, fila-
mentum filiforme, antheralinearilongius. Ovarium trigonum ; stilns
brevis (?), Stigmata 3 longa. Capsula trigona, apiculata,
perigonium aequans, vel breviter superans,
faciübus ferc planis, unilociilaris, nitida, superne
castanca, infernc pallidior. Semina numerosa, 0,5— 0,^
mm. longa, ovata, apiculata, rectangulariter reticulata, areis
subtiliter transversim striatis, vitellina, apice fusca, basi pallide
fusca
J. oxycarpus E. M. in C. S. Kunth, Enumcr. plant. 1841,
III., p. iVdC),
J. acutiflorus Spreng, nee Ehrhardt, v. infra.
Ilottcntottsholland, 1. Höhe am Wasser, in sandiger Erde;
Juni (Zeyhcr); Ilottentottsholland (Gueinzius); Glamwilliam, am
Fluss Olifantrivier und bei Villa Brakfontein, Eckion; Worcester,
am Wasserfall u. s. w., 1—2000 Fuss Höhe, November (Eckion
und Zeyher sub nom. J. punctorii Thunberg); in Gräben am
Zwartkopsrivier, 1. Höhe: District Uitcnhage; November 1829
(Eckion und Zeyher, No. 782); liergrivier bei Paarl, unter 500
Fuss; November (Droge, a., sub. nom, J. oxycarpi.) Einige der
Köpfchen der Drege'schen Pflanze a. zeigen Durchwachsung der
Köpfchen, d. i. Auswachsen des sonst sterilen Centrums derselben
in einen Laubtrieb, wie es unter den einheimischen Arten besonders
häufig bei Juncus supinus Mch. vorkommt. **) Zwischen Houtboie
und Wynberg, unter 1000 Fuss, Mai (Drege, b., sub. nom. J. oxy-
carpi); Liesbekrivier ; li). Nov. 1815 (Bergius; hb. reg. Berol.)
Eine an den stark hervortretenden Querwänden der Blätter,
den verlängerten Zweigen des Blütheustandes, den reichblüthigen
Köpfchen, den mehr oder weniger blassen Perigonen, aus denen
die glänzenden, kastanienbraunen, das Perigon kaum überragenden
Kapseln sich stark hervorheben und dem Baue der Kapseln leicht
kenntliche Art.
Die von Eckion und Zeyher gesammelten Pflanzen erhielt
ich mit der gedruckten T^tikette: „Juncus punctorius Thbg. 1. 11.",
welche in den Herbarien schon so viele Verwirrung angestiftet
hat. Aber auch die Bezeichnung „J. oxycarpus E. AI." in den
Herbarien ist höchst unzuverlässig, selbst wenn sie von Meyer's
eigener Hand herrührt, denn Meyer hat zuerst diese Art, später
den J. rostratus mit dem Namen J. oxycarpus belegt. In Drege's
Verzeichniss (Flora 1843, Beilage, p. 195) werden sogar auch
alle Formen von J. punctorius unter der Bezeichnung J. oxycarpus
E. M. aufgeführt, wogegen sich Meyer denn doch im Sonder'schen
Herbarium auf das Entschiedenste erklärt. Unter diesen Umständen
haben wir uns an die in Kunth's Enumeratio aufgestellte
*) Unter den von mir aufgeweichten und untersuchten lilüthonfnnd ich neben
einer Mehrzahl von dreiniännigen nur vier- und fünfniännige, doch werden auch
wohl solche mit sechs Staubgefässen zu finden sein.
**) Vergl. darüber meinen Aufsatz: über die Viviparie bei den Juncncccn,
in diesen Abhandlungen 1871, IL, p. 398.
433
Originaldiagnose zu halten und diese meist halbkugligen viel-
blüthigen Köpfchen und die das Perigon nicht überragenden
Kapseln, sowie durch die Bezugnahme auf Bergius ganz direct
auf die hier beschriebene und diagnosticirte Art hin. Der später
von E. Meyer in den Herbarien für sie verwandte Name ist
natürlich zu unterdrücken!
Drege b. ist eine ganz blasse Pflanze mit grünen Blüthen,
welche offenbar in tiefem Schatten gewachsen ist und auch an
der Länge der Perigontheile die Einwirkung des feucht-schattigen
Standortes deutlich erkennen lässt.
Der Querschnitt des Stengels (Fig. 6) zeigt eine durch Schwinden
des Markes entstandene centrale Längshöhle, noch umgeben von
Besten des Markes. Die Gefässbündel bilden fast einen geschlos-
senen Ring, da sie seitwärts durch Gruppen stark verdickter
und längsgestreckter Zellen mit einander verbunden sind.
^ Die von Bergius gesammelten Pflanzen aus der Gruppe Junci
septati gehören zu dieser Art. K. Sprengel hat dieselben nicht
richtig erkannt, indem er in ihnen den June, punctorius L. fil.
vor sich zu haben glaubt, und diesen desshalb für eine Varietät
des J. acutiflorus Ehrh. erklärt; mit J. acutiflorus sind aber diese
Pflanzen ebensowenig identisch, als mit J. punctorius. — Wegen
der Ecklon-Zeyher'schen Nummer 782 ist das am Schlüsse dieser
Arbeit unter „Sammlungen" Gesagte zu vergleichen.
Abbildungen: Tafel VIIL, links.
Fig. 1. Ein vollständiges Exemplar in halber natürlicher
Grösse; gesammelt von Gueinzius.
Fig. 2. Blüthe desselben Exemplares; unten rechts die
Bractee. Die Frucht überragt kaum die Blüthenhülle, an anderen
Blüthen ist sie wohl ein klein wenig länger.
Fig. 3. Reife Frucht mit einem Staubgefässe.
Fig. 3a. Fruchtklappe von innen gesehen.
Fig. 4. Perigonblätter derselben Blüthe, aus welcher die
Frucht 3 genommen ist; vor dem hier abgebildeten innern Perigon-
blatte fehlt das Staubgefäss.
Fig. 4a. Diagramm einer Blüthe; der Fruchtknoten nach
einem Querschnitte, das Uebrige schematisch.
Der Fruchtknoten ist einfächerig. Durch das Fehlen eines
innern Staubgefässes und die blasse Darstellung der andern soll
die Veränderlichkeit in der Zahl in der Zahl der Staubgefässe
angedeutet werden.
Fig. 5. Samen aus der Frucht 3.
Fig 6. Stengelquerschnitt.
Fig. 2 und 6 sind nach einem von Gueinzius gesammelten
Exemplare , 3 — 5 dagegen nach einem Eckion - Zcyher'schen
Exemplare von Worcester gezeichnet.
8) Juncus brevistilus Buchenau.
Perennis caespitosus (?) Specimen unicum suppetens ca. 10
cm. altum. Caulis aphyllus vel basi tantum foliatus erectus,
IV. Juni 1875. 28
434
compressus, laevis, diametro l,i mm. Folia basi vaginantia,
usque 6,5 cm. longa; vagina usque 2 cm. longa, apice in
auriculas duas acutas producta, lamina usque 4 cm.
longa, a 1 atere conipre ssa, intus septata. Inflores-
centia composita e capitnlo terminali et uno vel pluribus (?)
lateralibus. Capitula fere sphaerica, diam. 8mm., 12 — 16-
flora. Bractea infima inflorescentia brevior, sed capitulo termi-
nali longior foliacea, ceterae late-lanceolatae , acutae, hypsophyl-
linae. Flores 4 mm. longi, brevissime pedunculati. Tepala
acquilonga, pallida, externa lanceolata, acutata, interna lan-
ceolata, acuta, trinervia, omnia medio dorsi straminea vel rubes-
centia, impellucida, marginibus latis albo-hyalinis. Stamina 3,
tepalis breviora; filamenta filiformia; antherae ovatae
flavidae, filameutis duplo breviores. Ovarium trigonum. Stilus
perbrevis. Stigmata contorta. Capsula trigono-
prismatica, brevissime apiculata, basi obtusata,
(angulis obtusis superne prominentibus, faciebus
medio et basi convexis, superne retusis,) unilocularis,
polysperma, nitida, apice pallide - castanea, basi straminea.
Semina minuta, 0,3-,— 0,4r> mm. longa, late obovata,
ferruginea, apice nigro, regulariter costata et reticulata,
areis transversim lineolatis.
Capland.
Es liegt mir von dieser charakteristischen Art leider nur
ein Exemplar vor, welches ich der Güte des Herrn Otto Böckeier
in Varel verdanke. Die Etikette, von der Hand des Herrn Professor
Hochstetter des Aelteren geschrieben, lautet:
Juncus capensis Thunb.? / angustifolius
J. cephalotes Thbrg. E C. b. sp.
Die Bestimmung ist selbstverständlich falsch; viel schlimmer
ist aber, dass die Etikette Nichts über den speciellen Fundort
und den Sammler aussagt.
Die Art steht dem J. oxycarpus sehi nahe, unterscheidet sich
aber sofort durch die sehr charakteristische Form der Kapsel
von ihm.
Da mir nur ein Exemplar vorlag, habe ich lange gezögert,
ob ich die Pflanze beschreiben solle. Indessen ist sie so wohl
charakterisirt , dass ich doch glaube, dies thun zu sollen, nur
sind namentlich die Angaben über Grösse, Reichthum des Blüthen-
standes, Länge der Blätter u. s. w. mit Vorsicht aufzunehmen.
Zweifelhaft ist mir die Wachsthumsweise der Art. Die vorliegende
Pflanze ist offenbar von einem stärkeren Exemplare abgebrochen ;
sie besteht aus 5—6 Trieben und ist es nicht unwahrscheinlich,
dass diese in einer regelmässigen Sprossfolge aus einander her-
vorgegangen und durch ein sehr kurzgliedriges Rhizom mit ein-
ander verbunden sind; jedenfalls halte ich die Pflanze nach den
abgestorbenen Blattresten und Nebenwurzeln für perennirend.
Abbildungen: Tafel VHL, unten.
Fig. 1. Blüthe mit der nahezu reifen Frucht.
435
Fig. la. Inneres Perigonblatt von der Innenseite gesehen.
Fig. Ib. Aeusseres Perigonblatt in Seitenansicht mit dem
vor ihm stehenden Staubgefässe.
Fig. 2. Die reife Kapsel; die charakteristische Form der-
selben ist besonders zu beachten.
Fig. 3. Samen aus derselben Kapsel.
Fig. 4. Diagramm der Blüthe ; die Frucht nach einem Quer-
schnitte, das Uebrigö schematisch.
Fig. 5. Querschnitt durch den Stengel.
9) Juncus exsertus Buchenau.
Perennis caespitosus. Ehizoma horizontale, internodiis
brevissimis; turionibus sterilibus foliatis. Caulis erectus
36—50 cm. altus, teres, laevis vel inconspicue striatus, foliatus.
Folia basilaria, vaginiformia, caulina frondosa. Vaginae longe
vaginantes, margine membranaceae, apice in auriculas breves
obtusasproductae. Lamina teres, vel subcompressa pungens
con spicue septata. Inflorescentia terminalis, capituligera,
decomposita. Bractea infima frondescens, inflorescentia
multo brevior, cetcrae hyalinae. Rami erecti, ramuli in
statu maturo saepe patentes. Capitula ca. 4-8 — 14- flora,
diametro 7 — 10mm. Floresin statu maturo patentes,
breviter pedunculati, ca. 5 mm. longi. Bracteae ovatae, aristato-
mucronatae, hyalinae, uninerviae. Tepalaaequilonga, vel
rarius interna sublongiora, superne ferrugineo-castanea, externa
medio viridia, externa lanceolata, acuta, interna late-
lanceolata, acutiuscula, sed ob margines hyalines convolutos
saepe anguste lanceolata. Stamina sex*) perigonio ca.
duplo breviora; filamenta linearia, antherae lineares,
filamentis aequilongae. Ovarium triangutare ; stilus brevis
Stigmata longa. Capsula longe exserta, perigonio
dimidio longior, trigono - prismatica, apice plus
minus angustata, breviter mucronata, basi ovata,
unilocularis, Pericarpium durum, elasticum nitidum
superne castaneum, inferne pallidius. Semina
0,5— 0,c mm. longa, obovata, apice mucronata, rectangulariter
reticulata, areis subtilissime lineolatis, vitellina^
apice nigro.
Im Flussbette des Zwartkopsrivier, December (Zeyher (?)
No. 103 hb. reg. Berol.) Worcester am Wasserfall, November
(Eckion und Zeyher, zum Theil; — in den Herbarien mit der
gedruckten Etikette: „J. punctorius Thbg. 1. 11.)"; Ufer des
Zondagsrivier bei Graaff Reinet, 2500 Fuss; December (H. Bolus :
Austro-Africanae, No. 188; herb. Sonder); Camdeboosberg, 4—5000
Fuss; 22. Jan. 1827 (Drege: „J. oxycarpus E. M., c." des Ver-
zeichnisses in Flora 1843; No,859; jedoch nur das Exemplar des
Meyer'schen Herbariums, während das unter dieser Bezeichnung
*) Vel 3 (?) vide infra.
27*
436
im Sondcr'schen Herbarium aufbewahrte Exemplar zweifellos zu
J. punctorius L. fil. gehört.) — Mit einigem Zweifel ziehe ich
hierher die noch wenig entwickelte Pflanze: J. „oxycarpus E. M.;
Drege, d.: im Thale Klein - Buffelvalei bei Gaatje, 4500—5000
Fuss; December, (No. 871)3)", welche sonst sehr wohl mit ihr
übereinstimmt, aber triandrisch ist; nach den Erfahrungen über
dieses Merkmal an andern Species wage ich nicht, hierauf eine
specifische Trennung zu gründen, wie E. Meyer dies freilich
gethan hat.
Juncus exsertus und rostratus stehen dem australischen J.
prismatocarpus R. Br. und den wahrscheinlich damit zu ver-
einigenden asiatischen Pflanzen: J. Leschenaultii Gay und J.
monticola Stcud. nach dem merkwürdigen Baue der Kapsel sehr
nahe; indessen sind diese sämmtlich regelmässig dreimännig und
haben linealische, fast pfriemlich zugespitzte Perigontheile.
Das mir von dieser Art vorliegende Material ist nur beschränkt,
und es bringt unwillkührlich auf den Gedanken, dass es noch
nicht den ganzen Formenkreis repräsentirt. Die Pflanzen Drege
d., Bolus 188 und Eckion No. 103 haben viel kleinere, zahl-
reiche und armblüthigere Köpfchen, als das Eckion- und Zeyher'sche
von Worcester; das letztere erinnert in der Grösse und dem
Umrisse des Köpfchens vielmehr an den ächten J. oxycarpus
E. M., von dem es sich aber sogleich durch die das Perigon
weit überragenden Kapseln unterscheidet. Weitere Nachforschungen
in der freien Natur dürften wohl noch zur Auffindung von Mittel-
formen führen.
Nachtrag April 1875. Nach Abschluss dieser Arbeit und
nachdem die Lithographie der Tafeln bereits vollendet war, finde
ich im Meyer'schen Herbarium noch ein Exemplar dieser Pflanze,
bezeichnet No. 859, Drege 1827, Kantabo (dies soll offenbar
Caradeboosberg heissen I) vor. Dieses Exemplar stellt eine blasse,
armblüthige Form des J. exsertus dar, welche sich allerdings
dem J. rostratus sehr viel mehr annähert, als die Pflanzen, welche
ich bisher sah, ohne ihn aber zu erreichen. Die bei J. rostratus
erörterte Möglichkeit, dass beide Arten die noch durch Mittel-
formen verbundenen Endglieder einer längeren Entwickelungsreihe
sind, gewinnt dadurch etwas mehr Wahrscheinlichkeit; ihre
Erledigung wird aber wohl erst von Beobachtungen in der freien
Natur zu erwarten sein.
Abbildungen: Tafel V. (irrth. IV. bezeichnet) unten links.
Fig. 1. Eine Blüthe im aufgeweichten Zustande,
Fig. 2. Trockene Blüthe von einem Herbariumsexemplare,
Fig. 3. Die Frucht aus 1, in etwas anderer Stellung als in
dieser Zeichnung.
Fig. 3a. Reifer Same in sechzigfacher Vergrösserung.
Fig. 4a. Aeusseres Perigonblatt.
Fig. 4b. Inneres Perigonblatt mit drei Staubgefässen.
Fig. 5. Diagramm der Blüthe. Die Frucht nach einem Quer-
schnitte, das üebrige schematisch.
437
Fig. 6. Querschnitt des Stengels. In der Mitte des Markes
eine unregelmässig begrenzte Höhlung.
Sämmtliche Fig. nach einem Ecklon-Zeyher'schen Exemplare.
10) Juncus rostratus Buchenau.
Perennis, caespitosus (?). Ehizoma Caulis
erectus, 60—70 cm. altus, foliatus, teres vel subcompressus, incon-
spicue striatus. Folia basilaria infima vaginiformia, superiora
et caulina longe vaginantia, vagina in auriculas duas obtusas ter-
minans; lamina compressa septis conspicuis, in statu sicco nodi-
formibus. Inflorescentia terminalis, decomposita. Bractea
infima frondosa, inflorescentia multo brevior. Rami hemicy-
lindrici, velcompressi, erecti, elongati. Capitula parva,
diametro 4—6 mm., pauci- (3—6) flora. Bracteae ovatae,
aristato-mucronatae, hyalinae. F 1 o r e s breviter pedunculati, cum
fructu maturo fere 5 mm. longi. Tepala aequilonga, externa
lanceolata, interna late-lanceolata, sed ob margines
hyalinos convolutos saepe lineari-lanceolata, rufe-
scentia vel viridia, marginibus hyalinis. Stamina sex, tepalis
plus quam duplo breviora, antherae lineares filamentis
linearibus subaequilongae. Ovarium trigonum; stilus brevis;
Stigmata 3 longa, exserta. Capsula prismatico-pyrami-
data, rostrata, triangularis, lateribus impressis, uni-
locularis; peric arpium tenue, transparens. Semina
(immatura) ca. 0,5 mm. longa, vitellina, apice fusco.
In einem Graben am Zwartkopsrivier, 1. Höhe, Distr. Uiten-
hage; December 1829 (Eckion und Zeyher, ohne Nummer);
Basche, am Ufer des Flusses, zwischen Gräsern, Gestrüpp u. s. w.,
unter 1000 Fuss; Januar (Drege, 4465. — Nr.5465inDrege'sVer-
zeichniss, Beilage zur Flora 1843, p. 195 ist ein Druckfehler).
Die hier beschriebene Art steht dem J. exsertus Buchn. nahe ;
ich habe mir desshalb die Frage vorgelegt, ob sie mit diesem
zu vereinigen (vielleicht als chlorotische (Schatten-?) Form des-
selben zu betrachten) sei; indessen unterscheidet sie sich doch
durch eine grössere Reihe von Kennzeichen von ihr, so nament-
lich durch die längern Blattöhrchen, die stcilaufgerichteten, ver-
längerten Zweige des Blüthenstandes, die kleinen armblüthigen
Köpfchen, die aufgerichteten, nicht sparrig abstehenden Blüthen,
die schmalere, länger zugespitzte Kapsel, die dünnhäutige, durch-
scheinende, blasse Fruchtschale, deren Klappen nach innen ge-
bogen sind.
E. Meyer hat den Namen J. oxycarpus in spätem Jahren in
Herbariums-Etiketten auf diese Art angewendet und dem ächten,
von Kunth mit einer guten Diagnose publicirten J. oxycarpus
einen neuen Namen gegeben. Zum Glück ist derselbe aber nicht
publicirt worden, so dass er unterdrückt und damit fernerer Ver-
wirrung vorgebeugt werden kann.
43«
Abbildungen: Tafel V. (irrthümlich als IV. bezeichnet) unten.
Fig. 1. Blüthe mit der nicht ganz reifen Frucht.
Fig. 1 a. Die Frucht aus la. Die Fruchtschale ist dünn-
schalig, blass und durchscheinend, so dass man die Samen durch
sie hindurchschimmern sieht.
Fig. Ib. Inneres Perigonblatt mit zwei Staubgefässen von
innen gesehen.
F ig. 1 c. Aeussercs Perigonblatt schräg von innen.
Fig. Id. Die unreifen Samen aus der Kapsel la im um-
risse; die Sculptur war noch nicht deutlich genug zu erkennen,
um sie darstellen zu können.
Fig. 2. Diagramm der Blüthe. Die Frucht nach einem
Querschnitte, das Perigon und die Staubgefässe schematisch.
Fig. 3. Querschnitt des Stengels; im Innern des Markes
eine ovale Höhlung.
Sämmtliche Figuren nach einem Exemplar von J. F. Drcge. —'
Ausser den hier aufgezählten Arten dieser Gruppe liegt mir
noch ein Exemplar eines Juncus aus der Gruppe der septati vor,
welcher wahrscheinlich einer neuen Art angehört. Dasselbe be-
steht aus einem fertilen Stengel von 65 cm. Höhe mit einem
grundständigen und einem stengelständigen Laubblatte. Die
Scheiden derselben, sowie die der untersten laubigen, den Blüthen-
stand bedeutend überragenden Bractee umfassen nur am aller-
untersten Grunde den Stengel vollständig; die Querscheidewände
der Blätter treten nur sehr wenig hervor. Der Blüthenstand ist
reich verzweigt, aber noch wenig entwickelt, die Köpfchen ziem-
lich reich- (etwa 6— HV) blüthig, von bleicher, etwas röthlicher
Farbe. Die Bracteen der einzelnen Blüthen sind eiförmig, gran-
nig-stachelspitzig, häutig-durchscheinend mit grünlichem Mittel-
nerven. Die Perigontheile sind linealisch, pfriemlich zugespitzt,
auf dem Rücken blassgrün, oben röthlich und an den Rändern
weisshäutig, die innern wenigstens während des vorliegenden
Entwickelungsstadiums kürzer als die äussern. Sechs noch sehr
kleine Staubgefässe. Narben lang, gedreht.
Ich erhielt die Pflanze von Herrn 0. Böckeier in Varel;
die Etikette, welche nur die Bezeichnung trägt: [E C. b. sp. ist
von Prof. Ilochstetter, dem Vater geschrieben; den Sammler der
Pflanze vermochte ich aber nicht zu ermitteln.
Subgenus V. Junci singulares.
fll) J. singularis Steud.
Perennis. Rhizoma breve, crassum, verticale, caespitosum.
Turiones et folia disticha esse videntur. Ra die es filiformes,
fibrosae. Gaules er ecti, 30— 40cm. alti, aphylli, ancipite-
compressi, laeves, in statu sicco subtiliter striati.
Folia erecta,ca Uli bus breviora, usqueSOcm. longa, aversa;
Vagina longa (usque 10 cm.) marginibus tenuibus; au-
439
riculae acutae vel rarius obtusae, in folio infimo semper,
in foliis ceteris rarius adsunt, lamina a latere compressa,
fere anceps, basi canaliculata, diam. 1—2,5 mm., medulla
continua repleta (sine septis!) a lacunis numerosis
periphericis perducta. Infiore scentia terminalis su-
pradecomposita. Bracteainfima foliacea, inflorescentiam fere
aequans, ceterae breviores hyps ophyllinae ; bracteae florum
singulorum lanceolatae, aristato-acutatae, floribus subbreviores.
Capitula 6-10-flora,*) diam. 8-10 mm. Flores breviter pedunculati,
4mm. longi, acutanguli. Tepala aequilonga, vel externa sublon-
giora, medio dorsi impellucida, externe viridi-lutea, interne nigra,
lateribus pellucidis, castaneis, marginibus albo-hyalina; tepala
externa lanceolata, aristato -mucronata, mucrone nigro
plus minus longiore brevioreve, interna oblonga, obtusis-
sima, marginibus albo-hyalinis latissimis. Stamina
sex, tepalisf breviora; filamenta linearia alba, antherae li-
neares flavidae, filamentis longiores. 0 v a r i u m ovoideum ; s ti 1 u s
longus, ovarium aequans; Stigmata 3 longa, exserta. Cap-
sula perigonio brevior ovato-trigona, longe mucro-
nata, faciebus canaliculatis, trilocularis, nitida, apice vi-
tellina, basi pallida. Semina numerosa, parva, 0,4 mm.
longa, oblique-ovata, apiculata, ferruginea; membrana externa
in statu humido alba, relaxata, interna subtiliter transversim
reticulata.
E. G. Steudel, Syn. glumacearum, 1855, IL, p. 302.
Zwischen Vanstaadesberg und Bethelsdorp, unter 1000'; De-
cember (Drege, 1604 b pro parte ; die andern unter dieser Num-
mer ausgegebenen Pflanzen gehören zu: J. Dregeanus Kth.)
Es ist dies eine sehr eigenthümliche Pflanze, die ihren Namen
mit Recht führt. Sie unterscheidet sich von den Juncis grami-
nifoliis, denen sie im üebrigen sehr nahe steht, auf den ersten
Blick durch die von der Seite her flachgedrückten, nur an der
Basis rinnigen Blätter, deren Lamina innen mit gleichmässigem,
parenchymatischem, nicht sternförmigem und nicht fächerig-ge-
gliedertem Marke erfüllt ist. Ob nicht einzelne Juncus-Arten
aus der Gruppe des J. triglumis und castaneus einen ähnlichen
Bau der Blätter zeigen, bleibt näherer Untersuchung zur Ent-
scheidung vorbehalten; soweit unsere Kenntnisse bis jetzt reichen,
scheint diese Art in dieser Beziehung ganz isolirt zu stehen.
J. singularis ist noch besonders dadurch auffallend, dass,
wie mir scheint, die ganze Pflanze zweizeilig ist. Soweit sich
dies an dem spärlichen Herbariums-Materiale beurtheilen lässt,
stehen die Triebe streng zweizeilig an dem Rhizom. Legt man
durch die Triebe eine halbirende Ebene, so ist dies zugleich die-
jenige Ebene, in welcher der fast zweischneidige Stengel und die
flachgedrückte Lamina der Laubblätter liegt. Hierdurch wird
der Typus der ganzen Pflanze ein sehr auffallender. Trotzdem
aber trägt die Pflanze in dem Baue der Blüthen und Früchte,
f '.
*) capitula 15-flora (ut Steudel in diagnosi) nunquam vidi.
440
welcher fast durchaus mit dem Baue dieser Orgaue bei mehreren
Juncis graminifoliis übereinstimmt, den deutlichen Hinweis dar-
auf an sich, dass sie genetisch mit diesen eng verbunden ist
Am nächsten steht sie wohl unter diesen Arten dem J. aeutan-
gulus Bchn., indescriptus Steud. und anonymus Steud.
Die Pflanze ist, wie es scheint, nur in spärlicher Menge ge-
funden, da sie in mehreren Herbarien, welche Drege'sche Pflanzen
besitzen, fehlt und auch in Sonder's Herbar, sowie im Eönigl.
Herbarium zu Berlin nur in einzelnen Exemplaren vorliegt.
Abbildungen: Tafel IX., rechts.
Fig. 1. Ein Exemplar des Königlichen Herbariums zu Berlin
in halber Grösse. Die zweizeilige Stellung der Blätter und Triebe
tritt in der Natur fast noch mehr hervor als in der Figur. An
dem zweiten Triebe rechts ist das unterste Blatt so dargestellt,
als läge es nach vorne ; dies ist aber nicht der Fall ; auch dieses
Blatt ist in derselben Ebene inserirt, wie die andern. — Die
Zweischneidigkeit der Stengel tritt in der Figur sehr charak-
teristisch hervor.
Fig. 1 a. Ein Köpfchen in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Eine Blüthe von der Seite gesehen. Links ist die
obere (nach der Achse zu fallende) Seite. Die Blüthe ist scharf
dreikantig. Die Stachclspitzen der äussern Perigonblätter treten
weit stärker hervor, als bei J. Dregeanus.
Fig. 2 a. Ein äusseres,
Fig. 2 b. ein inneres Perigonblatt, jedes mit dem vor ihm
stehenden Staubgefässe. Das innere Perigonblatt hat ungemein
breite Hautsäume.
Fig. 3. Pistill aus einer eben aufblühenden Blume. Narben
aus dem Perigon hervorragend, schwarz gefärbt (ob auch im
frischen Zustande so dunkclV).
Fig. 4. Reife Frucht, an der Spitze klaffend, die drei Spitzen
aber ungleich lang.
Fig. 4a. Fruchtklappe von innen gesehen. Placenta bis
oben hin reichend.
Fig. 5. Samen aus der Kapsel Fig. 4. Die Samen sind
sehr klein (0,4 mm. lang) aber zahlreich.
(Die Nummer 6 ist aus Versehen nicht verwendet.)
Fig. 7. Diagramm der Blüthe. Die Frucht nach einem
Durchschnitte, das üebrige halbschematisch. Der Fruchtknoten
ist vollständig dreifächerig; die äusseren Tepala sind scharf-
kantig.
Fig. 8. Querschnitt durch die Lamina eines Blattes. Zahl-
reiche Luftlücken liegen auf der Aussenseite des Markes zwischen
den Gefässbündeln.
Fig. 9 a. Querschnitt eines Stengels. Er ist stark von der
Seite her zusammengedrückt, im trocknen Zustande stark, im
aufgeweichten schwach gestreift. Luftlücken sind nicht vor-
handen. Der durchgeschnittene Stengel war übrigens keiner der
stärksten.
441
Fig. 9b. Durchschnitt durch die Vagina eines Laubblattes.
Hier treten die Luftlücken noch stärker hervor, als in der La-
mina. Man beachte aber, dass diese Figur nur in zehnfacher,
die Fig. 8 dagegen in zwanzigfacher Vergrösserung dargestellt ist.
Subgenus VL Junci graminifolii.
A) Annui.
Vorbemerkung.
Die Gruppe der J. graminifolii annui begreift eine Reihe von
11 sehr merkwürdigen Arten in sich, welche sämmtlich in dem
Caplande endemisch sind. 6 derselben werden hier zuerst pu-
blicirtjVon dem Reste aber noch vier schärfer abgegrenzt oder an die
richtige Stelle im System der Arten verwiesen. Nur Juncus ru-
pestris Kth war bisher schon wirklich genügend bekannt. Diese
Art steht durch sehr kurzen Griflfel und eigenthümliche Bildung
der Narben den andern Arten ferner; nur der in Beziehung auf
die Dauer noch etwas zweifelhafte J. diaphanus nähert sich ihr
in ersterer Beziehung. Der Rest der Arten zerfällt in zwei
Gruppen, deren erste (J. scabriusculus, parvulus und polytrichos
umfassend) durch ein einziges, terminales, sehr armblüthiges
Köpfchen charakterisirt ist, während die andern Arten in der
Regel mehrere und reichblüthigere Köpfchen besitzen. — Die ein-
zelnen Arten dieser Gruppe sind fast sämmtlich scharf ausgeprägt;
Mittelformen fehlen. Nur J. cephalotes Thbg, inaequalis Buche-
nau und J. altus Buchenau machen davon eine Ausnahme. Juncus
inaequalis grenzt nämlich sehr nahe an einzelne Formen des
J. cephalotes; beide Arten sind aber wieder in zwei Varietäten
gegliedert, welche man beim Fehlen von Zwischengliedern wohl
gewiss als getrennte Arten auffassen würde. Juncus altus dagegen
steht wieder manchen Formen des J. inaequalis nahe und dürfte
sich aus einer kräftigen Form desselben entwickelt haben.
12) J. rupestris Kth.
Annuus. Radix fibrosa. Gaules ex axillis foliorum basi-
lariura esurgentes; caules foliaque erecta. Caulis simplex,
aphyllus, scapiformis, 4 — 10, raro 15 cm. altus, tenuis
teres, striato - sulcatus, sub lente scaber. Folia linearia,
1,5 — 5 cm. longa, 0,2 5— 0,7 5 mm. lata, mucronata, plana, in statu
sicco plerumque convoluta, setacea, marginibus laevibus, apice
mucronata, basi dilatata, hinc marginibus angustis hyalinis; ligula
et auriculae desunt. Inflorescentia terminalis, capitulifera,
composita, rarius repetito-composita; rami laterales graciles.
Capitula parva, pauci- (plerumque 2 — 3, raro5)flora. Brac-
teae parvae, infima apice frondosa, ca. 5 mm. longa, ceterae
scariosae. Flor es breves, breviter pedunculati, 2,5 mm. (cum
pedunculo ca. 3 mm.) longi. Tepala pallide ferruginea, medio
444
Abblldungon : Tafel VII., links.
Fi*;. 1. Das «j^rösscrc Exemplar des Sondcr'schen HerbariumB
in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Blüthe mit der noch nicht völlig reifen Kapsel.
Fig. 2a. Aeusseres Perigonblatt aus 2, von der Seite
gesehen.
Fig. 2b. Inneres Perigonblatt aus 2, von innen gesehen,
mit zwei Staubgefässcn ; die dünnhäutigen Ränder sind hier ent-
rollt gezeichnet.
Fig. 2c. Ein anderes inneres Perigonblatt mit einem Staub-
gefiisse. Die dünnhäutigen Ränder noch nach innen geschlagen.
Fig. 3. Pistill aus einer jüngeren Blüthe.
Fig. 4. Kapsel aus 2. — Das Diagramm der Blüthe ist aus
Verseheu nicht mit auf die Tafel übertragen worden. Es hat
die meiste Aehnlichkeit mit dem von J. inaequalis Bchn. (vergl.
Taf. VII.) jedoch haben die Fächer einen weniger gerundeten
Rücken.
Fig. 5. Samen, noch nicht vollständig reif. Sculptur aber
schon deutlich zu erkennen.
Fig. 6. Querschnitt durch den Stengel.
14) Juncus scabriusculus Kth.
Annuus. Planta simplicissima, uni-raro pluri-
caulis. Radi c es filiformes, breves. Caulis erectus, 16—18
cm. altus, setaceus, diam. {—|^ mm., compressus, sulcatus, su-
pernetuberculisminutissimisscabratus, infernelae-
vigatus rubescens. Folia basilaria, pauca, 1,5—5,5 cm.
longa, lincari-setacea, i ~lmm. lata, plana, scabriuscula,
in statu sicco semiteretia, canaliculata, basi dilatäta, marginibus
hyalinis sensim angustatis, apicc acutato; auriculae desunt. Ca-
pitulum unicum, terminale, pauci- (1,2, rarius 3) florum
pallidum. Bracteac ovato-lanceolatae, acutatae, floribus bre-
viores, hyalinae. Flor es prismatici, obtusanguli, usque 5,4
mm. longi, breviter pedunculati, in statu sicco Stramin ei; in
statu humido tepala sub apice dorsi pallide castanea sunt. Te-
pala s üb aequilonga, externa laaceolata, mucronata, uniner-
via, interna oblonga obtusa, obsolete trinervia, marginibus latis
hyalinis. Stamina sex, tepalis fere dimidio breviora,
2,7 mm. longa; antherae lin eares, fla vidae, filamentis
longiores. Ovarium trigonum, obtusangulum; stilus lon-
gus, ovarium aequans ; Stigmata 3, longa, contorta. Fructus
trigono-prismaticus, obtusus, brevissime apiculatus,
faciebus planis medio canaliculatis, ferrugineus, nitidus, trilocularis,
polyspermus; valvulae (an semper?) a placentis connatis de-
hiscentes. Semina ca. 0,4 5 mm. longa, obovata, obscure ferru-
ginea, regulariter transversim reticulata, areis laevibus.
C. S. Kunth, Enumeratio plantarum 1841, III., p. 354.
Sternbergsspruit, an einer Quelle, 4—5000'; December.
445
(Drege, Nr. 8795 pr. pte.) Sumpfige Stellen am Fusse des Tafel-
berges, nördliche Seite; December (Eckion, Nr. 11 pr. pte). Von
beiden Standorten ist die Pflanze gemischt mit Exemplaren von
J. bufonius L.
Diese ausgezeichnete Juncus-Art ist mit keiner andern zu
verwechseln. Sie erreicht das äusserste Mass von Einfachheit,
welches eine beblätterte Pflanze überhaupt erreichen kann, da
sie meist nur einen Stengel und die schwächeren Exemplare auf
diesem nur eine Blüthe besitzen, welche übrigens nicht eigent-
lich terminal, sondern in der Achsel einer Bractee lateral ist.
Die Beschreibung von Kunth ist fast durchgängig recht zu-
treffend; leider ist aber dadurch, dass dieser hochverdiente For-
scher die Pflanze unmittelbar hinter J. bufonius aufführt und noch
überdies zu ihrer Beschreibung den Zusatz macht: „Junco bu-
fonio maxime affinis," die richtige Auffassung derselben sehr er-
schwert worden. J. scabriusculus hat im Gegentheile wenig Ver-
wandtschaft mit Juncus bufonius, denn dieser gehört zu den Arten
mit einzelständigen, vorblätterigen Blüthen, während J. scabrius-
culus ein achtes, wenn auch sehr armblüthiges Köpfchen, d. i.
nackte Blüthen in den Achseln der Bracteen besitzt. Indessen
ist es allerdings wahr, dass kleine Exemplare von J. scabrius-
culus und Kümmerlinge von J. bufonius einander bei äusserer
Betrachtung oft ausserordentlich ähnlich sehen. Namentlich
wenn bei beiden Arten der Stengel zur Einblüthigkeit her-
abgesunken ist, fällt an getrocknetem Materiale die Entscheidung
oft sehr schwer, ob die Blüthe endständig oder in der Achsel
einer Bractee seitenständig ist. In einem solchen Falle liefern
die eigenthümlichen Knötchen auf der Oberfläche der obern
Hälfte des Stengels das beste Unterscheidungsmerkmal, da die
Stengel von J. bufonius ganz glatt sind.
Sehr eigenthümlich ist der Stengel gebaut (vergL Fig. 6).
Die Gefässbündel desselben liegen weit von einander getrennt;
die Epidermis ist verhältnissmässig sehr dick ; es ragen über sie
zahlreiche warzenförmige Rauhigkeiten hervor, an deren Bildung
zuweilen nur eine, meist aber 2—3 Epidermiszellen Antheil
nehmen. Am meisten Aehnlichkeit hat dieser Bau noch mit dem
von J. pictus Steudel beschriebenen.
Weiterer Beachtung muss ich namentlich noch die Art und
Weise, wie die reife Frucht sich öflFnet, empfehlen. An der völlig
reifen in Fig. 4 abgebildeten Frucht sind die drei Fruchtklappen
von den Scheidewänden glatt abgesprungen und die Scheide-
wände sind, mit den drei Placenten vereinigt, als eine drei-
flügelige Säule in der Mitte der Frucht stehen geblieben. Es ist
dies also dieselbe Art des Aufspringens, welche sich bei einigen
nordamerikanischen Juncus-Arten, namentlich J. repens Mchx.
findet und welche zur Verweisung dieser Art in eine neue Gat-
tung (als Cephaloxys flabellata Desv*) geführt hat. — Andere
Früchte zeigten aber dies Verhalten nicht; bei ihnen waren die
Placenten mit den Fruchtklappen vereinigt geblieben und er-
schienen also wandständig. Obwohl es mir nun wahrscheinlich
44fi
ist, (lass «lies nur bei unreifen Früchten der Fall war, welche
sich erst beim Austrocknen im Herbarium geöffnet hatten, so
habe ich es «loch vorgezogen, die Art des Aufspringens der Frucht
noch nicht in die Diagnose aufzunehmen, um nicht dadurch etwa
zu neuen Zweifeln und Unsicherheiten Veranlassung zu geben.
Unter dem von Drrge gesammelten Materiale fand ich (so-
weit mir dasselbe vorlag) nur ein kleines und noch dazu sehr
defcctes Kxemplar von Juncus bufonius, einen Kümmerling mit
Einer Blüthc, deren Vorblätter z. Th. zerstört sind. — Neu und
besonders interessant ist der von mir zuerst nachgewiesene Stand-
ort am Fusse des Tafelberges, also in unmittelbarer Nähe der
Capstadt. Die betreffenden Exemplare waren bisher als J. bu-
fonius Ij. bestimmt und in der That gehört auch eins der Exem-
plare aus E. Meyer's Herbarium*) zu dieser Art ; es kommt da-
her an dem betreffenden Standorte offenbar J. scabriusculus
ebenso mit ^. bufonius gemischt vor, wie bei dem Drege'schen
Standorte : Sternbergssi)ruit. Danach dürfte anzunehmen sein,
dass die Pflanze wohl über die Capcolonie weiter ver-
breitet ist.
Abbildungen: Tafel VI.
Fig. 1,2. Vollständige Pflanzen in natürlicher Grösse. In
1 ist das einzige Köpfchen zweiblüthig, in 2 dagegen einblüthig.
Die Laubblätter stehen sämmtlich an der Basis des Stengels, um-
fassen denselben aber (vergl. Fig. 1) nicht selten eine Strecke
weit mit ihren Scheidenrändern. — Die besonders oberwärts sehr
dicht stehenden Rauhigkeiten des Stengels Hessen sich in der
Lithographie nicht wohl darstellen.
Fig. 3. Eine abgeblühte Blume in zehnfacher Vcrgrössening,
blass strohfarben. Die äussern Perigonblätter auf dem Rücken
abgerundet stumpf.
Fig. 3a. Aeusseres Perigonblatt aus 3 von der Seite ge-
sehen, einnervig.
Fig. 3 b. Inneres Perigonblatt aus 3 mit zwei Staubgefässen;
undeutlich dreinervig.
Fig. 3 c. Halbreife Frucht aus 3, noch mit dem Griffel und
der vertrockneten Narbe gekrönt.
Fig. 4. Reife Frucht. Au der geöffneten Spitze ist auf
der hinten liegenden Fruchtklappe die dicke Placenta zu sehen.
Fig. 4a. Samen aus 4 in sechzigfachcr Vergrösserung.
Fig. 5. Diagramm der Blüthe. Die Frucht nach einem
Querschnitte, das Uebrigc halbschematisch.
Fig. 0. Querschnitt durch den Stengel gleichfalls in sech-
zigfacher Vergrösserung. Man erkennt deutlich, dass die Rauhig-
keiten des Stengels durch Vorsprünge der Epidermiszellen ge-
bildet werden.
*) Diese Exemplare lagen, obwohl sie vou Meyer «elbst als J. bufonius
bezeichnet waren, unter J. capenais Thbg. ;', was wohl nur die Folge eines
allerdings unbegreiflichen Versehens sein kann.
447
15) Juncus parvulus E. M. u. F. B.
Annuus, pusillus. Radix fibrosa. Gaules ex axillis foliorum
basilarium esurgentes; caules foliaque erecta: Gaules simplices,
aphylli, scapiformes, setacei, sulcati, 2—3,5 c^- ^'^i- J^'olia
setaceo -linearia, 10—15 cm. longa, 0,2r, — 0,33 mm. lata,
plana, in statu sicco plerumquecanaliculata,acutata, margine laevia-,
basi dilatata, hie margine membranacea; ligula auriculaeque
desunt. Inflorescentia terminalis, e capitulo unico pauci-
(plerumque unil) floro formata. ßracteae duae hyalinae,
medio saepe purpureae, late-ovatae, basin floris plerumque solitarii
complectentes. Flores parvi (2,r» mm. longi), hexandri. Tepala
externa ovata - lanceolata, acutata, sive mucronata,
interna longiora, fere rectangularia obtusissima, omnia
apice macula parva, purpureo - nigra notata, deorsum
;nedio pallide rubra. Stamina sex; tepalis internis ^breviora;
filamenta brevissima; antherae lineares multoties longiores.
Pistillum tepalis internis fere aequilongum; ovarium sphaerico-
trigonum, stilus ovario fere aequilongus, Stigmata 3 longa.
Capsula tepala fere aequans, trigona, ovoidea-pyra-
midataj'rostrato -mucronata, faciebus planis, trilocularis,
nitida, ferrugineo-straminea. Semina pauca, magna, 0,r. mm.
longa, ovata, obtusa, ferruginea, tenuiter transversim reticulata.
Modderfontain, felsige, feuchte Orte; 4—5000 Fuss; 5. Nov.
1830, leg. Dr^ge No. 2472 b.
Diese allerliebste kleine Pflanze steht dem J. pictus Steudel
am nächsten, und stimmt in der That in so vielen Stücken mit
ihm überein, dass ich mir die Frage vorgelegt habe, ob sie als
eine Zwergform desselben zu betrachten sei.*) Diese Frage ist
aber entschieden zu verneinen. Die Blüthen sind zunächst sehr
viel kleiner, als an jener Art, die innern Perigonblätter bei weitem
nicht so viel länger als die äussern und dabei noch viel breiter
und stumpfer als bei J. pictus; die Zeichnung der Perigonblätter
ist ferner eine ganz andere, als bei der letztgenannten Art; der
Fruchtknoten ist von vornherein viel breiter, als der fast flaschen-
förmige der letzten Art und vor allen Dingen ist die Frucht
ganz anders gestaltet. Dazu kommt nun noch die ganz ausser-
ordentliche Kleinheit aller Theile und der völlig einfache, meist
auf die Finzahl an Blüthen reducirte Blüthenstand.
Abbildungen: Tafel VI., oben rechts.
Fig. 1. Eine sehr kräftige Pflanze in natürlicher Grösse.
— Die Figur giebt im Uebrigen ein sehr* gutes Bild der Pflanze
nur ist das unterste, nach links aufsteigende Laubblatt in der
Lithographie nicht gelungen. Es ist eines der untersten, bereits
abgestorbenen Laub blätter, welches aber nicht die ganze Pflanze
an der Basis umgiebt, wie es nach der Figur leicht erscheinen
könnte.
*) Steudel führt sie in der Tliat als solche auf.
448
Fig. 2. Ein cinblüthigcs Köpfchen; an der Basis der Blüthe
sind die beiden Bractecn, von denen aber nur die eine fruchtbar
ist. Bei zweiblüthigen Köpfchen sind beide Bracteen fruchtbar.
Fig. 2a. Aeusseres Perigonblatt mit dem vor ihm stehenden
Staubgefässe,
Fig. 2b. Inneres Perigonblatt mit dem Staubgefässe.
Fig. 2c. Das äussere Perigonblatt von der Seite gesehen;
die Spitze tritt deutlich als abgesetzte Stachelspitze hervor.
Fig. 3. Halbreife Frucht.
Fig. 4. Pistill aus einer blühenden Blume.
Fig. f). Querschnitt durch einen Stengel. Den drei Kanten
entsprechen drei starke Gefässbündel. Die starke Vergrösserung
halte eine anatomische Darstellung erlaubt; jedoch wurde die
mehr schematische Bezeichnung der einzelnen Gewebsparthieen
beibehalten, um die Figur direct vergleichbar mit den andern
Stengelquerschnitten zu machen.
IG) J. polytrichos E. Meyer u. Fr. Buchenau.
Annuus. Radices tenues filiformes. Gaules plures (ex
axillis foliorum basilarium oriuntes) simplices, scapiformes,
7 — 10 Cm. longi, erecti, setacei, sulcati. Folia culmis
multo breviora, 2—2,.-. mm. longa, linearia, 0,5—0,8 mm.
lata, plana, acutissima, basi rubescentia, marginibus angustis
hyalinis, superne sensim angustatis (auriculae et ligula desunt).
Capitulum terminale singulum, pauci (2—3— rare 4)
florum. Bracteae omnes scariosae, floribus multo breviores, ova-
tae, acutae. F 1 o r e s brevissime pedunculati, 3 - cm„ cum. pedunculo
fere 4mm. longi, pallide castanei, hexandri. Tepala externa
lanceolata, acuta, castanea, marginibus hyalinis, interna
longiora, ovato- 1 anceolata, obtusa, sed ob margines invo-
lutos saepe acuta, castanea, basi et marginibus transpa-
rentia hyalina, medio dorsi linea lutea notata. Stamina
sex, tepalis internis ^ breviora. Antherae longae, lineares,
flavidae; filamenta brevia lata. Ovarium trigono-ovatum ; stilus
longus; Stigmata longa, exserta. Capsula (immatura perigonio
brevior) ovato - prismatica , obtuse trigona, breviter apiculata,
perfecte trilocularis, nitida, pallide ferrugiuea. Semina • . .
Leliefontein ; Höhen am Fusse des Ezelskop, 4— 5000Fuss;
November (Drege, No. 2472 aa.)
Eine Pflanze, welche an den langen borstenförmigen Stengeln,
den kurzen Blättern, den einzelständigen armblüthigen Köpfchen
und der braunen Farbe der Blüthen sehr leicht zu erkennen ist.
Sie kann nicht wohl mit irgend einer andern Art dieser Gruppe
verwechselt werden, kommt aber in vieler Beziehung dem J.
parvulus am nächsten. Leider liegen auch von ihr keine reifen
Früchte vor.
Abbildungen: Tafel VI., unten rechts.
Fig. 1. Ein vollständiges Exemplar in natürlicher Grösse.
449
Fig. 2. Eine einzelne Blüthe.
Fig» 2 a. Inneres Perigonblatt mit dem vor ihm stehenden
Staubgefässe von innen gesehen.
Fig. 2b. Aeusseres Perigonblatt mit dem Staubgefässe, von
der Seite gesehen.
Fig. 2c. Unreife Frucht aus Fig. 2. Die Samen waren
leider noch sowenig entwickelt, dass sich nichts Bestimmtes über
ihre Grösse und Sculptur erkennen liess.
Fig. 3. Griffel mit den drei Narben.
Fig. 4. Diagramm einer Blüthe. Die Frucht nach einem
Querschnitte, das üebrige halbschematisch.
Fig. 5. Querschnitt durch einen Stengel. Der Stengel ist
tief gefurcht; seine Oberfläche ist glatt.
17) Juncus Sprengelii N. v. Es.
Annuus. Radix fibrosa. Gaules ex axillis foliorum ba-
silarium esurgentes, erecti. Gaules simplices, aphylli, scapi-
formes, teretes, in statu sicco sulcato-striati, in statu hu-
mido subvalleculati, sub lenteasperi,7 (raro 5) — 17 cm.
alti. Folia caulibus breviora, plana, in statu sicco plus
minus convoluta, linearia, margine laevia, acutato-mucronata,
basi dilatata, hie margine hyalina, ligulaet auriculaedesunt.
Inflor^escentia terminalis, composita; capitula 2— -5,
unum terminale, alia stipitata, sphaeroidea, plerumque
8—12- flora. Bractea infima frondosa, capitulum terminale
plerumque superans, ceterae membranaceae. Flor es sessiles
s quarroso-distantes, bracteis longiores, 6 (invar./9 4)
mm. longi, hexandri. Tepala rigida, externe sub lente scabra,
anguste triangularia, longe acutata, in statu sicco
recurvo-patentia, extcriora sublongiora, omnia stra-
minea, marginibushyalinis. Staminasex, tepalis duplo
breviora; antherae lineares, filamentis multo breviores flavi-
dae, filamenta ferruginea. Ovarium ovatum, apice pyramidatum,
stilus longus ferrugineus; Stigmata tria contorta; Gapsula
tepalis fere f brevior, trigono-pyramidata, vcl trigono-
prismatica rostrata, pallide-straminea sive ferru-
ginea, nitida, triloc ularis. Semina 0,4 mm. longa, costata
et regulariter transversim reticulata, ferruginea, apice fusca.
Nees V. Esenbeck in sched. et in Linnaea 1847, XX., p.
244 (excl. syn.).
Variat:
a) robustior, caulis 10—16 cm. altus, rigidus;
capitula 8—12- flora; flores longi; Capsula
(Fig. 3) pyramidata, rostrata.
ß) gracilior, caulis 5—10 cm. altus, tenuis; ca-
pitula 2— 8- flora; flo res breviores; Capsula
(Fig. 5) fere prismatica, mucronato-rostrata.
Worcester, beim Wasserfall und in eingeschnittenen Thälern
IV. Juni 1875. 29
450
unweit Tulba^'h; Deccmber: gcf. von Eckion undZeyher, Nr. 11-;
„von Kampsbay, Eckl. u. Zeyher" (herb. Sond.).
lune sehr leicht kenntliche Art, welche schon frühzeitig als
solche erkannt, aber noch nicht genügend beschrieben wurde.—
Die ganze PHanze ist dunkelstrohgelb, nur die Blätter oft röth-
lich-braun überlaufen. Schon die starr abstehenden Blüthen,
deren steife Perigontheile den Köpfchen etwas Stacheliges geben,
lassen die PHanzc leicht erkennen.
Die sänimtlichen vorliegenden Ptianzen sind Fruchtexemplare;
die Beschreibung des Griffels und der Narbe sind daher nach
einigen bereits verblühten Blüthen gemacht, in denen die Griffel
noch auf den halbreifen Früchten sassen.
Der Stengel zeigt nach dem Aufweichen im Querschnitte nur
sehr Hache Rillen (Fig. 8) ; die nahezu rundlichen Gefässbündel
liegen völlig getrennt von einander; das Mark besitzt eine durch
Zerreissen entstandene unregclmässig geformte Luftlücke; die
unbedeutenden llauhigkeiten, welche der Stengel im trockenen
Zustande zeigt, sind nach dem Aufquellen nicht mehr sichtbar.
Diese Art ist von Eckion und Zeyher mit gedruckten Etiketten
ausgegeben worden, welche lauten :
Juncus Sprengelii N. ab. E.
(Nr. 11. E. Z.) 1. 12.
Ich darf wohl bei dieser (lelegenheit nochmals bemerken,
dass die erste der beiden durch einen Punkt getrennten Num-
mern sich auf ein ausgegebenes Standortsverzeichniss bezieht,
die zweite dagegen den Monat bedeutet, in welchem die Pflanze
gesammelt w^urde. — Ausserdem ist die Pflanze bereits von J. F.
Droge in seiner Vergleichung der Ecklon-Zeyher'schen und Drege'-
schen Pflanzen in der Linnaea 1847, XX., p. 244 als J. Spren-
gelii N. ab Es. aufgeführt; das hinzugefügte Synonym J. cepha-
lotes Spr. dagegen ist selbstverständlich falsch und zu streichen.
Die beiden Varietäten sind im Baue der Kapsel, der Reich-
blüthigkeit der Köpfchen und der (Jrösse der Blüthen nicht un-
bedeutend verschieden, doch möchte ich sie um so weniger spe-
cifisch von einander trennen, als verbindende Mittelformen nicht
fehlen. Ein einblüthiges Zwergexcmplar aus dem Districte Wor-
cester hat die langgeschnäbelte Kapsel der var. a robustior;
seine Blüthe ist trimer, nicht wie häufig bei Zwergexemplaren
verwandter Arten dimer.
Abbildungen: Taf. X., in der Mitte.
Fig. 1. Ein Exemplar in natürlicher Grösse. Die Blüthen
sind sparrig abstehend, die Perigontheile im trockenen Zustande
oft zurückgekrümmt.
Fig. 2. Eine Blüthe im aufgeweichten Zustande.
Fig. 2 a. Aeusseres,
Fig. 2 b. Inneres Perigonblatt, mit zwei Staubgefässen.
Fig. 3. Kapsel aus 2. Die Kapselwandung ist durchschei-
nend, so dass man die Spitzen der Samen durch die Wandung
schimmern sieht.
]
451
Fig. 4. Samen aus der Kapsel, Fig. 3.
Fig. 5. Kapsel der merkwürdigen Varietät ß gracilior. Der
Schnabel ist weit schärfer gegen die Kapsel abgesetzt, und diese
selbst ist bei weitem nicht so durchscheinend, als bei der anderen
Varietät.
Fig. 6. Pistill aus einer geöffneten Blüthe. Grififel sehr
lang; Narbenschenkel dünn und schlank..
Fig. 7. Querschnitt durch eine Kapsel.
Fig. 8. Querschnitt durch den Stengel; in der Mitte des
Markes eine unbestimmt begrenzte Luftlücke.
18) J. cephalotes Thunberg (sensu strictiore).
Annuus. Radices tenucs, fibrosae. Culmi erecti, plc-
rumque 7 — 12 cm. alti, aphylli, scapiformes, teretes,
sulcati, subscabri. Folia basilaria, caulibus breviora,
3—7 cm. longa, plana 1—2, raro 3 mm. lata, linearia, distincte
vel indistincte parallelinervia, mucronato-acutata, viridia, basi
rubescentia, marginibus hyalinis sensim angustatis; auriculae et
ligula desunt. Inflorescentia terminalis, composita,
capitulo uno terminali sessili, 1—5 (plerumque 2, vel 3) lateralibus
stipitatis. Bracteae omnes hyp sophyllinae, etiam infima
brevis (raro capitulo terminali longior) hyalinae, nervo et apice
colorato. Capitula plerumque 8 — 12, rarius usque 18 flora, diametro
8— lOmm.FloresbreviterpedunculatiS — 5mm.longi.Tepala sub-
aequilonga, in statu sicco dorso subscabra, externa lanceo-
lata, mucronata vel aristata, interna ovata, mucronata,
marginibus latis hyalinis plerumque involutis (quam ob
causam tep. int. saepe lanceolata esse videntur) ; tepala dorso
fusco-atra, vel ferruginea, interna medio dorsi viridia,
omnia basi pallida et marginibus hyalinis (raro flores pallidi,
fusco-virides) vel pallide-ferruginei. Stamina tepalis J bre-
viora; filamenta linearia, antherae lineares flavidae, fila-
mentis fere duplo longiores. Ovarium trigonum. Stilus
filiformis, ovarium aequans ; Stigmata longa exserta. Capsula
perigonio brevior, trigono-prismatica, vel breviter
rostrata vel mucronata, nitida, trilocularis. Semina minuta,
0,3 — 0,4 mm. longa, ferruginea, reticulata.
Varietates :
a ustulatus. Robustior. Caulis firmior. Folia
saepe latiora. Capitula majora. Tepala dorso
castan eo-nigra, interna medio dorsi pallida.
Capsula longius mucronata.
/?varius. Gracilior. Caulis tenuior, Folia ple-
rumque tenuiora. Capitula minor a. Tepala
externe vel castanea, vel ferruginea, interdum
fere straminea. Stamina minora, saepe abortiva.
Capsula brevius mucronata.
Von beiden Varietäten finden sich Formen mit verkrüppelten
29*
452
Staubgefassen , doch scheinen dieselben bei der var. varias viel
häufiger zu sein. Die Fruchtbarkeit ist dadurch anscheinend nicht
vermindert.
Synonymie :
J. cephalotes Thunberg (Prodr. Plant, cap. 1794, I., p. 66;
Flora capensis, 1823, I., p. 337) pro parte: schedula
a et ;' herbarii Thunbergiani.
J. cephalotes Thunberg (K. Sprengel, Neue Entdeckungen,
1821, IL, p. 107) = J. ceph. var. ustulatus.
J. capensis Thunberg fi minimus, herbarior. plur. et. J.
cap. li min. pollicaris J. de la Harpe. Monogr. 1825,
p. 143, pro parte (pars altera = specimina minima
Junci lomatophylli).
J. cephalotes Thunberg, var. minimus Hochstetter (Plantae
Kraussianae, in Flora 1845, p. 342) p. parte (pars altera
= J. rupestris Kth.)
J. isolepoides N. ab. Es. in sched. et in Linnaea 1847,
XX., p. 244, pro parte = J. cephalotes Thbg. var. varius
Buchenau.
Fundorte :
Var. a ustulatus. Sandige etwas feuchte Stellen und Gebüsche
in der 2. Höhe, auf der Nordseite des Tafelberges, Oktober 1827
(Eckion No. 13; im Meyer'schen Herbarium liegt dazwischen
einer der zwergigen, schmalblättrigen Triebe von J. lomatophyllus);
Stellenbosch (Zeyher); an feuchten Stellen bei Wynberg, Juli,
August. (Zeyher (?) No. 99, hb. reg. Berol.); Sumpf auf der
Nordseite des Tafelberges, erste Höhe, November 1826 (Eckion
901; ein Theil dieser Pflanzen gehört zur var. ß). — Im König-
lichen Herbarium zu Berlin werden Exemplare der var. ustulatus
von Mundt (Januar 1817) ohne genauere Fundorte aufbewahrt;
ferner solche von Bergius (August, September 1815, August 1816,
am Tafelberge und am Teufelsberge gesammelt). Zwischen den
Bergius'schen finden sich eingestreut einzelne der zwergigen,
schmalblättrigen, verkümmerten Triebe von J. lomatophyllus
Spreng., welche so viele Verwirrung angestiftet haben.
Die von Ferdinand Krauss „in arenosis planitiei capensis,
Nov. 1828" gesammelten Pflanzen, welche Hochstetter in Flora
1845, p. 342 als „J. cephalotes Thunberg, var. minimus aufführt,
gehören theilweise zu J. rupestris Kth., theilweise zu J. cephalotes
Thbg., var. ustulatus m., theilweise endlich zu J. cephalotes Thbg..
var. varius m. — Die zur var. ustulatus gehörenden Exemplare
haben verkrüppelte Staubgefässe, welche etwa J so lang sind,
als die Innern Perigontheile, ein Verhalten, welches ich sonst bei
der var. ustulatus nicht beobachtete.
Var. ß varius. Von Campsbay, November, December (Eckion);
Sumpf auf der nördlichen Seite des Tafelberges, erste Höhe,
Nov. 1826 (Eckion, No. 901; ein Theil der Exemplare; die
andern gehören zur var. ustulatus). — Eine Form mit ganz ver-
krüppelten Staubgefassen ist Juncus No. 8 der Ecklon-Zeyher'schen
Sammlung ohne nähere Angabe des Fundortes. — Im Nees'schen
453
Herbarium (jetzt im Königl. Herbarium zu Berlin) finden sich
zwei Formen, deren eine dem J. ustulätus sehr nahe kommt,
welche mit J. Sprengelii zusammen von Eckion im District
Worcester, beim Wasserfall unweit Tulbagh gesammelt wurden.
Nees von Esenbeck hat beide Formen mit eigenen Artnamen be-
zeichnet. — üeber den Grund, wesshalb ich den Namen: J.
isolepoides N. ab. Es. nicht verwendet habe (auch nicht als
Varietätsname an Stelle von: ß varius) werde ich mich weiter
unten bei J. inaequalis aussprechen.
Mit einiger Unsicherheit vereinige ich mit var. a ustulatus
die Pflanze vom Bergrivier bei Klein Draakensteen , unter 500
Fuss; Nov., Dec. (Drege, J. capensis, angustif. bb.) Es ist dies
eine Pflanze, welche offenbar durch längere Ueberfluthung erkrankt
ist; der eine (grösste) Blüthenstand ist ganz mit Schlamm und
abgestorbenen Pflanzentheilen bedeckt und offenbar durch die
Ueberfluthung zu einer dichten krankhaften Sprossung gereizt
worden; die zwei andern Blüthenstände halten zwischen den var.
ustulatus und varius die Mitte; die Blätter erreichen die ganz
ungewöhnliche Breite von 5 mm.
Die beiden von mir aufgestellten Varietäten scheinen auf
den ersten Blick recht verschieden zu sein; die blasseren klein-
kopfigen Formen der Var. varius sind sehr verschieden von den
typischen, in den Herbarien verbreiteten Formen der Var. ustulatus.
Indessen zeigt namentlich die Ecklon'sche No. 901 eine solche
Fülle von Zwischenstufen, dass ich der Natur zu entsprechen glaube,
wenn ich alle als eine Species vereinige. Uebrigens sehen auch
Köpfchen des ustulatus ziemlich bunt aus, wenn die weisshäutigen
Ränder der innern Perigontheile zu sehen sind. — Vielleicht ist
die var. varius eine Schattenform.
Für die Wahl der Benennung dieser Pflanze mache ich
Folgendes geltend.
Im Thunberg'schen Herbarium liegen vier Blätter mit der
Bezeichnung J. cephalotes und zwar:
Blatt a) Juncus cephalotes, var. ustulatus und varius.
Watt /?) links : J. lomatophyllus Spreng, ß minimus d. Lah.,
lechts: J. Dregeanus Kth.
Blatt y) J. cephalotes, var, ustulatus.
Blatt ()) J. lomatophyllus Spreng, (grosse Pflanze).
Alle diese so verschiedenen Formen fasste Thunberg unter
seiner Bezeichnung zusammen, und es musste daher seine Diagnose
(auch abgesehen von ihrer Kürze) völlig nichtssagend ausfallen.
Zwei dieser Arten (J. lomatophyllus und Dregeanus) sind peren-
nirend, eine (mein J. cephalotes) einjährig. Mit glücklichem
Griffe erkannte nun K. Sprengel die einjährige Pflanze und be-
schrieb sie a. a. 0. so trefflich, dass sie leicht wieder zu erkennen
ist; zu gleicher Zeit gab er der breitblättrigen perennirenden
Art den Namen : J. lomatophyllus. Später wurde die schmalblättrige
perennirende Art von Kunth mit dem Namen J. Dregeanus bezeichnet
und treffend charakterisirt. Es wird desshalb am zweckmässigsten
sein, die Thunberg'sche Bezeichnung auf den Rest der Exemplare,
454
(1. i. : die einjährige Art, zu beschränken, und habe ich sie alio ^
in demselben Sinne aufrecht erhalten, wie Sprengel sie gebrauchte. \
Es wird dies um so weniger Bedenken haben, als auf SprengeVs
Autorität hin einige der hierher gehörigen I^anzen (namentlich
der var. varius angeliörig) in den Herbarien mit der Bezeichnung '
J. cephalotes liegen. Die var. ustulatus findet man meistens mit
der Bezeichnung: ♦!. capensis Thbg, var. minimus d. Laharpe,
und es liegt mir z. H. eine Plianze dieser Form mit der von
Ernst Meyer eigenhändig geschriebenen Bestimmung vor. Wie
diese ganz irrige Auflassung entstehen konnte, bitte ich bei J.
lomatophyllus nachzusehen.
Abbildungen: Tafel VIL, in der Mitte*
L J. cephalotes Thbg., var. ustulatus Bchn.
Fig. 1. Ein Exemplar in natürlicher Grösse; gesammelt
bei Wynberg.
Fig. 2. Blüthe nach der Entfaltung.
Fig. 2a. Aeusscres Perigonblatt von der Seite gesehen.
Fig. 2b. Inneres Perigonblatt mit zwei Staubgefässen.
In den Fig. 1— 2b tritt die braunschwarze Farbe, welche
besonders für die äussern Perigontheile so charakteristisch ist,
und nach der ich den Namen der Varietät gewählt habe, nicht
stark genug hervor.
Fig. 2c. Das Pis.till aus 1; die Narben sind zusammen-
gedreht.
Fig. 3a. Reife Frucht.
Fig. ob. Pjine Fruchtklappe von innen gesehen, Placenta
bis oben hin reichend.
Fig. 3 c. Querschnitt durch die Frucht.
Fig. 4. Querschnitt durch den Stengel.
Fig. 2 — 4 nach Bergius'schen Exemplaren.
IL J. cephalotes Thbg. var. varius Bchn.
Fig. 1. Ein Exemplar in natürlicher Grösse. Gesammelt
von Eckion und Zeyhcr. (renauerer Fundort aber nicht auf der
Etikette angegeben.
Fig. 2. Blüthe des abgebildeten Exemplares. Die äusseren
Kelchblätter viel weniger lang zugespitzt, als bei der vorigen
Varietät.
Fig. 2b. Inneres Perigonblatt dieser Blüthe mit dem ver-
kümmerten Staubgefässe. Häutige Ränder nach innen geschlagen.
Fig. 2c. Reife Frucht aus dieser Blüthe.
Fig. 2c.*) Diagramm der Blüthe. Die Frucht nach einem
Querschnitte, Perigon und Staubgefässe halbschematisch. Die
Staubgefässe sind blass gehalten, um ihr häufiges Fehlschlagen
anzudeuten.
*) Die Bezeicbuuug 2 c. ist durch Versehen des Lithographen doppelt ver-
wendet worden.
455
Fig. 2d. Samen aus 2 in zwanzigfacher Vergrösserung. Sie
sind oben schräg abgestutzt, die Kante der Abstumpfungsfläche
ist aber in der Lithographie viel zu scharf gehalten.
Fig. 3. Blüthe eines Exemplares an der Van-Camps-Bay von
Eckion und Zeyher gesammelt; rechts neben der Blüthe die sie
stützende Bractee.
Fig. 3a. Ziemlich reife Frucht aus dieser Blüthe.
Fig. 3 b. Verkrüppeltes Staubgefäss aus derselben Blüthe.
Fig. 3 c. Zwei Perigonblätter mit Sta^ubgefässen aus dersel-
ben Blüthe.
Fig. 4. Querschnitt durch den Stengel desselben Exemplares;
in der Mitte des Markes eine unregelmässige Luftlücke. Die
Epidermis liegt an mehreren Stellen den Gefässbündeln unmittel-
bar auf.
19) J. inaequalis Buchenau.
Annuus. Radices tenues, fibrosae. Gaules erecti, ple-
rumque 10—15 (raro usque 27 cm.) alti, aphylli, subcom-
pressi, sulcati, sub lente scabri. Folia caulibus bre-
viora, plerumque 5—8 (raro usque 16) cm. longa, linearia,
plana, 1,5 - 3 mm. lata, mucronata, basi marginibus angustis
hyalinis, sensim attenuatis (auriculae et vaginae desunt). In-
florescentia tenninalis, composita vel decomposita;
capitula 5—16 (raro 25). Bracteae omnes hypsophyllinae
(in planta Gueinziana infima breviter foliacea), etiam infima
brevis, sed tamen capitulo terminali plerumque longior. Ca-
pitula pauciflora (in var. a 3—5-, raro usque 8-, in var. /^
5—10-, raro 12- flora), diametro 6—8 (in var. ß raro 10) mm.
Bracteae lanceolatae, longe acutatae, hyalinae. Flor es bre-
viter pedunculati, ca. 4 mm. longi, hexandri. Tepala inae-
qualia, externa lanceolata, acutata vel aristato-acu-
tata, interna obtusa, plus minus longiora, marginibus
latis hyalinis saepe involutis. Stamina sex, tepalis
internis breviora. Ovarium ovale (in var. /:^ ovato-cylindri cum?);
stilus longus, ovario longior; Stigmata tria longa exserta.
Capsula (in var. ß ignotal) in var. a: tepalis internis ca. J
brevior, trigono-ovata, angulis rotundis, lateribus convexis sulca-
tis, apice rostrato-mucronata, perfecte triangularis, nitida, apice
plerumque castanea, basi pallidior. Semina
J. isolepoides N. ab. Es. in sched. et in Linnaea 1847, XX.,
p. 244 (pro parte)
a genuinus. Tota planta (in statu sicco) fuscescens.
Inflorescentia decomposita. Capitula minora; flores
acutanguli, squarrosi. Tepala fusco-str am inea, interna
superne ferruginea vel fere castanea. Stamina tepalis in-
ternis J breviora, filamenta lata brevissima.
ß viridescens. Tota planta (in statu sicco) virides-
cens. Inflorescentia composita, raro decomposita. C a-
456
pitula majora; flore^ obtusanguli. Tepala virides-
ccntia, interna apice fcrruginca. Stamina tepalis internis
1 brcviora, filamcnta angustata, anthcrae filamentis fere
4 plo longiores.
Die Var. t( : an einem Bache in der Kluft nach der Van-
Kamps-Iiai; November und December; Eckion (Nr. 24 und 12;
Meyer) ;
die Var. i: Hügel am Butfeljagdrivier, von Zwellendam bis
Rietkuil auf Hügeln, 1—2000 Kuss; Oktober (Zeyher, Nr. 4319);
ferner: in schwerer kieselartiger Lehmerde 1. und 2. Höhe,
Hottentotts-Holland, Oktober (Zeyher, No. 46) daselbst, Sep-
tember (Eckion Nr. 14; hb. E. Meyer).
Ausserdem liegen Exemplare von Hottentotts-Holland vor,
(leg. üueinzius), welche mehr der Varietät ß gleichen, aber in
Wuchs und Verzweigung grösser, beziehungsweise stärker sind
(auf sie beziehen sich die oben in Klammer gesetzten Grössen-
angaben). Sie sind aber derart von Wurm- oder Mottenfrass
ramponirt, dass ich mir über den Bau der innern Blütlrentheile
kein sicheres Urtheil bilden konnte. — Endlich ziehe ich noch
hierher ein einzelnes in Knospen stehendes Exemplar des Sonder*-
schen Ilcrbars, welches nur mit 83 bezeichnet ist, was wohl den
Standort: Stellenbosch bedeutet; es scheint sich der var. a an-
zuschliessen.
Ich glaube annehmen zu dürfen, dass beide Varietäten bei
fortschreitender Kenntniss der Juncaceen vom Gap als wohl
unterschiedene Species anzuerkennen sein werden und habe dess-
halb die Namen so gewählt, dass sie event. ohne Bereicherung
der Synonymie als Spccies-Namen weiter gebraucht werden können.
Die Färbung der Pflanze, ihre Verzweigung und manches andere
Kennzeichen lassen sie auf den ersten Blick ziemlich verschieden
erscheinen, da indessen die Gueinzius'schen Exemplare zwischen
beiden Varietäten zu stehen scheinen und es nicht möglich ist,
sie nach Früchten und Samen zu diagnosticiren, so habe ich es
vorgezogen, sie für jetzt zu vereinigen. Ich habe indessen her-
vorzuheben, dass auch der innere Bau der Stengel verschieden
ist. J. inaequalis genuinus hat ein grosses, im Mittelpunkte oft
schwindendes Mark und getrenntliegcnde Gefässbündel, während
bei J. inaequalis viridescens das Mark sehr klein ist und die Ge-
fässbündel sich fast seitwärts berühren.
Den Namen J. isolepoides N. ab. Es. habe ich nicht ange-
nommen, da er von Nees selbst sowohl für Exemplare des J.
cephalotes Thbg. var. varius Buchenau, als des J. inaequalis var.
viridescens Bchn. gebraucht worden ist, Pflanzen, deren Ver-
einigung zu einer Species mir der Natur zu widerstreiten scheint.
Ich würde den Namen ganz unterdrückt haben, wenn er nicht
bereits in Drege's oben citirter Arbeit gedruckt vorläge.
Abbildungen: Taf. VIII., rechts.
Fig. 1. Ein Exemplar in natürlicher Grösse, der var. ge-
457
nuinus Buchn. angehörig, gesammelt von Eckion an einem Bache
in der Kluft nach der Van-Kamps-Bai.
Fig. 2. Blüthe des Exemplares Nr. 1. Die rechte Seite
der Blüthe ist die obere, nach der Achse zu fallende.
Fig. 2 a. Aeusseres Perigonblatt von der Seite gesehen.
Fig. 2b. Inneres Perigonblatt mit zwei Staubgefässen ; die
häutigen Ränder sind eingeschlagen.
Fig. 3. Pistill aus einer eben geöfifneten Blüthe.
Fig. 4. Reife Frucht.
Fig. 5. Diagramm der Blüthe. Die Frucht nach einem
Querschnitte. Perigon und Staubgefässe halbschematisch.
Fig. 2 — 5 in zehnfacher Vergrösserung.
Fig. 6. Querschnitt durch einen Stengel von 1; er ist sehr
schwach zusammengedrückt. In der Mitte des Markes eine un-
regelmässige Lücke»
20) J. altus Buchenau.
Annuus. Radix fibrosa. Specimen unicum perfectum uni-
caule, 37 cm. altum. Caulis erectus, simplex, aphyl-
lus, graciliSjSubcompressus, plurisulcatus, in statu
sicco inconspicue scabriusculus interdum cavus. Folia
erecta, plana, caule multo breviora, usque fere 12 cm.
longa, 5 mm. lata, linearia, sensim acutata, breviter mucronata,
marginibus laevibus, basi anguste hyalinis, non auriculatis.
Inflorescentia terminalis, composita vel decom-
posita; capitula 3 — 8 (et ultra?) magna (diam. 10— 13 mm.),
8—16 flora. Bracteae omnes hypsophyllinae, capitulis
breviores; bracteae florum singulorum iis plus quam duplo
breviores, lato-lanceolatae, acutatae. Fl o res plus minus pedun-
culati, 5 mm. longi. Tepala inaequalia, interna fere ^
longiora, externa lanceolata, mucronato-acutata,
medio dorsi impellucida, pallide ferruginea (in statu sicco stra-
minea) marginibus stramineis pellucidis; interna oblonga,
obtusa, medio dorsi impellucida, pallide ferruginea (in statu
sicco saepe straminea), lateribus superne vel ferruginea
vel fere castanea, marginibus latis alb o-hyalinis.
Stamina sex tep. internis J breviora. Filamenta
linearia, antheris ^ breviora ; antherae lineares flavidae. Pistillum
Stilus longus. Stigmata Capsula (fere
matura) trigono-prismatica, angulis rotundis, breviter mucronata,
trilocularis. Semina parva, 0,3—0,3 5 mm. longa, oblique
ovata, breviter apiculata, indistincte transversim reticulata, ferru-
ginea.
Zwellendam, auf Hügeln zwischen Puspasvalei und Koch-
manskloof und Bergplätzen bei Voormansbosch, 1000— 4000 Fuss;
November (Eckion und Zeyher, Standort Nr. 96).
Diese Pflanze, von der mir ein vollständiges Exemplar und
zwei einzelne Stengel vorliegen, schliesst sich dem J. inaequalis
in vielen Stücken nahe an, unterscheidet sich aber leicht von
\
458
ihm durch den hohen schlanken, die Blatter weit überragenden
2StengeI und die grossen, ziemlich reicliblüthigen Köpfchen.
21) Juncus pictus Steud.
Annuus. Kadix iibrosa. Planta pluricaulis; caules foliaque
erecta. C aulis simplex, aphyllus, scapiformis, 8 — 15 rar o
— 24cm. altus, sulcatus sub lente subtiliter scabri-
usculus. Folia linearia, rigida erecta (1 — 1,5 mm. lata)
caulibus ca. dimidio breviora, plana, longe aeatata, ple-
rumque in mucronem nigrum terrainans, marginibus laevibus,
basi subdilatata, hie marginibus angustis hyalinis
non auriculatis. Iniflorescentia terminalis; capitulum soli-
tarium vel 2 (altero stipitato), pauci (2—6) flora. Bracteae
hyalinae, floribus duplo breviores, late ovatae, in apicem
nigrum sive fuscum acutatae. Flores breviter pedunculati 5 mm.
longi. Tepala alba, medio pallide viridia, apice
eleganter maculis purpur eo-n igris notata, exteriora
breviora lanceolata acutata, sivi mucronata, interiora longiora
obovato-lanceolata, marginibus hyalinis involutis. S t am i n a sex.
Fi*lamenta brevia. Antherae longa e, rectangulae, lineares-
filamentis fere quadruple longiores. Ovarium obtuse- trigo-
nuni. Stilus longus, ovario longior. Stigmata tria, longa,
contorta. Capsula exserta, trigono-prismatica, breviter mucro-
nata, angulis obtusis; faciebus canaliculatis, trilocularis, Stramin ea,
nitida, apice purpurea-nigra. Semina pauca, magna, 0,7 mm.
longa, ferruginea (immatura).
li. G. Steudel, Syn. plant, glum. 1855, IL, p. 305.
Camisberge: bei Lelicfontain, Höhen am Fusse des Esels-
kop, 4-5000 Fuss; <S. November 18:30; Drege Nr. 2472 a.
Eine ausgezeichnete Art, welche sofort an den auffallend kurzen
äussern Perigontheilcn und der zierlichen Färbung des Perigons
zu erkennen ist. Die Blätter besitzen weder eine Ligula noch
Blattöhrchen. Steudel zählt die Pflanze zu den dreimännigen
Arten; sie ist aber ganz bestimmt sechsmännig. — Die meisten
gesammelten Exemplare (die Art scheint nur einmal gefunden
worden zu sein) haben Knospen, von denen die ältesten eben
blühreif sind. Nur ein Exemplar des Königlichen Herbariums
zu Berlin besitzt halbreife Früchte und hat daher das Material
für die obigen Angaben in Betreff der Frucht und Samen ge-
liefert.
Steudel erwähnt eine Form: caule humillimo (vix pollicari)
floribus in apice solitariis usque ternis, dies ist aber die von
mir als J, parvulus E. M. et Fr. B. beschriebene Art. — Wie
Steudel dazu kommt, den Junctus pictus unter die dreimännigen
Arten zu versetzen, ist mir völlig unerfindlich.
Ausgezeichnet ist der Querschnitt des Stengels (Fig. 6). Die
Zellen der Oberhaut erheben sich zu sehr charakteristischen,
meistens spitzen warzenförmigen Fortsätzen, welche bei geringen
r-.
r
459
Vergrösserungen wie kurze Stacheln erscheinen ; die Gefässbündel
sind in Folge der starken Entwickelung der stark verdickten
Zellen, welche die Gefässe namentlich auf der äusseren Seite
umgeben, ungemein gross; die Epidermisliegt ihnen ohne Chlo-
rophyll-führende Zwischenschicht auf und auch für das Mark ist
zwischen ihnen nur ein sehr kleiner Raum übrig.
Kunth hat auf einem Zettel seines Herbariums, auf welchen
er Zeichnungen und diagnostische Bemerkungen geschrieben
hatte, die Bemerkung hinzugefügt: certe Status junior Junci ca-
pensis nostri Es würde diese Bemerkung völlig unbegreiflich
sein, da J. pictus in nahezu allen Kennzeichen von J. capensis
abweicht, wenn nicht Kunth unter dem Eindrucke der peremto-
rischen Behauptung Ernst Meyer's gestanden hätte, dass die
ausserordentlich verschiedenen, von dem Letztern unter dem
Namen J. capensis zusammengefassten Pflanzen sämratlich durch
üebergänge mit einander verbunden seien, und dass er sehr ver-
schiedene Formen aus demselben Rhizome habe entspringen
sehen.
Abbildungen: Tafel VL, rechts.
Fig. L Eine Blüthe; die charakteristische Färbung der
Perigonblätter tritt sehr deutlich hervor.
Fig. la. Inneres Perigonblatt mit dem Staubgefässe ; die
häutigen Bänder sind auseinander gebogen;
Fig. Ib. Aeusseres Perigonblatt mit dem vor ihm stehenden
Staubgefässe von der Seite gesehen. — Fig. 1 a und 1 b sind
aus einer etwas Jüngern Blüthe genommen als 1 ist.
Fig. 2. Völlig entwickeltes Staubgefäss aus 1.
Fig. 3. Pistill und Staubgefäss aus einer Knospe.
F i g. 4. Halbreife Frucht, noch mit dem Griffel gekrönt.
Fig. 5. Diagramm einer Blüthe; die Frucht nach einem
Querschnitte, das Uebrige halbschematisch.
Fig. la— 5 sind in zehnfacher Vergrösserung dargestellt.
Fig. 6. Querschnitt durch einen Stengel. Im Marke sind
die einzelnen Zellenlumina dargestellt, lieber die eigenthümliche
Bildung der Epidermis siehe die obenstehenden Bemerkungen.
Die Abbildung eines ganzen Exemplares dieser Art musste
aus Mangel an Raum unterbleiben, ihre Kennzeichen sind aber
so ausgezeichnet, dass sie auch nach den Analysen leicht er-
kannt werden wird.
22)Juncus subglandulosus Steud. (char. emend.)
A n n u u s , pluricaulis. Tota planta pallida. C a u 1 i s *) 29 — 33
cm. altus, erectus, indistincte angullatus, valleculatus,
aphyllus, in statu sicco minime scaber, cavus. Folia basilaria,
8 — 21 cm. longa, usque 2,5 mm. lata, plana, basi dilatata,
*) specimen unicum suppetit!
460
nibescentia alboniargiiiata, superne plana, apice acntata.
Infi or es conti !i tenninalis, iinibellif ormis, compo sita, e
capitulo terniinali scssili et 2 — 4 lateralibus formata; bractea
intinia (-apituliim terminale subaequans foliacca, ccterae breviora
bypsophyllinac. Flores niaxiini, usque 8 mm. lODgi, bre-
viter pedunculat i, in statu sicco pallide straminei.
Tepala externa lanceolata, acuta, sub apice graeiliter
niucronata. interna niulto longiora, Iate-1 anccolata,
obtusa, sed ob niargines involutos saepe acuta, omnia medio
dorsi impellucida subi*ugosa, sub apice ferrugineo - straminea,
marginibus latis nienibranaceis, externa uninervia, interna
trinervia. St am in a sex, tepalis duplo breviora (?), antherae
late-lineares, filanientis brevissiniis (V) multoties longiora. 0 varium
trigono - prismaticum, angulis rotundis, faciebus canaliculatis,
perfeete triloculare pallide ferrugineum. Stilus longus filiformis
pallide ferrugineus; Stigmata 3, longa, contorta. Fructus
. . . S c m i n a . . .
K. (1. Steudel, Synopsis plantarum glumaceamm, 1855, 11.,
pag. :)oa.
Witbergen , ö — 6000 Fuss. Januar. — Drege , No. 8795
pro parte.
Diese schöne Pflanze liegt mir leider nur in einem Exemplare
aus dem Sonder'schen Herbarium vor; sie ist durch den schlanken
Stengel, den doldenförmigen Tdüthenstand, die grossen stroh-
farbenen Klüthen und die sehr ungleich langen Perigonblätter
ausgezeichnet.
Sie ist bereits die dritte Pflanzenart, welche unter der No.
S7()r) von Drrgc nachgewiesen wird. Die llauptmenge von Pflanzen,
welche diese No. trägt, stellt den Juncus scabriusculus Kth. dar;
zwischen denselben finden sich weiter, wie schon Kuuth bei der
Heschreibung dieser Pflanze (Enum. jdant. 1841, III., p. 355),
erwähnt, einzelne Kxemplare von J. bufonius L., welche stets
einer Zwcrgl'onn dieser Art angehören.
Endlich haben auch die (in der Originalsammlung off'enbar
spärlich vorhandenenen") Kxemplare des J. subglandulosus diese
Nummer. Ich habe freilich lange gezweifelt, ob ich die mir vor-
liegende Pflanze für J. subglandulosus ansprechen dürfe und
nicht etwa für eine neue Art halten müsse, denn die folia
angustissima (A — .1'" lata) und die sepala lanceolata . . . acumi-
nata, interiora vix breviora der Steudelschen Diagnose finden
sich hei meiner Pflanze durchaus nicht. Der Widerspruch löst
sich aber wohl dadurch, dass Steudel ott'enbar nur ein schwächliches
und noch wenig entwickeltes Kxemplar vor sich gehabt hat;
an den Mlüthenknospen siml die innern Perigontheile noch nicht
länger, als die äusseren. Dafür spricht auch das capitulum
plerum(iue solitarium , quaniUxine ternatum. Die Steudersche
Diagnose ist aber äusserst flüchtig und ungenügend abgefasst,
^Steudel beschreibt z. H. den Stengel als: caulis compressus
len^sl) und habe ich mich daher genöthigt gesehen, eine ganz
neue Beschreibung zu entwerfen. Leider genügt das mir vorlie-
461
gende Exemplar nicht, um den Juncus subglandulosus genügend
zu charakterisiren. Ich habe auf Taf. VI. die weitest ausgebildete
Blüthe abgebildet, aber auch sie ist erst in dem Stadium des
Aufblühens, und es ist daher sehr wohl möglich, dass die Längen-
verhältnisse der Staubgefässe sich bei weiterer Entwickelung noch
ändern, ebenso wie auch an den meisten Knospen die innern
Perigonblätter bei weitem noch nicht so lang sind, als Fig. 2
sie darstellt. — Frucht und Samen bleiben für jetzt noch ganz
unbekannt.
Der Stengel zeigt auf dem Querschnitt eine starke Rinden-
schicht; die Fibrovasalsträuge sind klein und liegen von einander
entfernt; in der Mitte des Markes findet sich eine durch Schwinden
des Markes entstandene unregelmassige Höhlung.
Abbildungen: Tafel VI., links.
Fig. 1. Das einzige mir vorliegende Exemplar dieser Art
in natürlicher Grösse. An den Blüthen tritt, weil dieselben sich
zum grössten Theile noch im Knospenzustande befinden, die
ungleiche Länge der innern und äussern Perigontheile nur wenig
hervor.
Fig. 2. Eine der entwickeltsten Blüthen aus 1. Die innern
Perigontheile sind ungewöhnlich viel länger als die äussern.
Fig. 2 a. Aeusseres Perigonblatt mit dem vor ihm stehenden
Staubgefässe.
Fig. 2b. Inneres Perigonblatt mit zwei Staubgefässen ; die
breithäutigen Ränder sind nach innen umgeschlagen.
Fig. 2c. Das Pistill aus der Blüthe 2.
Fig. 3. Querschnitt durch den StengeL Im Centrum eine
unbestimmt begrenzte Höhlung. Die Rinde bildet nur ganz
einzelne Hervorragungen (Rauhigkeiten).
B. Perennes.
Vorbemerkung.
Die Gruppe der Junci graminifolii perennes umfasst eine
grosse Reihe von Formen, welche ich im Nachstehenden in sieben
Arten zu gliedern versucht habe. Alle diese Formen sind ende-
misch. Sie bilden unbedingt die schwierigste Gruppe von Formen
aus der Gattung Juncus, welche mir bis jetzt bekannt geworden
ist — Zwei von den sieben Arten unterscheiden sich von den
übrigen bedeutend und lassen nicht den mindesten Zweifel in
Betreff ihrer Abgrenzung übrig. Es sind dies J. Dregeanus, der
durch den sehr kurzen Griffel, die sehr kurz bespitzte Kapsel,
die kleinen Antheren und die meistens verminderte Anzahl von
Staubgefässen ausgezeichnet ist und J. lomatophyllus, dessen
Hauptkennzeichen in dem runden oder stumpfkantigen Stengel,
der Bildung niederliegcnder und beblätterter Sprosse, der ganz
ungewöhnlichen Breite der Blätter und den geschlossenen Blatt-
scheiden bestehen. Von den fünf übrigen Arten ist der Juncus
462
Sonderianus Buchn. leicht zu erkennen, die vier andern Arten
dagegen stehen sich ausserordentlich nahe; indessen habe ich
zwischen dem ungewöhnlich formenreichen (und von mir in fünf
Subspecies gegliederten) J. capensis einerseits und dem J. ano-
nymus, indescriptus und acutangulus andererseits keine ver-
mittelnden Uebergänge beobachtet und halte mich desshalb f&r
berechtigt, die drei letztgenannten Pflanzen als eigene Arten zu
beschreiben, während J. capensis noch eine grosse Reihe von
Formen umfasst, welche aber durch Mittelformen verbunden sind.
— Wie nahe sich aber alle diese Arten stehen, zeigt sich darin,
dass ich für den an der Spitze dieser Aufzählung stehenden
Conspectus specierum den Ilauptwerth auf ein künstliches Kenn-
zeichen, die grössere oder geringere Anzahl von Blüthen legen
musste, wodurch die äusserste Form des J. capensis (subspecies I
longifolius, var. a strictissimus) von den andern Formen dieser
Art abgetrennt wird. — Diese Juncus-Arten wiederholen mithin,
wenn auch nur in beschränktem Rahmen das Bild, welches die
eigentlichen Cap'schen Gattungen Erica, Aspalathus, Pelargonium,
Mesembryanthemum u. s. w. gewähren : eine grosse Anzahl von
einander nahe stehenden und überdies noch sehr veränderlichen
Arten. Bei dem Studium der Juncus-Formen konnte ich mich
dem Eindrucke nicht entziehen, dass ich es hier mit einer Gruppe
zu thun hatte, welche noch neuerdings stark variirt hat und
vielleicht selbst jetzt noch in Bildung neuer Species begriffen
ist. Das Studium dieser Gruppe in der freien Natur würde unter
diesen Umständen ein grosses Interesse gewähren. Ich glaube
mich der Hoffnung hingeben zu dürfen, dass durch ein solches
Studium die von mir gewählten Gesichtspunkte für die Gliederung
sich im Ganzen und Grossen als naturgcmäss bewähren würden.
Möglich freilich, dass auch zwischen dem reichen Formenkreise
von J. capensis einerseits und den Arten J. acutangulus, anony-
mus und indescriptus noch Zwischenfonnen aufgefunden werden,
so dass wir dann genöthigt sein würden, auch diese drei Arten
noch als Formen des Ersteren aufzufassen. — Die fortschreitende
Ausgliederung von Formen, in der diese Gruppe sich offen-
bar noch befindet, dürfte freilich wohl durch das Eingreifen des
Menschen mit seiner Cultur vielfach gestört werden. In den
vorzugsweise Schaf-züchtenden Gegenden der Colonie sind die
Wirkungen dieser Eingriffe nach den Schilderungen von J. Shaw
(Journ. of the Linn. Society, 1874, XIV, p. 202) bereits wahr-
haft entsetzliche, doch ist zu hoffen, dass die mehr ackerbau-
treibenden Gegenden vor jenem Aeussersten bewahrt bleiben,
und dass die Legislative auch Massregeln zum Schutze der Flora
in den ersterwähnten Districten finden wird. — Jedenfalls aber
dürfte die Zeit für eine etwaige weitere ungestörte Entfaltung
der Formenkreise der Cappflanzen vorüber sein.
23) Juncus Dregeanus Kunth.
Perennis, caepitosus. Rhizoma crassum, verticale;
\
\
463
radices filiformes, fibrosae. Gaules erecti, 18- 45 (plerumque
25 — 35) cm. alti, compressi (in statu sicco saepe unisulcati)
indistincte valleculati, plerumque stricti, aphylli. Folia
(basilaria) erecta 10—35 (plerumque 15—25) cm. longa, plana
basi dilatata (usque 5 mm.) ibidem anguste hyalino-margi- \
nata superne mox angustata (1 — 1,ö mm.), lamina in statu y
sicco canaliculata, ecarinata, apice in mucronem fuscum producta;
auriculae desunt. Inflorescentia terminalis compo-
sita vei decomposita, brevis, saepe conglomerata, \
capitulis lateralibus 2—6, vel ultra, breviter pedunculatis. \
Bractea infima, vel 2 infimae foliaceae, inflorescentiam plerum-
que superantes, ceterae hypsophyllinae; bracteae forum singu-
lorum late lanceolatae, hyalinae, longe mucronatae. Capitula
multiflora, subglobosa, diam. 6—8 mm. Flor es breviter
pedunculati, 3—3,5 mm. longi, plerumque 3-andri, rarius
4,5 et 6- andri. Tepala aequilonga, vel externa sublon-
giora, medio dorsi olivaceo-straminea, lateribus ferrugineis (in
statu humido saepe castaneis), marginibus hyalinis, tepala
externa lanceolata, acutato- mucronata, interna ovalia,
obtusissima (sed ob margines latos albo-hyalinos involutos
saepe acuta videntur). Stamina 3 (rarius 4, 5, 6) tep'alis
ca. dimidio breviora; filamenta filiformia; antherae ovatae,
filamentis duplo breviores. Ovarium trigono-ovatum ; Stylus
brevissimus deciduus, Stigmata 3 brevia (?) convoluta (?)
Capsula tepalis subbrevior trigono-prismati ca, an-
gulis obtusis, faciebus canaliculatis, brevis sime apicu-
lata, trilocularis, nitida, superne castanea, vel pallide-ca-
stanea, inferne straminea. Semina numerosa, minuta,
(0,3-0,3 5 mm. longa) ovata, breviter apiculata, regulariter trans-
versim reticulata, feriuginea.
C. S. Kunth, Enumeratio plantarum 1841, III., p. 344 (char.
emend.).
J. cephalotes Thunberg, Prodr. plant, cap. 1794, L, p. 66 et
flora capensis 1823, L, p. 337 pro parte (Herbar. Thunberg
schedula /? pro parte).
Variat
a genuiuus. Capitula lateralia pedunculata, pe-
dunculis erectis.
(Forma tenuis, pallida, flaccida hujus varietatis est planta
authentica celeberrimi Kunth : Drege, No. 4387 ; similis est Drege
1604e.)
ß conglomeratus. Capitula lateralia breviter
pedunculata; inflorescentia plus minus con-
globata (Hie: „Hassagaibosch," E. und Z. et „District
Albany," Eckl.). — J. cephalotes La Harpe v. conglo-
merata N. V. Es. in sched. et in Linnaea,1844,p. 244, No. 10.
Y submonocephalus. Planta parva. Inflores-
centia e capitulis paucis conglobata.
J. submonocephalus Steudel, Syn. Glum., 1855, IL, p. 303 (?)
(Drege 1604 f.).
464
Worcestcr, November und Uitenhaag, December (Eckion und
Zeyher; vertheilt mit der gedruckten Etikette: „ J. capensis
Thbg. var. 1. 11. et 2. 12); District Albany, Gegend um Grahams-
Town, 2. und 3. Höhe, Januar (Eckion); an feuchten Stellen am
Zwarlkopsrivier, 1. Höhe, December (1829) (Zeyher, Nr. 13, 101,
779 und 899 pro parte*) ; dies ist vielleicht dieselbe Stelle, welche
auf der vorerwähnten Etikette durch 2, 12 angedeutet ist, da
Uitenhaag am Zwartkopsrivier liegt); Albany, auf grasreichen
Hügeln bei Grahamstown 1500— 2500 Fuss; Januar (Eckion und
Zeyher) 3 Hassagaibosch, 3. Höhe, Januar (E. und Z., Drege 10).
Auch am Teufclsberge fehlt die Pflanze nicht, wie ein Stengel
beweist, der sich zwischen Eckion Nr. 35 = Juncus capensis
Thbg. subspecies H angustifolius var. Ecklonii Bchn. vorfand
(hb. Sonderi); der genauere Fundort ist: Am Rande eines Baches
bei Geele Kley am Teufelsberge, 2. Höhe; 24. December 1826.
— „Südafrikanische Küste zwischen der Capcolonie und Port
Natal, Drege, Nr. 4387**; (Kunth auf einer Originaletikette des
Königl. Herbariums zu Berlin; — die Pflanze und die Nummer
fehlen in dem von E. Meyer in der Flora 1843 mitgetheilten
Drege'schen Standorts-Verzeichuisse). — Zwischen Vanstaadesberg
und Bethelsdorp, unter 1000 Fuss, December (Drege 1604 b zum
Theil; die andern unter dieser Nummer ausgegebenen Pflanzen
stellen den J. singularis Steud. dar. Vishrivier, unter 1000 Fuss,
Januar (Drege, 1604 c); Kromrivier, an grasreichen Oertern und
feuchten Stellen in Gestrüpp, in einem hochgelegenen Thale,
unter 1000 Fuss, Mai (Drege, 1604f); dies ist der J. submonoce-
phalus Steud.); Capland (Drege, 1604 i); der nähere Standort
fehlt in dem Drege'schen Standorts-Verzeichnisse, endlich Nr.
4447 (hb. E. Meyer, ohne jeden nähern Standort).
Der Juncus Dregeanus Kunth bildet eine sehr charak-
teristische Pflanze, welche an den graden aufrechten Blättern,
dem zusammengedrückten Stengel, den ovalen, nicht linealischen
Staubbeuteln, dem sehr kurzen Griffel und den ganz ungewöhn-
lich kleinen Samen leicht kenntlich ist.
Die Art ist nach meiner Auffassung ziemlich variabel. Die
Varietät mit gestielten seitlichen Köpfchen erinnert auffallend an
die hohen Waldformen von Luzula campestris mit aufrechten
Aehrenstielen. Die Farbe ihrer Blüthen geht gewöhnlich mehr
ins Kastanienbraune. Die Varietät mit mehr geknäueltem Blüthen-
stande hat eine mehr an das Oelgrüne oder Leberfarbene erinnernde
Blütheufarbe.
*) Die andern Exemplare der Nummer 899 sind r= J. capensis Thbg., subsp.
II. angustifolius, var. y Ecklonii. Der Juncus Dregeanus ist am Zwartkops-
rivier, Uitenhaag, von E. und Z. in zwei verschiedenen Jahren im December
gesammelt worden. Die erstgesammelten Pflanzen waren der Sendung von 1828
beigefügt. Dann wurde sie im December 18'J9 wieder von ihnen gesammelt
und diese Exemplare sind mit: «1828, Nr. 899" bezeichnet, was offenbar eine
Hindeutung auf die Pflanze der ifrtiheren Sendung sein soll.
465
Kunth hat nur schlafife, blasse, wenig- ährige Pflanzen vor sich
gehabt und musste desshalb die von ihm aufgestellte Diagnose
mehrfach abgeändert werden.
Steudel's Diagnose passt in mehreren Stücken nicht auf
das mir vorliegende Exemplar von Drege 1604 f.; indessen hat
Herr Dr. Sonder ausdrücklich auf der Etikette bemerkt, dass
diese Pflanze = J. submonocephalus Steudel ist und auf SteudePsche
Diagnosen ist bekanntlich kein grosses Gewicht zu legen; vielleicht
sind unter jener Bezeichnung auch geknäuelte Formen verschiedener
Arten, namentlich des J. Sonderianus Bchn. mit verstanden.
Nach Steudel's Diagnose ist dies nicht mehr zu eruiren.
Ernst Meyer hat, wie aus eigenhändigen Etiketten hervorgeht,
die ihm vorliegenden Exemplare für Juncus capensis y angusti-
folius gehalten; den Juncus Dregeanus hat er (vergl. auch das
von ihm mitgetheilte Drege'sche Verzeichniss in Flora 1843)
nicht erkannt.
Zweifelhaft bleibt mir bei dieser Art der Bau der Narben.
Niemals fand ich sie aufgerichtet und (soweit es die Länge des
Griffels erlaubt haben würde) aus der Blüthe hervorragend. Bei
Untersuchung der Knospen fand ich drei noch kurze Narben-
schenkel, welche aber herabgeschlagen waren; vielleicht richten
sie sich niemals in die Höhe. Auf halb oder ganz reifen Früchten
fehlen sie meistens, da der Griffel sehr hinfällig ist; in den Fällen,
in denen ich sie beobachtete, waren sie zu unregelmässigen
Knäueln zusammengewickelt.
Abbildungen: Tafel IX., links.
Fig. 1. Ein Exemplar in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Blüthe mit der Frucht; sie ist ziemlich lang gestielt;
links liegt die obere (hintere) Seite derselben.
Fig. 2a. Aeusseres Perigonblatt von der Seite gesehen.
Stachelspitze zwar nicht so lang aber deutlich hervortretend.
Fig. 2b. Ein inneres Perigonblatt mit entfalteten weiss-
häutigen Rändern und einem Staubgefässe« Ein Blick auf die
Figur lehrt sofort, dass das Staubgefäss nicht vor dem innern
Perigonblatte, sondern vor dem benachbarten (hier abgelösten)
äussern Perigonblatte stand.
Fig. 3. Ziemlich reife Kapsel.
Fig. 3 a. Eine Fruchtklappe dieser Kapsel von innen gesehen ;
die Placenta verläuft bis in die Spitze.
Fig. 4. Eine andere, noch reifere Frucht. Narbe aber doch
noch besser erhalten, als bei 3.
Fig. 5. Samen aus Kapsel Fig. 3. Die Samen sind auf-
fallend klein (nur 0,3—0,3 5 mm. lang).
Fig. 6. Diagramm, die Kapsel nach einem Querschnitte,
das üebrige halbschematisch. Die Kapsel ist vollständig drei-
fächerig; die äussern Perigonblätter sind lange nicht so scharf-
kantig, als bei J. singularis (vergl. dieselbe Tafel). Die drei
innern Staubgefässe fehlen sehr häufig.
Fig. 7. Querschnitt durch einen nicht sehr starken Stengel.
IV. Juni 1875. 80
466
Sänimtliche Figuren nach einem Drege'schen Exemplare, nur
Fig. 4 und 7 nach einem Exemplare von Hassagaibosch.
24) J. lomatophyllus Spreng.
Pcrennis, stolonifer. Rh izoma horizontale, diametro 2— 4
mm., surculos horizontales apice ciirvatos, foliiferos, e nodis
saepe radicantes emittens. Caulis erectus, scapiformis, 25 — 80
cm. altus, subangulatus*) in statu sicco sulcatus, in statu humido
indistincte valleculatus, cavus. Folia plana, late-linearia vel
lanceolata,**) 10-35 cm. longa et ultra, 8 — 15 mm. lata,
basi dilatata, multinervia, viridia, basi et dorso saepe rubes-
centia, margine usque fere ad apicem angusto hyaline, basi latiore,
apice mucronato-acutata; vagina clausa; auriculaeetliguladesunt
Inflorescentia terminalis, magna, supradecomposita, raro
in var. y paucicapitata ; rami primanii erecti. Bracteae infimae
frondescentes. usque 4 cm. longae, ceterae hypsophyllinae.
Bracteae florum lanceolatae, acutatae, hyalinae, nervo et apice
colorato. Capitula multi (12 — 20) flora, hemisphaerica,
diametro 8-9 mm., in var. / 10—12 mm. Flores breviter
pedunculati, 4 — 5 mm. longi, trianguläres. Tepala aequilonga
vel externa sublongiora, externa lanceolata, carinata,
in aristam nigram vel castaneam acutata, medio ferruginea,
marginibus latis membranaceis, interna oblonga obtusissima
vel emarginata, medio ferruginea vel pallide-castanea, mar-
ginibus latissimis hyalinis, plerumque involutis. Stamina sex,
tepalis } breviora; filamenta brevia linearia ; antherae lineares
tiavidae, filamentis fere duplo longiores. — Ovarium oblongum
subtrigonum; stilus filiformis, ovario longior; Stigmata longis-
sima, exserta, rubra. Capsula perigonio brevior, triangu-
lari-prismatica, lateribus sulcatis, longo mucronata,
trilocularis. Semina pauca, magna, 0,r>— 0,o mm. longa,
oblique-ovata, apiculata, ferruginea; membrana externa in statu
humido laxa, in statu sicco irregulariter costata et longitudinaliter
reticulata.
var. ß hitescens. Tota planta luxurians; specimen herbarii
Sonderi ca. 60 cm. altum, foliis usque '22 mm. latis, usque 50
cm. longis, luteo-viridibus. Inflorescentia supradecomposita,
capitula ca. 140 gerens, laxa diffusa. Capitula magna, diametro
10— 14mm., pallide lutescentia; flores magni 5 usque fere
7 mm. longi.
var. y aristatus; capitulis paucis, majoribus, diam.
*) Jicrj^ius liJit zu einein sehr kurz])l}ittri<^en Exemplare, welches sich im
KJhii«»!. ileih/iriiim zn J Berlin beündet, die Diagnose hinzugefügt: Folia lanceolata
basi lata, amplexicaulia, margine membranacea. Scapus pentagonus. Flores
cymosi. Pedunculi angulati. Regelmässig fünt'kantig habe ich aber den Stengel
nicht gefunden und daher auch diesen Ausdruck nicht in meine Diagnose auf-
gononnnen.
**) In turiouibus depauperatis angustis (vide infra).
467
10—12 mm., aristis tepalorum externorum longioribus,
tepala interna conspicue superantibus.
J. cephalotes Thbg., Prodr. plant cap. 1794, L, p. 66 et
flora capensis, 1823, L, p. 337, pro parte (schedula her-
barii /?, pro parte et ())
J. cymosus De Lamarck, Dictionaire raethodique, botanique,
1789, III., p. 2()7 (species mixta).
J. lomatophyllus K. Sprengel, Neue Entdeckungen im
ganzen Umfange der Pflanzenkunde, 1821, IL, p. 108.
J. capensis var. latifolius E. M. Synopsis Juncorum, 1822,
p. 48, et autores fere omnes sequentes, nee. J. capen-
sis Thbg.
Fundorte :
Bergplätze bei der Capstadt, bis 2000 Fuss, October (Eckion
und Zeyher) ; in einem Bache auf der nördlichen Seite des Tcufels-
berges, zweite Höhe; 24. December 1826 (No. 50 und 896 ; Eckion);
an Gräben und Bächen am Teufelsberge, November 1815, Beginn
der Blüthe (Bergius); in der Capfläche bei Wynberg (Eckion,
1842); Kerstenbosch am Tafelberg; 18. Februar 1816 (Bergius);
Tafelberg, Jan. 1817 (Hundt, die var. aristata) ; zwischen Felsen-
ritzen auf dem Gipfel des Tafelberges; Januar 1828 (No. 26, Eckion);
in einer Eichenholzung an Bächen auf der nördlichen Seite des
Tafelberges; December 1827 (Eckion No. 25; ein vollständig ver-
grüntes schlaffes Exemplar ;) sumpfige Stellen am Zwartkopsrivier
(Zeyher? No. 98, hb. Berol.); von Kampsbai, November (Eckion
und Zeyher. — Hottentottsholland (Gueinzius); — Dutoitskloof,
2—3000 Fuss, October — Januar (Drege a;*) dies ist die var.
lutescens); Zwartkopsrivier, an steinigen Orten, zwischen Gebüsch
und im Flussbette, unter 100 Fuss, (Drege d**); Bergrivier,
sandige Ufer unter 500 Fuss, 14 November 1827 (Drege e; No.
8788, hb. E. M., Exemplare in Knospen); Dutoitskloof, 1—2000
Fuss; October bis Januar (Drege, f ; dies ist die var. aristatus***);
Tafelberg (siehe auch oben unter den Ecklon'schen Pflanzen;
Droge g und h; die Letzteren sind kleine Pflanzen mit ganz
veikümmerten Blüthen); Gnadenthal (in den Klüften und an
felsigen, meistens feuchten, schattigen Bergplätzen, 2 — 3000 Fuss.
October (Droge, i; ein Exemplar ebenso wie h mit schwach ent-
wickelten Blättern und ganz verkommenen Blüthen).
Wahrscheinlich von Eckion gesammelt sind zwei sehr lang-
blättrige und auch im Blüthenstande schlaffe Exemplare des
*) Die wahr.scheinlich von Drcj^o's Hand selbst geschriebene Ktikettci in
Meyer's Herbarium lautet: Dutoisklooft , am grossen Wasserfall, auf Felsen,
nassen Orten; Humus; 4. Hölic; Februar ; 1002.
**) Drege: J. capensis « latifolius K. M. aa Simonslierg, in flen Kränzen
bei dem Wasserfall , 2000 Fuss; April; b 13os<:bklof)f (oder .Jan - DisscLsvalei
tuischen de twee Bergen» in der Valei , unter 1000 Fuss, Dec<'inb(;r und er
(Ezelsbank, auf den Höhen, .3 — 4000 Fuss, December; haben mir lf;id<-.r nicht
vorgelegen, und konnte ich mir also ein Urtheil ü)>er diese lMlanz<;n nicht MUNmi.
***) In Meyer's Herbarium trägt diese Form die Ktikctte : „Dutoi.sk loof, an
einer Felswand, 3. Höbe; Lehmboden; Februar: 10^»'i.
468
Meyer'schen Herbariums, mit der Etikette: 6. April 1830. Draa-
kensteen, Waaterfal, felsige, feuchte Orte; 3. Höhe.
Capland ohne näheren Fundort (Pflanzen von Krebs im hb. reg.
berol.) ebenso Sieber Agrostotheca capensis, ed. Wrbna. No. 101.
Ferner j-ah ich diese Pflanze aus Natal, wo sie Ferdinand
Krauss am Ufer des Flusses Umlaas im Oetober 1829 sammelte (vergl.
Flora 1845, p 342, eine Pflanze mit sehr langen Blättern und
hohem Stengel) und ebenso in getrockneten Exemplaren aus dem
Berliner botanischen Garten.
Die merkwürdigen zwergigen, schmalblättrigen weiter unten
zu erwähnenden Triebe fand ich zwischen den von Thunberg
gesammelten Pflanzen, welche keine nähere Bezeichnung des Fund-
ortes tragen und zwischen Bergius'schen Exemplaren von J. cepha-
lotes Thbg., var. ustulatus Buchenau; „prope urbem versus
Leuwenberg, Sept. 1815** (hb. reg. beroL), jedoch in keinem
Falle noch in organischem Zusammenhange mit grossen breit-
blättrigen Pflanzen.
Die var. lutescens stellt eine besonders auffallende Pflanze
dar, welche auf einem sehr schattigen, aber fruchtbaren Stand-
orte gewachsen zu sein scheint. —
Welche vollständige Verwirrung bisher in der Abgrenzung
und den Benennungen der Juncus- Arten vom Cap geherrscht hat,
zeigt sich in Nichts deutlicher, als in der Thatsache, dass diese
wahrhaft ausgezeichnete Art so lange mit der Bezeichnung : J.
capensis Thbg. von Schrift zu Schrift, von Herbarium zu Her-
barium, von Garten zu Garten gehen konnte. Freilich hat Thun-
berg selbst durch Zusammenfassung ganz verschiedener Arten
unter seinen J. cephalotes und durch Publikation ausserordent-
lich kurzer und ungenügender Diagnosen für seine beiden Arten
die erste Veranlassung zur Verwirrung gegeben ; aber dieselbe
wurde gegenüber den sehr beachtenswerthen Aufklärungsver-
suchen von Jean de Laharpe und Kurt Sprengel durch Ernst
Meyer und den seiner Autorität folgenden C, S. Kunth nur noch
vermehrt. Ernst Meyer hatte für diese Gruppe vollständig die
Vorstellung von dem Wesen der Species verloren und bezeich-
nete, indem er nun auch noch den J. cephalotes als Varietät zu
J. capensis Thunberg zog, (Synopsis Juncorum, 1822, p. 49) mit
diesem letztern Namen fast eine ganze Gattungssection; auch die
eingehenden Studien von de Laharpe und K. Sprengel ver-
mochten nicht, ihn darin irre zu machen. — Unter diesen Um-
ständen war es ohne eigene Anschauung Thunberg'scher Origi-
nalien völlig unmöglich, Klarheit in die Sache zu bringen. Ich
hatte daher (nach vielen Versuchen, Thunberg'sche Pflanzen zu
erhalten) einen grossen Theil dieser Arbeit bereits in der Vor-
aussetzung niedergeschrieben, dass die Thunberg'sche Bezeich-
nungen als unentwirrbar aufgegeben werden müssten, als ich kurz
vor dem Abschlüsse derselben (December 1874) durch die be-
sondere Güte des ehrwürdigen Nestors der Botaniker, Prof,
Elias Fries und seines Sohnes, Dr. Th. M. Fries in Upsala die
Originalpflanzen aus dem Thunberg'schen Herbarium erhielt. Wie
469
gross war dann mein Erstaunen, als ich den Juncus lomatophyllus
Spreng. (J. capensis Thbg., a latifolius E. M.) in zwei Exemplaren
unter dem Namen J. cephalotes Thbg. fand. Ich hatte bis dahin
nach den Thunberg'schen Diagnosen und Beschreibungen geglaubt,
dass diese Pflanze von Thunberg gar nicht gesammelt worden sei.
C. P. Thunberg führt nämlich seine beiden Arten folgendermassen
auf:
Prodromus Plantar, cäpens., 1794, L, p. 66.
Juncus cephalotes. J. culmo aphyllo tereti, foliis canalicu-
latis, capitulis subumbellatis.
Juncus capensis. J. culmo aphyllo compresso, capitulis ses-
silibus pedunculatisve.
Flora capensis (Ed. J. A. Schultes), 1823, I., p. 337.
Juncus cephalotes*) culmo nudo tereti; foliis canaliculatis ;
capitulis subumbellatis.
Radix fibrosa. Folia radicalia tria vel quatuor, linearia,
erect», glabra, culmo breviora, palmaria. Culmi solitarii vel tres,
inaequales, glabri, erecti, aphylli, palmares usque subpedales.
Capitula florum plura. Bracteae setaceae ; communis nunc lon-
gior, nunc brevior; glumae lanceolatae, acuminatae.
J. capensis Thunbg. culmo nudo, compresso ; capitulis sessi-
libus, pedunculatisque.
Culmus striatus, glaber, erectus, spithameus. Florum capi-
tula trichotome paniculata, in trichotomia sessilia. Pedunculi
capillares, unguiculares.
Dass Thunberg auf die ungewöhnliche Breite der Blätter bei
J. lomatophyllus gar keinen Werth legt, ist allerdings über-
raschend, und es erscheint kaum erklärlich, dass er so ver-
schiedene Dinge, wie den J. lomatophyllus Spreng, den J. Dregeanus
Kth. und die von mir als J. cephalotes bezeichnete Art unter
seiner Bezeichnung J. cephalotes zusammenfassen mochte. —
Der wesentliche Unterschied seiner beiden Arten besteht darin,
dass er dem J. cephalotes einen stiel runden, dem J. capensis
einen zusammengedrückten Stengel zuschreibt. — Jeden-
falls fällt aber bei diesem Thatbestande die Möglichkeit hinweg,
den breitblättrigen Juncus fernerhin, wie dies in botanischen
Gärten, Herbarien u. s. w. üblich gewesen ist, mit dem Namen
J. capensis zu bezeichnen (welchen er, da er die ausgezeichnetste
und von allen Juncaceen des Caplandes allein in den Gärten
cultivirte Art ist, zuletzt ganz allein und ohne jede Varietätsbe-
zeichnung occupirt hatte).
Es entsteht nun aber noch die Frage, ob diese Pflanze (J.
lomatophyllus Spreng.) nicht mit dem Namen Juncus cymosus
Lamarck zu bezeichnen ist. In der Encyclopedie methodique;
Botanique, (1789) tome III., p. 267 hat dieser Naturforscher den
(* J. cephalotes wird von Hooker fil. (Handbook of the New Zealand
Flora, 1864, p. 290) als synonym zu J. boloschoenus R. Br. gezogen; mit wel-
chem ßecht ist mir uneründlich.
47iJ
J. (:yiiio.sii> autüLv-tfllt um! innerhalb der Gruppe mit unbeblät-
terten Stengeln folgeiiderma.-sen charakterisirt :
14. Jon',- en ciuie, Jiincus cvmosus. Juncus culmo nudo,
folii.s plaiiis, jianicula terrainali cymosa, involucro bivalvi X.
>.'x tiiie «,'St lüDL'ue de huit ou neuf pouces. uue, un peu an-
«lubnise : t* lle se tenniiie par une panicule rameuse. presque om-
belliforiiie, ttTiiiinale, et iiui c^t L'arnie ii la base de deux ecailles
uu valve.s lanc»*oli'e.s. poiiitue.s. im-gale-s. beaucoup plus courtes que
les ramitication.s de la panicule. C'es rainitications sont terminees par
des patjuet^ de dcux ou trois tleurs et sous cespaquets, ainsi que sous
chaquc division des pi*doncule<. on observe deux ecailles opposees,
niembrani.'U.ses. mucronües, et embrassantes ou semi-vagioales. Les
feuilles sont radicales. gramiuües. planes, un peu striees, glabres,
et aussi longues ou mume plus longues que la tige; alles ont
environ deux lignes du largeur. Ce Jone croit au Cap de Bonne-
Ksper. et nous a ute conununiquu par M. Sonnerat ;v. s.).
Diese Beschreibung enthält, trotz ihrer nicht unbedeutenden
Länge, nur wenig greifbare Merkmale, insbesondere aber entbehrt
sie der diagnostischen Hervorhebung derjenigen Kennzeichen,
welche nach der Ueberzeugung des Autors für die Pflanze be-
sonders charakteristisch und zu ihrer Wiedererkennung geeignet
waren. — Die Bedeutung des Xamens : June, cymosus Lam. ist
denn auch allen folgenden Autoren unklar geblieben. In Thun-
berg's Prodromus flor. cap. (1794j fehlt er ganz; in der Disser-
tation von Rostkovius: De Junco (1801) ist er (p. 37) mit
einem Fragezeichen zu Juncus jcapensis Thbg. gezogen, mit der
durchaus zutreffenden Bemerkung, dass auch diese Art wegen
ungcnü^'ender Diagnose zweifelhaft bleibe. Sprengel beschreibt
Südann in seinen „Neuen Entdeckungen** 1821, p. 105 eine Form
aus dem Formenkreise, welchen ich, Thunberg folgend, juncus
cai)ensis genannt habe, (den: Juncus cap. subsp. L longifolius,
var. J gracilior Buchenau) als J. cymosus Lam, setzt aber dann
hin/u: „Cum nimis brevis sit Lamarckii descriptio, addam ne-
cessaria, ut pateat, J. capensem Thunb. haud eundem esse,
ciuod sus[)icatur Willdenowius apud Rostkovius (June. p. 36, 37)
- Meyer (Synopsis Juncorum, 1822, p. 49) folgt zwar Sprengel
in dessen Auffassung des J. cymosus Lam, zieht aber diese
schmalldätterigen Formen als var. ^ zu seinem Juncus capensis,
d(jr so zu einem Conglomerat der verschiedenartigsten Dinge
wird. — Kurt Sprengel (C. Linnaei Systema vegetabilium, 1825,
II., j). lOOj zieht sodann den Namen J. cymosus Lam als Syno-
nym zu J. ca])ensis Thbg., zu welchem er aber mit Recht nur
die schmalblätterigen Formen rechnet, während er den breit-
blättrigen Juncus , den er selbst früher so treffend als J.
lomatophyllus beschrieben hatte, nun J. cephalotes Thbg.
nennt (was ja freilich richtig, aber wegen der Vereinigung so
verschiedener Dinge unter diesem Namen unzweckmässig ist). —
Fbenso vermag de Laharpe in seiner bekannten, in demselben
Jahre (1S25) erschienenen Monographie der Juncaceen sich nicht
zu entschliessen, mit E. Meyer die breitblätterigen und die schmal-
]
471
blätterigen Formen in eine grosse Sammelart zu vereinigen ; er
trennt sie in zwei Species und nennt nun die s c h m a Iblätterigcn
Formen: J. cephalotes Thunb. (mit dem Synonym J. cymosus
Lam.), die breit blätterigen dagegen: J. capensis Thunb. So
war denn nun also die Verwirrung vollständig. Spätere Autoren
haben Nichts mehr zur Aufklärung dieser iutrikaten Frage hin-
zugebracht. Kunth in der Enumeratio plantarum, 1841, III.,
folgt ganz der Autorität von Ernst Meyer, Steudel dagegen er-
wähnt den Namen J. cymosus Lam. gar nicht und lässt sich so
merkwürdiger Weise die Gelegenheit entgehen, die Anzahl seiner
„Species" um eine zu vermehren, was sonst bei der Compilation
der Synopsis Glumacearum wahrlich nicht seine Art ist. — Unter
diesen Umständen hat die Frage nach der Bedeutung des Namens :
J. cymosus Lam. fast nur noch ein pathologisches Interesse, da
selbst für den Fall, dass es gelingen sollte, .die wahre Bedeutung
desselben festzustellen, schwerlich mehr daran gedacht werden
dürfte, ihn wieder zu verwenden, wenn man nicht neuer Ver-
wirrung Thor und Thür öffnen wollte. Indessen ist der Wunsch
doch sicher berechtigt, festzustellen, welche Pflanzen de Lamarck
vor sich gehabt hat. Ich wandte mich desshalb an den Besitzer
des Lamarck'schen Herbarium's, Herrn Professor Röper in Rostock
mit der Bitte, mir die betreffende Pflanze zu übersenden. Mit
der grössten Freundlichkeit entsprach derselbe meinem Wunsche.
Wie sehr war ich aber überrascht über die Beschaffenheit des
Exemplares *) ! Dasselbe besteht aus einer ca. 26 cm. langen
Stengelspitze und dem 14 cm. langen Bruchstücke eines Laub-
blattes; beide Stücke stehen in keinem organischen Zusammen-
hange, ja eine nähere Betrachtung zeigt bald, dass sie nicht von
demselben Exemplare herstammen, da sie zu ganz verschiedenen
Arten gehören. Der (blattlose) Stengel trägt nämlich an seiner
Spitze einen noch sehr wenig entwickelten Blüthenstand, der sich
aber doch nach dem Reichthum seiner Verzweigung, der üestalt
und Grösse der untersten laubigen Bracteen zweifellos als iden-
tisch mit dem Blüthenstande von J. lomatophyllus Spreng, be-
stimmen lässt; auch der Querschnitt des Stengels stimmt durch-
aus mit dem der Bergius'schen, Ecklon-Zeyher'schen und Drege*-
schen Exemplare überein. Das Blatt dagegen ist ein oben und
unten abgebrochenes Bruchstück des linealischen Blattes einer
andern Art aus der Gruppe der graminifolii, unten mit einigen
zerrissenen Resten einer breithäutigen Vagina versehen ; es ist
nicht auffallend breit und lanzettlich geformt, wie dasjenige von
J. lomatophyllus, sondern linealisch und fast in seiner ganzen
Länge ziemlich gleichmässig 2—3 min. breit; dazu ist es viel
heller gefärbt als der beiliegende Stengel, auf der untern Seite
deutlich gekielt und in seiner ganzen Länge ziemlich stark ge-
rippt; (zu welcher Art es gehört, habe ich nicht mit voller Sicher-
heit ermitteln können.) Aus diesem Befunde ergeben sich nun
*) Dieses Exemplar liat, wie aus eiuer beiliegenden Etikette liervorgebt,
du Laharpe bei Beaibeituiig seiner Monographie vorgelegen.
472
allerdings die Schwächen der Lamarck'schen Beschreibung leicht
genug, ihr Schweigen über die Form der Köpfchen, über Gestalt
der Perigontheile, Zahl und Form der Staubgefässe, Gestalt des
Pistills und der Samen, die falsche Angabe der Blüthenzahl, das
Fehlen jeder Angabe über Dauer und Wachsthum der Pflanze.
Nur das „feuilles aussi longues ou meme plus longues que le
tige" bleibt unerklärt, da das vorliegende Blatt bedeutend kürzer
ist als der Stengel ; vielleicht erhielt aber Lamarck von Sonnerat
mehrere Exemplare, darunter eins mit längeren Blättern und be-
hielt nur das vorliegende für sein Herbarium zurück. — Dass
unter diesen Umständen der Namen J. cymosus Lam. als auf
Bruchstücke von zwei verschiedenen Pflanzen gegründet, unbedingt
zu verwerfen ist, versteht sich wohl von selbst — aber die ganze
Sache ist ein lehrreicher Beleg dafür, welche Verwirrung durch
das im vorigen Jahrhunderte nicht selten übliche Sammeln von
Bruchstücken der Pflanzen (auch der von Sonnerat gesammelte
J. punctorius L. fll. besteht nur aus einem solchen Bruchstücke)
und die Unbefangenheit, mit der man auf solche ungenügende
Materialien neue Species begründete, angestiftet worden ist
Ernst Meyer vereinigte unter dem Namen J. capensis alle
Junci graminifolii perennes capenses, von dem J. lomatophyllus
an bis hin zum J. acutangulus und sogar zum J. Dregeanus. Im
Herbarium des Herrn Dr. Sonder fand ich einen Zettel, auf
welchem er vermerkt hatte:
„Von unendlich variabeln Juncus capensis unterscheide ich
drei Hauptformen:
<i foliis dilatatis, florum glomerulis subglobosis;
/y foliis angustatis, glomerulis iisdem;
y foliis angustatis, glomerulis paucifloris.
Hiernach habe ich zusammengelegt, was ähnlich ist. Ueber-
gänge sind aber reichlich vorhanden."
Bei einem solchen „Zusammenziehen" ist es freilich be-
greiflich, wenn Jemand, der E. Meyer's*) Autorität hierin folgt,
sogar den J. pictus Steudel für einen Jugendzustand von J. ca-
pensis erklären kann, wie es Kunth auf einer Etikette seines
Herbariums gethan hat. —
Es bleibt aber noch eine Eigenthümlichkeit des Juncus lo-
matophyllus zu besprechen, welche das Verfahren von Ernst
Meyer in etwas entschuldigt. Es ist dies die Bildung kleiner
(oft nur 3—5 cm. hoher), schmalblätteriger Sprosse, welche de
Laharpe die Anregung zur Aufstellung seiner var. minimus, poUi-
caris gegeben haben. Solche Sprosse finden sich sowohl unter
dem Thunberg'schen Materiale (J. cephalotes Thunberg, Blatt ß
des Thunberg'schen Herbariums), als unter den von Bergius ge-
sammelten Exemplaren des J. cephalotes Thbg. var. ustula-
tus Buchenau. Ernst Meyer sagt von dieser Form (Plantae
Ecklonianae in Linnaea 1832, VUI., p. 130). Vidi hanc varietatem
*) Auch in Meyer's Herbfiriiim liegt der Juncus pictus bei J. capensis
wenn auch ohne ausdrückliche Bezeichnung auf der Etikette.
473
cum var. a ex eadem radice, nee nisi primi anni sobolem esse
suspicor. Ich selbst fand sie an den mir vorliegenden Pflanzen
niemals im Zusammenhange mit der breitblätterigen Form und
wage daher auch nicht darüber zu urtheilen, ob die betreffenden
Exemplare junge Pflanzen oder vielleicht aus Schlafaugen ent-
wickelte Triebe sind. Dass sie nicht diesjährige Keimpflanzen
sind (wie Meyer a. a. 0. meint) geht aus der niederliegenden,
mit Blatt- und Wurzelresten dicht bedeckten Achse hervor, welche
diese Triebe besitzen, und welche für J. lomatophyllus sehr
charakteristisch ist * Auch die weissbäutigen Ränder haben die
Blätter dieser Form, wenn auch natürlich nicht so ausgeprägt,
wie die breiten Blätter der typischen Pflanzen. Die Stengel sind,
namentlich bei den Bergius'schen Exemplaren, sehr dünn, und
endigen in ein armblüthiges Köpfchen. — Als eine eigene Va-
rietät habe ich aber diese Exemplare nicht aufstellen mögen, da
ich sie nur für verkümmerte Triebe halte. Von dem Juncus ce-
phalotes Thbg. var. ustulatus Buchenau, mit dem Meyer sie zu-
sammenzieht, sind sie durch horizontale, ausdauernde Grund-
achse, sparrig abstehende Blätter u. s. w. sehr verschieden.
Eine Beobachtung dieser Triebe in der freien Natur behufs Fest-
stellung ihrer Entstehungsweise wäre sehr erwünscht. —
Völlig reife Samen habe ich an dem mir vorliegenden reich-
haltigen Materiale nicht gefunden, indessen waren die Stadien
doch soweit vorgerückt, dass über die Form der Kapsel und der
Samen kein Zweifel obwalten konnte. Am meisten Hoffnung
auf reife Samen gewährte mir ein von Bergius gesammeltes Ex-
emplar im Besitze des Königl. Herbariums zu Berlin, welches
auffallend grosse angeschwollene Kapseln besass. Die genauere
Untersuchung zeigte aber bald, dass diese Kapseln von einem
gelben Brandpilze dicht erfüllt und daher vollständig krank
waren. Sie erreichen eine ganz ungewöhnliche Grösse,
sind aufgeschwollen, so dass auf den Seitenflächen kaum Furchen
vorhanden sind*), haben einen sehr kurzen Griffel und ver-
krüppelte Narben; die Scheidewände sind nur unvollständig aus-
gebildet, so dass die ganze Fi-ucht unvollständig dreifächerig ist;
ausserdem sind die Staubgefässe der pilzkranken Blüthen völlig
verkrüppelt und entwickeln niemals Blüthenstaub. Ganz dieselbe
Krankheit und dadurch bedingte Missbildung wird bei einer
schmalblätterigen Art dieser Gruppe zu beschreiben sein (v. sub.
J. capensi, subsp. H. var. Ecklonii.)
Das mir vorliegende Exemplar von J. lomatophyllus, var.
lutescens hat sehr stark unter Insectenfrass gelitten Die zart-
häutigen Ränder der innern Perigonblätter sind vielfach weg-
gefressen; alle Kapseln, welche ich loslöste, waren angebohrt,
theilweise ausgefressen und mit einem Gespinnste erfüllt. Dies
ist wahrscheinlich an der lebenden Pflanze, nicht im Herbarium
*) Unwillkürlich drängt sich bei der Untersuchnng dieser Früchte die
Erinnerung an den aufgeseh wollenen Hinterleib pilzkranker Fliegen auf.
474
pcjscliehcn, weni«st(»ns könne ich kein Thicr, welches auf diese
Weise in den Herbarien die Fruchtknoten aushöhlt* —
Merkwürdig und nicht vollständig erklärlich bleibt mir die
Angabe von J. de Lahar])e in seiner Monographie des vraies
Joncres, p. 143, dass der Fruchtknoten von J. lomatophyllus
(den er J. capensis nennt und mit dem er unter der var. .i mini-
mus, poUicaris wohl auch den J. cephalotes Thbg. var. ustulatus
Buchenau vereinigt) einfächerig sei. Nachdem er sich in seinen
Bemerkungen zu J. cephalotes und J. capensis bereits dahin aus-
gesprochen hat, dass eine Vereinigung beider Arten, wie E. Meyer
sie vorgenommen hatte, unnatürlich sei, entwickelt er die grossen
Verschiedenheiten beider Arten und schliesst die Bemerkung zu
J. cai)cnsis mit den Worten: „Enfin cette derniere espece (J.
cephalotes) a une capsule triloculaire, renfermant de 4 a 8 graines
tandis qu'elle est uniloculaire et polysperme dans le capensis.
J*ai pu verificr ces observations sur un grand nombre d'echan-
tillons." Nun ist aber die Kapsel von dem, was de Laharpe:
J. ca])ensis nennt, also nach meiner Auffassung : J. lomatophyllus
lSi)reng., zweifellos vollständig dreifächerig, die Samen sind gross
und in jedem Faclie wenig zahlreich. Ich möchte daher fast ver-
muthen, dass de Laharpe solche von Tilzen zerstörte Kapseln
vor sich gehabt und die Sporenklümpchen für Samen gehalten
habe. Damals jjücgte man ja das Mikroskop (welches sofort
hierüber Aufklärung gegeben haben würde) bei solchen systemati-
schen Arbeiten noch kaum zu verwenden. Meine Vermuthung
wird wohl noch dadurch unterstützt, dass de la Harpe in der
vorhergehenden Anmerkung dem J. capensis eine „capsule elliptique,
mucronoe, pres(|ue aussi longue que le perigone" zuschreibt, was
doch auch nur auf die innen durch einen Pilz zerstörte Kapsel
I)asst. -— Uebrig(*ns niuss ich darauf hinweisen, dass auch Ernst
Meyer sich schon bei der Aufzählung der von Chaniisso bei
Gelegenheit der Ronianzoft^schen Kx])edition bei der Capstadt
gesammelten Pflanze (Linnaea 1S28, III, p. 1573) gegen einen aus
der Anzahl der Samen entnonimenen Unterschied ausspricht,
obwohl er merkwürdiger Weise auf den behaupteten Unterschied
im Baue der Kapsel nicht näher eingeht. —
Der Stengel dieser Art ist besonders interessant. Unter der
zarten Epidermis und einer vorhältnissniässig sehr dünnen Rinden-
schicbt liegt eine Reihe von (iefässbündeln, mit denen gewöhnlich
noch kleine (iruppen von Bastzellen abwechseln. Die Gefäss-
bündel sind sehr ungleich gross und springen mehr oder weniger
weit in das Mark vor; ausserdem finden sich aber auch noch sehr
eigenthümlich geformte f'auf dem Querschnitte eiförmig gestaltete)
(jefässgruppen im Marke selbst zerstreut, welche zuweilen mit
äusseren Gefässbündeln in Berührung stehen, meist aber ganz
isolirt liegen. Das Mark nimmt den grössten Theil des Quer-
schnittes ein; in der Mitte desselben befindet sich eine durch
Schwinden entstandene Längshöhle. Die Querschnitte verhalten
sich beim Einweichen in Wasser, oder heissen Dämpfen sehr
verschieden. Manche von ihnen (namentlich sehr zarte Quer-
i
475
schnitte düiiDer Stengel) quellen von selbst zur natürlichen Grösse
und Contour auf; meist aber besitzen die in Folge der Pressung
zusammengedrückten Zellen nicht die erforderliche Elasticität
mehr, und der Beobachter muss daher die Schnitte mit Nadeln
auseinander zerren. Hierbei ist dann grosse Vorsicht erforderlich,
damit der Querschnitt nicht einen unnatürlichen Umriss erhält —
Ein ganz besonderes Interesse bietet der J. lomatophyllus
Spreng, in morphologischer Beziehung dadurch, dass er ge-
schlossene Blattscheiden besitzt. Es ist dieser Punkt
(der Bau der Blattscheiden bei den Juncaceen) in den letzten
Jahren mehrfach von J. Duval-Jouve und mir erörtert worden,
die neueste Arbeit darüber ist mein Aufsatz; Die Deckung der
Blattscheiden bei Juncus (diese Abhandlungen 1874, IV., p. 135).
In demselben habe ich nachgewiesen, dass auch diejenigen Juncus-
Arten, von denen Duval-Jouve behauptete, dass sie geschlossene
Blattscheiden besitzen, (J. compressus Jacq. und J. tenuis Willd.)
in Wirklichkeit gerollte besitzen, und ich kam zu dem Schlüsse:
„dass bis jetzt keine Juncus-Art mit verwachsenen Blattscheiden
bekannt ist, während auf der andern Seite keine bis jetzt unter-
suchte Luzula-Art deckende Ränder der Blattscheiden besitzt."
Nachdem ich meinem hochverehrten Freunde, Herrn Professor
Alexander Braun in Berlin einen Separatabdruck dieses kleinen
Aufsatzes eingesandt hatte, erhielt ich von demselben bald darauf
(unterm 22. October 1874) frische Triebe des in dem botanischen
Garten zu Berlin seit längerer Zeit in Cultur befindlichen J.
lomatophyllus Spreng, mit der Bemerkung zugesandt, dass er an
dieser Pflanze schon vor mehreren Jahren geschlossene Blatt-
scheiden gefunden habe, eine Beobachtung, welche ich an dem
übersandten Materiale leicht controliren könne. Dies ist denn
in der That auch leicht genug. So besassen z. B. die vier
obersten Laubblätter eines massig langen Seitentriebes Blatt-
scheiden, welche fast auf 1 cm. Länge geschlossen waren; auch
an den untersten Laubblättern der (übrigens verkrüppelten)
Blüthenstengel, welche Herr Prof. Braun mir übersandte, waren
die Blattscheiden geschlossen. Im Blüthenstande umfassen die
Bracteen ihre Achse nirgends vollständig, und es kann daher
weder von Verwachsung noch von Rollung ihrer Ränder die Rede
sein. Eigenthümlich aber verhalten sich die Grundblätter*) im
Blüthenstande. Sie besitzen unten verwachsene, oben deckende
Ränder; zwischen beiden aber zeigen sie auf eine längere Strecke
eine Einfaltung auf der vorderen Seite des noch geschlossenen
Grundblattes, welche Faltung natürlich leicht für eine wirkliche
Rollung der Blätter gehalten werden kann. — J. lomatophyllus
vermittelt also in dieser Beziehung den Uebergang von Juncus
zu Luzula, was um so merkwürdiger ist, als diese Art ja über-
haupt nach ihrer Wachsthumsweise, ihrem Habitus ganz ausser-
*) Vergl. über diesen Ausdruck meinen Aufsatz : Ueber den Blüthenstand
dür Juncaceen in Pringsbeini's Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik.
1865, V.
476
ordentlich an Luzula erinnert. Den Gedanken, sie zu einer
j neuen zwischen Juncus und Luzula stehenden Gattung zu erheben,
der sich bei dieser Sachlage fast von selbst aufdrängt, habe ich
nach einiger Ueberlegung doch aufgeben zu müssen geglaubt,
da die Art im Blüthenbaue ganz mit den übrigen Juncus -Arten
übereinstimmt. Da es mir ausserdem nicht möglich war, die
Frage wegen des Baues der Blattscheiden für die übrigen Arten
vom Cap (von denen mir ja nur getrocknetes Material vorlag)
zu entscheiden, und ich also nicht beurtheilen kann, in wieweit
diese Arten sich darin dem J. lomatophyllus Spreng, anschliessen
oder nicht, so habe ich selbst darauf verzichtet, in der vor-
stehenden Üebersicht der Arten hierauf eine eigene Section zu
gründen. Hier bleibt noch eine grosse Lücke, welche nur durch
Beobachtungen in der freien Natur ausgefüllt werden kann.
Abbildungen: Tafel X., rechts.
f Fig. 1. Ein Exemplar (Eckion No. 50) in halber natürlicher
Grösse. Es ist dies bei weitem keine der stärksten vorliegenden
Pflanzen.
Fig. la. Ein Köpfchen in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Blüthe eines im Berl. bot. Garten cultivirten Exem-
:; plares im Momente des Aufblühens (Vorstreckens der Narben —
f die Pflanze ist proterogynisch).
Fig. 2a. Pistill einer ähnlichen, etw. weiter entwick. Blüthe.
Fig. 3. Blüthe eines Ecklon-Zeyher'schen Exemplares.
Fig. 3a. Aeusseres Perigonblatt von 3, schräg von innen.
Fig. 3b. Inneres Perigonblatt mit zwei Staubgefässen.
Fig. 4. Die (nicht völlig reife) Kapsel aus 3.
Fig 4a. Fruchtklappe von innen gesehen.
Fig. 5. Samen aus der in Fig. 4 dargestellten Kapsel.
Fig. 6. Diagramm der Blüthe. Der Fruchtknoten nach
einem Querschnitte, Perigon und Staubgefässe halbschematisch.
Fig. 7. Stengelquerschnitt. Es ist einer der dünnern Stengel
gewählt, da stärkere Stengel (von 5—6 mm. Durchmesser) eine
übermässig grosse Figur geliefert haben würden. Auf die eigen-
thümlichen, im Marke zerstreuten Zellgruppen hoffe ich an einer
andern Stelle zurückkommen zu können.
25) J. Sonderianus Buchenau.
Perennis caespitosus. Rhizoma obliquum, multiceps;
radices filiformes subfibrosae. Gaules aphylli erecti, stricti,
6 — 18 cm. alti, compressi, inconspicue (in statu sicco saepe
conspicue) valleculati. F o 1 i a basilaria, caulibus multo
breviora, usque 10 cm. longa, basi usque 2 mm. lata, apice
tenuia, in mucronum ferrugineum producta, linearia plana,
superne canaliculata et plerumque curvata, subtus in-
conspicue carinata; vagina marginibus hyalinis angustis instructa.
superne interdum in auriculas duas breves, obtusas producta,
Inflorescentia terminalis, coraposita, parva, e capitulis
\
477
1—3, plerumque congestis formata. Capitula multiflora,
diam. 8 — 10 mm. Bractea infima frondescens, plerumque in-
florescentiam superans, ceterae hypsophyllinae; bracteae florum
singulorum late-lanceolatae, acutato-mucronatae. Flores pedun-
culati, 4 mm. longi, straminei vel pallide ferruginel Tepala
externa lanceolata aristata , vel aristato - mucronata , interna
subbreviora, oblonga, obtusa, marginibus saepe involutis;
tepala medio dorsi impellucida, ferruginea, lateribus
stramineis diaphanis, interna, saepe dorso lineis
duabus fere castaneis notata, marginibus albo-hya-
linis. Stamina sex, tepalis dimidio breviora; fila-
menta linearia, antherae lineares, filamentis aequi-
longa. Ovarium trigono-ovatum ; stilus longus; Stigmata
3, longa. Capsula perigonio brevior, apiculata, vel breviter
mucronata, trigono-ovata, angulis rotundatis, faciebus canalicu-
latis, perfecte trigona, nitida, ferruginea, basi pallida. Seraina
magna, 0,r. mm. longa, ferruginea (immatura).
Juncus capensis Th. (i angustifolius E. M. pr. pte,
J. capensis var. capitata N. ab. Es. in Linnaea 1847, XX.,
p. 244 (vide etiam sub Junco acutangulo Buchenau).
Port Elizabeth, auf den Sandhügeln und am felsigen Gestade,
unter 100 Fuss, December (Drege e); am Strande, auf Dünen
bei Cap Recief und Port Elizabeth, Algoabay, Distr. Uitenhage,
Februar 1830, Eckion und Zeyher, No. 9 und 780).
Diese Pflanze ist besonders charakterisirt durch den wenig
zusammengesetzten, meist ganz zusammengezogenen Blüthenstand,
die flachen, oberwärts rinnigen, meist gebogenen Blätter, welche
fast nie die halbe Länge des Stengels überschreiten, die blass
rostfarbenen Blüthen und die kurzen Staubgefässe. Die Kapsel
ist immer kürzer als das Perigon, aber an der Ecklon-Zeyher'schen
Pflanze länger bespitzt, als an der Drege'schen, so dass ein
daher genommenes Kennzeichen mit Vorsicht zu gebrauchen ist.
Nach den Standorten zu schliessen scheint die Pflanze eine
strandliebende zu sein. — Ich benannte sie zu Ehren meines
Freundes, des Herrn Dr. W. Sonder in Hamburg, dessen Verdienste
um die Capflora ja allgemein bekannt sind, und durch dessen
freundliches Entgegenkommen allein die Bearbeitung dieser Mono-
graphie ermöglicht wurde.
Abbildungen: Tafel X., links.
Fig. 1. Ein Exemplar in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Eine Blüthe desselben; ihre obere Seite ist nach
links gewandt.
Fig. 2a. Aeusseres Perigonblatt aus 2, von der Seite ge-
sehen.
Fig. 2b. Inneres Perigonblatt mit zwei Staubgefässen.
Fig. 3. Frucht aus 3 nach Entrollung der NarbenschenkeL
Fig. 4. Pistill aus einer blühenden Blume.
Fig. 6. (Unreife) Samen aus 3.
/
478
Fig. G. Diagramm. Die Frucht nach einem Querschnitte.
Perigon und Staubgefiisse halbschematisch.
Fig. 7. Querschnitt durch den Stengel.
Alle Fig. nach einem Exemplare von Port Elizabeth (Drege e).
26) J. anonymus^ Steud. (char. emend.)
Percnnis. Radices filiformes, validae. R h i z o m a breve,
ercctum. Gaules erecti, 34—85 cm. alti, simplices, scapi-
form es, in statu sicco compressi et iudistincte valleculati, in
statu humido subcompressi, obtusanguli (angulis 3— 4), intus
cavi vel medulla repleti. Folia caulibus multo breviora, 10—35
mm. longa, linearia (1 — 2, raro 3 mm. lata) vix canaliculata, basi
latiora (usque 4 mm. lata), marginibus vaginae angustissimis,
apice nigro mucronata; auriculae plerumque desunt, rarius jin
folio intimo auricula una vel duae obtusae vel acutae reperiuntur.
Inflorescentia terminalis, composita, capitulis 3 12,
lateralibus longius breviusve, interdum etiam brevissime stipitatis.
Capitula globosa diam. 10 — 12, r, mm., multi (20 — 35) flora.
Bractea infima frondesccns, inflorescentiam aequans
vel superans, ceterae hypsophyllinae; bracteae fiorum singulomm
lanceolatae, aristato- mucronatae, flores plerumque aequantes.
Flores breviter pedunculati, 4 mm. longi, hexandri. Tepala
extern a lanceolata, aristato- mucronata, mucrone
nigro, interna subbreviora oblonga obtusissima, mar-
ginibus latis involutis, omnia medio dorsi ferruginea,
lateribus fusca, externa marginibus hyalinis, interna albo-
hyalinis, membranaceis. Stamina sex, tepalis externis xlimidio
breviora; filamenta linearia brevia, antheris triplo breviora,
antherae lineares, flavidae. Ovarium trigono-ovatura, stilus
longus, Stigmata 3, longa, exserta. Capsula ovato-pris-
matica trigona, angulis obtusis, lateribus canaliculatis, longe
mucronata, trilocularis, tepalis externis fere duplo
brevior, f errugineo - straminea, nitida. Semina pauca,
magna, 0,« mm. longa, obovata, membrana externa in statu
humido valde relaxata, interna ferruginea, inconspicue reticulata.
J. anonymus E. ü. Steudel, Synopsis glumacearum, 1855,
II., p. 304 (errore inexplicabili sub speciebus triandris
enumeraturi)
Dutoitskloof, sumpfige Orte zwischen Gestrüpp; Huraus;
3-4000 Fuss; Januar (Drege, 1604a.)
Die mir vorliegenden wenigen Exemplare dieser Art zeigen
ziemlich grosse Verschiedenheiten, welche sich in der Länge der
Blätter, der Höhe und dem Baue des Stengels und der grössern
oder geringern Verlängerung der Seitenachseu des Blüthenstandes
aussprechen. Indessen ist an ihrer Zusammengehörigkeit nicht
zu zweifeln; die Hauptkennzeichen der Art sind die linealischen,
flachen oder doch nur wenig eingerollten Blätter, der hohe Wuchs,
die grossen und sehr reichblüthigen Köpfchen, die längern äussern
479
Tepala, die kurzen Staubgefässe, die kurze Kapsel und die sehr
gi'ossen Samen.
Es erscheint mir sehr wahrscheinlich, dass diese Art genetisch
zunächst mit dem June, capensis Thbg., susp. I. longifolius, var.
gracilior zusammenhängt; indessen habe ich doch keine wirklichen
UebergäHge zwischen beiden gesehen, welche uns nöthigen würden,
sie zusammenzuziehen.
27) J. indescriptus Steud.
Perennis, caespitosus. Rhizoma oblique adscendens.
Radices filiformes fibrosae. Gaules scapiformes, basi
tantum foliati, 18— 40 cm. alti, compressi, laeves. Folia
culmo multo breviora basi plana, usque 6 mm. lata lutea, su-
perne mox viridia anguste linearia, canaliculata, vix
1 mm. lata, basi marginibus albo-hyalinis (auriculae desunt), apice
in mucronem nigrum angustata. Inflorescentia terminalis
composita vel decomposita, capituligera; rami erecti. Capitula
semiglobosa, 9—12, raro usque 15 flora. Bractea infima
folia cea, inflorescentia duplo brevior, ceterae hypsophyllinae,
bracteae florum singulorum late lanceolatae, acutae vel niucronatae,
floribus breviores. Flor es 3,7 5 mm. longi breviter pedunculati.
Tepala aequilonga, vel interna sublongiora, externa
late lanceolata, nigro-mucronata, medio dorsi impellucida,
viridi-ferruginea, lateribus plerumque fuscis, pellucidis, marginibus
latis albo-hyalinis, interna oblonga, obtusissima, medio dorsi
impellucida, viridi-ferruginea, lateribus fuscis, maigiuibus hyalinis,
plerumque involutis, saepe evanescentibus. Stamina sex,
perigonio J— J breviora; filamenta linearia; antherae lineares,
filamentis longiores. Ovarium trigono-ovatum; stilus
longus filiformis; Stigmata longa, exserta (in statu
sicco nigra). Capsula perigonio brevior, ovato-trigona,
rostrata, angulis rotundis, faciebus canaliculatis, trilocularis,
apice pallide castanea, basi straminea. Semina magna, 0,6 mm.
longa, oblique ovata, ferruginea, basi et apice fusca, incon-
spicue reticulata, areis laevibus (E. G. Steudel, Synopsis plant,
glum., 1855. U, p. 304). •
Bergrivier beiPaarl, unter 500'; Nov., Dec. Jan. (Drege 1604h).
Eine sehr hübsche und wohlcharakterisirte Art, deren Kenn-
zeichen freilich aus der von Steud. a. a. 0. gegebenen Diagnose
in keiner Weise hervorgehen. Steudel setzt die Pflanze unter
die dreimännigen Arten, während ich alle untersuchten Blüthcn
(über fünfzig) sechsmännig fand; seine Diagnose lautet:
Radice fibrosa-, culmo tereti-compresso (pedali et ultra) nudo
laevi ima basi foliato; foliis planis basi dilatatis mox angustis-
simis (vix |'" latis) culmo multo brevioribus; anthela umbellata
composita involucrata; radiis inaequalibus apice et in centro
umbelläe et umbellularum capituliferis; capitulis fere (|) orbicu-
latis multi- (usque 20-) floris densis; sepalis subaequalibus
I
(
480
exterioribus oblongis brevc-acutatis interioribus ovatis obtusius-
culis margine membranaceo albidis Capsula ovalo-triquetra mucro-
nata sublongioribus. Herb. Drcge 1604 h. 4. Afr. austr.
Ausser der Abweichung in der Zahl der Staubgefasse finde
ich auch die Blüthenzahl nie so gross, als Steudel sie angiebt;
namentlich aber ist die Diagnose vielfach so unbestimmt, dass
nach ihr allein die Pflanze gewiss nicht leicht zu erkennen sein wird.
Besonders charakteristisch sind für unsere Pflanze der ge-
streckte, schräg aufsteigende Wurzelstock, die sehr weit hinab
rinnigen Blätter, die Abwesenheit der Blattöhrchen, der zusammen-
gedrückte aber nicht scharfkantige und durchaus nicht gefurchte
Stengel, die rundlichen Köpfchen und die aussen mit schwarz-
. braunen Streifen versehenen Perigonblätter. Von J. acutangulus,
mit dem die Art sonst nahe verwandt ist, unterscheidet sie sich
besonders durch das schräg ansteigende Rhizom, den eben er-
wähnten Bau des Stengels, durch kleinere Blüthen und die auf-
fallende Färbung des Perigons.
28) J. acutangulus Buchenau.
Perennis, dense caespitosus. Rhizoma perpendicu-
lare, crassum, multiceps. Iladices filiformes, fibrosae.
Gaules aphylli erecti, rigidi, 25—35 cm. alti. 1,5 — 2 mm.
crassi, trianguli, faciebus inaequalibus , striato-sulcati
(in statu sicco saepe fere ancipites, facie latissima canaliculata),
intus cavi. Folia basilaria, 10- (raro) 20 cm. longa,
plerumque apice curvata, linearia, sensim angu-
stata, basi 3-4 mm. lata plana, apice 0,5 mm. lata, canalicu-
lata et subtus obsolete carinata, glauca; margines va-
ginae hyalini, superne (semperV) in auriculam unam vel
duas acutas producti; apex folii in mucronem subtilissimum
productus. Inflorescentia terniinalis erecta, decomposita,
capitulis 10— 20, raro ultra, ramis erectis, strictis.
Bractea infima frondescens, 2 — 5 cm. longa, inflorescentia bre-
vior, sequentes lamina brevi, ceterae hypsophyllinae ; bracteae
florum singulorum late lanceolatae, aristato-mucronatae, hypso-
phyllinae. Capitula heraisphaerica, diam. 9—11 mm., ca.
12 flora; flores in statu maturo squarrosi, acutan-
guli. Tepala sub aequilonga, vel externa paullo lon-
giora (infimo plerumque ceteris sublongius), medio dorsi viri-
diusculo-straminea vel pallide-ferruginea, lineis duabus lateralibus
castaneis (in statu sicco ferrugineis) marginibus albo-hyalinis,
externa lanceolata breviter mucronata, interna ob-
longa obtusissima, marginibus saepe involutis.
Stamina sex, perigonio ca. l breviora; filamenta
linearia, antherae lineares, filamentis duplo longiores. Ova-
rium trigono-ovatum; s tilus longus; Stigmata longa, exserta.
Capsula perigonio ca. J brevior, prismatica, obtuso-
triangula, faciebus canaliculatis, apice mucronata, nitida
481
straminea, trilocularis. Semina magna 0,« mm. longa, late
ovata vel obovata, ferruginea, apice fusca, membrana externa
in statu humido relaxata, in statu sicco costata et indistincte
reticulata.
Somerset, Stellenbosch, October (Zeyher No. 4318), Dorn-
hoogde und Wynberg in der Capfläche, December (Eckion; auch
Zeyher (?) No. 100 im Nees'schen Herbarium jetzt zu Berlin.)
Dies ist eine ausgezeichnete Juncus-Art, welche besonders
an dem steifaufrechten, im trockenen Zustande scharfkantigen
Stengel und den (namentlich zur Fruchtreifezeit) scharfkantigen
braunen Blüthen leicht zu erkennen ist. Sehr eigenthümlich
sind auch die Blätter, welche unten breit und flach, oben aber
schmal und fast pfriemenförmig sind. (Beim Absterben
rollen sich die Blätter ganz auf.) Die Blätter der Seitentriebe
haben oft nur einen sehr kurzen breiteren Grund und ragen
mit ihren schmalen Theilen aus den Achseln der breiten Blätter
der Haupttriebe hervor; die schmalen Blätter sind gewöhnlich
an der Spitze gekrümmt ; die älteren Blätter haben meistens ihre
schmalen Spitzen verloren, (ob vielleicht durch Abweiden?); da
überdies die älteren Blätter eine lebhaft braune Farbe haben,
die diesjährigen jüngeren aber graugrün sind, so ist diese Farben-
zusammenstellung ziemlich auffallend. — Im Uebrigen ist J.
acutangulus ein ausgezeichneter Vertreter der mehrjährigen Junci
graminifolii mit unbeblättertem Schafte , nahezu gleichlangen
Perigontheilen, deren äussere in eine dunkele Stachelspitze aus-
laufen, deren innere sehr breite weisse häutige Ränder haben, 6
Staubgefässen, welche kürzer sind als das Perigon, einer voll-
kommen dreifächerigen, mehr oder weniger stachelspitzigen Frucht.
Eigenthümlich ist das Verhalten der Oehrchen am oberen
Rande der Blattscheide. Sie scheinen immer an dem innersten,
dem Stengel vorhergehenden Laubblatte vorhanden zu sein;
mehrfach fand ich sie auch an den vorhergehenden; auf den
äussern dagegen suchte ich sie vergebens. Bei ihrer sehr zarten
Beschaffenheit wäre es ja leicht möglich, dass sie geschwunden
wären, doch macht es mir eher den Eindruck, als wenn sie dort
ganz gefehlt hätten. Die Sicherstellung dieses Punktes muss
Botanikern, welche in der Lage sein werden, die Pflanze im frischen
Zustande zu beobachten, überlassen bleiben. — Ebenso bleibt
zu beobachten, ob, wie ich vermuthe, die Blätter im frischen
lebenskräftigen Zustande dicht nach innen eingerollt sind und
erst späterhin (vielleicht beim Absterben) sich aufrollen; der
Grund davon scheint der zu sein, dass die Blätter auf der Ober-
seite keine festwandige Epidermis, sondern ein sehr zartwandiges
Gewebe besitzen, wie es J. Duval - Jouve mit dem Namen cellules
bulliformes bezeichnet und in seinem Aufsatze: Sur quelques
tissus de Joncees, de Cyperacees et de Graminees (Bull, de la
SOG. botan. de France, 1871, XVIH., p. 321) auch für Juncus
bufonius, compressus und tenuis nachgewiesen hat.
Mit einigem Zweifel ziehe ich hierher zwei Pflanzen von
Bergius, welche Sprengel bei seiner Bearbeitung dieser Pflanzen
IV. Juni 1876« 81 •
482
irriger Weise zu seinem „J. cymosus" gelegt hat. Sie ist mit
Kerstenbosch, 18. Februar 1816 und einem Zeichen etikettirt,
welches nach Mittheilung meines geehrten Freundes, des Herrn
Professor Garcke: unter den Gipfel des Tafelberges bedeutet
Bei ihnen sind fast sämmtliche Blätter schmal und fest nach
innen eingerollt; ältere Blätter sind nur ganz wenige vorhanden.
Die Stengel sind 23—29 cm. hoch, die Blätter, höchstens 9 cm.
lang. Der Stengel ist im trockenen Zustande stark zusammen-
gedrückt, Scheibchen aus demselben zeigen aber nach dem Auf-
weichen nur sehr undeutliche Kanten. Die Blüthen sind zwar
etwas kleiner als bei den ächten Exemplaren von acutangulus,
stimmen aber sonst im Wesentlichen mit den Blüthen der letztem
übcrcin. Dass sie weniger scharfkantig sind, mag wohl damit
zusammenhängen, dass die Früchte erst halbreif sind. Die
Pflanzen dieses Standortes bleiben weiter zu beachten. —
In der Eckion - Zeyher'schen Sammlung sind die bei Dom-
hoogde in der Capflächc gesammelten Exemplare dieser Art als
,J. capensis Thbg., var. capitata N. ab Es." bezeichnet. Dies
ist aber ein Irrthum, da dieser Name sich auf die von mir
J. Sonderianus genannte Form (No. 9) bezieht, für die die Be-
zeichnung: „capitata" einigen Sinn hat, obwohl sie nicht ganz
correct ist. Die Bestimmung dürfte schwerlich von Nees selbst
herrühren, und habe ich sie desshalb auch nicht oben als Synonym
aufgeführt.
29) J. capensis Thbg. (char. emend».)
Pcrcnnis. Rhizoma perpendiculare, breve vel
rarius obliquum, clongatum ettenue. lladices fibrosae.
Gaules erecti, scapiformes, compressi, crassitie et altitudine
divcrsi. Folia linearia, plana vel canaliculata, longi-
tudine, latitudine, firmitate divcrsa. Inflorescentia ter-
minalis, simplex, composita vel decomposita. Bractea in-
fima frondosa, ceterae liypsophyllinae. Capitula plerumque
pauci (usquc 10-) flora, in varietate „strictissimo" multiflora,
magnitudine et colore diversa. Flores hexandri. Tepala
externa semper lanceolata, mucrouata, mucrone lon-
giore brevioreve, interna oblon ga, mar ginibus latis
albo-hyalinis involutis. Stamina sex, perigonio J —
fere J breviora. Filamenta linearia, antherae lineares,
filamentis ca> duplo breviora. Capsula perigonio ca.
l brevior, trigono-prismatica, trilocularis, plerum-
que longius mucronata vel fere rostrata. Semina
pauca, magna.
C. P. Thunberg, Prodromus plantarum capensium 1794, I, p, 66
subspecies I. longifolius E. M. Plantae glaucae. Cau-
lis strictus. Folia linearia, in diniidio inferiore dila-
tata, stricta. C apitula pauci - multiflora
var. a strictissimus Bchn. Planta valida, usque 60 cm.
alta glauca. Rhizoma perpendiculare, breve. Caulis
483
firmus, diam. usque 2nim., in statu sicco compressus,
acutangulus (angulis 2— 3), striato-valleculosus, in statu humido
obtuse triangulus, striato-valleculosus. Folia- usque 30 cm.
longa, stricta, linearia, inferne dilatata, plana, su-
perne canaliculata, superne ca. IJ, inferne usque 6mm.
lata; vagina late marginata, apice longe mucronato, mucrone
ferrugineo; auriculae desunt. Inflorescentia termi-
nalis supradecomposita, den sa (sed non conglomerata)
ramis erectis strictis, capitulis 15 — ca. 50. Bractea
infima frondescens, plerumque firma et inflorescentiam
superans, ceterae hypsophyllinae; bracteae florum singulorum
lanceolatae, mucronato-aristatae, floribus breviores. Capitula
magna (diam. usque 12 mm.) multi-(10— ca. 15) flora. Flores
4—5 mm. longi, acutanguli. Tepala subaequilonga,
medio dorsi viridiuscula, lineis duabus lateralibus
castaneo-fuscis (in statu sicco pallidioribus) ; tepala externa
lanceolata, aristato-mucronata, mucrone castaneo, fere nigro,
interna oblonga, obtusissima, marginibus latissimis albo-hyalinis,
involutis. Stamiua sex, tepalis internis J breviora; fila-
menta filiformia; antherae lineares, flavidae, filamentis duplo
longiores. Stilus longus. Stigmata longa, exserta. Cap-
sula (immatura) perigonio J brevior, ovato-trigona, angulis
rotundatis, faciebus canaliculatis, apice attenuata et breviter
rostrata, straminea, nitida. Semina (immatura) pauca
magna (0,6—0,7 mm. longa), membrana externa in statu humido
relaxata.
Hottentottsholland; leg. Gueinziüs (hb. Sonder.)
var. /^gracilior Bchn. Planta gracilior, 30— 45 (Nr. 4317
Ecklonii usque 55) cm. alta. Rhizoma perpendiculare,
breve. Caulis strictus, diam. ca, 1,5 mm., in statu sicco
compressus, in statu humido subcompressus et obso-
lete triangulus, plerumque indistincte valleculosus. Folia 15—25
(in Nr. 4317 Eckl. usque 35 cm.) longa, linearia, 1 mm. lata,
inferne dilatata (usque 3 mm.), superne canaliculata; margines
vaginae hyalini, superne saepe (in folio infimo fere semper) in
auriculas duas acutas producti. Inflorescentia terminalis,
composita vel decomposita, capitulis 12—20, ramis
erectis. Bractea infima frondescens, plerumque
curvata et inflorescentia brevior, rarius stricta et in-
florescentiam aequans vel paullo superans ; bracteae florum singu-
lorum hypsophyllinae late-lanceolatae, aristato-mucronatae. Flores
longius breviusve pedunculati, 4,o mm. longi. Tepala sub-
aequilonga, interna subbreviora, ferruginea vel pallide
ferruginea, externa lanceolata, apice longius breviusve mucro-
nato-aristata, interna oblonga, obtusissima, dorso lineis duabus
obscurioribus notata, marginibus albo hyalinis latissimis, invo-
lutis. Stamina sex, tepalis internis ^ breviora, filamenta
linearia, antherae lineares, filamentis duplo breviores. Ovarium
trigono-ovatum ; stilus longus; Stigmata tria, longa, exserta.
Fructus et semina desiderantur.
81 ♦
1
484
J. cymosus Spreng (nee. Lam.) K. Sprengel, neue Ent-
deckungen im ganzen Umfang der Pflanzenkunde 1821,
IL, p. 105.
J. capensis Thbg. var. longifolius E. M. pro parte.
J. capensis Thbg, var. angustifolius herbar,, pro pte. '
J. stenophyllus J. G. Steudel, Syn. Glumacearum 1855,11.,
p. 302, pr. pte.
Cap bonae spei 5. März 1816, leg. Bergius; (Der Fundort
ist auf den Etiketten des Berliner Herbariums nur durch mir
unverständliche Zeichen angedeutet).
Sieber agrostotheca capensis, ed. Wrbna No. 108; gleichfalls
ohne nähere Bezeichnung des Fundortes.
Zwischen Paarl und Franschehoek, flache, etwas feuchte
Plätze am Bergrivier, unter 500 Fuss, November (Blüthen noch
sehr wenig entwickelt, Drcge: „J. capensis /:? angustifolius E. M.;
b"); ferner Droge 1604, k. (Exemplare in Knospen; der nähere
Standort fehlt in dem Drege'schen Standorts-Verzeichnisse). Von
Kampsbay bei der Kapstadt, November ; (Blüthen noch sehr wenig
entwickelt, Eckion) Capfläche, December (Beginn der Blüthezeit)
Zeyher (?) No. 102 des Nees'schen Herbariums; District Wor-
cester : beim Wasserfall unweit Tulbagh, December (Blüthen noch
im Knospenzustande) (Eckion, im Nees'schen Herbarium, jetzt
dem Königl. Herbarium zu Berlin); ein ähnliches, aber noch jün-
geres Knospenexemplar des Sonder'schen Herbariums ist be-
zeichnet: bei Tulbagh, October; No. 12, Meyer (andere mit No.
12 bezeichnete Pflanzen gehören aber zu Juncus cephalotes und
J. inaequalis). District George (Zeyher No. 4317) ; — diese Ex-
emplare kommen, wie bereits in der Diagnose hervorgehoben
wurde, durch die Grösse und die Tracht der Pflanzen, die Steif-
heit des Stengels, der Blätter und der Zweige des Blüthen-
standcs, sowie durch die Grösse der Blüthe der var. a strictissi-
mus am nächsten, ohne sie aber zu erreichen ; namentlich unter-
scheiden sie sich von ihr durch die Anwesenheit der spitzen
0 ehrchen, durch die weit geringere Blüthenzahl und durch die
weit blasseren Blüthen. Auch die Sieber'sche No. 108, von der
ich ein Exemplar dem Königl. Herbarium zu Leipzig verdanke,
nähert sich der var. strictissimus und hat, wie diese, keine Blatt-
öhrchen ; die Blüthenzahl beträgt bei ihr meistens 8—9 in jedem
Köpfchen. — Von den vorstehend erwähnten Exemplaren in
Knospen bleiben mehrere in Betreff ihrer Zugehörigkeit zu dieser
Varietät zweifelhaft; leider liegen aber überhaupt keine Exem-
plare mit reifen Früchten und Samen vor.
Eins der Exemplare von Drege b erinnert durch die steif-
aufrechten Aeste des Blüthenstandes an manche Exemplare von
J. anonymus Steudel und deutet so darauf hin, dass diese Art
sich vielleicht von der hier beschriebenen Form des J, capensis
abgezweigt hat.
Subspecies II. angustifolius E. M. Plantae glau-
cescentessivevirides. Cauliserectustenuior. Folia
.485 ^
an guste-linearia, saepe fere filiformia, .plerumque
mollia, dimidium caulem saepe superantia.
J. stenophyllus J. G. Steudel, Syn. glumacearum, 1855, IL,
p. 302, pro pte.
var. y Ecklonii. Plantae gr acil i or es, 30— 35
cm. altäe. Rhizoma perpendiculare, (rarius ob-
liquum) breve (rarius elongatum). Caulis erectus,
diam. 0,7 5—1 mm., in statu sicco ancipite-compressus et saepe
sulcatus, in statu humido compressus et indistincte triangulus,
vel quadrangulus, indistincte valleculoso-striatus. F o 1 i a 15—20,
rarius 25cm. longa, anguste linearia, involuta, saepe fere
filiformia; vagina latior,in folio infimo plerumque in
auriculas duas acutas producta. Inflorescentia com-
posita; capitula 10—15 (raro 18), rami erecti vel patentes.
Bractea infima frondescens, inflorescentiam aequans vel sae-
pius ea brevior; bracteae florum singulorum lanceolatae, mucro-
nato-aristatae, floribus breviores. Capitula 6- (raro) 10-
flora, diam. 8—10 mm. Flore s breviter pedunculati, ca. 4
mm. longi, plerumque pallide ferruginei, in statu humido
obscuriores. Cetera ut in var. ß. Fructus seminaque de-
siderantur.
J. capensis Thbg. ß angustifolius et y longifolius E. M.
pr. pte.
Sumpfige Stellen an einem Bache am Fusse des Teufels-
berges, 2. Höhe, 19. und 28. November 1827 (Eckion 897, Unio
itin. No. 35*), hb. E. Meyer No. 18 und 20, Exemplare mit sehr
jungen Knospen, No. 20 gehört vielleicht eher der Varietät ß
gracilior an). Am Rande eines Baches bei Geele Klcy am
Teufelsberge, 2. Höhe, 24. December 1826 (Eckion, ün. it. No. 35;
1828, hb. E.Meyer No. 19). Sumpfige Stellen in der Capschen
Fläche bei Seekuhvalley, December 1827 (Eckion, Un. it. No. 89»;
hb. E. Meyer No. 17 pro pte., die andern Exemplare gehören
zu J. Dregeanus Kth.). Reise vom Kromrivier über Gamtoos-
rivier, Krakakamma nach Uitenhaag, December (Eckl. u. Zeyher ;
hb. E. Meyer No 15**). Tafelberg (Eckion und Zeyher, z. Th.
Knospenexemplare). Gipfel des Tafelberges, Januar (Eckion, hb.
E. M. No. 22, sehr niedriges, in Knospen stehendes Exemplar —
ganz ähnlich ist ein anderes mit No. 51 bezeichnetes, wohl auch
von Eckion gesammeltes Exemplar desselben Herb, mit der
Etikette: In der Gegend der Capstadt am Fusse des Tafelsber-
ges, Sept., Okt. 1824). — Feuchte Stellen zwischen Gebüsch
der Cap'schen Fläche unter Constantia, December (Eckion, No. 23,
*) Eins der Exemplar« Nr. H5 aus l)r. Sonders Herbar. gebort zu J.
Dregeanus Kuntb.
**) In Dr. »Souder's Herbarium ist eins der Exeiriplure, Ixklon No. 1)00
(welche zur var. flaccidus geboren) mit: No. 15 Meyer bezeicbnet; es ist daber
bei der Bestimmung der mitNo. 15 bezeicbneteu Pfbauzen einige Vorsiebt nötbig.
Die oben aufgefübrte Ptlanze sali ich aus dem Köuigl. Herbarium zu Lerliu
und Ernst Meyer's Herbarium: in beiden war sie mit Nr. 15 bezeichnet.
480
hb. E. Meyer)..— Eckion Xo. 8, Cai)*sche Fläche, 24. Nov. 1824,
welche im Meyer'scheii Herb, mit der vorigen zusammenliegt,
ist nur ein noch sehr unentwickelter Stengel ohne Blätter, dessen
sichere Bestimmung nicht möglich ist. Zwei Pflanzen des Scyider'-
schen Herbariums: „No. 21; Meypr. — Oestliche Seite des Tafel- '
bergcs bei Tokay; December 1827; leg. Eckion" erinneiii durch-
die Schlankheit des Stengels und die geringe Zahl der Köpfchen
an die var. dclicatulus, werden aber wegen der langen und spitzen
Blattöhrchen, sowie der kurzen Inflorescenzäste doch wohl zweck-
mässiger hierher gerechnet; aus dem Meyer sehen Herbarium
lagen mir Exemplare von diesem Fundorte nicht vor.
Mit Ecklon's Xo. 8W zunächst verwandt sind Exemplare,
welche ich mit der Bezeichnung: J. capensis Thbg. var. longi-
folius Eckl. und Zeyher, Standort G4, d. i. Bergplätze bei der
Capstadt bis 2000 Fürs, erhielt. Die Früchte derselben sind
durch einen Pilz vollständig erfüllt und ihre innern Theile zer-
stört. Derselbe Pilz wurde bereits oben für Exemplare des Juncus
lomatophyllus erwähnt. Um die nähere Bestimmung und Be-
schreibung desselben ersuchte ich Herrn Prof. Max ßeess in Er-
langen, der meiner Bitte mit dem freundlichsten Entgegenkommen
entsprach und über den fraglichen Brandpilz Folgendes schreibt:
UstilagoV capensis n. sp.
beschrieben von M. ßeess.
Die pilzkranken Blüthenköpfchen unterscheiden sich an
beiden Arten bei flüchtiger Betrachtung kaum von gesunden.
Einer genaueren Prüfung verräth sich die Erkrankung alsbald
durch die etwas verlängerten und angeschwollenen meist aus dem
auseindergedrängten Perigon hervorschauenden Fruchtknoten.
Diese selbst sind durchschnittlich 2,i> mm. lang, die gesunde
reife Frucht etwa 2 mm.), unregelmässig aufgedunsen, oft bis zu
völliger Verwischung der an der gesunden Frucht vorhandenen
3 Kanten und 3 Furchen. Die Griftel sind verkürzt, ihre Narben-
schenkel verdickt.
Ein Querschnitt lässt sofort die Ursache der beschriebenen
Degeneration erkennen : Die drei Fruchtknotenfächer sind mit
goldgelbem, zuweilen klumpig verklebtem Sporenpulver gefüllt.
Der Bau der Sporen ist bei beiden Juncusarten derselbe.
Die Spore ist kugelig, ihr Durchmesser in Wasser 15 — 16
Mill. Das Episporium ist durch breite Netzleisten ausgezeichnet,
welche verhältnissmässig weite, fünf- oder sechsseitige, wenig
vertiefte Areolen einfassen. (Vergl. Taf. XL, Fig. 3.) Ein feiner
Sporendurchschnitt zeigt das dicke, farblose, homogene Endospo-
rium, umschlossen von dem doppelt so dicken Episporium.
Dieses besteht 1) aus einer dünnen, unter jeder Areole nach innen
gewölbten, den goldgelben Farbstoft' ausschliesslich führenden,
innersten Schichte; 2) aus den dichten aber farblosen, einwärts
sich verjüngenden Netzleisten ; 3) aus den wasserreichen farblosen
Areolen. (Taf. XL, Fig. 4.)
487
Bei einzelnen Sporen ist das Episporiura dünner, seine Netz-
leisten sind noch breiter, die Areolen unregelmässig begrenzt und
meist mit einem flachen centripetalen Tüpfel versehen.
Mein Sporenmaterial (45 bezw. 60 Jahre alt) widerstand
natürlich jedem Keimungsversuch. Ich konnte somit die Gattung
nicht bestimmt feststellen, welcher der vorliegende Pilz angehört,
üeber des letzteren Ustilagineennatur kann ein Zweifel nicht
bestehen. Ebenso wenig darüber, dass derselbe eine noch unbe-
schriebene Art bildet. Er hat weder mit Sehr öter's*) Sorispo-
rium Junci, noch mit Tulasne's*'^) Ustilago pilulaeformis etwas
zu thun , obgleich die letztere ebenfalls eine südafrikanische
fruchtknotenbewohnende Art darstellt. Ustilago pilulaeformis ist
nämlich, (wenn überhaupt eine Ustilago) durch ihre unregelmäsigen,
glatten Sporen und die besondere Art und Weise, wie sie den
Fruchtknoten und einen Theil von dessen Umgebung zerstört, von
unserer Species durchaus verschieden.
Ueber die einzelneu Veränderungen, welche Ustilago capensis
an den befallenen Blüthen hervorruft, und über die wahrscheinliche
Art ihres Eindringens und ihrer Verbreitung in der Nährpflanze
hat sich noch das Folgende ermitteln lassen:
Die Perigontheile erleiden durch den Pilz keine Veränderung.
Dagegen verkümmern ohne Ausnahme die Staubgefässe. Während
in der gesunden Blüthe Filament und Anthere (trocken) zusammen
etwa 2 mm. messen , so sind dieselben in der kranken ßlüthe
kaum ^ mm. lang. In den verkrüppelten Antheren sind zwar
die Fächer angedeutet, der Pollen aber nicht gebildet.
An den pilzkrauken Fruchtknoten verhalten sich die Frucht-
wand, die Scheidewände und ihre Verwachsungsstellen anatomisch
durchaus normal. Die Placenten und Samenknospen dagegen
sind entweder gänzlich zerstört, oder es ragen in die Sporenmasse
hinein einzelne, den Placenten zugehörige gleichsam angefressene
Gewebereste. Nur einmal fand ich in zwei Fächern eines Frucht-
knotens mitten in der Sporenmasse je einen deutlich abgegrenzten,
der Placenta anhängenden, durchaus sporenerfüllten Rest einer
Samenknospe.
Selbstverständlich sind alle Theile der alten Ilerbariums-
pflanzen von Schimmelpilzmycelien da und dort durchzogen,
besonders reichlich erscheinen diese in der Sporeumasse der
Ustilago. Aber es finden sich auch zwischen den Sporen, ferner
im Parenchym der Fruchtknotenachse und des oberen verbreiterten
Endes vom Köpfchenstiel alte, leere, derbwandige Mycelfäden,
welche nach ihrem ganzen Ansehen, sowie nach ihrem im Gewebe
intercellularen Verhalten ganz mit Ustilagineenmycelium überein-
stimmen. Diese Myceliumform fehlt der Fruchtwand, den Scheide-
wänden und allen andern Blüthentheilen.
*) Abliandl. d. scbles. Gesellscli. f. vaterL Cultur. Abtli. f. Natiirw. u.
Med. 1809,72 p. 6. — lledwigia 1873 p. 153.
**) Aunales d. scieiices iiat. 111. »Ser. liotaiiique. Tome Vll., p. 93., pl. 5.
tig. 37—30. —
488
Da nun an den pilzbefallenen Pflanzen sämmtliche Köpfchen
und Blüthen erkrankt sind, die Vegetationsorgane aber stets
gesund aussehen; da ferner die anatomische Untersuchung der
Fruchtwand und der Scheidewände schlechterdings keine vom
Pilz ausgehende Veränderung aufweist, so wird die Annahme
erlaubt sein, der Pilz dringe in die jugendliche Pflanze (Keim-
pflanze V) ein, wachse ohne bemerkbare Schädigung bis in die
Fruchtknotenbasis hinauf und fructificire im Fruchtknoten aus-
schliesslich auf Rechnung der Samenknospen und der Placenten.
Abblldangen : Taf. XL, (Fig. 3 und 4), unten rechts.
Fig. 3. Sporen vonUstilago capensis. (Hartnack, III., 10.)
Fig. 4. Sporendurchschnitt.
Soweit Herr Prof. M. Reess.
Var. rf flaccidus. Differt a varietate praecedenti caule
elongato flaccido, usque 60cm. alto, foliis tenuibus
flaccidis, auriculis plerumque deficientibus,inflores-
centia pallida, saepe laxa, ramis distantibus, saepe
flaccidis (in speciminibus nonnullis reflexis) bracteis in-
fimis frondescentibus, elongatis.
J. capensis C. P. Thunberg, Prodromus plantarum capen-
sium, 1794, I, p. 66.
J. capensis K. Sprengel, 1821, 1. c. p. 106.
J. flaccidus Steudel, Syn, Glumacearum, 1855, II, p.
Kerstenbosch am Tafelberge; 18, Februar 1816 (Bergius,
dies sind die Pflanzen, welche Kurt Sprengel bei seiner Diagno-
sticirung des J. capensis vorgelegen haben); Kampsbay, Oktober
1815. (Bergius — noch sehr wenig entwickelt und daher nur an
den langen Blättern und den sehr langen laubigen Bracteen als
hierher gehörig zu erkennen). Zwischen dem Löwenberg und
dem Tafelberg, 2. Juni 1815 (Bergius — die Exemplare z. Th.
mit zurückgebrochenen Aesten des Blüthenstandes, z. Th. mit
Laubtrieben im Blüthenstande). Sumpfige Stellen an einem Bache
der zweiten Höhe derNordseitc des Tafelberges, 19.Nov.l827(Ecklon,
Un. it. Nr. 898; E. Meyer, Nr. 18). Feuchte Stellen zwischen Gebüsch
aneinemBache, Teufelsbcrg, 3. Höhe ; 10. April 1 825 (Eckion ; E. Meyer
Nr. 16 und 48 ~ sterile Triebe mit ungemein langen und
schmalen Blättern; in Meyers Herbarium ein sehr kümmerlich
ausgebildeter kranker Blüthenstand). Feuchte Stellen beim Wasser-
fall am Teufelsberge, 3. Höhe, 14. December 1823 (Eckl, Un. it.
Nr. 900 et hb. Sonderi Nr. 15 — vergl. über diese Nummer das
oben bei der var. Ecklonii Gesagte).
Endlich dürfte eine Drege'sche Pflanze hierhergehören: („J.
capensis ß angustifolius E. M; d") — dies sind abgerissene
Stengel mit sehr wenig entwickelten Blüthen; aber die beiden
untersten Bracteen sind in derselben Weise wie bei den anderen
Exemplaren der var. flaccidus laubig und die unterste überragt
denselben ganz bedeutend; daher dürfte an der Richtigkeit der
Bestimmung wohl kaum zu zweifeln sein. Der genauere Fund-
ort dieser Pflanze ist nicht anzugeben, da der Buchstabe d) im
1
489
Verzeichnisse von Drege ausgelassen ist. Im Herbarium vom
Ernst Meyer befindet sich ein Exemplar dieser Form mit grünen
etwas vergrösserten Blüthen, welches bezeichnet ist: Capstadt;
mis. Drege 1827. In dem Drege'schen Standorts-Verzeichnisse
ist dieser Standort aber nicht aufgeführt.
Die Thunberg'schen Originalexemplare des J. capensis ge-
hören einer Form an, welche wegen der blassen Farbe der Blü-
then und der gebogenen Zweige des Blüthenstandes am zweck-
mässigsten hierhergestellt werden dürfte, obwohl sie wegen der
verhältnissmässig kurzen und nicht sehr schlaffen Blätter einen
Üebergang zur var. Ecklonii darstellt Sie zeichnen sich be-
sonders dadurch aus, dass die äussern Perigontheile ganz unge-
wöhnlich viel länger sind, als die innern, und dass daher die
Grannenspitzen der ersteren sehr stark über die Köpfchen her-
vortreten.
Forma depauperata. Als eine verkümmerte Form dieser
Varietät scheinen mir die von Ferdinand Krauss im März 1839
an Bächen in der Zitzikamma, dem äusserst fruchtbaren und
waldreichen Districte östlich der Capstadt, gesammelten Pflanzen
betrachtet werden zu müssen, welche Hochstetter (Flora 1845,
p. 342) als : „ J. cephalotes Thunb. var. scapo foliisque elongatis
anthelaqueflaccidis*) (J. sulcatus Höchst, in schedulis scriptis")
aufführt. Sie stimmen im Bau der Blätter, des Stengels, der
Bracteen und der Blüthen mit J. capensis var. flaccidus überein ;
aber die Köpfchen sind sehr armblüthig und dabei blassgefärbt,
die Zweige des Blüthenstandes sind meistens herabgeknickt oder
senkrecht abstehend; Oehrchen fand ich nur an einem Blatte
und hier sehr schwach entwickelt. Das ganze Aussehen der Pflanze
deutet wohl darauf hin, dass wir sie als verkümmerte Schatten -
formen aufzufassen haben. Die Neigung zur Herabknickung der
Aeste des Blüthenstandes zeigt, wie bereits oben erwähnt, auch
eins der Bergius'schen Exemplare, welches gleichfalls deutliche
Spuren der Einwirkung zu grosser Feuchtigkeit oder tiefen
Schattens an sich trägt. — Die Krauss'schen Exemplare besassen
wahrscheinlich gestreckte ßhizqme, doch sind sie zu kurz abge-
brochen, als dass sich eine sichere Angabe hierüber machen Hesse.
Var. E sphagnetorum. ßhizoma elongatum, obliquum
vel fere horizontale. Plantae humiles, 10 — 18 cm, altae.
Gaules tenues, fere filiformes, in statu sicco com-
pressi, laeves vel indestincte valleculosi, in statu humido obtu-
sanguli. Folia 5—10 cm. longa, anguste linearia, 0,5
usque fere 1 mm. lata, saepe involuta vel flaccida: vagina
dilatata, anguste marginata; auriculaa desunt; apex in
mucronem longum productus. Inflprescentia terminalis,
plerumque composita diffusa; capitula 1 — 7, pauci- (1—5)
flora, diametro usque 8 mm. Bractea infima frondescens, in-
*) Es ist dies übrigens dieselbe diagnostische Phrase, durch welche E. Meyer
in der Synopsis Luzularuin 1823, p. 34 den J. capensis Spreng, als eine var. y
(augustifolius) characterisirt.
1
490
florcscentiam subaequans. Flor es breviter pedanculati, 3,.>— 4
min. loii^i. hexuiidri. Flor es, fiiictus, seuiina ut in subspec.
iingustifolio var. Kckloiiii et in subsp. delicatulo, vel pallidi vel
api<:ibu> tepaloruni ferruginea sive castanea.
.lunciis cai)en.sis, var. anj^ustifolius E. M. pro parte.
I)utüit>kloof. auf Felsen in einem Bache, 4. Höhe; 3 — 4000
Fu>s; Januar (l)n''ge: J. cap. 3 angustifolius E. M. ; c); Dutoits-
kluof, sumi)tij;e Orte. 2, Ilühe, 1— S^OX) Fuss; Februar; nach
Ktiketten des Mevcr'sclien Herbariums: das Standortsverzeichniss
j^'iebt als Samnielzeit: October bis Januar, (Drege: J. cap. ß
ang. ; cc) ; diese Pflanze ist bedeutenil schlaffer und blasser, als
die mit c bezeichnete Pflanze; die mir vorliegenden Exemplare
von ihr bilden dichte, mit Sphagnum durchflochtene Büsche.
Die Streckung der Grundachse rührt offenbar von dem dichten
Wachstlium der Spliagnum - Pflanzen her, welche die zwischen
sie verflochtenen Exemplare von Juncus zur Streckung der Achsen-
glieder nöthigen.
Forma frondescens. Caulis et foliacurvata et saepe serpen-
tina, mollia. Ramus inflorescentiae plerumque singulus, rare 2.
Tepala subaequilonga, pallida, stramineo - viridia, marginibus
hyalinis. Stamina diminuta, tepalis :] breviora. Capsula pallide
stramineo-viridis.
Tafelberg, 1—3000 Fuss (Drege: „J. cap. Thbg., var. angusti-
folius E. M.;" aa); auch von Zeyher (V) wurde diese Form auf
dem Gipfel des Tafelberges im August 1833 gesammelt, (hb. reg.
Derol. e hb. N. ab Es., sub: No. 47; Jsolepis?)
Die letzterwähnte Form ist meiner Ueberzeugung nach eine
durch das Wachsen in dichten Moospolstern und übermässige
Feuchtigkeit krankhaft veränderte Form ; dafür spricht die Schlaff-
heit der ganzen Pflanze, die schlängelige Biegung des Stengels
und der Blätter, die ungewöhnliche \'erarmung des Blüthenstandes,
ditj Vergrösserung und Vergrünung der Perigontheile, die Ver-
kleinei'ung der Staubgefässe.
Die Varietät sphagnetorum selbst unterscheidet sich von fast
allen übrigen Formen durch ihr sehr gestrecktes Rhizom, durch
den niedrigen Stengel, die kurzen Blätter, die zurückgeknickten
Aeste des Blüthenstandes und die sehr armblüthigen Köpfchen ;
da aber die Streckung des Rhizoms wohl nur eine Folge des
eigenthümlichen Standortes ist, so habe ich nicht geglaubt, die
Form als Subspecies aufführen zu dürfen.
Subspec. III. delicatulus. Viridis sive lutescens.
Caulis gracilis, tenuis, in statu sicco compressus,
in statu liumido subcompressus et obscure triangulus, Folia
tenuia, dimidium caulem aequantia, raro longiora.
Auriculae desunt, vel parvae adsunt. Inflorescentia
gracilis: rami graciles, erecti, capitula 5— 15 (raro
l)lura). Bractea infima inflorescentia brevior.
Capitula parva, dianiG— 8mm., 5— Sflora. Flores lutei
vel pallide ferruginei, 3.] — 4 mm. longi. Cetera ut in
subspec. IL angustifolio.
491
J. delicatulus J. G. Steudel in Syn. Glumacearum 1855,
IL, p. 304.
Distr. Zwellendam und George (leg. Mundt; distrib. Eckion
et Zeyher; E. Meyer No. 16). Sumpfstellen am Zwartkopsrivier,
November, December (Zeyher (?) No. 105 herbarii Nees ab Es.)
Schattige Bergwälder der Provinz Zwellendam, October (Zeyher,
No, 106 (?) herb. N. ab Es.) Capland (ohne nähere Bezeichnung;
Pott, No. 37, herb. Sond.). — Kalkhügel an der Mündung
des Zwartkopsrivier, unter 500 Fuss; December (Drege 1604 d.)
Grahamstown, Albany, im Thale 1—2000 Fuss; December (Drege
1604 e.) Endlich ziehe ich hierher zwei im Wesentlichen ganz
identische Exemplare des Sonder'schen Herbariums, welche von
Ferdinand Krauss gesammelt wurden. Sie sind verschieden
etikettirt, nämlich vom Rivier Zondereinde (November) und
Zitzikamma (März) ; ich vermuthe aber, dass sie beide vom erst-
erwähnten Standorte stammen, da die Pflanzen aus der Zitzikamma
den leichtkenntlichen J. sulcatus Höchst. *) darstellen. Uebrigens
liegen auch vom Rivier Zondereinde noch andere Krauss'sche
Pflanzen vor, welche sich auf den ersten Blick durch die Kürze
ihrer Blüthen auszeichnen, und welche ich unter der subspecies
parviflorus aufgeführt habe.
Die beiden hier erwähnten Pflanzen haben übrigens etwas
reichblüthigere Köpfchen, als die übrigen Formen der var. deli-
catulus und da eins von ihnen überdies Blätter hat, welche
länger sind, als der halbe Stengel, so stellen sie eine Ueber-
gangsform zur var. Ecklonii dar.
Subspecies IV. parviflorus. Plantae varietati y
Ecklonii affines, diff er unt rhizomate elongato horizontali,
capitulis parvis, ca. 4-6 floris, floribus parvis, ca. 3 mm.
longis, tepalis externis breviorii3us vel rarius interna
aequan tibus.
J. cephalotes Hochstetter (Flora 1845, p. 342) nee. Thun-
berg.
Am Ufer des Rivier Zondereinde, Zwellendam, November
1838 (Ferdinand Krauss — Herbarium der schlesischen Gesijjl-
schaft für vaterländische Cultur und des naturhistorischen Ver-
eines der preussischen Rheinlande und Westfalens). — Die
Krauss'schen Exemplare des Sonder'schen Herbariums habe ich
oben unter J. capensis, subspec. delicatulus aufgeführt.
Nach den Stengeln und Blättern würde man diese Pflanzen
unbedenklich zur var. Ecklonii ziehen, aber die Köpfchen ge-
währen ein ganz anderes Bild. Sie sind 6—10 an der Zahl, die
Zweige des ßlüthenstandes aufrecht und einander genähert; was
ihnen aber ein besonders eigenthüraliches Ansehen gewährt, ist
der Umstand, dass die äussern Perigonblätter kürzer oder doch
nur ebenso lang sind, als die innern, dass also ihre Stachel-
spitzen nicht in so eigenthümlicher Weise über die Oberfläche
*) Siebe vorstehend unter J. capensis var. flaccidus forma depauperata.
1
492
des Kö])fchens hervorragen, wie bei den meisten übrigen Formen;
vielmehr nehmen die Spitzen der innern Perigontheile das oberste
Niveau ein und geben den Köpfchen durch ihre dunkelbraune
Farbe, verbunden mit den breiten weisshäutigen Rändern ein ziem-
lich buntes Aussehen. Dass man aber auf dieses Kennzeichen
keine specifische Trennung begründen darf, wird durch den Um-
stand bewiesen, dass an ganz einzelnen Blüthen die äussern Pe-
rigontheile doch etwas länger sind als die innern und die letz-
teren also mit ihren Spitzen überragen. Oehrchen suchte ich
an den Exemplaren vergebens.
Die Krauss'schen Exemplare, auf welche ich diese Subspecies
gegründet habe, besitzen sämmtlich ganz ungewöhnliche gestreckte
und dünne Rhizome. Das besterhaltene Rhizom ist 7 cm. lang
(bei ca. 1 J mm. Durchmesser) ; davon bildet ein Stück von 6
cm. Länge einen horizontalen, niederliegenden, mit zwei, entfernt
von einander stehenden Laubblättern besetzten Stengel und erst
der vorderste Theil richtet sich auf. Von einer Ausläuferbildung
kann hier offenbar nicht die Rede sein, dazu würde die Bildung
niederliegender Niederblattsprosse erforderlich sein; im vorlie-
genden Falle aber hat sich nur der Laubblatt tragende Stengel
gestreckt, wozu ihn wahrscheinlich der Standort (unter schwerer
Bedeckung mit Laub oder in Felsgeklüft?) genöthigt hat.
Subspecies V. geniculatus Bchn. Rhizoma perpen-
diculare, breve, multiceps, Radices validae, fibrosae. Gau-
les scapiformes, erecti, 20—40 cm. alti, diam. ^— 1 mm., in
statu sicco compressi et saepe sulcati, in statu humido
obtuse 3— 4anguli laeves. Folia linearia, longitu-
dinaliter complicata, fj — 2 mm. lata, 10—25 cm, longa,
Vagina albo-marginata, margine in foliis infimis plerumque in au-
riculas duas acutas vel obtusas producto ; apex folii in mucronem
nigrum brevem terminaus. Inflores centia terminalis com-
posita vel supradecomposita; capitula 8 — 40;
rami inflores centiae recti vel curvati, geniculato-
distantes. Bractea infima frondescens, inflorescentia brevior,
ceterae hypsophyllinae; bracteae florum singulorum lanceolatae,
arfstato-mucronatae, floribus breviores. Capitula hemisphae-
rica, 5—8 flora, diam. 8—9 mm. Flores brevissime pedun-
culati, 4 mm. longi, hexandri. Tepala aequilonga, medio
dorsi plerumque viridia, lateribus et apicibus ferrugineis (in statu
humido pallide castaneis), marginibus hyalinis ; tepala externa
lanceolata in mucronem castaneum acutata, interna
late ovato-lanceolata,obtusa, marginibus latis albo-hyalinis
involutis. Stamina sex, tepalis J breviora; filamenta li-
nearia; antherae lineares, filamentis vix longiores. Ovarium
ovato-trigonum. Stilus longus. Stigmata 3, longa, exserta.
Capsula tepala fere aequans, ovato-trigona vel fere
prismatico-trigona, angulis obtusis, faciebus inferne canaliculatis,
apice breviter apiculata vel brcvius mucronata, trilocularis,
subnitida, apice pallide-castauca, basi vitellina. Semina ....
(immatura).
493
Wet places in Howison's Pond; altit. 1800 Fuss, December
(Mac Owen No. 2019 et 2020; herbarium Sonderi).
Nach immer von Neuem aufgenommener Untersuchung dieser
Pflanzen und Vergleichung derselben mit den verwandten, nach-
dem ich sie bereits unter dem Namen, den ich jetzt zur Bezeich-
nung der Subspecies verwendet habe, als eine eigene Art auf-
gestellt und diagnosticirt hatte, bin ich zuletzt zu der Ueber-
zeugung gekommen, dass es nicht naturgemäss wäre, sie als eine
eigene Art zu beschreiben, dass es vielmehr der Natur am meisten
entspricht, sie als eine Form des so ausserordentlich variabeln
Juncus capensis zu betrachten.
Es wird zur Rechtfertigung dieses Verfahrens erforderlich
sein, etwas näher auf den Bau und die Beschaffenheit des mir
vorliegenden Materiales einzugehen.
Mac Owen Nr. 2020 (hb. Sond.) sind zwei kräftige Pflanzen,
welche alle charakteristischen Kennzeichen dieser Form besitzen.
Die Blätter sind relativ breit, linealisch, wenig gebogen, die
Stengel bis zur Insertion der Inflorescenz über 30 cm. hoch. Die
Inflorescenz ist selbst sehr stark verzweigt (die drei entwickelten
haben 31, 32 und 42 Köpfchen). Einen besonders eigenthüm-
lichen Umriss erhält die Inflorescenz durch die Richtung der
Nebenachsen ; sowohl die untersten Primanzweige, als fast sämmt-
liche Secundan- und Tertianzweige stehen rechtwinklig von ihren
relativen Mutterachsen ab, wodurch der Blüthenstand natürlich
etwas sehr Sparriges erhält; nur die obersten Primanzweige und
ab und an ein oberer Secundanzweig an einem starken Priman-
zweige sind steil aufgerichtet (im Knospenzustande sind natürlich
alle Zweige steil aufrecht). Wenn wir die andern Formen des
J. capensis auf diese Eigenthümlichkeit hin durchmustern, so be-
gegnen wir ihr auch (obwohl in weit geringerem Grade (bei dem
J. cap. subspec. angustifolius var. 6 Ecklonii, forma depauperata
(J. flaccidus Höchst. I) und der var. e sphagnetorum ; dagegen
sind bei den subspecies longifolius, delicatulus und parviflorus
die Inflorescenzäste stets aufrecht oder doch aufrecht-abstehend.
— Sehr bedeutungsvoll sind nun in dieser Beziehung die drei
Exemplare der Nr» 2019 von Mac. Owen. Sie sind sämmtlich
weit niedriger, als 2020 (bis zur Inflorescenz ca. 23 cm. hoch) ;
die Blätter sind schmaler, oberwärts oft fast borstlich und mehr
hin und her gebogen. Mehrere Stengel besitzen nur Knospen,
und es sind deshalb die Inflorescenzäste natürlich noch ganz steil
aufgerichtet; drei von ihnen indessen haben abgeblüht und tragen
halbreife Früchte. An diesen nun tritt die Eigenthümlichkeit
des rechtwinkligen Abstehens nur an ganz einzelnen Zweigen und
durchaus nicht etwa an primaneu Aesten auf, obwohl eine Nei-
gung dazu, mit fortschreitender Reife die Divergenz zu vermehren,
unverkennbar ist. Nach diesem Befund genügt, glaube ich, dieses
Kennzeichen nicht zur specifischen Trennung, so charakteristisch
auch die äussersten Formen sind.
Noch merkwürdiger aber ist das Verhalten der Pflanzen in Be-
ziehung auf den Bau der Frucht. Die Frucht ist ein Organ,
494
welches ich in der langen Reihe von Formen des J. capensis
niemals variiren sah (obwohl sie mir allerdings nicht von allen
vorgelegen hat); sie ist immer dreikantig-prismatisch mit stum-
pfen Kanten und flachen, in der Mitte rinnigen Flächen; oben
ist sie plötzlich abgesetzt und läuft dann in eine ziemlich lange
Stachelspitze aus. Ganz ebenso verhält sich nun die Frucht
an dem einen der kleinen Exemplare von Nr. 2019; an dem
andern ist sie oben lange nicht so stark abgesetzt, sondern mehr
allmählich in die Spitze verschmälert. Diese Formveränderung
ist nun an den Früchten von 2020 viel stärker ausgeprägt; der
obere Theil der Frucht verschmälert sich immer allmählicher,
die aufgesetzte Stachelspitze verkürzt sich mehr und mehr ; zuletzt
ist die Frucht kaum mehr bespitzt zu nennen, sondern sie ist
allmählich zugespitzt. Gleichzeitig verändert sich aber die
eigentliche Form der Frucht noch in der Weise, dass sie sich
auch an der Basis allmählicher verschmälert; hierdurch bleibt
sie nicht mehr prismatisch-dreikantig, sondern wird zuletzt ei-
förmig-dreikantig.*) Eine solche Frucht ist in Fig 1 dargestellt.
Fände sie sich an irgend einer Pflanze rein und allein ausgebildet,
lägen nicht, wie es hier der Fall ist, verschiedene Mittelstufen
vor, so würde wohl kein Botaniker daran zweifeln, dass diese
Pflanze einer andern Art angehörte, als Pflanzen mit der Frucht-
form des Juncus capensis. Unter den vorliegenden Verhältnissen
aber ist die Pflanze ein sprechender Beleg dafür, wie weit die
Variation einer Pflanzenart gehen kann. — Noch will ich be-
merken, dass auch die Filamente an diesen Mac-Owen'schen
Pflanzen etwas länger sind, als an den andern Formen des Juncus
capensis. Die Samen sind sehr klein (nur 0,imm. grorss); in-
dessen sind sie noch so unreif, dass sie keinen Schluss auf die
Grösse und dieStructurvcrhältnisse erlauben, welche sie zur Reife-
zeit gehabt haben würden. Ueberhaupt ist es sehr zu beklagen,
dass keine wirklich reifen Früchte dieser eigentliümlichen Pflanze
vorliegen. —
Die reiche Fülle von Formen, welche sich in dem Kreise
des Juncus capensis, wie ich ihn als Species begrenzt habe, vor-
findet, lässt es wohl wünschenswerth erscheinen, dass noch eine
besondere, analytische Aufzählung derselben als Ilülfsmittel beim
Bestimmen vorhanden sei. Ich gebe dieselbe in den nachfolgen-
den Zeilen, bemerke aber noch ausdrücklich vorher, dass sie nur
für die charakteristischen Formen entscheidenden Werth hat.
Gerade die Existenz von Mittelformen bewegt mich ja, diese so
verschiedenen Pflanzen noch als eine Species aufzufassen. Dass
die Verschiedenheiten fast niemals den Bau der Blüthe und Frucht
berühren (nur bei den überdies offenbar seltenen und vielleicht
ganz lokalen Formen: parviflorus und geniculatus ist dies der
Fall) sondern sich meistens auf Zahlen- und Streckungsverhält-
1
*) Hierdurch wird die Fruclit derjenigen des J. Dregesmus Kih. viel
ähnlicher.
495
nisse beziehen, lehrt schon der erste Blick auf nachstehenden
Schlüssel :
A) Tepala. externa breviora vel rarius omnia aequilonga:
Subsp. IV. parviflorus.
B) Tepala externa longiora.
a) Capsula brevius mucronata siveapiculata:
Subsp. V. geniculatus.
b) Capsula longius mucronata.
a) Rami inflorescentiae stricti erecti. Caules foliaque plus
minus stricta et basi latiora: Subspec. L longifolius.
«) Capitula multiflora. Auriculae desunt : var. strictissimus.
ß) Capitula pauciflora. Auriculae adsunt: var. gracilior.
b) Rami inflorescentiae tenucs graciles. Caules foliaque
graciliora et tenuiora.
«) Plantae glaucescentes vel virides: Subspec. IL an-
gustifolius.
aa) Rami inflorescentiae plures erecti ; auriculae
adsunt. Capitula 5—6- (usque raro 10)-
flora: var. Ecklonii.
ßß) Rami inflorescentiae plures elongati, plerumquc
flaccidi et saepe distantes; auriculae desunt.
Capitula 5 — 8- rarissime 10- flora (in plantis
depauperatis 1—2 flora): var. flaccidus
yy) Rami inflorescentiae pauci, saepe distantes.
Capitula pauci (1 — 5) flora. Auriculae desunt:
var. sphagnetorum.
ß) Plantae lutescentes, graciles. Inflorescentia pauci-capi-
tata; capitula pauci- (5 — 8) flora. Auriculae desunt
vel parvae adsunt: Subspec. III. delicatulus.
Keine Art hat mir bei der Bearbeitung so grosse Schwie-
rigkeiten gemacht, als der Juncus capensis Thbg. Er stellt in
der That eine polymorphe Species von seltenem Umfange dar.
Als ich zuerst das reichhaltige Material, welches mir vorlag,
durchmusterte, glaubte ich etwa G — 7 verschiedene Arten vor
mir zu haben, so verschieden sind die Formen an Grösse, Tracht,
Breite und Länge der Blätter, Reichhaltigkeit und Verzweigung
des Blüthenstandes , Form und Stärke des Rhizomes u. s. w.
Aber diese Auffassung schwand um so mehr dahin, je eingehender
ich die Pflanzen studirte. Es zeigte sich dabei zunächst nicht
allein, dass der Bau der Blüthe, der Frucht und der Samen in
allen wesentlichen Stücken übereinstimmte (die vorkommenden
Abweichungen weisen z. Th. auf Einwirkungen besonders schattiger
Standorte und dergl. hin), sondern dass die übrigen, beim ersten
Anblick so sehr in die Augen fallenden Unterschiede im Bau des
Rhizomes, der Stengel, Blätter und Blüthenstände durch ganz
allmähliche Zwischenglieder vermittelt und dabei innerhalb der
einzelnen Formen sehr variabel sind. So sind z. B. : die mehr
oder weniger graugrüne Farbe des Laubes, die gestreckte oder
gestauchte Form des Rhizomes, die mehr oder weniger ausge-
prägte Scharfkantigkeit des Stengels, die Richtung der Aeste des
^
»
\
496
Blüthenstandes, die Länge der Bracteen, ja selbst die Anwesen-
heit oder Abwesenheit der Blattöhrchen , lauter Kennzeichen,
welche bei andern Arten vortrefflich zur Abgrenzung benutzt
werden können, hier sehr variabel, und der Versuch, die ganze
Reihe der Formen nach einem dieser Kennzeichen in mehrere
Arten zu gliedern, führt nothwcndig zu unnatürlichen Zerreissungen
nächstverwandter riianzen. — Die stetige Keihe von Formen,
welche so weitabstehendc Endglieder .mit einander verbindet, hat
mich zu der üeberzeugung geführt, dass wir hier eine noch in
der Spcciesbildung begriffene Formenreihe vor uns haben, deren
Haupttypen dereinst vielleicht durch Aussterben der Mittelformen
weit von einander getrennt erscheinen werden. Ich glaube daher
der Natur am besten dadurch entsprochen zu haben, dass ich
eine sehr weitumfassende Species aufgestellt und dieselbe in
Subspecies und die letzteren wieder, soweit erforderlich, in Va-
rietäten gegliedert habe.
Es muss übrigens wohl noch hervorgehoben werden, dass
für mehrere Varietäten, so namentlich für ß gracilior und y Ecklonii
nur Blüthenexemplare vorliegen, dagegen Früchte fehlen.
Zwei mir vorliegende Pflanzen muss ich hier noch erwälmen, ohne
dass es mir möglich gewesen wäre, mir ein sicheres Urtheil über
sie zu bilden. Die erste ist Zeyher 4315 ,.J. capensis var. Ion-
gifolius E. M.) von der mir zwei ganz ungenügende (durch üeber-
fluthung beschädigte?) Exemplare vorliegen. Die zweite ist „J.
capensis Thbg. a latifolius E. M. ; c", des Drege'schen Verzeich-
nisses, gesammelt v. Wurmb in Wupperthal. Auch von ihr liegt
mir nur ein ungenügendes Exemplar vor, das ich nicht zu be-
stimmen wage; die vorstehende Bestimmung (meiner Benennung:
J. lomatophyllus Spreng, entsprechend) ist aber schwerlich zu-
treffend, vielmehr dürfte die Pflanze nach dem stark zusammen-
gedrückten Stengel eher zu J. capensis oder einer der verwandten
Arten gehören.
Von ,.J. capensis (i angustifolius" Drege a) (zwischen Hout-
baai und Wynberg, unter 1000 Fuss, Mai) haben mir leider keine
Exemplare vorgelegen, und kann ich somit nicht beurtheilen,
wohin dieselbe zu rechnen ist.
Abbildungen: Tafel XI.
Auf dieser Tafel wünschte ich den Versuch zu machen, die
wichtigsten und namentlich die äussersten Formen des J. capensis
Thbg. darzustellen ; indessen ist dieser Versuch nicht so gelungen,
als ich hoffte. Es trägt hierzu besonders bei, dass die Figur
der schwächsten Form: var. sphagnetorum in natürlicher Grösse
dargestellt ist, während die der drei andern Varietäten halbe
Grösse zeigen.
J. cap. subsp. I, var. strictissimus.
Fig. 1. Ein kräftiges Exemplar von Hottentottsholland.
Fig. la. Ein Köpfchen derselben in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Eine Blüthe mit halbreifer Kapsel; die Scharf-
kantigkeit der äusseren Perigoublätter ist sehr auffallend.
497
Fig. 2a. Aeusseres Perigonblatt von innen gesehen.
Fig. 2b. Inneres Perigonblatt mit zwei Staubgefässen.
Fig. 3. Unreife Frucht, noch mit dem Griffel gekrönt.
Fig. 4. Diagramm der Blüthe; die Frucht nach einem Quer-
schnitte, das üebrige halbschematisch.
Fig. 5. Querschnitt durch einen Stengel.
J. cap. subsp. I,'var. gracilior.
Fig. 1. Blüthe eines Bergius'schen Exemplares. Links die
obere Seite derselben.
Fig. 2. Querdurchschnitt durch einen Stengel.
Fig. 3. Zwei Blattöhrchen mit ihrer Ansatzstelle.
J. cap. subsp. V geniculatus.
Fig. 1. Eine für diese Varietät typische Frucht.
J. cap. subsp. IV. parviflorus.
Fig. 1. Eine Blüthe zur Früchtreifezeit.
J. cap. subsp. III delicatulus.
Fig. 1. Eine geöffnete Blüthe.
J. cap. subsp. II, var. Ecklonii.
Fig. 1. Ein Ecklon'sches Exemplar von der Capschen Fläche
bei Seekuhvalley in halber natürlicher Grösse.
Fig. la. Zwei Köpfchen in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Eine Blüthe im Augenblick der Entfaltung.
Fig. 2a, 2b. Inneres und äusseres Perigonblatt; erstercs
mit zwei Staubgefässen.
Fig. 3. Pistill aus derselben Blüthe.
Fig. 4. Querschnitt durch den Stengel.
J. cap. subsp, II, var. flaccidus.
Fig. 1. Ein Bergius'sches Exemplar in halber natürlicher
Grösse. Das Schlaffe in der Haltung der Pflanze ist durch die
Figur nicht zur Genüge ausgedrückt.
Fig. la. Ein fruchttragendes Köpfchen.
Fig. 2. Eine Blüthe zur Fruchtreifezeit.
Fig. 2a, 2b und 3. Aeusserer und innerer Perigontheil,
sowie die Frucht aus Fig. 2; die Frucht noch mit dem abge-
brochenen Griffel gekrönt,
Fig. 4. Reifer Samen aus der Frucht 3,
Fig. 5. Querschnitt durch den Stengel.
J. capensis, pilzkrank (eine Pflanze, welche zwischen den Var.
Ecklonii und flaccidus die Mitte zu halten scheint).
Fig. 1. Eine kranke Frucht.
Fig. 2. Querschnitt der Frucht.
Fig. 3, 4. Pilzsporen; Erklärung s. oben, p. 488.
J. cap. subsp. n, var. sphagnetorum.
Fig. 1. Ein Drege'sches Exemplar in natürlicher Grösse.
Die schlaffe Haltung auch hier nicht genügend hervortretend.
Fig. 2. Blüthe mit unreifer Frucht.
Fig. 2a, 2b, 3. Aeusseres, inneres Perigonblatt und Frucht
der Blüthe 2); vor dem inneren Perigonblattc zwei Staubgefässe.
IV. Juni 1876. 32
498
Xachtraj^ zu J. scabriiisoulus Kth.
Wälireiiil des Druckes der vorstehenden Jilätter erhielt ich
von Herrn Professor Dr. Zaddach mit andern Juneus- Arten aus
Inserendis des Meyer'schen Herbariums einige von Drege gesam-
melte Exemplare von J. scabriusculus Kth., welche den Formen-
kreis dieser Art auf selir überraschende Weise erweitern. Einige
derselben haben vierblüthige Köpfchen, während die Köpfchen
der mir bis dahin vorgekommenen Pflanzen nur 1 — 3 - blüthig
waren. Ein Exemplar aber ist durch seine Wuchsverhältnisse
ausserordentlich auffallend. Es besitzt nämlich den vollständigen
Habitus, wie das Taf. VI. links abgebildete Exemplar von J. sub-
glandulosus Steud. Die Pflanze hat vier Stengel, der grösste
ist 31, der kleinste, noch nicht vollständig entwickelte fast 20 cm.
hoch; der Hauptstengel hat 4, von den Seitenstengeln zwei je 2,
einer dagegen nur l laterales Köpfchen (und natürlich noch jeder
ein terminales); die Köpfchen sind ß- blüthig (ja eins derselben
wahrscheinlich noch reichblüthiger). Im Baue der Blüthen, sowie
in der auffallenden Rauhigkeit des Stengels stimmt sie ganz mit
den andern Exemplaren von J. scabriusculus Kth. (vergl. Taf. VI.)
überein. Da die wenigen bekannten Exemplare des J. subglandu-
losus (mir lag nur eins vor) wie oben erwähnt, mit denen des
J. scabriusculus zusammen gesammelt worden sind, so drängt sich
natürlich die Frage auf, in welchem Verhältnisse das grosse
Exemplar des Meyer'schen Herbariums zu den auf Taf. VI. ab-
gebildeten und oben im Texte diagnosticirten Pflanzen steht.
Ist es ein Bastard von J. scabriusculus und J. subglandulosus?
Oder ist es eine Mittelform zwischen beiden, und sind wir, so
unglaublich dies auch erscheinen mag, genöthigt, beide als die
noch durch Mittelformen verbundenen Endglieder einer äusserst
variablen Art aufzufassen? Diese Fragen werden sich nur nach
viel reichhaltigerem Materiale oder in der freien Natur lösen
lassen; ich hielt es aber für meine Pflicht, sie hier schon anzu-
regen.
Vergleichende Zusaiiiiiienstellung der Verbreitung der
wichtigsten Gruppen von Juncaceen.
In verschiedenen genauer erforschten Florengebieten.
Um die sehr eigenthümliche Entwickelung der Juncaceea im
Caplande zu veranschaulichen, dürfte es am gerathensten er-
scheinen, die Zahl der Species, welche von jeder einzelnen Gruppe
in jenem Lande nachgewiesen sind, zusammenzustellen mit der
Anzahl von Arten in einer Reihe anderer gut durchforschter
Florengebiete. Dass ich dabei m eine Auffassung der Species
zu Grunde legen muss, ist wohl selbstverständlich; die Zahlen
würden sonst einfach völlig unvergleichbar sein. Dass den Zahlen
somit ein nicht geringer Theil subjectiven Urtheiles anhaftet, ist
unvermeidlich; aber dies wird unter allen Umständen so sein.
499
Ein anderer Forscher würde vielleicht etwas andere Zahlen auf-
stellen, aber im Ganzen und Grossen würde sich das Resultat
nicht verändern. Wer z. B. trotz meiner vorstehenden Darlegung
den äusserst veränderlichen Juncus capensis in 4 — 6 Species
zerlegen wollte, würde wohl auch das vorliegende Material der
Junci septati in mehr als fünf Species gliedern. — Im Grossen
und Ganzen sind also die gegebeneu Zahlen jedenfalls charak-
teristisch.
Die zusammengestellten Gebiete sind das Capland, Deutschland,
Frankreich, Italien, Spanien, das europäische Russland, die ver-
einigten Staaten von Nordamerika, Chili und Neuseeland. Die
Wahl wurde natürlich vielfach durch die vorhandene Literatur
bedingt.
Die Zahlen für das Capland sind selbstverständlich der vor-
stehenden Monographie entnommen.
Für Deutschland ist die zweite Auflage von Koch's Synopsis,
für Frankreich die bekannte Flore de France von Gienier und
Godron zu Grunde gelegt. In Beziehung auf Italien folgte ich
dem: Juncearum italicarum conspectus von T. Caruel im Nuovo
giornale botanico Italiano, 1869, L, p. 96 ff. Für Spanien war
Willkomm und Lange's Prodromus, für Russland Ledebour's
Flora (in welcher die Juncaceen von Ernst Meyer bearbeitet sind)
massgebend; dabei mussten für das letztgenannte Land die
Arten, welche nur in Sibirien und den ehemaligen russischen
Besitzungen in Amerika einheimisch sind, ausgeschlossen werden.
Die Junci der vereinigten Staaten von Nordamerika sind
vortrefflich von Georg Engelmann im zweiten Bande der Trans-
actions of the Academy of natural sciences of St. Louis abge-
handelt worden; jedoch besteht die fragliche Arbeit aus zwei
Hälften, zwischen deren Publikation ein Zwischenraum von zwei
Jahren verfloss, und die zweite Hälfte enthält so viele Nachträge,
dass man bei der Benutzung dieser Arbeit mit grosser Umsicht ver-
fahren muss; einige weitere Nachträge verdanke ich der persön-
lichen Freundschaft des Herrn Dr. Engelmann. Die Angaben
über die nordamerikanischen Luzula-Arten sind dem Manual von
Asa Gray entnommen. Für Chili habe ich das bekannte Quellen-
werk: A. Gay, Historia fisica y politica de Chile, Botan., 1853,
VI., p. 139 zu Grunde gelegt und dabei nur einige Pflanzen der
chilenischen Besitzungen an derMagelhaens Strasse ausgeschlossen;
die Luzula-Arten von Chili aber sind nach der von mir gegebenen
Uebersicht derselben in meinem Aufsatze : Ueber die von Mandon
in Bolivia gesammelten Juncaceen (diese Abhandlungen, 1874,
IV., p. 130) aufgezählt. Von Australien endlich besitzen wir
zur Zeit noch keine neuere Aufzählung der Juncaceen ; ich musste
mich daher auf die Heranziehung von Neuseeland auf Grund
von J. D. Hooker's Handbook of the New Zealand Flora be-
schränken, ein Buch, dessen Behandlung der Species aber zu
vielen Bedenken Veranlassung giebt.
Wo ich nach neueren Forschungen Aenderungen in der Auf-
500
]
Zählung <Um* Arten vornehnuM) miisste, liahc ich dieselben in den
bcigefüj^teii Noten tlargelegt.
Gebiet
Gapland
Deutschland
Frankreich ....
Italien
Spanien
llussland
Verein. Staaten.
Chili =•»)
Neuseeland. . . .
Junci
I
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; 12' j 5»») 1 ; (P'')i 2^3) 10»^)
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; 811') 0'-«) - = (V-»)! :-5*^2) 5'j3)i
(V^r.) 71'.-.) _ ii-j-jT). 4Sf«j20
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. 40
82»)
—
—
2
-~
2
Noten.
1) Iliorlier g^eliört iilierliiiiii»t mir der iiKditcrrane J. imiltilloniß Desf.
Ü) Aus dieser (Jnipiio ist l»is ji'tzt mir »Ur seltene, dem Caplaude eigen-
tliüinlirlie .1. shigul.'iris Steudcl l)i'k<'imit.
\S) Mit diesem >inii)en ]»ozeicline j<*li vorläufig die dem Juncus biglumis,
trighunis und castnneu.s naiu> stehenden Arten. iSie haben Köpfchen- sUindige
iUüthen und gescliwänzte Saiiuii; der Jfau ihrer IJlättta* bleibt aber noch nach
frisehem Materiale zu untersuelien ; vit'Ueicht worden sie den Juncis gramini-
foliis als Untergruppe niizUN<'h]ie.s.sen sein.
4) Luzuh'i multilioni I^ej. ist als Form der Jj. campestris DC anfg^fasst.
ö) einschliesslich A. trilidus L., «hssen vnr. Hostii nicht als eigene Art
gezählt ist. J. BphJieroenrpus N. ab Ks und ebenso .J. Gerardi Lois. sind als
besondere Arten gezählt.
0) einschliesslich ,J. ,Inc<iinni J.., wogegen .). dithisus Hoppe als Bastard von J.
effuHUs und glaucus, sowie .1. paniculatus IIoj»]»« als subspecies von J. glaucns
nicht gezählt sind.
1) .J. triiiduH ist unter die .F. poiophylli verwiesen.
8) .F. triandrus (»ouan ist mit .1. eapitntiis Weig. vereinigt.
*,>) Luz. Desvauxii ist mit (Jrenier und (Jodnni als eigene Art betrachtet,
L. multitiora Lej. dagegen nielit.
10) einschliesslich ,F. tritidus I^. : ^. Ot'rardi Lnis. als eigene Art gezählt,
J. bicephalus Viv. dagegen nicht.
11") einschliesslich ,J. tritidus J.., und ,\. (Jerardi Lois. als eigene Art ge-
zahlt.
12j J. eft'usus L. und .1. Leersil Marssou als getrennte 8pecies 1>etrachtet,
und .1. .Jac(iuini L. hinzugerechnet, wogegen ich .f. Hstulosus Guss. und J. dc-
pauperatus Tin. von .1. glüiicus Khrli. nicht zu trennen vermag.
i:>) J. Tommasini j'arl. und .1. uiultibracteatiis Tin. sind nicht als eigene
Arten betrachtet; .1. .FaiMpiini L. ist unter dir .luiici gemiini verwiesen.
14) l'^nter Auslassung der völlig zweifelhaften Ptianzen: J. Thomasii Ten.
und Öorrentinii l*arlat.
15) Luz. multitiora I.ej. und L. su<letica ])('. sind als Varietäten von L.
cami)estris DC. betrachtet.
10^ J. Gerardi Lois. und J. salinus J^ge. sind mit AVillkomm und Lange
als Ijcsondere Öpecies betrachtet, nicht al)er ,]. foliosus Desf.
17} Kürzlich in Spanien entdeckt; war Willkomm und Lange noch nicht
daher bekannt.
\^) .1. ditlusus Hoppe wie fd)en nicht mitgezählt.
501
19) Ausgelassen ist die sibirische Liizula rnfescens Fisch., dagegen mitge-
zählt die für Bussland noch zweifelhafte L. sylvatica Gaud.
20) einschliesslich des J. trifidus L., wogegen der sibirische J. salsugino-
8US Turcz. nicht mitgezählt ist.
21) J. effusus und Leersii als getrennte Species betrachtet.
22) ausgeschlossen ist der nicht eurojJRische J. Drummondi E. M., da-
gegen mitgezählt der J. littoralis C. A. M.
23) ausschliesslich des für Russland zweifelhaften J. obtusiflorus Ehrh.,
des überhaupt zweifelhaften J. alpigenus C. Koch und des nur auf den Aleuten
vorkommenden J. ensifolius Wickstr., sowie des amerikanischen J. paradoxus
E. M.
24) ausgeschlossen der nicht europäische J. falcatus E. M.
25) Hinzugerechnet ist die von Asa Gray nicht aufgeführte Luzula co-
mosa K M.
26) einschliesslich des J. trifidus.
27) Juncus Lesueurii Bol. ist dabei ebenso wie in der ersten Hälfte von
Engelmann's Arbeit als subspec. von J. balticus Deth. betrachtet.
28) einschliesslich des später i)ublicirten J. Coopeii Engelmann und des
kürzlich in der Nähe von New- York entdeckten J. maritimus Lam.
29) Eingeschlossen ist der von Engelmanu zuerst in eine neue Grupi>e ver-
wiesene J. triformis Eng. Von den acht Ai*ten gehören J. repens Mclix. und
J. marginatus Rostk. dem Osten, die andern dem Westen an.
30) vergl. darüber meinen oben citirten Aufsatz über die von Mandou in
Bolivia gesammelten Juncaceen.
31) diese für Chili gegebenen Zahlen sind ziemlich unsicher, da die Be-
arbeitung der Juncaceen in dem Werke von Gay nicht sehr befriedigend ist.
32) die aufgezählten Formen dürften wohl richtiger zu zwei Arten zu ver-
einigen sein.
33) ausserdem zwei Arten von Rostkovia.
34) Juncus scheuchzerioides Gaud. ist, als nur an der Magelhaensstrasso
einheimisch, nicht mitgezählt.
Werfen wir noch einen Blick auf die Zahlen der Tabelle,
Ihre Bedeutung tritt leicht hervor. Das Capland besitzt zunächst
die merkwürdige endemische Gattung Prionium. Aus der in
allen aufgeführten Florengebieten mehrfach vertretenen Gattung
Luzula findet sich dort nur eine Form, welche der fast ubiqui-
tären Luzula campestris sehr nahe steht und wohl aus ihr her-
vorgegangen ist, aus der Section Junci poiophylli nur den ubi-
quitären Juncus bufonius L., aus der sonst meistens viel reicher
gegliederten Gruppe: J. genuini nur eine Form des in der alten
Welt weit verbreiteten J. glaucus. Die Gruppen J. thalassici und
septati sind ähnlich entwickelt, wie in den andern Florengebieten.
Die reichste Formenbildung hat aber in der Gruppe J. gramini-
folii stattgefunden, so dass in dfeser Beziehung das Capland
alle andern Gebiete weit hinter sich lässt.
Diese Eigenthümlichkeit wird nur wenig vermindert, wenn
man die Gruppen J. singulares und alpini mit den J. gramini-
foliis vereinigt, mit denen sie genetisch wohl am nächsten zu-
sammenhängen.
Die volle Bedeutung erlangen aber die gegebenen Ziffern
erst, wenn wir zugleich den Endemismus in Betracht ziehen.
Von den 32 im Capland nachgewiesenen Juncaceen finden sich
ausserhalb des Caplandes nur noch:
1) der ubiquitäre J. bufonius,
2) der in der alten Welt weit verbreitete J. glaucus Ehrh.
(in der Gapflora in einer eigenthümlichen Form);
502
.^,4) die Strandpflanzen : J. maritimus Lam. und J. acutos
Lam. (Letzterer am Cap in einer endemischen Form.)
5) der auch im Hochlande von Abyssinien und am Sinai
nachgewiesene J. punctorius Thbg.
Die andern 36 Art«n sind sämmtlich endemisch,
und unter ihnen kann es nur bei der gleichfalls endemischen
Form der Luzula zweifelhaft sein, ob man sie der weitverbreiteten
L. campcstris DC. unterordnen soll oder nicht. —
lienierkung. Ich hatte die Absicht, am Schlüsse dieses
Abschnittes die Verbreitung der einzelnen Arten der Juncaceen
im Caplande und ihre Zugehörigkeit zu den verschiedenen Vege-
tationsgebieten, bezw. Vegetationsformen zusammen zu stellen
und einer Discussion zu unterwerfen. Die Durchführung eines
dahin zielenden Versuches habe ich aber trotz der genauen An-
gaben von Eckion und namentlich von Diege schwieriger ge-
funden, als ich erwartete und ziehe es daher vor, um nicht un-
sichere Daten zu veröffentlichen, auf die Veröffentlichung des-
selben ganz zu verzichten.
Literarische Nachweise.
In üiT nnchsicheiuien Uebcrsiclit steht HnkN der in dem hetrefTcndcn Werke, reehtR der in dieser
Monoj,'rnpliic für die hctrefTendc Pflanze verwnndte Name.
1781.
0. Linnaei filins, Supplemcntum plantanim, p. 208.
p. 208. Junciis serratiiH — Prionium serratum (L. fil.) Drege.
p. 209. J. punctorius — J. punctorius L. fil.
1789.
de Lamarck, Encyclopedie methodique ; botanique III., p. 263.
Juncus
No. 14. Juncus cymosus Lam. — species mixta: caulis ad J. lomato-
phyllum Spreng, folium ad Juncum
graminifolium qucndam pertinet.
No. 18. JuncuB punctorius L. fil. — J. punctorius L. fil.
No. 32. J. seiratus L. fil. — Prionium serratum Drege.
1794.
C. P. Thunberg, Prodromus Plantarum capensium, I., p. 66.
Juncus punctorius L. fil. — J. punctorius L. fil.
!J. cephalotes Thbg., sensu strict.
J. lomatopbyllus Spreng.
J. Dregeanus Kunth.
J. bufonius L. — J. bufonius L.
J. capensis Thunb. — J. capensis Thbg. subsp. II. angu-
stifolius.
J. serratus L. fil. — Prionium serratum Drfege.
1821.
K. Sprengel, Neue Entdeckungen im ganzen Umfang der Pflanzenkunde, III.
Species plantarum minus cognitae p. 104: Junceae (a cel. Bergio lectae).
No. 22. J. serratus Thunberg. — Prionium senatum Drege.
No. 23. J. cymosus Lam. — J. capensis Thbg., subsp. I. longi-
folius, var. ,^ gracilior.
503
No. 24. J. capensis Thbg. — J. capensis Thbg." subsp. II. angu-
stifolius, vai*. cf flaccidiis.
No. 26. J. acutiflori Ebrh. var. — J. oxycarpus E. M.
(J. pimctorius Spreng, nee. Thunb.)
No. 26. J. cepbalotes Thbg. — J. cephalotes Thbg. var. ustulatus
Bchn.
No. 27. J. lomatophyllus Spreng. — J. lomatophyllus Spreng.
Ausser diesen von Sprengel aufgeführten Arten befinden sich im Königl.
Herbarium zu Berlin noch folgende von Bergius gesammelte Juncaceeen:
a) ^Scirpus membranaceus Thunberg" det. Sprengel, verosimiliter — J.
punctorius L. fil.
b) ,,Schoenus teres Sprengel n. sp." -?- Liesbeckrivier — J. e sectione
thalassicorum, probab. — J. maritimus Lam.
c) Juncus bufonius L.
d) Juncus acutangulus Buchenau ? forma gracilior?
1822.
Ern. Meyer, Synopsis Juncorum.
pag. 20, No. 14. J. punctorius Thbg. — J. punctorius L. fil.
pag. 39, No. 39. J. bufonius L. — J. bufonius L.
pag. 48, No.' 51. J. capensis Thunb.
a latifoUus EM — K* lomatophyllus Spreng.
|J. cephalotes Thbg. var. ustulatus.
,, augustifolius E. M. - f jT^egtÄtfr'" '"""'
p. 513, No. 55 J. maritimus Lam. — probab. J. Kraussii Höchst«
1823.
Ern. Meyer, Synopsis Luzularum 1823.
pag. 34, juncus capensis Thbg. — J. capensis Thbg., subsp. II. angu-
var. y (J. capensis Spreng!) stifolius, var. f. fiaccidus.
1823.
C. P. Thunberg, flora capensis, p. 336.
vide supra : C. P. Thunberg, Prodromus etc.
1825.
C. Linuaei, Systema Vegetabilium ed XVI., ed. K. Sprengel, II.
No. 21 (error, typogr. : 26). Juncus
punctorius Thbg. — J. punctorius L. fil.
No. 28. J. cephalotes Thbg. — jJ. cephalotes Thbg. sens. str.
(J. lomatophyllus Spreng.) |J. lomatophyllus Spreng.
No. 29. J. capensis Thbg. — J. capensis Thbg. (formae diversae)
(J. cymosus Lam.)
No. 65. J. serratus Thbg. — Prionium serratum Dr^ge.
1825.
J. de Laharpe, Essai d*une monographie des vraies Jonc(5es (Mcm. de la soci6te
d' bist, natur. de Paris, III., p. 89).
No. 16. Juncus maritimus Lam. — probab. J. Kraussii Höchst.
No. 36. J. punctorius Thunb. — J. punctorius L. fil.
No. 51. J. cephalotes Thunb.*) — J. capensis Thbg. (formae diversae)
(J. cymosus Lam. J. capeniis ,•? E. M.)
No. 52. J. capensis Thunb. « E. M. — J. lomatophyllus Spreng.
*) de Laharpe gicbt au, dass diese Art „et les trois suivautes** (J. capen-
sis Thbg., i)lanlfolius K. Br. und J. capitatus Weig.) im (.'aplnndo zu Hause
seien; dies ist aber gewiss ein Schreib- oder Druckfehler, da die beiden letzt-
genannten Arten siclier nicht am Cap vorkommen und auch de Laharpe bei
diesen Arten Nichts davon erwähnt.
504
fl inininuis de Luliurpu
No. 6*J. J. 1)iifoDiii8 L.
i pr. pto. — J. lomatophyllus Spreng.
' turioues depauperati.
^pr. pte. forsan J. cephalotes Thbf.
r var. ustnlatuB.
— J. bnfoniuB L.
1828.
K. Meyer in Chamissn und >Schlechtendal^ plautao lioinaiusofiianaey in Liinnaea
III., p. 367.
p. M'2, Nr. n
Juncns fupciisis ,1 ungustifolius — J. capensis Thbg. subsp. IL an^-
K. yi. stifuiius.
1829.
Römer und Scliultes, Car. Linnaei, systema vegetabilium VII, L,
•Juucus, p. 175.
No. 22. J. punctorius Thunb.
No. 74. J. bufonius L.
/ grandiflorus J. A. und J. II.
Schul tes
No. 95. J. cephalotes Thunb.
(J. cai)cnsis {i angusti-
folius E. M.
J. capensis y E. M.)
No. 9G. .f. capensis Thunb.
(c major
(J. lomatophyllus Spreng.)
,*? minor
* (J. cephalotes Spreng.)
;' minimus
No. 97. J. serratus Thunb.
No 102. J. maritimus Lam.
p. 1655. J. punctorius Thunl).
p. 1656 (in descriptione J. spretus
Schultes [cum.?]).
J. punctoriiu} L. fil.
J. bufonius L.
— J. capensis Thbg.
formae diversae
(etiam J. Dregeauua Kth. ?)
— J. lomatophyUus Spreng.
— J. cephalotes Thbg. sensu strict.
— J. lomatophyllus Spreng.
(turioues depauperati)
— Prionium serratum Drege.
— species e subgenere June, thalassi-
coruni inoxtricabilis, probab.
J. Kraussii Höchst
1830.
VU,ii.
— J. punctorius L. fil.
— J. Kraussii Höchst.
1832.
(niedergeschrieben 1829)
Ernst Meyer, Plantae Ecklonianae in Linnaea VIT., p. 129.
1. Juncus punctorius Thbg. —
2. J. bufonius L.
3. J. capensis Thbg.
a latifolius E. M.
ß minimus La Ilarpo
y angustifolius E. M.
d longifolius E. M.
4. J. maritimus Lam.
Prionium Palmita K M.
J. punctorius L. lil.
J. bufonius L.
J. lomatophyllus Spreng.
, J. cephalotes Thbg. sensu str.
|j. lomatophyllus Spreng, turiones'
depauper.
J, capensis Thbg., subspec. II. angu-
stifolius.
J. capensis Thbg., subsp. I. longi-
folius.
)J. maritimus Lam.
^T. Kraussii Höchst.
Prionium serratum Drcgo.
1841.
C. S. Kunth, Enumeratio plantarum, IlL, p. 296 i\\
No. 20. Luzula campestrisDC. var. / — Luzulti africana Drcge.
507
var. ß E. M.
a) , . a me nou visum
aa) — J. cap. subsp. II. ang. var. spbagne-
toruiii, forma frondesceiis.
b) — J. cap. subsj). longif var. gracilior.
bb) ? — J. cephalotcsTlibg. var. iistulatiis Jicbii.
l j — J. cap. subsp. II. angustif. var. sphague-
' loriiiu Bchn.
d) *) V — J. cap. snbsj). II. ang. var. tlaccidus.
e) — J. Sonderianiis Biichenau.
J. oxycarpiis a) — J. ox3^carpiis E. M.
E. M. aa) — J. ])unct.oriu8 L. lil.
b) . ;^ a)
K { ... hb. Sonderi — J. punctorius L. ül.
^''' i . . bb. E. Meyeri — J. exsertus liiicbeiiau (Xo. 859).
d) V — J. exsertus Bucbenau.
e — i) —^ aa)
J. rupestris Ktli. a) — c) — J. rupestris Kth. (No. 2471.)
J. scabriusculus Kth — J. scabriusculus Kth. (NB. No. 8795
pr. pte!)
J. 160-4 a) — J. anonyinus Steud.
1 \ j pro pte — J. ainguhiris 8teud.
^ \ pro pte — J. Dregeanus Kth.
c) — J. Dregeanus Kth.
N j — .1. capensis Thbg., s\ibsp. III. delica-
^ tuhis Behn.
f) — J. Dregeanus, var. subniouoceplialus.
h) **) — J. indescriptus Steud.
i) ***) — .1. Dregeanus Kth.
k) ***) — J. cap. subsp. I. longif. var. gracilior.
J. 2032 — J. e sectionc thalassicoruin (hb. reg.
berol. et hb. E. Meyer).
J. 2470 — J. punctorius L. ül.
J. 2471 — .1. rupestris Kth.
J. 2472 a) t) — J. pictus 8teud.
aa) — J. iM)lytrichos E. M. et F. B.
b) — J. parvulus E. M. et F. B.
J. 4.387 intermixtus (hb. Kunthii ; in
Enuni. Dreg. oniissa) — J. Dregeanus Kth.
J. 4447 (hb. E. Meyer; an plantaDre-
geana vel ZeyherianaV in Enuni.
Dregeana omissa) — idem.
J. 4403 — J. punctorius L. lil. (i)rob. h. vel i.
catal. Dregeaui.)
J. 44r>4 • — J. punctorius L. ül. (prob, e, catal. Dreg.)
J. 4405 ff) — J. rostratus Buchenau.
J, 8788 (1)1). E. Meyer — J. cap. var fc ;
e in Enuni. Dreg.) — J. loina(ophyllus J^preug.
J. 8790 — J bufonius L.
J. 8793 — V J. exsertus Buchenau (^.J. oxycarpus
E. M d,^ oatalogi Dreg.)
ij>ropte. — J. bufonius E.
J. 8795 (in Enuui. Dreg. ouiis.sa) pro pte. — J. scabriusculus Kth.
(pro i)te. — J. subglandulosus iSteud.
*) d vacat in catahigo Dregeano.
**) n ^"«T-^'«^^'
***) i et k in enuni. Dregeana oniissae.
f ) Locus natalis vacat.
ff) Errore'typographico 5405.
noG
88. .7. oxyoarpTis K. M.
108. J. sinjjnljiris .Stciicl.
lOll. J. loniatoi)liylln8 Sprenpr.
110. .T. stcnoplivilus »Stcud.
111. .1. Ilaecidiis fc^tiMid.
112. .J. suljmonoceplialiis Stcud.
113) .J. siib^landulosus Stc-ud.
121) J. ni])estri8 Kth.
124) .T. iiidescri])tuR Steiid.
125) .T. anouymus Steud.
120) J. dclicntuliis »Steud.
127) J. Dn'fjjfeanus Ktli.
187) J. i)ictus Steud.
.T. jiicti var.
1C3) J. bufonius L.
100) .T. 8cal)riuscnliis Kth.
l*rionium Palmita E. M.
J. oxycarpus E. M.
.1. «ingulari» Steud.
fJ. loiriato]diyllu.s Spronnf.
.1. capeusis Th})«^. suhsp. I. lon^i.
folius et II. angUBtifoIius K. M
J. «ipeiisis Thbjj. subsp. II. angu--
stil'ülius, var. o tiaecidus
.F. DrepfcamisKtli. j' subinonoeeplialus
.f. su}){^laiidnlosus Steud.
.1. rupestris Kth.
.J. irdescriptus Steud.
J. anoiivuius Steud.
J. capeiisis 'J'hbg., subspec. III. de-
licatuliis,
.7. Dregeanus Kth.
.J. pictus Steud.
J. i)arvulus E. M. et F. B.
.T. luifonius L.
.7. scaliriusculus Kth.
Pr. scrratuni Drege.
Nachweise über Sammlungen.
Sammlung yon Droge.
Die IMhuizen sind geordncjt nach dem als besondere Peila^xe zur Flora
]!^i:5 pulilicirtcii Verzeiehnisse (j). l'.«;'), 2(H) iiiid 21.')); die (b'.ni Sonde.rselK'ii,
l»("/\v. >[fver"sclH'n Ilrrbariimi c'iitnoninieiK'ii NunmK.'rn sind tlmulichst an der
rt'chtcn Stelle cin^i^csehaltet.
.1 n n (' n s
,1. ncntiis a / pro pte — J. aentns J.. vnr. Lenpoldü.
])r() i)te — .J. nmritinnis Lnm.
I»! --- J. niaritiniiis Ijani.
(•) . . a nie non visnni
dl — J. Kraussi i ir<»clist.
t.*! . . a nie non visnin
t) V — .L niaritimus.
<r ' vide i\]
Audi Dn-'n' ]S'u. Tis (lil). K. ;Mt;veri o-ohilrt /.n .). ncntns L.
llrt'-M^c 7*il ist . - -■ ,]. ninritiiHUs Kam.
.1. I)iir<'inns ;i -(* — .J. bufonius L. (c) n uw n<.ii visuni^
AiH-li l))<'-^(' No. C)')") (lib. \\. ^[('yer'; g(;li<»rt zu ,L but'oiiius L.
.1. (• a ]) <.' n s i s Tlib^^.
v.'ir. (( K M.
'.{) — .J. loniatopbyllus Spreng., var. iMtoseens
r.cbn. (X(». ir.(>2, Dr.: lil). K. M./
»1*1 1
' ', I . .n nie non visnni
h) )
(•) ... V i)lanta dnbiii
«•(•I . , a IUI' non visuin
«Ij - - .). b)nintn])byllus Sprcn^^*.
»•I — idriii (NO. sTss Dr.; lil». 1'. IM.)
l," - — .1. IoinatopliyllnsS|)rcn|X.. v;ir. aristatus
J5clin. (Nu. HW»:;. Dr.: lib. K. M. i
1-^ " /
.1 d (plantar drpaiiper).
507
var. ß E. M.
a) . . n me nou visum
aa) — J. cap. subsp. II. ang. var. spbagne-
toruiii, forma frondescciis.
h) — J. ca]>. subsj). longif var. gracilior.
bb) V — J. cephalotes Tlibg. var. iistulatiis licbii.
, M -- J. cap. siibsp. IL ar.^ustif.var. spbagiuj-
^ lorum Hcbu.
d) *) V — J. cap. snbsp. II. ang. var. tlaccidus.
e) — J. ISonderiamis Buchenaii.
J. oxycarpus a) — J. oxycarpns E. M.
E. AI. aa) — J. puuctorius L. til.
b) , • • ;-- «)
V j ... bb. Sonderi — J. piinctorius L. lil.
^*'' i . . bb. E. Meyeri — J. exsertus Bucheiiau (No. 859).
d) V — J. exsertus IJucbenau.
e — i) -::; aa)
J. rupestris Ktli. a) — c) — J. rni)estris Ktb. (No. 2471.)
J. scabriuscuhis Ktli — J. scabriusculus Ktb. (Nli. No. 8795
pi. ptel)
J. 1601 a) — J. anoDynius 8teud.
1 V I pro pte — J. singularis Rteiid.
^ \ pro pte — J. Dregeanus Ktb.
c) — J. Dregeanus Ktb.
J. ) — .1. capensis Tbbg., sUl)sp. III. deliea-
^ ' tuhis I3chn.
f) — J. Dregeanus, var. siibinouocepbalus.
\\) **) — .F. indescripius Steud.
i) ***) — J. Dregeanus Ktb.
k) ***) — .J. caj). subsp. I. lougif. var. gracilior.
J. *2Ü32 — J. e sectiono tbabassicorum (bb. reg.
berol. et bb. E. Meyer).
J. 2470 — J. puuctorius L. lil.
J. 2471 — .J. rupestris Ktb.
J. 2472 a) t) — ,1. pictus Steud.
aa) — J. polytricbos E. M. et F. D.
b) — J. parvulus E. M. et F. 13.
J. 4387 iiitcrmixtus (bb. Kuutbii ; in
Enuni. Dreg. omissa) — J. Dregeanus Ktb.
J. 4447 (bb. E Meyer; an plantaDre-
geana vel ZeyheriaiiaV in Enuni.
Dregeana omissa) — idem.
J. 44C3 — J. punctorius I-i. fil. (i)rol). b. vel i.
catal. J)regeani.)
J. 4404 • — .f. punctorius L. ül. (prob, e, catal. Dreg.)
J. 4405 ff) — J. rostratus Hucbenau.
J. 8788 (bb. E. Meyer — J. cap. var (« ;
e in Enum. Dreg.) — J. loma(opbyllus Spreng.
J. 8790 — J bufonius L.
J. 8793 — ? .r. exsertus liucbenau (^J. oxycarpus
E. M d/ catal ogi Dreg.)
i]>ro pte. — J. bufonius E.
J. 8795 (in Enum. Dieg. omissa) pro pte. — J. scabriusculus Ktli.
(pro i)te. — .1. subglandulosus Steud.
*) d vacat in catalogo Dregeano.
**) g vacat.
***) i et k in enum. Dregeana omlssae.
•(•) Locus natalis vacat.
•ff) Errore'typograpbico 54G5.
Pi.---
:i*..:
508
J. SiüO h)
v] — J. pflniic.ii.s Idirh. var. acutissinnn
hiiclicnnu.
Ti n /. I1 1 a
Tj. jifrir;Mi;i Pn'-jr«' No. :\\nV.\'\ . . , . — L. afripaim Druge.
I' r i n n i u m
.1. raliiiitti K M. j»)— «li et N«.. 'J:il(»
Iu>rt»ni-ii K. Mi-ycr — Pr. serratnm Droge (l»)ame*ioiivisüin.)
Saniniliiii^eii Ton Kcklon nnd Zeyhcr.
V !► r 1) (* 111 <• r k II n «r. l M»* l'cklon-Zi'vlu'r'scben Pfljinzcn sind bei weitem nicht
jill»' mit NiMninoin v^rsrluii. \'<»ii <l»'ii Xiniiinoni, welche sie in den Herbarien
trjijrcn, f<iiul im r«>lrfoiKl«Mi ilie wielitijysteu zusnmmeiipfestellt, doch ist bei dem
ricstimiiH'ii nach <U'ii ^^iiiimorii iwio auch die nachstehende Zusammenstellung
/ci^^tl cinitr«* \'t»rpiclit in'ithijj. — Die Niimorirunp: ist nämlich zu verschiedenen
Zeiten voll verschiedenen Männern und, was noch viel unan^^enebmer ist, mit
Verse hie<h'non >'iniimern vorjr^nomnien worden, so dass ein und dieselbe Pflanze
mit inelirtaclien ^'iimmern vorkommt; auch lieispiele, dass dieselbe Nummer l)ei
vi*rsehiedenen Ptianzen verwen(h*t wurde, werde ich anzuführen haben. Was
die Sjinnnler anpr^dit, so ist es in manchen Fällen kaum mehr möjflieb, anzugeben,
oh Kcklon und Zeyher {remeinsam die Pilair/e gesammelt haben, mler einer von
ihnen allein der Sammler war. l>ie Anj^aben vieler TFerharien sind in dieser
JJeziehuuji: nicht znv«'rlässi;r , <la Kcklon und Zevher in der Vorstellunjr der
Jiotaniker so verwachsen sind , dass jrewiss häufig (»hne nähere Feststellung
K. & Z. aul" die Ktikctteii gescliriehen wurde.
Auf den Fnistand, dass auf den Etiketten der von Drege ausgegebenen
Kcklon- Zeylu^r'schen IMlanzeii sowohl der Fundort, als der ^fouat durch Zahlen
ausji^edrüekt sind, will ich hier noch besonders verweisen, da auch hieraus leicht
M iysverständnissi? entstehen.
Ecklon, 1. Sendung (an den Reiseverein)
von der Cajjstadt ahgej^augen am 2. Juni 1827.
A n m. ni(* von dem J^MS(^verein ausgegebenen Pflanzen haben kloine ge-
druckte Ktiketten mit der Nuinnier der JMlanzen und der I^ezeichiiung U. J.
(Fnio itineraria); die Fundorte sind in lateinischer Sprache ausgedrückt.
!No. 1)5 — .1. capensis, suhsp. II. angustifolius, var. Kcklonii.
iS'o. -IG — ^. puuctorius L. lil. *)
N<». 17 — idem. *)
No. 'IS — ,J. caj). suhsp. an^ustifolius var. flaceidus Ik'lin. *)
Xo. oO — .F. lomatophyllus Sjireng.
Ecklon, (und Zeyher?) 2. Sendung (an den Reiseverein).
von der Kapstadt ahgejraugen am 25. August 182S.
A 11 m. Die vom Keisevereine ausgegebenen Fflan/en dieser Sendung haben
ähnliche Ktikcitten wie die der iirsteii Sonduug, sind aber leicht kenntlich an
der .Jahreszahl 1S28 nach den Ihichstahen V. ,].
No. .'Jr> — .1. capens. suhs]». angustif. var. Kcklonii Uchn.
No. SOG. — .1. louiatoi)hyUus Spreng.
*) hl). Souderi; vom Iveisevc^rein wahrsclieinlich nicht ausgegeben. Im
S»)nder'sehen Ilerbar. trägt aber auch ein von Zeyher gesammelles Exemplar
von .1. inaeqiialis, var. viridesceiis I>chii. {IIotteutottslMdlaiuh dTe Nr. H>.
509
897 — J. capensis Thbjj. snhsp. II. angustifolius. var. Ecklonii Bchn.
898 — J. cap. siibsp. angnstif. var. flaccidus Bchn.
Qqo I P**' P^®' — *^' cap. suhsp. an^istif. var. Ecklouii Bcliu,
I pr. ])te. — J. Dregeanus Kth.
900 — .F. cap. subsp. angiistif. var. flaccidus Beim.
901 — J. cephalotes Thbpr- var. ust\ilatus et variiis Bcbu.
902 — J. jmnctoriiis L. fil.
903 — j. Kraiissii Höchst.
904 — Prioiiium serratum Drcge.
905 — J. bnfonhis L.
Ecklon, (und Zeyher?) 3. Sendung,
von der Capst4idt abgegangen am 8. April 1830.
A n ni. Ob von dieser Sendung Pflanzen mit gedruckten Ktikcttcn in den
Handel gekommen sind, ist mir zweifelhaft, (iedruckte Ktiketten mit den nach-
folgenden Nunnncrn haben mir nicht v«>rgelegen, sondern nur die handschrift-
lichen Originaletiketten des Sonder'schen Herbariums. Vielleicht wurden sie
erst von .1. F. Drc^gc vertheilt.
No. 779 — J. Dregeanus Kth.
780 — J. Sonderianuö Buchenau.
781 teste Sonder — 89G collectionis secundae (J. lomatophyllus Spreng.)
782 — ,]. oxycarpus K. M. *)
783 — J. acutus L., var. Leopoldii (Tarl.) Bchn.
784 teste Sonder — 903 collectionis primae.
785 . . jirobab. — .F. maritimus Lam.
780 — Prionium serratum Drege.
Ecklon-Zeyher'sche
Pflanzen, nach den von J. F. Drege gegebenen, in jeder Familie von vorn an
beginnenden Nummern — vergleiche JJnnaea XX., ]). 243. Vielleicht sind für
die Familie der Juncaceen diese Nrn. nicht von Drege selbst, sondern vonE. M.
gegeben ; in S< nder's Herbarium ist ihnen wenigstens überall der Zusatz :
K. Meyer, oder hb. E. Meyer beigefügt.
A n m. Diese von Drege vertheilten Pflanzen haben kleine Etiketten, welche
den Namen der Pflanze, zwei Nummern und oft auch noch die Bezeichnung
E. Z. tragen. Von den beiden Nummern bezieht sich die erste auf das in
I^inuaea XIX. veröftentlichte Verzeichniss der Ecklon - Zeyher'schen Fundorte,
die zweite auf den Monat, in welchem die Pflanze gesammelt wurde; eine
laufende Nummer tragen diese Pflanzen nicht oder doch nur selten (z. B. No. 11
— J. Sprengel ii N. ab. Es.)
No. 1 . . , , — Prionium serratum Droge (hb. Sond.)
No. 1 . . . . — J. bufonius L. (hb. Sond.)
2 . . . . — J. acutus L., var. Leopoldii Buchenau.
*) Die Nr. 782 liegt mir in einem Exemplare des Meyer'schen Herbariums
vor, welches unzweifelliaft zu .). oxycarpus E. M. gehölt. Jils besitzt eine
Ecklon'sche Originaletikette, welche lautet :
1828 No. 902
782. Juncus ]»unctorius Thbg.
In Gräben am Zwartko]>srivier 1. HiJhe, Distr. Uitenhage; November 1829.
Die Beziehung auf Nr. 902 der Sendung von 1828 ist falsch, da diese
Pflanze ächter J. punctorius ist. Es erklärt sich dies leicht, da mau ja zu jener
Zeit über die Abffrenzuuü: dieser Pllanze noch unklar war. Wie weit diese
l^nsicherheit ging, zeigt sich darin, dass Exemplare von .Tuucus rostratus
Buchenau, welche mit der No. 782 gleichzeitig und an demselben Orte gesam-
melt wurden, gleichfalls den Vermerk: „182S No. 902'' und die Bestinmuing;
„J. punctorius Thbg."* tragen.
510
3 prubttb. — J. iii.'uitiiiiu« Lam. fXu. t\ liiTbnrii R Meyer — Prioniam
tu'rr.-ituiii I>r«''ffe, No. *J(»4 hb. uii. it)
4 . . . . _ j. KraiisHÜ I lochst, (iu herb. ]terol. etiam J. acutus sub. hoe.
iiiiiii. c'oiiserviitur.)
5 . . . . — .1. ]miit*toriu8 L. lil.
fi , . . . — J. bnt'oniiis L.
7 . . . . — .1. liMii.Mto|ihy]lu« Sprenjr.
H . . , , — .1. i'«*phnl<)t«'» Thbjj. vjir. varius (uhurt).
<j . , . , — J. Siiiiih>riaiiiiH itiichciiau.
10 . . . . — .1. Dn'ji^onnii» Kth. (forma coiigh>merata.)
11 . . . . — J. SpriiUfTflii N. all J*^.
12 *) . . . — .1. inaeipialiH, var. geiuiinus IJchn.
VA**), . . — .i. c-e]ilial(»te8 Thb^'., var. UHtiilatn« lU-hu.
It . . . . — .J. inaciiualis var. viridcHCiMis Ik'hii.***)
., \hb.S»)iul. — .J. cap. siibsp. II. anpf. var. tiaccidus Bhu.
'^ \\\h. horol. ot hb. E. M. — var. Kckloiüi.
ir» . . . . — J. i-apcnsis Tlibg.
17 pro ptc. N<». 18; pr. i»to. .T. Drojrcaiius Kth.
IH . . . . — ,J. caiKMisis Thbjj:., snbsp. JI. angiistif. var. Kckloiiii Bchn.
X J , m » I «1
»•'' • • • ;
21 . . . . — iilem, se<l transit. a»l siibsi». dulieatuhiin.
22 ... . No. IS.
2:^ .... Xo. IH.
21 . . . . — J. inacMpialis, var. geiiiiiims Bchii.
*)I» ' ' ! — •^* h)inatMp]iyUus Spr.
(NB. An der eitirtoii Stelle der J^iiniaea laufen die Nummern nur bis 15.)
*) plaiita hb. rejj. IJerol. J. cephah>tes Tlibjij. var. varius.
**) pl. hl>. lop. IJerol. .f. I>rejrt'«'nuis Kth. (stn*. oe\ Drejje iu Linnaea
XX., p. 24ir lOOl, e Drege, id est ... J. oapensis Thbg. »ubspec. delioatulus
Buehcuau.
***) pl. hb. reg. Berol. -- J. caponsis Thbg. subsp. I. longifollusy var.
graeilinr.
Nummern von Zcyher'sclien*) Pflanzen
iiaeli dem Necs'sehen Herbarium, (jetzt im Herb. reg. 13erul.)
No. 47 (I.solepisV) — .[. eap. subsp. JI. augustif. var. sphaguetoruui, forma
frondeseens.
No. \)7 — ,J. Kraussii Hoeli.st.
No. OS — J. lomatoi)hvi!us 8i)reng.
No. \)i) — J. cephah)tes Thbg , var. ustuhttus L-chu.
100 — J. acutaugulus IJchu.
101 — ,J. Dregeanus Kth.
102 ... . — .F. caiieusis Tli])g., subsp buigifolius var. gracilior JJchn.
103 . . . . — J. exsertus IJclin.
104 ... . — J. punctorius Tliljg
105 .... — .[. eap. sul)speeies III. delieatulus ßehn.
10() .... — idem.
*) Auch iu Botreff diescu* l*tlnuz(?n erheben sich Zweifel. Sie find aus dem
Neos - von- Ksenbeok'sehen Herbarium in das Königliche. Herbarium zu l^eriin
übergegangen und tragen kleine Etiketten mit einer sehr eigenthümlichen fast
senkrechten Hnudschrift. Die Nunnuern sind offenbar erst si)äter (wahrscheinlich
von dersel})en Hand, a])er mit anderer Dinte) beigefügt. Man hat in I^erlin
den Namen Zcyher als Sammler beigefügt, genauere Nachfcjrschungen haben
aber ergeben, dass dies einigeruiassen zweifelhat't ist. Herr Prof. Dr. Garcke
weist auf die Möglichkeit hin, dass Dr. l*ai)pe der Sannnler ist. Fx'klon'sche
rHanz<;n sind es j(ulenfalls nicht, da die Fundorte meist nicht übereinstimmen.
511
Zeyher'sche Pflanzen.
Pfltinzen, welche Zeyher allein (ohne Kcklon) auf seinen späteren Heisen
sammelte.
N 4.^0« jherbarii mei. . . . — J. Kraussii Ilochst.
(herb. Sond. et Lub. — J. acutus, vnr. LeopoMii.
No. 4312 a me uon visum, teste Dreji^e, Linnaea XX., p. 243 = J. oxycarpus
i, Drege, id est =:- J. imnetorius L. lil )
No. 4314 — J. bufonins L.
No. 4315 Juncus ? c sectione graminifoliorum. j
No. 431C a me non visum. |
No 4317 — J. capensis Thbg., subsp. I. j
longif. var. gracilior Bchn. I
No. 4318 — J. acutangulus Buchenau. i
No. 4319 — J. inaequalis var. viridescens Beim. |
No. 4447 (hb. E. Meyer; an planta Dregeana, ,
vel Zeyheriana ?) . <^ J. Dregeanus Kth. i
Burchcll.
No. 6528 — Prionium serratum Drege.
Sieber, Agrostotheca capensis, ed. Wrbnä.
No. 101 — J. lomatophyllus Spreng.
108 — J. capensis, subsp. I., var. gracilior.
119 — J. bufonius L,
Eine als Juncus capensis Thunberg ausgegebene Pflanze, welche ich der
Güte meines verehrten Freundes, des Herrn Prof. Grisebach in Güttingen ver-
danke, ist keine Juncacee, sondern eine Kestiacee. Sie hat drei vor den
Innern Perigontheilen stehende Staubgef ässe ; der Stengel ist ungegliedert, dünn,
drahtförmig, und vielfach um seine Achse gedreht; die Blüthen stehen in einer
endständigen, nicht sehr reichblüthigen, aber gedrängten Rispe und werden von
häutigen Bracteen überragt.
Bolus.
No. 188 — J. exscrtus Buchenau.
No. 188* — J. diaphanus Buchenau.
Mac Owen.
N^ *>0'20 — ^' ^^V^^^^^ Thbg , subsp. V. goniculatus Bchn.
Bergius.
Ein vollständiges Vcrzeichniss der Bcrgius'schen Sammlung habe ich vor-
stehend unter „Literatur" bei Gelegenheit der wcrthvollen Arbeit von Kurt Sprengel
über diese Pflanzen mitgetheilt.
f
512
Yerzeichniss der anfgefiilirtoa Pflanzen.
(I>ie Synonyme sind in antiqua gesetzt.)
Aronis rnliiiita Liolitciisk'iii . . -IIW.
yittuus / lOO, 4 HJ.
y. tiiitt.itt^'u/us Julm.y . 408, 16*2, 480.
.1. acutifluruK Sjn-eiig 44'2.
y. mutus /.., i'dr. Lcopolilii Hchn, 4Ü6,
4-21.
J. n(;utiis K. M 420.
J. exaltatns Desnc 428.
y. exscrtus JUtchn 406, 435.
J. liaccidiis Steudel 488.
y. ^laiicHs F.hrh, var, acuiissimus JRihn.
40C, 417.
y. inaequalis Hchn. . . 407, 441, 455.
y. inaequalis Jichn. ugeuttinus BchnAhh,
y, allus Jh'hn 407, 441, 457. i 7. iuaequalis Jichn, ^i viriifcsiefis ßchn,
y. anofiymus Stcuii. . . 408, 4G*2, 478. i 455.
y. hrr.'istilits Jichn 40G, 433.
y. hufonius L 4(M*,, 410.
•J. biiioniiis L. l graiuliflorns Schult. 410.
7. capcnsis Thh};. 40S, 41)2, 400, 482, 405.
J. capensis Öpr. (ls21), 4H8.
y. capensis Thbg. subsp, I. ion'/ifolius
J:. M. 482, 405.
y, cap, subsp. lon^. var, strictissimus
ßchn 482, 405.
y. cap. subsp. lon^. var. gracilior ßchn.
483, 405.
y. capcnsis, subsp. //. an-^ustifoiius E. M.
484, 405.
y Eckionii ßchn, . . . 485, 405,
d flaccidus ßchn 488, 405.
6 sphagfictorujn ßchn, , 480, 405.
y. capensis subsp. III, dclicatuius ßchn.
400, 405.
y. capensis, subsp. IV, patiußoriis ßchn.
401, 405.
y. capensis subsp. V. -^cnicu latus ßchn,
402, 405.
J. ca]>ensis Thhg. var. argustifolius
K. M 477
J. capensis Thbg. var. capitata N. al)
¥ja 477, (482).
J. capensis Thbg., var. latifolius K. M.
407.
J. capensis Thbg. } niininiiis de Lah.
452.
y. cephaloles Thh^. 407, 441, 451, 400.
y. cepliüiotcs Thb^. u ustu latus ßchn. 451.
y. cephaloles 'rh/>i^. ji 7'arius ßchn. 451.
.j. cei)halotes Höchst. . . . 4>)0, 401.
J. cephalotes de J^ah. v. conglomcrata
N. ab Es 403.
J. cephalotes Thbg. var. mini mus Höchst.
4 -r ^ , *xO.>.
J. cyniosus Lam 407, 400.
J. cyniosus Spreng 484.
.f. delicatulus Steud 401.
y. iliaphanus ßuchn. . . 407, 441, 442.
y. Dregeanus Kth. . . 407, 401, 402.
J. Dregeamis Pres! 410.
y. Dregcanus Kih. u genuinus ßrhn. MV.^.
y. Dregeanus Kth., ß conglof/icratus luhn.
4o:j.
y. Dregeanus Kth, y subfHonocephalus
ßchn 403.
y. indcscriptus Steud, , 408, 462, 479.
J. isolepoide.s N. ab Es. p. pte. 452.
p. pte. 455.
y. A'raussii Höchst, .... 406, 418.
J. Leopoldii Pari 421.
y, lomatophyllus spreng . 407, 461, 46G.
y, lomatophyllus Spreng, va?', y arisiaius
ßchn 46G.
y. lomatophyllus Spre/ig. var, ß iutescens
ßchn. / 466.
J. macrocarpus N. v. Es 421.
y. maritimus Lam 406, 422.
J. maritimus E. M., pr. p. . . . 420.
y. oxycarpus E, JI, . . , 406, 431.
J. oxycarpus Drege pr. p. . . . 428.
y, pan'ulus E. M, et Fr. ß,
407, 441, 447.
y.pictus Steud. 407, 458.
y. polytrichos E, M, et F. B.
407, 441, 448.
y. punctorius L. Jil. .... 406, 424.
y. punctorius L, jil. var, ex al latus ßchn,
428, 420.
J. ranarius N. ab Es 416.
y. rostraJus ßuchn 407, 437.
y, rupcstris Kth 407, 441.
y. scabn'usculus Kth. 4()7, 441, 444, 408.
.J. ISt'luiii})eri Höchst 428.
J. serratus L' iil 408.
7. singu Iuris Steud. 407, 438.
;/. sprenge lii X. ab. Es, . 407, 440.
y. Souderiüuus ßehn. . 408, 402, 470.
y. Spreiigelii X. ab. Es.u robuslior ßchn.
440.
y. Spren-^elii X. ah Es. ^gracilior ßchn,
440.
J. sprotns Ivöni. u. Seh 420.
J. stenoi)hylIus Steud. . . 484, 485.
y. subgla/idulosus Steud. 407, 450, 408.
.F. subnionoeephalus Steud. . . . 463.
.]. sulcatus Iloclist 480.
luzula I)C. . . 400, 414.
/.. afrieana Drege 400, 414.
Jj. canipestris DC. var. ;' Kth.
Prionium E. M. 400, 4 OS.
]*. Palinita K. M 408.
Pr. serratum Drege . . ,
l 'stiAfgo 'f capensis Af. A'eess
400, 408.
. . 486.
Ueber einige niedrige Schädel aus der
Domädüne zu Bremen,
Von Dr. J. G i 1 d e m e i s t e r.
Hierzu Tafel XU bis XIV.
Als bei Gelegenheit eines Neubaues in beträchtlicher Tiefe
unterhalb des Strassenniveaus die ursprüngliche Oberfläche der
Bremer Domsdüne freigelegt wurde, sind mehrere Schädel von
so ausgebildeter Niedrigkeit gefunden worden, wie sie, abgesehen
von dem Neanderthaler, bisher noch nicht bekannt waren, und
welche noch vor einem Jahre, ehe Virchow ^) seine Beobachtungen
über die in Norddeutschland vorkommende Chamäcephalie ver-
öffentlicht hatte, gänzlich isolirt dagestanden haben würden.
Wenn sich dieselben jetzt dem chamäcephalen Typus an-
schliessen, so überbietet eine grössere Zahl derselben doch die
niedrigsten von Virchow zur Kenntniss gebrachten Schädel um
ein Bedeutendes, dieselben sind auch niedriger als die kürzlich
von Spengel^) beschriebenen und als neanderthaloid bezeichneten,
theils den Inseln der Zuyder-See angehörigen, theils dem Ursprung
nach unbekannten Schädel, und stehen also ohne vermittelnde
Zwischenstufen dem Neanderthaler selbst, dem Prototyp der
niedrigen Schädelbildung, zur Vergleichung gegenüber.
Von diesem sind sie freilich noch durch eine bedeutende
Kluft getrennt, denn wenn sich auch die für uns am meisten
ins Gewicht fallende Eigenschaft, die geringe Höhenentwickelung,
an dem Schädeldache des Neanderthalers nicht direct messen
lässt, so scheint eine ungefähre Schätzung der Höhe doch noch
bedeutend niedriger auszufallen, als bei unserm ausgebildetsten
auf Tafel I wiedergegebenen Exemplare, und ebensowenig wird die
charakteristische Stirnbildung des Neanderthalers erreicht, so
sehr auch die Profile unserer männlichen Schädel, besonders des
auf Tafel XIII abgebildeten, durch die fliehende Stirn und die
aufgewulsteten Augenbrauenbogen an dieselbe erinnern.
^) Virchow, über eine niedrige Schädelform in Norddeutschland. Ztschrft.
f. Ethnologie Jahrgang VI. Sitzungsbericht vom 28. Nov.
2) Wilhelm Spengel, Schädel von Neanderthal-Typus. Archiv für Anthropologie.
Bd. Vni Heft I.
Septbr. 1875. 33
514
So gross mithin der Abstand in der Formontwickelung bleibt,
so sind die analogen Verhältnisse doch so in die Augen springend,
dass sich die Einreibung beider Formen in denselben Typus
gradezu aufdrängt, und die schon vor längerer Zeit ausgesprochene
und viel diskutirte Ansicht Schaaffhausens *), dass die Form des
Neanderthalers einen Ilacentypus repräsentire , freilich in etwas
anderem als dem damals von Schaaffhausen gewolltem Sinne, sich
zu bestätigen scheint.
Die vorhandene Aehnlichkeit erscheint um so auifallender,
als die historische Stellung eine durchaus ungleich werthige ist,
Denn unsere Funde sind keineswegs als vorhistorische, sondern
vielmehr als einer verhältnissmässig jüngeren Zeit angeliörige an.
zusehen. Wenn wir dem ältesten, d. h. dem»am tiefsten, etwa löFuss
unter der Oberfläche, auf dem deutlich zu erkennenden ursprüng-
lichen Niveau der Düne gefundenen Schädel etwa das Alter von
lÜOü Jahren zusprechen, so stützen wir uns dabei auf eine aus dem
9 Jahrhundert stammende Notiz, welche die Düne als mit Haide
bewachsen und unbebaut beschreibt, und glauben mit dieser
Schätzung nicht bedeutend fehl zu gehen. Unter den übrigen
Schädeln sind ohne Frage viele, die einer noch weit jüngeren
Zeit angehören, und dürften durchschnittlich, was das Alter be-
trifft, mit den von Virchow veröffentlichten Chamäcephalen tiber-
einstimmen.
Indem wir uns nähere Mittheilungen vorbehalten tiber den
etwa 30 Schädel umfassenden Gesammtfund, welcher nicht aus-
schliesslich niedrige Schädel enthält, und der sich in einer uns
überraschenden Weise in 2 Gruppen, nämlich in eine relativ
höhere, dem His-Rütimeyer'schen'^) Hohbergtypus entsprechende
und in eine zweite ausnahmslos niedrige, an den Siontypus
erinnernde scharf trennte, beschränken wir uns auf die Beschrei-
bung der ausgeprägtesten Exemplare dieser letzteren Form, so-
weit sie durch den bis jetzt unerreichten Grad von Niedrigkeit
ein besonderes Interesse beanspruchen.
Ehe wir auf die Einzelheiten eingehen, dürfte es zweckmässig
sein, uns über das, was bis jetzt von Chamäcephalen zur Kennt-
niss gekommen ist, kurz zu Orientiren. Der Fund, welcher be-
kanntlich Virchow zuerst auf diese niedrigen Formen aufmerksam
machte, und von welchem er sagt, dass seine ihm bis dahin nie
vorgekommene Niedrigkeit ihn in hohem Grade frappirt habe,
war ein Schädel aus dem Streitzig-See, welcher eine Höhe von
127 und ein Höhen-Längen-Index von 70,3 zeigte. Virchow
fand dann in der älteren Literatur schon ähnliche Formen er-
wähnt, so beschreibt van der Höven in seinem Catal. craniorum
einige holländische Schädel, die ihn zu der Bemerkung „cranium
depressum (!)'' veranlassen und aus deren Höhenangaben Davis
einen Durchschnittsindex von 73,0 berechnet. Dann gehört vor
^) Zur Kenntniss der ältesten Racenschädel. Müller's Archiv für Anat.
und Phys. 1858, p. 453—478.
2) Hifl nnd Rütimoyer, Crania lielvetica. Basel u. Genf 18G4.
515
allem hierher der mehr berühmte als bekannte schon im'Blumen-
bach'scheu thesaurus craniorum abgebildete und kürzlich von
Spengel mit dem Lucae'schen Apparat gezeichnete „batavus
genuinus", welchen Virchow ein Musterexemplar der niedrigen
Form nennt. Derselbe besitzt eine Höhe von 132 und in Folge
seiner grossen Länge, welche 202 beträgt, den geringen Höhen-
index von 65,5. Aus derselben Gegend, d. h. von den Inseln ürk
und Marken, mass Welker^) 15 Schädel und fand einen Durch-
schnitts-Index von 69,8 bei einer durchschnittlichen Höhe von 127.
An diese reihen sich dann die aus dem nordwestlichen
Deutschland stammenden Beobachtungen Virchows. Bei Schädeln
aus Westfriesland findet er bei einer Höhe von 120, 121, 123
einen Index von 67,5, 68,5, 69,1. Aus Bremen erwähnt er drei
„sehr niedrige" mit einem Index von 66,6, 68,1, 68,9. Aus Bant,
dem durch die Fluthen zerstörten Dorfe bei Wilhelmshafen misst
er 3 Schädel und findet die Höhe gleich 126, 129, 133, flen
Höhenindex gleich 67,0 2), 69,3, 69,2. Endlich wird als ein aus-
gezeichnetes Exemplar ein niedriger Langschädel aus dem Münster-
lande angeführt, bei dem die Höhe 135, die Länge 204, der
Höhenindex also 66,3 betrug.
Erwähnen wir nun noch die von SpengeP) veröffentlichten,
ebenfalls den Inseln Marken und Urk angehörigen Schädel, von
denen der niedrigste, ein weiblicher, 120 Höhe und 65,8 Höhen-
index besitzt und den von Broca^) gemessenen, von Virchow^) in
seiner Abhandlung über alt- nnd neubelgische Schädel erwähnten
Schädel von Cro-Magnon, mit einem Höhenindex, von 65,34 so
glauben wir von bekannt gewordenen Chamäcephalen nichts über-
gangen zu haben.
Da der Höhenindex durchschnittlich etwa 75 beträgt, und
äusserst selten unter 70 herabgeht, so dass Welcker in seinen
Messungsberichten von über 100 Schädelgruppen, nur einmal und
zwar bei den schon angeführten aus ürk und Marken einen Index
von 69,8 berechnet, und Ecker ^) unter etwa 200 Schädeln nur
zwei, und zwar mit 67,2 und 69,5 anführt, in dem His-Rüti-
meyer'schen Werk sogar kein einziger gefunden, der weniger als
70 beträgt, so erscheinen die angeführten Zahlen allerdings ganz
ungemein gering, aber als gradezu jede Erwartung übertreffend muss
es bezeichnet werden, wenn der Höhenindex so bedeutend sinkt, dass
*) Archiv f. Antlirop. Bd. I p. 154.
2) Ich lese 67 statt der angeführten Zahl 61, welche ich für einen Drnck-
fehler halten muss. Denn dieselbe erfordert, wenn richtig, eine so ungewöhn-
liche Länge des Schädels und würde deshalb eine von den übrigen Schädeln
so abweichende Form bedingen, dass dieselbe doch wohl sicher Anlass zu einer
besonderen Bemerkung geworden wäre.
^) Spengel 1. c. pag. 56.
^) Broca, Bullet, soc. anthropol. 1868. Sör. IL T. III. p. 509.
5) Virchow, über alt- und neubelgische Schädel. Archiv für Anthropol.
Bd. VI. pag. 92.
") Ecker, Crania Germaniae meridionalis occidentalis. Freiburg 1865.
33*
516
uns WtMtlio wie f)*.».;"), (")!,(). lU.s cntjiej^entreten, welche wir bei ■
i]v.\\ Scliiiildn berecluuMi, zu deren Beschreibung wir jetzt übergehen.
Der niedrigste tlerselben Nr.l (Taf. XII, 1 a u. XIV, 1 bu.c)i8t
keineswej^s ein kleiner >Yeiblicher Schädel, bei dem die geringe
Ilöheuentwicklung zuniTheilals Gcschlechtseigenthümlichkeit aof-
zufiissen sein würde, sondern vielmehr ein mächtiger, wohlent-
wickelter, ohne Zweifel männlicher Schädel, der durch seine Capa-
cität, 14S0 cc, sich den grösseren Schädelformen anreiht. Xach
dem Zustande der Näthe zu urtheilen, an denen nichts Patho-
logisches nachzuweisen ist, gehörte der Schädel einem älteren
Individuum an. Die Pfcilnath ist vollständig verwachsen und
jede Spur derselben verschwunden. Auch die Kranznath ist ge-
schlossen, doch sind von derselben beiderseits noch einige grosse
Zacken zu erkennen. (Ileichfalls ganz verwachsen sind die Spheno-
temporal- und Spheno-frontalnäthc. Dagegen ist die stark
facettirte Hinterhauptsnath grösstcntheils offen und in ihrem
ganzen Verlaufe genau zu verfolgen. Die Knochen sind sämm^
lieh kräftig und derb entwickelt, die Muskelansätze scharf mar-
kirt und die protuberantia occipitalis stark vorspringend und in
eine scharfe Kante gegen das foramen occipitale hin auslaufend.
Ungewöhnlich stark tritt die linea semicircularis vor, welche nach
hinten fast bis zur sutura occipitalis reichend als eine starke
Knochenauftragung sich darstellt, eine Bildung die in so aus-
geprägter AVeise wohl nur selten zur Beobachtung gekommen
ist. Wegen starker Maceration der Knochenoberfläche ist sie.
auf der rechten Seite etwas unkenntlich geworden, an der linken
aber wohl erhalten und besonders am GypsabgussO frappant in
die Augen fallend. In der üesichtsbildung ist der männliche
Typus energisch ausgeprägt. Ueber der niedrigen und stark
zurückweichenden Stirn lagern zwei mächtige Supraorbitalwülste,
welche erst oberhalb des foramen orbitale beginnend in der Mitte
zusammenHiessen. Die Nasenwurzel ist nicht sehr eingezogen,
doch si)ringen die starken Nasenbeine kräftig vor. Die Augen-
höhlen sind hoch und verliältnissmässig gross, charakteristisch
erscheint das nach unten (Jonvergiren der inneren Ränder, welches
bedingt ist durch die ungemein breite Entwicklung des Processus
nasalis des Stirnbeins und den im Vcrhältniss dazu sehr geringen
Abstand der dem Anfang des Thränenkanals entsprechenden
Theile des Oberkieferfortsatzes. Der Oberkiefer ist schmal, sehr
markirt modellirt, und in einer scharfen eleganten Linie in das
nicht breite Jochbein übergehend. Der Alveolarrand, dem sämmt-
liche Zähne fehlen, dessen Höhlen aber nur zum Theil schon bei
Lebzeiten geschlossen waren, ist stark beschädigt, doch ist die
orthognathe Stellung zu erkennen.
Was die allgemeine Korm des Schädels und speciell des
Schädeldaches anlangt, so sind die überall gerundeten Conturen
1) Gypsabj^üsse der hervornigcntloreii Exemplare sind von dem Bildhauer
Ebcling zum Trcise von 2 7/j^ zu bcziclieu, auch worden dieselben von Seiten
der anthroprol. Sammlung bereitwilligst ausgetauscht worden.
517
charakteristisch. Die Schläfen sind vorgewölbt und gehen ohne
jeden winkeligen Absatz in den Scheitel über, der einen flachen
Bogen darstellt. Auch das Hinterhauptsbein ist etwas nach unten
ausgebuchtet, so dass die gewöhnlich grade verlaufende, die
Mastoidalfortsätze verbindende Linie leicht nach unten gekrümmt
ist, wodurch die norma occipitalis eine ganz gerundete Form erhält.
Im Profil (Taf. XII), und eigentlich noch mehr in der Ansicht halb
von vorn, fällt zunächst die Niedrigkeit des Schädels in die Augen.
Auch hier die runden Formen. Das mächtige Hinterhaupt ist
kuglig gewölbt und geht allmählich in den eigenthümlich platten
Scheitel über. Die grösste Höhe desselben liegt in seiner Mitte,
von welcher er wieder ohne jeden Absatz sich in die hochgradig
zurtickgeneigte Stirn fortsetzt Die norma verticalis zeigt den
Dolichocephalen, doch erreicht der Index fast die höchste Grenze,
nämlich 75, weil das Schädeldach nicht oval ist, sondern von der
ziemlich schmalen Stirn aus sich nach hinten beträchtlich ver-
breitert und so eine birnförmige Gestalt erhält. (Die grösste Breite
liegt im VI — VII Zehntel der Länge). Wir machen auf diese pyrami-
dale Form der Ansicht von oben besonders aufmerksam, weil sie
unsern niederen Schädeln eigenthümlich ist und in Gegensatz
tritt zu dem reinen, sich oft noch nach hinten verjüngenden Oval
der höheren Schädel.
In Anbetracht der bedeutenden Grösse und der enormen
Längenentwicklung von 200 mm. würde auch ein an sich grösseres
Höhenmaass geringerschie nen sein und sehr niedrige Verhältniss-
zahlen ergeben haben; wir finden die Höhe aber fast die nie-
drigste uns vorkommende Zahl erreichen und nur 119 mm. be-
tragen, woraus sich denn der unerhört niedrige unter 60 herab-
gehende Werth von 59,5 für den Höhenindex ergiebt, welcher dem
Schädel den Stempel des Plattschädels in so ungewöhnlicher
Weise aufdrückt.
Von grossem Interesse ist es, dass der Fundort grade dieses
Schädels genau festgestellt wurde, und er nach demselben als
einer der ältesten unserer Sammlung mit Bestimmtheit bezeichnet
werden kann. Er fand sich an dem abschüssigsten Theile der
Düne, dicht über deren Oberfläche in einem schlickartigen Boden,
über 15 Fuss tief unter der jetzigen Oberfläche. Es ist an-
zuführen, dass nicht sehr weit von ihm einige andere Exemplare
gefunden wurden, die zum Theil gar nicht, zum Theil keineswegs
in ähnlicher Weise ausgesprochen niedrig waren und die den
Schluss nicht umgehen zu lassen scheinen, dass uns nicht der
Repräsentant einer reinen Bevölkerung vorliegt, sondern dass wir
es mit einer schon gemischten Periode zu thun haben, ein Schluss,
den auch der Umstand bestätigt, dass wir überall die verschiedenen
Formen ziemlich regellos durcheinander gefunden haben.
An diesen exquisitesten Vertreter der Chamäcephalie schliesst
sich von den männlichen Schädeln am nächsten ein anderer an
No.2 (Taf.XIII) dessen Höhe wegen Fehlens des vorderen Randes des
Foram. magnum nicht mit Bestimmtheit festzustellen ist, der dem
ersteren aber bis auf die Bildung des Gesichtes, welches breitere
51S
Jochbeine und eigonthümlich niedri«,^e Augenhöhlen besitzt, is
allen Verhältnissen vollkommen entspricht.
Er scheint einem noch altern Individuum angehört zu haben,
denn wenn auch die Kcilbeinnäthe unseschlossen, und die Kranz-
nath, welche sehr schwache Zackenbildung zeigt, vollständig zu
verfolgen ist, so ist dagegen ausser der Pfeiluath auch die Occipital-
natli fast gänzlich verwachsen, und beweisend für sein hohes
Alter erscheint der Umstand, dass tler Alveolarrand gänzlich, fast
bis auf das Niveau der (luumenplatto geschwunden und von
/ahnresten oder Vertiefungen für dieselben keine Spur mehr zn
sehen ist.
Es ist ein massig umfangreicher starkknochiger Schädel,
mi t grossen Mastoidal- und starken, gut erhaltenen Styloidfortsätzen,
die Kristen sind weniger entwickelt, die linea semicircularis freilich
markirt, aber ihr Planum keineswegs, wie bei dem vorigen gleich
einer Auflagerung sich abhebend. Im Profil zeigt der Scheitel
denselben flachen, gleichmässig gewölbten Verlauf, und die Stirn
ist vielleicht noch ein wenig stärker zurückgelagert und besitzt
ausgeprägt eine physiognomische Eigenthümlichkeit, die wir bei
den Bremer Schädeln mehrfach, sonst aber selten beobachtet
haben, dass nämlich eine Verlängerung der eigentlichen Stirn richtung,
bei der man die Wulstungen der Brauenbogeu vernachlässigen
muss. etwa auf den Ansatz der Nasenwurzel trifft, während
dieselbe gewöhnlich, der mehr voi^elagerten Stirn entsprechend,
weit mehr nach vorne fällt. Im übrigen entsprechen die Formen
ziemlich vollständig denen des erstbeschriebenen. Die Höhe ist
dieselbe, nämlich nach ungefährer Schätzung 119, doch erscheint
sie relativ etwas grösser, da die Länge nur 190, ein immerhin
noch bedeutendes Maass, erreicht, was in dem grösseren Höhen-
index 02.7 seinen Ausdruck findet. Auch die Breite ist verhältniss-
mässig grösser und steigt der Breitenindex bis auf 76,3.
Der Fundort dieses Schädels scheint ihn in eine jüngere
Zeit zu setzen. Er lag nämlich von dem crsteren weit entfernt,
auf der Höhe der Düne und nur etwa 4 Fuss von aufgeschütteter
Erde bedeckt, nicht weit von der südwestlichen Ecke des Dom-
kreuzganges. Hätte er unter demselben oder nach innen von ihm.
also auf dem von dem Kreuzgang umschlossenen Kirchhofsareal
gelegen, so würde sein relativ jüngeres Alter unzweifelhaft sein.
Aber er lag ausserhalb desselben und zwar von Gebäuden gedeckt,
die, wenn auch nicht älter als aus dem 15. oder 16. Jahrhundert,
doch wohl die Benutzung des Platzes zu Begräbnissen noch weiter
hinausrücken, so dass wir trotz der verhältnissmässig oberfläch-
lichen Lage Bestimmtes über das Alter nicht aussagen können.
Wir nahmen Veranlassung auf diese Ortsverhältnisse etwas näher
einzugehen, weil grade hier noch mehrere der niedrigsten Exem-
plare gefunden wurden, von deren chronologischer Einordnung
mithin dasselbe gelten würde.
Bleiben wir noch bei den männlichen Schädeln, so haben wir
uns jetzt mit einem Exemplare (Xr. 3) zu beschäftigen (Taf. XIV 3 a u.
b), dessen absolute Höhe VV2 verhältnissmässig gross ist, das aber
519
trotzdem in seiner Form und besonders in einzelnen charakteristisch
scheinenden Zügen sich an No. 1 noch näher anschliesst, als
der letztbeschriebene. Besonders ist es die norma verticalis, die
von der verhältnissmässig schmalen Stirn sich nach den Parietal-
höckern hin beträchtlich verbreitert und mit dem rund gewölbten
Hinterhaupt abschliesst, welche beide Schädel sehr nahe stellt.
Doch auch im Uebrigen sind die Analogien frappant. Durch die
grosse Länge 210 wird der Höhenindex bis auf 62,2 herabgedrückt,
und der Zahl 59,5 möglichst nahe gerückt. Der Scheitel zeigt
dieselbe flache Wölbung und ist in seiner Mitte, d. h. an der
Vereinigungsstelle zwischen Pfeil- und Kranznath am höchsten.
Diese letztere liegt weit nach hinten, so dass eine in der horizon-
talen Lage gefällte Senkrechte ganz nahe vor die Ohröffnung fällt.
Sehr ähnlich ist auch das lange schmale Gesicht und die kantigen,
schräg abwärts gestellten Rechtecken gleichenden, nicht grossen
Augenhöhlen. Dürfen wir auf den erhaltenen Unterkiefer die
Analogie ausdehnen, so würde sich ein langes schmales Gesicht
mit stark prominentem Kinn auch für den ersten Schädel ergeben.
Unterscheidend ist der noch kräftigere Ausdruck des Ge-
sichtes, welcher durch die mächtig vorgelagerten Wulste der
Augenbrauenbogen, die tiefer eingezogene Nasenwurzel und die
energisch vorspringenden Nasenbeine bedingt ist. Der ganze
Kopf erinnert so auffallend an den Siontypus und die speciellere
Beschreibung desselben erscheint so genau auf den vorliegenden
Schädel zu passen, dass wir nicht unterlassen können, auf dieselbe
hinzuweisen 0 und die dort angeführten „besonders auffälligen
Charaktere" hier abzudrucken. Es sind das „die mächtige Ent-
wicklung des Hinterkopfes nach Länge, Breite und Höhe, die
starke Entwicklung der Superciliarbogen und die tiefe Einsetzung
der Nasenwurzel ; die sanfte Rundung aller Conturen der Schädel-
kapsel," sämmtlich Eigenschaften, die unsern Schädel speciell aus-
zeichnen.
Wenn wir denselben desshalb für einen vortrefflichen Re-
präsentanten des Siontypus, welcher sich nach His durch seine
bedeutende Grösse auszeichnet, anerkennen müssen, so über-
trifft doch der unsere in seinen Grössenverhältnissen das bei His
erreichte Maximum um ein Bedeutendes. Dem Längenmaximum
204 haben wir die Länge 210, dem Maximum der Breite 155 die
Zahl 1G3 entgegenzusetzen, und die grösste Capacität 1800 wird
noch um 250 C. übertroffen. Wir haben es also mit einer
Grössenentwicklung zu thun, die ganz ungewöhnlich ist und zu
der uns ein Parallelfall nicht bekannt ist, auch die von Virchow
mitgetheilten Kephalonen erreichen nicht entfernt diesen Inhalt.
Es ist dieses Verhältniss um so bemerkenswerther, weil es einen
entschiedenen Chamäcephalen betrifft und evident beweist, dass
man mit der Schlussfolgerung, dass unsere niederen Schädel auch
psychisch niedrig gestanden haben, nicht vorsichtig genug sein kann.
Der Einwendung, dass eine so beträchtliche absolute Höhe
') Crauia helvetica pjig. l'J.
520
wiu 1;5'J die Hozt'iclinuii^ Cliainäcei)halc ausschlösse, haben wir
tlen Voi'fjan^ Vircliow's (jnt^fe^fonzuhaltcn, der als ausgezeichnetes
Kxoniplar einen ('haniäceidialen aus dem Münsterlaude mit 135
Höhe anfülirt, und wir können mithin die Keihe der Kephalonen
mit einem dem niedrij^en Typus angehöri^en bereichern.
Dass derselbe in einem, wenn auch nicht mehr in ursprüng-
licher Lajxe befindlichen, Steinsarge gefunden wurJe, in w^elchen
auch Virchüw seine Kephalonen Norddeutschlands nachwies, dürfen
wir schliesslich wohl noch vorübergehend erwähnen.
Die so ganz ungewöhnliche Grössenentwicklung muss uns
noch die Frage nahe legen, ob wir es nicht mit einer patholo-
gischen, vielleicht hydrocephalen Form zu tliun haben. Es fehlen
für diese AutVassung aber alle Anhaltspunkte. Die Entwicklung
sämmtlicher Knochen ist wohl proportionirt, und besonders steht
die mächtige Gesichtsbildung, der hohe, durch ein scharf vor-
springendes Kinn ausgezeichnete Unterkiefer zu dem Schädel-
umfang in gutem Verhältniss. Die starke BeschaflFenheit der
Knochen beweist eine colossale Narbe auf dem Stirnbein, welche
von einem flachgefallenen Hiebe herzurühren scheint, und von
ungewöhnlicher Widerstandsfähigkeit des Schädeldaches zeugt.
Die Ik^schaH'enheit der Näthe bietet allerdings etwas auffallendes,
nämlich die geringe l^ntwicklung der Zacken und den dadurch
bedingten besonders an der Kranznath bemerklichen, einfach ge-
schlängelten Verlauf der Nathlinic. Da dasselbe Verhalten sich
aber auch, wenn auch nicht gleich ausgesprochen, am Schädel
Nr. 2 findet, so können wir nichts Anomales darin erblicken,
und finden mithin keinen Grund, der uns abhalten könnte, die
vorliegende Kopfform, wenn auch für eine excessive, doch für
eine physiologische Bildung zu halten. Wir lassen hier noch
einen gleichfalls männlichen Schädel folgen (Nr. 4), der mit Nr. 2
besonders durch die niedrige Bildung der Augenhöhlen die grösste
Aehnlichkeit hat. Sein Ilöhenindex beträgt G4,8. Ausgezeichnet
ist er durch die stark zurückweichende niedrige Stirn und durch
die ungewöhnlich stark vorspringenden Nasenbeine.
Ein ganz anderes Bild tritt uns entgegen, wenn wir uns jetzt
zu den weiblichen Schädeln wenden. Die vorliegenden Wülste
der Augenbrauen, die zurückweichende Stirn, die eingezogene
Nasenwurzel mit den scharf vorspringenden Nasenbeinen sind
verschwunden, und wir haben eine glatte Stirnfläche vor uns.
Die Wülste über den Augenhöhlen sind kaum angedeutet, die
Stirn steigt von ihnen aus platt und verhältnissmässig steil auf,
die Stirnhöcker treten vor, und in ihrer Höhe bemerkt man den
winkeligen Uebergang der Stirn in den Scheitel. Von einem
Eingezogensein der Nasenwurzel ist keine Bede, vielmehr geht
der Nasenfortsatz des Stirnbeins in sanft gerundeter Linie in
die nur wenig vorstehenden Nasenbeine über.
Diesen Unterschieden gegenüber, welche im Allgemeinen den
schon von Eckert als specifisch weiblich bczeiclmeten Formeigen-
') Archiv für Aiitliropul. J>d. 1 p. ^O.
521
thümlicbkeiten gleichen, beweist ein Blick auf die analogen Höhen-
verhältnisse die nahe Zusammengehörigkeit beider Formen.
Bei dem gracilen, aber wohl proportionirten Schädel Nr. 5
(Tafel XIV, 5 a u. b) geht das Höhenmaass bis zu der niedrigsten
uns bekannten Grenze, bis auf 110 herab, und der Höhenindex
beträgt nur 61,0, schliesst sich daher dem Schädel Nr. 1 auf das
engste an. Besonders charakteristisch ist auch der flache Ver-
lauf des Scheitels, welcher gradezu als platt zu bezeichnen ist,
und der vom Ende des Stirnbeins an erst noch eine Strecke
gradlinig, dann langsam absteigend in das vollgewölbte und auch
in der Längendimension stark entwickelte Hinterhaupt übergeht.
Ebenso entsprechen im Uebrigen die gerundeten Formen der bei den
ersten Exemplaren gegebenen Beschreibung. Auch die Bildung
der Augenhöhlen und der schmale und zugleich lange Oberkiefer
erinnern lebhaft an die Physiognomie der Schädel 1 und 3, so
dass trotz der angeführten Unterschiede die Einreihung beider
Formen in denselben Typus für uns in keiner Weise zweifelhaft ist.
Diesem zunächst steht ein Schädel (Nr. 6) mit dem Höhen-
index 61,8. (Höhe 115, Länge 186). Er ist starkknochiger, als
der vorige, bietet aber auch unzweifelhaft die Zeichen weiblicher
Bildung, und schliesst sich demselben in seiner Formation, be-
sonders auch in der Bildung des Scheitels, auf das genaueste an.
In der Ansicht von oben ist die Verbreiterung nach hinten, welche
wir als für den Typus charakteristisch hinstellten, noch aus-
gesprochener als bei dem vorigen. Nur in der Bildung des Hinter-
kopfes, der platt abfallend und etwas zugespitzt erscheint, finden
wir Anklänge au einen andern schon erwähnten und in exquisiten
Exemplaren uns vorliegenden Typus mit durchweg grösserer
Ilöhenentwicklung, und werden dadurch auf die Möglichkeit hin-
gewiesen, dass wir es hier mit einer Mischform zu thun haben.
Dasselbe müssen wir sagen von dem letzten der männlichen
Schädel (Nr. 4), bei welchem sich dieselbe Bildung des Hinter-
kopfes sogar noch etwas ausgesprochener findet, den aber die
ausgewölbten Schläfen und die Bildung des Scheitels den bisher
beschriebenen Formen gleichfalls ungleich näher setzen.
Was den Fundort betrifft, so gehört Nr. 5 dem schon be-
schriebenen höheren Theile der Düne an, während wir über No, 4
und 6 nichts Bestimmtes aussagen können. Dieselben sind näm-
lich einem grösseren Haufen, auf welchen vor unserem Hinzu-
kommen Schädel aus oberflächlicher wie aus tiefer Lage zu-
sammengeworfen waren, entnommen, und entziehen sich daher
jeder genaueren chronologischen Bestimmung.
Mit diesen 6 Schädeln, deren Maasse in der beifolgenden
Tabelle zusammenstellt sind, ist die Zahl derjenigen, welche in
ihrer Ilöhenentwicklung unter das bis jetzt bekannte Maass herab-
gehen, erschöpft, und die Aufgabe, die wir uns gestellt hatten,
erledigt. Wir bemerken nur noch, dass dem Siontypus noch
7 weitere Schädel unseres Fundes angehören, welche sämmtlich
der niedrigen Form zuzurechnen sind, und mit den niedrigsten
von Virchow veröÖ'eutlichten in einer Reihe stehen, während die
übiijii'ii von der Sion-Fonn abweichfinden durchweg höhere und
mit iliieni Index l)is zu 74 steigi'udo Exemplare sind. Von diesen
7 Scliiüleln sind 2 miinnliche, und zwar einer mit dem Höhen-
Index i)i),ö bei einer Ilrdie von 120, der andere, ein sehr charak-
teristi.-clies, aber etwas kürzeres Kxemplar hat 126 mm. Höhe
und i'inen Ilnlienindex von 09,2. Die übrigen scheinen weiblich
zu sein, und d(M' höchste derselben besitzt auffallender Weise
eine an Coiii^Tuenz erinnernde Aehnlichkeit mit dem niedrigsten
Schädel Xr. f) (Tafel XIV, 5 a u. b). Sein hoher Höhenindex 69,4
wird zum Tlieil durch eine ganz eigenthüralich prominente
Stellung der GelenkHächen des Hinterhauptes und damit des
vorderen Randes des for. occipitale bedingt. Die für die 4 letzten
Schädel i)erechneten Werthe liegen zwischen 6G,1 und 67,8, und
müssen gegenüber den bei den niedrigsten Exemplaren gefundenen
Zahlen als hohe bezeichnet werden.
Dass bis auf so geringe Werthe, wie sie besonders der
Schädel Xr. 1 und Xr. 5 darbieten, sowohl die absolute, als die
relative Höhe sinken kann, erscheint in hohem Grade auffallend
und interessant und fordert zu einer genauen Beachtung aller
Kunde, die in das sich nach den Virchow'schen Beobachtungen
von der Elbe bis zur holländischen Küste erstreckende Gebiet
der Chamäcei)halie fallen, auf das dringendste auf.
Die erhaltenen Resultate erscheinen um so beachtenswerther,
weil gerade männliche Schädel uns die niedersten Werthe ge-
liefert haben, und damit die Möglichkeit, welche besonders nach
den Ecker'schen Beobachtungen über die durchschnittlich ge-
ringere Höhe der weiblichen Schädel nahe lag, dass wir es mit
einer stark ausgeprägten Geschlechtseigenthümlichkeit zu thun
hätten, ausgeschlossen ist, die geringe Höhenentwicklung vielmehr
als eine durchaus typische Formeigenschaft angesehen werden muss.
Wir haben schon erwähnt, dass durch dieselbe eine An-
näherung an den Neanderthal-Schädel bedingt wird, welche in
Hinsicht auf die Höhenentwicklung grösser ist, als bei den von
Si)engel als neanderthaloid bezeichneten Exemplaren, und welcher
wir eine besondere Bcjrücksichtigung schenken zu müssen glauben,
weil uns grade die Niedrigkeit die den Neanderthal-Typus vor
allem charakterisirende Eigenschaft zu sein scheint.
Denn dass die bei dem in Rede stehenden Schädel so sehr
in die Augen fallende Bildung des Vorderkopfes, die fliehende
Stirn mit den stark übingelagerten Augenbrauenwulsten eine, in
diesem Falle freilich ganz extrem entwickelte Geschlechtseigen-
thümlichkeit sei, welche desshalb zur Einordnung in einen Typus
in erster Linie nicht verwandt werden kann, ist auch von Spengel
berücksichtigt worden, welcher seinem französischen (?) Schädel
(Archiv für Anthrop. VIH, Fig. 3, Taf. V, VI, VH. VHI) mit
einem durchaus „neanderthaloiden" Vorderkopf diese Bezeichnung
verweigert, weil er in den Höhenverhältnissen abweichend ge-
bildet ist. Ebenso gehören die Schädel von Borrebye, deren
Stirnbildung auil'alleud an die des Neanderthalers erinnert, in Folge
523
ihrer grösseren Höhe einem ganz anderen Typus an. Wenn man
aber die so charakteristische Stirnbildung als eine vorwiegend
individuelle Eigenthümlichkeit anspricht, sie jedenfalls nicht als
eine . typische gelten lässt, so bleibt der Form des Neanderthalers
in der That die geringe Höhenentwicklung als diejenige Eigen-
schaft, welche ihm seine eigenartige und solitäre Stellung sichert,
denn die gewiss wichtige pyramidale Form der Scheitelansicht
und die allgemein gerundeten Conturen theilt er mit vielen anderen.
Dass diese letzteren Eigenschaften auch unserer Schädelreihe
nicht fehlen, mag ein zufälliges Zusammentreffen sein, und wir
wollen kein besonderes Gewicht darauflegen, geschweige bestimmte
Schlüsse darauf bauen, wie wir auch schon betont haben, dass,
wenn auch die Annäherung beider Formen sich in gewisser Be-
ziehung grösser darstellt, als bei bisher bekannten Racenschädeln,
doch der noch vorhandene Abstand fast grösser als die Aehnlich-
keit ist. Vorübergehend wollen wir nur bemerken, dass die dem
Neanderthaler beigelegte Bedeutung als Repräsentanten der
eigentlichen Urrace bedeutend sinken dürfte, wenn sich seine
nahen Beziehungen zu einem noch weit in die historische Zeit
hineinragenden Typus bestätigen sollten.
Wir glauben schliesslich die Aufmerksamkeit noch einmal
ausdrücklich auf die Thatsache lenken zu müssen, dass eine be-
stimmt ausgeprochene Formengemeinschaft die beschriebenen
sechs niedrigsten Schädel umfasst, und dass dieser Typus, wo
wir ihn wieder antreffen, regelmässig mit der chamäcephalen
Bildung verbunden erscheint.
Wir haben dieses Resultat besonders den Beobachtungen
Virchow's entgegenzuhalten, von welchem in entgegengesetzter
Weise betont worden ist, dass er die chamäcephale Bildung bei
allen Formen, sowohl bei brachy- als bei dolichocephalen, ge-
funden habe, und der grade darin efwas besonders Auffallendes
und für die Chamäcephalie Charakteristisches findet.
Wenn nun auch die Zahl unserer Schädel für allgemeine
Schlussfolgerungen viel zu gering ist, so dürfte doch, da von vorn-
herein die ursprüngliche chamäcephale Schädelform bei den aus-
geprägtesten Vertretern der niedrigen Bildung gesucht werden
müsste, die bei unseren Exemplaren in der That hervortretende
Gemeinsamkeit der Formen von ganz besonderer Bedeutung sein,
und der Annahme eine gewisse Wahrscheinlichkeit geben, dass
die Chamäcephalie ursprünglich einem besonderen Typus eigen-
thümlich gewesen sei, und dass daher die niedrigen Schädel
anderer Bildung als Mischformen anzusprechen sein würden.
524
Tafel - Erklärung.
Dil' ZtirliitiiiiL'L'ii ^ill■l mit dum Lucii' seilen Apparat aufgenommen, und
zum Tlii.'il -Tat. XII 11. \I1I von der (ilnsplatte mit lith>>gniphischer Dinte dnich-
jrfli:ui>t, ilin-kt auf dfii St«-iii iilMTtrajren, zum Tlieil (Tafel XIV) mit dem
SturrlisiOiiialM'l auf dt-n viirtt*n Tlu.iI der iiatürlielien Griisse verkleinert- Wir
beuK'rki'ii. «lass )i»i Zutrrund»'I«-jrun^ der Jhcring'schen Horizontale der Blick in
d«T An^icllt V'iii vi.rn auf die Flüche di:« Scheitels fällt, wodurch der £indmck
i-iuer IinljL'ii Stirul'ilduiig fälschlich hervorgerufen wird. Tafel XII giebt du
I'roÜI th-i Scliiidt-1.'^ Nr. 1, Tafel XIII das des Schädels Nr. '2 in natürlicher
(Irüsse. nie vrrkh-inertru Ahliildunjrt^n auf Tafel XIV stellen dar: 1 bu. c die
Sdii'it»:!- und eu faee-Ausieht des Schädels Nr. 1: ;l a u. b den chamacephalen
KeplialoMtii Nr .'J : ö a u. b deu weiblichen Schädel Nr. 5.
Tabelle über die Maasse.
Geschlecht
Capacität
lIi.»rizoiitalnmfang
IjJintre
IJ reite .
Stirnbreite
Jjreiten-Iiidex
Nr. 1 . Nr. 2 Nr. 3 ! Nr. 4 = Nr.5 ! Nr.6
m.
m. : m.
w.
1480 ' 1350 : 2050
570
453
I £
200 190
i 150
96
145
97
Höhe 119 (119)
595
210
163
101
132
1340
528
185
130
94
120
75 : 76,3 i 77,6! 70,3
Höhen-Index 50,5 (02,7); 62,8
lireiten-Hi'ihen-lndex "^9,1 ;(82,0) 81,0
.Stirnbogen 124 \ 126
I
Scheitelborrcn i 136 i 112
I '
Hinterlinuptsbdgen , 124 i 128
CJe.sammtbdgen ■ 384 306
150
145
130
425
64,8
1290
520
180
140
92
110
73
61,0
92 ! 78
125
125
120
(135)
1270
622
186
137
90
115
73,7
61,8
83,9
120
120
120 '(105). 128
370
360 I 368
Bemerkungen zur Tabelle.
Die ]\(\\ui ist von dem vorderen Kande des Hinterhau ptlochcs bis zu dem
senkreelit dariil>er liegenden Punkte d«-s Scheitels (gewöhnlich der Anfang der
f'fejinalh; genonnuen und ist durcliweg identisch mit der grössten Höhe. Die
Stirijl»reile ist in den Temporalgrul»en mit dem Stangenzirkel gemessen. Die
eingeklauuiierten Zalilen bedeuten approximative Werthe, Avelche jedoch deu
wirklichen ziemlieh nalie kommen dürften.
\j;P^(f?^
Der Bernstein im nordwestlichen
Deutschland.
Von Dr. L. H ä p k e.
Hierzu eine Karte auf Tafel XV.
Der Bernstein, das Elektron der alten Griechen, hat einer
der wichtigsten Naturkräfte, welche die neuere Physik und Technik
erst jetzt anfangen völlig auszubeuten, den Namen gegeben.
Phönizische Schiffer umsegelten lange vor Christi Geburt die da-
mals bekannte halbe Erde, um dies köstliche fossile Harz des germa-
nischen Nordens im Tauschhandel zu erwerben und beim Verkauf
mit Gold aufwiegen zu lassen. Hauptsächlich der Bernstein ver-
mittelte es, dass sich die Alten für unsere nebelreichen Küsten
interessirten und uns überhaupt Kunde von den Inseln Germanien s
hinterliessen. Wenn schon in der Vorzeit die baltische Küste
durch ihren Reichthum an Bernstein sich auszeichnete, so ist
doch unzweifelhaft, dass auch die ostfriesischen Inseln als Fund-
orte desselben bereits bekannt waren. Ja durch die Unter-
suchungen von Redslob und Maack ^) ist nachgewiesen, dass die
Fundorte des Nordsee-Bernsteins Jahrhunderte früher bekannt
waren als die ungleich reicheren des klassischen Samlandes.
Sicher lieferte letzteres bereits damals den meisten Bernstein
des Handels und zwar auf dem Landwege stromaufwärts der
Weichsel und des Pregel über Pannonien. Aber den damaligen
Geographen war die Lage des Fundorts unbekannt, wie schon
J. H. Voss in seiner berühmten Abhandlung über die alte Welt-
kunde nachwies. Der Massilier Pytheas kam zur Zeit Alexanders
des Grossen (340 v. Chr.) nach Britannien und den skythischen
(germanischen) Gestaden bis zur Weser und Elbe, um die Hei-
math des Zinns und Bernsteins zu erkunden. Als Stapelort des
letzteren nennt er die Insel Basileia, welche an der ehemaligen
Mündung der Elbe zu suchen ist und nach Maack bei dem jetzigen
Dorfe Wesseln in der Nähe des Fleckens Heide gelegen haben
muss. Mit der baltischen Küste dagegen wurde erst 400 Jahre
später, unter den römischen Kaisern, eine direkte Verbindung
angeknüpft.
Die Nachrichten des Plinius, der dem Bernstein nicht weniger
als zwei Kapitel des 37. Buchs widmet, beziehen sich besonders
*) von Maack, das urgeschichtUche schleswig-holsteinische Land, Zeitschrift
für aXlg. Erdkunde. Neue Folge, VIII. Berlin 18G0, p. 118 ff.
Nilsson, die Ureinwohner Skandinaviens, Hamburg 1860, p. 110.
520
I
auf wpst^'crniaiiisclH.'n Bcrnstoin. Nach rlen Mittheiliingen rorai-
f^clier Schriftsteller nannten unsere Vorfahren den Bernstein
glesuni oder glessuni ^), welches mit dem Worte Glas zusammen-
hänji[t und einen durclisichtigen Körper bedeutet, während die
Sill)e „Bern'" des jetzigen Wortes Bernstein auf hörnen, brennen
hinweist; das Latein des Mittelalters nannte dc-halb den Bern- |
stein lapis ardeus. Das ursprUnjjjlich plattdeutsche Wort ist also |
ins Hochdeutsche und in noch andere Sprachen z. B. ins Polnische
übergegangen. — Die Inseln der ostfriesischen und holländischen
Küste hiessen bei Plinius-) Insulae glessariae, Bernsteininseln,
und noch immer sind die ostfriesischen Glessarien die reichsten
Fundorte unseres nordwestlichen Deutschlands. Während dem-
nach der vom AFeere ausgeworfene und auf den Inseln angespülte
r>ernstein weit über zwei Jahrtausende bekannt ist, tritt die Er-
wähnung des Landbernsteins in unseren Chroniken erst in einer
sehr viel jüngeren Zeit auf. Die Anzahl dieser Fundstätten hat
besonders in den letzten beiden Deceflnien durch die Aufschlüsse
bei der Anlage von Eisenbahnen, Häfen und Ziegeleien, sowie
durch erweiterte Moorcullur sich vermehrt. Durch Unkenntniss
der Finder geht aber jetzt noch manches schöne Stück Bern stein
zu Grunde, — wie viel mehr früher. Briefliche und mündliche
Mittheilungen sowie eigene Beobachtungen geben hiervon leider
nur zu viele Beispiele. Das unter No. 55 erwähnte, auf einer
Schienge am Theiseuradsdeich in Bremen gefundene Stück ist
nur ein Theil der grösseren Masse, die zur gründlichen Unter-
suchung mit einem Hammer zertrümmert wurde. Aus Walsrode
und Dingen bei Lehe erhielt ich die Nachricht, dass dort grosse
Stücke Bernstein zerschlagen und verbrannt wurden. Wegarbeiter
haben im Iloya'schen die in Lehmgruben gefundenen Stücke
zerklopft und mit dem Steinschlag auf die Chaussee geschüttet.
Bernstein tritt im llarlingerlande mehrfach ans Tageslicht aber
leider kommt er durchweg in verkehrte Hände, schreibt mir mein
Gewährsmann aus Wittmund. „Die Finder sind Tagelöhner und
die Händler halten die Funde geheim ihres Vortheils wegen."
Nach den Mittheilungen des Obcrbergrath Runge (der Bern-
stein in Ostpreussen, Berlin 1868; Virchow und Iloltzendorlfs
Sammlung) beträgt die (Gewinnung des Bernsteins, dieses specifisch
deutschen Minerals, in Preussen jährlich etwa 200,000 Pfund. Bei
einem Durchschnittspreis von 15 Mark pro Pfund wird hierdurch
ein Werth von 3 Millionen Mark repräsentirt. Bei Palmnicken,
nordwestlich von Königsberg wurden in einer Herbstnacht des
Jahres 18G2 viertausend Pfund gewonnen. Gegen einen solchen
*) Plinius, liistor. iiatur. XXX Vll, 11. Certum est gigiü in insulis septen-
trionalis Oeeani, et a Germanis appellari g'lessum.
Tacitus, de situ et moribiis, cap. -lö.
-) Ilistor. natiir. IV, IC. in Gernianiciiin niare sparsae Glessariae,
quas Electridas Graeci recentiores appellavere, (piod ibi electrum nasceretur.
An einer anderen Stelle, IV, 11-5: Tres et viginti inde insulae Romanorum
armis cognitae ; earum nobilissima Burcana (Borkum), Fabaria nostris dicta a
fruffis similitudine sponte provenientis ; item Glessaria a succino militiae appel-
lata, a barbaris Austeravia praeter(pie Actania.
527
Reichthum kominen die sporadischen Funde unseres Gebiets
kaum in Betracht. Darum ist hier der Bernstein auch, wie wir
sehen werden, in der Literatur sowohl als in den Sammlungen
weniger beachtet. Musste nicht ein solches Prachtstück wie Nr. 10
von einem der vaterländischen Museen erworben werden, ehe es
zu Cigarrenspitzen und Brechen verarbeitet wurde?
Der Auswurf der Ostsee ist in den letzten 300 Jahren ziem-
lich gleich geblieben, was ich wegen mangelnder Beobachtungen
nicht einmal für den zehnten Theil der Zeit an den Gestaden
der Nordsee zu behaupten wage. Der von der Ostsee zerstörte
Streifen der blauen Bernsteinerde, des Glaukonitsandes, liefert
fast allein den Auswurf und da die See jährlich V4 Fuss vorrückt,
so sind nach Runge's Annahme in 1000 Jahren ungefähr erst
250 Fuss abgebaut. In diesen 4—5 Fuss mächtigen Glaukonit-
schichten, deren Reichthum an Bernstein so gross ist, dass sogar
eine bergmännische Gewinnung mit Erfolg betrieben wird, findet
sich derselbe in (Gesellschaft von Holzresten, Muscheln, Seeigeln,
Haifisch- und Saurierzähnen. Obgleich Haifischzähne auch in
verschiedenen Gegenden unseres Flachlandes ziemlich zahlreich
vorkommen, z. B. bei Scheessel, Lüneburg und Walle (nördlich
von Celle und Winsen), so sind doch nur ganz vereinzelte Bern-
steinfunde von dort bekannt geworden. — Auch die kimbrische
Westküste war schon den Römern unter dem Namen Raunonien,
(vom dänischen Rav, der Bernstein) als ein Bernsteinland bekannt.
Hier sollen jährlich an 3000 Pfund sehr schönen Bernsteins ge-
sammelt werden nach Forchhammers Angabe, die in die meisten
neueren Werke übergegangen ist, aber bei ihrem mehr als
30jährigen Alter mindestens eine erneuerte Bestätigung für die
Gegenwart bedarf.
üeber den Landbernstein hat Göppert zuerst 1845 in den
Jahresberichten der schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur auf Seite 228 eine Zusammenstellung von 86 Fundorten
Schlesiens gegeben, deren Zahl im Jahre 1864 bereits 100 über-
stieg. (Beitrag zur Bernsteinflora, im 41. Jahi*esbericht derselben
Gesellschaft p. 50). In Schlesien ist seit dem 16. Jahrhundert
Bernstein gesammelt, aber nirgends ein bauwürdiges Lager ent-
deckt worden. Die Häufigkeit desselben im Trebnitzer und Oelser
Kreise, nördlich von Breslau, wies Göppert durch 36 Fundstellen
nach. Ueberall fand er sich nur in geringer Tiefe, grösstentheils
von der gelblich weissen, im Handel besonders geschätzten Farbe.
Das grösste Stück von 6 Pfund Schwere fand sich 1854 in der
Oder bei Breslau; pfundschwere Stücke waren nicht selten. Ob-
wohl das Diluvium gewöhnlich als Fundort genannt wird, zeigte
es sich doch in mehreren Fällen, dass der Bernstein Schlesiens
in wirklichem Braunkohlenterrain unter dem blauen oder s. g.
plastischen Thon vorkam in Begleitung eines stark bituminösen
Holzes, Cypressinoxylon ponderosum, welches Göppert als Leit-
pflanze betrachtete.
Der verstorbene Professor öuthe hat zweimal in den Jahres-
berichten der naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover, 1865
528
und IJ^O*.». unter den niineralo^^iscluMi Xotizen über den Bernstein
im hiiniioversclien Tiefliinde berichtet und zählt 12 Fundorter
auf, die jedoch iiacli seiner Angabe meistens anderen Werken
entnommen sind, üuthe liat hierbei benutzt: Taube, Beiträge
zur Natui'jeschichte des Fürstenthums Lüneburg 1769; Kobbe,
Bremen und Verden; Hausmann, Mineralogie 1847, Bd. II; Böse,
Topograjdüe von Oldenburg 180;>; Steinvorth, Beitrag zur wissen-
schaftliclien Bodenkunde (les Fürstenthums Lüneburg 1864 und
Jugler, geognostische Verhältnisse Ilannovers 1855. Die in
Juglcrs Abhandlung genannten Fundorte führt auch H. v. Dechen
in seinem Werke „Die nutzbaren Mineralien im deutschen Reich"
1874, p. 754 wieder an. Alle diese Schriften haben mir im Ori-
ginal vorgelegen» Einige weitere Fundörter habe ich sodann den
Jahresberichten des naturwissenschaftlichen Vereins zu Lüneburg
und der naturforschenden Gesellschaft zu Emden, sowie Prestel's
„Boden der ostfriesischen Halbinsel" entnommen. An älteren
Schriften, wenn auch mit sehr geringer Ausbeute, habe ich das
hannoversche Magazin und die Oldenburger Blätter, sowie Arends,
,. Ostfriesland und Jever* und dessen „Gemälde der Sturmfluthen
von 1825'' zu diesem Zwecke durchgesehen. Schriften, die nur
einen Fund enthielten, finden sich an der betretfeudeu Stelle noch
mehrfach citirt.
Auch in unserem Gebiete haben wir See- und Landbernstein
zu unterscheiden. Letzterer findet sich von der Meeresküste bis
zu 75 m (Elze) und 129 m (Frellstedt) absoluter Höhe und zwar
immer nur in geringer Tiefe unter der Oberfläche meist im Dilu-
vium, seltener im tertiären Gebirge. Lehm und Sand mit Ge-
schieben, Thonschichten mit Braunkohlenbrocken oder Mergel-
gruben bilden wie in Ostpreussen, Schlesien etc. die Lagerstätte des
Bernsteins die stollenweis bei uns von den jüngsten Bildungen des
Marschlandes oder Moore? noch verdeckt wird. Dies ist auch
hier nur eine secundäre Lagerstätte, wohin das fossile Baumharz
längst untergegangener Wälder von einer grösserer Ablagerungs-
stelle her. in und kurz vor der Diluvialzeit oder vielleicht auch
noch später verschwemmt wurde. — Weit häufiger als im Flach-
lande ist der Bernstein auf den Inseln und Watten der Nordsee,
wo er besonders nach den Winterstürmen aufgelesen wird. In
den tiefen Stromrinnen der Flussmündungen, sowie in den Schläuchen
der Seegatten laufen die bernsteinführenden Schichten aus, oder
sind von einer geringern Decke des Diluvialschutts überlagert.
Durch die Thätigkeit der vom Winde aufgeregten Meeresfluthen
wird er in der Brandung seiner Vorrathskammer entrissen und
am Strande mit Seegras und Tangen, sowie mit Dargstücken und
Braunkohlenbrocken abgelagert. Nach Eintritt der Ebbe findet
man ihn dann an den Tümpeln und Prielen unter einer torfähn-
lichen schwarzen Masse, dem „MuH" der Insulaner, die aus
Braunkohlen und Dargtheilchen besteht. Das nahezu gleiche
specifische Gewicht dieser Substanzen, die von den Wellen zu-
sammengeschwemmt werden, begünstigt ihr gesellschaftliches
Vorkommen. Dass der Bernstein sich an der Nordostseite der Inseln
529
durchgehends wohl noch häufiger findet, als an der weit stärkeren
Abbruch erleidenden Nordwestseite, hat vielleicht in der vor-
herrschenden westlichen Windrichtung und in der nach Osten
hin abrückenden Fluthwelle seinen Grund.
Nach den Untersuchungen von Tolle über Nordernei (Zeitschr.
des hannoverschen Architekten- und Ingenieur - Vereins 1864,
S. 311) und von Lasius über Wangeroog (Ebenda 1867, S. 157)
sind die Veränderungen und der Abbruch des Strandes unserer
Inseln ausserordentlich gross, weit grösser als am Gestade der
Ostsee. Daher müssen bei uns die bernsteinführenden Schichten
ungleich ärmer sein oder tiefer liegen als im Samlande. ^
Thomas und Zaddach wiesen die bernsteinführenden Schichten
der baltischen Küste dem Miocän zu und- erkannten zuerst, dass
dieselben von marinen Tertiärgebilden überlagert seien. Beiden
Forschern schloss sich endlich auch Göppert an, der anfangs
diesen Schichten ein jüngeres Alter zugesprochen hatte. Naumann
und H. Credner zählen den Glaukonitsand, die Bernsteinerde Ost-
preussens, zu dem Oligocän und zwar zu dessen unterster Ab-
theilung, deren Schichten meist noch unter dem Meeresspiegel
liegen. Die regelmässige und massenhafte Ablagerung des Bern-
steins hier konnte nur durch Zusammenschwemmen der Meeres-
fluthen geschehen. Also befindet er sich auch im Samlande auf
secundärer Lagerstätte, von der er wieder in das Diluvium ver-
schwemmt wurde. Ob wir die bernsteinführenden Glaukonit-
schichten an der Nordsee noch erwarten dürfen, erscheint mir
fraglich, wenn auch grössere Vorräthe dieses Fossils an ehe-
maligen Küstenstrecken unzweifelhaft vorhanden sind. In unseren
nahezu gleichalterigen Braunkohlen findet sich der Bernstein
selten und die Septarienthone, die mehrfach in der nordwest-
lichen Tiefebene aufgeschlossen wurden, z. B. bei Walle, nördlich
von Celle, gehören schon dem mittleren Oligocän an.
Indessen ist der Bernstein nicht ausschliesslich zur Tertiär-
zeit ab- oder umgelagert. Bei Lemberg in Galizien findet man
ausgezeichnete Stücke desselben in der oberen Kreide mit
Gryphaea vesicularis. Dunker fand ihn sogar innerhalb unseres
Gebiets in dem conglomeratischen Sandstein des unteren Oolith
der Porta (Nr. 36). Sicher war der hypothetische Bernsteinwald
noch älter als das Oligocän und über viele Breitengrade der nörd-
lichen Erdhälfte ausgedehnt. Während das Hok fast gänzlich zu
Grunde ging, wurde das den Bäumen als flüssiger Balsam ent-
quollene Harz bei üeberfluthungen des Meeres zur Tertiärzeit
fast regelmässig zusammengespült, um in späteren geologischen
Perioden theilweise wieder ausgewaschen und verschwemmt zu
werden. So dürfte es kein Land Europas gebeu, in dem nicht
Bernsteinfunde gemacht wären, wenn auch nicht überall die bern-
steinartigen Harze scharf vom eigentlichen Bernstein geschieden
wurden. Middendorff fand auf seiner sibirischen Reise den See-
bernstein sogar im hohen Norden an den Küsten des Eismeeres,
der Behringsstrasse und Kamtschatkas, während er sah, dass der
Octob. 1875. 34
530
Landbernstein von den Jakuten aus^'£grabeu wurde. (Petermantfi
Mitth. 18('.0, S. ;508).
Behrendt, tiöpiiert, Zaddacli. Menge und Andere haben die
Einschlüsse des haltisclien Bernsteins gesammelt und beschrieben.
Wie gross die Fülle dieses Materials war, beweist schon die ein-
zige Angabe, dass Low nicht weniger als 600 Dipteren-Arten im
Bernstein nachgewiesen hat, die sämnitlich specifisch verschieden
von den jetzt lebenden sind. Auch findet man fast überall in
unseren Museen Belege dazu von .schönen Einschlüssen, welche die
Ostsee lieferte. Die von mir untersuchten Bernsteinfunde unseres
Gebiets dagegen waren arm an Einschlüssen, — ja in Anbetracht
einer Durchsicht mehrerer hundert Stücke von ungefähr fünfzig
verschiedenen Fundorten sehr arm. In einem Falle eine Fliege
(Verzeichniss der Fundörter Nr. 40) in drei Fällen Mücken (Nr. 38,
r)0 und 78), ein Ilauttiügler und eine Kugelassel (Nr. 78), In-
sekten ohne nähere Angabe (Nr. 12), mitunter Luftblasen, Holz- j
splitterchen, Pollenkörner oder Rindenfragmente — letztere noch am
häufigsten, — das ist Alles. Auch Steinvorth betont in der citirten
Abhandlung, dass der Einschluss von Insekten bei den Lüneburger
Funden selten sei. Nach Prestel war die Fauna des Bernstein-
waldes unserer Küste sehr arm, wie auch jetzt noch die Zahl
der Insekten z. B. auf den ostfriesischen Inseln ausserordentlich
gering ist. Dann a])er hätten doch die Einschlüsse von Pflanzen-
t.heilen weniger zu fehlen brauchen.
Meines Erachtens ist diese Armuth an Einschlüssen stellen-
weise auch nur eine scheinbare wegen der Undurchsichtigkeit so
vieler Stücke. Erst nach dem Schleifen und Poliren des rohen
Bernsteins treten die doch meist kleinen und sehr zarten Insekten,
Arachniden etc. sowie die Reste von Nadeln , Schuppen oder
Blüthentheilen der Cyprcsscn und Abietineen hervor. Bei dem
vergleichsweise seltenen Vorkommen des fossilen Harzes bei uns
können wir auch nicht viel mehr Einschlüsse erwarten. In dieser
relativen Armuth an Einschlüssen stimmt unser Bernstein mit
dem vom Simäthus (jetzt Simetu) bei Oatania stammenden überein,
der merkwürdiger Weise den Schriftstellern und wohl auch den
Händlern des Alterthums völlig unbekannt geblieben ist. In den
zahlreichen , prächtig purpurrothen sicilianischen Stücken der
Göttinger Üuiversitäts-Sammlung konnte ich z. B. keine Einschlüsse
entdecken, obwohl hier alle Stücke durchsichtig und geschliffen
waren. Hrydone erwähnt in seiner „Reise durch Sicilien, Leipzig
1783" jedoch Seite 210 das Vorhandensein von Insekteneinschlüssen.
Der Bernstein der ostfriesischen Inseln wird, weil sein Vor-
kommen ein häufigeres ist, vielleicht allein in Nordwestdeutsch-
land technisch verwerthet und von Drechslern zu Pfeifen- und
Cigarrens])itzen sowie allerhand Schmucksachen verarbeitet.
Einige Stücke gelangen in die Hände der Apotheker und werden
zur Darstellung von Lackfirniss , Bernsteinsäure und Räucher-
pulver verwandt. Einzelne Funde lassen sich die glücklichen
Finder zu Schmucksachen, wie Brechen, Knöpfe, Uhrgehänge etc.
schnitzen. Manche Badegäste nehmen die am Strande gefundenen
531
Stücke und Stückchen mit, um sie als Andenken aufzubewahren.
Verhältnissmässig nur wenige Stücke werden von den Museen er-
worben oder von Liebhabern angekauft.
Nach Runge's Angaben hat der Bernstein noch immer den
Werth des Silbers, wenn die Stücke schön sind jund etwa ein
Pfund wiegen. Schwerere Stücke können, wie* zur Zeit des
Herodot, noch den Werth des Goldes erreichen. Denselben Werth
behauptete er auch im Mittelalter. Der Nürnberger Mathesius
schreibt 1563: „Man helt den weissen Agtstein^ für den besten
und thewresten, den man auch Gold gleich schetzet."
In verschiedenen Gegenden Niedersachsens und Westfalens
werden von den Bauerfrauen Bernsteinketten und Halsbänder ge-
tragen, theils zum Schmuck, theils weil man denselben Heilkräfte
zuschreibt oder die Kraft ansteckende Stoffe abzuhalten. Ganz
derselbe Aberglaube ist bei den Orientalen verbreitet und
herrschte schon . zu Plinius' Zeiten , der von dem Gebrauch des
Bernsteins bei den Bäuerinnen Norditaliens erzählt: Hist. nat.
XXXVII, cap. XI: maxime decoris gratia, sed et mediciuae:
quando tonsillis creditur resistere et faucium vitiis. — Im Bücke-
burgschen sieht man oft einen Bernsteinschmuck bei den Frauen
wohlhabender Landleute, der in der Mitte eine Perle voh
kolossaler Grösse hat, an der sich zu beiden Seiten dann die
übrigen Perlen in verjüngtem Massstabe anreihen. Auch kleinen
Kindern werden Bernsteinperlen umgebunden, weil die Mütter
sich einbilden, dass dadurch das Zahnen erleichtert werde.
Manche der für Bernstein ausgegebenen Stücke sind aber
unecht. In zwei der von mir durchgesehenen Sammlungen lagen
neben dem edlen Bernstein Stücke werthlosen Copals, dem
Harze der Vateria indica und Hymenaea courbaril, das auch in
Klumpen bis zu 8 Pfund sich absondert. Ein Händler von Bern-
steinwaaren versicherte, dass unter den ihm zum Verkauf ange-
botenen Stücken, die von den Nordseeinseln stammten, immer
einzelne Stücke von Harz oder Copal sich befänden, von denen
er mir Proben übergab. Da vor mehreren Jahren unweit der
Wesermündung ein mit amerikanischem Harz beladenes Schiflf
strandete, so ist es erklärlich, warum dieser Irrthum so oft
wiederkehrt. Ich habe erheiternde üeberraschungen erlebt, wenn
sich bei genauerer Prüfung ein grosser Klumpen Bernstein als
Kolophonium enthüllte. Auch das hellgelbe durchsichtige und
copalähnliche Harz, welches an der südafrikanischen Ostküste am
Strande gefunden wird, hat ganz den Habitus und durch den
Eindruck von Sandkörnern sogar Aehnlichkeit mit der Rinde des
natürlichen Bernsteins; das häufige Vorkommen von Insektenein-
schlüssen bei diesem Harze trägt noch dazu bei die Aehnlichkeit
zum Verwechseln zu erhöhen.
Da die Härte des Bernsteins 2 bis nahezu 3 beträgt, so ist
diese in vielen Fällen ein genügendes Unterscheidungszeichen
*) Name des Bernsteins im Mittelalter, weil man ibn mit Achat und Gagat
verwechselte.
34*
532
von C'opal und llarz, diu zwar fast von derselben Härte sind,
sich aber in kleinen Splittern wegen ihrer grossen Sprödigkeit
mit den Fingern zerdrücken und zerreiben lassen. Die Insulaner
l)rüfen ihn daher mit dem Messer oder Fingernagel. Der Bruch
des Bernsteins ist muschelig, tiachmuschelig, oft strahlig gestreift,
wenig spröde. * dabei wachs- oder fettglänzend. Copal und Harz
brechen auch muschelig, sind aber sehr spröde, splitterig und
glasglänzend. Kigenthümlich ist das „Feuer" des Bernsteins,
worin ihm aber doch manche Copalsorten ziemlich nahe kommen.
Langes Liegen im Sonnenlicht verändert seine Farbe nicht.
Das specitische Gewicht ist ferner ein sicheres Mittel die
Echtheit des Bernsteins zu constatiren, Copal hatbis 1.05 specifisches
Gewicht. Das specifische Gewicht des Bernsteins habe ich bei
vier Stücken aus unserem Gebiet bestimmt. Ein röthliches durch-
sichtiges Stück von Nordernei in der Sammlung der Bren^pr Real-
schule ergab 1,üsi ; ein weisses undurchsichtiges von Wangeroog 1,068.
Die Stücke Nr. 44 vom Weiher Berge und Nr. 51 von Scheessel
hatten 1,077 ^^^<^' Gewicht. Hausmann giebt dem Bernstein das
spec. Gewicht 1— l.i ; Quenstedt (2. Auflage, Seite 757) nimmt
mit den meisten anderen ilineralogen l.uö an, fügt aber hinzu:
^Also gerade so schwer als Meerwasser, daher der Bernstein so
leicht in der Ostsee mit Fucus vesiculosus und fastigiatus ans
Land treibt.*' Nach Borgens Bestimmungen des spec. Gewichts
des Meerwassers während der 2. deutschen Nordpolar-Expedition
ist jedoch als höchste Zahl in der Tiefe Ijosrsi iiach den Unter-
suchungen von G. Karsten auf der Pommerania für die salzreichste
Stelle der Nordsee zwischen Schottland und Norwegen l,o268> bei
Helgoland 1,0257 gefunden worden. Auf der neuerrichteten Station
des Weser-Aussenleuchtschiffs hat das Wasser 1,0202 i^ der Tiefe.
Bei Bremerhaven selbst bei Sturmfluth nur 1,017 spec. Gewicht.
Das Ostseewasser mit durchschnittlich nur 2 7ü Salzgehalt im
westlichen Tlieil hat höchstens l,ui9 spec. (Gewicht; bei Brüsterort
dagegen an der eigentlichen Bernsteinküste fand die Pommerania-
Expedition kaum 0,75 7ü Salz. Darnach also ist die Angabe
Quenstedt's nicht ganz zutreffend.
Beim Reiben mit Wolle zeigt der Bernstein ein stark negativ
elektrisches Verhalten, welches aucli llarz und Copal zeigen, wenn
auch gewöhnlich im schwächeren Grade. Das sicherste Kennzeichen
für den Laien bleibt die Verbrennung, wobei schon ein kleiner
Splitter hinreicht, einen Beweis der Echtheit gegen Copal und Harz
zu führen. Bernstein verbrennt mit heller, etwas russender Flamme
unter eigenthümlichem angenehmen Geruch, den er auch bereits
beim Reiben entwickelt, und hinterlässt einen kohligen Rückstand.
Bernstein erweicht bei 115" C. und schmilzt bei 287"; llarz er-
weicht bei 70", schmilzt schon bei 135", tröpfelt leicht ab und zeigt
beim Erkalten schäumige Blasen wie Copal. Der von mir noch zur
Vergleichung untersuchte Retinit aus einem norddeutschen Braun-
kohlen-Lager war gelblich, gestreift, sehr spröde, undurchsichtig,
brannte leichter als Bernstein und hinterliess einen bituminösen
Geruch, der nur anfangs schwach aromatisch war.
533
Die Farbe ist wegen der unendlichen Mannigfaltigkeit das
unsicherste Kennzeichen. Wenn auch wohl etwas übertreibend
gab ein hiesiger Händler von Bernsteinwaaren an, dass der Bern-
stein in mehreren hundert verschiedenen Farben vorkomme. Die
mir zu Gesicht gekommenen Stücke unseres Gebiets gingen vom
kreideweissen durch zahlreiche lichte, gelbe, grüne, bläuliche,
rothe und blaue Abstufungen in die dunkelsten Farbentöne über.
Elfenbeinähnliche undurchsichtige Massen mit gelblichem und
röthlichem Farbenanfluge wurden mehrfach angetroffen, ebenso
wie honiggelbe, geflammte und gestreifte. Smaragdgrüne, violette
und purpurrothe Schattirungen wie am sicilianischen Bernstein
oder schwarze Farben wie an den neuerdings bekannt gewordenen
rumänischen Stücken habe ich unter unseren nordwestdeutschen
Vorkommnissen nirgends gefunden. Ferner sind auch alle Grade
der Durchsichtigkeit vertreten von wasserhell und durchscheinend
bis zur vollständigen Undurchsichtigkeit. Auswürflinge der See
sind meistens klarer und durchsichtiger als der Landbernstein.
Durch die oft vorkommende wolkige Streifung im Innern, aus
der die Phantasie dann unter Nachhülfe des Drechslers allerhand
Figuren, namentlich Porträts combinirt, ist die Durchsichtigkeit
oft stark beeinträchtigt. Opalisirende Stücke, wie sie Sicilien
liefert, habe ich hier nicht bemerkt. Der Bernstein hat ausser
löcherartigen Vertiefungen mitunter eine zellige Rinde, welche
wie eine Gänsehaut erscheint; die Rinde der mir vorliegenden
Copale ist ähnlich, aber weit gröber. Der Landbernstein zeigt
oft eine rissige Verwitterungskruste mit noch anhängender Gang-
art, die ihn völlig undurchsichtig erscheinen lässt. Die rundlichen,
stumpfeckigen Stücke verrathen dann auf den ersten Blick, dass
der Bernstein zu den Geschieben gehört, dass er ein Findling
ist. Einzelne Stücke bestehen aus mehreren schalig-concentrischen
Lagen, diB sich durch wiederholten Erguss bildeten; andere aus
dünnen Platten, welche die Risse der Stämme ausfüllten. Seltener
sind bei uns die geflossenen und getropften Formen, welche dem
Kirschgummi so ähnlich sehen und oft noch den Abdruck der
Rinde tragen*
Diese ausserordentliche Mannigfaltigkeit der Farben und
Formen, wonach auch Runge über 150 Sorten unterscheidet, deutet
wohl auf verschiedene Jahreszeiten und Reifestadien bei der Ab-
sonderung, sowie auf eine grosse Verschiedenheit der Mutter-
pflanzen, von denen Göppert ausser Pinites sjccinifer noch
8 andere Coniferen und Cupressineen angegeben lat. Ist doch
das Harz einer und derselben Art unserer heutigen Nadelhölzer
schon in hohem Grade veränderlich. Auch die den Bernstein
begleitenden und einschliessenden Substanzen werden in mannig-
facher Weise umbildend auf ihn eingewirkt haben. Hier kann
ich mich der Ansicht Göpperts anschliessen, wonach das Bern-
steinharz ursprünglich dem Fichtenharz ähnlicher war. Auf
Wangeroog sah ich 1874 echten Bernstein, der an dem einen
Ende gelb und klar war, an dem anderen aber in eine weisse,
ziemlich weiche Masse überging. Ein ähnlicher Klumpen wurde
534
hier beim Hiiu «k-- Loconiotivschnppens für den Hamburger
riahiihof aus einem .mubkoiiiigen Sande zu Tage gefördert. Die
Masse war von lioniiitrelher Karbe und erinnerte durch ihre
Weichheit an «b'n Krantzit. Nachdem der Arbeiter das Stück
verfieblich als liernstein zu v^rwerthen gesucht hatte, so wurde
es von ilemselben verbrannt. — Der dem Bernstein verwandte
Ketinit findet >ich nach 1 hinaus im Torf von Ostfriesland und
Osnabrück. V^xl. I'e<ts'hrift zur Säcularfeier der k: Landwirth-
Schafts -Gesellschaft IsiiL p. 117. ohne weitere Angabe der
Fundorte.
Das nachfolgende Verzeichniss der Fundörter umfasst 78 ver-
schiedene Stellen, an denen sich im nordwestlichen Deutschland
Bernstein findet oder doch gefunden hat. An zwei Orten bin ich
über die Grenze des (iebiets zwischen Ems und Elbe hinaus-
gegangen. Der Fundort bei Lauenburg an der Mündung der
Stecknitz Nr. 7s bietet mit dem Vorkommen an der Mündung
der Luhe Nr. 54 soviel Merkwürdiges und theilweise üeber-
einstimmendes. dass ich die treffliche Darstellung des Rectors
Claudius aus den Lüneburger Jahresheften mit aufnahm. Ferner
ist der mir erst kürzlich niitgetheiltc Fund von Blankenese Nr. 76
herbeigezogen. 1 ur die im Plinius erwähnte Insel Basileia des
Pytheas hielt ich ohne Nummerirung eine Andeutung auf der
Karte mit vorbehältlichem Fragezeichen geeignet, um zu weiteren
Nachforschungen anzuregen. Gerade im Mündungsgebiet der Elbe
ist wohl noch an manchen Punkten Bernstein zu erwarten, da
ihm bislang nur geringe Beachtung zu Theil wurde. Auch bei
Aufschlüssen in grösserer Tiefe entlang der Nordseeküste dürfte
unzweifelhaft ein häutigeres Vorkommen constatirt werden; denn
alle bisher bekannten Funde im nordwestlichen Deutschland weisen
darauf hin. dass reichere bernsteinhaltige Schichten zwischen dem
53. und 54. Parallel zu suchen sind.
Sonderbarer Weise sind manche unserer Äluseen'in Bezug
auf die eigenen Landesprodukte verschiedener naturwissenschaft-
licher Zweige vernachlässigt, während fremdländische Curiositäten
oft reichlich vertreten sind. Leider ist auch mitunter die ältere
Etiquettirung hinsichtlich des Fundorts ungenügend. Erstere Be-
merkung kann jedoch nicht als Vorwurf gedeutet werden in Betreff
des Bernsteins, da dessen Vorhandensein in unserem Gebiete bis-
lang von den Lehrbüchern der Mineralogie und Geognosie kaum
erwähnt wurde. — In den Sammlungen zu Göttingen, Braunschweig
und Bremen findet sich der vaterländische Bernstein nur in wenigen
Exemplaren oder gar nicht. Das grossherzoglichc Naturalien-
Cabinet zu Oldenburg und auch die Museen zu Emden und Han-
nover haben dagegen mit der Sammlung dieses merkwürdigen
Fossils unseres Flachlandes einen guten Anfang gemacht. Ersteres
besuchte ich vor einem Jahre und besitzt dasselbe nach den Mit-
theilungen des Herrn Inspector Wiepken 5 Stücke aus der näheren
Umgebung der Stadt Oldenburg sowie 13 aus anderen Theilen
des Ilerzogthums, neben einigen Funden aus der Provinz Hannover
und dem Holsteinischen, sämmtlich ohne Einschlüsse. Die fünf
535
Ostsee- Vorkommnisse jenes Museums haben dagegen Einschlüsse.
Ebenso ist der Glanzpunkt des Emder Museums eine Sammlung
von 150 durchsichtigen und geschliffenen Stücken, die von der
baltischen Küste stammen; indessen ist auch Ostfriesland durch
eine Anzahl schöner Stücke vertreten.
Im Museum zu Hannover befinden sich nach der jetzt vom
Herrn Seminarlehrer Alpers auf meine Bitte gütigst vorgenommenen
Durchsicht: 7 — 8 Stücke von Juist, darunter das gi'össte der
ganzen Sammlung; je ein Stück von Carolinengrode, Quackenbrück,
Iburg, Lilienthal, Königsdorf im Wendlande, Wirl bei Gartow und
fünf Stücke aus dem Lüneburg'schen ohne nähere Angabe des
Fundorts. Einschlüsse scheinen gänzlich zu fehlen. Die 8 kleinen
bearbeiteten Stücke mit eingeschlossenen Insekten stammen un-
zweifelhaft von der Ostsee. Ferner sind im dortigen Museum noch
5 kleinere unreine Stücke aus dem Braunkohlenlager von Nachter-
stedt bei Aschersleben aufbewahrt.
Die mineralogische Sammlung der Göttinger Universität ent-
hält ausser zahlreichen Bernsteinproben von der Ostsee, aus Sicilien,
Volhynien und Grönland nur 2 hannoversche Fundörter, Winsen
a. d. Luhe und Dannenberg. In der dortigen paläontologischen
Sammlung enthalten die gerade nicht zahlreich vorhandenen
Stücke sämmtlich Einschlüsse, aber stammen alle von den Ostsee-
ländern.
Auch ausserhalb unseres Gebietes widmete ich gelegentlich
einige Aufmerksamkeit diesem interessanten Körper, der bislang
wegen seines organischen Ursprungs und seiner Einschlüsse mehr
den Botaniker und Paläontologen als den Mineralogen interessirt
hat. Durch die Güte des Herrn Professors Sadebock in Kiel
wurde mir verstattet, die Bernsteine des dortigen mineralogischen
Cabinets durchzumustern, welches zwar 9 Fundörter aus denllerzog-
thümern enthielt, jedoch keinen westlich von der Elbe. Das Ham-
burger Museum fand ich im Juli d. J. wegen baulicher Veränderungen
geschlossen. Nach der gütigen Mittheilung des Herrn Dr. Sonder an
Prof. Buchenau bin ich jedoch im Stande auch über die dortigen Bern-
steine eine Angabe zu machen. Ausser 6 Stücken mit Einschlüssen
von Insekten, theils ohne Bezeichnung der Fundörter, theils von
Orten ausserhalb unseres Gebiets (Braunkohlenformation von
Cosel in Schlesien und von Quedlinburg) werden aus der Um-
gebung Hamburgs folgende Vorkommnisse dort aufbewahrt. „Zwei
grosse Stücke aus der Elbe mit Stammabdrücken. Etwa ein Dutz
grosser und kleiner Stücke aus der Elbe, eine Meile oberhalb
Hamburg. Sechs grosse Stücke von Blankenese aus einer Moor-
schicht, die auch subfossiles Holz enthält, 6—9 Fuss unter dem
alten Nullpunkt der Elbe 1846 gefunden.
Das grösste gegenwärtig nachweisbare Stück Bernstein be-
findet sich im Berliner Museum und wiegt nach Runge's Angaben
13,5 Pfund, ist fast 14 Zoll (35 cm.) lang, 8V2 '^oll breit und
3V2 bis 6 Zoll stark. Es wurde 1803 auf dem Gute Schlappachen
zwischen Insterburg und Gumbinncn gefunden. Das schwerste
in unserem Gebiete gefundene Stück Nr. 10 wog nicht ganz die
53(1
Hallte, uiinilieli <>.., Pfund iinrl ist leider der Hand des Drechslen
verl'allcMi.
V(in Aerzton. AjrntlickiTn, Ziegeleibesitzern, sowie Sammlcn
und LiobhabiMu des Bernsteins erhielt ich manches Stück zur Ansicht
oder die Nachweise über dessen Vorkommen. Für ihre llit-
theiluniren bin ich zum besten Dank verpflichtet, besonders aber
den Herren Professor Prest^l zu Emden, Gymnasial-Lehrer Wessd
in Aurich, Seminarlehn^rn Alpers in Hannover und Siebeis ia
Lüneburg, Dr. med P^rdirs in ?fcheessel, Inspector Wiepken in
Oldenburg. Apothekern Wattenberg in Kothenburg und Thaden ia
Achim. Gutsbesitzer Jürgens in Dingen bei Lche, Rendant Steckhahn
in Fallingbostel. Prof. Dr. Buchenau, Dr. W. (). Focke, und Sanitäts-
Chemiker Haarstick in P>remen. An anderen Orten habe ich mich,
freilich mir mit negatiwMii Krfolge. erkundigt. Herr Professor
Huisken in Draunschweig constatirte. dass ausser den von Helm-
stedt bereits angeführten Funden im Braunschweigschen keine
weiteren bekannt seien. Eben.so\venig gelang es den Bemühungen
des Herrn Dr. Fisse in Osnabrück neues Material beizubringen.
Im oldenburgschon Land Wührden am rechten Weserufer und
südlich davon bis nach Vegesack und Bremen, in Bremerhafen.
Brake. Westerstede. Svke, Otterndorf. Beverstedt Celle, Rehburg,
Uchte etc. habe ich bei Landeskundigen vergeblich nach weiterem
Vorkommen des Benist^ins angefragt.
Schmucksachen und Perlen aus Bern.stein sind in den alt-
germanischen Grabstätten und Tmen keineswegs so häufig als
man vermuthen möchte. In dem grossen Werke Lindenschmifs
„Alterthümer der heidnischen Vorzeit," ist nirgends des Bern-
steins erwähnt. Hostmann hat unter den Bronze-. Glas-, Thon-
und Email-Perlen des Fmenfriedhofs bei Darzau nur eine einzige
Bernsteinperle gefunden. Kr erwähnt jedoch, dass sie bei den
Ausgrabungen von Perle! erg in der Nähe von Stade häufiger ge-
wesen seien. Hunäus w« ist in der erwähnten Festschrift p. 118
das Vorkommen von Ber;isteinhalsbändern unter den Moorfunden
in der Kolonie Piccardie nordöstlich von Bentheim nach.
Das Fundörter-Verzeichniss beginnt an der Küste, um von
Westen nach Osten und von Norden nach Süden fortzuschreiten.
Wegen der verwickelten politischen Grenzen habe ich das Gebiet
des Landbernsteins durch die Weser in zwei Theile getheilt; dar-
nach kommen 2(5 Fundörtcr westlich und 41 östlich von der
Weser vor. An 11 Stellen wird er auf den Inseln und AVatten
noch jetzt vom Meere ausgeworfen. In der angehängten Karte
sind aus den Xivellements der Eisenbahnen die Höhenlagen einer
Anzahl von Bahnhöfen eingetragen, sowie die Erhebungen einiger
anderen besonders interessanten Punkte nach Focke's und Gutlie's
Angaben mitgetheilt. Die Bernsteinfunde, welche mit rother
Farbe eingetragen wurden, häufen sich in der Umgegend von
Bremen. Denkt man sich diese Oertcr auf das buchtenreiche
Ufer eines weiten Meerbusens vertheilt. dessen Mittelpunkt etwa
die Stadt Bremen ist, so erhält man eine Auffassung vom Zu-
stande unseres Landes bei Beginn der Diluvialzeit, wie sie Herr
537
Dr. W. O.Focke aus anderen Gründen bereits einmal ausgesprochen
hat. Zur sichern Feststellung dieser Ansicht bedürfen wir aber vor
allem weitere Kenntniss von Fundörtern sowie der Lagerungsver-
hältnisse des Bernsteins und der ihn begleitenden Fossilien. Bei
fast gänzlichem Mangel an Vorarbeiten kann dies Verzeichniss
nur ein unvollständiges sein. Eine geordnete Zusammenstellung
des weit zerstreuten Materials wird hier zum ersten Male ver-
sucht. Namentlich den auswärtigen Mitgliedern unseres Vereins
sei daher dies edle Fossil zu weiterer Beachtung empfohlen. Ein
später vervollständigtes Verzeichniss würde nicht allein als Bei-
trag zur Vaterlandskunde, sondern auch für die Zwecke der
Geologie ein bedeutendes Interesse gewähren. Die überwiegende
Mehrzahl der Funde stammt erst aus den letzten beiden Decen-
nien; nur 3 sind aus dem vorigen Jahrhundert. Die älteste Angabe
ist wohl die von Mylius 1753 mitgetheilte (Nr., 20), die aber be-
reits in einer älteren Olcjenburger Chronik erwähnt wird.
Herrn Kunstdrechsler Schwally, einem Mitgliede unseres
Vereins, verdanke ich noch die Ansicht von 11 grossen Stücken
Bernstein, die derselbe durch einen Händler aus Ostfriesland erst
in den letzten Wochen erhalten hatte. Nach der äusseren Rinde
war sowohl Land- als Seebernstein darunter vertreten; ein halb
durchsichtiges, halb wolkig getrübtes Stück mit hübscher Zeich-
nung war merkwürdig glatt und wog 105 Gramm. Ferner erhielt
ich durch genannten Herrn eine Anzahl Bernsteinketten zur An-
sicht, die wohl seit Jahrhunderten in Westfalen den Frauen zum
Schmuck und als Amulet gedient hatten. Die Zahl der sehr
grossen, roh gearbeiteten Perlen eines solchen Erbstückes
schwankte zwischen 27 und 48: alle waren in der Mitte durch-
bohrt und an einer Schnur aufgezogen, manche zeigten am Rande
polyedrische Schlififflächen. Die Perlen waren meist dunkelgelb
oder braungelb und durchsichtig, aber sämmtlich ohne Einschlüsse,
Verzeichniss der Bemsteinfunde im nordwestlichen
DentscMand.
I. Inseln und Watten der Nordsee.
Bernstein findet sich auf allenr Inseln und zwar am häufigsten
nach einer Sturmfluth. Sammler und Liebhaber unter den
Insulanern suchen ihn am Nordost- oder am Nordweststrande.
Gewöhnlich ist der Vogt der Insel, dem auch die oberste Civil-
gewalt übertragen ist, im Besitz einer Auswahl von Stücken. Im
Folgenden sind nur die mir speciell bekannten Belege angeführt.
1. Borkum. Nach Mittheilung der Badegäste ziemlich häufig.
Im Emder Museum ist ein von Dr. Metger geschenktes Stück.
Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft 1859, p. 16.
Prof. Buchenau erhielt 1869 und 1871 mehrfach faustgrosse Stücke
aus den Händen der Insulaner zur Ansicht. Eine Anzahl 1871
und 1873 von früheren Schülern gesammelter nuss- bis eigrosser
Stücke hat mir vorgelegen. Dr. Lindeman sah 1875 beim Gast-
538
wirth K«»hnrke ein Stück von ca. ein Pfund Schwere und gelblich
wrisscr Fiirbe. wekln^s oin Jahr zuvor am Xonistrande gefunden
worden war. Kiii mir kürzlich überj^cbene« Borkunier Stück von
Nuss^niissc ist cHVnlxiinartijx. weiss und undurchsichtig und ent-
halt in den löcherartifren Verticfunjren die Rindenkoralle Flustra
])ilo>a.
2. Juist. Diese Insel zeichnet sich mit Wangeroog als
reiclister Fumlort aus. wozu unzweifelhaft die grossen Zer-
störunj^'en. welche die Kins in Verein mit den Meeresfluthen
anrichtete, bei^^jtra'^^en haben. Borkuni, Juist und Baut bildeten
ehemals eine Insel; von diesen existirt Baut seit lOÜ Jahren
nur noch als Sandbank. — Consul Brons schenkte dem Emder
Museum ein Stück llernstein von Juist. Jahresbericht der natur-
forschenden Gesellschaft in Emden 1872, p. 7. Dasselbe Museum
besitzt ein 2.« Pfund schweres Stück, U Zoll lang, 6 Zoll breit
und 4 /oll hoch, welches 184'.? gefunden wurde. Flustra pilosa,
welche sich an einzelnen Stellen auf demselben angesiedelt
hat, documentirt den längeren Aufenthalt im Wasser. (Prestel,
der Boden der ostfriesischen Halbinsel. Emden 1870, p. 12).
— Kerner überwies die Königin Marie 5 grosse Stücke von
dort dem Museum zu Hannover, ((iuthe, 14. Jahresbericht
der naturhistorischen Gesellschaft 1865, p. 48). Das grösste
derselben ist etwa 0 Zoll lang, 3 Zoll breit und fast ebenso dick.
Zwei andere Stücke von Juist sind im hannoverschen Museum
ohne Namen des Schenkers deponirt.
3. Nordernei. 1871 sah ich bei Einwohnern mehrere Stücke
bis zu lOif^'rösse. In der Sammlung der altstädtischen Realschule
zu Bremen sind von Herrn Prof. Buchenau 185G auf Nordernei
gesammelte Stücke von Erbsen- bis Nussgrösse.
4. Baltrum. Mein Norderneier Hauswirth zeigte mir 1871
ein vom Nordweststrande Baltrums herrührendes Stück von Ei-
grösse und dunkelgoldgelber Far})e, Herr Seminarlehrer H. Siebeis
in Lüneburg, welcher von .Michaelis 1S72 bis 1874 als Lehrer auf
Baltrum fungirte, schreibt folgendes: „Während der Zeit meines
Aufenthalts wurde dort nur wenig Bernstein gefunden und zwar
weniger als man nach Aussagen der Insulaner in früheren Jahren
dort gefunden haben soll. Bei den täglichen Spaziergängen am
Strande fand ich jedoch wohl Gelegenheit, mehrere Stücke Bern-
stein anzutrelfen und aufzuheben. Am häufigsten kamen solche
auf dem östlichen Theile des Nordstrandes vor, seltener auf dem
westlichen. An der eigentlichen West- und Ostscite der Insel,
den beiden „Seegatten**, habe ich niemals Bernstein gefunden.
An den ersten Tagen nach einer Sturmfluth kann man am
sichersten auf einen Bernsteinfund rechnen. Dann lässt die
Fluth eine, dem Torfabfall ähnliche, dunkele Masse zurück,
welche die jedesmalige Grenze des Hochwassers anzeigt. In
dieser Fluthmarke kommt der Bernstein in abgerundeten Stücken
vor bis zur Dicke einer Wallnuss. Ihre Form ist jedoch gewöhn-
lich mehr länglich und unregelmässig abgerundet; die eine Seite
ist glatt, die andere Seite etwas rauh, scheinbar verwittert, jene
539
ist tiefgelb, diese mit Grau untermischt. Seltener sind hellgelbe
durchsichtige Stücke, welche besonders von .den Händlern bei den
Insulanern gesucht werden ; ein solches Stück, fast von der Grösse
eines Daumens, wurde z. B. für eine Mark erstanden. Einschlüsse
von Insekten wurden auf Baltrum nicht angetroffen."
5. Langeoog. Herr Apotheker Thaden in Achim besitzt 5 Stücke
von der Grösse einer Wallnuss, die er im Sommer 1872 am
Strande fand. Herr Prof. Buchenau fand 1873 ebenfalls mehrere
Stücke; Herr Dr. Focke sah viele Stücke in den Händen der
Insulaner.
e. Spiekeroog. Der Inhaber des Strandhotels Heeren aus
Esens verkaufte in meiner Gegenwart 1868 ein prächtig roth-
braunes durchsichtiges Stück von Faustgrösse für 2 Thaler.
Bernsteinstücke von diesem Seebade, das besonders von Bremern
seit 10 Jahren häufig besucht wird, haben mir etwa 30 bis zu
Eigrösse vorgelegen, darunter durchsichtige in den verschiedensten
Farben. Neben Luftblasen und vereinzelten Holzschuppen sah
ich an Einschlüssen rundliche Körner, die ich für Pollen halte.
7. Wangeroog. Bei meinem Aufenthalte 1874 sah ich in
den Händen der Insulaner und Badegäste manche Stücke von er-
heblicher Grösse und Schönheit. Der Zollbeamte Bentje besass
ein Stück von gelbrother Farbe etwa Va Pfund schwer. Pastor
Schmedes zeigte mir mehrere Stücke von verschiedenen Farben
und sehr verschiedener Härte; daneben aber auch am Strande
gefundene Stücke von Harz und Copal. Das Oldenburger Naturalien-
Cabinet besitzt von Wangeroog ein grosses hellgelbes Stück.
Prestel theilt nach F. Arends mit, dass die Schiffer an der Insel
Wangeroog beim Lichten des Ankers Stücke aus dem Grunde
des Meeres mit heraufgezogen haben.
8. Helgoland. Oetker constatirt das Vorkommen des Bern-
steins daselbst in seiner Beschreibung der Insel 1855 p. 550.
„Frühere Zeiten erwähnen Stücke von 100—300 Loth; jetzt sel-
tener und nur in band- oder nussgrossen Stücken."
Hallier, Nordseestudien 1863, p. 82. „Da liegen
nicht selten Bernsteinbrocken und andere Reste, welche auf Braun-
kohle deuten, am Strande.**
9. Weser-Leuchtthurm auf dem hohen Wege. Ein faust-
grosses Stück, Geschenk des Herrn Bürgermeister Duckwitz,
findet sich im Bremer Museum. (Leider wegen des Umbaus jetzt
nicht zugänglich, um weitere Eigenschaften dieses Fundes mit-
theilen zu können).
10. Langlütjensand. Die Herren Kunstdrechsler Schwally
in Bremen und Strandvogt Knupper in Wremen machten mir
über den vor 5 Jahren geschehenen Fund eines Stückes von 6,25
Pfund Gewicht folgende übereinstimmende Mittheilungen. Fischer
aus Fedderwarden fanden dies Stück auf dem Middelsand ge-
nannten Theil dieses grossen Watts; Schwally erwarb dasselbe
für 100 Thaler. Unter den Findern entspann sich darüber ein
Rechtsstreit. — Der mir vorgelegte Rest des Stücks, eine Cigarren-
spitze, war strohgelb und gelblich grün, durchscheinend und
540
zci*,'ti^ niil(iii«re Streifen. Diese waren derart rertheilt, dass mio
(las härtijre l^ortrait Victor Emanuels zu erkennen glaubte.
11. Knechtsand. Xacli den Mittheilungen des Herrn JflrgeDS
in I)in<;(Mi wird hier öfter I>crnstcin gesammelt an Stellen, die aas
drr Ferne jiesehcn katVeebraun von Braunkohlentrümraern gefärbt
sind. „Der Schiller kennt auf den ersten Blick den Boden; der-
selbe sieht aus, als wenn gemahlener Kaffee darauf ausgeschüttet
wäre. J[eii?tens sind die Stücke Bernstein nicht gi'össer wie das
(ilied eines Fin^a»rs, selten so ^ross wie ein Ei.*' Wegen der
Kinschlüsse vergleiche man Nr. iW und 40.
II. Festland westlieh von der Weser.
Landdrostei Aurich.
12. Larrolt bei Emden. „Nach der berüchtigten Fluth im
Jahre 1S:*5 wurden viele Stücke auf dem Felde gefunden, theils
in, theils neben den Dar^stücken, welche bei dem Durchbruche
des Deiches durch die Meereswellen aufgewühlt, herausgespült
und ü])er das Feld vei*fiösst waren. Zahlreiche Belege hn Emder
Museum und Prestels Privat-Sammlung." Prestel, 1. c., p. 11.
Der Augenzeuge F. Arends berichtet darüber in seinem
„Gemälde der Sturmfluthen vom ;>. bis 5. Febr. 1825." Nach
Seite (56 und 520 im Auszuge. Der Deichbruch hinterliess einen
Kolk von 95 Fuss Tiefe und war der herausgespülte Sand dem
der Geest ähnlich und mit Darg untermischt, von dem sich 3
Arten unterscheiden liessen. Eine beträchtliche Quantität Bern-
stein fand sich überall zerstreut, doch nur in kleinen Stücken.
Das grösste wog 27. Loth und war beinahe schwarz, das nächst-
schwere zu 2 Loth war weissgelb. Es kamen übrigens alle
Farben von weiss bis dunkelbraun vor. Auf dem festen Lande
ward er selten angetroffen. Die grosse Menge des aus dem
Kolke geworfenen beweist indess, dass er sich auch in Nordwest-
deutschland häufig findet, nur in einer zu grossen Tiefe als dass
man beim Graben von Canälen ihn entdecken könnte. Denn es
lässt sich nicht denken, dass gerade an jener Stelle sich zufällig
ein Nest davon befunden habe. Der Meeresboden ist tiefer aus-
gespült als der Untergrund der Marschen und können daher die
Wogen, vom Stuim aufgeregt, die schwache Decke eher auf-
wühlen und das Harz an die Küste werfen. Zwar findet es sich
sonst in grossen Stücken; es können aber solche ebenfalls aus
dem Schlünde des Kolks geworfen und nur durch den vereinigten
Angriff der Wellen und des Sandes in kleine Stücke gerieben
sein. Unter dem ausgeworfenen Bernstein befanden sich mehrere
Stücke mit Insekten.
13. Nenndorf. „Häufig, aber nur kleinere Stücke", schreibt
mir Herr Apotheker Kittel aus Dornum.
14. Sandhorst bei Aurich. In einer Mergelgrube von etwa
18 Fuss Tiefe an der Chaussee nach Aurich wurden 1874 mehrere
Stücke Bernstein gefunden, die im Besitze des Herrn Pickenbach
zu Coldehörn sind.
15. Neu-Schoo bei Esens. Der Colonist F. Schmidt fand im
541
Jahre 1872 beim Mergelgraben in einer Tiefe von 16 Fuss ein
grosses Stück Bernstein, fast 300 Gramm schwer. Apothelier
Kassau in Aurich kaufte dasselbe an und schenkte es mit mehreren
kleineren an demselben Orte gefundenen Stücken dem Hannover-
schen Museum.
16. Middels-Osterloog. Auf der Pickenbach'schen Ziegelei
wurde von den Arbeitern beim Mergelgraben in einer Tiefe von
8 Fuss wiederholt Bernstein gefunden.
Die letzten drei Mittheilungen verdanke ich der Güte des
Herrn Gymnasial-Lehrers A. Wessel in Aurich.
17. Carolinengrode. König Georg überwies 1865 der natur-
historischen Sammlung in Hannover ein grosses dort gefundenes
Stück. Guthe l.-c.
18. Wilhelmshafen. Beim Dockbau 1866 fand der Architekt
Deymann ein Stück, woraus eine Cigarrenspitze gedrechselt wurde,
die noch jetzt im Besitz des Controleur Schultz sich befindet.
Herzogthum Oldenburg.
19. Schillingshörn an der Jever'schen Küste. Mehrere klare
Stücke im Oldenburger Naturalien-Cabinet.
20. An der westliehen Ecke des Jadebusens. „Es wurde
ein Stück eingedeicht und zu fruchtbarem Land gemacht. Bei
demselben findet man etliche Fuss tief oft Schichten von Bern-
stein, wovon die Bauern ganze Säckchen voll zuweilen zum Ver-
kauf bringen. Um diese Gegend, welche vor etlichen hundert
Jahren meistens aus Wasser und kleinen Inseln bestand, findet
man in der Erde 6 Fuss tief und noch tiefer unter dem Morast
viele ganze Bäume in der Erde, welche ausgegraben und zur
Feuerung gebraucht worden." In Joh. Bernoulli's Archiv, Leipzig
1787, Bd. V, p. 70 berichtet von Christlieb Mylius, der 1753 diese
Gegend auf einer Reise berührte.
21. Neuenburg. Emder Jahresbericht 1872, p. 8; im Emdener
Museum.
22. Varel. Ein kleines Stück mit den folgenden bis Nr. 27
im Oldenburger Naturalien-Cabinet. Bei 3 Stücken mit der Be-
zeichnung „aus dem Oldenburgischen" fehlt jedoch die genauere
Angabe des Fundorts.
23. Volkers bei Blexen. 2 helle Stücke am Durchschlage
der Volker'schen Hören in der Weser 1866 gefunden.
24. Rastede. Ein schönes Stück liegt im Oldenburger Ca-
binet. — Nach den Oldenburgischen Blättern vom Jahre 1822, p.
665 wurde 1819 zwischen Rastede und Rehorn auf der soge-
nannten Liete, einer ziemlich bedeutenden Sandhöhe zwischen
Moorgründen, ein Stück Bernstein von V* Pfund Gewicht gefunden.
Dasselbe lag 10 bis 12 Fuss tief im Streusande, 250 Schritte
vom Moore entfernt.
25. Wehnen* Ein grosses Stück zwischen Chausseesteinen
gefunden.
26. Umgebung Oldenburgs. Mehrere verwitterte Stücke von
1845. Ein Stück 1872 etwa 8 Fuss tief im Lehmboden der
542
Schwabo'schen Zie^rlei gefunden. Ein grosses Stück vor
lu»ili^M»n (fcistthorc.
27. Scharroi im Saterhinde. 2 Stücku wurden 8 bis 10
tief in einer Lchmj^rube am »-il. Dcc. 1867 gefuDden, welche im
(irosshonoj^lichen Xaturalien-Cabinet aufbewahrt werden. Böse,
das (jrossherzo^tbum Oldenburg 1>^03, schreibt p. 553: ^In der
(Gemeinde Schanel an der Sater-Knis finden sich Ziegelthonlager
bis 2i) Fuss Mäclitigkeit, in denen man bis faustgrosse Stücke
Bernstein j4:efundcn bat." Auch Franz Poppe erwähnt im Globus
1S7*J. Bd. Wll, p. 182 dieses Vorkommen im Lehmboden des :
h^aterlandes bis in die neueste Zeit, indem er auf die Dänen- und
Strandbildunj,' eines ehemaligen Meerbusens hinweist.
28. Nutzhorn. Nach den Oldenburger Blättern 1824, Seite 24
wurde auf dem Gute des Herrn von Busch daselbst in einer
Thon^Mubc ein schönes Stück IJernstein von 4 Zoll Länge und
IVy Zoll Dicke ausge«rraben, welches % Pfund wog. Die Thon-
grüben der Ziegelei liegen da, wo die hohe Geest steil abge-
schnitten erscheint und sich längs der Ebene des Stedingerlandes
hinzieht. Hieraus wird wie bei voriger Nummer gefolgert, dass
die hohe (leest das uralte Meeresufer gewesen sei.
29. Dwoborg bei Delmenhorst. In den Thongruben, die das
Material zu den dortigen Töpfereien liefern, ein eigrosses Stück
nach Angabe des Lehrers Herrn Menkens in Hom.
Landdrostei Osnabrück. (Landdr. Hannover zum Theil).
30. Lorup im Hümling. Nach der Mittheilung des Herrn
Oeconomie-Commissär Peters in Osnabrück fand sich dort Bern-
stein in tertiären Mcrgellagern. Herr Dr. Fisse, Sekretär des
landwirthschaftlichen Provinzial Vereins, stellt weitere Erkundigungen
für das Osnabrücksche in Aussicht.
31. Werlte. Diepenbrock, Geschichte von Meppen, Seite 12.
Nach Guthe, a. a. 0.
32. „Die Hase wirft bisweilen Bernstein aus." Guthe im 14.
Jahresbericht der naturhistorischen Gesellschaft p. 48; leider
ohne Angabe des Fundorts. Da im hannoverschen Museum sich
ein Stück Bernstein von Quackenbrück befindet, so ist viel-
leicht dieser Fundort gemeint.
33. Iburg. Ein Stück im hannoverschen Museum.
34. Rothenfelde. Jugler erwähnt dies Vorkommen in der
Uebersicht der geognostischen Verhaltnisse Hannovers. Zeitschrift
des Architekten etc. Vereins, Bd. I, p. 22.
36. Bahrenburg (Amt Sulingen). Vor 2—3 Jahren wurde
vomGeometer Engelkc beim Bonitiren im Bruche ein durchsichtiges
Stück Bernstein von etwa zwei Zoll Länge gefunden. (Alpers).
Provinz Westfalen.
36. Porta westfalica. Nach Dunker im conglomeratischen
Sandstein des unteren Oolith. (Studien des Göttinger Vereins
bergmännischer Freunde, Jahrgang IV, 281).
37. Teutoburger Wald, zwischen Bielefeld und Paderborn.
Im 51. Jahresbericht der Emdener Gesellschaft 1865 p. 11.
543
IIL Festland östlich von der Weser.
Landdrostei Stade.
38. Wremen. Der Wirth Schwanewede am Wremer-Siel
besass 1874 zwei Stücke, die am Aussendeich angespült waren;
eins davon enthielt ein Insekt, anscheinend eine Dipterenart In
Dorum hat sich ein Postbeamter Knöpfe und Cigarrenspitze an-
fertigen lassen von grösseren Bernsteinstücken, die am Vorlande bei
Wremen aufgelesen wurden.
39. Dingen bei Lehe. Nach Angabe des Herrn Jürgens da-
selbst wurde beim Grabenauswerfen ein Stück von Eigrösse ge-
funden. Derselbe Herr besitzt ein Stück von 6 cm. Länge und
Daumsdicke aus dortiger Gegend. Bisher ist es ihm nicht ge-
lungen, ein Stück mit Insekten „aufzugabeln."
40. Weddewarden. Ein SchiflFer hatte auf einem der Sande
in der Weser ein Stück Bernstein mit einer Fliege gefunden, die
so schön erhalten war, als wenn sie lebte. Bei einem von Jürgens
versuchten Ankauf konnte der Alte sich nicht davon trennen;
später schlug der Sohn das Stück ^aus Vergnügen" entzwei.
41. Basdahl bei Bremervörde. Vor 5—6 Jahren soll beim
Brunnengraben eine grosse Menge Bernstein aus der Tiefe ge-
fördert sein. (Alpers).
42. Osterholz. Beim Bau der Eisenbahn zwischen ScHarmbeck
und Osterholz wurden 1859 von Arbeitern mehrere Stücke ge-
funden, darunter zwei von Faustgrösse. Diese wurden 1860 von
Herrn Schwally angekauft; ein drittes Stück von Kopfgrösse wurde
von einem beim Bahnbau beschäftigten Techniker erworben.
Herr Oberlehrer Brinkmann in Walle machte mir eine ähnliche
Angabe über dies Vorkommen. — Südöstlich von obigem Punkte
liegt das Klosterholz, worin früher Bernstein gegraben wurde.
Prof. Guthe machte im 18. und 19. Jahresbericht der natür-
historischen Gesellschaft zu Hannover 1869, p. 39 nach den
CoUectaneen Spilckers aus den zwanziger Jahren folgende Mit-
theilung.
„Während der Bernstein sich an den meisten Stellen im
Diluvium befindet, also auf eine secundäre Lagerstätte verschwemmt
ist, scheint die Fundstätte im Klosterholze eine Ausnahme zu
machen und derselbe hier in situ vorzukommen. Der Bernstein
findet sich in einer Lehmgrube nahe bei Osterholz, 95 Ruthen
vom südwärts belegenen Hafen entfernt. Der Boden hat in den
oberen Lagen 2 3 Fuss dicke schwarze fruchtbare Erde; dann
folgt vermischter Sand mit gelbem magerem Lehm auf 6—8 Fuss.
Doch liegen diese Schichten nicht immer gleich, sondern bald
mehr bald weniger dick, dann folgt schwarzer Thon, der auf Sand-
grund ruht. Der Bernstein wird allein im schwarzen Thon zer-
streut und in keiner zusammenhängenden Lage meistentheils in
der Grösse einer welschen Nuss und auch kleiner, jedoch sparsam
gefunden; das grösste Stück hatte die Grösse eines Gänseeies.
Er ist überaus klar und durchsichtig, ohne Kruste, theils schön
hellgelb, theils röthlich gelb von Farbe. In den oberen gelblichen
Lehmlagen sind zuweilen glänzende Kugeln von Bernsteingries,
544
eines Kopfes gross, zum Vorschein gekommen, die indess, wenn
fc'ie eine kurze Zeit in der Luft au der Sonne gelegen, auseinander
gefallen sind. Vermodertes Holz liegt viel in der Ader, wo der
Bernstein liegt. Ks ist braun und mürbe, wird beim Trocken-
werden etwas härter und riecht, wenn es auf Kohlen geworfen '
wird, stark nach Harz und Gununi/*
Dies Vorkommen soll im vorigen Jahrhundert zuerst von
einem Franzosen entdeckt sein. Als ich 1872 daselbst bei älteren
Kinwolmern Nachforschungen anstellte, war die Grube planirtund
das Land in eine Wiese verwandelt.
43. Sottonbock boi Scharmbeck. Nach der Angabe des
Herrn Dr. \V. 0. Focke im schwarzen Thon der Ziegelei
Settcnbeck.
44. Weihor Berg. Im Naturaliencabinet zu Oldenburg liegen
zwei Stücke, welche 18()ü bei Worpswede, am westlichen Abhänge
des Weiher Berges gefunden wurden.
üeber ein 1873 gefundenes Stück wurde von mir in der
Sitzung unseres naturwissenschaftlichen Vereins am 3. Mai 1875
berichtet. Dasselbe wurde von einem Arbeiter in einer etwa
25 Fuss tiefen Thongrube der Dampfziegelci entdeckt und einem
Drechsler verkauft. Nachdem dieser die äussere Kruste abgeschält
hatte, wurde es von dem Eigeuthümer der Ziegelei, Herrn B. Bolte,
reclamirt. Es war nun noch 10,3 cm. lang, 8 cm. breit und 3.5 cm.
dick und wog 185,75 (ilramm. Die obere Fläche bildete ein
Trapezoid und hatte eine Erhöhung in der Mitte, die untere
Fläche war eben. Mit den mir übergebenen Rindenstücken, an
denen stellenweise noch etwas Thon hing, betrug das ganze Ge-
wicht cc. 240 Gramm. Die Farbe war elfenbeinähnlich, weiss, an
anderen Stellen honiggelb bis brauuroth; schwach durchscheinend
und undurchsichtig. Der Bruch war Hachmuschelig. An der öst-
lichen Seite des Berges, der eine Höhe von 52 Metern hat, findet
sich das Diluvium mit gelbem Lehm, Feucrsteinknollen und ver-
steinerten Seeigeln, dann folgt magerer sandiger Lehm, endlich
schwarzer Thon. Dieser enthielt den Bernstein ; ferner enthält er
Braunkohlenbrocken sowie Knollen von Kalkgeschieben und braust
mit Salzsäure. Kleinere Stücke Bernstein von Nussgrösse waren
schon früher dort gefunden worden. Da bei der specifischen
Gewichtsbestimmung das Stück beim Eintauchen in Wasser 13,4 Gr.
au Gewicht verlor, so erhalten wir 185,75 • 1^2,35 = 1,077 als spec.
Gewicht.
46. Ritterhude. Auch hier wurde beim Bahnbau 1859 Bern-
stein gefunden. Die Sammlung der altstädtischen Realschule
besitzt eine Anzahl von Herrn Professor Buchenau gesammelter
Proben.
46. Lilipnthal. Von der Königin Marie geschenkt, befindet
sich im Museum zu Hannover ein Stück aus einer dortigen Thon-
grube.
47. Oyten. Ein von der Ziegelei zwischen Oytcn und Sage-
hoiii stammendes Stück, etwa V4 Pfund schwer, wurde Herrn
Apotheker Thaden in Achim 1873 zum Kauf angeboten.
545
48. Grasdorfer Moor. Derselbe Herr sah ein durchsichtiges
hellgelbes Stück von Taubenei Grösse, welches von regelmässig
bearbeiteten Flächen begrenzt war und wegen der zu hohen For-
derung von dem Finder, einem Torfarbeiter, nicht erstanden
werden konnte.
49. Baden bei Achim. Nach der Mittheiluug des Herrn
Oberstabsarztes Dr. Tormin in Bremen fand vor einer Reihe von
Jahren bei der Terrassirung der Badener Berge am Weser Ufer,
das aus sandigem Lehm mit erratischen Geschieben besteht, ein
Arbeiter ein Stück Bernstein von nahezu Kopfgrösse. Dasselbe
gelangte in den Besitz des Wasserbau-Inspectors Beifuss in
Achim, wo es später noch von oben genanntem Herrn besichtigt
wurde. Ueber den jetzigen Verbleib Jiess sich nichts ermitteln.
50. Rothenburg. Herr Apotheker F. Wattenberg berichtete
über 2 Stücke aus den dortigen Mergelgruben, die in seinem
Besitze sich befinden. „Das eine Stück im Gewicht von 62 Gramm
ist klar und enthält mückenartige Insekten; das andere im Gewicht
von 115 Gramm ist hellgelb, milchartig trübe."
51. Scheessel. Herr Dr. med. D. Rohrs hatte die Güte, dio
in seinem Besitz befindlichen B*ernsteine mir zur Ansicht zu über-
senden und dabei folgendes zu bemerken. „Das kleinste Stück
fand ich selbst vor vielen Jahren als Knabe. Es lag inmitten
der Heide an einer Stelle, wo das Heidekraut in Folge einer
Sandwehe nicht gedieh, zwischen tausenden von kleinen bunten
Steinen. Dieser Stein gefiel mir, weil er so weich sich anfühlte.
Ich spielte damit Abends bei Tisch, kam damit ans Licht — und
der Stein brannte.
Die drei grösseren Stücke entdeckte ich in der Hütte eines
armen Mannes, den ich ärztlich behandelte, zu Inzmühlen an der
Seve bei Welle, unweit der Station Tostedt. Sie sind beim
Mergelgraben im Mergel gefunden. Man will* dort Stücke von
5 — 6 Zoll Dmxhmesser gehabt haben, die ein Lüneburger Händler
vor einigen Jahren für wenige Groschen aufkaufte. Es sind hier-
durch die Leute darauf aufmerksam gemacht, dass diese Körper
auch Werth haben. Bislang spielten die Kinder damit und
manches Stück ist verloren gegangen." — Sämmtliche Stücke
waren ohne Einschlüsse. Das kleinste Stück aus der Nähe
von Scheessel wiegt 7,o2 Gramm, ist gelblich braun, undurch-
sichtig und hat als Geschiebe an den hervorragenden Flächen
die runzeligen Stellen eingebüsst, die in den Vertiefungen sich noch
erhalten haben. Die Bestimmung des spec. Gewichts ergab 1,077.
52. Krautsand. Herr Seminarlehrer Alpers, damals in Stade,
erhielt ein Stück zur Ansicht, das auf dieser Eibinsel ein Semi-
narist gefunden hatte.
53. Graverort. Conrector H. Krause in Stade berichtete in
Petermann's geogr. Mittheilungen 1858, p. 36. „Bernstein wirft
einzeln die Elbe aus, besonders an zwei ziemlich gleich weit von
Stade oberhalb und unterhalb am Flusse belegenen Stellen. Die
Bernsteinfunde, jetzt verhältnissmässig selten, haben früher einer
fast vollständig wieder weggerissenen Insel den Namen Bernstein-
Octbr. 1875, 85
saD<I gegeben. Unterhalb Slado kommt er toh Graverort bi(
Freiburc im Lande Kelidingcn vor. Bei Oruvetort springt das
Ufer Rcnarf in die Elbu vor. Dort wirft [>ei Sturmflutb der Pim,
ilvssen Fuhrwasser hart an dem ablircchondcn Marschufcr strümV
den BernKtüin und ungleich (Ins s. tt. Treibholii uuu. Nacli deu
Hofmedicua Erythropel in Stade ündfit ßicb dnäscibu von dem
Gewicht einißtr Pfunde bis xa »ehv gertogem l'mfADge, dusfaeV-
braun fast Bchwürzlirh von Farbe, abgerund«!, wie aiigeschliffei
TOH »chieferiger Textur, sebr leicht uüd leicht zerreibJiidi, jedoki
ohne Deituisciiung von Bürut^tein. lu den dicken Schichten mit
ausgeworfeucD fciu zerthcUten vegutabUiscbet Restun derselliea.
wird der Bernsteiu gesucht und gefunden; selten werdep Stöcke
von einem oder mehrere l.alhe angetrolt'en. Wir haben es mit
einer Bildung der Braunkohl« zu thun, welche anter dem Flim*
bette ruht und bei Nordwestalilrmen aufgewühlt, bei narbfolgen-
deui Ostwinde an die vorspringtnde KüKte geworfen wird."
64. Mündung der Luhe. GutJie schreibt 18G5 1. c. XIV. 4S.
.Borübmt ist das Vorkommen des Bernsteius mit sogeaanntHiii
Treibliotz«; au der Mündung der LUhe") im Alten Lande, südlich
von Stade, worüber zuerst ein Ungenannter im Hannoverschen
Magazin ]77!i, S. 17—30 berichtete. In Folge von Nordwiuden
und bei Eintritt von Ebbe erschiencu auf einem kleinen an den
Ufern der Elbe gelegenen Räume grosse Masseu glatt geriebener
IlolzstUcko in solcher Menge, dass zahlreiche daza berechtigte '
Feraonea ihren Bedarf davon entnahmen. Das Vorkommen der i
Hölzer fand stets genau an der nämlicheu scharf abgeschnittenen ]
tjtelle, von nur 40 Ruthen Lauge, seit undenklichen Zeiten statt.
Nie hat man höher oder tiefer am Strande eine ähnliche Er-
Rcheinung wahrgenommen; es konnte sich also nicht um Treib- |
producte handeln. Der in der Gegend genau bekannte Deicbgraf i
Beckmann zu Harburg bestätigte bald darauf daa Phänomen mit
allen Details (ebendaselbst 1776, 8. 375) und bemerkte noch, dass
die angeschwemmten Stammstücke bis 10 Fuss Länge und 1 Fuss
Durchmesser hatten. Das Holz selbst war schwarz, aber obgleich
innerlich und äusserlich angegriffen, so gut wie Buchenholz; ge-
trocknet zersplitterte es. Mit dem Holze fand sieh Bernstein;
früher in grösseren Massen. Jetzt hat die Erscheinung sehr
nachgelassen und werden bei tiefster Ebbe nur noch kleinere
Stücke gesammelt. Vergl. Krause 1. c, p. 36," Privatnachrichten
Guthe'B von dem zweiten Prediger in Bützfleth bestätigten, dass
jetzt nur noch selten grössere Stücke Holz und Berostein zum
Vorschein kommen. — Vgl. Allmers, Marschenbuch. 3. Aufl. S. 400.
Bremen. (Stadt und Gebiet).
56. Am Theisenradadeich wurde 1870 beim Deichbau auf
einer Weserschienge von Schülern ein Stück Bernstein gefunden,
dessen eigroseen Rest aus der vorgenommenen Zertrümmerung
n DruckfeUler „Luhe", welches
547
Herr Lehrer Risch dem naturwissenschaftlichen Verein übergab
und das sich jetzt im hiesigen Museum befindet. Sicher ist es
wohl durch Baggern oder bei einer Ueberschwemmung aus dem
Weserbette an die Fundstätte gelangt. — Im Pagenthorner Felde
wurde vor mehreren Jahren beim Auswerfen eines Grabens ein
fast eigrosses Stück gefunden, dessen Verbleib sich nicht mehr
nachweisen lässt.
56. Timmersloh. Unter dem Moore wurde 1872 ein Stück
von Faustgrösse gefunden, von Herrn Carl Noltenius, damals in
Borgfeld erworben, und dem naturwissenschaftl. Verein vorgelegt.
57. Bremisch Osterholz. Im Süden der Feldmark an der
Mahndorfer Grenze wurde im Sept. 1873 ein Stück von IV2 Zoll
Länge gefunden und zwar in geringer Tiefe auf einem lehmigen
Acker. Herr Lehrer Nolte in Oberneuland besitzt dasselbe.
Landdrostei Hannover.
58. In der Leine (wahrscheinlich bei Hannover) fand man
ein Stück von 3V4 Loth. Sonne, Beschreibung des Königreichs
Hannover 1829, II, p. 131.
Landdrostei Lüneburg»
59. Inzmühlen an der Seve. (Vergl. Nr. 51). Das eine der drei
Stücke, die Herr Dr. Rohrs von diesem Fundorte übersandte, war
leider auf dem Transporte in der Mitte zersprungen wegen einer
Spialte, die zum Theil mit feinem Mergel ausgefüllt war. Es wog
44,5 Gramm, war durchsichtig, goldgelb und gelbbraun und zeigte
einen muschligen Bruch. Obgleich das Stück ziemlich spröde
erschien, ergab die Prüfung eines Splitters am Lichte, dass es
echter Bernstein war. Das grösste Stück wog 52 Gramm, war
undurchsichtig und im äussern dem grossen Stück vom Weiher
Berg Nr. 44 sehr ähnlich. Das dritte Stück, 27,5 Gramm schwer,
war oben durchsichtig hellgelb, dann wolkig getrübt, unten aber
undurchsichtig gelblich weiss und elfenbeinähnlich.
60. Harburg. Jugler, die geognost. Verhältnisse etc. Hannovers ;
1855, p. 22.
61. Uetzingen. Herr Sparcassen - Rendant C. Steckhahn
schreibt: „Vor etwa 14 Jahren ist auf dem Hofe des Vollhöfners
Otte in Uetzingen, Gemeinde Honerdingen, rechts an der Böhme
beim Mergelgraben ein bedeutendes Stück Bernstein gefunden,
welches von den Arbeitern zerschlagen und auf Kienpfannen ver-
brannt wurde. Einige übrig gebliebene Stücke waren noch so
gross, dass ansehnliche Cigarrenspitzen daraus angefertigt werden
konnten.
62. Soltau. Nach Mittheilungen des Herrn Dr. Schaper war
von einem dortigen Sammler vor längeren Jahren Bernstein ge-
funden worden. — Unter dem Namen Sandbernstein ist den Ar-
beitern in Mergelgruben unreiner Bernstein bekannt. (Alpers).
68. Winsen an der Luhe. Ein dunkelgoldgelbes, 46 Gramm
schweres Stück findet sich in der Göttinger Universitäts-Samm-
36*
548
liinjj von Prof. Kcfcrstcin, <ler aus Winsen gebürtig war, geschenkt
I)as.sclbc war am I.Jan, l^oö gefunden und bei einer Sturmflufh
aus (1er 1» Fuss unter dem Marschboden liegenden Torfschicht
lierausgeNYühlt. Kinschlüssc von Insekten konnte ich nicht mit
Sicherheit feststellen. — Nach den Mittheilungen des Dr. Michaelis
in Kehburg fanden sich nach Ueberschwemmungen bei Winsen
öfter Bernsteinstücke in den Hecken hängend.
64. Lüneburg. !Mergelgruben in der Nähe der Stadt haben
faustgrosse Stücke geliefert. IL Steinvorth, zur wissenschaft-
lichen Bodenkunde des Fürstenthums Lüneburg 1864, p. 2G. „Bei
Lüne sind werthvollc Stücke gefunden.** Jugler 1. c. p. 22.
65. Scharnebeck-Lüdersburg. Apotheker Otte in Lüneburg
schenkte Stücke aus den dortigen Mergelgruben dem naturwissen-
schaftl. Verein. Lüneburger Jahreshefte 186G, p. 7.
66. Bleekede. Im Bargnioore aus einer Tiefe von 48 Fuss.
Lüneb. Jahreshefte 1801, p. 0.
67. Königsdorf (Kühsdorf ?) im Wendlande. Ein Stück von
der Königin Marie geschenkt im hannoverschen Museum.
68. Elbe bei Hitzacker. Taube, Beiträge zur Naturge-
schichte des Fürstenthums Lüneburg 1769, II, p. 133.
69. Dannenberg. Ein 107 Gramm wiegendes braunrothes
Stück, welches aus der Lüneburger Ritteracademie stammte, liegt
in der Göttinger Universitäts-Sammlung. An der Oberfläche
fanden sich zellige Vertiefungen, stellenweise .mit glimmerigem
Thonübcrzuge.
70. Pevestorf an der Elbe. Nach Angabe des Herrn Seminar-
lehrcr Alpers wurde 1873 dort Bernstein gefunden.
71. Gartow. Jugler, 1855; 1. c. pag. 22.
72. Wirl, eine Meile südlich von Gartow. 1859 wurde beim
Auswerfen eines Grabens ein Stück B. gefunden, welches sich im
Museum zu Hannover befindet.
Landdrostei Hildesheim.
73. Elzo am Ohl)crge. Herr Sanitäts-Chemiker F. A. Haar-
stick in Bicmcn fand 1837 ein kopfgrosses Stück auf einem
Acker am rechten Ufer der Leine. Dasselbe erhielt Prof. Haus-
mann in Göttingen und gelangte mit dessen Privatsammlung
nach Greifswald. 4 kleinere Stücke dieses Fundes von Hasel-
und Walnussgrösse, die Herr Haarstick mir kürzlich übergab,
sind von gelblich-rother Farbe. Drei davon sind undurchsichtig
theils mit einer Verwitterungskrustc, theils rissig und mit glim-
meriger Thonerde dünn überzogen; das vierte ist durchsichtig
und voller Luftblasen. — Hausmann erwähnt dies Vorkommen
in seiner Mineralogie, Bd. II, p. 1505; ebenso Leunis: Synopsis,
IL Theil, Botanik, p. 1067. „Aus den Hügeln dicht an der Leine
unweit Elze wurden mehrere Pfunde ausgegraben."
Herzogthum Braunschweig.
74. Frellstedt bei Helmstedt. Oberberggeschworner Weichsel
zu Helmstedt schrieb 1820 an von Strombeck, den üebersetzer
549
von Breislak's Geologie, der Bd. II, p. 688 in der Anmerkung
den Brief mittheilt: „Bis jetzt habe ich in den Braunkohlenlagern
blos den Retinasphalt entdecken können; im vorigen Sommer
aber fand ich unweit Frellstedt, im Forstorte Elz, in grauem,
sandigen Thone, welcher daselbst über dem Braunkohlenlager
vorkommt, ein Stück Bernstein von IV2 Zoll Länge und Breite
und Vs Zoll Stärke, und zwar 4 Lachter unter Tage» Der er-
wähnte Thon enthielt ausser Geschieben und Bruchstücken von
Ur- und Uebergangsgebirgsarten etc., auch kleine Bruchstücke
von Schwarz- und Braunkohlen."
75. Runstedt. In der Sitzung vom 12. Sept. 1874 machte
Herr Grotrian Mittheilung über das bei Gelegenheit der Erd-
arbeiten behufs der neuen Braunschweig-Magdeburger Eisenbahn
stattgehabte Vorkommen von Bernstein in dem das untere Oli-
gocän überdeckende Diluvium des braunschweigischen Forstreviers
Runstedt. Zeitschrift der Deutschen geol. Gesellschaft XXVI,
p. 961.
In und jenseits der Elbe.
76. Blankenese. Sechs grosse Stücke wurden 1846 in einer
Moorschicht mit subfossilem Holze 6—9 Fuss unter dem alten
Nullpunkt der Elbe gefunden.
77. Elbe, eine Meile oberhalb Hamburg. Etwa ein Dutzend
grössere und kleinere Stücke. — Vorstehende beide Funde
werden nach der Angabe des Herrn Dr. W. Sonder im Ham-
burger Museum aufl)ewahrt, mit noch zwei grossen Stücken,
welche Stammabdrücke zeigen und ebenfalls aus der Elbe her-
rühren. Der Fundort ist nicht genauer bezeichnet und dürfen
wir wohl Hamburg als solchen annehmen.
78. Lauenburg. Rector Claudius daselbst theilte in den
Lüneburger Jahresheften 1866, p. 92 Folgendes mit:
Der Bernstein ist sowohl hier bei Lauenburg auf der Aue
im Stecknitzdelta als an einer Stelle des Eibufers zwischen der
Stadt und dem Kuhgrunde häufig und oft in doppelter Faust-
grösse gefunden worden. Meistens hat er eine rissige verwitterte,
bläulichbraune Rinde. Die Farbe ist vorwaltend braun, oft ist
er aber auch schön weingelb und dabei durchsichtig oder weiss-
gelb und nur durchscheinend. Der Bernstein an der Aue liegt
zwischen Braunkohlengenist. Der Kuhgrundbernstein kommt
nur in einer Schicht zerriebener, graubrauner Braunkohle vor,
die hier Tabacksasche genannt wird. Diese Schicht liegt im
Vorlande des Steilufers, also mit dem Elbspiegel ungefähr gleich
hoch. Diese Tabacksasche enthält durchweg Bernsteingrus, kleine
eckige Stückchen, und hin und wieder grosse Knollen. Leider
ist die ganze Gegend jetzt von Sand, Thon und Gerollen mehrere
Fuss hoch überdeckt und augenblicklich nichts davon zu sehen.
Das Graben nach Bernstein ist daselbst bei Strafe verboten,
theils um Einstürze der Steilwand zu verhüten, theils um den
Schiflfziehern den Weg nicht zu verderben. Thiereinschlüsse
finden sich in unserem Bernstein sehr selten. Bei der Damm-
r>50
le^'iin^' der lUicluMicr Pwilin wurde ein Stück mit zwei Dipteren
^'efuudeii. Kin liekiiniitür fand in einem hellgelben Stück einen
voIl>tiuuIi^' erlialteiien Arniadillo, der unserem Armadillo vulgaris
lirandt >elu' äliiielte, jeden li etwas grüs>er und roscnrotb gefärbt
war. Ich sell)>t fand ein ^hishelles Stück mit einem kleinen
llynienopter.''
Nachtraji. Uid)er den Bernstein von Spikeroog bemerke
ich nach den mir erst kürzlich zu Theil gewordeneu Mittheilungen
des Herrn Prof. Ehlers, jlass der Auswurf der See iu Folge der
Stürme ^a»^':en Knde Se])temher d. J. ein ziemlich erheblicher war.
So wurde z. 1>. ein schönes Stück aufgelesen, welches ein Händler
von Insulanern für V.) Thaler erstand. Prof. Ehlers hatte ferner
beobachtet, dass mitunter an den bis zu 20 cm. langen Röhren der
Terebella conchvlega, die bekanntlich dem Strande zur Zeit der
Ebbe das Ansehen eines Stoppelfeldes geben, Bernstein Stückchen
mit Sandkörnern und -Muschelresten zusammengeklebt waren.
Ein neuer Fundort, der 7*.». unserer Aufzählung, ist ganz
kürzlich in der Xiihe von Stade entdeckt worden, und zwar in
dem westlich vom Schwarzen Berge gelegenen Thale. Der topo-
graphischen Lage» nach würde er zwischen Nr. 53 und 54 einzu-
schalten sein. Herr Senator lloltermann in Stade, der unserem
Vereine stets die freundlichste Tlieilnahme bewiesen hat, beschreibt
in einem an Herrn Dr. W. 0. Kocke gerichteten Briefe (13. October
l.S7r>) die näheren Umstände des Fundes in folgender Weise. Bei
Vorversuchen für eine städtische Wasserleitung fand man iu jenem
Thale oberflächlich eine 4—5 Euss mächtige Torfschicht, darunter
äusserst feinen, grauen, glimmerführenden Triebsand mit kohligen
Beimengungen. „Bei dreissig Euss Tiefe wurden kleine Holz-
stücke und verkohltes Buschwerk angetroUen . . ,; aus dieser Tiefe
brachte nun jede Baggerschaufel, welche etwa 2 Cubikfuss Sand
enthielt. Bernsteinstücke hervor.... Das grösste Stück mochte
etwa die (Grösse eines Hühnereies haben. — Die Sohle des
Brunnens dürfte in gleichem Niveau mit der Sohle des Eibstromes
bei Bützfleth liegen, welcher Ort nur etwa V4 Meilen entfernt
ist." Herr Senator Holtermann hatte seinem Briefe eine Probe
des grauen (Jlimmersandes und drei Bernsteinstücke beigefügt.
Es liegt die Vermuthung nahe, dass an dieser Stelle eine Schicht
erbohrt ist, welche für die Bernsteinfunde an der Nordsee (vgl.
z. B. Nr. 53, 54, 7<S aufS. 545, 546 u. 549) eine ähnliche Bedeutung
hat, wie der Glaukonitsand für die ostpreussischen.
-^^^"Ti^
Miscellen.
I. Die Weiclitliierfauna der ostfriesisclien Inseln.
Bei dem lebhaften Interesse, welches unser Verein der Er-
forschung der ostfriesischen Inseln zugewandt hat, wird es gewiss
nicht unerwünscht sein, wenn ich die Aufmerksamkeit der Leser
dieser Abhandlungen auf zwei Beiträge zur Mollusken-Fauna der
Inseln lenke, welche das Einzige zu sein scheinen, was bis jetzt
über die Land- und Süsswasser-Mollusken der ostfriesischen
Inseln bekannt geworden ist. Ich verdanke die Kenntniss beider
Stellen der zuvorkommenden Güte des Herrn Prof. Dr. E. v. Härtens
in Berlin.
Möchte diese Mittheilung zu weiteren Forschungen auf den
Inseln anregen!
1) Menke, Synopsis molluscorum, editio 2, 1830, p. 131.
„Auricula tenella. m.^) Tcsta ovato-elliptica* apice acuta,
tenui, laevi, corneo-lutescente, nitida; spira exserta; anfractibus
conVexiusculis; apertura angustata; columella quadriplicata ; labro
simplici, acute, interius dentato. Long. 2V2 lin., lat. IV2 ün.
Hab. ad insulae Norderuey litus maris septentrionalis,
simul cum Bulla jeverensi ^) et Paludina balthica ^) sed rarissime,
domina Am. Buch.
Affinis proxime Auriculae myosotidis, sed triplo minor et notis
indicatis distinctissima. Anfractus habet 7, plicarum columellae
suprema brevior est, dentem potius referens."
2) Dr. 0. Reinhard, zur Fauna der Insel Norderney.
(Nachrichtsblatt der deutschen Malakozoologischen Gesellschaft,
1869, Nr. 14, pag. 217.)
Auf der Insel Norderney finden sich folgende Land- und Süss-
wassermollusken:
Limax brunneus Drp. Am Graben an der Franzosenschanze.
Succinea putris L. Ebenda.
Vitrina pellucida Müll. Im Erlenbusch auf der Südseite, beim
Denkmal.
Helix pygmaea'Drp. Ebenda.
pulchella Müll. Ebenda, spärlich.
— nemoralis L. (1. 2. 3. 4. 5.; 3 ;
rr. 3. 4. 5.; rr. 3. ITö^; 1. 2^3. 4. 5.; ;
^) ist — : Alexia denticulata Montagu, Pfr. — E. v. M.
-) ist Cylichna obtusa. — E. v. M.
3) llydrobia staj^nalis : - ulvae. — E* v. M.
552
roth und i^dh). In (lürton und auch an Elynius arenarius (Lebrer
Uurdes). l'nter den mir von diesem Herru mitgetheilten Exem-
jdiiren befindet sich auch eine IIcl. hortensis.
Cionelhi lubrica Müll. Krlenbusch am Denkmal.
Pujia [lyj^inaea Dip. ■:4dentata). Ebenda, spärlich. *)
Limnuea ovata Drp. (iräben bei der Mühle.
L. iialustris Drp. Franzosenschanzc.
Iiei Herrn Lehrer (lerrles sah ich ein Exemplar Paludina
vivipara L.: doch war dieselbe vielleicht nur von der See an-
gespült. •
Eine auf Ausführlichkeit wohl keinen Anspruch machende
Besprechunji: der Meeresniollusken, bearbeitet von K. Martin,
tindet sich in dem von Sanitätsrath Kiefkohl herausgegebenen
Tiuche: Die Insel Norderney. Hannover 18G1.
A n m e r k u n g. Ausser den angeführten Conchylien fand ich
im Sommer ISßS noch ein Exemplar von Arion empiricorum an
den Dünen und ein Pisidium in den (»räben der Franzosen-
schanze; letzteres zerbrach mir leider beim Transport, so dass
ich es nicht bestimmen konnte. Kobelt.
Fr. Buchenau.
II. (Jeher das Yorkominen von Gesclileben silurischer Kalke
In der Kühe von Gut Wellen bei Stubben.
Die Verbreitung von Kalki^eschicben der silurischen Formation
in der norddeutschen Tiefebene zeigt, so lange man nur die eigent-
liche OIxu'iiäche in Betracht zieht, die Eigenthüraliehkeit, dass
diese (leschiebe im Osten von Deutschland sehr häufig sind, gegen
Westen aber seltener w-erden und westlich der Elbe nur zerstreut
und an einzelnen Stellen aultreten. Wahrscheinlich finden sich
aber diese fraglichen (leschiel)e auch im Westen häufiger,
liegen al)er hier nicht an der OberÜäche, sondern stets in einiger,
wenn auch nicht bedeutender Tiefe und dürften somit bei ge-
nauerer Nachforschung noch an vielen Stellen nachzuweisen sein.
Ich möchte den Beobachtern im nordwestlichen Deutschland
diesen Punkt zur besonders sorgfältigen Oonstatirung empfehlen,
da sich auf ihn, wie mir scheint, ein wichtiger geologischer
Schluss gründen würde, den ich noch weiter unten andeuten
werde.
Ueber die Verbreitung der silurischen Kalkgeschiebe in unscrn
Gegenden sagt der hervorragende Kenner derselben, Ferdinand
Römer, in seinem wichtigen Aufsätze:*-') „lieber die Diluvial-
geschiebe von nordischen Sedimentär- Gesteinen in der nord-
deutschen Ebene und im Besonderen über die verschiedenen durch
dieselben vertretenj^n Stockwerke der geognostischen Niveaus der
') Am '-'4. Mni IsT-l l'aiid ich (.'iiic kloiiu' J'iip.'i in den Aiilaj^^uu südwestlich
vom alten ('oiivi'rsntjonsli.'nisc. l^cidcr wurde dit\s(ll>(' auf der Kiu-krcise nach
IJrenicn zertrümmert, so dass ich di(^ Art nicht sicher zu hcstinmien vermochte.
F. IJ.
'■^) Zeitschrift der (U'utsclien g(;i)lo;j;:ischen (jesellschufl l.sO'i, XIV, pag. 575.
553
paläozoischen Formation" auf Seite 577 (nachdem er vorher ihre
Häufigkeit östlich der Elbe dargelegt hat) Folgendes :
„Am sparsamsten sind die aus den Gebieten zwischen Elbe
und Weser vorliegenden Materialien. Ich kenne kaum einige
kleinere Stücke des obersilurischen Kalksteins mit Chonetcs
striatella und Beyrichia tuberculata und einige in dunklen Horn-
stein versteinerte lose Exemplare von Astylospongia praemorsa
aus der Gegend von Lüneburg und Celle. Zwischen Weser und
Ems ist Jever als ein reicher Fundort von silurischen Diluvial-
Geschieben bekannt. Nach einer in dem Berliner Museum auf-
bewahrten Sammlung von diesem Fundorte gehören die dortigen
Geschiebe jedoch ausschliesslich der obersilurischen Abtheilung
an. Es sind Stücke des grauen Kalkes mit Chonetes striatella
und des Korallen-Kalkes von der Insel Gotland. Die am weitesten
gegen Westen vorgeschobene Lokalität, an welcher silurische Ge-
schiebe in grösserer Zusammenhäufung vorkommen, ist Groningen
in Holland. Nach einer mir zu Untersuchung mitgetheilten um-
fangreichen Sammlung des Herrn Dr. Ali Cohen in Groningen
habe ich früher eine Aufzählung der dort vorkommenden Ver-
steinerungen geliefert. Bei weitem die meisten der dort vor-
kommenden silurischen Geschiebe gehören der obersilurischen
Schichtenreihe der Insel Gotland an, und nur einige wenige in
einzelnen Exemplaren beobachtete Versteinerungen, wie namentlich
Spirifer lynx, Orthis anomala und Chaetetes Petropolitanus weisen
auf eine ältere Abtheilung der silurischen Gruppe, nämlich den
Orthoceras-Kalk hin. Einzelne silurische Geschiebe finden sich
auch noch in anderen Theilen von Holland bis zu den ßhein-
Mündungen hin. Namentlich hat Staring auch auf der im Zuydcr-
See liegenden Insel Urk silurische Kalksteingeschiebe schwedischen
Ursprungs aufgefunden. Die Rhein-Mündungen aber scheinen sie
nirgends zu überschreiten, wie denn überhaupt das nordische
erratische Phänomen an ihnen seine Grenze gegen Süden findet.**
Der (auch von Römer bereits erwähnte) Fundort von Jever
hat in dem laufenden Bande dieser Abhandlungen (pag. 385 ff.)
durch unser geehrtes auswärtiges Mitglied, Herrn Dr. K. Martin,
eine nähere Darlegung erfahren. Belegstücke von Lüneburg und
Celle sind mir noch nicht zu Gesicht gekommen. — Unter diesen
Umständen ist jeder Nachweis des Vorkommens dieser Gesteine
in dem Gebiete, dessen Erforsehung sich unser Verein zur be-
sonderen Aufgabe gemacht hat, wichtig. Mein verehrter Freund,
Herr Dr. W. 0. Focke, theilte mir mit, dass er solche Kalk-
gesteine an mehreren Stellen, namentlich bei Lobbendorf an der
Weser und bei Soltau (vgl. auch diese Abh. IV, p. 331) gesehen habe;
diese Kalke enthielten indessen keine sicher erkennbaren Ver-
steinerungen und bleiben daher immerhin noch einigermassen
zweifelhaft, doch möchte ich die Aufmerksamkeit besonders auf
jene Lokalitäten lenken.
Ich freue mich nun sehr, den spärlichen Fundorten einen
neuen, sicher constatirten hinzufügen zu können, der sich bei
näherer Untersuchung wahrscheinlich als reichhaltig herausstellen
554
dürfte und in sclir wünsdionswcrthcr Weise die zwischen Elbe
und Weser vorhandene Lücke ausfüllt. Es is dies die Mergel-
•^Mulie in dem Forstorte Wohld bei ilut Wellen unweit
S tubhi^n.
Als i( h am 2< K Juni d. J. in Begleitung meines Collegen und Freun-
des Dr. L. Iläjike diesem ( iute einen liesucli abstattete, führte uns der
Besitzer desselben, Herr Dicdrich von der Hellen, in freundlichster
Weise auf demselben umher. Nachdem wir die „Monsilie," einen
uralten Iiin^'wall an der Lune, besucht und die Raseneisensteine
in der moorigen Lune-Niedcrung kennen gelernt hatten, suchten
wir den Forstort „Immenbruch*' auf, auf welchem im vorher-
gehenden Winter aus ca. IV4 Hektaren Grund das bedeutende
(.»uuntuin von ca. lUOO Cubikmetcr erratischer Gesteine aus-
geschachtet worden war; auf diese erratischen Gesteine wird, da
sie manches IJeachtenswerthe enthielten, noch in einem andern
Zusammenhange zurück zu kommen sein. Durch die ausgedehnten
Waldungen des Gutes wandernd gelangten wir später an eine
ilerundgrube in dem Forstorte Wohld, welche nach den Mit-
theilungen des Herrn von der Hellen einen sehr reichhaltigen
Mergel geliefert hatte, aber in einer Tiefe von 15 Fusa des stark
herbeiströmenden Wassers wegen aufgegeben worden war. In
dieser Tiefe hätten sich Kalksteine in grösserer Zahl gefunden,
welche zum Theil ganz bunt von Versteinerungen gewesen seien,
und von denen einer, seines ausserordentlich feinen Kornes wegen
noch jetzt auf dem Gute als Schleifstein benutzt werde. Diese
Mittheilungen mussten natürlich unser höchstes Interesse erregen.
Herr von der Hellen war so freundlich, uns in seiner Wohnung
die aufbewahrten Belegstücke vorzuzeigen, und der erste Blick
auf die in ihnen enthaltenen Oithoceratiten und Beyrichien zeigte
uns, dass wir es hiei* mit silurischen Kalken zu thun hatten.
Das gesanunte ^laterial (welches Herr von der Hellen mir in,
gütigster Weise überliess) bestellt aus sechs Stücken, welche
etwa 8 bis 10 cm lang, 5—8 cm. breit und 2,5 bis 4 cm. dick
sind. Sie machen durchaus den Eindruck von Geschieben, deren
Hache Seiten den Schichtungstiächon entsprechen. Alle Stücke
sind auf der einen Seite, ja mehrere auf beiden Seiten flach ge-
schliffen und die Schlifffiächen sind so flach, dass die Ver-
steinerungen z. B.: Orthoccratiten oder (Jasteropoden auf ihnen
die zierlichsten Längsschliffe zeigen; die Oberfläche dieser Schliff-
flächen ist entweder glatt, wie polirt, oder sie besitzt parallel
verlaufende Streifen, welche ich nur für Schrammstreifen (Gletscher-
streifen) halten kann. — Ich sandte die sämmtlichen Handstücke
an Herrn Dr. K. Martin in Jever mit der Bitte, sie mit den
Jeveraner Gesteinen zu vergleichen und die in den Stücken ent-
haltenen Fossilien zu bestimmen und erhielt von diesem Herrn
folgende Auskunft:
„Die Kalksteine erweisen sich durch petrographische Be-
schaffenheit sowohl als namentlich durch ihre organischen Ein-
schlüsse als typische B e y r i c h i e n k a 1 k e , gehören also einer
derjenigen Ober-Silurischeu Schichten an, welche in Jever so
555
massenhaft vorkommen und ebenfalls in der Nähe von Cloppen-
burgO in grosser Mächtigkeit abgelagert zu sein scheinen, wie
sich nach Gesteinsproben, welche ich vor einiger Zeit im Olden-
burger Naturaliencabinet gesehen habe, und nach gütigen Mit-
theilungen des Herrn Jnspector Wiepken daselbst schliessen lässt.
Sämmtliche Handstücke sind reich an thierischen Resten,
deren Bestimmung allerdings nur in beschränkter Weise möglich
war, welche aber trotzdem genügte, um die Kalke als Beyrichien-
kalke zu charakterisiren. Eins derselben, welches schoü auf der
Oberfläche die Durchschnitte zahlreicher Organismen erkennen
Hess, zeigte sich nach dem Anschlagen mit Bruchstücken eines
Brachiopoden, Chonetes lata v. Buch, angefüllt; ein zweites
Stück enthält neben vielen Schalenkrebsen den längs geschnittenen
Sipho eines den Cochleaten angehörigen Orthoceras und ein
Exemplar von Rhynchonella nucula Sow. ; ein drittes
mehrere . grössere Bruchstücke eines Gastropoden (der Gattung
Mur chisonia?); das vierte endlich schliesst einen Orthoceras
mit randlichem Sipho, mehrere Bruchstücke eines nicht
weiter bestimmbaren Brachiopoden und vor allen Dingen ausser
zahlreichen glatten Ostracoden Beyrichia tuberculata Boll
ein. Die Beyrichien, welche auf der Oberfläche aller Handstücke mit
mehr oder minder grosser Deutlichkeit zu erkennen sind, lassen
sich an dem letzteren mit der Nadel präpariren. Die Weichheit
dieses Stückes ist sehr bemerkenswerth. In dem fünften Stücke
findet sich ausser massenhaften Beyrichien namentlich ein grosser
Zweischaler: Orthonota rigida Sow., welcher in diesen
Schichten sehr häufig ist. Das sechste Stück endlich ist ganz
erfüllt mit organischen Resten, z. B. Brachiopoden und Murchi-
sonia, besonders hervorzuheben ist aber ein Pteropode: Ten-
taculites inaequalis Eichw. und Reste von Crinoiden,
sog. Trochiten, Im üebrigen lässt sich über die petrographische
Beschaffenheit der vorliegenden Gesteine nicht viel aussagen. An
den faustgrossen Stücken entsprechen die beiden grössten Flächen
der frühern Schichtungsebene, diese sind auch am meisten abge-
schliffen. Die Gesteine sind dicht und von grünlichgrauer Farbe,
wie dies für die grosse Masse der sog. Beyrichien- oder Ohoneten-
kalke besonders charakteristich ist." .
Die Gesteine von Gut Wellen sind also im Wesentlichen
identisch mit denen von Jever und gehören dem ober-silurischen
Beyrichien- Kalke an, von welchem F, Römer in der seinem bereits
citirten Aufsatze beigegebenen Tabelle 2) (zu pag. 618) sagt: , Das
häufigste und verbreitetste von allen als Diluvialgeschiebe vor-
kommenden silurischen Gesteinen!. Ueberall von Lyck in Ost-
preussen bis Groningen in Holland."^)
*) also wieder ein neuer sicherer Fundort. F. B.
2) Bei der Charaktcrisirung dieses Beyrichien-Kalkes findet sich sowohl auf
dieser Tabelle als auf pag. 598 des Textes der wirklich komische Dnickfchlör,
dass dieser Kalk «als „gräulich-grau" Charakter isirt wird, während es wohl
zweifellos „grünlich- grau" heissen soll.
^) Diese Grüninger Gesteine hat Ferd. Körner in zwei Aufsätzen in Leonhard
und Bronn'a neuem Jahrbuch für Mineralogie, Jahrg. 1857 und 1858 beschrieben.
550
Ausser diesem Heyrichien-Kalke giebt Römer a. a. 0. von
silurischüit (icsteineii aus den (hegenden westlich der Elbe noch an:
a) uiitersilurische:
•1' (hthoceron-Kalk «.von (ironingen, zweifelhaft).
h) c)i)('rsiluris('he:
sj i'entaiiieius boiealis-Kalk (Groningen; von Dr. Martin
auch als grosse Seltenheit hei Jever nachgewiesen).
\^) (iotliimler Korallen-Kalk (bei (Ironingen und Jever vor-
zuji:sweise vertreten).
10) Gotländer Crinoiden-Kalk (Groningen und Jever, mehr
eiiizehi).
11) Gotländer Oolith (Groningen; sparsam).
\2) Leperditien-Kalk (Groningen; sparsam).
K)) Bevrichien-Kalk ( s. oben).
Hiermit möge dieser (iegenstand den Beobachtern im nord-
westlichen Deutschland zur besondern Beachtung empfohlen sein.^)
Nur auf einen Punkt möchte ich noch aufmerksam machen. Wenn
es sich bestätigen sollte, dass diese Geschiebe überall in unsem
Gegenden in tieferen Schichten, nicht an der Oberfläche vor-
kommen, so würde darin eine Anregung liegen, sie noch an vielen
Orten aufzusuchen und sie da, wo sie massenhaft vorkommen,
als Kalksteine nutzbar zu machen, oder aber die von ihnen ge-
bildeten ^lergellager der Landwirthschaft zu erschliessen. — Es
würde aber zugleich der geologische Schluss nahe liegen, dass
diese aus der Ostsee stammenden Gesteine nur während der Zeit
zu uns gelangen konnten, als der cimbrische Landrücken während
der Eiszeit am tiefsten unter den Ocean getaucht war. Als unsere
Gegenden sich aber wieder hoben, verhinderte der cimbrische
Jiücken (damals ein untermeerisches Riff) die Eisberge und Eis-
felder der Ostsee sich über unsere Gegenden zu verbreiten; sie
nmssten im östlichen Deutschland bleiben. In unsern Gegenden
dagegen wurden die silurischen Iva ke des Ostsee-Eises überlagert
von den erratischen Massen, welche die aus Norwegen und dem
sonstigen Norden stammenden Eisfelder auch später noch herbei-
brachten. Zur Bestätigung dieser Annahme wird namentlich auf
die üeberlagerung dieser Kalke durch andere erratische Gesteine
zu achten sein. Franz Bucbenau.
III. ({uitteusihuliche Aepfel.
Der Güte der Herren Dr. Wattenberg in Ilemelingen und
Apotheker Wattenberg in Rotenburg verdanke ich die Zusendung
einiger missgebildeter Aepfel, welche im Jahre 1874 in dem
Garten des erstgenannten Herrn gewachsen waren. Ein als Probe
beigefügter normaler Apfel desselben Baumes zeigte eine im All-
gemeinen fassförmige Gestalt mit einem Höhendurchmesser von
^) Zu «Ion sicheren Fundorten dor siluri.sclien Kalke sind auch zu zählen:
das Ocrtzc-Thal unweit Cclhj und (nach Mcyn) Jlonnnoor in der Ostcgcgond.
W. O. F.
557
0,055 m. und Dickendurchmessern von 0,050—0,060 m., Blüthe
und Stiel ziemlich tief eingedrückt, neben dem Stiel eine sich
auf ein Drittheil des Umfangs erstreckende merkliche Hervor-
ragung. Oberfläche mit zahlreichen Lenticellen bedeckt, Farbe
gelblich grün.
Von den verbildeten Aepfeln zeigte der grösste eine im All-
gemeinen ähnliche Gestalt, war aber in allen Durchmessern um
etwa 0,005 kleiner; Blüthe und Stiel waren noch stärker einge-
drückt, die eine Hälfte war stärker entwickelt als die andere;
die Farbe war mehr gelblich. Die auffallendste Eigenthümlich-
keit war die grubige Oberfläche, indem flache, etwa linsengrosse
Grübchen mit Erhöhungen von ähnlicher Grösse wechselten. Um
die Blüthe herum fand sich ein Ring stark ausgebildeter Höcker.
Die vier andern abnormen Aepfel waren viel kleiner, mit Durch-
messern von 0,02— 0,03, stark entwickelten Höckern um die Blüthe
und mehr oder minder deutlich grubiger Oberfläche. Farbe
grünlich-gelb.
Diese verbildeten Aepfel sind sämmtlich an denjenigen Zweigen
des Baumes gewachsen, welche mit den Zweigen eines Quitten-
strauches verflochten waren. Die Früchte dieser Quitte waren
ziemlich rundlich, hatten aber eine ausgesprochene Verlängerung
nach dem Stiel zu, so dass sie zu der unter dem Namen Birn-
quitten bekannten Abänderung gehörten.
Wie in der gelblichen Farbe, so schienen auch im Geruch
die verbildeten Aepfel eine Annäherung an die Quitten zu zeigen.
Die sonderbare flachgrubige Oberfläche konnte man nur einer
Wachsthumshemmung zuschreiben. In ihrem Innern waren sie
nicht von Aepfeln verschieden, enthielten aber nur völlig taube
Kerne, einzelne von normaler Grösse, die meisten ganz ver-
kümmert.
Es sind somit nur sehr leichte Anzeichen, namentlich in
der Farbe, vorhanden, welche eine Beziehung zu den Quitten
andeuten. Ich vermuthe, dass an den betreffenden Blüthen keine
normale Befruchtung, durch Apfelpollen stattgefunden hat, dass
dagegen Quittenpollen auf die Narben gelangt ist, der zwar keine
Entwickelung des Eichens, wohl aber eine solche der Samen-
hüllen und der Frucht einzuleiten vermocht hat.
W. 0. Focke.
IV. Neues Maass für Torf.
Im dritten Bande dieser Abhandlungen, pag. 351 ff. habe
ich eine „Zusammenstellung der in Betreff der Umrechnung der
Bremischen Masse, Gewichte und Münzen in die Masse, Gewichte
und Münzen des deutschen Reiches erlassenen Bestimmungen"
gegeben und bei derselben thunlichst auf die älteren obrigkeit-
lichen Bestimmungen über dieses Verkehrsgebiet hingewiesen.
Zur Ergänzung jener Zusammenstellung theile ich nun hier noch
die obrigkeitliche Verordnung in Betreff des Torfmaasses mit.
558
(M'si'tzbliitt lUiv fiTicn Hansestadt Bremen 1872, pag. 237,XT.li
Uckiiniitinachun}^ ilor Kiciiungs-Commission, die Masse für
'l'orf. .Steinkohlen u. s. w. betreffend.
Nach den seit dein 1. Januar 1S72 geltenden reichsgesetz-
liehen Hestiniinun.u'en sind aussehliesslich folgende Masse für
Brennmaterialien im Verkehre zulässig:
1) in Cylind erform von 1, Vs und V4 Hectoliter;
"2) in Kasten form von 2, 1 und V2 Hectoliter;
)J) li ahmen- oder Aufsatzmasse ohne Boden von 2 Hecto-
liter und mehr Inhalt, wenn letzterer ein Vielfaches des ganzen
Ilectoliters ist;
4. Kunnntmasse. namentlich für Torf bestimmt, d. L
lange, entweder feststehende oder auf Trausportwagen befindliche
oben otl'ene Kasten, von einem Inhalt, welcher von 2 Kubikmetern
aufwärts ganze Kubikmeter, also 3, 4, 5, G u. s. w. Kubikmeter
fasst.
Da nun nach den angestellten Versuchen ein Kummtmass
von 0 Kubikmetern nahezu den Inhalt des bisherigen halben
Hunts fasst und in der Regel der Torf im städtischen Verkehre
in diesem Betrage geliefert wird, so empfiehlt es sich dringend,
da die Anwendung der obigen kleineren Masse zur Messung von
Torf schwierig ist, dass die Torffuhrleute ihre Transportwagen
mit Kummtmassen von G Kubikmetern und zwar längstens bis
zum 1. Juli '[Hl'-i, wo der Torfverkehr lebhafter zu werden pflegt,
einrichten und eichen lassen, indem jedenfalls nach diesem Termine
die Beachtung der gesetzlichen Vorschriften und die Beseitigung
der denselben nicht entsprechenden Messwerkzeuge im Verkehre
auf das Strengste controlirt, namentlich der Verkauf von Torf
nach Hunt- und Korbmass nicht mehr gestattet werden wird.
/u einer nülieren Instruction wegen der zweckmässigen Ein-
richtung der Kummtmasse erklärt sich die unterzeichnete Com-
mission bereit.
Bremen, den ♦>. April 1872. Die Kichungs-Commission.
Lampe. Tetens.
Unterm 1. Juli 1S72 wurde dann von der Polizei-Direction
dei' fernere Verkauf von Torf nach dem Hunt- und Korbmasse
verboten (a. a. 0., pag. 258, Nr. 44).
Fr. Buchen au.
V. Anpassungs-Erscheinungen bei einigen Kletterpflanzen.
1. Periploca graeca L. Diese Pflanze trägt an verschie-
denen Trieben zweierlei Blätter, welche in ihrer äusseren Gestalt
ebenso sehr von einander abweichen, wie die Blätter von Camellie
und Oleanden Die gewöhnlichen breiteren Blätter finden sich an den
älteren Aesten und deren Seitenzweigen. Im Herbste bilden sich am
untersten Theile des Stammes kräftige, schnellwüchsige Triebe,
welche auffallend schmale Blätter tragen. Diese sind im Jugend-
zustande kaum breiter als der Stengel dick ist, dem sie fest an-
gedrückt sind. Der obere Theil der Herbsttriebe erscheint dann
559
in einer Länge von 0,2 — 0,5 m. wie eine einfache spitzige Ruthe;
durch diese Gestalt sind jene, elastischen Sonden vergleichbaren,
Triebe ausserordentlich befähigt, sich durch dichtes Geäst und
Blätterwerk hindurchzuarbeiten. Ihre jungen Blätter werden in-
dess allmälig grösser und breiter; sie ändern dann (wenn sie also
0,2 — 0,5 m. unter der äussersten Spitze stehen) binnen sehr kurzer
Zeit ihre aufrechte Stellung in eine völlig wagerechte um, so
dass sie dem aufstrebenden Schösslinge im Gezweige als Stützen
dienen und sein Herabsinken, welches in Folge der eigenen
Schwere eintreten würde, verhüten können. An stärkeren Exem-
plaren der Periploca zeigen die Herbsttriebe keine Neigung zu
winden, was an schwächeren der .Fall ist. Die Maasse der aus-
gewachsenen Blätter von Periploca sind etwa folgende:
Blätter der älteren Aeste 12 cm. lang, 8 cm. breit;
„ jüngerer Seitenzweige 8 „ „ 4 „ „
„ der Herbsttriebe 12 „ „ 3 „ „ .
Die Blattbreite der Sommerblätter verhält sich somit zu der der
Herbstblätter bei gleicher Länge wie 8 zu 3.
2. Vitis spec. Die Zweigspitzen der verschiedenen Ileben-
arten sind stets hakenförmig gekrümmt. Der Vortheil, welchen
diese Eigenthümlichkeit einer Kletterpflanze bringt, deren
schwankende Zweige nach einem Anhalt suchen, ist augenschein-
lich und ist bereits hinlänglich gewürdigt worden. Weniger bekannt
ist es dagegen, dass die äusserste, nach abwärts gebogene Spitze
der Rebenzweige stets flachgedrückt ist. Die so gebildete
Fläche schneidet eine durch den Bogen des Zweiges gelegte Ebene
im rechten Winkel. Die jungen Blätter, welche sich au der
äussersten Zweigspitze entwickeln, legen sich so, dass ihre Spreite
fast in derselben Ebene liegt, wie die flachgedrückte Zweigspitze.
Der Nutzen dieser Eigenthümlichkeit besteht offenbar darin, dass
der Raum zwischen dem aufsteigenden und dem absteigenden
Theile des Zweigspitzenbo'gens völlig frei bleibt, so dass keine
hineinragenden Blätter die Umfassung fremder Zweige durch
jenen Bogen hindern. Andererseits ist aber die absteigende Spitze
auch nach aussen zu völlig frei von abstehenden Blättern, ein
Umstand, der ihrer Beweglichkeit sehr zu Gute kommt.
3. Ampelopsis hederacea Mchx. Auch diese Art hat
etwas zusammengedrückte Zweigspitzen, an denen die jungen
Blätter und Ranken durch grosse Nebenblätter eingeschlossen
werden, so dass der Bogen der Zweigspitzen eben so frei ist,
wie bei den verwandten Vitis-Arten. — Bemerkenswerther ist bei
Ampelopsis das Vorkommen zweier verschiedener Varietäten,
welche abweichend gebildete Ranken besitzen. Die eine Form,
welche ich var. dumetorum nennen möchte, besitzt Ranken,
welche in 3-5, gewöhnlich in 4 Spitzen endigen. Dieselben
verhalten sich genau ebenso wie die Ranken von Vitis vinifera,
Labrusca, vulpina u. s. w., abgesehen davon, dass die Vitis-
Ranken in der Regel nur zweispitzig sind. Sie schlingen sich
um Aeste, Zweige, Blattstiele, Drath u. s. w., besitzen aber nicht
die Fähigkeit, der Pflanze beim Erklimmen von Mauern behülflich
560
zu sein. Bringt man die Ranken dieser var. dumetorurnjin
eine Mauer, so legen sie sich nicht an dieselbe an. — Ganz an-
ders verhalten sich die Ranken der zweiten Form, welche ich
var. murorum nennen will. Sie sind erheblich stärker sympodial
verzweigt und haben in der Regel G bis 10 kurze, fast zweizeilig
gestellte Spitzen, welche, sobald sie eine Mauer berühren, kolbig
anschwellen und sich durch Saugscheiben festheften; diese Form
ist in der l)ahnbrechenden Arbeit Darwin's über die Kletter-
pflanzen im Journ. Linn. soc, Bot., IX (1865), p, 84if. genau be-
schrieben worden. Die Ranken dieser Form besitzen nur in sehr
geringem Maasse die Fähigkeit, sich um Zweige oder Drath zu
schlingen. Ich habe beide Formen neben einander an einer mit
einem Dratljgitter bekleideten Mauer gezogen; die var. dumetorum
hat sich durch ihre um den Drath geschlungenen Ranken, die
var. murorum dagegen ausschliesslich durch ihre an die Mauer
gehefteten Saugscheiben emporgearbeitet.
Die beiden Formen weichen auch in den Blättern etwas von
einander ab, so dass AI. Jordan sie ohne Zweifel für verschiedene
Arten erklären würde. Es sind nämlich bei der var, murorum
die besonderen Stiele der Blättchen beträchtlich länger, als bei
der var. dumetorum, ein Verhältniss, welches namentlich an
jüngeren Blättern sehr auifallend ist. Ferner pflegt die Basis
der Blättchen, namentlich der äusseren, bei der var. murorum mehr
gerundet, bei der var. dumetorum mehr keilig zu sein; auch ist
das junge Laub der ersten Form mehr roth gefärbt. — Diese
Unterschiede, welche sich an den von mir cultivirten Pflanzen
sehr scharf ausprägen , sind allerdings nicht an allen andern
Stöcken in gleicher Weise entwickelt. Ich habe an Exemplaren
der var. dumetorum zuweilen einzelne schwache Saugscheiben
gesehen, während ich mich vergebens bemüht habe, meine
eigenen Pflanzen zur Bildung derselben zu veranlassen. Andrer-
seits habe ich auch Ranken der var. murorum gesehen, welche
sich fester um Zweige gewickelt hatten, als sie es an meinen
Exemplaren vermochten. Ebenso sind auch in der Blattbildung
Mittelformen vorhanden. Die beiden Typen sind somit zwar
nicht stieng geschieden, entfernen sich aber in ausgeprägter
Gestalt durch erhebliche Unterschiede ziemlich weit von einander.
Es ist jedenfalls merkwürdig, dass zwei so nahe verwandte
Pflanzenformen, die man bisher nicht einmal als Varietäten unter-
schieden hat, in ihren das Klimmen ermöglichenden Organen
so wesentliche Abweichungen zeigen. Es liegt hier ein augen-
scheinlicher Fall von Functionswechsel der Ranken vor, untrennbar
verbunden mit morphologischen Abänderungen. Betrachtet man
die beiden Formen als beginnende Arten, so scheint es klar
zu sein, weshalb sich in diesem Falle aus der Stammart nicht
etwa zahlreiche Abarten , sondern nur zwei distincte Typen
herauszubilden streben. Der eine Typus ist zum Klimmen in
Gebüschen, der andre zum Erklettern von hohen Baumstämmen,
Felsen, Mauern u. s. w. befähigt. W. 0. Focke.
Neunter Jahresbericlit
des
natnri issensclaftlicben ?ereines
zu
BREMEN.
FUr das Gesellschaftsjahr vom April 1873
bis Ende März 1874.
O^G-^S>.ai&'Je>K5?S2ii2>^'I>-^>^ — -
BREMEN.
C, Ed. M.ÜLLER.
1874.
Hoclioelirte Herren!
Mit vollem Bedachte legen die Statuten unseres Vereines dem
Vorstande die Verpflichtung auf, am Schlüsse jedes Vereinsjahrcs
einen Bericht über die Thätigkeit des Vereines in dem abgelaufenen
Jahre zu erstatten. In einem solchen Berichte werden die Be-
strebungen und Arbeiten des abgeschlossenen Zeitraumes noch einmal
von einem gemeinschaftlichen Gesichtspunkte aus betrachtet, neue
Ziele und Wünsche für die Zukunft dem Blicke erschlossen.
Indem ich mich anschicke, dieser erfreulichen, mir obliegenden
Pflicht nachzukommen, treten in erster Linie die Vorträge hervor,
welche Herr Professor Karl Kraut aus Hannover im abgelaufenen
Winter in unserm Kreise gehalten hat. Wir haben durch dieselben
ein ganz eigenartiges Unternehmen begonnen. Zum ersten Male
wurde in unserer Stadt von einem bedeutenden Gelehrten ein Ab-
schnitt der Wissenschaft nach ihrem heutigen Stande in zusammen-
hängenden Vorträgen dargelegt und so nicht allein den der Chemie
noch Fernestehenden ein neues Gebiet des Wissens erschlossen,
sondern auch denen, welche sich schon früher mit dieser Wissenschaft
beschäftigt hatten, Gelegenheit gegeben, ihre Kenntnisse aufzufrischen
und die neuesten Entdeckungen kennen zu lernen. Sie wissen bereits,
dass uns dies Unternehmen nur durch die seltene Uneigennützigkeit
und Hingabe des Herrn Prof. Kraut möglich geworden ist — aber
erst im Laufe des Winters haben wir eingesehen, ein wie grosses
Opfer an Zeit und Kraft derselbe uns dadurch gebracht hat. Es
wäre unnütz, hier noch ein besonderes Wort der Anerkennung über
den Erfolg der Vorträge zu sagen j dieselben werden ja allen Zu-
hörern gewiss unvergesslich bleiben. Wohl aber benutzen wir auch
diese Gelegenheit, um Herrn Professor Kraut nochmals unsern herz-
lichsten Dank auszusprechen.
Von den übrigen Erlebnissen unseres Vereines hebe ich sodann
eine festliche Feier hervor, welche uns am 26. August v. J. vereinigte.
Es galt der Vorfeier des fünfzigjährigen Doctorjubiläums unseres all-
verehrten Seniors, des Herrn Professor Scherk. Der Jubilar beging
diese Feier in seltener geistiger Frische; lassen Sie uns hoffen, dass
ihm dieselbe noch lange ungeschwächt erhalten bleibe, und dass er
noch oft unsere Versammlungen durch seine geistvollen Mittbeilungen
beleben möge.
1*
Aber auch von schweren Verlusten ist unser Kreis nicht frei
geblieben. Ich erwUhnc zuerst das Hinscheiden des Herrn Scminar-
üircctor August Lüben, der seit der Gründung des Vereines dem
Vorstande desselben angehörte. War er auch durch vielfache amt-
liche Geschäfte und anderweitige literarische Arbeiten verhindert, häufig
in unserm Kreise zu erscheinen, so verfolgte er doch unser Streben
mit der regsten Thcilnahme, und wir wissen, dass seine sonstige
Thätigkeit uns sowohl durch die von ihm herangebildeten Schtller,
als auf dem Gebiete der Methodik vielfach zu Gute kam. Er wurde
am 27. October v. J. durch einen unerwartet raschen Tod seiner
irdischen Wirksamkeit entrissen.*) — Weiter gedenken wir der andern
uns durch den Tod entrissenen Mitglieder mit herzlicher Theilnahme,
nämlich der Ilcrren Apotheker Tool sen., J. A. Castcndyk, Joh. Boll-
mann, und des so früh dahingeschiedenen Herrn Baurath Exner.
Unsere Mitgliederzahl hat sich nicht unbedeutend vermehrt; sie
beträgt jetzt 400 hiesige und 1 IG auswärtige, gegen 360 hiesige und
102 auswärtige am Schlüsse des achten Vereinsjahres; von den aus-
wärtigen leben 95 in Deutschland, die tlbrigen im Auslande. Auch
die Zahl der lebenslänglichen hiesigen Mitglieder hat sich in erfreu-
licher Weise von 31**) auf 47 vermehrt. Wir müssen freilich den
Wunsch aussprechen, dass ihre Anzahl noch bedeutend wachsen
möchte ; denn die Beiträge derselben, welche statutengemäss nicht im
laufenden Haushalte verwendet werden dürfen, geben unseren Be-
strebungen einen sichern Rückhalt und werden uns mit der Zeit be-
fähigen, die uns bevorstehenden grossen wissenschaftlichen Aufgaben
zu lösen.
Unser Verein hielt im abgelaufenen Jahre 20 Versammlungen.
Eine derselben war, wie bereits erwähnt, der Feier des Jubiläums
von Herrn Prof. Scherk gewidmet; in einer andern hielt uns Herr
Dr. Gustav Radde aus Tiflis einen sehr interessanten Vortrag über
seine Reisen in Sibirien und den Amur-Ländern; bei dieser Ver-
sammlung wurden wir durch die Anwesenheit der Damen unserer
Mitglieder erfreut. Die übrigen Versammlungen trugen den bekannten,
bereits bewährten Character, und waren fast alle in sehr erfreulicher
Weise besucht. Besonders zu erwähnen dürften hier wohl noch die
Mittheilungen des Herrn Friedrich Ohlendorf über seine von hier
aus unter Führung des Aeronauten Herrn Sivel aus Paris unter-
nommenen Luftreisen, sowie die Vorträge unseres Ehrenmitgliedes,
des Herrn Stadtbibliothekar Dr. Kohl sein; auch ein auswärtiges
Mitglied, Herr Rcallehrer Kohlmann aus Vcgesack, erfreute uns wieder-
holt durch Mittheilung von Resultaten seiner malakologischen Studien
*) Wir würden versucht haben, eine Lebensskizze des Verstorbenen ans der
Feder eines seiner Schüler für unsere Abhandlungen zu erhalten, wenn nicht der
Verstorbene selbst erst ganz kurz vor seinem Ende eine Autobiographie veröffent-
licht hätte. Es ist dies die Schrift:
August Lüben. Sein Leben und seine Schriften. Von ihm selbst beschrieben.
(Mit dem Bildnisse August Lüben's). Leipzig. Friedrich Brandstetter.
1873. (Separatabdruck aus: Die Volksschule des XIX. Jahrhunderts in
Biographieen hervorragender Schulmänner).
**) Nicht 30, wie im vorigen Jahresberichte angegeben, wo Herr Julias Hilde-
brand, ein langjähriger Freund unseres Vereines, aus Versehen ausgelassen war.
■X-
und eröffnete uns zugleich die erfreuliche Aussicht, dass wir von ihm
bald eine Fauna der Weichthiere unserer Umgegend zur Veröffent-
lichung erhalten werden. — Durch die verbesserten Eisenbahnver-
bindungen wurde überhaupt unsern auswärtigen Mitgliedern die Theil-
nahme an unsern Bestrebungen sehr erleichtert, und so haben wir
denn namentlich die Freude gehabt, dass die Vorlesungen des Herrn
Professor Kraut von einer grössern Anzahl von Herren aus Vegesack
und Bremerhaven regelmässig besucht wurden.
Die Angelegenheit der naturhistorischen Sammlung und Bibliothek
(welche beide wir früher so lebhaft gepflegt haben) ist im abgelaufenen
Jahre noch nicht von Neuem geordnet worden, wenn auch von den
Behörden unseres Staates definitiv Beschluss über die Herstellung
neuer Räume gefasst wurde. Wir haben deshalb unsere Anschaffungen
auf diesem Gebiete naturgemäss auf die Fälle wirklichen Bedürfnisses
einzelner Gegenstände oder Bücher beschränkt. — Desto lebhafter
haben wir eine andere wichtige Seite unseres Vereinslebens: die
Herausgabe der Abhandlungen, gefördert. Wir konnten Ihnen gegen
Weihnachten das stattliche Schlussheft des dritten Bandes gleichzeitig
mit der Beilage Nr. 3 vorlegen. Jetzt erhalten Sie zusammen mit
diesem Jahresberichte das erste Heft des vierten Bandes, dem noch
im Laufe des Sommers das umfangreichere zweite Heft folgen wird.
Ich spreche, sicher in Ihrer Aller Namen, hier allen Herren, welche
zur Herstellung der Abhandlungen beigetragen haben, unsern wärm-
sten Dank aus. — Um die Verbreitung der beiden ersten Bände
dieser Schriften unter unsern Mitgliedern zu fördern, hat der Verein
am 3. März d. J. beschlossen, dass dieselben von jetzt an an Mit-
glieder bei directem Bezüge von unserm correspondirendcn Schrift-
führer zum halben Ladenpreise, also Band I zum Preise von 3 Mark,
Band II zum Preise von 4 Mark 50 Pf , bezogen werden können. —
Unsere Verbindungen mit auswärtigen Gesellschaften haben uns auch
im abgelaufenen Jahre zahlreiche werthvoUe Schriften zugeführt; die
Zahl der Gesellschaften, mit denen wir in Schriftentausch stehen, ist
indessen nur um wenige gewachsen; es sind dies folgende:
Brüssel, Sociötö royale Linneenne.
Göttingen, anthropologischer Verein.
Montpellier, Academie des sciences et lettres.
Die Gesammtzahl dieser Gesellschaften beträgt jetzt: 177, dar-
unter sind deutsche : 87, im übrigen Europa: 66, in den andern Welt-
theilen 24. — Durch rege Förderung unserer Vereinsschriften werden
wir uns nicht allein eine ehrenvolle Stellung unter den deutschen
wissenschaftlichen Gesellschaften sichern, sondern auch uns dem uns
vorschwebenden Ziele: der Mittelpunkt der naturwissenschaftlichen
Bestrebungen im nordwestlichen Deutschland zu werden, mehr und
mehr nähern.
Von andern Seiten unseres Vereinslebens erwähnen wir der
Humboldt-Studien unseres auswärtigen Mitgliedes, des Herrn Minister-
Residenten Dr. Schumacher zu Bogota, welche wir nach besten Kräften
gefördert haben. — Dem hiesigen landwirthschaftlichen Vereine konnten
wir bei der wichtigen Frage nach der Abstammung von Raupen,
welche einen grossen Thcil des Graswuchses im Blocklandc zerstört
« 8
I
I. Hiesige.
a) lebenslängliche.
1) Achelis, J. C, Consul, Kaufmann.
2) Acheiis, Friedr., Kaufmann.
3) Arndt, J. C D., Makler.
4) Barkhausen, Dr., H. F., Arzt.
5) Bollmann, Mart., Kaufmann.
6) Borsdurff, C. E., Kaufmann.
7) Buchenau, Dr., F., Professor.
8) Corssen, F., Kaufmann.
9) Dreier, Com., Kaufmann.
10) Dreier, Dr., J. C. H., Arzt.
11) Duükwitz, Bürgermeister, Dr , A.,
Kaufmann.
12) Fehrmann, C(nsul, Kaufmann.
13) Focke, Dr., Eh., Arzt.
i4) Fockc, Dr., G. W., Arzt.
15) Fockc, Dr., W. O., Arzt.
16) Fuhrken, C, Kaufmann.
17) Gildemeister, Math., Kaufmann.
18) GiMemeister, M. W. E., Kaufmann.
19) llackfehl, Ueinr., Kaufmann.
20) Hildebrand, Jul., Kaufmann.
21} Ilunckel, Wilh., Lithograph.
22) Hütterott, Theod., Kaufmann.
23) Jahns, J. F., Pelzhändler.
24) Kapff, L., V., Kaufmann.
b) der
48) Adam, W., Kaufmann,
49) Adami, J., Consul, Kaufmann.
50} Albers, J. A., Consul, Kaufmann.
51) Albers, G. W., Senator, Dr., Jurist.
52) Alberti, II. Fr., Kaufmann.
53) Albrecht, G., Kaufmann.
54) Ankcrsmit, A., Kaufmann.
55) Arens, J, T., Kaufmann.
56) Arndt, C, Kupferschmied.
57) Aselmcyer, Julius, Kaufmann.
58) Averbeck, II., Dr., Arzt.
59) Backhaus, Wilh., Kaufmann.
üOj Bartels, Carl, Kaufmann.
61) Becker, F. G., Bauiuspector.
62) Becker, Th., Kaufmann.
63) Benque, W., Obergärtner.
64) Bellstedt, J., Zimmermeister.
05) Bergfeld, G., Juwelier.
06) Bergmann, F. W., Lehrer.
67) Betke, Dr., Arzt.
68) Bischoff, H , Kaufmann.
69) Bitter, Philipp, Kaufmann.
70) Blum, J. H., Friseur.
71) Bockelmann, J. F., Kaufmann.
72) Böse, Joh., Lehrer.
73) Büsmann, C. L., Kaufmann.
74) Bortfeld, L. F. C, Hutfabrikant.
75) Blothner, 0., Kaufmann.
76) Brautlecht, Kaufmann.
77) Breusing, J. A. A., Dr., Director
der Navigationsschule.
78) Brinkmann, A., Lehrer.
79) Buchmeyer, F. W., Uhrmacher.
25) Karioh, C, Kanstglrtaer.
26) Kindt, Chr., Kaufmann.
27) Kottmeier, Dr., J. F., Arzt.
28} Leonhardt, C. H , Inspector der
Gasanstalt.
29) Lange, Job., jun., Schiffsbaumeitter.
30) Lindemeyer, M. C., SchulYorBteber.
31) Lorent, Dr , £., Arzt.
32) Melchers, C.Th., Consal, Kaufmann.
j 33) Melchers, H. W., Kaufmann.
, 34) Nielsen, A. H., Kaufmann.
35) Noltenius, F. E., Kaufmann.
36) Plenge, J. H. C, Consul, Kaufmann
! 37) Pletzer, Dr., E. F. G. H., Arat.
I 38) Kust, J. C, Kaufmann.
; 39) Sattler, Sigmund, Kaufmann.
! iO) Schäfer, Dr., Th., Lehrer.
I 41) Scharfenberg, C , Consul, Kaufmann.
I 42) Sengstack, A. F. J.. Kaufmann.
! 43) Stadler. Dr., L., Arzt.
! 44) Strube, C. 11. L , Kaufmann.
i5) Victor, F. M., Kaufmann.
i6) de Voss, E. W., Consul, Kaufmann.
47) Weinhagen,H.F.,Senator,Kaufmann.
zei tige.
I 80} Caesar, CA., Kaufmann.
I 81) Caesar, G., Senator, Dr., Jurist.
I 82) Castendyk, Herm., Kaufmann.
j 83) Claussen, H., Kaufmann.
' 84) Dannemann, Georg, Kaufmann.
85) Debbe, C. W., Schulvorsteher.
86) Deetjen, Gustav, Fabrikant.
, 87) Deiters, Julius, Kaufmann.
88} Deiters, W., Kaufmann.
I 89) Depkcn, Job., Landwirth.
90) Derkhiem, Fr., Consul, Kaufmann
91) Dieckmann, E. H., Kaufmann.
92} Dicrking, IL H. B., Steuerdirector.
93) Dransfeld, G. J, Kaufmann.
9i) Dreier, Heinr., Lehrer.
95) Dreier, J. H., Lehrer.
96) Dubbers, J. C, Kaufmann.
97) Duckwitz, A., jun., Kaufmann.
98) Dyes, L. G., General-Consul.
99} Eberhardt, L. H., Kaufmann.
100) Ebhard, C, Tapetenhändler.
101) Eggers, Aug., Kaufmann
102) Eggers, Chr., Kaufmann.
103) Eggers, Joh , Kaufmann.
104) Ellinghausen, C. F. H., Kaufmann.
105) Encke, G., Particulier.
106) Engelken, H., jun., Dr., Arzt.
107) Engelken, H. W., Architect.
108) Engelken, P. E., Apotheker.
109) Ernst, Dr., Chemiker.
110} Feldmann, A., Dr., Chemiker und
Fabrikant
111) Feising, E., Uhrmacher.
«
112) Feuerstein, Bud., Kaufmann.
113) Finke, A. W., Kaufmann.
114) Finke, D., Kaufmann.
115) Finke, Detmar, Kaufmann.
116) Finke, H. C, Waarenmäkler.
117) Finsch,0.,Dr.,Conservat.a.Museum.
118) Fletcher, G., Kaufmann.
119) Focke, H. T., Kaufmann.
120) Frickhöffer, Pastor.
121) de Fries, Aug., Schulvorstohcr.
122) Fritze, Rieh., Kaufmann.
123) Gämlich, A., Kaufmann.
124) Gaetjens, Gottfr., Kaufmann.
125) Gärtner, A. Th., Dr., Lehrer.
126) Geerken, L., Capitain und Agent.
127) Gerdes, S., Consul, Kaufmann.
128) Geyer, Carl, Kaufmann.
129) Gildemeister, D., Kaufmann.
130) Gildemeister, H., Kaufmann.
131) Göring, G. W., Dr., Arzt.
132) GouUon, F., le, Kaufmann.
133) Grave, F., Bürgerm., Kaufmann.
134) Graeven, P. A. C., Kaufmann.
135) Gröning, Heinr., Senator Dr., Jurist.
136) Gröning, Herrn., Senator Dr., Jurist.
1 37) Gromm^, H. L , Kaufmann.
138) Grunewald, H, B., Maler.
139) Grote, Herrn., Kaufmann,
140) Güttich, C.O.F.,Telegrapheninspect.
141) Haarstick, Ph., Sanitäts-Chemiker.
142) Hach, H. Th., Dispacheur.
143) Hachez, Emil, Kaufmann.
144) Hackethal, L., Eisenbahn-Secret.
145) Hagemeyer, J. G., Kaufmann.
146) von Halem, G. A., Buchhändler.
147) Halenbeek, L., Lehrer.
148) Häpke, L., Dr,, Lehrer.
149) Hampe, Ed., Buchhändler.
150) Hansing, W. L., Kaufmann.
151) Hartlaub, C. J. G., Dr., Arzt.
152) Hauschild, H. M., Buchdrucker.
153) Hegeler, H. C, Kaufmann.
154) Heinecke, Franz, Gärtner.
155) Heineken, Joh., Kaufmann.
156) Heins, Job., Kunst- und Handels-
g&rtner.
157) Heinsius, M., Buchhändler.
158) Herbst, Wilh., Zahnarzt.
159) Herzog, L. C, Photograph.
160) Heymann, C, Opticus.
161) Hildebrandt, Fr., Lehrer.
162) Hille, A., Lehrer.
163) Hörn, W , Gasinspector.
164) Hörn, W., Dr., Arzt.
165) vonHunteln, J.H.D.,Wa8serschout.
166) Hurm, J. F. G., Kaufmann.
167) Janson, J. A. N., Schulvorsteher.
168) Jantzen, H. C.F., Schneidermeister.
169) Ichon, Th., Kaufmann.
170) Ichon, W., Kaufmann.
171) Jungk, Justus, Kaufmann.
172) Kahrweg, H. W, Kaufmann.
173) von Kapfi', J. W. A., Kaufmann.
174) Keysser, C, B., Apotheker.
175) Kiesselbach, S.T., Richt.,Dr., Jurist.
176) Kippenberg, A., Schulvorsteher.
177) Kirchhofe, G., Makler.
178) Klatte, Beruh., Privatmann.
179) Klingenberg, C. J., Schiffsmakler.
180) Klemm, Friedr., Dr , Lehrer,
181) Knoop, G. M., Cigarrenfabrik.
182) Koch, J. D., Kaufmann.
183) Köhnholz, O, A., Kaufmann.
184) Köncke, J. D., Kaufmann.
185) Köster, J. C, Lehrer.
18G) Kottmeier, C, Senator, Dr., Jurist.
187) Kuhsieck, C, Lehrer.
188) Kuhsiek, J. G., Schulvorsteher.
189) Kunth, F. F., Waarenmäkler.
190) Kupsch, J. H., Architect.
191) Küster, Georg, Kaufmann.
192) Lahusen, W. H , Apotheker.
193) Lammers, A., Dr., Redacteur.
194) Lamotte, H. K., Kaufmann.
195) Lampe, H., Dr., Jurist.
196) Lauprecht, A., Kaufmann.
197) Leonhardt, C. L., Dr., Arzt.
198) Lichtenberg, R., Kaufmann.
199) Liebig, F., Stellmacher.
200) Lindeman, M., Dr., Stenograph.
20 1 ) Lindstädt, Fr., Instrumentenmacher.
202) von Lingen, H., Dr., Secretär.
203) Linne, H., Kaufmann.
204) Lohmann, J. G., Kaufmann.
205) Löning, G. A., Dr., Regierungs-
Secretair.
206) Löning, J. F. W., Aelt., Kaufmann.
207) Loose, A., Dr., Arzt.
208) Lüdcke, C, Kaufmann.
209) Lüdeke, J. H. , Kaufmann.
210) Lüderitz, Ad., Kaufmann.
211) Lüderitz, Louis, Kaufmann.
212) Lürman, Heinr., Kaufinann.
213) Lürman, Senator, Dr., Jurist.
214) Manchot, C, Dr., Pastor.
215) Martens, H., Dr., Lehrer,
216) Martin, W., Lehrer.
217) Marwede, C. Fr., Kaufmann.
218) Mecke, G., Kaufmann.
219) Meier, H. H., Consul, Kaufmann.
220) Meinertzhagen, £., Dr., Notar.
221) Meissner, R., Baumeister.
222) Menke, Werner, jun., Kaufmann.
223) Menke, Johann, Kaufmann.
224) Menkens, H., Lehrer.
225) Meyer, A , jun., Kaufmann.
226) Meyer, A. H., Thierarzt,
227) Meyer, G. E., Dr. , Arzt.
228) Meyer, H. F., Lehrer.
229) Meyer, Ludwig, Kaufmann.
230) Meyer, H, W.. Musikalienhändler.
231) Meyer, M., Makler.
232) Messer, Carl, Lehrer.
233) Misegaes, A. F., Kaufmann.
234) Mohr, C. F. G., Bürgerm., Dr.,
Jurist.
12
15) Vegcsack: Hermaan, Dr., Beallehrer.
16) , Jülfs, C, NaTigationslehror,
17) n Kohlmann, B. M., Reallehrer.
18) , Kreuch, H., Lehrer.
19) f, Lange, Job. (L.), Schiffsbanmeiiter.
20) „ Stümcko, Apotheker.
21) . Wilmans, Dr., Arzt.
b) Im Herzogthnm Oldenburg.
Abbehausen: Chemnitz, Dr., Arzt.
9 Wellmann, Lehrer.
Altencsch: Engelhardt, Lehrer.
Brake: Mahlstedt, Lehrer.
Delmenhorst: v. Harbou, Dr., Arzt.
9 Roggcmann, Lehrer.
Dcdesdorf: Kirchner, A., Apotheker.
Diedrichsfeld b. Oldbg. : Hake, Aug., Laadwirth.
Elsflcth : Prcuss, W. G , Navigationslehrcr.
Jever: Qerdes, Dr. med.
Neuende b. Wilhelmshaven: Siegismund, Dr., Arzt.
Oldenburg: Bcntfeldt, IL, Seminar-Inspector.
„ Mundcrloh, H., Lehrer.
„ Schleifer, Dr., Arzt.
Rodenkirchen in Butjadingen: Schmidt, Lehrer.
Sandhausen bei Hasbergen: Schmidt, Lehrer.
Varel: Böckeier, Otto, Privatmann.
„ Dugend, Apotheker.
c) Provinz Hannover.
40) Aurich: Rassau, Apotheker.
22
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70
Baltrum: Siebcls, Lehrer.
Celle: Nöldeke (L.), Oberappell. -Rath.
Fürstenau: Lange, Günther, Pastor.
Q Rump, Aug., jun., Apotheker,
fl Rump, Fr., Bürgermeister.
Hagen b. Stubben: Appelkamp, R., Secretür des landwirthschaftl. Vereins.
„ Reupke, Apotheker, Präsident des landwirthschaftl. Vereins.
Hannover: Grelle, Dr., Professor.
Hemelingen: Wattenberg, Dr., Arzt.
Hildesheim: Strandes, A., Oberpostsecretär.
Horncburg: Rabbc, F., Apotheker.
Lauenstein b. Salzhemmendorf: Wöbencr, Kaufmann.
Lcsnm: Lüssenhop, Lehrer.
Osnabrück: Peters, W., Oekonomie-Secretär.
Osterode: Ahrens, W., Dr. phil.
Papenburg: Brandi, Roctor.
Rcchtenfleth: Allmers. Herm (L ), Landwirth.
Rotenburg a /d. Wümme: Wattenberg, Apotheker.
Stade: Alpers, Seminarlehrer.
„ Büttner, G., Consist. Seeretär.
„ Eichstädt, Fr., Apotheker.
„ Fritsch, Carl, Gymnasiallehrer.
„ Holtermann, Senator.
„ Kerrl, Seminarlehrer.
„ Koch, Wilh., Buchhändler.
„ Streuer, Fr. W., Gymnasiallehrer.
ff Tiedemann, E , Dr. med.
„ Wilckens, H., üebungslehrer.
„ Wyneken, Job., Ober-Ger. -Anwalt.
Thoener bei Hage (Ostfr.): Sundermann, Fr., Lehrer.
* 13 *
71) Münden, Hana. : Zabel, Gartenmeister.
7%) Verden: Holtermann, Apotheker.
73) „ Lühmann, W«
74) D Sonne, D., Bector am Gjmnasinm.
75) „ von Staden, Inspector.
76) Windhorst bei Bücken, Amt Hoya: Castendyk, Ferd., Landwirth.
d) Im übrigen Deutschland.
77) Bonn: Stahlknecht, Herrn. (L.)^ Privatmann.
78) Bramsche bei Osnabrück: Fiesbergen, Gast., Dr.) Arzt.
79) Brannschweig: Behrens, Stndent.
80) „ Bertram, W., Pastor.
81) „ Steinmann, G
82) Diedenhofen: von Nachtigal, Oberst.
83) Flensburg: Schäfer, H. W., Dr. phil.
84) Flottbeck bei Altona: Booth, John (L.), Kanstgärtncr.
85) Hansberge, Westphalen: Braun, G., Apotheker.
86) Jena: Brüggemann, F., Student.
87) Lanbach-Arensburg bei Lieh in Oberhessen: Solms, Fr. zu (L.), Graf.
88) Leipzig: Berlepsch, Hans zu^ Graf, Stud. camer.
89) Minden: Banning (L.), Dr., Oberlehrer.
90) Stassfurt: Frank, A., Dr., Chemiker.
91) Steinbeck in Lippe-Detmold: von Lengerke, H. (L.), Dr., Gutsbesitzer.
92) Strassburg: Lorent, Herm., Dr., Arzt.
93) Waren, Mecklenburg: Hörn, Paul, Apotheker.
94) Wiesbaden: MüUer-Mecke, H., Kaufmann.
95) Zöckeritz bei Bitterfeld: Borggreve, B., Dr., Prof., Königl. Oberförster.
e) Im ausserdeutschen Europa.
96) Liverpool: Prange, Franz, Kaufmann.
97) London: Andresen (L.), Institutsvorsteher.
98) Neapel: Mertens^ Rud«, Kaufmann.
99) Petersburg: Gromm^, Georg W. (L.), Kaufmann.
f) In fremden Welttheilen.
Amerika.
100) Bahia: Meyer, L. G. (L ), Kaufmann.
101) Baltimore: Geyer, Ed., Kaufmann.
102) 9^ Lingen, G., v« (L.), Kaufmann.
103) Baranquilla: Merkel, Karl (L.), Kaufmann.
104) Bogota: Schumacher, H. A. (L.), Dr., Minister-Resident.
105) Bucaramanca: Schrader, Wilh (L.), Consul.
106) Durango: Wilmans, Rud. (L.), Kaufmann«
107) Lima: Krüger, Chr., Kaufmann.
108) Mexico: Sengstack, E., Kaufmann.
109) New-Orleans: Wedemeyer, Heinr., Kaufmann.
HO) New-Tork: Heineken, Gust., Kaufmann.
111) „ Koop, Job. (L.)) Kaufmann.
i\2) N Kriege, Fr., Kaufmann.
113) n Müller, John, Kaufmann.
114 Valparaiso: Grimm, Chr., Kaufmann.
Asien.
115) CalcntU: Smidt, G., Kaufmann.
116) Shanghai: Koch, W. L. (L,). Kaufmann.
14
Verzeiohniss der Vorträge.
April 21. Ilr. Dr. Kohl: üeber die Geräusche in der unorgwi-
schen Natur.
Ilr. Prof. Buchenau: Dr. Herrn. Müller's Schrift über
die Befruchtung der Blumen.
Mai 5. Ilr. Dr. G. W. Focke: üeber einige neuere Ergebnisse
der in Bremen angestellten Untersuchungen des Brunnen-
wassers.
Ilr. Ed. Mohr: Ucber die Aufgabe der deutschen Ent-
deckuiigsexpedition nach Ccntralafrika.
Ilr. Dr. W. 0. Focke: lieber die geographische Glie-
derung Afrikas.
„ 10. Ilr. F. W. Buchmeyer: Ueber Haustelegraphen.
Ilr. Dr. G. Schneider, Die neueren Ansichten über
das Verhältniss der Sternschnuppen zu den Kometen.
Juni 0. Ilr. Reallehrer Kohl mann: Ucber Decollationen an
Schnecken.
Ilr. Dr. Klemm: Ueber die zoologischen Ergebnisse der
Forschungen der Pommerania in der Ostsee.
„ 30. Ilr. A. de Fries: Ueber Ozon in der Nähe der Gradir-
häusf r.
Ilr. J. Deiters: Ueber die Züchtung des japanesischen
Seidenspinners.
Aug. 2G. llr. Professor Buchenau: Ansprache zur Feier des 50-
jährigen Doctorjubiläums des Herrn Prof. Scherk.
Ilr. Professor Scherk: Rückblick auf die Entwickelung
der Naturforschung während der letzten Jahrzehnte.
Sept. 8. Hr. Professor Scherk: Secchi's Beobachtungen über den
Zusammenhang von Souucnfiecken und Polarlichtern.
Hr. Fr. Ohlendorf: Ueber seine am 7. September aus-
geführte Luftreisc.
yf 22. Hr. Fr. Brüggemann: üeber die Benachtheiligung des
Graswuchses im Blocklande durch Raupenfrass.
Hr. A. de Fries: Ueber Petroleum aus der Gegend von
Peine.
Hr. Fr. Ohlendorf: Ueber seine am 21. September
ausgeführte Luftreise.
Octbr. G. Hr. Dr. G. Ilartlaub: Ueber die Versammlung der An-
thropologen in Wiesbaden.
„ 13. Hr. Dr. G. W. Focke: Mittheilungen von der diesjäh-
jährigen Natnrforscherversammlung.
Hr. Professor Buchenau: Ueber die Bildung von Kar-
toffeln innoilialb der Muttorknolle.
15
Novbr. 3.
Dccbr, 1.
15.
28.
Janr. 12.
» 26.
Febr. 9.
März 2.
„ IG.
Hr. Fr. Ohlendorf: Ueber A. Lüben's Leben und Wirken.
Hr. R. M. Kohlmann, Ueber einige interessante Wcich-
thiere hiesiger Gegend.
Hr. Dr. Häpke: Ueber einige neuere geologische Karten
des nordwestlichen Deutschland.
Hr. Dr. Hartlaub: Ueber einige merkwürdige fossile
Vögel.
Hr. Dr. G.W. Focke: Ueber die meteorologische Station
in Bremen.
Hr. Dr. Romberg: Ueber Ebbe und Fluth.
Hr. Dr. Rad de aus Tiflis: Reiseerlebnisse in Sibirien
und am oberen Amur.
n
30.
Hr. Dr. G. Hartlaub: Ueber einige neue paläontolo-
gischc Entdeckungen in Amerika.
Hr. Dr. W. 0. Focke: Ueber die Höhenkartc des Bre-
mischen Gebiets.
Hr. Dr. G. W. Focke: Mittheilungen von der Natur-
forscherversammlung zu Wiesbaden.
Hr. Dr. J. G. Kohl: Ueber den Einfluss des Wetters auf
die menschliche Cultur und die Geschichte.
Hr. Prof. Buchenau: Ueber Schmarotzerpilzo, erläutert
durch die Pilztafcln von Prof. Ahles.
llr. Dr. G. W. Focke: Ueber den Bremer Stadtgraben.
Hr. F. Jahns: Ueber die skandinavischen Silugetbiere.
Ilr. Prof. Scherk: Ueber die Bestimmung der Parallaxe
der Sonne beim Durchgang der Venus.
Ilr. Dr. B reu sing: Ueber die scheinbare Gestalt des
Himmelsgewölbes.
Hr. Dr. W. 0. Focke: Ueber die Weser.
Mai 19.
Juni 9.
JaU 3.
Aug. 26.
Geschenke für die Bibliothek
Die Commission zur Erforschung der deutschen Meere
in Kiel: die Expedition zur physikalisch-chemischen
und biologischen Untersuchung der Ostsee im Sommer
1871 auf S. M. Avisodampfer Pommerania.
Hr. Senator C. Hartlaub: B. Seemann, Flora Vitiensis,
10. (Schluss-)Lieferung.
Die Kaiserlich brasilianische Regierung: Emm. Liais,
Climats, göologie, faune et geographie botanique du
Brösil.
Hr. Prof. Dr. Nobbe, Tharandt: die landwirthschaftlichen
Versuchsstationen XVI.
Hr. T. Thorell, Professor in Upsala, sein Werk:
Remarks on synonyms of european spiders.
/
16 *
Sept. 22. Hr. 6. R. Prof. Dr. Ehrenberg, Berlin : Mikrogeologisehe
Stndien.
Hr. Prof. Dr. Ferdinand v. Müller, Melbourne: Frag-
menta Phytographiae Anstraliae VII (compl.) VUI,
Bogen B— F.
„ 0. Hr. Prof. Dr. Grelle, Hannover: Elemente einer Theorie
der von reellen Yariabeln abhängigen Funktionen.
^ Hr. Prof. Dr. Herrn. Karsten, Schaffhausen: Ueber
' Fäalniss nnd Gährang.
„ 1 3. Ilr. W. li. Koch, Shanghai : 2 engl. Schriften über China.
Novbr. 3. Department ofagriculture, Washington: Report for 1871,
1872.
' Doc. 15. Ilr. Rudolf Mertens, Neapel: Palmieri, Cronaca del
Vesuvio.
Hr. Dr. Ax. S. Ulrich, hierselbst: seine Schrift: Patho-
logie und Therapie der musculären Rückgratsver-
krümmungen.
März 2. Ilr. Dr. F. G. v. Herder, St. Petersburg: Periodische
Eutwickelung der Freilandpflanzen im Kais, botan.
Garten zu Petersburg ; Flora der Gebiete des rassischen
Reiches östlich vom Altai, Monopetalae.
Hr. Prof. Dr. G. Laube, Prag: Geologische Beobach-
tungen in Süd-Grönland, gesammelt während der
Reise der „Hansa" (Wiener Sitzungsber.)
Geschenke für die Sammlungen.
April 21. Hr. Heinr. Hackfeld: Waffen und verzierte Walross-
zähne von den Sandwich-Inseln.
Hr. Bau-Inspector Becker: Versteinerungen aus der Ge-
gend von Hannover.
Juni 30. Hr. Fr. Ohlendorf: Versteinerungen aus Korallenkalk
bei Hannover.
Sept. 8. Hr. C. Selb: Kalksinter aus der Höhle von Montesommano.
Hr. Dr. G. W. Focke: Mineralien aus der Gegend von
Ragaz.
Novbr. 3. Hr. G. Rosenkranz: monströse Birnen.
Decb. 1. Die Nordd. Wollwäscherei-Gesellschaft: Wollkletten.
Hr. Chr. Papendieck: einen Tigerhai und eine Säge
vom Sägefisch.
17
Janr. 12. Hr. G. Gerdes: ein Alligatorei.
Hr. B. H. Engelhardt: einen Delphin-Embryo in Cognac.
Hr. Consul Dr. H. Fockc in Hiogo: einige Hefte japa-
nesischer Abbildungen von Vögeln und Pflanzen.
„ 26. Hr. F. M. Vietor: ein Schwertfischkiefer und ein von
demselben durchbohrtes Stück Schiffskupfer.
Febr. 4. Hr. Consul G. A. Schröder: Wespennester von Da-
ran quill a.
Hr. Herrn. Smidt: Holzproben und Vogelbälgc von Ceram.
März 16. Hr. Dr. F in seh: getrocknete Pflanzen aus Colorado.
Anschaffungen für die Bibliothek.
Koch, Dendrologie U, 1. 2.
Pfeiffer, nomenclator botanicus I, 12 — 163 H, 8 — 14.
Stoehr, allgemeines deutsches Vereius-Handbuch I.
Linnaei flora dalecarlica.
Hampe, flora hercynica.
Aus den Zinsen der Kindtstiftung
wurden angeschafft:
Fortschritte der Physik 1869, I, II.
Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie 1870, 3, 1871, 1, 2.
Verzeichniss derjenigen Gesellschaften, welche mit
dem naturwissenschaftlichen Vereine in Schriften-
austausch getreten sind.
Bemerkung. Es sind hier alle Vereine aufgeführt, welche mit uns in Schriften-
aastausch getreten sind; von Schriften sind aber nur diejenigen genannt, weichein
dem Zeiträume vom 1. April 1873 bis 31. März 1874 in unsere Händo gelangten.
Diejenigen Vereine, von denen wir im abgelaufenen Jahre Nichts erhielten, sind
also auch nur mit ihrem Namen und dem Namen des Ortes aufgeführt. — Dieje-
nigen Gesellschaften, welche im Laufe des letzten Jahres mit uns in Verbindung
getreten sind, wurden durch einen vorgesetzten * bezeichnet.
Abbeville, Soci6t6 d'6mulation.
Alnwick, Berwickshire Naturalist's Club.
Altenburg, naturforschende Gesellschaft.
Amsterdam, Koninklijke Akademie van Wetenschappen : Jaarboek
1872; Verslagen en Mededeelingen twede Reeks VII;
Processen Verbaal 1872—73.
Amsterdam, Genootschap Natura artis magistra.
Annaberg, Annaberg-Buchholzer Verein ftlr Naturkunde. Jahresb. 3.
Angers, Soci6t6 acadömiquc de Maine et Loire: M^moires XXVII,
XXVIII.
2
* 18 *
Angsbnrg, naturliistorischer Verein.
ßambcrg, Datarforschcnde Gesellschaft.
Basel, naturforscbende Gesellschaft: Verh. Y. 4.
Batavia, Genootschap van Kansten en Wetenschappen : Verhande-
lingen XXXIV & XXXV. Tüdschrift voor indische
Taal-, Land- cn Volkcnkunde, XVIII, 5, 6, XX, 4, 5, 6,
XXII 7. Serie. D. 2. Afl. Notulen van de Algemecne
en Bestuurs Vergaderingcn X, 4, XI, 1. Het Schrijven
van Soendaasch met latijnsche Letter, door K. F. Holle.
B ata via, Kon. natuurknndige Vcrceniging in Nederlandsch Indie:
Alphabetische Lijst van Land-, Zee- etc. Kaarten.
Bergen, Museum.
Berlin, Akademie der Wissenschaften: Sitzungsberichte für 1873.
Berlin, brandenb. botan. Verein: Verhandlungen XIV, XV.
Berlin, Gesellschaft für Erdkunde: Zeitschrift VII, 6. VIH, 1, 234.
Berlin, deutsche geologische Gesellschaft: Zeitschrift XXIV, 4.
XXV, 1, 2.
Berlin, polytechnische Gesellschaft: Verhandlungen 1873, Jan. bis
Juni; 1872, Juli bis Decbr.j 1873, Jan. bis Decbr.
Bern, naturforsch. Gesellschaft: Mittheilungen 1872, No. 792— 811.
Bern, schweizerische naturforschende Gesellschaft : Verhandlungen
1872.
Besangon, Soci6t6 d'6mulation du Doubs; M^moires, 4. Serie.
6. volume.
Blankenburg, naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Bologna, Accadcmia delle scienze.
Bonn, naturhistorischer Verein der preussischcn Rheinlande und
Westphalcns: Verhandlungen, Jahrgang 29, 2, 30, 1.
Bordeaux, Soci6t6 des sciences physiqucs et naturelles: JMömoires,
IX, 1, 2.
Bordeaux, Societ(§ Linnoenne de Bordeaux: Actes VIII, 2.
Boston, Society of naturalhistory: Procecdings XIV, 15 bis Schluss.
XV, 1, 2. Memoirs II, 2, 3.
Boston, American Academy of Arts and sciences: Proceedings VIII,
Bogen 52 63.
Breslau, schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur : 50.
Jahresbericht; Abhandlungen: Nat. u. Med. 1872—73.
Philos.-hist. Abth. 1872—73.
Brunn, k. k. mähr.-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Acker-
baues, der Natur- und Landeskunde: Mittheilungen
1872; Notizen-Blatt der histor.-statist. Section 1872.
Brunn, naturforsch. Verein: Verhandlungen X, XL
Brüssel, Acad^mie royale de Belgique: Annuaire 1872, 1873.
Bulletins 1871, 1872. 2. S6rie T. 31—34. Centiöme
anniversaire de fondation (1772 — 1872) T. 1. 2.
Brüssel, Social botanique de Belgique: Bulletin XI, XII, 3: Xfl,
1, 2.
Brüssel, Soci^tö entomologique de Belgique: Annales XV.
Brüssel. Soci^tö malacologique de Belgique.
* 19 *
* Brüssel, Soci6t6 royale LinD^cnne: Bulletin 1. Annöe 1872, 1—6,
1873, 1, 2.
Buenos-Ayres, Museo publico: Anales IL, 4. 5.
Caracas, Sociedad de ciencias fisicas y naturales.
Carlsruhe, naturwiss. Verein: Verhandlungen 5. 6. Heft.
Charkow, Gesellsch. der Naturforscher bei der Kaiserl. Universität.
Chemnitz, naturwissenschaftliche Gesellschaft. Bericht 4.
Cherbourg, Soci6t6 des scienccs naturelles: Mömoires, XVIL
Chicago, Jll., Academy of Sciences.
Christiana, kong. Universität: Sexe, on the rise of land in Scan-
dinavia; G. 0 Sars, Carcinologiske Bidrag til Norges
Fauna, I; A. Heiland, Forekomster af Kise i vissc
Skifere i Norge ; G. 0. Sars, on some remarkable forms
of animal life, I; Chr. Hansteen, Untersuchungen über
den Magnetismus der Erde, I.
Chur, naturforschende Gesellschaft Graubündtens.
Colmar, Soci6t6 d'histoire naturelle.
Danzig, naturforschende Gesellschaft: Schriften, neue Folge III, 1. 2.
Darmstadt, Verein für Erdkunde und mittelrhein. geol. Verein:
Notizblatt III, 11.
Dessau, naturhist. Verein für Anhalt.
Dijon, Acad^mie des sciences, arts et belles-lettres.
Donaueschingen, Verein für Geschichte und Naturgeschichte der
Baar.
Dorpat, Naturforscher-Gesellschaft: Archiv. l.Ser., V, 2.3. VII, 1;
Sitzungsberichte. III, 3. 4.
Dresden, naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis : Sitzungsberichte
1872, April -Juni, Octbr.— Decbr., 1873, Jan.— Decbr.
Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: Jahresbericht,
October 1872 bis Juni 1873.
Dublin, Natural History Society.
Dürkheim, Pollichia, naturwissensch. Verein der Pfalz.
Elberfeld, naturwissenschaftl. Verein.
Emden, naturforsch. Gesellschaft: Jahresb. 1872.
Erfurt, kön. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften: Jahrb. VII.
Erlangen, physikalisch-medicinische Societät: Berichte, 5. Heft.
Florenz, R. Comitato geologico d'Italia: Bolletino, 1873.
S. Francisco, Calif., Academy of natural sciences.
Frankfurt a./M, physikalischer Verein: Jahresbericht 1871—72.
Frankfurt a./M., Verein für Geographie und Statistik.
Frankfurt a./M., Senckenbergische naturforschende Gesellschaft:
Abhandlungen VIH, 3.-4. Bericht 1872—73.
Freiburg i. B., naturforschende Gesellschaft: Berichte VI. 1»
Fulda, Verein für Naturkunde.
St Gallen, naturwissenschaftl. Gesellschaft: Bericht für 1871 — 72.
Genua, Societa di letture e conversazioni scientifiche: Effemeridi,
anno III, 9 — 12, IV, 1—9.
Gera, Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften: Ver-
handlungen in, 1868—72.
♦ ::'0 *
Gicsscn, Oberhcssische Gfsellschart für Natur- und Heilkunde*
14. Bericht.
Görlitz, naturforschciido Go«ellscliaft.
Görlitz, r)berlaus. Gesellschaft der Wissenschaften: Neues lausitz.
Magazin 40, 2; 50, 1.
Göteborg, k. Vetcnskaps och Vitterhcts Sarahällcs. XIL Uäftet.
Göttingen, kön. Soeietät der Wissenschaften: Nachrichten 1873.
* Göttingeu, anthropologischer Verein: Mittheilungen, Heft 1.
Graz, nalurwissenschaftl. Verein für Steiermark: Mittheilungen 1873.
G r c i f s w a 1 d j naturwissenschaftlicher Verein für Neu-Vor-Pommern
und Rügen.
Groningen, natuurkundig GLiiOütschap: Vcrslag 1872.
Ilaarleni, holland^cho Maatscliappij van Wotcnschappen : Archives
neorlaiidaiscs VII, 4 — 5.
Halle, naturv.issonscliafll. Verein für Sachsen und Thüringen, Zeit-
schrift 1S72, V, VI, 1873, VII.
Halle, naturforscli. Gesellschaft: Abh. XII, 3, 4, Bericht 1872.
Hamburg, naturwissenschaftlicher Vorein: Abhandlungen IV, 4,
V, 3. 4.
Hamburg, norddeutsche Secwartc: Jahresbericht 1872.
Hanau, wctterauische GcsclLschaft.
Hannover, nat.urhistorischc Gesellschaft: 22. Jahresbericht.
Havana, Real acadcmia de ciencias medicas, fisicas y naturales:
IX, 101 — 100, X, 107—112.
Heidelberg, liaturhistorisch-medicinischer Verein.
Helsingfors, Sällskapct pro fauna et flora fennica.
Helsingfors, Finnlilndische Gesellschaft der Wissenschaften.
Ilermannstadt; Verein für sicbenbürgische Landeskunde: Archiv
X, 2. 3. Jahresbericht 1871/72; 2 Schulprogramme.
Jena, medicinisch-natnrwiss. Gesellschaft. Zeitschrift VII, VIII, 1.
St. John, Neu-Braunschweig, Natural history society.
Innsbruck, Ferdinandeum: Zeitschrift, III. Folge, 17. Heft.
Kassel, Verein für Naturkunde.
Kiel, naturwiss. Verein in Schleswig-Holstein (früher: Verein nördlich
der Elbe): Schriften I, 1.
Klagenfurt, naturhist. Landesmuseum für Kärnten, Jahrbuch 11.
Königsberg, Phy-^ikalisch-ükonomische Gesellschaft : Schriften
XIII, 2.
Kopenhagen, Kong. danskc Videnskabernes Selskab : Oversigt over
det Forhandlingar 1872, 2, 1873, 1. 2.
Kopenhagen, botaniske Forening: Journal de botanique, Annce
1872, 1. 2. 3. 1873, 1.
Kopenhagen, naturhistoriske Forening: Vid, Mcddeleser 1872,
Nr. 1—14.
Landshut, Botanischer Verein.
Leipzig, Verein von Freunden der Erdkunde.
Linz, Museum Francisco-Carolinum: 31. Bericht, Darstellung der
Wirksamkeit etc. des Museums.
London, Linnean Society: Journal, Botany No. 68 — 72. Zoology
No. 55—56. Proceedings 1872—73.
^^ 21 *
London, Royal society: Proceedings No. 138 — 145.
Lucca, r. accademia di scienze: Atti XIX.
Lüneburg, naturwissenschaftlicher Verein: Jahreshefte V.
Lund, Universität und physiographische Gesellschaft.
Luxemburg, Institut royal grandducal; Sect. des sciences nat. et
math.: XIII.
Lyon, Acadömie des sciences, belles-lettres et arts: Mcmoires,
Classc des Sciences, T. 19.
Madison, Wisc, Wisconsin State Agricultural Society.
Madison, Wisc, Wisconsin Acadcmy of Sciences, Arts and Letters:
Transactions 1S70— 72.
Magdeburg, naturwissenschaftlicher Verein: Abhandlungen, lieft 4,
Sitzungsberichte 1872.
Mailand, Reale Instituto lombardo di scienze; Rcndiconti V, 8 — 17.
Manchester, literary and philosophical society.
Mannheim, Verein für Naturkunde.
Marburg, Gesellschaft zur Beförderung der gosammtcn Naturwiss.
Melbourne, Royal Society.
Metz, Acad6mie de Metz.
Middelburg, Zeeuwsch gcnootschap der wetenschappen.
* Montpellier, Academie des sciences et lettrcs: Mcmoires, VI,
2. 3, VII, 1-4. VIII, 1.
Montreal, Natural history Society.
Moskau, Soci^tö imperiale des naturalistes : Bulletin, 1872, 4.;
1873, 1. 2.
München, k. bayr. Akademie d. Wiss.: Sitzungsberichte, 1872,111,
1873, I, II. Verz. der Mitglieder 1873. Beetz, Entw.
d. Electricitätslehre.
Nancy, Acad6mie de Stanislas: M(§moires, 4. S6r., IV.
Neapel, iccademia delle scienze fisiche e matematiche: Atti V.
Rendiconti IX — XI.
Neisse, Philomathie.
Neubrandenburg, Verein der Freunde der Naturwissenschaft in
Mecklenburg: Archiv, 26. Jahrgang.
Neufchatel, Soci6t6 des sciences naturelles. IX. 3.
New-Haven, Connecticut, Academy of arts and sciences.
Newport, Orleans-Cty, Vermont, Orleans-County-Socicty of natural
sciences: Archives, III — V.
Newyork, Lyccum of natural history.
Nijmegen, Nederlandsche Botanische Vereeniging: Verslagen cn
Mededeclingen, Serie II, Deel I, 2.
Nürnberg, naturhistorische Gesellschaft: Abhandlungen, Nachtrag
zu Band V.
Offenbach, Verein für Naturkunde.
Osnabrück, naturwissenschaftlicher Verein.
Paris, Societ6 botanique de France: Bulletin: Comptes rendus des
s6ances XIX, 3. 4, XX, 1. 2., Revue bibliographique
XIX. E. XX. A. B. C. D. Session extraord. h Prades-
Montlouis Juillet 1872.
Pas sau, naturhistorischor Verein.
» 22 *
Pctcräburg, Kais. Akademie der Wissenschaften: Bnlletin XTII,
27—36, XVIII, 1 — 15.
Petersburg, k. russische entoraol. Gesellschaft : Horae, VIII,2— 4;
IX, 1—4.
Pest, k. Ungar, naturwiss. Verein: Közlöny IV, 29—40.
Philadelphia, Acaderay of Natural sciences : Proceedings 1872.
Philadelphia, Amoric. philos. Society: Proceedings, XII, No. 88. 89.
Prag, k. bühm. Gesellschaft der Wissenschaften: Sitzungsberichte
1871 Jan. — Juni, 1872 Jan.— Dec. Feistmantel, Stein-
kohlcnflora von Kralup in Böhmen; Waltenhofen, Be-
stimmung der Vergrösscrung und des Gesichtsfeldes
von Fernrohren; Domalip, Elektromagnetische Unter-
suchungen; Schöbl, Ueber die Nervenendigung an den
Tasthoarcn der Säugethierc; Zenger, Die Tangential-
wage; Fcistmantel, üeber Fruchtstadien fossiler Pflanzen
aus der böhm. Steinkohlenformation.
Prag, naturhist. Verein Lotos: Zeitschrift 22. Jahrg.
Quebec, Literary and bistorical socicty.
Regensburg, Zoologisch-mineralogischer Verein.
Rcichenbach, Voigtländi scher Verein für allgemeine und spccielle
Naturkunde.
Reichenberg, Verein der Naturfreunde: Mittheilungen, IV. Jahrg.
Riga, Naturforscher- Verein : Correspondcnzblatt, 19. Jahrg. Stieda,
Die Bildung des Knochengewebes; Schweder, Der Hagel-
sturm im Mai 1872.
La Roch eile, Acadömie.
Ronen, Societe des amis des sciences natur.
Salem, Mass.: Essex Institute: Bulletin IV, 1 — 12.
Salem, Mass.: Pcabody Academy: Report for 1871; Record of Am.
Entomology, 1870. Memoirs I, 2. 3; thc American
Naturalist, V, 2—12, VI, 1 — 11.
Schaffhausen, schweizerische entoraologische Gesellschaft: Mit-
theilungen, IV, 1 — 3.
Stockholm, Kongl. Svenska Vetenskaps Akademien.
Strassburg, Sociötö des sciences naturelles.
Toronto, Canadian Institute: Canadian Journal XIII, 6.
Upsala, Societas regia scicntiarum: Nova acta, ser. III, vol. VIII, 2.
Utrecht, Provincialgescllschaft für Kunst und Wissenschaft: Aan-
tckcningen v. Sectie-Vcrgaderingen 1871 und 1872.
Verslag v. algemeene Vergadering 1872. Hartog, De
Spectatoriale Gescriftcn van 1741 — 1800.
Venedig, Istituto veneto di scienze, lettere et arti: Memorie XIV,
2. XVI, 1. XVII, 2,
Verona, Accademia d'agricultura, commercio cd arti: Memorie IX.
Washington, Smithsonian Institution: Annual report for 1871.
Wien, k. k. geologische Rcichsanstalt: Jahrbuch XXIII, 1 — 4; Verb.
1873 1 — 18.
Wien, k k. geographische Gesellschaft: Mittheilungen V.
Wien, zool. bot. Gesellschaft: Verhandlungen XXII.
♦ 23 *
Wien, Verein für Landeskunde von Niederösterreich: Blätter 1872.
Topographie von Niederösterrcich, Heft 4.
Wien, österr; Gesellschaft für Meteorologie.
Wien, k. k. Akademie: Anzeiger 1873.
Wien, k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus.
Wien, Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse.
Wiesbaden, Verein für Naturkunde in Nassau.
Würzburg, physikalisch-medicinische Gesellschaft : Verhandlangen
III, 4; IV, 1-4; V, 1—4.
Zürich, naturforschende Gesellschaft: Vicrteljahrsschrift XVII, 1—4.
Zweibrücken, naturhistorischer Verein.
Zwickau, Verein für Naturkunde.
Ferner erhielten wir im Tausch aus Turin:
Guido Cora, Cosmos I — VI.
Laufende Casse des Gesellschaftsjahres 1873 — 74.
Einnahmen.
Sommerhalbjahr von 327 Mitgliedern 7^ 1690.—
Winterhalbjahr von 351 Mitgliedern „ 1851 . —
Jahresbeitrag von 100 auswärtigen Mitgliedern „ 300. —
Für verkaufte Abhandlungen lt. Abrechnung des Herrn
C. Ed. Müller „ 55.5
Eintrittsgelder beim Vortrage von Dr. Radde , „ 69.50
Zinsen ..^ „ 728.26
7/äi 4693.81
Ausgaben.
Für Anschaffung von Naturalien 7/<S 11 .70
„ Anschaffung von Büchern „ 258.16
Honorar an die Autoren der Abhandl. „ 244. —
Herausgabe der Abhandlungen „ 1573.45
Herausgabe des Jahresberichtes „ 155.—
Für naturwissenschaftl. Untersuchungen „ 56. -
„ Inserate, Porto, Spesen u. Diverse „ 048.43
Honorar und Unkosten beim Vor-
trage von Dr. Radde „ 278 . 50
»
7/gl 3255.24
Ueberschuss .. 7/«! 1438.57
Capitalfond des Vereines.
Capital 1. April 1873 7f$ 14094.87
Beiträge von
14 hiesigen lebenslänglichen Mitgliedern „ 2520. —
6 auswärtigen Mitgliedern „ 315 . —
Ueberschuss der letzten Jahresrechnung „ 1438.57
Capital 1. April 1874 7^ 18368.44
* 24 ♦
Kindt-Stiftung.
Gegnrflndet am 88. Mftra 1870 dnroh Herrn A. t. Kapff.
Einnahme.
Zinsen 7^ 446. 9
Ausgabe.
Anscliaifung von I>üchcrn „ 5.10
WB 440.99
Zum Capital zu schreibende Zinsen „ 42. 9
Saldo . . . . Tngi 39879Ö
welcher Betrag zur Deckung der Kosten der chemischen Vorträge
verwandt ist.
Capital.
1873 April 1 W 8627. 4
Zinsen „ 42 . 0
1874 April 1 M 8669.13
Frühling-Stiftung.
Gegründet am 2. Dechr. 1872 durch Frau Charlotte Frtthling, geb. GiSsohen.
Einnahme.
Beitrag von Herrn Dr. von Bippen W^ 5 . —
Zinsen „ 876.50
M 881.50
Ausgabe.
Verwaltungsunkosten „ 18 . 90
Y/J^ 862.60
Statutenmässig zum Capital zu schreibende Zinsen ... „ 92. —
Saldo . . . 'M 770. 6Ö
welcher Betrag zur Deckung der Kosten der chemischen Vorträge
verwandt ist.
Capital.
1873 April 1 7^ 18409.65
Zinsen „ 92 . —
1874 April 1 7^ 18198765
* 25 *
Niebuhr-Stiftung
für einen zoologischen oder botanischen Garten.
Einnahme.
Beitrag von Herrn Dr. Klemm 7/^ . 3 . —
Zinsen ^ 18.81
W "äi.8i
1873 April — Capital „ 467.10
1874 — April 1 7^ ' 488.91
Uebersicht
über die Deckung der Kosten der chemischen Vorträge.
Gesammtkosten 7^ 1401.50
Ertrag von Eintrittskarten W 232. —
Zinsen der Frühling-Stiftung „ 770.60
Zinsen der Kindt-Stiftung „ 398.90
7ä!S 1401.50
vJ^^tS^-
Zehnter Jahresbericht
des
natnrwissenschaftlickn Vereines
ZU
BREMEN.
Für das Gesellschaftsjahr vom April 1874
bis Ende März 1875.
-oC===s#€»^^«»^=c5o-
BREMEN.
C. Ed. M.ÜLLER,
1S75.
n
"v^
Hocilieehrte Herren!
D,
'as Gesellschaftsjalir, auf welches wir heute zurück zu blicken
haben, bildete in der Geschichte unseres Vereines insofern einen be-
deutungsvollen Abschnitt, als es den zehnjährigen Stiftungstag in
sich einschloss. Der Zeitraum eines Jahrzehntes ist für einen wissen-
schaftlichen Verein gewiss genügend lang, um seine Lebensfähigkeit
zu erweisen, und ich glaube bei dem Rückblicke auf das erste De-
cennium unserer Thätigkeit ohne Ueberhebung aussprechen zu dürfen,
dass unser Verein dies in vollem Maasse gethan , dass er wirklich
eine Lücke in dem geistigen Leben unserer Stadt ausgefüllt hat.
Das erste Jahrzehnt stellt eine Zeit vielseitiger und grosser An-
strengungen der leitenden Kräfte unseres Vereines dar; aber die-
selben sind, wie ein Blick auf das Erreichte lehrt, nicht ganz ver-
gebens gewesen. Allerdings waren die abgelaufenen Jahre durchaus
nicht ausschliesslich Zeiten regen Fortschrittes. Durch die bekann-
ten Beschlüsse der Gesellschaft Museum, die wissenschaftliche Pflege
der Naturwissenschaften aufzugeben, durch die hierdurch bedingten
Veränderungen mit den Sammlungen und der Bibliothek, welche wir
in den ersten Jahren unseres Bestehens mit so grosser Vorliebe ge-
pflegt hatten, traten tiefe Störungen des Vereinslebens auf. Der
Verein verlor gleichsam sein Arbeitszeug, und seine Bestrebungen
drohten fernerhin theilweise in der Luft zu schweben. Auch jetzt
sind die Folgen jener Veränderungen noch nicht völlig beseitigt,
jedoch werde ich weiterhin Gelegenheit haben darzulegen, was in
dieser Richtung im Laufe des letzten Jahres geschehen ist.
Der zehnjährige Stiftungstag (17. November 1874) fiel auf einen
Dienstag, und da dieser Tag hier seit lange her für Concerte be-
stimmt ist, so hielten wir am Sonnabend vorher eine festliche Ver-
sammlung im Conventsaale der Börse unter Theilnahme der Damen
der Mitglieder ab. Unser verehrter Freund, Hr. Prof. Karl Kraut
ans Hannover, dem wir schon so viele Beweise seiner Theilnahme
an unseren Bestrebungen verdanken, hatte sich freundlichst bereit er-
1*
M
klärt, •]■ n F.'-tvnr:i\iL' /n lialtn:. zu drm cv als Thema: „Die Ycr-
br'.niiniiC"* L'i-v.-.Vhlt hattr.
Vri?i i|.-:j Krl.l.iii-- :, lu^ /. Iniim Voirin-jahrrs hebe ich zn-
nürli-t (üp V.r-iiinmiwMi: iiiM:-«]i' r AL'rii-ultnr-ClK'mikcr, Physiologen
uiul Vor-t;Hi<l.- von V.r-Jii li-->tati«»n»n lurvor, weli-ho auf Einladung
un-^ort - V» r» iii"< währ» nl »l« r Miriiliri-'- u i:itornationalen landwirth-
schattli-iMii Au — t«-!:ii:.l' (am NiuliinittcU' do^ 17 Juni, nachdem ihr
am 10. Ahiis'N 'InL' Vorvirsaininluni: vuriiusirogangen war) stattfand.
Dioso zalilrciih Im-ucIiIi' ViT-animlun.tr* trucr sehr viel zum Ver-
stämlni^< «l'*r au-v^.-ti'llt. n wi'«-"n-ih:it'tliiMK'n fiegen.<tändo bei und
rt;rte ii.anrli" :ru«'!ir:r..j-n'h^ Er«'irtt runn an l>io in iiir zuerst an
dl«' OrtiVntlii'lik« it trt-t" i:.K' Mi-«- il'-r Hi'iiründun.ij einer landwirth-
schuttlichrn V» r-ucli — tatiun in lir. m-'-n wur.lo dann von uns auf-
pejrril!»n uml in /wti Sii/.un^'on cino- aus 3litgliodorn der Vorstände
dos hi«.'^igcn lamlwirtli-i-haftlichcn Vereine^, des Vereines gegen das
Moorbrcnnin und d» ^ naturwissonsohaftliohon Vereines gebildeten
Ausschusses w» ittr rrürtcrt. Au.crenhliiklich wird bie im Kreise des
laudwirlij'-chaftlichon Vc-rcin^-s ^otördort, und geben wir uns der Hoff-
nung hin, ilass sie dininiuhst durchgeliihrt werden wird.
An regclmässigon V«M'<ammlun.ireu wurden im abgelaufenen Ge-
sellschal'tsjalire IS gehalten. In einer derselben (am 13. April 1874)
hatten wir ilcn hohen G(nns<, einen Vortrag des Herrn Geh. Reg.-
rathes Prof. Dr. Könior au> Breslau über den geognostischcn Bau
Spaniens und namrntlich die wunderbar reichen Erzlagerstätten im
Südwesten dieses Landes zu hören, einen Genuss, für welchen wir dem
geehrten (Jastc innig verpllichtet sind. — Unsere Versammlungen
waren im Allgemeinen recht, wohl besucht ; nur einige Winterversamm-
lungen haben unter der Furelit vor der Kälte des kleinen Saales des
Künstlervei eines .irtlilteu: wir haben desshalb die Versammlungen in
da*^ Stimmzimmer M-rlegt uuil werden das-elbc auch im nächsten
\Vinter thun. — Von d«'n verhandelten (legenständen dürften hier
wohl besonders noch auf die „Hcübachtungsmethode der Vorüber-
gänge der Venus" (Vortrag des Herrn Prof. Sclierk am 7. Dec.) und
über „die Schädlichkeit der Ucblaus und des Coloradokäfers" (Vortr.
des Herrn Prof. lUiehenau am 21. Dec.) hinzuweisen sein, von denen
der erste an das grösste wissenschaftliche Ercigniss des abgelaufenen
Jahres anknüpfte, der zweite dazu b(Mtrug, weite Kreise auf die dem
Nationalwohlstand in Deutschland von den beiden genannten Insecten
drohenden (iefahren aufmerksam zu machen.
Der Wunsch, für den jetzt abgelaufenen Winter einen ähnlichen
Cyclus zusammenhängender Vorträge zu organisiren, wie er uns im vor-
hergehenden Winter durch das freundliche Entgegenkommen des
Herrn Prof, Kraut erfreute, führte zu einer vielfachen Correspondenz,
welche aber kein Resultat ergab. Indessen erklärte sich Herr Hütten-
meister riricli freundlichst bereit, in unserm Kreise drei Vorträge
zu halten, welche denn auch an den Abenden des 23. Januar, 20.
*) Nähere. Aiij;';il)t*u üIkt sie liiidi'U sich in dem AnsHtcllungshlattc der
Weser-Zeitung >»'u. 7 vom 20. Juni lülk.
•X-
Februar und 20. März stattfanden. Der behandelte Stoff stand —
obwohl die Vorträge nicht geradezu zusammenhängende waren — in
innerm Zusammenhange, und der Reichthum des Inhaltes, sowie die
ansprechende Form der Behandlung Hessen den lebhaften Wunsch in
uns entstehen, dass Herr Hüttenmeister Ulrich sich entschliessen
möchte, in einem der nächsten Winter einen wirklichen Cyclus von
Vorträgen in unserm Kreise zu halten. Für jetzt haben wir ihm
aber unsern herzlichsten Dank für sein freundliches Entgegenkommen
auszusprechen.
Die Organisation der Wintervorträge hat zu einem hocherfreu-
lichen Beweise von Thcilnahme an unsern Bestrebungen Seitens eines
Freundes unseres Vereines geführt. Bereits im Vorsommer v. J.
sprach derselbe gegen ein Mitglied des Vorstandes seine lebhafte
Freude über diese neue Seite unseres Vereinslebens aus und erklärte
sich bereit, seinerseits die Kosten des für den Winter 1874/75 zu
organisirenden Vortrags-Cyclus zu übernehmen. Jetzt nach Abschluss
der Vorträge hat derselbe uns den Betrag von inj). 1000 eingesandt,
welches reiche Geschenk wir Ihnen hiermit zur Anzeige bringen. Es
werden durch dasselbe nicht allein alle Kosten der diesmaligen Vor-
träge gedeckt, sondern es bleibt noch ein nicht unbedeutender Ueber-
schuss, welcher zur Vermehrung des Capitales der Frühlingstiftung
verwandt worden ist. Es ist mir eine angenehme Pflicht, hier dem
geehrten Freunde Namens des Vereines den herzlichsten Dank für
diese gütige Förderung unserer Zwecke zu sagen.
Unsere Mitgliederzahl hat sich im abgelaufenen Jahre von 400 hiesi-
gen und 116 auswärtigen Mitgliedern auf 441 hiesige und 132 auswärtige
vermehrt. Die Zahl der hiesigen lebenslänglichen Mitglieder ist von
47 auf 60 gestiegen; wir können nicht umhin, den Wunsch auszu-
sprechen, dass dieselbe noch bedeutend zunehme. Diu lebensläng-
liche Mitgliedschaft ist für den Einzelnen ( benso bequem , wie für
die Fortentwickelung des Vereines wichtig und bedeutungsvoll. —
Unter den uns durch den Tod entrissenen Mitgliedern haben wir
besonders der Herren Senator Dr. Cäsar und Buchbinder Fr. Schad
zu gedenken. Beide gehörten unserm Vereine seit seiner Gründung
an. Hr. Schad hat uns noch auf seinem Krankenbette ein Zeichen
seiner Theilnahme an unsern Bestrebungen gegeben, indem er uns
ein Album von ihm selbst mit trefflicher Technik und feinem Sinne
für die Schönheiten der Natur gezeichneter Darstellungen der lliesen-
bäume unserer weiteren Umgebung vermacht hat. Wir benutzen
diese Gelegenheit, um den Ausdruck unserer Freude über dieses
sinnige Vermächtniss zu erneuern, behalten uns aber vor, Ihnen über
die Möglichkeit einer Vervielfältigung einzelner dieser Blätter weiteren
Bericht zu erstatten.
Für die (jetzt eng zusammengepackten und der Besichtigung
kaum zugänglichen^ naturhistorischen Sammlungen ist die Herstellung
genügender Räume in dem eben jetzt im Bau begriffenen Domanbau
in Aussicht genommen worden. Wir würden freilich der Errichtung
eines eigenen städtischen Museums bei weitem den Vorzug gegeben
haben; da sich dieselbe aber unter den obwaltenden Verhältnissen
nicht erreichen liess, so begrüsseii wir die Herstellung jener Säle
als einen Fortschritt, da nach ihrer Vollendung die schönen, bereits
von unsern Grossvätern mit so vieler Liebe gepflegten Sammlungen
wieder der Besichtigung und dem Studium zugänglich sein werden. —
Wie Sie wissen , liegt den Behörden unseres Staates augenblicklich
ein Antrag in Betreft* der Neuordnung der Verhältnisse der Samm-
lungen und der zugehörigen Bibliothek vor, und können wir nur die
Hoffnung aussprechen, dass es dem Patriotismus derselben und der
Bevölkerung unserer Stadt gelingen werde, diese Angelegenheit so
zu ordnen, wie es ihre Wichtigkeit für das geistige Leben unserer
Stadt wUnschcnswerth macht.
In Betreff des naturhi-tori>chen Biicherwesens sind im letzten
Jahre neue Einrichtungen getroffen worden, welche hoffentlich auch
die Genehmigung der Hohen Behörden unserer Stadt linden werden.
Bei der Käunmng des alten Muscumsgebäudes im Frühjahre 1873
wurden die reichhaltigen Gesellschaftsschriften, zu denen unser Verein
so Vieles beigetragen hat, der Stadtbibliothek übergeben, die übri-
gen naturwissenschaftlichen Schriften aber mit dem Reste der Museums-
bibliothek auf dem Boden des Hauses Katharinenstrasse 8 aufgestellt.
Im vertiossenen Winter sind nun auch diese Schriften der Stadtbiblio-
thek übergeben und auf diese Weise wieder mit den Gesellschafts-
schriften vereinigt worden. Unter diesen Umständen glaubten wir
die Zeit gekommen, um auch unsererseits über die bei uns im Tausch
eingelaufenen oder von uns angeschafften Werke zu verfügen. Nach
Verabredung mit der hochlöblichen Verwaltung der Stadtbibliothek
haben wir Ihnen daher vorgeschlagen, derselben alle diese Werke
zu übergeben, und haben Sic diesen Antrag am 1. Februar d. J.
einstimmig genehmigt. Wir verhehlen uns nicht, dass wir mit der
Weggabe dieses werthvollen Eigcntliumes unserer Stadt ein grosses
Opfer bringen; aber wir glauben damit im Interesse unserer gesamm-
ten Bevölkerung zu handeln, da jene Bücher auf der Stadtbibliothek
bei weitem am leichtesten zugänglich sein werden. — Ferner ist es
aber erforderlich geworden, für die Fortsetzungen und die Neu-
anschaffungen naturwissenschaftlicher Werke zu sorgen, nachdem die
Gesellschaft Museum diese schon vor etwa zwei Jahren, jene mit
dem Ablaufe des vorigen Jahres sistirt hat. Da die Stadtbibliothek
nicht die Mittel besitzt, dem literarischen Bedürfnisse nach dieser
Seite hin gerecht zu werden, so haben wir geglaubt, hier vorläufig
nach unsern Kräften eintreten zu sollen, üass unsere Einnahmen
aber nicht genügen, um die Anforderungen, welche das wachsende
geistige Leben unserer Stadt stellt, zu erfüllen, lehrt ein Blick auf
unser Budget, und wir müssen dcsshalb besonders auf Vermehrung
derselben durch eine steigende Mitgliederzahl hoffen.
Unsere, in Gemeinsamkeit mit der historischen Abtheilung des
Künstlervcreins niedergesetzte, anthropologische Commission hat im
abgelaufenen Jahre leiuer nur wenig Gelegenheit zu Thätigkeit gehabt,
besonders deshalb, weil die Anfänge unseres ethnographischen Mu-
seums noch unausgepackt in Kisten ruhen. Mehrere von derselben
bei Gelegenheit des Schleusenbaues zu Ritterhude gesammelte mittel-
nllorliclie Gegenstände sind dem historischen Museum zu Hannover
Kur VervollstäDdiguBg von dessen dort veranstaltet er Sammlung über-
geben worden.
Dnrch das freandlicha Entgegenkommen der Kön. Ministcrial-
Commission nur Erforschnog der deutschen Meere in Kiel und der
hiesigen Deputation für Häfen und Hatenanstalten ist nnscr Wunack
uacli Errichtung einer maritimen Beohachtungsstation auf dem Aussdu-
lenchtschiff der Weser erfüllt worden. Die Instrumente sind (wie
Ihnen durch die Vorlage derselben in der letzten Sitzung bekannt
geworden ist) bereits angelangt und wird voraussichtlich in kurzer
Zeit mit den Beobachtungen begonnen werden können.
Der VerwäUnng des Ilsabeenstiftes konnten wir auf ihren Wunsch
durch ein Gutachten über die Anlage von Blitzableitern auf dem
neuen StiftsgebHude nützen.
Den geologischen Beobachtungen, welche nnser Schriftführer,
Herr Dr. W. 0. Focko, im Auftrage der hiesigen Sanitätsbehörde,
anstellt, sind wir mit lebhaftem Interesse gefolgt. Wir freuen uns,
der UochlOblichen Sanitatshehürde nnsern Dank durch Aufnahme eines
ausfuhrlichen Berichtes tiber diese ersten Beobachtungen in unsere
Abhandlungen ausdrücken zu können, ~ Die seit Jahren auf unserm
Programm stehende Erforschung der ostfriesischen Inseln ist im ver-
gangenen Jahre durch Beobachtungen verschiedener Herren, nament-
lich aber durch einen Frühjahrsbesuch der Inseln Norderney und
Langeoog Seitens des Herrn Prot, Buchennu gefördert worden.
An dem 25jahrigen Stiftungsfeste der k, k geologischen Reichs-
anatalt in Wien haben wir nns darcli Äbsendung eines Glückwimsch-
scbroibens betheiligt.
Die Herausgabe unserer Abhandlungen ist kräftig gefördert
worden. Im Herbste vorigen Jahres haben Sie das starke zweite
Heft des vierten Bandes nebst der vierten Beilage (welche wir wieder
der freundlichen Bereitwilligkeit der Deputation für die Bremische
Statistik verdanken) erhalten, und hente können wir Ihnen das soeben
vollendete dritte Heft jenes Bandes vorlegen. Dasselbe enthält Ar-
beiten des Ilerrn Prof. Dr. Buchenau und Dr. W. 0. Focke hier-
selbst, Major Baron von Harold in München und Scminarlehrer Alpers
in Hannover. Herr von Harold hat uns freundlichst die Bearbeitung
einer Sammlung japanesischer Klfer (Geschenk des Herrn Tuiskon
Lenz an unsern Verein) zur Publication Übergeben, während Herr
Alpers „Beiträge zur Flora der Herzogthttmer Bremen und Verden"
in diesem Hefte veröffentlicht und so zur Verwirklicbnng unseres
Grundgedankens, die Erforschung des gesammten nordwestlichen
Deutschland mehr und mehr zu fördern, in erfreulicher Weise bei-
getragen hat.
Von den auswärtigen Gesellschaften, mit denen '
düng stehen, erhielten wir manche werthTOlle Zusendung,
derselben hat sich ura folgende acht erweitert:
Berlin, Gesellschaft natnrforsch ender Freunde.
Edinburg, botanical society.
Lausanne, SocieU Vaudoisc des seiences naturelles.
in Verbin-
Der Kreis
i0 U^^^^uS^i» botttiqne.
^^S^' fä^^ ^^^^' ™^ Heilkunde.
t^ttrf' ^^^driatlca di scienze, lettre ed ^^^.
frifi'f'J^ OioL et geogr. snryey of the territories.
^^'^fmlet so (Ion eigentlichen Geschäften des Jahres-
orti. ^
iade^ flrä<f0f ^^^ ^^^ dankend hervorzuheben, dass Sie die
^^l"*^ gßsctii^ unseres Herrn Rechnnngsffthrers durch die 6e-
fer^^'^Ji^ Eincassimng des Jahresbeitrages in einem Posten,
tehtti^^f^er in zwei halbjährigen, wesentlich yereinfacht haben.
f(*^ iitf« Bechnnng schlicsst unter der sorgsamen Verwaltung des
'^J^Constd Johann Achelis in einem befriedigenden Stande ab. —
^'^den Zinsen der FrQhlingstiftung haben wir im Sinne der
^^gogsqrknnde ausser den Vortragen die Kosten von drei Tafeln
fbbildniigen bestritten, welche mit dem n&chsten Hefte unserer Ab-
hgodlangen ausgegeben werden sollen.
Ans dem Vorstande scheiden nach der Anciennetät diesmal die
0erren Schulvorsteher G. W. Debbe und Dr. med. W. 0. Focke ans
mid ersuche ich Sie, die statntenmässigen Neuwahlen, sowie die Wahl
von zwei Revisoren der Jahresrechnung vornehmen zu wollen.
Der Vorsitzende
Dr. med. 6« W. Focke.
A
«
Vorstand:
(nach der Ancicnnctät geordnet).
Dr. med. G.W. Focke, erster Vorsitzender.
Schulvorstcher C. W. Debbo.
Dr. med. W. O. Focke, Schriftführer.
Ferdinand Corssen, correspond. Schrift-
führer für den Verkehr mit den
auswärtigen Mitgliedern.
Prof. Dr. Fr. Buchenau, zweiter Vor-
sitzender und corrcsp. Schriftführer
für den Verkehr mit den auswärtigen
Gesellschaften und Vereinen.
Dr. L. Häpke.
Joh. Achelis, Rechnungsführer.
Inspector C. H. Leonhardt.
Comite für die Bibliothek:
Prof. Dr. Bnchenau.
Comite für die Sammlungen:
Prof. Dr. Bnchenau.
Redactionscomite :
Dr. G. W. Focke. Dr. W. O. Focke. Dr. L. Häpke.
Comite für die Vorträge:
Dr. G. W. Focke. Dr. W. O. Focke. Dr. L. Häpke.
Verzeichniss der Mitglieder
am L April 1874.
Ehren-Mitglieder:
Prof. Dr. Adolf Bastian in Berlin, gewählt am 10. September 1867.
Stadtbibliothekar Dr. J. G. Kohl, n n n n n
Hofrath Gerhard liohlfs in Weimar, vi»» » »
Dr. K. G. Zimmermann in Hamburg, gew. am 25. April 1870.
Capitän Carl Koldewey aus Bücken,
„ Paul Friedr. Aug. Hegemann aus Hooksiel,
Dr. R. Copeland in Parsonstown, Irland,
Dr. C. N. J. Borgen, Vorsteher des Observatoriums \ gew. am 17. Sept.
zu Wilhelmshafen, i 1870.
Oberlieutenant Julius Payer in Wien,
Prof. Dr. Adolf Pansch in Kiel,
Prof. Dr. Gustav Laube in Prag,
Eduard Mohr, gew. am 25. März 1872.
Prof. Dr. H. F. Scherk, gew. am 24. Februar 1873.
Correspondirende Mitglieder:
Bergwerksdir. Cons, K. Ochsenius, jetzt in Marburg, gewählt am 12. Decbr. 1865.
Prof. Dr. Prestel in Emden „ »15. Jan. 1867.
Prof. Dr. Nobbe in Tharandt „ »15. Jan. 1867.
Consul Fr. Niebuhr in Bangoon „ »10. Septbr. 1867.
Dr. Ferd. Müller in Melbourne „ „ 4. Mai 1868.
Prof. K. Hagona in Oldenburg „ „ 8. Febr. 1869.
Praeceptor Eiben in Aurich „ „ 1. Novbr. 1869.
Herrn. Meier, Lehrer in Emden „ „ I. Novbr. 1869.
Dr. A. Mühry, PrivatgeJehrter in Göttingen ... „ »1- Novbr. 1869,
t) Aelidi«, J. C. Coii8u1, Kitarmtnn.
3] AchtHt, frlKilr., tUurmnnn.
3) Anxlt, J. C ».. Mskter
4) Ilftriihanini, Dr.. H. ¥.. Ant
5) Bullniftnn, Man.. Knurmiinn.
[i] Hur«ilarir, C. P... KiaFn^nn,
7) Buch«iiftu. Dr.. P. I'rofMsor.
H] Cunweti, ¥., Katihiann.
g} Uabho, C. W.. RchuWoriUhar.
10) Dreier, Corn.. Kaiirm>.Da.
11) Dreier, Dr.. J. 0. H . Ar«.
13» Duckwiiü. Dr., A.. Bargcrmdswr.
m Ensclbrccht, H,. OI«'iTmBi»tBr.
14) Fehrmatin, W., Cunsnl, Kiuifmann.
16) b'ucka. Dr., F.Ü.. Am.
Ifl> Fuck^ Dr., 0. W„ Arii.
171 Kucke, ür, W. O., Ann.
18) KriM, A. ilp, SchalvorHehcr,
1U) Fnhrkcn, C. Kaurmiiiin.
VD) GiklrmvJsMr, Miitli.. KanrmaTin.
Slj (lihkcnuiBlGi, M. W. K., Knurmann.
22} lUfkfula. llulnr., Knurmnnn.
931 Hiliti'brHtxl, J>il., K>urn>]>iin.
U) llunrkal, Wilh.. Liibo^rnph.
In) liailBrolt, ThBo.1., Kautiiimin.
m Jalm«, J. F., Polihllnller,
JT) Kii|>3. L, V, Kaarniaiin.
38) Kuridh, C. KnnBlganni'r,
n) KejBser, C- B . Apütl.eker.
3(1) Kladt, Chr., KnurmuDn.
b) der
61) Adnm, \V,, Kuufniniii],
fi?) Ailami, J., Cunsul, KMifm«nn.
63) Alberg, G. W., Dr., Senalur.
64) Albers, J. A., Consul, Eaufmunn.
HS) Alherti, H. Fr.. Knufmana.
M) Atbrccht, G, KnofinaDn.
67) Ankcremit, A., Kaurmann.
61) AreiiB, J, T , Kaufmann.
Sil) Arndt, C, Knprergcbmled.
TU) AsdRiefer, Julias, Kaufmann.
71) Averbecfc, H.. Dr., Arzl.
ft) Backhaag, Wilh., Kaufiuann.
73) Bnrckhausen, W. E.. Kaarmann.
7A) BaneU, Carl, Knutmann.
7S) Becker, F. Q.. BauiuBpocior.
7C) Becker, Th., Kanfmann.
77) Benqno, W., ObergUrtiiEr.
7Sl BelEstedt, J., ZimmirniEiGtcr.
70) Bergfalil, G., Jawelicr.
80l Barffmacn, F. W., Lehrer.
81) Bermpohl, A, NnvigatiunBlchier.
82) Betke, D.. Dr., Arzi,
83) Bischoff, n , Kaufmann.
8i) Bitt«r, Philipp, ICnafniinn.
85) Blum. J. H. Frisenr.
88) Böhme, F. W., Buchbinder.
87) BöBB, Job, Lohror.
BllBh«.
) Kmimeier, Ur , J. V., Aoit.
I Lconh&rdi, C. II.. Inajieutur.
) Lange, Job , jdd.. SdiifliiStnitiaii
I LinilrmejiT, U. Ü, ÖJibttlrunn'
.) Lotcnt. l>f, E.. Am.
i) MMtKirtihasea, Dr E^ Hour.
) M^l"her», a'rii.. Conaiil, "'
.) Mtluhor«, Horm., Knutitiaiin.
I) Mcleb«», It. W.. Kaurmaita,
') MoDito, Juliai, KniifoinnD.
) Nlcl«;ii. A. H.. KHiirmmm.
)) Noliumut, P. E, ICnnfmiinii.
i) Puvenitedl. E., Kaarmonn.
) Plcngi', J. H. G., Cuiisul, Kautmunn
i) Pleimr, Dr., F.. F. Q. H., Ami.
i) Rulf*. A.. Knariuinn
) llolUerniiitiilt., A. W., Frivalninni
I) SuBt, J. C, Ktufmann.
Snhp
. n. A, L.
Sanier, S'K'nu'ol, ICaiifliii
SchAI'i
Sahnrfenbvrg. C, Oonaul, ÜAufmAas.
8 iigBlaFk, A. F. J.. KaufiDiLDn.
Stadler. Dr., L.. Arit
titrutie, C. il. I.., Eaurmunii.
Sl.ruh«, Ur. 0. K., Ant.
Vlelor, F. M., ICHiifinann.
du Vois, E.Vf.. Coacul. Kau Fmann.
Wei nha gen. U.F,, Senator. Kauf tnnnii.
Zimoicrniatin.U.F.K.A.Apoihckar.
88) BD^mann, C. I.., Kaiifnm
m Boi'Kuld, L. F. C. Uulfnbrikni
M) BraulU-fhl. i'„ Kaufniiiilii
91) Brcusing, J. A. A., Dr.,
93) Brinkmann, A, Lehrer.
93) Brons, K., linufmann.
'.'*) Bochmeyer, F. W., Ührm»cher,J
9.'i) Base, A. Th., Mcchnnikas.
911) CatEttr, C. A., Kaormann.
97) Cnsiendjk, Herrn., Knufmann.
U8l ClflUBseti, a, Kaufmann.
9'J) Crcdnar, H, BnchhaniHov.
tOÜ) Cuno, J. Fr., Maler.
1(1!) Dannernann, 0>!or(;, Eanfoianii.
lU!) Deeljen, Gustav. Fabrikant.
103] Dciicrr, Julius. KaufmaaD.
1114) Di'iierB, W-, Kaufmann.
lOS) ÜBpken, Joh , Lanilwinh.
10») Dcrkbicm, Fr.. Canaul, KHufulta)
"") Dieckmann, E. H, Kaufmann,
j Dierking. H. H G., SieueriJiro
) Dranaleld. Q. J , Kaufmanii.
) Dreier, J. H , Lehrer.
I Drfver, H., Lchri-r.
) Dnbliora, J. C Kanfman».
) Uuckivitz, Ä., iuD., KanfmAiiD; '
) Dyes, L. G,, Genera,l-CoDsai.
4
11
115) Ebhard, C, Tapctenhandicr,
116) Eggeri, Aug., Kaufmnnn.
117) £gger8, Chr., Kaufmann.
118) Eggers, Job , Kaufmann.
119) Ehmck, Aug , Kaufmann.
110) Ellinghausen, C. F. IL, Kaufmann.
121) Encke, G., Particulier.
122) Engelken, H., jun., Dr., Arzt.
123) Engelken, H. W., Arehiteet.
124) Engelkcn, P. E., Apotheker.
125) Ernst, Theob . Dr., Chemiker.
126) Ernsting, D. W., Kaufmann.
127) Feld mann, Dr., A., Fabrikant.
128) Feising, E., Uhrmacher.
129) Feuerstein, Rud., Kaufmann.
130) Fillmcr, A., Juwelier.
131) Finkc, A. W., Kaufmann.
132) Finke, 1)., Kaufmann.
133} Finko, Dctmar, Kaufmann.
134) Finke, H. C, Waarenmakler,
135) Finsch, 0., Dr., Conscrvator.
136) Fischer, H. J., Buchhändler.
137) Fletchcr, G., Kaufmann.
138) Focke, Jul., Kaufmann.
139) Freitaj.f, Gottfr., Kaufmann.
140) Frerking, Ph., Klempner.
Hl) Frickhüffor, H., Pastor.
1 42) Fritze, Rieh , Kaufmann.
143) Gämlich, A., Kaufmann.
144) Gaenzel, F, Chemiker.
145) Gaetjens, Gottfr., Kaufmann.
146) Gärtner, A. Th., Dr., Lehrer.
147) Gansland, H., Consul, Kaufmann.
148) Garrcis, Heinr., Kaufmann.
149) Gcerkcn, L., Capitain.
150) Gcrdcs, S., Consul, Kaufmann.
151) Geyer, C, Kaufmann.
152) Gildemeistcr, D., Kaufmann.
153) Gildemeistcr, H., Kaufmann.
154) Gildemeister. J,, Dr, Arzt.
155) Göring, G. W., Dr., Arzt.
156) Goullon, F., le, Kaufmann.
157) Grave, F., Bürgerm., Kaufmann
158) Graevcn, P. A. C, Kaufmann.
159) Gräving, J. H., Geldmaiiler.
160) Grienwaldt, L. O., Photograph.
161) Gröning, Heinr., Senator Dr., Jurist.
162) Gröning, Herrn., Senator Dr., Jurist.
163) Grommd, H. L, Kaufmann.
164) Grunewald, H. B., Maler.
165) Groto, Herm., Kaufmann.
166) Güttich,C.O.F.,Telcßrapheninspect.
167) Haarstick, Ph , Sanitäts-Chemiker.
168) Hach, H. Th., Dispacheur.
169) Hachez, Emil, Kaufmann.
170) Hackithal, L., TelcKraphcn-Sccret,
171) Halem, G. A. v., Buchhändler.
172) Halcnbeck, L., Lehrer.
173) Hampe, Ed., Buchhändler.
174) Hansing, W. L., Kaufmann.
175) Häpke, L., Dr., Lehrer.
176) Ilurrussowitz, Otto, Consul.
177) Harilaub, C. J. G., Dr., Arzt.
178)
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182)
183)
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233)
234)
235)
231))
237)
238)
239)
240)
HauschiM, H. M., Buchdrucker.
Hcgeler, H. C, Kaufmann.
Heinecke, Franz, Gärtner.
Heineken, Job., Kaufmann.
Heineken, Phil., Kaufmann.
Heins, Job., Gärtner.
Heinsius, M , Buchhändler.
Herbst, Wilh., Zahnarzt.
Herzog, L. C, Phoiograph.
Heymann, Th. v., Kaufmann.
Heymann, C, Opticns
llildebrandt, Fr., Lchivr.
Hille, A., Lehrer,
Höpken, K , Pastor emer.
Hoppe, Ed., Insp. d. Bargcrpavks
Hörn, W., Gasinspector.
Hörn, W., Dr., Arzt.
Huntein, J. H. D , Wasserschout.
Hurm, J. ¥, G., Kaufmann.
Jacobs, Job., Kaufmann.
Janson, J. A. N., Schulvorsteher.
Jantzen, H.C.F., Schneidermeister.
Ichon, Th., Kaufmann.
Ichon, W., Kaufmann.
Jungk, Justus. Kaufmann.
Kalirwctr, H. W , Kaufmann.
Kapff, J. W. A., V., Kaufmann.
Kiessclbach, S. T., Dr.. Richter.
Kippenberg, A., Schulvorsichcr.
Kirchhoff, G., Makler.
Klatte, B., Privatmann
Klingenberg, C. J., Schilfsmakler.
Klemm, Friedr., Dr., Lehrer.
Koch, J. D., Kaufmann.
Köhnholz, 0, A.. Kaufmann.
Könckc, j. D., Kaufmann.
Küster, J. C, Lehrer,
Kottmeicr, C, Dr., Senator.
Krummdiek, Hinr., Lehrer.
Kuhsiek, C, Lehrer.
Knhsick, J. G., Schulvv rstehcr.
Kulenkampflf, Jul., Kaufmann.
Kunth, F. F., Waarenmakler.
Kupsch, J. H , Architcct.
Küster, Georj^e, Kaufmann.
Lackmann, H A., KaufmHun.
Lahuseu, W. IL, Apotheker.
Lammers, A.. Dr., Uedacteur.
Lamotte, IL K., Kaufmann.
Lampe, IL, Dr., Jurist.
Lauprecbt, A., Kaufnmnn.
Leonhardt, C. L , Dr., Arzt.
Lichtenberg, R., Kaufmann.
Liebig, F., Stellmacher.
Lindcman, M., Dr., Stenograph.
Lindstädt. Fr., Instrumentenmaeher.
Lingen, IL v., Dr., Jurist.
Linne, 11.^ Kaufmann.
Lohmann, J. G., Kaufmann.
Löning, G. A., Dr., Rcg.-Sccretair.
Loning, J. F. \V., Aelt., Kaufmann.
Loose, A., Dr , Arzt.
Lüben, 11., Kaufmann.
* 12 *
?41) Liii-o, C. L. l>r.. Arzt. lidi) von Post, H. A., Dr., Richter.
•J'rJ) Liil. ki'. J. II.. Kaufiii .nii. 31)5) von Post, II. A., Kaufmann.
'ii'Ji Lü'.'iirz. A-l.. K.iufmanM. 'MHh von Post. 11. L., Dr., Notar.
•iii) Lfi«l<'rii/.. \.'. ■.:'.<, Kauüiiaiin. 'M)l \ Prange, F. A. A., Makler.
'ii5i Liinii:in. II- iür.. Kuiifiraun. iJDS) QuiiUic. L. A.. Kaufmann.
211)1 Liiitnai!. A .Dr.. Si natir. iiD'J) Uuhlwcs. W., Schneidermeister.
•ii7; M;4ii<liur. C. \)v., Pa-i« r. iJIÜ; Kation. T., Maler.
-MS) Martt.Ms. II.. Dr.. I.tlircr. .311) Heck, Fr., Kaufmann.
•JiU, M..rt;ii. \V. L.har. \\\2) UcUlcrsen. II. O., Lehrer.
2rr)i MiirALMlf. ('. Fr.. Kaiifmann. 31.3) Ucmmer, W., Bierbrauer.
V."il; M-ckf. (I.. Kaiifiiiaiin. 31 i) U liling. Ilcinr., Kaufmann.
i^j'ij .Mtiur. II. II.. <'in-u]. Kaufmann. 31.'») Renken, A., Bankdirector.
'2.")3. .Mritr, J. l'r.. lirlilmuklcr. 310) UennwaKon. II, Buchhalter.
'ifiJi M- '^sM'-r. 11.. lJauiii'i>ter. 317) llctemcycr. A., Kaufmann.
*2'k}) M«I«-1i''.>. JJo.r;_'. Kaufiiiann. 31S) Rienischncider, F, Buchhändler.
*irjü) Mchk-, \V., Jim.. Kauliiiann. 31i)- Kiensch, Ilcinr., Makler.
'i.')/) M<"iil.i-. J. h., Kaiiiiwaiin, 3'iO) Kiscli, H.. Lehrer.
'.».■.8) M»iik^n.<, II. L-!nvr. 321) liucholl, Th., Kaufmann.
2.")U; Mt'wr. .\.. jini.. Kaufmann. 322) liodcwald, IL G., Kaufmann.
2«. 11) Mi/y.-r, A. If . Thiirurzt, 323) Uohlfs, J. II., Dr., Arzt.
201) Mi'Vfr. Dr.. (i. K., Arzt. 32») Uomber«i, II , Dr., Navigationslehrer.
202; .Movir. Lu-Ia.. Kunfiuann. 325) Uüsicke, Ad., Thcaterdirector,
203) Mi'vt-r. II. W.. Musikalienhändler. 320) Hoessin«:h, C, Consul, Kaufmann.
20 i; Mi's.^er, C. L'-liror. 327) K.jssmann, A., Ingenieur.
205 j Misoixa- ?. A. !•' . Kanfnr.mn. 32S) Rt tlie. L.. Kaufmann.
200) Mohr, C. l". (.J.,Dr., nür-urmeistcr. 321)) R>the, M. E., Dr., Arzt.
207; M-dir, N. lt., R«.lactcur. 33U) Ruhl, J. P., Kaulmann.
208; Moslc. A. G., Kaufmann. 331) Runge, II. G., Dr.. Arzt.
201)) Müller, C. Ktl., Buehiiündlcr. 332) Rutenberg, J. IL, Kaufmann.
271); Müller, Gcorir, Kaufmann. 333) Ruyter, Carl, Kaufmann.
271) Müll r. Gi'or.Lrc, Kaufniaim. 33i) Sammann, D., Kaufmann
272) Müller, J. C, Kaufmann. 335) Sander, G., Kaufmann.
273; Müller. II.. Arcliiieet. 330) Sandkuhl. Ileinr., Makler.
27 4) Möller, l-\r.l., jun.. Kaufmann. 337) SehiUrer, Max, Dr., Arzt.
275) Mulile, J. E. C Kaurmauu. 338) SehatVert, IL, Buchhändler.
270) Muniniy, ()., Kaufmann. 33'.)) Sehellhass, Con.sul, Kaufmann.
277) Murtfcl'.it. AV.. Kaufmann. 3i0) Sehenkel, B., Pastor.
27S) Naw.l. C. F., Ol.iM-iirrner. 3il) Seherk. C, Dr., Arzt.
271); Nat-rmann. C , Kaufmann. 3'i2) Sehierenbock, IL, Kaufmann.
280) N'i'ulin^'. .1. F., Lulirer. 343) Sehmahlsticg, A., Kaufmann.
281) Niols"n, Iloinr.. Kaufmann. 3'j'») Schmidt, A., Lehrer.
2^2y Ni«'!.-cn, .)., KMufmtinn. 34.*)) Sehneider, G. L, l)r , Lehrer.
2S3j Nitlsiu. W., Kaufmann. 3i0) Schneider, 11. F., Assecur.-Maklcr.
284; Nieporr, IL, Kaufmann. 3i7) Seholz, P. F., Dr., Oberarzt.
285) Nohhc, (r., Kaufmann. 3i8) Sohomburg, N. IL, Kaufmann.
2.S(i) Nnnweilcr, ( ). F.. Pastor. 3.il!) Schröder, A.. Oberbaurath.
287; Ot'Iri'^'hs, K.lw.. Kaufnumn. 350) Sehröder, G.A , Consul, Kaufmann.
2.S8) O.lrielis. .i-M^y . Dr., Advocat. 351) Sehröder, II. F. Sohn, Kaufmann.
28')) O.tlin;.'. Fr., Kaufmann. 352} Sehröder, P. 1)., Kaufmann.
2«)0) (Jverl)cck, F.. Kaufmann. 353) Sehrüder, W. A. H., Kaufmann.
21)1) Oveiheck, Tii , Director. 35i) Sehrö.lcr, W., Kaufmann.
21)2) Ove.ibcek, \V., Director. 355) Sehumacher, A., Dr., Jurist.
21)3) Palis, F. ().. Kaufmann. 350) Schumaeher, F. A., Kaufmann.
21)i) PaveiL-rtedt, J. L. E., Dr., Advokat. 3r)7) Schumaeher. IL A.. Dr.. Senator.
295) Feters, F., Lehrer. 358) Schumann. R. IL, Branddircctor.
21)0) iVtfi-.^. IL. L'direr. 351)) Se.hütte. Carl, Kaufmann.
21)7) Ffi'inVr, Fr., Dr., Senator, ' 300) Sehwally, C , Drechsler.
21)8 Pllü-i'-r, J. C, Kaufmann. 301) Sehweers, G. J., Privatmann.
21)1); Pietscli. IL. Seliulvorsteher. 302j Seeger, J . Dr., Zahnarzt.
300) Plate, K. F., Dr., Arzt. 303) Sengstack, F. W. E, Kaufmann.
3«)1) Plate, Fmil, Kaufmann. ; 30 4) Sen{j:.<taek, IL (/., Kaufmann.
302; Plump, Aug., Kaufmann. ■ 305) Smidt, Job., Dr., Jurist.
303; Pükrantz, C, Consul, Kaufmann. '. 300) Smidt, W., Landwirth.
4f
13 *
307)
368)
369)
370)
371)
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392)
393)
394)
395)
396)
397)
398)
399)
Socnk**, C, Lieutenant.
Sparkuhle, A., Lobrcr.
Spitta, A., Dr., Arzt.
Spitta, W., Consul, KRufmann.
von Spreokelsen, J., Kaufmann.
Sprenger, Otto, Dr., Arzt.
Stahlknccht, U., Kaufmann.
Stahlknecht, 11. A. J., Kaufmann.
Stapf, E., Dr., Chemiker.
Steinhoff, A. G. F., Lehrer.
Stoinmever, G. E., Schitlsmaklor.
Stotlregen. V. W., Chemiker.
Strodthoff, J. G., Kaufmiinn
Stucken, A., Kaufmann.
Suliug, Herrn , Gärtner.
Tebclmann, C. A. C, Directov.
Tecklcnborg, Franz, SchilTshaum.
Tellmann, Carl, Lehrer.
Tern, W., Lehrer.
Tctens, Senator, Dr., Jurist.
Thiele, C. R. H. A., Kaufmann.
Thorspecken, C, Dr., Arzt.
Thyen, 0,, Consul, Kaufmann.
Tideman, J., Aelterm., Kaufmann
Tidcman, J., jun., Kaufmann.
Toel, Fr., Apotheker.
Tool, Georg, Privatmann.
Tölkcn, H., Makler.
Tormin, G., Dr., Oberstabsarzt.
Torstrick, J. A., Dr., Lciirer.
Traub, C, Kaufmann.
Unkraut, Ad., Kaufmann.
Vaernewyk, G. van, Dr., Arzt.
400) Voge, O., Kaufmann.
401) Wagcncr, Carl, Kaufmann.
402) Walte, G., Landschaftsmaler.
403) Walte, W.. Kaufmann.
404) Waltjon, Carsten, Fabrikant.
405) Waltjen, Ileinr., Kaufmann.
40()! Waltjcn, llorm., Kaufmann.
407) Warneken, IL A.. Kaufmann.
408) Warneken, lldnh., Fabrikant.
409) Watermeyer, F. K ,Cons., Kaufmann.
410) Weber, »Julius. Giirtner.
411) Wegener, F. C, Lehrer.
412) Wellmann, IT., Dr., Lehrer.
413) Wenlt, J.. Kaufnumn.
iI4) Wenncr, G., Mechanikus,
415) Wenderoth, K. W., Kaufmann.
410) Werner, E, Kaufmann.
417) Wessels, J.. Küpermeister.
418) Weyhe, W., Architect.
419) Wiescnhavern, W., Apotheker.
420) Wilckens, M. IL, Dr., Jurist.
421) Wilde, Fr., Lehrer.
422) Wilkens, IL. Sili)er\vaarenfabrikt.
423) Wilkens, IL'inr., Kaufmann.
424^ Will, K., Kaufmann.
425) Willieb, J. L. F., Apotheker.
42«) W^illmann, C, L'-hn-r.
427) Wolkcnhauer, W., Dr.. Lehrer.
428) Woltjen, Herrn., Trivatmann.
429) Würth, L., Buchbinder.
430) Wüste, Fr., Agent.
431; Zembsch, Wold., Kaufmann.
Nach Schluss der Liste noch eingetreten:
432) Below, W., Baumeister.
433) Gibon, Friedr., Kaufmann.
434) Jacobi, Nicolaus, Privatmann.
435) Frahm, Wilh., Kaufmann.
436) Betge, J. IL Fr., Oberpostdircctor.
437) Jantzen, J. IL, Consul.
43tS) Koch, Louis, Fhotograph.
439) Brauer, Gustav, Kaufmann.
440) Deetjen, Henry, Fabrikant.
441) Bremer, Ileinr., Teppichhändler.
Durch den Tod verlor der Verein die Herren:
Bockelmann, J. F., Kaufmann.
Caesar, G., Dr., Senator.
Schad, F., Bnchbinder.
Wilkens, Carl, Fabrikant.
Es verliessen Bremen und schieden desshalb aus unserm Kreise:
Blothner, O., Kaufmann.
Meyer, H. F., Lehrer.
Ohlcndorff, Fr., Lehrer, (s. ausw. M.).
Oom, Julius, Pharmaceut.
Schröder, H., jun., Kaufmann,
Smidt, Herrn., Kaufmann.
Wegener, L., Lehrer.
Ihren Austritt zeigten an die Herren:
Eborhardt, L. H., Kaufmann.
Focke, H. T., Kaufmann.
Hagemeyer, J. G., Kaufmann.
Knoop, K, W., Cigarrenfabrikant.
Lüdeke, H., Kaufmann.
Meyer, W„ Makler.
Bolle, E. J., Lehrer.
Schäfer, H«, Lehrer.
Schmidt, H., Kaufmann.
Schnitze, Heinr., Lfhrer.
Sjüström, ü., Kaufmann.
Stockmeyer, C. IL, Director.
Tasche', A. W., Dr., Arzt.
Wesche, E. A., Jjehrer.
Wirsching, Th., Kaufmann.
* 14 *
II. Auswärtige.
Kill ili'in Naiilf'ii Iiei:;<'Iii^-i<:s (I.) lM>iIeutet: lolicnsläiiglichej« Mitglied.
a) Gebiet und llafcnstiLdtc.
1) Bremerhaven: BallaulT, II., Gasdirector.
*Z) „ Barth, Dr., Apotheker.
3) „ Friedrichs, J. IL, Ueallehrcr.
4) n Gutkese, W., Capituin.
5). „ llanckes, C Fr., Baurath.
0) „ Ludulph, W., Mcchanikus.
7) n Poppe, A., Privatmann.
8} ,, Rickmcrä, P., Kaufmann.
U) „ Kickmers, W., Kaufmann,
lü) 9 Raschen, J., jr., SchifTsbnuer.
11) „ Scheele, Dr., Kcallchrer.
12) „ Wcymann, H., Fabrikant.
13} Grambkc: Frick, Oberlehrer.
14) Vcgcsack: Borcherding, FV., Lehrer.
15) „ Brauer, Fcrd. Lehrer.
Ih) „ Günther, J. G., Dr., Arzt.
17) „ Ilcrrmann, K. R. G., Dr., Reallehrer.
18) n Klippert, Gust.
19) n Kohhnann, Reallehrer.
2Ü) q Kreuch, U., Lehrer.
2<) ,1 Lan<^e, Job. (L.), Schiffbbaumcister.
22) n Lunge, Joh. Martin, Sohn.
23) , Lüsscnbop, E , Lehrer.
24) „ Nültonius, C, Privatmann.
2i)) „ Ülsscn, V., Primaner.
20) „ >tümckc, Apotheker.
27) n Wilmans, Dr., Arzt.
28) Wasserhorst: Schluadorll', J., Lehrer.
b) Im II e r z o g t h u m Oldenburg.
29) Abbehausen: Clieranitz, Dr., Arzt.
30) „ Wellraann, Lehrer.
31) Alienesch: Engelhardt, Lehrer.
32) Brake: Mahlstedt, Lehrer.
33) Delmenhorst: v. llarbou, Dr., Arzt.
34) „ Roggemann, Lehrer.
35) Dedcsdorf in Butjadingen: Kirchner, A., Apotheker.
36) Diedrichsfeld b. Oldbg. : Hake, Aug., Landwinh.
37) Elsfleth: Jülfs, C, Navigationslehrer.
38) „ Preuss, W. G , Navigationslehrer.
39) Neuende b. Wilhelmshaven: Siegismund, Dr., Arzt.
40) Oldenburg: Bentfcldt, IL, Seminar-Inspector.
41) „ Mundcrloh, H., Lehrer.
42) j, Schloifer, Dr., Arzt.
43) Rodenkirchen in Butjadingen: Schmidt, Lehrer.
44) Sandhausen bei Hasbergen: Schmidt, Lehrer.
45) Varel: Böckeler, Otto, Privatmann.
46) „ Dugend, Apotheker.
47) Varrel bei Delmenhorst: Meyer, H., Gutsbesitzer.
48) Zwischenahn: Knottnerus, J., Apotheker.
c) Provinz Hannover.
49) Achim: Fitschen, Lehrer.
50) Aurich: Rassau, Apotheker.
51) Bramsche bei Osnabrück: Piesbergen, G., Dr , Arzt.
* 15 *
5*2) Bremervörde: Strandes, A., Oberpostsecretär.
53) Brokel bei llotenbarg a. d. Wümme: Kropp, R., Privatmann.
54) Buxtehude: Lemmermann, J., Lehrer.
55) Celle: Nöldekc (L.), Obcrappell.-Ger.-Raih.
56; Fürstcnau: Lange, Günther, Pastor.
57) „ Kump, Aug., jun., Apotheker.
58) „ Rump, Fr., Bürgermeister.
59) Gottingen: Behrens, Student.
60) „ Ohlcndorir, Fr., Student.
61) Grasberg bei Lilienthal: Fiok, Lehrer.
62) Hagen b. Stubben: Appelkamp, R., Sccretür des landwirthschaftl. Vereins.
63; „ Reupke, Apotheker.
64) Hannover: Alpors, Fr., Seniinarlehrer.
65) „ Grelle, Dr., Professor.
66) Lauenstein b. Salzhemmcndorf: Wöckener, Kaufmann.
67) Lesum: GrafiF, W., Fabrikant.
68) „ Zickler, F., Director.
69) Lilienthal: Grosse, Lehrer.
70) Münden, Hann. : Zabel, Gartenmeister.
71) Norden: Siebds, Heinr., Lehrer.
72) 9 Sundermann, Fr., Lehrer.
73) Osnabrück: Brandi, Schulrath.
74) Osnabrück: Peters, W., Oekonomie-Secretär.
75) Osterode: Ahrens, W., Dr. phil.
76) Rechtenfleth: AUmcrs, Herrn (L.), Landwirth.
77) Rotenburg a /d. Wümme: Wattenberg, Apotheker.
78) Salzhemmcndorf: Ahrens, W., Dr. med.
79) Stade: Brandt, Gymnasial-Oberlehrer.
80) „ Büttner, G., Consist. Secretär.
81) „ Eichstädt, Fr., Apotheker.
82) „ Fritsch, Carl, Gymnasiallehrer.
83) n Holtermann, Senator.
84) „ Streuer, Fr. W., Gymnasiallehrer.
85) „ Tiedemann, E., Dr. med.
86) D Wilckens, U., Uebungslehror.
87) f, Wyneken, Job., Ober-Ger. -Anwalt.
88) Verden: Holtermann, Apotheker,
89) „ Lühmann, W,
90) „ Sonne, D., Rector.
91) „ von Staden, Inspector.
92) Visselhövede: Elfers, F. F., Lehrer.
93) Windhorst bui Bücken, Amt Hoya: Castendyk, Ferd., Landwirth.
d) Im übrigen Deutschland.
94) Bonn: Borggreve, B., Dr., Professor.
95) „ Stahlknecht, Herrn. (L.), Privatmann.
96) Braunschweig: Bortram, W., Pastor.
97) „ Braun, G., Apotheker,
98) „ Steinmann, G.
99) Flensburg: Schäfer, H. W., Dr., Professor.
100) Flottbeck bei Altona: Boutb, John (L.), Knnstgärtner.
101) Jena: Brüggemann, F., Student.
102) Arensburg bei Lieh in Oberhessen: Solms-Laubach, Fr. Graf zu, (L.).
103) Leipzig: Berlcpsch, Hans zu, Graf, Stud. camer.
104) Magdeburg: von Nachtigal, General-Major.
105) Minden: Banning (L.), Dr., Oberlehrer.
106) PeterBhagen bei Minden: Kerrl, Seminarlehrer.
107) Stassfurt: Frank, A., Dr., Chemiker.
108) Steinbeck in Lippe-Detmold: von Lengerke, H. (L.), Dr., Gutsbesitzer.
109) Strassburg: Lorent, Herrn., Dr., Privatdocent.
HO) Waren, Mecklenburg: Hörn, Paul, Apotheker,
111) Wiesbaden: MüUcr-Mecko, H., Kaufmann.
16
c) Im ausBcrdcutRchcn Raropa.
112) Liverpool: Pran^'C. Frun»;, Kaufmann.
113) London: An'lri'Hvn, An;;. (L.), Insiitiitsvorstchcr.
11 i) Pest: Tomple, Und.. Ingeni-Mir.
115; Petersburg. Gromnie, Georg W. (L.), Kaufmann.
f) In fremden Wcl ttheilon.
Amerika.
116) Hahia: Meyer. L. G. (L.), Kaufmann.
117; Baltimore: Gfver, Kd.. Kaufmann.
118) „ Lingrn, G, v. (L.), Kaufmann.
IPJj Baianquilla: Iloümann, T. F. (L ). Kaufmann.
V2{)) „ Merkel, Karl (L.), Consul.
12 1) ßucaramanea: Schrador, Wilh. (L.), Consul. ^
122) Durango: Wilmans, Hud. (L.), Kaufmann.
123) Lima: Krüger, Chr., Consul.
124) Mexico: Sengstack. E., Kaufmann.
125) New-York: Koop, Joh. (L.\ Kaufmann.
126 „ Kriege, Fr, Kaufmann.
127) „ Schumaehor, IL A. (L.), Dr., Gcncral-Consnl.
128) Valparaiso: Grimm, Chr., Kaufmann.
Asien.
1211) Calcutta: Smidt, G., Kaufmann.
130) Shanghai: Koch, W. L (L.), Kaufmann.
Nach Schluss der Liste noch eingetreten
131) Achim: Fahrenholz, Lehrer.
132j Fargc: Boyes, James, Kaufmann.
p
■
■
^BHPÜ^^^^^I
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^^^^^^^^^^^^H
}
Verzeichniss der Vorträgo. ^^H
^H
April
13.
Ur.
Prof. Buclienan: Uebcr die Frnclit der Grapplo- ^^M
plant, Uiicaria i)rocurabens. ^^M
Hr
Geh. Regieningsratli Ferd. Rümor: Dcrgcognostisclio ^^M
B&u von Spitnien. ^^H
M»i
4.
Ilr
Schul Vorsteher A. de Fries: Das Vorkommen von ^^H
Petroleum in der Provinz Ilannover. ^^H
Juni
8.
Hr
Prof. Bucljcnan: Darlegung der neuen Unter- ^^M
suchungen Aber die Entwickelung der Ascidicnlarvcn. ^^M
^L'
aa.
Hr.
Dr. H. Romberg: Ueber neuere hydrographische ^^M
and meteorologische Beobachtungeu. ^^M
Ur.
Schulvorateher C. W. Debbe: Demonstration des ^^M
ScioptikoD. ^^H
17.
Hr.
Dr. med. Herrn. Lorent: Gastrüa und Gastrnla. ^^M
^^Hft.
14.
Hr.
Prof. IJucbenau: Demonstration Japanesischer ^^H
Natur- und Kiinstgegonstände. ^^M
Hr.
Dr. W. Wolkenhauer: Die Resultate der (ister- ^^M
reichiBchen Nordpol-Expedition. ^^|
1"'
28,
Hr.
Reallebrer C. Messer; Mitthcilnngen ans Brcfeia's ^^M
mykologischen Studien. ^^M
Ur
Prof. Buchenau: Die Auffindung von IsoiHcs lo- ^^|
custris im Silberscß bei ßcvorstedt. ^^M
12.
Hr.
Dr. G. Hartlaub: Die dicsjährigu Anthropologen- ^^M
Versammlung In Dresden. ^^H
Hr.
Dr. L. HSpke: Die fäalnisswidrigc Kraft des Leucht- ^H
^^WOV.
ft,
Hr
Dr. G. W. Focko: Ueber die diesjährige Natur- ^^M
forscber-Versammlung ku Breslau. ^^M
Ur.
Dr. W. 0. Pocke: lieber ßastardfrüchtc von Quitte ^H
und Apfel. ^^H
14.
Hr.
Prof. K.Kraut: Die Erscheimingcn der Verbrennung. ^^M
7.
Hr.
Prof. Scberk: Ueber den Venusdurdigang. ^^M
Hr.
Prof. Buchenau: lieber Glasraodclle niederer Tiiicre. ^^M
21,
Hr.
Prof. Buchenau: Uebcr Scamnion, On inannö ^^H
niammaU. ^^M
Hr.
Dr. G. W. Fockc: FortsctKUiig seiner Mitlhcilungen ^^M
über die diesjithrige Naturforscher-Versammlung. ^^M
Hr.
Prof. Bu<'hcnau: Uehor den KartotTolkri.fcr und die ^^M
5.
Hr.
Prof. Buchenau und Dr, Ci. llartlauh: Üobfr ^M
das Ricaengcbirge. ^^H
■
Hr.
■
Dr. G. W. Focko: ll<-l.,.r iii<;.-olH,rLiii;.'rn.[.-> Pllanzen, ^H
* 18 ♦
Jan. l5<. Hr. Lrlircr nrinkmanii: üobcr Call- und Sclilapf-
wi-jK-n.
Ilr. Dr. \V. (). Fockc: Ucber ncobaclitung der llühcn-
vfrliältnissL* unsiiTr Küsten.
Ilr. Vri)\\ liuclicnau: ürbor Ncumcycr's Anleitung zu
wissinsi-liattliclicn licubacbtuugi'n auf Reisen.
Febr. 1. Hr. Hibliotliokar Dr. Kobl: Das Hineinragen der Natur
in (las Ltbtn iler Culturvölker.
Ilr. Scliulvorstfhcr A. ile Frio>: Die AuHindung von
ri'trolcum bi'i Soltau.
„ l.'i. Hr. Dr. W. <). rucke: Die nordwestdeutschen Ilaide-
gegcndcn.
März 1. Ilr. Dr. L. lläpke: Die Insel Wangeroog.
Ilr. Prüf. 15 nebenan: Die IJedeutung der Schlüucbe von
Utricularia.
„ 21. llr. Prot', linchenau: Doniunstration der Instrumente
lür das LcuchtschilV der Aussenwescr.
Derselbe: Uebrr die Eisliölile von Dobschau.
Geschenke für die Bibliothek
April Mini sterial-Conimi ^-^ion zur Untersuchung der dent-
(liis Miirz 1^7^)) sclic n Meere zu Kiel: Kr^'ebnisse der Beobachtungen
an «Un d.ut>chen Küsten über die physikalischen
Verhall iiis^«.* der OstMO und Nordsee und die Fischerei.
1.^7."., I'-Tl, I — V. ; Tafeln zur Herechnung «lor Deob-
achtunjrin an doii Küsten-Stationen und zur Verwand-
lung (Ur an^anvendeten Maasse in metrisches Maass;
(i. Karsten, übi r die ^^issens(•ll. Untersuchung der
()stse(^ und Nordsee; »Jahresbericht über die Jahre
Iv^72 u. 7:^; Circular No. 7.
Mai \. llr. Senator Albers: Schenk und Luersscn, Mittheilun-
gen aus dem Gesummt «rebiote der Botanik, 3. lieft.
llr. 11. M. llauschild: Reporten the geological survey
oi' the State of Missouri 18')5 — 71; Jron-Ores and
i'oal Fields in ^li^i^uuri (mit dem grossen Atlas);
J. u. ^. .]ahre>bcriclit des Sccretärs der Ackerbau-
behin'de von Missouri.
llr. (Jottlr. Oden da 11 in Köln: Beitrüge zur Morpho-
logie der I)egoiiiaceeni)hyllome (Diss.)
„ -.li). llr. Veri)lauck Colvin in Albany: Report on a
toi)Ograi)hical survey of the Adirondack Wildcrness
of New- York.
llr. Prof. 1 ) r . N o b b e i n T h a r a n d t : Die 1 an d wi rtli-
-.ehaltlichen Versuchsstationen XVII.
* 19 *
Juni 29. Hr. Consul 0. Ilarrassowi tz, in Vertretung des Herrn
Präsidenten der Republik Venezuela, General Guz-
mann: Vargasia, Boletin de la sociedad de cien-
eias fisicas y naturales de Caracas, I; ferner fünf
andere Schriften über Venezuela, geographischen
und statistischen Inhalts, welche der Stadtbibliothek
tiberwiesen wurdon.
Hr. Rud. Templc in Test: Mehrere kleinere Schriften
naturwissenschaftlichen Inhalts.
Aug. 17. Hr. Prof. Scherk: seine Abhandlung : p]ntwickelung der
beiden ersten Differentialquotienten der Näherungs-
werthe von Kettenbrüchen.
Fcrd. Dümmler's Verlagshandlung in Berlin: Inhalts-
vcrzeichniss der Abhandlungen der Kön. Akademie
der Wissenschaften zu Berlin.
Ilr. E. H. V. Baum hau er in Ilaarlem: Sur un Mc-
tcorographe universel, dcstine aux observations soli-
taires.
Ilr. Dr. B. Wortmann in St. Gallen: Beiträge zur
St. Gallischen Volksbotanik.
Ilr. Min -Res Dr. Schumacher in Bogota: Reiss
und Stübel, Alturas tomadas en la republica de
Colombia; Nie. Osorio, Estudio sobre las quinas de
los Estados unidos de Colombia.
Ilr. Dr. Gustav Strassburg in Bonn: zwei physiolo-
gische .Abhandlungen.
Sept. 14. Löbl. Stadtbibliothek hierselbst: eine An.iahl natur-
wissenschaftlicher Dissertationen.
Hr. Ilofr. Gerhard Rohlfs zu Weimar: Rohlfs, Quer
durch Afrika I (II am 1. März d. J.).
Oct. 12. Ilr. Buchhändler Bädcker in Essen: Die gcsammten
Naturwissenschaften I.
Nov. 9. Ilr. Consul Witte hierselbst: Das Kaiserreich Brasilien
auf der Wiener Weltausstellung.
Ilr. Friedr. Seh ad hierselbst (letztwilligcs Vermächt-
niss): Baumstudien (ein Album von Ilandzeich-
nungen).
Yf 23. Hr. Stud. Friedr. B rüg gem an n in Jena: G. v. Koch,
Anatomie der Orgelkoralle.
Jan. 5. Hr. W. Ludolph in Bremerhaven: Bericht über
Wettcr-Telegraphie und Sturmwarnungen.
Ilr. Prof. Dr. P. Schimper in Strassburg: Memoires
de la socioto des scionces naturelles de Strassbourg,
HI— VI; Bulletin I, II, 1—6.
„ 18. Hr. Prof. Felix Plateau in Gent: zwei zoologische
Abhandlungen.
Uopartment of A^cultiir«, Waaliington: MonlUf
Uoports for 1673.
llr. Tröfcssor Buolicnau: Cur. Clnsü, rarioraia illiool
stirpium per lliKpanias obeumtoram historia.
Üvr>c)b«: Cor. Clusii, rurioruin al. stirpiam per Vimo-
iiiant, Aii^triam et vlcliiax ijniuclnni PruTinciaa abi.
IiiNtnrin.
Ilr. Prof. liiiclionao: Hcmb. Poilunacus, fratßEiiilDruia,
Icguniiniiiu et«. Iiistoria,
GosclieDke für dio 8ammlaDgiin.
Juni S. Hr. Dir, Zicklcr in Lesuiii: Itlincralfcn ans Ileiftfvg.
. 2'.K Ilr. Fr. S cbilling in B allimoro: KicselholK anr
Californien.
S<'pL. li. llr. Consiil Dr. Pocke: Natoraliun und Abbiltlungoa
ans Japan und Californieu.
llr. T. Lenz: KAfer aus Japan.
Oct. 12. Ilr. nugo Martens; Zweige der Pflanze, welclio die
, springenden Samen" liefert.
Jan. 5. llr. Postsccr. Ileü»: geblelditcr TUmmlerscblldel von
Rot tum.
Febr. I. Ilr. Gen.-Consul Dyos: Schwefolkieso von Kio Tinto.
Ilr. Georg Gerdos; Sflgo einen SttgeHscIies nntl
Sclilangen aus Louisiana.
Hr. ScliulvorstcLcr Fletsch: Vulkaniscbo Gesteine Ton
Hawaii.
Ilr. Stcnerniaiin Küpper: Tcrniitenweibcben ia Spirilos
und deren Thonzello ans Westafrica.
Anscliaffungen für die Bibliotliek.
i8r4.
Dosr,li und Scriba, Flora von Hessen.
VBn Bomraeloii, rcpertorium annnuitt literat. botan. 1.
Meyer und Möbiut?, Fauna der Kieler Bucht II.
Pfeiffer, nomenclator botanicus T, 17 — 26, II, 15 — 26.
a. Vic. Farioa, La Sora sicnla.
Just, botanischer Jahresbericht I.
Verhandlungen des Vereins für Naturwissenschaften zu Pressburg C
Cortis, botanical Magazine, 1874.
Bchiaparelli, astronomische Theorie der Sternschnuppen.
« 21 •
*■ Zenker, physikal. Verl<nissc dur ComelCü.
Wigand, Darwinismus I.
H. Muller, die Befruchtung der Blumen dorch Insecten,
0. Caspari, die Urgescbichte dor Menschheit. 3 Qde.
Lischko, japanische Meeresconcbylicn II.
Wcigelt, die nordfriesischen Inseln vormnls und jetat.
L. Palmieri, der Ausbruch des Vosnvs am 26. April 1872.
K. Lindstedt, Synopsis der Saprolegniaceen.
Chr. Krans, Zar KeDotniss der Chlorophyll färb Stoffe.
Fechner, Einige Ideen zur ScbÖpfungs- und Entwiclfelungsgcscliichle.
A. S. Oersted, System der Pike, Licbenen und Algen.
Huggius, Ergebnisse der Speetralanalysc.
Bunscn, Anleitnng zur Analyse der Aschen und MUicrahvaiiscr.
Schilling, die beständigen Strömungen in der Luft nml im Meere.
H. Handelmann, die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt.
Schorr, VovUbergänge der Venuä vor der Sonneuscbcibe.
Ilildehraud, Verbreituugsmitlel der Pflanzen.
Marcaril, Canalisation der Hocbmüre im mittleren Ernsgcttielc.
Daslian, Offener Brie,f on Häckel,
L. Koch, Übers. Darstellung der europ. Chernctiden.
K. Mach, optiscb-akustische Versuche.
Rcye, Wirbelstürme, Tornados nnd Wcttcrsüulcu.
Gibclli, Hura italiana, 15.
Nuovo gioruale botanico italiauo V 4, VI 1.
Flora danica, Suppicmcntbaud,
Aus don Zinsen der Kindtstiftung
wurden angeschafft:
Vrorlschritte der Pliysik, 1870, I.
R^ahresbe richte über Thierehcmic, IH.
1 'Jahresberichte über die Fürlschritte der (Jhcmic 1871, 3; I87li, 1,
3. Heft.
Btaelin-Krawt, Anorg. Chemie I, 4, 5; II, 3, 4; III, 'J — IÜ.
Verzeichnias der im verflossenen Vereinsjahre
eingelaufenen Gesellschaftsschriften.
Bctno'kung. Es emd hier Mto Vereine nufgcrahn, welche mit u'iB in Schrifieif
jEauscb gplre:«!! linil; von SL-hriflen sind nbcr nur diejenigen gcnnuiit, ncliiliu tii
" itntamc vom I. April i87i bis 31. Man 1875 in unsere Hinde gtUiigrcn.
diejenigen Vereine, von denen wir im übcMauroncn Jobre NiehtB crijielteii, alni
'" 0 anch nur mit ihrem Namen nnd dem Namen die Urtes anf^rälirl. — Die-
n Gcieltiohftften, welche ini Lanfo de« letzirn Jnhres mil um io Verbindung
letrcten sind, wurden dtireh einen vor^eeelztiMi * bezeichnet.
Äbbcville, Sociuli!; d'iJmnlation.
Alnwick, Berwickshirc Natnralist's Club.
lÄltenburg, naturforschende Gesellschaft.
♦ 22 ♦
Amstordain, Koniiiklijkc Akailcniic van Wutonscliappcn.
A inst er dum, (icnootschnp Natura artis mngistra.
Annähere, Annal)orf;-Huchlio1/.cr Verein für Naturkunde.
Anper«^. Socirtr acadernique de Maine et Loire.
AuijslMirt', naturliistorisclier Verein: 22. Bericht.
Bambergs naturlorschende (Jesellsehaft.
Hasel, natnrforsclientlo (lOsoUsclial't: Verli. VI.
Data via, (Jenootscliap van Künsten en Wetenseliappeii : Tijdschrift
voor indische Taal-, Land- en Volkenkundo, XXF, 1, 2.
Notulen van de Aljjemeene en Hestnurs Vcrgadcringen
XI, 2— 4. Friedrieh u. Iicr^', Codicum arabic. catalogns.
Bat a via, Kon. natuurkundijie Vereenif^ing in Nedcrlandsch Tndic:
Natuurknndig Tijilschrift voor Nedcrlandsch Tndic, VIL
^/t., II, 4-6, lil.
Berge n , Mnseum.
Berlin. Akademie der Wissenschaften: Monatsbericht 1874.
Berlin, brandenb. botan. Verein
Berlin, Gesellschaft für Erdkunde: Zeitschrift VIII, 5, 6, IX, 1 -5.
* Berlin, Gesellschaft naturforschender Freunde: Sitzungsberichte
I8()5-0n; 1873, 74; Festschrift zur Feier des 100-
jährigen Bestehens.
Berlin, deutsche geologische Gesellschaft: Zeitschrift XXV, 3, 4.
XXVI, 1, 2, 3.
Berlin, polytechnische Gesellschaft: Verhandlungen 1873, Juli —
Sept., Oct.— Dec. 1S74, Jan. -März, April-Juni.
Bern, naturforsch. Gesellschaft: Mittheilungen 1873, Xo. 812—827.
Bern, schweizerische naturforschendc Gesellschaft: Verh. 1872 — 73.
Besanron, Socirte d'rmulation du Doubs. Momoircs, 4. Serie.
7. volume.
Blank enburg, naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Bologna, Accademia dellc scienze.
Bonn, naturhistorischer Verein der i)reussischen Rheinlandc und
Westphalens: Verhandlungen, Jahrgang 30, 2; 31, 1.
Bordeaux, Societe Linnrenne de Bordeaux.
Boston, Society of natural histoiy: Proceedings XV, 3, 4. XVI,
J, '2. Menioirs II, 4, III, 1, 2.
Boston, American Acadeniy of Arts and sd«Miccs: Proceedings VIII,
Bogen 04—85 (Schluss).
Breslau, schlesischc Gesellschaft für vaterliindisclic Cultur : 51.
Jahresbericht; Abhandlungen: Nat. u. Med. 1873—74.
Philos.-hist. Abth. 1873—74. Aus Schlesiens prä-
historischer Zeit; Festschr. zur Feier der 47. Ver-
sammlung deutscher Naturforscher und Acrzte.
Brunn, k. k. milhr.-schles Gesellschaft zur Beförderung des Acker-
baues, der Natur- und Landeskunde : Mittheilungen
1873; Notizen-Blatt der histor.-statist. Section 1873.
Brüssel, Academic royale de Belgi(iuc: Annuairc 1874. Bulletins
1873, 1874. 2. Sc'^ie T. 35—37.
Brüssel, Societe botanique de Belgi(iue: Bulletin XII, 3. XIII. 2.
XIV, 1.
* 23 *
Brüssel, Societö entomologique de Belgiquc: Annalcs XVI.
Brüssel, Societe raalacologique de Belgiquc: Annales VI, VII, VIII;
Proces-Vcrbaux III.
Brüssel, Societe royale Linneenne.
Buenos- Ayr es, Musco publico.
Caracas, Sociedad de ciencias tisicas y naturales.
Carlsrulie, naturwiss. Verein.
Charkow, Gesellsch. der Naturforscher hei der Kaiserl. Universität,
('hemnitz, naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Cherbourg, Societe des sciences naturelles.
Chicago, JH., Academy of Sciences.
Christiania, kong. Universität.
Chur, uaturforschende Gesellschaft Graubündtcns: Jahresbericht,
neue Folge, XVII.
Colmar, Society d'histoire naturelle: Bulletin 1873 et 1874.
Dauzig, naturforschende Gesellschaft.
Darmstadt, Verein für Erdkunde und mittelrhein. gcol. Verein:
Notizblatt III, 12.
Dessau, naturhist. Verein für Anhalt: Verhandlungen, 31. Bericht.
Dijon, Acaderaie des sciences, arts et bclles-lettres.
Donaueschingen, Verein für Geschichte und Naturgeschichte der
Baar.
D 0 r p a t , Naturforscher-Gesellschaft.
Dresden, naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis: Sitzungsberichte
1874, Jan. — September.
Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: Jahresbericht,
Oct. 1873— Juni 74.
Dublin, Natural History Society.
Dürkheim, Pollichia, naturwissensch. Verein der Pfalz.
* Edinburg, botauical society: Transact. and proced. XI, 3.
Elberfeld, naturwissenschaftl. Verein.
Emden, naturforsch. Gesellschaft: Jahresb. 1873.
Erfurt, kön. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Erlangen, physikalisch-medicinische Societät: Berichte, G. Heft.
Florenz, 11. Comitato geologico d'Italia: (s. künftig unter Rom).
y. Francisco, Calif., Academy of natural sciences: Transactions
III, 5. IV, 2—5. V, 1, 2.
Frankfurt a./M., physikalischer Verein: Jahresbericht 1872-73.
Frankfurt a./M., Verein für Geographie und Statistik: Beitr. z.
Statistik der Stadt Frankfurt II, 5.
Frankfurt a./M., Senckenbergische naturforschende Gesellschaft:
Abhandlungen IX, 1, 2.
Freiburg i. B., nalurforschende Gesellschaft: Berichte VI, 2, 3.
Fulda, Verein für Naturkunde.
St. Gallen, naturwissenschaftl. Gesellschaft. Bericht für 1872 — 73.
Genua, Societa di letture e conversazioni scienlifiche: Effemeridi,
anno IV, V, 1 — 7.
Gera, Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen, Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Görlitz, naturforschende Gesellschaft.
24
GOrHli!, Olicrlnas. GcscIIscbaft lier WiKScnscluiflcn: Ncnva Ih4
HagaziD 50, 3; 51. '
(Jüt«l>OfK, k. Vctenskaps üeh Vitterbets Sambniles.
0 Öl 1 hl gen, kön. Societttt iler WUsenscliaften ; Nacbrkhtea 1674.
QOttiii üen, anlliropologli^clier Verein.
Örfti, natnrwis^cnscliafü. Verein für Steiermkrk: MUtbeilanfon 1874.
GrcUiwoiii, naturwissonschaftlicUer Verein für Nco- Vorpommern
unil Rogen; MiUbeituDgen 5. a. (1. Julirgung.
nroninden, nataurkundig Gcnootscbap.
Ilmirleiii) liollandachc Maalscbsppij van Wetcnscliappen : Verliouile-
lingun II, 3, 4; Archiven n^-erlandal°<c« VIII, 3, 4;
IX, 4, 5; Dibtiotlicca iclithyologica et piscatoria.
Halle. nalan»ig)f#nücliaftl. Verein fär Sachsen und ThOringcn: Zeit-
ftcbrifl 1873, Vni; 1874, IX.
Halle, naturforscb. flesellscUaft.
llambiirR. »aturwUacnschaftUclier Verein: AMiandlnngen VI, I.
UltmbHrg, norddculscbe Socwartc: Jahresberiobi 18T3.
Hanau, welteranUchc Gcscllscbafl: Beriebt vom 1. Jan. IBC8 bU
31. Dec. 1673.
nannovor, nnturbisloriscbc Gesell scbaft.
Havaan, Itcal academia de cienclas medicas, fisicas ; nataraJes:
Antdes X, 113—119, XI. 120 — 123.
Hoidelb erg, Daturhislorisch-medicinischer Verein: Nene Folge I, I.
tlotsiagfors, Sällskapct pro fanna et flora fennica: Notiser. Nj
Serie. 10. Uäftet.
UelüingfoTs, FinnlUndische Gesellsebaft der Wlssenscbarien.
llt^rmannstaJl, Verein fOr siebeubürgiscbe Landeskunde: Arcfaii
Xi, I, 2; Jahresbericbl 1872—73; 1 Scbnlprogrami».
Jona, incdiciniscb-natofwi^^. Gesellschaft: Zeitschrift VlII, 2-4, IX, I.
St. John, NcD-Braunscbwcig, Natural history soclet;.
InasbrncU, FerdiDainleuni: Zeitschrift, III. Folge, 18. Heft
Kassel, Verein fQr Naturkunde.
Kiel, uatnrwiss. Verein in Schleswig-Holsleln: Schriften I, Z,
Klagen fart, natarbist. I.andesmoseum fttr KAmten.
KGnigsbcrii, Fby-^thali^cb-ökonomi^ehG Gexclhchaft.
Kopenhagen, Kong. dansko Videnskabcrnes SeUhab: Orcrsigl
det Forbandlingar 1873, 3; lßT4, 1, 3-
Kopeahagen, botaniske Forcning: Jonrnol de botaniqne,
1872, 4; 1873, 3, 3.
Kopenhagen, naturbistori^kc Forening: Vid. McddcIcser 19
handshnt, llotanischcr Verein: 4. Uericht.
'I.aosanue, Soci^te Vandoi^e de» sciences natarelle^,
XIII, 72, 73.
Leipzig, Verein von Freunden der Erdkunde : Mittheiinngeo ',
Jahresbericht 5 — II.
* Leipzig, Museum für Völkerksnde: 1. ßericht.
Linz, Mnseqm Francisco-Caroliaara : 32. Bericht, Darstellung
Wirksamkeit cic. des Mn^eams.
LuBdoD, LinoeanSociely: Joornal. Bolany No. 73 — 76. ZoologyNcS
Proceed. 1872—73; Addition? to Ihe library 1872- '
* 25 *
London, Royal society: Proceedings No. 146 — 150.
St. Louis, Academy of sciences: Transactions III, 1.
Lucca, r. accademia di scienze.
Lüneburg, naturwissenschaftlicher Verein.
Lund, Universität: Acta. 1871, 72; Acc. Kat. 1872—73.
Lu xejriiburg, Institut ro\al grandducal.
* Luxemburg, societe de botanique : Recueil No. 1, 1874.
Lyon, Acad^mie des sciences, belles-lcttres et arts.
Madison, Wisc, Wisconsin State Agricult. Society: Transactions X, XL
Madison, Wisc, Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Letters.
Magdeburg, naturwissenschaftlicher Verein: Abhandlungen, Heft 6.
Sitzungsberichte 1874.
Mailand, Reale Instituto lombardo di scienze.
Manchester, literary and philosophical societv: Memoires IV.
Proc. VIII— XII.
Mannheim, Verein für Naturkunde.
Marburg, Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwiss. :
Sitzungsber. 1870, 72, 73; Schriften X, 5—11.
Melbourne, Royal Society: Transactions and Proceedings, Vol. X.
Metz, Academie de Metz: Memoires 1871 — 1873. III. Serie Ire
et 3re annee. Thilloy, Tablcs generales des deux pre-
mieres series 1819 — 71.
Middelburg, Zeeuwsch genootschap der wetenschappen: Archief
I, 1 ; Catalogus der Conchylien ; Naamlist der Minera-
lien; N. van de Vogels, N. van coleoptera. — de Man,
Beschr. van eenige in hct Strand van Walcheren ge-
vonden Schedels.
Montpellier, Academie des sciences et lettres: Memoires, VIII, 2.
Montreal, Natural historv Societv.
Moskau, Societe imperiale des naturalistes: Bulletin, 1873, 3, 4;
1874, 1, 2.
München, k. bayr. Akademie d. Wiss.: Sitzungsberichte, 1873, III,
1874, I— m. Döllinger, Rede am 25. Juli 1873 zur
Vorfeier des Allerhöchsten Geburtsfestes S. Maj. d.
Königs Ludwig II.
Nancy, Academie de Stanislas: Memoires, 4. Sor., VI.
Neapel, Accademia delle scienze fisiche e matematiche.
Neisse, Philomathie: 18. Bericht.
Neubrandenburg, Verein der Freunde der Naturwissenschaft in
Mecklenburg: Archiv, 27., 28. Jahrgang.
Neufchatel, Societe des sciences naturelles: X, 1.
New-Haven, Connecticut, Academy of arts and sciences: Trans-
actions I, 1, 2, II, 2.
Newport, Orleans-Cty, Vermont, Orleans-County-Society of nat. sc.
Newyork, Lyceum of natural history: Annais X, 8 — 11. Procee-
dings II. S. 1873 Jan. — March.
Nijmegen, Nedcrlandsche Botanische Vereeniging: Verslagen en
Mededeelingen, Serie II, Deel I, 3, 4.
Nürnberg, naturhistorische Gesellschaft.
Offenbach, Verein für Naturkunde.
♦ 2r> ♦
C) Ml ab rück. iiaturwisscnNchaftlicher Verein: 2. Jahresbericht.
Paris, Socit'-tr botaniqiie de France: Bulletin: Comptes rendus des
sr-anres XXI, 1, 2, Revue bibliographiquc XX, E. XXI,
A K. Sess. oxtraord. ä l*raJes-Montlouis Juillet 1873.
Pa>!:au. naturhistorischir Verein: 13. u. 14. Jahresbericht.
Petersburg, Kai-. Akad. der Wiss. : Bulletin XVllI, 3—5, XIX, 1 —3.
Petersburg?, k. ru--i>che entomol. Gesellschaft.
Pc^t, k. un^'ar. naturwi-x. Verein: Közlöny V, 41 — 52; E. Stahl-
berger, die Ebbe und Fluth auf der lihede von P'iurae ;
J. A. Krenncr, die Eishöhle von Dobschau.
Ph iladeli>hia, Aradeniy of Natural sciences: Procecdings 1873.
Lca, ()b>crvatiüns on the genus ünio, vol. XIII.
Philadelphia, Americ. philo-^. Society: Proc, XIII, 90, 91, XIV, 92.
Prag, k. bülini. Gesellschaft der Wissenschaften: Sitzungsberichte
1872, Juli— Dec. 1873. Feistmantel, Ueber Baum-
farrenreste d. böhm. Steinkohlen-, Perm- und Kreide-
formatiun ; Feistmantel, Steinkohlen- und Perm-Ablage-
rung im Nordwesten von Prag.
Prag, naturliist. Verein Lotos: Zeitschrift, 23. Jahrg.
* Pres bürg, Verein für Natur- und Heilkunde: Verhandl., 2. lieft.
Quebec, Literary and historical society.
liegen sbur g , Zoologisch-mineralogischer Verein.
Keichenbach, Voigtländischer Verein für allg. u. spec. Naturkunde,
lleichcn berg, Verein der Naturfreunde.
Riga, Naturforscher-Verein. Correspondenzblatt, 20. Jahrg.
La Kochelle. Academie.
Rom, R. Comitato geologicu d'Italia: IJolletino 1874.
liouon, Societc des amis des scieiices natur.
Salem, ^Nlass., Essex Institute: iJuUetin V, 1 — 12.
Salem, Mass., Peabo.ly Aoailemy: K'-purt for lb7"2; Memoirs 1, 1;
the American Naturalist, 1, J, VI, 12, VII, 1-12, Vlll, 1.
S eil äff hauN en, scinveiz. entern. (jeselUch. : Mittheil., IV, 4, 5, 0.
Stockholm, Kon.ul. Sven^ka Vctenskaps Akademien.
S t ras sb ur.ir , Societe des sciences naturelles.
Toronto, Canadian Institute: ('anadian Journal XIV, 1.
* Tri est, Sucieta Adriatiea di Seien/e naturali: IJolletino, 1.
Ui)sala, Societas reuia si'ientiarum : Nova acta, ser. 111, vol. IX. 1.
Utrecht, Pi'0vin/ia1ge.«jllsehatt. für Kunst und Wissensciiaft.
Venedig, Istituto veneto di seien/e, iettere et arti : ^Memoire XV 111.
V erona, Aecademia (ra.Liricultura. conimercio ed arti: Memorie L, LI.
\V a shinuft 0 n, Smitlisunian Institution: Annual report for 1872.
* Washington, Geological and geogriij)liical survey of the terri-
tories: Bulletin No. 1 , :i ; Jackson, Cataloguc of the
l)liotograi)hs for tlie years isii'J to 187').
Wien, k. k. geol. Uriclisanstalt: Jahrbuch XXI V^; Verli. 1871, 1 — LS.
Wien, k. k. .treograpliisclie üesollschaCt.
Wien, zool. bot. (iesc.ljscliaft : Verlunullungen XXlIl.
W^ien. Verein für Landeskunde von Nicderösterreich : Blätter 1S7H.
Toi)Ograi)liie von Nicderösterreich, lieft 5 — 7.
Wien, österr. (Jescllsehaft für Meteorologie: Zeitschrift Vlll.
♦ 27 ♦
Wien, k. k. Akademie: Anzeiger 1874.
Wien, k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus.
Wien, Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse.
Wiesbaden, Verein f. Naturk. in Nassau : Jahrbücher, XXVII, XX VIIL
Würzburg, physikalisch-medicinische Gesellschaft: Verhandlungen
VI, VII; Kölliker, die Pennatulide Umbellula und zwei
neue Typen der Alcyonarien.
Zürich, naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrsschrift XVIII.
Zweibrücken, naturhistorischer Verein.
Zwickau, Verein für Naturkunde: Jahresbericht 1872, 73.
Ferner erhielten wir im Tausch aus Turin:
Guido Cora, Cosmos II, 1 — 5
und versandten die Abhandlungen an:
den Leseverein deutscher Studenten in Wien
und den naturwissenschaftlichen Verein an der k, k. technischen
Hochschule in Wien.
Auszug aus der Jahresrechnung.
Einiiahmeu.
Sommerhalbjahr von 334 Mitgliedern 7/{J! 1680.—
Winterhalbjahr von 360 Mitgliedern „ 1840. —
Ikiträge von 70 neuen Mitgliedern „ 529. 50
Jahresbeitrag von 112 auswärtigen Mitgliedern. . . < „ 336. —
Für verkaufte Abhandlungen und Karten ...*.. „ 43.35
Zinsen „ 936.82
, , 7^^~53657Ö7
Ausgaben.
Für Anschaffung von Büchern .... 1}^ 327. 05
Honorar an die Autoren der Abhandl. „ 384. —
Herausgabc der Abhandlungen. . . . „ 1181.20
Herausgabe des Jahresberichtes . . . „ 218.05
Herausgabe statistischer Tabellen . . „ 375. —
Für naturwissenschaftl. Untersuchungen „ U2. —
„ Inserate, Porto, Spesen u. Divers. „ 639. 64
7/^ 3238. 14
Ueberschuss . . 7/^2127.53
Oapitalfoiids des Vereines.
Capital am 1. April 1874 7///1 18308.44
Beiträge von
13 hiesigen lebenslänglichen Mitgliedern „ 2358. —
1 auswärtigen lebcnsl. Mitgliede ,, 54. —
üeberscliuss der letzten Jahresrechnung ^ 2127.53
"7/^'~2"29Ö7.'Ö7
Kindt-Stiftung.
(lejfriiudet am 2S. 3ljirz 1870 durch Herrn A. v. Kapff.
Einnahme.
Zinsen 7//^i'416.—
* 2S *
Ausgabe.
Anschaffung von Büchern 7//^ 63. 50
Kleine Unkosten ^ 5 83
Anfgelanf. Zinsen auf gekaufte Staatspapiere « 1 2»^. 20
~ ' mjl 195.53
Ueberschuss . . 7/«: ii^O. 47
Capital.
Am 1. April 1874 W. Sr,69.13
Ueberschnss der letzten Jahresrechnung 220. 47
1875 April 1 7///^ 8889. CO
FrUhiing-Stiftung.
Oegrihidet am 2. Oecbr. Is72 durrli Frau tharlotto Friihlini?, grr-ii. Uöseheii.
Eiiinalinie.
Beitraj^ von Major Neumann Iflfl 11. —
Eintrittskarte zum Vortrage von Professor Ulricli . . . „ 3. —
Zinsen ^ 871. —
AiiSj^abe.
Kosten der Winter- Vortrüge 7///: 429.65
Herausgabe von 3 Tafeln zu d. Abhaudl. „ sr.O. —
. 5^89 65
Statutcnmässig zum Capitale zu sdircibende Zinsen . . 7///i 95.35
Capital.
Am 1. April 1874 7//^: 18498.05
Zinsen „ 95.35
Geschenk eines Freundes des Vereines „ 1000. —
~7//£ "19594. ~
Niebuhr-Stiftung
für einen zoolotrischen oder botanischen («arton.
Einnahme.
Geschenk von Herrn Baron v. Harold m^ 14. —
Zinsen ^ 14.44
7/^ "23.44
1874 Apiil — Capital 488.91
1875 April 1 .'" 7/^:" 517 . 35
Ausgabe.
Auscliartuiiir von nüclicru 7///' 63. 50
Kleine Unkosten n 5 83
Aufpelauf. Zinsen auf jrckauftcStaatspaiiirre - 120. 20
mjl 105.53
Uebcrschuss . . 7///' 220. 47
Capital.
Am 1. April 1.S7-1 7///: S«i69.13
Ueberschuss der letzten Jabresrechnung 220.47
1^75 April 1 7///: 8SS9, CO
FrUhiing-Stiftung.
(veirriiiKlct am 2, Deebr. ls72 diircli Frau Charlotte Frilhliu^, grol». <*öscho]U
Eiiiiialiiiie.
Heitrair von Major Xeumann 7///^ 11. —
Eintrittskarte zum Vortra/i?e von Professor Ulrich . . . „ 3. —
Zinsen „ 871. —
~ m 885.-
Ausürabe.
Kosten der Winter-Vorträge 7///i 420. C5
Herausgabe von 3 Tafeln zu d. Abhandl. « 300. —
. Q'SO er,
Statutcnmils<ig zum Capitalc xu Si'hrt-ibendc Zinsen . . 7///- 05.35
('a^)ital.
Am 1. April 1874 7///: ls40S.05
Zinsen „ 95.35
(ifeschenk eines Freundes do-« Vereines „ 1000. —
"W 10504.—
Niebuhr-Stiftung
für oiueu zoolo^isrhen oder botaniscb^Mi («arton.
Eimialiiiie.
(4osclienk von lleriu Ijaron v. llarold lUJl 14. —
Zinsen „ 14.44
mil 28! 44
1874 Apiil — Capital , 488.01
1875 April 1 .7///:" 517.35
Atk. d. naturw. Vertias tu Staue». Bd. IV.
Alrh.d Tiallirw-VVT'cilis zu BromeiiA'.
ö, ® D ,0
hPl-fi.liiin'usJhmdorii !Jiiflic!iJii.Fie.9 l(i I.Tii^uta AhcusiiiircnsiN Slciidfi' liiii-hiMiaii.
FrÜiidtfruiii iilhTi-iiiplin 'hn.
Ahti (i liHtiir»-. IVr'i'iiis i.u liromfitilV
l'i!!l«Lii/.iila™'elsa l'.n.ilii-imii Ti! 9-i; l,iri. bolivirasi» [ii]di™ii
frHii'l».iiau li Tli T™i|Jiii in.
Aljli il rialurw V'tmiu K.Hl'dmfti R"
I*ruifiiUrii serrdlum llpp*c.
I.iixula arrinani
.iuneus ..««.Ttus Bchn
F. KuoiiLTiaii^eji.
icnk des Herrn A.W. Rolhorinandt .
J.mantimus lam Juncus acutus L.var. Leopoldii Buclin
Alll.d. naturw. VtTeiiis zu Bremen R'- Diese Tafel isf ein Oesch-nk
:tJi:Tri' A W Rolhcrmundt
Jmiais polylndios EM 8F.ß
' V
Abhandlii.nalUPw.Vereints zu BrrTiifii _IV.
(■'/- Ccsch'nh ,/r.^ lU'n
AblLandldnaturir. Tereinei luBreinenP.
J. oxycappusE.M.
brevistihis Bdin.
J. piniclorrus. L.fil.
Abhandl.d nahn-w. \>reinei zu Bremm V.
.]. Dregeaima Kth.
Akhoiutl. d. lutnrw. Tn«in«i m Bremen V.
3. Dregeanus Kth.
J. sin^xilaris Steud,
Abhandl.d-nahirw. Vereine« zu Bremen V!
.1. Sfmderimius BcUii,
J. Sp
J. lomatophyllus Sprei
Abhnjidl.cLnalurw Vt'i
'm* iien Zinsen der FräTilifig- Sliffung.
flacridii»
ii« Thunberg.
pilzkrank. spha^netorum.
»anÄ-,^..^:;^.r:l ■^^.rT^VC^-^:.