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Full text of "Abhandlungen"

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Abhandlungen 


herausgegeben 


vom 


DatnrmeDschaftlicheii  Vereine 


zn 


BREMEN 


FT.  Band. 

MLit  16  Xafelzi. 


BREMEN. 

C.  Ed.  Malier, 

187  5. 


•      1 


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Inhaltsverzeicliniss. 


£4i*stes  Heft. 

Erschienen  April  1874. 

Seite 

H.  Ho  ff  mann:    Kann  man  das  Schneeglöckchen  treiben? 1 

G.  L.  Neumann:     Geodätische  Fixpunkte  der  Stadt  Bremen  und  ihrer 

Umgebung 23 

L.  H  ä  p  k  e :  Verzeichniss  der  wichtigsten  Karten  des  Bremischen  Staats- 
gebietes           34 

Z^'v^eites  Heft. 

Erschienen  October  1874. 

G.  Hartlaub:     Die  Glanzstaare  Afrika's 35 

O. Finsch:     Ueber  eine  Vögelsammlung  aus  Südwest-Grönland.    ...       99 
O.  Finsch  :     Notiz  über  Dr.  A.  B.  Meyer 's  ornithologische  Forschungen 

in  Neu-Guinea 118 

Fr.  Buchenau:      Ueber    die    von    Mandon    in    Bolivia    gesammelten 

Juncaceen 119 

Fr.  Buchenau:     Die  Deckung  der  Blattscheiden  bei  Juncus 135 

W.  O.  Focke:     Batographische  Abhandlungen 139 

Rubi  Americani  S.  140;  Rubi  Australienses  S.  168;  Rubi  Africae 
S.  171;    Rubi  Rossici   S.  177;    Allgemeine  Uebersicht  über   die 
asiatische  Rubus-Flora  S.  185. 
Fr.  Brüggemann:     Ueber  einige  Amphibien  und  Reptilien  der  Fauna 

von  Bremen 205 

Miscellen:  Merkwürdige  Sprossung  in  einer  Blüthe  von  Iris  Pseud- 
Acorus  L.  —  Starke  Drehung  der  Holzfaser  an  einem  alten 
Stamme  von  Sambucus  nigra.  —  Nordwestdeutsche  Wander- 
pflanzen. —  Haideliteratur.  —  Linne  und  das  Speciesdogma .   ,     211 

I>irittes  Heft. 

Erschienen  April  1875. 

Fr.  Buchenau:     Weitere  Beiträge  zur  Flora  der  ostfriesischen  Inseln    217 
W.  O.  Focke:     Culturversuebe  mit  Pflanzen  der  Inseln  und  der  Küste     278 

E.  V.  Harold:    Verzeichniss    der   von  Herrn   T.  Lenz    in  Japan   ge- 

sammelten Coleopteren 283 

W.  O.  Focke:  Zur  Kenntniss  der  Bodenverhältnisse  im  niedersächsischen 

Schwemmlande 297 

F.  Alp  er  s:     Beiträge  zur  Flora  der  Herzogthümer  Bremen  und  Verden     305 
Fr.  Buchenau:     Entfernung  der  Stadt  Bremen  von  den  Stationen  der 

in  Bremen  zusammenlaufenden  Eisenbahnen;  Nachtrag    ....     382 
Fr.  Buchenau:     Zusammenstellung   einer  Anzahl   von   Höhenpunkten 

der  nordwestdeutschen  Eisenbahnen ;  Nachtrag 383 


400806 


Vierte»  Heft. 

Erschienen  November  1875. 

K.  Martin:    Die  Geschiebe  von  Jever  im  Grossherzogthura  Oldenburg     385 

L.  Hapke:     Die  Höhe  des  Weiher  Berges 391 

Fr.  Buchenau:     Monographie  der  Juncaceen  vom  Cap 393 

J,  Gildemeister:    Ueber  einige  niedrige  Schädel   aus  der  Domsdüne 

zu  Bremen 514 

L.  Häpke:     Der  Bernstein  im  nordwestlichen  Deutschland 525 

Miscellen:  Die  Weichthierfauna  der  ostfriesischen  Inseln.  —  Ueber 
das  Vorkommen  von  Geschieben  silurischer  Kalke  in  der  Nähe 
von  Gut  Wellen  bei  Stubben.  —  Quittenähnliche  Aepfel.  — 
Neues  Maass  für  Torf.  —  Anpassungs-Erscheinungen  bei  einigen 
Kletterpflanzen 561 


zu  Bd.  m  u.  IV. 


Bd.  m.  p.     16  Z.  22  V.  0.    lies  407  statt  207. 

florum  statt  foliorum. 
lebendem  statt  lebenden, 
gynophoro  statt  gynophora. 
Fruticosi    vel    scandentes    statt   Fruticosi 
scandentes. 

longiora  statt  longiores. 
Oligocoeci  statt  Oligogyni. 
Oligococcen  statt  Oligogynis. 


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lies  vero  statt  vere. 

supra  striguloso-  statt  supras  triguloso-. 

beborstet  statt  beborstelt. 

mir  statt  er. 

Fald.  statt  Gald. 

unteren  statt  oberen. 

303  statt  302. 

303  statt  302. 

II  statt  m. 

Tafel  V  ist  irrthümlich  mit  IV  bezeichnet  worden,  so  dass  die  Nummer  IV 
doppelt  vorkommt.  Taf.  IV  stellt  Luzula  excelsa  und  L.  boliviensis  dar, 
Taf.  V  verschiedene  Juncaceen  vom  Cap. 


Kann  man  das  Schneeglöckchen  treiben? 

Eine  physiologische  Untersuchung  von 

Professor  H.  Hoff  mann  in  Giessen. 

Hierzu  Tafel  I. 

Es  kann  jetzt  als  ausgemacht  angesehen  werden,  dass  jede 
Vegetationsstufe  unter  Anderem  eine  thermische  Constante  zur 
Voraussetzung  hat,  die  allerdings  bezüglich  ihrer  bestimmteren 
Fassung  noch  mancherlei  Schwierigkeiten  bietet,  an  sich  aber 
von  jeher  praktisch  anerkannt  und  als  unzweifelhaft  betrachtet 
wurde,  nämlich  bei  der  Treiberei.  Auch  die  interessanten,  in 
jedem  milden  Herbste  an  dieser  und  jener  Pflanze  zu  beobachtenden 
Fälle  eines  wiederholten,  zweiten  Blühens  beweisen  ganz  dasselbe, 
denn  bei  näherer  Betrachtung  haben  wir  in  diesem  Phänomen 
nichts  Anderes  vor  uns,  als  eine  Anticipation  derFrühlingsblüthen; 
so  bei  Apfel-  und  Birnbäumen  u.  s.  w.  Im  Frühling  kann  sich 
bekanntlich  dieselbe  Erscheinung  wiederholen;,  im  ungewöhnlich 
feuchten  und  milden  Vorfrühling  des  Jahres  1862  waren  hier 
bei  Giessen  am  25.  März  alle  Wiesen  mit  blühenden  Zeitlosen 
(Colchicum  autumnale)  bedeckt. 

Selbst  bei  Thieren  findet  sich  dieselbe  Erscheinung  wieder. 
Jedermann  hat  gelegentlich  im  Herbste  und  Vorwinter  schon 
Maikäfer  gesehen.  Sogar  die  sonst  so  kalten  Frösche  scheinen, 
in  sehr  warmen  Herbsten,   vorzeitig  in  Bewegung  zu  gerathen. ') 

Doch  giebt  es,  dem  Anschein  nach,  einige  Ausnahmen,  und 
unser  Galanthus  nivalis  ^)  ist  die  bekannteste  derselben.  Ich  habe 
mich  auf  dem  Gärtnercongress   in  Brüssel   und  Amsterdam  und 


^)  C.  Bruch  beobachtete  im  Herbste  bei  ungewöhnlich  warmem  Wetter  eine 
vorzeitige  Entwicklung  des  Geschlechtscbarakters  bei  Fröschen  (15.  October 
bei  -}■  *8°  Max.).  Wenige  Tage  vorher  hatte  B.  Exemplare  von  Rana  temporaria 
gefunden,  welche  den  Verdacht  einer  zweiten  Brut  in  diesem  Jahre  erweckten. 
B.  constatirt,  dass  die  Frösche  im  Herbst  bei  einer  beträchtlich  niedrigeren 
Temperatur  noch  aushalten,  als  diejenige  ist,  bei  der  sie  im  Frühjahr  erst  er- 
scheinen. Sie  erwachen  nicht  bei  ganz  bestimmten  Temperaturgraden.  Würz- 
burger naturwiss.  Ztschr.  IV.  1863. 

^)  Auch  die  Tazettc  wird  als  eine  strenge  Frühlingsblume  angegeben.  Dass 
dies  aber  Ausnahmen  zulässt,  zeigt  Folgendes.  Am  10.  October  1865  fand  ich  im 
freien  Lande  des  bot.  Gartens  in  Qiessen  an  6  Stöcken  zahlreiche  vollkommen 
normal  entwickelte  Blüthen.  —  Die  betreffenden  Zwiebeln  waren  im  Frühling  1864 
aus  den  Töpfen  im  Warmhaus,  wo  sie  getrieben  worden  waren,  in's  freie  Land 
verpflanst  worden.  —  (Am  7.  April  1866  fanden  sich  an  derselben  Stelle  aber- 
mals 3  Schafte  mit  BlÜthen). 

lY.    Januar  1874.  1 


auch  sonst  bei  vielen  Gelegenheiten  darnach  erknndifjt;  aber 
Niemand  hatte  das  Schueeglöcken  im  Herbste  im  Freien  blühen 
gesehen,  Niemand  wollte  zugeben,  dass  man  dasselbe  im  tiefen 
Winter,  wie  Hyacinthen  und  Tulpen,  künstlich  treiben  könne; 
während  es  ein  leichtes  ist,  Maiblumen  (Convallaria)  schon  zu 
Anfang  des  December  in  Blüthe  zu  bringen.  In  der  freien 
Natur  scheint  sich  indess  bei  grösserer  Aufmerksamkeit  dies 
nicht  zu  bestätigen.  Es  soll  nämlich  inKutais  (Imeretien,  Colchis) 
das  dortige  Schneeglöckchen  (Gal.  niv.  v.  major  Red.?)  schon  im 
Januar,  zuweilen  schon  am  (29.  Novb.)  11.  Decbr.  n.  St.  blühen 
und  (Anfang)  Mitte  März  völlig  abgeblüht  sein.  (Ruprecht  in 
Regel's  Gartenflora  1864.     S.  132). 

Auch  in  Deutschland  kommt  mitunter  Aehnliches  vor.  In  den 
ersten  Tagen  des  Januar  1869  blühten,  laut  öfl'entlichen  Blättern, 
in  der  Nähe  des  Schneeberges  an  den  Abhängen  des  Höllenthales 
in  Baden  die  Schneeglöckchen.  Und  dasselbe  wurde  in  einzelnen 
Gärten  in  Giessen  beobachtet.  Ebenso  wurden  am  5.  Januar  1853 
hier  aufblühende  Schneeglöckchen  gesehen;  und  wieder  am 
31.  December  1872.  —  Damit  war  eigentlich  die  Frage  factisch 
erledigt.  Aber  wir  wollen  nun  sehen,  wie  sich  der  Versuch  im 
Zimmer  gestaltet,  und  worin  eigentlich  die  Schwierigkeiten  be- 
gründet sind,  welche  sich  erfahrungsmässig  diesem  entgegenstellen. 

Wenn  obige  Behauptung  der  europäischen  Gärtner  richtig 
ist,  so  muss  entweder  die  Wärme  für  diese  und  einige  ähnliche 
Frühlingspflanzen  nicht  das  entscheidende  Moment  sein,  was  man 
doch  in  Betracht  aller  sonstigen  Erfahrungen  schwerlich  wird  zu- 
geben wollen;  oder  die  bezüglichen  Versuche  sind  nicht  richtig 
angestellt  worden,  indem  sie  Verhältnisse  mit  sich  bringen,  welche 
namentlich  auch  beider  im  Freien  wachsenden  Pflanze  niemals 
spontan  vorkommen  können;  oder  endlich,  die  nothwendige  innere, 
organische  und  chemische  Vorbildung  der  Blüthenorgane  ist  bei 
unserer  Pflanze  unter  den  gewöhnlichen  Verhältnissen  im  Herbste 
und  Winter  noch  nicht  vorhanden. 

Was  die  letzte  Annahme  betrifft,  so  hat  sie,  wenigstens  zu- 
nächst bezüglich  des  etwaigen  vorbereitenden  Einflusses  des 
Winters,  von  vornherein  wenig  Wahrscheinlichkeit;  denn  das 
Aufblühen  des  Schneeglöckchen  fällt  so  früh,  hier  in  Giessen 
durchschnittlich  im  Mittel  aus  16  Jahren  auf  den  28.  Februar,^) 
dass  man  für  die  gewöhnlichen  Winter  in  Betracht  der  Kälte 
wohl  nicht  an  Neubildung  und  einleitende  assimilatorische  oder 
chemische  Vegetationsthätigkeit  denken  kann,  da  die  mittlere 
Temperatur  im  Winter  sehr  oft  lange  Zeit  unter  dem  Nullpuncte 
bleibt.  Auf  der  andern  Seite  liegen  Erfahrungen  vor,  welche  in 
der  That  auf  derartige  innere,  unbekannte  Präliminar-Entwickelung 
vor    dem  Austreiben    hindeuten  und  volle  Berücksichtigung  ver- 


*)  In  Florenz  zwischen  den  11.  umd  20.  Februar,  Caniel  und  Levier.  (Giom. 
bot.  1871.  124).  —  Es  sind  bei  obiger  Mittelberechnung  für  Giessen  hier  ab- 
sichtlich die  drei  vorhin  erwähnten  exceptionellen  Daten  nicht  in  Rechnnng  ge- 
logen worden;  andernfalls  würde  der  mittlere  Anfblühtag  selbBtyerst&ndlieh  noch 
weit  früher  fallen 


dienen.    So  keimt  die  Kartoffel  nicht  in  demselben  Jahre,  wo  i 
geerntet  wurde,  leicht  aber  noch  im  folgenden  Herbste  (Groim^ 
Annal.  preuss.  Landwirthsch.    Febr.  1861.  201).     Wenigstens  \ 
es  so   bei  der  vom  Mutterstamm  abgelösten  Knolle.    Dass  ah 
unter    anderen    Verhältnissen     es    auch    anders    kommen    kaa 
beweist  das  nicht  selten  vorkommende  sog.  Auswachsen  der  Knollj 
im  Boden,   d.  h.    eine   neue  Knollenbildung   aus    den  Augen  4 
alten  in  demselben  Herbste  ihrer  Entstehung,   während  sie  noC 
in  der  Erde  liegen.    Ebenso  auch  wohl  der  Umstand,   dass,  wi 
ich  namentlich  bei   aus  Samen  gezogenen  Kartofifel-Pflanzen  be 
obachtet  habe,  die  spindelförmigen  Stolonen-Enden,  statt  Knollei 
anzusetzen,   sich  bereits  im  Sommer  sofort  weiter  entwickelten, 
über  die  Erde  traten,  und  belaubte  Zweige  bildeten. 

Die  nächstehenden  Beobachtungen  werden  die  Frage  bezüg- 
lich eines  etwaigen  Winter-Einflusses  sogleich  specieller  zu  be- 
trachten gestatten.  Es  sind  dieselben  so  gruppirt,  dass  man 
diejenigen  Jahrgänge  gleichzeitig  überschauen  kann,  wo  das  Auf- 
blühen ungewöhnlich  spät  oder  früh,  oder  mittelmässig  (d.  h. 
nahe  dem  mittleren  Datum)  eintrat. 

Wenn  in  der  Zwiebel  von  Galanthus  während  des  Winters 
weitere  vorbereitende  chemische  Veränderungen  normal  Statt 
fänden,  so  wäre  zu  erwarten,  dass  nach  einem  milden  Winter 
die  Aufblühzeit  merkbar  früher  eintreten  würde,  als  nach  einem 
strengen ;  oder  umgekehrt,  falls  die  Kälte  als  solche  von  Nutzen 
wäre.    Folgende  üebersicht  giebt  darüber  Aufschluss. 

Galanthus  nivalis,  erste  Blüthe  offen.  (Beobachtungen  immer 
an  derselben  Stelle). 

Mitteltemperatur  aus 
Decb.  Jan.  Febr.      Jan.  Febr. 


Datum : 


Frühzeitig. 

1861. 

26. 

II. 

-  1.4»  R. 

-  1.7«R. 

1857. 

2. 

lU. 

-  0.4 

-  0.9. 

1854. 

3. 

III. 

-  1.8 

0.6. 

1852. 

29. 

II.         H 

h  1.8 

h  2.1. 

1862. 

25. 

II.         H 

-  1.9 

-  2.1. 

Mittel  4-0.2. 

Spät. 

1860. 

20. 

III. 

-  0.8 

0.05. 

1858. 

22. 

III. 

-  1.1 

2.1. 

1847. 

14. 

III. 

-  1.8 

1.4. 
Mittel  —  1.1. 

Mittelmässig. 

1855. 

9. 

III. 

-  2.0 

4.1. 

1856. 

11. 

III. 

-  0.1 

+  1.4. 

1862. 

7. 

m. 

-  0.3 

0.4. 

2864. 

7. 

m. 

-  0.7 

—  2.3. 

Mittel  - 

-  1.3. 

Es  geht  aus  diesen  Beobachtungen  hervor,  dass  der  Ge- 
sammtcharakter  des  Winters  (ob  kälter  oder  wärmer)  nicht  ent- 
scheidend ist;   dass  das  Schneeglöckchen   während   des  Winters 

1* 


sich  selbst  dann  nicht  auffallend  weiter  entwickelt,  wenn  dieser 
mildjst;  denn  man  sieht  die  erste.  Blüthe  nach  einem  kalten 
Winter  oft  ebenso  frühe  sich  öffnen,  als  nach  einem  milden; 
und  umgekehrt  kann  auch  bei  einem  ziemlich  milden  Winter  wie 
1860  und  1856,  die  Blüthe  später  eintreten,  als  nach  einem 
härteren.  Hieraus  folgt  aber,  dass  die  augenblickliche  (gegen- 
wärtige) Temperatur  für  das  Aufblühen  entscheidender  ist,  als 
die  vergangene,  dass  also  langwierige  innere  oder  organische 
Vorbereitungen  seitens  der  Pflanze  während  des  Winters  nicht 
mehr  erforderlich  sind.  Ob  aber  auch  nicht  während  des  vor- 
hergehenden Sommers  und  Herbstes?  •—  diess  ist  eine  Frage, 
welche  sich  im  Laufe  dieser  Untersuchung  beantworten  wird. 

Auch  die  geographische  Verbreitung  des  Schneeglöckchens 
beweist,  dass  dasselbe  eines  Winterfrostes  zu  seinem  Gedeihen 
und  Blühen  nicht  bedarf;  denn  die  Pflanze  findet  sich  in  fast 
ganz  Europa,  auch  in  frostfreien  Gegenden*): 


^)  Galanthus  nivalis  L.     Verbreitun gsbezirk. 

1.    Gesammt- Areal. 

Boden-Beschaffenheit.  Erhebung.  Indifferent,  wächst  in  der  Ebene 
und  im  Gebirge.     In  der  Auvergnc  bis  1000  Meter. 

Geographie.  Nach  Süden  kommt  die  Pflanze  in  Frankreich  vor,  in  den 
Pyrenäen,  im  südlichen  Italien  und  in  Sicilien.  —  Nach  Norden  zerstreut  durch 
das  mittlere  Europa ,  bis  nach  Dänemark ,  nach  Gothland ,  Norwegen ,  Schweden ; 
ferner  in  Irland,  wo  sie  ihre  westliche  Grenze  findet.  —  Ostwärts  wohnt  sie  in  der 
Schweiz,  in  Dalmatien,  Croatien,  Siebenbürgen,  dem  Pcloponese,  der  Türkei,  in 
Volhynien,  Podolien  und  Georgien. 

Arealgrenzen. 

Süd.    .    .    .   Sicilien 38^  I    om  i^-  *         a  u    t>    •. 

Nord   .    .    .  Norwegen 59»  |   2'"  »'s'«"^  ^er  gcograph.  Breite. 

West    .    .    .   Irland II  W.  v.  Paris  |    T-k«  *         kqo  ^      t  « 

Ost  Georeien  47  0  ^''*^"'''  ^^    ^*'''  ^*"^^- 

(Nach  Lecoq,  dtud.  geogr.  bot.  VIII.  p.  552.   1858). 

Habitat    in  Angl.,    Scot.,    Gall.,    Europa   med.,    Ital.,   Dalm.,    Türe.,    Graec, 

Ross.   meridion.   (p.   149.  Prodr.  Fl.  Hisp.  auct.  Willkomm  u.  Lange.  I.  1870). 

IL    Specielle  Nachträge. 

Spanien:  In  graminosis  humidis  rcgionis  montanae  Fyrenaeorum.  (c.  Olot 
in  Catal.,  Co  Im.)  Campanilla  de  invicrno.    (Willkomm  1.  c). 

Auvergne:  nördlicher  Theil  des  Centralplateau*s  von  Frankreich.  (Lecoq, 
gdogr.  bot.   1854.  I.  285). 

Vielleicht  nicht  spontan ;  bei  Nyon,  Morges,  Lausanne,  Trelex  etc. ;  dtrangcr 
au  Jura  fran9ai8.  Ch.  Grenier,  Flore  de  la  chaine  jurassique  in  M^m.  soc. 
dmulat.  de  Doubs  p.  738.  Besanc.  1869. 

Deutschlan  d: 

Böhmen:  in  feuchten  Hainen,  in  Uferauen  niedriger  und  gebirgiger  Gegenden 
hier  und  da  in  Menge.  An  der  Elbe  und  ihren  unteren  Zuflüssen:  Pardubic 
(Opiz),  Hermanmcstcc  (Opiz),  Stifans  Ueberfuhr,  Melnik  massenhaft,  Roudnic 
(lieuss),  Patck  bei  Libochovic  (Danes),  Leitmeritz  (Hackel),  Landskron  (Erxlebcn), 
Deutschbrod  (Weidenhofer),  Libsic  an  der  Moldau  nördlich  von  Prag,  Friedland 
(Seibt),  Wolfsberg  bei  Rnmburg,  Schluckenau  (Carl);  am  Erzgebirge:  Rothenhaus 
(Roth),  Hauenstein  (Job.  Reiss).  Im  Mittelgebirge  (Tausch)  (p.  112  Celakowsky 
Arbt.  bot.  Sect.  Land-Durchf.  Böhmens  (aus  dem  Archiv  1  Abth.  III.)  Prag 
1869.  Rivnac).  —  Schweidnitz  (Schlesien):  Laubhaine  neben  den  Wasserläufen, 
sehr  häufig.  (Feck). 

Um  Trier  wild,  in  Luxemburg  gepflanzt.  (E.  Fischer).  Im  Flachlande  von 
Salzbarg,  nicht  in  den  Gebirgsth&lern.  (Sanier:  Flora  1868,  p.  311).  Bei  Ober- 
schützen,  südlich  von  Wien  (W    Schubert). 


Betrachten  wir  zunächst  die  Zwiebel  selbst  in  den  ver 
denen  Stadien  ihres  Lebens.  Während  des  ersten  Frühlings,  i 
die  Pflanze  sich  zum  Blühen  anschickt,  finden  wir  in  der 
benden  Zwiebel  (Fig.  1)  die  gegenwärtigen  Blätter,  den  Blü 
stiel,  an   dessen   Basis    einige  kleine    Schuppenblättchen, 
aussen  die    saftigen  Zwiebelschuppen.   —  Nach    dem   Abbii 
(Fig.  2)  löst  sich   der  Fruchtstiel   dicht  über  der  Zwiebelsj 
durch  Vermoderung  ab,  der  innere,  eingeschlossene  Theil  b 
lebendig.  Oft  sieht  man  neben  der  abgeblühten  Zwiebel  eine  jünjj 
(II,  III  i),  deren  Blätter  damit  beschäftigt  sind,  dieselbe  soweitgrosszu 
ziehen,  dass  sie  im  folgenden  Jahre  oder  weiterhin  blühreif  werde.  — 
Ende  Juli  sind  auch   die  Blätter  bis  an  die  Zwiebelspitze  abge- 
storben ;  ihre  Basis  ist  fleischig  geworden  und  stark  verdickt,  dei 
alte  Fruchtstiel  ist  noch  sichtbar  (Fig.  3,  ÄB)\  auch  sieht  man  nun 
bereits  die  neue  Knospe  (n  n)  angelegt,   welche  demnächst  die 
neue  Blüthe  bringen  wird.  —  Anfang  October  findet  man  (Fig.  4) 
diese  Knospe  n  bereits  soweit  herangewachsen,  dass  sie  den  resti- 
renden  Theil  des  früheren  Blüthenstieles,   wenn  ein  solcher  vor- 
handen ist,  flach  (etwas  concav)  zusammendrückt  (b  derselbe  von 
innen,  c  im  Querschnitt  gesehen)  und  in  der  so  'gebildeten  Rinne 
emporwächst.    Sie  bildet,  von   aussen   betrachtet,  ein  röhriges, 
weisses  Scheidenblatt,  welches  zu  dieser  Zeit  bereits  die  ganze 
Blüthe   des  nächsten  Frühlings  in  seinem   Innern  birgt; 
auch  die  Antheren  und  Eichen  sind  sämmtlich  entwickelt,  d  e. 

Aus  dieser  Untersuchung  geht  hervor,  dass  die  letztere  An- 
nahme unstatthaft,  dass  die  Blume  bereits  früh  im  Herbste  allem 
Ansehen  nach,  wenigstens  morphologisch,  im  Wesentlichen  blüh- 
reif ausgebildet  ist. 

Gehen  wir  zur  Darstellung  der  Versuche  bezüglich  des  Trei- 
bens selbst  über. 

1864. 

Eine  grössere  Anzahl  von  Zwiebeln  ward  am  7.  October 
aus  der  Erde  genommen,  also,  wie  oben  gezeigt  wurde,  mit 
bereits  genügend  vorgebildeter  Blüthe  im  Innern  und  nun  ver- 
pflanzt und  in  verschiedener  Weise  behandelt.  Als  Massstab  der 
Beurtheilung  mag  dienen,  dass  die  im  Freien  unberührt  in  der 


Bezüglich  England  gibt  A.  de  Can.dolle  (Geogr.  bot.  rais.  694)  Folgendes 
an.  Die  älteren  Aatoren,  Gerarde  und  Ray,  betrachteten  diese  Pflanze  nicht  als 
spontan  für  England.  Seitdem  hat  man  sie  nach  Watson  (Cjb.  IL  p.  447)  auf- 
gefunden:  aber  die  Lokalitäten  sind  nach  demselben  verdächtig.  Nach  anderen 
Botanikern  indcss  (Smith,  Engl.  Fl.)  kommt  sie  wirklich  wild  vor.  Watson  meint, 
sie  sei  durch  Cultur  eingeführt.  Bromiield  (Phytol.  1850.  p.  959)  war  entgegen- 
gesetzter Ansicht.  De  Candolle  stimmt  Letzterem  bei,  wegen  des  Areals  auf  dem 
Continent,  welches  in  der  Richtung  nach  den  britischen  Inseln  hin  keine  Unter- 
brechung hat.  (Coss.  et  Germ,  Fl.  Paris;  Breb.,  Fl.  Norm.;  Prodr.  Fl.  Bat.; 
Lloyd,  Fl.  Loire-Inf.  etc.).  Sie  fehlt  auf  den  Inseln  des  Canals,  aber  sie  wird  in 
Irland  angegeben  (Mackay,  Fl.),  doch  mit  Zweifel  bezüglich  des  Ursprungs. 

Verwildert  im  südl.  Schwede  b«  Wild  eine  Varietät  im  Kaukasus  (Regel's 
Gartenflora  1868.  p.  143).  Talyschgebirge,  Geb.  bei  Schuscha  (ib.  p.  130).  S.  131: 
Kiew,  Volhyn.,  Podol  ,  Stawropol.,  (Samara),  Tiflis,  Caspischcs  Meer. 


6 

Erde  gebliebenen  Pflanzen  am  16.  Januar  1865  zu  sprossen  be- 
gannen; am  3.  April  war  hier  die  erste  Blüthe  geöflfnet.  Der 
Winter  war  sehr  kalt,  namentlich  durch  einen  besonders  kalten 
December  ausgezeichnet. 

Mitteltemperatur: 

December  —  3,4** 
Januar       —  0,2 
Februar      —  2,6 
März  —  0,2 

A. 

In  einem  frisch  bereiteten  Mistbeete  zeigten  sich  am  31.  Oct. 
aus  obigen  Zwiebeln  bereits  einzelne  bis  1  P.  Lin.  hohe  Triebe. 
Bis  zum  20.  December  erreichten  dieselben  bis  8  Lin.  Höhe. 
Weiter  ging  die  Entwickelung  nicht,  in  Folge  der  grossen  Kälte. 

B. 

Töpfe  im  Kalthaus  aufgestellt,  in  gewöhnlicher  Weise 
massig  feucht  gehalten.  Am  12.  Decbr.  waren  8  L.  lange  Triebe 
vorhanden;  die  Wurzeln  stark  entwickelt,  5  Zoll  lang,  hatten  den 
Boden  des  Topfes  erreicht.  —  Am  16.  Januar  1865  Blüthenstielc 
von  1—2  L.  Länge  sichtbar.  Weiterhin  gewannen  die  Blätter 
den  Vorsprung.  Am  11.  Febr.  verliess  die  Blüthe  die  Spatha; 
am  14.  Febr.  war  dieselbe  offen. 

Es  ist  dieser  Versuch  demnach  in  der  Hauptsache  als  ge- 
lungen zu  betrachten,  aber  nur  relativ;  denn  die  ganze  Beschleu- 
nigung beträgt,  verglichen  mit  den  Pflanzen  gleichzeitig  im  Freien, 
allerdings  im  Ganzen  7  Wochen;  aber,  mit  der  mittleren  Auf- 
blühezeit verglichen,  nur  16  Tage. 

C. 

Von  der  Vorstellung  ausgehend,  dass  möglicher  Weise  eine 
Nachahmung  der  grossen  Bodenfeuchtigkeit  im  Freien  im  Vor- 
frühling nützlich  sein  könnte,  wurden  einige  Töpfe,  ebenfalls  im 
Kalthause,  theils  durch  Untersätze  mit  Wasser  sehr  nass  ge- 
halten, theils  gänzlich  unter  Wasser  versenkt.  Das  Resultat  ent- 
sprach nicht  den  Erwartungen.    Die  Pflanzen  blieben  sehr  zurück. 

D. 

Ein  Topf  wurde  im  Warm  hause  dicht  unter  das  Glasdach 
gebracht,  also  möglichst  warm  und  sonnig;  dabei  die  Feuchtigkeit 
massig,  wie  gewöhnlich.  Die  Pflanzen  zeigten  keinen  Vorsprung 
vor  B.  Am  6.  Februar  trat  die  Blüthe  über  die  Blätter  hervor, 
entwickelte  sich  dann  aber  äusserst  langsam  weiter,  und  blieb 
innerhalb  der  Bractee  oder  Spatha  stecken;  vom  28.  Februar  an 
begann  sie  abzusterben  und  war  am  23.  März  ganz  vertrocknet. 
Ihre  Spitze  ragte  zu  dieser  Zeit  1  Z.  hoch  über  die  Erde  empor. 
—  Die  Blätter  hatten  sich  dagegen  kräftig  entwickelt. 


E. 

Mehrere  Töpfe  wurden  im  Warmhause  auf  die  zur  Hei? 
dienenden    Wasserröhren,    also    möglichst    warm    (und   zugl 
schattig)  gestellt.    Sie  begannen  sofort  zu  treiben,  blieben  ( 
aber  plötzlich  sitzen,   nachdem  die  Blattspitzen   11  L.  Höhe 
reicht  hatten,  und  verkamen  allmählich    ganz   und   gar,   so    daa 
am  28.  Februar   die  Zwiebeln    stark   angefault,    zum  Theil  ohni 
alle  Wurzeln   gefunden   wurden;   einige   waren   bereits   gänzlicl 
verschwunden.    Die  Mehrzahl  zeigte  durchaus  keinen  Trieb. 

F. 

An  derselben  Stelle  wie  vorher,  aber  ohne  Erde,  die  Zwiebeln 
in  feuchtem  Moose.    Resultat  wie  vorher. 

a. 

Alles  wie  bei  E,  aber  sehr  nass  gehalten.    Resultat  wie  dort. 

H. 

Eine  Anzahl  Zwiebeln  wurde  mit  bereits  1  Zoll  hohen  Trieben 
am  4.  Februar  aus  dem  freien  Lande  in  das  Kalthaus 
übertragen  und  hier  in  gewöhnlicher  Weise  in  massig  feuchter 
Erde  gehalten.  Am  14.  Februar  machte  sich  die  erste  Blüthe 
frei,  weiterhin  zeigte  sich  indess  kein  Vorsprung  vor  den  sonst 
vorhandenen,  am  weitesten  entwickelten  Pflanzen.  — 

Es  ergiebt  sich  hieraus,  dass  die  höhere  Wärme  der  Pflanze 
entweder  ohne  wesentlichen  Nutzen  oder,  zumal  bei  grösserer 
Feuchtigkeit  oder  an  schattiger  Stelle,  geradezu  nachtheilig  war; 
dass  die  Pflanzen  dagegen  unter  ganz  gewöhnlichen  Verhältnissen 
im  Kalthause  am  besten  gediehen. 

1865. 

Von  der  praktisch  bewährten  Erfahrung  ausgehend,  dass  es 
für  viele  Zwiebelpflanzen  (wie  Crocus  u.  s.  w.)  nützlich  ist,  die- 
selben im  Sommer  nach  beendigter  Vegetation  einige  Zeit  hin- 
durch aus  der  Erde  zu  nehmen  und  massig  trocken  zu  halten, 
—  trockener,  als  sie  in  dem  freien  Boden  sein  würden,  wurde 
diesmal  eine  grössere  Anzahl  von  Zwiebeln  bereits  frühzeitig, 
zum  Theil  schon  im  Sommer  aus  der  Erde  genommen  und 
dann  auf  verschiedene  Weise  behandelt.  Ich  gebe  diese  Methoden 
zunächst  an,  das  Ergebniss  aber  für  alle  zusammen  am  Schlüsse, 
da  es  im  Wesentlichen  bei  sämmtlichen  ganz  gleich  war.  Alle 
Töpfe  befanden  sich  diesmal  im  Kalt  hause.  Bemerken  will 
ich  noch  ausdrücklich,  dass  sämmtliche  Zwiebeln  zu  keiner  Zeit 
dem  Froste  ausgesetzt  waren. 


Zwiebeln  vom  21.  Juni  ausgehoben,  sofort  in  einen  Topf 
mit  Erde  gebracht  und  sich  selbst  überlassen.  Der  Topf  blieb 
weiterhin   bis   zum  October  im   Freien   stehen   und   wurde   nur 


8 

vorübergehend  befeuchtet.  Man  kann  hiernach,  zumal  in  Betracht 
des  ungemein  trockenen  Septembers  (0,09  P.  Zoll  Niederschlag), 
annehmen,  dass  die  Zwiebeln  unter  diesen  Verhältnissen  sich 
überwiegend  in  einer  trockenen  Umgebung  befanden.  Dabei  ist 
es  wichtig,  sich  zu  vergegenwärtigen,  dass  diese  Zwiebeln  wegen 
des  Trockenstehens  keine  thätigen  Wurzeln  hatten,  also  in 
keiner  directen  Beziehung  zu  der  Erde  des  Topfes  standen,  wäh- 
rend die  Zwiebeln  im  Freien,  wie  Fig.  4  zeigt,  bereits  zu  dieser 
Zeit  mehr  oder  weniger  zahlreiche  lebende  Wurzeln  besitzen.  — 

E. 

Zwiebeln  an  demselben  Tage  ausgehoben,  trocken  gelegt; 
am  9.  Oc tober  in  einen  Topf  mit  Erde  gepflanzt. 

I. 

Zwiebeln  am  22.  August  ausgehoben  und  sofort  eingetopft 
wie  sub  I. 

M. 

Zwiebeln  am  22.  August  ausgehoben,  trocken  gelegt,  am  9. 
October  eingetopft. 

N. 

Zwiebeln  ausgehoben  am  21.  September  und  sofort  ein- 
getopft, wie  sub  I. 

0. 

Zwiebeln  ausgehoben  am  21.  September,  trocken  gelegt,  am 
9.  October  eingetopft. 

Es  sei  hier  daran  erinnert,  dass  diese  Zeit  —  Ende  Septembers 
und  Anfang  Octobers  —  die  gewöhnliche  ist,  wo  die  zum  frühe- 
sten Treiben  bestimmten  Zwiebelpflanzen,  wie  Tulpen  u.  dgl., 
eingetopft  und  in  die  Wärme  gebracht  werden. 

Am  28.  October  schon  traten  bei  den  am  frühesten  verpflanzten 
Exemplaren  die  ersten  Triebe  über  den  Boden  hervor.  Am  9.  Dec. 
hatten  überall  die  Triebe  bereits  eine  Länge  bis  zu  1  Zoll  er- 
reicht; am  20.  Dec.  wurde  die  weisse  Scheide  durchbrochen,  die 
Blattspitzen  traten  hervor;  am  29.  Dec.  war  bereits  die  erste 
Blüthenknospe  entblösst,  die  Triebe  hatten  eine  Höhe  bis 
zu  14  L.  Am  26.  Jan.  trat  die  erste  Blüthe  aus  ihrer  Bractee, 
am  30.  Jan.  war  die  erste  Blüthe  ofiFen.  —  Ein  Topf  war  am 
23.  Jan.  in  das  Warmhaus  gebracht  worden;  schon  am  27.  Jan. 
waren  mehrere  Blüthen  geöffnet.  —  Im  Freien  begann  das  Auf- 
blühen am  5.  Februar*),  aussergewöhnlich  verfrüht  durch  den 
ungemein  milden  Winter  1865/6;  bereits  am  25.  November  waren 
die  ersten  Triebe  über  dem  Boden  erschienen. 


M  In  Höringhaasen  bei  Vöhl,  etwa  18  Stunden  nördlich  von  Qiessen,  blähten 
im  Pfarrgarten  die  Schneeglöckchen  schon  am  22.  Januar  1866. 


Der  Vorsprung  durch   das  Treiben   betrug  also  nur  w 
Tage. 

1866. 

Auch  in  diesem  Jahre  blieben  die  Bemühungen  vergel 
die  Blüthen  erheblich  früher  als  im  Freien  zu  entwickeln;  ii 
ergaben  die  Versuche  in  anderer  Beziehung  einiges  Lehm 
Sie  waren  im  Wesentlichen  folgende: 

A. 

Vier  Töpfe  wurden  mit  jenen  Zwiebeln  bepflanzt,  welche  in 
letzten  Winter  zum  Treiben  gedient  und  im  Januar  1866 
geblüht  hatten.  Diese  Zwiebeln  waren  am  20.  Juni,  nach  dem 
Absterben  aller  Blätter,  ausgehoben,  auf  dem  Boden  trocken  ge- 
legt worden  und  so  bis  zum  27.  August,  dem  Tage  der  Einpflan- 
zung, liegen  geblieben.  Von  diesen  Töpfen  wurden  2  in  das 
Kalthaus  nahe  an  das  Fenster  gesetzt,  die  beiden  übrigen  ebenso 
in  das  Warmhaus.  Die  Zahl  der  (später)  getriebenen  Blüthen- 
stiele  war  sehr  gering,  was  offenbar  die  Folge  des  vorangegan- 
genen Blühens  (also  der  Erschöpfung)  war.  Schon  in  der  Mitte 
des  November  kamen  die  treibenden  Spitzen  über  den  Boden, 
ebenso  bei  B. ;  aber  weiterhin  förderte  es  nur  sehr  wenig. 

B. 

Vier  Töpfe  wurden  mit  Zwiebeln  bepflanzt,  welche  gleichfalls 
am  20.  Juni  aus  der  Erde  genommen  waren  —  aber  aus  einem 
Beete  im  freien  Land.  Auch  diese  blieben  bis  zum  27.  August, 
wo  sie  eingepflanzt  wurden,  trocken  liegen.  —  Auch  von  diesen 
Töpfen  wurden,  wie  oben,  2  in  das  Kalthaus  gebracht,  2  in  das 
Warmhaus,  neben  die  anderen. 

Am  4.  Januar  waren  im  Warmhause  die  Blattspitzen 
merklich  höher,  als  im  Kalthause  (3  Zoll  gegen  1).  Aber  schon 
am  23.  Januar  zeigte  es  sich,  dass  die  Pflanzen  im  Kalthause 
bezüglich  der  Blüthenstiele  wesentlich  denen  im  Warrahause 
voraus  geeilt  waren;  ein  Verhältniss,  welches  auch  weiterhin 
gleich  blieb;  ja  später  ergab  sich,  dass  im  Warmhause  keine 
einzige  Blüthe  überhaupt  zur  vollen  Entwickelung  kam;  sie 
blieben  sämmtlich  kurzstielig,  in  der  Spatlm  versteckt  und  ver- 
trockneten so. 

Ferner  zeigte  sich  um  die  Mitte  des  Januar  auch  ein  Unter- 
schied zwischen  den  im  Kalthause  befindlichen  Pflanzen  der 
Serie  A  und  B;  erstere  nämlich,  also  die  vorher  schon  getrie- 
benen, waren  auffallend  dürftiger  als  B,  ihre  Blätter  schmäler, 
kürzer,  und  sonderbarer  Weise  rein  grün  statt  graugrün;  auch 
producirten  die  sämmtlichen  (14)  Zwiebeln  dieser  beiden  Töpfe 
überhaupt  nur  eine  einzige  Blüthe.  0    Dieselbe  Beeinträchtigung 


t)  Die  Zahl  der  überhaupt  getriebenen  BlQthenstiele  betrag  per  Topf  (zu  je 
7  Zwiebeln)  f&r  A:  Warmhaus  1   und  2,  Kalthaus  I   and  0; 
n    Bj  n  5     „     2,         ,  2     „     3. 


10 

der  Pflanzen  A  gegen  B  zeigte  sich  auch  im  Warmhauso;  die 
ersteren  waren  z.  B.  am  17.  Januar  nur  1V§  Zoll  hoch  (die 
Blätter),  jene  von  B  dagegen  4  Zoll;  auch  wurde  hier  zu  dieser 
Zeit  eine  Blüthenspatha  sichtbar. 

Am  17.  Januar  befreite  sich  die  erste  Blüthe  aus  der  Spatha 
und  zwar  im  Kalthause  (aus  einer  der  getriebenen  Pflanzen  A), 
doch  folgte  B  sehr  bald  nach,  während  im  Warmhause  noch  kein 
Blüthenstiel  über  2  Zoll  Länge  hatte,  gegen  4''  bei  jenen.  —  Am 
1.  Februar  war  bei  beiden  A  und  B  im  Kalthause  gleichzeitig 
die  erste  Blüthe  ganz  offen  und  ausgesperrt;  der  erste  sonnige 
Tag  in  diesem  zwar  grossentheils  sehr  milden,  aber  ausseror- 
dentlich düsteren  und  regnerischen  Winter.  —  Es  geht  hieraus 
mindestens  das  hervor,  dass  das  Trockenlegen  der  Zwiebeln  in 
schattiger  Stelle  nicht  sonderlich  das  Treiben  förderte;  und  dass 
das  Kalthaus  weit  günstiger  wirkt,  als  das  Warmhaus. 

Im  Freien  war  das  Aufblühen,  trotz  einer  14tägigen  Frost- 
periode im  Januar,  kaum  merklich  später;  schon  am  6.  Februar 
wurden  in  einzelnen  Gärten  blühende  Schneeglöckchen  gefunden. 

Ein  mir  bekannter  hiesiger  Gärtner  brachte  in  diesem  Jahre 
seine  Schneeglöckchen  bereits  am  18.  Januar  zur  Blüthe, 
und  zwar  auf  folgende  Weise :  Ende  Octobers  wurden  die  Zwiebeln 
aus  der  Erde  genommen,  eingetopft,  die  Töpfe  in  den  Boden 
gesenkt,  worauf  sie  Frösten  bis  zu  —  4"  ausgesetzt  waren;  Ende 
November  in  das  Kalthaus  gebracht,  endlich  kurz  vor  Weihnacht 
in  das  massig  warme  Wohnzimmer  hoch  oben  an  das  sonnige 
Fenster  gestellt. 

Hierbei  mag  die  grosse  Wärme  des  Sommers  1865  (nament- 
lich Juli  und  September)  von  einigem  Einflüsse  zu  Gunsten  der 
Verfrühung  gewesen  sein.  Jäger  beobachtete,  dass  getriebene 
Hyacinthus  bereits  am  10.  December  1865  blühten,  also  unge- 
mein früh  (RegePs  Gartenflora  1866  p.  80).  Auch  wird  angeführt, 
dass  Lilien  und  Kaiserkronen  nach  nassen  Sommern  schwach 
oder  gar  nicht  im  folgenden  Jahre  blühen.  ^ 

Dies  deutet  auf  chemische  Vorbereitungen  zur  Blüthe 
während  des  Sommers,  welche  in  günstigen,  warmen  Jahren 
rascher  zu  verlaufen  scheinen,  als  in  anderen. 

1867. 

A. 

Um  zu  ermitteln,  ob  ein  längeres  Trockenliegen  (wie 
angenommen  wird)  eine  fördernde  Einwirkung  auf  die  Blühfähig- 


*)  Aach  das  unerhört  frühe  Aufblühen  der  Schneeglöckchen  (in  den  ersten 
Tagen  des  Janaars)  1869  in  Giessen  dürfte  yon  der  excessiven  Wärme  des 
Sommers  1868  bedingt  gewesen  sein  (Mitteltcmperatar  im  Juni  —  Angast  14,49^ 
statt  13,75).  Dazu  kam,  dass  auch  der  December  wärmer  war,  als  irgend  ein 
früherer  binnen  21  Jahren;  er  hatte  nämlich  eine  Mitteltemperatur  von  -\-  4,17 
statt  —  0,34  Graden.  Auch  der  Niederschlag  während  des  December  war  abnorm : 
3,72  par.  Zoll  statt  1,53.  Ganz  ähnlich  —  und  mit  demselben  Effect  —  war  es 
im  Winter  1852/3. 


11 

keit  der  Zwiebeln    habe,   wurden   mehrere  Zwiebeln   (weicht 
Winter  1866/7  im  Kalthause  gestanden  und  von  denen  eine 
zige  eine  Blüthe  gebracht  hatte:  1866  A)  im  Juni  aus  der  j 
genommen,  an  schattiger  Stelle  trocken  gelegt,   und  dann  a 
December  in  Töpfe  gepflanzt.     Diese  Töpfe  wurden  dann   in 
frisch  bereitetes  Laubbeet  unter  doppelte  Glasbedeckung  gebra< 
über  Nacht  wurde  in  der  Kegel  noch  eine  Holzdecke  übergel 
(Laden).     Bei   dem  Einpflanzen   zeigte   sich,   dass  die  Mehrj 
der  Zwiebeln  noch  sehr  jung  und   vielleicht  deshalb  noch  nicai 
blühfähig  war.    Die  Temperatur  in  der  Wurzelnähe  betrug  Anfangij 
16  bis    22^,    sank  Mitte    December   auf  13^    stieg  Mitte  eTanuar 
1868  wieder  auf  15,  sank  bis  zum  24.  Februar  allmählich  auf  8®. 
Es  entwickelten  sich  bis  dahin  keine  Blüthen,  während  im  freien 
Lande  die  Blüthen  nun  schon  vorhanden  waren.   —  Am  17.  März 
wurden    diese    Töpfe    mit   schwach   getriebenen    Blättern  —    im 
Maximum  3  Zoll  hoch    -    oder  ganz  ohne  solche,  sämmtlich  aber 
ohne  Blüthentrieb,  in  einer  kühlen  Hausflur  an  das  Fenster  nach 
Norden  gestellt  und    wenig   feucht   gehalten.      Die  Temperatur 
stieg  hier  langsam  von  5  auf  10*^  (7.  April)  und  schwankte  von 
da  weiterhin  (einmal  bis   3,8®  abwärts)  zwischen  jenen   Grenzen 
mehrfach  auf  und  ab.    Am  1.  Mai  stieg   dieselbe  von  7,5  auf  9 
und  11,5°;  und  an  demselben  ersten  Mai  hat  eine  der  Pflanzen 
eine  vollkommene  und  in  jeder   Beziehung  normale  Blüthe  ge- 
bracht, also  um   2  Monate  künstlich  verspätet,  im   Ver- 
gleiche zum  normalen  Mittel.     (Im  Freien  kam  nach  17jährigen 
Beobachtungen    das  späteste   Aufblühen  am   3.  April   1865  vor). 
Blätter  frisch,  auffallend  klein.     Weitere  entwickelten  sich  nicht. 

B. 

Die  Töpfe  mit  den  Pflanzen  B  von  1866,  welche  also  im 
Februar  1867  im  Kalthause  theilweise  geblüht  hatten,  wurden 
über  Sommer  1867  im  Freien  gelassen,  dann  Mitte  November  in 
das  Kalthaus  nahe  an  das  Fenster  gestellt,  dann 

a.  2  davon  in  obiges  Laubbeet  gebracht.  Ohne  Resultat. 
Am  18.  März  war  der  Stand  folgender:  in  2  Töpfen  mehrere 
Blüthenknospen,  noch  in  der  Scheide,  einige  schon  bräun- 
lich, also  absterbend,  nur  eine  frisch,  kam  aber  nicht  zu 
voller  Entwickelung. 

b.  zwei  andere  im  Kalthause  gelassen.  Sie  entfalteten  ihre 
erste  Blüthe  am  30.  Januar.  Temperaturschwankung 
zwischen  4,  5  und  IP. 

C. 

Am  2.  December  1867  wurden  mehrere  frische  Zwiebeln  aus 
dem  freien  Lande,  wekhe  also  den  Sommer  über  nicht  trocken 
gelegen  hatten  wie  die  vorigen,  in  4  Töpfen  neben  die  vorhin 
erwähnten  zum  Treiben  in  das  Laubbeet  gesenkt. 


•  •e 


12 

Sie  waren  vorher  einigemal  dem  Frost  ausgesetzt  gewesen, 
bis  zu  —  6® Lufttemperatur,  was  man  für  nützlich  hcält  bezüglich 
der  Blühfähigkeit.  0     Ohne  Erfolg. 

Dann  wurden: 

a)  2  Töpfe  am  17.  März  1868  an  das  Fenster  in  die  Hausflur 
gebracht,  wie  oben.  (Am  15.  Januar  waren  die  Blüthentriebe 
2  Zoll  hoch  gewesen,  entwickelten  sich  aber  nicht  weiter.  Am 
17.  März  zeigte  der  Topf  8  gebräunte  und  vertrocknete  Blüthen- 
knospen).  lieber  Sommer  kam  der  Topf  in  das  Freie,  im  An- 
fang October  1868  wieder  in  das  Kalthaus. 

Er  brachte  (im  Februar  1869)  keine  Blüthen,  sondern  nur 
Blätter. 

b)  2  Töpfe  schon  am  21.  December  1867  in  das  Warmhaus; 
bezeichnet  F.  und  G.  Sie  wurden  in  einen  grösseren  Topf  ge- 
setzt, äusserlich  täglich  mit  frischem  Eise  umgeben,  welches 
selbstverständlich  dann  allmählich  schmolz;  oben  offen.  Der  Zweck 
war,  die  Wurzeln  kühl  und  nass  zu  halten,  während  gleichzeitig 
die  Blätter  u.  s.  w.  einer  stark  treibenden  Temperatur  ausgesetzt 
blieben.  Die  längsten  Triebe  waren  damals  13  p.  Lin.  lang.  Die 
Temperatur  der  Erde  in  den  Töpfen  bei  3  Zoll  Tiefe  schwankte  bei 
b  F.,  wo  das  Abzugsloch  auf  dem  Boden  des  Topfes  offen  war, 

also    freierer  Austausch   mit   dem   umgebenden   Eiswasser 

stattfand,   zwischen   4-   1  und  11^,  gewöhnlich  2°;  während 

die  Lufttemperatur  in  der  Umgebung  der  Blätter  zwischen 

9 und  16^  schwankte;  gewöhnlich  13—14^.    Bis  zum  17.  Jan. 

erreichten  die  Triebe  2  Zoll  6  Lin.,  mehrere  Blüthenknospen 

waren  vorgeschoben;  davon  3  frisch,  4  vertrocknend;  blieben 

indess  sämmtlich  weiterhin  sitzen. 

b  G.    Das  Abzugsloch  am  Grunde  mit  einem  Kork  verschlossen, 

um  die  Erdtemperatur  ein  wenig  höher  zu  erhalten,  als  im 

vorigen  Falle.    Dieselbe  schwankte  von  2  bis  11°,  meist  4^. 

Am  17.  Januar  zeigte  sich,  dass  sämmtliche  entwickelten 

Blüthenknospen   sitzen   blieben,   dermalen  3  noch   frisch, 

3  andere  vertrocknend  und  braun. 

c)  Ein  Topf  am  24.  December  1867  ebenso  in  das  Warmhaus, 

aber  ohne  Eis-Umgebung,  bezeichnet  H.  Die  Temperatur  schwankte 

von  9  bis  17  0,  meist  13  ^.  Am  17.  Januar  ergab  sich,  dass  auch 

hier  alle  Blüthenknospen  sitzen  blieben,  vertrocknend  und  braun 

waren. 

In  diesen  3  Fällen  zeigt  sich  deutlich,  dass  das  Treiben 
nicht  nur  der  Blätter,  sondern  auch  der  Blüthen  im  Warm- 
hause in  der  That  virtuell  ausführbar  ist,  leider  aber, 
während  die  Blätter  vortrefflich  mit  normaler  Farbe  gedeihen, 
bezüglich  der  weit  zarter  gebauten  Blüthen  daran  scheitert,  dass 


*)  Bezflglicb  des  begünstigenden  Einflasses  niederer  Temperataren  sind  die 
Versnehe  von  Duclanx  von  Interesse,  ans  welchen  hervorgebt,  dass  man  die 
Eier  des  Seidenscbmetterlings  zu  jeder  Zeit  beliebig  znm  Anskriechen  bringen 
kann,  wenn  man  sie  vorher  in  einer  gewissen  Weise  der  Kälte  (EiskeUer)  aussetzt. 
(Compt.  rend.  1871.  9.  Octbr. ;  Naturforscher  1871.  p.  398.  Ferner  Compt.  rend. 
Novbr.  1869.  p.  1022.) 


13 

diese  an  der  warmen  Luft  im  Warmhause  oder  Mistbeete 
einfach  vertrocknen.    Hier  ist  also  Regel,   was  bei  den  j 
cinthen  und  Tulpen  Ausnahme  ist;  bei  letzteren  sucht  man 
gegen   das  Sitzenbleiben  dadurch   zu    schützen,    dass    man   i 
Papier-Dute  oder  einen  Topf  überstülpt.  Die  mikroskopis» 
Untersuchung   der  Strüctur  der  ßlüthenblätter  von 
lanthus  giebt,   wie  ich  glaube,   einen  vollkommen  befriedigeni 
Aufschluss   über  diese   Eigenthümlichkeit  des  Schneeglöckchens 
indem    dieselbe   eine   vielleicht   beispiellose   Lockerheit    dei 
Zellenge füges  nachweist.  (Vgl.  die  Tafel,  Fig.  5  und  folgende 
nebst  Erklärung,  insbesondere  Fig.  7). 

Die  3  Töpfe  F.  G.  H.  wurden  am  17.  Januar  in  ein  kühles 
Zimmer  an  das  nördliche  Fenster  gesetzt,  ohne  dass  sie  noch 
etwas  producirten. 

Hiernach  bildet  das  Schneeglöckchen  keine  wirkliche  Aus- 
nahme von  dem  Gesetze,  dass  die  Wärme  das  Aequivalent  der 
Vegetationsbewegung,  ihr  eigentlicher  und  wesentlicher  Motor  ist. 

Wie  empfindlich  derartige  zarte  ßlüthen  sind,  zeigt  u.  a.  auch 
folgende  Beobachtung  an  Leucoium  vernum,  einer  Pflanze,  welche 
in  der  Aufblühzeit  und  auch  sonst  viel  gemein  hat  mit  dem 
Schneeglöckchen.  Am  16.  Februar  1868  wurden  einige  Pflanzen 
dieser  Art  aus  dem  Walde  frisch  eingetopft;  die  Blätter  3  Zoll 
über  der  Erde  vorragend,  drei  Tage  später  in  das  warme  Zimmer, 
wo  sie  2  Tage  blieben.  Die  Blüthenstiele  trieben  stark,  blieben 
aber  plötzlich  stehen.  Hierauf  wurde  der  Topf  (bei  milder 
Witterung)  vor  das  Fenster  gesetzt,  aber  die  Pflanzen  erholten 
sich  nicht,  die  Blüthen  konnten  sich  nicht  aus  der  Spatha  (wohl 
in  Folge  ungenügender  Wasser-Zufuhr  seitens  der  durch  das 
Verpflanzen  gestörten  Wurzeln)  frei  machen,  sie  verfärbten  sich 
in's  Gelb-Bräunliche.  Freilandpflanzen  derselben  Art  waren  unter- 
dessen in  volle  Blüthe  eingetreten. 

Wenn  man  sich  vergegenwärtigt,  dass  die  geheimnissvolle 
Triebkraft  oder  Spannkraft  genau  genommen  nichts  Anderes 
ist,  als  üeberschuss  der  Wasseraufnahme  durch  die 
Wurzeln  über  den  gleichzeitigen  Wasserverlust  (durch  Verdun- 
stung) in  den  betreffenden  Organen  —  hier  Blüthen  — ,  so  ver- 
liert die  Erscheinung  alles  Auffallende  in  Betracht  der  ausser- 
ordentlichen Zartheit  der  Blüthen-Textur. 

Mit  dem  zunehmenden  Lichte,  der  längeren  Besonnung 
im  Februar  oder  März  hat  das  Aufblühen  des  Schneeglöckchens 
um  diese  Zeit  keinen  directen  Zusammenhang;  die  folgenden  Ver- 
suche zeigen,  dass  die  Entwickelung  dieser  überhaupt  ungemein 
empfindlichen  und  zarten  Pflanze  vortrefflich  von  Statten  geht, 
ohne  dass  die  Pflanze  während  des  Treibens  auch  nur  ein  ein- 
ziges Mal  von  der  Sonne  direct  getroffen  worden  wäre,  während 
allerdings  auf  der  anderen  Seite  eine  —  wenn  auch  massige  — 
Menge  diffusen  Lichtes  unbedingt  zur  vollkommenen  Blüthen- 
Entfaltung  von  ihr  gefordert  wird. 

Am  31,  December  1867  wurden  2  Töpfe  mit  Schneeglöckchen- 
Zwiebeln  frisch  aus  dem  Garten  verpflan/t  und  in  einem  Zimmer 


14 

mit  nordöstlicher  Exposition  aufgestellt,  dessen  Temperatur  sehr 
constant  war;  dieselbe  schwankte  in  der  betreflfenden  Zeit  zwischen 
6  und  10,4^\  im  Allgemeinen  fast  regelmässig  aufsteigend.  Am 
31.  Januar  1868  waren  die  ersten  Blüthenknöpfe  frei  ausgetreten, 
öffneten  sich  aber  an  dieser  Stelle,  an  einem  düsteren  Platze 
etwa  8  Fuss  von  dem  (einzigen)  Fenster,  nicht.  Daher  wurde 
von  den  2  Töpfen  am  2.  Februar  der  eine  an  das  —  gänzlich 
sonnenfreie  —  Fenster  gestellt,  der  andere  blieb  an  seiner  bis- 
herigen Stelle.  Die  Blüthenstiele  auf  dem  letzteren  verlänger- 
ten sich  im  Vergleiche  zu  der  andern  Plantage  ganz  abnorm, 
bis  8V2  P-  Zoll,  sanken  dann  um,  ohne  dass  die  Blüthe  das 
Deckblatt  verliess;  am  4.  März  waren  alle  (10)  Blüthenknospen 
vertrocknet  und  braun.  Die  am  Fenster  befindlichen  Pflanzen 
des  Topfes  No.  2  dagegen  hatten  kürzere  Blüthenstiele,  7  Zoll; 
am  23.  Februar,  bei  unveränderter  Temperatur  von  9  Graden, 
hatten  die  Blüthenstiele  auch  hier  die  durchschnittliche  Länge 
von  8V2  Zoll  erreicht,  und  an  diesem  Tage  trat  auch  die  erste 
Blüthe  aus  ihrer  Spatha  und  öffnete  sich  vollständig. 
Die  Blätter  waren  in  beiden  Fällen  frisch  gi'ün,  8— 12  Zoll  lang. 
Temperatur  und  Befeuchtung  für  beide  Töpfe  gleich.  Hieraus 
geht  hervor,  dass  die  Blüthe  des  Schneeglöckchens  zum  voll- 
ständigen Aufblühen  den  Zutritt  mindestens  des  zerstreuten 
Tageslichtes  bedarf,  während  z.  B.  die  Blüthen  von  Crocus  ver- 
nus,  Corydalis  cava  und  Amygdalus  nana  sich  auch  an  jener 
düsteren  Stelle  vollständig  öffneten.  Doch  ist  auch  hier  —  wenn 
auch  in  geringerem  Grade  —  der  nachtheilige  Eiufluss  der 
Dunkelheit  oder  Düsterheit  in  dem  Sinne  unverkennbar,  dass 
alle  Theile  sich  aufs  Aeusserste  überstrecken,  überlange  dehnsam 
und  biegsam  bleiben,  wodurch  es  verständlich  wird,  dass  die 
Spatha  des  Schneeglöckchens  wegen  nicht  eintretender  Erhärtung 
der  Zellen  von  der  Blüthe  nicht  gesprengt  werden  kann.  (In 
einem  analogen  Falle  beobachtete  ich,  dass  fast  alle  Blätter 
eines  im  Kalthause  überwinterten  Topfes  bei  feuchter  Haltung 
nicht  nur  auffallend  lang,  sondern  auch  gegen  das  Ende  hin  ein- 
gerollt, doppelt  eingerollt,  oder  S  förmig  verbogen  waren.) 


Die  oben  gegebene  Erklärung  über  den  Misserfolg  des  künst- 
lichen Treibens  der  Blüthe  der  Schneeglöckchen  bei  höheren 
Temperaturen,  nämlich  durch  Vertrocknung  derselben  im 
Stadium  der  Expansion,  während  die  Blätter  ganz  normal  der 
Temperatur  entsprechend  sich  entwickeln,  findet  ihre  Bestätigung 
und  Begründung  durch  eine  unbefangene  Beobachtung  der  Ver- 
hältnisse, welche  bei  dem  normalen  Aufblühen  der  Schneeglöck- 
chen im  freien  Lande  obwalten. 

Das  Mittel  der  täglichen  höchsten  Lufttemperaturen  im 
Schatten  während  der  ungefähren  Zeit  des  Blüthen-Treibens  von 
Galanthus  beträgt  nämlich  nur 

--  3,0  0  für  den  Februar, 
—  5,90    „      „     März; 


16  , 

also  wesentlich  weniger  als  im  Warm-  oder  selbst  Kalthaus! 
das  Mittel  der  absoluten  „monatlichen  Maxima"  im  Schatte 
im  Mittel  vieler  Jahre  pro  .;; 

Januar +     7,4  ^  -^ 

Februar +     7,1 » 

März +  11,30 

Da  im  Freien  ab  und  zu  die  Sonne  auf  den  Boden  trifft,  so 
wird  allerdings  selbstverständlich  diese  Temperatur  noch  um  einige 
Grade  erhöht  werden  müssen. 

1868. 

Die  directe  Beobachtung  bestätigt  das  oben  Gesagte. 
Um  diese  auszuführen,  wurde  am  17.  Januar  1868  ein  Ther- 
mometer auf  2  Zoll  Tiefe  in  das  Galanthus-Bee t  im  Garten 
eingesteckt,  also  in  die  normale  Tiefe  der  Wurzeln  zu  dieser 
Jahreszeit;  der  äussere  Theil  des  Thermometers  blieb  der  Luft 
frei  ausgesetzt,  also  wie  die  grünen  Theile  der  wachsenden  Pflanze. 
Man  darf  wohl  annehmen,  dass  auf  diese  Weise  ziemlich  genau 
die  Temperatur  erhalten  wurde,  welche  diesen  Pflanzen  überhaupt 
zugeführt  wurde. 

Die  Temperatur  schwankte  nun  von  —  0,3  am  17.  Januar 
bis  +  3,8  am  3.  Febr.,  wo  die  Spitzen  der  Triebe  zahlreich  über 
der  Erdoberfläche  erschienen.  Weiterhin  bewegte  sich  die  Boden- 
Temperatur  langsam  steigend  zwischen  2,2  und  6  '^  bis  zum 
28.  Febr.,  wo  die  erste  Blüthe  offen  ausgebreitet  war  (meist  3  ®; 
im  Mittel  aus  49  Beobachtungen  +  2,1 0);  die  Temperatur  der 
freien  Luft  im  Schatten  zeigte  an  einem  in  der  Nähe  aufge- 
hängten Thermometer  5  Fuss  über  den  Boden  eine  Schwankung 
von  +  2  bis  +  9,0  0,  gewöhnlich  4  ^  (im  Mittel  von  37  Beobach- 
tungen +  4,6  ^).  Also  beide  Temperaturen  merklich  niederer, 
als  selbst  im  Kalthause.  Dass  diess  Ergebniss  kein  von  der  Norm 
wesentlich  abweichendes  und  nur  gerade  diesem  Jahre  eigen- 
thümliches  ist,  ergiebt  sich  aus  Folgendem,  wodurch  der  Beweis 
geliefert  wird,  dass  normal  die  Temperatur  um  diese  Zeit  in  den 
oberen  Bodenschichten  nur  um  etwas  weniger  höher  ist,  als  die 
Luft  im  Schatten;  beide  merklich  niederer  als  die  Temperatur 
im  Kalthause. 

Nach  6jährigen  Beobachtungen  im  hiesigen  Botanischen 
Garten  zeigte  ein  auf  12  p.  Zoll  in  den  Boden  eingesenktes 
Thermometer  an  einer  massig  beschatteten  Stelle,  ganz  äfinlich 
dem  Galanthus-Beete,  für 

December +  1,6  ® 

Januar —  0,6  ® 

Februar +  0,2  0 

Mittel +  0,40 

und  gleichzeitig  die  Luft: 

December  ....  —  0,34  ^ 

Januar —  0,84  ^ 

Februar —  0,05 » 

Mittel 0,41 0 


16 

Imnierhin  ist  in  (iiosiT  hcdrutfMnlrron  Bodentiefe  der  Qut 
der  'rcni|u>i-atiir  etwas  anders,  als  in  unseren  vorliegenden  FaDe 
Ihm  nur  "2  /oll  Tiefe.  I>ass  diise  Vers« hiedenheit  aber  bedei- 
tun^svoll  ist.  iT^ii'bt  eben  dieThatsaiiie,  dass  diessmal  die  Inf- 
bluhe/eit  ^:in/.  :'.uf  den  Nornialta^'  traf  bei  relativ  höherer 
I.n 1 1  t(n)]»eraTur.  ^»abrentl  als  I^ureliMlinittsreisultat  vieler  Jahre 
iiniifekelut  waliieiid  der  Kntwi«  kelun^>/eit  die  L  u  f t  tempentv 
etwas  nie  de  irr  ist.  —  Ich  habe  ihn  I»erember  mitgerechnet, 
weil  in  der  Tliat  sehon  um  die>e  /i*ir  die  Ve^etationsthätigkeil 
dieser  Zwiebeln  im  (ianiie  i>t;  ja  im  Jahre  ls»;s  waren  die  Triebe 
sehon  in  der  Mitte  des  Nvnenibcr  '  ,  /oll  hoch  über  der  Erde. 
Hie  .«erste  Hliithe*  des  Sehneet:luckehens  fällt  nach  löjährigci 
l>eobaelitun^en  {gerade  auf  den  :?**.  Februar. 

Pie  folgende  Tabelle  soll  dazu  dienen,  den  Zustand  des 
Si'hneei*löekehens  in  jetloni  Monat  des  Jahres  übersichtlich  dar- 
zustellen. (Nach  lUuibachtun^vn  im  Jahre  1>«>S,  in  jedem  Monate 
VO    :\0  rtlan/en  aus  demselben  Heete  ausjxehoben.) 

w .  «--1  Biath«. 

■tialy     HUtl«, 

niuthr-    .  ■ 

iu>:jnil  .     *        ... 

masimnm   Mlbo 


kl 

WurMln. 

MLMvayvu    UHU 

Blatttriebe 

lUtum. 

iMllXl' 

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li».  August  I*  /• 

l;\  Seplbr.  \ 


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Uube-'^eK   hier  >italt,  jius.^ei  im  kal:o:;  Wi:»:o::rv'<:.     Also  gaaz 
\*io  bvM  utwoien   r^uimen  und  Atulorvii  v.u'w.iol'::?!*:*. 

iMc  neue  NVutieUMKluu^  bc^iiuit  Auur^^  Septeaib^r.     (Ana- 

^v-^f-uh^iCM  '^n:  l    I.v'N^'i'.N'u  VU.io  v\*tol\*:s'      I'^vT  ";.;i'  Bliicertrieb 


17 

Anfangs  October   (Vgl.    auch    Fig.  4).    Er   tritt   über    die   Erd 
zwischen   November  und  Februar  oder  März;    hieraus  geht  zu 
Evidenz   hervor,    dass    ein    morphologisch-physiologischer  Grün» 
nicht  existirt,  wodurch  das  künstliche  Treiben  des  Schneeglöckchen 
in  den  ersten  Wintermonaten  unmöglich  gemacht  würde. 

1864/9. 

Wir  haben  oben  gesehen  (1867  a.  b.  c),  dass  im  Warmhause 
das  Schneeglöckchen  in  der  That  virtuell  getrieben  werden  kann, 
dass  aber  ein  vollkommener  und  praktisch  verwerthbarer  Erfolg 
daran  scheitert,  dass  die  Blüthen  sofort  bei  ihrem  ersten 
Hervortreten  über  denBoden  an  der  warmen  Luft  vertrocknen. 

Es  kam  daher  darauf  an,  einen  Versuch  zu  machen,  ob  die- 
sem Uebelstande  nicht  begegnet  werden  könne;  und  zwar  durch 
Ueberstürzen  einer  auf  die  Erdoberfläche  des  Topfes  aufgesetzten 
Glasglocke.  Allein  trotzdem  blieb  auch  so  das  Resultat  negativ. 
Am  15.  October  nämlich  wurden  Zwiebeln  aus  dem  freien  Lande 
eingetopft,  anfangs  (bis  zum  26.  November)  in  das  Kalthaus  ge- 
setzt, dann,  mit  bereits  1  Zoll  hohen  Blatttrieben  in  das  Warm- 
haus gebracht  und  sehr  feucht  gehalten,  indem  der  Topf  über 
Tag  jedesmal  in  einem  Untersatz  mit  Wasser  gestellt  wurde. 
Die  Temperatur  schwankte,  nach  Ausweis  eines  eingesenkten 
Thermometers,  in  dem  Apparate  zwischen  8,0  und  17,0°,  gewöhn- 
lich betrug  dieselbe  12°.  Zwar  blieben  die  Wurzeln,  wie  sich 
bei  der  Untersuchung  am  23.  Januar  1869  ergab,  gesund;  allein 
die  Blüthen  blieben,  kaum  hervorgetreten,  sitzen  und  vertrock- 
neten; auch  die  Blätter  hatten  nur  3  Zoll  Länge  erreicht. 

Es  geht  hieraus  hervor,  dass  das  Vertrocknen  dieser  zarten 
Blüthen  selbst  bei  grosser  Feuchtigkeit  in  solcher  Temperatur 
nicht  verhindert  werden  kann,  dass  demnach  das  Warm- 
haus nicht  der  geeignete  Ort  zum  Treiben  ist.  Selbst- 
verständlich wird  ja  auch  unter  einer  solchen  übergestürzten 
Glasglocke  eine  vollständige  Dampfsättigung  nur  vorübergehend 
vorkommen;  jedenfalls  wird  thatsächlich  die  Verdunstung  unserer 
Blüthe  nicht  gehindert. 

Zur  Vergleichung  wurde  ein  ganz  ebenso  behandelter  Topf 
zu  derselben  Zeit  in  das  Kalthaus  gebracht  und  dort  vom  26. 
November  an  jedes  Mal  über  Tag  in  einen  Untersatz  mit  Wasser 
gesetzt,  während  —  wie  oben  —  eine  Glasglocke  über  die  trei- 
benden Pflänzchen  gestürzt  war.  Die  Temperatur  schwankte 
zwischen  4,0  und  17,0  Grad,  gewöhnlich  8°;  die  Blüthen- 
Spatha  trat  bereits  am  14.  Januar  frei  hervor,  das  erste 
Ausspreizen  der  —  tadellosen  —  Blume  fand  am  2.  Februar 
Statt,  später  als  —  an  günstigen  Stellen  —  diessmal  im  freien 
Lande.  —  Im  Uebrigen  hat  dies  Verfahren  keinen  Nutzen  bezüg- 
lich etwaiger  Beschleunigung  gebracht,  im  Gegentheil  war  das 
Aufblühen  verzögert.  Es  scheint  diess  die  Folge  der  durch  das 
frühe  Auspflanzen  veranlassten  Störung  gewesen  zu  sein;  wenig- 
stens brachte  ein  ander|r  Topf,  der  erst  am  9.  December  mit 
Zwiebeln  aus  dem  freieinLande  bepflanzt  und  dann  ohne  Weiteres 

IV.    M&rx  1874.  2 


18 

an  einer  hellen  Stelle  des  Kalthauses  niedergesetzt  wurde  (bei 
gewöhnlicher  Befeuchtung  und  ohne  Glasglocke),  bereits  am 
15.  Januar  offene  Blüthen. 

18G9/70. 

a.  Künstliche  Verspätung  des  Treibens  (oder  künst- 
liche Verlegung  der  Trie]»zeit).  Es  wunhm  in  der  Absicht,  dieses 
Ziel  zu  erreichen,  nach  vollendeter  Frühlingsvegetation  währen<l 
des  Sommers  18G8  (Juni  bis  October)  jedesmal  in  der  Mitte  jedrs 
Monats  einige  (ialanthus-Zwicbeln  aus  dem  freien  Laude  genommen, 
an  schattiger  Stelle  trocken  gelegt,  und  erst  Anfangs  Mai  des 
Jahres  1869  eingetopft,  mit  der  Absicht,  die  IHüthezeit  durch 
Verspätung  in  den  hohen  Sonmier  zu  verlegen.  Am  4.  Mai  zeig- 
ten sich  nun  fast  alle  Zwiebeln  verschrumpft;  nur  jene  vom  1().  Juni 
und  vom  15.  October  hatten  etwas  getrieben.  Bei  einer  Unter- 
suchung am  1.  Juni  18G9  ergab  sich,  dass  sämmtliche  Zwiebeln 
bereits  gefault  waren,  mit  Ausnahme  einiger  vom  Juni,  also  der 
einzigen,  welche  zur  Zeit  des  Aushebens  im  Stadium  der  voll- 
kommenen Vegetationsruhe  gewesen  waren.  (Die  Töpfe  standen 
in  einem  kühlen  Zimmer).  Bis  zum  9.  Juli  waren  indess  auf 
diesem  Topfe  nur  zwei  Blätter  erschienen;  es  kam  keine  Blüthe 
zum  Vorschein. 

Eine  andere  Serie  obiger  Zwiebeln  wurde  noch  später,  nämlich 
erst  am  15.  Juni  1869  eingetopft.  Erst  am  4.  August  kamen 
Triebe  (von  den  Junizwiebeln)  über  die  Erdoberfläche,  die  aber 
schlecht  gediehen  und  bald  zu  Grunde  gingen,  obgleich  der  Topf 
am  7.  August  an  eine  schattige  Stelle  in  die  freie  Luft  gesetzt 
worden  war. 

Resultat:  negativ. 

b.  Beschleunigung  des  Treibens  durch  Trockenlegen 
der  Zwiebeln  vom  Zeitpunkt  der  Sommerruhe  an. 

Um  dieses  Ziel  zu  erreichen,  wurde  zu  Anfang  Juli  1869  eine 
grössere  Anzahl  Zwiebeln  ausgehoben  und  theilweise 
b.  1:    an   einer  sonnigen  Stelle  im  Glashause  zum   Trocknen 

offen  deponirt;  theilweise 
b.  2:    an  derselben  Stelle,  unter  trockenem  Sande. 

Ich  hegte  dabei  die  Hoffnung,  dass  diese  längere  Trockniss 
und  Wärme-Einwirkung  die  präparatorischen  chemischen  und  son- 
stigen Metamorphosen  begünstige.!  und  beschleunigen  würde, 
welche  die  Vorbedingung  zur  Ausbildung  der  Blüthenknospe  für 
das  folgende  Jahr  während  des  Sommers  und  Herbstes  —  also 
mittelbar  auch  für  das  demnächstige  Aufblühen  —  sind.  —  Am 
9.  Juli  waren  die  noch  vorhandenen  VPurzelfasern  an  diesen  Zwie- 
beln abgedorrt. 

Anfangs  September,  wo  im  freien  Lande  neue  Wurzeln  zu 
treiben  beginnen,  wurden  die  Zwiebeln 

b.  1  eingetopft,  die  Töpfe  theilweise  in  ein  kühles,  sonnen- 
freies Zimmer  gestellt,  theils  in  eine^^ düsteren  Keller  (beide 
mit  13  0  R).    Im  Zimmer   erschienen   die  Blätter   am  26.  Nov. 


19 

über  der  Erde;  es  entwickelte  sich   von  9  Zwiebeln  nur  ein 
brachte    aber   keine  Blüthe  hervor,   sondern  nur   2    Blatte 
welche   bis   zum   5.   April    1870  25*^™-  Länge   erreichten.  —  I 
Keller  begann  das  Hervortreiben  am  14.  November  und  es  wi 
am  26.  Decbr.   bereits   eine  Blüthenknospe  zu  4^^-  übe 
die  Erde  aufgeschossen,   während   die   Temperatur   auf  6,4  ^  ge 
sunken   war.     Aber  zum   Freiwerden  und  Aufblühen   kam  e 
nicht,  indem  der  Topf  nun  in  ein  geheiztes  Zimmer  (13®)  um 
an   das  Fenster  gestellt  wurde.    Es   verfärbte   sich  vom  4.  Jan 
an  binnen  wenigen  Tagen  die  Blüthe,  ohne  frei  zu  werden;  — 
wie  gewöhnlich  in  warmen  Räumen. 

Jedenfalls  ist  hiermit  im  Wesentlichen  die  Aufgabe 
gelöst,  indem  mindestens  das  Hervortreiben  der  Blüthe 
zu  einer  um  fast  2  Monate  gegen  die  Durchschnittszeit 
verfrühten  Zeit  künstlich  erzwungen  worden  ist.  ^) 
Es  ist  nach  allem  Früheren  kein  Grund  zu  zweifeln,  dass  auch 
die  volle  Expansion  der  Blüthe  bereits  wenige  Tage  nachher  zu 
Stande  gekommen  sein  würde,  wenn  ein  geeigneter  Raum  (zugleich 
kühl  und  hell)  zu  der  Aufstellung  der  Pflanzen  disponibel  gewesen 
wäre.  —  Die  Vergleichung  mit  1865  K.  M.  0.;  1866  A.  B.; 
1867  A.  ergibt,  dass  nicht  das  Trockenliegen  für  sich,  sondern 
die  Einwirkung  der  Sonne  —  also  wohl  der  Wärme  —  die 
inneren  Ausreifungszustände  der  nackten  Zwiebeln  in  so  auffal- 
lender Weise  gefördert  hat,  —  wenigstens  bei  einer;  denn  die 
Mehrzahl  ist  zu  Grunde  gegangen. 

Nach  allem  Diesem  macht  das  Schneeglöckchen  bezüglich 
des  Treibens  keine  Ausnahme  von  andern  Gewächsen,  zumal  mit 
Rücksicht  auf  die  Blätter;  das  Treiben  der  Blüthen  ist  nur 
durch  besonders  lockere  Structurverhältnisse  ihrer  Oberhaut  er- 
schwert, wodurch  die  Gefahr  des  Vertrockens  gesteigert  wird; 
doch  kann  die  Schwierigkeit  überwunden  werden. 

b.  2.  Die  unter  Sand  gelegenen  Zwiebeln  wurden  gleich- 
falls am  1.  September  1869  eingetopft  und  theilweise  im  kühlen 
Zimmer,  theilweise  im  Keller  —  neben  vorigen  —  aufgestellt.  — 
Die  Zwiebeln  im  Zimmer  trieben  am  20.  November  Sprosse  über 
die  Erde;  aber  die  Pflanzen  verkamen,  ohne  sich  weiter  zu  ent- 
wickeln. —  Im  Keller  kam  davon  überhaupt  nichts  in  Bewegung. 

Demnach  war  das  Verweilen  unter  trockenem  Sande  von  sehr 
übler  Nachwirkung.  Vielleicht  darf  man  annehmen,  dass  der 
Sand  wie  Fliesspapier  wirkte  und  demgemäss  eine  übermässige 
Austrocknung  der  Zwiebeln  veranlasst  hat. 

1870/71. 

Eine  Anzahl  frischer  Zwiebeln  wurde  am  5.  Januar  1870 
aus  dem  freien  Lande  ausgehoben,  eingetopft  und  in  das  Kalt- 
haus gebracht.  Sie  entfalteten  die  erste  Blüthe  am  3.  Februar. 
Der  Zweck  war  diesmal:  durch  künstlich  erzwungenes  früheres 


^)  Im  Jahre  1870  fand  infTfreien  Lande  das  erstö  Aufblühen  sogar  erst  Ende 
März  statt. 

2* 


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V':.'/   >...:•■;.     I;  •    ;«! -<-r.lulirh'ii    uihl    li('l)]att(>rtoii  Töpfe 

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■■;...  -;;..   i'..  Mn.    iiiit    fi.i.-it-   :rl«L'i'W»-lkti'n   ISlättcrn  —  an 

^■.:.  :  ■  ...:*r.j«ri  .^f^ilif  njlnnr   I'mj.Ii    in     iVrii*    Lainl    jri*si»iikt. 

..  /•.'•^-.li  f.n  ;iii-  ui'itj'ji'  K:.:wi.Kc|uiiL:  iiiöi^liclist  froion 
'-,'  •■.■:.,.  /'j  ".•■.-<  Ii;!i]«-ii.  -  Km  U"  S.jir"mlnT  wiinliMi  «lii»  Hallen 
•A.-..;  ..'.  :j'J-,;i':  --  ff/t  Ulli  in  ila-  l\;ililiiiiis  ^'(»bracht.  Am 
*..  ';      :•  r  rri.-:,<ri  «Ii.-  I'll;mz«n  lifu-ir.«  iiix-r  «lii»  Kr'IdlxMiläclie. 

:'•■.    1'*;-:   1   v.iii'It:  'i!ii'ii   ( iiifii  ijliiTLi«'^iinzti'ii   /weilen  Topf 
';.i-.r'':i  yf:}j'iir..rii;  —  'iij-  T..|il"  :.'  lull   ^li<•    Ptlauzm   thrils    offen. 


Mh-'^-.ii  ü.\i\  \  rtJiM  ]'.,  lii  :,^  ""■),  ohne  den  l^lattern  den 
Irxv  r.hru';h  zü  f:-*:.-.t;itr*'rL  Ar.lanu's  Januar  wurde  daher  der  be- 
f\(:fVj:'.'\t:  '1  ofjf  von  I  V. t-^'Lrcn^iMnen  und  beide  IManta^^en  an  ein 
I'er;-^r;r  rj/'j')i  .^..W.  t'».:eijt.  Nun  stellle  >icli  allmählich  Gleich- 
i.h.r  ,u  \.f:.fU:  * '/'i'.i'jOijf-n  (-in,  ohne  dass  No.  1  einen  nen- 
nen-'A'-rth'-ri  '.^.  ;>;ijn;;  vor  'i  i,eliiell.  Krst  am  28.  Januar  1^71 
.■.;ti  (\\c,  t-i\\t,  U.,i:i.':  \h  blülu'U'iiriii  Zustande  und  bi'j^ann  sich 
zu  (-.utUilfj-ji.  *\u\  l  n:ir:n  ollncle  sich  die  erste  IJlüthe  am  4. 
Morz  ; 

Hifwnach  h?it  die  beabsichtig;!«!  Verfrühun^?  auf  dem  angege- 
bf;nen  VVct'e  nur  zi»;njJicli  unvollkuunnen  erreicht  werdeu  können. 

iJie  Fortsetzung  des  Versuches 

1871/72 

ergrab  ebenfalls  kein  günsti^^es  Uesultat.  Die  Töpfe  mit  abge- 
welkten Pflanzen  standen  über  Sommer  im  Freien,  wurden  vom 
20.  Sept.  an  massig  feucht  gehalten  und  in  das  Kalthaus  an 
das  Fenster  gebracht,  trieben  aber  erst  am  27.  Octobcr  über  die 
Erde  ^im  Vorjahre  am  0.  Octob(;rj. 
Von  da  an  wurde  der  eine  Topf 

L 

in  einen  Untersatz  mit  Wasser  gesetzt,  worin  er  den  ganzen 
Winter  über  stehen  blieb.  Die  Pflanzen  gediehen  zwar  vortrefflich, 
aber  ziemlich  langsam;  erste  lilüthe  entfaltet  erst  am  11.  Februar 
1872  (1871  am  28.  Januar,  1870  am  3.  Februar).  Vollblütho 
zahlreich,  am  17.  Februar  1872. 
Der  andere  Topf 

B 

wurde  am  3.  December  in  das  Warmhaus  gebracht,  und  zwar 
ohne  Untersatz   mit  Wasser,    also  Befeuchtung   nur   von  oben, 


■1 

\ 

21 

durch  zeitweises  Begiessen.  Die  Pflanzen  gediehen  hier  w^ 
weniger  gut,  als  sub  L,  ihre  Spitzen  hatten  sich  bis  ziii 
11.  Februar  1872  noch  nicht  über  3  Centimeter  hoch  über  dl 
Erdoberfläche  erhoben.  Von  Blüthenknospen  war  noch  keine  Spu: 
zu  sehen. 

1872/73. 

Im  Juni  verschwanden  die  Blätter;  die  (seit  März)  im  Freien 
gestandenen  Töpfe  L  und  R  wurden  am  1.  August  in  das  Kalt- 
haus gebracht  und  der  Austrocknung  überlassen.  Am  1.  September, 
zur  Zeit  des  normalen  neuen  Wurzeltreibens,  wurde  die  Erde 
stark  genässt  und  in  einen  Untersatz  mit  Wasser  gestellt,  worin 
die  Töpfe  bis  Ende  October  blieben,  als  eben  bei 

L 

die  ersten  Triebe  über  der  Erde  erschienen  (im  freien  Lande 
fand  dies  erst  am  23.  November  statt).  Ende  Decembers  wurde 
der  Topf  wegen  der  äusserst  langsamen  Weiterentwicklung  in  das 
Warmhaus  gebracht  und  eine  Glasglocke  über  die  treibenden 
Pflanzen  gestürzt.  Aber,  während  im  Freien  in  einem  Garten 
bereits  am  31.  December  die  ersten  Blüthen  beobachtet  wurden, 
so  hatten  sich  hier  nur  Blätter  (bis  2  Zoll  lang)  ausgebildet; 
Ende  Januars  konnte  man  einige  wenige  (3)  Blüthenknöpfe  (Spathae) 
innerhalb  der  Blättertriebe  bemerken,  von  denen  2  aber  bereits 
an  der  Spitze  sich  zu  bräunen  begannen,  während  die  Blätter 
nur  2V2  Zoll  Länge  erreicht  hatten.  Eine  Versetzung  in  das 
freie  Land  am  21.  Januar  (unter  Glasglocke)  hatte,  trotz  dem 
ungemein  milden  Wetter  in  den  nächsten  Wochen,  nicht  die 
Wirkung,  weiterhin  eine  normale  Blüthe  hervorzulocken.  Es 
geht  daraus  hervor,  dass  die  ganze  Plantage  durch  die  fortge- 
setzte Cultur  in  einem  beschränkten  Raum  ohne  Erneuerung  der 
Erde  und  in  Folge  des  vorherigen  Blühens  in  hohem  Grade  er- 
schöpft war,  und  dass  auch  hier  wieder  die  an  sich  schon  schwachen 
Blüthentriebe  durch  den  Aufenthalt  im  Warmhause  zur  Vertrock- 
nung  gebracht  worden  waren.  Die  Zwiebeln  zeigten  sich  bei 
Gelegenheit  der  Umpflanzung  am  21.  Januar  klein,  nur  einzelne 
bis  Haselnuss  gross,  einige  aussen  angefault;  die  Wurzelfasern 
nur  1  Zoll  lang,  viele  derselben  mit  verfaulten  Spitzen.  —  Auf 
dem  Topfe  R  kam  überhaupt  kein  Trieb  zum  Vorschein. 

Erklärung  der  Figuren. 

Tafel  I  u.  n. 

Fig.  1—4.  Zustand  der  Zwiebeln  von  Galanthus  nivalis 
in  verschiedenen  Monaten.    S.  oben  S.  5. 

Fig.  5.  Offene  Blüthe;  5;?  Spatha  (Blumenscheide),  5«  Sepala 
(3  äussere  Blumenblätter). 

Fig.  6.  Spatha,  363  Mal  vergrössertes  Stück,  von  der  Innen- 
fläche betrachtet  a,  aus  dem  weissen  Mittelstreifen  zwischen  den 
beiden  grünen  Nerven.    Besteht  aus  nur  2  Zellschichten,  deren 


22 

äussere  hier  schwach  sichtbar  ist,  ohne  Spaltöffnungen.  Ebenso 
sind  die  beiden  äusseren  weissen  Streifen  beschaffen  (s.  Fig.  5).  — 
h  Stück  einer  Zelle  daraus,  stärker  vergrössert.  —  c  Zellwand 
derselben,  noch  stärker  vergrössert,  mit  lockeren  oder  undichteren 
Stellen,  welche  hier  wie  Löcher  aussehen. 

Fig.  7.  Ein  Stück  von  der  äusseren  Oberhaut  der  Sepala, 
363  Mal  vergrössert.  Die  Oberhaut  zeigt  viele  LüCKen. 
OhneStomata;  ebenso  fehlen  diese  auf  der  Innenfläche.  —  Beim 
Drücken  unter  dem  Deckgläschen  weichen  alle  Zellen  sofort  voll- 
ständig auseinander,  sind  also  äusserst  schwach  verkittet. 

Fig.  8.  Zellen  von  der  Innenfläche  der  Sepala  nahe  der 
Basis.    Zellkerne  sichtbar. 

Fig.  9.    Dieselben  etwas  gedrückt,  im  Auseinanderweichen. 

Zur  Vergleichung: 

Fig.  10.  Leucojuni  vernum,  wo  die  Oberhaut  der  Se- 
pala ganz  anders  beschaffen  ist.  Sie  enthält  einzelne  —  wenige  — 
Stomata,  keine  grösseren  Lücken  zwischen  den  Zellen. 

Fig.  11.  Hyacinthus  orientalis,  Oberhaut  von  der  Unter- 
seite eines  Perigonzipfels. 

Fig.  12.  Ebenso,  von  der  Oberseite.  Auch  hier  sind  keine 
Lücken  vorhanden. 


-^sQjQlJ«^- 


Geodätische  Pixpunkte  der  Stadt  Bremen 

und  ihrer  Umgebung, 

gemessen  und  berechnet 

von  G.  L,  Neumann,  Major  a.  D. 

In  den  nachfolgenden  Tafeln  veröffentliche  ich  eine  grössere 
Reihe  von  Zahlen-Angaben,  welche  geeignet  sind,  für  den  Plan 
der  Stadt  Bremen  und  die  Karte  ihrer  Umgebung  als  Fixpunkte 
zu  dienen. 

Die  Angaben  lehnen  sich  zunächst  an  die  Ergebnisse  der 
berühmten  Hannoverschen  Gradmessung  von  Gauss  an,  wie  sie 
z.  Th.  bereits  in  dem  werthvollen  Werke  von  Taaks:  „Geodätische 
Tafeln  für  die  Nord-  und  Ostsee-Küste  nebst  Erläuterungen  und 
nebst  einem  Coordinaten-Verzeichniss  von  336  an  der  Ems,  Jade, 
Weser,  Elbe  und  an  der  Nordsee  belegenen  festen  Punkten,  be- 
rechnet nach  Gauss'schen  Formeln;  Aurich,  Spielmeyer,  1865** 
veröffentlicht  sind,  zum  Theil  aber  auch  mir  von  dem  bekannten 
Kartographen  Oberlieutenant  Papen  zur  Verfügung  gestellt  wurden. 
Weiter  sind  dann  die  Vermessungen  von  Bürgermeister  Dr.  C.  A. 
Heineken  und  Senator  Joh.  Gildemeister  aus  dem  Ende  des 
vorigen  und  dem  Anfange  dieses  Jahrhunderts  benutzt  worden; 
diese  Messungen  liegen  der  bekannten  in  Kupferstich  erschienenen 
Karte  des  Bremer  Gebietes: 

Karte  des  Gebiethes  der  Reichs  und  Hanse  Stadt  Bremen, 
Wie  auch  derjenigen  Dörfer  deren  Landeshoheit  im  Jahre 
1741,  unter  Vorbehalt  verschiedener  Gerechtsame,  an  Chur- 
Braunschweig  abgetreten  worden.  Nach  trigonometrischen 
Vermessungen  entworffen  von  C.  A.  Heineken  1798.  (Die 
zweite  Auflage  erschien  im  Jahre  1806  unter  dem  Titel: 
Karte  des  Gebietes  der  freien  Hanse  Stadt  Bremen.  Nach 
trigonometrischen  Vermessungen  entworfen  von  G.  A. 
Heineken.) 


24 

zu  Gininde.  Die  Originalbeobachtun^cn  und  IJorechiiunRen  von 
Heineken  befinden  sich  im  Besitze  unseres  Mitbürgers,  des  Herrn 
Richter  Chr.  L.  Heineken,  welcher  sie  mir  freundlichst  mehrfach 
zur  Benutzung  überliess.*)  Weiter  lagen  mir  Materialien  zahlreicher 
Winkelmessungen  von  Everhard  Clüver,  dem  zu  frühe  verstorbenen 
Schüler  unseres  grossen  Olbers  vor,  deren  Originalien  sich  auf 
dem  hiesigen  Staatsarchive  befinden.  Endlich  habe  ich  selbst  in 
den  Jahren  1859 — G4  sehr  zahlreiche  Winkelniessun^^en  mit  dem 
Theodoliten  und  Messungen  innerhalb  der  Sladr  mit  Hülfe  der 
Messkette  ausgeführt.  Als  (irundlagcii  für  diese  Älessungen 
wurden  die  Längen  von  drei  JStandlinien,  nämlich  einer  in  der 
Neulander  Feldmark,  einer  zweiton  auf  dem  Werder  und  der 
dritten  auf  der  Bürgerweide  mit  aller  Sorgfalt  ermittelt.  Dieses 
gesammte  Material  ist  dann  von  mir  einer  sorgfältigen  mathema- 
tischen Discussion  und  Berechnung  unterzogen  worden  und  hat 
als  Ergebniss  die  nachfolgenden  Zahlen  geliefert.  Ich  glaube 
denselben  daher  eine  grosse  Genauigkeit  zusprechen  zu  dürfen. 
Um  den  Leser  in  den  Stand  zu  setzen,  sich  seihst  ein  Urtheil 
über  die  erreichte  Genauigkeit  zu  bilden,  habe  ich  in  einem 
Anhang  zur  Tabelle  I  die  Entfernung  der  wichtigsten  Kirchthürme 
unserer  Stadt  zusammengestellt,  wie  sie  sich  einerseits  aus  den 
Gauss'schen  Coordinaten ,  andererseits  aus  meinen  Messungen 
ergeben. —  Die  Resultate  meiner  Vermessungen  innerhalb  der  Stadt 
sind  mit  allen  Details  auf  5  Plänen  im  Maassstabe  von  1 :  500 
niedergelegt  worden,  welche  die  Altstadt,  den  Werder  und  Theerhof 
sowie  einen  Theil  der  Neustadt  umfassen  und  sich  jetzt  bei  den 
Acten  der  hiesigen  Baudeputation  befinden. 

In  Betreff  der  Bedeutung  der  einzelnen  Zahlenreihen  schicke 
ich  noch  Folgendes  voraus: 

In  der  ersten  und  zweiten  Tabelle  bildet  der  wahre  Meridian 
durch  den  St.  Ansgarii-Thurm  die  Axe  der  x,  deren  Anfangspunkt 
die  Projection  der  Mitte  des  Knopfes  des  Thurms  ist.  Nach 
Süden  und  Westen  sind  die  Coordinaten  positiv,  nach  Norden 
und  Osten  dagegen  negativ. 

Die  Azimute  beziehen  sich  gleichfalls  auf  den  wahren  Meridian 
durch  den  Thurm  der  St.  Ansgarii  -  Kirche.  Diejenigen  der  zu 
unserer  Stadt  gehörenden  Objecto  sind  theils  aus  den  Coordinaten 
von  Gauss  mit  der  Meridian-Convergenz  von  0"  54'  39,7"  für  die 
Meridiane  von  Göttingen  und  Bremen,  theils  aus  meiner  Ver- 
messung der  Stadt  berechnet.  Die  Azimute  der  Objecto  der 
Umgegend  beruhen  zum  Theil  auf  den  Messungen  von  Everhard 
Clüver  in  Anschluss  an  die  Gauss'sche  Gradmessung,  wie  sie  in 
der  dritten  Tabelle  aufgezählt  sind,  und  ebenso  sind  die  Entfer- 


*)  Senator  Gildemeister  scheint  dabei  wesentlich  die  trigonometrischen  Mes- 
sungen (mit  Hülfe  des  Sextanten),  Bürgermeister  Ileineken  die  Aufnahmen  mit 
Messtisch  und  Kette  ausgeführt  zu  haben.  Auf  dem  Archive  befinden  sich  noch  die 
erateron  (Acte  Q  1  ii  1)  in  einem  Convolut,  welches  auf  dem  Umschlage  die  Bezeichnung 
trägt:  „Senator  Johann  Gildemeisters  trigonometrische  Vermessungen,  welche  Bürger- 
meister Heineken's  Karte  v.  Bremer  Gebiete  de  1798  zum  Grunde  gelegen." 

Fr.  Buchenau. 


V. 


25 

nungen  dieser  Objecte  aus  den  Gauss'schen  Coordinaten  berechn 
Den  Zahlen  in  Betreff  der  übrigen,  nicht  von  Gauss  vermesseE 
Objecte  liegen  die  Messungen  von  Heineken  und  Gilderaeister  - 
Grunde,  welche  ursprünglich  auf  die  Standlinie  Arbergen-Ansgar 
Thurm  basirt  waren  und  dann   von    mir   unter  Berücksichtigui 
aller  Correcturen  berechnet  worden  sind. 

Bei  allen  Berechnungen  wurden  die  Objecte  als  in  einer 
Ebene  liegend  angenommen.  Ebenso  ist  bei  den  Höhenbestim- 
raungen  verschiedener  Objecte  der  Stadt  über  Null  am  östlichen 
Pegel  der  grossen  Weserbrücke,  die  Krümmung  der  Erd-Oberfläche, 
sowie  die  ßefraction  wegen  der  geringen  Entfernung  der  Objecte 
im  Vergleich  zum  Erdhalbmesser  unberücksichtigt  geblieben. 


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30 


Anhang  zu  Tabelle  I. 

Entfernung  der  wichtigsten  KirchthUrme*)  unserer 

Stadt    von    einander. 


Objecte. 


Dom  —  L,  Frauen  .  . 
Martini  —  L.  Frauen  . 
Johannis  —  L.  Frauen 
Dom  —  Martini.   .   .    . 


Dom  —  Johannis  .    .    . 
Johannis  —  Martini.    . 


Ansgarii 
Ansgarii 
Ansgarii 
Ansgarii 


L.  Frauen. 
Dom**).  . 
Martini .  . 
Joliannis  . 


Entfemungr  Entfemungr 

nach  den  nach    unserer 

Coordinaten  v.  Gauss  ;  Vermessung,'  der  Stadt 


in  Bremer 

1 

in  Bremer 

Ruthen 

in  Metern. ' 

Ruthen 

in  Metern 

ä  16  Fuss. 

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137,048 

1 

29,635 

137,201 

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273,„, 

^9,051 

273,337 

•2,780 

000,948 

72,805 

337,064 

64,587 

299,o„   : 

64,565 

298,9,5 

47,182 

218,438     ' 

47,125 

218,„4 

70,012 

324„33 

70,000 

1 

324,078 

71,827 

1 

332,536   1 

1 

71,790 

332,365 

100,269 

464,181    1 

1 

100,290 

464,3„ 

79,475 

367,944 

79,495 

368,03« 

134,625 

623,271 

134,635 

623,3,8 

*)  Man  erinnere  sich,  dass  zur  Zeit  der  Gauss'schen  Vermessung  die  St. 
Stephan ikirche  keinen  Thurm  hatte,  dass  die  jetzige  Bembertikirche  mit  ihrem 
schlanken  Thurme  damals  nicht  aufgeführt  war  und  an  die  Friedenskirche  noch  nicht 
gedacht  wurde. 

** )  Nach  der  Oldenburger  Triangulation  beträgt  die  Entfernung  Ansgarii — Dom : 
100,333  Ruthen  —  m.  464,5}  q. 


31 


Tabelle  U. 
Gebiet  und  Umgegend*). 


Namen 

der 

Orte  oder  Objecto. 


Ent- 
fernnngr 

vom 

St. 

Ansgarii- 

Thnrm 

Meter 


Azimat  vom 

Südpunkte  des 

Meridians  durch 

St.  Ansgarii- 

Thurm. 


Coordinaten. 


Brinkum 


Stuhr 


Mühle  zu  Moordeich 

Eirchhuchtingen    . 

Wahrthurm,  (alter, 
jetzt  abgebrochener 
Thurm)    .    .    . 


Ganderkesee  . 
Delmenhorst  . 
Kahlinghausen 
Altenesch .   .   . 


Berne 


Alte  Mutterlose 
Kirche  .   .   . 


Seehausen    .   . 

Vegesack,  Hafenhaus 
(früher  Herrenhaus 
genannt)  südl. Giebel 

Vegesack,  Kirchth.  . 

Neuenkircheu  .   .   . 

Oroplingen  . 


•    •    • 


Gramhke,  (d.  frühere 
kleine  Dachreiter  d. 
Kirche) 


7051 


7943 


6598,343 
7047,050 

5149,727 


3016,265 

17985,24 

12011,060 

OOoy,78o 

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24780,097 
11468,300 

7oOO,396 


8»  10'  10,6" 

32»  21'  32„" 

47«  15'  20" 

54»  4'  56,6" 


15603,340 

16115,760 

26050,870 

0'6^O,359 


9224 


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70»  10'  43" 

73»  38'  48,5" 

74»  49'  34,o" 

114»  58'  4,4" 

115»  53'  32" 

118«  21'  58,g" 


119«  6'  55,7" 
119»  21'  33,1" 


6980 
5573 


)478 


)613 


4783,04, 
3020,940 


129»  19'  15" 
130»  58'  54,6" 
138«  3'  40,9" 
138»  15'  54,g" 


140»  54'  38.„" 


)0 


10^0,000 

öUOO,gg2 
Ol4o,g88 

1015,282 

5780„24 

1177o,2oo 

5580,146 
3605,180 


1002 


Jl23 


öÖdi,f,20 
Ol70,272 

4170,561 


9887,250 

12166,070 

19o78,22o 
3897,851 


7159 


)580 


2837,655 
17257,630 

1 109^,300 
0/^04,295 

11908,000 
21804,690 

10019,150 

6408,987 


12070,90 

10569,040 

17410,700 
3477,105 


6816 


)203 


*)  Wo  nicht  etwas  Anderes  ausdrücklieh  angegeben  ist«  sind  stets  die  Kirch« 
thürme  der  betreffenden  Ortschaften  gemeint. 


32 


Namen 

der 
Orte  oder  Objeete. 


Eilt- 
fernnngr 


vom 


St. 

Ansgrarli« 
Thnrm 

Meter 


Aximnt  vom 

Sädpunkte  des 

Meridians  durch 

St.   Ansgarii- 
Thurm. 


Coordlnaten. 


Lesnm 

Walle 

Mühle  zu  Marssei   . 

Wasserhorst    .   .   . 

St.  Jürgen  .... 

Worpswede*)  .   .   . 

Borgfeld 

Lilienthal    .... 

Mühle   im   Karzen- 
Moor 

Hom 

Oherneuland  (Thurm 
der  frühern  Kirche) 

Kornmühle  z .  Heme- 
lingen 

Achim 

Arhergen  

Lunsen 

Arsten 

Kirchweihe  .... 

Mühlenstedt's  Haus, 
Bnntenthorssteinw. 

68:  Windfahne  auf 
dem  südwestl.Giebel 
des  Stallgebäudes  . 

Eattenthurm,  (alter 
Thurm) 

*)  Kirehthurmi  nicht 


)800 


)Ö76 


12510 
3292 

11769,580 

1ÜOD^,900 

10950,080 
17711,0,0 

8690,634 

10062,960 

13789,000 
4858,309 

9086,2,2 

5913,2« 
16904,390 

8828,042 
20466,520 

6]28,„, 
10636,500 


1637,,,, 


142«  51'  16" 
146«  56'  25,/' 
148»  23'  0,o" 
155«  54'  8,o" 
178«  17'  9,o" 
206«  42'  50,s" 
232«  15'  44,o" 
225«  48'  41, j" 


241«  51'  39,5" 
245»  12'    0,4" 

260«  52'  47,2" 

293»  50'  53,0" 
296»  0'  47,0" 
300«  21'  45,3" 
306«  45'  17,0" 
328«  28'  14,j" 
332«    6'  39,4" 


345«  22'  54,3" 


9  «'72,4,0 
27o9,g5s 

lUU^o,o2o 
y45U,65o 

10945„8o 
15820,62 

t)olj^,09() 
7014,053 

DO(Jo,o67 

2üo7,8i9 
1440,224 

ÄöyUjgoo 

7413,962 
4462,31, 

l^JcH./,ooo 
t)<0 .60,940 

9401„24 


7554„4, 
1796„55 

6l70„,o 
4227,040 

^27,554 

7961,„o 
6872,728 
72l5„oo 

1.6l0«^,2so 
4410,267 


1684 


)702 


5263,4,4   356«    5'  42,o"     5251,254 

das  Monument  auf  dem  Weiher  Berge. 


8971,3 


44 


5048,3„ 

lUiyi,870 

7617,223 
lOOJ7,860 

3204,950 
4975,340 


413 


)323 


358 


/4&5 


33 

B.  Winkel  einiger  der  hervorragendsten  Objecte  der 
Umgegend    von    Bremen,    gemessen    vom   Thurme    dei 

St.  Ansgarii-Kirche. 

Tabelle  lU. 

Vorbemerkung.  Diese  Winkel  wurden  im  Jahre  1827  durch  Ererhard 
Clürer  auf  dem  St.  Ansgarü-Thurm  gemessen  und  genau  anf  die  Mitte  des  Knopfes 
centrirt.  £3  wurde  zu  diesem  Behufe,  um  die  Aufstellung  des  Theodoliten  möglich 
zu  machen*  ein  eigenes  Gerüst  anf  dem  Thurm  aufgeschlagen. 

Mitgetheilt  sind  sie  von  Everhard  Clürer  1830. 

Worpswede 0"  0'         0" 

Lilienthal 19»  ö'  51„"  (5)*) 

Hörn 380  29'  10,a"  (10) 

Oberneoland 54"  9'  57,o"  (4) 

Arsten 121«  45'  24,«"  (9) 

Weihe 125»  23'  49,2"  (9) 

Brinkum 161<»  27'  20,/'  (9) 

Stuhr 185«  38'  41,9"  (10) 

Eirchhachtingen  . .  207«  22'         6,4"  (5) 

Ganderkesee 226«  55'  58,3"  (10) 

Hasbergen ,243«  7'  53,2"  (5) 

Rablinghausen  ....  268«  15'  14,a"  (10) 

Altenesch 269«  10'  42,«"  (1) 

Berne 271«  39'         8,6"  (9) 

Seehausen 272«  38'  42,/'  (5) 

GröpUngen 291«  33'         4,6"  (5) 

Walle 300«  13'  35,8"  (7) 


*)  Die  eingeklammerten  Zahlen  sind  die  ßepetitionszahlen,  d.  h.  sie  geben 
an,  aus  wieviel  Messungen  die  hier  vorliegende  Angabe  das  Mittel  ist. 

Bemerkung  über  die  Beziehung  dieser  Winkel  zu  den  oben  mitgetheilten 
Azimuten.  In  Bezug  auf  die  durch  den  Ansgarü-Thurm  gedachte  Parallele  mit  dem 
Göttinger  Meridian  beträgt  das  Azimut  von  Worpswede  nach  Gauss :  207°  37'  29,9", 
Die  Convergenz  beider  Meridiane,  des  Göttinger  und  desjenigen  des  Ansgarii-Thurmes 
beträgt  nun  0^  54'  39,7";  mithin  ist  das  Azimut  von  Worpswede  in  Bezug  auf  den 
wahren  Meridian  des  Ansgarii-Thurmes 

-  207»  37'  29,9"  —  0«  Ö4'  39,7"  =  206«  42'  50,2"; 
das  von  Lilienthal  (unter  Benutzung  der  Winkeldistanz  der  letzten  Tafel} 

=  206«  42'  50,2"  +  19«  5'  öl,i"  =  225''  48'  41,3"; 
und  so  fort  ftlr  die  übrigen  Objecte. 


-sfijT^T^^- 


Verzeichniss  der  wichtigsten  Karten  des 
Bremischen  Staatsgebietes. 

1.  Grundriss  der  Stadt  Bremen  an  der  Weser,  sambt  deren 
Territorio,  deren  vi^r  Gohen  und  (iericht  Borgfeldt,  nebst 
dem  Haven  Vegesack  und  dem  Weser-Strohm.  Gezeichnet 
von  Daniel  Heimbach  1745.  (Diese  Karte  findet  sich  mit 
einem  zweiten  Exemplar  von  1748  auf  der  Stadtbibliothek). 

2.  Grundlage  des  zur  Kaiserl.  Freien  Reichs-  und  Hanseestadt 
behörigen  Landes  und  Dorfschaften.  Aufgezeichnet  1769 
von  J.  Radleff,  Lieutenant  der  Artillerie.  (Auch  von  1770 
vorhanden.) 

3.  Karte  des  Gebiethes  der  Reichs-  und  Hanse-Stadt  Bremen 
wie  auch  derjenigen  Dörfer,  deren  Landeshoheit  im  Jahre 
1741  unter  Vorbehalt  verschiedener  Gerechtsame  an  Chur- 
Braunschweig  abgetreten  worden.  Nach  trigonometr.  Ver- 
messungen entworfen  von  C.  A.  Heineken.     1798. 

4.  Karte  des  Gebiets  der  freien  Hansestadt  Bremen.  Nach 
trigonometrischen  Vermessungen  von  C.  A.  Heineken.  1806. 

5.  Karte  von  dem  Gebiet  der  freien  Hansestadt  Bremen. 
Entworfen  und  bearbeitet  von  Thätjenhorst  und  Duntze. 
3.  Aufl.  1860.    Massstab  1  :  28935. 

6.  Karte  von  dem  Gebiete  der  freien  Hansestadt  Bremen, 
ausschliesslich  Vegesack  und  Bremerhaven.  Nach  den 
neuesten  Quellen  bearbeitet  durch  den  Geometer  0.  Gette. 
Herausgegeben  vom  Bureau  für  Bremische  Statistik.  Bremen 

1873.  Höhenkarte  im  Massstab  1  :  45000. 

7.  Karte  des  Gebiets  der  freien  Stadt  Bremen  nach  den 
neuesten  Quellen  bearbeitet   von  Prof.  Dr.   F.   Buchenau 

1874.  Massstab  1  :  100000. 

8.  Wandkarte  des  Gebiets  der  freien  Hansestadt  Bremen  für 
den  Schulunterricht  unter  Leitung  von  Prof.  Dr.  Buchenau 
entworfen,  gezeichnet,  gedruckt  und  verlegt  in  G.  Hunckel's 
artistischem  Institute  in  Bremen,    2.  Auflage  1874. 

L.  Häpke. 


*  ■ 


Die  Glanzstaare  Afdka's, 

monographisch  bearheitet 

von  Dr.  G.  Hartlaub. 

Die  Glanzstaare  (Lamprotornithinae)  Afrika's  haben  mich 
bereits  im  Jahre  1859  eingehender  beschäftigt.  Wie  sehr  diese 
Gruppe  staarartiger  Vögel  einer  critischen  Revision  und  Bearbei- 
tung bedürftig  sei,  davon  hatte  ich  mich  bei  Gelegenheit  von  fort- 
gesetzten Studien,  betreffend  die  Ornithologie  Westafrika's ,  über- 
zeugt. Das  schon  damals  ungewöhnlich  reiche  Material,  welches  die 
Bremer  Sammlung  darbot,  verglichen  mit  den  mir  zugänglich  ge- 
wordenen Schätzen  der  Museen  von  London,  Leyden,  Paris,  Ber- 
lin, Frankfurt  u.  s.  w.,  setzte  mich  in  den  Stand,  eine  mono- 
graphische üebersicht  der  Lamprotornithinen  Afrika's  zusammen- 
zustellen und  dieselbe  (in  Caban.  Journal  für  Ornithologie)  zu 
veröffentlichen.  Ich  hatte  mich  dabei  vielseitiger  Unterstützung 
und  Auskunft  zu  erfreuen.  Inzwischen  hat  sich  unsere  Kunde 
von  diesen  Vögeln  in  erfreulicher  Weise  vermehrt.  Nicht  un- 
wichtige Irrthümer  hinsichtlich  derselben  konnten  berichtigt  wer- 
den, und  die  Zahl  der  damals  bekannten  Arten  hat  einen  zwar 
nicht  starken  aber  doch  sehr  interessanten  Zuwachs  erhalten. 
So  schien  es  mir  denn,  als  würde  ein  abermaliger  und  noch  er- 
schöpfender angestellter  Versuch,  das  Bekannte  über  die  Glanz- 
staare zusammenzustellen,  wohl  an  der  Zeit  sein.  Von  den  36 
oder  37  bekannten  Arten  besitzt  die  Bremer  Sammlung  nicht 
weniger  als  32  in  75  Exemplaren.  Dennoch  erschien  mir  dieser 
Materialbestand  ungenügend,  und  erst  die  Bereitwilligkeit  meines 
Freundes  R.  B.  Sharpe  in  London,  des  ausgezeichneten  Kenners 
afrikanischer  Vögel,  mir  die  120  Individuen  zählende  Suite  der 
afrikanischen  Lamprotornithinen  seiner  Privatsaramlung  zu 
beliebiger  Benutzung  für  meine  Arbeit  nach  Bremen  zu  senden, 
konnte  mich  aller  weiteren  Bedenken  entheben.  Nur  zwei  Arten 
haben  sich  meiner  persönlichen  Untersuchung  entzogen:  Notau- 
ges albicapillus,  zur  Zeit  in  einem  einzigen  Exemplar  in 
Calcutta  conservirt,  und  Lamprocolius  Lessonii,  eine  un- 
zweifelhaft gute,  aber  bis  jetzt  auch  nur  nach  einem  Exemplare 
durch  Pucherau  bekannt  gewordene  Art  der  Pariser  Sammlung. 
Gern  hätte   ich  die  durch  die  Gattungen  Aplonis  und  Calornis 


36 

repräsentirten  indischen  und  oceanischen  Vertreter  dieser  Ab- 
theilung in  den  Kreis  meiner  Betrachtung  gezogen;  aber  dazu 
würde  das  mir  zur  Zeit  zugängliche  Material  bei  weitem  nicht 
ausreichen.  Die  schöne  auf  die  Inselgruppen  des  stillen  Meeres 
beschränkte  Gattung  Aplonis  ist  in  der  Bremer  Sammlung  ziem- 
lich vollständig  vertreten;  aber  über  Calornis  lässt  sich  wohl 
nur  in  London  oder  in  Leyden  schreiben. 

Die  systematische  Stellung  der  Lamprotornithinen 
ist  eine  wissenschaftlich  gesicherte.  Sie  sind  mehr  oder  weniger 
Staare  und  bilden  eine  sehr  natürliche  Abtheilung  der  Familie 
Sturninae.  Wir  haben  bei  diesem,  dem  systematischen  Theile 
unserer  Arbeit  Sundevall's  „Methodi  naturalis  avium  disponen- 
darum  tentamen"  zu  Grunde  gelegt,  die  jüngste  (1872)  und  zu- 
gleich beste  Arbeit,  die  überhaupt  jemals  in  streng  wissenschaft- 
licher und  doch  nicht  einseitiger  Weise  eine  natürliche  Anord- 
nung der  Vögel  darzulegen  versucht  hat.  Da  SundevalPs  Cohorte 
„Coliomorphae"  den  Coracomorphae  Huxley's  so  ziemlich  ent- 
spricht, so  können  die  von  diesem  für  jene  hervorgehobenen  anato- 
mischen Charactere  auch  als  für  die  Glanzstaare  gültig  betrachtet 
werden.  (On  the  classific.  of  Birds  etc.  Proc.  Z.  S.  Lond.  1867, 
p.  469).  Es  würde  zu  weit  führen,  wollten  wir  hier  untersuchen, 
ob  oder  in  wie  weit  Sundevall  berechtigt  war,  die  hinterindischen 
Gattungen  Saroglossa,  Heterornis  und  Xenogenys  mit 
den  afrikanischen  Glanzstaaren  in  eine  Abtheilung  zu  vereinigen. 
Dass  er  Notauges  von  diesen  trennen  und  bei  den  Pastorinen 
unterbringen  will,  scheint  uns  auf  einer  irrthümlichen  Anschauung 
zu  beruhen.  Höchst  bedenklich  bleibt  endlich  die  Annäherung 
der  Gattung  Astrapia,  eines  Vogels  aus  Neuguinea,  dessen 
Füsse  wir  noch  nicht  einmal  kennen,  an  die  langschwänzigen 
Lamprotornithinen  Afrika's. 

Von  den  6  Gattungen,  in  welche  wir  die  Glanzstaare  ver- 
theilen,  characterisiren  sich  Lamprotornis,  Lamprocolius 
und  Pholidauges  sehr  einfach  und  natürlich.  Bei  Notauges 
hat  man  nothwendig  eine  Unterabtheilung  anzunehmen.  Denn 
N.  superbus  und  N.  chrysogaster  erweisen  sich  schon  durch 
gewisse  Färbungseigenthümlichkeiten,  namentlich  durch  die  Sammet- 
flecken  der  Flügel  als  den  Lamprocolien  ganz  nahe  verwandt, 
während  N.  b  i  c  o  1  o  r ,  die  Spreeuw  der  holländischen  Capcolonisten, 
diesen  durch  ihr  Colorit  wie  durch  Structurunterschiede,  z.  B. 
durch  den  dickfleischigen  Mundwinkel  und  durch  deutlich  vor- 
handene Bartborsten  ferner  steht.  Bei  der  Amydrusgruppe 
fällt  die  Entscheidung  hinsichtlich  der  generischen  Sonderung  am 
schwersten.  Während  nämlich  Färbung  und  Lebensweise  bei  den 
bekannten  9  Arten  die  wunderbarste  Uebereinstimmung  zeigen, 
ist  grosse  Verschiedenheit  in  der  Gestalt  der  einzelnen  Theile, 
also  des  Schnabels,  der  Flügel,  des  Schwanzes,  vorhanden.  Man 
kann  sich  schwer  dazu  stimmen,  Vögel  von  so  absolut  verschie- 
dener Schnabelbildung  wie  Pilorhinus  albirostris  undOny- 
chognathus  fulgidus  als  congenerisch  zu  betrachten.  Für 
diese  Gruppe  behält  SundevalFs  „dubium  videtur,  an  distinguenda 


37 

vel  in  unum  genus  conjungenda  sint**  zunächst  seine  volle  B( 
rechtigung.  —  Nur  bei  wenigen  der  afrikanischen  Glanzstaai 
lassen  sich  constante  Lokalrassen  nachweisen. 

Die  geographische  Verbreitung  der  Lamprotorni- 
thinen  reicht  in  Afrika  etwa  vom  17ten  Grade  N.  Br.  bis  zum 
Cap  der  guten  Hoffnung  und  bietet  manches  Eigenthümliche  dar. 
Die  weitest  verbreitete  Art  ist  Pholidauges  leucogaster, 
ein  Vogel,  den  wir  in  unveränderter  Gestalt  von  Arabien,  von 
Natal,  vom  Djur  und  von  der  Goldktiste  kennen.  Das  Wohn- 
gebiet anderer  ist  ein  ausserordentlich  beschränktes.  So  findet 
man  Lamprocolius  ignitus  ausschliesslich  auf  der  Insel  do 
Principe,  Onychognathus  fulgidus  ausschliesslich  auf  St. 
Thom^  und  Lamprocolius  Lessonii  kommt  nur  auf  Fernando 
Po  vor.  Auf  dem  Festlande  Afrika's  scheint  Notauges  albi- 
capillus,  von  Speke  im  Innern  des  Somali-Landes  entdeckt, 
eine  der  lokal  beschränktesten  Arten  zu  sein. 

Westafrika  allein  bewohnen  11  Arten:  Lamprotornis 
purpureus,  Lamprocolius  Lessonii,  L.  ignitus,  L. 
splendidus,  L.  Defilippii,  L.  porphyrurus,  L.  nitens, 
L.  acuticaudus,  L.  purpureiceps,  L.  cupreocauda,  Pho- 
lidauges Verreauxi,  Onychognathus  fulgidus  und  0. 
Hartlaubii. 

West-  und  Nordostaf rlka :  6  Arten:  Lamprotornis 
aeneus,  Lamprocolius  auratus,  L.  chalcurus,  L,  chaly- 
baeus,  L.  chloropterus,  Notauges  chrysogaster. 

West-  und  Südafrika:  3  Arten:  Lamprocolius  phoeni- 
copterus,  L.  decoratus,  Amydrus  caffer. 

Südafrika  allein:  Lamprotornis  Mewesii,L.Burchelli, 
Notauges  bicolor  und  Amydrus  morio. 

Süd-  und  Ostafrika:  Lamprocolius  melanogaster. 

Süd-,  West-  und  Ostafrika:  Lamprocolius  sycobius. 

Nordost-,  Süd-  und  Westafrika:  Pholidauges  leuco- 
gaster. 

Nordostafrika  allein:  Lamprotornis  purpuropterus, 
Notauges  superbus,  N.  albicapillus,  Amydrus  Rüp- 
pelli,  A.  Blythi,  Pilorhynchus  albirostris,  Oligomy- 
drus  tenuirostris. 

Arabien  und  Syrien:  Amydrus  Tristramii. 

Die  verticale  Verbreitung  erreicht  in  Abyssinien  bei 
Oligomydrus  tenuirostris  die  Höhe  von  14,000  Fuss  ü.  d. 
M.,  bei  Pilorhinus  albirostris  die  Höhe  von  10,000  F., 
bei  Pholidauges  leucogaster  und  Lamprocolius  chaly- 
baeus  die  Höhe  von  9000  F.,  Lamprotornis  purpuropterus 
und  Notauges  chrysogaster  wurden  nicht  über  6000  F.  hoch 
angetroffen.  Vielleicht  belehrt  uns  eine  nicht  allzuferne  Zukunft 
darüber,  wie  hoch  hinauf  das  Vorkommen  von  Glanzstaaren  sich 
am  Kenia,  am  Kilimandjaro ,  am  Pic  von  Cameroons  oder  am 
Clarence-Peak  der  Insel  Fernando  Po  erstreckt. 

Wenn  sich  nun  einerseits  und  zwar  ganz  überwiegend  der 
Schwerpunkt  der  Verbreitung  der  Lamprotornithinen  Afrika's  als 


3« 

auf  der  Westküste  liegend  ergiebt,  wo  die  Zahl  cigenthümlicher 
Arten  mit  der  höchsten  metallischen  Farbenpracht  des  Gefieders 
dies  zu  beweisen  wetteifert,  wo  jede  der  grösseren  Inseln  eine 
ihr  ausschliesslich  angehörige  Species  besitzt,  so  erscheint  da- 
gegen die  Armuth  an  Vögeln  dieser  Gruppe  auf  den  uns  bekann* 
ten  Gebieten  der  Ostküste  um  so  auffallender.  Lamprocolius 
sycobius,  den  Peters  in  Mossambique  entdeckte  und  Notauges 
superbus,  welchen  die  Expedition  v.  d.  Decken's  landeinwärts  von 
Mombas  antraf,  sind  hier  die  einzigen  Repräsentanten  derselben. 
Auf  den  Inseln  aber  scheint  daselbst  diese  F'orm  ganz  zu  verschwin- 
den. Auf  Madagascar  erinnert  zwar  noch  Saroglossa  madagasca- 
riensis,  obwohl  nur  entfernt,  an  die  Glanzstaare  des  Continents. 
Die  Inseln  Zanzibar,  Pemba  und  Socotra,  die  Archipele  der  Ko- 
moren und  Mascarenen  entbehren  derselben  dagegen  vollständig. 

Zu  unserer  Kenntniss  von  der  Lebensweise  der  Glanz- 
staare trugen  bei :  Levaillant,  Perrein,  Rüppell,  Ehrenberg,  Speke, 
Layard,  J.  Verreaux,  Usher,  Victorin,  Smith,  Fräser,  Reichenow, 
Blanford,  Jesse,  Keulemans  und  Andere.  In  erster  Linie  aber 
sind  hier  Heuglin  und  A.  Brehm  zu  nennen,  deren  trefflichen 
Schilderungen  wir  die  Hauptzüge  unseres  Bildes  entlehnen. 

Alle  Beobachter  stimmen  darin  tiberein,  dass  die  Glanz- 
staare  in  ihrem  ganzen  Auftreten  am  meisten  unsern  Staaren 
ähneln.  „Sie  zählen  insgesammt  zu  den  beweglichsten  und  leb- 
haftesten Vögeln  ihrer  Heimath."  Man  trifft,  so  schreibt  uns 
Dr.  Reichenow,  die  Glanzstaare  in  Westafrika,  mit  Ausnahme  des 
dichten  Urwaldes,  überall,  in  den  gemischten  Steppen,  an  Waldes- 
rändern und  in  Waldlichtungen.  Sie  besuchen  auch  die  Cocos- 
palmen  in  der  Nähe  der  Ortschaften."  Dr.  G.  Fritsch  schildert 
ein  Gebiet  in  British  Caifraria,  wo  unter  niedrigen  schirmartig  aus- 
gebreiteten Mimosenbäumchen  üppiger  Graswuchs  den  Boden  be- 
deckte. „Es  war  gerade  die  Zeit  des  Blühens  und  dichte  gelbe 
Blüthchen  zierten  die  Bäume,  als  wenn  ein  goldener  Regen  auf 
die  Gegend  gefallen  wäre.  Züge  von  verschiedenen  Lamprotor- 
nis-Arten  flogen  in  den  Gehölzen  umher,  als  gefährliche  Concur- 
renten  die  Käfer  von  den  Mimosen  absuchend  und  dabei  den 
prächtigen  stahl-  oder  azurblauen  Glanz  ihres  dunklen  Gefieders 
entfaltend."  In  den  frühen  Morgenstunden  und  gegen  Abend 
sammeln  sich  diese  Vögel  auf  gewissen  Bäumen,  um  von  dort  ihr 
Lied  oder  besser  ihr  Geschwätz  vorzutragen.  Die  grosse  Mehr- 
zahl der  Lamprotornithinen  lebt  nämlich  höchst  gesellig  und  son- 
dert sich  nur  zur  Zeit  der  Fortpflanzung  zu  Paaren,  die  jedoch 
bei  vielen  Arten  auch  dann  noch  mit  andern  zusammenhalten 
(z.  B.  L.  splendidus  nach  Reichenow).  Manche  Arten  erscheinen 
gelegentlich  in  ungeheuren  Schaaren,  andere  sieht  man  gewöhn- 
lich, und  namentlich  zur  Regenzeit,  in  kleineren  Flügen  von  6 
bis  20  Stück.  Am  wenigsten  gesellig  lebt  der  Schuppenglanz- 
staar  (Pholidauges). 

Ein  eigentliches  Wandern  hat  bei  den  Glanzstaaren  nicht 
statt.  Fehlt  es  doch  auch  dazu  an  den  nöthigen  Motiven.  Da- 
gegen sind  sämmtliche  Glanzstaare  mehr  oder   weniger  Strich- 


39 

Vögel,  die  periodisch,  namentlich  zur  Zeit  der  Reife  gewiss 
Früchte,  an  dieser  oder  jener  Lokalität  massenhaft  erscheine 
daselbst  einige  Zeit  verweilen,  um  dann  auf  kürzere  oder  längei 
Frist  wieder  zu  verschwinden.  So  wird  in  Harris'  Buch  „Tho. 
Highlands  of  Ethiopia"  eine  Lamprotornis-Art  erwähnt,  die  sich 
alljährlich  nur  während  zweier  Monate  in  Schoa  aufhalte,  um 
während  dieser  Zeit  ungeheure  Massen  von  Insecten  zu  vertilgen» 
Levaillant's  Notiz,  dass  zu  gewissen  Zeiten  die  ganz  westlichen 
Lamprot.  aeneus  und  auratus  schaarenweise  im  Namaqua- 
lande  erschienen,  was  denn  schon  mehr  ein  wirkliches  Wandern 
repräsentiren  würde,  verweisen  wir,  da  sie  keinerlei  Bestätigung 
von  Seiten  späterer  Beobachter  erfahren  hat,  ohne  Bedenken  in 
das  Gebiet  der  Fabel.  Es  scheint  übrigens  selbst  das  erwähnte 
durch  Nahrungsbedürfniss  motivirte  Streichen  sich  bei  manchen 
Arten  in  nur  beschränktem  Maasse  zu  äussern.  A.  Brehm  z.  B. 
bezeichnet  die  von  ihm  in  Sennaar  und  Kordofahn  beobachteten 
Arten  als  ständige  Bewohner  jener  Gegenden. 

Bezüglich  der  Nahrung  kann  man  die  Glanzstaare  beinahe 
omnivor  nennen.  Früchte,  Beeren,  Sämereien,  Insecten  aller  Art, 
namentlich  auch  Larven,  sodann  Mollusken,  z.  B.  kleine  Helicinen, 
werden  als  beliebte  Nahruügsraittel  namhaft  gemacht.  Rüppell 
will  beobachtet  haben,  dass  die  langschwänzigen,  auf  hohen  Bäu- 
men lebenden  Arten  vorzugsweise  vegetabilische,  die  kurzschwän- 
zigen,  viel  auf  dem  Boden  verkehrenden  Arten  dagegen  mehr 
animalische  Kost  liebten.  Einige  Amydrus  frequentiren  den  Rücken 
des  Rindviehs,  diesem  Larven  und  Zecken  abzusuchen. 

Auch  über  die  Fortpflanzung  der  Glanzstaare  haben  wir 
zuverlässige  Angaben.  Dieselbe  fällt  bei  manchen  Arten  in  die 
Monate  October,  November  und  December  (Amydrus  c  äff  er, 
Lamprocolius  phoenicopterus  u.  s.  w.),  bei  andern  in  den 
Juli  und  August  (L.  aeneus,  purpuropterus,  chalybaeus 
u.  s.  w.).  Hinsichtlich  des  Nestbaues  besteht  grosse  Verschieden- 
heit. Gewisse  Amydrus,  wie  morio  und  caffer,  nisten  colonien- 
weise  in  Felsklüften,  sämmtliche  L  am protornis- Arten  dagegen 
auf  hohen  Bäumen,  ebenso  manche  Lamprocolii  wie  z.  B.  chaly- 
baeus.  Die  Mehrzahl  dieser  letzteren  aber  zählt  zu  den  Höhlen- 
brütern und  nistet  in  Baumlöchern,  wie  z.  B.  L.  ignitus  und 
L.  splendidus.  Notauges  chrysogaster  baut  gesellig  im 
Buschwalde,  N.  bicolor  in  Wohnungen  und  Mauerlöchern.  Von 
dieser  letzteren  Art  und  von  L.  phoenicopterus  heisst  es, 
dass  sie  sich  gelegentlich  fremder  Nester  bemächtigen.  Bei  den 
im  Berliner  Aquarium  gepflegten  Glanzstaaren  war  das  Nest  zier- 
licher, als  es  sonst  bei  Höhlenbrütern  zu  sein  pflegt.  „Die  Halme 
werden  hübsch  geordnet  und  theilweise  so  angelegt,  dass  sie  das 
Nest  bis  auf  ein  weites  Schlupfloch  überwölben.  Die  zumeist 
aus  Federn  bestehende  Fütterung  wird  wohl  geglättet.  Die  Farbe 
der  wie  bei  unserm  Staar  geformten  Eier  ist  ein  Bläulichgrün 
bis  zum  reinen  Blau  in  verschiedenen  Nuancen.  Bei  den  meisten 
Arten  sind  sie  gefleckt.  Nach  der  Brutzeit  schweifen  die  Glanz- 
staare mit  ihren  Jungen  und  Artgenossen  zu  Gesellschaften  oder 


40 

selbst  211  grossen  Schaaren  vereint  im  Lande  nmber,  wobei  sie 
btld  Baumkronen,  bald  niedriges  Gebttsch  freqnentiren.''  üeber 
die  Fortpflanzung  dieser  Vögel  in  der  Gefangenschaft  hat  A.  Brehni 
meisterlich  berichtet. 

Der  Stimmlaut  der  Glanzstaare  wird  durchgängig  als  un- 
angenehm bezeichnet:  Gekreisch,  Geschwätz,  Pfeifen  u.  s*  w. 
Amydrus  caffer  wird  eine  Art  von  Gesang  nachgerühmt  Aber 
Amydrus  Tristramii  soll  unnachahmlich  schön  und  höchst 
eigenthttmlich  singen. 

Bei  der  oft  schwierigen  Unterscheidung  der  einzelnen  Arten 
dieser  Familie  verdient  die  Befiederungs-  und  Färbungs- 
art  der  Glanzstaare  unsere  volle  Aufmerksamkeit  «Wenn  man 
—  so  schreibt  A.  Brehm  —  durch  das  Düster  des  afrikanischen 
Urwaldes  geht,  so  geschieht  es  wohl  manchmal,  dass  einem  plötz- 
lich ein  heller  Schimmer  in  die  Augen  fällt,  vergleichbar  einem 
Sonnenstrahle,  welcher  von  einer  spiegelnden  Metall-  oder  Glas- 
fläche zurückgeworfen  wird.  Der  Schimmer  ist  wirklich  nichts 
anders  als  Sonnenschein,  der  vom  Gefieder  eines  Glanzstaars 
abprallte;  denn  wenn  man  letzteren  aufgefunden  hat,  kann  man 
gewahren,  dass  er  bei  günstiger  Beleuchtung  mit  jeder  Bewegung 
einen  Sonnenstrahl  wiederspiegelt  Gleich  nach  dem  Tode  ver- 
liert das  Gefieder  den  grössten  Theil  seiner  Schönheit  Brehm 
meint,  er  habe  nur  noch  bei  Ibis  hagedash  dieses  eigenthümliche 
Blitzen  der  Metallfedern  beobachtet  Ein  wahrhaft  wundervolles 
Farbenspiel  ruft  im  Fliegen  derSchuppenglanzstaar  hervor, 
bald  in  Amethystblau,  bald  in  Goldigkupferröthlich  schillernd,  je 
nachdem  er  von  dieser  oder  jener  Seite  Sonnenlicht  empfiingt 
und  wieder  zurückgiebt. 

Bei  den  von  mir  unter  dem  Namen  Augornithes  zusam- 
mengefassten  ächten  Glanzstaaren,  also  den  Gattungen  Lam- 
protornis  und  Lamprocolius,  sodann  auch  bei  Notauges 
unterscheidet  sich  das  Farbenkleid  des  ausgefiederten  Weibchens 
nicht  wesentlich  von  dem  des  Männchens  Anders  ist  dies  beim 
Schuppenglanzstaar  (Pholidauges),  dessen  unscheinbar  ge- 
färbtes Weibchen  der  Metalltöne  entbehrt  Bei  Amydrus  exi- 
stiren  bestimmte  Färbungsunterschiede  der  Geschlechter. 

Dem  Jugendkleide  fehlen  bei  der  Mehrzahl  der  Glanz- 
staare die  Metallfarben,  doch  nicht  bei  allen.  Nach  Brehm's 
Beobachtung  gleicht  bei  L.  chaicurus  das  Jugendkleid  dem  der 
Alten  (bis  auf  etwas  geringeren  Schimmer)  vollständig.  Bei 
Notaugesbicolor  geht  der  prächtige  Metallschiller  des  Jugend- 
kleides mit  dem  Alter  mehr  und  mehr  verloren. 

Man  findet  bei  ausgefärbten  Individuen  einer  und  derselben 
Art  das  Metallgrün  des  Gefieders  bald  mehr  bald  weniger  in's 
Bläuliche  ziehend.  Lokalrassen  bezeichnen  diese  Schattirungen 
nicht,  denn  man  sieht  häufig  gelblichgrüne  und  bläulichgrüne 
Exemplare  derselben  Art  aus  einer  und  derselben  Gegend.  Jeden- 
falls nahen  wir  das  Blau  bei  diesen  Vögeln  als  höhere  Farben- 
Stufe  zu  betrachten;  denn  dasselbe,  wie  es  gewissen  Arten  an 
Kopf-  und  Halsseiten,   auf  Unterrücken  und  Bauch   eigen  ist, 


41 

kommt  erst  beim  alten  Vogel  zum  Vorschein  und  ist  im  Hoc 
zeitskleide  am  schönsten.  An  gewissen  Stellen  steigert  es  si 
dann  zu  einer  noch  höheren  Farbenstufe,  dem  Violetten. 

Das  bei  der  Mehrzahl  der  ächten  Glanzstaare  auffallen 
Vorhandensein  sammtartiger  schwarzer  Spitzenflecken  der  DecK-v 
federn  der  Schwingen  2.  Ordn.  und  der  grössten  obern  Flügel- 
deckfedern bezeichnet  bei  beiden  Geschlechtern  das  Prachtkleid. 
Dazu  kommt  manchmal  noch  eine  sammtschwarze  Spitzenumrari- 
dung  der  Cubitalschwingen.  In  der  Grösse  variiren  jene  zwei 
Reihen  bildenden  Flecke  bei  den  verschiedenen  Arten.  Sehr  schön 
und  gross  zeigt  sie  z.  B.  Notauges  superbu&. 

Nur  eine  durch  den  eigenthümlichen  Seidenglanz  des  Gefie- 
ders zudem  ausgezeichnete  Lamprocolius-Art,  L.  melano- 
gast  er,  zeigt  von  diesen  Flügelflecken  keine  Spur. 

Sammtartige  Federbildung  wiederholt  sich  ausserdem  noch 
in  dieser  Familie  bei  der  Kopfbefiederung  von  Lamprocolius 
purpureiceps  und  auf  den  Flügeln  der  beiden  Onychogna- 
th  US -Arten. 

Der  irrthümlich  als  Schulterfleck  bezeichnete  in  stahlblau, 
purpurviolett,  kupferroth  und  messinggelb  schillernde  Fitigelfleck, 
der  gewisse  Arten  ziert,  wird  von  den  kleinen  Deckfedern  am 
Unterarm  gebildet  und  mag  immerhin  der  Kürze  halber  Armfl  e  ck 
genannt  werden.  Mit  den  Skapularen  hat  derselbe  gar  nichts 
zu  thun. 

Grösse  und  Gestalt  des  Schnabels  variiren  bei  In- 
dividuen einer  und  derselben  Art  nicht  unerheblich. 

Das  durch  Färbung,  Gefiederstructur  und  Lebensweise  ano- 
malste Glied  in  dieser  Familie  ist  der  mehrfach  erwähnte  Schup- 
penglanzstaar  (Pholidauges).  Kein  Wunder,  dass  die  classifici- 
rende  Ornithologie  mit  dieser  Gattung  die  seltsamsten  Experimente 
gemacht  hat. 

Ueber  das  Leben  und  namentlich  über  die  Fortpflanzung  der 
Glanzstaare  in  der  Gefangenschaft  hat  A.  Brehm  sehr  in- 
teressante und  ausführliche  Mittheilungen  gemacht.  (Gartenlaube 
1872,  p.  434.)  Er  konnte  an  sieben  Arten  beobachten,  die  in 
etwa  30  Individuen  die  Voliere  des  Berliner  Aquariums  belebten. 
In  keinem  der  grösseren  zoologischen  Gärten  wird  man  jetzt 
diese  Form  vermissen,  die  an  Farbenpracht,  an  liebenswürdigem 
Wesen  und  an  Dauerhaftigkeit  mit  den  beliebtesten  Zier-  und 
Zimmervögeln  concurrirt. 


Die  Glanzstaare  der  Bremer  Sammlang. 

I.  Lamprotornis,  Temm.  3.  Mewesii. 

1.  aeneus.  a.  m.  ad.  Doughefluss. 
a.  m.  ad.  Senegambien.  4.  purpureus. 

2.  purpuropterus.  a.  m.  ad.  Benguela. 

a.  m.  ad.  Sennaar.  b.  f.  ad.  Benguela. 

b.  m.  ad.  Ostafrika.  5.  Bure  belli. 

c.  f.  juv.  Osta^frika.  a.  m.  ad.  Natal. 


42 


b.  f,  ad.  Natal. 

c.  f.  Natal. 

IL   Lamprocolius,  Sund. 

6.  ignitus.   * 

a.  m,  ad.  Ilha  do  Principe. 

b.  f.  ad.  Ilha  do  Principe. 

7.  splendidus. 

a.  ad.  Gambia. 

b.  m.  ad.  Gabon. 

c.  ad.  Gambia. 

8.  auratus. 

a.  ad.  Gambia. 

b.  m.  ad.  Gambia. 

c.  juv.  Westafrika. 

d.  m.  ad.  (var.  amethystinus) 
Bongo. 

e.  /'.  ad.  (var.  ameth.)  Bongo. 

9.  chalcurus. 

a.  m.  ad.  Westafrika. 

b.  f.  ad.  Westafrika. 

c.  m.  ad   Westafrika. 

d.  ad  Westafrika. 

10.  porphyrurus. 

a.  m,  ad.  Goldküste. 

11.  chalybaeus. 

a.  Abyssinien. 

b.  juv.  Sennaar. 

c  m,  ad.  Abyssinien. 

d.  f.  ad.  Abyssinien. 

e.  ad.  Sennaar. 

f.  juv.  Abyssinien. 

g.  /*.  Gabon. 

h.  m,  Abyssinien. 

12.  chloropterus. 

a.  ad.  Gabon. 

b.  m,  juv.  Sennaar. 

c.  ad.  Gabon. 

d.  ad.  Gabon. 

13.  acuticaudus. 
a.  m,  ad.  Angola. 

14.  phoenicopterus. 

a.  ad.  Natal. 

b.  ad.  Südafrika. 

c.  ad.  Südafrika. 

d.  ad.  Natal. 

15.  decoratus. 
a.  m.  Angola. 

16.  sycobius. 

a.  m.  ad.  Angola. 


17.  melanogaster. 

a.  ad.  Südafrika. 

b.  juv.  Südafrika. 

18.  purpureiceps. 

a.  m.  ad.  Gabon, 

b.  f.  ad.  Gabon. 

19.  cupreocauduB. 
a.  m.  ad.  Gabon. 

III.  Pholidauges,  Gab. 

20.  leucogaster. 

a.  Hl.  ad.  Gambia. 

b.  f.  ad    Gambia. 

c.  m.  juv.  Gabon. 

d.  ad.  Gambia. 

21.  Verreauxii. 

a.  m.  ad.  Angola. 

b.  /".  ad.  Angola. 

IV.  Notauges,  Gab. 

22.  superbus. 

a.  171.  ad.  Schoa. 

23.  chrysogaster. 

a.  m.  ad.  Ostafrika. 

b.  juv.  Sennaar. 

c.  f.  jun.  Ostafrika. 

24.  b  i  c  0 1 0  r. 

a.  m.  ad.  Südafrika. 

b.  f.  ad.  Südafrika. 

V.  Onychognathus,  H. 

25.  fulgidus. 

a.  m.  ad.  St.  Thora^. 

b.  f.  ad.  St.  Thom6. 

26.  Hartlaubii. 

a.  ad.  Goldküste. 

VI.   Amydrus. 

27.  morio. 

a.  m,  ad.  Südafrika. 

b.  f.  ad.  Südafrika. 

c.  m,  juv.  Südafrika. 

28.  Rüppelli. 

a.  m.  ad.  Abyssinien. 

b.  /*.  ad.  Abyssinien 

c.  m.  juv.  Abyssinien. 

29.  Tristramii. 

a.  tn.  ad.  Jericho. 

b.  f.  ad.  Jericho. 


43 

30.  albirostris.  32.  tenuirostris. 

a.  f,  ad.  Abyssinien.  a,  m.  ad.  Abyssinien. 

31.  caffer. 


a*  ad.  Südafrika.  32  Arten  in  75  Exemplaren. 


Ordo  I.  O 8 ein  es,  Fall. 

Hallux  validus,  ungue  caeteris  majore  armatus,  separatim 
mobilis.  Tectrices  alarum  pauciores  minoresque:  maximae  in 
Serie  simplici  dispositae,  medium  pennarum  cubitalium  non  ex- 
cedentes. 

Serien  prior.  Laminiplantares, 
Planta  tarsi  laminibus  duabus  corneo-membranaceis  tecta. 

Oscinum  Laminiplantarium 

Cohors  3,  Coliomorphae. 

Rostrum  forte,  plerisque  majusculum,  non  vel  parum  de- 
flexum,  angulo  menti  ante  nares  producto.  Tomia  inferiora  sim- 
plicia.  Lingua  non  extensilis,  plerumque  crassius  carnosa,  apice 
corneo,  tenui,  lacero  vel  in  fila  vario  modo  diviso.  Pedes  ple- 
risque fortes,  magni,  ungue  medio  obliquo. 

Oscinvm  Coliomorpharum 

Phalanx  2.   Humilinares: 

Remigibus  decem,  prima  brevi;  naribus  liumiliter  positis. 
Digitus  extemus  interno  parum  longior  et  articulum  medii  primum 
non  multum  excedens,  hallux  mediocris. 

Fam.  Sturninae. 

Alis  mediocribus  vel  longioribus,  penna  prima  brevi.  Nares 
oblongae,  operculo  parvo,  supero,  molli  (saltem  in  junioribus) 
magis  minusve  plumato,  margine  crassiore  nudo.  Aves  fronte 
depressa,  lata,  vibrissis  nullis.  Rostrum  et  cauda  forma  maxime 
varia.    Pedes  plerisque  magni,  robusti. 

(Sundev.  Förs.  tili  Fogelkl.  Nat.  Uppst.  1872.) 


44 

Divis.  Lamprotomithinae. 

Rostrum  a  basi  porrectum  (sutura  igitur  oris  postice  recta 
et  max.  infer.  postice  non  altior).  —  Rostrum  praetcrea  com- 
pressum,  apicc  dcflexo  et  inciso:  Sandev.  Förs.  tili  Fogelkl.  Nat. 
Uppst.  p.  40. 

A.     Augornithes.    (Aechte  Glanzstaare.) 

Alae  pluriinarum  maculis  nigricantibus  holosericeis  in  apici- 
bus  tectricum  majorum  et  mediarum  positis  ornatae. 

Ptilosis  nitore  metallico  vario  et  pulcberriroo  resplendens. 
Colores  in  mare  et  foemina  subaequaics. 

Genns  Lamprotornis,  Temm. 

Mau.  d'Orn.  1820.  —  Urauges,  Gab.  M.  Hein.  200. 

Rostriira  gracile,  breviusculum,  compressum,  leviter  eraar- 
ginatum,  rectiusculum,  culmine  subarcuato;  naribus  apertis. 

A 1  a  c  elongatae,  caudae  basin  longe  superantes,  rotundatae ; 
remiges  3—6  caeteris  longiores,  subaequales;  pogoniis  externis 
remigiim  1.  ord.  parte  apicali  vix  angustatis. 

Cauda  clongata,  valde  gradata,  sub  certa  luce  fasciolatim 
undulata,  rectricibus  apice  rotundatis,  latiusculis  vel  angustatis. 

Pedes  robusti,  magni,  tarsis  elongatis,  validis;  digito  interno 
et  externe  subaequalibus ;  unguibus  longis,  robustis,  postice  ro- 
bustissirao. 

Colores  metallici,  nitidissimi ;  maculae  holosericeae  alarum 
in  nonnullis  vix  conspicuae.    Golor  viridis  praevalet 

5  spec. 

Africa  trop. 

1.   L.  aenens  (Gm.). 

Splendide  aeneo-viridis ,  plus  minus  chalybeo-caerulescens ; 
capite  circumscripte  chalceo-fuscescente;  tergo,  uropygio  et  supra- 
caudalibus  conspicue  caerulescentibus;  duabus  seriebus  macularum 
holosericeo-nigrarum  in  alis;  remigibus  primariis  pogonio  externo 
obscure  viridibus,  internis  metallice  virentibus,  marginem  versus 
nigricantibus;  cubitalibus  totis  nitide  aeneo-viridibus ;  abdomine 
violascente-chalybeo,  medio  in  cupreum  vergente;  subcaudalibus 
violascente  et  virescente-variis ;  subalaribus  aeneo-viridibus ;  cauda 
splendide  purpurascente-violacea,  sub  certa  luce  fasciolata;  rostro 
et  pedibus  nigris.    Iris  dilute  flava. 

Foem.    Minor,  coloribus  minus  nitidis. 

Long.  tot.  48 — 50  cent. 

1.  Westafrika.  Adult.  Nacken  stark  ins  bläuliche;  die 
Sammtflecken  auf  den  Spitzen  der  Flügeldeckfedern  schwach  ent- 
wickelt; Bauch  violett-bläulich,  auf  der  Mitte  mit  Goldglanz;  in- 
nere Flügeldecken  grünbläulich  gemischt;  untere  Schwanzdeck- 
federn schwärzlich,  mit  grünbläulichem  Saum.  Innenfahnen  und 
die  Unterseite  des  Schwanzes  schwarz. 


rostr.  a  fr. 

al. 

caud. 

tars. 

19  m. 

18  c. 

31  c. 

4  c. 

20  m. 

20  c. 

34  c. 

42  m. 

19  m. 

19  c. 

32  c. 

4  c. 

18  m. 

18  c. 

32  c. 

43  m. 

20  m. 

19  c. 

26  c. 

42  m. 

4b 

2.  Goree  am  Senegal:  Coli.  Sharpe.   Prachtvoll  und  inte 
broncegrün,    untere    Schwanzdecken    mit  viel   purpurbläulicn^ 
Schiller;  Bauchmitte  mit  intensiven  Goldtönen. 

3.  Gambia:  Mus.  Brem.  Altausgefärbt.  Die  Sammtflecken. 
der  Flügel  deutlich  entwickelt;  die  broncebräunliche  Kehle  mit 
schmalem  Purpursaum;  Unterrücken,  Bürzel  und  obere  Schwaoss^ 
decken  mehr  ins  Stahlblaue;  mittlere  Steuerfedern  und  Aussen* 
fahnen  der  seitlichen  prachtvoll  violett. 

Das  Jugendgefieder  noch  unbekannt. 

(Westafr.  Coli.  Sharpe) 
(Goree:  Coli.  Sh.) 
(Gambia:  Br.  S.) 
(Bongo:  Heugl.) 
(Kordofahn:  Heugl.) 

Das  Vaterland  dieser  Art  ist  die  Westküste  Afrika's  vom 
Senegal  bis  zur  Goldküste  und  seilet  bis  Angola  hinab  und  ein 
Theil  Nordostafrika's,  wo  Heuglin  dieselbe  am  weissen  Nil  und 
seinen  Zuflüssen  westwärts  bis  zum  Eosanga,  im  südlichen  Sennar 
und  in  Kordofahn  antraf.  Mit  Sundevall,  X  Verreaux  und  Layard 
halten  wir  sämmtliche  Angaben  seines  Vorkommens  in  Südafrika 
für  mindestens  höchst  unsicher.  —  Auch  der  Angabe  „Ilha  do 
Principe"  in  Erman's  Atlas  traue  ich  nicht. 

Die  Lebensweise  schildert  uns  Heuglin.  Man  trifft  den 
scheuen,  lebhaften  Vogel  meist  in  der  Waldregion.  Kleine  Flüge 
von  6-8  Stück  schweifen  lärmend  und  in  steter  Bewegung  in 
der  Qabah  umher.  Die  Mauser  fällt  in  die  Monate  November  und 
December,  die  Brutzeit  in  den  August.  Oefters  bemerkt  man  die 
Jungen  dicht  aneinander  gedrängt  auf  einem  schwanken  Zweige 
sitzend,  während  die  Alten  emsig  von  Ast  zu  Ast  schweben  oder 
mit  gehobenem  Schweif  elsterartig  auf  der  Erde  hin  und  her 
laufen  oder  hüpfen.  Den  Lockton  möchte  Heuglin  zumeist  dem 
der  Alpendohle  vergleichen.  Die  Nahrung  besteht  in  Früchten 
und  Knospen;  doch  auch  in  Insecten  aller  Art,  die  gelegentlich 
im  Fluge  erhascht  werden.  Sie  halten  lange  in  der  Gefangen- 
schaft aus  und  werden  sehr  zutraulich.  L.  aeneus  scheint  über 
einen  Theil  der  Regenzeit  zu  verstreichen. 

Unsere  frühere  Annahme,  dass  der  stahlbläuliche  Ton,  den 
manche  nordöstliche  Exemplare  zeigen,  zu  specifischer  Sonderung 
berechtige  (L.  Eytoni,  Fräs.),  scheint  dennoch  eine  irrthümliche 
zu  sein  und  wir  sind  jetzt  mit  Heuglin  darin  einverstanden,  dass 
es  sich  dabei  schliesslich  nur  um  individuelle  oder  locale  Ab- 
weichung handle.  Man  findet  in  der  That  Exemplare,  deren 
Färbung  die  Mitte  hält  zwischen  den  broncegrünen  der  Westküste 
und  den  mehr  stahlbläulichen  Kordofahn's. 

Man  findet  diese  Art  in  den  meisten  Sammlungen.  Ein  von 
Kordofahn  stammendes  stark  stahlbläuliches  Exemplar  im  Senckenb. 
Museum  stimmt  genau  überein  mit  dem  vou  uns  untersachten 
und  gemessenen  Typus  von  L.  Eytoni.  Am  auffallendsten  gelb- 


48 

p.  294.  —  L.  aeneocephalus,  Heugl.  Syst.  Ueb.  355.  —  hL  Gab. 
Journ.  1863,  p.  22,  162;  1864,  p.  267.  —  Id.  L.  porphyroptenii 
Orn.  N.  0.  Afr.  p.  511.  (NB.)!  —  Finsch  &  Jesse,  TransaGt 
Z.  S.  Vn.  258.  —  Blanf.  Zool.  Abyss.  p.  397.  —  Antin.  A  Salvad. 
Viagg.  üccelli  p.  127. 

3.    L.  Mewesii,  Saadev. 

Obscure  aeneo  -  nigricans ,  splendore  purpurascente ;  tergo, 
uropygio,  tectricibus  caudae  superioribus,  et  abdomine  distinctias 
violaceis,  nitore  nonnullo  cupreo;  subcaudalibus  violaceis;  alis 
viridioribus ;  cauda  valde  gradata  dorso  concolore;  maculis  ala- 
ribus  nullis,  rostro  et  pedibus  nigris.    Iris  fusca. 

Foem.    Omnino  magis  virescens. 

Long,  circa  SOccnt. 

Die  Farbe  des  alten  Männchens  ist  ein  düsteres  bläu- 
liches Broncegrün  mit  Purpurreflexen;  ünterrücken,  Bürzel  und 
obere  Schwanzdecken  mehr  violettt  mit  messinggelblichem  Schiller; 
die  Ohrgegend  ins  violette  ziehend;  ebenso  die  Bauchseiten ;  Bauch- 
mitte mehr  bräunlich-olive;  Zügel  sammtschwarz ;  untere  Schwanz- 
decken  bräunlich  mit  undeutlichem  Metallschiller;  innere  Flügel- 
deckfedern stahlbläulich  gerandet;  Schwingen  1.  und  2.  Ordnung 
schwarz  mit  schwachgrünlichem  Schiller,  an  der  Aussenfahne 
blaugrünlich  gewellt,  was  jedoch  an  der  vordersten  kaum  be- 
merklich; Sammtflecke  auf  den  Flügeln  nur  angedeutet;  Steuer- 
federn  schmal;  bläulich  schwarz,  unter  gewissem  Lichte  gewellt 
und  mit  schwachem  Purpurschiller;  Schnabel  und  Füsse  schwarz. 
(Damara). 

Ein  zweites  Exemplar,  ebenfalls  m.  ad.,  zeigt  die  vio- 
letten Töne  noch  lebhafter  und  den  bläulichgrünen  Glanz  der 
Schwingen  noch  deutlicher.    (Damara). 

Ein  drittes  zieht  dagegen  etwas  mehr  ins  Grüne.  Die 
Messingtöne  des  violetten  Bürzels  fehlen;  Bauch  verwaschen  grau- 
bräunlich,  nach  oben  zu  mehr  ins  violett-bläuliche  (Damara). 
Vielleicht  etwas  jünger. 

Ganz  ähnlich  gefärbt  ist  ein  Exemplar  der  Bremer  Sammlung, 
von  Wahlberg  am  Dougheflusse  gesammelt,  nur  noch  etwas  matter. 
Rostr.  a.  fr.     al.  caud.        tars. 

16  m.      15  c.  8  m.    24  c.    3  c.  3  m.  (m.  ad.  Damara) 

17  m.      15  c.  8  m.    23  c.    3  c.  3  m.  (m.  ad.  Damara) 
16  m.      14  c.  5  m.    21  c.    3  c.  2  m.  (m.  Damara) 

16  m.      14  c.  20  c.    3  c.  4  m.  (Dougefl.) 

20  m.    150  m.  190  m.  39  m.         (m.  Doughefl.  Mus.  Stockh.) 

18  m.    139  m.  180  m.  36  m.         (f.  Doughefl.  Mus.  Stockh.) 
Die  Beschreibung  und  Messung  nach  den  prachtvollen  Exempla- 
ren in  der  Sammlung  R.  B.  Sharpe's. 

Das  Vaterland  dieser  mehr  unansehnlich  gefärbten  Art 
ist  das  tropische  Südafrika.  Der  durch  jähen  Tod  der  Wissen- 
schaft entrissene  schwedische  Naturforscher  Wahlberg  entdeckte 
dieselbe  an  den  Ufern  des  von  Norden  her  in  den  Ngamisee  ein- 


49 

srömenden  Flusses  Doughe  oder  Teoge.     Anderson's  Exemplar 
stammen  von  Ovaquenyama. 

Der  sehr  zierliche  Schnabel,  die  verhältnissmässig  langen 
Flügel,  sowie  die  sehr  kräftigen  und  grossen  Füsse  zeichnen  diese 
Art  vor  den  nächstverwandten  aus.  Zudem  ist  sie  durch  das 
kaum  merklich  angedeutete  Vorhandensein  der  sammtartigen 
Fitigelflecken  zu  unterscheiden.  Ueber  die  Lebensweise  ist  uns 
nichts  Näheres  bekannt.  Hinsichtlich  des  Färbungssystems  ver-, 
hält  sich  L.  Mewesii  zu  den  congenerischen  Arten,  wie  Lam- 
procolius  melanogaster  zu  der  Gruppe,  welcher  er  angehört. 

Syn.  Juida  Mewesii,  Wahlb.  Gab.  Journ.  f.  Orn.  1857,  p.  1. 
—  Wahlb.  Oefvers.  k.  V.  Handl.  1856,  p.  174.  —  Lamprotornis 
Mewesii,  Hartl.  Gab.  Journ.  1859,  p.  12.  —  Gumey,  Birds  of 
Dam.  Land.  p.  159. 

4.   L.  pnrpnrens,  Boe. 

Totus  fusco-purpurascens,  nitore  amethystino;  nucha  et  oc- 
cipite  chalceo-resplendentibus;  tergo,  uropygio,  abdomine  etsupra- 
caudalibus  olivascentibus;  subcaudalibus  purpurascente-marginatis ; 
subalaribus  fuscescente  et  violascente  variis;  loris  et  margine 
frontali  nigricantibus;  tectricibus  alarum  minoribus  dorso  conco- 
loribus ;  remigibus  et  rectricibus  undulatis;  primariis  nigricanti- 
bus, caerulescente-indutis,  apice  obscure  fuscescentibus,  pogonio 
externo  violaceo-purpurascentibus;  rem.  cubitalibus  nitore  oli- 
vascente-fusco;  rectricibus  intermediis  totis  pogoniisque  externis 
reliquarum  caerulescente-violaceis ,  undulatim  fusciolatis;  rostro 
et  pedibus  nigris  (m.  ad.)  Iris  fusca. 
Long,  circa  35  cent. 

Die  Färbung  ist  eine  sehr  eigenthümliche.  Auch  die  messing- 
gelb schillernden  Bauchfedem  erscheinen  gewellt.  Das  beschriebene 
altausgefärbte  Exemplar  in  der  Sammlung  R.  B.  Sharpe's  wurde 
von  Anchieta  aus  Gapangombe  in  Mossamedes  eingesandt.  Ein 
zweites  in  der  Bremer  Sammlung,  ebendaher  stammend,  zeigt 
die  Amethysttöne  weniger  schön. 

m.  ad.    Maconjo  in  Angola:  Anchieta.    Der  Metallglanz  des 
Gefieders  prachtvoll  entwickelt.    Armschwingen  an  der  Aussen- 
fahne tiefbläulich,  längs  des  Randes  breit  ins  Violette  ziehend, 
am  Schaft  mit  kurzabgebrochener  schwärzlicher  Zahnung. 
rostr.  a  fr.        al.  caud.         tors. 

18  m.      15  c.  3  m.      21  c.      3  c.  5  m.  (Gapangombe) 
16  m.      15  c.  3  m.      19  c.      3  c.  4  m.  (Gapang.) 

3  c.  7  m.  (Maconjo) 

4  c.  (Gapang.  Mus.  Lissab.) 
Es  zählt  diese  ausgezeichnete,  keine  Verwechselung  zulassende 

Art  zu  den  zahlreichen  Entdeckungen  des  portugiesischen  Reisenden 
Jose  Anchieta.  Die  Localitäten,  wo  er  dieselbe  erlangte,  waren 
der  Rio  Chimbe  bei  Gapangombe  in  Mossamedes  und  Quillengues. 
Zwei  schöne  Exemplare  der  Bremer  Sammlung  verdankt  dieselbe 

IV.    MAri  1874.  4 


19  m. 

15  c.  2  m. 

24  c. 

14  m. 

16  c. 

21  c. 

ffiO 

Herrn  Barboza  du  Bocage,  dem  um  die  Zoologie  We8tafrikft*8 

hochverdienten  Director  des  Zool.  Museums  in  Lissabon. 

Lebensweise  unbekannt.  —  Noch  keine  Abbildung.  —  Im 
Jugendkleide  noch  nicht  gesammelt 

Syn.  Lamprotornis  purpureus,  Barb.  du  Bocage,  Joorn.  de 
Scienc.  phys.  e  natur.  Lisb.  IV.  1869.  See.  lista,  p.  11.  ^  Finsch 
et  Hartl.  Orn.  Ostafr.  p.  382. 

5.  L.  Bnrchelli,  Smith. 

Splendide  chalybeo-virescens,  maculis  holosericeis  alaram 
magnis,  conspicuis,  minus  circumscriptis ;  macula  magna  ad  ca- 
pitis latera,  tectricibus  alarum  min.  et  med.,  uropygio,  abdomine 
et  subcaudalibus  nitide  violascentibus;  remigibus  cubitalibus 
ultimis  chalceo-fuscescentibus,  anterioribus  pogonio  extemo  vio- 
laceis,  viridi-margipatis ;  primariis  nigricantibus ;  tectricibus  alarum 
majoribus  medio  holosericeo-violaceis,  margine  extemo  lacero- 
decompositis,  virescentibus ;  macula  alari  tectricibus  cubitalibus 
formata  cupreo-aurata ;  rectricibus  mediis  chalceo-fuscescentibus, 
lateralibus  pogonio  extemo  violaceis,  interne  nigro  et  caem- 
lescente  fasciolatis,  rostro  et  pedibus  nigris.  Iris  albida.  (Mus. 
Brem.) 

F  0  e  m.  Viridior ;  maculis  alarum  holosericeis  minus  distinctis; 
remigibus  viridius  marginatis. 

Long.  35 — 38  cent. 

Ein  Ex.  von  Transvaal,  m.  ad.  Prachtvoll  grünschillemd ; 
ein  nicht  circumscriptes  Nackenband  purpurbläulich,  ebenso  der 
Bürzel;  schon  der  Unterrücken  stark  in's  Bläuliche  ziehend;  die 
oberen  Schwanzdecken  wieder  mehr  grünlich ;  Fleck  am  Oberarm 
messinggelb  mit  purpurvioletten  Rändern;  Kopfseiten  breit  und 
circumscript  messingbräunlich,  unten  und  oben  mit  blauviolett 
schillerndem  Saum;  Schwingen  1.  Ordn.  schwärzlich,  die  Basal- 
hälfte  der  Aussenfahne  blau  mit  feinem  grünen  Randsaum;  Gu- 
bitalschwingen  dunkelbläulich,  die  Aussenfahne  schön  blau  mit 
franzenartigem,  grünen  Aussensaum  und  quergewellt,  wie  die 
Steuerfedern;  innere  Flügeldecken  bläulich,  nach  Aussen  grün; 
Unterseite  grün,  Bauch  mehr  blau  und  nach  der  Mitte  zu  schön 
purpurviolett;  untere  Schwanzdecken  grünlich  und  bläulich  ge- 
mischt; die  beiden  mittleren  Steuerfedern  purpur-violett  quer- 
gebändert  (bei  den  Ex.  der  Brem.  S.  stark  in's  broncebräunliche 
ziehend).  Nur  unbedeutende  Spuren  von  Sammtflecken  auf  den 
Spitzen  der  kleinen  Deckfedern.    (Ayres.  Coli.  Sh.) 

Ex.  von  Transvaal,  m.  ad.  Ebenso  gefärbt,  nur  das 
Blau  im  Nacken  viel  breiter.    (Ayres.  Coli.  Sh.) 

Ex.  vom  Ngamisee.  Geschlecht?  Nicht  abweichend  in 
der  Färbung.    (Coli.  Sh.  Chapman.) 

Ex.  von  Natal.  foem.  Alle  Farben  weniger  schön  und  glän- 
zend.   (Brem.  Samml.) 


51 


rostr.  a 

fr. 

al. 

caud. 

tars. 

18  m. 

19  c. 

17  c. 

42  m. 

(Transvaal) 

19  m. 

17  c.  2  m. 

17  c. 

37  m. 

(Tränsv.) 

16  m. 

17  c.  2  to. 

18  c. 

39  m. 

(Ngamisee) 

17  m. 

16  V2  c. 

17  c. 

40  m. 

(m.  Natal) 

18  m. 

19  c. 

18  c. 

46  m. 

(/:  Natäl) 

Einer  der  schönsten  Vögel  des  inneren  Südafrika.  Ent- 
deckt von  Dr»  A.  Smith  unter  dem  25  °  S.  Br.  Häufig  auf  dem 
Gebiete  der  Seen.  In  DamaVa,  woher  zahlreiche  Exemplare  nach 
Europa  gelangten,  wird  die  Art  häufig  um  Schmelen's  Hope,  an 
den  oberen  Quellen  des  Swakop.  Ayres  uid  Arnot  sammelten 
sie  in  Transvaal.  —  Nach  J.  Verreaux  zieht  L.  Burchellii  in  der 
Reg'enzeit  auö  seinen  östliche'n  Wohngebieten  nach  Kurrichaine  zu. 

Lebt  Weist  paarweise,  öfters  auch  einzeln,  auf  höheren  Bäu- 
men, die  er  nur  selten  verlässt.  Der  Flug  ist  geräuschvoll. 
Delegorgue  schreibt:  „Nach  Sonnenuntergang  vernahm  ich  ein 
Concert  von  Vögeln,  deren  ungeduldiges  und  lebhaftes  Pfeifen  Ich 
zum  ersten  Male  hörte.  Ein  Gehölz  Von  schlanken,  hohen,  sehr 
dichtstehendeti  und  nur  in  den  Gipfelü  belaubten  Mimosen  diente 
den  Sängern  zum  Zufluchtsort  Es  war  L.  Burchelli."  Die  Nah- 
rung besteht  in  Früchten.  Zuweilen  sieht  man  ihn  auch  auf 
dem  Boden  nach  Insecten  suchen.  Anderson  ifahd  oft  Sand  in 
seinem  Magen.  Der  scheue,  lebhafte  Vogel  hält  Körper  und 
Schweif  in  steter  Bewegung,  letzteren  bisweilen  perpendiculär 
aufrichtend.   Der  Stitomlaut  ist  gewöhnlich  heiser  und  krächzend. 

Das  Nest  ist  sehr  gross  und  steht  auf  hohen  Bäumen.  Die 
Zahl  der  hellgrünen  Eier  ist  meistens  fünf:  J.  Verreaux. 

Eine  Verwechselung  dieser  Art  mit  der  nächstverwandlen  ist 
nicht  möglich.  Die  ganz  eigenthümliche  Structur  der  Ausseü- 
fahne  der  grossen  Deckfedern  und  einiger  Cubitalschwingen  wie- 
derholt sich  unter  den  Morionien  bei  Onychognathüs.  Die  Flügel 
^in'd  gross  und  sehr  concav. 

Syn.  Megalopterus  australis,  A.  Smith,  Rep.  of  an  Exped. 
p.  52.  —  Lamprotornis  Bufchelli,  Id.  Illustr.  Z.  S.  Afr.  pl.  47. 
—  Jiiida  australis,  G.  R.  Gray.  —  Lay.  B.  of  S.  Afr.  p.  170.  — 
ürauges  australis.  Gab.  Mus.  Hein.  I.  200.  —  Sclat.  Strickl.  B. 
of  Dam.  Jard.  Contrib.  Orn.  1852,  p.  149.  —  Juida  Burchellii, 
Bp.  consp.  I.  415.  —  Deleg.  Voy.  Afr.  austr.  IL  p.  365.  —  Gurhey 
et  Anders.  B.  of  Dam.  p.  158.  —  Chäpm.  Tr.  S.  Afr.  App.  p.  403. 

Genns  Lamprocolins,  Snndev. 

Sundev.  Syst.  V.  A.  H.  1835.  —  W.  Förs.  tili  Fogelkl.  Naturl. 
Uppst.  (1872)  p.  41. 

Rostr.  mediocre,  capite  brevius,  emarginatum,  rectiusculum, 
naribus  in  plurimis  apertis. 

Alae  longiusculae,  medium  caudae  attingentes  vel  superantes, 
subrotundatae. 

Cauda  aequalis  vel  rotundata  vel  subgradata,  longiuscula 
Vel  medioeriö;  rectrieibus  apice  rotundatis. 


62 

Pedes  breviuscuH,  debiliores,  unguibus  magnis;  digitas  ex- 
tcrnus  interno  parum  longior. 

Ptilosis  coloribus  diversis  metallice  resplendens.  Maculae 
holosericeae  alarum  in  plurimis  conspicuae. 

17  sp. 

Africa  mer.  occid.  Orient. 


1.    L.  ignitus,  (Lieht.) 

Pileo,  coUo  superiore  et  laterali,  interscapulio,  scapularibus 
et  tectricibus  alarum  minoribus  mctallicc  viridibus;  dorso  et  re- 
migum  cubitalium  pogoniis  externis  aurco-chaiceis;  tectricum 
majorum  marginibus  externis  et  apicibus  nitide  violaceo-rubenti- 
bus;  bis  medio  holosericeo-nigricantibus;  tergo,  uropygio,  caudae 
holosericeae  apice  et  macula  magna  regionis  paroticae  chalybaeo- 
caeruleis,  hac  subglaucescente,  violascente-limbata;  subtus  chaiceo- 
fuscescens,  mento  violascente  variegato;  crisso  et  subcaudalibas 
chalybeo-virescentibus;  remigibus  majoribus  apice  et  margine 
aeneo-virescentibus;  subalaribus  obscure  purpurascentibus;  rostro 
et  pedibus  nigris.    Iris  alba:  Weiss. 

Foem.  Minor;  minus  nitide  tincta. 

Long,  circa  30  cent.  —  Foem.  circa  25  cent. 

Scheitel,  Hinterhals,  Mantel  glänzend  broncegrün,  Nacken 
etwas  mehr  in's  Bläuliche;  Ohrgegend  dunkel  und  circumscript 
blau,  am  untern  Eande  violett;  Rücken  olivengelblich  mit  Mes* 
singglanz;  Bürzel  schön  violett;  ebenso  die  obern  Schwanzdecken; 
das  Grün  des  Mantels  geht  nach  dem  Bande  zu  in's  Blaue  und 
am  äussersten  Saum  in's  Violette  über;  Schwingen  1.  Ordn, 
schwärzlich,  die  Aussenfahne,  Spitze  und  Band  der  Innenfahne 
blau;  Armschwingen  sammtartig  olive-messinggelb;  kleine  Deck- 
federn am  Bug  bläulich-grün,  dann  blau;  die  grossen  goldig  und 
violett  wechselnd,  mit  breiter  sammtartig  schwarzer  Mittelbinde; 
die  breite  Basalhälfte  der  Aussenfahne  der  Primärschwingen  mit 
goldigem  Schiller  und  Amethysttönen ;  Schwanz  sammtschwarz,  die 
seitlichen  Steuerfedern  nach  der  Spitze  zu  blauer;  Unterseite 
olivegelblich  mit  Messingglanz;  untere  Schwanzdecken  violett, 
bläulich  gerandet;  untere  Flügeldecken  olive;  Bug  und  Flügel- 
rand violett  und  blau  gemischt;  Schenkel  violett  und  messing- 
gelb schillernd. 

Beim  Weibchen  ist  nach  Keulemans  der  Scheitel  weniger 
blau.    Unterseite  dunkler.     Flügelfedern  nicht  so  tiefschwarz. 

Diese  Beschreibung  nach  einem  prachtvollen  Exemplare  der 
Bremer  Sammlung.  Wir  verglichen  fünf  andere  in  der  Samm- 
lung R.  B.  Sharpe's:  Die  Geschlechtsangabe  fehlt  leider  bei 
Allen. 

a.  Scheitel  und  Hinterhaupt  sehr  stark  in's  Blaue  ziehend. 

b.  Untere  Schwanzdecken  hochblau,  mit  schwachem  violetten 
Schiller  und  grünlich  schillernden  Rändern. 

c.  Untere  Schwanzdecken  blau  mit  grünlichen  Rändern.  Die- 


rostr.  a  fr. 

al. 

21  m. 

15  c.  3  m. 

21  m. 

15  c.  8  m. 

20  m. 

15  c.  1  m. 

15  m. 

14  c.  2  m. 

17  m. 

14  c.  2  m. 

21  m. 

15  c.  5  m. 

21  m. 

15  c  5  in. 

Ilha  .do  Prin- 
cipe: Dohrn. 


53 

ses  Exemplar  und  das  vorige  zeigen  Scheitel  und  Hai 
mehr  grün  und  sind  etwas  kleiner.    Wohl  Weibchen. 

caud.  tars. 

13  c.  29  m. 

14  c.  34  m. 
13  c.  32  m. 
12  c.  31  ra. 
12  c.  8  m.  30  m. 

Das  drei  Monate  alte  Junge  hat  nach  Keuleman's  die  Grösse 
des  alten  Weibchens. 

Einer  der  schönsten  Vögel  Afrika's.  Es  ist  beinahe  unmög- 
lich, die  unvergleichlichen  Metallfarben  desselben  durch  Beschrei- 
bung anschaulich  zu  machen.  Alle  diese  Farben  sind  scharf  von 
einander  abgegränzt.     Schnabel  und  Füsse  ungemein  kräftig. 

Das  Vaterland  dieser  Art  ist  die  Insel  do  Principe  im 
Golf  von  Guinea,  wo  Weiss  und  Dohrn  dieselbe  sammelten.  Nach 
Verreaux  wäre  L.  ignitus  von  Gujon  auf  St.  Thomd,  von  Fosse 
in  Gaben  angetroffen;  aber  diese  Angaben  bedürfen  sehr  der 
Bestätigung.  Weiss  läugnet  das  Vorkommen  auf  St.  Thome  auf 
das  entschiedenste.  Das  von  Erman  angeführte  habitat  ,,Sene- 
gal"  ist  positiv  falsch.  Im  Pariser  Museum  befindet  sich  ein 
„Angola:  Canivet"  bezeichnetes  Exemplar.  Aber  der  Vogel  ist 
von  Anchieta  und  andern  portugiesischen  Reisenden  in  Angola 
nicht  wieder  gefunden  worden. 

H.  Dohrn  berichtet  über  L.  ignitus  wie  folgt:  Das  Weib- 
chen ist  um  2  bis  3  Zoll  kleiner  als  das  Männchen  und  etwas 
weniger  brillant  gefärbt.  Der  Metallglanz  im  Gefieder  des  jun- 
gen Vogels  zeigt  sich  zuerst  auf  den  Spitzen  der  Rückenfedern; 
Brust  und  Bauch  sind  graubraun.  Erst  nach  beinahe  vollendeter 
Ausfärbung  der  Oberseite  verändern  sich  die  Federn  auf  Brust 
und  Bauch  und  zwar  zuerst  an  der  Basis.  L.  ignitus  lebt  auf 
hohen  Bäumen  und  ist  auf  den  Hochgebieten  des  Innern  der  Insel 
nicht  selten.  Die  Brutzeit  soll  in  den  Januar  und  Februar  fallen ; 
eine  Angabe,  die  Dohrn,  den  jungen  Vögeln  nach  zu  urtheilen, 
die  er  erhielt,  für  richtig  halten  möchte. 

In  ähnlicher  Weise  äussert  sich  der  Holländer  J.  G.  Keule  — 
maus.  Im  Januar  traf  derselbe  in  den  Gebirgswäldern  der 
Westküste  diesen  Vogel  so  zahlreich,  dass  buchstäblich  kein 
Baum  ohne  ein  oder  mehrere  Individuen  desselben  war.  Er 
konnte  binnen  weniger  Stunden  30  Stück  schiessen  und  hätte 
leicht  die  doppelte  Anzahl  erlangen  können,  wenn  nicht  noch 
anderes  ihn  beschäftigt  hätte.  Er  brütet  vom  October  bis  Mai 
in  Baumhöhlen.  Die  flüggen  Jungen  sind  ganz  graubraun.  Der 
Stimmlaut  des  Männchens  ist  ein  nicht  unangenehmes  Flöten  von 
kurzer  Dauer,  das  sehr  an  den  Lockton  unseres  Pirol  erinnert. 
Man  hört  diesen  Gesang  im  Dunkel  der  Wälder  früh  Morgens 
oder  um  Sonnenuntergang.  Gepaart  singen  sie  wenig.  L.  ignitus 
ist  sehr  scheu  und  vorsichtig.  Der  Flug  ist  besonders  geräusch- 


54 

vollv  Keulemans  fing  viele  in  Schlingen,  besonders  Jupge.  Sie  er- 
trugen die  Gefangenschaft  gut.  Ihre  Nahrung  besteht  in  Frach- 
ten und  Insecten.  Die  Eingeborenen  nennen  den  Vogel  Toerniqja 
(nach  dem  portug.  Estorninha,  Staar). 

Syn.  Lamprotornis  ignita,  Licht.  Nordin.  Erm.  Atl.  p.  7. 
t.  3.  —  Juida  ignita,  G.  H.  Gray,  (len.  of  H.  pl  80.  fig.  opt  — 
Lamprocolius  ignitus,  Bp.  Consp.  I.  415.  —  Hartl.  Syst.  O. 
Westafr.  p.  116.  —  Id.  Cab.  Journ.  1851),  p.  VI  —  Dohrn,  Proceed. 
Z.  S.  1866,  p.  328.  —  Choucador,  Levaill.  üis.  d*Afr.  pl.  86.  — 
Sturnus  ornatu»s,  Daud  Tr.  ;K)9.  —  Sundev.  krit.  Framst  p.  33. 
—  L.  Vigorsii,  Blackw.  Zool.  Res.  p.  11).  —  Juida  ornata,  ü.  R 
Gray,  Handl.  II.  p.  24.  —  J.  G.  Keulemans  Tiydsk.  Dierk. 
1866,  p.  384. 

2.    L.  splendid  US,  (Yieill.) 

Supra  splendide  viridis;  fronte  et  loris  holosericeo-nigris ; 
scapularibus  chalybaeo-caerulescentibus ;  maculis  holosericeis  ala- 
rum  valde  conspicuis ;  macula  magna  ad  capitis  latera  aeruginoso- 
viridi  alteraque  regionis  paroticae  parva  cupreo-aurata;  remigibus 
cubitalibus  fascia  lata  holosericeo-nigra  notatis,  apice  toto  et 
pogonio  externo  virescente-caeruleis,  nitore  violascente,  interno 
nigris;  primariis  obscure  viridibus,  pogonio  interno  versus  scapum 
nigricante;  tectricibus  alarum  viridibus;  tergo  et  uropygio  aeru- 
ginoso-caerulescentibus ;  rectricibus  holosericeo-nigris,  nitore  vio- 
lascente, apice  latius  aeruginoso-viridibus;  supracaudalibus  vi- 
rescentibus:  subtus  pulchre  chalybeo-purpurascens,  abdomine 
medio  violascente-cupreo;  subcaudalibus,  cruribus  et  crisso  aeru- 
ginoso-viridibus; subalaribus  intense  caeruleis,  margine  alari  et 
axillis  viridibus ;  rostro  et  pedibus  nigricantibus.   Iris  alba.    (w.  ad.) 

Long.  29—30  cent. 

Foem.   ad.  coloribus  non  diversa,  sed  parura  minor. 

Die  Beschreibung  nach  einem  altausgefärbten  Männchen  vom 
Gambia  in  der  Bremer  Sammlung.  Wir  konnten  davon  zahlreiche 
andere  von  verschiedenen  Lokalitäten  der  Westküste  untersuchen. 

L.  splendidus  zählt  zu  den  schönsten  Vögeln  Afrika's. 
Er  bildet  mit  L.  Lessonii  und  ignitus  eine  kleine  Gruppe, 
ausgezeichnet  durch  die  Grösse,  den  längeren  Schwanz,  durch 
die  Zusammenstellung  der  prachtvollsten  Metallfarben  und  durch 
die  Art  der  Federbildung,  die  stellenweise  sammtartige  Structur 
zeigt  oder  sehr  kleine  Schüppchen  imitirt,  wie  dies  z.  B.  bei  dem 
kupfergrünlichen  Wangenfleck  dieser  Art  der  Fall  ist. 

Exemplare  von  Gabon  zeigen  constante  Rassenmerkmale. 
Sie  sind  grösser  und  repräsentiren  die  höchst  entwickelte  Fär- 
bung. Der  Scheitel  wird  nach  dem  Nackenrande  zu  scharf  ab- 
gesetzt immer  blauer;  der  Mittelrücken  stark  in's  Blaue  mit  vio- 
lettem Schiller;  Armschwingen  auf  der  Aussenfahne  viel  blauer, 
mit  violetter  Beimischung;  Brust  prachtvoll  violett  mit  Goldglanz ; 
Oberbauch  breiter  messinggelb  schillernd,  umgeben  von  violett 
und  blau.    (Ex.  von  Walker  in  der  Samml.  R.  B.  Sharpe's.) 


Ex?,  von  Gabou  (Du  Chaillu)  genau  so  gefärbt. 

Zwei  Ex.  vomGambia  (Gardner)  etwas  kleiner  und  etwa* 
weniger  glänzend. 

Jüngerer  Vogel.  (Westafrika:  Coli.  Sharpe.)  Obenher 
metallisch  grün;  Vorderkopf,  Kopfseiten,  Unterseite  hellbraun, 
die  einzelnen  Federn  etwas  dunkler  gerandet;  auf  dem  Bauche 
erscheinen  undeutlich  bläuliche  und  grünliche  Tinten,  fleckenartig' 
aufgesetzt;  untere  Schwanzdecken  metallisch  grün. 

Aehnlich  beschreibt  Cassin  einen  jungen  Vogel  dieser  Art 
vom  Ogobai.   „Untenher  schwärzlich  mit  einzelnen  grünen  Metall- 
federn auf  den  Bauchseiten  und  untern  Schwanzdecken;  obenher 
schon  prachtvoll  grün." 
rostr.  a  fr.     al.  caud.  tars. 

21  m.      15  c.  9  c.  6  m.      3  c.  (Alt.  Gambia:  Brem.  S.) 

22  m.      15V2  c-    11  Va  c.  3  c.  (Alt.  Gaben:  Coli.  Sharpe) 
L.  splendid  US  bewohnt  die  Westküste  Afrika's  vom  Senegal 

bis  Angola  herab.  Standorte  sind  z.  B.  Gambia:  Brem.  Samml. 
Gardner;  Casamanse:  J.  Verreaux;  Fernando  Po:  Fräser;  Gaben 
(Camma,  Muni,  Ogobai):  Du  Chaillu,  Walker;  Congo:  Perrein; 
Pembe:  Monteiro;  Ilha  do  Principe:  Dohm  (hier  jedoch  sehr 
selten);  Cameroons  und  Gabun:  Reichenow. 

Ueber  die  Lebensweise  dieser  Art  fehlen  genauere  Nach- 
richten. Perrein  und  Fräser  beobachteten  das  auffallend  Ge- 
räuschvolle des  Fluges  (wie  A.  Smith  und  Delegorgue  dies 
bei  L.  Burchelli  hervorheben).  In  Angola,  wo  die  Art  um 
Bembe  und  noch  mehr  in  der  Nähe  der  Küste  gemein  ist,  sieht 
man  dieselbe  meist  in  Flügen  von  20— 30  Stück.  Der  Stimm^ 
laut  ist  ein  helles  staarartiges  Pfeifen  (Monteiro).  „It  caWs  like 
a  crow"*,  Fräser.  Die  Nahrung  Beeren  und  Insecten:  Ji  Verr. 
Reichenow  fand  diese  Art  öfters  gemeinschaftlich  in  mehreren 
Paaren  in  Asthöhlen  und  Spechtlöchern  kernfäuler  Bäume  nisten, 
in  Gesellschaft  einiger  Pärchen  des  Gymnobu€co  calvus  und" 
Eurystomus  afer.  Die  2 — 3  blauen  Eier  gleichen  denen  unseres 
Staars.  Er  nennt  die  Stimme  kreischend,  die  Iris  gelblich- 
weiss.  Nach  der  Brutzeit  streichen  diese  Glanzstaare  gesellig 
umher,  bald  hohe  Baumkronen,  bald  niederes  Gebüsch  frequen- 
tirend. 

Nach  Untersuchung  des  alten   von  Canivet  herstammenden 
Ex.  der  Pariser  Sammlung,  welches  Buflfon's  „Merle  vert  d' Angola" 
zu  Grunde  liegt  (PI.  enl.  661),  glaube  ich  diese  Art  in  demselben' 
zu  erkennen. 

Syn*  Turdus  splendidus,  Vieill.  Enc.  653.  —  Merle  vert 
d' Angola,  Buflf.  PI.  enl.  561.  —  Turdus*  nitens  var.  Gm.  —  Lath. 
Gen.  Hist.  v.  56.  —  Turdus  splendens,  Leach.  ZooL  Mise.  pl.  74. 
—  Lamprotornis  fulgida,  Licht.  Mus.  Beröl.  —  L.  chrysonotis, 
Sw.  W.  Afr.  I.  143,  pl.  6.  — '  Lamprocolius  chrysotis,  Bp.  Consp. 
I.-  415.  —  Verr.  Rev*  et  Mag.  ZooL  1851,  p.  418.  -^  Fräs.  Proc. 
Z.  S»  1843,  p.  52.  —  Juida  luxuosa,  Less.  —  Hartl.  Syst.  Orn. 
W.  Afr.  117.  —  Oass.  Proa  Acad.  Philad.  1857,  p.  36.  -  Hartl. 
Gab.  Journ.  1859,  p.  15.  —  Juida  splendida,  Gray,  Handl.  11. 


66 

p.  24.  —  Dohrn,  Proceed.  Z.  S,  1866,  p.  328.  —  Monteiro,  Proc 
Z.  S.  1860,  p.  112. 

3.    L.  Lessonii,  Fächer. 

Totus  fere  splendide  viridis,  tergo,  uropygio,  supracaudalibus 
et  collo  antico  nitore  nonnullo  violascente-caeruleo;  loris  hoiose- 
riceo-nigris ;  macula  poneoculari  majore  glaucescente-viridi  idtera- 
que  minore  parotica  fulgide  violaceo-purpurca;  maculis  holose- 
riceis  alarum  valde  conspicuis;  axillis  et  «capularibus  viridibas; 
subalaribus  violascente-caeruleis,  viridi-variis;  fascia  in  remigibus 
2.  ord.  et  in  rectricibus  lata  holosericeo-nigra;  rectricum  apici- 
bus  viridibus;  tarsis  cornco-nigricantibus ;  rostro  nigro.  Iris 
dilute  flava. 

Long.  28—29  cent.;  rostr.  a.  fr.  21  m.;  caud.  121  m.;  tars. 
31  m.    (Pucheran.) 

Es  scheint  diese  von  Pucheran  nach  dem  einzigen  Exemplare 
in  der  Pariser  Sammlung  sehr  detaillirt  beschriebene  Art  in  der 
That  von  allen  übrigen  verschieden  zu  sein.  Von  dem  nächst- 
verwandten L.  splendidus  unterscheidet  sie  sich  durch  die  vor- 
herrsch8nd  grüne  Färbung  des  Rückens  und  der  Unterseite,  durch 
die  breitere  Schwanzbinde,  durch  den  brennend  violetten  Ohrfleck, 
durch  abweichende  Färbung  der  Schwingen  zweiter  Ordnung  und 
durch  etwas  grössere  Dimensionen.  Der  schwarze  Theil  der  Steuer- 
federn  ist  wie  bei  L.  splendidus  oben  und  unten  violettbläu- 
lich  gesäumt.  Der  Aussenrand  der  Primärschwingen  ist  grün. 
Die  sammtschwarze  Binde  der  Schwingen  2.  Ordn.  nimmt  von 
Innen  nach  Aussen  rasch  an  Breite  ab ;  die  Spitzen  dieser  Federn 
sind  grün  und  der  noch  übrige  Theil  derselben  zeigt  auf  der 
Aussenfahne  eine  violettblaue  Färbung.    Kein  Armfleck. 

Von  einer  Verwechselung  mit  L.  ignitus  kann  überhaupt 
gar  keine  Rede  sein« 

Ausser  Notauges  albicapillus  ist  diese  Art  die  einzige  von 
mir  nicht  selbst  untersuchte  der  Gattung.  Pucheran's  Beschrei- 
bung lässt  nichts  zu  wünschen  über. 

Das  Vaterland  dieser  Art,  welche  das  Pariser  Museum  von 
einem  Naturalienhändler  erstand,  ist  angeblich  Fernando  Po. 
Der  Sammler  hatte  die  Farbe  der  Iris  angemerkt. 

Syn.  Juida  Lessonii.  Puch.  Rev.  et  Mag.  de  Zool.  1868, 
p.  256-59.  —  Lamprocolius  Lessonii,  H.  Gab.  Journ.  f.  Orn. 
1859,  p.  15. 

.4.  L.  Defilippii,  Salyad. 

Supra  aeneo-viridis,  collo  postico  et  uropygio  nitore  chalceo ; 
scapularibus  et  interscapulio  intensius  aeneo-viridibus;  loris  ho- 
losericeo-nigris ;  capitis  lateribus  et  gastraeo  obscure  aeneo- 
viridibus,  plumis  basi  nigricantibus ;  pectore  et  abdomine  medio 
nitore  nonnullo  chalybaeo;  subcaudalibus  chalceo -micantibus; 
subalaribus  nigricantibus,  margine  virescentibus ;   macula  inftra- 


67 

auriculari   nitide  violaceo  -  caerulea ;    remigibus   obscure   aenec 
virentibus,    dimidio  basali   pogon.    interni  nigricante;    remigibi 
2.  ord.  pogonio  interno  fere  totis  nigricante-fumosis,  fascia  po 
gonii  externi  lata  holosericeo-nigra   notatis;   parte  apicali  pog. 
ext.  nitore  chalybaeo,  subfasciolato ;  alarum  tectricibus  obscure 
aeneo-viridibus;   maculis    alarum   holosericeis    conspicue   nigris; 
rectricibus  holosericeo-nigris,  margiDibus  externis  chalybeo- niten- 
tibus,   sub  certa  luce  fasciolatis,   parte  apicali  aeneo  viridibus; 
extima  tota  viridi-aenea,  omnibus  margine  lato  interno  nigricanti- 
bus;  rostro  nigricante-fusco,  apice  et  mandibulae  basi  pallidio- 
ribus;  pedibus  corneo-nigris,  unguibus  pallidioribus. 

Long,  circa  23  cent.  —  rostro.  a  riet.  30  mill.  —  tars.  30 
m.  —  caud.  (rectr.  med.)  9V2  cent.  —  al.  13  cent.  2  m. 

Wir  hatten  Gelegenheit,  das  typische  Exemplar  dieses  an- 
geblich aus  Angola  stammenden  Vogels  im  Museum  zu  Turin 
selbst  untersuchen  zu  können.  Ueberdies  wurde  uns  eine  sehr 
ausfhürliche  Originalbeschreibung  desselben  durch  Dr.  0.  Finsch 
zur  Verfügung  gestellt.  Das  eigenthümlich  verblichene  und  gleich- 
sam unsicher  gewordene  Farbenbild  dieses  Exemplars  machte 
auf  uns  den  Eindruck,  als  sei  dasselbe  längere  Zeit  der  Einwir- 
kung von  Weingeist  oder  starken  Lichtes  ausgesetzt  gewesen. 
Nachweisen  lässt  sich  das  indessen  nicht. 

Die  ^  nächste  Verwandtschaft  scheint  dieser  Vogel  mit  L. 
splendidus  und  L.  Lessonii  zu  besitzen,  ist  jedoch  bedeutend 
kleiner  als  diese  beiden  und  auch  durch  sehr  bestimmte  Fär- 
bungsunterschiede von  beiden  abweichend. 

Syn.  Lamprocolius  Defilippii,  Salvad.  Atti  della  Soc.  Italian. 
di  sc.  natur.  vol.  VIIL  fasc.  4.  p.  371--389.  (1855)  —  Gab.  Journ. 
f.  Gm.  1868,  p.  68.  —  Salvad.  Descriz.  di  altre  nuove  specie  di 
Uccelli,  p.  9. 

5.    L,  anratns,  (Gm^ 

Supra  splendide  aeneo-viridis;  maculis  alarum  holosericeis, 
parvis,  conspicuis;  capite,  collo  et  gastraeo  totis  pulchre  chaly- 
baeo-caeruleis ,  sub  certa  luce  violaceo  resplendentibus ;  pileo 
frontem  versus,  regione  parotica,  cruribus  et  subcaudalium  mar- 
ginibus  violascentibus;  scapularibus  virescente  -  caeruleis ;  sub- 
alaribus  caeruleis,  viridi-variis ;  remigibus  viridibus,  pogonio 
interno  late  nigricante-marginatis,  scapis  omnium  nigris;  rectri- 
cibus intermediis  fere  totis  purpureo-violascentibus,  reliquis  latius 
virescente-marginatis;  plumulis  frontalibus  rostri  basi  incumben- 
tibus,  brevibus,  coarctatis;  rostro  et  pedibus  nigris.  Iris  ex 
aurantiaco-rubra.    Cauda  breviuscula.    Alae  longae. 

Foem.  vix  diversa. 

Long.  25—27  cent. 

Wir  beschrieben  ein  Ex.  der  Bremer  Sammlung  vom  Gambia. 
Bei  einem  prachtvollen  Man  neben  von  F  an  te  e  (üsher)  schillert 
das  Blau  auf  Scheitel,  Kopfseiten  und  Kropfgegend  stark  violett. 
Nacken  ziemlich  circumscript  blaugrün;  Schenkel  violett;  untere 


58 

Schwanzdecken  blau;  BUrzcl  und  obere  Scbwnnzdecken  gUoBend 
blau;  Zügel  sammtschwarz ;  die  längorn  Innerflügeldeokfedern 
blau,  in's  violette,  die  kürzern  längs  des  Randes  heller  blau  mit 
dunkler  Beimischung;  Bauch  blau  mit  violettem  Anflug;  kleine 
Flügeldeckfedern  mit  hellblauer  Längsbindc;  Armschwingen  mit 
kleinem  sammtschwarzen  Spitzenfleck;  Handschwingen  grQn,  die 
Innenfahnc  breit  schwärzlich  gerandet;  mittlere  Steuerfedern 
schön  violett,  die  übrigen  mehr  bläulich,  die  äusscrsten  am  Aussen- 
rande  grün.    (Coli.  Sharpe.) 

Exemplare  vom  Voltaflusse  und  solche  vom  Gambia  zeigen 
keine  Verschiedenheit. 

Jüngeres  Ex.  vom  Volta:  Sehr  interessante  Färbung. 
Von  Violett  keine  Spur;  das  Blau  des  abdomen  und  des  Kopfes 
steht  auf  schwärzlichem  Grunde,  erscheint  also  fleckig;  ebenso 
das  Grün  der  oberen  Partien,  welches  eine  bräunliche  Basis  der 
Federn  durchblicken  lässt;  Bürzel  blau;  Schnabel  und  FQsse 
schwarz.    (Coli.  Sharpe.) 

Noch  jünger:  Kopf  und  Unterseite  mittelbraun  mit  einem 
Paar  vereinzelten  (ilanzfedern;  Rücken  mit  bläulichen  und  grfln- 
lichen  Glanzfiecken ;  Schwanz  schon  ziemlich  ausgefärbt  ^  die 
Mittelfedern  deutlich  violett;  die  blauen  Längsflecken  auf  den 
kleinen  Flügeldcckfedern  deutlich  erkennbar;  Flügel  spangrfln; 
Bürzel  und  Schenkel  hellbraun;  untere  Schwanzdecken  braun  mit 
stahlblauen  Federn  untermischt.    (Brem.  Samml.) 

Es  verdient  Beachtung,  dass  der  viel  jüngere  Vogel  die  mitt- 
leren Steuerfedern  schon  violett  zeigt,  während  diese  bei  dem 
älteren  nur  blau  sind. 

Die  nordöstliche  Form  dieser  Art,  mindestens  als  conspecies 
anzusehen,  ist  Heuglin's  L.  auratus  orientalis,  constant  ab*' 
weichend  von  der  westlichen  durch  den  entschieden  violetten 
Ton  des  blauen  auf  Kopf,  Hals  und  Unterseite,  durch  den  stär- 
keren Schnabel  und  den  etwas  längeren  Schwanz. 

tars 

31  m.  (Alt.  Gaben) 
31  m.  (Alt.  Gaben) 
30  ra.  (Alt.  Gambia) - 

30  m.  (Alt.  Gambia) 
27  m.  (Jung.  Gambia)  ■ 
36  m.  (N.  0.  Afr.  HeugK) 

31  m.  (/:  N.  0.  Afr.) 

Die  Verbreitung  dieser  Art  auf  der  Westküste  erstreckt  sich 
vom  Senegal  bis  Gaben.  Standorte  sind  z.  B.  Senegal:  Erm»; 
Bissao:  Beaudouin;  Gambia:  Mus.  Brem.;  Ashantee:  Pel;  Acera: 
Usher;  Voltafl.:  Usher;  Aquapim.:  Riis;  Gaben:  Walker,  Du 
Chaillu;  Fernando  Po:  Thomps. 

Die  östliche  Rasse  traf  Heuglin  im  Gebiet  des  Gazellen- 
flusses bis  zum  Kosanga;  auch  im  Innern  der  Kidji-Länder. 

Die  Angabe  Levaillant's  vom  Vorkommen  dieser  Art  im  Na- 
maqualande  Südafrika's  halten  wir  mit  Sundevall  für  gänzlich 
falsch.    Layard,  der  Exemplare  aus  Kuruman  und  Damaraland 


rostr.  a  fr. 

al. 

caud. 

18  m. 

15  c. 

13  c. 

18  m. 

15  c. 

13  c.  2  m. 

17  m. 

14  c.  5ni. 

11c. 

19  m. 

16  c. 

11  c.  6  m. 

16  m. 

13  c.  6  m. 

10  c.  2  m. 

23  m. 

14  c.  6  m. 

10  c.  5  m. 

18  m. 

13  c.  6  m. 

10  c. 

50. 

erhalten  haben  wollte,  erklärte  später,   dass  er  den  Vogel  wo 
n^ijt  L.  phoenicopterus  verwechselt  habe ,  was  denn  freilich  schwe 
zu  begreifen. 

Von  der  Lebensweise  wissen  wir  nicht  viel.  Die  nordöst-  . 
liphe  Form  lebt  gesellig  auf  Hochbäumen ,  ist  dabei  scheu,  leb- > 
haft  und  lärmend  (Heuglin).  Usher  beobachtete  grosse  Schaaren 
dieses  Vogels  auf  den  Ebenen  um  Accra,  namentlich  zu  Zeiten, 
wo  es  gewisse  Beeren  und  Saamen  hat,  die  er  liebt.  Er  ist  auch 
dort  sehr  scheu,  lärmend  und  hat  in  seinem  Benehmen  viel  von 
unserem  Staare.  Auch  sein  Flug  erinnert  daran.  Usher  nennt 
die.  Iris  glänzend  gelb  mit  schwarzer  Pupille. 

Häufig  in  den  zoolog.  Gärten  Europa's. 

Syn.  Merl'e  violet  de  Juida,  Buflf.  PI.  enl.  540.  —  Id.  Hist. 
nat.  des  Ois.  III.  373.  —  Turdus  auratus.  Gm.  L.  p.  819.  — 
Lath.  Gen.  Hist.  V.  59.  —  Id.  I.  Orn.  I.  347.  —  Edw.  ic.  320. 
—  Le  Conigniop,  Levaill.  Ois.  d'Afr.  pl.  90.  —  Id.  Edit.  oct.  IL 
285.  —  Sundev.  krit.  Framst.  p.  35  (NB!).  —  Lamprotornis 
lucida,  V.  Nordm.  Erm.  Atl.  t.  3,  fig.  2.  —  L.  ptilorhynchus, 
Swains.  West.  Afr.  I.  140.  —  Allen  &  Thomps.  Nig.  Exped.  IL 
221.  —  Lamprocolius  ptilorh.  Bp.  Consp.  I.  415.  —  Juida  aurata, 
S.  R.  Gray,  Handl.  IL  24.  —  Hartl.  West.  Afr.  p.  117.  —  Id. 
Gab.  Journ.  1859,  p.  16.  —  Sharpe,  Ibis  1870,  p.  483.  -  Thienem. 
Eier  t.  XXXVHL  fig.  10.  a.  b. 

Var.  Orient.  Lamprotornis  amethystina,  Heugl.  Gab.  Journ. 
1^63,  p.  20;  1864,  p.  257.  —  L.  auratus  Orientalis,  Id.  Gab. 
Journ.  1869,  p.  7.  —  Id.  Orn.  N.  0.  Afr.  p.  516. 

6.    L,  chalcnrns,  y*  Nordm, 

Splendide  aeneo-viridis ;  tectricibus  caudae  superioribus, 
uropygio  et  scapularibus  chalybeo-caerulescentibus ;  macula  ma- 
juscula  parotica  collique  lateribus  ex  parte  violascente-caeruleis; 
abdomine  caerulescente,  hypochondriis  pulchre  violaceis;  sub- 
caudalibus  viridibus;  subalaribus  violaceis:  maculis  holosericeis 
alarum  distinctis,  minoribus;  remigibus  aeneo-viridibus,  pogonio 
interno  latius  fusco-marginato ,  cubitalibus  totis  viridibus;  cauda 
medio  et  basi  purpurascente-violacea ,  lateraliter  et  apice  vi- 
rescente;  rostro  et  pedibus  nigris.  Alae  longae;  cauda  brevius- 
cula;  rostrum  gracile. 

Foem.  Minus  nitide  tincta;  uropygio  minus  caerulescente; 
hypochondriis  violaceo-lavatis. 

Long,  circa  23  c. 

Beide  Geschlechter  dieser  Art  zieren  in  schönen  Exemplaren 
die  Bremer  Sammlung.  Die  Schwanzfärbung  ganz  wie  bei  L. 
auratus.  Die  seitlichen  Steuerfedern  zeigen  kein  Violett  in  der 
Färbung.  Die  Bürzelfedern  blau,  nach  der  Spitze  zu  grün;  die 
Armschwingen  zeigen  an  der  Spitze  die  deutliche  Spur  eines 
Sammtflecks.  Das  feurige  Violett  der  Bauchseiten  erscheint  beim 
Weibchen  viel  matter;  Schäfte  der  Schwungfedern  schwarz. 


60 

rost.  a  fr.  al.  caud.        tars. 

20  m.  15  c.  8  c.  32  m.  (m.  ad.  Oambia) 

17  m.  13  c.  5  m.  87»  c.        31  m.  {f.  Bongo) 

17  in.  14  c.  5  m.  7  c.  3  m.    33  m.  {f.  Gambia) 

Ich  sah  bisher  von  dieser  Art  nur  senegambische  Exem- 
plare (Gambia,  Senegal,  Casamanse,  Bissao  u.  s.  w.)  und  mass 
demnach  die  Verbreitung  derselben  auf  der  Westküste  für  eine 
sehr  beschränkte  halten.  Aber  Ileuglin  erlangte  im  November 
1863  ein  Weibchen  in  Bongo.  Die  sehr  characteristische  Schwanz- 
färbung  ist  ganz  wie  bei  L.  auratus.  Die  beiden  seitlichen 
Steuerfedern  tragen  kaum  eine  Spur  von  violetter  Färbung.  Die 
Schwingen  1.  und  2.  Ordn.  zeigen  eine  sammtartig  schwarze  Um- 
randung ihrer  Spitze.  Der  blaue  Ohrfleck  ist  nach  oben  und 
hinten  scharf  begränzt,  schattirt  sich  aber  nach  unten  hin  längs 
der  Halsseiten  ab. 

Der  unglückliche  Irrthum  Pucheran's,  L.  chalcurus  sei  als 
gleichartig  zu  betrachten  mit  L.  chalybaeus,  erklärt  sich  nur 
daraus,  dass  derselbe  die  letzerc  Art  niemals  gesehen  haben 
kann.  Die  Schwanzfärbung  unterscheidet  beide  Arten  auf  den 
ersten  Blick  und  es  ist  wenig  mehr  als  leeres  Geschwätz,  wenn 
Pucheran  das  Purpurviolett  der  Schwanzmitte  als  ^reflets  bleus, 
essentiellement  fugaces  de  leur  nature"  bezeichnet.  Die  Metall- 
farben der  Glanzstaare  sind  keineswegs  flüchtiger  Art  und  der 
grüne  Schwanz  des  L.  chalybaeus  wird  weder  durch  Alter 
noch  durch  die  andauerndste  Lichteinwirkung  jemals  purpur- 
violett —  noch  der  purpurviolette  von  L.  chalcurus  jemals 
grün  werden. 

Von  der  Lebensweise  dieser  schönen  Art  wissen  wir 
nichts. 

Syn.  Lamprotornis  chalcurus,  v.  Nordm.  Erm.  Atl.  p.  8.  — 
Lampr.  cyanotis,  Swains.  B.  West.  Afr.  L  146.  —  Lamprocolius 
cyanotis,  Bp.  Gonsp.  L  415.  —  L.  chalcurus,  Gab.  Mus.  Hein.  L 
199.  —  Pucher.  Rev.  zool.  1858,  p.  252.  —  Hartl.  Orn.  Westafr. 
p.  118.  —  Id.  Gab.  Journ.  1859,  p.  17.  —  Heugl.  Gab.  Journ. 
1869,  p.  5.  —  Id.  Orn.  N.  0.  Afr.  p.  513. 

7.    L,  porphymrus,  HartL 

Minor.  Supra  nitide  aeneo-viridis,  nitore  nonnullo  chalybeo ; 
tergo,  uropygio  et  supracaudalibus  cyaneo-chalybaeis ;  area  pone- 
oculari  satis  circumscripta  per  colli  latera  decurrente  intense 
cyanea;  jugulo  distincte  cyanescente;  alis  viridibus,  maculis  ho- 
losericeis  nigris;  gula,  pectore  et  epigastrio  cyanescente- viridibus; 
abdomine  purpurascente-chalybeo;  cruribus  et  subalaribus  aeru- 
ginoso-viridibus ;  subalaribus  longioribus  cyaneis,  brevibus  mar- 
ginalibus  aeruginosis;  rectricibus  mediis  ab  apice  versus  basin 
magis  magisque  violascentibus ,  sub  certa  luce  fasciolatis;  reli- 
quis  cyanescentibus,  pogonio  externo  magis  virentibus^  remigibus 
primariis  nigricantibus,  pogonii  externi  parte  apicali  viridescente; 


61 

cubitalibus  dorso  concoloribus ;  scapularibus  conspicue  cyanesci 
tibus;  rostro  et  pedibus  nigris.    Iris  scarlatina. 

Long.  tot.  circa  20  cent. 

Die  Beschreibung  nach  einem  Exemplar  der  Bremer  Samm- 
lung. Vier  andere  konnten  wir  in  der  Sammlung  R.  B.  Sharpe's 
untersuchen.  Sie  zeigen  sämmtlich  nur  sehr  geringe  Abweichun-r 
gen  im  Colorit.  Bei  einem  Exemplare  von  Accra  (Haynes)  zieht 
das  Grün  der  Schwungfedern  1.  Ordn.  sich  verschmälernd  auf 
der  Innenfahne  hoch  am  Schafte  hinauf. 

Bei  einem  Ex.  vom  Voltafluss  erscheinen  die  inneren  Flügel- 
decken zum  Theil  deutlich  violett. 


rostr.  a  fr. 

al. 

caud. 

tars. 

19  m. 

18  m. 

20  m. 

19  m. 

13  c. 
13  c. 
13  c. 
12  c.  5  m. 

7  c.  5  m. 
7  c.  8  m. 

7  c.  6  m. 

8  c.  7  m. 

26  m. 
28  m. 

27  m. 
27  m. 

(w.  ad.  Voltäfl.) 
(ad.  Accra) 
(Voltafl.) 
(Voltafl.) 

Es  wurde  diese  schöne  Art,  die  keine  Verwechselung  mit 
congenerischen  zulässt,  von  dem  englischen  Reisenden  H.  T.  Usher 
auf  der  Goldküste  entdeckt.  Am  Voltaflusse  scheint  sie  gemein 
zu  sein.  Aber  auch  in  Fantee  und  auf  dem  Gebiete  von.  Accra. 
Vermuthlich  war  es  diese  Art  und  nicht  L.  chalcurus,  welche 
Reichenow  bei  Accra  in  Schaaren  auf  freiem  mit  niedrigem  Ge- 
büsch bestandenem  Terrain  antraf,  von  welcher  aber  nur  ein 
noch  nicht  völlig  ausgefärbtes  Exemplar  gesammelt  werden  konnte. 
Sie  schienen  auf  der  Wanderung  begrifien.  Beim  jungen  Vogel 
war  die  Iris  grau. 

Syn.  Lamprocolius  porphyrurus,  Hartl.  Ush.  Orn.  of  the 
Goldcoast.  Ibis  1874,  p.  66.  —  „L.  nitens"  Sharpe,  Ibis  1870, 
p.  483.  —  ?  „L.  chalcurus"  Reichen,  in  litt. 

8.    L,  chalybaens,  (Ehrb*) 

Obscure  aeneo-viridis,  regione  parotica  plus  minus  caeru- 
lescente;  alis  maculis  holosericeis  nigris;  uropygio  caerulescente; 
cauda  tota  viridi;  abdomine  medio,  hypochondriis  et  cruribus 
nitide  caeruleis,  his  violascentibus;  subalaribus  violaceo-caeruleis ; 
macula  scapulari  splendide  caerulea,  ex  parte  violacea;  subcauda- 
libus  viridibus;  remigibus  aeneo-viridibus ;  rostro  et  pedibus  ro- 
bustis  nigris.    Iris  aurantiaca.    (Mus.  Br.) 

Foem.  Minor.  Minus  nitide  tincta;  regione  parotica  vix 
caerulescente ;  uropygio  et  abdomine  minus  caerulescentibus. 

Long  25—28  cent. 

Ex.  von  Maragaz  (m.  Josse).  Sehr  schön  ausgefärbt;  das 
Blau  der  Unterschwanzdecken  und  auf  dem  abdomen  schillert  in's 
Violette;  Kopf  und  Halsseiten  stark  in's  Blaue  ziehend;  die  mitt- 
leren Steuerfedern  mit  blauem  Schiller;  die  inneren  Flügeldeck- 
federn hochblau,  am  Innenrande  in's  Spangrüne  ziehend. 

Ex.  von  Gabon  (?)  (Brem.  S.)    Nur  schwache  Spuren  von 


ÖS 

Sammtflecken  der  Flflgel;  die  ganze  FärboDg  etwas  matter; 
Flügeldecken,  Schwanz  und  Bauchseiten  mit  bläulichem  Anflug. 

Ex.  von  Sennaar.  (Alt.  Hrcm.  S.)  Das  Blau  auf  dem 
Bauch  zieht  stark  in*s  Violette. 

Ex.  von  Abyssinien.  (»i.  ad.  Brem.  S.)  Grosse  Varietät. 
Ohrgegend  dunkelbroncegrün ,  mit  kaum  merklichem  Stablschim- 
mer;  die  Halsseiten  blauer.  Die  Sammtflecken  der  FIQgel  sehr 
entwickelt. 

Ex.  von  Senafd.  (Coli.  Sharpe.)  Im  Farbenwecbsel  be- 
griffen. Kopf  und  Unterkörper  dunkelbraun;  hie  und  da  er- 
scheinen blaue  oder  blaugrünliche  Metalltlecken ;  kleinere  FlOgel- 
decken  sehr  in's  Blaue  ziehend;  das  Spangrün  der  Flügel  zieht 
ebenfalls  stark  in's  Bläuliche. 

Junger  Vogel.  (Brem.  S.)  Untenher  dunkelbraun,  mit 
grünen  Metallfedcrn  eingestreut;  Schwingen  und  Steuerfedern  cum 
Theil  braun.    Iris  umberbraun. 

In  der  Stuttgarter  Sammlung  steht  ein  Exemplar  dieses 
Vogels  von  Kidj,  welches  in  Folge  äusserer  Einflüsse  den  RQcken 
und  die  Unterseite  zum  Theil  kupferbraun  gefärbt  zeigt. 


rostr.  a  fr. 

al. 

caud. 

tars. 

17  m. 

13  c.  8  m. 

9  c.  5  m. 

2  c.  8  m. 

(Alt.  MaragAz) 

18  m. 

14  c. 

8  c.  8  m. 

3  c.  2  m. 

(Senaf^.  Alt.) 

18  m. 

12  c.  2  m. 

7  c.  3  m. 

2  c.  9  m. 

(Gaben?  Br  S.) 

18  m. 

14  c.  5  m. 

9  c.  6  m. 

3  c. 

(Abyssin.  Br.  S.) 

20  m. 

14  c.  2  m. 

93  m. 

31  m. 

(Senegal.  Alt.) 

Es  konnte  eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Exemplaren  unter- 
sucht werden.  Der  von  uns  begangene  aber,  wie  noch  kürzlich 
Blanford  hervorhebt,  verzeihliche  Irrthum,  die  grössere  Rasse 
dieses  Vogels  als  eigene  Art  abzutrennen,  ist  durch  Jesse,  Blan- 
ford, Heuglin  und  Andere  gründlich  wiederlegt  worden.  Zu  den 
Eigenthümlichkeiten  von  L.  chalybaeus  gehört  aber  die,  dass 
diese  Art  auffallende  individuelle  Grössenverschiedenheit  zeigt. 
Sie  unterscheidet  sich  von  dem  nächstverwandten  L.  chlorop- 
terus  durch  die  bedeutendere  Grösse,  durch  das  umfangreichere 
und  namentlich  nach  unten  zu  mehr  ausfliessende  Blau  der  Ohr- 
gegend, durch  die  viel  kräftigeren  Beine  und  Füsse,  durch  den 
bläulichen  Unterrücken  und  auch  durch  die  in  der  Regel  leb- 
haftere und  glänzendere  Färbung  der  Seiten  und  der  Bauchmitte. 
Eine  Verwechselung  mit  L  nitens  L.,  wie  wir  sie  z.  B.  bei 
Rüppell  und  Antinori  finden,  ist  allerdings  erklärlich ;  aber  Brisson 
erwähnt,  wie  schon  gesagt,  der  blauen  Färbung  auf  Kopf  und 
Halsseiten  mit  keiner  Sylbe,  und  eine  sorgfältige  Vergleichung 
ausgefärbter  Exemplare  von  L  abyssinicus  mit  der  Beschrei- 
bung der  Merle  vert  d' Angola  Brisson's  ergiebt  noch  andere 
Verschiedenheiten,  ganz  abgesehen  von  der  Unwahrscheinlichkeit, 
dass  sich  die  Verbreitung  unserer  abyssinischen  Art  bisAng  ola 
erstrecken  sollte. 

In  Nordostafrika  zählt  dieser  Glanzstaar  zu  den  häufig- 
sten und  weitest  verbreiteten  Arten  seiner  Gattung.  Nach  Heuglin 
reicht  seine  Nordgränze  im  Nilgebiet  und  in  der  Bischarinsteppe 


«Hl 

eftwa  bis  zum  20  ^  N.  Sc.   »Er  kommt  iaber  auch  an  der  Si    har 
käste,  in  ganz  Abyssinien,  iiier  bis  zu  8000—9000  Fuss  M 
höbe,  in  den  Gallaländern,  in  Sennaar  und  Eordofahn  vor. "  Am 
der  Westküste  erscheint  uns  sein  Vorkommen   nur  für  Sene- 
gambien  ein  ziemlich  gesichertes.    (Galam:  Mus.  Ber.  ~    Se- 
iKegal:  Mus.  Brem.) 

Heuglin  schildert  seine  Lebensweise :  „Lebt  paarweise  und 
in  kleinen  zerstreuten  Gesellschaften  als  Standvogel,  sowohl  in 
der  Steppe  als  in  der  Waldregion  und  auf  Viehweiden;  weniger 
häufig  im  Culturland  und  um  Niederlassungen,  die  er  nur  ge- 
legentlich, namentlich  zur  Zeit  der  Reife  von  Feigen,  Datteln 
und  Cordien,  bes«dit.  Im  Herljst  rotten  sich  die  Alten  mit  den 
Jungen  zusammen  und  streifen  lärmend  weiter  im  Lande  umher. 
Bh  firiUzeit  fällt  in  die  Monate  Juli  bis  September.  Oft  stehen 
•6—8  Nester  Änf  einem  und  demselben  Baum,  gewöhnlich  auf 
isaürt  stehenden  Adansonien,  Zizyphus,  Balanites  oder  Akazien. 
Die  Höhe  der  Niststelle  beträgt  10—30  Fuss.  Oft  werden  die 
aus  grobem,  dürrem  schwarzen  Reisig  erbauten  sehr  grossen 
Nester  zu  mehreren  Brüten  benutzt.  Sie  stehen  auf  Astgabeln, 
oft  hart  am  Stamm,  meist  aber  auf  schwächeren  Zweigen.  Die 
Nisthöhle  ist  dagegen  von  geringem  Umfang,  tief  und  mit  feinem 
trockenen  Gras,  Federn,  Wolle  u.  s.  w.  sauber  ausgefüttert.  Immer 
nur  drei  Eier.  Diese  sind  feinschaalig ,  oval,  11—12'"  lang, 
bläulich-grün,  mit  einzelnen  blaugrauen  und  violettbraunen  Flecken 
und  Punkten.    Der  Lockton  ist  ein  gellendes,  helles  Pfeifen." 

Blanford  nennt  den  Flug  und  das  Benehmen  dieses  Glanz- 
staars durchaus  staarenartig.  Er  nennt,  wie  auch  Heuglin,  die 
Iris  goldgeld.  Bei  der  grösseren  Rasse  sei  sie  mehr  orangegelb 
gewesen.  Am  Ansebaflusse  wurden  beide  Rassen  angetroffen. 
In  den  Flüssen  oder  in  Senafe  fehlte  L.  chalybaeus  im  Januar, 
Februar  und  März  gänzlich,  wurde  aber  im  Mai  daselbst  sehr 
gemein.  Josse  begegnete  diesem  Vogel  nur  in  den  Flüssen  und 
auf  dem  Hochlande,  wo  sich  derselbe  im  April  paarweise,  später, 
von  Mai  bis  August,  in  Flügen  herumtrieb. 

In  Bogos,  Bedjuc  und  Burka  nach  Antinori  sehr  gemein. 
Zur  Zeit  der  Reife  von  Holcus  sorghum  richten  Schaaren  dieses 
Glanzstaars  in  den  Pflanzungen  grossen  Schaden  an»  Die  Ein- 
geborenen vertilgen  dann  Massen  derselben.  Die  individuelle 
Verschiedenheit  in  der  Grösse  ist  auch  dort  höchst  merkwürdig. 

A.  Brehm  berichtet,  diese  Art  habe  sich  in  der  Voliere  des 
Berliner  Aquariums  fortgepflanzt  und  Junge  erzielt,  die  darum 
besonders  interessant,  weil  ihr  Jugendkleid  dem  der  Alten 
(bis  auf  etwas  geringerem  Schimmer)  vollständig  gleiche, 
auch  ohne  Mauser  durch  Verfärbung  in  das  der  Alten  übergehe. 

Syn.  Lamprotornis  chalybaea,  Ehrb.  Symb.  Phys.  Av.  dec. 
L  t.  10.  —  L.  nitens,  Rüpp.  S.  Ueb.  p.  75.  —  Id.  N.  Wirb. 
Abyss.  Vög.  t.  10.  av.  jun.  —  L.  chalybaeus  et  nitens,  Rüpp. 
Syst.  üebets.  p.  36.  —  Lamprocolius  chalybaeus,  Id.  Faun.  Roth. 
M.  No.  146.  —  Id.  Gab.  Joum.  1863,  p.  22;  1869,  p.  6.  —  Id. 
Orn.  N.  0.  Afr.  p.  514.  (NBI)  —  Hartl.  Gab.  Journ.  1869,  p.  21. 


64 

-  Brehm,  Habesch,  p.  327.  —  Id.  Thierl.  III.  p.  307.  -  L. 
abyssinicus,  Hartl.  1.  c.  —  L.  nitens,  Antin.  Catal.  p.  61.  —  Fächer. 
Rev.  et  Mag.  Zool.  p.  256  u.  s.  w.  —  König- Warth.  Neott  Stud. 
No.  52.  —  Blanf.  Zool.  Geol.  Abyss.  p.  3ü5.  —  Jesse  &  Finsch, 
Transact.  Zool.  Soc.  VII.  p.  259.  —  Juida  chalybaea,  0.  R.  Gray, 
Handl.  IL  p.  24.  —  L.  aurata  (part.)  Lefeb.  Abyss.  Ois.  p.  106. 

—  L.  cyaniventris ,  Blyth,  Journ.  Asiat.  Soc.  of  Beng.  1^5,  p. 
255.  -  A.  Brehm,  Gab.  Journ.  1872,  p.  75.  —  Antin.  &  Salvad. 
Viagg.  Ucc.  p.  126. 

9.    L«  chloropterns,  Sw« 

Minor;  aeneo-viridis ;  macula  parotica  valde  circumscripta 
nitide  coerulea;  alis  maculis  holosericeo-nigris  majoribus  omatis; 
loris  holosericeo-nigris;  cauda,  uropygio  et  supracaudalibus  totis 
dorso  concoloribus,  viridibus;  ventre  medio  et  hypochondriis 
pulchre  chalybaeo-caeruleis,  bis  in  nonnullis  subviolasceDtibas; 
macula  cubitali  caerulea,  ex  parte  violaceo-resplendeute;  subcau- 
dalibus  viridibus;  remigibus  aeneo-viridibus;  cruribus  virescenti- 
bus;  rostro  et  pedibus  nigris.    Iris  igneo-flava. 

Foem.    Statura  et  coloribus  vix  diversa. 

Jun.  av.  Gastraeo  toto  griseo-fuscescente,  macula  auris 
nigro-fusca;  ala  non  maculata;  colore  notaei  minus  lucido.  (Sund.) 

Long,  circa  21  cent 

Es  konnten  zahlreiche  Exemplare  dieser  Art  von  West-  wie 
von  Nordostafrika  untersucht  werden. 

Ex.  von  Keren.  (//i.  Esler  Coli.  Sh.)  Sehr  schön.  Der 
Ohrfleck  prachtvoll  blau  und  scharf  umgränzt;  der  Armfleck  schön 
blau  und  violett  glänzend  (die  violetten  Federn  sind  wie  blau- 
gerandet);  Bauchseiten  schön  blau  mit  violettem  Schiller;  Schen- 
kel blau;  untere  Schwanzdecken  grün;  innere  Flügeldecken  blau, 
der  innere  Flügelrand  mehr  spangrün;  ausser  den  gewöhnlichen 
Flügelflecken  tragen  auch  noch  die  Armschwingen  ein  sammt- 
schwarzes  Endfleckchen;  die  Bürzel-  und  Schulterfedern  zeigen 
einen  schwachen  Schiller  in's  Bläuliche;  die  Schwingen  sind  ge- 
nau so  gefärbt  wie  bei  L.  porphyrurus;  der  Schwanz  ist 
rein  grün. 

Ex.  vom  Senegal.  (Verr.)  Nicht  so  brillant.  Der  blaue 
Ohrfleck  matter  und  weniger  circumscript.  Das  Metallgrün  der 
Schwingen  schwach  entwickelt.  Von  Violett  im  ganzen  Gefieder 
keine  Spur.    (Coli.  Sharpe.) 

Ex.  von  Keren.  (Coli.  Sh.).  Klein.  Weniger  glänzend. 
Kein  Violett.  Ohrfleck  nur  angedeutet.  Die  2  ersten  Schwin- 
gen verblichen  hellbraun,  ebenso  einige  Armschwingen;  die  an- 
dern mit  grünem  Metallglanz. 

Junger  Vogel.  (Sennaar.)  Auf  Kopf  und  Unterseite  un- 
rein hellbraun,  mit  einzelnen  grünen  Metallfedern  gemischt; 
Unterrücken  und  Bürzel  rein  braun;  auch  obenher  braun  und 
luetallgrün-fleckig. 


rostr.  a 

fr. 

al. 

16  m. 

12  c. 

17  m. 

13  c. 

18  m. 

13  c. 

15  m. 

11c. 

16  m. 

12  c. 

17  m. 

11  c.  5  m. 

65 

caud.  tars. 

7  c.  6  m.  23  m.  (Keren :  m.  ad. 

7  c.  8  m.  24  m.  (Keren) 

7  c.  8  m.  28  m.  (Senegal :  ad.) 

7c.  28m.  (Keren:  Jun.) 

7  c.  4  m.  25  m.  (Gabon:  Ad.) 

6  c.  5  m.  26  m.  (Gabon :  m.  ad.) 

Auf  der  Westküste  Afrika^s  erstreckt  sich  die  Verbreitung 
dieser  Art  vom  Senegal  bis  über  den  Aequator  hinaus.  Stand- 
orte sind  z.  B.  Gambia:  Swains. ;  Senegal:  J.  Verr.;  Casamanse: 
Baudouin,  Payes;  Gabon:  Verr.  Fundorte  in  N.O.Afrika  sind: 
Sennaar:  Hedenborg,  Antinori;  Abyssinien:  Rüppell;  Quamamil: 
Herz.  Paul  v.  Württemb. ;  Djur  und  Kosanga:  Heuglin. 

Eine  Verwechselung  mit  L.  chalybaeus  ist  eigentlich  kaum 
möglich.  Die  geringe  Grösse,  die  zierlichen  Füsse,  der  rein 
erzgrüne  Farbenton  der  Oberseite,  namentlich  des  Unterrückens, 
der  kleine,  circumscripte  hochblaue  Ohrfleck,  das  Alles  kenn- 
zeichnet L.  chloropterus  auf  den  ersten  Blick.  Westliche 
Exemplare  scheinen  etwas  grösser  zu  sein. 

Heuglin  erlangte  diese  Art  zwischen  dem  obern  Gazellen- 
fluss  und  dem  Kosanga  in  Centralafrika ,  wo  sie  gesellig  auf 
Hochbäumen  im  Urwalde  staarenartig  und  lärmend  umherstreift. 
Oft  trifft  man  sie  auch  auf  niedrigem  Buschwerk  oder  auf  dem 
Boden.  Sie  klettert  gut  und  pickt  ganz  schwarzamselartig  an 
Früchten.  Beeren  und  Sycomoren  bilden  die  Hauptnahrung.  Ist 
wahrscheinlich  Standvogel.  —  Singt  etwas:  A.  Brehm. 

Syn.  Lamprotornis  chloropterus,  Sw.  Menag.  p.  359.  — 
Lamprocolius  chloropterus,  Bp.  Consp.  I.  416.  -—  Hartl.  West 
Afr.  118.  —  L.  nitens,  A.  Brehm  (part.)  —  L.  cyanogenys,  Sundev. 
KongL  Vet.  Ac.  Förh.  1850,  p.  127.  —  Pucher.  Eev.  Zool.  1858, 
p.  254  etc.  —  Hartl.  Gab.  Journ.  1859,  p.  20.  —  Heugl.  Gab. 
Journ.  1864.  p.  257.  —  Jd.  ib.  1869,  p.  4.  —  Jd.  Faun.  Roth. 
M.  No.  147.  -  Jd.  Orn.  N.  0.  Afr.  p.  512.  —  Antin.  Cat.  descr. 
p.  61.  —  A.  Brehm,  Gab.  Journ.  1873,  p.  80.  . 


10.    L^  nitens,  (L,) 


Splendide  aeneo-viridis ;  tectricibus  alarum  nonnullis  minori- 
bus  maculam  chalybeo-violaceam  formantibus;  maculis  alarum 
holosericeis  parvis ,  sed  bene  conspicuis ;  subalaribus  extus  et 
apice  violaceo-chalybaeo-tinctis ;  cauda  subgradata;  rostro  et  pe- 
dibus  nigris.    (Briss.) 

Long.  tot.  circa  8^'  10'^';  rostr.  a  riet.  llVa'";  caud.  2''  \V'\ 
(Briss.) 

Angola:  De  Gastelan. 

Wir  schliessen  uns  hinsichtlich  der  Deutung  dieser  vielfach 
discutirten  Art  der  Ansicht  Pucheran's  an.  Derselbe  entdeckte 
nämlich  in  der  Pariser  Sammlung  ein  Exemplar  von  offenbar 
sehr  altem  Datum,  in  welchem  er  den  Typus  von  Brisson's 
Merle   vert   d' Angola  gefunden   zu  haben  glaubt.     Dasselbe  ist 

IV.    Mai  1874.  5 


66 

ganz  mctallischgrün ,  oben-  wie  untcnher;  nur  lassen  sich  unter 
einer  gewissen  Beleuchtung  schwache  violette  Reflexe  auf  den 
Kopfseiten  unterhalb  der  Ohrgegend  unterscheiden ;  deutlieh  sind 
die  kleinen  Sammtflecke  der  Flügel  vorhanden.  Ebenso  der  pnr- 
purviolette  Armfleck. 

Dass  dieses  Individuum  das  von  Brisson  beschriebene  sei, 
ist  nun  in  der  That  sehr  möglich,  ja  sogar  wahrscheinlich.  Den 
nur  unter  einem  gewissen  Lichte  bemerkbaren  schwachvioletten 
Schiller  auf  den  Kopfseiten  konnte  die  Beschreibung  unbeachtet 
gelassen  haben.  Im  Uebrigen  aber  ist  die  Uebereinstimmung 
eine  ziemlich  befriedigende.  Die  kleine  Differenz  in  den  Maassen 
kann  auf  individueller  Verschiedenheit  beruhen.  Sehr  merkwür- 
dig bleibt  es,  dass  unter  den  neuerdings  zahlreich  von  Angola 
eingetroffenen  Sammlungen  bis  jetzt  kein  mit  dem  Turdns 
nitens  L.  sicher  zu  identificirender  Vogel  bekannt  geworden  ist 

J.  Verreaux glaubt,  L.  n i t e n s  von  Gabon  erhalten  zu  habta. 
Aber  wir  haben  Grund,  in  alle  nicht  von  uns  selbst  constatir- 
ten  Bestimmungen  von  Vögeln  dieser  Gruppe  Misstrauen  zu 
setzen.  Zunächst  bleibt  Brisson's  „Merle  vert  d' Angola*  für  uns 
weiteren  Nachforschens  bedürftig.  Vollständig  befriedigend 
ist  auch  Pucheran's  Deutung  nicht. 

Syn.  Merula  viridis  angolensis,  (Merle  vert  d' Angola),  Briss. 
Orn.  II.  p.  311,  pl  30,  fig.  2.  —  Id.  Edit.  oct.  I.  244.  —  Turdüs 
nitens,  L.  S.  N.  I.  p.  294.  —  Juida  nitens,  Pucher.  Rev.  et  Mag* 
Zool.  1858,  247.  (descript.  specim.  Mus  Par.)  —  Lamprocolius 
nitens,  Hartl.  Syst.  Orn.  Westafr.  p.  247.  —  Id.  Gab.  Journ. 
1859,  p.  19. 

11.    L  acnticandns,  BarK 

Splendide  aeneo-viridis,  nitore  nonnullo  chalceo;  macula  re- 
gionis  paroticae  circumscripta  subvirescente-caerulea;  alis  duabus 
Seriebus  macularum  holosericeo-nigrarum,  parvarum ;  loris  nigris ; 
remigibus  1  et  2  fulvescentibus,  pogonio  interno  pallidioribus  et 
marginem  internum  versus  albidis,  sequentibus  apice  et  pogonio 
externo  aeneo-viridibus ,  interno  cinerascente ;  cubitalibus  totis 
viridibus;  macula  alari  tectricibus  parvis  cubitalibus  formata 
purpureo-violacea,  caeruleo  circumdata;  rectricibus  viridibus,  la- 
teralibus  margine  interno  nigricantibus.  hypochondriis  et  tectri- 
cibus remigura  primariarum  nonnihil  chalybeo-caerulescentibus; 
rostro  conspicue  arcuato,  gracili  nigro;  pedibus  nigricantibus. 
Cauda  gradata.    Iris  aurantiaca. 

Long,  circa  25  cent. 

Die  Beschreibung  nach  einem  Exemplar  der  Bremer  Samm- 
lung von  Caconda  (Anchieta). 

m.  ad.  Caconda  (Anchieta).  Das  Grün  im  Ganzen  etwas 
bläulicher  als  bei  unserm  Exemplar.  Grössere  innere  Flügel- 
deckfedern blauschillernd,  die  kleineren  längs  des  Flügelrandcs 
mehr  grün;  Bauchseiten  deutlicher  in's  Blaue  ziehend;  Hand- 
schwingen verschossen  bellbrauUi  nur  die  Basis  der  Aussenf^ne 


67 

zu  zwei  Drittheilen  grün;  der  Flügelfleck  schöner  entwickelt  ah 
bei  unserm  Exemplar,  blau  und  violettglänzend  mit  Kupferschiller; 
die  Sammtflecken  der  Flügel  deutlich,  aber  klein.  (Coli.  Sharpe.) 
Ex.  von  Caconda  (Anchieta).  Jüngerer  Vogel:  Obenher 
steht  das  Metallgrün  fleckig  auf  hellbraungrauera  Grunde;  Arm- 
schwingen goldgrün;  Handschwingen  braun,  die  Aussenfahne  und 
die  breitere  Basalhälfte  grün;  untere  Schwanzdecken  broncegrün 
mit  hellbrauner  Spitze;  innere  Flügeldecken  grau;  untenher  hell- 
gelbbräunlich gefleckt,  die  Federn  in  der  Mitte  dunkler,  dazwischen 
einzelne  metallgrüne  Federn;  Steuerfedern  broncegrün,  die  seit- 
lichen auf  der  Innenfahne  gegen  den  Rand  zu  bräunlich;  die 
grossen  Schwingen,  die  Steuerfedern  und  die  oberen  Schwanz- 
deckfedern mit  hellbräunlichem  Spitzensaum, 
rostr.  a  fr.         al.  caud.  tars. 

20  m.        12  c.  7  m.        11  c.  2  m.        2  c.  7  m.  (m.  ad.  Coli.  Sh.) 

18  m.        12  c.  6  m.        10  c.  6  m.        2  c.  7  m.  (Coli.  Br.) 

19  m.        12  c.  2  m.        10  c.  2  c.  6  m.  (Jun.  Coli.  Sh.) 
Bis  jetzt  nur  in  Angola  gefunden.  Die  bekannten  Exemplare 

stammen  sämmtlich  von  Caconda,  wo  die  Art  von  dem  Portu- 
giesen Anchieta  entdeckt  wurde. 

Der  deutlich  abgestufte  Schwanz  kennzeichnet  diese  Art  in 
eigenthümlicher  Weise.  Die. Länge  der  mittleren  Steuerfedern 
ist  circa  96  mill.,  die  der  äusseren  72  mill.  Der  blaue  Ohrfleck 
erscheint  ebenso  circumscript  als  bei  sycobius,  unterscheidet  sich 
aber  durch  die  viel  weniger  intensive  Färbung.  —  Die  Ansicht, 
es  verberge  sich  unter  dieser  Art  Brisson's  Merula  viridis  ango- 
lensis  (Turdus  nitens,  L.),  können  wir  nicht  theilen.  Wenn  auch 
die  Abbildung  die  in  der  Beschreibung  unerwähnt  gebliebenen 
Sammtflecken  der  Flügel,  ja  sogar  eine  gewisse  Abstufung  des 
Schwanzes  deutlich  zeigt,  so  halten  wir  es  gleichwohl  für  un- 
denkbar, dass  Brisson  den  beim  ausgefärbten  Vogel  constant 
vorhandenen,  circumscripten  blauen  Ohrfleck  bei  der  Beschreibung 
übersehen  haben  sollte. 

Syn  Lamprocolius  acuticaudus,  Barb.  du  Bocage,  Av.  das 
pösess.  Portug.  etc.    Quarta  lista.    Journ.  Sc.  Lisb.  1870,  p.  133. 

12.    L^  phoenicoptems,  Sw. 

Major:  splendide  aeneo-viridis,  plus  minus  chalybaeo-caerule- 
scens;  capite,  nucha,  uropygio,  supracaudalibus ,  crisso,  infra- 
caudalibus  et  cruribus  distinctius  caerulescentibus ;  subalaribus 
violascente-chalybaeis ;  regione  parotica  nitore  nonnullo  viola- 
scente;  maculis  alarum  holosericeis  parvis;  loris  holosericeo- 
nigris;  cauda  subcaerulescente;  macula  cubitali  fulgide  chalybaeo, 
violaceo  cupreoque  varia;  rostro  et  pedibus  nigris.  Iris  flavo- 
aurantia. 

Foem.  Minor;  remigibus  majoribus  parte  apicali  fuscescen- 
tibus;  macula  cubitali  splendide  violacea,  nitore  cupreo  minus 
distineto. 

Long,  circa  27  cent. 

6* 


68 

Alt:  Schön  metallisch-grün,  Scheitel  und  noch  mehr  Hinter- 
kopf und  Nacken  blauschillernd;  am  tiefsten  blau  die  Ohrgegend, 
aber  nicht  umschrieben;  dieses  Blau  zieht  schwach  in*s  Violette; 
Unterrücken  und  obere  Schwanzdecken  stark  bläulich;  Unterseite 
schön  bläulich-grün;  Schenkel  stahlblau;  untere  Schwanzdecken 
grüner;  die  längeren  Innenflügeldeckfedern  intensiv  blau,  die 
kleineren  längs  des  Flügelrandes  spangrün;  Steuerfedern  grQn, 
auf  der  Unterseite  schwarz;  die  SamnitHecken  der  Flügel  klein 
und  undeutlich;  Armschwingen  mit  etwas  in*s  Hläuliche  ziehen- 
dem dunklen  Spitzenrand;  Schwungfedern  1.  und  2.  Ordn.  grün, 
die  Innenfahne  gegen  den  Kand  zu  schwärzlich;  auf  den  Flügeln 
erscheint  das  Metallgrün  am  reinsten  und  am  wenigsten  bläu- 
lich; der  Armfieck  ist  ein  prächtiges  Gemisch  aus  blau,  violett 
und  goldbraun  oder  kupferröthlich.    {m.  ad.  vou  Port  Elisabeth.) 

Ex.  von  El  and s-P ort.  (w.  ad.  Atmore.)  Prachtvoll  blaa 
an  den  Kopfseiten  und  um  den  Hinterhals  herum.  Deutlicher 
violetter  Schiller. 

Ex.  von  Capangombe.  (ad.  Anchieta.)  Sehr  gross;  das 
Grün  der  Steuerfedern  deutlich  ins  Bläuliche;  die  Querbänder 
unter  gewissem  Lichte  besonders  deutlich. 

Ex.  von  Ambaca.  (ad.  Anchieta.)  Steuerfedern  deutlich 
stahlblau  schillernd,  sehr  stark  gebändert;  innere  Flügeldecken 
violett. 

Ex.  aus  Damaraland.  (Jünger.  Andersson.)  Düster  me- 
tallgrtin,  das  Braun  der  Federbasis  überall  durchscheinend;  un- 
tere Schwanzdecken  braungrünlich  mit  sehr  schwachem  Metall- 
glanz; Arrafleck  schon  deutlich;  Bürzel  und  Schwanz  mit  stahl- 
blauem Schiller;  Unterseite  vorherrschend  braun,  mit  grünlichem 
Schiller.    Schnabel  kürzer. 


rostr.  a  fr. 

al. 

caud. 

tars. 

20  m. 

13  c.  8  m. 

9  c.  5  m. 

3  c. 

(Alt.  Elandsport) 

21  m. 

14  c.  3  m. 

10  c. 

3  c. 

(Alt.  Elandsport) 

18  m. 

12  c.  7  m. 

9  c.  5  m. 

3  c.  2  m. 

(Alt.  Natal) 

19  m. 

13  c.  6  m. 

8  c.  5  m. 

3  c. 

(Alt.  Damara) 

16  m. 

12  c.  3  m. 

10  c. 

3  c.  3  m. 

(Alt.  Capang.) 

Sehr  zahlreiche  Exemplare  dieser  Art  konnten  untersucht 
und  verglichen  werden.  Die  individuellen  Färbungsdiflferenzen 
sind  unbedeutend.  Die  Farbe  der  Iris,  beim  alten  Vogel  lebhaft 
roth,  wird  gleich  nach  dem  Tode  wieder  gelb  (Jules  Verreaux). 
Beim  jungen  Vogel  ist  die  Iris  schwärzlich.  Von  der  nächst- 
verwandten Art,  L.  decoratus,  unterscheidet  sich  L.  phoeni- 
copterus  hauptsächlich  durch  die  grössere  Statur,  die  weit 
stärkeren  Füsse,  den  längeren  Schnabel,  das  tiefere  in's  Violette 
schillernde  Blau  der  Kopfseiten  und  durch  das  Nichtvor- 
handensein der  violetten  Färbung  der  Deckfedern  von 
den  Schwingen  Ister  Ordnung. 

Ein  in  Südafrika  sehr  häufiger  und  weit  verbreiteter 
Vogel.  Ueberall  in  den  östlicheren  Theilen  der  Capcolonie. 
Levaillant  traf  ihn  zuerst  in  grossen  Schaaren  am  Gamtoosriver. 
Ebenso  häufig  in  Grosnamaqua,  Damaraland,  in  den  Thälern  des 


Obavango  und  Teoge,  sowie  auf  dem  Gebiete  der  Seen.  Stand- 
orte sind  z.  B.  nochNatal:  Ayres,  Cutter;  Capangombe  und  Am- 
baca  in  Angola:  Äachieta;  Elandsport:  Atmore;  Port  Elisabeth: 
Cutter.     Monteiro  nennt  ihn  überaus  häufig  in  ganz  Angola. 

Schon  Levaillant  berichtet  über  die  Lebensweise  dieser 
Art,  dass  sie,  ächte  Strichvögel,  nur  in  der  trocknen  Jahreszeit 
die  Colonie  besuchen,  dass  Beeren  und  Larven  aller  Art  die  Nah- 
rung bilden,  dass  das  Nest  in  Baunilöchern  oder  auf  dem  Boden  (?) 
stehe  und  dass  die  Zahl  der  blaugrüoen  Eier  fünf  oder  sechs 
sei.  —  Ändersson  hebt  das  Staarartige  bei  diesem  Vogel 
besonders  hervor.  Grosse  Flüge  oft  in  der  Nähe  der  Dörfer. 
Wenig  scheu.  Die  Nahrung  bestehe  in  Beeren,  Saamen  und  In- 
secten.  Fruchtgärten  werden  gern  geplündert.  Das  Nest  steht 
in  Baumlöchern  und  ist  sorgfältig  ausgefüttert  mit  Federn.  Ge- 
wöhnlich nur  4  Eier  von  länglich-ovaler  Gestalt,  stark  zugespitzt 
an  einem  Ende,  blassbläulich-grün  und  durchweg  besäet  mit 
kleinen  hellbraunen  Flecken. 

Um  Natal  gewöhnlich  in  Flügen  von  drei  bis  zwölf  Indivi- 
duen, bisweilen  auch  mehr.  Im  Frühjahr  sieht  man  nur  Paare. 
Das  ein  Nest  enthaltende  Bauraloch  steht  in  der  Regel  ziemlich 
hoch  über  dem  Boden.  Ayres  beobachtete  einmal,  wie  ein  Paar 
dieser  Art  sich  eines  Spechtnestes  bemächtigte,  die  Eier  darin 
zerstörte  und  die  eigenen  hineinlegte,  was  sieh  die  Spechte  zag- 
haft gefallen  Hessen.  Maulbeeren  lieben  sie  vorzugsweise.  Mit- 
unter sieht  man  sie  auch  auf  dem  Boden  nahrungsuchend  um- 
herhüpfen, ähnlich  der  Schwarzamsel  in  England.  Der  Gesang 
ist  staarenartig. 

Nach  Jules  Verreaux  fiele  die  Zeit  der  Fortpflanzung  in 
die  Monate  October,  November  und  December.  Im  Februar, 
März  und  April  sei  dieser  Vogel  massenweise  um  Natal  anzu- 
treffen, um  dort  gewisse  eben  reife  Beeren  zu  fressen, 

Syn.  Le  Nabirop,  Levaiil.  Ois.  d'Afr,  pl.  89.  —  Sturnus 
auratus,  Daud,  —  Lamprotornis  aurata,  Licht.  Doubl,  p.  18.  — 
L.  phoenicopterus,  Sw.  Anim.  in  Menag.  p.  360.  —  Lamprocolius 
phoenicopterus,  Bp.  Consp.  I.  416  —  Gab.  Mus.  Hein.  I.  199.  — 
Pucher.  Rev.  Mag.  Zool.  1858,  p.  349.  (descr.  opt.)  —  Hartl.  Cab. 
Journ.  1859,  p.  18.  -  Sundev.  Anteckn.  p.  34.  —  Juida  phoenic. 
Lay.  B.  South  Afr.  p.  171.  -  Gurney  et  And.  B.  of  Damara, 
p.  160.  —  Spreo  bispecularis,  Sei.  et  Strickl.  Contrib.  Gm.  1852, 
p.  149.  —  Gurney  et  Ayres,  Ibis  IL  p.  210  (Natal).  —  Gurney, 
Proc.  Z.  S.  1864,  p.  7.  —  Monteiro,  Proc.  Z.  S    1865,  p.  Q2. 

13.  L.  decoratas,  Hartl. 

Splendide  metallice-viridis;  loris  nigris;  occipite,  nucha,  ca- 
pitis et  colli  lateribus,  uropygio  rectrieibusque  pulchre  chalybaeo- 
caerulesccntibus,  intermedüs  conspicue  in  violaceum  vergentibus, 
Omnibus  sub  certa  luce  fasciolatis;  remigum  fusco-nigrarum  po- 
goniis  externis,  excepta  parte  apicaJi  angustata,  caeruleo-virescen- 
tibas,  5tae  et  6tae  purius  caeruleis,  maculis  holosericeis  alarum 


70 

parum  distinctis ;  tcctricibus  rcmiKum  primär.  Tiolaceis; 
rcmigibus  cubitalibus  nitidc  caerulcscentibu8,  conspicue  fasciolatis; 
subalaribus  viridi  cacrulcoquc  variis;  subtus  acnco-vircscens ;  sab- 
caudalibus  caorulcsccntibus ;  niacnla  cubitali  violacco-purpura- 
scentc  cupreoquc  resplcndcnte;  rostro  et  pcdibus  nigris.  Iris 
aurantiaca. 

Foem.    Vix  diversa. 

Long,  circa  22  cent. 

Wir  unterschieden  diese  seltnere  Art  1HG2  nach  einem  Yon 
Layard  eingesandten  und  aus  Natal  stammenden  Exemplare.  In- 
zwischen sind  uns  deren  noch  andere  zu  Gesicht  gekommen. 
Die  hier  gegebene  Beschreibung  nach  einem  al tausgefärbten 
Männchen  von  Ambacca  (Angola).  Anchieta,  der  den  Vogel  dort 
sammelte,  nennt  die  Iris  ^entre  encornado  e  amarello*.  Die  uns 
bekannt  gewordenen  Exemplare  zeigen  nur  geringe  individuelle 
Verschiedenheit  in  der  Färbung.  Die  etwas  in's  Violette  ziehende 
Nuance  der  mittleren  Steuerfedern  ist  bei  einem  anderen  eben- 
falls von  Ambacca  stammenden  Exemplar  (m.  ad.)  kaum  bemerk- 
lich. Die  blauen  Innenfiügeldeckfedern  zeigen  bei  diesem  an  den 
Rändern  violetten  Purpurglanz.  Der  sammtschwarze  Spitzenfleck 
der  Cubitalschwingen  kaum  bemerkbar. 

Sehr  characteristisch  für  diese  Art  im  Vergleich  zu  den 
naheverwandten  L.  phoenicopterus  und  sycobius  ist  die 
violette  Färbung  der  Deckfedern  der  Primärschwingen.  Schnabel 
und  Füsse  zierlicher  als  bei  diesen.  Der  Schwanz  erscheint  unter 
gewissem  Lichte  mit  bläulich-violetten  Reflexen  fasciolirt.  Die 
erste  Schwungfeder  1.  Ordn.  ist  ganz  schwärzlich-braun,  die  übri- 
gen, mit  Ausnahme  des  verschmälerten  Spitzentheils  auf  der 
Aussenfahne,  metallgrün;  auch  das  Braun  der  Innenfahne  zeigt 
grünlichen  Schiller.  Untere  Schwanzdecken  von  der  Farbe  des 
Bauches.  Auch  die  Cubitalschwingen  zeigen  nach  der  stark  bläu- 
lichen Spitze  hin  deutliche  Bänderung;  die  zwei  Reihen  sammt- 
schwarzer  Flügelflecken  nur  eben  erkenntlich.  Die  Weibchen 
sind  etwas  weniger  glänzend  gefärbt,  im  übrigen  nicht  ver- 
schieden. 

rostr.  a  fr.  al.  caud.  tars. 

17  m.  120  m.  85  m.  29  m.  {f.  Moconjo) 

18  m.  122  m.  83  m.  30  m.  (w.  Ambacca) 
17  m.  122  m.  98  m.  29  m.  \m,  Ambacca) 
17  m.  122  m.  90  m.  29  m.  (/.  Mocoiyo) 

19  m.  120  m.  83  m.  30  m.  (Natal) 

Die  bis  jetzt  bekannten  Exemplare  dieser  Art  stammen  von 
Angola  oder  von  Natal.  Ueber  die  Lebensweise  fehlt  uns  jede 
Auskunft. 

Syn.  Lamprocolius  decoratus,  Hartl.  Ibis  1862,  p.  148.  — 
Lay.  B.  of  S.  Afr.  p.  171. 


71 

14.    L.  sycobins,  Peters. 

Pulchre  metallice-viridis,  nitore  sericeo  resplendens;  tergo, 
uropygio  et  cauda  vix  caerulescentibus,  rectricibus  sub  certa  luce 
fasciolatis;  maculis  alarum  parvis  holosericeis;  macula  regionis 
paroticae  circumscripte  cyanea;  macula  cubitali  fulgide  violaceo- 
purpurascente,  cupreo  et  cyaneo  micante;  subalaribus  pulchre 
caeruleis,  nitore  nonnullo  violascente;  abdomine  nee  non  hypo- 
chondriis  et  cruribus  chalyhaeo-caerulescentibus ;  subcaudalibus 
viridibus;  remigibus  primariis  fusco-nigris,  pogonio  externo  ob- 
solete virescentibus ;  cubitalibus  totis  viridibus;  rostro  et  pedibus 
nigris.    Iris  aureo-flava. 

Foem.  paullo  minor  et  minus  nitide  tincta. 

Leng,  circa  25  cent. 

/".  ad.  (Huilla)  Metallisch-grün  mit  prachtvollem  Seidenglanz 
und  schwach  bläulichem  Schiller  unter  gewissem  Lichte;  ausser 
den  beiden  Reihen  der  gewöhnlichen  Sammtflecke  des  Flügels 
zeigt  das  Männchen  solche  auch  an  der  Spitze  der  grünen  Arm- 
schwingen ;  Armfleck  oben  kupferglänzend,  dann  violett  und  nach 
unten  zu  blau;  Bürzel,  obere  Schwanzdecken,  Schenkel,  Bauch 
und  Seiten  mehr  oder  weniger  blauschillernd;  untere  Schwanz- 
decken grün;  die  erste  Schwungfeder  ganz  braunschwarz,  die  fol- 
genden ebenso,  aber  am  breiten  Theile  der  Aussenfahne  matt- 
grün; auch  die  Innenfahne  mit  schwach  grünlichem  Schiller; 
Schnabel  und  Füsse  schwarz.    Iris  goldgelb. 

Bei  dem  Weibchen  ist  der  Seidenglanz  des  Gefieders  un- 
gleich schwächer  entwickelt. 

Die  Beschreibung  nach  Exemplaren  der  Bremer  Sammlung 
von  Huilla. 

caud.  tars. 

94  m.  19  m.  (A  ad.  Huilla) 

100  m.  25  m.  (m.  ad.  Huilla) 

90  m.  30  m.  (m.  ad.  Huilla) 

m.     95  m.  30  m.  (Alt.  Tette.) 

Wir  konnten  acht  Exemplare  dieser  schönen  von  Peters  in 
Mossambique  entdeckten  Art  untersuchen.  Die  Mehrzahl  der- 
selben stammt  von  Huilla  in  Angola,  wo  der  portugiesische  Rei- 
sende Anchieta  sie  sammelte.  Von  L.  phoenicopterus  ist 
diese  Art  bestimmt  verschieden  durch  den  prachtvollen  Seiden- 
glanz des  Gefieders,  den  obenher  vom  Auge  ab  scharf  begränz- 
ten  schönblauen  Ohrfleck,  den  viel  weniger  blauen  Unterrücken 
und  Bürzel,  den  Mangel  an  gelben  Messingtönen  im  Armfleck, 
die  entschieden  kleineren  Dimensionen,  den  beinahe  reingrünen 
Schwanz,  den  ungleich  zierlicher  gebildeten  Schnabel  und  Füsse. 
L.  decoratus  hat  obenher  viel  mehr  blau  in  der  Färbung  und 
ist  auf  der  Unterseite  grüner.  Auch  ist  er  kleiner  als  L.  syco- 
bius.  Das  Blau  der  Ohrgegend  ist  diffus;  die  unteren  Schwanz- 
decken ziehen  stark  in's  Bläuliche;  die  Aussenfahnen  der  5.  und 
6.  Schwinge  sind  schön  blau.  Das  Alles  lässt  keine  Verwechse- 
li^ig  der  beiden  Arten  zu. 


rostr.  a  fr. 

al. 

18  m. 

129  m. 

19  m. 

130  m. 

18  m. 

13  c. 

18  m. 

13  c.  2 

72 

Die  bis  jetzt  bekanoten  Exemplare  dieser  in  Sammlungea 
noch  sehr  seltenen  Art  stammen  entweder  von  Mossambiqae,  wo 
Peters  und  Kirk  sie  antrafen,  oder  von  Angola,  wo,  wie  schon 
gesagt,  der  Portugiese  Anchieta  sie  sammelte.  Um  Tette  lebte 
dieser  Glanzstaar  gesellig  und  frequentirte  im  August  und  Sep- 
tember cultivirtes  Terrain  an  den  Ufern  des  Zambesi  und  ShiitS. 
(Kirk.) 

Syn.  Lamprotornis  sycobius,  Licht.  Nomencl.  p.  53  (sine 
descr.)  —  Hartl.  Gab.  Journ.  1859,  p.  lü.  —  Kirk,  Ibis  1864, 
p.  321.  —  Finsch  et  Hartl.  Vög.  Ostafr.  p.  380. 

15.  L.  melanogaster,  Swains. 

Obscure  metallice-viridis ,  nitore  sericeo;  loris  holosericeo- 
nigris;  macula  poneoculari  oblonga  violacente-caerulea ;  scapula- 
ribus;  tergo,  uropygio,  supracaudalibus  et  cauda  splendide  viola- 
ceis;  rectricum  pogoniis  internis  nigris,  sub  certa  luce  fasciolatis; 
rtmigibus  nigris,  primariis  earumque  tectricibus  pogonio  extemo 
fere  toto  intense  purpureo-violaceis ,  secundariis  tectrieibusque 
obscure  viridibus;  pectoris  lateribus  chalybaeo -violascentibus; 
corpore  inferiore  reliquo  nigro,  hypochondriis  nitore  ehalceo; 
subcaudalidus  chalybaeo-violascentibus;  rostro  et  pedibus  nigris. 
Iris  dilute  flava. 

Foem.  Magis  aeneo-virescens;  cauda  fere  tota  nigra;  ma- 
cula poneoculari  parum  distincta;  pectore  et  abdomine  obsolete 
fusco  -  nigricantibus,  hypochondriis  et  subcaudalibus  nonnibil 
chalybaeo-violascentibus;  remigibus  1.  ord.  pogonio  extemo  vi- 
ridibus. 

Long,  circa  22  cent. 

Die  Beschreibung  nach  von  E.  Mohr  in  Natal  gesammelten 
Exemplaren  der  Bremer  Sammlung. 

Nur  das  altausgefärbte  Männcheu  zeigt  den  olive- 
goldigen Schiller  der  Bauchseiten ;  Unterrücken  und  obere  Schwanz- 
decken lebhaft  violett;  der  Hinterhals  am  grünsten;  Schulter- 
federn violett,  ebenso  der  Aussenrand  der  grösseren  Schwung- 
federn mit  Ausnahme  des  Spitzentheils;  keine  Spur  von  Sammt- 
flecken  der  Flügel;  Zügel  sammtschwarz.  „Iris  hochgelb":  Vic- 
torin. 

Ex.  von  Natal.  (/*.  J.  L.  Meade.  Coli.  Sharpe.)  Etwas  un- 
sichere Färbung;  Bauch  bräunlich  mit  violettblauem  Anfluge; 
Schwingen  dunkelbraun,  mit  schwachbläulichen  Aussenrändern ; 
Unterrücken  und  obere  Schwanzdecken  düster  bläulich;  Kopf, 
Hals  und  Mantel  grün;  Gegend  hinter  dem  Auge  mehr  blau; 
Schulterfedern  mehr  bläulich;  Steuerfedern  dunkelbraun,  mit  deut- 
lich blauen  Aussenrändern. 
rostr.  a  fr.         al.  caud.  tars. 

16  m.        11c.  3  m.  9  c.  25  m.  (m.  ad.  Natal) 

15  m.        10  c.  5  ra.  8  c.  3  m.        24  m.  (/*.  jun.  Natal) 

15  m.        11c.  4  m.  8  c.  2  m.        25  m.  (Br.  Samml.) 

Der  Verbreitungsbezirk  dieser  Art  ist  ein  ziemlich  be- 


*r3 

schränkter.      Jules    Verreaux    definirt    denselben    als    zwische 
Zwellendam  und  Port  Natal  liegend.     Aber  Fornasini  sammelt« 
den   Vogel  in  Mossambique.     Fundorte  in  Südafrika   sind  z.  B. 
Kafferland:  Krebs,  Wahlb. ;  Capcolonie:  Verr.;  Knysna:  Victorin; 
Natal:  Mohr,  Ayres,  Meade;  Pietermarizburg :  Layard. 

Swainson's  Angabe  «Senegal"  beruht  auf  einem  Irrthum; 
ebenso  Grant's  und  Speke's  „Unyamezi"  „Eyes  snowwhite** 
(Grant,  Suramary  of  Observ.  p.  82.). 

Diese  höchst  eigenthümliche  Art  steht  völlig  isolirt  unter 
den  congenerischen  da.  Der  dunkle  Seidenglanz  des  Gefieders, 
der  gänzliche  Mangel  der  Sammtflecken  der  Flügel,  die  auffallend 
kleinen  zierlichen  Füsse,  die  Färbung  selbst  machen  dieselbe 
vor  jeder  andern  sofort  erkenntlich. 

Am  interessantesten  berichtet  über  L.  melanogaster  der 
schwedische  Reisende  J.  F.  Victorin.  „Diesen  Vogel  habe  ich 
nun  in  der  Umgegend  (von  Knysna)  zwei  Tage  hintereinander  in 
Flügen  von  10  bis  14  Stück  bemerkt,  ohne  anfänglich  besonders 
darauf  zu  achten.  Ich  hielt  ihn  nämlich  für  Dicrurus  musicus, 
dem  er  aus  einiger  Entfernung  sehr  ähnelt.  Beide  bemerkte  ich 
auf  einem  Capash  (Ekebergia  capensis),  dessen  röthliche  Frucht 
sie  sehr  lieben.  Hoch  oben  in  einem  dürren  Baum  sitzend  oder 
auch  in  einer  mehr  offenen  Lage  zeigt  sich  dieser  Glanzstaar 
sehr  scheu.  Wenn  aber  der  Baum  von  dichtem  Gebüsch  um- 
geben ist,  so  kann  man  unter  dem  Schutze  desselben  ihn  leicht 
schiessen.  Ihr  Stimmlaut  klingt  bisweilen  wie  der  von  Sturnus 
vulgaris  in  der  Herbstzeit.  Im  Kafferlande  soll  der  Vogel  sehr 
gemein  und  unter  dem  Namen  Green  Sprou  bekannt  sein." 

Nach  Jules  Verreaux  gern  zwischen  Viehheerden,  auch 
wohl  in  der  Nähe  von  Büffeln,  Rhinocerossen  und  Antilopen. 
Aber  hält  sich  jedenfalls  nicht  so  ausschliesslich  am  Boden  auf 
wie  der  Spreo.  Und  Ayres  berichtet  von  ihm,  dass  er  bei 
Natal  gesellig  auf  buschreichem  Terrain  von  kleinen  Früchten 
lebe  und  dass  sein  Gesang  laut  und  misstönig  sei. 

Syn.  Lamprotornis  melanogaster,  Swains.  Anim.  in  Menag. 
p.  297.  —  L.  porphyropleuron,  Sundev.  Oefvers.  K.  Vetenck.  Ac. 
Förh.  1850,  p.  100.  —  L.  corusca,  Licht,  in  Mus.  Berol.  —  Id. 
Nomencl.  Av.  p.  53.  —  Lamprocolius  corrusca  und  L.  melano- 
gaster, Bp.  Consp.  I.  115.  —  L.  melanogaster,  Hartl.  Syst.  Orn. 
Westafr.  p.  119.  —  Id.  Caban.  Journ.  1859,  p.  23.  —  Id.  Ibis, 
1863,  p.  148.  —  Finsch,  Gab.  Journ.  1867,  p.  247.  —  Juida 
melanogaster,  Lay.  B.  of  S.  Afr.  p.  173.  —  „Lampr.  purpuropte- 
rus,  Rüpp."  Bianc.  Specim.  Zool.  Mosamb  fasc.  XVIII.  p.  322. 
—  Finsch  et  Hartl.  Vög.  Ostafr.  p.  381.  —  Gurney  et  Ayres, 
Ibis  1862,  p.  29.  —  Grill  (Victorin)  Anteckn.  p.  37. 

16.  L  purpureiceps,  Verr. 

Splendide  aeneo-viridis ;  capite  toto  et  pectore  pulcherrime 
amethystino-violaceis,  pilei  plumis  in  holosericeum  vergentibus; 
dorso  quasi  circurascripte  viridi;    abdomine  minus  nitide  tincto; 


74 

tcctricibus  alarum  magis  caerulcsccntibus,  remigum  pogonÜB  ez- 
ternis  intcnsius  cyaneis,  apicibus  et  pogoniis  internis  ex  parte 
nigris,  chalybco  lavatis;  rectricibus  pogonio  intcrno  oigris,  nitore 
chalybco  extcrno  quasi  subaurato,  duabus  mcdiis  totis  chaiceo- 
olivasccntibus ;  subcaudalibus  et  subalaribus,  nigricante  et  dilute 
caeruicscente  variis;  supracauclalibus  dorso  concoloribus ;  maculis 
holoscriceis   alarum  nullis;  rostro  et  pedibus  nigris.    Iris  fusca. 

Long,  circa  20  cent  3  mill. 

Foein.  parum  minor;  minus  nitide  tincta. 

Die  Beschreibung  nach  einem  prachtvoll  ausgefärbten  Exem- 
plar von  den  Cameroons-Gebirgen  (Crossley).  Das  Violett  der 
Brust  erscheint  am  untern  Rande  mehr  blau.  Die  unteren  Schwanz- 
und  inneren  Flügeldecken  schwärzlich  und  hellberyllbläalich  ge- 
mischt mit  prachtvollem  und  sehr  eigenthümlichem  Metallglaoz. 

Ex.  von  (labon  (Du  Chaillu).  Etwas  weniger  schön.  Kehle 
nur  spärlich  gefiedert;  das  Blau  der  Schwingen  höchst  brillant,  fast 
ultramarin.  Auch  die  Deckfedern  viel  blauer.  Ebenso  die  un- 
teren Schwanzdecken  und  die  längeren  Oberschwanzdeckfedem. 
(Coli.  Sharpe.) 

Ex.  von  Cameroons.  Jüngerer  Vogel  (Crossley). 
Vorderkopf  und  Kehle  schwärzlich;  die  violetten  Partien  am 
Kopf  alle  rein  blau;  die  Flügel  erscheinen  bläulichgrün;  Unter- 
leib dunkel  schwärzlichgrün;  Schnabel  und  Füsse  heller.  (Coli. 
Sharpe.) 

rostr.  a  fr.        al.  caud.  tars. 

17  m.  12  c.  7  c.  7  m.  20  m.  (Cameroons) 

16  m.  11c.  8  c.  20  m.  (Gabon) 

12  m.  9  c.  3  c.  7  m.  20  m.  (Cam.  Jung.) 

Die  bis  jetzt  bekannten  Exemplare  dieser  ausgezeichneten 
Art  stammen  von  Gabon,  wo  Du  Chaillu  dergleichen  am  Muni- 
flusse, am  Ogobai  und  Kembo  erlangte,  und  von  Cameroons, 
wo  Crossley  dieselbe  sammelte.  Sie  bildet  mit  der  nächstfolgen- 
den eine  hleine  Gruppe  für  sich.  Der  matte  halbsammtartige 
Glanz  der  Kopf-  und  Halsbefiederung  ist  derselben  eigenthüm- 
lich.  Der  Schwanz  erscheint  leicht  ausgerandet.  Von  den  sammt- 
artigen  Flügelflecken  der  grösseren  Lamprocolii  keine  Spur.  Der 
Schnabel  zierlich  und  sehr  kurz.    Die  Füsse  hräftig. 

Nach  Du  Chaillu  lebt  dieser  Vogel  truppweise  im  Gebüsch, 
Beeren  und  Früchten  nachsuchend. 

Syn.  Lamprocolius  purpureiceps ,  J.  Verr.  Rev.  et  Mag.  de 
Zool.  1851,  p.  418.  —  Hartl.  Syst.  Orn.  Westafr.  p.  120.  — 
Hartl.  Cab.  Journ.  1859,  p.  24.  —  Cass.  Proceed.  Ac.  Philad. 
1859,  p.  133.  —  Strickl.  Jard.  Contrib.  1851,  p.  133.  —  Cass. 
Proc.  Acad.  Philad.  1857,  p.  36.  —  Hartl.  Cab.  Journ.  1859,  p, 
24.  —  Sharpe,  Proceed.  Z.  S.  1871,  p.  611. 

17.  L  cnpreocanda,  Temm. 

Splendide  chalybeo-virescens ;  capite,  coUo  et  pectore  supe- 
riorö  obscure  violaceo-purpurascentibus ;   alis   (jUstinctius   aeneo- 


Str.  a  fr. 

al. 

16  ra. 

12  c.  3  m. 

16  m. 

— 

12  m. 

12  c. 

16  m. 

11  c.  5  m. 

16  m. 

12  c.  6  m. 

75 

virescentibus ;    subalaribus    chalybeis;    remigibus    nigris,    nito 
nonnullo  chalybeo;  subcaudalibus  obscure  violascentibus ;   rectrj 
cum  pogohiis  internis  chalybaeo-nigricantibus,  externis  margincL 
versus  chalceo-nitentibus,  externis  subauratis;  mediis  totis  me- 
tallice  olivascentibus ;  rostro  et  pedibus  nigris.    Iris? 

Long,  circa  20  c.  3  m. 

Foem.  minor,  coloribus  vix  diversa. 

Wir  beschrieben  ein  von  Whitely  gesammeltes  prachtvolles 
Exemplar  aus  Fantee  in  der  Sammlung  R.  B.  Sharpe's.  Ganz 
so  gefärbt  ist  ein  sehr  schönes  Exemplar  von  Ashantee  im  Briti- 
schen Museum.    Auch  in  der  Bremer  Sammlung. 

Ex.  von  Fantee  (Usher);  überall  etwas  matter  gefärbt. 
(Coli.  R.  B.  Sharpe.) 

Ex.  vom  Voltaflusse  (Usher).  Die  Amethysttöne  pracht- 
voll entwickelt. 

Ex.  von  Aquapim  (Riis).  Etwas  kleinere  Dimensionen. 
Die  Färbung  nicht  abweichend. 

caud.  tars. 

8  c.  21  m.  (ad.  Fantee) 

8  c.  20  m.  (Voltafl.) 

8  c.  20  m.  (Gaben) 

7V2C.  19  m.  (Fantee) 

7  c.  6  m.  22  m.  (Gaben) 

Weit  auf  der  Küste  von  Guinea  verbreitet.  Standorte  sind: 
Sierra  Leone  (?):  Mus.  Lugd.;  Aquapim:  Riis;  Ashantee:  Brit. 
Mus.;  Gaben:  Aubry  Lecomte,  Gujon;  Fantee:  Whitely,  Usher; 
Accra:  Usher. 

Diese  schöne  Art  unterscheidet  sich  wesentlich  von  der  vo- 
rigen. Die  Hauptfarbe  des  Körpers  ist  weit  bläulicher  und  der 
Uebergang  der  violetten  Halsfärbung  in  dieselbe  erscheint  viel 
vermittelter  als  bei  L.  purpureiceps.  Die  Farbe  des  Schei- 
tels zieht  stark  in's  Stahlblaue.  Obere  Schwanzdecken  schön 
stahlblauglänzend.  Das  Sammtartige  der  Kopfbefiederung  fehlt. 
Die  Formen  und  Maasse  ganz  dieselben  wie  bei  L.  purpurei- 
ceps. In  der  Schwanzfärbung  kein  Unterschied  zwischen  den 
beiden  Arten. 

Ueber  die  Lebensweise  ist  wenig  bekannt.  Lebt  auf  den 
Ebenen  um  Accra  (Goldküste)  geschaart  und  oft  zusammen  mit 
L.  auratus.    Im  Betragen  ist  viel  Staarenartiges.     (Usher.) 

Syn.  Lamprotornis  cupreocauda,  Temm.  Mus.  Lugd.  —  Hartl. 
Syst.  Orn.  Westafr.  p.  119.  —  Id.  Caban.  Journ.  1859,  p.  24.  — 
„Lamprocolius  purpureiceps*  Sharpe,  Ibis  1869,  p.  384.  —  Id. 
Ibis,  1874^  p.  66.  -  Id.  Ibis  1870,  p.  473. 

Genns  Pholidanges,  Cap. 

Gab.  Mus.  Hern.  p.  198. 
Rostrum  breviusculum,  gracile,  emarginatum,  apicem  versus 
compressum,  culmine  arcuato,  naribus  apertis. 


76 

Alae  mediocres,  caudae  (liiiiidium  vix  attingcntcs,  remigibas 
2—4  caetcris  longioribus,  subaequalibus. 

Call  da  acqualis,  mediocris. 

Pedes  majusculi,  unguibus  longis;  digitus  cxtcrnus  interno 
longior. 

Ptilosis  nitidissiiiia;  pliimae  apicc  dilatato-truncatae,  »qua- 
marum  instar  positae.  Color  violacciis  in  niaribus  praevalet. 
Maculae  holosericeae  alarum  nullac.  Foemina  a  mare  plane 
diversa,  maculata. 

Forma  minor. 

Africa  trop.  Arabia. 

2  spec. 

1.  Ph,  lencogaster,  (Gm.) 

Nitidissime  purpurascentc-violaceus;  loris  holosericeo  nigris; 
pectore  et  abdomine  albis;  subalaribus  nigricantibns;  remigibus 
2.  ord.  nigricante-fuscis ,  margine  externo  violaceis;  rectricibus 
mediis  totis,  reliquis  pogonio  externo  violaceis ;  rostro  et  pedibus 
nigris.    Iris  dilute  flava. 

Foem.  Supra  fusco  et  ferrugineo  variegata;  subtus  rufe- 
scente-albida,  fusco-striolata;  remigibus  basi  ferrugineis;  sub- 
caudalibus  albis. 

Long,  circa  17  cent. 

Das  Schuppenartige  der  Befiederung  zeigt  nur  diese  Form 
in  der  Gruppe  der  Glanzstaare.  Sehr  zahlreiche  Exemplare  konn- 
ten untersucht  werden.  Bei  vielen  der  altausgefiirbten  Männchen 
ist  der  Farbenton  ein  rein  violetter,  bei  anderen  ein  mehr  pur- 
purröthlicher.  Bei  zwei  Exemplaren  fand  ich  die  röthlichen  und 
die  blauen  Federn  gemischt;  diese  letzteren  sind  offenbar  die 
frischeren,  jüngeren  Federn.  Die  schwärzlichen  Unterflügeldecken 
zeigen  einen  schwach  violetten  Metallschimmer.  Schwingen  erster 
Ordnung  braunschwarz  mit  metallisch  schillernder  Spitze;  Schwanz- 
federn an  der  Innenfahne  braunschwarz;  ein  schmaler  Zügelstreif 
sammtschwarz.  Hinsichtlich  des  Weibchens  lassen  die  von 
Blanford,  Sturt  und  Jesse  an  sehr  zahlreichen  frischen  Exempla- 
ren anatomisch  constatirten  Beobachtungen  keinen  Zweifel  dar- 
über zu,  dass  Rüppell,  Brehm  und  Heuglin  irrten,  wenn  sie  das 
alte  Weibchen  als  in  der  Färbung  vom  Männchen  nicht  unter- 
scheidbar darstellten.  Das  Farbenkleid  desselben  ist  das  oben 
kurz  beschriebene,  völlig  abweichende  und  durchaus  unschein- 
bare. Bei  manchen  Exemplaren  sind  die  Federränder  des  Ober- 
körpers und  der  Flügel  lebhaft  röthlich  und  breiter,  bei  anderen 
dagegen  etwas  heller  und  schmaler.  Die,  unteren  Schwanzdecken 
mit  einzelnen  schmalen,  schwarzen  Schaftstrichen;  die  Innen- 
fahne der  Schwingen  ist.  mit  Ausnahme  des  Spitzenviertels,  hell- 
rostroth.  Die  roströthliche  Abschattirung  nach  dem  Innenrande 
der  Steuerfedern  ist  bei  manchen  Exemplaren  sehr  deutlich,  bei 
andern  kaum  zu  bemerken. 

Jüngeres  Männchen:  Oben  fahlbraun  mit   hellen  Feder- 


77 

rändern;  Bürzel,  Schultern,  Flügeldecken  und, die  Aussenränd 
einzelner  Armschwingen  prachtvoll  violett;  mittlere  Steuerfedei 
violett,  die  folgenden  hellbraun,  dann  schwärzliche  mit  violette 
Schiller   auf  der  Aussenfahne;   die   Färbung   des   Unterkörper 
noch  wie  beim  Weibchen;  untere  Schwanzdecken  weiss. 

Unbegreiflich  bleibt's,  dass  Heuglin's  Ansicht  die  entgegen- 
gesetzte ist.  Auch  er  will  sehr  viele  Exemplare  in  allen  Fär- 
bungsstufen anatomisch  untersucht  und  ebensowohl  metall- 
glänzende Weibchen  als  gescheckte  Männchen  gefunden 
haben ! ! 


rostr.  a  fr. 

al. 

caud. 

tars. 

12  m. 

10  c.  3  m. 

6  c.  7  m. 

3  c. 

(w. 

ad.  Fantee) 

12  m. 

10  c.  3  m. 

6  c.  6  m. 

2  c.  2  m. 

(m. 

ad.  Gambia) 

12  m. 

10  c.  7  m. 

6  c.  7  m. 

1  c.  8  m. 

(m. 

ad.  Abyssin.) 

12  m. 

10  c.  7  m. 

7  c.  5  m. 

1  c.  9  m. 

{m. 

ad.  Abyssin.) 

12  m. 

10  c. 

7  c. 

l  c.  7  m. 

(w. 

ad.  Gambia) 

12  m. 

10  c.  5  m. 

7  c. 

1  c.  8  m. 

(A 

ad.  Gambia) 

Ph.  leucogaster  ist  wohl  die  am  weitesten  verbreitete  Art 
unter  den  Glanzstaaren.  Sie  bewohnt  das  ganze  tropische  Afrika 
und  wurde  von  Hemprich  und  Ehrenberg  in  den  Bergen  der 
Wechabiten  bei  Gumfuda  in  Arabien  beobachtet.  Standorte  in 
Afrika  sind  beispielsweise:  Senegal  (Mus.  Lissab.),  Gambia  (Bowd. 
Brem.  Mus.),  Kasamanse  (Verr.),  Goldküsts  (Eiis,  Usher),  Fantee 
(Whitely,  Higgins),  Aquapim  (Eeichenow),  Gabon  (Gujon),  Natal 
(Ayres),  Abyssinien  (Rüppell,  Heuglin,  Brehm,  Blanford,  Jesse  etc.), 
Oberer  Bahr-el-Abiad  (Heugl.),  Am  Jobat,  Djur  und  Kosanga 
(Heugl.),  Mossambique  (Sperling). 

Innerhalb  der  Capcolonie  noch  nicht  beobachtet:  Layard. 

Die  vertikale  Verbreitung  würde  nach  Heuglin  bis  gegen 
9000  Fuss  hinaufreichen.  (In  Begemeder.)  Blanford  traf  ihn 
nicht  über  6000  Fuss  hinaus. 

Der  Schuppenglanzstaar  lebt  gesellig  in  Flügen  von  6  bis  20 
Stück.  Er  ist  ein  ächter  Baumvogel,  den  man  selten  auf  dem 
Boden  antrifft.  Er  scheint  nach  der  Regenzeit  zu  wandern.  Bei 
Bowdich  findet  sich  die  Notiz,  dass  Ph.  leucogaster  im  Mai  bei 
Mandinari,  11  Meilen  den  Gambia  aufwärts,  erscheine.  Zu  An- 
fang der  Sommerregenzeit  traf  Heuglin  zahlreiche  Flüge  in  den 
Urwäldern  zwischen  dem  Gazellenfluss  und  dem  Kosanga.  Zur 
Brutzeit  mehr  im  Gebüsch  bei  Paaren.  Der  Lockton  ist  ein 
sanftes  Pfeifen  (Piepen :  Ehrenb.).  Zu  Flügen  vereinigt  beleben 
sie  staarenartig  lärmend  die  Viehweiden  und  den  Hochwald.  Ihr 
Flug  ist  dem  des  Rosenstaars  zu  vergleichen.  Gern  baden  sie 
an  der  Tränke  Im  Magen  fand  Heuglin  Früchte,  Insecten, 
Larven.  Abends  schaaren  sich  die  einzelnen  Flüge  auf  isolirt 
stehenden  Bäumen,  um  dort  zu  übernachten.  Nest  und  Eier 
unbekannt. 

Nach  Blanford  fehlte  dieser  Vogel  von  December  bis  Ende 
Februar  gänzlich  in  den  Pässen  unterhalb  Senaf^.  Zu  Anfang 
März  erschienen  einzelne  Flüge  und  im  Mai  wimmelte  es  von 
Paaren.    Flügge  Junge  am  Ain  Saba  im  Juli. 


78 

Antinori  konnte  den  Schuppen^Ianzstaar  in  Bogos  beob- 
achten und  berichtet  nenenlings  darüber.  Kr  begegnete  den 
ersten  Vögeln  dieser  Art  bei  Aiisaba  um  die  Mitte  Mai.  Immer 
waren  es  nur  vereinzelte  Pärchen,  die  er  dort  traf  und  die  ihn 
bald  von  der  iiichtigkeit  der  Ansicht  Jessens  hinsichtlich  des 
Färbungsunterschiedes  der  Geschlechter  überzeugten.  Der  Vogel 
scheint  dort  an  berf^ige  Lokalitäten  gebunden,  von  welchen  er 
nur  selten  in  die  Ebene  herabsteigt.  Kr  unterscheidet  sich  in 
seiner  ungeselligen  Lebensweise  sehr  von  den  übrigen  Glanz- 
stnaren.  Man  sieht  ihn  vorzugsweise  in  den  Gipfeln  hoher  Bäume 
auf  spärlich  belaubten  Aesten,  wo  denn  oft  mehrere  Individuen 
dicht  aneinandergedrängt  hocken.  Längs  des  Giesbaches  Sciotel, 
in  den  Waldungen  am  Zad-Amba  und  in  den  Engpässen,  die 
nach  Mensa  und  Maldi  führen,  war  diese  Art  nicht  selten.  An 
offenen  Stellen  in  Samhar  und  Burka  fehlten  sie. 

A)M'es  berichtet,  dass  diese  Art  um  Natal  zur  Zeit,  wo  die 
weissen  Ameisen  schwärmen,  dieses  Insect  der  gewohnten  vege- 
tabilischen Nahrung  vorziehe. 

üsher  beobachtete  Ph.  leucogaster  an  verschiedenen 
Punkten  der  Goldküste.  Das  niedere  Gebüsch  in  der  Umgebung 
der  Stadt  Lagos  (Sklavenküste)  wurde  von  grossen  Schaaren  des- 
selben belebt.  Sie  fressen  hier  mit  Vorliebe  die  Beeren  eines 
Dornbusches.  Auch  in  Cameroons  waren  nach  Reichenow 
Beeren  die  Hauptnahrung.  Hier  trieben  sich  kleinere  Schaaren 
in  niederem  Gebüsch  umher. 

Blanford  möchte  Pholidauges  für  congenerisch  halten  mit 
der  indischen  Gattung  Grandala,  Hodgs.,  und  Gurney  hält  diese 
Ansicht  für  sehr  beachtenswerth.  Nachdem  wir  Ph.  leucogaster 
und  Gr.  coelicolor  aufmerksam  verglichen,  müssen  wir  diese 
Vereinigung  als  sehr  irrthümlich  zurückweisen.  Pholidauges 
bleibt  für  uns  ein  Staar,  Grandala  ein  saxicoliner  Vogel  von 
etwas  unsicheren  Affinitäten,  aber  Sialia  zunächst  stehend. 

Syn.  Turdus  leucogaster,  Gm.  S.  N.  p.  819.  —  Merle  violet 
ä  ventre  blanc  de  Juida,  Buff.  PI.  enl.  293,  fig.  1.  —  Lath.  Gen. 
Hist.  V.  224.  —  Lanius  sp.  Bowd.  Exe.  p.  224.  —  Lamprotomis 
leucogaster,  Swains.  B.  of  W.  Afr.  L  p.  112,  pl.  8.  —  ßüpp.  Neue 
Wirb.  Abyss.  Vög.  p.  24.  —  Ehrenb.   Symb.  Physic.   Av.  dec.  I. 

—  Heugl.  üebers.  p.  37.  —  Calornis  leucogaster,  Bp.  Consp.  L 
416.  —  Pholidauges  leucogaster,  Gab.  Mus.  Hein.  L  p.  198.  — 
Hartl.  Orn.  Westafr.  p.  120.  —  Id.  Gab.  Journ.  1859,  p.  28.  — 
Jard.  Nat.  Coli.  Edinb.  N.  Phil.  Journ.  1856,  p  243.  —  Heugl. 
Orn.  N.  0.  Afr.  p.  52L.  —  Finsch  et  Hartl.  Vög.  Ostafr.  p.  376. 

—  Finsch  et  Jesse,  Transact.  Z.  S.  VH.  247.  —  Grandala  leuco- 
gaster, Blanf.  Zool.  Abyss.  p.  247.  —  Juida  leucogaster,  Lay.  B. 
of  S.  Afr.  p.  174.  —  Cinnyricinclus  leucogaster,  Less.  Rev.  zool. 
1840,  p.  272.  —  Gurney  et  Ayres,  Ibis  1862,  p.  29.  —  J.  J. 
Monteiro,  Ibis  1862,  p.  337.  —  Gurney,  Proc.  Z.  S.  1864,  p.  6. 

—  A.  Brehm,  Thierl.  HL  p.  309,  o.  fig.  —  Id.  Habesch,  p.  329. 

—  Reichenow,   Gab.  Journ.  1873,  p.  214.   —  Usher,   Ibis  1874, 


p.  65.  —  Antin.  et  Salvad.  Viagg.  Ucc.  p.  124.  —  A.   Brehm, 
Gartenl.  1872,  p.  436. 

2.    PL  Verreanxi,  Boc. 

Colores  ut  in  Ph.  leucogastro,  cui  simillimus.  Diflfert: 
colli  postici,  interscapulii,  scapularium  et  uropygii  plumis  macula 
anteapicali  transversa  nitide  chalybeo-cyanea,  marginibus  apicali- 
purpurascente-violaceis;  rectricis  extimae  pogonio  ex- 
terno,  parte  apicali  excepta,  pure  alba.    Iris  flavissima. 

Foem.  Vix^a  Ph.  leucogastro  distinguenda,  sed  man- 
dibula  basi  pallida. 

Long.  17—18  Cent. 

Die  Beschreibung  nach  schönen  Exemplaren  der  Bremer 
Sammlung  aus  Angola.  Sieben  andere  konnten  wir  in  der  Samm- 
lung R.  B.  Sharpe's  untersuchen.  Das  Weiss  aut  der  Aussen- 
fahne der  äusseren  Schwanzfeder  ist  für  diese  neue  Art  im  hohen 
Grade  characteristisch.  Bei  manchen  Exemplaren  ist  dasselbe 
durch  Abreibung  beinahe  ganz  verschwunden;  die  Aussenfahne 
der  ersten  Schwinge  weiss,  mit  Ausnahme  des  Spitzentheils;  bei 
der  zweiten  beschränkt  sich  dieses  Weiss  auf  die  Basalhälfte; 
noch  weniger  zeigen  davon  die  dritte  und  vierte.  Der  Schnabel 
erschien  uns  bei  Ph.  Verreauxi  in  etwas  kürzer  und  gedrungener, 
als  bei  Ph.  leucogaster.  Beim  Weibchen  erscheint  die  Fleckung 
der  Unterseite  besonders  kräftig  und  dunkelschwarz;  der  Grund, 
auf  dem  diese  Flecken  stehen,  ist  auf  der  Kehlgegend  hellröth- 
lichbraun,  auf  Brust  und  Bauch  glänzend  weiss;  auf  den  weissen 
ünterschwanzdecken  stehen  einzelne  dunkle  Längsflecken;  die 
Innenfahne  der  Cubitalschwingen  mit  deutlich  broncegrünlichem 
Metallglanz;  an  der  Basis  des  Unterkiefers  ein  heller  Fleck.  Iris 
hellchromgelb. 

caud.  tars. 

7  c.  17  m.  (m.  Damaral.) 

6  c.  20  m.  (m.  Ondonga) 

7  c.  18  m.  {m.  Ondonga) 
6  c.                    21  m.  (w.  Angola) 
5  c.  3  m.  20  m.  (/".  Angola) 

Das  Wohngebiet  dieser  Art  erstreckt  sich  über  Angola,  Ben- 
guela  und  Damaraland.  Die  von  Anchieta  an  das  Museum  in 
Lissabon  eingesandten  Exemplare  stammen  zum  Theil  von  Ca- 
conda.  Im  Damaralande  traf  Andersson  dieselbe  sehr  zahlreich. 
Sie  ist  dort  migratorisch,  erscheint  im  Beginn  der  Regenzeit 
und  verzieht  sich  mit  einbrechender  Dürre.  —  Noch  keine  Ab- 
bildung. —  Es  war  ohne  Zweifel  diese  Art,  die  Monteiro  in  An- 
gola sammelte.  Ein  dort  in  einef  Schlinge  gefangenes  Exemplar 
frass  nur  Beeren. 

Syn.  Pholidauges  leucogaster,  Gurn.  Birds  of  Dam.  Proceed. 
Z.  S.  1864,  p.  3.  —  Anderes.  Ib.  p.  6.  —  Chapm.  Trav.  S.  Afr. 
App.  p*  404.  —  Ph.  Verreauxi,  Bocage  in  Finsch  &  HartL  Vög. 


rostr.  a  fr. 

al. 

lim. 

11c. 

llVam. 

11c. 

lim. 

11c. 

lim. 

11  c.  1  m. 

lim. 

10  c.  3  m. 

80 

Ostafr.  p.  867.  -  Cinnyricinclus  Ilocagci,  G.  R.  Gray,   Handl.  DL 
p.  25.  —  Ciniiyr.  Verrcauxi,  (iurii.  B.  of  Dam.  p.  156  (NB.!) 

Gcnns  Notaages,  Cab. 

Gab.  Mus.  Hein.  I.  p.  198. 

Rostrum  mediocro,  rectiusculum,  subcomprcssum,  emargi- 
Datum,  gracile.  naribus  rotundatis,  apcrtis.    Vibrissae  evidentes. 

Alae  longiusculae ,  caudae  dimidium  supcrantes;  remigibus 
2 — 4  subaequalil)us,  caeteris  longioribus. 

Cauda  subrotundata  vcl  rotundata,  longiuscula  vel  mediocris. 

Pcdes  robusti,  magni;  digitus  internus  et  exterous  sab- 
aequales;  ungues  longi. 

Ptilosis  minus  nitida.  Maculae  holosericcae  alarum  in 
Donnullis  desunt. 

4  species. 

a.    Notauges  s.  str. 

Minores.    Maculae  holoscriceae  alarum. 

1.    N«  snperbns,  Rapp« 

Capite  chalceo-fusco ;  gula,  collo,  pectore  superiore,  inter- 
scapulio  et  cauda  virescente-caeruleis,  nitore  chalybeo;  tergo  et 
alis  nitide  aeneo-viridibus,  bis  duabus  scriebus  macularum  holose- 
riceo-nigrarum ;  fascia  pectorali  latiuscula,  crisso  et  subcaudali- 
bus  albis;  subalaribus  minoribus  dilute  aeneis,  majoribus  pure 
albis;  rostro  nigro,  pedibus  fusco-nigris.    Iris  albida. 

Alt.  Scheitel  und  Kopfseiten  dunkelbraun  mit  Goldglanz, 
der  in  der  Ohrgegend  am  schönsten;  ein  Zügelfleck  vor  dem 
Auge  dunkel  sammetschwarz;  Kropf  und  die  Umgebung  des 
Braunen  stark  blauschillernd;  Deckfedern  der  Schwingen  2.  Ord- 
nung und  die  erste  Reihe  der  oberen  Flügeldecken  mit  grossen 
rundlichen  sammetschwarzen  Spitzenfleck ;  die  inneren  Flügel- 
decken rein  weiss,  nur  die  kleineren  längs  des  Randes  grünlich; 
die  broncegrünen  Schwanzfedern  erscheinen  unter  gewissem  Lichte 
bläulich  gewellt. 

Nach  Heuglin  ist  bei  manchen  Exemplaren  Hals  und  Nacken 
ganz  stahlblau  mit  Kupferschilder,  Brust  und  Rücken  stahlblau, 
mit  wenig  Erzgrün.  Ein  jüngeres  Exemplar  zeigte  die  weissen 
Unterschwanz-  und  Innerflügeldecken  zum  Theil  rothbraun  über- 
laufen und  gerandct.  Männchen  und  Weibchen  sind  in  der  Fär- 
bung nicht  verschieden.  Rüppell's  Angabe,  dass  die  Iris  braun, 
ist  irrthümlich.  Dieselbe  ist  nach  Heuglin  immer  weisslich  mit 
einem  Strich  in's  Grüne  oder  Gelbliche.  V.  d.  Decken  nennt  den 
Schnabel  „gelbbraun"  und  die  Augen  „blau",  was  auf  die  bläuliche 
Trübung  nach  dem  Tode  hindeuten  mag. 
Long.  ca.  rostr.  afr.        al.  caud.     tars. 

18  c.        17m.       12  c.  2  m.    8  c.  3  m.    3  c.  (Ad.  Coli.  Sharpe) 
16  m.       llc.  7  m.    7  c.  5  m.     3  c.  (Ad.  Mus.  Brem.) 
20c.    17-18m.     12c.  2m.    6c.  8m.  28-  29m.  (Heugl.) 


81 

Es  ist  diese  prachtvolle  Art  in  Sammlungen  nicht  mehr  sel- 
ten. Die  werthvollste  Auskunft  über  dieselbe  danken  wir  Heuglin. 
Sie  bewohnt  das  Somalplateau  bis  zum  7.  Grade  S.  Br.  herab 
(Speke),  das  Hochland  von  Schoa  (Harris,  RtippelPs  „Jäger"), 
den  Bahr-el-Abiad  und  den  obern  Djur  (Heuglin),  das  Suaheli- 
land, bei  Kisuani  und  üsanga  (v.  d.  Decken).  Brehm's  Angabe, 
diese  Art  trete  unter  dem  10.  Grade  am  weissen  Nil  einzeln  auf, 
erklärt  Heuglin  für  falsch.  Man  treffe  sie  hier  niemals  nördlich 
vom  7.  bis  8.  Gr.  N.  Br.,  also  erst  südlich  von  der  Sumpfregion, 
welche  in  jener  Gegend  die  scharfe  Nordgrenze  so  vieler  central- 
afrikanischer  Wirbelthiere  bilde.  Speke  traf  N.  superbus  auch 
unter  6—7.  Gr.  S.  Br. 

Der  Prachtglanzstaar  lebt  nach  Heuglin  in  kleinen  Gesell- 
schaften auf  Viehtriften  und  in  der  Waldregion.  Er  scheint 
Strichvogel  zu  sein.  Heuglin  beobachtete  ihn  nur  während  der 
trockenen  Jahreszeit  bis  zum  April,  im  Gebüsch,  auf  Hochbäumen 
oder  auf  der  Erde.  Gern  kokettirt  er  mit  seiner  Farbenpracht 
im  Sonnenlichte.  Die  weissen  ünterflügeldecken  machen  ihn 
schon  im  Fluge  leicht  erkenntlich.  Insecten  scheinen  die  Haupt- 
nahrung auszumachen.  Im  Somalilande  folgen  zahlreiche  Flüge 
dieses  Vogels  den  Viehheerden,  woher  sein  Name  bei  den  Ein- 
geborenen „Shimberload"  oder  Kuhvogel. 

Syn.  Lamprotornis  superba,  Rüpp.  Syst.  Uebers.  p.  65, 
t.  26.  (fig.  opt.)  —  Heugl.  Syst.  Uebers.  No.  353.  —  Notauges 
superbus,  Gab.  Mus.  Hein.  I.  p.  198.  —  Blyth,  Birds  fr.  Som. 
Country:  Journ.  As.  loc.  Beng.  1856,  p.  301.  —  Lamprocolius 
superbus,  Bp.  Consp.  I.  p.  416.  —  Chenu  Enc.  Ois.  V.  p.  162.  — 
Heugl.  Faun.  d.  Roth.  M.  No.  149.  —  Id.  Gab.  Jonrn.  1863,  p. 
22;  ib.  1869,  p.  7.  --  Lefeb.  Ois.  d'Abyss.  p.  105.  —  Juida 
superba,  G.  R.  Gray,  Gen.  of  B.  II.  p.  327.  —  Id.  Handl.  II.  25. 
—  Sclat.  Coli.  Som.  Country  (1860),  p.  12.  -  Id.  Ibis  IL  p. 
245.  —  A.  Brehm,  Thierl.  III.  p.  308  c^  fig.  —  Heugl.  Orn.  N. 
0.  Afr.  p.  517.  —  Finsch  et  Hartl.  Vög.  0.  Afr.  p.  378.  -  Gab. 
V.  d.  Decken  Reise  IH.  p.  33.  —  Grant,  Summ.  Obs.  Equat. 
Afr.  p.  81. 

2.  N.  chryso gaster,  (6m,) 

Pileo,  capitis  lateribus  mentoque  cinerascente-fuscis ;  gutture, 
pectore  et  corpore  supra  obsolete  aeneo-virentibus ;  uropygio  et 
cauda  magis  caerulescentibus;  axillis  viridibus;  subalaribus,  ab- 
domine,  tibiis  et  subcaudalibus  laete  rufis;  remigibus  pogonio 
interno  isabellinis,  externo  et  apice  late  nigricantibus ;  maculis 
alaribus  nullis;  rostro  et  pedibus  nigris  vel  nigricantibus;  Iris 
dilute  flava  vel  albida. 

Foem.  adulta  a  mare  vix  diversa. 

Jun.  Supra  fuscus,  nitore  aeneo,  subtus  totus  rufus;  cauda 
subcaerulescente ;  rostro  flavido,  culmine  et  apice  fuscescente. 
Iris  fusca. 

Long*  circa  20—21  cent 

iy4|Mai|1874.  6 


82 

Beim  alten  Vo^el  sind  Kohle,  Hrust  und  Oberbauch  grOnlicb, 
mit  bräunlichem  Schiller;  Zü^'elflrck  vor  dem  Auge  schwärzlich; 
die  grösseren  UnterÜügeldeckfedern  /immtroth,  die  kleinen  braun 
und  grünlich  gemischt:  untere  Schwan/derken  zimmtrotb;  die 
letzten  Cubitalschwingen  verschossen  grünlieh,  wie  gewellt;  die 
übrigen  braun  und,  mit  Ausnahme  des  Spit/endritttheils,  auf  der  In- 
nenfahnc  hellisabellfarbig;  der  Kopf  braun:  die  mittleren  Schwanz- 
federn bläulich  gebändert,  die  übrigen  auf  der  Innenfahne  braun; 
das  Braun  des  Scheitels  zeigt  unter  gewissem  Lichte  etwa  Lila- 
schiller; am  bläulichsten  die  Steuerfedern  und  der  AfterflQgel. 

Je  jünger  der  Vogel,  um  so  spärlicher  das  Metallgrttn  der 
Oberseite,  die  überall  den  graubräunlichen  Grund  erkennen  lisst 
Ein  junger  Vogel  vom  Gambia  ist  oben  rein  hellbräunlich  und 
untenher  nur  etwas  heller  und  verschossen  röthlicher;  FIflgel 
und  Schwanz  deutlich  metallgrünlich  glänzend ;  Schnabel  rein  gelb- 
lich.   Jesse  nennt  die  Iris  weiss,  Blanford:  gelblichweiss. 

tars. 
3  c.  3  m.  (Alt.  Abyss.  Coli.  Sh.) 
3  c.  2  m.  (Alt.  Sennaar.  Coli.  Sh.) 
3  c.  2  m.  (Et w.  jünger:  Bejook) 
2c.  Dm.  (Eylet:  Jesse) 
3  c.  (Eylet:  Jesse) 

2  c.  7  m.  i Jünger.  Gambia) 

3  c.  (Sehr  alt.  Ostafrika) 
3  c.  Im.  (Jung.  Weibch.  Ostafr.) 

von  mir  in  zahlreichen  Exemplaren  untersuchte 
Art  weit  über  N.  0.  und  W.  Afrika  verbreitet;  im  Nilgebiete 
reicht  ihre  Nordgrenze  etwa  bis  zum  20.  Gr.  N.  Br.  für  Nordost- 
afrika, wo  N.  chrysogaster  der  häufigste  Vertreter  seiner  Fa- 
milie ist,  nennt  Heuglin:  Samhar,  das  abyssinische  Tiefland  bis 
auf  60(X)  Fuss  Meereshöhe,  Takah,  Südnubien,  Sennaar  und  Kor- 
dofan.  Auf  der  Westküste  scheint  er  südwärts  nur  wenig  über 
den  Gambia  hinauszugehen.  Gemein  an  den  Flüssen  Senegam- 
gambiens.  Wir  sahen  zahlreiche  Exemplare  vom  Casamanse  und 
von  Bissao.  Sein  Vorkommen  im  Innern  Südafrika's  (A.  Smith) 
ist  uns  höchst  zweifelhaft. 

Die  Lebensweise  schildern  Heuglin,  Brehm,  Blanford,  Anti- 
nori  und  Andere.  Meist  in  kleinen  Familien  auf  Viehweiden  und 
in  der  Steppenlandschaft,  seltener  in  der  eigentlichen  Waldregion. 
Sedentär.  Das  Brutgeschäft  fällt  in  die  Regenzeit  bis  zum  Oeto- 
ber  hin.  In  den  Steppen  stösst  man  zuweilen  auf  grössere 
Strecken  von  Buschwald  mit  zahlreichen  Nestern  von  N.  chryso- 
gaster. Diese  sind  gross,  äusserlich  aus  schwarzen  dürren  Rei- 
sern, innen  mit  Halmen  u.  s.  w.  ausgefüttert.  —  Drei  bis  vier 
feinschalige,  hell  grünbläuliche  bis  dunkel  spangrüne  Eier  mit 
zahlreichen  graublaulichen,  violettbraunen  und  rostfarbigen  Flecken, 
die  am  stumpfen  Ende  meist  dichter  stehen.  Ihre  Länge  beträgt 
25  m.,  die  Dicke  18m.  (Heugl.)  —  Blanford  traf  den  Vogel 
zahlreich  um  Ailat,  Ain  u.  s.  w.  am  Fusse  der  Hügel  und  in  den 
Thälern  des  Lebka  und  Anseba.    Kleine  Gesellschaften  sah  man 


Rostr.  a  fr. 

al. 

caud. 

16  m. 

11c.  7  m. 

7  c.  5  m. 

I6V2  m. 

11c.  5  m. 

7  c.  3  m. 

17  m. 

12  c. 

7  c.  6  m. 

IGm. 

10  c.  6  m. 

7  c.  6  m. 

16  m. 

11  c.  3  m. 

7  c. 

15  m. 

10  c.  7  m. 

7  c. 

16  m. 

10  c.  8  m. 

7  c.  3  m. 

16  m. 

11  c.  3  m. 

7  c. 

Es  ist  diese  von 

mir  in  zal 

83 

am  Boden  nach  Insecten  suchen,  oft  in  Gemeinschaft  mit  Lam- 
procolius  chalybeus,  der  ganz  ähnlich  lebt.  Jesse  nennt  die 
Lebensweise  staarenartig.  Er  fand  im  Magen  nur  Coleoptewen. 
N.  chrysogaster  scheint  sehr  von  Parasiten  zu  leiden.  Auch  det 
Gesang  ist  nach  A.  Brehm  staarenartig.  Beim  Nahrungsuchen, 
Rennen  oder  Fliegen  schreit  und  lärmt  die  ganze  Gesellschaft 
durcheinander.  Der  Gang  ist  nach  Brehm  der  unserer  Sing- 
drossel, der  sie  auch  darin  ähneln,  dass  sie,  verfolgt,  immer  auf 
kleine  Strecken  dahinfliegen,  in  einem  Busch  sich  bergen,  hier 
den  Verfolger  erwarten  und  weiter  eilen,  sobald  er  naht. 

Nach  Antinori  in  Bogos  Standvogel.  Nistet  dort  im  Busch- 
walde oder  auf  höheren  Büschen.  Um  die  Mitte  des  Juni  nistete 
ein  Pärchen  in  dem  Zaun  der  Seriba,  die  Antinori  sich  dort 
hatte  errichten  lassen.  Immer  in  der  Nähe  der  Dörfer.  Wenn 
die  Negerhirse  reif  ist,  stürzen  sich  Schaaren  dieser  Vögel  auf 
die  Pflanzungen,  die  Büschel  herabbiegend,  um  Insecten  darin 
zu  erwischen.  Um  sich  ihrer  zu  erwehren,  errichten  die  Bogos 
inmitten  der  Felder  8—10  Fuss  hohe  Gerüste,  von  welchen  aus 
sie  ohne  ünterlass  Steine  auf  diese  Vögel  schleudern. 

Syn.  Turdus  chrysogaster.  Gm.  L.  p.  835.  —  Lath.  J.  0. 
I.  350.  —  Merle  ä  ventre  orange  du  Senegal:  Buff.  PI.  enl.  358. 
av.  jun.  —  Rustbellied  Glossy  Thrush,  Lath.  Gen.  Hist.  v.  63.  — 
Lamprotornis  chrysogaster,  Licht.  Doubl,  p.  18.  —  Turdus  ery- 
throgaster,  Bodd.  —  Hempr.  Ehrenb.  Symb.  Phys.  Av.  dec.  I. 
fol.  7.  —  Lampr.  rufiventris,  Rüpp.  Neue  Wirb.  Abyss.  Vög.  t.  11, 
fig.  1.  p.  24  und  27.  —  Swains.  Westafr.  I.  p.  i51.  —  Hartl. 
Syst.  Orn.  Westafr.  p.  120.  —  Lamprocolius  chrysogaster,  Bp. 
Consp.  L  415.  —  Juida  chrysogaster,  G.  R.  Gray.  —  Notauges 
chrysogaster,  Gab.  Mus.  Hein.  i.  198.  —  Hartl.  Gab.  Journ.  1859, 
p.  26.  —  Heugl.  Gab.  Journ.  1863,  p.  9;  1867,  p.  94;  1869,  p. 
22.  —  Id.  Orn.  N.  0.  Afr.  p.  518.  —  v.  König  Warth.  Neottol. 
Stud.  No.  53.  —  A.  Brehm,  Thierl:  III.  p.  308.  —  Id.  Habesh, 
p.  327.  —  Blanf.  Observ.  Abyss.  p.  397.  —  Finsch  et  Jesse, 
Transact.  Zool.  Soc.  VIL  p.  258.  —  Antin.  Cat.  descr.  p.  61.  — 
A.  Smith,  S.  Afr.  0.  J.  IL  p.  134.  —  Lay.  B.  of  S.  Afr.  p.  172. 

—  Juida  pulchra,  G.  R.  Gray  (nach  St.  Müller)  Handl.  IL  p.  25. 

—  Antin.  et  Salvad.  Viagg.  Ücc.  p.  126. 

b.    Spreo,  J.  Verr. 

Chen.  Desm.  Encycl.  Gis.  p.  164. 

Majores.  Rostrum  longius,  pedes  maximi,  alae  longae,  cauda 
elongata. 

3.    N*  bicolor,  (Gnu) 

Dilute  aeneo-fuscescens ,  nitore  nonnullo  cupreo  vel  vire- 
seente;  cauda  distinctius  virente;  remigibus  cubitalibus  conspicue 
cupreo-splendentibus ;  pileo  fusciore;  remigum  majorum  pogoniis 
internis  pallide  fuscescente^albidis,  scapis  albis;  abdomine  imo, 

6» 


«4 

crisso  et  subcaudalibus  albo-isalidliius:  (Turilms  et  subalaribus 
fuscis;  rostro  et  pedibiis  ni^'iis,  inaiidibulae  basi  et  rictu  cameo- 
labroso  Üavidis.    Iris  helvola. 

Focin.    Vix  diversa  a  inare,  srd  (minino  obsoletius  tincta; 
caruncula  rictali  minus  conspicua. 
Jun.    Pallide  fusco-varief^atus. 
Long,  circa  2S  cent. 

Nur  geringe  Unterschiede  in  «ler  bellbroncebrauncn  Färbung 
der  einzelnen  Kxeniidare.  Der  nielallische  Schiller  der  mittel- 
braunen Steuerfedern  zieht  njehr  odi'r  weniger  in's  Bläuliche;  in 
der  IJegel  ist  er  broncegrünlich.  I)ie  inneren  Flügeldecken  mit- 
telbraun; die  Schäfte  der  Schwingen  1.  Ordnung  von  der  Hasis 
bis  zur  Mitte  weiss,  dann  allniälich  braun,  ebenso  <las  Spitzen- 
drittel derselben;  die  Annschwingen  sind  ganz  braun.  Die  Farbe 
des  Oberkopfes  nach  der  Stirn  zu  etwas  dunkler  werdend.  Schäfte 
der  Steuerfedern  schwärzlich. 

Bei  jüngeren  Vögeln  erscheinen  die  Federn  des  abdomen 
fein  heller  gcrandet. 
rostr.  a  fr.        al.  caud.  tars. 

2  c.  1  m.     15  c.  3  m.     10  c.  3  c.  s  m.  (Alt.  Transv.  Coli.  Sh.) 

2  c.  2  m.     15  c.  Dm.     10c.  3  m.    3  c.  7  ni.  (Alt.  Layard: Coli. Sh.) 
2  c.  14  c.  3  m.      D  c.  8  m.    3  c.  3  m.  (Alt.Cap  Town. Anders.) 

2  c.  Im.    15  c.  10  c.  3  m.    3  c.  5  m.  (Cap  Town:  Anders.) 

2  c.  14  c.  (Jm.      9  c.  <>m.    3  c.  5  m.  (Südafr.  Lay.  Coli.  Sh.) 

2  c.  1  m.     15  c.  6  m.     10  c.  3  c.  7  m.  (Alt.  Brem.  Samml.) 

Auf  Südafrika  beschränkt,  aber  westlich  vom  Ngamisee 
und  nördlich  vom  Orangefluss  schon  nicht  mehr  anzutreffen.  Die 
eigenthümliche  Färbung,  an  welche  nur  X.  albicapillus  er- 
innert, der  lange,  schlanke,  gestreckte  Schnabel  mit  dicklippigem 
Mundwinkel,  die  sehr  kräftigen  grossen  Füsse,  die  langen  Flügel 
und  der  ebenfalls  stark  verlängerte  Schwanz,  das  Alles  scheint 
zu  subgenerischer  Sonderung  von  N.  chrysogaster  und  sü- 
perb us  aufzufordern  und  in  der  That  haben  J.  Verreaux  und 
nach  ihm  Chenu  und  Desmars  diese  Abtrennung  unter  dem  Na- 
men Spreo  vorgenommen.  Schon  Levaillant  hebt  als  ungewöhn- 
lich hervor,  dass  bei  dieser  Art  der  jüngere  Vogel  den  Alten  an 
Schönheit  übertreffe. 

Ueber  die  Lebensweise  dieser  Art  belehren  uns  Levail- 
lant, Barrow,  Thunberg,  Layard,  Andersson  und  Andere.  Haupt- 
sächlich auf  Viehtriften  anzutreffen,  einmal  um  den  Insecten  nach- 
zugehen, die  sich  auf  dem  Mist  zu  sammeln  pflegen,  dann  aber 
auch,  um  dem  weidenden  Vieh  die  Parasiten  abzusuchen.  Im 
Winter  vereinigen  sich  kleine  Schaaren,  dicht  gedrängten  Fluges 
laut  und  wiederholt  zirpend.  (Levaillant  nennt  den  Stimmlaut 
ein  staarenartiges  Geschrei.) 

Zur  Brutzeit  sondern  sie  sich  zu  Paaren  und  suchen  Felsen 
oder  Gebäude  auf,  um  dort  in  Spalten  oder  Höhlungen  ihr  aas 
Reisern,  zarten  Halmen  und  Fasern  construirtes  Nest  zu  placiren. 
Die  Eier,  4-5,  sind  schön  hellblau,  manchmal  schwach  bräun- 
lich gefleckt  am  stumpfen  Ende.     Die  Länge  derselben  beträgt 


85 

1"  2"',  die  Breite  10"'.  Sie  bauen  auch  wohl  an  den  Abhän- 
gen der  sluitjes  genannten  auf  dem  Boden  der  Colonie  so  häufi- 
gen Wasserfurchen,  wobei  sie  sich  Löcher  in  den  Lehm  ein- 
wühlen. Die  Novara-Expedition  erlangte  ein  Weibchen  dieses 
Vogels  in  der  Simonsbai,  wo  derselbe  gemein  aber  sehr  scheu 
war.  Das  Nest  wurde  aus  einer  Eisvogelhöhle  iij  dem  Lehmufer 
einer  kleinen  Bucht  der  Simonsbai  genommen.  Brütet  zahlreich 
in  Felsspalten  bei  Elsey-Peak,  Fish-Hook-Bay,  Meyenburg  u.  s.  w. 
Die  Eier  von  gestreckterer  Form  als  bei  Thienemann  und  die 
Flecken  darauf  viel  kleiner.  Auf  zwei  dei;ßelben  sind  sie  kaum 
zu  bemerken.  Längsdurchmesser  12 V2'";  Qtierdurchmesser  8V2'" 
(Zelebor).  Ihr  Betragen  und  namentlich  auch  der  Gesang  hat 
viel  staarenartiges.  Nach  Andersson  wird  N.  bicolor  zur 
Zeit  der  Traubenernte  den  Weingärten  im  hohen  Grade  gefähr- 
lich. Auch  bemächtigt  er  sich  gern  der  Nester  fremder  Vögel 
zu  eigenen  häuslichen  Zwecken,  namentlich  derer  von  Spechten, 
Bienenfressern  und  Schwalben,  unter  den  Viehheerden  treiben 
sich  gelegentlich  ungeheure  Schaaren  umher.  Die  Brüder  Chap- 
man  trafen  diese  Art  noch  auf  dem  Gebiete  der  Seen  an. 

Syn.  Merle  brun  du  C.  d.  b.  Esp.  Bufif.  Ois.  IIL  p.  378.  — 
Turdus  bicolor,  Gm.  S.  N.  L  835.  —  Lath.  J.  0.  L  350.  —  Id. 
Gen.  Hist.  V.  67.  —  Sturnus  bicolor,  Daud.  —  Le  Spreo,  Lev. 
Ois.  d'Afr.  11.  p.  155,  pl.  88.  —  Sundev.  krit.  Framst.  Levaill. 
p.  33.  —  T.  gryllicorus,  Barr.  Trav.  p.  255.  —  Thunb.  Tr.  IL 
p.  48.  —  Lamprotornis  bicolor,  Licht.  Doubl,  p.  18.  —  Spreo 
bicolor,  Bp.  Consp.  I.  416.  -  Notauges  bicolor,  Gab.  M.  Hein. 
I.  198.  —  L.  albiventris,  Swains.  Menag.  p.  297.  —  H.  Boie, 
Briefe  aus  Ostind.  p.  57.  —  Gurn.  et  Anderss.  B.  of  Damara, 
p.  161.  —  Lay.  B.  of  S.  Afr.  p.  172.  —  Grill,  Vict.  Zool.  An- 
teckn.  p.  37.  —  Thienem.  Eier  t.  XXXVIU.  flg.  9.  a.  b.  —  v.  Pelz. 
Vög.  Novar.  Exp.  p.  87. 

4.   N.  albicapillns,  Blyth. 

Supra  olivaceo-virescens ,  nitore  nonnullo  metallico;  pileo 
toto,  crisso,  hypochondriis  postice,  tibiis,  subcaudalibus,  axillari- 
bus  et  subalaribus  pure  albis ;  corpore  inferiore  reliquo  in  fundo 
obscure  virescente  albido-striato ;  remigibus  cubitalibus  pogonio 
externo  pro  maxima  parte  sordide  albis,  maculam  majorem  for- 
mantibus;  rectricum  et  remigum  marginibus  externis  metallice 
virentibus;  rostro  et  pedibus  nigris.    Iris  alba. 

Long,  circa        rostr.  a  riet.        al        caud.    tars. 

11''  IVie'^  6V4"     43/4''     IVs'' 

Beschreibung  und  Maasse  nach  Blyth,  dem  einzigen  europäi- 
schen Ornithologen,  dem  das  eine  bekannte  Exemplar  dieses 
Vogels  in  der  Sammlung  der  Asiactic  Society  of  Bengal  in  Cal- 
sutta  untersuchen  zu  können  vergönnt  war.  Auf  der  augen- 
scheinlich mit  Sorgfalt  ausgeführten  Abbildung  im  Ibis  erkennt 
man  einen  dunklen  Zügelfleck  vor  dem  Auge;  die  Federn  des 
Oberkörpers  scheinen  an  der  Basishälfte  braun  zu  sein;   die  In- 


86 

ncnfabne  der  Primärschwinß[en  ist  braunschwarz;  ebenso  die 
letzten  Cubitalschwin^en.  Das  Weiss  des  Oberkopfes  erstreckt 
sich  auch  über  den  Hinterkopf. 

Trotz  der  entschieden  aberranten  Färbung  möchten  wir  diese 
Art  als  zu  Notauges  gehörig  betrachten.  Der  Schnabel  ist  etwas 
gedrungener  als  bei  N.  bicolor;  die  Tarsen  scheinen  kürzer  als 
bei  diesem  zu  sein. 

Speke  und  Burton  erbeuteten  das  hier  besprochene  Exem- 
plar auf  dem  Binnenplateau  des  iSomaliiandes,  wo  der  Vogel 
schaarenweise  lebt  und  unter  dem  Namen  «Planagur"  bekannt  ist. 

Syn.  Spreo  aloicapillus,  Blyth  Journ.  As.  Soc.  of  Beng. 
vol.  2*4,  p.  :i01.  —  Hartl.  Westafr.  p.  2T<).  —  Notauges  albi- 
capillus,  Id.  Gab.  Journ.  18r)l>,  p.  28.  —  Sclat.  GoUec.  Som. 
Gountiy  (1860)  p.  12.  —  Id.  Ibis  IHfiO,  p.  246,  t.  7.  —  Heugl. 
Faun.  d.  Roth.  M.  No.  150.  —  Id.  Orn.  N.  0.  Afr.  p.  620.  — 
Finsch  et  Hartl.  Vög.  0.  Afr.  p.  IJTü. 

B.  Moriones,    (Unächte  Glanzstaare.) 
Nigri,  nitore  chalybaeo;  remigibus  ex  parte  rufis. 

Genns  Onyclinognathns,  Hartl. 

Rev*  zool  1849,  p.  495. 

Rostrum  capite  longius,  robustum,  valde  compressum,  gry- 
panium,  culmine  arcuato,  basi  complanato-rotundato ;  apice  acute, 
elongato,  uncinato;  naribus  apertis  oblongis. 

Alae  breviusculae,  caudae  basin  vix  superantes,  rotundatae; 
remige  prima  spuria;  tertia,  quarta  et  quinta  caeteris  longiori- 
bus,  subaequalibus;  remigum  cubitalium  ultimarum  et  tectrieum 
majorum  pogoniis  externis  fascia  mediana,  longitudinali ,  holo- 
sericea  ornatis,  margine  subdecompositis,  laxis,  quasi  fimbriatis, 
dependentibus. 

Gau  da  longa,  valde  gradata,  rectricibus  angustatis,  debili- 
bus,  apice  acuminato-rotundatis. 

Pedes  breviusculi,  robustissimi;  digito  interno  et  extcrno 
subaequalibus,  illo  parum  breviore;  unguibus  magnis,  validis, 
postico  validissimo. 

Ptilosis  sericea. 

1.    0,  fulgidus,  Hartl, 

Major;  niger  nitore  violascente  resplendens;  capite  et  coUo 
aeneo  virentibus;  pileo  nitore  nonnullo  chalybeo;  alae  superficie 
externa  aeneo-virescente ;  remigibus  primariis  et  secundariis  a 
basi  altra  dimidium  intense  castaneis,  scapis  nigris;  primae  po- 
gonio  externo  nigro;  subalaribus  nigris;  cauda  elongata  et  valde 
gradata  nigra,  supra  aeneo-resplendente;  rosto  nigro  fusco;  pe- 
dibus  nigris.    Iris  rubra. 

Long,  circa  38  cent.   —  rostr.  a  fr.  4  cent.  —  a  riet.  4  c. 


87 

3  m.  —  al.  16  c.  5  m.  —  caud.  18  c.  2  m.  — r  tars*  32  m.  — 
dig«  med.  c.  ung.  32  m. 

Foem.  Minor;  coloribus  a  mare  vix  distinguenda,  exceptis 
capite  et  coJlo  cinerascente  longitudinaliter  variegatis. 

Long,  circa  36 V2  cent.  — ..  rostr.  a  fr.  34  m.  —  al.  16  c. 
2  c.  —  caud.  17V2  Cent.  —   tars.  28  m. 

Wir  beschrieben  diese  ausgezeichnete  neue  Form  der  sich 
um  Amydrus  gruppirenden  Vögel  im  Jahre  1849  nach  Exempla- 
ren, welche  der  Hamburger  Carl  Weiss  an  das  Museum  seiner 
Vaterstadt  eingesandt  hatte.  Seitdem  sind  noch  einige  andere 
Sammlungen  in  den  Besitz  derselben  gelangt.  Wir  konnten  sechs 
Exemplare  untersuchen,  die  sich  in  nichts  von  dem  beschriebenen 
unterscheiden.  Die  Abbildung  in  den  Abhandlungen  des  natur- 
wissenschaftlichen Vereins  in  Hamburg  lässt  viel  zu  wünschen 
übrig.  Männchen  und  Weibchen  in  der  Bremer  Sammlung.  Auch 
in  Stuttgart  und  London. 

Bis  jetzt  nur  auf  der  Insel  St.  Thome  gefunden.  (Weiss* 
Gujon.)  Steht  im  Systeme  Oligomydrus  zunächst,  an  welchen 
die  Schnabelform  wenigstens  am  meisten  erinnert.  Auch  der 
stark  abgestufte  Schwanz  ist  beiden  Formen  eigenthümlich.  Da- 
gegen scheint  uns  die  höchst  eigenthümliche  Structur  der  letzten 
Armschwingen,  an  welche  eine  verwandte  Bildung  bei  Lampro- 
tornis  Burchelli  erinnert,  zu  generischer  Abtrennung  zu  berech- 
tigen. Die  Metallfarben  sind  bei  dieser  Art  sehr  eigenthümlich 
und  erinnern  zumeist  an  Lamprocolius  melanogaster. 

Die  Stimme  bezeichnet  Weiss  als  hellen  kräftigen  Laut  oder 
als  ein  oft  wiederholtes  pfeifendes  tui,  tui,  tui. 

Syn.  Onychognathus  fulgidus,  Hartl.  Rev.  zool.  1849,  p. 
495.  pl.  14,  fig.  2.  3.  —  Id.  Beitr.  Orn.  Westafr.  (Abh.  Hamb. 
Naturw.  Ver.  ü.)  p.  52,  t.  7.  —  Id.  Syst.  Orn.  Westafr.  p.  115. 
—  Id.  Monogr.  Lampr.  Gab.  Journ.  1859,  p.  35.  —  Jconognathe, 
Chenu  et  Desm.  Encycl.  Ois.  VI.  pl.  3,  fig.  4. 

2.    0,  Hartlaubii,  G,  R.  Gray, 

Minor;  chalybeo-niger ,  nitore  nonnullo  violascente;  capite 
viridi-aeneo-resplendente;  remigibus  primariis  nigris,  a  basi  altra 
medium  intense  rufis;  alarum  plumis  reliquis  et  rectricibus  mar- 
gine  conspicue  aeneo-virescentibus ;  scapularibus  et  tectricibus 
minoribus  dorso  concoloribus;  subalaribus  nigris,  nitore  chalybeo-, 
subcaudalibus  nigris;  rostro  fusco;  pedibus  nigris.    Iris  rubra. 

Foem.  Colores  omnino  obsoletiores.  Capitis  et  colli  plu- 
mis cinerascente-marginatis.    (Mus.  Brit.) 

Alt:  Schwarz  mit  dunkel  violettem  Metallglanz;  Kopf  und 
Hals  mehr  grünlich  schillernd,  namentlich  der  letztere,  die  Federn 
des  Hinterhalses  schmal,  lancetförmig ;  untere  Schwanz-  und 
Flügeldecken  schwarz;  Handschwingen  schwarz,  zu  Va  von  der 
Basis  aus  rostroth,  die  erste  auf  der  Aussenfahne  schwarz.  Die 
Schäfte  sämmtlich  schwarz;  das  Rostroth  erscheint  auf  der  In- 
nenfahne  nach   dem  Bande   zu   heller,   mehr  zimmtfarben;    das 


88 

Schwarz  des  Spitzentheils  der  S('hwinß;en  ist  auf  der  ersten  am 
ausgedehntesten  und  nimmt  dann  auf  jeder  folgenden  an  Aus- 
dehnung ab.  Armschwinp^en  schwarz,  wie  bei  0.  fulgidas  mit 
sammtarti^'cr  Läng>binde  vor  den  zersrhiissenon  Randfahnen; 
Schwanzfedern  schwärzlich,  untenher  mehr  in's  Braune,  um  Aussen- 
rande  dunkel  grünlich  schillernd;  die  mittleren  ganz  so  schillernd. 
(Mus.  Sharpe.J 

Weibchen:  Kopf  und  Hals  auf  graulichem  <irunde  dicht 
schwarzgrünlich  längsgefleckt,  die  einzelnen  Federn  längs  der 
Mitte  von  letzterer  Farbe,  am  Ilande  griiulich.  Iris  roth.  (Coli. 
Sharpc  und  Berl.  Mus.) 

Jüngeres  Weibchen:  Auf  dunkel  schwärzlichem  Grunde 
erscheint  in  unregelmässiger  Fleckuiig  das  metallische  Blau- 
schwarz. Kehle  stark  dunkelgrau  gemischt.  Flügel  wie  beim 
alten  Vogel.    Iris  rothgelb,    (Berl.  Mus.  IJeichenow.) 

Long,    rostr.afr.      al.  caud.  tars. 

28—30  c.    27  m.  12  c.  2  m.  11 V2  c.  25  m.  (ad.  Brit.  Mus.) 

27  m.  12  c.  2  m.  12  c.  25  m.  (ad.  Fantee) 

30  m.  13  c.  2  m.  15  Va  c.  20  m.  (ad.  Cameroons) 

30  m.  13.  c.  25  m.  (ad.  Fantee) 

26  c.  20  m.  12  c.  3  m.  14  c.  20  m.  ((.  ad.  Camer.) 

27  c.  25  m.  12  c.  11  c.  5  m.  24  m.  (juv.  Fantee) 

Hab.  Fantee:  Whitely,  Higgins,  Swanzy;  Aquapim  und 
Cameroons:  Keichenow;  Fernando  Po:  Brit.  Mus.  (V)  —  Aqua- 
pim: Riis. 

Wir  konnten  9  Exemplare  dieser  in  Sammlungen  noch  sehr 
seltenen  Art  untersuchen,  nämlich  2  im  Brit.  Museum,  3  in  der 
Sammlung  R.  B.  Sharpe's ,  3  im  Berliner  Museum  und  1  in  der 
Bremer  Sammlung.  Die  Beschreibung  nach  einem  Prachtexem- 
plar des  alten  Männchens  von  Dr.  Reichenow.  —  Der  bedeutende 
unterschied  in  der  Grösse  und  die  Schnabelform  kennzeichnen 
diese  Art  auf  dem  ersten  Blick.  Dieser  letztere  ist  zwar  auch 
lang  und  gestreckt,  aber  weit  weniger  kräftig  und  ohne  jene 
hakige  Herabkrümmung  der  Spitze  des  Oberkiefers,  wie  sie  0. 
fulgidus  in  so  auffallendem  Grade  zeigt.  Die  eigcnthümliche 
Structur  der  Armschwingen  ist  bei  beiden  Arten  dieselbe.  Die 
Füsse  sind  wie  bei  fulgidus  ungemein  kräftig.  0.  Hartlaubii 
ist  eine  weniger  typische  Art. 

Von  Reichenow  in  Aburi  angetroffen.  Kleine  Schaaren  trie- 
ben sich  in  den  hohen  Baumkronen  umher,  Insecten  und  Beeren 
suchend. 

Syn.  Onychognathus  Hartlaubii,  G.  R.  Gray,  Proceed.  Zool. 
Soc.  of  Lond.  1858,  p.  191.  —  Hartl.  Gab.  Journ.  1859,  p.  36. 
—  Sharpe,  Ibis  1869,  p.  384.  —  Lamprotornis  morio,  Reich. 
Cab.  Journ,  1873,  p.  214. 


89 

Oenns  Amjdriis,  Cab« 

Gab.  Mus.  Hein.  p.  201. 

Rostrum  mediocre,  satis  robustum,  emarginatum,  rectiuscu- 
lum  vel  subarcuatum,  calmine  earinato,  arcuato,  naribus  apertis. 

Alae  breviusculae,  subrotundatae,  remigibus  3—4  subaequa- 
libus,  longioribus. 

Gau  da  subelongata,  subaequalis;  rectricibus  apicem  versus 
angustatis. 

Pedes  magni,  robusti;  tarsus  longiusculus;  unguibus  va- 
lidis,  magnis. 

Ptilosis  sericea,  nigra,  nitore  nonnullo  metallico;  remigi- 
bis  primariis  ex  parte  rufis. 

5  species. 

Africa  mer.  or.  et  occid.  Arabia»    Palaestina. 

1.   A,  morio,  (L,) 

Splendide  nigro-chalybeus;  alis  et  cauda  in  aeneum  vergen- 
tibus;  capite  et  collo  nitore  nonnullo  virescente;  subalaribus 
chalybeo-nigris ;  remigibus  primariis  intense  ferrugineo-rufis,  apice 
oblique  nigricantibus,  scapis  dilute  rufis ;  rictu  holosericeo-nigro ; 
rostro  et  pedibus  nigris.    Iris  fusca,  circulo  externo  coccineo. 

Foem.  Minor.  Gapite  et  collo  sordide  cinereis,  nigricante- 
striatis  vel  longitudinaliter  maculatis. 

Jun.  av.  Omnino  magis  aeneo-virescens;  subtus  fusca,  ni- 
tore nonnullo  aeneo;  nigredine  apicali  reraigum  prim.  magis 
extensa;  dorsi  plumis  colore  metallico-caerulescente  latius  mar- 
ginatis. 

Long.  tot.  circa  34  cent.  , 

Auf  der  ersten  Schwinge  ist  das  Schwarz  der  Spitze  über 
ein  Drittel  der  ganzen  Länge  ausgedehnt,  aber  blasser.  Auf  den 
folgenden  sind  die  schwarzen  Spitzenflecke  dunkler,  viel  kleiner 
und  circumscripter.  Ein  junges  Exemplar  in  der  Sammlung 
R.  B.  Sharpe's  ist  unten  ganz  braun  mit  sehr  wenig  Metallglanz 
und  oben  scheint  der  braune  Grund  überall  durch. 

tars. 
31m.  (w.  ad.  Mus.  Br.) 

29  m.  (/•.  ad.  Mus.  Br.) 

30  m.  (m.  ad.  Goll.  Sharpe) 
30  m.  (/•.  ad.  Goll.  Sharpe) 

Das  Vaterland  dieser  in  Sammlungen  sehr  gewöhnlichen  Art 
ist  Südafrika  vom  Gap  an  bis  über  die  Grenzen  der  Golonie 
hinaus.  Dieselbe  ist  wenigstens  8  Monate  im  Jahr  in  der  Um- 
gebung der  Gapstadt  ansässig  (J.  Verr.).  Die  Angabe  „Aquapim: 
Riis"  in  unserer  Monographie  dieser  Gattung  war  eine  irrthüm- 
liche  und  bezieht  sich  auf  Onychognathus  Hartlaubii. 

Die  Lebensweise  schildern  uns  neuerlich  Ayres  und  Layard. 
Der  Rooivlerk  spreo   der  Golonisten   lebt  gewöhnlich   schaaren- 


rostr.  a  fr. 

al. 

caud. 

26  m. 

15V2  c. 

16  c.  3  m. 

25  m. 

15  c. 

16  c. 

28  m. 

15  c. 

13  c. 

25  m. 

14  c. 

11  c.  5  m. 

90 

weise:  nur  in  der  Itrutzeit  i^ondcrn  sich  die  Paare.   Die  Nahrnng 
•bestecht  in  kleinen  Früchten  verschiedener  Art.  Besonders  lieben 
sie  Weintruuben  und  Maulbeeren.   Ayres  sah  sie  die  Jungen  wie 
Tauben    aus  ihrem  Kro]»fe  füttern.     Die  Stimme   ist  ein    lautes 
Pfeifen.      W.  liueincius  erwähnt  das   „dohlenähnliche*  Stimmen- 
getüniniel  eines  dahinziehenden  Schwarms.    Der  Vogel  erscheint 
an  gewissen  Orten  in  Menpe,  wenn  dort  gerade  irgend  eine  Lieb- 
lingsfrucht reif  und  in  Fülle  anzutrcflen  ist.   Dann  verschwinden 
sie  wieder  für  längere  Zeit.   Dies  wissen  die  Pächter  und  Wein- 
bauer nur  zu  gut  und  tragen  Sorge,  die  Feigen  und  Trauben 
vor  ilinen   zu  schützen.     Neben    der   Nachbarschaft   von    Gärten 
ist  es  dann   aber   auch   die  Meeresküste,   wo    man    diese  Vögel 
vorzugsweise  antrißt.     Man  sieht  sie  dort,  kleinen  Crustaceea 
oder  zerbrochenen  Muscheln  nachsuchend,  auf  den  Felsblöcken 
umhcrliiipfen,   unbekümmert  um  den  sie  nässenden  Wasserstaub 
der  Brandung.     Sie   nisten    in  Spalten   abschüssiger  Felswände 
und  legen  4-5  blaue,  spärlich  braungefleckte  Eier  (Layard).   Das 
Nest  ist  kunstlos  aus  kleinen  Zweigen   und  allerlei  vegetabili- 
schem Abfall  angefertigt  und  steht  immer  unmittelbar  auf  dem 
Boden.    Eier  grünlich  mit  bläulicher  Fleckung:  J.  Verreaux. 

Der  Schwede  Victorin  traf  A.  morio  im  März  sehr  häufig 
um  Knysna,  wo  dieser  Vogel  in  den  Gärten  viel  Schaden  anrichtete. 
Am  29.  April  schon  war  er  dort  gänzlich  verschwunden.  Am 
12.  Mai  belebten  grosse  Schaaren  die  nahe  dem  Meeresufer  ge- 
legenen Gebüsche  der  Plattenbergbay.  Vom  December  bis  Fe- 
bruar war  er  in  der  Karroo  sehr  gemein. 

Syn.  Turdus  morio,  L.  S.  N.  I.  297.  --  Lath.  J.  O.  I.  346. 
—  Id.  (ien.  Hist.  V.  52.  —  Merula  cap.  bon.  spec.  Briss.  Orn. 
IL  p.  200,  t.  23,  fig.  2.  —  Corvus  rufipennis,  Shaw.  —  Stumus 
morio,  Daud.  —  Le  Jaunoir  du  Cap  d.  b.  Esp.  Buff.  PI.  enl. 
199.  —  Le  Roupenne,  Levaill  Ois.  d'Afr.  pl.  83  (m.),  84  (f.).  — 
Encyclop.  663.  —  Lamprotornis  morio,  Licht.  Doubl.  Cat.  p.  18. 
-—  Amydrus  morio,  Gab.  Mus.  Hein.  201.  —  Spreo  morio,  Bp. 
Consp.  416.  —  Hartl.  Gab.  Journ.  1859,  p.  30.  —  Id.  Syst.  Ora. 
Westafr.  p.  115  (ex  parte).  —  L.  rufipennis,  Swains.  Menag.  p. 
298.  -  Astrapia  morio,  Blyth  Gat.  Galc.  Mus.  p.  112.  —  Juida 
morio,  Lay.  Birds  of  S.  Afr.  p.  193.  —  Gurney,  Ibis  1862,  p. 
28.  --  Grill,  Zool.  Anteckn.  Vict.  p.  37.  —  Thienem.  Eier, 
t  XXXVIIL  fig.  8.  —  Gueincius,  Gab.  Journ.  1873,  p.  442. 

2.    A,  Rüppelli,  Veri% 

Maximus ;  chalybeo-niger,  alis  et  cauda  nitore  nonnullo  aeneo- 
virescente;  remigibus  primariis  intense  ferrugineo-rufis ,  apice 
nigris;  rostro  et  pedibus  nigricantibus.    Iris  coccinea. 

Diifert  ab  A.  morione:  statura  majore,  cauda  longiore, 
rostro  robustiore,  culmine  magis  arcuato;  nitore  rectricum  me- 
dianarum  distinctius  aeneo,  notaeo  minus  violascente. 

Foem.  Gapite  et  collo  fumoso-cinereis,  dorsi  colore  striatis» 

Long,  circa  38  cent. 


91 

Die  Zügel  sind  tief  rauchschwarz;  Armschwingen  und  deren 
Deckfedern,  die  Deckfedern  der  Handschwingen  und  die  Schwanz- 
federn mit  schwarzgrünlichem  Schiller  auf  den  Aussenfahnen ;  die 
erste  rudimentäre  Schwinge  ganz  schwarz.  Das  metallisch  glän- 
zende Spitzenschwarz  der  Primärschwingen  erscheint  auf  der  2. 
und  3.  blässer,  verfliesst  allmälich  und  erstreckt  sich  beinahe 
über  das  Spitzendrittel.  Innere  Flügeldecken  tiefschwarz.  Die 
schwarzen  Schaftstriche  auf  Scheitel  und  Kopfseiten  sehr  schmal 
und  dadurch  undeutlicher. 

Der  junge  Vogel  ist  mehr  rauchschwarz  oder  tiefbräun- 
lich, mit  schwachem  mehr  oder  weniger  unregelmässig  entwickel- 
tem schwarzgrünen  Metallschimmer.  Nur  wenig  grünlicher  Glanz 
auf  den  Flügeln;  die  erste  rudimentäre  Schwinge  an  der  Basis- 
hälfte der  Innenfahne  zimmtroth,  ebenso  eine  Querbinde  auf  den 
Deckfedern  der  Primärschwingen;  das  dunkle  Ende  der  zweiten 
Schwungfeder  weiter  ausgedehnt  und  scharf  abgesetzt  von  dem 
Rostrothen. 

rostr.  a  fr.        al.  caud.  tars. 

28  m.        ITVa  c*  19  c.  33  m.  (Alt.  Brem.  Samml.) 

30  m.        16  c.  4  m.        18  c.  35  m.  (Coli.  Sharpe  m,  ad.) 

28  m.  16  c.  8  m.  16  c.  5  m.  33  m.  (Coli.  Sharpe  f.  ad.) 
24  m.  15  c.  3  m.  14  c.  5  m.  30  m.  (Coli.  Sharpe  jun.) 
Wir  konnten  sehr  zahlreiche  Exemplare  sämmtlich  abyssini- 
schen  Ursprungs  untersuchen.  Der  Hauptunterschied  dieser  Art 
von  A.  morio  besteht  in  der  constant  bedeutenderen  Länge  des 
Schwanzes  und  in  der  Form  des  Schnabels,  welcher  kräftiger 
und  längs  der  Firste  stärker  gekrümmt  erscheint.  (Höhe  des 
Schnabels  an  der  Basis  12V2in.,  bei  morio  10  m.)  Die  schwarze 
Endfleckung  der  Schwingen  variirt  bei  A.  morio  und  A.  Rüp- 
pelli  individuell  sehr  erheblich  und  verdient  keine  Geltung  als 
specieller  Unterschied. 

Das  Vaterland  dieser  Art  ist  Abyssinien  und  das  Somali- 
land, wahrscheinlich  auch  Schoa.  Heuglin  beobachtete  sie  ein- 
zelner im  südlichen  Kordofan  und  in  Fazogho,  und  zwar  nur 
während  und  gleich  nach  der  Regenzeit.  Paarweise  oder  in 
kleinen  Gesellschaften  traf  Heuglin  den  Vogel  in  felsigen  mit 
Hochbäumen  bestandenen  Thälern  oder  auf  Viehtriften.  Er  ist 
lebhaften  und  lärmenden  Betragens.  Zuweilen  sieht  man  ihn 
elsterartig  auf  dem  Boden  umherlaufen.  Blanford  traf  diesen 
Amydrus  sehr  zahlreich  um  Senafe  und  anderswo  in  Tigrö.  In 
der  Regel  bewohnten  sie  die  Hochgebiete  zwischen  7-  und  8000 
Fuss  über  d.  M.  Ein  Exemplar  wurde  aber  bei  Suru,  also  etwa 
2000  Fuss  hoch,  erlegt.  Eine  Hauptnahrung  scheinen  die  Früchte 
von  Ficus,  von  luniperus  procera  etc.  zu  sein.  Nachts  fallen 
grosse  Schaaren  zwischen  den  Felsen  ein.  Auch  Jesse  nennt 
diese  Art  höchst  gemein  auf  dem  Plateau  von  Senafe.  Antinori 
begegnete  einmal  in  der  Nähe  von  Bogos  einer  kleinen  Schaar 
dieser  Vögel.  In  einzelnen  Jahren  sollen  dort  von  September 
bis  November  grosse  Massen  erscheinen.  Auch  Heuglin  traf  sie 
im  August  und  September  im  Tieflande  des  Bogos,  im  Octoher 


92 

odor  \(»v(Mnber  in  IFanieilo.  Imnior  waren  es  kleine  dicht  zn- 
sanniicnlialtende  Flüge  in  abgelesenen  waldiRon  Schluchten  auf 
Iloi'libiiunien. 

Ver^'leichende  Messungen  hei  Finscli  &  Ilartl.  Vög.  Ostifr. 
1>.  i)^i)  und  bei  lilanfoul  1.  c. 

Heide  (leschlechter  alt  un<l  der  junj^e  Vogel  in  der  Bremer 
Sammlung. 

Syn.  Lamprotornis  niorio,  Rüin».  X.  Wirb.  p.  26  und  Syst 
Uebers.  ]>.  71.  --  Amydrus  Hüjjpelli,  Verr.  Conipt.  rend.  1851. 
—  Chen.  l)e>m.  Kncycl.  Ois.  V.  p.  ItJO.  —  Ilartl.  Gab.  Jouro. 
1S;7J,  p.  -n.  —  Ileu^^l.  Faun,  des  Roth  M.  p.  24.  —  Id.  Gab. 
Journ.  18():),  ]).  2:>:  \^()0,  p.  12.  --  Finseh  et.  Ilartl.  Vög.  Ostafr, 
p.  o82.  -  Ileugl.  Ornith.  N.  O.  Afr.  p.  524,  —  Pyrrhocheira 
Küppelli,  Ilorsf.  et  Moore,  Cat.  Mus.  E.  J.  Comp  II.  p.  546.  — 
Blanf.  Ge(d.  Zool.  Abyss.  p.  nW.  —  Finsch  et  Josse,  Transact 
Z.  Soc.  VII.  p.  259.  —  Antin.  et  Salvad.  Viagg.  Ucc.  p.  127. 

3.    A.  Blythii,  Ilartl 

Simillimus  A.  Rüppelli,  scd  diversus:  statura  minore; 
rostro  breviorc,  altiore,  culminc  magis  arcuato;  aus  et  cauda 
longioribus;  nigrcdine  apicali  rcmigum  ])rimariarum  multo  magis 
exteiijsa;  capite  et  coUo  in  focmina  pallide  et  pure  cinereis,  con- 
c  0 1 0  r  i  l)  u  s. 

Long.  tot.  circa  38  cent. 

Der  von  uns  zuerst  erkannte  Unterschied  dieser  Art  von 
A.  Rüppelli,  unter  welchem  Namen  Blyth  dieselbe  beschreibt, 
gilt  jetzt  als  feststehend.  Die  schwarzliche  Färbung  der  Hand- 
schwingeu  bedeckt  circa  472  cent.  und  ist  scharf  abgesetzt.  Beim 
Weibchen  sind  der  ganze  Kopf  und  Hals  einfarbig  und  sehr 
hell  grau;  beides  sind  constante  Differenzen. 

rostr.  a  fr.  al.  caud.  tars. 

26  m.  I7V2C.  20  c.  4  c.     (wi.) 

22  m.  17  c.  18  c.  30  m.   (f.) 

Die  Originalexemplare  dieses  Vogels  im  Museum  der  Asiat 
Soc.  of  Bengal  in  Calcutta  sammelte  Speke  im  Somalilande. 
Blanford  traf  ihn  zahlreich  um  Mayen  in  einer  Höhe  von  3—4000 
Fuss  in  dem  Passe  unter  Senafö  (unfern  der  Bai  von  Adulis). 
Im  Januar  und  Februar  sah  man  grössere  Flüge  die  Felsen  um- 
fliegen. Blauford  stiess  einmal  auf  einen  nächtlichen  Ruheplatz 
dieses  Vogels.  Es  war  in  einer  Schlucht,  wo  die  Gewalt  der 
Giessbäche  eine  Art  Höhlung  im  Gestein  ausgewaschen  hatte 
und  wo  auch  in  der  heissesten  Jahreszeit  noch  etwas  Wasser 
über  die  Felsen  hinrieselte.  Hier  versammelten  sich  gegen  Ein- 
tritt der  Nacht  Tausende  dieser  Amydrusart.  Ihr  Geschrei  war 
betäubend,  namentlich  wenn  ein  Schuss  abgefeuert  wurde.  Die 
Nahrung  besteht  nur  in  Früchten. 

In  dem  hügelichen  Theile  des  Somalilandes  folgen  diese 
Vögel,  nach  Speke,  dem  Rindvieh.  Man  sieht  in  der  Regel  Flüge 
von  G— 7  Individuen. 


93 

Heuglin  glaubt  A.  Blythi  am  Bio-Gore  bei  Berbera  beob^ 
achtet  zu  haben. 

Sym.  Amydrus  Röppelli,  Blyth  Journ.  As.  Soc.  of  Beng. 
1836,  p.  300.  —  A.  Blvthi,  Hartl.  Gab.  Journ.  f.  Orn.  1859,  p. 
32.  —  Heugl.  Gab.  Journ.  f.  Ornith.  1869,  p.  14.  —  Id.  Orn.  N. 
0.  Afr.  p.  525.  —  Sclat.  Rep.  Goll.  Som.  1860,  p.  11.  —  Id.  Ibis 
1860,  p.  245.  —  Heugl.  Gab.  Journ.  1863,  p.  23.  —  Finsch  et 
Hartl.  Vög.  Ostafr.  p.  867.  —  Blanf.  Observ.  Abyss.  p.  399.  — 
Finsch  et  Jesse,  Birds  of  N.  E.  Abyssin.  Transact.  Z.  S.  VII. 
p.  325. 

4.    A,  Tristramii,  Sclat 

Splendide  nigro-purpurascens,  abdomine  obscuriore;  reniigi- 
bus  cubitalibus,  tectricibus  alarum,  ala  spuria  et  rectricibus  ni- 
gris,  late  aeneo-viridi  marginatis;  remigibus  primariis  dilute 
ochracöo-fulvis,  nigricante-fusco  late  terminatis,  scapis  nigris, 
extima  eodem  colore  partim  limbata;  rostro  fuscescente;  pedibus 
nigris.    Iris  scarlatina. 

Foem.  Omnino  magis  fuscescens,  nitore  metallico  minus 
conspicuo;  capite  fumoso-cinerascente,  subunicolore,  nucha  et 
collo  dorsi  colore  striatis;  alis  et  cauda  ut  in  mare  pictis. 

Long,  circa  30  cent. 

Genau  verglichen  lässt  diese  Art  keine  Verwechselung  mit 
einer  anderen  zu.  Wir  konnten  eine  Anzahl  von  Exemplaren 
untersuchen,  die  kaum  merklich  von  einander  abwichen.  Das 
Schwarz  der  Gubitalschwingen  und  der  Flügeldeckfedern  erscheint 
fast  sammtartig.  Die  Verschmälerung  der  Aussenfahne  der  Pri- 
märschwingen,  die  erste  ausgenommen,  hört  mit  den  Halbröth- 
lichen  auf.  Diese  Farbe  ist  sehr  eigenthümlich.  „The  two  pat- 
ches  on  bis  wings  shining  like  gold  in  the  sunshine,  as  it  passed 
over  owr  heads".  Die  blauschwarze  Streifenzeichnung  auf  bräun- 
lichem Grunde,  die  beim  Weibchen  Nacken  und  Hals  einnimmt, 
verliert  sich  auf  der  Oberbrust, 
rostr.  a  fr.  al.  caud.  tars. 

26  m.  15  c.  12  c.  34  m.  {in,  ad.  Brem.  Samml.) 

26  m.  16  c.  12  c.  35  m.  (/".   ad.  Brem.  Samml.) 

Der  kräftige  Schnabel  nähert  diese  Art  A.  morio,  der  gerade 
Schwanz  ist  wie  bei  A.  caffer  geformt 

Bewohnt  einzelne  Gebiete  Palästina's,  namentlich  die  felsigen 
Schluchten  um  das  todte  Meer,  und  das  peträische  Arabien. 
Tristram  entdeckte  den  Vogel  bei  Mar-Saaba  in  den  Thalschluchl 
des  Kedron.  Heuglin  und  Brehm  beobachteten  eine  kleine  wohl 
auf  der  Wanderung  begriffene  Gesellschaft  desselben  auf  einer 
Tour  durch  das  Wadi-Firan.  Auch  auf  dem  Sinai.  Tristrara 
nennt  den  Stimmlaut  ein  sonores  und  melodiöses  Pfeifen ,  das 
prachtvoll  von  Klippe  zu  Klippe  erschalle.  Auch  Herr  C.  W. 
Wyatt  meint,  er  habe  niemals  einen  schöneren  Vogelgesang  ge- 
hört, als  den  von  A.  Tristramii  in  Wadi-Feiran  und  in  dem 
Geklüft  von  Petra.  Der  sehr  wilde  und  scheue  Vogel  fliegt  staaren- 


94 

artig  und  ffcwöhnlich  in  Schaaron  von  5 — 12  StQck.  Das  unzu- 
gänglichste (icklüft  ist  sein  oigentlicln^s  Wohngebiet.  Die  Nester 
stehen  meist  unerreichbar.  Tristram  entdeckte  ein  solches  mit 
Fragmenten  hellblauer  Kier.  Wyatt  beobachtete  ein  Pärchen 
auf  dem  Gipfel  einer  I^alme  in  Wady-Tlah  der  Sinai -Halbinsel. 
Innerhalb  der  Mauern  des  Klosters  von  Mar  Saba  lebt  der  Vogel 
in  einem  halbdomesticirten  Zustande. 

Die  einzige  nicht  afrikanische  Art  dieser  Gruppe  und  schon 
darum  von  ungewöhnlichem  lnN*resse. 

Syn.  Amydrus  Tristramii,  Sclat.  Ann.  Mag.  N.  II  Dec.  185K 
XXX.  —  Ilartl.  Cab.  Journ.  ISf)!),  p.  IVA.  —  (iould,  Birds  of  As. 
pt.  II,  t.  9  (fig.  opt.).  —  Tristr.  Trav.  ci  Palest,  p.  209.  —  Tristr. 
Ibis  1859,  p.  ;]2.  —  Id.  Ibis,  \m7,  i».  :)6().  —  C.  W.  Wyatt, 
Ibis  1870,  p.  4,  6  et  16.  -  W.  J.  Chambers,  Ibis  1863,  p.  476. 
—  Heugl.  Ürn.  N.  0.  Afr.  p.  525.  —  Lan)protornis  morio,  Heugl. 
Syst.  üebers.  No.  357  (ex  parte).  —  Amvdrus  nabourop,  Heugl. 
Cab.  Journ.  1863,  p.  23.  —  Id.  Fauna  des  Roth.  M.  No.  153.  — 
Id.  Cab.  Journ.  1869,  p.  13.  —  Tristr.  Proceed.  Z.  S.  1864, 
p.  345. 

Genus  Pilorhinns,  Cab« 

Caban.  Mus.  Hein.  I.  p.  201. 

Rostrum  breviusculum,  albidum,  subemarginatum,  minus 
compressum,  culmine  arcuato,  subrotundato ;  nares  plumulis  pi- 
losis,  rigidiusculis,  suberectis  obtectae. 

Alae  mediocres,  caudae  basin  superantes,  subrotundatae; 
remiges  3—5  caeteris  longiores,  subaequales;  secunda  vix  brevior. 

Cauda  longiuscula,  aequalis. 

Pedes  mediocres,  robusti,  unguibus  magnis.  Digitus  internus 
externo  brevior. 

1  spec. 

Africa  Orient. 

P.  albirostris,  (Rüpp.) 

Coracino-niger,  aus  et  cauda  nitore  nonnullo  aeneo  vire- 
scente;  remigibus  primariis  laete  et  dilute  rufis,  apice  latias 
nigricantibus ,  scapis  rufis;  subalaribus  coracino-nigricantibus; 
subcaudalibus  virescentibus;  rostro  albido;  pedibus  nigris.  Iris 
castanea. 

Foem.  Omnino  magis  virescens;  capite  et  collo  sordide 
cinereis,  vix  striatis  vel  maculatis. 

Long,  circa  30  cent. 

Beim  alten  Männchen  sind  die  Deckfedern  der  Hand- 
schwingen auf  der  Spitzenhälfte  hellrostfarben  mit  blauschwarzem 
Spitzenrand.  Beim  Weibchen  sind  diese  Theile  ganz  bläulich- 
schwarz (Heugl).    Blanford  nennt  die  Iris  tiefkupferroth. 

Jüngeres  Männchen:  Unreiner  gefärbt.  Kopf,  Hals  und 


95 

Brust  mit  grauzerschlitzten   schwach  in's  Grünliche  Schill erndei 
Federn;  Unterleib  in's  Bräunliche,  schwarzblau  variirt;   Schwin- 
gen zimmtroth  mit  schwärzlichen  Spitzen;  auf  der  ersten  reicht 
diese 'Färbung  noch  etwa  14  millim.  an  der  Aussenfahne  herab,    '; 
diese,   die  sehr  schmal,  ganz  einnehmend.     Die  Flügel  zeigen 
sehr  wenig  grünlichen  Glanz. 

First  2  Cent;  die  Länge  der  Flügel  variirt  von  16c.  bis 
16  c.  3  m.;  die  des  Schwanzes  von  11  bis  12  c.;  die  des  Tarsus 
von  3  c.  1  m.  bis  3  c.  3  m. 

Vaterland:  Abyssinien.  Es  bewohnt  diese  in  Sammlun- 
gen häufige  Art  „das  südliche  und  südöstliche  Tigrie  und  ganz 
Amhara,  südwärts  bis  in  die  Gallaländer".  Blanford  beobachtete 
dieselbe  zahlreich  in  der  Umgegend  von  Senafe.  Jesse's  einziges 
Exemplar  stammt  von  Bayrayguddy.  Brehm  will  den  Vogel  in 
Mensa  beobachtet  haben.  Antinori  traf  ihn  zwischen  Quedäref 
und  Qualabat.     Sein  Vorkommen  am  weissen  Nil  ist  zweifelhaft. 

Nach  Heu  gl  in  lebt  dieser  muntere  geschwätzige  Vogel 
dohlenartig  in  Felsen  und  Ruinen,  besucht  aber  auch  die  Hoch- 
bäume, namentlich  Cordien  und  Feigen.  Auch  sein  oft  im  Fluge 
lautwerdendes  Pfeifen  erinnert  an  C.  monedula.  Gewöhnlich  trifft 
man  kleine  oder  etwas  grössere  Gesellschaften,  Scheint  Stand- 
vogel zu  sein.  Der  verticale  Verbreitungsbezirk  dürfte  zwischen 
5500  und  10,000  Fuss  Meereshöhe  gelegen  zu  sein.  Die  Nahrung 
besteht  in  Früchten  und  Insecten.  Liebt  sehr  die  Frucht  von 
Cordia  abyssinica:  Rüpp.  Antinori  vergleicht  den  Stimralaut 
mit  dem  unserer  Staare.  Rüppell  nennt  die  Stimme  klagend  ein- 
tönig. Nach  Blanford  horstet  diese  Art  schaarenweise  in  Fel- 
sen. A.  Brehm's  „Felsenstaar"  konnte  leider  nicht  mit  Sicher- 
heit identificirt  werden,  ist  aber  wahrscheinlich  auf  A.  albi- 
rostris  zu  beziehen.  Der  in  seinem  Benehmen  zumeist  dohlen- 
artige Vogel  war  sehr  scheu,  kletterte  geschickt  an  den  Felsen, 
fliegt  leicht  und  zierlich  und  sein  wohlklingender  Lockton  er- 
innerte zumeist  an  den  Staarenpfiff. 

Syn.  Ptilonorhynchus  albirostris,  Rüpp.  Neue  Wirb.  Abyss. 
Vög.  p.  22.  t.  9,  fig.  1.  2.  —  Id.  Syst.  Uebers.  p.  75.  —  Juida 
albirostris,  G.  R.  Gray.  —  Pilorhinus  albirostris.  Gab.  Mus.  Hein. 
L  p.  201  —  Hartl.  Monogr.  Larapr.  Gab.  Journ.  1859,  p.  30. — 
Heugl.  Syst.  Uebers.  p.  36.  —  A.  Brehm,  Habesch,  p.  325.  (?)  — 
A.  Brehm,  Thierleb.  HL  p.  212.  '—  Heugl.  Orn.  N.  0.  Afr.  p. 
523.  —  Id.  Gab.  Journ.  1862,  p.  294;  4863,  p,  23;  1869,  p.  12. 
—  Lefeb.  Gis.  Abyss.  p.  105.  —  Jesse  et  Finsch,  Transact.  Z. 
Soc.  VII.  p.  260.  —  Amydrus  albirostris,  Blanf.  Zool.  Abyss.  p. 
401.  —  Antin.  Catal,  descritt.  p.  62. 

Genns  Pyrrhocheira,  Reichb. 

Reichb.  Natur.  Syst.  d.  Vög.  t.  53. 

Rostrum  subgracile,  subcompressum,  emarginatum,  naribus 
apertis. 

Alae  pro  mole  longiores  quam  in  Amydris. 


Cauda  hm^'iusnila,  aoqiialis. 

Pedes  inajusouli. 

sper.  1. 

Africa  mernl.  • 

\\  caffra,  (Lj 

Chalybeo-ni^ra,  nitorc  nonnullo  aenoo  in  alis  et  in  capitis 
latcribus;  ri*]i)i^Ml»us  (»riniariis  pu^rnnio  (\\t<Tno  ferrugineis,  apicem 
versus  latissinu;  fusru-olivasrcntihus,  iiit(>riiis  isahcllinis,  scapis 
(lilute  isabcllinis,  a])iL-eiii  versus  iii'rric.'intibus;  remi^^ibus  cubitalibus 
(lorso  concoloribus;  subalaribus  iii^^ris;  area  alae  interna  albido- 
isabellina;  cauda  nigra,  nitore  nonnullo  chalybeo  etacneo;  rostro 
et  pedibus  nigris.    Iris  nitide  flava,     (w/.  ad.) 

Av.  jun.  Obscure  fuscescens,  nigro-chalybco  hinc  inde  va- 
ria;  reniigibus  ut  in  adultis. 

Long,  circa  27  cent. 

Die  Bescbreibung  nach  cineni  schönen  alten  Männchen  in 
der  Sammlung  K.  B.  Shari)e\s.  Die  Färbung  des  Weibchens 
noch  unbekannt.  Die  sehr  schmale  Aussenfahne  der  1.  Schwung- 
feder an  der  Basalhälfte  clunkelrothbraun,  an  der  Spitzenhälfte 
braun.  Bei  den  übrigen  Schwingen  1.  Ordn.  ist  der  schmale 
Theil  der  Aussenfahne  braun,  der  breite  tiefrothbraun;  das 
Spitzendritttheil  aller  ist  hellschwärzlich. 

caud.  tars. 

10  c.  8  m.        27  m.  (Südafr.  Brem.  S.) 
10  c.  30  m.  (Damara :  Coli.  Sh.) 

10  c.  30  m.  (Damara:  Coli.  Sh.) 

9  c.  0  m.        2\)  m.  (.Hing.  Vog.  Damara) 

Das  Vaterland  beschränkt  sich  auf  einzelne  Distriete  Süd- 
und  Südwestafrika's.  In  (iross-  und  Kleinnamaqua  und  im  Da- 
maralande  nicht  selten.  Von  Monteiro  in  Benguela  gesammelt, 
von  Henderson  in  Angola. —  Colesberg  und  NePs  Poort:  Layard. 

Lebt  an  felsigen  Orten  in  kleineren  Schaaren  von  5  bis  20 
Stück.  Fliegt  oft  sehr  hoch  und  sucht  Morgens  und  Abends 
wasserreiche  Stellen  auf.  Die  Nahrung  besteht  in  Sämereien, 
Beeren,  Insecten  (Levaill.,  Andersson).  Levaillant  nennt  den 
Stimmlaut  anhaltend  und  sehr  angenehm.  „Das  Geschrei  klingt 
beim  Fliegen  des  Vogels  scharf,  aber  bei  Tagesanbruch,  ehe  die 
Schaar  sich  zerstreut,  oft  ganz  melodiös:  J.  Verr."  Layard  be- 
obachtete, dass  A.  fulvipennis  und  A.  morio  sich  in  ihren 
Flügen  scharf  von  einander  getrennt  halten.  Nistet  in  Fels- 
klüften. Das  ziemlich  grosse  Nest  steht  allemal  einige  Zoll  hoch 
über  dem  Boden,  Fünf  bis  sechs  Eier  hellolivengrünlich  mit 
röthlichen  Flecken.  Die  Zeit  der  Fortpflanzung  fällt  in  die  Monate 
Octolier,  November  und  December:  J.  Verreaux. 

Was  von  uns  im  Gab.  Journ.  1861,  p.  173  von  dem  Vorkom- 
men dieser  Art  in  Arabien  mitgetheilt  wurde,  beruht  auf  einer  irr- 
thümlichen  Verwechselung  mit  Amydrus  Tristramii.  Vergl. 
darüber  auch  Heugl.  Orn.  N.  0.  Afr.  p.  526  und  Hartl.  in  Cab. 
Journ.  1869,  p.  111. 


rostr.  a 

fr. 

al. 

25  m. 

14  c.  2  m. 

20  m. 

15  c. 

23  m. 

14  c.  1  m. 

19  m. 

13  c.  7  m. 

97 

Syn.  Coracias  caffra,  L.  S.  Nat.  ed.  X.  —  Le  Nabouroup, 
Levaill.  Ois.  d'Afn  pl.  91.  —  Id.  Edit.  oct.  IL  p.  274.  —  Stur- 
nus  nabourop,  Daud.  —  Sundev.  krit.  Framst.  Lev.  p.  34.  — 
Lamprotornis  fulvipennis.  Swains.  Anim.  Menag.  p.  298,  fig.  49: 
rostr.  —  Spreo  fulvipennis,  Bp.  Consp.  p.  416.  —  Nabouroupus 
fulvip.  Id.  Coli.  Del.  p.  8.  —  Amydrus  nabourop,  Gab.  Mus.  Hein, 
p.  201.  —  Hartl.  Orn.  Westafr.  p.  116.  —  Spreo  nabourop, 
Strickl.  in  Jard.  Contrib.  Orn.  1852,  p.  49.  —  Juida  caffra,  G. 
R.  Gray  Handl.  of  B.  IL  No.  6356.  p.  25.  —  Juida  fulvipennis, 
Lay.  B.  of  S.  Afr.  p.  173.  —  Monteiro,  Proceed.  Z.  S.  1865,  p. 
93.  —  Amydrus  caffer,  J.  H.  Gurney,  Anders.  Birds  of  Damara. 
p.  162.  —  Chapm.  Trav.  in  S.  Afr.  App.  p.  404. 

Genns  Oligomydrus,  Schiff, 

Hartl,  Gab.  Journ.  1859,  p.  34. 

Rostr  um  subelongatum,  gracillimum,  rectum,  emarginatum, 
basi  depressiusculum,  dertro  subdeflexo;  nares  apertae. 

Alae  mediocres,  caudae  medium  non  attingentes;  remige 
prima  spuria,  tertia  omnium  longissima,  secunda  parum  breviore. 

Cauda  elongata,  cuneata,  rectricibus  duabus  intermediis 
apicem  versus .  valde  angustatis. 

Pedes  röbusti,  longiusculi. 

Ptilosis  sericea.     Pilei  et  nuchae  plumae  apice  truncatae. 

spec.  1. 

Africa  Orient. 

0^  tennirostris,  (Rüpp.) 

Chalybeo-niger;  capite,  alis  et  cauda  nitore  nonnullo  aeneo; 
interscapulio,  tectricibus  majoribus,  abdomine  imo  et  tibiis  per- 
nigris;  rostro  nigro;  pedibus  nigris.    Iris  fusco-rubro. 

Foem.  Capitis,  nuchae  et  pectoris  plumis  chalybeo-nigris, 
apice  dilute  cinerascentibus ;  abdominis  plumis  obscure  nigrican- 
tibus,  cinerascente-marginatis. 

Long,  circa  34  cent. 

Beim  jüngeren  Vogel  sind  Zügel,  Kinn  und  obere  Kehle 
grau;  Kopf-  und  Halsfedern  mit  feinen  grauen  Spitzen;  die  Fe- 
dern des  Rückens  graulich  —  die  des  Unterleibs  graubräunlich 
gesäumt;  untere  Schwanzdecken  stahlbläulichschwarz ;  Schnabel 
gedrungener,  kürzer,  an  der  Spitze  fast  weiss;  Iris  umberbraun. 
rostr.  a  fr.         al.  caud.  tars. 

22  m.  17  c.  20  c.  33  m.  (m.  ad.  Brem.  S.) 

23  m.  15  c.  16  c.  32  m.  (Jung.  Vog.) 
Die  Schnabelbreite  an  der  Basis  beträgt  12  mill. 

Das  Vaterland  der  einzigen  Art  ist  Abyssinien  oder  viel- 
mehr sind  es  dessen  centrale  und  südliche  Provinzen.  Heuglin 
traf  dieselbe  im  Winter  in  kleinen  Gesellschaften  auf  den  Fel- 
sen und  Hochplateau's  von  Wogara,  Sankaber  und  Semi^n;  dann 

IV.    Mai  1874.  7 


Oft 

wieder  in  Begcmedcr  und  im  Lande  der  Dschama-gala.    Jesse 

erlanfljte  ein  Exemplar  in  Addigorat. 

Die  Lebensweise  schildert  Ileiiglin:  „Pfeifend  und  rasches 
P1ugs  eilen  diese  Vögel  namentlirii  an  Abgründen  hin  von  Baum 
zu  Baum,  von  Busch  zu  Busch.  Oft  sah  ich  sie  an  den  hohen 
Blüthenschossen  der  Djihara  (Uhynchopetalum  montanuni)  ge- 
schickt auf  und  ab  klettern,  wohl  nur,  um  deren  mohnsaameo- 
grosse  Körner  aus  den  sie  einschliessenden  Kapseln  heraoszn- 
picken."  Die  vertikale  Verbreitung  liegt  hauptsächlich  zwischeD 
10-  und  14,000  Fuss.  Ileuglin  stiess  einmal  auf  eine  Colonie  in 
Belegazthal,  GCKX)  Fuss  hoch,  gerade  da,  wo  sich  der  Wildbach 
von  Woina  durch  eine  tiefe,  dunkle,  enge  Schlucht  in  den  Be- 
laganz  hinabstürzt.  Dieses  Felsportal  wimmelte  von  diesen  Glanz- 
staaren, die  unter  pfeifendem  etwas  dohlenartigem  Ruf  beständig 
aus-  und  einflogen.  Möglich  dass  sie  hier  brüteten.  Vermuth- 
lich  Standvogel.  —  Nach  Rüppell  besteht  die  Nahrung  in  In- 
secten. 

Syn.  Lamprotornis  tenuirostris,  Rüppell  N.  W.  Abyss.  Vög. 
p.  26,  t.  10,  fig.  1.  —  Oligomydrus  tenuirostris,  Schiff,  Mus. 
Frankof.  —  Cinnamopterus  tenuirostris,  Bp.  Collect.  DeL  p.  8. 

—  Oligom.  sturninus,  Heugl.  Gab,  Journ.  1803,  p,  15.  (av.  homot) 

—  Heugl.  Syst.  Uebers.  No.  253.  —  Heugl.  Orn.  N.  0.  Air.  p. 
527.  —  Hartl.  Monogr.  Gab.  Journ.  1H59,  p.  34.  —  Heugl.  Cab. 
Journ.  1862,  p.  92;  1863,  p.  23  und  1869,  p.  15.  —  Jesse  et 
Finsch,  Transact.  Z.  Soc.  VH.  p.  260. 


<1si/^^<^') 


Ueber  eine  Vögelsammlung  aus  Südwest- 
Grönland. 

Von 

D  n    0.   F  i  n  s  c  h  , 

Conservator  der  naturgesch.  Sammlnngen  der  Gcsellsch,  Museum. 

Der  Güte  meines  geschätzten  Freundes,  des  Herrn  Missionar 
M.  Starick  zu  Lichtenfels,  verdanke  ich  eine  Sammlung  von  Vogel- 
bälgen ,  die  mit  wenigen  Ausnahmen  aus  der  Umgegend  dieser 
Station  herstammen.  Obschon  Südwestgrönland  mit  zu  den  am 
besten  durchforschten  Gebieten  zählt,  hielt  ich  es  nicht  für  un- 
wichtig über  diese  Sendung  einen  Bericht  zu  geben,  weil  sie  von 
manchen  Arten  ein  reiches  und  mit  Verständniss  gesammeltes 
Material  enthält,  dessen  Untersuchung  einen  weiteren  Beitrag 
zur  besseren  Kenntniss  der  Vögel  dieses  Gebiets  liefert.  Nament- 
lich werden  manche  in  Bezug  auf  Farben-  und  Federwechsel  ge- 
wonnene Resultate  von  Interesse  sein,  ebenso  genaue  Vergleichun- 
gen  mit  Exemplaren  aus  anderen  arctischen  Gebieten,  ganz  be- 
sonders mit  den  durch  die  zweite  deutsche  Nordpolar- Expedition  aus 
Ostgrönland  heimgebrachten  Sammlungen.  Ueber  einige  während 
meiner  nordischen  Reise  in  Ost-  und  West-Finmarken  im  Juni 
und  Juli  V.  J.  beobachtete  Vögelarten  füge  ich  kurze  Bemerkun- 
gen ein. 

h  Falco  candicans,  GmL 

F.  arcticus,  Finsch,  2.  deutsche  Nordpolarfahrt,  vol.  IL  1874.  p.  181. 

Reinh.  Ibis  1861.  p.  4.  *) 

Es  liegt  eine  schöne  Reihe  von  6  Exemplaren  vor,  sämmt- 
lich  alte  Vögel  und  im  District  Fiskenaesset  eingesammelt.  Da 
das  Geschlecht  derselben  beim  präpariren  genau  constatirt  wurde; 
so  mögen  mir  einige  Bemerkungen  gestattet  sein. 

No.  1.  Weibchen,  am  21.  December  1872  erlegt,  ähnelt  ganz 
der  Abbildung  bei  Naumann  Taf.  390.  fig.  1.:  Bürzel   und  obere 


*)  Reinhardt:    List  of  the  Birds   hitberto  observed    in  Greenland.    Ibis  I8jil 

p.  1-19.  : 


100 

Schwanzdecken  besitzen  srhinale  hraunc  Schaftstriche,  der  ganze 
Ober-  und  Hinterkopf  sind  bis  auf  die  sehr  schmalen  schwarzes 
linealen  Schäfte  weiss,  wie  »lie  Hosen,  welche  nur  einige  spär- 
liche dunkle  Schaftlinien  zei^'en:  der  Schwanz  ist,  bis  auf  einige 
verwaschene  Kandtleeke  an  der  Aussi-nfahne  der  mittelsten  Feder, 
die  indess  kaum  bemerkbar  sind,  rein  und  ungetrübt  weiss  (ganz 
ähnlich  wie  die  I'roc.  1><7:J.  t.  :)'.»  f.  s  dargestellte),  dagegen 
zeigt  die  Aussenfahne  d(>r  Ilandxhwin^'en  undeutliche  dankel* 
gesprenkelte  Querbinden.  Fussfärbung  bleibläulicli,  hie  und  da 
ins  Gelbe. 

No.  2.  Altes  Weibchen,  am  25.  November  1872  erlegt:  Kopf, 
Hals  und  die  Unterseite,  nebst  unteren  Flügel-  und  Achseldecken 
weiss,  nur  der  Oberkopf  mit  iiussiTSt  schmalen  schwarzen  Schäf- 
ten, auf  dem  Hinterhalsc  schmale  pfeilförmige  Schaftspitzenflecke, 
ebensolche,  aber  in  sehr  geringer  Anzahl,  auf  den  Bauch-  and 
Schenkelseiten ,  die  Hosen  mit  etwas  grösseren  pickcnförmigen 
SchaftHecken  spärlich  besetzt;  Iiürz(d  und  obere  Schwanzdecken 
mit  halbmondförmigen,  dunklen  <,)uertiecken;  die  mittelsten  zwei 
Schwanzfedern  mit  undeutlichen  dunklen  Querbiuden,  die  übrigen 
weiss  mit  dunkel  gewässerten  Randflecken  an  der  Aussenfahne. 
Lauf  und  Zehen  gelb. 

No.  3.  Altes  Weibchen,  am  10.  Februar  \^7S  erlegt,  sehr 
ähnlich  dem  vorhergehenden,  aber  der  Oberkopf  mit  breiteren 
schwarzen  Schaftstrichen,  die  Bauch-  und  Schenkelseiten,  nebst 
Hosen  mit  einzelnen  pickcnförmigen  dunklen  Schaftflecken,  die 
sich  auf  den  Schenkelseiten  fast  (luerbindenartig  gestalten;  Bür- 
zel und  obere  Schwanzdecken  wie  die  übrige  Oberseite  mit  regel- 
mäsigen  dunklen  Querbinden;  Schwanz  mit  12  dunklen  Qaer- 
binden;  Beine  ins  Blaue.  Beachtenswerth  ist  die  auffallend  lange 
Flügelspitze  dieses  Exemplars. 

No.  4.  Altes  Wcii)chen,  am  ;K).  December  1872  geschossen: 
die  Unterseite,  mit  Ausnahme  von  Kinn,  After  und  unteren  Schwanz- 
decken, mit  zahlreichen  dunklen  tropfenförmigen  Schaftflecken 
besetzt,  diese  grösser  und  rundlicher  an  den  Seiten,  kleiner  und 
in  längliche  Schaftstriche  übergehend  längs  der  Mitte  der  Unter- 
seite; auf  den  Hosen  einzelne  verwaschene  äusserst  schmale 
Schaftstriche;  Bürzel  und  obere  Schwanzdecken  mit  breiten  brau- 
nen Schaftflecken,  die  längsten  oberen  Schwanzdecke  quergebän- 
dert;  die  2  mittelsten  Schwanzfedern  und  die  Aussenfahne  der 
äussersten  mit  9  dunklen  Querbinden,  die  übrigen  Schwanzfedern 
weiss.    Beine  bleiblau. 

No.  5.  Altes  Männchen,  am  29.  October  1872  erlegt,  stimmt 
fast  ganz  mit  dem  vorhergehenden  Weibchen  überein,  aber  die 
Unterseite  mit  weit  minder  zahlreichen  und  kleineren  dunklen 
Tropfenflecken;  Bürzelfedern  mit  dunklen  Schaftflecken,  die  sich 
auf  den  längsten  oberen  Schwanzdecken  verschmälern  und  an  der 
Innenfahne  theilweis  zu  schiefen  Querbinden  gestalten;  einzelne 
der  oberen  Schwanzdecken  weiss,  mit  schmalen  dunklen  Schaft- 
gtyich;  mittlere  Schwanzfedern  mit  undeutlichen  Querbinden  (ähn- 
|i(äi  wie  Proc.  1873.  Taf.  39.  f.  3). 


*  * 


101 

No.  6.  Als  Männschen,  am  16,  Februar  1873  erlegt,  mit 
stärker  gefleckter  Unterseite  als  in  No.  4,  die  dunklen  Längs- 
flecke  der  Oberseite  gehen  auf  den  Schultern  in  Querbinden  über 
(ganz  ähnlich  wie  Proc.  1873.  t.  39.  f.  5  u.  6);  Bürzel  mit  dunk- 
len Längsflecken,  die  sich  (vergl.  die  vorher  citirten  Figuren)  ge- 
gen die  Basis  in  Querbinden  umändern,  was  sich  noch  deutlicher 
auf  den  Schwanzdecken  zeigt,  einzelne  derselben  bereits  mit  so 
deutlichen  Querbinden  als  in  No.  3;  2  mittelste  mit  10  deut- 
lichen Querbinden  (ganz  wie  Proc.  1873,  t.  39.  f.  2.). 

Erwähnt  sei  noch,  dass  ein  Männchen  der  Bremer  Samm- 
lung von  Island  (Grösse  wie  die  von  No.  5)  in  der  Färbung  ganz 
mit  dem  grönländischen  Weibchen  No.  4  übereinstimmt. 

No.         Fl.       Flügelsp.    Schw.  F.        Mund-       L.      Lauf    M.Z.       Nag. 


spl. 

vorn 

dars.  *) 

1. 

15"  6'" 

4"  5'" 

8"  10'" 

11%'" 

18'" 

'  31'" 

12'" 

24'" 

9V2'"  /•• 

2. 

15   9 

4   9 

8     5 

11 

18 

30 

11 

25 

10V2    f- 

3. 

15   6 

7   9 

8     4 

12 

17V2 

27 

10 

24 

11      /•. 

4. 

15 

4   6 

8     8 

12    , 

17 

32 

11 

26 

9V2     /•• 

5. 

14   3 

4   6 

8    - 

10 

15 

26 

10 

24 

9V2    m- 

6. 

14   3 

6   3 

7    10 

10 

14 

27 

13 

24 

9        m- 

Im  Anschluss  an  die  trefflichen  und  gründlichen  Unter- 
suchungen „über  die  nordischen  Jagdfalken",  welche  Blasius 
(Journ.  f.  Orn.  1862,  p.  43-59)  veröffentlichte,  dem  über  die- 
selben wohl  das  reichste  Material  zu  Gebote  stand,  dürften  die 
vorstehenden  Bemerkungen  aufs  Neue  Belege  für  die  Ansichten 
dieses  eminenten  Forschers  liefern  und  die  Thatsache  erhärten, 
dass  das  längsgefleckte  Gefieder  (durch  Mauser  und  Verfärben) 
in  ein  quergebändertes  übergeht,  wie  dies  A.  Newton  zuerst  an 
lebenden  Exemplaren  n^ichwies.  Dass  beide  Formen  somit  als 
artengleich  zu  betrachten  sind,  kann  wohl  kaum  mehr  einem 
Zweifel  unterliegen,  obschon  die  Meinungen  der  Ornithologen 
darüber  immer  noch  getheilt  bleiben  werden.  So  hat  Sharpe 
neuerdings  den  F.  arcticus,  Holb.  (s.  n.  F.  Holbölli,  Sharpe,  Proc, 
1873,  p.  415)  als  gute  Art  zu  restituiren  versucht,  wie  es  scheint 
dabei  aber  die  werthvoUen  Untersuchungen  von  Blasius  (1.  c.) 
und  von  HolböU  (Ornith.  Beitr.  zur  Fauna  Grönl.  p.  18)  nicht 
gehörig  beachtet.  Nach  seiner  Darstellung  würde  sich  F.  Hol- 
bölli hauptsächlich  durch  die  einfarbig  weisse  Kehl-,  Kropf-  und 
Brustpartie  unterscheiden,  in  dieser  Eigenthümlichkeit  also  mit 
den  oben  beschriebenen  Exemplaren  No.  2  und  3  übereinstimmen, 
die  indess  keine  Spur  von  Querbinden  auf  den  unteren  Schwanz- 
decken wie  F.  Holbölli  besitzen.  Wenn  nun  auch  als  feststehend 
angenommen  werden  darf,  dass  die  erwähnten  Exemplare  No.  2 
und  3  mit  weisser  Brust  völlig  alte  Vögel  sind,  so  lässt  sich  von 
No.  1  mit  gefleckter  Brust  (und  einfarbig  weissen  Schwanz)  jeden- 
falls dasselbe  behaupten  und  wir  werden  für  die  Verschieden- 
heiten ,   so  sehr  sie  auch  anscheinend  auf  specifische  hindeuten, 


*)  Bezüglich   der  Maassangaben  vergleiche    diese   Abhandl.   Jahrgang   ISfOj  .. 
p.  325  Notel 


a       •  -' 


102 

nur  in  dem  von  Sharpr  (I.  <*.  p.  -liro  uufgcstelltcm  Gesetz:  „dass 
nicht  2  Indiviflucn  gleicher  Art  ^'onaii  (ItM'selben  Kegel  in  der 
Kntwickelun^  /um  alten  Kloide  fol^^en/*  i*ini*  Krkh'irung  zu  findei 
vermögen.  Mit  der  Annalinu*  dieses  (ieset/es  werden  wir  aber 
auch  zugleich  für  so  j^eringe  Ahweichnngen,  wie  sie  F.  Holbölli 
besitzen  soll,  kaum  eine  spccitisrhe  Sondernng  aufrecht  erbaltea 
können,  und  die  auch  von  mir  schon  früher  (L  c.)  ausgesprochene 
Ansicht  von  der  artliclien  Zusammengehörigkeit  aller  arctiscben 
weissen  Jagdfalken,  dürfte  sich  mehr  und  mehr  als  die  richtige 
erweisen. 

2.  Faleo  Ävrfalco,  L. 

Ein  junges  Männcheji  von  Kiskenaesset,  am  24.  Säeptembcr 
1S72  erlegt.  Wegen  Mangel  von  Vergleichungsmatcrial  beschränke 
ich  mich  auf  die  Bemerkung,  dass  dasselbe  vortrefflich  mit  der 
Beschreibung  bei  Blasius  (Nachtr.  zu  Naumann  vol.  13.  p.  23) 
und  der  dazu  gehörigen  Abbildung  (Taf.  ;W1.  f.  2)  übereinstimmt 
Wachshaut  und  Fussfärbung  sind  indess  nicht  gelb,  sondeni 
bleiblau. 

Fl.       Flögelsp.  Schw.     F.      Mundspl.    L.  M*Z.     Nag.  dan. 

W    4//  6'//    y//    10'"     17'"    27'"      22"'        9"'  m.  Gronl. 
Diese  Art  fehlt  in  der  von    Dr.  Reinhardt  veröffentlichten 
Liste  der  Vögel  (Grönlands. 

3.  Falco  peregrynns,  L. 

Reinlu  Ibis  1861.  p.  5. 
F.  Brookei,  Sharpe,  Ann.  u.  Mag.  Nat.  Hist.  1873  (January). 

Zwei  Exemplare  aus  dem  District  Fiskenaesset,  deren  Ver- 
gleichung  folgende  nicht  uninteressante  Resultate  ergiebt.  Ein 
altes  Weibchen  (12.  Juli  bei  Gelegenheit  einer  Rennthierjagd  er- 
legt), theilweis  in  der  Mauser  begriffen,  ist  bedeutend  lebhafter 
und  dunkler  gefärbt  als  alte  Vögel  aus  Deutschland.  Kehle, 
Kropf  und  Brust  haben  einen  lebhaft  rostweinfarbenen  Anflug; 
auf  den  ersteren  beiden  Theilen  zeigen  sich  schmälere  Längs- 
und breitere  dunkle  Tropfenflecke,  die  übrige  Unterseite,  inclusive 
der  zart  grau  verwaschenen  Hosen,  trägt  eine  dichtstehende, 
breite,  schwarze  Querbänderung,  der  Kopf  ist  dunkler  schwarz 
und  das  Schwarz  der  Ohrgegend  vereinigt  sich  mit  dem  des 
Bartstreifes,  so  dass  die  ganzen  Kopfseiten  fast  ganz  schwarz 
erscheinen. 

Dieses  Exemplar  stimmt  daher  ganz  mit  der  Abbildung  überein, 
welche  Schlegel  (V^ogels  van  Neederlandsch  Indie  t.  1.  f.  2)  nach 
einem  Weibchen  von  Java  giebt  und  welches,  des  schwarzen 
Kopfes  halber  zur  Subspecies  F.  melanogenys,  Gould,  gehören 
würde.  Schlegel  hat  schon  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  dass 
,  ^ dieser  Färbungsstufe  kein  Artrecht  gebührt  und  dass  sämmtliche 
V Wanderfalken,   auch   der  amerikanische   (F.  anatum,  Bp.),   nur 


103 

Eine  Art  ausmachen.  Der  Nachweis  von  schwarzköpfigen  Exem- 
plaren aus  dem  hohen  Norden  wird  am  besten  für  die  Schlegel'sche 
Ansicht  sprechen,  und  macht  die  Annahme,  diese  Varietät  finde 
sich  nur  in  Australien  unhaltbar.  Der  neuerdings  von  Sharpe 
nach  2  sardinischen  Exemplaren  aufgestellte  F.  Brookei  stimmt 
ganz  mit  diesem  grönländischen  Exemplare  überein,  wodurch  wohl 
hinlänglich  der  Beweis  beigebracht  sein  dürfte,  dass  die  schwarz- 
köpfige  Form  Sardiniens  keine  dieser  Insel  eigenthümliche  Art 
bildet. 

Das  zweite  aus  Grönland  eingesandte  Exemplar  ist  ein  jun- 
ger Vogel  (7.  October  1872  erlegt)  ganz  in  der  typischen  Fär- 
bung, wie  sie  Naumann  auf  Taf.  24  f.  2  darstellt.   » 

In  der  folgenden  Maasstabelle  füge  ich  zur  Vergleichung  die 
Maasse  eines  sehr  grossen  Weibchens  aus  Deutschland  und  die 
von  F.  Brookei,  Sharpe  (aus  dem  Englischen  übertragen)  an. 


Fl.      Flügonp.  Schw. 

F. 

Mond      L. 
spl. 

M.Z. 

N.g. 
dars. 

13"  2'"  4"  8'"  6"  9'" 

10"' 

13'"  28'" 

24'" 

9'^'  /•.  ad.  Grönland. 

13   6     4   4     6   6 

9V2 

14     24 

25 

9     /".  jun.      „ 

14          411      7   5 

11 

15     23 

25 

9     /■.  ad.  DeutschL 

12   9       —       6   6 

16     24 

— -     Brookei  (Nach 

Sharpe.) 

4^    Nyctea  niyea,  (Dand.) 

Finsch,  L  c.  p.  182. 
Reinh.,  Ibis  1861,  p.  5. 

Ein  fast  weisses  Männchen  aus  der  Umgegend  von  Lich- 
tenfels. 

5.    Saxicola  oenanthe,  L 

Reinh.,  Ibis  1861,  p.  5. 
Finsch,  1.  c.  p.  183. 

Drei  Exemplare  aus  der  Umgebung  von  Lichtenfels. 

Ein  junges  Männchen  (28.  August)  stimmt  last  ganz  mit  der 
Abbildung  bei  Naumann  (Taf.  89.  f.  2)  überein,  ist  aber  noch 
etwas  lebhafter  gefärbt,  namentlich  zieht  die  Unterseite  stärker 
in's  Rostweinröthliche ,  auch  die  unteren  Schwanzdecken  sind  in 
diesem  Tone  angeflogen;  Schwingen  und  Schwanzfedern  tragen 
rostweissliche  Spitzenkanten  und  die  Armschwingen  und  Flügel- 
decken breite  rostbraune  Ausseusäume.  Dieses  Exemplar  ist  im 
vollen  Wechsel  des  Kleingefieders  begriffen. 

Zwei  junge  Vögel  (am  11.  und  12.  Juli  erlegt)  tragen  das 
erste  Jugendkleid,  ganz  wie  es  Naumann  (vol.  3.  p.  868)  be- 
sehreibt; bei  dem  einen,  mit  bereits  völlig  ausgebildeten  Schwin- 
gen, erscheinen  auf  dem  Rücken  einzelne  braune  Federn ,  von 
der  Rückenfärbung   des  vorhergehend  erwähnten  Exemplars  und 


104 

die   rostbraunen   Aussrnrändor  <Icr  ScIiwingeD    und   Deckfedem 

sind  lireiter  und  dunkler. 

Zu  den  bereit^  von  mit  (I.  r.)  mit^'ethriltcn  Maassen  osi- 
grönländisclier  Kxeniidare  fü^'c  ich  zur  Vorgleichang  die  zweier 
aus  West^Tünland  an. 

Fl.  AcutiS.  Schw.       F.  MiinilHjil.         L.  M.  Z. 

3'MO'"      2"1'"      o»/*'"      TV/"       1:.""      6Va'" /:  2S.  Aug. 
3     0         2  —        r>  8V,         rj*/.j     ()         jun.  12.Ju1l 

a.    Corviis  corax,  L. 

Keinh.,  Ibis  18«)  1,  p.  7. 
Finsch,  1.  c.  p.  IXiK 

Vau  Männchen  (15.  Februar)  und  ein  Weibchen  (9.  Decem- 
ber),   deren  Maasse  ich   zur  VervoUsländigung  zu   den   von  mir 

bereits  gegebenen  (1.  c.)  hier  folgen  lasse. 

Fl.  Schw.        F.      Mun(lM|>l.    IlOhc.         L.  M.Z. 

IG  10        \)        32        3<)        13        32        21     m. 
16    3        9        :50        3<;         13        31        20    /". 

7.    Aegiothiis  linarius,  L« 

Naumann,  Vög.  Deutschl.  V.  p.  173.  t.  126. 

Zahlreiche  Exemplare  in  den  erheblich  verschiedenen  Klei- 
dern des  Frühjahrs  u.  Hei'bstes. 

Im  Mai  (D.  und  10)  erlegte  Exemjdare  stimmen  mit  dem  bei 
Naumann  fig.  2.  u.  3  (Taf.  126)  abgebildeten  überein;  sie  zeigen 
sämmtlich  stark  abgeriebene  Schwingen  und  Schwanzfedern,  da- 
her nur  2  schmälere  weisse  Flügelquerbinden;  die  Oberseite  ist 
dunkelbraun  mit  schmalen  graubraunen  Federsäumen,  die  Unter- 
seite schmutzigweiss  mit  l)reiten  dunklen  Schaftstrichen  an  den 
Seiten.  Von  2  Männchen  zeigt  nur  das  eine  Kopf  und  Brust 
blasscarminroth,  und  auf  der  Bürzelmitte  blasscarminrothe  Säame, 
beim  anderen  ist  diese  Färbung  nur  äusserst  schwach  angedeutet, 
und  bei  3  Weibchen  fehlt  sie  ganz;  das  Roth  des  Vorderkopfes 
und  Scheitels  ist  bei  den  Männchen  etwas  weiter  ausgedehnt  und 
lebhafter.  Die  Schnäbel  sind  hornschwärzlich  mit  gelbscheinenden 
Schneidenrändern,  deutlicher  gelb  am  Mundwinkel. 

Ganz  übereinstimmend  gefärbte  Fxemplare  liegen  mir  aus 
Deutschland,  Ostasien  und  Nordamerika  vor. 

Im  September  (15.  bis  28.)  erlegte,  frisch  vermauserte  oder 
theilweis  noch  in  der  Mauser  befindliche  Exemplare  stimmen 
mit  fig.  3  (Junges  Weibchen  var.")  bei  Naumann  überein.  Die 
Federn  der  Oberseite,  den  Bürzel  einbegriffen,  haben  breite  rost- 
braune Seitensäume,  so  dass  die  Gesammtfärbung  der  Oberseite 
dadurch  bedingt  wird;  die  Endsäume  der  Armdecken  und  gröss- 
ten  oberen  Flügeldecken  sind  ebenfalls  rostbraun  oder  rostbräun- 
lich, wie  Kopf-  und  Halsseiten  und  die  Unterseite,  Bauchmitte 


105 

und  After  weisslich;  die  Seiten  mit  breiten,  Kropf-  und  Brust- 
mitte  mit  schmäleren  dunklen  Schaftstrichen;  Vorderkopf  dunkel 
und  düster  blutroth  in  beiden  Geschlechtern;  bei  einem  Weib- 
chen viel  heller  und  mehr  feurig  roth;  der  schwarze  Kinnfleck 
bei  den  Weibchen  sehr  beschränkt,  bei  den  Männchen  ausgedehnt; 
keine  Andeutung  von  Koth  auf  Brust  und  Bürzel.  Schnabel 
dunkelorange  mit  dunkler  Spitze. 

Ein  junger,  am  14.  September  erlegter  Vogel  ist  noch  in 
voller  Mauser:  in  der  Färbung  stimmt  er  ganz  mit  dem  Herbst- 
kleide überein,  aber  das  Rostbraun  der  Oberseite  ist  düsterer; 
die  rothen  Federn  des  Vorderkopfes  spriessen  aus  den  Kielen 
hervor  und  sind  sehr  dunkel  schwärzlichroth ;  Schnabel  dunkel 
bleischwärzlich  mit  orange  scheinenden  Schneidenrändern. 

Ein  solches  rostbraunes  Herbstkleid  bilden  Bonaparte  und 
Schlegel  (Mon.  Lox.  t.  54,  untere  Figur)  sehr  schön  ab. 

Mitten  im  Winter  (Januar  und  Februar)  erlegte  Exemplare, 
aus  der  Umgegend  von  Stockholm,  stimmen  in  der  rostbraunen 
Oberseite  ganz  mit  den  grönländischen  Herbstvögeln  überein,  aber 
das  Roth  auf  dem  Kopfe,  Kehle,  Kropf,  Brust  und  Bürzel  ist 
schön  entwickelt,  wie  auf  fig.  1  bei  Naumann  (Taf.  126)  oder  bei 
Bonaparte  und  Schlegel  (linaria  t.  52,  obere  Figur). 

Bekanntlich  entsteht  das  Roth  der  Vorderseite  nicht  durch 
Mauser  sondern  durch  Verfärbung. 

Isabell- Varietät.  (Männchen,  am  30.  October  bei  Lich- 
tenfels  erlegt.)  Zart  rostisabellbräunlich,  mit  verwaschen  dunklen 
Schaftstrichen  auf  Hinterkopf,  Hinterhals,  Mantel  und  Schultern, 
deutlicher  und  dunkler  an  Kropf  und  Brustseiten,  Mitte  der  Unter- 
seite von  Brust  an  weiss,  untere  Schwanzdecken  mit  dunklen 
Schaftstrichen;  Scheitelmitte  schön  scharlachroth;  Kinnfleck  rauch- 
schwärzlich; Schwingen  bräunlich,  innen  fast  weiss,  mit  fahl- 
weissen  Aussensäumen,  diese  breiter  an  den  hinteren  Armschwin- 
gen; Deckfedern  graubraun,  die  Armdecken  breit  fahlweiss,  die 
grössten  oberen  Deckfedern  schmal  rostisabell  am  Ende  gerandet; 
Schwanz  bräunlichweiss,  mit  weisslichen  Schäften  wie  die  Schwin- 
gen.    Schnabel  orange;  Beine  bräunlich. 

Fl.  AeuBS.  Schw.  M.  Schw.  F.  Breite  an  Basis 

2//  9///_3//     1'/ 10'"— 2"  2'''  1"  7'"— 1"  W''    8—9  m.    5  -5 Va  m. 

Höhe  an  Basis  L.  M.  Z.  Nag. 

6V2— 7  m.  15—17  m.  9— IOV2  m.  5-7'''  Südgrönland  15.  Expl. 
Wie  ich  bereits  (1.  c.  p.  190  Note)  bemerkte  ist  Ae.  Hol- 
böllii  als  Art  unhaltbar,  nachdem  ich  amerikanische  und  grön- 
ländische Exemplare  untersuchte,  die  in  der  Schnabelgrösse  und 
Grösse,  welche  bei  den  Leinfinken  überhaupt  sehr  variirt,  alle 
Mittelformen  bieten.  Ae.  rufescens,  Vieill.,  rostratus,  Coucs,  und 
fuscescens,  Coues,  vermag  ich  ebenfalls  nicht  von  linarius  zu 
trennen  und  exilipes,  Coues,  kann  ich,  nach  einem  mir  vorliegen- 
den typischen  Exemxlare  aus  dem  arctischen  Amerika  (durch  die 
Smithsonian  Institution  erhalten)  nicht  von  canescens,  Gould, 
unterscheiden.  Letztere  Art  betrachte  ich  als  eine  wohlbegrün- 
dete; sie  bewohnt  Grönland  und  das  arctische  Amerika  (exilipes), 


lor> 

kommt  aber  nicht  in  Xorwo^'on  vor,  wie  ich  nach  einem  irrthflm- 

lichcn  Ktiquett  unseres  iMuseums  an^ab. 

8.    riectrophancs  iiivaliK,  (L.) 

Iieihh.,  Ibis  1m'»1,  p.  7. 
rinsch.  1.  c.  p.   r.'l. 

Wie  Naumann  bereits  sehr  richtig  ausführt,  erfolgt  beim 
Sc'hneespornainmer  die  Veränderung'  des  Winterkleides  zum 
Sonnnerkleide  durch  Abnutzung  <Ier  rostfarbenen  Fedcrenden, 
wodurch  auf  Mantel,  Schultern  und  den  oberen  Schwanzdecken 
die  schwarze,  auf  den  übrigen  TheihMi  »lie  weisse  Mitte  der  Fe- 
dern hervortritt.  Die  Federn  des  Sommerkleides  zeigen  dann, 
namentlich  auf  der  Oberseite,  stark  ab<^eschlissene,  gleichsam 
abgenagte,  Endkanten,  und  sind  bedeutend  kürzer  als  die  des 
Winterkleides. 

Wie  ich  an  ostgrönländischen  Exemplaren  zeigte,  findet  die 
Mauser  in  der  letzten  Hälfte   des  Juli   und  Anfang  August  statt. 

Kin  mir  vorliegendes  junges  Männchen  aus  Südgrönland  ist 
am  12.  Juli  im  Uobergange  vom  Jugendkleide  zum  ersten  Herbst- 
kleide begriffen.  Es  trägt  fast  noch  ganz  das  Nestkleid,  wie  ich 
es  (L  c.  p.  11)2)  nach  Spitzbergen-Exemplaren  (vom  19.  Juli) 
beschrieb,  aber  Kehle,  Kropf  und  die  Seiten  sind  rostgelbbräun- 
lich  verwaschen,  Flügel  und  Schwanz  völlig  ausgebildet  und  ganz 
wie  beim  alten  Männchen  im  Herbstkleide  gefärbt,  ebenso  ein- 
zelne neu  hervorwachsende  Federn  auf  dem  Mantel. 

Mitte  August  ist  die  Mauser  beendet  und  die  Vögel  tragen 
dann  das  bekannte  Herbstkleid,  wie  es  Naumann  (Taf.  106  f.  2, 
3,  4)  darstellt.  In  diesem  Kleide  liegen  mir  aus  Südgrönland 
Exemplare  von  Ende  August  (28— ;>1.),  September  (28.)  und 
October  (lO,  12.)  in  beiden  (ieschlechtern  vor.  Die  Weibchen 
unterscheiden  sich  von  den  Männchen  durch  die  schwarzen,  am 
Ende  breit  weisslich  gerandeten  oberen  Flügeldecken,  welche 
beim  Männchen  weiss  sind. 

Das  reine  Winterkleid  (Männchen  vom  19.  Februar)  zeigt 
ein  blasseres  Rostbraun  der  Oberseite,  so  dass  auf  Mantel  und* 
Schultern  die  schwarze  Federmitte  schon  deutlicher  hervortritt; 
die  schwarzbraunen  Endsäume  der  Scheitelfedcrn  sind  fast  ganz 
abgeschlissen,  so  dass  hier  Rostbraun  schon  stark  mit  Weiss  ge- 
mischt vorherrscht;  Kopfseiten  und  die  Unterseite  sind  weiss, 
mit  rostbraunem  Ohrfleck  und  Kropfseiten. 

Bei  Männchen  von  Anfang  Mai  (7.)  und  Juni  sind  die  rost- 
braunen Enden  fast  ganz  abgerieben,  so  dass  Mantel  und  Schul- 
tern schwarz,  Kopf  und  Unterseite  einfarbig  weiss  erscheinen: 
nur  der  Bürzel  ist  zum  Theil  noch  rostfarben  und  auf  dem  Sehei- 
tel und  der  Brust  sind  einzelne  äusserst  schmale  und  verloschene 
rostgelbe  Endsäume  vorhanden.  Das  am  7.  Mai  erlegte  Männ- 
chen hat  die  Schneidenränder  noch  gelb,  das  am  1.  Juni  einge- 
sammelte den  Schnabel  bereits  ganz  schwarz. 


107 

Alte  Weibchen  im  Sommerkleide  (10.  Mai  und  16.  Juni) 
haben  auf  dem  Ober-  und  Hinterkopfe  noch  zahlreiche  schwarze, 
weisslich  umrandete  Federn  und  Zügel,  Ohrfleck  und  Bürzel  sind 
mehr  oder  minder  deutlich  rostgelbröthlich ,  die  oberen  kleinen 
Fitigeldecken  schwarz,  mit  breiter  weisser  Endkante,  wie  im 
Herbstkleide;  Schnabel  schwarz  mit  rostfahl  scheinenden  Schnei- 
denrändern ;  sie  stimmen  ganz  mit  dem  bei  Naumann  als  r jünge- 
res Weibchen"   dargestellten  Exemplare  (Taf.  107.  f.  1)  überein. 

Ich  traf  den  Schneespornammer  häufig  in  Ost-Finmarken, 
besonders  auf  der  einsamen  Tundra  zwischen  Bosekop  und  Ka- 
rasjok.  Er  liebte  hier  besonders  die  steinigen,  mit  Geröll  be- 
deckten Gegenden,  und  hier  hörte  ich  oft  seinen  melodischen 
Gesang,  der  in  jener  Einsamkeit  einen  erhöhten  Reiz  hat.  Ende 
Juni  war  das  Brutgeschäft  im  vollen  Gange  und  mehrere  in  die- 
ser Zeit  gefundene  Nester  enthielten  bebrütete  Eier.  Die  Nester 
fanden  sich  stets  unter  Steinen  und  zwar  so,  dass  eine  enge 
Eingangsröhre  bis  zum  eigentlichen  Nestplatze  führte,  so  dass 
man  zum  Neste  selbst  nur  durch  Abheben  der  Steine  gelangen 
konnte,  was  nicht  in  allen  Fällen  möglich  war.  Die  kunstvoll 
gebauten  Nester  stimmten  ganz  mit  dem  (1.  c.  p.  193)  beschrie- 
benen überein. 

9.    Plectrophanes  lapponicns,  {L.) 

Finsch,  1.  c.  p.  194. 
Reinh.,  Ibis  1871,  p.  7. 

Im  Anfang  Mai  (9.)  erlegte  Männchen  stimmen  durchaus  mit 
solchen  vom  Juli  (2.)  überein,  nur  haben  die  ersteren  an  den  schwar- 
zen Federn  des  Oberkopfes  noch  breite  rostweissliche  Seiten- 
säume ;  ein  Männchen  vom  2.  Juli  zeigt  die  schwarzen  Kehlfedern 
mit  einzelnen  weissen  gemischt. 

Ein  von  mir  am  28.  Juni  1873  auf  der  Tundra  zwischen 
Bozekop  nnd  Karasjok  in  Ost-Finmarken  beim  Nest  erlegtes 
Männchen  hat  den  Oberkopf,  Kehle  und  Kropf  einfarbig  tief- 
schwarz (wie  fig.  3  auf  Taf.  108  bei  Naumann),  aber  die  rost- 
braunen Seitensäume  auf  Mantel,  Schultern  und  Flügeldecken 
sind  durch  Abreiben  fast  ganz  verloren  gegangen,  wie  dies  bei 
ostgrönländischen  Exemplaren  einen  Monat  später  (25.  Juli)  der 
Fall  ist.  Das  gleichzeitig  mit  dem  Männchen  beim  Nest  erlegte 
Weibchen,  mit  ebenfalls  stark  abgeriebenem  Gefieder  der  Ober- 
seite, stimmt  ganz  mit  der  Abbildung  bei  Dresser  (B.  of  Europe 
t.  119)  überein:  Kinn  und  Oberkehle  sind  weiss,  von  einem  huf- 
eisenförmigen schwarzen  Schild  umschlossen;  der  Nacken  rost- 
zimmtroth.  Dagegen  zeigt  ein  grönländisches  Weibchen,  am  12. 
Mai  geschossen,  den  Nacken  nur  zart  rostroth  angeflogen  mit 
schwarzen  Schaftstrichen;  Kopfseiten,  Kehle  und  Kropf  sind 
schwarz,  mit  rostweisslichen  Endsäumen  und  einzelnen  weissen 
Federn  gemischt. 


10« 

10.    La^'opus  alpinns,  (Nilss.) 

Finsrli.  1.  c.  I».  l'.»r>. 
L.  Iii'inliiir<lti.  Hciiili..  Ihis  IsTl,  p.  9. 

Im  Aiisi-hluss  an  inciiu*  au>fjihiii('lu'  Darstellung  des  ost- 
[;t-öiiIäii(lisc'lieMi  Scliiiochulins  iiuiclitc  ich  mir  auch  Qber  die  ans 
Sndwrslirrönland  erhaltene  schiinc  Keihc  einige  Bemerkangen 
(M'huibc*!).  Ks  lie<;(*n  ciiiiLit'  /.wunnu.  Kxemplare  in  beiden  Ge- 
sclilfchtLTii  vor  mir>  dii*.  in  ilcn  MoiuitiMi  Mai,  August,  September, 
0»:tübLM-,  November,  DccembtT,  Januar  und  Februar  erlegt,  mit 
Ausnahme  des  vollkommenen  Sommerkleides  des  Männchens,  fast 
sümmtliche  Farhungsphasen  enthalten. 

Exemjdare  vom  'J7.  Octoher  bis  17.  Februar  eingesammelt 
tragen  das  vollständi^re  rein  w(?isse  Winterkleid,  wie  ich  es  (1.  c. 
p.  VJi))  bi'schrieben.  Ich  bemerke  auch  Itei  diesen  südgrönländi- 
schen Exemjdaren  ein  betriichtliches  Variiren  in  der  Ausdehnang 
der  weissen  Basis  der  Schwanzfedern  und  der  Färbung  der 
Schwingenschäfte;  letztere  sind  zuwt'ilen  fast  ihrer  ganzen  Länge 
nach  schwarz,  zuweilen  dehnt  sich  aber  die  weisse  Basis  bis 
über  die  Hälfte  aus,  so  dass  nur  die  Kndhälfte  braun  erscheint; 
die  Ferlern  des  schwarzen  ZügelHecks  tragen  bei  den  Männchen 
zuweilen  feine  weisse  Kndspitzen;  auch  ist  der  Zügclstreif  bei 
den  Weibchen  stets  durch  einige  schwarze  Federchen  angedeutet 
und  setzt  sich  zuweilen  bis  hinter  das  Auge  fort. 

Dieses  rein  weisse  Winterkleid  wird  otlenbar  von  Ende  Sep- 
tember bis  ]\Iai  getragen,  denn  ein  am  27.  Mai  erlegtes  Männ- 
chen erhält  am  Oberkopfe  bereits  zahlreiche  rostbraune  schwarz 
gebänderte  neue  Federn,  währc.Mid  7  im  September  (16.  bis  27.) 
erlegte  Kxemplare  zur  Hälfte  oder  grösstentheils  weiss  gefärbt 
erscheinen,  und  zwar,  wie  die  zahlreichen  noch  in  den  Blutkielen 
steckenden  Federn  zeigen,  durch  Mauser.  Die  neuen  weissen 
Federn  entwickeln  sich  übrigens  schon  Anfang  August,  denn 
2  am  7.  und  12.  August  geschossene  Fxemplare  besitzen  unter 
den  braunen  Sommergefieder  zahlreiche  weisse  Federn,  die  aber 
grösstentheils  noch  verborgen  sind.  Hei  diesen  August-Exem- 
plaren findet  der  Wechsel  von  Schwingen  und  Steuerfedern  noch 
statt,  während  er  bei  den  in  der  letzten  Hälfte  des  September 
erlegten  bereits  vollendet  ist. 

Bei  den  Männchen  findet  die  Frühlingsmauser  viel  später 
statt,  wie  das  oben  erwähnte  am  27.  Mai  erlegte  Männchen  zeigt, 
welches  den  rothen  Ilautkamm  über  den  Augen  als  Zeichen  der 
beginnenden  Fortpflanzungszeit  stark  entwickelt  hat,  aber  fast 
ganz  noch  im  Winterkleide  erscheint,  während  ein  am  gleichen 
Tage  gescliossenes  W^eibchen  bereits  das  nahezu  vollendete 
Frühlings-  oder  erste  Sommerkleid  trägt. 

Oberseite  schwarz  mit  zahlreiclien  feinen  rostgelben  und 
spärlicheren  weissen  Querbinden;  Kopf,  Hals,  Flügeldecken  und 
die  Unterseite  breiter  rostgelb  und  schwarz  quergebändert,  mit 
einzelnen  weissen  Endsäumen;  Bauch,   After,  Schwingen  und  die 


109 

Deckfedern  am  Unterarm  und  Buge  noch  weiss,  aber  mit  zahl- 
reichen, noch  verborgenen,  aus  den  Kielen  hervorschiessenden 
rostgelb  und  schwarz  gebänderten  Federn  gemischt. 

Dieses  Exemplar  stimmt  ganz  mit  einem  Weibchen  von  den 
Schweizer  Alpen  überein,  nur  dass  bei  Letzterem  die  rostgelbe 
Querzeichnung  lebhafter  und  dunkler,  mehr  orangerostgelb  und 
etwas  breiter  ist,  und  mit  einem  am  15.  Juli  auf  Clavering- 
Insel  in  Ostgrönland  erlegten  Weibchen. 

Der  bei  Naumann  (Taf.  161  f.  2)  als  Junges  Weibchen" 
dargestellte  Vogel,  repräsentirt  dieses  erste  Sommer-  oder  Früh- 
lingskleid des  alten  Weibchens,  welches  nach  Newton's  Angaben 
bis  zur  völligen  Entwickelung  der  Jungen,  also  bis  in  den  August 
hinein,  getragen  wird,  was  meine  Untersuchungen  bestätigen. 
Zwei  im  August  (7.  und  12.)  erlegte  W^eibchen  zeigen  nämlich 
noch  Reste  desselben,  indem  die  Unterseite  und  theilweis  die 
Flügeldecken  noch  stark  mit  rostgelben,  schwarz  gebänderten 
Federn  gemischt  sind,  die  sich  durch  den  blasseren  rostgelben 
Färbungston  und  die  abgeriebenen  Endspitzen  leicht  unterschei- 
den; im  Uebrigen  *ist  das  rostbräunliche  oder  graubraune  fein 
schwarz  vermiculirte  Herbst-  oder  zweite  Sommerkleid  vor- 
herrschend, das  alte  Winterkleid  noch  in  unvermauserten  Schwin- 
gen vorhanden  und  das  neue  Winterkleid  zeigt  sich  ebenfalls 
bereits  in  hervorwachsenden  neuen  Schwingen  und  zahlreichen 
weissen  Federn,  die  noch  unter  dem  Sommergefider  versteckt 
sind.  An  diesen  Exemplaren  lassen  sich  daher  4  verschiedene' 
Kleider  (Frühlings-  oder  erstes  Sommerkleid,  Herbst-  oder  zwei- 
tes Sommerkleid,  altes  und  neues  Winterkleid)  nachweisen,  wie 
bereits  von  Newton  hervorgehoben  wurde  (1.  c,  p.  201). 

Nach  diesem  Forscher  legen  die  Männchen  sehr  früh  das 
Herbst-  oder  zweite  Sommerkleid  an,  wie  ein  Anfang  August 
auf  Sabine-Insel  erlegtes  Männchen  bestätigt,  welches  keine  Spur 
mehr  von  dem  rostgelb-  oder  schwarzgebänderten  Frühlingskleide 
zeigt,  welches  noch  bei  einem  am  8.  Juli  auf  Sabine-Insel  er- 
legten Männchen  sehr  deutlich  vorhanden  ist,  ebenso  an  einem 
Männchen  von  den  Schweizer  Alpen  (leider  ohne  Datumangabe). 
Das  letztere  zeigt  die  Anfänge  zu  der  schwarzen  Brust,  und  die 
Körperseiten  sind  ebenfalls  mehr  oder  minder  schwarz.  Leider 
enthält  mein  grönländisches  Material  keine  Männchen  in  der 
vollen  Sommertracht,  über  welche  ich  daher  noch  nicht  ganz 
sicher  bin.  Das  bei  Naumann  (Taf.  161.  f.  1)  als  „Männchen  im 
Sommer"  abgebildete  Exemplar  repräsentirt  das  Herbstkleid. 

Die  in  der  letzten  Hälfte  des  September  erlegten  Schnee- 
hühner haben,  wie  bereits  erwähnt,  schon  grossentheils  das  neue 
Winterkleid  angelegt,  zeigen  vom  alten  keine  Spur  mehr,  aber 
besitzen  neben  den  Resten  des  Herbstkleides  auch  noch  theil- 
weis solche  vom  Frühlings-  oder  ersten  Sommerkleide.  Die  Ent- 
wickelung dieser  verschiedenen  Kleider  ist  eine  individuell  sehr 
verschiedene.  Bei  einem  am  16.  September  geschossenen  Männ- 
chen herrscht  auf  der  Oberseite  das  rostbraungraue  dunkel  ver- 
miculirte Herbstkleid  noch  vor  mit  einzelnen  neuen  weissen  Fe- 


110 

(lern  gemischt,  ohne  iSpnrcn  des  Früblingskleides,  welches  bd 
einem  am  26.  Septrmbcr  erle;;U*ii  Männchen  am  Kopfe  noch 
ein/ein  siclitlmr  ist,  rltcn  so  hei  l)  Weihchen  vom  25.  September. 
Dieselben  zei^^m ,  wie  2  Männchen  desselben  Datums,  eine  be- 
reits vorherrschend  weisse  Oberseite:  bei  einem  Weibchen  sind 
nur  noch  auf  Schultern  und  auf  dem  Kopfe  einzelne  Herbstfedeni 
sichtbar,  ganz  elienso  wie  bei  einem  Weibclien  aus  der  SchweiZi 
welches  auf  dem  Kopfe  noch  zahlreiche  Federn  des  FrQhlings- 
kleides  besitzt. 

Junge  Schneehühner  im  ersten  Herbste  ihres  Lebens 
und  im  Uebergange  zum  Winterkleide  stimmen  fast  ganz  mit 
AVeil)Chen  im  Herbst-  oder  zweiten  Sommerkleide  übercin,  d.  h. 
sie  tragen  ein  vorherrschend  rostgrauhraunes,  dunkel  vermicalir- 
tes  Kleid,  welches  anstatt  mit  Resten  des  Früblingskleides  mit 
solchen  des  ersten  Nestkleides  unti'rmischt  ist,  nämlich  mit  rost- 
gelb und  schwarz  quergebänderten  Federn,  die  denen  des  Früb- 
lingskleides beim  Weibchen  entsprechen,  aber  blasser  und  matter 
erscheinen  und  schon  in  ihrer  lockeren  Textur  sich  als  Jagend- 
gefieder kennzeichnen. 

Ein  am  27.  September  erlegtes  junges  Männchen  zeigt  diese 
Färbungsstufe  und  stimmt  ganz  mit  einem  jungen  Weibchen  aus 
Norwegen  überein.  Wie  bei  diesem  ist  die  Unterseite  vom  Kröpfe 
an  bereits  weiss,  wie  die  oberen  Deckfedern  am  Buge  und  die 
Schwingen,  aber  das  Männchen  unterscheidet  sich  leicht  als 
solches  durch  den  merkbar  angedeuteftn  schwarzen  Zügelfleck; 
am  linken  Flügel  besitzt  es  nocii  eine  grauschwärzliche  am  Basis- 
theil weiss  gesprenkelte  Schwungfeder  vom  ersten  Nestkleide, 
die  übrigen  weissen  Schwingen  sind  noch  im  Wachsthum  be- 
griffen. Wie  mir  Herr  Starik  schreibt,  ist  dies  ein  ausnahms- 
weis  spät  entwickelter  junger  Vogel,  denn  die  meisten  haben 
schon  im  August  diese  Grösse  und  Färbung  erreicht. 

Weisse  Federn  zeigen  sich  übrigens,  wie  in  allen  Jahres- 
zeiten einzelne,  schon  bei  Jungen,  welche  neben  dem  ersten  Nest- 
kleide, theilweis  noch  Dunen,  aber  noch  keine  Spuren  des  ersten 
Herbstkleides  besitzen ,  wie  ein  Anfang  August  auf  Sabine-Insel 
erlegter  junger  Vogel. 

Die  vorstehende  Darstellung  der  verschiedenen  Kleider  be- 
stätigt zugleich  die  Thatsache,  dass  beim  Schneehuhn  ein  drei- 
maliger Federwechsel  im  Jahre  stattfindet,  worüber  wir 
übrigens  zuerst  durch  Nilson  (1825)  Kunde  erhielten.  Naumann 
spricht  nur  von  einer  Frühlingsmauser  im  April,  aber  Meves 
(Journ.  f.  Orn.  1855,  p.  232)  und  Barth  (vergl.  Boie,  Journ.  1869, 
p.  102)  bestätigen  die  ,.  dreidoppelte  Mauser"  und  zwar  für  beide 
nordischen  Schneehuhn-Arten.  Nach  Macgillivray  (vergl.  Gloger, 
Journ.  f.  Orn.  1856,  p.  461)  würde  sogar  ein  viermaliger  Feder- 
wechsel stattfinden,  aber  die  mühevollen  Untersuchungen  New- 
ton's  lassen  keinen  Zweifel  an  der  liichtigkeit  der  dreimaligen 
Mauser  und  erledigen  die  Frage  vollständig.  Goebel  (Journ.  f. 
Orn.  1873,  p.  424)  irrt  daher,  wenn  er  für  Lagopus  albus  nur 
eine  Herbstmauser  annimmt. 


111 

Dass  ich  bei  wiederholter  sorgfältiger  Vergleichung  voi 
Exemplaren  aus  Süd-  und  Ostgrönland,  Island,  Norwegen  und 
den  Schweizer  Alpen  keinerlei  Grund  zu  einer  specifischen  Tren- 
nung sehe,  und  an  deren  artlicher  Zusammengehörigkeit  nach 
wie  vor  festhalte,  möge  hier  nochmals  ausdrücklich  bemerkt  sein. 

11.    Charadrins  virginianns,  L« 

Reinh.,  Ibis  1861,  p.  9. 

Wie  Professor  Reinhardt  bereits  nachwies,  gehört  der  Gold- 
regenpfeifer Südgrönlands  zu  der  nordaraerikanischen  und  nicht 
zur  europäischen  Art,  was  ich  nach  einem  durch  Herrn  Starick 
aus  der  Umgebung  Lichtenfels'  erhaltenen  Exemplare  bestätigen 
kann.  Wie  mir  dieser  Herr  mittheilt,  ist  das  Vorkommen  ein 
sehr  seltenes. 

Nach  meinen  Untersuchungen  (vergl.  Proc.  Z.  S.  London 
1870,  p.  588)  scheint  Gh.  virginianus  vom  ostasiatischen  Gh. 
fulvus,  Gml.,  hauptsächlich  durch  längere  Flügel  abzuweichen. 

Fl  Schw.  F.  L.  Tib.  M.  Z. 

ß/zg///        2'' 4'"         IOV2'"        20'"        7V2'"        11' 


/// 


12.  Strepsilas  interpres,  L. 

Finsch,  1.  c.  p.  203. 
Reinh.,  Ibis  1861,  p.'9. 

Männchen  (29.  August)  und  Weibchen  (28.  September)  ganz 
übereinstimmend,  tragen  bereits  das  ausgefärbte  Winterkleid. 

Nach  Herrn  Starick's  Notizen  gehört  der  Steinwälzer  zu  den 
seltenen  Sommergästen.  —  Ich  beobachtete  ihn  längs  den  Küsten 
von  West-  und  Ostfinmarken,  bei  Tromsoe  und  am  Varangerfjord 
im  Juni  und  Juli  1873,  aber  stets  einzeln.  Erlegte  Männchen 
trugen  das  schöne,  völlig  ausgefärbte  Sommerkleid. 

13,  Tringa  maritima,  Brunn, 

Finsch,  1.  c.  p.  205. 
Reinh.,  Ibis  1861,  p.  11. 

Ende  September  (16.)  und  Anfang  Februar  (10.)  erlegte 
Männchen  sind  fast  gleichgefärbt  und  im  vollen  Winterkleide; 
der  Septembervogel  zeigt  stärker  markirte,  herzförmige,  dunkle 
Flecke  an  den  Brust-  und  Bauchseiten  und  breitere  fahlweisse 
Endsäume  an  den  Brustfedern. 

Die  Art  überwintert  jedenfalls  in  Grönland,  wie  das  am  10. 
Februar  geschossene  Männchen  beweist. 


112 

14.    Ilarelda  ^lacialiK,  (L.) 

Ileiiili..  Ibis  isi;i,  p.  14. 
Finsih,  1.  V.  1».  tios. 

Kill  Miinnchon.  am  M.  Miir/  erlebt.  trä<;t  das  volle  Pracht- 
kleid wie  ^'i^^  1  auf  Taf.  .'Il'.t  bri  Nauntaiin:  der  ganze  Oberkopf 
ist  zart  rostisabell  an^'cbaucbt .  bei  einem  anderen  Männchen 
(21.  März)  ohne  diesen  Ant^u^^  also  rein  wi-iss. 

Ein  am  IT).  März  crle^itt's  Mäniichcii  ist  noch  im  Ueber- 
Range:  das  Weiss  des  Oberkojifes  mit  einzelnen  schwarzen 
Federn  gemischt ;  die  Fedrrn  des  schwarzen  Ohrfleckes  sind  noch 
weiss  gespitzt;  die  braunschwarzen  Mantelfedern  haben  theilweis 
rostbraune  Endsäume;  Kropf  und  Urnst  sind  graubraun,  aber  ein- 
zelne Federn  am  Ende  bereits  braunschwarz,  und  zwar  in  Folge 
Verfärbens.  Bei  einem  am  s.  März  geschossenen  Männchen 
ist  dieser  Verfärbungsprocess  minder  weit  vorgeschritten,  die 
Schultern  noch  braun:  im  Uebrigen  ähnelt  es  am  meisten  dem 
jungen  Männchen  fig.  J)  bei  Naumann. 

Ein  Weibchen  im  AVinterkleide  {22.  F(d)ruar)  ähnelt  sehr 
Fig.  5  bei  Naumann  (junges  AV.),  aber  die  Kopfzeichnung  ist 
deutlicher  ausgesprochsn  und  schärfer  markirt. 

Das  alte  Weibchen  im  Sommerkleide  weicht  erheblich  von 
dem  bei  Naumann  (t.  3VJ,  f.  4)  dargestellten  ab,  und  verdient 
eine  genauere  Beschreibung,  da  bis  jetzt  eine  solche  noch  zu 
fehlen  scheint.  . 

Kopf  braunschwarz ,  mit  einzelnen  weissen  F^derspitzen  auf 
Scheitel  und  Hinterkopt;  das  Auge  von  einem  länglichen  weissen 
Felde  umgeben,  Zügel  breit  dunkelrostbraun;  Kinn  und  die  Vor- 
derseite des  Halses  dunkelbraun,  mit  verloschenen  weisslichen 
Endspitzen;  Hinterhals  dunkelbraun:  an  den  Ilalsseitenjederseits 
ein  grosser  schmutziger  LängsHeck;  Kropf  und  die  Brustseiten 
dunkelbraun  mit  einzelnen  weissen  Federn  gemischt,  übrige  Unter- 
seite weiss,  auf  der  Brust  in's  Graue;  Oberseite  braunschwarz, 
auf  dem  Mantel  mit  verw^aschcnen  rostbraunen  Seitensäumen, 
diese  breiter  und  schärfer  auf  den  hinteren  Schulterdecken,  deren 
längste  einen  graulichen  Spitzentieck  tragen;  Schwingen  und  Deck- 
federn dunkelbraun,  die  Enden  der  Armschwingen  und  deren 
Decken  abgerieben,  daher  heller;  untere  Flügeldecken  und  Achseln 
rostrauchbraun;  Schwanzfedern  braun,  an  dem  stark  abgeriebenen 
Ende  weisslich;  Schnabel  einfarbig  hornschwarz. 

Die  Beschreibung  nach  einem  von  mir  am  21).  Juni  auf  der 
Tundra  zwischen  Bozekop  und  Karasjok  in  Ostfinmarken  erleg- 
ten Weibchen.  Dasselbe  hielt  sich  in  Gemeinschaft  mit  dem 
Männchen  auf  einem  kleinen  Teiche  auf,  und  hatte  das  Paar 
jedenfals  hier  ihr  Nest.  Das  Männchen  kam  nämlich  trotz  des 
Schiessens  wiederholt  nach  dem  Teiche  zurück,  und  umflatterte 
ängstlich  das  erlegte  Weibchen;  doch  gelang  es  uns  nicht,  das 
Nest  zu  finden. 

Bei   Herrn   Nordvi,   dem    bekannten  eifrigen  Naturforscher 


113 

in  Mortensnaes  am  Varanger^ord  erhielt  ich  eine  schöne  Isabeil- 
Varietät  (/*.  am  30.  Januar  1872  erlegt):  Oberseite  des  Kopfes 
rostbräunlich,  Vorderkopf  deutlicher  rostbräunlich,  wie  ein  Fleck 
hinter  der  Ohrgegend,  übrige  Kopf,  Hals  und  Unterseite  nebst 
Schwanz  weiss;  vordere  Mantelgengend ,  obere  Schwanzdecken 
und  Schultern  rostgraubräunlich ,  die  Enden  der  Schulterfedern 
zart  grau  gerandet;  mittlere  Mantelgegend,  Bürzel,  Schwingen 
und  Deckfedern  isabellrostbräunlich ;  Schwingen  innen  gegen  die 
Basis  zu  fast  weiss  mit  weissen  Schäften;  zweite  Schwingen 
blasser  isabellrostbräunlich,  am  Ende  in's  Isabellenweissliche. 
Beine  hornorange;  Schwimmhäute  bräunlich;  Schnabel  dunkel 

15.  Harelda  histrionica,  (L.) 

Clangula  histrionica,  Reinh.,  Ibis  1861,   p.  14. 

Zwei  Männchen  (1.  und  25.  April)  und  ein  Weibchen  (25. 
April),  im  vollen  Prachtkleide  und  ganz  mit  Naumann's  Darstel- 
lung beider  Geschlechter  (Taf.  318)  übereinstimmend. 

16.  Somateria  mollissima,  (L^) 

Finsch,  1.  c.  p.  208, 
Reinh.,  Ibis  1861,  p.  14. 

Ein  am  2.  April  erlegtes  Männchen  im  vollen  Prachtkleide 
und  ganz  übereinstimmend  mit  ostgrönländischen  und  norwegi- 
schen Exemplaren,  was  besonders  erwähnt  zu  werden  verdient, 
da  die  Eiderente  Nordamerika's  neuerdings  von  Sharpe  (Ann.  u. 
Mag.  Nat.  Hist.  July  1871)  als  besondere  Art  (S.  Dresseri)  er- 
kannt worden  ist. 

Fl.  Schw.  F.        Höhe.     Höhe  über  den    Breite  L.  M.  Z. 

Nasenloch.       an  Bas. 

Ij//        37/7///        22        12  8V/''       7V2'"        22         30"' 

Ich  beobachtete  die  Eiderente  längs  den  Küsten  von  Ost- 
und  Westfinnmarken  überall  häufig,  und  Jedem,  der  Norwegen 
bereisen  konnte,  wird  der  herrliche  Vogel  für  immer  in  der  Er- 
innerung bleiben.  Auf  der  kleinen  Insel  Grindoe  bei  Tromsoe 
traf  ich  am  25,  Juni  mehrere  brütende  Weibchen.  Die  Nester 
standen  entweder  im  Grase,  in  Blaubeergestrüpp  oder  zwischen 
Steinen  und  die  brütenden  Weibchen  waren  meist  so  zahm,  dass 
man  mit  dem  Finger  einen  Kreis  um  das  Nest  beschreiben  konnte, 
ohne  dass  sie  dadurch  verscheucht  worden  wären.  Anfang  Juli 
fanden  wir  die  Männchen  am  Varangerfjord  im  Wechsel  des  Ge- 
fieders begriffen ;  sie  halten  sich  um  diese  Zeit,  wie  während  der 
ganzen  Brüteperiode,  von  den  Weibchen  getrennt  weiter  in  See 
auf  und  sind  mehr  scheu.  Am  7.  bis  10.  Juli  begegneten  wir 
häufig  alten  Weibchen  mit  ihren  zahlreichen  Dunenjungen,  die 
die  Dampfer  oft  in  nächster  Nähe  vorbeipassiren  Hessen.  Beim 
Herannahen   eines  Ruderbootes  ist   die   Mutter   weit   mehr  um 

lY.   Juni  1874.  8 


114 

ihre  .Tunf^cn  besorgt,  die  sich  nls  üussorBt  geschickte  Taucher 
iiuless  leiclit  zu  rvUvn  \\isHi'ii.  Ausser  Kabcn  und  RaobmSfeA 
ist  besonders  die  Nebelkiiihe  ein  ar^er  Käubcr  von  Eiern  und 
Jungen  der  Kidereuteii  und  niuss  für  Norwegen  als  ein  darchtus 
schädlicher  Vogel  betrachtet  werden. 

17.    Somateria  special) ilis,  (L.) 

Finsch,  1.  c.  p.  :ilö. 
I^einh.,  Ibis  18G1,  ]>.  14. 


18.    Colymbns  torqnatiis,  Brunn« 

Finsch,  1.  c.  p.  216. 
C.  glacialis,  Rcinh.,  Kcinh.,  Ibis  18G1,  p.  14. 

Ein  auffallend  grosses  Männchen  aus  der  Umgegend  von 
Lichtenfels. 

Fl.  F.  Mundspl.     Schnahclh.  L.  Aeasfl.  V.  Z. 

14"  C''        3"  2'"        4"  5'"        11'"        3"  4"'        4''  4''' 

19.    Colymbns  septentrionulis,  1^ 

Finsch,  1.  c.  p.  217. 
Reinh.,  Ibis  1801,  p.  14. 

Ein  Männchen  von  derselben  Localität. 

Der  rothkehligc  Seetaucher  war  auf  dem  Tana-Elf  und  den 
Teichen  der  Tundra,  zwischen  Bosekop  und  Karasjok,  eine  häu- 
fige Erscheinung. 

20.    Alca  torda,  L. 

Reinh.,  Ibis  1861,  p.  15. 

Zwei  Männchen,  im  Herbst  (5.  October)  und  Frühjahr  (8, 
Mai)  erlegt,  stimmen  durchcus  miteinander  überein  und  mit  Nau- 
mann's  Abbildung  (Taf.  336,  fig.  1). 

Kein  Unterschied  mit  Exemplaren  aus  Labrador  und  Nor- 
wegen ,  letztere  auf  der  Insel  Loppen  am  26.  Juni  1873  yon  mir 
erlegt. 


115 


Fl. 

SohWi 

p. 

Mvndspl. 

Sohnabelh. 

7  7 

3 

17 

25 

IOV2  ?w.  Grönland. 

7  5 

3  5 

15 

25 

10      m,        „ 

7  5 

3 

14 

26 

10      TH,  Norwegen. 

7  7 

3  1 

14V2 

24 

11      Labrador. 

Den  Tordalk  beobachtete  ich  häufig  nördlich  von  Trorasoe 
in  kleinen  Flügen  von  10—20  Stück.  Auf  der  Insel  Loppen 
brütete  er  in  ziemlicher  Menge,  doch  sah  ich  nirgends  Brut- 
colonien  von  solcher  Ausdehnung,  wie  sie  Collett  (Eemarks  on 
the  Ornith.  of  Northern  Norway  p.  119)  von  Stappen  beim  Nord- 
cap  beschreibt. 

21    üria  Brttnnlclii,  SaMne. 

Finsch,  1.  c.  p.  219. 
Eeinh.,  Ibis  1861,  p.  16. 

Ein  Männchen  im  Winterkleide  (23.  December),  wie  bei  Nau- 
mann (t.  333.  f.  2)  auf  den  hinteren  Schenkelseiten  mit  schmalen 
braunen  Seitensäumen,  daher  schmal  längsgestreift. 

PL  Schw.  F.  Mnndspl.     Höhe  an      Breite  an      L.  M.  Z. 

Bas.  Bas. 

7  6  22        14V2  25  6  6%        15        20 

Wie  eine  Vergleichung  der  obigen  Dimensionen  mit  den  von 
mir  bereits  (1.  c.)  notirten  ergiebt,  unterscheidet  sich  diese  Art 
nicht  immer  durch  längere  Flügel  von  U.  troile,  dagegen  blei- 
ben die  dunklere  Färbung  und  der  kürzere,  stärkere  Schnabel 
als  constante  Unterscheidungskennzeichen  von  Werth. 

22^    Uria  troile,  Brünnicli. 

Reinh.,  Ibis  1861,  p.  16. 
ü.  lomvia  et  hringvia,  Naum.  t.  331  et  332. 

Ein  Männchen  im  Winterkleide  (17.  November),  wie  bei 
Naumann  tab.  331.  f.  2. 

Fl.  Schw.  F.        Mundspl.       Höhe.  L.  M.  Z. 

6  11'"  17'''  18  27  43/4  16         18 

Auf  der  Insel  Loppen,  nördlich  von  Tromsoe,  von  mir  be- 
obachtet, aber  stets  in  geringerer  Anzahl  als  Alca  torda. 

23,    üria  grylle,  L. 

Finsch,  1.  c.  p.  221. 
Reinh.,  Ibis  1861,  p.  16. 

Ein  altes  Männchen  im  vollen  Sommerkleide  (16.  Juli):  die 
weissen  Deckfedern  der  Armschwingen  sind  an  der  verdeckten 
Barishälftc  schwarz.  Ein  Weibchen  im  Winterkleide  (4.  Novem- 
htt)  Ähnelt  der  Abbildung  bei  Naumann  (Taf.  330.  fig.  3),  aber 

8* 


Notiz  über  Dr.  A  B.  Meyer's  omithologiache 

Forschungen  in  Neu-Guinea. 

Von  Dr.  ().  Finsch. 

Nachdem  ausgezeichnete  deutsche  Forscher  im  Dienste  der 
Niederländisch-indischen  Keßiorun^.  wie  Dr.  Salomon  Mfiller,  Dr. 
Macklot,  Dr.  Bernstein.  II.  von  Uosenberg  u.  A.,  mit  der  zoolo- 
gischen Untersuchung  der  Papualänder  begonnen  hatten,  blieb  es 
Dr.  A.  B.  Meyer  aus  Hambur^^  vorbehalten,  dieselben  neben  her- 
vorragenden Ausländern,  wie  dem  Engländer  R.  Wallace,  den 
Italienern  ßeccaria  und  d'Albertis  u.  A.  fortzusetzen  and  der 
deutschen  Forschungsthatkraft  neue  Verdienste  zu  erringen.  Dr. 
Meyer  bereiste,  trefflich  ausgerüstet  und  vorbereitet,  den  indi- 
schen Archipel,  die  Philippinen  und  drang  endlich  in  Neu-Guinei 
ein,  jener  vielversprechenden  Insel,  auf  welche  ich  schon  vor 
fast  10  Jahren  die  Aufmerksar  keit  hinzulenken  bestrebt  war. 
Neben  zahlreichen  Entdeckungen  auf  zoologischem  und  anthro- 
pologischem Gebiete  war  es  besonders  die  Ornithologie,  welche 
durch  Dr.  Meyer's  Untersuchungen  beträchtlichen  Zuwachs  erhielt, 
ganz  besonders  durch  die  Durchforschung  verschiedener  Inseln 
der  Geelvinks-Bai  und  des  Arfak-Gebirges ,  welches  Dr.  Meyer 
zuerst  bis  zu  einer  Höhe  von  5000  Fuss  bestieg.  Hier  ist  der 
Wohnsitz  verschiedener  seltener  Paradiesvögel  und  neuer  inter- 
essanter Arten,  die  ich  nachfolgend,  nach  den  bisherigen  Publi- 
cationen  Dr.  Meyer's  (Kais.  Akad.  d.  Wissensch.  zu  W^ien)  *)  an- 
führe. Derselbe  beschreibt  als  neu  vom  Arfak-Gebirge:  Aego- 
theles  dubius,  Chrysococcyx  splendidus,  Ailuroedus  arfakianus, 
Trichoglossus  Arfaki,  Tr.  Kordoanus,  Tr.  Wilhelminae,  Pionias 
Simplex,  Orthonyx  Novae  -  Guineae ,  Chaetorhynchus  papuensis, 
Pachycephala  flavogrisea,  Malurus  albospeculatus ,  Gampephaga 
montana,  Pachycephala  hattamensis,  P  affinis,  Artamus  maximus; 
ferner:  Talegallus  jobiensis  (Jobi),  Todopsis  mysorensis  (Mysore), 
Megapodius  geelvinkianus  (Mysore),  Myiolestes  melanorhynchus 
(Mysore),  Tschitrea  rubiensis  (Rubi),  Brachypteryx  brunneiventris 
(liubi),  Myiagra  atra  (Mysore),  Amaurodryas  albotaeniata  (Jobi), 
Gampephaga  maforensis  (Mafor),  C.  incerta  (Jobi),  Rectes  obscura 
(Jobi)  und  Monarcha  insularis  (Jobi). 

*)  Siehe:  Februarheft  und  Sitzungsber.  Jahrg.  1874.   No.  IX.,  X.,  XIIL 


^KsB^Qi:^- 


117 

dabei  bleibt  eine  unzählbare  Menge,  unbeirrt  um  den  Schuss, 
noch  unaufgescheucht  auf  den  Felsen  sitzen.  Diese  Brutcolonien 
bestehen  fast  ausschliessend  aus  Dreizehenmöven  und  sind  nur 
mit  wenigen  Alken  besetzt.  Ausser  diesen  Localitäten  begegne- 
ten wir  nur  kleineren  Flügen  dieser  Möve.  —  Während  meiner 
Kückreise  von  Amerika,  vom  29.  November  bis  13.  December, 
folgten  unserem  Dampfer  einige  zwanzig  Dreizehenmöven  von 
Sandy-Hook  bis  zum  Canale.  l3a  einzelne  Exemplare  durch  ab- 
geschossene Schwungfedern  gekennzeichnet  waren,  so  konnte  man 
sich  leicht  überzeugen,  dass  es  stets  dieselben  Individuen  blieben, 
welche  von  früh  bis  Abend  fast  unverändert  über  dem  Deck  des 
Dampfers  schwebten. 

27,    Stercorarins  longicandatas,  Bri88, 

Finsch,  1.  c.  p.  236. 
St.  Buffoni,  Reinh.,  Ibis  1861,  p.  16. 

Ein  am  18.  August  erlegtes  Weibchen  ist  in  der  Mauser 
begriffen,  ähnelt  fast  ganz  der  Abbildung  des  alten  Männchens 
bei  Naumann  (taf.  274.  f.  1).  hat  aber  noch  Reste  des  gebän- 
derten Jugendkleides  aufzuweisen;  auf  Kehle  und  Kropf  erschei- 
nen bereits  die  dunkelbraunen  Federn  des  Winterkleides. 

Fl.  M.  Schw.         Fl  Mnndspl.  Br.  L.  M.  Z. 

11  6  12  19  5V2  19  13V2 
Nach   den  Angaben   Staricks  hält  sich   diese   Art  nur  wäh- 
rend des  Sommers  an  den  Küsten  auf. 

28,    Gracülüs  carbo,  (L,) 

Reinh.,  Ibis  1861,  p.  19. 

Ein  Weibchen  im  Winterkleide  (25.  November). 

Kein  Unterschied  mit  europäischen  und  ostasiatischen  Exem- 
plaren. Wie  es  scheint,  überwintert  diese  Art  an  den  Küsten 
Grönlands. 

Fl.  Schw.  F.  Mundspl.     Höhe.  L.  Aeuss^V.Z. 

12  6  54  25  37  9  25  32 


ßL^^T"^- 


•     120 

No.  1438.    J.  involucratus  Steud.  in  schcd.  (?) 

Viciniis  Sorata,  in  locis  huniidis,  in  scopulosis;  alt.  SSOOm. 

No.  1440.    J.  Mandoni  lUichenau. 

Hüll.  Prov='  Larecaja.         Viriiiiis  Sorata;  Gualata,  Espi- 

das  vic,   in  paludosis.   —   K(>gione  temperata   et  alpini, 

2tKXJ~41(J0ni.        Aug.  1^5«  -   Febr.  1859. 
No    1441.  J.  bufonius  L.,  var.  rostratus  Hausni. 

Hab.  Tiov^  Larecaja.  —  Viciniis  Sorata;  Lotana  etc.  Hak 

1859.   Ite^'ionc  tenipenita  et  subalpina,  3400— 4000  m. 
No.  1442.  —  Distichya  niacrocarpa  Wedd. 

Viciniis    Sorata:    Vancuiri    prope   Chuchu,    in  paladosiSf 

Regio,  teinp.;  4bi)0 — :;0ÜOni.;  Jan.— Mart   1857. 
No.  144):>.  —  Agapatea  tilainentosa  Buchenau. 

Viciniis  Sorata,  San  Pedro,  in  paludosis;  alt  4500  m.  - 

18G0. 
No.  1444.  —  Agapatea  peruviana  Steud. 

Viciniis  La  Paz.;  in  paludosis;  alt.  4500  m.  —    1857. 
No.  1446.     Luzula  raceniosa  Desv. 

Hab.  Prov"  Larecaja.  —  Viciniis   Sorata,   Gualata,   Ani- 

laya  etc.  in  graininosis.    —    Regio,    alpina  et    subalpini, 

3400- 4100  m.   Jan.-Febi.  185«. 
No.  1447.    Luzula  —  ?  (L.  excelsae  Buchenau,  Nr.  1449  äff.) 

Viciniis  Sorata,  in  scopulosis;  alt.  3800  m.;  1858. 
No.  1448.    Luzula  humilis  Buchenau. 

Hab.  Prov*  Larecaja.   —   Viciniis  Sorata,  in  petrosis,  ni- 

vosis  etc.    Regio  alpina,  ad  3700— 4200  m.  Janr.,   April 

1858. 
No.  1449*)  Luzula  excelsa  Buchenau. 

Hab.  Prov«  Larecaja.  —  Viciniis  Sorata,  Lancha  de  Cochi- 

pata  etc.   —   Regio   temp.,   ad   2700 — 3200  m.    —   Jan., 

Febr.  1860. 
No.  1453.    Luzula  humilis  Buchenau.  (?) 

Hab.  Prov^  Larecaja.    —   Viciniis   Sorata,   in   scopulosis. 

Regio  alpina,  ad  3800    4000  m.   Nov.  1857  —  Apr.  1858. 
No.  1454.    Luzula  boliviensis  Buchenau. 

Hab.  Prov"  Larecaja.  —   Viciniis  Sorata;  inter  Pongo  et 

Anilaya,  in  graminosis.     -    Reg.  alpina,  3800  m.     April 

1858. 

Besprechung  dieser  Pflanzen^ 

No.  1423.  Luzula  gigantea  Desv.  Eine  sehr  stattliche 
mittel-  und  südamerikanische  Pflanze,  welche  mir  auch  aus  Vene- 
zuela (J.  Linden  [3]  No.  412;  1848;  rais.  Hohenacker)  vorliegt. 
Wie  ich  in  diesen  Abhandlungen  (III,  pag.  347)  nachgewiesen 
habe,  gehören  die  Namen  Luz.  laetevirens  Liebm.  und  Luz.  la- 
tifolia  Liebm.  als  Synonyme  hierher.  —   Die  vorliegenden  Pflan- 

*)  8Qb  No.   1449.     Luzula  —  juvenilis  —  an  raccmosa  Desv.? 


121 

zen  besitzen  noch  so  unentwickelte  Knospen,  dass  nach  ihnen 
die  in  der  Diagnose  noch  fehlende  Beschreibung  des  Pistilles 
nicht  gegeben  werden  kann.  Dagegen  zeigen  sie,  dass  die  Pflanze 
sich  durch  ausgezeichnete,  weit  umher  kriechende,  mit  spitzen 
Niederblättern  besetzte  Ausläufer  erhält  und  vermehrt. 

No.  1435.  J.  Chamissonis  Kth.  —  Eine  ziemlich  hohe 
Form.  Kapsel  und  Streifen  auf  dem  Rücken  der  Tepala  bräun- 
lich, nicht  strohgelb,  wie  es  sonst  bei  der  Pflanze  meist  der 
Fall  ist. 

No.  1438.  J.  inyolneratns  Stend.  (in  sched.)?  Perennis 
caespitosus  (sive  rhiz.  brevibus  procumbentibus  gaudens).  Cau- 
lis  erectus,  subcompressus,  paucifolius,  cavus.  Folia 
vaginantia;  vagina  margine  membranacea,  apice  biauriculata , 
auriculis  fere  quadrangulis ,  obtusis;  lamina  a  latere  com- 
pressa,  striata,  septata,  interstitiis  cavis.  Inflorescentia  ter- 
minalis,  capituligera;  capitulis  aggregatis  multifloris. 
Bractea  iuflma  inflorescentiae  aequilonga,  apice  viridis,  ceterae 
breviores.  Flores  in  axillis  bractearum  nudi,  breviter  pedicellati, 
5mm.  longi.  Bracteae  florum  pallfdae.  Tepala  nigro-castanea, 
marginibus  hyalinis,  lanceolata,  exteriora  acutato- 
mucronata,  interiora  acuta,  subbreviora.  Stamina  sex, 
tepalis  dimidio  breviora(?);  filamentum  filiforme,  anthera  oblonga 
filamento  brevior.  Ovarium  trigono-rotundum  (?) ;  Stylus  brevis  (?) ; 
Stigmata  tria  longa,  contorta.    Fructus Semen  ...... 

Ich  stehe  nicht  an,  diese  Pflanze  mit  der  Lechler'schen 
Nummer  2078  aus  Peru  (Tabina.  Jul.  m.  1854;  edid.  R.  F.  Hohen- 
acker),  welche  auf  den  Etiketten  als  „J.  involucratus  Steud.  — 
Ipse"  bezeichnet  ist,  zu  identificiren,  obwohl  beiden  das  wich- 
tigste Organ:  die  Frucht  (und  also  auch  der  Samen)  fehlt  und 
sie  erst  ziemlich  unentwickelte  Knospen  besitzen.  Aus  diesem 
Grunde  sind  auch  die  Längenverhältnisse  der  Blüthentheile  un- 
sicher und  daher  die  Angaben  in  vorstehender  Diagnose  mit  (?) 
versehen  worden.  -  Stengel  und  Blätter  sind  auf  dem  Quer- 
schnitte deutlich  queroval,  aber  nicht  etwa  zweischneidig  zu- 
sammengedrückt. Die  Pflanze  nähert  sich  dadurch  den  von 
Engelmann  als  J.  ensifolii  bezeichneten  Arten,  welche  für  d-as 
pacifische  Amerika  charakteristisch  sind  und  unter  diesen  namentlich 
dem  J.  Mertensianus  Bong,  und  J.  phaeocephalus  Engelm. ;  Letzterer 
unterscheidet  sich  aber  durch  einen  schon  zur  Blüthenzeit  viel 
schlankeren  Fruchtknoten  und  längere  Antheren.  —  Mit  J.  Mer- 
tensianus Bong,  wird  die  Pflanze  künftig  eingehender  zu  ver- 
gleichen sein.  Die  gehäuften  Köpfchen  sind  übrigens  nicht  so 
dunkel  gefärbt,  wie  an  der  in  den  Herbarien  weit  verbreiteten 
typischen  Pflanze  des  J.  Mertensianus  von  Sitcha  (leg.  H.  Mer- 
tens).  —  Die  peruanischen  Pflanzen  sind  ausserdem  weit  kräftiger, 
massiger,  als  die  bolivianischen;  die  Höhe  von  jenen  beträgt 
47—55,  die  von  diesen  dagegen  nur  16  und  47  cm.  —  An  den 
peruanischen  Pflanzen  weichte  das  Pistill  nur  sehr  unvollstän- 
dig auf. 

No.  1440.    Juneus  Mandonl  Buehenan^   n.  sp.   (Taf.  HL; 


122 

Fig.  1  — H.)  Perennis,  huinilis,  raespitcsS— 4c  altos  deoM 
fonuans.  —  Caulis  stoloniformis,  procumbens  nee  erectns; 
intcrfoliis  inferioritius  stolüiiiforniibiis)  dtmgatis  ^ninc  ex  nodii 
radicTs  tcnues  emittens»,  suiiorioribus  brovibus.  —  Folia  alternaatii, 
dciisa,  VM<;inantia.  Vagina  i>-  f»  iiiiii.  lon^'a  parallclinems,  men- 
braiiac«*o  •  inar^Muata,  auriciil  ifora;  aiiricul  a  discrett, 
ovata,  obtusa;  laniina  IT»  -Jo,  raro  ad  ^K) mm.  longa,  in 
inforiure  facie  plana,  in  superiuio  fere  usque  ad  apiceo 
canuliculata,  cava,  non  srptata.  -  Flores  in  axillis 
folio  ru  ni  solitarii,  n  udi,  eprojtbyllati,  longe  petiolati, 
petiolo  2,  4,  <s  raro  Snini.  louno.  —  I'eri^'üniuin  viridescens, 
tepalis  iiiar^inibus  monibranaceis,  iiiconspicuc  trinervüs,  interio- 
ribus  paullo  lon^'iori  bus;  trpala  extmora  lanccolata,  acuta, 
inteiiora  latc-lanceolata,  acuta  (sacpe  niar;;inibus  involutis  acu- 
tata).  Staniina  sex  (intcnliiiu  a1;ortn  ;>),  tepalis  breviora. 
Filamenta  filiforniia,  antheris  linearibus  2'/i.  longiora.  Ovarium 
orbiculari-trigonum;  Stylus  brevis;  Stigmata  3,  longa, 
papulosa,  inclusa  vel  subexserta.  Tructus  orbiculari-trigo- 
nus,  faciebus  cavis,  unilocul  ari  s,  polyspernius;  pericar- 
pium  tcnue  pallide  vitellinuni ,  subiiitiduni  spcrmophoris  latenili- 
bus  usque  ad  apiceni  valvulae  adMiundontibus.  Semina  minuta, 
0,*)5— 0,4  mm.  longa,  0,2nmi  lata,  ajjiculata,  reticulata(?),  vitellina. 

Eine  der  merkwürdigsten  Juncus-Arten,  welche  ich  kenne. 
Sie  stellt  den  Typus  einer  neuen  Section  dar,  welche  durdi 
rinnige,  innen  nicht  septirte  Lau])blätter  und  durch  die  Insertion 
der  einzelnen  langgestielten  IMüthen  in  den  Achseln  der  dicht- 
gedrängten Laubblätter  chajakterisirt  ist.  Von  einer  Köpfchen- 
bildung kann  dabei  nicht  wohl  die  Rede  sein.  Zwar  sitzen 
2-  3  (selten  4)  Llütlien  in  den  Achseln  von  aufeinanderfolgen- 
den Laubblättern  an  der  Spitze  der  Zweige;  aber  diese  Laub- 
blätter sind  in  der  Regel  nicht  durch  ein  gestrecktes  Inter- 
folium  von  den  tiefern,  sterilen  Laubblättern  gelrennt,  und  in  den 
wenigen  Fällen,  in  welchen  ich  dies  beobachtete,  fand  ich  eiae 
Blüthe  in  der  Achsel  eines  Laubblattcs  am  Grunde  dieses  stiel- 
förmigen  Internodiums ,  so  dass  sie  sich  also  der  beginnenden 
Köpfchenbildung  nicht  angeschlossen  hatte. 

Die  Pflanze  bildet  offenbar  dicht  verflochtene,  sammetartige 
Rasen  auf  einem  schlickigen  oder  doch  sumpfigen  Untergi'unde, 
am  Rande  von  Sümpfen  oder  Alpcugewässern. 

Ihr  Bau  spricht  dafür,  dass  sie  gleichsam  rhythmisch  wächst 
Im  Herbste  oder  Frühjahre  bildet  sie  Stolonen  (oder  wie  mir 
nach  den  Blattresten  wahrscheinlich  ist,  stolonenähnliche  Laub- 
stengel) mit  gestreckten,  nackten,  zur  Blüthezeit  gelb  gefärbten 
Interfolien;  diese  bewurzeln  sich  an  den  Gelenken,  richten  sich 
aber  an  der  Spitze  auf  und  verzweigen  sich  stark  in  kurze  dichte 
Laubzweige,  welche  an  der  Spitze  zugleich  die  Blüthenstände 
vertreten.  Ob  die  Endknospe  dieser  Laubzweige,  ob  (wie  es 
wahrscheinlicher  ist)  Seitentriebe  derselben  sich  später  stolonen- 
artig  entwickeln  und  damit  die  ganze  Bildung  wiederholen,  ist 
jetzt  nicht  zu  entscheiden.    Die  Laubzweige  beginnen  mit  einem 


123 

adossirten,  weisshäutigen,  zweikieligen,  scbeidenförmigen  Nieder- 
blatte, wie  es  der  Laubregion  der  Juncaceen  und  aucb  dem 
Blüthen  Stande  der  Junci  singuliflori  prophyllati  eigenthümlich 
ist.  —  Die  einzelnen,  aus  den  Rasen  losgelösten  Exemplare  er- 
innern etwas  an  sehr  kurzgliedrige  und  buschige  Exemplare  von 
Scirpus  fluitans.  Die  kleinen  Samen  sind  noch  nicht  völlig  reif, 
so  dass  ich  über  die  Sculptur  der  Samenhaut  nichts  Näheres 
aussagen  kann;  dagegen  habe  ich  dem  Embryo  Aufmerksamkeit 
zugewendet  und  fand  einen  graden  macropodalen  Embryo  in  ein 
grosses  Albumen  am  Micropyle-Ende  eingebettet,  so  dass  über 
die  Zugehörigkeit  der  Pflanze  zu  den  Juncaceen  kein  Zweifel 
bestehen  kann. 

Erklärung  der  Abbildungen. 

Taf.  m. 

Fig.  1.  Eine  kräftige  Pflanze  mit  Blüthen  und  halbreifen 
Früchten  in  natürlicher  Grösse. 

Fig.  2.  Eine  Blüthe  sammt  ihrem  Stiele  in  lOfacher  Ver- 
grösserung. 

Fig.  3.  Blüthe  mit  halbreifer  Frucht.  Die  Basis  des  graden 
Bltithenstieles  wird  von  den  häutigen  Scheidenrändern  des  Blattes 
umfasst;  ausserdem  erblickt  man  neben  dem  Blüthenstiele  und 
gleichfalls  zum  grössten  Theile  von  den  Blatträndern  umfasst, 
die  Fortsetzung  der  Achse. 

Fig.  4.    Pistill  aus  Fig.  2. 

Fig.  5.    Frucht  aus  Fig.  3,  losgelöst. 

Fig.  6.  Eine  Klappe  dieser  Frucht,  losgelöst,  von  innen 
gesehen. 

Fig.  7.  Diagramm  der  Blüthe.  Der  Querschnitt  des  Frucht- 
knotens ist  in  zehnfacher  Vergrösserung  dargestellt,  das  Uebrige 
schematisch. 

Fig.  8.  Querschnitt  durch  die  Lamina  eines  Laubblattes; 
zwanzigfache  Vergrösserung. 

No.  1441.  J.  bufonius  L.  var.  rostratns  Hansm.  -  Eine 
Form  dieser  ubiquitären  Pflanze  mit  verlängerten  äussern  Perigon- 
blättern,  welche  sich  der  von  Hausmann  in  der  Flora  von  Bozen 
als  rostratus,  von  Doli  in  der  Flora  von  Baden  als  frondescens 
beschriebenen  Form  annähert,  ohne  aber  die  Extreme  derselben 
zu  erreichen.  —  Eine  ganz  ähnliche  Form,  von  Moritz  in  Vene- 
zuela gesammelt,  sah  ich  im  Herbarium  des  Lübecker  Museums. 

No.  1442.  ^^Bistiehya  macrocarpa  Wedd."  —  Ein  weib- 
liches und  ein  männliches  Exemplar  liegen  mir  aus  dem  Lübecker 
Herbarium  vor.  Jenes  hat  eine  wohl  ausgebildete,  das  Perigon 
bedeutend  überragende  Kapsel.  —  Ob  die  Gattung  naturgemäss 
den  Juncaceen  zuzuzählen  ist,  darüber  fehlt  mir  die  eigene  An- 
schauung, da  ich  niemals  reichlicheres  Material  derselben  unter- 
suchen konnte.  -  Die  von  Steudel  als:  Distichia  muscoides  N. 
ab  Es.?   bestimmte  Pflanze:   Lechler,  PL  peruv.  No.  1813  hat 


124 

offenbar  mit  dieser  Fflan/e  keine  Verwandtschaft,  sondern  ist 
woiil  eine  äclite  (iraniinee.  da^^e^en  gehören  jedenfalld  die  toi 
rhili]ii)i  als  Kostkovia  brevifuliu  und  i;.  elaudustina  beschriebena 
Ptlan/en  in  ihre  nächste  Niilje. 

Xo.  \4\:),    At^apatea  iilanieiitosa  Uuchenao,  n.  sp. 

Xo.  1414.  Apipatea  püniviaiia  Kteudel.  —  Diese  Nonuner 
ist  völlig'  identisch  mit  der  von  Steudel  bestiinuitcn  und  tob 
Ilohenacker  veitheilten  Xo.  l'.KVt  der  Lechlefschen  Pflanzen  ans 
Peru.  -  Ich  enthalte  mich  für  jet/t  einer  näheren  Beschreibung 
beider  PHanzen,  da  ich  noch  nicht  ermitteln  konnte,  ob  Lecbler 
sein  Genus  Agapatea  bereits  beschrieben  hat.  —  Eine  mono- 
graphische Bearbeitung  dieser,  den  Juncaceen  nahestehendea 
Genera  (zu  denen  auch  ().\ychlt)e  Philippi  und  Schismaxon  Sten- 
del  gehörend  würde  ein  grosses  Interesse  gewähren,  jedoch  mfisste 
dafür  weit  reicheres  Material  vorliegen,  als  mir  bis  jetzt  zur 
Verfügung  steht. 

No.  144G.  Luzula  racemosa  Desy.  —  Eine  zuerst  aas 
Mexiko  bekanntgewordene,  von  Humboldt,  Galeotti ,  Schiede, 
Liebniann  und  SchaHner  auf  mehreren  der  dortigen  Vulkane  ge- 
sammelte Pflanze  (die  Ilumboldt'sche  Ttlanze  ist  von  Kunth  irr- 
thümlich  unter  dem  Namen  L.  Alo])ecurus  Desv.  beschrieben 
worden,  vergleiche  E.  Meyer,  Linnaea  1849,  XXII.  pag.  415). 
Es  reiht  sich  hieran  ein  Standort  aus  Peru  (Lechler,  pL  peru- 
vianae,  No.  1730;  Azangaro  in  lapidosis  montanis;  Jun.  m.),  die- 
ser neue  Mandon'sche  Standort  aus  ßolivia  und  endlich  ein  noch 
etwas  zweifelhafter  Standort  aus  Chile  (s.  u.).  —  Alle  diese 
Pflanzen  sind  durch  ihren  hohen  AVuchs,  die  langen  und  am 
Stengel  meist  zahlreichen  Blätter,  den  in  mehrere  getrennte  und 
meist  langgestielte  Achren  aufgelösten  Blüthenstand  habitnell 
von  der  ächten  europäischen  L.  si)icata  verschieden.  Meine  ein- 
gehenden Untersuchungen  haben  nun  aber  noch  mehrere  Kenn- 
zeichen ergeben,  welche  zu  einer  specifischen  Trennung  genügen. 
Die  Blüthen  sind  nämlich  sämmtlich  dreimännig  und  die  reife 
Frucht  ist  bemerklich  kürzer  als  das  Perigon  (meist  nur  Vi 
so  lang) ;  bei  den  zahlreichen  Formen  von  L.  spicata,  welche  ich 
besitze,  sind  die  Blüthen,  ausnahmslos  sechsmännig  und  die 
Früchte  mindestens  so  lang  als  das  Perigon,  daher  auch  im  reifen 
Zustande  von  verlängerterem  Umrisse  als  die  nahezu  dreiseitig 
kugligen  Früchte  von  L.  racemosa  Desv.  Es  dürfte  nicht  un- 
interessant sein,  hervorzuheben,  dass  diese  ächte  sechsmännige 
Luz.  spicata  nicht  auf  die  alte  Welt  beschränkt  ist,  sondern  dass 
auch  mir  vorliegende  grönländische  Exemplare,  sowie  solche  von 
der  Insel  Sitcha  (leg.  Dr.  II.  Mertens)  sich  als  solche  erweisen. 
(Exemplare  von  anderen  Standorten  in  Nordamerika  konnte  ich 
noch  nicht  untersuchen.) 

Hervorzuheben  ist  noch,  dass  die  unter  No.  1446  liegenden 
Exemplare  des  Lübecker  Museums  sich  in  Beziehung  auf  Grösse 
der  ganzen  Pflanze  und  Verzweigung  des  Blüthenstandes  von 
dem  Exemplare,  welches  ich  der  Güte  des  Herrn  Hofrath  Grise- 
bach  verdanke,  bemerklich  unterscheiden;  dieses  letztere  ist  42 


125 

i  cm.  (die  Schaffner'schen  Exemplare  aus  Mexiko  ca.  50,  das 
i  Lechler'sche  aus  Chile  sogar  ca.  70cm.)  hoch;  dagegen  misst 
I  das  höchste  Exemplar  des  Lübecker  Museums  nur  26  cm. ;  über- 
dies ist  der  Blüthenstand  viel  weniger  verzweigt,  so  dass  er  als 
eine  zusammengesetzte  Aehre  bezeichnet  werden  kann  und 
durchaus  an  die  verästeiteren  Formen  von  Luzula  spicata  er- 
innert. Im  Uebrigen  stimmen  aber  die  Exemplare  doch  in.  allen 
wesentlichen  Punkten  überein.  Eins  dieser  Exemplare  besitzt 
zwei  kurze,  wenig  mehr  als  1,5  cm.  lange  Ausläufer.  —  Schaffner 
theilt  auf  einer  Etikette  von  Luz.  caricina  (herb.  AI.  Braun)  die 
interessante  Bemerkung  mit,  dass  Luz.  caricina  eine  ^faserige 
Wurzel*',  L.  racemosa  Desv.  dagegen  ein  „kriechendes  Ehizom" 
besitze.  Dieses  wichtige  Kennzeichen  wird  an  noch  vollständi- 
gerem Materiale  weiter  zu  beachten  sein. 

No.  1447.    Luznla  —  (?),  L.  excelsae  Bnchenan  afflnis.  -— 
Von  dieser  stattlichen  Pflanze  liegt  mir  leider  nur  ein  Exemplar 
aus  dem  Lübecker  Museum  Herbarium  vor.    Es  ist  dies  ein  ein- 
zelner, 46  cm.  hoher  Stengel,  an  welchem  nicht  allein  die  grund-  * 
ständigen,    sondern  auch  die   stengelständigen   Blätter  (letztere 
zum  Theil  mitten  in  der  Vagina,  nicht  in  der  Lamina)   quer  ab- 
gerissen sind;  ich  kann  mir  dies  nicht  anders  erklären,  als  dass 
bei    dieser  Pflanze,   wie   bei   so   vielen    alpinen    und   arktischen 
Pflanzen,  der  Blüthenstand  schon  im  vorhergehenden  Winter  fer- 
tig angelegt,  aber  noch  in  den  Blattscheiden  des  noch  unent- 
wickelten Stengels  verborgen  war.   Im  Frühlinge,  als  die  Pflanze 
zu  treiben  begann ,   wurde  sie  abgemäht  oder  scharf  abgebissen 
und  damit  ihrer  Laubblätter  beraubt;  der  Blüthenstand  aber  blieb 
unverletzt  und  er  entwickelte  sich  später  ebenso  wie  der  Stengel 
auf  Kosten   der    in    dem   Rhizome    abgelagerten   ßeservestoffe. 
Diese  Verstümmelung  hält  mich  davon  ab,  auf  diese  Pflanze  eine 
neue  Art  zu  begründen,  da  ich  sie  doch  nur  unvollständig  diagno- 
sticiren  könnte.    Sie  steht  der  Luzula  excelsa  (s.  No.  1449)  un- 
streitig sehr  nahe,  unterscheidet  sich  aber  durch  folgende  Merk- 
male von  ihr.    Der  Wuchs  ist  nicht  so  hoch,   die  Blätter  nicht 
so  breit  (einige  erhaltene  grundständige  Blattreste  messen  höch- 
stens 6  mm.);  die  Scheidenmündung  der  stengelständigen  Blätter 
ist  stark  behaart,   der  Blüthenstand   ist   aufrecht,   viel   weniger 
verzweigt   als   bei   Luz.    excelsa;    die   Aehren    sind   kürzer    und 
dicker,   die  Blüthen  grösser;   die  Perigontheile   sind  länger  zu- 
gespitzt; sie  überragen  die  Kapsel.     Die  Zahl  der  Staubgefässe 
beträgt  in  den  meisten  Blüthen  drei,  in  vielen  Blüthen  aber  auch 
sechs,   und   zwar  fand   ich  diese  Blüthen  in    einzelnen   Aehren 
vermischt;   dieses  ganze  Verhalten   zeigt,    dass   die  Anzahl    der 
Staubgefässe  in   der  Gattung  Luzula  nur   mit  grosser   Vorsicht 
als    specifisches    Trennungsmerkmal    und   auch   dann    nur    nach 
Untersuchung  zahlreicher  Blüthen  zu  benutzen  ist. 

No.  1448.  Luzula  humilis  Bachenau.  —  Perennis,  cae- 
spitosa,  caulis  teres,  erectus,  plerumque  ca.  7  cm.  altus,  basi 
tantum  foliatus.  Folia  brevia,  curvata,  plus  minusve  canali- 
culata,  marginibus  villoso-lanatis,  denique  calvis.  Inflorescentia 


12« 

tcrminalis,  mit  ans.  Komposita,  plerumquc  conti  cta,  spici- 
gcra.  Rracteae  intiniac,  vol  linai?  infimae  froprlosiae,  inflor^ 
sccntiam  siip(»rans,  rfli(|uai*  hntviorcs.  Bracteae  »ram  singulo- 
runi  ovatac,  aciitai*.  hyaliiiac*,  niar^Miio  lacorae  ei  ciliatae.  Flores 
2,S  :)  miu.  longi.  T(']>ala  ovato-laiMcolata,  aciitata,  m- 
terdum  a])ico  denticulata,  iiumüo  castanoa,  marginibus  hyaliDU, 
interna  paullo  1  on^i  ora  et  hitiora,  marginibus  latis. 
Staiiiina  plcruniqn('  tria.  ti*palis  diniuliu  hreviora;  antberis 

linearibus    tilainentis    tilifunnihus    a('i{uili)n{^is.       Ovarinm ; 

Stylus  brevissiinus ;  sti;(inata  tria,  loii^a.  (*apKula  perigonio 
Vs  brcvior,  sphae ri(M)- tri^'ona,  obtusa,  ochracei 
Semina  late-ovata,  obtusa,  brcvissime  apiculata  ferruginci 

Diese  Pflanze  stimmt  im  Habitus  und  der  Grösse  mit  yieles 
Formen  der  L.  spicata  überein;  die  llauptunterschiede  finde  ich 
in  ihrer  Dreimännigkeit  (nur  zweimal  fand  ich  ein  viertes  Staub- 
gefüss  in  einer  Hlüthe)  und  in  der  Kürze  der  fast  kuglig-drei- 
seitigen  Kapsel.  In  beiden  Beziehungen  nähert  sie  sich  also 
der  vorher  besprochenen  Luzula  racemosa  Desv.,  von  der  sie 
aber  durch  die  Grösse,  den  unbeblätterten  Stengel  und  den  Um- 
riss  des  Blüthenstandes  sehr  abweicht.  -  Einzelne  Exemplare 
erinnern  durch  den  kegelförmigen  Umriss  des  BlQthenstandes 
sehr  an  Luz.  chilensis  N.  ab  Es.  —  Zwischen  den  Exemplaren 
des  Lübecker  Museums  befindet  sich  eins,  welches  die  unge- 
wöhnliche Höhe  von  16  cm.  erreicht,  während  die  andern  sämmt- 
lieh  nur  7  cm.  messen. 

Wahrscheinlich  gehören  hierher  auch  die  unter  No.  1463  aus- 
gegebenen Exemplare;  sie  befinden  sich  indessen  in  einem  sehr 
schlechten  Zustande  der  Erhaltung;  entweder  sind  sie  längere 
Zeit  vom  Wasser  überfluthet  gewesen  oder  sie  haben  zu  lange 
in  einer  feuchten  Botanisirbüchse  gelegen.  Die  Blätter  besitzen 
fast  gar  keine  Wimpern  mehr;  die  Perigonblätter  sind  so  zer- 
setzt, dass  sie  sich  beim  Aufweichen  kaum  entfalten  lassen;  sie 
überragten  die  Kapsel  ganz  bedeutend,  vielleicht  um  das  Dop- 
pelte. Die  Dreimännigkeit  der  Blüthen  und  die  charakteristische 
Form  der  Kapsel  stimmt  mit  No.  1448  ganz  überein,  ebenso  das 
Längenverhältniss  zwischen  Anthere  und  Filament. 

No.  1449.  Lnznla  excelsa  Buchenau^  n.  sp,  (Taf.  IV.,  Fig. 
1—  8.)  —  Perennis.  Rhizoma  breve,  horizontale,  fibris  slccls  et 
radicibus  filiformibus  dense  obtectum.  Caulis  erectus  apice 
nutans,  altus  (usque  ad  1  m.)  teres,  striatus,  foliatus.  Folia 
plana,  late-linearia,  basilaria  latissima,  usque  13mm. 
lata,  caulina  angustiora,  acutata,  margine  scabra,  pilosa. 
Folia  caulina  longe  vaginantia,  ore  calva.  Inflorescentia 
spicigera,  magna,  paniculata,  apice  nutans,  rami 
partim  in  axillis  foliorum  caulinorum  3—4  superiorum,  partim 
in  apice  caulis  approximati;  rami  inferi  longe  stipitati,  ex  axillis 
foliorum  exserti.  Spicae  multiflorae,  tenues,  cylindricae, 
5 — 12  mm.  longae.  Flores  in  axillis  bractearum ,  prophyllati, 
parvi  (ca.  1,6  mm.  longi)  pallide  ferruginei.  Bracteae  pro- 
phyllaque  flori  breviora,  membranaceo-byaliua  ^  margine  longe- 


r 


127 

pilosa.  Tepala  aequilonga  sive  iiiteriora  paullo  longiora, 
margine  integro,  exteriora  lanceolata,  mucronata,  uninervia,  in- 
teriora  late-lanceolata,  acuta,  sive  breve- mucronata,  tenuiora, 
hyalina,  inconspicue  uninervia.  S  tarn  in  a  3,  tepalis  Va  breviora. 
Filamentam  filiforme,  anthera  oblonga  brevior.  Ovarium  trigono- 
sphaeroideum ;  Stylus  brevissimus ,  Stigmata  3  longa.  Capsula 
rotundo-ovata,  subtrigona,  obtusa,  perigonio  longior. 
Semina  oblongo-cylindrica,  subcurvata,  ferruginea,  membrana  basi 
relaxata. 

Eine  wahrhaft  ausgezeichnete  Luzula-Art,  welche  in  ihrem 
"Wuchs  nur  mit  der  Luz.  gigantea  Desv.  zu  vergleichen  ist,  diese 
Art  aber  au  Höhe  noch  übertrifft.  —  Es  liegt  mir  nur  ein  frucht- 
tragendes Exemplar  von  fast  1  m.  Höhe  vor.  Dasselbe  besitzt 
keine  Erstarkungstriebe  mehr,  aus  denen  die  Pflanze  sich  im 
nächsten  Jahre  weiter  verzweigt  haben  würde;  offenbar  waren 
seine  grundständigen  Blätter  im  vorigen  Jahre  frisch,  im  Anfange 
dieses  Jahres  aber  bereits  verwelkt.  Das  Rhizom  (von  dem 
übrigens  nur  ein  sehr  kurzes  Stück  vorliegt)  ist  mit  abgestorbe- 
nen Fasern  und  zahlreichen  Nebenwurzeln  dicht  bedeckt.  Der 
Stengel  ist  ganz  ungewöhnlich  hoch,  die  Laubblätter  ungewöhn- 
lich breit;  an  der  Scheidenmündung  stossen  die  beiden  Blatt- 
ränder unter  einem  sehr  spitzen  Winkel  zusammen;  die  Scljeiden- 
mündung  ist  nicht,  wie  dies  bei  andern  Luzula-Arten  der  Fall 
ist,  stark  behaart.  —  Der  Blüthenstand  ist  sehr  zusammengesetzt, 
seine  Zweige  sind  dünn  und  überhängend;  die  untersten  derselben 
sitzen  am  Stengel  vertheilt  in  den  Achseln  der  obersten  Laub- 
blätter und  sind  hervortretend  gestielt,  jedoch  findet  nirgends 
eine  Uebergipfelung  der  obersten  durch  die  unteren  statt;  die 
einzelnen  Theile  des  Blüthenstandes  bestehen  aus  verästelten, 
dünnen,  walzenförmigen,  dichten  Aehren.  An  den  letzteren  sitzen 
die  Blüthen  in  den  Achseln  dünnhäutiger,  am  Rande  langhaariger 
Bracteen  und  es  gehen  der  Blüthe  dann  drei  weisse,  dünnhäutige, 
gleichfalls  langgewimperte  Hochblätter  voraus.  Die  Bracteen 
und  die  Hochblätter  sind  kürzer  als  die  Blüthen;  da  nun  auch 
die  Perigontheile  kürzer  als  die  reifen  Kapseln  sind,  so  wird 
der  Umriss  der  Aehren  durch  die  Klappen  der  Kapsel  bestimmt 
und  entbehrt  das  borstige  Aussehen,  welches  die  Aehren  bei  vielen 
andern  Arten  durch  die  Spitzen  der  Perigontheile  erhalten ;  ebenso 
treten  die  Wimpern  an  den  Bracteen  und  den  Hochblättern  we- 
nig hervor. 

Die  ungewöhnliche  Höhe  des  Stengels,  die  breiten  Blätter 
mit  kahler  Scheidenmündung,  der  stark  verzweigte,  nickende 
Blüthenstand,  die  dünnen,  walzlichen,  rostfarbenen  Aehren,  die 
Kleinheit  der  Blüthen,  die  Dreizahl  der  Staubgefässe,  die  Kürze 
des  Perigons  im  Vergleich  zur  Kapsel  und  die  fast  cylindrischen 
Samen  lassen  diese  Art  sehr  leicht  erkennen. 

Ich  habe  übrigens  noch  hervorzuheben,  dass  unter  No.  1449 
der  Mandon'schcn  Sammlung  mehrere  verschiedene  Luzula-Arten 
vermischt  zu  sein  scheinen.  Sowohl  von  Herrn  Hofrath  Grise- 
bacb|   als   aus   dem  Lübecker  Herbar   erhielt  ich  unter  dieser 


12« 

Nummer  auch  Stenp[ol,  welche  ontwodcr  den  JugendsasUnd  der 
unter  No.  14-<7  crw;ihnten  Luzula  otler  der  L.  racemosa  Den. 
darstellen;  das  Kxciiiidur  aus  drni  Lübecker  Herbar  ist  nod 
sehr  jung  und  kaum  sicher  7a\  bestimmen ;  das  Grisebach'sck 
dagegen  befindet  sich  ofl'eiibar  am  Anfange  der  BlQthezeit;  seiM 
Blüthen  sind  theils  drei-,  theils  serhsmännig,  wie  ich  dies  ud 
von  No.  1447  erwähnt  habe. 

Erklärung  der  Abbildungen. 

Taf.  IV. 

Fig.  1.  Das  mir  vorliegende  Kxemplar  in  Va  der  natB^ 
liehen  Grösse. 

Fig.  2.    Eine  reife  Frucht  von  au.ssen  gesehen. 

Fig.  3.    Klappe  einer  Frucht,  losgelöst;  von  innen  gesehen. 

Fig.  4.  Keifer  Samen  von  der  Hauchseite  her;  am  Grunde 
in  Folge  der  losgelösten  und  verdickten  Haut  ein  weiRsliches  An- 
hängsel. 

Fig.  5.    Derselbe  Samen  von  der  Seite  gesehen. 

Fig.  6.  Eine  Blüthe  mit  reifer  P>ucht,  von  unten  (von  der 
Seite  der  Bractee  aus). 

Fig.  7.    Deckblatt  einer  Einzelblüthe  von  der  Seite  gesehefl. 

Fig.  8.    Staubgefäss  aus  der  in  Fig.  0  dargestellten  Blflthe. 

Alle  in  Fig.  2—8  abgebildeten  Präparate  sind  aus  BlQthen 
des  in  Fig.  1  dargestellten  Exemplare«  entnommen. 

No.  1453.   Siehe  oben  unter  No.  144J^,  L.  humilis  Buehenao. 
No.  1454.    Luzula  bollTiensis  Bucbenau^  n.  sp.     Taf.  IV. 

Fig.  9—12.  —  Perennis,  rhizoma  perpendiculare  multiceps.  Caulis 
erectus,  flexuosus,  teres,  foliatus,  8—30  cm.  altus.  Folia  linearia 
plana  sive  canaliculata,  in  statu  sicco  sacpe  convoluta,  margini« 
bus  ciliatis,  oribus  dense  villosis  Infloresceutia  terminalis  erecta 
sive  nutans  lobato-spicata ;  bractcae  infimae  frondosae  supra- 
fastigiatae,  superiores  membranaceae,  ciliatae.  Flores  brevis- 
sime  stipitati,  longi  (ca.  5mm.),  triandri.  Tepala  elongato- 
lanceolata,  exteriora  longe  acutata,  in  mucronem 
nigrum  terminantia,  interiora  paullo  breviora  acuta, 
vel  subacuta,  tenuiora;  tepala  in  statu  sicco  ferruginea, 
in  statu  humido  nigro-castanea,  interiora  pallidiora,  externa  mar- 
ginibus  angustis,  interna  margin.  latis  hyalinis.  Stamina  tria, 
tepalis  quadruple  breviora;  anthera  lineari-ovata, 
filamento  duplo  brevior.  Ovarium  . . . .  Stylus  brevis,  0,2 
mm.,  cum  stigmatibus  0,6  mm.  longus;  Stigmata  longa.  Capsula 
(submatura)  sphaerico-trigona  superne  subconica  lateribus  sulca- 
tis.    Semina  (immatura)  ovata,  obtusa,  ferruginea. 

Diese  interessante  Pflanze  steht  der  Luz.  peruviana  Desv. 
sowie  der  Luzula  vulcanica  Liebm.,  nahe;  sie  ist  dreimännig, 
aber  auch  die  mir  vorliegenden  ächten  Exemplare  von  Luz.  peru- 
viana (Antisana,  Hartweg  No.  1444  und  And.  Quitens.,  leg.  W. 
Jameson,    1859)    erweisen   sich   als  dreimännnig,   wie  ich  denn 


129 

überhaupt  durch  diese  Untersuchungen  nachgewiesen  habe,  dass    * 
die  Dreimännigkeit  (welche  Liebmann  zuerst  bei  seiner  Luz.  vul- 
canica  entdeckte)  in   dieser  Gattung  viel  weiter    verbreitet  ist, 
als   man  früher   glaubte,   und  dass   in  ihr  ein  beachtenswerthes, 
aber  doch  nur  mit  Vorsicht  zu  gebrauchendes  Kennzeichen  beruht. 

Luz.  peruviana  ist  eine  Pflanze  mit  kräftigem,  steifaufrechtem 
Stengel,  breiten,  am  Rande  stark  gewimperten  Blättern,  einem  , 
fast  kegelförmigen,  äusserlich  nicht  gegliederten,  von  den  laubi- 
gen Bracteen  überragten  Blüthenstande,  mit  stark  gewimperten 
Deckblättern  und  Perigontheilen ;  sie  kommt  also  hierin  der  Luz. 
Alopecurus  sehr  nahe,  unterscheidet  sich  aber  von  ihr  dadurch, 
dass  die  Färbung  des  Blüthenstandes  bräunlich  gelb  ist,  wäh- 
rend er  bei  Luz.  Alopecurus  grauwollig  ist;  überdies  ist  diese 
Art  sechsmännig,  Luz.  peruviana  dagegen  dreimännig;  auch  in 
der  Kapsel  liegen  bedeutende  Unterschiede. 

Luz.  vulcanica  Liebm.  dagegen  ist  in  allen  Theilen  sehr 
spärlich  behaart,  der  Stengel  nicht  so  steif  aufrecht ;  der  Blüthen- 
stand  lappig-getheilt  (lobato-spicata,  Liebm.),  nicht  von  der 
untersten  laubigen  Bractee  überragt.  Die  Blüthen  sind  drei- 
männig und  die  Perigonblätter  am  Rande  nicht  gewimpert.  Die 
Kapsel  aber  ist,  obwohl  Liebmann  sie  als  pedicellata,  sub- 
globoso-obovata  obtusa  atrocastanea  perigonio  multo  brevior  be- 
schreibt, doch  noch  nicht  mit  Sicherheit  bekannt,  weil  die  Lieb- 
mann'schen  Pflanzen  noch  in  Blüthe  stehen.  —  Die  Haupt- 
unterschiede unserer  Pflanze  von  der  Liebmann'schen  liegen  in 
der  Grösse  der  Blüthe,  dem  Perigon  und  den  Staubgefässen. 
Die  Blüthen  sind  bei  Luz.  vulcanica  nur  3,  bei  unserer  Pflanze 
5mm.  lang;  Liebmann  beschreibt  Perigon  und  Staubgefässe  fol- 
gendermassen : 

phyllis  perig.  6  aequalibus  oblongo-lanceolatis  cuspidatis 
undulatis  atrosanguineis,  glabris,  staminibus  2— 3plo.  breviori- 
bus,  antheris  filamentis  brevioribus,  ovalibus,  ^lamentis  tenuibus. 

An  unserer  Pflanze  sind  also  die  tepala  viel  schmaler,  län- 
ger, bedeutend  länger  zugespitzt  (besonders  die  äusseren,  welche 
fast  in  eine  Granne  auslaufen)  und  viermal  so  lang  als  die  Staub- 
gefässe. —  Ausserdem  verdient  aber  noch  hervorgehoben  zu 
werden,  dass  sowohl  die  Laubblätter  als  die  untersten  Bracteen 
vial  länger  sind,  als  bei  L.  vulcanica,  und  dass  daher  die  letzteren 
den  Blüthenstand  überragen. 

Beim  Aufweichen  adhäriren  bei  Luz.  boliviensis  die  zarten 
innern  Perigonblätter  an  der  Kapsel  und  an  einander,  während 
die  äusseren  ausgespreizt  stehen  bleiben;  es  ist  daher  nicht 
eben  leicht,  ein  richtiges  Bild  der  Blüthe  zu  entwerfen;  an  der 
Pflanze  selbst  gewähren  aber  diese  sechs  abstehenden,  die  Ge- 
schlechtstheile  so  weit  überragenden  Perigontheile  ein  sehr  cha- 
rakteristisches Bild.  —  Der  Griflfel  und  die  Narben  sind  nach  einem 
auf  einer  halbreifen  Frucht  hängen  gebliebenen  Exemplare  be- 
schrieben ;  ersterer  ist  so  kurz,  wie  bei  L.  spicata,  racemosa  und 
den  verwandten  Formen. 

IT.    Juli  1874.  9 


i:io 

Erkianint;  der  Abbildungen. 

Tal.  IV. 

Fig.  \K  Eine  liliitho  mit  iiirlit  völlig  reifer  Kapsel,  wdik 
durch  die  (viel  längerem  rcri^'ontheile  durchschimmert;  & 
äussern  laufen  in  schwur/e  <irannens|)it/en  aus. 

Fig.  10.  Hin  äussere^  TeiKiluni  mit  dem  vor  ihm  stehenda 
Staubgefässe ;  vor  den  inneni  Tepalis  .^teht,  da  die  Blfithe  drei- 
niännig  ist,  natürlieli  kein  »Sianh^ifla.ss. 

Fig.  11.     Die  nicht  völli«;  reife  Kaiisel. 

Fig.  12.  <u'it)el  und  Narhc.  welche  auf  einer  halbrafn 
Frucht  im  vertrockneten  Zustande  hängen  geblieben  waren,  rnA 
dem  Aufweichen. 

Ks  sei  mir  erlaubt,  an  diese  Auf/ählung  der  Mandon'scba 
Pflanzen  noch  eine  Vebersicht  der  südamerikanischen  Luzull- 
Arten  anzufügen.  I)iesell)e  wird,  hotfe  ich.,  nicht  allein  den  Be- 
sitzern von  Herbarien  willkommen  sein,  sondern  auch  manche 
Zweifel  beseitigen  und  späteren  Studien  vorarbeiten.  Ich  stelle 
dabei  die  Pflanzen  zunächst  rein  geograiihisch  zusammen. 

a.    Patagonien^  Feuerlaud,  Falklands-Inseln. 

1)  Luzula  Alopecurus  Desv.  (L.  villosa  Wickstr.),  eine  in 
den  Herbarien  verbreitete  Pflanze.  Zu  ihr  gehört  als  Varietät: 
L.  Alopecurus  Desv.,  var.  antarctica  Ukr.  (als  Art);  es  ist  dies 
eine  kleine  Form  mit  gleichfalls  kleinem  Blüthenstande  und  stark 
gerrissenen  Perigonblättern.  Die  Luz.  No.  112,  W.  Lechler  pL 
ins.  Maclovian.  (Ad.  ins.  Maclov.  Orient,  sinum  Port  William; 
September;  Stanley)  kommt  oft'enbar  dieser  Form  schon  sehr 
nahe.  —  Die  Art  ist  sechsmännig.  —  Die  Angaben  über  ihr  Vor- 
kommen in  den  Cordilleren  von  Peru  u.  s.  w.  sind  auf  die  falsche 
Anwendung  des  Namens:  Luz.  Alopecurus  durch  Kunth  in  Hum- 
boldt's  Reisewerk  (Nova  gen.  et  spec.  I.  pag.  238)  zurfick- 
zuführen. 

2)  Luzula  campestris  DC.  (?)  —  Eine  von  Lechler  bei  Sandy- 
Point  gesammelte  Luzula,  wahrscheinlich  aus  dem  Formenkreise 
der  Luzula  campestris;  sie  hat  einen  rasigen  Wuchs,  ist  sehr 
niedrig,  einährig.  Die  sechsmännigen  Blüthen  sind  noch  sehr 
unentwickelt,  doch  lässt  es  sich  erkennen,  dass  sie  grannig- 
stachelspitzig  und  am  Rande  gezahnt  oder  gewimpert  sind. 
Der  unentwickelte  Zustand  der  Pflanze  verhindert  leider  ihre 
sichere  Bestimmung. 

b.   Chile. 

In  Claude  Gay,  historia  fisica  y  politica  de  Chile,  botanique, 
1853,  IV.,  p.  137  sind  aufgeführt:  Luz.  chilenis  Nees  et  Meyen, 
Alopecurus  Desv.  und  antarctica  Hkr.;  die  beiden  letzten  sind 
aber  wohl  nur  wegen  der  chilenischen  Besitzungen  an  der  Ma- 
gelhaens-Strasse   aufgenommen,   so   dass   im   Wesentlichen   nnr 


131 

Luz.  chilensis  Nees  et  Meyen  bleibt.    E.  Meyer  in  seiner  Arbeit: 
Luzularum   species,  Linnaea,   1849,  XXIL,  pag.  409,  führt  auch 
die  ächte  Luzula  campestris  (von  der  die  Luzula  chilensis  Nees 
^  wohl  nur   als   geographische  Eace   zu  trennen   sein  dürfte)  aus 
■  Chile  auf.     Hierzu   treten   nun   vier  von  R.  A.  Philippi   in  der 
Linnaea  1864,  pag.  267  u.  268  beschriebene  Arten:  Luz.  rigida, 
^  pauciflora,  psilophylla  und  brachyphylla,  die  drei  ersten  von  dem 
^  Gebirge  Talcarague,  die  letzte  von  der  Insel  Chiloe,  Arten,  über 
welche  ich  mir  aber  auf  Grund  der  Diagnosen  allein  kein  Urtheil 
erlaube.    —  Ich  reihe   diesen  Arten  noch   Luz.  racemosa  Desv. 
als  fraglich  an.     Es   liegen   mir  nämlich    drei  Exemplare   einer 
noch  ziemlich  unentwickelten  Luzula  vor,  welche  Prof.  Philippi 
im  September  1865  bei  Concepcion   in  Chile  sammelte  und  die 
mir  mein  Freund,  der  Bergwerksdirector  Ochsenius   zu  Coronel, 
übersandte  mit  der  Bezeichnung:  Luz.  Alopecurus;    die   Bltithen 
dieser  Pflanze    sind  fast  durchgängig   dreimännig   (eine  fand  ich 
fünfmännig)  und  im  Baue  des  Fruchtknotens,  sowie  der  ausser- 
ordentlichen Kürze   des  Griffels  stimmt   sie   mit   den  Arten  aus 
der  Gruppe  der  Luz.  racemosa  überein. 

c   BoUyia. 

Ausser  der  vorstehenden  Aufzählung  sind  mir  keine  Angaben 
über  Bolivianische  Luzula-Arten  bekannt. 

d.  Peru  und  Eenador. 

1)  Luzula  peruviana  Desv.^  zu  der  nach  Ernst  Meyer,  L  c. 
pag.  417,  die  „L.  Alopecurus"  in  Humboldt's  Reisewerk  theil- 
weise  als  Synonym  gehört. 

2)  Luz.  racemosa  Desv.,  ges.  von  Lechler,  in  der  Nähe  von 
Azangaro.  —  Humboldt  sammelte  die  Art  nur  in  Mexico ;  sie  ist 
nach  E.  Meyer's  Angabe  1.  c.  pag.  415  unter  der  Bezeichnung 
L.  Alopecurus  Desv.  mit  einbegriffen. 

3)  Luzula  gigantea  Desv.  Ein  fruchttragendes  Exemplar 
aus  Ecuador  von  Dr.  Hoheuacker  erhalten,  leider  ohne  Angabe 
des  Sammlers. 

4)  Lnznla  Macnsanlensis  Steud.  et  Bachen.  (Taf.  III«  Fig. 
9—16.)  Eine  ausgezeichnete  neue  Art,  welche  noch  unbeschrie- 
ben ist. 

Perennis,  caespitosa.  Caulis  erectus  (in  specim.  herb,  mei 
6,5  cm.  altus),  Jbasi  tantum  foliatus.  Folia  basi  plana, 
superne  canaliculata,  sensim  acutata,  margine  longe-ciliata,  caule 
breviora.  Inflorescentia  terminalis ,  capituliformis 
8— 9  mm.  longa,  e  fasciculjs  3-  4  paucifloris  congregata.  Bracteae 
frondosae,  infernae  inflorescentiam  paullo  superantes; 
bracteae  foliorum  singulorum  hyalinae  margine  ciliatae.  Flores 
3,2mm.  longi,  triandri.  Tepala  hyalina,  apice  lacera  et 
ciliata,  exteriora  lanceolata  cuspidata  uninervia,  nervo  vitellino, 
interiora  late-lanceolata,  acuta,  longiora,  inconspicue  uninervia 
Stamina  3,    tepalis   exterioribus    plus    quam    duplo 

9* 


132 

brcviora;  aiithiTu  ovalis.  basi  cxrisa,  filamento  filifonni  w 
brevior.  Topala  capsiilain  Tcre  duplo  saperantia.  Ot\ 
sula  orbiculari-ovata.  obtusa,  nitida,  apice  feri  sineo-vitdÜHil 
basi  pallida.    Seinina  lato-ovata,  obtusa,  vitellina. 

W.  Lechlcr;  pl.  peruviana^.   VA,  I!.  V  Ilohcnacker.   No.  1831 
—  In  rupilius  prope  Macusaiii.    .hin.  ni.  ]>^:A. 

Die  Form  des  Blüthenstaiidcs  dieser  Art  erinnert  an  da 
von  L.  Aloprcurus,  jedoch  ist  derselbe  ausserordentlich  viel  Ue* 
ner,  als  bei  dieser  Ttlan/e,  wo  i*r  eine  Länge  von  25  mm.  bä 
10— IT)  mm.  Breite  an  der  Ha>is  erreicht.  Im  Baue  der  Hfllk 
schliesst  sich  aber  die  Tflan/e  den  mit  Luz.  racemosa  verwandta 
Arten  innig  an;  auch  sie  ist  dreimilnnJK  und  hat  dieselbe  kn^ 
dreiseitige,  kurzgestielte  Kai)sel.  besonders  ausgezeichnet  'it 
die  Art  indessen  durch  die  ausserordentliche  Zartheit  der  F^ 
rigontheile;  dieselben  sind  fast  vollständig  hyalin  und  so  ttiit 
dass  sie  schon  beim  Austrocknen  leicht  /erreissen.  Weicht  nfl 
die  Blüthen  dann  mit  Wasserdampf  auf,  so  adhäriren  die  Perigoi- 
theile  sofort  vermittelst  des  sich  niederschlagenden  Wasserdaönita 
an  einander,  sowie  an  der  Kapsel  und  zerreissen  dann  beim  Frl- 
pariren  sehr  leicht;  ganz  besonders  gilt  dies  von  den  inDen 
Perigontheilen ,  deren  Uinriss  daher  in  Folge  des  Zerreissen 
leicht  sehr  verändert  erscheint:  sie  haben  nur  die  Andeutmg 
einer  Mittelrippe,  aber  auch  die  äussern  sind  bis  auf  die  krtf* 
tigere  Mittelrippe  farblos  und  durchscheinend. 

Erklärung  der  Abbildungen. 

Taf.  III. 

Fig.  9.    Die  mir  vorliegende  Pflanze  in  natürlicher  Grösse. 

Fig.  10.  Eine  vollständige  Blüthe  mit  reifer,  aufgesprunge- 
ner Kapsel;  dreimännig. 

Fig.  10  (bis).     Staubgefäss  aus  der  Blüthe  Fig.  10. 

Fig.  11.  Aeusseres  Tepalum  mit  dem  vor  ihm  stehenden 
Staubgefässe. 

Fig.  12.    Inneres  Tepalum;  sehr  zarthäutig. 

Fig.  13.  Kapsel,  nachdem  die  Klappen  sich  in  Folge  des 
Aufweichens  aneinander  gelegt  haben. 

Fig.  14.     Samen  von  der  Innenseite. 

Fig.  15,  16.  Aehnliche  Samen  von  der  Seite  und  von  der 
Bauchseite  her  gesehen  in  zwanzigfacher  Vergrösserung, 

e.  Neu-Granada. 

1)  Luz.  gigantea  Desv.;  auf  dem  Quindiu-Gebirge  von  Hum- 
boldt und  Bonpland  gesammelt. 

f.  Yenezuela^  Guyana. 

1)  Luz.  gigantea  Desv«  In  Venezuela  gesammelt,  s.  o.  pag.  120. 


-  i^^'^ 


^  g.  Brasilien. 

ir  In  Martius  Flora  brasiliensis  ist  keine  Luzula-Art  als  in 
B?  Brasilien  vorkommend  aufgeführt.  Durch  die  Güte  des  Herrn 
F/i:Otto  Böckeier  in  Varel  lernte  ich  indessen  eine  Luzula  aus  der 
•..Provinz  Rio  de  Janeiro  kennen  (Glaziou,  No.  6429),  welche 
offenbar  dem  Kreise  der  Luz.  spadicea  angehört,  aber  wegen  zu 
sr  unentwickelten  Stadiums  der  Pflanze  sich  nicht  sicher  bestimmen 
i  T  lässt. 

h.  Laplatastaaten  (einschliesslicli  Paraguay  und  Umgnay). 

Es  ist  mir  keine  Angabe  über  das  Vorkommen  einer  Luzula 
in  diesen  Ländern  bekannt,  und  ebensowenig  ist  mir  selbst  eine 
Art  von  dort  zur  Kenntniss  gekommen.  — 

Nach  dieser  Aufzählung  ist  die  Zahl  der  Luzula-Arten  in 
Südamerika  nur  eine  geringe.  Es  fehlen  alle  einzelblüthigen 
Arten  aus  der  Gruppe  der  Luzula  pilosa;  und  ebenso  die  der  Luzula 
silvatica  Gaud.  und  L.  angustifolia  Garcke  verwandten  Arten. 
Aus  dem  Kreise  der  Luzula  spadicea  ist  zunächst  die  L.  gigan- 
tea  Desv.  zu  nennen  und  wahrscheinlich  gehört  ihm  die  oben 
erwähnte,  noch  ungenügend  bekannte  Art  aus  Brasilien  an. 

Bei  weiten  die  meisten  Formen  sind  aber  mit  Luz.  campestris 
und  Luz.  spicata  verwandt.  In  den  Formenkreis  der  ersteren 
gehören  L.  Alopecurus  (einschliesslich  L.  antarctica)  und  L.  chi- 
lensis  des  Südens;  mit  der  Luz.  spicata  näher  verwandt  sind: 
Luz.  racemosa  Desv.,  boliviensis  Buchenau,  humilis  Buchenau, 
excelsa  Buchenau  und  Luz.  Macusaniensis  Steud.  et  Buchenau,  die 
letztgenannte  Art  schliesst  sich  nach  dem  Blüthenstande  näher 
an  Luzula  campestris  DC.  an,  während  sie  im  Baue  der  Blüthe 
viel  Analogien  mit  Luz.  boliviensis  Buchenau  und  den  verwand- 
ten Arten  hat;  diese  ganze  Gruppe  erreicht  in  den  Anden  der 
Mitte  des  südamerikanischen  Festlandes  ihre  grösste  Entwickelung. 
—  Die  vier  Philippischen  Arten  s.  o.  pag.  131. 


Yerzeichniss 

der  in  diesem  Aufsatze  angeführten  südamerika- 
nischen Arten  und  deren  Synonyme. 

Bern.  Die  in  dem  Texte  des  vorstehenden  Aufsatzes  ledig- 
lich zur  Vergleichung  herangezogenen,  aber  in  Süd-Amerika  nicht 
einheimischen  Arten  sind  in  dieses  Verzeichniss  nicht  aufgenom- 
men worden. 

pag. 

Agapatea  ßlamentosa  Buchenau,    120,   124 

,,        peruviana  Steud, 1 20,   1 24 

Distichja  macrocarpa  Wedd 120,   123 

„         muscoides  N.  ab.  Es,  (teste  Steudel) 123 

Juncus  bufonius  L,,  var,  frondescens  Doli 123 


134 

m 

JunCHS  hnfnithis  L,,  nir.   r'tytriitus   Hauern Ifi 

Chamiitsnuis  Kth 119,  läl 

inrt^ttrmfus  Strwl 120,  lU 

Mnuihmi  Bwheu'in 120,  Ul 

Luztda  Ahi^rrunia  Ihj*r 124,    129,  130,  lö 

Alopft'urus   /f*'Mi\   rar.  'Uttnrrti,i   llk'r.  (*iU  Art) 13i 

nntnri'tini  llkr 13) 

lH>linenfi^  Burh^nau 1 20,  128,  133 

bravhfphfUn  Phil 130 

i.'ampefitrh  Pf, 130,  133 

iMeiis^h  y.  nb  K.^ 1 26,  1 30,  133 

crrelsa  Bw-ywiH 120,    125,  126,  133 

e.n'ehae  Bwhen,  ujF, 1 20,  \^ 

yijanten  Desv.  .." 111»,   120,   127,    131,  132,133 

/iM7wi7i>  Buchpimn 120,    125,  128,  133 

laetecirens  Liehn IM 

latifdin  TAdnn iM 

Marnsaniensis  Stent H  *'t  Bwlifimn 131^  133 

paufifloni  Phil 130 

peruviana  Den- 1 28,  1 29,  131 

pailophylla  Phil 130 

racemoaa  Desv, 120,   124,   125,    126,  131,  133 

rigida  Phil 13« 

spadiceae  DC,  af. 13S 

villosa   Wichstr, 13( 

0.uyMoe  Phil 124 

Schismaxon  Stettd. W 


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u 


Die  Deckung  der  Blattscheiden  bei  Juncus. 

Von  Franz  Buchenau. 

Unter  dem  Titel:  „Die  Geschlossenheit  der  Blattscheiden, 
ein  durchgreifender  Unterschied  der  Gattung  Luzula  von  Juncus" 
habe  ich  im  zweiten  Bande  dieser  Abhandlungen  (pag.  374)  eine 
Reihe  von  Beobachtungen  über  die  Verschiedenheit  der  Blatt- 
scheiden bei  diesen  Gattungen  der  Juncaceen  veröffentlicht.  Ich 
hatte  damals  das  ganze  mir  zugängliche  Material  derselben  durch- 
mustert und  glaubte  aussprechen  zu  dürfen,  dass  allgemein  bei 
Luzula  die  Blattränder  geschlossen  seien,  während  sie  bei  sämmt- 
lichen  Arten  von  Juncus  mit  deckenden  Rändern  über  einander 
greifen.  Ich  hob  dabei  hervor,  dass  die  Deckung  bei  manchen 
Arten  nur  sehr  gering  und  schwer  zu  beobachten  sei,  dass  über- 
dies einzelne  Blattformationen,  z.  B,  die  Perigonblätter,  die  Achse 
nicht  völlig  umfassen,  so  dass  an  ihnen  natürlich  weder  eine 
Deckung  der  Blattränder,  noch  eine  Verwachsung  beobachtet 
werden  könne. 

Kurze  Zeit  nach  dem  Erscheinen  meiner  Arbeit  (April  1871) 
hat  nun  der  treffliche  französische  Botaniker  J.  Duval-Jouve  den- 
selben Gegenstand  berührt.  Es  geschah  dies  in  einer  Arbeit, 
betitelt:  Sur  quelques  tissus  de  Joncöes,  de  Gyperacees  et  de 
Graminees  (Bulletin  de  la  societö  botanique  de  France,  1871, 
XVIII,  pag.  231;  der  Gesellschaft  vorgelegt  am  10.  November 
1871).  —  Duval-Jouve  sagt  dort  auf  Seite  233: 

A  propos  de  la  gaine  des  Juncus,  je  signalerai  deux  inexac- 
titudes,  en  sens  contraire,  echapp^es  ä  deux  auteurs  justement 
renommes  pour  leur  clairvoyance  et  leur  rare  exactitude.  La- 
harpe  a  dit:  „Les  Juncus  ont  toujours  la  gaine  fendue  ....  ce 
qui  concourt  encore  ä  les  distinguer  des  Luzula,  dont  la  gaine 
est  entiere''  (Mon.  June.  pp.  6,  18  et  77)  et  Kunth  dit  au  con- 
traire du  genre  Juncus  comme  du  genre  Luzula:  „Vagina  in- 
tegra".  (Enum.  plant.  IIL,  pp.  296  et  315)  En  ce  qui  concerne 
les  Luzula,  dont  toutes  les  especes  (au  moins  Celles  de  France) 
ont  la  gaine  entiere,  ces  deux  assertions  sont  vraies;  mais  elles 
sont  toutes  les  deux  inexactes  en  ce  qui  concerne  les  Juncus. 
D'abord  celle  de  Kunth,  attendu  que,  ä  l'exception  de  deux 
especes,  nos  Juncus  francjais  ont  la  gaine  fendue  sur  toute  la 
lougueur,   Tun   des   bords   recouvrant   Tautre,    comme    dans    la 


136 

plupart  dos  (rraniini'os:  avrc  rotte  (litliTencc  t  fois  qae  sv 
un  inome  rhaiiiiiu  'le  (iraniinoo  1t>  soiis  de  ce  rec  aTrement  il- 
lerne  d'uno  ^'aiiio  a  raiitro.  de  t(*lli*  sortu  que  si  a  la  premieit 
^'ainc,  lo  hord  droit  nMt>uvro  \r  ^Murlio,  ii  la  seconde  ce  sen 
le  hord  ^Miuhr  qui  rocouvrira  lo  droit;  tandis  que,  8ur  une  miBC 
tifre  de  Juiiciis.  Ii*  sciis  dr  rtrmivreinent  est  le  inöme  k  toata 
les  gaiiu's.  I^autn*  |»art.  ra>s4Ttion  ile  Laliarpe  p6che  par  trop 
de  ßoiUM'alitr,  imi^ciiit*  le  .1.  coinpn'ssus  Jarq.  et  sa  Tari^te  J. 
Gerardi  Lois.,  ainsi  que  \v  .1.  tciiuis  Willd.  ont  la  galoe  entiere; 
ce  qui,  avcc  un  linibi'  iion  (-vliiitlri(|ue,  inais  semi-plan  et  ei 
l^oiittiere,  les  raiqiroclie  da  Lu/iila.  Laliarpe  aura  Sans  donte 
eto  troinpr  par  vv.  fait  <|ue.  sur  les  deiix  Juncus  precites, 
les  gaines  des  feuilles  radicales  s'einboitent  les  unes  dans  les 
autres,  et  comnie  la  partie  antorieiire  en  est  d*une  extreme 
tenuite,  eile  se  drcliire  par  le  developpeiiKMit  des  plus  interieures 
et  de  la  tige.  et  ne  se  trouve  bien  entiere  que  sur  la  plante 
jeune  et  Iraiche;  sur  la  jdante  ailulle,  les  gaines  radicales  lei 
plus  internes  et  les  caulinaires  les  plus  elevees  dcmeurent  seoles 
entieres. 

Diese  Angabe  fiel  mir  um  so  mehr  auf,  als  sie  von  einer 
Abbildung  begleitet  und  erliiutert  wird  (Taf.  IL,  Fig.  6,  Quer- 
schnitt durch  die  IMattscheiden  und  die  jungen  Blätter  von  Jun- 
cus compressus,  '"',)*  welche  in  d«»r  That  auf  das  Deutlichste 
geschlossene  ßlattscheiden  zeigt.  Ich  musste  mir  bei  der  posi- 
tiven Angabe  von  Duval-Jouve  <lie  Frage  vorlegen,  ob  ich  mich 
in  der  Beobachtung  dieser  Arten  getäuscht  hätte.  Die  ausser^ 
ordentliche  Zartheit  der  Blattscheidenränder  würde  dies  ja  er- 
klärlich erscheinen  lassen.  Meine  Beobachtungsmethode  war  die- 
jenige gewesen,  dass  ich  die  Blattscheiden  direct  von  aussen  mit 
%der  Lupe  ansah  und  in  den  Fällen,  in  welchen  die  Deckung  der 
Scheidenränder  schwer  xu  beobachten  war,  den  Stengel  allmälich 
seitlich  aus  der  Blattscheide  hcrausbog,  wobei  dann  die  Blatt- 
ränder ebenso  allmählich  und  deutlich  aus  einander  treten.  Eine 
Wiederholung  dieser  Untersuchungen  unter  Hinzunahme  der 
Duval-Jouve'schen  Methode  der  Querschnitte  war  in  Folge  des 
Widerspruches  dieser  Angaben  geboten. 

Amtliche  Arbeiten  verhinderten  mich  aber  lange  Zeit  hin- 
durch, diese  Untersuchungen  vorzunehmen ;  erst  während  meines 
Ferienaufenthaltes  auf  der  Insel  Langcooge  (Juli  1873)  fand  ich 
Müsse,  die  unter  dem  Namen  J.  (ierardi  bekannte  Salzform  des  J. 
compressus  zu  untersuchen.  Nach  meiner  Ilückkehr  von  dort  erhielt 
ich  dann  frisches  Material  von  Juncus  tenuis  Willd.  durch  die 
Güte  meines  Freundes  Dr.  W.  0.  Focke,  welcher  die  PÜanze  auf 
dem  Familiengute  zu  Oslebshausen  cultivirt.  Zwar  vergingen 
dann  wieder  einige  Wochen,  bis  es  mir  möglich  war,  die  Unter- 
suchung dieser  letztgenannten  Art  vorzunehmen,  aber  die  Auf- 
weichung der  Pflanzen  stellte  alle  Verhältnisse  wieder  vollständig 
her;  ch  erwähne  dies  ausdrücklich,  um  darauf  hinzudeuten,  dass 
auch  an  Herbariums-Material  diese  Verhältnisse  sich  noch  con- 
statiren  lassen. 


137 

Auf  Grund  dieser  Untersuchungen  bann  ich  nunmehr  be- 
stimmt aussprechen,  dass  die  Blattscheiden  von  J.  compressus 
nnd  J.  tenuis  deckende  Ränder  haben,  dass  also  meine  frühere 
Angabe  in  dieser  Beziehung  richtig  ist. 

Was  zunächst  den  Juncus  compressus  angeht,  so  isteiuHori- 
Fig.  1.  zontalschnitt  durch  einen  nicht  blühenden 

Blattspross  besonders  lehrreich.  Ein  solcher 
Schnitt  zeigt  gewöhnlich  zu  äusserst  eine 
oder  ein  paar  Blattscheiden,  deren  Ränder 
durch  die  Entwickelung  der  Innern  Blätter 
ganz  aus  einander  gedrängt  sind,  und  die 
sich  daher  leicht  von  dem  Schnitte  ab- 
lösen; an  dem  Gonvolut,  welches  dann  zu- 
sammenhält, sieht  man  aber  mit  grosser  Be- 
stimmtheit, dass  die  Blattscheiden  deckend 
sind,  und  zwar  decken  sich  wie  auch  bei 
den  andern  Arten  von  Juncus  an  einem  und  demselben  Sprosse 
die  Blattscheiden  stets  in  demselben  Sinne.  Die  Abbildung  Fig.  1 
stellt  einen  solchen  Schnitt  dar,  an  welchem  man  vier  Blätter 
mit  deckenden  Rändern  sehr  deutlich  erkennt,  während  von 
einem  fünften  die  flache  und  auf  der  obern  Seite  sehr  schwach 
rinnige  Lamina  durchschnitten  ist.  —  Aber  auch  die  früher  allein 
von  mir  befolgte  Methode  der  Untersuchung  von  aussen  unter 
einer  starken  Lupe  unter  Zuhülfenahme  vorsichtiger  Krümmun- 
gen des  Stengels  lässt  bei  dieser  Püanze  keinen  Zweifel  darüber, 
dass  die  freilich  äusserst  zarten  Scheidenränder  sich  decken. 
Auch  an  den  stengelständigen  Blättern,  sowie  an  den  kräftigsten 
Bracteen  des  Blüthenstandes  lässt  sich  dies  deutlich  verfolgen, 
obwohl  die  Ränder  der  letztern  nicht  selten  von  den  Zweigen 
der  Inflorescenz  ganz  aus  einander  gedrängt  werden. 

Von  Juncus  tenuis  Willd.  lagen  mir  eine  Anzahl  Stengel  mit 
unreifen  Früchten  vor.  An  denselben  bemerkt  man  in  der  Re- 
gion des  Blüthenstandes  an  den  Bracteen  keine  Deckung  der 
Blattränder;  der  Blattgrund  umfasst  nämlich  nirgends  die  Achse 
vollständig.  Deutlich  ist  aber  (ebenso  wie  bei  J.  compressus 
Jacq.)  die  Deckung  an  den  Blättern,  welche  ich  in  meiner  Arbeit 
über  den  Blüthenstand  der  Juncaceen  (Pringsheim,  Jahrbücher 
für  wissenschaftliche  Botanik,  1865,  V,)  Grundbiätter  genannt 
habe.  Es  sind  die  zarten,  weisshäutigen ,  zweikieligen,  nach 
hinten  fallenden  Blätter,  mit  denen  alle  Zweige  innerhalb  der 
Inflorescenz  (und  in  mehr  oder  weniger  ähnlicher  Weise  auch 
an  den  übrigen  Theilen  der  Tflanze)  beginnen.  Biegt  man  eine 
der  giösscren  Bracteen  des  Blüthenstandes  zurück,  lässt  aber 
den  in  der  Achsel  derselben  stehenden  Zweig  des  Blüthenstandes 
unberührt  stehen ,  so  hat  man  die  Ränder  des  Grundblattes 
gerade  vor  sich  und  kann  die  Deckung  derselben  direct  beob- 
achten. —  Von  den  grundständigen  Blättern  des  Juncus  tenuis 
haben  nur  wenige  deckende  Ränder;  bei  den  äussersten  sind  die 
Ränder  aus  einander  gedrängt.  Ein  dünner  Querschnitt  durch 
einen  Stengel   weist  aber  in  der  Regel  zwei  deutlich  und  weit- 


138 


hinaus  deckende  Blattscheiden  nach;  indessen  sind  die  deck» 
den  Künder  von  ausserordentlicher  Zartheit.  Hebt  man  ibff 
mit  der  Nadel  das  in  der  Mitte  des  Schnittes  lose  liegfMk 
Scheibchen  des  Stengels  hinaus,  so  bleibt  über  die  Deckang  der 


Fig.  2. 


Ränder  des  innersten  Blattes  niemals  ein  Zwei- 
fel übrig.  Kin  solches  Präparat  stellt  der 
Holzschnitt  Fig.  2  dar,  der  in  derselben  (zwan- 
ziL'fachen)  Vergrössorung  wie  Fig.  1  gezeichnet 
ist  und  daher  eine  directe  Vergleichung  der 
Verhältnisse  gestattet. 

Ich  muss  also  nach  der  nochmaligen  Unter- 
suchung dieser  Pflanzen  auch  einem  so  aus- 
gezeichneten Morphologen  und  Taxonomen  gegen- 
über,  wie  es  Duval-Jouve  ist,  an  der  Behauptung  festhalten  dass 
die  Ränder  der  Blattscheiden  sich  decken  und  dass  bis'  jetzt 
keine  Juncus-Art  mit  vt»rwaciisenen  Blattscheiden  bekannt  ist, 
während  auf  der  anderen  ^eite  keine  bis  jetzt  untersuchte  Luztda- 
Art  deckende  Ränder  der  Blattscheiden  besitzt. 


;o^«r/X':'. 


Batographische  Abhandlungen. 

Von  Dr.  W.  0.  Focke. 

Eine  vollständige  Monographie  der  Gattung  Rubus  dürfte 
zur  Zeit  kaum  mit  befriedigendem  Erfolge  durchgeführt  werden 
können;  es  ist  daher  gewiss  zweckmässiger,  durch  einige  um- 
fassendere Vorarbeiten  zur  Ausfüllung  der  noch  vorhandenen 
grossen  Lücken  in  unseren  Kenntnissen  anzuregen.  Als  eine 
derartige  Vorarbeit  betrachte  ich  z.  B.  die  Zusammenstellung 
der  ostasiatischen  Arten  durch  Maximowicz  (Bullet,  acad.  sc.  St. 
Petersb.  VIII.  p.  373);  es  ist  nun  meine  Absicht,  in  einer  Reihe 
ähnlicher,  zum  Theil  noch  etwas  ausführlicherer  Aufsätze  einige 
Beiträge  zu  Kenntniss  der  Gattung  zu  liefern.  An  die  hier  zu- 
nächst folgenden  Arbeiten  wird  sich  später  eine  umfangreiche 
Darstellung  der  Hauptformen  der  deutschen  Rubi  anreihen ,  die 
bereits  einem  vorläufigen  Abschlüsse  nahe  ist.  In  analoger  Weise 
werden  dann  die  süd-  und  westeuropäischen  Arten  und  Formen 
zusammengestellt  werden  müssen,  eine  Arbeit,  welche  gegen- 
wärtig indess  noch  fast  unübersteigliche  Schwierigkeiten  findet. 
Für  eine  vollständige  Monographie  der  asiatischen  Rubus-Flora 
würde  eine  Benutzung  der  Herbarien  von  Kew,  Leyden  und 
Paris  erforderlich  sein. 

Das  wesentlichste  Hinderniss  einer  Bearbeitung  der  auslän- 
dischen Rubi  besteht  gegenwärtig  in  der  mangelhaften  Kenntniss 
der  Wachsthumsverhältnisse,  des  Blüthenbaues  und  der  Beschaflfen- 
heit  der  Früchte.  Die  jetzigen  Sammler  sind  wenig  gewohnt, 
diese  Verhältnisse  zu  beachten,  auf  welche  schon  der  alte  Rum- 
phius  im  Herbarium  Amboinense  einen  grossen  Werth  legte. 

In  der  Gattung  Rubus  finden  sich  sowohl  wirkliche  Sträucher 
mit  mehrjährigen  verholzten  Aesten  als  auch  niedrige,  krautige 
Stauden;  besonders  gross  ist  indess  die  Zahl  der  Arten  mit 
zweijährigen  Schösslingen ,  welche  im  ersten  Jahre  nur  Blätter, 
im  zweiten  dagegen  Blüthenzweige  treiben.  Diese  Schösslinge 
haben  bei  vielen  Arten  grosse  Neigung,  im  Herbste  mit  der 
Spitze  Wurzel  zu  schlagen.  Andere  Arten  vermehren  sich  auf 
vegetativem  Wege  durch  wurzelnde  horizontale  Stocktriebe  oder 
durch  Adventivknospen  aus  kriechenden  Wurzeln. 

Im  Blüthenbau  finden  sich  sehr  mannichfaltige  Unterschiede. 
Manche  Arten  haben  einen  glockigen  Kelch  oder  eine  kreiselige 


140 

Kcichröhro,  andere  einen  tlacln-n.  fast  bis  zum  Grunde  getheflta 
Kolcli.  IHe  KniiienM.ittcr  ^tdirn  haM  aufrecht  and  bedeckn 
bei  cini^'en  Arien  die  StauliL:i'ta^>i'.  bald  sind  sie  aasgebreiteL 
Mini^e  Arfen  sin<l  /wi'ih.in»!^:  nilrr  |i(dvL:anii<eh .  bei  einigen  fin- 
den sich  \'iirri(-lMunL:i>M  laiitVechtr .  die  Staubbeutel  bedeckende 
Kronrnbliitten  zur  KrMbwmniu'  d»T  Sell)stbestiiubiing;  die  mci* 
^tni  sind  riliti-  Zwitter.  Die  StaubL'idä^se  neigen  bei  einigen 
Arten  wiihrettd  der  ^'an/.en  Hlütbe/eit  /.usaninieri,  indem  sie  du 
Inne]'e  der  Iliütbeii  vnr  l'eut  liti^rkidt  sebüt/en; .  die  Staubfäden 
sind  bei  einiu<>n  Arten  Iiin>alisrb.  bei  andern  fadJieh.  Die  Fnicht- 
knoten  sind  l)al<l  in  ;jerin^'(*r  /;ilil  vorlianden  (5,  6,  10),  bald  in 
sehr  jirrtsser  (über  Uk>).  In  (U-r  lie^id  werden  die  Carpelle  durch 
iSafti^^^werden  des  Mesidiarps  zu  Steinfrürhtrhen,  in  einigen  Fällen 
bleiben  sie  aiier  trocken  oder  fast  trocken.  Meistens  hängen  die 
aus  einer  und  der>eli)en  IMüthe  bervor.ue^ran^'enen  Carpelle  za- 
saninien,  so  dass  si«*  mit  einander  vtM'bunden  abfallen  und  eine  so- 
genannte zusaininen^a'setzte  Heere  biblen.  Diese  fällt  entweder 
für  sich  ab  od(M-  in  V(*rbindnn<:  mit  dem  erweichenden  Stempel- 
trä;j:er.  der  sich  von  dem  unteren  Tiieile  des  Fruehtbodens  ab- 
löst. Es  giebt  indess  auch  eine  Anzahl  Arten,  bei  denen  die 
Früchtchen  nicht  znsainmenhiin«:en.  sondern  einzeln  vom  Frucht- 
boden abfallen. 

Die  Blattform  der  Kubi  ist  eine  sehr  mannichfaltige;  natür- 
liche Gruppen  werden  im  All^^emeinen  auch  durch  ähnliche 
Blattformen  charakterisirt.  Nebenblätter,  iStacheln,  Borsten,  Stiel- 
drüsen und  Behaarung  i)ilden  ferner  gute  Unterscheidungsmerk- 
male, über  deren  Werth  im  einzelnen  Falle  indess  nur  die  Er- 
fahrung entscheiden  kann. 

Eine  neue  I>carbeitung  der  (iattung  Kubus  würde  unzweifel- 
haft eine  Lücke  ausfüllen.  Die  letzten  Zusammenstellungen  der 
beschriebenen  Arten,  von  Trattinnick,  Sj)rengel  (Syst.  Veg.)  und 
Seringe  herrührend ,  sind  schon  gegen  ijO  Jahre  alt;  es  ist  auch 
schwierig  zu  entscheiden ,  welche  dieser  drei  Arbeiten  die  ober- 
flächlichste und  verworrenste  ist.  Die  ältere  SprengePsche  Be- 
arbeitung (DeCand.  u.  Spreng.  Grundz.  wisscnsch.  Pflanzenk. 
p.  501)  ist  zwar  bedeutend  besser,  kennt  jedoch  nur  42  Arten. 


L    Kubi  Americaui. 

Uohersicht    über    die   amerikanischen   Formen    der   Gattung 
Bubns  nebst  Bemerkaugen  über  die  uächstverwandten  Arten 

anderer  Länder. 

Die  Zusammenstellung  der  folgenden  Ucbersicht  über  die 
amerikanischen  ßubi  wurde  mir  dadurch  möglich,  dass  ich  eine 
Reihe  grösserer  Sammlungen  benutzen  durfte,  insbesondere  das 
k.  Berliner  Herbar,  das  Herbar  des  Petersburger  Botanischen 
Gartens,  das  Herbar  der  Petersburger  Akademie,  das  Herbar  des 
k.  k.  botan.  Hof-Cubiuets  in  Wien,  die  von  Liebmann  gesammel- 


141 

ten  Rubi  des  Kopeuhagener  Herbars,  endlich  das  Bremer  und 
Lübecker  Herbar.  Für  Aussuchen  und  üebersendung  dieser 
Herbariumsschätze  bin  ich  insbesondere  den  Herren  Prof.  C.  J. 
Maximowicz  und  Staatsrath  Dr.  E.  Regel  in  St.  Petersburg, 
Prof.  J.  Lange  in  Kopenhagen,  Prof.  A.  Braun,  Prof.  Garcke 
und  Prof.  Ascherson  in  Berlin,  Dr.  J.  Peyritsch  in  Wien 
und  Senator  Dr.  Brehmer  in  Lübeck  zu  lebhaftem  Danke  ver- 
pflichtet. Der  Gefälligkeit  des  Herrn  Prof  C.  Koch  in  Berlin 
verdanke  ich  die  als  R.  Liebmannii  beschriebene  Pflanze  in  le- 
benden Zustande.  Herr  Prof.  Grisebach  in  Göttingen  endlich 
hatte  die  Güte,  mir  Belegstücke  mehrerer  amerikanischer  Arten 
zu  überlassen. 

Trotz  dieser  reichen  Unterstützung  ist  es  mir  nicht  möglich 
gewesen,  brauchbare  Exemplare  von  sämmtlichen  beschriebenen 
Arten  zur  Untersuchung  zu  erhalten;  so  bin  ich  namentlich  bei 
R.  Costaricanus,  R.  Jrasuensis,  R.  miser,  R.  nivalis,  R.  alpinus 
und  R.  durus  auf  die  vorhandenen  Beschreibungen  beschränkt 
geblieben,  die  z.  B.  für  R.  nivalis  sehr  dürftig  sind;  auch  für 
R.  vitifolius  Cham,  et  Schldl.,  R.  deliciosus  Torr.,  R.  Loxensis 
Benth.,  R.  ferrugineus  Wickstr.  und  R.  Jamaicensis  L.  stand  mir 
nur  zweifelhaftes  oder  dürftiges  Material  zu  Gebote.  Als  neu 
habe  ich  diejenigen  Formen  beschrieben,  welche  nach  den  vor- 
handenen Exemplaren  leicht  und  sicher  von  allen  bisher  bekann- 
ten Arten  unterschieden  werden  konnten;  ausserdem  habe  ich 
noch  Exemplare  mehrerer  anderer  offenbar  neuer  Arten  gesehen, 
allein  in  Bruchstücken,  welche  keine  ausreichende  Charakteristik 
gestatteten. 

Unsere  Kenntniss  der  Früchte  amerikanischer  Rubi  beschränkt 
sich  im  Wesentlichen  auf  die  Angaben  von  Torrey  und  Gray 
und  auf  einige  Bemerkungen  von  Liebmann.  Die  meisten  Arten 
sind  nach  trockenen  Zweigen  beschrieben  worden,  die  ein  siche- 
res Urtheil  über  die  Beschaffenheit  der  Früchte  niemals  gestatten. 
Man  ist  daher  vielfach  darauf  angewiesen,  nach  Analogien  zu 
schliessen.  Die  beiden  einzigen  stachligen  Arten  mit  gelappten 
Blättern  (R.  nivalis,  R.  vitifolius)  sind  sehr  wenig  bekannt;  über 
ihre  Früchte  ist  daher  auch  Nichts  auszusagen.  Ich  habe  beide 
Arten  vorläufig  anhangsweise  der  Gruppe  Batothamnus  angereiht, 
weil  sie  durch  ihre  Stacheln  von  Anoplobatus,  durch  ihre  ein- 
fachen Blätter  von  Jdaeobatus  und  Eubatus  abzuweichen  schei- 
nen. Auch  die  Frucht  von  R.  macropetalus  —  nach  Torrey  und 
Asa  Gray  eine  Brombeere  —  bleibt  noch  näher  zu  untersuchen. 
Der  offenbar  nahe  verwandte  R.  Oldbami  Miq.  hat  nach  Maxi- 
mowicz eine  Himbeerfrucht. 

In  wie  weit  die  sich  gesondert  ablösenden  Früchtchen  als 
ein  tiefgreifendes  Unterscheidungsmerkmal  zu  betrachten  sind, 
bleibt  noch  näher  zu  untersuchen. 

Die  Fruchtbildung  der  Stipulares  ist  unbekannt.  In  der 
Originalbeschreibung  des  Rubus  glabratus  HBK.  findet  sich  in- 
dess  die  Angabe:  Ovaria  .  .  .  receptaculo  .  .  .  carnoso  imposit^;: 


•  • 


142 

darnacli  mörhto  iiiaii  vninnthtM).  dnss  K.  glabratus  eine  Broi- 
beerfrucht  trii^'t.     SitluTos  ist  darilhiT  nicht  zu  ermitteln. 

Die  mir  nicht  ^cnaii  tirkaiintcMi  wostindischen  Alten  gehöret 
anscheinend  zu  den  Moriferen .  doch  habe  ich  im  Uebrigen  ihre 
Einreibung  zweifelhaft  lassen  müssen. 

In  der  Uebersicht  über  die  Arten  habe  ich  die  natürlichen 
Gruppen,  wie  sie  sich  bei  ileni  ^'e^'enwärtigen  Stande  nnserer 
Kenntnisse  /u  ertreben  scheinen,  kurz  charakterisirt.  Da  die 
Gruppenmerkmalü  an  ^etrockiirten  und  unvollständigen  Exem- 
plaren oft  schwer  zu  constatiren  sind«  so  lasse  ich  eine  allge 
meine  Zusammenstellung'  der  Arten  nach  der  Blattform  and  an- 
deren leicht  wahrnehmbaren  Kennzeichen  voraufgehen.  Die  Hei- 
math der  einzelnen  Arten  habe  ich  bei  jeder  kurz  angedeutet; 
NA.  bedeutet  Nordamerika  (die  britischen  Besitzungen  und  die 
Unionsstaaten),  CA.  (*entralamerika  <  Westindien  Mexiko  und  die 
Isthmusstaaten),  8A.  Südamerika.  Durch  die  Buchstaben  N.,  S, 
E.,  W.  habe  ich  ferner  die  Himmels;^e^'enden  Nord,  Süd,  Ost*)» 
West  bezeichnet.  Californien  z.  B.  NA.-SW.,  Canada  NA.-NE. 
Durch  Ziffern  verweise  ich  auf  die  angehängten  Noten  mit  Be- 
schreibungen und  Synonymen. 

Gonspeetns  sectionnm. 

1.   SUpulae  latae  (orbiculares  Tel  ovatae)  persistentes   eanli 

Tel  imo  petiolo  adnatae. 

A,     Humiles   vel   herbacei. 

a.  Folia  simplicia  non  lobata. 
Chamaebatus:  Aculeati  reptantes. 

b.  Folia  lobata  vel  composita. 

Chamaemoj^us:  Inermes  herbacei,  caulibus  annuis,  floribus  dioi- 
cis,  foliis  lobatis. 

Coptidopais:  luermes  reptantes,  stipulis  subscariosis,  floribus 
hermaphroditicis,  foliis  compositis. 

Cylactis:  Inermes  vel  aculeolati,  caulibus  vel  ramis  floriferis 
erectis  foliosis,  stipulis  foliaceis,  foliis  lobatis  vel  com- 
positis. 

B.    Frutescentes. 

Stipidarea:  Aculeati,  calyclbus  magnis,  germinibus  numerosis. 
3.   Stipulae  angustae  (lanceolatae  Tel  fliliforiiies)  petiolo  adnatae. 

A.  Frutescentes. 

a.  Aculeati. 

Moriferi:  Drupeolae  inter  se  et  cum  gynophoro  emolliente 
coalitae.    Folia  ternata  vel  quinato-digitata. 

*)  In  kosmopolitischen  TabeUen  und  Beschreibungen  muss  man  sich  meiner 
^Absicht  nach  zur  Annahme  dieser  englischen  Bezeichnung  entschliessen,  da  O. 
^bei  den  Franzosen  West  bedeutet. 


148 

I  Batoihamnus:  Drupeolae  inter  se  coalitae  a  gynophoro  emol- 

j  liente  secedentes.    Folia  simplicia  vel  composita. 

.:  Oligogyni:  Drupeolae  non  coalitae  segregatim  secedentes.  Folia 

\  ternata  vel  quinato-digitata. 

Jdaeobatus:  Drupeolae  inter  se  coalitae  a  gynophoro  sicco  se- 
jl  cedentes.    Folia  ternata  vel  pinnata  vel  digitata. 

•  b,  Inermes. 

Änoplobatus:  Drupeolae  inter  se  coalitae  a  gynophora  sicco 
,  secedentes;  folia  simplicia  lobata. 

^  B.   Humiles. 

Comaropsis:    Reptantes    aculeolati;    drupeolae    multae,    styli 

elongati. 
DdLiharda:  Reptantes  inermes;  carpella  pauca  sicca,  styli  bre- 

vissirai. 


Gonspectns  speciernm  generalis« 

I.   Folia  Integra. 

A.   Folia  cordata  vel  reniformia  non  lobata. 

R.  Dalibarda  L.,  R.  pumilus  n.  sp.,  R.  geoides  Sm.  (interdum). 

B.   Folia  lata  palmato-lobata. 

a.  Herbacei  inermes. 
R.  Chamaemorus  L.,  R.  stellatus  Sm. 

b.  Fruticosi  inermes.        *  -•  - 

R.  odoratus  L.,   R.  Nutkanus  Moq.,   R.   velutinus   Hook,   et 
Arn.,  R.  deliciosus  Torr.,  R.  trilobus  Moq.  et  Sess. 

c.  Fruticosi  aculeati. 

R.  vitifolius  Cham,  et  Schldl.,  R.  nivalis  Dougl. 

C.  Folia  oblonga  vel  ovato-lanceolata,  non  lobata  vel  inferiora  inter- 

dum  lobo  vel  foliolo  parvo  basali  aucta. 

R.   acanthophyilos  n.  sp.,  R.  Loxensis  Benth.,  R.  coriaceus 
Poir. 

IL   Folia  ternata  vel  digitato  -  vel  pedato  -  qninata. 

A.  Herbacei  inermes. 

R.  arcticus  L.,  R.  pedatus  Sm. 

B.  Aculeati  vel  setosi. 

a.   Stipulae  magnae  latae. 
R.  triflorus  Richards.,  R.  saxatilis  L»,  Sect.  Stipulares. 


144 

b.    Stipiilac  lineares  vel  lineari-lanccolatac  pamin  conspicBit 

aa.    Tolia  roriacea. 
a.    Prostrati  suhherbacci. 

K.   liispiiluä  L.,    It.  ti-ivialis    Mchx.,   R.    flagellaris   W.,  A' 

geoides  Sin.). 

i,    Klati  vel  scaadtMites. 

au,   Folia   supra  glabra  nittMitia;   ^'lainlulae   setaeque   nuliae  nl 

paucac. 

K.  fagifolius  Cham,  vi  Sctildl. ,  U.  megalococcos  n.  sp.,  & 
(lurus  Sauvalle,  R.  fiMTU^iiiuiis  Wickstr. ,  l\.  impcrialis  Cham,  et 
Schldl.,  (R.  Schiedranus  Steud.),  R.  alpinus  Macf.,  (R.  Guyanefi- 
sis  n.  sp.). 

ß;i.  Foliola  supra  pubescentia;  glandiilae  setaeque  nuIlae  vel  paucac. 
R.   scandens   Liehm.,   R.  coriifolius  Licbra. ,   R.  Schiedeanos 
Steud.,  R.  Janiaiccnsis  L. 

yy.    Glandulosi  vel  setosi. 

R.    erytlirocla<Ios    Mart.,   R.    Costaricanus  Licbm.,    R.   miser 

Liebm.,  (R.  Schiedeanus  Steud.). 

bb.   Folia  niembranacea  vel  subcoriacea. 

a.   Folia  discolora,  subtus  albo-tomentosa. 

R.  Idacus  L.,  R.  occidentalis  L.,  R.  glaucus  Uenth.,  R.  ulmi- 
folius  Schott  f.,  R.  cuneifolius  Pursh,  R.  urticaefolius  Poir., 
R.  Boliviensis  n.  sp.,  (R.  Jamaiccnsis  L.). 

,i.   Foliola  subtus  velutino-tomentosa. 

R.  Brasiliensis  Mart.,  R.  ursinus  Cham,  et  Schldl. ,  R.  flori- 
bundus  HBK.,  (R.  tiliaefolius  n.  sp.),  (R.  Sellowii  Cham,  et  Schldl.). 

y.    Foliola  concolora. 

( a.   Humiles  subherbacei. 

R.  gcoides  Sm.,  R.  triflorus  Richards.,  R.  saxatilis  L.,  (R. 
Canadensis  L.),  (R.  flagellaris  W.),  R.  hispidus  L. 

ßß.    Fruticosi  scandentes. 

+  Flores  solitarii  terminales  vel  pauci  axillares. 

R.  spectabilis  Pursh,  R,  macropetalus  Dougl. ,  R.  Canaden- 
sis L.,  R.  humistratus  Steud.,  R.  flagellaris  Willd. 

+  +  Flores  racemosi  vel  paniculati. 

O  Inflorescentia  glandulosa. 

R.  Irasuensis  Liebm.,  R.  adenotrichos  Cham,  et  Schldl«,  B. 
Bogotensis  HBK.,  R.  Uhdeanus  n.  sp.,  R.  tiliaefolius  n.  sp.,  B. 
Liebmannii  n.  sp.,  (R.  hispidus  L.). 

OO  Inflorescentia  eglandulosa. 
:        K  villosus  Ait,  R.   sapidus   Cham,   et  Schldl.,   B.  Sellowii 


145 

I   Cham,   et   SclildL,   R.  Schottii   Pohl,   ß.   Guyauensis  n.  sp.,   (B. 
tiliaefolius  n.  sp.),  (ß.  Liebmannii  n.  sp.), 

C.  Folia  ternata  vel  pinnata. 

a.   Folia  concolora. 

ß.  Idaeus  L.  var.  borealis,  ß.  rosaefolius  Sm.,  ß.  macropeta- 
lus  Dougl. 

ß.  Foliola  subtus  albo-tomentosa. 
ß.  Idaeus  L.,  (ß.  occidentalis  L.?),  (ß.  glaucus  Benth.  ?). 


Dispositio  et  diagnoses  specierum. 

1.    DALIBAßDA. 

Carpella  pauca  exsucca;  styli  brevissimi.  —  Gaules  herbacei 
inermes  repentes  ad  iuternodia  radicautes,  folia  integra,  stipulae 
setaceae. 

Pubescens,  folia  Violae,  flores  solitarii,  pedunculi  elongati, 
petala  lanceolata  alba: 

B.  Daliharda  L.  (NA.-Subarct.).  ^) 

2.     GHAMAEBATÜS. 

Garpella  numerosa ;  styli  elongati.  —  Gaules  humiles  aculeati 
repentes;  folia  integra,  stipulae  caulinae  couspicuae  persistentes. 

Gaules  repentes,  folia  cordato-subrotunda  vel  reniformia,  flores 
solitarii  terminales,  calyces  setoso-echinati  laciniis  integris: 

R,  pumüus  n.  sp.  (GA.-Mexico).  ^) 

3.  GOPTIDOPSIS. 

Drupeolae  paucae ;  styli  elongati.  —  Gaules  herbacei  inermes 
repentes  ad  internodia  radicantes,  folia  composita,  stipulae  latae 
persistentes. 

Flores  solitarii,  pedunculi  elongati  bibracteati,  folia  pedata 
glabra: 

R.  pedatus  Sm.  (NA.-Subarct.). 

4.  GOMAßOPSIS. 

Drupeolae  multae  connatae ;  styli  elongati.  —  Gaules  tenues 
aculeolati  repentes  ad  internodia  radicantes,  folia  simplicia  vel 
ternata,  stipulae  petiolo  adnatae. 

Folia  crenata;  flores  in  ramulis  terminales  lutei: 

E.  geoides  Sm.  (SA.-Ins.  Falkl.,  Ghile  austr.).  ^) 

5.     GHAMAEMOßüS. 

Drupeolae  multae  connatae ;  putamen  glabrum ;  styli  breves.  — 
Gaules  annui  herbacei,  folia  simplicia  subreniformia  lobata,    sti-  ^ 
pulae  caulinae  latae  foliac^e. 

IV.    August  1874.  10 


Iiidiins:  cniilc«  im-iiiir>  iiiiillori.  flarcs  albi: 

/;.   l%it»afmont»  L.  (NA.-ArLII 

tl.    cvi.Anis. 

Iiiupcoliic  |i;Hnar  vrl  <iiri:|iliir<s,  styli  mcdtocres,  pntaiwi 
filuhrtim  vcl  |>iiiiiliiluiii  iti^'ul<isiiiti ,  tiKiiiifiita  cotnplanata  apkt 
sulmlata,  inlyx  iml-iiiaiiis.  --  Cauli-s  herbacei  plerninq« 
aiinui:  fiiliii  ;i  -f»  l"lia  vii  roiiiiinsila;  stipulae  cauliaae  IiW 
loliaccaL-. 

a.  Cütilcs  sli-iilcs  ti^.^■!lt^■^-lUl■  iiiiiiiii  iion  repcntes  vel  ndi- 
rnuU^s;  )il:iiitii('  )iicnii<'>  cirliiiiiliiliis;!!;,  tlori's  Jiurpurci. 

Foliii  }:i)iiii1i('iii  iolcilu: 

/.'.  x^.'/,rfM,  Sm.  (XA.-NW,^ 
Folia  trifoliohita: 

/;.  ,.,■.■//.■.«  L.  (NA.-Aret.).'} 

b.  Caiilfs  slLTilrs  i(';iintcs  mu'|u'  aiiic«;  rndicnntes  anoui  Td 
in  parle  inferioic  liifinus,  si'nnnhi  iiriiio  laiiios  tloriferos  einitteii- 
tcs ;  iilaiitae  atiilcdljiiüc  i^iicjic  t;hiin!iil(i«ae. 

Foliatiifoliolata;  Hüii'.--  siiluiiiilulliili;  driipcolnc  paucaenibrae; 

/,'.  .w.r.iffVM  L.  (NA.-Groenl.) 

l'"o]ia  Irifiiliolata;  catiU's  vrl  raii'.i  rtorcntcs  uniflari  vel  pauci- 

rtori,  floic  Hill)  Ifiiuiiiiili  aÜis  axillMiilius:  itiupoolnc  paucae  nigro- 

puiimrascdiites: 

/;.  trij!':-.»-  liicliaicis.  (NA.-Subarct.,  NE.)-") 

7.     ANOPLniSATlS, 

Drupenlac  iiiiilfai'  in  liactjun  (Miijmsitain  a  roceptaculo  sicco 
scceiiciifiiiii  coiilitat'.  —  l'nitici'j;  jikthh;;-  (■ramlitloi-i,  foliis  ple- 
rumqiic  lobatjs,  raiiiis  ikiii  railitaiiliiiiis. 

a.  rciliiiiciili  ephiiidiiiosi;  fiuiiuli  brcves  uniflori  vel  pauci- 
flori,  foliii  y-r.  Ii.ba:  Uon-s  albi. 

Folia  subtus  in  ncrvis  toiuciilosa,  juniora  canescen- 
tia,  lobi  IVilioiuni  trian^'ulares  acut!;  stipulae  lincari- 
laiiccolatae; 

/;.  /nVA»..  Mo»;,  et  Sess.  (CA.-Mex.). 
Kolia  iiffiii(|iic  viridiu  et  iiioUiter  pubcscentia,  lobi 
folioiiim  obtiisiiiSL-uli  vel  rotiiuiiati;  stipulae  laace- 
oiatac: 

n.  ■klkh.^i'."  Torr.  (NA.-ltocky  mount).  0 

b.  reduiiciili  ßlandulosi;  raiiiiili  dniif^ati. 

PaniciUa  subctirynibosa  iiniltiflora  divaricata,  calyccs 
glanduloso-hisjjidi,  folia  coiicolora  nirinque  molUter 
pilosa;  Hores  rubri: 

y?.  otloram  (NA.-NE.). 
Panicula  subcoryinbosa  paiicitiora,  calyccs  externe 
viridcs  glandulis  bruvitcr  stipitalis  vel  subsossilibus 
viscosi,  folia  concolora  utrinque  tnolliter  pilosa; 
flores  albi; 

n.  NuH-aiiiig  Moq.  (NA.-W.). ') 


147 

Flores  solitarii  vel  pauci,  calyces  externe  einerei 
tomentoso-hirsuti  eglandulosi ;  folia  velutina,  juniora 
subtus  tomentoso-canescentia;  flores  albi: 

R.  velutinus  Hook.  et  Arn.  (NA.-SW.). 

8.    IDAEOBATÜS. 

Drupeolae  multae  in  baccam  compositara  a  receptaculo  conico 
ico  secedentem  coalitae.  —  Gaules  plerumque  biennes,  saepe 
icc   radicantes;    folia  composita,  stipulae  petiolares. 

I.  Folia  pinnata  plurijuga,  foliolis  concoloribus ;  rami  floren- 
s  pauciflori;  germina  numerosa  parva  glabra. 

ßamuli  uni-vel  pauciflori;  flores  magni  albi: 

R.  rosaefolius  Sm.  (CA.  et  SA.-AntilL,  Bras ), 
(Introductus  I) 

II.  Folia  ternata  vel  quinato-pinnata  vel  digitata,  foliolis 
btus  plerumque  albo-tomentosis;  flores  subpaniculati;  germina 
ßdiocria  tomentosa;  caules  pruinosi. 

a.    Radix   rcpens   propagulifera ,   turiones  setosi  non  radi- 
cantes; folia  ternata  vel  quinato-pinnata: 

R.  Idaeus  L.  (NA.).  ^) 
Subspecies:    folia    discolora,    rami    floriferi    parce 
aculcolati  non  setosi: 

R.  Eu-Idaeus  (NA.-W.). 
folia  discolora,  rami  floriferi  setosi: 

R.  strigosus  Mchx.  (NA.) 
folia  concolora,  pedunculi  elongati  glan- 
dulosi  parce  setosi: 

R.  borealis  Spach.  (Terra  nov.). 
(R.  ncglectus  Peck,  mihi  ignotus,  inter  R.  Idaeum  et 
occidentalem  intermedius  videtur.) 

b.  Radix  non  propagulifera,  turiones  aculeati,  non  setosi, 
pruinosi,  apice  saepe  radicantes;  folia  ternata  vel 
quinato-digitata. 

Folia  ternata  et  digitato-quinata,  foliola  supra  pu- 
berula,  terminale  ovatum  acuminätum;  sepala  fru- 
ctum  mediocrem  amplectentia: 

R.  occidentalis  L.  (NA.,  CA.). 

Subspecies:  turiones  graciles  rubentes,  folia  ternata; 
fructus  ellipticus,  germina  villosissima: 

R.  eriocarpus  Liebm.  (CA.). 
turiones  robusti  pruinosi  rubentes,  folia 
ternata,  saepe  nonnullis  quinatis  intermixtis ;  fructus 
hemisphaericus : 

R.  eu-occidentalis.  (E.). 
turiones  robusti    albo-pruinosi  virentes, 
folia   turionum  plerumque    quinato-digitata,   foliola 
profunde  incisa,  germina  dense  tomentosa: 

R.  leucodermis  Dougl.  (W.). 


,   *  -V- 


10*  *    - 


-  • 


«    • 


148 

I'olia  iiTiiata;  foliola  supra  glabra,  terminale  ontt*] 
lanroolatuin  loii^'ü  acuininatuin;  sepala  longe 
nata  (loiuuiii  rcHoxa;  fructus  magnus: 

/;.  jhucus  Bcnth.  (SA.-Ecnii^| 

\K    IIATOTIIAMNUS. 

I)rupiM)Iac  inultac  in  baccain  compositam  coalitae;  gynopkt-j 
i'uin  in  fructu  oinninu  fcru  i'vanescons,  putamen  rugosuin. 

Fruticcs    aculeati   foliis    siinplicibus   lobatis    vel    composiüij 

a.  Fülia  teriiala  V(*I  (iiiiuato-pinnata. 

Uanii  tlorontes  calycestiiie  inoniies,  folia  teniiti,{ 
Mores  hcrina[)hro(Ulici  purpurei,  fructus  aurantiifl 
(vel  lutci  vel  rubri): 

Ji.  spertabilis  Pursh  (NA.-NW.l| 
Haiiii  Horentes  aculeati,  calyces  setoso-aculeati,  fob 
turionuiii  saepe  pinnata,  ramoruin  florentlum  tep 
nata  vel  sinipiicia,  Hores  dioici  vcl  polygami  albi,' 
fructus  nigri: 

Ji.  marroiicUdus  Dougl.    (NA.-S\f.). 

b.  Folia  simplicia  lobata. 

Plantac   vix   notae   vel   dubiae,   forte  alio    loco  is- 
serendae. 

Frutesccns  pusillus;  folia  cordato-triloba,  stipolie 
ovatae,  drupeolae  paucac  mnguae: 

IL  nivalis  Dougl.  (NA.-Rocky  mount). 
Fruticosus  scandens;  fuIia  cordato-triloba,  stipalae 
lineari-lanceolatac  (sec.  Cham.  etSchldl.:  setaceae), 
pedunculi  calycesque  aculcolati: 

n.  vitifiAius  Cham,  et  Schldl.  (NA.-Calif.).') 

10.    EÜBATUS. 

Drupeolae  paucae  segregatim  secedentes  vel  multae  cam 
gynophoro  emolliente  coalitae  baccam  compositam  efiformantes; 
putamen  rugosum. 

Caules  plerumque  biennes,  saepe  apice  radicantes.  Folia 
composita,  stipulae  petiolares,  petioli  aculeati. 

I.    Oligogyni. 

Drupeolae  paucae  non  coalitae  sensim  secedentes,  stipulae 
lineares  parvae. 

(In  R.  Jamaicensi  et  alpino  drupeolae  „deciduae"  dicuntur, 
quum  vero  numerosae  sint,  cf.  sect.  Moriferorum). 

a.  Kamuli  florentes  pedunculique  inermes  eglandulosi,  foliola 
subaequaliter  serrata,  calyces  tomentosi. 

Panicula  ampla,  ramulis  elongato-racemosis ;  flores 
parvi;  petioli  aculeati. 

Bami  steriles  tomentosi  inermes ;  foliola  supra  stel- 
lulato-pubescentia)  subtus  velutino-tomentosa: 

Ä.  acandena  Liebm.  (CA,-Mex.)« 


149 

Rami    steriles   inconspicue    pilosi   aculeati,    foliola 
supra  glabra,  subtus  in  nervis  puberula: 

R.  fagifoUus  Cham,  et  Schldl.  (CA.-Mex.) 
(R.  alpinus  Macf.,  qui  similis  esse  dicitur,  differt  folio- 
lis  inaequaliter  dense  et  argute  serratis,  drupeolisque 
numerosisO 

b.  Ramuli  florentes  aculeati,  pedunculi  setis  glanduliferis 
muniti,  foliola  inaequaliter  serrata,  calyces  tomentoso- 
villosi. 

Panicula  saepe  ampla,  ramulis  superne  racemosis;  flores 
spectabiles. 

Rami  steriles  pubescenti-tomentosi  minute  aculeati ; 
folia  coriacea  supra  pubescentia,  subtus  tomentoso- 
villosa: 

E.  coriifolius  Liebm.  (CA.-Mex.). 

c.  Ramuli  florentes  aculeati,  pedunculi  subglandulosi  pube- 
ruli,  sepala  externe  viridia  puberula. 

Inflorescentia  laxa  racemosa  vulgo  pauciflora;  flores 
spectabiles. 

Rami  aculeati  glabri,  foliola  coriacea  oblongo-lan- 
ceolata  supra  nitida  glabra;  flores  nutantes: 

E.  megalococcus  n.  sp.  (SA.-Boliv.).  ^^) 

IL    Moriferi. 

Drupeolae  cum  gynophoro  in  baccam   compositam   coalitae. 
tipulae  lineares  vel  lineari-lanceolatae  petiolares  parvae. 

A.  Inflorescentiae  ex  axillis  foliorum  persistentium  laterales 
phyllae  racemosae. 

Foliola  mucronato-dentata  subtus  glabra  vel  in  venis 
parce  pubescentia: 

E.  durus  Sauvalle  (CA.-Cuba). 
Foliola  obsolete  serrulata  subtus  in  venis  ferrugineo- 
villosa: 

E.  ferrugineus  Wickstr.  (CA.-Antill.). 

B.  Inflorescentiae   seu   flores   solitarii    terminales   in  ramis 
)liiferis. 

AA.  Caules   pedunculi   petiolique    dense    rufo-setosi   eglan- 
dulosi. 

Folia  ternaia,  raro  nonnulla  quinata,  foliola  supra  pi- 
losa,  subtus  albo- vel  cinereo-tomentosa;  panicula  ampla 
multiflora: 

E.  urticaefolius  Poir.  (CA.  et  SA.-Mexico  —  Brasil.).  *0 
Folia  plerumque  quinato-digitata,  foliola  anguste  ovato- 
lanceolata  glabra;  panicula  brevis  pauciflora: 

E.  erythroclados  Mart.  (SA. -Brasil.) 

BB.  Caules  pedunculi  petiolique  setis  nullis  vel  glanduliferis 

instructi. 

a.    Caules    pedunculi    petiolique    tomentosi    denscque 

rufo-setoso-glandulosi ;  foliolorum  serraturae  minutae 

creberrimae. 


1  i'l« » 

aa.    IU\\\ I.it?  i'i     1:*>  majusculac. 

Folia  «{uiiiata,  f(»lii)la  coriacea  latc  ovata  discfl 
Iura.  >iilittis  raiiu-toiiicntosa ;  panicula  pni-| 
iiiidata.  ilMi]>i>(ilat'  ;:lalirac: 

/;.  f '„■*., ri.-.t.ris  Liübm.  (CA.-Costar..| 

lib     I)iU|M'ulat'  iniiinTn^.ti'  i»arvae. 

K.    I'dlia  quiuata-.  «^iM'iuina  aiiice  villosa. 
Fuliiila  ovata   (liM'o!ora,     paniculae  pjnrj 
iiiiilatatr  ini'i'inis  raiiii  patuli : 

/;.  /.  f  •/■  i<r*  Licbm.  (CA.-Cosur.ll 

('n'si'it  in  Coliiiiihiae   et  civitatis  Ecuador  1 
iiii)nla:ii<   s])('ii<'s  iu*nta])liylla   folioHs  con- 
coIiMil'U^'.  i\\u\\)  wvi)  non  satis  nota  est.) 
,y.    Folinla  Icniata,  vul  iiifuriora   vel   in  caok 
stcM'ili  iiiMiniilhi  «iiiiiiata;  Kcrniina  glabra. 
l'olidla     (-oriarca    cluiigato  -  ovata    acuU:| 
raci'iiiiis  tcniiinalis  brovis  paiiciflorus: 

/.'.  ;'•/-":/•  Licbm.  (CA.-Costar.V 

Folia  saopc  ([uiiiata,  foliola  inembranacn 
clliptica  acuuiinata;  iianiculae  elongatae 
raiui  |)atuiiti:s:  tloros  albi,  fructus  rubri: 

y/.  'vi:^.trih.<  Cham,  et  Schldl.  (CAl 
Tolia  teniata,  foüola  iiiLMiibranacea  cUipti» 
acuta;  paiiiciihu'  olon;:^atac  incrmis  inferne 
füliüsae  raiui  crorto-patciitcs;  flores  rosci, 
fructus  i)uri)uriH)-ni*;ri : 

R.  linjnt.^nai'*  II BK.  (SA.- And.  trop.). 

(Conf.  U.  iJrasilicnscm  b.  Organensem.) 
b.   Caulcs  petioli^iue  setis  glaiiiluliforis  nullis  vel  raris 
instructi. 

Foliorum  serraturac   minutae  subaequales  et  —  R 
Schiedeano  excepto  —  crcbcrriinae. 
aa.    Pedunculi  aculeati. 

a.   Foliola  supra  ^^hibra,   ramuli  glabriuscali; 
f^landulae  iiullac. 

Foliola   utrinquc  «s  - 10  nervia,    subtus  in 
ncrvis  puberula: 
it.  imperialis  Cham,  et  Schldl.  (SA.-Bras.). 
ß,   Foliola  supra  parcc  pilo.*5a,  basi  subcordata 
vel  rotuudata. 

ua.   Ilamuli  tomentosi,  foliola  utrinque  8—10 
nervia,    drupcolac    glabrae   vel   apice 
solum  pilosae. 
Panicula  angusta  clongata,  folia  in 
ramis  sterilibus  quinata,  foliola  sub- 
tus velutino-hirta;  gcririina  glabra: 
E.  Sellowii  Cham,  et  Schldl.  (SA.-Bras.). 
(Conf.  U.  Drasilicnsem  b.  Organensem.) 
Panicula  laxa;  foliola  utrinque  parce 


151 


pilosa    subcordato-ovata,    germina 
apice  barbata; 
E,  Schottii  (Pohl  mss.)  n.  sp.  (SA.-Bras.).  ^^) 
var.  Pohlii:  petiolis  glandulosis. 

ßß,  Ramuli  tomentosi,  foliola  utrinque  15 
—20  nervia. 

Foliola -supra  pilosa,  subtus  subvelu- 
tino-cinereo-tomentosa ;  paniculae  elon- 
gatae  densae  rami  dense  tomentosi: 

E.  Boliviensis  n.  sp.  (SA.-Boliv.).  ^^) 

yy.   Ramuli  pilosi,    foliola  utrinque  8—10 
nervia,  drupeolae  dense  pilosae. 
Inflorescentia   brevis    divaricata   apice 
nutans,     pedunculi    glandulosi;    folia 
ternata: 

E,  Liehmannii  n.  sp.  (CA.-Mex.)»  ^*) 

/.    Foliola   supra    molliter   tomentoso- pilosa, 
subtus  dense  velutina,  basi  cordata. 
Foliola  cordato-ovata  vel   cordato-oblonga 
obtusiuscula;  drupeolae  glabrae: 

E,  Brasiliensis  Mart.  (SA.-Bras.).  ") 

a.genuinus:  eglandulosus,  foliola  profunde 
cordata   subtus   cinerascentia,   fructus 
viridis, 
b.  Organensis    Gardn. :  Glandulosus,   fo- 
liola   subcordata    subtus    toraentoso- 
pubescentia,  fiuctus  flavescens. 
Foliola  late   cordato-ovata  vel    suborbicu- 
laria  acuminata;  drupeolae  villosissimae : 

E,  tiliaefoUus  n.  sp.  (CA.-Mex.).  *^) 

bb.   Pedunculi  inermes. 

a,   Pedunculi  glandulosi. 

Panicula    laxa    elongata    angusta;    foliola 

utrinque  fere  10 — 12  nervia  supra  puberula: 

E.  TJkdeanus  n.  sp.  (CA.-Mex,).  ^^) 

(Foliola  coriacea: 

cf.  R.  coriifolium  Liebm.) 
p.   Pedunculi  eglandulosi. 

aa,  Foliola  utrinque  fere  15  nervia  supra 
glabra. 

Panicula     laxa    elongata,     pedunculi 
sericeo-tomentosi: 
E,  Guyanensis  n.  sp.  (SA.-Guyana).  ^^) 
ßß.   Foliola  utrinque   5—10   nervia   supra 
pilosa. 
t    Foliola  cuneata  discolora. 

Folia  ternata  quinataque,  racemi  ple- 
rumque  compositi: 

E.  Jamaicensis  Sw.  (CA.-Jamaica). 


I     I 


ir>2 

Folia  t«*rn:itn  rarissimc  singula  qai&ati;{ 
rai'cini  siiiipliros  terminales: 

/.\  runnjwhij^  Pursh.  (NA.-SEl" 
I'olidla  basi  rotundata;  inflorescentitt 
aiiiiilac  paiiiculatuc  rami  elongatt- 
racnnnsi  patentes. 
Tnliola  iiuMiihranacea  supra  moliiter 
])uhfs(-(*ntia.  serraturac  creberrimie, 
ina);:iiM'  niiticn  dontium  vix  breviOR 
quam  po^^tico;  sepala  acuminata: 

IL  ßoHbnmlus  HBK. 

(SA.-Venez ,  Columb.).^) 

Foliola  (oriaroa  supra  subglabra,  ser- 
raturat'  distantos.  margine  autico  dev- 
tiuiii  luulto  breviorc  quam  postico; 
sfpala  nbtusu: 

/;.  s.hi..h^.unis  steud.  (CA.-Mex.).*') 
■  Foliola  (oriacoa  inneciualiter  serrata; 
l)tMluuc'uli  «zlandulosi,  drupcolac  paucae: 

cf.  It.  coriifolium  Liebm.) 
(Fuliola  3—5  supra  pubcscentia,  subtu 
toiiientoso-villosa  nervis  approximatis; 
raceini  coni])ositi : 

cf.  R.  Jamaicensem  Sw.) 
Foliola  3  utrinquc  glabra,  inaequaliter 
donsc  et  argute  serrata;  pedicelli  fas- 
ciculati    in    raccnios    compositos   dis- 

l)OSiti: 

IL  alpinns  Macf.  (Jamaica). 
An  hoc  loco  inserendus? 
Cf.  R.  fagifolium  pag.  149. 
c.    Gaules  petioliquc  cglandulosi  vel  setis  glanduliferis 
muniti.    Foliola  inaequaliter  grosse  et  saepe  inciso- 
serrata. 

aa.   Turiones  prostrati    teretiusculi,   foliola   glabra 
coriacea. 

Turiones  glandulosi,  folia  ternata,  foliola  obo- 
vata;  fiores  raceniosi,  pedunculi  ex  axillis  bra- 
ctearum  ovaliuni: 

n.  hispvius  L.  (NA.-NE.).  '*) 
Turiones  glandulosi,  folia  quinata  vel  ternata, 
foliola  oblonga;  liores  in  ramulis  terminales 
solitarii  vel  pauci,  uno  terminali,  aliis  ex  axillis 
foliorum : 

E.  trinalis  Mchx.   (NA.-SE.).  **) 

Turiones  eglandulosi,  folia  ternata  quinataque, 
foliola  ovalia  basin  versus  subcuneata,  fiores 
solitarii  vel  pauci,  uno  tcrminali,  aliis  ex  axillis 
foliorum : 

B,  flcujellavis  Willd.  (NA.-SE-  et  C).  ^) 


153 

bb.    Turiones  prostrati,  foliola  membranacea  pilosa. 
a.   Foliola  subtus  parce  pilosa;  pedunculi  spar- 
sim  armati. 

Flores  solitarii  vel  pauci  corymboso-race- 
mosi. 

Carpella  multa  fructum  magnum  efformantes; 
folia  ternata  quinataque,  foliola  lateralia 
subsessilia;  flores  solitarii  vel  pauci: 

R.  Canadensis  L.  (NA.-NE.).  2*) 

Carpella  pauca  fructum  mediocrem  effor- 
mantes; folia  ternata,  foliola  lateralia  bre- 
viter  petiolulata;  flores  racemosi: 

R.  humistratus  (Steud.  CA.-Mexico).  26) 
ß.    Foliola  subtus  subvelutino-canescentia, 
Pedunculi  calycesque  aculeis  subulatis  rectis 
muniti,  flores  paniculati: 
B.  ursinus  Cham,  et  Schldl.  (NA.-SW.).  ^0 
cc.    Turiones  arcuati  vel  suberecti  angulati. 

«.    Inflorescentia  racemosa  vel  subpaniculata, 
foliola  supra  pilosa. 

Caules  pubescentes,  foliola  petiolulata  basi 
rotundata  supra  subglabra,  subtus  dense 
pubescentia;  sepala  externe  albo-tomentosa: 
R.  sapidus  Cham,  et  Schldl.  (CA.-Mcx.). 
Radix  repens  turionifera,  turiones  subglabri, 
foliola  basi  rotundata  vel  cordata,  utrinque 
pilosa,  lateralia  breviter  petiolulata;  sepala 
externe  viridia  albo-marginata : 

R,  villosus  Ait.  (NA.-E.  et  C.)  ^ß) 
(Turiones  suberecti  pilosi;  folia  plerumque 
trifoliolata,  foliola  obovato-cuneata  supra 
dense  pubescentia  subtus  tomento  adpresso 
albida;  sepala  externe  tomentosa: 

cf.  R.  cuneifolium  Pursh). 
ß,    Inflorescentia    composita    paniculata    acu- 
leata;    foliola   supra    glabra   subtus    albo- 
tomentosa. 

Turiones  angulati  pubescentes,  panicula 
elongata,  ramis  tomentosis  aculeatis: 

R.  ulmifolms  Schott,  f.  (SA.-Bras.)  29) 
(Introductus !) 
y.   Inflorescentia  e  racemis  pluribus  composita. 
Cf.  R.  Jamaicensem  Sw.  et  R.  alpinum  Macf. 

III.    Stipulares. 

Drupeolae  plurimae  in  baccam  compositam  coalitae.  Stipulae 
iilinae  vel  petioli  basi  adnatae,  magnae  latae  suborbiculares  vel 
niovatae  vel  ovato-lanceolatae. 

A.  Folia  iutegra  vel  inferiora  ad  basin  lobata  vel  foliolis 
rvis  aucta;  flores  subsolitarii. 


Kainrili  L'(;il>ii:  {M-tidli  iiinlto  lon^Morrs  (|uain  stipulae.  h\^\ 
ruiii  coriaccnniin  {lauina  Mipi  rinr  ^lahni.  nervi  secundarii  incrmei 
peihuiculi  .i!laM'liiIi)>i: 

/;.  r..ri'iretijt  Poir-  (SA.-Pem^ 
KaiiMiIi  ]raiT(>  {»iln-i;  |)itin!i  -^tiiriilis  ari}iiiloiigi,  fuliorum  coiu- 
cooniiu    iia^'iiia  Mi|u'ri«»i-  i'dnv  jiilosa.    irtvi    secuiiflarii  iDerme:, 
pciliiiiciili  iloii  0  t:la]i<Iu1i)Ni: 

^.'.  /- i"  lU'nth.  iSA.-Ki-uador,  Columbl'i 

Iiamuli  pati'utfi'  i>iln>i:  lü'tinü  imilto  loiif^iorcs  quam  stipulae. 
folia  iiiollia,  utriiKiuc  ](iIo>;i.  iinvi  sicuiidarii  inferne  cum  costi 
media  aculoati.  ]K>iIiin(-uli  toiinMitc^o.Iiirti  eirhiiuliilosi: 

/.'.  ././../'..,;/,/'..  11.' sp.  (SA.-Venez.?)-"^ 
r».  Folia,  tloralilms  exti-ptis,  tfiiiata  vel  (]Uiiiata. 

a.  Fuliiila  ;:lal)ra  vel  iiilViür  in  niivis  solum  pilosa. 

lt.   Fi'liola  ^'labeninia  t)ullato-i-u;;osa;    flores   congesti, 
l>LMliinculi  biuves  e^'lan'lulosi: 

/.*.  .'■•m>i-'.f>(.<  Uontli.  (JSA,-Columb.,  Ecuad.). 
fi.  Flores  sülitaiü  vfl   paiici  ilistantes,    pcdunculi  elon- 
gati    glan'lulü.si.    calyci's  a!    basin  aculeati;    ramuli 
^^labii. 

Flores  niagni,  petala  sopalis  intus  tomcntcllis  b^^ 
viora;  gerniina  glabra: 

Ji\  /•*>/'/.*  Poir.  (SA.-Poru,  Ecuador). 
Flores  niediücnis,  petala  sepalis  utrinque  hirtis 
longiores;  gerinina  |)ilosa: 

Ji.  iiiahi'ihi.^  IIlUv.  (SA.-Kcuador,  Peru). 
y.   Flores  subijaniculati,  petlunciili  sat  longi  glandulosi, 
calyces  inermes.    Foliola  siibtus  in  ncrvis  villosula; 
ranii  pilosi : 

7?.  ro.^>tfjJorns  Ilook.  (SA.-Ecuad. — Boliv.). 

b.  Folia  tcrnata,  foliola  utrinque  pilosa;  stipulae  latae 
cordatae  vel  semiovatae,  vix  longiores  quam  latae;  ger- 
mina  tomentosa. 

a.    Calycis   basis  villoso-lanata,    foliola   rugosa    subtos 
villosa. 
Eglandulosus,  flores  mediocres,  foliola  parva: 

n,  Lexhleri  n.  sp.  (SA.-Peru).  »^ 

ß.   Calyces  tomcntosi,  foliola  subtus  tomentosa. 

JUimuli,  petioli,  pedunculi  tomentosi  glandulosi  acu- 

leatique,  calyces  setoso-echinati,  llores  magni  longe 

pedunculatij  fruclus  magni  villosi,  foliola  late  ovalia: 

R.  7mrrocm'pn.9  IkMitli.  (SA.-Ecuador,  Columb.). 

Ramuli,  petioli.  pedunculique  villoso-tomentosi  acu- 
leati; pedunculi  interdum  glandulosi;  flores  pani- 
culati  mediocres,  pedunculi  mediocres;  fructus  sat 
magni,  drupeolae  apice  villosae,  foliola  elliptica 
petiolulata: 

11  nuhhjemis  III5K.   (SA.-And.  trop.)   33) 

Totus  velutino-tomentosus;  panicula  elongata  multi- 


155 

flora    superne    aphylla;    pedunculi    breves;    foliola 
brevitcr  pctiolulata  basin  versus  cuneata: 

R,  Buizn  n.  sp.  (SA.-Peru).  3^) 

c.    Folia  tcrnata  quinataque;   foliola  pilosa,  stipulae  ovato- 

laiiceolatae  vel  lineari  lanceolatae  basin  versus  angustatae. 

Foliola  manifeste  petiolulata  supra  demum  glabre- 

scentia;    pedunculi    propra   niulto    longiores   quam 

sepala: 

B.  Mandonii  n.  sp.  (SA.-Boliv.).  ^^) 


Species  in  liortis  Europaeis  cultae,  qiiae  orginis 

Americanae  esse  dicniitnr, 

11.  iiobilis  Eeg.  E  sectione  Anoplobatus,  sed  foliis  trifolio- 
latis  facillinie  distinguendus.  R.  odorato  ceterum  similis,  sed 
flores  niulto  minores,  pedunculi  calycesque  eglandulosi.  Planta 
originis  dubiae. 

K.  inerinis  Willd.  E  sectione  Moriferorum,  turionibus  pro- 
curabentibus,  foliis  trifoliolatis,  stipulis  filiformibus,  foliolis  dis- 
coloribus,  floribus  subracemosis.  Aculei  glandulaeque  nullae.  Va- 
rietas  videtur  Rubi  cujusdam  mediterranei. 

B.  Linkiaiius  Ser.  Planta  hortensis  floribus  semiplenis 
ornata,  in  herbariis  saepe  sub  R.  Jamaicensis  nomine  asservata. 
E  sectione  Moriferorum,  sine  dubio  originis  Europaeae. 


Annotationes« 

1.  R.  Dalibarda  L.  —  Dalibarda  repens  L.,  D.  violaeoides 
Mclix. 

2.  Bubns  puinilus  n.  sp. 

Gaules  repentes  lignosi  decorticantes  pilosi,  aculeis  parvulis 
sparsis  recurvis  muniti;  folia  cordato-subrotunda  vel  reniformia 
obtusissiraa  inaequaliter  crenato-dentata,  supra  pilosa  demum 
glabrescentia,  subtus  subvelutino-toraentella  in  nervis  aculeata; 
petiolus  tomentoso-villosus,  aculeolis  falcatis  vel  rectiusculis  mu- 
nitus,  stipulae  caulinae  subscariosae  ovatae  basi  angustatae  mu- 
cronato-acuminatae.  —  Ramulus  florens  brevis  (in  specimine 
suppetente  triphyllus)  uniflorus  tomentoso-liirsutus  aculeatus ; 
flos  terminalis  sat  magnus  Fragariae  flori  similis  esse  dicitur; 
calyx  basi  dense  setosus,  laciniis  lanceolatis  intcgris  hirsutis 
utrinque  viridibus;  petala  alba;  stamina  numerosa  longa;  carpella 
sat  numerosa;  fructus  ignotus. 

Longit.  petioli  0,01—0,02;  folii  a  petiolo  usque  ad  nervi  medii 
finem  0,015-0,020;  latit.  folii  0,02-0,03;  longit.  stipul.  0,005— 
0,008;  pedunc.  0,012;  sepal.  0,01;  stamin.  0,005. 


Vidi  in  bt>.  rvii.  Hrrol.  ^p(*ci^unn  duo,  unum  sterile,  alton' 
florons  s(>(l  pctalis  jaiii  dclupsis. 

Mrxiro:  San  Andres  (leg.  v.  Christnal 

11.  nivalis  Diai^'l.  v\  doscn'idione  tantnni  mihi  notns  fsfa 
hahvt  cordato-triloba  ar^uti*  dentata  ^labra  pedoncoIosqK 
brrvos  biHoros;  a  iwisfro  \[.  itiimilo  i^'itur  longc  diversns  tsst 
vidctur.  Iluic  niilla  s]io('ii*s  AnuM'icana  propius  acccditf  seda 
Asiaticis  l[.  poctincllus  Maxiniow..  ])raecipue  vcro  R.  calj- 
cinus  ^Va]I.  arctc  aftinc>>  sunt.  ScriiMii  constituere  Tidento 
illae  specii's  oninino  iiiitiiralcni.  quam  paucis  vorbis  describiB: 

Ciiuiiiau'baliis:  lUilii  hnniilcs  icptantes  subherbacei,  foiüi 
conlato-subrotundis  subtus  atub^atis:  stipulis  persistentibus  o^ 
cuilu  ovatis  inte^TJs  vel  ]dnnatitidis.  tioribus  solilariis»  calycibii 
inagnis  sctoso-aculeolalis.  ("f.  paj:.  14.").  —  Spccies  sunt: 

JL  j'ftviihtM:  >tipulac  calvrisqut'  laciniae  integerrimae;  petda 
alba. 

li.  aiff/ritius:  stipulac  inti'^rac  sorratae;  laciniae  calycinie 
magnae  iuciso-dontatae:  pi'tala  auroa. 

Ji,  pertindhts:  stipulae  bipiuuatitidae  lacinulis  linearibus;  b- 
ciniac  calyciiiae  pectinato-jdnnatitidae;  ])CtaIa  alba. 

3.  II.  gcoides  »Sni.  —  ('oniaroi)sis  radicans  Cav. 

4.  It.  arcticus  L.  —  Forma  Americana  nana  grandillon: 
ß.  acaulis  Mchx.,  It.  ])istiI1atus  Sni.  Inveniuntur  in  Americt 
praccipuc  occidcntali  forniae  «luociue  majores  ab  Asiaticis  et 
Europacis  non  distinguendae. 

5.  It.  triflorus  Itichards.  —  Hoc  nomcn  ab  autoribus  receo- 
tioribus  Omnibus  rcceptum  est.  It.  Canadensis  Asa  Gray  oliiB. 
In  Candollci  Prodromo  a  Scringc  quater  haec  species  enumerator, 
sub  Dominibus  scilicct:  It.  saxatilis  ß.  Canadensis,  K.  aegopodi- 
oides,  R.  mucronatus  et  Cylactis  montana  Raf.  Haec  nomini 
omnia  rejicienda  esse  cxistinio,  (juia  jdanta  e  descriptionibus  tot 
confusis  cognosci  non  potuit. 

6.  R.  deliciosus  Torr.  —  R.  Neomexieanus  Asa  Gray. 

7.  R.  Nutkanus  Mog.  —  IIujus  varietas  est  R.  parvifloms 
Nutt.,  nomen  antiquius  sed  minime  idoncum,  quam  species  flori- 
bus  maximis  gaudeat. 

8.  R.  Idaeus  L.  —  Intcr  It.  strigosum  Mchx.  et  R.  Idaenm 
typicum  omnes  formae  intermediae  occurrerc  videntur.  R,  stri- 
gosus  forma  Asiae  et  Americae  orientalis  vidctur,  quum  in  plagis 
utriusque  terrae  occidentalibus  formae  minus  setosae  crcscant 
Formae  hybridae  fertiles  inter  R.  Idaeum  (strigosum)  et  IL  oc- 
cidentalem  facile  educantur  et  in  America  haud  raro  sponte 
occurrere  videntur.  In  hortis  saepe  coluntur.  —  R.  neglectns 
Peck  ad  illos  spectare  videtur. 

9.  R.  vitifolius  Cham,  et  Schldl.  —  Specimen  vidi  unicum 
mancum  in  herbario  Musei  Bremensis  asservatum,  quod,  sepalts 
apice  non  foliaceis  exceptis,  optime  cum  diagnosi  congruit.  Sed 
specimina  alia,  quae  foliis  ternatis  gaudent  et  vulgo  pro  R.  ursiui 
vel  R.  macropetali  formis  habentur,  illo  It.  vitifolio  simillima 
sunt.    Folia  in   ramis  nonnullis  simplicia  vix  speciem    diversam 


.$f% 


157 

^  indicant.      De   illa   planta  adhuc   ut   videtur   commutata   confer 
,   annotat  27  (pag.  160). 
^  10.  Bubus  megalococcos  n.  sp. 

"  Rami  subangulati  glabri  aculeati,  aculei  rari  e  basi  lata  cora- 

^  pressa  angustati  breves  reclinati;  folia  ternata,  stipulae  ad  petioli 
"  basin  adnatae  lineares,  petioli  canaliculati  tenuissime  pubescentes 
glabrescentes  sparsim  aculeati,  petioluli  puberuli  aculeis  recurvis 
armati;  foliola  petiolulata  coriacea  oblongo-lanceolata  longo  et 
subcaudato-acuminata  inaequaliter  serrulata  margine  decurva 
circa  15  nervia,  superne  (nervo  medio  excepto)  glaberrima,  infra 
nervis  tomentoso-puberulis  prominulis  munita.  Paniculae  foliosae 
rami  axillares  pleruraque  pauciflori  racemosi  aphylii;  bracteae  parvae 
lanceolatae -,  pedunculi  saepe  aculeati  puberuli  glandulis  sub- 
sessilibus  vel  nonnullis  stipitatis  obsiti,  pedicelli  sepalis  fere 
aequilongi.  Flores  nutantes  sat  magni;  sepala  triangulari-lan- 
eeolata  puberula  intus  tomentosa  fructum  laxe  amplectentia.  Pe- 
tala  calycem  superantia,  ut  videtur  rubra;  stamina  stylos  superantia ; 
germina  sat  numerosa  glabra.  Drupeolae  magnae  segregatae 
sensim  secedentes,  putamen  foveolatum. 

Petiolus  communis  0,04— 0,07;  petiolulus  foliolimedii  0,015— 
0,020;  petioluli  laterales  0,005— 0,007  long.;  folioli  medii  longitudo 
0,06—0,12;  latitudo  0,025 — 0,045;  longitudo  pedunculi  proprii 
0,010-0,015;  sepalor.  0,010— 0,012 ;  drupeolar.  0,008— 0,010;  pu- 
taminis  0,006. 

In  Boliviae  provincia  Larecaja  prope  Soratam. 
Crescit  in  dumosis  alt.  3000-3200  metr.  —  Mandon  662. 
V.  s.  in  hb.  imp.  Vindob.  et  hb.  hört.  Petropolit. 
A  R.  ferrugineo  Wickstr.  racemis  laxis  paucifloris  floribusque 
multo    majoribus    facillime    distinguendus.      Drupeolis    magnis 
insignis. 

11.  R.  urticaefolius  Poir.  —  R.  trichomallos  Cham,  et  Schldl., 
R.  Jamaicensis  Autor.  nonnuU.  -  Fructus  a  scriptoribus  non- 
nullis nigri,  ab  aliis  rubri  dicuntur. 

12.  Bubus  Schottii  (Pohl  in  sched.)  n.  sp. 

Ramorum  sterilium  (?)  folia  ternata,  petiolus  glabriusculus 
aculeatus  non  sulcatus;  foliola  magna  petiolulata,  inaequaliter 
argute  et  minute  serrata,  utrinque  viridia  et  parce  pilosa,  medium 
e  basi  profunde  cordata  ovatum  acutum. 

Rami  florentes  angulati  pilosi  aculeis  inaequalibus  parvis 
falcatis  muniti;  folia  illis  ramorum  sterilium  similia  sed  minora, 
petiolulis  tomentoso-hirtis,  foliolo  medio  minus  profunde  cordato. 
Stipulae  imo  petiolo  insertae  parvae  subulatae.  Panicula  termi- 
nalis  mediocris  inferne  foliosa,  ramuli  erecto-patentes  cinereo- 
tomentosi  1—5  flori;  bracteae  lanceolatae,  inferiores  trifidae; 
pedunculi  proprii  aculeati,  laterales  sepalis  longiores;  calyces 
inermes  tomentosi;  petala  parva  oblonga;  germina  apice  barbata 
numerosa. 

Petiolus  folii  e  ramo  sterili  0,14;  petiolulus  foliol.  med. 
0,06-0,07;  foliol.  later.  0,025  long.  —  Longit.  foliol.  med.  ca. 
0,20,  latit.  0,13—0,15. 


lliuiiiil.  ihiY.  |Mtiil  cnl  o.nT:  p.'lioliil.  fol.  med.  0,02*0,01;' 
foliol.  latiM.  ca.O.ni  :  >ii|,i:l.  «MMi;, -o.iMO;  foliol.  med.  0,06-OtU 
loiij;.  Lalit.  fjilinl.  iMi'I.  H.«'l--iMK»;  I.on^itud.  panicul.  0,fl&- 
0,10;  iknIuiicuI.  innpr   iMH.f» -iJ.nio. 

ISrasilia. 

Siil»  iiss'}  HIj.  piiasil.  in  Uh.  iiiip.  Vindobon. 

,*;.  Pnlilianus  <lt  ii:;Mi»i»li>lhis  Pohl  iiec  W.  et  N.).  R  Scbottn 
siiiiillinius  et  illiu>  \aii(-ras  viiictiir.  Oiniies  partes  magis  to- 
iiicntosai*.  foliola  siibttw  ninlljtcr  jiilosa,  pedunculi  tomentoso- 
villosi.  ]M'tio)i  ^landiiliri':!. 

In  Silva  Mattn  ^m-x»:   (.'aji  <ioyaz.     Leg.  Pohl. 

Sul).  nrn.   \W:\  in  Uli.  Vind«»!). 

l.->.  Kubus  Holivit  ii>is  n.  sp. 

Ilanii  Ünrifcri  t\v\\^r.  tnnKMitosi  aciileis  sparsis  bnsi  dilataüs 
apicc  ri'ciirvis  annati.  I'olia  ternata,  ]M>tioIi  toinentosi  acnleii 
niicinatis  arniati:  sti|»nlac  ]u>tio)an>.s  bn^vus  lineari-lanceolatae', 
foliola  nicnibranac'ca  lato  riliptira  acuniinata  innequaliter  anmute 
et  niinute  scrrata.  utrimiiu'  If)— :iO  nervia,  supra  opaca  molliter 
pilosa,  subtns  subvclntino-riinTco-toniontosa,  intormedium  majns 
et  Ion<;ius  petiolulatnni.  Paniculae  teiniinalis  basi  foliosae  pyra- 
midalis niultitlorae  i;:nii  inlVrion>s  ascondentes,  superiores  pa- 
tentes, sujjrenii  l)reviori's;  onines  tonientosi  aculcati  densiflori 
siipra  medium  i)artiti;  bracteae  i»arvac  ovatae;  Hores  breviter 
pedicellati  parvi,  calycs  tonientosi.  petala  obovata  sepalis  lon- 
giora;  germina  numeiosa  conferta  glabra. 

R.  urticaefolio  Puir.  similis,  sed  setarum  omnino  expers. 

Pctiolus  communis  (),<»:>— O.os;  petiohilus  folioli  medii  0,01— 
0,05,  petioluli  laterales  (V'02— Ö,(}()4  lon^^;  folioli  medii  longitudo 
0,07—0,10,  latitudo  0,0;")— O.OS;  lonjxit.  ramulor.  paniculae  infimor. 
cxtraaxillarium  0,04;  peduncul.  i)ropr.  0,0<j;i  — 0,006;  sepalor. 
0,005. 

In  Boliviae  proviur.ia  Larecaja  jn-opc  Soratam  in  sepibus  ad 
rivum  Challasuyo.  Ptog.  temp.  in  altit.  lOuO  metr.  Flor.  Jol. 
Aug.  leg.  Mandon    07i).  —  V.  s.  in  hb.  irnj).  Vindobon. 

14.  Bubus  Liebmaunii  n.  sp. 

Turiones  erecti  denuim  arcuato-nutantes  obtusanguli  eproi- 
nosi  parce  pilosi  aculeati,  aculeis  mediocribus  compressis  falcatis; 
folia  ternata  hieme  decidua;  i)etioli  longi  pilosi  aculeati,  stipulae 
e  basi  petioli  ortae  i)arvae  filiformes,  foliola  inaequaliter  minute 
et  argute  serrata  utriiiquc  viridia  et  pubescentia,  terminale  ova- 
tum  vel  ellipticum  acuniinatum  utrinque  8— lOnervium,  lateralia 
breviter  petiolulata.  —  Ilamuli  tiorentes  mediocres  dense  pilosi 
aculeatique,  aculeis  parvis  recurvis;  paniculae  terminalis  brevis 
nutantis  divaricatae  inferne  foliosae  raniuli  patentes  eloDgati 
paucillori,  pedunculi  longi  tomentoso-hirti  aculeolati  glandulosi- 
que.  Flores  mediocres,  calyces  cinereo-tomentosi  inermes  glan- 
duliferi,  sepalis  mucronatis  in  flore  pateutibus  vel  reflexis,  petala 
ovalia  parva  caducarosea;  staminanumerosa;  germina  tomentoso- 
pubescentia;  fructus  mediocres  nigri. 


.    ■:-\^ 


Vivum  accepi  ox  horto  botanico  Berolinensi;  in  hortulo  meo 

^i"  bene  floruit,  postea  vcro  periit. 

V         Inveniuntur  inter  ß.  tiliaefolii  speciniina  a  Liebraannio  lecta 

•^Vamuli   florentes  tres,    quos    huic  speciei  adscribendos   esse  non 

dubito.     Distinguuntur  a  cultis  glandularum  copia  in  ramis  petio- 

lis  pedunculisque   obviarum.     Foliola  ininime  cordata  sunt,   sed 

,  omnino  plantae  nostrae  cultae  siiriilia.    Specimina  Iccta  in  Cerro 

^de  Sempoaltetec  in  Junio  1842. 

'  •         Aliam  plantam  nostrae  simillimam  vidi  in  Herbar.  reg.  Berolin. 

^^  Petioli  magis  tomentosi,  foliola  subtus  magis  pilosa  et  subvelu- 
tina  sunt.  Glandulae  solum  subsessiles  in  pedunculis  inveniun- 
tur. Haec  quoque  specimina  ad  eandem  speciem  collocanda  esse 
puto.  Legit  cl.  Uhde  .  in  loco  Barranca  del  Key  dicto  prope 
Mexico  sub  Nro.  1260.   Additur  nomen  triviale:  „Difercnte  mora." 

i"  Longit.    petiol.    comm.    0,04  —  0,06;    petiolul.    foliol.    med. 

:    0,02-0,03;    petiolul.   loliol.  later.   ca.  0,002;  stipul.  0,01;  foliol. 

c  0,07—0,09;  latit.  foliol.  0,040—0,055;  longit.  pedunc.  propr. 
0,01-0,02;  sepalor.  0,008-0,012;  fructus  0,01. 

:  V.  V.  cult.  et  exsicc.  spont. 

:  15.  R.  Brasiliensis  Mart.  —  Species  admodum  variabilis;    a 

t    forma  typica  velutina  cordifolia  eglandulosa  R.  Organensis  Gardn, 

ft   manifeste  diversus  videtur.     Occurrunt  vero   formae  intermediae 

s    eglandulosae  R.  Organensi   habitu  foliisque  sirailes,   quae  omnes 

.1    varietates  conjungerc  suadent. 

16.  R.  tiliaefolius  =  R.  tiliaceus  Liebm.  (nee  Sm.,  nee  See- 
mann). R.  tiliaefolii  Wh.  nomen  (Spreng.  Syst.  veget.  IL  529) 
ab  autore  ipso  rejectum  est. 

17.  Bubus  Uhdeanus  n^  sp. 

Nil  nisi  ramuli  duo  fructiferi  suppetunt,  qui  vero  speciem  ab 
Omnibus  descriptis  diversam  indicant. 

Rami  floriferi  elongati  angulati  indumento  tenui  pubescentes 
aculeati  glanduliferi,  aculeis  parvulis  falcatis;  folia  raraorum  ter- 
nata,  petioli  aculeati  pubescentes,  stipulae  petiolares  parvae 
lineares,  foliola  petiolulata  membranacca  basi  subcordata  sub- 
aequaliter  serrulata  supra  puberula  demum  glabrescentia,  subtus 
pallidiora  molliter  pilosa;  foliolum  medium  oblongum  acuminatum 
basi  angustata  cordatum.  Paniculae  elongatae  angustatae  laxae 
ramuli  inferiores  axillares  ascendentes  racemosi,  superiores  erecto- 
patentes  bracteati  uniflori  vel  pauciflori;  bracteae  ovato-lanceola- 
tae;  rami  pedunculique  inconspicue  pilosi  parce  aculeolati  sed 
dense  glandulosi,  pedunculi  sepalis  multo  longiores;  flores  medio- 
cres,  calyces  cincreo-tomentosi  inermes,  sepala  in  fructu  patentia; 
petala  oblonga,  ut  videtur,  alba;  stamina  inaequalia,  germina  nu- 
merosa  glabra.    Fructus  mediocris  oblongus,  ut  videtur,  niger. 

Nomen  triviale:  Zarzamora.  —  Longit.  petiol.  comm. 0,04— 0,08 ; 
petiolul.  foliol.  med.  0,010—0,025;  petiolul.  foliol.  later.  0,005— 
0,010;  stipul.  0,005  —  0,010;  foliolor.  0,05-0,09;  latit.  folioL 
0,035—0,045;  longit.  ramor.  infer.  paniculae  0,10;  pedunc.  propr. 
fructif.  0,01-0,02;  sepal.  0,005  (?);  petal.  0,008;  fructus  0,010 
-0,012. 


In    Mexico   WiiW    rhiK-  (Mib  Nio.    1259)    V.  s.    in  hb. 

Berolin. 

1^.  Kubus  (inyaiieiisis  n.  sp. 

Kami   riorifcii   aii;;iilati    iiicoiispicue  appresse  pilosi,  acikii| 
sparsi^  hasi  dilatatis  apin*  recurvis  ariiiati.    Folia  temaU,  petkl 
aculeis  iinciiiatis  iiiuiiiti  pili»si  raiialiculati;  stipulue  petiolares lUH' 
res,  foliola   oiiiuia  ])cti<>liilata  >ul>ao<|uaIia    incmbranacea  angisk 
olliptica  acuiniiiata  inaftiiialitt^r  armitu  et  ininute  serrata  tttrii|K 
rirciter    ir>  nervia,    supra    jlahra.    subtus    puUida    et   in  neiff 
])uberiila.     Ilaiuuli  rioriffii  axill.uvs  et  terminales  inflorescentiii 
iaxani  foliosaui  paniciilataiii  elfoniiantes,  foliis  breviores,  raceoM 
vel  subpaiiiculati  siibinoniies,    paiiiciila  terminalis    aphylla  brenl 
angusta;  bracteae  lanrt^dlatao,  pe<lunculi  sericGO-tomentosi,  floAJ 
parvuli,    calycis   seric<M)-toiiientosi    laciniae   acuminatae»  se^ 
calyceni  superaiitia,  ^orniiiia  ^'labra. 

Koraima,  Hrit.  Guyana.     K.  Schomburgk. 

Tetiolus  coininunis  0,04-0,01),  pefiolulus  folioli  medii  Q,0!il 
petioluli  laterales  o.0():j— 0,004  long.;  foliolorum  longitudo  0,l&{ 
latitudo  0,04;  ramuli  tloriferi  axillares  0,05—0,08;  pednnai 
0,005-0,010,  sepala  iKWf)    0,(.KW  long. 

V.  s.  in  hb.  reg.  Ber<)l.  et  in  hb.  inip.  Vindobon. 

VJ.  R.  cuneifoliiis  i*ursh.  —  lt.  parvifolius  Walt,  (ne'c  L.). 

20.  K.  Üoribundu.s  lii^K.  -  K.  Janiaicensis  Autor.  nonnoÜ. 

21.  R.  Schiedeanus  ^Steud.  —  R.  dumetorum  Schldl.  (nee 
Weihe). 

22.  R.  hispidus  L.  —  R.  obovalis  Mchx.,  R.  obovatus  PeBi 
Tratt.  —  Olim  saepc  coinniutatus  cum  R.  triviali  omniuo  diversa 

23.  R.  trivialis  Mchx.        R.  hisi)i<lus  Willd.  Spec.  pl. 

24.  R.  tiagellaris  Willd.  —  R.  Knslenii  Tratt.  —  Species  A 
autoribus  recentioribus  Americanis  non  distinguitur.  Si  forsaa 
forma  R.  trivialis  eglaiidulosa  esset,  varietatem  saltem  memon- 
bilem  constitueret.  Sed  specimina  in  herbariis  asscrvata  specien 
et  a  R.  Canadensi  et  a  R.  triviali  re  vera  diversam  indicare  vi- 
dentur. 

25.  R.  Canadensis  L.  —  Occurrere  videntur  formae  inter- 
mediae  verosimile  hybridae  inter  hunc  et  R.  villosum  Ait;  e.  g. 
R.  villosus  var.  humifusus  Asa  Gray. 

26.  R.  humistratus  Steud.  —  R.  humifusus  Cham,  et  SchldL 
(nee.  Weih,  et  Nees).  —  R.  Canadensi  similis,  sed  diversus  vi- 
detur.    Utraque  species  haud  satis  investigata  est. 

27.  R.  ursinus  Cham,  et  Schldl.  —  R.  Menziesii  Hook.  — 
Vidi  e  California  specimina  partim  R.  ursino,  partim  R.  macro- 
petalo  adscripta,  quae  foliolis  utrinque  puberulis  mox  glabrescen- 
tibus,  pedunculis  axillaribus  uni-vel  paucifloris  paniculam  laxam 
efformantibus,  pedicellis  longis  divaricatis,  aculeis  subulatis  recüs, 
sepalis  acuminatis  serieeis  basi  saepe  echinatis  speciem  adhac 
neglectam  R.  flagellari  affinem  indicare  videntur. 

28.  R.  villosus  Ait.  —  R.  floridus  Tratt.,  R.  argutus  Lk. 
(forma  angustifolia).  —  Species  valde  variabilis,   B.  fruticoso  L. 


?.  :praecipue  vero  R.  sulcato  Vest   accedens.    —   Nonnullae  formae 
huic  proximae  originera  hybridam  ducere  videntur;   cf.  annot  25. 
29.  R.  ulmifolius  Schott  f.  —  R.  discolor  Autor,  mult.  (Weih,    . 
}ik'  et  Nees  ex  pte.),  R.  amoenus  Portenschi.,   R.  dalmaticus   Autor. 
2.  mult.,  R.  rusticanus  Merc.  -    Species  mediterranea  in  Brasiliam.     ' 
iL  australem  introducta. 

^  30.  R.  Loxeusis  Benth.  —  Hujus  speciei  specimen  authenti- 

:    cum  nondum  vidi;  e  Columbia  vero  cel.  Karsten  plantam  attulit,  . 

quam   illi  adscribendam  esse  puto.     Specimen  in  hb.  Vindobon. 
s    asservatum  breviter  describam: 

Ramulus  parce  pilosus  aculeis  parvis  raris  recurvis  glandu- 

i    lisque  stipitatis  munitus;  stipulae  magnae  ovatae  glabrae  petio- 

5    lum  longitudine  superantes,  petiolus  brevis,  folia  coriacea  bullato- 

^    rugosa  oblongo-lanceolata  10  nervia,  supra  pilosa,  subtus  in  nervis 

villosa,  costae  mediae  aculei  longiores  quam  illi  ramulorum;  pe- 

dunculus  dense  glandulosus  aculeatusque,  sepala  sericea. 

Longit.    petioli   0,008  —  0,012;    folii   0,04-0,08;    latit.   folii 
0,02 ;  longit.  stipul.  0,010—0,012 ;  peduncul.  0,015. 
Columbia:  Paramo  de  Cadieri  (leg.  Karsten). 
Planta  Benthamii  a  Hartwegio  prope  Loxam  inventa  est. 

31.  Bubus  acantliophyllos  n.  sp. 

Ramus  teretiusculus  patenter  pilosus  in  parte  superiore  to- 
mentoso-hirtus  eglandulosus  aculeis  raris  tenuibus  gracilibus  re- 
clinatis  munitus.  Stipulae  semi-ovato-lanceolatae  basin  versus 
attenuatae  ciliatae  margine  integrae  vel  glanduloso-denticulatae. 
Folia  integra  tenuia  mollia,  inferiora  ad  basin  breviter  lobata 
(verosimile  saepe  triloba  et  interdum  ternata),  reliqua  oblongo- 
lanceolata  acuta,  ad  basin  truncata  vel  subcordata,  utrinque  vi- 
ridia  et  pilosa,  margine  irregulariter  dentata,  utrinque  8 — 10 
nervia.  Petioli,  nervi  medii  et  nervi  laterales  in  infera  foliorum 
pagina  aculeis  subaequalibus  acicularibus  rectis  vel  paullulum 
recurvis  armati.  Foliorum  aculei  longiores  et  magis  robusti  quam 
illi  ramulorum.  —  Flos  (in  specimine  suppetente)  solitarius  ter- 
minalis;  pedunculus  ebracteatus  longus  tomentoso-villosus  acu- 
leolatus  eglandulosus.  Calyx  externe  tomentosus,  basi  setoso- 
aculeolatus,  laciniae  trianguläres  apicem  versus  denticulatae.  Pe- 
tala  mediocria  glabra. 

Longit.  petioli  0,020-0,025;  folii  0,06—0,08;  latit.  folii  0,03 ; 
longit.  stipul.  0,01;  pedunculi  0,025;  sepal.  0,012. 

Patria:  Venezuela  (?)  vel  Columbiae  partes  adjacentes.  Funcke 
et  Schlimm  No.  1142.  (V.  s.  in  herb.  hört.  Petropolit.) 

Unicum  specimen  vidi,  quod  vero  ab  omnibus  speciebus 
hucusque  descriptis  diversum  esse  satis  constat. 

32.  Bubus  Leclileri  n.  sp. 

Rami  subteretes  villosi  aculeis  parvis  falcatis  muniti,  folia 
ternata,  petiolus  dense  tomentoso-villosus,  foliola  elliptica  acuta 
reticulato-rugosa  subaequaliter  serrata,  supra  obscura  parce  pi- 
losa, subtus  dense  villosa,  lateralia  breviter,  medium  pauUo  lon- 
gius  petiolulatum.  Stipulae  magnae  latae  subrotundae  mucro- 
natae  dentatae  pilosae.  Flores  ad  apicem  ramulorum  subsolitarii 

IV.    August  1874.  11 


tu)  Etubpaniculati,    pvilunculis  nxillaribns    1 — 3  lloris; 

firoprii  sL'palis  iDn^iorus  tomciitoRo-villosi  eßlandtüosi 
tiolati.  Flores  mfiliorrL's ;  cnlyx  ad  basia  Tillosus, 
guinres  aiiiccni  versus  t^liibri'SLuiitcs. 

l'univia:    In  virKultis  |ii-<ijic'  Ah'Qpnta.  Jun.  1854  leg. 
s.  nuni.  li''J7. 

Longit.  iiclioti  coiniti.  (M>1— U/fi;  petioluli  foliol. 
— 1),0()4;  folioli  nit^dii  (i.d:;— <).i)r>;  latitudo  foliol.  C 
lon^'it.  stipular.  0,01 ;  ]iui]iin('uli  propr.  flor.  0,030— 0^4 
ü.Ulö. 

ii'X  It.  nubifjcnus  IIItK.  —  It.  ütiputaris  Benth, 
Humboldt iiina  vt  Ilartwegiaiia  comparavi. 

34.  Kubus  Kalzii  ii.  sp.  (vel   K.  nubigeni    TBiietu 
ctissima). 

Caulis  Tamosiis  tercs,  raiuiili  ilcn.'ic  cincreo-  vel  fall» 
tosi  aculcis  sat  numcrosis  luinutis  rvcun'is  glaDdulisque  ll 
raris  matiiti.  t^tipulae  Iatis.^iniac  Kuborbiculares  breviter 
natae  duntatat!  patentes  supra  pilosae  subtus  «llin  ümi 
petioli  tomcntosi  aculeali;  folia  tcrnata,  loliola  subsessilia,  » 
dium  paullo  longius  potiolulatuni  anguste  cllipticum,  basin  ivst 
cuneatuni,  apicG  iicutiim,  utriniiue  7— (I  nervium,  dentibus  anV 
aequalibus  serratuin,  siipra  subvclutino-cano-tomentoBuni,  snbtit 
dense  albicanti-  vd  fulvo-tonicntosum.  Paniculae  terminales  Bp' 
ccm  versus  aphylluc,  vaiiiuli  inferiores  axillares  bracteati;  bn- 
cteae  stipulis  similes.  Flores  superiores  congesti  subcorymbosi, 
pedunculi  in  Höre  brcviores,  in  fnietii  paullulum  loiigiores  quin 
scpala.  Calycis  biisis  gilvo-toirientosa  incriiiis,  laciniae  triangidt- 
res  lanceolatae  ]iilos;ie,  interne  virides  glabrescentes.  Petili 
ßepalis   vix   aequilonga.     Frnctus    maxinii,    germina    tomentoso- 


Longit.  petioli  0,0^—0,04;  pctioluli  folioli  rnedii  0.002 -O,0lB' 
folioli  mcdii  0,04-0,07;  latitud.  foliol.  med.  0,02—0,03;  lon^ 
stipul.  0,010  —  0,015;  pedunc.  flonfer.  0,005—0,010  fructüffi 
0,01—0,03;  sepal.  0,01. 

R.  nubigeno  sirailliinus,  sed  tota  plauta  velutino-tomentosi, 
folioÜB  quoque  subsessilibus  basi  cuncatis  ditfert.    An  varietas? 

In  l'eruvia  prope  Piliao  leg.  ßuiz. 

V.  s.  in  hb.  reg.  Berolin. 

35.  Rabus  Handonll  n.  sp. 

Rami  floriferi  angulati  pubesceiites  aculeis  subaequalibiis 
brevibus  falcatis  muniti ;  folia  ternata  vel  quinato-pedata,  suprenu 
simplicia;  petioli  pubescentes  aculeis  recurvis  armati;  stipnlas 
pettolarcs  magnae,  semi-ovato-lanceolatae,  basin  versus  augusta- 
tae  pubescentes  margine  iotegrae;  foliola  membranacea  e  baä 
ovata  subtriangularia  inaequaliter  argute  scrrata  utrinque  10 — 14 
nervia,  supra  opaca  demum  glabresceutia,  subtus  pallide  viridift 
densius  pubescentia.  Ramuli  florenttis  axillares,  pauci  tenninales 
uniflori  vel  pauci-  (2 — 6-)  flori  pilosi  aculeati,  bracteis  iDterdnm 
quoquQ  folio  singulo  parvulo  muniti,  pettoli  sepalia  loagiores 
aculeati  glandulosique ;  äores  magni,   calyx  aericeus  iaterdom 


=-•::  aculeolatus,    laciniis    triangularibus    intus   tomentosis;    germiaa  \ 

:Xv  sericea. 

ii  In    silvulis   prope   Soratam   in  Boliviae   provincia   Larecaja. 

Keg.  temp.  in  alt.  3000—3400  m.    Mandon  PL  And.  Bol.  659  ex 
::  pte.   —  Cum  hac  planta  R.  nubigeni  specimina  distributa  sunt, 

quae  vero   stipulis  latis  ramisque  villosis  primo   intuitu  distin- 
.:   guuntur. 

ir  Eamorum  duorum  suppetentium  unus  elongatus  foliis  magnis 

i   ternatis    distantibus   ramulisque    1—2  floris   gaudet,    alter   vero 

folia  minora  inagis  approximata  partim  quinata  ramulosque  pluri- 
.  i  flores  habet. 

Stipulae  0,020-0,025  longae,  0,005—0,008  latae;  petioli  in 
i   ramo   elongato  0,06—0,08,   petiolulus  folioli  intermedii  0,03,  fo- 

liola  0,10 — 0,14  longa,  0,06—0,08  lata;  petioli  in  ramo   abbre- 
r    viato  0,05—0,07,  petiolulus  folioli  intermedii  0,020—0,025,  folio- 
.    lum   intermedium  0,06—0,08  longum,  0,03—0,04  latum;  pcdun- 
*  culi  propra  0,025—0,030;  sepala  0,015—0,020  long. 
V.  s.  in  hb.  Lubecc. 


Charakter  der  amerikanischen  Rnbns-FIora. 

Von  besonderem  Interesse  ist  es,  die  verwandtschaftlichen 
Beziehungen  der  amerikanischen  Rubi  zu  den  asiatisch-europäi- 
schen genauer  festzustellen.  Obgleich  die  Kenntniss  der  einzelnen 
Arten  noch  nicht  weit  genug  fortgeschritten  ist,  um  eine  voll- 
kommene Einsicht  in  die  wahren  verwandtschaftlichen  Verhält- 
nisse nach  allen  Richtungen  hin  zu  ermöglichen,  so  gewährt  doch 
ein  Ueberblick  über  alle  bekannten  Arten  eine  Vorstellung  von 
den  mannichfaltigen  Aehnlichkeiten  und  Beziehungen  zwischen 
den  verschiedenen  Formenreihen.  Eine  sorgfältige  Untersuchung 
wird  dann  in  der  Regel,  wenigstens  mit  einem  gewissen  Grade 
von  Wahrscheinlichkeit,  erkennen  lassen,  ob  eine  vorhandene 
Aehnlichkeit  wirkliche  nähere  Verwandtschaft  anzeigt  oder  ob  sie 
nur  auf  Analogie  beruht. 

Im  Allgemeinen  ist  zu  bemerken,  dass  in  Amerika  Arten 
mit  gefiederten  Blättern  sehr  sparsam  vertreten  sind  und  in 
Mittel-  und  Südamerika  gar  nicht  mehr  vorkommen.  Auch  in 
Nordamerika  wächst  keine  fiederblättrige  Art,  welche  mehr  als 
zwei  Fiederpaare  hat.  Ebenso  sparsam  sind  die  bewehrten  Arten 
mit  breiten  ungetheilten  (gelappten)  Blattflächen  vorhanden. 
Genau  bekannt  ist  keine  einzige  solche  Art  aus  Amerika.  In 
Südamerika  fehlen  auch  die  wehrlosen  Arten  mit  breiten  un- 
getheilten Blattflächen.  Endlich  sind  in  Amerika  auch  die  Arten 
mit  unterseits  schneeweiss-filzigen  Blättern  selten.  Arten  mit 
fiederspaltigen  Nebenblättern  fehlen  ganz. 

Die  amerikanische  Rubus-Flora  zeigt  genaue  Beziehungen 
einerseits  zu  Europa,  andrerseits  zu  Ostasien;  dagegen  fehlen 


iri4 

alle  I(e/ichiiii^Tii  /.u  Afrika  iiiifl  tleiii  tropischen   ISfidasiaL 
Uubus-(irup]»tMi,  «k'i'L'ii  ci^'i'iitlichu  Ileimath    die  Länder  oh  ii{ 
imlischtMi   Occan  hihk'ii  (Malachubatiis,  <lie  AescalifoUi  uife 
lie(lcrblättri;;uu  Artiüi).  >iiiil  in  Aiiieriku  nicht  vertreten. 

Von  (Ich  iiordaiiH'rikaiiix-hcii  Ai'U*n  gehören  zunächst  Wt 
Arten  der  Circuinpolartinra  an.  K.  Chamaemonis  L.  ist  oi 
echte  Circumiiularptian/i.'.  in  Knrujia,  Sibirien  und  Nordamerb 
ohne  wesentliche  Mu<litii'ationi*n  auftretend.  V'eränderlicher  sckv 
sind  Ii.  arcticus  L.  und  K.  Maeiis  L.,  die  in  verschiedenen  Fff- 
nien  vom  Iliniahiya  aus  über  alle  nürdlichc  Circumpolarl&iiB 
verbreitet  sind,  ilic  eiiie  Art  in  der  Niihe  des  Polarkreises,  Ik 
andere  mehr  in  der  kühlerjn  ^'emässi^ten  Zone  gedeihend.  Die 
Tonnen  und  Uacen  dieser  Arten  lassen  sich  nicht  füglich  8f^ 
cifisch  unterscheiden.  Der  amerikanische  U.  triflorus  gehMl 
ebenfalls  einem  Circumpulartyiias  an,  der  indess  in  zwei  oiff 
drei  gut  charakteri>irte  Arten  j^^espalten  ist.  Es  fragt  sich,  m 
in  Sibirien  nicht  Uebcr^'änge  zwischen  It.  triflorus  und  R  siii- 
tilis  vorkommen ,  oder  ob  vielleicht  der  echte  R.  triflorus  aod 
in  Sibirien  wächst.  Der  U.  triflorus  fi  Japonicus  Mxmw.  scheüj 
sich  hinlänglich  von  der  amerikanischen  Pflanze  zu  unterschei- 
den, so  dass  man  ihn  wahrscheinlich  als  besondere  Art  betnd- 
ten  darf,  die  den  andern  beiden  Arten  dieses  Formenkreises 
ziemlich  gleichwerthig  ist,  wenn  sie  auch  dem  K.  triflorus  etwtf 
näher  steht  als  dem  europäisch-sibirischen  U.  saxatilis  L. 

Alle  übrigen  amerikanischen  Itubi  sind  nicht  mehr  als  Ci^ 
cumpolarpüanzcn  aufzufassen.  Allerdings  steht  der  amerikaniscbe 
R.  villosus  Ait.  dem  europäischen  K.  fruticosus  L.  und  R.  sol' 
catus  Vcst.  mindestens  eben  so  nahe,  wie  II.  triflorus  Richarde 
dem  R.  saxatilis  L.  Allein  aus  Xordasien  sind  durchaus  keine 
Formen  bekannt,  welche  als  Vertreter  dieses  europäisch-ameri- 
kanischen Typus  aufgcfasst  werden  könnten.  Indess  verdient 
doch  bei  dieser  Gelegenheit  ein  merkwürdiger  Umstand  hervor- 
gehoben zu  werden.  Während  K.  tritlorus  einer  japanesischen 
Pflanze  sehr  nahe  steht,  gehört  R.  villosus  Ait.  einem  entschie- 
den europäischen  Typus  an.  Alle  übrigen  amerikanischen  Rubi, 
ausser  den  bisher  genannten  (R.  Chamaemorus,  arcticus,  Idaens, 
triflorus,  villosus),  sind  von  den  ähnlichsten  Arten  der  alten  Welt 
so  abweichend,  dass  über  die  specilische  Verschiedenheit  nicht 
der  geringste  Zweifel  obwalten  kann.  Indessen  lassen  sich  üast 
sämmtliche  amerikanischen  Rubi  ganz  ungezwungen  in  swei 
grosse  Reihen  ordnen,  von  denen  die  eine  europäische,  die  an- 
dere ostasiatische  Verwandtschaftsbeziehungen  zeigt.  Nach  Europa 
weist  die  Gruppe  der  Moriferi  (Eubatus),  nach  Ostasien  alle  an- 
dern Gruppen.  Als  specifisch  amerikanische  Typen  können  in- 
dess Arten  wie  R.  Dalibarda  L.,  R.  pedatus  Sm.  und  K.  ery- 
throclados  Mart.  betrachtet  werden,  auch  vielleicht  R.  urticae- 
folius  Poir.,  R.  ferrugineus  Wickstr.  und  R.  ursinus  Cham*  et 
Schldl.  Sodann  zeigen  die  Gruppen  Anoplobatus  und  die  Stipu- 
lares  in  Ostasien  nur  entferntere  Verwandtschaftsbeziehungen. 

Es  muss  indess  ausdrücklich  hervorgehoben  werden,  dass 


5t  einige  charakteristische  nordwestamerikanische  Arten  in  Alaska 
iL'bis  in  die  Nähe  der  Behringstrasse  verbreitet  sind,  nämlich  R. 
äilNutkanus  Mog.,  R.  spectabilis  Pursh,  R.  pedatus  Sm.  und  R. 
E  stellatus  Sm.  Mit  Bestimmtheit  sind  diese  Arten  noch  nicht 
u  auf  asiatischem  Boden  nachgewiesen  worden,  doch  dürfte  es  nicht 
i  tiberraschen,  dieselben  etwa  in  Kamtschatka  oder  auf  Sachalin 
S:  anzutreffen. 

E  Ein  ganz  isolirte  Stellung  nimmt  der  südamerikanische  R. 

ft  geoides  ein.  Dagegen  sind  es  die  Arten  der  dem  atlantischen 
2%  Meere  zugewandten  Landstriche  und  die  der  tropischen  Anden, 
i  welche  mit  den  europäischen  Formen  die  meiste  Aehnlichkeit 
l^  haben.  Auch  die  brasilianischen  Arten  erinnern  an  Europa. 
3,  Eigenthümlich  sind  die  grünen  Früchte  einiger  brasilianischen 
^  Arten;  merkwürdiger  Weise  findet  sich  diese  Färbung  bei  einer 
j:  französischen  Form  wieder,  welche  freilich  vielleicht  nur  eine  in- 
.*    dividuelle  Varietät  darstellt. 

Ob  die  beiden  borstenführenden  südamerikanischen  Arten 
.'  wirklich  der  Gruppe  Eubatus  zuzurechnen  sind,  oder  nicht,  muss 
vorläufig  unentschieden  bleiben.  R.  erythroclados  Mart.  steht 
jedenfalls  sehr  isolirt  da,  allein  es  wäre  doch  möglich,  dass  einige 
äussere  Analogien  mit  den  kahlen  drüsigen  trans mediterranen 
Arten  R.  grandifolius  Lowe  und  R.  Numidicus  n^  sp.  Beachtung 
verdienen.  Grösser  ist  schon  die  Aehnlichkeit  des  R.  urticae- 
folius  Poir.  mit  dem  indischen  R.  ellipticus  Sm.  (R.  flavus  Hamilt., 
R.  gowreephul  Roxb.);  doch  scheint  diese  letzte  Art  in  die  Gruppe 
Idaeobatus  zu  gehören.  In  der  Gruppe  Idaeobatus  stehen  die 
echt  amerikanischen  Arten  R.  occidentalis  L.  und  R.  glaucus 
Benth.  mit  keinen  Arten  der  alten  Welt  in  sehr  nahen  Beziehun- 
gen. Die  Kreuzungsproducte  mit  R.  Idaeus  L.  sind  indess  so 
fruchtbar,  dass  schon  dadurch  die  nahe  Verwandtschaft  bezeugt 
wird,  während  andrerseits  auch  der  indische.-  R.  lasiocarpus  Sm. 
nicht  allzu  fern  stehen  möchte. 

R.  macropetalus  Dougl.  findet  allem  Anschein  nach  seinen 
nächsten  Verwandten  in  dem  japanesischen  R.  Oldhami  Miq.  und 
durch  diesen  auch  in  dem  R.  pungens  Gambess.  des  Himalaya. 
R.  spectabilis  Pursh  dagegen  hängt  wahrscheinlich  mit  dem  ganz- 
blättrigen Arten  aus  der  Gruppe  des  R.  palmatus  Thunbg.  und 
R.  corchorifolius  L.  f.  zusammen.  Näher  steht  dem  R.  specta- 
bilis der  R.  Hawaiensis  Asa  Gray,  der  indess  durch  die  dicht- 
stacheligen Kelche  wieder  an  R.  Oldhami  und  R.  macropetalus 
erinnert*  Somit  scheinen  R.  spectabilis  und  R.  macropetalus 
derselben  Gruppe  anzugehören,  die  indess  einerseits  in  ganz- 
blättrige, andrerseits  in  fiederblättrige  Arten  ausläuft.  Es  ist 
bemerkenswerth,  dass  diese  Arten  mit  japanesischer  Verwandt- 
schaft den  cistropischen  pacifischen  Regionen  Amerikas  an- 
gehören. 

Die  Gruppe  Anoplobatus  ist  nahezu  specifisch  nordamerika- 
nisch; es  kann  indess  nicht  dem  mindesten  Zweifel  unterliegen, 
dass  die  nächsten  Verwandten  dieser  Gruppe  wiederum  japane- 
sische Arten  sind,  namentlich  R.  trifidus  Thunbg.  und  der  aller- 


din^'s  bowi'hitr  K.  pdt.itus  Maxiiiiow.  —  It.  trific        istxwarte' 
s(>ine  Kahlliuit  abwciiluMiil,  ilürftt*  jedoch   Qbr  dnrdim 

Aiio])lobatus  üIxTciiistinnui'n.     Die  (Sruppc   A     r    Dbatns  gitit| 
den   cistropisrhtMi  Conlillt'nMi  an   und  überschreitet  our  in 
Art  (li.  odoratus  L.)  nach  Osten  /u  die  Mississippi-Niedeni( 

Die  rirupiie  Aw  Stipulari's  ist  nicht  allein    Bpecifisch  uä 
kanisch,  sondern  ^'cradi'zu  auf  die  tropischen  Anden  Sfidamedil 
beschränkt.     Ks  ist  nicht  bekannt,  dass  sie  in  den  atlaotiickl 
Gebieten   Südamerikas  odtT  nördlich  des  Isthmus   vertretai  'm 
Nur  eine  einzige  Art,  Ii.  Mandonii,  scheint  sich  den  eigentlidB 
Eubatus-Arten  etwas  zu  nähern.    Kine  Musterung  der  Bnbi  ik 
Länder  zeigt,  dass,  so  viel  bekannt,  nur  eine  nichtamerikamMk 
Art  existirt,  welche  sich  di*n  Stipulares  wesentlich  nähert  etiri 
jene  asiatische  THan/e,   wrirhc   ich   als  U.  Hookeri   beschrahi 
werde.     Dieselbe   scheint   in  Asien   sehr  isolirt   dazustehen  wl\ 
sich   nur  entfernt   an    H.  nutans  Wall,   und   R.    calyciniu  Wd 
anzuschliessen.    Von  den  amerikanischen  Stipulares  ist  R  miot-1 
carpus  Denth.  die  ähnlichste. 

Eine  Uruppc  von  zweifelhafter  natürlicher  Umgrenzung  bil- 
den die  Oligogyni.  Indess  kann  doch  nicht  wohl  bestritten  vc^ 
den,  dass  Ii.  fagifolius  diam.  et  Schldl.  und  R.  scandens  Lieba 
einer  eigenthümlichen  Formenreihc  angehören.  Sie  stehen  ii 
Verwandtschaftsbeziehungen  zu  l\.  australis  Forst,  und  R  Mooni 
F.  Muell.,  namentlich  aber  zu  einer  asiatischen  Art,  die  ich  t(V- 
läufig  als  It.  Ii'cens  bezeichnen  möchte.  Diese  Art  scheint  indes 
auch  an  R.  coriifolius  und  R.  megalococcus  zu  erinnern.  R  eorii- 
folius  Licbm.  ist  andrerseits  habituell  den  tropischen  Moriferei 
ähnlich. 

Anoplobatus,  die  Oligogyni  und  die  Stipulares  sehen  vir 
somit  in  dem  amerikanischen  Cordillercngebiete  in  eigenthfiB- 
licher  Weise  entwickelt,  aber  jede  dieser  Gruppen  scheint  mit 
asiatischen  Formen  zusammen  zu  hängen.  R.  trifidus,  R.  luceni 
und  R.  Hookeri  könnten  möglichenveise  als  modificirte  Aus- 
wanderer aufgefasst  werden,  die  amerikanischen  Typen  entsprossen 
seien.  —  Allein  umgekehrt  könnten  sie  auch  als  zurückgebliebene 
Reste  asiatischer  Stammformen  betrachtet  werden,  aus  deren 
ausgewanderten  Racen  in  Amerika  eine  reiche  Nachkommenschaft 
hervorgegangen  ist.  Es  lässt  sich  darüber  streiten,  welche  An- 
sicht durch  bessere  Gründe  vcrtheidigt  werden  kann;  wenn  man 
jedoch  die  Arten  einer  Gattung  aus  einem  gemeinsamen  Ursitae 
herleiten  will,  so  kann  nur  der  Himalaya  als  die  Bildungsstätte 
der  Gattung  Rubus  angesehen  werden.  Man  wird  daher  bei  dem 
jetzigen  Stande  unserer  Kenntnisse  annehmen  müssen,  dass  sich 
zur  Tertiärzeit  centralasiatische  Rubi  längs  der  ostasiatischen 
Gebirge  nordwärts  und  dann  wieder,  namentlich  bei  Eintritt  der 
kälteren  Perioden,  längs  der  amerikanischen  Cordilleren  südwärts 
verbreitet  haben.  Eine  noch  nähere  Verwandtschaft  zu  asiati- 
schen Arten  zeigt  R.  pumilus,  der,  in  den  Gebirgen  Mexico's 
heimisch,  dem  in  einer  der  fernsten  Gegenden  der  Erde  wachsen- 
den R.  calycinus  Wall,  ausserordentlich  ähnlich  ist.    .Das  Vor- 


•.  V^—'-" 


^kommen   dieses   ß.   pumilus   in   Mittelamerika   ist  eine    ebenso 
^merkwürdige  wie  unerwartete  Thatsache. 

s         Diese  Uebersicht  über  die  verwandtschaftlichen  Beziehungen 
5 der  amerikanischen  Kubi  zu  asiatischen   und  europäischen  Arten 
4  zeigt,  dass  Amerika  im  Osten  vorzugsweise  Arten  von  europäischem 
j Typus  besitzt,  im  Nordwesten  solche  von  ostasiatischem;  in  den 
2  tropischen  Gegenden  finden  sich  Arten  oder  Artengruppen,  deren 
]^  nächste  Verwandte  im  Himalaya  heimisch  sind.     Die  Arten  des 
«»  eigentlichen  Nordens   gehören    der   Circumpolarflora   an.     Diese 
I  Vertheilung  der  Typen  ist  eine  sehr  auffallende.  In  klimatischer 
j  Hinsicht  ist  der  Osten  Nordamerikas  mit  Ostasien,  der  Westen 
y  mit  Europa  vergleichbar;   die  Vertheilung    der    Rubus-Gruppen 
!   steht  demnach  in  keiner  erkennbaren  Beziehung  zu  den  klimati- 
'.    sehen   Verhältnissen.     Vielmehr   scheinen  die  besonderen  bato- 
graphischen  Florengebiete  sich  um  die  grossen  Meeresbecken  zu 
erstrecken.     Der  Mittelpunkt  der  Verbreitung   der  Rubi  ist  im 
Himalaya  zu    suchen.     Von  dort   ausgehend  verbreiten  sich  die 
verschiedenen  Zweige  der  Gattung  nach  verschiedenen  Richtun- 
gen,   so  dass    sich  zunächst  vier   grosse    Florengebiete    unter- 
scheiden  lassen:   das   indische,   nordpacifische ,  atlantische  und 
arktische.     Einige  w^enige  Arten   scheinen    allerdings   noch  auf 
eine  besondere  antarktische  Rubusflora  hinzudeuten.    Afrika  und 
Australien    besitzen,   abgesehen   von    einzelnen  dieser  südlichen 
Arten,  keine   wirklich  eigenthümliche  Rubus-Flora;    sie  erhalten 
vielmehr  nur  Abzweigungen  der  reichen  indischen.  Im  tropischen 
Amerika  dagegen  zeigen  sich  einzelne  Gruppen  der  Gattung,  die, 
wie  gezeigt,   ursprünglich  dem  Himalaya  entstammen  mögen,  in 
besonderer  Weise  entwickelt,  so  dass  dort  ein  fünftes  batographi- 
sches    Florengebiet    angenommen    werden    darf,    welches    eine 
Mischung  von  eigenthümlichen  tropisch-amerikanischen  mit  at- 
lantischen Formen  beherbergt.  Von  den  Hauptgruppen  der  Rubi 
sind    Chamaemorus    und    Cylactis    arktisch;     Anoplobatus   und 
Batothamnus  nordpacifisch ,   Eubatus  atlantisch.     Idaeobatus  ist 
vorzugsweise  indisch,   sendet  jedoch   einzelne  Vertreter   in  alle 
andern  Gebiete.    Indien  gehören  die  meisten  Formen  von  Idaeo- 
batus,  femer  die  Aesculifolii   und  Oligogyni,   vor   allen  Dingen 
aber  die  Gruppe  Malachobatus  an.     Für  das  tropische  Amerika 
ist  eine  Mischung  von  Eubatus  mit  den  Stipulares  und  einigen 
Oligococcen  charakteristisch;  als  Arten  der  antarktischen  Flora 
sind  ausser  R.  geoides  nur  noch  R,  Gunnianus  Hook,  und  allen- 
falls R.  Ludwigii  Eckl.  et  Zeyh.  zu  bezeichnen. 

Schliesslich  müssen  wir  noch  kurz  der  in  so  eigenthümlicher 
Weise  isolirt  dastehenden  krautigen  wehrlosen  Arten,  R.  Dali- 
barda  und  R.  pedatus,  gedenken.  Es  fragt  sich,  welche  Vorzüge 
es  gewesen  sein  mögen,  durch  welche  gerade  diese  beiden  Arten 
befähigt  wurden,  sich  zu  erhalten,  während  in  der  kühleren  Wald- 
zone, in  der  sie  heimisch  sind,  sonst  fast  ausschliesslich  be- 
wehrte, meist  viel  kräftigere  Arten  wachsen.  Es  ist  wohl 
erlaubt,  hier  eine  Frage  aufzuwerfen,  deren  Beantwortung  der 
Zukunft   vorbehalten    bleiben    mag.     Ist    die   Aehnlichkeit  von 


n.    DaliLanIa  mit  Viola,  von  11.  itodatiiä  mit  Co]  tis  als 
zu    deuten  y    Viola    enthalt    >irher.    Coptis    wahncheinlk 
scharfen  <liftstotr.  di  r  diese  Ttian/cn  für  die  meisten  Thim 
^eniessbar  macht.    I)ie  .i!eucn\viirti;;e  Verbreitung  TOn  R. 
fällt  indess  nicht  mit  der  von  (*o])tis  zusammen. 

Als  charakteristische  Ki;:cnthümlichkeiten  der  amerikiiiBdi| 
KubusHora  sind  ausser  dem  Vorkommen  von  R.  DalibardiW 
U.  pedatus,  die  Anoidohatus-Urnppe  Nordaraerika^s,  dieStipilH 
der  tropiiichen  Anden,  die  ^'roh/ähni^^en  Dlätter  der  nordiKi 
kanischen  Brombeeren,  die  ^'rüneii  Früchte  einiger  SQdamerikW 
die  Seltenheit  ^'eiiederter  und  aus^zeprägt  discolorer  Blätter  l0-| 
vorzuhebeu. 


IL    Itnbi  AnstralienscH. 

Die  anstrallselien  und  polynesischon  Arten  der 

Gattung  I{u)>us. 

Die  australische  Kubus-Flora  besteht  aus  einer  kleinen  BeÜK 
zerstreuter  Arten,  von  denen  die  der  Sandwich-Inseln  dem  noi^ 
pacifischen,  <lie  übrigen  dem  indischen  batographischen  Florei- 
gebietc  angehören.  Nur  der  Vollständigkeit  wegen  ist  es  erforder- 
lich, auch  die  australischen  Arten  übersichtlich  zusammenzustellei. 
Die  Vertheilung  der  Arten  ist,  so  viel  bekannt,  folgende.  B 
wachsen  auf  den 

Sandwich-Inseln:  K.  Ilawaiensis  A.Gr.,  R.  Macraei  A.Gr. 

Neuseeland:  K.  australis  Forst. 

Carolinen-  und  Viti-lnseln:  Ii.  Moluccanus  L. 

Australcontinent:  R.  Ilillii  F.  Muell.  (R.  Moluccanas  L.?), 
R.  rosaefolius  Sm.,  R.  triphyllus  Thunbg.,  R.  Moorei  F.  Muell. 

Tasmanien:  R.  triphyllus  Thunbg.,  R.  Gunnianus  Hook. 

Die  reichste  Rubus- Flora  beherbergt  wahrscheinlich  Nea- 
guinea,  doch  ist  dieselbe  noch  völlig  unbekannt.  Ebenso  ist  m 
vermuthcn,  dass  auch  auf  manchen  kleineren  Inseln  des  pacifi- 
schen  Oceans,  namentlich  in  Melanesien,  einige  Rubi  vorkommen. 

Die  Rubi  der  Sandwich-Inseln  haben  dadurch  ein  besonderes 
Interesse,  dass  sie  als  Mittelglieder  zwischen  japanesischen  und 
californischen  Typen  erscheinen;  sie  gehören  der  Gruppe  Bato- 
tharanus  an,  deren  Typus  der  R.  spectabilis  Pursh  ist.  Eine 
eigenthüniliche  und  isolirte  Stellung  nimmt  der  tasmanische  R 
Gunnianus  Hook,  ein,  der  durch  seine  Blattform  entfernt  an  den 
südafrikanischen  R.  Ludwigii  Eckl.  et  Zeyh.,  durch  seine  gelben 
Blüthen  an  den  südamerikanischen  R.  geoides  Sm.  erinnert.  Ob 
er  der  Gruppe  Comaropsis  eingeordnet  werden  kann,  muss  vor- 
läufig unentschieden  bleiben. 

Fast  ebenso  isolirt  steht  R.  australis  Forst,  mit  dem  sehr 
nahe  verwandten  R.  Moorei  F.  Muell.  da.  Sie  schliessen  sich 
an  die  amerikanischen   Oligogyni,  namentlich  an  den  mexikani- 


169 

jhen  R.  fagifolius,  aber  anscheinend  noch  näher  an  den  indi- 
;hen  R.  lucens  n.  sp.  an,  bilden  jedoch  offenbar  eine  eigen- 
itimliche  Untergruppe.  R.  rosaefolius  Sm.  und  R.  triphyllus 
hunbg.  gehören  zu  zwei  verschiedenen  Untergruppen  von  Idaeo- 
itus;  R.  Moluccanus  L.  und  R.  Hillii  F.  Muell.  zu  Malachobatus 
Qd  zwar  zur  Abtheilung  der  Moluccani. 

Uebersicht  ,der  Arten. 

I.  Herbaceus,  inermis,  drupeolis  paucis,  floribus  luteis,  foliis 
issectis : 

R,  Gunnianus  Hook.  (Tasuian.) 

II.  Frutescentes  aculeati,  floribus  albis  vel  purpureis. 

a.  Folia  simplicia  lobata,  subtus  albo-vel  gilvo-tomentosa. 
Folia  ramulorum  florentium  distincte  triloba,  lobis  non 
sinuato-dentatis    lobo    medio    basin    versus    angustato; 
pedunculi  breves: 

B.  HilMi  F.  Muell.  (Austral.  cont.).  ^ 
Folia  ramulorum  florentium  sinuato-lobata,  3—5  loba, 
lobo  medio  ad  basin  latissimo  pedunculi  manifesti : 

B.  Moluccanus  L.  (Viti  Isl.,  Ualan).  ^) 

b.  Folia  turionum  composita. 

t  Flores  dioici  vel  polygami,  folia  ternata  vel  quinata 
coriacea. 
Foliola  quinque  ovato-lanceolata  supra  glabra 
subtus  glabriuscula  vel  tomentosa;  inflorescentiae 
axillares  racemosae  vel  subpaniculatae ;  fructus 
atrorubentes: 

B.  Moorei  F.  Muell.  (N.  S.  Wales). 
Foliola  3  vel  5  (pinnata  vel  digitata)  figurae  va- 
riabilis  supra  glaberrima  subtus  glabriuscula  vel 
tomentella;  inflorescentiae  terminales  paniculatae 
multiflorae;  fructus  flavescentes: 

B.  australis  Forst.  (N.  Zealand).  ^) 
ff  Flores  hermaphroditici  polygyni,  folia  ternata  vel 
pinnata  membranacea. 

a.    Folia   pinnata,  utrinque  viridia,  flores  subsoli- 
tarii  magni: 

B.  rosaefolius  Sm.  (Austral.  cont.).  ^) 

ß.   Folia  ternata  vel  pinnato-quinata  subtus  albo- 

tomcntosa;  flores  paniculati  parvi: 

B.  triphyllus  Thunb.  (Tasm., Victor.,N.  S.Wales).  0 

y.    Folia   ternata  vel   in   ramo  florifero   simplicia 

utrinque  viridia  vel  subtus  canescentia. 

Calyx  setoso-echinatus  laciniis  integris;  ger- 

minaparceglanduloso-hispida;  flores  purpurei: 

B,  Hawaiensis  Asa  Gray  (Sandwich  Isl.). 

Calyx  inermis  laciniis  laciniato-dentatis;  ger- 

mina  apice  hirsuta  eglandulosa;  flores  pallidi: 

B.  Macrad  Asa  Gray  (Sandwich  Isl.). 


170 

Aniiotationes. 

1.  K.  Ilillii  V.  Miidl.  -  It.  Moluccanus   Benth.  et  F. 

FI.  Allst r.  II.  1».   l.J«). 

'J.  K.  Moluccanus  L.  —  K.  tiliacciis    Seen.  Fl*   TtL 
.Sin.!,  ncc  Lii-Iini. !) 

Uanii  florcntcs  4^Ion<!ati  tcrctiusculi  tomcntosi  acnleis 
crcbris  instructi:  stipulac  nhlon^ac  caducac  fimhrinf o  pinnatijfc] 
externe    subsericco-villDsae,    intiMue   ^^labrac;    petioli   tomottil 
aculcolatiquc;    folia   circuitu   latc    cnrdato-ovata    distincte  VM 
loba,   su])ra   pilosa,  subtus  sub^^ilvo-tomentosa,  lobi  sinaato-4a-l 
tati.    (lentibus    arvrutis,    iutcrniedius    ovato-triangularis   utiam 
fcrc  5  nervis,   intiini  scse   non   supra   pctiolum    tangentes.   b 
iiorcsccntiae  mcdiocris  raniuli  inferiores  dii>tantcs  axillares  petkbl 
longiores    paniculati    vel   subraceniosi,   bracteae    stipulis  sinOfli 
pedunculis   llorentibus    l()n<;iorcs   caducac;   pcdunculi  calycestHl 
gilvo-tonientoso-birsuti  inernies;  tiores  parvi,  calyx  campanulti' 
ustjue  ad  medium  aut  ]>aulluni  infra  ])artitus,  laciniis  integris  fi\ 
apicc  partitis;    petala  parva,   styli   stamina   supcrantes;  frucU 
hemisidiacricus. 

Vidi  specimina  ex  ins.  Vitiens.,  ins.  Ualan,  Java. 

Nomina  Kubi  Moluccani  L.  et  R.  parvifolii  L.  a  rei  herbariiil 
peritis  diverso  sensu  usitata  sunt,  iiumphius  in  Herbario  Ai-| 
boinensc  duas  descrip.sit  delineavitque  spccies,  unam  latifdial 
alteram  parvifoliam,  quibus  Linnaeus  li.  Moluccani  et  R.  parii-' 
folii  nomina  attribuit.  11.  Moluccanus  sccuudum  Rumphii  icODCi 
descriptionemquc  specicm  supra  dcscriptam  indicare  videtir. 
Folia  superiora  II.  Ilillii  plcrumquc  triloba  sunt  (fcre  ut  in  Aae 
mone  Ilepatica  L.),  manifeste  diversa  ab  Ulis  in  icone  depictii 
Quaestio  vero  de  genuino  Rubo  ^loluccano  habcbitur,  donec  plantt 
Vera  a  peregrinatoribus  ex  Amboina  allata  erit. 

3.  Species  polymorpha,  cujus  varictates  distinctae  fomü 
intermediis  innumeris  conjunguntur.  Varictates:  1.  ß,  schmi- 
delioides  A.  Cunn.:  foliolis  ovatis  subtus  pubesccntibus  Td 
tomentellis;  2.  ii.  cissoidcs  A.  Cunn.:  foliolis  elliptico-Ianceo- 
latis  vel  linearibus  glabris. 

4.  Planta  Australiac:  K.  Eglanteria  Tratt. 

5.  II.  triphyllus  Thunbg.  —  II.  scrratus  Raeuschcl,  K  ma- 
cropodus  Ser.,  R.  Zahlbrucknerianus  lindlich.  Atact.  t.  35  (optime 
sed  sine  descript),  R.  ribifolius  Sieb.  Exs.,  R.  purpureus  Bangfli 
R.  parvifolius  Benth.  et  Muell.  autorumque  multorum.  —  Planta 
Asiae  et  Australiae  extratropicae,  in  regionibus  calidis  nondoD 
rcperta.  Linnaei  R.  parvifolius  nihil  aliud  est  quam  Rumphii 
species  Moluccana  parvifolia  (confer  annot.  2).  Postea  Linnaens 
R.  triphyllo  Thunb.  ex  India  (?)  allato  parvifolii  noroen  dedisse 
dicitur.  Sed  si  quoque  a  Linnaeo  duae  species  commutatae  es- 
sent,  non  necesse  est,  quin  botanici  alii  ejus  errorem  sequantnr. 
R.  parvifolius  secundum  iconem  descriptionemque  Rumpbii  spedes 
est  R.  fraxinifolio  Poir.  simillima,  sed  trifoliolata  foliis  qumato- 
pinnatis  singulis  intermixtis.     Radices  habet  lata  repentes  Bflbi 


_ .« 


171 

lei  more  turioniferas ,  foliola  argute  et  minute  serrata,  flores 
niculatos,  verosimile  albos.  Tali  speciei  in  Moluccis  (intra 
>picos  igitur)  crescenti  K.  parvifolü  nomen  servandum  est;  R. 
lebicum  Blume  hanc  speciem  sistere  haud  irapossibile  videtur. 
parvifolius  verus  R.  fraxinifolio ,  cui  R.  Celebicus  vulgo  ad- 
ribitur,  R.  acuminatissimo  Hassk,  et  R.  tagallo  Cham,  et  SchldK 
inifeste  affinis  est;  R.  triphyllus  Thunbg.  vero  certe  omnino 
screpat. 


IlL   Rnbi  Africae  et  insnlarnm  oceaiii  Atlantic]\ 

)io  Bubus- Arten  Afrika's  nnd  der  atlantischeii  Inseln. 

Afrika  besitzt  zwar  einige  eigenthümliche  Rubus-Arten,  doch 
,  die  Gattung  auf  diesem  Continente  wenig  entwickelt.  Im 
irden  der  Sahara  finden  sich  europäische,  im  Süden  indische 
»rrnen.  Im  Allgemeinen  dürften  diese  zu  Idaeobatus,  jene  zu 
ibatus  gehören.  Ausserdem  ist  von  Madagaskar  noch  eine 
r  Abtheilung  Malachobatus  angehörige  Art  bekannt. 

Ueber  die  Bedeutung  des  Namens  R.  apetalus  Poir.  bin  ich 
der  nicht  vollkommen  sicher;  nach  den  Beschreibungen  vermag 
i  ihn  nicht  von  R.  Borbonicus  Pers.  zu  unterscheiden.  AUer- 
igs  soll  er  oberseits  kahle  Blättchen  haben,  doch  beruht  diese 
igabe  vermuthlich  auf  einem  Irrthume,  da  bei  allen  nächst- 
rwandten  Arten  die  Blattoberfläche  behaart  ist.  Ich  halte  es 
rläufig  für  das  Richtigste,  R.  apetalus  Poir.  und  R.  Borbonicus 
rs.  als  Synonyme  zu  betrachten. 

R.  apetalus,  die  als  R.  Ecklonii  zu  beschreibende  Form  und 
3  drei  abyssinischen  Arten  bilden  eine  Gruppe  von  sehr  nahe 
rwandten  Species,  denen  sich  auch  noch  der  etwas  ferner 
jhende  R.  pinnatus  anreiht.  Tief  getheilte  Kelche  und  kleine, 
mchmal  ganz  verkümmerte  oder  fehlende  Kronenblätter  sind 
c  diese  Gruppe  charakteristisch. 

R.  sanguinolentus  Lk.,  der  in  Berlin  cultivirt  wurde,  soll 
n  Mauritius  stammen ;  ich  möchte  diese  Angabe  indess  in  Zwei- 
.  ziehen,  da  ich  nicht  im  Stande  bin,  wesentliche  Unterschiede 
ischen  R.  sanguinolentus  und  dem  amerikanischen  R.  trivialis 
3hx.  aufzufinden.  Sprengel  schreibt  dem  R.  sanguinolentus  irr- 
iimlicher  Weise  gefiederte  Blätter  zu,  ein  Umstand,  der  die 
jutung  der  Art  ohne  Einsicht  von  Originalexemplaren  ganz 
möglich  machte. 

Für  das  Studium   der  afrikanischen  Rubi  habe  ich  die  auf 

140  u.  141  genannten  Sammlungen  benutzen  können,  ausser- 

m  hat   aber   auch  Herr  Dr.  W.  Sonder  in  Hamburg   die  Güte 

habt,  mir  die  in  seinem  Herbar  enthaltenen  Rubi  aus  dem  Cap- 

ide  zur  Untersuchung  einzusenden. 

Die  Eintheilung  der  afrikanischen  Rubi  in  ganzblättrige, 
gerblättrige  und  fiederblättrige  dürfte  im  Allgemeinen  den 
•uppen   Malachobatus,    Eubatus   und   Idaeobatus   entsprechen. 


17» 

Kin«    fiiizifiu  Art   liat    sli-ls  Rcilreite  BUttcr,    „ 

VL>rwani]l.-«:haft  iiiirh  (itTciilmr  /u  den  ficdcrblftttrigaa; 
(latiiri    ^.'cliiiriuc  Art    /cif:!    vi>nißsU>nK   am   BlfltheBSwdge  I 
nur  (IreixalilJKü  ItlsiiUT;  liuiile  wcnlcn  auch  bei  den  f 
(jüll  cnviihiit  wenk-ii  iiiüssfi). 

Die  Arten  M.i<lcira's  uml  ilvr  Azoren  können  der  i 
sehen  wie  ik'i-  i-uruiiiü sehen  Flora  zogcziihlt  werden.  Skt 
liier  wef;eii  <ier  iiiiheii  l>eziL-)iii»i;eu  zur  nordaftikaaiBcka  I 
mit  aufgeführt. 

I,    Foliu  Integra  lobata. 

i,äcct.:  Maluehobatus;  rjubsccL:  Moluccut) 

Kami  villosi,   fulia  corduta  lubata,  stipulae    bracteaeqne  p 
Gtiuato-inulti])ai-titae  {^lantlulosae,  i^epala  multifida: 

/.'.  roridni  LindJ.  (UadafiHta 

II.    Foliu  dl^itato-  vel  iiodato-iiainata,  snperlorm  tcmfe 

A.    UaiiiuH  peilunculiquc  cclandulosi. 

a.  l'iiiiieiilau  raniuli    i>cduiiculi<|ue  patenter  pilosi,  caljQ 
vii'itleü. 

Tuniiiies  glabri,  lami  pedunculique  laxe  pilosi,  fol 
tcniata  (juinato-dif^itataquc  utrinque  pilosa  et  Tirid 
vel  Hubtus  caiicseeiitia,  scpala  albo-morffinata: 

It.  fnilkosus  L.  (Cap.  b.  Bp.). 

b.  Paniculae  rainuli  pcdiinculique  appressc  tomentosi,  cal; 
ces  cinorco-  vol  albo-tomcntosi. 

Tui'ioiie.s  subangulati  pubcsccntcs;  foliola  subtns  im 
litcr  pubcsccntia,  vircntia:  pctala  maxima  alba: 

li.  Hochatetterontm  Sei 
(Ins.  Azoricae). 
Tiirioncs  sulcato-angulali  pruitiosi  infeme  subTÜlo 
Huiiornc  stellulato-iiuberuli;  foliola  subtus  albo-tomei 
to^a;  scpala  ovata,  pctala  mediocria  rubra,  germii 
pilosa: 

li.  ulmifolins  Schott  f.  *) 

(Ins.  Azor.,  Madeira,  Canar.;  Africa  bor-occii 

Foliola  3  inciso-scrrata  subtus  viridia,  flores  parn: 

Cf.  R.  Petitianum  A.  Ric 

R.  risidus  Siu.  e  Pinnatifoliorum  grege  in   ramis  florentibi 

saepc    folia    solum    ternata   habet.      Distinguitur   a  R.  ulmifol 

scpalis  lanceolutis,  germinibus  glabris  aliisque  notis. 

B.    Ramuli  pedunculiquc  dcnsc  setoso-glandnlosi 
a.   Panicula  elongata  multiflora. 

Paniculae  rami  pedunculique  densc  pilosi  setoso-gla 
dulosique  aculeis   falcatis   vel  rectiusculis  intermixti 


173 

petioli  pilosi  glandulosi  aculeatique;  foliola  subtus  albo- 
tomentosa: 

B.  Numidicus  n.  sp.  ^) 

(Algeria). 
Paniculae   rami   pedunculique    dense    setoso- glandulosi 
aculeatique  omnino  calvi;  petioli  pilorum  glandularum- 
que   expertes   aculeis  hamosis   armati;  foliola   utrinque 
glaberrima  viridia: 

B.  grandifolius  Lowe, 

(Madeira), 
b.   Flores  solitarii  vel  pauei. 

Turiones   dense   setoso-glandulosi   aculeatique,   foliola 
anceolata  glabra: 

R.  sanguinolentus   Lk.  -*) 
Patria:  Ins.  Mauritius?] 

III.    Folia  pinnata  yel  snperiora  ternata. 

A.  Foliola  serrata,  non  pinnatifida. 

a.   Flores  paniculati,  calyces  tomentosi. 

a,   Foliola    discolora,    in    rarais    florentibus    plurima 
ternata. 

Ramorum  sterilium  folia  quinato-pinnata  et  septenato- 
pinnato-digitata,  florentium  ternata  vel  Inferiora 
quinato-pinnata;  panicula  composita  angusta  superne 
aphylla;  fructus  aurei  vel  flavescentes: 

B.  rigidus  Sm.  (Africa  australis).  ^) 
(Folia  ramorum  florentium  multa  pinnata;  panicula 
pauciflora  vel  pedunculi  axillares,  petala  nulla: 

R.  Quartinianus  A.  Rieh.  cf.  infra.) 
ß.  Foliola  concolora  in  ramis  florentibus  ternata. 
Rami  petiolique  viridi-tomentosi ;  foliola  3  inciso- 
serrata,  supra  pilosa,  subtus  dense  pubescentia; 
flores  subcorymbosi ,  sepala  ovalia  abrupte  acu- 
minata : 

B.  Fetitianus  A.  Rieh. 
(Abyssinia). 
y.    Folia  ramorum  florentium,  supremis  exceptis,  omnia 
pinnata. 

t  Foliola  discolora,  calyces  dense  albo-  vel  fulvo- 
tomentosi. 

Folia  ternata  et  quinato-pinnata,  foliola  supra 
vix  pubescentia  subtus  albo-tomentosa ;  panicula 
pauciflora  vel  pedunculi  axillares,  petala  nulla: 

B,  Quartinianus  A.  Rich. 

(Abyssinia). 
Folia  pinnata ;  foliola  supra  pubescentia  subtus 
albido-tomentosa;  paniculae   compositae  multi- 
florae  apicem   versus   decrescentis  rami  dense 
flavescenll-tomentosi ,   calyces   usque  ad  basin 


174 


fon*  tissi  (loiise  toinenti        i 
profuiuU*  foveolato-ruf 

/;.  'if>rtiihts  Toir.  (Madi  ;       ,  IfuciR^! 

lolia  piniiata;  foliolu  supra  pubescentia 
tiavc.-rcnti-toinontosa;   rami    panicnlaeqM 
])ositai'  raiiiuli  fulvo-tomentoso-vülosi; 
ustiui:   ad   liasin    ftM'c  fissi    tomenteUi, 
parva  anL'u.sta,  carpella  nuinerosa,  jonion 
ruiata  ^Oabra,  inatiira  sicca: 

h\  rrsucctis  Steud.   (AI, 

li  Fnlia    ])innata,    fnliolis    concoloribns  vd 
(OMcolorihiis;  calvces  scricei  vel  viridi-tOBU 
Ftiliiila  siipra  pubescentia,   subtiu  eine 
tomentella  virentia;  rami  petiolique  tom( 
hirsuti ;    panicula    angusta    pauciflora; 
toiiientosü-hirti  virciites : 

/.'.  AVWti/iii  n.  sp.  (Africa  austr.).' 
Foliola   utriiHiuc   viridia   in    nervis   pilott  m 
subtus  scricoa,  ceterum  glabra;  paoiculae  8M|b| 
conipositae  an^ustae  rami   calycesqae  toiiM' 
temii  scriceo  albicantes: 
li\  fiuitatuft  Willd.  (Ins.  Mascaren.,  IfadagasAl 
Afriia   austr.,    St.   Helena,    Ins.   Femnfe 
Po  in  int.  (.'larencc  Peak).  •) 
Flores  distantes  axillares  vel  terminales;  calyces  Tiridal 
(Floros  ]>arvi  apetali: 

Confer  R.  Quartinianum  A.  Bickj 
Raniuli  petiolique  laxe  i)atenter  pilosi,  folia  pinnata  6- 
liolis  ovato-lanceolatis  utrinque  viridibus;  flores  spedi- 
biles,  sepala  lon<>:e  aauninata.  petala  magmi;  dnipeolie 
nuuierosissimac  niinutae : 

n.  rosaefoliua  Sm.  ^ 

(Mauritius,  Gap.  boD.  spa). 

B.    Foliola  usque  ad  medium  fere  pinnatisecta 

Turiones  prostrati  glabri,  ramulis  ilorentibus  caesio  pruino- 
sis,  aculei  validi  uncinati;  folia  pinnata,  foliola  ovata  usque  il 
medium  fere  pinnatisecta,  Kui)ra  glabriuscula,  subtus  niveo-tomes- 
tosa;  flores  axillares  racemuni  brevem  terminalem  foliosum  efb^ 
mantes,  rubri;  germina  tomeutosa: 

n.  LndidijH  Eckl.  et  Zeyh.'*) 
(Africa  australis). 


b. 


Annotationes. 

1.  Bub.  fruticosus  L.  Species  Europaea,  verosimile  olim 
in  Africa  non  indigena,  sed  ex  Hollandia  introducta,  in  Europa 


..'i'i^AAi 


-jPÄJßgiones  solum  temperatas  frigidiores ,  in  Africa  subtropicas  in- 
p^^vOlens.  Formae  in  Africa  quoque  valde  variabiles  sunt;  omnes 
•.  ä;  ero,  quas  vidi,  potius  ad  illam  subspeciem  spectare  videntur, 
7*^:.uam  in  litteris  ad  amicos  R.  opacum  appellavi.  Variat  in  Africa 
jjiQjOliolis  concoloribus  vel  subtus  cinereo-tomentellis ,  infimis  sub- 
co-r- essilibus  vel  manifeste  petiolulatis,  aculeis  longis  rectis  vel  le- 
3j^>iter  falcatis  vel  uncinatis,  calycibus  externe  viridibus  vel  cinera- 
^'icentibus.  Appellatur  planta  Africana  R.  Bergii  Charaiss.,  cujus 
formae  vero  inter  se  multo  magis  discrepant  quam  a  proximis 
jji  Europaeis. 

yi.  Vidi  6  colonia  Capensi  formas  nonnullas,  quae  a  Rubo  fru- 
/^ticoso  magis  dififerunt,  quibus  vero  neque  hybridam  originem  ad- 
,  .Bcribere  nee  speciei  propriae  valorem  tribuere  possum.  Ex  illis 
^^'una  quidem  foliis  discoloribus  paniculaque  coraposita  stricta  R. 
^'^rigido  pauUulum  accedit,  altera  vero  foliola  magna  cordata  obtusa 
"'"utrinque  viridia  habet,  quales  in  nuUa  alia  specie  Capensi  in- 
.^.  veniuntur. 

[*•  2.  R.  ulmifolius  Schott  f.  —  R.  amoenus  Portenschi.,  R. 

:^    fruticosus  var.  Dalmatinus  Tratt.,  R.  dalmaticus  Aut,  R.  discolor 
*^   Wh.  et  N.  ex  pte.  et  autor.  multor.,  R.  rusticanus  Merc. 

*  3.  R.  Namidicns  n.  sp. 

,  Specimen   vidi   unicum   mancum ,    quod  vero   primo   intuitu 

•  facillime  ab  omnibus  cognatis  distinguendum  est.  In  descriptione 
'    multa  adhuc  desiderantur,  sed  spero  fore  ut  botanophili  regiones 

Algerienses  et  Maroccanas  perscrutantes  tali  descriptione  in- 
-     completa  commoti  illius  tractus  Rubos"  accuratius  colligant. 

Turio  ignotus.  Ramus  floriferus  elongatus  parce  pilosus 
'  aculeis  compressis  rectiusculis  vel  falcatis  inaequalibus  setisque 
glanduliferis  paucis  instructus.  Folia  in  specimine  suppetente 
ternata,  stipulae  petiolares  filiformes,  petiolus  parce  pilosus 
setoso-glandulosus  aculeatusque ,  foliola  supra  glabra  subtus 
niveo-tomentosa,  medium  (verosimile)  obovatum  breviter  cuspida- 
tum,  lateralia  breviter  petiolulata.  Panicula  elongata  basi  folii- 
fera  e  racemis  lateralibus  et  terminali  composita.  Ramuli  elon- 
gati  simplices  ascendentes  in  parte  superiore  tantum  floriferi. 
Ehachis,  rami  pedunculique  pilosi  setoso-glandulosi  et  sparsim 
aculeis  falcatis  muniti.  Bracteae  inferiores  usque  ad  basin  trifi- 
dae  lacinulis  filiformibus  villosis,  superiores  lineares.  Pedunculi 
sepalis  multo  longiores.  Calycis  cinereo-tomentosi  laciniae  ovatae ; 
petala  magna  elliptica;  stamina  ut  videtur  stylos  pauUulum 
superantia;  germina  glabra. 

Ramis  pilosis,  inflorescentia  e  racemis  composita  foliisque 
discoloribus  a  R.  grandifolio,  setis  glanduliferis,  bracteis,  inflore- 
scentia, pedunculis  non  tomentosis  a  R.  ulmifolio  facillime  distin- 
guendus. 

In  provincia  Constantine  legit  Dukerley.  V.  s.  in  hb.  reg. 
Berol. 

4.  R.  sanguinolentus  Lk.  Videtur  idem  ac  R.  trivialis 
Mchx.  Linkii  planta  verosimile  non  ex  insula  Mauritii  sed  ex 
America  boreali  advecta  est.    Gf.  pg.  171. 


176 

:').  It.  rJKiiltis  Sm.  —  U.  iliscolor  E.  Hey.   FlnUll 

variabilis  cujus  formae  cluav  lÜNtinguuDtar: 

<i.  cliry.socuri)U^  dt  tUryiiOcarpus  Cham.  etSdddL):] 
nciilcatus.  fulidla  Mi|ira  ßlabra,  H^iiala  aDgiutiorm. 

,i.  Muiiiltii  (IE    Muridtii  ('Imiii.  et  Schldl.) :  plenwfKll 
aculi'atiis.  fuliola  su[»-a  i)ubesc(.>ntia,  sepola  latioim. 

l-'i>lia  (uriuiiiim  >-ak\k  st>|itenatu-iiiBDato-digitata  it  ill 
subureclu  Anilurs. ;  fuliula  iiuiii'  manifeste  petiolulata,  vatm 
sessilia:  in-iluiR-iili  in  v:ir.  tt  saL-pe  subglanduloai ;  ftvctur"' 

Hi>('(-iiiinia  villi  |i:i[ii'a  iiituniiuiliu,  ut  vidctur,  inter  R.ri_ 
(.'I  [liiinaluiii,  siiif  dutiiu  ali  lmiIl'iii  fruticc  sumpta.  Bamfllil 
litiuu  c'iiK'i'tiu-toiiifiitiisi;  fulia  tlunilibtis  tcrnatis  ezceptü  | 
liiiinala,  fuliulis  uviilihus  [larvis  sujira  ^li^bris  subttia  sab  l_ 
dnüniscL'iiti-  viruntiluiK;  bracteae  tunceolatae  tomentosaa^  I 
albo-toineiitosa,  patiirula  tiTiiiiiiu[i.s  composita. 

6.  II.  aiiutalus  l'oir.  —  KoliaK.  aiictalt  in  diagaoii  ■ 
tomenlosa"  dkuiitur,  in  iloäcriptionu  quinato^vel  s«  * 

Cum  K.  IJurbonico  Plts..    tiijus    spcciniiaa    i 

conjungundiim     es;<c     t-ciisu».       DilTert    R.    apetaluB 
(le^L-riptioncm  fuliolis  ■/■\\\)t-a  (^labris;  omiiia  alia  exacte  l-_ 
vidvntur.     Vidi  in  U.  iturbunici  sjti'ciniiue  petala  singnla  i 

iiuae  Ycrc  in  Horibus  iihiiimis  uiiiuino  dcesse  videntur.   R 

ainpla  niultiflora  ist  ut  in  nullo  alio  Unbo  Africae  aimtnilil,  • 
forte  nlia  sijccius  Mauritiana  apetala  foliis  supra  glabris  I     ~ 
verum  K.  ainitaluni  sisfüiis  ri'iiuriatur,  nostrae  R.  ,~    ' 
nomun  tribucmtuTii  iTit. 

7.  R.  Eckloiiil  n.  sji.  —  U.  ligidus'/  Eckl.  et  Zeyh. 
Ranius    cum  iJtliolis  lomeiitnso-villosus    aculeisqne  I, 

falcatis  munitus;  süijuIill-  tilifonnus,  folia,  ttoralibus  Cenutis  < 
ceptis,  quinato-jiinuata,  t'üliolis  oninibus  petiolulatis  mag^ia  ■ 
cllipticis  inegularittr  incii-o-dcutatis,  utrinqiie  fere  10 — ISl 
supra    tomentoso-pub(;i'u)i.s    subtuü    tomcntoso-birtis    a 
viridibus.     l'anitula   subsimplex    icnninalis  pauciflora; 
lineari-Ianccolatac;    calyx    usiitic   ad  basin  fcre  partitus, 
lanccolatis  viientibuti ;  carpclla  compluia,  rugosa,  apice  püoü- 

R,  apetalo    et  exsucto   f-iniili:^.    ilitfert  vero    foliolia   i      ^ 
subconcoloribus,  tomento  omnium  partium  inulto  tenuiore,  i 
robustioribus,  panicula  pauciHora. 

Vidi  ramnm  uiiicum  (practeioa  folium  singulum  in  heibui«  j 
proprio  asscrvatuni)  in  Hb.  Sonder,  qui  vero  speciem  indicat  ib  1 
Omnibus  in  Flora  Capensi  descriptis  sine  dubio  diversam.  fi.  tt  ' 
aucco  proxime  accedit,  scd  .satis  diffen-e  videtar.  Spedmiu 
uumerosiora  et  magis  complcta  desidorantur. 

Cl.  Poiret  in  descriptione  It.  apotali  originali  in  monUiül 
Cafrariae  illum  crescere  asscrit,  sed  po»tea  a  nemine  ibi  taÜB 
planta  inventa  est. 

R.  Ecklonii  nostcr  crcscit  in  montium  hiatibos  nemoioüs 
prope  Nieuwepost  ad  Katrivier  (Ceded  Territory)  in  coJonii 
Capensi  (Eckion  et  Zeyh.). 


\^-  x^. 


8.  K,  pinnatus  Willd.    R.  Pappei  Eckl  et  2eyh.   Turiones, 
Q  p.omentoso-puberuli.  '  > 

■  9.  R.  rosaefolius  Sm.  R.  Commersonii  Poir.  —  Cf.  p.  147 

^;t   170.        . 

l^       10,  R.  Ludwigii  EckL  et  Zeyh.    R.  rhodacantha  E.  Mey. 


m 

'^  IV.  Rnl)i  Rossici. 

^^  Die  Brombeersträuclier  Busslands. 

^  ■  Der  gütigen  Vermittelung  des  Herrn  Prof.  C.  J.  Maximo- 
^"^'wicz  in  St.  Petersburg  verdanke  ich  die  Kenntniss  der  in  den 
Herbarien  der  K.  russischen  Akademie  der  Wissenschaften  und 
^  des  Petersburger  Botanischen  Gartens  enthaltenen  russischen  und 
^"  aussereuropäischen  Rubi.  Das  in  diesen  Sammlungen  vorhandene 
-^  Material  ist  indess  nicht  reichhaltig  genug,  um  einen  Ueberblick 
^'  über  die  gesammte  russische  Brombeerflora  zu  ermöglichen.  Na- 
ff  mentlich  aus  Polen  ist  so  gut  wie  Nichts  vorhanden.  Es  kann 
^  kaum  bezweifelt  werden,  dass  dort,  wenigstens  im  Westen  der 
i  Weichsel,  mehrere  deutsche  Arten  vorkommen,  die  im  Innern 
^   Russlands  nicht  mehr  gedeihen. 

ii  Das    beträchtlichste   Material    von    russischen    Brombeeren 

^  stammt  aus  den  Kaukasusländern;  dasselbe  genügt  vollkommen, 
um  wenigstens  eine  Anzahl  Haupttypen  sicher  unterscheiden  zu 
'  lassen.  Es  fanden  sich  indess  ausserdem  manche  einzelne  un- 
vollständige Exemplare  (sämmtlich  ohne  Schössling),  welche  von 
den  bekannten  Arten  abzuweichen  schienen,  aber  eine  genauere 
Bestimmung  nicht  gestatteten.  Ein  Theil  dieser  zweifelhaften 
Formen  ist  wahrscheinlich  aus  Kreuzungen  hervorgegangen;  ins- 
besondere bin  ich  geneigt,  die  gewöhnlich  als  R.  nemorosus  oder 
B.  dumetorum  angesehenen  Formen  für  hybride  Abkömmlinge 
des  R.  caesius  L.  zu  halten.  —  Einzelne  unvollständige  Exem- 
plare aus  den  transkaukasischen  Ländern  scheinen  an  R.  thyr- 
soideus  Wimm.  und  R.  Persicus  Boiss.  zu  erinnern,  doch  genüg- 
ten sie  nicht,  um  darauf  eine  zuverlässige  Bestimmung  zu  gründen. 
Die  ostsibirischen  Rubi  sind  von  Maximowicz  in  seiner  Arbeit 
über  die  ostasiatischen  Arten  (Bullet.  Acad.  St.  Petersb.  VHI 
p.  373)  aufgeführt;  Westsibirien  enthält  keine  eigen thümlichen 
Formen;  die  folgende  üebersicht  beschränkt  sich  daher  auf  die 
aus  den  Kaukasusländern  und  dem  eigentlichen  europäischen  Russ- 
land bekannten  Arten.  Die  Abtheilung  Eubatus,  auf  deren  Dar- 
stellung es  im  Wesentlichen  allein  ankommt,  werde  ich  nach  zwei 
verschiedenen  Methoden  ordnen,  indem  ich  einmal  die  natürlichen 
Gruppen,  wie  sie  sich  für  die  westeuropäischen  Arten  heraus- 
stellen, als  Eintheilungsprincip  wähle,  andererseits  die  russischen 
Formen,  ohne  Rücksicht  auf  die  westeuropäischen,  für  sich  zu- 
sammenstelle. 

Was  den  Artwerth  der  hier  beschriebenen  Rubi  betrifft,  so 

IV.    September  1874.  12 


178 

stehen  sich  die  drüsigen  Formen  in  der  That  sehr  nahe.  Bei 
dem  jetzigen  Stande  unserer  Kenntnisse  wird  man  sie  sowohl 
als  besondere  Species  wie  als  Racen  oder  Unterarten  einer  und 
derselben  Species  auffassen  können;  jedes  dieser  Verfahren  lässt 
sich  rechtfertigen.  Die  übrigen  hier  beschriebenen  Arten  sind 
aber  durchaus  als  vollberechtigte,  den  Species  in  andern  Gattun- 
gen gleichwerthige  zu  betrachten.  Unter  sich  sind  sie  unzweifel- 
haft verschieden,  dagegen  kommt  ß.  Armeniacus  manchen  Formen 
Mitteleuropas  mindestens  sehr  nahe.  —  Der  mediterrane  R.  ulmi- 
folius  Schott,  f.  (R.  discolor  Aut.,  R.  amoenus  Portenschi.)  ist 
von  den  kaukasischen  Arten  durchaus  abweichend. 


Conspectns  sectionum  et  speciernm. 

1.  Cliamaemoras. 

Flores  dioici;  styli  breves;  drupeolae  multae  connatae;  pu- 
tamen  glabrum. 

Gaules  annui  erecti  inermes;  folia  simplicia  lobata;  stipulae 
caulinae  ovatae  foliaceae. 

Folia  subreniformia  plicata  lobata,  flores  majusculi  albi: 

E.  Chamaemorus  L. 

2.   Cylactis. 

Flores  hermaphroditici  raro  polygami;  styli  mediocres;  dru- 
peolae plerumque  paucae;  putamen  glabrum  vel  pauUulum 
rugosum. 

Calyx  urceolatus,  stipulae  caulinae  foliaceae. 

A.  Inermes;  caules  annui  erecti  non  radicantes. 

Folia  ternata,  flores  solitarii  purpurei: 

E,  arcticus  L. 

B.  Aculeolati;  caules  steriles   prostrati  saepe  apice  radi- 
cantes. 

Folia  simplicia  lobata;  flos  solitarius  albus: 

E.  humulifolius  C.  A.  Mey^ 

Folia  ternata;  flores  subumbellati  parvi  albi: 

E.  saocatüis  L. 

3.  Idaeobatus. 

Flores  hermaphroditici;  styli  elongati;   drupeolae  multae  in 
baccam  compositam  a  receptaculo  sicco  secedentem  coalitae. 
Frutescentes  aculeati  foliis  compositis. 

Caules  biennes  erecti  pruinosi  setosi  vel  aculeolati,  folia 
ternata  vel  quinato-pinnata ,  foliolis  discoloribus ;  rami 
floriferi  breves,  panicula  laxa  pauciflora;  germina  to- 
mentosa: 

22.  Idaeus  L.  ^) 


179 

4.  Eubatus. 
Sect.  Moriferi. 

Drupeolae  cum  gynophoro  in  baccam  compositam  a  recepta- 
li  parte  inferiore  secedentem  coalitae;  putamen  rugosum. 

Rubi  frutescentes  aculeati  hermaphroditici. 

Gaules  plerumque  biennes,  primo  anno  saepe  apice  radican- 
s,  cum  petiolis  aculeati;  stipulae  petiolares,  folia  composita. 

A.  Suberecti. 

Radix  repens  propagulifera,  turiones  suberecti  aculeis  sub- 
qualibus  muniti  eglandulosi  glabri;  stamina  post  anthesin 
ictui  non  applicata. 

Aculei  minuti  in  ramis  florentibus  rari ;  folia  ternata,  quinato- 
gitata  vel  septenato-pinnato-digitata ;  foliola  utrfnque  viridia, 
teralia  subsessilia;  flores  racemosi,  sepala  viridia  tomentoso- 
arginata,  petala  alba,  stamina  stylos  superantia;  fructus  atro- 
nguinei : 

B.  suberectus  Anders.  ^) 

B.  Tomentosi. 

Radix  non  propagulifera;  turiones  partim  autumnali  tempore 
lice  radicantes  aculeis  subaequalibus  muniti,  interdum  glandulosi 
Ipilosi;  stamina  post  anthesin  fructui  applicata ;  folia  suprapilis 
ellulatis  parvulis  instructa  saepe  tomentella. 

Turiones  tomentosi,  aculei  robusti  apice  excepto  tomentosi, 
liola  suborbicularia  vel  late  rhombea  brevissime  mucronato- 
uminata,  supra  pilis  strigulosis  stellulatisque  pubescentia;  pani- 
lae  elongatae  ramuli  patentes;  germina  pilosa: 

E.  sanctus  Schreb.  ^) 

Turiones  glabri  vel  pilosi,  aculei  parvi  glabri  vel  basi  pilis 
igulis  instructi,  foliola  obovato-cuneata  vel  angustc  rhombea, 
pra  glabriuscula  vel  pilis  stellulatis  plus  minus  incana;  pani- 
lae  elongatae  ramuli  ascendentes ;  flores  parvuli,  germina  glabra : 

B.  tomentosus  Borkh.  ^) 

C.  Villicaules. 

Radix  non  propagulifera;  turiones  autumnali  tempore  apice 
iicantes  aculeis  aequalibus  muniti  eglandulosi  pilosi;  stamina 
st  anthesin  fructum  amplectentes ;  folia  supra  pilosa  saepe 
mum  glabrescentia. 

Turiones  parce  hirsuti,  folia  tenuia,  supra  dense  pilosa, 
subtus  tomento  tenuissimo  obducta;  paniculae  elongatae 
thyrsoideae  rami  pedunculique  hirsuti  non  tomentosi, 
germina  glabra: 

B,  Baddeanus  n.  sp.  *) 

Turiones  parce  et  inconspicue  pilosi,  folia  subcoriacea 
supra   vix  pilosa  vel  glabra,   subtus   tomento   densiore 

12* 


180 

albicantia ;  paniculae  dilatatae  rajni  pedunculique  tomen- 
tosi,  germina  parce  pilosa: 

B.  Ärmeniacus  (Hortulan.)  n.  sp.  ^) 

D.  GlandulosL 

Badix  non  propagulifera;  turiones  autumnali  tempore  apice 
radicantes  aculeis  setisque  glanduliferis  inaequalibus  muniti; 
folia  utrinque  pilosa,  stamina  post  anthesin  fructui  applicata. 

Foliola  lateralia  manifeste  petiolulata ;  stipulae  alte  adnatae* 

a.  Foliola  discolora,  supra  glabriuscula,  subtus  tomentoso- 
albicantia. 

Foliola  magna  subcoriacea  utrinque  fere  10  nervia; 
aculei  basi  dilatati  leviter  falcati: 

B.  Caucasicus  n.  sp,  ^) 

b.  Foliola  utrinque  viridia  et  pilosa. 

Foliola  magna  membranacea  subcaudato-  acuminata, 
utrinque  fere  6-8  nervia;  turiones  vix  pilosi  dense 
glandulosi  aculeis  setaceis  muniti: 

B.  platyphyllos  C.  Koch.  ^) 

Foliola  parva  membranacea  apice  triangulari  acu- 
minata utrinque  fere  6—8  nervia;  turiones  dense 
pilosi  glandulosique  aculeis  acicularibus  rectis 
muniti : 

B.  hirtas  WK.  ^) 

Foliola  late  acuminata  utrinque  8—10  nervia,  supra 
strigoso-hirta,  subtus  pilosa  et  in  nervis  tomentella; 
ramuli  pedunculi  calycesque  dense  fulvo-tomentoso- 
villosi,  glandulis  crebris  aculeisque  raris  aciculari- 
bus intermixtis;  germina  glabra: 

?  B.  lamginosus  Schldl.  ^®) 

E.  Corylifolii. 

Radix  non  propagulifera,  turiones  apice  radicantes  aculeis 
subaequalibus  interdum  quoque  setis  glanduliferis  muniti,  folia 
utrinque  pilosa,  stamina  fructui  non  applicata. 

Turiones  pruinosi,  stipulae  latae  ovato-lanceolatae ,  foliola 
3  lateralia  subsessilia;  drupeolae  pruinosae: 

B,  caesius  L.  *^) 


Conspectns    Moriferornm    alter. 

I.    Stipulae  ovato -lanceolatae. 

Gaules  repentes  pruinosi;  foliola  subtus  viridia,  lateralia 
subsessilia;  inflorescentia  laxa  saepe  subcorymbosa,  flores  albi, 
germina  glabra,  drupeolae  magnae  pruinosae: 

JB.  caesius  L.  ^*) 


181 

U.   Stipulae  lineares. 

A.  Rami    pctioli   pedunculique    setis    glanduliferis    crebris 
aculeisqiic  inaequalibus  instructi: 

Cf.  Rubos  glandulosos: 

B.  Caucasicus  n,  sp.  ^ 
B,  platyphyllos  C.  Koch  ^) 
B.  Mrtus  WK.  ») 
?  B,  lanuginosus  Schldl.  *®) 

B.  Rami   petioli    pedunculique   aculeati,   aculeis   turionum 
subaequalibus,  setis  glanduliferis  nullis  vel  rarissimis. 

a.  Turiones.suberecti  glabri;  foliola  concolora,  infima 
subsessilia. 

Flores  racemosi;  aculei  parvuli: 

B,  suberectus  Anders.  ^) 

b.  Turiones  arcuati  pilosi ;  foliola  discolora  petiolulata. 

a.   Aculei  glabri  vel  pilis  paucis  longis  instructi. 
t  Turiones  pedunculique  hirsuti  non  tomen- 
tosi. 

Foliola  tenuia  supra  sericeo-pilosa;  pani- 
cula  elongata  thyrsoidea;  germina  glabra: 

B.  Baddeanus  n.  sp.  *) 

tt  Turiones   pilis   brevibus    paucis   instructi; 
pedunculi  tomentosi  vel  tomentoso-  hirti. 
Foliola  juniora  supras  triguloso-pilosa,  adulta 
glabra ;    folia   turionum    quinato  -  digitata ; 
aculei  robustij  stamina  stylos  superantia: 

B.  Ärmeniacus  n.  sp.  ^) 

Foliola  juniora  (saepe  qaoque  adulta)  supra 
stellulato-pilosa,  interdum  cano-tomentosa ; 
folia  turionum  ternata,  quinatis  nonnuUis 
intermixtis;  aculei  mediocres :  stamina  stylos 
aequantia : 

B,  tomentosus  Borkh.  ^) 

ß.   Aculei  apice  excepto  appresse  tomentosi. 
Turiones  tomentosi;  foliola  supra  pilis  stellu- 
latis    strigulosisque    instructa;    folia    turionum 
ternata  vel  quinato-pedata;  flores  paniculati: 

B.  sanctus  Schreb. ') 


Annotationes. 

1.  R.  Idaeus  L.  In  omnibus  fere  Rossiae  regionibus  silva- 
is;  in  Caucaso  quoque  occurrit. 

2.  R.  suberectus  Anders.  R.  subinermem  Rupr.  exsicca- 
n  distinguere  non  possum.  —  Grescit  prope  Kiew  et  Petro- 
lin,  in  regionibus  occidentalibus  frequenter  occurrere  vide- 
*.  —  De  R.  Persico  Boiss.  floribus  racemosis  R.  suberecto 
lili  cf.  annot.  5. 


lf<2 


K.  >an(l  US  Si  lircb. 

Turionos  aii;,Mil:iti  j^ulcati  apprcssc  toment  ndds 

>I)arsis  vi'l  infn  prtiolos  oppositis  instnicti;  e  btti 

(lilatata   cnniprcs>a   lamvolati  rocti   vel  supen  fdeitii 

excepto,  toiiiuntnso-hirsuti;  folia  ternata  vel  qninafo  poJih, 
piilao   pctiolan*s    parvao    filiformes,    petiolus     trigonu  '" 
tosus  aculeatusque«  folinla  oiniiia  petiolulata  inaequaliter 
et  Kaepc    iiuiso-    serrata    siipra    pilis  simplicibus    stdli 
sparsis    instrurtu,   subtus    alltido-tomentosa,     terminale 
petiolulatuin    siiborbiculare   vel   late   rhombeum    raro 
obtusuin  brevissiine  cuspidatuiii,  basin  versus  saepe  cnneatOL 
Kami   Horiferi  aii^nilati   tomcntosi  aculcis   falcatis  rectisve  m 
infra   petiolos    oppositis    fuliisque   ternatis    inatracti; 
terminalis    basi    soluin    fnliiferae   (intenluni    aphyllae)  doi 
ramuli   erocto-pateiites    pilis  brevibus  patentibus    tomentoä 
Iei»qiie   sparsis   falcatis   vel   uncinatis  muniti ;    bracteae  Ofibi| 
breves  tomeiitosae  saepc  tritidae.   Calyces  inermes  albo-tomealHll 
scpalis  in  flore  et  fructu  retlexis,  petala  suborbicularia  vd  di^l 
tica  basi  attenuata  externe  stellulato-pubcrula;  stamina  bii]bMi| 
stylos  paulliiliini    siiperantia   antheris   plerumque    parce  pflM>! 
gcrmina  pilosa;  fructus  atro-violacei,  putamen  semiorbiculart  ' 

Crcscit  in  Tauria  et  in  provinciis  transcaacasids.  BdAl 
Rossiam  occurrit  in  convallibus  Ilimalayae  occidentaliSy  in  Fm 
Armenia,  Asia  minore,  Syria,  Creta  et  verosimile  in  peniairii' 
Gracca. 

4.  K.  tomen tosus  Borkh.  —  Spccimina  Rossica  efßuit 
losa  esse  solent.  In  Caucaso  et  niontibus  vicinis  repertos.  -* 
Grescit  in  Pcrsia,  Asia  minore,  Syria,  per  omnem  Enropii 
australem;  in  Ilispania  vero  rarius  occurrere  videtur. 

5.  n.  Baddeanus  n.  sp. 

Turiones  angulati  pilis  longis  sparsis  hirsuti  aculeisqae  nb- 
acqualibus  validis  rectiusculis  muniti ;  folia  ternata  vel  foliolii 
lateralibus  partitis  quatcrna,  verosimile  quoque  quinata  occll^ 
runt.  Petioli  longi  sulcati  parce  hirsuti;  stipulae  imo  petiolo 
adnatae  filiformes;  foliola  tcnuia  subaequaliter  argute  semtii 
supra  dense  sericeo-pilosa,  subtus  tomcnto  tenui  adpresso  albi- 
cantia,  terminale  ovale,  basi  subcordato-truncatum,  apicem  versus 
trianguläre  acutum  vel  acuminatum,  lateralia  manifeste  petioliilata 
saepe  biloba  vel  partita,  ita  ut  folium  pedatum  evadaL 

Rami  floriferi  angulati  parce  hirsuti  aculeis  sabaeqoalibiu 
parvis  rectiusculis  vel  reclinatis  vel  falcatis  muniti;  panicnlio 
elongatae  angustae  laxac  multifiorae  ramuli  inferiores  distanttf 
racemigeri,  superiores  magis  approximati  breves  erecto-patentes 
pauciflori  vel  uniflori,  ita  ut  racemus  terminalis  evadat;  rami 
pedunculique  hirsuti  aculeolati,  bracteae  longae  lineares  angustae 
hirsutae  saepe  trifidae  lacinulis  filiformibus.  Flores  spectabfles, 
calyces  tomentoso-hirsuti,  sepala  pedunculis  breviora  mucronaU 
in  flore  reflexa;  petala  oblonga  vel  obovata,  stamina  numerosa 
stylos  fere  aequantia,  receptaculum  hirsutum,  germina  glabn. 
Fructus  ignotus. 


Floret  Majo. 
-"^— ■      Crescit  in  regionibus  transcaucasicis  maris   Caspii  litoribus 
*^d!jacentibus;   abundat  in  dumetis  sepibus   et   silvis   prope  Len- 
'-ra^coran  (Eichwald  leg.  1830,  Enura.  s.  nr.  1480;  Eadde  1870). 
.'ii*       Species  optime  distincta  cum  nuUa  alia  confundenda. 
Tif:.       R.  Persici  Boiss.   specimina  authentica  nondum  vidi.    Vero- 
V^imile   haec    quoque   species   secundum   descriptionem   facillime 
:  siistinguenda  in  provinciis  transcaucasicis  occurrit.     Gaules  ejus 
Eslatri  teretiusculi,  folia  omnia  ternata,  foliolis  parvis  (m.  0,02 — 
rO,04  long.)  subtus  adpresse  cinereo-canis,  lateralibus  subsessili- 
rl>as;  racemi  8— lOflori  in  ramulis  brevibus  (m.  0,20— 0,25  long.) 
r^fXiumerosis   terminales.     His   notis   ab   omnibus   aliis    speciebus 
-:  satis  diflferre  videtur.    Unicum  vidi  specimen  transcaucasicum  in- 
u  completum,  quod  ad  E.  Persicum  forte  referendum  erit. 
£  6.  R.  Armeniacus  (Hortulan.)  n.  sp. 

»j  Turiones  ascendentes  arcuati  elongati  robusti  angulati  sulcati 

.;■-  parce  pilosi,  demum  glabrescentes ;  aculei  validi  falcati  glabri  vel 

j   pilis  'singulis  muniti;   folia   quinato-digitata,    stipulae  petiolares 

i    lineares,  petioli  pilosi  aculeis  e  basi  valde  dilatata  uncinatis  in- 

?,    structi,  foliola  inaequaliter  (interdum   subinciso-)  argute  serrata, 

!^    supra  parce   pilosa   mox  glabrescentia,   subtus   albo-tomentosa 

5    rarius   sub   tomento  virentia,   terminale  ovale   vel  suborbiculare 

aeuminatum  basi  truncatum,  lateralia  omnia  petiolulata.    Bami 

s    floriferi  elongati  angulati  inferne  parce  superne  densius  pilosi  aculeis 

validis  falcatis  vel  uncinatis  foliisque  ternatis  quinatisve  instructi; 

,    paniculae  elongatae  compositae  multiflorae  inferne  foliiferae  ra- 

,    muli  erecto-patentes  parce  aculeati  tomentosi;  bracteae  lineari- 

lanceolatae,   inferiores  trifidae,  pedunculi  calycesque  tomentoso- 

hirti;  sepala  in  flore  et  fructu  reflexa,   petala  suborbicularia  un- 

guiculata  rubra,  stamina  stylos  superantia  post  anthesin  conni- 

ventia,   germina  numerosa,   plerumque   pilis   singulis   instructa; 

fructus  magni  ovoidei  nigri  saporis  gratis 

Grescit  in   provinciis  transcaucasicis.     Colitur  in  Germania 
et  Europa  occidentali.   —  In  Pannonia  occurrere  videtur  planta 
aegre  distinguenda  nisi  eadem. 
7.  B.  Caucasicus  n.  sp. 

B.  glandulosus  var»  y  canescens  Boiss.  Fl.  Orient.  IL  p.  693. 
Turiones  procumbentes  teretiusculi  crassi  pilosi  dense  rufo- 
glanduloso-setosi ,  aculeis  gracilibus  leviter  falcatis  intermixtis. 
Folia  ternata  rarius  singula  imperfecte  quinata,  petioli  dense 
glanduloso-setosi,  stipulae  lineares  alte  adnatae,  foliola  magna 
utrinque  fere  lOnervia  inaequaliter  et  subduplicato-serrata  (ser- 
raturis  superficialibus  saepe  distantibus),  supra  parce  pilosa  mox 
glabrescentia,  subtus  tomento  tenuissimo  adpresso  albida  nervis 
prominulis  rubentibus  vel  flavescentibus  ornata;  foliolum  medium 
ovätum  subcordatum  aeuminatum,  lateralia  longo  petiolulata  raro 
•  biloba.  Bami  florentes  pedunculique  tomentosi  glandulosi  parce 
setosi  aculeis  e  basi  valde  dilatata  angustatis  falcatis  muniti; 
panicula  composita  multiflora;  bracteae  elongatae,  inferiores  tri- 
fidae lacinulis  lineari-lanceolatis ,    superiores  integrae    lineares; 


IM 


]UMlun<-u1i    |)ro])rii    si>|i.ilis    lanceolatis 
roHexis  tninontoso-hirtis   Klaiidulosis  vix 
ätaiiiiiia  nuinorosa  st\Ios  vix  acquantia,  gc] 

Lon^'it.  petiol.  rnimn.  u,nf;;  pctiolul.  foii  .  i  iLOyOi 
latiT.  (MN)r>->0.()ir>:  foliol.  tmii.  <»,12— 0,15;  latitad.  MM. 
0,05 -0,10. 

Crescit  in  silvatiiis  Caurasi. 

K.  K.  platyphyllos  C.  Koch. 

Turiones  procuiiiluMitt^s  tcrctiusculi  crassi  cum  petiaKi^ 
pilosi   vel   suli^'laliri    doiiM'    rnfo-^OanduIoso-setosi,   aadd 
sctacei   a   setis   vix   flistin^niendi.     Folia    ternata    vd  : 
quiiiato-digitata,   stipuhu*   alte   adnatae  lineares,   foliola 
nioiiibranacea  iiiaequalitor  argute  et  subduplicato-senata 
pilosa  et  viridia,  terminale  utrinque  ferc  ß — 8  nenrinm 
vcl  lato  obIon<,'um  subcordatum  lon^e  et  saepe  candal 
tum,  lateralia  manifeste  petioliilata.  —  Rami  floriferi  rolnnli 
pctiolis    pediinculistiue    dense    ^'landuloso-setosi     pflori 
setaccis    sparsis  muniti;    folia  ternata;  paniculae    lazaa 
foIio.sae    ramuli    inferiores    axillares   remoti,    superiores 
patentes;  bracteac  elongatae  lineares,   calyces  tomentori 
glanduloso-setosi    laciniis    post  antbesin    erectis    (vel 
reflexis);  petala  ovalia,  stamina  stylos  superantia;  gemuna  4>l| 
tomcntosa. 


CMvj 


turionibus  ramis  petiolis  pcdunculisque  parce  pilosis,  folioliB  {it'] 
fundius  serratis  concoloribus  6—8  ncrviis;  a  R.  hirto  turimMi^^ 
ramis  petiolis  pcdunculisque  iiarcc  pilosis,  foliolis  magnis  hI*^ 
caudato-acuminatis. 

Crescit  in  silvis  Caucasi   et  in  monte  Beschtaa  (Platifonl}^ 

9.  ß.  hirtus  WK.  Species  valde  variabilis,  ab  affi^tai 
difficillime  separanda.  Specimina  Gaucasica  vidi  paaca,  qM 
vero  a  Pannonicis  et  Germanicis  non  differre  videntar. 

10.  Fl.  lanuginosus  Sclildl.  Specimen  herbarii  Beroliui- 
sis  unicum  videtur,  quod  ab  autoribus  (Seringe,  Leddiou) 
descriptum  est.  Ego  quoque  illud  solum  vidi.  R.  hirto  vaUe 
affinis  est,  sed  e  specimine  unico  species  judicari  non  potesii 
dubia  igitur  manere  debet  Planta  indumento  tomentoso-villoN 
insignis. 

11.  E.  caesius  L.  Per  omnem  Eossiam  Europaeam  süfft" 
ticam;  in  montibus  Altaicis  et  Caucasis.  —  In  Persia  totiqM 
fere  Europa  obvius. 

Formae  intermediae»  E.  nemorosi  Ilayne  et  R.  dumetorttn 
Wh.  et  N.  nominibus  vulgo  signatae,  originis  variae  esse  vides- 
tur.  Stirpes  credo  hybridas  esse  e  E.  caesio  et  speciebas  mqo- 
ribus  eglandulosis  enatas.  * 

Omnino  dubius  E.  oligacanthus  Stev.  est,  in  Tauria  inter 
Aiwasil  et  Stili  lectus.  Specimina  non  vidi,  descriptio  non  suffidt 


-  :;•-■>;  *■ 


t^^.  Allgemeine  üebersieht  über  die  asiatische  Rnbus-Flora^ 

^  :      Es  ist  nicht  meine  Absicht,  die  asiatische  Kubus-Flora  cin- 
teehender  darzustellen  und  sämmtliche  einzelne  Arten  derselben 
fmn  beschreiben  oder  auch  nur  kurz  zu  diagnosticiren.   Die  Schil- 
lerung   der   amerikanischen  Arten,   ihrer  Verbreitung  und  Ver- 
wandtschaftsverhältnisse  musste   indess   vielfach  Bezug   nehmen 
auf  asiatische  Formen,   so   dass  eine  allgemeine  Charakteristik 
jrier  Rubus-Flora  Asiens  nicht  ohne  Interesse  sein  dürfte,  zumal 
'da  eine  genügende  Beschreibung  aller  einzelnen  Arten  noch  nicht 
Ssegeben  werden  kann. 

i^  Als  Mittelpunkt  der  Verbreitung  der  Gattung  Rubus  betrachte 
.f^ich,  wie  S*  167  erwähnt,  den  Himalaya,  weil  derselbe  fast  alle 
[^aupttypen  auf  seinen  Abhängen  beherbergt.  Es  finden  sich  da- 
^  selbst  einerseits  Bewohner  der  arktischen  und  subarktischen  Re- 
"tgion  in  R.  arcticus  L.  und  R.  Idaeus  L.,  andrerseits  aber  auch 
5*;  zahlreiche  Vertreter  aus  der  Tropenwelt.  Die  europäische  Gruppe 
2^  der  Moriferi  erscheint  wenigstens  im  Westen  durch  R.  sanctus 
^  vertreten,  während  andrerseits  die  Stipulares  der  südamerikani- 
.;  sehen  Anden  gewissermaassen  in  R.  Hookeri  einen  Repräsentanten 
l  haben. 

r  Die  Gattung  Rubus  ist,   wenn  man   sie  im  weitesten  Sinne 

auffasst,  sehr  gut  abgegrenzt  und  kann  mit  keiner  andern  Gat- 
,  tung  verwechselt  werden.  Es  ist  auch  nicht  wohl  möglich,  sie 
;  unmittelbar  aus  einer  andern  Gattung  abzuleiten.  Fragaria  ist 
;    z.  B.  offenbar  nur  eine  Potentilla  mit  fleischig  gewordenem  Frucht- 

■  boden ;  dagegen  steht  Rubus  in  keiner  engern  Beziehung  zu  den 
\    übrigen  Rosaceen-Gattungen.    Die  Früchte  der  Rosifloren  zeich- 

■  nen  sich  vielfach  durch  besondere  Anpassungen  aus,  indem  z.  B. 
irgend  welche  Theile  (Kelch,  Fruchtboden,  Fruchtschale)  saftig 
oder  fleischig  werden,  wie  es  bei  den  Ghrysobalaneen,  Amygda- 
leen,  Pomaceen,  Rosa,  Fragaria,  Rubus  der  Fall  ist.  Seltner 
sind  es  nahrungsreiche  Fruchtkerne  (Amygdalus),  welche  Thiere 
zum  Verschleppen  verlocken;  dagegen  haben  mehrere  Gattungen 
anhäkelige  Früchte  oder  Samen  (Geum,  Agrimonia),  bei  einzelnen 
(Dryas)  sind  die  Samen  mit  Flugapparaten  versehen.  Eine  Ver- 
gleichung  mit  den  Ranunculaceen  (Clematis,  Pulsatilla,  Cerato- 
cephalus,  Actaea)  zeigt  ganz  analoge  Erscheinungen. 

Wenn  sich  die  Gattungen  der  Rosaceen  somit  vielfach  durch 
die  besondern  Modificationen  auszeichnen,  welche  die  Frucht  mit 
ihren  Umhüllungen  erleidet,  so  zeigen  sie  daneben  in  der  Regel 
auch  Eigenthümlichkeiten  in  ihren  vegetativen  Charakteren.  Fra- 
garia ist  allerdings,  den  fleischigen  Fruchtboden  ausgenommen, 
gänzlich  eine  Potentilla  geblieben,  Rosa  und  Geum  indess  sind, 
ganz  abgesehen  von  ihren  Früchten,  auch  habituell  gut  charak- 
terisirt.  Auch  mit  Rubus  ist  dies  im  Allgemeinen  der  Fall,  doch 
ist  gerade  diese  Gattung  besonders  reich  an  gut  ausgeprägten, 
unter  sich  wesentlich  verschiedenen  Typen.  Alle  Rosen  sind 
unter   einander  nicht   stärker  verschieden,  als  die  Rubus- Arten 


186 

aus  der  Gruppe  der  Moriferen  und  viel  weniger  als  die  Arten 
von  Idaeobatus. 

Habituell  zeigen  Kubus  und  Rosa  einige  Analogien,  nament- 
lich im  Wuchs  und  in  der  Bewehrung.  Beide  Eigenthümlich- 
keiten  hängen  wahrscheinlich  zusammen.  Beide  Gattungen  ent- 
halten vorzugsweise  Klettersträucher,  deren  Stacheln  zunächst 
als  Haftorgane  aufzufassen  sind.  Die  krautigen  und  die  nicht- 
kletternden  strauchigen  Rubi  sind  grossentheils  unbewehrt.  Es 
liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  die  nicht  kletternden,  bewehr- 
ten Arten  ursprünglich  aus  Kletterformen  hervorgegangen  sind. 
Ausser  den  Stacheln  tragen  viele  Arten  beider  Gattungen  noch 
raannichfaltige  andere  Trichombildungen ,  insbesondere  Borsten, 
Stieldrüsen,  Stachelhöcker,  Sitzdrüsen,  Büschelhaare,  einfache 
Haare  und  Sternhaare. 

Die  Analogie  zwischen  Rubus  und  Rosa  liesse  sich  noch  viel 
weiter  verfolgen,  doch  muss  hervorgehoben  werden,  dass  sie  sich 
keineswegs  auf  alle  Arten  erstreckt. 

Einzelne  Arten  oder  Artengruppen  von  Rubus  erinnern  manch- 
mal an  andere  Gattungen.  So  die  Arten  mit  krautigem  Wuchs 
an  Waldsteinia  und  Potentilla,  die  stachligen  oder  borstigen 
Kelche  an  manche  Rosen,  aber  auch  z.  B.  an  Agrimonia,  die 
Arten  mit  behaarten  Griffeln  an  Geum  und  Dryas. 

In  den  Blattforraen  finden  sich  bei  vielen  Arten  grosse  Achn- 
lichkeiten  mit  den  verschiedenen  Potentillen,  ferner  mit  Rosa, 
Waldsteinia  und  Alchemilla.  Aber  Rubus  ist  in  seinen  Blatt- 
formen ungleich  reicher  als  selbst  Potentilla.  Habituelle  Ana- 
logien fallen  vielfach  in  die  Augen.  Die  Gruppe  Malachobatus 
nähert  sich  manchen  Malvaceen,  während  ihr  Blüthenbau  eher  an 
Ribes  erinnert;  in  den  Blättern  zeigen  manche  Rubi  die  Gestal- 
ten, welche  wir  bei  Acer  und  Ribes  zu  sehen  gewohnt  sind. 
Indess  kommen  dieselben  Formen  auch  schon  bei  den  näher  ver- 
wandten Pomaceen  und  namentlich  den  Spiraeaceen  vor.  Unter 
diesen  zeigt  insbesondere  Rhodotypus  manche  Aehnlichkeiten  mit 
gewissen  Rubus-Arten.  In  den  Früchten  erinnern  die  Rubi  auf- 
fallend an  Morus,  wenngleich  die  Bildungsweise  bekanntlich  sehr 
verschieden  ist.  Uebrigens  zeigen  auch  die  Blattformen  mancher 
Rubi  Aehnlichkeit  mit  Blättern  von  Morus,  Ficus,  Humulus  u.  s.  w. 
Die  Blüthenfarbe  der  Rubi  ist  im  Allgemeinen  weiss  oder  roth, 
wodurch  sie  sich  an  die  Spiraeaceen,  an  Rosa,  Fragaria  und  die 
den  weissblühenden  Fragarien  nahestehenden  Potentillen  an- 
schliessen.  Aber  gleich  wie  Rosa  und  Fragaria  hat  auch  Rubus 
gelbblühende  Arten. 

Es  würde  bei  dieser  Sachlage  durchaus  willkürlich  sein,  wenn 
man  irgend  welche  lebende  Rubusform  als  die  einfachste  und 
ursprünglichste  bezeichnen  wollte.  Man  müsste  an  niedrige, 
krautige,  wehrlose,  sich  durch  kurze  Sprossen  vermehrende  Arten 
mit  saftarmen  Früchten  denken,  im  Habitus  an  Alchemilla,  im 
Blüthen-  und  Fruchtbau  an  Rhodotypus  erinnernd.  Solche  Arten 
giebt  es  indess  nicht;  alle  wirklich  lebenden  Rubi  weichen  be- 
trächtlich von  einem  derartigen  hypothetischen  Urtypus  ab.   Indess 


187 

^t  doch  festzustellen,  dass  die  am  eigenthümlichsten  ausgepräg- 
".n  Gruppen,  wie  Eubatus  und  Malachobatus,  sich  mehr  von  der 
^rform  entfernen,  als  z.  B.  diejenigen  Gruppen,  welche  an  die 
piraeaceen  erinnern,  nämlich  die  Oligococci  und  Gorchorifolii. 
1.  Dalibarda  L.  und  R.  pedatus  Sm.  erscheinen  in  mehrfacher 
linsicht  als  besonders  einfach  organisirt,  weichen  jedoch  durch 
are  Blattgestaltungen  von  der  muthmasslichen  Grundform  ab. 
Vir  werden  sie  somit  als  einseitig  ausgebildete  Typen  auffassen 
ürfen,  die  indess  von  der  ursprünglichen  Stammform  in  den 
aeisten  Merkmalen  wenig  abgewichen  sind.  In  anderer  Beziehung 
cheint  dagegen  die  Gruppe  Chamaebatus  der  Stammform  ähn- 
icher  geblieben  zu  sein.  Dieselbe  hängt  auch  viel  genauer  mit 
»iner  grossen  Zahl  anderer  Rubi  zusammen,  während  die  gcnann- 
en  beiden  krautigen  amerikanischen  Arten  äusserst  isolirt  da- 
liehen.  Dies  gilt  auch  von  dem  tasmanischen  R.  Gunnianus 
ilook.,  der  ebenfalls  als  eine  der  einfachsten  Arten  betrachtet 
jverden  muss. 

.  Bei  der  Ungewissheit  über  Wachsthumsverhältnisse,  Blüthen- 
und  Fruchtbau  vieler  Arten  können  die  unterschiedenen  Gruppen 
nur  als  vorläufig  umgrenzte  angesehen  werden.  Die  besser  cha- 
riiterisirten  Gruppen  habe  ich  mit  einem  besondern,  ein  Sub- 
genus  anzeigenden  Namen  belegt;  die  weniger  sicher  abzugrenzen- 
ien  Reihen  habe  ich  unter  einem  entsprechenden  Series-Namen 
Eusammengefasst.  Die  ganze  Eintheilung  ist  dadurch  als  eine 
irorläufige  gekennzeichnet. 

1.  Chamaebatus  vgl.  S.  156. 

Asiatische  Arten :  R.  calycinus  Wall.  (Dalibarda  calycina  Aut.) 
Bx  Don,  R.  pectinellus  Maxmw. 

Im  Berliner  Herbar  habe  ich  ein  von  Zollinger  (Nro.  2964) 
auf  Java  gesammeltes  Exemplar  gesehen,  welches  eine  sehr  kräf- 
tige Form  des  R.  calycinus  zu  sein  scheint.  Diese  Art  war  bis- 
her nur  aus  dem  Himalaya  bekannt;  möglicherweise  ist  die  java- 
nische  Form  eine  distincte  Race. 

2.  Malachobatus.  Galyx  campanulatus  usque  ad  medium 
fere  fissus.  Gaules  sarmentosi  plerumque  biennes  apice  radican- 
tes  tomentosi  minnte  aculeati.  Folia  integra  vel  lobata;  stipulae 
bracteaeque  deciduae  saepe  laciniatae  vel  fissae.  r—  Gaules,  folia 
calycesque  vulgo  molliter  tomentosi. 

a.   Moluccani. 

Flores  vel  racemi  plurimi  axillares;  panicula  terminalis  bre- 
vis  pauciflora;  folia  lata  cordato-subrotunda,  pleraque  lobata. 

Eine  Formenreihe,  bei  welcher  die  Unterscheidung  von  Arten 
nicht  geringere  Schwierigkeiten  zu  bieten  scheint,  als  bei  den 
europäischen  Brombeeren.  Sie  sind  von  Madagaskar  bis  Japan, 
den  Viti-Inseln  und  Neuholland  verbreitet,  am  häufigsten  und 
formenreichsten  sind  sie  in  den  Gebirgen  Indiens  und  der  Sunda- 
Inseln.  Ausgezeichnete  Arten  sind  R.  roridus  Lindl.  von  Mada- 
gaskar (vgl.  S.  172),  bemerkenswerth  durch  vielspaltige  Kelch- 
Gipfel,  und  R.  Sieboldi  Blume,  charakterisirt  durch  grosse  Blüthen 


Iftft 


in  fk-n  Ach^tlii   «Irr  vnrjähri^cn  nilitter    nod    i        i 

der  Nerven  auf  heidiMi  (also  auch  der  obern)  <     t^*^^^ 

IJnlcrjsclu'idim;.'  «Irr  iiltrJL'i'ii  Arten  bietet   grol  chl 

Unter   dmi    Namen  K.  rn;:osus   Sin.    fasst i    „ewShlÜ 

Formen    /nsammcn .    welche    wenig    getheilte    DeckUittff 
Nebenblätter  haben:  dieselben  xei^en  jedoch  in  den  ttbrjgai 
malen  eine  grosse  .Manniebfalti;:keit,  welche  an  der 
Verschiedenheit   zahlreicher   Formen   kaum    sweifeln 
<io^'en.sat/  dazu  hat  It.  aiceaefolins  Poir.  tief  fiederspaltigelll 
blätter.  «.'rosse  Hliitter  und  iiliithen;  bei  R.  chrTSopoylliiflIä 
dem   sich    U.  Fairholmianus  (lardn.   nahe    anadiliesst,  wai 
Deckblätter  mehr  tin<.'en^'-Yirlsi)altig,  die  Blätter  ondeatlich 
hippt   und   nur   seicht   herzförmig.   —   Von    allen    diesea 
scheint    der    echte    U.    Muluccanus    (vgl.    S-     170) 
zu  sein.    Die  trocknen  Fxemiilare,  welche  in  verschiedene! 
wickelun^rsphascn  und  unter  verschiedenen  äusseren  Verl 
wach.<en(l  ^a'sammelt  wurden,  gestatten  kein  UrUieil  Aber 
Artgrenzen    innerhalb   der  äusserst  mannichfaltigen  Formi 
der  dem  R.  Moluccanus  nächst  verwandten  Typen.  —  Der  jl 
sische  H.  Buergeri  Miq.  ist   eine  zarte  Art  dieser  Omppe^ 
gezeichnet  durch  rundliche,  wenig  gelappte  Blätter  an  den   ' 
Thcilcn  der  Watt-  und  IMüthen-Triebe. 

Eine  ausgesprochene   Drcilappigkcit   mit  Verlingenuig  ' 
Mittellappcns,  während  die  ^eitenlappen  oft  wieder  gelappt  sMI 
findet  sich  bei  Ii.  refiexus  Kerr  und  II.  micropetalus  Gardn^  W 
anscheinend  eine  der  bestcharakterisirten  Formen  darstellt 

Die  Moluccani  zeigen  eine  ziemlich  nahe  Verwandtschaft'! 
Ghamacbatus,  namentlich  zu  IL  pcctinellus  Mxmw. 

b.   Klongati. 

Panicula  terminalis  multiflora;  folia-cordato-ovata  Qongitti 
quam  lata)  saepc  lobata. 

Die  Formenreihe  der  Elongati  ist  nicht  scharf  von  den  Ih* 
luccanis  zu  trennen,  doch  giebt  die  reichere  und  lockrere  Bisps 
für  die  meisten  Arten  ein  gutes  rnterscheidungsmerkmal. 

Die  Arten  lassen  sich  zunächst  in  solche  mit  weissseidigflii 
weissfilzigcn  od<jr  gelbfilzigcn  Kelchen  und  in  solche  mit  grOnfli 
Kelchen  unterscheiden.  Unter  denjenigen  mit  weissen  oderrost^ 
gelblichen  Kelchen  heben  sich  vier  Ilaupttypen  hervor.  R  HaM- 
karlii  Miq.  steht  den  eigentlichen  Moluccanis  sehr  nahe;  die 
Blätter  sind  herzeiförmig,  bald  ganz  ungelappt,  bald  nndentück 
gelappt,  wodurch  die  Art  sich  den  Elongatis  näher  anreiht  Ausser 
der  ziemlich  entwickelten  Endrispe  finden  sich  noch  mehrere 
achselständige  Blüthenäste.  Der  Typus  scheint  nicht  nur  ari 
Java  zu  wachsen,  sondern  über  die  Sunda-Inseln  und  Philippinen 
verbreitet  zu  sein,  ja  auch  im  Himalaya  vorzukommen,  da  B. 
acerifolius  Wall,  in  sched.  nicht  wesentlich  verschieden  zu  seiB 
scheint.  Auch  R.  cordifolius  Don  dürfte  hieher  gehören.  —  Die 
verwandten  Arten  R.  Sundaicus  Blume,  R.  glomeratus  Blume  und 
R.  glabriusculus  Hassk.  sind  mir  nicht  hinlänglich  bekannti  um 


\ 


.•*:?c 


r.,;ir  über  ihre  Stellung  ein  Urtheil  zu  erlauben.  —  Der  zweite, 
^"^"^"it  bekannte  Typus  ist  R.  paniculatus  Sm.  Die  herzeiförmigen 
"^^lätter  haben  nur  mitunter  Andeutungen  von  Lappen;  die  Rispe 
f  ,^'t  sehr  entwickelt,  lang,  reichblüthig  und  zusammengesetzt  Die 
'  '-^^^lelche  sind  filzig  mit  spitzen  Zipfeln.  R.  elongatus  Sm.  ist  sehr 
■- J-'hnlich,  hat  aber  seidig  weisse  Kelche  mit  stumpflichen  Zipfeln; 
*"t-^lie  Deckblätter  sind  fransig-fiederspaltig.  Kaum  specifisch  ver- 
-^'^chieden  ist  R.  Lobbianus  Hook.  —  R.  tiliaceus  Sm.  hat  eine 
pjt'ockrere  aber  kürzere  Rispe,  grössere  Blüthen  und  breitere  Blätter 
^^ils  die  vorhergehenden  Arten,  die  Kelche  sind  weissseidigfilzig 
TZxkit  spitzen  Zipfeln.  Die  unterseits  weissen  Blätter  sind  nur  un- 
^-E  deutlich  gelappt  und  in  der  Form  den  Lindenblättern  sehr  ähn- 
V'lich,  Der  R.  tiliaceus  wächst  auf  dem  Himalaja;  der  R.  tilia- 
c£4:eus  Seem.  Fl.  Vit.  hat  gar  keine  Aehnlichkeit  damit.  Auf  Java 
3  ^kommt  eine  in  den  Blättern  äusserst  ähnliche  Art  vor,  die  aber 
I  ^durch  den  gedrungenen  Blüthenstand  und  die  rostgelben  Kelche 
i  l  abweicht.  Sie  gehört  vielleicht  zu  R^  Sundaicus  Blume. 
-I  Zu  den  Arten  mit  grünen  Kelchen  und  beiderseits  grünen 
t}r  Blättern  (Feroces)  sind  zu  rechnen  R.  ferox  Wall.  ^)  und  R.  Ha- 
3  i  konensis  Franchet  et  Rochebrune.  Die  letzte  Art,  welche  in 
Japan  einheimisch  ist,  zeichnet  sich  durch  die  in  wenige  (3 — 4) 
155  linealische  Zipfel  getheilten  Deckblätter  aus.  R.  ferox  Wall,  hat 
eu'  meist  gezähnte  Kelche  und  fransig-vielspaltige  breite  Deckblätter, 
w  Beide  Arten  haben  einen  schmalen  verlängerten  Blüthenstand 
s  und  beiderseits  grüne,  zum  Theil  deutlich  gelappte  Blätter. 
ü  Eine  merkwürdige  chinesische  Art  mit  sehr  kleinen  in  linea- 

lische Zipfel  gespaltenen  Nebenblättern  und  Deckblättern  und 
einer  ungewöhnlich  reichblüthigen  ausgebreiteten  aber  kurzen 
Rispe  möchte  an  dieser  Stelle  einzureihen  sein.  Möglicherweise 
könnte  dies  der  R.  Lambertianus  Ser.  sein;  es  spricht  gegen 
diese  Vermuthung  indess  die  Angabe :  laciniis  calycinis . . .  lan- 
ceolato-acuminatis,  welche  sich  auf  die  unten  als  R.  pycnanthus  ^) 
zu  beschreibende  Pflanze  durchaus  nicht  anwenden  lässt. 

3.  Oligococci.  Carpella  pauca.  Frutices  robusti.  — 
Aculei  parvi.  Stipulae  bracteaeque  fissae  deciduae.  Folia  In- 
tegra, raro  obsolete  lobata.  Panicula  terminalis  ampla  elongata 
multiflora.    Flores  parvi. 

Die  sehr  natürliche  Gruppe  der  Oligococci  (Dalibarda  Blume) 
schliesst  sich  zunächst  an  die  Elongati,  insbesondere  an  die 
Feroces  an.  Durch  ungetheilte  Blätter  und  in  wenige  feine  Zipfel 
gespaltene  Nebenblätter,  reichblüthige  Rispen,  kleine  Blüthen 
und  die  geringe  Zahl  der  Stempel  ausgezeichnet,  zeigen  diese 
Arten  im  Allgemeinen  eine  habituelle  Aehnlichkeit  mit  den  Spi- 
raeaceen.  Durch  elliptische,  längliche  oder  rundliche,  unterseits 
grüne  Blätter  sind  die  nahe  verwandten  Arten  R.  hexagynus 
ßoxb.  (R.  Indiens  Lesch.),  R.  pyrifolius  Sm.  (Dalibarda  pyrif. 
Blume)  und  R.  rotundifolius  Reinw.  (Dalibarda  latifolia  Blume) 
charakterisirt.  Diese  Arten  scheinen  starke  Sträucher  mit  mehr- 
jährigen Stämmen  zu  bilden.  Wegen  der  beschränkten  Zahl  der 
Fruchtknoten  stellte  Blume  diese  Arten  in   die  Gattung  Dali- 


190 

barda.  —  Der  Gruppe  des  R.  pyrifolius  schliesst  sich  dann  der 
S.  acuminatus  Sm.  an,  ausgezeichnet  durch  seine  aus  eiförmigem 
Grunde  lang  gespitzten  Blätter,  die  an  Celtis-BIätter  erinnern. 
Die  Zahl  der  Fruchtknoten  scheint  etwas  grosser  zu  sein.  R. 
betulinus  Don  ist  vielleicht  nicht  verschieden;  Seringe  sagt:  »folia 
Betulae  vel  Carpini  ex  Don,  sed  potius  Celtidis  ex  Seringe." 
Wie  man  sich  diese  Blätter  vorstellen  soll,  die  gleichzeitig 
den  Blattformen  von  Betula,  Carpinus  und  Celtis  ähnlich  sehen, 
ist  schwer  zu  begreifen,  doch  kommen  bei  R.  acuminatus  auch 
kürzere,  mehr  birkenähnliche  Blätter  vor.  Eine  noch  unbeschrie- 
bene, sehr  eigenthümliche  Art,  die  an  R.  hexagynus,  aber  auch 
an  R.  elongatus  erinnert  und  den  Oligococcis  zuzurechnen  ist, 
nenne  ich  R.  Assamensis  0. 

4.  Crataegifolii.  Turiones  erecti  biennes  non  radicantes 
aculeati  (in  R.  trifido  ab  aliis  speciebus  forte  removendo  inermes). 
—  Stipulae  integrae  persistentes.  Folia  lobata.  Rami  floriferi 
elongati  pauciflori. 

Den  Moluccanis  ziemlich  nahe  steht  der  R.  crataegifolius 
Bnge.  Die  zweijährigen  dicht  behaarten  Triebe,  die  gelappten 
Blätter,  die  halbkugeligen  Früchte  erinnern  entschieden  an  die 
echten  Moluccani.  Dagegen  sind  die  SchösslingQ  aufrecht,  nicht 
wurzelnd,  die  Nebenblätter  ungetheilt,  die  Kelche  fast  kahl.  In 
den  Blüthen  hat  R.  crataegifolius  im  Aufblühen  mit  R.  specta- 
bilis,  später  mit  R.  Nutkanus  und  R«  Idaeus  unverkennbare  Aehn- 
lichkeit.  Er  verbindet  gewissermassen  durch  seine  Merkmale 
die  Gruppen  Malachobatus,  Anoplobatus,  Batothamnus  und  Idaeo- 
batus,  und  ist  somit  eine  besonders  merkwürdige  Art.  Die  bei- 
den Hauptrassen  des  ziemlich  vielgestaltigen  R.  crataegifolius 
sind  vielleicht  als  Arten  zu  unterscheiden. 

An  R.  crataegifolius  schliesst  sich  zunächst  der  höchst  eigen- 
thümliche R.  peltatus  Mxmw,  an,  der  durch  seine  grossen  Blüthen 
an  die  Anoplobatus-Gruppe  erinnert,  aber  noch  bewehrt  ist.  R. 
trifidus  Thbg.  dürfte  schon  zu  Anoplobatus  zu  rechnen  sein, 
unterscheidet  sich  jedoch  von  den  amerikanischen  Arten  durch 
seine  Kahlheit;  auch  scheinen  seine  Triebe  zweijährig  zu  sein. 

5.  Corchorifolii.  Suffrutices  erecti  vulgo  aculeati  rarais 
non  radicantibus ,  foliis  integris  vel  lobatis;  ramuli  floriferi  bre- 
ves,  flores  subsolitarii.  —  Stipulae  integrae  vulgo  persistentes. 

Die  Gruppe  der  Corchorifolii  steht  wahrscheinlich  in  genauer 
Beziehung  zu  Batothamnus,  wie  bereits  bei  Besprechung  der 
amerikanischen  Rubi  (S.  165)  angedeutet  ist.  Die  asiatischen 
Arten  mit  einfachen  Blättern  scheinen  nämlich  in  allen  übrigen 
wesentlichen  Merkmalen  dem  R.  spectabilis,  der  als  Typus  von 
Batothamnus  zu  betrachten  ist,  sehr  nahe  zu  stehen.  Die  Cor- 
chorifolii umfassen  die  Arten  R.  corchorifolius  L.  f.,  R.  incisus 
Thbg.,  R.  pubinervis  Blume  (=  R.  ribesifolius  Sieb,  et  Zucc, 
R.  incisus  Miq.)  und  R.  palmatus  Thbg.  —  Nur  anhangsweise 
sind  an  dieser  Stelle  R.  Swinhoei  Hnce.  und  R.  Grayanus  Mxmw. 
zu  erwähnen.  Die  letzte  Art  ist  wehrlos  und  hat  keine  Neben- 
blätter, übrigens  ist  sie  den  Corchorifoliis  ähnlich;  R.  Swinhoei 


191 

fhört  wahrscheinlich  in  eine  ganz  andere  Formenreihe,  nämlich 
e  des  K.  sorbifolius  Mxmw.  Durch  die  Blattform  nähert  er 
bh  indess  dem  E.  corchorifolius  auffallend;  da  wir  nun  gegen- 
Irtig  noch  nicht  im  Stande  sind,  die  Arten  nach  ihrer  wirklichen 
»rwandtschaft  zu  gruppiren,  so  müssen  wir  ihn  als  abnorme 
>rm  vorläufig  noch  den  Corchorifoliis  zugesellen. 

Die  echten  Corchorifolii  sind  ausgezeichnet  durch  ihre  kur- 
Q  Blüthenzweige  mit  einer  einzelnen  Terminalblüthe ,  die  mit- 
ter von  einigen  achselständigen  Seitenblüthen  begleitet  wird. 
e  Inflorescenz  ist  stets  eine  sehr  einfache.  Gerade  in  diesem 
jrkmal  stimmt  R.  spectabilis  mit  den  Corchorifoliis  so  gut 
erein.  Ein  damit  zusammenhängendes  gemeinsames  Merkmal, 
f  welches  Miquel  und  Maximowicz  (1.  c.  p.  379)  aufmerksam 
macht  haben,  sind  die  kurzen  Blüthenzweige,  deren  Blätter  am 
linde  gedrängt  stehen.  Endlich  scheinen  die  Corchorifolii  auch 
e  zusammenneigenden  Staubgefässe  mit  R.  spectabilis  gemein 
.  haben;  diese  Stellung  erinnert  an  ß.  arcticus  L.  und  auch 
i  Potentilla  mtcrantha  Ram. 

Die  Corchorifolii  scheinen  zwar  dem  R.  crataegifolius  Bnge. 
smlich  nahe  verwandt  zu  sein,  aber  doch  nicht  direct  mit  ihm 
sammenzuhängen.  Ein  neues  Licht  auf  ihre  Verwandtschafts- 
iziehungen  liefert  die  Untersuchung  einer  bisher  unbeschriebe- 
m  Art  (R.  hibiscifolius  ^),  welche  die  Blätter  des  R.  palmatus 
ibg.  mit  hinfälligen  Nebenblättern  und  dem  Blüthenbau  der 
oluccani  vereinigt.  Die  Art  scheint  wehrlos  zu  sein  und  da- 
irch  von  den  Moluccanis  wie  von  den  normalen  Corchorifoliis 
izuweichen.  Sie  beweist  indess  die  Existenz  von  Zwischen- 
rmen,  welche  die  beiden  sonst  so  verschiedenen  Gruppen  zu 
rbinden  scheinen.  Als  eine  andere  solche  üebergangsform 
iben  wir  den  R.  crataegifolius  Bnge.  kennen  gelernt. 

Den  R.  jambosoides  Hnce.  mit  ledrigen  Blättern  und  ohne  (?) 
jbenblätter  habe  ich  noch  nicht  gesehen  und  vermag  mir  über 
ine  systematische  Stellung  keine  Ansicht  zu  bilden. 

Es  bleiben  nun  noch  die  krautigen  Arten  mit  ungetheilt(^n 
ättern  zu  besprechen,  von  denen  in  Asien  R.  Chamaemorus  L. 
d  R.  humulifolius  C.  A.  Mey.  heimisch  sind.  Es  ist  indess 
reits  bei  der  Untersuchung  über  die  amerikanischen  Rubi  ge- 
igt worden,  dass  die  einfachen  oder  getheilten  Blätter  bei  den 
autigen  Arten  nicht  für  die  Unterscheidung  von  Gruppen  he- 
tzt werden  können.  Unter  Bezugnahme  auf  die  dort  gegebe- 
n  Erläuterungen  sei  hier  nur  erwähnt,  dass  in  Asien  vor- 
mmen: 

6»  Gruppe  Chamaemorus  (vgl.  S.  142),  enthält  den  R 
lamaemorus  L.,  der  im  arktischen  und  subarktischen  Asien 
Ichst. 

7.  Gruppe   Cyl  actis  (vgl.   S.  142),   ebenfalls  vorzugsweise 

.  arktischen  und  subarktischen  Gebiete.    Dahin  gehört  zunächst 

arcticus  L. ;  der  R.  fragarioides  Bertol.  ist  eine  jedenfalls  sehr 

nliche  Himalaya-Pflanze,  die  mir  nicht  specifisch  verschieden  zu 


192 

sein  scheint,  obgleich  Maximowicz  (1.  c.  p.  376)  sie  zu  R.  tri- 
florus  stellt. 

Den  B.  triflorus  ß  Japonicus  Mxmw.  möchte  ich  für  eine 
besondere,  von  R.  triflorus  zu  trennende  Art  halten,  die  durch 
die  5zähligen  Blätter,  die  zahlreichen  (vielleicht  zusammenhängend 
abfallenden?),  kleinen  Früchtchen  mit  ungerunzelten  Steinchen 
hinreichend  verschieden  scheint  Die  Pflanze  kann  den  Namen 
R.  Japonicus  ^)  behalten,  da  Thunberg's  gleichnamige  Art  Kerria 
(oder  Rhodotypus?)  sein  soll,  der  Thunberg'sche  Name  R.  Ja- 
ponicus also  jedenfalls  bedeutungslos  geworden  ist.  Ausser  un- 
serm  R.  Japonicus  kommen  ferner  R.  saxatilis  L.  und  R.  humuli- 
folius  C.  A.  Mey.  in  Asien  vor;  der  echte  R.  triflorus  scheint  zu 
fehlen ;  vielleicht  stellen  gewisse  ostsibirische  Formen  intermediäre 
Typen  dar,  die  mit  R.  triflorus  und  R.  saxatilis  gleich  nahe  ver- 
wandt sind. 

Nähere  verwandtschaftliche  Beziehungen  dieser  krautigen 
Rubi  zu  R.  calycinus  sind  nicht  nachzuweisen. 

Für  die  Rubi  mit  getheilten  Blattflächen  sind  zu- 
nächst mehrere  Haupttypen  festzuhalten.  Das  Blatt  kann  näm- 
lich erstens  in  der  Weise  fingerig  getheilt  sein,  dass  alle  Blätt- 
chen sitzend  oder  nur  sehr  kurz  gestielt  sind;  zweitens  kann  bei 
einem  dreizähligen  Blatte  das  Endblättchen  viel  länger  gestielt 
sein  als  die  Seitenblättchen.  Durch  weitere  Theilung  kann  aus 
diesem  dreizähligen  Blatte  dann  drittens  das  gefiederte  Blatt 
hervorgehen,  falls  das  Endblättchen  von  der  Theilung  betroffen 
wird,  oder  viertens  das  gefingerte  oder  fussförmige  Blatt  (mit 
gestieltem  Endblättchen),  wenn  die  Seitenblättchen  sich  theilen. 
Die  Formen,  bei  denen  alle  Blättchen  sitzend  oder  nur  sehr  kurz 
gestielt  sind,  bilden  eine  höchst  charakteristische  Gruppe,  deren 
Verbreitung  auf  die  Gebirge  Indiens  und  der  Sundainseln  be- 
schränkt ist,  nämlich  die: 

8.  Aesculifolii.  Calyx  campanulatus  ultra  medium  fissus, 
fructus  hemisphaericus  a  gynophoro  sicco  secedens.  —  Folia 
ternata  vel  quinato-pedata,  foliolis  omnibus  brevissime  petiolu- 
latis.    Stipulae  bracteaeque  deciduae  vel  subpersistentes. 

Von  den  Arten  dieser  Gruppe  hat  R.  Cochinchinensis  Tratt.  ^), 
abgesehen  von  den  getheilten  Blättern,  in  Nebenblättern,  Blüthen, 
Behaarung  u.  s.  w.  ganz  die  Eigenthümlichkeiten  von  Malachobatus. 

Bei  R.  alpestris  Blume  sind  die  Blüthen  lang  gestielt,  gross 
und  zerstreut,  die  Nebenblätter  ungetheilt  und  bleibend.  Von 
den  indischen  Formen  steht  R.  pentagonus  Wall,  am  nächsten. 
Der  Name  ist,  so  viel  mir  bekannt,  nicht  publicirt  und  auch 
wohl  wenig  passend;  die  Art  hat  einen  stacheligen  Kelch.  R. 
Thomsonii  n.  sp.  ^),  den  Hooker  für  R.  alpestris  zu  halten  scheint, 
ist  viel  weiter  verschieden. 

Eine  sehr  schöne  Untergruppe  bilden  die  Lineati,  deren 
Blättchen  jederseits  30—  50  und  mehr  parallele  Seitennerven 
haben  und  deren  Nebenblätter  gross,  häutig,  ungetheilt  und  ab- 
fallend sind.  Man  unterscheidet  R.  lineatus  Reinw,  und  R.  pul- 
cherrimus  Hook,,  doch  dürfte  eine  genauere  Untersuchung  dahin 


193 

führen,   dass   die   Formenreihe  in  drei  oder  vier  einander  nahe 
verwandte  Arten  zerlegt  wird. 

9.  Stipulares  (vgl.  S.  142,  143).  Mit  den  amerikaniscben 
Stipulares  können  höchstens  zwei  asiatische  Arten  zusammen* 
gestellt  werden.  Von  einer  V-«l*einigung  mit  den  Moriferen  unter 
der  Untergattung  Eubatus  muss  man  indess  bei  Betrachtung  die- 
ser asiatischen  Formen  gänzlich  absehen. 

An  R.  calycinus  schliesst  sich  von  den  Arten  mit  zusammen- 
gesetzten Blättern  zunächst  R.  nutans  Wall,  ex  Edgew.  an.  Er 
ist  wehrlos,  aber  reich  mit  langen  rothen  Borsten  besetzt.  Die 
Blätter  erinnern  in  der  Form  an  Waldsteinia  trifoliata.  Nur 
vorläufig  und  zweifelnd  rechne  ich  ihn  zu  den  Stipulares.  Dem 
R.  nutans  steht  wieder  R.  Hookeri^)  sehr  nahe,  den  man  mit 
weit  grösserer  Sicherheit  der  Gruppe  der  Stipulares  beizäh- 
len kann. 

Der  Rest  der  Arten  mit  zusammengesetzten  Blättern  lässt 
sich  naturgemäss  in  drei  Reihen  scheiden,  nämlich  erstens  kahle 
Arten  mit  lederigen  glänzenden  Blättern  (Oligogyni),  zweitens 
Arten  mit  krautigen  gefiederten  oder  dreizähligen  Blättern  und 
einer  sich  frei  vom  trockenen  Fruchtboden  lösenden  Frucht 
(Idaeobatus),  drittens  Arten  mit  dreizähligen  oder  gefingerten 
Blättern  und  einer  mit  dem  oberen  Theile  des  Fruchtbodens 
verbunden  abfallenden  Frucht  (Eubatus). 

10.  Oligogyni  (cf.  p.  148).  Folia  trifoliolata  coriacea. 
R.  lucens  n.  sp.  —  Foliorura  caussa  hoc  loco  inseritur:  R.  leu- 
canthus  Hnce. 

Die  beiden  lederblättrigen  Arten  haben  sehr  wenig  Gemein- 
sames, hängen  aber  auch  mit  keinen  andern  asiatischen  Formen 
näher  zusammen.  R.  lucens  n.  sp.  ^)  entspricht  den  amerikani- 
schen Oligogynis,  er  ist  bereits  bei  diesen  erwähnt  (S.  166).  R. 
leucanthus  Hnce  schliesst  sich  vielleicht  am  natürlichsten  an  R. 
acuminatissimus  Hsskrl.  an.  Zu  den  Moriferen,  denen  er  von 
Maximowicz  angereiht  wird,  scheint  er  mir  keine  näheren  Be- 
ziehungen zu  haben. 

11.  Idaeobatus  (vgl.  S.  147).  Die  grosse  Gruppe  Idaeo- 
batus lässt  sich  in  drei  Hauptreihen  sondern,  von  denen  die 
erste  durch  die  sehr  kleinen  aber  sehr  zahlreichen  Früchtchen, 
die  zweite  durch  die  kahlen  bereiften  Schösslinge,  die  dritte 
durch  die  filzigen  Zweige  und  Schösslinge  ausgezeichnet  ist.  — 
Es  sind  dann  noch  zwei  Arten  anhangsweise  an  Idaeobatus  an* 
zureihen,  die  nach  dem  Habitus  im  Herbar  zu  urtheilen,  eher  zu 
Batothamnus  zu  gehören  scheinen. 

Die  Arten  mit  den  sehr  kleinen  Einzelfrüchten  und  ausgebreite- 
ten Kronen  scheinen  eine  natürliche  und  gut  umgrenzte  Gruppe 
zu  bilden.  R.  rosaefolius  Sm.  (R.  Javanicus  Blume,  cf.  p.  177) 
ist  eine  ziemlich  formenreiche  Pflanze  (vgl.  Maximowicz  1.  c.  p. 
387);  der  drüsenreiche  R.  asper  Don  scheint  mit  R.  Sumatranus 
Miq.  übereinzustimmen  und  dem  R.  rosaefolius  sehr  nahe  ver- 
wandt zu  sein.  Derselbe  schliesst  sich  wieder  an  R,  sorbifolius 
Mxmw.  an,  während  sich  andrerseits  auch  die  stärker  behaarten 

IV.    September  187-1.  18 


194 

Arten  R.  Thunbergii  Sieb,  et  Zucc.  und  R.  tagallus  Cham,  et 
Schldl.  eng  an  R.  rosaefolius  anreihen.  R.  Chinensis  Ser.  scheint 
nuc  eine  Form  des  R.  rosaefolius  zu  sein.  Etwas  ferner  stehen 
derselben  Gruppe  die  kahlen  Arten  R.  fraxinifolius  Poir.  (R.  Ce- 
lebicus  Blume?  Cf.  pag.  171)  und  R.  acuminatissimus  Hassk.  — 
Die  ganze  Gruppe  gehört  dem  südöstlichen  Asien  von  Japan  bis 
Sumatra  an;  im  Himalaya  wächst  nur  noch  R.  asper,  auf  dem 
Australcontinent  nur  noch  R.  rosaefolius,  der  allerdings  auch  am 
Cap  und  auf  Mauritius  vorkommt;  ob  ursprünglich  wild,  ist  frei- 
lich fraglich. 

Die  zweite  Reihe  der  Idaeobatus-Gruppe  umfasst  die  Arten 
aus  der  näheren  Verwandtschaft  des  R.  Idaeus,  ausgezeichnet 
durch  aufrechte,  aber  die  Staubgefässe  nicht  deckende  Kronen- 
blätter. Sie  enthält  vier  Haupttypen.  Der  erste  wird  repräsen- 
tirt  durch  R,  Idaeus  L.  selbst,  der  in  verschiedenen  Formen  von 
Kamtschatka  und  Japan  durch  den  Himalaya  bis  Kleinasien  ver- 
breitet ist.  Vielleicht  ist  auch  R.  niveus  Wall,  hieher  zu  stellen. 
Durch  kräftige  Bestachelung  und  mehrpaarig  gefiederte  Blätter 
verschieden  ist  der  Typus  des  R.  lasiocarpus  Sm.,  als  dessen 
Unterarten  und  Varietäten  R.  distans  Don,  R.  pauciflorus  Wall., 
R.  Horsfieldii  Miq.  und  R.  leucocarpus  Arn.  zu  betrachten  sind. 
Auch  R.  Coreanus  Miq.  ist  ziemlich  nahe  verwandt.  Zu  dem 
nämlichen  Typus  ist  ferner  R.  biflorus  Buch,  zu  zählen,  der  in- 
dess  specifisch  wesentlich  abweicht.  Noch  ferner  steht  eine 
Pflanze  von  den  Philippinen,  die  merkwürdiger  Weise  von  dem 
afrikanischen  R.  pinnatus  Willd.  nicht  wesentlich  verschieden 
zu  sein  scheint.  In  der  That  bin  ich  nicht  im  Stande,  an  trock- 
nen Exemplaren  zuverlässige  Erkennungsmerkmale  aufzufinden. 

Der  Typus  des  R.  ellipticus  Sm.  ist  ausgezeichnet  durch 
dreizählige  Blätter,  dichthaarige  Blättchen  und  zahlreiche,  zwischen 
den  Stacheln  der  Achsenorgane  zerstreute,  lange  Drüsenborsten. 
R.  flavus  Hamilt.  and  R.  Gowreephul  Roxb.  sind  wohl  nur  Syno- 
nyme; R.  Wallichianus  Wight  et  Arn.  ist  Varietät  oder  eine  sehr 
nahestehende  Art.  —  Der  Formenkreis  scheint  auf  Indien  be- 
schränkt zu  sein. 

Die  dritte  Reihe  der  Idaeobatus-Arten  ist  durch  die  filzigen 
Schösslinge  kenntlich  und  ist  vielleicht  durch  die  aufrechten 
Kronenblätter  der  protogynischen  Blüthen  noch  besser  charakte- 
risirt.  Wenigstens  bei  R.  triphyllus  und  R.  Hoffmeisterianus 
neigen  die  Kronenblätter  zusammen  und  bedecken  die  Staub- 
beutel, während  die  Griffel  zwischen  den  Kronenblättern  hervor- 
ragen. Diese  Arten  sind  somit  als  protogynisch  zu  betrachten. 
Dem  R.  triphyllus  Thunbg.  stehen  (vgl.  die  S.  170  aufgeführten 
Synonyme)  verschiedene  im  Himalaya  gefundene  Formen  sehr 
nahe,  so  R.  Roylei  Klotzsch,  R.  foliolosus  Don,  R.  opulifolius 
Bertol.  und  mehrere  unbeschriebene.  —  R.  Hofifmeisterianus  Kth. 
et  Bouche  dürfte  mit  R.  hypargyrus  Edgew.  zusammenfallen.  Ob 
R.  niveus  Wall,  hier  anzureihen  ist,  oder  ob  er  dem  R.  Idaeus 
L.  näher  steht,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Die  trocknen 
Exemplare  gestatten  kein  Urtheil  über  das  Verhalten  der  Blumen- 


195 

blätter.  Dagegen  dürfte  der  durch  seine  zahlreichen  Drüsen- • 
borsten  ausgezeichnete  R.  phoenicolasius  Mxmw.  hieher  zu  stellen 
sein ;  er  schliesst  sich  am  nächsten  an  R.  opulifolius  Bertol.  an. 

Endlich  bleiben  noch  die  bereits  erwähnten  beiden  Arten 
übrig,  welche  anscheinend  der  Gruppe  Batothamnus  nahe  stehen, 
nämlich  R.  pungens  Cambess-  und  R.  macilentus  Cambess.  B* 
macilentus  erinnert  einerseits  an  R.  Thomsonii,  andrerseits  an 
R.  spectabilis  Pursh.  Durch  die  äusserst  kräftige  Bewehrung  ist 
er  allerdings  von  diesen  Arten  verschieden.  Die  Verwandtschaft 
des  R.  pungens  Cambss.,  von  dem  R.  Oldhami  Miq.  kaum  ver- 
schieden ist,  mit  dem  amerikanischen  R.  macropetalus  Dougl. 
wurde  bereits  besprochen.  R.  Oldhami  ist  in  Korea  und  Japan, 
R^  pungens  und  macilentus  sind  im  Himalaja  einheimisch. 

12.  Eubatus  (vgl.  S.  148).  In  wie  fern  etwa  die  Stipulares 
und  die  beiden  lederblättrigen  Arten  R.  lucens  und  R.  leucan- 
thus  Hnce.  dieser  Gruppe  in  weiterem  Sinne  zugerechnet  werden 
können,  ist  gegenwärtig  noch  nicht  zu  entscheiden  (vgl.  die  Rubi 
Americani  S.  166).  Der  Typus  von  Eubatus  wird  gebildet  durch 
die  Moriferi  (vgl.  S.  149),  deren  Fruchtträger  mit  den  Frücht- 
chen vereint  sich  von  dem  unteren  Theile  des  Fruchtbodens 
loslöst.  Bei  R.  caesius  L.  lässt  sich  die  reife  Frucht  sowohl 
mit  als  ohne  Fruchtträger  ablösen ;  es  besteht  also  die  Trennung 
zwischen  Fruchtträger  und  Andröcium,  aber  die  Früchtchen  hän- 
gen auch  dem  Fruchtträger  nicht  so  fest  an,  wie  bei  den  meisten 
übrigen  Arten.  R. -caesius  ist  daher  als  eine  der  Gruppe  Idaeo- 
batus  nahe  stehende  Art  zu  betrachten,  die  auch  durch  äussere 
Merkmale,  z.  B.  die  bereiften  Stengel,  an  R.  Idaeus  erinnert. 
R.  caesius  kommt  im  Altai  vor  und  ist  von  dort  durch  Persien 
und  Kleinasien  so  wie  durch  fast  ganz  Europa  verbreitet.  Eine 
zweite  weit  nach  Osten  vordringende  Art  der  Moriferi  ist  R. 
sanctus  Schreb.  (vgl.  S.  182),  der  in  Kaschmir,  Afghanistan, 
Persien,  Kleinasien  und  Syrien  wächst.  Ob  die  Frucht  des  R. 
sanctus  sich  etwa  ähnlich  wie  die  des  R.  caesius  verhält,  ver- 
mag ich  nicht  anzugeben.  Merkwürdig  ist  indess,  dass  in  Kasch- 
mir eine  Pflanze  gesammelt  worden  ist,  welche  im  Aeussern 
zwischen  R.  lasiocarpus  Sm.  und  R.  sanctus  Schreb.  so  ziemlich 
die  Mitte  hält  und  die  ich  als  R.  bijugus  ^®)  beschreiben  werde. 
Ich  möchte  diese  Pflanze  für  ein  vermittelndes  Uebergangsglied 
halten. 

In  Persien,  Armenien  und  Kleinasien  gesellen  sich  dem  R. 
sanctus  und  R.  caesius  verschiedene  andere  Arten  hinzu,  ins- 
besondere R.  tomentosus  Borkh.,  R.  Armeniacus  n.  sp.  (S.  183), 
R.  Persicus  Boiss.  und  eine  oder  mehrere  dem  R.  hirtus  ver- 
wandte Formen.  Diese  Arten  sind  meistens  unter  den  russischen 
Brombeeren  beschrieben  worden ;  R.  Persicus,  dessen  Vorkommen 
in  Transkaukasien  oder  Daghestan  noch  nicht  genügend  con- 
statirt  ist,  zeichnet  sich  nach  Boissier  durch  die  kurzen  traubi- 
gen Blüthenstände  aus  (vgl.  S.  183). 

Der  gegebene  Ueberblick  über  die  asiatische  Rubus -Flora 
dürfte  die  Grundzüge  einer  künftigen  naturgemässen  Gruppirung 

18  ♦ 


196 

der  Arten  erkennen  lassen.  Auf  eine  Charakteristik  der  bekann- 
ten Arten  und  auf  eine  Beschreibung  sämmtlichcr  von  mir  in 
den  Herbarien  vorgefundenen  neuen  Arten  habe  ich  verzichtet, 
da  das  mir  zugängliche  Material  noch  nicht  genügend  zu  sein 
schien.  Dagegen  habe  ich  eine  kleine  Zahl  von  Formen  aus- 
gewählt, welche  mir  besonders  merkwürdig  zu  sein  schienen  und 
welche  ich  der  Beachtung  der  Sammler  ausdrücklich  empfohlen 
haben  möchte.  Es  sind  dies  K,  lucens  und  R.  Hookeri  we- 
gen ihrer  nahen  Beziehungen  zu  Arten  des  tropischen  Amerika, 
R.  hibiscifolius  als  Mittelform  zwischen  den  Moluccanis  und 
Corchorifoliis,  R.  Cochinchinensis  als  üebergangsform  der 
Aesculifolii  zu  den  Moluccanis,  R.  Thomsonii  als  Mittelform 
zwischen  den  Aesculifoliis  und  R.  pungens,  R.  bijugus  als 
Mittelform  zwischen  R.  sanctus  und  P^.  lasiocarpus,  R.  A s Sa- 
men sis  als  Mittelform  zwischen  R.  pyrifolius  und  R.  elongatus, 
endlich  R.  pycnanthus  wegen  des  ungewöhnlichen  Habitus 
und  Blüthenstandes,  so  wie  R.  ferox  Wall.,  weil  derselbe  zwar 
ziemlich  allgemein  bekannt,  aber  noch  nicht  beschrieben  zu  sein 
scheint.  Die  Arten,  welche  ich  hier  der  Kürze  halber  Mittel- 
formen genannt  habe,  möchte  ich  nicht  etwa  als  Hybride  be- 
trachtet wissen ;  ich  halte  es  vielmehr  für  wahrscheinlicher,  dass 
sie  die  letzten  Repräsentanten  älterer  Typen  sind,  aus  denen 
sich  die  gegenwärtig  weit  getrennten  Artengruppen  herausgebildet 
haben. 


Annotationes. 

1)  R.  ferox  Wall,  in  sched. 

Ramuli  teretes  cinerascenti-  tomentosi  aculeis  minutis  sparsis 
obsiti,  folia  petiolata,  petiolo  tomentoso  aculeolato,  folia  in- 
feriora  circuitu  late  cordato-.ovata  vel  subrotundata  quinqueloba, 
superiora  anguste  cordato-ovata  vel  ovato-lanceolata,  basi  lobata 
vel  integra,  omnia  inaequaliter  serrata  utrinque  viridia  et  prae- 
cipue  in  nervis  pilosa.  Stipulae  deciduae  ut  videtur  ovatae  usque 
ad  medium  fere  fimbriato-palmatifidae.  Paniculae  elongatae  laxae 
inferne  foliosae  rami  breves  pauciflori;  bracteae  fimbriato-partitae 
deciduae ;  calyces  cinerascenti-  vel  fulvo-  tomentosi  ultra  medium 
fissi,  sepalis  triangularibus  margine  plerumque  fimbriato-dentatis. 
Petala  sepalis  fere  aequilonga. 

Nepalia,  Sikkim,  Bengalia  Orientalis. 

R.  ferox  Vestii  planta  omnino  ignota  atque  igitur  negli- 
genda  est. 

2)  K.  pyenanthus  n.  sp. 

Ramulus  foliiferus  tenuis  appresse  tomentosus  aculeis  sparsis 
parvis  armatus;  stipulae  in  lacinias  paucas  filiformes  partitae, 
petiolus  vix  dimidiae  folii  longitudinis  tenuissime  tomentosus 
parce  aculeatus;  folia  cordato-ovata  sublobata  acuminata  argute 
inaequaliter  et  subldt)ato-serrata,  superne  parce  pilosa  nervis 
tomentoso-hirlis,  subtus  praecipue  in  nervis  velutino-hirta. 


197 

Panicula  terminalis  brevis  e£fusa  multiflora,  pedunculis  sub- 
fasciculatis  sub  tomento  virentibus  inermibus  sepalis  aequilongis; 
bracteae  parvae  palmatifidae;  flores  parvi,  calyces  infra  medium 
partiti  virides  stellulato-pubescentes,  laciniis  triangularibus  to- 
mentoso-marginatis  in  flore  suberectis;  petala  calyces  vix  supe- 
rantia  (ut  videtur  purpurea?);  germina  glabra. 

Longit.  petiol  0,015;  folior.  0,03—0,04;  latit.  folior.  0,025 
—0,030.  Longit.  panic.  0,06;  peduncul.  0,006;  calyc,  0,006; 
bracteär.  0,004. 

China;  mis.  Duns.    Vidi  in  hb.  Havn. 

In  R.  Lambertiano  Ser.  laciniae  calycinae  lanceolato-acumi- 
natae  describuntur,  quo  signo  a  plauta  nostra  omnino  diversus 
videtur. 

3)  B«  Assamensis  n.  sp. 

Ramus  elongatus  strictus  pilosus  superne  tomentoso-hirtus 
aculeis  brevibus  sparsis  recurvis  armatus.  Folia  breviter  petio- 
lata  oblonga  vel  ovata  acuminata,  inferiora  obsolete  sinuato- 
lobata,  omnia  argute  serrulata  utrinque  5—6  nervia,  supra  pilosa 
vel  in  junioribus  sericea,  subtus  cinereo-tomentosa.  Stipulae 
angustae  deciduae  usque  ad  medium  fere  3 — 5  fidae,  lacinulis 
linearibus  vel  filiformibus.  Paniculae  compositae  multiflorae  rami 
elongati  patentes  inermes,  inferiores  pauci  axillares  paniculati, 
supremi  uni-  vel  pauciflori,  bracteae  parvae  trifidae  deciduae, 
pedunculi  tomentoso-hirti ;  Hores  parvi,  calyces  externe  albo- 
tomentosi,  interne  glabri  albo-marginati,  sepala  mucronata  pe- 
dunculis propriis  breviora ;  petala?  (caduca?  velnuUa?;;  stamina 
stylis  fere  aequilonga;  receptaculum  dense  hirsutum;  germina 
circa  10—12. 

E  Khasia,  alt.  5500  ped.  attul.  J.  D.  Hooker  et  Thomson, 
Vidi  in  Hb.  Berolin.  —  Ejusdem  plantae  ramulum  nondum  flo- 
rentum  vidi  in  Hb.  Hort.  Petropolit.  lectum  a  Simons  in'  colli- 
bus  Dokrai  hills,  Assam. 

R.  hexagyno  et  pyrifolio  proximus,  sed  foliis  subtus  cinereis 
facillime  distinguendus ,  aliis  quoque  notis  diversus.  R.  elon- 
gato  altera  ex  parte  affinis  videtur.  Petala  in  alabastris  non 
inveni. 

4)  B.  Mbiseifolius  n.  sp. 

Gaules  ramuli  petiolique  inermes , .  caulis  gracilis  elongatus 
laevis,  rami  floriferi  ex  axillis  foliorum  anni  praecedentis  graciles 
cum  petiolis  inconspicue  pubescentes ;  stipulae  caulinae  late  linea- 
res obtusae  deciduae,  folia  petiolata  ovata  vel  ovato-lanceolata, 
cordata  longe  acuminata  triloba,  lobis  lateralibus  brevibus  por- 
rectis,  margine  inaequaliter  subinciso-serrata,  supra  pilosa  mox 
glabrescentia,  subtus  pallidiora  et  in  nervis  puberula.  Flores 
conferti  subfasciculati  breviter  pedunculati  inflorescentiam  brevem 
angustam  efformantes,  bracteae  ovato-lanceolatae  acutae  interdum 
denticulatae,  calyces  fulvo-tomentosi  vix  usque  ad  medium  par- 
titi, laciniis  brevibus  triangularibus. 

Folia  omnino  R.  palmati  Thunbg.;  stipulae  bracteaeque  in- 
tegrae  mediocres ;  flores  vero  Rubos  Moluccanos  revocant    Caulis 


198 

m.  0,36  longus   raraulique   ejus    octo  cum   petiolis   in  spucimiue 
examinato  omnino  aculeorum  expertes. 

Nepalia  (leg.  Wallich). 

Vidi  s.  in  hb.  Havniensi. 

5)  B>.  Japonlcus  n.  sp.  (non  Thbg.) 
R.  triflorus  ß  Japonicus  Maxmw. 

R.  caulibus  herbaceis  aculeolatis  glanduliferis,  stcrilibus  rep- 
tantibus,  Horentibus  erectis  apice  paucifloris;  stipulis  ovatis,  fo- 
liolis  plerumque  quinato-pedatis ;  carpellis  numcrosis,  putamine 
glabro.  —  Japonia. 

6)  R.  Cochinchinensis  Tratt.  Rosac.  Monogr.  III.  p.  97. 
R.  fruticosus  Lour.  Cochinch.  ed.  Willd.  I  p.  398. 

Ramulus  Horiferus  elongatus  arachnoideo-toraentellus ;  folia 
longe  petiolata  ternata  vel  quinato-pedata;  stipulae  deciduae, 
petiolus  tomentoso-hirtus  aculeis  recurvis  munitus,  foliola  brevi- 
ter  petiolulata  oblonga  vel  lanceolata  basin  versus  cuneata  acuta 
subaequaliter  serrata,  utrinque  fere  Snervia,  supra  in  nervis 
pubescentia,  subtus  appresse  gilvo-tomentosa.  Panicula  terminalis 
brevis,  ramuli  inferiores  axillares  reraoti,  superiores  bracteati 
conferti ;  bracteae  herbaceae  circuitu  ovatae  palmatifidae,  pedun- 
culi  fulvo-tomentosi  inermes;  flores  parvi,  calyx  campanulatus 
ultra  medium  fissus  dense  fulvo-tomentoso-sericeus ,  petala  laci- 
niis  calycinis  fere  aequilonga,  stamina  multo  breviora,  antherae 
barbatae,  styli  longissirai  calycem  petalaque  longe  superantes. 

Cochinchina.  Vidi  in  Hb.  Berolin.  specimen  antio  1841  a 
Gaudichaud  missum. 

Descriptio  Trattinnickii  secundum  Loureiro  data  hanc  speciem 
indicare  videtur:  „Caulis  fruticosus  longus  procumbens  aculeatus 
ramosus.  Folia  quinato-digitata  sen-ata  subtus  tomentosa  flave- 
scentia,  petiolis  aculeatis.  Flos  albus,  racemis  terminalibus, 
pedunculis  aculeatis.  Bacca  subrotunda,  nigra  edulis  dulcis  com- 
posita  acinis  monospermis  minimis."  In  specimine  nostro  pe- 
dunculi  inermes  sunt;  reliqua  congruunt. 

7)  K.  Thomsonii  n.  sp. 

Rami  obsolete  angulati  puberuli  glabrcscentes  parce  aculeati; 
aculei  ramorum  petiolorura  costaeque  mediae  rari  parvi  uncinati ; 
folia  ternata  petiolata;  stipulae  profunde  fissae  angustae  laciniis 
filiformibus;  foliola  subsessilia  valde  inaequalia,  lateralibus  multo 
miuoribus,  basin  versus  grosse,  apicem  versus  inaequaliter  in- 
ciso-serrata,  utrinque  parce  pilosa,  terminali  rhorabeo  longe  acu- 
minato  6— lOnervio.  Flores  axillares  pauci  subfasciculati  vel 
corymboso-racemosi  vel  solitarii,  inflorescentiae  petiolis  breviores ; 
pedunculi  propra  sat  longi  tomentoso-puberuli,  parce  et  minute 
aculeolati,  Hores  mediocres,  calyx  glabriusculus  laciniis  triangula- 
ribus  tomentoso-marginatis  acuminatis,  petala  parva  decidua,  ger- 
mina  haud  numerosa  dense  tomentosa. 

Crescit  in  Sikkim  (leg.  T.  Thomson).    V.  in  Hb.  Berol. 

8)  R.  Hookeri  n.  sp. 

Rami  teretes  dense  pilosi  glandulosi  sparsim  aculeati,  aculei 
breves  e  basi  dilatata  recurvi ;  folia  ternata  longe  petiolata,  petioli 


199 

hirsuti  glaudulosi  aculeatique,  stipulae  caulinae  magnae  ovatae 
profunde  palmatifidae ,  foliola  petiolulata  membranacea  utrinque 
pilosa  margine  inaequaliter  serrata,  subtus  saepe  brunnea  vel 
fusca  densius  pilosa;  foliolum  intermedium  late  rhombeum  acu- 
minatum  basin  versus  subcuneatum  dentibus  subaequalibus 
serratum  apicem  versus  sublobato-sinuatum  utrinque  fere  5  n^r- 
vium;  foliola  lateralia  manifeste  petiolulata  margine  exteriore 
sublobato-sinuata.  Flores  magni  solitarii  vel  subcorymbosi,  uno 
terminali  aliis  axillaribus,  pedunculi  sat  longi  saepe  bracteis 
magnis  palmatifidis  muniti  hirsuti  glandulosi  sparsim  aculeolati. 
Calyx  campanulatus  maximus  parce  pilosus  setis  duris  crebris 
ecbinatus,  laciniis  inaequalibus  apice  saepe  caudato-acuminatis 
vel  palmatifidis  vel  foliaceis;  petala  ut  videtur  sepalis  breviora 
decidua,  stamina  numerosa  stjiis  breviora,  carpella  numerosissima, 
germina  dense  hirsuta,  styli  elongati,  fructus  immaturus  magnus 
globosus. 

Crescit  in  Sikkim  (leg.  Thomson),  in  Himalaya  occidentali 
(Hb.  East  Ind.  Comp.  2164),  Vidi  in  herbariis  Petropolit.,  Berolin., 
Vindobon. 

Infloreseentia,  flores  magni,  germina  numerosa  calycesque 
maximi  echinati  ß.  macrocarpum  Benth.  revocant,  a  quo  vero 
foliolorum  figura  stipulisque  palmatifidis  recedit.  His  notis  ab 
Omnibus  Americae  „Stipularibus"  diversus  est.  Inter  Indicos 
ß.  nutans  Wall,  unica  species  arctius  affinis  esse  videtur.  Hie 
vero  facillime  distinguitur  statura  humili,  aculeis  setisque  nullis, 
caulibus  petiolis  pedunculis  calycibusque  dense  glanduloso-rufo- 
villosis,  stipulis  integris  vel  apice  crenatis  non  palmatifidis,  foliis 
floribusque  minoribus  aliisque  notis. 

9)  K.  lueens  n.  sp. 

Bami  seniores  lignosi  obtusanguli  minute  aculeati,  reoentiores 
acutanguli  sulcati  glabri  vel  glabrescentes  aculeis  aequalibus  par- 
vis  ad  angulos  dispositis  e  basi  valde  dilatata  recurvis  armati; 
folia  longe  petiolata,  ternata;  petioli  petiolulique  inconspicue 
tomentelli  glabrescentes  aculeis  parvis  uncinatis  muniti;  stipulae 
petiolares  lineares  parvae  deciduae;  foliola  petiolulata  coriacea, 
margine  subaequaliter  serrata  dentibus  distantibus  parvis  mucro- 
natis,  supra  glabra  nitentia  nervis  sulcatis,  subtus  fusca  vel  brun- 
nea et  nervis  prominulis  parce  pilosis  exceptis  glabra;  foliolum 
medium  longius  petiolulatum  ovatum  acuminatum  utrinque  fere 
8 — lOnervium,  lateralia  breviter  sed  manifeste  petiolulata  vix 
minora,  lateribus  inaequalibus,  sed  non  lobata.  Paniculae  elon- 
gatae  compositae  multiflorae  laxae  vel  confertae  rami  inferiores 
axillares  paniculati,  ramuli  pedunculique  inconspicue  tomentelli 
glabrescentes  sparsim  minute  aculeolati  vel  subinermes ;  bracteae 
parvae  lanceolatae;  flores  parvi  breviter  vel  longius  pedicellati, 
calyces  cinereo-tomentosi,  petala  sepalis  fere  aequilonga,  stamina 
non  numerosa,  carpella  fere  6 — 12  hirsuta;  semina  lunata  rugosa. 

Crescit  in  Assam  (leg.  Simons,  Jenkins)  et  in  Bengalia  orien- 
tali  (Hb.  East  Ind.  Comp.  2166).  Vidi  in  herbariis  Petropol., 
BeroL,  Vindobon. 


200 

Jntcr  specie«  Asiaticas  nullam  affinem  iuvoDio;  folia  II.  Icu- 
canthi  similia  sunt,  flores  vero  oranino  divcrsi.  Ex  Americanis 
R.  fagifolius,  coriifolius,  megalococcus  arctius  affines  esse  vi- 
dentur. 

10)  R.  bijagus  n.  sp. 

Ramus  sterilis  obtusangulus  tomentoso-hirsutus  aculeis  sub- 
aequalibus  validis  lanceolatis  hirsutis  rectis  vel  rectiusculis  mu- 
nitus.  Folia  quinato-pinnata,  stipulae  lineares  imo  petiolo  adnatae, 
petiolus  hirsutus  aculeis  falcatis  armatus,  foliolorum  juga  ap- 
proximata,  foliola  inaequaliter  grosse  serrata,  supra  pilis  strigosis 
stellulatisque  tomentella,  subtus  albo-tomentosa,  terminale  longius 
petiolatum  ovatum  saepe  cuneatum  subacutum  utrinque  fere 
Snervium,  foliola  lateralia  subsessilia,  inferiora  multo  majora 
saepe  lobata.  Ramus  floriferus  validus  aculeis  sparsis  rectis 
foliisque  quinato-pinnatis  ternatisque  instructus.  Paniculae  com- 
positae  inferne  foliosae  rami  ascendentes  stricti  tomentosi,  in- 
feriores remoti  axillares  elongati  paniculam  multifloram  gereutes, 
superiores  approximati  breves  bracteati  pauciflori.  Bracteae  tri- 
fidae  tomentosae,  pedunculi  propra  sepalis  fere  aequilongi  to- 
mentosi plerumque  inermes.  Flores  mediocres,  sepala  utrinque 
albo-tomentosa  petalis  ut  videtur  aequilonga,  stamina  suberecta 
stylos  vix  aequantia,  germina  dense  albo-tomentosa. 

Kashmir,  Herb.  Fal coner.  Vidi  specimen  (ex  Herbar.  East 
India  Comp,  acceptum)  in  Herbar.  Berolin. 

Rubo  sancto  habitu  similis  sed  foliis  pinnatis  facillime  distin- 
guendus.  Altera  e^  parte  Rubo  lasiocarpo  quoque  arcte  affinis 
videtur.    Quomodo  fructus  se  habeat  adhuc  ignotum  est. 


Der  Vollständigkeit  halber  seien  hier  noch  drei  chinesische 
Arten  nachträglich  aufgezählt;  zwei  derselben  sind  erst  in  dem 
während  des  Druckes  der  vorstehenden  Abhandlung  erschienenen 
Septemberhefte  des  Journ.  of  bot.  (1874  p.  259,  260)  beschrieben. 
R.  pacificus  Hnce.  ist  eine  wehrlose  Art  der  Gruppe  Malachoba- 
tus  mit  „pedunculis  oppositifoliis  bifloris",  also  vermuthlich 
einem  durch  verlängerte  Scheinachsen  gebildeten  Blüthenstande. 
Anscheinend  ist  dies  somit  eine  höchst  eigenthümliche  Pflanze. 
R.  tephrodes  Hnce.  (Malachobatus,  Elongati)  dürfte  dem  R  elon- 
gatus  Sm.  nahe  stehen.  —  R.  althaeoides  Hnce.,  der  von  Maxi- 
mowicz  zu  R.  corchorifolius  L.  f.  gezogen  war,  ist  nach  Hance 
eine  gut  unterschiedene,  dem  R.  palmatus  näher  verwandte  Art 
der  Corchorifolii. 


Register. 


Anoplobatus  (sect.)  143,  146,  165,  167. 
Batotbamnus  (sect.)  143,  148,  167,  168. 
Chamaebatus  (sect.)  142,  145,  156. 
Chamaemorus  (sect.)  142,  145, 167,  178, 

191. 
Comaropsis  (sect.)  143,  145,  168. 
Coniaropsis  radicans  Cav.  156. 
Coptidopsis  (sect.)  142,  145. 
Cylactis  (sect.)  142,  146,  167,  178,  191. 
Cylactis  montana  Raf.  156. 
Dalibarda  (sect.)  143.  145. 
Dalibarda  Blume  189. 
Dalibarda  calycina  Aut.  187. 

—  latifolia  Blume  189. 

—  pyrifolia  Blume  189. 

—  repens  L.  155. 

—  violaeoides  Mchx.  155. 
Eubatus  (sect.)  148,  167,  171,  179,  195. 
Idaeobatus   (sect.)    143,    147,  167,  171, 

178,  193. 
Malacbobatus  (sect.)  167,  171,  186,  187. 
Rubi  Aesculifolii  167,  192. 

—  Corchorifolii  187,  190. 

—  Corylifolii  180. 

—  Crataegifolii  190. 

—  Elongati  188. 

—  Feroces  189. 
--     Glandulosi  180. 

—  Lineati  192. 

—  Moluccani  172,  187. 

—  Moriferi  142,  149,  179. 

—  Oligococci  187,  189,  204. 

—  Oligogyni    143,    148,    167,    168, 
193,  204. 

—  Stipulares  142,  143,  153,  193. 

—  Suberecti  179. 

—  Tomentosi  179. 


Rubi  Villicaules  179. 

Rubus  acantbophyllos  n.  sp.    154,  161. 

—  acaulis  Mchx.  156. 

—  acerifolius  Wall.  mss.  188. 

—  acuminatissimus  Hassk.  171,  194. 

—  acuminatus  Sm.  190. 

—  adenotrichos  Cham,  et  Schldl.  1 50. 

—  aegopodioides  Ser.  156. 

—  alceaefolius  Poir.  188. 

—  alpestris  Blume  192. 

—  alpinus  Macf.    152, 

—  althaeoides  Hnce.  200. 

—  amoenus  Portenschi.  161,   175. 

—  apetalus  Poir.  171,  174,  176. 

—  arcticus  L.  146,  164,  178,  191. 

—  argutus  Lk.  160. 

—  Armeniacus  (Hortul.)  n.  sp,  180, 
181,  183,  195. 

—  asper  Don  193,  194. 

—  Assamensis  n.  sp.  190,  197. 

—  australis  Forst.  106,  168,  169. 

—  Bergii  Cham.  175. 

—  betulinus  Don  190. 

—  biflorus  Buch.  194. 

—  bijugus  n.  sp.   195,  200. 
V  —  Bogotensis  HBK.  150. 

—  Boliviensis  n.  sp.  151,  158. 

—  Borbonicus  Pers.  171,  176. 

—  borealis  Spach  147. 

—  Brasiliensis  Mart.  151. 

—  Buergeri  Miq.  188. 

—  caesius  L.  180,  181,  184,  195. 

—  calycinus  Wall.  156,  166,  187. 

—  Canadensis  Asa  Gray  olim  156. 

—  Canadensis  L.  153,  160. 

—  Caucasicus  n.  sp.  180,  183. 

—  Celebicus  Blume  171,  194. 


Bubus  Cbaiuaemorus  L.   146,  164,  178. 

—  Chiiicuflia  Ser.  IM. 

—  chryBocarpus  Mundt  176. 

—  cliiygopliyDus  Reinw.  188. 

—  oisBoides  A.  Cimn.  170. 

—  Couli  iicliiuenais  Tratt.  192,  198. 

—  CuiinnerHonii  Poir,  177. 

—  comjiactufl  Benth.  154. 

—  -corclxirifoliTis  L.  f.  106,  190. 

—  uordifoEuH  Duii  188. 

—  Cunianus  Miq.  19i.  i 

—  torinccuH  Poir.  154.  | 

—  uoriifoliuB  Liebia.  149.  1 

—  CoBtaritftnna  Liebm.  150.  ' 

—  tratftcgitolius  Enge.  ISO,  191. 

—  euncifolius  Purah  152,  100. 

—  Dalibnrda  L.  145,  155,  164,  107. 

—  Dolmaticus  Autor.  161,  175. 

—  delicioaua  Torr,  140,  156. 

—  diecolor  Autor.  161,  175. 

—  discolor  E.  Mey.  176, 

—  (liseolor  Wh,  et  N.  161,  175. 

—  distaus  Don  194, 

.  —  dumetorum  Chnm.  et  Scbldl.  100. 

—  dumetonitn  Wh.  et  N.  184. 

—  durus  Sauvnlle  149. 

—  Ecklonii  n.  Bp.  171,  174,  176. 

—  Kglanteria  Tralt.  170. 

—  ellipficus  Sm.  165,  104. 

—  elongfttuB  Sm,   180, 
~  Enslenü  Tratt,  160. 

—  erioearpiis  Liebm.  147. 

—  erytliroclailoaMnrt.  149,  164,  165. 

—  exsucciia  Steud.  174. 

—  fagifoliiis  Cham,  et  Schldl,    149, 
166,  169. 

—  Fnirholmianiis  Oardn.  188. 

—  feroi  Vest  196. 

—  ferox  Wall.  189,  196. 

—  femigineua  Wickatr.  149,  164. 

—  fliugelUiU  "Willd,  163,  ICO. 

—  flaviia  Unniilt.  165,  194, 

—  floribimduB  HBK,  152,  ]60. 

—  floridiig  Trntt.  ICfl. 

—  foliolosuB  T>[iii  194. 

—  fragarioidee  Bertol.  191. 

—  fraxinifoliuB  Poir.  170,  191. 

—  fruticosus  L.  172,  174. 

—  fruticoBua  var.  Dalmatinus  175. 

—  fruticosus  Loureiro  198. 


Eubus  geoidua  Sm.  145,  156, 

—  glabratu»  HBK.  154. 

—  glabriUBCuhia  Ilnask,   188. 

—  glaucus  Henlh.  14M. 

—  glomernluB  B^u""«  1Ö8. 

—  Guwroephul  It;x\.-  IGS,  194. 

—  grnndifulina  Lowu  1C5,  173. 

—  Graynuua  Maxmw.  190. 

—  OunnianuB  Hook.  167,  168,  169. 

—  GuyaneuBis  u.  sp.  151,  100. 

—  Hakoueiisis  Frauth.  et  Koohebr. 
189. 

—  Hasskarlii  Miq.  188. 

—  Hawaienaifl  Asa   Gray    165,  108, 
109. 

—  heiagynus  Eoib.   181). 

—  hibiHcifoliua  n.  ap.   191,  197, 

—  Hillii  P.  Muell.  168,  169,  170. 

—  hirtüa  W.  K,    180,  1S4, 

—  biapidoB  L.  152,  100. 

—  hispidus  Willd.  160. 

—  Höchste tterorum  Seub.  172. 

—  Hoffmeisterianua  Kth.  et  Üouuhe 
194, 

—  Hookeri  n.  sp.  166,  103,  198. 

—  HorBfieldu  Miq.  194. 

—  humifuauB  Cham,  et  Schldl.  160. 

—  bumiatratiis  Steud.  153,  160. 

—  humniifolius    C.    A.    Mey.     178, 
191,  192. 

—  hypargyruB  Edgew.  194. 

—  Jamaicensia  Autor.  157,  160. 

—  Jamaicensis  8w,  151. 

—  jambosoidea  Hance  191. 

—  Japouicus  Tlibg.  102. 

—  Japooicus  11.  sp.  192,  198. 

—  Javauieus  Blume  193. 

—  Idaeua   L.    147,    104,    178,    181, 
194, 

—  imperialis  Cbam.  et  Schldl.  150. 

—  incisus  Sliq.  190. 

—  iuciauB  Thbg.  190. 

—  IndicuB  Leach.  180. 

—  inermis  Willd.  165. 

—  Irasueuäia  Liebm.  150. 


Jiibcit 


B  Sur.  189. 


lanugmoauB  Schldl,  180,  184. 
lasiOcarpuR  Sm.  194,  195,  200. 
Lecbleri  □.  sp.  154,  101. 
leucanthUB  Huce.  193. 


303 


Rubus  leucocarpus  Aru.  194. 

—  leucoderinis  Dougl.  147. 

—  Liebmannii  n.  sp.  151,  158. 

—  lineatus  Reinw.  192. 

—  Liukianus  Ser.  155. 

—  Lobbianus  Hook.  189. 

—  Loxensis  Bentb.  154,  161. 

—  liiceiiß  n.  sp.  169,  193,  199. 

—  Ludwigii    Eckl.    et    Zeyb.     167, 
174,  177. 

—  macilentus  Cauibess.  195. 

—  Macraei  Asa  Gray  168,  169. 

—  macrocarpus  Bentb.  154,166,199. 

—  inacropetalus  Dougl.  148, 165, 195. 

—  macroi)byllus  Pobl  158. 

—  macropodus  Ser.  170. 

—  Maudonii  n.  sp.  155,  162,  166. 

—  megalococcus  u.  sp.  149,  157, 166. 

—  Menziesii  Hook.  160. 

—  micropetalus  Gardn.  188. 

—  miser  Liebm.  150. 

—  Moluccanus    L.     168,    169,    170, 
188. 

—  Moorei  F.  Muell.   166,  168,  169. 

—  mucronatus  Ser.  156. 

—  Mimdtii  Cbam.  et  Scbldl.  176. 

—  ueglectus  Peck  156. 

—  nemorosus  Hayne  184. 

—  Neomexicanus  Asa  Gray  156. 

—  uivalis  Dougl.  148,  156. 

—  niveus  Wall.  194. 

—  nobilis  Reg.  155. 

—  nubigenus  HBK.  154,  162, 

—  Numidicus  n.  sp,  165,  173,  175. 

—  nutans  Wall.  166,  193,  199. 

—  Nutkanus  M09.  146,  156. 

—  obovalis  Mcbx.  160. 

—  obovatus  Fers.,  Tratt.  160. 

—  occidentalis  L.  147,  165. 

—  odoratus  L.  146,  166. 

—  Oldhami  Miq.  165,  195. 

—  oligacantbus  Stev.  184. 

—  opacus  Pocke  175. 

—  opulifolius  Bertol.  194,  195. 

—  Organensis  Gardn.  151,  159. 

—  pacificus  Hnce.  200, 

—  palmatus  Tbbg.   165,  190. 

—  paniculatus  Sm.  189. 

—  Pappel  Eckl.  et  Zeyb.  177. 

—  parviflorus  Nutt.  156. 


Rubus  parvifolius  Autor.  170. 

—  parvifolius  L.  170. 

—  parvifolius  Walt.  lÖO. 

—  pauciflorus  Wall.  194. 

—  pectinellus  Mxmw.  156,  187. 

—  pedatus  Sm.  145,  164,  167. 

—  peltatus  Mxmw.  166,  190. 

—  pentagonus  Wall.  192. 

—  Persicus  Boiss.  181,  183,  195. 

—  Petitianus  A.  Rieb.  172,  173. 

—  pboenicolasius  Mxmw.  195. 

—  pinnatus   WiUd.    171,    174,   176, 
177,  194. 

—  pistillatus  Sm.  156. 

—  platypbyllos  C.  Kocb  180,  184. 

—  pubinervis  Blume  190. 

—  pulcberrimus  Hook.  192. 

—  pumilus  n.  sp.  145,  155,  166. 

—  pungens  Cambess.  165,  195. 

—  purpureus  Bunge  170. 

—  pycnanthus  n.  sp.  189,  196, 

—  pyrifolius  Sm.  189. 

—  Quartinianus  A.  Rieb.   173,  174. 

—  Raddeanus  n.  sp.  179,  181,  182. 

—  reflexus  Ker  188. 

—  rbodacantba  E.  Mey,  177. 

—  ribesifolius  Sieb,  et  Zucc.  190. 

—  ribifolius  Sieber  170. 

—  rigidus  Eckl.  et  Zeyb.  176. 

—  rigidus  Sm.  172,  173,  176. 

—  roridus  Lindl.  172,  187. 

—  rosaeflorus  Hook.  154. 

—  rosaefolius   Sm.    147,    168,    169, 
170,  174.  177,  193. 

—  roseus  Poir.  154. 

—  rotundifolius  Reinw.   189. 

—  Roylei  Klotzscb  194. 

—  rugosus  Sm.  188. 

—  Ruizii  n.  sp.  155,  162. 

—  rusticanus  Merc.  161,  175. 

—  sanctus   Scbreb.    179,    181,    182, 
195. 

—  sanguinolentus  Lk.  171,173,175. 

—  sapidus  Cbam.  et  Scbldl.  153. 

—  saxatilis  L.  146,  156,  164,  192. 

—  scandens  Liebm.  148,  166. 

—  Scbiedeanus  Steud.  152,  160. 

—  schmidelioides  A.  Cunn.  170, 

—  Schottii  Pobl.  151,  157. 

—  Sellowii  Cbam.  et  Scbldl.  150. 


204 


Bubos  serratus  HueuHchel  170. 

—  Sieboldi  Blume  187. 

—  sorbifolius  Mxmw.  191,  193. 

—  spectabilis  Pursh.  148,  165. 

—  stellatus  Sni.  146. 

—  stipulans  Benth.  162. 

—  etrigosiiß  Mchx.  147. 

—  suberectus  Anders.  179,  181. 

—  subinermis  Rupr.  181. 

—  sulcatus  Vest  161. 

—  Sumatranos  Miq.  193. 

—  Sundaicus  Blume  188,  189. 

—  Swinhoei  Hnce.  190. 

—  tagallus  Cham.  171,  194. 

—  tephrodes  Hnce.  200. 

—  Thomsonii  n.  sp.   192,  195,  198. 

—  Thuubergii  Sieb,  et  Zucc.  194. 

—  tliyrsoideus  Wimm.  177. 

—  tiliaceus  Liebm.  159. 

—  tiliaceus  Seem.  170,  189. 

—  tiliaceus  Sm.  189. 

—  tiliaefoHus  n.  sp.  151,  159. 

—  tomentosus  Borkh.  179,  181,  182, 
195. 


I 


Kubus  trichomallos  Cham,  et  ächldl.  157, 

—  tritidus  Thbg.  165,  190. 

—  triflorus  Richards.  146,  156,  164, 
192. 

—  triflorus  ,i  Japonicus  Mxmw.  164, 
192,  198. 

—  trilobus  Müc;.  et  Sess.  146. 

—  triphyllus  Thunb.  168, 169,  170, 
194. 

—  triviaUs   Mchx.    152,    160,    171, 
175. 

—  Uhdeanus  n.  sp.  151,  159. 

—  ulmifolius    Schott   f.    153,    172, 
175,  178. 

—  ursinus    Cham,    et    Schldl.    153, 
160,  164. 

—  urticaefolius  Poir.  149,  157,  165. 

—  velutinus  Uook.  et  Arn.  147. 

—  villosus  Ait.  153,  160,  164. 

—  vitifolius   Cham,   et  Schldl.  148, 
156. 

—  Wallichianus  Wight  et  Arn.  194. 

—  ZahlbrucknerianuB  Endl.  170. 


j2a;«^^XsQ- 


Zu  yerbessern: 

S.  167  Z.  15  V.  unt  statt  Oligogyni  lies :  Oligococci. 
S.  167  Z.  12  V.  unt.  statt  Oligococcen  lies:  Oligogynis. 
S.  172  Z.  5  V.  oben  ist  einzuschalten:  R    debilis  Ball   aus  Marocco  ist, 
als  zu  unvollständig  bekannt,  vorläufig  übergangen. 


lieber  einige  Amphibien  und  Reptilien  der 

Fauna  von  Bremen. 

Von 

Friedrich  Brtiggemann,  stud. phiL, 

Assistent  am  zoologischen  Institut  der  Universität  Jena. 


Triton  helyeticns,  (Razoumowsky). 

Diese  ausgezeichnete,  nichtsdestoweniger  vielfach  verkannte 
Species  war  lange  Zeit  nur  aus  der  westlichen  Schweiz  und  aus 
Frankreich  bekannt.  Später  wurde  sie  in  Belgien,  England  und 
Schottland  aufgefunden  (Bell,  history  of  British  reptiles;  ed.  IL 
1849).  Durch  v.  Heyden  und  Kirschbaum  wurde  sie  aus 
dem  Nassauischen,  durch  Leydig  endlich  aus  der  Umgegend 
von  Tübingen  nachgewiesen.  Der  letztgenannte  treffliche  Forscher 
hat  die  Art  nebst  den  übrigen  einheimischen  Molchen  in  Wieg- 
mann's  Archiv  für  Naturgeschichte  1867  I.  p.  163—282  ausführ- 
lich behandelt,  ihre  Synonymie  klar  dargelegt  und  die  unter- 
scheidenden Charaktere  festgestellt.  —  Strauch  giebt  in  seiner 
Revision  der  Salamandriden- Gattungen  (Mem.  de  Tacad.  de  St. 
Pötersbourg  1871.  No.  4.  p.  50)  noch  Portugal  als  Heimath  an. 

Wir  können  zu  den  bisher  bekannten  Fundorten  noch  einen 
weiteren  hinzufügen:  die  Gegend  von  Bremen.  Im  Frühjahr 
1869  erbeutete  ich  in  Oberneuland  ein  schönes  Männchen  dieser 
Art,  welches  ich  einige  Zeit  in  Gemeinschaft  mit  zahlreichen 
Exemplaren  von  Triton  palustris,  (L.)  ^)  lebendig  hielt.     Da  ich 


*)  Lacerta  palustris,  Linn^.  Fn.  suec.  ed.  n.  p.  102.  no.  281  (1761) 
ist  nach  der  Beschreibung  zweifellos  das  Männchen  von  Triton  taeniatus  (Schneid.). 
Es  fragt  sich  nun,  ob  nicht  Linn^  vorher  im  Syst.  nat.  ed.  X  pag.  201.  no.  8. 
(1758)  ein  anderes  Thier  unter  demselben  Namen  beschrieben  hat.  Die  kurze 
Diagnose  daselbst  giebt  uns  keinen  Anhaltspunkt ;  aber  Linnö  hält  offenbar  eine 
specieUe  Beschreibung  nicht  für  nöthig,  indem  er,  wie  in  manchen  andern  Fällen, 
hier  ein  in  der  Fn.  suec.  ed.  I.  bereits  beschriebenes  Thier  einfach  benennt;  er 
verweist  auf  no.  256  der  Fauna.  Die  dort  gegebene  Beschreibung  stimmt  aber 
mit  der  in  der  Fn.  ed.  II.  mitgetheilten  genau  überein.  —  Wenn  Leydig  u.  A. 
die  Lacerta  palustris  des  Syst.  nat.  für  Triton  cristatus  erklären,  so  haben  sie 
sich  durch  Linn^^s  Synonyme  irre  führen  lassen.  Letztere  gehören  allerdings 
der  Mehrzahl  nach  zu  Tr.  cristatus,  können  aber^  wo  Linn^  selbst  eine  Beschrei- 


206 

auf  die  beträchtliche  Verschiedenheit  beider  Arten  erst  nach- 
träglich aufmerksam  wurde,  so  konnte  ich  die  specielle  Localität 
des  Vorkommens  —  wahrscheinlich  ein  Fischteich  auf  einem  der 
dortigen  Landgüter?  —  nicht  mehr  constatiren.  Das  Exemplar 
ging  mir  leider  durch  einen  unglücklichen  Zufall  verloren.  Alle 
meine  Bemühungen,  ein  zweites  zu  erlangen,  waren  erfolglos. 
Unter  vielen  hundert  Tritonen  aus  der  Oberneulander  Gegend, 
die  mir  seitdem  durch  die  Hände  gingen,  war  nicht  ein  einziger 
Tr.  helveticus.  Ich  möchte  hiermit  dieses  seltene  und  interessante 
Thier,  das  sich  durch  mehrere  anatomische  Eigenthümlichkeiten 
(z.  B.  durch  das  Vorhandensein  einer  Knochenbrücke  vom  es 
frontale  zum  os  tympanicum)  erheblich  von  unseren  übrigen  Tri- 
tonen entfernt,  der  Aufmerksamkeit  nordwestdeutscher  Sammler 
angelegentlichst  empfehlen.  Es  scheint  dasselbe  immer  noch 
wenig  gekannt  zu  sein ;  in  den  meisten  naturgeschichtlichen  Lehr- 
büchern wird  es  gar  nicht  erwähnt.  In  Lenz's  „Gemeinütziger 
Naturgeschichte"  L  Aufl.  Bd.  III.  findet  sich  eine  kurze  und 
leidlich  gute  Beschreibung  unter  dem  Namen  Salamandra  palmata; 
doch  könnte  hier  die  Angabe:  „das  Männchen  hat  drei  kleine 
Kämme  auf  dem  Rücken"  zu  Missverständnissen  Veranlassung 
geben.  A.  Brehm  hat  im  V.  Bande  seines  „Illustrirten  Thier- 
lebens**  unter  der  Bezeichnung  Triton  palmatus  diese  Art  und 
den  Tr.  palustris  in  einer  Weise  durch  einander  gemischt,  dass 
klar  daraus  hervorgeht,  wie  er  sich  nicht  einmal  die  Mühe  ge- 
nommen hat,  den  überall  sehr  gemeinen  Tr.  palustris  zur  Hand 
zu  nehmen,  sondern  nur  die  Beschreibungen  beider  Thiere  mit 
einander  zu  verschmelzen  versuchte,  was  ihm  denn  auch  gründ- 
lich gelungen  ist.  Im  Catalog  des  Berliner  Aquariums  von  dem- 
selben Autor  (1873)  findet  sich  dieselbe  Confusion. 

Es  dürfte  zweckmässig  sein,  hier  zur  Kennzeichnung  des 
Thieres  einige  Notizen  hinzuzufügen,  die  ich  meinem  Exemplar 
entnommen  habe.  —  „Grösse  wie  bei  Triton  palustris;  auch  die 
Körpergestalt  im  Allgemeinen  dieselbe.  Kopf  etwas  gedrungener. 
Rückenkamm    schwach    entwickelt,   ungezähnt^).     Flossensäume 


bung  giebt,  keine  entsebeidende  Geltung  besitzen.  Linne  bat  eine  Menge  un- 
richtiger Citate.  Bei  Lacerta  vulgaris  (die  ich  für  ein  Weibchen  des  Tr.  taenia- 
tus  halte)  führt  er  Lacerta  vulgaris  velox  Petiv.  an,  die  vermuthlich  eine  ächte 
Lacerta  ist  und  ihn  zu  der  Angabe  in  der  Fn.  ed.  II.  „pedibus  unguiculatis" 
veranlasst  haben  mag;  zu  seiner  Lacerta  aquatica  (vielleicht  das  junge  Thier 
von  Tr.  taeniatus)  zieht  er  ein  Petiversches  Synonym,  welches  er  richtiger  bei 
seiner  L.  palustris  hätte  anführen  sollen;  ferner  citirt  er  ebendort  Salamandra 
ceylanica  aus  dem  Werke  von  Seba!  —  Wir  halten  es  um  so  mehr  für  ange- 
messen, die  hinreichend  sichergestellte  Linnö'sche  Benennung  zu  restituiren, 
weil  die  gewöhnlich  gewählte  „taeniatus"  ohnehin  aus  Prioritätsgründen  zu  ver- 
werfen ist.  Uebrigcns  ist  das  Thierchen  mit  einer  Unzahl  von  Namen  bedacht 
worden  (palustris,  vulgaris,  aquaticus,  parisinus,  exiguus,  fuscus,  taeniatus, 
punctatus,  maculatus,  abdominalis,  elegans,  cinereus,  lobatus,  palmatus,  palmipes). 
^)  Nach  Leydig  fehlt  der  Rückenkamm  constant ;  dagegen  sind  drei  erhabene 
Leisten  auf  dem  Rücken  vorhanden ,  von  denen  die  mediane  dem  von  mir  be- 
obachteten Kamm  entsprechen  würde.  —  Doch  stimmt  BeU's  Beschreibung  mit 
der  meinigen  überein:  „dorsal  crest  with  tho  margin  even"  —  „the  crest  is 
Btraight,  and  much  less  elevated  than  in  the  other  species,   and  begins  further 


207 

des  Schwanzes  etwas  niedriger  als  bei  Tr.  palustris,  ohne  Spur 
von  Randzacken.  Schwanz  am  Ende  stumpf,  dann  plötzlich 
in  einen  dünnen,  ca.  4  mm.  langen  Faden  ausgezogen. 
Hinterzehen  am  Grunde  durch  eine  breite  Schwimmhaut 
verbunden,  welche  auch  den  freien  Theil  der  Zehen  bis  gegen 
die  Spitze  breit  umsäumt.  Haut  glatt.  Grundfarbe  hellbraun 
mit  schwärzlichen  Flecken,  ohne  grüne  Beimischung,  wie  sie  der 
olivengrüne  oder  olivenbraune  Tr.  palustris  stets  zeigt;  eher  etwas 
ins  Röthliche  ziehend.  Kopfzeichnung  der  des  Tr.  palustris  ähn- 
lich, doch  sind  die  dunklen  Flecken  auf  der  Oberseite  des  Kopfes 
etwas  anders  vertheilt,  wodurch  die  hellen  Zwischenräume  mehr 
unregelmässige  Binden  bilden.  Bauch  hoch  orangegelb  (orange- 
roth  beim  Männchen  von  Tr.  palustris),  un gefleckt.  Unter- 
land des  Schwanzes  ohne  orangerothe  Flecken." 

Das  Weibchen  ist  nach  Leydig's  Beschreibung  ähnlich  ge- 
färbt; der  Endfaden  des  Schwanzes  ist  hier  kürzer  oder  fehlend; 
die  Zehen  der  Hinterfüsse  haben  keine  Schwimmhaut. 

Im  Betragen  des  Thieres  habe  ich  nichts  Eigenthümliches 
bemerkt;  es  hielt  sich  meistens  am  Boden  des  Behälters  auf. 
Einige  Mtttheilungen  über  die  Art  und  Weise  des  Vorkommens 
finden  sich  in  dem  angeführten  Werke  von  Bell,  wonach  sich  Tr. 
helveticus  vorzugsweise  in  kleinen  Teichen  aufzuhalten  scheint. 

Triton  alpestris,  Laur.  wurde  von  Herrn  Lehrer  Haien- 
beck in  einem  Exemplare  bei  Leuchtenburg  gefunden.  Es  ist 
nicht  zu  bezweifeln,  dass  diese  in  mitteldeutschen  Gebirgsgegen- 
den gemeine  Species  sich  in  der  norddeutschen  Ebene  häufiger 
wiederfindet,  angesichts  der  Thatsache,  dass  noch  Salamandra 
maculosa,  Laur.  hier  einheimisch  ist.  Letztere  findet  sich  in 
Wäldern  auf  der  Oldenburger  Geest  an  mehreren  Orten,  z.  B.  im 
Hasbruch.  Sie  ist  nicht  unter  allen  Umständen  lebendiggebärend; 
wir  konnten  constatiren,  wie  ein  fast  ausgetragener  Embryo,  aber 
noch  mit  Dottersack  und  vollständigen  Eihüllen,  von  einem 
Weibchen  dieser  Art  zur  Welt  gebracht  wurde.  Einen  längeren 
Aufenthalt  im  Wasser  erträgt  S.  maculosa  nicht.  Exemplare,  die 
sich  in  einem  Wassergefäss  mit  etwas  zu  hohen  und  glatten 
Wänden  befanden,  ertranken  innerhalb  einer  Nacht. 

Pelobates  fuscus^  (Laur.). 

Die  durch  ihren  langandauernden  Kaulquappenzustand  inter- 
essante Knoblauchskröte  oder  Teichunke  ist  innerhalb  ihres 
ziemlich  ausgedehnten  Verbreitungsbezirkes  höchst  ungleich  ver- 
theilt. Im  nordwestdeutschen  Tieflande  ist  sie  keineswegs  aller 
Orten  anzutreffen.  Herr  Inspector  W  i  e  pke  n  theilt  mir  mit,  dass  er 
sie  ungeachtet  eifriger  Nachforschungen  in  ganz  Oldenburg  nicht 
habe  auffinden  können,  und  dass  er  nur  einmal  früher  eine  Larve, 


back  on  the  neck"  —  „in  winter  the  dorsal  crcst  is  diminished  by  about  one- 
third,  altbough  it  is  never  very  deep."  Auch  die  Abbildung  bei  Bell  lasst  beim 
Männchen  einen  deutlichen  ungezähnten  Bückenkamm  erkennen. 


208 

angeblich  aus  der  Gegend  von  Jever,  erhalten  habe.  Im  Bremer 
Museum  stehen  mehrere  Exemplare  mit  der  Bezeichnung  „Bre- 
men''. In  unmittelbarer  Nähe  dieser  Stadt  fand  ich  sie  auf  der 
früher  dem  Bahnhofsgebäude  gegenüber  liegenden  Wiese,  doch 
selten.  In  grösserer  Anzahl  habe  ich  sie  in  Tümpeln  bei  Schwach- 
hausen angetroffen;  ferner  in  der  Gegend  zwischen  Osterholz 
und  Mahndorf.  Am  letztgenannten  Orte  beobachtete  ich  gegen 
Ende  April  1873  eine  merkwürdige  Erscheinung.  In  einem  Gra- 
ben zeigte  sich  eine  Gruppe  von  mehreren  in  Begattung  begriffe- 
nen Lurchen.  Da  diese  Thiere  während  des  Laichens  ihre  son- 
stige Vorsicht  bei  Seite  lassen  und  gegen  die  Vorgänge  in  der 
Aussenwelt  fast  unempfindlich  sind,  so  gelang  es  ohne  Mühe,  die 
ganze  Gesellschaft  in  situ  aus  dem  Wasser  zu  holen.  Das  weib- 
liche Individuum,  das  continuirlich  seine  Eierschnur  von  sich 
liess,  erwies  sich  als  eine  grosse  gemeine  Kröte  (Bufo  vulgaris, 
Laur.),  die  gleichzeitig  von  zwei  Männchen  von  Pelobates  fuscus 
begattet  wurde.  Das  eine  hatte  die  Kröte  von  oben,  das  andere 
von  unten  her  umklammert. 

Im  Allgemeinen  ist  Pelobates  fuscus  ein  scheues  Thier,  das 
man  ausser  der  Laichzeit  kaum  zu  Gesicht  bekommt.  In  Hein e- 
ken's  Amphibienverzeichniss  der  Gegend  von  Bremen  ist  es 
noch  nicht  erwähnt.  Es  ist  dort  ferner  Bombinator  igneus 
(Laur.)  als  einheimisch  noch  nachzutragen;  diese  Art  (ebenfalls 
im  Bremer  Museum  von  „Bremen")  ist,  soweit  mir  bis  jetzt  be- 
kannt, nur  Geestbewohner,  ähnlich  wie  auch  Hyla  arborea 
(Laur.) 

Den  einheimischen  Grasfröschen  habe  ich  noch  keine  beson- 
dere Aufmerksamkeit  zugewandt;  diejenigen,  welche  ich  aus  dem 
Bremer  Gebiet  untersuchte,  gehörten  zu  Rana  platyrrhina.  Nach 
Wiep ken's  Beobachtungen  schliessen  sich  beide  Grasfrosch- 
Arten  in  ihrem  Vorkommen  aus;  R.  oxyrrhina  ist  nach  ihm  für 
feuchte  Haidegegenden  und  Moore  charakteristisch.  —  Er- 
wähnenswerth  scheint  mir  folgende  kürzlich  gemachte  Beobach- 
tung: Eine  muntere  fast  ganz  ausgewachsene  Kaulquappe  des 
Grasfrosches  wurde  von  einer  Limnaea  stagnalis  erfasst,  getödtet 
(erdrückt?)  und  angefressen. 

Lacerta  vivipara^  Jacq. 

In  seiner  ausgezeichneten  Monographie  der  deutschen  Saurier 
(1872)  p.  219  bemerkt  Leydig:  „Was  aber  merkwürdig  und  un- 
erwartet kommt  gegenüber  der  Thatsache,  dass  Lacerta  vivipara 
vorzugsweise  die  Berge  liebt;  genannter  Beobachter  (de  ßetta) 
fand  unsere  Eidechse  in  den  tiefen  und  feuchten  Ebenen  bei 
Verona  auf  den  Dämmen  der  Reisgräben."  Wenn  derselbe  Autor 
weiterhin  angiebt:  „sie  geht  durch  ganz  Deutschland,  wo  sie 
vorzugsweise  in  waldigen  Berggegenden  zu  Hause  ist"  —  so 
schliesst  er  dies  wohl  daraus,  dass  man  das  Tliicr  auch  in  Däne- 
mark und  Holland  aufgefunden  hat;  denn  ausser  „Ostpreussen" 
wird   von    ihm   in    den  speciellen  Fundortsangaben   keine    nord- 


209 

deutsche  Gegend  namhaft  gemacht.  Hiernach  zu  urtheilen,  dürfte 
es  wenig  bekannt  sein,  dass  die  „Bergeidechse"  auch  im  nord- 
westdeutschen Flachlande  einheimisch  ist  und  daselbst  häufiger 
vorkommt  als  die  „gemeine  Eidechse"  (Lacerta  agilis,  L.).  In 
der  Bremer  Gegend  bevorzugt  L.  vivipara  die  Moore,  wo  sie  sich 
in  dem  Haidegestrüpp  aufhält;  nicht  selten  ist  sie  an  derarti- 
gen Localitäten  z.  B.  bei  Lilienthal  und  Oyten.  Bedeutend  spär- 
licher trifft  man  sie  auf  der  Vorgeest;  zu  Rockwinkel  und  Ober- 
neuland habe  ich  während  mehrjähriger  Sammelzeit  nur  drei 
Exemplare  erlangt  In  Bremen  und  der  nächsten  Umgebung  ist 
sie  ebenfalls  eine  Seltenheit.  Uebrigens  gehörten  alle  Eidechsen, 
die  ich  von  den  Alluvialterrains  der  Bremer  Gegend  gesehen 
habe,  zu  dieser  Species.  Um  Vegesack  findet  sie  sich  mit  L. 
agilis  gemeinschaftlich;  aus  dem  Oldenburgischen  kenne  ich  sie 
von  den  Mooren  bei  Edewecht  und  bei  Varel.  Ob  L.  vivipara, 
wie  zu  erwarten,  in  der  ganzen  norddeutschen  Ebene  vorkommt, 
bleibt  noch  festzustellen.  Nach  Mittheilung  meines  Freundes 
Herrn  F.  Palmgren  ist  sie  auf  Rügen  häufig  und  dort  ebenfalls 
namentlich  in  Torfmooren  anzutreffen.  —  Unsere  norddeutschen 
Exemplare  sind  durch  intensive  Färbung  ausgezeichnet ;  die  Unter- 
seite der  Männchen  ist  gewöhnlich  feurig  orangeroth.  Die  von 
mir  gesehenen  südlicheren  Thiere  dieser  Art  waren  weniger  leb- 
haft gefärbt;  ein  auf  dem  Gickelhahn  in  Thüringen  in  ca.  800  m. 
Höhe  gefangenes  Weibchen  zeigte  sogar  oben  eine  blass  bräun- 
lichgelbe Grundfarbe  mit  hellbrauner  Zeichnung. 

Goronella  austriaca,  Laur. 

Die  zur  Zeit  der  Abfassung  des  erwähnten  Verzeichnisses 
von  Heineken  noch  nicht  als  einheimisch  bekannte  Glattnatter 
ist  in  der  Bremer  Gegend  keine  besonders  häufige  Erscheinung. 
Doch  dürfte  sie  noch  an  manchen  Orten  zu  entdecken  sein,  da 
sie  eine  ausgedehnte  Verbreitung  besitzt.  Aus  dem  Oyter  Moor 
haben  mir  mehrere  Exemplare  vorgelegen;  desgleichen  aus  der 
Gegend  von  Wildeshausen.  Ferner  ist  mir  ihr  Vorkommen  bei 
Vegesack  (durch  Herrn  Haienbeck)  und  Hoya  (durch  Herrn  Dr. 
Häpke)  bekannt  geworden.  Sie  bewohnt  die  Haiden  der  Geest 
und  die  diesen  anliegenden  Moore.  Im  Oyter  Moor  findet  sie 
sich  gemeinschaftlich  mit  Natrix  vulgaris,  Laur.  ^)  und  Coluber 
berus,  L.  ^)  und  ist  dort  die  am  wenigsten  seltene  dieser  drei 
Schlangenarten.    An  anderen  Orten  des  Bremer  Faunengebietes 


*)  Natrix  (Laurent!  Syn.  rept.  17G8  p.  73)  ist  der  älteste  wissenschaftlich 
begründete  Name  für  das  gewöhnlich  als  Tropidonotus ,  Kühl,  aufgeführte 
Genus. 

2)  Laurenti  hat  zuerst  Linn^'s  Gattung  Coluber  restringirt  und  den  Na- 
men für  C.  berus,  chersea  (  —  berus  fem.),  vipera  angloriim  (=  berus  var.)  und 
einige  aus  Linn^  und  Seba  entlehnte  Exoten  beibehalten.  Coluber,  Laur.  ist 
▼ollkommen  identisch  mit  PeUas,  Merr.;  zu  dieser  Gattung  ist  nach  unserer 
Ansicht  Vipera,  Laur.  als  Subgenus  zu  stellen.  Für  Coluber  auct.  (Type  C. 
flayeBcens)  ist  die  Bezeichnung  Elaphis,  Dum.  &  Bibr.  einzuführen. 

IV.    September  1874.  14 


210 

ist  das  Verhältniss  ein  anderes :  auf  der  Delmenhorster  und  Vege- 
sacker  Geest  wiegt  die  Anzahl  der  Ringelnattern  bedeutend  vor; 
in  der  Umgegend  des  Weyer  Berges  ist  die  Kreuzotter  vorherr- 
schend. Letztere  in  unserer  Gegend  sehr  verbreitete  Schlange 
trifft  man  im  Gebiet  der  Unterweser  wohl  in  grösster  Menge  in 
der  Gegend  von  Bederkesa  und  Ringstedt. 


Die  bis  jetzt  um  Bremen  beobachteten  Amphibien  und  Rep- 
tilien sind  folgende 

Amphibia. 

Sozura. 

Triton  cristatus,  Laur. 
Triton  alpestris,  Laur. 
Triton  palustris,  (L.) 
Triton  helveticus,  (Razoum.) 
Salamandra  maculosa,  Laur. 

Anura. 

Bufo  vulgaris,  Laur. 

Bufo  variabilis,  (Fall)  —  (Nach  Heineken). 

Bufo  calamita,  (L.) 

Bombinator  igneus,  (Laur.) 

Pelobates  fuscus,  (Laur.) 

Rana  platyrrhina,  Steenstr. 

Rana  oxyrrhina,  Steenstr.  —  (Nach  Wiepken) 

Rana  esculenta,  L. 

Hyla  arborea,  (L.) 

Reptilia. 

Sauria. 

Lacerta  agilis,  L. 
Lacerta  vivipara,  Jacq. 
Anguis  fragilis,  L. 

Ophidia. 

Goronella  austriaca,  Laur. 
Natrix  vulgaris,  Laur. 
Coluber  berus,  L. 


^XiöQi;^- 


Miscellen. 


L 

Merkwürdige  Sprossung  in  einer  BIttthe  Yon  Iris 

Pseud- Acorus  L. 

Am  21.  Juni  1873  wurde  mir  von  unbekannter  Seite  ein 
Blüthenzweig  der  gemeinen  gelbblühenden  Schwertlilie  zugeschickt, 
der  an  einer  Blüthe  eine  sehr  merkwürdige  Sprossung  zeigte. 
Es  war  nämlich  innerhalb  derselben  aus  der  Achsel  eines  äussern 
Blumenblattes  ein  Blüthenspross  hervorgewachsen.  —  Bekannt- 
lich ist  es  eine  Eigenthümlichkeit  der  Kelchblätter,  Blumenblät- 
ter, Staubblätter  und  Fruchtblätter*),  dass  sie  keine  Achsel- 
knospen besitzen.  Nur  in  den  sog.  gefüllten  Blüthen  treten 
solche  Achselsprosse  auf  und  sind  dann  gewöhnlich  mit  mancher- 
lei andern  Störungen  der  einfachen  Symmetrie  der  ungefüllten 
Blüthen  verbunden.  Finden  sich  aber  Achselsprosse,  ohne  dass 
die  andern  bei  der  Füllung  gewöhnlichen  Erscheinungen  mit 
ihrem  Auftreten  verbunden  sind,  so  geben  sie  in  der  Regel  der 
Blüthe  ein  sehr  ungewöhnliches  Aeussere.  Dies  war  nun  auch 
bei  der  vorliegenden  Blüthe  der  Fall,  aus  deren  Innerm  sich  eine 
zweite,  noch  im  Knospenzustande  befindliche  Blüthe  erhob. 

Die  Mutterblüthe  selbst  war  fast  ganz 
normal  gebaut  (siehe  das  nebenstehende 
Diagramm).  In  der  Achsel  des  nach 
unten  (vorne)  fallenden  grossen  Perigon- 
blattes  entsprang  auf  dem  Rande  des 
grünen  röhrenförmigen  Stückes,  welches 
aus  den  verwachsenen  Grundtheilen  der 
Perigonblätter  und  Staubgefässe  besteht, 
der  merkwürdige  40  mm  lange  abnorme 
Spross.  In  der  Mutterblüthe  hatte  das- 
jenige Staubgefäss,  welches  vor  diesem 


*)  lieber  die  Auffassung  der  Samenknospen  als  Epiblasteme  der  Frucht- 
blätter nnd  die  Zugehörigkeit  der  Achselknospen  zu  ihren  Stützblättern  ist  die 
wichtige  Arbeit  von  L.  Celakovsky:  „über  die  morphologische  Bedeutung  der 
Samenknospen*^  in  der  Flora  1874  zu  vergleichen. 


212 

grossen  Perigonblatte  nnd  dem  abnormen  Sprosse  (also  zwischen 
ihm  und  der  Narbe)  stand,  ein  seitlich  verbreitertes,  blumen- 
blattartiges Connectiv;  im  Uebrigen  war  die  Blüthe  ganz  nor- 
mal. —  Wenden  wir  uns  nun  dem  abnormen  Sprosse  zu.  Er 
bestand  zunächst  aus  einem  die  weiteren  Theile  des  Sprosses 
umhüllenden  Grundblatte,  wie  es  im  normalen  Zustande  jeder 
Blüthe  vorausgeht.  Dasselbe  war  33  mm  lang,  undeutlich  zwei- 
kielig,  unten  grünlichweiss  und  derb  gebaut,  oben  petaloidisch, 
zart  und  gelbgefärbt,  der  Rand  etwas  unregelmässig  gefaltet;  es 
stand  (wie  zu  erwarten  war)  dem  grossen  Perigonblatte,  welches 
das  Mutterblatt  dieses  abnormen  Sprosses  war,  gegenüber;  in  sei- 
ner Achsel  befand  sich  eine  ganz  kleine,  aber  nicht  ausgebildete 
Knospenanlage.  Nunmehr  folgte  an  dem  abnormen  Sprosse  ein 
solider,  18  mm  langer,  gelblichweisser  Stiel  von  IVamm  Durch- 
messer, dann  ein  deutlicher,  8  mm  langer  und  2V2  mm  im  Durch- 
messer, haltender  Fruchtknoten,  der  drei  Fächer  und  in  zweien 
derselben  kleine  und  noch  nicht  völlig  ausgebildete,  aber  normal 
angelegte  Samenknospen  besass.  Auf  dem  Fruchtknoten  sassen 
(und  zwar  oberhalb  seiner  Kanten)  noch  nach  innen  zusammen- 
gerollte Perigonblätter  von  18,  15  und  13  mm  Länge  von  dem 
Baue  der  äusseren  Perigonblätter  der  normalen  Blüthen  und  auch 
mit  Andeutungen  der  schönen  braunen  Linien,  mit  welchen  diese 
verziert  sind;  mit  ihnen  alternirten  in  regelmässiger  Weise  drei 
innere  Perigonblätter,  die  aber  nur  1mm  lange  zarte  gelbliche 
Blättchen  darstellten.  Auch  die  drei  Staubgefässe  und  die  Narben 
fanden  sich  an  den  normalen  Stellen,  wenn  auch  jene  nur  aus 
ungestielten,  11  mm  langen  Antheren  und  diese  aus  drei  6  mm  lan- 
gen Narbenanlagen  bestanden.  Beim  Aufbrechen  der  Blüthe 
zeigte  sich  unter  den  Narben  ein  wohlausgebildeter,  wenn  auch 
nur  1  mm  langer  Griffel,  der  von  einem  eben  so  langen  Röhren- 
stücke der  vereinigten  Basis  des  Perigons  und  der  Staubgefässe 
umgeben  war,  ganz  wie  dies  —  nur  in  grösserem  Maassstabe  — 
in  der  normalen  Blüthe  der  Fall  ist. 

Alle   andern   Blüthen   des  kräftigen  Stengels  waren  normal 
gebaut.  Fr.  Buchen  au. 


n. 

starke  Drehung  der  Holzfaser  an  einem  alten  Siamnio  von 

Sambucus  nigra. 

Dass  alte  Hollunderstämme  gewöhnlich  schon  von  aussen 
stark  gedreht  erscheinen,  hat  bereits  Alexander  Braun  in  seiner 
bahnbrechenden  Arbeit:  über  den  schiefen  Verlauf  der  Holzfaser 
(Sitzungsberichte  der  Berliner  Akademie,  August  1856  pag.  32 
des  Separatabdruckes)  hervorgehoben  und  dabei  zugleich  darauf 
hingewiesen,  dass  die  Richtung  der  Drehung  an  den  verschiedenen 
Exemplaren  verschieden,  bald  rechts,  bald  links  ist. 


213 

Einen  Fall  ganz  enorm  starker  Drehung  an  einem  Stamme 
dieses  Strauches  beobachtete  ich  im  Juli  1872  auf  der  Löwen- 
burg bei  Kassel.  Der  Strauch  war  bereits  ganz  abgestorben, 
der  Stamm,  obwohl  bereits  alle  kleineren  Aeste  abgebrochen  waren, 
doch  noch  über  zwei  Meter  hoch.  Der  Stamm  ragte  aus  hohem 
Gemäuer  empor  und  konnte  nur  mit  grosser  Mühe  erlangt  wer- 
den; aber  schon  von  unten  aus  war  die  Drehung  in  Folge  der 
starken  Verwitterung  leicht  zu  erkennen.  —  Der  Stamm  hatte 
7 — 8  cm  im  Durchmesser  und  war  um  25°  nach  rechts  gedreht 
(also  von  aussen  gesehen  nach  links  aufsteigend).  Bis  zur  ersten 
Gabelung  mass  der  Stamm  65  cm;  an  dieser  Stelle  ging  ein  kräf- 
tiger Ast  von  4  cm  Durchmesser  ab ,  während  der  Hauptstamm 
noch  reichlich  5  cm  Durchmesser  behielt.  In  150  cm  Höhe  theilte 
sich  der  Stamm  dann  in  zwei  Aeste  von  4  und  3  cm  Durchmesser. 
Während  der  untere  Ast  noch  sehr  stark  gedreht  war,  zeigten 
die  oberen  Aeste  eine  weit  schwächere  Drehung;  an  einem  der 
letzteren  endlich  sass  noch  ein  jüngerer  Zweig  von  wenigen 
Jahren  Alter,  dessen  Holzfasern  nur  sehr  wenig  gedreht  waren. 
Es  nahm  also  an  diesem  Stamm  und  seinen  Zweigen  die  Drehung 
mit  dem  Alter  immer  mehr  zu.  Auch  die  Rinde  war  in  derselben 
Weise  gedreht;  an  dem  verwitterten  Stamme  sass  nur  noch  ein 
5  cm  breites  Rindenband,  welches  spiralig  in  Form  einer  Schärpe 
um  den  Stamm  herumlief  und  welches  eben  die  Drehung  des 
Stammes  auch  in  die  Ferne  sichtbar  machte. 

Fr.  Buchenau. 


m. 

Nordwestdeutsche  Wanderpflanzen. 

Elodea  canadensis  Rieh,  ist  gegenwärtig  im  Fluss- 
gebiete der  unteren  Elbe  ziemlich  allgemein  eingebürgert.  In  der 
Umgegend  von  Stade  ist  sie  jetzt  sehr  häufig,  während  sie  im 
Jahre  1866,  zur  Zeit  der  Abfassung  der  in  diesen  Abhandlungen 
(Bd.  I.  S.  87)  erschienenen  Flora  Stadensis,  dort  noch  nicht  be- 
obachtet worden  war.  Auch  in  der  Gegend  von  Uelzen  sah  ich 
sie  häufig.  Dagegen  ist  sie  meines  Wissens  noch  nicht  im  Fluss- 
gebiete der  Weser  gefunden  worden.  Da  sie  demselben  nun- 
mehr so  nahe  gerückt  ist,  wird  ihr  Vordringen  dahin  nur  eine 
Frage  der  Zeit  sein,  doch  ist  es  von  Interesse,  festzustellen,  auf 
welchem  Wege  und  in  welcher  Weise  die  Ansiedelung  und  Ver- 
breitung erfolgen  wird.  Bis  jetzt  ist  mir  auch  noch  kein  Stand- 
ort in  der  Ostegegend  bekannt. 

Cotula  coronopifolia  L.  ist  in  den  meisten  Dörfern  auf 
dem  rechten  Ufer  der  Unterweser  häufig,  dagegen  scheint  sie  im 
Elbegebietc  und  auch  an  der  Oste  sich  noch  nicht  eingebürgert 
zu  haben.  Ihr  Vorkommen  in  Bremervörde  (diese  Abb,  I.  S.  101) 
scheint  ein  vorübergehendes  gewesen  zu  sein.  In  der  Umgegend 


214 

von  Bcvcrstedt  findet  sie  sich  bereits  sehr  verbreitet;  besonders 
häufig  ist  sie  z.  B.  in  den  Dörfern  Lohe  (bei  Heerstedt),  Ilellingst 
und  Bökel,  aber  sie  kommt  auch  in  Bramstedt,  Wellen  u,  s.  w, 
vor.  Der  südlichste  Standort  in  dieser  Gegend  ist  —  abgesehen 
von  dem  vorgeschobenen  Posten  bei  Borgfeld  —  das  Dorf  Garl- 
stedt.  Dagegen  fehlte  sie  bis  jetzt  in  Steden  (bei  Hellingst) 
und  Meienburg.  —  Cotula  scheint  besonders  durch  Gänse  ver- 
breitet zu  werden. 

Anthoxanthum  Puelii  Lecoq  et  Lamtt.  ist  im  Lüne- 
burgischen äusserst  häufig  und  z.  B.  noch  in  der  Gegend  von 
Soltau  und  Visselhövede  auf  allen  Roggenfeldern  massenhaft  zu 
finden.  Nördlich  von  Soltau  ist  es  bis  an  die  Böhmequellen  und 
den  Saum  der  grossen  Haide  verbreitet;  die  Grenze  des  Vor- 
kommens in  der  Gegend  von  Visselhövede  bleibt  noch  festzu- 
stellen. Indess  scheint  auch  diese  Pflanze  ihr  Gebiet  immer 
mehr  zu  erweitern.  Im  letzten  Sommer  (1874)  wurde  sie  von 
den  Herren  Prof.  Buchenau  und  Messer  auf  einem  einzelnen 
Roggenfelde  bei  Embsen,  nur  ca.  2  Meilen  von  Bremen,  in  Menge 
angetroffen.  Pape  bemerkt  ausdrücklich  (diese  Abh.  L  S.  117), 
dass  er  die  Pflanze  im  Gebiete  seiner  Flora  Stadensis  vermisst 
hat,  während  ich  sie  in  diesem  Jahre  zwischen  Bremervörde  und 
Hcsedorf  beobachten  konnte.  An  andern  Stellen  um  Bremer- 
vörde ist  sie  von  mir,  bei  Kuhstedt  von  Prof.  Buchenau  ver- 
gebens gesucht  worden.  Das  Vorkommen  bei  Embsen  wie  bei- 
Bremervörde ist  daher  bis  jetzt  als  ein^  sporadisches  zu  be- 
trachten. 

Diese  Thatsachen  fordern  dazu  auf,  jeden  neuen  Standort 
für  das  Vorkommen  dieser  Wanderpflanzen  ausserhalb  der  Gren- 
zen ihrer  allgemeinen  Verbreitung  sorgfältig  zu  verzeichnen.  Von 
gleichem  Interesse  ist  es  aber  auch,  ihr  Nichtvorkommen  an  ge- 
eigneten Standorten  innerhalb  oder  in  der  Nähe  ihres  Verbrei- 
tungsbezirkes zu  einer  bestimmten  Zeit  zu  constatiren.  Ich  bin 
gern  bereit,  derartige  Beobachtungen  zu  sammeln  und  bitte  um 
freundliche  Mittheilung  aller  in  dieser  Beziehung  gemachten  Er- 
fahrungen. 

W,  0.  Focke. 


IV. 

Uaideliteratur. 

Unsere  Haiden  sind  bis  jetzt  noch  weit  weniger  bekannt,  als 
sie  sein  sollten.  Es  ist  daher  wohl  nicht  überflüssig,  auf  einen 
frisch  und  anziehend  geschriebenen  Aufsatz  des  Herrn  Forst- 
meister Meier  (jetzt  inCoblenz):  „Die  Heiden  Norddeutschlands" 
(in  Burckhardt's  „Aus  dem  Walde**  Heft  V  S.  1)  aufmerksam  zu 
machen*    Die  offenbar  auf  vieljährigen   eigenen  Elrfahrungen  und 


215 

Anschauungen   beruhende   Darstellung  berührt   viele   wenig  be- 
achtete Seiten  der  Haidenatur  und  des  Haidelebens. 

W.  0.  Focke. 


V. 
Linnö  und  das  Speciesdogma. 

Linne  gilt  gegenwärtig  als  der  Begründer  des  strengen 
Speciesbegriffs ,  der  bekanntlich  im  schärfsten  Gegensatze  zu 
der  neueren  Entwickelungstheorie  steht.  Ein  Blick  in  die  Schrif- 
ten Linnö's  zeigt  indess  zur  Genüge,  dass  er  weit  entfernt  war, 
an  ein  solches  Speciesdogma  zu  glauben,  wie  es  heute  von  vielen 
conservativen  Naturforschern  verfochten  wird.  Er  legte  vielmehr 
noch  in  späteren  Jahren  einen  gewissen  Werth  darauf,  dass  er 
der  Nachwelt  eine  Andeutung  hinterlassen  habe,  wie  man  sich 
die  Entstehung  der  Arten  zu  denken  habe.  —  Als  Anhang  zu 
den  „Genera  plantarum"  giebt  Linn6  eine  üebersicht  der  Ordi- 
nes  naturales  und  spricht  sich  in  der  Einleitung  dazu  ungefähr 
folgendermassen  aus :  Ursprünglich  bildete  der  Schöpfer  die  Ur- 
formen der  (58)  grossen  Pflanzenfamilien,  indem  er  die  Pflanzen- 
substanz mit  verschiedenen  Eigenschaften  ausrüstete  und  ge- 
staltete. Die  so  hervorgebrachten  Classentypen  liess  er  sich 
unter  einander  kreuzen,  wodurch  die  Urformen  der  Gattungen 
entstanden.  Diese  wurden  wiederum  durch  die  Natur  gekreuzt, 
und  daraus  gingen  die  Stammformen  der  heutigen  Arten  hervor. 
Der  Zufall  hat  endlich  die  Arten  gemischt,  wodurch  die  Abarten 
entstanden  sind. 

Eine  wörtliche  üebersetzung  dieser  Stelle  ist  wegen  der  be- 
sonderen naturphilosophisch -technischen  Bedeutung  vieler  Aus- 
drücke unmöglich;  der  wesentliche  Sinn  ist  aber  getreu  wieder- 
gegeben. Darnach  erscheint  Linne  offenbar  als  ein  arger  Ketzer 
gegen  das  Speciesdogma,  denn  er  leitet  den  Ursprung  der  Varie- 
täten, Arten  und  Gattungen  aus  ganz  gleichartigen  Vorgängen 
ab.  Die  Entstehung  der  Arten  schien  ihm  auf  natürlichem  Wege 
möglich  zu  sein,  während  er  glaubte,  für  die  Entstehung  der 
Gattungs-  und  Classentypen  eines  directen  Eingriffs  des  Schöpfers 
zu  bedürfen.  58  Urformen  hielt  er  für  genügend,  um  die  ganze 
Mannichfaltigkeit  der  heutigen  Pflanzenwelt  hervorzubringen.  An 
mehreren  Stellen  betont  Linne  besonders  nachdrücklich,  dass  die 
Gattungen  natürlich  und  nicht  etwa  künstlich  seien. 

Derselbe  Gedanke,  welcher  sich  im  Anhange  zu  den  Genera 
plantarum  findet,  wird  auch  in  der  Einleitung  zum  Systema 
vegetabilium  entwickelt;  es  wird  an  dieser  Stelle  indess  beson- 
ders bemerkt,  dass  die  Mischung  oder  Kreuzung  der  Typen,  aus 
welcher  die  Arten  hervorgegangen  seien,  nicht  als  wirkliche 
Hybridisation  aufgefasst  werden  könne.  Es  geht  daraus  hervor, 
dass  Linn^  über  den  näheren  Vorgang  bei  Entstehung  der  Arten 


216 

keine  bcptimmte  Meinung  fcslhielt,  (lass  er  ober  ftberzcußt  war, 
die  Arten  seien  auf  natflrlichem  Wege  aus  einer  beschrfinkten 
Zahl  von  Urformen  entstanden. 

Die  Linn6'fche  SdiÖpfungsthcorie  war  einerseits  zu  kühn 
und  zu  willkürlich,  andrerseits  aber  auch  nicht  consequcnt  genug, 
um  viel  Anklang  oder  auch  nur  viel  Beachtung  zu  finden;  sie 
wurde  einfach  vergessen.  Es  ist  indess  für  die  Geschichte  der 
Naturwissenschaft  nicht  unwichtig,  daran  zu  erinnern,  dass  schon 
Linn^  das  lebhafte  Sedürfniss  fühlte,  eine  Erklärung  für  die  Ent- 
stehung der  Arten  und  ihre  Beziehungen  zu  einander  zu  suchen, 
sowie  dftss  er  die  Aehnlichkeiten  unter  den  Arten  ganz  be- 
stimmt als  durch  wahre  Blutsverwandtschaft  (fratema  afSnitas) 
bedingt  erkannte.  Bei  Linne  finden  wir  die  Keime,  aus  denen 
sich  —  durch  Differenzirung  und  Specification  —  sowohl  die 
Lamarck'schen  als  die  Cuvier'schen  Anschauungen  entwickelten. 

W.  0.  Focke. 


4 

i 


Weitere  Beiträge  zur  Flora  der  ost- 
friesischen Inseln. 

Von   Franz    Buchenau. 

Die  Erforschung  der  ostfriesischen  Inseln,  welche  unser 
naturwissenschaftlicher  Verein  für  eine  seiner  nächsten  Aufgaben 
erklärt  hat,  ist  in  Beziehung  auf  die  Pflanzenwelt  auch  in  den 
letzten  zwei  Sommern  wesentlich  gefördert  worden.  Nachdem 
Nöldeke's  Arbeit  über  die  Flora  der  ostfriesischen  Inseln  (diese 
Abhandlungen,  1872,  III,  pag.  93  ff.)  einen  festen  Ausgangspunkt 
für  weitere  Studien  geboten  hatte,  hat  zunächst  Hr.  Dr.  W.  0. 
Focke  wichtige,  im  Spätsommer  1872  gesammelte  „Beiträge"  zur 
Kenntniss  dieser  interessanten  kleinen  Florengebiete  veröflfent- 
licht,  welche  sich  auf  Langeoog,  Baltrum  und  Norderney  be- 
ziehen. In  den  beiden  Sommern  1873  und  1874  sind  dann  die 
sämmtlichen  östlichen  ostfriesischen  Inseln,  von  Wangeroog  bis 
hin  nach  Norderney  mehrfach  von  hieraus  besucht,  dne  der- 
selben (Baltrum)  von  einem  auf  ihr  lebenden  strebsamen  jungen 
Manne  durchforscht  worden.  Hierdurch  wurde  ein  sehr  wichtiges 
Material  gewonnen,  dessen  Mittheilung  an  weitere  Kreise  wohl 
wünschenswerth  erscheint.  Indem  ich  dasselbe  auf  den  nach- 
folgenden Blättern  veröffentliche,  werde  ich  bei  den  ein- 
zelnen Inseln  mittheilen,  wie  und  durch  wen  die  betreffenden 
Beobachtungen  gesammelt  wurden.  —  Die  Constatirung  des 
Pflanzenwuchses  auf  den  Inseln  erscheint  gerade  jetzt  sehr  inter- 
essant. In  Folge  der  energischen  Schutzmassregeln,  welche  die 
Regierung  seit  einigen  Jahren  getroffen  hat,  der  grossartigen 
Bauten,  welche  sie  sowohl  zum  Schutze  des  Aussenstrandes,  als 
zur  Verbindung  bisher  getrennter  Inselbrocken  und  zum  Fangen 
neuen  Grünlandes  auf  der  Wattseite  ausführen  lässt,  geht  näm- 
lich die  Flora  dieser  kleinen  Eilande  in  den  nächsten  Jahrzehn- 
ten mancher  Veränderung  und  hoffentlich  auch  Bereicherung  ent- 
gegen. Durch  die  Constatirung  des  jetzigen  Zustandes  wird  da- 
her der  Einfluss  dieser  Bestrebungen  des  Menschen  auf  die  Er- 
haltung und  Befestigung  derselben  nach  wenigen  Jahren  leicht 
festzustellen  sein. 

IV.    December  1874.  * 


218 

Der  am  Schlüsse  gegebene  Versuch  einer  Zusammenstellung 
der  endemischen  Flora  der  Inseln  wird  hoffentlich  seine  Recht- 
fertigung in  sich  sell)St  tni^Tu.  (icfionüber  der  gewiss  sehr  be- 
rechtigten Aufzahlung  aller  auf  den  liiseln  wachsenden  und  nicht 
direct  durch  den  Menschen  angebauten  Ttianzen,  wie  ich  sie 
selbst  weiter  unten  z.  !>.  für  Langeoog  und  Baltrum  gegeben 
habe,  ist  es  in  hohem  Grade  wünschensworth,  dass  einmal  der 
Versuch  gemacht  werde,  die  an  die  Fersen  des  Menschen  gehefteten 
Pflanzen,  namentlich  die  sogenannten  Kuderalpflanzen ,  auszu- 
scheiden und  also  diejenigen  Pflanzen  für  sich  aufzuzählen,  welche 
allein  durch  das  Walten  von  Xaturkräften  auf  die  Inseln  gefQhrt 
worden  sind.  Dieser  Versuch  ist  um  so  interessanter,  als  es  sich 
dabei  um  Stückchen  der  Erdoberfläche  handelt,  auf  deren  Klima 
und  Vegetation  der  Mensch  mit  seiner  Cultur  nur  wenig  EinÜuss 
gehabt  hat.  Wälder  gab  es  auf  den  Inseln  nicht  auszurotten 
und  auch  das  Culturland  konnte  (abgesehen  von  einzelnen  Inseln 
oder  Inseltheilen)  nur  einen  verhältnissmässig  kleinen  Raum  ein- 
nehmen; die  unaufhörliche  Veränderung  des  Bodens  durch  Wind 
und  Wellen  verhindert  eine  wirkliche  Herrschaft  des  Menschen 
über  das  Land.  Scheiden  wir  zunächst  die  Ackerunkräuter  und 
Kuderalpflanzen  aus ,  so  bleiben  nur  die  Pflanzen  der  Wiesen 
über,  deren  Existenz  durch  das  vom  Menschen  gezüchtete  Vieh 
bedingt  ist.  Der  ganze  Rest,  die  Pflanzen  des  Strandes,  der 
Dünen  und  Dünenthäler,  der  sandigen  und  schlieckigen  Weiden, 
der  Tümpel  und  Gräben  sind  sicherlich  nicht  durch  den  Menschen, 
sondern  durch  Kräfte  und  Transportmittel  der  Natur  nach  den 
Inseln  gebracht  w^orden. 

A,  Wangeroog, 

In  Beziehung  auf  die  Insel  Wangeroog  kann  ich  nach- 
folgendes 

„Verzeichniss 

der  auf  der  Insel  Wangeroog  yoni  0.  bis  15.  Juli  1S71  gesammelten 

oder  notirteu  Pflanzen" 

veröffentlichen,  welches  mein  Freund  und  College ,  Hr.  Dr.  L. 
Häpke,  mir  gütigst  übergeben  hat.  Bei  der  raschen  Verarmung, 
welcher  Wangeroog  anheim  zu  fallen  scheint,  dürfte  es  von 
Interesse  sein,  dieses  Verzeichniss  in  extenso  zu  veröffentlichen. 
Angepflanzt: 
Einige  junge  Linden,  Tilia  grandifolia(?)  am  Kurhause, 

kaum  2  m  hoch. 
Ampelopsis  quinquefolia  Mchx.,  wilder  Wein,  an  den 

1873  erbauten  6  Häusern  der  Actiengesellschaft. 
Lycium  barbarum  L.  Nur  an  einer  Bretterwand  bei 
Frerichs'  Hause,  südwestl.  vom  alten  Kirch thurni.  Hier 
sehr  üppig.  Da  das  Haus  im  Sept.  d.  J.  abgebrochen 
wird,  dürfte  der  Rest  der  früher  hier  massenhaft  auf- 
tretenden Pflanze  bald  verschwinden. 


219 

Populus  albaL.,   verkümmertes  Exemplar   in   Popken 

Garten  (?)  neben  dem  Leuchtthurm. 
Solanum  tuberosum  L.,  gedeiht  vorzüglich. 
Daucus  carota  L. 
Brassica   oleracea   L.,   Vicia  Faba  L.,  Phaseolus 

nanus,  Pisum  sativum  L. 


I    ^  ■ 


Wildwachsende  Pflanzen : 
Ranunculus  acer  L. 
Capsella  Bursa  pastoris  Mch. 
Cakile  maritima  Scop. 
Cochlearia  danica  L. 
Viola  tricolor  L. 
Stellaria  media  Vill. 
Geranium  pusillum  L. 
Medicago  lupulina  L. 
Trifolium  pratense  L. 

arvense  L. 
repens  L. 
T.  incarnatum  L.   (Nur  in   1  Exemplar  gefunden,   das 

der  Zufall  hergeführt  hatte.) 
Lotus  corniculatus  L. 
Scleranthus  percnnis  L. 
Sedum  acre  L. 
Eryngium  maritimum  L.   In  der  Nähe  der  ehemaligen 

Saline  in  einigen  kümmerlichen  Exemplaren. 
Galium  Mollugo  L. 
Bellis  perennis  L. 
Cirsium  lanceolatum  Scop. 
Leontodon  hastilis  L. 
Sonchus  arvensis  L. 
Hieracium  umbellatum  L. 
Calluna  vulgaris  Salisb.    (Sehr   klein,    im  Hauptthale; 

von  Koch  und  ßrennecke  nicht  erwähnt.) 
Erythraea  pulchella  Fr. 
Euphrasia  officinalis  L. 
Prunella  vulgaris  L. 

Statice  Pseudo-Limonium  Rchb.    Nicht  häufig. 
Plantago  lanceolata  L. 
P.  maritima  L. 
Salsola  Kali  L. ;  vor  dem  Kurhause  und  nach  dem  Watt 

hin    sehr   häufig.     (Bei  der   Saline,    wo  Koch  und 

Brennecke  sie  angeben,  nicht  mehr  angetroffen.) 
Salicornia  herbacea  L.  Watt  nach  dem  Festlande. 
Rumex  acetosa  L. 

acetosella  L. 
Urtica  dioica  L. 
urens  L. 
Salix  rep  ens  L. 
Triglochin  maritima  L.    Auf  dem  Wege  zur  Rhede. 


Carex  arenaria  L. 
Psamma  arenaria  R.  u.  S. 

baltica  K.  u.  S. 
Holcus  lanatus  L. 
Foa  annua  L. 

Triticum  junceum  L.,  selten. 
Lolium  perenne  L. 


B.    Spiekeroog. 

Durch  das  freundliche  Entgegenkommen  des  Herrn  Steaer- 
rath  Breusing  in  Emden  wurde  mir  während  meines  Aufenthaltes 
auf  Langeoog  im  Juli  1873  ein  Ausflug  nach  Spiekeroog  möglich 
gemacht.  Ich  benutzte  den  kurzen,  dadurcli  möglich  gewordenen 
Aufenthalt  auf  diesev  Insel,  um  mir  einen  Ueberblick  über  die 
dermalige  Flora  zu  verschaffen  und  tlieilc  im  Nachstehenden 
einige  darauf  bezügliche  Bemerkungen  mit. 

Im  Allgemeinen  habe  ich  hervorzuheben,  dass  die  Flora  der 
Dünen  und  Düncnthäler,  seit  ich  sie  (an  einem  der  ersten  Taga 
des  August  1868)  aus  eigener  Anschauung  kennen  lernte,  an 
Dichtigkeit  und  Ucppigkeit  ungemein  zugenommen  hat.  Nament- 
lich ist  der  Wuchs  des  Helms  (Psamma  arenaria  R.  und  S.  und 
Psamma  baltica  R.  und  S.)  weit  dichter  geworden  und  der  Wund- 
klee (Anthyllis)  hat  sich  sehr  vermehrt.  Es  ist  dies  offenbar 
eine  Folge  der  strengen  Massregeln,  welche  die  Kön.  Preuss. 
Regierung  nach  der  Besitzergreifung  von  Hannover  zum  Schutze 
der  Dünen  getroffen  hat.  Das  Vieh,  welches  früher  vielfach  ganz 
frei  in  den  Dünen  umherlief,  darf  sie  jetzt  nicht  betreten  und 
auf  Spiekerooge,  wo  der  Südrand  der  Dünen  nur  relativ  kurz 
ist,  ist  derselbe  sogar  durch  eine  Einzäunung  gegen  die  Vieh- 
weide  abgegrenzt.  —  Auch  die  Zahl  der  Stöcke  von  Eryngium 
maritimum  L.  schien  mir  ungemein  zugenommen  zu  haben,  doch 
wage  ich,  bei  der  Unsicherheit  darüber,  ob  die  Pflanze  vom  Vieh 
gefressen  wird ,  nicht ,  dies  in  Zusammenhang  mit  dem  Auf- 
hören des  Weideganges  zubringen.  -  Dagegen  ist  diesem  Umstände 
wohl  das  Auftreten  (Wiederauftreten?)  einer  der  interessante* 
sten  Pflanzen  unserer  Inseln,  des  Lathyrus  maritimus  Big-, 
zuzuschreiben.  Diese  schöne  Pflanze  war  früher  aufWangeroog 
einheimisch  und  wurde  (vergl,  Nöldeke's  Verzeichniss  in  diesen  Ab- 
handlungen III,  pag.  138)  zuletzt  am  26.  Juli  1844  von  Brennecke 
in  den  Dünen  am  Badestrande  blühend  und  mit  Früchten  ge- 
sammelt. Seit  dieser  Zeit  ist  sie  von  Niemand  wieder  auf 
Wangeroog  gesehen  worden  und  bei  den  grossen  Veränderungen, 
welche  diese  Insel  erfahren  hat,  ist  es  sehr  unwahrscheinlich,  dass 
die  Pflanze  noch  auf  ihr  vorhanden  ist.  Fast  dreissig  Jahre 
später,  am  15.  Juli  1873,  habe  ich  nun  diese  Pflanze,  gleichfalls 
in  Blüthe  und   Fracht,   auf  Spiekeroog  entdeckt.    Der  Fundort 


221 

liegt  gerade  nördlich  vom  Ostende  des  Dorfes  (von  der  Schule), 
Dort  trifft  man  zuerst  auf  ein  grosses,  vollständig  zu  Gemüsebau 
benutztes  Dünenthal,  dann  folgt  in  nördlicher  Richtung  ein  zweites 
grosses,  aber  unbebautes  Dünenthal ;  übersteigt  man  nun  (immer 
nördlich  gehend)  die  höheren,  dasselbe  begrenzenden  Dünen, 
so  trifft  man  auf  niedrigere  Dünen,  deren  eine  ganz  von  den 
niederliegenden  Pflanzen  des  Lathyrus  maritimus  bedeckt  war; 
schon  weithin  leuchteten  die  prächtigen  rothen  Blumen  der  Pflanze 
und  auch  reife  Samen  fanden  sich  bereits  einige  vor.  Ist  die 
Pflanze  erst  kürzlich  hierher  eingewandert  (durch  Vögel  von  den 
nordfriesischen  Inseln  her  verschleppt  worden?)  oder  ist  sie  schon 
lange  hier  einheimisch,  aber  früher  durch  das  Weidevieh  immer 
so  kurz  gehalten,  dass  sie  von  den  Botanikern  übersehen  wurde? 
Ich  wage  diese  Fragen  nicht  zu  entscheiden,  will  aber  die  Hoff- 
nung aussprechen,  dass  die  Pflanze  sich  jetzt  erhalten  und  in 
erfreulicher  Weise  vermehren  mnh 

Als  zw^eite  für  Spiekeroog  neue  Pflanze  fand  ich  Empetrum 
nigrum  L.  auf  der  vielfach  mit  Salix  und  Phragmites  bedeckten 
Wiese,  über  welche  der  Weg  nach  dem  Herren-Badestrande  führt; 
die  Pflanze  stand  in  mehreren  kräftigen  Exemplaren  rechts  von 
diesem  Wege  am  vordem  Rande  der  Wiese.  Früchte  trugen  die 
Büsche,  nicht  und  konnte  ich  auch  nicht  constatiren,  ob  sie  männ- 
lich oder  weiblich  waren.  —  Unter  den  Cerastien  der  Insel  findet 
sich  auchCerastium  tetrandrum  Curt,  doch  bleibt  die  Ver- 
breitung desselben  im  Einzelnen  noch  zu  ermitteln ;  die  Pflanzen 
waren  in  Folge  des  sehr  trockenen  Vorsommers  so  dürr  und 
spröde  geworden,  dass  ihre  Untersuchung  meist  sehr  schwierig  war. 

Noch  will  ich  bemerken,  dass  Erica  Tetralix  L.  sich  im 
Friederikenthale  gehalten  hat.  —  Einige  andere  mehr  phänolo- 
gische  Beobachtungen  über  Spiekeroog  habe  ich  bei  den  be- 
treffenden Pflanzen  von  Langeoog  mitgetheilt. 


C,  Langeoog. 

Das  Material  zu  der  nachstehend  mitgetheilten  Flora  von 
Langeoog  wurde  (soweit  es  nicht  bereits  von  Focke  a.  a.  0. 
publicirt  war)  während  zweier  Besuche  von  Langeoog  gesammelt. 
Der  erste,  ein  reichlich  vierwöchentlicher  Aufenthalt  zu  Bade- 
zwecken fiel  in  den  Juli  und  August  1873,  der  andere,  kurz 
nach  Pfingsten  1874,  beschränkte  sich  auf  zwei  Tage,  den  28. 
und  29.  Mai,  und  hatte  den  Zweck,  die  Frühjahrsflora  der  Insel 
kennen  zu  lernen.  Wenn  jener  mir  gestattete,  die  Sommervege- 
tation von  Langeoog,  wie  ich  annehmen  darf,  ziemlich  erschöpfend 
zu  constatiren,  (wobei  mir  die  Beihülfe  meiner  beiden  Söhne 
Heinrich  und  Alexander  oft  wichtige  Dienste  leistete)  so  war 
dieser  nicht  in  derselben  Weise  begünstigt.  Auf  die  ausser- 
gewöhnlich  hohe  Sturmfluth  vom  März  d.  J.,  welche  die  ganze 
Wiese  und  Weide  unter  Wasser  gesetzt  hatte  und  bis  zwischen 
die    ersten  Häuser  des   Dorfes   vorgedrungen  war,   war  nämlich 


222 

trockenes  Wetter  gefolgt;  kein  dauernder  Regen  hatte  den  Salz- 
schlamm (der  unter  andern  Umständen  befruchtend  gewirkt  haben 
würde)  von  den  Gewächsen  abgewaschen;  der  ganze  April  und 
Mai  waren  an  der  Küste  und  auf  den  Inseln  trocken  gewesen. 
Kalte  Nächte  verbunden  mit  grosser  Sonnenwärme  am  Tage  hatten 
die  Vegetation  ganz  ausserordentlich  zurückgehalten  oder  sie  nur 
sehr  kümmerlich  zur  Entwickelung  kommen  lassen.  In  den 
Gärten  wollte  das  Gemüse  nicht  wachsen;  die  dürre  Weide  ver- 
mochte nicht  das  wenige  Vieh  zu  ernähren,  welches  am  Abend 
brüllend  vor  Hunger  zu  Hause  kam.  Der  schneidende  Ostwind, 
welcher  selbst  noch  in  der  Pfingstwoche  (während  unserer  An- 
wesenheit) herrschte  und  den  Aufenthalt  im.  Freien  meist  sehr 
unbehaglich  machte,  hatte  starkes  Sandtreiben  verursacht  und 
viele  Pflanzen  in  den  Dünenthälern  verweht,  andere,  mit  drüsiger 
Behaarung  versehene  (z.B.:  Cerastien),  aber  derart  mit  Sand  in- 
crustirt,  dass  sie  kaum  zu  erkennen  waren.  Hierdurch  wurde 
natürlich  das  Ergebniss  meiner  Excursion  sehr  beeinflusst;  immer- 
hin dürfte  es  mir  aber  doch  gelungen  sein,  die  grössten  Lücken 
in  unserer  Kenntniss  der  Frühlingsflora  der  Inseln  auszufüllen.  — 

Der  anschaulichen  Beschreibung,  welche  Focke  nach  einem 
nur  wenigtägigen  Besuche  von  dieser  bisher  so  wenig  bekannten 
Insel  geliefert  hat  (diese  Abhandlungen  1872,  III,  pag.  306)  habe 
ich  nur  wenig  hinzuzufügen.  —  Für  das  Westende  ist  der  sandige 
dürre  Character  der  Wiese  und  Weide  besonders  hervorzuheben. 
Er  trat  in  den  beiden  Jahren  meiner  Anwesenheit  sehr  hervor, 
im  Jahre  1874  aus  den  vorher  angegebenen  Gründen,  1873  aber 
namentlich  desshalb,  weil  in  dem  Winter  vorher  die  sonst  häu- 
figen üeberschwemmungen,  welche  der  Wiese  in  dem  Schlieck- 
absatz  den  einzigen  Dünger  liefern,  den  sie  erhält,  ausgeblieben 
waren,  und  der  Vorsommer  sich  gleichfalls  durch  ungewöhnliche 
Trockenheit  ausgezeichnet  hatte.  In  einem  solchen  Jahre  sieht 
man  recht,  dass  die  Entwässerung  auf  Westende  Langeoog  schon 
zu  weit  fortgeschritten  ist.  Wo  es  angeht,  sind  die  Dünenthäler 
und  namentlich  auch  die  früher  am  Innenrande  der  Dünen  liegen- 
den Niederungen  durch  Gräben  entwässert  worden,  und  die  Vege- 
tation der  Insel  leidet  daher  ebenso  wie  der  Gemüsebau  in 
trockenen  Jahren  sehr  stark.  Die  Zahl  der  Wasserpflanzen  ist 
aus  demselben  Grunde  auf  Langeoog  eine  sehr  geringe.  Ich  möchte 
deshalb  dringend  warnen,  dass  nicht  auf  diesem  Wege  weiter 
vorgeschritten  wird;  es  ist  vielmehr  zu  wünschen,  dass  die  kleinen 
noch  vorhandenen  Wasserbecken  erhalten  und  durch  zweckmässige 
Reinigung  vor  völligem  Zulanden  bewahrt  bleiben. 

Die  Weide  und  Wiese  von  Langeoog  haben  übrigens,  nach 
den  Mittheilungen  des  Gastwirths  Job.  Ad.  Leiss,  seit  etwa  25 
Jahren  ganz  bedeutend  an  Grösse  zugenommen.  Sobald  die  be- 
absichtigte Coupirung  des  „grossen  Sloop"  (zwischen  Westende 
und  der  Melkhören)  ebenso  gelungen  sein  wird,  wie  es  die  des 
„kleinen  Sloop"  (zwischen  der  Melkhören  und  Ostende)  bereits 
ist,  darf  man  auf  einen  noch  grösseren  Auwachs  der  Insel  rechnen. 
Freilich  wird  dieser  nur  auf  dem  Osteude  einen  recht  fruchtbaren 


223 

Character  haben.  Dem  Westende  liefert  der  sehr  hoch  gelegene 
und  wenig  abwässernde  Benser  Siel  viel  weniger  Schlieckbestand- 
theile,  als  dem  Ostende  der  Neuharlinger  Siel  und  überdies  ent- 
führt der  Fluthstrom  ihm  (wenigstens  bei  der  jetzigen  Configura- 
tion)  häufig  den  schon  abgelagerten  Schlieck  und  führt  ihn  dem 
Ostende  zu. 


Flora  TOii  liaiigeoog 

auf  Grund  aller  bisherigen  Beobachtungen  zusammengestellt 

Mai  1874. 

Vorbemerkung^:    Die  fett  gcdnickten  Arten   sind  von  mir  zuerst  beob- 
achtet worden.  —  W  bedeutet  Westende,  M  Melkhören,  O  Ostende,  F  Flinthören. 

Thalictrum  minus  L.  var  dunense  DuM.  —  W.  Am  be- 
wachsenen Innenrande  der  Dünen  westlich  vom  Dorfe,  namentlich 
unfern  des  westlichen  Kapes  häufig.  —  Eigenthümlich  ist,  dass 
die  Lokalität  auf  Borkum,  wo  die  Pflanze  häufig  ist,  ganz  die- 
selbe Lage  hat,  wie  auf  Langeoog,  nämlich  auch  am  Westende 
derlnsel  und  daselbst  westlich  vom  Dorfe  an  der  innern  Seite 
d  erDünen  (in  der  Nähe  "der  Wohnung  des  Vogtes), 

Myosurus  minimus  L.    W,  auf  Gemüsefeldern  sehr  spärlich. 

Batrachium  confusum  Garcke.  W,  am  ^Meere"  und 
den  Tümpeln  im  nördlichen  Dünenthale;  0,  an  mehreren  Vieh- 
tränken. 

Banunculus  acer  L.  W,  auf  Wiesenflecken  beim  Dorfe,  im 
Blumenthaie  an  einzelnen  Stellen  häufig. 

Sanunculus  ropens  L.  W,  am  Ostende  des  Blumenthaies, 
auf  der  Wiese,  auf  Wiesenflecken  im  Dorfe  und  westlich  von 
demselben;  M.,  im  grossen  Dünenthale,  0,  auf  der  Wiese  und 
in  Dünenthälern. 

Ranunculus  Flammula  L.  W,  M,  0,  feuchte  Stellen, 
nicht  selten. 

Sisymbrium  officinale  Scop.    W,   im  Dorfe. 

Sisymbrium  Sophi  a  L.    W,    im  Dorfe. 

Sraba  yerna  L.  W,  M,  0,  auf  trockenen  Grasplätzen  und 
Vordünen,  auf  den  Ameisenhaufen,  sowie  den  Umwallungen  der 
Gemüsefelder  häufig. 

Cochlearia  danica  L.  W,  0,  Umwallungen  der  Gemüse- 
felder, Vordünen  und  trocknere,  sandige  Stellen  der  Weiden  sehr 
vielfach;  spärlicher  auf  den  Ameisenhaufen  der  Wiese  und  Weide 
des  W.  Auffallend  ist,  dass  die  Pflanze  im  Juli  1873  auf  allen 
diesen  Standorten  bereits  so  vollständig  abgestorben  war,  dass 
es  uns  nur  in  der  ersten  Zeit  unseres  damaligen  Aufenthaltes 
gelang,  reife  und  noch  vollständige  Früchte  an  den  Erdwällen 
aufzufinden.  Auf  Spiekeroog  dagegen  waren  noch  am  15.  Juli 
zahlreiche  frische  Pflanzen  mit  grünen  Laubblättern,  geöffneten 
Blüthen  und  reifen  Früchten  vorhanden,  wie  ich  denn  auch  auf 
Borkum  solche  im  Jahre  1871  noch  im  August  land. 

Lepidium  ruderale  L.    0,  beim  Gehöft  (F.  68),  von  uns 


rÄ- 


trockenes  Wetter  gefolgt;  keiu  daucrniU'i-  Hegen  hatte  den  Salz- 
schlamm  (der  unter  andern  Umständen  befnii'htend  gewirkt  haben 
würde)  von  den  Gewächsen  abgewaschen;  der  ganze  April  und 
Mai  waren  an  der  Küste  und  auf  den  luRdn  irticken  gewesen. 
Kalte  Niichte  verbunden  mit  gro.sser  Sonnenwärme  am  Tage  hatten 
die  Vegetation  ganz  ausserordentlicli  ziirilckgeh alten  oder  sie  nur 
sehr  kümmerlich  zur  Fintwickeluiig  kommen  lassen.  In  den 
Gärten  wollte  das  Gemüse  nicht  wachsen;  die  dürr«  Weide  ver- 
mochte nicht  das  wenige  Vieh  zu  ernähren,  welches  am  Abend 
brüllend  vor  Hunger  zu  Hause  kam.  Uer  Rclmeidende  Ostwind, 
welcher  selbst  noch  in  der  Pfingstwoclie  (während  unserer  An- 
wesenheit) herrschte  und  den  Aufenthalt  im  Freien  meist  sehr 
unbehaglich  machte,  hatte  starkes  Sandtreiben  verursacht  und 
viele  PHanzen  in  den  DUnenthälern  verweht,  andere,  mit  drüsiger 
Behaarung  versehene  (z.B.:  Cerastien),  aber  derart  mit  Sand  in- 
crustirt,  dass  sie  kaum  zu  erkennen  waren.  Hierdurch  wurde 
natürlich  das  Ergebniss  meiner  Exeu rsion  sehr  heeinflusst;  immer- 
bin dürfte  es  mir  aber  doch  gelungen  sein,  die  grussten  Lücken 
in  unserer  Kenutniss  der  Frühlingstlora  der  Inseln  auszufüllen.  — 

Der  anschaulichen  Beschreibung,  welche  Focke  nach  einem 
nur  wenigtägigcn  Besuche  von  dieser  bisher  so  wenig  bekannten 
Insel  geliefert  hat  (diese  Abhandlungen  1872,  III,  pag,  306)  habe 
ich  nur  wenig  hinzuzufügen.  —  Für  das  Westende  ist  der  sandige 
dürre  Character  der  Wiese  und  Weide  besonders  hervorzuheben. 
Er  trat  in  den  beiden  Jahren  meiner  Anwesenheit  sehr  hervor, 
im  Jahre  1874  aus  den  vorher  angegebenen  Gründen,  1873  aber 
namentlich  desshalb,  weil  iu  dem  Winter  vorher  die  sonst  häu- 
figen Ueberschwemmungen,  welche  der  Wiese  in  dem  Schlieck- 
absatz  den  einzigen  Dünger  liefern,  den  sie  erhält,  ausgeblieben 
waren,  und  der  Vorsommer  sich  gleichfalls  durch  ungewöhnliche 
Trockenheit  ausgezeichnet  hatte.  In  einem  solchen  Jahre  sieht 
man  recht,  dass  die  Entwässerung  auf  Westende  Langeoog  schon 
zu  weit  fortgeseh ritten  ist.  Wo  es  angeht,  sind  die  Dünenthäler 
und  namentlich  auch  die  früher  am  Innenrande  der  Dünen  liegen- 
den Niederungen  durch  Gräben  entwässert  worden,  und  die  Vege- 
tation der  Insel  leidet  daher  ebenso  wie  der  Gemüsebau  in 
trockenen  Jahren  sehr  stark.  Die  Zahl  der  Wasserpflanzen  ist 
aus  demselben  Grunde  auf  Langeoog  eine  sehr  geringe.  Ich  möchte 
deshalb  dringend  warnen,  dass  nicht  auf  diesem  Wege  weiter 
vorgeschritten  wird;  es  ist  vielmehr  zu  wünschen,  dass  die  kleinen 
noch  vorhandenen  Wasserbecken  erhalten  und  durch  zweckmässige 
Reinigung  vor  völiigem  Zulandcn  bewahrt  bleiben. 

Die  Weide  und  Wiese  von  Langeoog  haben  übrigens,  nach 
den  Mittheiiungen  des  Gastwirths  Joh.  Ad.  Leiss,  seit  etwa  25 
Jahren  ganz  bedeutend  an  Grösse  zugenommen.  Sobald  die  be- 
absichtigte Coupirung  des  „grossen  Sloop"  (zwischen  Westende 
und  der  Melkhören)  ebenso  gelungen  sein  wird,  wie  es  die  des 
„kleinen  Sloop"  (zwischen  der  Melkhören  und  Ostende)  bereits 
ist,  darf  man  auf  einen  noch  grösseren  Anwachs  der  Insel  rechnen. 
Freilich  wird  dieser  nur  auf  dem  Ostende  einen  recht  fruchtbaren 


223 

Character  haben.  Dem  Westende  liefert  der  sehr  hoch  gelegene 
und  wenig  abwässernde  Benser  Siel  viel  weniger  Schlieckbestand- 
theile,  als  dem  Ostende  der  Neuharlinger  Siel  und  überdies  ent- 
führt der  Fluthstrom  ihm  (wenigstens  bei  der  jetzigen  Configura- 
tion)  häufig  den  schon  abgelagerten  Schlieck  und  führt  ihn  dem 
Ostende  zu. 


Flora  Toii  liaiigeoog 

auf  Grund  aller  bisherigen  Beobachtungen  zusammengestellt 

Mai  1874. 

Vorbemerkung:    Die  fett  gediuckten  Arten   sind  von  mir  zuerst  beob- 
achtet worden.  —  W  bedeutet  Westende,  M  Melkhören,  O  Ostende,  F  Flinthören. 

Thalictrum  minus  L.  var  dunense  Du  M.  —  W.  Am  be- 
wachsenen Innenrande  der  Dünen  westlich  vom  Dorfe,  namentlich 
unfern  des  westlichen  Kapes  häufig.  —  Eigenthümlich  ist,  dass 
die  Lokalität  auf  Borkum,  wo  die  Pflanze  häufig  ist,  ganz  die- 
selbe Lage  hat,  wie  auf  Langeoog,  nämlich  auch  am  Westende 
derlnsel  und  daselbst  westlich  vom  Dorfe  an  der  Innern  Seite 
d  erDünen  (in  der  Nähe  der  Wohnung  des  Vogtes), 

Myosurus  minimus  L.    W,  auf  Gemüsefeldern  sehr  spärlich. 

Batrachium  confusum  Garcke.  W,  am  ^Meere**  und 
den  Tümpeln  im  nördlichen  Dünenthale;  0,  an  mehreren  Vieh- 
tränken. 

Banunculus  acer  L.  W,  auf  Wiesenflecken  beim  Dorfe,  im 
Blumenthaie  an  einzelnen  Stellen  häufig. 

Sanunculus  ropens  L.  W,  am  Ostende  des  Blumenthaies, 
auf  der  Wiese,  auf  Wiesenflecken  im  Dorfe  und  westlich  von 
demselben;  M.,  im  grossen  Dünenthale,  0,  auf  der  Wiese  und 
in  Dünenthälern. 

Ranunculus  Flammula  L.  W,  M,  0,  feuchte  Stellen, 
nicht  selten. 

Sisymbrium  officinale  Scop.    W,   im  Dorfe. 

Sisymbrium  Sophia  L,    W,    im  Dorfe. 

Sraba  yerna  L.  W,  M,  0,  auf  trockenen  Grasplätzen  und 
Vordünen,  auf  den  Ameisenhaufen,  sowie  den  Umwallungen  der 
Gemüsefelder  häufig. 

Cochlearia  danica  L.  W,  0,  Umwallungen  der  Gemüse- 
felder, Vordünen  und  trocknere,  sandige  Stellen  der  Weiden  sehr 
vielfach ;  spärlicher  auf  den  Ameisenhaufen  der  Wiese  und  Weide 
des  W.  Auffallend  ist,  dass  die  Pflanze  im  Juli  1873  auf  allen 
diesen  Standorten  bereits  so  vollständig  abgestorben  war,  dass 
es  uns  nur  in  der  ersten  Zeit  unseres  damaligen  Aufenthaltes 
gelang,  reife  und  noch  vollständige  Früchte  an  den  Erdwällen 
aufzufinden.  Auf  Spiekeroog  dagegen  waren  noch  am  15.  Juli 
zahlreiche  frische  Pflanzen  mit  grünen  Laubblättern,  geöffneten 
Blüthen  und  reifen  Früchten  vorhanden,  wie  ich  denn  auch  auf 
Borkum  solche  im  Jahre  1871  noch  im  August  land. 

Lepidium  ruderale  L.    0,  beim  Gehöft  (F.  68),  von  uns 


224 


B 


in  beiden  Jahren  trotz  aufmerksamen  Siichens  nicht  gefunden ; 
fehlt  auf  dem  Weslende. 

Capsella  bursa  pastoris  Meli.  W,  0,  häufig  in  der 
Nähe  menschlicber  WohnuHKcii;  vielfach  mit  dem  bekannten 
weissen  Pilze:   Cyslopus  (l'rodo)  canrlidus  t^'-'r»-)  ^*^v-   behaftet. 

Cakile  maritima  Scop.  F,  W,  M,l).  Üic  Form  ii  sinuati- 
folia  Nöldeke  besonders  stliöii  auf  dem  Ostündo  beobachtet. 

Raphanus  Kaphanistrum  L.     W,  vereinzelt   im  Dorfe. 

Viola  canina  L.  var.  lancifolia  Thore.  W,  M,  0,  in  Dünen 
und  auf  Sandland  sehr  häulig.  Im  .Mui  1874  fan(lj;ich  auf  W. 
mehrfach  eine  Form  mit  weissen  Blumini.  —  Ich  sab  auf  Lan- 
geoog  nur  Pflanzen  mit  relativ  kurzem  Stengel,  während  auf 
Spiekeroog  Exemplare  mit  verliingiTtt'm  (bis  Üdm.  und  daiüber) 
Stengel  nicht  selten  waren.  —  Auf  den  Ulytteni  des  Hunds- 
veilchens fand  ich  im  Mai  1874  auf  Langeoog  einzeln  die  zur 
Puccinia  Violarum  Lk.  gehörige  Aecidiiim-Form:  Aecidium  Violae 
Scbum. 

Viola  tricolor  L.  var.  sabulopa  DC.  W,  M,  0,  wie  die 
vorige. 

Drosera  rotundifolia  I..  W,  an  der  Grenze  der  feuchtea 
Wiesen  gegen  die  Dünen  zu,  sparsam. 

Polygala  vulgaris  I,.  var.  dunensis  Du  M.  W,  nicht 
selten  auf  dem  höheren  Tlieilo  der  Weide,  im?  Dorfe  und  den 
nördlichen  Dünenthalern,  0,  auf  (irasiiliitzcn  und  dem  höher  ge- 
legener. Theilc  der  Wiese.  —  Auffallenfi  häufig  waren  im  Juli  1874 
diesjährige,  bereits  im  ersten  Jahic  blühende  Exemplare;  über- 
winterte, seit  mehreren  Jahren  blühreife  Pflanzen  fand  ich  viel 
spärlicher,  obwohl  immer  noch  häufig  genug;  im  Mai  1874  blühten 
diese  einjährigen  Pflanzen  noch  nicht. 

Sagina  procumbens  L.     W,  M,  0,  häufig. 

Sagina  stricta  Fr.  W,  M,  0,  Dünenthaler,  trockenere 
Wattwiesen  und  Weiden. 

Sagina  nodosa  E.  M.  W,  M,  0,  sehr  häufig  aufwiesen, 
Weiden  und  in  den  Dünenthalern. 

Spevgula  arvensis  L.  W,  0,  massenhaft  und  ungewöhn- 
lich üppig  als  Unkraut  in  Gemüsegiirten  und  auf  Feldern. 

Lepigonum  medium  Wlilbg.  W,  M,  0,  häufig  auf  Wie- 
sen und  Weiden  der  Wattseite. 

Lepigonum  marginatum  Koch.  W,  M,  0,  mit  der 
vorigen,  vielfach  noch  häufiger.  —  Ueber  meine  Beobachtungen 
an  den  beiden  letztgenannten  Pflanzen  habe  ich  mich  schon  in 
meinem  Aufsätze  über  Arngast  und  die  Oberahnschen  Felder 
(diese  Abhandlungen  IIJ,  pag.  541)  ausgesprochen. 

Halianthus  peploides  Fr.  F,  W,  M,  0,  überall  nur 
an  einzelnen  Stellen,  bald  auf  dem  Strande,  bald  in  den  Dünen, 
dann  aber  gesellig  bei  einander. 

Arenaria  serpyl  lifolia  L.     W,  M,  0,  häufig. 

Stellaria  media  Vill.  W,  0,  in  Gemüsefeldern  und  in 
der  Nähe  menschlicher  Wohnungen  häufig. 

Stellaria  graminea  L.     W,  Wiesenflecke  im  Dorfe  und 


225 

Abwässerungsgräben  westlich  vom  Dorfe  am  Inneurande  der 
Dünen,  0,  auf  Grasplätzen  zwischen  Weidengebüsch,  nahe  beim 
Hofe. 

Geras ti um  hemidecandrum  L.  W,  M,  0,  häufig» 
C.  tetrandrum.  Curt.  W,  M,  0.  Auf  allen  drei  Haupttheilen 
der  Insel,  ebenso  wie  auf  Baltrum  und  Spiekeroog,  fand  ich  be- 
reits im  Sommer  1873  Cerastien,  welche  ich  nach  der  Verzwei- 
gung, den  krautartigen  Deckblättern  und  der  häufigen  Tetramerie 
ihrer  Blüthenwirtel  zu  Cer.  tetrandrum  Curt.  ziehen  musste.  In- 
dessen waren  alle  Pflanzen  gänzlich  verdorrt,  spröde  und  daher 
sehr  schwer  zu  untersuchen.  —  Meine  Holinung,  im  Mai  1874 
diese  Pflanzen  völlig  genügend  untersuchen  zu  können,  wurde 
leider  durch  die  Ungunst  der  Witterung  und  den  Umstand,  dass 
die  drüsigen  Pflanzen  an  den  meisten  Stellen  in  Folge  der  Sand- 
wehen bis  zur  Unkenntlichkeit  incrustirt  waren,  vereitelt.  Indessen 
konnte  ich  soviel  feststellen,  dass  C.  tetrandrum  Curt.  ausser- 
ordentlich viel  seltener  ist,  als  das  über  alle  Dünen  verbreitete 
C.  hemidecandrum  L.  Ich  fand  ersteres  besonders  schön  auf 
Erdwällen  beim  Dorfe  und  an  dem  Pfade,  der  beim  östlichen 
Kap  vorbei  durch  die  Dünen  führt;  ausserdem  auf  dem  Ostende 
in  einem  Dünenthale  nordwestlich  vom  Gehöft;  die  Dünen  der 
Melkhören  konnte  ich  diesmal  nicht  genau  genug  durchsuchen.  — 
Ausser  den  von  Focke  hervorgehobenen  Kennzeichen  (Abh.  III, 
pag.  549)  trat  mir  namentlich  noch  die  braunrothe  Farbe  des 
sclilanhen  Stengels  entgegen,  während  der  Stengel  von  C.  hemi- 
decandrum L.  fast  immer  blass,  grau  und  grün  gefärbt,  oder  doch 
nur  blassroth  überlaufen  ist.  —  Nicht  unerwähnt  will  ich  lassen, 
dass  ich  auf  Langeoog  in  der  Nähe  des  östlichen  Kap  auch 
Cerastien  gefunden  habe,  welche  mir  die  Mitte  zwischen  C.  tetran- 
drum Curt  und  C.  hemidecandrum  L.  zu  halten  schienen;  ob  dies 
aber  wirkliche  Uebergangsformen  oder  Bastarde  sind,  wage  ich 
nicht  zu  entscheiden.  —  Holkema  constatirt  in  seinem  Werke: 
De  plantengroei  der  Nederlandsche  Nordzee-Eilanden,  1870,  pag.  42 
das  Vorkommen  des  C.  tetrandrum  Curt.  auf  Terschelling,  Ame- 
land  und  Grind. 

Cerastium  triviale  Lk.  W,  M,  0,  häufig  in  Dünen- 
thälern,  auf  Grünland  und  in  der  Nähe  der  menschlichen  Woh- 
nungen. —  Auf  W.  sowohl  (im  Grase  und  Weidegebüsch  am 
nordwestlichen  Ende  des  Dorfes  an  dem  zwischen  ihm  und  den 
Dünen  durchführenden  Pfade)  als  in  dem  grossen  Dünenthale  der 
Melkhören  fand  ich  einzelne  bleichgelbe  Exemplare  von  ungemein 
gedrängtem  Wüchse  und  sehr  starker  Behaarung;  die  Kelch- 
blätter derselben  hatten  einen  breiten,  von  den  Deckblättern 
aber  nur  die  allerobersten  einen  schmalen  häutigen  Saum.  Diese 
Pflanzen  erinnerten  ungemein  an  C.  glomeratum  Thuill.,  für 
welche  ich  sie  auch  auf  den  ersten  Blick  hielt ;  indessen  sprechen 
doch  die  angeführten  Kennzeichen,  sowie  der  gänzliche  Mangel 
von  Drüsen  an  den  Haaren  dagegen.  Vielmehr  sind  sie  wohl 
als  krankhaft  voränderte  Exemplare  von  C.  triviale  Lk.  aufzu- 
fassen. 

IV.    December  1874.  15 


226 

Linum  catharticum  L.    W,  M,  0.    In  Dunenthälem  und 

auf  Grünland  häufig. 

Radiola  linoides  Gmcl.  W,  M,  0,  mit  der  vorigen, 
besonders  an  trocknercn  Stellen  sehr  häufig. 

Malva  vulgaris  Fr.  W,  0,  in  der  Nähe  der  menscblichen 
Wohnungen. 

Erodium  cicutarium  I/IIör,  var.  pilosum  Thuill.  W,  0, 
in  der  Nähe  der  menschlichen  Wohnungen  und  auf  Feldern  häufig. 

Ononis  spinosa  L.,  var.  sabulctorum.  W,  auf  der  Grenze 
der  Wiese  nach  der  Düne  zu  häufig. 

Ononis  repens  L.     Von  Lnntzius-Iieninga  für  Langeoog  angegeben,    wnrde 
weder  von  Focke  noch  von  mir  gefunden. 

Anthyllis  vulneraria  L.  W,  M,  0,  in  den  Dünen  häufig, 
auf  W.  besonders  massenhaft. 

Trifolium  pratense  L.  W,  M,  0,  auf  den  Wiesen  und 
in  den  Dünenthälern  häufig,  in  dem  grossen  nördlichen  Dünen- 
thale  des  W.  auch  die  Varietät  mit  weissen  Blüthen.  —  Die  ganz 
auffallende  Häufigkeit  dieser  Kleeart  auf  Langeoog  dürfte  nach 
dem,  was  man  über  den  Vorgang  der  Befruchtung  weiss*),  wohl 
nicht  ohne  Zusammenhang  mit  der  ebenso  grossen  Häufigkeit 
der  Hummeln  auf  Langeoog  sein.  Namentlich  auf  dem  Westende 
finden  sich  in  den  bewachsenen  Dünen,  den  innern  Vordünen 
und  auf  den  trockneren  Strecken  der  Wiese  Huramelnester  in  so 
grosser  Menge,    wie  ich  sie  auf  keiner  der  andern  Inseln  antraf. 

Trifolium  arvense  L.  W,  M,  0,  häufig  in  den  Dünen 
und  auf  Grünland;  „Müseklee"  der  Insulaner. 

Trifolium  fragiferum  L.  W,  M,  0,  Wiesen,  Weiden, 
auch  Dünenthäler. 

Trifolium  repens  L.  W,  M,  0,  wie  die  vorige;  auf  der 
sandigen  Weide  des  W.  bis  dicht  an  die  Hochwasserlinie  heran. 

Trifolium  procumbens  L.  W,  0,  Wiese  und  Dünen- 
thäler sehr  häufig  und  grossblüthig. 

Trifolium  filiforme  L.    W,  0,  mit  der  vorigen. 

Lotus  corniculatus  L.    W,  M,  0,  häufig. 

Lotus  uliginosus  Schk.  W,  an  einer  feuchten  Stelle 
im  Dorfe. 

Vicia  Cracca  L.,  var.  argentea.  W,  M,  0,  an  der  Grenze 
des  Grünlandes  und  der  Dünen. 

YIcia  angustifolia  Roth.  W,  spärlich  als  Unkraut  in  den 
Gemüsefeldern  und  im  Rasen  trockener  Wiesenstellen;  0.,  als 
Unkraut. 

Vicia  lathyroides  L.  W,  auf  den  Dünen  nicht  eben 
häufig;  viel  seltener  als  auf  Norderney  (zuerst  von  Lantzius- 
Beninga  angegeben). 

Ervum  hirsutum  L.  M,  im  Weidengebüsche  der  Nordseite 
des  grossen  Dünenthaies  an  einigen  Stellen  massenhaft;  „Muse- 
arve" der  Insulaner. 


*  vergl.  darüber  namentlich:    Herrn.  MüUer,  die  Befruchtung  der  Bluman 
durch  Insecten,  1878,  pag.  222. 


227 

Lathyrus  pratensis  L.    W,  0,  Wiesen  und  Dfinenthäler. ' 

Potentilla  anserina  L.  W,  M,  0,  Dünenthäler  und 
Grünland  häufig. 

Epilobium  angustifolium  L.  0,  einzeln  an  ziemlich  vielen 
Stellen  der  Dünenthäler. 

Epilobium  palustre  L.  W,  am  „Meere"  und  sonst  auf 
feuchten  Stellen  der  Wiese,  im  Blumeuthale. 

Epilobium  pai-Tiflomm  Schreb.  W,  im  Blumenthaie,  0,  in 
einem  der  kleinen  Dünenthäler. 

Myrlophyllum  spicatum  L.  W,  im  „Meere"  und  in  dem. 
Tümpel  des  grossen  Dünenthaies  im  Norden. 

Uippuris  vulgaris  L.  W,  in  der  Nähe  des  „Meeres"  nicht 
sehr  zahlreich. 

Sedum  acre  L.  W,  M,  0,  in  den  Dünen  und  sonst  auf 
Sandland  sehr  häufig. 

Hydrocotyle  vulgaris  L.  W,  am  Meere  und  sonst  auf 
der  Wiese,  sowie  in  den  feuchteren  Theilen  des  nördlichen 
Dünenthaies;  westlich  vom  Dorfe  am  Innenrande  der  Dünen. 

Eryngium  maritimumL.  W,  niedrige  Dünen  zwischen 
dem  Blumenthaie  und  dem  Dorfe  spärlich;  wir  fanden  (Juli  1873) 
im  Ganzen  zwölf  junge,  noch  nicht  blühreife  und  drei  kräftige 
blühende  Exemplare. 

Helosciadiam  inundatum  Eoch.  W,  am  „Meere"  und  be- 
sonders massenhaft  in  den  Gräben  der  feuchten  Wiese  westlich 
vom  Dorfe  am  Pfade  zum  Herren-Badestrande.  Für  die  ostfrie- 
sischen Inseln  neu.  Zu  dieser  Pflanze  gehörten  wohl  sehr  wahr- 
scheinlich auch  die  Keimpflanzen,  welche  W.  0.  Focke  im  Jahre 
1872  am  „Meere"  beobachtete  und  in  seinem  Aufsatze  über 
Langeoog  als  Oenanthe  Phellandrium  Lam.  (?)  aufführte. 

Daucus  Carota  L.  W,  0,  an  Erdwällen  und  auf  Rasen- 
plätzen mehrfach,  vielleicht  der  Cultur  entflohen.  Die  Pflanze 
zeigte  mir  nie  die  braune  Mittelblüthe,  welche  für  die  Art  sonst 
so  charakteristisch  ist. 

Sambucus  nigra  L.  W,  0,  vielfach  in  der  Nähe  der 
Häuser  angepflanzt. 

Galium  Aparine  L.   W,  einzeln  in  Kleefeldern. 

Galium  palustre  L.  W,  am  Meere,  im  grossen  nördlichen 
Dünen thale,  feuchte  Wiesenflecke  im  Dorfe  und  am  Innenrande 
der  Dünen,  westlich  vom  Dorfe. 

Galium  verum  L.  W,  stellenweise,  0,  häufig  am  Süd- 
abhange  der  Dünen. 

Galium  Mo  Hugo  L.  W,  M,  0,  massenhaft  in  den  Dünen 
und  auf  Sandland. 

Galium  veroXMollugo  Schiede.  W,  vereinzelt  in  den 
Dünen  westlich  vom  Dorfe  (W.  0.  F.). 

Tassilago  Farfara  L.  W,  im  Blumenthaie;  M,  südliche 
Vordünen;    0,    häufig   in    den  Dünenthälern,   spärlich   auf   der 

Weide. 

Aster  Trip olium  L.  auf  den  Wattwiesen,  W,  sehr  spar- 
sam (auch  im  Blumenthal),  M,  einzeln;  0,  häufig. 

15* 


22« 

Erigcron  accr  L.  W,  im  üsü.  TLl'Üo;  M,  im  grossen 
Dflncnthato,  Eiiürlicli. 

Tutilu  ilrilRiiiin   I..;   uarli  l.:iiJl>;iuvIl<'iiiiij{a.  von  Kui'ki'  iinil  iLir  niclit  ge- 

Bidons  tiii)artitji  L  \V,  in  dfii  (iciiiÜKefelilera  häufiges 
Unkraut,  auch  auf  der  \YJ(;.s(:  in  ilür  Nähe  des  Meeren  und  an 
Gräben. 

FilaRO  iiiiiiiiiia  Fr.  M,  iu  den  DünentUälem ;  0,  am  Wege 
it)  der  Nähe  dits  Hofes  und  mitsseiihaft  auf  vielen  Dünen. 

Gnaphaliuui  uligiuo^uin  I..  \V,  häufi;^  als  Unkraut  ia 
den  GeniüsefeMorii,  die  /wt-it^fuiiii  auf  der  Aus»ciiweide;  O,  auf 
der  Weide  örtlich  vom  Ueliül't. 

Artcniisia  Absintliium  L.    W,  im  Dorfe. 

Artcniisia  vulgaris  L.  W,  sehr  häufig  und  kräftig  im 
Dorfe. 

Arteinisia  maritima  L.  W,  auf  der  Ausscnweide  sehr 
klein  und  spärlich;    O,  auf  der  Wattwicse  und  Weide  häufig. 

Achiliea  Millefolium  L.  W,  M,  0,  Grasplätze,  Erdwälle, 
Wiesen. 

Matricaria  Chanioutilla  L.  W,  häufiges  Unkraut,  aufO, 
nur  einzeln. 

Ch  rysantli  emuiii  inodorum  L.  var.  inaritimum;  W,  M, 
0,  zcrstrt'ut,  besonders  tiuf  bebautem  Lande. 

Senecio  vulgaris  L    W,  M,  0,  Gartenland  und  Dünen. 

Senecio  silvaticus  L.  AV,  im  Dorfe,  0,  in  der  Nähe  des 
Hofes  und  in  den  Dünen. 

Cirsium  lanceolatum  Scop.  W,  M,  0,  Gartenland,  Gras- 
plätze, auf  dem  Ostciule  auch  vielfach  in  den  Dünen. 

Cirsium  palustre  Scop.    \V,  weniye  Exemplare  auf  der  Wiese. 

Cirsium  arvense  Scop.  W,  M,  ü,  wie  vorige,  jedoch  noch 
mehr  auf  Schuttslellen. 

Lappa  minor  DC.  var.  pubens  Bab.  W,  nur  beim  Leiss- 
sehen  Wirthsbause,  0,  beim  Gehöft. 

Centfturoa  Jacca  L.  AV,  späi'lich  auf  einem  Wiesenflecke 
in  der  Witte  des  Dorfes. 

Thiincia  hirta  Roth.  W,  M,  0,  massenhaft  in  den  Dünen 
und  auf  trockneren  Grasplätzen. 

Leontodon  autumnalis  L.  W,  M,  0,  Wiesen,  Gras- 
plätze. 

Hypochaeris  radicata  L,  W,  M,  0,  häufig  in  Dünen- 
thälern  und  auf  Grasplätzen. 

Taraxacum  officinale  Wigg.  W,  M,  0,  auf  bograsten 
Stellen,  sowie  in  den  Dünenthälern  nicht  selten,  vermeidet  die 
eigentlichen  Salzstelleu. 

Sonchus  ol  er  accus  L.    W,  0,  häufiges  Unkraut. 

Sonchus  asper  L.    W,  spärlich  im  Dorfe. 

Sonchus  arvensis  L.  var  angustifolius  Meyer.  W,  M,  0, 
in  den  Dünen  häufig;  auch  als  Unkraut  in  den  Gemüsefeldern. 

Hieracium  Pilosella  L.  M,  niedrige  Duuen  im  Haupt- 
thale. 


229 

Hieracium  umbellatum  L,  var.  dunale  Meyer;  W,  M, 
0;  sehr  häufig  in  den  Dünen. 

Jasione  montana  L.,  var.  littoralis  Fr.;  W,  M,  0;  selir 
häufig  in  den  Dünen  und  auf  sandigem  Graslande.  Mit  weisser 
Blüthe  mehrfach  in  der  Nähe  des  Rettungsboot-Schuppens. 

Pyrola  rotundifolia  L.  W,  M,  0,  in  Dünenthälern,  na- 
mentlich zwischen  Weidengestrüpp;  auf  W  auch  an  vielen  Stel- 
len auf  die  Wiese  hinausgehend.  —  Das  Studium  dieser  Pflanze 
hat  mich  auf  Langeoog  sehr  vielfach  beschäftigt.  Pflanzen, 
welche  sämmtliche  Kennzeichen  der  var.  arenaria  Koch  (niedrigen 
Wuchs,  kleine  spitzliche  Blätter,  kurze  Blüthenstiele,  breitere 
stumpfe  Sepala)  vereinigen,  wie  solche  auf  Norderney  überwie- 
gend häufig  sind,  kommen  auf  Langeoog  nur  sehr  selten  vor. 
Dagegen  sind  auch  solche  Pflanzen  selten,  welche  keines  dieser 
Kennzeichen  besitzen;  es  finden  sich  vielmehr  die  allerverschie- 
densten  Combinationen.  Ueberwiegend  häufig  sind  aber  hohe, 
grossblätterige  Formen,  deren  Blüthenstiele  jedoch  nur  so  lang 
als  die  Kelchblätter  oder  wenig  länger  sind;  kleinblätterige  und 
niedrige  Pflanzen  sind  auf  dem  Ostende  relativ  häufiger,  als  auf 
dem  Westende.  —  Bei  diesen  Beobachtungen  fand  ich  auffallend 
viele  sechsgliedrige  Blüthen,  bei  denen  ebenso  wie  bei  den  nor- 
malen Blüthen  ein  Kelchblatt  nach  oben  fällt;  diese  Blüthen 
waren  in  allen  Wirtein  sechsgliedrig  mit  regelmässiger  Aufein- 
anderfolge der  Wirtel.  Auch  ausgezeichnete  Anfänge  der  Füllung 
kommen  vor,  indem  einzelne  Staubgefässe  ein  blumenblattförmi- 
ges Connectiv  haben.  Bei  schöner  Ausbildung  dieser  Abweichung 
sitzen  die  Antherenfächer  seitlich  an  einer  gestielten,  kreisrunden, 
petaloidischen  Scheibe  (dem  Connective);  zuweilen  ist  diese  Scheibe 
aber  auch  nur  einseitig  ausgebildet,  oder  der  Stiel  ist  ausser- 
ordentlich verkürzt. 

Pyrola  minor  L.,  var.  arenaria ;  W,  im  grossen  nördl.  Dünen- 
thale  an  mehreren  Stellen  häufig;  besonders  nach  Osten  hin; 
auch  in  den  kleinen  Dünenthälern  westlich  vom  Dorfe;  M,  im 
grossen  Dünenthale. 

Erythraea  littoralis  Fries;  W,  M,  0,  Dünenthäler, 
Wiesen  und  Weiden.  Wird  im  Beginne  der  Blüthezeit  von  den 
Kindern  der  Bewohner  massenhaft  gesammelt  und  unter  dem 
Namen  ^Apothekerblumen"  zum  Kauf  angeboten.  Bildet  den 
wichtigsten  Bestandtheil  des  „Langeooger  Bittern". 

Erythraea  pulchella  Fries;  W,  Blumenthal  (hier  auch 
ungemein  grosse,  stark  verzweigte  Exemplare),  Dünenthäler, 
Wiese  und  Weide;  0,  trocknere  Weide,  Dünenthäler. 

Convolvulus  sepium  L.;  W,  im  Dorfe  nur  an  einer 
Stelle  bemerkt  (W.  0.  F.);  von  mir  trotz  aufmerksamster  Nach- 
forschung an  der  von  Herrn  Dr.  Focke  mir  näher  bezeichneten 
Stelle  nicht  wieder  gefunden;  da  Focke  die  Pflanze  nicht  in 
Blüthe  sah,  so  vermuthe  ich,  dass  eine  Verwechselung  mit 
Polygonum  Convolvulus  vorliegt,  welches  auf  Langeoog  oft 
ungewöhnlich  grossblätterig  vorkommt. 

Cynoglossum  officinale  L.;  M,   0,    in  den  Dünen  und 


25» 

in  der  Nähe  des  Gehöftes,  stellenweise  massenhaft.  Die  Aus- 
saaten auf  W  (vergleiche  Focke  in  diesen  Abhandlungen  III, 
pag.  312)  sind  nicht  aufgekommen. 

Lycopsis  arvensis  L.    W,  vielfach   im  westlichen  Theile 
des  Dorfes. 

Myosotis  caesp  itosa  Schultz;  W,  beim  „Meere"  und  an 
zahlreichen  feuchten  Stellen  im  Westen  dos  Dorfes. 

Hyosotis  intermedia  Lk.    Ü,   an   den  Umwallungen    in  der 
Nähe  des  Gehöftes  nicht  selten. 

Hyosotis  hispida  Sclileelit.,  W,  M,  0 ;  auf  bewachsenen  Dü- 
nen, auf  Umwallungen  und  trockenen  Grasplätzen  häufig. 

Nur  mit  Zögern  ziehe  ich  die  Pflanze  von  Langeoog  und 
Norderney  hierher  und  muss  jedenfalls  darauf  aufmerksam  machen, 
dass  sie  verdient,  genauer  studirt  zu  werden.  Die  Inselpflanzen 
stellen  nämlich  eine  sehr  zarte  Form  vor,  bei  der  die  Blütbenstiele 
fast  immer  kürzer  als  der  Kelch  und  dieser  letztere  meistens 
auch  zur  Fruchtzeit  geschl  ossen  ist,  nur  bei  der  untersten 
Blüthe  der  Traube  fand  ich  häufig,  bei  den  mittleren  sehr  selten 
(so  bei  dem  mir  vorliegenden  Nöldeke'sthen  Exemplare)  die  Stiele 
ebenso  lang,  als  die  Kelche.  Die  beiden  Hauptkennzeichen, 
welche  man  für  M.  hispida  anführt,  treffen  also  bei  der  Insel- 
pflanze nur  in  sehr  unvollkommener  Weise  zu;  dagegen  charak- 
terisirt  sie  sich  allerdings  durch  die  nahezu  oder  vollständig 
rechtwinklig  abstehenden  Früchte  als  in  den  Formenkreis  der  M. 
hispida  gehörig,  der  gegenüber  M.  stricta  durch  sehr  kurz  ge- 
stielte und  dem  Stengel  angedrückte  Früchte  mit  Sicherheit  zu 
erkennen  ist.  —  Das  Kennzeichen  der  zur  Fruchtreifezeit  oifenen 
oder  geschlossenen  Kelche  dürfte  nur  nach  weiterer  Beobachtung 
und  mit  Vorsicht  zu  gebrauchen  sein.  An  Herbariumsexemplaren 
von  ächter  M.  stricta  sah  ich  wiederholt  oflfene  Kelche;  dies  mag 
wohl  von  dem  beim  Pressen  ausgeübten  Drucke  herrühren;  ob 
aber  nicht  auch  hygroskopische  Verhältnisse  dabei  eine  Rolle 
spielen,  scheint  mir  weiterer  Beobachtung  zu  bedürfen.  —  Das 
von  Nöldeke  im  Juli  1851  auf  Norderney  gesammelte  überreife 
Exemplar  entspricht  mehr  dem  Bilde  festländischer  M.  hispida, 
als  meine  Exemplare,  obwohl  auch  an  ihm  nur  die  Stiele  der 
untern  und  mittlem  Blüthen  so  lang  sind,  als  die  Kelche. 

Hyosotis  versicolor  Pers.  W,  auf  den  umwallten  Wiesen- 
flecken zwischen   den  Gemüsefeldern  und  der  Weide. 

Lycium  barbarum  L.  Wird  auf  Langeoog  vielfach  unter 
den  Hausmauern  durch  in  die  Zimmer  gezogen  und  bildet  dann 
einen  schönen  laubenartigen  Schmuck  derselben. 

Solanum  nigrumL.  W,  spärlich  auf  Gemüsefeldern,  M, 
zerstreut  in  den  Dünen  (W.  0.  F.);  0,  häufig  beim  Gehöft  auf 
Gartenboden,  nach  Focke  auch  am  Wattstrande. 

Linaria  vulgaris  Miller;  W,  sehr  häufig  in  den  Dünen 
und  dem  Dorfe,  M,  Dünen,  0,  in  der  Nähe  des  Hofes. 

Yeronica  scutellata  L.  Häufig  an  dem  Tümpel  im  nörd- 
lichen Dünenthale,  sowie  in  den  Gräben  und  dem  Tümpel  im 
Westen  des  Dorfes,  am  Innenrande  der  Dünen. 


231 

Yeronica  offlcinalis  L.  W,  niedrige  Hügel  im  grossen  nörd- 
lichen Dünenthale. 

Yeronica  aryensis  L.  W,  Dünen  westlich  vom  Dorfe,  spärlich ; 
0,  auf  Umwallungen. 

Limosella  aquatica  L.  W,  Aussenweide  (W.  0.  F.); 
0,  in  den  Zuleitungsgräben  zur  Viehtränke. 

Rhinanthus  minor  Ehrh.;  W,  nur  sehr  spärlich  auf  der 
Wiese  und  im  Westen  des  Dorfes  bemerkt;  wahrscheinlich  häufiger; 
im  Juli  1873  war  aber  die  Blüthezeit  schon  fast  ganz  vorüber, 
im  Mai  1874  dagegen  erst  eben  angebrochen. 

Rhinanthus  majorEhrh.;  W,  M,  0,  Wiesen,  Dünenthäler 
häufig. 

Euphrasia  Odontites  L.,  var.  littoralis  Fr,  (als  Art)  W, 
M,  0,  Dünenthäler,  Wiesen  und  Weiden.  —  Die  Pflanze  unserer 
Inseln  ist  jedenfalls  eine  sehr  beachtenswerthe  Varietät  und  muss 
als  solche  aufgeführt  werden.  Da  aber  der  Name  verna  Bellardi 
bestritten  ist,  so  glaube  ich  die  Varietät  am  besten  mit  dem 
Fries'schen  Namen  bezeichnen  zu  sollen,  über  dessen  Bedeutung 
kein  Zweifel  vorhanden  ist. 

Euphrasia  officinalis  L.,  var.  nemorosa;  W,  M.  0, 
Dünenthäler,  Wiesen  und  Weiden  häufig.  —  Auf  Langeoog  nur 
diese  Varietät  bemerkt. 

Mentha  arvensis  L. ;  W,  häufig  als  Unkraut  in  den  Ge- 
müsefeldern. 

Lycopus  europaeus  L. ;  M,  an  einer  feuchten  Stelle  des 
Hauptthaies  spärlich.    Der  einzige  Standort  der  Inseln. 

Lamium  purpureum  L.  W,  spärlich  auf  Gemüsebeeten 
als  Unkraut. 

Stachys  palustris  L.  W,  wie  vorige,  aber  auf  einzelnen 
Beeten  in  Menge. 

Prunella  vulgaris  L.  W,  an  vielen  Stellen  im  Blumenthaie, 
auf  den  Wiesen  und  in  dem  nördl.  Dünenthale,  M,  0. 

Anagallis  arreusis  L.  W,  0,  Unkraut  in  den  Feldern  und 
Gemüsegärten;  nicht  sehr  häufig. 

Centunculus  minimus  L.  W,  M,  0;  massenhaft  in 
Dünenthälern  und  auf  Weiden,  ungewöhnlich  hohe  Exemplare  auf 
der  Wiese  des  W. 

Samolus  Valerandi  L.  (Lantzius-Beninga ;  jetzt  wohl 
verschwunden). 

Glaux  maritima  L.  W,  M,  0;  sehr  häufig. 

Armeria  vulgaris  Willd.  W,  0;  am  Wattstrande,'  auf 
Wiesen  und  bis  hinauf  in  die  Dünenthäler.  —  Die  Pflanzen  des 
Westendes  haben  niedrige,  kahle  Stengel,  spitzliche  oder  stumpfe, 
am  Rande  kahle  Blätter,  stumpfe  Bracteen;  ihre  Kelche  be- 
sitzen zehn  Reihen  langer  Haare;  die  Zwischenräume  zwischen 
denselben  sind  aber  kahl.  —  Auf  den  Schlieckwiesen  des  Ostendes 
wächst  eine  Form,  welche  durch  dichte  Behaarung  des  Stengels 
und  Bewimperung  des  Blattrandes  von  jenen  verschieden  ist.  Die 
Pflanzen  des  sandigen  Strandes  der  Wattseite  des  Ostendes  sind 
meistens  höher  als  die  der  Wiese  und  ebenso  behaart,  wie  diese; 


232 

doch  finden  Rieh  auch  einißc  völlipr  knhle  unter  ihnen.  Hervor- 
tretende Knötchen,  wie  die  Pflanzen  von  Arngast  und  den  Ober- 
ahn'schen  Feldern  auf  der  Oberfläche  der  Stengel  haben,  fand 
ich  an  den  Pflanzen  von  Langeoog  nur  in  viel  geringerem  Grade. 

Statice  Pseudo-Limoniuni  Kchb.  0,  häufig  auf  der 
Wattwiese;  fehlt  auf  W  und  M. 

Plantago  major  L.  W,  häufig  im  Dorfe;  0,  beim  Ge- 
höft und  auffallend  häufig  in  den  kleinen  Dünenthälern. 

Plantago  lanceolata  L.  W,  M,  0,  auf  Grasplätzen  und 
Weiden. 

Plantago  maritima  L.  W,  M,  0,  häufig;  die  var.  dentata 
Roth  bei  dem  nördlichen  Kape  bemerkt. 

Plantago  Coro n opus  L.  W,  M,  0,  häufig;  in  besonderer 
Menge  stets  auf  den  Ameisenhaufen 

Schoberia  maritima  C.  A.  Meyer.  W,  M,  0,  auf  Watt- 
wiesen und  Weiden.  Auf  der  fetten  Schlieckwiese  des  Ostendes 
besonders  häufig  die  var.  flexilis  Focke. 

S al sola  Kali  L.  F,  W,  M,  0,  Vordünen,  Strand,  auch  in 
der  Nähe  der  Ortschaften. 

Salicornia  patula  Duval-Jouve  und 

Salicornia  procumbens  Sm.  W,  M,  0,  Beide  Pflanzen 
waren  indessen  zur  Zeit  meiner  Anwesenheit  noch  zu  wenig  ent- 
wickelt, um  eingehende  Beobachtungen  zu  gestatten.  —  Die  Insu- 
laner nennen  beide  Arten  „Sülte". 

Chenopodium  album  L.  W,  0;  massenhaft  als  Unkraut 
auf  den  Gemüsebeeten  und  Feldern;  auf  0  auch  am  Innenrande 
der  Dünen. 

Blitum  glaucum  Koch;  0,  beim  Gehöft  und  auf  den 
Weiden. 

Blitum   rubrum   Rchb.,    nach    Meyer's    Chloris   Hann. ;     weder   von    Focke 
noch  von  mir  wieder  gefunden. 

Oblone   pedunculata  Moq.  Tand.     0,    am    Wattstrande   der 
Wiese,  an  den  Rändern  der  dortigen  Viehtränken  u.  s.  w. 
Atriplex  patula  L.   W,  0,  bei  den  Häusern. 

Atriplex  latifolia  Whlenbg.  (sowohl  die  grüne,  als  die 
Rchülfrige  Form);  W,  0,  wie  die  vorige,  aber  auch  in  den  Dünen- 
thälern. 

Atriplex  littoralis  L.  0,  (F.  08).  Ich  bemerkte  die 
Pflanze  weder  auf  0  noch  auf  W.  Ihre  Spärlichkeit  auf  Lange- 
oog ist  auffallend,  da  sie  auf  Spiekeroog  nicht  selten  ist  und 
sich  auch  auf  dem  neuen  Anwuchs  von  Baltrum  vielfach  an- 
gesiedelt hat.  Sie  verlangt  wohl  einen  fetteren  Boden  als  Lan- 
geoog (wenigstens  das  Westende)  ihr  zu  bieten  vermag. 

Ramex  obtusifolius  L.  W,  einzelne  Stöcke  auf  dem  Wiesen- 

fleckc  beim  Leiss'schen  Wirthshausc. 

RumexcrispusL.  W,  M,  0;  häufig  als  Ruderalpflanze, 
aber  auch  in  den  Dünenthälern  und  auf  der  Weide. 

Ramex  Aeetosa  L.  W,  Wiesenflecke  im  Dorfe;  M,  im  Haupt- 
thale  häufig. 


233 

Rumex  Acetosella  L.  W,  M,  0;  häufig  in  den  Dünen- 
thälern.  auf  Grasland,  Wiesen  und  bebautem  Lande. 

Polygonum  aniphibium  L.  forma  terrestris;  W,  feuchte 
Aecker  und  Wiesen,  besonders  am  Westrande  des  Dorfes. 

Polygonum  Persicaria  L.    W,  0;  häufig  als  Unkraut. 

Polygonum  lapathifolium  L.;  wie  vorige. 

Polygonum  Hydropiper  L.  0,  (F.  68;  von  mir  nicht 
gesehen.) 

Polygonum  aviculare  L.  W,  0,  in  der  Nähe  der  Woh- 
nungen. 

Polygonum  Convolvulus  L.  W,  0,  häufig  auf  bebautem 
Boden. 

Polygonum    fagopynim  L.    O,    auf  den    Feldern,   als    Rückstand   früherer 
Culturen. 

Euphorbia  Peplus  L.  W,  spärlich  auf  Gartenland  als 
Unkraut. 

Urtica  urens  L.     W,  0,  häufig  bei  den  Häusern. 

Urtica  dioica  L.     W,  nur  bei  den  westlichen  Häusern. 

Salix  cinerea  L.    In  Dünenthälern;  W,  im  Blumenthal,  0. 

Salix  Capraea  L.  0,  in  mehreren  Dünenthälern  zerstreut; 
lauter  kleine  Exemplare.  An  Anpflanzung  ist  wohl  nicht  zu 
denken. 

Salix  aurita  L.    In  Dünenthälern:  W,  ini  Blumenthale,  M,  0. 

Salix  repens  L.  W,  M,  0;  auf  den  Dünen,  in  Dünen- 
thälern, aufwiesen  und  Grasflecken  sehr  häufig.  Eine  der  wich- 
tigsten und  charakteristischsten  Pflanzen  der  Inseln.  Weitaus  die 
meisten  Pflanzen  gehören  der  subspecies  latifolia  an;  schmal- 
blätterige Formen  fand  ich  nur  einzeln  auf  dem  Ostende.  Auf 
dem  trockneren  Sande  ist  besonders  häufig  die  var.  argentea: 
foliis  ovalibus  vel  ellipticis,  supra  cinereo-viridibus,  subtus  vel 
subtus  supraque  dense  argenteo-sericeis.  Die  Kapseln  haben  im 
reifen  und  aufgesprungenen  Zustande  nur  einen  sehr  schwachen 
Filz.  Zahlreiche  andere  Pflanzen,  namentlich  auf  feuchtem  saurem 
Boden  gehören  der  var.  vulgaris  (nach  Marsson's  Gliederung, 
Flora  von  Neu- Vorpommern,  pag.  440)  an,  welche  oberwärts 
kahle  Blätter  und  unterseits  geringere  seidige  Behaarung  besitzt; 
ja  einige  sind  so  schwach  behaart,  dass  sie  der  var.  finnmarchica 
zugerechn'it  werden  müssen.  Die  Zweigspitzen  solcher  kahleren 
Formen  erinnern  oft  auffallend  an  Myrten.  Nicht  selten  finden 
sich  Formen,  wo  an  demselben  Zweige  die  verschiedensten  Grade 
der  Behaarung  vereinigt  sind;  dann  sind  die  untersten  Blätter 
oft  fast  kahl,  die  obern  lang  seidig  behaart;  dabei  scheint  von 
einem  eigentlichem  Schwinden  der  Behaarung,  wie  man  es  ge- 
wöhnlich auffasst,  kaum  die  Rede  sein  zu  können,  vielmehr  sind 
die  obern  Blätter  von  vorneherein  stärker  behaart  als  die  un- 
tern. —  Die  enorme  Variabilität  erstreckt  sich  auch  auf  die 
Länge  der  Fruchtähren,  die  Farbe  der  Früchte  (bald  grün,  bald 
roth),  die  Grösse  der  Blätter  (schwankend  von  1—5  cmj,  die 
Form  des  Blattgrundes,  der  gewöhnlich  abgerundet,  bei  einigen 
Pflanzen   des  Ostendes   aber   allmählich   keilig  verschmälert   ist, 


230 

Scirpus  riifas   Sclirad.    W,   sehr  viel  im  Blumenthale,  in 

den  östlichen  Dünen  und  auf  den  benachbarten  Theilen  der 
Wiese. 

Scirpus  Tabernaemontani  (rniel.  W,  am  „Meere'^  und 
in  dem  benachbarten  jrrossen  Dünentliale. 

Scirpus  maritimus  L  W,  M,  0;  auf  Wiesen  und  in 
DünenthiUern  häufig;  die  var.  leptostachys  G.  F.  W*  Meyer  mit 
linealischen  über  zolllangen  Aehren  auf  der  Wiese  in  der  Nähe 
des  Dorfes. 

Eriphoruni  Intifoliiim  Hoppe;  Mo^'er's  Chlorift  ITann. ;  ich  snh  die  Pflann 
nicht  und  stimme  ganz  mit  Dr.  Focke  dnriu  ühcreiii,  das»  diese  Angabe  all 
irrtliümlich  zu  betrachten  ist. 

Eriophorum  angustif oliuni  Roth.  W,  M,  auf  feuchten 
Wiesenstellen  und  an  nassen  Stellen  und  Dünenthälern,  O,  Wiese. 

Carex  arenaria  L.   W,  M,  0,  sehr  häufig  in  den  Dünen. 

Garex  stellulata  Geod.  W,  häufig  auf  der  Wiese  nach  den 
Dünen  zu. 

Carex  vulgaris  Fr.  W,  M,  0;  auf  Wiesen  und  in  Dünen- 
thälern stellenweise  häufig. 

Carex  trinervis  Degl.  W,  M,  0;  häufig  in  Dünenthälern 
und  am  Rande  der  Wiesen. 

Carex  panieea  L.    W,  spärlich  auf  der  Wiese. 

Carex  flacca  Schreb.  W,  M,  0;  häufig  in  Dünenthälern 
und  auf  den  Wiesen. 

Carex  Oederi  Ehrh.  W,  M,  0;  häufig  in  Dünenthälern 
und  auf  Wiesen;  nicht  selten  (namentlich  im  Blumenthale  und 
auf  der  Wiese  des  Westendes)  eine  hochstengelige  Form,  welche 
zu  der  var.  cyperoides  Marsson  gehört.  Nöldeke  führt  diese 
Form  von  den  Inseln  auf,  daneben  aber  auch  noch  eine  Carex 
flava  L.,  var.  lepidocarpa  Tausch.  Ich  vermuthe  aber,  dass 
Beides  dieselbe  Pflanze  ist.  Aechte  C.  flava,  wie  sie  im  Binnen- 
lande vorkommt,  sah  ich  von  den  Inseln  noch  nicht. 

Carex  distans  L.  W.  auf  der  Wiese  und  den  angrenzen- 
den Dünenthälern;  besonders  häufig  im  Blumenthale  und  nach 
dem  grossen  Sloop  zu;  0,  auf  der  Wiese. 

Hierochloa  odorata  Whlnbg.  W,  in  den  schmalen  Ab- 
wässerungsgräben westlich  vom  Dorfe,  zwischen  ihm  und  den 
Dünen;  an  den  Tümpeln  im  grossen  nördlichen  Dünenthale;  auf 
der  Wiese  an  feuchten  Stellen,  namentlich  in  der  Nähe  des 
„Meeres**;  an  der  Innenseite  der  Dünen  nach  der  Wiese  zu  an 
einer  Stelle  in  Menge.  —  Das  „Ruchgras"  oder  „Tonkabohnen- 
gras**  ist  den  Insulanern  wohlbekannt  und  wird  von  ihnen  eigentlich 
mit  dem  Namen  Bettelstroh  bezeichnet.  Bündel  davon  wurden 
oft  zum  Kauf  angeboten ;  mehrere  der  Kinder  bezeichneten  es  mit 
dem  Namen:  „Perdesteert**,  welche  Bezeichnung  wohl  von  der 
Straffheit  und  Rauhigkeit  der  Blattei  (übrigens  ist  nur  die  Ober- 
seite rauh,  die  Unterseite  dagegen  glatt  und  glänzend)  entnommen 
sein  mag  Die  freudig-grünen  sterilen  Triebe  verrathen  dieses 
Gras  leicht,  auch  wenn  die  Fruchtstengel  längst  verschwunden  sind. 

Anthoxanthum  odoratumL.  W,  0,  Wiese  und  Vordünen. 


237 

—  Anthoxantlium  ist  auf  den  Wiesen  und  Weiden  der  Inseln 
eines  der  gemeinsten  Gräser.  Ich  habe  Proben  desselben  wieder- 
holt untersucht,  aber  keine  andere  Art  als  A.  odoratum  in  ihnen 
erkennen  können.  Auf  Norderney  fand  ich  allerdings  Exemplare, 
welche  durch  die,  die  (innere)  längere  Deckspelze  bedeutend 
überragende  (xranne  der  unteren  unfruchtbaren  Blüthe  an  das 
A.  Puelii  Lecoq  und  Lamotte  erinnerten;  aber  die  andern  Kenn- 
zeichen dieser  Art:  der  niedrigere  Wuchs,  der  ästige  Stengel, 
der  kleinere,  lockerere  Blüthenstand  und  die  unfruchtbaren 
Blüthen  von  fast  doppelter  Länge  der  fruchtbaren  fanden  sich 
an  diesen  Exemplaren  nicht. 

Alopecurus  geniculatus  L.  W,  feuchte  Stellen  zwi- 
schen dem  Gemüselande  des  Dorfes    und  Wiesenflecke  daselbst. 

Phleum  arenariura  L.  W,  M,  0,  in  den  Dünen  und 
auf  bewachsenem  Sandlande  häufig. 

Phleum  pratenseL.    W,   Wiesenflecke  im  Dorfe,  Wiese. 

Agrostis  alba  L.  W,  M,  0.  Sehr  häufig  und  in  den  ver- 
schiedensten Formen  in  Dünenthälern,  auf  Wiesen  und  am  Watt- 
strande. 

Agrostis  vulgaris  With.  W,  M,  0,  mit  der  vorigen, 
jedoch  mehr  die  höher  gelegenen  Stellen  liebend. 

Agrostis  canina  L.     Lantzius-Beninga.     Auch   von  mir   nicht  gesehen,   ob- 
wohl ich  vielfach  nach  der  Pflanze  gesucht  habe. 

Calamagrostis  Epigeios  Roth.  M.,  im  grossen Dünen- 
thale  häufig. 

Calamagrostis  lanceolata  Botli.  W,  im  nördlichen  Dünen- 
thale  in  der  Nähe  des  Wassertümpels.  Erster  Standort  dieser 
Art  für  die  Inseln;  auch  von  Holkema  für  die  holländischen 
Inseln  nicht  angegeben. 

Psamma  arenaria  R.  und  S.    F,  W,  M,  0,  Dünen. 

Psammabaltica  R.  und  S.  W,  M,  0,  zwischen  den 
vorigen;  auf  W  und  M  nur  sehr  spärlich;  auf  0  dagegen  viel 
häufiger  und  an  manchen  Stellen  ebenso  viel  als  die  vorige  Art. 
Ueber  die  Vegetationsweise  dieser  beiden  für  die  Inseln  so  un- 
gemein wichtigen  Pflanzen  habe  ich  vielfache  Beobachtungen  ge- 
sammelt und  hoffe,  demnächst  einiges  Nähere  darüber  mittheilen 
zu  können. 

Phragmites  communis  Trin.  var.  nanus  Meyer.  W,  M, 
0,  Wiesen  und  Dünenthäler,  häufig.  Sowohl  auf  Langeoog  als 
auf  Spiekeroog  beobachtete  ich  die  Bildung  wahrhaft  ausge- 
zeichneter oberirdischer  Stolonen,  welche  auf  dem  Festlande 
seltener  zu  sein  scheint  und  hier  meist  durch  die  Entwicklung 
unterirdischer  Ausläufer  ersetzt  wird.  Diese  Stolonen ,  nicht 
selten  von  6  m  Länge  und  darüber,  lagen  an  den  Standorten  der 
Pflanze  nach  allen  Richtungen  auf  dem  Boden,  oft  ihm  dicht  an- 
gedrückt, nicht  selten  aber  auch  —  wenn  nach  ihrer  Anheftung 
an  irgend  einer  Stelle  noch  eine  Streckung  eingetreten  war, 
bogenförmig  oder  brückenförmig  nach  oben  gekrümmt.  Diese 
Triebe  sind  oft  nicht  seitliche  Stolonen,  sondern  der  terminale 
Abschluss  eines   am   Grunde   aufrechten   Triebes.     Ein   solcher 


238 

Trieb  besitzt  an  seinem  senkrechten,  dicht  über  der  Erdober- 
fläche befindlichen  Thcile  1— .-J  Niederblätter,  aus  deren  Achseln 
senkrechte  Laubsprosse  entspringen,  welche  Va- V4in.  hoch  und 
den  direct  aus  dem  Rhizom  entspringenden  Laubtrieben  gleich- 
gebaut sind;  die  Hauptachse  des  Triebes  selbst  aber  streckt  sich 
sofort  in  einem  sehr  allmählichen  Bogen  nieder  (der  aus  lauter 
kurzen,  geraden,  unter  stumpfen  Winkeln  zusammenstossenden 
Interfolion  besteht)  und  verlängeit  sich  dann  in  horizontaler 
Richtung  ungemein.  So  hatte  z.  B.  ein  von  der  Ursprungsstelle 
bis  zur  Spitze  fast  5  m.  langer  Trieb  vom  letzten  entwickeltea 
Laubtriebe  an  bis  zur  Spitze  20  Interfolien,  wobei  dann  das  letzte 
Stück  noch  aus  in  einander  gerollten  Blattscheiden  bestand,  von 
denen  vier  deutlich  erkennbar  waren.  Die  Knoten  waren  sämmt- 
lich  mit  Blattscheiden  von  10 — 12  cm.  Länge  besetzt,  die  aber 
nur  eine  kurze  Lamina  hatten ;  an  jedem  Knoten  sitzt  ein  regel- 
mässiger Kranz  langer  weisser  Haare,  zugleich  bricht  dort  ein 
Kranz  kräftiger  Nebenwurzeln  heraus,  welche  den  Ausläufer  oft 
schon  an  den  Boden  heften.  An  diesen,  selbstverständlich  erst 
im  laufenden  Jahre  gebildeten  Trieben  sind  die  Achselknospen 
schon  stark  entwickelt,  oft  in  bereits  2  dm.  lange  aufrechte  Triebe, 
w^elche  an  der  Spitze  bereits  in  Laubblattbildung  übergehen.  Die 
Triebe,  ihre  Zweige  und  Nebenwurzeln  sind  grün  gefärbt  und 
sehr  spröde,  weichen  also  im  Aeussern  von  den  unterirdischen 
Stolonen  sehr  ab. 

Corynephorus  canescens  P.  de  B.  W,  M,  0,  sehr 
häufig  in  den  Dünen. 

Holcus  lanatus  L.  W,  M,  0,  häufig  in  den  Dünenthälern 
und  auf  Wiesen. 

Avena  praecox  P.  de  B.  W,  M,  0,  häufig  in  den  Dünen- 
thälern und  auf  begrastem  Boden. 

Sieglingia  decumbens  Beruh.  W,  Wiesenflecke  im 
Dorfe,  Wiese  und  benachbarte  Dünenthäler;  0,  Wiese  und  Gras- 
plätze. 

Poa  annua  L.  W,  0,  in  der  Nähe  der  menschlichen  Woh- 
nungen häufig,  auch  in  den  Dünenthälern,  namentlich  auf  0 
nicht  selten. 

Poa  pratensis  L.  W,  M,  0,  ein  wichtiger  Bestandtheil 
des  Rasens. 

Poa  trivial is  L.  W,  an  einzelnen  feuchteren  Stellen  an 
dem  Fusse  von  Erdumwallungen  in  der  Mitte  des  Dorfes. 

Glyceria  fluitans  R.  Br.  W,  am  „Meere"  und  im 
benachbarten  Dünenthale,  feuchte  Wiesen  westlich  vom  Dorfe, 
zwischen  ihm  und  den  Dünen.    M.  im  Hauptthale. 

Glyceria  distans  Whlnbg.  W,  an  Wegen  und  vegeta- 
tionsarmen Stellen  der  Weide  nicht  sehr  häufig,  im  Blumentbale 
nicht  selten. 

Glyceria  maritima  M.  und  K.  W,  M,  0,  auf  dem  Watt- 
strande  nicht  selten.  ; 

Molinia  coerulea  Mch.  M,  an  der  Grenze  von  Wiöse 
und  Dünen  nördlich  vom  Dorfe.  / 


239 

Dactylis  glomerata  L.  W,  im  Dorfe;  0,  am  oberen 
Rande  der  Wiese. 

Cynosurus  cristatus  L.     W,  Wiese  und  im  Dorfe  häufig. 

Festuca  ovina  L.  Dr.  W.  O.  Focke  giebt  diese  Pflanze  ohne  weiteren 
Zusatz  als  auf  Langeoog  vorkommend  an;  ich  muss  aber  ihr  Vorkommen  sehr 
bezweifeln,  da  ich  sie  trotz  aller  auf  sie  verwandten  Aufmerksamkeit  nicht  auf- 
finden konnte.  Alle  dichtrasig  wachsenden  Gräser,  welche  man  auf  den  ersten 
Blick  für  F.  ovina  halten  konnte,  erwiesen  sich  bei  näherer  Untersuchung  als 
Corynephorus  oder  Nardus.  Auf  Veränderen  Seite  gehörten  alle  Festuca-Formen, 
welche  ich  untersuchte,  zu  der  vielgestaltigen  Festuca  rubra ;  alle  diese  Formen 
besitzen  kurze,  bogig-aufsteigende  Ausläufer;  sämmtliche  Blätter  sind,  wie  dies 
bei  den  Inselformen  meist  der  Fall  ist,  eingerollt  und  erscheinen  desshalb  borstlich. 

Festuca  rubra  L.  W,  M,  0,  sehr  häufig  im  Rasen,  oft 
einen  Hauptbestandtheil  desselben  bildend,  die  var.  arenaria  Koch 
auch  vielfach  im  kahlen  Dünensande. 

Festuca  elatior  L.    W,  mit  Poa  trivialis  zusammen. 

Bromus  m Ollis  L.  W,  im  Dorfe  bis  in  die  Dünen,  0, 
in  der  Nähe  des  Gehöftes.  —  Auflfallend  ist,  dass  auf  den  Wiesen 
keine  Bromus-Art  vorkommt.  Die  Bromus-Formen  von  Langeoog 
haben  mich  im  Mai  1874  sehr  vielfach  beschäftigt.  Man  findet 
nämlich  im  Hochsommer  sehr  häufig  fruchttragende  Pflanzen  mit 
ganz  oder  fast  ganz  kahlen  Aehrchen;  dieselben  sind  aber  dann 
kaum  mehr  mit  Sicherheit  zu  bestimmen.  Es  war  mir  desshalb 
sehr  lieb,  die  Pflanzen  zur  Blüthezeit  genauer  beobachten  zu 
können.  Da  fand  sich  denn,  dass  auf  den  Inseln  völlig  kahle 
und  sehr  schwach  behaarte  Formen  von  Bromus  mollis  häufig, 
ja  an  manchen  Stellen  geradezu  überwiegend  sind.  Diese  Pflanzen 
sind  aber  an  den  eiförmigen  Aehrchen,  der  stumpfwinklig-vor- 
tretenden  untern  Blüthenspelze  und  der  parallel-randigen,  erst 
an  der  Basis  verschmälerten  obern  Blüthenspelze  sicher  als 
Bromus  mollis  L.  zu  bestimmen,  eine  Ansicht,  in  welcher  mein 
Freund,  Herr  Pastor  W.  Bertram  in  Braunschweig,  ein  besonders 
genauer  Kenner  der  einheimischen  Gräser,  durchaus  mit  mir  über- 
einstimmt. Auch  auf  die  graugrüne  Farbe  der  Pflanze  ist  einiger 
Werth  zu  legen.  Die  Inselpflanzen  gehören  also  meistens  der 
Form:  Br.  mollis,  var.  liostachys  M. undK.  an;  besonders  häufig 
sind  dabei  Zwergformen  (Br.  nanus  Weigel). 

Triticum  junceum  L.  F,  W,  M,  0,  überall  auf  dem 
Strande  und  in  den  Vordünen.  Auffallend  war  mir,  dass  die  in 
den  Vordünen  wachsenden  Pflanzen  so  ungemein  viel  kräftiger 
waren,  als  ich  sie  auf  Borkum  zu  sehen  gewohnt  war.  Die 
dicken,  kräftigen,  steif  aufrechten  Stengel,  welche  an  einzelnen 
Stellen  die  Höhe  von  1  m.  überschritten,  die  bis  8,5  mm.  breiten 
nicht  zusammengerollten  Blätter  und  die  trotz  verkürzter  Inter- 
nodien  langen  Aehren  mit  zahlreichen  (bis  13)  Aehrchen  erweckten 
unwillkürlich  den  Verdacht,  dass  die  Pflanze  durch  das  auf  Lan- 
geoog so  häufige  Hordeum  arenarium  beeinflusst  sei  und  dies 
um  so  mehr,  als  diese  grossen  Formen  von  Triticum  gerade  in 
Gesellschaft  von  Hordeum  und  mit  diesem  vermischt,  in  den 
frisch  aufstaubenden  Vordünen  vorkommen.  Ich  habe  indessen 
nach  dem  Bastard  zwischen  Triticum  junceum  und  Hordeum 
arenarium,   der  auf  den  Dünen  der  Ostsee  vorkommt  und   von 


240 

Dctharding  unter  dein  Namen  Triticiiin  strictum  beschrieben 
wurde,  auf  Langeoüg  vergebens  «e^U(:llt  untl  nuiss  also  annehmen, 
dass  nur  der  Einfluss  des  Standortes  die  Weizenj^flanzen  so  über- 
aus kräftig  hat  werden  lassen,  wahreinl  die  PHauzen  des  Strandes 
(auf  den  das  Triticuni  bekanntlich  weiter  hinaus  geht  als  irgend 
ein  anderes  üewächs)  niedriger  bleiben,  einen  schwachen,  bogen- 
förmigen, oft  fast  überhangenden  Stengel,  zusammengerollte  Blätter 
und  eine  geringe  Anzahl  von  Aehrchen  besitzen.  —  Ein  Exem- 
plar von  Triticuni  junceum  besass  an  dem  untersten  Aehrcbeu 
drei  Deckspelzen ;  die  accessorische  war  schräg  nach  vorne  gestellt. 

Triticuni  acutum  DC.  W,  0,  auf  Krdwällen  in  der  Nabe 
der  menschlichen  Wohnungen. 

Triticum  repens  L.  W,  M,  0,  auf  Gemüselaud,  Erd- 
wällen, Wegen,  auch  auf  Grasplätzen  und  Weiden.  Es  finden 
sich  begrannte  und  unbegrannte  Formen;  meist  ist  die  Pflanze 
grasgrün,  seltener  blaugrün. 

Hordeum  arenarium  (L.)  Asch.  F,  W,  M,  0,  häufig, 
aber  nicht  reichlich  fruktificirend.  Eine  grosse  Anzahl  von 
Blüthenstengeln  war  durch  einen  Brand])ilz,  Uredo  hypodytes 
Rabenh.,  in  sehr  hohe,  lanzenförmige  Triebe  umgewandelt.  Da 
der  Pilz  nur  auf  den  Stengeln,  nicht  auf  der  äusseren  Seite  der 
Blattscheiden  seinen  Sitz  hat,  so  wird  er  erst  gegen  Ende  Juli 
von  aussen  bemerkbar,  sobald  die  Stengelglieder  durch  grössere 
Streckung  aus  den  Blattscheidcn  hervortreten. 

Lolium  perenne  L.  W,  0,  häufig  in  der  Nähe  der  mensch- 
lichen Wohnungen  und  auf  Wiesenflecken. 

Lepturus  filiformis  Trin.  W,  auf  der  Aussenweide  an 
vielen  Stellen  massenhaft,  theilweise  bis  dicht  an  das  Dorf;  0, 
auf  der  Wiese  und  Weide  gleichfalls  nicht  selten.  Liebt  beson- 
ders abgestochene  Stellen,  Grabenränder,  Wagengeleise  u.  dergl. 
—  Sehr  merkwürdig  war  mir  der  verschiedene  Habitus  der 
Pflanzen  des  Ostendes  und  des  Westendes.  Jene  Pflanzen  sind 
weit  höher,  schlanker;  die  obern  Stengelglieder  fast  völlig  gerade 
und  an  den  Knoten  unter  stumpfen  Winkeln  an  einander  stossend ; 
die  Aehren  sind  sehr  kurz,  da  die  obern  Blüthen  in  einem  Ge- 
lenke quer  abgebrochen  sind.  Alle  diese  unterschiede  erklären 
sich  aber  durch  die  weiter  fortgeschrittene  Entwicklung  jener 
Pflanzen,  welche  schon  reife  Früchte  besitzen,  während  die  des 
Westendes  erst  in  Blüthe  stehen.  Es  ist  dies  besonders  desshalb 
aufl'allend,  weil  der  Standort  auf  dem  Westende  viel  wärmer, 
trockener  und  sandiger  ist.  Vielleicht  hatte  hier  die  Pflanze  im 
Vorsommer  nicht  Feuchtigkeit  genug  zur  Entwickelung  gefunden, 
üebrigens  will  ich  bemerken,  dass  ich  auch  auf  Borkum  nie 
so  hohe  Pflanzen  sah,  als  die  vom  Ostende  sind. 

Nardus  stricta  L.  W,  0,  auf  Weiden,  Wiesen  und  in  den 
benachbarten  Dünenthälern  nicht  selten. 

Botrychium  Lunaria  Sw.  W,  am  obern  Rande  der  Wiese 
in  dem  Pyrola-Gebiete,  besonders  in  der  Nähe  des  östlichen  Kaps 
und  von  da  an  sich  bis  in  das  grosse  nördliche  Dünenthai  hin-^ 
einziehend. 


241 

Ophioglossum  ynlgatum  L.  W.,  auf  der  Wiese,  in  der 
Region  der  Ononis,  mit  schönen  Früchten,  an  manchen  Stellen 
häufig;  M.,  im  Hauptthale,  119  Schritte  NO.  zu  0.  von  der  War- 
nungstafel entfernt;  an  dieser  Stelle  in  ziemlicher  Menge,  aber 
nur  steril  (diese  Stelle  ist  ziemlich  schwer  zu  finden,  da  die 
Pflanze  zwischen  dichten  Rasen  von  Pyrola  und  überdies  versteckt 
unter  ziemlich  hohem  Weidengestrüpp  wächst).  Die  ersten  Stand- 
orte auf  den  ostfriesischen  Inseln;  von  Holkema  für  Texel  und 
Schiermonnikoog  angegeben. 

Im  Anschlüsse  an  die  vorstehende  Aufzählung  der  Pflanzen 
von  Langcoog  gebe  ich  nun  im  Nachfolgenden  noch  Zusammen- 
stellungen der  Gewächse  einzelner  charakteristischer  Localitäten. 
Diese  Zusammenstellungen  werden  nicht  allein  späteren  Besuchern 
der  Inseln  willkommen  sein,  und  es  ihnen  erleichtern,  die  ein- 
getretenen Veränderungen  zu  constatiren,  sondern  sie  werden 
hoffentlich  auch  bei  pflanzen  -  geographischen  und  floristischen 
Vergleichungen  brauchbar  gefunden  werden. 

Flora  der  Marschwiese  des  Ostendes  Langeoog« 

Lepigonum  medium,  marginatum,  Aster  Tripolium,  Artemisia 
maritima,  Rhinanthus  major,  Glaux  maritima,  Armeria  maritima, 
Statice  PseudoLimonium,  Plantago  maritima,  Schoberia  maritima 
(formae  duae),  Salicornia,  Atriplex  latifolia,  Obione  pedunculata, 
Triglochin  maritima,  Juncus  Gerardi,  Agrostis  alba,  Glyceria  ma- 
ritima, Festuca  rubra  und  Lepturus; 

weiter  hinauf  gesellen  sich  zu  -ihnen: 

Trifolium  pratense,  fragiferum,  Lathyrus  pratensis,  Potentilla 
anserina,  Linum  catharticum,  Thrincia  hirta,  Leontodon  autum- 
nalis,  Taraxacum  officinale,  Erythraea  littoralis,  Prunella  vulgaris, 
Salix  repens,  Orchis  latifolia,  Carex  vulgaris,  C.  distans,  Eriopho- 
rum  angustifolium,  Hierochloa  odorata,  Holcus  lanatus,  Anthoxan- 
thum  odoratum,  Poa  pratensis. 

Flora  der  elgentlielien  Wiese  des  Westendes  von  Langeoog. 

Ranunculus  flammula,  Drosera  rotundifolia,  Spergula  nodosa, 
Vicia  Cracca,  Lathyrus  pratensis,  Trifolium  pratense,  repens, 
Epilobium  palustre,  Potentilla  anserina,  Hydrocotyle  vulgaris, 
Thrincia  hirta,  Leontodon  autumnalis,  Hypochaeris  radicata,  Pru- 
nella vulgaris,  Erythraea  littoralis  Fr.  (Er.  pulchella  Fn  fast 
nur  auf  der  Weide),  Euphrasia  officinalis,  E.  Odontites,  P^hinan- 
thus  major  und  minor,  Atriplex  latifolia,  Salix  repens,  Triglochin 
palustris,  Tr.  maritima,  Juncus  Leersii  Marss. ,  lamprocarpus, 
fusco-ater,  Gerardi,  bufonius,  Heleocharis  uniglumis,  Scirpus  pauci- 
florus.  Sc.  Tabernaemontani,  Sc.  maritimus,  Carex  stellulata  (am 
Rande  der  Wiese),  C.  vulgaris,  C.  panicea,  C.  flacca,  C.  distans, 
Hierochloa  odorata  (nur  in  der  Nähe  des  „Meeres"),  Antho- 
xanthum  odoratum,  Agrostis  alba,  A.  vulgaris,  Phragmites  com- 
munis,  Holcus  lanatus,   Sieglingia  decumbens,   Glyceria  fluitans 

lY.    December  1874.  IG 


242 

(nur  beim  Meere),  Cynosurus  eristatus,  Nardus  stricta,  Ophioglos- 
sum  vulgatum  (im  östlichen  Theile). 

Am  liande  der  Wiese  finden  sich  dann  weiter  noch:  Cera- 
stium  glomeratum,  Drosera  rotundifolia,  Ononis  spinosa,  Pyrola 
rotundifolia,  P.  minor,  Epipactis  palustris,  Carex  trinervis,  Psamma 
arenaria,  Botrychium  lunaiia  Sw.  u.  A. 

Flora  der  trockneren  Wie.sensttteke  dicht  oberhalb  des 

Deiches  bei  den  Gemüsefeldern. 

Ranunculus  acer,  R.  repens,  Cochlearia  danica,  Viola  tri- 
color,  Stellaria  graminea,  Cerastium  triviale,  Sagina  pro- 
cumbens,  Trifolium  filiforme,  Tr.  pratense,  Tr.arvense, 
Tr.  repens,  Lotus  corniculatus,  Vicia  Cracca,  Poten- 
tilla  anserina,  Sedum  acre  (einzeln),  Daucus  Carota,  Galium 
palustre,  Achillea  Millefolium,  Thrincia  hirta,  Hypo- 
chaeris  radicata,  Leontodon  autumualis,  Myosotis  hispida,  M.  ver- 
sicolor,  Jasione  montana  (einzeln),  Rhinanthus  major, 
Euphrasia  officinalis,  Plantago  lanceolata,  Rumex 
Acctosella,  Salix  repens,  Luzula  campestris,  Scirpus  mariti- 
mus  (einzeln),  Carex  vulgaris,  C.  trinervis  (einzeln),  Anthoxanthum 
odoratum,  Alopecurus  geniculatus,  Agrostis  vulgaris,  A.  alba. 
Phragmites  communis  (einzeln),  Holcus  lanatus,  Ave  na 
praecox,  Sieglingia  decumbens,  Poa  pratensis,  Nardus 
stricta;  am  Rande  nach  den  Aeckern  hin  gesellen  sich  dazu: 
Hieracium  umbellatum,  Linaria  vulgaris,  Chenopodium  album, 
Lolium  perenne;  gegen  die  Erd wälle  hin  dagegen:  Arenaria 
serpyllifolia,  Rumex  crispus,  Juncus  e  ff  usus,  Dactylis  glome- 
rata,  Bromus  mollis. 

Auf  den  wenige  Fuss  höher  gelegenen  aber  noch  zu  dem- 
selben Complexe  gehörenden  Wiesenstücken  war  der  Rasen  ge- 
bildet von  den  in  der  vorstehenden  Uebersicht  gesperrt  ge- 
druckten Pflanzen,  zu  denen  sich  aber  noch  folgende  gesellten: 

Capsella  bursa  pastoris,  Spergula  arvensis,  Trifolium  procum- 
bens,  Matricaria  Chamomilla,  Chrysanthemum  inodorüm,  Centaurea 
Jacea,  Euphrasia  Odontites,  Rumex  Acetosa  (einzeln),  Juncus 
Leersii,  Phleum  pratense,  Phl.  arenarium. 

Flora  des  Blumenthales« 

(Grosses  Dünenthal   im  Süden  der  Insel,  der  Flinthören  gegen- 
über, nach  Osten  hin  allmählich  in  die  Weide  verlaufend.) 

e.  St.  =z  einziger  Standort. 

Ranunculus  acer,  R.  repens,  R.  flammula,  Draba  verna,  Viola 
tricolor,  Spergula  nodosa,  Halianthus  peploides  (namentlich  im 
östlichen  Theile),  Linum  catharticum,  Radiola  linoides,  Anthyllis 
vulneraria,  Trifolium  pratense,  repens,  Lotus  corniculatus,  Po- 
tentilla  anserina,  Epilobium  palustre,  E.  parviflorum  (e.  St.), 
Sedum  acre,  Eryngium  maritimum  (e.  St.),  Galium  Mollugo,  Tus- 
silago  farfara,  Aster  Tripolium  (östlicher  Theil),  Thrincia  hirta, 


243 

Leontodon  autumnalis,  Hieracium  umbellatum,  Taraxacum  offici- 
nale  Web.,  Sonchus  arvensis,  Jasione  montana,  Pyrola  rotundi- 
folia  (sehr  spärlich),  Erythraea  littoralis.  Er.  pulchella  (einzeln), 
Ehinanthus  major,  EupKrasia  Odontites,  Centunculus  minimus, 
Glaux  maritima,  Plantago  maritima,  Atriplex  latifolia,  Rumex 
Acetosella,  Salix  repens,  S.  aurita,  S.  cinerea  (von  beiden  Arten 
kleine  angeflogene  Exemplare),  Triglochin  maritima,  Tr.  palustris, 
Epipactis  palustris,  Asparagus  officinalis  (e.  St.),  Juncus  lampro- 
carpus,  fusco-ater,  Gerardi,  bufonius,  Heleocharis  palustris,  uni- 
glumis,  Scirpus  pauciflorus.  Sc.  maritimus.  Sc.  rufus  (an  mehre- 
ren Stellen  massenhaft),  Eriophorum  angustifolium,  Carex  arena- 
ria, C.  vulgaris,  C.  trinervis  (einzeln),  C.  flacca,  C.  Oederi,  C. 
distans,  Agrostis  alba,  A.  vulgaris,  Psamma  arenaria,  Corynephorus 
canescens,  Holcus  lanatus  (spärlich),  Festuca  rubra. 

Erste  Yegetation  auf  abgestochenen  Stellen  dicht  hinter  dem 
Deiche  (Umgebung  aus  blumigem  Rasenboden  bestehend). 

Cerastium  hemidecandrum ,  Radiola  linoides,  Lotus  cornicu- 
latus,  Potentilla  anserina,  Thrincia  hirta,  Erythraea  linarifolia, 
Euphrasia  officinalis,  Plantago  Coronopus,  P.  maritima,  Rumex 
Acetosella,  Juncus  lamprocarpus,  Carex  arenaria,  Avena  praecox, 
Agrostis  alba,  Festuca  rubra. 

Gryptogamen. 

Eine  annähernd  vollständige  Sammlung  der  Gryptogamen 
von  Langeoog  konnte  ich  natürlich  nicht  zusammenbringen,  da 
hierzu  nicht  allein  Beobachtungen  während  aller  Jahreszeiten, 
sondern  vor  Allem  auch  Detailkenntnisse  in  den  einzelnen  Grup- 
pen erforderlich  sind,  welche  mir  fehlen.  Indessen  habe  ich  doch 
die  mir  auffallenden  Moose,  Flechten  und  höheren  Pilze  gesam- 
melt und  theile  ein  Verzeichniss  derselben  nachstehend  mit 

Muscl 

(nach  den  Bestimmungen  meines  verehrten  Freundes,  des  Herrn 
Pastor  W.  Bertram  in  Braunschweig;  —  vergleiche  auch  das  von 
C.  E.  Eiben  zusammengestellte  Verzeichniss  der  Laubmoose  der 
ostfriesischen  Inseln,  diese  Abhandlungen,  III,  pag.  212). 

Barbula  subulata  Brid.    W,  Erdumwallungen. 

B.  ruralis  B.  W,  Blumenthal;  sandige  Vordünen  am  Rande 
der  Weide. 

Ceratodon  purpureus  Br.  W,  Erdumwallungen  im 
Dürfe;  0. 

Biacomitrium  canescens  Brid.    W,  M,  0. 

Funaria  hygrometrica  Hedw«  Flinthören,  auf  einem  an- 
getriebenen Meerball. 

Leptobryum  pyriforme  Schpr.    W,  Innenrand  der  Dünen. 

Brynm  uliginosum  Schpr.    W,  Innenrand  der  Dünen. 

16  • 


244 

Br.  blmum  Scliw.  W,  Weide,  Tümpel  im  grossen  nörd- 
lichen Dünenthale,  M. 

Br.  cernuum  B.  S.  *)  W,  sandige  Weide,  grosses  Dünen- 
thal  im  Norden,  östliche  Dünen;  M,  Vordünen  im  Süden  am  Rande 
der  Weide. 

Br.  pallens  Sw.  W,  mehrfach,  z.  B.  im  grossen  nördlichen 
Dünenthale  und  im  Westen  des  Dorfes. 

Aulaeomnium  palustre  Schwägr.    M. 

Amblystegium  riparium  B.8.  W,  sandige  Vordünen  am 
Rande  der  Weide,  grosses  Dünenthal  im  Norden,  Wasserloch  in 
den  Dünen  beim  nördlichen  Kap. 

Camptothecium  lutescens  B.  S.  W,  Erdumwallungen, 
Blumenthal,  Innenrand  der  Dünen;  M. 

Brachythecium  albicans  R.  S.    W,  Weide. 

Hypnnm  Kneifli  B.  S.  W,  östliche  Dünen,  Blumenthal,  Vor- 
dünen am  Rande  der  Weide.  —  Dieses  auf  dem  Festlande  häufige 
Moos  war  bisher  noch  nicht  von  den  Inseln  bekannt. 

H.  s  quarr  OS  um  L.  W,  östliche  Dünen;  Innenrand  der 
Dünen,  Weide,  Erdwälle;  M,  0. 

H.  triquetrum  L.    W,  M,  0. 

H.  cupressiforme  L.    W,  Weide;  M,  grosse  Form. 

H.  cuspidatum  L.  In  Rasen  von  Hierochloa  am  West- 
ende des  Dorfes. 

H.  purum  L.    W,  Weide. 

H.  spien dens  Hedw.    M,  0. 

H.  eordifolium  Hedw.  W,  an  feuchteren  Stellen  in  Weiden- 
gebüschen  mehrfach  (Mai  1874). 

Liehenes. 

(Nach  den  Bestimmungen  des  Herrn  Dr.  Dietrich  in  Jena.) 

Cladonia  stellata  Schaer.,  auf  trockenen  Rainen  und 
altem  Holze. 

CK  furcata  Huds.,  var.  subulata,  in  Moosrasen  und  im 
Sande  an  trockneren  Stellen. 

Cl.  furcata,  var.  crispata,  trockene  Stellen  an  den  Ab- 
hängen der  inneren  Dünen  und  der  Weide. 

Cl.  gracilis  L.,  mit  voriger. 

Cl.  pyxidata  L.,  mit  Moosen  untermischt  an  trockenen 
Stellen,  an  Rainen. 

Cornicularia  aculeata  Ach.,  auf  trockenen  Stellen  der 
inneren  Dünen. 

Physcia  parietina  Körb.,  häufig  auf  Dachpfannen,  an 
Mauern  u.  s.  w.;  am  Innenrande  der  Dünen  des  Ostendes  fand 
ich  diese  Flechte  auch  mit  sehr  schönen  Früchten  auf  einem 
alten  Rochenei. 


*)  Diese  Art  und  ebenso  das  interessante  Br.  inclinatum  B.  S.  fand  ich  auch 
auf  Baltrum. 


245 

Parmelia  saxatilis  Ach.,  am  Holze  alter  Umzäunungen, 
auf  Erdumwallungen. 

Bamalina  farinacea  Ach.,  am  Holze  alter  Umzäunungen. 

R.  fraxinea  L.,  var.  fastigiata,  auf  altem  Holze  von  Um- 
zäunungen. 

Peltigera  canina  L.  Vielfach  zerstreut  auf  moosigem 
Rasen. 

Fungi. 

(Nach  den  Bestimmungen  meines  verehrten  Freundes,  des  Herrn 
Seminar-Inspector  Bentfeld  in  Oldenburg.) 

Agaricus  (Hygrophorus)  CO nicus  (Scop.) Fries.  W,  Wiese, 
grössere  Dünenthäler,  einzeln. 

Ag.  (Mycena)  Acicula  (Schaeff.)  Fr.  W,  auf  einem  Pflanzen- 
stengel an  einer  Wasserlache  im  grossen  nördlichen  Dünenthale. 

Ag.  (Naucoria)  pediades  Fr.  W,  0;  häufiger  Dünenpilz 
auf  Langeoog  und  Baltrum. 

Ag.  (Psalliota)  campestris  L.    W,  0,  häufig  auf  Weiden. 

Ag.  (Coprinarius)  separatus  (L.)  Fr.    W,  Dünenthälen 

Ag.  (Coprinus)  comatus  (Müller,  Fl.  Dan.)  Fr.    0,  Dünen. 

Ag.  (Hebeloma)  lacerus  Fr.    W,  Weide  (Mai  1874). 

Ciavaria  cristata  Pers.    0,  selten  in  den  Dünen. 

Phallus  impudicus  L.    W,  0,  in  den  Dünen  zerstreut. 

Lycoperdon  Bovista  L.    W,  Wiese,  Weide. 

Bovista  nigrescens  Pers.    W,  0,  häufig  auf  Weiden. 

Poronia  punctata  (L.)  Fries.  0,  auf  altem  Viehdünger, 
östlich  vom  Hofe. 


D.    B  a  1 1  r  u  m. 


Den  ersten  wirklichen  Anhalt  für  die  Beurtheilung  der  Flora 
von  Baltrum  gewährt  das  von  Herrn  Dr.  W.  0.  Focke  in  diesen 
Abhandlungen,  1873,  HI,  pag.  318  veröffentlichte  Verzeichniss 
der  von  ihm  und  Herrn  Fr.  Sundermann  während  eines  wenig 
mehr  als  einstündigen  Aufenthaltes  im  August  1872  gesehenen 
und  notirten  Pflanzen;  vorher  besassen  wir  nur  einzelne  zer- 
streute und  gelegentliche  Notizen  über  die  auf  Baltram  wachsen- 
den Pflanzen.  Jenes  Verzeichniss  zählte  einschliesslich  einiger 
früher  angegebenen,  von  Focke  und  Sundermann  nicht  wieder 
gefundenen  Arten  108  Species  auf,  gewiss  eine  sehr  ansehnliche 
Zahl  für  die  Kürze  der  Beobachtungszeit.  Im  Jahre  1873  machte 
ich  selbst  am  24.  Juli  einen  Ausflug  nach  Baltrum  und  botani- 
sirte  dort  während  des  grössten  Theils  des  Tages.  Ich  lernte 
bei  dieser  Gelegenheit  in  dem  Lehrer  auf  Baltrum ,  Herrn  Hin- 
rich  Siebeis,  einen  sehr  strebsamen  jungen  Mann  kennen,  der 
sich  schon  eifrig  bemüht  hatte,  das  Focke'sche  Verzeichniss  zu 
vervollständigen.     Herr   Siebeis   führte  uns   zu   den   Standorten 


346 

einiger  selteneren  Pflanzen,  namentlich  dem  von  Eryngium  mari- 
timum  L.  hin.  —  Im  November  1873  übersandte  mir  dann  Herr 
Siebeis  Alles,  was  er  bis  dahin  auf  der  Insel  gesammelt  hatte, 
zur  Bestimmung,  beziehungsweise  Revision,  und  wurde  ich  so  in 
den  Stand  gesetzt,  die  Flora  von  Baltrum  noch  genauer  kennen 
zu  lernen.  Auch  im  Jahre  1874  hat  Hr.  Siebeis  die  Flora  be- 
achtet, wenn  es  ihm  auch  in  diesem  Jahre,  der  Arbeiten  für 
seine  Staatsprüfung  wegen,  an  Zeit  fehlte,  viel  einzulegen.  Er 
entdeckte  noch  fünf  neue  Arten :  Draba  verna,  Gochlearia  danica, 
Teesdalea  nudicaulis,  sowie  Veronica  arvensis  und  agrestis. 
Exemplare  derselben  haben  mir  zwar  nicht  vorgelegen,  indessen 
theilt  mir  Herr  Siebeis  mit,  dass  ihm  über  die  Bestimmung  nicht 
der  mindeste  Zweifel  geblieben  sei.  —  Da  Herr  Siebeis  im  Herbst 
1874  die  Insel  Baltrum  verlassen  hat  und  nach  der  Stadt  Norden 
tibergesiedelt  ist,  so  dürfte  seine  Thätigkeit  für  die  Erforschung 
der  Inseln  wohl  vorläufig  ein  Ende  erreicht  haben.  —  Das  nach- 
folgende Verzeichniss ,  welches  nun  wohl  nahezu  vollzählig  sein 
dürfte,  enthält  (abgesehen  von  dem  Bastard:  Galium  verum  X 
Mollugo)  177  Phanerogamen,  darunter  aber  zahlreiche  Ruderal- 
pflanzen.  Gefässcryptogamen  scheinen  Baltrum  ganz  zu  fehlen.  — 
Uebrigens  dürfte  die  Flora  der  Insel  in  den  nächsten  Jahrzehnten 
durch  den  starken  Anwachs,  der  durch  die  auf  der  Südseite  be- 
legenen Schiengen  gefangen  wird,  voraussichtlich  manche  Be- 
reicherung erfahren. 

Banuneulus  flammnla  L«    Grosses  DünenthaL 

R.  repens  L.    Wiesenstücke  beim  Osterloog. 

R.  bnibosus  L.    Spärlich  in  Gärten  des  Westerloog. 

Papaver  somniferum  L.    Mehrfach  verwildert. 

P.  Argemone  L.    Raine  und  Gärten  beim  Osterloog. 

Sisymbrium  Sophia  L.    Westerloog  (W.  0.  F.). 

Sinapis  arvensis  L.    Westerloog. 

S.  alba  L.    Westerloog,  selten. 

Draba  verna  L.    Ziemlich  häufig  an  Gartenrändern   (H.  S.) 

Coehlearia  angliea  L.    Am  Wattstrande  nicht  selten. 

C.  danica  L.    Nur  auf  einer  Gartenumwallung  beim  Oster- 
loog (H.  S.). 

Teesdalea  nndleauUs  R.  Br.     An   einem  Wegrande  beim 
Westerloog  (H.  S.). 

Gapsella  bursa  pastoris  L.    Oster-  und  Westerloog. 

Cakile  maritima  Scop.    In  den  Dünen  vielfach,  beson- 
ders häufig  in  den  Randdünen. 

Raphanns  Raphanlstmm  L.    Westerloog. 

Viola  canina  L.,  var.  lancifolia  Thore,  häufig. 

V.  tricolor  L.,  var.  sabulosa  DG.,  häufig. 

Lychnis  vespertina   Sibth*     In   Gärten:   Westerloog, 
Osterloog. 

Sagina  procumbens  L.,  häufig. 

8.   maritima   Don,    spärlich  in   dem  grossen    Dünenthale, 
häufiger  auf  dem  be weideten  Grünlande. 

S.  nodosa  E.  Meyer,  häufig. 


247 

Spergula  arvensis  L.,  häufig  und  sehr  gross. 

Lepigonum     medium      Wahlberg;     am     Wattstrande 
einzeln* 

L.  marginal  um  Koch;  häufiger  als  die  vorige  Art. 

Hallanthns  peploldes  Fr.^  spärlich  auf  dem  östlichen  Strande. 

Arenaria  serpyllifolia   L.     ümwallungen  beim  Oster- 
und  Westerloog. 

Stellaria  media  Vill.,  häufig  in  den  Gemüsegärten,  auch 
bei  den  Häusern. 

Cerastium  triviale  Lk.,  häufig. 

G.  hemidecandrum  L.,  häufig  in  den  Dünen  und  auf  Erd- 
um  Wallungen. 

G.  tetrandrum  L.    In  den  Dünen. 

Linum  catharticum  L.,  häufig. 

Radiola  linoides  Gmel,  häufig. 

Malva  vulgaris  Fr.,  Osterloog,  Westerloog. 

Erodium  cicutarium  L'H^r,  häufig. 

Ononis  spinosa  L.    In  zwei  Exemplaren  auf  der  Wiese. 

Anthyllis  vulneraria  L.  In  den  Dünen,  indessen  bei 
weitem  nicht  so  häufig  als  auf  Langeoog. 

Trifolium  pratense  L.,  einzeln. 

Tr.  arvense  L.,  Dünenthäler,  häufig. 

Tr.  fragiferum  L.,  Dünenthäler  und  Strand watt. 

Tr.  repens  L.,  wie  vorige  Art. 

Tr.  procumbens  L.,  in  den  Wiesenstücken  beim  Osterloog. 

Tr.  filiforme  L.,  vielfach  in  Gärten. 

Lotus  corniculatus  L.,  in  den  Dünen  zerstreut. 

Vlela  Graeca  L.,  spärlich  in  der  Mitte  der  Insel  (Timmer - 
schlepp). 

Y.  angustifolia  Roth«  Einzeln  in  den  Gemüsegärten  nörd- 
lich vom  Osterloog. 

Medieago  lapullna  L.,  spärlich  in  den  Dünen  beim  Osterloog. 

Lathyms  pratensis  L.,  selten  in  Gärten  am  Osterloog. 

Potentilla  anserina  L.,  häufig. 

Epilobium  palustre  L.  In  einem  Dünenthale  im  öst- 
lichen Theile  der  Insel. 

Oenothera  biennis  L.  Cultivirt  und  mehrfach  verwildert. 

Sedum  acre  L.,  zerstreut  in  den  Dünen. 

Sempervivam  teetorum  L.  Auf  Dächern  und  einem  Garten- 
rande im  Westerloog. 

Eryngium  maritimum  L.  Ein  prächtiges  Exemplar  in 
den  nordwestlichsten  Dünen  (Juli  1873),  ausserdem  zahlreiche 
junge  sowohl  als  blühreife  Exemplare  in  der  Mitte  der  Insel  in 
den  dem  Grünlande  benachbarten  Dünen. 

Aegopodium  Podagrarla  L.,  selten,  in  einem  Garten  im 
Westerloog. 

Oenanthe  Lachenalii  Gmel.,  von  Wessels  für  Baltrum 
angegeben,  wurde  von  uns  nicht  gefunden. 

Pimpinella  saxifraga  L.  Eine  der  Charakterpflanzen 
der  Insel.     Sehr   häufig   sowohl  auf   den   Graben-Ümwallungen 


248 

beim  Osterloog  als   auf  den  Dünen   westlich   und  nördlich   vom 
Westerloog. 

Scandlx  pecten  veneris  L.  Ziemlich  viel  in  den,  in  den 
Dünen  des  Osterloog  angelegten,  Gemüsegärten,  auch  beim  Oster- 
loog selbst. 

Anthrlsens  silvestris  Hoffm.,  selten  beim  Osterloog  und 
Westerloog. 

Galium  Aparine  L.,  selten  in  Gärten  beim  Osterloog  und 
Westerloog. 

G.  verum  L.,  nicht  selten. 

G.  verum  x  Mollugo;  beim  Osterloog  mehrfach. 

G.  Mollugo  L.,  Dünen. 

Yalerianella  olitoria  Mch.,  selten  in  Gärten  des  Westerloog. 

Tussilago  farfara  L.  Culturland  im  östlichen  Theile  der 
Insel  (W.  0.  F.);  auch  am  Strande  und  in  den  Dünenthälern. 

Aster  Tripolium  L.    Am  Wattstrande  häufig. 

Bellis  perennis  L.  Wiesenstellen  beim  Osterloog;  spärlich 
auch  beim  Westerloog. 

Artemisia  vulgaris  L.    Osterloog,  Westerloog. 
.    A.  maritima  L.    Einzeln   auf   dem  Wattstrande;  hat  sich 
in  den  letzten  Jahren  sehr  vermehrt  (H.  S) 

Tanacetum  vulgare  L.,  beim  Westerloog  und  Osterloog 
mehrfach. 

Achillea  Millefolium  L.    Zerstreut. 

Matricaria  Ghamomilla  L.    Zerstreut. 

Chrysanthemum  inodorum  L.,   var,  maritimum,   desgl. 

Senecio  vulgaris  L.,  zerstreut;  besonders  häufig  in  den 
Dünen  des  Westendes. 

Cirsium  lanceolatum  Scop.    Westerloog. 

C.  arvense  Scop.  Mehrfach  zerstreut,  an  einzelnen  Stellen 
häufig. 

Gentaurea  Gyauus  L.,  vereinzelt  an  Gartenrändern. 

Thrincia  hirta  Roth,  sehr  häufig. 

Taraxacum  officinale  Wigg.,  einzelne  Exemplare,  sehr 
zerstreut. 

Hypochoeris  radicata  L.,  häufig. 

Sonchus  oleraceus  L.,  Gemüsegärten,  Schuttstellen. 

S.  asper  L.,  daselbst,  aber  seltener. 

S.  arvensis  L,  var.  maritimus.    Dünen. 

Hieracium  umbellatum  L.,  häufig  in  den  Dünen. 

Jasione  montana  L.,  var.  littoralis  Fr.,  desgleichen. 

Pyrola  rotundifolia  L.  Nur  in  einem  kräftigen  Exem- 
plare in  dem  grossen  Dünenthale  östlich  von  Timmerschlopp  ge- 
funden; die  Staude  besass  acht  Blattrosetten,  aber  heuer  (1873) 
nur  einen  Blüthenschaft.  Das  Exemplar  ist  21  cm.  hoch ;  es  steht 
in  der  Mitte  zwischen  der  Hauptform  und  der  var.  arenaria.  Mit 
dieser  hat  es  die  kleinen  Blätter  und  die  breiten  stumpfen  Kelch- 
blätter gemein;  dagegen  sind  die  Blätter  nicht  spitzlich,  sondern 
abgerundet  stumpf  und  häufig  mit  einem  aufgesetzten  Spitzchen 


249 

verseben  und  die  Blüthenstiele  bedeutend   länger  als  die  Kelch- 
blätter. 

Erythraea  littoralis  Fr.  „Riemblume"  der  Bewohner. 
Dünenthäler  und  Wattstrand  häufig,  wenn  auch  lange  nicht  so 
massenhaft,  als  auf  Langeoog. 

E.  pulchella  Fr.,  Wattstrand  und  Grünland. 

Lithospermum  arrense  L.,  selten  hinter  den  Häusern  des 
Osterloog. 

Myosotls  hispida  Schlecht.,  vereinzelt  in  Gärten  des  Wester- 
loog  (siehe  die  Bemerkung  über  diese  Pflanze  bei  „Langeoog")- 

Linaria  vulgaris  Mi  11.  Westerloog,  ziemlich  häufig  in 
den  Gärten. 

Veronica  arvensis  L.,  spärlich  auf  den  Kartoffeläckern  des 
Osterloog. 

V.  agrestis  L.,  mit  voriger. 

Bhinanthns  major  Ehrh.^  bis  jetzt  nur  ein  Exemplar  und 
zwar  auf  dem  neuen  Anwüchse  südlich  der  Dünen  gefunden  (H.  S.). 
Das  Fehlen  der  Pflanze  auf  den  übrigen  Lokalitäten  ist  sehr  auf- 
fallend. 

Euphrasia  Odontites  L.,  sehr  spärlich  in  den  Dünen- 
thälern. 

E.  officinalis  L.  In  M.  Gh.  für  Baltrum  angegeben,  ist 
von  uns  nicht  beobachtet  worden. 

Mentha  arvensis  L.,  ziemlich  selten  auf  Aeckern  des  West- 
endes. 

Lamium  hybridum  Vill.  (incisum  Willd.),  selten  in  Gärten 
beim  Westerloog. 

L.  purpureum  L.,  selten  in  Gärten  des  Westendes. 

Stachys  palustris!.,  einzeln  auf  Gartenrändern  beim  Osterloog. 

Prunella  vulgaris  L.    Wiesenflecke  beim  Osterloog. 

Anagallis  arvensis  L.,  Gemüsegärten;  zerstreut. 

Gentunculus  minimus  L.    Ausserordentlich  häufig. 

Glaux  maritima  L.    Dünenthäler  und  Wattstrand. 

Armeria  vulgaris  W.  Wattstrand,  Grünland.  Die  von 
mir  gesammelten  Pflanzen  haben  sämmtlich  kahle  Stengel;  die 
Blätter  sind  kahl  oder  gewimpert. 

Plantago  major  L.    Dünenthäler,  Grasplätze. 

P.  lanceolata  L.,  desgleichen. 

P.  maritima  L.,  Dünenthäler,  Grünland,  Wattstrand. 

P.  Cor on opus  L.,  desgleichen. 

Schoberia  maritima  C.A.Meyer.  Wattstrand,  besonders 
auf  dem  neu  gefangenen  Lande,  und  zwar  sowohl  die  var.  pro- 
strata  W.  0.  F.,  als  die  var.  flexilis  W.  0   F. 

SalsolaKaliL.  Dünen,  besonders  nach  dem  Wattstrande  zu. 

Salicornia  procumbens  Sm.    Wattstrand. 

S.  patula  Duv.-Jouve.    Wattstrand, 

HaUmus  pedunculatus  Wallr.    Auf  dem  neu  angewachsenen 

Lande. 

Chenopodium  album  L.,  häufig. 

Atriplex  latifolia  Wahlnbg.,  var.  salina,  zerstreut. 


250 

A.  littoralis  L«,  häufig  auf  dem  neu  gefangenen  Lande,  oft 
schön  roth  gefärbt. 

A.  patnla  L.    Westerloog. 

ßumex  crispus  L.,  zerstreut. 

R.  Acetosella  L.    Dünenthäler.  Wiesenflecke. 

Polygonum  lapathifolinm  L.   Unkraut  in  den  Gemüsefeldern. 

P.  Persicaria  L.,  desgleichen. 

P  aviculare  L.,  häufig  (namentlich  eine  niederliegende 
Form  mit  linealischen  Blättern,  sehr  grosser  weisshäutiger  Ochrea 
und  grünlichen  Blumen). 

P.  Convolvulus  L.,  Gemüsefelder. 

Hippophae  rhamnoidesL.  Nur  ein  Exemplar  in  einem 
östlichen  Dünenthale. 

Euphorbia  helloscopla  L.    Gemüsebeete  beim  Ostcrloog. 

E.  Peplus  L.    Gemüsefelder,  nicht  selten. 

Urtica  urens  L.    Zerstreut. 

U.  dioica  L.    Zerstreut. 

Salix  Gapraea  L»,  ein  ganz  junges  Exemplar  im  grossen 
Dünenthale. 

S.  cinerea  L.    Umwallungen,  Dünenthäler. 

S.  aurita  L.    Umwallungen*),  Dünenthäler. 

S.  repens  L.    Dünenthäler. 

PopulustremulaL.  In  dem  grossen  Dünenthale  mehr- 
fach, jedoch  nur  sehr  niedrige,  krüppelhafte  Exemplare. 

Betula  alba  L.  Nur  ein  kleines  Exemplar  in  dem  Dünen- 
thale unweit  des  Hauptstandortes  von  Eryngium  gefunden. 

Triglochin  maritima  L.  Sehr  einzeln  auf  dem  Wattstrande. 

T.  palustris  L.;  häufig  auf  dem  Grünlande,  am  Watt- 
strande und  in  den  Dünenthälern. 

Zostera  marina  L.    Watt. 

Z.  nana  L.    Watt. 

Orchis  latifolia  L.  Selten  in  einem  Dünenthale  in  der 
Mitte  der  Insel. 

Epipactis  palustris  Crantz.    Dünenthäler. 

Juncus  lamprocarpus  Ehrh.;  selten. 

J.  fusco-ater  Schreb.  (nicht  Schrad.,  wie  irrthümlich  in 
Nöldeke's  Flora  der  ostfriesischen  Inseln,  pag.  177,  und  Focke's 
Aufzählung  der  Pflanzen  von  Baltrum  pag.  315  und  320  gedruckt 
ist)  Dünenthäler. 

J.  Gerardi  Lois.    Dünenthäler,  Grünland. 

J.  bufonius  L.,  desgl. 

Luzula  campestris  DC.    Umwallungen  beim  Osterloog. 

Heleocharis  palustris  B.  Br.    Dünenthäler,  einzeln. 

H.  uniglumis  Lk,;  desgl. 

Scirpus  pauciflorus  Lightf.;  häufig. 

Carex  arenaria  L.    Dünen. 

C.  Oederi  Ehrh.;  Dünenthäler,  hohe  und  niedrige  Formen. 


*)  Auf  den  Umwallungen  finden  sich  ausserdem,  aber  offenbar  angepflanzt: 
Salix  Smithiana  Willd.,  viminalis  L.,  undulata  Ehrh. 


251 

C.  ynlgaris  Pries.    Grosses  Dünenthal. 

G.  flaeca  Sehreb.    Dünenthäler. 

Alopecurus  agrestis  L.  An  den  Häusern  beim  Oster- 
loog  und  in  Kartoffelfeldern  nördlich  davon. 

Agrostls  vulgaris  Witli.;  zerstreut. 

A.  alba  L.    Wattstrand,  Dünenthäler. 

Phleum  arenarium  L.;  häufig. 

P.  pratense  L.  Ganz  ungewöhnlich  kräftige  Exemplare  auf 
den  Umwallungen  einzelner  Gemüsefelder. 

Psamma  arenaria  R.  u.  S. ;  allgemein  verbreitet. 

P.  baltica  R.  u.  8.  Spärlich  auf  den  ümwallungen  beim 
Osterloog. 

Corynephorus  canescens  F.  de  B.;  häufig. 

Holcus  lanatus  L.;  häufig. 

Ayena  praecox  P.  de  B.    Wiesenflecke,  Dünenthäler. 

Poa  annua  L.    Westerloog,  Osterloog. 

P.  pratensis  L.    Wiesenflecke,  Dünenthäler. 

Glyceria  distans  Wahlenb.  (W.  0.  F.,  von  mir  nicht 
gesehen.) 

6.  maritima  M.  u.  K.  Häufig  am  Wattstrande,  besonders 
auf  dem  neugefangenen  Lande. 

Dactylis  glomerata  L.  Häufig,  auch  eine  interessante 
Viviparie  beobachtet. 

Gynosorus  eristatns  L.    Wiesenflecke. 

Festuca  rubra  L.;  häufig. 

F.  elatior  L.    Osterloog. 

F.  arundinacea  Sehreb.  Umwallungen  der  Gemüsefelder 
im  Osten  der  Insel;  die  mitgebrachten  Belegstücke  zeigen  sämmt- 
lieh  eine  interessante,  oft  1,5  cm.  weit  sich  erstreckende  Ver- 
wachsung der  beiden  gepaarten  Zweige  im  Blüthenstande. 

Bromns  mollis  L.    Nicht  selten. 

Triticum  junceum  L.    Strand. 

T.  acutum  DC.  Umwallungen  im  Innern  der  Insel  nicht 
selten. 

T.  repens  L.  Bei  den  Häusern  und  auf  den  Umwall ungen 
nicht  selten. 

Hordeum  arenarium  (L.)  Aschs.  Zerstreut  zwischen 
dem  Helm. 

Lolium  perenne  L.  Häufig,  nicht  selten  auch  die  Form 
compactum. 

Lepturus  filiformis  Trin.     Grünland  und  Weide,  zerstreut. 


E,    Norderney. 

Unter  allen  ostfriesischen  Inseln  ist  Norderney  in  floristi- 
scher Beziehung  am  bekanntesten,  was  sich  ja  leicht  daraus  er- 
klärt, dass  die  Insel  am  längsten  von  allen  friesischen  Inseln  als 
Badeplatz  besucht  wird ;  ist  ja  auch  Nöldeke's  werthvolle  Flora 
der   ostfriesischen   Inseln   wesentlich    durch   Beobachtungen  an- 


252 

geregt  worden ,  welche  der  Verfasser  auf  Nordemcy  gesammelt 
hatte.  Seit  dem  Erscheinen  dieser  Arbeit  sind  von  Herrn  Dr. 
W.  0.  Focke  einige  Nachträge  zur  Flora  von  Norderney  (diese 
Abhandlungen  III,  pag.  320)  veröffentlicht  worden,  welche  aas 
Beobachtungen  der  Herren  Apotheker  Braun  zu  Hausbergen  (jetzt 
in  Braunschweig),  Überlehrer  Dr.  Banning  in  Minden,  Dr.  W.  O. 
Focke  und  mir  selbst  zusammengestellt  waren.  —  Im  Mai  dieses 
Jahres  konnte  ich  dann  einen  lange  gehegten  Plan  ausführen  und 
einige  der  Inseln  (Norderney  und  Langeoog)  im  Frühlinge  be- 
suchen *).  Auf  Norderney  verweilte  ich  am  24.  und  25.  Mai, 
Dass  dieser  Ausflug  von  den  Witterungsverhältnissen  und  dem 
Zustande  der  Vegetation  sehr  wenig  begünstigt  wurde,  habe  ich 
bereits  oben  bei  Langeoog  mitgetheilt,  indessen  führte  er  doch 
auch  für  Norderney  zur  Auffindung  einiger  neuen  Pflanzen,  unter 
denen  Botrychium  Lunaria  Sw.  jedenfalls  die  beachtenswertheste 
ist.  —  Während  der  Sommerferien  d.  J.  hat  dann  Herr  Beal- 
schuldirector  C.  W.  Debbe  auf  Norderney  botanisirt  und  meh- 
rere Fundorte  interessanter  Pflanzen  von  Neuem  constatirt  — 
Alle  diese  Besuche  haben  die  Aufmerksamkeit  darauf  gelenkt, 
dass  die  Flora  von  Norderney  durch  den  starken  Verkehr  mit 
dem  Festlande,  namentlich  aber  durch  den  starken  Import  von 
Buschwerk,  Pflanzmaterial  und  Sämereien  sehr  stark  beeinflusst 
worden  ist.  Es  ist  deshalb  für  die  Beurtheilung  des  Wildwach- 
sens der  Gewächse  von  Norderney  ganz  besondere  Vorsicht  ge- 
boten. 

In  der  nachfolgenden  Aufzählung  von  Norderneyer  Pflanzen 
habe  ich  der  Bequemlichkeit  halber  die  Mittheilungen  von  Dr. 
Focke  an  den  betreffenden  Stellen  angeführt,  so  dass  also  die 
vorliegende  Aufzählung  Alles  enthält,  was  seit  Nöldeke's  Ver-. 
zeichniss  über  die  Flora  von  Norderney  publicirt  worden  ist. 

Thalictrum  minus  L. ,  var.  dunense.  Die  Lage  der 
„Herrenfels  Dünen",  welche  Nöldeke  als  Standort  angiebt,  haben 
wir  nicht  ermitteln  können;  wir  fanden  aber  die  Pflanze  in  der 
Nähe  des  Denkmals  und  des  benachbarten  Erlenwäldchens;  der 
Hügel  des  Denkmales   wurde  uns  als  „Ruppertsberg"  bezeichnet. 

Batrachium  confusum  Garcke.  Viehtränken  in  der 
Mitte  der  Insel. 

Ranunculus  acer  L.    Auf  dem  neuen  Polder  sehr  häufig. 

Ranunculus  repens  L.  Eine  sehr  schöne,  halb  gefüllte 
Form  auf  dem  alten  Polder  südlich  vom  alten  Conversations- 
hause. 

Fumaria  parviflora  Lam.     (Abh.  III,  pag.  322.) 

Stenophragma  Thallanum  Gelak.  (Sisymbrium  Gaud.)  An 
den  Rändern  der  Anpflanzungen  südwestlich  vom  alten  Conver- 
sationshause  sehr  häufig  und  in  sehr  verschiedener  Grösse;  auch 
an  Umwallungen  der  Gemüsegärten  und  Wiesenflecke  nordöst- 
lich vom  Dorfe,  jedoch  immer  unter  Verhältnissen,  dass  sie  eher 


*)  Auf   diesem    Ausflüge    begleitete    mich    mein    Sobu  Heinrich,    daher  das 
wiederholte  „wir"  bei  den  Angaben  der  Standorte. 


r 


253 

als  Ruderalpflanze,  denn  als  Dünen-  oder  Sandpflanze  erscheint.  — 
Fehlt  auf  Langeoog;  auch  auf  den  andern  Inseln  bis  jetzt  nicht 
gefunden. 

Dralba  yema  L.  In  den  Dünen,  auf  Grasplätzen  und  Um- 
wallungen nicht  selten. 

Cochlearia  officinalis  L.  Von  mir  weder  auf  Lange- 
oog noch  auf  Norderney  gefunden;  die  Angaben  über  das  Vor- 
kommen dieser  frühblühenden  und  im  Sommer  so  schwer  kennt- 
lichen Pflanze  erscheinen  mir  sehr  fraglich. 

C.  anglica  L.  Von  uns  nur  auf  dem  „lüttjen  Eiland** 
beobachtet. 

C.  danica  L.  Trockene  begraste  Stellen  der  Südseite  der 
Insel  nahe  beim  Dorfe  häufig. 

Teesdalea    nndicaulis   R.    Br.      Von   uns    weder    auf    Noi-derney   noch    auf 
Langeoog,  trotz  besonderer  darauf  gerichteter  Aufmerksamkeit  gefunden. 

Viola  silvatica  Fr.  (Abh.  III,  pag.  322.)  Von  uns  nicht 
gefunden. 

Polygala  vulgaris  L.  In  bewachsenen  Dünenthälern 
nicht  eben  selten.  Die  Exemplare  haben  meistens  aufrechte 
Stengel  und  können  hiernach,  sowie  nach  den  zahlreichen  dunkel- 
blauen Blüthen,  kaum  mehr  der  var.  dunensis  Du  Mort.  (als  Art) 
zugerechnet  werden,  wie  sie  auf  Borkum  und  Langeoog  so  cha- 
rakteristisch auftritt;  sie  schliessen  sich  vielmehr  unserer  Fest- 
landsform viel  inniger  an. 

Spergula  pentandra  L. ;  von  Meyer  ohne  nähere  Stand- 
ortsangabe erwähnt,  wurde  von  uns  weder  auf  Norderney  noch 
auf  Langeoog  gefunden. 

Arenaria  serpyllifolia  L.  (Abh.  III,  pag,  322.)  Auch 
auf  Grasplätzen  und  am  Rande  der  Anpflanzungen  südwestlich 
des  alten  Conversationshauses  an  mehreren  Stellen. 

Cerastlnm  tetrandrani  Curt.  Mehrfach  in  den  Dünen,  na- 
mentlich in  der  Nähe  des  Cap.  (Siehe  weitere  Bemerkungen 
über  diese  Pflanze  in  der  vorstehenden  Flora  von  Langeoog.) 

Sarothamnus  vulgaris  Wimm.;  hat  sich  auf  seinem 
Standorte  hinter  dem  Scheibenberge  erhalten,  gehört  aber  sicher- 
lich nicht  zur  eigentlichen  Inselflora,  sondern  ist  mit  dem  Pflanz- 
materiale  für  die  Anlagen  vom  Festlande  herübergebracht  worden, 

VIcia  angustlfoUa  Roth.  Sehr  vielfach  auf  begrasten  Stel- 
len der  Dünen,  auch  als  Unkraut  in  den  Gemüsegärten.  Hier- 
her gehört  wahrscheinlich  die  von  Riefkohl  für  Norderney  an- 
gegebene „V.  sativa  L." 

Ylcla  lathyroldes  L,  Ueber  die  ganze  Insel  zerstreut,  na- 
mentlich in  lichteren  Gebüschen  von  Rosa  pimpinellifolia ,  Salix 
repens  und  Rubus  caesius,  aber  auch  sonst  auf  begrasten  Stellen 
der  Dünen. 

Rubus.  —  Ausser  dem  auf  der  Insel  einheimischen  R.  cae- 
sius und  dem  bereits  von  Nöldeke  (pag.  139)  aufgeführten  R. 
plicatus  Weihe  u.  Nees  findet  sich  auch  R.  Idaeus  L.  in  den 
Gebüschen   südwestlich    vom    alten    Conversationshause;    beide 


254 

Arten  sind  aber  sicher  mit  Pflanzmaterial  nach  der  Insel  ge- 
bracht und  gehören  der  Inselflora  nicht  an. 

Potentilla  procumbens  Sibth.  (Abh.  III,  pag.  139 
und  322.) 

Potentilla  reptans  L.  Mein  Sohn  Heinrich  fand  in  einem 
der  südlichsten  Dünenthäler  nahe  der  weissen  Düne  eine  noch 
nicht  blühende  Potentilla,  welche  sich  zweifellos  als  P.  reptans 
erwies.  Es  waren  aber  nur  ganz  wenige  Stöcke  dieser  Pflanze, 
an  einer  einzigen  Stelle  zusammengedrängt,  vorhanden  und  dürfte 
sie  daher  wohl  erst  vor  Kurzem  eingewandert  sein.  An  eine 
Einschleppung  durch  den  Menschen  ist  nach  der  Lage  und  Be- 
schaffenheit des  Fundortes  wohl  nicht  zu  denken.  Die  Sache 
wird  noch  dadurch  besonders  interessant,  dass  in  der  Nähe  auch 
der  von  Herrn  Apotheker  Braun  nachgewiesene  Standort  der 
Pot.  procumbens  liegen  muss  (s.  Abh.  III,  pag.  322). 

Rosa  pimpinellifolia  L.  (Abh.  III,  pag.  321.)  Die  dort 
niedergelegten  Beobachtungen  über  die  Häufigkeit  und  Verbrei- 
tung der  Dünenrose  kann  ich  durchaus  bestätigen.  Die  Pflanze 
öffnete  zur  Zeit  meiner  Anwesenheit  gerade  ihre  ersten  Blüthen, 
deren  Blumenblätter  ich  auf  der  inneren  Seite  ziemlich  rein 
weiss,  aussen  dagegen  röthlich  oder  gelblich  fand. 

Sorbns  ancnparla  L.  Ein  kleines  Exemplar  in  einem  süd- 
östlichen Dünenthale,  unfern  des  Leuchtthurmes,  wohl  von  einem 
Vogel  dahin  verschleppt. 

Epilobium  angustifolium  L.    (Abh.  III,  pag.  323.) 

Callitriche  stagnalis  Scop.  Ich  fand  diese  Pflanze  an 
zwei  verschiedenen  Stellen:  bei  der  Schanze  und  in  den  der- 
selben benachbarten  Gräben  und  in  einer  Viehtränke  ziemlich 
in  der  Mitte  zwischen  der  weissen  Düne  und  dem  Dorfe.  Die 
Pflanzen  beider  Standorte  besassen  die  scharf  geflügelten  Früchte, 
welche  für  diese  Art  charakteristisch  sind,  und  es  konnte  dem- 
nach kein  Zweifel  über  ihre  Bestimmung  übrig  bleiben. 

Garnm  Carvi  L,  Auf  dem  alten  und  neuen  Polder  mehrfach. 

Pastlnaca  satlva  L.  Auf  einem  Rasenstücke  links  vom  süd- 
lichen Eingange  des  Dorfes;  wohl  sicher  eingewandert. 

Sherardla  arvensis  L,  Als  Unkraut  auf  Aeckern  zwischen 
der  Marienstrasse  und  dem  neuen  geraden  Deiche  der  Südseite. 

Filago  minima  Fr.  (Abh.  III,  pag.  322.) 

Gnaphalium  dlolcnm  L.  An  vielen  Stellen  bewachsener 
Dünenthäler,  namentlich  in  Gesellschaft  von  Vaccinium.  Es  ist 
mir  sehr  auffallend,  dass  diese  Pflanze  sich  bisher  der  Aufmerk- 
samkeit der  zahlreichen  Botaniker,  welche  Norderney  besucht 
haben,  entziehen  konnte.  A^i  eine  neuerliche  Einschleppung  ist 
nach  der  Beschaffenheit  der  Standorte  gewiss  nicht  zu  denken; 
eher  daran,  dass  die  Pflanze,  weil  ziemlich  frühe  blühend,  von 
den  Besuchern  im  Hochsommer  und  Herbst  übersehen  wurde. 

Seneclo  aqnatlcus  Hnds.  Auf  der  grossen  Wiese  in  der 
Mitte  des  Grünlandes  der  Insel  (mit  Myosotis  versicolor  zusam- 
men); zur  Zeit  unseres  Besuches  (Ende  Mai)  entfalteten  sich 
bereits  die  ersten  Blüthen. 


255 

Jasione  montana  L.,  flor.  alb.  (Abb.  III,  pag.  322.) 

Vaccinium  uliginosum  L.  Wir  fanden  diese  Pflanze 
nicht  allein  in  dem  einen  grossen  Dünenthale,  für  welches  Nöl- 
deke  sie  angiebt,  sondern  noch  in  vielen  andern  Thälern  von 
jenem  an  östlich  bis  in  die  Nähe  der  weissen  Dünen  und  süd- 
lich bis  zu  dem  Erlenwäldchen  und  dem  Denkmal. 

Pyrola  minor  L.  Ist,  wie  schon  Focke  (Abh.  III,  p.  322) 
bemerkte,  in  den  östlichen  Dünenthälern  häufiger,  als  P.  rotun- 
difolia.  —-  Auf  den  Blättern  fand  ich  mehrfach  einen  gelbrothen 
Pilz,  den  Uredo  Pyrolae  Mart.  (Cacoma  Pyrolae  Schlecht.) 

Myosotis  hispida  Schlecht.  In  den  Dünen  überall 
häufig.  —  Siehe  über  diese  mir  noch  etwas  zweifelhafte  und 
wahrscheinlich  als  besondere  Varietät  zu  beschreibende  Pflanze 
^as  unter  ^Langeoog**  Bemerkte. 

Myosotis  verslcolor  Pers.  Auf  Grasplätzen  in  der  Nähe  des 
alten  Conversationshauses  nicht  selten;  ebenso  auf  der  grössten 
Wiese  in  der  Mitte  der  Insel  und  an  deren  Rändern  häufig. 

Lysimachia  vulgaris  L.     (Abh.  III,  pag.  322.) 

Armeria  vulgaris  W.  Auch  auf  Norderney  findet  sich 
eine  grosse  Formenmannichfaltigkeit  dieser  Pflanze;  doch  gehen 
die  Formen  so  vielfach  und  unbestimmt  in  einander  über,  dass 
ich  es  für  unmöglich  halte,  sie  in  mehrere  Arten  zu  gliedern. 
Ueberwiegend  sind  Formen  mit  schlankem  kahlem  Stengel;  am 
Wattstrande,  in  der  Nähe  der  Schanze ,  findet  sich  eine  sehr 
kräftige  Form  mit  weichhaarigem  Stengel;  Knötchen  auf  dem 
Stengel  fand  ich  nur  bei  einer  niedrigen  Form  des  sogenannten 
Eilandes  beim  Leuchtthurm.  Die  Blätter  sind  kahl  oder  ge- 
wimpert,  oft  an  demselben  Stocke  gemischt.  Die  äusseren  Hüll- 
blätter sind  meistens  sämmtlich  sehr  stumpf,  nur  an  den  er- 
wähnten kräftigen  Pflanzen  mit  behaarten  Stengeln  sind  die 
äusseren  von  ihnen  krautig-stachelspitzig.  Bei  den  allermeisten 
Exemplaren  sind  die  Haare  auf  dem  Kelche  in  zehn  Längsstreifen 
gestellt,  welche  nur  an  der  schiefen  Basis  des  Kelches  zusammen- 
fliessen;  bei  zwei  Exemplaren  sind  aber  auch  die  Zwischenräume 
unregelmässig  mit  Haaren  bedeckt;  es  sind  dies  Exemplare  mit 
kahlem  Stengel  und  kahlen  oder  gewimperten  Blättern;  auch 
dies  Kennzeichen  dürfte  demnach  nicht  zur  specifischen  Abtren- 
nung genügen. 

Salicornia  patula  Duval-Jouve.  (Abh.  III,  pag.  207.) 
Die  vorjährigen  verwitterten  Exemplare,  welche  ich  auf  Norderney 
sah,  gehörten  sämmtlich  dieser  Form  an,  doch  fehlt  auch,  wie 
wir  früher  gezeigt  haben,  die  Sal.  procumbens  Sm.  (Abh.  IH, 
pag.  209)  nicht. 

Chenopodium  rubrum  L.     (Abh.  IH,  pag.  322.) 

Hippophae  rhamnoides  L.  (Abh.  III,  pag.  322.)  Die 
von  Focke  an  der  eben  citirten  Stelle  angegebene  Localität:  im 
Osten  der  Insel,  jedoch  noch  westlich  von  der  weissen  Düne,  ist 
dieselbe,  wie  diejenige,  auf  der  ich  die  Pflanze  im  Jahre  1856 
sah  und  sie  auch  jetzt  wieder  beobachtete. 

Empetrum  nigrum  L.   Wir  fanden  die  von  Meyer  in  der 


256 

„Chlorls"  angegebene  Stelle:  „in  der  Mitte  der  Insel"  wieder; 
es  ist  dies  ein  Dünentbal  in  der  Vaccinium -Kegion,  aber  dem 
Südrande  der  Insel  ziemlich  nabe. 

Salix  cinerea  L.     (Abb.  III,  pag.  323.) 

Salix  aurita  L.  Mebrere  kleine  Exemplare  im  Osten  der 
Insel  angeflogen. 

Popnlas  treniula  L.  sichrere  kleine  Exemplare  in  Dünen- 
Ihälern  der  Osthälfte  der  Insel  angeflogen. 

Betula  pubescens  Ehrh.  (Abb.  III,  pag.  323.)  Auch 
ich  sah  diese  Birken. 

Potamogeton  pectinata  L.    (Abh.  III,  pag.  323.) 

Typha  latifolia  L.  (Abh.  III,  pag.  r>23.)  Schwächliche 
Exemplare  von  uns  in  einem  sumpfigen,  in  Folge  der  grossen 
Dürre  aber  fast  ausgetrockneten  Dünenthale  mit  Hippophae  zu- 
sammen beobachtet. 

Sturm ia  Loeselii  Rchb.  Von  uns  an  der  von  Nöldeke 
angegebenen  Stelle  vergebens  gesucht,  war  aber  vielleicht  durch 
die  grosse  Dürre  zuiückgehalten. 

Juncus  capitatus  Weig.  (Abh.  III,  pag.  323.)  Soweit 
ich  nach  der  Erinnerung  schliessen  kann,  ist  das  Dünenthal,  in 
welchem  ich  die  Pflanze  1856  fand,  jetzt  zu  Gemüsefeldern  be- 
nutzt. 

Luzula  campestris  DC.  Sehr  viel  häufiger  auf  Gras- 
plätzen und  in  den  Dünenthälern,  als  nach  der  Angabe  von 
Nöldeke  zu  vermuthen  ist. 

Carex  panicea  L.    (Abh.  III,  pag.  323.) 

Hierochloa  odorata  Wahlenb.     Auf  Norderney  von  uns  vergebens  gesncbt. 

Bromus  mollis  L.  Auf  die  Bromus-Pflanzen  habe  ich 
auf  Norderney  besonders  vielfach  geachtet,  aber  dort  nur  Bromus 
mollis  L.  gefunden  und  zwar  sowohl  die  gewöhnliche  Form  mit 
behaarten  Aehrchen,  als  diejenige  mit  kahlen  Aehrchcn  (var. 
liostachys  M.  u.  K.).  Auf  den  Dünen  überwiegen  ganz  zwerg- 
hatte Exemplare,  während  auf  dem  grossen  Damm  im  Süden,  der 
nach  der  Landungsbrücke  führt  und  am  Rande  der  Wiese  in  der 
Mitte  der  Insel  sehr  grosse  Formen  vorkommen.  —  Einige  wei- 
tere Bemerkungen  über  die  Trespen  der  Inseln  siehe  unter 
„Langeoog". 

Nardus  stricta  L.    Dünenthäler  in  der  Mitte  der  Insel. 

Lycopodium  i  nun  da  tum  L.  Von  uns  an  feuchten  Stellen 
der  südlichen  Dünenthäler  mehrfach  beobachtet,  wogegen  L.  cla- 
vatum  meines  Wissens  seit  Meyer  (Chloris  Hann.)  nicht  wieder 
gesehen  wurde. 

Botrychium  ternatum  P.  G.  Thunberg.  Dies  ist  die 
Pflanze,  welche  Nöldeke  in  seiner  Flora  der  Inseln,  pag.  193  als 
Botrychium  matricariaefolium  AI.  Br.  anführt.  Die  falsche  Be- 
nennung ist  durch  einen  Schreibfehler  entstanden,  eine  leicht 
begreifliche  Folge  der  unglücklichen  Aehnlichkeit  der  Namen  B. 
Matricariae,  matricarioides  und  matricariaefolium.  Es  ist  als 
eine  wahre  Erlösung  aus  dieser  Verwirrung  zu  begrüssen,  dass 
für   diese   Art   der   oben    angeführte   Thunberg'sche   Name    die 


F'**' 


267 


Priorität  hat.  Der  Name  B.  matricariaefolium  AI.  Br.  ist  dagegen, 
für  die  dem  B.  Lunaria  viel  näher  stehende  Pflanze  zu  verwen- 
den, während  der  häufig  für  sie  gebrauchte  Name:  li  rutaceum 
Willd.  nur  zu  Zweifeln  und  Verwirrung  führt,  wie  Milde  (Filices 
Europae  et  Atlantidis,  1867,  pag.  190)  gezeigt  hat.  -  Dass  die 
Norderneyer  Pflanzen  wirklich  =  B.  ternatum  Thunberg  sind, 
kann  ich  nach  Autopsie  der  im  Besitze  des  Herrn  Oberappellations- 
rath  Nöldeke  befindlichen  Exemplare  bestätigen ,  wie  er  selbst 
denn  auch  durchaus  damit  übereinstimmt.  —  Wir  suchten  ver- 
gebens nach  B.  ternatum  an  der  bezeichneten  Stelle;  dies  dürfte 
aber  daran  liegen,  dass  diese  Pflanze  ihre  Wedel  erst  im  Sommer 
und  oifenbar  viel  später  als  B.  Lunaria  entwickelt. 

Botrychlum  Lunaria  Sw.  Von  uns  an  der  von  Nöldeke  für 
das  andere  Botrychium  angegebenen  Stelle :  „Triften  in  der  Nähe 
des  kleinen  Erlenwäldchens  östlich  vom  Dorfe"  am  24.  und  25. 
Mai  1874  gefunden;  an  einzelnen  Stellen  war  die  Pflanze  wirk- 
lich häufig.  —  Herr  C.  W.  Debbe  suchte  dagegen  im  Juli  d.  J. 
beide  Formen  an  der  ihm  genau  bezeichneten  Stelle  vergebens.  — 
Da  in  den  Dünen  an  der  Ostsee  alle  drei  Botrychien  (und  bei 
Rostock  sogar  auch  das  B.  simplex!)  vorkommt,  so  dürfte  sich 
weiteres  Suchen  nach  Botrychien  auf  den  friesischen  Inseln  wohl 
noch  lohnen. 

Von  Moosen  kann  ich  noch  als  neu  für  Norderney  anführen : 

Bryum  cernuum  Br.  Seh.    An  vielen  Orten. 

Bryum  pallens  Sw.  Mittlere  Thäler,  in  der  Region  des 
Vaccinium  (von  Eiben  in  diesen  Abhandlungen  III,  pag.  214  nur 
für  die  Kiebitzdelle  von  Borkum  angegeben). 

Hypnum  polygam  um  Br.  Seh.;  daselbst  (gleichfalls  bis 
jetzt  nur  für  Borkum  angegeben). 

Von  Pilzen  sammelte  ich  auf  Norderney: 

Agaricus  (Hypholoma)  fascicularis  Huds.  Erlenwäld- 
chen in  der  Nähe  des  Denkmales. 

Agaricus  (Coprinarius)  papilionaceus  Bull.;  mehrfach 
auf  Dünen. 

Russula  emetica  Fr.;  feuchte  Stellen  in  den  mittleren 
Dünenthälern. 

Polyporus  fumosus  Fr.;  an  Baumstämmen  im  Erlen- 
wäldchen. 

Lycoperdon  gemmatum  Batsch,  ß  excipuliforme  Fr.; 
in  bewachsenen  Dünenthälern. 

Es  dürfte  wohl  nicht  ohne  Interesse  sein,  wenn  ich  zum 
Schlüsse  hier  diejenigen  Pflanzen  zusammenstelle,  welche  ich  am 
26.  Mai  1874  auf  dem  neuen  Anwachs  im  Osten  von  Norderney, 
dem  sogenannten  „lüttjen  Eiland"",  beobachtete.  Es  ist  dies  die 
sandig-schlieckige  Weide,   welche   sich   auf  der  Wattseite   vom 

IV.    Januar  IS75.  17 


258 

Leucbtthurme  aus  in  ziemlicher  Ausdehnung  nach  Osten  er- 
streckt. Nachstehende  Aufzählung  unifasst  natürlich  nur  die 
Frühjahrsflora,  da  von  der  Sommer-  und  Herbstflora  in  Folge  des 
kalten  Wetters  noch  wenig  zu  sehen  war. 

Am  obern  Rande  herrschen  vor:  Potentilla  anserina,  Plan- 
tago  Coronopus,  Scirpus  rufus  (in  dichten  Rasen),  Carex  distans; 
weiter  hinaus  treten  dann  noch  hinzu;  Cochlearia  anglica,  Sper- 
gularia  spec,  Aster  Tripolium,  Artemisia  maritima  (spärlich), 
Armeria  vulgaris,  Glaux  maritima,  Plantago  maritima,  Chenopo- 
dina  maritima,  Salicornia  patula,  Triglochin  maritima,  Festuca 
rubra,  Agrostis  spec.  —  Juncus  maritimus  sammt  den  in  seinen 
dichten  Rasen  Schutz  findenden  Pflanzen  fehlte  noch. 

Vergleicht  man  die  Flora  des  alten  Polders  (beim  alten 
Conversationshause)  mit  dem  des  „lüttjc  £iland%  so  muss  man 
erstaunen,  wie  rasch  auch  auf  den  Inseln  nach  der  Eindeichung 
der  Salzgehalt  des  Bodens  und  damit  der  halophytische  Charakter 
der  Vegetation  verloren  geht.  Die  Vegetation  dieses  Polders 
gleicht  ganz  der  einer  binnenländischen  Wiese  und  nur  einzelne, 
in  Beziehung  auf  den  Salzgehalt  sehr  genügsame  Pflanzen,  wie 
Trifolium  fragiferum,  Scirpus  rufus  und  Scirpus  Tabernaemon- 
tani  deuten  noch  auf  den  ursprünglichen  Charakter  hin.  In  den 
Gräben  treiben  sich  Frösche  und  Massen  von  Kaulquappen  um- 
her, und  wir  sahen  selbst  einen  weissen  Storch,  der  nach  den 
Aussagen  der  Inselbewohner  alljährlich  die  Polder  und  die  sonst 
vorhandenen  Gewässer  für  einige  Tage  besuchen,  dann  aber 
wieder  verschwinden  soll. 


F.    Jnist. 

Für  Juist   bin  ich   nicht  in   der  Lage,   neue  Beobachtungen 
anzuführen. 


G,    B  0  r  k  n  m. 

Zur  weiteren  Untersuchung  der  Flora  von  Borkum  ist,  soviel 
mir  bekannt  geworden,  in  den  letzten  Jahren  Nichts  geschehen.  — 
Indessen  kann  ich  doch  zwei  für  die  Insel  neue  Pflanzen  an- 
führen. 

Taraxacum  officinale  Wigg.  Diese  Pflanze  war  bisher 
wunderlicherweise  von  Borkum  nicht  notirt  (vergl.  darüber  Nöl- 
deke,  pag.  150).  Da  ich  kaum  glauben  konnte,  dass  die  Pflanze 
auf  Borkum  wirklich  fehlt,  so  wandte  ich  mich  im  Frühjahre 
1874  an  Herrn  Amtsvogt  Abtmeyer  auf  Borkum  mit  der  Anfrage, 
ob  die  Pflanze  auf  Borkum  vorkomme;  derselbe  antwortete  mir, 
dass  sie  dort  auf  Wiesen,  in  Gärten  und  in  den  Dünen  sehr 
häufig  sei  und  sandte  mir  erbetenermassen  einige  Stauden  der- 


r^-i 


259 

selben  zu,  so  dass  über  ihre  Identität  kein  Zweifel  sein  kann.  — 
Die  Pflanze  ist  also  von  den  Besuchern  von  Borkura  nur  über- 
sehen oder  zu  notiren  vergessen  worden;  dabei  ist  hervorzuheben, 
dass  sie  im  Hochsommer,  nachdem  die  Blüthen  und  Früchte 
verschwunden  sind,  sehr  viel  Aehnlichkeit  mit  jungen  Stöcken 
von  Sonchus  arvensis  L.,  var,  maritimus  hat. 

Didymodon  rubellus  Roth.  An  sandigen  Abhängen  in 
der  Kiebitzdelle.  Dieses  Moos  hat  mein  werther  Freund,  Herr 
Pastor  W.  Bertram  zu  Braunschweig,  nachträglich  noch  unter 
seinen  auf  Berkum  gesammelten  Moosvorräthen  entdeckt;  es  ist 
dem  von  Eiben  gegebenen  Verzeichnisse  der  Laubmoose  der  ost- 
friesischen Inseln  (diese  Abhandlungen  UI,  pag.  212  fif.)  ein- 
zufügen. 

Ein  Frühjahrsbesuch  auf  Borkum  bleibt  sehr  zu  wünschen, 
da  diese  reichgegliederte  Insel  gewiss  noch  manche  bisher  nicht 
verzeichnete  Frühjahrspflanze  enthalten  wird. 


Kritisclie   Zusammens^tellnng   der  auf  den  ostfriesischen 

Inseln  einheimischen  Gewächse  nnter  Ansschlnss  der 

Knderalpflanzen  nnd  Ackernnkränter« 

Nach  den  vielseitigen,  in  den  letzten  Jahren  gesammelten 
Beobachtungen  über  die  Flora  der  Inseln,  über  welche  die  vor- 
hergehenden Blätter  berichten,  kann  nun  wohl  der  Versuch  ein- 
mal gewagt  werden,  die  auf  den  Inseln  einheimischen  Pflanzen 
zusammenzustellen  und  dabei  die  einzelnen  Angaben  thunlichst 
zu  prüfen.  Im  Ganzen  und  Grossen  sind  die  Gefässpflanzen  der 
Inseln  jetzt  genügend  bekannt;  übersehen  dürften  wohl  nur  noch 
sehr  wenige  Gewächse  sein,  und  es  wird  sich  zur  Ausfüllung  der 
noch  vorhandenen  Lücken  besonders  um  die  Verbreitung  der 
Pflanzen  über  einzelne  Inseln,  ihr  Auftreten  oder  Verschwinden 
an  einzelnen  Standorten  u.  dergl.  handeln. 

Bei  der  Aufzählung  der  den  Inseln  angehörenden  Pflanzen 
sind  sowohl  die  von  dem  Menschen  direct  angepflanzten,  als  die 
seinen  Culturen  folgenden  Unkräuter  unbedingt  auszuschliessen, 
wenn  man  ein  ungetrübtes  Bild  der  Flora  erhalten  will.  Sam- 
bucus  nigra  z.  B.  gehört,  soweit  sie  auch  über  die  Inseln  ver- 
breitet ist,  doch  nicht  zu  der  den  Inseln  eigenthümlichen  Pflanzen- 
welt. Oder,  wenn  ich  selbst  zu  Pfingsten  v.  J.  Sherardia  arven- 
sis auf  Norderney  als  neu  für  die  Inseln  auffand,  so  konnte  mich 
dieser  Fund  erfreuen,  und  ich  musste  ihn  in  den  vorstehenden 
Beiträgen  aufführen;  für  die  Flora  der  Inseln  aber  ist  es  völlig 
gleichgültig,  ob  dieses  neue  Unkraut  auf  einige  Felder  derselben 
verschleppt  ist,  oder  nicht.  Nur  für  den  Fall,  dass  ein  solches 
Unkraut  später  einmal  den  Fusstapfen  der  Cultur  entfliehen 
sollte,  wird  es  wichtig  und  interessant  sein,  zu  constatiren,  wann 
und  an  welchem  Punkte  dasselbe  zuerst  aufgetreten  ist.   Ebenso 


260 


ksDii  es  ja  in  physiologischer  Beziehung  von  Bedoutnng  sein, 
wenn  Sarothamnus  scoparius,  der  mit  Pflanzmaterial  von  Busch- 
werk nach  Norderney  gekommen  ist,  sicli  dort  unter  den  gegeo 
seinen  früheren  Standort  veränderten  Lebensbedingungen  erhält; 
zur  Flora  der  Inseln  darf  er  aber  darum  doch  nicht  gezählt 
werden.  In  Nöldeke'w  sehr  verdienstvoller  Flora  der  ostfriesi- 
schen Inseln,  dann  in  W.  0.  Fockc's  und  meinen  Beiträgen  sind 
nur  die  direct  angebauten  Pflanzen  ausgeschlossen  worden,  um 
eben  auch  die  Anwesenheit  der  Ruderalpflnnzen  und  Acker- 
unkräuter zu  constatiren;  jetzt  dürfte  aber  der  Versuch,  auch 
sie  auszuschliessen,  nicht  verfrüht  erscheinen. 

In  dem  nachfolgenden,  nach  Nöldcke'a  Flora  geordneten  und 
in  der  Nomenclatur  sich  derselben  tbunlichst  anschliessenden 
Verzeichnisse  ist  in  der  ersten  Colonne  der  Standort  durch  leicht 
verständliche  Abkürzungen  bezeichnet;  dann  folgt  der  Name  der 
Pflanze  und  schliesslich  ist  in  der  letzten  Colonne  die  Anwesen- 
heit derselben  auf  den  einzelnen  Inseln  durch  ein  -f  angedeutet. 
Ein  ?  bedeutet,  dass  die  betreffende  Angabe  mir  sehr  fraglich 
erscheint,  ein  !  besondere  Verhältnisse,  wie  z.  B.  bei  Grambe 
maritima,  dass  die  Pflanze  jetzt  wohl  sicher  verschwunden  ist, 
oder  dass  die  Spontaneität  der  Pflanze  sehr  zweifelhaft  ist. 

Abkürzungen. 

D.=  Dünen;  Dth.  =  Dünenthäler;  AVs.  =  Wiese;  Wd.=  Weide; 
Gew.  =  Gewässer;  Hde.  =  Heide;  Sd.  :=  Sand  (trockene  flache 
Sandstellen,  nicht  gerade  Dünen);  Str.  =  Strand;  Wstr.  =  Watt- 
strand; W.  —  Watt;  Rpfl.  =  Kuderalpflanze. 


Gew. 
Dlh. 
Ws. 

Ws. 

Gew. 
Dth. 

Gew. 


1.    ilanunculaeeae. 

Thalictrum  minus  L.,  var.  dunense 

Du  M , 

Batrachium  confusum  Garcke., 

Ranunculus  Flamiiiula  L 

R.  acer  L 

R.  repens  L 

K.  Phünnotia  Ehrh.  (ist  wohl  Epfl.)    . 

R.  sceleratus  L.  (wohl  erst  in  Folge 

der  Wiesencultur  eingewandert). 
Caltha  palustris  L , 

ä.    Orucifcrae. 
Nasturtium  officinale  R.  Br.  (s.  Ra- 
nunc.  sceier.) 


Ho. 

'' 

^- 

ItD 

L. 

Sp. 

+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

+ 

+ 

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+ 

t 

+ 

"' 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

*)  Eine  gnnsie  Reihe  der  für  Wangeroog  aufgeführten  PflanMii  wSchat  jetzt 
sicher  nielit  mehr  auf  der  Insel ;  da  ch  aber  nii  einer  vollständigen  Conatutirung 
der  jetaigen  Flora  von  W.  noch  fehlt,  ho  habe  icli  geglaubt,  die  betreffenden 
Pflanzen  noch  aufführen  zu  sollen. 


Wb. 
Ws. 

"Wb. 

Sd. 
■Wd. 
"Wd. 

Sd. 


Str.  D. 
Str. 


Ws.,  Hde. 
D. 
D. 


Ws-,  Dth. 
Dth. 


Ws.,  Dth. 
D. 


Wd. 
Dtfa.,Wd. 

Sd. 

Wd. 

Wd. 

Str. 
D.,  Sd. 

Dth. 

Dth.,  Ws. 

D. 


N.  amphibium  R.  Br.  (Angabeo  zwei- 
felhaft, eventuell  aber  auch  wohll 

eingewandert) \-\- 

N.  siWestre  R.  Br.  (s.  ßanunc.  8Celer.);+ 
N.  paliistre  DC.  (s.  Ranunc.  sceler.) + 

Cardamioe  pratensis  L '-j- 

Draba  verna  L.  (auch  Rpfi.) I 

Cochlearia  officinalis  L |-|- 

C.  anglica  L j+ 

C.  danica  L !  + 

Teeadalea  nndicouliB  B.  Br.  (sclin'erlich' 
spontan) | 

Seueliiertt  Coroiiopiia  l'oir.  fwolil  Kpfl.,  falls' 
wirklich  Torlia.nden) 

Cakile  maritima  Scop 

Grambe  maritima  L.  (schon  seit  Jahr- 
zehnten völlig  verschwunden) 

3.  Cistnceae. 
Helianthemum  guttatum  Mill 

4.  Violaceae. 


+ 

+ 

+ 

+  + 

? 


Viola  palustris  L 

V.  caniua  L.,  var.  lancifolin  Thorc. 
V.  tricolor  L,  var.  sabulosa  DG.  . 


Drosera  rotundifolia  L -\- 

Parnassia  palustris  L -j- 

6.    Polygalaceae. 

Polygala  vulgaris  L 

7.    Silenaeeae. 

Silene  Otites  Sm + 

Lythnis  flos  cuculi  L -j- 


Sagina  procurabens  L    (auch  Rpfl.). 

S.  stricta  Fr 

S.  nodosa  E.  M. ., 

Lepigonura  rubrum  Whlbg 

L.  medium  Whlbg 

L.  marginatum  Koch 

Haliantlius  peploides  Fr 

Arenaria  serpylüfoha  L. 

Stellaria  glauca  With 

S.  grarainea  L 

Gerastium  hemidecandrum  L 


+ 

+ 

+ 

+ 

4- 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

D. 
Ws. 

;bo. 
C.  tctrandnim  Gurt,    (vergl.    W.    0.| 

Focke  in  diesen  Abhandlungeo  III,; 

pag.  549) 

C.  triviale  L.  (auch  Hpfl.) ■  + 

9.    Linaceae. 

j. 

+ 

H. 

+ 
+ 

Ba. 

+ 
+ 

I. 

+ 
+ 

sp. 

+ 
+ 

w. 

+ 

Dtii.,W(I. 
Sd.,  Wd. 

Linum  catharlicum  L 1- 

Badiola  linoides  Gmel + 

10.  Hypericaceae*). 

UjpeTicum  bumifiiBuin  L .    .  j 

H.  quadrangnlaro  L. ' 

+ 

+ 

-f 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

+ 
+ 

11.    Geraniaceae. 

D. 

Eiodium  cicutarium  L'H^r.  (vielleicht 
besser  als  Rpfl.  zu  betrachten)  . . 

12.    Papilionaceae. 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 
+ 

+ 

+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 

+ 
+ 

+ 

+ 

+ 
+ 
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+ 
+ 
+ 
+ 

+ 
+ 

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? 
+ 

+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
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+ 

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-1- 

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+ 

+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
t- 
+ 
+ 

+ 
+ 

% 

+ 

+ 

D 

+ 

Medicago  InpnUna  L.,   tritt  »of  den   IHBeln 

+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 

+ 

+ 
+ 

+ 
+ 
+ 
+ 
+ 

+ 
+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

Dth   Ws 

+ 

Wa 

+ 

+ 

Ws.,  Dth. 

D.,  Ws. 

D. 

Ornithopm  perpaBilhiii  vou  Koch  nnd  Bren- 
neke   für    Wang^roog     angegabon,    aber 
daselbst  and   auf  den  andern  IusbIq  nie- 
iDal»  wieder  gefunden,  iel  wolil  kein  regel- 
mässiger Bewohner  der  Inaaln. . .      

Vicia  Cracca  L 

V.  «präm  L.,  wie  Omithopns 

V.  angustifolia  Roth   (vielfach  auch 
als  Rpfl.) 

V    lathvroides  L 

! 
t 

Dth. 
D. 

Ervumhirsutum  L.   (auf  "Langeoog 
im  Thale  der  Melkhören  anschei- 
nend wild,  ausserdem  aufBorkuin 
und  Wangeroog  als  Rpfi.) 

Pisuramafitinium  L.  (auf  Wangeroog 
jetzt  verschwunden) 

! 
1 

*)  Beide  Arten  jetzt  sctiwerlicli  mebr  vorhanden. 


p: 


D. 

Ws.,  Dth. 
DUlVi-W. 

Dth. 
Sd. 
Sd. 
D. 


Dth. 

Gew. 

Dth.,  Ws. 

Dth. 


Gew. 
Gew. 


Gew. 
Gew. 


Dth. 

Gew. 


Dth.,  Ws. 

D. 

Dth.,Wd. 

Gew. 

D. 

Gew. 


Wd. 
Wd. 


Lathyrus  pratensis  L 

13.   Rosaceae. 

Rubus  caesius  L 

Comarum  palustrc  L 

Potentilla  anberina  L 

P.  reptans  L 

P.  procumbens  Sibth 

P.  TormentiUa  Sibth 

Rosa  pimpinellifolia  L 

14.  Onagrariaceac. 

Epilobium  angustifolium  L 

E.  hirsutum  L 

E.  palustie  L 

E.  parviflorum  Schreb 

E.  virgatum  Fr.  (an  Gräben,  feuch- 
ten Steilen) 

15,  Haloragaceae. 

Myriophyilum  spicatum  L  

M.  alterniflorum  DC 


Bo.j  J. 

+  + 


16.  Hippuridaceae. 

Hippuris  vulgaris  L 

17.    Callitrichaceae. 
Callitriche  stagnalis  Scop 

18.  Lythrariaceae. 

Lythrum  Salicaria  L 

Peplis  Portula  L 

19.  Scleranthaceae. 
Seleranthus  perennis  L. 

20.  Crassulaceae. 
Sedum  acre  h 

21.  Umbelliferae. 

Hydrocotyle  vulgaris  L 

Eryngium  maritimum  L 

Apium  Kraveolens  L 

Helosciadium    nuadatum  Koch. . 

Pimpinella  saxifraga  L 

Berula  angustifoüa  Koch 

Slam  Utifalium  L. 


Bupleurum  tenuissimum  L. 
Oenanthe  Lachenalii  Gmel.. 


+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

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+ 

+ 

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-- 

+ 

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■/ 

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V 

Gew. 

Ws. 


Ws. 
Dth. 

D. 

D. 

D. 


Dtlj. 
Dtli. 
Wil. 
Ws. 

D. 
W(l. 
Wd. 
Ws. 

D. 

Sd. 

Dth. 
Wd. 
Ws. 

Ws. 
D.,  Ws. 

Dth.,  Ws. 

Dtb. 

D. 

D. 

D.,  Dth. 

Ws. 
D.,  Sd. 

Ws. 
D.,  Sd. 


Ws. 
D.,  Ws. 
Ws.,  D. 


0.  Pherandrium  Lara.  (s.  Ranunc.| 
Bceler.) 

Daucus  Carota  L.  (sicher  wohl  erst 
mit  der  Wiesencultur  und  dem 
Gartenbau  eingewandert) 

22.  Rubiaceac. 

Galinm  uliginosum  L 

G.  palustre  L 

G.  verum  L 

(G.  verum  X  MoIIugo  L.) 

G.  Mollugo  L 

23.  Compositae. 

Eupatorium  cannabinum  L 

Tussilago  Farfara  L 

Aster  Tripolium  L 

Bellis  perennis  L 

Erigeron  acer  L 

loula  Britannica  L 

Pulicaria  dysenterica  Gärtn 

Bidens  tripartita  L.  (auch  Rpfl.) . 

Filago  minima  Fr 

Gnaphalium    uliginosum    L.    i'auch 

Rpfl.) 

G.  dioicum  L 

Artemisia  maritima  L 

Ächillea   Ftarmica    L.    (s.    Ranunc. 

aceleratus) 

A.  Millefolium  L.  {auch  Rpfl.) . 
Chrysanthemum   inodorum  L.  (auch 

Rpfl.) 

Arnica  montana  L 

Gineraria  palustris  L 

Senecio  vulgaris  L.  (auch  Rpfl.)  . 

S.  silvaticus  L 

S.  Jacobaea  L 

S.  aquaticus  Huds 

Cirsium  lanceolatum  Scop 

C.  palustre  Öcop 

C.  atvense  Scop 

(Alle  drei  Cirsien  treten  auch  häu- 
fig als  Rpfl.  auf.) 

Thrincia  hirta  !Roth 

Leontodon  autumDaliä  L.  . . 

L.  hastilis  L 

Hypochaeris  radicata  L.  . . . 

Taraxacum  officinale  Wieg,  (auch 
Rpfl) 


Ho. 

'■ 

t. 

üvTHSr 

+ 

+ 

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+ 

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1 

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+  1  + 

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+  1  + 

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V 

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+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

2G5 


Bo.  J. In. 


D. 

Ws. 
D. 


D. 


Dth. 


Hde 
Hde. 


Dth. 
Dth. 


Dth. 
Dth. 
Dth. 
Dth. 
Dth. 
Dth. 
Wd. 


D. 


D. 

Ws. 

D. 


D. 

Dth. 
Gew. 


Btt. 


Sonchus  arveiisis  L.  (auch  Rpfl.)  ..  +j  +  |+  + 

Hieracium  Pilosclla  L j  +  i     ;+; 

H.  umbellatum  L !++!+  + 


24.    Campanulaceae. 
Jasione  montana  L 

25.    Vacciniaceae. 
Vacciniura  uliginosum  L 

26.    Ericaceae. 

Calluna  vulgaris  Salisb 

Erica  Tetralix  L 


+  +!+ 


+ 


+ 


27.  Pyrolaceae, 

Pyrola  rotundifolia  L 

P.  minor  L 


+ 


L.  {Sp. 


+ 
+ 


+ 
+ 

+ 


+ 


J. 


4- 


+;+ 


Monotropa  Hypopitys  L.,  von  v.  Halem  als 
auf  N.  wachsend  ange»jel>en,  erscheint  mir 
doch  gar  zu  zweifelhaft 


+  + 


!     1 
I 

-1- 


":> 


28.    Geutianaceae 

Menyanthes  trifoliata  L -f 

Gentiana  Pnenmonanthe  L i  ? 

G.  carapestris  L 

G.  Amarella  L +,"!':  + 

Cicendia  filiformis  Delarbrc 

Erythraea  littoralis  Fr 

E.  pulchella  Fr 

29.    Convolvulaceae. 
Convolvulus  Soldanella  L 


I     I 


30.  Boragaceae. 

Cynoglossum  officinale  L 

Myosotis  caespitosa  Schultz 

M.  hispida  Schlecht 

M.  intermedia  Lk.  und  versicolor  Pers.  tre- 
ten auf  den  Inseln  wohl  nur  als  Rpfl.  auf. 

31.  Solanaceae. 

Solanum  Dulcamara  L.  (Auf  N. 
scheint  die  Art  nur  eingeschleppt 
zu  sein.) 

32.   Antirrhinaceae. 

Linaria  vulgaris  Miller 

Veronica  scutellata  L 

V.  Anagallis  L 


i     ■  ■+■ 

I    +,-1- 


+ 


+1 


+  + 


+ 


+ 
+ 


+ 


17* 


DIL. 

Dlh. 

D. 

Gew. 


Ws.,  Dtli. 

Ws.,  Dth, 

W(l. 


Gew. 
Dth. 
Ws. 
Ws. 


Sil. 
Dth. 
W(l. 


Dth. 

Dth. 

Dth. 
Wd.,Dth 
WJ.,Dth. 


Wstr. 
D.,  Sd, 
W^str. 
Wstr. 

Wstr.,Wde. 

Wd. 
Ws. 
Wd. 


VeroDiea  Chamacdrys  L.... 

V.  officinalis  L 

V.  aivensis  L.  (auch  Itpfl.).. 
Limosella  aquatica  L 


BS.'  j.  IS.  B 

■I  l  +  :  +  i 

.'  !■+!+ 
.!+  +  +  - 


I+  + 


33.  Rhiiiftii  thaccac. 


Pedicularis  palustris  L... 
Rliinanthus  minor  Elirb. . 

R.  major  Ehrh 

Euphrasia  oMcinalis  L... 
E.  Odontites  L 


34.    Labiatae. 

Mentha  aquatica  L 

Lycopus  europaeus  L 

Scutellaria  galericulata  L. . 
Prunella  vulgaris  L 


35.   Lüntlbulariac 

Utricularia  vulgaris  L 

3().   Frimulacea 
Ceiitiinculus  miniinus  h.  . . 

Sainolus  Valeraiidi  L 

Glaux  maritima  L 


37.    Plumbagaceae. 

Anneria  vulgaris  Willd.  {icli  verma^ 
die  Arm  maritima  Willd.  nicht 
mehr  spccifisch  von  dieser  Art 
zu  trennen) 

Statice  Pseudo-Limonium  Rchb. 

38.    Plantagaceae. 

Littorella  lacustris  L 

Plantago  major  L.  (auch  Rpfl.)  . 

P.  ianceoiata  L  

P.  maritima  L 

P.  Coronopus  L 

39.    C  h  e  n  0  p  o  d  i  a  c  e  a  e. 
Schoberia  maritima  C.  A.  M. . . . 

Salsola  Kali  L 

Salicornia  patula  Duval-Jouvo  . . 

8,  procumbeus  Sm    

Halimus  portulacoides  Wallr 

H.  pedunculatus  Wallr 

Blitum  rubrum  Rchb.  (auch  Rpfl. 
Atriplex  latifoIiaWhlnbg.  (auch  Rpfl.) 


+  + 
+  . 


+  +  - 


r 


Gew 

Dth-,  Wd. 

Dth. 

Ws. 
D.,  Ws. 
Gew. 
Dth. 
Ws-,  Dth. 
DÜi. 


Dth. 

Dth. 


D. 
Sd.,  Ütb. 


Gew. 

Gew. 


Ws.,  Wd. 
W8.Wd.Dai. 


Gew. 
Gew. 
Gew. 
Gew. 
Gew. 
Gew. 
Gew. 


W. 
W. 


..  littoralis  L,  (auch  Rpfl.)  .... 
(Ä.  patula  L.   tritt   wohl   nur  als 
Rpfl.  auf.t 

40.  Polygonaceae. 

Rumex  maritimus  L 

R.  crispus  L.   (auch  als  Rpfl.) 

R.  Hydro! apathum  L.  (nur  ein  Exem- 
plar in  der  Doderaannsdelle) .... 

R.  Acetofia  L 

R.  Acetosella  L 

Polygonum  araphibium  L 

P.  Persicaria  L.  (meist  als  Rpfl)    . 

P.  Hydropipflv  L,  (auch  Rpfl.) 

P.  inimis  Huds 

P.  Convolvviliis  L.  11.  P.  avieiilarc  L.  aiud  ivohl| 
richtiger  bIs  reine  Bjifl.  nuizufftsaen. 

41.  Elacagnaceae. 
Hippophaö  rhamnoides  L 

42.    Empetraceae. 

Empetnim  nigram  L 

43.    Salicaceae. 

Salix  repens  L 

S.  aurita  L.  (an  vielen  Stellen  wohl 
angepflanzt) 


+  4- 


Alisma  Plantago  L 

Echinodorus  ranunculoides  Eng.  . 

46.  Juncaginaceae. 

Trigtochin  maritima  L 

T.  palustris  L 


46.   Potameae. 

Potamogeton  natans  L 

P.  oblonga  Viv 

P.  graminea  L 

P.  pusilla  L 

P.  pectinata  L ■-•. 

Ruppia  rostellata  Kocli...". 
Zannichellia  pedicellata  Fr. 

47.   Najadaceae.  • 

Zostcra  marina  L 

'L.  nana  L 


! 
+  + 

+ 

+ 

+1+ 

+'+ 

+ 

+ 

+ 

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+1+ 

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+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+ 

+  + 
+ 

+  + 
I  + 


Gew. 
Gew. 


Gew. 
Gew. 


Hde. 
Dtb. 
Dth. 
Hde. 
D. 
Dth. 
Dth. 
Dth. 


Wd. 
Ws. 
Ws. 
Dth. 
Dth. 
Dth.,  Ws. 
Dth. 
Dth. 
Hde. 
Ws. 


Sd. 
D. 


Wd. 
Ws ,  Dth. 
Ws.,Dth. 

Ws. 

W». 

Gew. 


48.  Lemnaceae. 
Lemna  trisulca  L 

L.  poljirllusa  L 

L.  minor  L 

L.  gibba  L 

49.  Typhaceac. 

Typha  anguKtifoliä  L 

T.  latifolia  L 

Acorus  CalamiiBL.,  von  Hemiiiun  .^ 

Borkum  ungegehen,  ist  hüclist  :^tvdfclliart..  ?  i 

50.    Ot'cbidaccae.  i 

Orchis  maculata  L ^l     i 

0.  latifolia  L 'a.\     | 

Gyraiiailenia  conopsea  R.  Br. +1  + 


+  : 

+  ,+  + 

+  1     ^  + 

! 
i 

Piatanthera  bifolia  Rieh.  . 

Epipactis  latifolia  All 

E.  palustris  Crantz  

Listera  ovata  R.  Br 

Sturmia  Loeselii  Rchb 

51.   Aparagaceae.  j 

Asparagus  officinalis  L ! 

53.   Juncaceae.  | 

Juncus  maritimus  Lam 

J.  Leersii  Marpson 

J.  effusus  L I 

J.  capitatus  Weig ' 

J.  acuti&orus  Ehrh ; 

J.  lamprwai'pus  Ebrh i 

J.  fuBto-ater  Schreb | 

J.  supmus  Mch j 

J.  sqiiarrosus  L ; 

J.  compressus  Jacq.  (einschliesslich: 
des  wohl  kaum  specifisch  zu  tren-j 
nenden  J.  Geiardi)  ....... 

J.  bufonius  L.  (auch  häufig  als  ßpfl,), 
Luzula  cainpestris  DC 

53,    Cy peraceae, 

Schocnus  nigricans  L 

Heleocharis  palustris  L.  . . . 

II,  uniglumis  Lk 

Öcirpus  paucifloros  Lightf.  , 

S.  sctaccus  L  

S.  Tabcrnaeraontani  Ginel.  . 


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WS.,  Wd. 

Gew. 
Dth.,W(l. 

Hde. 

Dlh. 


Ws.,  D. 

D. 

Ws. 

Ws. 

Dth. 
Dth.,  Wd. 

Ws. 

Dli. 

Dth. 

Ws. 

Dth. 
Ws.,  Dth. 

Ws. 
Wd.,  Dth. 


Dlh. 
Ws.,  Wd. 
Ws. 
Ws. 
D. 
Ws. 
Wd. 

W8.Wd.Dth. 

Ws.,  Dlh. 
Dth. 
Dth. 

D. 

D. 

Ws.,  Dlh. 
D. 


D. 
Ws ,  Dth. 


Scirpus  inaritimus  L 

S.  rufus  Schrad 

Eriophorum  vaginatum  L. . 

E.  apgustifoiium  L 

Carex  dioica  L 


Carex  pulicnris  h.,  von  Koch  nnd  BTenneke 
für    Wongeroog    iiogegehen,     wurde 
wieder  gefunden ' 

C.  disticha  Huds .!  + 

C.  arenaria  L j^ 

C.  vulpina  L ^ 

C.  muiicata  L.  (auf  N.  angepflauzt)  .^- 

C.  teretiuscula  Good ^ 

C.  stellulata  Good -j- 

C.  leporiua  L :  + 

C.  canescens  L.,  wie  C.  pulicarU.  ■ 

C.  vulgaris  Fr U- 

C.  trinervis  Degl !-|- 

C.  panicea  L 14.; 

C.  glatica  Scop.  (flacca  Schreb.)  ...  4- 

C.  Oederi  Ehrh ' 

C.  Hornschiiehiana  Hppe 

C.  distans  L 


J.  :N.  iBa.|L.  Bp. 

!  +  ,     i  + 


+ 


54.    Gramineae. 

|FbalAm  nnindinncea  L. ,  von  Kocli  undi 
Brennoki!     für     Waage  roog     augegebon, 

!      wKcbst  jetzt  dort  schwerlich  mebr 

Hierochloa  oJorata  Walilenb '■-{- 

Anthoxanthum  odoratum  L ,4- 

Alopecurus  pratensis  L Jf- 

A.  geniculatus  L .-(- 

PLleum  arenariuiii  L -j- 

P.  pratense  L !  -f 

Agrostis  alba  L -j- 

A.  vulgaris  With '  -[- 

A.  canina  L '-f 

Calamagrostis  Epigeios  Roth u- 

|C.  laaceolata  Koth 

Psamnia  arenaria  R.  u.  S !-!- 

|(P.  haltica  R.  u.  S.  =  P.  arenaria  XJ 

I     Calamagr.  Epigeios) ;-)■ 

iPhragmites  communis  Trin -j- 

iKoeleria  glauca  DC -j- 

Aira  i.'.ieppitosii  T^.  von  Koch  und  Brenneke 
für  \^"al\gtl■(lög  aügtgeben,  gebort  jetat  der. 
InseWora  schwerlich  mebr  an   ....  .    . 

Corynephorus  canescens  P.  de  B...|4- 
Holcus  lanatus  L i  + 


;+ 

+:+ 

;+ 

+  + 
+  + 


+ 


!+ 

+i+ 
+  + 

+  + 

!+ 

!  + 


-  + 


+  - 


Ws. 
D,  Ws. 

Gew. 

Gew. 
W(l. 

Wstr. 

Hde. 
Ws,,  D. 


Dth. 
D. 


Ws. 

Ws. 


D. 
Str.  D. 


Ws.,  Dth. 
D. 

Ws. 

Ws. 

Wd. 
Dth.,  Wd. 


Gew. 
Gew. 
Dth. 


praecox  P.  de  B. 
Sieglingia  decumbens  Bernb. 
Poa   amiua    L.    (aucb    vielfach    alsl 

Rpfl.) 
P.  trivialis  L 
P.  pratensis  L. 
Glyceria  fltiitans  R.  Br. 
tj.  plicata  Fr 
G.  distans  Wablenb. 
G.  maritima  M.  u.  K. 
Molinia  coeruica  Mch. 
Dactylis  glomerata  L 

Cyiiosarus  cristatus  L 

Fcatuca  ovina  L 

F.  rubra  L.,  var.  arenaria  Koch. 

F.  arundinacea  Schreb 

F.  e  itt  iü  r  L i 

Bromus  commutatus  Schrad  i 

B.  rnc«mosnfl  L.  von  H.  M.  für  Borkuin  au-; 
gegeben,  Ut  walirBcheiclich  ideutiBch  mit 
der  vorigen  PSanze 

B.  mollis  L 

Triticum  junceum  L. 

(T.  acutum  DG.  =r  junceum  X  vcpons 
findet  sich  auf  Umwallunsen  der 
Gärten  und  Felder  sämiutlicher 
Inseln) 

T.  repens  L 

Elymus  arenarius  L 

Hordeum  secalinum  Schreb 

Lolium  perenne  L.  (auch  Rpfl.) 

Lepturus  incurvatus  Trin 

Nardus  stricta  L 

55.    Equisetaceae. 

Equisctum  palustre  L 

E.  limosum  L 

E    variegatum  Schleich 

E.  arvenac  L.,  auf  Itorkum  nml  Nordcmey 
beobBclitet,  glaulje  ich  als  Rnderalpfliinae 
betrftditcn   und   daher  hier   ausiich Hesse ii 


+  +  + 

+1+'+ 

+ 
+ 

+ 

+ 


56.  Lycopodiaceae 
Lycopodiiim  inundatum  L.  . . 


-  + 


+  + 
+  + 


+i+  + 
+  +  + 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 


r. 


Dth.,  Ws. 
Dtb. 
Dtb. 
D. 


Bd,|  J.;H.  Ba.|L. 
Lfcopndiaia  clnvatiiiii  ]..  in  Xcyer's  Cliloris       ; 

für  NoTderney  aiigopfpbrn,  ist  sehr  Zweifel-:      !      i      ! 

haft;  rielleielit  int  die  Aiignbo  nur  durclij 

einen  Svlireibfcliler  cntstaiiilou  ,      '  '{        \ 

57.    Filices.  j  ! 

Ophioglossum  vulgatum  L j  1+ 

Botrycliiiiin  ternatum  Thimberg. . .  .■  +1  1 

B.  Lunaiia  Sw !     -j-  !+ 

Polypoiiium  vulgare  L '  + ' 


Wenn  wir  dieses  Verzeichniss  der  auf  den  friesisthen  Inseln 
einheimischen  Gewächse  überschauen  —  im  Ganzen  sind  es  301 
Arten  und  3  Bastarde  —  so  treten  uns  zunächst  als  völlig  frenjd- 
ortig  die  mit  Ilde.  bezeichneten  Charakter  pflanzen  der  nord- 
deutschen Haide-  und  Moorform  atiou  entgegen;  es  sind: 
Viola  palustris,  Calluna  vulgaris,  Erica  Tetralix,  Gentiana  Pneu- 
monanthe  (mit  Dth,  bezeichnet),  Orchis  maculata,  Piatanthera 
bifolia,  Junqus  squarrosus,  Eriophorum  vaginatum,  Molinia  coeru- 
lea,  Lycopodium  inundatum  (und  falls  wirklich  vorhanden:  L. 
ciavatum);  sie  finden  sich  nur  an  ganz  beschränkten  Lokalitäten 
und  fast  ausschliesslich  auf  den  Inseln  Borkum  und  Nonlerncy. 
Aehnlich  verhält  es  sich  mit  andern  Pflanzen,  welche  für  den 
armen,  seines  Gehaltes  an  Alkalien  grösstentheils  beraubten 
Diluvialstand  der  norddeutschen  Tiefebene  charakteristisch  sind; 
ich  nenne  Lepigonum  rubrum,  Cicendia  äliformis,  Polygonum 
minus,  Empetrura  nigruni,  Juncus  capitatus,  während  die  meisten 
dieser  Pflanzen  (wie  Teesdalea  nudicaulis,  Hypericum  humifusum, 
Illecebrum,  Cyperus  flavescens,  Juncus  Tenageja)  ganz  oder  fast 
ganz  fehlen.  Der  frisch  aufstaubende  Sand  der  Inseln  ist  offen- 
bar noch  zu  reich  an  Alkalien  {einschliesslich  des  Natrons  im 
Kochsalze)  und  an  Kalk,   als  dass  er  diesen  Gewächsen  zusagte. 

Die  Wasserpflanzen  (Gew.)  der  Inseln  sind  fast  sämmt- 
lich  weit  verbreitete  Arten  (wie  ja  überhaupt  die  Wasserpflanzen 
durch  weite  Verbreitung  ausgezeichnet  sind).  Als  charakteristisch 
sind  zu  nennen  die  beiden  Zosteren,  welche  direct  im  Meerwasscr, 
und  Zannichellia  sowie  liuppia,  welche  im  brackischen  Wasser 
gedeihen,  während  Batrachium  confusum  nur  einen  sehr  geringen 
Salzgehalt  zu  ertragen  scheint.  —  Den  Wasserpflanzen  schliessen 
sich  die  Pflanzen  der  Wiesengräben,  wie  Ranunculus  scelera- 
tus,  die  Nasturtien,  Oenanthe,  Phellandrium  etc.  als  wenig  cha- 
rakteristisch und  wahrscheinlich  erst  später  eingewandert,  an. 

Von  den  übrigen  Gewächsen  zeigen  die  der  Wiese  am  deut- 
lichsten den  Eingriff  des  Menschen,  da  ja  die  ganze  Vegefations- 
formation  der  Wiese  nur  durch  die  regelmässige  Benutzung  als 
Mähland  (und  im  Nachsommer  gewöhnlich  als  Weide)  erhalten 
wird.  Indessen  geht  die  Formation  der  Wiese  so  allmählich  auf 
der  einen  Seite  in  die  der  Dünenthäler,  auf  der  andern  Seite  in 


272 

die  der  Aussenweiden  über,  dass  ein  Versuch,  sie  aus  der  Insel- 
flora auszuscheiden,  zu  viel  grösseren  Schwierigkeiten  führen 
würde,  als  die  Ausscheidung  der  Kuderalflora  ergab.  —  Auf  die 
Aussenweiden  dagegen  hat  der  Mensch  trotz  des  regelmässigen 
Weideganges  seiner  Hausthiere  nur  wenig  Einfluss. 

Als  eigentlich  charakteristische  Formationen  bleiben  dem- 
nach für  die  Inseln  übrig  die  des  Watt,  des  Wattstrandes,  der 
Aussenweiden,  der  Dünenthäler,  der  Dünen  und  des  eigentlichen 
Strandes. 

Auf  dem  Watt  wachsen  die  beiden  Zostera-Arten,  mehr- 
jährige Pflanzen,  deren  Rhizome  in  den  schlammigen  Boden  ein- 
gesenkt sind.  —  Den  veränderlichen  Wattstrand  dagegen  be- 
wohnen nur  einjährige  Pflanzen  (Salicornien  und  Chenopodina) ; 
ihre  Samen  sind  offenbar  vielfach  ein  Spiel  von  Wind  und  W^ellen 
und  während  die  von  Salicornia  mit  ihren  Widerhäkchen  beson- 
ders in  Tangpflanzen  festhaften,  finden  die  von  Chenopodina  in 
der  geringsten  Unebenheit  des  Bodens  einen  Halt,  so  dass  jede 
diesjährige  Hufspur  eines  Schafes,  eines  Rindes  oder  Pferdes  und 
namentlich  jedes  Wagengeleise,  welches  im  Herbste  dem  weichen 
Boden  eingedrückt  wird,  zu  einer  charakteristischen  Anordnung 
dieser  Pflanzen  im  nächsten  Jahre  Veranlassung  giebt. 

Gerade  umgekehrt  verhalten  sich  die  Pflanzen  des  äusse- 
ren Strandes  der  Inseln.  Hier  finden  sich  nur  mehrjährige 
Arten  (Honckenya  peploides ,  Triticum  junceum),  deren  tief- 
liegende Ausläufer  eine  mehr  oder  weniger  hohe  Bedeckung  mit 
Sand  leicht  ertragen;  die  einjährigen  Pflanzen,  welche  zuweilen 
auf  den  Strand  hinausgehen,  Cakile  und  Salsola,  gehören  doch 
eigentlich  mehr  den  Dünen  an,  wachsen  nur  auf  den  obersten 
Theilen  des  Strandes  und  gedeihen  dort  ofi'enbar  nur  deshalb 
gut,  weil  sie  keine  Mitbewerber  um  den  Boden  haben  und  ihrer 
Neigung,  sich  frei  auszubreiten,  unbelästigt  von  Nachbarn  nach- 
leben können. 

Die  Pflanzen  der  Weiden  sind  bei  weitem  überwiegend 
mehrjährig,  wie  dies  ja  auch  für  Weiden  leicht  begreiflich  ist; 
am  weitesten  hinaus  gehen  von  ihnen:  Lepigonum  marginatum 
Artemisia  maritima,  Aster  Tripolium,  Glaux  maritima,  Statice 
Pseudolimonium,  Obione  portulacoides,  Triglochin  maritima  (übri- 
gens gar  nicht  wählerisch),  Agrostis  alba,  Glyceria  maritima; 
weiter  landeinwärts  halten  sich:  Potentilla  anserina,  Trifolium 
fragiferum,  pratense,  Rhinanthus  major,  Euphrasia  Odontites, 
Armeria  vulgaris,  Plantago  maritima,  Atriplex  latifolia,  A.  litto- 
ralis,  Triglochin  palustris,  Juncus  maritimus  (nebst  den  beson- 
ders in  den  Rasen  dieser  Pflanze  Schutz  findenden:  Oenanthe 
Phellandrium,  Apium  graveolens,  Inula  Britanica  und  der  seltenen 
Pulicaria  dysenterica),  Schoenus  nigricans,  Scirpus  maritimus,  S. 
rufus,  Carex  distans,  Festuca  rubra,  Holcus  lanatus,  Anthoxan- 
thum  odoratum,  Nardus  stricta  u.  A. 

Einjährig  oder  doch  monokarpisch  sind  von  den  Pflanzen 
der  Weiden:  Cochlearia  anglica,  Lepigonum  medium,  Bupleurum 
tenuissimum,  Rhinanthus  major,  Euphrasia  Odontites,  Erythraea 


273 

■ 

palchella,  Plantago  Coronopus,  Halimus  pedunculatus,  Atriplex 
latifolia  u-nd  A.  littoralis,  Glyceria  distans,  Lepturus  incurvatus, 
und  die  meisten  der  auf  trockenen  Sandstellen  der  Weiden  häufi- 
gen Pflanzen,  wie:  Cochlearia  danica,  Draba  verna,  Linum  cathar- 
ticum,  Trifolium  arvense,  Gnaphalium  uliginosum,  Filago  minima, 
Centunculus  minimus,  Juncus  bufonius,  Avena  praecox. 

Eine  besonders  interessante  Flora  haben  die  Ameisen- 
haufen, welche  auf  den  sandigen  Wiesen  und  Weiden  der  In- 
seln nicht  selten  sind.  Sie  verlieren  nach  ihrer  Aufwühlung  die 
eigentliche  Vegetation  der  Weide  und  namentlich  alle  perenniren- 
den  Pflanzen.  Dann  werden  sie  zuerst  eingenommen  von  Cochlea- 
ria danica,  Draba  verna,  Cerastium  triviale,  Sagina  procumbens, 
S.  maritima,  Trifolium  repens,  Linum  catharticum,  Armeria  vul- 
garis, Plantago  coronopus,  Agrostis  alba,  Festuca  rubra;  später 
finden  sich  ein:  Potentilla  anserina,  Thrincia,  Euphrasia  Odon- 
tites,  Erythraea  littoralis,  sodann  Sedum  und  endlich  die  übrigen 
Pflanzen  der  sandigen  Weide.  —  Schon  der  erste  Blick  auf  diese 
Liste  zeigt,  dass  die  meisten  Pflanzen  einjährige  Gewächse  von 
sehr  geringem  Futterwerth  sind.  Es  kommt  aber  hinzu,  dass 
sich  auch  späterhin  niemals  eine  geschlossene  Vegetation  auf 
den  Ameisenhaufen  bildet  und  selbst  die  bessern  Pflanzen,  da 
sie  von  unten  her  gar  zu  wenig  Feuchtigkeit  erhalten,  nur  sehr 
kümmerlich  wachsen.  Da  die  Ameisen  (es  ist  die  kleine  gelbe 
Rasenameise:  Lasius  (Formica)  flavus  (L.)  Deg.)  in  der  Tiefe 
ihrer  Baue  überwintern  und  auch  von  Winterfluthen  nicht  ge- 
tödtet  werden,  sondern  im  nächsten  Frühjahre  ihren  Bau  wieder 
ausbessern  und  im  Sommer  neue  Golonien  aussenden ,  so  ent- 
spricht jeder  neue  Ameisenhaufen  einem  dauernden  Verluste  an 
den,  auf  den  Inseln  ohnehin  so  äusserst  spärlichen  Futterstoffen. 
Wenn  daher  eine  Wiese,  wie  die  von  Langeoog  mit  hunderten 
und  aber  hunderten  von  Ameisenhaufen  bedeckt  ist,  welche  bis 
1  m.  Durchmesser  und  selbst  darüber  haben,  so  gewährt  dies 
einen  trostlosen  Anblick  und  es  ist  die  Faulheit  der  Bewohner 
nicht  genug  zu  beklagen,  welche  dieses  Uebel  ruhig  mit  ansieht 
und  von  Jahr  zu  Jahr  grösser  werden  lässt.  Das  Ausgraben  der 
Ameisen  wäre,  wie  ich  selbst  bei  meiner  letzten  Anwesenheit  auf 
Langeoog  probirt  habe,  eine  sehr  leichte  Arbeit,  denn  der  Spaten 
greift  leicht  in  den  von  den  Ameisen  sehr  gelockerten  Boden 
ein,  und  es  würden  daher  gewiss  für  den  einzelnen  Besitzer  1-  2 
Arbeitstage  genügen,  um  sein  Wiesenstück  im  Wesentlichen  von 
dieser  Plage  zu  reinigen.    (Vergl.  Anmerk.  auf  S.  276.) 

Die  Flora  der  Dünenthäler  ist  ein  buntes  und  sehr  inter- 
essantes Gemisch  von  Sand-,  Wiesen-,  Sumpf-  und  Waldpflanzen; 
auf  ihr  beruht  besonders  der  grosse  Eeiz,  welchen  die  Insel- 
flora für  den  Botaniker  hat.  Die  Halophyten  spielen  in  ihr  nur 
eine  sehr  geringe  Rolle,  da  die  in  den  Dünen  enthaltene  Feuch- 
tigkeit (wie  die  eingegrabenen  Brunnen  beweisen)  aus  süssem 
Wasser  besteht. 

In  biologischer  Beziehung  nehmen  die  eigentlichen  Dünen- 
pflanzen ein  besonderes  Interesse  in  Anspruch,  und  möchte  ich 

IV.   Januar  1876.  18 


274 

• 

zum  Schlüsse  noch  auf  zwei  bis  jetzt  nicht  erörterte  Punkte  hin- 
weisen und  zu  weiteren  Beobachtungen  in  dieser  Richtung  auf- 
fordern *).  —  Was  die  Dauer  der  Dünenpflanzen  angeht,  so  sind 
zunächst  monokarpische  und  polykarpische  zu  unterscheiden. 
Unter  den  monokarpischen  sind  die  ächten  annuellen 
meistens  Frühjahrspflanzen;  sie  keimen  im  Herbste  und  blühen 
im  Frühjahre  oder  spätestens  im  Vorsommer.  Es  gehören  zu 
ihnen :  Cerastium  hemidecandrum,  C.  tetrandrum,  Trifolium  ar- 
vense,  Vicia  lathyroides,  Veronica  arvensis,  Myosotis  stricta, 
Phleum  arenarium,  Avena  praecox,  Bromus  mollis.  Unter  den 
im  Sommer  blühenden  Pflanzen  sind  Cakile  maritima  und  Salsola 
Kali  **)  fleischig  und  hierdurch,  sowie  durch  eine  tiefgehende 
Hauptwurzel  gegen  die  Gefahr  des  Vertrocknens  geschützt.  Ausser 
ihnen  sind  dann  nur  noch  einige  Compositen  zu  erwähnen : 
Senecio  vulgaris,  S.  silvaticus,  Erigeron  acer  (auf  Rottum  auch 
E.  canadensis)  und  Filago  minima,  deren  Exemplare  sich  meistens 
durch  ein  sehr  dichtes  Wurzelgeflecht  auszeichnen. 

Monokarpisch,  aber  nicht  annuell,  sind  ferner:  Cynoglos- 
sum  officinale,  Sonchus  arvensis  und  Eryngium  maritimum;  dabei 
sind  die  erstgenannten  Arten  zweijährig,  während  Eryngium  ge- 
wiss einer  längeren  Reihe  von  Jahren  zur  Blühreife  bedarf. 
Wahrscheinlich  verhält  sich  auch  die  Jasione  der  Inseln  wie 
Cynoglossum  und  Sonchus,  doch  bedarf  diese  Pflanze  noch  be- 
sonderer Beachtung. 

Bei  den  wirklichen  perennirenden  Pflanzen  lassen  sich  na- 
mentlich folgende  Fälle  des  Wachsthums  unterscheiden: 

a)  Dichtrasiger  Wuchs,  verbunden  mit  einem  ungemein 
dichten  Geflechte  von  Wurzelfasern.  Das  ausgezeichnetste  Bei- 
spiel hierfür  bietet  Corynephorus  canescens  dar.  Ihm  nähert 
sich  Luzula  campestris  mit  kurzen  bogig  aufsteigenden  Ausläufern. 
Festuca  rubra  dagegen  bildet  bald  kürzere,  bald  (im  lockern 
Sande)  längere  Ausläufer  und  zeigt  daher  zuweilen  noch  dicht 
gedrängte,  meist  aber  sehr  entfernt  stehende  Triebe.  Sie  führt 
daher  hinüber  zu  den  eigentlichen  Sand-  und  Dünenpflanzen,  den 
ausläuferbildenden  Gräsern. 

b)  Weit  umherkriechende  Ausläufer.  Diese  können  zunächst 
unterirdisch  sein  und  sind  dann  verbunden  mit  sehr  starker 
Nebenwurzelbildung;  hierher  gehören  Carex  arenaria,  Psamma 
spec,  Triticum  junceum,  Hordeum  arenarium  und  ferner,  wenn 
auch  nicht  in  gleicher  Auszeichnung:  Triticum  repens  und  T. 
junceum  X  repens  der  Felder  und  Umwallungen,  Calamagrostis 
Epigeios  und  C.  lanceoiata  der  Dünenthäler  und,  um  nur  ein 
Beispiel  vom  Feötlande  anzuführen:  Glyceria  spectabilis  unserer 
Gräben.  Oberirdisch  sind  auf  den  Inseln  besonders  häufig  (wie 
mir   scheint   entschieden   häufiger,   als   auf  dem  Festlande)  die 


*)  Die  folgenden  Bemerkungen  können  noch  keinen  Anspruch  auf  Voll- 
ständigkeit machen;  sie  ziehen  vielmehr  nur  die  auf  Langeoog  häufigeren 
Dünenpflanzen  in  den  Kreis  ihrer  Betrachtung. 

**)  Sedum  acre  ist  perennirend  und  immergrün.  Ob  Erodium  cicutarium 
auf  den  Inseln  wirklich  einjährig  ist,  bleibt  noch  zu  ermitteln. 


275 

Ausläufer  von  Phragmites,  welche  sich  auf  den  Wiesen  oft  6  bis 
7  m.  nach  den  verschiedensten  Seiten  hin  ausbreiten;  indessen 
ist  diese  Pflanze  keine  Dünenpflanze.  Unter  den  Dünenpflanzen 
besitzen,  so  viel  ich  übersehe,  nur  Pisum  maritimum,  Rubus 
caesius  oberirdische  Ausläufer  oder  richtiger  wohl:  ausläuferartig- 
niedergestreckte  Stengel,  die  erstgenannte  Art  dagegen  wohl  auch 
wirkliche  Stolonen.  —  Rosa  pimpinellifolia  bildet  wahrscheinlich 
unterirdische  Stolonen. 

c)  Schräg  aufsteigendes  Rhizom  mit  etwas  verlängerten  Glie- 
dern. Hierher  gehört  Hieracium  umbellatum,  dessen  Rhizom 
nahe  unter  der  Erdoberfläche  liegt  und  Asparagus,  bei  dem  die 
laubtragenden  Stengel  aus  grösserer  Tiefe  heraufsteigen. 

d)  Tief  hinabsteigende  Hauptwurzel  mit  zahlreichen  nieder- 
liegenden Trieben.  Hierher  gehören  Anthyllis  vulneraria,  Lotus 
corniculatus,  Viola  tricolor,  Galium  Mollugo,  Linaria  arvensis 
und  in  vieler  Beziehung  auch  Salix  repens.  Bei  Lotus  scheinen 
die  Triebe  (ähnlich  wie  es  bei  Linaria  bekanntlich  häufig  der 
Fall  ist)  zum  Theil  Adventivsprosse  aus  dem  vielköpfigen  Rhizome 
zu  sein,  welche  erst  als  bleiche  Ausläufer  schräg  aufsteigen  oder 
auch  wohl  wirklich  eine  Strecke  weit  fortkriechen  und  dann  erst 
aufsteigen.  Bei  Galium  Mollugo  entspringen  unterirdische  Sto- 
lonenähnliche  Sprosse  aus  den  Achseln  der  untersten,  zahnarti- 
gen Niederblätter.  Diese  Sprosse  sind  anfangs  gelb,  nach  oben 
hin  roth  gefärbt.  Galium  Mollugo  zeigt  ein  sehr  dichtes  Ge- 
flecht vielverzweigter  und  behaarter  Nebenwurzeln.  Thalictrum 
minus  besitzt  eine  sehr  tief  hinabsteigende  Hauptwurzel  und 
bildet  aus  seinen  unterirdischen  Internodien  kurze,  horizontal 
fortwachsende,  gelb  gefärbte  Ausläufer. 

So  sehen  wir,  dass  die  Dünenpflanzen  zum  Theil  durch  die 
Jahreszeit,  in  welche  ihre  Vegetation  fällt,  zum  Theil  durch  den 
Bau  ihrer  unterirdischen  Vegetationsorgane  gegen  die  Nachtheile 
ihres  Standortes  (grosse  Veränderlichkeit  desselben  und  allzu- 
starke Erhitzung  der  oberen  Schichten  des  Bodens)  gesichert 
sind,  wie  sie  ja  aber  auch  umgekehrt  durch  ihre  starke  unter- 
irdische Verzweigung  und  Wurzelbildung  viel  zur  Befestigung 
des  Bodens  beitragen.  —  Eine  weitere  VervoUständignng  dieser 
Beobachtungen  wäre  gewiss  sehr  erwünscht. 

Auch  gegen  die  mechanische  Gewalt  des  anstäubenden  San- 
des sind  die  Düuenpflanzen  gut  geschützt.  Viele  von  ihnen  (z.  B. 
Cerastium  hemidecandrum,  Sonchus,  Jasione)  sind  stark  drüsig 
oder  selbst  grau  filzig  von  Haaren.  Bei  Sandwehen  umkleidet 
sich  eine  solche  Pflanze  mit  einem  ganzen  Mantel  von  Sand- 
körnern, welche  dann  die  Pflanze  gegen  das  weitere  Anstäuben 
schützen.  Auch  fleischige  und  saftige  Pflanzen  (z.  B,  Sedum, 
die  Dünenformen  von  Lotus)  leiden  sehr  wenig  von  der  mecha- 
nischen Kraft  des  Sandes,  wie  auch  die  bekannte  Erfahrung  in 
Fabriken  beweist,  welche  einen  vom  Wasserdampf  fortgerissenen 
Sandstrahl  benutzen,  um  Silber-  und  Goldsachen,  Glaswaaren 
und  andere  Gegenstände  matt  zu  schleifen;  es  zeigt  sich  näm- 
lich dabei,  dass  organische  Membranen,  z.  B.  die  menschliche 

18* 


276 

Haut,  weit  weniger  empfänglich  für  die  Eindrücke  des  Sandstromes 
sind,  als  der  harte,  anzuschleifende  Gegenstand.  Die  eigentlichen 
Dönengräser  endlich  besitzen  eine  grosse  Biegsamkeit  und  dabei 
eine  sehr  glatte  Oberfläche;  sie  wenden  dem  Winde  stets  die 
glatte  Unterseite  ihrer  Blätter  zu,  indem  ihre  Blätter  einen  der- 
artigen Bogen  bilden,  dass  die  glatte  Unterseite  nach  oben  und 
aussen,  die  mit  sammtartigen  Härchen  besetzte  Oberseite  aber 
nach  unten  und  innen  gerichtet  ist.  Weiteres  über  diese  Eigen- 
thümlichkeiten  hoffe  ich  demnächst  in  einer  Arbeit  über  die 
Wachsthumsverhältnisse  des  Helms  mittheilen  zu  können. 

Wie  diese  Verhältnisse  bei  denselben  physikalischen  Bedin- 
gungen des  Bodens,  aber  in  einem  ganz  andern  Klima,  wieder- 
kehren, davon  liefert  eine  kurze  Mittheilung  von  H.  Claphorn: 
On  the  Sand-binding  Plauts  of  the  Madras  Beach  (in  Hooker, 
London  Journal  of  Botany  and  Kew  Garden  Miscellany.  1856, 
VHI,  pag.  52)  einen  so  treffenden  Beleg,  dass  ich  mich  nicht 
enthalten  kann,   hier  einige  dieser  Pflanzen  namhaft  zu  machen. 

Spinifex  squarrosus(„6round-Rattan**oder„Mat-grass**), 
eine  Pflanze,  welche  durch  ihre  Wachsthumsweise  und  ihre  Le- 
benszähigkeit durchaus  an  Carex  arenaria  erinnert.  Sie  ist 
zweihäusig-polygamisch.  Die  männlichen  Aehren,  in  einer  Dolde 
angeordnet,  werden  durch  den  Wind  losgerissen  und  nach  den 
weiblichen  hingetrieben.  Die  Pflanze  würde  die  Dünen  dort 
leicht  befestigen,  wird  aber  von  den  Fischern  zu  massenhaft  ge- 
sammelt. 

Ipomoea  pes  caprae  Sweet.  Weit  umherkriechend  und 
Wurzel-schlagend.  Blätter  wie  bei  einer  Bauhinie.  Blüthen 
gross,  röthlichpurpurn. 

Hydrophylax  maritima  L.  —  Krautig,  Aeste  weithin 
niedergestreckt  und  Wurzel-schlagend. 

Microrhynchus  sarmentosus  Wight.  Niedrig.  Lange 
Ausläufer. 

Pupalia  orbiculata  Wight.  Desgleichen.  Blätter  kreis- 
förmig. 

Pandanus  odoratissimus  L.  (Kaldera-Bush.)  Nieder- 
liegender, starkverzweigter  Strauch;  bildet  Dickichte,  in  denen 
sich  oft  giftige  Reptilien  aufhalten.  Bindet  den  Sand  stark,  bildet 
aber  förmliche  Hügel. 

Ehretia  arenaria  Griff.  Weit  verbreitet  an  der  See- 
küste ;  bindet  den  Sand  auch ,  wenn  auch  im  geringeren  Masse 
als  die  vorigen.  Aehnlich  verhalten  sich  Pedalium  Murex  und 
Sesamum  prostratum. 


Anmerknng  zu  S.  273. 

Bei  Gelegenheit  meiner  beiden  Besuche  von  Langeoog  er- 
zählten mir  verschiedene  Insulaner  zu  wiederholten  Malen,  dass 
die  gelben  Ameisen   im  Herbst   eine   etwa  eiergrosse   und   sehr 


277 

harte  Hülle  construirten,  in  der  sie  den  Winter  überdauerten;, 
diese  Hülle  sei  wasserdicht  und  bewahre  so  die  Thiere  vor  der 
Berührung  mit  dem  Seewasser,  welches  ja  im  Winter  häufig  die 
Weiden  tiberfluthet.  —  Da  ich  begierig  war,  diese  Hülle  kennen 
zu  lernen,  ersuchte  ich  im  November  1874  Herrn  Gastwirth  J.  A. 
Leiss  auf  Langeoog,  mir  einige  derselben  auszugraben  und  zu 
übersenden.  Derselbe  hatte  denn  auch  die  Freundlichkeit,  ein 
Ameisennest  auszugraben,  das  Centrum  desselben  genau  paral- 
lelepipedisch  nach  den  Dimensionen  eines  Kistchens  abzustechen 
und  in  dem  Kistchen  verpackt  mir  zu  übersenden.  Ich  brach 
dasselbe  auf  das  Sorgfältigste  auseinander,  fand  aber  absolut 
Nichts,  was  einem  Gespinnste,  einer  Hülle  oder  dergl.  entsprochen 
hätte.  Die  erdige  Sandmasse  war  durchsetzt  mit  Gängen,  in 
welchen  einige  Ameisen  umherliefen;  in  der  Mitte  befanden  sich 
Höhlungen,  in  welchen  die  Ameisen  massenhaft  bei  einander 
waren;  aber  auch  diese  Thiere  schliefen  nicht,  sondern  liefen 
nach  dem  Aufbrechen  der  Höhlungen  ebenso  eilig  umher,  wie  im 
Sommer.  Dabei  waren  einzelne  Höhlungen  mit  Puppen  in  sehr 
verschiedenen  Stadien  der  Entwickelung  angefüllt,  für  deren 
Sicherheit  die  ausgebildeten  Ameisen  sich  sehr  besorgt  zeigten.  -— 
Dieser  Befund  bestätigt  also  die  oben  erwähnten  Mittheilungen 
der  Insulaner  nicht.  Jedenfalls  würde  aber  doch  der  Winter  die 
geeignetste  Zeit  zum  Ausgraben  der  Ameisennester  sein. 


-nf^j0,Qi^- 


Oulturversuche  mit  Pflanzen  der  Inseln 

und  der 


Von  Dr.   W.    0.   Pocke. 

Die  Samen  der  von  mir  im  Garten  gezogenen  Küstenpflanzen 
habe  ich  theils  selbst  gesammelt,  theils  verdanke  ich  sie  meinen 
Freunden,  insbesondere  Herrn  Professor  Buchenau.  Specielle 
Angaben  über  die  Art  und  Weise,  wie  die  Versuche  zur  Cultur 
der  einzelnen  Gewächse  angestellt  worden  sind,  würden  kaum 
einen  Nutzen  haben.  Ich  bemerke  daher  nur,  dass  ich  die 
Pflanzen  im  freien  Lande  und  in  Töpfen,  mit  und  ohne  Zusatz 
von  Kochsalz,  Kali  und  Kalk,  in  mittelfeuchtem  und  in  stets  nass 
gehaltenem  Erdreich  zu  erziehen  versucht  habe;  der  Boden  war 
meistens  stark  sandige  Gartenerde.  —  Ich  theile  hier  die  bis- 
herigen Resultate  mit. 

Cochlearia.  Die  Cochlearien  unserer  Küste  werden  in 
den  Handbüchern  (z.  B.  in  Garcke  Fl.  v.  Nord-  u.  Mitteldeutschl., 
Meyer  Fl.  Hanov.  excurs.,  Marsson  Fl.  v.  Neuvorpomm.,  Lange 
Haandbog  i.  d.  Dansk.  Fl.)  gewöhnlich  sämmtlich  als  zweijährig 
bezeichnet.  In  älteren  Werken  wird  indess  öfter  ein  Unterschied 
gemacht;  so  wird  z.  B.  in  Roth  Manuale  bot.  und  Bluff  u.  Fingerh. 
Comp.  fl.  Germ,  die  Cochlearia  officinalis  für  einjährig  erklärt, 
während  die  andern  beiden  Arten  zweijährig  sein  sollen.  Reichen- 
bach stellt  in  der  Fl.  German.  excurs.  die  Sache  gerade  umge- 
kehrt dar;  nach  ihm  ist  C.  officinalis  zweijährig,  während  die 
beiden  andern  Arten  einjährig  sind.  —  In  Wirklichkeit  verhalten 
die  Arten  sich  so,  wie  in  Koch's  Synopsis  und  Taschenbuch  an- 
gegeben ist:  C.  danica  ist  einjährig,  die  beiden  andern  Arten 
sind  zweijährig.  In  Bezug  auf  den  Begriff  der  einjährigen  Pflanze 
verweise  ich  auf  die  Bemerkungen  von  Buchenau  und  mir  in 
diesen  Abh.  Bd.  III.  S.  205  unten.  Einjährig  ist  eine  Pflanze, 
wenn  deren  Lebenscyklus  binnen  12  Monaten,  zweijährig,  wenn 
er  binnen  24  Monaten  verläuft. 

Säet  man  die  Samen  unserer  drei  Cochlearien  zu  Anfang 
Juli,  also  unmittelbar  nach  der  Fruchtreife,  so  pflegt  ein  Theil 
derselben  bald  zu  keimen.  Die  Pflänzchen,  welche  daraus  her- 
vorgehen, werden  manchmal  im  Herbste  ziemlich  kräftig;  die- 
jenigen von    C.  danica  blühen  dann  im  nächsten  Mai,  diejenigen 


279 

von  C.  officinalis  und  C.  anglica  aber  gebrauchen  noch  ein  weite- 
res Jahr,  um  die  Blühreife  zu  erlangen;  sie  blühen  erst  im  April 
des  nächstfolgenden  Jahres.  Die  im  Sommer  ausgesäcten  Samen 
keimen  indess  merkwürdiger  Weise  nicht  alle  im  nämlichen  Jahre, 
vielmehr  bleibt  ein  Theil  trotz  gleicher  Behandlung  bis  zum  ' 
März  liegen  und  beginnt  erst  dann  zu  keimen.  Bewahrt  man 
die  Samen  bis  zum  Frühjahr  auf,  so  keimen  sie  alle  rasch  und 
ziemlich  gleichzeitig.  Von  diesen  Frühjahrskeimpflanzen  ent- 
wickeln sich  die  der  C.  danica  im  Laufe  von  etwa  zwei  bis  drei 
Monaten  bis  zur  Blüthe,  während  die  der  C.  officinalis  und  C. 
anglica  dazu  ein  volles  Jahr  gebrauchen  und  erst  im  April  des 
folgenden  Jahres  blühen  Bei  diesen  beiden  Arten  macht  es  für 
die  Entwickelung  keinen  Unterschied,  ob  die  Samen  im  Juli 
oder  erst  im  nächsten  Frühjahr  gesäet'  werden;  bei  C.  danica 
ist  ein  Unterschied  vorhanden,  aber  ein  verhältnissmässig  ge- 
ringer, indem  die  im  Frühjahr  keimenden  Pflänzchen  nur  einige 
Wochen  später  blühen,  als  die  im  vorhergehenden  Sommer  ge- 
keimten. C.  danica  vollendet  somit  ihren  Lebenscyklus  binnen 
12  Monaten;  die  beiden  andern  Arten  gebrauchen  dazu  zwei 
Jahre. 

Unsere  drei  Cochlearien  sind  unzweifelhaft  scharf  geschiedene 
Arten;  Niemand,  der  sie  an  unsern  Küsten  beobachtet,  wird  in 
Versuchung  kommen,  zwei  derselben  zu  einer  Species  zu  ver- 
einigen. So  scheint  sich  die  Sache  indess  nicht  überall  zu  ver- 
halten. Griewank  hat  C.  officinalis  und  C.  anglica  unter  dem 
Namen  C.  Linnaei  zusammengefasst;  noch  auffallender  ist  es 
jedoch,  dass  J.  D.  Hooker  (Stud.  Fl.  p.  34)  die  C.  danica  zu 
einer  Subspecies  von  C.  officinalis  macht,  während  er  C.  anglica 
als  besondere  Art  betrachtet.  Es  kann  wohl  keinem  Zweifel 
unterliegen,  dass  Hooker  unsere  Pflanze  gar  nicht  kennt.  Offen- 
bar wachsen  in  andern  Gegenden  andere  Formen,  die  wohl  zum 
Theil  Uebergänge  darstellen  mögen. 

Die  Form  der  C.  officinalis,  welche  im  Garten  cultivirt  wird, 
ist  in  allen  Theilen,  namentlich  in  Wuchs,  Blüthe,  Samen,  be- 
trächtlich grösser  als  die  Pflanze  unserer  Küste;  die  Blüthen  sind 
fast  so  gross  wie  bei  C.  anglica.  Im  Uebrigen  vermag  ich  in- 
dess keinen  Unterschied  zu  finden.  —  Eine  von  Brotherus  in 
Lappland  gesammelte  Cochlearia  schien  sich  von  der  C.  anglica 
in  ähnlicher  Weise  nur  durch  die  geringe  Grösse  aller  Theile, 
insbesondere  auch  der  Blüthen,  Früchte  und  Samen  zu  unter- 
scheiden. Als  ich  indess  die  Samen  jener  arktischen  Form  zu- 
gleich mit  denen  unserer  heimischen  C.  anglica  im  Frühjahr  aus- 
säete,  zeigte  sich  eine  auffallende  biologische  Verschiedenheit. 
Die  arktische  Pflanze  gedieh  Anfangs  ungemein  üppig,  blieb  aber, 
namentlich  in  den  Blättern,  viel  kleiner  als  die  hiesige.  Bald 
nach  Mitte  des  Sommers  hatte  sie  offenbar  die  volle  Entwicke- 
lung des  ersten  Jahres  erreicht  und  trat  in  eine  Ruheperiode 
ein;  die  Entwickelung  stand  still  und  die  Pflanzen  gingen  nun 
allmälig  unter  dem  Einflüsse  der  warmen  Herbstwitterung  zu 
Grunde.     Die  einheimische   C.  anglica  erlangt  ihre  volle  Kraft 


280 

erst  im  Spätherbste;  ihr  Waehsthum  wird  nur  durch  Frost- 
perioden unterbrochen.  Ueber  die  arktischen  Cochlearien  vgl. 
die.  Bemerkungen  von  Buchenau  und  mir  in  dem  Werke  über 
die  zweite  deutsche  Nordpolarfahrt  Bd.  IL  S.  S5. 

Die  Cochlearien  sind  Kalipflanzen;  Kalidüngung  befördert 
ihr  Waehsthum  ungemein.  Gegen  Kochsalz  sind  sie  un- 
empfindlich. 

Cakile  maritima  Scop.  Gedeiht  ganz  gut  in  sandigem 
Gartenboden,  verlangt  aber  einen  freien  Standort  und  erträgt 
weder  Beschattung  noch  die  unmittelbare  Nähe  anderer  Ge- 
wächse. Sie  wird  im  Garten  leicht  sehr  gross,  aber  schlaff; 
Kalkzusatz  zur  Bodenmischung  scheint  ihr  Waehsthum  zu  be- 
fördern; Kochsalz  scheint  eher  nachtheilig  als  vortheilhaft  zu 
wirken;  Kalidüngung  hat  keinen  entschiedenen  Einfluss.  —  Cakile 
scheint  zu  denjenigen  einjährigen  Pflanzen  zu  gehören,  welche, 
wenigstens  im  hiesigen  Klima,  nie  im  Herbste,  sondern  erst  im 
nächsten  Frühjahr  keimen. 

Die  sehr  ähnliche  C  americana  Nutt.  wächst  in  Amerika  nicht 
allein  an  der  Meeresküste,  sondern  auch  an  den  Gestaden  der 
grossen  Süsswasser-Seeen.  Gleich  ihr  ist  auch  unsere  Cakile 
nicht  als  eigentliche  Halophyte,  sondern  als  Strandpflanze  zu 
betrachten. 

Ohne  Zusatz  von  Kochsalz,  Kali  oder  Kalk  gedeihen  ferner 
Aster  Tripolium  L.,  Plantago  maritima  L.  und  PI. 
Coronopus  L.  in  sandigem  Gartenboden  ganz  vortrefflich. 
Salsola  Kali  L.  will,  ähnlich  wie  Cakile,  einen  freien  Stand- 
ort haben  und  bleibt  schlaff,  gedeiht  indess  übrigens  ganz  gut. 
Euphrasia  Odontites  L.  subspec.  litoralis  Fr.  gedeiht 
ebenfalls,  wenn  sie  zwischen  Gräser  gesäet  wird,  behält  auch  ihr 
charakteristisches  Aussehen  und  geht  nicht  in  die  gewöhnliche 
Binnenlandsform  über.  Auch  diese  Pflanzen  bedürfen  zu  ihrem 
Gedeihen  im  Gartenboden  keiner  Zusätze. 

Die  Armerien  der  Inseln  (s.  oben  S.  231)  bilden  eine 
Formenreihe,  deren  äusserste  Glieder  weder  die  A.  elongata 
Hoffm.  des  Weserufers,  noch  die  A.  maritima  W.  der  Gärten  er- 
reichen, sondern  zwischen  beiden  in  der  Mitte  bleiben.  Unter 
einander  weichen  sie  erheblich  ab.  Ich  habe  zwei  Formen,  eine 
der  A.  maritima  nähere  (von  Geestemünde)  und  eine  der  A. 
elongata  sehr  ähnliche  (von  Spiekeroog)  ausgesäet:  die  Nach- 
kommenschaft beider  ist  nicht  von  den  elterlichen  Typen  ab- 
gewichen. —  Beiläufig  bemerkt  blühen  die  niedrigen,  der  A.  ma- 
ritima ähnlichen  Formen  der  Wesermündung  viel  früher  als  die 
A.  elongata  bei  Bremen. 

Von  andern  Halophyten  habe  ichLepigonum  margina- 
tum  Koch,  L.  medium  Whlbg.,  Salicornia  procumbens 
Sm.,  Schoberia  maritima  C.  A.  Mey.  var.  prostrata  mit 
Erfolg  cultivirt,  aber  dies  ist  mir  nur  bei  Zusatz  von  etwas 
Kochsalz  geglückt.  Die  Pflanzen  scheinen  in  salzfreiem  Erdreich 
zu  verkümmern.  Salicornia  patula  Duv.-Jouv.  ist. weniger 
gut  gediehen.     Lepturus   ist   sowohl  bei  Kali-   als  bei  Natron- 


281 

Zusatz  gediehen,  aber  noch  nicht  in  gewöhnlichem  Boden. 
Oenanthe  Lachenalii  Gm.  ist  in  kalihaltigem  Erdreich  zur 
Blüthe  gelangt.  —  Einige  Modificationen  in  den  Versuchen  wer- 
den vielleicht  zu  abweichenden  Resultaten  führen,  doch  glaube 
ich  sicher  zu  sein,  dass  wenigstens  Salicornia  und  Schoberia  ohne 
einen  stärkeren  Salzgehalt  des  Rodens  nicht  zu  voller  Entwicke- 
lung  gelangen;  übrigens  mag  es  sein,  dass  das  Kochsalz  durch 
andere  Salze  vertreten  werden  kann.  Die  Schoberia  blieb  bei 
der  Cultur  schlaffer  und  zarter,  so  dass  sie  habituell  der  var. 
flexilis  ähnlich  wurde,  während  sie  die  Färbung  und  die  übrigen 
Merkmale  der  var.  prostrata  behielt. 

Von  Lepigonum  marginatum  Koch  wurden  breit- 
geflügelte Samen  ausgesäet;  die  Pflanze  behielt  ihren  Typus  bei, 
brachte  aber  nur  Samen  mit  sehr  schmalen  Flügelrändern.  Diese 
Art  ist  bekanntlich  ausdauernd,  während  das  echte  L.  medium 
streng  einjährig  (im  oben  erläuterten  Sinne!)  zu  sein  scheint. 

Halianthus,  Sagina  stricta  Fr.,  Eryngium  m  ari- 
timumL.  und  Triglochin  maritima  L.  habe  ich  trotz  wieder- 
holter Versuche  noch  nicht  zu  voller  Entwickelung  bringen  kön- 
nen. Die  Keimpflanzen  sind  nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit 
verkümmert,  ohne  dass  es  mir  gelungen  ist,  den  Grund  ihres 
Nichtgedeihens  zu  ermitteln.  Rasen  der  beiden  halophilen 
Glycerien  habe  ich  noch  nicht  zur  Blüthe  bringen  können. 

Von  Charakterpflanzen  der  Inseln,  welche  nicht  als  eigent- 
liche Halophyten  bezeichnet  werden  dürfen,  habe  ich  Cerastium 
tetrandrum  Gurt,  und  Helianthemum  guttatum  Mill.  aus 
Samen,  Koeleria  glauca  DG.  aus  Rasen  cultivirt.  Ferner 
habe  ich  Viola  tricolor  L.  var.  sabulosa,  Senecio  Jaco- 
baea  L.  var.  discoideus,  zwei  Formen  von  Atriplex  hasta- 
tum  L.  und  Festuca  rubra  L.  var.  arenaria  im  Garten  aus 
Samen  erzogen  und  haben  sich  diese  Varietäten  als  samenbestän- 
dige Racen  erwiesen  (die  Viola  schon  in  zweiter  Generation). 
Ob  sie  auch  in  Gesellschaft  mit  den  Normalracen  saraenbestän- 
dig  bleiben,  müssen  weitere  Versuche  lehren.  Cerastium  tetran- 
drum Gurt,  lässt  sich  auch  im  Frühjahr  aussäen  und  blüht  dann 
um  Mitte  des  Sommers. 

Meine  Sämlinge  von  Anthyllis  Vulneraria  L.  (Insel- 
form), Viola  caninavar.  lancifolia  und  Eosa  pimpinelli- 
folia  L.  haben  noch  nicht  geblüht. 

Die  dauernde  Erhaltung  von  Polygala  und  Pirola  im 
Garten  bereitet  einige  Schwierigkeiten ;  ich  bin  noch  nicht  sicher, 
ob  es  mir  bereits  gelungen  ist,  dieselben  zu  überwinden,  ob- 
gleich ein  Theil  meiner  im  August  1873  durch  Herrn  Prof. 
Buchenau  mitgebrachten  Langeooger  P.  rotundifolia  L.  anschei- 
nend durchaus  kräftig  geblieben  ist  (Januar  1875).  —  Unsere 
krautigen  Polygala- Arten  halte  ich  für  Wurzelschmarotzer,  da 
alle  meine  Versuche,  sie  für  sich  zu  erziehen,  missglückt  sind. 
Nicht  allein  die  P.  dunensis  von  den  Inseln,  sondern  auch  die 
einheimischen  Arten  des  Festlandes,  P.  vulgaris  L ,  P.  serpylla- 
cea  Wh.,   sowie  eine  dritte  Form,   die   der  P.  serpyllacea  ver- 


282 

wandt  ist  (P.  mutabilis  DuMort.?),  konnten  bis  jetzt  nur  in 
Verbindung  mit  ganzen  Rasen  anderer  Gewächse  verpflanzt  wer- 
den und  verkümmerten  trotzdem  ziemlich  bald.  Es  werden  noch 
einige  Versuche  erforderlich  sein,  um  diese  Schwierigkeiten 
sicher  überwinden  zu  lernen. 

Von  Buderalpflanzen  der  Küste  habe  ich  ausser  Lepidium 
ruderale  L.  nur  die  eigenthümliche  Klette  der  Inseln,  welche  in 
diesen  Abh.  Bd.  IL  S.  209  besprochen  worden  ist,  während  einer 
Reihe  von  Jahren  cultivirt.  Sie  hat  sich  dabei  constant  gezeigt, 
üebrigens  habe  ich  dieselbe  Klette  hin  und  wieder  auch  auf  dem 
Festlande  gefunden;  sie  ist  z.  B.  in  manchen  Dörfern  der  Um- 
gegend von  Lemförde  verbreitet  und  findet  sich  dort  häufig  ge- 
mischt mit  der  typischen  Lappa  minor  DC.  Mittelformen  schei- 
nen vorzukommen,  aber  ziemlich  selten  zu  sein. 

.  Unzweifelhaft  ist  es  eine  wichtige  Aufgabe  für  die  Botaniker, 
die  Lebensbedingungen  der  Pflanzen  so  kennen  zu  lernen,  dass 
man  im  Stande  ist,  eine  bestimmte  Art  sicher  zu  voller  Ent- 
wickclung  zu  bringen.  Die  Experimental-Biologie  ist  ein  Zweig 
der  Wissenschaft,  welcher  gewiss  eine  grosse  Zukunft  hat. 


-(S^^vjöTSSf 


Verzeichniss  der  von  Herrn  T.  Lenz  in  Japan 

gesammelten  Coleopteren. 

Von  E,  V.  Harold. 

Der  naturwissenschaftliche  Verein  in  Bremen  hat  durch  den 
Kaufmann  Herrn  TuisconLenz  (gebürtig  aus  Schnepfenthal)  vor 
Kurzem  eine  kleine  Sendung  Coleopteren  bekommen,  die  von 
demselben  in  der  Umgebung  von  Hiogo  auf  Nipon  gesammelt 
worden  waren.  Durch  die  freundliche  Vermittelung  der  Herren 
Prof.  Dr.  Buchenau  und  F>  Brüggemann  hat  mir  der  Verein 
diese  Sammlung  gegen  die  Bedingung  überlassen  ein  critisches 
Verzeichniss  der  eingeschickten  Arten  zu  liefern. 

Ich  bin  auf  diesen  Antrag  um  so  bereitwilliger  eingegangen 
als  die  Insektenfauna  des  Inselreiches  in  letzterer  Zeit  das  ento- 
mologische Interesse  vielfach  in  Anspruch  genommen  hat.  Es  hat 
nämlich  dortselbst  Herr  G.  Lewis  längereZeit  hindurch  mit  äusserster 
Sorgfalt  gesammelt  und  für  die  wissenschaftliche  Verwerthung 
seiner  Ausbeute  dadurch  geeignete  Sorge  getragen,  dass  er  den 
betreffenden  Specialisten  die  einschlägigen  Familien  zur  Bearbei- 
tung zukommen  Hess.    Schon  gegenwärtig  liegen  uns  gänzlich  oder 

theilweise  vollendet  vor:  die  Cicinddidae,  CaraUdae  und  Cerambycidae 
von  Herrn  H.  W.  Bates,  die  Bytiscidae,  Gyrinidae  und  Staphylinidae 
von  D.  Sharp,  die  Histendae  von  Marseul,  die  Buprestidae  von  H. 
W.  Saunders,  die  Elateridae  von  Canleze,  die  Telephoridae  von 
Kiesen  Wetter,  die  Curcülionidae  von  Roelofs,  die  Cossonidae  von 
Wollaston,  die  Chj^somelidae  von  Baly.  Auf  diese  Weise  werden 
wir  voraussichtlich  in  einiger  Zeit  über  die  so  eigenthümlich  zu- 
sammengesetzte Fauna  Japan's  wenn  auch  noch  nicht  vollstän- 
dige Kenntnisse,  so  doch  genügende  erlangen,  um  die  Wechsel- 
beziehungen derselben  zu  den  angrenzenden  Gebieten  beurtheilen 
zu  können. 

Herr  G.  Lewis  hat  im  Ent.  Monthl.  Mag.  X.  1874.  p.  172 
ein  Verzeichniss  von  79  Arten  geliefert,  welche  Japan  mit  Europa 
gemein  hat.  Es  dürfte  indess  diese  Zahl  um  ein  Erhebliches 
sich  steigern,  wenn  auch  die  nördlichen  Theile  Japan's,  insbeson- 
dere Jesso,  ebenso  gründlich  durchforscht  sein  werden  wie  der 
südliche  Inselcomplex  von  Nipon.  Soweit  die  bisherigen  Ergeb- 
nisse ein  Urtheil  zulassen,  sind  es  hier  tropische,  dem  angrenzen- 


284 

den  China  mehr  oder  weniger  gleichfalls  angehörende  Formen, 
welche  der  Fauna  ihr  Gepräge  verleihen. 

Es  kann  indess  hier  nicht  meine  Aufgahe  sein,  den  Charak- 
ter der  japanesischen  Fauna  erörtern  zu  wollen.  Für's  erste  ist 
das  von  Herrn  Lewis  mitgebrachte  Material,  wie  schon  bemerkt, 
noch  lange  nicht  aufgearbeitet,  für's  zweite  berechtigt  mich  die 
kleine,  von  Herrn  Lenz  aufgebrachte  Ausbeute  wegen  ihres  nur 
beschränkten  Umfanges  nicht  zu  selbstständigen  Schlüssen.  Ich 
muss  mich  daher  mit  der  Bemerkung  begnügen,  dass  von  den 
47  von  Herrn  Lenz  eingesendeten  Arten  (in  einer  Anzahl  von 
83  Individuen)  3,  nämlich  DoUchus  halensis,  Harpalus  griseus  und 
Spondylis  buprestoides  zugleich  noch  Europa  angehören,  weitere  21 
auch  im  östlichen  Sibirien  oder  in  China  nachgewiesen  sind,  so 
dass  nur  23  Arten  bis  jetzt  als  ausschliessliche  Bewohner  von 
Japan  sich  ergeben.  Unter  diesen  haben  sich  8  noch  unpubli- 
cirte  vorgefunden,  wenigstens  hat  es  mir  nicht  gelingen  wollen, 
in  der  allerdings  umfangreichen  und  mitunter  schwer  zugäng- 
zugänglichen Literatur  dieselben  als  beschriebene  aufzufinden. 

Die  Thiere  sind  wohlbehalten  in  Spiritus  nach  Europa  ge- 
langt, nur  auf  dem  Transporte  von  Bremen  nach  München  haben 
dieselben  einigen  Schaden  gelitten,  ohne  dass  die  Bestimmung 
jedoch  hierdurch  erschwert  worden  wäre.  Für  letztere  war  mir 
eine  kleine  Partie  japanesischer  Arten,  die  ich  seiner  Zeit  von 
Herrn  v.  Motschulsky  erhalten  hatte,  hie  und  da  besonders  be- 
hülflich.  Die  Sammlung  macht  einen  entschieden  tropisch-asiati- 
schen Eindruck,  welcher  insbesondere  durch  die  stattlichen  Dyna- 
stiden  und  Lucaniden,  dann  durch  die  farbenprächtige  Chrysochroa 
elegans,  sowie  durch  die  eigenthümlichen  Ceramhycidae  erzeugt  wird. 
Möge  Herr  T.  Lenz,  dem  es  schon  diesmal  geglückt  ist,  selbst 
unter  den  grösstentheils  ansehnlichen  Formen,  die  er  gesammelt, 
einiges  recht  Interessante  und  Neue  zu  erbeuten,  seinen  Forscher- 
eifer auch  auf  die  kleineren  und  kleinsten  Thiere  ausdehnen! 
Er  wird  dann  gewiss  noch  manche  Lücke  in  unseren  Kenntnissen 
von  der  dortigen  Thierwelt  ausfüllen  und  sich  damit  den  Dank 
der  Entomologen  versichern. 

Um  Weitläufigkeiten  zu  vermeiden  habe  ich  bei  den  Arten 
allemal  nur  den  ältesten  Autor  citirt  und  zugleich  auf  den 
Münchener  Catalog  verwiesen,  wo  die  weiteren  Citate  und  die 
Synonyme  zu  entnehmen  sind.  Nur  wo  seit  dem  Erscheinen  des 
Catalogs  Aenderungen  in  der  Nomenclatur  oder  in  der  Synonymie 
eingetreten  waren,  habe  ich  diese  ausführlicher  mitgetheilt. 

1.  Cielndela  chlnensls  Degeer.  Mem.  Ins.  IV.  p.  119.  t.  17. 
f.  23  (1774).  —  Bates.  Trans,  ent.  Soc.  1873.  p.  225. 

C.  japonica  Thunb.  Nov.  los.  spec.  p.  25.  f.  39  (1781). 

Drei  Stücke.  Dieselben  gehören  der  bekannten,  wie  es  scheint 
Japan  eigenthümlichen  Form  an,  bei  welcher  die  Querbinde  des 
Halsschildes,  sowie  jene  der  Flügeldecken  kupfergolden  ist,  wäh- 
rend diese  Theile  bei  den  aus  China  stammenden  und  namentlich 
bei  Hongkong  häufigen  Thieren  schön  metallisch  grün  sind. 


285 

2.  Damaster  Lewisl  Bve.  Ent.  Monthl  Mag.  IX,  p.  131 
(1872).  —  Bates.  Trans,  ent  Soc.  1873.  p.  230. 

Ein  einzelnes  Stück  von  43  mill.  Länge,  wovon  nur  3  auf 
die  Verlängerung  der  Flügeldeckenspitze  kommen.  Ich  beziehe 
dasselbe  deshalb  auf  die  Rye'sche  Art,  weil  es  von  blaptoides  durch 
geringere  Grösse  und  den  kürzeren  Spitzentheil  der  Flügeldecken 
abweicht,  wegen  der  rein  schwarzen  Färbung  dagegen  weder  mit 
Fortunei  Ad.  noch  mit  pandurus  Bates  {Fortunei  Schaum)  zusammen- 
fallen kann.  Obwohl  in  letzterer  Zeit  eine  sehr  grosse  Anzahl 
dieser  Thiere  in  die  Sammlungen  gelangt  ist,  bleibt  die  Arten- 
unterscheidung doch  noch  eine  unsichere.  Ich  gestehe,  dass  bei 
dem  Mehr  oder  Weniger,  was  in  Bezug  auf  Grösse,  Färbung, 
Sculptur  und  Länge  der  Flügeldeckenspitze,  als  Unterscheidungs- 
merkmale in  den  betreffenden  Beschreibungen  hervorgehoben 
wird,  die  Wahrscheinlichkeit  mir  recht  nahe  zu  liegen  scheint, 
dass  wir  es  nur  mit  Varietäten,  und  zwar  nur  mit  unwesent- 
lichen, einer  und  derselben  Species  zu  thun  haben.  Exemplare, 
die  ich  von  Herrn  C.  A.  Dohrn  erhielt  und  die  derselbe  als 
Fortunei  (Adams  oder  Schaum?)  bestimmte,  zeigen  eine  verhält- 
nissmässig  grobe  Sculptur,  sehr  kurzen  mucro  der  Flügeldecken 
und  nur  unmerklichen  bläulichen  Schein  auf  dem  Kopfe  und  der 
Unterseite  des  Thorax.  Bei  diesen  Stücken  bin  ich  vollkommen 
in  Zweifel,  ob  sie  auf  Fortunei  Adams  oder  pandurus  Bates  zu  be- 
ziehen sind.  Für  die  Identität  des  ersteren  mit  blaptoides  Kollar 
hat  sich  übrigens  bereits  Herr  v.  Chaudoir  (Bull.  Mose.  1861. 
IL  p.  356)  ausgesprochen. 

3.  Pheropsophus  jessoensis  Moraw.  Bull.  Ac.  Petr.  V.  1862. 
p.  322.  —  Cat.  Monach.  p.  103.  —  Bates.  Trans,  ent.  Soc.  1873. 
p.  305. 

Ein  Stück.  Von  Dr.  Albrecht  auch  in  Hakodate  gesammelt 
und  ausserdem  auch  im  nördlichen  China  zu  Hause. 

4.  Harpalus  grisens  Panz.  Faun.  Germ.  38.  1  (1797).  — 
Cat.  Monach.  p.  278.  —  Bates.  Trans,  ent.  Soc.  1873.  p.  260. 

Ein  Stück.  Vollkommen  identisch  mit  unseren  europäischen 
Exemplaren  und,  wie  diese,  von  ruficomis  höchstens  durch  die 
geringere  Grösse  und  das  nur  an  der  Basis  punktirte  Halsschild 
zu  unterscheiden.  Nach  den  Ausführungen  des  Herrn  Morawitz 
(Beitr.  Faun.  Jesso.  1863.  p.  68)  erweisen  sich  indess  bei  sibi- 
rischen Stücken  auch  diese  Merkmale  nicht  als  stichhaltig,  so 
dass  die  Vereinigung  des  griseus  mit  ruficomis  in  der  Folge  kaum 
abzuweisen  sein  wird. 

5.  Harpalus  ruglcollis  Motsch.  Etud.  ent.  X.  p.  5  (1860).  — 
Cat.  Monach.  p.  283. 

H.  japonicus  Moraw.  Bull.  Ac.  Petr.  V.  p.  327  (1862) ;  Beitr. 
Faun.  Jesso.  p.  69  (1863).  —  Bates.  1.  c.  p.  261. 

Zwei  Stücke.  Ueber  den  grössten  Theil  von  Japan  und  auch 
im  angrenzenden  China  verbreitet.  Ich  habe  diese  Art  direct  von 
Herrn  v.  Motschulsky  selbst  unter  obigem  Namen  erhalten  und 


286 

die   ausführliche  Beschreibung,   die  Morawitz  a.  a.  0.   von  der- 
selben giebt,  lässt  keinen  Zweifel  über  die  Synonymie  zu. 

6.  Dioryche  corrosa  Bate:^.   Trans,  ent.  Soc.  1873.  p.  270. 

Platymetopus  corrosus  BateS  1.  C. 

Ein  Stück.  Nach  Herrn  Bates,  dem  ich  die  Bestimmung 
des  einzelnen  schlecht  erhaltenen  Exemplars  verdanke,  auch  noch 
in  Futschau  im  angrenzenden  China  wohnhaft  Dass  die  De- 
jean'sche  Gattung  Platymetopus  mit  der  älteren  Mac  Leay'schen 
Dioryche  (Lacordaire  schreibt  Gen.  Col.  I.  p.  300.  not.  1  irrig 
Dyoriche)  zusammenfällt,  dafür  sind  Lacordaire  und  Erichson,  wie 
ich  Col.  Heft  XH.  p.  135  erwähnt  habe,  die  betreffenden  Ge- 
währsleute. 

7.  Triplogenins  magnus  Motsch.  Etud.  ent.  X.  p.  5  (1860). 
—  Cat.  Monach.  p.  312  {Omaseus), 

Omaseus  ingens  Moraw.  Beitr.  Faun.  Jesso.  p.  54,  t.  1.  f.  23 
(1863). 

Triplogenins  ingens  Bates.  1.  C.  p.  284. 

Ein  Stück.  Diese  Art  ist  bis  jetzt  ausschliesslich  auf  Japan, 
von  Dr.  Albrecht  bei  Hakodate,  von  Herrn  Lewis  bei  Nagasaki 
gesammelt  worden.  Sie  hat  eine  grosse  habituelle  Aehnlichkeit 
mit  manchen  Omaseus- kxi^w^  lässt  sich  aber  von  diesen  leicht 
durch  das  gestreckt  beilförmige  Endglied  der  Kiefertaster  unter- 
scheiden. 

8.  DoUchus  halensls  Schaller.  Abhandl.  Ges.  Halle.  L  p.  317 

(1783). 

Carahus  Jlavicornis  Fabr.    Mant.  L  p.  199  (1787). 

Dolichus  flavicomis  Sturm,  Dej.,  Schaum  etc. 

Drei  Stücke.  Die  Art  ist  auch  von  Herrn  Lewis  auf  Japan 
angetroffen  worden  und  findet  sich  durch  ganz  Sibirien;  Herr 
Crotch  hat  in  Col.  Heft  V.  p.  112  mit  Recht  den  älteren  Schal- 
ler'schen  Namen  für  diesen  DoUchus  in  Erinnerung  gebracht. 

9.  Platynus  magnus  Bates.   Trans,  ent.  Soc.  1874.  p.  278. 

Änchomenus  (Limodromus)  magnus  Bates.  1.  C. 

Nur  ein  Stück.  Nach  Herrn  Bates  auch  noch  in  China 
wohnhaft.  Bei  flüchtiger  Betrachtung  ist  das  Thier  dem  europäi- 
schen PI  junceus  nicht  unähnlich,  es  ist  aber  viel  flacher  und 
durch  die  abgerundeten  Hinterecken  des  Halsschildes  sowie  durch 
die  längeren  Flügeldecken  leicht  zu  unterscheiden. 

10.  Necrodes  nigrlcomis  (n.  sp.) 

Sat  nitidus,  niger,  antennis  omnino  nigris,  articulis  ultimis  tribus  clavam 
vix  formantibus,  elytris  fortiter  dense  punctatis,  tricarinatis ,  carinq  2  et  3 
ante  apicem  vuv  tuberculatis,  —   Long.   19 — 20  mill. 

Mas,:  Elytris  apice  rotundato-truncatis,  fem^oribus  incrassatis  posticis 
subtus  ante  genua  bidentatis, 

Fem,:  Elytns  apice  oblique  truncaüs. 

Glänzend,  von  der  Gestalt  des  N.  litt&ralis,  aber  kleiner  und 
zierlicher  gebaut,  einfarbig  schwarz,  ebenso  die  Fühler,  an  diesen 
die  letzten  drei  grautomentirten  Glieder  kaum  grösser  als  die 


287 

vorhergehenden,  daher  keine  Keule  bildend.  Der  Kopf  sehr  fein 
punktirt.  Das  Halsschild  wie  bei  littoralis,  nur  die  Unebenheiten 
etwas  stärker  markirt.  Die  Flügeldecken  dicht  und  tief  punktirt, 
jede  mit  drei  Längsrippen,  der  beulige  Höcker,  welcher  bei  lit- 
toralis vor  der  Spitze  die  2te  und  3te  verbindet,  ist  sehr  schwach 
angedeutet.  Das  obere  Hinterleibsende  weniger  dicht  punktirt, 
daher  glänzender  als  bei  littoralis. 

Bei  dem  Männchen  sind  die  Flügeldecken  hinten  gerundet 
abgestutzt;  an  den  massig  angeschwollenen  Hinterschenkeln  zei- 
gen sich  kurz  vor  den  Knieen  zwei  scharfe  Zähnchen,  von  denen 
das  eine  am  oberen,  das  andere  am  unteren  Rande  steht. 

Bei  dem  Weibchen  sind  die  Flügeldecken  hinten  gegen 
den  Nahtwinkel  zu  schief  zugespitzt. 

Nur  ein  Pärchen.  Dieser  hübsche  Necrodes  ist  durch  die  an- 
gegebenen Merkmale,  insbesondere  durch  das  schwarze  Fühlhorn 
sehr  leicht  von  liuoralis  zu  unterscheiden,  überdies  zeichnet  ihn 
die  Geschlechtsdifferenz  in  der  Gestalt  der  Flügeldecken  beson- 
ders aus.  N.  surinamensis  entfernt  sich  noch  viel  mehr  durch  be- 
deutendere Grösse  und  die  innen  eckig  erweiterten  Hinterschienen 
des  Männchens;  auch  sind  bei  demselben  die  Hinterschenkel 
nur  mit  einem,  am  unteren  Rande  befindlichen  Zähnchen  ver- 
sehen. Bei  littoralis  sind  diese  Zähne  durch  eine  Reihe  von  4—5 
Kerbzähncheu  vertreten. 

11.  Hlster  jamatus  Motsch.   Bull.  Mose.  1866.  I.  p.  169. 

Pactolinus  jamatus  Motsch.  1.  C. 

Ein  Stück.  Herr  v.  Motschulsky  hat  in  den  Bull.  Ac,  Petersb. 
I.  1860.  p.  308  auf  die  Hister-Arten  mit  ausgerandeter,  zwei- 
lappiger Oberlippe  die  Gattung  Pactolinus  errichtet.  Es  ist  dieser 
Unterschied  in  der  Lippenbildung  allerdings  recht  auffallend, 
wenn  man  den  Pactolinus  major  etwa  mit  inaequalis  vergleicht.  Doch 
gehen  beide  Extreme  ganz  allmählig  ineinander  über  und  es 
steht  z.  B.  die  Oberlippe  des  H.  bengalensis,  welche  gerade  ab- 
gestutzt und  in  der  Mitte  kaum  mit  der  Andeutung  eines  stumpfen 
Eckes  versehen  ist,  völlig  vermittelnd  da. 

12.  Ips  japonlcus  Motsch.   Etud.  ent.  VI.  p.  28  (1857). 
Ein  Stück.    Motschulsky  erhielt  diese  Art  aus  Simoda. 

13.  Enrytrachelns  platymelus  Saund.  Trans,  Ent.  Soc.  New 
Ser.  III.  p.  50.  t.  3.  f.  7.  m.  (1854). 

Platyprosopus  platymelus  Saund.  1.  C. 

Dorcus  platymelus  Cat.  Monach.  p.  957. 

Zwei  Männchen,  eines  (vom  Kopfschilde  bis  zur  Spitze  der 
Flügeldecken)  von  45,  das  andere  von  39  mill.  Länge.  Saunders 
erhielt  die  Art  durch  Fortune  aus  China,  sie  ist  indess  gleich- 
falls von  Herrn  Lewis  auf  Japan  gesammelt  worden.  Die  Figur 
a.  a.  0.  ist  genau,  nur  ist  das  Halsschild  in  der  Wirklichkeit 
nach  hinten  merklich  verschmälert. 

14.  Dorcus  Hopei  Saund.  1.  c.  p.  50.  t.  3.  f.  8  (1854).  — 
Cat.  Monach.  p.  956. 


2S8 

Ein  einzelnes  Männchen,  welches  (ohne  die  Mandibeln)  53 
mill.  misst,  sohin  weit  grösser  als  ilas  von  Saunders  a.  a.  O. 
abgebildete  und  gleichfalls  von  Fortune  aus  China  mitgebrachte 
Exemplar  ist.  Im  Uebrigen  ist  die  Abbildung,  welche  Saunders 
davon  giebt,  sehr  genau.  Bisher  war  diese  Art  aus  Japan  nicht 
bekannt. 

15.  Psjdidoremns  inclinatas  Motsch.  Etud.  ent.  VI.  p.  29. 
f.  11  (1^57=:  X.  p.  13  (1861);  XL  p.  55    1802). 

Clad*y^nathus  mclmatus  Cat.  Monach.  p.  951. 

Fünf  Stücke,  nämlich  drei  m.  und  zwei  /.  Das  Weibchen, 
von  dem  meines  Wissens  noch  keine  Beschreibung  vorliegt,  ist 
auf  der  Oberfläche  nicht  fein  kömelig  wie  der  m.,  sondern  ein- 
fach und  dicht  punktirt.  Das  Kopfschild  bildet  vorn  zwischen 
den  Mandibeln  einen  kleinen,  gerundet  abgestutzten  Lappen. 
Diese  sind  kurz,  vorn  stumpf  zweizahnig.  Am  hintersten  Schienen- 
paare ist  das  kleine  Zähnchen  in  der  Mitte  der  unteren  Aussen- 
kante  sehr  deutlich.  Die  Unterlippe  ist  halbkreisförmig  und 
äusserst  grob  ineinander  fliessend  punktirt. 

Von  dieser  hübschen  und  unverkennbaren  Art  giebt  Herr 
V.  Motschulsky  eine  leidliche  Profildarstellung  und  eine  aus- 
reichende Beschraibung,  nur  sind  die  hinteren  Schienen  nicht  inermes 
wie  er  angiebt,  sondern  in  der  Mitte  ihrer  Länge  mit  einem 
zwar  feinen,  aber  doch  ganz  deutlichen  Zähnchen  versehen.  Beim 
Männchen  sind  die  Mandibeln  eigenthümlich  gekrümmt,  nämlich 
zuerst  nach  aufwärts  und  nach  aussen,  hierauf  nach  innen  und 
nach  unten  gebogen.  Was  ihre  Zahnung  betrifft',  so  stellt  die 
angegebene  Figur  dieselben  ganz  richtig  dar.  Ich  finde  nämlich 
bei  den,  an  Grösse  unter  sich  übrigens  sehr  ungleichen  wi.,  nur 
5,  höchstens  6  Zähne.  Von  diesen  steht  einer,  der  die  übrigen 
merklich  an  Grösse  übertrifft,  etwas  unterhalb  der  Mitte  ihrer 
Länge ;  oberhalb  dieses  Zahnes  und  zwar  in  geringer  Entfernung 
von  demselben  steht  immer  nur  ein  einzelnes  Zahuchen,  dagegen 
finden  sich  deren  unterhalb  desselben  bis  zur  einfachen  End- 
spitze 3  oder  4.  Die  Mandibeln  sind  somit  innen  bis  zur 
Mitte  ihrer  Länge  ungezahnt. 

Ich  habe  diese  Art  deshalb  mit  einiger  Ausführlichkeit  be- 
handelt, weil  die  nächstfolgende  zu  ihr  jedenfalls  in  sehr  naher 
Beziehung  steht. 

16.  Psalidoremns  inflexns  (n.  sp.). 

Simillimus  omiiino  Ps,  incUnato,  at  mandihularxim  structura  in  m.  di- 
tersus,  his  fere  rectis,  apice  tantum  ßeruoso-curvatis,  margine  inferiore  denti- 
hu3  11 — 12  armato,  uno  majore  ad  basin,  alteris  fere  ae^ptalibus  et  aequali- 
ter  inter  ae  distantibus,  dente  media  nullo  majore.  —  Long.  33  mill.   (cum 

mandib.  4f>). 

Ein  einzelnes  Männchen.  Färbung,  Sculptur  der  Oberseite, 
überhaupt  die  Form  aller  Theile  genau  wie  bei  Ps,  indinatus,  nur 
das  Halsschild  an  den  Seiten  etwas  schwächer  ausgebuchtet,  der 
Eindruck  hinter  der  Kopfschildspitze  etwas  tiefer  buchtig  und 
die  Oberlippe   ohne  Längskiel.     Die  Mandibeln  von  völlig  ver- 


289 

schiedener  Bildung:  sie  sind,  von  der  Seite  besehen,  nur  schwach 
geschweift,  bis  zum  letzten  Drittel  ihrer  Länge  fast  gerade,  dann 
leicht  einwärts  gekrümmt  und  schliessen  mit  einer  einfachen, 
etwas  stumpfen  Spitze  ab.  Der  Innenrand  zeigt  an  der  Basis 
einen  merklich  grösseren  Zahn,  worauf  er  seiner  ganzen  Aus- 
dehnung nach  mit  kleineren,  dabei  unter  sich  gleich  grossen 
und  auch  gleichweit  abstehenden  Zähnchen  versehen  ist,  von 
denen  nur  einzelne  wie  gedoppelt  aussehen,  so  dass  sich  deren 
etwa  10  —  11  zählen  lassen.  Keines  dieser  Zähnchen  tritt  über 
die  anderen  hervor  oder  ist  sonst  durch  derbere  Basis  ausge- 
zeichnet. 

Ich  stelle  diese  Art  unter  sehr  ungünstigen  Auspizien  auf. 
Für's  erste  habe  ich  von  derselben  nur  ein  einzelnes  Exemplar 
vor  mir,  für's  zweite  hat  Herr  Parry,  offenbar  unser  bester 
Kenner  der  Lucanidae,  dieselbe  für  eine  kleinere  Form  des  incli- 
7iatu8  erklärt,  nach  einer  Zeichnung,  die  ich  ihnä  von  derselben 
mitgetheilt  hatte.  Es  hat  mir  indess  durchaus  nicht  gelingen 
wollen,  auch  nur  an  die  Möglichkeit  zu  glauben,  dass  aus  der 
Mandibel  des  incUnatus  durch  Degradation  (denn  bei  dem  erheb- 
lich geringeren  Körpermaasse  des  inflems  kann  es  sich  nur  um 
eine  solche  handeln)  jemals  die  gänzlich  verschiedene  des  inflexus 
entstehen  könne.  Bei  diesem  keine  Spur  des  dominirenden  Mittel- 
zahnes, dagegen  an  der  Basis  ein  derber  hackenartiger  Zahn, 
dem  sägeartig  eine  Reihe  kleinerer  Zähnchen  folgt,  wogegen 
hier  bei  incUnatus  der  ganze  Rand  bis  kurz  vor  der  Mitte  glatt 
und  ungezahnt  bleibt!  Auch  mein  kleinster  incUnatus,  der  immer- 
hin um  5  mill.  weniger  misst  als  der  grösste,  zeigt  nicht  einmal 
eine  Andeutung  von  einer  solchen  Transformation,  ebensowenig 
weiss  Thomson  (der  den  incUnatus  als  mandibularis  beschrieben) 
von  einer  solchen  zu  berichten,  obwohl  er  von  kleineren  Stücken 
mit  weniger  gekrümmten  und  um  die  Hälfte  kürzeren  Mandibeln 
spricht!  Endlich  weiss  ich  auch  keine  Analogie  für  einen  sol- 
chen Modificationsprocess  und  bleibt  die  Anordnung  der  Zähne  bei 
L,  capreolus,  der  doch  sicher  in  demselben  Verhältnisse  zu  L. 
cervus  steht,  wie  ein  solches  von  Parry  für  incUnatus  und  inflexus 
angenommen  wird,  bei  aller  Abschwächung  doch  genau  dieselbe 
wie  bei  cervus. 

Sollten  einem  Entomologen  kleinere  Stücke  des  incUnatus  be- 
kannt sein,  bei  welchen  an  der  Basis  vor  dem  grösseren 
Mittelzahne  mehrere  Zähuchen  erscheinen,  so  würde  angesichts 
solcher  Mittelformen  inflexus  offenbar  mit  incUnatus  zusammenfallen. 
So  lange  jedoch  solche  Uebergangsformen  nicht  nachgewiesen 
sind,  glaube  ich  den  Ps.  inflexus  um  so  mehr  für  eine  eigene 
Art  halten  zu  dürfen,  als  sich  ein  guter  Theil  der  Lucaniden- 
Arten,  ja  selbst  einige  Gattungen  durch  viel  unwesentlichere 
Merkmaie  von  einander  entfernen,  als  die  hier  in  der  Bildung 
der  Mandibeln  gegebenen.  Ich  muss  schliesslich  noch  bemerken, 
dass  ich  auch  an  Ps.  MoUchulskyi  Waterh.  gedacht  habe,  eine 
dem  incUnatus  nahverwandte,  mir  übrigens  in  natura  unbekannte 
Art.      Herr  Parry   war    so    freundlich    meine    desfallsige    An- 

IV.    Februar  1875.  19 


290 

frage  dahin  zu  beantworten,  dass  Ps.  Motschtdshji  wegen  des 
schmäleren  Kopfes  und  der  nicht  vortretenden  Hinterecken  des- 
selben hier  nicht  in  Frage  kommen  könne. 

17.  Onthophagus  japonlcns  (n.  sp.) 

Nitidus,  nigei*,  thorace  fortiter  punctato,  antice  utrinque  subtuberculato, 
dytris  luteo-testareis,  maculis  nonnullis  humeralibus,  fascia  lacerata  pone  me- 
dium, siitura  maculaque  apicali  nigris,   —   Long.   10 — 11   milL   (/.) 

Glänzend,  schwarz,  die  Flügeldecken  schmutzig  gelb  mit  fol- 
genden schwarzen  Zeichnungen:  drei  Flecke  an  der  Schulter, 
einer  unmittelbar  neben  der  Schulterbeule,  ein  zweiter  unterhalb 
derselben  nach  innen  und  ein  dritter  neben  diesem  am  Aussen- 
rande  gelegen;  hinter  der  Mitte  eine  zackige,  mitunter  in  ein- 
zelne Längsflecke  aufgelöste  Querbinde  und  eine  kleine  Makel 
unter  der  Endbeule;  ausserdem  sind  noch  die  Naht  und  der 
Basalrand  schwarz  gesäumt.  Der  Kopf  vorn  gerundet,  mit  zwei 
Querleisten,  die  hintere  etwas  stumpfwinkelig  gebogen.  Das 
Halsschild  mit  groben  Punkten  ziemlich  dicht  besetzt,  vorn  jeder- 
scits  eine  stumpfe  Beule.  Das  Pygidium  mattglänzend,  schwarz- 
braun, ziemlich  dicht  punktirt.  Die  Flügeldecken  seicht  gekerbt- 
gestreift, die  Zwischenräume  mit  leicht  gewölbter  Mitte,  etwas 
rauh  und  unregelmässig  zweizeilig  punktirt.  Die  Fühler  schwarz- 
braun, mit  schwarzgrau  bereifter  Keule. 

Obwohl  diese  Art  in  4  Exemplaren  mitgebracht  wurde,  sind 
dieselben  doch  lauter  Weibchen.  Die  eigenthtimliche  Zeichnung 
derselben  macht  sie  jedoch  leicht  kenntlich. 

18.  Onthopha^s  Lenzii  (n.  sp.) 

Niger,  minus  nitidus,  antennis  ferrugineis,  vertice  carinis  duabus  arcua- 
tis  approcvimatis ,  postica  altiore,  thorace  utrinque  ad  latera  excavato,  dorso 
supra  foveolam  carinato,  ehjtris  leviter  crenato-striatis,  intersütiis  parce,  lateri- 
bus  fortius  punctatis,  —  Long.   10  niill. 

Mas,:  Carina  antica  verticis  obsoletiore;  tibiis  anticis  basi  e  latere  com- 
pressis  et  infiexis, 

Fem,:  Tibiis  anticis  simplicibus. 

Nur  massig  glänzend,  oben  unbehaart,  schwarz,  nur  das 
Fühlhorn  rostroth.  Der  Kopf  vorn  gerundet,  mit  einer  bogigen 
Stirnleiste  und  nahe  vor  derselben  mit  einer  ebenfalls  gekrümm- 
ten Scheitelleiste;  in  der  Mitte  des  Hinterrandes  machfsich  eine 
glatte,  etwas  erhabene  Stelle  bemerkbar.  Das  Halsschild  ziem- 
lich dicht  punktirt,  stark  gewölbt,  seitlich  oberhalb  der  Rand- 
grübchen ausgehöhlt,  der  Rücken  bildet  über  diesen  Höhlungen 
eine  kurze,  schief  nach  vorn  gerichtete,  dabei  durch  eine  leichte 
Ausbuchtung  fast  zweihöckerige  Leiste.  Die  Flügeldecken  seicht 
gekerbt-gestreift,  die  Zwischenräume  flach,  leicht  runzlig,  an  den 
Seiten  dichter  punktirt. 

Bei  dem  Männchen  ist  die  vordere  Scheitelleiste  nur  leicht 
angedeutet.  Die  Vorderschienen  sind  an  der  Basis  seitlich  zu- 
sammengedrückt und  zugleich  bogig  niedergekrümmt,  sie  ver- 
flachen und  erheben  sich  erst  wieder  von  der  Mitte  an. 

Zwei  Stücke,  ausserdem  in  meiner  Sammlung  auch  aus  Korea 


291 

und  aus  Tschusan.  Ich  ergreife  mit  Vergnügen  die  Gelegenheit, 
diese  hübsche  Art  Herrn  T.  Lenz  zu  dediciren,  dessen  Forscher- 
eifer es  ohne  Zweifel  gelingen  wird,  noch  manche  interessante 
Entdeckung  zu  machen.  Der  nächste  Verwandte  des  0.  Lcnzii 
ist  der  indische  gagates  Hope  {angulatus  Redt.),  der  namentlich 
dieselben  eigenthümlichen  Geschlechtsdifferenzen  im  Bau  der 
Vorderschienen  zeigt  Die  Hope^sche  Art  ist  aber  glänzend 
schwarz,  nur  sehr  fein  punktirt,  das  Kopfschild  des  Männchens 
nach  vorn  spitz  dreieckig  ausgezogen.  Hieher  gehört  noch  eine 
dritte,  zur  Zeit  noch  unbeschriebene  Art  aus  dem  nördlichen 
China,  welche  durch  die  graue  Pubescenz  der  Oberseite  sich 
auszeichnet. 

19.  Onthophagus  yldaas  (n.  sp.) 

Coni'e.vus,  sat  nitidus,  brevissime  puhescens,  nigro-aeneus ,  elytris  pieeis 
vel  obscure  rufo'piceis,  antennis  fei^ugineis,  capite  antice  rotundato,  transver- 
sim  bicannato,  thorace  sat  dense  aequaliter,  lateribus  nomiihil  foi'tius  punctato, 
elytns  leviter  crenato^striatis ,  interstitiis  subconvexis,  irregulariter  sat  dense 
pu72ctatis.  f.  —  Long.  8V2— 9  mill. 

Von  ovaler,  gewölbter  Gestalt,  glänzend,  nur  die  Flügel- 
decken unmerklich  getrübt,  schwarz  oder  schwarzbraun  mit  etwas 
Erzglanz,  die  Flügeldecken  zuweilen  heller  rothbraun,  äusserst 
kurz  behaart.  Der  Kopf  vorn  gerundet,  dicht  punktirt,  mit  zwei 
geraden,  kurzen  Querleisten,  die  hintere  etwas  höher  und  in  der 
Mitte  äusserst  sehwach  stumpfwinkelig  erhöht.  Das  Halsschild 
gleichmässig  ziemlich  dicht  punktirt,  die  Punkte  gegen  die  Seiten 
allmählich  grösser.  Die  Flügeldecken  fein  gestreift,  die  Zwischen- 
räume leicht  gewölbt,  unregelmässig  ziemlich  dicht  punktirt. 
Das  Pygidium  glänzender,  dabei  gröber  punktirt.  Die  Fühler 
und  Taster  rostfarben.  Die  Unterseite  schwarzbraun,  die  Beine 
mehr  oder  weniger  rothbraun.    (Weibchen.) 

Zwei  weibliche  Stücke.  Ich  habe  keinen  Onthophagus  in  mei- 
ner Sammlung,  zu  welchem  die  obigen  Weibchen  passen  würden; 
ich  gestehe,  dass  nur  die  grosse  Wahrscheinlichkeit,  dass  wir 
bald  die  betreffenden  Männchen  hiezu  erhalten,  mich  veranlassen 
konnte,  diese  Art  nach  dem  /•  allein  zu  beschreiben. 

20.  Hoplosternus  japonlcns  (n.  sp.) 

Elongatus,  sat  convexus,  fusco-rufus,  elytris  düutius  rufis,  dense,  elytris 
longius  flavopilosis;  capite  thoraceque  densissime  punctulatis,  elytris  praeterea 
punctis  majoribus  parum  profundis.  —  Long.  26—29  mill. 

Von  länglicher,  gewölbter  Gestalt,  in  der  Körperform  daher 
unserer  Melolmtha  vulgaris  viel  ähnlicher  als  dem  gattungsverwand- 
ten H.  chinensis.  Die  Farbe  ist  ein  ziemlich  dunkles  Rothbraun, 
namentlich  sind  die  Taster,  Fühler  und  Beine  gleichmässig  von 
dieser  Färbung.  Die  etwas  helleren  Flügeldecken  sind  dicht  mit 
anliegenden  gelblichen  Härchen  bedeckt,  welche  nur  die  Längs- 
rippen frei  lassen.  Das  Halsschild  ist  mit  eben  solchen,  nur 
kürzeren  und  weniger  anliegenden  Härchen  bekleidet.  Der  Kopf 
ist  äusserst  dicht  punktirt,  der  Vorderrand  sanft  gerundet,  nicht 
ausgebuchtet.     Der  Thorax  zeigt   eine   feine,    äusserst    dichte 

19* 


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5^1.   Ajüdmalii   tupnoi  lioi^:.      l'ro^:.  Zoo).   Soc.   IL  p.   7*2 

Vau  rAH<M. 

vy.,  Anoirialii  mulUiitrliiUMotTch.   YawI.  ent.  X.  p.  7  (ISol». 

M«:hn:r«;  hUi':k<!.  I;i<:  färbunj/  f/eht  von  Metallgrün  in's 
Kupf<:froth<;  und  in'h  hlaiir.chwarz^;  über.  Motschulsky  erhielt 
rfi<?  Art  auch  von  der  Inhel  ThUhinja  in  der  Bucht  von  Korea. 

'M.  Xjrlotrup^  dlchot4)maH  Jj'nn.  Mus.  plant,  alt.  VI.  p. 
h%^  (\11\),        Cat  Monach.  p,  1200. 

Kinj(/e  Männchen  und  ein  Weibchen.  Bei  letzterem  ist  der 
Thonix  dicht  und  runzlig  punktirt,  vorn  mit  einer  schwachen, 
nach  hinten  in  eine  liäng.sfurche  übergehenden  Grube  versehen, 
die  Flügeldecken  Bind  fein  aber  dicht  behaart,  die  Hinterschie- 
nen  am  Innenrande  lang  roHtroth  beborstelt  Die  Art  ist  ausser- 
dem über  da»  öKtliche  und  südöstliche  Asien  bis  zu  den  Philip- 
pinen verbreitet,  und  schon  den  älteren  Autoren  bekannt  gewesen. 
Voet  ficHchreibt  dieselbe  TOat.  I.  p.  26;  unter  dem  Namen  Cervus 
lUitarm  und  giebt  auf  t.  14.  f.  107  eine  leidliche  Abbildung  dazu. 

24.  (ilycypliana  jucunda  Faldcrm.  Möm.  Ac.  P^tersb.  IL  p. 
m).  L  4,  f.  /|     r>  riHIJn;.  —  Cat.  Monach.  p.  1310. 

(JL  alhoHrtuHa  Motsch.     Ktud.  cut.  X.  p.  9  (1861). 

Vier  Stücke.  Die  Art  ist  auch  über  das  östliche  Sibirien 
und  das  nördliche  ühina  verbreitet,  dabei  in  Bezug  auf  die 
woiHHen  Klückenzcichuungen  mancherlei  Abänderungen  unterworfen. 


293 

Die  mir  vorliegenden  Stücke,  welche  Herr  Lenz  eingesendet  hat, 
halten  die  Mitte  zwischen  der  eigentlichen  jucunda  und  der  argif' 
rosticta,  da  der  weisse  Randsaum  des  Thorax  auf  einen  kurzen 
und  unscheinbaren  Streifen  reducirt  ist.  Dagegen  zeigt  ein  Stück 
in  jeder  Ecke  des  Schildchens  an  der  Basis  ein  weisses  Fleck- 
chen. Die  albosetosa  habe  ich  vom  Autor  selbst  erhalten  und  ver- 
mag ich  dieselbe  in  Nichts  von  der  jucunda  zu  unterscheiden. 

25.  Bhomborrhina  unicolor  Motsch,  1.  c.  p.  8  (1861),  — 
Cat.  Monach;  p.  1279. 

Ein  Stück. 

26.  Oetonia  submarmorea  Burm.  Handb.  III.  p«  460  (1842). 
—  Cat.  Monach.  p.  1330. 

Ein  Stück. 

27.  Ohrysochroa  elegans  Thunb.  Nov.  Ins.  spec.  V.  p.  89. 
f.  101  (1789). 

Buprestis  fulgida  Fabr.    Ent.  Syst.  I.  2.  p.  197  (1792). 

B.  fulgidissima  Schönh.    Syn.  Ins.  I.  3.  p.  229  (1817). 

Von  dieser  prachtvollen  Art  sind  zwei  Stücke  gesammelt 
worden.  Die  Ch,  coeruleocephala  Motsch.  Etud.  ent.  X.  p.  6  kenne 
ich  zwar  nicht  in  natura;  nach  der  Beschreibung  scheint  sie  aber 
nur  eine  Varietät  der  gegenwärtigen  Art  zu  sein.  Der  Thun- 
berg'sche  Name  elegans  ist  als  der  älteste  für  dieselbe  in  Gebrauch 
zu  nehmen. 

28.  Ohalcophora  japonica  Gory.  Mon.  IV.  p.  81.  t.  14.  f.  77 
(1842).  —  Cat.  Monach.  p.  1358. 

Drei  Stücke.  Die  Japanesen  haben  mit  unserer  Ch.  mariana 
die  grösste  Aehnlichkeit,  feie  sind  aber  fast  um  die  Hälfte  grösser, 
dabei  ist  der  Seitenrand  der  Flügeldecken  hinten  sehr  merklich 
gezahnt. 

29.  Cardlophorus  pauper  Cand.  Mem.  Liege  2.  Ser.  V.  p. 
17  (1874). 

Ein  Stück. 

30.  Melanotus  legatas  Cand.  Mem.  Liege.  XV.  p.  323 
(1860).  —  Cat.  Monach.  p.  1559. 

Ein  Stück.  Die  Vorderschienen  dieser  Art  haben  einen 
geraden  Innenrand,  dagegen  ist  der  äussere  sanft  gebogen,  so 
dass  die  Schienen  messerartig  verbreitert  sind.  Herr  Candeze 
erwähnt  nachträglich  dieses  Merkmales  in  seiner  Bearbeitung  der 
japanischen  Elatendae  (M6m.  Li^ge.  2.  Ser.  V.). 

31.  Ludlus  plebejns  Cand.  Mem.  Liege.  2.  Ser.  V.  p.  28 
(1874). 

Ein  Stück.  Die  Bestimmung  dieser  Art  verdanke  ich  Herrn 
Candeze. 

32.  Plesioplitlialmiis  spectabilis  (n.  sp.). 

Elongatus,  nitidus,  leviter  conveasus,  nigropiceus,  tarsis  piceo-rufis,  capite 
dense  punctulato,   thorace   subtUiter  minus  dense  punctato,   ehjtris  punctat(h 


294 

striatis,  interstitiis  planis,    sat  dense   sübtüiter  et  partim  profunde  punctatis; 
femorihxis  anticis  dentatis.  —   Long.  20  mill. 

Von  gestreckter  Gestalt,  massig  gewölbt,  glänzend,  pech- 
schwarz, die  Fühler  schwarzbraun,  die  Tarsen  rothbraun.  Der 
Kopf  dicht  und  fein  punktirt,  die  Punkte  hinten  etwas  länglich 
und  fast  sich  berührend.  Das  Halsschild  viel  breiter  als  lang, 
gröber  aber  minder  dicht  als  der  Kopf  punktirt,  hinten  unge- 
randet,  die  Seiten  bogig  gerundet,  die  Hinterecken  rechtwinkelig, 
vor  der  Basis  die  Spur  von  zwei  Quervertiefungen.  Das  Schild- 
chen dreieckig,  mit  leicht  gerundeten  Seiten  und  zerstreuten 
feinen  Pünktchen.  Die  Flügeldecken  breiter  als  der  Thorax  und 
mehr  als  dreimal  so  lang,  fein  punktirt-gestreift,  die  Zwischen- 
räume flach,  ziemlich  dicht  aber  nur  seicht  punktirt;  von  den 
Streifen  vereinigen  sich  der  4te  und  der  5te,  innerhalb  des  3ten 
und  des  6ten,  weit  vor  der  Spitze.  Die  Taster  dunkel  rothbraun. 
Die  Vorderschenkel  etwas  unterhalb  der  Mitte  mit  einem  Zahne. 
Die  Schienen  und  Tarsen  fein  röthlich  behaart,  die  Unterseite 
sonst  glatt. 

Ein  Stück.  Von  den  übrigen  Arten  durch  die  bedeutende 
Grösse  und  die  Zahnung  der  Vorderschenkel  leicht  zu  unter- 
scheiden. Die  Gattung  Plesiophikalmus ,  von  Motschulsky  in  den 
"  Etud.  ent.  1857.  p.  34  errichtet  und  ebenda  1861.  p.  19  noch- 
mals erörtert,  scheint  in  nächster  Verwandtschaft  zu  Ämarygmus 
zu  stehen,  welches  Genus  die  genäherten  Augen,  das  stark  beii- 
förmige  Endglied  der  Kiefertaster  und  die  Verlängerung  des 
dritten  Fühlergliedes  damit  gemein  hat.  Bei  Plesiophthalmus  sind 
indess  die  Hüften  der  Vorderbeine  viel  kugeliger  hervortretend 
und  ist  das  Mesosternum  länger,  vorn  zur  Aufnahme  des  Pro- 
sternalfortsatzes  minder  vertieft. 

33.  Larinns  griseopllosns  Roelofs.  Ann.  Soc.  Belg.  XVL 
p.  182  (1873). 

Ein  Stück.  Die  Bestimmung  desselben  verdanke  ich  Herrn 
W.  Roelofs. 

34.  Sipalus  gigas  Fabr.  Syst.  Ent.  p.  127  (1775).  —  Cat. 
Monach.  p.  2655. 

Ein  Stück.  Eine  häufige,  auch  über  China  und  die  Sunda- 
Inseln  verbreitete  Art. 

35.  Prlonus  insularis  Motsch.  Etud.  ent.  VI.  p.  36  (1857). 
—  Cat.  Monach.  p.  2758. 

Ein  einzelnes  Männchen.  Bei  aller  Aehnlichkeit  mit  coriarius 
weicht  die  gegenwärtige  Art  doch  erheblich  durch  die  aussen 
doppelkantigen  Hinterschienen  ab.  Sie  ist  auch  in  Südostsibirien 
wohnhaft,  am  Flusse  Suyfun  (Puzilo!),  und  über  einen  grossen 
Theil  China's  verbreitet.  Herr  Bates  hat  erst  kürzlich  Prioms 
fossatus  und  tetanicus  Pascoe  mit  insularis  vereinigt. 

36.  Aegosoma  sinlcum  White.  Cat.  Brit.  Mus.  Longic.  p.  30 
(1853).  —  Cat.  Monach.  p.  2776. 

Ein  Stück.    Dem   scabricome  ähnlich,    aber   kleiner  und  mit 


295 

uur  sehr  schwach  angedeuteten  Kippen  auf  den  Flügeldecken. 
Meines  Wissens  bisher  nur  aus  Shanghai  bekannt,  von  wo  ihn 
White  beschreibt. 

37.  Spondylis  buprestoldes  Linn.  Syst.  Nat.  ed.  X.  p.  388 
(1758).  —  Cat.  Monach.  p.  2786. 

Zwei  Stücke.  Auch  von  den  Herren  Lewis  und  Gaschkewitch 
auf  Japan  häufig  angetroffen  und  in  Nichts  von  den  europäischen 
Stücken  verschieden. 

38.  Neocerambyx  Batest  (n.  sp.) 

Elongatus,  paraUelus,  piceo-rufus,  flavosericans  et  pubescenSf^'^maculis 
irregularihus  elongatis  denudatis;  tlwrace  lateribus  imidentato,  disco  inaequali 
et  hituhercülato ;  elytris  apice  truncatis  angulo  suturali  spinoso;  corpore  subtus 
dense  senceo-puhescente ;   antennia   corpore  multo  longioribus.    m.    —    Long. 

32  mill. 

Von  verschmälerter,  geradseitiger  und  gestreckter  Gestalt. 
Die  Grundfarbe  ist  rothbraun,  dieselbe  wird  aber  mehrfach  durch 
eine  gelbe,  seidenartige  und  anliegende  Behaarung  verdeckt,  die 
auf  den  Flügeldecken  unregelmässige,  der  Länge  nach  unter  sich 
mehr  oder  weniger  verbundene  Makeln  bildet.  Der  Kopf  mit 
tiefer  Längsfurche  auf  dem  Scheitel  und  einer  Querfurche  vor 
dem  Kopfschilde.  Der  Thorax  an  den  Seiten  mit  einem  starken 
Dorn,  auf  der  Scheibe  längsrunzlig,  in  der  Mitte  mit  zwei  kleinen 
Höckern,  vor  welchen  weiter  nach  vorn  und  einander  mehr  ge- 
nähert noch  zwei  kleinere  stehen.  Die  Flügeldecken  zerstreut, 
gegen  die  Spitze  allmählich  schwächer  punktirt;  ihr  Ende  abge- 
stutzt, der  äussere  Winkel  scharf  rechteckig,  der  innere  dorn- 
artig verlängert.  Die  Unterseite  mit  dichter,  seidenartiger,  mehr 
weisslich  gelber  Behaarung.  Die  Fühler  viel  länger  als  der 
Körper,  die  Endglieder  gleichbreit  und  flachgedrückt,  das  letzte 
zugleich  das  längste,  das  3te  und  5te  gleich  lang. 

Ein  einzelnes  Männchen.  Ich  habe  dieses  Stück  und  die 
folgenden  fünf  Longicornien  meinem  Freunde,  Herrn  H.  W.  Bates 
in  London,  einem  eminenten  Kenner  dieser  Gruppe,  zur  An- 
sicht und  Bestimmung  mitgetheilt,  und  den  gegenwärtigen  Neo- 
cerambyx als  einen  noch  unbeschriebenen  zurückbekommen.  Zum 
Vergleiche  liegt  mir  in  natura  keine  andere  Art  der  Gattung 
vor,  doch  scheint  er  nach  der  Beschreibung  N,  Cantori  Hope  aus 
Tschusan  am  nächsten  zu  stehen,  jedoch  durch  bedeutendere 
Grösse  (26  lin.!)  und  die  tiefe  Längsfurche  des  Thorax  sich  zu" 
unterscheiden. 

39.  Pyresthes  cardinalis  Pasc.  Journ.  ofEnt.H.  p.  50(1863). 
Von  dieser  schönen  Art  wurde  ein  Stück  gesammelt.   Bisher 

nur  aus  Hongkong  bekannt. 

40.  Clytanthns  quinquefasciatus  Lap.  et  Gory.  Mon.  p.  lOL 
t.  19.  f.  120  (1835). 

Ein  Stück. 

41.  Batocera  lineolata  Chevrol.  Rev.  Zool.  1852,  p.  417.  — 
Cat  Monach.  p.  3032. 


296 

Von  dieser  stattlichen  Art  sind  nur  zwei  Bruchstücke  an- 
gekommen. 

tf 

42.  Melananster  chlnensls  Forst.  Nov.  Spec.  Ins.  p.  39 
(1771).  -  Cat.  Monach.  p.  3023. 

Von  dieser  häufigen,  auch  in  China  weitverbreiteten  Art 
sind  mehrere  Stücke  gesammelt  worden. 

43.  Olenecamptos  cretaceus  Bates.  Ann.  nat.  Hist.  1873. 
p.  314. 

Ein  Stück. 

44.  Acrothlnium  Gasehkeyltclil  Motsch.  Etud.  ent.  IX* 
p.  23  (1860).  —  Cat.  Monach.  p.  3590. 

Von  diesem  schönen  Eumolpiden  wurde  ein  Stück  gesammelt. 

45.  Coccinella  Besser!  Gald.  M6m.  Ac.  Petersb.  11.  p.  113 
(1835). 

Ein  Stück.  Bei  dieser  Art  ist  der  Seitenrand  der  Flügel- 
decken in  der  Mitte  schwach,  dagegen  zur  Basis  und  zur  Spitze 
hin  stärker  ausgebreitet.  Die  Flügeldecken  sind  schwarz,  jede 
mit  einem  rothgelben  Querfleck  vor  der  Mitte.  Die  Taster,  Tarsen 
und  Fühler  sind  gelblich,  der  Kopf  hat  einen  gelben  Stirnfleck. 
Faldermann  beschreibt  die  Art  aus  dem  nördlichen  China. 

46.  Coccinella  transrersoguttata  Fald.  1.  c.  p.  118  (1835). 
Ein  Stück.    Dasselbe  stellt  eine  bemerkenswerthe  Varietät 

dieser  Art  vor;  die  Flügeldecken  sind  roth,  haben  eine  grössere 
gemeinschaftliche  schwarze  Makel  unter  dem  Schildchen  und  jede 
ausserdem  3  kleinere  Flecke,  einen  in  der  Mitte  und  zwei  gegen 
aussen,  von  diesen  steht  einer  unter  der  Schulterbeule,  der  an- 
dere weit  vor  der  Spitze.  Diese  Art  hat  auch  Herr  Lewis  aus 
Hiogo  mitgebracht. 

47.  Epilachna  38-macaIata  Motsch.  Etud.  ent.  VI.  p.  40 
(1857). 

Ein  einzelnes  Stück. 

München,  Januar  1875. 


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Zur  Kenntniss  der  Bodenverhältnisse  im 
niedersächsischen  Schwemmlande. 

Von   Dr.   W.    0.   Focke. 

Ueb^r  die  Bodenbildung  der  Umgegend  von  Bremen  habe 
ich  in  den  Abhandlungen  des  Naturwissenschaftlichen  Vereins 
bereits  mehrfach  kurze  Mittheilungen  veröffentlicht  (Bd.  I.  S.  80  ff. ; 
II.  S.  407-410;  lU.  S.  404).  Als  neuerdings  die  Bremische  Sa- 
nitätsbehörde sich  eine  nähere  Kenntniss  der  Bodenverhältnisse 
in  der  Stadt  Bremen  und  ihrem  Gebiete  zu  verschaffen  wünschte, 
erhielt  ich  den  Auftrag,  die  erforderlichen  Untersuchungen  an- 
zustellen. Es  schien  indess  unthunlich,  die  Beobachtungen  auf 
das  fast  ganz  aus  Alluvialboden  bestehende  Bremische  Gebiet  zu 
beschränken,  da  die  örtlichen  Verhältnisse  doch  nur  im  Zusam- 
menhange mit  denen  der  angrenzenden  Gebiete  gewürdigt  wer- 
den können.  Sodann  erschien  es  gebolen,  einen  Anschluss  an 
die  Forschungen  über  das  Schwemmland  zu  suchen,  welche  von 
der  k.  preussischen  geologischen  Landesanstalt  organisirt  wer- 
den. —  Es  erwies  sich  daher  als  unerlässlich,  die  Untersuchun- 
gen etwas  weiter  auszudehnen,  als  das  nächste  Bedürfniss  des 
Sanitätswesens  zu  erfordern  schien,  weil  nur  durch  eine  solche 
Erweiterung  eine  sichere  wissenschaftliche  Grundlage  gewonnen 
werden  konnte.  Andererseits  waren  durch  das  Maass  der  für 
diese  Zwecke  verwendbaren  Mittel,  sowie  durch  die  gegenwärtige 
Unbenutzbarkeit  des  in  den  hiesigen  Museumssammlungen  ent- 
haltenen Vergleichungsmaterials  gewisse  Einschränkungen  geboten. 

Unter  diesen  Umständen  wurde  beschlossen,  zunächst  mit 
folgenden  Arbeiten  zu  beginnen: 

1)  Entwurf  einer  vorläufigen  Uebersichtskarte  über  die  Boden- 
verhältnisse des  Bremischen  Gebiets.  Der  Karte  wurde  auf  der 
Internationalen  landwirthschaftlichen  Ausstellung  zu  Bremen  eine 
ehrenvolle  Anerkennung  zu  Theil. 

2)  Anlage  einer  Bodenproben-Sammlung. 

3)  Ausflüge  zur  allgemeinen  Orientirung  über,  die  Boden- 
verhältnisse der  Umgegend. 

Die  Specialuntersuchungen  über  das  Bremische  Gebiet  wer- 
den erst  durch  Bohrungen  und  genaue  kartographische  Aufnahmen 
werthvoll  werden.     Dagegen  halte  ich  es  nicht  für  überflüssig, 


*'-^ 


298 

hier  einige  Mittlieilungen  über  einen  Theil  meiner  Beob- 
achtungen in  der  weiteren  Umgegend  folgen  zu  lassen.  Es 
herrscht  noch  vielfach  die  Meinung,  man  finde  im  Flachlande 
nur  regellos  abgelagerte  Sand-  und  Lehmschichten,  an  denen,  als 
Producten  des  Zufalls,  Nichts  zu  studiren  sei.  Diese  allgemeinen 
Voraussetzungen  finden  einen  gewissen  Halt  in  den  Anschauungen 
mancher  Fachgeologen ,  welche  eine  sichere  Altersbestimmung 
der  Schwemnilandschichten  wegen  der  Seltenheit  gleichaltriger 
organischer  Einschlüsse  für  unmöglich  halten.  Es  ist  wahr,  dass 
eine  Altersbestimmung  nach  petrographischen  Charakteren  zu- 
nächst zu  manchen  Zweifeln  und  nicht  selten  zu  Irrthümern  An- 
lass  geben  wird.  Eine  nähere  Ueberlegung  ergiebt  indess,  dass 
der  Aufbau  der  sedimentären  Gesteine  auch  dann,  wenn  man  auf 
die  Hülfe  der  Paläontologie  verzichten  muss,  mancherlei  Schlüsse 
gestattet.  Dem  Lande  wird  stets  (jesteinschutt  in  Form  von 
Sand,  Thon  und  Kalk  entführt,  und  diese  Stoffe  werden  in  Fluss- 
thälern ,  Landseen  und  namentlich  im  Meere  abgelagert.  Das 
Wasser  setzt  wieder  ab,  was  es  empfangen  hat;  es  giebt  den 
gelösten  Kalk  an  die  Organismen  und  mit  diesen  an  den  Meeres- 
grund ab,  es  sondert  die  aufgeschwemmten  Stoffe  nach  dem 
specifischen  (Gewichte.  Somit  müssen  zu  jeder  Zeit  sowohl  Sand 
und  Lehm,  als  auch  Thon.  Mergel  und  Kalk  abgelagert  werden; 
aber  jede  dieser  Substanzen  an  ihrem  besonderen  Orte.  Man  ist 
noch  viel  zu  wenig  gewohnt,  sich  bei  Auffindung  und  Unter- 
suchung eines  Kalk-  oder  Thonlagers  zu  fragen:  wo  sind  die 
zugehörigen  gleichaltrigen  Sande?  Und  doch  ist  diese  Frage 
nicht  zu  umgehen.  Zur  Zeit  der  Bildung  des  Muschelkalkes 
z.  B.  hat  das  Meer  gewiss  nicht  die  Eigenschaft  besessen,  nur 
Kalk  abzulagern;  es  muss  nothwendig  auch  Sande  und  Thone 
des  Muschelkalkalters  geben.  Wir  werden  uns  ferner  erinnern, 
dass  in  einem  kalten  und  flachen  Meere  die  Bedingungen  zu 
einer  Kalksteinbildung  fehlen.  Marine  Tertiärkalke  kommen  in 
Norddeutschland  kaum  vor,  aber  ein  Blick  auf  die  Alpen  und 
selbst  schon  auf  die  mitteldeutschen  Tertiärbecken  genügt,  um 
zu  erkennen,  wo  der  Kalkgehalt  der  europäischen  Tertiärmeere 
geblieben  ist.  Die  Bedingungen  zur  Ablagerung  von  Thon  und 
Sand  sind  dagegen  in  den  norddeutschen  Tertiärgewässern  stets 
vorhanden  gewesen.  Die  Möglichkeit,  versteinerungsleere  Thone 
und  Sande  der  verschiedenen  Zeitalter  zu  unterscheiden,  beruht 
darauf,  dass  sich  das  Material,  welches  einem  bestimmten  Meeres- 
theile  zugeführt  wurde,  und  in  Folge  dessen  auch  der  petrogra- 
phische  Charakter  der  Ablagerungen,  im  Laufe  der  Zeiten  ge- 
ändert hat,  dass  die  Niveauverhältnisse  wechselten,  und  dass  in 
einer  bestimmten  Periode  das  Eis  einen  hervorragenden  Antheil 
an  der  Bildung  der  Bodenarten  genommen  hat.  Die  schwer  zer- 
störbaren Beimengungen,  wie  Glimmer,  Glaukonit,  Braunkohle, 
Bernstein  u.  s.  w.  können  in  den  tertiären  und  quartären  Ab- 
lagerungen jeglichen  Alters  vorkommen,  allein  in  jeder  einzelnen 
(Jegend  waren  die  Bedingungen  zu  ihrer  Auswaschung  und 
Wiederablagerung  nur  zu  gewissen  Zeiten  gegeben.     Das  Vor- 


299 

kommen  einer  seltneren  Beimengung  in  zwei  ähnlich  zusammen- 
gesetzten Schichten  an  benachbarten  Orten  macht  die  Gleich- 
altrigkeit dieser  Schichten  sehr  wahrscheinlich;  fi'ir  entfernte 
Orte  beweist  eine  solche  Analogie  in  der  Zusammensetzung  sehr 
wenig.  Unter  allen  Umständen  sind  die  besonderen  örtlichen 
Verhältnisse  zu  berücksichtigen.  Der  weisse  Glimmer  z.  B.  ist 
ein  ungemein  häufiger  Gemengtheil  der  norddeutschen  Miocän- 
schichten.  Es  ist  nun  selbstverständlich,  dass  alle  jüngeren  Ab- 
lagerungen Glimmer  aus  den  miocänen  Sauden  und  Thonen  er- 
halten konnten,  sobald  diese  irgend  einer  Zerstörung  ausgesetzt 
waren.  Die  Hauptmasse  des  weggeführten  Glimmers  wird  sich 
in  der  Nähe  wieder  ablagern,  so  dass  von  zwei  gleichaltrigen, 
übrigens  unter  gleichen  Bedingungen  gebildeten  Schichten  die- 
jenige am  meisten  Glimmer  enthalten  wird,  welche  der  Ursprungs- 
stätte des  Glimmers  am  nächsten  liegt.  Auch  die  Niveauverhält- 
nisse sind  vielfach  von  entscheidendem  flinflusse.  Die  Schreib- 
kreide z.  B.  ist  in  einem  warmen  und  tiefen  Meere  gebildet 
worden.  Als  nun  eine  Abkühlung  und  eine  Hebung  des  Meeres- 
grundes eintraten,  hörten  die  Bedingungen  zur  Bildung  von 
Kreide  auf,  allein  es  waren  noch  keineswegs  die  Bedingungen 
zur  Zerstörung  der  Kreide  gegeben.  Erst  als  die  Kreideschich- 
ten sich  der  wellenbewegten  Oberfläche  des  Meeres  näherten, 
als  sie,  über  dieselbe  emportretend,  dem  Einflüsse  der  Atmosphä- 
rilien unterlagen,  oder  als  sie  unter  dem  Seespiegel  von  Eis- 
bergen zerscheuert  wurden,  konnten  Kreidebestandtheile  sich  am 
Aufbau  der  jüngeren  Schichten  betheiligen.  Eine  Zerstörung  der 
Kreide  wird  stets  durch  die  Anwesenheit  des  Feuersteins  in 
den  zur  Zeit  der  Zerstörung  gebildeten  Schichten  erkenn- 
bar sein. 

Mancherlei  derartige  Erwägungen  müssen  den  Schwemm- 
landsgeologen  bei  Beurtheilung  der  Bodenbildung  einer  Gegend 
leiten.  Sie  gewähren  indess  die  Möglichkeit,  bei*  umsichtiger 
Würdigung  aller  Umstände  und  bei  genauer  Lokalkunde  allmälig 
zu  sehr  sicheren  Resultaten  zu  gelangen.  Wo  man  paläontolo- 
gische Hülfsmittel  benutzen  kann,  kommt  man  zwar  rascher  zum 
Ziele  einer  annähernden  Altersbestimmung,  aber  keineswegs  zur 
Kenntniss  der  Bildungsgeschichte  der  betreffenden  Ablagerung. 
Von  grosser,  bisher  kaum  genügend  gewürdigter  Bedeutung  ist 
die  genaue  Beobachtung  der  Bildungsweise  von  Meeresablage- 
rungen in  der  Gegenwart.  Sie  wird  zunächst  das  Verständuiss 
der  neueren  geologischen  Bildungen  fördern,  dann  aber  auch 
für  die  älteren  verwerthet  werden  können. 

Es  ist  nun  d^r  Zweck  der  nachfolgenden  Mittheilungen,  zu 
zeigen,  dass  unser  Schwemmland  es  wohl  werth  ist,  sorgfältig 
untersucht  zu  werden.  Freilich' habe  ich  noch  Nichts  über  die 
Ergebnisse  eingehender  Forschungen  zu  berichten,  sondern  nur 
über  gelegentliche  Wahrnehmungen,  wie  sie  auf  den  ersten  Re- 
cognoscirungs-Ausflügen  gewonnen  werden  konnten.  Da  indess 
über  die  geognostischen  Verhältnisse  unserer  Gegend  wenig  be- 
kannt ist,    so   haben   meine   Mittheilungen    hoffentlich   einigen 


302 

westlichen  Theile  (iurchaus  nicht  dor  Fall.  Die  Bäche,  welche 
nicht  S('ltvn  Fon^llen  onuihron.  schlängeln  sich  durch  wenig  ein- 
geschnittene Thulsohlen,  welche  ziemlich  gerade  verlaufen,  TÖllig 
eben  (zum  Theil  freilich  erst  künstlich  planirt)  sind  und  von 
niedrigen  aber  steilen  Kandern  ein^^efasst  werden.  Durch  diese 
Eigenthümlichkeiten  unterscheiden  sich  die  Thäler  der  Central- 
haide  autfallend  von  den  tief  ein^^'eschnittenen  Thalmulden  an- 
derer (ieeststriche.  Die  höheren  Partiecn  der  Centralhaide  sind 
zum  Theil  sehr  tiach  gewölbte,  lan;{sam  ansteigende  Ilaiderücken: 
ausserdem  ragen  aber  auch  verhaltnissmässig  steile  und  scharf 
abgesetzte  Hügel  oder  Höhenzüge  aus  der  Haideebene  empor. 
Diese  Hügel  verhalten  sich  zu  der  Centralhaide  ebenso  wie  die 
Geest  zur  niedrigen  Sandmarsch  oder  sandigen  Vorgeest;  sie 
bilden  gleichsam  die  Reste  einer  höheren  Terrasse  des  Schwemm- 
landes Als  bemerkenswerth  sind  unter  diesen  Haidehügeln  zu 
nennen:  der  Olterberg  oder  Hammberg  unweit  Tostedt,  der  Wil- 
seder  Berg,  170,88  m.  (=  öSo'hann.)  hoch,  der  Höhenzug  west- 
lich von  Lüneburg  mit  dem  117,13  m.  hohen  Pumpenberge,  der 
Höhenzug  zwischen  Lüneburg  und  Ebstorf,  der  Haiderücken  von 
Brockhöfen,  beim  Eisenbahndurchschnitt  105m.  hoch*),  der 
Haiderücken  zwischen  Soltau  und  Bergen  mit  dem  150,72  m. 
{=:  516')  hohen  Falkenberge.  Diese  für  das  westdeutsche 
Schwemmland  immerhin  ansehnlichen  Höhen  haben  einen  sehr 
verschiedenen  Charakter,  indess  zeichnen  sich  nur  die  beiden 
bedeutendsten  Hügel,  der  Wilseder  Berg  und  der  Falkenberg, 
auch  beim  Anblick  aus  der  Ferne  als  hervorragende  Punkte  aus; 
von  den  übrigen  ist  der  nicht  besonders  hohe,  aber  völlig  isolirte 
Otterberg  am  auffallendsten.  Der  Nordabhang  des  südlich  von 
Lüneburg  und  westlich  von  Bienenbüttel  gelegenen  Höhenzuges 
(Hellkulilenberg)  erinnert  durch  seine  steil  abfallenden  Wald- 
schluchten an  Landschaften  des  niedrigen  Berglandes,  während 
der  Wilseder  Berg  sich  durch  seine  öde,  charaktervolle  Haide- 
natur  auszeichnet.  Die  ansehnlichste  Höhe  in  der  Nähe  Bremens 
ist  der  72,44  m.  hohe  Steinberg  bei  Völkersen.  Auch  nord- 
wärts der  Wümme  finden  sich  noch  einige  Hügel,  z.  B.  der 
Bullerberg  bei  Rotenburg  (53m.),  der  Litberg  (65,5  m.)  unweit 
Harsefeld;  am  merkwürdigsten  •  sind  indess  die  isolirten,  direct 
aus  der  Marsch  aufsteigenden  Hügel  an  der  unteren  Oste:  Do- 
losenberg,  Koppelberg,  Westerberg,  Wingst.  Messungen  dieser 
Höhen  sind  mir  nicht  bekannt;  doch  schätze  ich  den  Westerberg 
auf  mindestens  60  m.  und  dürfte  die  Wingst  ziemlich  dieselbe 
Höhe  erreichen.  Der  Weyher  Berg  zwischen  Lilienthal  und 
Osterholz,  der  in  Bremen  für  besonders  hoch  gehalten  wird,  ist 
nur  eine  durch  ihre  isolirte  Lage  auffallende  Geestinsel;  eine 
Messung  ist  mir  nicht  bekannt,  doch  glaube  ich  nicht,  dass  er 
viel  mehr  als  35  m.  hoch  ist. 


*)  Vgl.  diese  Abb.  III.  S.  423 ;  diese  Angabe  bezieht  sich  auf  Amsterdamer 
Null,  während  für  die  übrigen  Höhen  die  unveränderten  Zahlen  der  Landes- 
vermessung gegeben  sind. 


303 

Das  Allerthal  und  die  südwärts  davon  gelegenen  Ebenen 
liegen  durchschnittlich  erheblich  niedriger  als  die  Centralhaide; 
das  Flachland  am  Fusse  der  die  Ebene  südlich  begrenzenden  Berg- 
züge ist  durchschnittlich  wohl  kaum  über  50  m.,  selten  bis  60  m. 
hoch.  Wo  in  der  Nähe  der  Berge  Anhöhen  sich  aus  dem  Flach- 
lande erheben,  sind  dieselben  stets  aus  festem  Gestein  gebildet. 
Nur  die  bereits  erwähnten  zwischen  Ems  und  Hunte  gelegenen 
ansehnlichen  Hügelgruppen  von  Fürstenau  und  Damme  gehören 
noch  ganz  dem  Schwemmlande  an.  Sie  sind  durch  eine  Thal- 
mulde von  dem  benachbarten  Bergkamme  geschieden.  \ 

Begrenzt  wird  die  niederdeutsche  Ebene  im  Süden  durch  die  i 

ziemlich  hoch  aufsteigenden  jurassischen  Höhenzüge.  Dem  Jura 
ist  Wälderthon  vorgelagert,  der  aber  nicht  mehr  in  zusammen- 
hängender Kette,  sondern  in  isolirten  Hügeln  und  Hügelgruppen 
aus  dem  Flachlande  hei  vorragt.  Noch  weit  unvollständiger  ist 
die  Kreideformation  vertreten,  die  bei  Lemförde  und  in  der  Gegend 
von  Hannover,  sowie  weiter  ostwärts  zu  Tage  tritt  In  dem  gan- 
zen übrigen  Flachlande  finden  sich  nur  sehr  vereinzelte  Punkte 
mit  festem  Gestein.  Am  merkwürdigsten  ist  der  Gypsfelsen  von 
Lüneburg  mit  den  ihm  angelagerten  gehobenen  Schichten,  unter 
welchen  namentlich  die  Kreideformation  gut  vertreten  ist.  Wei- 
ter nordwestwärts  ist  das  anstehende  Gestein  noch  an  zwei  Punk- 
ten erschlossen  worden,  die  in  ihrer  äussern  Bildung  wenig  Auf- 
fallendes haben,  nämlich  Stade  und  Hemmoor. 

Die  ältesten  Gesteine,  welche  in  unserm  Flachlande  anste- 
hend angetroffen  worden  sind,  finden  sich  bei  Stade.  Dr.  Meyn 
hat  die  dortigen  Vorkommnisse  vor  einigen  Jahren  näher  unter- 
sucht und  die  Stader  Eauchkalke  unbedenklich  für  Zechstein  er- 
klärt. Seitdem  haben  die  vorgenommenen  Tiefbohrungen  (Anl. 
1  u.  2)  zu  weiteren  Ergebnissen  geführt.  Das  Stader  Gestein 
ist  in  seiner  unteren  Abtheilung  ein  fester  rother  Thon,  der  nach 
oben  zu  sandiger  wird  und  auch  ein  starkes  Sandsteinlager  ent- 
hält. Die  obere  Abtheilung  besteht  ebenfalls  aus  rothem  Thon, 
aber  mit  unregelmässig  vertheilten  Einlagerungen  von  rothem 
Sand,  Mergelschiefer,  Kalkstein  und  Gyps  mit  Steinsalz  und  Bitu- 
men. Eine  regelmässige  Schichtenfolge  darf  in  dieser  oberen 
Abtheilung  kaum  erwartet  werden.  Die  Formation  ist  offenbar 
eine  Küstenbildung  und  sind  die  Kalke  daher  wohl  aus  Korallen- 
riffen hervorgegangen.  Der  stockförmig  hervorgequollene  Gyps 
ist  sicherlich  aus  Anhydrit  entstanden  und  hat  bei  der  durch  Was- 
seraufnahme bedingten  Volumvermehrung  nothwendig  Störungen 
der  Lagerungsverhältnisse  hervorrufen  müssen.  Die  allmälige 
Auslaugung  von  Salz  und  Gyps  hat  endlich  Senkungen  und  Ein- 
stürze hervorgebracht,  von  denen  auch  die  zahlreichen  Erdfälle, 
welche  Stade  umgeben,  Zeugniss  ablegen.  Bei  dem  Zusammen- 
wirken aller  dieser  Ursachen  kann  die  Unregelmässigkeit  der 
Schichtenfolge  in  der  oberen  Abtheilung  des  Stader  Gesteins  nicht 
auffallen.  Das  Streichen  und  Fallen  ist  noch  nicht  beobachtet 
worden;  bei  den  gestörten  Lagerungsverhältnissen  würde  übrigens 
das  Verhalten  einzelner  Schichten,  selbst  wenn  es  sich  feststellen 


304 

Hesse,  nicht  als  maassgebend  betrachtet  werden  können.  Von 
Wichtigkeit  ist  indess,  dass  das  Stader  Gestein  an  zwei  Stellen 
in  Holstein  angetroflfen  worden  ist,  nämlich  zu  Licth  unweit 
Elmshorn  und  in  der  Gegend  von  Segeberg.  Aehnlichkeiten  zeigt 
übrigens  auch  der  Felsen  von  Helgoland.  Was  das  Alter  dieser 
Gesteine  betriift,  so  kann  man  dasselbe  bei  dem  Mangel  an  orga- 
nischen Einschlüssen  nur  nach  petrographischen  Analogien  beur- 
theilen,  doch  finden  sich  solche  nur  in  der  Dyas  und  Trias.  Da 
die  obere  Abtheilung  in  ihren  Kalken,  wie  Meyn  hervorgehoben 
hat,  durchaus  dem  Zechsteinkalk  gleicht,  so  ist  es  wohl  am  wahr- 
scheinlichsten, dass  diese  ganze  Gesteinsreihe  der  Zechsteingruppe 
zuzurechnen  ist,  eine  Ansicht,  für  welche  auch  das  im  Camper 
Bohrloche  beobachtete  Vorkommen  von  Kupferkies  spricht.  Die 
durch  die  fiscalische  Bohrung  aufgeschlossene  untere  Abthei- 
lung würde  dann  als  ein  Analogen  des  Eothliegenden  gedeutet 
werden  müssen. 

Das  Stader  Gestein  selbst  ist  zwar  noch  an  keinem  anderen 
Punkte  im  Westen  der  Elbe  gefunden  worden,  dagegen  hat  man 
wichtige  Einlagerungen  und  Gemengtheile,  welche  in  demselben 
vorkommen,  auch  an  anderen  Orten  wahrgenommen.  Es  sind 
dies  Bitumen,  Gyps  und  Kochsalz.  Selbstverständlich  deutet  das 
Vorkommen  dieser  Substanzen  keineswegs  auf  die  Anwesenheit 
des  Stader  Gesteins  hin;  immerhin  wird  man  aber  vermuthen  dür- 
fen, dass  Salz  und  Gyps  in  Norddeutschland  die  relative  Nähe 
von  Gesteinen  der  Trias-  oder  Dyas-Gruppe  anzeigen. 

Bitumen  und  Petroleum  sind  an  verschiedenen  Orten  in  der 
Gegend  von  Celle  und  Peine  gefunden  worden,  insbesondere  bei 
Wietze,  Steinförde,  Hänigsen,  Edemissen,  Sehnde  und  Oelsburg*). 
Bohrungen  auf  Petroleum  sind  bereits  in  ziemlicher  Zahl  vorge- 
nommen worden  (s.  Anl.  4).  Der  Ursprung  des  Petroleums  ist 
noch  nicht  ermittelt;  wenn  es  auch  nahe  liegt,  an  die  Kohlen 
der  Wälderthonformation  zu  denken,  so  spricht  doch  Manches 
gegen  eiue  Entstehung  aus  dieser  Bildung. 

Weit  grösser  ist  die  Verbreitung  von  Kochsalzquellen.  Bei 
Stade  selbst,  wo  man  in  massiger  Tiefe  conceutrirte  Soolen  erbohrt 
hat,  kommen  zwar  salzandeutende  Pflanzen,  aber  keine  natürlichen 
Salzquellen  vor.  Bei  Lüneburg  und  zu  Sülze  und  Umgegend  in 
der  Nähe  von  Celle  finden  sich  bekannte  reiche  Salzquellen;  An- 
deutungen von  Salz  scheinen  in  der  ganzen  Gegend  zwischen 
Lüneburg,  Soltau  und  Celle  nicht  selten  zu  sein.  Bei  Soltau, 
dessen  Name  schon  auf  Salz  hinweist,  wird  gegenwärtig  kein 
Salz  mehr  gefunden,  indess  ist  das  Wasser  mehrerer  Quellen 
und  auch  des  Baches  Soltau  weit  chlorreicher  als  day  der  benach- 
barten Böhme.  Westlich  der  Linie  Soltau-Celle  werden  die  Salz- 
quellen im  Flachlande  seltener,  doch  mehren  sie  sich  wieder  in 
der  Nähe  von  Bremen.  •  Eine  bemerkenswerthe  Salzquelle  ist  die 
von  Ahausen,  westlich  von  Rotenburg.     Unten  am  Abhänge  des 


*)  Ueber  das  erst  ganz  kürzUch  bei  Soltau  gefundene  Petroleum  hoffe  ich 
am  Schlüsse  dieser  Arbeit  eine  Notiz  beifügen  zu  können. 


305 

Wömmethales  treten  hier  auf  einem  beschränkten  Räume  mehrere 
ziemlich  starke  Quellen  zu  Tage,  die  theils  süss,  theils  mehr 
oder  weniger  salzig  sind.  Sie  vereinigen  sich  zu  einem  Bache, 
der  sich  schon  nach  sehr  kurzem  Laufe  in  die  Wümme  ergiesst. 
Den  Salzgehalt  einer  dieser  Quellen  bestimmte  Herr  Apotheker 
Wattenberg  zu  ungefähr  1,3  pCt.,  während  ich  das  specifische 
Gewicht  ihres  Wassers  gleich  1,0072  fand.  Die  Ahauser  Salz- 
quellen sind  ziemlich  wasserreich  und  gestatten  das  Gedeihen 
einer  Reihe  von  Halophyten.  Die  Formation,  aus  welcher  sie 
zunächst  entspringen,  ist  nicht  zu  ermitteln,  da  die  Gegend  rings 
umher  theils  mit  Moor,  theils  mit  Flugsand  bedeckt  ist.  Nicht 
weit  von  diesen  Quellen  liegt  in  einem  Kesselthale  der  kleine  See 
von  Eversen.  Dieser  Punkt  ist  landschaftlich  und  geologisch 
gleich  interessant.  Die  steilen  südlichen  Abhänge  dieses  Thal- 
kessels sind  ungemein  auffallend,  zumal  da  man  im  Schwemm- 
lande sonst  nur  Erosiousthäler  zu  sehen  gewohnt  ist.  Man  wird 
das  ganze  Thal  als  einen  Erdfall  auffassen  müssen,  in  welchem 
der  rundliche  See  selbst  als  ein  zweiter  kleinerer  Erdfall  erscheint. 
Weiter  östlich  finden  sich  zwei  etwas  grössere  Seen,  deren  Wasser- 
spiegel nicht  viel  tiefer  als  das  angrenzende  Haide-  und  Moor- 
land liegt.  Man  sollte  sie  ihrem  Aeussern  nach  für  nichts  an- 
deres halten,  als  die  gewöhnlichen  oft  mit  Wasser  angefüllten 
Haideniederungen.  Herr  Wattenberg  hat  indess  Gelegenheit 
gehabt,  einen  dieser  Seen,  den  grossen  Bullensee,  in  einem  Boote 
zu  befahren,  und  hat  gefunden,  dass  sein  Grund  in  einiger  Ent- 
fernung vom  Ufer  plötzlich  40  Fuss  tief  abfällt.  Es  scheint  somit 
auch  dieser  See  ein  Erdfall  zu  sein,  und  liegt  die  Vermuthung 
nahe,  dass  der  sehr  ähnliche  kleine  Bullensee  sich  ebenso  verhält. 

Weiter  westlich  findet  sich  salziger  Boden,  der  eine  kleine 
Reihe  von  Halophyten  ernährt,  in  der  Feldmark  Oberneuland  im 
Gebiete  der  Stadt  Bremen.  Die  Gegend  liegt  sehr  tief,  ist  völlig 
flach  und  von  Entwässerungsgräben  durchschnitten.  Dadurch  wird 
der  Salzgehalt  fortwährend  ausgelaugt.  Eine  deutliche  Quelle 
ist  nicht  vorhanden;  in  Gruben,  die  nicht  direct  mit  den  Gräben 
in  Verbindung  stehen,  hat  das  Wasser  gewöhnlich  ein  specifisches 
Gewicht  von  etwa  1,0025,  ist  aber  zu  Zeiten  auch  erheblich  schwerer. 
In  trockenen  Sommern  efflorescirt  das  Salz.  —  Ein  Brunnen  mit 
salzhaltigem  Wasser,  in  dem  auch  etwas  Gyps  und  Chlormagne- 
sium vorhanden  ist,  wurde  zu  Vegesack  erbohrt. 

Am  linken  Weserufer  findet  sich  eine  schwache  Salzquelle 
bei  Blenhorst  unweit  Nienburg.  Ferner  ist  der  Boden  in  weitem 
Umkreise  in  der  Gegend  von  Grolland  und  Kladdingen  auf  Bre- 
mischem und  Oldenburgischem  Gebiete  im  Untergrunde  so  salzig, 
dass  es  schwer  hält,  ein  geniessbares  Trinkwasser  zu  gewinnen. 
Die  letzten  Andeutungen  von  Salz  zeigen  sich  bei  Hasbergen. 
Ausserdem  sind  am  linken  Weserufer  nur  noch  im  Süden,  d.  h. 
längs  des  Abhanfl^es  der  jurassischen  Bergkette,  Salzquellen  vor- 
handen. "" 

Gyps  findet  sich  nahe  dem  Südrande  des  Flachlandes  an 
einzelnen  Punkten  in  der  Nähe  von  Hannover,  ferner  zu  Lüne- 

IV.   Februar  1875.  20 


306 

bürg  und  Stade.  Sodann  deutet  aber  der  starke  Gehalt  von 
Schwefel  und  Eisenvitriol  in  einigen  Mooren  auf  das  Vorhanden- 
sein von  Gypsquellen  hin.  Bei  Bardenhagen  unweit  Bienenbüttel 
liegt  ein  Moor,  dessen  Vitiiolgehalt  man  versucht  hat  durch 
Eindampfen  zu  gewinnen.  Ein  Theil  dieses  Moors  gerieth  vor 
einigen  Jahren  zufällig  in  Brand  und  ist  jetzt  dessen  Oberfläche 
mit  einer  lebhaft  rothen  Decke  von  Eisenoxyd  (Englischroth, 
Caput  mortuum)  überkleidet.  In  der  nächsten  Nachbarschaft  die- 
ses Moors  ist  ein  deutlicher  Erdfall  vorhanden.  Ein  ähnlicher 
starker  Gehalt  an  Eisenvitriol,  Schwefelkies  und  Schwefel  findet 
sich  an  zerstreuten  Punkten  im  Moore  von  Wallhöfen  und  Heissen- 
büttel  unweit  Scharmbeck.  Es  giebt  dort  Stellen,  die  ganz  vege- 
tationslos sind.  In  der  Nähe  habe  ich  gypshaltiges  Quellwasser 
angetroffen  und  beabsichtige  ich,  die  Brunnen  der  Gegend  noch 
specieller  zu  prüfen.  Bemerkenswerth  ist,  dass  dieser  Punkt 
ziemlich  genau  in  der  Verlängerung  der  Linie  Segeberg-Lieth- 
Stade  liegt. 

Diese  Vorkommnisse  von  Salz  und  Gyps  enthalten  die  letz- 
ten Hindeutungen  auf  die  Anwesenheit  älterer  Gebirgsarten  unter 
dem  Schwemmlandsboden.  Die  jüngste  der  in  unserer  Gegend 
zu  festem  Gestein  erhärteten  Formationen,  die  Kreide,  findet  sich, 
wie  erwähnt,  anstehend  in  Lemförde,  dann  in  der  Gegend  von 
Hannover  und  bei  Lüneburg,  endlich  noch  an  einem  einzelnen 
isolirten  Punkte,  nämlich  bei  Hemmoor  an  der  unteren  Oste. 
An  dieser  Stelle  ist  die  von  horizontalen  Feuersteinbänken  durch- 
setzte Schreibkreide  durch  grosse  Steinbrüche  aufgeschlossen. 
Es  ist  dies  der  westlichste  Punkt  des  ostseeischen  Kreidegebie- 
tes. —  Uebrigens  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  Kreide 
noch  an  anderen  Punkten  unseres  Flachlandes  in  geringer  Tiefe 
anzutreffen  sein  wird.  Bei  der  Kalkarmuth  unserer  tertiären 
und  der  geringen  Mächtigkeit  unserer  kalkführenden  diluvialen 
Ablagerungen  deutet  das  Vorkommen  von  Wiesenkalk  und  Süss- 
wassermergeln  auf  ergiebigere  ältere  Kalklager  hin.  Man  wird 
daher  überall,  wo  sich  bedeutende  derartige  Bildungen  finden, 
die  Nähe  der  Kreide  vermuthen  dürfen;  es  scheint  darnach,  als 
ob  in  manchen  höheren  Hügeln  zwischen  der  Unterelbe  und  dem 
Aller- Weser-Thale  ein  Kreidekern  steckt. 

Oberhalb  der  Kreide  lagern  in  der  norddeutschen  Ebene  nur 
lockere  Gebirgsarten,  deren  chronologische  Ordnung  bei  der  Sel- 
tenheit organischer  Einschlüsse  grosse  Schwierigkeiten  bietet. 
Die  beste  Abgrenzung  bildet  das  Vorkommen  nordischer  Geschiebe, 
welches  deshalb  auch  für  unsere  Gegend  die  natürlichste  Trennung 
zwischen  tertiären  und  diluvialen  Ablagerungen  anzuzeigen  scheint. 
Man  darf  indess  nicht  voraussetzen,  dass  die  Periode  der  nor- 
dischen Geschiebe  chronologisch  genau  mit  der  Periode  der 
Glacialfauna  zusammenfällt. 

Die  Hügel,  welche  sich  gleichsam  als  höhere  Terrasse  scharf 
abgesetzt  aus  dem  Haideplateau  erheben,  gehören  offenbar  ursprüng- 
lich einer  älteren  Formation  an  als  die  niedrige  Umgebung.  Aller-^ 
dings  sind  sie  sämmtlich  mit  einem  Diluvialmantel   überzogen, 


307 

allein  es  kann  kaum  bezweifelt  werden,  dass  darunter  Kreide 
oder  ältere  Tertiärschichten  vorhanden  sind.  Der  höchste  der 
Haidehügel,  der  Wilseder  Berg,  zeigt  am  Süd-  und  Westabhange 
zwei  deutlich  verschiedene  Regionen.  Der  obere  verhältnissmässig 
steil  ansteigende  Theil  der  Anhöhe  ist  öde  und  nur  mit  Haide 
uud  zerstreuten  Wacholderbüschen  bewachsen.  Darunter  zieht 
sich  aber,  an  manchen  Stellen  eine  deutliche  Terrasse  bildend, 
ein  Wald  und  Culturgürtel  hin,  in  dem  mehrere  kleine  Dörfer 
liegen  und  an  dessen  oberer  Grenze  die  Wümme  entspringt. 
Dieser  Waldgürtel  ist  nach  unten  wie  nach  oben  von  ödem  Haide- 
lande  begrenzt;  ausserdem  wird  er  unten  noch  von  Flugsand  und 
Dünen  umlagert,  die  an  dem  Fusse  des  Hügels  hinauf  lecken. 
Die  Quellen  und  das  Vorkommen  von  Buchen,  Hülsen  und  be- 
gleitenden Gewächsen  deuten  anf  einen  lehmigen  und  mergeligen 
Untergrund  hin,  während  die  Trockenheit  des  Bodens,  der  lichte 
Stand  und  gedrungene  Wuchs  der  Bäume,  die  Sparsamkeit  des 
Unterholzes  und  manche  andere  Eigenthümlichkeiten  der  Vege- 
tation sofort  erkennen  lassen,  dass  man  sich  nicht  auf  dem  dilu- 
vialen Blocklehm  befindet.  Die  massenhaft  umherliegenden  mäch- 
tigen Felsblöcke  und  die  aus  licht  stehenden  Steineichen  und 
zerstreuten  Wacholderpyramiden  gebildeten  Haine  verleihen  den 
sanft  geneigten  Abhängen  dieses  Landstrichs  ein  ganz  eigenthüm- 
liches  Gepräge,  so  dass  man  an  dürre  Kalkberge  des  Südens 
erinnert  wird.  Die  Gebirgsart,  welche  diese  ungewöhnlichen  Ve- 
getationsverhältnisse zu  bedingen  scheint,  fand  ich  bei  dem  Dorfe 
Einem  bis  zu  5  m.  Tiefe  aufgeschlossen;  es  ist  ein  hellgelblicher, 
sandiger,  feine  Glimmerblättchen  führender  Mergel,  der  in  seinen 
oberen  Schichten  entkalkt  und  ziemlich  durchlässig  ist,  überkleidet 
von  einer  sehr  steinigen,  nur  etwa  1  m.  mächtigen,  der  äussern 
Configuration  des  Bodens  folgenden  Diluvialdecke.  Für  eine 
Altersbestimmung  dieses  Mergels  fehlt  es  mir  bis  jetzt  an  An- 
haltspunkten. 

Eine  ungleich  grössere  Bedeutung  für  unsere  Gegend  haben 
die  dunklen,  glimmerreichen,  meist  sandigen  Thone.  Bei  Anlage 
eines  Brunnens  bei  Ebstorf  hat  man  nach  den  Bohrregistern  von 
der  Oberfläche  bis  zu  einer  Tiefe  von  130  m.  stets  einen  dunkel- 
grauen glimmerreichen  Thon  angetroffen,  der  bald  mehr  bald 
weniger  Sand  beigemengt  enthält  und  durch  zahlreiche  dünne 
sandige  Zwischenschichten  unterbrochen  ist.  Bei  Westerholz 
unweit  Rotenburg  findet  sich  unter  einer  nur  1  m.  mächtigen 
Deckti  von  Blocklehm  ein  Lager  von  dunklem  glimmerreichem 
Thon,  der  namentlich  nach  oben  zu  ziemlich  viel  Sand  enthält. 
Gewisse  Lagen  dieses  Thons  sind  merkwürdig  durch  die  starken 
Wirbel  und  Zähne,  welche  darin  gefunden  worden  sind,  und  zwar  an- 
geblich stets  bei  einander.  Die  Wirbelkörper  zeigen  völlig  ebene, 
nicht  vertiefte  Flächen,  während  die  Zähne  durchaus  den  Haifisch- 
zähnen gleichen.  Derselbe  Thon,  mit  ähnlichen  Einschlüssen, 
soll  auch  an  anderen  Orten  der  Gegend  von  Rotenburg  vorkom- 
men. An  einigen  Stellen  ist  er  ärmer  an  Glimmer,  an  anderen 
wird  er  durch  graue,   etwas  Thon  und  Glimmer  führende,  deut- 

20* 


308 

lieh  geschichtete  Sande  vertreten.  Es  scheint,  dass  in  der  Ge- 
gend von  Kotenburg  und  Visselhövede  der  dunkle  Glimmerthon 
und  die  begleitenden  Sande  ganz  allgemein  als  das  Liegende  der 
wenig  mächtigen  Diluvialablagerungen  auftreten;  muthmaasslich 
bilden  sie  den  Körper  des  ganzen  Plateaus  der  Centralhaido. 
Ohne  Zweifel  ist  diese  Formation  aber  noch  viel  weiter  verbrei- 
tet und  an  anderen  Orten  nur  durch  mächtige  jüngere  Ablage- 
rungen verschüttet.  Bei  den  bekannten  Bohrungen  zu  Wilhelms- 
hafen und  Glückstadt  ist  die  nämliche  Formation  in  grösserer 
Mächtigkeit  durchsunken  worden  Eigenthümlich  ist  an  beiden 
Stellen  die  Einlagerung  von  Sandsteinbrocken,  die  bei  Glückstadt 
allerdings  erst  in  den  untersten,  den  Thon  unterleufenden  Sau- 
den gefunden  worden  sind,  bei  Wilhelmshafeu  aber  auch  ober- 
halb der  Thone  vorkommen.  Oberhalb  der  dunkeln  Thone  liegen 
zu  Wilhelmshafen  die  Glimmersaude  mit  thonigen  Einlagerungen, 
Milchquarzkieseln  und  Saudsteinbrocken.  In  höheren  Lagen  auf 
der  Geest  ist  der  Glimmersand  frei  von  Steinen.  Da  eine  Schläm- 
mung des  Glimmerthons  und  seiner  sandigen  Zwischenlager  als 
Hauptproducte  dunklen  glimmerarmen  Thon  und  feinen  glimmer- 
reichen Sand  liefert,  so  ist  es  bei  der  Mächtigkeit  der  Glimraer- 
thonformation  wohl  wahrscheinlich,  dass  ein  grosser  Theil  der 
jungtertiären  und  altalluvialen  Glimmersande  und  Thone  ihrer 
Hauptmasse  nach  aus  der  Zerstörung  der  Glimmerthonformation 
hervorgegangen  sind.  Der  Glimmerreichthum  eines  Sand-  oder 
Thonlagers  ist  daher  an  und  für  sich  niemals  ein  Beweis  für  sein 
Alter.  Der  neueste  Marschthon  zu  Bremerhaven  ist  z.  B.  auf- 
fallend glimmerhaltig;  es  kann  aber  wohl  nicht  zweifelhaft  sein, 
dass  zu  seiner  Bildung  die  in  der  Nähe  anstehenden  glimmer- 
reichen Tertiärschichten  einen  ansehnlichen  Theil  des  Materials 
geliefert  haben. 

Die  Glimmersande  sind  wahrscheinlich  grossentheils  gleich- 
zeitig mit  den  Glimmerthonen ,  aber  in  weniger  ruhigem  Wasser 
abgelagert  worden.  Unter  dem  Glimmerthon  finden  sich,  wenig- 
stens an  manchen  Orten,  die  Braunkohlensande.  Im  Thale  der 
Ilmenau  bei  Uelzen  ist  in  etwa  18  m.  Tiefe  ein  ca.  1,4  m.  mäch- 
tiges Brauukohlenflötz  erbohrt  worden,  zu  Buxtehude  fand  man 
neuerdings  in  135  m.  Tiefe  ein  fast  3  m.  mächtiges  Flötz  (s.  Anl.4). 
In  beiden  Fällen  hat  man  über  und  unter  den  Braunkohlen  Sande 
von  ziemlich  wechselnder  Beschaffenheit  angetroffen,  theils  fein 
und  glimmerreich,  theils  grobkörnig.  Die  Braunkohlenbrocken, 
welche  sich  u.  A.  auch  in  dem  älteren  Alluvium  bei  Bremen 
finden,  lassen  darauf  schliessen,  dass  auch  in  den  Wesergegenden 
die  Braunkohlensande  vorkommen. 

Der  jüngere  Glimmersand,  welcher  bereits  erwähnt  wurde, 
ist  auf  der  Geest  stets  sehr  feinkörnig  und  frei  von  den  erwähn- 
ten, zu  Wilhelmshafen  gefundenen  Einmengungen.  Er  ist  sehr 
verbreitet,  allein  es  ist  in  vielen  Fällen  schwierig,  den  typischen 
normalen  Glimmersand  von  dem  regenerirten  zu  unterscheiden. 
Nur  wo  sich  die  genaueren  Lagerungsverhältnisse  beobachten  las- 
sen, kann  man  darüber  volle  Gewissheit  erhalten. 


309 

Zu  Hemelingen  ist  in  massiger  Tiefe  unter  dem  glimmerfreien 
Thon  ein  feiner  gliramerarmer  Sand  angetrofifen  worden.  Die 
chronologische  Einordnung  dieser  Schicht  muss  vorläufig  dahin- 
gestellt bleiben.  Der  Septarienthon ,  der  besonders  von  Walle 
unweit  Celle  bekannt  ist,  aber  auch  an  andern  Orten  vorkommt, 
scheint  eins  der  jüngeren  Glieder  unserer  Miocänablagerungen  zu 
sein,  wahrscheinlich  gleichaltrig  mit  dem  oberen  Glimmersande. 

Die  landwirthschaftlich  wichtigen  und  auch  geologisch  inter- 
essanten tertiären  Mergellager  der  Gegend  von  Uelzen  und  Wals- 
rode,  sowie  die  bekannte  Lüneburger  Infusorienerde  scheinen 
lokale  Süsswasserablagerungen  zu  sein,  welche  aus  der  auf 
Glimmersand  und  Septarienthon  folgenden  Hebungsperiode  stam- 
men. Während  eines  langen  Zeitraumes  war  unsere  Gegend  Fest- 
land, bis  sie  zu  Ende  der  Pliocänperiode  wieder  zu  sinken  be- 
gann. Jene  Süsswasserbildungen  lassen  sich  natürlich  nicht 
mit  den  besser  bekannten  marinen  Pliocänschichten  vergleichen. 

Eine  bedeutende  Verbreitung  zeigen  nun  aber  zwei  Boden- 
arten, die  der  jüngsten  Tertiärzeit  anzugehören  scheinen, 
nämlich  die  dunklen  glimmerfreien,  meist  mergeligen  Thone 
und  die  mittelfeinen  glimmerarmen  Sande.  Beide  Schichten 
bilden  an  sehr  vielen  Stellen  die  Unterlage  des  steinführenden 
Diluviums. 

Die  dunklen  glimmerfreien  Geestthone  treten  an  vielen  Punk- 
ten und  in  ansehnlicher  Mächtigkeit  auf.  Sie  gleichen  sich  mei- 
stens so  sehr,  dass  über  ihre  Zusammengehörigkeit  kein  Zweifel 
obwalten  kann.  In  trocknem  Zustande  sind  sie  grau  oder  grau- 
schwarz, in  feuchtem  schwarz  oder  blauschwarz,  sie  enthalten  in 
der  Regel,  namentlich  in  den  tieferen  Lagen,  so  viel  Kalk,  dass 
sie  bei  Benetzung  mit  Säure  stark  brausen.  Der  Glimmer  braucht 
nicht  absolut  zu  fehlen,  bildet  aber  einen  sehr  unwesentlichen 
Gemengtheil,  in  den  obersten  Lagen  zeigen  sich  manchmal  deut- 
liche, durch  Glimmerblättchen  und  feinen  Sand  markirte  Schich- 
tungen. Der  dunkle  glimmerfreie  Thon  findet  sich  z.  B.  bei 
Sagehorn  und  in  der  Gegend  von  Scharmbeck  durch  Ziegeleien 
aufgeschlossen;  auf  der  oldenburgischen  Geest  soll  er  an  meh- 
reren Stellen  vorkommen.  Bei  Ausgrabung  des  Geestemünder 
Petroleumhafens  traf  man  auf  ein  sich  auskeilendes,  nur  etwa 
2  m.  mächtiges  Lager  eines  sehr  fetten,  kalkreichen,  blauschwar- 
zen Thones,  der  allen  äusseren  Charakteren  nach  zu  dem  glim- 
merfreien Geestthon  zu  rechnen  ist  und  zwischen  Glimmersand 
und  Blockmergel  lag.  Der  fast  10  m.  mächtige  Thonmergel  von 
Hemelingen  (Anl.  6)  dürfte  hieher  zu  rechnen  sein,  auch  zu 
Vegesack  soll  ein  solcher  Thon  durchbohrt  sein.  Bei  Setten- 
beck  (Scharmbeck)  ist  Bernstein  in  diesem  Thon  gefunden,  bei 
Sagehorn  ist  er  schwefelkieshaltig. 

Es  ist  zu  hoffen,  dass  es  mit  der  Zeit  gelingen  wird,  orga- 
nische Einschlüsse  in  diesen  Thonen  aufzufinden  und  dadurch 
genaue  Altersbestimmungen  zu  ermöglichen.  Meyn  giebt  an,  dass 
er  bei  Ausgrabung  des  Hafenbassins  bei  Geestemünde  ein  mäch- 
tiges Lager  altdiluvialen  Thones  beobachtet  hat  (Zeitschr.  deutsch» 


310 

geol.  Ges.  Bd.  26,  S.  299).  Es  kann  wohl  nicht  zweifelhaft  sein, 
dass  der  von  mir  im  Petroleumhafen  gesehene  Thon  ein  Theil 
derselben  Ablagerung  gewesen  ist,  und  halte  ich  es  auch  aus  an- 
deren Gründen  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  hier  als  dunk- 
ler glimmerfreier  Geestthon  bezeichnete  Formation  vollständig 
mit  Meyn's  älterem  Diluvialthon  zusammenfällt.  Meyn  selbst 
äussert  sich  übrigens  zweifelhaft  darüber,  ob  dieser  Thon  dem 
eigentlichen  Diluvium  zuzurechnen  sei  (1.  c.  p.  300);  ich  möchte 
es  für  zweckmässiger  halten,  in  dem  Auftreten  nordischer  Gesteins- 
brocken das  entscheidende  Kennzeichen  für  den  Beginn  der  Dilu- 
vialperiode im  Flachlande  zu  suchen.  Allerdings  glaube  ich,  dass 
die  Bildung  des  glimmerfreien  Geestthons  zu  einer  Zeit  erfolgte, 
in  welcher  die  Bodensenkung,  die  schliesslich  zur  diluvialen  Ueber- 
fluthung  führte,  bereits  begonnen  hatte.  Dagegen  ist  die  Fauna 
dieser  Thone  nach  Meyn  (1.  c.  p.  298)  noch  keine  nordische.  Ich 
habe  mir  die  Thatsachen  so  gedeutet,  dass  der  obere  Glimmersand 
eine  miocäne  Küstenbildung  ist,  welche  einer  Hebungsperiode  ent- 
spricht, dass  dann  während  des  Endes  der  Miocän-  und  des  grössten 
Theils  der  Pliocänperiode  unsere  Gegend  Festland  war,  so  dass 
sich  damals  nur  aus  Seen  und  Sümpfen  örtliche  Süsswasserab- 
lagerungen  absetzen  konnten,  während  gegen  den  Schluss  des 
pliocänen  Zeitraums  wieder  eine  Senkung  stattfand,  der  die  prä- 
glacialen  Sande  und  glimmerfreien  Thone  ihre  Entstehung  ver- 
danken. Im  Zusammenhange  mit  dieser  Auffassung  habe  ich  jene 
Thone  für  eine  unsern  heutigen  Marschen  entsprechende  Küsten- 
bildung gehalten,  während  Meyn  seinen  altdiluvialen  Thon  für 
eine  Tiefseebildung  (I.  c.  p.  299)  erklärt. 

Noch  weit  häufiger  als  der  schwarze  Geestthon  bildet  ein 
mittelfeiner  gelblicher  Sand  das  Liegende  der  Geschiebeformation. 
Da  dieser  Sand  meistens  etwas  Glimmer  enthält  und  da  er  an 
manchen  Stellen  in  wirklichen  Glimmersand  überzugehen  scheint, 
so  habe  ich  ihn  früher  für  eine  obere  Abtheilung  des  Glimmer- 
sandes gehalten.  Gegenwärtig  bin  ich  indess  zu  der  Ansicht  ge- 
langt, dass  die  mit  jenem  Sande  wechsellagernden  Glimmersande 
stets  regenerirte  sind,  und  dass  der  fragliche  Sand  mit  dem  typi- 
schen Glimmersande  nicht  näher  zusammenhängt.  Ich  bezeichne 
daher  diesen  Sand,  dem  die  Geschiebeformation  unmittelbar  auf- 
gelagert ist,  als  Präglacialsand.  Ich  habe  noch  nicht  beobachten 
können,  welchen  älteren  Formationen  er  aufgelagert  ist  und  möchte 
ihn  vorläufig  für  gleichaltrig  mit  dem  glimmerfreien  Geestthon 
halten. 

Der  Präglacialsand  hat  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Seesande 
und  Dünensande  der  ostfriesischen  Inseln.  Er  ist  deutlich  ge- 
schichtet und  laufen  die  Schichten  bald  horizontal,  bald  sind  sie 
wellig  gebogen,  deuten  somit  bald  auf  Wasser-  bald  auf  Wind- 
wirkung hin.  Der  Sand  enthält  stets  schwarze  Körner,  von  denen 
sich  in  der  Regel  einige  mit  dem  Magnet  ausziehen  lassen,  wäh- 
rend ein  grösserer  Theil  kohliger  Natur  ist.  Der  Rest  dürfte 
aus  Hornblendesplitterchen  und  unraagnetischem  Titaneisen  be- 
stehen.    Ausserdem   enthält   der  Sand  etwas   weissen  Glimmer; 


311 

der  Durchmesser  der  Körner  beträgt  etwa  0,15  m.,  an  einzelnen 
Stellen,  namentlich  in  den  oberen,  dünenartigen  Ablagerungen 
sind  die  Körner  gröber.  Er  ist  frei  von  Feldspath  und  schwar- 
zem Glimmer.  Hin  und  wieder  enthält  der  Sand  horizontale 
Bänder  von  gelbem  Lehm  oder  thonigem  Sand,  ferner,  wie  er- 
wähnt, an  manchen  Stellen  viel  feinkörnigen  Glimmersand.  Beim 
Osterholzer  Bahnhofe  ist  der  Präglacialsand  in  80  Fuss  Tiefe 
noch  nicht  durchsunken.  üeber  Aufschlüsse,  welche  in  den  Prä- 
glacialsand eindringen,  vergl.  diese  Abh.  III  S.  421. 

Dieser  Sand  ist  in  der  Umgegend  von  Bremen  sehr  allgemein 
verbreitet,  so  um  Vegesack,  Scharmbeck,  Sagehorn,  Achim.  An 
einigen  Stellen  findet  er  sich  unter  etwas  abweichenden  Verhält- 
nissen. Bei  Ristedt  unweit  Syke  und  in  der  Gegend  von  Bas- 
beck an  der  unteren  Oste  z.  B.  ist  ein  dem  Präglacialsande  sehr 
ähnlicher  Sand  nur  von  einer  dünnen  Decke  von  diluvialem  Kies 
überlagert.  Es  entsteht  die  Vermuthung,  ob  nicht  das  normale 
Diluvium  noch  unter  dem  Sande  liegt,  der  dann  nur  ein  Zwischen- 
lager zwischen  dem  älteren  und  jüngeren  Diluvium  darstellen 
würde.  Es  fehlt  mir  bis  jetzt  an  Anhaltspunkten,  um  diese 
Frage  zu  entscheiden,  doch  habe  ich  bisher  noch  nie  gesehen, 
dass  ein  dem  Präglacialsande  gleichender  Sand  Schichten  mit  nor- 
dischen Geschieben  überlagert.  Der  erwähnte  zweifelhafte  Sand 
von  Ristedt  enthält  wenig  von  den  Beimengungen,  die  dem  typi- 
schen Präglacialsande  eigenthümlich  sind,  indess  habe  ich  in 
demselben  an  einer  Stelle  ausser  kleinen  Feuersteinsplittern  auch 
Nester  von  Glaukonitkörnern  gefunden.  Die  nuss-  bis  faustgrossen 
Nester  bestanden  aus  einem  etwas  thonigen,  aber  doch  ziemlich 
lockeren  Sande  und  waren  meistens  von  einer  dünnen,  oft  nur 
durch  die  Färbung  angedeuteten  Limonithülle  umgeben.  Die 
Glaukonitkörner  müssen  oifenbar  zu  der  Zeit,  als  sie  in  den 
Sand  gelangten,  in  einem  einigermassen  festen  Gesteine  einge- 
bettet gewesen  sein,  da  sie  sonst  vollständig  zerstreut  worden 
wären.  Die  Nester  sind  daher  wohl  als  die  Reste  eines  glauko- 
nitischen Kalkmergels  zu  deuten,  dessen  Kalkgehalt  aufgelöst 
und  durch  eindringende  Sandkörner  ersetzt  wurde. 

Es  scheint,  dass  der  glimmerfreie  Thon  und  der  Präglacial- 
sand sich  nirgends  in  bedeutenderen  Höhen  finden.  Der  Thon 
dürfte  kaum  irgendwo  höher  als  30  m.  liegen,  der  Sand  reicht, 
vorzüglich  in  Dünenform,  bis  40  m.  hinauf.  —  Wenn  fortgesetzte 
Untersuchungen  diese  Ansicht  bestätigen,  so  würde  dadurch  das 
Verständniss  der  Erscheinungen  der  Diluvialzeit  wesentlich  ge- 
fördert werden.  Die  präglacialen  Bildungen  gehören  nach  dieser 
Auffassung  einer  Periode  langsamer  Senkungen  an,  während  wel- 
cher in  Skandinavien  vielleicht  die  Eiszeit  bereits  vollständig 
eingetreten  war.  Die  Senkung  musste  indess  einen  gewissen  Be- 
trag erreicht  haben,  bevor  ostseeisches  Treibeis  über  Schleswig- 
Holstein  oder  Mecklenburg  hinweg  in  unsre  Gegenden  gelangen 
konnte.  Wenn  dies  der  Fall  gewesen  ist  als  das  Land  durch- 
schnittlich etwa  um  30  m.  tiefer  unter  den  Meeresspiegel  gesun- 
ken war  als  gegenwärtig,  so   müssen  bei  Beginn  der  Eiszeit  in 


312 

unserer  Gegend  noch  ansehnliche  Theile  des  Flachlandes  als 
grosse  und  kleine  Inseln  über  das  Diluvialmeer  hinausgeragt 
haben.  Der  Transport  der  grossen  Blöcke  konnte  aber  nur  durch 
starke  Eisberge  erfolgen,  die  tieferes  Wasser  gebrauchten,  um 
den  cimbrischen  Rücken  zu  passiren. 

Die  Geschiebeformation  oder  das  Diluvium,  pflegt  in  hiesiger 
Gegend  ausserordentlich  scharf  gegen  die  unterliegenden  Schich- 
ten abgegrenzt  zu  sein.  Die  Grenze  ist  meistens  ganz  genau 
bezeichnet,  obgleich  sehr  oft  Nester  von  Präglacialsand  in  den 
untersten  Lagern  des  Diluviums  eingeschlossen  vorkommen.  Das 
normale  Diluvium  ist  häufig  sowohl  nach  unten  als  nach  oben 
zu  von  Ablagerungen  eingefasst,  die  einen  abweichenden  Charak- 
ter haben.  Wenn  ich  hier  ein  unteres  Diluvium  unterscheide, 
so  darf  dasselbe  nicht  mit  Meyn's  älterem  Diluvium  verwechselt 
werden. 

Die  unterste  Abtheilung  des  Diluviums  ist  au."?  ziemlich  man- 
nichfaltigen  Bildungen  zusammengesetzt.  Die  einzelnen  Schichten 
selbst  sind  aber  einigermaassen  homogen.  Ziemlich  verbreitet  ist 
ein  heller,  in  trockenem  Zustande  weisslicher,  meist  gelb  geäder- 
ter Lehm  oder  Thon,  der  manchmal  viel  Glimmersand  beigemengt 
enthält  und  entweder  gar  keine  oder  nur  wenige  und  kleine  Steine 
enthält.  In  den  Haidegegenden  tritt  er  manchmal  auch  tief  gelb- 
braun gefärbt  auf;  dagegen  hat  er  niemals  die  dunkle  graue  oder 
schwärzliche  Färl3ung  der  jüngeren  Tertiärthone.  Die  Steine, 
welche  sich  zuweilen  in  diesem  unteren  Diluviallehm  finden,  sind 
gewöhnlich  nicht  über  faustgross,  in  der  Regel  viel  kleiner.  Zu- 
weilen ist  dieser  Thon  auch  mergelig.  Ein  zweites  Glied  des 
untern  Diluviums  ist  ein  grober,  feldspathhaltiger,  meist  unregel- 
mässig gelagerter  Sand.  Derselbe  geht  an  manchen  Stellen  in 
einen  aus  krystallinischem  Quarz,  Feldspath,  Amphibol  und  etwas 
schwarzem  Glimmer,  also  wesentlich  aus  Granitgrus  gebildeten 
Grand  über.  An  anderen  Stellen  ist  dieser  Grand  gröber  und 
mit  Feuersteinen  und  abgerundeten  kleinen  Geschieben  gemischt; 
nicht  selten  finden  sich  ausgedehnte  Lager  von  grobem  Kies.  Im 
Petroleumhafen  von  Geestemünde  war  ein  Kiessand  durch  ein 
kalkiges  Bindemittel  zu  einem  festen  Conglomcrat  erhärtet.  Alle 
diese  Kiese  und  Sande  haben  wenig  regelmässige  Lagerungsver- 
hältnisse; man  sieht  sie  sich  häufig  auskeilen,  auch  findet  man 
sie  manchmal  gemischt  mit  Schollen  des  unterliegenden  Prägla- 
cialsandes.  Nur  der  grobe  Kies  bildet  mitunter  grössere  Lager 
von  gleichmässiger  Beschafi*enheit. 

Die  mittlere  und  wichtigste  Abtheilung  des  Diluviums  besteht 
aus  einem  bald  thonreichen,  bald  sandigen  Lehm,  der  zahlreiche 
Gerolle  und  abgerundete  Geschiebe  von  allen  Grössen  enthält. 
Offenbar  ist  dieser  Lehm  in  einem  tiefen  Wasser  abgesetzt  wor- 
den, weil  seine  so  ausserordentlich  ungleichartigen  Bestandtheile 
sich  sofort  von  einander  gesondert  haben  würden,  wenn  Wellen- 
schlag oder  bewegtes  Wasser  auf  sie  eingewirkt  hätten.  Es  scheint 
mir  am  richtigsten,  wenn  man  zunächst  alle  diese  aus  Thon,  Sand, 
Geröll  und  Blöcken  gemischten  Ablagerungen  trotz  lokaler  Ver- 


313 

schiedenheiten  als  eine  einheitliche  Formation  betrachtet,  die 
man  als  Blocklehm  bezeichnen  kann.  Eine  solche  einheitliche 
geologische  Benennung  ist  nothwendig,  um  die  allzu  ängstliche 
petrographische  Sonderung  in  Geschiebelehm,  Diluvialmergel,  Sand- 
mergel, Lehmmergel  u.  s.  w.  zu  vermeiden;  man  kann  dagegen 
ganz  unbedenklich  kalksteinführcnden,  kreideführenden,  mergeligen, 
kalkarmen  oder  sandigen  Blocklehm  unterscheiden. 

In  der  nächsten  Umgegend  von  Bremen  ist  der  Blocklehm 
fast  immer  kalkarm  und  oft  sandig.  Die  grossen  Blöcke  finden 
sich  in  der  Regel  am  zahlreichsten  im  mittleren  Theile.  An 
Flussufern  bildet  er  steile,  oft  völlig  senkrechte  Wände,  aus  denen 
man  hie  und  da  die  grossen  Blöcke  hervorstehen  sieht.  Wenn 
er  durch  Wegspülung  des  lockern  Präglacialsandes  unterwaschen 
wird,  entstehen  Höhlungen,  in  die  zunächst  die  unteren  mergeligen 
Lagen  des  Blocklehms  herabfallen.  Die  Höhlungen  liegen  dann 
scheinbar  ganz  im  Blocklehm,  können  aber  nicht  nur  durch 
nachstürzenden  Blocklehm,  sondern  auch  durch  seitlich  eindrin- 
genden Präglacialsand  ausgefüllt  werden,  so  dass  verworrene 
Lagerungsverhältnisse  entstehen,  die  aber  allerjüngsten  Ursprungs 
sind.  Wo  der  Blocklehm  in  der  Nähe  von  Bremen  eine  grössere 
Mächtigkeit  besitzt,  pflegt  er  in  den  unteren  Lagen  zahlreiche 
Kreidebrocken  und  vereinzelte  silurische  Kalksteingeschiebe  zu 
führen.  Eine  deutliche  Grenze  zwischen  dem  kalkführenden  und 
kalkfreien  Lehm  ist  nicht  vorhanden,  so  dass  man  sich  der  An- 
nahme nicht  entziehen  kann,  die  Hauptmasse  des  Lehms  habe 
erst  im  Laufe  der  Zeiten  durch  die  Einwirkung  des  atmosphäri- 
schen Wassers  ihren  Kalkgehalt  verloren.  Die  Eigenthümlich- 
keiten  des  hiesigen  Blocklehms  finden  sich  noch  schärfer  aus- 
geprägt in  dem  bei  Ausgrabung  des  Petroleumhafens  zu  Geeste- 
münde  biosgelegten  Diluvium.  Leider  habe  ich  diesen  Aufschluss 
erst  kennen  gelernt,  als  man  bereits  die  ganze  Diluvialdecke  aus- 
gehoben und  die  seitlichen  Böschungen  mit  Lehm  belegt  hatte. 
Die  Verhältnisse  waren  dadurch  undeutlich  geworden,  indess  Hess 
sich  doch  erkennen,  dass  der  Blocklehm  auf  diluvialem  Sand  und 
Kies  ruht  und  dass  seine  untersten  Lagen  eine  Art  Conglomerat 
von  Kreidebrocken  und  Feuerstein  bilden.  Die  grösseren  Feuer- 
steinknollen, die  sich  erst  in  höherem  Niveau  fanden,  hatten 
Durchmesser  bis  zu  0,75  m. ,  während  sie  in  der  Nähe  von  Bre- 
men nur  0,25  m.  bis  0,50  m.  Durchmesser  zu  haben  pflegen.  — 
Die  Eigenthümlichkeit  der  kalkführenden  unteren  Lagen  des 
Blocklehms  in  der  Gegend  von  Bremen  besteht  in  der  Selten- 
heit der  silurischen  Kalke  und  der  überwiegenden  Häufigkeit  der 
Kreidebrocken.  Sowohl  östlich  als  westlich  von  Bremen  findet 
^h  ein  Diluvialmergel,  d.  h.  ein  kalkreicher  Blocklehm,  mit  ganz 
andern  Eigenschaften.  Die  silurischen  Kalksteine,  die  bei  Bre- 
men so  sparsam  vorkommen,  sind  darin  nicht  nur  häufiger  als 
die  Kreidebrocken,  sondern  auch  als  die  Feuersteine,  ja  sie  über- 
treffen an  Zahl  und  Volumen  zuweilen  die  krystallinischen  Ge- 
schiebe. Da  der  Kalkgehalt  dieser  Mergel  auf  harten,  oft  dolo- 
mitischen Kalksteinen  beruht,  scheinen  sie  viel  schwerer  entkalkt 


314 

zu  werden,  als  der  Kreidcbrocken-Mergel.  Man  wird  sich  dem 
Gedanken  nicht  entziehen  können,  dass  der  Blocklehm  der  Unter- 
weser  seinen  besonderen  Reichthum  an  Feuerstein  und  Kreide 
einem  benachbarten  Kreidegebiete  verdankt,  von  dem  das  Gestein 
von  Hemmoor  noch  ein  liest  sein  könnte.  Ohne  dem  Unter- 
schiede eine  grosse  principielle  Bedeutung  beizulegen,  wird  man 
in  hiesiger  (iegend  süurischen  und  cretacischen  Blocklehm  oder 
Diluvialmergel  unterscheiden  können. 

In  einiger  Entfernung  von  Bremen  ist  der  silurische  Block- 
lehm allgemein  verbreitet  und  zwar  sowohl  auf  dem  rechten  als 
auf  dem  linken  Weserufer.  Bei  Zwischenahn  ist  er  in  einer 
Tiefe  von  30  Meter  erbohrt  worden,  an  andern  Orten  liegt  er  an 
der  Oberfläche  und  findet  sich  auch  normal  entwickelt  auf  den 
Haiderücken  in  mehr  als  100  m.  Meereshöhe. 

Der  kalkführende,  thonreiche  Blocklehm  geht  durch  unzählige 
unmerkliche  Abstufungen  in  den  kalkfreien  mehr  sandigen  Lehm 
über,  wie  er  z.  B.  in  der  Scharmbecker  Gegend  und  auch  bei 
Sagehorn  vorherrschend  ist.  Durch  Verminderung  des  Sand-  und 
Thongchaltes  werden  schliesslich  die  steinigen  Ablagerungen  dar- 
aus, welche  fast  ganz  aus  Kies  und  Blöcken  mit  sehr  wenig 
lehmigem  Ausfüllungsmaterial  bestehen.  Einen  andern  Charakter 
haben  indess  diejenigen  Diluvialgebilde,  in  welchen  der  lose  Sand 
weitaus  vorwiegend  wird,  während  die  darin  zerstreuten  Steine 
an  Zahl  und  Grösse  abnehmen.  Lockerer  Kies,  zerbrochene, 
kaum  fastgrosse  Feuersteine  und  kleine  Blöcke  finden  sich  in 
diesen  Sauden  zerstreut,  in  denen  Kalk  und  Kalksteingeschiebe 
vollständig  fehlen.  An  manchen  Orten  wird  der  Blocklehm  über- 
lagert von  feinsandigen  Schichten,  die  mit  grobsandigen  und 
kiesigen  abwechseln;  dazwischen  finden  sich  einzelne  grosse  Steine 
und  auf  der  Oberfläche  nicht  selten  dünenartige  Hügel,  die  mit 
Kies  und  Geröll  bedeckt  sind,  welches  das  schliessliche  Zerstäuben 
der  Anhöhe  verhindert  hat.  Dieses  sandige  Diluvium,  oder  das 
jüngere  Diluvium  nach  Meyn,  ist  in  der  näheren  Umgegend  von 
Bremen  wenig  entwickelt,  dagegen  ist  es  in  vielen  Strichen  der 
weiteren  Umgegend  vorherrschend. 

Der  Blocklehm  ist  in  unserm  Schwemmlande  im  Allgemeinen 
leicht  durch  die  Vegetationsverhältnisse  zu  erkennen.  Auf  dem 
vorgeschobenen  Hügel  der  Wingst  findet  sich  z.  B.  im  oberen 
Abschnitte  dürres  sandiges  Oberdiluvium  mit  Kiefern-  und  Eichen- 
wald, während  darunter  ein  Buchengürtel  mit  Quellen  und  frucht- 
barem Ackerlande  die  Zone  des  Blocklehms  andeutet.  Noch 
weiter  unterhalb  scheint  indess  eine  thonige  Tertiärschicht  oder 
der  die  Kreide*)  bedeckende  Belemniten-Thon  anzustehen,  da  in 
diesem  Niveau  wiederum  Quellen  entspringen.  Auf  dem  etwas 
weiter  südlich  gelegenen  Westerberge  trifft  man  die  Blocklehm- 
Vegetation  ganz  oben  an,  während  die  östlichen  Abhänge  mit 
Sand  und  Kies  überschüttet  sind.    Auch  hier  zeigen  sich  indess 


*)  Der  Wiesenkalk  in   dem  moorigen  Thalgruncle   am   südlichen  Fusse  der 
Wingst  zeigt  die  Kreide  an,  welche  unter  dem  Belemniten-Thon  liegen  wird. 


315 

in  einem  viel  tieferen  Niveau  Andeutungen  eines  zweiten  Quellen- 
gürtels (über  dem  Septarienthon?).  Selbstverständlich  können 
Süsswassermergel  oder  fruchtbare  Tertiärschichten  ähnliche  Er- 
scheinungen hervorrufen  wie  der  Blocklehm;  bei  Uelzen  z.  B. 
findet  man  prachtvolle  Buchenwaldungen  in  der  Nähe  der  frucht- 
baren Mergel  von  Westerweihe  und  Melzingen. 

Sehr  häufig  ist  der  Blocklehm  mit  einer  dünnen  Lage  un- 
fruchtbaren Sandes  bedeckt.  Wenn  man  erwägt,  dass  nach  Ab- 
lagerung der  Geschiebeformation  das  Land  sich  aus  dem  Meere 
erhob  und  jeder  Punkt  einmal  Küste  wurde,  so  ist  es  selbst- 
verständlich, dass  in  jener  Periode  auch  überall  die  schlämmende 
Kraft  des  bewegten  Wassers  auf  die  Mischung  des  Blocklehms 
eingewirkt  haben  muss.  Auf  den  so  entstandenen  lockern  Sand 
konnte  dann  der  Wind  einwirken,  der  noch  gründlicher  als  das 
Wasser  den  Sand  von  allem  Thon  wie  von  allem  Kies  befreite. 
So  findet  sich  der  Blocklehm  bald  mit  grobem,  bald  mit  feinem 
Sande,  bald  mit  Dünen,  bald  mit  Kieslagern  bedeckt.  Zwischen 
diesen  meist  wenig  mächtigen  Decksanden  und  dem  steinführen- 
den Sanddiluvium  finden  sich  alle  möglichen  üebergangsstufen. 
Nicht  selten  finden  sich  Kies, feiner  und  grober  Sand  wechsel- 
lagernd, während  ein  ziemlich  grosse  Geschiebe  führender  Sand 
die  oberste  Decke  bildet. 

Das  Sanddiluvium  und  der  Decksand  sind  die  letzten  Bildun- 
gen der  Geest,  zu  deren  Entstehung  das  Meer  beigetragen  hat. 
Atmosphärisches  Wasser,  Wind  und  Vegetation  haben  aber  wei- 
tere Veränderungen  bewirkt.  Die  Entkalkung  des  Blocklehms, 
dann  aber  auch  die  Bildung  von  Bachlehm,  Süsswassermergel, 
Wiesenkalk,  Torfmoor,  Raseneisenerz,  Flugsand  und  Dünen  sind 
dahin  zu  rechnen.  Von  Wiesenkalk  und  Süsswassermergel  habe 
ich  bereits  erwähnt,  dass  ihr  Vorkommen  in  der  Regel  auf  die 
Nähe  von  Kreide  deuten  dürfte.  Die  Torfmoore  der  Geest  lie- 
gen in  Mulden  und  Erosionsthälern,  namentlich  auf  quelligem 
Grunde.  Die  Dünen  finden  sich  vorzüglich  am  westlichen  Fusse 
einer  höheren  Terrasse,  so  z.  B.  am  Fusse  des  Wilseder  Berges, 
wo  sie  auf  einem  70m.  hohen  Haideplateau  liegen,  dann  im 
Wümmethale  und  an  dessen  Abhängen  bei  Ottersberg  und  Roten- 
burg, dann  am  Westrande  der  Geest  bei  Verden  und  Hoya,  so 
wie  endlich  besonders  häufig  am  Fusse  der  Geest. 

Ueberblicken  wir  nun  noch  einmal  die  Diluvialablagerungen, 
so  ist  festzuhalten,  dass  der  Blocklehm  die  Periode  der  voll- 
ständigen Ueberfluthung  5  das  untere  Diluvium  die  Periode  der 
Senkung  und  das  obere  sandige  Diluvium,  sowie  der  Decksand, 
die  Periode  der  Hebung  bezeichnen.  Wo  diese  Schichten  in 
typischer  Weise  entwickelt  sind,  da  ist  ihre  Bedeutung  vollkom- 
men klar.  Schwieriger  ist  es,  die  Entstehungsweise  derjenigen 
Schichten  zu  erklären,  welche  nicht  normal  gebildet  sind.  Indess 
ist  es  doch  wohl  wahrscheinlich,  dass  z.  B.  unterseeische  Strö- 
mungen an  manchen  Stellen  den  Absatz  der  feineren  Materialien 
erschwerten.  Sodann  ist  zu  erwägen,  dass  die  Eisberge,  welche 
in  unsere  Gegend  gelangten,  zum  Theil  eine  ganz  gewaltige  Grösse 


316 

gehabt  haben  müssen  und  sehr  tief  unter  den  Meeresspiegel 
hinabragten.  Ks  ist  wahrscheinlich,  riass  sie  manchmal  niedrige 
Stellen  Schleswig-Holsteins  i)assirt  haben,  und  dann  auf  den  höhe- 
ren Punkten  des  süderelbischen  Flachlandes  auf  Grund  geriethen. 
Welclie  Wirkung  der  Anprall  einer  kolossalen  Kismasse,  so  wie 
ihr  späteres  Heben  und  Senken  unter  dem  li^influsse  von  Ebbe 
und  Fluth  auf  den  lockern  Boden  der  damaligen  unterseeischen 
Bänke  hervorgebracht  haben  muss.  ist  leicht  zu  ermessen.  Manche 
Umwühlungen  des  Bodens  sind  gewiss  damals  durch  das  Eis 
eingeleitet  worden;  ungeheure  Massen  von  Sand  werden  von  den 
Kisbergen  fortgerissen  und  umgelagert  sein.  Bei  Sagehorn  sah 
ich  in  den  mittleren  Schichten  des  normalen  Blocklehms  einen 
ca.  V2  Cubikfuss  grossen  Klumpen  glimmerfreien  Thons  als  Ge- 
schiebe eingelagert.  Derselbe  Thon  wird  einige  hundert  Schritt 
entfernt  unter  einer  unregelmässigen  Diluvialdecke  anstehend 
gefunden.  Man  wird  sich  kaum  vorstellen  können,  dass  ein 
solcher  Thonklumpen  auf  andere  Weise  als  durch  schwimmendes 
Eis  in  den  Blocklehm  gelangt  ist;  bewegtes  Wasser  würde  zu- 
nächst den  Blocklehm  selbst  in  seine  Bestandtheile  zerlegt  haben. 
Auch  die  massenhaften  Kreidebrocken  des  Unterweserdiluviums 
wird  man  aus  ähnlichen  Vorgängen  ableiten  können. 

Die  Frage,  wie  tief  unsere  Gegend  zur  Diluvialzeit  sank,  wie 
hoch  also  die  Spuren  des  Diluvialmeeres  im  nordwestlichen  Deutsch- 
landhinaufreichen, verdient  noch  gründlicher  untersucht  zu  werden. 
Das  jurassische  Hügelland  der  Gegend  von  Osnabrück  ist  voll- 
ständig mit  Diluvialablagerungen  bedeckt,  während  weiter  ost- 
wärts die  höhere  Weserkette  der  Verbreitung  des  Eises  Schranken 
gesetzt  zu  haben  scheint.  Nur  durch  Thore,  wie  die  Porta  West- 
phalica,  konnte  das  mit  nordischem  Material  beladene  Eis  in  das 
Hügelland  eindringen.  Hätte  die  Grenze  des  Wasserstandes,  wie 
im  östlichen  Deutschland,  um  1000  — 1500  Fuss  höher  gelegen  als 
gegenwärtig,  so  hätte  das  Eismeer  ganz  unbehindert  über  das 
niedrige  Weserbergland  hinfluthen  können.  Man  wird  daher  an- 
nehmen dürfen,  dass  zur  Zeit  der  tiefsten  diluvialen  Senkung  das 
Land  etwa  200—250  Meter  tiefer  lag  als  gegenwärtig,  so  dass 
alle  niedriger  gelegenen  Gegenden  von  der  Ueberschwemmung 
betroffen  wurden.  Der  höchste  Hügel  des  Flachlandes,  der  Wil- 
seder  Berg,  war  dann  30 -80  m.  mit  Wasser  bedeckt.  Selbst- 
verständlich wird  man  nicht  erwarten,  dass  die  Hebungen  und 
Senkungen  überall  genau  gleich  gross  gewesen  sind. 

Wo  der  Blocklehm  vollständig  ausgebildet  ist,  finden  sich  die 
grössten  Blöcke*)  vorzugsweise  in  den  mittleren  Lagen.  Wenn 
man  von  dieser  Beobachtung  ausgeht  und  wenn  man  erwägt,  dass 
nur  zur  Zeit  des  höchsten  Wassei  Standes  die  mächtigsten  Gletscher- 
eismassen den  cimbrischen  Landrücken  überall  ungehindert  pas- 
siren  konnten,  so  wird  man  durch  die  grossen  Blöcke  ein  be- 
stimmtes mittleres  Niveau  des  Diluviums  bezeichnet  finden.  Aller- 


*)  Als  „grosse  Blöcke"  kann  man  solche  Steine  bezeichnen,  welche  ein  ein- 
zelner Mensch  nicht  zu  bewegen  vermag. 


317 

dings  scheinen  einzelne  Vorkommnisse  gegen  diese  Ansicht  zu 
sprechen,  so  z.  B.  der  gewaltige  Block,  den  man  bei  einer 
Bohrung  zu  Wietze  unter  dem  silurischen  Blocklehm  antraf  (s. 
Anlage  5).  Allein  eine  genauere  Betrachtung  der  Bohrergebnisse 
zeigt,  dass  an  dieser  Stelle  eine  bedeutende  Störung  der  normalen 
Ablagerungen  erfolgt  sein  muss.  Die  in  Sand  eingebetteten 
Schollen  von  normalem  Blockmergel  deuten  darauf  hin,  dass  nicht 
Wasserkraft,  sondern  ein  erdfallartiger  Einsturz  jene  Störung 
bewirkt  hat,  eine  Annahme,  durch  welche  sowohl  die  Mergel- 
schollen, als  der  Granitblock,  als  auch  der  Grünsand  in  dem  Bohr- 
loche ihre  Erklärung  finden.  —  Auf  Anhöhen  begegnet  man  den 
grossen  Blöcken  häufig  in  oberflächlicher  Lagerung,  so  dass  sie 
manchmal  ganz  aus  dem  Boden  hervorragen.  In  grossartiger 
"^Veise  bemerkt  man  diese  Erscheinung  z.  ß.  am  Wilseder  Berge, 
wo  die  mächtigen  Blöcke  in  zahlreichen  Gruppen  umherliegen. 
Ein  solches  Vorkommen  ist  nicht  durch  strandende  Eisschollen, 
sondern  durch  Wegwaschung  des  Sandes  und  Gerölls  zu  erklären. 
Es  ist  auf  den  Höhen  und  Abhängen  einfach  nichts  liegen  ge- 
blieben als  die  grossen  Blöcke.  —  Die  Blöcke  vermögen  sodann 
namentlich  auch  dadurch  bestimmte  Anhaltspunkte  zu  geben, 
dass  sie  im  Schwemmlande  auf  der  Unterlage  von  lockerem  Boden 
nicht  durch  Wasser  von  ihrer  Stelle  entfernt  werden  können. 
Wohl  können  sie  unterspült  werden  und  in  ein  tieferes  Niveau 
hinabsinken,  aber  keine  Wogengewalt  vermag  sie  in  horizontaler 
Richtung  erheblich  zu  verschieben.  Sic  liegen  noch  heute  da, 
wo  sie  das  Gletschereis  hat  fallen  lassen,  vorausgesetzt,  dass 
nicht  etwa  Menschen  sie  fortgeschafft  haben. 

Nach  diesen  Vorstellungen  würde  unser  ganzes  Flachland, 
Thäler  und  Hügel,  bis  zu  einer  Höhe  von  200-  250  m.,  ursprünglich 
mit  einer  Diluvialdecke  überzogen  gewesen  sein.  Diese  Decke 
ist  von  vornherein  an  verschiedenen  Stellen  ungleich  mächtig  ge- 
wesen, aber  sie  hat  nirgends  gefehlt.  Wenn  durch  spätere  Ereig- 
nisse die  übrigen  Bestandtheile  der  Ablagerung  an  einzelnen 
Orten  weggeführt  worden  sind,  so  sind  meistens  die  Blöcke  liegen 
geblieben.  Der  Felsen  von  Helgoland  bietet  ein  Beispiel  der 
vollständigen  Zerstörung  des  Diluviums  bis  auf  die  Blöcke.  Aller- 
dings scheinen  an  einzelnen  Punkten  die  Blöcke  sowohl  als  die 
ganze  Geschiebeformation  vollständig  zu  fehlen.  Wenn  sich  die 
Richtigkeit  dieser  Erscheinung  bestätigen  sollte,  so  wird  sich 
auch  wohl  die  Ursache  derselben  auffinden  lassen. 

Die  mineralogische  Beschaffenheit  der  Gesteine  des  Diluviums 
ist  viel  genauer  studirt  worden,  als  ihre  horizontale  und  verticale 
Verbreitung  in  den  Diluvialablagerungen.  Im  Grossen  und  Ganzen 
stimmen  die  :n  hiesiger  Gegend  gefundenen  Gesteine  ganz  mit 
denen  anderer  Gegenden  des  nordwestlichen  Deutschland  überein; 
in  Bezug  auf  die  Einzelheiten  sind  längere  Specialuntersuchungen 
nothwendig.  Das  Procentverhältniss  der  verschiedenen  Gesteins- 
arten unter  den  Geschieben  jeder  besonderen  Ablagerung  ist 
übrigens  sehr  wechselnd.  —  Versteinerungen  finden  sich  vor- 
zfiglich  in  den  Kalksteinen,  Feuersteinen,  einem  dichten  weissen 


318 

Sandstein  und  in  gewissen  hohlen  Liinoniten.  Der  Sandsteil 
enthii]t;;übri^'cns  fast  nur  noch  IIöhhin<^a'n,  welche  die  äussern 
Abgüsse  der  verschwundenen  Conchylien  darstellen. 

Von  den  Gesteinen  unseres  Diluviums  gehören  zwei,  nämlich 
die  rundlichen  Milchquar/kiesel  und  die  sphärosideritischen  hohlen 
Limonite,  der  Tertiärfonnation  an;  es  scheint  als  ob  diese  beiden 
Gesteine  dem  unteren  Diluvium  fehlen,  welches  keine  Gesteine 
enthält,  die  jünger  als  die  Kreide  sind,  natürlich  abgesehen  von 
den  in  der  Nachbarschaft  anstehenden  losen  Gebirgsarten. 

Keim  Auftauchen  des  Landes  aus  dem  Diluvialmeere  mögen 
manche  Eisfelder  an  den  entstehenden  Sandbänken  gestrandet 
sein.  Ais  eine  ihrer  Spuren  möchte  ich  die  Kieshaufen  betrachten, 
welche  hin  und  wieder  auf  höheren  Punkten  moränenartige  Hügel- 
züge bihlen.  Die  Steine,  aus  denen  sie  bestehen,  sind  durch- 
schnittlich nur  nussgross  bis  apfelgross,  Stücke  von  mehr  als 
Faustgrösse  sind  selten.  Andere  Kieshügel  sind  offenbar  ans 
Kiessand  hervorgegangen,  welchem  der  Sand  durch  Wind  ent- 
führt ist.  Dieselben  sind  indess  viel  flacher  als  die  moränen- 
artigen Hügel;  auch  haben  sie  nur  einen  oberflächlichen  Kies- 
panzer, welcher  den  unterliegenden  Sand  vor  den  Wirkungen  des 
Windes  geschützt  hat.  —  Stellt  man  sich  vor,  dass  die  Sandbänke 
des  flacher  werdenden  Diluvialmeeres  mit  Eis  bedeckt  waren, 
welches  im  Herbste  nicht  wegschmolz  und  dann  den  Kern  ftr 
die  Bildung  von  Wintereis  abgab,  dessen  Schollen  im  Frühjahr 
mit  angefrorenen  Theilen  der  Sandbank  wegtrieben,  so  wird  man  die 
Entstehung  des  Sanddiluviums  mancher  Gegenden  begreiflich  finden. 

Dem  Diluvium  pflegt  man  auch  die  Löss-  und  Kieslager  zu- 
zurechnen, welche  in  den  Thälern  mancher  grösseren  Flüsse, 
insbesondere  des  Rheines,  eine  so  weite  Verbreitung  besitzen. 
Der  Kies  enthält  häufig  Reste  diluvialer  Thiere,  namentlich  der 
grossen  Pachydermen.  Solche  Lager  von  Kies  und  Lösslehm, 
ganz  analog  den  rheinischen,  finden  sich  auch  in  der  Gegend 
von  Minden  an  der  Weser.  Dass  dieser  Kies  jünger  ist  als  das 
nordische  Diluvium,  folgt  aus  den  Lagerungsverhältnissen  un- 
mittelbar. Die  Oberfläche  der  Kiesbänke  ist  nicht  horizontal, 
während  der  sie  bedeckende  Lehm  die  Vertiefungen  ausfüllt  und 
eine  ebene  Oberfläche  zeigt.  Der  Kies  enthält  Thierreste,  ins- 
besondere Mammuthzähne.  Auch  noch  bei  Dreie,  eine  Meile 
oberhalb  Bremen,  ist  ein  Mammuthzahn  im  Weserkies  gefunden 
worden.  Die  Einschlüsse  des  Lehms  sind  noch  nicht  näher  unter- 
sucht. Man  wird  daher  kaum  Bedenken  tragen,  den  Mindener 
Kies  mit  Mammuthzähnen  für  gleichaltrig  mit  dem  entsprechenden 
Rheinthalkies  zu  erklären.  Man  würde  daraus  folgern  können, 
dass  die  Diluvialfauna  noch  lange  bestand,  nachdem  die  Epoche 
des  nordischen  Diluviums  längst  abgelaufen  war.  Man  muss  sich 
indess  erinnern,  dass  die  Einschlüsse  im  Kies  nicht  in  gleicher 
Weise  beurtheilt  werden  dürfen,  wie  die  Einschlüsse  in  Kalk- 
und  Thonlagern.  Die  Mammuthzähne  namentlich  werden,  sobald 
sie  einmal  in  den  Eies  gelangt  sind,  gewissermassen  ein  Bestand- 
theil  desselben,    der    nicht   anders  zu  beurtheilen    ist   als    die 


■/ 


319 

übrigen  Bestandtheile,  die  den  verschiedensten  Zeitaltern  ange- 
hören. Der  Kies  wird  vom  Flusse  fortgeschoben  und  unzählige 
Male  umgelagert.  Ein  Beispiel  wird  am  besten  die  Verhältnisse 
darlegen.  Angenommen,  ein  auf  dem  Grunde  kiesführender  Fluss 
wühlt  sich  in  Folge  einer  Eisstopfung  oder  eines  andern  Ereig- 
nisses eine  tiefe  seitliche  Stromrinne  aus.  Auf  den  Grund  dieses 
neuen  Bettes  fällt  etwa  eine  moderne  Münze;  dann  schwemmt 
der  Fluss  den  Kies  herbei,  füllt  damit,  indem  seine  Wassermassen 
andre  Wege  aufsuchen,  die  Rinne  aus  und  lagert  schliesslich  Sand 
und  Lehm  darüber  ab.  Wenn  nun  der  Kies  alte  Steinhämmer 
und  Mammuthzähne  enthält,  so  wird  man  bei  späteren  Unter- 
suchungen den  Mammuthkies  über  der  Münze  des  19.  Jahr- 
hunderts vorfinden.  —  Bei  Minden  hat  man  ein  Steinbeil  mit 
durchbohrtem  Stielloch  tief  unter  Mammuthzähnen  im  Kies  an- 
getroffen. Herr  Dr.  Banning  wird  über  diesen  und  ähnliche 
Funde  hoffentlich  bald  in  diesen  Abhandlungen  berichten,  so 
dass  ich  wegen  der  Einzelheiten  auf  seine  Mittheilungen  ver- 
weisen kann.  Es  v^t  festzuhalten,  dass  zu  Altersbestimmungen 
von  Kieslagern  Mammuthzähne  und  ähnliche  Körper  von  gleichem 
specifischen  Gewichte,  wie  der  Kies,  nicht  benutzt  werden  können. 
Der  bei  Minden  oberhalb  des  jetzigen  Inundationsgebietes  der 
Weser  lagernde  Kies  und  Lösslehm  darf  wohl  dem  alten  Alluvium 
der  ünterweser  verglichen  werden ;  es  muss  vorläufig  dahingestellt 
bleiben,  ob  zur  Zeit  der  Ablagerung  des  Kieses  noch  Reste  der 
Diluvialfauna  in  unserer  Gegend  vorhanden  waren.  Für  prä- 
historische Forschungen  ist  aber  ganz  besondere  Vorsicht  in  der 
Beurtheilung  der  Kiesfunde  zu  empfehlen. 

Es  mag  bei  dieser  Gelegenheit  daran  erinnert  werden,  dass 
der  Grund  der  relativ  häufigen  Erhaltung  der  Mammuthreste  im 
Flusskies  einfach  darin  liegt,  dass  seit  der  Ablagerung  des 
Kieses  niemals  Pflanzenwurzeln  in  denselben  eingedrungen  sind. 
Die  Zähne  und  Knochen  von  Thieren  werden  überall  da  rasch 
zerstört,  wo  sie  von  Pflanzenwurzeln  erreicht  werden,  welche 
durch  ihre  sauren  Ausscheidungen  das  Kalkphosphat  auflösen 
und  dann  als  Nahrung  absorbiren.  Im  Flugsande,  unter  dem 
Pflaster  und  den  Häusern  der  Städte,  im  Flusskies  und  in  Höhlen 
erhalten  sich  die  Knochen  lange  Zeit,  weil  sie  nicht  von  Pflanzen- 
wurzeln erreicht  werden.  In  den  bewachsenen  Dünen  trifft  man 
keine  Knochen  mehr,  während  sie  im  vegetationslosen  Flugsande 
so  häufig  sind;  ein  Beweis  von  der  raschen  Wirkung  der  Vege- 
tation. 

Das  alte  Alluvium  (Vorgeest)  ist  von  dem  jüngeren  Dilu- 
vium vorzüglich  durch  die  Niveauverhältnisse  verschieden;  es 
findet  sich  in  den  Niederungen  und  Flussthälern.  In  der  Nähe 
von  Bremen  liegt  die  Oberfläche  des  alten  Alluviums  wohl  überall 
tiefer  als  die  untere  Grenze  der  Geschiebeformation  auf  der 
anstossenden  Geest.  Das  alte  Alluvium  ist  regelmässiger  ge- 
schichtet als  das  Diluvium,  besteht  nur  aus  Sand-  und  Kieslagen 
mit  sehr  vereinzelten  Steinen  und  zerstreuten  Stücken  von  Braun- 
kohle und  Holz.   Es  ist  häufig  mit  Dünen  oder  mit  Moor  bedeckt. 


^'' 
I 


320 

Die  Entstehung  des   alten  Alluviums   ist  muthmaasslich    beson- 
ders  auf  Zerstörung   des    ursprüngliclien   Geestkörpers    zurück- 
zuführen.    Wo    die  Weser  bei  lirenieu    ein   hohes  Ufer    bespült, 
da  reisst  sie  den  Präglacialsand  fort,    der  Geschiebelehm  stürzt 
nach;   die  Masse  wird  ausgewaschen,   die   feineren   Bestandtheile 
fortgeführt,  während  die  gröberen  liegen  bleiben.    Je   mehr   die 
MasFe    in    die  Mitte   der  Strömung  geräth,    um  so  vollständiger 
wird  der  Sand  herausgespült,  während  die  Steine  zurückbleiben. 
Aendert  sich  dann  der  Stromlauf,  so  bleiben  die  Steine  auf  dem 
Grunde  liegen,  während   sich   darüber  in  dem  ruhigeren  Wasser 
der    von    andern  Stellen    weggerissene    Sand   ablagert,   je    nach 
der  wechselnden  Stärke    der  Strömung    bald  feinerer  bald  grö- 
berer.      In     ähnlicher    Weise    muss    auch    das    Meer    wirken. 
Nach  diesen   Vorstellungen    muss    das    alte   Alluvium   auf    gro- 
bem  nordischem  Kies    und   Steinen  ruhen,    doch    erscheint    es 
nicht  notliwendig   anzunehmen,    dass    diese    Steinlage    eine    zu- 
sammenhängende lückenlose  Schicht  bildet.     Bei  einer  Bohrung 
im  Werder  zu  Bremen  (Ilolzstrasse)  hat  man  die  nordischen  Ge- 
schiebe in  CO'  Tiefe,  d.  h.  etwa  40'  unter  dem  niedrigsten  Spiegel 
der  Weser  zusammengehäuft  angetroffen.   Einzelne  Gerolle  liegen 
überall  zerstreut  im  alten  Alluvium;   über  Braunkohlen  s.  diese 
Abh.  III.  S.  404,  auch  unten  Aul.  4  u.  8. 

Mag  nun  das  alte  Alluvium  auf  die  hier  vorausgesetzte  oder 
auf  irgend  eine  andere  Weise  entstanden  sein,  so  erhebt  sich 
doch  die  Frage:  wo  ist  der  Thon  der  altalluvialen  Periode  ge- 
blieben ?  Die  gewöhnlichen  altalluvialen  Bildungen  enthalten 
äusserst  wenig  davon.  Man  wird  es  indess  nicht  allzu  kühn 
finden,  wenn  man  den  älteren  Marschthon,  welcher  unter  den 
Moorschichten  und  anscheinend  unmittelbar  auf  dem  Diluvium 
liegt,  in  die  altalluviale  Epoche  versetzt.  Er  gehört  einem 
tieferen  Niveau  an  als  das  meiste  Sandalluvium  und  ist  daher  sein 
Absatz  aus  ruhigerem  Wasser  wohl  denkbar. 

Das  jüngere  Alluvium  beginnt  in  den  Niederungen  mit  der 
Moorbildung,  welche  voraussetzt,  dass  das  Land  durchschnittlich 
mindestens  5—8  Meter  höher  lag  als  gegenwärtig.  Die  Moore 
und  Wälderreste,  welche  jetzt  tiefer  als  der  Meeresspiegel  liegen, 
gehören  dieser  Periode  an.  Die  eintretende  Senkung  wird  be- 
zeichnet durch  thonige  Niederschläge,  welche  das  Moor  bedeckten. 
Es  ist  eine  der  bemerkenswerthesten  Thatsachen,  dass  längs  den 
südlichen  Gestaden  der  Nordsee  gewisse  Moorschichten  stets 
unter  dem  Marschboden  und  tiefer  als  der  heutige  Meeresspiegel 
liegen.  Im  Norden  Jütlands,  jenseit  des  Liimfjord,  ist  das  Ver- 
hältniss  ein  anderes :  die  entsprechenden  Moore  liegen  höher  als 
der  Meeresspiegel  und  sind  nicht  von  Meeresthon,  sondern  von 
Dünensand  überlagert.  Südlich  vom  Liimfjord  findet  man  solche 
gehobene,  oder  doch  nicht  gesunkene,  von  Dünen  überlagerte 
Moore  nirgends  mehr.  Der  südliche  Abschnitt  des  Nordseebeckens 
mit  seinen  tiefliegenden  Mooren  ist  ein  Senkungsgebiet,  während 
im  Norden  des  Liimfjord  das  skandinavische  Hebungsgebiet  be- 
ginnt.   Durch  Prestel  (Boden,  Klima  und  Witterung  Ostfrieslands) 


321 

und  andere  Schriftsteller  ist  diese  Frage  ausführlich  erörtert 
worden  und  verdient  dieselbe  daher  auch  wohl  hier  von  einem 
andern  Standpunkte  aus  besprochen  zu  werden. 

Die  Frage  nach  dem  Sinken  der  deutschen  Nordseeküste 
ist  für  die  Geologie  der  Küstenmarschen  unzweifelhaft  von  der 
grössten  Wichtigkeit.  Die  hohe  praktische  Bedeutung  der  Ange- 
legenheit ist  ferner  unverkennbar,  da  die  Zukunft  grosser  und 
reicher  Landstriche  durch  ein  regelmässiges  Sinken  der  Nordsee- 
gestade arg  bedroht  werden  würde.  Es  erscheint  daher  durchaus 
gerechtfertigt,  dass  der  Abgeordnete  Freiherr  von  Duck  er  die 
Sache  am  14.  December  1874  im  Deutschen  Reichstage  zur  Sprache 
gebracht  hat.  Sein  Antrag  zielte  darauf  hin,  die  deutsche  See- 
warte mit  Untersuchungen  über  die  Veränderungen  der  deutschen 
Küsten  zu  beauftragen.  Es  ist  wohl  nicht  nöthig,  die  Ablehnung 
dieses  Antrages  zu  bedauern,  indem  die  deutsche  Seewarte  kaum 
besonders  geeignet  sein  dürfte,  derartige  Untersuchungen  zu  leiten. 
Dagegen  erscheint  es  recht  eigentlich  als  eine  Aufgabe  der 
geologischen  Landesanstalt,  Beobachtungen  über  die  Veränderun- 
gen, insbesondere  über  das  Sinken  oder  die  Hebung  der  deut- 
schen Küsten  anzustellen.  Für  die  Geologie,  die  gezwungen  ist, 
fortwährend  Hebungen  und  Senkungen  zur  Erklärung  der  beob- 
achteten Erscheinungen  anzunehmen,  hat  die  Sache  unstreitig  ein 
hohes  theoretisches  Interesse,  während  die  Nautik  und  die  Meeres- 
physik nur  in  entfernteren  Beziehungen  zu  derselben  stehen.  Man 
darf  daher  hoffen,  dass  die  geologische  Landesanstalt  diese  theo- 
retisch wie  praktisch  ausserordentlich  wichtige  Aufgabe  überneh- 
men wird.  Die  bisherigen  Studien  über  die  Frage  des  Sinkens 
der  deutschen  Nordseeküste  sind  ausserordentlich  mangelhaft. 
Seit  12  Jahren  habe  ich  manches  Material  zur  Beurtheilung  der 
Angelegenheit  gesammelt,  habe  mich  aber  überzeugt,  dass  die 
Angaben,  welche  man  vorfindet,  einer  strengen  Kritik  bedürfen, 
dass  ihr  Werth  insbesondere  nur  durch  eine  genaue  Untersuchung 
der  topographischen  und  geognostischen  Lokalverhältnisse  ermit- 
telt werden  kann.  Die  Veröffentlichung  einzelner  nicht  streng  ge- 
prüfter Beobachtungen  und  Angaben  würde  nur  geeignet  sein,  das 
ürtheil  Derjenigen  zu  verwirren,  die  sich  nicht  selbst  eingehend 
mit  der  Sache  beschäftigt  haben. 

Es  ist  nun  meine  Absicht,  alljährlich  eine  Reihe  von  mög- 
lichst genauen  Beobachtungen  oder  theoretischen  Erwägungen 
über  die  Frage  des  Sinkens  unserer  Küsten  zu  veröffentlichen, 
bis  man  sich  entschlossen  haben  wird,  eine  umsichtige  und  gründ- 
liche Küstenwacht  zu  organisiren.  Einige  allgemeine  Betrachtun- 
gen mögen  hier  eine  Stelle  finden. 

Wenn  an  den  Küsten  die  Höhe  des  Landes  im  Verhältniss 
zum  Meeresspiegel  eine  Aenderung  erfährt,  so  kann  die  Ursache 
davon  sowohl  in  einem  Steigen  oder  Fallen  des  Wassers  als  auch 
in  einer  Senkung  oder  Hebung  des  Landes  begründet  sein.  Man 
kann  für  diese  Vorgänge  zunächst  entweder  lokale  oder  allge- 
meine Ursachen  annehmen ;  die  lokalen  Ursachen  können  nur  auf 
dem  Lande  wirksam  sein,    da  eine  lokalisirte  Aenderung  in   der 

IV.    Fcbnmr  1875.  21 


(lurchsclinitilicheu  Höhe  des  Meeresspieji;els  undenkbar  ist.  Unter 
den  all^aMueinen  rrsadien  wird  man  nicht  nur  diejenigen  begrei- 
fen, welche  die  ganze  Krdobertiäche  oder  die  ^anze  nördliche  Erd- 
hälfte betretlVn,  sondern  auch  diejenigen,  welche  sich  auf  zusam- 
menhängenden Clebieten  von  mehreren  lOX)  Quadratnieilen  Grösse 
geltend  machen. 

Lokale  Ursachen  für  eine  Senkung  neu  eingedeichter  Län- 
dereien sind  häufig  vorhanden.  Zunächst  ist  es  nicht  unwahr- 
scheinlich, dass  das  \'olumen  des  austrocknenden  Thonbodens 
überhaupt  abnimmt.  Von  grösserer  Bedeutung  ist  aber  wohl  die 
Auslaugung  des  Bodens,  der  allmälig  seinen  (i ehalt  an  Salz  und 
Kalk  verliert.  An  vielen  Stellen  lagert  unter  der  Marsch  ein 
schwammiger  wasserreicher  Boden  (Darg),  der  durch  Druck  oder 
Austrocknung  sehr  viel  Wasser  verlieren  und  daher  bedeutend 
zusammensinken  kann.  Dieses  Verhalten  ist  wahrscheinlich  die 
Ursache  vieler  bedeutenden  Senkungen  an  unsern  Nordseeküsten. 
Endlich  ist  es  denkbar,  dass  sich  an  einzelnen  Stellen  das 
Schwemmland  wie  ein  Brei  verhält,  so  dass  es  sich  langsam  durch 
Fortschieben  der  unteren  Schichten  nach  tieferen  Stellen  hin  be- 
wegt. —  Wenig  wahrscheinlich  sind  an  den  Küsten  solche  Sen- 
kungen, die  durch  Auswaschung  von  Salz-  und  Gypsstöcken  ent- 
stehen. —  Eine  Hebung  von  Ländereien  an  unsern  Küsten  durch 
rein  lokale  Ursachen  ist  nirgends  anzunehmen.  Ein  Aufquellen 
von  Mooren  ist  kaum  denkbar;  Anhydrit,  der  quellen  könnte, 
kommt  nirgends  vor. 

Allgemein  wirkende  Ursachen,  welche  das  Höhenverhältniss 
der  Oberfläche  des  Landes  zum  Meeresspiegel  verändern,  können 
sow^ohl  das  Meer  als  das  Land  betreffen.  Betrachten  wir  zunächst 
das  Meer,  so  lässt  sich  die  Frage  aufwerfen,  ob  die  Wassermasse 
desselben  sich  stets  gleich  bleibt.  Es  kann  dem  Ocean  Wasser 
entzogen  werden  durch  Landseen,  Schnee-  und  Gletscheranhäu- 
fungen, Wassereinsaugung  in  die  feste  Erdrinde,  anderer  offenbar 
unerheblicher  Momente  nicht  zu  gedenken.  Man  wird  indess  den 
Einfluss  dieser  Umstände  schwerlich  hoch  anschlagen  dürfen.  Da- 
gegen ist  es  unzweifelhaft,  dass  der  Meeresboden  eine  fortwäh- 
rende Aufhöhung  erfährt.  Die  Flüsse  entführen  dem  Lande  grosse 
Mengen  fester  Stofle,  die  im  Meere  niedergeschlagen  werden; 
ebenso  verlieren  die  Küsten  regelmässig  durch  Abbruch.  Offen- 
bar wird  dadurch  der  Meeresgrund  stets  erhöht,  so  dass  ein  Stei- 
gen des  Meeresspiegels  die  nothwendige  Folge  davon  ist.  Ver- 
sucht man  den  Betrag  dieses  Steigens  oder  der  durchschnittlichen 
Aufhöhung  des  Meeresgrundes  zu  schätzen,  so  wird  man  finden, 
dass  dieselbe  schwerlich  1  Centimeter  im  Jahrhundert  übersteigen 
wird,  wahrscheinlich  viel  geringer  ist.  —  Eine  andere  Ursache 
für  Aenderungen  in  dem  Stande  des  Meeres  würde  die  Zunahme 
der  Tageslänge,  d.  h.  die  Verlangsamung  der  Achsendrehung  der 
Erde  sein.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  in  der  That  die  Tages- 
länge allmälig  wächst,  was  natürlich  eine  Verlängerung  der  Erd- 
achse, also  ein  Zuströmen  des  Wassers  vom  Aequator  nach  den 
Polen  zur  Folge  haben   muss.     Wenn  das  Erdinnere  flüssig   ist, 


J  > 


323 


so  muss  natürlich  gleichzeitig  ein  Druck  des  flüssigen  Erdkerns 
gegen  die  Pole  erfolgen,  der  allmälig  den  Widerstand  der  starren 
Erdrinde  überwinden  wird.  Die  Folge  davon  wird  eine  Hebung 
der  Erdrinde  oder  ein  Durchbruch  des  flüssigen  Erdinhaltes  an 
den  Polen  sein,  während  gleichzeitig  in  den  Aequatorialgegenden 
eine  Senkung  stattfinden  muss,  um  die  Volumverringerung  des 
Erdkerns  auszugleichen.  Wenn  man  annimmt,  dass  am  Nordpol 
die  Verlängerung  der  Erdachse  durch  Sprengung  oder  Emporwöl- 
bung der  Erdrinde  erfolgt  ist,  während  am  Südpol  nur  ein  sehr 
unvollständiger  Durchbruch  eingetreten  ist,  so  lässt  sich  die 
Wasseransammlung  auf  der  südlichen  Halbkugel  leicht  verstehen. 
Eine  auffallende  Popularität  haben  in  neuester  Zeit  die  Theorien 
von  Adhemar  und  Schmick  gefunden,  welche  die  periodischen  Wasser- 
bedeckungen grosser  Landstriche  und  den  Wechsel  der  Temperatur- 
verhältnisse durch  die  Verrückung  der  Jahreszeiten  erklären 
wollen.  Diese  Theorien  gehen  von  einer  21000jährigen  Periode 
aus,  binnen  welcher  der  Kreislauf  der  Verschiebung  der  Jahres- 
zeiten vollendet  ist.  Von  theoretischer  Seite  wird  es  indess  ver- 
hängnissvoll für  alle  diese  Speculationen,  dass  die  verschiedenen 
Folgen  der  grösseren  Sonnennähe  für  die  Halbkugel,  deren 
Sommer  oder  Winter  in  das  Perihel  fällt,  sich  vollständig  zu 
compensiren  scheinen.  Kürzere  Dauer  des  Sommers  und 
stärkere  Sonnenwirkung  trefien  die  Halbkugel,  deren  Sommer 
in's  Perihel  fällt;  längere  Dauer  des  Sommers  und  schwächere 
Sonnenwirkung  diejenige,  welche  im  Aphel  ihren  Sommer  hat. 
Noch  misslicher  für  diese  Theorien  ist  es,  dass  sie  gar  nicht 
im  Stande  sind,  die  Thatsachen  irgendwie  zu  erklären.  Seit  der 
Eiszeit,  oder  wenn  man  will  der  letzten  Eiszeit,  haben  so  grosse 
Veränderungen  stattgefunden,  dass  ein  Zeitraum  von  10,500  Jahren 
als  Abstand  zwischen  Maximum  und  Minimum  der  21,000jährigen 
Periode,  zu  ihrer  Erklärung  bei  Weitem  nicht  ausreicht.  Der 
Nordseeboden  lag  nach  Lyell  bereits  einmal  gegen  500  Fuss 
höher  als  gegenwärtig,  während  die  eiszeitliche  Senkung  in  unserer 
Gegend  mindestens  650  Fuss,  im  östlichen  Deutschland  aber  bis 
zu  1500  Fuss  unter  den  jetzigen  Stand  des  Meeresspiegels  betrug. 
Es  fand  also  eine  Schwankung  statt,  die  sich  auf  700—2000  Fuss 
belief.  Sollten  solche  Schwankungen  in  10,500  Jahren  zu  Stande 
kommen,  so  niüsste  im  Jahrhundert  eine  durchschnittliche  Hebung 
oder  Senkung  von  7—19  Fuss  angenommen  werden.  Dagegen 
würde  eine  mittlere  Senkung  von  3  Fuss  im  Jahrhundert  während 
der  ganzen  Periode  nur  einen  Betrag  von  315  Fuss  erreichen, 
also,  da  die  Senkung  unzweifelhaft  schon  begonnen  hat,  in  unserer 
Gegend  kaum  die  halbe  Höhe  des  höchsten  Haidehügels  erreichen. 
Eine  mittlere  säculare  Senkung  von  1  Fuss,  die  man  allenfalls 
aus  Beobachtungen  an  unsern  Küsten  folgern  könnte,  würde  nur 
einen  sehr  massigen  Theil  unseres  Schwemmlandes  unter  Wasser 
setzen,  da  die  mittleren  Geestflächen  nicht  erreicht  werden  würden. 
Es  passt  übrigens  für  die  Verhältnisse  der  deutschen  Küste  die 
Schmick'sche  Theorie  schon  desshalb  nicht,  weil  dieselbe  für 
die  historische  Periode  auf  der  nördlichen  Halbkugel  eine  Hebung 

21* 


324 

und  nicht  eine  Senkung  fordert.    Die    vollständige  Unhaltbarkeit 
aller  dieser  Vorstellungen  geht  aufs  Klarste  daraus  hervor,  dass 
in  den  verschiedensten  liegenden  der  südlichen  wie  der  nördlichen 
Halbkugel  sowohl  Hebungen  als  Senkungen  des  Landes  beobachtet 
worden  sind,  und  dass  die  Hebungen  während  <ler  letzten  Jahrhun- 
derte auf  der  nördlichen  Halbkugel  durchaus  nicht  häufiger  sind  als 
auf  der  südlichen.  —  Ks  mag   hier  darauf  aufmerksam  gemächt 
werden,    dass   die    für   geologische   Zeitrechnung   viel    zu    kurze 
Periode   von  21,000  Jahren    nicht  verwechselt  werden    darf  mit 
den   Perioden   der  Excentricität  der  Erdbahn,   auf  welche    Groll 
und  Lyell  ihre  Vermuthungen  über  das  Alter  der  Eiszeit  gründen. 
Zur  Rechtfertigung  seiner  Theorie  führt  Schmick  noch  neuer- 
dings an,  die  Annahme-  von  Senkungen  und  Hebungen  der  festen 
Erdrinde  sei  „unstatthaft  wegen  Maugels  an  bewegenden  Kräften 
und  Undenkbarkeit  möglicher  Ursachen   bei   einer  in  sich   abge- 
schlossenen soliden  Kugel."     Die  Richtigkeit  dieser  Behauptung 
kann   nicht  zugegeben   werden,   da  moleculare  Aenderungen  des 
Aggregatzustandes   der  Gesteine   sehr  wohl   zu  Aenderungen  des 
Volumens,   also  zu  Aufciuellungen  und  Senkungen  Anlass   geben 
können.    Allein  auch  die  Voraussetzung,  dass  die  Erde  ein  solider 
Körper  sei,  ist  sehr  wenig  gegründet.    Man   wird    sich   bei  dem 
gegenwärtigen   Stande   unserer  Kenntnisse    etwa   folgendes   Bild 
von    der   Beschalfenheit    des    Erdinnern    und    der   Ursache    der 
Hebungen   und  Senkungen   auf  der  Oberfläche  machen   können. 
Die  Erde  besteht  aus  einem  Metallkern  und  einer  Schlackenbülle, 
die  Schlacken  bilden  wahrscheinlich  mehrere  Schichten,  insbeson- 
dere eine  tieferliegende,  schwerere  und  leichtflüssigere  basaltische 
so  wie  eine  oberflächliche,  leichtere  und  strengflüssigere  granitische. 
Die  äussere  granitische  Rinde  erstarrte  zuerst;  in  Folge  der  Ab- 
kühlung und  Zusammenziehung  entstanden   Risse.     Denkt   man 
sich  nun  ein  Rindenstück  völlig  losgelöst,  so  muss  es  nothwendig, 
der  Schwere  folgend,  in  die  Flüssigkeit  einsinken;  es  muss  eine 
seinem    eigenen    Gewichte    entsprechende    Menge    der    flüssigen 
Masse  verdrängen  und  auf  derselben  schwimmen,   vorausgesetzt, 
dass  sein  specifisches  Gewicht  geringer  ist  als  das  der  Flüssigkeit. 
Die  nicht  gelösten  Theile  der  Rinde  stützen  sich  zwar  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  gegenseitig,  werden  aber  stets  die  Tendenz 
haben,  in  die  Flüssigkeit,  die  ihnen  keine  feste  Unterlage  gewährt, 
einzusinken.    Andrerseits  werden  die  Theile  der  flüssigen  Masse, 
welche  neben  den  sinkenden  Schollen  in  den  Spalten  emporge- 
quollen sind,   sehr   bald  erstarren  und  wird   sich  dann   auch  an 
den  bereits  gesunkenen  Theilen   derselbe  Vorgang   wiederholen. 
Die   Folge   dieser   Verhältnisse    wird    die   Bildung   von   Spalten 
und  von  durch  Spalten  umgrenzten  Erdschollen,  das  Sinken  der 
mittleren  Partieen  dieser  Erdschollen  und  die  Aufrichtung 
der  sich  an   die  Nachbarschollen  anstemmenden  Ränder   sein 
müssen.    Es  sind  Vorgänge,  die  den  Eispressungen  ganz  analog 
sind.    Bildung  von  Hohlräumen  in  den  sich  neben  und  über  den 
Spalten   aufrichtenden  Gebirgsmassen  und  Einpressung  flüssiger 
Gesteine  in  diese  Zwischenräume  sind  natürliche  Folgen  solcher 


.  -..I 


325 

Vorgänge.  Länder  wie  Böhmen,  Siebenbürgen  und  Kleinasien, 
Meeresbecken,  wie  sie  sich  im  Mittelmeer,  in  Westindien  und  ' 
Ostasien  zeigen,  haben  die  Schollengestalt  noch  deutlich  bewahrt. 
Einseitige  Senkungen  und  Hebungen  längs  einer  Spalte  können 
natürlich  ebenfalls  häufig  vorkommen.  Bei  der  jetzigen  Dicke 
der  Erdrinde  wird  die  Bildung  neuer  Spalten  und  die  vollständige 
Abgrenzung  einer  Scholle  durch  Spalten  immerhin  nur  schwierig 
zu  Stande  kommen. 

Diese  Vorstellungen,  die  im  Einzelnen  noch  vielfacher  näherer 
Ausführung  bedürfen,  lassen  sich  auch  den  orographischen  Ver- 
hältnissen des  Mondes  und  den  Erstarrungserscheinungen  von 
Lavaströraen  anpassen,  so  dass  sie  allem  Anschein  nach  hin- 
reichend sicher  begründet  sind,  um  als  Ausgangspunkte  für 
Speciäluntersuchungen  zu  dienen.  Die  erstarrte  Erdrinde  ist  nach 
diesen  Ansichten  nur  wenige  Meilen  dick;  darunter  liegt  eine 
feuerflüssige  basaltische  Masse.  Es  steht  übrigens  auch  Nichts 
der  Annahme  entgegen,  das  in  der  gegenwärtigen  Periode  der 
Erdentwickelung  die  Temperatur  des  Erdinnern  bereits  tief  genug 
gesunken  ist,  um  den  metallischen  Erdkern  erstarren  zu  lassen. 
Bei  einer  Temperatur  von  1500^  C.  würde  nur  die  mittlere 
Schlackenhülle  noch  flüssig  sein.  —  Es  braucht  wohl  nicht  be- 
sonders bemerkt  zu  werden,  dass  es  auch  andere  Ursachen  von 
Senkungen  giebt,  als  die  besprochene. 

Nach  diesen  Anschauungen  halte  ich  es  für  wahrscheinlich, 
dass  die  Nordsee  und  die  angrenzenden  Flachländer  einer  im 
langsamen  Sinken  begriffenen  Scholle  angehören,  von  deren 
Rändern  insbesondere  der  skandinavische  im  Aufsteigen  begriffen 
ist.  Das  Sinken  der  deutschen  Nordseeküste  ist  von  Bennigsen- 
Förder  (Nordeurop.  Schwemmland  S.  8)  zu  3—4  Fuss,  von  Prestel 
(Boden  ostfr.  Halbins.  S.  65)  ebenfalls  zu  reichlich  3  Fuss  im 
Jahrhundert  angegeben.  Offenbar  sind  diese  Schätzungen  irrig. 
Die  Marschen,  welche  seit  8  Jahrhunderten  eingedeicht  sind, 
ratissten,  bei  einer  säcularen  Senkung  von  3  Fuss,  zur  Zeit  der 
Eindeichung  24  Fuss  höher  gelegen  haben  als  gegenwärtig,  eine 
Annahme',  die  jedem  Kenner  der  Verhältnisse  als  völlig  unsinnig 
erscheinen  wird.  Wo  beträchtliche  Senkungen  bestimmt  beob- 
achtet sind,  liegt  wahrscheinlich  immer  eine  comprimirbare  Moor- 
schicht im  Grunde.  Dagegen  sind  die  Niveaudifferenzen  zwischen 
Aussen-  und  Binnendeichsland  oder  zwischen  früh  und  spät 
eingedeichtem  Lande  allerdings  für  die  Untersuchung  benutzbar, 
sobald  man  die  oben  erörterten  Ursachen  berücksichtigt,  welche 
eine  Erniedrigung  des  eingedeichten  Landes  zur  Folge  haben. 
Schätzungen,  welche  auf  dieser  Grundlage  angestellt  sind,  führen 
zu  Zahlen,  die  zwischen  V4  und  V4  Fuss  liegen.  Es  wird  möglich 
sein,  nach  und  nach  eine  Reihe  von  derartigen  Berechnungen 
nach  genauer  Untersuchung  der  lokalen  Verhältnisse  hinreichend 
sicher  zu  begründen.  Ohne  Zweifel  steckt  in  Chroniken  und 
Lokaltopographien  noch  sehr  viel  zerstreutes  Material  über  die 
Geschichte  des  deutschen  Küstensaumes.  Freilich  ist  dasselbe 
nur  nach  sorgfältiger  kritischer  Sichtung  benutzbar,  dürfte  dann 


:$2() 

aber  auch  sehr  werthvollc  Aufschlüsse  geben.  Beobachtungen 
über  den  Wasserstand  werden  an  vielen  Orten  an  der  Kflste 
angestellt.  So  lange  solche  Beobachtungen  indess  nicht  berechnet 
und  publicirt  werden,  sind  sie  ziemlich  zwecklos.  Sacbgemässe 
Beobachtungen  durch  Ilafenbeanite  und  andere  Leute,  die  ein 
eigenes  Interesse  an  dem  Wasserstande  haben,  geniigen  bei 
entsprechender  Controle  vollständig  für  die  Ermittelung  der 
Fluthhöhen;  indessen  dürfte  doch  die  Aufstellung  einiger  selbst- 
registrirenden  Wasserstandszeiger  zu  empfehlen  sein.  Da  es  an 
unsern  Küsten  nicht  darauf  ankommt,  die  genaue  Zeit  der  Ankunft 
von  Erdbebenwellen  zu  ermitteln,  so  können  die  Apparate  sehr 
einfach  sein. 

So  schwierig  es  ist,  den  Betrag  der  Senkung  unserer  Küsten 
innerhalb  des  historischen  Zeitraums  genau  zu  schätzen,  !so 
unzweifelhaft  ist  die  Thatsache  der  Senkung  in  jüngster  geologi- 
scher Zeit  festgestellt.  Wälder  und  Moore,  die  unter  dem  Meeres- 
spiegel liegen,  finden  sich  an  unserer  Küste  überall,  so  in  Nord- 
friesland, an  der  Unterelbe,  an  der  Weser  (Blockland)  und  an 
der  Ems  (s.  Anl.  y,  10,  11).  Merkwürdiger  Weise  finden  sich 
alle  diese  Moore  ungefähr  in  demselben  Niveau.  Sie  sind  stets 
von  Thon  überlagert,  also  von  einem  Niederschlage,  der  sich  aus 
ruhigem  Wasser  entweder  in  Buchten  oder  Lagunen  oder  auf 
gelegentlich  überschwemmtem,  mit  Vegetation  bedecktem  Boden 
abgesetzt  hat.  Die  letzte  Bildungsweise  der  das  Moor  über- 
lagernden Thone  ist  in  unserer  Gegend  wohl  die  gewöhnliche. 
Eine  Erwägung  dieser  Verhältnisse  führt  zu  der  Ansicht,  dass 
auch  in  vorgeschichtlicher  Zeit  die  Senkung  nicht  wesentlich 
rascher  erfolgte  als  gegenwärtig. 

Ein  Hülfsmittel  zur  BeurtheiUing  des  gesammten  Betrages 
der  Senkung  bietet  die  Tiefe  der  Flussablagerungen.  Es  ist  nicht 
unwahrscheinlich,  dass  die  grossen  Flussthäler  bereits  vor  der 
Diluvialperiode  vorhanden  waren,  allein  es  scheint  selbstverständ- 
lich, dass  sie  während  dieser  Periode  bis  zu  einem  gewissen 
(Jrade  mit  Diluvialablagerungen  erfüllt  wurden.  Von  diesen 
Producten  der  Diluvialperiode  sind  die  Blöcke  durch  den  Fluss 
niemals  erheblich  fortgeschoben  worden,  sie  sind  aber  bis  auf 
den  Grund  des  Flussbettes  hinabgesunken.  Wenn  sich  dann 
das  Flussbett  wieder  hob,  so  wurden  die  Steine  von  Sand  und 
Kies  verschüttet.  Bei  Licbenau  liegen  die  Blöcke  in  dem  jetzigen 
Bette  der  Weser,  ein  Beweis,  dass  dort  zu  keiner  Zeit  seit  der 
Diluvialperiode  das  Bett  der  W^eser  tiefer  gelegen  haben  kann 
als  gegenwärtig.  Bei  Bremen  ist  das  Weserbett  dagegen  vor- 
mals erheblich  tiefer  gewesen  als  gegenwärtig ;  je  tiefer  das  Bett 
lag,  desto  grösser  musste  auch  das  mittlere  Gefälle  zwischen 
Liebenau  und  Bremen  sein. 

Die  Weser  iolgt  auf  ihrem  Laufe  von  der  Porta  bis  Bremer- 
haven durchaus  dem  v.  Baer'schen  (icsetze,  so  dass  die  hohen 
Ufer  rechts  liegen.  Bei  den  vorherrschend  westlichen  Winden 
ist  es  schwer  zu  beurtheilen,  wie  viel  dazu  der  Einfluss  der 
Luftströmungen  beiträgt.    Die  kleinen  Ilaideseen  unserer  Gegend 


327 

^ .  .  . 

pflegen  ein  kiesiges  Ostufer  zu  haben,  weil  der  Wellenschlag 
an  der  Ostseite  stärker  wirkt  und  den  Sand  wegschwemmt, 
den  Kies  liegen  lässt.  An  der  linken  Seite  des  Weserhettes 
finden  sich  regelmässig  alte  abgedämmte  Arme  (Eyter,  Ochum, 
Ollen,  Line  u.  s.  w.),  so  dass  man  schliessen  muss,  ehemals 
seien  auch  grössere  Wassermassen  dem  linksseitigen  Thalwege 
gefolgt.  Offenbar  kann  das  Baer'sche  Gesetz  nur  bei  Flüssen 
zutreffen,  deren  Thal  sich' tiefer  einschneidet,  weil  ihr  Gefälle 
zunimmt,  und  dahin  gehört  die  Wolga.  Der  Spiegel  des  caspi- 
schen  Meeres  muss  erheblich  gesunken  sein,  seit  der  Oxus  dem 
Aralsee  zufliesst.  Die  Folge  dieses  Sinkens  war  ein  tieferes 
Einschneiden  des  Wolgathales  in  Folge  der  Vergrösserung  des 
Gefälles.  Wenn  nun  umgekehrt  das  Gefälle  sich  vermindert  und 
ein  Fluss  seine  Ufer  und  sein  Bett  aufhöht,  so  nimmt  die  ent- 
gegengesetzte Seite  des  Thals-  an  dieser  Aufschwemmung  viel 
weniger  Antheil,  bis  endlich  der  Fluss  ganz  oder  in  Abzweigungen 
zu  der  vernachlässigten  Seite  hinüberfliesst.  Diese  Verhältnisse 
sind  bei  Beurtheilung  der  Ablagerungen  im  Weserthal  stets  im 
Auge  zu  behalten. 

Schliesslich  mögen  hier  noch  einige  ganz  allgemeine  Angaben 
über  das  Bremische  Gebiet  folgen,  welches  geologisch  wie 
topographisch  in  drei  ganz  verschiedene  Abtheilungen  zerfällt.  Die 
Stadt  Vegesack  gehört  der  Geest  an ;  oberflächlich  lagert  Block- 
lehm, der  nach  oben  zu  sandig  wird,  darunter  folgt  der  Prägla- 
cialsand.  Da  der  Geestvorsprung  von  Vegesack  nach  drei  Seiten 
(Weser,  Aue,  Fehrgrund)  abfällt,  so  sind  die  Abhänge,  an  welchen 
der  Präglacialsand  zu  Tage  treten  würde,  durch  herabgerutschte 
Erdmassen  bedeckt,  die  an  dem  sanftgeneigten,  der  Aue  zuge- 
wandten Abhänge  eine  grosse  Verbreitung  haben.  Unter  dem 
Präglacialsande  soll  ein  sehr  zäher  Thon  (der  glimmerfreie  Geest- 
thon?)  lagern. 

Bremerhaven's  Boden  gehört  der  Seemarsch  an,  wenn  auch 
der  Salzgehalt  des  Weserwassers  dort  noch  ein  massiger  ist 
(Spec.  Gewicht  selbst  bei  Sturmfluth  nur  1,017).  Die  Lagerungs- 
verhältnisse bei  Bremerhaven  sind  übrigens  nicht  als  normale 
zu  betrachten,  weil  die  Stadt  noch  in  der  Geestemarsch  liegt, 
also  über  dem  ehemaligen  Bette  eines  Nebenflusses  der  Weser. 
Die  oberflächliche  Thonschicht  mit  Einlagerung  von  Schilfstengeln 
und  Darg  scheint  12— 18  m.  mächtig  zu  sein;  darunter  folgt 
Triebsand  mit  Kies  und  Muscheln.  (Vgl.  Buchenau,  freie  Hanse- 
stadt Bremen,  S.  152;  die  Resultate  anderer  Bohrungen  sind  mir 
nur  nach  mündlichen  Mittheilungen  bekannt  geworden).  Der 
Thon  ist  wie  aller  noch  nicht  ausgelaugte  Meeresthon  kalk- 
haltig. 

Der  Haupttheil  des  Bremischen  Gebiets  gehört  ganz  dem 
Alluvium  an  und  zwar  theils  dem  älteren  sandigen  Alluvium, 
theils  der  Flussmarsch.  Das  ältere  Alluvium  ist  noch  an  keiner 
Stelle  durchsunkeii  worden.  Beim  Bau  der  Bahn  nach  Hamburg 
hat  man  indess  auf  dem  Bahnhofe  Oberneuland  aus  tieferen 
Röhrenbrunnen  (Abyssinier?)    ein    sehr  kalkhaltiges   Wasser  er- 


;-}28 

halten.  Bei  der  ausserordentlichen  Kalkarmuth '^)  des  älteren 
Alluviums  kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  hier  eine  andere 
Gebirgsart  den  Kalk  lieferte.  In  f^'crinj^er  Kntfernung  vom  Bahn- 
hofe Oberneuland  hat  man  bis  zu  17  m.  Tiefe  nur  Sand  mit 
etwas  Kies  und  Braunkohlen^nus  angetroffen.  Die  Salzquellen, 
welche  im  Bremischen  Gebiete  zu  Tage  treten,  sind  bereits  oben 
(S.  305)  erwähnt  worden. 

Das  jüngere  Alluvium  beginnt  im  Hremischen  Gebiete  fast 
überall  mit  Ablagerungen,  welche  aus  einem  abgeschlossenen 
sumpfigen  Becken  erfolgt  zu  sein  scheinen:  sie  haben  gar  keine 
Aehnlichkeit  mit  den  jetzigen  Weserabsätzen.  Am  rechten  Weser- 
ufer liegt  über  dem  älteren  Sandalluvium  zunächst  Moor,  welches 
namentlich  nach  oben  zu  viel  Holz  führt;  darüber  iFolgt  ein 
dunkler  zäher  Thon  und  dann  erst  der  jetzige  Weseilehni.  Auf 
dem  linken  Weserufer  scheint  die  Moorschicht  meistens  zu  fehlen 
oder  durch  eine  Lage  Ilaseneisenerz  ersetzt  zu  sein,  der  fette 
Thon  ist  aber  überall  vorhanden;  er  geht  bald  allmälig,  bald  in 
scharfer  Abgrenzung  in  den  Lehm  über.  —  Diese  Moor-  und 
Thonlager  wurden  offenbar  unter  Verhältnissen  gebildet,  welche 
von  den  gegenwärtigen  wesentlich  verschieden  sind,  so  dass  wir 
für  das  Bremische  Gebiet  wohl  von  einem  Mittelalluvium  sprechen 
können.  Das  jüngste  Alluvium,  also  die  Bildungen  der  Gegen- 
wart, überlagert  anscheinend  nur  an  wenigen  Stellen  (Feldmark 
Osterholz,  Ilastedt,  östlicher  Theil  der  Stadt  Bremen)  unmittel- 
bar das  ältere  Alluvium;  in  der  Regel  findet  es  sich  dem  Thon 
des  Mittelalluviums  aufgelagert.  Zu  dem  jüngsten  Alluvium  sind 
übrigens,  wie  sich  immer  mehr  herauszustellen  scheint,  auch  die 
Sanddünen  zu  rechnen,  die  sich  wie  eine  hohe  Nehrung  quer 
durch  die  von  Deichen  geschützte  Niederung  erstrecken.  Diese 
Dünen  sind  allem  Anschein  nach  lange  vor  historischer  Zeit  mit 
Haide  und  Wald  bedeckt  gewesen,  sie  haben  früh  den  Ansiedlern 
geeignete  Wohnsitze  geboten,  so  dass  man  ihnen  ein  sehr  hohes 
Alter  zuschreiben  muss.  Alles  deutet  darauf  hin,  dass  die  Dünen 
schon  seit  vielen  Jahrtausenden  an  ihrer  jetzigen  Stelle  liegen. 
Und  doch  scheint  es,  als  wenn  sie  in  einer  Mächtigkeit  von  5 
bis  10  Meter  und  mehr  das  Mittelalluvium  überlagern  (s.  Anl.  7,  8). 
An  einer  Stelle  (s.  Anl.  8  b.)  scheint  es  sogar,  als  ob  der  jüngste 
Weserlehm  vom  Dünensande  überlagert  wird,  allein  es  bleibt 
zweifelhaft,  ob  hier  nicht  künstliche  Aufschüttung  stattgefunden 
hat.  —  Der  gewöhnliche  Weserlehm  und  Wesersand,  die  das 
jüngste  Alluvium  bilden,  sind  von  den  heute  erfolgenden  Ablage- 
rungen in  keiner  Weise  verschieden,  nur  pflegt  der  Gehalt  an 
Kalk  und  Muschelschalen  in  den   älteren  Schichten  abzunehmen. 

Es  entsteht  die  Frage,  wo  zur  Zeit  der  Ablagerung  des 
Mittelalluviums  die  Weser  war.  Diese  Frage  ist  nicht  ohne 
Schwierigkeiten,  doch  scheint  es  am  ersten  glaublich,  dass  sich 
damals  ein  sumpfiges,  zum  Theil  seeartiges  Becken  von  Vegesack 

*)  Sollte  es  nicht  imler  Umstäudeu  uützlich  sein,  Aecker  und  Wiesen  durch 
Berieselung  mit  Tiefenwasaer  zu  düngen? 


329 

bis  Achim  erstreckt  hat,  und  dass  die  Weser  in  einem  tieferen 
als  dem  jetzigen  Niveau  schon  oberhalb  Achim  in  dies  Seebecken 
mündete.  Durch  allmälige  Aufhöhung  des  Flussbettes  trat  eine 
Ausgleichung  des  Gefälles  ein,  welches  damals  oberhalb  der 
Allermündung  viel  stärker,  unterhalb  derselben  viel  geringer  ge- 
wesen sein  muss  als  gegenwärtig.  Dadurch  wuchs  das  Flussbett 
allmälig  in  die  Lagune  hinein  und  überströmte  deren  Ablage- 
rungen mit  seinem  Schlamm.  —  Diese  Erklärung  scheint  mir 
vorläufig  die  wahrscheinlichste  zu  sein. 

Auf  vorstehenden  Blättern  ist  die  Erörterung  einer  Reihe 
von  Fragen  angeregt  worden,  deren  wissenschaftliche  und  prak- 
tische Bedeutung  nicht  unterschätzt  werden  darf.  Möge  sich 
mehr  und  mehr  die  Erkenntniss  Bahn  brechen,  dass  der  Boden 
des  niedersächsischen  Flachlandes  in  der  That  ein  sorgfältiges 
Studium  verdient. 

Anlagen. 

1.  Fiskalische  Bohrnng  bei  Stade. 

(Mittheilung  des  Herrn  Bohrmeister  Gebhard.) 

Lehm 0  —  m.  1,26 

Moorerde —  „  1,57 

Thoniger  Sand —  „  5,02 

Grauer  fetter  Thon —  „  6,28 

Haideerde —  „  6,75 

Schwärzlicher  zäher  Thon  mit  Gypsstücken  ....  —  „  10,51 

Körniger  Gyps —  „  29,66 

Blauer  Thon  mit  Gyps —  „  32,80 

Fester  Gyps    .    .       —  „  165,40 

Bituminöser  Gyps —  „  171,36 

Sehr  fester  Gyps —  „  178,27 

Bituminöser  Gyps  (Soole  UVa  %) —  „  183,76 

Fester  Gyps  (Soole  15V4  7o,  steigend  bis  19%)  .  —  „  241,66 

Zechsteinkalk —  „  247,94 

Sandiger  rother  Thon —  „  260,50 

Rother  Thon,   mit  Steinsalz  durchsprengt 

(Soole  2672%)) —  «    339,27 

Sehr  fester  quarziger  Sandstein —  „    345,24 

Rother  Thon,  mit  Steinsalz  durchsprengt  .   —  „    593,18 

2.  Bohrung  der  Saline  zu  Campe  bei  Stade. 

(Mitgetheilt  durch  Herrn  Seminarlehrer  Alpers  in  Hannover.) 

Dammerde  mit  Feuersteingeschieben 0  —  m.  1,88 

Rother  Schieferthon --  n  2,67 

Feinkörniger  rother  Sand —  „  4,55 

Rother  Schieferthon —  „  16,11 

Rother  Schieferthon  mit  Spuren  von  Kalkstein  .    .  —  „  49,12 

Rother  Schieferthon  mit  späthigem  Gyps  —  „  119,26 

Lockerer  rother  Sand —  „  123,26 

Rother  Schieferthon  mit  Gyps —  „  126,80 


Lockcror  rother  feinkörniger  Sanrl 0  —  m.  128,05 

Ilothcr  Sandstein —  ,,    129,46 

HellKraiUT  Kalkstein —  „    130,56 

Hotlier  Sanflstein —  „    135,27 

Hother  Sandstein  mit  Kalk  wechsellagernd  ....--„    137,00 

Hoth<4'  niid  hellgrauer  Sandstein —  „    138,56 

Schwarzlicher  bituminöser  Schieferthon —   „    138,88 

Ziemlich  fester  hellgrauer  Mergelschiefer —  „    141,23 

Fester  duiikelgrauer   Kalk    mit   Kupferkies   .    .    —   „    151,43 

(irtiuer  Kalk  mit  (iyps —  „    152,69 

Hellgrauer  Mergelschiefer  mit  (iyps —  „    153.47 

Dasselbe  (iestein  mit  schwarzem  Schiefer  wechselnd  —  „    154,73 

Köthlich  grauer  sandiger  Mergel —  „    162,26 

Schwaizer  bituminöser  salzhaltiger  Thon  ((lesättigte 

Sortle) -  „    162,89 

Zerklüfteter  grauer  Kalk —  „    167,91 

Ks  wurde  bis  180,70  m.  gebohrt,  weil  bei  einer  Tiefe  von 
107,91  m.  sich  Sand  beim  Pumpen  einstellte.  Unten  fand  sich 
im  (ianzen  die  zuletzt  angeuo'iene  Schicht  mit  verschiedenen 
dünnen  Schichten  von  Gyps. 

3.  Bohrung  auf  dem  Pferdeinarkto  zu  Stade 

in  den  Jahren  18o4— 35. 

(Zoitschr.  cl.  deutscli.  p^eolofj.  Gescllseh.  1872  p.  15.) 

Pflastersand 0  —  m.  0,58 

Schwarze  Erde —  „  1,75 

Keiner  Sand -  „  7,89 

Sand  mit  starken  Quellen —  „  9,64 

Grauer  Thon,  sehr  mergelig —  „  12,41 

Kother  Ton —  „  13,00 

Grauer  Thonsand,  wasserhaltig  (etwa  Nachsturz?)  .   —  „  14,02 

Rother  Thon —  „  31,55 

Derselbe  mit  Spuren  von  Marienglas -   „  31,84 

Kother  Thon —  „  34,47 

Derselbe  mit  Marienglas •—  „  37,10 

Derselbe  mit  viel  Marienglas —  „  40,89 

Kother  Grand •...—„  41,48 

Kother  Thon —  „  43,23 

Bei  der  Umrechnung  in  Metermaass  ist  angenommen  worden, 
dass  die  ursprünglichen  Fusszahlen  hannoversche  Fusse  be- 
deuteten. 

4.  Bohrung  auf  dem  Markte  zu  Buxtehude. 

Mai  bis  Juli  1874. 

(Mitgetheilt  durch  Herrn  Bürgermeister  Ebert  zu  Buxtehude.) 

Moor 0  —  m.       1,25 

Sand,  bei  30  m.  Braunkohlenbrocken  enthaltend     .  —  „     35,80 
Grauschwarzer  glimmerführender  Thon —  „     64,00 


331 

Sand,  meist  glimmerhaltig 0  —  m.  133,00 

Saud  mit  Braunkohle —  „    134,65 

Reine  Braunkohle —  „    137,50 

Glimmerführender  Sand,  nachgewiesen  bis    ...   .        „    159,50 

5.  Bohrung  in  der  Theergrube  des  Hofbesitzers  Wallniann 
zu  Wletze  (in  den  Jahren  1858  und  1859). 

(Mittheilung  des  Herrn  Salineninspector  Hahse  zu  Elze,  früher  zu  Sülze,  an 

Herrn  Dr.  Häpke.) 

Loser    grauer  Flusssand  mit  Theer  (Grundwasser 

schon  in  ca.  1  m.  Tiefe) bis  ra.    3,51 

Fester  grauer  Sand  und  Grand  mit  kleinen  abgerun-' 

deten  Steinen.    Mehr  Theer „    „     4,09 

Grauer  Grand,  ohne  Theer „    „     5,11 

Grand  mit  Feuersteinen,  ohne  Theer „    „     5,55 

Gelblich  grauer  Sand,  ohne  Steine  und  Theer  .  .  „  „  6,72 
Grauer  -Sand  mit  einigen  Steinen  und  etwas  Theer  „  „  8,47 
Grauweisser  nach  und  nä'ch  weiss  werdender  Sand  mit 

einigen- Steitfen,  ohne  Theer „    „    12,27 

Grauer  Sand  mit  vielen  kleinen  Steinen,  ohne  Theer  „  „  12,56 
Anfangs  grober,  hernach  feiner  und  weisser  werdender 
Sand  mit  vielen  Steingeröll^n  und  Feuersteinen 
von  0,10  m.  Grösse.  Verhärtungen  von  Theer  und 
Sand  wie  auch  verhärtete  Thonerde  und  Eichenholz- 
späne der  jetzigen  Schöpfung,  wenig  flüssiger  Theer  bis  „  13,73 
Grauer  Sand  mit  mehreren  Thonverhärtungen  und  etwas 

Theer T bis   „    15,19 

Gelblicher,  nach  und  nach  weisser  werdender  Sand  ohne 

.Thonverhärtungen  mit  etwas  Theer bis   „    16,65 

Grauer  Sand  mit  vielen  kleinen  Röllsteinen  und  Theer- 

spuren bis   „    17,23 

Weisser,  leicht  zu  durchdringender  Sand,  ohne  Rollsteine 

und  Theer bis   „    19,28 

Grauer  Sand  mit  Theer „    „    19,86 

Derselbe  Sand  ohne  Theer .      „    „   20,74 

Grauerins  Gelbe  übergehendefSand  mit  sehr  viel  Theer    „    „   23,37 

Weissgrauer  Sand  ohne  Theer „    „   24,24 

Grauer  Geschiebethon,  das  heisst  grauer  sandiger  in 
Salzsäure  brausender  Thon  mit  sehr  zahlreichen 
Feuerstein-  und  Granit-Geröllen  und  Splittern,  Kalk- 
steintrümmern vom  Uebergangskalk  bis  einschliess- 
lich der  Kreide,  mit  Spiriferen,  Belemniten,  Denta- 
lien  etc.,  Schwefelkiesnieren  und  Braunkohlen- 
brocken.   Sehr   schwierig   zu   durchbohren,   wenig 

Theer bis   „   26,00 

Grober  Sand  mit  Geschiebethonklumpen  und  vielen 
grauen  sehr  harten  Granitgeröllen  von  0,12—0,15  m. 
Stärke  und  bis  372  Pfund  Gewicht,  Kalksteingeröll, 
Schwefelkiesnieren  und  Braunkohlentrümmern,  viel 
Theer bis    „   27,60 


332 

Thoniger,  sehr  fest  gelagerter  Grünsand,  bestehend  aus 
dem  feinsten  Sande,  Glaukonit  und  grünlichem  Eisen- 
oxydul, frei  von  Steinen  und  grobem  Sand,  durch- 
aus undurchlässiiz.  Man  wird  verleitet,  ihn  für  eine 
tertiäre  Bildung  zu  halten.   Gänzlich  frei  von  Theer  bis  m.  31,84 

Brauner  Geschiebethon  mit  allen  Einschlüssen,  wie  sie 
in  der  Tiefe  von  24,24 — 26,00  m.  vorkommen,  aber 
weniger  gerundet  als  jene.  Unter  den  Einschlüssen 
eine    wohl   erhaltene  Terebratula  vulgaris. 

Es  fand  eine  lebhafte  Entbindung  von  Kohlen- 
wasserstoff (Sumpf luft)  statt;  das  Gas  stieg  mit 
atmosphärischer  Luft  (?)  in  der  Wassersäule  des 
Bohrrohrs  auf  und  brachte  die  Oberfläche  zu  hef- 
tigem Aufwallen.    Sehr  viel  Theer bis  „  32,13 

Anfangs  grober,  dann  etwas  feinerer  Sand  ohne  Steine 
und  Thon,  aber  mit  viel  Theer.  Gasentbindung 
fortdauernd bis  „  33,30 

Sehr  feiner  Sand,  frei  von  Thon  und  Steinen,  zuletzt  in 
eine  Geröllschicht  von  0,03  m.  verlaufend.  Abnahme 
der  Gasentwickelung,  Vermehrung  des  Theers    .  bis  „  34,47 

Grober  Sand,  vermengt  mit  braunen  Geschiebethon- 
klumpen,  die  alle  für  sie  charakteristischen  Ein- 
schlüsse enthalten bis  „  35,64 

In  dieser  Tiefe  verhinderte  ein  grauer,  äusserst  harter  Gra- 
nitblock, aus  Feldspath,  Quarz,  Hornblende  und  sehr  wenig  schwar- 
zem Glimmer  mit  eingesprengtem  Schwefel-  und  Kupferkies  be- 
stehend, die  Fortsetzung  der  Bohrarbeit.  Die  aus  Solinger  Guss- 
stahl bestehenden,  gut  gehärteten  King-,  Kreuz-  und  Flachmeissel, 
welche  vier  Wochen  lang  an  der  Zertrümmerung  des  Granitblockes 
arbeiteten,  hatten  gegen  die  aufgewendeten  Kosten  einen  zu  ge- 
ringen Erfolg?  Neben  dem  Blocke  wurde  Sand  heraufgebracht, 
der  bedeutend  feiner  und  weisser  war,  als  der  ihn  bedeckende 
braune  Sand.  Nach  zweimonatlichem  Stillstande  lieferte  das  10 
Zoll  weite  Bohrrohr  40  bis  50  Eimer  des  reinsten  Theers,  der 
sehr  reich  an  Naphtha,  durchaus  frei  von  Sand  und  so  flüssig 
wie  Oel  ist. 

Seitens  einer  französischen  Gesellschaft  ist  später  auf  dem- 
selben Grundstücke  ein  zweites  Bohrloch  ca.  53  m.  tief  hinab- 
getrieben worden ;  dasselbe  liefert  noch  mehr  und  noch  dünn- 
flüssigeres Petroleum  als  das  erste. 

In  Hänigsen  (bei  Burgdorf)  ist  durch  Hahse  der  Gault  er- 
bohrt worden;  daselbst  soll  eine  belgische  Gesellschaft  bis  in 
eine  Tiefe  von  ca.  230  m.  vorgedrungen  sein;  das  Bohrmehl 
schien  (nach  Nöldeke)  auf  blauen  und  rothen  Keupermergel  zu 
deuten.  Man  fand  nur  noch  Spuren  von  Theer,  erhielt  aber  eine 
concentrirte  Soole.  Die  Ilseder  Hüttengesellschaft  soll  bei  Oels- 
burg  eine  Tiefe  von  400  m.  erreicht  haben,  jedoch  ohne  günstiges 
Resultat  in  Bezug  auf  Oelgewinnung. 


333 


I 


6.   Bohrung  zu  Hemelingen  in  der  Nähe  des  Tenlo-Hamburger 

Bahnhofes. 

(Mitgetheilt  durch  Herrn  Brunnenmeister  Starcke). 

Dünensand,  übergehend  in  groben  Sand  mit  Flusskies  bis  m.  12,50. 
Zäher  blauschwarzer  (trocken  dunkelgrauer)  Thonmergel  „  „  21,70 
Feiner,  etwas  kalkhaltiger  Sand,  nachgewiesen  ...     „    „    29,00 

7.    Bohrung  zu  Oslebshausen  neben  der  Gröpelinger  Mühle^ 

bei  dem  Landhause  von  Frau  Richter  Focke. 

(Mitgetheilt  durch  Herrn  Brunnenmeister  Starcke). 

Gelber  Dünensand 0  —  m.    5,80 

Derselbe  Sand,  heller  gefärbt —  „     8,70 

Hellgrauer,  etwas  feinerer  Sand —  „    i0,40 

Dunkler  huraushaltiger Thon  mit  Pflanzenresten.    .    .  —  „    10,70 

Dunkelgrauer  Thon —  „    12,15 

Hellgrauer  grober  Sand  mit  Flusskies,  nachgewiesen  bis  „    17,30 

8.    Bohrungen  in  der  Stadt  Bremen. 

(Nach  Bodenproben,  mitgetheilt  durch  Herrn  Brunnenmeister  Starcke). 

a.  Verhältnisse  in  der  mittleren  Vorstadt. 
Grober  Dünensand,   darunter 

Grauer  Thon,  meist  wenig  mächtig,  in m.  4,00-6,50 

Weissgrauer  Sand,  mittelfein  bis  grob,  feinkörnigen 

Flusskies  führend,  nachgewiesen bis  ^,     20,25 

Darin  stellenweise  Einlagerungen  von  grobem  Kies,  Braun- 
kohlenbrocken, Braunkohlengrus  und  einzelnen  nussgrossen,  selten 
grösseren  nordischen  Geschieben  und  Feuersteinsplittern. 

b.  Bohrproben  aus  der  Neuenstrasse  (Altstadt). 

Grober  gelber  Dünensand Proben  bis  zu  m.    5,79 

Gelber  sandiger  Lehm „         aus    „     7,23;  8,68 

Moor „  „       „     9,55 

Grauer,   Schluflfsand  führender  Thon        „  „       „    10,13 
Grauweisser  grober  Sand  mit  klein- 
körnigem Flusskies ,,  ,,       „    11,57 

Die  beiden  im  Jahre  1874  durch  die  Sanitätsbehörde  her- 
gestellten zur  Beobachtung  des  Grundwasserstandes  bestimmten 
Brunnenschachte  haben  den  Dünensand  nicht  durchsunken. 

9.    Bohrungen  zu  Emden. 

(Aus  Prestel:  der  Boden  der  ostfriesischen  Halbinsel,  S.  25). 

a.    InderBoltenthorstrasse. 

Schuttboden 0  —  m.    1,26 

Klei —  „  3,14 

Darg .  —  ,,  3,45 

Klei —  „  5,17 

Fester  brauner  Darg —  „  5,96 

Feiner  mergeliger  Lehm —  „  6,59 

Schwarzer  fester  Darg —  „  8,32 

Meersand  mit  nordischen  Geschieben —  „  9,10 

Weisser  lehmiger  Sand —  „  9,26 

Brauner  Klei  mit  Kieseln —  ,,  10,04 


h.    Auf  dem  Vierkant. 

Schuttboden 0  — m.  3,45 

Klei —  „  6,91 

Darg -  „  9,18 

Klei —  „  10,75 

Lehm  mit  nordischen  Geschieben —  „  11,38 

Feiner  Sand —  „  — 

10.    Bohning  Im  Aussendeleh  bei  Borsam  In  Ostfiiesland 

(Aus  Prestel:  der  liodeu  der  ostfries.  Halbinsel,  fcJ.  27). 

Schwarzer  Schlick 0  —  m.  1,88 

Schwarzer  Schlick  und  Sand —  „  4,39 

Schlick  mit  Darg —  „  5,02 

Brauner  Darg —  „  7,63 

Grauer  Sand —  „  8,16 

Grauer  Thon -    „  10,36 

Feiner  weisser  Diluvialsand —  „  — 

11.    Ueber  Eiehenstämme  In  der  Emsmarseh  nnd  nnter  dem 

Flussbette  der  Ems. 

(Auszug   aus    einem  Briefe    des   Herrn   Niemeyer   an  Herrn  Oberbaudirector 

Las  ins). 

Beim  Bau  der  Eisenbahnstrecke  Ihrhovc-Weener  ist  „ein 
massenhaftes  Vorkommen  von  Holz  beobachtet  worden,  und  zwar 
in  der  etwa  3  m.  starken  Moorschicht,  welche  unter  dem  rechts- 
seitigen Vorlande  (an  der  Ems)  bis  2  m  unter  dem  Ebbespiegel 
sich  findet,  eine  durchaus  nicht  auffällige  Erscheinung,  wenn  man 
berücksichtigt,  dass  die  vorherrschende  Windrichtung  alle  durch 
den  Strom  herbeigeschwemmten  schwimmenden  Vegetabilien  auf 
dem  rechten  Emsufer  aufspeichert.  Mir  ist  es  wahrscheinlich, 
dass  die  Holzstämme,  die  sich  zum  Theil  als  Eichenholz  erkennen 
lassen,  von  den  ausgedehnten  gegenüberliegenden  bewaldeten 
Geesthöhen  herrühren,  dass  dieselben  in  dem  ehemals  reichen 
Schilfwuchs  des  Emsvorlandes  eingebettet  und  von  dem  Schlick 
des  Flusses  überdeckt  sind,  dass  der  Spiegel  der  Ems  im  Laufe 
der  Zeiten  durch  die  Aufsandung  des  Flu:ssbettes  erhöht  worden 
ist  und  die  Stämme  hiedurch  in  die  Tiefe  gesunken  erscheinen. 
Die  Stämme  finden  sich  liegend;  Nichts  deutet  auf  eine  ursprüng- 
liche Wurzelung  an  Ort  und  Stelle  hin." 

„Etwas  anders  litellt  sich  die  Sache  dar  bei  den  Baggerungen 
in  den  bei  den  dem  rechten  Ufer  zunächst  befindlichen  Strom- 
pfeilern. Hier  treffen  wir  Eichenholzstämme  in  der  Tiefe  von 
8  m.  unter  dem  Ebbespiegel,  6  m.  unter  der  Flusssohle  an.  Die 
Erklärung  ihres  Vorkommens  ist  aber  desshalb  nicht  schwierig, 
weil  diese  beiden  Pfeiler  gerade  in  einer  älteren  sehr  tiefen  Strom- 
rinne stehen,  welche  nach  und  nach  durch  Schlickablagerungen 
sich  ausgefüllt  hat.  Die  Stämme  und  Fragmente  von  Aesten  und 
Laub  finden  sich  unten  auf  dem  Sande,  der  ehemaligen  Flusssohle, 
abgelagert,  wohin  sie  durch  ihr  grosses  specifisches  Gewicht  ge- 


335 


•  ^ 


langt  sind.  Bedeckt  sind  die  Vegetabilien  mit  sehr  festen  Schliek- 
ablagerungen  (sogenanntem  Knickboden),  welche  hoch  jetzt  ihre 
schichtenweise  Entstehung  wie  die  Jahresringe  eines  Baumes  er- 
kennen lassen." 

„Unter  den  übrigen  dem  linken  JEinsufer  näher  stehenden 
Strompfeilern  wie  unter  den  Pfeilern  des  linksseitigen  Vorlandes 
findet  sich  bisher  keine  Spur  von  Holz." 

12.    Einige  Höhenpnnkte. 

(Aus  der  Hannoverschen  Landesvermessung). 

Höhen  bei  Syke,  Bassum  und  weiter  südlich  .     m.  42,00—44,00 

Höchster  Punkt  bei  Twistrtagen „    51,41 

Brillit  bei  Kuhstedt „    44,40 

Brüttendcrf  bei  Zeven „    50,53 

Litberg  unweit  Harsefeld „    65,43 

Bullerberg  bei  Rotenburg „    53,16 

Steinberg  bei  Völkersen,  nördlich  von  Verden     „    72,44 
Eckberg  zwischen  Nienburg  und  Neustadt  a.  R.     „ .  60,76 

Elmhorst  bei  Visselhövede „    89,97 

Falkenberg „  150,72 

Wilseder  Berg „  170,88 

Pumpenberg  westlich  von  Lüneburg „  117,13 

Höchste  Punkte  südlich  von  Uelzen „  116,84—130,27 

Vgl.  ferner  die  Eisenbahnnivellements  in  diesen  Abh.  HI 
S.  412—430.  Die  dort  gegebenen  Zahlen  sind  sämmtlich  auf 
Amsterdamer  Null  reducirt,  daher  nicht  direct  mit  den  Hannover- 
schen Angaben  vergleichbar.  Ueber  das  Verhältnisrf  von  Har- 
burger zu  Amsterdamer  Null  vgl.   diese  Abh.  III  S.  431. 

Ueber  die  Höhen  im  Flachlande  ist  im  Allgemeinen  erst 
wenig  bekannt.  Bei  einer  kartographischen  Darstellung  der 
Terrainverhältnisse  in  den  Ebenen  begegnet  man  einigen  Schwie- 
rigkeiten. Man  hat  auf  den  Karten  vielfach  versucht,  die  Unter- 
schiede in  der  Höhenlage  hervortreten  zu  lassen,  indem  man 
z.  B.  die  Höhen  über  100  Meter  oder  über  250  oder  300  Fuss 
durch  ein  besonderes  Colorit  auszeichnete.  Ein  derartiges  Ver- 
fahren bringt  aber  nothwendig  den  Eindruck  hervor,  als  ob  die 
Farbengrenze  wirklich  eine  Aenderung  in  der  natürlichen  Be- 
schaffenheit des  Landes  oder  ein  plötzliches  Ansteigen  des  Bo- 
dens anzeige.  Die  hochgelegenen  Haideflächen  zwischen  Celle, 
Uelzen,  Lüneburg  und  Soltau  gehen  aber  so  unmerklich  in  die 
mittleren,  etwa  30— 50m.  hohen  Geeststriche  über,  dass  von 
einer  natürlichen  Abgrenzung  nicht  die  Rede  sein  kann.  Man 
sollte  sich  daher  zur  Bezeichnung  der  Höhenverhältnisse  nur 
der  Höhencurven  bedienen,  während  man  durch  Tondruck  die 
vier  Terrainstufen  (Marsch,' Vorgeest,  Geest  und  Haidehügel) 
des  Schwemmlandes  unterscheiden  könnte.  VSTährend  eine  ein- 
seitige Rücksichtnahme  auf  die  Höhenverhältuisse  irrthümliche 
Vorstellungen  begünstigt,  würde  man  durch  die  vorgeschlagene 
Darstellungsweise  nicht  allein  die  wirkliche  orographische  Gliede- 


33G 

rung,  soiulcrn  auch  den  laDcIscbaftlichcn  Charakter   der  Gegend 
zur  Anschauung  bringen. 


Anmerkung  zu  S.  304. 

Im  Januar  d.  J.  verbreitete  sich  die  Nachricht,  dass  zu 
Soltau  eine  Petroleuniquelle  entdeckt  worden  sei.  Kleine  Proben 
dieses  Petroleums,  welche  nach  Bremen  gelangten,  waren  völlig 
wasserhell,  so  dass  die  Vermuthung  nahe  lag,  man  habe  es 
an  dem  Fundorte  nur  mit  einer  zufälligen  oder  absichtlichen 
Tränkung  des  Bodens  durch  raffinirtes  amerikanisches  Petroleum 
zu  thun.  Inzwischen  sind  durch  unbeflieiligte  Beobachter  einige 
Angaben  gemacht  worden,  welche  diese  nahe  liegende  Annahme 
allerdings  etwas  weniger  wahrscheinlich  machen.  Meine  Absicht, 
das  Vorkommen  an  Ort  ?ind  Stelle  kennen  zu  lernen,  habe  ich 
noch  nicht  ausgeführt,  weil  das  herrschende  Frostwetter  einer 
genauen  Untersuchung  hinderlich  gewesen  sein  würde.  Die  Nach- 
richten, welche  bis  jetzt  bekannt  geworden  sind,  geben  noch 
keinerlei  Klarheit  über  den  wirklichen  Sachverhalt,  so  dass  ich 
nicht  im  Stande  bin,  mir  irgend  ein  ürtheil  über  die  Angelegen- 
heit zu  bilden.  —  Mit  dem  Petroleum  soll  auch  Salz  vorkonomen, 
welches  man  allerdings  bei  Soltau  erwarten  durfte. 


1 


t^^ai:<5c^ 


J' 


Beiträge  zur  Flora  der  Herzogthümer 

Bremen  und  Verden, 

unter  besonderer  Berücksichtigung  der 

Umgegend  von  Stade 

von  F.  Alp  er s, 

Scminarlelirer  in  Hannover. 

Die  Herzogthümer  Bremen  und  Verden  gehören  zu  denjenigen 
deutschen  Landestheilen ,  die  bislang  in  botanischer  Hinsicht 
nicht  vollständig  durchforscht  sind.  Einzelne  ihrer  Kreise  frei- 
lich erfuhren  eine  erfreuliche  Berücksichtigung.  Die  Aemter 
Achim,  Lilienthal,  Osterholz  werden  schwerlich  noch  Nennens- 
werthes  an  Pflanzen  aufzuweisen  haben,  das  von  Bremer  Natur- 
forschern nicht  schon  aufgefunden  wurde*).  Ueber  die  Flora 
der  Umgegend  von  Verden  veröffentlichte  Dr.  0.  F.  Lang  bereits 
1846  in  der  Regensburger  botanischen  Zeitung  (Nr.  29  und  30) 
Fragmente;  es  werden  in  dieser  Arbeit  651  Gefässpflanzen  als 
bei  Verden  wachsend  aufgeführt,  v.  Pape  lieferte  für  die  Ab- 
handlungen des  Bremer  naturwissenschaftlichen  Vereins,  Band  L, 
ein  Verzeichniss  der  in  der  Umgegend  von  Stade  von  ihm  be- 
obachteten Gefässpflanzen  (die  Aemter  Jork,  Freiburg,  Himmel- 
pforten, Harsefeld  und  Bremervörde  umfassend),  und  G.  F.  W. 
Meyer  berücksichtigt  in  seiner  Ghloris  hanoverana  und  in  der 
Flora  hanoverana  excursoria  in  hervorragender  Weise  das  Mün- 
dungsgebiet der  Elbe  und  Weser,  soweit  dasselbe  hier  in  Be- 
tracht kommt.  Endlich  hat  K.  Hagena  in  seiner  Phanerogamen- 
Flora  des  Herzogthums  Oldenburg  (abgedruckt  in  den  Ab- 
handlungen des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Bremen, 
Band  H.)  einzelne  interessante  Angaben  von  Standorten  aus  dem 


*)  Die  Flora  dieser  Aemter  ist  enthalten  (abgesehen  von  einigen  älteren^ 
Arbeiten  bremischer  Naturforscher)  in  der  Flora  breinensls ,  1855  (Verfasser  • 
die  damaligen  Studenten,  jetzigen  DD.  med.  Job.  Dreier,  W.  O.  Focke  und  Job» 
Kottmeier)  und  in  den  Nachträgen  und  Berichtigungen  zu  dieser  Flora,  zu- 
sammengesteUt  von  Prof.  Dr.  Bucbenau  (in  den  Abhandlungen  des  naturw« 
Vereins  zu  Bremen  I.  S.  1  if.^. 

tV.    Mftrz  1875.  22 


:j3s 

Lande  Wührden  gebracht,  das  wogen  seiner  goographiscben  Lage 
in  einer  Flora  der  Ilerzogthünier  Bremen  und  Verden  eben  so 
wenig  kann  ansser  Acht  gelassen  werden,  «als  die  bremischen 
Gebietstheile  am  rechten  Weser-  und  die  hamburgischeu  am 
linken  Eibufer.  I^eider  sind  die  meisten  Untersuchungen  un- 
vollständig ausgefallen,  weil  die  Botaniker,  welche  sie  anstellten, 
verhältnissnuissig  nur  kur/e  Zeit  im  (iebiete  sich  aufhielten,  so 
dass  bis  jetzt  eigentlich  nur  die  Mora  der  Bremen  benachbarten 
Kreise  der  Ilerzogthünier  so  gut  wie  vollstiindig  bekannt  wurde.  *) 

Ausser  den  botanisch  entweder  ganz  oder  doch  so  ziemlich 
erforschten  (lebieten  giebt  es  aber  noch  weite  Strecken  der 
Landdrostei  Stade,  in  die  meines  Wissens  niemals  oder  doch 
nur  sehr  selten  ein  Botaniker  seinen  P'uss  setzte.  Ich  kann  es 
mir  nicht  versagen,  auf  dieselben  aufmerksam  zu  machen,  da  ich 
die  Ueberzeugung  habe,  dass  sie  des  Interessanten  viel  bergen; 
es  sind  hier  vor  allen  zu  nennen  die  Moore  des  Landes  Hadeln, 
die  Haidc-  und  Moordistricte  zwischen  Land  Hadeln  und  Land 
Wursten,  die  Börde  Ringstedt  (namentlich  der  südliche  Theil), 
die  Gegend  um  Kirchtimbke,  Gnarrenburg,  Sittensen '^). 

Es  war  meine  Absicht,  eine  Arbeit  über  die  Flora  der  Her- 
zogthümer  Bremen  und  Verden  erst  in  späteren  Jahren  dem 
naturwissenschaftlichen  Vereine  in  Bremen  zur  Verfügung  zu 
stellen,  da  ich  hoffte,  in  meiner  günstigen  Stellung  als  Lehrer 
der  Botanik  am  Seminar  zu  Stade  dann  eine  annähernd  voll- 
ständige Enumeration  liefern  zu  können.  Meine  inzwischen  er- 
folgte Versetzung  bestimmt  mich ,  das  von  mir  gesammelte  Ma- 
terial schon  jetzt  einzusenden,  da  ich  nur  selten  noch  Gelegen- 
heit haben  werde,   neue   Standorte    interessanter  Pflanzen    der 


*)  Ilofr.'ith  GriscbfU'h  in  (iöttinpfeii,  der  einige  Male  das  liremisclio  besucht 
hat,  veröttVntlichtt' ,  ßo  viel  ich  erfahren  konnte,  über  die  Ergebnisse  dieser 
Kxcursionen  nichts  (ein  paar  An<ral)f'n  linden  sich  im  Verzeichnisse  v.  Pape's); 
L)r.  Sonder  führt  in  seiner  Flora  hanihurg-ensis  nur  beiläulig  Senecio  eruci- 
folius  L.  als  bei  Kitzebüttel  wachsend  anf. 

Von  Botanikern,  die  läno^ere  Zeit  im  J^remischen  botanisirten ,  und  von 
denen  ich  schätzbare  Heiträge  an  JMlanzen  erhielt,  nenne  ich  an  dieser  SteUe 
den  Herrn  Knöner ,  Ilauptlebrer  emer.  in  Lehe ,  und  den  verstorbenen  Haupt- 
lehrer Lührs  in  Ottersberg,  dessen  Herbarium  vor  einigen  Jahren  zum  grössten 
Theile  in  meinen  JJesitz  kam.  Krsterer  ist  tüchtiger  Kenner  der  Flora  des 
Ijandes  Wursten  und  der  Gegend  zwischen  J^ehe  und  Bederkesa;  letzterer  sam- 
melte besonders  um  Neuhaus  und  Ottersberg.  Sodann  verdanke  ich  mehrere 
interessante  Pflanzen  aus  der  Umgegend  von  Stade  ITerrn  Dr.  med.  Bohde, 
jetzt  in  Zeven ,  dessen  Herbarium  mir  in  freundschaftlichster  Weise  zur  Ver- 
fügung gestellt  wurde. 

**)  Einzelne  werthvolle  Angaben  sind  allerdings  auch  aus  den  oben  ge- 
nannten noch  zu  durchforschenden  Gegenden  schon  bekannt.  So  fand  Herr 
Prof.  Dr.  Buchenau  in  Bremen  auf  der  liaide  zwischen  Keuenwalde  und  Holssel 
Gymnadenia  albida  Rieh.  (cf.  Abhandlungen  des  Bremer  naturwissensch.  Vereins 
Bd.  I.  Seite  377  und  378,  wo  die  Ergebnisse  einer  botanischen  Excursion  des 
Herrn  B.  im  Jahre  18G7  mitgetheilt  werden),  und  Herr  Dr.  W.  O.  Focke  führt 
in  der  Miscelle  „Nordwestdeutsche  Wanderpflanzen"  in  den  Bremer  Abhand- 
lungen Anthoxanthum  Puelii  Leo.  et  Lam.  als  massenhaft  in  der  gleichfalls 
noch  recht  unbekannten  Gegend  von  Visselhövede  vorkommend  an  (Abhand- 
lungen Bd.  IV.  Seite  214). 


3^9 

Landdrostei  aufzufinden.  Ich  glaube  annehmen  zu  dürfen,  dass 
diese  Beiträge  doch  in  etwas  einer  vollständigen  Flora  des 
Bezirks  vorarbeiten ,  deren  Herausgabe  hoffentlich  in  nicht  zu 
ferner  Zeit  sich  wird  ermöglichen  lassen.  Als  Nachträge  zu  dem 
V.  Pape'schen  Verzeichnisse  vervollständigen  sie  das  Bild  der 
Flora  der  Umgegend  von  Stade,  so  dass  nach  dieser  Seite  hin 
nicht  viel  Wesentliches  mehr  wird  hinzuzufügen  sein.  Ich  con- 
statire  hier  mit  Vergnügen,  dass  ifth  die  v.  Pape'schen  Angaben, 
soweit  sich  mir  Gelegenheit  bot,  ihre  Zuverlässigkeit  zu  prüfen, 
als  durchaus  zutreffend  erkannt  habe;  sehr  vereinzelte  Ausnahmen 
finden  sich  bei  den  in  Frage  kommenden  Arten  erwähnt. 

In  dem  nachfolgenden  Verzeichnisse  sind  die  von  mir  selbst 
aufgefundenen  Standorte  ohne  Hinzufügung  meines  Namens  auf- 
geführt. B.  bezeichnet  die  Beiträge  des  Herrn  Dr.  med.  Bohde 
in  Zeven,  K.  diejenigen  des  Herrn  Knöner  in  Lehe,  L.  die  des 
verstorbenen  Lehrers  Lührs  in  Ottersberg.  Ein  S.  ist  den 
Standorten  beigefügt,  die  mir  durch  Seminaristen  des  Stader  Se- 
minars bekannt  geworden  sind.  In  Bezug  hierauf  sei  ausdrück- 
lich bemerkt,  dass  ich  Angaben  nur  dann  aufgenommen  habe, 
wenn  die  betreffenden  Pflanzen  von  mir  selbst  untersucht  wer- 
den konnten.  —  Einige  Angaben  rühren  von  anderen  mir  be- 
kannten Botanikern  her,  deren  Name  jedesmal  hinzugefügt  ist. 

Hinsichtlich  des  Druckes  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  im 
Gebiete  neu  aufgefundene  und  der  Flora  desselben  wirklich  an- 
gehörende Arten  durch  fette  Schrift  ausgezeichnet  sind;  neu 
aufgefundene  Varietäten,  Formen  etc.  einheimischer  Arten  sind 
durch  gesperrte  Schrift  kenntlich  gemacht,  während  alles,  was 
nicht  als  im  Gebiete  eingebürgert  betrachtet  werden  kann,  in 
Petitschrift  gesetzt  ist.  Die  Namen  dieser  verwilderten  oder  nur 
als  vorübergehende  Erscheinungen  anzusehenden  Gewächse  haben, 
so  weit  letztere  hier  zum  ersten  Male  für  die  Herzogthümer 
nachgewiesen  sind,  ein  f  erhalten-,  die  Namen  aller  in  der  Um- 
gegend von  Stade  gefundenen,  aber  in  der  v.  Pape'schen  Enume- 
ration nicht  aufgeführten  Pflanzen ,  so  wie  aller  von  v.  Pape 
nicht  erwähnten  Spielarten  und  Pflanzenformen  sind  mit  einem  * 
versehen. 

Kanunculaceae. 

Thalictrum  flavum  L.  Bei  Stade  selten :  Burweg  S ,  auf 
Wiesen  hinter  dem  Schwarzen  Berge  (Seminarlehrer 
Hüttmann  in  Hannover).  —  Belum,  Quelkhorn,  Roten- 
burg, Daverden,  Langwedel,  Ottersberg,  Kirchlintelu  S. 
—  Weddewarden,  Alt-Luneberg ;  in  der  Marsch  bei 
Achim  und  Arbergen  sehr  häufig. 

Hepatica  triloba  Gil.  Nordahner  Holz  bei  Lamstedt  (Schul- 
inspector  v.  Staden  in  Verden),  Thörenwald  bei  Sitten- 
sen  S. 

Pulsatilla  vulgaris  Mill.    Bierden,  üphusen  bei  Achim. 

22* 


340 

Anemone  nemorosa  L.  Im  Iladdorfer  Holz  bei  Stade 
*  eine  Form  mit  doppelt  so  grosser  Blüthe,  als  ge- 
wöhnlich. 

Myosurus  minimus  L.  Am  Schneeweg  nnd  am  Schwinge- 
deich  bei  Stade  S.  —  Ilollern. 

Batrachium  hederaceum  K.  Mey.  An  der  Oste  bei  Alpers- 
hausen  S.  —  Westersode  bei  Lamstedt.  Bei  Stade: 
Iladdorfer  Bruch,  (Iräben  vor  Bockhorst,  bei  Stein- 
damm, Sumpf  am  Hohen  Wedel. 

—  divaricatum  AVimm.  Altkloster,  Langwedel  S.  —  Bei 
Stade:  Am  Schneeweg,  bei  der  Sinfonie,  Horneburg. 

—  fluitans  Wimm.    Altkloster  S. 

—  aquatile  E.  Mey. 

a  capillaceum:   Arbergen,  Embsen  bei  Achim;   bei 

Stade:  Bargte,  Haddorf. 
ß  terrestrc:  llarsefeld. 
Ranunculus  Fhimmula  L. 

*  var.  radicans  Nolte.  Perleberg,  Sumpf  am  Hohen  Wedel 
bei  Stade. 

—  Lingua  L.  häufig.  Bei  Stade  z.  B.  bei  Bockhorst, 
Villah,  Thun,  Dollcrn,  Burweg,  beim  Schwabensee.  — 
Im  Alten  Lande  bei  Fraucop  S.,  im  Kreise  Neuhaus 
bei  Niederhüll  und  am  Balksee  S.,  im  Lande  Hadeln 
bei  Ihlienworth  S.  —  In  den  Kreisen  Lehe,  Verden 
und  Rotenburg  au  vielen  Stellen. 

—  auricomus  L.  Borstel  im  Alten  Lande,  Bockhorst  bei 
Stade  S.  —  Ebendaselbst  beim  „Grünen  Walde". 

*  —  bulbosus  L.  Stade :  Vor  dem  Salzthor,  bei  den  Kalk- 
öfen, Contrescarpe,  Schwarzer  Berg,  Eisengiesserei. 

—  polyanthemos  L.    Spaden  bei  Lehe  K. 

—  arvensis  L.  Assel,  Dornbusch  (Kehdingen);  Neuen- 
kirchen (Land  Hadeln)  S.  —  Lehe  K.  —  Stade:  Bruns- 
hausen  und  bei  den  Kalköfen. 

Nymphaeaceae. 

Nymphaea  alba  L.  In  Gräben  zwischen  Sternberg  und  Villah 
bei  Stade  *  eine  Form  mit  auffallend  kleiner  Blüthe. 

Papaveraceae. 

Papaver  Argemone  L.  Langwedel  S.  —  Horneburg;  San- 
ders Anlagen,  Hoher  Wedel,  Camper  Kirchhof  bei 
Stade. 

—  Rhoeas  L.    Gr.  Meckelsen  S.  —  Buxtehude. 

—  dubium  L.  Langwedel,  Altkloster  S.  —  Baden,  Bier- 
den  bei  Achim,  Hemelingen;  Stade:  Sanders  Anlagen, 
Hoher  Wedel. 

t     —     somniferum  L.    Verwildert  bei  Ottersberg   und  auf  Aeckern  zwi- 
schen Biensförde  und  Stade. 


341 

f  Eschscholtzia  californica  Cham,  et  Schi.  Verwildert  in  der  Nähe  des 
Schwarzen  Berges  bei  Stade. 

Fnmariaceae. 

*  Corydalis  intermedia  P.  M.  E.   (C.  fabacea  Pers.)    In   den 

Dohren  bei  Horneburg  (Organist  Fick  daselbst). 

*  —    solida  Sm.    In  Schölisch,  an  Hecken  auf  der  Contre- 

scarpe,  hinter  dem  städtischen  Kirchhofe,  am  Schwar- 
zen Berge  bei  Stade. 

*  —    claviculata  DC.  Platjenwerbe,  Lilienthal,  Teufelsmoor, 

Oyterdamra,  Quelkhorn  S.  —  Volkmarst  L.  —  Stubben. 

Crueiferae. 

Nasturtium  officinale  R.  Br.  Häufig.  Stade:  Stadtgraben  vor 
dem  Salzthor,  beim  „Grünen  Walde^S  Thun,  Campe, 
Bockhorst  u.  s.  w. 

—  silvestre  *  ß  dentatum  Koch.  Stade,  vor  dem 
Salzthor. 

Barbaraea  arcuata  Rchb.  1873  an  der  Wettern  bei  der  Mühle 
vor  dem  Kehdinger  Thor  (Stade). 

—  praecox  R.  Br.    Langen  bei  Lehe  K. 

—  stricta  Andrzj.    Auf  Julssand,  Twielenfleth  gegenüber. 
Turritis  glabra  L.    Daverden;   Sanders  Anlagen,  am  Hohen 

Wedel  bei  Stade. 
Cardamine  amara  L.    Hedendorf  S.    —  Lehe  K.  —  Wohlen- 
beck  und  Hessel  bei  Lamstedt;  Brunshausen,  Haddorf, 
Bargte,  am  Hohen  Wedel  bei  Stade, 
var.  hirta  Wimm.  u.  Grab.    Zwischen  Wohlenbeck  und 
Hessel. 

y  Hesperis  matronalis  L.  Sehr  häufig  an  Gräben  bei  Oberndorf  und  Osten ; 
Camper  Abhänge,  Wiesen  vor  dem  Hohen  Wedel,  am  Stadtgraben 
vor  dem  Hohen  Thor  bei  Stade. 

\  Sisymbrium  Sinapistrum  Crutz.  Beim  Achimer  Bahnhofe  unter  S.  offici- 
nale Scop. 

—  Sophia  L.  Im  Norden  der  Landdrostei  nicht  häufig. 
Rotenburg,  Hesedorf  bei  Zeven.  —  Buxtehude ;  Hoher 
Wedel,  Camper  Mühle  bei  Stade. 

AUiaria  officinalis  Andrzj.  In  der  Marsch  bei  Stade  gemein. 
Altkloster,  Etelsen,  Völkersen  bei  Verden  S.  —  Achim, 
Campe  bei  Stade. 

T  Erysimum  Orientale  R.  Br.    An  Schutthaufen  am  Hohen  Wedel  bei  Stade. 

Brassica  nigra  Koch.  Steinkirchen,  Dornbusch  S.  —  Bassen- 
fleth,  Brunshausen,  Breckwoldtssand  bei  Stade;  Ahrens- 
flucht  (Osten),  Dingen  (Land  Wursten). 

Sinapis  arvensis  *  var.  hispida  DölL  Aecker  bei  Campe 
(Stade). 

—  alba  L.    Baden  bei  Achim. 

*  Alyssum  calycinum  L.    Brest,  Hollenbeck  S.  —  Hagen  bei 

Stade. 


:W2 

*  Bcrteroa  incana  1)C.  (Farsctia  ine.  R.  Br.)  Stade:  1871  cm 
Exemplar  bei  Sanders  Anlagen.  Im  Kreise  Verden 
stellenweise  gemein. 

Cochlearia  Armoracia  L.   Stade,  Wiesen  beim  Hohen  Wedel. 

*  Camelina  sativa  Crntz.  Ottersberg,  Dodenberg  S.  —  Uescn 
bei  Achim,  Alt-Luneberg,  Steindamm  bei  Stade. 

—  dentata  Pers.    Gyhum  S.  —  Achim. 
Teesdalea  nudicaulis  R.  Rr.   Zwischen  Horneburg  und  Heden- 
dorf *  eine  niederliogende  bis  1'  hange  Form. 

Lepidium  sativum  L.  Ihliomvorth  »S.  —  Stiule,  LcinHcker  beim  Schwarzen 
Berge  und  hei  Ahlerstedt. 

—  ruderalc  L.     Sehr  häufig  bei  Rremerhaveo. 

—  campeslre  R.  Rr.     Steindamm  bei  Stade. 

ife 

—      Drabn  L.   Stade:  auf  einer  Wiese  bei  der  Schnackenbnrg.    Buxte- 
hude. 

*|*  —  perfoliatura  L.  Stade:  Schutthaufen  beim  Ilohen  Wedel.  Buxte- 
hude. 

Capsella  Bursa  pastoris  Mnch. 

*  a   sinuata   Schlchtd.      Stade    (beim     „Grünen 
Walde"}. 

*  ß  integritolia  Schlchtd.    Stade  (bei  Campe). 

Neslia  paniculata  Desv.     Achim. 

Cakile  maritima  Scop.     Wremer  Aussendeich  K. 

Crambe  maritima  L.    Wremen  K. 

Raphauus  Raphanistrum  L.  Mit  gelbweissen,  violett  geäder- 
ten Blüthen  auf  Aeckern  zwischen  dem  Rothen  Hause 
und  Riensförde  bei  Stade;  Achim. 

Tiolarleae. 

Viola  odorata  L.  Basbeck  S.  —  Bei  Stade:  Contrescarpe, 
Chausseerand  vor  dem  Schifferthore ,  beim  Schwarzen 
Berge. 

—  palustris  L.  Häufig.    Bei  Stade:    Schwabensee,  Thun, 
Campe,  hinter  den  Kirchhöfen  u.  s.  w. 
var.   foliis  superioribus   ovato-cordatis ,   petiolis   sub- 
alato-marginatis :  Zwischen  Horneburg  und  den  Bohren. 

Kesedaceae. 

J  Keseda  lutea  L.     Am  Estedeich  bei  IJuxtehude  (1872). 

—  Luteola  L.    Arbergen,   Achim,  Daverden.    Stade:  bei 
der  Badeanstalt  und  bei  Sanders  Anlagen. 

Droseracae. 

Drosera  intermedia*)  Hayne.  Thun,  Stader  Moor.  (In  fast 
allen  Kreisen  häufig.) 

*)  Von  Drosera  interm.  Jfayne  soll  im  Moor  zwischen  Steinau  und  Wanna 
«uch   die   schwimmende  Form   mit  Ausläufern   vorkommen;   ich  selbst   habe  sie 
■^»ebiete  nicht  gesehen. 


* 


■  .      .        I 


343 

Drosera  anglica  Huds.    Stader  Moor,  Ströher  Moor  bei  Oster- 

holz,  zwischen  Steinau  und  Wanna  im  Lande  Hadeln 

(hier  sehr  häufig)  S. 
Parnassia    palustris    L.    Stade:    Wiesen    unterhalb    Campe, 

Riensförde,   beim  „Grünen  Walde".    Sehr   häufig  in 

den  Kreisen  Rotenburg  und  Verden. 

Polygaleae. 

Polygala  vulgaris  L.  Hollenbeck,  Waffensen,  Gr.  Meckelsen, 
Dahlbrügge  S.  —  Ottersberg  L.  —  Lehe  K.  —  Bei 
Stade:  Camper  Abhänge,  zwischen  Steindamm  und 
Gräfenmoor  (hier  mit  weissen,  blauen  und  rothen 
Blüten). 

—  depressa  Wender.*)  Sittensen,  Hesedorf  bei  Bremer- 
vörde S.  —  Zwischen  Harsefeld  und  Ahlerstedt;  Wohlen- 
beck  bei  Basbeck. 

Sileneae. 

*  Dianthus  deltoides  L.  Langwedel,  Linteln  und  Hönisch  bei  Ver- 

den; Otterstedt,  Buchholz,  zwischen  Helversiek  und 
Scheessel,  Wafl'ensen,  Bötersen,  Meckelsen,  Rotenburg, 
Cadenberge,  Blumenthal  bei  Himmelpforten  S.  —  Stade: 
Bei  Sanders  Anlagen,  am  Hohen  Wedel,  beim  Schwar- 
zen Berge,  vor  Riensförde,  am  Exercierplatz,  in  der 
Nähe  des  Garnisonkirchhofes,  an  der  Contrescarpe 
zwischen  dem  Salz-  und  Hohen  Thor.     Harsefeld. 

*  Saponaria  officinalis  L.     Sanders  Anlagen,   auf  der  Horst, 

Thun  bei  Stade. 

*  Silene  vulgaris  Grcke.  (inflata  Sm.)  Spaden  bei  Lehe  K.  — 

Zeven,  Stotel,  Flögein,  Blumenthal  bei  Himmelpforten, 
Camper  Ziegelei  bei  Stade,  zwischen  Altkloster  und 
Apensen  S.  —  Buxtehude,  Achim. 
Melandryum  album  Grcke  TLychnis  vespertina  Sibth.)  *  f  1  o- 
ribus  carneis:  Stade,  in  der  Nähe  von  Sanders 
Anlagen  S. 

—  rubrum  Grcke.  (Lychnis  diurna  Sibth.)  Bei  Quelk- 
horn  eine  Mittelform  zwischen  M.  album  und  M. 
rubrum.  **) 

Alsineae. 

Sagina  procumbens  var.  spinosa  Gibson.  Bei  der  Achimer 
Mühle. 


*)  Die  Angabe  v.  Pape's,  nach  welcher  P.  depressa  Wender,  auf  der  gan- 
zen Haide  zwischen  Riensförde  und  Harsefeld  gemein  sein  soll,  habe  ich  nicht 
bestätigt  gefunden.     Ich  sah  an  dieser  Localität  nur  P.  vulgaris  L. 

**)  Vgl.  Abhandl.  des  uaturw.  Vereins  zu  Bremen  Bd.  I.  pag.  7. 


1 


* 


344 

Sagina  nodosa  var.  *  pubescens  Koch.  Buchholz  bei 
Ottersberg  S.  —  Auf  P'lossholz  im  Stader  Stadt- 
graben. 

Spergula  arvcnsis  var.  niaxima  Weihe.  Bei  Achim  unter 
Lein. 

—  Morisonii  Boreau.  Heeslingen,  Dodenberg  bei  Otters- 
berg S.  —  Achim,  Hedendorf  bei  Horneburg. 

*  Spergularia  rubra  Presl.    Häufig.    Bei  Stade:  Hoher  Wedel, 

Campe,   Horneburg,   Hedendorf,   Hechthausen,  Harse- 
feld  u.  s*  w. 
•—     salina  Presl.    Mit  steif  aufrechtem,  einfachem  Stengel 
bei  Weddewarden  (Land  Wursten). 

Anmerkung.  Holosteum  uinbellatuni  L.,  von  v.  Pape  ohne 
nähere  Standortsangabe  aufgeführt,  habe  ich  niemals  bei  Stade 
gefunden. 

*  Stellaria  nemorum  L.     Zeven,    Dobrock   S.   —   Gehölz    bei 

Lehe  K.  —  Haddorfer  Holz  bei  Stade. 

—  uliginosa  Murr.  Bei  Stade  z.  B.  an  den  Camper  Ab- 
hängen, Perleberg,  Harsefeld,  Dammhäuser  Moor. 

Cerastium  glomeratum  Thuill.  Dobrock;  bei  Stade:  am 
Schwingedeich,  auf  der  Contrescarpe,  in  der  Nähe  des 
Camper  Kirchhofes,  Hollenbeck,  Hedendorf. 

—  var.  minimum*)  (caule  erecto  1 — 2-pollicari,  caly- 
cibus  majoribus  apice  glabris,  pedicellis  fructiferis 
calycem  aequantibus  brevioribusque)  Thun  bei  Stade. 

Elatineae. 

Elatine  Aisinastrum  L.  1874  an  dem  bekannten  Standorte 
(Wisch  bei  dem  Bremer  Krankenhause)  von  mir  ge- 
funden. 

Lineae. 

Linum  catharticum  L.  Langwedel,  Hollenbeck  bei  Harse- 
feld S.  —  Ahlerstedt,  Wiesen  bei  Perleberg,  Bade- 
anstalt bei  Stade. 

Radiola  linoides  Gmel.  Bei  Stade  z.  B.  zwischen  Bockhorst 
und  Villah,  zwischen  Agathenburg  und  Riensförde. 

Malyaceae. 

Malva  moschata  L.  Achim.  —  Mit  weniger  tief  eingeschnit- 
tenen oberen  Blättern:  Dornbusch;  Neuland  im  Kreise 
Neuhaus  S. 
*    floribus   albis.     In    der  Nähe  des  Schwarzen  Berges 
bei  Stade. 

J        —      crispa  L.     Achim  (in  Bauerhöfen  verwildert). 


*)  Ich  ziehe  diese  Form  zu  C.  glomeratum  Thuill.,  weil  sie  (bis  auf  die 
ungehärteten  Kelchblätter)  in  Blattform,  Behaarung,  Länge  der  Blüthenstiele 
mit  demselben  übereinstimmt. 


* 


345 

Hypericineae. 

Hypericum  perforatum  L.  Bei  Achim  unter  H.  perf.  und 
H.  tetrapt  Fr.  eine  Mittelform  zwischen  beiden  *). 

—  humifusum  L.  Gyhum,  Rammshausen,  Heetzwege; 
Dahlbrügge,  Lessei  bei  Verden ;  Harsefeld,  Altkloster; 
Oerel  und  Hesedorf  bei  Bremervörde  S.  —  Otter- 
stedt  L.  —  Lehe  K.  —  Zeven  (hier  häufig),  Otters- 
berg, Bässen.  Bei  Stade :  Weiden  hinter  Campe,  Bock- 
horst, Hedendorf,  im  Grossen  Bracken  und  am  Deepen 
Rehm  bei  Ahlerstedt. 

—  quadrangulum  L.  Ottersberg,  Campe  bei  Otters- 
berg L.  —  Wanna  im  Lande  Hadeln,  Hesedorf  bei 
Bremervörde  S.  —  Stade:  Wallabhang  beim  Stockhofe. 

—  tetrapterum  Fr.  Häufig.  Stade:  Beim  Ottenbeck, 
Thun,  Campe,  Bockhorst,  zwischen  Haddorf  und  Mit- 
telsdorf. 

—  pulchrum  L.  Stade :  bei  Sternberg,  Haddorf,  Mittels- 
dorf.   Sehr  häufig  bei  Zeven. 

—  montanum  L.    Daverden  S. 

Acerineae. 

Acer  campestre  L.    Daverden,  Langwedel  S. 

O^raniaceae. 

J  Geranium  sanguineum  L.     1872  ein  Exemplar  auf  der  Horst  bei  Stade. 

—  dissectum  L.  Dornbusch,  Bülkau,  Otterndorf,  Ihlien- 
worth  S.  —  Lehe  K.  —  Wiepelnbusch  bei  Achim. 
Stade:  am  Schwingedeich  bei  Bassenfleth  und  bei 
Brunshausen. 

—  Robertianum  L.  Nicht  gemein.  Bei  Stade:  Campe, 
Haddorf,  am  Schwarzen  Berge. 

Balsamineae. 

Impatiens  Noli  tangere  L.  Platjenwerbe,  Löhnhorst;  im 
Thörenwald  bei  Sittensen,  Zeven,  Dollern  S.  —  Spaden 
bei  Lehe  K.  —  Haddorf  und  Grünendeich   bei  Stade. 

Oxalideae. 

*  Oxalis  stricta  L.    Estebrügge  S.  —  Am  Schwarzen  Berg  bei 
Stade. 

—  corniculata  L.  Altkloster  S.  —  In  Gärten  vor  dem 
Kehdinger  Thor  bei  Stade. 


*)  Nach    Herrn   Dr.  W.  O.  Focke   in   Bremen   ist  neuerdings    ein   Bastard 
zwischen  I£.  perforatum  uüd  H.  tetrapterum  mehrfach  beobachtet. 


1 


* 


346 

Celastrineae. 

Evonymus  europaea  L.  Daverden,  Ilarsefeld  S.  —  Achim, 
Zeven,  Haddorfer  Holz  bei  Stade. 

Bhamneae. 

Rhainnus  cathartica  L.  Langwedel,  Tiste  bei  Sittensen, 
Gyhura,  Zeven  S. 

Papilionaceae. 

Ulex  europaeus  L.    Haide  bei  Hagen  S. 

Genista  tinctoria  L.  Löhnhorst,  Rekum,  Daverden,  Oyter- 
damm;  Altkloster,  Düdenbüttel,  Camper  Abhänge  bei 
Stade  S.  —  Otterstedt  L.  —  Sellstedt  bei  Sehiflfdorf, 
Ahlerstedt,  beim  Grossen  Bracken  und  im  Deepen 
Rehm. 

—  germanica  L.  Horneburg  (Organist  Fick  daselbst).  — 
Riensförde  S. 

Ononis  spinosa  L.  Stade:  Beim  Schwarzen  Berge,  zwischen 
Steindamm  und  Gräfenmoor,  Dollern. 

Medicago  sativa  L.     Stade:  Bei  der  Badeanstalt  S.  —  Camper  Ziegelei. 

—  falcata  L.  Am  Weserdeich  bei  Lehe  K.  —  Estedeich  bei  Buxte- 
hude. 

Melilotus  altissimus  Thuill.  Geestemünde,  Neuhaus,  Dorn- 
busch, Bützflether  Sand  S.  —  Julssand,  Sanders  An- 
lagen bei  Stade. 

*  —    offlcinalis  Desr,     Buxtehude. 

*  —    albus  Desr.    Sanders  Anlagen  bei  Stade. 

An  merk.  M.  dentatus  Pers. ,  den  Meyer  in  seiner  Chloris  ban. 
als  am  Eibufer  bei  Stade  wachsend  angie])t,  haben  weder  v.  Pape 
noch  ich  aufzufinden  vermocht. 

Trifolium  medium  L.  Horneburg  (Org.  Fick).  —  Stade:  bei 
Sanders  Anlagen. 

—  fragiferum  L.  Lehe  K.  —  Neuhaus  S.  —  Wedde- 
warden. 

-—  hybridum  L.  Auf  Krautsand;  Langwedel  S.  —  Lehe 
K.  —  Buxtehude,  Hollenbeck  bei  Harsefeld,  Achim, 
Arbergen  (hier  stellenweise  sehr  häufig). 

—  elegans  Savi*).    Achim  (Juli  73). 

—  agrarium  L.  In  der  Ordnado  bei  Sittensen  S.  — 
Achim  (hier  wahrscheinlich  mit  Grassamen  einge- 
schleppt). 

*  —    procumbens  L.    Stade:  Bei   der  Eisengiesserei   und 

Sanders  Anlagen ,  beim  „Grünen  Walde**  (hier  auch 
*  ß  campestre  Schreb.). 


*)  Trifolium  elegans  Savi  halte  ich  nur  für  eine  Abart  von  Trif.  hybri- 
dum L.  Da  ich  aber  bei  der  Aufzählung  der  Arten  einmal  der  Flora  von 
Garcke  gefolgt  bin,  so  mochte  ich  hier  keine  Aenderung  vornehmen. 


347 

Astragalus  glycyphyllos  L.  Stade:  Bei  Sanders  An- 
lagen und  in  einer  Schlucht  an  der  Chaussee  beim 
Schwarzen  Berge. 

Ornithopus  sativus  Brot.  Achim  und  zwischen  Borstel  und  Bässen ;  Perle- 
berg bei  Stade. 

Vicia  Cracca  L.  */?argentea  (Mey.  Chi.  han.).  Stade 
(Wiesen  bei  Campe). 

—  sepium  L.  Stade:  z.  B.  bei  Bassenfleth,  am  Hohen 
Wedel,  bei  der  Camper  Ziegelei. 

—  lathyroides  L.  '  Stade :  Am  Wegabhange  vor  Sanders 
Anlagen  und  auf  den  grasigen  Hügeln  daselbst. 

An  merk.  Vicia  tenuifolia  Rth.  soll  nachK.  in  manchen  Jahren 
häufig  im  Grase  auf  den  Aussendeichen  bei  Lehe  wachsen,  in  an- 
deren Jahren  wieder  gar  nicht  dort  vorhanden  sein.  Ich  vermuthe 
hier  eine  Verwechselung  mit  einer  zarten  Form  der  V.  Cracca  L., 
die  ich  im  vorigen  Jahre  häufig  am  Weserdeiche  bei  Bremer- 
haven sah. 

Ervum  hirsutum  L.  (Viel  häufiger,  als  die  folgende  Art.) 
Stade:  z.  B.  bei  den  Kalköfen,  Campe,  am  Hohen 
Wedel. 

—  tetraspermum  L.  Langwedeier  Marsch,  Daverden, 
Neuenkirchen  im  Lande  Hadeln,  Altkloster  S.  —  Die 
von  V.  Pape  erwähnte  grossblumige  Form  z.  B.  bei 
Hollern  und  Estebrügge. 

Lathyrus  pratensis  L.  Bei  Bekedorf  (Apensön)  S.  *  eine 
armblüthige  Form  (Blüthentrauben  2- 3-blüthig). 

—  Silvester  L.  Daverden  S.  —  Stade:  am  Bachufer 
beim  Schwabensee  und  bei  Sanders  Anlagen. 

-—    paluster  L.     Ottersberg  S. 

—  montanus  Bernh.  (Orobus  tuberosus  L.)  Langwedel 
S.  —  Lehe  K.  —  Achimer  Fuhrenkamp;  Dobrock, 
Hessel,  Westersode;  Hollenbeck,  Ahlerstedt,  Harse- 
feld,  Hedendorf;  Campe  und  am  Schwarzen  Berge  bei 
Stade. 

Amygdaleae. 

Prunus  Padus  L.  Daverden,  Horneburg  S.  —  Haddorf, 
Thun,  Perleberg  bei  Stade. 

Bosaceae. 

Spiraea  salicifolia  S.     Glinde  bei  Bremervörde.     Alt-Luneberg. 

Ulmaria  pentapetala  Gilib.    (Spiraea  Ulmaria  L.) 

a  denudata   Presl.   z.   B.   Achim   und  beim  „Grünen 

Walde"  (Stade). 
ß  glauca    Schulz.      Achim,    bei    der    Stader   Bade- 
anstalt u.  s.  w. 
Geum  urbanum  L.    Stade:  Haddorf,  Campe,  beim  „Goldenen 
Löwen",  Agathenburg,  Riensförde,  Perleberg  u.  s.  w. 

—  rivale  L.  Gr.  Meckelsen,  Horneburg  S.  —  Beverstedt, 
Bederkesa  K.  —  Zeven,  Ahlerstedt,  Harsefeld,  Had- 
dorf, Thun  bei  Stade. 


348 

*  Geuin  rivali-iirbanum  G.   Mey.  (iiitermedium  Ehrh.)     Had- 

dorfer  Holz  bei  Stade. 

*  Bubus  suberectus  Anders.    Massenhaft  in  einem  Gehölz  auf 

dera  Stader  Moor  hinter  Villah. 

—  fruticosus  L.  Stade,  z.  B.  in  einer  Hecke  zwischen 
dem  Seminargarten  und  der  Badeanstalt. 

-—     Sprengelii  W.  et  N.     Im  Gr.  Bracken  bei  Harsefeld. 

—  gratus  Focke  *)  (=  R.  vulgaris  var.  concolor  Pocke, 
non  Weihe  et  N.  Abhandlungen  des  Bremer  natur- 
wisscnsch.  Vereins  Bd.  I.  S.  287.)  Borstel  bei  Achim. 

—  villicaulis  Koehlcr.    Moor  bei  Ueserdicken  (Achim). 

—  caesius  L.  Stade:  z.  B.  bei  Sanders  Anlagen  und  am 
Hohen  Wedel. 

—  Idaeus  L.   Stade:  z.  B.  bei  Campe  und  Haddorf. 

—  saxatilis  L.  Bederkesa  K.  —  Haddorf  und  Hedendorf 
bei  Stade. 

f  Fragaria    nioschata  Duchesne.    Thuu   bei   Stade  (1872).      Wahrscheinlicb 
auch  bei  Harsefeld. 

*  Potentilla  reeta  L.    Vereinzelt  beim  Schwarzen  Berge  (Se- 

minarlehrer Hüttmann)  und  auf  der  Horst  bei  Stade. 

—  argentea  L.  Stade:  Auf  der  Contrescarpe,  bei  den 
Kirchhöfen,  Campe,  Eiensförde,  Sanders  Anlagen, 
Sternberg,  Schwarzer  Berg. 

/Moliis  ternatis.     Auf  einem   sandigen  Platze  in 
üesen  bei  Achim. 

—  reptans  L.  Hagen  bei  Stade  B.  —  Am  Deiche  im 
Lande  Wührden  K.  —  Langwedel,  Lesum,  Horne- 
burg  S.  —  Am  Schwingedeich  bei  Stade. 

Alchemilla  vulgaris  L.  Grasberg,  Horneburg  S.  —  Lebe  K. 
—  Stade:  Am  Schwingedeich,  Wiesen  vor  Schölisch 
und  beim  Goldenen  Löwen,  beim  Schwarzen  Berge, 
Haddorf,  zwischen  Gräfenmoor  und  Düdenbüttel  S.  — 
Auf  der  Contrescarpe  vor  dem  Salzthor. 

—  arvensis  Scop.  Stade:  z.  B.  am  Hohen  Wedel,  beim 
Schwarzen  Berge,  bei  Sanders  Anlagen. 

Sanguisorba  officinalis  L.  Daverden  S.  —  Ottersberg,  Do- 
denberg;  Stade  (bei  Bockhorst  und  Gräfenmoor). 

—  minor  Scop.  (Poterium  Sanguisorba  L.)  Stade,  am  Wege  beim 
Alten  Stadtgraben  vor  dem  Hohen  Thor. 

Agrimonia  Eupatoria  L.  Zwischen  Otterstedt  und  Nartum, 
Heetzwege;  Langwedel,  Daverden,  Stedebergen,  Wahne- 
bergen bei  Verden;  Rekum,  Dornbusch  S.  —  Spaden 
bei  Lehe  K.  —  Stade:  Bei  der  Badeanstalt  und  bei 
Steindamm. 

*  —    odorata  Mill.    Apensen  bei  Buxtehude  S. 


*)  Herr  Dr.  med.  W.  O.  Focke  in  Bremen,  der  die  Freundlichkeit  hatte, 
die  Bestimmung  verschiedener  Eubus- Arten  meiner  Sammbmg  zu  revidiren,  resp. 
auszuführen,  trennt  K.  gratus  entschieden  von  R.  vulgaris  W.  et  N.  Ich  darf 
hierbei  auf  eine  demnächst  erscheinende  Arbeit  des  Herrn  Dr.  Focke  über  die 
deutschen  Broml)eerarten  verweisen. 


349 

*  Rosa  ciiinamoinea  L.     Stade,  beim  Camper  Vorwerk  (wohl 

nur  verwildert), 

Pomaceae. 

Mespilus  Oxyacantha  Gaertn.    (Crataegus  Oxyacantha  L.) 
var.  la  ein  lata  Wallr.  in  der  Achiraer  Marsch. 

*  —    monogyna  Willd.    Am  Schneeweg  bei  Stade.  —  He- 

dendorf. 
Pirus  Malus  L.    Vereinzelt  in  der  Achimer  Marsch. 

Onagrarieae. 

Epilobium  angustifolium  L.    Ueberall  häufig;  bei  Stade  z.  B. 
hinter  dem  Camper  Kirchhofe. 
ß  crispus  (foliis  undulato-crispis)  Kirch walsede. 

—  hirsutum  L.  Dodenberg,  Ottersberg,  Hanstedt,  Meckel- 
sen,  Grasberg,  Langwedel,  Horneburg,  Nieder-Ochten- 
hausen,  Dobrock  S.  —  Nordholz  (Land  Wursten)  K. 
—  Im  Alten  Lande  und  im  Kehdingschen  an  vielen 
Stellen.  Bei  Stade:  Am  Schwingeufer  bei  der  Sinfonie, 
vor  Brunshausen,  Haddorf,  auf  Julssand. 

—  parviflorum  Retz.  Sittensen,  Kuhmühlen;  Langwedel, 
Meyerdamm;  Otterndorf,  Neulander  Moor  (Kehdingen); 
Agathenburg,  Horneburg,  Burweg  S.  —  Am  Dobrock, 
Ahlerstedt,  Stade  (an  Gräben  vor  dem  Salzthor). 

—  montanum  L. 

ß  verticillatum  Koch.    Haddorfer  Holz  bei  Stade.  . 
y  floribus  albis.    Zeven  (in  der  Ahe). 

—  roseum  Retz.  Langwedel,  Gyhum  S.  —  Lehe  K.  — 
Achim,  Stade. 

—  tetragonum  L.    Stade,  vor  dem  Kehdinger  Thor  S. 

—  virgatum  Fr.    Achim;  Dollern  bei  Stade. 
Oenothera  biennis   K.     Cluvenhagen,   Holtum  bei  Verden; 

Hemmoor,  Kleinwörden  im  Kreise  Neuhaus;  Dorn- 
busch (Kehdingen)  S.  —  Arbergen,  Achim,  Daverden, 
beim  Verdener  Brunnen;  auf  dem  Hohen  Wedel  und 
auf  Brauers  Insel  bei  Stade. 

—  muricata  L.  „Stader  Marsch"  B.  (Von  v.  Pape  und 
mir  nicht  bei  Stade  gefunden.) 

Circaea  lutetiana  L.  Bei  Stade:  Im  Haddorfer  und  Heden- 
dorfer  Holz  und  im  Grossen  Bracken. 

—  alpina  L.  Im  Bierdener  Holz  bei  Ottersberg;  Burg- 
Elsdorf  S.  —  Im  Deepen  Rehm  bei  Ahlerstedt. 

Halorjageae. 

Myriophyllum  verticillatum  L.  Ottersberg,  Teufelsmoor,  Flö- 
gein S.  —  Zwischen  Lehe  und  Dingen,  Alt-Luneberg, 
Perleberg  bei  Stade. 


:)r)0 

Myriophylluni  spicatiim  L.  Bei  Stade  z.  B.  in  Gräben  hinter 

den  Kirchhöfen. 

Hippurideae. 

Ilippuris  vulgaris  E.  Flö^eln,  Ihlienworth,  Neuhaus,  Dorn- 
busch S.  —  Elmh)he  K.  —  1872  auf  Flossholz  im 
Stader  Stadtgraben. 

Callitrichineae. 

*  Ciillitriche  stagnalis   Scop.     Stade,   in   Gräben    vor   Bruns- 

hausen. 

—  vernalis  var.   angustifolia  Hoppe.     Im    Achimer 
Bruch. 

*  —    hamulata  Kfitz.     Bützfiether  Sand  bei  Stade. 

Lythrarieae. 

Peplis  Porfula  L.    Häufig.    Bei   Stade  z.  B.  bei  Bockhorst, 
Sternberg,  an  Gräben  hinter  dem  Exercierplatze,  Stader 

Moor. 
*  Bei  Bässen  (Achim)  und  Ahlerstedt  eine  bis  1 '  lange 

schwimmende  Form. 

Portnlaceae. 

Montia  minor  Gmel.  Achim  (hier  an  verschiedenen  Stellen), 
Völkersen  bei  Verden.  Stade:  Am  Steinbeck  und  bei 
Bockhorst. 

—  rivularis  Gmel.    Thun  bei  Stade  S.  ~  Himmelpforte- 
ner  Bruch,  Dollern. 

Paronychieae. 

Corrigiola  litoralis  L.  Im  Kreise  Verden  häufig.  Bei  Stade 
seltener:  Hollenbeck  S.  —  Zwischen  Campe  und 
Agathenburg  B.  —  Auf  dem  Haidwege  zwischen  Riens- 
förde  und  Hagen. 

Herniaria  glabra  L.  Bei  Achim  häufig.  In  der  Nähe  von 
Stade  von  mir  nicht  gesehen;  bei  Hedendorf,  Harse- 
feld  und  Hollenbeck  nicht  selten. 

Jllecebrum  verticillatum  L.  Auf  dem  Stader  Moor  sind 
stellenweise  ganze  Aecker  von  dieser  Pflanze  schnee- 
weiss  überzogen. 

Scleranthus  annuus  L.  Bei  Haddorf  (Stade)  an  einer  Mauer 
*  eine  Form  mit  auffallend  langen  Blättern,  die  län- 
ger sind,  alö  die  Glieder  des  Stengels. 

—  perennis  L.    Stade:  z.  B.  bei  Bockhorst,  Steindamm, 
Perleberg,  Thun,  Campe. 


■  *■ 


351 

r 

Grassnlaceae. 

Sedum  maxiinum  Sut.  Daverden  S.  —  Stade:  bei  Campe, 
Riensförde,  am  Hohen  Wedel. 

—  purpureum  Lk.  Lesuin,  Otterndorf  S.  —  Auf  der 
Horst  bei  Stade. 

*  —     album  L     An    der  Kirchhofsmauer   bei    Bliedersdorf 

(Org.  Fick  in  Horneburg).  —  Blumenthal  bei  Himmel- 
pforten S.  —  Am  Wege  nach  dem  Schwarzen  Berge 
bei  Stade. 

—  acre  *  var.  sexangulare  L.  Stade  (bei  Sanders 
Anlagen). 

—  boloniense  Loisl.  Bei  Achim  und  Baden;  Agathen- 
burg bei  Stade. 

—  reflexum  L.    Meckelsen,  Bierden,   Baden,  Langwedel, 
Düdenbüttel,  Horneburg,  auf  der  Horst  bei  Stade  S. 
var.  rupestre  L.    Baden  bei  Achim. 

Sempervivum  tectorum  L.     Achim. 

Grossularieae. 

*}*  Ribes  alpinum  L.     Verwildert  bei  Stade  am  Camper  Vorwerk. 

—  nigrum  L.    Langwedel,  Holz  bei  Neukloster  S. 

—  rubrum  L.    Haddorfer  Holz  bei  Stade  S.  —  Thun  bei 
Stade,    am    Dobrock   und  zwischen  Wohlenbeck  und-a; 
Hemmoor;  Achimer  Marsch. 

Saxifrageae« 

Saxifraga  Hirculus  L.    Im  Veermoor  bei  Lehe  L. 

*  —    granulata  L.    Zeven  S.    —    Bei  Stade   wohl  nur  ein 

Standort:  Auf  der  früher  Winterschen  Wiese  vor  dem 
Hohen  Thor. 
Chrysosplenium  alternifolium  L.  Langwedel,  Altkloster  S.  — 
Otterstedt  L.    —    Harsefeld,  Agathenburg,  Sternberg, 
Thun,  Haddorf  bei  Stade. 

—  oppositifolium  L.  Daudiek  bei  Horneburg  (Organist 
Fick);  Haddorfer  Holz  bei  Stade  S.  —  Im  Grossen 
Bracken  bei  Harsefeld,  zwischen  Wohlenbeck  und 
Hessel,  im  Wohlenbecker  Holze,  am  Dobrock  (an  den 
letzten  drei  Stellen  sehr  häufig). 

Umbelliferae. 

Hydrocotyle  vulgaris  L.  Stade :  Bei  Thun,  Bockhorst,  unter- 
halb Campe,  beim  Ottenbeck  u.  s.  w. 

Sanicula  europaea  L.  Ebersdorf  bei  Bremervörde,  Himmel- 
pforten S.  —  Ottersberg  L.  —  Bederkesa  K.  — 
Zeven,  Ahlerstedt,  im  Grossen  Bracken  bei  Harse- 
feld, Haddorfer  Holz  bei  Stade. 


352 

Gicuta  virosa  L.    Bei  Stade  nicht  häufig.    Im  Alten  Stadt- 
graben vor  dem   Hohen  Thore  und  bei  Thun.     Sehr 
häufig  bei  Alt-Luneberg. 
*  fi  tenuifolia  Froel.  Am  Ottenbeck  bei  Stade  S. 

f  Pctroseliiium  sativum  Hoffui.     Am  Estedeich  bei  Buxtehude  verwildert 

Ilelosciadium  inundatum  Koch.    Lehe  K.  —  Langwedel,  im 

Mühlengraben  und  in  der  Nähe  des  Bahnhofes. 
Carum  Carvi  L.   Stade:  z.  B.  bei  der  Camper  Ziegelei,  Thun, 
Sternberg. 
*  Pinipiiiella  magna  L.    Am  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld. 
—    Saxifraga  var.  nigra  Willd.    Gyhum,  Ottersberg  S. 

Berula  angustifolia  Koch.  Stade:  Bockhorst,  Hagen,  unter- 
halb Campe,  Wiesen  am  Hohen  Wedel  u.  s.  w.  Harse- 
feld, Buxtehude,  Dobrock,  Zeven,  Achim,  Embsen. 

Sium  latifolium  L.  Stade:  Vor  Brunshausen,  Bassenfleth, 
Steindamm,  am  Stadtgraben. 

Oenanthe  aquatica  Lmk.  *  ß  minor  (foliis  superioribus  pal- 
mato-tripartitis,  inferioribus  bipinnatis)  auf  Flossholz 
im  Stader  Stadtgraben. 

Angelica  silvestris  L.  Häufig.  Stade:  Bei  Brunshausen, 
Bassenfleth,  Campe,  beim  Ottenbeck  u.  s.  w. 

Archangelica  officinalis  Hoffm.  Rekum  S.  —  Wulsdorf  K.  — 
ürünendeich,  Brunshausen  bei  Stade. 

Peucedanum  palustreMnch.  (Thysselinum  pal.  Hoffm.)  Dauelsen 
bei  Verden,  Altkloster  S.  —  Langwedel,  Stubben,  Alt- 
Luneberg;  Stader  Moor,  Riensförde,  Bockhorst  bei 
Stade. 

Eine  Form  mit  auffallend  grossen  (3,  resp.  2'^ 
langen)  Blättchen  der  Hülle  und  des  Hüllchens  bei 
Bierden  (Achim). 

y  Imperatoria  Ostruthiuiii  L. ;  wurde  187vJ  von  mir  an  einem  Wiesengraben 
am  Dobrock  gefunden ;  80  viel  ich  erfahren  konnte,  ist  die  Pflanze 
dort  niemals  in  Gärten  gezogen. 

Anethum  graveolens  L.  Um  Stade  stellenweise  verwildert,  z.  B.  bei  Campe 
und  Kieusförde. 

Pastinaca  sativa  L.  An  der  Weser  bei  Baden;  im  Lande 
Wursten  gemein;  Stade:  bei  Sanders  Anlagen. 

Heracleum  Sphondylium  L.  Mit  stark  behaarten  Früchten  bei 

Achim  und  Ottersberg. 
Daucus  Carota  L.    Stade:   Bassenfleth,    bei   den   Kalköfen, 

Thun,  am  Schwabensee  und  am  Schwarzen  Berge,  bei 

der  Badeanstalt.    In  der  Achimer  Marsch  in  einzelnen 

Kämpen  sehr  gemein. 

*  Scandix  Pecten  Veneris  L.  Niederhüll  im  Kreise  Neuhaus ; 
Neuland  und  Bützflether  Sand  (Kehdingen)  S. 

Anthriscus  Cerefolium  Hoflm.  An  Hecken  in  der  Hohenthorsvorstadt  bei 
Stade. 

Chaerophyllum  bulbosum  L.   Stade:  Bützflether  Sand,  Bruns- 
,     hausen,  Bassenfleth,  bei  der  Sinfonie,  Steindamm,  San- 
ders Anlagen. 


1 


i 

I 


353 

I 

* 

y   Chaerophyllum  aureum  L.    1871  vom  Pharmaceuten  Koch,  damals  in  Achim,  ,'     "-• 

an  den  Abhängen  bei  Daverden  gefunden.  t'j 

Conium  maculatum  L.    Achim,   Langwedel,   Beverstedt;  im  ^.   .: 

Alten  Lande  häufig,  auf  der  Geest  bei  Stade  selten: 
Bockhorst  und  bis  vor  einigen  Jahren  bei  Sanders 
Anlagen. 

Araliaceae. 

Hedera  Helix  L,  Sehr  häufig  am  Dobrock,  Stade :  Himmel- 
pfortener  und  Haddorfer  Holz. 

Corneae. 

Cornus  sanguinea  L.  —  Langwedel  S-  --  Ottersberg  L.  — 
Etelsen;  in  der  Achimer  Marsch  ziemlich  häufig. 

^    j      —      stolonifera  Mehx.   Bei  Stade  hin  und  wieder  in  Hecken  verwildert. 

— -  suecica  L.  Kapellhof  bei  Rahden  unweit  Lamstedt 
(Schulinspector  v.  Staden  in  Verden) ;  Speckenbütteler 
Holz  bei  Lehe  K.  (Hier  vor  30  Jahren  gesammelt; 
ob  jetzt  noch  da?) 

Caprlfoliaceae. 

Adoxa  moschatellina  L.  Langwedel,  Daverden  S.  —  Otter- 
stedt  L.  —  Lehe  K.  —  Achim,  Buxtehude,  Horne- 
burg,  am  Schwarzen  Berge  und  zu  Haddorf  bei  Stade. 

Sambucus  nigra  L.    Stade:  z.  B.  bei  Thun  und  Perleberg. 

y        —      racemosa  L.     Bei  Alt-Luneberg  ziemlich  häufig  ;  aber  ob  wirklich 
wild,  ist  mir  zweifelhaft. 

Viburnum  Opulus  L.    Daverden,  Altkloster  S.   —    Grosser 
Bracken   bei   Harsefeld,   Haddorfer   Holz,    Perleberg, 
„Grüner  Wald"  bei  Stade. 
*  Llnnaea  borealis  L.    Im  Himmelpfortener  Bruche  B. 

Stellatae. 


* 


Sherardia  arvensis  L.    Langwedel  S.  —  1871  ein  Exemplar 

am  Schwarzen  Berg  bei  Stade. 
Asperula  odorata  L.    Drangstedt,  in  den  Dohren  bei  Horne- 

burg,  Eimer  Holz  bei  Bremervörde  S.  —  Ahlerstedt, 

im  Grossen  Bracken,  Haddorfer  Holz  bei  Stade. 
Galium   uliginosum  L.    Stubben;    Stade:   am  Schwabensee, 

unterhalb  Campe,  Stader  Moor. 

—  palustre  L.  Bei  Schölisch  (Stade)  *  eine  grössere 
Form  mit  glatten  Stengeln  und  Blättern. 

—  Vferum  L.  Cluvenhagen,  Daverden,  Langwedel,  Völker- 
sen  bei  Verden,  Oyterdamm  und  Meyerdamm,  Otter- 
stedt.  Seisingen  S.  —  v.  Pape  giebt  di^se  Art  ohne 
nähere  Bezeichnung  des  Standortes  für  Stade  an,  sie 

IT.    H&rz  1875.  23 


3a4 

ist  hier  äusserst  selten  und  nur  einmal  von  mir  beim 
Schwarzen  Berge  und  von  einem  Seminaristen  bei  der 
Badeanstalt  gefunden, 
floribus  flavidis.    Achim. 
*      —    Mollugo   p?  latifolium    Sonder.      (G.    insubricam 
Gaudin.)    Am  Schwarzen  Berge  bei  Stade. 

—  silvaticum  L.  In  den  Bohren  bei  Horneburg  (Org. 
Fick). 

—  saxatile  L.  Altkloster  S.  —  Haide  hinter  Borstel  bei 
Achim  y  Stubben  (hier  massenhaft  und  in  üppigen 
Formen),  am  Grossen  Bracken,  Harsefeld,  Biensförder 
Haide,  Thun  bei  Stade. 

Yalerianeae. 

Valerianella  olitoria  Poll.  var.  caule  scabrido:  Stade,  auf  der 
Contrescarpe  zwischen  dem  Salz-  und  Hohen  Thore. 

Dipsaceae. 

Dipsacus  Silvester  Huds.  Neuland  im  Kreise  Neuhaus, 
Bockhorst  bei  Stade  S.  -—  Lehe  K.  —  Brunshausen, 
Bützflether  Sand,  Bassenfleth,  bei  den  Kalköfen,  Cam- 
per Ziegelei  bei  Stade. 

Succisa  pratensis  Mnch.  *  floribus  albis  Stade  (zwischen 
Kiensförde  und  Campe). 

Scabiosa  Columbaria  L.    Zeven  S. 

Gompositae. 

Eupatorium  cannabinum  L.  Tbörenwald  bei  Sittensen, 
Ottersberg,  Dollern,  Altkloster  S.  —  Langwedel,  Achim, 
Zeven,  Beverstedt,  Harsefeld.  Stade:  bei  Sanders  An- 
lagen und  beim  „Grünen  Walde",  am  unteren  Wege 
hinter  Campe  und  bei  der  Badeanstalt. 

Tussilago  Fariara  L.  Fredenbeck,  Altkloster,  Ottensen  S. 
—  Lehe  K.  —  Badenstedt  bei  Zeven;  Oldenbüttel; 
Basbeck,  Dobrock;  Harsefeld,  Buxtehude.  Stade:  am 
Stadtgraben  vor  dem  Salzthor,  Camper  Abhänge, 
Horster  Ziegelei,  beim  „Grünen  Walde",  Haddorf. 

Petasites  officinalis  'Mnch. 

a  Tussilago   Petasites  L.     In  der  Marsch  bei  Stade 

sehr  häufig,  auf  der  Geest  seltener. 
ß  T.  hybrida  L.    Ziemlich   selten.     Assel,    Twielen- 
fleth  S.  —  Am  Schneeweg  bei  Stade. 

Aster  parviflorus  Nees.     Stade  (bei  Sanders  Anlagen). 

sie 

I      —      patens  Ait.     Verwildert  an  einem  Graben  im  Stader  Moor. 
*    t      —      fragilis  Willd.  *)     Am  Stader  Stadtgraben. 

*)  Die  Astern,  die  am  Stader  Stadtgraben  an  vielen  Stellen  verwildert  sind, 
bedürfen  noch  einer  genaueren  Untersuchung.  Aster  salignus  Willd.,  den  v. 
Pape  bei  Stade  gefunden  hat,  vermochte  ich  bei  eifrigstem  Suchen  nicht  zu 
entdecken. 


1 


-355 

Erigeron  canadensis  L.  Stade:  Aecker  an  der  Rieusförder« 
Chaussee,  Sanders  Anlagen,  städtischer  Kirchhof. 

—  acer  L.  Stade:  Sanders  Anlagen,  Hoher  Wedel, 
am  Schwarzen  Berge. 

Solidago  Virga  aurea  L.  Häufig.  Stade:  Camper  Abhänge, 
zwischen  Steindamm  und  Schwinge,  Haddorf,  Riens- 
förde. 

Eine  grosse,  von  unten  auf  ästige  Form  in  den 
Kreuzbuchen  bei  Ottersberg  L. 

"j*     —      canadensis  L.     Stade   (in  einer  Schlucht   beim   Schwarzen  Berge 
verwildert) 

Inula  Britannica  L.  Eissei  bei  Verden,  Bützflether  Aussen- 
deich, Dornbusch  S.  —  Lehe  K.  —  Achim;  Julssand 
bei  Stade. 

*  Pulicaria  vulgaris  Gaertn.   Stade :  auf  der  Haide  bei  Wiepen- 

kathen  B.  —  Lehe  K.  —  Alt-Luneberg. 

*  —    dysenterica  Gaertn.    Dornbusch   S.  —  An   der  Elbe 

bei  Stade  B. 

Xanthium  Strumarium  L.    Fischerhude  L. 

Galinsogaea  parviflora  Cav.  Am  Verdener  Bahnhofe.  Scheint 
bei  Stade  wieder  verschwunden  zu  sein. 

Bidens  cernuus  var.  minimus  L.  Zwischen  Ottersberg  und 
Otterstedt  L. 

Filago  arvensis  Koch.  1872  von  mir  auf  dem  alten  Stand- 
orte bei  Baden  gefunden. 

Gnaphalium  silvaticum  L.  Dodenberg  bei  Ottersberg,  Sei- 
singen S.  —  Achim,  Daverden,  Ottersberg,  Hagen, 
Campe  bei  Stade. 

—  luteo-albnm  L.  Achim  (1873).  In  der  Nähe  des 
alten  Schützenplatzes  mit  Centunculus  minimus  L.  und 
Juncus  capitatus  Weigel. 

—  dioicum  L.  Stade:  Haddorf,  Hügel  hinter  dem  Schwar- 
zen Berge,  an  den  Camper  Abhängen  (hier  in  mit- 
unter 1'  langen  Exemplaren). 

Helichrysum  arenarium  DC.  Campe  bei  Ottersberg  L.  — 
Sittensen,  Lesum,  Altkloster  S.  —  Auf  dem  Exercier- 
platze  bei  Stade. 

Artemisia  Absinthium  L.  Posthausen,  am  Dobrock  S.  — 
Otterstedt  L.  —  Achim,  Bierden,  Langwedel,  Hepstedt 
bei  Zeven ;  Stade :  Sanders  Anlagen  und  bei  der  Cam- 
per Ziegelei. 

—  campestris  L.,  im  südlichen  Theile  der  Landdrostei 
sehr  häufig,  habe  ich  in  der  Umgegend  von  Stade 
niemals  gesehen. 

—  maritima  L.    Bremerhaven. 

Cotula  coronopifolia  L.  *)  Neuhaus  S.  —  Dingen,  Wedde- 
warden,  Wollingst,  Alt-Luneberg. 


.1 


*)  Vgl.  „Nordwestdeutsche  Wander  pflanzen**  von  Dr.  W.  O.  Focke  in  Bre- 
men (in  den  Abhandlungen  des  Bremer  naturw.  Vereins  Bd.  IV.  S.  214). 

28* 


356 

Anthemis  Cotula  L.    Am  Pfarrhause  zu  Fischcrhude  L. 

Tanacetum  Parthenium  Schultz  (Chrysanthemum  Parth.  Beruh.) 
üttersberg  L.  —  Twielenfleth,  Schölisch  bei  Stade. 

Arnica  montana  L.  Ilaide  vor  dem  Veermoore  bei  Beder- 
kesa K.  —  Vorwerk,  Steinfeld  bei  Zeven,  Blumen- 
thal  bei  Himmelpforten  S.  --  Zwischen  Halsmühlen 
und  dem  Heidkrug  bei  Verden,  Ahlerstedt  und  am 
Grossen  Bracken  bei  Harsefeld,  zwischen  Volkmarst 
und  Kirchwistedt. 

*  /?  major  (caule  elatiore,  foliis  radicalibus  longiori- 
bus  |6"]  caulinis  denticulatis).  Vereinzelt  unter  der 
Hauptform  an  den  Camper  Abhängen  bei  Stade. 

Senecio  paluster  I)C.  (Cineraria  pal.  L.)  Veermoor  bei  Beder- 
kesa K.  —  Langwedeier  Moor,  Altkloster,  Kakerbeck, 
Villah  bei  Stade  S.  -—  Stader  Moor,  Thun,  unterhalb 
Campe,  Mittelsdorf,  Dammhäuser  Moor;  Alt-Lune- 
berg;  Bässen. 

Aendert  ab: 
«  foliis  latioribus  pinnatifido-dentatis;  so  bei 
Nartum  im  Kreise  Eotenburg  S. 
*  ß    foliis     lineari  -  lanceolatis     angustissi- 
mis,  inferioribus  denticulatis;  so  bei  Mois- 
burg  S. 

—  viscosus  L.    Langwedel  S. 

—  silvaticus  L.     Gemein. 

*  ß  lividus  Sm.    Harsefeld. 

—  erucifolius  L.  An  der  Medem  zur  Scholien  bei  Ot- 
terndorf  S. 

—  Jacobaea  L.  Im  nördlichen  Theile  der  Landdrostei 
selten,  im  südlichen  sehr  häufig.    Zeven. 

— -  erraticus  Bertol.  (S.  barbareaefolius  Krock.)  Stade: 
bei  der  Sinfonie  und  beim  Schwabensee. 

—  paludosus  L.     Dodenberg,  Ottersberg  L. 

Cirsium  paluytre  Scop.  Eine  üppige  Form  mit  4—6"  lan- 
gen Seitenästen  und  vielen  sehr  reichblüthigen  Blüthen- 
köpfen  in  den  Kreuzbuchen  bei  Ottersberg  L. 

*  floribus    albis.    Ottersberg  L.    —    Am    Grossen 
Bracken;  Riensförde  bei  Stade. 

—  oleraceum  Scop.  üttersberg  L.  —  Altkloster,  Bur- 
weg S.  —  Campe,  Kiensförde,  Wiesen  neben  der 
Eisengiesserei  bei  Stade;  in  der  Marsch  daselbst  ge- 
mein. 

Silylmm  Marianum  Gaertn.  Lanj^wedel  S.  —  Alt-Luneberg;  Stade  (hin 
lind  wieder  vor  dem  Schiliertlior). 

Carduus  crispus  L.  *  var.  canescens  (C.  acanthoides  var. 
canescens  Schleich.)  am  Stader  Stadtgraben. 

—  nutans  L.  *)     Bei  Stade  nicht  häufig.    Dollern. 

*)  Die  Cardiiineen  der  Landdrostei  Stade   erfordern   ein  eingeheoderes  Stu- 
dium.    In    verschiedenen   Exemplaren   meines    Herbariums    erkennt    Herr  Ober- 


357 

*  Onopordon  Acanthium  L.    Harsefeld  S. 

Lappa  officinalis  All.  (L.  major  Gaertn.)  Zwischen  Stade 
und  Brunshausen. 

—  minor  DC     Bei  Buxtehude  *  mit  spitzen,  in  den  Blatt- 
stiel verschmälerten  oberen  Blättern. 

— -     tomentosa    Lmk.      Stade:    Bützflether    Aussendeich; 
Brunshausen. 
flor.  albis.    Weddewarden  (Land  Wursten). 

Carlina  vulgaris  L.  Ottersberg  L.  —  Altkloster,  Campe  bei 
Stade  S.  —  Etelsen,  Langwedeier  Moor,  zwischen 
Steindamm  und  Gräfenmoor. 

Serratula  tinctoria  L.  Zwischen  Dammhausen  und  Este- 
brügge S. 

Centaurea  Cyanus  L. 

*  flor.   rubris   zwischen    Campe   und   Riensförde    bei 
Stade. 

*  flor.  albis  Stade  (Aecker  vor  dem  Schiflferthore.) 
Cichorium   Intybus    L.    Ottersberg  L.   —   Neuhaus,  Buxte- 
hude, Harsefeld  S.    —   Auf   dem    Hohen  Wedel    bei 
Stade. 

Thrincia  hirta  Rth.    Achim,  Uesen,  Langwedel,  Ottersberg. 
ß  minor   (foliis   profunde  pinnatifidis)    an    den   Ab- 
hängen bei  Uesen  (Achim). 

Leontodon  auctumnalis  L.  Bei  Weddewarden  fand  ich  am 
Weserufer  eine  ausgezeichnete  Form  mit  straff  auf- 
rechten, reichblüthigen  Schäften,  behaarten  Hüllen 
und  tief  fiederspaltigen  Blättern,  deren  schmal  linea- 
lische Fiedern  rückwärts  gezähnt  sind. 

*  —    hispldiis  L.    Villah,  Riensförde,  Campe  bei  Stade. 

Picris  hieracioides  L.    Langwedel  S. 

Tragopogon  porrifolius  li.     Stade,  äusserer  Wallabhang  beim  Stockhofe. 

—  pratensis  L.    Stade:   Beim  „Grünen  Walde**,  Campe, 
Riensförde  etc. 

Scorzonera  humilis  L.  Haide  bei  Lehe  K.  —  Thun,  Wiepen- 
kathen,  Blumenthal  bei  Stade,  Niederhüll  S.  —  An 
den  Abhängen  hinter  Campe  (Stade). 

*  var.  angustifolia  Gmel.     Wohlenbecker  Haide 
bei  Basbeck. 

"j*        —      hispanica  L.     Stade,  verwildert  bei  Sanders  Anlagen. 

Hypochoeris  glabra  L.  Ottersberg,  Arbergen,  Baden,  Lang- 
wedel; Stade:  bei  Campe  und  Riensförde. 

Achyrophorus  maculatus  Scop.  (Hypoch.  macul.  L.)  Harse- 
feld S. 

Lactuca  muralis  Less.  Ottersberg,  Zeven,  Hepstedt;  Stub- 
ben; Wohlenbeck,  Dobrock;  Harsefeld,  Hedendorf. 


lehrer  Mejer  vom  Lyceuin  I  in  Hannover,  der  bei  der  liestiininung  einzelner 
mir  zweifelhaft  gebliebenen  Ptianzen  inicli  freundlichst  unterstützte,  Bastarde 
zwischen  C.  crispus  und  C.  nutans  (uutanli-crispus  sowohl,  wie  erispo-nutans), 
z.  B.  in  Exemplaren  aus  IStade,  Gr.  Meckelsen,  Langwedel,  Bierden  bei  Achim. 


-1 


358 

SoDchus  asper  L.  Tiste  bei  Sittensen,  Lüssum  S.  —  Hörne 
(Kreis  Neuhaus)  L.  —  Stade:  Campe,  Gärten  bei  den 
Kirchhöfen,  Brunshausen,  bei  der  Sinfonie. 

—  arvensis  L.  Langwedel,  Altkloster  S.  —  Ottersberg 
L.  — -  Stade:  in  der  Marsch  gemein,  Sanders  Anlagen, 
beim  Schwabensee. 

—  palnster  L«  Lehe  K.  —  Auf  Julssand  (Twielenfleth 
gegenüber). 

Crepis  biennis  L.  Langwedel  S.  —  Weddewarden ;  in  der 
Achimer  Marsch  nicht  selten. 

—  tectorum  L.  Langwedel,  Ottersberg,  Altkloster  S.  — 
Achim,  Bierden;  Sternberg,  auf  dem  Hohen  Wedel 
bei  Stade. 

—  paludosa  Mnch.  Quelkhorn ,  Dohrock  S.  —  Beder- 
kesa, Spaden  K.  —  Embsen  bei  Achim,  Zeven,  Hep- 
stedt,  Harsefeld,  Ahlerstedt,  Buxtehude ;  Campe,  Had- 
dorf  bei  Stade. 

Hieracium  Pilosella  L.  Am  Wallabhang  beim  Stader  Stock- 
hofe *  eine  Form  mit  über  1'  hohem,  sehr  kurzfilzi- 
gem (nicht  mit  laugen  Haaren  versehenem)  Schafte 
und  mit  auf  der  Unterseite  fast  schneeweiss  filzigen 
Blättern. 
-—  aurantiacum  L.  Am  Rande  des  Stackamper  Gehölzes 
bei  Hemelingen  auf  einer  Wiese. 

—  vulgatum  Fr.  Stade :  z.  B.  an  den  Camper  Abhängen, 
Neukloster,  im  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld. 

—  murorura  L.  Spaden  bei  Lehe  K.  —  Hagen,  Burweg 
bei  Stade. 

—  boreale  Fr.  Bei  Lehe  K.  —  Camper  Tannenkamp 
bei  Stade. 

—  umbellatum  L. 

*  a  aliflorum  Fr.   Stade  (auf  der  Haide  bei  Hagen). 

*  ß  coronopifolium  Beruh.     Stade  (beim  Otten- 

beck). 

*  y  caule  pumilo  monocephalo.     Stade    (beim 

Ottenbeck);  Langwedeier  Moor. 

Lobeliaceae. 
Lobelia  Dottmanna  L.    Im  Silbersee  bei  Beverstedt. 

Gampannlaceae. 

Jasione  montana  L. 

a  flor.  albis  L.    Uesener  Berge  bei  Achim. 
*  ß  caule    elongato   prostrato,    foliis   planis, 

involucris  edentatis.   Camper  Abhänge  bei  Stade. 
Phytcuma  spicatum  L.   In  den  Horsten  bei  Hesedorf  (Zeven), 

Sanders  Anlagen  bei  Stade  S.  —  Wälder  bei  Lehe  K. 


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359 

—  Alt-Luneberg,   im  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld 
(hier  sehr  häufig),  Haddorfer  Holz  bei  Stade, 
var.  nigrum  Schmidt.    Langwedel  S. 
Campanula   rapunculoides   L.     Gyhum   S.   —  Lehe   K.   — 
Achim;  Stade:  vor  dem  Schifferthore  und  beim  Zeug- 
hause. 

—  Trachelium  L.  Speckenholz,  Holtum,  Holtebüttel  bei 
Verden,  Lüssum  S.  —  Lehe  K.  —  Stade:  Sinfonie, 
Brunshausen,  Schlucht  beim  Schwarzen  Berge. 

var.  urticifolia  Schmidt.    Daverden  S. 

*f  —     patula  L.    Am  Nordrande  des  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld. 

*  —    Rapunculus  L.    Stade,  am  Wallabhange  beim  Stock- 

hofe; zwischen  Uesen  und  Baden  (Achim)  unter  der 
gewöhnlichen  Form  eine  grössere  von  der  Tracht  der 
C.  patula  L. 

*  —    persicifolia  L,    Am  Schwarzen  Berge  bei  Stade. 

Vaccinieae. 

Vaccinium  uliginosum  L.  Ostervesede  bei  Scheessel  (Semi- 
narlehrer Hüttmann).    Im  Grossen  Moor  bei  Achim. 

—  Vitis  Idaea  L.  Ostervesede;  in  den  Horsten  bei  Hese- 
dorf,  Burg-Elsdorf,  Zeven;  Bockelah  bei  Bremer- 
vörde S. 

—  Oxycoccos  L.  Häufig.  Stade:  Villah,  Thun,  Stader 
Moor,  Horneburg. 

Arctostaphylos  Uva  ursi  Spr.    Haide  bei  Altenwalde  K. 
Andromeda  polifolia  L.    Meyerdamm,  Langwedel,  Dauelsen; 

Sittensen,   Hanstedt,    Quelkhorn,   Sotel;   Drangstedt; 

Ihlienworth;  Altkloster  S.  —  Ahlerstedt,  Stader  Moor, 

Thun  bei  Stade. 

Erlcineae. 

Calluna   vulgaris    Salisb.   *   flor.   albis.     Thuner  Moor   bei 

Stade. 
Erica  tetralix  L.  *  flor  albis.    Beverstedt,  Stubben;  Riens- 

förde  bei  Stade. 

Bhodoraceae. 

Ledum  palustre  L.  Ein  Strauch  bei  Rotenburg  (von  Herrn 
Apotheker  Wattenberg  in  Rotenburg  entdeckt,  nach 
Mittheilung  der  Herren  DD.  Buchenau  und  Focke  in 
Bremen).  Soll  auch  im  Moor  zwischen  Drangstedt 
und  Sievern  wachsen  und  früher  in  den  Heeslinger 
Dohren  gefunden  sein. 


.  /•' 


/ . 


I 

Hypppltyaceae.  i 

Pirola  miuor  L.  Thörcnwald  bei  Sittenscn,   Kuhinühlen,  in 

den  Horsten  bei  Ilesedorf,  (Zeven),  Ottersberg,  Schwär-    ' 

zer  Berg  bei  Stade  S.  —  Basdahl  S. 
Monotropa  Hypopitys  L,  Zeven,  Hepstedt  S. 

ß  hirsutum  Hörnern.     Achimer  Föhrenkamp,   Heden- 

dorfer  Holz. 

Gentlaneae. 

Menyanthes  trifoliata  L.  Häufig.  Stade:  bei  Thun,  Wiesen 
vor  dem  Schifferthore,  Ottenbeck,  StaderMoor  u.  s.  w. 

Gentiana  Pneunionanthe  L.  Auf  Heide  und  im  Moor  nicht 
selten.  Stade:  Perleberg,  zwischen  dem  Ottenbeck 
und  Riensförde,  Stader  Moor. 

Cicendia  filiformis  Delarbre.  Piüspel  bei  Zeven  S.  —  Bei 
der  alten  Mühle  vor  Horneburg  (Org.  Fick.)  —  Achim. 

Erythraea   Centaurium  Pers.     Zeven,   Wertzen,  Heetzwege; 

Apensen,   Goldbeck  bei    Buxtehude,   Harsefeld   S.  — 

Elmlohe  K.  —  Stade:  am  Ottenbeck,  bei  Riensförde, 

-  Wiesen  unterhalb  Campe,  in  der  Nähe  der  Kirchhöfe. 

Polemonlaceae. 

T  Polemonium  coeruleum  L.  fior.  coenileis  et  albis,  seit  mehreren  Jahren  auf 
einer  feuchten  Wiese  hei  der  Camper  Ziegelei  (Stade). 

GoliTolyalaceae. 

Cuscuta  europaea  L.  Mahndorf,  Meyerdamm,  Langwedel, 
Ottersberg;  Hanstedt,  Quelkhorn;  AViepenkathen,  Klint 
bei  Himmelpforten  S.  —  Lehe  K.  —  Achim,  Bierden, 
Etelsen ;  Hedendorf,  Badeanstalt  bei  Stade. 

—  Epithymum  L.  Häufig.  Stade:  z.  B.  beim  Ottenbeck 
und  auf  der  Riensförder  Heide. 

—  Epilinum  Weihe.  Gyhum,  Lessei,  Verden;  Buxtehude 
S.  —  Achim,  Alt-Luneberg,  zwischen  Horneburg  und 
Oldendorf,  Thun  bei  Stade. 


Boragineae. 


* 


Asperugo  procumbens  L  Stade,  an  einer  Hecke  beim  städti- 
schen Krankenhause  (jetzt  wahrscheinlich  einziger 
bekannter  Standort  in  der  Landdrostei). 

Cynoglossum  officinale  L.     Am  Deiche  bei  Wulsdorf  K. 

liorago  officinalis  L.  Achim,  Alt-Luneherg ;  Buxtehude,  Stade  (am  Schwar- 
zen Berge  und  auf  der  Contresoarpe). 

Anchusa  officinalis  K.     Ottersberg  L. 

Sympäytum  officinale  L/^  fior.  albis.  (S.  bohemicum  Schmidt) 
Achim,  Ottersberg,  Julssand  bei  Stade. 

f   Ceriuthe  iiiiuor  L.    lS7*i  e  in  Exeiiiphir  bei  »Stade  (nn  der  Sclnvinge  in  der 
Nähe  der  Badeanstalt)  S. 


361 

Ecbiam  vulgare  L.     Ottersberg,  Oyterdamm,  Kirchlinteln  S. 
^  —  Arbergen,  Bierden,  Perleberg  bei  Stade. 

Pulmonaria  officinalis  L.    In  der  Blumenhorst  bei  Lesum.   S. 

Litliospermum  arvense  L.     Nicht  selten.     Bei  Stade  z.  B. 
auf  dem  Hohen  Wedel  und  bei  Sanders  Anlagen. 
*  Eine   ungewöhnlich   grosse  Form   in   der  Nähe  der 
Kalköfen  bei  Stade.    (Stengel  2'  hoch,  von  unten  auf 
sehr  ästig,  mit  2"  langen  Blättern). 

Myosotis  caespitosa  Schultz.  Tiste,  Gr.  Meckelsen  bei  Sitten- 
sen;  Burg-Elsdorf;  Langwedel;  Altkloster  S.  -  Achim, 
Baden,  Bässen;  Hedendorf,  Schölisch  bei  Stade. 

—  stricta  Lk.  Stade:  Sanders  Anlagen,  Hoher  Wedel, 
Campe  u.  s.  w. 

—  versicolor  Sm.  Langwedel,  Altkloster  S.  —  Campe 
und  am  Schwingedeich  bei  Stade,  zwischen  Himmel- 
pforten und  Hechthausen,  Horneburg. 

—  hispida  Schlechtend.  Stade,  auf  einem  der  Hügel  vor 
Sanders  Anlagen. 

—  intermedia  Lk.  Häufig.  Bei  Stade :  Vor  dem  Salzthore, 

Campe,  Himmelpforten,  Hechthausen,  Harsefeld  u.  s.  w. 

• 

Solaneae. 

Solanum  Dulcamara  L.  */9pubescensSond.  An  der  Elbe 
bei  Brunshausen. 

Nicandra  phyaloides  Gaertn.  Auf  den  Stader  Kirchhöfen  verwildert  B. 
(Von  mir  daselbst  nicht  gesehen.) 

Hyoscyamus  niger  L.  Wulsdorf,  Lehe,  Ottersberg,  Langwedel, 

Mittelnkirchen;  Burweg S.  —  Stade:  Riensförde,  Had- 

dorf,  Agathenburg. 

ß  agrestis  Kit.    Achim. 
Datura  Stramonium  L.    Ottersberg,  Daverden,  Bederkesa  S. 

— -  Achim,  Bierden,  Baden ;  Stade :  Brauers  Insel  und 

beim  Seminargarten. 

Scrofularlnae. 

Verbascum  thapsiforme  Schrad.  Ottersberg,  Lessei  bei 
Verden ,  Daverden  S. ;  Achim ,  Bierden ,  Uphusen  ; 
Agathenburg  bei  Stade. 

*  —     phlomoides  L.    Stade  (Hoher  Wedel)  B. 

*  —    Lychnitls  L.    Buxtehude. 

—  nigrum  L.  Häufig.  Bei  Stade  z.  B.  am  Hohen  Wedel, 
Bockhorst,  Haddorf. 

*    /?tomentosum   Sond.    (V.   parisiense   et  Alope- 
curus  Thuill.)  Stade  (am  Wall  beim  Hohen  Thore). 
y  bracteatum  G.  Mey.    Ottersberg  S. 
Scrofularia  Ehrharti  Stev*    Lehe  K.  —  Achimer  Marsch. 

*  Antirrhinum  Orontium  L.    Zeven;  Cluvenhagen,  Langwedel; 

Rekum;  Jork  im  Alten  Lande.    S. 


r 


'  Linaria  Gymbalaria  Mill.    Äii  einer  Hausmauer  in  Bustebttw 

—  minor  Desf.  Stade,  auf  Aeckern  bei  der  CaiD|^ 
Ziegelei. 

Limosella  iiquatica  L.     An  der  alten  Aller  bei  Baden;  i 
Achimer  Marsch  häufig. 

Digitalis  purpurea  L.     In  der  Ordnado  bei  Sittensen.     S. 

Veronica  scutellata  L.    Stade:  Teiche  von  Riensförde,  Schwa- 
bensee u.  8.  w. 

—  BeccabungaL.  Slade:  Campe,  beim  „Grünen  Walde," 
am  Steinbeck  u.  s.  w. 

—  Anagallis  L.  Stade:  Am  Steinbeck,  Bockhorst,  Stadt- 
graben u,  s.  w, 

—  Chamaedrj'sL.  KommtimHaddorfer  Holz  bei  Stade*init 
tief  und  doppelt  eingeschnitten-gekerbten  Blättern  vor. 

—  moutana  L.  Langen,  Sievern,  Drangstedt  K.  —  Campe, 
Himmelpforten  S.  —  Im  Grossen  Bracken  bei  Harse- 
feld,  Haddorfer  Hotz  bei  Stade, 

—  officinaiis  L.  Stade:  Camper  Abhänge,  beim  „Grünen 
Wald,"  Haddorf,  Thun,  am  Schwarzen  Berge  u.  s.  w. 

—  lougifolia  L.  Kreis.  Verden:  Langwedel,  Daverden, 
Achim,  Ottersberg  (itberall  auch  ,i  ciliaris  Hoffm. : 
foliis  ternis);  Kreis  Rotenburg:  Dodenberg,  Alpers- 
hausen,  Kiihmühlen,  Zeven,  Stucken borstel,  Scheessel; 
Seisingen,  Nicder-Ocbten hausen  S.  —  Am  Stader  Stadt- 
graben vor  dem  Hohen  Thore. 

flor.  albis.     Ottersberg  S. 

—  serpyllifolia  L.  Stade:  bei  den  Kalköfen,  auf  dem 
Hohen  Wedel,  am  Schwingedeich,  Campe,  Agathenburg, 

—  triphylloa  L.  Langwedel;  Sanders  Anlagen,  Hoher 
Wedel  bei  Stade. 

'       —    perslca  Poir.     Ihlienworth,   Neuhaus    S.    —    Stade : 
Aecker  bei  der  Camper  Ziegelei,  Thun. 

—  agrestis  L.  Stade:  hei  den  Kalköfen,  Hoher  Wedel, 
Aecker  vor  dem  Hohen  Thore  u.  s.  w. 

ß  fl  or.  albis.    Achim. 
/  c  ajyci  da  Fr,     Achim. 

—  polita  Fr.     187.S  auf  dem  Achimer  Kirchhofe. 
Melampyruni  pratense  L.    In   den  Wäldern  hänög.     Stade : 

z.  B.  Haddorf,  Mittelsdorf,  Himmelpforten. 
Pedicularis  palustris  L.    Stade:  Wiesen    bei   Schöliscb   und 
vor  dem  Schifferthore. 

—  silvatica  L.     Häufiger  als  vorige. 

*  flor.  albis.     Alt-Luneberg,  Tbuner  Moor  bei  Stade. 
Euphrasia  Odontites  L.     Stade:  Sinfonie,  Bfitzfleth,  Bruns- 

hausen,  Sanders  Anlagen  etc. 

*  flor.  albis.    H^en  bei  Stade. 


^ 


363 

Lablatae. 

Mentha  silvestris  L. 

*  ß  undulata  Willd.    Holtebütteler  Holz  S.  —  Achim ; 
Wiepenkathen  bei  Stade. 

y  viridis.   Auf  Flossholz  im  Stader  Stadtgraben. 

—  aquatica  L.  Stade:  z.  B.  am  Stadtgraben  beim  SchifiFer- 
thore  und  am  Ottenbeck. 

Thymus  Serpyllum  L. 

a  angustifolium  Pers.  Achim,  Uesen;  Sanders  Anlagen, 
Campe,  Riensförde  bei  Stade. 

ß  Chamaedrys  Fr.    Z.  B.  Ottersberg;  Garnison-Kirch- 
hof, Schwarzenberg,  Sanders  Anlagen  bei  Stade. 
Clinopodium  vulgare  L.    Daverden,  Speckenholz  S.  —  In  den 

Dohren  bei  Horneburg,  Hagen  bei  Stade. 
Nepeta  Cataria  L.    Posthausen,   Bliedersdorf  bei  Horneburg 

S.  —  Achim.    Beim  Rothen  Hause  unweit  Stade  fand 

ich  eine  Form  *  mit   oberen   stumpfen  Blättern,    die 

obersten  fast  nierenförmig. 
Lamium  intermedium  Fr.*)    Dingen  im  Lande  Wursten. 

—  incisum  Willd.  Ihlienworth  S.  —  Dingen  (Land  Wur- 
sten); Stade:  An  einer  Hecke  beim  Goldnen  Löwen  und 
bei  Thun. 

—  purpureum  *  var.  decipiens  Sond.  Stade:  Aecker  vor 
Haddorfund  am  Hohen  Wedel  (bei  den  Pulverschuppen), 
maculatum  L.  Auf  der  Geest  selten.  Buxtehude  S. 
—  Campe  bei  Stade. 

*  Flor,  lacteis.    Stade  (bei  den  Kalköfen). 
Galeobdolon  luteum  Huds.  Wohlenbeck  bei  Basbeck,  Daudiek, 

im    Grossen  Bracken   bei  Harsefeld,   Haddorfer   Holz 
bei  Stade. 

ß  montanum  Pers.    Haddorfer  Holz  bei  Stade. 
Galeopsis  Ladanum  L.     Hagen,   Haddorf  bei   Stade  S.  — 
Himmelpforten  B. 

—  ochroleuca  Lmk.  Häufig.  Bei  Stade:  Wiepenkathen, 
Hoher  Wedel,  Schwarzer  Berg,  Steindamm,  Riensförde, 
Sanders  Anlagen  etc. 

—  bifida  Boenngh.  Himmelpforten  B.  —  Bassenfleth 
bei  Stade. 

—  versicolor  Curt.  Stade :  Hollern,  Bassenfleth,  Bruns- 
hausen,  Riensförde,  Campe,  beim  „Grünen  Walde"  etc. 

Stachys   silvatica  L.     Stade:    Campe,    Haddorf,    vor   dem 
Schiflferthor. 
*      —    palustri  -  silvatica  Schiede  (ambigua  Sm.)**)    Stade, 
an  einem  Graben  vor  dem  Salzthore. 


*)  L.  intermedium  Fr.  und  L.  incisum  Willd.  scheinen  in  den  Marschen 
häufiger  zu  sein  (K.  Hagena  gieht  .sie  auch  für  das  Land  VVührden  an).  Letz- 
teres ist  bei  Dingen  durchaus  nicht  selten.  In  der  Nähe  des  Dingener  Schul- 
hauses fand  ich  sämmtliche  norddeutsche  Artend'  und  Bastarde  der  Gattung  La- 
mium auf  einem  Acker. 

**)   Ich   muss   nach   wiederholter   Prüfung  das   von   mir    1873   gefundene 


864 

Stachys  palustris  L.  Eine  *  arniblüthige  Form  auf  Aeckern 
bei  Campe  (Stade). 

*  .:?  rsoud-ambigua  Mejer*)  (Blätter  sämmtlich 
gestielt.)  Grossenwüiden  (Xeuhaus)  S.  —  Ottersberg. 
(1  Exeniphr  im  Lührs'schen  Ilerbar  unter  dem  Namen 
St.  ambigna  Sm.) 

— -  arvensis  L.  Gyhum,  Zeven,  Selsiugen;  Langwedel 
S.  —  Achim,  Bässen,  Ottersberg,  Ilarsefeld,  am  Hohen 
Wedel  bei  Stade. 

Marrubium  vulgare  L.  Flögein,  BliedersdorfS. —  OltersbergL 

Ballota  nigra  L.  habe  ich  meines  Wissens  nie  bei  Stade 
gesehen;  sie  ist  da  jedenfalls  nicht  häufig.  Um  Achim 
gemein. 

Leonurus  Cardiaca  L.  Vaerlohe  bei  Sittensen.  Stedocf,  Clu- 
venhagen,  Ottersberg,  L"sum,  Rekum,  Warstade,  Bur- 
weg bei  Ilimmelspforten  S.  —  Achim,  Bierden,  Lang- 
wedel, Etelsen,  Zeven,  Alt-Luneberg. 

Scutellaria  galcriculata  L.  Bei  Stade  z.  B.  an  der  Contre- 
scarpe,  Camper  Abhänge,  beim  Ottenbeck. 

—  hastifolia  L.    Langwedel  S.  —  Achimer  Marsch. 
Teucrium   Scorodonia  L.     Steddorf  und  Rammsbausen  bei 

Zeven,  Daverden,  Scharnhorst,  Ottersberg;  Laumühlen, 
Seisingen,  Oldendorf,  Altkloster.  S.  —  Bederkesa, 
Spaden  K,  —  Massenhaft  am  Wege  zwischen  Stubben 
und  Beverstedt;  Alt-Luneberg,  Sellstedt;  Dobrock; 
Stade:  Pcrleberg,  hinter  dem  „Grünen  Walde",  Villah. 

—  Scordium  L.    Ib72  auf  Flossholz  im  Stader  Stadtgraben. 

Verbenaceae. 

Verbena  officinalis  L.  Gyhum,  Elsdorf  S.  —  Stade  (beim 
Ottenbeck). 

Lentibularleae. 

Pinguicula  vulgaris  L.  Moisburg  S.  —  Zwischen  Lamstedt 
und  Rahden  (Schulinspector  von  Staden  in  Verden), 
Dobrock  L.  —  Stade:  ßiensförder  Moor. 

Utricularia  vulgaris  L.  Teufelsmoor  bei  Scharmbeck,  Thun 
bei  Stade  S.  —  Lehe  K. 

—  neglecta  Lehm.     Nieder-Ochtenhausen  S. 

—  minor  L.  Langwedel,  Allerdorf  S.  —  Lehe  K.  — 
Bässen,  Ottersberg,  Schiffdorf,  Stader  Moor. 

*  ß  labio  corollae  superiore  integro.  Stader 
Moor  (hier  vorherrschende  Form). 


Kxeniplar  für  St.  ainhij^iui  Sin.  lialten.   Ijs  stellt  der  St.  ]){ilnstris  L.  nahe,  unter- 
scheidet sicli  aber  deutlieh  von  der  Form  Pseud-ainhi^^ua  derselben. 

*)  Oberlehrer  Mejer  in  Hannover,  in  seiner  deninächst  erscheinenden  Flora 
der  Umgegend  von  Hannover. 


365 

Primulaceae. 

Trientalis  europaea  L.  Achimer  Föhrenkamp,  Ottersberg; 
Mittelsdorf,   Himmelpforten,  Haddorf,  Hedendorf  etc* 

Lysimachia  thyrsiflora  L.  Häufig.  Stade:  Aeusserer  Wall- 
abhang beim  Stockhofe,  Gräben  hinter  dem  Exercier- 
platz  an  der  ßiensförder  Chaussee,  Thun,  Bockhorst, 
Schölisch. 

—  nemorum  L.  Luhne  bei  Rotenburg,  Ordnado  und 
Thöreiiwald  bei  Sittensen  S.  —  Drangstedt  K.  — 
Harsefelder  Wälder,  Ahlerstedt,  Haddorfer  Holz  bei 
Stade. 

Anagallis  arvensis  L.  Bei  Stade  nicht  häufig;  in  Gärten  in 
der  Stadt  und  bei  Campe;  Bützfleth  (hier  in  sehr 
grossen  Exemplaren). 

Bei  Achim  fand  ich  1873  Exemplnre  mit  unten  zu  4 
gestellten  Blättern. 

Centunculus  minimus  L.  Achim. 
*  Prlmula  acaulis  Jacq.*)  Sehr  häufig  an  einem  Wiesenrande 
im  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld.  —  Nach  münd- 
licher Mittheilung  des  Herrn  Apotheker  Oltmanns 
in  Oberndorf  auch  am  Dobrock*  Verwildert  hie  und 
da  auf  der  Contrescarpe   in  Stade  vor  dem  Salzthor. 

—  elatior  Jacq.     Hesedorf,  Heetzwege,  an  der  Wiedau 
bei  Rotenburg  S.  —  Langwedel,  Zeven,  Buxtehude. 
In  der  Ordnado  bei  Sittensen  eine  üppige  Form  mit 
3  Schäften  und  8-^20-blüthigen  Dolden.  S. 

Glaux  maritiitla  L.  Neuhaus  S.  —  Lehe  K.  —  Bremerhaven, 
Weddewarden. 

Plumbagineae. 

Armeria  vulgaris  Willd.    Waffensen,  Bötersen,  Alpershausen 

im  Kreise  Rotenburg;  Daverden,  Daulsen,  Kirchlinteln 

S.  —  Lehe  K.  — Ottersberg,  Arbergen;  Stade:  Wall- 

'  abhang  beim  Stockhofe,  Wiesen  bei   der  Badeanstalt, 

bei  der  Camper  Mühle. 

—  maritima  Willd.    Neuhaus  S.  —  Weddewarden. 
Statice  Limonium  L.  —  Wremen  K. 

Plantaglneae. 

Littorella  lacustris  L.    Am  Silbersee  bei  Beverstedt 
Plantago  major  L. 

* /9  psilostachya   Wallr.     Burweg   bei   Himmel- 
pforten S.  und  Campe  bei  Stade. 


*)  Die  Spontaneität  der  Primula  acaulis  Jacq.  an  dem  Standorte  im  Grossen 
Bracken  ist  nicht  zu  bezweifeln.  Die  Wiese  ist  weit  von  Gärten  entfernt,  und 
die  Pflanze  zieht  sich  am  Rande  derselben  entlang,  bisweilen  das  Holz  betretend, 
ohne  sich  auf  der  Wiese  selbst  weiter  zu  verbreiten. 


360 

Plantago  lauccolata  L.   /9  villosa  G.  Mey.     Weserufer  bd 
Baden. 

—  maritima   L.     Neuhaus  S.    —    Weddewarden    (Land 
Wursten). 
ß  clatior  (scapis  supcrne  clavato-incrassatis)  Wedde- 

warden. 

—  CoronopuR  L.    (leversdorf,  Basdabl  L. 

Ghcnopodeae. 

Chenopodina  maritima  Moq.  Tand.    Geversdorf  L. 
Salicornia  herbacea  L.    Lehe  K. 

Cbenopodium  hybridum   L.     Achim,   Alt-Luneberg,   Campe 
bei  Stade. 

—  murale  L.    Achim,  Verden. 

—  album  L. 
li  lanceolatum  Merat  (foliis  integerrimis)  Achim. 
/  viride  L.   (zugleich  durch  die  Form   der  Blätter 
dem  Ch.  opulifolium  Schrad.  nahestehend.)     Achim. 

—  polyspermum  L.    Langwedel,  Daverden;  Dornbusch  S,    j 
—  Achim,  Alt-Luneberg,  Perleberg  bei  Stade  (bei  Stade 
nur  stellenweise). 

*  var.  erectum  Sond.  (acutifolium  Kit.)  Auf  Weiden 
bei  Brunshausen  (in  kleinen,  2—6"  hohen  Exemplaren). 

*  var.  proStratum  Sond.  (Mit  äusserst reichblüthigen, 
doldentraubig  ausgesperrten  Blüthenschweifen  und  sehr 
stumpfen,  stachelspitzigen  Blättern.)  Schölisch  bei  Stade. 

—  Bonus  Henricus  L.  Dodenberg,  Gyhum,  Elsdorf,  Hanstedt, 
Ilollenbeck  S.  —  Achim,  Plmbsen,  Etelsen;  Harsefeld, 
Bassenfleth  und  bei  den  Kalköfen  unweit  Stade. 

—  rubrum  L.  Achim;  bei  Uesen  an  der  AVeser  eine  dem 
Ch.  botryodcs  Ilook.  nahestehende  Form  (caule  ab- 
breviato  prostrato,  foliis  paucidentatis). 

—  glaucum  L.    Achim,  Weddewarden ;   bei  Dornbusch  S. 

*  mit  schmalen  nicht  gezähnten  Blättern. 
Atriplex  litorale  L.    Bremerhaven. 

—  hastatum  L.  Stade:  Vor  dem  Salzthore,  unterhalb 
Campe,  auf  der  Horst,  beim  Schwarzen  Berge. 

Polygoneae. 

Rumex  maritimus  L.  Lehe  K.  —  Bierden  bei  Achim;  Stade: 
vor  dem  Kehdinger  Thore,  auf  Flossholz  im  Stadt- 
graben, am  Hohen  Wedel,  unterhalb  Campe,  auf  Juls- 
sand,  Grünendeich. 
*  —  paluster  Sm.  1873  in  einem  Sumpfe  am  Hohen  Wedel 
bei  Stade. 

—  conglomeratus  Murr.  Stade;  z.  B.  am  Stadtgraben, 
bei  Brunshausen.    Achim,  Zeven. 


Arlstolochleae. 

Aristolochia  Clematitis  L.  Daverden  S.  —  Zeven,  Alt-Lune- 
berg. 

Enipetreae. 

Erapetrum  nigrum  L.  Dodenberg,  Hesedorf,  Kleinhölter 
Moor  beim  Dobrock;  Villah,  Frankenmoor  bei  Stade 
S.  —  Völkersen,  Nordhornsberg  bei  Achim;  Stubben, 
Alt-Luneberg» 

Euphorbiaeeae. 

Tithymalus  paluster  Lmk.  (Euphorbia  pal.  L.)  Arbergen, 
Ihlienworth  S.  —  Achim,  Bierden. 

Acalypheae. 

*  Mercurialis  perennis  L.     Ahlerstedt;   im   Grossen   Bracken 
bei  Harsefeld. 


4 


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367  ■ ,: . 

Rumex  obtusifolius  L.    Stade:   z.  B.  bei  den  Kalköfen,   am  .  .\ 

Schwarzen  Berge.    Eine  Varietät:  :' '.} 

Valvula    una    callifera    ceterae    ecallasae:  ^ 

Achim.  \ 

—  Hydrolapathum  Huds.   Stade:  Schölisch,  am  Schweine-  \ 
wege,  Campe,  Brunshausen,  Horneburg  u.  s.  w. 

~     sanguineus  L.    Ottersberg;  im  Grossen  Bracken  bei 
Harsefeld,  Villah  bei  ^tade. 

—  aquaticus  L.    Achimer  Marsch. 
Polygonum  Bistorta  L.  Veermoor  bei  Bederkesa  K.  —  Harse- 
feld, Buxtehude.    Bei  Stade  häufig:  Bockhorst,  Perle- 
berg, Campe  u.  s.  w. 

—  amphibium  L. 
a  natans  Stade:  z.  B.  bei  Schölisch. 
ß  terrestre  Stade:  z.  B.  bei  Campe. 

—  lapathifolium  L;    Bei  Stade  nicht  gemein.    Z.  B.  bei 
Schölisch. 

—  Persicaria    ß   incanum   Schm.    (foliis    inferioribus 
subtus  incanis)  Achim. 

—  mite  Schrnk.     Stade,    auf  Flossholz  im   Stadtgraben 
und  unten  am  Wallabhange  beim  Stockhofe. 

—  minus  Huds.    Gyhum  S.  —  Camper  Moor  bei  Otters- 
berg L.  —  Wiepenkathen  bei  Stade. 

—  aviculare  L.    Die  Form  *  erectum  Rth.  in  der  Marsch 
bei  Stade  häufig. 

—  dumetorum  L.    Ottersberg,  Horneburg  S.  —  Achim. 
Fagopyrum  tataricum  Grtn.  Horneburg  (Org.  Fick  daselbst). 


\ 


^ 

> 


3G8 

Gannabinae. 

Ilumulus  Lupulus  L.  Häufip;.  Stade:  Perleberg,  Steindamm, 
beim  „(irünen  Walde"",  Brunshausen,  Campe  u.  s.  w. 

Betulineae. 

*  Betula  pubescens  Ehrb.    Thuner  Moor,   Wiepenkathen   bei 

Stade. 

Corylus  Avellana  L.  Stade:  beim  „Grünen  Walde",  Perle- 
berg, Camper  Abbänge  u.  s.  w. 

Carpinus  Betulus  L.    Im  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld. 

Salicineae. 

Salix  fragilis  var.  Russeliana  Koch :  Stade,  hinter  dem  Hohen 
Wedel  und  an  Gräben  vor  dem  Salzthore. 

—  hippophacfolia  Thuill.  Achim;  am  Stader  Stadtgraben. 

—  rubra  Huds.    Lehe  K. 

—  Caprea  L.    Stade,  ein  Strauch  an  der  Contrescarpe. 

—  aurita  L.    Stade:  Moor  zwischen  Bockhorst  und  dem 
„Grünen  Walde";  Haddorf. 

—  arabigua  Ehrh.    Thuner  Moor  bei  Stade. 

—  repens  L. 

a  argentea  Sm.    Stade:  z.  B.  zwischen  Bockhorst  und 

dem  „Grünen  Walde". 
ß  fusca  Sm.  Stubben ;  Moorwiesen  am  Grossen  Bracken 
bei  Harsefeld. 
Populus  tremula  L.    Am  Ottenbeck  bei  Stade. 

—  nigra  L.    In  der  Hollen  bei  Langwedel  S. 

Hydrocharideae. 

*  Elodea  canadensis  Rieh,  et  Mlchx.  *)   1869  vom  Alten  Lande 

her  bis  nach  Stade  vorgerückt,  jetzt  schon  weit  in's 
Kehdingsche  eingedrungen  und  viele  Gräben  vollstän- 
dig füllend. 
Hydrocharis  Morsus  ranae  L.  Stade:  z.  B.  im  Stadtgraben 
vor  dem  Kehdinger  Thor,  bei  Schölisch,  Campe,  bei 
der  Sinfonie  u.  s.  w. 

Alismaceae. 

Alisma  Plantago  L.  *  /9  lanceolatum  With.  Baden  bei 
Achim;  Stade:  auf  Flossholz  im  Stadtgraben. 

Elisma  natans  Buchen.  (Alisma  natans  L.)  In  Gräben  bei 
Lehe  K. 


*)  ^gl-  ^^-  ^^'-  <^-  l?'ocke,  „Nordwestdeutsche  Wanderpflanzen"  in  den  Ab- 
handlungen des  Bremer  naturw.  Vereins  Bd.  IV.  S.  214. 


369 

Sagittaria  sagittifolia  L.  Stade:  Stadtgraben,  Gräben  unter- 
halb Campe,  beim  „Grünen  Wald,"  Schölisch  u.  s.  w. 

Butomeae. 

Butomus  umbellatus  L.  Stade :  z.  B.  an  der  Hollerner  Chaussee, 
Bassenfleth,  bei  der  Sinfonie,  Schölisch,  am  Schweine- 
wege u.  s.  w. 

Juncagineae. 

*  Triglochin  maritima  L.  Hörne  (im  Kehdingschea)  L.  — 
Weddewarden,  hier  auch  eine  Form  mit  kürzerer, 
gedrungener  Traube,  deren  Fruchtstiele  wagerecht  ab- 
stehen. 

—  palustris  L.  Häufig.  Stade:  am  Stadtgraben  vor  dem 
Hohen  Thore,  am  Hohen  Wedel,  bei  Thun,  Campe, 
Haddorf  u.  s,  w. 

Potameae. 

Potamogeton  polygonifolius  Pourr.  Alt-Luneberg,  Schiflfdorf ; 
Moor  bei  Bockhorst  (Stade). 

—  alpinus  Balbis  (rufescens  Schrad.)  Häufig.  Hanstedt 
bei  Zeven,  Langwedel  S.  —  Ottersberg,  Alt-Luneberg, 
Beverstedt;  Mittelsdorf,  am  Ottenbeck  bei  Stade.  Im 
Bassenflether  Aussendeich  (Stade)  in  sehr  grossen 
Formen. 

—  lucens  L.  Sehr  häufig.  Die  Form*  acuminatus 
Schumach.  z.  B.  bei  Achim  und  in  der  Schwinge 
bei  Stade. 

—  praelongus  Wulf.  Im  Stader  Stadtgraben  (v.  P.)  nicht 
von  mir  gefunden;  in  der  Schwinge  bei  der  Badean- 
stalt S. 

var.  latifolius  (Blätter  oval,  IV2— 2"  breit,  ungefähr 
3"  lang.)  Im  Alt-Luneberger  See.  (Die  gewöhnliche 
Form  fehlt  hier  gänzlich). 

—  perfoliatus  L. 

*agracilisFr.    Im  Stader  Stadtgraben. 

ß  rotundifolius  Sond.  (P.  Loeselii  R.  et  Schult.) 
Etelsen  bei  Achim. 

—  crispus  var.  planifolius  Sond.  (P.  serrulatus 
Schrad.*)  In  einem  Graben  zwischen  Bierden  und 
Achim  mit  reifen  Früchten  von  mir  gefunden,  die  denen 
der  Hauptform  durchaus  gleichen» 


*)  An  den  von  mir  gesammelten  Exemplaren  sind  die  Blätter  nicht  ganz  so 
lang,  als  die  der  Reichenbach 'sehen  Abbildung,  sie  zeigen  aber  deutlich  an 
beiden  Rändern  den  Seitennerv,  den  Sonder  in  seiner  Flora  Hamburg,  erwähnt. 
Nach  Rchb.  und  M.  et  K.  (ersterer  in  Deutschlands  Flora  Band  1.  Seite  28) 
sollen  nur  junge,  sterile  Triebe  in  dieser  Form  sich  entwickeln. 

IV.    M&rz  1875.  24 


370 

Potaniogeton  compressus  L.    Ilorneburg  S.  —  Stade  bei  den 
Kalköfcn. 

—  obtusifolius  M.  et  K.    Alt-Luneberg,  Schiffdorf,  Bütz- 
ilethcr  Moor  und  im  Stader  Stadtgraben  bei  Brauers  Insel. 

—  pusillus  li.      Achim,  Verden,  Lehe,  Hollenbeck f^bei 
Ilarscfcld. 

—  pectinatus  L.    Dodenberg  bei  Ottersberg  S.  —   Lehe 
K.   —  Alt-Luneberg. 

—  densus  L,    HoUenbeck  bei  Harsefeld  S. 

*  var.   serratus   L.     Gräben   zwischen    Stade  und 
Brunshausen. 
Zannichellia  palustris   L.    Stade,  Gräben  vor  Bockborst  und 
unterhalb  Campe. 

—  pedicellata  Fr.    Bei  Lehe  häufig. 

Lemnaceae. 

Lemna  polyrrhiza  L.    Stade:  Im  Stadtgraben  beim  Salzthor 
und  bei  Brauers  Insel. 

—  gibba   L.      Bei    Stade   nicht    gemein.      Grünendeich, 
Agathenbuig.    (Für  Verden  von  Lang  nicht  angegeben.) 

Typhaceae. 

Typha  latifolia  ß  gracilis  Godron.   1872  auf  der  Horst  bei  Stade. 

—  angustifolia  L.   Niederhüll,   Bülkau  S.  —  Campe,  auf 
der  Horst  bei  Stade. 

Sparganium  simplex  Huds.  Stade :  Bockhorst,  Thun,  Stader  Moor. 

—  minimum  Fr.     Ottersberg   L.  --  Langwedel,    Cranen- 
burg  bei  Hechthausen  S.  —  Alt-Luneberg  (hier häufig). 

Aroldeae. 

Calla  palustris  L.     Stade:   am    Stadtgraben    zwischen   dem 

Schiffer-  und  Kehdingerthor,  beim  Schwabensee,  Villah, 

Hollern. 
Acorus  Calamus  L.  Spadeii  bei  Lehe  K.  —  Arbergen,  Bierden; 

Stade:  bei  Hollern,  Thun,   bei  den  Kalköfen,  Wiesen 

vor  dem  Schifferthor  u.  s.  w. 

Orchideae. 

Orchis  maculata  L.  Rammshausen  bei  Sittensen,  Altkloster, 
Riensförde  S.  —  Ostervesede  bei  Scheessel  (Seminar- 
lehrer Hüttmann).  —  Speckenbüttel  bei  Lehe  K.  — 
Stader  Moor,  Haddorf,  Harsefeld. 
Am  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld  eine  fast  3'  hohe, 
reich  beblätterte  Form  (an  20  Blätter). 

—  latifolia  L.    Stade :  Unterhalb  Campe,  beim  Ottenbeck, 
beim  „Grünen  Walde  %  Thun  u.  s.  w. 


* 


371 

*  Gymnadenia  conopsea  E.  13r.  *)     Am  grossen   Bracken  bei 

Harsefeld. 
Piatanthera  bifolia  Rchb.     Ostervesede,    Bötersen,   Camper 
Heide  bei  Ottersberg,  Flögein,  Seisingen,   Kakerbeck 
bei  Harsefeld   S.   —  Zeven,   Hepstedt  (hier  häufig), 
Harsefeld,  Ahlerstedt,  Haddorf  bei  Stade. 

*  —    chlorantha   Custer.      Zeven,    beim    Grossen   Bracken 

(Harsefeld),  Haddorf  bei  Stade. 
Epipactis   latifolia   All.     Im  Thörenwald  bei  Sittensen  S.  — 
Ahlerstedt,  Zeven. 

*  —    palustris  Crntz.    Heetzwege,  Boitzenbostel,  Wense  im 

Kreise  Rotenburg  S.  —  Bockhorst  bei  Stade,  Him- 
melpfortener  Moor  B. 
Listera  ovata  R.  Br.  In  den  Horsten  bei  Hesedorf  (Zeven), 
Wittlohe,  Seisingen  S.  —  Nückler  Holz  bei  Wulsdorf 
K.  —  Zwischen  Gnarrenburg  und  Basdahl  L.  —  Ahler- 
stedt, im  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld,  Haddorfer 
Holz  und  1872  im  mittleren  Gehölz  unterhalb  Campe 
bei  Stade. 

*  Nepttia  Nidus  avis  Rieh.     Hepstedt,   Zeven,   Ahlerstedt,   im 

Grossen  Bracken  bei  Harsefeld. 

*  Malaxis  paludosa  Sw.     Am  Schwabensee  bei  Stade  und  im 

Stader  Moor. 

Irldeae. 


T  Crocus  vernus  Wulfen.  Stade,  hie  und  da  verwildert  auf  der  Contrescarpe 
und  am  Wallabhang  zwischen  dem  Salz-  und  Hohen  Thor. 

J  Sisyrinchium  anceps.  Vor  einigen  Jahren  von  dem  damaligen  Primaner, 
jetzigen  Cand.  phil.  Herrn  v.  Dadelsen  aus  Stade  auf  einer  Wiese 
am  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld  gefunden.  **) 

AmarylUdeae. 

Narcissus  Pseudo-Narcissus  L.  Teufelsmoor  bei  Scharmbeck  S. 

J  Galanthus  nivab's  L.  Im  Alten  Lande  in  Obsthöfen  verwildert  und  auf 
Grasplätzen    in    der    Nahe    der   Schwinge    vor    dem    Hohen   Thor 

(Stade). 

Liliaceae. 

Gagea  pratensis  Schult.   Stade:  Bei  Sanders  Anlagen,  Thun, 
auf  dem  Hohen  Wedel. 

—  spathacea  Salisb.    Stade:  Thun,  Haddorfer  Holz. 

—  lutea  Schult.  Horneburg  S.  —  Campe,  Thun,  Hoher 
Wedel  bei  Stade;  sehr  häufig  in  Obsthöfen  des  Alten 
Landes,  z.  B.  in  Hollern, 


*)  Gymnadenia  albida  Rieh,  ist  von  Heim  Prof.  Buchenau  in  JJremen  auf 
der  Heide  zwischen  Neuenwalde  und  Holssel  gefunden.  Vergl.  Abhandlungen 
des  naturw.  Vereins  zu  Bremen  Bd.  III.,  Seite  878. 

**)  Diese  amerikanische  (und  irländische?)  Pflanze  ist  von  Dr.  Lang  auch 
iu  der  Nähe  von  Verden  gefunden. 

24* 


372 

Fritillaria  Melcagris  L.  Ist  namentlich  häufig  auf  den  Eib- 
inseln von  der  Este  bis  zur  Luhe,  zieht  sich  am  Eib- 
ufer entlang  von  der  Este  bis  zur  Oste  (hier  noch 
bei  Neuhaus).  In  der  Nähe  von  Stade  bei  Bruns- 
hausen  B.  und  auf  dem  Bützflether  Sand. 

Anthericam  ramosum  L.  Ilaide  zwischen  Wanna  und  Mid- 
lum  S.     -  Auf  dem  Debstedter  Büttel  K. 

*  Ornithügalum   umbellatum  L.    Langwedel,  Horneburg  S.  — 

Stade :  Hoher  AVedel,  Aecker  beim  Schwabensee,  Thun, 
in  der  Nähe  des  Stadtgrabens  vor  dem  Hohen  Thore, 
bei  Sanders  Anlagen. 
—    nutans  L.   Achim.   Stade :  Abhang  des  Hohen  Wedels, 
dem  Schwarzen  Berge  gegenüber. 

*  Allium  vineale  L.    Stade,   Contrescarpe  zwischen  Salz-  und 

Hohem  Thore. 

An  merk.  Alliiiiu  Scboenoprftsum  L.  >viirde  1872  von  verschie- 
flciien  SeiuinaristiMi  an  cineiii  Grabenufer  beim  Haddorfer  Holz 
(Stade)  gefunden,  von  mir  aber  im  folgenden  Jahre  yerg^bUch 
gesm-ht.  VioUeiebt  ist  das  Vorkommeu  dieser  Pflanze  dort  nur 
ein  zufälliges  gewesen,  weitere  Nacbforacbungen  sind  aber  jeden- 
falls wünscbenswerth. 

Asparagus  officinalis  L.    An  der  Weser  bei  Baden. 

Paris  quadrifolia  L.  Hanstedt,  Zeven  S.  —  Haddorfer  Holz 
bei  Stade.  Hier  auch  *  die  öblättrige  Form,  sowie 
eine  andere  mit  4  fast  kreisrunden  Blättern. 

Polygonatum  multiflorum  All.  (Convallaria  multifl.  L.)  Stade: 
Haddorf,  Villah,  beim  „Grünen  Waldje",  Thun,  Perle- 
berg u.  s.  w. 

Convallaria  majalis  L.  Daverden;  Dobrock;  Neukloster, 
Himmelpforten,  Deinste  S.  —  Zwischen  Lehe  und 
Langen  K.  —  Achimer  Föhrenkamp;  Zeven,  zwischen 
Wohlenbeck  und  Heessel  bei  Lamstedt;  Stade:  Villah, 
Haddorf,  beim  „Grünen  Walde". 

''''   J  Muscari  botryoides  Mill.     Verwildert  am  Hoben  Wedel  bei  Stade. 

Narthecium  ossifragum  Huds.  Stade:  Zwischen  Haddorf  und 
Mittelsdorf,  Gräfenmoor,  selten  im  Thuner  Moor. 


Juncaceae. 

Juneus  efiFusus  ß  prolifer   Sond.     Achimer  Marsch,  Bassen- 
fleth  bei  Stade. 

—  glaucus  Ehrh.  Stade :  In  der  Marsch  häufig.  Auf  der 
Horst  und  an  einem  kleinen  Teiche  bei  der  Camper 
Ziegelei. 

—  filiformis  L,  Stade:  hinter  Riensförde,  Thun,  Campe 
u.  s.  w. 

*  ii  foliatus  E.  Mey.    Ottersberg;  beim  Ottenbeck 
(Stade). 

—  capitatus  Weigel.  Achim,  auf  dem  alten  Schützen- 
platze (hier  mitunter  6—7''  hoch). 


373 

Juiicus  silvaticus  Reich.    Stade:  Beim  Ottenbeck,    Agathen- 
burg, Riensförde,  Bockhorst  u   s.  w. 
Beim   Ottenbeck  unweit  Stade  *  eine  3'  hohe  Form 
mit  sehr  langen,  schlaffen  Blättern  und  silberweissen 
Blüthen. 

—  supinus    Mnch.      Stade:    z.    B.    Hollern,    Riensförde, 
Hagen. 

ß  uliginosus  Rth.  Stade:  z.  B.  bei  Wiepenkathen 
und  bei  der  Schnakenburg  (hier  auch  mit  Blatt- 
büscheln auf  den  Blüthenköpfen). 

y  fluitans  Lmk.    z.  B.  im  Stader  Moor. 

—  squarrosus  L.    Stade:   Villah,  Stader  Moor,  Haddorf, 
Sternberg,  Riensförde,  Hedendorf  u.  s.  w. 

*  var.  pumilus  (culmo  tri-pollicari,  anthela  simplici 
3 — 4  flora)  sehr  häufig  auf  einer  moorigen  Wiese 
am  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld  (mit  Carex  fulva 
Good.). 

—  compressus  Jacq.    Bei  Stade  nicht  gemein.    Campe, 
beim  Hohen  Wedel. 

—  Gerardi  Loisl.    Neuhaus  S.  —  Weddewarden. 

—  Tenageia  Ehrh.    Achim. 

—  bufonius  ß  fasciculatus  Koch.    Achim. 

Luzula  pilosa   Willd.     Stade:   Haddorf,   Mittelsdorf,   Ahler- 
stedt, Hedendorf. 

—  campestris  DG. 

ß  multiflora  Lej.  Stade:  z.  B.  beim  „Grünen  Walde", 

Harsefeld,  Ahlerstedt. 
y  pallescens  Besser.  *)     Hepstedt,  Zeven,  im  Deepen 

Rehm  und  im  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld. 
6  congesta   Lej.     Langwedel,   Stubben,   Sellstedt  bei 

Schiffdorf.   Stade:  Im  Moor  beim  „Grünen  Walde", 

beim  Ottenbeck  und  beim  Grossen  Bracken. 

Cyperaceae. 

Cyperus  fuscus  L.    Sottrum  L. 

Gladium  Marlscus  K.  Br.     Im  Veermoor  bei  Bederkesa  K. 
Rhynchospora  alba  Vahl.  Stade:  Haddorf,  Bockhorst,  Riens- 
förde u.  s.  w. 

—  fusca  R.  et  Schult.    In  den  Mooren  bei  Lehe  K. 
Heleocharis  uniglumis  Lk.    Alt-Luneberg,   Thun   und  Bock- 
horst bei  Stade. 

—  acicularis  R.  Br.     Stade:   Wiepenkathen,   Bockhorst, 
Stader  Moor,  auf  Flossholz  im  Stadtgraben. 

*)  Die  zuerst  von  v.  Pape  im  Gebiete  aufgefundene  und  von  ihm  unter 
dem  Namen  Luzula  erecta  ^S  paUescens  Nolte  aufgeführte  Pflanze  entspricht 
nach  Herrn  Prof.  Dr.  Buchenau  in  Bremen,  dem  ich  Exemplare  davon  mit- 
theilte, vollständig  der  Luzula  pallescens  des  Ostens,  wie  sie  Celakovsky  in  der 
Österreich,  botan.  Zeitung  1861  charakterisirt  hat.  Sie  ist  in  der  Umgegend 
von  Stade  in  trocknen  Wäldern  sehr  häufig. 


■jt 


/ 


374 

Scirpus   caespitosus    L.     Stade:   Haddorf,  Bockhorst,  Thun, 
Hollenbeck  etc. 

—  pauciflorus  Lightf.  Stubben,  Alt-Luneberg;  Altkloster, 
Hedendorf,  Thun  bei  Stade. 

—  setaceus  L.  Rüspel  bei  Zeven  S.  -  Achim;  Perle- 
berg, beim  „Grünen  Walde**  und  beim  Steinbeck  un- 
weit Stade. 

--  Tabernaemontani  Gmel.  Stade:  Villah;  an  den  Teichen 
unterhalb  Campe. 

—  Pollichii  Godr.  et  Gren.     Grünendeich. 

—  pungens  Vahl.  Breckwoldts  Sand  (Twielenfleth  gegen- 
über). Grünendeich. 

—  maritimus  L.  Stade:  Campe,  Steindamm,  bei  der 
Badeanstalt  u.  s.  w. 

—  silvaticus  L.  Stade:  Vor  dem  Salzthor,  bei  Bassen- 
fleth,  Thun,  beim  Ottenbeck  und  beim  „Grünen 
Walde*"  etc. 

—  compressus  Fers.  Zwischen  Hollenbeck  und  dem 
Grossen  Bracken  bei  Harsefeld. 

Eriophorum  latifolium  Hoppe,  auf  moorigen  Wiesen  am  Süd- 
rande des  Grossen  Bracken. 

Carex  dioica  L.    Nadah  bei  Ottersberg  L.  —   Am  Grossen 
Bracken  bei  Harsefeld. 
--    pulicaris  L.     Zwischen   Langwedel   und   Dahlbrügge; 
am   Grossen   Bracken   bei   Harsefeld,   Bockhorst   bei 
Stade. 

—  disticha  Huds.  Stade:  Wiesen  bei  den  Pulverschup- 
pen, hinter  der  Eisengiesserei,  Thuner  Moor. 

—  arenaria  L.  Bei  Achim  ausser  sehr  zarten  Formen 
auch  eine  auffallend  hohe  Form  mit  über  2'  langen, 
äusserst  dünnen  Halmen  und  eben  so  langen  faden- 
förmigen Blättern. 

—  yulpina  ,i  nemorosa  Rebent.  Stade:  Am  Stadtgraben, 
Bassenfleth,  Sinfonie;  Buxtehude. 

—  muricata  L.  Langwedel,  Altkloster  S.  —  Achim. 
Stade:  zwischen  Bassenfleth  und  Brunshausen. 

ß  virens  Lmk.     Bierden;  Hollenbeck  bei  Ahlerstedt. 

—  teretiuscula  Good.  Alt-Luneberg;  Thuner  Moor  bei 
Stade. 

—  paniculata  L.  Alt-Luneberg;  Dammhäuser  Moor,  Bock- 
horst, Sternberg,  Thun  bei  Stade. 

*  ß  Simplex  (Aehre  nicht  rispig,  aus  10  Aehrchen 
bestehend;  Deckschuppen  sehr  breit  silberweiss 
berandet)  Thuner  Moor  bei  Stade. 

—  paradoxa  Willd.     Ottersberg  L. 

—  remota  L.  Ottersberg  L.  —  Zeven,  Ahlerstedt  und 
im  Grossen  Bracken;  Haddorfer  Holz  bei  Stade. 

—  stellulata  Good.  (echinata  Murr.)  Tritt  bei  Stade  in 
zwei  Formen  auf,  eine  niederliegende  von  der  Grösse 
der   C.  Oederi  Ehrh.    (so   z.  B.    bei    der   Schnacken- 


r  ■ 


375 

bürg),  eine  höhere,  aufrechte  (1 '  hoch),  so  im  Thuner 
Moor  etc. 
Carex  leporina  var,  argyroglochin  Hörnern.    Zeven. 

—  elongata  L.  Stade:  Im  Grossen  Bracken  und  im 
Haddorfer  Holz. 

—  canescens  L.  Stade:  Thun,  Agathenburg,  bei  der 
Schnackenburg,  Bockhorst  u.  s.  w. 

—  stricta  Good.  Basbeck;  Hollern  und  beim  „Grünen 
Walde«  (Stade). 

—  caespitosa  L.  Stade:  Wiesen  bei  der  Badeanstalt  und 
beim  Thuner  Schulhause. 

—  Goodenoughii  Gay.  Kommt  bei  Stade  auf  Wiesen 
vor  dem  Salzthore  mit  sehr  langen  Deckblättern  vor. 

*  ß  Bructeri  (cf.  Meyer,  Fl.  han.).    Auf  Sandboden 

bei  Hedendorf. 

—  acuta  L. 

*  ß  amblylepis    Peterm.      Im    Moor   am    Grossen 

Bracken  bei  Harsefeld. 

*  y  personata  Fr.     Bei  der  Harsefelder  Mühle. 

—  limosa  L.    Massenhaft  am  Silbersee  bei  Beverstedt. 

—  pilulifera  L.    Zeven,  Hedendorf,  Horneburg. 

—  verna  Vill.  (praecox  Jacq.)  Stade:  Beim  Schwarzen 
Berge  und  an  den  Camper  Abhängen. 

—  flacca  Schreb.  (glauca  Scop.)  Zwischen  Harsefeld 
und  Hollenbeck  und  im  Grossen  Bracken. 

—  pallescens  L.  Langwedel  S.  —  Zeven,  Alt-Luneberg; 
Harsefeld,  Hollenbeck,  Ahlerstedt,  beim  „Grünen 
Walde"  unweit  Stade. 

—  flava  L.  Die  Hauptart  (a  vulgaris  Doli.)  fand  ich 
nur  am  Grossen  Bracken;  ß  lepidocarpa  Tausch,  bei 
Alt-Luneberg,  Zeven,  Ahlerstedt,  im  Thuner  Moor  bei 
Stade. 

—  Oederi  Ehrh.  überall  häufig. 

—  Hornschuchiana  Hoppe.  Kuhla  bei  Himmelpforten  S. 
—  Stubben. 

—  Hornschuchiana-flava  (C  fulva  Good.).  Am  Grossen 
Bracken  bei  Harsefeld. 

—  silvatica  Huds.   Zeven,  Ahlerstedt,  im  Grossen  Bracken. 

—  Pseudo-Cyperus  L.  Langwedel,  Zeven;  Stade:  Bock- 
horst, Sternberg,  beim  „Grünen  Walde",  Thun,  bei 
den  Kirchhöfen,  Bassenfleth,  Sinfonie  u.  s.  w. 

—  rostrata  With.  (ampullacea  Good.j  Häufig.  Stade: 
Bei  Bockhorst,  zwischen  Haddorf  und  Mittelsdorf, 
Thun,  Harsefeld.  In  den  Kreisen  Verden  und  Lehe 
sehr  häufig. 

—  vesicaria  L.     Stade:  Thun,  Harsefeld. 

Beim  „Grünen  Walde"  unweit  Stade  *  eine  Form 
mit  sehr  lang  gestielten  weiblichen  Aehrchen  (Stiel 
V2 '  lang). 


376 

Carex  acutifolia  Ehrh.     (paludosa  Good.)    Langwedel  S.  — 
Ottersberg  L.  —  Harsefeld. 

var.  Kochiana  DC.  Stade :  Beim  Ottenbeck,  am  Grossen 
Bracken. 

—  riparia  Gurt.  Langwedel  S.  —  Buxtehude,  am  Schnee- 
weg bei  Stade;  sehr  häufig  zwischen  Oberndorf  und 
Osten. 

—  filiformis  L.  Zwischen  Bierden  und  Clüverswerder  bei 
Achim;  Thuner  Moor  bei  Stade. 

—  hirta  *  var.  hirtaeformis  Pers.  An  den  Gamper 
Abhängen  bei  Stade. 

Gramineae. 

Panicum  sanguinale  L.    Ottersberg  L.  —  Achim.   (Bei  Ver- 
den nach  Lang  mehr  verbreitet.) 

—  filiforme  Grcke.  Stade :  Bei  der  Saline,  auf  dem  Hohen 
Wedel,  Haddorf,  bei  Riensförde  etc. 

—  Grus  galli  L.  Stade:  Bei  Gampe,  Steindamm,  Riens- 
förde, Agathenburg  u.  s.  w. 

Setaria  viridis  P.  B. 

*  /?  vivipara*).   Stade:   in  einem  Garten  vor  dem 
Schiflferthore. 

Phalaris  canariensis  L.    Verden;  auf  der  Horst  und  auf  der  Contrescarpe 
bei  Stade. 

Hierochloa  odorata  Whlnbg.    Stade:  bei  Wiepenkathen  und 
Perleberg;   häufig   an   den   Wiesengräben    am   Wege 
hinter  dem  Schwarzen  Berge. 
Anthoxanthum  odoratum  L.,  thyrso  interrupto  **).  Achim, 

Hassel. 
Alopecurus  pratensis  L. 

a  nigricans  Sond.   Auf  einer  Wiese  vor  dem  Hohen 
Thore  bei  Stade. 
'*'  ß  viviparus.  Stade,  an  der  Brücke  vor  dem  Keh- 
dinger  Thore. 

—  agrestis  L.  Stade:  Asseler  Sand  S.  —  Am  Hohen 
Wedel,  Aecker  bei  der  Mühle  vor  dem  Kehdinger 
Thore  und  bei  den  Kalköfen. 

—  fulvus  Sm.    Achimer  Marsch  (1874). 

Phleum  pratense  L.    Auf  einem  Rasenplatze  im  Garten  des 
Goldenen  Löwen  bei  Stade  fand  ich  zu  verschiedenen 


*)  Der  Sommer  des  Jalires  1878  schien  für  die  Bildung  der  sprossenden 
A.ehrchen  bei  mehreren  (»räsern  äusserst  günstig  zu  sein.  Ich  fand  dieselben 
ilamals  bei  7  verschiedenen  Gattungen. 

**)  Anthox.  Puelii  Leco(i  et  l^amotte,  sonst  nur  aus  dem  Lüneburgischen 
bekannt,  findet  sich  nach  Dr.  W.  O.  Focke  bei  Visselhövede  (hier  massenhaft), 
sowie  zwisclien  Bremervörde  und  Hesedorf,  und  wurde  von  Prof.  Dr.  Buchenau 
auf  einem  Roggenfelde  bei  Embsen  unweit  Achim  entdeckt.  Vgl.  Abhandlungen 
des  Bremer  naturw.  Vereins  Bd.  IV.  8.  214,  „Nordwestdeutsche  WanderpHanzeu** 
von  Dr.  \V.  O.  Focke  in  Bremen. 


377 

Malen  Exemplare,   deren  Aehre  durch  ein  1"  langes 

Deckblatt  gestützt  ist. 

ß  nodosum  L.    Zeven,  Achim. 

y  viviparum  Rth.    Beim  Verdener  Bahnhofe. 

Agrostis  alba  L.  *  ß  vivipara.     Stade:  am  Hohen  Wedel. 

—  canina  L.  Ottersberg  L.  —  Zwischen  Bierden  und 
Clüverswerder  bei  Achim. 

ß  pallida  Schk.    Langwedeier  Moor, 
y  coarctata  Ehrh.    Borstel  bei  Achim. 

Calamagrostis  lanceolata  Rth.    Langwedel  S. 

—  Epigeios  Rth,  In  der  Tötje  zwischen  Lehe  und  Langen  K. 
Ammophila  arenaria  Lk.    Dammhausen  bei  Buxtehude  S. 
Milium  eflfusum  L.     Mittelsdorf,  Himmelpforten,  Ahlerstedt, 

Zeven,  Hepstedt,  Alt-Luneberg,  Etelsen  u.  s.  w. 

J  Stipa  pennata  L.  ist  vor  etwa  30  Jahren  am  Kajedeich  bei  Dollern  ge- 
sammelt worden,  jetzt  aber  ohne  Zweifel  wieder  verschwunden. 
1  Exemplar  von  diesem  Standorte  sah  ich  im  Herbarium  des  Herrn 
Organisten  Fick  in  Horneburg. 

Koeleria  cristata  Pers.    Lessei   bei  Verden  S.  —  Zwischen 

Bierden  und  Clüverswerder  bei  Achim. 
Aira  caespitosa  L. 

*  a   pallida  Koch.      Zeven,    Harsefeld,    Stade    (beim 

„Grünen  Walde**). 

*  ß  vivipara.     Stade  (beim  „Grünen  Walde"). 

—  flexuosa  L.  Stade:  z.  B.  bei  Campe,  Bockhorst,  Riens- 
förde,  auf  dem  Hohen  Wedel,  Schwarzen  Berg  u.  s.  w. 

Weingaertneria  canescens  Beriih.  (Corynephorus  can.  P.  B.) 
Stade:  z.  B.  auf  dem  Hohen  Wedel,  bei  Sternberg. 

Holcus  mollis  L.  Achim,  Hassel,  Borstel,  Nordhomsberg, 
Dahlbrügge ;  Schiffdorf;  Stade :  auf  dem  Hohen  Wedel, 
Steindamra,  Haddorf,  Riensförde  u.  s.  w. 

Arrhenatherum  elatius  M.  et  Koch.  Langwedel,  Daverden  S. 
—  Achim,  Arbergen,  Bierden,  Etelsen;  Alt-Luneberg; 
Stade :  am  Schwingedeich,  bei  Brunshausen,  Steindamm. 
In  Achim  fand  ich  1872  eine  Form,  deren  Blüthen  beide 
eine  lange  Granne  haben;  die  eine  Blüthe  ist  vom 
Grunde  bis  über  die  Mitte  stark,  die  andere  schwächer 
borstig  behaart. 

Avena  brevis  Rth.    Um  Achim  häufig. 

J         —      Orientalis  Schreb.     Achim;  Riensförde  bei  Stade. 

—  strigosa  Schreb.     Achim,  Borstel,  Embsen. 

—  fatua  L.    Achimer  Bruch. 

—  pubescens  Huds.  Langwedel  S.  —  Stade :  Contrescarpe 
zwischen  dem  Salz-  und  Hohen  Thor,  auf  dem  Garnison- 
kirchhofe. 

—  flavescens  *  /^lutescens  Rchb.  Steindamm  bei 
Stade. 

—  caryophyllea  Web.  Arbergen,  Bierden,  Borstel  bei 
Achim;  Stade:  beim  Camper  Kirchhof,  Steindamm, 
Schwarzer  Berg,  Riensförde,  Agathenburg  u.  s.  w. 


378 

Ävenii  praecox  P.  B.     Stade:   Camper  Kirchhof,  Steroberg, 

Thun  u.  s.  w. 
Sieglingia   decumbens  Bernh.      Stade:    Thuner   Moor,    beim 

„Grünen  Walde**  u.  s.  w. 
Melica  unitlora  Retz.    Im  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld. 
Briza  media  L.   Ottersberg,  Hesedorf,  Brüttendorf,  Meckelsen, 

Horneburg,   Deinste   S.  —  Langwedel,  Zeven,    Bever- 

stedt,   Ahlerstedt;   Stade:    Thun,   Riensförde,    Wiesen 

neben  dem  Camper  Föhrenkamp. 
Poa  serotina  Ehrh.    Stade:    am    Stadtgraben  zwischen  dem 

Schiffer-  und  Kehdinger  Thore. 
Poa  pratensis  L. 

*  a  a  ngustifolia  L.    Stade:  bei  der  Eisengiesserei, 

auf  der  Contrescarpe ,  beim  Schwarzen  Berge  und 
beim  „Grünen  Walde". 

*  ß  latifolia  Sond.  Campe  bei  Stade.  In  ausge- 
zeichneten Formen  auf  Moorwiesen  beim  Grossen 
Bracken  und  bei  Langwedel. 

compressa   L.     An   einer  alten  Mauer  auf  dem  Hofe 
des  neuen  Gymnasiums  in  Verden. 

Glyceria  aquatica  Whlnbg. 

*  ß  vivipara    bei    einer  Ziegelei   zwischen  Stade  und 

Brunshausen. 
-—     fluitans  R.  Br. 

var.  loliacea  Huds.     Achimer  Bruch;  Stubben. 
Catabrosa  aquatica  P.  B.     Achim,  Bierden;  bei  Stade  ziemlich 

selten  (Campe;  auf  Flossholz  im  Stadtgraben). 
Molinia  coerulea  Mnch. 

*  ß  silvestris  Schi.  (Enodium  silvaticum  Lk.) 
Zwischen  Riensförde  und  dem  Ottenbeck  bei  Stade. 

Dactylis    glomerata   L.    *   ß   vivipara.     Stade,    vor  dem 

Salzthore. 
Cynosurus  cristatus  L.  *  Mit  sehr  verlängerten,  die  Aehrchen 

weit  überragenden  Deckblättern  auf  der  Horst  bei  Stade. 

J    Lamarckia  aurea  Mnch.     In  Folge  früherer  Aussaat  1873  an  einer  Stelle 
auf  der  Horst  (Stade)  verwildert. 

Festuca  distans  Kth.    Lehe  K. 

—  sciuroides  Rth.    Hassel  bei  Achim. 

—  ovina  L. 

*  ((  capillata  Lmk.     Hedendorfer  Holz,  Harsefeld. 

*  fV  tenuifolia  Sibth.  z.  B.  auf  dem  Hohen  Wedel 
bei  Stade. 

}'  duriuscula  L.   Stade :  auf  der  Contrescarpe  zwischen 
dem  Salz-  und  Hohen  Thor. 

—  rubra  L.     Bei  den  Stader  Kirchhöfen  eine  der  F.  hetero- 
phylla  Haenke  nahestehende  Form. 

—  gigantea  Vill.     Alt-Luneberg,   Hadd orfer  Holz,  Bruns- 
hausen, bei  der  Baumsbrücke  in  Stade. 

ß  triflora  Koch.     Alt-Luneberg;  Hagen  bei  Stade. 

—  arundinacea  Schreb.    Stade:  z.  B.  bei  Brunshausen. 


•r 


379 

Festuca  elatior  L. 

*  ß  pseudololiacea  Fr.     Achim,   Ahlerstedt,   am 

Schwingedeich  bei  Bassenfleth  unweit  Stade. 

*  y  fasciculataSond.    Auf  Weiden  bei  Brunshausen. 
Bromus  secalinus  L.     Langwedel,    Horneburg,    Altkloster  S. 

—  Sebaldsbrück,    Achim,   Buxtehude,  Stade   (auf  der 
Horst,  beim  ,, Grünen  Walde,"  am  Schwarzen  Berge). 
*/9grossus   Koch.     Stade:    auf  Aeckern    bei   der 
Mühle  vor  dem  Kehdinger  Thore. 

An  merk.  Beim  Stader  Exercierplatze  fand  ich  einen  Bromus 
secalinus  mit  stark  behaarten  unteren  Scheiden  und  wie  es  scheint, 
etwas  kürzeren  oberen  Spelzen.  Vielleicht  ein  Bastard  zwischen 
Br.  secalinus  und  Br.  racemosus? 

—  racemosus  L.  Achim,  Achimer  Bruch;  Weddewarden, 
Brunshausen. 

—  mollis  L.  Die  Form  *  ß  nanus  Weigel  auf  dem 
Hohen  Wedel  bei  Stade  (in  der  Nähe  des  Gartenhauses). 

*  Bromus  racemosus  X  mollis  yar.  a  *)  Brunshausen  bei  Stade. 

1         —      squarrosus  L.     1872  von  mir  in  Achim  gefunden. 
*    *['         —      teclorum  L.     Buxtehude  S.  —  Achim. 

Triticum  repens  L. 

*  ß  caesium  Presl.    Stade:  beim  Schwarzen  Berge. 

—  caninum  L.    Hepstedt  bei  Zeven. 

Hordeum  secalinum  Schreb.  Verden,  Alt-Luneberg.  Bildet 
in  einzelnen  Kämpen  der  Achimer  Marsch  den  Haupt- 
bestandtheil  des  Grases. 

Lolium  perenne  L.    In  mannigfaltigen  Formen: 

*  a  tenue  L.  Stade :  vor  dem  Kehdinger  Thore  und 
auf  der  Contrescarpe.  Bei  den  Kirchhöfen  fand  ich 
eine  Form  mit  weitkriechender  Wurzel,  dunkeln 
Halmknoten  und  violett  gefärbten  Antheren. 

*  ß  multiflorum  Sond.  Stade,  bei  der  Mühle  vor 
dem  Kehdinger  Thor  und  auf  dem  Franzosenplatz, 
y  spiculis  valva  minoribus.    Achim. 

*  rf  compositum  Rchb.  Achim,  Langwedel;  war  1873 
bei  Stade  fast  häufiger,  als  die  einfache  Form. 

*  €  cristatum  Weihe.  1873  im  Seminargarten  zu 
Stade. 

—  italicum  A.  Bi.  Kakerbeck,  Altkloster  S.  —  Achim; 
Stade:  Wiesen  am  Stadtgraben  vor  dem  Hohen  Thor 
und  hinter  dem  Exercierplatz;  Chausseerand  vor  dem 
Schifferthor.    Zwischen  Buxtehude  und  Pippensen. 

*  —    temulentum  L.     Ottersberg,  Lesum  S.  —  Lehe  K.  — 

Achim,  Etelsen.  1873  massenhaft  auf  einem  Hafer- 
felde bei  Stade  (auf  dem  Hohen  Wedel). 


*)  In  Betreff  dieses  im  .Jahresbericht  von  1873  des  naturhistorischen  Vereins 
zu  Hannover  beschriel)enen  Bastardes  muss  ich  auf  die  nächstens  erscheinende 
Flora  des  Herrn  Oberlehrers  Mejer  in  Hannover  verweisen,  der  mit  Bestimmt- 
heit in  den  Exemplaren  aus  Brunshausen  dieselbe  hybride  Pflanze  erkennt,  die 
von  ihm  bei  Hannover  seit  2  Jahren  eingehend  beachtet  ist. 


,*.'- 


1 


♦ 


380 

Lolium  remotum  Schrnk.  Achim,  Achimer  Bruch,  zwischen 
Uesen  und  Baden. 

ß  floribus  aristatis.    Alt-Luneberg. 
y  complanatum   Schrad.     Lehe  K.  —   Baden  bei 
Achim;  Alt-Luneberg. 

*  —    festucaceum   Lk.     Stade:    auf   der  Gontrescarpe  vor 

dem  Salzthor;  bei  der  Heimbergschen  Badeanstalt. 
Nardus  stricta  L.     Stade:  z.  B.  bei    Riensförde   und    hinter 
dem  Hohen  Wedel. 

Coniferae. 

Juniperus  communis  L.  Sehr  häufig  zwischen  Verden  und 
Nettenaverbergen ,  bei  Völkersen ,  zwischen  Bässen 
und  Tüchten  bei  Oltersberg,  Steinfeld  bei  Zeven  u.  s.  w. 

J  Larix  decidua  MiU.  (europaea  DC.)     Vereinzelt  im   Grossen  Bracken  bei 
Harsefeld. 

Equisetaceae. 

Equisetum  silvaticum  L.  Basdahl  L.  —  Zeven,  im  Grossen 
Bracken  bei  Harsefeld,  am  Dobrock. 

—  palustre  L.  Stade :  z.  B  bei  Agathenburg,  beim  Otten- 
beck,  am  Hohen  Wedel,  beim  „Grünen  Walde." 

—  hiemale  L.    Alt-Luneburg;  Ahlerstedt. 

Lycopodiaceae. 

Lycopodium  Selago  L.    Haddorfer  Holz  bei  Stade. 
— •     inundatum  L.    Thuner  Moor  bei  Stade. 

—  clavatura  L.  Stade:  Heide  bei  Riensförde,  Bockhorst 
und  Villah. 

—  Chamaecyparissus  A.  Br.  Zeven,  Eckstever  bei  Otters- 
berg, Anderlingen  bei  Seisingen;  Düdenbüttel,  Villah 
bei  Stade  S. 

Isoetes  lacustris  L.     Sehr  häufig  im  Silbersee  bei  Beverstedt. 

Fllices. 

*  Botrychium  Lunaria  Sw.     Stade:    Camper  Abhänge   (hinter 

dem  Kirchhofe),  häufig;   1872  ein  Exemplar  in  einem 
kleinen  Gehölz  bei  Thun. 

Osmnndaceae. 

Osmunda  regalis  L.  Burg-Sittensen  S.  —  Im  Gr.  Bracken 
bei  Harsefeld  und  bei  Bargstedt  (Organist  Fick  in 
Horneburg). 


I        .  ■ , 


381 

Polypodiaceae. 

Polystichum  filix  mas  Rth.  Langwedel  S.  — Stade:  zwischen 
Perleberg  und  Wiepenkathen. 

—  cristatum  ßth.    Bockhorst  bei  Stade. 

—  spinülosum    DC.      Stade:   zwischen    Perleberg    und 
Wiepenkathen. 

*  Asplenium  Ruta  muraria  L.    Zeven  B.  —  Bliedersdorf  (Or- 
ganist Fick). 

Scolopendriam  ynlgare  Sm«  An  einer  sehr  schattigen  nnd  feuchten 
Mauer  in  Uesen  bei  Achim. 

Blechnum  Spicant  With  Wittlohe,  Dobrock  S.  —  Stubben; 
am  Grossen  Bracken  bei  Harsefeld;  Stade:  zwischen 
Steindamm  und  Gräfenmoor  und  bei  Perleberg. 

Pteris  aquilina  L.    Bei  Stade  nicht  gemein.    Perleberg,  Villah. 


nf{£)^^ajT^ 


Entfernung 

der  Stadt  Bremen  Ton  den  Stationen  der  in  Bremen  znsammen- 

lanfenden  Eisenbalinen 

zusammengestellt 
von 

Franz  Buchenau. 

Nachtrag. 

Unter  dem  vorstehenden  Titel  habe  ich  im  dritten  Bande 
dieser  Abhandlungen  (pag.  407)  eine  Reihe  von  Zahlenangaben 
veröfl'entlicht,  welche  sich  als  für  manche  Zwecke  recht  brauch- 
bar herausgestellt  haben.  Im  Nachstehenden  ergänze  ich  die- 
selben durch  die  auf  die  neuen  Bahnstrecken  Brake-Nordenhamm 
und  Oldenburg-Quakenbrück  bezüglichen  Zahlen.  Ich  verdanke 
diese  neuen  Daten  der  zuvorkommenden  Güte  des  Herrn  Ober- 
Inspector  Scheffler  in  Oldenburg,  welcher  schon  bei  der  Zusammen- 
stellung der  früheren  Zahlen  so  zuvorkommend  mitgewirkt  hat 

I.   Brake-Nordenhamm. 

Es  wird  nicht  überflüssig  sein,  vorauszuschicken,  dass  Brake 
von  Hude  Km.  25,50,  von  Bremen  Km.  53,17  entfernt  ist. 


Entfernung 
nach  Bahnhof  Golzwarden . . 

Rodenkirchen 
Kleinensiel  . . 
Grossensiel. . 
Nordenhamm 


von  Hude 
Km.  28,375 
33,823 
38,748 
41,736 
43,563 


n 


)» 


5» 


von  Bremen  (Altstadt) 
56,045 
61,493 
66,418 
69,406 
71,233 


II.  Oldenburg-Quakenbrück. 

Die  Entfernung  von  Bremen  Altstadt  bis  Oldenburg  beträgt: 
Km.  44,33  ;  demnach  ist : 


Entfernung 


von  Oldenburg 


nach  Bahnhof  Sandkrug Km.  10,590 


Huntloscn 
Grossenkneten  . . . 

Ahlhorn  

Höltinghausen. . . . 

Cloppenburg  

Hemmelte 

Essen  

Quakcnbiück 


17,930 
23,319 
28,689 
35,027 
41,046 
48,994 
56,493 
62.622 


von  Bremen 
54,920 
62,260 
67,649 
73,019 
79,357 
85,376 
93,324 
100,823 
106,952 


0s>iL/a!^ä! 


Zusammenstellung 

einer  Anzahl  yon  Höhenpnnkten  der  nordwestdentscben 

Eisenbahnen. 

Von  Franz  Buchenau. 


Nachtrag. 

(vergl.  diese  Abhandhmgen  III,  pag.  412) 

Auch  die  nachfolgenden  Zahlen,  deren  Bedeutung  sich  von 
selbst  ergiebt,  verdanke  ich  der  zuvorkommenden  Güte  des  Herrn 
3ber-Inspect()r  Scheflfler  in  Oldenburg. 

I.   Brake-Nordenhamm. 

Meter  über  A.  P. 

Bahnhof  Brake S.  0.  K.  3,8, 


Brücke  über  das  Braker  Sieltief 

Bahnhof  Golzwarden 

Biücke  über  das  Schmalenflether 
Sieltief 

Brücke  über  das  Abser  Sieltief.   . 

Bahnhof  Rodenkirchen 

Chaussee  von  Rodenkirchen  nach 
Burhave  

Brücke  über  das  Strohauser  Sieltief 

Chaussee  von  Rodenkirchen  nach 
Burhave  (zweiter  Schnitt)    .    .    . 

Brücke  über  das  Beckumer  Sieltief 

Bahnhof  Kleinensiel 

Chaussee  nach  Esenshamm.    .   .    . 

Brücke  über  das  grosse  Sieltief    . 

Bahnhof  Grossensiel 

Deichkappe  zwischen  Grossensiel 
und  Nordenhamm 

Höchster  Wasserstand  bei  Norden- 
hamm   

Fluthhöhe  bei  Nordenhamm  . 
Ebbe  bei  Nordenhamm    .    .    . 

Bahnhof  Noitlenhamm 


3)8 

3,0 
3,0 

2,5 
2,5 


>) 


2,4 

2.6 

2,5 
2,5 

3„ 
3,. 

6,3 


)T 


5,5 

2,. 

-L-  1 


0 


^ 


384 


1 1.   Oldonbnrg-Quakenbrflek. 


n 


»1 


Bahnhof  Oldenburg S. 

Brücke  über  die  Hunte 

Chaussee  von  Oldenburg  nach  Bremen  .    .   . 

Bahnhof  Sandkrug 

Brücke  am  Barneführer  Holze 

„      über  die  Hunte 

Bahnhof  Huntlosen 

Brückthor  vor  Dohlen 

in  „ 

hinter    „     

Bahnhof  Grossenkneten 

Wachtberge  bei  Sage 

Kreuzpunkt  der  Chaussee  bei  Ahlhorn  .    .  . 

Bahnhof  Ahlhorn 

Brücke  über  die  Lethe 

Bahnhof  Höltinghausen 

Brücke  über  die  Soeste 

Bahnhof  Cloppenburg 

Hemmelte 

Essen 

Brücke  über  die  Sager-Haase 

„  „     den  Haase-Canal 

Chaussee  neben  der  Bahn  zwischen  Essen  und 

Quakenbrück 

Brücke  über  die  Haase  auf  der  Landesgrenze 
Bahnhof  Quakenbrück 


)) 


n 


Meter  überA.  P. 

O.  K.    4,«o 

^»480 
">»00 


S900 
)400 
»500 
)33S 
)880 
>€10 
1950 
MOO 
)900 
1900 
)500 
)&00 
»700 
9000 
>600 
29,200 

26,000 


12 
20 
27 
31 
34 
39 
45 
47 
47 
42 
51 
41 
43 
39 


25 

25 
25 
25 


}140 


9140 
tSOO 
)S0O 


K£l^sJ^- 


* 


•  f. 


« 


Die  Geschiebe 
von  Jever  im  Grossherzogthum  Oldenburg 

von  Dr.  K.  Martin  in  Jever. 

Das  Diluvium  des  Grossherzogthuras  Oldenburg  bietet  dem 
Palaeontologen  im  Allgemeinen  wenig  Interesse.  So  reichhaltig 
es  an  scandinavischen  Graniten,  Gneissen  u.  s.  w.  ist,  voji  deren 
Häufigkeit  die  Quader  unserer  Dorfkirchen,  die  Prellsteine  an  den 
Wegen,  das  Pflaster  der  Städte  das  beredteste  Zeugniss  ablegen, 
so  selten  sind  im  Allgemeinen  die  Sedimentärgesteine  und  mit 
ihnen  die  Petrefacten.  Was  man  an  letzteren  in  unserer 
Gegend  zu  finden  pflegt,  beschränkt  sich  meistens  auf  die  Kreide- 
feuersteine, in  welchen  neben  den  zahlreichen  Bryozoen  hin  und 
wieder  die  Reste  von  Echinodermen ,  seltener  diejenigen  von 
Lamellibranchiaten  gefunden  werden.  Mir  sind  aus  Geschieben 
dieser  Art  in  der  Umgegend  von  Jever  bekannt  geworden:  Anan- 
chytes  und  Galerites  in  mehreren  Arten,  unter  ihnen  A.  ovata 
und  G.  albogalerus,  Spatangus  cor  testudinarium,  Clypeaster  spec. 
Discoidea  spec;  von  Zweischalern :  Gryphaea  spec.  und  Pecten 
spec.  Indessen  sind  diese  Fossilien  nicht  hinreichend,  um  irgend 
welchen  Schluss  auf  ihre  Herkunft  zuzulassen;  sie  können  eben- 
sowohl aus  der  Kreide  Englands,  wie  aus  derjenigen  des  nördlichen 
Deutschland  stammen. 

Dasselbe  gilt  von  Devonischen  Versteinerungen,  welche,  wie 
in  der  norddeutschen  Tiefebene  überhaupt,  so  auch  in  unserm 
Lande  zu  den  grössten  Seltenheiten  gehören.  Mir  ist  nur  das 
einzige  Vorkommen  von  Pleurodictyum  problematicum  aus  der 
Umgegend  von  Varel  bekannt  geworden.  Das  sehr  schön  erhaltene 
Exemplar  befindet  sich  im  Grossherzogl.  Naturaliencabinet  in 
Oldenburg. 

Jenen  Petrefacten  gegenüber  bieten  die  Einschlüsse  der 
Silurischen  Sedimentärgesteine  ein  um  so  grösseres  Interesse 
dar.  Diese  Geschiebe,  welche  sich  über  die  ganze  norddeutsche 
Tiefebene  mit  nach  Westen  abnehmender  Häufigkeit  verbreitet 
haben,  finden  sich  in  grossen  Massen  unterhalb  der  Stadt  Jever 
abgelagert,   während  sie  über  den  südlichem  Theil  des  Gross- 

IV.    Mai  1876.  25 


386 

hcrzo^'thuius  nur  spärlich  verbreitet  zu  sein  scheinen.  Es  sind 
mir  daher  nur  bekannt  geworden : 

Von  Varel:  C'alymene  Blunienbachi  und  Pentamerus  galeatus. 

Von  Cloj)penbur^^ :  Syringophylluni  Organum. 

Von  Damme:  Favosites  «rotlanflica  und  Astylospongia  prae- 
niorsa.    Krstere  in  Feuerstein  i)etriticirt. 

Sämmtliche  Petrefacten  weisen  auf  dasselbe  Alter  und  Her- 
kommen hin,  wie  die  von  Jever  stammenden,  deren  speciellere 
Kenntniss  vorliegende  Arbeit  zum  Zwecke  hat. 

Das  Material,  welches  ich  zur  Bearbeitung  benutzte,  stammt 
theils  aus  der  im  Oldenburger  Naturaliencabinet  befindlichen 
Sammlung  des  verstorbenen  Dr.  Siegesmund,  welcher  sich  durch 
eifriges  Sammeln  ein  grosses  Verdienst  erworben  hat,  theils  habe 
ich  es  selbst  aufgelesen. 

Die  von  Siegesmund  stammenden  Geschiebe  sind  in  der  Nähe 
des  Sophienstiftes  im  Anfange  der  sechsziger  Jahre  in  einer 
Tiefe  von  10—12 '  unter  der  OberÜäche  ausgegraben.  Sie  bieten 
in  petrographischer  Beziehung  ein  grosses  Interesse  durch  das 
Auftreten  von  zahlreichen  eigenthümlichen  Conglomeraten.  In 
die  Bildung  letzterer,  welche  fast  ausschliesslich  aus  Kalkgeröllen 
zusammengesetzt  sind  und  nur  spärliche  Brocken  von  Eruptiv- 
gesteinen enthalten,  gehen  nämlich  auch  jene  eigenthümlich  zer- 
brochenen und  wieder  verkitteten  Gerolle  ein,  welche  unter  dem 
Namen  von  Quetschsteinen  von  verschiedenen  Localitäten,  besonders 
aus  der  Schweiz,  bekannt  geworden  sind,  und  deren  Entstehung 
auf  die  Wirkung  ungeheurer  Druckkräfte  (wahrscheinlich  auf  die- 
jenige des  Eises)  zurückzuführen  ist.  Diese  Quetschsteine  ge- 
hören zu  den  gewöhnlichsten  Vorkommen  in  den  vorliegenden 
Schichten;  denn  der  Umstand,  dass  man  sie  noch  jetzt,  nachdem 
der  Aufschluss  lange  Jahre  wieder  verdeckt  ist,  nicht  selten  an 
den  Wegen  findet,  lässt  auf  eine  sehr  grosse  Häufigkeit  schliessen. 
Aus  einem  Briefe,  welcher  z.  Z.  von  einem  Herrn  aus  Jever  an 
den  Inspector  des  Grossherzogl.  Xaturaliencabinets  gerichtet 
wurde,  erfahre  ich:  „sie  sind  schichtenweise  oberhalb  und  unter- 
halb anderm  Geröll  in  lehmigtem  Boden  gefunden,  jedoch  so 
viel  ich  bemerkt  habe,  nur  in  einer  Lage,  nicht  etwa  mehrere 
Schichten  übereinander."  In  dem  grauen  Kalksteine,  welcher  in 
der  Regel  die  Quetschsteine  bildet,  habe  ich  zahlreiche  Exemplare 
von  Chonetes  lata  und  Orthis  elcgantula  angetroffen. 

Diejenigen  Geschiebe,  in  welchen  ich  selber  lange  Zeit  zu 
sammeln  Gelegenheit  hatte,  wurden  vor  einigen  Jahren  am  ent- 
gegengesetzten Ende  der  Stadt  in  der  Schlachtstrasse  bei  der 
Fundamentirung  eines  Hauses  ausgebracht. 

Die  Petrefacten,  welche  ich  in  den  von  jenen  beiden  Locali- 
täten stammenden  Geschieben  gefunden  habe,  sind  folgende: 

I.    Protozoa. 

1.    Stromatopora  concentrica  Goldf. 

Ein   sehr  gemeines  Fossil ,   findet  sich  in  Exemplaren  bis 
zu  Kopfgrösse. 


387 

II.    Coelenterata. 

A.  Spongiae. 

2.  Astylospongia  praemorsa  Goldf. 

Ein  Exemplar  im  Besitze  des  Herrn  Dr.  Löwenstein  sen. 

B.  Anthozoa. 

3.  Heliolites  interstincta.  Lin. 

4.  „  megastoma.    M'Coy. 

5.  Propora  tubulata.  Lonsdl. 

6.  Favosites  gotlandica.  Lin. 

7.  „         aspera.    d'Orb. 

8.  „         Hisingeri.    M.  Edw. 

9.  „  cristata.    M.  Edw.  u.  H. 

10.  Alveolites  seriatoporoides.    M.  Edw.  u.  H. 

11.  Labecheia  conferta.    M.  Edw.  u.  H. 

12.  Halysites  catenularia.    Lin. 

13.  „         escharoides.    M.  Edw.  u.  H. 

14.  Syringopora  bifurcata.    Lonsdl. 

15.  Coenites  juniperinus.    Eichw. 

16.  Thecia  Swindermana.    Goldf. 

17.  „       Grayana.    M.  Edw.  u.  H. 

18.  Gyathaxonia  spec. 

19.  Cyathophyllum  articulatum.    M.  Edw.  u.  H. 

20.  Acervularia  ananas.    M.  Edw.  u.  H. 

21.  Syringophyllum  Organum.    M.  Edw.  u.  H. 

22.  Cystiphyllum  spec. 

23.  Metriophyllum  spec. 

Die  Korallen  sind  zum  Theil  in  vollständig  ausgewitterten 
Exemplaren,  welche  die  feinsten  Structurverhältnisse  ohne 
weitere  Praeparation  erkennen  lassen,  überliefert;  in  der 
grösseren  Mehrzahl  aber  in  Form  von  Gerollen  und  Blöcken 
von  bedeutender  Grösse,  an  deren  abgeriebener  Oberfläche 
nur  noch  die  einzelnen  Kelche  zu  unterscheiden  sind.  Sie 
gehören  durchgängig  zu  den  gemeinsten  Fossilien  von  Jever; 
vor  allem  sind  es  indess  die  Gattungen  Heliolites,  Favosites, 
Halysites  und  Syringopora,  welche  sich  durch  grosse  Häufig- 
keit auszeichnen.  Thecia  und  Syringophyllum  sind  auch  nicht 
selten;  ebenso  die  Einzelkorallen,  welche  mit  Sicherheit 
nur  noch  die  Bestimmung  der  Gattung  zulassen. 

III.    Echlnodermata. 

24.  Cyathocrinites  pentagonus.  Goldf. 

25.  „  rugosus.    Miller. 

Beide  Arten  nicht  gerade  selten.  Ausser  ihnen  noch  zahl- 
reiche, nicht  weiter  bestimmbare  Trochiten,  welche  in  Kalk- 
spath  verwandelt,  gradezu  gesteinsbildend  auftreten. 

26* 


388 

IV.    Vermes. 

2(».    Scrpula  spec. 

27.  Ptilodictya  lanceolata.    (Joldf. 

Letzteres  Fossil  sehr  gemein. 

V.    Artliropoda. 

28.  Leperditia  baltica.    Ilis. 

21).   Beyrichia  tuberculata.    Klöd. 

Erstere  ist  nicht  sehr  häutig,  letztere  aber  gemein. 

VI.    Mollusca. 

A.  Brachiopoda. 

30.  Terebratula  didyma.    Dalni. 

31.  Spirifera  sulcata.    Linstr. 

32.  „        plicatella.    Dalm. 

33.  „        elevata?    Dahn. 

34.  „        crispaV    Ilis. 

35.  Ilhynchonella  borealis.    Schloth. 
3().  „  nucula.    Sow. 

37.  Peutamerus  linguiferus.    Sow. 

38.  „  borealis.    Eichw. 

39.  Spirigerina  reticularis.     Wahlbg. 

40.  „  imbricata.    Sow. 

41.  Orthis  elegantula.    Dalm. 

42.  „      pecten.    His. 

43.  Strophomena  depressa.     Sow. 

44.  Chonetes  striatella.    Dalm. 

45.  „        lata,  von  Buch. 

46.  Discina  antiqua.    Koem. 

Unter  den  Brachiopoden  sind  Chonetes  striatella  und  lata, 
ferner  Orthis  elegantula,  welche  in  einigen  Gesteinsarten 
ebenso  häufig  wie  die  vorige  Art  ist,  als  die  gemeinsten 
aufzuführen;  ihnen  folgt  Spirifera  sulcata  und  Rhynchonella 
nucula.  Neben  Orthis  elegantula  kommt  wahrscheinlich  noch 
Orthis  Loveni.  Linstr.  vor,  denn  zahlreiche  Exemplare  zeichnen 
sich  vor  den  übrigen  durch  eine  geringe  Ausdehnung  des 
Schlossrandes,  einen  tiefern  Eindruck  in  der  flachen  Schale, 
sowie  durch  feinere  Streifung  aus  , —  Kennzeichen,  welche, 
wie  ich  mich  durch  Vergleichung  mit  Linströmschen  Original- 
exemplaren in  der  Göttinger  üniversitätssammlung  überzeugen 
konnte,  in  ausgesprochener  Weise  der  Orthis  Loväni  zukommen. 

B.  Lamellibranchiata. 

47.  Orthonota  rigida.    Sow. 

Gehört  zu  den  seltneren  Fossilien. 

C.  Gastropoda. 

48.  Dentalium  spec. 


389 

49.  Tentaculites  ornatus,    Sow. 

50.  „  inaequalis.    Eichw. 

51.  Murchisonia  spec. 

52.  Euomphalus  funatus.    Sow. 

53.  Bellerophon  spec. 

Von  den  Gastropoden  ist  Tentaculites  ornatus  sehr  ver- 
breitet; die  Gattung  Murchisonia  wird  durch  mehrere  Arten 
vertreten,  unter  welchen  die  kleinere  sehr  häufig  ist. 

D.  Cephalopoda. 

54.  Actinoceras  cochleatum.    His. 

55.  Cyrthoceras  spec. 

Die  Cephalopoden  sind  nur  spärlich  vertreten  und  gehören 
zum  grösseren  Theile  den  Cochleaten  an.  Ausser  diesen 
habe  ich  noch  andere  abgerollte  Individuen  mit  sehr  kleinem 
randlichen  Sipho  gefunden. 

Es  kann  nach  Aufführung  dieser  organischen  Reste  nicht 
mehr  schwierig  sein,  das  Alter  der  vorliegenden  Geschiebe  mit 
Sicherheit  festzustellen.  Dass  sie  der  Silurischen  Schichtenreihe 
angehören,  bedarf  keiner  weiteren  Erwähnung;  ebenso  ergiebt 
die  Abwesenheit  aller  specifisch  untersilurischer  Leitfossilien,  dass 
sie  dem  oberen  Systeme  dieser  Formation  entsprechen,  und  zwar 
sind  es  Geschiebe  aus  Schichten,  welche  mit  denen  des  ober- 
silurischen  Systems  von  Gotland  zu  parallelisiren  sind.  Die 
Korallenkalke  dieser  Insel  zeichnen  sich  durch  das  Zusammen- 
vorkommen nnd  die  Häufigkeit  derselben  Korallen  aus,  welche 
oben  aus  den  Jeverschen  Geschieben  aufgeführt  wurden,  und  hier 
wie  dort  in  gleicher  Weise  gesteinsbildend  auftreten.  Ebenso 
sind  die  obern  Schichten,  welche  denen  von  Ludlow  in  England 
entsprechen,  durch  das  zahlreiche  Vorkommen  von  Chonetes  lata, 
Rhynchonella  nucula,  Spirifera  sulcata,  Orthis  elegantula  u.  s.  w. 
genügend  charakterisirt.  Wir  haben  also  vor  allen  Dingen  die 
bekannten  Choneten-  und  Korallen  -  Kalke  des  obersüurischen 
Systems  vor  uns,*)  welche  beide  in  gleicher  Häufigkeit  vertreten 
sind;  denn  während  die  ersteren  in  den  beim  Sophienstifte  aus- 
gebrachten Geschieben  weniger  zahlreich  vorkommen,  ist  das 
Verhältniss  derjenigen,  welche  aus  der  Schlachtstrasse  stammen, 
umgekehrt:  hier  gehören  die  Korallen  zu  den  Seltenheiten.  Die 
Chonetenkalke  bestehen  zum  grössten  Theile  aus  einem  Gesteine, 
dessen  ursprünglich  tiefblaue  Färbung  durch  die  Verwitterung  in 
ein  schmutziges  Grau  übergegangen  ist;  es  finden  sich  nämlich 
häufig  Handstücke,  deren  blauer  Kern  und  graue  Verwitterungs- 
rinde dies  genügend  beweisen.    Daneben  sind  auch  jene  grünlichen 


*)  Schon  Roemer  hat  über  das  Jeversche  Vorkommen  in  seiner  Arbeit  „über 
die  Diluvialgeschiebe  von  nordischen  Sedimentärgesteinen  in  der  norddeutschen 
Ebene  etc."  eine  kurze  Notiz  gebracht.  Vergl.  Zeitschrift  der  deutschen  geolog. 
Gesellschaft  B.  XIV.  pag.  578. 


390 

Kalksteine,  welche  aus  dem  östlicheiTi  Theile  der  norddeutschen 
Tiefebene  so  allgemein  bekannt  sind,  nicht  selten. 

Ausser  diesen  (Gesteinen  ist  von  der  letztgenannten  Localität 
noch  das  zahlreiche  Auftreten  eines  ebenfalls  aus  anderen  Gegen- 
den längst  bekannt  gewordenen  spiUhigen  Kalksteines  mit  zahl- 
reichen Crinoiden-Resten  hervorzuheben. 

Doch  wir  haben  nicht  allein  solche  Geschiebe  vor  uns, 
welche  mit  den  Schichten  der  Insel  Gotland  zu  parallelisiren 
sind  (ob  sie  wirklich  denselben  angehören,  ist  eine  Frage, 
deren  Entscheidung  bis  jetzt  wohl  noch  nicht  mit  Sicherheit  er- 
folgen kann),  sondern  es  findet  sich  unter  den  angeführten  Pe- 
trefacten  ein  Brachiopode,  welcher  entschieden  auf  eine  andere 
Herkunft  hinweist,  ich  meine  das  Auftreten  von  Pentamerus  bo- 
realis.  In  Oldenburg  ist  von  diesem  interessanten  Vorkommen 
ein  grosses  Handstück  eines  festen  schmutzigweissen  Kalksteins 
vorhanden,  welches  ausser  einer  vollständigen  Ventralschale  noch 
mehrere  Bruchstücke  jenes  Fossils  enthält;  ausserdem  ein  klei- 
neres Stück  eines  weissen,  mit  Steinkernen  überfüllten  Kalksteines, 
welches  durchaus  mit  dem  von  Estland  bekannten  Vorkommen 
übereinstimmt,  wie  ich  mich  durch  Vergleichung  mit  Hand- 
stücken überzeugen  konnte,  welche  von  Herrn  Prof.  von  Seebach 
in  den  russischen  Ostseeprovinzen  gesammelt  wurden.  Das 
Auftreten  von  Pentamerus  borealis  weisst,  wie  bekannt,  unzweifel- 
haft auf  die  Herkunft  von  Estland  hin. 

Die  Massenablagerung  von  Jever  ist  nach  alledem  vollständig 
mit  derjenigen  von  Groningen*)  übereinstimmend;  denn  auch  die 
dortigen  Geschiebe  gehören  ausschliesslich  der  obersilurischen 
Schichtenreihe  an,  während  sie  zugleich  durch  das  Vorkommen  von 
Pentamerus  borealis  ausgezeichnet  sind. 

In  Bezug  auf  die  massenhafte  Ablagerung  der  vorliegenden 
Gesteine,  welche  sich,  wie  es  scheint,  unterhalb  des  grössten 
Theiles  des  Stadtgebiets  erstrecken,  möchte  ich  noch  Folgendes 
beifügen. 

Es  ist  sehr  bemerkenswerth,  dass  die  Stadt  genau  auf  der 
Gränze  von  Marsch  und  Geest  gelegen  ist.  Hart  an  ihrer  Süd- 
seite findet  sich  in  der  Nähe  der  nach  Sande  führenden  Chaussee  ein 
ziemlich  bedeutender  Aufschluss  des  skandinavischen  Diluviums, 
welches  hier  unmittelbar  unter  der  Humusdecke  beginnt  und  in 
seinem  feinen  Sande  zahlreiche  Eruptivgesteine  einschliesst. 
Dieses  Diluvium  lässt  sich  längs  der  ganzen  Südgränze  der  Stadt 
verfolgen,  während  es  an  der  Nordgränze  der  Stadt  durch  die 
Marsch  überlagert  wird,  unter  die  es  sich  bald  in  bedeutende 
Tiefen  hinabsenkt.  Es  liegt  also  Jever  und  mit  ihm  das  Lager 
der  silurischen  Geschiebe  hart  an  der  früheren  Meeresgränze, 
und  es  unterliegt  keinem  Zweifel ,  dass  wir  in  Lezterem  eine 
Uferbildung  vor  uns  haben.    Demnach  kann  uns  auch  eine  solche 


*)  Vergl.  F.  Roemer.     Jahrbucli  von  Bronn  und    Leonhard.      Juhrg.   1857. 


391 

Massenablagerung  gegenüber  der  spärlichen  Verbreitung  der  Ge- 
schiebe über  die  südlicheren  Theile  unseres  Landes  nicht  mehr 
fremdartig  erscheinen,  sei  es,  dass  ein  einziger  Transport  einer 
an  der  Küste  gestrandeten  reichbeladenen  Eismasse  die  ganze 
Ablagerung  bildete,  oder  dass  irgend  welche  günstige  Formation 
des  Ufers  das  wiederholte  Zubringen  von  Geschieben  an  einer 
und  derselben  Localität  begünstigte. 


-  ocT^  (?^ 


Die  Höhe  des  Weiher  Berges. 

Von  Dr.  L.  Häpke. 

Der  Weiher  Berg,  einer  der  interessantesten  Aussichtspunkte 
unserer  Umgegend,  liegt  im  Amte  Lilienthal,  etwa  2V2  Meilen 
nordnordöstlich  von  Bremen.  Den  Namen  Berg  verdient  dieser 
Zwerg  unter  den  Bergen  jedoch  nur  wegen  seiner  Lage  im  nord- 
westdeutschen Tieflande,  inmitten  der  Gewässer  Hamme,  Wörpe 
und  Wümme.  Der  sandige  Bücken  dieser  isolirten  Geestinsel 
erstreckt  sich  von  Südost  nach  Nordwest  und  trägt  an  seinem 
nördlichen  Abhänge  das  Dorf  Worpswede  mit  einer  1759  erbauten 
Kirche.  Auf  dem  durch  einen  geringen  Thaleinschnitt  von  der 
Hauptmasse  getrennten  westlichen  Hügel  erhebt  sich  in  einem 
Fuhren  Wäldchen  das  4  m.  hohe,  aus  dem  Granit  erratischer  Blöcke 
hergestellte  Denkmal  des  Commissärs  Findorf,  des  thätigen  Be- 
gründers der  zahlreichen  umliegenden  Moorkolonieen. 

Bei  Gelegenheit  einer  Excursion  am  14.  Mai  d.  J.  unternahm 
ich  eine  Messung  des  Weiher  Berges.  Zwar  konnte  diese  nur 
auf  barometrischem  Wege  geschehen ;  da  aber  eine  sonstige  Be- 
stimmung nicht  bekannt  ist,  so  will  ich  das  Ergebniss  hier  mit- 
theilen. 

Das  dazu  dienende  Aneroid ,  ein  Holosteric  -  Barometer, 
welches  bereits  die  Aeronauten  Sivel  und  Ohlendorf  auf  ihren 
Luftfahrten  begleitet  hatte,  gehört  der  Bealschule  und  wurde  mit 
Genehmigung  des  Herrn  Vorstehers  benutzt.  Das  Instrument 
war  zuvor  nach  einem  Normal -Heberbarometer  regulirt  worden. 
Von  den  zur  Controle  vorgenommenen  5  Ablesungen  mögen  der 
Kürze  wegen  nur  die  beiden  folgenden  hervorgehoben  werden. 
Am  Canal  zu  Bergedorf,  am  Fusse  des  Berges,  zeigte  das  Aneroid 
um  11  U.  10  M.  Morgens  28"  4,^'"  pariser  Mass.  Auf  der  höchsten 
Spitze  südlich  von   der  Kirche  zeigte  das  Aneroid  25  Minuten 


392 

später  28"  2,2'".  I>ei  nordwestlichem  Winde  betrug  die  Temperatur 
unten  14V-/*  R.,  oben  war  sie  um  den  Bruchtheil  eines  Grades 
geringer.  Da  es  hier  nur  auf  eine  annähernde  Genauigkeit 
ankommt,  so  sind  die  Correctionen  wegen  der  Temperatur, 
der  geographischen  Breite  etc.  woggelassen  und  es  ergiebt  sich 
nach  der  einfachen  Formel  de  Lucs  die  Höhe: 

(XXXK)  (log  W  —  log  b)  =  GOCXX)  (log  28,358  —  log  28,183) 
=  (5('X)00  (1,452  G756  -  1,449  9872)  =  161,3 
oder  rund  160  par.  Fuss  =  52  Meter. 

Dahin  wäre  also  die  Annahme  Focke's  im  IV.  Bd,  dieser 
Abh.  pag.  302  zu  berichtigen. 

Zur  Vergleichung  mit  benachbarten  Höhenverhältnissen  möge 
hier  bemerkt  werden,  dass  nach  dem  Jahrbuche  für  die  amtliche 
Statistik  des  Bremischen  Staates  fast  die  Hälfte  des  Bremischen 
Gebiets  unter  dem  Nullpunkt  des  Pegels  an  der  alten  Weser- 
brücke liegt  und  zwar  bis  zu  2  m.  Der  höchste  Punkt  der  Altstadt 
und  des  Bremer  (iebiets  erhebt  sich  zwischen  Bischofs-  und  Oster- 
thor  nur  12  m.  über  den  Nullpunkt.  Die  sogn.  Badener  Berge 
bei  Achim  liegen  nach  meinen  annähernden  Bestimmungen  34  m. 
über  dem  Niveau  der  Weser.  Der  Kalkberg  bei  Lüneburg  hat 
nach  Sonne,  Beschreibung  des  Königreichs  Hannover  II.  pag.  74 
eine  Höhe  von  164  par.  Fuss  über  der  Ilmenau. 

Am  südöstlichen  Abhänge  des  Weiher  Berges  ist  von  einem 
Mitgliede  unseres  Vereins,  dem  Herrn  Architekten  B.  Bolte,  seit 
einigen  Jahren  eine  Dampfziegelei  angelegt  und  dadurch  sind 
die  interessanten  Lagerungsverhältnisse  des  Blocklehms,  dunkeln 
Thons  und  Glimmersandes  aufgeschlossen.  Hierüber,  sowie  über 
das  dortige  mehrfache  Vorkommen  des  Bernsteins  gedenke  ich 
an  einer  andern  Stelle  unserer  Abhandlungen  zu  berichten. 


•7^  ,/A  ( 


Monographie  der  Juncaceen  vom  Oap 

bearbeitet  von  Franz  Buchenau. 
Hierzu  Tafel  V*)-XI. 

Der  Wunsch,  die  Juncaceen  vom  Cap  genauer  durcharbeiten 
zu  können,  wurde  besonders  in  mir  rege,  als  ich  im  Sommer  1872 
durch  die  zuvorkommende  Güte  des  Herrn  Otto  Böckeier  in  Varel 
.eine  Reihe  von  Juncaceen  des  Caplandes  erhielt,  welche  früher 
einen  Bestandtheil  der  Herbarien  von  Lehmann  und  K.  Sprengel 
gebildet  hatten.  Der  Versuch,  diese  Pflanzen  richtig  zu  bestimmen, 
stiess  auf  die  grössten  Unsicherheiten  und  Bedenken,  und  ich 
erkannte  bald,  dass  ein  weit  grösseres  Material  als  das  mir  vor- 
liegende erforderlich  sei,  um  mir  ein  selbständiges  Urtheil  über 
diese  Gewächse  bilden  zu  können.  —  Ich  wandte  mich  daher 
mit  der  Bitte  um  Uebersendung  weiterer  Exemplare  an  Herrn 
Dr.  W.  Sonder  in  Hamburg,  wohl  unbestritten  den  besten  Kenner 
der  Capflora  unter  den  deutschen  Botanikern  und  den  Besitzer 
des  reichsten  Herbariums  von  Cappflanzen,  welches  in  Deutschland 
existirt.  Herr  Dr.  Sonder  hatte  denn  auch  die  Freundlichkeit, 
mir  bei  Gelegenheit  eines  persönlichen  Besuches,  den  ich  ihm 
im  December  1873  machen  konnte,  die  Mittheilung  seines  reichen 
Materials  zur  Bearbeitung  in  Aussicht  zu  stellen  und  mir  dasselbe 
im  Februar  1874  zu  übersenden.  Es  lagen  mir  nun  die  Ecklon- 
Zeyher'schen  Pflanzen  vollständig  und  die  Drege'schen  fast  voll- 
ständig vor.  Die  meisten  dieser  Sachen  waren  mit  den  Bestim- 
mungen von  E.  Meyer  und  Nees  von  Esenbeck  versehen,  aber 
der  Versuch,  sie  nach  diesen  Bestimmungen  zu  ordnen,  scheiterte 
von  vorneherein,  da  offenbar  mehrfach  die  verschiedenartigsten 
Dinge  mit  demselben  Namen  bezeichnet  und  umgekehrt  sehr 
ähnliche  Sachen  oft  als  Varietäten  u.  s.  w.  bei  völlig  ab- 
weichenden Arten  untergebracht  waren.  Ebenso  wenig  gentigte 
die  Herbeizichung  der  betreffenden  Literatur,  welche  mir  voll- 
ständig zur  Verfügung  stand.  Es  wurde  mir  vielmehr  bald  klar, 
dass  nur  von  der  Natur  selbst  Belehrung  über  diese  Pflanzen  zu 


*)  Leider  ist  diese  Tafel  irrtbümlich  mit  No.  IV.  bezeichnet  worden. 
IV.    Juni  1876.  * 


394 

erwarten  sei.  —  Ich  onlnete  daher  das  mir  vorliegende  Material 
zunächst  nur  ganz  im  (Proben  und  verwendete  nun  einige  Monate 
hin^'  alle  meine  i  freilich  nur  sehr  spärliche)  Mussezeit  auf  Analysen 
von  Blüthen,  Anfertigung  von  Stengelquerschnitten,  Zeichnen  der 
wichtigsten  I'räparate  und  Notiren  der  hervorstechendsten  Kenn- 
zeichen. Krst  nachdem  ich  mir  so  allmählich  einen  Ueberblick 
über  die  vorhandenen  Formen  verschafft  hatte,  wendete  ich  mich 
zur  Literatur  zurück  und  suchte  mir  ausserdem  sowohl  die  Vor- 
riithe  anderer  Sammlungen,  als  Originalexemplare  der  Schriftsteller, 
welche  über  diese  Pflanzen  geschrieben  haben,  zu  verschaffen. 
Hierbei  wurde  ich  vielfach  auf  das  Entgegenkommendste  unter- 
stützt Herr  Prof.  Dr.  Aug.  Garcke  übersandte  mir  mit  gewohnter 
Liberalität  die  Cap'schen  Juncaceen  des  Königlichen  Herbariums 
zu  lierlin,  Herr  Senator  Dr.  Brehmer  die  des  Lübecker  Herbariums, 
Herr  Prof.  Dr.  Kürbcr  zu  Breslau  die  der  schlesischen  Gesellschaft 
für  vaterländische  Cultur,  Herr  Prof.  Dr.  Haustein  diejenigen  des 
Herbariums  des  naturhistorischen  Vereines  der  preussischen  Rhein- 
lande und  Westfalens ;  Herr  Prof.  Dr.  Xitschke  vertraute  mir  die 
von  Kcklon  gesammelten  Juncaceen  seines  Herbariums  an;  Herr 
Hofrath  Dr.  Schenk  in  Leipzig  übersandte  mir  einige  beachtens- 
werthe  Doubletten  des  Leipziger  Herbariums.  Durch  einzelne 
critische  Sachen  unterstützten  mich  die  Herren  Prof.  J.  J.  Decaisne 
in  Paris  (Originalexemplar  seines  Juncus  exaltatus),  Prof.  Dr. 
Uöper  in  Rostock  (die  betreffenden  Pflanzen  des  Lamarck'schen 
Herbariums),  Herr  Professor  Dr.  Zaddach,  der  frühere  Besitzer 
des  Herbariums  von  Ernst  Meyer  (die  unter  dem  Namen 
J.  capensis  in  diesem  Herbarium  aufbewahrten  Pflanzen)  und 
endlich  der  verehrte  Nestor  der  Botaniker,  Herr  Prof.  Elias  Fries 
und  sein  Sohn,  Herr  Dr.  Th.  M.  Fries  in  Upsala  (Originalexemplare 
von  J.  cei)halotcs  Thbg.  und  J.  capensis  Thbg.)  Ausserdem  konnte 
ich  bei  Gelegenheit  mehrerer  Reisen  noch  die  Herbarien  zu 
(iöttingen,  Dresden  und  Prag  durchsehen,  wofür  ich  den  Herren 
Hofrath  Grisebach,  Hofrath  Geinitz,Prof.  Willkomm  und  Prof.  Cela- 
kovsky  verpflichtet  bin.  —  Allen  diesen  Herren  sage  ich  hiermit 
meinen  wärmsten  Dank  für  die  freundliche  Unterstützung,  welche 
sie  mir  gewährt  haben. 

Beachtenswerth  ist,  dass  alle  diese  freundlichen  Zusendungen 
keine  einzige  Art  enthielten,  welche  ich  nicht  bereits  selbst  be- 
sessen oder  aus  Dr.  Sonder's  Sammlung  kennen  gelernt  hatte. 
Ich  glaube  daher  hoffen  zu  dürfen,  dass  ich  alle  Arten  und 
Formen,  welche  in  deutschen  Herbarien  vorhanden  sind,  gesehen 
und  untersucht  habe.  Ob  nicht  noch  in  englischen  Herbarien 
ungehobene  Schätze  liegen,  wage  ich  nicht  zu  entsftieiden.  Nach 
den  Erfahrungen  aber,  welche  Herr  Dr.  Sonder,  der  hochverdiente 
Mitherausgeber  der  ersten  Bände  der  Flora  capensis,  in  den 
letzten  Jahren  gemacht  hat,  erschien  der  Versuch,  diese  Mate- 
rialien zu  erlangen,  von  vorneherein  aussichtslos. 

Nachdem  der  Text  der  Arbeit  abgeschlossen  und  die  Tafeln 
bereits  zum  Theil  lithographirt  waren,  erhielt  ich  durch  die  Güte 
des  Herrn  Senator  Dr.  Brehmer  in  Lübeck  die  sämmtlichen  Jun- 


i." 


395 

caceen  des  Herbariums  von  Ernst  Meyer  (welches  dieser  Herr 
für  das  Museum  seiner  Vaterstadt  erworben  hat).  Dieselben 
machten  eine  theilweise  Umarbeitung  des  Textes,  Einschaltung 
einiger  neuen  Standorte  u.  s.  w.  nöthig,  veränderten  aber  meine 
Auffassung  der  Species  -  Abgränzung  nur  in  ganz  vereinzelten 
Fällen,  welche  ich  an  den  betreffenden  Stellen  erwähnen  werde. 
Ich  beabsichtige  nun,  zuerst  einen  kurzen  Ueberblick  über 
dje  Fortschritte  unserer  Erkenntniss  dieser  interessanten  Pflanzen 
zu  geben  und  dann  zu  der  eigentlichen  Aufzählung  und  Be= 
Schreibung  der  mir  bekannt  gewordenen  Arten  überzugehen. 
Hieran  werden  sich  passend  einige  Bemerkungen  über  den  Ende- 
mismus  beziehungsweise  die  Verbreitung  derselben,  anlehnen  und 
den  Schluss  sollen  literarische  Nachweise  über  die  bis  jetzt  über 
diesen  Gegenstand  publicirten  Arbeiten  und  die  in  den  Handel 
gebrachten  Sammlungen  bilden» 

Uebersicht  der  bisherigen  Forschungen. 

Die  ersten  Juncaceen  sammelte  im  Caplande  der  bekannte 
schwedische  Naturforscher  Carl  Peter  Thunberg  während  seines 
dreijährigen  Aufenthaltes  (1772—1775)  daselbst.  Er  übergab 
nach  seiner  Rückkehr  nach  Schweden  einige  derselben  an  Linne, 
und  so  wurden  nach  dem  Tode  des  grossen  Reformators  der  Natur- 
geschichte von  seinem  Sohne  in  dem  Supplementum  plantarum  (1781) 
zwei  Arten:  Juncus  serratus  und  J.  punctorius,  publicirt  Während 
der  Anwesenheit  von  Thunberg  am  Cap  stattete  der  aus  Indien 
zurückkehrende  Arzt  Dr  Sonnerat  dem  Caplande  einen  Besuch 
ab  und  sammelte  in  Gesellchaft  von  Thunberg  eine  grössere 
Anzahl  von  Pflanzen  (vergl.  darüber  pag.  IX  der  Vorrede  von 
Thunberg's  Flora  capensis,  Auflage  von  1823).  Er  übergab  seine 
Ausbeute  an  den  grossen  Naturforscher  Lamarck,  der  den  einen 
vorhandenen  Juncus  richtig  als  den  J.  punctorius  L.  fil.  erkannte, 
auf  die  andern  sehr  ungenügenden  Bruchstücke  aber  eine  neue 
Art:  J.  cymosus  gründete  (1789).  —  Thunberg  selbst  publiciite 
1794  seinen  Prodromus  Plantarum  capensium  und  führte  in  dem- 
selben neben  J.  punctorius  L.  fil.,  J.  bufonius  L.  und  L.  ser- 
ratus L.  fil.  als  neu  auf:  J.  cephalotes  Thbg.  und  J.  capensis  Thbg. 
—  Leider  hatte  er  die  Gränzen  der  Arten  viel  zu  weit  gezogen 
und  publicirte  Diagnosen,  welche  allzu  kurz  und  zum  Wieder- 
erkennen ganz  ungenügend  waren.  —  üeber  zwanzig  Jahre  lang*) 
blieben  nun   die  Kenntnisse  der  Botaniker   auf  diesem  Niveau 


*)  Während  dieses  Zeitraumes  erschien  freilich  die  erste  Auflage  von 
Thunbergs  Flora  capensis  (vol.  I.  1 — 3 ;  Upsaliae  1807 — 1813 ;  vol.  II.,  1 ; 
Hafniae  1818).  Diese  Auflage  scheint  aber  sehr  wenig  bekannt  geworden  zu  sein, 
da  sie  nirgends  citirt  wird.  Ich  habe  sie  nicht  zu  Gesicht  bekommen  und  kann 
daher  nicht  entscheiden,  ob  ihre  vier  Fascikel  bis  zur  Gattung  Juncus  reichen. 
Auf  Prioritätsfragen  würde  dieser  Umstand  aber  keinen  Einfluss  haben,  da  alle 
in  der  „Flora  capensis"  beschriebenen  Arten  bereits  in  dem  „Prodromus"  auf- 
eesteUt  und  kurz  diagnosticirt  worden  waren.  Ich  werde  daher  stets  die  spätere 
Schultes'sche  Ausgabe  der  Flora  capensis  citireu. 


1 


396 

stehen;  in  der  während  dieser  Zeit  (1801)  erschienenen  Mono- 
graphie von  F.W.  Th.  Kostkovius:  De  Junco,  spiegelt  sich  be- 
reits die  völlige  Unsicherheit  über  die  Lamarck'schen  und  Thun- 
bergschen  Pflanzen  wieder;  Rostkovius  hatte  selbst  nur  ein 
Bruchstück  von  J.  serratus  gesehen  und  führt  J.  punctorius  L.  fil. 
richtig,  wenn  auch  mit  dem  Zusätze:  „specimina  hujus  non  vidi'* 
auf;  die  andern  Arten  (J.  capensis  Thbg.,  cymosus  Lam.  und 
cephalotes  Thbg.)  weiss  er  nicht  zu  deuten. 

Ein  wirklicher  Fortschritt  wurde  erst  gemacht,  als  inot  zweiten 
Jahrzehnte  unseres  Jahrhunderts  deutsche  Sammler:  Bergius  und 
Mundt,  das  Capland  erforschten.  Namentlich  Bergius*)  sammelte 
sehr  reiche  Materialien  und  hatte  das  (Jlück,  für  dieselben  einen 
Bearbeiter  von  seltenem  Scharfblicke:  Kurt  Sprengel,  zu  finden. 
Dieser  beschrieb  die  Bergius'schen  Pflanzen  im  Jahre  1821  im 
3.  Bande  seiner:  Neuen  Entdeckungen  im  ganzen  Umfange  der 
Pflanzenkunde,  pag.  107.  Er  suchte  zunächst  in  dem  vorliegenden 
Materiale  die  I.amarck-Thunberg'schen  Arten  wieder  zu  erkennen 
und  war  darin  vielfach  glücklich.  Als  neu  beschreibt  er  den  sehr 
ausgezeichneten  Juncus  lomatophyllus. 

Viel  weniger  befriedigend  ist  die  Bearbeitung  dieser  Pflanzen 
in  der  im  folgenden  Jahre  (1822)  erschienenen  Monographie  von 
Ernst  Meyer:  Synopsis  Juncorum.  Meyer  verweist  den  J.  ser- 
ratus mit  vollem  Rechte  in  ein  neues  Genus  (ohne  dasselbe  aber 
schon  wirklich  aufzustellen),  führt  den  Juncus  maritimus  Lam**) 
zum  ersten  Male  als  Bürger  der  Capflora  und  ausser  ihm  richtig 
den  J.  bufonius  L.  und  J.  punctorius  L.  fil.  auf;  dagegen  zieht 
er,  offenbar  verleitet  durch  Thunberg's  weite  Auffassung  der  Arten  die 
von  Sprengel  aufgestellten  und  so  gut  charakterisirten  Formen  wieder 
zusammen  und  vereinigt  sogar  auch  die  beiden  Thunberg' sehen 
Arten  noch  unter  dem  Namen  Juncus  capensis,  so  dass  nun 
unter  dieser  Bezeichnung  alle  Köpfchen  tragenden  und  gras- 
blättrigen Arten  (Junci  graminifolii),  einjährige  sowohl  als  peren- 
nirende,  vereinigt  sind;  die  Gliederung  in  zwei  Varietäten  (a  lati- 
folius  und  ji  angustifolius)  leistet  dafür  einen  sehr  geringen 
Ersatz.  —  Die  im  folgenden  Jahre  (1823)  aus  Ernst  Meyer's  Feder 


*)  Carl  Heinrich  Bergius  war,  nach  freundlichen  Mittheilungen  des  Herrn 
Professor  Garcke  in  Berlin,  aus  Cüstrin  gebürtig  und  lebte  als  Parmaceut  1815 
bis  1817  in  der  Capstadt,  woselbst  er  in  dem  letztgenannten  Jahre  starb.  Seine 
Pflanzen  kamen  zum  grössten  Theile  an  das  Berliner  Herbarium.  Zum  Theil 
müssen  sie  aber  auch  in  den  Besitz  des  Garteninspectors  Friedrich  Otto  in 
Hamburg  übergegangen  sein,  denn  dieser  sandte  im  Jahre  1823  Exemplare  der- 
selben an  Kunth,  mit  dessen  Herbarium  sie  dann  an  das  Königl.  Herbarium  zu 
Berlin  kamen.  Da  diese  Pflanzen  mit:  C.  b.  sp. ;  misit  Otto  1823,  bezeichnet 
sind,  so  glaubte  ich  anfangs  einen  Sammler  Ott(>  annehmen  zu  müssen,  bis 
ich  erst  nach  langem  Prüfen  und  Vergleichen  ihre  Identität  mit  den  Bergius'schen 
Pflanzen  erkannte,  welche  dann  auch  von  Herrn  Professor  Garcke  bestätigt  wurde. 
Die  von  Mundt  gesammelten  Pflanzen  kamen  später  (ob  sämmtlich?)  in  den 
Besitz  von  Eklon  und  wurden  von  diesem  mit  seinen  grossen  Sammlungen  unter 
der  Bezeichnung  „Aus  Mundts  Nachlasse"  vertheilt. 

**)  Wahrscheinlich  ist  aber  die  Pflanze  gemeint,  welche  wir  jetzt  J.  Kranssii 
nennen. 


397 

erscheinende  Synopsis  Luzularum  bringt  zu  unserer  Frage  nur 
die  Notiz  (pag.  34),  dass  der  Verfasser  Sprengel'sche  Original- 
exemplare gesehen  habe,  dass  J.  cephalotes  Spreng,  zur  var.  a 
des  J.  capensis  im  Meyer'schen  Sinne  (nicht  wie  früher  ange- 
nommen, var.  ß)  gehöre  und  J.  capensis  Spreng,  eine  neue 
Varietät:  y  scapo  foliisque  elongatis  anthelaque  flaccidis  des  J. 
capensis  im  Sinne  von  E.  M.  bilde. 

In  demselben  Jahre  (1823)  erschien  nun  auch  das  Haupt- 
werk Thunberg's,  die  Flora  capensis,  nach  dem  Tode  des  Ver- 
fassers von  J.  A.  Schultes  herausgegeben  *)  Dieses  Buch  bringt 
ausführlichere,  aber  freilich  noch  immer  nicht  genügende,  Dia- 
gnosen, trägt  aber  sonst  kaum  etwas  zur  Aufhellung  der  betreffenden 
Fragen  bei. 

Durch  E.  Meyers  positive  Behauptung  Hess  sich  leider  Kurt 
Sprengel  verleiten,  in  der  von  ihm  besorgten  16.  Auflage  von 
Linne's  Systema  Vegetabilium  (der  betreffende,  zweite,  Band  er- 
schien 1825)  die  Junci  graminifolii  vom  Cap  wieder  in  zwei 
Arten : 

Juncus  cephalotes  Thbg.  (J.  lomatophyllus  Spreng.), 

J,  capensis  Thbg.  (J.  cymosus  Lam.) 
zusammenzuziehen,  wodurch  nun  die  Verwirrung  vollständig  wurde. 

Anders  Jean  de  Laharpe  in  seiner  in  demselben  Jahre  er- 
schienenen und  für  andere  Artenkreise  der  Gattungen  Juncus  und 
Luzula  so  ausnehmend  wichtigen  Arbeit:  Monographie  des  vraies 
Joncöes  (Mem.  de  la  soc.  d'hist.  nat.  de  Paris,  1825,  III,  p.  89). 
Ohne  Sprengeis  Arbeit  zu  erwähnen  (von  ihrer  Existenz  musste 
er  unterrichtet  sein,  da  er  Meyer's  Schriften  citirt,  in  denen  sie 
wiederholt  angeführt  worden  war)  erklärt  er  sich  entschieden 
gegen  den  Versuch  E.  Meyer's,  alle  Junci  graminifolii  in  eine 
Art  hineinzupressen  und  gliedert  sie  in  zwei  Arten: 

J.  cephalotes  Thbg.  (J.  cymosus  Lam.,  J.  capensis  ß  Meyer), 

J.  capensis  Thbg.  (J.  capensis  a  Meyer), 
ß  minimus  pollicaris. 

So  waren  denn  also  durch  die  letzten  Arbeiten  keinerlei 
Fortschritte  gemacht;  die  Verwirrung  war  vielmehr  immer  grösser 
geworden,  und  es  war  dahin  gekommen,  dass  die  ausgezeichnete 
breitblättrige  Pflanze,  welche  Sprengel  bereits  im  Jahre  1821 
unter  der  Bezeichnung  J.  lomatophyllus  so  treffend  charakterisirt 
hatte,  in  den  beiden  letzterwähnten,  in  demselben  Jahre  er- 
schienenen Arbeiten  ganz  verschieden  untergebracht  und  die 
Bedeutung  der  beiden  Thunberg'schen  Namen  geradezu  vertauscht 
worden  war! 

Aus  der  Literatur  der  folgenden  Jahre  ist  nur  der  Erwähnung 
eines  Juncus  zu  gedenken,  welchen  Adalbert  von  Chamisso,  der 
als  Botaniker  die  Romanzoff- Kotzebue'sche  Reise  um  die  Welt 
begleitete,  während  eines  wenigtägigen  Aufenthaltes  in  der  Cap- 
stadt  und  deren  nächster  Umgebung  im  April  1818  sammelte. 
Ernst  Meyer  beschreibt  ihn  in  der  Liunaea  1828,  III,  pag.  373 


*)  Vergl.  darüber  oben,  pag.  394,  Anm. 


398 

als:  Juncus  capensis  ,/  angustifolius  K.  M.;  ich  selbst  habe  keine 
Exemplare  <lesselben  zu  (Jesicht  bekommen. 

Inzwischen  war  während  der  zwanziger  Jahre  die  eigentliche 
classische  Periode  für  die  Erforschung  der  Capflora  angebrochen. 
Drei  deutsche  Botaniker:  Christian  Friedrich  Eckion,  Carl  L. 
Zeyher  und  Johann  Franz  Drive  waren  es,  welche  sie  herbei- 
führten Christian  Friedrich  Eckion  nahm  in  der  Capstadt  eine 
Stelle  als  Apotheker  an;  als  erste  Zeit  seines  Sammeins  finde 
ich  December  182o  erwähnt.  Seine  erste  Sendung*),  enthaltend 
das  Herbarium  florae  Africae  australis,  für  den  Württembergischen 
naturwissenschaftlichen  Reiseverein,  ging  am  2.  Juni  1827**)  von 
der  Capstadt  ab.  Diese  Sendung  enthielt  nur  wenige  Juncaceen 
(von  denen  wohl  nur  zwei,  Nr.  35  und  50,  mit  gedruckten  Zetteln 
an  die  Mitglieder  abgegeben  wurden).  Die  zweite  Sendung,  an 
die  Adresse  desselben  Vereines,  ging  am  25.  August  1828  von 
der  Capstadt  ab  (daher  sind  die  vom  Reiseverein  ausgegebenen 
gedruckten  Etiketten,  wenigstens  zum  Theil,  mit  Un.  it.  1828 
bezeichnet);  sie  enthielt  neun  Juncus -Arten  (Nr.  896  —  904). 
Diese  Arten  wiederholen  sich  dann  in  der  dritten  Sendung  — 
vom  Caplande  abgegangen  am  8.  Ai)ril  18öO  —  in  welcher  sie 
die  Nrn.  779 — 786  tragen.  Ob  diese  Sendung  auch  noch  an  den 
Reiseverein  gegangen  oder  später  von  Eckion  und  Zeyher  mit 
deren  gemeinsam  zusammengebrachter  grosser  Sammlung  ver- 
einigt und  vertheilt  worden  ist,  vermochte  Herr  Dr.  Sonder  nicht 
sicher  zu  ermitteln.  Inzwischen  wurde  auch  eine  von  Zeyher 
allein  zusammengebrachte,  aber  von  Eckion  nach  Europa  expe- 
dirte  Sendung  von  Capptianzcn  durch  des  Reisenden  Onkel,  den 
Gartendirector  Zeyher  in  Schwetzingen,  in  den  Handel  gebracht. 
Sie  ist  von  Kurt  Sprengel  bearbeitet  worden:  Plantae  exsiccatae 
capenses  Zeyhcrianae,  1828,  entliält  aber  nach  Dr.  Sonder's  Mit- 
theilung unter  ihren  521  Nummern  keine  Juncacee. 

Die  schon  oben  erwähnte,  von  Eckion  und  Zeyher  später 
gemeinsam  zusammengebrachte  grosse  Sammlung  bildete  mit 
Belegstücken  der  früheren  Sendung  vereinigt  den  Stamm  für  die 
im  Jahre  1835  begonnene,  aber  leider  nur  bis  zu  drei  Heften 
fortgeführte  Schrift:  Elmmeratio  jilantarum  Africae  australis  ex- 
tratropicae,  quae  collectae,  deterniinatae  et  expositae  a  Chr.  Fr. 
Eckion  et  Car.  Zeyher.  Diese  Hefte  umfassen  nur  einen  Theil 
der  Dicotvledonen. 

Eckion  kehrte  noch  einmal  im  Jahre  1841  nach  dem  Cap- 
lande zurück  und  sammelte  dort  einige  Pflanzen  in  der  Nähe  der 
Capstadt,  welche  sämmtlich   in  den  Besitz  von  Dr.  Sonder  über- 


*j  Ich  verdanke  die  ii.'u-lifoljj^ciidcn  Notizen  der  Güte  dos  Herrn  Dr.  Sonder. 

**)  Auf  sie  bezieht  sieh  wolil  das  von  l'ritzel  im  'J'lie.saiiriis  aufo;ot*iilirte, 
mir  aber  nicht  bekannt  gewordene  Kegistcr:  Christian  Friedrich  Eckion,  Topo- 
graphisches Verzeichniss  der  Pflanzensammlung  von  Chr.  Fr.  E.,  1.  Lieferung, 
oder :  Standorte  und  Blüthezeit  derjenigen  Arten  aus  der  Familie  der  Conorarien 
und  Ensaten,  welche  bis  jetzt  auf  dem  Vorgebirge  der  guten  Hoffnung  beobachtet 
und  gesannnelt  worden  sind.     Esslingen  1W27,  44  p.,  1.  Tabelle. 


.    .r 


» 


399 

gingen,  —  Auch  Zeyher  sammelte  später  weiter  und  machte  mit 
dem  Engländer  Burke  eine  weite  Reise*)  in  das  Innere;  die 
wenigen,  von  ihm  gesammelten  Juncaceen  sind  sämmtlich  leicht 
an  den  hohen  Nummern  (z.  B.  4308)  zu  erkennen. 

Ein  für  die  Besitzer  der  Ecklon-Zeyher'schen  Pflanzen  sehr 
wichtiges  Verzeichniss  der  (auf  den  Etiketten  nur  durch  Num- 
mern bezeichneten)  Standorte  derselben  ist  von  J.  F.  Drege  im 
19.  Bande  derLinnaea,  1840,  pag.  583— 598  publicirt  worden.  — 
Die  Angelegenheit  der  Ecklon-Zeyher'schen  Pflanzen  wird  aber 
noch  dadurch  verwickelter,  dass  der  andere  botanische  Erforscher 
des  Caplandes,  J.  Fr.  Drege,  später  den  Verkauf  der  von  Zeyher 
allein  gesammelten  Pflanzen  und  auch  des  Restes  der  Ecklon- 
Zeyher'schen  vermittelte.  Er  bezeichnete  aber  bei  seinen  Ver- 
theilungen  die  Pflanzen  jeder  Familie  mit  besonderen  Nummern, 
welche  in  jeder  Familie  mit  1  beginnen.  Da  diese  Drege'schen 
Nummern  **)  für  Eckion  -  Zeyhersche  Pflanzen  in  den  Herbarien 
weit  verbreitet  sind,  so  werde  ich  dieselben  mit  anführen;  sie 
sind  leicht  kenntlich,  da  sie  unter  25  liegen.  —  lieber  diese 
Verhältnisse  giebt  die  Aufzählung  von  Drege  Aufschluss,  welche 
im  19.  und  20.  Bande  der  Linnaea,  1847,  pag.  599  und  183  ff. 
mitgetheilt  ist  und  den  Titel  führt:  Vergleichun gen  der  von 
Eckion  und  Zeyher  und  von  Drege  gesammelten  südafricanischen 
Pflanzen  (soweit  dieselben  noch  vorhanden)  mit  den  Exemplaren 
von  Zeyhers  neuesten  Sammlungeo,  welche  derselbe  zum  Verkauf 
stellt  durch  J.  Fr.  Drege  in  Borstel  bei  Hamburg;   Decbr.  1846. 

Johann  Franz  Drege  sammelte  im  Capland  während  8  Jahren. 
Wenn  schon  Eckion  hohe  Anerkennung  verdient  für  die  Sorgfalt 
seines  Sammeins  und  die  Genauigkeit  seiner  Standortsangaben, 
so  steht  Drege  doch  in  diesen  Beziehungen  noch  höher.  Seine 
genauen  Angaben  der  Standorte  sind  verbunden  mit  den  an- 
schaulichsten Schilderungen  des  physikalischen  Charakters  der 
von  ihm  durchstreiften  Gegenden,  mit  zahlreichen  Einzelheiten 
über  den  Vegetationscharakter  derselben,  mit  barometrischen 
Beobachtungen  und  mit  Messungen  der  Quellentemperaturen. 
Drege's  Reisen  können  in  diesen  Beziehungen  geradezu  als 
mustergültig  hingestellt  werden.  Es  sind  über  sie  zwei***)  Schriften 
erschienen : 

1.    Ernesti  H.  F.  Meyer,  Commentariorum  de  plantis  Africae 


*)  Ueber  diese  Reise  berichtet  ein  ausführliches  Tag^ebuch,  von  welchem 
zwei  grosse  J>nichstücke  in  dem  5.  liande  von  Hooker's  Ijondoii  Journal  of  botany 
(18  IG)  und  dem  7.  Bande  von  Hooker's  Journal  of  botany  (185y)  verötfentlicht 
worden  sind.  Leider  geht  aus  denselben  aber  nicht  das  Jahr  hervor,  in  welchem 
die  Reise  ausgeführt  wurde. 

**)  Für  die  Juncaceen  scheinen  diese  Nummern  übrigens  von  E.  Meyer  oder 
Nees  von  Esenbeck  gegeben  worden  zu  sein. 

***)  Pritzcl  führt  im  Thesaurus  literaturae  botanicae  noch  auf:  Drege, 
Catalogus  plantarum  exsiccatarum  Africae  australioris ,  quas  emturis  offert, 
1837 — 40,  I. — JH.,  48  pag.  Ich  sali  diesen  Catalog  nicht,  doch  kann  er  seinem 
l'mfange  nach  wohl  nichts  Anderes  sein,  als  ein  Namens-  und  vielleicht  ein 
Standorts- Verzeichniss. 


400 

auistralioiis,  quas  per  octo  aniios  colligit  observationibusque 
manuscriptis  illustravit  Joannes  FranciscusDrege.  1835.  Erschienen 
sind  leider  nur  2  Fascikel,  welche  nur  einen  kleinen  Theil  der 
Dicotyledonen  behandeln.  Besonders  beachtenswerth  ist  in  den- 
selben aber  die  pttanzengeographische  Einleitung  und  die  Auf- 
zählunj.'  der  einzelnen  Standorte. 

2.  Zwei  pttanzengeographische  Docuniente  von  J.  F.  Dr^ge, 
nebst  einer  Einleitung  von  Dr.  E.  Meyer,  Prof.  in  Königsberg, 
besondere  Beigabe  zur  Flora  1841),  Bd.  IL  Diese  Arbeit  ejithält 
ausser  der  sehr  beachtenswerthen  Einleitung  von  Ernst  Meyer 
zwei  wichtige  Verzeichnisse  von  Drege;  das  erste  giebt  in 
geograi)hisch-systeniatischer  Anordnung  ein  Verzeichniss  der  Stand- 
orte, mit  der  für  jeden  Standort  beigefügten  Liste  der  daselbst 
gesannnelten  Pflanzen ;  das  zweite  zählt  alle  Pflanzen  alphabetisch 
(die  noch  unbestimmten  Arten  nach  Nummern)  auf  und  verweist 
durch  Zitfern  und  Buchstaben  auf  das  Standortsverzeichniss. 
Diese  Verzeichnisse  sind  für  jeden  Besitzer  von  Drfege'schen 
Pflanzen  ganz  unentbehrlich. 

Die  l^estimmungen  von  Drege  konnten  der  Natur  der  Sache 
nach  nur  vorläufige  sein ;  aber  sie  wären  besser  ganz  unterblieben 
oder  hätten  sich  am  zweckmässigsten  nur  auf  die  Gattungsnamen 
beschränkt,  denn  da  sio,  wenigstens  bei  den  mir  vorliegenden 
Pflanzen,  vielfach  unzutreffend  sind,  so  haben  sie  dazu  beigetragen, 
irrige  Bezeichnungen  in  der  Literatur  und  den  Herbarien  fester 
wurzeln  zu  lassen. 

Die  erste  Erwähnung  einer  Ecklon'schen  Pflanze  finde  ich 
in  Römer  und  Schultes,  Car.  Linnaei  Systema  vegetabilium,  1829, 
VIL,  oder  richtiger  erst  in  der  1830  erschienenen  zweiten  Hälfte 
dieses  Bandes  In  der  ersten  Hälfte  desselben  wird  die  Gattung 
Juncus  abgehandelt.  Erwähnenswerth  aus  dieser  Bearbeitung 
dürfte  sein,  dass  auf  den  Thunberg'schen  Juncus  bufonius  eine 
eine  eigene  Varietät  /  grandiflorus  gegründet,  und  die  Junci  gra- 
minifolii*)  wesentlich  nach  Laharpc  gegliedert  werden.  Einen 
Fortschritt  begründet  es  aber,  dass  von  der  breitblättrigen  Pflanze 
dem  „J.  capensis"  eine  var.  ;i  minor  abgetrennt  wird,  welche  = 
J.  cephalotes  Spreng  ist  und  also  dieser  Pflanze  (dem  J.  cephalotes 
Thbg.  var.  ustulatus  meiner  Monographie)  zu  einiger  Anerkennung 
verhilft.  —  In  der  zweiten  Hälfte  des  Bandes  wird  dann  Juncus 
punctorius  sehr  genau  beschrieben  und  in  einer  Anmerkung  dazu 
die  erste  Ecklon'sche  Pflanze  (No.  003  des  Reisevereins)  erwähnt, 
diagnosticirt  und  leider  in  einer  so  sonderbaren  und  hypothetischen 
Weise  benannt,  dass  dieser  Name  (J.  spretus)  nicht  wohl  als  rite 
publicirt  gelten  kann. 

Gegen  das  Jahr  1830  begang  nun  die  Publication  der  ersten 
Ecklon'schen  Pflanzen  in  der  Linnaea.  Die  Juncaceen  bringt 
der  7.  Band  (18»>2);  das  Manuscript  derselben,  aus  der  Feder 
von  E.  Meyer,  war  aber  bereits  seit  dem  December  182Ü  in  der 

*)  Ks  word(5n  (la])ei  (\Hi^.  ÜU)  Ctippflanzcn  von  JJnroii  von  Ludwig  gesammelt 
crwiihnt,  welche  ich  nicht  zu  Gesicht  bekommen  habe. 


V    - 

l 


401 

Hand  der  Redaction.  Hier  werden  nun  die  Junci  graminifolii  wieder 
als  eine  Art,  aber  mit  vier  Varietäten  aufgezählt;  J.  maritimus 
dieser  Aufzählung  ist  zum  Theil  (No.  903,  U.  i,  also  dieselbe 
Pflanze,  welche  bereits  Schultes  beschrieben  hatte),  =  J.  Kraussii 
Höchst,  zum  andern  Theile,  soweit  es  sich  um  den  Standort: 
Winterfeld,  Distr.  Beaufort,  handelt,  wirklich  =:  J.  maritimus. 

Der  grösste,  durch  diese  Arbeit  erzielte  Fortschritt  ist  die 
Aufstellung  der  so  ausserordentlich  natürlichen  Gattung  Prionium. 

Leider  ist  nun  keine  weitere  eingehende  Arbeit  über  die 
Juncaceen  der  folgenden  Eckion -Zeyher'schen  Sendung  und  die 
Sammlungen  von  Drege  erschienen.  Erst  in  Kunth's  Enunieratio 
Plantarum,  1841,  HL,  pag,  296  finden  sich  wieder  neue  Beiträge 
zur  Naturgeschichte  der  Juncaceen  vom  Cap.  Zum  ersten  Male 
wird  die  von  Drege  gesammelte  Luzula  erwähnt  Die  Junci 
thalassici  werden  nicht  von  einander  getrennt  und  unter  dem 
Namen  J.  maritimus  zusammengefasst  Der  Juncus  punctorius 
wird  unter  diesem  Namen  und  zugleich  mit  der  Bezeichnung  J. 
exaltatus  Decsne,  ß  capensis  beschrieben,  eine  neue  Art  der 
Junci  septati  unter  dem  Namen  J.  oxycarpus  E.  M.  aufgeführt 
und  so  gut  characterisirt,  dass  die  Unsicherheit,  welche  später  in  den 
Herbarien  über  sie  herrscht,  kaum  zu  begreifen  ist  In  der  Erkcnnt- 
niss  der  Junci  graminifolii  wird  durch  die  Aufstellung  von  J. 
rupestris,  Dregeanus  und  scabriusculus  ein  wesentlicher  Fort- 
schritt gemacht  (obwohl  der  letztere  fälschlich  neben  J.  bufonius 
gestellt  wird);  die  Hauptmasse  derselben  bleibt  aber  nachE.  Meyer's 
Vorgang  unter  der  Bezeichnung  J.  capensis  vereinigt 

Eine  interessante  Sammlung  von  Cappflanzen  hatte  inzwischen 
Dr.  Ferdinand  Krauss  in  den  Jahren  1838  und  39  zusammengebracht ; 
die  Juncaceen  dieser  Arbeit  finden  sich  (von  Hochstetter  bearbeitet) 
aufgezählt  in  der  Flora  1845,  pag.  342.  Besonders  erwähnens- 
werth  ist,  dass  in  dieser  Arbeit  nunmehr  der  im  Caplande  ende- 
mische Juncus  der  Gruppe  thalassici  als  neue  Art  unter  der  Be- 
zeichnung: J.  Kraussii  veröffentlicht  wird. 

Einen  vereinzelten  Beitrag  zur  Naturgeschichte  dieser  Ge- 
wächse gab  Prof.  Pariatore  im  Giornale  botanico  italiano  vom 
Jahre  1846,  indem  er  die  von  Eckion  und  Zeyher  gesammelte, 
dem  Cap  eigenthümliche  Form  des  J.  acutus  L.  tretfend  charak- 
terisirte  und  unter  dem  Namen  J.  Leopoldii  Pari,  zum  Hange 
einer  Species  erhob,  worin  ich  ihm  aber  nicht  beistimmen  kann. 

Wir  kommen  nunmehr  zur  letzten  in  der  Literatur  veröffent- 
lichten Arbeit  über  Juncaceen  vom  Cap;  dieselbe  bildet  einen 
Theil  der  Synopsis  Glumacearum  von  J.  G.  Steudel,  1855,  H, 
pag,  299.  Steudel  hatte  den  grössten  Theil  der  Ecklon-Zeyher'schen 
und  der  Dr^ge'schen  Pflanzen  vor  sich,  und  es  erscheint  deshalb 
natürlich  die  Anzahl  der  Arten  sehr  vermehrt.  Luzula,  Prionium 
und  Juncus  bufonius  werden  wie  bei  den  vorhergehenden  Autoren 
aufgeführt,  das  Vorkommen  des  J.  glaucus  am  Cap  ist  nicht 
besonders  erwähnt  Die  Junci  thalassici  sind  als  J.  maritimus, 
Krausii  und  Leopoldii,  die  J.  septati  als  J.  exaltatus  ß^  punctorius 

IV.    Juni  1875.  26 


402 

und  oxycarpus  aufgeführt.  Auf  den  merkwürdigen  Juneus,  Drege 
1G04'*  ist  die  neue  Art  J.  singularis  und  zugleich  mit  Recht  eine 
neue  Section  begründet.  Kine  vollständige  Umgestaltung  erfahren 
die  Junci  graminifolii.  Aus  dem  J.  capensis,  wie  ihn  E.  M.  anf- 
fasst,  werden  unter  Beseitigung  der  alten  Thunberg'schen  Namen 
vier  Species:  lomatophyllus  Spreng.,  stenophyllus  Steud.,  flaccidus 
Steud.,  submonocephalus  Steud.  gemacht,  freilich,  wie  wir  später 
sehen  werden,  nicht  eben  glücklich.  Neben  den  älteren  Kunth'schen 
Arten:  J.  rupestris,  Dregeanus  und  scabriusculus  stellt  dann  Steudel 
folgende  neue  Arten  auf:  J.  subglandulosus,  indescriptus,  ano- 
nymus,  delicatulus,  pictus.  Die  Wiedererkennung  der  vier  letzten 
Arten  hat  aber  Steudel  dadurch  sehr  erschwert,  dass  er  sie  unbegreif- 
licher Weise  unter  die  triandrischen  Arten  stellte,  während  sie 
zweifellos  hexandrisch  sind. 

Die  letzten  zwanzig  Jahre  haben  keinen  weiteren  literarischen 
Beitrag  zur  Kenntniss  der  Juncaceen  vom  Cap  gebracht ;  dagegen 
sind  in  ihnen  ein  paar  beachtens\verthe  Arten  von  den  Engländern 
Mac  Owen,  H.  Bolus  und  dem  Deutschen  Gueinzius*)  gesammelt 
worden,  von  denen  ich  Belegexemplare  in  der  Sonder'schen 
Sammlung  fand;  ich  werde  sie  in  der  nachfolgenden  Mono- 
graphie an  den  geeigneten  Plätzen  erwähnen.  Auch  Sieber 
sammelte  (in  welchem  Jahre  habe  ich  nicht  ermitteln 
können)  einige  Juneus  -  Formen  am  Cap,  welche  zusammen  mit 
verwandten  Gewächsen  von  Wrbna  in  der  Agrostographia  capensis 
ausgegeben  wurden.  Es  lagen  mir  vor  die  Nummern  101,  108 
und  119. 

Von  Hilsenburg  und  Dr.  Pappe,  welche,  wie  Herr  Dr.  Sonder 
gelegentlich  erwähnt,  am  Cap  gesammelt  haben,  lagen  mir  keine 
Pflanzen  vor. 

Die  Sammlung  des  deutschen  Geistlichen  Hesse,  der  in  den 
ersten  Jahrzehnten  dieses  Jahrhunderts  am  Caplande  lebte,  ent- 
hält keine  Juncacee  (wenigtens  nicht  die  im  Besitze  des  Herrn 
Hofrath  Grisebach  befindliche  Hälfte  derselben  —  die  andere  Hälfte 
kam  nach  St.  Petersburg). 

Noch  will  ich  erwähnen,  dass  Nees  von  Esenbeck  sich  viel- 
fach mit  den  Juncaceen  vom  Cap  beschäftigt  haben  muss;  er 
hat  eine  Reihe  von  Formen  benannt.  Von  diesen  Namen  haben 
einige  durch  Erwähnung  in  der  Linnaea  XX  durch  J.  F.  Drege 
bereits  Publicität  erlangt,  andere  sind  Manuscriptnamen  ge- 
blieben, und  werde  ich  sie  deshalb  nur  in  den  Fällen  aufführen, 
wenn  ich  mit  Nees  in  der  Auffassung  der  Arten  übereinstimme, 
Dr.  Sonder  glaubt  übrigens,  dass  Nees  von  Esenbeck  auch  die 
Juncaceen  vom  Cap  (ebenso  wie  die  Restiaceen  und  Cyperaceen) 

*)  Gueinzius  lebt  noch  jetzt  als  Naturforscher  und  Sammler,  namentlich 
zoologischer  Gegenstände ,  in  Pine  -  Town  (Port  Natal).  Nach  ihm  ist  von 
W.  Peters  kürzlich  ein  Nager:  Dasymys  Gueinzii  benannt  -worden.  (Monats- 
berichte der  Berliner  Akademie  1875,  Januar,  pag.  12,  Taf.  1  und  2).  Auch  in 
dem  prächtigen  Buche  von  Eduard  Mohr :  Nach  den  Victoriafällen  des  Zambesi, 
1875,  findet  er  sich  (I.,  pag.  51  und  78)  mehrfach  erwähnt,  jedoch  ist  dort 
sein  Name  irrthümlich  Guenzius  und  Quenzius  geschrieben. 


403 

monographisch  bearbeitet  habe,   dass  aber  das  Manuscript  über 
die  erstgenannte  Familie  verlorengegangen  sei. 

Yorbemerkungen  über  einige  Schwierigkeiten  der 

Untersuchung. 

Das  Material,  welches  mir  für  die  vorliegende  Arbeit  zu 
Gebote  stand,  war  ein  ausserordentlich  reiches,  wie  es  wohl  bei 
weitem  nicht  immer  vorliegt,  wenn  es  sich  um  die  Flora  eines 
so  fernen  Landes  handelt.  Indessen  war  es  doch  nicht  genügend, 
um  alle  bei  der  Untersuchung  auftauchenden  Zweifel  und  Fragen 
zu  lösen.  Einige  Punkte,  welche  Schwierigkeiten  bereiteten,  hebe 
ich  hier  zunächst  hervor  —  vielleicht,  dass  sie  demnächst  zuerst 
aufgeklärt  werden,  oder  dass  ihre  Erwähnung  andere  Botaniker 
vor  leicht  zu  begehenden  Irrthümern  bewahrt. 

1)  Die  meisten  Juncaceen  der  Capflora  sind  auf  Reisen 
gesammelt.  Der  Reisende  ist  in  einem  solchen  Falle  genöthigt, 
die  Pflanzen  zu  nehmen,  wie  er  sie  findet.  Da  das  Capland  in 
seinen  meisten  Theilen  ziemlich  scharf  abgegrenzte  Vegetations- 
zeiten hat,  so  wird  der  Reisende  suchen,  die  einzelnen  Districte 
zur  Hauptblüthezeit  zu  besuchen.  Es  fehlen  daher  an  vielen 
Pflanzen  die  Früchte,  und  dies  ist  gerade  für  die  Juncaceen 
sehr  unangenehm. 

2)  Manche  der  vorliegenden  Arten  haben  die  Eigenschaft, 
beim  Austrocknen  ihre  reifen  oder  auch  nur  halbreifen  Kapseln 
aufspringen  zu  lassen  und  die  Samen  umher  zu  streuen,  so  dass 
man  trotz  reichhaltigen  Materiales  (ich  erinnere  nur  an  Prionium) 
die  letzteren  nicht  findet. 

3)  Zur  Knospenzeit  und  selbst  zur  Epoche  des  Aufblühens 
ist,  namentlich  bei  manchen  Arten  der  Capflora,  die  Anzahl  der 
Blüthen  eines  Köpfchens  sehr  schwer  zu  bestimmen.  Die  Bracteen 
überragen  dann  die  Knospen  bedeutend  und  neigen  in  der  Mitte 
des  Köpfchens  zu  einem  dichten  Schöpfe  zusammen,  so  dass 
ihre  Anzahl  nicht  leicht  zu  bestimmen  ist.  Dieser  Umstand  hat 
mir  im  Anfange  namentlich  in  der  so  sehr  polymorphen  Formen- 
reihe des  J.  capensis  grosse  Schwierigkeiten  bereitet.  —  Auf 
solchen  noch  unentwickelten  Köpfchen  beruht  z.  B.  die  irrige 
Aufstellung  des  J.  exaltatus  Dcsne  als  eigene  Art,  während  er 
zweifellos  nur  eine  Varietät  des  reichblüthigen  J.  punctorius  L. 
fil.  ist. 

4)  Das  untersuchte  Material  lag  grösstentheils  bereits  40, 
ja  selbst  50  Jahre  in  den  Herbarien.  Dieser  Umstand  bereitet 
bei  der  Untersuchung  der  Stengel  manche  Schwierigkeiten.  Die 
zarten  Querschnitte  besitzen  oft  in  ihren  Geweben  nicht  mehr 
Elasticität  genug,  um  zur  vollen  Form  aufzuquellen;  sie  bleiben 
in  der  Richtung,  in  welcher  sie  gepresst  waren,  zusammengefaltet, 
und  es  bedarf  eist  sehr  vorsichtiger  Zerrung  mit  Nadeln,  bis  sie 
ihre  ursprüngliche  Form  wieder  angenommen  haben. 

6)  Bei  der  Untersuchung  der  Blüthen  ist  in  Beziehung  auf  die 
inneren  Perigontheile  besondere  Vorsicht  geboten.  Bei  sehr  vielen  zur 

26* 


404 

Capflora  f^eliörendcn  Arten  besitzen  dieselben  sehr  breite,  weiss- 
liüutigc  Ränder,  welche  nach  innen  eingeschlagen  sind.  Diese 
Ränder  werden  bei  der  Betrachtung  der  lilüthen  von  aussen  sehr 
leicht  übersehen,  und  man  hält  dann  die  inneren  Perigontheile 
für  viel  schmaler  als  sie  wirklich  sind.  An  älterem  Materiale 
aber  sind  diese  häutigen  Säume  oft  mehr  oder  weniger  zerstört 
(abgebröckelt  oder  von  Bücherläusen  weggefressen)  und  auch  in 
diesem  Falle  ist  Vorsicht  nöthig.  Ich  habe  die  Form  der  innern 
Perigontheile  stets  mit  ausgebreiteten  Hautsäumen  beschrieben. 
G)  Auch  in  Beziehung  auf  die  Farbe  der  Blüthen  erscheint 
besondere  Vorsicht  geboten,  da  dieselben  beim  Aufweichen  stets 
viel  dunkelcr  werden,  als  sie  in  dem  trockenen  Herbariumszustande 
erscheinen. 

7)  Die  Länge  der  Blüthen  ist  in  den  nachstehenden  Diagnosen 
stets  ohne  die  der  Stiele  angegeben.  Es  ist  dies  eine  nicht 
unwichtige  Vorsicht,  da  die  äussern  und  die  innern  Blüthen 
der  Köpfchen  oft  ungleich  lange  (jene  längere,  diese  kürzere) 
Stiele  haben. 

8)  Endlich  darf  ich  wohl  auch  an  dieser  Stelle  der  ganz 
ausserordentlichen  Variabilität  gedenken,  welche  einzelne  der  hier 
behandelten  Arten  zeigen.  Nur  ein  verliältnissmässig  so  reiches 
Material,  wie  es  mir  vorlag,  konnte  die  wirkliche  Ueberzeugung 
beibringen,  dass  die  scheinbar  heterogensten  Formen  noch  in 
den  Formenkreis  einer  und  derselben  Art  gehören.  Wer  nur 
einzelne  Belegexemplare  vor  sich  hat,  wird  sich  gewiss  leicht  zu 
der  Ansicht  neigen,  dass  ich  bei  weitem  zu  stark  „zusammen- 
gezogen" habe,  obwohl  ich  darin  lange  nicht  so  weit  gegangen 
bin,  als  Ernst  Meyer.  Ganz  besonders  in  der  Formenmenge  des 
Juncus  capensis  herrscht  eine  Veränderlichkeit  vor,  welche  sich 
auf  fast  alle  Organe  (wenn  auch  auf  die  der  Blüthen  nur  im 
geringeren  Masse)  erstreckt  und  die  Abgränzung  der  einzelnen 
Arten   sehr  erschwert. 

9)  Die  grosse  Verwirrung,  w^elche  bisher  in  Beziehung  auf 
die  Erkenntuiss  dieser  Gewächse  herrschte,  machte  es  im  hohen 
Grade  wünschcnswerth,  diesem  Aufsatze  eine  grössere  Anzahl 
von  Abbildungen  beifügen  zu  können,  um  so  durch  das  Bild 
dem  Worte  zu  Hülfe  zu  kommen  und  die  einzelnen  Arten  in  der 
Vorstellung  der  Botaniker  fester  zu  tixiren.  Die  Auswahl  wurde 
mir  freilich  sehr  schwer,  und  obwohl  ich  von  den  hunderten  von 
Figuren,  welche  mir  vorliegen,  nur  einen  kleinen  Theil  aussuchte, 
so  stieg  doch  die  Anzahl  der  Tafeln  so  bedeutend,  dass  ihre 
Herstellungskosten  die  unserem  Vereine  für  solche  Zwecke  zu 
Gebote  stehenden  Mittel  weit  überstiegen  haben  würden.  Ich  bin 
deshalb  zwei  verehrten  Freunden  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet, 
welche  mir  in  der  bereitwilligsten  Weise  die  Mittel  zur  Her- 
stellung mehrerer  Tafeln  zur  Verfügung  stellten  und  hierdurch 
sowohl  mir  als  dem  naturwissenschaftlichen  Verein  einen  hoch- 
erfreulichen Beweis  der  Theilnahme  an  unseren  Bestrebungen  ge- 
geben haben;  es  sind  dies  die  Herren  A.  W.  Rotherraundt  und  Carl 
Traub.    Ihnen  an  dieser  Stelle  meinen  herzlichsten  Dank  zu  sagen, 


405 

ist  mir  eine  angenehme  Pflichtv  Die  Kosten  der  übrigen  Tafeln 
sind  aus  den  für  solche  Zwecke  verfügbaren  Zinsen  der  Frühling- 
Stiftung  bestritten  worden. 

Die  Abbildungen  selbst  zerfallen  in  Habitusbilder  und 
Blüthenanalysen.  Die  Habitusbilder  (welche  ich  zum  Theil  der 
Güte  meines  Collegen,  des  Herrn  Fr.  Th.  Templin,  Zeichenlehrers 
der  hiesigen  Realschule,  verdanke)  sind,  soweit  dies  der  Raum 
erlaubte,  in  natürlicher  Grösse,  sonst  in  V2  oder  Vs  dargestellt. 
Sie  geben  wenigstens  einige  der  für  das  Capland  charakteristischen 
Typen  wieder.  Alle  neuen  oder  kritischen  Arten  abzubilden,  er- 
laubten leider  die  verfügbaren  Mittel  nicht. 

Bei  den  Blüthenanalysen  habe  ich  es  mir  zur  Vorschrift  ge- 
macht, stets  zehnfache  Vergrösserung  anzuwenden.  Diese  Ver- 
grösserung  erlaubt  (abgesehen  von  den  Details  der  Sculptur 
der  Samenhaut)  alle  Einzelheiten  völlig  genügend  zu  er- 
kennen. Durch  die  Annahme  einer  bestimmten,  beständig 
wiederkehrenden  Vergrösserung  wird  aber  nicht  allein  die 
frühere  oft  so  störende  Unsicherheit  in  Betreff  der  wirklich 
angewandten  Vergrösserung  beseitigt,  sondern  es  wird  auch 
eine  ausserordentlich  bequeme,  die  Erkenntniss  fördernde 
Vergleichung  nahe  verwandter  Formen  ermöglicht.  Aus  diesem 
Grunde  habe  ich  die  zehnfache  Vergrösserung  selbst  bei 
den  wenigen  Arten  (namentlich  J.  scabriusculus  Kth.  und  J.  sub- 
glandulosus  Steud.)  nicht  aufgegeben,  bei  denen  wegen  der  un- 
gewöhnlichen Grösse  der  Blüthen  mitgeringerer  Vergrösserung  recht 
wohl  auszukommen  gewesen  wäre.  —  Im  Allgemeinen  ist  zehnfache 
Vergrösserung  für  die  Blüthen  der  Juncaceen  gewiss  die  richtige; 
andere  Familien  verlangen  natürlich  auch  eine  andere  Behandlung. 

Was  die  Stengelquerschnitte  angeht,  so  habe  ich  bei 
denselben  mehrfach  eine  weit  stärkere,  als  zehnfache  Vergrösserung 
anwenden  müssen,  da  die  Stengel  einiger  einjährigen  Arten  borsten- 
artig-dünn sind.  Ich  habe  aber  auch  in  diesen  Fällen  die  mehr  schema- 
tische Darstellung  beibehalten,  wie  sie  sich  bei  zehn-  und  zwanzig- 
facher Vergrösserug  von  selbstgebot,  um  die  Figuren  direct  vergleich- 
bar zu  machen,  obwohl  bei  den  stärkeren  Vergrösserungen  die  Dar- 
stellung des  anatomischen  Details,  d.  i.  der  einzelnen  Zellen, 
möglich  gewesen  wäre.  —  Die  Zeichnung  der  Stengelquerschnitte 
ist  fast  überall  so  gewählt,  dass  die  Zellen  der  Epidermis  direct 
angegeben,  dagegen  die  Rindenschicht  nur  dunkel  schraffirt 
ist;  in  den  Gefässbündeln  sind  die  Lumina  der  Gefässe  ange- 
deutet, das  Mark  dagegen  ist  in  mehr  schematischer  Weise  durch 
ein  Netzwerk  schrägverlaufender  Linien  angegeben. 

Von  den  Tafeln  sind  die  drei  ersten  in  dem  bekannten 
artistisch -lithographischen  Institute  des  Hrn.  Prof.  C.  F.  Schmidt 
zu  Berlin  angefertigt  worden;  die  vier  folgenden  aber  konnte 
dies  Institut  wegen  Arbeitsüberhäufung  nicht  ausführen ;  sie  wurden 
deshalb  von  dem  durch  die  Abbildungen  zur  Flora  brasiliensis 
so  rühmlichst  bekannt  gewordenen  Institute  des  Herrn  Bruno 
Keller  in  München  lithographirt.  Hierdurch  erklärt  sich  die 
verschiedene  Behandlung  beider  Gruppen  von  Tafeln. 


406 

Dispositio  genernm  et  specieram. 

Genus  I.    Prionium  E.  M. 

Species  unica:  P.  serratum  Dregt, 

Genus  II.    Luzula  DO. 

Species  unica  capensis:  L.  afrkana  Drege. 

Genus  IIL    Juncus  L. 

A.  Flores  prophyllati. 

Subgenus  I.     Junci  poiophylli.     Nomophylla*)  plana, 
sive  canaliculata. 
Species  unica  capensis:  i)  J.  bufonius  L, 

Subgenus  II.   Junci  genuin i.   Nomophylla  cauliformia. 
Species  unica  capensis :  2)  J.  glaucus  Ehrh. 

B.  Flores  in  axillis  bractearum  nudi. 

Subgenus  IIL  Junci  thalassici.  Nomophylla  cauli- 
formia; septis  transversis  destituta.  Turiones  steriles 
noniophyllum  unicum  cauliforme  et  cataphylla  plura 
gereutes. 

I.  Somina  breviter  apiculata:  3.  J.  Kranssii  Höchst 

II.  Semina  albo-caudata. 

1.  Capsula  perigonio  duplo  vel  fere  duplo  longior: 

4.  J,  acutus  L. 

2.  Capsula  perigonium  aequans,  vel  paullo  superans: 

5,  J,  mantimus  Lam, 

Subgenus  IV.  Junci  septati.  Nomophylla  teretia  vel  a 
latere  compressa  transversim  septata. 

A.  Caules  basi  cataphylla  plura,  supra  medium  nomophyllum 
unicum  gereutes,  turiones  steriles  cataphylla  plura  et  nomo- 
phyllum unicum  cauliforme  gereutes.      Capsula  trilocularis: 

6*.  J.  punctorius  L,  ßl» 

B.  Caules  basi  cataphylla,  superne  nomophylla  plura,  gereutes, 
turiones  steriles  e  cataphyllis  et  nomophyllis  pluribus  for- 
mati.    Capsula  unilocularis. 

a.  Capsula  perigonium  aequans  vel  eo  subbrevior. 
a  Capsula  apice  attenuata,  breviter  apiculata: 

7.  J,  oxycarpus  E,  M, 

ß  Capsula   apice   obtusata,    breviter    apiculata,    faciebus 

retusis:  8,  J,  brevistüus  Bchn. 

b.  Capsula  perigonium  superans. 

ci  Valvulae  capsulae  firmae,  castaneae,  impellucidae : 

9,  J.  exsertus  Bchu 


*)  Der  neue  Ausdruck:  Nomophyllum  (von  i'owos',  Regel,  Gesetz  und  qiXXov) 
bezeichnet  das  eigentliche  Laubhlatt  im  Gegensatz  zu  Cataphyllum  (Niederblatt) 
und  llypsophylluin  (Hochblatt).  Er  wird  bei  allen  morphologischen  Erörterungen 
nöthig,  wo  der  Ausdruck  folium  coUectiv  für  jedes  Blattorgan  (auch  aus  der 
Blüthenregion)  gel)raucht  werden  muss.  Seine  Bedeutung  ist  also :  eigentliches 
Blatt,  Bbitt  im  eugern  »Sinne.  —  In  den  Diagnosen  habe  ich  noch  den  Ausdruck 
folium  für  Laubblatt  gebraucht,  um  keine  Schwierigkeiten  des  Verständnisses 
zu  bevciton. 


.i" 


1 


407 


I  . 


ß  Valvulae  capsulae  tenues,  pallidae,  pellucidae:  -)' 

iö,  J.  rostratus  Bchn, 

Subgenus  V.  Junci  singulares.  Nomophylla  cauliformia, 
a  latere  compressa,  septis  transversis  destituta.    Turiones 

steriles  nulli  (?):  iL  J.  singularis  Steud, 

Subgenus  VI.    Junci  graminifolii.    Nomophylla  plana, 

vel  canaliculata. 
(Species  omnes  hexandri,  ovariis  trilocularibus.) 

A.  Annui. 
(Adnot  Dubia  est  duratio  Junci  diaphani  Bchn.) 

A.  Stilus  perbrevis. 

a.  Capitula  pauci-  (2-— 3,  raro  5)  flora: 

12,  J,  rupestris  Kth. 

b.  Capitula  pluri-  (ca.  6 — 15)  flora: 

13,  J,  diaphanus  Bchn, 

B.  Stilus  ovarium  aequans,  vel  eo  longior. 

a.  Capitulum  terminale  unicum  pauci-  (1,  2,  3)  florum 
a  Tepala  subaequilonga :  14,  J,  scabriusculus  Kth, 
ß  Tepala  interna  conspicue  longiora. 

aa  Tepala  alba,   medio  dorsi  purpurea,   sub  apice  pur- 
pureo-nigro  maculata:        15,  J,  parvulus  E,  M,  u.  Fr.  B, 
ßß  Tepala  castanea,  marginibus  hyalinis: 

.  16,  J,  polytrichos  E,  M,  u.  Fr,  B, 

b.  Inflorescentia  composita  (in  plantis  depauperatis  interdum 
capitulum  unicum  terminale  adest). 

a  Tepala  subaequilonga. 

aa  Tepala  lineari-trigona:      17,  J.  Sprengelii  N,  ah.  Es, 
ßß  Tepala  externa  lanceolata  acutata,  vel  fere  aristata: 

18,  J,  cephalotes  Thhg, 

ß  Tepala  interna  conspicue  longiora. 
aa  Stamina  tepalis  subbreviora. 

a  Capitula  parva  (diam.  6—10  mm.),  4—10  -flora: 

19,  J,  inaequalis  Bchn, 

h  Capitula  magna  (diam.  10—13   mm.)  pluri-  (8—16) 
flora:  20,  J,  altus  Bchn, 

ßß  Stamina  tepalis  plus  quam  dimidio  breviora. 
(Adnot.    Stamina  speciminis  unici  suppetentis  Junci  subglandulosi 
nondum  evoluta?) 

a.  Tepala  alba,  apice  purpureo-nigra: 

21.  J,  pictus  Steudel, 

b.  Tepala  straminea:  22,  J.  suhglandülosus  Steud, 

B.  Perennes. 

A.  Stilus  perbrevis.    Stam.  3—6:     23.  J.  Dregeanus  Kth, 

B.  Stilus  longus.    Stamina  6. 

a.  Folia  lanceolata  vel  lanceolato-linearia.    Vaginae  clausae: 

24,  J,  lomatophyllus  Spreng, 

b.  Folia    linearia,     superne     saepe    involuta,    canaliculata. 
Vaginae  —  ? 
a  Capitula  multi-  (10  (raro  8)  usque  35  -)  flora. 

a  Stamina  tepalis  externis  dimidio  breviora. 


408 
"  P<jrigoniuin  pallidum,  stramineum  sive  pallide  ferru- 

ginoum:  23,  J,  Sonderianus  Bchn, 

*"  Purigoiiium    obscurum;   tcpala  medio   dorsi  ferru- 
giiiea,  lateribus  fusca:     26'.  J.  anonymus  Steud, 
/:?,:?  Stamiiia  tepalis  cxternis  ^-J  breviora. 
'^  Iibizonia  clongatum,  oblique  adscendens: 

27,  J,  indescriptum  Steud, 
**  Khizoma  breve,  pcrpendiculare. 

t  Folia  plcrumque  curvata,  dimidio  caulis  breviora: 

28.  J.  acutangulus  Bchn. 

ft  Folia   rccta,   stricta,   dimidium   caulis    plerumque 

S  up  c r an t  i  a :  29.  J.  capensis,  T1d)g.  aubsp.  longi' 

foliiis,  var  a  strictismms. 
ii  Capitula  pauci-  (2 — 8)  flora. 
aa  Capsula  longius  mucronata: 

20,  J.  capensis  Tlibg, 
snhsp,  longifolhis,    var,  ß  graci- 
Hör  et  subsp,  IL,  IIL,  IV, 

;-);'i  Capsula  breviter  mucronata,  sive  apiculata: 

2IK  J.  capensis  Tlibg,  subsp,  V, 
geniciüaius  Bchu 

Genus  I.    Prionium  E.  M. 

PrioniumserratumDrege. 

J.  F.  Drege,  zwei  pflanzengeographische  Documente ;  Beigabe 
zur  Flora  1843,  IL,  p.  10. 

Juncus  serratus  L.  fil.  C.  Linnaeus  fil.,  Supplementum  plan- 
tarum  1781,  p.  208. 

Acorus  Palmita.  Lichtenstein,  Reisen  im  südlichen  Africa 
in  den  Jahren  1803,  4,  5  und  6;  1812,  IL,  p.  258  (nur  ein  Name, 
ohne  jegliche  Diagnose  oder  ein  Citat,  wenn  auch  über  die  gemeinte 
rflanze  kein  Zweifel  bestehen  kann.) 

P.  Palmita  E.  M.  (Ernst  Meyer  in:  Plantae  Ecklonianae, 
Linnaea  1832,  VIL,  p.  131.) 

Iconcs:  W.  J.  Hooker,  London  Journal  of  Botany,  1857, 
IX.,  Taf.  IV. 

J.  D.  Ilooker  in  Curtis,  Botanical  Magazine  1868,  Taf.  5722. 

In  der  Cap-Colonie  weit  verbreitet,  z.  B.  Campsbay  (Bergius, 
Okt.  1815;  Eckion  und  Zeyher,  June.  No.  1);  feuchte  Stellen  der 
T).  Höhe  (1500  Fuss)  auf  der  nördlichen  Seite  des  Tafelberges, 
Januar  1828  (Eckion;  hb.  un.  it.  No.  904);  im  Flusse  Zwartkops- 
rivier,  District  Uitenhage,  1.  Höhe,  November  1829,  noch  in 
Knospen  (Eckion  und  Zeyher  No.  786);  am  Bergrivier  bei  Paarl, 
unter  500',  Januar;  mit  reifen  Früchten  (Drege  a);  Dutoitskloof, 
3—4000';  October  bis  Januar  (Drege  b  —  nach  dem  Verzeichnisse 
von  Drege  in :  Beigabe  zur  Flora  1843,  p.  82;  Exemplare  daher  lagen 
mir  nicht  vor);  Giftberg,  1500—2500',  November:  in  voller  Blüthe 
(Droge  c);  Stadesrivier,  December  (Drege  d);  Zwellendamm,  Pal- 
mietrivier,  Nov.;  (Dr.  Krauss).  Endlich  liegt  mir  auch  noch  der 
Zweig   eines    von  Burchell   gesammelten  Exemplares  (No.  6528, 


409 

ohne  speciellen  Standort)  vor,  ebenso  Exemplare  von  Mundt  und 
Maine.  In  Ernst  Meyer's  Herbarium  befindet  sich  eine,  offenbar 
von  J.  F.  Drege  gesammelte  Pflanze,  bestehend  aus  einem  Laub- 
trieb, einem  starken  Aste  des  Blüthenstandes  und  einem  Stengel- 
Längsschnitte,  mit  der,  wahrscheinlich  von  Drege  selbst  geschrie- 
benen Etikette: 

18.  April  1830.  Gr.  Bergrivier,  feuchter  (jetzt  trockener)  Ort 
am  Flusse;  2.  Höhe.  —  2340. 

Ueber  die  Benennung  der  Pflanze  bemerke  ich  Folgendes. 
Dass  sie  von  Juncus  als  eine  eigene  Gattung  getrennt  worden 
ist,  entspricht  durchaus  dem  natürlichen  Verhalten  und  ist  auch 
der  von  Ernst  Meyer  gewählte  Gattungsname  Prionium  (von  nqimv 
Säge ,  wegen  der  so  äusserst  charakteristischen ,  scharf  gesägten 
Blätter)  an  sich  sehr  bezeichnend  und  gut.  Dagegen  hatte 
Ernst  Meyer  kein  Eecht,  den  Linne'schen  Artnamen  serratus  zu 
verwerfen,  wenn  auch  freilich  dieser  Speciesname  in  Verbindung 
mit  dem  Gattungsnamen  einen  Pleonasmus  bildet  und  aus  diesem 
Grunde  allerdings  wünschenswerth  gewesen  wäre,  dass  ein  anderer 
Gattungsname  gewählt  worden  wäre.  —  Drege  hat  daher  schon 
an  der  oben  bezeichneten  (von  Ernst  Meyer  selbst  veröflfentlichten) 
Stelle  die  Bezeichnung:  Prionium  serratum  angewendet  und  diese 
Namen  -  Combination  muss'  nach  den  Regeln  der  Nomenclatur 
gebraucht  werden. 

Den  von  Ernst  Meyer  und  J.  D.  Hooker  gegebenen  Be- 
schreibungen ist  wenig  hinzuzufügen.  Wenn  Meyer  das  Perigon 
folgendermassen  beschreibt:  „Perianthium  glumaceum  duplex, 
exterius  triphyllum,  foliolis  duobus  oppositis  carinatis,  tertio 
incluso  piano,  interius  tripartitum  subaequale,"  so  hat  Hooker 
dies  schon  durch  die  zutreffendere  Phrase:  „Per.  glumaceum, 
6-phyllum,  foliolis  subaequilongis ,  2  exterioribus  suboppo- 
sitis  carinatis,  ceteris  dorso  coriaceis"  ersetzt.  —  Der  Sach- 
verhalt ist  der,  dass  die  beiden  Blüthen  eines  Köpfchens 
mit  ihren  obern  (innern)  Seiten  an  einander  liegen  und  sich  dort 
abplatten;  daher  sind  die  beiden  seitlichen  äussern  Tepala 
natürlich  stark  gekielt,  während  das  dritte,  nach  unten  (aussen) 
fallende,  flach  ist.  Hooker's  Beschreibung  würde  sehr  gewinnen, 
wenn  hinter  dem  Worte  carinatis  eingeschaltet  würde:  tertio 
exteriore  minus  carinato,  interioribus  planis,  und  der  Schluss 
lautete:  omnibus  coriaceis,  marginibus  angustis  hyalinis. 

Ferner  giebt  E.  Meyer  die  Fächer  der  Frucht  als  mehrsamig 
J.  D.  Flooker  sie  als  einsamig  an;  aber  schon  der  ältere  Hooker 
hat  diesen  Punkt  aufgeklärt,  indem  er  an  der  oben  citirten  Stelle 
(London  Journ.  of  bot.  and  Kew  G.  Mise.)  Folgendes  über  Frucht 
und  Samen  sagt: 

There  is  little  to  add  to  the  excellent  description  of  E.  Meyer, 
except  that  the  ovules  are  confined  to  the  lower  half  of  each 
cell,  and  that  only  one  ripens  in  each  cell,  which  it  fills.  The 
testa  of  the  seeds  which  we  have  examined  (but  which  are  not 
perfectly  mature)  is  very  cellular,  as  in  other  Junceae,  but  are 
not  at  all  subpubescent,  as  described  by  Meyer,  the  appearance 


412 

liündcni  der  Häclio  und  Flüsse  und  legt  sich  in  so  dichten 
Massen  über  das  Wasser  hin,  dass  sie  an  dessem  Rande  undurch- 
driiiglirlie  l^änder,  ja  bei  schmälern  oder  weniger  tiefen  Gewässern 
nicht  selten  förmliche  l^rüchen  über  ihnen  bildet;  in  einzelnen 
Fällen  stellt  sie  sogar  so  dicht  verflochtene  Massen  dar,  das  sie 
dem  Abtiiisse  des  Wassers  hinderlich  wird.  — •  Ueber  ihr  Wachs- 
thum  führe  ich  folgende  sehr  anschauliche  Schilderung  an,  welche 
überdies  an  einer  so  verdeckten  Stelle  steht,  (J.  F.  Droge,  zwei 
ptianzengeographische  Documente;  besondere  Beigabe  zur  Flora, 
184)5,  II,  p.  10),  dass  sie  schon  darum  mitgethcilt  zu  werden 
verdient.  Drege  sagt  nämlich  bei  (Gelegenheit  der  Besprechung 
der  wenigen  geselligen  Pflanzen  des  Caplandes  Folgendes: 

Prionium  serratum  (Juncus  serratus  Thunb.),  eine  Wasser- 
pflanze. Wuchs  und  Blätter  einer  Yucca  ähnlich.  Ausgewachsen 
steht  der  ganze  holzige,  kaum  mit  beiden  Händen  zu  umspannende 
Stamm  unter  Wasser;  nur  der  Blätterschopf  mit  der  Blüthenrispe 
erhebt  sich  in  die  Luft.  So  zieht  sich  die  Pflanze  in  nicht  zu 
tiefen  Flüssen  oft  Stamm  an  Stamm  gedrängt,  von  Ufer  zu  Ufer 
und  hemmt  wohl  gar,  wie  schon  Lichtenstein  in  seiner  Reise 
erzählt,  den  Lauf  der  Flüsse,  oder  dient  gelegentlich  zum  natür- 
lichen Unterbau  leicht  aufgeschütteter  Brücken, 

Heinr.  Lichtenstein,  Reisen  im  südl.  Africa  in  den  Jahren 
1803,  4,  5  und  6;  1812,  IL,  p.  258  und  269,  theilt  noch  fol- 
gende, für  das  Wachsthum  der  Pflanze  sehr  charakteristischen 
Thatsachen  mit: 

(iegen  Abend  kam  ich  an  den  Bergfluss,  und  fand  zu  meiner 
grossen  Verwunderung  die  Fürth  vollkommen  trocken.  Es  hatte 
drei  Tage  vorher  3G  Stunden  anhaltend  geregnet;  Reisende, 
denen  ich  begegnet  war,  erzählten  mir,  dass  schon  vorgestern 
dei-  Bergfluss  bei  Drakenstein  nicht  mehr  durchfahrbar  gewesen 
sei,  und  hier  in  einer  Entfernung  von  kaum  drittehalb  Meilen, 
war  noch  kein  Tropfen  Wasser  zu  sehen :  eine  Erscheinung,  die  Jeden 
befremden  muss,  der  mit  der  Natur  dieses  Landes  nicht  vertraut 
ist.  Alle  Bergstrüme  nemlich,  haben  hier  das  Eigene,  dass  sie 
dicht  mit  Palmiten  (Acorus  Palmita)  bewachsen  .sind.  Dies  ist 
eine  Wasserpflanze,  die  ihre  Wurzeln  tief  in  das  Flussbette 
schlägt,  und  die  einen  nackten  hohen  zwei  bis  drei  Zoll  dicken,  aber 
hohlen  Schaft  treibt,  an  dessen  äusserster  Spitze  die  Blätter  eine 
palmenähnliche  Krone  bilden.  Diese  Kronen  ragen  über  dem 
gewöhnlichen  Wasserstande  vor  und  stehen  so  dicht  an  einander 
gedrängt,  dass  man  von  dem  Wasser  nichts  zu  sehen  bekommt, 
und  in  manchen  Gegenden  ohne  grosse  Mühe  leichte  Brücken 
über  sie  bauen  kann.  Sie  schützen  zugleich  den  Fluss  gegen 
die  ausdürrendc  Kraft  der  Sonne,  und  erhalten  ihn  auch  in  der 
trockenen  Jahreszeit  bis  weit  in  den  Sommer  hinein  fliessend. 
Jeder  Schaft,  jede  Wurzel  bildet  einen  kleinen  Wasserbehälter, 
aus  welchem  ganz  allmählig  der  Vorrath  nach  und  nach  durch- 
sickert, so  dass  der  Fluss  in  der  Ebene  noch  lange  laufendes 
Wasser  hat,  wenngleich  in  dem  Gebirge  seit  Monaten  kein  Regen 
flel.     Endlich  wird  denn  aber  doch   der  Vorrath    erschöpft,    das 


41 


o 


Flussbette  trocknet  aus  und  die  Palmiten  stehen  gegen  Ende 
des  Sommers  ohne  Nahrung  da,  vor  dem  Ersterben  durch  nichts 
anders  geschützt,  als  durch  den  kühlenden  Schatten  ihrer  eigenen 
Kronen.  Fällt  nun  wieder  der  erste  reichliche  Regen,  so  bilden 
eben  diese  dicht  gehäuften  Schafte  und  Wurzeln  mit  jedem  Schritt 
einen  neuen  Damm,  durch  welchen  sich  das  Wasser  um  so  müh- 
samer durcharbeitet,  je  ausgedörrter  sie  selbst  und  das  Flussbett 
sind,  und  je  mehr  daher  die  Masse  und  die  Kraft  der  andrän- 
genden Feuchtigkeit  in  jedem  Augenblicke  durch  Einsaugung 
vermindert  wird.  So  geschieht  es,  dass  das  Wasser  nach  einem 
massigen  Regen  nie  bis  in  die  Fläche  durchdringt,  nach  einem 
heftigen  aber  erst  nach  mehreren  Tagen  dahin  gelangt.  Reisende, 
die  zwölf  Stunden  nach  mir  durch  die  Bürgersdrift  kamen,  fanden 
das  Wasser  schon  drittehalb  Fuss  tief.  So  waren  also  wirklich 
vier  Tage  vergangen,  ehe  das  Gebirgswasser  eine  Strecke  von 
sieben  Stunden  (alle  Krümmungen  mitgerechnet)  zurücklegen 
konnte. 

Auch  Burchell  giebt  in  seinem  Reisewerke  ähnliche  Schilde- 
rungen, welche  im  Auszuge  von  W.  J.  Hooker  (I.  c.)  mitgetheilt 
werden. 

Prionium  serratum  Drege  wird  in  den  botanischen  Gärten 
vielfach  cultivirt  und  kommt  nicht  selten  auch  bei  uns  zur  Blüthe. 


Taf.  V.  (irrthümlich  bezeichnet  IV)  oben  links. 

Fig.  1.  Ein  Köpfchen  von  der  Seite  gesehen.  Die  untere 
Blüthe  ist  völlig  entwickelt,  die  obere  befindet  sich  noch  im 
Knospenzustande.  Zwischen  beiden  die  ganz  unentwickelte  An- 
lage einer  dritten  Blüthe. 

Fig.  2.  Eine  Blüthe  mit  Frucht.  Die  Ränder  der  Perigon- 
blätter  sind  unregelmässig  ausgebrochen. 

Fig.  3a.  Ein  inneres  Perigonblatt  mit  dem  vor  ihm  stehenden 
Staubgefässe. 

Fig.  3b.'  Ein  oberes  äusseres  von  der  Seite  gesehen.  •  Die 
Flächen  beider  Blätter  sind  ledergelb,  die  Ränder  hell  und  häutig. 

Fig.  4.    Das  Pistill  aus  einer  blühenden  Blume. 

Fig.  5a.  Eine  ziemlich  reife  Kapsel.  Oberfläche  matt, 
rostfarben. 

Fig.  5b.  Klappe  einer  reifen  (aber  ungewöhnlich  kleinen) 
Kapsel  von  innen  gesehen.  Man  sieht  deutlich,  dass  die  Samen 
nur  in  der  untern  Hälfte  der  Frucht  inserirt  sind. 

Fig.  6.  Diagramm  einer  Blüthe;  der  Durchschnitt  der 
Kapsel  nach  einem  Präparate,  Perigon  und  Staubgefässe  schematisch. 
Man  sieht  deutlich,  dass  das  nach  unten  fallende  äussere  Perigon- 
blatt einen  gerundeten  Rücken  hat,  während  die  nach  oben 
(hinten)  fallenden  in  Folge  des  Druckes  gegen  die  zweite  Blüthe 
des  Köpfchens  einen  scharfen  Kiel  besitzen. 


410 

Genus  III.    Juncns. 

Subgeiius  L    Junci  poiophylli. 

1)  Juncus  bufonius  L. 

Zontrivier,  Nov.  1811)  (Mundt).  An  angebauten  Stellen  bei 
der  Capstadt  (Eckion,  Oct.  1824,  No.  49,  84,  905).  Sumpfige 
Stellen  der  Capliäche  (Ferdinand  Krauss;  von  Hochstetter  in 
Flora  1845,  pag.  342  als  J.  plebejus  R.  Br.  aufgeführt).  Feuchte 
Stellen  in  den  Gärten  am  Fusse  des  Tafelberges  (Eckion,  26. 
October  1820;  hb.  un.  itin.  No.  905).  Sumpfige  Stellen  am  Fusse 
des  Tafelberges,  nördliche  Seite,  December  (Eckion,  No.  11, 
untermischt  mit  J.  scabriusculus  Kth.).  District  Worcester,  am 
Wasserfall  bei  Tulbagh,  November  (Eckion).  Hottentottsholland 
(Gucinzius,  Eckion,  20.  December,  No.  85).  Sommerset,  Stellen- 
bosch (Eckion,  Juncus  No.  0);  Capstadt:  Sandfläche  zwischen 
Tigerberg  und  Sandhoogde,  unter  500  Fuss  (October,  December, 
Droge,  No.  8790);  am  Ufer  des  Bergrivier  (Nov.,  Dec),  Leliefon- 
tein,  3— 4000  Fuss,  Iloodeberg  („Camisberg  unter  Rodeberg"  hb. 
E.  M.),  2500-3500  (13.  Nov.  1830);  Gamkafluss  bei  Weltevrede, 
2500—3000  (October);  die  vier  letzten  Fundorte  von  Drege  sind 
der  Reihe  nach  mit  a,  b,  c,  d  bezeichnet;  zwischen  Zuurebergen 
und  Klein-Bruintjeshoogte,  2(XX)— 2500  Fuss,  October  (Drfege  e; , 
Exemplare  von  diesem  Fundorte  lagen  mir  nicht  vor) ;  Camis- 
berg, an  einer  Quelle,  4.  Höhe ;  4.  Nov.  1830,  Drege  No.  655 
(hb.  E.  M.  —  vergl.  auch  vorstehend  c);  Sternbergsspruit,  an 
einer  Quelle,  4— 50(X)';  December  (Drege  No.  8795  pro  pte.); 
endlich  No.  4314  von  Eckion  und  Zeyher;  näherer  Fundort  mir 
nicht  bekannt;  ebenso  von  Bergius  gesammelte  Exemplare  ohne 
weitere  Angaben  und  Sieber,  Agrostotheca  capensis,  ed.  Wrbna. 
No.  119. 

J.  bufonius  t  grandiflorus  Schultes  fr.  —  J.  A.  et  J.  H.  Schul- 
tes  in  Römer  et  Schultes,  C.  Linnaei  Systema  Vegetabilium,  ed. 
XVL,  1829,  VII,  I,  p.  227. 

J.  Dregeanus  K.  B.  Presl,  Botanische  Bemerkungen  in  Ab- 
handlungen der  Kön.  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
5.  Serie,  1844,  p.  547. 

J.  ranarius  N.  ab.  Es.  in  herb,  et  Linnaea  1847,  XX,  p.  243. 

Die  zahlreichen  Fundorte  und  verschiedenen  Formen,  an  und 
in  welchen  diese  ubiquitäre  Pflanze  in  der  Capcolonie  auftritt, 
schliessen  wohl  den  Gedanken  an  eine  neuerliche  Einschlep- 
pung aus. 

Die  meisten  der  vorliegenden  Pflanzen  sind  hochstengelige 
Formen  mit  grossen  Blüthen,  an  denen  die  äusseren  Perigon- 
theile  nicht  allein  die  inneren,  sondern  auch  die  Kapsel  bedeu- 
tend überragen ;  namentlich  stellt  die  von  Drege  als  a.  be- 
zeichnete Form  völlig  die  Varietät:  frondescens  (Doli,  Flora  von 
Baden)  dar.  Einige  haben  büschelig  gestellte  Blüthen  und  ge- 
hören demnach  zugleich  zur  Varietät  fasciculiflorus  Bert.  Be- 
sonders eigenthümlich   sind  einige  der  Exemplare   der  No.  8790 


417 

von  Drege.  Bei  ihnen  sind  die  Stengel  ^nz  einfach  und  die 
Blüthen  sind  auf  ihrer  Spitze  derartig  zusammengedrängt,  dass 
sie  auf  den  ersten  Blick  ein  achtes  Köpfchen  zu  bilden  scheinen. 
Die  wenigen  Exemplare  von  J.  bufonius  L.,  welche  ich  zwischen 
Juncus  scabriusculus  Kth.  (Drege  No.  8795  und  Eckion  No.  11) 
fand,  sind  kümmerliche  Pflanzen  mit  einer  auf  der  Spitze  des 
Stengels  stehenden  Blüthe.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache, 
dass  man  nur  solche  Exemplare  von  J.  bufonius  mit  dem  so  sehr 
einfach  gebauten  J.  scabriusculus  verwechseln  kann. 

Die  von  den  Brüdern  Schultes  (1.  c.)  aufgestellte  Varietät 
t  grandiflorus  wage  ich  nicht  aufrecht  zu  erhalten,  da  der  Juncus 
bufonius  in  Beziehung  auf  die  Grösse  der  Blüthen,  ihre  weit- 
läufigere oder  dichtere  Stellung,  die  Länge  des  Perigones  u.  s.  w. 
gar  zu  sehr  individuell  variirt.  —  Die  oben  citirte  „Bemerkung" 
von  Presl  lautet  sehr  lakonisch:  J.  bufonius  Drege  pl.  cap.  est 
J.  Dregeanus  Presl.  Worauf  sich  die  Berechtigung  dieser  Namens- 
änderung gründen  soll,  ist  mir  absolut  unerfindlich.*) 

Subgenus  IL    Jnnci  genuinL 

2)  Juncus  glaucus  Ehrh.  var.   acutissimus  Buchenau. 

Diflfert  a  Junco  glauco  legitimo  vaginis  basilaribus  pallidis 
(?  an  basi  castaneis?)  caule  tenuiter  (nee  grosse)  vallecu- 
lato,  tepalis  lanceolato  -  subulatis,  acutissimis, 
capsulamtrigono-ovatam,  mucronatam  superantibus. 

Klein-Bufifelvallei  bei  Gaatze,  4500— 5000' ;  December.  (Drege, 
No.  8796,  c.) 

Diese  Pflanze  gehört  unstreitig  in  die  nächste  Verwandtschaft 
von  Juncus  glaucus,  dürfte  aber  vielleicht  bei  eingehenderem 
Studium  als  neue  Art  zu  charakterisiren  sein.  Die  vorliegenden 
Exemplare  sind  aber  zu  unvollständig,  um  darüber  ein  völlig 
sicheres  Urtheil  zu  gewinnen.  Das  fächerig  unterbrochene  Mark 
des  Stengels,  das  struppige  Aussehen  des  Blüthenstandes,  die 
Sechsmännigkeit  der  Blüthen  haben  die  vorliegenden  Stengel  mit 
unserm  J.  glaucus  gemein.  Ob  die  Pflanze  im  frischen  Zustande 
graugrün  ist,  lässt  sich  an  dem  vorliegenden  Materiale 
nicht  mehr  entscheiden;  im  getrockneten  Zustande  sind  die 
Stengel  blass  grünlich-strohfarben.  Die  basilären  Niederblätter 
sind  bleich  -  strohfarben  und  nicht  glänzend;  hierin  scheint  auf 
den  ersten  Blick  ein  wichtiger  Unterschied  gegen  J.  glaucus 
Ehrh.  zu  liegen,  der  'gerade  durch  seine  dunkel  kastanienbraunen 
glänzenden  (nur  an  der  äussersten  Spitze  helleren  und  dort  oft 
matten)  Scheiden  ausgezeichnet  ist.  Aber  die  Blattscheiden  der 
Drege'schen  Pflanzen  sind  über  der  Basis  abgeschnitten  (an  den 
Stengeln  ist  überall  nur   die  innerste  vorhanden)    und  an   den 


*)  Anm.  „Juncus — an  bufonius  L?  speciinen  nimis  imperfectum.   An  feuch- 
ten SteUen  der  Kleinriviersberge,    4.  Höhe    (3000  Fuss),    im  Districte  Caledon; 
November  1825;    Eckion  No.  2"  im  Horb.  E.  Meyer    ist   kein  Juncus,    sondern 
wahrscheinUch  eine  Cypcrat'ce. 
IV.    Juni  IST5.  27 


418 

längsten  von  ihnen,  sieht  man  deutlich,  dass  sie  am  Grunde 
dunkler  braun  und  glänzend  waren.  Da  ich  nun  auch  an  dem 
Materiale  meines  Herbariums  P'xemplare  (aus  der  Brigittenau  bei 
Wien)  finde,  deren  Blattscheiden  nur  am  Grunde  dunkelbraun 
und  glänzend,  oben  hellbraun  und  matt  sind,  so  ist  offenbar 
auf  diesen  Umstand  kein  allzugrosser  Werth  zu  legen.  Beachtens- 
werther sind  die  zarten  Rillen  am  Stengel,  während  Juneus 
glaucus  sonst  stets  grob-gerillt  ist.  Die  gesammte  Färbung  des 
Blüthenstandes  ist  hellkastanienbraun;  im  Einzelnen  ist  er  aber 
ziemlich  bunt;  die  Kapsel  ist  nämlich  an  der  Spitze  dunkel- 
kastanienbraun, die  Perigonblätter  sind  auf  der  Mitte  des  Rückens 
strohgelb  und  undurchsichtig,  dann  beiderseits  hell  kastanienfarbig 
und  durchscheinend  und  an  den  äussersten  Rändern  weisshäutig- 
durchscheinend.  —  Die  Kelchblätter  sind  lang  pfriemlich -zuge- 
spitzt, die  innern  bemerklich  länger  als  die  äussern;  sie  sämmtlich 
überragen  die  länglich-eiförmig-prismatische  Kapsel.  Die  Früchte 
scheinen  an  einem  Theile  der  Exemplare  schon  vollständig  aus- 
gebildet zu  sein;  die  Samen  dagegen  fand  ich  stets  unreif  und 
ganz  zusammengefallen. 

Die  hier  beschriebene  Form  des  Juneus  glaucus  ist  die 
einzige  Pflanze  aus  der  Gruppe  der  J.  genuini,  welche  bis  jetzt 
aus  dem  Capland  bekannt  ist.  Das  Fehlen  aller  andern  Arten, 
namentlich  des  Juneus  effusus,  der  doch  sonst  kaum  in  einem 
der  grossen  Florengebiete  der  gemässigten  Zone  fehlt,  ist  eine 
besonders  merkwürdige  Thatsache,  welche  von  neuem  auf  die 
lange  Zeit  hinweist,  während  welcher  die  Flora  des  Caplandes 
schon  von  der  Flora  Europa's,  Asien's  und  des  nördlichen  Africa's 
getrennt  gewesen  sein  muss. 

Abbildungen. 

Tafel  V.  (irrthümlich  IV.  bezeichnet)  oben. 

Fig.  1.  Blüthe  mit  reifer  Frucht.  Unter  dem  Perigon  die 
Vorblättcr  der  Blüthe  sichtbar.  Die  Perigonblätter  sind  in  der  Mitte 
strohfarben  und  undurchsichtig;  dann  folgt  ein  brauner  aber 
durchscheinender  Streifen  und  endlich  die  hyalinen  Ränder. 

Fig.  1  a.,  1  b.  Aeussercs  und  inneres  Perigonblatt  mit  den 
zugehörigen  Staubgefässen.  Das  innere  ist  bedeutend  kürzer;  da 
es  aber  bemerklich  höher  inserirt  ist,  als  das  äussere,  so  tritt 
die  Verschiedenheit  der  Länge  in  Fig.  1  nur  wenig  hervor. 

Fig.  Ic.  Die  Kapsel  aus  1.,  noch  nicht  ganz  reif.  Kapsel 
dreiseitig-cylindrisch,  vollständig  dreifächerig,  glänzend,  oberwärts 
kastanienbraun,  unterwärts  blasser. 

Sämmtliche  Figuren  in  zehnfacher  Vergrösserung. 

Subgenus  III.    Junci  thalassici* 

3)  Juneus  Kraussii  Ilochstetter. 
Hochstetter  in  Flora   1845,   L,    p.  342. 
Eine  schon  von  Hochstetter  richtig  erknnnte   und    gut    dia- 


419 

gnosticirte  Art.  Ich  setze  die  von  ihm  gegebene  Diagnose  hierher, 
indem  ich  einige  nothwendige  Einschiebungen  und  Verbesserungen 
durch  „  "  hervorhebe,  dagegen  Anderes,  was  aus  der  Hochstet- 
ter'schen  Diagnose  besser  wegbliebe,  in  eckige  Klammern 
setze. 

„Perennis",  Rhizoma  horizontale  repens,  crassum. 
Culmi  [steriles  fertilesque  1^-2  pedales]  usque  fere  1  m. 
alti  „teretes  vel  subcompressi",  basi  vaginis  vestiti,  ceterum 
nudi,  sulcato-striati,  pungentes.  Vaginae  infimae  squamiformes 
ex  reliquis  una  alterave  plerumque  f  oliif  era  (folio  tereti  subulato 
pungente);  Panicula  decomposita,  2^-4  pollicaris,  terminalis 
erecta,  bracteis  duabus  [foliis  floralibus  seu  involucro]  p u n - 
gentibus  involucrata;  bractea  inferior  plerumque  pani- 
culam  aequans  vel  superans,  superior  multo  minor  (vix 
pollicaris),  paniculae  rami  ramulique  plerumque  contracti.  F 1  o  r  e  s 
[lucidi ,  in  capitula  bracteolata  subsessilia  plerumque  5—9  flora 
(rarius  3  flora)  conglomerata,  Höchst]  „stramiuei,  sive  stra- 
mineo-fusci;  capitula  2,  3,  raro4-flora  in  fasciculos 
densos  aggregata".  Tepala  tria  exteriora  lanceolata 
[pungenti-acuta  Höchst]  „acuta",  interiora  vix  breviora 
apice  membranacea  obtusa.  Stamina  sex,  tepalis  bre- 
viora; filamenta  [monadelpha  (basi  dilatata  inter  se  penitus  con- 
nata)  Höchst]  „basi  monadelpha  et  cum  basibustepalorumconnata;" 
antherae  lineares  flavidae,  apice  brevissime  excisae  et  ferrugineo 
bipunctatae,  filamentis  multoties  (4  —  5)  longiores.  „Ovarium 
trigono-cylindricum;  stilus  brevis;  Stigmata  3  contorta"  Capsula 
perianthium  [aequans  Höchst]  „paullo  superans,"  ovata 
triquetra,  subito  in  acumen  mucronatum  paulisper  producta, 
„ferruginea,  nitida,  trilocularis" ;  semina  atrobrunnea,  funiculo 
et  appendiculo  brevissimis  „albis"  producta. 

Ueber  die  richtige  Benennung  dieser  Pflanze  kann  man,  glaube 
ich,  nicht  im  Zweifel  sein.  Römer  und  Schultes  sagen  nämlich 
an  der  angeführten  Stelle  mit  Beziehung  auf  unsere  Pflanze 
(No.  903.  Herb.  un.  itin.)  Folgendes:  Si  species  propria  J u n c u s 
spretus  dicenda  et  sie  definienda:  J.  culmo  .  .  .  Eine  solche 
bedingte  Aufstellung  einer  Art  kann  meiner  Ueberzeugung  nach 
nicht  als  eine  den  Gesetzen  der  Nomenclatur  entsprechende 
Publication  angesehen  werden. 

Schon  nach  dem  äussern  Ansehen  ist  diese  Pflanze  von  J. 
maritimus  verschieden,  und  sie  nähert  sich  in  dieser  Beziehung 
sehr  dem  J.  punctorius  Thbg.,  für  den  sie  auch  oft  gehalten 
worden  ist  Die  Blüthen  scheinen  auf  den  ersten  Blick  in  ziemlich 
reich :  5 — 9-blüthigen  Köpfchen  zu  stehen ;  bei  näherer  Unter- 
suchung ergiebt  sich  aber,  dass  diese  scheinbaren  Köpfchen  in 
Wahrheit  dicht  gedrängte  Büschel  sind,  welche  aus  mehreren 
Köpfchen  bestehen,  von  denen  eines  endständig,  ein  oder  zwei 
dagegen  seitenständig  sind  (diese  letzteren  sind  immer  leicht 
an  dem  adossirten  Grundblatt  zu  erkennen,  von  welchem  die 
Basis  ihres  ganz  kurzen  Stieles  umgeben  ist).  Auch  der  Gesammt- 
umriss  des  Blüthenstandes    ist    viel  gedrängter,    als  bei  Juncus 

27* 


420 

maritimus.  Das  Pcrigon  ist  bei  dieser  Art  strohgelb  und  glänzend, 
bei  J.  Kraussii  dagegen  bräunlichgelb,  oft  mit  wirklichen  braunen 
Streifen  und  sehr  wenig  glänzend.  Sehr  eigenthümlich  ist  bei 
dieser  Art,  dass  die  Filamente  so  weit  hinauf  mit  den  Perigon- 
theilcn,  namentlich  den  Innern,  vereinigt  sind,  wodurch  sie 
zugleich  nionadelphisch  erscheinen.  Die  Antheren  sind  äusserst 
hinfällig;  es  ist  mir  erst  nach  längerem  Suchen  gelungen,  sie 
aufzufinden.  Hochstetter  scheint  sie  nach  seinem  Schweigen  zu 
schliessen,  nicht  gesehen  zu  haben.  Die  Kapsel  ist  stets  rost- 
braun und  glänzend  (bei  J.  maritimus  meist  hell-,  seltener  dunkel- 
strohgelb 1)  die  Samen  sind  schwarzbraun,  regelmässig  rechteckig 
netzig  und  äusserst  kurz  weiss-bespitzt  (bei  J.  mar.  braun,  schwach- 
maschig  und  ziemlich  lang  weiss-geschwänzt). 

J.  spretus  Rom.  &  Seh.,  Syst.  veget.  1830,  VII.,  11.,  p. 
1656,  in  observ.  de  Junco  punctorio. 

J.  maritimus  E.  M.  in  Plantae  Ecklonianae,  Linnaea,  1832, 
VIL,  p.  130;  C.  S.  Kunth,  Enumeratio  plantarum,  1841, 
IlL,  p.  322. 

In  den  Dünen  der  Capfläche  und  am  Ufer  des  Flusses 
Notsikamma,  Distr.  George;  Januar  1831)  Dr.  Ferd.  Krauss;  es 
lagen  mir  Exemplare  aus  dem  Sonderschen  Herbarium  und  dem 
Herbarium  der  schlesischen  Gesellschaft  vor.  Hottentottsholland 
(Gueinzius),  in  einem  Sumpfe  am  Flusse  des  Teufelberges,  1. 
Höhe,  November,*)  Eckion,  No.  903;  Cap'sche  Fläche  untei^ 
Tokay,  December  1827  (Eckion;  ein  Exemplar  in  Ernst Meyer's 
Herbarium),  am  Ufer  des  Zwartkopsrivier,  1.  Höhe;  Distr.  Uiten- 
hage,  Januar  29.,  (Eckion  -  Zeylier,  Juncus  Nr.  4;  im  Berliner 
Herbarium  liegen  aber  Stengel  von  J.  Kraussii  und  acutus  unter 
dieser  Nummer  zusammen).  Sandliächen  am  Zwartkopsrivier, 
September  (ZeyherV  No.  97.  Herb.  reg.  Berol.)  —  Wahrscheinlich 
gehören  auch  dahin  die  noch  wenig  entwickelten  Pflanzen :  nasse 
Orte  der  Capfläche ,  Ilottentottsholland ,  October ,  December, 
(ZeyherV  hb.  Berol.  No.  83);  Zwartkopsrivier,  an  steinigen 
Oertern,  zwischen  Gebüsch  und  im  Flussbette,  unter  100  Fuss, 
December  1839  (Droge,  d.  *").  —  Endlich  gehört  auch  hierher 
die  von  Zeyher  gesammelte  No.  4308  (vergl.  die  Bemerkung  bei 
J.  acutus). 

Abbildungen. 

Tafel  V.  (irrthümlich  IV.  bezeichnet)  oben,  rechts. 
Fig.  1.     Ein  zwciblüthiges  Köpfchen   mit  den   Deckblättern 

*)  Im  Iferbariiim  von  Ernst  Meyer  befindet  sich  auch  ein  im  September  an 
diesem  Standorte  gesanniieltes  Exemplar;  dasselbe  steht  noch  in  Knospen;  die 
Blüthezeit  fällt  also  am  Cap  in  den  October. 

**)  Es  düi-fte  vielleicht  nicht  überflüssig  sein,  darauf  hinzuweisen,  dass  die 
No.  1275,  welche  man  häufig  auf  Drege'schen  und  anderen  älteren  Etiketten 
von  Juncus  -  Arten  findet,  keine  Sammlungsnummer,  sondern  die  laufende  No. 
ist,  mit  der  die  Gattung  Juncus  sich  in  der  von  K.  Sprengel  bearbeiteten  16. 
Auüage  des  Systema  Vegetabilium  (1825,  II.,  p.  lOJl)  aufgezälilt  findet. 


421 

von  der  Seite  gesehen.  Blüthen  auf  der  einander  zugewandten 
Seite  stark  abgeplattet. 

Fig.  2a.    Reife  Kapsel.    Oberfläche  rostfarbig,  glänzend. 

Fig.  2b.  Eine  Klappe  für  sich,  von  innen  gesehen,  um 
den  Verlauf  der  placenta  zu  zeigen. 

Fig.  3.  Ziemlich  reifer  Samen.  Er  ist  nur  sehr  kurz  ge- 
schwänzt Zwanzigfache  (nicht  wie  auf  der  Tafel  steht:  zehn- 
fache) Vergrösserung. 

Fig.  4.  Zwei  Perigonblätter  mit  den  Filamenten;  die  Beutel 
sind  abgefallen. 

Fig.  5  (die  Nummer  fehlt  leider  auf  der  Tafel).  Pistill  aus 
einer  blühenden  Blume. 

Fig.  6.  Staubgefäss,  welches  die  grosse  Anthere  noch 
besitzt. 

Fig.  7.  Diagramm  der  Blüthe.  Kapsel  nach  einem  Quer- 
schnitte,- Perigon  und  Staubgefässc  schematisch. 

Fig.  5  ist  nach  einem  Zeyher'schen  Exemplare  (No.  908) ; 
säramtliche  übrigen  nach  Krauss'schen  gezeichnet. 

4)  J.  acutus  L.,  var.  Leopoldii  (Pari.)  Buchenau. 

Dififert  a  planta  europaea:  Capsula  sphaeroidea,  obtusis- 
sima,  mucronata  nee  superne  pyramidata ,  mucronata, 
perigonio  1^  nee  2  longiore. 

J.  Leopoldii  Parlatorc,  Giornale  botanico  Italiano,  1846,  IL, 
1,  p.  324. 

J.macrocarpusX.Y.Es.insched.etinLinnaea,  1847,  XX.,  p.243. 

Salzige  Valleien  auf  den  Feldern  am  Zwartkopsrivier,  Distr. 
Uitcnhaage  (Sept.  1829,  in  fruct.,  Eckion  No.  783  und  Juncus 
No.  2);  Namaqualand,  Heise  von  Kamiesberg,  Boschmannsland 
bis  zur  Mündung  des  Gariep  (in  flor. ;  Eckion  und  Zeyher  No.  73); 
Zwellendamm,  Mundt;  Sommerset,  Stellenbosch  (Zeyher  No.  4308*) 
—  hb.  Sonder,  et  herb.  Lubccc.  in  flor.)  —  Von  den  Drege'schcn 
Pflanzen**)  gehört  von  a— Uitvlugt,  auf  verschiedenen  Stellen  bei 
Steelkloof  4000— 5000  Fuss,  December,  Januar  —  ein  Theil  hierher, 
während  der  andere  zu  J.  maritimus  gehört;  ebenso  ist  es  der 
Fall  mit  g  —  auf  der  Fläche  bei  der  Mündung  des  Gariep,  unter 
600  Fuss,  October,  während  die  andern  als  J.  acutus  ausge- 
gebenen Pflanzen  entweder  zu  J.  Kraussii  Höchst.,  oder  zu  dem 
echten  J.  maritimus  Lam.  gehören.  Im  Herbarium  von  Ernst  Meyer 
findet   sich   ein   von  Drcge   gesammeltes  Exemplar   von  Juncus 


*)  lune  andere  Pllaiv/t*  No.  UXiH  dagegen,  aus  einer  Kcklon-  und  Zey- 
her'schen Sammlung  stammend,  welche  der  hiesige  naturAvissen.schaftliche  Verein 
im  Jahre  18GG  ankaufte,  gehJJrt  zu  .).  Kraussii  Höchst. 

**)  Von  denselben  lagen  mir  e.  (zwischen  Vanstaadesberg  und  Bethelsdorp, 
unter  lüOO  Fuss,  December)  und  e.  (CJlenlilling,  im  Thale,  am  IJach ,  unter 
1000  Fuss,  December,  Januar)  nicht  vor.  Da  Drcge  alle  drei  Arten  aus  der 
Grup])e  thalassici  unter  der  JJezt'ichnung :  J.  acutus  zusammeuisst,  so  vermag  ich 
ulcht  anzugeben,    zu  welcher  derselben   diese  Ptianzen  c)  und  e)  gehören. 


422 

acutus  mit  der  Etikette:  J.  acutus;  718;  flora  capcnsis,  Nienfelds- 
berge;  m.  Drege,  1827. 

Ich  kann  diese  Pflanze  nicht  als  eine  eigene,  von  J.  acutus  L. 
verschiedene  Art  betrachten.  Allerdings  weicht  sie  in  der  Frucht- 
forni  sehr  von  der  europäischen  Pflanze  ab.  Die  Frucht  ist 
nämlich  sphäriodisch ,  sehr  stumpf  und  nur  1^  mal  so  lang  ials 
das  Perigon,  nicht  wie  bei  der  europäischen  Pflanze  oberwärts 
pyramidal  und  doppelt  so  lang  als  das  Perigon.  Aber  auf  ein  einzelnes 
solches  Kennzeichen,  bei  sonstiger  völliger  Uebereinstimmung 
in  den  sehr  characteristischen  Eigenschaften  darf  meiner  Ueber- 
zeugung  nach  eine  specifische  Abtrennung  nicht  begründet  werden. 
Noch  will  ich  bemerken,  dass  der  Stengel  nicht,  wie  Pariatore  a. 
a.  0.  angiebt,  stielrund,  sondern,  wie  es  auch  sonst  bei  Juncus 
acutus  der  Fall  ist,  flachgedrückt  ist. 

Abbildungen. 

Tafel  V.  (irrthümlich  mit  IV.  bezeichnet)  unten  rechts. 

Fig.  1.  Blüthenköpfchen  eines  Exemplares  von  Zeyher 
No.  4308.  Unten  rechts  und  links  die  Bracteen,  in  deren  Achseln 
die  beiden  Blüthen  sitzen.  Die  starke  Längenverschiedenheit, 
welche  die  innern  und  äussern  Perigonblätter  hier  zeigen,  gleicht 
sich  später  während  des  Reifens  der  Frucht  aus. 

Fig.  2.    Blüthe  mit  nahezu  reifer  Frucht. 

Fig.  3.  Eine  andere  reife  Frucht  ohne  das  Perigon.  Sie 
ist  hart,  holzig,  kuglig-dreiseitig  und  unvollkommen  dreifächerig. 
Samen  viel  länger  geschwänzt  als  bei  J.  Kraussii  Höchst. 

Fig.  4a.  Ein  inneres  Perigonblatt  mit  dem  Filamente;  der 
Beutel  ist  abgefallen.  Die  besonders  charakteristischen  breiten 
Hautsäume  sind  flach  dargestellt  (nicht  selten  sind  sie  ein- 
geschlagen.) 

Fig.  4b.  Ein  äusseres  Perigonblatt  mit  dem  vor  ihm 
stehenden  Staubgefässe ;  die  Antheren  sind  roth  gefärbt.  Das 
äussere  Perigonblatt  ist,  wie  die  äusseren  Perigonblätter  bei 
diesen  Pflanzen  gewöhnlich  sind,  kahnförmig  gestaltet,  es  wider- 
steht in  Folge  seiner  brüchigen  Textur  jedem  Versuche,  es  aus- 
zubreiten. 

Fig.  5.    Pistill  aus  dem  in  Fig.  1  abgebildeten  Präparate. 

Sämmtliche  Fig.  in  zehnfacher  Vcrgrösserung,  1  und  5  nach 
Zeyher  No.  4308;  2,  3,  4  dagegen  nach  Zeyher  No.  73. 

5)  J.  maritimus  Lam. 

üitvlugt,  bei  Steelkloof,  4000  -  5000  Fuss  Höhe,  December, 
Januar  (Drege  a,  pro  parte) ;  Leeuwenspruit,  zwischen  Kraairivier 
und  Witbergen  in  der  Niederung,  4500  Fuss,  Januar  (Drege  b); 
Winterfeld  (No.  791;  Drege  1827;  hb.  E.  Meyer). 

J.  acutus  E.  M.  in  J.  F.  Drege,  Standörter-Verzeichniss  in 
Beilage  zur  Flora  1843,  p.  51  und  56. 

Diese  Pflanzen  stimmen  im  Wesentlichen  mit  dem  europäischen 


423 

J.  maritimus  überein.  Die  strohgelben  Köpfchen  sind  nicht  in 
solche  dichte  Büschel  vereinigt,  wie  bei  J.  Kraussii,  die  Kapseln 
nicht  so  dunkel,  wie  bei  dieser  Art  (obwohl  dunkler  als  bei 
unseren  Pflanzen);  besonders  aber  zeichnen  sich  die  (noch  un- 
reifen) Samen  durch  braune  Farbe  und  lange  weisse  Anhängsel 
aus,  während  die  von  J.  Kraussii  fast  schwarz  gefärbt  und  äusserst 
kurz  bespitzt  sind. 

Hierher  werden  wahrscheinlich  auch  die  noch  unentwickelten 
Pflanzen  von  Drege,  d. :  Zwartkopsrivier,  an  steinigen  Orten, 
zwischen  Gebüsch  und  im  Flussbette,  unter  100  Fuss,  December ; 
f.:  zwischen  Zuureburgen  und  Klein-Bruintjeshoogte,  2000 — 2500 
Fuss  und  (pro  parte)  auf  der  Fläche  und  den  Hügeln  bei  der 
Mündung  des  Flusses  Gariep,  unter  600  Fuss,  October,  sowie 
die  Ecklon'schen  Pflanzen:  Juncus  3,  in  der  Nähe  der  Capstadt, 
November;  und:  an  salzigen  Valleien  auf  den  Feldern  bei  Zwart- 
kopsrivier, Distr  Uitenhage,  1.  Höhe,  Nov.  1829*)  (No.  785) 
gehören,  über  deren  Bestimmung  ich  kein  sicheres  Urtheil  zu 
fällen  wage.  Namentlich  die  letzte  Drege'sche  und  die  Zeyher'schen 
Pflanzen  haben  den  weitverzweigten  Blüthenstand  des  J.  maritimus 
mit  sehr  stark  übergipfelnden  untersten  Aesten,  wie  ihn  sowohl 
J.  acutus  als  J.  Kraussii  nur  selten  besitzen. 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  einer  am  19.  Nov.  1815  von 
Bergius  am  Liesbeckrivier  gesammelten  Pflanze  des  Königl.  Her- 
bariums zu  Berlin,  welche  Sprengel  auf  der  Etikette  als  Schoenus 
bezeichnet  hat.  —  Völlig  unentwickelt  und  daher  nicht  sicher 
bestimmbar  ist  eine  Pflanze  des  Königl.  Herbariums  zu  Berlin,**) 
von  Drege  am  29.  October  1829  am  nördlichen  Fusse  des  Zuure- 
bergs  in  der  dritten  Höhe  gesammelt  (No.  2032,  Droge,  wahr- 
scheinlich identisch  mit  Drege  f.,  siehe  oben.) 

K.  B.  Presl  giebt  in  seinen  „botanischen  Bemerkungen** 
(Abhandlungen  der  Kön.  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften, 5.  Serie,  1844,  HL,  p.  547)  folgende  Notiz: 

J.  acutus  Drege  pl.  cap.  —  ab  J.  acute  valde  diflfert  et 
potius  J.  maritimo  associandus,  differt  floribus  majoribus  jam 
primo  intuitu.  E  specimine  juvenili  de  specie  judicare  non  audeo, 
quare  Interim  ad  J.  maritimum  tamquam  varietas  capensis  refe- 
rendus.  Hierbei  ist  zunächst  zu  bedauern,  dass  Presl  nicht  den 
Buchstaben  der  ihm  vorliegenden  Drege'schen  Pflanze  (a.,  b.,  c.  .  .) 
angiebt;  hierdurch  ist  es  unmöglich  gemacht,  zu  erkennen,  auf 
welche  derselben  sich  PresFs  Bemerkung  bezieht.  Zur  Sache 
selbst  ist  es  natürlich  zu  beklagen,  dass  Drege  drei  so  ver- 
schiedene Pflanzen,  wie  J.  acutus,  maritimus  und  Kraussii  unter 
dem  Namen  J.  acutus  zusammengefasst  hat,  indessen  findet  dies 
in  dem  unentwickelten  Zustande,  in  dem  er  mehrere  derselben 
sammelte,  einige  Entschuldigung. 


*)  An  deDselben  Stellen  >\'iirde  von  Eckion  im  »September  1820  der  Juncus 
acutus  mit  völlifj  ausgebildeten  Früchten  gesammelt ;  s.  o. 

**)  Auch  im  Herbarium  von  Ernst  Meyer  findet  sich  ein  Exemplar  dieser 
Xo.  203>. 


424 

Das  Exemplar  No.  791  aus  E.  Meyer's  Herbarium  von  Winter- 
feld ist  deshall)  besonders  wichtig,  weil  es  wahrscheinlich  macht, 
dass  der  von  E.  Meyer  in  der  Linnaea  1832  beschrieben,  von 
dieser  Lokalität  stammende  J.  maritinius  wirklich  zu  dieser  Art 
gehört  (vergl.  darüber  die  Einleitung). 

Abbildung. 

Tafel  V.  (irrthümlich  mit  IV.  bezeichnet)  unten. 

Blüthe  einer  Pflanze  von  Drege  („J.  acutus  b.")  Rechts  ist 
die  obere,  der  Achse  des  Köpfchens  zugewandte  Seite. 

Subgenus  IV.    Junci  septati. 

Vorbemerkung. 

Das  Material,  welches  mir  von  den  nachfolgenden  Arten 
vorlag,  war  für  den  J.  punctorius  L.  fil.  ein  sehr  reichliches 
und  für  J.  oxycarpus  E.  M.  ein  völlig  genügendes;  für  die  drei 
andern  Arten  dagegen  war  es  weit  spärlicher,  und  es  bleibt  zu 
wünschen,  dass  spätere  Reisende  diesen  (wie  es  scheint  am  Cap- 
lande  nur  sehr  sporadisch  auftretenden)  Pflanzen  ihre  besondere 
Aufmerksamkeit  widmen  möchten. 

6)  Juncus  punctorius  L.  fil. 

Linnc  fil.,  Supplementum  plantarum  1781,  p.  208. 

Sommerset,  Stellenbosch  (Eckion) ;  feuchte  Stellen  an  einem 
Bache  zwischen  dem  Tafelberge  und  dem  Löwenkopfe;  11,  und 
16.  Jan.  1824  (Eckion,  No.  46  und  47);  Sumpf  auf  der  Nordseite 
des  Teufelberges;  December  (Eckion,  No.  902:  hb.  un.  itin.) 
Beim  Wasserfall  unweit  Tulbagh,  Worcester;  November,  (Eckion 
und  Zeyher,  Juncus  No.  5);  an  Sumpfstellen  bei  Hottentotts- 
holland, Sept.  (Zeyher  hb.  Nees;  No.  104  hb.  BeroL,  bei  Hotten- 
tottsholland auch  von  Gueinzius  gesammelt);  Bergrivier,  am 
rechten  üfer  des  Flusses,  in  Klein-Drakeusteen,  unter  500  Fuss, 
December  (Drege  aa.);  am  Fuss  des  Camdeboosberges,  3—4000 
Fuss,  22.  Januar  1827  (Drege  c.  hb.  Sond. ;  die  betreff.  Pflanze  des 
hb.  E.  M.  zu  J.  exsertus  Bchn.) ;  Sandhöhe  zwischen  Langevaley 
und  Olifantrivier,  1000—1500  Fuss,  November  (Drege  e. ;  eine 
sehr  hohe,  aber  in  den  Blüthen  noch  unentwickelte  Pflanze); 
Wupperthal,  15— 20(X)  Fuss;  December*)  (Drege  f.);  Boschkloof 
unter  1000  Fuss  Höhe,  December  (Drege  g.) ;  zwischen  Vanstaa- 
desberg  und  Bethelsdorp,  unter  1000  Fuss,  December  (Drege  h.); 

*)  Die  Originaletikctte  einer  ofl'enbar  hierher  gelifJrigen  Pflanze  des 
Moyer'schen  Herbariums  lautet: 

18.  Dec.  1.S30.  Zuureberj^,  Wui)perthal,  an  einem  Bache ;  11.  &S.;  3.  Höhe. 
No.  2170. 

Mit  e.  dürfte  die  nur  mit  Xo.  4401  bezeichnete  Pflanze,  mit  h.  oder  i.  die 
mit  Xo.  4463  bezeichnete  des  Meyer'schen  Herbariums  identisch  sein. 


425 

an  kleinen  Flüssen  und  Bächen  zwischen  Omtata  und  Omsannvubo, 
1  —  2000  Fuss;  Oktober  (Drege  i.)  alle  diese  Drege'schen  Exem- 
plare sind,  wie  ich  hier  sogleich  bemerken  will,  fälschlich  mit 
dem  Namen;  „J*  oxycarpus  E.  M.**  bezeichnet.  Zwellendam 
(Mundt);  —  Zuerst  wurde  die  Pflanze  übrigens  von  Thunberg 
und  Sonnerat  gesammelt;  die  näheren  Standorte  sind  aber  nicht 
mehr  zu  ermitteln. 

Diese  äusserst  charakteristische  Pflanze  steht  unserm  Juncus 
obtusiflorus  Ehrh.  sehr  nahe.  Sie  gehört  unter  den  Juncis 
septatis  zu  der  kleinen  Gruppe,  welche  sich  durch  die  Zusammen- 
setzung ihrer  sterilen  Triebe  den  Arten  aus  den  Gruppen :  Junci 
thalassici  und  Junci  genuini  nähert.  Die  fertilen  Stengel  sind 
an  der  Basis  von  Blattscheiden  umgeben,  die  entweder  ganz  und 
gar  der  Laubspitze  entbehren  oder  nur  ein  sehr  kurzes  pfriemliches 
Spitzchen  als  Andeutung  derselben  besitzen;  ähnlich  sind  die 
sterilen  Triebe  gebaut,  bei  ihnen  erhebt  sich  aber  aus  der  Mitte 
der  Blattscheiden  ein  rundes  stengelähnliches  Laubblatt,  wie  es 
z.  B.  bei  J.  eflfusus  und  den  verwandten  Arten  fälschlich  als 
„steriler  Stengel"  beschrieben  wurde.  Hier  bei  Juncus  punctorius 
und  J.  obtusiflorus  ist  es  deutlich  quergegliedert,  wie  das  einzige, 
stengelständige  Laubblatt  und  es  liegt  daher  die  Versuchung,  es 
als  „sterilen  Stengel"  aufzufassen,  viel  ferner  als  bei  den  Juncis 
thalassicis  und  genuinis.  —  Bei  den  meisten  andern  Juncis  septatis 
tragen  die  grundständigen  Blattscheiden  Laubspreiten,  welche 
allmählich  an  Länge  zunehmen ;  die  noch  nicht  blühreifen  Triebe 
besitzen  desshalb  mehrere  Laubblätter.  —  Der  Stengel  und  die 
Blätter  unserer  Art  sind. —  um  dies  gleich  hier  zu  erwähnen  — 
auf  dem  Querschnitte  kreisförmig  -  elliptisch  und  von  sehr  zahl- 
reichen GefässbüDdeln  durchzogen.  Jener  besitzt  eine  centrale 
durch  Schwinden  des  Markes  entstandene  Höhle  (Fig.  6);  die 
Blätter  dagegen  sind,  ähnlich  wie  diejenigen  von  J.  obtusiflorus 
Ehrh.  von  mehreren  Längs  -  Canälen  durchzogen;  ausser  einer 
grossen  Centralhöhle  finden  sich  zahlreiche  kleinere  im  Umkreise, 
so  dass  der  Querschnitt  ein  Maschenwerk  von  Markstreifen 
zeigt  (Fig.  5). 

Juncus  punctorius  L.  fil.  hat  in  der  Literatur  zu  vieler  Ver- 
wirrung Veranlassung  gegeben,  welche  freilich  bei  einiger  Auf- 
merksamkeit recht  wohl  hätte  vermieden  werden  können.  Die 
Pflanze  wurde  beschrieben  von  Linnc  filius,  im  Supplement,  plant., 
1781,  p.  208  und  dort  folgendermassen  charakterisirt : 

J.  culmo  nudo  tereti;  folio  tereti  articulato  mucronato, 
panicula  glomerata. 

Hab  ad  Gap  bonae  spei. 

Culmus  bipedalis  et  ultra,  teres,  laevis. 

F  0 1  i  a  radicalia  nulla ,  sed  membranae  duae ,  rudimenta 
foliorum, 

Folium  caulinum  unicum,  culmo  simile,  sed  paulo  longius, 
strictum  mucronatum,  pungens,  intus  articulatum. 

Panicula  terminalis,  arcte  conglomerata,  in  aliquot glomeres 
e  gluma  exortos. 


■  I 


426 

Äffinitas  J.  articulati,  scd  omiiia  robustiora,  ut  reliqna 
taceam. 

Wenn  auch  diese  Diagnose  von  dem  heutzutage  für  so  wichtig 
gehaltenen  Blüthenbaue  ganz  schweigt,  so  kennzeichnet  sie  doch 
die  Pflanze  nach  ihren  charakteristischen  Blättern  durchaus  zu- 
treffend. Namentlich  schliesst  sie  durch  das:  folium  articulatum 
jeden  Gedanken  an  den  sonst  dem  J.  punctorius  unleugbar  ziemlich 
ähnlich  sehenden  J.  Kraussii  Höchst,  aus.  Aber  auch  die  andern 
Arten  aus  der  Gruppe  der  J.  septati,  welche  am  Gap  vorkommen, 
sind  nach  der  Diagnose  nicht  mit  J.  punctorius  L.fil.  zu  verwechseln 
und  es  ist  ebenso  unbegreiflich,  wie  beklagenswerth,  dass  Drege 
seine  Pflanzen  auf  den  Etiketten  sowohl ,  als  in  dem  Standorts- 
Verzeichnisse  (Flora  1843)  als  Juncus  oxycarpus  E.  M.  be- 
zeichnet hat. 

Gegenüber  der  Charakterisirung  durch  Linnd  ist  die  durch 
C.  P.  Thunberg  entschieden  unvollkommener.  Dieser  Autor  sagt 
nämlich  in  Prodr.  flor.  cap.,  1794,  L,  p.  66: 

J,  culmo  aphyllo  tereti,  foliis  canaliculatis,   capitulis  subum- 
bellatis 
und  in  der  Flora  capensis,  1823,  L,  p.  337: 

J.  (punctorius)  culmo  nudo  terete;  folio  subulato;  panicula 
composita,  coarctata.  J.  punctorius  Linn.  Syst.  Veg*  XIV.,  p.  340. 
Suppl.  p.  208. 

Culmus  glaber,  inanis,  subtilissime  striatus,  erectus,  bipedalis. 
Folia  nulla,  nisi  sub  panicula  florum  duo  spathaeformia,  quorum 
exterius,  teres,  subulato  -  acutum,  incurvum,  panicula  longius, 
palmare  usque  spithameum;  interius  simile,  pollicare.  Panicula 
decomposita.  Bracteae  spathaeformes,  sub  floribus  lanceolatae, 
acuminatae,  carinatae,  glabrae. 

Es  geht  zunächst  aus  der  Jahreszahl  der  ersten  Thunberg'schen 
Arbeit  (1794)  hervor,  dass  sie  viel  jünger  ist,  als  die  von  Linne 
(1781),  und  dass  also  nicht  J.  punctorius  Thunberg  citirt  werden 
muss,  wie  man  meistens  gedruckt  findet,  sondern  J.  punctorius 
L.  fil.  Indem  man  dies  übersah  und  sich  an  die  mangelhaften 
Thunberg'schen  Diagnosen  hielt,  kam  man  freilich  in  Zweifel  und 
Irrthümer  hinein.  Dahin  gehört  vor  allen  Dingen,  dass  Kurt 
Sprengel  (Neue  Entdeckungen  im  ganzen  Umfang  der  Pflanzen- 
kunde 1821,  II ,  p.  107)  den  Juncus  punctorius  für  eine  Varietät 
des  J.  acutiflorus  Ehrh.  erklären  konnte,  was  überdies  nur  dadurch 
erklärlich  ist,  dass  ihm  nicht  die  ächte  Pflanze,  sondern  Exemplare 
von  J.  oxycarpus  E,  M.  vorgelegen  haben.  — 

Besonders  interessant  ist  das  fernere  Vorkommen  unserer 
Pflanze  im  nordöstlichen  Afrika.  Freilich  wurde  sie  dort  mehrfach 
verkannt  und  führte  dies  zur  Aufstellung  neuer  Synonyme.  Ihr 
Vorkommen  wurde   zuerst  constatirt*)   von  dem  verdienstvollen 


*)  Aus  Ernst  Meyer's  Herbarium  ergiebt  sich ,  dass  schon  Ehrenberg  sie 
aus  Egypten  mitbrachte  ohne  aber  ihre  Identität  mit  der  Cappfianze  zu  erkennen. 
Aus  Samen,  welche  er  dem  dortigen  botanischen  Garten  übergab,  erwuchsen 
kräftige,    bereits  im  Jahre  1828  blühende  Pflanzen,   wie  aus   der  Notiz  auf  der 


427 

J.  Decaisne  in  der  Florula  sinaica  (Ann.  d.  sc.  natur,  1834,  2e. 
ser,  IL,  p.  16).  Dort  wird  sie  unter  No.  63  aufgeführt  als  J. 
punctorius.  Hab.  pres  des  Sources  du  m.  Sinai  et  du  m.  Horeb 
(24;  Cyperus:  Bove,  pl.  exsicc.  sin.)  mit  der  Bemerkung:  Cette 
plante  comparee  aux  echantillons  authentiques  originaires  du  cap 
de  Bonne  -  Esperance  conserves  dans  les  herbiers  du  Museum, 
n'oflfre  pas  la  moindre  difference  qui  puisse  la  faire  s^parer  du 
J.  punctorius. 

Daran  reiht  sich  dann  unter  No.  64  der  J.  exaltatus  Decaisne 
(34;  Bove,  pL  exsicc.  sin.)  Diese  Pflanze  wird  an  der  bezeichneten 
Stelle  eingehend  und  treffend  beschrieben.  Sie  wird  als  bis  zu 
sechs  Fuss  hoch  angegeben.  Die  Beschreibung  gewährt  durchaus 
das  Bild  von  J.  punctorius;  als  Unterschiede  von  dieser  Pflanze 
aber  wären  hervorzuheben:  „Spicae  pauciflorae,  floribus  3-6 
subsessilibus  .  .  .  Stilus  brevis."  Es  musste  mir  nun  sehr  daran 
liegen,  mir  durch  Autopsie  eines  Originalexemplares  ein  Urtheil 
über  diese  Art  und  ihr  Verhältniss  zu  J.  punctorius  bilden  zu  können. 
Ich  wandte  mich  daher  im  März  d.  J.  an  Herrn  Professor 
JT  Decaisne  in  Paris  und  hatte  derselbe  die  grosse  Güte,  mir 
einen  Stengel  und  ausserdem  einige  Zweige  des  Blüthenstandes 
in  einem  Brief  verpackt  zu  übersenden.  Der  Stengel  ist  leider 
unter  dem  einzigen  Laubblatte  abgeschnitten,  lässt  aber  doch 
noch  den  ungewöhnlich  hohen  Wuchs  erkennen.  Die  Zweige  des 
Blüthenstandes  bestätigen,  was  auch  schon  das  Fehlen  der  Be- 
schreibung von  Frucht  und  Samen  in  der  Decaisne'schen  Diagnose 
andeutet,  dass  die  vorliegenden  Bove'schen  Exemplare  noch  völlig 
in  Knospen  stehen.  Die  Köpfchen  sind  an  ihnen  noch  sehr  klein 
und  in  der  That  erst  3-6  Blüthen  entwickelt;  die  folgenden 
Blüthen  liegen  aber  noch  in  den  Achseln  ihrer  Bracteen  verborgen. 
Auch  der  stilus  brevis  erklärt  sich  auf  diese  Weise,  da  Decaisne 
offenbar  nur  Knospen  untersucht  hat.  An  dem  mir  übersandten 
Materiale  war  eine  einzige  Blüthe  im  Aufblühen  begriffen,  d.  h. 
sie  hatte  die  Narben  über  das  Perigon  hinausgestreckt;  an  ihr  war 
aber  auch  der  Griffel  verlängert  und  in  der  That  bedeutend  länger 
als  der  Fruchtknoten.  Im  Uebrigen  stimmen  der  Blüthenstand, 
die  Bracteen,  das  Perigon,  die  Staubgefässe,  das  Pistill  so  voll- 
ständig mit  den  entsprechenden  Organen  von  J.  punctorius  über- 
ein, dass  mir  auch  nicht  der  mindeste  Zweifel  darüber  geblieben 
ist,  dass  J.  exaltatus  als  Varietät  dem  J.  punctorius  unterzuordnen 
ist.  Auf  die  Höhe  allein  kann  natürlich  keine  specifische  Abtren- 
nung begründet  werden,  doch  will  ich  in  dieser  Beziehung 
bemerken,  dass  mir  auch  Pflanzen  aus  der  Capflora  von  120  cm. 
und  darüber  vorlagen. 

Ferner  hat  der  unermüdliche  W.  Schimper  die  Pflanze  an 
zwei    Stellen   in    Abyssinien    aufgefunden.    Die  Exemplare   sind 


Etikette:  Ex  horto  Berolinensi,  ubi  in  palude  sub  diu  colitur  ddt.  Otto  1828 
Septembri ,  hervorgeht.  —  Die  Pflanze  ist  im  Berliner  Garten  längere  Zeit 
hindurch,  aber  unter  verschiedenen  Namen  in  Cultur  behalten  worden. 


1 


428 

vom  botanischen  Reiscvercin  mit  folgenden  Etiquetten  ausgegeben 
worden : 

5<).  Junciis  Schimperi  Höchst. 
In  ripis  uliginosis  prope  Adoam,  1.  Dec.  1837. 

27ih  Juncus  exaltatus  Decaisne  (in  Florula  sinaica)  Arabice: 
Dies.  —  Ad  aquas  stagnantes  vallis  Raphidim  d.  16.  Juli. 

Beide  sind  sicher  identisch  mit  der  Pflanze  vom  Cap  und 
da  Juncus  Schimperi  Höchst,  von  M.  A.  Richard  (Tentamen  florae 
abyssinicae,  18  ...  .  (zwischen  1847  und  1851)  H.,  p.  338)  als 
neue  Art  beschrieben  und  diagnosticirt  worden  ist,  so  muss 
dieser  Name  als  Synonym  zu  J.  punctorius  gezogen  werden.  Die 
Synonymie  unserer  Pflanze  ist  demgemäss  folgende. 

J.  punctorius  L.  fil. 

Linne  filius,  Supplementum  plantarum,  1781,  p.  208. 

J.  oxycarpus  Dringe  non  E.  Meyer 

J.  F.  Drege  in  sched.  und  in  Beilage  zur  Flora  1843. 

J.  Schimperi  Höchst. 

Ilochstetter  in  M.  A.  Richard,  Tentamen  florae  abyssi- 
nicae, IL,  18  (47—51),  p.  338 
var.   ß,    exaltatus   (Decaisne   als  Art)  Buchenau: 

J.  Decaisne,  Florula  sinaica,  in  Annales  des  sc.  nat.  1834, 
2.  Serie,  IL,  p.  16. 

Dagegen  bleibt  die  Bezeichnung :  J.  punctorius  Lam.  Ency- 
clopedie  botanique,  IIL,  p.  269,  soweit  sie  sich  auf  eine  ameri- 
kanische Pflanze  bezieht,  abzuweisen,  da  diese  Nichts  mit  J. 
punctorius  Linne  fil.  gemein  hat  und  bereits  von  Gay  als 
J.  Dombeyanus  beschrieben  worden  ist;  die  afrikanische  Pflanze 
des  Lamarck'schen  Herbariums  ist  dagegen  ächter  J.  punctorius, 
wie  mich  die  Autopsie  des  Lamarck'schen  Exemplares,  welche 
mir  Herr  Professor  Röper  mit  gewohnter  Liberalität  gestattete, 
gezeigt  hat;  es  trägt  die  Etikette:  Juncus  punctorius  Lam.  dict. 
et  L.  f.  Suppl.  und  besteht  nur  aus  einer  Stengelspitze  mit  einem 
Stücke   des  stengelständigen  Laubblattes. 

Die  beste  Beschreibung  der  Cappflanze  haben  J.  A.  Schultes 
und  J.  IL  Römer  in  Linne,  syst.  veg.  1830,  VIL,  IL,  pag.  1655 
gegeben.  Ich  schlicsse  mich  im  Folgenden  wesentlich  an  sie  an, 
verändere  nur  die  Längenmasse  und  einige  nach  dem  heutigen 
Standpunkte  unzutreffende  Angaben  und  füge  einige  Einzelheiten 
hinzu. 

Perennis.  Rhizoma  horizontale,  interstitiis  brevibus, 
caespites  densos  formans,  crassitie  6 — 8  mm.  Culmus  erectus, 
vel  teres,  vel  subcompressus,  laevis,  flavescenti-viridis,  40—120 
cm.  altus,  et  ultra  basi  usque  ß  mm.  crassus,  fistulosus,  canali 
medullari  tenui  diaphragmatico.  Vaginae  basilares  5—8,  raro 
12  cm.  longae,  apice  obtusatae,  muticae,  vel  laminam  brevissimam 
gerentes.  Folium  culmeum  unicum  plerumque  supra  medium 
culmi  insertum  et  eum  superans,  erectum,  teres  vel  subcompres- 
sum,  apice  subulatum,  pungens,  laeve,  septis  5—12  mm. 
ab   invicem  distantibus  interceptum,  culnio  paullo  crassius, 


429 

15—  ca.  70  cm.  longum.  Vagina  4--7  cm,  longa,  marginibus 
membranaceis,  superne  auriculas  2  obtusas  formantibus.  T u  r  i  o  n  e  s 
steriles  e  vaginis  basilaribus  aphyllis  et  nomophyllo 
unico  compositi.  —  Inflorescentia  terminalis,  compo- 
slta  vel  decomposita,  diffusa,  interdum  etiam  fere  congre- 
gata,  capitula  5—  ca.  110  gerens;  rami  primarii  erecti,  infimi 
usque  35  cm.  longi;  rami  secundarii  et  sequentes  pa- 
tentes. Capitula  multiflora,  densa,  hemiglobosa 
usque  globosa,  saepe  plura  congesta  diametro  6— 8,  raro  9  mm. 
Bracteae  ramorum  infimorum  1  —  2  frondosae.  Bracteac  liorum 
ovatae,  acutae,  hyalinae.  Flores2,  62,  7  mm.  longi,  bre- 
viter  peduuculati.  Tepala  aequilonga,  obsolete-tri- 
n  er  via  lineari-  lanceolata,  externa  acuta,  interna  sublatiora 
et  obtusiora  (marginibus  hyalinis  latioribus),  externa  concava, 
subcarinata,  interiora  plana,  plerumque  externa  rubenti-straminea, 
interna  mediodorsi  rubentia  marginibus  pallidis  (raro  omnia 
viridi-straminea,  interdum  ferrugineo-straminea).  Stamina  sex, 
tepalisVsbreviora;  filamenta  filiformia  alba,  antherae  lineari- 
ovatae,  flavidae.  0 varium  ovatum  trigonum,  stilus  lon- 
gus,  ovarium  fere  aequans,  Stigmata  3  longa  exserta. 
Capsula  tepala  paullo  superans,  ovato-prismatica, 
trigona,  lateribus  impressis,  breviter  apiculata, 
trilocularis,  plerumque  castanea,  nitida.  Semina 
minuta,  0  4  mm.  longa,  ovata,  apiculata,  costata  et  rectangula- 
riter  reticulata,  vitellina,  mucrone  ferrugineo. 

Eigenthümlich  ist  dieser  Pflanze  besonders  der  rothe  Rücken- 
streif der  Innern  Perigontheile,  den  ich  nie  vollständig  fehlen  sah ; 
selbst  bei  einem  ganz  bleichen  Exemplare  von  Schimper's  Nr.  279 
(J.  exaltatus  Decaisne")  ist  er  noch  angedeutet 

var.  ß  exaltatatus  (Decaisne  als  Art)  Buchenau 
planta  alta,   inflorescentia  laxa,    supradecom- 
posita. 

Einige  der  Cappflanzen  sind  entschieden  dieser  Varietät  zu- 
zurechnen ;  indessen  misst  das  höchste  Exemplar  derselben,  welches 
mir  vorlag,  nur  128  cm.,  während  die  Pflanze  vom  Sinai  die  in 
der  Gattung  Juncus  sonst  unerhörte  Höhe  von  6  Fuss  erreicht. 

Zu  erwähnen  bleibt  aber  noch  eine  von  Bergius  am  Cap 
ohne  nähere  Standortsangabe  gesammelte  Pflanze,  (hb.  reg.  Berol.), 
deren  Stengel  155  cm.  hoch  ist.  Ihr  Blüthenstand  ist  zwar 
völlig  unentwickelt,  aber  nach  dem  Bau  des  Stengels  und  des 
einen  stengelständigen  Laubblattes  bleibt  mir  über  die  Richtig- 
keit der  Bestimmung  durchaus  kein  Zweifel  übrig.  Die  neben 
den  Stengel  geklebte  grundständige  Scheide  misst  25  cm.  Länge; 
der  Stengel  hat  einen  Durchmesser  von  5  mm.  Diese  Pflanze 
giebt  also  auch  den  höchsten  abyssinischen  Exemplaren  wenig 
nach. 

Schliesslich  möchte  ich  noch  auf  die  nahe  Verwandschaft 
des  Juncus  punctorius  mit  dem  nordamerikanischen  J.  militaris 
Bigelow  hinweisen.  Auch  diese  Pflanze  hat  am  Grunde  des  Sten- 
gels   nur   blattlose    Scheiden,    oberhalb   seiner   Mitte   aber   ein 


430 

bajonnetartig  vorgestrecktes,  mit  Querscheidewänden  versehenes 
Laubblatt;  auch  ihre  sterilen  auf  dem  Trocknen  gebildeten  Triebe 
scheinen  nur  aus  einem  Laubblatte  und  grundständigen  Blatt- 
scheiden zu  bestehen.  Dagegen  ist  Juncus  miütaris  im  hohen 
Grade  ausgezeichnet  durch  die  sterilen  Triebe,  soweit  dieselben 
unter  Wasser  gebildet  werden;  sie  besitzen  nämlich  mehrere 
ausserordentlich  lange  und  haarartig  dünne  Laubblätter.  Ein 
genaueres  Studium  derselben  im  frischen  Zustande  wäre  sehr  zu 
wünschen. 

Das  Vorkommen  dieser  Pflanze  am  Cap  sowohl,  als  in 
Abyssinien  und  am  Sinai  ist  in  geographischer  Beziehung  beson- 
ders interessant.  Es  verstärkt  die  Analogien,  welche  zwischen 
der  Klora  Abyssiniens  und  derjenigen  des  Caplandes  existiren 
und  lässt  uns  hoffen,  dass  dereinst,  wenn  erst  einmal  die  Flora 
der  mittelafrikanischen  Gebirge  bekannt  geworden  sein  wird, 
die  Capflora  nicht  mehr  so  isolirt  dastehen  wird,  dass  wir  dann 
vielmehr  eine  klarere  Vorstellung  über  die  Abstammung  und  Ein- 
wanderung der  sie  zusammensetzenden  Elemente  gewinnen  werden, 
als  wir  jetzt  haben. 

Abbildungen. 

Tafel  VIIL,  rechts. 

Fig.  1.  Eine  kräftige,  von  Drege  gesammelte  Pflanze  in  J 
der  natürlichen  Grösse.  Aus  einem  horizontalen  Rhizome  ent- 
springen nahe  bei  einander  zwei  senkrecht  aufstrebende  Triebe, 
ein  fruchtbarer  und  ein  unfruchtbarer.  Man  sieht  leicht,  dass 
sie  antidrom  sind.  Ich  mache  darauf  aufmerksam,  dass  die 
eigentliche  Spitze  des  Rhizomes,  welche  nach  rechts  hin  fallen 
müsste,  in  der  Figur  nicht  dargestellt  ist.  Da  sie  an  keinem  der 
vorliegenden  Exemplare  ganz  erhalten  war,  so  habe  ich  es  selbst- 
verständlich vorgezogen,  sie  nicht  darstellen,  als  etwa  sie  nach 
Analogie  mit  verwandten  Arten  zu  ergänzen.  —  Hervorzuheben 
dürfte  noch  sein,  dass  in  einer  Vegetationsperiode  oft  mehrere 
unfruchtbare  Triebe  an  einer  und  derselben  Grundachse  gebildet 
werden,  welche  dann  im  nächsten  Jahre  zur  Blüthe  gelangen. 
Nicht  selten  sind  einzelne  Triebe  durch,  viel  längere  Internodien 
von  einander  getrennt,  als  dies  in  Fig.  1  der  Fall  ist.  Ob  diese 
gestreckten  Internodien  regelmässig  an  die  Grenze  zweier  Jahres- 
triebe fallen,  bleibt  noch  zu  ermitteln. 

Fig.  la.  Ein  Köpfchen  in  natürlicher  Grösse.  Das  abge- 
bildete Köpfchen  ist  nicht  vollständig  kugelig;  zur  Fruchtreifezeit 
dagegen,  wo  die  anschwellenden  Früchte  mehr  Raum  verlangen, 
werden  die  Köpfchen  fast  immer  vollständig  kugelig. 

Fig.  2.  Blüthe  eines  abyssinischen  Exemplares  (Schimper 
No.  56;  „Juncus  Schimperi  Höchst.")  sammt  ihrer  Bractee. 

Fig.  3.  Blüthe  eines  von  Hundt  am  Cap  gesammelten 
Exemplares.  Stiel,  weil  die  Blüthe  ziemlich  in  der  Mitte  des 
Köpfchens  stand,    sehr  kurz,    während    die  Blüthe  Fig.  2.   weit 


431 

» 

länger  gestielt  ist.  —  In  Fig.  3  liegt  das  unterste  Perigonblatt 
nach  vorne. 

Fig.  3a.    Die  reife  Kapsel  aus  3  mit  einem  Staubgefässe. 

Fig.  3b.    Eine  Klappe  der  Kapsel  von  innen  gesehen. 

Fig.  3c.,  3d.,  3e.  Innerer  und  äusserer  Perigontheil  von  3 
(Letzterer  in  zwei  verschiedenen  Ansichten,  von  innen  und  von 
der  Seite  gesehen.) 

Fig.  4.    Reifer  Same  aus  der  Kapser  Fig.  3. 

F  i  g.  5.  Querschnitt  durch  ein  Blatt  des  Mundt'schen 
Exemplares. 

Fig.  6.  Desgleichen  durch  den  Stengel. 

Fig.  7.  Diagramm  der  Blüthe.  Die  Kapsel  nach  einem 
Querschnitte,  das  Uebrige  schematisch. 

Fig.  8.  Eine  andeie  Kapsel  des  Mundt'schen  Exemplares; 
sie  ist  nach  oben  viel  mehr  verschmälert,  obwohl  sie  einen 
ähnlichen  Beifezustand  zeigt  als  3  a. 

Fig.  9.  Geöffnete  IBlüthe  von  einem  getrockneten,  im 
Königlichen  botanischen  Garten  zu  Berlin  cultivirten  Exemplare. 

Fig.  9a.    Das  Pistill  aus  der  Blüthe  Fig.  9. 

J.  punctorius  L.  fil.,  var.  exaltatus  Dcsne. 

Fig.  1.  Blüthe  im  Momente  des  Aufblühens;  links  das 
Deckblatt;  oben  die  hervorgestreckte,  aber  noch  nicht  entfaltete 
Narbe. 

Fig.  2.  Zwei  Perigonblätter  aus  der  Blüthe  1  mit  den  Staub- 
gefässen.    Sie  sind  aufgeweicht  und  ausgebreitet. 

Fig.  3.    Pistill  aus  derselben  Blüthe. 

Fig.  1 — 3  sind  nach  dem  Originalexemplare  von  J.  exaltatus 
Dcsne.  darstellt,  welches  mir  der  Autor,  wie  oben  erwähnt,  zu 
übersenden  die  Güte  hatte. 


7)  J.  oxycarpus  E.  M. 

Perennis,  caespitosus.  Rhizoma  horizontale,  internodiis 
brevissimis.  Caulis  erectus,  30  —  50  cm.  altus,  teres,  indi- 
stincte  striatus,  3 — 5  foliatus,  solidus.  F  o  1  i  a  basilaria  vagini- 
formia,  sine  lamina,  caulinanomophylla:  vagina  longa,  marginibus 
membranaceis,  apice  in  auriculas  duas  oblongas,  obtusas  productis, 
lamina  teres,  vel  subcompressa,  distincte  septata.  Inflores- 
centiaterminalis,  capituligera,  composita,  vel  decompo- 
sita,  ramis  elongatis  (raro  capitula  pauca aggregata).  Bractea 
infima  frondescens,  inflorescentia  multo  brevior.  Capi- 
tula hemisphaerica,  vel  sphaerica,  diametro  9—11  mm. 
multi-  (circa  20)  flora.  Bracteae  ovatae,  acutatae,  uninerviae, 
pallidae,membranaceae.  Flores  4— 4,5mm.longi,  breviterpeduncu- 
lati.  Tepalalanceolata,  acutata,  in  statu  sicco pallideferrugineo- 
straminea,  in  statu  humidopalliderubescentiviridia,  tenuia,  triner- 
via,aequilonga,  externa  marginibus hyalinis,  interna  tota hyalina. 


432 

S  t  a  m  i  n  a  plerumque  3,  rarius  4,  5,  vcl  G  (?  *)  tepalis  J  breviora,  fila- 
mentum  filiforme,  antheralinearilongius.  Ovarium  trigonum ;  stilns 
brevis  (?),  Stigmata  3  longa.  Capsula  trigona,  apiculata, 
perigonium  aequans,  vel  breviter  superans, 
faciübus  ferc  planis,  unilociilaris,  nitida,  superne 
castanca,  infernc  pallidior.  Semina  numerosa,  0,5— 0,^ 
mm.  longa,  ovata,  apiculata,  rectangulariter  reticulata,  areis 
subtiliter  transversim  striatis,  vitellina,  apice  fusca,  basi  pallide 
fusca 

J.  oxycarpus  E.  M.  in  C.  S.  Kunth,  Enumcr.  plant.  1841, 
III.,  p.  iVdC), 

J.  acutiflorus  Spreng,  nee  Ehrhardt,  v.  infra. 

Ilottcntottsholland,  1.  Höhe  am  Wasser,  in  sandiger  Erde; 
Juni  (Zeyhcr);  Ilottentottsholland  (Gueinzius);  Glamwilliam,  am 
Fluss  Olifantrivier  und  bei  Villa  Brakfontein,  Eckion;  Worcester, 
am  Wasserfall  u.  s.  w.,  1—2000  Fuss  Höhe,  November  (Eckion 
und  Zeyher  sub  nom.  J.  punctorii  Thunberg);  in  Gräben  am 
Zwartkopsrivier,  1.  Höhe:  District  Uitcnhage;  November  1829 
(Eckion  und  Zeyher,  No.  782);  liergrivier  bei  Paarl,  unter  500 
Fuss;  November  (Droge,  a.,  sub.  nom,  J.  oxycarpi.)  Einige  der 
Köpfchen  der  Drege'schen  Pflanze  a.  zeigen  Durchwachsung  der 
Köpfchen,  d.  i.  Auswachsen  des  sonst  sterilen  Centrums  derselben 
in  einen  Laubtrieb,  wie  es  unter  den  einheimischen  Arten  besonders 
häufig  bei  Juncus  supinus  Mch.  vorkommt.  **)  Zwischen  Houtboie 
und  Wynberg,  unter  1000  Fuss,  Mai  (Drege,  b.,  sub.  nom.  J.  oxy- 
carpi);  Liesbekrivier ;  li).  Nov.  1815  (Bergius;  hb.  reg.  Berol.) 

Eine  an  den  stark  hervortretenden  Querwänden  der  Blätter, 
den  verlängerten  Zweigen  des  Blütheustandes,  den  reichblüthigen 
Köpfchen,  den  mehr  oder  weniger  blassen  Perigonen,  aus  denen 
die  glänzenden,  kastanienbraunen,  das  Perigon  kaum  überragenden 
Kapseln  sich  stark  hervorheben  und  dem  Baue  der  Kapseln  leicht 
kenntliche  Art. 

Die  von  Eckion  und  Zeyher  gesammelten  Pflanzen  erhielt 
ich  mit  der  gedruckten  T^tikette:  „Juncus  punctorius  Thbg.  1.  11.", 
welche  in  den  Herbarien  schon  so  viele  Verwirrung  angestiftet 
hat.  Aber  auch  die  Bezeichnung  „J.  oxycarpus  E.  AI."  in  den 
Herbarien  ist  höchst  unzuverlässig,  selbst  wenn  sie  von  Meyer's 
eigener  Hand  herrührt,  denn  Meyer  hat  zuerst  diese  Art,  später 
den  J.  rostratus  mit  dem  Namen  J.  oxycarpus  belegt.  In  Drege's 
Verzeichniss  (Flora  1843,  Beilage,  p.  195)  werden  sogar  auch 
alle  Formen  von  J.  punctorius  unter  der  Bezeichnung  J.  oxycarpus 
E.  M.  aufgeführt,  wogegen  sich  Meyer  denn  doch  im  Sonder'schen 
Herbarium  auf  das  Entschiedenste  erklärt.  Unter  diesen  Umständen 
haben    wir    uns    an    die    in    Kunth's     Enumeratio      aufgestellte 


*)  Unter  den  von  mir  aufgeweichten  und  untersuchten  lilüthonfnnd  ich  neben 
einer  Mehrzahl  von  dreiniännigen  nur  vier-  und  fünfniännige,  doch  werden  auch 
wohl  solche  mit  sechs  Staubgefässen  zu  finden  sein. 

**)  Vergl.  darüber  meinen  Aufsatz:  über  die  Viviparie  bei  den  Juncncccn, 
in  diesen  Abhandlungen  1871,  IL,  p.  398. 


433 

Originaldiagnose  zu  halten  und  diese  meist  halbkugligen  viel- 
blüthigen  Köpfchen  und  die  das  Perigon  nicht  überragenden 
Kapseln,  sowie  durch  die  Bezugnahme  auf  Bergius  ganz  direct 
auf  die  hier  beschriebene  und  diagnosticirte  Art  hin.  Der  später 
von  E.  Meyer  in  den  Herbarien  für  sie  verwandte  Name  ist 
natürlich  zu  unterdrücken! 

Drege  b.  ist  eine  ganz  blasse  Pflanze  mit  grünen  Blüthen, 
welche  offenbar  in  tiefem  Schatten  gewachsen  ist  und  auch  an 
der  Länge  der  Perigontheile  die  Einwirkung  des  feucht-schattigen 
Standortes  deutlich  erkennen  lässt. 

Der  Querschnitt  des  Stengels  (Fig.  6)  zeigt  eine  durch  Schwinden 
des  Markes  entstandene  centrale  Längshöhle,  noch  umgeben  von 
Besten  des  Markes.  Die  Gefässbündel  bilden  fast  einen  geschlos- 
senen Ring,  da  sie  seitwärts  durch  Gruppen  stark  verdickter 
und  längsgestreckter  Zellen  mit  einander  verbunden  sind. 

^  Die  von  Bergius  gesammelten  Pflanzen  aus  der  Gruppe  Junci 
septati  gehören  zu  dieser  Art.  K.  Sprengel  hat  dieselben  nicht 
richtig  erkannt,  indem  er  in  ihnen  den  June,  punctorius  L.  fil. 
vor  sich  zu  haben  glaubt,  und  diesen  desshalb  für  eine  Varietät 
des  J.  acutiflorus  Ehrh.  erklärt;  mit  J.  acutiflorus  sind  aber  diese 
Pflanzen  ebensowenig  identisch,  als  mit  J.  punctorius.  —  Wegen 
der  Ecklon-Zeyher'schen  Nummer  782  ist  das  am  Schlüsse  dieser 
Arbeit  unter  „Sammlungen"  Gesagte  zu  vergleichen. 

Abbildungen:  Tafel  VIIL,  links. 

Fig.  1.  Ein  vollständiges  Exemplar  in  halber  natürlicher 
Grösse;  gesammelt  von  Gueinzius. 

Fig.  2.  Blüthe  desselben  Exemplares;  unten  rechts  die 
Bractee.  Die  Frucht  überragt  kaum  die  Blüthenhülle,  an  anderen 
Blüthen  ist  sie  wohl  ein  klein  wenig  länger. 

Fig.  3.    Reife  Frucht  mit  einem  Staubgefässe. 

Fig.  3a.    Fruchtklappe  von  innen  gesehen. 

Fig.  4.  Perigonblätter  derselben  Blüthe,  aus  welcher  die 
Frucht  3  genommen  ist;  vor  dem  hier  abgebildeten  innern  Perigon- 
blatte  fehlt  das  Staubgefäss. 

Fig.  4a.  Diagramm  einer  Blüthe;  der  Fruchtknoten  nach 
einem  Querschnitte,  das  Uebrige  schematisch. 

Der  Fruchtknoten  ist  einfächerig.  Durch  das  Fehlen  eines 
innern  Staubgefässes  und  die  blasse  Darstellung  der  andern  soll 
die  Veränderlichkeit  in  der  Zahl  in  der  Zahl  der  Staubgefässe 
angedeutet  werden. 

Fig.  5.    Samen  aus  der  Frucht  3. 

Fig   6.     Stengelquerschnitt. 

Fig.  2  und  6  sind  nach  einem  von  Gueinzius  gesammelten 
Exemplare ,  3  —  5  dagegen  nach  einem  Eckion  -  Zcyher'schen 
Exemplare  von  Worcester  gezeichnet. 

8)  Juncus  brevistilus  Buchenau. 

Perennis  caespitosus  (?)  Specimen  unicum  suppetens  ca.  10 
cm.  altum.     Caulis  aphyllus  vel  basi  tantum  foliatus  erectus, 

IV.    Juni  1875.  28 


434 

compressus,  laevis,  diametro  l,i  mm.  Folia  basi  vaginantia, 
usque  6,5  cm.  longa;  vagina  usque  2  cm.  longa,  apice  in 
auriculas  duas  acutas  producta,  lamina  usque  4  cm. 
longa,  a  1  atere  conipre  ssa,  intus  septata.  Inflores- 
centia  composita  e  capitnlo  terminali  et  uno  vel  pluribus  (?) 
lateralibus.  Capitula  fere  sphaerica,  diam.  8mm.,  12 — 16- 
flora.  Bractea  infima inflorescentia  brevior,  sed  capitulo  termi- 
nali longior  foliacea,  ceterae  late-lanceolatae ,  acutae,  hypsophyl- 
linae.  Flores  4  mm.  longi,  brevissime  pedunculati.  Tepala 
acquilonga,  pallida,  externa  lanceolata,  acutata,  interna  lan- 
ceolata,  acuta,  trinervia,  omnia  medio  dorsi  straminea  vel  rubes- 
centia,  impellucida,  marginibus  latis  albo-hyalinis.  Stamina  3, 
tepalis  breviora;  filamenta  filiformia;  antherae  ovatae 
flavidae,  filameutis  duplo  breviores.  Ovarium  trigonum.  Stilus 
perbrevis.  Stigmata  contorta.  Capsula  trigono- 
prismatica,  brevissime  apiculata,  basi  obtusata, 
(angulis  obtusis  superne  prominentibus,  faciebus 
medio  et  basi  convexis,  superne  retusis,)  unilocularis, 
polysperma,  nitida,  apice  pallide  -  castanea,  basi  straminea. 
Semina  minuta,  0,3-,— 0,4r>  mm.  longa,  late  obovata, 
ferruginea,  apice  nigro,  regulariter  costata  et  reticulata, 
areis  transversim  lineolatis. 

Capland. 

Es  liegt  mir  von  dieser  charakteristischen  Art  leider  nur 
ein  Exemplar  vor,  welches  ich  der  Güte  des  Herrn  Otto  Böckeier 
in  Varel  verdanke.  Die  Etikette,  von  der  Hand  des  Herrn  Professor 
Hochstetter  des  Aelteren  geschrieben,  lautet: 

Juncus  capensis  Thunb.?  /  angustifolius 
J.  cephalotes  Thbrg.  E  C.  b.  sp. 

Die  Bestimmung  ist  selbstverständlich  falsch;  viel  schlimmer 
ist  aber,  dass  die  Etikette  Nichts  über  den  speciellen  Fundort 
und  den  Sammler  aussagt. 

Die  Art  steht  dem  J.  oxycarpus  sehi  nahe,  unterscheidet  sich 
aber  sofort  durch  die  sehr  charakteristische  Form  der  Kapsel 
von  ihm. 

Da  mir  nur  ein  Exemplar  vorlag,  habe  ich  lange  gezögert, 
ob  ich  die  Pflanze  beschreiben  solle.  Indessen  ist  sie  so  wohl 
charakterisirt ,  dass  ich  doch  glaube,  dies  thun  zu  sollen,  nur 
sind  namentlich  die  Angaben  über  Grösse,  Reichthum  des  Blüthen- 
standes,  Länge  der  Blätter  u.  s.  w.  mit  Vorsicht  aufzunehmen. 
Zweifelhaft  ist  mir  die  Wachsthumsweise  der  Art.  Die  vorliegende 
Pflanze  ist  offenbar  von  einem  stärkeren  Exemplare  abgebrochen ; 
sie  besteht  aus  5—6  Trieben  und  ist  es  nicht  unwahrscheinlich, 
dass  diese  in  einer  regelmässigen  Sprossfolge  aus  einander  her- 
vorgegangen und  durch  ein  sehr  kurzgliedriges  Rhizom  mit  ein- 
ander verbunden  sind;  jedenfalls  halte  ich  die  Pflanze  nach  den 
abgestorbenen  Blattresten  und  Nebenwurzeln  für  perennirend. 

Abbildungen:  Tafel  VHL,  unten. 
Fig.  1.    Blüthe  mit  der  nahezu  reifen  Frucht. 


435 

Fig.  la.    Inneres  Perigonblatt  von  der  Innenseite  gesehen. 

Fig.  Ib.  Aeusseres  Perigonblatt  in  Seitenansicht  mit  dem 
vor  ihm  stehenden  Staubgefässe. 

Fig.  2.  Die  reife  Kapsel;  die  charakteristische  Form  der- 
selben ist  besonders  zu  beachten. 

Fig.  3.    Samen  aus  derselben  Kapsel. 

Fig.  4.  Diagramm  der  Blüthe  ;  die  Frucht  nach  einem  Quer- 
schnitte, das  Uebrigö  schematisch. 

Fig.  5.     Querschnitt  durch  den  Stengel. 

9)  Juncus  exsertus  Buchenau. 

Perennis  caespitosus.  Ehizoma  horizontale,  internodiis 
brevissimis;  turionibus  sterilibus  foliatis.  Caulis  erectus 
36—50  cm.  altus,  teres,  laevis  vel  inconspicue  striatus,  foliatus. 
Folia  basilaria,  vaginiformia,  caulina  frondosa.  Vaginae  longe 
vaginantes,  margine  membranaceae,  apice  in  auriculas  breves 
obtusasproductae.  Lamina  teres,  vel  subcompressa  pungens 
con  spicue  septata.  Inflorescentia  terminalis,  capituligera, 
decomposita.  Bractea  infima  frondescens,  inflorescentia 
multo  brevior,  cetcrae  hyalinae.  Rami  erecti,  ramuli  in 
statu  maturo  saepe  patentes.  Capitula  ca.  4-8 — 14-  flora, 
diametro  7 — 10mm.  Floresin  statu  maturo  patentes, 
breviter  pedunculati,  ca.  5  mm.  longi.  Bracteae  ovatae,  aristato- 
mucronatae,  hyalinae,  uninerviae.  Tepalaaequilonga,  vel 
rarius  interna  sublongiora,  superne  ferrugineo-castanea,  externa 
medio  viridia,  externa  lanceolata,  acuta,  interna  late- 
lanceolata,  acutiuscula,  sed  ob  margines hyalines  convolutos 
saepe  anguste  lanceolata.  Stamina  sex*)  perigonio  ca. 
duplo  breviora;  filamenta  linearia,  antherae  lineares, 
filamentis  aequilongae.  Ovarium  triangutare ;  stilus  brevis 
Stigmata  longa.  Capsula  longe  exserta,  perigonio 
dimidio  longior,  trigono  -  prismatica,  apice  plus 
minus  angustata,  breviter  mucronata,  basi  ovata, 
unilocularis,  Pericarpium  durum,  elasticum  nitidum 
superne  castaneum,  inferne  pallidius.  Semina 
0,5— 0,c  mm.  longa,  obovata,  apice  mucronata,  rectangulariter 
reticulata,  areis  subtilissime  lineolatis,  vitellina^ 
apice  nigro. 

Im  Flussbette  des  Zwartkopsrivier,  December  (Zeyher  (?) 
No.  103  hb.  reg.  Berol.)  Worcester  am  Wasserfall,  November 
(Eckion  und  Zeyher,  zum  Theil;  —  in  den  Herbarien  mit  der 
gedruckten  Etikette:  „J.  punctorius  Thbg.  1.  11.)";  Ufer  des 
Zondagsrivier  bei  Graaff  Reinet,  2500  Fuss;  December  (H.  Bolus : 
Austro-Africanae,  No.  188;  herb.  Sonder);  Camdeboosberg,  4—5000 
Fuss;  22.  Jan.  1827  (Drege:  „J.  oxycarpus  E.  M.,  c."  des  Ver- 
zeichnisses in  Flora  1843;  No,859;  jedoch  nur  das  Exemplar  des 
Meyer'schen  Herbariums,  während  das  unter  dieser  Bezeichnung 


*)  Vel  3  (?)  vide  infra. 

27* 


436 

im  Sondcr'schen  Herbarium  aufbewahrte  Exemplar  zweifellos  zu 
J.  punctorius  L.  fil.  gehört.)  —  Mit  einigem  Zweifel  ziehe  ich 
hierher  die  noch  wenig  entwickelte  Pflanze:  J.  „oxycarpus  E.  M.; 
Drege,  d.:  im  Thale  Klein  -  Buffelvalei  bei  Gaatje,  4500—5000 
Fuss;  December,  (No.  871)3)",  welche  sonst  sehr  wohl  mit  ihr 
übereinstimmt,  aber  triandrisch  ist;  nach  den  Erfahrungen  über 
dieses  Merkmal  an  andern  Species  wage  ich  nicht,  hierauf  eine 
specifische  Trennung  zu  gründen,  wie  E.  Meyer  dies  freilich 
gethan  hat. 

Juncus  exsertus  und  rostratus  stehen  dem  australischen  J. 
prismatocarpus  R.  Br.  und  den  wahrscheinlich  damit  zu  ver- 
einigenden asiatischen  Pflanzen:  J.  Leschenaultii  Gay  und  J. 
monticola  Stcud.  nach  dem  merkwürdigen  Baue  der  Kapsel  sehr 
nahe;  indessen  sind  diese  sämmtlich  regelmässig  dreimännig  und 
haben  linealische,  fast  pfriemlich  zugespitzte  Perigontheile. 

Das  mir  von  dieser  Art  vorliegende  Material  ist  nur  beschränkt, 
und  es  bringt  unwillkührlich  auf  den  Gedanken,  dass  es  noch 
nicht  den  ganzen  Formenkreis  repräsentirt.  Die  Pflanzen  Drege 
d.,  Bolus  188  und  Eckion  No.  103  haben  viel  kleinere,  zahl- 
reiche und  armblüthigere  Köpfchen,  als  das  Eckion-  und  Zeyher'sche 
von  Worcester;  das  letztere  erinnert  in  der  Grösse  und  dem 
Umrisse  des  Köpfchens  vielmehr  an  den  ächten  J.  oxycarpus 
E.  M.,  von  dem  es  sich  aber  sogleich  durch  die  das  Perigon 
weit  überragenden  Kapseln  unterscheidet.  Weitere  Nachforschungen 
in  der  freien  Natur  dürften  wohl  noch  zur  Auffindung  von  Mittel- 
formen führen. 

Nachtrag  April  1875.  Nach  Abschluss  dieser  Arbeit  und 
nachdem  die  Lithographie  der  Tafeln  bereits  vollendet  war,  finde 
ich  im  Meyer'schen  Herbarium  noch  ein  Exemplar  dieser  Pflanze, 
bezeichnet  No.  859,  Drege  1827,  Kantabo  (dies  soll  offenbar 
Caradeboosberg  heissen  I)  vor.  Dieses  Exemplar  stellt  eine  blasse, 
armblüthige  Form  des  J.  exsertus  dar,  welche  sich  allerdings 
dem  J.  rostratus  sehr  viel  mehr  annähert,  als  die  Pflanzen,  welche 
ich  bisher  sah,  ohne  ihn  aber  zu  erreichen.  Die  bei  J.  rostratus 
erörterte  Möglichkeit,  dass  beide  Arten  die  noch  durch  Mittel- 
formen verbundenen  Endglieder  einer  längeren  Entwickelungsreihe 
sind,  gewinnt  dadurch  etwas  mehr  Wahrscheinlichkeit;  ihre 
Erledigung  wird  aber  wohl  erst  von  Beobachtungen  in  der  freien 
Natur  zu  erwarten  sein. 

Abbildungen:  Tafel  V.  (irrth.  IV.  bezeichnet)  unten  links. 

Fig.  1.    Eine  Blüthe  im  aufgeweichten  Zustande, 

Fig.  2.    Trockene  Blüthe  von    einem  Herbariumsexemplare, 

Fig.  3.  Die  Frucht  aus  1,  in  etwas  anderer  Stellung  als  in 
dieser  Zeichnung. 

Fig.  3a.    Reifer  Same  in  sechzigfacher  Vergrösserung. 

Fig.  4a.    Aeusseres  Perigonblatt. 

Fig.  4b.    Inneres  Perigonblatt  mit  drei  Staubgefässen. 

Fig.  5.  Diagramm  der  Blüthe.  Die  Frucht  nach  einem  Quer- 
schnitte, das  üebrige  schematisch. 


437 

Fig.  6.    Querschnitt  des  Stengels.    In  der  Mitte  des  Markes 
eine  unregelmässig  begrenzte  Höhlung. 

Sämmtliche  Fig.  nach  einem  Ecklon-Zeyher'schen  Exemplare. 


10)  Juncus  rostratus  Buchenau. 

Perennis,  caespitosus   (?).   Ehizoma Caulis 

erectus,  60—70  cm.  altus,  foliatus,  teres  vel  subcompressus,  incon- 
spicue  striatus.  Folia  basilaria  infima  vaginiformia,  superiora 
et  caulina  longe  vaginantia,  vagina  in  auriculas  duas  obtusas  ter- 
minans;  lamina  compressa  septis  conspicuis,  in  statu  sicco  nodi- 
formibus.  Inflorescentia  terminalis,  decomposita.  Bractea 
infima  frondosa,  inflorescentia  multo  brevior.  Rami  hemicy- 
lindrici,  velcompressi,  erecti,  elongati.  Capitula  parva, 
diametro  4—6  mm.,  pauci-  (3—6)  flora.  Bracteae  ovatae, 
aristato-mucronatae,  hyalinae.  F 1  o  r  e  s  breviter  pedunculati,  cum 
fructu  maturo  fere  5 mm.  longi.  Tepala  aequilonga,  externa 
lanceolata,  interna  late-lanceolata,  sed  ob  margines 
hyalinos  convolutos  saepe  lineari-lanceolata,  rufe- 
scentia  vel  viridia,  marginibus  hyalinis.  Stamina  sex,  tepalis 
plus  quam  duplo  breviora,  antherae  lineares  filamentis 
linearibus  subaequilongae.  Ovarium  trigonum;  stilus  brevis; 
Stigmata  3  longa,  exserta.  Capsula  prismatico-pyrami- 
data,  rostrata,  triangularis,  lateribus  impressis,  uni- 
locularis;  peric arpium  tenue,  transparens.  Semina 
(immatura)  ca.  0,5  mm.  longa,  vitellina,  apice  fusco. 

In  einem  Graben  am  Zwartkopsrivier,  1.  Höhe,  Distr.  Uiten- 
hage;  December  1829  (Eckion  und  Zeyher,  ohne  Nummer); 
Basche,  am  Ufer  des  Flusses,  zwischen  Gräsern,  Gestrüpp  u.  s.  w., 
unter  1000  Fuss;  Januar  (Drege,  4465.  —  Nr.5465inDrege'sVer- 
zeichniss,  Beilage  zur  Flora  1843,  p.  195  ist  ein  Druckfehler). 

Die  hier  beschriebene  Art  steht  dem  J.  exsertus  Buchn.  nahe ; 
ich  habe  mir  desshalb  die  Frage  vorgelegt,  ob  sie  mit  diesem 
zu  vereinigen  (vielleicht  als  chlorotische  (Schatten-?)  Form  des- 
selben zu  betrachten)  sei;  indessen  unterscheidet  sie  sich  doch 
durch  eine  grössere  Reihe  von  Kennzeichen  von  ihr,  so  nament- 
lich durch  die  längern  Blattöhrchen,  die  stcilaufgerichteten,  ver- 
längerten Zweige  des  Blüthenstandes,  die  kleinen  armblüthigen 
Köpfchen,  die  aufgerichteten,  nicht  sparrig  abstehenden  Blüthen, 
die  schmalere,  länger  zugespitzte  Kapsel,  die  dünnhäutige,  durch- 
scheinende, blasse  Fruchtschale,  deren  Klappen  nach  innen  ge- 
bogen sind. 

E.  Meyer  hat  den  Namen  J.  oxycarpus  in  spätem  Jahren  in 
Herbariums-Etiketten  auf  diese  Art  angewendet  und  dem  ächten, 
von  Kunth  mit  einer  guten  Diagnose  publicirten  J.  oxycarpus 
einen  neuen  Namen  gegeben.  Zum  Glück  ist  derselbe  aber  nicht 
publicirt  worden,  so  dass  er  unterdrückt  und  damit  fernerer  Ver- 
wirrung vorgebeugt  werden  kann. 


43« 

Abbildungen:  Tafel  V.  (irrthümlich  als  IV.  bezeichnet)  unten. 

Fig.  1.    Blüthe  mit  der  nicht  ganz  reifen  Frucht. 

Fig.  1  a.  Die  Frucht  aus  la.  Die  Fruchtschale  ist  dünn- 
schalig, blass  und  durchscheinend,  so  dass  man  die  Samen  durch 
sie  hindurchschimmern  sieht. 

Fig.  Ib.  Inneres  Perigonblatt  mit  zwei  Staubgefässen  von 
innen  gesehen. 

F ig.  1  c.    Aeussercs  Perigonblatt  schräg  von  innen. 

Fig.  Id.  Die  unreifen  Samen  aus  der  Kapsel  la  im  um- 
risse; die  Sculptur  war  noch  nicht  deutlich  genug  zu  erkennen, 
um  sie  darstellen  zu  können. 

Fig.  2.  Diagramm  der  Blüthe.  Die  Frucht  nach  einem 
Querschnitte,  das  Perigon  und  die  Staubgefässe  schematisch. 

Fig.  3.  Querschnitt  des  Stengels;  im  Innern  des  Markes 
eine  ovale  Höhlung. 

Sämmtliche  Figuren  nach  einem  Exemplar  von  J.  F.  Drcge. —' 

Ausser  den  hier  aufgezählten  Arten  dieser  Gruppe  liegt  mir 
noch  ein  Exemplar  eines  Juncus  aus  der  Gruppe  der  septati  vor, 
welcher  wahrscheinlich  einer  neuen  Art  angehört.  Dasselbe  be- 
steht aus  einem  fertilen  Stengel  von  65  cm.  Höhe  mit  einem 
grundständigen  und  einem  stengelständigen  Laubblatte.  Die 
Scheiden  derselben,  sowie  die  der  untersten  laubigen,  den  Blüthen- 
stand  bedeutend  überragenden  Bractee  umfassen  nur  am  aller- 
untersten  Grunde  den  Stengel  vollständig;  die  Querscheidewände 
der  Blätter  treten  nur  sehr  wenig  hervor.  Der  Blüthenstand  ist 
reich  verzweigt,  aber  noch  wenig  entwickelt,  die  Köpfchen  ziem- 
lich reich-  (etwa  6— HV)  blüthig,  von  bleicher,  etwas  röthlicher 
Farbe.  Die  Bracteen  der  einzelnen  Blüthen  sind  eiförmig,  gran- 
nig-stachelspitzig, häutig-durchscheinend  mit  grünlichem  Mittel- 
nerven. Die  Perigontheile  sind  linealisch,  pfriemlich  zugespitzt, 
auf  dem  Rücken  blassgrün,  oben  röthlich  und  an  den  Rändern 
weisshäutig,  die  innern  wenigstens  während  des  vorliegenden 
Entwickelungsstadiums  kürzer  als  die  äussern.  Sechs  noch  sehr 
kleine  Staubgefässe.    Narben  lang,  gedreht. 

Ich  erhielt  die  Pflanze  von  Herrn  0.  Böckeier  in  Varel; 
die  Etikette,  welche  nur  die  Bezeichnung  trägt:  [E  C.  b.  sp.  ist 
von  Prof.  Ilochstetter,  dem  Vater  geschrieben;  den  Sammler  der 
Pflanze  vermochte  ich  aber  nicht  zu  ermitteln. 


Subgenus  V.    Junci  singulares. 

fll)  J.  singularis  Steud. 

Perennis.  Rhizoma  breve,  crassum,  verticale,  caespitosum. 
Turiones  et  folia  disticha  esse  videntur.  Ra  die  es  filiformes, 
fibrosae.  Gaules  er ecti,  30— 40cm.  alti,  aphylli,  ancipite- 
compressi,  laeves,  in  statu  sicco  subtiliter  striati. 
Folia  erecta,ca Uli bus  breviora,  usqueSOcm.  longa,  aversa; 
Vagina  longa  (usque  10  cm.)  marginibus  tenuibus;   au- 


439 

riculae  acutae  vel  rarius  obtusae,  in  folio  infimo  semper, 
in  foliis  ceteris  rarius  adsunt,  lamina  a  latere  compressa, 
fere  anceps,  basi  canaliculata,  diam.  1—2,5  mm.,  medulla 
continua  repleta  (sine  septis!)  a  lacunis  numerosis 
periphericis  perducta.  Infiore  scentia  terminalis  su- 
pradecomposita.  Bracteainfima  foliacea,  inflorescentiam  fere 
aequans,  ceterae  breviores  hyps ophyllinae ;  bracteae  florum 
singulorum  lanceolatae,  aristato-acutatae,  floribus  subbreviores. 
Capitula  6-10-flora,*)  diam. 8-10 mm.  Flores  breviter  pedunculati, 
4mm. longi,  acutanguli.  Tepala  aequilonga,  vel  externa  sublon- 
giora,  medio  dorsi  impellucida,  externe  viridi-lutea,  interne  nigra, 
lateribus  pellucidis,  castaneis,  marginibus  albo-hyalina;  tepala 
externa  lanceolata,  aristato  -mucronata,  mucrone  nigro 
plus  minus  longiore  brevioreve,  interna  oblonga,  obtusis- 
sima,  marginibus  albo-hyalinis  latissimis.  Stamina 
sex,  tepalisf  breviora;  filamenta  linearia  alba,  antherae  li- 
neares flavidae,  filamentis  longiores.  0  v  a  r  i u  m  ovoideum ;  s  ti  1  u  s 
longus,  ovarium  aequans;  Stigmata  3  longa,  exserta.  Cap- 
sula perigonio  brevior  ovato-trigona,  longe  mucro- 
nata, faciebus  canaliculatis,  trilocularis,  nitida,  apice  vi- 
tellina,  basi  pallida.  Semina  numerosa,  parva,  0,4  mm. 
longa,  oblique-ovata,  apiculata,  ferruginea;  membrana  externa 
in  statu  humido  alba,  relaxata,  interna  subtiliter  transversim 
reticulata. 

E.  G.  Steudel,  Syn.  glumacearum,  1855,  IL,  p.  302. 

Zwischen  Vanstaadesberg  und  Bethelsdorp,  unter  1000';  De- 
cember  (Drege,  1604  b  pro  parte ;  die  andern  unter  dieser  Num- 
mer ausgegebenen  Pflanzen  gehören  zu:  J.  Dregeanus  Kth.) 

Es  ist  dies  eine  sehr  eigenthümliche  Pflanze,  die  ihren  Namen 
mit  Recht  führt.  Sie  unterscheidet  sich  von  den  Juncis  grami- 
nifoliis,  denen  sie  im  üebrigen  sehr  nahe  steht,  auf  den  ersten 
Blick  durch  die  von  der  Seite  her  flachgedrückten,  nur  an  der 
Basis  rinnigen  Blätter,  deren  Lamina  innen  mit  gleichmässigem, 
parenchymatischem,  nicht  sternförmigem  und  nicht  fächerig-ge- 
gliedertem Marke  erfüllt  ist.  Ob  nicht  einzelne  Juncus-Arten 
aus  der  Gruppe  des  J.  triglumis  und  castaneus  einen  ähnlichen 
Bau  der  Blätter  zeigen,  bleibt  näherer  Untersuchung  zur  Ent- 
scheidung vorbehalten;  soweit  unsere  Kenntnisse  bis  jetzt  reichen, 
scheint  diese  Art  in  dieser  Beziehung  ganz  isolirt  zu  stehen. 

J.  singularis  ist  noch  besonders  dadurch  auffallend,  dass, 
wie  mir  scheint,  die  ganze  Pflanze  zweizeilig  ist.  Soweit  sich 
dies  an  dem  spärlichen  Herbariums-Materiale  beurtheilen  lässt, 
stehen  die  Triebe  streng  zweizeilig  an  dem  Rhizom.  Legt  man 
durch  die  Triebe  eine  halbirende  Ebene,  so  ist  dies  zugleich  die- 
jenige Ebene,  in  welcher  der  fast  zweischneidige  Stengel  und  die 
flachgedrückte  Lamina  der  Laubblätter  liegt.  Hierdurch  wird 
der  Typus  der  ganzen  Pflanze  ein  sehr  auffallender.  Trotzdem 
aber  trägt  die  Pflanze   in   dem  Baue   der  Blüthen   und  Früchte, 


f '. 


*)  capitula  15-flora  (ut  Steudel  in  diagnosi)  nunquam  vidi. 


440 

welcher  fast  durchaus  mit  dem  Baue  dieser  Orgaue  bei  mehreren 
Juncis  graminifoliis  übereinstimmt,  den  deutlichen  Hinweis  dar- 
auf an  sich,  dass  sie  genetisch  mit  diesen  eng  verbunden  ist 
Am  nächsten  steht  sie  wohl  unter  diesen  Arten  dem  J.  aeutan- 
gulus  Bchn.,  indescriptus    Steud.  und  anonymus  Steud. 

Die  Pflanze  ist,  wie  es  scheint,  nur  in  spärlicher  Menge  ge- 
funden, da  sie  in  mehreren  Herbarien,  welche  Drege'sche  Pflanzen 
besitzen,  fehlt  und  auch  in  Sonder's  Herbar,  sowie  im  Eönigl. 
Herbarium  zu  Berlin  nur  in  einzelnen  Exemplaren  vorliegt. 

Abbildungen:  Tafel  IX.,  rechts. 

Fig.  1.  Ein  Exemplar  des  Königlichen  Herbariums  zu  Berlin 
in  halber  Grösse.  Die  zweizeilige  Stellung  der  Blätter  und  Triebe 
tritt  in  der  Natur  fast  noch  mehr  hervor  als  in  der  Figur.  An 
dem  zweiten  Triebe  rechts  ist  das  unterste  Blatt  so  dargestellt, 
als  läge  es  nach  vorne ;  dies  ist  aber  nicht  der  Fall ;  auch  dieses 
Blatt  ist  in  derselben  Ebene  inserirt,  wie  die  andern.  —  Die 
Zweischneidigkeit  der  Stengel  tritt  in  der  Figur  sehr  charak- 
teristisch hervor. 

Fig.  1  a.    Ein  Köpfchen  in  natürlicher  Grösse. 

Fig.  2.  Eine  Blüthe  von  der  Seite  gesehen.  Links  ist  die 
obere  (nach  der  Achse  zu  fallende)  Seite.  Die  Blüthe  ist  scharf 
dreikantig.  Die  Stachclspitzen  der  äussern  Perigonblätter  treten 
weit  stärker  hervor,  als  bei  J.  Dregeanus. 

Fig.  2  a.    Ein  äusseres, 

Fig.  2  b.  ein  inneres  Perigonblatt,  jedes  mit  dem  vor  ihm 
stehenden  Staubgefässe.  Das  innere  Perigonblatt  hat  ungemein 
breite  Hautsäume. 

Fig.  3.  Pistill  aus  einer  eben  aufblühenden  Blume.  Narben 
aus  dem  Perigon  hervorragend,  schwarz  gefärbt  (ob  auch  im 
frischen  Zustande  so  dunkclV). 

Fig.  4.  Reife  Frucht,  an  der  Spitze  klaffend,  die  drei  Spitzen 
aber  ungleich  lang. 

Fig.  4a.  Fruchtklappe  von  innen  gesehen.  Placenta  bis 
oben  hin  reichend. 

Fig.  5.  Samen  aus  der  Kapsel  Fig.  4.  Die  Samen  sind 
sehr  klein  (0,4  mm.  lang)  aber  zahlreich. 

(Die  Nummer  6  ist  aus  Versehen  nicht  verwendet.) 

Fig.  7.  Diagramm  der  Blüthe.  Die  Frucht  nach  einem 
Durchschnitte,  das  üebrige  halbschematisch.  Der  Fruchtknoten 
ist  vollständig  dreifächerig;  die  äusseren  Tepala  sind  scharf- 
kantig. 

Fig.  8.  Querschnitt  durch  die  Lamina  eines  Blattes.  Zahl- 
reiche Luftlücken  liegen  auf  der  Aussenseite  des  Markes  zwischen 
den  Gefässbündeln. 

Fig.  9  a.  Querschnitt  eines  Stengels.  Er  ist  stark  von  der 
Seite  her  zusammengedrückt,  im  trocknen  Zustande  stark,  im 
aufgeweichten  schwach  gestreift.  Luftlücken  sind  nicht  vor- 
handen. Der  durchgeschnittene  Stengel  war  übrigens  keiner  der 
stärksten. 


441 

Fig.  9b.  Durchschnitt  durch  die  Vagina  eines  Laubblattes. 
Hier  treten  die  Luftlücken  noch  stärker  hervor,  als  in  der  La- 
mina.  Man  beachte  aber,  dass  diese  Figur  nur  in  zehnfacher, 
die  Fig.  8  dagegen  in  zwanzigfacher  Vergrösserung  dargestellt  ist. 


Subgenus  VL    Junci  graminifolii. 

A)  Annui. 

Vorbemerkung. 

Die  Gruppe  der  J.  graminifolii  annui  begreift  eine  Reihe  von 
11  sehr  merkwürdigen  Arten  in  sich,  welche  sämmtlich  in  dem 
Caplande  endemisch  sind.  6  derselben  werden  hier  zuerst  pu- 
blicirtjVon  dem  Reste  aber  noch  vier  schärfer  abgegrenzt  oder  an  die 
richtige  Stelle  im  System  der  Arten  verwiesen.  Nur  Juncus  ru- 
pestris  Kth  war  bisher  schon  wirklich  genügend  bekannt.  Diese 
Art  steht  durch  sehr  kurzen  Griflfel  und  eigenthümliche  Bildung 
der  Narben  den  andern  Arten  ferner;  nur  der  in  Beziehung  auf 
die  Dauer  noch  etwas  zweifelhafte  J.  diaphanus  nähert  sich  ihr 
in  ersterer  Beziehung.  Der  Rest  der  Arten  zerfällt  in  zwei 
Gruppen,  deren  erste  (J.  scabriusculus,  parvulus  und  polytrichos 
umfassend)  durch  ein  einziges,  terminales,  sehr  armblüthiges 
Köpfchen  charakterisirt  ist,  während  die  andern  Arten  in  der 
Regel  mehrere  und  reichblüthigere  Köpfchen  besitzen.  —  Die  ein- 
zelnen Arten  dieser  Gruppe  sind  fast  sämmtlich  scharf  ausgeprägt; 
Mittelformen  fehlen.  Nur  J.  cephalotes  Thbg,  inaequalis  Buche- 
nau  und  J.  altus  Buchenau  machen  davon  eine  Ausnahme.  Juncus 
inaequalis  grenzt  nämlich  sehr  nahe  an  einzelne  Formen  des 
J.  cephalotes;  beide  Arten  sind  aber  wieder  in  zwei  Varietäten 
gegliedert,  welche  man  beim  Fehlen  von  Zwischengliedern  wohl 
gewiss  als  getrennte  Arten  auffassen  würde.  Juncus  altus  dagegen 
steht  wieder  manchen  Formen  des  J.  inaequalis  nahe  und  dürfte 
sich  aus  einer  kräftigen  Form  desselben  entwickelt  haben. 

12)  J.  rupestris  Kth. 

Annuus.  Radix  fibrosa.  Gaules  ex  axillis  foliorum  basi- 
lariura  esurgentes;  caules  foliaque  erecta.  Caulis  simplex, 
aphyllus,  scapiformis,  4  —  10,  raro  15  cm.  altus,  tenuis 
teres,  striato  -  sulcatus,  sub  lente  scaber.  Folia  linearia, 
1,5  —  5  cm.  longa,  0,2  5— 0,7  5  mm.  lata,  mucronata,  plana,  in  statu 
sicco  plerumque  convoluta,  setacea,  marginibus  laevibus,  apice 
mucronata,  basi  dilatata,  hinc  marginibus  angustis  hyalinis;  ligula 
et  auriculae  desunt.  Inflorescentia  terminalis,  capitulifera, 
composita,  rarius  repetito-composita;  rami  laterales  graciles. 
Capitula  parva,  pauci- (plerumque  2 — 3,  raro5)flora.  Brac- 
teae  parvae,  infima  apice  frondosa,  ca.  5  mm.  longa,  ceterae 
scariosae.  Flor  es  breves,  breviter  pedunculati,  2,5  mm.  (cum 
pedunculo  ca.  3  mm.)  longi.    Tepala  pallide  ferruginea,  medio 


444 

Abblldungon :  Tafel  VII.,  links. 

Fi*;.  1.  Das  «j^rösscrc  Exemplar  des  Sondcr'schen  HerbariumB 
in   natürlicher  Grösse. 

Fig.  2.    Blüthe  mit  der  noch  nicht  völlig  reifen  Kapsel. 

Fig.  2a.  Aeusseres  Perigonblatt  aus  2,  von  der  Seite 
gesehen. 

Fig.  2b.  Inneres  Perigonblatt  aus  2,  von  innen  gesehen, 
mit  zwei  Staubgefässcn ;  die  dünnhäutigen  Ränder  sind  hier  ent- 
rollt gezeichnet. 

Fig.  2c.  Ein  anderes  inneres  Perigonblatt  mit  einem  Staub- 
gefiisse.     Die  dünnhäutigen  Ränder  noch  nach  innen  geschlagen. 

Fig.  3.    Pistill  aus  einer  jüngeren  Blüthe. 

Fig.  4.  Kapsel  aus  2.  —  Das  Diagramm  der  Blüthe  ist  aus 
Verseheu  nicht  mit  auf  die  Tafel  übertragen  worden.  Es  hat 
die  meiste  Aehnlichkeit  mit  dem  von  J.  inaequalis  Bchn.  (vergl. 
Taf.  VII.)  jedoch  haben  die  Fächer  einen  weniger  gerundeten 
Rücken. 

Fig.  5.  Samen,  noch  nicht  vollständig  reif.  Sculptur  aber 
schon  deutlich  zu  erkennen. 

Fig.  6.    Querschnitt  durch  den  Stengel. 


14)  Juncus  scabriusculus  Kth. 

Annuus.  Planta  simplicissima,  uni-raro  pluri- 
caulis.  Radi c es  filiformes,  breves.  Caulis  erectus,  16—18 
cm.  altus,  setaceus,  diam.  {—|^  mm.,  compressus,  sulcatus,  su- 
pernetuberculisminutissimisscabratus,  infernelae- 
vigatus  rubescens.  Folia  basilaria,  pauca,  1,5—5,5  cm. 
longa,  lincari-setacea,  i  ~lmm.  lata,  plana,  scabriuscula, 
in  statu  sicco  semiteretia,  canaliculata,  basi  dilatäta,  marginibus 
hyalinis  sensim  angustatis,  apicc  acutato;  auriculae  desunt.  Ca- 
pitulum  unicum,  terminale,  pauci-  (1,2,  rarius  3)  florum 
pallidum.  Bracteac  ovato-lanceolatae,  acutatae,  floribus  bre- 
viores,  hyalinae.  Flor  es  prismatici,  obtusanguli,  usque  5,4 
mm.  longi,  breviter  pedunculati,  in  statu  sicco  Stramin  ei;  in 
statu  humido  tepala  sub  apice  dorsi  pallide  castanea  sunt.  Te- 
pala  s  üb  aequilonga,  externa  laaceolata,  mucronata,  uniner- 
via,  interna  oblonga  obtusa,  obsolete  trinervia,  marginibus  latis 
hyalinis.  Stamina  sex,  tepalis  fere  dimidio  breviora, 
2,7  mm.  longa;  antherae  lin  eares,  fla  vidae,  filamentis 
longiores.  Ovarium  trigonum,  obtusangulum;  stilus  lon- 
gus,  ovarium  aequans ;  Stigmata  3,  longa,  contorta.  Fructus 
trigono-prismaticus,  obtusus,  brevissime  apiculatus, 
faciebus  planis  medio  canaliculatis,  ferrugineus,  nitidus,  trilocularis, 
polyspermus;  valvulae  (an  semper?)  a  placentis  connatis  de- 
hiscentes.  Semina  ca.  0,4  5  mm.  longa,  obovata,  obscure  ferru- 
ginea,  regulariter  transversim  reticulata,  areis  laevibus. 

C.  S.  Kunth,  Enumeratio  plantarum  1841,  III.,  p.  354. 

Sternbergsspruit,     an    einer    Quelle,    4—5000';    December. 


445 

(Drege,  Nr.  8795  pr.  pte.)  Sumpfige  Stellen  am  Fusse  des  Tafel- 
berges, nördliche  Seite;  December  (Eckion,  Nr.  11  pr.  pte).  Von 
beiden  Standorten  ist  die  Pflanze  gemischt  mit  Exemplaren  von 
J.  bufonius  L. 

Diese  ausgezeichnete  Juncus-Art  ist  mit  keiner  andern  zu 
verwechseln.  Sie  erreicht  das  äusserste  Mass  von  Einfachheit, 
welches  eine  beblätterte  Pflanze  überhaupt  erreichen  kann,  da 
sie  meist  nur  einen  Stengel  und  die  schwächeren  Exemplare  auf 
diesem  nur  eine  Blüthe  besitzen,  welche  übrigens  nicht  eigent- 
lich terminal,  sondern  in  der  Achsel  einer  Bractee  lateral  ist. 

Die  Beschreibung  von  Kunth  ist  fast  durchgängig  recht  zu- 
treffend; leider  ist  aber  dadurch,  dass  dieser  hochverdiente  For- 
scher die  Pflanze  unmittelbar  hinter  J.  bufonius  aufführt  und  noch 
überdies  zu  ihrer  Beschreibung  den  Zusatz  macht:  „Junco  bu- 
fonio  maxime  affinis,"  die  richtige  Auffassung  derselben  sehr  er- 
schwert worden.  J.  scabriusculus  hat  im  Gegentheile  wenig  Ver- 
wandtschaft mit  Juncus  bufonius,  denn  dieser  gehört  zu  den  Arten 
mit  einzelständigen,  vorblätterigen  Blüthen,  während  J.  scabrius- 
culus ein  achtes,  wenn  auch  sehr  armblüthiges  Köpfchen,  d.  i. 
nackte  Blüthen  in  den  Achseln  der  Bracteen  besitzt.  Indessen 
ist  es  allerdings  wahr,  dass  kleine  Exemplare  von  J.  scabrius- 
culus und  Kümmerlinge  von  J.  bufonius  einander  bei  äusserer 
Betrachtung  oft  ausserordentlich  ähnlich  sehen.  Namentlich 
wenn  bei  beiden  Arten  der  Stengel  zur  Einblüthigkeit  her- 
abgesunken ist,  fällt  an  getrocknetem  Materiale  die  Entscheidung 
oft  sehr  schwer,  ob  die  Blüthe  endständig  oder  in  der  Achsel 
einer  Bractee  seitenständig  ist.  In  einem  solchen  Falle  liefern 
die  eigenthümlichen  Knötchen  auf  der  Oberfläche  der  obern 
Hälfte  des  Stengels  das  beste  Unterscheidungsmerkmal,  da  die 
Stengel  von  J.  bufonius  ganz  glatt  sind. 

Sehr  eigenthümlich  ist  der  Stengel  gebaut  (vergL  Fig.  6). 
Die  Gefässbündel  desselben  liegen  weit  von  einander  getrennt; 
die  Epidermis  ist  verhältnissmässig  sehr  dick ;  es  ragen  über  sie 
zahlreiche  warzenförmige  Rauhigkeiten  hervor,  an  deren  Bildung 
zuweilen  nur  eine,  meist  aber  2—3  Epidermiszellen  Antheil 
nehmen.  Am  meisten  Aehnlichkeit  hat  dieser  Bau  noch  mit  dem 
von  J.  pictus  Steudel  beschriebenen. 

Weiterer  Beachtung  muss  ich  namentlich  noch  die  Art  und 
Weise,  wie  die  reife  Frucht  sich  öflFnet,  empfehlen.  An  der  völlig 
reifen  in  Fig.  4  abgebildeten  Frucht  sind  die  drei  Fruchtklappen 
von  den  Scheidewänden  glatt  abgesprungen  und  die  Scheide- 
wände sind,  mit  den  drei  Placenten  vereinigt,  als  eine  drei- 
flügelige  Säule  in  der  Mitte  der  Frucht  stehen  geblieben.  Es  ist 
dies  also  dieselbe  Art  des  Aufspringens,  welche  sich  bei  einigen 
nordamerikanischen  Juncus-Arten,  namentlich  J.  repens  Mchx. 
findet  und  welche  zur  Verweisung  dieser  Art  in  eine  neue  Gat- 
tung (als  Cephaloxys  flabellata  Desv*)  geführt  hat.  —  Andere 
Früchte  zeigten  aber  dies  Verhalten  nicht;  bei  ihnen  waren  die 
Placenten  mit  den  Fruchtklappen  vereinigt  geblieben  und  er- 
schienen  also   wandständig.    Obwohl  es  mir  nun  wahrscheinlich 


44fi 

ist,  (lass  «lies  nur  bei  unreifen  Früchten  der  Fall  war,  welche 
sich  erst  beim  Austrocknen  im  Herbarium  geöffnet  hatten,  so 
habe  ich  es  «loch  vorgezogen,  die  Art  des  Aufspringens  der  Frucht 
noch  nicht  in  die  Diagnose  aufzunehmen,  um  nicht  dadurch  etwa 
zu  neuen  Zweifeln  und  Unsicherheiten  Veranlassung  zu  geben. 

Unter  dem  von  Drrge  gesammelten  Materiale  fand  ich  (so- 
weit mir  dasselbe  vorlag)  nur  ein  kleines  und  noch  dazu  sehr 
defcctes  Kxemplar  von  Juncus  bufonius,  einen  Kümmerling  mit 
Einer  Blüthc,  deren  Vorblätter  z.  Th.  zerstört  sind.  —  Neu  und 
besonders  interessant  ist  der  von  mir  zuerst  nachgewiesene  Stand- 
ort am  Fusse  des  Tafelberges,  also  in  unmittelbarer  Nähe  der 
Capstadt.  Die  betreffenden  Exemplare  waren  bisher  als  J.  bu- 
fonius Ij.  bestimmt  und  in  der  That  gehört  auch  eins  der  Exem- 
plare aus  E.  Meyer's  Herbarium*)  zu  dieser  Art ;  es  kommt  da- 
her an  dem  betreffenden  Standorte  offenbar  J.  scabriusculus 
ebenso  mit  ^.  bufonius  gemischt  vor,  wie  bei  dem  Drege'schen 
Standorte :  Sternbergssi)ruit.  Danach  dürfte  anzunehmen  sein, 
dass  die  Pflanze  wohl  über  die  Capcolonie  weiter  ver- 
breitet ist. 

Abbildungen:  Tafel  VI. 

Fig.  1,2.  Vollständige  Pflanzen  in  natürlicher  Grösse.  In 
1  ist  das  einzige  Köpfchen  zweiblüthig,  in  2  dagegen  einblüthig. 
Die  Laubblätter  stehen  sämmtlich  an  der  Basis  des  Stengels,  um- 
fassen denselben  aber  (vergl.  Fig.  1)  nicht  selten  eine  Strecke 
weit  mit  ihren  Scheidenrändern.  —  Die  besonders  oberwärts  sehr 
dicht  stehenden  Rauhigkeiten  des  Stengels  Hessen  sich  in  der 
Lithographie  nicht  wohl  darstellen. 

Fig.  3.  Eine  abgeblühte  Blume  in  zehnfacher  Vcrgrössening, 
blass  strohfarben.  Die  äussern  Perigonblätter  auf  dem  Rücken 
abgerundet  stumpf. 

Fig.  3a.  Aeusseres  Perigonblatt  aus  3  von  der  Seite  ge- 
sehen, einnervig. 

Fig.  3 b.  Inneres  Perigonblatt  aus  3  mit  zwei  Staubgefässen; 
undeutlich  dreinervig. 

Fig.  3  c.  Halbreife  Frucht  aus  3,  noch  mit  dem  Griffel  und 
der  vertrockneten  Narbe  gekrönt. 

Fig.  4.  Reife  Frucht.  Au  der  geöffneten  Spitze  ist  auf 
der  hinten  liegenden  Fruchtklappe   die  dicke  Placenta  zu  sehen. 

Fig.  4a.     Samen  aus  4  in  sechzigfachcr  Vergrösserung. 

Fig.  5.  Diagramm  der  Blüthe.  Die  Frucht  nach  einem 
Querschnitte,  das  Uebrigc  halbschematisch. 

Fig.  0.  Querschnitt  durch  den  Stengel  gleichfalls  in  sech- 
zigfacher Vergrösserung.  Man  erkennt  deutlich,  dass  die  Rauhig- 
keiten des  Stengels  durch  Vorsprünge  der  Epidermiszellen  ge- 
bildet werden. 


*)  Diese  Exemplare  lagen,  obwohl  sie  vou  Meyer  «elbst  als  J.  bufonius 
bezeichnet  waren,  unter  J.  capenais  Thbg.  ;',  was  wohl  nur  die  Folge  eines 
allerdings  unbegreiflichen  Versehens  sein  kann. 


447 

15)  Juncus  parvulus  E.  M.  u.  F.  B. 

Annuus,  pusillus.  Radix  fibrosa.  Gaules  ex  axillis  foliorum 
basilarium  esurgentes;  caules  foliaque  erecta:  Gaules  simplices, 
aphylli,  scapiformes,  setacei,  sulcati,  2—3,5  c^-  ^'^i-  J^'olia 
setaceo -linearia,  10—15  cm.  longa,  0,2r, — 0,33  mm.  lata, 
plana,  in  statu  sicco  plerumquecanaliculata,acutata,  margine  laevia-, 
basi  dilatata,  hie  margine  membranacea;  ligula  auriculaeque 
desunt.  Inflorescentia  terminalis,  e  capitulo  unico  pauci- 
(plerumque  unil)  floro  formata.  ßracteae  duae  hyalinae, 
medio  saepe  purpureae,  late-ovatae,  basin  floris  plerumque  solitarii 
complectentes.  Flores  parvi  (2,r»  mm.  longi),  hexandri.  Tepala 
externa  ovata  -  lanceolata,  acutata,  sive  mucronata, 
interna  longiora,  fere  rectangularia  obtusissima,  omnia 
apice  macula  parva,  purpureo  -  nigra  notata,  deorsum 
;nedio  pallide  rubra.  Stamina  sex;  tepalis  internis  ^breviora; 
filamenta  brevissima;  antherae  lineares  multoties  longiores. 
Pistillum  tepalis  internis  fere  aequilongum;  ovarium  sphaerico- 
trigonum,  stilus  ovario  fere  aequilongus,  Stigmata  3  longa. 
Capsula  tepala  fere  aequans,  trigona,  ovoidea-pyra- 
midataj'rostrato -mucronata,  faciebus  planis,  trilocularis, 
nitida,  ferrugineo-straminea.  Semina  pauca,  magna,  0,r.  mm. 
longa,   ovata,  obtusa,  ferruginea,  tenuiter  transversim  reticulata. 

Modderfontain,  felsige,  feuchte  Orte;  4—5000  Fuss;  5.  Nov. 
1830,  leg.  Dr^ge  No.  2472  b. 

Diese  allerliebste  kleine  Pflanze  steht  dem  J.  pictus  Steudel 
am  nächsten,  und  stimmt  in  der  That  in  so  vielen  Stücken  mit 
ihm  überein,  dass  ich  mir  die  Frage  vorgelegt  habe,  ob  sie  als 
eine  Zwergform  desselben  zu  betrachten  sei.*)  Diese  Frage  ist 
aber  entschieden  zu  verneinen.  Die  Blüthen  sind  zunächst  sehr 
viel  kleiner,  als  an  jener  Art,  die  innern  Perigonblätter  bei  weitem 
nicht  so  viel  länger  als  die  äussern  und  dabei  noch  viel  breiter 
und  stumpfer  als  bei  J.  pictus;  die  Zeichnung  der  Perigonblätter 
ist  ferner  eine  ganz  andere,  als  bei  der  letztgenannten  Art;  der 
Fruchtknoten  ist  von  vornherein  viel  breiter,  als  der  fast  flaschen- 
förmige  der  letzten  Art  und  vor  allen  Dingen  ist  die  Frucht 
ganz  anders  gestaltet.  Dazu  kommt  nun  noch  die  ganz  ausser- 
ordentliche Kleinheit  aller  Theile  und  der  völlig  einfache,  meist 
auf  die  Finzahl  an  Blüthen  reducirte  Blüthenstand. 

Abbildungen:  Tafel  VI.,  oben  rechts. 

Fig.  1.  Eine  sehr  kräftige  Pflanze  in  natürlicher  Grösse. 
—  Die  Figur  giebt  im  Uebrigen  ein  sehr*  gutes  Bild  der  Pflanze 
nur  ist  das  unterste,  nach  links  aufsteigende  Laubblatt  in  der 
Lithographie  nicht  gelungen.  Es  ist  eines  der  untersten,  bereits 
abgestorbenen  Laub blätter,  welches  aber  nicht  die  ganze  Pflanze 
an  der  Basis  umgiebt,  wie  es  nach  der  Figur  leicht  erscheinen 
könnte. 


*)  Steudel  führt  sie  in  der  Tliat  als  solche  auf. 


448 

Fig.  2.  Ein  cinblüthigcs  Köpfchen;  an  der  Basis  der  Blüthe 
sind  die  beiden  Bractecn,  von  denen  aber  nur  die  eine  fruchtbar 
ist.     Bei  zweiblüthigen  Köpfchen  sind  beide  Bracteen  fruchtbar. 

Fig.  2a.  Aeusseres  Perigonblatt  mit  dem  vor  ihm  stehenden 
Staubgefässe, 

Fig.  2b.    Inneres  Perigonblatt  mit  dem  Staubgefässe. 

Fig.  2c.  Das  äussere  Perigonblatt  von  der  Seite  gesehen; 
die  Spitze  tritt  deutlich  als  abgesetzte  Stachelspitze  hervor. 

Fig.  3.    Halbreife  Frucht. 

Fig.  4.    Pistill  aus  einer  blühenden  Blume. 

Fig.  f).  Querschnitt  durch  einen  Stengel.  Den  drei  Kanten 
entsprechen  drei  starke  Gefässbündel.  Die  starke  Vergrösserung 
halte  eine  anatomische  Darstellung  erlaubt;  jedoch  wurde  die 
mehr  schematische  Bezeichnung  der  einzelnen  Gewebsparthieen 
beibehalten,  um  die  Figur  direct  vergleichbar  mit  den  andern 
Stengelquerschnitten  zu  machen. 

IG)  J.  polytrichos  E.  Meyer  u.  Fr.  Buchenau. 

Annuus.  Radices  tenues  filiformes.  Gaules  plures  (ex 
axillis  foliorum  basilarium  oriuntes)  simplices,  scapiformes, 
7 — 10  Cm.  longi,  erecti,  setacei,  sulcati.  Folia  culmis 
multo  breviora,  2—2,.-.  mm.  longa,  linearia,  0,5—0,8  mm. 
lata,  plana,  acutissima,  basi  rubescentia,  marginibus  angustis 
hyalinis,  superne  sensim  angustatis  (auriculae  et  ligula  desunt). 
Capitulum  terminale  singulum,  pauci  (2—3—  rare  4) 
florum.  Bracteae  omnes  scariosae,  floribus  multo breviores,  ova- 
tae,  acutae.  F 1  o  r  e  s  brevissime  pedunculati,  3  -  cm„  cum.  pedunculo 
fere  4mm.  longi,  pallide  castanei,  hexandri.  Tepala  externa 
lanceolata,  acuta,  castanea,  marginibus  hyalinis,  interna 
longiora,  ovato- 1  anceolata,  obtusa,  sed  ob  margines  invo- 
lutos  saepe  acuta,  castanea,  basi  et  marginibus  transpa- 
rentia  hyalina,  medio  dorsi  linea  lutea  notata.  Stamina 
sex,  tepalis  internis  ^  breviora.  Antherae  longae,  lineares, 
flavidae;  filamenta  brevia  lata.  Ovarium  trigono-ovatum ;  stilus 
longus;  Stigmata  longa,  exserta.  Capsula  (immatura  perigonio 
brevior)  ovato  -  prismatica ,  obtuse  trigona,  breviter  apiculata, 
perfecte  trilocularis,  nitida,  pallide  ferrugiuea.     Semina  •  .  . 

Leliefontein ;  Höhen  am  Fusse  des  Ezelskop,  4— 5000Fuss; 
November  (Drege,  No.  2472  aa.) 

Eine  Pflanze,  welche  an  den  langen  borstenförmigen  Stengeln, 
den  kurzen  Blättern,  den  einzelständigen  armblüthigen  Köpfchen 
und  der  braunen  Farbe  der  Blüthen  sehr  leicht  zu  erkennen  ist. 
Sie  kann  nicht  wohl  mit  irgend  einer  andern  Art  dieser  Gruppe 
verwechselt  werden,  kommt  aber  in  vieler  Beziehung  dem  J. 
parvulus  am  nächsten.  Leider  liegen  auch  von  ihr  keine  reifen 
Früchte  vor. 

Abbildungen:  Tafel  VI.,  unten  rechts. 
Fig.  1.    Ein  vollständiges  Exemplar  in  natürlicher  Grösse. 


449 

Fig.  2.    Eine  einzelne  Blüthe. 

Fig»  2  a.  Inneres  Perigonblatt  mit  dem  vor  ihm  stehenden 
Staubgefässe  von  innen  gesehen. 

Fig.  2b.  Aeusseres  Perigonblatt  mit  dem  Staubgefässe,  von 
der  Seite  gesehen. 

Fig.  2c.  Unreife  Frucht  aus  Fig.  2.  Die  Samen  waren 
leider  noch  sowenig  entwickelt,  dass  sich  nichts  Bestimmtes  über 
ihre  Grösse  und  Sculptur  erkennen  liess. 

Fig.  3.    Griffel  mit  den  drei  Narben. 

Fig.  4.  Diagramm  einer  Blüthe.  Die  Frucht  nach  einem 
Querschnitte,  das  üebrige  halbschematisch. 

Fig.  5.  Querschnitt  durch  einen  Stengel.  Der  Stengel  ist 
tief  gefurcht;  seine  Oberfläche  ist  glatt. 


17)  Juncus  Sprengelii  N.  v.  Es. 

Annuus.  Radix  fibrosa.  Gaules  ex  axillis  foliorum  ba- 
silarium  esurgentes,  erecti.  Gaules  simplices,  aphylli,  scapi- 
formes,  teretes,  in  statu  sicco  sulcato-striati,  in  statu  hu- 
mido  subvalleculati,  sub  lenteasperi,7  (raro  5)  —  17  cm. 
alti.  Folia  caulibus  breviora,  plana,  in  statu  sicco  plus 
minus  convoluta,  linearia,  margine  laevia,  acutato-mucronata, 
basi  dilatata,  hie  margine  hyalina,  ligulaet  auriculaedesunt. 
Inflor^escentia  terminalis,  composita;  capitula  2— -5, 
unum  terminale,  alia  stipitata,  sphaeroidea,  plerumque 
8—12-  flora.  Bractea  infima  frondosa,  capitulum  terminale 
plerumque  superans,  ceterae  membranaceae.  Flor  es  sessiles 
s  quarroso-distantes,  bracteis  longiores,  6  (invar./9  4) 
mm.  longi,  hexandri.  Tepala  rigida,  externe  sub  lente  scabra, 
anguste  triangularia,  longe  acutata,  in  statu  sicco 
recurvo-patentia,  extcriora  sublongiora,  omnia  stra- 
minea,  marginibushyalinis.  Staminasex,  tepalis  duplo 
breviora;  antherae  lineares,  filamentis  multo  breviores  flavi- 
dae,  filamenta  ferruginea.  Ovarium  ovatum,  apice  pyramidatum, 
stilus  longus  ferrugineus;  Stigmata  tria  contorta;  Gapsula 
tepalis  fere  f  brevior,  trigono-pyramidata,  vcl  trigono- 
prismatica  rostrata,  pallide-straminea  sive  ferru- 
ginea, nitida,  triloc  ularis.  Semina  0,4  mm.  longa,  costata 
et  regulariter  transversim  reticulata,  ferruginea,  apice  fusca. 

Nees  V.  Esenbeck  in  sched.  et  in  Linnaea  1847,  XX.,  p. 
244  (excl.  syn.). 

Variat: 
a)  robustior,  caulis  10—16  cm.  altus,  rigidus; 
capitula  8—12-  flora;  flores  longi;  Capsula 
(Fig.  3)  pyramidata,  rostrata. 
ß)  gracilior,  caulis  5—10  cm.  altus,  tenuis;  ca- 
pitula 2— 8- flora;  flo  res  breviores;  Capsula 
(Fig.  5)  fere  prismatica,  mucronato-rostrata. 

Worcester,  beim  Wasserfall  und  in  eingeschnittenen  Thälern 

IV.    Juni  1875.  29 


450 

unweit  Tulba^'h;  Deccmber:  gcf.  von  Eckion  undZeyher,  Nr.  11-; 
„von  Kampsbay,  Eckl.  u.  Zeyher"  (herb.  Sond.). 

lune  sehr  leicht  kenntliche  Art,  welche  schon  frühzeitig  als 
solche  erkannt,  aber  noch  nicht  genügend  beschrieben  wurde.— 
Die  ganze  PHanze  ist  dunkelstrohgelb,  nur  die  Blätter  oft  röth- 
lich-braun  überlaufen.  Schon  die  starr  abstehenden  Blüthen, 
deren  steife  Perigontheile  den  Köpfchen  etwas  Stacheliges  geben, 
lassen  die  PHanzc  leicht  erkennen. 

Die  sänimtlichen  vorliegenden  Ptianzen  sind  Fruchtexemplare; 
die  Beschreibung  des  Griffels  und  der  Narbe  sind  daher  nach 
einigen  bereits  verblühten  Blüthen  gemacht,  in  denen  die  Griffel 
noch  auf  den  halbreifen  Früchten  sassen. 

Der  Stengel  zeigt  nach  dem  Aufweichen  im  Querschnitte  nur 
sehr  Hache  Rillen  (Fig.  8) ;  die  nahezu  rundlichen  Gefässbündel 
liegen  völlig  getrennt  von  einander;  das  Mark  besitzt  eine  durch 
Zerreissen  entstandene  unregclmässig  geformte  Luftlücke;  die 
unbedeutenden  llauhigkeiten,  welche  der  Stengel  im  trockenen 
Zustande  zeigt,  sind  nach  dem  Aufquellen  nicht  mehr  sichtbar. 

Diese  Art  ist  von  Eckion  und  Zeyher  mit  gedruckten  Etiketten 
ausgegeben  worden,  welche  lauten : 

Juncus  Sprengelii  N.  ab.  E. 
(Nr.  11.  E.  Z.)      1.  12. 

Ich  darf  wohl  bei  dieser  (lelegenheit  nochmals  bemerken, 
dass  die  erste  der  beiden  durch  einen  Punkt  getrennten  Num- 
mern sich  auf  ein  ausgegebenes  Standortsverzeichniss  bezieht, 
die  zweite  dagegen  den  Monat  bedeutet,  in  welchem  die  Pflanze 
gesammelt  w^urde.  —  Ausserdem  ist  die  Pflanze  bereits  von  J.  F. 
Droge  in  seiner  Vergleichung  der  Ecklon-Zeyher'schen  und  Drege'- 
schen  Pflanzen  in  der  Linnaea  1847,  XX.,  p.  244  als  J.  Spren- 
gelii N.  ab  Es.  aufgeführt;  das  hinzugefügte  Synonym  J.  cepha- 
lotes  Spr.  dagegen  ist  selbstverständlich  falsch  und  zu  streichen. 

Die  beiden  Varietäten  sind  im  Baue  der  Kapsel,  der  Reich- 
blüthigkeit  der  Köpfchen  und  der  (Jrösse  der  Blüthen  nicht  un- 
bedeutend verschieden,  doch  möchte  ich  sie  um  so  weniger  spe- 
cifisch  von  einander  trennen,  als  verbindende  Mittelformen  nicht 
fehlen.  Ein  einblüthiges  Zwergexcmplar  aus  dem  Districte  Wor- 
cester  hat  die  langgeschnäbelte  Kapsel  der  var.  a  robustior; 
seine  Blüthe  ist  trimer,  nicht  wie  häufig  bei  Zwergexemplaren 
verwandter  Arten  dimer. 

Abbildungen:  Taf.  X.,  in  der  Mitte. 

Fig.  1.  Ein  Exemplar  in  natürlicher  Grösse.  Die  Blüthen 
sind  sparrig  abstehend,  die  Perigontheile  im  trockenen  Zustande 
oft  zurückgekrümmt. 

Fig.  2.    Eine  Blüthe  im  aufgeweichten  Zustande. 

Fig.  2  a.    Aeusseres, 

Fig.  2  b.    Inneres  Perigonblatt,  mit  zwei  Staubgefässen. 

Fig.  3.  Kapsel  aus  2.  Die  Kapselwandung  ist  durchschei- 
nend, so  dass  man  die  Spitzen  der  Samen  durch  die  Wandung 
schimmern  sieht. 


] 


451 

Fig.  4.    Samen  aus  der  Kapsel,  Fig.  3. 

Fig.  5.  Kapsel  der  merkwürdigen  Varietät  ß  gracilior.  Der 
Schnabel  ist  weit  schärfer  gegen  die  Kapsel  abgesetzt,  und  diese 
selbst  ist  bei  weitem  nicht  so  durchscheinend,  als  bei  der  anderen 
Varietät. 

Fig.  6.  Pistill  aus  einer  geöffneten  Blüthe.  Grififel  sehr 
lang;  Narbenschenkel  dünn  und  schlank.. 

Fig.  7.     Querschnitt  durch  eine  Kapsel. 

Fig.  8.  Querschnitt  durch  den  Stengel;  in  der  Mitte  des 
Markes  eine  unbestimmt  begrenzte  Luftlücke. 


18)  J.  cephalotes   Thunberg  (sensu  strictiore). 

Annuus.     Radices  tenucs,  fibrosae.    Culmi  erecti,  plc- 
rumque    7 — 12    cm.    alti,  aphylli,    scapiformes,    teretes, 
sulcati,   subscabri.     Folia  basilaria,   caulibus  breviora, 
3—7  cm.  longa,  plana  1—2,  raro  3  mm.  lata,  linearia,  distincte 
vel  indistincte    parallelinervia,  mucronato-acutata,   viridia,    basi 
rubescentia,  marginibus  hyalinis  sensim   angustatis;  auriculae  et 
ligula   desunt.     Inflorescentia    terminalis,  composita, 
capitulo  uno  terminali  sessili,  1—5  (plerumque  2,  vel  3)  lateralibus 
stipitatis.    Bracteae  omnes  hyp  sophyllinae,  etiam  infima 
brevis  (raro   capitulo  terminali  longior)  hyalinae,  nervo  et  apice 
colorato.  Capitula  plerumque  8 — 12,  rarius  usque  18  flora,  diametro 
8— lOmm.FloresbreviterpedunculatiS — 5mm.longi.Tepala  sub- 
aequilonga,  in  statu  sicco  dorso  subscabra,  externa  lanceo- 
lata,  mucronata  vel  aristata,  interna  ovata,  mucronata, 
marginibus   latis  hyalinis    plerumque   involutis  (quam  ob 
causam  tep.  int.  saepe  lanceolata  esse  videntur) ;  tepala  dorso 
fusco-atra,    vel   ferruginea,    interna   medio  dorsi  viridia, 
omnia   basi   pallida   et   marginibus  hyalinis    (raro   flores  pallidi, 
fusco-virides)  vel  pallide-ferruginei.     Stamina  tepalis  J  bre- 
viora;  filamenta  linearia,   antherae  lineares  flavidae,  fila- 
mentis   fere    duplo   longiores.     Ovarium    trigonum.     Stilus 
filiformis,  ovarium  aequans ;  Stigmata  longa  exserta.    Capsula 
perigonio    brevior,   trigono-prismatica,    vel   breviter 
rostrata   vel  mucronata,  nitida,   trilocularis.      Semina    minuta, 
0,3 — 0,4  mm.  longa,  ferruginea,  reticulata. 
Varietates  : 
a  ustulatus.    Robustior.    Caulis  firmior.     Folia 
saepe  latiora.    Capitula  majora.    Tepala  dorso 
castan  eo-nigra,  interna  medio  dorsi  pallida. 
Capsula  longius  mucronata. 
/?varius.     Gracilior.    Caulis   tenuior,     Folia  ple- 
rumque  tenuiora.     Capitula    minor a.     Tepala 
externe  vel  castanea,  vel  ferruginea,  interdum 
fere  straminea.   Stamina  minora,  saepe  abortiva. 
Capsula  brevius  mucronata. 
Von  beiden  Varietäten  finden  sich  Formen  mit  verkrüppelten 

29* 


452 

Staubgefassen ,   doch  scheinen  dieselben  bei  der  var.  varias  viel 
häufiger  zu  sein.   Die  Fruchtbarkeit  ist  dadurch  anscheinend  nicht 
vermindert. 
Synonymie : 
J.  cephalotes  Thunberg  (Prodr.  Plant,  cap.  1794,  I.,  p.  66; 

Flora  capensis,   1823,  I.,  p.  337)  pro  parte:    schedula 

a  et  ;'  herbarii  Thunbergiani. 
J.  cephalotes  Thunberg  (K.  Sprengel,  Neue  Entdeckungen, 

1821,  IL,  p.  107)  =  J.  ceph.  var.  ustulatus. 
J.  capensis  Thunberg  fi  minimus,   herbarior.   plur.   et.  J. 

cap.  li  min.  pollicaris  J.   de  la  Harpe.     Monogr.  1825, 

p.  143,  pro  parte    (pars    altera   =   specimina    minima 

Junci  lomatophylli). 
J.  cephalotes  Thunberg,  var.  minimus  Hochstetter  (Plantae 

Kraussianae,  in  Flora  1845,  p.  342)  p.  parte  (pars  altera 

=  J.  rupestris  Kth.) 
J.  isolepoides  N.   ab.  Es.  in  sched.  et  in  Linnaea   1847, 

XX.,  p.  244,  pro  parte  =  J.  cephalotes  Thbg.  var.  varius 

Buchenau. 
Fundorte : 

Var.  a  ustulatus.  Sandige  etwas  feuchte  Stellen  und  Gebüsche 
in  der  2.  Höhe,  auf  der  Nordseite  des  Tafelberges,  Oktober  1827 
(Eckion  No.  13;  im  Meyer'schen  Herbarium  liegt  dazwischen 
einer  der  zwergigen,  schmalblättrigen  Triebe  von  J.  lomatophyllus); 
Stellenbosch  (Zeyher);  an  feuchten  Stellen  bei  Wynberg,  Juli, 
August.  (Zeyher  (?)  No.  99,  hb.  reg.  Berol.);  Sumpf  auf  der 
Nordseite  des  Tafelberges,  erste  Höhe,  November  1826  (Eckion 
901;  ein  Theil  dieser  Pflanzen  gehört  zur  var.  ß).  —  Im  König- 
lichen Herbarium  zu  Berlin  werden  Exemplare  der  var.  ustulatus 
von  Mundt  (Januar  1817)  ohne  genauere  Fundorte  aufbewahrt; 
ferner  solche  von  Bergius  (August,  September  1815,  August  1816, 
am  Tafelberge  und  am  Teufelsberge  gesammelt).  Zwischen  den 
Bergius'schen  finden  sich  eingestreut  einzelne  der  zwergigen, 
schmalblättrigen,  verkümmerten  Triebe  von  J.  lomatophyllus 
Spreng.,  welche  so  viele  Verwirrung  angestiftet  haben. 

Die  von  Ferdinand  Krauss  „in  arenosis  planitiei  capensis, 
Nov.  1828"  gesammelten  Pflanzen,  welche  Hochstetter  in  Flora 
1845,  p.  342  als  „J.  cephalotes  Thunberg,  var.  minimus  aufführt, 
gehören  theilweise  zu  J.  rupestris  Kth.,  theilweise  zu  J.  cephalotes 
Thbg.,  var.  ustulatus  m.,  theilweise  endlich  zu  J.  cephalotes  Thbg.. 
var.  varius  m.  —  Die  zur  var.  ustulatus  gehörenden  Exemplare 
haben  verkrüppelte  Staubgefässe,  welche  etwa  J  so  lang  sind, 
als  die  Innern  Perigontheile,  ein  Verhalten,  welches  ich  sonst  bei 
der  var.  ustulatus  nicht  beobachtete. 

Var.  ß  varius.  Von  Campsbay,  November,  December  (Eckion); 
Sumpf  auf  der  nördlichen  Seite  des  Tafelberges,  erste  Höhe, 
Nov.  1826  (Eckion,  No.  901;  ein  Theil  der  Exemplare;  die 
andern  gehören  zur  var.  ustulatus).  —  Eine  Form  mit  ganz  ver- 
krüppelten Staubgefassen  ist  Juncus  No.  8  der  Ecklon-Zeyher'schen 
Sammlung  ohne  nähere  Angabe  des  Fundortes.  —  Im  Nees'schen 


453 

Herbarium  (jetzt  im  Königl.  Herbarium  zu  Berlin)  finden  sich 
zwei  Formen,  deren  eine  dem  J.  ustulätus  sehr  nahe  kommt, 
welche  mit  J.  Sprengelii  zusammen  von  Eckion  im  District 
Worcester,  beim  Wasserfall  unweit  Tulbagh  gesammelt  wurden. 
Nees  von  Esenbeck  hat  beide  Formen  mit  eigenen  Artnamen  be- 
zeichnet. —  üeber  den  Grund,  wesshalb  ich  den  Namen:  J. 
isolepoides  N.  ab.  Es.  nicht  verwendet  habe  (auch  nicht  als 
Varietätsname  an  Stelle  von:  ß  varius)  werde  ich  mich  weiter 
unten  bei  J.  inaequalis  aussprechen. 

Mit  einiger  Unsicherheit  vereinige  ich  mit  var.  a  ustulatus 
die  Pflanze  vom  Bergrivier  bei  Klein  Draakensteen ,  unter  500 
Fuss;  Nov.,  Dec.  (Drege,  J.  capensis,  angustif.  bb.)  Es  ist  dies 
eine  Pflanze,  welche  offenbar  durch  längere  Ueberfluthung  erkrankt 
ist;  der  eine  (grösste)  Blüthenstand  ist  ganz  mit  Schlamm  und 
abgestorbenen  Pflanzentheilen  bedeckt  und  offenbar  durch  die 
Ueberfluthung  zu  einer  dichten  krankhaften  Sprossung  gereizt 
worden;  die  zwei  andern  Blüthenstände  halten  zwischen  den  var. 
ustulatus  und  varius  die  Mitte;  die  Blätter  erreichen  die  ganz 
ungewöhnliche  Breite  von  5  mm. 

Die  beiden  von  mir  aufgestellten  Varietäten  scheinen  auf 
den  ersten  Blick  recht  verschieden  zu  sein;  die  blasseren  klein- 
kopfigen  Formen  der  Var.  varius  sind  sehr  verschieden  von  den 
typischen,  in  den  Herbarien  verbreiteten  Formen  der  Var.  ustulatus. 
Indessen  zeigt  namentlich  die  Ecklon'sche  No.  901  eine  solche 
Fülle  von  Zwischenstufen,  dass  ich  der  Natur  zu  entsprechen  glaube, 
wenn  ich  alle  als  eine  Species  vereinige.  Uebrigens  sehen  auch 
Köpfchen  des  ustulatus  ziemlich  bunt  aus,  wenn  die  weisshäutigen 
Ränder  der  innern  Perigontheile  zu  sehen  sind.  —  Vielleicht  ist 
die  var.  varius  eine  Schattenform. 

Für  die  Wahl  der  Benennung  dieser  Pflanze  mache  ich 
Folgendes  geltend. 

Im  Thunberg'schen  Herbarium  liegen  vier  Blätter  mit  der 
Bezeichnung  J.  cephalotes  und  zwar: 

Blatt  a)  Juncus  cephalotes,  var.  ustulatus  und  varius. 
Watt  /?)  links :  J.  lomatophyllus  Spreng,  ß  minimus  d.  Lah., 

lechts:  J.  Dregeanus  Kth. 
Blatt  y)  J.  cephalotes,  var,  ustulatus. 
Blatt  ())  J.  lomatophyllus  Spreng,  (grosse  Pflanze). 

Alle  diese  so  verschiedenen  Formen  fasste  Thunberg  unter 
seiner  Bezeichnung  zusammen,  und  es  musste  daher  seine  Diagnose 
(auch  abgesehen  von  ihrer  Kürze)  völlig  nichtssagend  ausfallen. 
Zwei  dieser  Arten  (J.  lomatophyllus  und  Dregeanus)  sind  peren- 
nirend,  eine  (mein  J.  cephalotes)  einjährig.  Mit  glücklichem 
Griffe  erkannte  nun  K.  Sprengel  die  einjährige  Pflanze  und  be- 
schrieb sie  a.  a.  0.  so  trefflich,  dass  sie  leicht  wieder  zu  erkennen 
ist;  zu  gleicher  Zeit  gab  er  der  breitblättrigen  perennirenden 
Art  den  Namen :  J.  lomatophyllus.  Später  wurde  die  schmalblättrige 
perennirende  Art  von  Kunth  mit  dem  Namen  J.  Dregeanus  bezeichnet 
und  treffend  charakterisirt.  Es  wird  desshalb  am  zweckmässigsten 
sein,  die  Thunberg'sche  Bezeichnung  auf  den  Rest  der  Exemplare, 


454 

(1.  i. :  die  einjährige  Art,  zu  beschränken,  und  habe  ich  sie  alio  ^ 
in  demselben  Sinne  aufrecht  erhalten,  wie  Sprengel  sie  gebrauchte.  \ 
Es  wird  dies  um  so  weniger  Bedenken  haben,  als  auf  SprengeVs 
Autorität  hin  einige  der  hierher  gehörigen  I^anzen  (namentlich 
der  var.  varius  angeliörig)  in  den  Herbarien  mit  der  Bezeichnung  ' 
J.  cephalotes  liegen.  Die  var.  ustulatus  findet  man  meistens  mit 
der  Bezeichnung:  ♦!.  capensis  Thbg,  var.  minimus  d.  Laharpe, 
und  es  liegt  mir  z.  H.  eine  Plianze  dieser  Form  mit  der  von 
Ernst  Meyer  eigenhändig  geschriebenen  Bestimmung  vor.  Wie 
diese  ganz  irrige  Auflassung  entstehen  konnte,  bitte  ich  bei  J. 
lomatophyllus  nachzusehen. 

Abbildungen:  Tafel  VIL,  in  der  Mitte* 
L  J.  cephalotes  Thbg.,  var.  ustulatus  Bchn. 

Fig.  1.  Ein  Exemplar  in  natürlicher  Grösse;  gesammelt 
bei  Wynberg. 

Fig.  2.    Blüthe  nach  der  Entfaltung. 

Fig.  2a.     Aeusscres  Perigonblatt  von  der  Seite  gesehen. 

Fig.  2b.    Inneres  Perigonblatt  mit  zwei  Staubgefässen. 

In  den  Fig.  1— 2b  tritt  die  braunschwarze  Farbe,  welche 
besonders  für  die  äussern  Perigontheile  so  charakteristisch  ist, 
und  nach  der  ich  den  Namen  der  Varietät  gewählt  habe,  nicht 
stark  genug  hervor. 

Fig.  2c.  Das  Pis.till  aus  1;  die  Narben  sind  zusammen- 
gedreht. 

Fig.  3a.    Reife  Frucht. 

Fig.  ob.  Pjine  Fruchtklappe  von  innen  gesehen,  Placenta 
bis  oben  hin  reichend. 

Fig.  3  c.     Querschnitt  durch  die  Frucht. 

Fig.  4.     Querschnitt  durch  den  Stengel. 

Fig.  2 — 4  nach  Bergius'schen  Exemplaren. 

IL  J.  cephalotes  Thbg.  var.  varius  Bchn. 

Fig.  1.  Ein  Exemplar  in  natürlicher  Grösse.  Gesammelt 
von  Eckion  und  Zeyhcr.  (renauerer  Fundort  aber  nicht  auf  der 
Etikette  angegeben. 

Fig.  2.  Blüthe  des  abgebildeten  Exemplares.  Die  äusseren 
Kelchblätter  viel  weniger  lang  zugespitzt,  als  bei  der  vorigen 
Varietät. 

Fig.  2b.  Inneres  Perigonblatt  dieser  Blüthe  mit  dem  ver- 
kümmerten Staubgefässe.    Häutige  Ränder  nach  innen  geschlagen. 

Fig.  2c.    Reife  Frucht  aus  dieser  Blüthe. 

Fig.  2c.*)  Diagramm  der  Blüthe.  Die  Frucht  nach  einem 
Querschnitte,  Perigon  und  Staubgefässe  halbschematisch.  Die 
Staubgefässe  sind  blass  gehalten,  um  ihr  häufiges  Fehlschlagen 
anzudeuten. 


*)  Die  Bezeicbuuug  2  c.  ist  durch  Versehen   des  Lithographen  doppelt  ver- 
wendet worden. 


455 

Fig.  2d.  Samen  aus  2  in  zwanzigfacher  Vergrösserung.  Sie 
sind  oben  schräg  abgestutzt,  die  Kante  der  Abstumpfungsfläche 
ist  aber  in  der  Lithographie  viel  zu  scharf  gehalten. 

Fig.  3.  Blüthe  eines  Exemplares  an  der  Van-Camps-Bay  von 
Eckion  und  Zeyher  gesammelt;  rechts  neben  der  Blüthe  die  sie 
stützende  Bractee. 

Fig.  3a.    Ziemlich  reife  Frucht  aus  dieser  Blüthe. 

Fig.  3  b.    Verkrüppeltes  Staubgefäss  aus  derselben  Blüthe. 

Fig.  3  c.  Zwei  Perigonblätter  mit  Sta^ubgefässen  aus  dersel- 
ben Blüthe. 

Fig.  4.  Querschnitt  durch  den  Stengel  desselben  Exemplares; 
in  der  Mitte  des  Markes  eine  unregelmässige  Luftlücke.  Die 
Epidermis  liegt  an  mehreren  Stellen  den  Gefässbündeln  unmittel- 
bar auf. 


19)  J.  inaequalis  Buchenau. 

Annuus.  Radices  tenues,  fibrosae.  Gaules  erecti,  ple- 
rumque  10—15  (raro  usque  27  cm.)  alti,  aphylli,  subcom- 
pressi,  sulcati,  sub  lente  scabri.  Folia  caulibus  bre- 
viora,  plerumque  5—8  (raro  usque  16)  cm.  longa,  linearia, 
plana,  1,5  -  3  mm.  lata,  mucronata,  basi  marginibus  angustis 
hyalinis,  sensim  attenuatis  (auriculae  et  vaginae  desunt).  In- 
florescentia  tenninalis,  composita  vel  decomposita; 
capitula  5—16  (raro  25).  Bracteae  omnes  hypsophyllinae 
(in  planta  Gueinziana  infima  breviter  foliacea),  etiam  infima 
brevis,  sed  tamen  capitulo  terminali  plerumque  longior.  Ca- 
pitula pauciflora  (in  var.  a  3—5-,  raro  usque  8-,  in  var.  /^ 
5—10-,  raro  12-  flora),  diametro  6—8  (in  var.  ß  raro  10)  mm. 
Bracteae  lanceolatae,  longe  acutatae,  hyalinae.  Flor  es  bre- 
viter pedunculati,  ca.  4  mm.  longi,  hexandri.  Tepala  inae- 
qualia,  externa  lanceolata,  acutata  vel  aristato-acu- 
tata,  interna  obtusa,  plus  minus  longiora,  marginibus 
latis  hyalinis  saepe  involutis.  Stamina  sex,  tepalis 
internis  breviora.  Ovarium  ovale  (in  var. /:^  ovato-cylindri cum?); 
stilus  longus,  ovario  longior;  Stigmata  tria  longa  exserta. 
Capsula  (in  var.  ß  ignotal)  in  var.  a:  tepalis  internis  ca.  J 
brevior,  trigono-ovata,  angulis  rotundis,  lateribus  convexis  sulca- 
tis,  apice  rostrato-mucronata,  perfecte  triangularis,  nitida,  apice 
plerumque  castanea,  basi  pallidior.    Semina 

J.  isolepoides  N.  ab.  Es.  in  sched.  et  in  Linnaea  1847,  XX., 
p.  244  (pro  parte) 

a  genuinus.  Tota  planta  (in  statu  sicco)  fuscescens. 
Inflorescentia  decomposita.  Capitula  minora;  flores 
acutanguli,  squarrosi.  Tepala  fusco-str am inea,  interna 
superne  ferruginea  vel  fere  castanea.  Stamina  tepalis  in- 
ternis J  breviora,  filamenta  lata  brevissima. 

ß  viridescens.  Tota  planta  (in  statu  sicco)  virides- 
cens.    Inflorescentia  composita,  raro  decomposita.  C  a- 


456 

pitula  majora;  flore^  obtusanguli.  Tepala  virides- 
ccntia,  interna  apice  fcrruginca.  Stamina  tepalis  internis 
1  brcviora,  filamcnta  angustata,  anthcrae  filamentis  fere 
4  plo  longiores. 

Die  Var.  t( :  an  einem  Bache  in  der  Kluft  nach  der  Van- 
Kamps-Iiai;  November  und  December;  Eckion  (Nr.  24  und  12; 
Meyer) ; 

die  Var.  i:  Hügel  am  Butfeljagdrivier,  von  Zwellendam  bis 
Rietkuil  auf  Hügeln,  1—2000  Kuss;  Oktober  (Zeyher,  Nr.  4319); 
ferner:  in  schwerer  kieselartiger  Lehmerde  1.  und  2.  Höhe, 
Hottentotts-Holland,  Oktober  (Zeyher,  No.  46)  daselbst,  Sep- 
tember (Eckion  Nr.  14;  hb.  E.  Meyer). 

Ausserdem  liegen  Exemplare  von  Hottentotts-Holland  vor, 
(leg.  üueinzius),  welche  mehr  der  Varietät  ß  gleichen,  aber  in 
Wuchs  und  Verzweigung  grösser,  beziehungsweise  stärker  sind 
(auf  sie  beziehen  sich  die  oben  in  Klammer  gesetzten  Grössen- 
angaben).  Sie  sind  aber  derart  von  Wurm-  oder  Mottenfrass 
ramponirt,  dass  ich  mir  über  den  Bau  der  innern  Blütlrentheile 
kein  sicheres  Urtheil  bilden  konnte.  —  Endlich  ziehe  ich  noch 
hierher  ein  einzelnes  in  Knospen  stehendes  Exemplar  des  Sonder*- 
schen  Ilcrbars,  welches  nur  mit  83  bezeichnet  ist,  was  wohl  den 
Standort:  Stellenbosch  bedeutet;  es  scheint  sich  der  var.  a  an- 
zuschliessen. 

Ich  glaube  annehmen  zu  dürfen,  dass  beide  Varietäten  bei 
fortschreitender  Kenntniss  der  Juncaceen  vom  Gap  als  wohl 
unterschiedene  Species  anzuerkennen  sein  werden  und  habe  dess- 
halb  die  Namen  so  gewählt,  dass  sie  event.  ohne  Bereicherung 
der  Synonymie  als  Spccies-Namen  weiter  gebraucht  werden  können. 
Die  Färbung  der  Pflanze,  ihre  Verzweigung  und  manches  andere 
Kennzeichen  lassen  sie  auf  den  ersten  Blick  ziemlich  verschieden 
erscheinen,  da  indessen  die  Gueinzius'schen  Exemplare  zwischen 
beiden  Varietäten  zu  stehen  scheinen  und  es  nicht  möglich  ist, 
sie  nach  Früchten  und  Samen  zu  diagnosticiren,  so  habe  ich  es 
vorgezogen,  sie  für  jetzt  zu  vereinigen.  Ich  habe  indessen  her- 
vorzuheben, dass  auch  der  innere  Bau  der  Stengel  verschieden 
ist.  J.  inaequalis  genuinus  hat  ein  grosses,  im  Mittelpunkte  oft 
schwindendes  Mark  und  getrenntliegcnde  Gefässbündel,  während 
bei  J.  inaequalis  viridescens  das  Mark  sehr  klein  ist  und  die  Ge- 
fässbündel sich  fast  seitwärts  berühren. 

Den  Namen  J.  isolepoides  N.  ab.  Es.  habe  ich  nicht  ange- 
nommen, da  er  von  Nees  selbst  sowohl  für  Exemplare  des  J. 
cephalotes  Thbg.  var.  varius  Buchenau,  als  des  J.  inaequalis  var. 
viridescens  Bchn.  gebraucht  worden  ist,  Pflanzen,  deren  Ver- 
einigung zu  einer  Species  mir  der  Natur  zu  widerstreiten  scheint. 
Ich  würde  den  Namen  ganz  unterdrückt  haben,  wenn  er  nicht 
bereits  in  Drege's  oben  citirter  Arbeit  gedruckt  vorläge. 

Abbildungen:  Taf.  VIII.,  rechts. 
Fig.  1.    Ein  Exemplar   in  natürlicher  Grösse,    der  var.  ge- 


457 

nuinus  Buchn.  angehörig,  gesammelt  von  Eckion  an  einem  Bache 
in  der  Kluft  nach  der  Van-Kamps-Bai. 

Fig.  2.  Blüthe  des  Exemplares  Nr.  1.  Die  rechte  Seite 
der  Blüthe  ist  die  obere,  nach  der  Achse  zu  fallende. 

Fig.  2  a.     Aeusseres  Perigonblatt  von  der  Seite  gesehen. 

Fig.  2b.  Inneres  Perigonblatt  mit  zwei  Staubgefässen ;  die 
häutigen  Ränder  sind  eingeschlagen. 

Fig.  3.    Pistill  aus  einer  eben  geöfifneten  Blüthe. 

Fig.  4.    Reife  Frucht. 

Fig.  5.  Diagramm  der  Blüthe.  Die  Frucht  nach  einem 
Querschnitte.    Perigon  und  Staubgefässe  halbschematisch. 

Fig.  2 — 5  in  zehnfacher  Vergrösserung. 

Fig.  6.  Querschnitt  durch  einen  Stengel  von  1;  er  ist  sehr 
schwach  zusammengedrückt.  In  der  Mitte  des  Markes  eine  un- 
regelmässige Lücke» 

20)  J.  altus  Buchenau. 

Annuus.  Radix  fibrosa.  Specimen  unicum  perfectum  uni- 
caule,  37  cm.  altum.  Caulis  erectus,  simplex,  aphyl- 
lus,  graciliSjSubcompressus,  plurisulcatus,  in  statu 
sicco  inconspicue  scabriusculus  interdum  cavus.  Folia 
erecta,  plana,  caule  multo  breviora,  usque  fere  12  cm. 
longa,  5  mm.  lata,  linearia,  sensim  acutata,  breviter  mucronata, 
marginibus  laevibus,  basi  anguste  hyalinis,  non  auriculatis. 
Inflorescentia  terminalis,  composita  vel  decom- 
posita;  capitula  3 — 8  (et  ultra?)  magna  (diam.  10— 13  mm.), 
8—16  flora.  Bracteae  omnes  hypsophyllinae,  capitulis 
breviores;  bracteae  florum  singulorum  iis  plus  quam  duplo 
breviores,  lato-lanceolatae,  acutatae.  Fl o res  plus  minus  pedun- 
culati,  5  mm.  longi.  Tepala  inaequalia,  interna  fere  ^ 
longiora,  externa  lanceolata,  mucronato-acutata, 
medio  dorsi  impellucida,  pallide  ferruginea  (in  statu  sicco  stra- 
minea)  marginibus  stramineis  pellucidis;  interna  oblonga, 
obtusa,  medio  dorsi  impellucida,  pallide  ferruginea  (in  statu 
sicco  saepe  straminea),  lateribus  superne  vel  ferruginea 
vel  fere  castanea,  marginibus  latis  alb  o-hyalinis. 
Stamina  sex  tep.  internis  J  breviora.  Filamenta 
linearia,  antheris  ^  breviora ;  antherae  lineares  flavidae.  Pistillum 

Stilus   longus.     Stigmata Capsula    (fere 

matura)  trigono-prismatica,  angulis  rotundis,  breviter  mucronata, 
trilocularis.  Semina  parva,  0,3—0,3  5  mm.  longa,  oblique 
ovata,  breviter  apiculata,  indistincte  transversim  reticulata,  ferru- 
ginea. 

Zwellendam,  auf  Hügeln  zwischen  Puspasvalei  und  Koch- 
manskloof  und  Bergplätzen  bei  Voormansbosch,  1000— 4000  Fuss; 
November  (Eckion  und  Zeyher,  Standort  Nr.  96). 

Diese  Pflanze,  von  der  mir  ein  vollständiges  Exemplar  und 
zwei  einzelne  Stengel  vorliegen,  schliesst  sich  dem  J.  inaequalis 
in  vielen  Stücken  nahe  an,   unterscheidet   sich    aber   leicht   von 


\ 


458 

ihm  durch  den   hohen  schlanken,   die  Blatter  weit  überragenden 
2StengeI  und  die  grossen,  ziemlich  reicliblüthigen  Köpfchen. 


21)  Juncus  pictus  Steud. 

Annuus.  Kadix  iibrosa.  Planta  pluricaulis;  caules  foliaque 
erecta.  C  aulis  simplex,  aphyllus,  scapiformis,  8  — 15  rar o 
—  24cm.  altus,  sulcatus  sub  lente  subtiliter  scabri- 
usculus.  Folia  linearia,  rigida  erecta  (1 — 1,5  mm.  lata) 
caulibus  ca.  dimidio  breviora,  plana,  longe  aeatata,  ple- 
rumque  in  mucronem  nigrum  terrainans,  marginibus  laevibus, 
basi  subdilatata,  hie  marginibus  angustis  hyalinis 
non  auriculatis.  Iniflorescentia  terminalis;  capitulum  soli- 
tarium  vel  2  (altero  stipitato),  pauci  (2—6)  flora.  Bracteae 
hyalinae,  floribus  duplo  breviores,  late  ovatae,  in  apicem 
nigrum  sive  fuscum  acutatae.  Flores  breviter  pedunculati  5  mm. 
longi.  Tepala  alba,  medio  pallide  viridia,  apice 
eleganter  maculis  purpur eo-n igris  notata,  exteriora 
breviora  lanceolata  acutata,  sivi  mucronata,  interiora  longiora 
obovato-lanceolata,  marginibus  hyalinis  involutis.  S t am i n a  sex. 
Fi*lamenta  brevia.  Antherae  longa e,  rectangulae,  lineares- 
filamentis  fere  quadruple  longiores.  Ovarium  obtuse- trigo- 
nuni.  Stilus  longus,  ovario  longior.  Stigmata  tria,  longa, 
contorta.  Capsula  exserta,  trigono-prismatica,  breviter  mucro- 
nata, angulis  obtusis;  faciebus  canaliculatis,  trilocularis,  Stramin ea, 
nitida,  apice  purpurea-nigra.  Semina  pauca,  magna,  0,7  mm. 
longa,  ferruginea  (immatura). 

li.  G.  Steudel,  Syn.  plant,  glum.  1855,  IL,  p.  305. 

Camisberge:  bei  Lelicfontain,  Höhen  am  Fusse  des  Esels- 
kop,  4-5000  Fuss;  <S.  November  18:30;  Drege  Nr.  2472  a. 

Eine  ausgezeichnete  Art,  welche  sofort  an  den  auffallend  kurzen 
äussern  Perigontheilcn  und  der  zierlichen  Färbung  des  Perigons 
zu  erkennen  ist.  Die  Blätter  besitzen  weder  eine  Ligula  noch 
Blattöhrchen.  Steudel  zählt  die  Pflanze  zu  den  dreimännigen 
Arten;  sie  ist  aber  ganz  bestimmt  sechsmännig.  —  Die  meisten 
gesammelten  Exemplare  (die  Art  scheint  nur  einmal  gefunden 
worden  zu  sein)  haben  Knospen,  von  denen  die  ältesten  eben 
blühreif  sind.  Nur  ein  Exemplar  des  Königlichen  Herbariums 
zu  Berlin  besitzt  halbreife  Früchte  und  hat  daher  das  Material 
für  die  obigen  Angaben  in  Betreff  der  Frucht  und  Samen  ge- 
liefert. 

Steudel  erwähnt  eine  Form:  caule  humillimo  (vix  pollicari) 
floribus  in  apice  solitariis  usque  ternis,  dies  ist  aber  die  von 
mir  als  J,  parvulus  E.  M.  et  Fr.  B.  beschriebene  Art.  —  Wie 
Steudel  dazu  kommt,  den  Junctus  pictus  unter  die  dreimännigen 
Arten  zu  versetzen,  ist  mir  völlig  unerfindlich. 

Ausgezeichnet  ist  der  Querschnitt  des  Stengels  (Fig.  6).  Die 
Zellen  der  Oberhaut  erheben  sich  zu  sehr  charakteristischen, 
meistens  spitzen  warzenförmigen  Fortsätzen,  welche  bei  geringen 


r-. 

r 


459 

Vergrösserungen  wie  kurze  Stacheln  erscheinen ;  die  Gefässbündel 
sind  in  Folge  der  starken  Entwickelung  der  stark  verdickten 
Zellen,  welche  die  Gefässe  namentlich  auf  der  äusseren  Seite 
umgeben,  ungemein  gross;  die  Epidermisliegt  ihnen  ohne  Chlo- 
rophyll-führende Zwischenschicht  auf  und  auch  für  das  Mark  ist 
zwischen  ihnen  nur  ein  sehr  kleiner  Raum  übrig. 

Kunth  hat  auf  einem  Zettel  seines  Herbariums,  auf  welchen 
er  Zeichnungen  und  diagnostische  Bemerkungen  geschrieben 
hatte,  die  Bemerkung  hinzugefügt:  certe  Status  junior  Junci  ca- 
pensis  nostri  Es  würde  diese  Bemerkung  völlig  unbegreiflich 
sein,  da  J.  pictus  in  nahezu  allen  Kennzeichen  von  J.  capensis 
abweicht,  wenn  nicht  Kunth  unter  dem  Eindrucke  der  peremto- 
rischen  Behauptung  Ernst  Meyer's  gestanden  hätte,  dass  die 
ausserordentlich  verschiedenen,  von  dem  Letztern  unter  dem 
Namen  J.  capensis  zusammengefassten  Pflanzen  sämratlich  durch 
üebergänge  mit  einander  verbunden  seien,  und  dass  er  sehr  ver- 
schiedene Formen  aus  demselben  Rhizome  habe  entspringen 
sehen. 

Abbildungen:  Tafel  VL,  rechts. 

Fig.  L  Eine  Blüthe;  die  charakteristische  Färbung  der 
Perigonblätter  tritt  sehr  deutlich  hervor. 

Fig.  la.  Inneres  Perigonblatt  mit  dem  Staubgefässe ;  die 
häutigen  Bänder  sind  auseinander  gebogen; 

Fig.  Ib.  Aeusseres  Perigonblatt  mit  dem  vor  ihm  stehenden 
Staubgefässe  von  der  Seite  gesehen.  —  Fig.  1  a  und  1  b  sind 
aus  einer  etwas  Jüngern  Blüthe  genommen  als  1  ist. 

Fig.  2.    Völlig  entwickeltes  Staubgefäss  aus  1. 

Fig.  3.    Pistill  und  Staubgefäss  aus  einer  Knospe. 

F  i  g.  4.     Halbreife  Frucht,  noch  mit  dem  Griffel  gekrönt. 

Fig.  5.  Diagramm  einer  Blüthe;  die  Frucht  nach  einem 
Querschnitte,  das  Uebrige  halbschematisch. 

Fig.  la— 5  sind  in  zehnfacher  Vergrösserung  dargestellt. 

Fig.  6.  Querschnitt  durch  einen  Stengel.  Im  Marke  sind 
die  einzelnen  Zellenlumina  dargestellt,  lieber  die  eigenthümliche 
Bildung  der  Epidermis   siehe    die    obenstehenden  Bemerkungen. 

Die  Abbildung  eines  ganzen  Exemplares  dieser  Art  musste 
aus  Mangel  an  Raum  unterbleiben,  ihre  Kennzeichen  sind  aber 
so  ausgezeichnet,  dass  sie  auch  nach  den  Analysen  leicht  er- 
kannt werden  wird. 


22)Juncus   subglandulosus   Steud.   (char.  emend.) 

A  n  n  u  u  s ,  pluricaulis.  Tota  planta  pallida.  C  a  u  1  i  s  *)  29 — 33 
cm.  altus,  erectus,  indistincte  angullatus,  valleculatus, 
aphyllus,  in  statu  sicco  minime  scaber,  cavus.  Folia  basilaria, 
8 — 21    cm.   longa,   usque   2,5  mm.   lata,   plana,   basi   dilatata, 


*)  specimen  unicum  suppetit! 


460 

nibescentia  alboniargiiiata,  superne  plana,  apice  acntata. 
Infi  or  es  conti  !i  tenninalis,  iinibellif  ormis,  compo  sita,  e 
capitulo  terniinali  scssili  et  2 — 4  lateralibus  formata;  bractea 
intinia  (-apituliim  terminale  subaequans  foliacca,  ccterae  breviora 
bypsophyllinac.  Flores  niaxiini,  usque  8  mm.  lODgi,  bre- 
viter  pedunculat i,  in  statu  sicco  pallide  straminei. 
Tepala  externa  lanceolata,  acuta,  sub  apice  graeiliter 
niucronata.  interna  niulto  longiora,  Iate-1  anccolata, 
obtusa,  sed  ob  niargines  involutos  saepe  acuta,  omnia  medio 
dorsi  impellucida  subi*ugosa,  sub  apice  ferrugineo  -  straminea, 
marginibus  latis  nienibranaceis,  externa  uninervia,  interna 
trinervia.  St  am  in  a  sex,  tepalis  duplo  breviora  (?),  antherae 
late-lineares,  filanientis  brevissiniis  (V)  multoties  longiora.  0  varium 
trigono  -  prismaticum,  angulis  rotundis,  faciebus  canaliculatis, 
perfeete  triloculare  pallide  ferrugineum.  Stilus  longus  filiformis 
pallide  ferrugineus;  Stigmata  3,  longa,  contorta.  Fructus 
.  .  .  S  c  m  i  n  a  .  .  . 

K.  (1.  Steudel,  Synopsis  plantarum  glumaceamm,  1855,  11., 
pag.  :)oa. 

Witbergen ,  ö  —  6000  Fuss.  Januar.  —  Drege ,  No.  8795 
pro  parte. 

Diese  schöne  Pflanze  liegt  mir  leider  nur  in  einem  Exemplare 
aus  dem  Sonder'schen  Herbarium  vor;  sie  ist  durch  den  schlanken 
Stengel,  den  doldenförmigen  Tdüthenstand,  die  grossen  stroh- 
farbenen Klüthen  und  die  sehr  ungleich  langen  Perigonblätter 
ausgezeichnet. 

Sie  ist  bereits  die  dritte  Pflanzenart,  welche  unter  der  No. 
S7()r)  von  Drrgc  nachgewiesen  wird.  Die  llauptmenge  von  Pflanzen, 
welche  diese  No.  trägt,  stellt  den  Juncus  scabriusculus  Kth.  dar; 
zwischen  denselben  finden  sich  weiter,  wie  schon  Kuuth  bei  der 
Heschreibung  dieser  Pflanze  (Enum.  jdant.  1841,  III.,  p.  355), 
erwähnt,  einzelne  Kxemplare  von  J.  bufonius  L.,  welche  stets 
einer  Zwcrgl'onn  dieser  Art  angehören. 

Endlich  haben  auch  die  (in  der  Originalsammlung  off'enbar 
spärlich  vorhandenenen")  Kxemplare  des  J.  subglandulosus  diese 
Nummer.  Ich  habe  freilich  lange  gezweifelt,  ob  ich  die  mir  vor- 
liegende Pflanze  für  J.  subglandulosus  ansprechen  dürfe  und 
nicht  etwa  für  eine  neue  Art  halten  müsse,  denn  die  folia 
angustissima  (A  — .1'"  lata)  und  die  sepala  lanceolata  .  .  .  acumi- 
nata,  interiora  vix  breviora  der  Steudelschen  Diagnose  finden 
sich  hei  meiner  Pflanze  durchaus  nicht.  Der  Widerspruch  löst 
sich  aber  wohl  dadurch,  dass  Steudel  ott'enbar  nur  ein  schwächliches 
und  noch  wenig  entwickeltes  Kxemplar  vor  sich  gehabt  hat; 
an  den  Mlüthenknospen  siml  die  innern  Perigontheile  noch  nicht 
länger,  als  die  äusseren.  Dafür  spricht  auch  das  capitulum 
plerum(iue  solitarium ,  quaniUxine  ternatum.  Die  Steudersche 
Diagnose  ist  aber  äusserst  flüchtig  und  ungenügend  abgefasst, 
^Steudel  beschreibt  z.  H.  den  Stengel  als:  caulis  compressus 
len^sl)  und  habe  ich  mich  daher  genöthigt  gesehen,  eine  ganz 
neue  Beschreibung  zu  entwerfen.     Leider  genügt  das  mir  vorlie- 


461 

gende  Exemplar  nicht,  um  den  Juncus  subglandulosus  genügend 
zu  charakterisiren.  Ich  habe  auf  Taf.  VI.  die  weitest  ausgebildete 
Blüthe  abgebildet,  aber  auch  sie  ist  erst  in  dem  Stadium  des 
Aufblühens,  und  es  ist  daher  sehr  wohl  möglich,  dass  die  Längen- 
verhältnisse der  Staubgefässe  sich  bei  weiterer  Entwickelung  noch 
ändern,  ebenso  wie  auch  an  den  meisten  Knospen  die  innern 
Perigonblätter  bei  weitem  noch  nicht  so  lang  sind,  als  Fig.  2 
sie  darstellt.  —  Frucht  und  Samen  bleiben  für  jetzt  noch  ganz 
unbekannt. 

Der  Stengel  zeigt  auf  dem  Querschnitt  eine  starke  Rinden- 
schicht; die  Fibrovasalsträuge  sind  klein  und  liegen  von  einander 
entfernt;  in  der  Mitte  des  Markes  findet  sich  eine  durch  Schwinden 
des  Markes  entstandene  unregelmassige  Höhlung. 

Abbildungen:  Tafel  VI.,  links. 

Fig.  1.  Das  einzige  mir  vorliegende  Exemplar  dieser  Art 
in  natürlicher  Grösse.  An  den  Blüthen  tritt,  weil  dieselben  sich 
zum  grössten  Theile  noch  im  Knospenzustande  befinden,  die 
ungleiche  Länge  der  innern  und  äussern  Perigontheile  nur  wenig 
hervor. 

Fig.  2.  Eine  der  entwickeltsten  Blüthen  aus  1.  Die  innern 
Perigontheile  sind  ungewöhnlich  viel  länger  als  die  äussern. 

Fig.  2  a.  Aeusseres  Perigonblatt  mit  dem  vor  ihm  stehenden 
Staubgefässe. 

Fig.  2b.  Inneres  Perigonblatt  mit  zwei  Staubgefässen ;  die 
breithäutigen  Ränder  sind  nach  innen  umgeschlagen. 

Fig.  2c.    Das  Pistill  aus  der  Blüthe  2. 

Fig.  3.  Querschnitt  durch  den  StengeL  Im  Centrum  eine 
unbestimmt  begrenzte  Höhlung.  Die  Rinde  bildet  nur  ganz 
einzelne  Hervorragungen  (Rauhigkeiten). 


B.  Perennes. 

Vorbemerkung. 

Die  Gruppe  der  Junci  graminifolii  perennes  umfasst  eine 
grosse  Reihe  von  Formen,  welche  ich  im  Nachstehenden  in  sieben 
Arten  zu  gliedern  versucht  habe.  Alle  diese  Formen  sind  ende- 
misch. Sie  bilden  unbedingt  die  schwierigste  Gruppe  von  Formen 
aus  der  Gattung  Juncus,  welche  mir  bis  jetzt  bekannt  geworden 
ist  —  Zwei  von  den  sieben  Arten  unterscheiden  sich  von  den 
übrigen  bedeutend  und  lassen  nicht  den  mindesten  Zweifel  in 
Betreff  ihrer  Abgrenzung  übrig.  Es  sind  dies  J.  Dregeanus,  der 
durch  den  sehr  kurzen  Griffel,  die  sehr  kurz  bespitzte  Kapsel, 
die  kleinen  Antheren  und  die  meistens  verminderte  Anzahl  von 
Staubgefässen  ausgezeichnet  ist  und  J.  lomatophyllus,  dessen 
Hauptkennzeichen  in  dem  runden  oder  stumpfkantigen  Stengel, 
der  Bildung  niederliegcnder  und  beblätterter  Sprosse,  der  ganz 
ungewöhnlichen  Breite  der  Blätter  und  den  geschlossenen  Blatt- 
scheiden bestehen.    Von  den  fünf  übrigen  Arten  ist  der  Juncus 


462 

Sonderianus  Buchn.  leicht  zu  erkennen,  die  vier  andern  Arten 
dagegen  stehen  sich  ausserordentlich  nahe;  indessen  habe  ich 
zwischen  dem  ungewöhnlich  formenreichen  (und  von  mir  in  fünf 
Subspecies  gegliederten)  J.  capensis  einerseits  und  dem  J.  ano- 
nymus,  indescriptus  und  acutangulus  andererseits  keine  ver- 
mittelnden Uebergänge  beobachtet  und  halte  mich  desshalb  f&r 
berechtigt,  die  drei  letztgenannten  Pflanzen  als  eigene  Arten  zu 
beschreiben,  während  J.  capensis  noch  eine  grosse  Reihe  von 
Formen  umfasst,  welche  aber  durch  Mittelformen  verbunden  sind. 
—  Wie  nahe  sich  aber  alle  diese  Arten  stehen,  zeigt  sich  darin, 
dass  ich  für  den  an  der  Spitze  dieser  Aufzählung  stehenden 
Conspectus  specierum  den  Ilauptwerth  auf  ein  künstliches  Kenn- 
zeichen, die  grössere  oder  geringere  Anzahl  von  Blüthen  legen 
musste,  wodurch  die  äusserste  Form  des  J.  capensis  (subspecies  I 
longifolius,  var.  a  strictissimus)  von  den  andern  Formen  dieser 
Art  abgetrennt  wird.  —  Diese  Juncus-Arten  wiederholen  mithin, 
wenn  auch  nur  in  beschränktem  Rahmen  das  Bild,  welches  die 
eigentlichen  Cap'schen  Gattungen  Erica,  Aspalathus,  Pelargonium, 
Mesembryanthemum  u.  s.  w.  gewähren :  eine  grosse  Anzahl  von 
einander  nahe  stehenden  und  überdies  noch  sehr  veränderlichen 
Arten.  Bei  dem  Studium  der  Juncus-Formen  konnte  ich  mich 
dem  Eindrucke  nicht  entziehen,  dass  ich  es  hier  mit  einer  Gruppe 
zu  thun  hatte,  welche  noch  neuerdings  stark  variirt  hat  und 
vielleicht  selbst  jetzt  noch  in  Bildung  neuer  Species  begriffen 
ist.  Das  Studium  dieser  Gruppe  in  der  freien  Natur  würde  unter 
diesen  Umständen  ein  grosses  Interesse  gewähren.  Ich  glaube 
mich  der  Hoffnung  hingeben  zu  dürfen,  dass  durch  ein  solches 
Studium  die  von  mir  gewählten  Gesichtspunkte  für  die  Gliederung 
sich  im  Ganzen  und  Grossen  als  naturgcmäss  bewähren  würden. 
Möglich  freilich,  dass  auch  zwischen  dem  reichen  Formenkreise 
von  J.  capensis  einerseits  und  den  Arten  J.  acutangulus,  anony- 
mus  und  indescriptus  noch  Zwischenfonnen  aufgefunden  werden, 
so  dass  wir  dann  genöthigt  sein  würden,  auch  diese  drei  Arten 
noch  als  Formen  des  Ersteren  aufzufassen.  —  Die  fortschreitende 
Ausgliederung  von  Formen,  in  der  diese  Gruppe  sich  offen- 
bar noch  befindet,  dürfte  freilich  wohl  durch  das  Eingreifen  des 
Menschen  mit  seiner  Cultur  vielfach  gestört  werden.  In  den 
vorzugsweise  Schaf-züchtenden  Gegenden  der  Colonie  sind  die 
Wirkungen  dieser  Eingriffe  nach  den  Schilderungen  von  J.  Shaw 
(Journ.  of  the  Linn.  Society,  1874,  XIV,  p.  202)  bereits  wahr- 
haft entsetzliche,  doch  ist  zu  hoffen,  dass  die  mehr  ackerbau- 
treibenden Gegenden  vor  jenem  Aeussersten  bewahrt  bleiben, 
und  dass  die  Legislative  auch  Massregeln  zum  Schutze  der  Flora 
in  den  ersterwähnten  Districten  finden  wird.  —  Jedenfalls  aber 
dürfte  die  Zeit  für  eine  etwaige  weitere  ungestörte  Entfaltung 
der  Formenkreise  der  Cappflanzen  vorüber  sein. 

23)  Juncus  Dregeanus  Kunth. 
Perennis,  caepitosus.  Rhizoma  crassum,  verticale; 


\ 


\ 


463 

radices  filiformes,  fibrosae.  Gaules  erecti,  18- 45  (plerumque 
25 — 35)  cm.  alti,  compressi  (in  statu  sicco  saepe  unisulcati) 
indistincte  valleculati,  plerumque  stricti,  aphylli.  Folia 
(basilaria)  erecta  10—35  (plerumque  15—25)  cm.  longa,  plana 
basi  dilatata  (usque  5  mm.)  ibidem  anguste  hyalino-margi-  \ 
nata  superne  mox  angustata  (1 — 1,ö  mm.),  lamina  in  statu  y 

sicco  canaliculata,  ecarinata,  apice  in  mucronem  fuscum  producta; 
auriculae  desunt.  Inflorescentia  terminalis  compo- 
sita  vei   decomposita,    brevis,    saepe   conglomerata,  \ 

capitulis    lateralibus    2—6,    vel    ultra,    breviter    pedunculatis.  \ 

Bractea  infima,  vel  2  infimae  foliaceae,  inflorescentiam  plerum- 
que superantes,  ceterae  hypsophyllinae;  bracteae  forum  singu- 
lorum  late  lanceolatae,  hyalinae,  longe  mucronatae.  Capitula 
multiflora,  subglobosa,  diam.  6—8  mm.  Flor  es  breviter 
pedunculati,  3—3,5  mm.  longi,  plerumque  3-andri,  rarius 
4,5  et  6- andri.  Tepala  aequilonga,  vel  externa  sublon- 
giora,  medio  dorsi  olivaceo-straminea,  lateribus  ferrugineis  (in 
statu  humido  saepe  castaneis),  marginibus  hyalinis,  tepala 
externa  lanceolata,  acutato- mucronata,  interna  ovalia, 
obtusissima  (sed  ob  margines  latos  albo-hyalinos  involutos 
saepe  acuta  videntur).  Stamina  3  (rarius  4,  5,  6)  tep'alis 
ca.  dimidio  breviora;  filamenta  filiformia;  antherae  ovatae, 
filamentis  duplo  breviores.  Ovarium  trigono-ovatum ;  Stylus 
brevissimus  deciduus,  Stigmata  3  brevia  (?)  convoluta  (?) 
Capsula  tepalis  subbrevior  trigono-prismati  ca,  an- 
gulis  obtusis,  faciebus  canaliculatis,  brevis  sime  apicu- 
lata,  trilocularis,  nitida,  superne  castanea,  vel  pallide-ca- 
stanea,  inferne  straminea.  Semina  numerosa,  minuta, 
(0,3-0,3  5  mm.  longa)  ovata,  breviter  apiculata,  regulariter  trans- 
versim  reticulata,  feriuginea. 

C.  S.  Kunth,  Enumeratio  plantarum  1841,  III.,  p.  344  (char. 
emend.). 

J.  cephalotes  Thunberg,  Prodr.  plant,  cap.  1794,  L,  p.  66  et 
flora  capensis    1823,    L,    p.   337    pro   parte    (Herbar.  Thunberg 
schedula  /?  pro  parte). 
Variat 
a  genuiuus.  Capitula  lateralia  pedunculata,  pe- 
dunculis  erectis. 
(Forma  tenuis,   pallida,    flaccida  hujus  varietatis    est  planta 
authentica  celeberrimi  Kunth :  Drege,  No.  4387 ;  similis  est  Drege 
1604e.) 

ß  conglomeratus.      Capitula  lateralia  breviter 
pedunculata;   inflorescentia  plus  minus  con- 
globata (Hie:  „Hassagaibosch,"  E.  und  Z.  et  „District 
Albany,"  Eckl.).  —  J.  cephalotes   La  Harpe  v.  conglo- 
merata N.  V.  Es.  in  sched.  et  in  Linnaea,1844,p.  244,  No.  10. 
Y  submonocephalus.    Planta  parva.    Inflores- 
centia e  capitulis  paucis  conglobata. 
J.  submonocephalus  Steudel,  Syn.  Glum.,  1855,  IL,  p.  303  (?) 
(Drege  1604  f.). 


464 

Worcestcr,  November  und  Uitenhaag,  December  (Eckion  und 
Zeyher;   vertheilt   mit   der   gedruckten   Etikette:    „  J.  capensis 
Thbg.  var.  1.  11.  et  2.  12);  District  Albany,  Gegend  um  Grahams- 
Town,  2.  und  3.  Höhe,  Januar  (Eckion);  an  feuchten  Stellen  am 
Zwarlkopsrivier,  1.  Höhe,  December  (1829)  (Zeyher,  Nr.  13,  101, 
779  und  899  pro  parte*) ;  dies  ist  vielleicht  dieselbe  Stelle,  welche 
auf  der  vorerwähnten  Etikette   durch  2,  12  angedeutet   ist,   da 
Uitenhaag   am   Zwartkopsrivier  liegt);    Albany,   auf   grasreichen 
Hügeln  bei  Grahamstown  1500— 2500  Fuss;  Januar  (Eckion  und 
Zeyher)  3  Hassagaibosch,  3.  Höhe,  Januar  (E.  und  Z.,  Drege  10). 
Auch  am  Teufclsberge   fehlt  die  Pflanze  nicht,   wie    ein  Stengel 
beweist,   der   sich   zwischen   Eckion   Nr.  35  =  Juncus  capensis 
Thbg.   subspecies  H   angustifolius   var.    Ecklonii   Bchn.    vorfand 
(hb.  Sonderi);  der  genauere  Fundort  ist:  Am  Rande  eines  Baches 
bei  Geele  Kley   am  Teufelsberge,  2.  Höhe;   24.  December  1826. 
—  „Südafrikanische  Küste   zwischen    der  Capcolonie   und    Port 
Natal,   Drege,  Nr.  4387**;  (Kunth   auf  einer  Originaletikette  des 
Königl.  Herbariums  zu  Berlin;   —   die  Pflanze  und  die  Nummer 
fehlen  in   dem  von   E.  Meyer   in   der  Flora  1843   mitgetheilten 
Drege'schen  Standorts-Verzeichuisse).  —  Zwischen  Vanstaadesberg 
und  Bethelsdorp,  unter  1000  Fuss,  December  (Drege  1604  b  zum 
Theil;   die   andern  unter  dieser  Nummer  ausgegebenen  Pflanzen 
stellen  den  J.  singularis  Steud.  dar.     Vishrivier,  unter  1000  Fuss, 
Januar  (Drege,  1604  c);  Kromrivier,  an  grasreichen  Oertern  und 
feuchten  Stellen   in    Gestrüpp,   in    einem   hochgelegenen  Thale, 
unter  1000  Fuss,  Mai  (Drege,  1604f);  dies  ist  der  J.  submonoce- 
phalus   Steud.);    Capland    (Drege,  1604 i);    der   nähere   Standort 
fehlt   in   dem    Drege'schen   Standorts-Verzeichnisse,  endlich   Nr. 
4447  (hb.  E.  Meyer,  ohne  jeden  nähern  Standort). 

Der  Juncus  Dregeanus  Kunth  bildet  eine  sehr  charak- 
teristische Pflanze,  welche  an  den  graden  aufrechten  Blättern, 
dem  zusammengedrückten  Stengel,  den  ovalen,  nicht  linealischen 
Staubbeuteln,  dem  sehr  kurzen  Griffel  und  den  ganz  ungewöhn- 
lich kleinen  Samen  leicht  kenntlich  ist. 

Die  Art  ist  nach  meiner  Auffassung  ziemlich  variabel.  Die 
Varietät  mit  gestielten  seitlichen  Köpfchen  erinnert  auffallend  an 
die  hohen  Waldformen  von  Luzula  campestris  mit  aufrechten 
Aehrenstielen.  Die  Farbe  ihrer  Blüthen  geht  gewöhnlich  mehr 
ins  Kastanienbraune.  Die  Varietät  mit  mehr  geknäueltem  Blüthen- 
stande  hat  eine  mehr  an  das  Oelgrüne  oder  Leberfarbene  erinnernde 
Blütheufarbe. 


*)  Die  andern  Exemplare  der  Nummer  899  sind  r=  J.  capensis  Thbg.,  subsp. 
II.  angustifolius,  var.  y  Ecklonii.  Der  Juncus  Dregeanus  ist  am  Zwartkops- 
rivier, Uitenhaag,  von  E.  und  Z.  in  zwei  verschiedenen  Jahren  im  December 
gesammelt  worden.  Die  erstgesammelten  Pflanzen  waren  der  Sendung  von  1828 
beigefügt.  Dann  wurde  sie  im  December  18'J9  wieder  von  ihnen  gesammelt 
und  diese  Exemplare  sind  mit:  «1828,  Nr.  899"  bezeichnet,  was  offenbar  eine 
Hindeutung  auf  die  Pflanze  der  ifrtiheren  Sendung  sein  soll. 


465 

Kunth  hat  nur  schlafife,  blasse,  wenig- ährige  Pflanzen  vor  sich 
gehabt  und  musste  desshalb  die  von  ihm  aufgestellte  Diagnose 
mehrfach  abgeändert  werden. 

Steudel's  Diagnose  passt  in  mehreren  Stücken  nicht  auf 
das  mir  vorliegende  Exemplar  von  Drege  1604  f.;  indessen  hat 
Herr  Dr.  Sonder  ausdrücklich  auf  der  Etikette  bemerkt,  dass 
diese  Pflanze  =  J.  submonocephalus  Steudel  ist  und  auf  SteudePsche 
Diagnosen  ist  bekanntlich  kein  grosses  Gewicht  zu  legen;  vielleicht 
sind  unter  jener  Bezeichnung  auch  geknäuelte Formen  verschiedener 
Arten,  namentlich  des  J.  Sonderianus  Bchn.  mit  verstanden. 
Nach  Steudel's  Diagnose  ist  dies  nicht  mehr  zu  eruiren. 

Ernst  Meyer  hat,  wie  aus  eigenhändigen  Etiketten  hervorgeht, 
die  ihm  vorliegenden  Exemplare  für  Juncus  capensis  y  angusti- 
folius  gehalten;  den  Juncus  Dregeanus  hat  er  (vergl.  auch  das 
von  ihm  mitgetheilte  Drege'sche  Verzeichniss  in  Flora  1843) 
nicht  erkannt. 

Zweifelhaft  bleibt  mir  bei  dieser  Art  der  Bau  der  Narben. 
Niemals  fand  ich  sie  aufgerichtet  und  (soweit  es  die  Länge  des 
Griffels  erlaubt  haben  würde)  aus  der  Blüthe  hervorragend.  Bei 
Untersuchung  der  Knospen  fand  ich  drei  noch  kurze  Narben- 
schenkel, welche  aber  herabgeschlagen  waren;  vielleicht  richten 
sie  sich  niemals  in  die  Höhe.  Auf  halb  oder  ganz  reifen  Früchten 
fehlen  sie  meistens,  da  der  Griffel  sehr  hinfällig  ist;  in  den  Fällen, 
in  denen  ich  sie  beobachtete,  waren  sie  zu  unregelmässigen 
Knäueln  zusammengewickelt. 

Abbildungen:  Tafel  IX.,  links. 

Fig.  1.    Ein  Exemplar  in  natürlicher  Grösse. 

Fig.  2.  Blüthe  mit  der  Frucht;  sie  ist  ziemlich  lang  gestielt; 
links  liegt  die  obere  (hintere)  Seite  derselben. 

Fig.  2a.  Aeusseres  Perigonblatt  von  der  Seite  gesehen. 
Stachelspitze  zwar  nicht  so  lang  aber  deutlich  hervortretend. 

Fig.  2b.  Ein  inneres  Perigonblatt  mit  entfalteten  weiss- 
häutigen  Rändern  und  einem  Staubgefässe«  Ein  Blick  auf  die 
Figur  lehrt  sofort,  dass  das  Staubgefäss  nicht  vor  dem  innern 
Perigonblatte,  sondern  vor  dem  benachbarten  (hier  abgelösten) 
äussern  Perigonblatte  stand. 

Fig.  3.    Ziemlich  reife  Kapsel. 

Fig.  3  a.  Eine  Fruchtklappe  dieser  Kapsel  von  innen  gesehen ; 
die  Placenta  verläuft  bis  in  die  Spitze. 

Fig.  4.  Eine  andere,  noch  reifere  Frucht.  Narbe  aber  doch 
noch  besser  erhalten,  als  bei  3. 

Fig.  5.  Samen  aus  Kapsel  Fig.  3.  Die  Samen  sind  auf- 
fallend klein  (nur  0,3—0,3  5  mm.  lang). 

Fig.  6.  Diagramm,  die  Kapsel  nach  einem  Querschnitte, 
das  üebrige  halbschematisch.  Die  Kapsel  ist  vollständig  drei- 
fächerig; die  äussern  Perigonblätter  sind  lange  nicht  so  scharf- 
kantig, als  bei  J.  singularis  (vergl.  dieselbe  Tafel).  Die  drei 
innern  Staubgefässe  fehlen  sehr  häufig. 

Fig.  7.    Querschnitt  durch  einen  nicht  sehr  starken  Stengel. 

IV.   Juni  1875.  80 


466 

Sänimtliche  Figuren  nach  einem  Drege'schen  Exemplare,  nur 
Fig.  4  und  7  nach  einem  Exemplare  von  Hassagaibosch. 


24)  J.  lomatophyllus  Spreng. 

Pcrennis,  stolonifer.  Rh izoma  horizontale,  diametro  2— 4 
mm.,  surculos  horizontales  apice  ciirvatos,  foliiferos,  e  nodis 
saepe  radicantes  emittens.  Caulis  erectus,  scapiformis,  25 — 80 
cm.  altus,  subangulatus*)  in  statu  sicco  sulcatus,  in  statu  humido 
indistincte  valleculatus,  cavus.  Folia  plana,  late-linearia  vel 
lanceolata,**)  10-35  cm.  longa  et  ultra,  8 — 15  mm.  lata, 
basi  dilatata,  multinervia,  viridia,  basi  et  dorso  saepe  rubes- 
centia,  margine  usque  fere  ad  apicem  angusto  hyaline,  basi  latiore, 
apice  mucronato-acutata;  vagina  clausa;  auriculaeetliguladesunt 
Inflorescentia  terminalis,  magna,  supradecomposita,  raro 
in  var.  y  paucicapitata ;  rami  primanii  erecti.  Bracteae  infimae 
frondescentes.  usque  4  cm.  longae,  ceterae  hypsophyllinae. 
Bracteae  florum  lanceolatae,  acutatae,  hyalinae,  nervo  et  apice 
colorato.  Capitula  multi  (12 — 20)  flora,  hemisphaerica, 
diametro  8-9  mm.,  in  var.  /  10—12  mm.  Flores  breviter 
pedunculati,  4 — 5  mm.  longi,  trianguläres.  Tepala  aequilonga 
vel  externa  sublongiora,  externa  lanceolata,  carinata, 
in  aristam  nigram  vel  castaneam  acutata,  medio  ferruginea, 
marginibus  latis  membranaceis,  interna  oblonga  obtusissima 
vel  emarginata,  medio  ferruginea  vel  pallide-castanea,  mar- 
ginibus latissimis  hyalinis,  plerumque  involutis.  Stamina  sex, 
tepalis  }  breviora;  filamenta  brevia  linearia ;  antherae  lineares 
tiavidae,  filamentis  fere  duplo  longiores.  —  Ovarium  oblongum 
subtrigonum;  stilus  filiformis,  ovario  longior;  Stigmata  longis- 
sima,  exserta,  rubra.  Capsula  perigonio  brevior,  triangu- 
lari-prismatica,  lateribus  sulcatis,  longo  mucronata, 
trilocularis.  Semina  pauca,  magna,  0,r>— 0,o  mm.  longa, 
oblique-ovata,  apiculata,  ferruginea;  membrana  externa  in  statu 
humido  laxa,  in  statu  sicco  irregulariter  costata  et  longitudinaliter 
reticulata. 

var.  ß  hitescens.  Tota  planta  luxurians;  specimen  herbarii 
Sonderi  ca.  60  cm.  altum,  foliis  usque  '22  mm.  latis,  usque  50 
cm.  longis,  luteo-viridibus.  Inflorescentia  supradecomposita, 
capitula  ca.  140  gerens,  laxa  diffusa.  Capitula  magna,  diametro 
10— 14mm.,  pallide  lutescentia;  flores  magni  5  usque  fere 
7  mm.  longi. 

var.   y  aristatus;    capitulis    paucis,    majoribus,    diam. 

*)  Jicrj^ius  liJit  zu  einein  sehr  kurz])l}ittri<^en  Exemplare,  welches  sich  im 
KJhii«»!.  ileih/iriiim  zn  J Berlin  beündet,  die  Diagnose  hinzugefügt:  Folia  lanceolata 
basi  lata,  amplexicaulia,  margine  membranacea.  Scapus  pentagonus.  Flores 
cymosi.  Pedunculi  angulati.  Regelmässig  fünt'kantig  habe  ich  aber  den  Stengel 
nicht  gefunden  und  daher  auch  diesen  Ausdruck  nicht  in  meine  Diagnose  auf- 
gononnnen. 

**)  In  turiouibus  depauperatis  angustis  (vide  infra). 


467 

10—12  mm.,   aristis  tepalorum   externorum  longioribus, 
tepala  interna  conspicue  superantibus. 

J.  cephalotes  Thbg.,    Prodr.  plant  cap.  1794,   L,  p.  66  et 
flora  capensis,  1823,  L,  p.  337,  pro  parte  (schedula  her- 
barii  /?,  pro  parte  et  ()) 
J.  cymosus  De  Lamarck,  Dictionaire  raethodique,  botanique, 

1789,  III.,  p.  2()7  (species  mixta). 
J.  lomatophyllus    K.    Sprengel,    Neue    Entdeckungen    im 

ganzen  Umfange  der  Pflanzenkunde,  1821,  IL,  p.  108. 
J.  capensis  var.  latifolius  E.  M.  Synopsis  Juncorum,   1822, 
p.  48,  et  autores  fere  omnes  sequentes,  nee.  J.  capen- 
sis Thbg. 
Fundorte : 

Bergplätze  bei  der  Capstadt,  bis  2000  Fuss,  October  (Eckion 
und  Zeyher) ;  in  einem  Bache  auf  der  nördlichen  Seite  des  Tcufels- 
berges,  zweite  Höhe;  24.  December  1826  (No.  50  und  896 ;  Eckion); 
an  Gräben  und  Bächen  am  Teufelsberge,  November  1815,  Beginn 
der  Blüthe  (Bergius);  in  der  Capfläche  bei  Wynberg  (Eckion, 
1842);  Kerstenbosch  am  Tafelberg;  18.  Februar  1816  (Bergius); 
Tafelberg,  Jan.  1817  (Hundt,  die  var.  aristata) ;  zwischen  Felsen- 
ritzen auf  dem  Gipfel  des  Tafelberges;  Januar  1828  (No.  26,  Eckion); 
in  einer  Eichenholzung  an  Bächen  auf  der  nördlichen  Seite  des 
Tafelberges;  December  1827  (Eckion  No.  25;  ein  vollständig  ver- 
grüntes  schlaffes  Exemplar ;)  sumpfige  Stellen  am  Zwartkopsrivier 
(Zeyher?  No.  98,  hb.  Berol.);  von  Kampsbai,  November  (Eckion 
und  Zeyher.  —  Hottentottsholland  (Gueinzius);  —  Dutoitskloof, 
2—3000  Fuss,  October — Januar  (Drege  a;*)  dies  ist  die  var. 
lutescens);  Zwartkopsrivier,  an  steinigen  Orten,  zwischen  Gebüsch 
und  im  Flussbette,  unter  100  Fuss,  (Drege  d**);  Bergrivier, 
sandige  Ufer  unter  500  Fuss,  14  November  1827  (Drege  e;  No. 
8788,  hb.  E.  M.,  Exemplare  in  Knospen);  Dutoitskloof,  1—2000 
Fuss;  October  bis  Januar  (Drege,  f ;  dies  ist  die  var.  aristatus***); 
Tafelberg  (siehe  auch  oben  unter  den  Ecklon'schen  Pflanzen; 
Droge  g  und  h;  die  Letzteren  sind  kleine  Pflanzen  mit  ganz 
veikümmerten  Blüthen);  Gnadenthal  (in  den  Klüften  und  an 
felsigen,  meistens  feuchten,  schattigen  Bergplätzen,  2 — 3000  Fuss. 
October  (Droge,  i;  ein  Exemplar  ebenso  wie  h  mit  schwach  ent- 
wickelten Blättern  und  ganz  verkommenen  Blüthen). 

Wahrscheinlich  von  Eckion  gesammelt  sind  zwei  sehr  lang- 
blättrige  und    auch   im   Blüthenstande    schlaffe   Exemplare    des 


*)  Die  wahr.scheinlich  von  Drcj^o's  Hand  selbst  geschriebene  Ktikettci  in 
Meyer's  Herbarium  lautet:  Dutoisklooft ,  am  grossen  Wasserfall,  auf  Felsen, 
nassen  Orten;  Humus;  4.  Hölic;  Februar ;  1002. 

**)  Drege:  J.  capensis  «  latifolius  K.  M.  aa  Simonslierg,  in  flen  Kränzen 
bei  dem  Wasserfall ,  2000  Fuss;  April;  b  13os<:bklof)f  (oder  .Jan  -  DisscLsvalei 
tuischen  de  twee  Bergen»  in  der  Valei ,  unter  1000  Fuss,  Dec<'inb(;r  und  er 
(Ezelsbank,  auf  den  Höhen,  .3 — 4000  Fuss,  December;  haben  mir  lf;id<-.r  nicht 
vorgelegen,  und  konnte  ich  mir  also  ein  Urtheil  ü)>er  diese  lMlanz<;n  nicht  MUNmi. 

***)  In  Meyer's  Herbarium  trägt  diese  Form  die  Ktikctte :  „Dutoi.sk loof,  an 
einer  Felswand,  3.  Höbe;  Lehmboden;  Februar:  10^»'i. 


468 

Meyer'schen  Herbariums,  mit  der  Etikette:  6.  April  1830.  Draa- 
kensteen,  Waaterfal,  felsige,  feuchte  Orte;  3.  Höhe. 

Capland  ohne  näheren  Fundort  (Pflanzen  von  Krebs  im  hb.  reg. 
berol.)  ebenso  Sieber  Agrostotheca  capensis,  ed.  Wrbna.  No.  101. 

Ferner  j-ah  ich  diese  Pflanze  aus  Natal,  wo  sie  Ferdinand 
Krauss  am  Ufer  des  Flusses  Umlaas  im  Oetober  1829  sammelte  (vergl. 
Flora  1845,  p  342,  eine  Pflanze  mit  sehr  langen  Blättern  und 
hohem  Stengel)  und  ebenso  in  getrockneten  Exemplaren  aus  dem 
Berliner  botanischen  Garten. 

Die  merkwürdigen  zwergigen,  schmalblättrigen  weiter  unten 
zu  erwähnenden  Triebe  fand  ich  zwischen  den  von  Thunberg 
gesammelten  Pflanzen,  welche  keine  nähere  Bezeichnung  des  Fund- 
ortes tragen  und  zwischen  Bergius'schen  Exemplaren  von  J.  cepha- 
lotes  Thbg.,  var.  ustulatus  Buchenau;  „prope  urbem  versus 
Leuwenberg,  Sept.  1815**  (hb.  reg.  beroL),  jedoch  in  keinem 
Falle  noch  in  organischem  Zusammenhange  mit  grossen  breit- 
blättrigen Pflanzen. 

Die  var.  lutescens  stellt  eine  besonders  auffallende  Pflanze 
dar,  welche  auf  einem  sehr  schattigen,  aber  fruchtbaren  Stand- 
orte gewachsen  zu  sein  scheint.  — 

Welche  vollständige  Verwirrung  bisher  in  der  Abgrenzung 
und  den  Benennungen  der  Juncus- Arten  vom  Cap  geherrscht  hat, 
zeigt  sich  in  Nichts  deutlicher,  als  in  der  Thatsache,  dass  diese 
wahrhaft  ausgezeichnete  Art  so  lange  mit  der  Bezeichnung :  J. 
capensis  Thbg.  von  Schrift  zu  Schrift,  von  Herbarium  zu  Her- 
barium, von  Garten  zu  Garten  gehen  konnte.  Freilich  hat  Thun- 
berg selbst  durch  Zusammenfassung  ganz  verschiedener  Arten 
unter  seinen  J.  cephalotes  und  durch  Publikation  ausserordent- 
lich kurzer  und  ungenügender  Diagnosen  für  seine  beiden  Arten 
die  erste  Veranlassung  zur  Verwirrung  gegeben ;  aber  dieselbe 
wurde  gegenüber  den  sehr  beachtenswerthen  Aufklärungsver- 
suchen von  Jean  de  Laharpe  und  Kurt  Sprengel  durch  Ernst 
Meyer  und  den  seiner  Autorität  folgenden  C,  S.  Kunth  nur  noch 
vermehrt.  Ernst  Meyer  hatte  für  diese  Gruppe  vollständig  die 
Vorstellung  von  dem  Wesen  der  Species  verloren  und  bezeich- 
nete, indem  er  nun  auch  noch  den  J.  cephalotes  als  Varietät  zu 
J.  capensis  Thunberg  zog,  (Synopsis  Juncorum,  1822,  p.  49)  mit 
diesem  letztern  Namen  fast  eine  ganze  Gattungssection;  auch  die 
eingehenden  Studien  von  de  Laharpe  und  K.  Sprengel  ver- 
mochten nicht,  ihn  darin  irre  zu  machen.  —  Unter  diesen  Um- 
ständen war  es  ohne  eigene  Anschauung  Thunberg'scher  Origi- 
nalien  völlig  unmöglich,  Klarheit  in  die  Sache  zu  bringen.  Ich 
hatte  daher  (nach  vielen  Versuchen,  Thunberg'sche  Pflanzen  zu 
erhalten)  einen  grossen  Theil  dieser  Arbeit  bereits  in  der  Vor- 
aussetzung niedergeschrieben,  dass  die  Thunberg'sche  Bezeich- 
nungen als  unentwirrbar  aufgegeben  werden  müssten,  als  ich  kurz 
vor  dem  Abschlüsse  derselben  (December  1874)  durch  die  be- 
sondere Güte  des  ehrwürdigen  Nestors  der  Botaniker,  Prof, 
Elias  Fries  und  seines  Sohnes,  Dr.  Th.  M.  Fries  in  Upsala  die 
Originalpflanzen  aus  dem  Thunberg'schen  Herbarium  erhielt.  Wie 


469 

gross  war  dann  mein  Erstaunen,  als  ich  den  Juncus  lomatophyllus 
Spreng.  (J.  capensis  Thbg.,  a  latifolius  E.  M.)  in  zwei  Exemplaren 
unter  dem  Namen  J.  cephalotes  Thbg.  fand.  Ich  hatte  bis  dahin 
nach  den  Thunberg'schen  Diagnosen  und  Beschreibungen  geglaubt, 
dass  diese  Pflanze  von  Thunberg  gar  nicht  gesammelt  worden  sei. 
C.  P.  Thunberg  führt  nämlich  seine  beiden  Arten  folgendermassen 
auf: 

Prodromus  Plantar,  cäpens.,  1794,  L,  p.  66. 

Juncus  cephalotes.  J.  culmo  aphyllo  tereti,  foliis  canalicu- 
latis,  capitulis  subumbellatis. 

Juncus  capensis.  J.  culmo  aphyllo  compresso,  capitulis  ses- 
silibus  pedunculatisve. 

Flora  capensis  (Ed.  J.  A.  Schultes),  1823,  I.,  p.  337. 

Juncus  cephalotes*)  culmo  nudo  tereti;  foliis  canaliculatis ; 
capitulis  subumbellatis. 

Radix  fibrosa.  Folia  radicalia  tria  vel  quatuor,  linearia, 
erect»,  glabra,  culmo  breviora,  palmaria.  Culmi  solitarii  vel  tres, 
inaequales,  glabri,  erecti,  aphylli,  palmares  usque  subpedales. 
Capitula  florum  plura.  Bracteae  setaceae ;  communis  nunc  lon- 
gior,  nunc  brevior;  glumae  lanceolatae,  acuminatae. 

J.  capensis  Thunbg.  culmo  nudo,  compresso ;  capitulis  sessi- 
libus,  pedunculatisque. 

Culmus  striatus,  glaber,  erectus,  spithameus.  Florum  capi- 
tula trichotome  paniculata,  in  trichotomia  sessilia.  Pedunculi 
capillares,  unguiculares. 

Dass  Thunberg  auf  die  ungewöhnliche  Breite  der  Blätter  bei 
J.  lomatophyllus  gar  keinen  Werth  legt,  ist  allerdings  über- 
raschend, und  es  erscheint  kaum  erklärlich,  dass  er  so  ver- 
schiedene Dinge,  wie  den  J.  lomatophyllus  Spreng,  den  J.  Dregeanus 
Kth.  und  die  von  mir  als  J.  cephalotes  bezeichnete  Art  unter 
seiner  Bezeichnung  J.  cephalotes  zusammenfassen  mochte.  — 
Der  wesentliche  Unterschied  seiner  beiden  Arten  besteht  darin, 
dass  er  dem  J.  cephalotes  einen  stiel  runden,  dem  J.  capensis 
einen  zusammengedrückten  Stengel  zuschreibt.  —  Jeden- 
falls fällt  aber  bei  diesem  Thatbestande  die  Möglichkeit  hinweg, 
den  breitblättrigen  Juncus  fernerhin,  wie  dies  in  botanischen 
Gärten,  Herbarien  u.  s.  w.  üblich  gewesen  ist,  mit  dem  Namen 
J.  capensis  zu  bezeichnen  (welchen  er,  da  er  die  ausgezeichnetste 
und  von  allen  Juncaceen  des  Caplandes  allein  in  den  Gärten 
cultivirte  Art  ist,  zuletzt  ganz  allein  und  ohne  jede  Varietätsbe- 
zeichnung occupirt  hatte). 

Es  entsteht  nun  aber  noch  die  Frage,  ob  diese  Pflanze  (J. 
lomatophyllus  Spreng.)  nicht  mit  dem  Namen  Juncus  cymosus 
Lamarck  zu  bezeichnen  ist.  In  der  Encyclopedie  methodique; 
Botanique,  (1789)  tome  III.,  p.  267  hat  dieser  Naturforscher  den 


(*  J.  cephalotes  wird  von  Hooker  fil.  (Handbook  of  the  New  Zealand 
Flora,  1864,  p.  290)  als  synonym  zu  J.  boloschoenus  R.  Br.  gezogen;  mit  wel- 
chem ßecht  ist  mir  uneründlich. 


47iJ 

J.  (:yiiio.sii>  autüLv-tfllt   um!   innerhalb   der  Gruppe  mit  unbeblät- 
terten Stengeln  folgeiiderma.-sen  charakterisirt : 

14.  Jon',-  en  ciuie,  Jiincus  cvmosus.  Juncus  culmo  nudo, 
folii.s  plaiiis,  jianicula  terrainali  cymosa,  involucro  bivalvi  X. 

>.'x  tiiie  «,'St  lüDL'ue  de  huit  ou  neuf  pouces.  uue,  un  peu  an- 
«lubnise :  t* lle  se  tenniiie  par  une  panicule  rameuse.  presque  om- 
belliforiiie,  ttTiiiinale,  et  iiui  c^t  L'arnie  ii  la  base  de  deux  ecailles 
uu  valve.s  lanc»*oli'e.s.  poiiitue.s.  im-gale-s.  beaucoup  plus  courtes  que 
les  ramitication.s  de  la  panicule.  C'es  rainitications  sont  terminees  par 
des  patjuet^  de  dcux  ou  trois  tleurs  et  sous  cespaquets,  ainsi  que  sous 
chaquc  division  des  pi*doncule<.  on  observe  deux  ecailles  opposees, 
niembrani.'U.ses.  mucronües,  et  embrassantes  ou  semi-vagioales.  Les 
feuilles  sont  radicales.  gramiuües.  planes,  un  peu  striees,  glabres, 
et  aussi  longues  ou  mume  plus  longues  que  la  tige;  alles  ont 
environ  deux  lignes  du  largeur.  Ce  Jone  croit  au  Cap  de  Bonne- 
Ksper.  et  nous  a  ute  conununiquu  par  M.  Sonnerat  ;v.  s.). 

Diese  Beschreibung  enthält,  trotz  ihrer  nicht  unbedeutenden 
Länge,  nur  wenig  greifbare  Merkmale,  insbesondere  aber  entbehrt 
sie  der  diagnostischen  Hervorhebung  derjenigen  Kennzeichen, 
welche  nach  der  Ueberzeugung  des  Autors  für  die  Pflanze  be- 
sonders charakteristisch  und  zu  ihrer  Wiedererkennung  geeignet 
waren.  —  Die  Bedeutung  des  Xamens :  June,  cymosus  Lam.  ist 
denn  auch  allen  folgenden  Autoren  unklar  geblieben.  In  Thun- 
berg's  Prodromus  flor.  cap.  (1794j  fehlt  er  ganz;  in  der  Disser- 
tation von  Rostkovius:  De  Junco  (1801)  ist  er  (p.  37)  mit 
einem  Fragezeichen  zu  Juncus  jcapensis  Thbg.  gezogen,  mit  der 
durchaus  zutreffenden  Bemerkung,  dass  auch  diese  Art  wegen 
ungcnü^'ender  Diagnose  zweifelhaft  bleibe.  Sprengel  beschreibt 
Südann  in  seinen  „Neuen  Entdeckungen**  1821,  p.  105  eine  Form 
aus  dem  Formenkreise,  welchen  ich,  Thunberg  folgend,  juncus 
cai)ensis  genannt  habe,  (den:  Juncus  cap.  subsp.  L  longifolius, 
var.  J  gracilior  Buchenau)  als  J.  cymosus  Lam,  setzt  aber  dann 
hin/u:  „Cum  nimis  brevis  sit  Lamarckii  descriptio,  addam  ne- 
cessaria,  ut  pateat,  J.  capensem  Thunb.  haud  eundem  esse, 
ciuod  sus[)icatur  Willdenowius  apud  Rostkovius  (June.  p.  36,  37) 
-  Meyer  (Synopsis  Juncorum,  1822,  p.  49)  folgt  zwar  Sprengel 
in  dessen  Auffassung  des  J.  cymosus  Lam,  zieht  aber  diese 
schmalldätterigen  Formen  als  var.  ^  zu  seinem  Juncus  capensis, 
d(jr  so  zu  einem  Conglomerat  der  verschiedenartigsten  Dinge 
wird.  —  Kurt  Sprengel  (C.  Linnaei  Systema  vegetabilium,  1825, 
II.,  j).  lOOj  zieht  sodann  den  Namen  J.  cymosus  Lam  als  Syno- 
nym zu  J.  ca])ensis  Thbg.,  zu  welchem  er  aber  mit  Recht  nur 
die  schmalblätterigen  Formen  rechnet,  während  er  den  breit- 
blättrigen Juncus ,  den  er  selbst  früher  so  treffend  als  J. 
lomatophyllus  beschrieben  hatte,  nun  J.  cephalotes  Thbg. 
nennt  (was  ja  freilich  richtig,  aber  wegen  der  Vereinigung  so 
verschiedener  Dinge  unter  diesem  Namen  unzweckmässig  ist).  — 
Fbenso  vermag  de  Laharpe  in  seiner  bekannten,  in  demselben 
Jahre  (1S25)  erschienenen  Monographie  der  Juncaceen  sich  nicht 
zu  entschliessen,  mit  E.  Meyer  die  breitblätterigen  und  die  schmal- 


] 


471 

blätterigen  Formen  in  eine  grosse  Sammelart  zu  vereinigen ;  er 
trennt  sie  in  zwei  Species  und  nennt  nun  die  s  c  h  m  a  Iblätterigcn 
Formen:  J.  cephalotes  Thunb.  (mit  dem  Synonym  J.  cymosus 
Lam.),  die  breit  blätterigen  dagegen:  J.  capensis  Thunb.  So 
war  denn  nun  also  die  Verwirrung  vollständig.  Spätere  Autoren 
haben  Nichts  mehr  zur  Aufklärung  dieser  iutrikaten  Frage  hin- 
zugebracht. Kunth  in  der  Enumeratio  plantarum,  1841,  III., 
folgt  ganz  der  Autorität  von  Ernst  Meyer,  Steudel  dagegen  er- 
wähnt den  Namen  J.  cymosus  Lam.  gar  nicht  und  lässt  sich  so 
merkwürdiger  Weise  die  Gelegenheit  entgehen,  die  Anzahl  seiner 
„Species"  um  eine  zu  vermehren,  was  sonst  bei  der  Compilation 
der  Synopsis  Glumacearum  wahrlich  nicht  seine  Art  ist.  —  Unter 
diesen  Umständen  hat  die  Frage  nach  der  Bedeutung  des  Namens : 
J.  cymosus  Lam.  fast  nur  noch  ein  pathologisches  Interesse,  da 
selbst  für  den  Fall,  dass  es  gelingen  sollte,  .die  wahre  Bedeutung 
desselben  festzustellen,  schwerlich  mehr  daran  gedacht  werden 
dürfte,  ihn  wieder  zu  verwenden,  wenn  man  nicht  neuer  Ver- 
wirrung Thor  und  Thür  öffnen  wollte.  Indessen  ist  der  Wunsch 
doch  sicher  berechtigt,  festzustellen,  welche  Pflanzen  de  Lamarck 
vor  sich  gehabt  hat.  Ich  wandte  mich  desshalb  an  den  Besitzer 
des  Lamarck'schen  Herbarium's,  Herrn  Professor  Röper  in  Rostock 
mit  der  Bitte,  mir  die  betreffende  Pflanze  zu  übersenden.  Mit 
der  grössten  Freundlichkeit  entsprach  derselbe  meinem  Wunsche. 
Wie  sehr  war  ich  aber  überrascht  über  die  Beschaffenheit  des 
Exemplares  *) !  Dasselbe  besteht  aus  einer  ca.  26  cm.  langen 
Stengelspitze  und  dem  14  cm.  langen  Bruchstücke  eines  Laub- 
blattes; beide  Stücke  stehen  in  keinem  organischen  Zusammen- 
hange, ja  eine  nähere  Betrachtung  zeigt  bald,  dass  sie  nicht  von 
demselben  Exemplare  herstammen,  da  sie  zu  ganz  verschiedenen 
Arten  gehören.  Der  (blattlose)  Stengel  trägt  nämlich  an  seiner 
Spitze  einen  noch  sehr  wenig  entwickelten  Blüthenstand,  der  sich 
aber  doch  nach  dem  Reichthum  seiner  Verzweigung,  der  üestalt 
und  Grösse  der  untersten  laubigen  Bracteen  zweifellos  als  iden- 
tisch mit  dem  Blüthenstande  von  J.  lomatophyllus  Spreng,  be- 
stimmen lässt;  auch  der  Querschnitt  des  Stengels  stimmt  durch- 
aus mit  dem  der  Bergius'schen,  Ecklon-Zeyher'schen  und  Drege*- 
schen  Exemplare  überein.  Das  Blatt  dagegen  ist  ein  oben  und 
unten  abgebrochenes  Bruchstück  des  linealischen  Blattes  einer 
andern  Art  aus  der  Gruppe  der  graminifolii,  unten  mit  einigen 
zerrissenen  Resten  einer  breithäutigen  Vagina  versehen ;  es  ist 
nicht  auffallend  breit  und  lanzettlich  geformt,  wie  dasjenige  von 
J.  lomatophyllus,  sondern  linealisch  und  fast  in  seiner  ganzen 
Länge  ziemlich  gleichmässig  2—3  min.  breit;  dazu  ist  es  viel 
heller  gefärbt  als  der  beiliegende  Stengel,  auf  der  untern  Seite 
deutlich  gekielt  und  in  seiner  ganzen  Länge  ziemlich  stark  ge- 
rippt; (zu  welcher  Art  es  gehört,  habe  ich  nicht  mit  voller  Sicher- 
heit ermitteln  können.)    Aus    diesem  Befunde  ergeben  sich  nun 


*)  Dieses  Exemplar  liat,    wie  aus    eiuer  beiliegenden  Etikette    liervorgebt, 
du  Laharpe  bei  Beaibeituiig  seiner  Monographie  vorgelegen. 


472 

allerdings  die  Schwächen  der  Lamarck'schen  Beschreibung  leicht 
genug,  ihr  Schweigen  über  die  Form  der  Köpfchen,  über  Gestalt 
der  Perigontheile,  Zahl  und  Form  der  Staubgefässe,  Gestalt  des 
Pistills  und  der  Samen,  die  falsche  Angabe  der  Blüthenzahl,  das 
Fehlen  jeder  Angabe  über  Dauer  und  Wachsthum  der  Pflanze. 
Nur  das  „feuilles  aussi  longues  ou  meme  plus  longues  que  le 
tige"  bleibt  unerklärt,  da  das  vorliegende  Blatt  bedeutend  kürzer 
ist  als  der  Stengel ;  vielleicht  erhielt  aber  Lamarck  von  Sonnerat 
mehrere  Exemplare,  darunter  eins  mit  längeren  Blättern  und  be- 
hielt nur  das  vorliegende  für  sein  Herbarium  zurück.  —  Dass 
unter  diesen  Umständen  der  Namen  J.  cymosus  Lam.  als  auf 
Bruchstücke  von  zwei  verschiedenen  Pflanzen  gegründet,  unbedingt 
zu  verwerfen  ist,  versteht  sich  wohl  von  selbst  —  aber  die  ganze 
Sache  ist  ein  lehrreicher  Beleg  dafür,  welche  Verwirrung  durch 
das  im  vorigen  Jahrhunderte  nicht  selten  übliche  Sammeln  von 
Bruchstücken  der  Pflanzen  (auch  der  von  Sonnerat  gesammelte 
J.  punctorius  L.  fll.  besteht  nur  aus  einem  solchen  Bruchstücke) 
und  die  Unbefangenheit,  mit  der  man  auf  solche  ungenügende 
Materialien  neue  Species  begründete,  angestiftet  worden  ist 

Ernst  Meyer  vereinigte  unter  dem  Namen  J.  capensis  alle 
Junci  graminifolii  perennes  capenses,  von  dem  J.  lomatophyllus 
an  bis  hin  zum  J.  acutangulus  und  sogar  zum  J.  Dregeanus.  Im 
Herbarium  des  Herrn  Dr.  Sonder  fand  ich  einen  Zettel,  auf 
welchem  er  vermerkt  hatte: 

„Von  unendlich  variabeln  Juncus  capensis  unterscheide  ich 
drei  Hauptformen: 

<i  foliis  dilatatis,  florum  glomerulis  subglobosis; 
/y  foliis  angustatis,  glomerulis  iisdem; 
y  foliis  angustatis,  glomerulis  paucifloris. 

Hiernach  habe  ich  zusammengelegt,  was  ähnlich  ist.  Ueber- 
gänge  sind  aber  reichlich  vorhanden." 

Bei  einem  solchen  „Zusammenziehen"  ist  es  freilich  be- 
greiflich, wenn  Jemand,  der  E.  Meyer's*)  Autorität  hierin  folgt, 
sogar  den  J.  pictus  Steudel  für  einen  Jugendzustand  von  J.  ca- 
pensis erklären  kann,  wie  es  Kunth  auf  einer  Etikette  seines 
Herbariums  gethan  hat.  — 

Es  bleibt  aber  noch  eine  Eigenthümlichkeit  des  Juncus  lo- 
matophyllus zu  besprechen,  welche  das  Verfahren  von  Ernst 
Meyer  in  etwas  entschuldigt.  Es  ist  dies  die  Bildung  kleiner 
(oft  nur  3—5  cm.  hoher),  schmalblätteriger  Sprosse,  welche  de 
Laharpe  die  Anregung  zur  Aufstellung  seiner  var.  minimus,  poUi- 
caris  gegeben  haben.  Solche  Sprosse  finden  sich  sowohl  unter 
dem  Thunberg'schen  Materiale  (J.  cephalotes  Thunberg,  Blatt  ß 
des  Thunberg'schen  Herbariums),  als  unter  den  von  Bergius  ge- 
sammelten Exemplaren  des  J.  cephalotes  Thbg.  var.  ustula- 
tus  Buchenau.  Ernst  Meyer  sagt  von  dieser  Form  (Plantae 
Ecklonianae  in  Linnaea  1832,  VUI.,  p.  130).  Vidi  hanc  varietatem 


*)  Auch    in   Meyer's  Herbfiriiim    liegt   der  Juncus   pictus    bei  J.  capensis 
wenn  auch  ohne  ausdrückliche  Bezeichnung  auf  der  Etikette. 


473 

cum  var.  a  ex  eadem  radice,  nee  nisi  primi  anni  sobolem  esse 
suspicor.  Ich  selbst  fand  sie  an  den  mir  vorliegenden  Pflanzen 
niemals  im  Zusammenhange  mit  der  breitblätterigen  Form  und 
wage  daher  auch  nicht  darüber  zu  urtheilen,  ob  die  betreffenden 
Exemplare  junge  Pflanzen  oder  vielleicht  aus  Schlafaugen  ent- 
wickelte Triebe  sind.  Dass  sie  nicht  diesjährige  Keimpflanzen 
sind  (wie  Meyer  a.  a.  0.  meint)  geht  aus  der  niederliegenden, 
mit  Blatt-  und  Wurzelresten  dicht  bedeckten  Achse  hervor,  welche 
diese  Triebe  besitzen,  und  welche  für  J.  lomatophyllus  sehr 
charakteristisch  ist  *  Auch  die  weissbäutigen  Ränder  haben  die 
Blätter  dieser  Form,  wenn  auch  natürlich  nicht  so  ausgeprägt, 
wie  die  breiten  Blätter  der  typischen  Pflanzen.  Die  Stengel  sind, 
namentlich  bei  den  Bergius'schen  Exemplaren,  sehr  dünn,  und 
endigen  in  ein  armblüthiges  Köpfchen.  —  Als  eine  eigene  Va- 
rietät habe  ich  aber  diese  Exemplare  nicht  aufstellen  mögen,  da 
ich  sie  nur  für  verkümmerte  Triebe  halte.  Von  dem  Juncus  ce- 
phalotes  Thbg.  var.  ustulatus  Buchenau,  mit  dem  Meyer  sie  zu- 
sammenzieht, sind  sie  durch  horizontale,  ausdauernde  Grund- 
achse, sparrig  abstehende  Blätter  u.  s.  w.  sehr  verschieden. 
Eine  Beobachtung  dieser  Triebe  in  der  freien  Natur  behufs  Fest- 
stellung ihrer  Entstehungsweise  wäre  sehr  erwünscht.  — 

Völlig  reife  Samen  habe  ich  an  dem  mir  vorliegenden  reich- 
haltigen Materiale  nicht  gefunden,  indessen  waren  die  Stadien 
doch  soweit  vorgerückt,  dass  über  die  Form  der  Kapsel  und  der 
Samen  kein  Zweifel  obwalten  konnte.  Am  meisten  Hoffnung 
auf  reife  Samen  gewährte  mir  ein  von  Bergius  gesammeltes  Ex- 
emplar im  Besitze  des  Königl.  Herbariums  zu  Berlin,  welches 
auffallend  grosse  angeschwollene  Kapseln  besass.  Die  genauere 
Untersuchung  zeigte  aber  bald,  dass  diese  Kapseln  von  einem 
gelben  Brandpilze  dicht  erfüllt  und  daher  vollständig  krank 
waren.  Sie  erreichen  eine  ganz  ungewöhnliche  Grösse, 
sind  aufgeschwollen,  so  dass  auf  den  Seitenflächen  kaum  Furchen 
vorhanden  sind*),  haben  einen  sehr  kurzen  Griffel  und  ver- 
krüppelte Narben;  die  Scheidewände  sind  nur  unvollständig  aus- 
gebildet, so  dass  die  ganze  Fi-ucht  unvollständig  dreifächerig  ist; 
ausserdem  sind  die  Staubgefässe  der  pilzkranken  Blüthen  völlig 
verkrüppelt  und  entwickeln  niemals  Blüthenstaub.  Ganz  dieselbe 
Krankheit  und  dadurch  bedingte  Missbildung  wird  bei  einer 
schmalblätterigen  Art  dieser  Gruppe  zu  beschreiben  sein  (v.  sub. 
J.  capensi,  subsp.  H.  var.  Ecklonii.) 

Das  mir  vorliegende  Exemplar  von  J.  lomatophyllus,  var. 
lutescens  hat  sehr  stark  unter  Insectenfrass  gelitten  Die  zart- 
häutigen Ränder  der  innern  Perigonblätter  sind  vielfach  weg- 
gefressen; alle  Kapseln,  welche  ich  loslöste,  waren  angebohrt, 
theilweise  ausgefressen  und  mit  einem  Gespinnste  erfüllt.  Dies 
ist  wahrscheinlich  an  der  lebenden  Pflanze,   nicht  im  Herbarium 


*)  Unwillkürlich    drängt   sich    bei    der    Untersuchnng   dieser  Früchte   die 
Erinnerung  an  den  aufgeseh wollenen  Hinterleib  pilzkranker  Fliegen  auf. 


474 

pcjscliehcn,    weni«st(»ns  könne  ich  kein  Thicr,    welches    auf  diese 
Weise  in  den  Herbarien  die  Fruchtknoten  aushöhlt*  — 

Merkwürdig  und  nicht  vollständig  erklärlich  bleibt  mir  die 
Angabe  von  J.  de  Lahar])e  in  seiner  Monographie  des  vraies 
Joncres,  p.  143,  dass  der  Fruchtknoten  von  J.  lomatophyllus 
(den  er  J.  capensis  nennt  und  mit  dem  er  unter  der  var.  .i  mini- 
mus,  poUicaris  wohl  auch  den  J.  cephalotes  Thbg.  var.  ustulatus 
Buchenau  vereinigt)  einfächerig  sei.  Nachdem  er  sich  in  seinen 
Bemerkungen  zu  J.  cephalotes  und  J.  capensis  bereits  dahin  aus- 
gesprochen hat,  dass  eine  Vereinigung  beider  Arten,  wie  E.  Meyer 
sie  vorgenommen  hatte,  unnatürlich  sei,  entwickelt  er  die  grossen 
Verschiedenheiten  beider  Arten  und  schliesst  die  Bemerkung  zu 
J.  cai)cnsis  mit  den  Worten:  „Enfin  cette  derniere  espece  (J. 
cephalotes)  a  une  capsule  triloculaire,  renfermant  de  4  a  8  graines 
tandis  qu'elle  est  uniloculaire  et  polysperme  dans  le  capensis. 
J*ai  pu  verificr  ces  observations  sur  un  grand  nombre  d'echan- 
tillons."  Nun  ist  aber  die  Kapsel  von  dem,  was  de  Laharpe: 
J.  ca])ensis  nennt,  also  nach  meiner  Auffassung :  J.  lomatophyllus 
lSi)reng.,  zweifellos  vollständig  dreifächerig,  die  Samen  sind  gross 
und  in  jedem  Faclie  wenig  zahlreich.  Ich  möchte  daher  fast  ver- 
muthen,  dass  de  Laharpe  solche  von  Tilzen  zerstörte  Kapseln 
vor  sich  gehabt  und  die  Sporenklümpchen  für  Samen  gehalten 
habe.  Damals  jjücgte  man  ja  das  Mikroskop  (welches  sofort 
hierüber  Aufklärung  gegeben  haben  würde)  bei  solchen  systemati- 
schen Arbeiten  noch  kaum  zu  verwenden.  Meine  Vermuthung 
wird  wohl  noch  dadurch  unterstützt,  dass  de  la  Harpe  in  der 
vorhergehenden  Anmerkung  dem  J.  capensis  eine  „capsule  elliptique, 
mucronoe,  pres(|ue  aussi  longue  que  le  perigone"  zuschreibt,  was 
doch  auch  nur  auf  die  innen  durch  einen  Pilz  zerstörte  Kapsel 
I)asst.  -—  Uebrig(*ns  niuss  ich  darauf  hinweisen,  dass  auch  Ernst 
Meyer  sich  schon  bei  der  Aufzählung  der  von  Chaniisso  bei 
Gelegenheit  der  Ronianzoft^schen  Kx])edition  bei  der  Capstadt 
gesammelten  Pflanze  (Linnaea  1S28,  III,  p.  1573)  gegen  einen  aus 
der  Anzahl  der  Samen  entnonimenen  Unterschied  ausspricht, 
obwohl  er  merkwürdiger  Weise  auf  den  behaupteten  Unterschied 
im  Baue  der  Kapsel  nicht  näher  eingeht.  — 

Der  Stengel  dieser  Art  ist  besonders  interessant.  Unter  der 
zarten  Epidermis  und  einer  vorhältnissniässig  sehr  dünnen  Rinden- 
schicbt  liegt  eine  Reihe  von  (iefässbündeln,  mit  denen  gewöhnlich 
noch  kleine  (iruppen  von  Bastzellen  abwechseln.  Die  Gefäss- 
bündel  sind  sehr  ungleich  gross  und  springen  mehr  oder  weniger 
weit  in  das  Mark  vor;  ausserdem  finden  sich  aber  auch  noch  sehr 
eigenthümlich  geformte  f'auf  dem  Querschnitte  eiförmig  gestaltete) 
(jefässgruppen  im  Marke  selbst  zerstreut,  welche  zuweilen  mit 
äusseren  Gefässbündeln  in  Berührung  stehen,  meist  aber  ganz 
isolirt  liegen.  Das  Mark  nimmt  den  grössten  Theil  des  Quer- 
schnittes ein;  in  der  Mitte  desselben  befindet  sich  eine  durch 
Schwinden  entstandene  Längshöhle.  Die  Querschnitte  verhalten 
sich  beim  Einweichen  in  Wasser,  oder  heissen  Dämpfen  sehr 
verschieden.     Manche   von  ihnen  (namentlich    sehr  zarte    Quer- 


i 


475 

schnitte  düiiDer  Stengel)  quellen  von  selbst  zur  natürlichen  Grösse 
und  Contour  auf;  meist  aber  besitzen  die  in  Folge  der  Pressung 
zusammengedrückten  Zellen  nicht  die  erforderliche  Elasticität 
mehr,  und  der  Beobachter  muss  daher  die  Schnitte  mit  Nadeln 
auseinander  zerren.  Hierbei  ist  dann  grosse  Vorsicht  erforderlich, 
damit  der  Querschnitt  nicht  einen  unnatürlichen  Umriss  erhält  — 
Ein  ganz  besonderes  Interesse  bietet  der  J.  lomatophyllus 
Spreng,  in  morphologischer  Beziehung  dadurch,  dass  er  ge- 
schlossene Blattscheiden  besitzt.  Es  ist  dieser  Punkt 
(der  Bau  der  Blattscheiden  bei  den  Juncaceen)  in  den  letzten 
Jahren  mehrfach  von  J.  Duval-Jouve  und  mir  erörtert  worden, 
die  neueste  Arbeit  darüber  ist  mein  Aufsatz;  Die  Deckung  der 
Blattscheiden  bei  Juncus  (diese  Abhandlungen  1874,  IV.,  p.  135). 
In  demselben  habe  ich  nachgewiesen,  dass  auch  diejenigen  Juncus- 
Arten,  von  denen  Duval-Jouve  behauptete,  dass  sie  geschlossene 
Blattscheiden  besitzen,  (J.  compressus  Jacq.  und  J.  tenuis  Willd.) 
in  Wirklichkeit  gerollte  besitzen,  und  ich  kam  zu  dem  Schlüsse: 
„dass  bis  jetzt  keine  Juncus-Art  mit  verwachsenen  Blattscheiden 
bekannt  ist,  während  auf  der  andern  Seite  keine  bis  jetzt  unter- 
suchte Luzula-Art  deckende  Ränder  der  Blattscheiden  besitzt." 
Nachdem  ich  meinem  hochverehrten  Freunde,  Herrn  Professor 
Alexander  Braun  in  Berlin  einen  Separatabdruck  dieses  kleinen 
Aufsatzes  eingesandt  hatte,  erhielt  ich  von  demselben  bald  darauf 
(unterm  22.  October  1874)  frische  Triebe  des  in  dem  botanischen 
Garten  zu  Berlin  seit  längerer  Zeit  in  Cultur  befindlichen  J. 
lomatophyllus  Spreng,  mit  der  Bemerkung  zugesandt,  dass  er  an 
dieser  Pflanze  schon  vor  mehreren  Jahren  geschlossene  Blatt- 
scheiden gefunden  habe,  eine  Beobachtung,  welche  ich  an  dem 
übersandten  Materiale  leicht  controliren  könne.  Dies  ist  denn 
in  der  That  auch  leicht  genug.  So  besassen  z.  B.  die  vier 
obersten  Laubblätter  eines  massig  langen  Seitentriebes  Blatt- 
scheiden, welche  fast  auf  1  cm.  Länge  geschlossen  waren;  auch 
an  den  untersten  Laubblättern  der  (übrigens  verkrüppelten) 
Blüthenstengel,  welche  Herr  Prof.  Braun  mir  übersandte,  waren 
die  Blattscheiden  geschlossen.  Im  Blüthenstande  umfassen  die 
Bracteen  ihre  Achse  nirgends  vollständig,  und  es  kann  daher 
weder  von  Verwachsung  noch  von  Rollung  ihrer  Ränder  die  Rede 
sein.  Eigenthümlich  aber  verhalten  sich  die  Grundblätter*)  im 
Blüthenstande.  Sie  besitzen  unten  verwachsene,  oben  deckende 
Ränder;  zwischen  beiden  aber  zeigen  sie  auf  eine  längere  Strecke 
eine  Einfaltung  auf  der  vorderen  Seite  des  noch  geschlossenen 
Grundblattes,  welche  Faltung  natürlich  leicht  für  eine  wirkliche 
Rollung  der  Blätter  gehalten  werden  kann.  —  J.  lomatophyllus 
vermittelt  also  in  dieser  Beziehung  den  Uebergang  von  Juncus 
zu  Luzula,  was  um  so  merkwürdiger  ist,  als  diese  Art  ja  über- 
haupt nach  ihrer  Wachsthumsweise,  ihrem  Habitus   ganz  ausser- 

*)  Vergl.  über  diesen  Ausdruck  meinen  Aufsatz :  Ueber  den  Blüthenstand 
dür  Juncaceen  in  Pringsbeini's  Jahrbüchern  für  wissenschaftliche  Botanik. 
1865,  V. 


476 

ordentlich   an    Luzula   erinnert.     Den  Gedanken,   sie   zu   einer 
j  neuen  zwischen  Juncus  und  Luzula  stehenden  Gattung  zu  erheben, 

der  sich  bei  dieser  Sachlage  fast  von  selbst  aufdrängt,  habe  ich 
nach  einiger  Ueberlegung  doch  aufgeben  zu  müssen  geglaubt, 
da  die  Art  im  Blüthenbaue  ganz  mit  den  übrigen  Juncus -Arten 
übereinstimmt.  Da  es  mir  ausserdem  nicht  möglich  war,  die 
Frage  wegen  des  Baues  der  Blattscheiden  für  die  übrigen  Arten 
vom  Cap  (von  denen  mir  ja  nur  getrocknetes  Material  vorlag) 
zu  entscheiden,  und  ich  also  nicht  beurtheilen  kann,  in  wieweit 
diese  Arten  sich  darin  dem  J.  lomatophyllus  Spreng,  anschliessen 
oder  nicht,  so  habe  ich  selbst  darauf  verzichtet,  in  der  vor- 
stehenden Üebersicht  der  Arten  hierauf  eine  eigene  Section  zu 
gründen.  Hier  bleibt  noch  eine  grosse  Lücke,  welche  nur  durch 
Beobachtungen  in  der  freien  Natur  ausgefüllt  werden  kann. 

Abbildungen:  Tafel  X.,  rechts. 

f  Fig.  1.    Ein  Exemplar  (Eckion  No.  50)  in  halber  natürlicher 

Grösse.  Es  ist  dies  bei  weitem  keine  der  stärksten  vorliegenden 
Pflanzen. 

Fig.  la.    Ein  Köpfchen  in  natürlicher  Grösse. 

Fig.  2.  Blüthe  eines  im  Berl.  bot.  Garten  cultivirten  Exem- 
:;  plares  im  Momente  des  Aufblühens  (Vorstreckens  der  Narben  — 

f  die  Pflanze  ist  proterogynisch). 

Fig.  2a.    Pistill  einer  ähnlichen,  etw.  weiter  entwick.  Blüthe. 

Fig.  3.    Blüthe  eines  Ecklon-Zeyher'schen  Exemplares. 

Fig.  3a.    Aeusseres   Perigonblatt  von  3,   schräg  von  innen. 

Fig.  3b.    Inneres  Perigonblatt  mit  zwei  Staubgefässen. 

Fig.  4.    Die  (nicht  völlig  reife)  Kapsel  aus  3. 

Fig   4a.    Fruchtklappe  von  innen  gesehen. 

Fig.  5.    Samen  aus  der  in  Fig.  4  dargestellten  Kapsel. 

Fig.  6.  Diagramm  der  Blüthe.  Der  Fruchtknoten  nach 
einem  Querschnitte,  Perigon  und  Staubgefässe  halbschematisch. 

Fig.  7.  Stengelquerschnitt.  Es  ist  einer  der  dünnern  Stengel 
gewählt,  da  stärkere  Stengel  (von  5—6  mm.  Durchmesser)  eine 
übermässig  grosse  Figur  geliefert  haben  würden.  Auf  die  eigen- 
thümlichen,  im  Marke  zerstreuten  Zellgruppen  hoffe  ich  an  einer 
andern  Stelle  zurückkommen  zu  können. 

25)  J.  Sonderianus  Buchenau. 

Perennis  caespitosus.  Rhizoma  obliquum,  multiceps; 
radices  filiformes  subfibrosae.  Gaules  aphylli  erecti,  stricti, 
6  — 18  cm.  alti,  compressi,  inconspicue  (in  statu  sicco  saepe 
conspicue)  valleculati.  F  o  1  i  a  basilaria,  caulibus  multo 
breviora,  usque  10  cm.  longa,  basi  usque  2  mm.  lata,  apice 
tenuia,  in  mucronum  ferrugineum  producta,  linearia  plana, 
superne  canaliculata  et  plerumque  curvata,  subtus  in- 
conspicue carinata;  vagina  marginibus  hyalinis  angustis  instructa. 
superne  interdum  in  auriculas  duas  breves,  obtusas  producta, 
Inflorescentia  terminalis,  coraposita,  parva,  e  capitulis 


\ 


477 

1—3,  plerumque  congestis  formata.  Capitula  multiflora, 
diam.  8  —  10  mm.  Bractea  infima  frondescens,  plerumque  in- 
florescentiam  superans,  ceterae  hypsophyllinae;  bracteae  florum 
singulorum  late-lanceolatae,  acutato-mucronatae.  Flores  pedun- 
culati,  4  mm.  longi,  straminei  vel  pallide  ferruginel  Tepala 
externa  lanceolata  aristata ,  vel  aristato  -  mucronata ,  interna 
subbreviora,  oblonga,  obtusa,  marginibus  saepe  involutis; 
tepala  medio  dorsi  impellucida,  ferruginea,  lateribus 
stramineis  diaphanis,  interna,  saepe  dorso  lineis 
duabus  fere  castaneis  notata,  marginibus  albo-hya- 
linis.  Stamina  sex,  tepalis  dimidio  breviora;  fila- 
menta  linearia,  antherae  lineares,  filamentis  aequi- 
longa.  Ovarium  trigono-ovatum ;  stilus  longus;  Stigmata 
3,  longa.  Capsula  perigonio  brevior,  apiculata,  vel  breviter 
mucronata,  trigono-ovata,  angulis  rotundatis,  faciebus  canalicu- 
latis,  perfecte  trigona,  nitida,  ferruginea,  basi  pallida.  Seraina 
magna,  0,r.  mm.  longa,  ferruginea  (immatura). 

Juncus  capensis  Th.  (i  angustifolius  E.  M.  pr.  pte, 
J.  capensis  var.  capitata  N.  ab.  Es.  in  Linnaea  1847,  XX., 
p.  244  (vide  etiam  sub  Junco  acutangulo  Buchenau). 

Port  Elizabeth,  auf  den  Sandhügeln  und  am  felsigen  Gestade, 
unter  100  Fuss,  December  (Drege  e);  am  Strande,  auf  Dünen 
bei  Cap  Recief  und  Port  Elizabeth,  Algoabay,  Distr.  Uitenhage, 
Februar  1830,  Eckion  und  Zeyher,  No.  9  und  780). 

Diese  Pflanze  ist  besonders  charakterisirt  durch  den  wenig 
zusammengesetzten,  meist  ganz  zusammengezogenen  Blüthenstand, 
die  flachen,  oberwärts  rinnigen,  meist  gebogenen  Blätter,  welche 
fast  nie  die  halbe  Länge  des  Stengels  überschreiten,  die  blass 
rostfarbenen  Blüthen  und  die  kurzen  Staubgefässe.  Die  Kapsel 
ist  immer  kürzer  als  das  Perigon,  aber  an  der  Ecklon-Zeyher'schen 
Pflanze  länger  bespitzt,  als  an  der  Drege'schen,  so  dass  ein 
daher  genommenes  Kennzeichen  mit  Vorsicht  zu  gebrauchen  ist. 

Nach  den  Standorten  zu  schliessen  scheint  die  Pflanze  eine 
strandliebende  zu  sein.  —  Ich  benannte  sie  zu  Ehren  meines 
Freundes,  des  Herrn  Dr.  W.  Sonder  in  Hamburg,  dessen  Verdienste 
um  die  Capflora  ja  allgemein  bekannt  sind,  und  durch  dessen 
freundliches  Entgegenkommen  allein  die  Bearbeitung  dieser  Mono- 
graphie ermöglicht  wurde. 

Abbildungen:  Tafel  X.,  links. 

Fig.  1.    Ein  Exemplar  in  natürlicher  Grösse. 

Fig.  2.  Eine  Blüthe  desselben;  ihre  obere  Seite  ist  nach 
links  gewandt. 

Fig.  2a.  Aeusseres  Perigonblatt  aus  2,  von  der  Seite  ge- 
sehen. 

Fig.  2b.    Inneres  Perigonblatt  mit  zwei  Staubgefässen. 

Fig.  3.    Frucht  aus  3  nach  Entrollung  der  NarbenschenkeL 

Fig.  4.    Pistill  aus  einer  blühenden  Blume. 

Fig.  6.    (Unreife)  Samen  aus  3. 


/ 


478 


Fig.  G.    Diagramm.     Die  Frucht  nach   einem  Querschnitte. 
Perigon  und  Staubgefiisse  halbschematisch. 
Fig.  7.     Querschnitt  durch  den  Stengel. 
Alle  Fig.  nach  einem  Exemplare  von  Port  Elizabeth  (Drege  e). 


26)  J.  anonymus^  Steud.  (char.  emend.) 

Percnnis.    Radices  filiformes,  validae.    R h i z o m a  breve, 
ercctum.     Gaules  erecti,  34—85  cm.   alti,  simplices,    scapi- 
form  es,    in  statu  sicco  compressi  et  iudistincte  valleculati,  in 
statu  humido  subcompressi,  obtusanguli  (angulis  3— 4),  intus 
cavi  vel  medulla  repleti.    Folia  caulibus  multo  breviora,  10—35 
mm.  longa,  linearia  (1 — 2,  raro  3  mm.  lata)  vix  canaliculata,  basi 
latiora    (usque    4   mm.   lata),   marginibus  vaginae  angustissimis, 
apice  nigro   mucronata;    auriculae  plerumque  desunt,    rarius  jin 
folio  intimo  auricula  una  vel  duae  obtusae  vel  acutae  reperiuntur. 
Inflorescentia  terminalis,   composita,    capitulis   3    12, 
lateralibus  longius  breviusve,  interdum  etiam  brevissime  stipitatis. 
Capitula  globosa  diam.  10 — 12, r,  mm.,  multi  (20 — 35)  flora. 
Bractea   infima   frondesccns,    inflorescentiam    aequans 
vel  superans,  ceterae  hypsophyllinae;  bracteae  fiorum  singulomm 
lanceolatae,    aristato- mucronatae,    flores    plerumque    aequantes. 
Flores  breviter  pedunculati,  4  mm.  longi,  hexandri.     Tepala 
extern  a    lanceolata,     aristato- mucronata,    mucrone 
nigro,  interna  subbreviora  oblonga  obtusissima,  mar- 
ginibus latis  involutis,  omnia  medio  dorsi  ferruginea, 
lateribus    fusca,    externa  marginibus  hyalinis,    interna   albo- 
hyalinis,  membranaceis.    Stamina  sex,  tepalis  externis  xlimidio 
breviora;    filamenta  linearia    brevia,  antheris   triplo   breviora, 
antherae  lineares,   flavidae.      Ovarium  trigono-ovatura,  stilus 
longus,  Stigmata  3,  longa,  exserta.     Capsula  ovato-pris- 
matica  trigona,  angulis  obtusis,  lateribus  canaliculatis,  longe 
mucronata,  trilocularis,  tepalis  externis  fere  duplo 
brevior,  f errugineo  -  straminea,  nitida.   Semina  pauca, 
magna,  0,«  mm.  longa,  obovata,   membrana  externa  in  statu 
humido  valde  relaxata,  interna  ferruginea,  inconspicue  reticulata. 
J.  anonymus  E.  ü.  Steudel,   Synopsis  glumacearum,    1855, 

II.,  p.  304   (errore  inexplicabili   sub   speciebus  triandris 

enumeraturi) 
Dutoitskloof,    sumpfige   Orte  zwischen   Gestrüpp;    Huraus; 
3-4000  Fuss;  Januar  (Drege,  1604a.) 

Die  mir  vorliegenden  wenigen  Exemplare  dieser  Art  zeigen 
ziemlich  grosse  Verschiedenheiten,  welche  sich  in  der  Länge  der 
Blätter,  der  Höhe  und  dem  Baue  des  Stengels  und  der  grössern 
oder  geringern  Verlängerung  der  Seitenachseu  des  Blüthenstandes 
aussprechen.  Indessen  ist  an  ihrer  Zusammengehörigkeit  nicht 
zu  zweifeln;  die  Hauptkennzeichen  der  Art  sind  die  linealischen, 
flachen  oder  doch  nur  wenig  eingerollten  Blätter,  der  hohe  Wuchs, 
die  grossen  und  sehr  reichblüthigen  Köpfchen,  die  längern  äussern 


479 

Tepala,  die  kurzen  Staubgefässe,  die  kurze  Kapsel   und  die  sehr 
gi'ossen  Samen. 

Es  erscheint  mir  sehr  wahrscheinlich,  dass  diese  Art  genetisch 
zunächst  mit  dem  June,  capensis  Thbg.,  susp.  I.  longifolius,  var. 
gracilior  zusammenhängt;  indessen  habe  ich  doch  keine  wirklichen 
UebergäHge  zwischen  beiden  gesehen,  welche  uns  nöthigen  würden, 
sie  zusammenzuziehen. 


27)  J.  indescriptus  Steud. 

Perennis,  caespitosus.  Rhizoma  oblique  adscendens. 
Radices  filiformes  fibrosae.  Gaules  scapiformes,  basi 
tantum  foliati,  18— 40  cm.  alti,  compressi,  laeves.  Folia 
culmo  multo  breviora  basi  plana,  usque  6  mm.  lata  lutea,  su- 
perne  mox  viridia  anguste  linearia,  canaliculata,  vix 
1  mm.  lata,  basi  marginibus  albo-hyalinis  (auriculae  desunt),  apice 
in  mucronem  nigrum  angustata.  Inflorescentia  terminalis 
composita  vel  decomposita,  capituligera;  rami  erecti.  Capitula 
semiglobosa,  9—12,  raro  usque  15  flora.  Bractea  infima 
folia cea,  inflorescentia  duplo  brevior,  ceterae  hypsophyllinae, 
bracteae  florum  singulorum  late  lanceolatae,  acutae  vel  niucronatae, 
floribus  breviores.  Flor  es  3,7  5  mm.  longi  breviter  pedunculati. 
Tepala  aequilonga,  vel  interna  sublongiora,  externa 
late  lanceolata,  nigro-mucronata,  medio  dorsi  impellucida, 
viridi-ferruginea,  lateribus  plerumque  fuscis,  pellucidis,  marginibus 
latis  albo-hyalinis,  interna  oblonga,  obtusissima,  medio  dorsi 
impellucida,  viridi-ferruginea,  lateribus  fuscis,  maigiuibus  hyalinis, 
plerumque  involutis,  saepe  evanescentibus.  Stamina  sex, 
perigonio  J— J  breviora;  filamenta  linearia;  antherae  lineares, 
filamentis  longiores.  Ovarium  trigono-ovatum;  stilus 
longus  filiformis;  Stigmata  longa,  exserta  (in  statu 
sicco  nigra).  Capsula  perigonio  brevior,  ovato-trigona, 
rostrata,  angulis  rotundis,  faciebus  canaliculatis,  trilocularis, 
apice  pallide  castanea,  basi  straminea.  Semina  magna,  0,6  mm. 
longa,  oblique  ovata,  ferruginea,  basi  et  apice  fusca,  incon- 
spicue  reticulata,  areis  laevibus  (E.  G.  Steudel,  Synopsis  plant, 
glum.,  1855.  U,  p.  304).    • 

Bergrivier  beiPaarl,  unter  500';  Nov.,  Dec.  Jan.  (Drege  1604h). 

Eine  sehr  hübsche  und  wohlcharakterisirte  Art,  deren  Kenn- 
zeichen freilich  aus  der  von  Steud.  a.  a.  0.  gegebenen  Diagnose 
in  keiner  Weise  hervorgehen.  Steudel  setzt  die  Pflanze  unter 
die  dreimännigen  Arten,  während  ich  alle  untersuchten  Blüthcn 
(über  fünfzig)  sechsmännig  fand;  seine  Diagnose  lautet: 

Radice  fibrosa-,  culmo  tereti-compresso  (pedali  et  ultra)  nudo 
laevi  ima  basi  foliato;  foliis  planis  basi  dilatatis  mox  angustis- 
simis  (vix  |'"  latis)  culmo  multo  brevioribus;  anthela  umbellata 
composita  involucrata;  radiis  inaequalibus  apice  et  in  centro 
umbelläe  et  umbellularum  capituliferis;  capitulis  fere  (|)  orbicu- 
latis   multi-    (usque   20-)    floris   densis;     sepalis    subaequalibus 


I 

( 

480 

exterioribus  oblongis  brevc-acutatis  interioribus  ovatis  obtusius- 
culis  margine  membranaceo  albidis  Capsula  ovalo-triquetra  mucro- 
nata  sublongioribus.    Herb.  Drcge  1604  h.  4.  Afr.  austr. 

Ausser  der  Abweichung  in  der  Zahl  der  Staubgefasse  finde 
ich  auch  die  Blüthenzahl  nie  so  gross,  als  Steudel  sie  angiebt; 
namentlich  aber  ist  die  Diagnose  vielfach  so  unbestimmt,  dass 
nach  ihr  allein  die  Pflanze  gewiss  nicht  leicht  zu  erkennen  sein  wird. 

Besonders  charakteristisch  sind  für  unsere  Pflanze  der  ge- 
streckte, schräg  aufsteigende  Wurzelstock,  die  sehr  weit  hinab 
rinnigen  Blätter,  die  Abwesenheit  der  Blattöhrchen,  der  zusammen- 
gedrückte aber  nicht  scharfkantige  und  durchaus  nicht  gefurchte 
Stengel,  die  rundlichen  Köpfchen  und  die  aussen  mit  schwarz- 
.  braunen  Streifen  versehenen  Perigonblätter.  Von  J.  acutangulus, 
mit  dem  die  Art  sonst  nahe  verwandt  ist,  unterscheidet  sie  sich 
besonders  durch  das  schräg  ansteigende  Rhizom,  den  eben  er- 
wähnten Bau  des  Stengels,  durch  kleinere  Blüthen  und  die  auf- 
fallende Färbung  des  Perigons. 


28)  J.  acutangulus  Buchenau. 

Perennis,  dense  caespitosus.  Rhizoma  perpendicu- 
lare,  crassum,  multiceps.  Iladices  filiformes,  fibrosae. 
Gaules  aphylli  erecti,  rigidi,  25—35  cm.  alti.  1,5 — 2  mm. 
crassi,  trianguli,  faciebus  inaequalibus ,  striato-sulcati 
(in  statu  sicco  saepe  fere  ancipites,  facie  latissima  canaliculata), 
intus  cavi.  Folia  basilaria,  10-  (raro)  20  cm.  longa, 
plerumque  apice  curvata,  linearia,  sensim  angu- 
stata,  basi  3-4  mm.  lata  plana,  apice  0,5  mm.  lata,  canalicu- 
lata  et  subtus  obsolete  carinata,  glauca;  margines  va- 
ginae  hyalini,  superne  (semperV)  in  auriculam  unam  vel 
duas  acutas  producti;  apex  folii  in  mucronem  subtilissimum 
productus.  Inflorescentia  terniinalis  erecta,  decomposita, 
capitulis  10— 20,  raro  ultra,  ramis  erectis,  strictis. 
Bractea  infima  frondescens,  2 — 5  cm.  longa,  inflorescentia  bre- 
vior,  sequentes  lamina  brevi,  ceterae  hypsophyllinae ;  bracteae 
florum  singulorum  late  lanceolatae,  aristato-mucronatae,  hypso- 
phyllinae. Capitula  heraisphaerica,  diam.  9—11  mm.,  ca. 
12  flora;  flores  in  statu  maturo  squarrosi,  acutan- 
guli.  Tepala  sub  aequilonga,  vel  externa  paullo  lon- 
giora  (infimo  plerumque  ceteris  sublongius),  medio  dorsi  viri- 
diusculo-straminea  vel  pallide-ferruginea,  lineis  duabus  lateralibus 
castaneis  (in  statu  sicco  ferrugineis)  marginibus  albo-hyalinis, 
externa  lanceolata  breviter  mucronata,  interna  ob- 
longa  obtusissima,  marginibus  saepe  involutis. 
Stamina  sex,  perigonio  ca.  l  breviora;  filamenta 
linearia,  antherae  lineares,  filamentis  duplo  longiores.  Ova- 
rium  trigono-ovatum;  s tilus  longus;  Stigmata  longa,  exserta. 
Capsula  perigonio  ca.  J  brevior,  prismatica,  obtuso- 
triangula,   faciebus  canaliculatis,    apice  mucronata,  nitida 


481 

straminea,  trilocularis.  Semina  magna  0,«  mm.  longa,  late 
ovata  vel  obovata,  ferruginea,  apice  fusca,  membrana  externa 
in  statu  humido  relaxata,  in  statu  sicco  costata  et  indistincte 
reticulata. 

Somerset,  Stellenbosch,  October  (Zeyher  No.  4318),  Dorn- 
hoogde  und  Wynberg  in  der  Capfläche,  December  (Eckion;  auch 
Zeyher  (?)  No.  100  im  Nees'schen  Herbarium  jetzt  zu  Berlin.) 

Dies  ist  eine  ausgezeichnete  Juncus-Art,  welche  besonders 
an  dem  steifaufrechten,  im  trockenen  Zustande  scharfkantigen 
Stengel  und  den  (namentlich  zur  Fruchtreifezeit)  scharfkantigen 
braunen  Blüthen  leicht  zu  erkennen  ist.  Sehr  eigenthümlich 
sind  auch  die  Blätter,  welche  unten  breit  und  flach,  oben  aber 
schmal  und  fast  pfriemenförmig  sind.  (Beim  Absterben 
rollen  sich  die  Blätter  ganz  auf.)  Die  Blätter  der  Seitentriebe 
haben  oft  nur  einen  sehr  kurzen  breiteren  Grund  und  ragen 
mit  ihren  schmalen  Theilen  aus  den  Achseln  der  breiten  Blätter 
der  Haupttriebe  hervor;  die  schmalen  Blätter  sind  gewöhnlich 
an  der  Spitze  gekrümmt ;  die  älteren  Blätter  haben  meistens  ihre 
schmalen  Spitzen  verloren,  (ob  vielleicht  durch  Abweiden?);  da 
überdies  die  älteren  Blätter  eine  lebhaft  braune  Farbe  haben, 
die  diesjährigen  jüngeren  aber  graugrün  sind,  so  ist  diese  Farben- 
zusammenstellung ziemlich  auffallend.  —  Im  Uebrigen  ist  J. 
acutangulus  ein  ausgezeichneter  Vertreter  der  mehrjährigen  Junci 
graminifolii  mit  unbeblättertem  Schafte ,  nahezu  gleichlangen 
Perigontheilen,  deren  äussere  in  eine  dunkele  Stachelspitze  aus- 
laufen, deren  innere  sehr  breite  weisse  häutige  Ränder  haben,  6 
Staubgefässen,  welche  kürzer  sind  als  das  Perigon,  einer  voll- 
kommen dreifächerigen,  mehr  oder  weniger  stachelspitzigen  Frucht. 

Eigenthümlich  ist  das  Verhalten  der  Oehrchen  am  oberen 
Rande  der  Blattscheide.  Sie  scheinen  immer  an  dem  innersten, 
dem  Stengel  vorhergehenden  Laubblatte  vorhanden  zu  sein; 
mehrfach  fand  ich  sie  auch  an  den  vorhergehenden;  auf  den 
äussern  dagegen  suchte  ich  sie  vergebens.  Bei  ihrer  sehr  zarten 
Beschaffenheit  wäre  es  ja  leicht  möglich,  dass  sie  geschwunden 
wären,  doch  macht  es  mir  eher  den  Eindruck,  als  wenn  sie  dort 
ganz  gefehlt  hätten.  Die  Sicherstellung  dieses  Punktes  muss 
Botanikern,  welche  in  der  Lage  sein  werden,  die  Pflanze  im  frischen 
Zustande  zu  beobachten,  überlassen  bleiben.  —  Ebenso  bleibt 
zu  beobachten,  ob,  wie  ich  vermuthe,  die  Blätter  im  frischen 
lebenskräftigen  Zustande  dicht  nach  innen  eingerollt  sind  und 
erst  späterhin  (vielleicht  beim  Absterben)  sich  aufrollen;  der 
Grund  davon  scheint  der  zu  sein,  dass  die  Blätter  auf  der  Ober- 
seite keine  festwandige  Epidermis,  sondern  ein  sehr  zartwandiges 
Gewebe  besitzen,  wie  es  J.  Duval  -  Jouve  mit  dem  Namen  cellules 
bulliformes  bezeichnet  und  in  seinem  Aufsatze:  Sur  quelques 
tissus  de  Joncees,  de  Cyperacees  et  de  Graminees  (Bull,  de  la 
SOG.  botan.  de  France,  1871,  XVIH.,  p.  321)  auch  für  Juncus 
bufonius,  compressus  und  tenuis  nachgewiesen  hat. 

Mit  einigem  Zweifel  ziehe  ich  hierher  zwei  Pflanzen  von 
Bergius,  welche  Sprengel  bei  seiner  Bearbeitung  dieser  Pflanzen 

IV.    Juni  1876«  81   • 


482 

irriger  Weise  zu  seinem  „J.  cymosus"  gelegt  hat.  Sie  ist  mit 
Kerstenbosch,  18.  Februar  1816  und  einem  Zeichen  etikettirt, 
welches  nach  Mittheilung  meines  geehrten  Freundes,  des  Herrn 
Professor  Garcke:  unter  den  Gipfel  des  Tafelberges  bedeutet 
Bei  ihnen  sind  fast  sämmtliche  Blätter  schmal  und  fest  nach 
innen  eingerollt;  ältere  Blätter  sind  nur  ganz  wenige  vorhanden. 
Die  Stengel  sind  23—29  cm.  hoch,  die  Blätter,  höchstens  9  cm. 
lang.  Der  Stengel  ist  im  trockenen  Zustande  stark  zusammen- 
gedrückt, Scheibchen  aus  demselben  zeigen  aber  nach  dem  Auf- 
weichen nur  sehr  undeutliche  Kanten.  Die  Blüthen  sind  zwar 
etwas  kleiner  als  bei  den  ächten  Exemplaren  von  acutangulus, 
stimmen  aber  sonst  im  Wesentlichen  mit  den  Blüthen  der  letztem 
übcrcin.  Dass  sie  weniger  scharfkantig  sind,  mag  wohl  damit 
zusammenhängen,  dass  die  Früchte  erst  halbreif  sind.  Die 
Pflanzen  dieses  Standortes  bleiben  weiter  zu  beachten.  — 

In  der  Eckion  -  Zeyher'schen  Sammlung  sind  die  bei  Dom- 
hoogde  in  der  Capflächc  gesammelten  Exemplare  dieser  Art  als 
,J.  capensis  Thbg.,  var.  capitata  N.  ab  Es."  bezeichnet.  Dies 
ist  aber  ein  Irrthum,  da  dieser  Name  sich  auf  die  von  mir 
J.  Sonderianus  genannte  Form  (No.  9)  bezieht,  für  die  die  Be- 
zeichnung: „capitata"  einigen  Sinn  hat,  obwohl  sie  nicht  ganz 
correct  ist.  Die  Bestimmung  dürfte  schwerlich  von  Nees  selbst 
herrühren,  und  habe  ich  sie  desshalb  auch  nicht  oben  als  Synonym 
aufgeführt. 

29)  J.  capensis  Thbg.  (char.  emend».) 

Pcrcnnis.  Rhizoma  perpendiculare,  breve  vel 
rarius  obliquum,  clongatum  ettenue.  lladices  fibrosae. 
Gaules  erecti,  scapiformes,  compressi,  crassitie  et  altitudine 
divcrsi.  Folia  linearia,  plana  vel  canaliculata,  longi- 
tudine,  latitudine,  firmitate  divcrsa.  Inflorescentia  ter- 
minalis,  simplex,  composita  vel  decomposita.  Bractea  in- 
fima  frondosa,  ceterae  liypsophyllinae.  Capitula  plerumque 
pauci  (usquc  10-)  flora,  in  varietate  „strictissimo"  multiflora, 
magnitudine  et  colore  diversa.  Flores  hexandri.  Tepala 
externa  semper  lanceolata,  mucrouata,  mucrone  lon- 
giore  brevioreve,  interna  oblon  ga,  mar  ginibus  latis 
albo-hyalinis  involutis.  Stamina  sex,  perigonio  J — 
fere  J  breviora.  Filamenta  linearia,  antherae  lineares, 
filamentis  ca>  duplo  breviora.  Capsula  perigonio  ca. 
l  brevior,  trigono-prismatica,  trilocularis,  plerum- 
que longius  mucronata  vel  fere  rostrata.  Semina 
pauca,  magna. 

C.  P.  Thunberg,  Prodromus  plantarum  capensium  1794,  I,  p,  66 

subspecies  I.  longifolius  E.  M.  Plantae  glaucae.  Cau- 
lis  strictus.  Folia  linearia,  in  diniidio  inferiore  dila- 
tata,   stricta.     C  apitula  pauci  -  multiflora 

var.  a  strictissimus  Bchn.  Planta  valida,  usque  60  cm. 
alta  glauca.    Rhizoma  perpendiculare,  breve.    Caulis 


483 

firmus,  diam.  usque  2nim.,  in  statu  sicco  compressus, 
acutangulus  (angulis  2— 3),  striato-valleculosus,  in  statu  humido 
obtuse  triangulus,  striato-valleculosus.  Folia- usque  30  cm. 
longa,  stricta,  linearia,  inferne  dilatata,  plana,  su- 
perne  canaliculata,  superne  ca.  IJ,  inferne  usque  6mm. 
lata;  vagina  late  marginata,  apice  longe  mucronato,  mucrone 
ferrugineo;  auriculae  desunt.  Inflorescentia  termi- 
nalis  supradecomposita,  den  sa  (sed  non  conglomerata) 
ramis  erectis  strictis,  capitulis  15 —  ca.  50.  Bractea 
infima  frondescens,  plerumque  firma  et  inflorescentiam 
superans,  ceterae  hypsophyllinae;  bracteae  florum  singulorum 
lanceolatae,  mucronato-aristatae,  floribus  breviores.  Capitula 
magna  (diam.  usque  12  mm.)  multi-(10— ca.  15)  flora.  Flores 
4—5  mm.  longi,  acutanguli.  Tepala  subaequilonga, 
medio  dorsi  viridiuscula,  lineis  duabus  lateralibus 
castaneo-fuscis  (in  statu  sicco  pallidioribus) ;  tepala  externa 
lanceolata,  aristato-mucronata,  mucrone  castaneo,  fere  nigro, 
interna  oblonga,  obtusissima,  marginibus  latissimis  albo-hyalinis, 
involutis.  Stamiua  sex,  tepalis  internis  J  breviora;  fila- 
menta  filiformia;  antherae  lineares,  flavidae,  filamentis  duplo 
longiores.  Stilus  longus.  Stigmata  longa,  exserta.  Cap- 
sula (immatura)  perigonio  J  brevior,  ovato-trigona,  angulis 
rotundatis,  faciebus  canaliculatis,  apice  attenuata  et  breviter 
rostrata,  straminea,  nitida.  Semina  (immatura)  pauca 
magna  (0,6—0,7  mm.  longa),  membrana  externa  in  statu  humido 
relaxata. 

Hottentottsholland;  leg.  Gueinziüs  (hb.  Sonder.) 
var. /^gracilior  Bchn.  Planta  gracilior, 30— 45  (Nr.  4317 
Ecklonii  usque  55)  cm.  alta.  Rhizoma  perpendiculare, 
breve.  Caulis  strictus,  diam.  ca,  1,5  mm.,  in  statu  sicco 
compressus,  in  statu  humido  subcompressus  et  obso- 
lete triangulus,  plerumque  indistincte  valleculosus.  Folia  15—25 
(in  Nr.  4317  Eckl.  usque  35  cm.)  longa,  linearia,  1  mm.  lata, 
inferne  dilatata  (usque  3  mm.),  superne  canaliculata;  margines 
vaginae  hyalini,  superne  saepe  (in  folio  infimo  fere  semper)  in 
auriculas  duas  acutas  producti.  Inflorescentia  terminalis, 
composita  vel  decomposita,  capitulis  12—20,  ramis 
erectis.  Bractea  infima  frondescens,  plerumque 
curvata  et  inflorescentia  brevior,  rarius  stricta  et  in- 
florescentiam aequans  vel  paullo  superans ;  bracteae  florum  singu- 
lorum hypsophyllinae late-lanceolatae,  aristato-mucronatae.  Flores 
longius  breviusve  pedunculati,  4,o  mm.  longi.  Tepala  sub- 
aequilonga, interna  subbreviora,  ferruginea  vel  pallide 
ferruginea,  externa  lanceolata,  apice  longius  breviusve  mucro- 
nato-aristata,  interna  oblonga,  obtusissima,  dorso  lineis  duabus 
obscurioribus  notata,  marginibus  albo  hyalinis  latissimis,  invo- 
lutis. Stamina  sex,  tepalis  internis  ^  breviora,  filamenta 
linearia,  antherae  lineares,  filamentis  duplo  breviores.  Ovarium 
trigono-ovatum ;  stilus  longus;  Stigmata  tria,  longa,  exserta. 
Fructus  et  semina  desiderantur. 

81  ♦ 


1 


484 

J.    cymosus    Spreng   (nee.  Lam.)   K.  Sprengel,    neue  Ent- 
deckungen im  ganzen  Umfang  der  Pflanzenkunde  1821, 
IL,  p.  105. 
J.  capensis  Thbg.  var.  longifolius  E.  M.  pro  parte. 
J.  capensis  Thbg,  var.  angustifolius  herbar,,  pro  pte.  ' 

J.  stenophyllus  J.  G.  Steudel,  Syn.  Glumacearum  1855,11., 
p.  302,  pr.  pte. 

Cap  bonae  spei  5.  März  1816,  leg.  Bergius;  (Der  Fundort 
ist  auf  den  Etiketten  des  Berliner  Herbariums  nur  durch  mir 
unverständliche  Zeichen  angedeutet). 

Sieber  agrostotheca  capensis,  ed.  Wrbna  No.  108;  gleichfalls 
ohne  nähere  Bezeichnung  des  Fundortes. 

Zwischen  Paarl  und  Franschehoek,  flache,  etwas  feuchte 
Plätze  am  Bergrivier,  unter  500  Fuss,  November  (Blüthen  noch 
sehr  wenig  entwickelt,  Drcge:  „J.  capensis /:?  angustifolius  E.  M.; 
b");  ferner  Droge  1604,  k.  (Exemplare  in  Knospen;  der  nähere 
Standort  fehlt  in  dem  Drege'schen  Standorts-Verzeichnisse).  Von 
Kampsbay  bei  der  Kapstadt,  November ;  (Blüthen  noch  sehr  wenig 
entwickelt,  Eckion)  Capfläche,  December  (Beginn  der  Blüthezeit) 
Zeyher  (?)  No.  102  des  Nees'schen  Herbariums;  District  Wor- 
cester :  beim  Wasserfall  unweit  Tulbagh,  December  (Blüthen  noch 
im  Knospenzustande)  (Eckion,  im  Nees'schen  Herbarium,  jetzt 
dem  Königl.  Herbarium  zu  Berlin);  ein  ähnliches,  aber  noch  jün- 
geres Knospenexemplar  des  Sonder'schen  Herbariums  ist  be- 
zeichnet: bei  Tulbagh,  October;  No.  12,  Meyer  (andere  mit  No. 
12  bezeichnete  Pflanzen  gehören  aber  zu  Juncus  cephalotes  und 
J.  inaequalis).  District  George  (Zeyher  No.  4317) ;  —  diese  Ex- 
emplare kommen,  wie  bereits  in  der  Diagnose  hervorgehoben 
wurde,  durch  die  Grösse  und  die  Tracht  der  Pflanzen,  die  Steif- 
heit des  Stengels,  der  Blätter  und  der  Zweige  des  Blüthen- 
standcs,  sowie  durch  die  Grösse  der  Blüthe  der  var.  a  strictissi- 
mus  am  nächsten,  ohne  sie  aber  zu  erreichen ;  namentlich  unter- 
scheiden sie  sich  von  ihr  durch  die  Anwesenheit  der  spitzen 
0 ehrchen,  durch  die  weit  geringere  Blüthenzahl  und  durch  die 
weit  blasseren  Blüthen.  Auch  die  Sieber'sche  No.  108,  von  der 
ich  ein  Exemplar  dem  Königl.  Herbarium  zu  Leipzig  verdanke, 
nähert  sich  der  var.  strictissimus  und  hat,  wie  diese,  keine  Blatt- 
öhrchen  ;  die  Blüthenzahl  beträgt  bei  ihr  meistens  8—9  in  jedem 
Köpfchen.  —  Von  den  vorstehend  erwähnten  Exemplaren  in 
Knospen  bleiben  mehrere  in  Betreff  ihrer  Zugehörigkeit  zu  dieser 
Varietät  zweifelhaft;  leider  liegen  aber  überhaupt  keine  Exem- 
plare mit  reifen  Früchten  und  Samen  vor. 

Eins  der  Exemplare  von  Drege  b  erinnert  durch  die  steif- 
aufrechten Aeste  des  Blüthenstandes  an  manche  Exemplare  von 
J.  anonymus  Steudel  und  deutet  so  darauf  hin,  dass  diese  Art 
sich  vielleicht  von  der  hier  beschriebenen  Form  des  J,  capensis 
abgezweigt  hat. 

Subspecies  II.  angustifolius  E.  M.  Plantae  glau- 
cescentessivevirides.    Cauliserectustenuior.  Folia 


.485  ^ 

an  guste-linearia,  saepe  fere  filiformia,  .plerumque 
mollia,  dimidium  caulem  saepe  superantia. 

J.  stenophyllus  J.  G.  Steudel,  Syn.  glumacearum,  1855,  IL, 
p.  302,  pro  pte. 

var.  y  Ecklonii.  Plantae  gr  acil  i  or  es,  30— 35 
cm.  altäe.  Rhizoma  perpendiculare,  (rarius  ob- 
liquum)  breve  (rarius  elongatum).  Caulis  erectus, 
diam.  0,7  5—1  mm.,  in  statu  sicco  ancipite-compressus  et  saepe 
sulcatus,  in  statu  humido  compressus  et  indistincte  triangulus, 
vel  quadrangulus,  indistincte  valleculoso-striatus.  F  o  1  i  a  15—20, 
rarius  25cm.  longa,  anguste  linearia,  involuta,  saepe  fere 
filiformia;  vagina  latior,in  folio  infimo  plerumque  in 
auriculas  duas  acutas  producta.  Inflorescentia  com- 
posita;  capitula  10—15  (raro  18),  rami  erecti  vel  patentes. 
Bractea  infima  frondescens,  inflorescentiam  aequans  vel  sae- 
pius  ea  brevior;  bracteae  florum  singulorum  lanceolatae,  mucro- 
nato-aristatae,  floribus  breviores.  Capitula  6-  (raro)  10- 
flora,  diam.  8—10  mm.  Flore s  breviter  pedunculati,  ca.  4 
mm.  longi,  plerumque  pallide  ferruginei,  in  statu  humido 
obscuriores.  Cetera  ut  in  var.  ß.  Fructus  seminaque  de- 
siderantur. 

J.  capensis  Thbg.  ß  angustifolius  et  y  longifolius  E.  M. 
pr.  pte. 

Sumpfige  Stellen  an  einem  Bache  am  Fusse  des  Teufels- 
berges, 2.  Höhe,  19.  und  28.  November  1827  (Eckion  897,  Unio 
itin.  No.  35*),  hb.  E.  Meyer  No.  18  und  20,  Exemplare  mit  sehr 
jungen  Knospen,  No.  20  gehört  vielleicht  eher  der  Varietät  ß 
gracilior  an).  Am  Rande  eines  Baches  bei  Geele  Klcy  am 
Teufelsberge,  2.  Höhe,  24.  December  1826  (Eckion,  ün.  it.  No.  35; 
1828,  hb.  E.Meyer  No.  19).  Sumpfige  Stellen  in  der  Capschen 
Fläche  bei  Seekuhvalley,  December  1827  (Eckion,  Un.  it.  No.  89»; 
hb.  E.  Meyer  No.  17  pro  pte.,  die  andern  Exemplare  gehören 
zu  J.  Dregeanus  Kth.).  Reise  vom  Kromrivier  über  Gamtoos- 
rivier,  Krakakamma  nach  Uitenhaag,  December  (Eckl.  u.  Zeyher ; 
hb.  E.  Meyer  No  15**).  Tafelberg  (Eckion  und  Zeyher,  z.  Th. 
Knospenexemplare).  Gipfel  des  Tafelberges,  Januar  (Eckion,  hb. 
E.  M.  No.  22,  sehr  niedriges,  in  Knospen  stehendes  Exemplar  — 
ganz  ähnlich  ist  ein  anderes  mit  No.  51  bezeichnetes,  wohl  auch 
von  Eckion  gesammeltes  Exemplar  desselben  Herb,  mit  der 
Etikette:  In  der  Gegend  der  Capstadt  am  Fusse  des  Tafelsber- 
ges, Sept.,  Okt.  1824).  —  Feuchte  Stellen  zwischen  Gebüsch 
der  Cap'schen  Fläche  unter  Constantia,  December  (Eckion,  No.  23, 


*)  Eins  der  Exemplar«  Nr.  H5  aus  l)r.  Sonders  Herbar.  gebort  zu  J. 
Dregeanus  Kuntb. 

**)  In  Dr.  »Souder's  Herbarium  ist  eins  der  Exeiriplure,  Ixklon  No.  1)00 
(welche  zur  var.  flaccidus  geboren)  mit:  No.  15  Meyer  bezeicbnet;  es  ist  daber 
bei  der  Bestimmung  der  mitNo.  15  bezeicbneteu  Pfbauzen  einige  Vorsiebt  nötbig. 
Die  oben  aufgefübrte  Ptlanze  sali  ich  aus  dem  Köuigl.  Herbarium  zu  Lerliu 
und  Ernst  Meyer's  Herbarium:  in  beiden  war  sie  mit  Nr.  15  bezeichnet. 


480 

hb.  E.  Meyer)..—  Eckion  Xo.  8,  Cai)*sche  Fläche,  24.  Nov.  1824, 
welche  im  Meyer'scheii  Herb,  mit  der  vorigen  zusammenliegt, 
ist  nur  ein  noch  sehr  unentwickelter  Stengel  ohne  Blätter,  dessen 
sichere  Bestimmung  nicht  möglich  ist.  Zwei  Pflanzen  des  Scyider'- 
schen  Herbariums:  „No.  21;  Meypr.  —  Oestliche  Seite  des  Tafel- ' 
bergcs  bei  Tokay;  December  1827;  leg.  Eckion"  erinneiii  durch- 
die  Schlankheit  des  Stengels  und  die  geringe  Zahl  der  Köpfchen 
an  die  var.  dclicatulus,  werden  aber  wegen  der  langen  und  spitzen 
Blattöhrchen,  sowie  der  kurzen  Inflorescenzäste  doch  wohl  zweck- 
mässiger hierher  gerechnet;  aus  dem  Meyer  sehen  Herbarium 
lagen  mir  Exemplare  von  diesem  Fundorte  nicht  vor. 

Mit  Ecklon's  Xo.  8W  zunächst  verwandt  sind  Exemplare, 
welche  ich  mit  der  Bezeichnung:  J.  capensis  Thbg.  var.  longi- 
folius  Eckl.  und  Zeyher,  Standort  G4,  d.  i.  Bergplätze  bei  der 
Capstadt  bis  2000  Fürs,  erhielt.  Die  Früchte  derselben  sind 
durch  einen  Pilz  vollständig  erfüllt  und  ihre  innern  Theile  zer- 
stört. Derselbe  Pilz  wurde  bereits  oben  für  Exemplare  des  Juncus 
lomatophyllus  erwähnt.  Um  die  nähere  Bestimmung  und  Be- 
schreibung desselben  ersuchte  ich  Herrn  Prof.  Max  ßeess  in  Er- 
langen, der  meiner  Bitte  mit  dem  freundlichsten  Entgegenkommen 
entsprach  und  über  den  fraglichen  Brandpilz  Folgendes  schreibt: 

UstilagoV    capensis    n.    sp. 
beschrieben  von  M.  ßeess. 

Die  pilzkranken  Blüthenköpfchen  unterscheiden  sich  an 
beiden  Arten  bei  flüchtiger  Betrachtung  kaum  von  gesunden. 
Einer  genaueren  Prüfung  verräth  sich  die  Erkrankung  alsbald 
durch  die  etwas  verlängerten  und  angeschwollenen  meist  aus  dem 
auseindergedrängten  Perigon  hervorschauenden  Fruchtknoten. 

Diese  selbst  sind  durchschnittlich  2,i>  mm.  lang,  die  gesunde 
reife  Frucht  etwa  2  mm.),  unregelmässig  aufgedunsen,  oft  bis  zu 
völliger  Verwischung  der  an  der  gesunden  Frucht  vorhandenen 
3  Kanten  und  3  Furchen.  Die  Griftel  sind  verkürzt,  ihre  Narben- 
schenkel verdickt. 

Ein  Querschnitt  lässt  sofort  die  Ursache  der  beschriebenen 
Degeneration  erkennen :  Die  drei  Fruchtknotenfächer  sind  mit 
goldgelbem,  zuweilen  klumpig  verklebtem  Sporenpulver  gefüllt. 

Der  Bau  der  Sporen  ist  bei  beiden  Juncusarten  derselbe. 

Die  Spore  ist  kugelig,  ihr  Durchmesser  in  Wasser  15 — 16 
Mill.  Das  Episporium  ist  durch  breite  Netzleisten  ausgezeichnet, 
welche  verhältnissmässig  weite,  fünf-  oder  sechsseitige,  wenig 
vertiefte  Areolen  einfassen.  (Vergl.  Taf.  XL,  Fig.  3.)  Ein  feiner 
Sporendurchschnitt  zeigt  das  dicke,  farblose,  homogene  Endospo- 
rium,  umschlossen  von  dem  doppelt  so  dicken  Episporium. 
Dieses  besteht  1)  aus  einer  dünnen,  unter  jeder  Areole  nach  innen 
gewölbten,  den  goldgelben  Farbstoft'  ausschliesslich  führenden, 
innersten  Schichte;  2)  aus  den  dichten  aber  farblosen,  einwärts 
sich  verjüngenden  Netzleisten ;  3)  aus  den  wasserreichen  farblosen 
Areolen.     (Taf.  XL,  Fig.  4.) 


487 

Bei  einzelnen  Sporen  ist  das  Episporiura  dünner,  seine  Netz- 
leisten sind  noch  breiter,  die  Areolen  unregelmässig  begrenzt  und 
meist  mit  einem  flachen  centripetalen  Tüpfel  versehen. 

Mein  Sporenmaterial  (45  bezw.  60  Jahre  alt)  widerstand 
natürlich  jedem  Keimungsversuch.  Ich  konnte  somit  die  Gattung 
nicht  bestimmt  feststellen,  welcher  der  vorliegende  Pilz  angehört, 
üeber  des  letzteren  Ustilagineennatur  kann  ein  Zweifel  nicht 
bestehen.  Ebenso  wenig  darüber,  dass  derselbe  eine  noch  unbe- 
schriebene Art  bildet.  Er  hat  weder  mit  Sehr öter's*)  Sorispo- 
rium  Junci,  noch  mit  Tulasne's*'^)  Ustilago  pilulaeformis  etwas 
zu  thun ,  obgleich  die  letztere  ebenfalls  eine  südafrikanische 
fruchtknotenbewohnende  Art  darstellt.  Ustilago  pilulaeformis  ist 
nämlich,  (wenn  überhaupt  eine  Ustilago)  durch  ihre  unregelmäsigen, 
glatten  Sporen  und  die  besondere  Art  und  Weise,  wie  sie  den 
Fruchtknoten  und  einen  Theil  von  dessen  Umgebung  zerstört,  von 
unserer  Species  durchaus  verschieden. 

Ueber  die  einzelneu  Veränderungen,  welche  Ustilago  capensis 
an  den  befallenen  Blüthen  hervorruft,  und  über  die  wahrscheinliche 
Art  ihres  Eindringens  und  ihrer  Verbreitung  in  der  Nährpflanze 
hat  sich  noch  das  Folgende  ermitteln  lassen: 

Die  Perigontheile  erleiden  durch  den  Pilz  keine  Veränderung. 
Dagegen  verkümmern  ohne  Ausnahme  die  Staubgefässe.  Während 
in  der  gesunden  Blüthe  Filament  und  Anthere  (trocken)  zusammen 
etwa  2  mm.  messen ,  so  sind  dieselben  in  der  kranken  ßlüthe 
kaum  ^  mm.  lang.  In  den  verkrüppelten  Antheren  sind  zwar 
die  Fächer  angedeutet,  der  Pollen  aber  nicht  gebildet. 

An  den  pilzkrauken  Fruchtknoten  verhalten  sich  die  Frucht- 
wand, die  Scheidewände  und  ihre  Verwachsungsstellen  anatomisch 
durchaus  normal.  Die  Placenten  und  Samenknospen  dagegen 
sind  entweder  gänzlich  zerstört,  oder  es  ragen  in  die  Sporenmasse 
hinein  einzelne,  den  Placenten  zugehörige  gleichsam  angefressene 
Gewebereste.  Nur  einmal  fand  ich  in  zwei  Fächern  eines  Frucht- 
knotens mitten  in  der  Sporenmasse  je  einen  deutlich  abgegrenzten, 
der  Placenta  anhängenden,  durchaus  sporenerfüllten  Rest  einer 
Samenknospe. 

Selbstverständlich  sind  alle  Theile  der  alten  Ilerbariums- 
pflanzen  von  Schimmelpilzmycelien  da  und  dort  durchzogen, 
besonders  reichlich  erscheinen  diese  in  der  Sporeumasse  der 
Ustilago.  Aber  es  finden  sich  auch  zwischen  den  Sporen,  ferner 
im  Parenchym  der  Fruchtknotenachse  und  des  oberen  verbreiterten 
Endes  vom  Köpfchenstiel  alte,  leere,  derbwandige  Mycelfäden, 
welche  nach  ihrem  ganzen  Ansehen,  sowie  nach  ihrem  im  Gewebe 
intercellularen  Verhalten  ganz  mit  Ustilagineenmycelium  überein- 
stimmen. Diese  Myceliumform  fehlt  der  Fruchtwand,  den  Scheide- 
wänden und  allen  andern  Blüthentheilen. 


*)  Abliandl.  d.  scbles.  Gesellscli.  f.  vaterL  Cultur.  Abtli.  f.  Natiirw.  u. 
Med.     1809,72  p.  6.  —  lledwigia  1873  p.  153. 

**)  Aunales  d.  scieiices  iiat.  111.  »Ser.  liotaiiique.  Tome  Vll.,  p.  93.,  pl.  5. 
tig.  37—30.  — 


488 

Da  nun  an  den  pilzbefallenen  Pflanzen  sämmtliche  Köpfchen 
und  Blüthen  erkrankt  sind,  die  Vegetationsorgane  aber  stets 
gesund  aussehen;  da  ferner  die  anatomische  Untersuchung  der 
Fruchtwand  und  der  Scheidewände  schlechterdings  keine  vom 
Pilz  ausgehende  Veränderung  aufweist,  so  wird  die  Annahme 
erlaubt  sein,  der  Pilz  dringe  in  die  jugendliche  Pflanze  (Keim- 
pflanze V)  ein,  wachse  ohne  bemerkbare  Schädigung  bis  in  die 
Fruchtknotenbasis  hinauf  und  fructificire  im  Fruchtknoten  aus- 
schliesslich auf  Rechnung  der  Samenknospen  und  der  Placenten. 

Abblldangen :  Taf.  XL,  (Fig.  3  und  4),  unten  rechts. 

Fig.  3.    Sporen  vonUstilago  capensis.    (Hartnack,  III.,  10.) 

Fig.  4.     Sporendurchschnitt. 

Soweit  Herr  Prof.  M.  Reess. 

Var.  rf  flaccidus.  Differt  a  varietate  praecedenti  caule 
elongato  flaccido,  usque  60cm.  alto,  foliis  tenuibus 
flaccidis,  auriculis  plerumque  deficientibus,inflores- 
centia  pallida,  saepe  laxa,  ramis  distantibus,  saepe 
flaccidis  (in  speciminibus  nonnullis  reflexis)  bracteis  in- 
fimis  frondescentibus,  elongatis. 

J.  capensis  C.  P.  Thunberg,  Prodromus  plantarum  capen- 

sium,  1794,  I,  p.  66. 
J.  capensis  K.  Sprengel,  1821,  1.  c.  p.  106. 
J.  flaccidus  Steudel,  Syn,  Glumacearum,  1855,  II,  p. 

Kerstenbosch  am  Tafelberge;  18,  Februar  1816  (Bergius, 
dies  sind  die  Pflanzen,  welche  Kurt  Sprengel  bei  seiner  Diagno- 
sticirung  des  J.  capensis  vorgelegen  haben);  Kampsbay,  Oktober 
1815.  (Bergius  —  noch  sehr  wenig  entwickelt  und  daher  nur  an 
den  langen  Blättern  und  den  sehr  langen  laubigen  Bracteen  als 
hierher  gehörig  zu  erkennen).  Zwischen  dem  Löwenberg  und 
dem  Tafelberg,  2.  Juni  1815  (Bergius  —  die  Exemplare  z.  Th. 
mit  zurückgebrochenen  Aesten  des  Blüthenstandes,  z.  Th.  mit 
Laubtrieben  im  Blüthenstande).  Sumpfige  Stellen  an  einem  Bache 
der  zweiten  Höhe  derNordseitc  des  Tafelberges,  19.Nov.l827(Ecklon, 
Un.  it.  Nr.  898;  E.  Meyer,  Nr.  18).  Feuchte  Stellen  zwischen  Gebüsch 
aneinemBache,  Teufelsbcrg,  3.  Höhe ;  10.  April  1 825  (Eckion ;  E.  Meyer 
Nr.  16  und  48  ~  sterile  Triebe  mit  ungemein  langen  und 
schmalen  Blättern;  in  Meyers  Herbarium  ein  sehr  kümmerlich 
ausgebildeter  kranker  Blüthenstand).  Feuchte  Stellen  beim  Wasser- 
fall am  Teufelsberge,  3.  Höhe,  14.  December  1823  (Eckl,  Un.  it. 
Nr.  900  et  hb.  Sonderi  Nr.  15  —  vergl.  über  diese  Nummer  das 
oben  bei  der  var.  Ecklonii  Gesagte). 

Endlich  dürfte  eine  Drege'sche  Pflanze  hierhergehören:  („J. 
capensis  ß  angustifolius  E.  M;  d")  —  dies  sind  abgerissene 
Stengel  mit  sehr  wenig  entwickelten  Blüthen;  aber  die  beiden 
untersten  Bracteen  sind  in  derselben  Weise  wie  bei  den  anderen 
Exemplaren  der  var.  flaccidus  laubig  und  die  unterste  überragt 
denselben  ganz  bedeutend;  daher  dürfte  an  der  Richtigkeit  der 
Bestimmung  wohl  kaum  zu  zweifeln  sein.  Der  genauere  Fund- 
ort  dieser  Pflanze   ist  nicht  anzugeben,  da  der  Buchstabe  d)  im 


1 


489 

Verzeichnisse  von  Drege  ausgelassen  ist.  Im  Herbarium  vom 
Ernst  Meyer  befindet  sich  ein  Exemplar  dieser  Form  mit  grünen 
etwas  vergrösserten  Blüthen,  welches  bezeichnet  ist:  Capstadt; 
mis.  Drege  1827.  In  dem  Drege'schen  Standorts-Verzeichnisse 
ist  dieser  Standort  aber  nicht  aufgeführt. 

Die  Thunberg'schen  Originalexemplare  des  J.  capensis  ge- 
hören einer  Form  an,  welche  wegen  der  blassen  Farbe  der  Blü- 
then und  der  gebogenen  Zweige  des  Blüthenstandes  am  zweck- 
mässigsten  hierhergestellt  werden  dürfte,  obwohl  sie  wegen  der 
verhältnissmässig  kurzen  und  nicht  sehr  schlaffen  Blätter  einen 
Üebergang  zur  var.  Ecklonii  darstellt  Sie  zeichnen  sich  be- 
sonders dadurch  aus,  dass  die  äussern  Perigontheile  ganz  unge- 
wöhnlich viel  länger  sind,  als  die  innern,  und  dass  daher  die 
Grannenspitzen  der  ersteren  sehr  stark  über  die  Köpfchen  her- 
vortreten. 

Forma  depauperata.  Als  eine  verkümmerte  Form  dieser 
Varietät  scheinen  mir  die  von  Ferdinand  Krauss  im  März  1839 
an  Bächen  in  der  Zitzikamma,  dem  äusserst  fruchtbaren  und 
waldreichen  Districte  östlich  der  Capstadt,  gesammelten  Pflanzen 
betrachtet  werden  zu  müssen,  welche  Hochstetter  (Flora  1845, 
p.  342)  als :  „ J.  cephalotes  Thunb.  var.  scapo  foliisque  elongatis 
anthelaqueflaccidis*)  (J.  sulcatus  Höchst,  in  schedulis  scriptis") 
aufführt.  Sie  stimmen  im  Bau  der  Blätter,  des  Stengels,  der 
Bracteen  und  der  Blüthen  mit  J.  capensis  var.  flaccidus  überein ; 
aber  die  Köpfchen  sind  sehr  armblüthig  und  dabei  blassgefärbt, 
die  Zweige  des  Blüthenstandes  sind  meistens  herabgeknickt  oder 
senkrecht  abstehend;  Oehrchen  fand  ich  nur  an  einem  Blatte 
und  hier  sehr  schwach  entwickelt.  Das  ganze  Aussehen  der  Pflanze 
deutet  wohl  darauf  hin,  dass  wir  sie  als  verkümmerte  Schatten - 
formen  aufzufassen  haben.  Die  Neigung  zur  Herabknickung  der 
Aeste  des  Blüthenstandes  zeigt,  wie  bereits  oben  erwähnt,  auch 
eins  der  Bergius'schen  Exemplare,  welches  gleichfalls  deutliche 
Spuren  der  Einwirkung  zu  grosser  Feuchtigkeit  oder  tiefen 
Schattens  an  sich  trägt.  —  Die  Krauss'schen  Exemplare  besassen 
wahrscheinlich  gestreckte  ßhizqme,  doch  sind  sie  zu  kurz  abge- 
brochen, als  dass  sich  eine  sichere  Angabe  hierüber  machen  Hesse. 

Var.  E  sphagnetorum.  ßhizoma  elongatum,  obliquum 
vel  fere  horizontale.  Plantae  humiles,  10 — 18  cm,  altae. 
Gaules  tenues,  fere  filiformes,  in  statu  sicco  com- 
pressi,  laeves  vel  indestincte  valleculosi,  in  statu  humido  obtu- 
sanguli.  Folia  5—10  cm.  longa,  anguste  linearia,  0,5 
usque  fere  1  mm.  lata,  saepe  involuta  vel  flaccida:  vagina 
dilatata,  anguste  marginata;  auriculaa  desunt;  apex  in 
mucronem  longum  productus.  Inflprescentia  terminalis, 
plerumque  composita  diffusa;  capitula  1 — 7,  pauci-  (1—5) 
flora,  diametro  usque  8  mm.    Bractea  infima  frondescens,   in- 


*)  Es  ist  dies  übrigens  dieselbe  diagnostische  Phrase,  durch  welche  E.  Meyer 
in  der  Synopsis  Luzularuin  1823,  p.  34  den  J.  capensis  Spreng,  als  eine  var.  y 
(augustifolius)  characterisirt. 


1 


490 

florcscentiam  subaequans.  Flor  es  breviter  pedanculati,  3,.>— 4 
min.  loii^i.  hexuiidri.  Flor  es,  fiiictus,  seuiina  ut  in  subspec. 
iingustifolio  var.  Kckloiiii  et  in  subsp.  delicatulo,  vel  pallidi  vel 
api<:ibu>  tepaloruni  ferruginea  sive  castanea. 

.lunciis  cai)en.sis,  var.  anj^ustifolius  E.  M.  pro  parte. 

I)utüit>kloof.  auf  Felsen  in  einem  Bache,  4.  Höhe;  3 — 4000 
Fu>s;  Januar  (l)n''ge:  J.  cap.  3  angustifolius  E.  M. ;  c);  Dutoits- 
kluof,  sumi)tij;e  Orte.  2,  Ilühe,  1— S^OX)  Fuss;  Februar;  nach 
Ktiketten  des  Mevcr'sclien  Herbariums:  das  Standortsverzeichniss 
j^'iebt  als  Samnielzeit:  October  bis  Januar,  (Drege:  J.  cap.  ß 
ang. ;  cc)  ;  diese  Pflanze  ist  bedeutenil  schlaffer  und  blasser,  als 
die  mit  c  bezeichnete  Pflanze;  die  mir  vorliegenden  Exemplare 
von  ihr  bilden  dichte,  mit  Sphagnum  durchflochtene  Büsche. 
Die  Streckung  der  Grundachse  rührt  offenbar  von  dem  dichten 
Wachstlium  der  Spliagnum  -  Pflanzen  her,  welche  die  zwischen 
sie  verflochtenen  Exemplare  von  Juncus  zur  Streckung  der  Achsen- 
glieder nöthigen. 

Forma  frondescens.  Caulis  et  foliacurvata  et  saepe  serpen- 
tina,  mollia.  Ramus  inflorescentiae  plerumque  singulus,  rare  2. 
Tepala  subaequilonga,  pallida,  stramineo  -  viridia,  marginibus 
hyalinis.  Stamina  diminuta,  tepalis  :]  breviora.  Capsula  pallide 
stramineo-viridis. 

Tafelberg,  1—3000  Fuss  (Drege:  „J.  cap.  Thbg.,  var.  angusti- 
folius E.  M.;"  aa);  auch  von  Zeyher  (V)  wurde  diese  Form  auf 
dem  Gipfel  des  Tafelberges  im  August  1833  gesammelt,  (hb.  reg. 
Derol.  e  hb.  N.  ab  Es.,  sub:  No.  47;  Jsolepis?) 

Die  letzterwähnte  Form  ist  meiner  Ueberzeugung  nach  eine 
durch  das  Wachsen  in  dichten  Moospolstern  und  übermässige 
Feuchtigkeit  krankhaft  veränderte  Form ;  dafür  spricht  die  Schlaff- 
heit der  ganzen  Pflanze,  die  schlängelige  Biegung  des  Stengels 
und  der  Blätter,  die  ungewöhnliche  \'erarmung  des  Blüthenstandes, 
ditj  Vergrösserung  und  Vergrünung  der  Perigontheile,  die  Ver- 
kleinei'ung  der  Staubgefässe. 

Die  Varietät  sphagnetorum  selbst  unterscheidet  sich  von  fast 
allen  übrigen  Formen  durch  ihr  sehr  gestrecktes  Rhizom,  durch 
den  niedrigen  Stengel,  die  kurzen  Blätter,  die  zurückgeknickten 
Aeste  des  Blüthenstandes  und  die  sehr  armblüthigen  Köpfchen ; 
da  aber  die  Streckung  des  Rhizoms  wohl  nur  eine  Folge  des 
eigenthümlichen  Standortes  ist,  so  habe  ich  nicht  geglaubt,  die 
Form  als  Subspecies  aufführen  zu  dürfen. 

Subspec.  III.  delicatulus.  Viridis  sive  lutescens. 
Caulis  gracilis,  tenuis,  in  statu  sicco  compressus, 
in  statu  liumido  subcompressus  et  obscure  triangulus,  Folia 
tenuia,  dimidium  caulem  aequantia,  raro  longiora. 
Auriculae  desunt,  vel  parvae  adsunt.  Inflorescentia 
gracilis:  rami  graciles,  erecti,  capitula  5— 15  (raro 
l)lura).  Bractea  infima  inflorescentia  brevior. 
Capitula  parva,  dianiG— 8mm.,  5— Sflora.  Flores  lutei 
vel  pallide  ferruginei,  3.] — 4  mm.  longi.  Cetera  ut  in 
subspec.  IL  angustifolio. 


491 

J.  delicatulus  J.  G.   Steudel   in  Syn.  Glumacearum  1855, 
IL,  p.  304. 

Distr.  Zwellendam  und  George  (leg.  Mundt;  distrib.  Eckion 
et  Zeyher;  E.  Meyer  No.  16).  Sumpfstellen  am  Zwartkopsrivier, 
November,  December  (Zeyher  (?)  No.  105  herbarii  Nees  ab  Es.) 
Schattige  Bergwälder  der  Provinz  Zwellendam,  October  (Zeyher, 
No,  106  (?)  herb.  N.  ab  Es.)  Capland  (ohne  nähere  Bezeichnung; 
Pott,  No.  37,  herb.  Sond.).  —  Kalkhügel  an  der  Mündung 
des  Zwartkopsrivier,  unter  500  Fuss;  December  (Drege  1604  d.) 
Grahamstown,  Albany,  im  Thale  1—2000  Fuss;  December  (Drege 
1604  e.)  Endlich  ziehe  ich  hierher  zwei  im  Wesentlichen  ganz 
identische  Exemplare  des  Sonder'schen  Herbariums,  welche  von 
Ferdinand  Krauss  gesammelt  wurden.  Sie  sind  verschieden 
etikettirt,  nämlich  vom  Rivier  Zondereinde  (November)  und 
Zitzikamma  (März) ;  ich  vermuthe  aber,  dass  sie  beide  vom  erst- 
erwähnten Standorte  stammen,  da  die  Pflanzen  aus  der  Zitzikamma 
den  leichtkenntlichen  J.  sulcatus  Höchst.  *)  darstellen.  Uebrigens 
liegen  auch  vom  Rivier  Zondereinde  noch  andere  Krauss'sche 
Pflanzen  vor,  welche  sich  auf  den  ersten  Blick  durch  die  Kürze 
ihrer  Blüthen  auszeichnen,  und  welche  ich  unter  der  subspecies 
parviflorus  aufgeführt  habe. 

Die  beiden  hier  erwähnten  Pflanzen  haben  übrigens  etwas 
reichblüthigere  Köpfchen,  als  die  übrigen  Formen  der  var.  deli- 
catulus und  da  eins  von  ihnen  überdies  Blätter  hat,  welche 
länger  sind,  als  der  halbe  Stengel,  so  stellen  sie  eine  Ueber- 
gangsform  zur  var.  Ecklonii  dar. 

Subspecies  IV.  parviflorus.  Plantae  varietati  y 
Ecklonii  affines,  diff er unt  rhizomate  elongato  horizontali, 
capitulis  parvis,  ca.  4-6  floris,  floribus  parvis,  ca.  3  mm. 
longis,  tepalis  externis  breviorii3us  vel  rarius  interna 
aequan  tibus. 

J.  cephalotes  Hochstetter  (Flora  1845,  p.  342)  nee.  Thun- 
berg. 

Am  Ufer  des  Rivier  Zondereinde,  Zwellendam,  November 
1838  (Ferdinand  Krauss  —  Herbarium  der  schlesischen  Gesijjl- 
schaft  für  vaterländische  Cultur  und  des  naturhistorischen  Ver- 
eines der  preussischen  Rheinlande  und  Westfalens).  —  Die 
Krauss'schen  Exemplare  des  Sonder'schen  Herbariums  habe  ich 
oben  unter  J.  capensis,  subspec.  delicatulus  aufgeführt. 

Nach  den  Stengeln  und  Blättern  würde  man  diese  Pflanzen 
unbedenklich  zur  var.  Ecklonii  ziehen,  aber  die  Köpfchen  ge- 
währen ein  ganz  anderes  Bild.  Sie  sind  6—10  an  der  Zahl,  die 
Zweige  des  ßlüthenstandes  aufrecht  und  einander  genähert;  was 
ihnen  aber  ein  besonders  eigenthüraliches  Ansehen  gewährt,  ist 
der  Umstand,  dass  die  äussern  Perigonblätter  kürzer  oder  doch 
nur  ebenso  lang  sind,  als  die  innern,  dass  also  ihre  Stachel- 
spitzen nicht  in  so  eigenthümlicher  Weise   über  die  Oberfläche 


*)  Siebe  vorstehend  unter  J.  capensis  var.  flaccidus  forma  depauperata. 


1 


492 

des  Kö])fchens  hervorragen,  wie  bei  den  meisten  übrigen  Formen; 
vielmehr  nehmen  die  Spitzen  der  innern  Perigontheile  das  oberste 
Niveau  ein  und  geben  den  Köpfchen  durch  ihre  dunkelbraune 
Farbe,  verbunden  mit  den  breiten  weisshäutigen  Rändern  ein  ziem- 
lich buntes  Aussehen.  Dass  man  aber  auf  dieses  Kennzeichen 
keine  specifische  Trennung  begründen  darf,  wird  durch  den  Um- 
stand bewiesen,  dass  an  ganz  einzelnen  Blüthen  die  äussern  Pe- 
rigontheile doch  etwas  länger  sind  als  die  innern  und  die  letz- 
teren also  mit  ihren  Spitzen  überragen.  Oehrchen  suchte  ich 
an  den  Exemplaren  vergebens. 

Die  Krauss'schen  Exemplare,  auf  welche  ich  diese  Subspecies 
gegründet  habe,  besitzen  sämmtlich  ganz  ungewöhnliche  gestreckte 
und  dünne  Rhizome.  Das  besterhaltene  Rhizom  ist  7  cm.  lang 
(bei  ca.  1 J  mm.  Durchmesser) ;  davon  bildet  ein  Stück  von  6 
cm.  Länge  einen  horizontalen,  niederliegenden,  mit  zwei,  entfernt 
von  einander  stehenden  Laubblättern  besetzten  Stengel  und  erst 
der  vorderste  Theil  richtet  sich  auf.  Von  einer  Ausläuferbildung 
kann  hier  offenbar  nicht  die  Rede  sein,  dazu  würde  die  Bildung 
niederliegender  Niederblattsprosse  erforderlich  sein;  im  vorlie- 
genden Falle  aber  hat  sich  nur  der  Laubblatt  tragende  Stengel 
gestreckt,  wozu  ihn  wahrscheinlich  der  Standort  (unter  schwerer 
Bedeckung  mit  Laub  oder  in  Felsgeklüft?)  genöthigt  hat. 

Subspecies  V.  geniculatus  Bchn.  Rhizoma  perpen- 
diculare,  breve,  multiceps,  Radices  validae,  fibrosae.  Gau- 
les scapiformes,  erecti,  20—40  cm.  alti,  diam.  ^— 1  mm.,  in 
statu  sicco  compressi  et  saepe  sulcati,  in  statu  humido 
obtuse  3— 4anguli  laeves.  Folia  linearia,  longitu- 
dinaliter  complicata,  fj — 2  mm.  lata,  10—25  cm,  longa, 
Vagina  albo-marginata,  margine  in  foliis  infimis  plerumque  in  au- 
riculas  duas  acutas  vel  obtusas  producto ;  apex  folii  in  mucronem 
nigrum  brevem  terminaus.  Inflores  centia  terminalis  com- 
posita  vel  supradecomposita;  capitula  8  —  40; 
rami  inflores  centiae  recti  vel  curvati,  geniculato- 
distantes.  Bractea  infima  frondescens,  inflorescentia  brevior, 
ceterae  hypsophyllinae;  bracteae  florum  singulorum  lanceolatae, 
arfstato-mucronatae,  floribus  breviores.  Capitula  hemisphae- 
rica,  5—8  flora,  diam.  8—9  mm.  Flores  brevissime  pedun- 
culati,  4  mm.  longi,  hexandri.  Tepala  aequilonga,  medio 
dorsi  plerumque  viridia,  lateribus  et  apicibus  ferrugineis  (in  statu 
humido  pallide  castaneis),  marginibus  hyalinis ;  tepala  externa 
lanceolata  in  mucronem  castaneum  acutata,  interna 
late  ovato-lanceolata,obtusa,  marginibus latis  albo-hyalinis 
involutis.  Stamina  sex,  tepalis  J  breviora;  filamenta  li- 
nearia; antherae  lineares,  filamentis  vix  longiores.  Ovarium 
ovato-trigonum.  Stilus  longus.  Stigmata  3,  longa,  exserta. 
Capsula  tepala  fere  aequans,  ovato-trigona  vel  fere 
prismatico-trigona,  angulis  obtusis,  faciebus  inferne  canaliculatis, 
apice  breviter  apiculata  vel  brcvius  mucronata,  trilocularis, 
subnitida,  apice  pallide-castauca,  basi  vitellina.  Semina  .... 
(immatura). 


493 

Wet  places  in  Howison's  Pond;  altit.  1800  Fuss,  December 
(Mac  Owen  No.  2019  et  2020;  herbarium  Sonderi). 

Nach  immer  von  Neuem  aufgenommener  Untersuchung  dieser 
Pflanzen  und  Vergleichung  derselben  mit  den  verwandten,  nach- 
dem ich  sie  bereits  unter  dem  Namen,  den  ich  jetzt  zur  Bezeich- 
nung der  Subspecies  verwendet  habe,  als  eine  eigene  Art  auf- 
gestellt und  diagnosticirt  hatte,  bin  ich  zuletzt  zu  der  Ueber- 
zeugung  gekommen,  dass  es  nicht  naturgemäss  wäre,  sie  als  eine 
eigene  Art  zu  beschreiben,  dass  es  vielmehr  der  Natur  am  meisten 
entspricht,  sie  als  eine  Form  des  so  ausserordentlich  variabeln 
Juncus  capensis  zu  betrachten. 

Es  wird  zur  Rechtfertigung  dieses  Verfahrens  erforderlich 
sein,  etwas  näher  auf  den  Bau  und  die  Beschaffenheit  des  mir 
vorliegenden  Materiales  einzugehen. 

Mac  Owen  Nr.  2020  (hb.  Sond.)  sind  zwei  kräftige  Pflanzen, 
welche  alle  charakteristischen  Kennzeichen  dieser  Form  besitzen. 
Die  Blätter  sind  relativ  breit,  linealisch,  wenig  gebogen,  die 
Stengel  bis  zur  Insertion  der  Inflorescenz  über  30  cm.  hoch.  Die 
Inflorescenz  ist  selbst  sehr  stark  verzweigt  (die  drei  entwickelten 
haben  31,  32  und  42  Köpfchen).  Einen  besonders  eigenthüm- 
lichen  Umriss  erhält  die  Inflorescenz  durch  die  Richtung  der 
Nebenachsen ;  sowohl  die  untersten  Primanzweige,  als  fast  sämmt- 
liche  Secundan-  und  Tertianzweige  stehen  rechtwinklig  von  ihren 
relativen  Mutterachsen  ab,  wodurch  der  Blüthenstand  natürlich 
etwas  sehr  Sparriges  erhält;  nur  die  obersten  Primanzweige  und 
ab  und  an  ein  oberer  Secundanzweig  an  einem  starken  Priman- 
zweige sind  steil  aufgerichtet  (im  Knospenzustande  sind  natürlich 
alle  Zweige  steil  aufrecht).  Wenn  wir  die  andern  Formen  des 
J.  capensis  auf  diese  Eigenthümlichkeit  hin  durchmustern,  so  be- 
gegnen wir  ihr  auch  (obwohl  in  weit  geringerem  Grade  (bei  dem 
J.  cap.  subspec.  angustifolius  var.  6  Ecklonii,  forma  depauperata 
(J.  flaccidus  Höchst.  I)  und  der  var.  e  sphagnetorum ;  dagegen 
sind  bei  den  subspecies  longifolius,  delicatulus  und  parviflorus 
die  Inflorescenzäste  stets  aufrecht  oder  doch  aufrecht-abstehend. 
—  Sehr  bedeutungsvoll  sind  nun  in  dieser  Beziehung  die  drei 
Exemplare  der  Nr»  2019  von  Mac. Owen.  Sie  sind  sämmtlich 
weit  niedriger,  als  2020  (bis  zur  Inflorescenz  ca.  23  cm.  hoch) ; 
die  Blätter  sind  schmaler,  oberwärts  oft  fast  borstlich  und  mehr 
hin  und  her  gebogen.  Mehrere  Stengel  besitzen  nur  Knospen, 
und  es  sind  deshalb  die  Inflorescenzäste  natürlich  noch  ganz  steil 
aufgerichtet;  drei  von  ihnen  indessen  haben  abgeblüht  und  tragen 
halbreife  Früchte.  An  diesen  nun  tritt  die  Eigenthümlichkeit 
des  rechtwinkligen  Abstehens  nur  an  ganz  einzelnen  Zweigen  und 
durchaus  nicht  etwa  an  primaneu  Aesten  auf,  obwohl  eine  Nei- 
gung dazu,  mit  fortschreitender  Reife  die  Divergenz  zu  vermehren, 
unverkennbar  ist.  Nach  diesem  Befund  genügt,  glaube  ich,  dieses 
Kennzeichen  nicht  zur  specifischen  Trennung,  so  charakteristisch 
auch  die  äussersten  Formen  sind. 

Noch  merkwürdiger  aber  ist  das  Verhalten  der  Pflanzen  in  Be- 
ziehung  auf  den   Bau   der   Frucht.    Die  Frucht  ist  ein  Organ, 


494 

welches   ich   in  der  langen   Reihe   von  Formen  des   J.  capensis 
niemals  variiren  sah    (obwohl   sie  mir  allerdings  nicht  von  allen 
vorgelegen  hat);    sie  ist  immer  dreikantig-prismatisch  mit  stum- 
pfen Kanten  und  flachen,    in  der  Mitte  rinnigen  Flächen;   oben 
ist  sie  plötzlich  abgesetzt  und  läuft  dann  in  eine  ziemlich  lange 
Stachelspitze   aus.     Ganz    ebenso   verhält   sich   nun   die   Frucht 
an    dem    einen    der   kleinen  Exemplare  von  Nr.  2019;    an  dem 
andern  ist  sie  oben  lange  nicht  so  stark  abgesetzt,  sondern  mehr 
allmählich   in    die  Spitze  verschmälert.    Diese  Formveränderung 
ist  nun  an  den  Früchten  von  2020  viel  stärker  ausgeprägt;   der 
obere  Theil    der  Frucht   verschmälert   sich  immer   allmählicher, 
die  aufgesetzte  Stachelspitze  verkürzt  sich  mehr  und  mehr ;  zuletzt 
ist  die  Frucht  kaum   mehr  bespitzt  zu  nennen,    sondern   sie   ist 
allmählich   zugespitzt.      Gleichzeitig    verändert    sich     aber    die 
eigentliche  Form   der  Frucht  noch  in  der  Weise,    dass    sie   sich 
auch    an  der  Basis  allmählicher  verschmälert;    hierdurch    bleibt 
sie  nicht  mehr  prismatisch-dreikantig,    sondern   wird  zuletzt  ei- 
förmig-dreikantig.*)   Eine  solche  Frucht  ist  in    Fig  1  dargestellt. 
Fände  sie  sich  an  irgend  einer  Pflanze  rein  und  allein  ausgebildet, 
lägen  nicht,    wie  es  hier  der  Fall  ist,    verschiedene  Mittelstufen 
vor,    so    würde  wohl  kein  Botaniker  daran  zweifeln,    dass  diese 
Pflanze  einer  andern  Art  angehörte,  als  Pflanzen  mit  der  Frucht- 
form des  Juncus  capensis.    Unter  den  vorliegenden  Verhältnissen 
aber   ist  die  Pflanze  ein  sprechender  Beleg  dafür,    wie  weit   die 
Variation  einer  Pflanzenart  gehen  kann.    —    Noch   will    ich   be- 
merken,   dass   auch   die   Filamente    an    diesen    Mac-Owen'schen 
Pflanzen  etwas  länger  sind,  als  an  den  andern  Formen  des  Juncus 
capensis.    Die  Samen   sind  sehr  klein   (nur  0,imm.  grorss);   in- 
dessen sind  sie  noch  so  unreif,   dass  sie  keinen  Schluss  auf  die 
Grösse  und  dieStructurvcrhältnisse  erlauben,  welche  sie  zur  Reife- 
zeit gehabt  haben  würden.    Ueberhaupt  ist  es  sehr  zu  beklagen, 
dass  keine  wirklich  reifen  Früchte  dieser  eigentliümlichen  Pflanze 
vorliegen.    — 

Die  reiche  Fülle  von  Formen,  welche  sich  in  dem  Kreise 
des  Juncus  capensis,  wie  ich  ihn  als  Species  begrenzt  habe,  vor- 
findet, lässt  es  wohl  wünschenswerth  erscheinen,  dass  noch  eine 
besondere,  analytische  Aufzählung  derselben  als  Ilülfsmittel  beim 
Bestimmen  vorhanden  sei.  Ich  gebe  dieselbe  in  den  nachfolgen- 
den Zeilen,  bemerke  aber  noch  ausdrücklich  vorher,  dass  sie  nur 
für  die  charakteristischen  Formen  entscheidenden  Werth  hat. 
Gerade  die  Existenz  von  Mittelformen  bewegt  mich  ja,  diese  so 
verschiedenen  Pflanzen  noch  als  eine  Species  aufzufassen.  Dass 
die  Verschiedenheiten  fast  niemals  den  Bau  der  Blüthe  und  Frucht 
berühren  (nur  bei  den  überdies  offenbar  seltenen  und  vielleicht 
ganz  lokalen  Formen:  parviflorus  und  geniculatus  ist  dies  der 
Fall)    sondern   sich  meistens  auf  Zahlen-  und  Streckungsverhält- 


1 


*)  Hierdurch    wird   die    Fruclit    derjenigen    des    J.    Dregesmus    Kih.    viel 
ähnlicher. 


495 

nisse  beziehen,   lehrt   schon   der  erste  Blick   auf  nachstehenden 
Schlüssel : 

A)  Tepala.  externa   breviora    vel  rarius    omnia   aequilonga: 

Subsp.  IV.  parviflorus. 

B)  Tepala  externa  longiora. 

a)  Capsula  brevius  mucronata  siveapiculata: 

Subsp.  V.  geniculatus. 

b)  Capsula  longius  mucronata. 

a)  Rami    inflorescentiae   stricti    erecti.      Caules  foliaque  plus 
minus  stricta  et  basi  latiora:  Subspec.  L   longifolius. 

«)  Capitula  multiflora.  Auriculae  desunt :  var.  strictissimus. 
ß)  Capitula  pauciflora.    Auriculae  adsunt:  var.  gracilior. 

b)  Rami    inflorescentiae    tenucs    graciles.       Caules     foliaque 
graciliora  et  tenuiora. 

«)  Plantae   glaucescentes  vel   virides:    Subspec.  IL    an- 
gustifolius. 

aa)  Rami  inflorescentiae  plures  erecti ;  auriculae 
adsunt.  Capitula  5—6-  (usque  raro  10)- 
flora:  var.  Ecklonii. 

ßß)  Rami  inflorescentiae  plures  elongati,  plerumquc 
flaccidi  et  saepe  distantes;  auriculae  desunt. 
Capitula  5 — 8-  rarissime  10-  flora  (in  plantis 
depauperatis  1—2  flora):  var.  flaccidus 

yy)  Rami  inflorescentiae  pauci,  saepe  distantes. 
Capitula  pauci  (1 — 5)  flora.  Auriculae  desunt: 

var.  sphagnetorum. 
ß)  Plantae  lutescentes,  graciles.  Inflorescentia  pauci-capi- 
tata;  capitula  pauci-  (5 — 8)   flora.     Auriculae  desunt 
vel  parvae  adsunt:  Subspec.  III.  delicatulus. 

Keine  Art  hat  mir  bei  der  Bearbeitung  so  grosse  Schwie- 
rigkeiten gemacht,  als  der  Juncus  capensis  Thbg.  Er  stellt  in 
der  That  eine  polymorphe  Species  von  seltenem  Umfange  dar. 
Als  ich  zuerst  das  reichhaltige  Material,  welches  mir  vorlag, 
durchmusterte,  glaubte  ich  etwa  G  — 7  verschiedene  Arten  vor 
mir  zu  haben,  so  verschieden  sind  die  Formen  an  Grösse,  Tracht, 
Breite  und  Länge  der  Blätter,  Reichhaltigkeit  und  Verzweigung 
des  Blüthenstandes ,  Form  und  Stärke  des  Rhizomes  u.  s.  w. 
Aber  diese  Auffassung  schwand  um  so  mehr  dahin,  je  eingehender 
ich  die  Pflanzen  studirte.  Es  zeigte  sich  dabei  zunächst  nicht 
allein,  dass  der  Bau  der  Blüthe,  der  Frucht  und  der  Samen  in 
allen  wesentlichen  Stücken  übereinstimmte  (die  vorkommenden 
Abweichungen  weisen  z.  Th.  auf  Einwirkungen  besonders  schattiger 
Standorte  und  dergl.  hin),  sondern  dass  die  übrigen,  beim  ersten 
Anblick  so  sehr  in  die  Augen  fallenden  Unterschiede  im  Bau  des 
Rhizomes,  der  Stengel,  Blätter  und  Blüthenstände  durch  ganz 
allmähliche  Zwischenglieder  vermittelt  und  dabei  innerhalb  der 
einzelnen  Formen  sehr  variabel  sind.  So  sind  z.  B. :  die  mehr 
oder  weniger  graugrüne  Farbe  des  Laubes,  die  gestreckte  oder 
gestauchte  Form  des  Rhizomes,  die  mehr  oder  weniger  ausge- 
prägte Scharfkantigkeit  des  Stengels,  die  Richtung  der  Aeste  des 


^ 

» 


\ 


496 

Blüthenstandes,  die  Länge  der  Bracteen,  ja  selbst  die  Anwesen- 
heit oder  Abwesenheit  der  Blattöhrchen ,  lauter  Kennzeichen, 
welche  bei  andern  Arten  vortrefflich  zur  Abgrenzung  benutzt 
werden  können,  hier  sehr  variabel,  und  der  Versuch,  die  ganze 
Reihe  der  Formen  nach  einem  dieser  Kennzeichen  in  mehrere 
Arten  zu  gliedern,  führt  nothwcndig  zu  unnatürlichen  Zerreissungen 
nächstverwandter  riianzen.  —  Die  stetige  Keihe  von  Formen, 
welche  so  weitabstehendc  Endglieder  .mit  einander  verbindet,  hat 
mich  zu  der  üeberzeugung  geführt,  dass  wir  hier  eine  noch  in 
der  Spcciesbildung  begriffene  Formenreihe  vor  uns  haben,  deren 
Haupttypen  dereinst  vielleicht  durch  Aussterben  der  Mittelformen 
weit  von  einander  getrennt  erscheinen  werden.  Ich  glaube  daher 
der  Natur  am  besten  dadurch  entsprochen  zu  haben,  dass  ich 
eine  sehr  weitumfassende  Species  aufgestellt  und  dieselbe  in 
Subspecies  und  die  letzteren  wieder,  soweit  erforderlich,  in  Va- 
rietäten gegliedert  habe. 

Es  muss  übrigens  wohl  noch  hervorgehoben  werden,  dass 
für  mehrere  Varietäten,  so  namentlich  für  ß  gracilior  und  y  Ecklonii 
nur  Blüthenexemplare  vorliegen,  dagegen  Früchte  fehlen. 

Zwei  mir  vorliegende  Pflanzen  muss  ich  hier  noch  erwälmen,  ohne 
dass  es  mir  möglich  gewesen  wäre,  mir  ein  sicheres  Urtheil  über 
sie  zu  bilden.  Die  erste  ist  Zeyher  4315  ,.J.  capensis  var.  Ion- 
gifolius  E.  M.)  von  der  mir  zwei  ganz  ungenügende  (durch  üeber- 
fluthung  beschädigte?)  Exemplare  vorliegen.  Die  zweite  ist  „J. 
capensis  Thbg.  a  latifolius  E.  M. ;  c",  des  Drege'schen  Verzeich- 
nisses, gesammelt  v.  Wurmb  in  Wupperthal.  Auch  von  ihr  liegt 
mir  nur  ein  ungenügendes  Exemplar  vor,  das  ich  nicht  zu  be- 
stimmen wage;  die  vorstehende  Bestimmung  (meiner Benennung: 
J.  lomatophyllus  Spreng,  entsprechend)  ist  aber  schwerlich  zu- 
treffend, vielmehr  dürfte  die  Pflanze  nach  dem  stark  zusammen- 
gedrückten Stengel  eher  zu  J.  capensis  oder  einer  der  verwandten 
Arten  gehören. 

Von  ,.J.  capensis  (i  angustifolius"  Drege  a)  (zwischen  Hout- 
baai  und  Wynberg,  unter  1000  Fuss,  Mai)  haben  mir  leider  keine 
Exemplare  vorgelegen,  und  kann  ich  somit  nicht  beurtheilen, 
wohin  dieselbe  zu  rechnen  ist. 

Abbildungen:  Tafel  XI. 

Auf  dieser  Tafel  wünschte  ich  den  Versuch  zu  machen,  die 
wichtigsten  und  namentlich  die  äussersten  Formen  des  J.  capensis 
Thbg.  darzustellen ;  indessen  ist  dieser  Versuch  nicht  so  gelungen, 
als  ich  hoffte.  Es  trägt  hierzu  besonders  bei,  dass  die  Figur 
der  schwächsten  Form:  var.  sphagnetorum  in  natürlicher  Grösse 
dargestellt  ist,  während  die  der  drei  andern  Varietäten  halbe 
Grösse  zeigen. 

J.  cap.  subsp.  I,  var.  strictissimus. 

Fig.  1.    Ein  kräftiges  Exemplar  von  Hottentottsholland. 

Fig.  la.    Ein  Köpfchen  derselben  in  natürlicher  Grösse. 

Fig.  2.  Eine  Blüthe  mit  halbreifer  Kapsel;  die  Scharf- 
kantigkeit der  äusseren  Perigoublätter  ist  sehr  auffallend. 


497 

Fig.  2a.     Aeusseres  Perigonblatt  von  innen  gesehen. 
Fig.  2b.    Inneres  Perigonblatt  mit  zwei  Staubgefässen. 
Fig.  3.     Unreife  Frucht,  noch  mit  dem  Griffel  gekrönt. 
Fig.  4.     Diagramm  der  Blüthe;  die  Frucht  nach  einem  Quer- 
schnitte, das  üebrige  halbschematisch. 

Fig.  5.     Querschnitt  durch  einen  Stengel. 

J.  cap.  subsp.  I,'var.  gracilior. 
Fig.  1.    Blüthe  eines  Bergius'schen  Exemplares.    Links  die 
obere  Seite  derselben. 

Fig.  2.    Querdurchschnitt  durch  einen  Stengel. 
Fig.  3.    Zwei  Blattöhrchen  mit  ihrer  Ansatzstelle. 

J.  cap.  subsp.  V  geniculatus. 
Fig.  1.    Eine  für  diese  Varietät  typische  Frucht. 

J.  cap.  subsp.  IV.  parviflorus. 
Fig.  1.     Eine  Blüthe  zur  Früchtreifezeit. 

J.  cap.  subsp.  III  delicatulus. 
Fig.  1.     Eine  geöffnete  Blüthe. 

J.  cap.  subsp.  II,  var.  Ecklonii. 

Fig.  1.  Ein  Ecklon'sches  Exemplar  von  der  Capschen  Fläche 
bei  Seekuhvalley  in  halber  natürlicher  Grösse. 

Fig.  la.    Zwei  Köpfchen  in  natürlicher  Grösse. 

Fig.  2.    Eine  Blüthe  im  Augenblick  der  Entfaltung. 

Fig.  2a,  2b.  Inneres  und  äusseres  Perigonblatt;  erstercs 
mit  zwei  Staubgefässen. 

Fig.  3.    Pistill  aus  derselben  Blüthe. 

Fig.  4.     Querschnitt  durch  den  Stengel. 

J.  cap.  subsp,  II,  var.  flaccidus. 

Fig.  1.  Ein  Bergius'sches  Exemplar  in  halber  natürlicher 
Grösse.  Das  Schlaffe  in  der  Haltung  der  Pflanze  ist  durch  die 
Figur  nicht  zur  Genüge  ausgedrückt. 

Fig.  la.    Ein  fruchttragendes  Köpfchen. 

Fig.  2.    Eine  Blüthe  zur  Fruchtreifezeit. 

Fig.  2a,  2b  und  3.  Aeusserer  und  innerer  Perigontheil, 
sowie  die  Frucht  aus  Fig.  2;  die  Frucht  noch  mit  dem  abge- 
brochenen Griffel  gekrönt, 

Fig.  4.  Reifer  Samen  aus  der  Frucht  3, 

Fig.  5.     Querschnitt  durch  den  Stengel. 

J.  capensis,  pilzkrank  (eine  Pflanze,  welche  zwischen  den  Var. 
Ecklonii  und  flaccidus  die  Mitte  zu  halten  scheint). 
Fig.  1.    Eine  kranke  Frucht. 
Fig.  2.     Querschnitt  der  Frucht. 
Fig.  3,  4.     Pilzsporen;  Erklärung  s.  oben,  p.  488. 

J.  cap.  subsp.  n,  var.  sphagnetorum. 

Fig.  1.  Ein  Drege'sches  Exemplar  in  natürlicher  Grösse. 
Die  schlaffe  Haltung  auch  hier  nicht  genügend  hervortretend. 

Fig.  2.     Blüthe  mit  unreifer  Frucht. 

Fig.  2a,  2b,  3.  Aeusseres,  inneres  Perigonblatt  und  Frucht 
der  Blüthe  2);  vor  dem  inneren  Perigonblattc  zwei  Staubgefässe. 

IV.    Juni  1876.  32 


498 

Xachtraj^  zu  J.  scabriiisoulus  Kth. 

Wälireiiil  des  Druckes  der  vorstehenden  Jilätter  erhielt  ich 
von  Herrn  Professor  Dr.  Zaddach  mit  andern  Juneus- Arten  aus 
Inserendis  des  Meyer'schen  Herbariums  einige  von  Drege  gesam- 
melte Exemplare  von  J.  scabriusculus  Kth.,  welche  den  Formen- 
kreis dieser  Art  auf  selir  überraschende  Weise  erweitern.  Einige 
derselben  haben  vierblüthige  Köpfchen,  während  die  Köpfchen 
der  mir  bis  dahin  vorgekommenen  Pflanzen  nur  1 — 3  -  blüthig 
waren.  Ein  Exemplar  aber  ist  durch  seine  Wuchsverhältnisse 
ausserordentlich  auffallend.  Es  besitzt  nämlich  den  vollständigen 
Habitus,  wie  das  Taf.  VI.  links  abgebildete  Exemplar  von  J.  sub- 
glandulosus  Steud.  Die  Pflanze  hat  vier  Stengel,  der  grösste 
ist  31,  der  kleinste,  noch  nicht  vollständig  entwickelte  fast  20  cm. 
hoch;  der  Hauptstengel  hat  4,  von  den  Seitenstengeln  zwei  je  2, 
einer  dagegen  nur  l  laterales  Köpfchen  (und  natürlich  noch  jeder 
ein  terminales);  die  Köpfchen  sind  ß- blüthig  (ja  eins  derselben 
wahrscheinlich  noch  reichblüthiger).  Im  Baue  der  Blüthen,  sowie 
in  der  auffallenden  Rauhigkeit  des  Stengels  stimmt  sie  ganz  mit 
den  andern  Exemplaren  von  J.  scabriusculus  Kth.  (vergl.  Taf.  VI.) 
überein.  Da  die  wenigen  bekannten  Exemplare  des  J.  subglandu- 
losus  (mir  lag  nur  eins  vor)  wie  oben  erwähnt,  mit  denen  des 
J.  scabriusculus  zusammen  gesammelt  worden  sind,  so  drängt  sich 
natürlich  die  Frage  auf,  in  welchem  Verhältnisse  das  grosse 
Exemplar  des  Meyer'schen  Herbariums  zu  den  auf  Taf.  VI.  ab- 
gebildeten und  oben  im  Texte  diagnosticirten  Pflanzen  steht. 
Ist  es  ein  Bastard  von  J.  scabriusculus  und  J.  subglandulosus? 
Oder  ist  es  eine  Mittelform  zwischen  beiden,  und  sind  wir,  so 
unglaublich  dies  auch  erscheinen  mag,  genöthigt,  beide  als  die 
noch  durch  Mittelformen  verbundenen  Endglieder  einer  äusserst 
variablen  Art  aufzufassen?  Diese  Fragen  werden  sich  nur  nach 
viel  reichhaltigerem  Materiale  oder  in  der  freien  Natur  lösen 
lassen;  ich  hielt  es  aber  für  meine  Pflicht,  sie  hier  schon  anzu- 
regen. 


Vergleichende  Zusaiiiiiienstellung  der  Verbreitung  der 
wichtigsten  Gruppen  von  Juncaceen. 

In  verschiedenen  genauer  erforschten  Florengebieten. 

Um  die  sehr  eigenthümliche  Entwickelung  der  Juncaceea  im 
Caplande  zu  veranschaulichen,  dürfte  es  am  gerathensten  er- 
scheinen, die  Zahl  der  Species,  welche  von  jeder  einzelnen  Gruppe 
in  jenem  Lande  nachgewiesen  sind,  zusammenzustellen  mit  der 
Anzahl  von  Arten  in  einer  Reihe  anderer  gut  durchforschter 
Florengebiete.  Dass  ich  dabei  m  eine  Auffassung  der  Species 
zu  Grunde  legen  muss,  ist  wohl  selbstverständlich;  die  Zahlen 
würden  sonst  einfach  völlig  unvergleichbar  sein.  Dass  den  Zahlen 
somit  ein  nicht  geringer  Theil  subjectiven  Urtheiles  anhaftet,  ist 
unvermeidlich;    aber   dies   wird   unter  allen  Umständen  so  sein. 


499 

Ein  anderer  Forscher  würde  vielleicht  etwas  andere  Zahlen  auf- 
stellen, aber  im  Ganzen  und  Grossen  würde  sich  das  Resultat 
nicht  verändern.  Wer  z.  B.  trotz  meiner  vorstehenden  Darlegung 
den  äusserst  veränderlichen  Juncus  capensis  in  4 — 6  Species 
zerlegen  wollte,  würde  wohl  auch  das  vorliegende  Material  der 
Junci  septati  in  mehr  als  fünf  Species  gliedern.  —  Im  Grossen 
und  Ganzen  sind  also  die  gegebeneu  Zahlen  jedenfalls  charak- 
teristisch. 

Die  zusammengestellten  Gebiete  sind  das  Capland,  Deutschland, 
Frankreich,  Italien,  Spanien,  das  europäische  Russland,  die  ver- 
einigten Staaten  von  Nordamerika,  Chili  und  Neuseeland.  Die 
Wahl  wurde  natürlich  vielfach  durch  die  vorhandene  Literatur 
bedingt. 

Die  Zahlen  für  das  Capland  sind  selbstverständlich  der  vor- 
stehenden Monographie  entnommen. 

Für  Deutschland  ist  die  zweite  Auflage  von  Koch's  Synopsis, 
für  Frankreich  die  bekannte  Flore  de  France  von  Gienier  und 
Godron  zu  Grunde  gelegt.  In  Beziehung  auf  Italien  folgte  ich 
dem:  Juncearum  italicarum  conspectus  von  T.  Caruel  im  Nuovo 
giornale  botanico  Italiano,  1869,  L,  p.  96  ff.  Für  Spanien  war 
Willkomm  und  Lange's  Prodromus,  für  Russland  Ledebour's 
Flora  (in  welcher  die  Juncaceen  von  Ernst  Meyer  bearbeitet  sind) 
massgebend;  dabei  mussten  für  das  letztgenannte  Land  die 
Arten,  welche  nur  in  Sibirien  und  den  ehemaligen  russischen 
Besitzungen  in  Amerika  einheimisch  sind,  ausgeschlossen  werden. 
Die  Junci  der  vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  sind 
vortrefflich  von  Georg  Engelmann  im  zweiten  Bande  der  Trans- 
actions  of  the  Academy  of  natural  sciences  of  St.  Louis  abge- 
handelt worden;  jedoch  besteht  die  fragliche  Arbeit  aus  zwei 
Hälften,  zwischen  deren  Publikation  ein  Zwischenraum  von  zwei 
Jahren  verfloss,  und  die  zweite  Hälfte  enthält  so  viele  Nachträge, 
dass  man  bei  der  Benutzung  dieser  Arbeit  mit  grosser  Umsicht  ver- 
fahren muss;  einige  weitere  Nachträge  verdanke  ich  der  persön- 
lichen Freundschaft  des  Herrn  Dr.  Engelmann.  Die  Angaben 
über  die  nordamerikanischen  Luzula-Arten  sind  dem  Manual  von 
Asa  Gray  entnommen.  Für  Chili  habe  ich  das  bekannte  Quellen- 
werk: A.  Gay,  Historia  fisica  y  politica  de  Chile,  Botan.,  1853, 
VI.,  p.  139  zu  Grunde  gelegt  und  dabei  nur  einige  Pflanzen  der 
chilenischen  Besitzungen  an  derMagelhaens  Strasse  ausgeschlossen; 
die  Luzula-Arten  von  Chili  aber  sind  nach  der  von  mir  gegebenen 
Uebersicht  derselben  in  meinem  Aufsatze :  Ueber  die  von  Mandon 
in  Bolivia  gesammelten  Juncaceen  (diese  Abhandlungen,  1874, 
IV.,  p.  130)  aufgezählt.  Von  Australien  endlich  besitzen  wir 
zur  Zeit  noch  keine  neuere  Aufzählung  der  Juncaceen ;  ich  musste 
mich  daher  auf  die  Heranziehung  von  Neuseeland  auf  Grund 
von  J.  D.  Hooker's  Handbook  of  the  New  Zealand  Flora  be- 
schränken, ein  Buch,  dessen  Behandlung  der  Species  aber  zu 
vielen  Bedenken  Veranlassung  giebt. 

Wo  ich  nach  neueren  Forschungen  Aenderungen  in  der  Auf- 


500 


] 


Zählung  <Um*  Arten  vornehnuM)  miisste,  liahc  ich  dieselben  in  den 
bcigefüj^teii  Noten  tlargelegt. 


Gebiet 


Gapland 

Deutschland 

Frankreich  .... 

Italien 

Spanien 

llussland 

Verein.  Staaten. 

Chili  =•») 

Neuseeland. . . . 


Junci 


I 


f    '  ^ 


CT     i:  -v 
£-5=3 


1,1-  1,3       5(r)V): 

11*)    «■')  -  :  7«)  i  2       6     i 

:  lä'-*).  7^")  1  ■  0«')  1  2     \} 

;  12' j  5»»)  1  ;  (P'')i  2^3)  10»^) 

'12i6y  7ir.|  p7)i  4ih)',  2  7     i 

;  811')    0'-«)  -  =  (V-»)!  :-5*^2)   5'j3)i 

(V^r.)    71'.-.)  _  ii-j-jT).  4Sf«j20 

(>  -  1     !  1       4=**). 

1  — 


:5=»«»)i  1 


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mm* 
P4 

raini- 
ifolii 

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08 

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1 

18 

— 

30 

1») 

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1 

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30 

1 

^ 

1 

1 

— 

4 

PO 

— 

.  40 

82») 

— 

— 

2 

-~ 

2 

Noten. 

1)  Iliorlier  g^eliört  iilierliiiiii»t  mir  der  iiKditcrrane  J.  imiltilloniß  Desf. 

Ü)  Aus  dieser  (Jnipiio  ist  l»is  ji'tzt  mir  »Ur  seltene,  dem  Caplaude  eigen- 
tliüinlirlie  .1.  shigul.'iris  Steudcl  l)i'k<'imit. 

\S)  Mit  diesem  >inii)en  ]»ozeicline  j<*li  vorläufig  die  dem  Juncus  biglumis, 
trighunis  und  castnneu.s  naiu>  stehenden  Arten.  iSie  haben  Köpfchen- sUindige 
iUüthen  und  gescliwänzte  Saiiuii;  der  Jfau  ihrer  IJlättta*  bleibt  aber  noch  nach 
frisehem  Materiale  zu  untersuelien ;  vit'Ueicht  worden  sie  den  Juncis  gramini- 
foliis  als  Untergruppe  niizUN<'h]ie.s.sen  sein. 

4)  Luzuh'i  multilioni  I^ej.  ist  als  Form  der    Jj.  campestris    DC    anfg^fasst. 

ö)  einschliesslich  A.  trilidus  L.,  «hssen  vnr.  Hostii  nicht  als  eigene  Art 
gezählt  ist.  J.  BphJieroenrpus  N.  ab  Ks  und  ebenso  .J.  Gerardi  Lois.  sind  als 
besondere  Arten  gezählt. 

0)  einschliesslich  ,J.  ,Inc<iinni  J..,  wogegen .).  dithisus  Hoppe  als  Bastard  von  J. 
effuHUs  und  glaucus,  sowie  .1.  paniculatus  IIoj»]»«  als  subspecies  von  J.  glaucns 
nicht  gezählt  sind. 

1)  .J.  triiiduH  ist  unter  die  .F.  poiophylli  verwiesen. 

8)  .F.  triandrus  (»ouan   ist  mit  .1.  eapitntiis  Weig.  vereinigt. 

*,>)  Luz.  Desvauxii  ist  mit  (Jrenier  und  (Jodnni  als  eigene  Art  betrachtet, 
L.  multitiora  Lej.  dagegen  nielit. 

10)  einschliesslich  ,F.  tritidus  I^. :  ^.  Ot'rardi  Lnis.  als  eigene  Art  gezählt, 
J.  bicephalus  Viv.  dagegen   nicht. 

11")  einschliesslich  ,J.  tritidus  J..,  und  ,\.  (Jerardi  Lois.  als  eigene  Art  ge- 
zahlt. 

12j  J.  eft'usus  L.  und  .1.  Leersil  Marssou  als  getrennte  8pecies  1>etrachtet, 
und  .1.  .Jac(iuini  L.  hinzugerechnet,  wogegen  ich  .f.  Hstulosus  Guss.  und  J.  dc- 
pauperatus  Tin.  von  .1.  glüiicus  Khrli.  nicht  zu  trennen  vermag. 

i:>)  J.  Tommasini  j'arl.  und  .1.  uiultibracteatiis  Tin.  sind  nicht  als  eigene 
Arten  betrachtet;  .1.  .FaiMpiini   L.  ist  unter  dir  .luiici  gemiini  verwiesen. 

14)  l'^nter  Auslassung  der  völlig  zweifelhaften  Ptianzen:  J.  Thomasii  Ten. 
und  Öorrentinii  l*arlat. 

15)  Luz.  multitiora  I.ej.  und  L.  su<letica  ])('.  sind  als  Varietäten  von  L. 
cami)estris  DC.  betrachtet. 

10^  J.  Gerardi  Lois.  und  J.  salinus  J^ge.  sind  mit  AVillkomm  und  Lange 
als  Ijcsondere  Öpecies  betrachtet,  nicht  al)er  ,].  foliosus  Desf. 

17}  Kürzlich  in  Spanien  entdeckt;  war  Willkomm  und  Lange  noch  nicht 
daher  bekannt. 

\^)  .1.  ditlusus  Hoppe  wie  fd)en  nicht  mitgezählt. 


501 

19)  Ausgelassen  ist  die  sibirische  Liizula  rnfescens  Fisch.,  dagegen  mitge- 
zählt die  für  Bussland  noch  zweifelhafte  L.  sylvatica  Gaud. 

20)  einschliesslich  des  J.  trifidus  L.,  wogegen  der  sibirische  J.  salsugino- 
8US  Turcz.  nicht  mitgezählt  ist. 

21)  J.  effusus  und  Leersii  als  getrennte  Species  betrachtet. 

22)  ausgeschlossen  ist  der  nicht  eurojJRische  J.  Drummondi  E.  M.,  da- 
gegen mitgezählt  der  J.  littoralis  C.  A.  M. 

23)  ausschliesslich  des  für  Russland  zweifelhaften  J.  obtusiflorus  Ehrh., 
des  überhaupt  zweifelhaften  J.  alpigenus  C.  Koch  und  des  nur  auf  den  Aleuten 
vorkommenden  J.  ensifolius  Wickstr.,  sowie  des  amerikanischen  J.  paradoxus 
E.  M. 

24)  ausgeschlossen  der  nicht  europäische  J.  falcatus  E.  M. 

25)  Hinzugerechnet  ist  die  von  Asa  Gray  nicht  aufgeführte  Luzula  co- 
mosa  K  M. 

26)  einschliesslich  des  J.  trifidus. 

27)  Juncus  Lesueurii  Bol.  ist  dabei  ebenso  wie  in  der  ersten  Hälfte  von 
Engelmann's  Arbeit  als  subspec.  von  J.  balticus  Deth.  betrachtet. 

28)  einschliesslich  des  später  i)ublicirten  J.  Coopeii  Engelmann  und  des 
kürzlich  in  der  Nähe  von  New- York  entdeckten  J.  maritimus  Lam. 

29)  Eingeschlossen  ist  der  von  Engelmanu  zuerst  in  eine  neue  Grupi>e  ver- 
wiesene J.  triformis  Eng.  Von  den  acht  Ai*ten  gehören  J.  repens  Mclix.  und 
J.  marginatus  Rostk.  dem  Osten,  die  andern  dem  Westen  an. 

30)  vergl.  darüber  meinen  oben  citirten  Aufsatz  über  die  von  Mandou  in 
Bolivia  gesammelten  Juncaceen. 

31)  diese  für  Chili  gegebenen  Zahlen  sind  ziemlich  unsicher,  da  die  Be- 
arbeitung der  Juncaceen  in  dem  Werke  von  Gay  nicht  sehr  befriedigend  ist. 

32)  die  aufgezählten  Formen  dürften  wohl  richtiger  zu  zwei  Arten  zu  ver- 
einigen sein. 

33)  ausserdem  zwei  Arten  von  Rostkovia. 

34)  Juncus  scheuchzerioides  Gaud.  ist,  als  nur  an  der  Magelhaensstrasso 
einheimisch,  nicht  mitgezählt. 

Werfen  wir  noch  einen  Blick  auf  die  Zahlen  der  Tabelle, 
Ihre  Bedeutung  tritt  leicht  hervor.  Das  Capland  besitzt  zunächst 
die  merkwürdige  endemische  Gattung  Prionium.  Aus  der  in 
allen  aufgeführten  Florengebieten  mehrfach  vertretenen  Gattung 
Luzula  findet  sich  dort  nur  eine  Form,  welche  der  fast  ubiqui- 
tären  Luzula  campestris  sehr  nahe  steht  und  wohl  aus  ihr  her- 
vorgegangen ist,  aus  der  Section  Junci  poiophylli  nur  den  ubi- 
quitären  Juncus  bufonius  L.,  aus  der  sonst  meistens  viel  reicher 
gegliederten  Gruppe:  J.  genuini  nur  eine  Form  des  in  der  alten 
Welt  weit  verbreiteten  J.  glaucus.  Die  Gruppen  J.  thalassici  und 
septati  sind  ähnlich  entwickelt,  wie  in  den  andern  Florengebieten. 
Die  reichste  Formenbildung  hat  aber  in  der  Gruppe  J.  gramini- 
folii  stattgefunden,  so  dass  in  dfeser  Beziehung  das  Capland 
alle  andern  Gebiete  weit  hinter  sich  lässt. 

Diese  Eigenthümlichkeit  wird  nur  wenig  vermindert,  wenn 
man  die  Gruppen  J.  singulares  und  alpini  mit  den  J.  gramini- 
foliis  vereinigt,  mit  denen  sie  genetisch  wohl  am  nächsten  zu- 
sammenhängen. 

Die  volle  Bedeutung  erlangen  aber  die  gegebenen  Ziffern 
erst,  wenn  wir  zugleich  den  Endemismus  in  Betracht  ziehen. 
Von  den  32  im  Capland  nachgewiesenen  Juncaceen  finden  sich 
ausserhalb  des  Caplandes  nur  noch: 

1)  der  ubiquitäre  J.  bufonius, 

2)  der  in  der  alten  Welt  weit  verbreitete  J.  glaucus  Ehrh. 
(in  der  Gapflora  in  einer  eigenthümlichen  Form); 


502 

.^,4)  die  Strandpflanzen :  J.  maritimus  Lam.  und  J.  acutos 
Lam.  (Letzterer  am  Cap  in  einer  endemischen  Form.) 

5)  der  auch  im  Hochlande  von  Abyssinien  und  am  Sinai 
nachgewiesene  J.  punctorius  Thbg. 

Die  andern  36  Art«n  sind  sämmtlich  endemisch, 
und  unter  ihnen  kann  es  nur  bei  der  gleichfalls  endemischen 
Form  der  Luzula  zweifelhaft  sein,  ob  man  sie  der  weitverbreiteten 
L.  campcstris  DC.  unterordnen  soll  oder  nicht.  — 

lienierkung.  Ich  hatte  die  Absicht,  am  Schlüsse  dieses 
Abschnittes  die  Verbreitung  der  einzelnen  Arten  der  Juncaceen 
im  Caplande  und  ihre  Zugehörigkeit  zu  den  verschiedenen  Vege- 
tationsgebieten, bezw.  Vegetationsformen  zusammen  zu  stellen 
und  einer  Discussion  zu  unterwerfen.  Die  Durchführung  eines 
dahin  zielenden  Versuches  habe  ich  aber  trotz  der  genauen  An- 
gaben von  Eckion  und  namentlich  von  Diege  schwieriger  ge- 
funden, als  ich  erwartete  und  ziehe  es  daher  vor,  um  nicht  un- 
sichere Daten  zu  veröffentlichen,  auf  die  Veröffentlichung  des- 
selben ganz  zu  verzichten. 


Literarische  Nachweise. 

In  üiT  nnchsicheiuien  Uebcrsiclit  steht  HnkN  der  in  dem  hetrefTcndcn  Werke,    reehtR  der  in  dieser 

Monoj,'rnpliic  für  die  hctrefTendc  Pflanze  verwnndte  Name. 

1781. 

0.  Linnaei  filins,  Supplemcntum  plantanim,  p.  208. 
p.  208.     Junciis  serratiiH  —      Prionium  serratum  (L.  fil.)  Drege. 

p.  209.    J.  punctorius  —      J.  punctorius  L.  fil. 

1789. 

de  Lamarck,  Encyclopedie  methodique ;  botanique  III.,  p.  263. 
Juncus 

No.  14.     Juncus  cymosus  Lam.  —      species  mixta:    caulis  ad  J.  lomato- 

phyllum  Spreng,  folium   ad  Juncum 
graminifolium    qucndam  pertinet. 
No.  18.     JuncuB  punctorius  L.  fil.         —      J.  punctorius  L.  fil. 
No.  32.     J.  seiratus  L.  fil.  —      Prionium  serratum  Drege. 

1794. 

C.  P.  Thunberg,  Prodromus  Plantarum  capensium,  I.,  p.  66. 
Juncus  punctorius  L.  fil.  —      J.  punctorius  L.  fil. 

!J.  cephalotes  Thbg.,  sensu  strict. 
J.  lomatopbyllus  Spreng. 
J.  Dregeanus  Kunth. 
J.  bufonius  L.  —      J.  bufonius  L. 

J.  capensis  Thunb.  —      J.  capensis  Thbg.    subsp.    II.    angu- 

stifolius. 
J.  serratus  L.  fil.  —      Prionium  serratum  Drfege. 

1821. 

K.  Sprengel,  Neue  Entdeckungen  im  ganzen  Umfang  der  Pflanzenkunde,  III. 
Species  plantarum  minus  cognitae  p.  104:  Junceae  (a  cel.  Bergio  lectae). 
No.  22.     J.  serratus  Thunberg.  —      Prionium  senatum  Drege. 

No.  23.    J.  cymosus  Lam.  —      J.  capensis  Thbg.,   subsp.   I.   longi- 

folius,  var.  ,^  gracilior. 


503 

No.  24.    J.  capensis  Thbg.  —      J.  capensis  Thbg."  subsp.  II.  angu- 

stifolius,  vai*.  cf  flaccidiis. 
No.  26.     J.  acutiflori  Ebrh.  var.  —      J.  oxycarpus  E.  M. 

(J.    pimctorius  Spreng,    nee.  Thunb.) 
No.  26.    J.  cepbalotes  Thbg.  —      J.   cephalotes   Thbg.   var.   ustulatus 

Bchn. 
No.  27.     J.  lomatophyllus  Spreng.         —      J.  lomatophyllus  Spreng. 

Ausser  diesen  von  Sprengel  aufgeführten  Arten    befinden   sich   im  Königl. 
Herbarium  zu  Berlin  noch  folgende  von  Bergius  gesammelte  Juncaceeen: 

a)  ^Scirpus  membranaceus  Thunberg"   det.  Sprengel,  verosimiliter  —  J. 
punctorius  L.  fil. 

b)  ,,Schoenus  teres  Sprengel    n.  sp."  -?-  Liesbeckrivier  —  J.  e  sectione 
thalassicorum,  probab.  —  J.  maritimus  Lam. 

c)  Juncus  bufonius  L. 

d)  Juncus  acutangulus  Buchenau  ?  forma  gracilior? 

1822. 

Ern.  Meyer,  Synopsis  Juncorum. 
pag.  20,  No.  14.  J.  punctorius  Thbg.      —      J.  punctorius  L.  fil. 
pag.  39,  No.  39.  J.  bufonius  L.  —      J.  bufonius  L. 

pag.  48,  No.'  51.     J.  capensis  Thunb. 

a  latifoUus  EM  —      K*  lomatophyllus  Spreng. 

|J.  cephalotes  Thbg.  var.  ustulatus. 

,,  augustifolius  E.  M.  -      f  jT^egtÄtfr'"  '"""' 

p.  513,    No.  55   J.  maritimus  Lam.      —      probab.  J.  Kraussii  Höchst« 

1823. 

Ern.  Meyer,  Synopsis  Luzularum  1823. 
pag.  34,    juncus  capensis  Thbg.  —      J.  capensis  Thbg.,    subsp.  II.  angu- 

var.  y  (J.  capensis  Spreng!)  stifolius,  var.  f.  fiaccidus. 

1823. 

C.  P.  Thunberg,  flora  capensis,  p.  336. 
vide  supra :  C.  P.  Thunberg,  Prodromus  etc. 

1825. 

C.  Linuaei,  Systema  Vegetabilium  ed  XVI.,  ed.  K.  Sprengel,  II. 
No.  21  (error,  typogr. :  26).    Juncus 

punctorius  Thbg.  —      J.  punctorius  L.  fil. 

No.  28.     J.  cephalotes  Thbg.  —        jJ.  cephalotes  Thbg.  sens.  str. 

(J.  lomatophyllus  Spreng.)  |J.  lomatophyllus  Spreng. 

No.  29.     J.  capensis  Thbg.  —      J.  capensis  Thbg.  (formae  diversae) 

(J.  cymosus  Lam.) 
No.  65.     J.  serratus  Thbg.  —      Prionium  serratum  Dr^ge. 

1825. 

J.  de  Laharpe,  Essai  d*une  monographie  des  vraies  Jonc(5es  (Mcm.  de  la  soci6te 

d'  bist,  natur.  de  Paris,  III.,  p.  89). 
No.  16.  Juncus  maritimus  Lam.  —      probab.  J.  Kraussii  Höchst. 

No.  36.     J.  punctorius  Thunb.  —      J.  punctorius  L.  fil. 

No.  51.    J.  cephalotes  Thunb.*)  —      J.  capensis  Thbg.  (formae  diversae) 

(J.  cymosus  Lam.      J.  capeniis  ,•?  E.  M.) 
No.  52.     J.  capensis  Thunb.  «  E.  M.    —      J.  lomatophyllus  Spreng. 


*)  de  Laharpe  gicbt  au,  dass  diese  Art  „et  les  trois  suivautes**  (J.  capen- 
sis Thbg.,  i)lanlfolius  K.  Br.  und  J.  capitatus  Weig.)  im  (.'aplnndo  zu  Hause 
seien;  dies  ist  aber  gewiss  ein  Schreib-  oder  Druckfehler,  da  die  beiden  letzt- 
genannten Arten  siclier  nicht  am  Cap  vorkommen  und  auch  de  Laharpe  bei 
diesen  Arten  Nichts  davon  erwähnt. 


504 


fl  inininuis  de  Luliurpu 
No.  6*J.     J.  1)iifoDiii8  L. 


i  pr.  pto.  —  J.  lomatophyllus  Spreng. 
'         turioues  depauperati. 
^pr.  pte.  forsan  J.  cephalotes  Thbf. 
r         var.  ustnlatuB. 


—      J.  bnfoniuB  L. 

1828. 

K.  Meyer  in  Chamissn  und  >Schlechtendal^    plautao  lioinaiusofiianaey   in  Liinnaea 

III.,  p.  367. 
p.  M'2,  Nr.   n 

Juncns      fupciisis      ,1    ungustifolius      —      J.  capensis   Thbg.   subsp.  IL  an^- 
K.  yi.  stifuiius. 

1829. 

Römer  und  Scliultes,  Car.  Linnaei,  systema  vegetabilium  VII,  L, 
•Juucus,  p.  175. 


No.  22.     J.  punctorius  Thunb. 
No.  74.     J.  bufonius  L. 

/  grandiflorus    J.  A.  und    J.  II. 
Schul  tes 
No.  95.     J.  cephalotes  Thunb. 
(J.  cai)cnsis  {i  angusti- 

folius  E.  M. 
J.  capensis  y  E.  M.) 
No.  9G.     .f.  capensis  Thunb. 
(c  major 
(J.  lomatophyllus  Spreng.) 
,*?  minor 
*  (J.  cephalotes  Spreng.) 


;'  minimus 


No.  97.  J.  serratus  Thunb. 
No    102.     J.  maritimus  Lam. 


p.   1655.  J.  punctorius  Thunl). 
p.  1656  (in  descriptione  J.  spretus 
Schultes  [cum.?]). 


J.  punctoriiu}  L.  fil. 
J.  bufonius  L. 


—  J.  capensis  Thbg. 

formae  diversae 

(etiam  J.  Dregeauua  Kth.  ?) 

—  J.  lomatophyUus  Spreng. 

—  J.  cephalotes  Thbg.  sensu  strict. 

—  J.  lomatophyllus  Spreng. 

(turioues  depauperati) 

—  Prionium  serratum  Drege. 

—  species  e  subgenere    June,    thalassi- 

coruni     inoxtricabilis,       probab. 
J.  Kraussii  Höchst 

1830. 

VU,ii. 

—  J.  punctorius  L.  fil. 


—      J.  Kraussii  Höchst. 

1832. 

(niedergeschrieben  1829) 

Ernst  Meyer,  Plantae  Ecklonianae  in  Linnaea  VIT.,  p.  129. 
1.     Juncus  punctorius  Thbg.  — 


2.  J.  bufonius  L. 

3.  J.  capensis  Thbg. 
a  latifolius  E.  M. 

ß  minimus  La  Ilarpo 

y  angustifolius  E.  M. 

d  longifolius  E.  M. 

4.  J.  maritimus  Lam. 
Prionium  Palmita  K  M. 


J.  punctorius  L.  lil. 
J.  bufonius  L. 

J.  lomatophyllus  Spreng. 

,  J.  cephalotes  Thbg.  sensu  str. 

|j.  lomatophyllus    Spreng,    turiones' 
depauper. 

J,  capensis  Thbg.,  subspec.  II.  angu- 
stifolius. 

J.  capensis  Thbg.,    subsp.    I.    longi- 
folius. 

)J.  maritimus  Lam. 

^T.  Kraussii  Höchst. 

Prionium  serratum  Drcgo. 


1841. 


C.  S.  Kunth,  Enumeratio  plantarum,  IlL,  p.  296  i\\ 
No.  20.     Luzula  campestrisDC.  var.  / —       Luzulti  africana  Drcge. 


507 


var.  ß  E.  M. 

a)    ,    .    a  me  nou  visum 

aa) —  J.  cap.  subsp.  II.    ang.   var.  spbagne- 

toruiii,  forma  frondesceiis. 

b) —  J.    cap.    subsj).    longif    var.  gracilior. 

bb) ? —  J.  cephalotcsTlibg.  var.  iistulatiis  Jicbii. 

l  j —  J.  cap.  subsp.  II.  angustif.  var.  sphague- 

'  loriiiu  Bchn. 

d)  *) V  —  J.    cap.    snbsj).  II.  ang.  var.  tlaccidus. 

e) —  J.  Sonderianiis  Biichenau. 

J.  oxycarpiis  a) —  J.  ox3^carpiis  E.  M. 

E.  M.        aa) —  J.  ])unct.oriu8  L.  lil. 

b) .   ;^  a) 

K    {    ...    hb.  Sonderi  —  J.  punctorius  L.  ül. 
^'''    i     .    .    bb.  E.  Meyeri —  J.  exsertus  liiicbeiiau  (Xo.  859). 

d) V  —  J.  exsertus  Bucbenau. 

e — i) —^  aa) 

J.   rupestris  Ktli.  a) — c) —  J.  rupestris  Kth.  (No.  2471.) 

J.  scabriusculus  Kth —  J.  scabriusculus  Kth.    (NB.   No.  8795 

pr.  pte!) 

J.  160-4  a) —  J.  anonyinus  Steud. 

1  \    j  pro  pte —  J.  ainguhiris  8teud. 

^    \  pro  pte —  J.  Dregeanus  Kth. 

c) —  J.  Dregeanus  Kth. 

N   j        —  .1.  capensis  Thbg.,  s\ibsp.    III.  delica- 

^  tuhis  Behn. 

f) —  J.    Dregeanus,    var.  subniouoceplialus. 

h)  **) —  J.  indescriptus  Steud. 

i)  ***) —  .1.  Dregeanus  Kth. 

k)  ***) —  J.  cap.  subsp.  I.  longif.  var.  gracilior. 

J.  2032 —  J.  e  sectionc    thalassicoruin    (hb.    reg. 

berol.  et  hb.  E.  Meyer). 

J.  2470 —  J.  punctorius  L.  ül. 

J.  2471 —  .1.  rupestris  Kth. 

J.  2472  a)  t) —  J.  pictus  8teud. 

aa) —  J.  iM)lytrichos  E.  M.  et  F.  B. 

b) —  J.  parvulus  E.  M.  et  F.  B. 

J.  4.387    intermixtus   (hb.    Kunthii ;    in 

Enuni.  Dreg.  oniissa) —  J.  Dregeanus  Kth. 

J.  4447  (hb.  E.  Meyer;  an  plantaDre- 
geana  vel    ZeyherianaV    in   Enuni. 

Dregeana   omissa) —  idem. 

J.  4403 —  J.  punctorius  L.  lil.   (i)rob.  h.  vel  i. 

catal.  Dregeaui.) 

J.  44r>4 • —  J.  punctorius  L.  ül.  (prob,  e,  catal. Dreg.) 

J.  4405  ff) —  J.  rostratus  Buchenau. 

J,  8788  (1)1).  E.  Meyer  —  J.  cap.  var  fc ; 

e  in  Enuni.  Dreg.) —  J.  loina(ophyllus  J^preug. 

J.  8790 —  J    bufonius  L. 

J.  8793 —  V  J.  exsertus  Buchenau  (^.J.  oxycarpus 

E.  M    d,^  oatalogi  Dreg.) 
ij>ropte. — J.  bufonius  E. 
J.  8795  (in  Enuui.  Dreg.  ouiis.sa)  pro  pte.  —  J.  scabriusculus  Kth. 

(pro  i)te.  —  J.  subglandulosus  iSteud. 


*)  d  vacat  in  catahigo  Dregeano. 

**)    n    ^"«T-^'«^^' 

***)  i  et  k  in  enuni.  Dregeana   oniissae. 

f )  Locus  natalis  vacat. 

ff)  Errore'typographico  5405. 


noG 


88.  .7.  oxyoarpTis  K.  M. 
108.  J.  sinjjnljiris  .Stciicl. 
lOll.  J.  loniatoi)liylln8  Sprenpr. 

110.  .T.  stcnoplivilus  »Stcud. 

111.  .1.  Ilaecidiis  fc^tiMid. 

112.  .J.  suljmonoceplialiis  Stcud. 
113)  .J.  siib^landulosus  Stc-ud. 
121)  J.  ni])estri8  Kth. 

124)  .T.  iiidescri])tuR  Steiid. 

125)  .T.  anouymus  Steud. 
120)  J.  dclicntuliis  »Steud. 

127)  J.  Dn'fjjfeanus  Ktli. 
187)  J.  i)ictus  Steud. 

.T.  jiicti  var. 
1C3)  J.  bufonius  L. 
100)  .T.  8cal)riuscnliis  Kth. 
l*rionium  Palmita  E.  M. 


J.  oxycarpus  E.  M. 

.1.  «ingulari»  Steud. 

fJ.  loiriato]diyllu.s  Spronnf. 

.1.  capeusis   Th})«^.    suhsp.    I.    lon^i. 

folius  et  II.  angUBtifoIius  K.  M 
J.  «ipeiisis    Thbjj.    subsp.  II.  angu-- 

stil'ülius,  var.  o  tiaecidus 
.F.  DrepfcamisKtli.  j' subinonoeeplialus 
.f.  su}){^laiidnlosus  Steud. 
.1.  rupestris  Kth. 
.J.  irdescriptus  Steud. 
J.  anoiivuius  Steud. 
J.  capeiisis  'J'hbg.,   subspec.  III.  de- 

licatuliis, 
.7.  Dregeanus  Kth. 
.J.  pictus  Steud. 
J.  i)arvulus  E.  M.  et  F.  B. 
.T.  luifonius  L. 
.7.  scaliriusculus  Kth. 
Pr.  scrratuni  Drege. 


Nachweise  über  Sammlungen. 

Sammlung  yon  Droge. 

Die  IMhuizen    sind   geordncjt    nach    dem    als    besondere  Peila^xe   zur  Flora 
]!^i:5     pulilicirtcii  Verzeiehnisse    (j).    l'.«;'),    2(H)   iiiid  21.'));    die    (b'.ni    Sonde.rselK'ii, 
l»("/\v.   >[fver"sclH'n    Ilrrbariimi    c'iitnoninieiK'ii    NunmK.'rn    sind    tlmulichst    an    der 
rt'chtcn   Stelle  cin^i^csehaltet. 
.1  n  n  ('  n  s 

,1.  ncntiis  a  / pro   pte  —  J.  aentns  J..  vnr.   Lenpoldü. 

])r()   i)te  —  .J.  nmritinnis   Lnm. 

I»! ---  J.  niaritiniiis  Ijani. 

(•)     .    .    a  nie  non  visnni 

dl —   J.   Kraussi i  ir<»clist. 

t.*!     .    .     a  nie  non  visnin 

t) V  —  .L  niaritimus. 

<r ' vide  i\] 

Audi    Dn-'n'  ]S'u.  Tis  (lil).   K.  ;Mt;veri  o-ohilrt  /.n  .).  ncntns  L. 

llrt'-M^c  7*il    ist .  - -■  ,].  ninritiiHUs   Kam. 

.1.   I)iir<'inns      ;i   -(* —  .J.  bufonius   L.  (c)  n   uw  n<.ii   visuni^ 

AiH-li    l))<'-^('   No.  C)')")   (lib.   \\.  ^[('yer';  g(;li<»rt  zu  ,L  but'oiiius   L. 
.1.  (•  a  ])  <.'  n  s  i  s  Tlib^^. 
v.'ir.  ((  K    M. 

'.{) —  .J.  loniatopbyllus  Spreng.,  var.  iMtoseens 

r.cbn.  (X(».  ir.(>2,  Dr.:    lil).  K.  M./ 

»1*1  1 

'  ',      I      .    .n  nie  non  visnni 
h)   ) 

(•)     ...    V  i)lanta  dnbiii 

«•(•I     .    ,    a  IUI'  non  visuin 

«Ij -  -  .).  b)nintn])byllus  Sprcn^^*. 

»•I —  idriii  (NO.  sTss  Dr.;  lil».  1'.  IM.) 

l," - —  .1.  IoinatopliyllnsS|)rcn|X..  v;ir.  aristatus 

J5clin.  (Nu.    HW»:;.    Dr.:    lib.   K.  M.  i 

1-^       "  / 

.1 d  (plantar  drpaiiper). 


507 

var.  ß  E.  M. 

a)    .    .    n  me  nou  visum 

aa) —  J.  cap.  subsp.  II.    ang.    var.  spbagne- 

toruiii,  forma   frondescciis. 

h) —  J.    ca]>.   subsj).    longif    var.  gracilior. 

bb) V  —  J.  cephalotes  Tlibg.  var.  iistulatiis  licbii. 

,  M --  J.  cap.  siibsp.  IL  ar.^ustif.var.  spbagiuj- 

^  lorum  Hcbu. 

d)  *) V —  J.    cap.    snbsp.  II.  ang.  var.  tlaccidus. 

e) —  J.  ISonderiamis  Buchenaii. 

J.  oxycarpus  a) —  J.  oxycarpns  E.  M. 

E.  AI.        aa) —  J.  puuctorius  L.  til. 

b) ,  •    •    ;--  «) 

V     j     ...     bb.  Sonderi  —  J.  piinctorius  L.  lil. 

^*''    i     .    .    bb.  E.  Meyeri  —  J.  exsertus  Bucheiiau  (No.  859). 

d) V  —  J.  exsertus  IJucbenau. 

e — i) -::;  aa) 

J.   rupestris  Ktli.  a) — c) —  J.  rni)estris  Ktb.  (No.  2471.) 

J.  scabriuscuhis  Ktli —  J.  scabriusculus  Ktb.    (Nli.   No.  8795 

pi.  ptel) 

J.   1601  a) —  J.  anoDynius  8teud. 

1 V    I  pro  pte —  J.  singularis  Rteiid. 

^    \  pro  pte —  J.  Dregeanus  Ktb. 

c) —  J.  Dregeanus  Ktb. 

J.   )        —  .1.  capensis  Tbbg.,  sUl)sp.    III.  deliea- 

^  '  tuhis  I3chn. 

f) —  J.    Dregeanus,    var.  siibinouocepbalus. 

\\)  **) —  .F.  indescripius  Steud. 

i)  ***) —  J.  Dregeanus  Ktb. 

k)  ***) —  .J.  caj).  subsp.  I.  lougif.  var.  gracilior. 

J.  *2Ü32 —  J.  e  sectiono    tbabassicorum    (bb.    reg. 

berol.  et  bb.  E.  Meyer). 

J.  2470 —  J.  puuctorius  L.  lil. 

J.  2471 —  .J.  rupestris  Ktb. 

J.  2472  a)  t) —  ,1.  pictus  Steud. 

aa) —  J.  polytricbos  E.  M.  et  F.  D. 

b) —  J.  parvulus  E.  M.  et  F.  13. 

J.  4387    iiitcrmixtus   (bb.    Kuutbii ;    in 

Enuni.  Dreg.  omissa) —  J.  Dregeanus  Ktb. 

J.  4447  (bb.  E  Meyer;  an  plantaDre- 
geana  vel    ZeyheriaiiaV    in   Enuni. 

Dregeana  omissa) —  idem. 

J.  44C3 —  J.  punctorius  I-i.  fil.   (i)rol).  b.  vel  i. 

catal.  J)regeani.) 

J.  4404 • —  .f.  punctorius  L.  ül.  (prob,  e,  catal. Dreg.) 

J.  4405  ff) —  J.  rostratus  Hucbenau. 

J.  8788  (bb.  E.  Meyer  —  J.  cap.  var  (« ; 

e  in  Enum.  Dreg.) —  J.  loma(opbyllus  Spreng. 

J.  8790 —  J    bufonius  L. 

J.  8793 —  ?  .r.  exsertus  liucbenau  (^J.  oxycarpus 

E.  M    d/  catal ogi  Dreg.) 
i]>ro  pte. — J.  bufonius  E. 
J.  8795  (in  Enum.  Dieg.  omissa)  pro  pte.  —  J.  scabriusculus  Ktli. 

(pro  i)te.  —  .1.  subglandulosus  Steud. 


*)  d  vacat  in  catalogo  Dregeano. 

**)  g  vacat. 

***)  i  et  k  in  enum.  Dregeana   omlssae. 

•(•)  Locus  natalis  vacat. 

•ff)  Errore'typograpbico  54G5. 


Pi.--- 


:i*..: 


508 

J.  SiüO  h) 


v] —  J.    pflniic.ii.s    Idirh.     var.     acutissinnn 

hiiclicnnu. 
Ti  n  /.  I1 1  a 
Tj.  jifrir;Mi;i  Pn'-jr«'  No.  :\\nV.\'\     .    .    ,    . —  L.  afripaim  Druge. 

I'  r  i  n  n  i  u  m 
.1.  raliiiitti  K  M.    j»)— «li   et    N«..  'J:il(» 

Iu>rt»ni-ii  K.  Mi-ycr —  Pr.  serratnm  Droge  (l»)ame*ioiivisüin.) 


Saniniliiii^eii  Ton  Kcklon  nnd  Zeyhcr. 

V  !►  r  1)  (*  111  <•  r  k  II  n  «r.  l M»*  l'cklon-Zi'vlu'r'scben  Pfljinzcn  sind  bei  weitem  nicht 
jill»'  mit  NiMninoin  v^rsrluii.  \'<»ii  <l»'ii  Xiniiinoni,  welche  sie  in  den  Herbarien 
trjijrcn,  f<iiul  im  r«>lrfoiKl«Mi  ilie  wielitijysteu  zusnmmeiipfestellt,  doch  ist  bei  dem 
ricstimiiH'ii  nach  <U'ii  ^^iiiimorii  iwio  auch  die  nachstehende  Zusammenstellung 
/ci^^tl  cinitr«*  \'t»rpiclit  in'ithijj.  —  Die  Niimorirunp:  ist  nämlich  zu  verschiedenen 
Zeiten  voll  verschiedenen  Männern  und,  was  noch  viel  unan^^enebmer  ist,  mit 
Verse hie<h'non  >'iniimern  vorjr^nomnien  worden,  so  dass  ein  und  dieselbe  Pflanze 
mit  inelirtaclien  ^'iimmern  vorkommt;  auch  lieispiele,  dass  dieselbe  Nummer  l)ei 
vi*rsehiedenen  Ptianzen  verwen(h*t  wurde,  werde  ich  anzuführen  haben.  Was 
die  Sjinnnler  anpr^dit,  so  ist  es  in  manchen  Fällen  kaum  mehr  möjflieb,  anzugeben, 
oh  Kcklon  und  Zeyher  {remeinsam  die  Pilair/e  gesammelt  haben,  mler  einer  von 
ihnen  allein  der  Sammler  war.  l>ie  Anj^aben  vieler  TFerharien  sind  in  dieser 
JJeziehuuji:  nicht  znv«'rlässi;r ,  <la  Kcklon  und  Zevher  in  der  Vorstellunjr  der 
Jiotaniker  so  verwachsen  sind ,  dass  jrewiss  häufig  (»hne  nähere  Feststellung 
K.  &   Z.  aul"  die  Ktikctteii  gescliriehen  wurde. 

Auf  den  Fnistand,  dass  auf  den  Etiketten  der  von  Drege  ausgegebenen 
Kcklon- Zeylu^r'schen  IMlanzeii  sowohl  der  Fundort,  als  der  ^fouat  durch  Zahlen 
ausji^edrüekt  sind,  will  ich  hier  noch  besonders  verweisen,  da  auch  hieraus  leicht 
M iysverständnissi?  entstehen. 

Ecklon,  1.  Sendung  (an  den  Reiseverein) 

von  der  Cajjstadt  ahgej^augen  am  2.  Juni  1827. 

A  n  m.     ni(*  von  dem  J^MS(^verein    ausgegebenen  Pflanzen    haben  kloine    ge- 
druckte   Ktiketten    mit   der   Nuinnier    der   JMlanzen    und    der   I^ezeichiiung  U.  J. 
(Fnio  itineraria);  die  Fundorte  sind  in  lateinischer  Sprache  ausgedrückt. 
!No.   1)5  —  .1.  capensis,  suhsp.  II.  angustifolius,  var.  Kcklonii. 
iS'o.  -IG  —  ^.  puuctorius  L.  lil.  *) 
N<».    17  —  idem.  *) 

No.  'IS  —  ,J.  caj).  suhsp.  an^ustifolius  var.    flaceidus  Ik'lin.  *) 
Xo.  oO  —  .F.  lomatophyllus  Sjireng. 

Ecklon,  (und  Zeyher?)  2.  Sendung  (an  den  Reiseverein). 

von  der  Kapstadt  ahgejraugen  am  25.  August  182S. 

A  11  m.  Die  vom  Keisevereine  ausgegebenen  Fflan/en  dieser  Sendung  haben 
ähnliche  Ktikcitten  wie  die  der  iirsteii  Sonduug,  sind  aber  leicht  kenntlich  an 
der  .Jahreszahl   1S28  nach  den  Ihichstahen   V.  ,]. 

No.     .'Jr>  —  .1.  capens.  suhs]».  angustif.  var.  Kcklonii   Uchn. 

No.  SOG.  —  .1.  louiatoi)hyUus  Spreng. 


*)  hl).  Souderi;  vom  Iveisevc^rein  wahrsclieinlich  nicht  ausgegeben.  Im 
S»)nder'sehen  Ilerbar.  trägt  aber  auch  ein  von  Zeyher  gesammelles  Exemplar 
von  .1.  inaeqiialis,  var.  viridesceiis  I>chii.  {IIotteutottslMdlaiuh  dTe  Nr.    H>. 


509 

897  —  J.  capensis  Thbjj.  snhsp.  II.  angustifolius.  var.  Ecklonii  Bchn. 

898  —  J.  cap.  siibsp.  angnstif.  var.  flaccidus  Bchn. 

Qqo     I  P**'  P^®'  —  *^'  cap.  suhsp.  an^istif.  var.  Ecklouii  Bcliu, 
I   pr.  ])te.  —  J.  Dregeanus  Kth. 

900  —  .F.  cap.  subsp.  angiistif.  var.  flaccidus  Beim. 

901  —  J.  cephalotes  Thbpr-  var.  ust\ilatus  et  variiis  Bcbu. 

902  —  J.  jmnctoriiis  L.  fil. 

903  —  j.  Kraiissii  Höchst. 

904  —  Prioiiium  serratum  Drcge. 

905  —  J.  bnfonhis  L. 

Ecklon,    (und  Zeyher?)   3.   Sendung, 

von  der  Capst4idt  abgegangen  am  8.  April  1830. 

A  n  ni.  Ob  von  dieser  Sendung  Pflanzen  mit  gedruckten  Ktikcttcn  in  den 
Handel  gekommen  sind,  ist  mir  zweifelhaft,  (iedruckte  Ktiketten  mit  den  nach- 
folgenden Nunnncrn  haben  mir  nicht  v«>rgelegen,  sondern  nur  die  handschrift- 
lichen Originaletiketten  des  Sonder'schen  Herbariums.  Vielleicht  wurden  sie 
erst  von  .1.  F.  Drc^gc  vertheilt. 

No.  779 —  J.  Dregeanus  Kth. 

780 —  J.  Sonderianuö  Buchenau. 

781  teste  Sonder  —  89G  collectionis   secundae   (J.  lomatophyllus  Spreng.) 

782 —  ,].  oxycarpus  K.  M.  *) 

783 —  J.  acutus  L.,  var.  Leopoldii  (Tarl.)  Bchn. 

784  teste  Sonder  —  903  collectionis  primae. 

785  .    .    jirobab.  —  .F.  maritimus  Lam. 

780 —  Prionium  serratum  Drege. 

Ecklon-Zeyher'sche 

Pflanzen,  nach  den  von  J.  F.  Drege  gegebenen,  in  jeder  Familie  von  vorn  an 
beginnenden  Nummern  —  vergleiche  JJnnaea  XX.,  ]).  243.  Vielleicht  sind  für 
die  Familie  der  Juncaceen  diese  Nrn.  nicht  von  Drege  selbst,  sondern  vonE.  M. 
gegeben ;    in    S<  nder's    Herbarium    ist    ihnen    wenigstens    überall    der    Zusatz : 

K.  Meyer,  oder  hb.  E.  Meyer  beigefügt. 

A  n  m.  Diese  von  Drege  vertheilten  Pflanzen  haben  kleine  Etiketten,  welche 
den  Namen  der  Pflanze,  zwei  Nummern  und  oft  auch  noch  die  Bezeichnung 
E.  Z.  tragen.  Von  den  beiden  Nummern  bezieht  sich  die  erste  auf  das  in 
I^inuaea  XIX.  veröftentlichte  Verzeichniss  der  Ecklon  -  Zeyher'schen  Fundorte, 
die  zweite  auf  den  Monat,  in  welchem  die  Pflanze  gesammelt  wurde;  eine 
laufende  Nummer  tragen  diese  Pflanzen  nicht  oder  doch  nur  selten  (z.  B.  No.  11 
—  J.  Sprengel ii  N.  ab.  Es.) 

No.     1    .    .    ,    ,  —  Prionium  serratum  Droge  (hb.  Sond.) 
No.     1   .    .    .    .   —  J.  bufonius  L.  (hb.  Sond.) 

2   .    .    .    .   —  J.  acutus  L.,  var.  Leopoldii  Buchenau. 


*)  Die  Nr.  782  liegt  mir  in  einem  Exemplare  des  Meyer'schen  Herbariums 
vor,  welches  unzweifelliaft  zu  .).  oxycarpus  E.  M.  gehölt.  Jils  besitzt  eine 
Ecklon'sche  Originaletikette,  welche  lautet : 

1828  No.  902 
782.    Juncus  ]»unctorius  Thbg. 
In  Gräben  am  Zwartko]>srivier  1.  HiJhe,  Distr.  Uitenhage;  November  1829. 
Die    Beziehung    auf   Nr.  902    der    Sendung    von  1828   ist   falsch,    da  diese 
Pflanze  ächter  J.  punctorius  ist.     Es  erklärt  sich  dies  leicht,  da  mau  ja  zu  jener 
Zeit  über    die  Abffrenzuuü:   dieser    Pllanze   noch    unklar    war.      Wie    weit    diese 
l^nsicherheit    ging,    zeigt    sich    darin,    dass    Exemplare    von    .Tuucus    rostratus 
Buchenau,    welche  mit  der  No.  782  gleichzeitig  und  an  demselben  Orte  gesam- 
melt wurden,    gleichfalls  den  Vermerk:    „182S  No.  902''    und   die  Bestinmuing; 
„J.  punctorius  Thbg."*  tragen. 


510 

3  prubttb.    —  J.  iii.'uitiiiiu«  Lam.   fXu.  t\   liiTbnrii    R  Meyer  —   Prioniam 

tu'rr.-ituiii  I>r«''ffe,  No.  *J(»4  hb.  uii.  it) 

4  .    .    .    .  _  j.  KraiisHÜ  I lochst,  (iu  herb.  ]terol.  etiam  J.  acutus  sub.  hoe. 

iiiiiii.  c'oiiserviitur.) 

5  .    .    .    .    —  .1.  ]miit*toriu8  L.  lil. 
fi   ,    .    .    .   —  J.  bnt'oniiis  L. 

7  .  .  .  .  —  .1.  liMii.Mto|ihy]lu«  Sprenjr. 

H  .  .  ,  ,  —  .1.  i'«*phnl<)t«'»  Thbjj.  vjir.  varius  (uhurt). 

<j  .  ,  .  ,  —  J.  Siiiiih>riaiiiiH  itiichciiau. 

10  .  .  .  .  —  .1.  Dn'ji^onnii»  Kth.   (forma  coiigh>merata.) 

11  .  .  .  .  —  J.  SpriiUfTflii  N.  all  J*^. 

12  *)  .    .    .   —  .1.  inaeipialiH,  var.  geiuiinus  IJchn. 
VA**),    .    .   —  .i.  c-e]ilial(»te8  Thb^'.,  var.  UHtiilatn«    lU-hu. 
It   .    .    .    .   —  .J.  inaciiualis  var.  viridcHCiMis  Ik'hii.***) 
.,  \hb.S»)iul. —  .J.  cap.  siibsp.  II.  anpf.  var.   tiaccidus  Bhu. 

'^  \\\h.  horol.  ot  hb.  E.  M.  —  var.   Kckloiüi. 
ir»   .    .    .    .   —  J.  i-apcnsis  Tlibg. 

17  pro  ptc.         N<».   18;  pr.  i»to.         .T.  Drojrcaiius  Kth. 
IH   .    .    .    .  —  ,J.  caiKMisis  Thbjj:.,  snbsp.  JI.  angiistif.  var.  Kckloiiii  Bchn. 

X  J        ,         m        »  I  «1 

»•''  •    •    •     ; 

21  .    .    .    .   —  iilem,  se<l  transit.  a»l  siibsi».  dulieatuhiin. 

22  ...    .  No.   IS. 
2:^  ....  Xo.   IH. 

21   .    .    .    .   —  J.  inacMpialis,  var.  geiiiiiims   Bchii. 

*)I»        '    '     !  —  •^*  h)inatMp]iyUus  Spr. 

(NB.     An  der  eitirtoii  Stelle  der  J^iiniaea  laufen  die  Nummern  nur  bis  15.) 


*)  plaiita  hb.  rejj.   IJerol.         J.  cephah>tes  Tlibjij.  var.  varius. 

**)  pl.  hl>.  lop.  IJerol.  .f.  I>rejrt'«'nuis  Kth.  (stn*.  oe\  Drejje  iu  Linnaea 
XX.,  p.  24ir  lOOl,  e  Drege,  id  est  ...  J.  oapensis  Thbg.  »ubspec.  delioatulus 
Buehcuau. 

***)  pl.  hb.  reg.  Berol.  --  J.  caponsis  Thbg.  subsp.  I.  longifollusy  var. 
graeilinr. 

Nummern  von  Zcyher'sclien*)  Pflanzen 

iiaeli    dem  Necs'sehen  Herbarium,    (jetzt   im  Herb.    reg.  13erul.) 

No.  47  (I.solepisV)  —  .[.     eap.    subsp.    JI.     augustif.     var.    sphaguetoruui,    forma 

frondeseens. 

No.  \)7 —  ,J.  Kraussii  Hoeli.st. 

No.  OS —  J.  lomatoi)hvi!us  8i)reng. 

No.  \)i) —  J.  cephah)tes  Thbg  ,  var.  ustuhttus  L-chu. 

100 —  J.  acutaugulus  IJchu. 

101 —  ,J.  Dregeanus  Kth. 

102  ...        .   —  .F.  caiieusis  Tli])g.,    subsp    buigifolius  var.  gracilior  JJchn. 

103  .    .    .    .   —  J.   exsertus  IJclin. 

104  ...    .        —  J.   punctorius  Tliljg 

105  ....    —  .[.  eap.   sul)speeies  III.  delieatulus  ßehn. 
10()        ....   —  idem. 

*)  Auch  iu  Botreff  diescu*  l*tlnuz(?n  erheben  sich  Zweifel.  Sie  find  aus  dem 
Neos  -  von- Ksenbeok'sehen  Herbarium  in  das  Königliche.  Herbarium  zu  l^eriin 
übergegangen  und  tragen  kleine  Etiketten  mit  einer  sehr  eigenthümlichen  fast 
senkrechten  Hnudschrift.  Die  Nunnuern  sind  offenbar  erst  si)äter  (wahrscheinlich 
von  dersel})en  Hand,  a])er  mit  anderer  Dinte)  beigefügt.  Man  hat  in  I^erlin 
den  Namen  Zcyher  als  Sammler  beigefügt,  genauere  Nachfcjrschungen  haben 
aber  ergeben,  dass  dies  einigeruiassen  zweifelhat't  ist.  Herr  Prof.  Dr.  Garcke 
weist  auf  die  Möglichkeit  hin,  dass  Dr.  l*ai)pe  der  Sannnler  ist.  Fx'klon'sche 
rHanz<;n  sind  es  j(ulenfalls  nicht,    da  die  Fundorte  meist  nicht  übereinstimmen. 


511 
Zeyher'sche  Pflanzen. 

Pfltinzen,  welche  Zeyher  allein  (ohne  Kcklon)  auf  seinen  späteren  Heisen 

sammelte. 

N     4.^0«   jherbarii  mei.    .    .    .   —  J.  Kraussii  Ilochst. 

(herb.  Sond.   et  Lub.  —  J.  acutus,  vnr.  LeopoMii. 
No.  4312  a  me  uon  visum,  teste  Dreji^e,   Linnaea  XX.,    p.  243  =  J.  oxycarpus 
i,  Drege,  id  est  =:-  J.  imnetorius  L.  lil ) 

No.  4314 —  J.  bufonins  L. 

No.  4315  Juncus  ?  c  sectione  graminifoliorum.  j 

No.  431C a  me  non  visum.  | 

No    4317 —  J.    capensis  Thbg.,    subsp.    I.  j 

longif.  var.  gracilior  Bchn.  I 

No.  4318 —  J.  acutangulus  Buchenau.  i 

No.  4319      —  J.  inaequalis  var.  viridescens   Beim.  | 

No.  4447  (hb.  E.  Meyer;    an  planta  Dregeana,  , 

vel  Zeyheriana  ?)    .  <^  J.  Dregeanus  Kth.  i 


Burchcll. 

No.  6528  —  Prionium  serratum  Drege. 

Sieber,  Agrostotheca  capensis,  ed.  Wrbnä. 

No.     101  —  J.  lomatophyllus  Spreng. 

108  —  J.  capensis,  subsp.  I.,  var.  gracilior. 
119  —  J.  bufonius  L, 
Eine  als  Juncus  capensis  Thunberg  ausgegebene  Pflanze,  welche  ich  der 
Güte  meines  verehrten  Freundes,  des  Herrn  Prof.  Grisebach  in  Güttingen  ver- 
danke, ist  keine  Juncacee,  sondern  eine  Kestiacee.  Sie  hat  drei  vor  den 
Innern  Perigontheilen  stehende  Staubgef ässe ;  der  Stengel  ist  ungegliedert,  dünn, 
drahtförmig,  und  vielfach  um  seine  Achse  gedreht;  die  Blüthen  stehen  in  einer 
endständigen,  nicht  sehr  reichblüthigen,  aber  gedrängten  Rispe  und  werden  von 
häutigen  Bracteen  überragt. 

Bolus. 

No.  188     —  J.  exscrtus  Buchenau. 
No.  188*  —  J.  diaphanus  Buchenau. 

Mac  Owen. 

N^    *>0'20      —  ^'  ^^V^^^^^  Thbg  ,  subsp.  V.  goniculatus  Bchn. 

Bergius. 

Ein  vollständiges  Vcrzeichniss  der  Bcrgius'schen  Sammlung  habe  ich  vor- 
stehend unter  „Literatur"  bei  Gelegenheit  der  wcrthvollen  Arbeit  von  Kurt  Sprengel 
über  diese  Pflanzen  mitgetheilt. 


f 


512 


Yerzeichniss  der  anfgefiilirtoa  Pflanzen. 

(I>ie  Synonyme  sind  in  antiqua  gesetzt.) 


Aronis  rnliiiita  Liolitciisk'iii     .    .  -IIW. 

yittuus  / lOO,  4  HJ. 

y.  tiiitt.itt^'u/us  Julm.y    .   408,   16*2,  480. 

.1.  acutifluruK  Sjn-eiig 44'2. 

y.    mutus  /..,   i'dr.  Lcopolilii  Hchn,  4Ü6, 

4-21. 

J.  n(;utiis   K.  M 420. 


J.  exaltatns  Desnc 428. 

y.  exscrtus  JUtchn 406,  435. 

J.  liaccidiis  Steudel 488. 

y.  ^laiicHs  F.hrh,  var,   acuiissimus  JRihn. 

40C,  417. 


y.  inaequalis  Hchn.     .    .    407,  441,  455. 

y.  inaequalis  Jichn.  ugeuttinus  BchnAhh, 

y,  allus  Jh'hn 407,  441,  457.  i  7.  iuaequalis  Jichn,    ^i   viriifcsiefis   ßchn, 

y.  anofiymus  Stcuii.     .    .   408,  4G*2,  478.  i  455. 


y.  hrr.'istilits  Jichn 40G,  433. 

y.  hufonius  L 4(M*,,  410. 

•J.  biiioniiis  L.  l  graiuliflorns  Schult.  410. 
7.  capcnsis  Thh};.  40S,  41)2,  400,  482,  405. 

J.  capensis  Öpr.  (ls21), 4H8. 

y.    capensis    Thbg.    subsp,    I.    ion'/ifolius 

J:.  M. 482,  405. 

y,    cap,    subsp.    lon^.    var,    strictissimus 

ßchn 482,  405. 

y.  cap.  subsp.  lon^.  var.  gracilior  ßchn. 

483,  405. 
y.  capcnsis,  subsp.  //.  an-^ustifoiius  E.  M. 

484,  405. 
y  Eckionii  ßchn,      .    .    .   485,  405, 

d  flaccidus  ßchn 488,  405. 

6  sphagfictorujn  ßchn,      ,   480,  405. 

y.  capensis  subsp.  III,   dclicatuius  ßchn. 

400,  405. 
y.  capensis,  subsp.  IV,  patiußoriis  ßchn. 

401,  405. 
y.  capensis  subsp.    V.    -^cnicu latus  ßchn, 

402,  405. 
J.    ca]>ensis    Thhg.    var.    argustifolius 

K.  M 477 

J.  capensis  Thbg.  var.    capitata  N.  al) 

¥ja 477,  (482). 

J.  capensis  Thbg.,  var.  latifolius  K.  M. 

407. 
J.  capensis  Thbg.  }  niininiiis  de  Lah. 

452. 
y.  cephaloles  Thh^.  407,  441,  451,  400. 
y.  cepliüiotcs  Thb^.  u  ustu latus  ßchn.  451. 
y.  cephaloles  'rh/>i^.  ji  7'arius  ßchn.  451. 
.j.  cei)halotes  Höchst.  .  .  .  4>)0,  401. 
J.  cephalotes    de  J^ah.  v.  conglomcrata 

N.  ab  Es 403. 

J.  cephalotes  Thbg.  var.  mini mus  Höchst. 

4  -r  ^  ,     *xO.>. 

J.  cyniosus  Lam 407,  400. 

J.  cyniosus  Spreng 484. 

.f.  delicatulus  Steud 401. 

y.  iliaphanus  ßuchn. .    .   407,  441,  442. 
y.  Dregeanus  Kth.       .    .   407,  401,  402. 

J.  Dregeamis  Pres! 410. 

y.  Dregcanus  Kih.  u  genuinus  ßrhn.  MV.^. 
y.  Dregeanus  Kth.,  ß  conglof/icratus  luhn. 

4o:j. 

y.    Dregeanus    Kth,    y    subfHonocephalus 
ßchn 403. 


y.  indcscriptus  Steud,  ,  408,  462,  479. 
J.    isolepoide.s  N.  ab    Es.    p.  pte.  452. 

p.  pte.  455. 
y.  A'raussii  Höchst,      ....  406,  418. 

J.  Leopoldii  Pari 421. 

y,  lomatophyllus  spreng .  407,  461,  46G. 
y,  lomatophyllus  Spreng,  va?',  y  arisiaius 

ßchn 46G. 

y.  lomatophyllus  Spre/ig.  var,  ß  iutescens 

ßchn.  / 466. 

J.  macrocarpus  N.  v.  Es 421. 

y.  maritimus  Lam 406,  422. 

J.  maritimus  E.  M.,  pr.  p.  .  .  .  420. 
y.  oxycarpus  E,  JI,  .  .  ,  406,  431. 
J.  oxycarpus  Drege  pr.  p.  .  .  .  428. 
y,  pan'ulus  E.  M,  et  Fr.  ß, 

407,  441,  447. 

y.pictus  Steud. 407,  458. 

y.  polytrichos  E,  M,  et  F.  B. 

407,  441,  448. 
y.  punctorius  L.  Jil.  ....  406,  424. 
y.  punctorius  L,  jil.  var,  ex  al  latus  ßchn, 

428,  420. 

J.  ranarius  N.  ab  Es 416. 

y.  rostraJus  ßuchn 407,  437. 

y,  rupcstris  Kth 407,  441. 

y.  scabn'usculus  Kth.  4()7,  441,  444,  408. 

.J.  ISt'luiii})eri  Höchst 428. 

J.  serratus  L'  iil 408. 

7.  singu Iuris  Steud. 407,  438. 

;/.  sprenge lii  X.  ab.  Es,  .  407,  440. 
y.  Souderiüuus  ßehn.  .  408,  402,  470. 
y.  Spreiigelii  X.  ab.  Es.u  robuslior  ßchn. 

440. 
y.  Spren-^elii  X.  ah  Es.  ^gracilior  ßchn, 

440. 

J.  sprotns  Ivöni.  u.  Seh 420. 

J.  stenoi)hylIus  Steud.  .  .  484,  485. 
y.  subgla/idulosus  Steud.  407,  450,  408. 
.F.  subnionoeephalus  Steud.    .    .    .   463. 

.].  sulcatus  Iloclist 480. 

luzula  I)C.  .    . 400,  414. 

/..  afrieana  Drege 400,  414. 

Jj.  canipestris  DC.  var.  ;'  Kth. 

Prionium  E.  M. 400,  4  OS. 

]*.  Palinita  K.  M 408. 


Pr.  serratum  Drege      .    .    , 
l  'stiAfgo  'f  capensis  Af.  A'eess 


400,  408. 
.    .   486. 


Ueber  einige  niedrige  Schädel  aus  der 

Domädüne  zu  Bremen, 

Von  Dr.  J.  G  i  1  d  e  m  e  i  s  t  e  r. 
Hierzu  Tafel  XU  bis  XIV. 

Als  bei  Gelegenheit  eines  Neubaues  in  beträchtlicher  Tiefe 
unterhalb  des  Strassenniveaus  die  ursprüngliche  Oberfläche  der 
Bremer  Domsdüne  freigelegt  wurde,  sind  mehrere  Schädel  von 
so  ausgebildeter  Niedrigkeit  gefunden  worden,  wie  sie,  abgesehen 
von  dem  Neanderthaler,  bisher  noch  nicht  bekannt  waren,  und 
welche  noch  vor  einem  Jahre,  ehe  Virchow  ^)  seine  Beobachtungen 
über  die  in  Norddeutschland  vorkommende  Chamäcephalie  ver- 
öffentlicht hatte,  gänzlich  isolirt  dagestanden  haben  würden. 

Wenn  sich  dieselben  jetzt  dem  chamäcephalen  Typus  an- 
schliessen,  so  überbietet  eine  grössere  Zahl  derselben  doch  die 
niedrigsten  von  Virchow  zur  Kenntniss  gebrachten  Schädel  um 
ein  Bedeutendes,  dieselben  sind  auch  niedriger  als  die  kürzlich 
von  Spengel^)  beschriebenen  und  als  neanderthaloid  bezeichneten, 
theils  den  Inseln  der  Zuyder-See  angehörigen,  theils  dem  Ursprung 
nach  unbekannten  Schädel,  und  stehen  also  ohne  vermittelnde 
Zwischenstufen  dem  Neanderthaler  selbst,  dem  Prototyp  der 
niedrigen  Schädelbildung,  zur  Vergleichung  gegenüber. 

Von  diesem  sind  sie  freilich  noch  durch  eine  bedeutende 
Kluft  getrennt,  denn  wenn  sich  auch  die  für  uns  am  meisten 
ins  Gewicht  fallende  Eigenschaft,  die  geringe  Höhenentwickelung, 
an  dem  Schädeldache  des  Neanderthalers  nicht  direct  messen 
lässt,  so  scheint  eine  ungefähre  Schätzung  der  Höhe  doch  noch 
bedeutend  niedriger  auszufallen,  als  bei  unserm  ausgebildetsten 
auf  Tafel  I  wiedergegebenen  Exemplare,  und  ebensowenig  wird  die 
charakteristische  Stirnbildung  des  Neanderthalers  erreicht,  so 
sehr  auch  die  Profile  unserer  männlichen  Schädel,  besonders  des 
auf  Tafel  XIII  abgebildeten,  durch  die  fliehende  Stirn  und  die 
aufgewulsteten  Augenbrauenbogen  an  dieselbe  erinnern. 


^)  Virchow,   über  eine  niedrige  Schädelform  in  Norddeutschland.     Ztschrft. 
f.  Ethnologie   Jahrgang  VI.     Sitzungsbericht  vom  28.  Nov. 

2)  Wilhelm  Spengel,  Schädel  von  Neanderthal-Typus.  Archiv  für  Anthropologie. 
Bd.  Vni  Heft  I. 

Septbr.  1875.  33 


514 

So  gross  mithin  der  Abstand  in  der  Formontwickelung  bleibt, 
so  sind  die  analogen  Verhältnisse  doch  so  in  die  Augen  springend, 
dass  sich  die  Einreibung  beider  Formen  in  denselben  Typus 
gradezu  aufdrängt,  und  die  schon  vor  längerer  Zeit  ausgesprochene 
und  viel  diskutirte  Ansicht  Schaaffhausens  *),  dass  die  Form  des 
Neanderthalers  einen  Ilacentypus  repräsentire ,  freilich  in  etwas 
anderem  als  dem  damals  von  Schaaffhausen  gewolltem  Sinne,  sich 
zu  bestätigen  scheint. 

Die  vorhandene  Aehnlichkeit  erscheint  um  so  auifallender, 
als  die  historische  Stellung  eine  durchaus  ungleich werthige  ist, 
Denn  unsere  Funde  sind  keineswegs  als  vorhistorische,  sondern 
vielmehr  als  einer  verhältnissmässig  jüngeren  Zeit  angeliörige  an. 
zusehen.  Wenn  wir  dem  ältesten,  d.  h.  dem»am  tiefsten,  etwa  löFuss 
unter  der  Oberfläche,  auf  dem  deutlich  zu  erkennenden  ursprüng- 
lichen Niveau  der  Düne  gefundenen  Schädel  etwa  das  Alter  von 
lÜOü  Jahren  zusprechen,  so  stützen  wir  uns  dabei  auf  eine  aus  dem 
9  Jahrhundert  stammende  Notiz,  welche  die  Düne  als  mit  Haide 
bewachsen  und  unbebaut  beschreibt,  und  glauben  mit  dieser 
Schätzung  nicht  bedeutend  fehl  zu  gehen.  Unter  den  übrigen 
Schädeln  sind  ohne  Frage  viele,  die  einer  noch  weit  jüngeren 
Zeit  angehören,  und  dürften  durchschnittlich,  was  das  Alter  be- 
trifft, mit  den  von  Virchow  veröffentlichten  Chamäcephalen  tiber- 
einstimmen. 

Indem  wir  uns  nähere  Mittheilungen  vorbehalten  tiber  den 
etwa  30  Schädel  umfassenden  Gesammtfund,  welcher  nicht  aus- 
schliesslich niedrige  Schädel  enthält,  und  der  sich  in  einer  uns 
überraschenden  Weise  in  2  Gruppen,  nämlich  in  eine  relativ 
höhere,  dem  His-Rütimeyer'schen'^)  Hohbergtypus  entsprechende 
und  in  eine  zweite  ausnahmslos  niedrige,  an  den  Siontypus 
erinnernde  scharf  trennte,  beschränken  wir  uns  auf  die  Beschrei- 
bung der  ausgeprägtesten  Exemplare  dieser  letzteren  Form,  so- 
weit sie  durch  den  bis  jetzt  unerreichten  Grad  von  Niedrigkeit 
ein  besonderes  Interesse  beanspruchen. 

Ehe  wir  auf  die  Einzelheiten  eingehen,  dürfte  es  zweckmässig 
sein,  uns  über  das,  was  bis  jetzt  von  Chamäcephalen  zur  Kennt- 
niss  gekommen  ist,  kurz  zu  Orientiren.  Der  Fund,  welcher  be- 
kanntlich Virchow  zuerst  auf  diese  niedrigen  Formen  aufmerksam 
machte,  und  von  welchem  er  sagt,  dass  seine  ihm  bis  dahin  nie 
vorgekommene  Niedrigkeit  ihn  in  hohem  Grade  frappirt  habe, 
war  ein  Schädel  aus  dem  Streitzig-See,  welcher  eine  Höhe  von 
127  und  ein  Höhen-Längen-Index  von  70,3  zeigte.  Virchow 
fand  dann  in  der  älteren  Literatur  schon  ähnliche  Formen  er- 
wähnt, so  beschreibt  van  der  Höven  in  seinem  Catal.  craniorum 
einige  holländische  Schädel,  die  ihn  zu  der  Bemerkung  „cranium 
depressum  (!)''  veranlassen  und  aus  deren  Höhenangaben  Davis 
einen  Durchschnittsindex  von  73,0  berechnet.     Dann  gehört  vor 


^)  Zur  Kenntniss    der    ältesten    Racenschädel.     Müller's    Archiv    für    Anat. 
und  Phys.  1858,  p.  453—478. 

2)  Hifl  nnd  Rütimoyer,     Crania  lielvetica.     Basel  u.  Genf  18G4. 


515 

allem  hierher  der  mehr  berühmte  als  bekannte  schon  im'Blumen- 
bach'scheu  thesaurus  craniorum  abgebildete  und  kürzlich  von 
Spengel  mit  dem  Lucae'schen  Apparat  gezeichnete  „batavus 
genuinus",  welchen  Virchow  ein  Musterexemplar  der  niedrigen 
Form  nennt.  Derselbe  besitzt  eine  Höhe  von  132  und  in  Folge 
seiner  grossen  Länge,  welche  202  beträgt,  den  geringen  Höhen- 
index von  65,5.  Aus  derselben  Gegend,  d.  h.  von  den  Inseln  ürk 
und  Marken,  mass  Welker^)  15  Schädel  und  fand  einen  Durch- 
schnitts-Index von  69,8  bei  einer  durchschnittlichen  Höhe  von  127. 

An  diese  reihen  sich  dann  die  aus  dem  nordwestlichen 
Deutschland  stammenden  Beobachtungen  Virchows.  Bei  Schädeln 
aus  Westfriesland  findet  er  bei  einer  Höhe  von  120,  121,  123 
einen  Index  von  67,5,  68,5,  69,1.  Aus  Bremen  erwähnt  er  drei 
„sehr  niedrige"  mit  einem  Index  von  66,6,  68,1,  68,9.  Aus  Bant, 
dem  durch  die  Fluthen  zerstörten  Dorfe  bei  Wilhelmshafen  misst 
er  3  Schädel  und  findet  die  Höhe  gleich  126,  129,  133,  flen 
Höhenindex  gleich  67,0  2),  69,3,  69,2.  Endlich  wird  als  ein  aus- 
gezeichnetes Exemplar  ein  niedriger  Langschädel  aus  dem  Münster- 
lande angeführt,  bei  dem  die  Höhe  135,  die  Länge  204,  der 
Höhenindex  also  66,3  betrug. 

Erwähnen  wir  nun  noch  die  von  SpengeP)  veröffentlichten, 
ebenfalls  den  Inseln  Marken  und  Urk  angehörigen  Schädel,  von 
denen  der  niedrigste,  ein  weiblicher,  120  Höhe  und  65,8  Höhen- 
index besitzt  und  den  von  Broca^)  gemessenen,  von  Virchow^)  in 
seiner  Abhandlung  über  alt-  nnd  neubelgische  Schädel  erwähnten 
Schädel  von  Cro-Magnon,  mit  einem  Höhenindex,  von  65,34  so 
glauben  wir  von  bekannt  gewordenen  Chamäcephalen  nichts  über- 
gangen zu  haben. 

Da  der  Höhenindex  durchschnittlich  etwa  75  beträgt,  und 
äusserst  selten  unter  70  herabgeht,  so  dass  Welcker  in  seinen 
Messungsberichten  von  über  100  Schädelgruppen,  nur  einmal  und 
zwar  bei  den  schon  angeführten  aus  ürk  und  Marken  einen  Index 
von  69,8  berechnet,  und  Ecker  ^)  unter  etwa  200  Schädeln  nur 
zwei,  und  zwar  mit  67,2  und  69,5  anführt,  in  dem  His-Rüti- 
meyer'schen  Werk  sogar  kein  einziger  gefunden,  der  weniger  als 
70  beträgt,  so  erscheinen  die  angeführten  Zahlen  allerdings  ganz 
ungemein  gering,  aber  als  gradezu  jede  Erwartung  übertreffend  muss 
es  bezeichnet  werden,  wenn  der  Höhenindex  so  bedeutend  sinkt,  dass 


*)  Archiv  f.  Antlirop.  Bd.  I  p.  154. 

2)  Ich  lese  67  statt  der  angeführten  Zahl  61,  welche  ich  für  einen  Drnck- 
fehler  halten  muss.  Denn  dieselbe  erfordert,  wenn  richtig,  eine  so  ungewöhn- 
liche Länge  des  Schädels  und  würde  deshalb  eine  von  den  übrigen  Schädeln 
so  abweichende  Form  bedingen,  dass  dieselbe  doch  wohl  sicher  Anlass  zu  einer 
besonderen  Bemerkung  geworden  wäre. 

^)  Spengel  1.  c.  pag.  56. 

^)  Broca,  Bullet,  soc.  anthropol.  1868.  Sör.  IL  T.  III.  p.  509. 

5)  Virchow,  über  alt-  und  neubelgische  Schädel.  Archiv  für  Anthropol. 
Bd.  VI.  pag.  92. 

")  Ecker,  Crania  Germaniae  meridionalis  occidentalis.     Freiburg  1865. 

33* 


516 

uns  WtMtlio   wie  f)*.».;"),  (")!,().   lU.s  cntjiej^entreten,   welche  wir  bei  ■ 
i]v.\\  Scliiiildn  berecluuMi,  zu  deren  Beschreibung  wir  jetzt  übergehen. 

Der  niedrigste  tlerselben  Nr.l  (Taf.  XII,  1  a  u.  XIV,  1  bu.c)i8t 
keineswej^s  ein  kleiner  >Yeiblicher  Schädel,  bei  dem  die  geringe 
Ilöheuentwicklung  zuniTheilals  Gcschlechtseigenthümlichkeit  aof- 
zufiissen  sein  würde,  sondern  vielmehr  ein  mächtiger,  wohlent- 
wickelter, ohne  Zweifel  männlicher  Schädel,  der  durch  seine  Capa- 
cität,  14S0  cc,  sich  den  grösseren  Schädelformen  anreiht.  Xach 
dem  Zustande  der  Näthe  zu  urtheilen,  an  denen  nichts  Patho- 
logisches nachzuweisen  ist,  gehörte  der  Schädel  einem  älteren 
Individuum  an.  Die  Pfcilnath  ist  vollständig  verwachsen  und 
jede  Spur  derselben  verschwunden.  Auch  die  Kranznath  ist  ge- 
schlossen, doch  sind  von  derselben  beiderseits  noch  einige  grosse 
Zacken  zu  erkennen.  (Ileichfalls  ganz  verwachsen  sind  die  Spheno- 
temporal-  und  Spheno-frontalnäthc.  Dagegen  ist  die  stark 
facettirte  Hinterhauptsnath  grösstcntheils  offen  und  in  ihrem 
ganzen  Verlaufe  genau  zu  verfolgen.  Die  Knochen  sind  sämm^ 
lieh  kräftig  und  derb  entwickelt,  die  Muskelansätze  scharf  mar- 
kirt  und  die  protuberantia  occipitalis  stark  vorspringend  und  in 
eine  scharfe  Kante  gegen  das  foramen  occipitale  hin  auslaufend. 
Ungewöhnlich  stark  tritt  die  linea  semicircularis  vor,  welche  nach 
hinten  fast  bis  zur  sutura  occipitalis  reichend  als  eine  starke 
Knochenauftragung  sich  darstellt,  eine  Bildung  die  in  so  aus- 
geprägter AVeise  wohl  nur  selten  zur  Beobachtung  gekommen 
ist.  Wegen  starker  Maceration  der  Knochenoberfläche  ist  sie. 
auf  der  rechten  Seite  etwas  unkenntlich  geworden,  an  der  linken 
aber  wohl  erhalten  und  besonders  am  GypsabgussO  frappant  in 
die  Augen  fallend.  In  der  üesichtsbildung  ist  der  männliche 
Typus  energisch  ausgeprägt.  Ueber  der  niedrigen  und  stark 
zurückweichenden  Stirn  lagern  zwei  mächtige  Supraorbitalwülste, 
welche  erst  oberhalb  des  foramen  orbitale  beginnend  in  der  Mitte 
zusammenHiessen.  Die  Nasenwurzel  ist  nicht  sehr  eingezogen, 
doch  si)ringen  die  starken  Nasenbeine  kräftig  vor.  Die  Augen- 
höhlen sind  hoch  und  verliältnissmässig  gross,  charakteristisch 
erscheint  das  nach  unten  (Jonvergiren  der  inneren  Ränder,  welches 
bedingt  ist  durch  die  ungemein  breite  Entwicklung  des  Processus 
nasalis  des  Stirnbeins  und  den  im  Vcrhältniss  dazu  sehr  geringen 
Abstand  der  dem  Anfang  des  Thränenkanals  entsprechenden 
Theile  des  Oberkieferfortsatzes.  Der  Oberkiefer  ist  schmal,  sehr 
markirt  modellirt,  und  in  einer  scharfen  eleganten  Linie  in  das 
nicht  breite  Jochbein  übergehend.  Der  Alveolarrand,  dem  sämmt- 
liche  Zähne  fehlen,  dessen  Höhlen  aber  nur  zum  Theil  schon  bei 
Lebzeiten  geschlossen  waren,  ist  stark  beschädigt,  doch  ist  die 
orthognathe  Stellung  zu  erkennen. 

Was    die    allgemeine    Korm   des  Schädels   und   speciell    des 
Schädeldaches  anlangt,   so  sind  die  überall  gerundeten  Conturen 


1)  Gypsabj^üsse  der  hervornigcntloreii  Exemplare  sind  von  dem  Bildhauer 
Ebcling  zum  Trcise  von  2  7/j^  zu  bcziclieu,  auch  worden  dieselben  von  Seiten 
der  anthroprol.  Sammlung  bereitwilligst  ausgetauscht  worden. 


517 

charakteristisch.  Die  Schläfen  sind  vorgewölbt  und  gehen  ohne 
jeden  winkeligen  Absatz  in  den  Scheitel  über,  der  einen  flachen 
Bogen  darstellt.  Auch  das  Hinterhauptsbein  ist  etwas  nach  unten 
ausgebuchtet,  so  dass  die  gewöhnlich  grade  verlaufende,  die 
Mastoidalfortsätze  verbindende  Linie  leicht  nach  unten  gekrümmt 
ist,  wodurch  die  norma  occipitalis  eine  ganz  gerundete  Form  erhält. 
Im  Profil  (Taf.  XII),  und  eigentlich  noch  mehr  in  der  Ansicht  halb 
von  vorn,  fällt  zunächst  die  Niedrigkeit  des  Schädels  in  die  Augen. 
Auch  hier  die  runden  Formen.  Das  mächtige  Hinterhaupt  ist 
kuglig  gewölbt  und  geht  allmählich  in  den  eigenthümlich  platten 
Scheitel  über.  Die  grösste  Höhe  desselben  liegt  in  seiner  Mitte, 
von  welcher  er  wieder  ohne  jeden  Absatz  sich  in  die  hochgradig 
zurtickgeneigte  Stirn  fortsetzt  Die  norma  verticalis  zeigt  den 
Dolichocephalen,  doch  erreicht  der  Index  fast  die  höchste  Grenze, 
nämlich  75,  weil  das  Schädeldach  nicht  oval  ist,  sondern  von  der 
ziemlich  schmalen  Stirn  aus  sich  nach  hinten  beträchtlich  ver- 
breitert und  so  eine  birnförmige  Gestalt  erhält.  (Die  grösste  Breite 
liegt  im  VI — VII  Zehntel  der  Länge).  Wir  machen  auf  diese  pyrami- 
dale Form  der  Ansicht  von  oben  besonders  aufmerksam,  weil  sie 
unsern  niederen  Schädeln  eigenthümlich  ist  und  in  Gegensatz 
tritt  zu  dem  reinen,  sich  oft  noch  nach  hinten  verjüngenden  Oval 
der  höheren  Schädel. 

In  Anbetracht  der  bedeutenden  Grösse  und  der  enormen 
Längenentwicklung  von  200  mm.  würde  auch  ein  an  sich  grösseres 
Höhenmaass  geringerschie  nen  sein  und  sehr  niedrige  Verhältniss- 
zahlen ergeben  haben;  wir  finden  die  Höhe  aber  fast  die  nie- 
drigste uns  vorkommende  Zahl  erreichen  und  nur  119  mm.  be- 
tragen, woraus  sich  denn  der  unerhört  niedrige  unter  60  herab- 
gehende Werth  von  59,5  für  den  Höhenindex  ergiebt,  welcher  dem 
Schädel  den  Stempel  des  Plattschädels  in  so  ungewöhnlicher 
Weise  aufdrückt. 

Von  grossem  Interesse  ist  es,  dass  der  Fundort  grade  dieses 
Schädels  genau  festgestellt  wurde,  und  er  nach  demselben  als 
einer  der  ältesten  unserer  Sammlung  mit  Bestimmtheit  bezeichnet 
werden  kann.  Er  fand  sich  an  dem  abschüssigsten  Theile  der 
Düne,  dicht  über  deren  Oberfläche  in  einem  schlickartigen  Boden, 
über  15  Fuss  tief  unter  der  jetzigen  Oberfläche.  Es  ist  an- 
zuführen, dass  nicht  sehr  weit  von  ihm  einige  andere  Exemplare 
gefunden  wurden,  die  zum  Theil  gar  nicht,  zum  Theil  keineswegs 
in  ähnlicher  Weise  ausgesprochen  niedrig  waren  und  die  den 
Schluss  nicht  umgehen  zu  lassen  scheinen,  dass  uns  nicht  der 
Repräsentant  einer  reinen  Bevölkerung  vorliegt,  sondern  dass  wir 
es  mit  einer  schon  gemischten  Periode  zu  thun  haben,  ein  Schluss, 
den  auch  der  Umstand  bestätigt,  dass  wir  überall  die  verschiedenen 
Formen  ziemlich  regellos  durcheinander  gefunden  haben. 

An  diesen  exquisitesten  Vertreter  der  Chamäcephalie  schliesst 
sich  von  den  männlichen  Schädeln  am  nächsten  ein  anderer  an 
No.2  (Taf.XIII)  dessen  Höhe  wegen  Fehlens  des  vorderen  Randes  des 
Foram.  magnum  nicht  mit  Bestimmtheit  festzustellen  ist,  der  dem 
ersteren  aber  bis  auf  die  Bildung  des  Gesichtes,  welches  breitere 


51S 

Jochbeine  und   eigonthümlich    niedri«,^e    Augenhöhlen  besitzt,  is 
allen  Verhältnissen  vollkommen  entspricht. 

Er  scheint  einem  noch  altern  Individuum  angehört  zu  haben, 
denn  wenn  auch  die  Kcilbeinnäthe  unseschlossen,  und  die  Kranz- 
nath,  welche  sehr  schwache  Zackenbildung  zeigt,  vollständig  zu 
verfolgen  ist,  so  ist  dagegen  ausser  der  Pfeiluath  auch  die  Occipital- 
natli  fast  gänzlich  verwachsen,  und  beweisend  für  sein  hohes 
Alter  erscheint  der  Umstand,  dass  tler  Alveolarrand  gänzlich,  fast 
bis  auf  das  Niveau  der  (luumenplatto  geschwunden  und  von 
/ahnresten  oder  Vertiefungen  für  dieselben  keine  Spur  mehr  zn 
sehen  ist. 

Es  ist  ein  massig  umfangreicher  starkknochiger  Schädel, 
mi t  grossen  Mastoidal-  und  starken,  gut  erhaltenen  Styloidfortsätzen, 
die  Kristen  sind  weniger  entwickelt,  die  linea  semicircularis  freilich 
markirt,  aber  ihr  Planum  keineswegs,  wie  bei  dem  vorigen  gleich 
einer  Auflagerung  sich  abhebend.  Im  Profil  zeigt  der  Scheitel 
denselben  flachen,  gleichmässig  gewölbten  Verlauf,  und  die  Stirn 
ist  vielleicht  noch  ein  wenig  stärker  zurückgelagert  und  besitzt 
ausgeprägt  eine  physiognomische  Eigenthümlichkeit,  die  wir  bei 
den  Bremer  Schädeln  mehrfach,  sonst  aber  selten  beobachtet 
haben,  dass  nämlich  eine  Verlängerung  der  eigentlichen  Stirn richtung, 
bei  der  man  die  Wulstungen  der  Brauenbogeu  vernachlässigen 
muss.  etwa  auf  den  Ansatz  der  Nasenwurzel  trifft,  während 
dieselbe  gewöhnlich,  der  mehr  voi^elagerten  Stirn  entsprechend, 
weit  mehr  nach  vorne  fällt.  Im  übrigen  entsprechen  die  Formen 
ziemlich  vollständig  denen  des  erstbeschriebenen.  Die  Höhe  ist 
dieselbe,  nämlich  nach  ungefährer  Schätzung  119,  doch  erscheint 
sie  relativ  etwas  grösser,  da  die  Länge  nur  190,  ein  immerhin 
noch  bedeutendes  Maass,  erreicht,  was  in  dem  grösseren  Höhen- 
index 02.7  seinen  Ausdruck  findet.  Auch  die  Breite  ist  verhältniss- 
mässig  grösser  und  steigt  der  Breitenindex  bis  auf  76,3. 

Der  Fundort  dieses  Schädels  scheint  ihn  in  eine  jüngere 
Zeit  zu  setzen.  Er  lag  nämlich  von  dem  crsteren  weit  entfernt, 
auf  der  Höhe  der  Düne  und  nur  etwa  4  Fuss  von  aufgeschütteter 
Erde  bedeckt,  nicht  weit  von  der  südwestlichen  Ecke  des  Dom- 
kreuzganges. Hätte  er  unter  demselben  oder  nach  innen  von  ihm. 
also  auf  dem  von  dem  Kreuzgang  umschlossenen  Kirchhofsareal 
gelegen,  so  würde  sein  relativ  jüngeres  Alter  unzweifelhaft  sein. 
Aber  er  lag  ausserhalb  desselben  und  zwar  von  Gebäuden  gedeckt, 
die,  wenn  auch  nicht  älter  als  aus  dem  15.  oder  16.  Jahrhundert, 
doch  wohl  die  Benutzung  des  Platzes  zu  Begräbnissen  noch  weiter 
hinausrücken,  so  dass  wir  trotz  der  verhältnissmässig  oberfläch- 
lichen Lage  Bestimmtes  über  das  Alter  nicht  aussagen  können. 
Wir  nahmen  Veranlassung  auf  diese  Ortsverhältnisse  etwas  näher 
einzugehen,  weil  grade  hier  noch  mehrere  der  niedrigsten  Exem- 
plare gefunden  wurden,  von  deren  chronologischer  Einordnung 
mithin  dasselbe  gelten  würde. 

Bleiben  wir  noch  bei  den  männlichen  Schädeln,  so  haben  wir 
uns  jetzt  mit  einem  Exemplare  (Xr.  3)  zu  beschäftigen  (Taf.  XIV  3  a  u. 
b),  dessen  absolute  Höhe  VV2  verhältnissmässig  gross  ist,  das  aber 


519 

trotzdem  in  seiner  Form  und  besonders  in  einzelnen  charakteristisch 
scheinenden  Zügen  sich  an  No.  1  noch  näher  anschliesst,  als 
der  letztbeschriebene.  Besonders  ist  es  die  norma  verticalis,  die 
von  der  verhältnissmässig  schmalen  Stirn  sich  nach  den  Parietal- 
höckern  hin  beträchtlich  verbreitert  und  mit  dem  rund  gewölbten 
Hinterhaupt  abschliesst,  welche  beide  Schädel  sehr  nahe  stellt. 
Doch  auch  im  Uebrigen  sind  die  Analogien  frappant.  Durch  die 
grosse  Länge  210  wird  der  Höhenindex  bis  auf  62,2  herabgedrückt, 
und  der  Zahl  59,5  möglichst  nahe  gerückt.  Der  Scheitel  zeigt 
dieselbe  flache  Wölbung  und  ist  in  seiner  Mitte,  d.  h.  an  der 
Vereinigungsstelle  zwischen  Pfeil-  und  Kranznath  am  höchsten. 
Diese  letztere  liegt  weit  nach  hinten,  so  dass  eine  in  der  horizon- 
talen Lage  gefällte  Senkrechte  ganz  nahe  vor  die  Ohröffnung  fällt. 
Sehr  ähnlich  ist  auch  das  lange  schmale  Gesicht  und  die  kantigen, 
schräg  abwärts  gestellten  Rechtecken  gleichenden,  nicht  grossen 
Augenhöhlen.  Dürfen  wir  auf  den  erhaltenen  Unterkiefer  die 
Analogie  ausdehnen,  so  würde  sich  ein  langes  schmales  Gesicht 
mit  stark  prominentem  Kinn  auch  für  den  ersten  Schädel  ergeben. 

Unterscheidend  ist  der  noch  kräftigere  Ausdruck  des  Ge- 
sichtes, welcher  durch  die  mächtig  vorgelagerten  Wulste  der 
Augenbrauenbogen,  die  tiefer  eingezogene  Nasenwurzel  und  die 
energisch  vorspringenden  Nasenbeine  bedingt  ist.  Der  ganze 
Kopf  erinnert  so  auffallend  an  den  Siontypus  und  die  speciellere 
Beschreibung  desselben  erscheint  so  genau  auf  den  vorliegenden 
Schädel  zu  passen,  dass  wir  nicht  unterlassen  können,  auf  dieselbe 
hinzuweisen  0  und  die  dort  angeführten  „besonders  auffälligen 
Charaktere"  hier  abzudrucken.  Es  sind  das  „die  mächtige  Ent- 
wicklung des  Hinterkopfes  nach  Länge,  Breite  und  Höhe,  die 
starke  Entwicklung  der  Superciliarbogen  und  die  tiefe  Einsetzung 
der  Nasenwurzel ;  die  sanfte  Rundung  aller  Conturen  der  Schädel- 
kapsel," sämmtlich  Eigenschaften,  die  unsern  Schädel  speciell  aus- 
zeichnen. 

Wenn  wir  denselben  desshalb  für  einen  vortrefflichen  Re- 
präsentanten des  Siontypus,  welcher  sich  nach  His  durch  seine 
bedeutende  Grösse  auszeichnet,  anerkennen  müssen,  so  über- 
trifft doch  der  unsere  in  seinen  Grössenverhältnissen  das  bei  His 
erreichte  Maximum  um  ein  Bedeutendes.  Dem  Längenmaximum 
204  haben  wir  die  Länge  210,  dem  Maximum  der  Breite  155  die 
Zahl  1G3  entgegenzusetzen,  und  die  grösste  Capacität  1800  wird 
noch  um  250  C.  übertroffen.  Wir  haben  es  also  mit  einer 
Grössenentwicklung  zu  thun,  die  ganz  ungewöhnlich  ist  und  zu 
der  uns  ein  Parallelfall  nicht  bekannt  ist,  auch  die  von  Virchow 
mitgetheilten  Kephalonen  erreichen  nicht  entfernt  diesen  Inhalt. 

Es  ist  dieses  Verhältniss  um  so  bemerkenswerther,  weil  es  einen 
entschiedenen  Chamäcephalen  betrifft  und  evident  beweist,  dass 
man  mit  der  Schlussfolgerung,  dass  unsere  niederen  Schädel  auch 
psychisch  niedrig  gestanden  haben,  nicht  vorsichtig  genug  sein  kann. 

Der  Einwendung,  dass  eine  so  beträchtliche  absolute  Höhe 


')  Crauia  helvetica  pjig.  l'J. 


520 

wiu  1;5'J  die  Hozt'iclinuii^  Cliainäcei)halc  ausschlösse,  haben  wir 
tlen  Voi'fjan^  Vircliow's  (jnt^fe^fonzuhaltcn,  der  als  ausgezeichnetes 
Kxoniplar  einen  ('haniäceidialen  aus  dem  Münsterlaude  mit  135 
Höhe  anfülirt,  und  wir  können  mithin  die  Keihe  der  Kephalonen 
mit  einem  dem  niedrij^en  Typus  angehöri^en  bereichern. 

Dass  derselbe  in  einem,  wenn  auch  nicht  mehr  in  ursprüng- 
licher Lajxe  befindlichen,  Steinsarge  gefunden  wurJe,  in  w^elchen 
auch  Virchüw  seine  Kephalonen  Norddeutschlands  nachwies,  dürfen 
wir  schliesslich  wohl  noch  vorübergehend  erwähnen. 

Die  so  ganz  ungewöhnliche  Grössenentwicklung  muss  uns 
noch  die  Frage  nahe  legen,  ob  wir  es  nicht  mit  einer  patholo- 
gischen, vielleicht  hydrocephalen  Form  zu  tliun  haben.  Es  fehlen 
für  diese  AutVassung  aber  alle  Anhaltspunkte.  Die  Entwicklung 
sämmtlicher  Knochen  ist  wohl  proportionirt,  und  besonders  steht 
die  mächtige  Gesichtsbildung,  der  hohe,  durch  ein  scharf  vor- 
springendes Kinn  ausgezeichnete  Unterkiefer  zu  dem  Schädel- 
umfang in  gutem  Verhältniss.  Die  starke  BeschaflFenheit  der 
Knochen  beweist  eine  colossale  Narbe  auf  dem  Stirnbein,  welche 
von  einem  flachgefallenen  Hiebe  herzurühren  scheint,  und  von 
ungewöhnlicher  Widerstandsfähigkeit  des  Schädeldaches  zeugt. 
Die  Ik^schaH'enheit  der  Näthe  bietet  allerdings  etwas  auffallendes, 
nämlich  die  geringe  l^ntwicklung  der  Zacken  und  den  dadurch 
bedingten  besonders  an  der  Kranznath  bemerklichen,  einfach  ge- 
schlängelten Verlauf  der  Nathlinic.  Da  dasselbe  Verhalten  sich 
aber  auch,  wenn  auch  nicht  gleich  ausgesprochen,  am  Schädel 
Nr.  2  findet,  so  können  wir  nichts  Anomales  darin  erblicken, 
und  finden  mithin  keinen  Grund,  der  uns  abhalten  könnte,  die 
vorliegende  Kopfform,  wenn  auch  für  eine  excessive,  doch  für 
eine  physiologische  Bildung  zu  halten.  Wir  lassen  hier  noch 
einen  gleichfalls  männlichen  Schädel  folgen  (Nr.  4),  der  mit  Nr.  2 
besonders  durch  die  niedrige  Bildung  der  Augenhöhlen  die  grösste 
Aehnlichkeit  hat.  Sein  Ilöhenindex  beträgt  G4,8.  Ausgezeichnet 
ist  er  durch  die  stark  zurückweichende  niedrige  Stirn  und  durch 
die  ungewöhnlich  stark  vorspringenden  Nasenbeine. 

Ein  ganz  anderes  Bild  tritt  uns  entgegen,  wenn  wir  uns  jetzt 
zu  den  weiblichen  Schädeln  wenden.  Die  vorliegenden  Wülste 
der  Augenbrauen,  die  zurückweichende  Stirn,  die  eingezogene 
Nasenwurzel  mit  den  scharf  vorspringenden  Nasenbeinen  sind 
verschwunden,  und  wir  haben  eine  glatte  Stirnfläche  vor  uns. 
Die  Wülste  über  den  Augenhöhlen  sind  kaum  angedeutet,  die 
Stirn  steigt  von  ihnen  aus  platt  und  verhältnissmässig  steil  auf, 
die  Stirnhöcker  treten  vor,  und  in  ihrer  Höhe  bemerkt  man  den 
winkeligen  Uebergang  der  Stirn  in  den  Scheitel.  Von  einem 
Eingezogensein  der  Nasenwurzel  ist  keine  Bede,  vielmehr  geht 
der  Nasenfortsatz  des  Stirnbeins  in  sanft  gerundeter  Linie  in 
die  nur  wenig  vorstehenden  Nasenbeine  über. 

Diesen  Unterschieden  gegenüber,  welche  im  Allgemeinen  den 
schon  von  Eckert  als  specifisch  weiblich  bczeiclmeten  Formeigen- 

')  Archiv  für  Aiitliropul.     J>d.  1  p.  ^O. 


521 

thümlicbkeiten  gleichen,  beweist  ein  Blick  auf  die  analogen  Höhen- 
verhältnisse die  nahe  Zusammengehörigkeit  beider  Formen. 

Bei  dem  gracilen,  aber  wohl  proportionirten  Schädel  Nr.  5 
(Tafel  XIV,  5  a  u.  b)  geht  das  Höhenmaass  bis  zu  der  niedrigsten 
uns  bekannten  Grenze,  bis  auf  110  herab,  und  der  Höhenindex 
beträgt  nur  61,0,  schliesst  sich  daher  dem  Schädel  Nr.  1  auf  das 
engste  an.  Besonders  charakteristisch  ist  auch  der  flache  Ver- 
lauf des  Scheitels,  welcher  gradezu  als  platt  zu  bezeichnen  ist, 
und  der  vom  Ende  des  Stirnbeins  an  erst  noch  eine  Strecke 
gradlinig,  dann  langsam  absteigend  in  das  vollgewölbte  und  auch 
in  der  Längendimension  stark  entwickelte  Hinterhaupt  übergeht. 
Ebenso  entsprechen  im  Uebrigen  die  gerundeten  Formen  der  bei  den 
ersten  Exemplaren  gegebenen  Beschreibung.  Auch  die  Bildung 
der  Augenhöhlen  und  der  schmale  und  zugleich  lange  Oberkiefer 
erinnern  lebhaft  an  die  Physiognomie  der  Schädel  1  und  3,  so 
dass  trotz  der  angeführten  Unterschiede  die  Einreihung  beider 
Formen  in  denselben  Typus  für  uns  in  keiner  Weise  zweifelhaft  ist. 

Diesem  zunächst  steht  ein  Schädel  (Nr.  6)  mit  dem  Höhen- 
index 61,8.  (Höhe  115,  Länge  186).  Er  ist  starkknochiger,  als 
der  vorige,  bietet  aber  auch  unzweifelhaft  die  Zeichen  weiblicher 
Bildung,  und  schliesst  sich  demselben  in  seiner  Formation,  be- 
sonders auch  in  der  Bildung  des  Scheitels,  auf  das  genaueste  an. 
In  der  Ansicht  von  oben  ist  die  Verbreiterung  nach  hinten,  welche 
wir  als  für  den  Typus  charakteristisch  hinstellten,  noch  aus- 
gesprochener als  bei  dem  vorigen.  Nur  in  der  Bildung  des  Hinter- 
kopfes, der  platt  abfallend  und  etwas  zugespitzt  erscheint,  finden 
wir  Anklänge  au  einen  andern  schon  erwähnten  und  in  exquisiten 
Exemplaren  uns  vorliegenden  Typus  mit  durchweg  grösserer 
Ilöhenentwicklung,  und  werden  dadurch  auf  die  Möglichkeit  hin- 
gewiesen, dass  wir  es  hier  mit  einer  Mischform  zu  thun  haben. 
Dasselbe  müssen  wir  sagen  von  dem  letzten  der  männlichen 
Schädel  (Nr.  4),  bei  welchem  sich  dieselbe  Bildung  des  Hinter- 
kopfes sogar  noch  etwas  ausgesprochener  findet,  den  aber  die 
ausgewölbten  Schläfen  und  die  Bildung  des  Scheitels  den  bisher 
beschriebenen  Formen  gleichfalls  ungleich  näher  setzen. 

Was  den  Fundort  betrifft,  so  gehört  Nr.  5  dem  schon  be- 
schriebenen höheren  Theile  der  Düne  an,  während  wir  über  No,  4 
und  6  nichts  Bestimmtes  aussagen  können.  Dieselben  sind  näm- 
lich einem  grösseren  Haufen,  auf  welchen  vor  unserem  Hinzu- 
kommen Schädel  aus  oberflächlicher  wie  aus  tiefer  Lage  zu- 
sammengeworfen waren,  entnommen,  und  entziehen  sich  daher 
jeder  genaueren  chronologischen  Bestimmung. 

Mit  diesen  6  Schädeln,  deren  Maasse  in  der  beifolgenden 
Tabelle  zusammenstellt  sind,  ist  die  Zahl  derjenigen,  welche  in 
ihrer  Ilöhenentwicklung  unter  das  bis  jetzt  bekannte  Maass  herab- 
gehen, erschöpft,  und  die  Aufgabe,  die  wir  uns  gestellt  hatten, 
erledigt.  Wir  bemerken  nur  noch,  dass  dem  Siontypus  noch 
7  weitere  Schädel  unseres  Fundes  angehören,  welche  sämmtlich 
der  niedrigen  Form  zuzurechnen  sind,  und  mit  den  niedrigsten 
von  Virchow  veröÖ'eutlichten  in  einer  Reihe  stehen,  während  die 


übiijii'ii  von  der  Sion-Fonn  abweichfinden  durchweg  höhere  und 
mit  iliieni  Index  l)is  zu  74  steigi'udo  Exemplare  sind.  Von  diesen 
7  Scliiüleln  sind  2  miinnliche,  und  zwar  einer  mit  dem  Höhen- 
Index  i)i),ö  bei  einer  Ilrdie  von  120,  der  andere,  ein  sehr  charak- 
teristi.-clies,  aber  etwas  kürzeres  Kxemplar  hat  126  mm.  Höhe 
und  i'inen  Ilnlienindex  von  09,2.  Die  übrigen  scheinen  weiblich 
zu  sein,  und  d(M'  höchste  derselben  besitzt  auffallender  Weise 
eine  an  Coiii^Tuenz  erinnernde  Aehnlichkeit  mit  dem  niedrigsten 
Schädel  Xr.  f)  (Tafel  XIV,  5  a  u.  b).  Sein  hoher  Höhenindex  69,4 
wird  zum  Tlieil  durch  eine  ganz  eigenthüralich  prominente 
Stellung  der  GelenkHächen  des  Hinterhauptes  und  damit  des 
vorderen  Randes  des  for.  occipitale  bedingt.  Die  für  die  4  letzten 
Schädel  i)erechneten  Werthe  liegen  zwischen  6G,1  und  67,8,  und 
müssen  gegenüber  den  bei  den  niedrigsten  Exemplaren  gefundenen 
Zahlen  als  hohe  bezeichnet  werden. 

Dass  bis  auf  so  geringe  Werthe,  wie  sie  besonders  der 
Schädel  Xr.  1  und  Xr.  5  darbieten,  sowohl  die  absolute,  als  die 
relative  Höhe  sinken  kann,  erscheint  in  hohem  Grade  auffallend 
und  interessant  und  fordert  zu  einer  genauen  Beachtung  aller 
Kunde,  die  in  das  sich  nach  den  Virchow'schen  Beobachtungen 
von  der  Elbe  bis  zur  holländischen  Küste  erstreckende  Gebiet 
der  Chamäcei)halie  fallen,  auf  das  dringendste  auf. 

Die  erhaltenen  Resultate  erscheinen  um  so  beachtenswerther, 
weil  gerade  männliche  Schädel  uns  die  niedersten  Werthe  ge- 
liefert haben,  und  damit  die  Möglichkeit,  welche  besonders  nach 
den  Ecker'schen  Beobachtungen  über  die  durchschnittlich  ge- 
ringere Höhe  der  weiblichen  Schädel  nahe  lag,  dass  wir  es  mit 
einer  stark  ausgeprägten  Geschlechtseigenthümlichkeit  zu  thun 
hätten,  ausgeschlossen  ist,  die  geringe  Höhenentwicklung  vielmehr 
als  eine  durchaus  typische  Formeigenschaft  angesehen  werden  muss. 

Wir  haben  schon  erwähnt,  dass  durch  dieselbe  eine  An- 
näherung an  den  Neanderthal-Schädel  bedingt  wird,  welche  in 
Hinsicht  auf  die  Höhenentwicklung  grösser  ist,  als  bei  den  von 
Si)engel  als  neanderthaloid  bezeichneten  Exemplaren,  und  welcher 
wir  eine  besondere  Bcjrücksichtigung  schenken  zu  müssen  glauben, 
weil  uns  grade  die  Niedrigkeit  die  den  Neanderthal-Typus  vor 
allem  charakterisirende  Eigenschaft  zu  sein  scheint. 

Denn  dass  die  bei  dem  in  Rede  stehenden  Schädel  so  sehr 
in  die  Augen  fallende  Bildung  des  Vorderkopfes,  die  fliehende 
Stirn  mit  den  stark  übingelagerten  Augenbrauenwulsten  eine,  in 
diesem  Falle  freilich  ganz  extrem  entwickelte  Geschlechtseigen- 
thümlichkeit sei,  welche  desshalb  zur  Einordnung  in  einen  Typus 
in  erster  Linie  nicht  verwandt  werden  kann,  ist  auch  von  Spengel 
berücksichtigt  worden,  welcher  seinem  französischen  (?)  Schädel 
(Archiv  für  Anthrop.  VIH,  Fig.  3,  Taf.  V,  VI,  VH.  VHI)  mit 
einem  durchaus  „neanderthaloiden"  Vorderkopf  diese  Bezeichnung 
verweigert,  weil  er  in  den  Höhenverhältnissen  abweichend  ge- 
bildet ist.  Ebenso  gehören  die  Schädel  von  Borrebye,  deren 
Stirnbildung  auil'alleud  an  die  des  Neanderthalers  erinnert,  in  Folge 


523 

ihrer  grösseren  Höhe  einem  ganz  anderen  Typus  an.  Wenn  man 
aber  die  so  charakteristische  Stirnbildung  als  eine  vorwiegend 
individuelle  Eigenthümlichkeit  anspricht,  sie  jedenfalls  nicht  als 
eine .  typische  gelten  lässt,  so  bleibt  der  Form  des  Neanderthalers 
in  der  That  die  geringe  Höhenentwicklung  als  diejenige  Eigen- 
schaft, welche  ihm  seine  eigenartige  und  solitäre  Stellung  sichert, 
denn  die  gewiss  wichtige  pyramidale  Form  der  Scheitelansicht 
und  die  allgemein  gerundeten  Conturen  theilt  er  mit  vielen  anderen. 

Dass  diese  letzteren  Eigenschaften  auch  unserer  Schädelreihe 
nicht  fehlen,  mag  ein  zufälliges  Zusammentreffen  sein,  und  wir 
wollen  kein  besonderes  Gewicht  darauflegen,  geschweige  bestimmte 
Schlüsse  darauf  bauen,  wie  wir  auch  schon  betont  haben,  dass, 
wenn  auch  die  Annäherung  beider  Formen  sich  in  gewisser  Be- 
ziehung grösser  darstellt,  als  bei  bisher  bekannten  Racenschädeln, 
doch  der  noch  vorhandene  Abstand  fast  grösser  als  die  Aehnlich- 
keit  ist.  Vorübergehend  wollen  wir  nur  bemerken,  dass  die  dem 
Neanderthaler  beigelegte  Bedeutung  als  Repräsentanten  der 
eigentlichen  Urrace  bedeutend  sinken  dürfte,  wenn  sich  seine 
nahen  Beziehungen  zu  einem  noch  weit  in  die  historische  Zeit 
hineinragenden  Typus  bestätigen  sollten. 

Wir  glauben  schliesslich  die  Aufmerksamkeit  noch  einmal 
ausdrücklich  auf  die  Thatsache  lenken  zu  müssen,  dass  eine  be- 
stimmt ausgeprochene  Formengemeinschaft  die  beschriebenen 
sechs  niedrigsten  Schädel  umfasst,  und  dass  dieser  Typus,  wo 
wir  ihn  wieder  antreffen,  regelmässig  mit  der  chamäcephalen 
Bildung  verbunden  erscheint. 

Wir  haben  dieses  Resultat  besonders  den  Beobachtungen 
Virchow's  entgegenzuhalten,  von  welchem  in  entgegengesetzter 
Weise  betont  worden  ist,  dass  er  die  chamäcephale  Bildung  bei 
allen  Formen,  sowohl  bei  brachy-  als  bei  dolichocephalen,  ge- 
funden habe,  und  der  grade  darin  efwas  besonders  Auffallendes 
und  für  die  Chamäcephalie  Charakteristisches  findet. 

Wenn  nun  auch  die  Zahl  unserer  Schädel  für  allgemeine 
Schlussfolgerungen  viel  zu  gering  ist,  so  dürfte  doch,  da  von  vorn- 
herein die  ursprüngliche  chamäcephale  Schädelform  bei  den  aus- 
geprägtesten Vertretern  der  niedrigen  Bildung  gesucht  werden 
müsste,  die  bei  unseren  Exemplaren  in  der  That  hervortretende 
Gemeinsamkeit  der  Formen  von  ganz  besonderer  Bedeutung  sein, 
und  der  Annahme  eine  gewisse  Wahrscheinlichkeit  geben,  dass 
die  Chamäcephalie  ursprünglich  einem  besonderen  Typus  eigen- 
thümlich  gewesen  sei,  und  dass  daher  die  niedrigen  Schädel 
anderer  Bildung  als  Mischformen  anzusprechen  sein  würden. 


524 


Tafel  -  Erklärung. 

Dil'  ZtirliitiiiiL'L'ii  ^ill■l  mit  dum  Lucii' seilen  Apparat  aufgenommen,  und 
zum  Tlii.'il -Tat.  XII  11.  \I1I  von  der  (ilnsplatte  mit  lith>>gniphischer  Dinte  dnich- 
jrfli:ui>t,  ilin-kt  auf  dfii  St«-iii  iilMTtrajren,  zum  Tlieil  (Tafel  XIV)  mit  dem 
SturrlisiOiiialM'l  auf  dt-n  viirtt*n  Tlu.iI  der  iiatürlielien  Griisse  verkleinert-  Wir 
beuK'rki'ii.  «lass  )i»i  Zutrrund»'I«-jrun^  der  Jhcring'schen  Horizontale  der  Blick  in 
d«T  An^icllt  V'iii  vi.rn  auf  die  Flüche  di:«  Scheitels  fällt,  wodurch  der  £indmck 
i-iuer  IinljL'ii  Stirul'ilduiig  fälschlich  hervorgerufen  wird.  Tafel  XII  giebt  du 
I'roÜI  th-i  Scliiidt-1.'^  Nr.  1,  Tafel  XIII  das  des  Schädels  Nr.  '2  in  natürlicher 
(Irüsse.  nie  vrrkh-inertru  Ahliildunjrt^n  auf  Tafel  XIV  stellen  dar:  1  bu. c  die 
Sdii'it»:!-  und  eu  faee-Ausieht  des  Schädels  Nr.  1:  ;l  a  u.  b  den  chamacephalen 
KeplialoMtii  Nr  .'J :  ö  a  u.  b  deu  weiblichen  Schädel  Nr.  5. 


Tabelle  über  die  Maasse. 


Geschlecht 


Capacität 


lIi.»rizoiitalnmfang 


IjJintre 


IJ reite    . 
Stirnbreite 


Jjreiten-Iiidex 


Nr.  1  .  Nr.  2  Nr.  3  !  Nr.  4  =  Nr.5  !  Nr.6 


m. 


m.  :  m. 


w. 


1480  '  1350  :  2050 


570 


453 


I   £ 


200   190 


i  150 


96 


145 


97 


Höhe 119  (119) 


595 
210 
163 
101 
132 


1340 
528 
185 
130 
94 
120 


75  :  76,3  i  77,6!  70,3 


Höhen-Index 50,5  (02,7);  62,8 


lireiten-Hi'ihen-lndex "^9,1  ;(82,0)    81,0 


.Stirnbogen 124  \  126 

I 

Scheitelborrcn i   136   i  112 

I  ' 

Hinterlinuptsbdgen ,   124  i  128 

CJe.sammtbdgen ■   384  306 


150 
145 
130 
425 


64,8 


1290 
520 
180 
140 

92 
110 

73 
61,0 


92  !     78 


125 
125 


120 
(135) 


1270 
622 
186 
137 
90 
115 
73,7 
61,8 
83,9 
120 
120 


120  '(105).   128 


370 


360  I  368 


Bemerkungen  zur  Tabelle. 

Die  ]\(\\ui  ist  von  dem  vorderen  Kande  des  Hinterhau ptlochcs  bis  zu  dem 

senkreelit  dariil>er  liegenden  Punkte  d«-s  Scheitels    (gewöhnlich    der  Anfang  der 

f'fejinalh;  genonnuen  und  ist  durcliweg    identisch   mit    der   grössten  Höhe.  Die 

Stirijl»reile    ist  in  den  Temporalgrul»en  mit  dem  Stangenzirkel  gemessen.  Die 

eingeklauuiierten    Zalilen    bedeuten    approximative    Werthe,    Avelche   jedoch  deu 
wirklichen  ziemlieh  nalie  kommen  dürften. 


\j;P^(f?^ 


Der  Bernstein  im  nordwestlichen 

Deutschland. 

Von    Dr.   L.  H  ä  p  k  e. 
Hierzu  eine  Karte  auf  Tafel  XV. 

Der  Bernstein,   das  Elektron  der  alten  Griechen,   hat  einer 
der  wichtigsten  Naturkräfte,  welche  die  neuere  Physik  und  Technik 
erst  jetzt   anfangen   völlig    auszubeuten,    den   Namen   gegeben. 
Phönizische  Schiffer  umsegelten  lange  vor  Christi  Geburt  die  da- 
mals bekannte  halbe  Erde,  um  dies  köstliche  fossile  Harz  des  germa- 
nischen Nordens  im  Tauschhandel  zu  erwerben  und  beim  Verkauf 
mit  Gold  aufwiegen  zu  lassen.    Hauptsächlich  der  Bernstein  ver- 
mittelte es,   dass  sich  die  Alten  für  unsere  nebelreichen  Küsten 
interessirten  und  uns  überhaupt  Kunde  von  den  Inseln  Germanien s 
hinterliessen.    Wenn   schon  in  der  Vorzeit  die  baltische   Küste 
durch   ihren  Reichthum    an   Bernstein  sich   auszeichnete,    so  ist 
doch  unzweifelhaft,  dass  auch  die  ostfriesischen  Inseln  als  Fund- 
orte  desselben   bereits    bekannt   waren.     Ja    durch    die   Unter- 
suchungen von  Redslob  und  Maack  ^)  ist  nachgewiesen,  dass  die 
Fundorte  des  Nordsee-Bernsteins  Jahrhunderte   früher   bekannt 
waren   als    die   ungleich   reicheren    des   klassischen    Samlandes. 
Sicher  lieferte  letzteres   bereits   damals   den   meisten   Bernstein 
des  Handels    und   zwar   auf  dem  Landwege    stromaufwärts   der 
Weichsel   und  des  Pregel  über  Pannonien.    Aber  den  damaligen 
Geographen   war  die  Lage  des  Fundorts  unbekannt,   wie   schon 
J.  H.  Voss  in  seiner  berühmten  Abhandlung  über  die  alte  Welt- 
kunde nachwies.    Der  Massilier  Pytheas  kam  zur  Zeit  Alexanders 
des  Grossen  (340  v.  Chr.)  nach  Britannien  und  den  skythischen 
(germanischen)  Gestaden   bis  zur  Weser  und  Elbe,   um  die  Hei- 
math  des  Zinns  und  Bernsteins  zu  erkunden.    Als  Stapelort  des 
letzteren  nennt  er  die  Insel  Basileia,  welche   an  der  ehemaligen 
Mündung  der  Elbe  zu  suchen  ist  und  nach  Maack  bei  dem  jetzigen 
Dorfe  Wesseln  in  der  Nähe  des  Fleckens  Heide  gelegen  haben 
muss.    Mit  der  baltischen  Küste  dagegen  wurde  erst  400  Jahre 
später,  unter  den  römischen  Kaisern,    eine  direkte  Verbindung 
angeknüpft. 

Die  Nachrichten  des  Plinius,  der  dem  Bernstein  nicht  weniger 
als  zwei  Kapitel  des  37.  Buchs  widmet,   beziehen  sich  besonders 

*)  von  Maack,  das  urgeschichtUche  schleswig-holsteinische  Land,  Zeitschrift 
für  aXlg.  Erdkunde.    Neue  Folge,  VIII.     Berlin  18G0,  p.  118  ff. 

Nilsson,  die  Ureinwohner  Skandinaviens,  Hamburg  1860,  p.  110. 


520 


I 


auf  wpst^'crniaiiisclH.'n  Bcrnstoin.  Nach  rlen  Mittheiliingen  rorai- 
f^clier  Schriftsteller  nannten  unsere  Vorfahren  den  Bernstein 
glesuni  oder  glessuni  ^),  welches  mit  dem  Worte  Glas  zusammen- 
hänji[t  und  einen  durclisichtigen  Körper  bedeutet,  während  die 
Sill)e  „Bern'"  des  jetzigen  Wortes  Bernstein  auf  hörnen,  brennen 
hinweist;  das  Latein  des  Mittelalters  nannte  dc-halb  den  Bern-  | 
stein  lapis  ardeus.  Das  ursprUnjjjlich  plattdeutsche  Wort  ist  also  | 
ins  Hochdeutsche  und  in  noch  andere  Sprachen  z.  B.  ins  Polnische 
übergegangen.  —  Die  Inseln  der  ostfriesischen  und  holländischen 
Küste  hiessen  bei  Plinius-)  Insulae  glessariae,  Bernsteininseln, 
und  noch  immer  sind  die  ostfriesischen  Glessarien  die  reichsten 
Fundorte  unseres  nordwestlichen  Deutschlands.  Während  dem- 
nach der  vom  AFeere  ausgeworfene  und  auf  den  Inseln  angespülte 
r>ernstein  weit  über  zwei  Jahrtausende  bekannt  ist,  tritt  die  Er- 
wähnung des  Landbernsteins  in  unseren  Chroniken  erst  in  einer 
sehr  viel  jüngeren  Zeit  auf.  Die  Anzahl  dieser  Fundstätten  hat 
besonders  in  den  letzten  beiden  Deceflnien  durch  die  Aufschlüsse 
bei  der  Anlage  von  Eisenbahnen,  Häfen  und  Ziegeleien,  sowie 
durch  erweiterte  Moorcullur  sich  vermehrt.  Durch  Unkenntniss 
der  Finder  geht  aber  jetzt  noch  manches  schöne  Stück  Bern  stein 
zu  Grunde,  —  wie  viel  mehr  früher.  Briefliche  und  mündliche 
Mittheilungen  sowie  eigene  Beobachtungen  geben  hiervon  leider 
nur  zu  viele  Beispiele.  Das  unter  No.  55  erwähnte,  auf  einer 
Schienge  am  Theiseuradsdeich  in  Bremen  gefundene  Stück  ist 
nur  ein  Theil  der  grösseren  Masse,  die  zur  gründlichen  Unter- 
suchung mit  einem  Hammer  zertrümmert  wurde.  Aus  Walsrode 
und  Dingen  bei  Lehe  erhielt  ich  die  Nachricht,  dass  dort  grosse 
Stücke  Bernstein  zerschlagen  und  verbrannt  wurden.  Wegarbeiter 
haben  im  Iloya'schen  die  in  Lehmgruben  gefundenen  Stücke 
zerklopft  und  mit  dem  Steinschlag  auf  die  Chaussee  geschüttet. 
Bernstein  tritt  im  llarlingerlande  mehrfach  ans  Tageslicht  aber 
leider  kommt  er  durchweg  in  verkehrte  Hände,  schreibt  mir  mein 
Gewährsmann  aus  Wittmund.  „Die  Finder  sind  Tagelöhner  und 
die  Händler  halten  die  Funde  geheim  ihres  Vortheils  wegen." 
Nach  den  Mittheilungen  des  Obcrbergrath  Runge  (der  Bern- 
stein in  Ostpreussen,  Berlin  1868;  Virchow  und  Iloltzendorlfs 
Sammlung)  beträgt  die  (Gewinnung  des  Bernsteins,  dieses  specifisch 
deutschen  Minerals,  in  Preussen  jährlich  etwa  200,000  Pfund.  Bei 
einem  Durchschnittspreis  von  15  Mark  pro  Pfund  wird  hierdurch 
ein  Werth  von  3  Millionen  Mark  repräsentirt.  Bei  Palmnicken, 
nordwestlich  von  Königsberg  wurden  in  einer  Herbstnacht  des 
Jahres  18G2  viertausend  Pfund  gewonnen.     Gegen  einen  solchen 


*)  Plinius,  liistor.  iiatur.  XXX Vll,  11.  Certum  est  gigiü  in  insulis  septen- 
trionalis  Oeeani,  et  a  Germanis  appellari  g'lessum. 

Tacitus,  de  situ  et  moribiis,  cap.  -lö. 

-)  Ilistor.  natiir.  IV,  IC. in  Gernianiciiin  niare  sparsae  Glessariae, 

quas  Electridas  Graeci  recentiores  appellavere,    (piod  ibi    electrum  nasceretur. 

An  einer  anderen  Stelle,  IV,  11-5:  Tres  et  viginti  inde  insulae  Romanorum 
armis  cognitae ;  earum  nobilissima  Burcana  (Borkum),  Fabaria  nostris  dicta  a 
fruffis  similitudine  sponte  provenientis ;  item  Glessaria  a  succino  militiae  appel- 
lata,  a  barbaris  Austeravia  praeter(pie  Actania. 


527 

Reichthum  kominen  die  sporadischen  Funde  unseres  Gebiets 
kaum  in  Betracht.  Darum  ist  hier  der  Bernstein  auch,  wie  wir 
sehen  werden,  in  der  Literatur  sowohl  als  in  den  Sammlungen 
weniger  beachtet.  Musste  nicht  ein  solches  Prachtstück  wie  Nr.  10 
von  einem  der  vaterländischen  Museen  erworben  werden,  ehe  es 
zu  Cigarrenspitzen  und  Brechen  verarbeitet  wurde? 

Der  Auswurf  der  Ostsee  ist  in  den  letzten  300  Jahren  ziem- 
lich gleich  geblieben,  was  ich  wegen  mangelnder  Beobachtungen 
nicht  einmal  für  den  zehnten  Theil  der  Zeit  an  den  Gestaden 
der  Nordsee  zu  behaupten  wage.  Der  von  der  Ostsee  zerstörte 
Streifen  der  blauen  Bernsteinerde,  des  Glaukonitsandes,  liefert 
fast  allein  den  Auswurf  und  da  die  See  jährlich  V4  Fuss  vorrückt, 
so  sind  nach  Runge's  Annahme  in  1000  Jahren  ungefähr  erst 
250  Fuss  abgebaut.  In  diesen  4—5  Fuss  mächtigen  Glaukonit- 
schichten, deren  Reichthum  an  Bernstein  so  gross  ist,  dass  sogar 
eine  bergmännische  Gewinnung  mit  Erfolg  betrieben  wird,  findet 
sich  derselbe  in  (Gesellschaft  von  Holzresten,  Muscheln,  Seeigeln, 
Haifisch-  und  Saurierzähnen.  Obgleich  Haifischzähne  auch  in 
verschiedenen  Gegenden  unseres  Flachlandes  ziemlich  zahlreich 
vorkommen,  z.  B.  bei  Scheessel,  Lüneburg  und  Walle  (nördlich 
von  Celle  und  Winsen),  so  sind  doch  nur  ganz  vereinzelte  Bern- 
steinfunde von  dort  bekannt  geworden.  —  Auch  die  kimbrische 
Westküste  war  schon  den  Römern  unter  dem  Namen  Raunonien, 
(vom  dänischen  Rav,  der  Bernstein)  als  ein  Bernsteinland  bekannt. 
Hier  sollen  jährlich  an  3000  Pfund  sehr  schönen  Bernsteins  ge- 
sammelt werden  nach  Forchhammers  Angabe,  die  in  die  meisten 
neueren  Werke  übergegangen  ist,  aber  bei  ihrem  mehr  als 
30jährigen  Alter  mindestens  eine  erneuerte  Bestätigung  für  die 
Gegenwart  bedarf. 

üeber  den  Landbernstein  hat  Göppert  zuerst  1845  in  den 
Jahresberichten  der  schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultur  auf  Seite  228  eine  Zusammenstellung  von  86  Fundorten 
Schlesiens  gegeben,  deren  Zahl  im  Jahre  1864  bereits  100  über- 
stieg. (Beitrag  zur  Bernsteinflora,  im  41.  Jahi*esbericht  derselben 
Gesellschaft  p.  50).  In  Schlesien  ist  seit  dem  16.  Jahrhundert 
Bernstein  gesammelt,  aber  nirgends  ein  bauwürdiges  Lager  ent- 
deckt worden.  Die  Häufigkeit  desselben  im  Trebnitzer  und  Oelser 
Kreise,  nördlich  von  Breslau,  wies  Göppert  durch  36  Fundstellen 
nach.  Ueberall  fand  er  sich  nur  in  geringer  Tiefe,  grösstentheils 
von  der  gelblich  weissen,  im  Handel  besonders  geschätzten  Farbe. 
Das  grösste  Stück  von  6  Pfund  Schwere  fand  sich  1854  in  der 
Oder  bei  Breslau;  pfundschwere  Stücke  waren  nicht  selten.  Ob- 
wohl das  Diluvium  gewöhnlich  als  Fundort  genannt  wird,  zeigte 
es  sich  doch  in  mehreren  Fällen,  dass  der  Bernstein  Schlesiens 
in  wirklichem  Braunkohlenterrain  unter  dem  blauen  oder  s.  g. 
plastischen  Thon  vorkam  in  Begleitung  eines  stark  bituminösen 
Holzes,  Cypressinoxylon  ponderosum,  welches  Göppert  als  Leit- 
pflanze betrachtete. 

Der  verstorbene  Professor  öuthe  hat  zweimal  in  den  Jahres- 
berichten der  naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Hannover,   1865 


528 

und  IJ^O*.».  unter  den  niineralo^^iscluMi  Xotizen  über  den  Bernstein 
im  hiiniioversclien  Tiefliinde  berichtet  und  zählt  12  Fundorter 
auf,  die  jedoch  iiacli  seiner  Angabe  meistens  anderen  Werken 
entnommen  sind,  üuthe  liat  hierbei  benutzt:  Taube,  Beiträge 
zur  Natui'jeschichte  des  Fürstenthums  Lüneburg  1769;  Kobbe, 
Bremen  und  Verden;  Hausmann,  Mineralogie  1847,  Bd.  II;  Böse, 
Topograjdüe  von  Oldenburg  180;>;  Steinvorth,  Beitrag  zur  wissen- 
schaftliclien  Bodenkunde  (les  Fürstenthums  Lüneburg  1864  und 
Jugler,  geognostische  Verhältnisse  Ilannovers  1855.  Die  in 
Juglcrs  Abhandlung  genannten  Fundorte  führt  auch  H.  v.  Dechen 
in  seinem  Werke  „Die  nutzbaren  Mineralien  im  deutschen  Reich" 
1874,  p.  754  wieder  an.  Alle  diese  Schriften  haben  mir  im  Ori- 
ginal vorgelegen»  Einige  weitere  Fundörter  habe  ich  sodann  den 
Jahresberichten  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  zu  Lüneburg 
und  der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Emden,  sowie  Prestel's 
„Boden  der  ostfriesischen  Halbinsel"  entnommen.  An  älteren 
Schriften,  wenn  auch  mit  sehr  geringer  Ausbeute,  habe  ich  das 
hannoversche  Magazin  und  die  Oldenburger  Blätter,  sowie  Arends, 
,. Ostfriesland  und  Jever*  und  dessen  „Gemälde  der  Sturmfluthen 
von  1825''  zu  diesem  Zwecke  durchgesehen.  Schriften,  die  nur 
einen  Fund  enthielten,  finden  sich  an  der  betretfeudeu  Stelle  noch 
mehrfach  citirt. 

Auch  in  unserem  Gebiete  haben  wir  See-  und  Landbernstein 
zu  unterscheiden.  Letzterer  findet  sich  von  der  Meeresküste  bis 
zu  75  m  (Elze)  und  129  m  (Frellstedt)  absoluter  Höhe  und  zwar 
immer  nur  in  geringer  Tiefe  unter  der  Oberfläche  meist  im  Dilu- 
vium, seltener  im  tertiären  Gebirge.  Lehm  und  Sand  mit  Ge- 
schieben, Thonschichten  mit  Braunkohlenbrocken  oder  Mergel- 
gruben bilden  wie  in  Ostpreussen,  Schlesien  etc.  die  Lagerstätte  des 
Bernsteins  die  stollenweis  bei  uns  von  den  jüngsten  Bildungen  des 
Marschlandes  oder  Moore?  noch  verdeckt  wird.  Dies  ist  auch 
hier  nur  eine  secundäre  Lagerstätte,  wohin  das  fossile  Baumharz 
längst  untergegangener  Wälder  von  einer  grösserer  Ablagerungs- 
stelle her.  in  und  kurz  vor  der  Diluvialzeit  oder  vielleicht  auch 
noch  später  verschwemmt  wurde.  —  Weit  häufiger  als  im  Flach- 
lande ist  der  Bernstein  auf  den  Inseln  und  Watten  der  Nordsee, 
wo  er  besonders  nach  den  Winterstürmen  aufgelesen  wird.  In 
den  tiefen  Stromrinnen  der  Flussmündungen,  sowie  in  den  Schläuchen 
der  Seegatten  laufen  die  bernsteinführenden  Schichten  aus,  oder 
sind  von  einer  geringern  Decke  des  Diluvialschutts  überlagert. 
Durch  die  Thätigkeit  der  vom  Winde  aufgeregten  Meeresfluthen 
wird  er  in  der  Brandung  seiner  Vorrathskammer  entrissen  und 
am  Strande  mit  Seegras  und  Tangen,  sowie  mit  Dargstücken  und 
Braunkohlenbrocken  abgelagert.  Nach  Eintritt  der  Ebbe  findet 
man  ihn  dann  an  den  Tümpeln  und  Prielen  unter  einer  torfähn- 
lichen schwarzen  Masse,  dem  „MuH"  der  Insulaner,  die  aus 
Braunkohlen  und  Dargtheilchen  besteht.  Das  nahezu  gleiche 
specifische  Gewicht  dieser  Substanzen,  die  von  den  Wellen  zu- 
sammengeschwemmt werden,  begünstigt  ihr  gesellschaftliches 
Vorkommen.  Dass  der  Bernstein  sich  an  der  Nordostseite  der  Inseln 


529 

durchgehends  wohl  noch  häufiger  findet,  als  an  der  weit  stärkeren 
Abbruch  erleidenden  Nordwestseite,  hat  vielleicht  in  der  vor- 
herrschenden westlichen  Windrichtung  und  in  der  nach  Osten 
hin  abrückenden  Fluthwelle  seinen  Grund. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Tolle  über  Nordernei  (Zeitschr. 
des  hannoverschen  Architekten-  und  Ingenieur  -  Vereins  1864, 
S.  311)  und  von  Lasius  über  Wangeroog  (Ebenda  1867,  S.  157) 
sind  die  Veränderungen  und  der  Abbruch  des  Strandes  unserer 
Inseln  ausserordentlich  gross,  weit  grösser  als  am  Gestade  der 
Ostsee.  Daher  müssen  bei  uns  die  bernsteinführenden  Schichten 
ungleich  ärmer  sein  oder  tiefer  liegen  als  im  Samlande.  ^ 

Thomas  und  Zaddach  wiesen  die  bernsteinführenden  Schichten 
der  baltischen  Küste  dem  Miocän  zu  und- erkannten  zuerst,  dass 
dieselben  von  marinen  Tertiärgebilden  überlagert  seien.  Beiden 
Forschern  schloss  sich  endlich  auch  Göppert  an,  der  anfangs 
diesen  Schichten  ein  jüngeres  Alter  zugesprochen  hatte.  Naumann 
und  H.  Credner  zählen  den  Glaukonitsand,  die  Bernsteinerde  Ost- 
preussens,  zu  dem  Oligocän  und  zwar  zu  dessen  unterster  Ab- 
theilung, deren  Schichten  meist  noch  unter  dem  Meeresspiegel 
liegen.  Die  regelmässige  und  massenhafte  Ablagerung  des  Bern- 
steins hier  konnte  nur  durch  Zusammenschwemmen  der  Meeres- 
fluthen  geschehen.  Also  befindet  er  sich  auch  im  Samlande  auf 
secundärer  Lagerstätte,  von  der  er  wieder  in  das  Diluvium  ver- 
schwemmt wurde.  Ob  wir  die  bernsteinführenden  Glaukonit- 
schichten an  der  Nordsee  noch  erwarten  dürfen,  erscheint  mir 
fraglich,  wenn  auch  grössere  Vorräthe  dieses  Fossils  an  ehe- 
maligen Küstenstrecken  unzweifelhaft  vorhanden  sind.  In  unseren 
nahezu  gleichalterigen  Braunkohlen  findet  sich  der  Bernstein 
selten  und  die  Septarienthone,  die  mehrfach  in  der  nordwest- 
lichen Tiefebene  aufgeschlossen  wurden,  z.  B.  bei  Walle,  nördlich 
von  Celle,  gehören  schon  dem  mittleren  Oligocän  an. 

Indessen  ist  der  Bernstein  nicht  ausschliesslich  zur  Tertiär- 
zeit  ab-   oder  umgelagert.     Bei  Lemberg  in  Galizien  findet  man 
ausgezeichnete    Stücke    desselben    in    der    oberen    Kreide    mit 
Gryphaea  vesicularis.    Dunker  fand  ihn  sogar  innerhalb  unseres 
Gebiets  in  dem  conglomeratischen  Sandstein  des  unteren  Oolith 
der  Porta  (Nr.  36).    Sicher  war  der  hypothetische  Bernsteinwald 
noch  älter  als  das  Oligocän  und  über  viele  Breitengrade  der  nörd- 
lichen Erdhälfte  ausgedehnt.     Während  das  Hok  fast  gänzlich  zu 
Grunde  ging,    wurde   das  den  Bäumen  als  flüssiger  Balsam  ent- 
quollene Harz    bei  üeberfluthungen    des  Meeres   zur  Tertiärzeit 
fast  regelmässig  zusammengespült,   um  in  späteren  geologischen 
Perioden  theilweise   wieder  ausgewaschen   und  verschwemmt  zu 
werden.     So  dürfte  es  kein  Land  Europas  gebeu,  in  dem  nicht 
Bernsteinfunde  gemacht  wären,  wenn  auch  nicht  überall  die  bern- 
steinartigen Harze  scharf  vom  eigentlichen  Bernstein  geschieden 
wurden.    Middendorff  fand  auf  seiner  sibirischen  Reise  den  See- 
bernstein sogar  im  hohen  Norden  an  den  Küsten  des  Eismeeres, 
der  Behringsstrasse  und  Kamtschatkas,  während  er  sah,  dass  der 

Octob.  1875.  34 


530 

Landbernstein  von  den  Jakuten  aus^'£grabeu  wurde.  (Petermantfi 
Mitth.  18('.0,  S.  ;508). 

Behrendt,  tiöpiiert,  Zaddacli.  Menge  und  Andere  haben  die 
Einschlüsse  des  haltisclien  Bernsteins  gesammelt  und  beschrieben. 
Wie  gross  die  Fülle  dieses  Materials  war,  beweist  schon  die  ein- 
zige Angabe,  dass  Low  nicht  weniger  als  600  Dipteren-Arten  im 
Bernstein  nachgewiesen  hat,  die  sämnitlich  specifisch  verschieden 
von  den  jetzt  lebenden  sind.  Auch  findet  man  fast  überall  in 
unseren  Museen  Belege  dazu  von  .schönen  Einschlüssen,  welche  die 
Ostsee  lieferte.  Die  von  mir  untersuchten  Bernsteinfunde  unseres 
Gebiets  dagegen  waren  arm  an  Einschlüssen,  —  ja  in  Anbetracht 
einer  Durchsicht  mehrerer  hundert  Stücke  von  ungefähr  fünfzig 
verschiedenen  Fundorten  sehr  arm.  In  einem  Falle  eine  Fliege 
(Verzeichniss  der  Fundörter  Nr.  40)  in  drei  Fällen  Mücken  (Nr.  38, 
r)0  und  78),  ein  Ilauttiügler  und  eine  Kugelassel  (Nr.  78),  In- 
sekten ohne  nähere  Angabe  (Nr.  12),  mitunter  Luftblasen,  Holz-  j 
splitterchen,  Pollenkörner  oder  Rindenfragmente  —  letztere  noch  am 
häufigsten,  —  das  ist  Alles.  Auch  Steinvorth  betont  in  der  citirten 
Abhandlung,  dass  der  Einschluss  von  Insekten  bei  den  Lüneburger 
Funden  selten  sei.  Nach  Prestel  war  die  Fauna  des  Bernstein- 
waldes unserer  Küste  sehr  arm,  wie  auch  jetzt  noch  die  Zahl 
der  Insekten  z.  B.  auf  den  ostfriesischen  Inseln  ausserordentlich 
gering  ist.  Dann  a])er  hätten  doch  die  Einschlüsse  von  Pflanzen- 
t.heilen  weniger  zu  fehlen  brauchen. 

Meines  Erachtens  ist  diese  Armuth  an  Einschlüssen  stellen- 
weise auch  nur  eine  scheinbare  wegen  der  Undurchsichtigkeit  so 
vieler  Stücke.     Erst  nach   dem  Schleifen  und  Poliren  des  rohen 
Bernsteins  treten  die  doch  meist  kleinen  und  sehr  zarten  Insekten, 
Arachniden   etc.   sowie   die  Reste   von   Nadeln ,    Schuppen    oder 
Blüthentheilen   der  Cyprcsscn   und  Abietineen  hervor.     Bei   dem 
vergleichsweise  seltenen  Vorkommen  des  fossilen  Harzes  bei  uns 
können  wir  auch  nicht  viel  mehr  Einschlüsse  erwarten.    In  dieser 
relativen  Armuth   an  Einschlüssen   stimmt   unser  Bernstein   mit 
dem  vom  Simäthus  (jetzt  Simetu)  bei  Oatania  stammenden  überein, 
der  merkwürdiger  Weise   den  Schriftstellern   und  wohl  auch  den 
Händlern  des  Alterthums  völlig  unbekannt  geblieben  ist.     In  den 
zahlreichen ,    prächtig    purpurrothen    sicilianischen    Stücken    der 
Göttinger  Üuiversitäts-Sammlung  konnte  ich  z.  B.  keine  Einschlüsse 
entdecken,  obwohl  hier   alle   Stücke   durchsichtig  und  geschliffen 
waren.    Hrydone  erwähnt  in  seiner  „Reise  durch  Sicilien,  Leipzig 
1783"  jedoch  Seite  210  das  Vorhandensein  von  Insekteneinschlüssen. 

Der  Bernstein  der  ostfriesischen  Inseln  wird,  weil  sein  Vor- 
kommen ein  häufigeres  ist,  vielleicht  allein  in  Nordwestdeutsch- 
land technisch  verwerthet  und  von  Drechslern  zu  Pfeifen-  und 
Cigarrens])itzen  sowie  allerhand  Schmucksachen  verarbeitet. 
Einige  Stücke  gelangen  in  die  Hände  der  Apotheker  und  werden 
zur  Darstellung  von  Lackfirniss ,  Bernsteinsäure  und  Räucher- 
pulver verwandt.  Einzelne  Funde  lassen  sich  die  glücklichen 
Finder  zu  Schmucksachen,  wie  Brechen,  Knöpfe,  Uhrgehänge  etc. 
schnitzen.    Manche  Badegäste  nehmen  die  am  Strande  gefundenen 


531 

Stücke  und  Stückchen  mit,  um  sie  als  Andenken  aufzubewahren. 
Verhältnissmässig  nur  wenige  Stücke  werden  von  den  Museen  er- 
worben oder  von  Liebhabern  angekauft. 

Nach  Runge's  Angaben  hat  der  Bernstein  noch  immer  den 
Werth  des  Silbers,  wenn  die  Stücke  schön  sind  jund  etwa  ein 
Pfund  wiegen.  Schwerere  Stücke  können,  wie*  zur  Zeit  des 
Herodot,  noch  den  Werth  des  Goldes  erreichen.  Denselben  Werth 
behauptete  er  auch  im  Mittelalter.  Der  Nürnberger  Mathesius 
schreibt  1563:  „Man  helt  den  weissen  Agtstein^  für  den  besten 
und  thewresten,  den  man  auch  Gold  gleich  schetzet." 

In  verschiedenen  Gegenden  Niedersachsens  und  Westfalens 
werden  von  den  Bauerfrauen  Bernsteinketten  und  Halsbänder  ge- 
tragen, theils  zum  Schmuck,  theils  weil  man  denselben  Heilkräfte 
zuschreibt  oder  die  Kraft  ansteckende  Stoffe  abzuhalten.  Ganz 
derselbe  Aberglaube  ist  bei  den  Orientalen  verbreitet  und 
herrschte  schon .  zu  Plinius'  Zeiten ,  der  von  dem  Gebrauch  des 
Bernsteins    bei   den   Bäuerinnen   Norditaliens  erzählt:    Hist.  nat. 

XXXVII,  cap.  XI: maxime  decoris  gratia,  sed  et  mediciuae: 

quando  tonsillis  creditur  resistere  et  faucium  vitiis.  —  Im  Bücke- 
burgschen  sieht  man  oft  einen  Bernsteinschmuck  bei  den  Frauen 
wohlhabender  Landleute,  der  in  der  Mitte  eine  Perle  voh 
kolossaler  Grösse  hat,  an  der  sich  zu  beiden  Seiten  dann  die 
übrigen  Perlen  in  verjüngtem  Massstabe  anreihen.  Auch  kleinen 
Kindern  werden  Bernsteinperlen  umgebunden,  weil  die  Mütter 
sich  einbilden,  dass  dadurch  das  Zahnen  erleichtert  werde. 

Manche  der  für  Bernstein  ausgegebenen  Stücke  sind  aber 
unecht.  In  zwei  der  von  mir  durchgesehenen  Sammlungen  lagen 
neben  dem  edlen  Bernstein  Stücke  werthlosen  Copals,  dem 
Harze  der  Vateria  indica  und  Hymenaea  courbaril,  das  auch  in 
Klumpen  bis  zu  8  Pfund  sich  absondert.  Ein  Händler  von  Bern- 
steinwaaren  versicherte,  dass  unter  den  ihm  zum  Verkauf  ange- 
botenen Stücken,  die  von  den  Nordseeinseln  stammten,  immer 
einzelne  Stücke  von  Harz  oder  Copal  sich  befänden,  von  denen 
er  mir  Proben  übergab.  Da  vor  mehreren  Jahren  unweit  der 
Wesermündung  ein  mit  amerikanischem  Harz  beladenes  Schiflf 
strandete,  so  ist  es  erklärlich,  warum  dieser  Irrthum  so  oft 
wiederkehrt.  Ich  habe  erheiternde  üeberraschungen  erlebt,  wenn 
sich  bei  genauerer  Prüfung  ein  grosser  Klumpen  Bernstein  als 
Kolophonium  enthüllte.  Auch  das  hellgelbe  durchsichtige  und 
copalähnliche  Harz,  welches  an  der  südafrikanischen  Ostküste  am 
Strande  gefunden  wird,  hat  ganz  den  Habitus  und  durch  den 
Eindruck  von  Sandkörnern  sogar  Aehnlichkeit  mit  der  Rinde  des 
natürlichen  Bernsteins;  das  häufige  Vorkommen  von  Insektenein- 
schlüssen bei  diesem  Harze  trägt  noch  dazu  bei  die  Aehnlichkeit 
zum  Verwechseln  zu  erhöhen. 

Da  die  Härte  des  Bernsteins  2  bis  nahezu  3  beträgt,  so  ist 
diese  in  vielen   Fällen    ein   genügendes   Unterscheidungszeichen 


*)  Name  des  Bernsteins  im  Mittelalter,  weil  man  ibn  mit  Achat  und  Gagat 
verwechselte. 

34* 


532 

von  C'opal  und  llarz,  diu  zwar  fast  von  derselben  Härte  sind, 
sich  aber  in  kleinen  Splittern  wegen  ihrer  grossen  Sprödigkeit 
mit  den  Fingern  zerdrücken  und  zerreiben  lassen.  Die  Insulaner 
l)rüfen  ihn  daher  mit  dem  Messer  oder  Fingernagel.  Der  Bruch 
des  Bernsteins  ist  muschelig,  tiachmuschelig,  oft  strahlig  gestreift, 
wenig  spröde.  *  dabei  wachs-  oder  fettglänzend.  Copal  und  Harz 
brechen  auch  muschelig,  sind  aber  sehr  spröde,  splitterig  und 
glasglänzend.  Kigenthümlich  ist  das  „Feuer"  des  Bernsteins, 
worin  ihm  aber  doch  manche  Copalsorten  ziemlich  nahe  kommen. 
Langes  Liegen  im  Sonnenlicht  verändert  seine  Farbe  nicht. 

Das   specitische   Gewicht   ist  ferner  ein   sicheres  Mittel  die 
Echtheit  des  Bernsteins  zu  constatiren,  Copal  hatbis  1.05  specifisches 
Gewicht.    Das  specifische  Gewicht  des  Bernsteins  habe  ich  bei 
vier  Stücken  aus  unserem  Gebiet  bestimmt.    Ein  röthliches  durch- 
sichtiges Stück  von  Nordernei  in  der  Sammlung  der  Bren^pr  Real- 
schule ergab  1,üsi  ;  ein  weisses  undurchsichtiges  von  Wangeroog  1,068. 
Die  Stücke  Nr.  44  vom  Weiher  Berge  und  Nr.  51  von  Scheessel 
hatten  1,077  ^^^<^'  Gewicht.    Hausmann  giebt  dem  Bernstein  das 
spec.  Gewicht  1— l.i ;   Quenstedt   (2.  Auflage,   Seite  757)    nimmt 
mit  den  meisten  anderen  ilineralogen  l.uö  an,    fügt   aber   hinzu: 
^Also  gerade  so  schwer  als  Meerwasser,   daher  der  Bernstein  so 
leicht  in  der  Ostsee    mit  Fucus   vesiculosus   und  fastigiatus  ans 
Land   treibt.*'     Nach  Borgens  Bestimmungen  des  spec.  Gewichts 
des  Meerwassers  während  der  2.  deutschen  Nordpolar-Expedition 
ist  jedoch  als  höchste  Zahl  in  der  Tiefe  Ijosrsi   iiach  den  Unter- 
suchungen von  G.  Karsten  auf  der  Pommerania  für  die  salzreichste 
Stelle  der  Nordsee  zwischen  Schottland  und  Norwegen  l,o268>  bei 
Helgoland  1,0257  gefunden  worden.    Auf  der  neuerrichteten  Station 
des  Weser-Aussenleuchtschiffs  hat  das  Wasser  1,0202  i^  der  Tiefe. 
Bei  Bremerhaven  selbst  bei  Sturmfluth   nur    1,017    spec.  Gewicht. 
Das  Ostseewasser   mit  durchschnittlich    nur   2  7ü  Salzgehalt    im 
westlichen  Tlieil  hat  höchstens  l,ui9  spec.  (Gewicht;  bei  Brüsterort 
dagegen  an  der  eigentlichen  Bernsteinküste  fand  die  Pommerania- 
Expedition   kaum   0,75   7ü  Salz.      Darnach   also  ist  die    Angabe 
Quenstedt's  nicht  ganz  zutreffend. 

Beim  Reiben  mit  Wolle  zeigt  der  Bernstein  ein  stark  negativ 
elektrisches  Verhalten,  welches  aucli  llarz  und  Copal  zeigen,  wenn 
auch  gewöhnlich  im  schwächeren  Grade.  Das  sicherste  Kennzeichen 
für  den  Laien  bleibt  die  Verbrennung,  wobei  schon  ein  kleiner 
Splitter  hinreicht,  einen  Beweis  der  Echtheit  gegen  Copal  und  Harz 
zu  führen.  Bernstein  verbrennt  mit  heller,  etwas  russender  Flamme 
unter  eigenthümlichem  angenehmen  Geruch,  den  er  auch  bereits 
beim  Reiben  entwickelt,  und  hinterlässt  einen  kohligen  Rückstand. 
Bernstein  erweicht  bei  115"  C.  und  schmilzt  bei  287";  llarz  er- 
weicht bei  70",  schmilzt  schon  bei  135",  tröpfelt  leicht  ab  und  zeigt 
beim  Erkalten  schäumige  Blasen  wie  Copal.  Der  von  mir  noch  zur 
Vergleichung  untersuchte  Retinit  aus  einem  norddeutschen  Braun- 
kohlen-Lager war  gelblich,  gestreift,  sehr  spröde,  undurchsichtig, 
brannte  leichter  als  Bernstein  und  hinterliess  einen  bituminösen 
Geruch,  der  nur  anfangs  schwach  aromatisch  war. 


533 

Die  Farbe  ist  wegen  der  unendlichen  Mannigfaltigkeit  das 
unsicherste  Kennzeichen.  Wenn  auch  wohl  etwas  übertreibend 
gab  ein  hiesiger  Händler  von  Bernsteinwaaren  an,  dass  der  Bern- 
stein in  mehreren  hundert  verschiedenen  Farben  vorkomme.  Die 
mir  zu  Gesicht  gekommenen  Stücke  unseres  Gebiets  gingen  vom 
kreideweissen  durch  zahlreiche  lichte,  gelbe,  grüne,  bläuliche, 
rothe  und  blaue  Abstufungen  in  die  dunkelsten  Farbentöne  über. 
Elfenbeinähnliche  undurchsichtige  Massen  mit  gelblichem  und 
röthlichem  Farbenanfluge  wurden  mehrfach  angetroffen,  ebenso 
wie  honiggelbe,  geflammte  und  gestreifte.  Smaragdgrüne,  violette 
und  purpurrothe  Schattirungen  wie  am  sicilianischen  Bernstein 
oder  schwarze  Farben  wie  an  den  neuerdings  bekannt  gewordenen 
rumänischen  Stücken  habe  ich  unter  unseren  nordwestdeutschen 
Vorkommnissen  nirgends  gefunden.  Ferner  sind  auch  alle  Grade 
der  Durchsichtigkeit  vertreten  von  wasserhell  und  durchscheinend 
bis  zur  vollständigen  Undurchsichtigkeit.  Auswürflinge  der  See 
sind  meistens  klarer  und  durchsichtiger  als  der  Landbernstein. 
Durch  die  oft  vorkommende  wolkige  Streifung  im  Innern,  aus 
der  die  Phantasie  dann  unter  Nachhülfe  des  Drechslers  allerhand 
Figuren,  namentlich  Porträts  combinirt,  ist  die  Durchsichtigkeit 
oft  stark  beeinträchtigt.  Opalisirende  Stücke,  wie  sie  Sicilien 
liefert,  habe  ich  hier  nicht  bemerkt.  Der  Bernstein  hat  ausser 
löcherartigen  Vertiefungen  mitunter  eine  zellige  Rinde,  welche 
wie  eine  Gänsehaut  erscheint;  die  Rinde  der  mir  vorliegenden 
Copale  ist  ähnlich,  aber  weit  gröber.  Der  Landbernstein  zeigt 
oft  eine  rissige  Verwitterungskruste  mit  noch  anhängender  Gang- 
art, die  ihn  völlig  undurchsichtig  erscheinen  lässt.  Die  rundlichen, 
stumpfeckigen  Stücke  verrathen  dann  auf  den  ersten  Blick,  dass 
der  Bernstein  zu  den  Geschieben  gehört,  dass  er  ein  Findling 
ist.  Einzelne  Stücke  bestehen  aus  mehreren  schalig-concentrischen 
Lagen,  diB  sich  durch  wiederholten  Erguss  bildeten;  andere  aus 
dünnen  Platten,  welche  die  Risse  der  Stämme  ausfüllten.  Seltener 
sind  bei  uns  die  geflossenen  und  getropften  Formen,  welche  dem 
Kirschgummi  so  ähnlich  sehen  und  oft  noch  den  Abdruck  der 
Rinde  tragen* 

Diese  ausserordentliche  Mannigfaltigkeit  der  Farben  und 
Formen,  wonach  auch  Runge  über  150  Sorten  unterscheidet,  deutet 
wohl  auf  verschiedene  Jahreszeiten  und  Reifestadien  bei  der  Ab- 
sonderung, sowie  auf  eine  grosse  Verschiedenheit  der  Mutter- 
pflanzen, von  denen  Göppert  ausser  Pinites  sjccinifer  noch 
8  andere  Coniferen  und  Cupressineen  angegeben  lat.  Ist  doch 
das  Harz  einer  und  derselben  Art  unserer  heutigen  Nadelhölzer 
schon  in  hohem  Grade  veränderlich.  Auch  die  den  Bernstein 
begleitenden  und  einschliessenden  Substanzen  werden  in  mannig- 
facher Weise  umbildend  auf  ihn  eingewirkt  haben.  Hier  kann 
ich  mich  der  Ansicht  Göpperts  anschliessen,  wonach  das  Bern- 
steinharz ursprünglich  dem  Fichtenharz  ähnlicher  war.  Auf 
Wangeroog  sah  ich  1874  echten  Bernstein,  der  an  dem  einen 
Ende  gelb  und  klar  war,  an  dem  anderen  aber  in  eine  weisse, 
ziemlich  weiche  Masse  überging.    Ein  ähnlicher  Klumpen  wurde 


534 

hier  beim  Hiiu  «k--  Loconiotivschnppens  für  den  Hamburger 
riahiihof  aus  einem  .mubkoiiiigen  Sande  zu  Tage  gefördert.  Die 
Masse  war  von  lioniiitrelher  Karbe  und  erinnerte  durch  ihre 
Weichheit  an  «b'n  Krantzit.  Nachdem  der  Arbeiter  das  Stück 
verfieblich  als  liernstein  zu  v^rwerthen  gesucht  hatte,  so  wurde 
es  von  ilemselben  verbrannt.  —  Der  dem  Bernstein  verwandte 
Ketinit  findet  >ich  nach  1  hinaus  im  Torf  von  Ostfriesland  und 
Osnabrück.  V^xl.  I'e<ts'hrift  zur  Säcularfeier  der  k:  Landwirth- 
Schafts -Gesellschaft  IsiiL  p.  117.  ohne  weitere  Angabe  der 
Fundorte. 

Das  nachfolgende  Verzeichniss  der  Fundörter  umfasst  78  ver- 
schiedene Stellen,  an  denen  sich  im  nordwestlichen  Deutschland 
Bernstein  findet  oder  doch  gefunden  hat.  An  zwei  Orten  bin  ich 
über  die  Grenze  des  (iebiets  zwischen  Ems  und  Elbe  hinaus- 
gegangen. Der  Fundort  bei  Lauenburg  an  der  Mündung  der 
Stecknitz  Nr.  7s  bietet  mit  dem  Vorkommen  an  der  Mündung 
der  Luhe  Nr.  54  soviel  Merkwürdiges  und  theilweise  üeber- 
einstimmendes.  dass  ich  die  treffliche  Darstellung  des  Rectors 
Claudius  aus  den  Lüneburger  Jahresheften  mit  aufnahm.  Ferner 
ist  der  mir  erst  kürzlich  niitgetheiltc  Fund  von  Blankenese  Nr.  76 
herbeigezogen.  1  ur  die  im  Plinius  erwähnte  Insel  Basileia  des 
Pytheas  hielt  ich  ohne  Nummerirung  eine  Andeutung  auf  der 
Karte  mit  vorbehältlichem  Fragezeichen  geeignet,  um  zu  weiteren 
Nachforschungen  anzuregen.  Gerade  im  Mündungsgebiet  der  Elbe 
ist  wohl  noch  an  manchen  Punkten  Bernstein  zu  erwarten,  da 
ihm  bislang  nur  geringe  Beachtung  zu  Theil  wurde.  Auch  bei 
Aufschlüssen  in  grösserer  Tiefe  entlang  der  Nordseeküste  dürfte 
unzweifelhaft  ein  häutigeres  Vorkommen  constatirt  werden;  denn 
alle  bisher  bekannten  Funde  im  nordwestlichen  Deutschland  weisen 
darauf  hin.  dass  reichere  bernsteinhaltige  Schichten  zwischen  dem 
53.  und  54.  Parallel  zu  suchen  sind. 

Sonderbarer  Weise  sind  manche  unserer  Äluseen'in  Bezug 
auf  die  eigenen  Landesprodukte  verschiedener  naturwissenschaft- 
licher Zweige  vernachlässigt,  während  fremdländische  Curiositäten 
oft  reichlich  vertreten  sind.  Leider  ist  auch  mitunter  die  ältere 
Etiquettirung  hinsichtlich  des  Fundorts  ungenügend.  Erstere  Be- 
merkung kann  jedoch  nicht  als  Vorwurf  gedeutet  werden  in  Betreff 
des  Bernsteins,  da  dessen  Vorhandensein  in  unserem  Gebiete  bis- 
lang von  den  Lehrbüchern  der  Mineralogie  und  Geognosie  kaum 
erwähnt  wurde.  —  In  den  Sammlungen  zu  Göttingen,  Braunschweig 
und  Bremen  findet  sich  der  vaterländische  Bernstein  nur  in  wenigen 
Exemplaren  oder  gar  nicht.  Das  grossherzoglichc  Naturalien- 
Cabinet  zu  Oldenburg  und  auch  die  Museen  zu  Emden  und  Han- 
nover haben  dagegen  mit  der  Sammlung  dieses  merkwürdigen 
Fossils  unseres  Flachlandes  einen  guten  Anfang  gemacht.  Ersteres 
besuchte  ich  vor  einem  Jahre  und  besitzt  dasselbe  nach  den  Mit- 
theilungen des  Herrn  Inspector  Wiepken  5  Stücke  aus  der  näheren 
Umgebung  der  Stadt  Oldenburg  sowie  13  aus  anderen  Theilen 
des  Ilerzogthums,  neben  einigen  Funden  aus  der  Provinz  Hannover 
und  dem  Holsteinischen,  sämmtlich   ohne  Einschlüsse.    Die  fünf 


535 

Ostsee- Vorkommnisse  jenes  Museums  haben  dagegen  Einschlüsse. 
Ebenso  ist  der  Glanzpunkt  des  Emder  Museums  eine  Sammlung 
von  150  durchsichtigen  und  geschliffenen  Stücken,  die  von  der 
baltischen  Küste  stammen;  indessen  ist  auch  Ostfriesland  durch 
eine  Anzahl  schöner  Stücke  vertreten. 

Im  Museum  zu  Hannover  befinden  sich  nach  der  jetzt  vom 
Herrn  Seminarlehrer  Alpers  auf  meine  Bitte  gütigst  vorgenommenen 
Durchsicht:  7 — 8  Stücke  von  Juist,  darunter  das  gi'össte  der 
ganzen  Sammlung;  je  ein  Stück  von  Carolinengrode,  Quackenbrück, 
Iburg,  Lilienthal,  Königsdorf  im  Wendlande,  Wirl  bei  Gartow  und 
fünf  Stücke  aus  dem  Lüneburg'schen  ohne  nähere  Angabe  des 
Fundorts.  Einschlüsse  scheinen  gänzlich  zu  fehlen.  Die  8  kleinen 
bearbeiteten  Stücke  mit  eingeschlossenen  Insekten  stammen  un- 
zweifelhaft von  der  Ostsee.  Ferner  sind  im  dortigen  Museum  noch 
5  kleinere  unreine  Stücke  aus  dem  Braunkohlenlager  von  Nachter- 
stedt  bei  Aschersleben  aufbewahrt. 

Die  mineralogische  Sammlung  der  Göttinger  Universität  ent- 
hält ausser  zahlreichen  Bernsteinproben  von  der  Ostsee,  aus  Sicilien, 
Volhynien  und  Grönland  nur  2  hannoversche  Fundörter,  Winsen 
a.  d.  Luhe  und  Dannenberg.  In  der  dortigen  paläontologischen 
Sammlung  enthalten  die  gerade  nicht  zahlreich  vorhandenen 
Stücke  sämmtlich  Einschlüsse,  aber  stammen  alle  von  den  Ostsee- 
ländern. 

Auch  ausserhalb  unseres  Gebietes  widmete  ich  gelegentlich 
einige  Aufmerksamkeit  diesem  interessanten  Körper,  der  bislang 
wegen  seines  organischen  Ursprungs  und  seiner  Einschlüsse  mehr 
den  Botaniker  und  Paläontologen  als  den  Mineralogen  interessirt 
hat.  Durch  die  Güte  des  Herrn  Professors  Sadebock  in  Kiel 
wurde  mir  verstattet,  die  Bernsteine  des  dortigen  mineralogischen 
Cabinets  durchzumustern,  welches  zwar  9  Fundörter  aus  denllerzog- 
thümern  enthielt,  jedoch  keinen  westlich  von  der  Elbe.  Das  Ham- 
burger Museum  fand  ich  im  Juli  d.  J.  wegen  baulicher  Veränderungen 
geschlossen.  Nach  der  gütigen  Mittheilung  des  Herrn  Dr.  Sonder  an 
Prof.  Buchenau  bin  ich  jedoch  im  Stande  auch  über  die  dortigen  Bern- 
steine eine  Angabe  zu  machen.  Ausser  6  Stücken  mit  Einschlüssen 
von  Insekten,  theils  ohne  Bezeichnung  der  Fundörter,  theils  von 
Orten  ausserhalb  unseres  Gebiets  (Braunkohlenformation  von 
Cosel  in  Schlesien  und  von  Quedlinburg)  werden  aus  der  Um- 
gebung Hamburgs  folgende  Vorkommnisse  dort  aufbewahrt.  „Zwei 
grosse  Stücke  aus  der  Elbe  mit  Stammabdrücken.  Etwa  ein  Dutz 
grosser  und  kleiner  Stücke  aus  der  Elbe,  eine  Meile  oberhalb 
Hamburg.  Sechs  grosse  Stücke  von  Blankenese  aus  einer  Moor- 
schicht, die  auch  subfossiles  Holz  enthält,  6—9  Fuss  unter  dem 
alten  Nullpunkt  der  Elbe  1846  gefunden. 

Das  grösste  gegenwärtig  nachweisbare  Stück  Bernstein  be- 
findet sich  im  Berliner  Museum  und  wiegt  nach  Runge's  Angaben 
13,5  Pfund,  ist  fast  14  Zoll  (35  cm.)  lang,  8V2  '^oll  breit  und 
3V2  bis  6  Zoll  stark.  Es  wurde  1803  auf  dem  Gute  Schlappachen 
zwischen  Insterburg  und  Gumbinncn  gefunden.  Das  schwerste 
in  unserem  Gebiete  gefundene  Stück  Nr.  10  wog  nicht  ganz  die 


53(1 

Hallte,  uiinilieli  <>..,  Pfund  iinrl  ist  leider  der  Hand  des  Drechslen 
verl'allcMi. 

V(in  Aerzton.  AjrntlickiTn,  Ziegeleibesitzern,  sowie  Sammlcn 
und  LiobhabiMu  des  Bernsteins  erhielt  ich  manches  Stück  zur  Ansicht 
oder  die  Nachweise  über  dessen  Vorkommen.  Für  ihre  llit- 
theiluniren  bin  ich  zum  besten  Dank  verpflichtet,  besonders  aber 
den  Herren  Professor  Prest^l  zu  Emden,  Gymnasial-Lehrer  Wessd 
in  Aurich,  Seminarlehn^rn  Alpers  in  Hannover  und  Siebeis  ia 
Lüneburg,  Dr.  med  P^rdirs  in  ?fcheessel,  Inspector  Wiepken  in 
Oldenburg.  Apothekern  Wattenberg  in  Kothenburg  und  Thaden  ia 
Achim.  Gutsbesitzer  Jürgens  in  Dingen  bei  Lche,  Rendant  Steckhahn 
in  Fallingbostel.  Prof.  Dr.  Buchenau,  Dr.  W.  ().  Focke,  und  Sanitäts- 
Chemiker  Haarstick  in  P>remen.  An  anderen  Orten  habe  ich  mich, 
freilich  mir  mit  negatiwMii  Krfolge.  erkundigt.  Herr  Professor 
Huisken  in  Draunschweig  constatirte.  dass  ausser  den  von  Helm- 
stedt bereits  angeführten  Funden  im  Braunschweigschen  keine 
weiteren  bekannt  seien.  Eben.so\venig  gelang  es  den  Bemühungen 
des  Herrn  Dr.  Fisse  in  Osnabrück  neues  Material  beizubringen. 
Im  oldenburgschon  Land  Wührden  am  rechten  Weserufer  und 
südlich  davon  bis  nach  Vegesack  und  Bremen,  in  Bremerhafen. 
Brake.  Westerstede.  Svke,  Otterndorf.  Beverstedt  Celle,  Rehburg, 
Uchte  etc.  habe  ich  bei  Landeskundigen  vergeblich  nach  weiterem 
Vorkommen  des  Benist^ins  angefragt. 

Schmucksachen  und  Perlen  aus  Bern.stein  sind  in  den  alt- 
germanischen  Grabstätten  und  Tmen  keineswegs  so  häufig  als 
man  vermuthen  möchte.  In  dem  grossen  Werke  Lindenschmifs 
„Alterthümer  der  heidnischen  Vorzeit,"  ist  nirgends  des  Bern- 
steins erwähnt.  Hostmann  hat  unter  den  Bronze-.  Glas-,  Thon- 
und  Email-Perlen  des  Fmenfriedhofs  bei  Darzau  nur  eine  einzige 
Bernsteinperle  gefunden.  Kr  erwähnt  jedoch,  dass  sie  bei  den 
Ausgrabungen  von  Perle!  erg  in  der  Nähe  von  Stade  häufiger  ge- 
wesen seien.  Hunäus  w«  ist  in  der  erwähnten  Festschrift  p.  118 
das  Vorkommen  von  Ber;isteinhalsbändern  unter  den  Moorfunden 
in  der  Kolonie  Piccardie  nordöstlich  von  Bentheim  nach. 

Das  Fundörter-Verzeichniss  beginnt  an  der  Küste,  um  von 
Westen  nach  Osten  und  von  Norden  nach  Süden  fortzuschreiten. 
Wegen  der  verwickelten  politischen  Grenzen  habe  ich  das  Gebiet 
des  Landbernsteins  durch  die  Weser  in  zwei  Theile  getheilt;  dar- 
nach kommen  2(5  Fundörtcr  westlich  und  41  östlich  von  der 
Weser  vor.  An  11  Stellen  wird  er  auf  den  Inseln  und  AVatten 
noch  jetzt  vom  Meere  ausgeworfen.  In  der  angehängten  Karte 
sind  aus  den  Xivellements  der  Eisenbahnen  die  Höhenlagen  einer 
Anzahl  von  Bahnhöfen  eingetragen,  sowie  die  Erhebungen  einiger 
anderen  besonders  interessanten  Punkte  nach  Focke's  und  Gutlie's 
Angaben  mitgetheilt.  Die  Bernsteinfunde,  welche  mit  rother 
Farbe  eingetragen  wurden,  häufen  sich  in  der  Umgegend  von 
Bremen.  Denkt  man  sich  diese  Oertcr  auf  das  buchtenreiche 
Ufer  eines  weiten  Meerbusens  vertheilt.  dessen  Mittelpunkt  etwa 
die  Stadt  Bremen  ist,  so  erhält  man  eine  Auffassung  vom  Zu- 
stande unseres  Landes  bei  Beginn  der  Diluvialzeit,  wie  sie  Herr 


537 

Dr.  W.  O.Focke  aus  anderen  Gründen  bereits  einmal  ausgesprochen 
hat.  Zur  sichern  Feststellung  dieser  Ansicht  bedürfen  wir  aber  vor 
allem  weitere  Kenntniss  von  Fundörtern  sowie  der  Lagerungsver- 
hältnisse des  Bernsteins  und  der  ihn  begleitenden  Fossilien.  Bei 
fast  gänzlichem  Mangel  an  Vorarbeiten  kann  dies  Verzeichniss 
nur  ein  unvollständiges  sein.  Eine  geordnete  Zusammenstellung 
des  weit  zerstreuten  Materials  wird  hier  zum  ersten  Male  ver- 
sucht. Namentlich  den  auswärtigen  Mitgliedern  unseres  Vereins 
sei  daher  dies  edle  Fossil  zu  weiterer  Beachtung  empfohlen.  Ein 
später  vervollständigtes  Verzeichniss  würde  nicht  allein  als  Bei- 
trag zur  Vaterlandskunde,  sondern  auch  für  die  Zwecke  der 
Geologie  ein  bedeutendes  Interesse  gewähren.  Die  überwiegende 
Mehrzahl  der  Funde  stammt  erst  aus  den  letzten  beiden  Decen- 
nien;  nur  3  sind  aus  dem  vorigen  Jahrhundert.  Die  älteste  Angabe 
ist  wohl  die  von  Mylius  1753  mitgetheilte  (Nr., 20),  die  aber  be- 
reits in  einer  älteren  Olcjenburger  Chronik  erwähnt  wird. 

Herrn  Kunstdrechsler  Schwally,  einem  Mitgliede  unseres 
Vereins,  verdanke  ich  noch  die  Ansicht  von  11  grossen  Stücken 
Bernstein,  die  derselbe  durch  einen  Händler  aus  Ostfriesland  erst 
in  den  letzten  Wochen  erhalten  hatte.  Nach  der  äusseren  Rinde 
war  sowohl  Land-  als  Seebernstein  darunter  vertreten;  ein  halb 
durchsichtiges,  halb  wolkig  getrübtes  Stück  mit  hübscher  Zeich- 
nung war  merkwürdig  glatt  und  wog  105  Gramm.  Ferner  erhielt 
ich  durch  genannten  Herrn  eine  Anzahl  Bernsteinketten  zur  An- 
sicht, die  wohl  seit  Jahrhunderten  in  Westfalen  den  Frauen  zum 
Schmuck  und  als  Amulet  gedient  hatten.  Die  Zahl  der  sehr 
grossen,  roh  gearbeiteten  Perlen  eines  solchen  Erbstückes 
schwankte  zwischen  27  und  48:  alle  waren  in  der  Mitte  durch- 
bohrt und  an  einer  Schnur  aufgezogen,  manche  zeigten  am  Rande 
polyedrische  Schlififflächen.  Die  Perlen  waren  meist  dunkelgelb 
oder  braungelb  und  durchsichtig,  aber  sämmtlich  ohne  Einschlüsse, 

Verzeichniss  der  Bemsteinfunde  im  nordwestlichen 

DentscMand. 

I.  Inseln  und  Watten  der  Nordsee. 

Bernstein  findet  sich  auf  allenr Inseln  und  zwar  am  häufigsten 
nach  einer  Sturmfluth.  Sammler  und  Liebhaber  unter  den 
Insulanern  suchen  ihn  am  Nordost-  oder  am  Nordweststrande. 
Gewöhnlich  ist  der  Vogt  der  Insel,  dem  auch  die  oberste  Civil- 
gewalt  übertragen  ist,  im  Besitz  einer  Auswahl  von  Stücken.  Im 
Folgenden  sind  nur  die  mir  speciell  bekannten  Belege  angeführt. 

1.  Borkum.  Nach  Mittheilung  der  Badegäste  ziemlich  häufig. 
Im  Emder  Museum  ist  ein  von  Dr.  Metger  geschenktes  Stück. 
Jahresbericht  der  naturforschenden  Gesellschaft  1859,  p.  16. 
Prof.  Buchenau  erhielt  1869  und  1871  mehrfach  faustgrosse  Stücke 
aus  den  Händen  der  Insulaner  zur  Ansicht.  Eine  Anzahl  1871 
und  1873  von  früheren  Schülern  gesammelter  nuss-  bis  eigrosser 
Stücke  hat  mir  vorgelegen.     Dr.  Lindeman  sah  1875  beim  Gast- 


538 

wirth  K«»hnrke  ein  Stück  von  ca.  ein  Pfund  Schwere  und  gelblich 
wrisscr  Fiirbe.  wekln^s  oin  Jahr  zuvor  am  Xonistrande  gefunden 
worden  war.  Kiii  mir  kürzlich  überj^cbene«  Borkunier  Stück  von 
Nuss^niissc  ist  cHVnlxiinartijx.  weiss  und  undurchsichtig  und  ent- 
halt in  den  löcherartifren  Verticfunjren  die  Rindenkoralle  Flustra 
])ilo>a. 

2.  Juist.  Diese  Insel  zeichnet  sich  mit  Wangeroog  als 
reiclister  Fumlort  aus.  wozu  unzweifelhaft  die  grossen  Zer- 
störunj^'en.  welche  die  Kins  in  Verein  mit  den  Meeresfluthen 
anrichtete,  bei^^jtra'^^en  haben.  Borkuni,  Juist  und  Baut  bildeten 
ehemals  eine  Insel;  von  diesen  existirt  Baut  seit  lOÜ  Jahren 
nur  noch  als  Sandbank.  —  Consul  Brons  schenkte  dem  Emder 
Museum  ein  Stück  llernstein  von  Juist.  Jahresbericht  der  natur- 
forschenden Gesellschaft  in  Emden  1872,  p.  7.  Dasselbe  Museum 
besitzt  ein  2.«  Pfund  schweres  Stück,  U  Zoll  lang,  6  Zoll  breit 
und  4  /oll  hoch,  welches  184'.?  gefunden  wurde.  Flustra  pilosa, 
welche  sich  an  einzelnen  Stellen  auf  demselben  angesiedelt 
hat,  documentirt  den  längeren  Aufenthalt  im  Wasser.  (Prestel, 
der  Boden  der  ostfriesischen  Halbinsel.  Emden  1870,  p.  12). 
—  Kerner  überwies  die  Königin  Marie  5  grosse  Stücke  von 
dort  dem  Museum  zu  Hannover,  ((iuthe,  14.  Jahresbericht 
der  naturhistorischen  Gesellschaft  1865,  p.  48).  Das  grösste 
derselben  ist  etwa  0  Zoll  lang,  3  Zoll  breit  und  fast  ebenso  dick. 
Zwei  andere  Stücke  von  Juist  sind  im  hannoverschen  Museum 
ohne  Namen  des  Schenkers  deponirt. 

3.  Nordernei.  1871  sah  ich  bei  Einwohnern  mehrere  Stücke 
bis  zu  lOif^'rösse.  In  der  Sammlung  der  altstädtischen  Realschule 
zu  Bremen  sind  von  Herrn  Prof.  Buchenau  185G  auf  Nordernei 
gesammelte  Stücke  von  Erbsen-  bis  Nussgrösse. 

4.  Baltrum.  Mein  Norderneier  Hauswirth  zeigte  mir  1871 
ein  vom  Nordweststrande  Baltrums  herrührendes  Stück  von  Ei- 
grösse  und  dunkelgoldgelber  Far})e,  Herr  Seminarlehrer  H.  Siebeis 
in  Lüneburg,  welcher  von  .Michaelis  1S72  bis  1874  als  Lehrer  auf 
Baltrum  fungirte,  schreibt  folgendes:  „Während  der  Zeit  meines 
Aufenthalts  wurde  dort  nur  wenig  Bernstein  gefunden  und  zwar 
weniger  als  man  nach  Aussagen  der  Insulaner  in  früheren  Jahren 
dort  gefunden  haben  soll.  Bei  den  täglichen  Spaziergängen  am 
Strande  fand  ich  jedoch  wohl  Gelegenheit,  mehrere  Stücke  Bern- 
stein anzutrelfen  und  aufzuheben.  Am  häufigsten  kamen  solche 
auf  dem  östlichen  Theile  des  Nordstrandes  vor,  seltener  auf  dem 
westlichen.  An  der  eigentlichen  West-  und  Ostscite  der  Insel, 
den  beiden  „Seegatten**,  habe  ich  niemals  Bernstein  gefunden. 
An  den  ersten  Tagen  nach  einer  Sturmfluth  kann  man  am 
sichersten  auf  einen  Bernsteinfund  rechnen.  Dann  lässt  die 
Fluth  eine,  dem  Torfabfall  ähnliche,  dunkele  Masse  zurück, 
welche  die  jedesmalige  Grenze  des  Hochwassers  anzeigt.  In 
dieser  Fluthmarke  kommt  der  Bernstein  in  abgerundeten  Stücken 
vor  bis  zur  Dicke  einer  Wallnuss.  Ihre  Form  ist  jedoch  gewöhn- 
lich mehr  länglich  und  unregelmässig  abgerundet;  die  eine  Seite 
ist  glatt,  die  andere  Seite  etwas  rauh,  scheinbar  verwittert,  jene 


539 

ist  tiefgelb,  diese  mit  Grau  untermischt.  Seltener  sind  hellgelbe 
durchsichtige  Stücke,  welche  besonders  von  .den  Händlern  bei  den 
Insulanern  gesucht  werden ;  ein  solches  Stück,  fast  von  der  Grösse 
eines  Daumens,  wurde  z.  B.  für  eine  Mark  erstanden.  Einschlüsse 
von  Insekten  wurden  auf  Baltrum  nicht  angetroffen." 

5.  Langeoog.  Herr  Apotheker  Thaden  in  Achim  besitzt  5  Stücke 
von  der  Grösse  einer  Wallnuss,  die  er  im  Sommer  1872  am 
Strande  fand.  Herr  Prof.  Buchenau  fand  1873  ebenfalls  mehrere 
Stücke;  Herr  Dr.  Focke  sah  viele  Stücke  in  den  Händen  der 
Insulaner. 

e.  Spiekeroog.  Der  Inhaber  des  Strandhotels  Heeren  aus 
Esens  verkaufte  in  meiner  Gegenwart  1868  ein  prächtig  roth- 
braunes durchsichtiges  Stück  von  Faustgrösse  für  2  Thaler. 
Bernsteinstücke  von  diesem  Seebade,  das  besonders  von  Bremern 
seit  10  Jahren  häufig  besucht  wird,  haben  mir  etwa  30  bis  zu 
Eigrösse  vorgelegen,  darunter  durchsichtige  in  den  verschiedensten 
Farben.  Neben  Luftblasen  und  vereinzelten  Holzschuppen  sah 
ich   an  Einschlüssen  rundliche  Körner,  die  ich  für  Pollen  halte. 

7.  Wangeroog.  Bei  meinem  Aufenthalte  1874  sah  ich  in 
den  Händen  der  Insulaner  und  Badegäste  manche  Stücke  von  er- 
heblicher Grösse  und  Schönheit.  Der  Zollbeamte  Bentje  besass 
ein  Stück  von  gelbrother  Farbe  etwa  Va  Pfund  schwer.  Pastor 
Schmedes  zeigte  mir  mehrere  Stücke  von  verschiedenen  Farben 
und  sehr  verschiedener  Härte;  daneben  aber  auch  am  Strande 
gefundene  Stücke  von  Harz  und  Copal.  Das  Oldenburger  Naturalien- 
Cabinet  besitzt  von  Wangeroog  ein  grosses  hellgelbes  Stück. 
Prestel  theilt  nach  F.  Arends  mit,  dass  die  Schiffer  an  der  Insel 
Wangeroog  beim  Lichten  des  Ankers  Stücke  aus  dem  Grunde 
des  Meeres  mit  heraufgezogen  haben. 

8.  Helgoland.  Oetker  constatirt  das  Vorkommen  des  Bern- 
steins daselbst  in  seiner  Beschreibung  der  Insel  1855  p.  550. 
„Frühere  Zeiten  erwähnen  Stücke  von  100—300  Loth;  jetzt  sel- 
tener und  nur  in  band-  oder  nussgrossen  Stücken." 

Hallier,   Nordseestudien  1863,    p.  82. „Da  liegen 

nicht  selten  Bernsteinbrocken  und  andere  Reste,  welche  auf  Braun- 
kohle  deuten,  am  Strande.** 

9.  Weser-Leuchtthurm  auf  dem  hohen  Wege.  Ein  faust- 
grosses  Stück,  Geschenk  des  Herrn  Bürgermeister  Duckwitz, 
findet  sich  im  Bremer  Museum.  (Leider  wegen  des  Umbaus  jetzt 
nicht  zugänglich,  um  weitere  Eigenschaften  dieses  Fundes  mit- 
theilen zu  können). 

10.  Langlütjensand.  Die  Herren  Kunstdrechsler  Schwally 
in  Bremen  und  Strandvogt  Knupper  in  Wremen  machten  mir 
über  den  vor  5  Jahren  geschehenen  Fund  eines  Stückes  von  6,25 
Pfund  Gewicht  folgende  übereinstimmende  Mittheilungen.  Fischer 
aus  Fedderwarden  fanden  dies  Stück  auf  dem  Middelsand  ge- 
nannten Theil  dieses  grossen  Watts;  Schwally  erwarb  dasselbe 
für  100  Thaler.  Unter  den  Findern  entspann  sich  darüber  ein 
Rechtsstreit.  —  Der  mir  vorgelegte  Rest  des  Stücks,  eine  Cigarren- 
spitze,    war  strohgelb   und  gelblich  grün,    durchscheinend   und 


540 

zci*,'ti^  niil(iii«re  Streifen.    Diese  waren  derart  rertheilt,  dass  mio 
(las  härtijre  l^ortrait  Victor  Emanuels  zu  erkennen  glaubte. 

11.  Knechtsand.  Xacli  den  Mittheilungen  des  Herrn  JflrgeDS 
in  I)in<;(Mi  wird  hier  öfter  I>crnstcin  gesammelt  an  Stellen,  die  aas 
drr  Ferne  jiesehcn  katVeebraun  von  Braunkohlentrümraern  gefärbt 
sind.  „Der  Schiller  kennt  auf  den  ersten  Blick  den  Boden;  der- 
selbe sieht  aus,  als  wenn  gemahlener  Kaffee  darauf  ausgeschüttet 
wäre.  J[eii?tens  sind  die  Stücke  Bernstein  nicht  gi'össer  wie  das 
(ilied  eines  Fin^a»rs,  selten  so  ^ross  wie  ein  Ei.*'  Wegen  der 
Kinschlüsse  vergleiche  man  Nr.  iW  und  40. 

II.  Festland  westlieh  von  der  Weser. 

Landdrostei  Aurich. 

12.  Larrolt  bei  Emden.  „Nach  der  berüchtigten  Fluth  im 
Jahre  1S:*5  wurden  viele  Stücke  auf  dem  Felde  gefunden,  theils 
in,  theils  neben  den  Dar^stücken,  welche  bei  dem  Durchbruche 
des  Deiches  durch  die  Meereswellen  aufgewühlt,  herausgespült 
und  ü])er  das  Feld  vei*fiösst  waren.  Zahlreiche  Belege  hn  Emder 
Museum  und  Prestels  Privat-Sammlung."    Prestel,  1.  c.,  p.  11. 

Der  Augenzeuge  F.  Arends  berichtet  darüber  in  seinem 
„Gemälde  der  Sturmfluthen  vom  ;>.  bis  5.  Febr.  1825."  Nach 
Seite  (56  und  520  im  Auszuge.  Der  Deichbruch  hinterliess  einen 
Kolk  von  95  Fuss  Tiefe  und  war  der  herausgespülte  Sand  dem 
der  Geest  ähnlich  und  mit  Darg  untermischt,  von  dem  sich  3 
Arten  unterscheiden  liessen.  Eine  beträchtliche  Quantität  Bern- 
stein fand  sich  überall  zerstreut,  doch  nur  in  kleinen  Stücken. 
Das  grösste  wog  27.  Loth  und  war  beinahe  schwarz,  das  nächst- 
schwere zu  2  Loth  war  weissgelb.  Es  kamen  übrigens  alle 
Farben  von  weiss  bis  dunkelbraun  vor.  Auf  dem  festen  Lande 
ward  er  selten  angetroffen.  Die  grosse  Menge  des  aus  dem 
Kolke  geworfenen  beweist  indess,  dass  er  sich  auch  in  Nordwest- 
deutschland häufig  findet,  nur  in  einer  zu  grossen  Tiefe  als  dass 
man  beim  Graben  von  Canälen  ihn  entdecken  könnte.  Denn  es 
lässt  sich  nicht  denken,  dass  gerade  an  jener  Stelle  sich  zufällig 
ein  Nest  davon  befunden  habe.  Der  Meeresboden  ist  tiefer  aus- 
gespült als  der  Untergrund  der  Marschen  und  können  daher  die 
Wogen,  vom  Stuim  aufgeregt,  die  schwache  Decke  eher  auf- 
wühlen und  das  Harz  an  die  Küste  werfen.  Zwar  findet  es  sich 
sonst  in  grossen  Stücken;  es  können  aber  solche  ebenfalls  aus 
dem  Schlünde  des  Kolks  geworfen  und  nur  durch  den  vereinigten 
Angriff  der  Wellen  und  des  Sandes  in  kleine  Stücke  gerieben 
sein.  Unter  dem  ausgeworfenen  Bernstein  befanden  sich  mehrere 
Stücke  mit  Insekten. 

13.  Nenndorf.  „Häufig,  aber  nur  kleinere  Stücke",  schreibt 
mir  Herr  Apotheker  Kittel  aus  Dornum. 

14.  Sandhorst  bei  Aurich.  In  einer  Mergelgrube  von  etwa 
18  Fuss  Tiefe  an  der  Chaussee  nach  Aurich  wurden  1874  mehrere 
Stücke  Bernstein  gefunden,  die  im  Besitze  des  Herrn  Pickenbach 
zu  Coldehörn  sind. 

15.  Neu-Schoo  bei  Esens.    Der  Colonist  F.  Schmidt  fand  im 


541 

Jahre  1872  beim  Mergelgraben  in  einer  Tiefe  von  16  Fuss  ein 
grosses  Stück  Bernstein,  fast  300  Gramm  schwer.  Apothelier 
Kassau  in  Aurich  kaufte  dasselbe  an  und  schenkte  es  mit  mehreren 
kleineren  an  demselben  Orte  gefundenen  Stücken  dem  Hannover- 
schen Museum. 

16.  Middels-Osterloog.  Auf  der  Pickenbach'schen  Ziegelei 
wurde  von  den  Arbeitern  beim  Mergelgraben  in  einer  Tiefe  von 
8  Fuss  wiederholt  Bernstein  gefunden. 

Die  letzten  drei  Mittheilungen  verdanke  ich  der  Güte  des 
Herrn  Gymnasial-Lehrers  A.  Wessel  in  Aurich. 

17.  Carolinengrode.  König  Georg  überwies  1865  der  natur- 
historischen Sammlung  in  Hannover  ein  grosses  dort  gefundenes 
Stück.    Guthe  l.-c. 

18.  Wilhelmshafen.  Beim  Dockbau  1866  fand  der  Architekt 
Deymann  ein  Stück,  woraus  eine  Cigarrenspitze  gedrechselt  wurde, 
die  noch  jetzt  im  Besitz  des  Controleur  Schultz  sich  befindet. 

Herzogthum  Oldenburg. 

19.  Schillingshörn  an  der  Jever'schen  Küste.  Mehrere  klare 
Stücke  im  Oldenburger  Naturalien-Cabinet. 

20.  An  der  westliehen  Ecke  des  Jadebusens.  „Es  wurde 
ein  Stück  eingedeicht  und  zu  fruchtbarem  Land  gemacht.  Bei 
demselben  findet  man  etliche  Fuss  tief  oft  Schichten  von  Bern- 
stein, wovon  die  Bauern  ganze  Säckchen  voll  zuweilen  zum  Ver- 
kauf bringen.  Um  diese  Gegend,  welche  vor  etlichen  hundert 
Jahren  meistens  aus  Wasser  und  kleinen  Inseln  bestand,  findet 
man  in  der  Erde  6  Fuss  tief  und  noch  tiefer  unter  dem  Morast 
viele  ganze  Bäume  in  der  Erde,  welche  ausgegraben  und  zur 
Feuerung  gebraucht  worden."  In  Joh.  Bernoulli's  Archiv,  Leipzig 
1787,  Bd.  V,  p.  70  berichtet  von  Christlieb  Mylius,  der  1753  diese 
Gegend  auf  einer  Reise  berührte. 

21.  Neuenburg.  Emder  Jahresbericht  1872,  p.  8;  im  Emdener 
Museum. 

22.  Varel.  Ein  kleines  Stück  mit  den  folgenden  bis  Nr.  27 
im  Oldenburger  Naturalien-Cabinet.  Bei  3  Stücken  mit  der  Be- 
zeichnung „aus  dem  Oldenburgischen"  fehlt  jedoch  die  genauere 
Angabe  des  Fundorts. 

23.  Volkers  bei  Blexen.  2  helle  Stücke  am  Durchschlage 
der  Volker'schen  Hören  in  der  Weser  1866  gefunden. 

24.  Rastede.  Ein  schönes  Stück  liegt  im  Oldenburger  Ca- 
binet.  —  Nach  den  Oldenburgischen  Blättern  vom  Jahre  1822,  p. 
665  wurde  1819  zwischen  Rastede  und  Rehorn  auf  der  soge- 
nannten Liete,  einer  ziemlich  bedeutenden  Sandhöhe  zwischen 
Moorgründen,  ein  Stück  Bernstein  von  V*  Pfund  Gewicht  gefunden. 
Dasselbe  lag  10  bis  12  Fuss  tief  im  Streusande,  250  Schritte 
vom  Moore  entfernt. 

25.  Wehnen*  Ein  grosses  Stück  zwischen  Chausseesteinen 
gefunden. 

26.  Umgebung  Oldenburgs.  Mehrere  verwitterte  Stücke  von 
1845.     Ein  Stück  1872   etwa   8  Fuss   tief  im   Lehmboden   der 


542 

Schwabo'schen  Zie^rlei   gefunden.     Ein   grosses    Stück  vor 
lu»ili^M»n  (fcistthorc. 

27.  Scharroi  im  Saterhinde.  2  Stücku  wurden  8  bis  10 
tief  in  einer  Lchmj^rube  am  »-il.  Dcc.  1867  gefuDden,  welche  im 
(irosshonoj^lichen  Xaturalien-Cabinet  aufbewahrt  werden.  Böse, 
das  (jrossherzo^tbum  Oldenburg  1>^03,  schreibt  p.  553:  ^In  der 
(Gemeinde  Schanel  an  der  Sater-Knis  finden  sich  Ziegelthonlager 
bis  2i)  Fuss  Mäclitigkeit,  in  denen  man  bis  faustgrosse  Stücke 
Bernstein  j4:efundcn  bat."  Auch  Franz  Poppe  erwähnt  im  Globus 
1S7*J.  Bd.  Wll,  p.  182  dieses  Vorkommen  im  Lehmboden  des  : 
h^aterlandes  bis  in  die  neueste  Zeit,  indem  er  auf  die  Dänen-  und 
Strandbildunj,'  eines  ehemaligen  Meerbusens  hinweist. 

28.  Nutzhorn.  Nach  den  Oldenburger  Blättern  1824,  Seite  24 
wurde  auf  dem  Gute  des  Herrn  von  Busch  daselbst  in  einer 
Thon^Mubc  ein  schönes  Stück  IJernstein  von  4  Zoll  Länge  und 
IVy  Zoll  Dicke  ausge«rraben,  welches  %  Pfund  wog.  Die  Thon- 
grüben  der  Ziegelei  liegen  da,  wo  die  hohe  Geest  steil  abge- 
schnitten erscheint  und  sich  längs  der  Ebene  des  Stedingerlandes 
hinzieht.  Hieraus  wird  wie  bei  voriger  Nummer  gefolgert,  dass 
die  hohe  (leest  das  uralte  Meeresufer  gewesen  sei. 

29.  Dwoborg  bei  Delmenhorst.  In  den  Thongruben,  die  das 
Material  zu  den  dortigen  Töpfereien  liefern,  ein  eigrosses  Stück 
nach  Angabe  des  Lehrers  Herrn  Menkens  in  Hom. 

Landdrostei  Osnabrück.     (Landdr.  Hannover  zum  Theil). 

30.  Lorup  im  Hümling.  Nach  der  Mittheilung  des  Herrn 
Oeconomie-Commissär  Peters  in  Osnabrück  fand  sich  dort  Bern- 
stein in  tertiären  Mcrgellagern.  Herr  Dr.  Fisse,  Sekretär  des 
landwirthschaftlichen  Provinzial Vereins,  stellt  weitere  Erkundigungen 
für  das  Osnabrücksche  in  Aussicht. 

31.  Werlte.  Diepenbrock,  Geschichte  von  Meppen,  Seite  12. 
Nach  Guthe,  a.  a.  0. 

32.  „Die  Hase  wirft  bisweilen  Bernstein  aus."  Guthe  im  14. 
Jahresbericht  der  naturhistorischen  Gesellschaft  p.  48;  leider 
ohne  Angabe  des  Fundorts.  Da  im  hannoverschen  Museum  sich 
ein  Stück  Bernstein  von  Quackenbrück  befindet,  so  ist  viel- 
leicht dieser  Fundort  gemeint. 

33.  Iburg.     Ein  Stück  im  hannoverschen  Museum. 

34.  Rothenfelde.  Jugler  erwähnt  dies  Vorkommen  in  der 
Uebersicht  der  geognostischen  Verhaltnisse  Hannovers.  Zeitschrift 
des  Architekten  etc.  Vereins,  Bd.  I,  p.  22. 

36.  Bahrenburg  (Amt  Sulingen).  Vor  2—3  Jahren  wurde 
vomGeometer  Engelkc  beim  Bonitiren  im  Bruche  ein  durchsichtiges 
Stück  Bernstein  von  etwa  zwei  Zoll  Länge  gefunden.   (Alpers). 

Provinz  Westfalen. 

36.  Porta  westfalica.  Nach  Dunker  im  conglomeratischen 
Sandstein  des  unteren  Oolith.  (Studien  des  Göttinger  Vereins 
bergmännischer  Freunde,  Jahrgang  IV,  281). 

37.  Teutoburger  Wald,  zwischen  Bielefeld  und  Paderborn. 
Im  51.  Jahresbericht  der  Emdener  Gesellschaft  1865  p.  11. 


543 

IIL  Festland  östlich  von  der  Weser. 

Landdrostei  Stade. 

38.  Wremen.  Der  Wirth  Schwanewede  am  Wremer-Siel 
besass  1874  zwei  Stücke,  die  am  Aussendeich  angespült  waren; 
eins  davon  enthielt  ein  Insekt,  anscheinend  eine  Dipterenart  In 
Dorum  hat  sich  ein  Postbeamter  Knöpfe  und  Cigarrenspitze  an- 
fertigen lassen  von  grösseren  Bernsteinstücken,  die  am  Vorlande  bei 
Wremen  aufgelesen  wurden. 

39.  Dingen  bei  Lehe.  Nach  Angabe  des  Herrn  Jürgens  da- 
selbst wurde  beim  Grabenauswerfen  ein  Stück  von  Eigrösse  ge- 
funden. Derselbe  Herr  besitzt  ein  Stück  von  6  cm.  Länge  und 
Daumsdicke  aus  dortiger  Gegend.  Bisher  ist  es  ihm  nicht  ge- 
lungen, ein  Stück  mit  Insekten  „aufzugabeln." 

40.  Weddewarden.  Ein  SchiflFer  hatte  auf  einem  der  Sande 
in  der  Weser  ein  Stück  Bernstein  mit  einer  Fliege  gefunden,  die 
so  schön  erhalten  war,  als  wenn  sie  lebte.  Bei  einem  von  Jürgens 
versuchten  Ankauf  konnte  der  Alte  sich  nicht  davon  trennen; 
später  schlug  der  Sohn  das  Stück  ^aus  Vergnügen"  entzwei. 

41.  Basdahl  bei  Bremervörde.  Vor  5—6  Jahren  soll  beim 
Brunnengraben  eine  grosse  Menge  Bernstein  aus  der  Tiefe  ge- 
fördert sein.    (Alpers). 

42.  Osterholz.  Beim  Bau  der  Eisenbahn  zwischen  ScHarmbeck 
und  Osterholz  wurden  1859  von  Arbeitern  mehrere  Stücke  ge- 
funden, darunter  zwei  von  Faustgrösse.  Diese  wurden  1860  von 
Herrn  Schwally  angekauft;  ein  drittes  Stück  von  Kopfgrösse  wurde 
von  einem  beim  Bahnbau  beschäftigten  Techniker  erworben. 
Herr  Oberlehrer  Brinkmann  in  Walle  machte  mir  eine  ähnliche 
Angabe  über  dies  Vorkommen.  —  Südöstlich  von  obigem  Punkte 
liegt  das  Klosterholz,  worin  früher  Bernstein  gegraben  wurde. 
Prof.  Guthe  machte  im  18.  und  19.  Jahresbericht  der  natür- 
historischen  Gesellschaft  zu  Hannover  1869,  p.  39  nach  den 
CoUectaneen  Spilckers  aus  den  zwanziger  Jahren  folgende  Mit- 
theilung. 

„Während  der  Bernstein  sich  an  den  meisten  Stellen  im 
Diluvium  befindet,  also  auf  eine  secundäre  Lagerstätte  verschwemmt 
ist,  scheint  die  Fundstätte  im  Klosterholze  eine  Ausnahme  zu 
machen  und  derselbe  hier  in  situ  vorzukommen.  Der  Bernstein 
findet  sich  in  einer  Lehmgrube  nahe  bei  Osterholz,  95  Ruthen 
vom  südwärts  belegenen  Hafen  entfernt.  Der  Boden  hat  in  den 
oberen  Lagen  2  3  Fuss  dicke  schwarze  fruchtbare  Erde;  dann 
folgt  vermischter  Sand  mit  gelbem  magerem  Lehm  auf  6—8  Fuss. 
Doch  liegen  diese  Schichten  nicht  immer  gleich,  sondern  bald 
mehr  bald  weniger  dick,  dann  folgt  schwarzer  Thon,  der  auf  Sand- 
grund ruht.  Der  Bernstein  wird  allein  im  schwarzen  Thon  zer- 
streut und  in  keiner  zusammenhängenden  Lage  meistentheils  in 
der  Grösse  einer  welschen  Nuss  und  auch  kleiner,  jedoch  sparsam 
gefunden;  das  grösste  Stück  hatte  die  Grösse  eines  Gänseeies. 
Er  ist  überaus  klar  und  durchsichtig,  ohne  Kruste,  theils  schön 
hellgelb,  theils  röthlich  gelb  von  Farbe.  In  den  oberen  gelblichen 
Lehmlagen   sind   zuweilen   glänzende  Kugeln  von  Bernsteingries, 


544 

eines  Kopfes  gross,  zum  Vorschein  gekommen,  die  indess,  wenn 
fc'ie  eine  kurze  Zeit  in  der  Luft  au  der  Sonne  gelegen,  auseinander 
gefallen  sind.  Vermodertes  Holz  liegt  viel  in  der  Ader,  wo  der 
Bernstein  liegt.  Ks  ist  braun  und  mürbe,  wird  beim  Trocken- 
werden etwas  härter  und  riecht,  wenn  es  auf  Kohlen  geworfen  ' 
wird,  stark  nach  Harz  und  Gununi/* 

Dies  Vorkommen  soll  im  vorigen  Jahrhundert  zuerst  von 
einem  Franzosen  entdeckt  sein.  Als  ich  1872  daselbst  bei  älteren 
Kinwolmern  Nachforschungen  anstellte,  war  die  Grube  planirtund 
das  Land  in  eine  Wiese  verwandelt. 

43.  Sottonbock  boi  Scharmbeck.  Nach  der  Angabe  des 
Herrn  Dr.  \V.  0.  Focke  im  schwarzen  Thon  der  Ziegelei 
Settcnbeck. 

44.  Weihor  Berg.  Im  Naturaliencabinet  zu  Oldenburg  liegen 
zwei  Stücke,  welche  18()ü  bei  Worpswede,  am  westlichen  Abhänge 
des  Weiher  Berges  gefunden  wurden. 

üeber  ein  1873  gefundenes  Stück  wurde  von  mir  in  der 
Sitzung  unseres  naturwissenschaftlichen  Vereins  am  3.  Mai  1875 
berichtet.  Dasselbe  wurde  von  einem  Arbeiter  in  einer  etwa 
25  Fuss  tiefen  Thongrube  der  Dampfziegelci  entdeckt  und  einem 
Drechsler  verkauft.  Nachdem  dieser  die  äussere  Kruste  abgeschält 
hatte,  wurde  es  von  dem  Eigeuthümer  der  Ziegelei,  Herrn  B.  Bolte, 
reclamirt.  Es  war  nun  noch  10,3  cm.  lang,  8  cm.  breit  und  3.5  cm. 
dick  und  wog  185,75  (ilramm.  Die  obere  Fläche  bildete  ein 
Trapezoid  und  hatte  eine  Erhöhung  in  der  Mitte,  die  untere 
Fläche  war  eben.  Mit  den  mir  übergebenen  Rindenstücken,  an 
denen  stellenweise  noch  etwas  Thon  hing,  betrug  das  ganze  Ge- 
wicht cc.  240  Gramm.  Die  Farbe  war  elfenbeinähnlich,  weiss,  an 
anderen  Stellen  honiggelb  bis  brauuroth;  schwach  durchscheinend 
und  undurchsichtig.  Der  Bruch  war  Hachmuschelig.  An  der  öst- 
lichen Seite  des  Berges,  der  eine  Höhe  von  52  Metern  hat,  findet 
sich  das  Diluvium  mit  gelbem  Lehm,  Feucrsteinknollen  und  ver- 
steinerten Seeigeln,  dann  folgt  magerer  sandiger  Lehm,  endlich 
schwarzer  Thon.  Dieser  enthielt  den  Bernstein ;  ferner  enthält  er 
Braunkohlenbrocken  sowie  Knollen  von  Kalkgeschieben  und  braust 
mit  Salzsäure.  Kleinere  Stücke  Bernstein  von  Nussgrösse  waren 
schon  früher  dort  gefunden  worden.  Da  bei  der  specifischen 
Gewichtsbestimmung  das  Stück  beim  Eintauchen  in  Wasser  13,4  Gr. 
au  Gewicht  verlor,  so  erhalten  wir  185,75  •  1^2,35  =  1,077  als  spec. 
Gewicht. 

46.  Ritterhude.  Auch  hier  wurde  beim  Bahnbau  1859  Bern- 
stein gefunden.  Die  Sammlung  der  altstädtischen  Realschule 
besitzt  eine  Anzahl  von  Herrn  Professor  Buchenau  gesammelter 
Proben. 

46.  Lilipnthal.  Von  der  Königin  Marie  geschenkt,  befindet 
sich  im  Museum  zu  Hannover  ein  Stück  aus  einer  dortigen  Thon- 
grube. 

47.  Oyten.  Ein  von  der  Ziegelei  zwischen  Oytcn  und  Sage- 
hoiii  stammendes  Stück,  etwa  V4  Pfund  schwer,  wurde  Herrn 
Apotheker  Thaden  in  Achim  1873  zum  Kauf  angeboten. 


545 

48.  Grasdorfer  Moor.  Derselbe  Herr  sah  ein  durchsichtiges 
hellgelbes  Stück  von  Taubenei  Grösse,  welches  von  regelmässig 
bearbeiteten  Flächen  begrenzt  war  und  wegen  der  zu  hohen  For- 
derung von  dem  Finder,  einem  Torfarbeiter,  nicht  erstanden 
werden  konnte. 

49.  Baden  bei  Achim.  Nach  der  Mittheiluug  des  Herrn 
Oberstabsarztes  Dr.  Tormin  in  Bremen  fand  vor  einer  Reihe  von 
Jahren  bei  der  Terrassirung  der  Badener  Berge  am  Weser  Ufer, 
das  aus  sandigem  Lehm  mit  erratischen  Geschieben  besteht,  ein 
Arbeiter  ein  Stück  Bernstein  von  nahezu  Kopfgrösse.  Dasselbe 
gelangte  in  den  Besitz  des  Wasserbau-Inspectors  Beifuss  in 
Achim,  wo  es  später  noch  von  oben  genanntem  Herrn  besichtigt 
wurde.    Ueber  den  jetzigen  Verbleib  Jiess  sich  nichts  ermitteln. 

50.  Rothenburg.  Herr  Apotheker  F.  Wattenberg  berichtete 
über  2  Stücke  aus  den  dortigen  Mergelgruben,  die  in  seinem 
Besitze  sich  befinden.  „Das  eine  Stück  im  Gewicht  von  62  Gramm 
ist  klar  und  enthält  mückenartige  Insekten;  das  andere  im  Gewicht 
von  115  Gramm  ist  hellgelb,  milchartig  trübe." 

51.  Scheessel.  Herr  Dr.  med.  D.  Rohrs  hatte  die  Güte,  dio 
in  seinem  Besitz  befindlichen  B*ernsteine  mir  zur  Ansicht  zu  über- 
senden und  dabei  folgendes  zu  bemerken.  „Das  kleinste  Stück 
fand  ich  selbst  vor  vielen  Jahren  als  Knabe.  Es  lag  inmitten 
der  Heide  an  einer  Stelle,  wo  das  Heidekraut  in  Folge  einer 
Sandwehe  nicht  gedieh,  zwischen  tausenden  von  kleinen  bunten 
Steinen.  Dieser  Stein  gefiel  mir,  weil  er  so  weich  sich  anfühlte. 
Ich  spielte  damit  Abends  bei  Tisch,  kam  damit  ans  Licht  —  und 
der  Stein  brannte. 

Die  drei  grösseren  Stücke  entdeckte  ich  in  der  Hütte  eines 
armen  Mannes,  den  ich  ärztlich  behandelte,  zu  Inzmühlen  an  der 
Seve  bei  Welle,  unweit  der  Station  Tostedt.  Sie  sind  beim 
Mergelgraben  im  Mergel  gefunden.  Man  will*  dort  Stücke  von 
5 — 6  Zoll  Dmxhmesser  gehabt  haben,  die  ein  Lüneburger  Händler 
vor  einigen  Jahren  für  wenige  Groschen  aufkaufte.  Es  sind  hier- 
durch die  Leute  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  diese  Körper 
auch  Werth  haben.  Bislang  spielten  die  Kinder  damit  und 
manches  Stück  ist  verloren  gegangen."  —  Sämmtliche  Stücke 
waren  ohne  Einschlüsse.  Das  kleinste  Stück  aus  der  Nähe 
von  Scheessel  wiegt  7,o2  Gramm,  ist  gelblich  braun,  undurch- 
sichtig und  hat  als  Geschiebe  an  den  hervorragenden  Flächen 
die  runzeligen  Stellen  eingebüsst,  die  in  den  Vertiefungen  sich  noch 
erhalten  haben.    Die  Bestimmung  des  spec.  Gewichts  ergab  1,077. 

52.  Krautsand.  Herr  Seminarlehrer  Alpers,  damals  in  Stade, 
erhielt  ein  Stück  zur  Ansicht,  das  auf  dieser  Eibinsel  ein  Semi- 
narist gefunden  hatte. 

53.  Graverort.  Conrector  H.  Krause  in  Stade  berichtete  in 
Petermann's  geogr.  Mittheilungen  1858,  p.  36.  „Bernstein  wirft 
einzeln  die  Elbe  aus,  besonders  an  zwei  ziemlich  gleich  weit  von 
Stade  oberhalb  und  unterhalb  am  Flusse  belegenen  Stellen.  Die 
Bernsteinfunde,  jetzt  verhältnissmässig  selten,  haben  früher  einer 
fast  vollständig  wieder  weggerissenen  Insel  den  Namen  Bernstein- 

Octbr.  1875,  85 


saD<I  gegeben.  Unterhalb  Slado  kommt  er  toh  Graverort  bi( 
Freiburc  im  Lande  Kelidingcn  vor.  Bei  Oruvetort  springt  das 
Ufer  Rcnarf  in  die  Elbu  vor.  Dort  wirft  [>ei  Sturmflutb  der  Pim, 
ilvssen  Fuhrwasser  hart  an  dem  ablircchondcn  Marschufcr  strümV 
den  BernKtüin  und  ungleich  (Ins  s.  tt.  Treibholii  uuu.  Nacli  deu 
Hofmedicua  Erythropel  in  Stade  ündfit  ßicb  dnäscibu  von  dem 
Gewicht  einißtr  Pfunde  bis  xa  »ehv  gertogem  l'mfADge,  dusfaeV- 
braun  fast  Bchwürzlirh  von  Farbe,  abgerund«!,  wie  aiigeschliffei 
TOH  »chieferiger  Textur,  sebr  leicht  uüd  leicht  zerreibJiidi,  jedoki 
ohne  Deituisciiung  von  Bürut^tein.  lu  den  dicken  Schichten  mit 
ausgeworfeucD  fciu  zerthcUten  vegutabUiscbet  Restun  derselliea. 
wird  der  Bernsteiu  gesucht  und  gefunden;  selten  werdep  Stöcke 
von  einem  oder  mehrere  l.alhe  angetrolt'en.  Wir  haben  es  mit 
einer  Bildung  der  Braunkohl«  zu  thun,  welche  anter  dem  Flim* 
bette  ruht  und  bei  Nordwestalilrmen  aufgewühlt,  bei  narbfolgen- 
deui  Ostwinde  an  die  vorspringtnde  KüKte  geworfen  wird." 

64.  Mündung  der  Luhe.  GutJie  schreibt  18G5  1.  c.  XIV.  4S. 
.Borübmt  ist  das  Vorkommen  des  Bernsteius  mit  sogeaanntHiii 
Treibliotz«;  au  der  Mündung  der  LUhe")  im  Alten  Lande,  südlich 
von  Stade,  worüber  zuerst  ein  Ungenannter  im  Hannoverschen 
Magazin  ]77!i,  S.  17—30  berichtete.  In  Folge  von  Nordwiuden 
und  bei  Eintritt  von  Ebbe  erschiencu  auf  einem  kleinen  an  den 
Ufern  der  Elbe  gelegenen  Räume  grosse  Masseu  glatt  geriebener 
IlolzstUcko  in  solcher  Menge,  dass  zahlreiche  daza  berechtigte  ' 
Feraonea  ihren  Bedarf  davon  entnahmen.  Das  Vorkommen  der  i 
Hölzer  fand  stets  genau  an  der  nämlicheu  scharf  abgeschnittenen  ] 
tjtelle,  von  nur  40  Ruthen  Lauge,  seit  undenklichen  Zeiten  statt. 
Nie  hat  man  höher  oder  tiefer  am  Strande  eine  ähnliche  Er- 
Rcheinung  wahrgenommen;  es  konnte  sich  also  nicht  um  Treib-  | 
producte  handeln.  Der  in  der  Gegend  genau  bekannte  Deicbgraf  i 
Beckmann  zu  Harburg  bestätigte  bald  darauf  daa  Phänomen  mit 
allen  Details  (ebendaselbst  1776,  8.  375)  und  bemerkte  noch,  dass 
die  angeschwemmten  Stammstücke  bis  10  Fuss  Länge  und  1  Fuss 
Durchmesser  hatten.  Das  Holz  selbst  war  schwarz,  aber  obgleich 
innerlich  und  äusserlich  angegriffen,  so  gut  wie  Buchenholz;  ge- 
trocknet zersplitterte  es.  Mit  dem  Holze  fand  sieh  Bernstein; 
früher  in  grösseren  Massen.  Jetzt  hat  die  Erscheinung  sehr 
nachgelassen  und  werden  bei  tiefster  Ebbe  nur  noch  kleinere 
Stücke  gesammelt.  Vergl.  Krause  1.  c,  p.  36,"  Privatnachrichten 
Guthe'B  von  dem  zweiten  Prediger  in  Bützfleth  bestätigten,  dass 
jetzt  nur  noch  selten  grössere  Stücke  Holz  und  Berostein  zum 
Vorschein  kommen.  —  Vgl.  Allmers,  Marschenbuch.  3.  Aufl.  S.  400. 


Bremen.  (Stadt  und  Gebiet). 
56.   Am   Theisenradadeich    wurde   1870  beim  Deichbau   auf 
einer  Weserschienge  von  Schülern  ein  Stück  Bernstein  gefunden, 
dessen  eigroseen  Rest  aus  der  vorgenommenen  Zertrümmerung 

n  DruckfeUler  „Luhe",  welches 


547 

Herr  Lehrer  Risch  dem  naturwissenschaftlichen  Verein  übergab 
und  das  sich  jetzt  im  hiesigen  Museum  befindet.  Sicher  ist  es 
wohl  durch  Baggern  oder  bei  einer  Ueberschwemmung  aus  dem 
Weserbette  an  die  Fundstätte  gelangt.  —  Im  Pagenthorner  Felde 
wurde  vor  mehreren  Jahren  beim  Auswerfen  eines  Grabens  ein 
fast  eigrosses  Stück  gefunden,  dessen  Verbleib  sich  nicht  mehr 
nachweisen  lässt. 

56.  Timmersloh.  Unter  dem  Moore  wurde  1872  ein  Stück 
von  Faustgrösse  gefunden,  von  Herrn  Carl  Noltenius,  damals  in 
Borgfeld  erworben,  und  dem  naturwissenschaftl.  Verein  vorgelegt. 

57.  Bremisch  Osterholz.  Im  Süden  der  Feldmark  an  der 
Mahndorfer  Grenze  wurde  im  Sept.  1873  ein  Stück  von  IV2  Zoll 
Länge  gefunden  und  zwar  in  geringer  Tiefe  auf  einem  lehmigen 
Acker.    Herr  Lehrer  Nolte  in  Oberneuland  besitzt  dasselbe. 

Landdrostei  Hannover. 

58.  In  der  Leine  (wahrscheinlich  bei  Hannover)  fand  man 
ein  Stück  von  3V4  Loth.  Sonne,  Beschreibung  des  Königreichs 
Hannover  1829,  II,  p.  131. 

Landdrostei  Lüneburg» 

59.  Inzmühlen  an  der  Seve.  (Vergl.  Nr.  51).  Das  eine  der  drei 
Stücke,  die  Herr  Dr.  Rohrs  von  diesem  Fundorte  übersandte,  war 
leider  auf  dem  Transporte  in  der  Mitte  zersprungen  wegen  einer 
Spialte,  die  zum  Theil  mit  feinem  Mergel  ausgefüllt  war.  Es  wog 
44,5  Gramm,  war  durchsichtig,  goldgelb  und  gelbbraun  und  zeigte 
einen  muschligen  Bruch.  Obgleich  das  Stück  ziemlich  spröde 
erschien,  ergab  die  Prüfung  eines  Splitters  am  Lichte,  dass  es 
echter  Bernstein  war.  Das  grösste  Stück  wog  52  Gramm,  war 
undurchsichtig  und  im  äussern  dem  grossen  Stück  vom  Weiher 
Berg  Nr.  44  sehr  ähnlich.  Das  dritte  Stück,  27,5  Gramm  schwer, 
war  oben  durchsichtig  hellgelb,  dann  wolkig  getrübt,  unten  aber 
undurchsichtig  gelblich  weiss  und  elfenbeinähnlich. 

60.  Harburg.  Jugler,  die  geognost.  Verhältnisse  etc.  Hannovers ; 
1855,  p.  22. 

61.  Uetzingen.  Herr  Sparcassen  -  Rendant  C.  Steckhahn 
schreibt:  „Vor  etwa  14  Jahren  ist  auf  dem  Hofe  des  Vollhöfners 
Otte  in  Uetzingen,  Gemeinde  Honerdingen,  rechts  an  der  Böhme 
beim  Mergelgraben  ein  bedeutendes  Stück  Bernstein  gefunden, 
welches  von  den  Arbeitern  zerschlagen  und  auf  Kienpfannen  ver- 
brannt wurde.  Einige  übrig  gebliebene  Stücke  waren  noch  so 
gross,  dass  ansehnliche  Cigarrenspitzen  daraus  angefertigt  werden 
konnten. 

62.  Soltau.  Nach  Mittheilungen  des  Herrn  Dr.  Schaper  war 
von  einem  dortigen  Sammler  vor  längeren  Jahren  Bernstein  ge- 
funden worden.  —  Unter  dem  Namen  Sandbernstein  ist  den  Ar- 
beitern in  Mergelgruben  unreiner  Bernstein  bekannt.    (Alpers). 

68.  Winsen  an  der  Luhe.  Ein  dunkelgoldgelbes,  46  Gramm 
schweres  Stück  findet  sich  in  der  Göttinger  Universitäts-Samm- 

36* 


548 

liinjj  von  Prof.  Kcfcrstcin,  <ler  aus  Winsen  gebürtig  war,  geschenkt 
I)as.sclbc  war  am  I.Jan,  l^oö  gefunden  und  bei  einer  Sturmflufh 
aus  (1er  1»  Fuss  unter  dem  Marschboden  liegenden  Torfschicht 
lierausgeNYühlt.  Kinschlüssc  von  Insekten  konnte  ich  nicht  mit 
Sicherheit  feststellen.  —  Nach  den  Mittheilungen  des  Dr.  Michaelis 
in  Kehburg  fanden  sich  nach  Ueberschwemmungen  bei  Winsen 
öfter  Bernsteinstücke  in  den  Hecken  hängend. 

64.  Lüneburg.  !Mergelgruben  in  der  Nähe  der  Stadt  haben 
faustgrosse  Stücke  geliefert.  IL  Steinvorth,  zur  wissenschaft- 
lichen Bodenkunde  des  Fürstenthums  Lüneburg  1864,  p.  2G.  „Bei 
Lüne  sind  werthvollc  Stücke  gefunden.**  Jugler  1.  c.  p.  22. 

65.  Scharnebeck-Lüdersburg.  Apotheker  Otte  in  Lüneburg 
schenkte  Stücke  aus  den  dortigen  Mergelgruben  dem  naturwissen- 
schaftl.  Verein.    Lüneburger  Jahreshefte  186G,  p.  7. 

66.  Bleekede.  Im  Bargnioore  aus  einer  Tiefe  von  48  Fuss. 
Lüneb.  Jahreshefte  1801,  p.  0. 

67.  Königsdorf  (Kühsdorf  ?)  im  Wendlande.  Ein  Stück  von 
der  Königin  Marie  geschenkt  im  hannoverschen  Museum. 

68.  Elbe  bei  Hitzacker.  Taube,  Beiträge  zur  Naturge- 
schichte des  Fürstenthums  Lüneburg  1769,  II,  p.  133. 

69.  Dannenberg.  Ein  107  Gramm  wiegendes  braunrothes 
Stück,  welches  aus  der  Lüneburger  Ritteracademie  stammte,  liegt 
in  der  Göttinger  Universitäts-Sammlung.  An  der  Oberfläche 
fanden  sich  zellige  Vertiefungen,  stellenweise  .mit  glimmerigem 
Thonübcrzuge. 

70.  Pevestorf  an  der  Elbe.  Nach  Angabe  des  Herrn  Seminar- 
lehrcr  Alpers  wurde  1873  dort  Bernstein  gefunden. 

71.  Gartow.     Jugler,  1855;  1.  c.  pag.  22. 

72.  Wirl,  eine  Meile  südlich  von  Gartow.  1859  wurde  beim 
Auswerfen  eines  Grabens  ein  Stück  B.  gefunden,  welches  sich  im 
Museum  zu  Hannover  befindet. 

Landdrostei  Hildesheim. 

73.  Elzo  am  Ohl)crge.  Herr  Sanitäts-Chemiker  F.  A.  Haar- 
stick in  Bicmcn  fand  1837  ein  kopfgrosses  Stück  auf  einem 
Acker  am  rechten  Ufer  der  Leine.  Dasselbe  erhielt  Prof.  Haus- 
mann in  Göttingen  und  gelangte  mit  dessen  Privatsammlung 
nach  Greifswald.  4  kleinere  Stücke  dieses  Fundes  von  Hasel- 
und  Walnussgrösse,  die  Herr  Haarstick  mir  kürzlich  übergab, 
sind  von  gelblich-rother  Farbe.  Drei  davon  sind  undurchsichtig 
theils  mit  einer  Verwitterungskrustc,  theils  rissig  und  mit  glim- 
meriger Thonerde  dünn  überzogen;  das  vierte  ist  durchsichtig 
und  voller  Luftblasen.  —  Hausmann  erwähnt  dies  Vorkommen 
in  seiner  Mineralogie,  Bd.  II,  p.  1505;  ebenso  Leunis:  Synopsis, 
IL  Theil,  Botanik,  p.  1067.  „Aus  den  Hügeln  dicht  an  der  Leine 
unweit  Elze  wurden  mehrere  Pfunde  ausgegraben." 

Herzogthum  Braunschweig. 

74.  Frellstedt  bei  Helmstedt.  Oberberggeschworner  Weichsel 
zu  Helmstedt  schrieb  1820  an   von  Strombeck,   den  üebersetzer 


549 

von  Breislak's  Geologie,  der  Bd.  II,  p.  688  in  der  Anmerkung 
den  Brief  mittheilt:  „Bis  jetzt  habe  ich  in  den  Braunkohlenlagern 
blos  den  Retinasphalt  entdecken  können;  im  vorigen  Sommer 
aber  fand  ich  unweit  Frellstedt,  im  Forstorte  Elz,  in  grauem, 
sandigen  Thone,  welcher  daselbst  über  dem  Braunkohlenlager 
vorkommt,  ein  Stück  Bernstein  von  IV2  Zoll  Länge  und  Breite 
und  Vs  Zoll  Stärke,  und  zwar  4  Lachter  unter  Tage»  Der  er- 
wähnte Thon  enthielt  ausser  Geschieben  und  Bruchstücken  von 
Ur-  und  Uebergangsgebirgsarten  etc.,  auch  kleine  Bruchstücke 
von  Schwarz-  und  Braunkohlen." 

75.  Runstedt.  In  der  Sitzung  vom  12.  Sept.  1874  machte 
Herr  Grotrian  Mittheilung  über  das  bei  Gelegenheit  der  Erd- 
arbeiten behufs  der  neuen  Braunschweig-Magdeburger  Eisenbahn 
stattgehabte  Vorkommen  von  Bernstein  in  dem  das  untere  Oli- 
gocän  überdeckende  Diluvium  des  braunschweigischen  Forstreviers 
Runstedt.  Zeitschrift  der  Deutschen  geol.  Gesellschaft  XXVI, 
p.  961. 

In  und  jenseits  der  Elbe. 

76.  Blankenese.  Sechs  grosse  Stücke  wurden  1846  in  einer 
Moorschicht  mit  subfossilem  Holze  6—9  Fuss  unter  dem  alten 
Nullpunkt  der  Elbe  gefunden. 

77.  Elbe,  eine  Meile  oberhalb  Hamburg.  Etwa  ein  Dutzend 
grössere  und  kleinere  Stücke.  —  Vorstehende  beide  Funde 
werden  nach  der  Angabe  des  Herrn  Dr.  W.  Sonder  im  Ham- 
burger Museum  aufl)ewahrt,  mit  noch  zwei  grossen  Stücken, 
welche  Stammabdrücke  zeigen  und  ebenfalls  aus  der  Elbe  her- 
rühren. Der  Fundort  ist  nicht  genauer  bezeichnet  und  dürfen 
wir  wohl  Hamburg  als  solchen  annehmen. 

78.  Lauenburg.  Rector  Claudius  daselbst  theilte  in  den 
Lüneburger  Jahresheften  1866,  p.  92  Folgendes  mit: 

Der  Bernstein  ist  sowohl  hier  bei  Lauenburg  auf  der  Aue 
im  Stecknitzdelta  als  an  einer  Stelle  des  Eibufers  zwischen  der 
Stadt  und  dem  Kuhgrunde  häufig  und  oft  in  doppelter  Faust- 
grösse  gefunden  worden.  Meistens  hat  er  eine  rissige  verwitterte, 
bläulichbraune  Rinde.  Die  Farbe  ist  vorwaltend  braun,  oft  ist 
er  aber  auch  schön  weingelb  und  dabei  durchsichtig  oder  weiss- 
gelb  und  nur  durchscheinend.  Der  Bernstein  an  der  Aue  liegt 
zwischen  Braunkohlengenist.  Der  Kuhgrundbernstein  kommt 
nur  in  einer  Schicht  zerriebener,  graubrauner  Braunkohle  vor, 
die  hier  Tabacksasche  genannt  wird.  Diese  Schicht  liegt  im 
Vorlande  des  Steilufers,  also  mit  dem  Elbspiegel  ungefähr  gleich 
hoch.  Diese  Tabacksasche  enthält  durchweg  Bernsteingrus,  kleine 
eckige  Stückchen,  und  hin  und  wieder  grosse  Knollen.  Leider 
ist  die  ganze  Gegend  jetzt  von  Sand,  Thon  und  Gerollen  mehrere 
Fuss  hoch  überdeckt  und  augenblicklich  nichts  davon  zu  sehen. 
Das  Graben  nach  Bernstein  ist  daselbst  bei  Strafe  verboten, 
theils  um  Einstürze  der  Steilwand  zu  verhüten,  theils  um  den 
Schiflfziehern  den  Weg  nicht  zu  verderben.  Thiereinschlüsse 
finden  sich  in  unserem  Bernstein   sehr  selten.    Bei  der  Damm- 


r>50 

le^'iin^'  der  lUicluMicr  Pwilin  wurde  ein  Stück  mit  zwei  Dipteren 
^'efuudeii.  Kin  liekiiniitür  fand  in  einem  hellgelben  Stück  einen 
voIl>tiuuIi^'  erlialteiien  Arniadillo,  der  unserem  Armadillo  vulgaris 
lirandt  >elu'  äliiielte,  jeden  li  etwas  grüs>er  und  roscnrotb  gefärbt 
war.  Ich  sell)>t  fand  ein  ^hishelles  Stück  mit  einem  kleinen 
llynienopter.'' 


Nachtraji.  Uid)er  den  Bernstein  von  Spikeroog  bemerke 
ich  nach  den  mir  erst  kürzlich  zu  Theil  gewordeneu  Mittheilungen 
des  Herrn  Prof.  Ehlers,  jlass  der  Auswurf  der  See  iu  Folge  der 
Stürme  ^a»^':en  Knde  Se])temher  d.  J.  ein  ziemlich  erheblicher  war. 
So  wurde  z.  1>.  ein  schönes  Stück  aufgelesen,  welches  ein  Händler 
von  Insulanern  für  V.)  Thaler  erstand.  Prof.  Ehlers  hatte  ferner 
beobachtet,  dass  mitunter  an  den  bis  zu  20  cm.  langen  Röhren  der 
Terebella  conchvlega,  die  bekanntlich  dem  Strande  zur  Zeit  der 
Ebbe  das  Ansehen  eines  Stoppelfeldes  geben,  Bernstein  Stückchen 
mit  Sandkörnern  und  -Muschelresten  zusammengeklebt  waren. 

Ein  neuer  Fundort,  der  7*.».  unserer  Aufzählung,  ist  ganz 
kürzlich  in  der  Xiihe  von  Stade  entdeckt  worden,  und  zwar  in 
dem  westlich  vom  Schwarzen  Berge  gelegenen  Thale.  Der  topo- 
graphischen Lage»  nach  würde  er  zwischen  Nr.  53  und  54  einzu- 
schalten sein.  Herr  Senator  lloltermann  in  Stade,  der  unserem 
Vereine  stets  die  freundlichste  Tlieilnahme  bewiesen  hat,  beschreibt 
in  einem  an  Herrn  Dr.  W.  0.  Kocke  gerichteten  Briefe  (13.  October 
l.S7r>)  die  näheren  Umstände  des  Fundes  in  folgender  Weise.  Bei 
Vorversuchen  für  eine  städtische  Wasserleitung  fand  man  iu  jenem 
Thale  oberflächlich  eine  4—5  Euss  mächtige  Torfschicht,  darunter 
äusserst  feinen,  grauen,  glimmerführenden  Triebsand  mit  kohligen 
Beimengungen.  „Bei  dreissig  Euss  Tiefe  wurden  kleine  Holz- 
stücke und  verkohltes  Buschwerk  angetroUen  . . ,;  aus  dieser  Tiefe 
brachte  nun  jede  Baggerschaufel,  welche  etwa  2  Cubikfuss  Sand 
enthielt.  Bernsteinstücke  hervor....  Das  grösste  Stück  mochte 
etwa  die  (Grösse  eines  Hühnereies  haben.  —  Die  Sohle  des 
Brunnens  dürfte  in  gleichem  Niveau  mit  der  Sohle  des  Eibstromes 
bei  Bützfleth  liegen,  welcher  Ort  nur  etwa  V4  Meilen  entfernt 
ist."  Herr  Senator  Holtermann  hatte  seinem  Briefe  eine  Probe 
des  grauen  (Jlimmersandes  und  drei  Bernsteinstücke  beigefügt. 
Es  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  an  dieser  Stelle  eine  Schicht 
erbohrt  ist,  welche  für  die  Bernsteinfunde  an  der  Nordsee  (vgl. 
z.  B.  Nr.  53,  54,  7<S  aufS.  545,  546  u.  549)  eine  ähnliche  Bedeutung 
hat,  wie  der  Glaukonitsand  für  die  ostpreussischen. 


-^^^"Ti^ 


Miscellen. 

I.  Die  Weiclitliierfauna  der  ostfriesisclien  Inseln. 

Bei  dem  lebhaften  Interesse,  welches  unser  Verein  der  Er- 
forschung der  ostfriesischen  Inseln  zugewandt  hat,  wird  es  gewiss 
nicht  unerwünscht  sein,  wenn  ich  die  Aufmerksamkeit  der  Leser 
dieser  Abhandlungen  auf  zwei  Beiträge  zur  Mollusken-Fauna  der 
Inseln  lenke,  welche  das  Einzige  zu  sein  scheinen,  was  bis  jetzt 
über  die  Land-  und  Süsswasser-Mollusken  der  ostfriesischen 
Inseln  bekannt  geworden  ist.  Ich  verdanke  die  Kenntniss  beider 
Stellen  der  zuvorkommenden  Güte  des  Herrn  Prof.  Dr.  E.  v.  Härtens 
in  Berlin. 

Möchte  diese  Mittheilung  zu  weiteren  Forschungen  auf  den 
Inseln  anregen! 

1)  Menke,  Synopsis  molluscorum,  editio  2,  1830,  p.  131. 
„Auricula  tenella.  m.^)  Tcsta  ovato-elliptica*  apice  acuta, 

tenui,  laevi,  corneo-lutescente,  nitida;  spira  exserta;  anfractibus 
conVexiusculis;  apertura  angustata;  columella  quadriplicata ;  labro 
simplici,  acute,  interius  dentato.    Long.  2V2  lin.,  lat.  IV2  ün. 

Hab.  ad  insulae  Norderuey  litus  maris  septentrionalis, 
simul  cum  Bulla  jeverensi  ^)  et  Paludina  balthica  ^)  sed  rarissime, 
domina  Am.  Buch. 

Affinis  proxime  Auriculae  myosotidis,  sed  triplo  minor  et  notis 
indicatis  distinctissima.  Anfractus  habet  7,  plicarum  columellae 
suprema  brevior  est,  dentem  potius  referens." 

2)  Dr.  0.  Reinhard,  zur  Fauna  der  Insel  Norderney. 
(Nachrichtsblatt  der  deutschen  Malakozoologischen  Gesellschaft, 
1869,  Nr.  14,  pag.  217.) 

Auf  der  Insel  Norderney  finden  sich  folgende  Land-  und  Süss- 
wassermollusken: 

Limax  brunneus  Drp.  Am  Graben  an  der  Franzosenschanze. 
Succinea  putris  L.  Ebenda. 

Vitrina  pellucida  Müll.  Im  Erlenbusch  auf  der  Südseite,  beim 
Denkmal. 

Helix  pygmaea'Drp.  Ebenda. 

pulchella  Müll.  Ebenda,  spärlich. 
—     nemoralis   L.  (1.  2.  3.  4.  5.; 3 ; 

rr.  3.  4.  5.;   rr.  3.  ITö^;    1. 2^3. 4.  5.; ; 

^)  ist  — :  Alexia  denticulata  Montagu,  Pfr.  —  E.  v.  M. 

-)  ist  Cylichna  obtusa.   —  E.  v.  M. 

3)  llydrobia  staj^nalis  :  -  ulvae.  —  E*  v.  M. 


552 

roth  und  i^dh).  In  (lürton  und  auch  an  Elynius  arenarius  (Lebrer 
Uurdes).  l'nter  den  mir  von  diesem  Herru  mitgetheilten  Exem- 
jdiiren  befindet  sich  auch  eine  IIcl.  hortensis. 

Cionelhi  lubrica  Müll.    Krlenbusch  am  Denkmal. 

Pujia  [lyj^inaea  Dip.  ■:4dentata).    Ebenda,  spärlich.  *) 

Limnuea  ovata  Drp.    (iräben  bei  der  Mühle. 

L.  iialustris  Drp.    Franzosenschanzc. 

Iiei  Herrn  Lehrer  (lerrles  sah  ich  ein  Exemplar  Paludina 
vivipara  L.:  doch  war  dieselbe  vielleicht  nur  von  der  See  an- 
gespült.   • 

Eine  auf  Ausführlichkeit  wohl  keinen  Anspruch  machende 
Besprechunji:  der  Meeresniollusken,  bearbeitet  von  K.  Martin, 
tindet  sich  in  dem  von  Sanitätsrath  Kiefkohl  herausgegebenen 
Tiuche:    Die  Insel  Norderney.    Hannover  18G1. 

A  n  m  e  r k  u  n  g.  Ausser  den  angeführten  Conchylien  fand  ich 
im  Sommer  ISßS  noch  ein  Exemplar  von  Arion  empiricorum  an 
den  Dünen  und  ein  Pisidium  in  den  (»räben  der  Franzosen- 
schanze; letzteres  zerbrach  mir  leider  beim  Transport,  so  dass 
ich  es  nicht  bestimmen  konnte.    Kobelt. 

Fr.  Buchenau. 

II.  (Jeher  das  Yorkominen  von  Gesclileben  silurischer  Kalke 
In  der  Kühe  von  Gut  Wellen  bei  Stubben. 

Die  Verbreitung  von  Kalki^eschicben  der  silurischen  Formation 
in  der  norddeutschen  Tiefebene  zeigt,  so  lange  man  nur  die  eigent- 
liche OIxu'iiäche  in  Betracht  zieht,  die  Eigenthüraliehkeit,  dass 
diese  (leschiebe  im  Osten  von  Deutschland  sehr  häufig  sind,  gegen 
Westen  aber  seltener  w-erden  und  westlich  der  Elbe  nur  zerstreut 
und  an  einzelnen  Stellen  aultreten.  Wahrscheinlich  finden  sich 
aber  diese  fraglichen  (leschiel)e  auch  im  Westen  häufiger, 
liegen  al)er  hier  nicht  an  der  OberÜäche,  sondern  stets  in  einiger, 
wenn  auch  nicht  bedeutender  Tiefe  und  dürften  somit  bei  ge- 
nauerer Nachforschung  noch  an  vielen  Stellen  nachzuweisen  sein. 
Ich  möchte  den  Beobachtern  im  nordwestlichen  Deutschland 
diesen  Punkt  zur  besonders  sorgfältigen  Oonstatirung  empfehlen, 
da  sich  auf  ihn,  wie  mir  scheint,  ein  wichtiger  geologischer 
Schluss  gründen  würde,  den  ich  noch  weiter  unten  andeuten 
werde. 

Ueber  die  Verbreitung  der  silurischen  Kalkgeschiebe  in  unscrn 
Gegenden  sagt  der  hervorragende  Kenner  derselben,  Ferdinand 
Römer,  in  seinem  wichtigen  Aufsätze:*-')  „lieber  die  Diluvial- 
geschiebe von  nordischen  Sedimentär- Gesteinen  in  der  nord- 
deutschen Ebene  und  im  Besonderen  über  die  verschiedenen  durch 
dieselben  vertretenj^n  Stockwerke  der  geognostischen  Niveaus  der 

')  Am  '-'4.  Mni  IsT-l  l'aiid  ich  (.'iiic  kloiiu' J'iip.'i  in  den  Aiilaj^^uu  südwestlich 
vom  alten  ('oiivi'rsntjonsli.'nisc.  l^cidcr  wurde  dit\s(ll>('  auf  der  Kiu-krcise  nach 
IJrenicn  zertrümmert,  so  dass  ich  di(^  Art  nicht  sicher  zu  hcstinmien  vermochte. 

F.  IJ. 

'■^)  Zeitschrift  der   (U'utsclien  g(;i)lo;j;:ischen  (jesellschufl    l.sO'i,  XIV,  pag.  575. 


553 

paläozoischen  Formation"  auf  Seite  577  (nachdem  er  vorher  ihre 
Häufigkeit  östlich  der  Elbe  dargelegt  hat)  Folgendes : 

„Am  sparsamsten  sind  die  aus  den  Gebieten  zwischen  Elbe 
und  Weser  vorliegenden  Materialien.  Ich  kenne  kaum  einige 
kleinere  Stücke  des  obersilurischen  Kalksteins  mit  Chonetcs 
striatella  und  Beyrichia  tuberculata  und  einige  in  dunklen  Horn- 
stein  versteinerte  lose  Exemplare  von  Astylospongia  praemorsa 
aus  der  Gegend  von  Lüneburg  und  Celle.  Zwischen  Weser  und 
Ems  ist  Jever  als  ein  reicher  Fundort  von  silurischen  Diluvial- 
Geschieben  bekannt.  Nach  einer  in  dem  Berliner  Museum  auf- 
bewahrten Sammlung  von  diesem  Fundorte  gehören  die  dortigen 
Geschiebe  jedoch  ausschliesslich  der  obersilurischen  Abtheilung 
an.  Es  sind  Stücke  des  grauen  Kalkes  mit  Chonetes  striatella 
und  des  Korallen-Kalkes  von  der  Insel  Gotland.  Die  am  weitesten 
gegen  Westen  vorgeschobene  Lokalität,  an  welcher  silurische  Ge- 
schiebe in  grösserer  Zusammenhäufung  vorkommen,  ist  Groningen 
in  Holland.  Nach  einer  mir  zu  Untersuchung  mitgetheilten  um- 
fangreichen Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ali  Cohen  in  Groningen 
habe  ich  früher  eine  Aufzählung  der  dort  vorkommenden  Ver- 
steinerungen geliefert.  Bei  weitem  die  meisten  der  dort  vor- 
kommenden silurischen  Geschiebe  gehören  der  obersilurischen 
Schichtenreihe  der  Insel  Gotland  an,  und  nur  einige  wenige  in 
einzelnen  Exemplaren  beobachtete  Versteinerungen,  wie  namentlich 
Spirifer  lynx,  Orthis  anomala  und  Chaetetes  Petropolitanus  weisen 
auf  eine  ältere  Abtheilung  der  silurischen  Gruppe,  nämlich  den 
Orthoceras-Kalk  hin.  Einzelne  silurische  Geschiebe  finden  sich 
auch  noch  in  anderen  Theilen  von  Holland  bis  zu  den  ßhein- 
Mündungen  hin.  Namentlich  hat  Staring  auch  auf  der  im  Zuydcr- 
See  liegenden  Insel  Urk  silurische  Kalksteingeschiebe  schwedischen 
Ursprungs  aufgefunden.  Die  Rhein-Mündungen  aber  scheinen  sie 
nirgends  zu  überschreiten,  wie  denn  überhaupt  das  nordische 
erratische  Phänomen  an  ihnen  seine  Grenze  gegen  Süden  findet.** 

Der  (auch  von  Römer  bereits  erwähnte)  Fundort  von  Jever 
hat  in  dem  laufenden  Bande  dieser  Abhandlungen  (pag.  385  ff.) 
durch  unser  geehrtes  auswärtiges  Mitglied,  Herrn  Dr.  K.  Martin, 
eine  nähere  Darlegung  erfahren.  Belegstücke  von  Lüneburg  und 
Celle  sind  mir  noch  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  —  Unter  diesen 
Umständen  ist  jeder  Nachweis  des  Vorkommens  dieser  Gesteine 
in  dem  Gebiete,  dessen  Erforsehung  sich  unser  Verein  zur  be- 
sonderen Aufgabe  gemacht  hat,  wichtig.  Mein  verehrter  Freund, 
Herr  Dr.  W.  0.  Focke,  theilte  mir  mit,  dass  er  solche  Kalk- 
gesteine an  mehreren  Stellen,  namentlich  bei  Lobbendorf  an  der 
Weser  und  bei  Soltau  (vgl.  auch  diese  Abh.  IV,  p.  331)  gesehen  habe; 
diese  Kalke  enthielten  indessen  keine  sicher  erkennbaren  Ver- 
steinerungen und  bleiben  daher  immerhin  noch  einigermassen 
zweifelhaft,  doch  möchte  ich  die  Aufmerksamkeit  besonders  auf 
jene  Lokalitäten  lenken. 

Ich  freue  mich  nun  sehr,  den  spärlichen  Fundorten  einen 
neuen,  sicher  constatirten  hinzufügen  zu  können,  der  sich  bei 
näherer  Untersuchung  wahrscheinlich  als  reichhaltig  herausstellen 


554 

dürfte  und  in  sclir  wünsdionswcrthcr  Weise  die  zwischen  Elbe 
und  Weser  vorhandene  Lücke  ausfüllt.  Es  is  dies  die  Mergel- 
•^Mulie  in  dem  Forstorte  Wohld  bei  ilut  Wellen  unweit 
S  tubhi^n. 

Als  i(  h  am  2<  K  Juni  d.  J.  in  Begleitung  meines  Collegen  und  Freun- 
des Dr.  L.  Iläjike  diesem  ( iute  einen  liesucli  abstattete,  führte  uns  der 
Besitzer  desselben,  Herr  Dicdrich  von  der  Hellen,  in  freundlichster 
Weise  auf  demselben  umher.  Nachdem  wir  die  „Monsilie,"  einen 
uralten  Iiin^'wall  an  der  Lune,  besucht  und  die  Raseneisensteine 
in  der  moorigen  Lune-Niedcrung  kennen  gelernt  hatten,  suchten 
wir  den  Forstort  „Immenbruch*'  auf,  auf  welchem  im  vorher- 
gehenden Winter  aus  ca.  IV4  Hektaren  Grund  das  bedeutende 
(.»uuntuin  von  ca.  lUOO  Cubikmetcr  erratischer  Gesteine  aus- 
geschachtet worden  war;  auf  diese  erratischen  Gesteine  wird,  da 
sie  manches  IJeachtenswerthe  enthielten,  noch  in  einem  andern 
Zusammenhange  zurück  zu  kommen  sein.  Durch  die  ausgedehnten 
Waldungen  des  Gutes  wandernd  gelangten  wir  später  an  eine 
ilerundgrube  in  dem  Forstorte  Wohld,  welche  nach  den  Mit- 
theilungen des  Herrn  von  der  Hellen  einen  sehr  reichhaltigen 
Mergel  geliefert  hatte,  aber  in  einer  Tiefe  von  15  Fusa  des  stark 
herbeiströmenden  Wassers  wegen  aufgegeben  worden  war.  In 
dieser  Tiefe  hätten  sich  Kalksteine  in  grösserer  Zahl  gefunden, 
welche  zum  Theil  ganz  bunt  von  Versteinerungen  gewesen  seien, 
und  von  denen  einer,  seines  ausserordentlich  feinen  Kornes  wegen 
noch  jetzt  auf  dem  Gute  als  Schleifstein  benutzt  werde.  Diese 
Mittheilungen  mussten  natürlich  unser  höchstes  Interesse  erregen. 
Herr  von  der  Hellen  war  so  freundlich,  uns  in  seiner  Wohnung 
die  aufbewahrten  Belegstücke  vorzuzeigen,  und  der  erste  Blick 
auf  die  in  ihnen  enthaltenen  Oithoceratiten  und  Beyrichien  zeigte 
uns,  dass  wir  es  hiei*  mit  silurischen  Kalken  zu  thun  hatten. 
Das  gesanunte  ^laterial  (welches  Herr  von  der  Hellen  mir  in, 
gütigster  Weise  überliess)  bestellt  aus  sechs  Stücken,  welche 
etwa  8  bis  10  cm  lang,  5—8  cm.  breit  und  2,5  bis  4  cm.  dick 
sind.  Sie  machen  durchaus  den  Eindruck  von  Geschieben,  deren 
Hache  Seiten  den  Schichtungstiächon  entsprechen.  Alle  Stücke 
sind  auf  der  einen  Seite,  ja  mehrere  auf  beiden  Seiten  flach  ge- 
schliffen und  die  Schlifffiächen  sind  so  flach,  dass  die  Ver- 
steinerungen z.  B.:  Orthoccratiten  oder  (Jasteropoden  auf  ihnen 
die  zierlichsten  Längsschliffe  zeigen;  die  Oberfläche  dieser  Schliff- 
flächen ist  entweder  glatt,  wie  polirt,  oder  sie  besitzt  parallel 
verlaufende  Streifen,  welche  ich  nur  für  Schrammstreifen  (Gletscher- 
streifen) halten  kann.  —  Ich  sandte  die  sämmtlichen  Handstücke 
an  Herrn  Dr.  K.  Martin  in  Jever  mit  der  Bitte,  sie  mit  den 
Jeveraner  Gesteinen  zu  vergleichen  und  die  in  den  Stücken  ent- 
haltenen Fossilien  zu  bestimmen  und  erhielt  von  diesem  Herrn 
folgende  Auskunft: 

„Die  Kalksteine  erweisen  sich  durch  petrographische  Be- 
schaffenheit sowohl  als  namentlich  durch  ihre  organischen  Ein- 
schlüsse als  typische  B  e  y  r  i  c  h  i  e  n  k  a  1  k  e ,  gehören  also  einer 
derjenigen   Ober-Silurischeu   Schichten    an,    welche    in  Jever    so 


555 

massenhaft  vorkommen  und  ebenfalls  in  der  Nähe  von  Cloppen- 
burgO  in  grosser  Mächtigkeit  abgelagert  zu  sein  scheinen,  wie 
sich  nach  Gesteinsproben,  welche  ich  vor  einiger  Zeit  im  Olden- 
burger Naturaliencabinet  gesehen  habe,  und  nach  gütigen  Mit- 
theilungen des  Herrn  Jnspector  Wiepken  daselbst  schliessen  lässt. 

Sämmtliche  Handstücke  sind  reich  an  thierischen  Resten, 
deren  Bestimmung  allerdings  nur  in  beschränkter  Weise  möglich 
war,  welche  aber  trotzdem  genügte,  um  die  Kalke  als  Beyrichien- 
kalke  zu  charakterisiren.  Eins  derselben,  welches  schoü  auf  der 
Oberfläche  die  Durchschnitte  zahlreicher  Organismen  erkennen 
Hess,  zeigte  sich  nach  dem  Anschlagen  mit  Bruchstücken  eines 
Brachiopoden,  Chonetes  lata  v.  Buch,  angefüllt;  ein  zweites 
Stück  enthält  neben  vielen  Schalenkrebsen  den  längs  geschnittenen 
Sipho  eines  den  Cochleaten  angehörigen  Orthoceras  und  ein 
Exemplar  von  Rhynchonella  nucula  Sow. ;  ein  drittes 
mehrere .  grössere  Bruchstücke  eines  Gastropoden  (der  Gattung 
Mur  chisonia?);  das  vierte  endlich  schliesst  einen  Orthoceras 
mit  randlichem  Sipho,  mehrere  Bruchstücke  eines  nicht 
weiter  bestimmbaren  Brachiopoden  und  vor  allen  Dingen  ausser 
zahlreichen  glatten  Ostracoden  Beyrichia  tuberculata  Boll 
ein.  Die  Beyrichien,  welche  auf  der  Oberfläche  aller  Handstücke  mit 
mehr  oder  minder  grosser  Deutlichkeit  zu  erkennen  sind,  lassen 
sich  an  dem  letzteren  mit  der  Nadel  präpariren.  Die  Weichheit 
dieses  Stückes  ist  sehr  bemerkenswerth.  In  dem  fünften  Stücke 
findet  sich  ausser  massenhaften  Beyrichien  namentlich  ein  grosser 
Zweischaler:  Orthonota  rigida  Sow.,  welcher  in  diesen 
Schichten  sehr  häufig  ist.  Das  sechste  Stück  endlich  ist  ganz 
erfüllt  mit  organischen  Resten,  z.  B.  Brachiopoden  und  Murchi- 
sonia,  besonders  hervorzuheben  ist  aber  ein  Pteropode:  Ten- 
taculites  inaequalis  Eichw.  und  Reste  von  Crinoiden, 
sog.  Trochiten,  Im  üebrigen  lässt  sich  über  die  petrographische 
Beschaffenheit  der  vorliegenden  Gesteine  nicht  viel  aussagen.  An 
den  faustgrossen  Stücken  entsprechen  die  beiden  grössten  Flächen 
der  frühern  Schichtungsebene,  diese  sind  auch  am  meisten  abge- 
schliffen. Die  Gesteine  sind  dicht  und  von  grünlichgrauer  Farbe, 
wie  dies  für  die  grosse  Masse  der  sog.  Beyrichien-  oder  Ohoneten- 
kalke  besonders  charakteristich  ist."  . 

Die  Gesteine  von  Gut  Wellen  sind  also  im  Wesentlichen 
identisch  mit  denen  von  Jever  und  gehören  dem  ober-silurischen 
Beyrichien- Kalke  an,  von  welchem  F,  Römer  in  der  seinem  bereits 
citirten  Aufsatze  beigegebenen  Tabelle 2)  (zu  pag.  618)  sagt:  ,  Das 
häufigste  und  verbreitetste  von  allen  als  Diluvialgeschiebe  vor- 
kommenden silurischen  Gesteinen!.  Ueberall  von  Lyck  in  Ost- 
preussen  bis  Groningen  in  Holland."^) 

*)  also  wieder  ein  neuer  sicherer  Fundort.  F.  B. 

2)  Bei  der  Charaktcrisirung  dieses  Beyrichien-Kalkes  findet  sich  sowohl  auf 
dieser  Tabelle  als  auf  pag.  598  des  Textes  der  wirklich  komische  Dnickfchlör, 
dass  dieser  Kalk  «als  „gräulich-grau"  Charakter isirt  wird,  während  es  wohl 
zweifellos  „grünlich- grau"  heissen  soll. 

^)  Diese  Grüninger  Gesteine  hat  Ferd.  Körner  in  zwei  Aufsätzen  in  Leonhard 
und  Bronn'a  neuem  Jahrbuch  für  Mineralogie,  Jahrg.  1857  und  1858  beschrieben. 


550 

Ausser    diesem  Heyrichien-Kalke  giebt   Römer  a.  a.  0.  von 
silurischüit  (icsteineii  aus  den  (hegenden  westlich  der  Elbe  noch  an: 
a)  uiitersilurische: 
•1'  (hthoceron-Kalk  «.von  (ironingen,  zweifelhaft). 

h)  c)i)('rsiluris('he: 
sj  i'entaiiieius    boiealis-Kalk    (Groningen;    von    Dr.  Martin 
auch  als  grosse  Seltenheit  hei  Jever  nachgewiesen). 

\^)  (iotliimler  Korallen-Kalk  (bei  (Ironingen  und  Jever  vor- 
zuji:sweise  vertreten). 

10)  Gotländer  Crinoiden-Kalk  (Groningen  und  Jever,  mehr 
eiiizehi). 

11)  Gotländer  Oolith  (Groningen;  sparsam). 
\2)  Leperditien-Kalk  (Groningen;  sparsam). 
K))  Bevrichien-Kalk  (  s.  oben). 

Hiermit  möge  dieser  (iegenstand  den  Beobachtern  im  nord- 
westlichen Deutschland  zur  besondern  Beachtung  empfohlen  sein.^) 
Nur  auf  einen  Punkt  möchte  ich  noch  aufmerksam  machen.  Wenn 
es  sich  bestätigen  sollte,  dass  diese  Geschiebe  überall  in  unsem 
Gegenden  in  tieferen  Schichten,  nicht  an  der  Oberfläche  vor- 
kommen, so  würde  darin  eine  Anregung  liegen,  sie  noch  an  vielen 
Orten  aufzusuchen  und  sie  da,  wo  sie  massenhaft  vorkommen, 
als  Kalksteine  nutzbar  zu  machen,  oder  aber  die  von  ihnen  ge- 
bildeten ^lergellager  der  Landwirthschaft  zu  erschliessen.  —  Es 
würde  aber  zugleich  der  geologische  Schluss  nahe  liegen,  dass 
diese  aus  der  Ostsee  stammenden  Gesteine  nur  während  der  Zeit 
zu  uns  gelangen  konnten,  als  der  cimbrische  Landrücken  während 
der  Eiszeit  am  tiefsten  unter  den  Ocean  getaucht  war.  Als  unsere 
Gegenden  sich  aber  wieder  hoben,  verhinderte  der  cimbrische 
Jiücken  (damals  ein  untermeerisches  Riff)  die  Eisberge  und  Eis- 
felder der  Ostsee  sich  über  unsere  Gegenden  zu  verbreiten;  sie 
nmssten  im  östlichen  Deutschland  bleiben.  In  unsern  Gegenden 
dagegen  wurden  die  silurischen  Iva  ke  des  Ostsee-Eises  überlagert 
von  den  erratischen  Massen,  welche  die  aus  Norwegen  und  dem 
sonstigen  Norden  stammenden  Eisfelder  auch  später  noch  herbei- 
brachten. Zur  Bestätigung  dieser  Annahme  wird  namentlich  auf 
die  üeberlagerung  dieser  Kalke  durch  andere  erratische  Gesteine 
zu  achten  sein.  Franz  Bucbenau. 


III.  ({uitteusihuliche  Aepfel. 

Der  Güte  der  Herren  Dr.  Wattenberg  in  Ilemelingen  und 
Apotheker  Wattenberg  in  Rotenburg  verdanke  ich  die  Zusendung 
einiger  missgebildeter  Aepfel,  welche  im  Jahre  1874  in  dem 
Garten  des  erstgenannten  Herrn  gewachsen  waren.  Ein  als  Probe 
beigefügter  normaler  Apfel  desselben  Baumes  zeigte  eine  im  All- 
gemeinen fassförmige  Gestalt  mit   einem  Höhendurchmesser  von 

^)  Zu  «Ion  sicheren  Fundorten    dor   siluri.sclien  Kalke   sind    auch  zu  zählen: 
das  Ocrtzc-Thal   unweit  Cclhj   und    (nach  Mcyn)  Jlonnnoor   in    der  Ostcgcgond. 

W.  O.  F. 


557 

0,055  m.  und  Dickendurchmessern  von  0,050—0,060  m.,  Blüthe 
und  Stiel  ziemlich  tief  eingedrückt,  neben  dem  Stiel  eine  sich 
auf  ein  Drittheil  des  Umfangs  erstreckende  merkliche  Hervor- 
ragung. Oberfläche  mit  zahlreichen  Lenticellen  bedeckt,  Farbe 
gelblich  grün. 

Von  den  verbildeten  Aepfeln  zeigte  der  grösste  eine  im  All- 
gemeinen ähnliche  Gestalt,  war  aber  in  allen  Durchmessern  um 
etwa  0,005  kleiner;  Blüthe  und  Stiel  waren  noch  stärker  einge- 
drückt, die  eine  Hälfte  war  stärker  entwickelt  als  die  andere; 
die  Farbe  war  mehr  gelblich.  Die  auffallendste  Eigenthümlich- 
keit  war  die  grubige  Oberfläche,  indem  flache,  etwa  linsengrosse 
Grübchen  mit  Erhöhungen  von  ähnlicher  Grösse  wechselten.  Um 
die  Blüthe  herum  fand  sich  ein  Ring  stark  ausgebildeter  Höcker. 
Die  vier  andern  abnormen  Aepfel  waren  viel  kleiner,  mit  Durch- 
messern von  0,02— 0,03,  stark  entwickelten  Höckern  um  die  Blüthe 
und  mehr  oder  minder  deutlich  grubiger  Oberfläche.  Farbe 
grünlich-gelb. 

Diese  verbildeten  Aepfel  sind  sämmtlich  an  denjenigen  Zweigen 
des  Baumes  gewachsen,  welche  mit  den  Zweigen  eines  Quitten- 
strauches verflochten  waren.  Die  Früchte  dieser  Quitte  waren 
ziemlich  rundlich,  hatten  aber  eine  ausgesprochene  Verlängerung 
nach  dem  Stiel  zu,  so  dass  sie  zu  der  unter  dem  Namen  Birn- 
quitten  bekannten  Abänderung  gehörten. 

Wie  in  der  gelblichen  Farbe,  so  schienen  auch  im  Geruch 
die  verbildeten  Aepfel  eine  Annäherung  an  die  Quitten  zu  zeigen. 
Die  sonderbare  flachgrubige  Oberfläche  konnte  man  nur  einer 
Wachsthumshemmung  zuschreiben.  In  ihrem  Innern  waren  sie 
nicht  von  Aepfeln  verschieden,  enthielten  aber  nur  völlig  taube 
Kerne,  einzelne  von  normaler  Grösse,  die  meisten  ganz  ver- 
kümmert. 

Es  sind  somit  nur  sehr  leichte  Anzeichen,  namentlich  in 
der  Farbe,  vorhanden,  welche  eine  Beziehung  zu  den  Quitten 
andeuten.  Ich  vermuthe,  dass  an  den  betreffenden  Blüthen  keine 
normale  Befruchtung,  durch  Apfelpollen  stattgefunden  hat,  dass 
dagegen  Quittenpollen  auf  die  Narben  gelangt  ist,  der  zwar  keine 
Entwickelung  des  Eichens,  wohl  aber  eine  solche  der  Samen- 
hüllen und  der  Frucht  einzuleiten  vermocht  hat. 

W.  0.  Focke. 


IV.  Neues  Maass  für  Torf. 

Im  dritten  Bande  dieser  Abhandlungen,  pag.  351  ff.  habe 
ich  eine  „Zusammenstellung  der  in  Betreff  der  Umrechnung  der 
Bremischen  Masse,  Gewichte  und  Münzen  in  die  Masse,  Gewichte 
und  Münzen  des  deutschen  Reiches  erlassenen  Bestimmungen" 
gegeben  und  bei  derselben  thunlichst  auf  die  älteren  obrigkeit- 
lichen Bestimmungen  über  dieses  Verkehrsgebiet  hingewiesen. 
Zur  Ergänzung  jener  Zusammenstellung  theile  ich  nun  hier  noch 
die  obrigkeitliche  Verordnung  in  Betreff  des  Torfmaasses  mit. 


558 

(M'si'tzbliitt  lUiv  fiTicn  Hansestadt  Bremen  1872,  pag.  237,XT.li 
Uckiiniitinachun}^  ilor  Kiciiungs-Commission,  die  Masse  für 
'l'orf.  .Steinkohlen  u.  s.  w.  betreffend. 

Nach  den  seit  dein  1.  Januar  1S72  geltenden  reichsgesetz- 
liehen  Hestiniinun.u'en  sind  aussehliesslich  folgende  Masse  für 
Brennmaterialien  im  Verkehre  zulässig: 

1)  in  Cylind erform  von  1,  Vs  und  V4  Hectoliter; 

"2)  in  Kasten  form  von  2,  1  und  V2  Hectoliter; 

)J)  li ahmen-  oder  Aufsatzmasse  ohne  Boden  von  2  Hecto- 
liter und  mehr  Inhalt,  wenn  letzterer  ein  Vielfaches  des  ganzen 
Ilectoliters  ist; 

4.  Kunnntmasse.  namentlich  für  Torf  bestimmt,  d.  L 
lange,  entweder  feststehende  oder  auf  Trausportwagen  befindliche 
oben  otl'ene  Kasten,  von  einem  Inhalt,  welcher  von  2  Kubikmetern 
aufwärts  ganze  Kubikmeter,  also  3,  4,  5,  G  u.  s.  w.  Kubikmeter 
fasst. 

Da  nun  nach  den  angestellten  Versuchen  ein  Kummtmass 
von  0  Kubikmetern  nahezu  den  Inhalt  des  bisherigen  halben 
Hunts  fasst  und  in  der  Regel  der  Torf  im  städtischen  Verkehre 
in  diesem  Betrage  geliefert  wird,  so  empfiehlt  es  sich  dringend, 
da  die  Anwendung  der  obigen  kleineren  Masse  zur  Messung  von 
Torf  schwierig  ist,  dass  die  Torffuhrleute  ihre  Transportwagen 
mit  Kummtmassen  von  G  Kubikmetern  und  zwar  längstens  bis 
zum  1.  Juli  '[Hl'-i,  wo  der  Torfverkehr  lebhafter  zu  werden  pflegt, 
einrichten  und  eichen  lassen,  indem  jedenfalls  nach  diesem  Termine 
die  Beachtung  der  gesetzlichen  Vorschriften  und  die  Beseitigung 
der  denselben  nicht  entsprechenden  Messwerkzeuge  im  Verkehre 
auf  das  Strengste  controlirt,  namentlich  der  Verkauf  von  Torf 
nach  Hunt-  und  Korbmass  nicht  mehr  gestattet  werden  wird. 
/u  einer  nülieren  Instruction  wegen  der  zweckmässigen  Ein- 
richtung der  Kummtmasse  erklärt  sich  die  unterzeichnete  Com- 
mission  bereit. 

Bremen,  den  ♦>.  April  1872.  Die  Kichungs-Commission. 

Lampe.    Tetens. 

Unterm  1.  Juli  1S72  wurde  dann  von  der  Polizei-Direction 
dei'  fernere  Verkauf  von  Torf  nach  dem  Hunt-  und  Korbmasse 
verboten  (a.  a.  0.,  pag.  258,  Nr.  44). 

Fr.  Buchen  au. 

V.  Anpassungs-Erscheinungen  bei  einigen  Kletterpflanzen. 

1.  Periploca  graeca  L.  Diese  Pflanze  trägt  an  verschie- 
denen Trieben  zweierlei  Blätter,  welche  in  ihrer  äusseren  Gestalt 
ebenso  sehr  von  einander  abweichen,  wie  die  Blätter  von  Camellie 
und  Oleanden  Die  gewöhnlichen  breiteren  Blätter  finden  sich  an  den 
älteren  Aesten  und  deren  Seitenzweigen.  Im  Herbste  bilden  sich  am 
untersten  Theile  des  Stammes  kräftige,  schnellwüchsige  Triebe, 
welche  auffallend  schmale  Blätter  tragen.  Diese  sind  im  Jugend- 
zustande kaum  breiter  als  der  Stengel  dick  ist,  dem  sie  fest  an- 
gedrückt sind.    Der  obere  Theil  der  Herbsttriebe  erscheint  dann 


559 

in  einer  Länge  von  0,2 — 0,5  m.  wie  eine  einfache  spitzige  Ruthe; 
durch  diese  Gestalt  sind  jene,  elastischen  Sonden  vergleichbaren, 
Triebe  ausserordentlich  befähigt,  sich  durch  dichtes  Geäst  und 
Blätterwerk  hindurchzuarbeiten.  Ihre  jungen  Blätter  werden  in- 
dess  allmälig  grösser  und  breiter;  sie  ändern  dann  (wenn  sie  also 
0,2 — 0,5  m.  unter  der  äussersten  Spitze  stehen)  binnen  sehr  kurzer 
Zeit  ihre  aufrechte  Stellung  in  eine  völlig  wagerechte  um,  so 
dass  sie  dem  aufstrebenden  Schösslinge  im  Gezweige  als  Stützen 
dienen  und  sein  Herabsinken,  welches  in  Folge  der  eigenen 
Schwere  eintreten  würde,  verhüten  können.  An  stärkeren  Exem- 
plaren der  Periploca  zeigen  die  Herbsttriebe  keine  Neigung  zu 
winden,  was  an  schwächeren  der  .Fall  ist.  Die  Maasse  der  aus- 
gewachsenen Blätter  von  Periploca  sind  etwa  folgende: 
Blätter  der  älteren  Aeste  12  cm.  lang,  8  cm.  breit; 
„  jüngerer  Seitenzweige  8  „  „  4  „  „ 
„       der  Herbsttriebe  12     „       „      3    „        „    . 

Die  Blattbreite  der  Sommerblätter  verhält  sich  somit  zu  der  der 
Herbstblätter  bei  gleicher  Länge  wie  8  zu  3. 

2.  Vitis  spec.  Die  Zweigspitzen  der  verschiedenen  Ileben- 
arten  sind  stets  hakenförmig  gekrümmt.  Der  Vortheil,  welchen 
diese  Eigenthümlichkeit  einer  Kletterpflanze  bringt,  deren 
schwankende  Zweige  nach  einem  Anhalt  suchen,  ist  augenschein- 
lich und  ist  bereits  hinlänglich  gewürdigt  worden.  Weniger  bekannt 
ist  es  dagegen,  dass  die  äusserste,  nach  abwärts  gebogene  Spitze 
der  Rebenzweige  stets  flachgedrückt  ist.  Die  so  gebildete 
Fläche  schneidet  eine  durch  den  Bogen  des  Zweiges  gelegte  Ebene 
im  rechten  Winkel.  Die  jungen  Blätter,  welche  sich  au  der 
äussersten  Zweigspitze  entwickeln,  legen  sich  so,  dass  ihre  Spreite 
fast  in  derselben  Ebene  liegt,  wie  die  flachgedrückte  Zweigspitze. 
Der  Nutzen  dieser  Eigenthümlichkeit  besteht  offenbar  darin,  dass 
der  Raum  zwischen  dem  aufsteigenden  und  dem  absteigenden 
Theile  des  Zweigspitzenbo'gens  völlig  frei  bleibt,  so  dass  keine 
hineinragenden  Blätter  die  Umfassung  fremder  Zweige  durch 
jenen  Bogen  hindern.  Andererseits  ist  aber  die  absteigende  Spitze 
auch  nach  aussen  zu  völlig  frei  von  abstehenden  Blättern,  ein 
Umstand,  der  ihrer  Beweglichkeit  sehr  zu  Gute  kommt. 

3.  Ampelopsis  hederacea  Mchx.  Auch  diese  Art  hat 
etwas  zusammengedrückte  Zweigspitzen,  an  denen  die  jungen 
Blätter  und  Ranken  durch  grosse  Nebenblätter  eingeschlossen 
werden,  so  dass  der  Bogen  der  Zweigspitzen  eben  so  frei  ist, 
wie  bei  den  verwandten  Vitis-Arten.  —  Bemerkenswerther  ist  bei 
Ampelopsis  das  Vorkommen  zweier  verschiedener  Varietäten, 
welche  abweichend  gebildete  Ranken  besitzen.  Die  eine  Form, 
welche  ich  var.  dumetorum  nennen  möchte,  besitzt  Ranken, 
welche  in  3-5,  gewöhnlich  in  4  Spitzen  endigen.  Dieselben 
verhalten  sich  genau  ebenso  wie  die  Ranken  von  Vitis  vinifera, 
Labrusca,  vulpina  u.  s.  w.,  abgesehen  davon,  dass  die  Vitis- 
Ranken  in  der  Regel  nur  zweispitzig  sind.  Sie  schlingen  sich 
um  Aeste,  Zweige,  Blattstiele,  Drath  u.  s.  w.,  besitzen  aber  nicht 
die  Fähigkeit,  der  Pflanze  beim  Erklimmen  von  Mauern  behülflich 


560 

zu  sein.  Bringt  man  die  Ranken  dieser  var.  dumetorurnjin 
eine  Mauer,  so  legen  sie  sich  nicht  an  dieselbe  an.  —  Ganz  an- 
ders verhalten  sich  die  Ranken  der  zweiten  Form,  welche  ich 
var.  murorum  nennen  will.  Sie  sind  erheblich  stärker  sympodial 
verzweigt  und  haben  in  der  Regel  G  bis  10  kurze,  fast  zweizeilig 
gestellte  Spitzen,  welche,  sobald  sie  eine  Mauer  berühren,  kolbig 
anschwellen  und  sich  durch  Saugscheiben  festheften;  diese  Form 
ist  in  der  l)ahnbrechenden  Arbeit  Darwin's  über  die  Kletter- 
pflanzen im  Journ.  Linn.  soc,  Bot.,  IX  (1865),  p,  84if.  genau  be- 
schrieben worden.  Die  Ranken  dieser  Form  besitzen  nur  in  sehr 
geringem  Maasse  die  Fähigkeit,  sich  um  Zweige  oder  Drath  zu 
schlingen.  Ich  habe  beide  Formen  neben  einander  an  einer  mit 
einem  Dratljgitter  bekleideten  Mauer  gezogen;  die  var.  dumetorum 
hat  sich  durch  ihre  um  den  Drath  geschlungenen  Ranken,  die 
var.  murorum  dagegen  ausschliesslich  durch  ihre  an  die  Mauer 
gehefteten  Saugscheiben  emporgearbeitet. 

Die  beiden  Formen  weichen  auch  in  den  Blättern  etwas  von 
einander  ab,  so  dass  AI.  Jordan  sie  ohne  Zweifel  für  verschiedene 
Arten  erklären  würde.  Es  sind  nämlich  bei  der  var,  murorum 
die  besonderen  Stiele  der  Blättchen  beträchtlich  länger,  als  bei 
der  var.  dumetorum,  ein  Verhältniss,  welches  namentlich  an 
jüngeren  Blättern  sehr  auifallend  ist.  Ferner  pflegt  die  Basis 
der  Blättchen,  namentlich  der  äusseren,  bei  der  var.  murorum  mehr 
gerundet,  bei  der  var.  dumetorum  mehr  keilig  zu  sein;  auch  ist 
das  junge  Laub  der  ersten  Form  mehr  roth  gefärbt.  —  Diese 
Unterschiede,  welche  sich  an  den  von  mir  cultivirten  Pflanzen 
sehr  scharf  ausprägen ,  sind  allerdings  nicht  an  allen  andern 
Stöcken  in  gleicher  Weise  entwickelt.  Ich  habe  an  Exemplaren 
der  var.  dumetorum  zuweilen  einzelne  schwache  Saugscheiben 
gesehen,  während  ich  mich  vergebens  bemüht  habe,  meine 
eigenen  Pflanzen  zur  Bildung  derselben  zu  veranlassen.  Andrer- 
seits habe  ich  auch  Ranken  der  var.  murorum  gesehen,  welche 
sich  fester  um  Zweige  gewickelt  hatten,  als  sie  es  an  meinen 
Exemplaren  vermochten.  Ebenso  sind  auch  in  der  Blattbildung 
Mittelformen  vorhanden.  Die  beiden  Typen  sind  somit  zwar 
nicht  stieng  geschieden,  entfernen  sich  aber  in  ausgeprägter 
Gestalt  durch  erhebliche  Unterschiede  ziemlich  weit  von  einander. 
Es  ist  jedenfalls  merkwürdig,  dass  zwei  so  nahe  verwandte 
Pflanzenformen,  die  man  bisher  nicht  einmal  als  Varietäten  unter- 
schieden hat,  in  ihren  das  Klimmen  ermöglichenden  Organen 
so  wesentliche  Abweichungen  zeigen.  Es  liegt  hier  ein  augen- 
scheinlicher Fall  von  Functionswechsel  der  Ranken  vor,  untrennbar 
verbunden  mit  morphologischen  Abänderungen.  Betrachtet  man 
die  beiden  Formen  als  beginnende  Arten,  so  scheint  es  klar 
zu  sein,  weshalb  sich  in  diesem  Falle  aus  der  Stammart  nicht 
etwa  zahlreiche  Abarten ,  sondern  nur  zwei  distincte  Typen 
herauszubilden  streben.  Der  eine  Typus  ist  zum  Klimmen  in 
Gebüschen,  der  andre  zum  Erklettern  von  hohen  Baumstämmen, 
Felsen,  Mauern  u.  s.  w.  befähigt.  W.  0.  Focke. 


Neunter  Jahresbericlit 


des 


natnri  issensclaftlicben  ?ereines 


zu 


BREMEN. 


FUr  das  Gesellschaftsjahr  vom  April  1873 

bis  Ende  März  1874. 


O^G-^S>.ai&'Je>K5?S2ii2>^'I>-^>^ — - 


BREMEN. 

C,   Ed.    M.ÜLLER. 
1874. 


Hoclioelirte  Herren! 


Mit  vollem  Bedachte  legen  die  Statuten  unseres  Vereines  dem 
Vorstande  die  Verpflichtung  auf,  am  Schlüsse  jedes  Vereinsjahrcs 
einen  Bericht  über  die  Thätigkeit  des  Vereines  in  dem  abgelaufenen 
Jahre  zu  erstatten.  In  einem  solchen  Berichte  werden  die  Be- 
strebungen und  Arbeiten  des  abgeschlossenen  Zeitraumes  noch  einmal 
von  einem  gemeinschaftlichen  Gesichtspunkte  aus  betrachtet,  neue 
Ziele  und  Wünsche  für  die  Zukunft  dem  Blicke  erschlossen. 

Indem  ich  mich  anschicke,  dieser  erfreulichen,  mir  obliegenden 
Pflicht  nachzukommen,  treten  in  erster  Linie  die  Vorträge  hervor, 
welche  Herr  Professor  Karl  Kraut  aus  Hannover  im  abgelaufenen 
Winter  in  unserm  Kreise  gehalten  hat.  Wir  haben  durch  dieselben 
ein  ganz  eigenartiges  Unternehmen  begonnen.  Zum  ersten  Male 
wurde  in  unserer  Stadt  von  einem  bedeutenden  Gelehrten  ein  Ab- 
schnitt der  Wissenschaft  nach  ihrem  heutigen  Stande  in  zusammen- 
hängenden Vorträgen  dargelegt  und  so  nicht  allein  den  der  Chemie 
noch  Fernestehenden  ein  neues  Gebiet  des  Wissens  erschlossen, 
sondern  auch  denen,  welche  sich  schon  früher  mit  dieser  Wissenschaft 
beschäftigt  hatten,  Gelegenheit  gegeben,  ihre  Kenntnisse  aufzufrischen 
und  die  neuesten  Entdeckungen  kennen  zu  lernen.  Sie  wissen  bereits, 
dass  uns  dies  Unternehmen  nur  durch  die  seltene  Uneigennützigkeit 
und  Hingabe  des  Herrn  Prof.  Kraut  möglich  geworden  ist  —  aber 
erst  im  Laufe  des  Winters  haben  wir  eingesehen,  ein  wie  grosses 
Opfer  an  Zeit  und  Kraft  derselbe  uns  dadurch  gebracht  hat.  Es 
wäre  unnütz,  hier  noch  ein  besonderes  Wort  der  Anerkennung  über 
den  Erfolg  der  Vorträge  zu  sagen j  dieselben  werden  ja  allen  Zu- 
hörern gewiss  unvergesslich  bleiben.  Wohl  aber  benutzen  wir  auch 
diese  Gelegenheit,  um  Herrn  Professor  Kraut  nochmals  unsern  herz- 
lichsten Dank  auszusprechen. 

Von  den  übrigen  Erlebnissen  unseres  Vereines  hebe  ich  sodann 
eine  festliche  Feier  hervor,  welche  uns  am  26.  August  v.  J.  vereinigte. 
Es  galt  der  Vorfeier  des  fünfzigjährigen  Doctorjubiläums  unseres  all- 
verehrten Seniors,  des  Herrn  Professor  Scherk.  Der  Jubilar  beging 
diese  Feier  in  seltener  geistiger  Frische;  lassen  Sie  uns  hoffen,  dass 
ihm  dieselbe  noch  lange  ungeschwächt  erhalten  bleibe,  und  dass  er 
noch  oft  unsere  Versammlungen  durch  seine  geistvollen  Mittbeilungen 
beleben  möge. 

1* 


Aber  auch  von  schweren  Verlusten  ist  unser  Kreis  nicht  frei 
geblieben.  Ich  erwUhnc  zuerst  das  Hinscheiden  des  Herrn  Scminar- 
üircctor  August  Lüben,  der  seit  der  Gründung  des  Vereines  dem 
Vorstande  desselben  angehörte.  War  er  auch  durch  vielfache  amt- 
liche Geschäfte  und  anderweitige  literarische  Arbeiten  verhindert,  häufig 
in  unserm  Kreise  zu  erscheinen,  so  verfolgte  er  doch  unser  Streben 
mit  der  regsten  Thcilnahme,  und  wir  wissen,  dass  seine  sonstige 
Thätigkeit  uns  sowohl  durch  die  von  ihm  herangebildeten  Schtller, 
als  auf  dem  Gebiete  der  Methodik  vielfach  zu  Gute  kam.  Er  wurde 
am  27.  October  v.  J.  durch  einen  unerwartet  raschen  Tod  seiner 
irdischen  Wirksamkeit  entrissen.*)  —  Weiter  gedenken  wir  der  andern 
uns  durch  den  Tod  entrissenen  Mitglieder  mit  herzlicher  Theilnahme, 
nämlich  der  Ilcrren  Apotheker  Tool  sen.,  J.  A.  Castcndyk,  Joh.  Boll- 
mann,  und  des  so  früh  dahingeschiedenen  Herrn  Baurath  Exner. 

Unsere  Mitgliederzahl  hat  sich  nicht  unbedeutend  vermehrt;  sie 
beträgt  jetzt  400  hiesige  und  1  IG  auswärtige,  gegen  360  hiesige  und 
102  auswärtige  am  Schlüsse  des  achten  Vereinsjahres;  von  den  aus- 
wärtigen leben  95  in  Deutschland,  die  tlbrigen  im  Auslande.  Auch 
die  Zahl  der  lebenslänglichen  hiesigen  Mitglieder  hat  sich  in  erfreu- 
licher Weise  von  31**)  auf  47  vermehrt.  Wir  müssen  freilich  den 
Wunsch  aussprechen,  dass  ihre  Anzahl  noch  bedeutend  wachsen 
möchte ;  denn  die  Beiträge  derselben,  welche  statutengemäss  nicht  im 
laufenden  Haushalte  verwendet  werden  dürfen,  geben  unseren  Be- 
strebungen einen  sichern  Rückhalt  und  werden  uns  mit  der  Zeit  be- 
fähigen, die  uns  bevorstehenden  grossen  wissenschaftlichen  Aufgaben 
zu  lösen. 

Unser  Verein  hielt  im  abgelaufenen  Jahre  20  Versammlungen. 
Eine  derselben  war,  wie  bereits  erwähnt,  der  Feier  des  Jubiläums 
von  Herrn  Prof.  Scherk  gewidmet;  in  einer  andern  hielt  uns  Herr 
Dr.  Gustav  Radde  aus  Tiflis  einen  sehr  interessanten  Vortrag  über 
seine  Reisen  in  Sibirien  und  den  Amur-Ländern;  bei  dieser  Ver- 
sammlung wurden  wir  durch  die  Anwesenheit  der  Damen  unserer 
Mitglieder  erfreut.  Die  übrigen  Versammlungen  trugen  den  bekannten, 
bereits  bewährten  Character,  und  waren  fast  alle  in  sehr  erfreulicher 
Weise  besucht.  Besonders  zu  erwähnen  dürften  hier  wohl  noch  die 
Mittheilungen  des  Herrn  Friedrich  Ohlendorf  über  seine  von  hier 
aus  unter  Führung  des  Aeronauten  Herrn  Sivel  aus  Paris  unter- 
nommenen Luftreisen,  sowie  die  Vorträge  unseres  Ehrenmitgliedes, 
des  Herrn  Stadtbibliothekar  Dr.  Kohl  sein;  auch  ein  auswärtiges 
Mitglied,  Herr  Rcallehrer  Kohlmann  aus  Vcgesack,  erfreute  uns  wieder- 
holt durch  Mittheilung  von  Resultaten  seiner  malakologischen  Studien 


*)  Wir  würden  versucht  haben,  eine  Lebensskizze  des  Verstorbenen  ans  der 
Feder  eines  seiner  Schüler  für  unsere  Abhandlungen  zu  erhalten,  wenn  nicht  der 
Verstorbene  selbst  erst  ganz  kurz  vor  seinem  Ende  eine  Autobiographie  veröffent- 
licht hätte.    Es  ist  dies  die  Schrift: 

August  Lüben.    Sein  Leben  und  seine  Schriften.    Von  ihm  selbst  beschrieben. 
(Mit  dem  Bildnisse  August  Lüben's).     Leipzig.     Friedrich   Brandstetter. 
1873.     (Separatabdruck  aus:  Die  Volksschule  des  XIX.  Jahrhunderts  in 
Biographieen  hervorragender  Schulmänner). 
**)  Nicht  30,  wie  im  vorigen  Jahresberichte  angegeben,  wo  Herr  Julias  Hilde- 
brand, ein  langjähriger  Freund  unseres  Vereines,  aus  Versehen  ausgelassen  war. 


■X- 


und  eröffnete  uns  zugleich  die  erfreuliche  Aussicht,  dass  wir  von  ihm 
bald  eine  Fauna  der  Weichthiere  unserer  Umgegend  zur  Veröffent- 
lichung erhalten  werden.  —  Durch  die  verbesserten  Eisenbahnver- 
bindungen wurde  überhaupt  unsern  auswärtigen  Mitgliedern  die  Theil- 
nahme  an  unsern  Bestrebungen  sehr  erleichtert,  und  so  haben  wir 
denn  namentlich  die  Freude  gehabt,  dass  die  Vorlesungen  des  Herrn 
Professor  Kraut  von  einer  grössern  Anzahl  von  Herren  aus  Vegesack 
und  Bremerhaven  regelmässig  besucht  wurden. 

Die  Angelegenheit  der  naturhistorischen  Sammlung  und  Bibliothek 
(welche  beide  wir  früher  so  lebhaft  gepflegt  haben)  ist  im  abgelaufenen 
Jahre  noch  nicht  von  Neuem  geordnet  worden,  wenn  auch  von  den 
Behörden  unseres  Staates  definitiv  Beschluss  über  die  Herstellung 
neuer  Räume  gefasst  wurde.  Wir  haben  deshalb  unsere  Anschaffungen 
auf  diesem  Gebiete  naturgemäss  auf  die  Fälle  wirklichen  Bedürfnisses 
einzelner  Gegenstände  oder  Bücher  beschränkt.  —  Desto  lebhafter 
haben  wir  eine  andere  wichtige  Seite  unseres  Vereinslebens:  die 
Herausgabe  der  Abhandlungen,  gefördert.  Wir  konnten  Ihnen  gegen 
Weihnachten  das  stattliche  Schlussheft  des  dritten  Bandes  gleichzeitig 
mit  der  Beilage  Nr.  3  vorlegen.  Jetzt  erhalten  Sie  zusammen  mit 
diesem  Jahresberichte  das  erste  Heft  des  vierten  Bandes,  dem  noch 
im  Laufe  des  Sommers  das  umfangreichere  zweite  Heft  folgen  wird. 
Ich  spreche,  sicher  in  Ihrer  Aller  Namen,  hier  allen  Herren,  welche 
zur  Herstellung  der  Abhandlungen  beigetragen  haben,  unsern  wärm- 
sten Dank  aus.  —  Um  die  Verbreitung  der  beiden  ersten  Bände 
dieser  Schriften  unter  unsern  Mitgliedern  zu  fördern,  hat  der  Verein 
am  3.  März  d.  J.  beschlossen,  dass  dieselben  von  jetzt  an  an  Mit- 
glieder bei  directem  Bezüge  von  unserm  correspondirendcn  Schrift- 
führer zum  halben  Ladenpreise,  also  Band  I  zum  Preise  von  3  Mark, 
Band  II  zum  Preise  von  4  Mark  50  Pf ,  bezogen  werden  können.  — 
Unsere  Verbindungen  mit  auswärtigen  Gesellschaften  haben  uns  auch 
im  abgelaufenen  Jahre  zahlreiche  werthvoUe  Schriften  zugeführt;  die 
Zahl  der  Gesellschaften,  mit  denen  wir  in  Schriftentausch  stehen,  ist 
indessen  nur  um  wenige  gewachsen;  es  sind  dies  folgende: 

Brüssel,  Sociötö  royale  Linneenne. 

Göttingen,  anthropologischer  Verein. 

Montpellier,  Academie  des  sciences  et  lettres. 
Die  Gesammtzahl  dieser  Gesellschaften  beträgt  jetzt:  177,  dar- 
unter sind  deutsche :  87,  im  übrigen  Europa:  66,  in  den  andern  Welt- 
theilen  24.  —  Durch  rege  Förderung  unserer  Vereinsschriften  werden 
wir  uns  nicht  allein  eine  ehrenvolle  Stellung  unter  den  deutschen 
wissenschaftlichen  Gesellschaften  sichern,  sondern  auch  uns  dem  uns 
vorschwebenden  Ziele:  der  Mittelpunkt  der  naturwissenschaftlichen 
Bestrebungen  im  nordwestlichen  Deutschland  zu  werden,  mehr  und 
mehr  nähern. 

Von  andern  Seiten  unseres  Vereinslebens  erwähnen  wir  der 
Humboldt-Studien  unseres  auswärtigen  Mitgliedes,  des  Herrn  Minister- 
Residenten  Dr.  Schumacher  zu  Bogota,  welche  wir  nach  besten  Kräften 
gefördert  haben.  —  Dem  hiesigen  landwirthschaftlichen  Vereine  konnten 
wir  bei  der  wichtigen  Frage  nach  der  Abstammung  von  Raupen, 
welche  einen  grossen  Thcil  des  Graswuchses   im  Blocklandc   zerstört 


«    8 


I 


I.  Hiesige. 

a)   lebenslängliche. 


1)  Achelis,  J.  C,  Consul,  Kaufmann. 

2)  Acheiis,  Friedr.,  Kaufmann. 

3)  Arndt,  J.  C    D.,  Makler. 

4)  Barkhausen,  Dr.,  H.  F.,  Arzt. 

5)  Bollmann,  Mart.,  Kaufmann. 

6)  Borsdurff,  C.  E.,  Kaufmann. 

7)  Buchenau,  Dr.,  F.,  Professor. 

8)  Corssen,  F.,  Kaufmann. 

9)  Dreier,  Com.,  Kaufmann. 

10)  Dreier,  Dr.,  J.  C.  H.,  Arzt. 

11)  Duükwitz,  Bürgermeister,    Dr ,   A., 
Kaufmann. 

12)  Fehrmann,  C(nsul,  Kaufmann. 

13)  Focke,  Dr.,  Eh.,  Arzt. 
i4)  Fockc,  Dr.,  G.  W.,  Arzt. 

15)  Fockc,  Dr.,  W.  O.,  Arzt. 

16)  Fuhrken,  C,  Kaufmann. 

17)  Gildemeister,  Math.,   Kaufmann. 

18)  GiMemeister,  M.  W.  E.,  Kaufmann. 

19)  llackfehl,  Ueinr.,  Kaufmann. 

20)  Hildebrand,  Jul.,  Kaufmann. 
21}  Ilunckel,  Wilh.,  Lithograph. 

22)  Hütterott,  Theod.,  Kaufmann. 

23)  Jahns,  J.  F.,  Pelzhändler. 

24)  Kapff,  L.,  V.,  Kaufmann. 

b)    der 

48)  Adam,  W.,  Kaufmann, 

49)  Adami,  J.,  Consul,  Kaufmann. 
50}  Albers,  J.  A.,  Consul,  Kaufmann. 

51)  Albers,  G.  W.,  Senator,  Dr.,  Jurist. 

52)  Alberti,  II.  Fr.,  Kaufmann. 

53)  Albrecht,  G.,  Kaufmann. 

54)  Ankcrsmit,  A.,  Kaufmann. 

55)  Arens,  J,  T.,  Kaufmann. 

56)  Arndt,  C,  Kupferschmied. 

57)  Aselmcyer,  Julius,   Kaufmann. 

58)  Averbeck,  II.,  Dr.,  Arzt. 

59)  Backhaus,  Wilh.,   Kaufmann. 
üOj  Bartels,  Carl,  Kaufmann. 

61)  Becker,  F.  G.,  Bauiuspector. 

62)  Becker,  Th.,  Kaufmann. 

63)  Benque,  W.,  Obergärtner. 

64)  Bellstedt,  J.,  Zimmermeister. 

05)  Bergfeld,  G.,  Juwelier. 

06)  Bergmann,  F.  W.,   Lehrer. 

67)  Betke,  Dr.,  Arzt. 

68)  Bischoff,  H  ,  Kaufmann. 

69)  Bitter,  Philipp,  Kaufmann. 

70)  Blum,  J.  H.,  Friseur. 

71)  Bockelmann,  J.  F.,  Kaufmann. 

72)  Böse,  Joh.,  Lehrer. 

73)  Büsmann,  C.  L.,  Kaufmann. 

74)  Bortfeld,  L.  F.  C,  Hutfabrikant. 

75)  Blothner,  0.,  Kaufmann. 

76)  Brautlecht,  Kaufmann. 

77)  Breusing,    J.  A.  A.,  Dr.,    Director 
der  Navigationsschule. 

78)  Brinkmann,  A.,  Lehrer. 

79)  Buchmeyer,  F.  W.,  Uhrmacher. 


25)  Karioh,  C,  Kanstglrtaer. 

26)  Kindt,  Chr.,  Kaufmann. 

27)  Kottmeier,  Dr.,  J.  F.,  Arzt. 

28}  Leonhardt,    C.    H  ,    Inspector  der 
Gasanstalt. 

29)  Lange,  Job.,  jun.,  Schiffsbaumeitter. 

30)  Lindemeyer,  M.  C.,  SchulYorBteber. 

31)  Lorent,  Dr ,  £.,  Arzt. 

32)  Melchers,  C.Th.,  Consal,  Kaufmann. 
j  33)  Melchers,  H.  W.,  Kaufmann. 

,  34)  Nielsen,  A.  H.,  Kaufmann. 

35)  Noltenius,  F.  E.,  Kaufmann. 

36)  Plenge,  J.  H.  C,  Consul,  Kaufmann 
!  37)  Pletzer,  Dr.,  E.  F.  G.  H.,   Arat. 

I  38)  Kust,  J.  C,  Kaufmann. 

;  39)  Sattler,  Sigmund,  Kaufmann. 

!    iO)  Schäfer,  Dr.,  Th.,  Lehrer. 

I  41)  Scharfenberg,  C  ,  Consul,  Kaufmann. 

I  42)  Sengstack,  A.  F.  J..  Kaufmann. 

!  43)  Stadler.  Dr.,  L.,  Arzt. 

!  44)  Strube,  C.  11.  L  ,  Kaufmann. 

i5)  Victor,  F.  M.,  Kaufmann. 

i6)  de  Voss,  E.  W.,  Consul,  Kaufmann. 

47)  Weinhagen,H.F.,Senator,Kaufmann. 

zei  tige. 

I     80}  Caesar,  CA.,  Kaufmann. 

I     81)  Caesar,  G.,  Senator,  Dr.,  Jurist. 

I     82)  Castendyk,  Herm.,  Kaufmann. 

j     83)  Claussen,  H.,  Kaufmann. 

'     84)  Dannemann,  Georg,  Kaufmann. 

85)  Debbe,  C.  W.,  Schulvorsteher. 

86)  Deetjen,  Gustav,  Fabrikant. 
,     87)  Deiters,  Julius,  Kaufmann. 

88}  Deiters,  W.,  Kaufmann. 
I     89)  Depkcn,  Job.,  Landwirth. 

90)  Derkhiem,  Fr.,  Consul,  Kaufmann 

91)  Dieckmann,  E.  H.,  Kaufmann. 
92}  Dicrking,  IL  H.  B.,  Steuerdirector. 
93)  Dransfeld,  G.  J,  Kaufmann. 
9i)  Dreier,  Heinr.,  Lehrer. 

95)  Dreier,  J.  H.,  Lehrer. 

96)  Dubbers,  J.  C,  Kaufmann. 

97)  Duckwitz,  A.,  jun.,  Kaufmann. 

98)  Dyes,  L.  G.,  General-Consul. 
99}  Eberhardt,  L.  H.,  Kaufmann. 

100)  Ebhard,  C,  Tapetenhändler. 

101)  Eggers,  Aug.,   Kaufmann 

102)  Eggers,  Chr.,  Kaufmann. 

103)  Eggers,  Joh  ,  Kaufmann. 

104)  Ellinghausen,  C.  F.  H.,  Kaufmann. 

105)  Encke,  G.,  Particulier. 

106)  Engelken,  H.,  jun.,  Dr.,  Arzt. 

107)  Engelken,  H.  W.,  Architect. 

108)  Engelken,  P.  E.,  Apotheker. 

109)  Ernst,  Dr.,  Chemiker. 
110}  Feldmann,  A.,  Dr.,  Chemiker  und 

Fabrikant 
111)  Feising,  E.,  Uhrmacher. 


« 


112)  Feuerstein,  Bud.,  Kaufmann. 

113)  Finke,  A.  W.,  Kaufmann. 

114)  Finke,  D.,  Kaufmann. 

115)  Finke,  Detmar,  Kaufmann. 

116)  Finke,  H.  C,  Waarenmäkler. 

117)  Finsch,0.,Dr.,Conservat.a.Museum. 

118)  Fletcher,  G.,  Kaufmann. 

119)  Focke,  H.  T.,  Kaufmann. 

120)  Frickhöffer,  Pastor. 

121)  de  Fries,  Aug.,  Schulvorstohcr. 

122)  Fritze,  Rieh.,  Kaufmann. 

123)  Gämlich,  A.,  Kaufmann. 

124)  Gaetjens,  Gottfr.,  Kaufmann. 

125)  Gärtner,  A.  Th.,  Dr.,  Lehrer. 

126)  Geerken,  L.,  Capitain  und  Agent. 

127)  Gerdes,  S.,  Consul,  Kaufmann. 

128)  Geyer,  Carl,  Kaufmann. 

129)  Gildemeister,  D.,  Kaufmann. 

130)  Gildemeister,  H.,  Kaufmann. 

131)  Göring,  G.  W.,  Dr.,  Arzt. 

132)  GouUon,  F.,  le,  Kaufmann. 

133)  Grave,  F.,  Bürgerm.,  Kaufmann. 

134)  Graeven,  P.  A.  C.,  Kaufmann. 

135)  Gröning,  Heinr.,  Senator  Dr.,  Jurist. 

136)  Gröning,  Herrn., Senator  Dr.,  Jurist. 

1 37)  Gromm^,  H.  L  ,  Kaufmann. 

138)  Grunewald,  H,  B.,  Maler. 

139)  Grote,  Herrn.,  Kaufmann, 

140)  Güttich,  C.O.F.,Telegrapheninspect. 

141)  Haarstick,  Ph.,  Sanitäts-Chemiker. 

142)  Hach,  H.  Th.,  Dispacheur. 

143)  Hachez,  Emil,  Kaufmann. 

144)  Hackethal,  L.,  Eisenbahn-Secret. 

145)  Hagemeyer,  J.  G.,  Kaufmann. 

146)  von  Halem,  G.  A.,  Buchhändler. 

147)  Halenbeek,  L.,  Lehrer. 

148)  Häpke,  L.,  Dr,,  Lehrer. 

149)  Hampe,  Ed.,  Buchhändler. 

150)  Hansing,  W.  L.,  Kaufmann. 

151)  Hartlaub,  C.  J.  G.,  Dr.,  Arzt. 

152)  Hauschild,  H.  M.,  Buchdrucker. 

153)  Hegeler,  H.  C,  Kaufmann. 

154)  Heinecke,  Franz,  Gärtner. 

155)  Heineken,  Joh.,  Kaufmann. 

156)  Heins,  Job.,   Kunst-  und  Handels- 
g&rtner. 

157)  Heinsius,  M.,  Buchhändler. 

158)  Herbst,  Wilh.,  Zahnarzt. 

159)  Herzog,  L.  C,  Photograph. 

160)  Heymann,  C,  Opticus. 

161)  Hildebrandt,  Fr.,  Lehrer. 

162)  Hille,  A.,  Lehrer. 

163)  Hörn,  W ,  Gasinspector. 

164)  Hörn,  W.,  Dr.,  Arzt. 

165)  vonHunteln,  J.H.D.,Wa8serschout. 

166)  Hurm,  J.  F.  G.,  Kaufmann. 

167)  Janson,  J.  A.  N.,  Schulvorsteher. 

168)  Jantzen,  H.  C.F.,  Schneidermeister. 

169)  Ichon,  Th.,  Kaufmann. 

170)  Ichon,  W.,  Kaufmann. 

171)  Jungk,  Justus,  Kaufmann. 

172)  Kahrweg,  H.  W,  Kaufmann. 

173)  von  Kapfi',  J.  W.  A.,  Kaufmann. 


174)  Keysser,  C,  B.,  Apotheker. 

175)  Kiesselbach,  S.T.,  Richt.,Dr.,  Jurist. 

176)  Kippenberg,  A.,  Schulvorsteher. 

177)  Kirchhofe,  G.,  Makler. 

178)  Klatte,  Beruh.,  Privatmann. 

179)  Klingenberg,  C.  J.,  Schiffsmakler. 

180)  Klemm,  Friedr.,  Dr ,  Lehrer, 

181)  Knoop,  G.  M.,  Cigarrenfabrik. 

182)  Koch,  J.  D.,  Kaufmann. 

183)  Köhnholz,  O,  A.,  Kaufmann. 

184)  Köncke,  J.  D.,  Kaufmann. 

185)  Köster,  J.  C,  Lehrer. 

18G)  Kottmeier,  C,  Senator,  Dr.,  Jurist. 

187)  Kuhsieck,  C,  Lehrer. 

188)  Kuhsiek,  J.  G.,  Schulvorsteher. 

189)  Kunth,  F.  F.,  Waarenmäkler. 

190)  Kupsch,  J.  H.,  Architect. 

191)  Küster,  Georg,  Kaufmann. 

192)  Lahusen,  W.  H ,  Apotheker. 

193)  Lammers,  A.,  Dr.,  Redacteur. 

194)  Lamotte,  H.  K.,  Kaufmann. 

195)  Lampe,  H.,  Dr.,  Jurist. 

196)  Lauprecht,  A.,  Kaufmann. 

197)  Leonhardt,  C.  L.,  Dr.,  Arzt. 

198)  Lichtenberg,  R.,  Kaufmann. 

199)  Liebig,  F.,  Stellmacher. 

200)  Lindeman,  M.,  Dr.,  Stenograph. 

20 1 )  Lindstädt,  Fr.,  Instrumentenmacher. 

202)  von  Lingen,  H.,  Dr.,  Secretär. 

203)  Linne,  H.,  Kaufmann. 

204)  Lohmann,  J.  G.,  Kaufmann. 

205)  Löning,    G.  A.,    Dr.,   Regierungs- 
Secretair. 

206)  Löning,  J.  F.  W.,  Aelt.,  Kaufmann. 

207)  Loose,  A.,  Dr.,  Arzt. 

208)  Lüdcke,  C,  Kaufmann. 

209)  Lüdeke,  J.  H. ,  Kaufmann. 

210)  Lüderitz,  Ad.,  Kaufmann. 

211)  Lüderitz,  Louis,  Kaufmann. 

212)  Lürman,  Heinr.,  Kaufinann. 

213)  Lürman,  Senator,  Dr.,  Jurist. 

214)  Manchot,  C,  Dr.,  Pastor. 

215)  Martens,  H.,  Dr.,  Lehrer, 

216)  Martin,  W.,  Lehrer. 

217)  Marwede,  C.  Fr.,  Kaufmann. 

218)  Mecke,  G.,   Kaufmann. 

219)  Meier,  H.  H.,  Consul,    Kaufmann. 

220)  Meinertzhagen,  £.,  Dr.,  Notar. 

221)  Meissner,  R.,  Baumeister. 

222)  Menke,  Werner,  jun.,    Kaufmann. 

223)  Menke,  Johann,  Kaufmann. 

224)  Menkens,  H.,  Lehrer. 

225)  Meyer,  A  ,  jun.,  Kaufmann. 

226)  Meyer,  A.  H.,  Thierarzt, 

227)  Meyer,  G.  E.,  Dr. ,  Arzt. 

228)  Meyer,  H.  F.,  Lehrer. 

229)  Meyer,  Ludwig,  Kaufmann. 

230)  Meyer,  H,  W..  Musikalienhändler. 

231)  Meyer,  M.,  Makler. 

232)  Messer,  Carl,  Lehrer. 

233)  Misegaes,  A.  F.,  Kaufmann. 

234)  Mohr,    C.  F.  G.,    Bürgerm.,    Dr., 
Jurist. 


12 


15)  Vegcsack:    Hermaan,  Dr.,  Beallehrer. 

16)  ,  Jülfs,  C,  NaTigationslehror, 

17)  n  Kohlmann,  B.  M.,  Reallehrer. 

18)  ,  Kreuch,  H.,  Lehrer. 

19)  f,  Lange,  Job.  (L.),  Schiffsbanmeiiter. 

20)  „  Stümcko,  Apotheker. 

21)  .  Wilmans,  Dr.,  Arzt. 


b)  Im  Herzogthnm   Oldenburg. 

Abbehausen:  Chemnitz,  Dr.,  Arzt. 

9  Wellmann,  Lehrer. 

Altencsch:  Engelhardt,  Lehrer. 
Brake:  Mahlstedt,  Lehrer. 
Delmenhorst:  v.  Harbou,  Dr.,  Arzt. 

9  Roggcmann,  Lehrer. 

Dcdesdorf:  Kirchner,  A.,  Apotheker. 
Diedrichsfeld  b.  Oldbg. :  Hake,  Aug.,  Laadwirth. 
Elsflcth :  Prcuss,  W.  G ,  Navigationslehrcr. 
Jever:  Qerdes,  Dr.  med. 

Neuende  b.  Wilhelmshaven:  Siegismund,  Dr.,  Arzt. 
Oldenburg:  Bcntfeldt,  IL,  Seminar-Inspector. 

„  Mundcrloh,  H.,  Lehrer. 

„  Schleifer,  Dr.,  Arzt. 

Rodenkirchen  in  Butjadingen:  Schmidt,  Lehrer. 
Sandhausen  bei  Hasbergen:  Schmidt,  Lehrer. 
Varel:  Böckeier,  Otto,  Privatmann. 
„       Dugend,  Apotheker. 

c)    Provinz  Hannover. 
40)  Aurich:  Rassau,  Apotheker. 


22 
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69 

70 


Baltrum:  Siebcls,  Lehrer. 

Celle:  Nöldeke  (L.),  Oberappell. -Rath. 

Fürstenau:  Lange,  Günther,  Pastor. 

Q  Rump,  Aug.,  jun.,  Apotheker, 

fl  Rump,  Fr.,  Bürgermeister. 

Hagen  b.  Stubben:    Appelkamp,  R.,  Secretür  des  landwirthschaftl.   Vereins. 

„        Reupke,  Apotheker,  Präsident  des  landwirthschaftl.  Vereins. 
Hannover:  Grelle,  Dr.,  Professor. 
Hemelingen:  Wattenberg,  Dr.,  Arzt. 
Hildesheim:  Strandes,  A.,  Oberpostsecretär. 
Horncburg:  Rabbc,  F.,  Apotheker. 
Lauenstein  b.  Salzhemmendorf:  Wöbencr,  Kaufmann. 
Lcsnm:  Lüssenhop,  Lehrer. 
Osnabrück:  Peters,  W.,  Oekonomie-Secretär. 
Osterode:  Ahrens,  W.,  Dr.  phil. 
Papenburg:   Brandi,  Roctor. 
Rcchtenfleth:   Allmers.  Herm    (L  ),  Landwirth. 
Rotenburg  a /d.  Wümme:  Wattenberg,  Apotheker. 
Stade:  Alpers,  Seminarlehrer. 

„        Büttner,  G.,  Consist.  Seeretär. 

„        Eichstädt,  Fr.,  Apotheker. 

„        Fritsch,  Carl,  Gymnasiallehrer. 

„        Holtermann,  Senator. 

„        Kerrl,  Seminarlehrer. 

„        Koch,  Wilh.,  Buchhändler. 

„        Streuer,  Fr.  W.,  Gymnasiallehrer. 

ff        Tiedemann,  E  ,  Dr.  med. 

„        Wilckens,  H.,  üebungslehrer. 

„        Wyneken,  Job.,  Ober-Ger. -Anwalt. 
Thoener  bei  Hage  (Ostfr.):  Sundermann,  Fr.,  Lehrer. 


*     13    * 

71)  Münden,  Hana. :  Zabel,  Gartenmeister. 
7%)  Verden:  Holtermann,  Apotheker. 

73)  „        Lühmann,  W« 

74)  D        Sonne,  D.,  Bector  am  Gjmnasinm. 

75)  „        von  Staden,  Inspector. 

76)  Windhorst  bei  Bücken,  Amt  Hoya:  Castendyk,  Ferd.,  Landwirth. 

d)    Im   übrigen   Deutschland. 

77)  Bonn:  Stahlknecht,  Herrn.  (L.)^  Privatmann. 

78)  Bramsche  bei  Osnabrück:  Fiesbergen,  Gast.,  Dr.)  Arzt. 

79)  Brannschweig:  Behrens,  Stndent. 

80)  „  Bertram,  W.,  Pastor. 

81)  „  Steinmann,  G 

82)  Diedenhofen:  von  Nachtigal,  Oberst. 

83)  Flensburg:  Schäfer,  H.  W.,  Dr.  phil. 

84)  Flottbeck  bei  Altona:  Booth,  John  (L.),  Kanstgärtncr. 

85)  Hansberge,  Westphalen:  Braun,  G.,  Apotheker. 

86)  Jena:  Brüggemann,  F.,  Student. 

87)  Lanbach-Arensburg  bei  Lieh  in  Oberhessen:  Solms,  Fr.  zu  (L.),  Graf. 

88)  Leipzig:  Berlepsch,  Hans  zu^  Graf,  Stud.  camer. 

89)  Minden:  Banning  (L.),  Dr.,  Oberlehrer. 

90)  Stassfurt:  Frank,  A.,  Dr.,  Chemiker. 

91)  Steinbeck  in  Lippe-Detmold:  von  Lengerke,  H.  (L.),  Dr.,  Gutsbesitzer. 

92)  Strassburg:  Lorent,  Herm.,  Dr.,  Arzt. 

93)  Waren,  Mecklenburg:  Hörn,  Paul,  Apotheker. 

94)  Wiesbaden:   MüUer-Mecke,  H.,  Kaufmann. 

95)  Zöckeritz  bei  Bitterfeld:  Borggreve,  B.,  Dr.,  Prof.,  Königl.  Oberförster. 

e)   Im   ausserdeutschen  Europa. 

96)  Liverpool:  Prange,  Franz,  Kaufmann. 

97)  London:  Andresen  (L.),  Institutsvorsteher. 

98)  Neapel:  Mertens^  Rud«,  Kaufmann. 

99)  Petersburg:  Gromm^,  Georg  W.  (L.),  Kaufmann. 

f)  In   fremden  Welttheilen. 

Amerika. 

100)  Bahia:  Meyer,  L.  G.  (L ),  Kaufmann. 

101)  Baltimore:  Geyer,  Ed.,  Kaufmann. 

102)  9^  Lingen,  G.,  v«  (L.),  Kaufmann. 

103)  Baranquilla:  Merkel,  Karl  (L.),  Kaufmann. 

104)  Bogota:  Schumacher,  H.  A.  (L.),  Dr.,  Minister-Resident. 

105)  Bucaramanca:  Schrader,  Wilh    (L.),  Consul. 

106)  Durango:  Wilmans,  Rud.  (L.),  Kaufmann« 

107)  Lima:  Krüger,  Chr.,  Kaufmann. 

108)  Mexico:  Sengstack,  E.,  Kaufmann. 

109)  New-Orleans:  Wedemeyer,  Heinr.,  Kaufmann. 
HO)  New-Tork:  Heineken,  Gust.,  Kaufmann. 
111)  „  Koop,  Job.  (L.))  Kaufmann. 
i\2)          N           Kriege,  Fr.,  Kaufmann. 

113)  n  Müller,  John,  Kaufmann. 

114    Valparaiso:  Grimm,  Chr.,  Kaufmann. 

Asien. 

115)  CalcntU:  Smidt,  G.,  Kaufmann. 

116)  Shanghai:  Koch,  W.  L.  (L,).  Kaufmann. 


14 


Verzeiohniss  der  Vorträge. 


April    21.     Ilr.  Dr.  Kohl:    üeber  die   Geräusche  in   der   unorgwi- 

schen  Natur. 
Ilr.  Prof.  Buchenau:    Dr.  Herrn.  Müller's    Schrift  über 
die  Befruchtung  der  Blumen. 
Mai        5.     Ilr.  Dr.  G.  W.  Focke:  üeber  einige  neuere  Ergebnisse 

der  in  Bremen  angestellten  Untersuchungen  des  Brunnen- 
wassers. 
Ilr.  Ed.  Mohr:    Ucber  die  Aufgabe  der  deutschen  Ent- 

deckuiigsexpedition  nach  Ccntralafrika. 
Ilr.  Dr.  W.  0.  Focke:    lieber   die   geographische   Glie- 
derung Afrikas. 
„         10.     Ilr.  F.  W.  Buchmeyer:  Ueber  Haustelegraphen. 

Ilr.  Dr.    G.   Schneider,    Die   neueren    Ansichten    über 

das  Verhältniss  der  Sternschnuppen  zu  den  Kometen. 

Juni       0.     Ilr.    Reallehrer    Kohl  mann:     Ucber   Decollationen    an 

Schnecken. 
Ilr.  Dr.  Klemm:  Ueber  die  zoologischen  Ergebnisse  der 
Forschungen  der  Pommerania  in  der  Ostsee. 
„       30.     Ilr.  A.  de  Fries:    Ueber  Ozon  in  der  Nähe  der  Gradir- 

häusf  r. 
Ilr.  J.  Deiters:    Ueber  die  Züchtung  des  japanesischen 
Seidenspinners. 
Aug.     2G.     llr.  Professor  Buchenau:  Ansprache  zur  Feier  des  50- 
jährigen  Doctorjubiläums  des  Herrn  Prof.  Scherk. 
Ilr.  Professor  Scherk:    Rückblick  auf  die  Entwickelung 
der  Naturforschung  während  der  letzten  Jahrzehnte. 
Sept.      8.     Hr.  Professor  Scherk:  Secchi's  Beobachtungen  über  den 

Zusammenhang  von  Souucnfiecken   und  Polarlichtern. 
Hr.  Fr.  Ohlendorf:  Ueber  seine  am  7.  September  aus- 
geführte Luftreisc. 
yf       22.     Hr.  Fr.  Brüggemann:  üeber  die  Benachtheiligung  des 

Graswuchses  im  Blocklande  durch  Raupenfrass. 
Hr.  A.  de  Fries:  Ueber  Petroleum  aus  der  Gegend  von 

Peine. 
Hr.  Fr.  Ohlendorf:    Ueber    seine    am    21.    September 
ausgeführte  Luftreise. 
Octbr.    G.     Hr.  Dr.  G.  Ilartlaub:  Ueber  die  Versammlung  der  An- 
thropologen in  Wiesbaden. 
„      13.     Hr.  Dr.  G.  W.  Focke:    Mittheilungen    von    der  diesjäh- 

jährigen  Natnrforscherversammlung. 
Hr.  Professor  Buchenau:   Ueber  die  Bildung  von  Kar- 
toffeln innoilialb  der  Muttorknolle. 


15 


Novbr.    3. 


Dccbr,    1. 


15. 

28. 


Janr.    12. 


»  26. 

Febr.  9. 

März  2. 

„  IG. 


Hr.  Fr.  Ohlendorf:  Ueber  A.  Lüben's  Leben  und  Wirken. 
Hr.  R.  M.  Kohlmann,  Ueber  einige  interessante  Wcich- 

thiere  hiesiger  Gegend. 
Hr.  Dr.  Häpke:  Ueber  einige  neuere  geologische  Karten 

des  nordwestlichen  Deutschland. 
Hr.   Dr.   Hartlaub:    Ueber    einige  merkwürdige   fossile 

Vögel. 
Hr.  Dr.  G.W.  Focke:  Ueber  die  meteorologische  Station 

in  Bremen. 
Hr.  Dr.  Romberg:  Ueber  Ebbe  und  Fluth. 
Hr.  Dr.  Rad  de    aus   Tiflis:    Reiseerlebnisse    in    Sibirien 

und  am  oberen  Amur. 


n 


30. 


Hr.  Dr.  G.  Hartlaub:  Ueber  einige  neue  paläontolo- 
gischc  Entdeckungen  in  Amerika. 

Hr.  Dr.  W.  0.  Focke:  Ueber  die  Höhenkartc  des  Bre- 
mischen Gebiets. 

Hr.  Dr.  G.  W.  Focke:  Mittheilungen  von  der  Natur- 
forscherversammlung zu  Wiesbaden. 

Hr.  Dr.  J.  G.  Kohl:  Ueber  den  Einfluss  des  Wetters  auf 
die  menschliche  Cultur  und  die  Geschichte. 

Hr.  Prof.  Buchenau:  Ueber  Schmarotzerpilzo,  erläutert 
durch  die  Pilztafcln  von  Prof.  Ahles. 

llr.  Dr.  G.  W.  Focke:   Ueber  den  Bremer  Stadtgraben. 

Hr.  F.  Jahns:  Ueber  die  skandinavischen  Silugetbiere. 

Ilr.  Prof.  Scherk:  Ueber  die  Bestimmung  der  Parallaxe 
der  Sonne  beim  Durchgang  der  Venus. 

Ilr.  Dr.  B  reu  sing:  Ueber  die  scheinbare  Gestalt  des 
Himmelsgewölbes. 

Hr.  Dr.  W.  0.  Focke:  Ueber  die  Weser. 


Mai     19. 


Juni      9. 


JaU       3. 
Aug.  26. 


Geschenke  für  die  Bibliothek 


Die  Commission  zur  Erforschung  der  deutschen  Meere 
in  Kiel:  die  Expedition  zur  physikalisch-chemischen 
und  biologischen  Untersuchung  der  Ostsee  im  Sommer 
1871  auf  S.  M.  Avisodampfer  Pommerania. 

Hr.  Senator  C.  Hartlaub:  B.  Seemann,  Flora  Vitiensis, 
10.  (Schluss-)Lieferung. 

Die  Kaiserlich  brasilianische  Regierung:  Emm.  Liais, 
Climats,  göologie,  faune  et  geographie  botanique  du 
Brösil. 

Hr.  Prof.  Dr.  Nobbe,  Tharandt:  die  landwirthschaftlichen 
Versuchsstationen  XVI. 

Hr.  T.  Thorell,  Professor  in  Upsala,  sein  Werk: 
Remarks  on  synonyms  of  european  spiders. 


/ 


16    * 


Sept.  22.      Hr.  6.  R.  Prof.  Dr.  Ehrenberg,  Berlin :  Mikrogeologisehe 

Stndien. 
Hr.  Prof.  Dr.  Ferdinand  v.   Müller,   Melbourne:  Frag- 
menta  Phytographiae  Anstraliae  VII  (compl.)  VUI, 
Bogen  B— F. 
„       0.      Hr.  Prof.  Dr.  Grelle,  Hannover:  Elemente  einer  Theorie 

der  von  reellen  Yariabeln  abhängigen  Funktionen. 
^  Hr.    Prof.    Dr.    Herrn.    Karsten,    Schaffhausen:    Ueber 

'  Fäalniss  nnd  Gährang. 

„      1 3.      Ilr.  W.  li.  Koch,  Shanghai :  2  engl.  Schriften  über  China. 
Novbr.  3.      Department  ofagriculture,  Washington:  Report for  1871, 

1872. 
'  Doc.    15.      Ilr.   Rudolf   Mertens,    Neapel:    Palmieri,   Cronaca   del 

Vesuvio. 
Hr.  Dr.  Ax.  S.  Ulrich,  hierselbst:  seine  Schrift:  Patho- 
logie   und  Therapie    der   musculären    Rückgratsver- 
krümmungen. 


März     2.      Ilr.  Dr.  F.  G.  v.  Herder,   St.  Petersburg:   Periodische 

Eutwickelung  der  Freilandpflanzen  im  Kais,  botan. 
Garten  zu  Petersburg ;  Flora  der  Gebiete  des  rassischen 
Reiches  östlich  vom  Altai,  Monopetalae. 
Hr.  Prof.  Dr.  G.  Laube,  Prag:  Geologische  Beobach- 
tungen in  Süd-Grönland,  gesammelt  während  der 
Reise  der  „Hansa"  (Wiener  Sitzungsber.) 


Geschenke  für  die  Sammlungen. 


April   21.     Hr.  Heinr.  Hackfeld:    Waffen   und  verzierte  Walross- 
zähne von  den  Sandwich-Inseln. 
Hr.  Bau-Inspector  Becker:  Versteinerungen  aus  der  Ge- 
gend von  Hannover. 
Juni     30.     Hr.  Fr.  Ohlendorf:   Versteinerungen   aus   Korallenkalk 

bei  Hannover. 
Sept.      8.     Hr.  C.  Selb:  Kalksinter  aus  der  Höhle  von  Montesommano. 
Hr.  Dr.  G.  W.  Focke:   Mineralien  aus  der  Gegend  von 
Ragaz. 
Novbr.   3.     Hr.  G.  Rosenkranz:  monströse  Birnen. 
Decb.     1.     Die  Nordd.  Wollwäscherei-Gesellschaft:  Wollkletten. 

Hr.  Chr.  Papendieck:    einen  Tigerhai  und  eine  Säge 
vom  Sägefisch. 


17 


Janr.    12.     Hr.  G.  Gerdes:  ein  Alligatorei. 

Hr.  B.  H.  Engelhardt:  einen  Delphin-Embryo  in  Cognac. 
Hr.  Consul  Dr.  H.  Fockc  in  Hiogo:    einige  Hefte  japa- 
nesischer Abbildungen  von  Vögeln  und  Pflanzen. 
„      26.     Hr.  F.  M.  Vietor:    ein    Schwertfischkiefer  und   ein   von 

demselben  durchbohrtes  Stück  Schiffskupfer. 
Febr.     4.     Hr.  Consul    G.   A.   Schröder:    Wespennester    von   Da- 
ran quill  a. 
Hr.  Herrn.  Smidt:  Holzproben  und  Vogelbälgc  von  Ceram. 
März    16.     Hr.  Dr.  F  in  seh:  getrocknete  Pflanzen  aus  Colorado. 


Anschaffungen  für  die  Bibliothek. 


Koch,  Dendrologie  U,  1.  2. 

Pfeiffer,  nomenclator  botanicus  I,   12 — 163  H,  8 — 14. 

Stoehr,  allgemeines  deutsches  Vereius-Handbuch  I. 

Linnaei  flora  dalecarlica. 

Hampe,  flora  hercynica. 

Aus  den  Zinsen  der  Kindtstiftung 

wurden  angeschafft: 

Fortschritte  der  Physik  1869,  I,  II. 

Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Chemie  1870,  3,   1871,   1,  2. 


Verzeichniss  derjenigen  Gesellschaften,   welche  mit 
dem  naturwissenschaftlichen  Vereine   in  Schriften- 
austausch getreten  sind. 

Bemerkung.  Es  sind  hier  alle  Vereine  aufgeführt,  welche  mit  uns  in  Schriften- 
aastausch  getreten  sind;  von  Schriften  sind  aber  nur  diejenigen  genannt,  weichein 
dem  Zeiträume  vom  1.  April  1873  bis  31.  März  1874  in  unsere  Händo  gelangten. 
Diejenigen  Vereine,  von  denen  wir  im  abgelaufenen  Jahre  Nichts  erhielten,  sind 
also  auch  nur  mit  ihrem  Namen  und  dem  Namen  des  Ortes  aufgeführt.  —  Dieje- 
nigen Gesellschaften,  welche  im  Laufe  des  letzten  Jahres  mit  uns  in  Verbindung 
getreten  sind,  wurden  durch  einen  vorgesetzten  *  bezeichnet. 

Abbeville,  Soci6t6  d'6mulation. 

Alnwick,  Berwickshire  Naturalist's  Club. 

Altenburg,  naturforschende  Gesellschaft. 

Amsterdam,   Koninklijke  Akademie  van  Wetenschappen :    Jaarboek 

1872;   Verslagen  en  Mededeelingen  twede  Reeks  VII; 

Processen  Verbaal  1872—73. 
Amsterdam,  Genootschap  Natura  artis  magistra. 
Annaberg,  Annaberg-Buchholzer  Verein  ftlr  Naturkunde.  Jahresb.  3. 
Angers,  Soci6t6  acadömiquc  de  Maine  et  Loire:   M^moires  XXVII, 

XXVIII. 

2 


*     18    * 

Angsbnrg,   naturliistorischer  Verein. 

ßambcrg,  Datarforschcnde  Gesellschaft. 

Basel,  naturforscbende  Gesellschaft:  Verh.  Y.  4. 

Batavia,   Genootschap  van  Kansten  en  Wetenschappen :    Verhande- 

lingen  XXXIV  &  XXXV.  Tüdschrift  voor  indische 
Taal-,  Land-  cn  Volkcnkunde,  XVIII,  5,  6,  XX,  4,  5, 6, 
XXII  7.  Serie.  D.  2.  Afl.  Notulen  van  de  Algemecne 
en  Bestuurs  Vergaderingcn  X,  4,  XI,  1.  Het  Schrijven 
van  Soendaasch  met  latijnsche  Letter,  door  K.  F.  Holle. 

B  ata  via,    Kon.    natuurknndige  Vcrceniging  in   Nederlandsch  Indie: 

Alphabetische  Lijst  van  Land-,  Zee-  etc.  Kaarten. 

Bergen,  Museum. 

Berlin,  Akademie  der  Wissenschaften:    Sitzungsberichte  für  1873. 

Berlin,  brandenb.  botan.  Verein:  Verhandlungen  XIV,  XV. 

Berlin,  Gesellschaft  für  Erdkunde:  Zeitschrift  VII,  6.  VIH,   1,  234. 

Berlin,    deutsche    geologische    Gesellschaft:     Zeitschrift    XXIV,  4. 

XXV,   1,  2. 

Berlin,  polytechnische  Gesellschaft:  Verhandlungen  1873,    Jan.  bis 

Juni;  1872,  Juli  bis  Decbr.j  1873,  Jan.  bis  Decbr. 

Bern,  naturforsch.  Gesellschaft:  Mittheilungen  1872,  No.  792— 811. 

Bern,    schweizerische    naturforschende   Gesellschaft :    Verhandlungen 

1872. 

Besangon,    Soci6t6    d'6mulation    du    Doubs;    M^moires,     4.  Serie. 

6.  volume. 

Blankenburg,  naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes. 

Bologna,  Accadcmia  delle  scienze. 

Bonn,    naturhistorischer   Verein    der   preussischcn    Rheinlande    und 

Westphalcns:  Verhandlungen,  Jahrgang  29,  2,  30,   1. 

Bordeaux,  Soci6t6  des  sciences  physiqucs  et  naturelles:  JMömoires, 

IX,   1,  2. 

Bordeaux,  Societ(§  Linnoenne  de  Bordeaux:  Actes  VIII,   2. 

Boston,  Society  of  naturalhistory:  Procecdings  XIV,   15  bis  Schluss. 

XV,   1,  2.     Memoirs  II,  2,  3. 

Boston,  American  Academy  of  Arts  and  sciences:  Proceedings  VIII, 

Bogen  52     63. 

Breslau,     schlesische    Gesellschaft    für   vaterländische   Cultur :    50. 

Jahresbericht;  Abhandlungen:  Nat.  u.  Med.  1872—73. 
Philos.-hist.  Abth.    1872—73. 

Brunn,  k.  k.  mähr.-schles.  Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Acker- 
baues, der  Natur-  und  Landeskunde:  Mittheilungen 
1872;  Notizen-Blatt  der  histor.-statist.  Section   1872. 

Brunn,  naturforsch.  Verein:  Verhandlungen  X,  XL 

Brüssel,    Acad^mie    royale    de    Belgique:     Annuaire    1872,    1873. 

Bulletins  1871,  1872.  2.  S6rie  T.  31—34.  Centiöme 
anniversaire  de  fondation  (1772 — 1872)  T.  1.  2. 

Brüssel,    Social  botanique  de  Belgique:  Bulletin  XI,  XII,  3:  Xfl, 

1,  2. 

Brüssel,  Soci^tö  entomologique  de  Belgique:  Annales  XV. 

Brüssel.  Soci^tö  malacologique  de  Belgique. 


*     19    * 

*  Brüssel,  Soci6t6  royale  LinD^cnne:  Bulletin  1.  Annöe  1872,  1—6, 

1873,  1,  2. 

Buenos-Ayres,  Museo  publico:  Anales  IL,  4.  5. 

Caracas,  Sociedad  de  ciencias  fisicas  y  naturales. 

Carlsruhe,  naturwiss.  Verein:  Verhandlungen  5.  6.  Heft. 

Charkow,  Gesellsch.  der  Naturforscher  bei  der  Kaiserl.  Universität. 

Chemnitz,  naturwissenschaftliche  Gesellschaft.     Bericht  4. 

Cherbourg,    Soci6t6  des  scienccs  naturelles:  Mömoires,  XVIL 

Chicago,  Jll.,  Academy  of  Sciences. 

Christiana,  kong.  Universität:    Sexe,  on  the  rise  of  land  in  Scan- 

dinavia;  G.  0  Sars,  Carcinologiske  Bidrag  til  Norges 
Fauna,  I;  A.  Heiland,  Forekomster  af  Kise  i  vissc 
Skifere  i  Norge ;  G.  0.  Sars,  on  some  remarkable  forms 
of  animal  life,  I;  Chr.  Hansteen,  Untersuchungen  über 
den  Magnetismus  der  Erde,  I. 

Chur,  naturforschende  Gesellschaft  Graubündtens. 

Colmar,  Soci6t6  d'histoire  naturelle. 

Danzig,  naturforschende  Gesellschaft:  Schriften,  neue  Folge  III,  1.  2. 

Darmstadt,    Verein   für   Erdkunde   und   mittelrhein.    geol.  Verein: 

Notizblatt  III,  11. 

Dessau,  naturhist.  Verein  für  Anhalt. 

Dijon,  Acad^mie  des  sciences,  arts  et  belles-lettres. 

Donaueschingen,  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der 

Baar. 

Dorpat,  Naturforscher-Gesellschaft:  Archiv.  l.Ser.,  V,  2.3.  VII,  1; 

Sitzungsberichte.  III,  3.  4. 

Dresden,    naturwissenschaftliche  Gesellschaft  Isis :  Sitzungsberichte 

1872,  April -Juni,  Octbr.— Decbr.,  1873,  Jan.— Decbr. 

Dresden,    Gesellschaft   für    Natur-    und  Heilkunde:    Jahresbericht, 

October  1872  bis  Juni  1873. 

Dublin,  Natural  History  Society. 

Dürkheim,  Pollichia,  naturwissensch.  Verein  der  Pfalz. 

Elberfeld,  naturwissenschaftl.  Verein. 

Emden,  naturforsch.  Gesellschaft:  Jahresb.  1872. 

Erfurt,  kön.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften:  Jahrb.  VII. 

Erlangen,  physikalisch-medicinische  Societät:  Berichte,  5.  Heft. 

Florenz,  R.  Comitato  geologico  d'Italia:  Bolletino,  1873. 

S.  Francisco,  Calif.,  Academy  of  natural  sciences. 

Frankfurt  a./M,  physikalischer  Verein:  Jahresbericht  1871—72. 

Frankfurt  a./M.,  Verein  für  Geographie  und  Statistik. 

Frankfurt   a./M.,    Senckenbergische    naturforschende    Gesellschaft: 

Abhandlungen  VIH,  3.-4.  Bericht  1872—73. 

Freiburg  i.  B.,  naturforschende  Gesellschaft:  Berichte  VI.  1» 

Fulda,  Verein  für  Naturkunde. 

St  Gallen,  naturwissenschaftl.  Gesellschaft:  Bericht  für   1871 — 72. 

Genua,    Societa  di  letture  e  conversazioni   scientifiche:    Effemeridi, 

anno  III,  9  —  12,  IV,  1—9. 

Gera,    Gesellschaft   von    Freunden    der   Naturwissenschaften:    Ver- 
handlungen in,  1868—72. 


♦     ::'0     * 

Gicsscn,    Oberhcssische    Gfsellschart    für    Natur-    und    Heilkunde* 

14.  Bericht. 

Görlitz,  naturforschciido  Go«ellscliaft. 

Görlitz,    r)berlaus.  Gesellschaft  der  Wissenschaften:  Neues  lausitz. 

Magazin  40,  2;   50,   1. 

Göteborg,  k.  Vetcnskaps  och   Vitterhcts  Sarahällcs.     XIL  Uäftet. 

Göttingen,   kön.  Soeietät  der  Wissenschaften:  Nachrichten   1873. 

*  Göttingeu,  anthropologischer  Verein:  Mittheilungen,  Heft  1. 

Graz,  nalurwissenschaftl.  Verein  für  Steiermark:  Mittheilungen  1873. 

G r c  i  f s w  a  1  d  j   naturwissenschaftlicher  Verein    für  Neu-Vor-Pommern 

und  Rügen. 

Groningen,  natuurkundig  GLiiOütschap:  Vcrslag  1872. 

Ilaarleni,    holland^cho  Maatscliappij   van  Wotcnschappen :    Archives 

neorlaiidaiscs  VII,  4 — 5. 

Halle,  naturv.issonscliafll.  Verein  für  Sachsen  und  Thüringen,  Zeit- 
schrift 1S72,   V,  VI,   1873,  VII. 

Halle,  naturforscli.  Gesellschaft:  Abh.  XII,  3,  4,  Bericht   1872. 

Hamburg,    naturwissenschaftlicher    Vorein:     Abhandlungen    IV,     4, 

V,   3.  4. 

Hamburg,  norddeutsche  Secwartc:  Jahresbericht  1872. 

Hanau,  wctterauische  GcsclLschaft. 

Hannover,  nat.urhistorischc  Gesellschaft:  22.  Jahresbericht. 

Havana,   Real   acadcmia   de   ciencias   medicas,   fisicas   y  naturales: 

IX,  101  —  100,  X,   107—112. 
Heidelberg,  liaturhistorisch-medicinischer  Verein. 
Helsingfors,  Sällskapct  pro  fauna  et  flora  fennica. 
Helsingfors,  Finnlilndische  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Ilermannstadt;    Verein   für   sicbenbürgische  Landeskunde:    Archiv 

X,  2.  3.     Jahresbericht  1871/72;    2  Schulprogramme. 
Jena,  medicinisch-natnrwiss.  Gesellschaft.     Zeitschrift  VII,    VIII,    1. 
St.  John,  Neu-Braunschweig,  Natural  history  society. 
Innsbruck,  Ferdinandeum:  Zeitschrift,  III.  Folge,   17.  Heft. 
Kassel,  Verein  für  Naturkunde. 

Kiel,  naturwiss.  Verein  in  Schleswig-Holstein  (früher:  Verein  nördlich 

der  Elbe):  Schriften  I,   1. 
Klagenfurt,    naturhist.   Landesmuseum   für  Kärnten,   Jahrbuch   11. 
Königsberg,     Phy-^ikalisch-ükonomische     Gesellschaft :      Schriften 

XIII,  2. 
Kopenhagen,  Kong.  danskc  Videnskabernes  Selskab :  Oversigt  over 

det  Forhandlingar  1872,  2,   1873,   1.  2. 
Kopenhagen,    botaniske    Forening:    Journal    de   botanique,    Annce 

1872,   1.  2.   3.   1873,   1. 
Kopenhagen,    naturhistoriske    Forening:    Vid,    Mcddeleser    1872, 

Nr.  1—14. 
Landshut,  Botanischer  Verein. 
Leipzig,  Verein  von  Freunden  der  Erdkunde. 
Linz,    Museum  Francisco-Carolinum:     31.  Bericht,    Darstellung    der 

Wirksamkeit  etc.  des  Museums. 
London,    Linnean  Society:    Journal,  Botany  No.  68 — 72.    Zoology 

No.  55—56.    Proceedings  1872—73. 


^^     21     * 

London,  Royal  society:  Proceedings  No.  138 — 145. 

Lucca,  r.  accademia  di  scienze:     Atti  XIX. 

Lüneburg,  naturwissenschaftlicher  Verein:     Jahreshefte  V. 

Lund,  Universität  und  physiographische  Gesellschaft. 

Luxemburg,   Institut  royal  grandducal;  Sect.  des  sciences  nat.  et 

math.:  XIII. 
Lyon,    Acadömie   des   sciences,    belles-lettres    et   arts:     Mcmoires, 

Classc  des  Sciences,  T.  19. 
Madison,  Wisc,  Wisconsin  State  Agricultural  Society. 
Madison,  Wisc,  Wisconsin  Acadcmy  of  Sciences,  Arts  and  Letters: 

Transactions  1S70— 72. 
Magdeburg,  naturwissenschaftlicher  Verein:  Abhandlungen,  lieft  4, 

Sitzungsberichte  1872. 
Mailand,  Reale  Instituto  lombardo  di  scienze;  Rcndiconti  V,  8  — 17. 
Manchester,  literary  and  philosophical  society. 
Mannheim,  Verein  für  Naturkunde. 

Marburg,    Gesellschaft   zur  Beförderung  der  gosammtcn  Naturwiss. 
Melbourne,  Royal  Society. 
Metz,  Acad6mie  de  Metz. 

Middelburg,  Zeeuwsch  gcnootschap  der  wetenschappen. 
*  Montpellier,    Academie   des  sciences  et  lettrcs:    Mcmoires,   VI, 

2.  3,  VII,  1-4.  VIII,  1. 
Montreal,  Natural  history  Society. 
Moskau,    Soci^tö  imperiale   des   naturalistes :    Bulletin,    1872,    4.; 

1873,   1.  2. 
München,  k.  bayr.  Akademie  d.  Wiss.:   Sitzungsberichte,  1872,111, 

1873,  I,  II.    Verz.  der  Mitglieder   1873.    Beetz,    Entw. 

d.  Electricitätslehre. 
Nancy,  Acad6mie  de  Stanislas:  M(§moires,  4.  S6r.,  IV. 
Neapel,   iccademia   delle   scienze   fisiche    e   matematiche:     Atti  V. 

Rendiconti  IX — XI. 
Neisse,  Philomathie. 
Neubrandenburg,    Verein   der  Freunde   der  Naturwissenschaft   in 

Mecklenburg:  Archiv,  26.  Jahrgang. 
Neufchatel,  Soci6t6  des  sciences  naturelles.  IX.  3. 
New-Haven,  Connecticut,  Academy  of  arts  and  sciences. 
Newport,    Orleans-Cty,   Vermont,  Orleans-County-Socicty  of  natural 

sciences:  Archives,  III — V. 
Newyork,  Lyccum  of  natural  history. 
Nijmegen,    Nederlandsche    Botanische    Vereeniging:    Verslagen    cn 

Mededeclingen,  Serie  II,  Deel  I,  2. 
Nürnberg,    naturhistorische  Gesellschaft:   Abhandlungen,   Nachtrag 

zu  Band  V. 
Offenbach,  Verein  für  Naturkunde. 
Osnabrück,  naturwissenschaftlicher  Verein. 
Paris,   Societ6  botanique  de  France:  Bulletin:  Comptes  rendus  des 

s6ances  XIX,    3.  4,  XX,  1.  2.,   Revue  bibliographique 

XIX.  E.  XX.  A.  B.  C.  D.    Session  extraord.  h  Prades- 

Montlouis  Juillet  1872. 
Pas  sau,  naturhistorischor  Verein. 


»     22     * 

Pctcräburg,    Kais.  Akademie  der  Wissenschaften:    Bnlletin  XTII, 

27—36,  XVIII,  1  —  15. 

Petersburg,  k.  russische  entoraol.  Gesellschaft :  Horae,  VIII,2— 4; 

IX,  1—4. 

Pest,  k.  Ungar,  naturwiss.  Verein:  Közlöny  IV,  29—40. 

Philadelphia,  Acaderay  of  Natural  sciences :  Proceedings  1872. 

Philadelphia,  Amoric.  philos.  Society:  Proceedings,  XII,  No.  88.  89. 

Prag,    k.   bühm.  Gesellschaft   der  Wissenschaften:    Sitzungsberichte 

1871  Jan. — Juni,  1872  Jan.— Dec.  Feistmantel,  Stein- 
kohlcnflora  von  Kralup  in  Böhmen;  Waltenhofen,  Be- 
stimmung der  Vergrösscrung  und  des  Gesichtsfeldes 
von  Fernrohren;  Domalip,  Elektromagnetische  Unter- 
suchungen; Schöbl,  Ueber  die  Nervenendigung  an  den 
Tasthoarcn  der  Säugethierc;  Zenger,  Die  Tangential- 
wage;  Fcistmantel,  üeber Fruchtstadien  fossiler  Pflanzen 
aus  der  böhm.  Steinkohlenformation. 

Prag,  naturhist.  Verein  Lotos:  Zeitschrift  22.  Jahrg. 

Quebec,  Literary  and  bistorical  socicty. 

Regensburg,  Zoologisch-mineralogischer  Verein. 

Rcichenbach,  Voigtländi scher  Verein  für  allgemeine  und  spccielle 

Naturkunde. 

Reichenberg,    Verein  der  Naturfreunde:  Mittheilungen,  IV.  Jahrg. 

Riga,   Naturforscher- Verein :  Correspondcnzblatt,  19.  Jahrg.     Stieda, 

Die  Bildung  des  Knochengewebes;  Schweder,  Der  Hagel- 
sturm im  Mai  1872. 

La  Roch  eile,  Acadömie. 

Ronen,  Societe  des  amis  des  sciences  natur. 

Salem,  Mass.:  Essex  Institute:  Bulletin  IV,  1 — 12. 

Salem,  Mass.:  Pcabody  Academy:  Report  for  1871;  Record  of  Am. 

Entomology,  1870.  Memoirs  I,  2.  3;  thc  American 
Naturalist,  V,  2—12,  VI,  1  —  11. 

Schaffhausen,    schweizerische    entoraologische    Gesellschaft:    Mit- 
theilungen, IV,  1 — 3. 

Stockholm,   Kongl.  Svenska  Vetenskaps  Akademien. 

Strassburg,  Sociötö  des  sciences  naturelles. 

Toronto,  Canadian  Institute:  Canadian  Journal  XIII,  6. 

Upsala,  Societas  regia  scicntiarum:  Nova  acta,  ser.  III,  vol.  VIII,  2. 

Utrecht,    Provincialgescllschaft  für  Kunst  und  Wissenschaft:    Aan- 

tckcningen  v.  Sectie-Vcrgaderingen  1871  und  1872. 
Verslag  v.  algemeene  Vergadering  1872.  Hartog,  De 
Spectatoriale  Gescriftcn  van  1741 — 1800. 

Venedig,    Istituto  veneto  di  scienze,  lettere  et  arti:   Memorie  XIV, 

2.    XVI,   1.    XVII,  2, 

Verona,   Accademia  d'agricultura,  commercio  cd  arti:    Memorie  IX. 

Washington,  Smithsonian  Institution:  Annual  report  for  1871. 

Wien,  k.  k.  geologische  Rcichsanstalt:  Jahrbuch  XXIII,   1 — 4;  Verb. 

1873   1  —  18. 

Wien,  k    k.  geographische  Gesellschaft:  Mittheilungen  V. 

Wien,  zool.  bot.  Gesellschaft:  Verhandlungen  XXII. 


♦    23     * 

Wien,  Verein  für  Landeskunde  von  Niederösterreich:  Blätter  1872. 

Topographie  von  Niederösterrcich,  Heft  4. 
Wien,  österr;  Gesellschaft  für  Meteorologie. 
Wien,  k.  k.  Akademie:  Anzeiger  1873. 

Wien,  k.  k.  Centralanstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus. 
Wien,  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse. 
Wiesbaden,  Verein  für  Naturkunde  in  Nassau. 
Würzburg,    physikalisch-medicinische    Gesellschaft :    Verhandlangen 

III,  4;  IV,   1-4;  V,   1—4. 
Zürich,  naturforschende  Gesellschaft:  Vicrteljahrsschrift  XVII,  1—4. 
Zweibrücken,  naturhistorischer  Verein. 
Zwickau,  Verein  für  Naturkunde. 

Ferner  erhielten  wir  im  Tausch  aus  Turin: 
Guido  Cora,  Cosmos  I — VI. 


Laufende  Casse  des  Gesellschaftsjahres  1873 — 74. 

Einnahmen. 

Sommerhalbjahr  von  327  Mitgliedern 7^  1690.— 

Winterhalbjahr  von  351  Mitgliedern „  1851 . — 

Jahresbeitrag  von  100  auswärtigen  Mitgliedern „  300. — 

Für  verkaufte  Abhandlungen  lt.  Abrechnung  des  Herrn 

C.  Ed.  Müller „  55.5 

Eintrittsgelder  beim  Vortrage  von  Dr.  Radde  , „  69.50 

Zinsen ..^  „  728.26 

7/äi  4693.81 

Ausgaben. 

Für  Anschaffung  von  Naturalien 7/<S  11 .70 

„     Anschaffung  von  Büchern „  258.16 

Honorar  an  die  Autoren  der  Abhandl.  „  244. — 

Herausgabe  der  Abhandlungen „  1573.45 

Herausgabe  des  Jahresberichtes „  155.— 

Für  naturwissenschaftl.  Untersuchungen  „  56.    - 
„     Inserate,  Porto,  Spesen  u.  Diverse  „  048.43 
Honorar  und  Unkosten  beim  Vor- 
trage von  Dr.  Radde   „  278 .  50 


» 


7/gl  3255.24 
Ueberschuss  ..   7/«!  1438.57 

Capitalfond  des  Vereines. 

Capital  1.  April   1873 7f$  14094.87 

Beiträge  von 

14  hiesigen  lebenslänglichen  Mitgliedern „       2520. — 

6  auswärtigen  Mitgliedern „         315 . — 

Ueberschuss  der  letzten  Jahresrechnung „       1438.57 

Capital  1.  April   1874    7^  18368.44 


*     24     ♦ 

Kindt-Stiftung. 

Gegnrflndet  am  88.  Mftra  1870  dnroh  Herrn  A.  t.  Kapff. 

Einnahme. 

Zinsen  7^  446.  9 

Ausgabe. 

Anscliaifung  von  I>üchcrn „         5.10 

WB  440.99 
Zum  Capital  zu  schreibende  Zinsen „      42.  9 

Saldo  . . . .  Tngi  39879Ö 
welcher  Betrag  zur  Deckung  der  Kosten  der  chemischen  Vorträge 
verwandt  ist. 

Capital. 

1873  April  1 W  8627.  4 

Zinsen   „  42 .  0 

1874  April  1 M  8669.13 


Frühling-Stiftung. 

Gegründet  am  2.  Dechr.  1872  durch  Frau  Charlotte  Frtthling,  geb.  GiSsohen. 

Einnahme. 

Beitrag  von  Herrn  Dr.  von  Bippen W^  5 . — 

Zinsen „  876.50 

M  881.50 

Ausgabe. 

Verwaltungsunkosten „  18 .  90 

Y/J^  862.60 

Statutenmässig  zum  Capital  zu  schreibende  Zinsen  ...     „  92. — 

Saldo . . .  'M  770. 6Ö 

welcher  Betrag   zur  Deckung   der   Kosten    der    chemischen  Vorträge 
verwandt  ist. 

Capital. 

1873  April  1 7^  18409.65 

Zinsen „  92 .  — 

1874  April   1 7^  18198765 


*     25     * 

Niebuhr-Stiftung 

für  einen  zoologischen  oder  botanischen  Garten. 

Einnahme. 

Beitrag  von  Herrn  Dr.  Klemm 7/^  .        3 . — 

Zinsen ^ 18.81 

W   "äi.8i 

1873  April  —  Capital   „        467.10 

1874   —   April   1 7^    '  488.91 


Uebersicht 

über  die  Deckung  der  Kosten  der  chemischen  Vorträge. 

Gesammtkosten 7^  1401.50 

Ertrag  von  Eintrittskarten W  232.  — 

Zinsen  der  Frühling-Stiftung „  770.60 

Zinsen  der  Kindt-Stiftung „  398.90 

7ä!S  1401.50 


vJ^^tS^- 


Zehnter  Jahresbericht 


des 


natnrwissenschaftlickn  Vereines 


ZU 


BREMEN. 


Für  das  Gesellschaftsjahr  vom  April  1874 

bis  Ende  März  1875. 


-oC===s#€»^^«»^=c5o- 


BREMEN. 

C.   Ed.    M.ÜLLER, 

1S75. 


n 


"v^ 


Hocilieehrte  Herren! 


D, 


'as  Gesellschaftsjalir,  auf  welches  wir  heute  zurück  zu  blicken 
haben,  bildete  in  der  Geschichte  unseres  Vereines  insofern  einen  be- 
deutungsvollen Abschnitt,  als  es  den  zehnjährigen  Stiftungstag  in 
sich  einschloss.  Der  Zeitraum  eines  Jahrzehntes  ist  für  einen  wissen- 
schaftlichen Verein  gewiss  genügend  lang,  um  seine  Lebensfähigkeit 
zu  erweisen,  und  ich  glaube  bei  dem  Rückblicke  auf  das  erste  De- 
cennium  unserer  Thätigkeit  ohne  Ueberhebung  aussprechen  zu  dürfen, 
dass  unser  Verein  dies  in  vollem  Maasse  gethan ,  dass  er  wirklich 
eine  Lücke  in  dem  geistigen  Leben  unserer  Stadt  ausgefüllt  hat. 
Das  erste  Jahrzehnt  stellt  eine  Zeit  vielseitiger  und  grosser  An- 
strengungen der  leitenden  Kräfte  unseres  Vereines  dar;  aber  die- 
selben sind,  wie  ein  Blick  auf  das  Erreichte  lehrt,  nicht  ganz  ver- 
gebens gewesen.  Allerdings  waren  die  abgelaufenen  Jahre  durchaus 
nicht  ausschliesslich  Zeiten  regen  Fortschrittes.  Durch  die  bekann- 
ten Beschlüsse  der  Gesellschaft  Museum,  die  wissenschaftliche  Pflege 
der  Naturwissenschaften  aufzugeben,  durch  die  hierdurch  bedingten 
Veränderungen  mit  den  Sammlungen  und  der  Bibliothek,  welche  wir 
in  den  ersten  Jahren  unseres  Bestehens  mit  so  grosser  Vorliebe  ge- 
pflegt hatten,  traten  tiefe  Störungen  des  Vereinslebens  auf.  Der 
Verein  verlor  gleichsam  sein  Arbeitszeug,  und  seine  Bestrebungen 
drohten  fernerhin  theilweise  in  der  Luft  zu  schweben.  Auch  jetzt 
sind  die  Folgen  jener  Veränderungen  noch  nicht  völlig  beseitigt, 
jedoch  werde  ich  weiterhin  Gelegenheit  haben  darzulegen,  was  in 
dieser  Richtung  im  Laufe  des  letzten  Jahres  geschehen  ist. 

Der  zehnjährige  Stiftungstag  (17.  November  1874)  fiel  auf  einen 
Dienstag,  und  da  dieser  Tag  hier  seit  lange  her  für  Concerte  be- 
stimmt ist,  so  hielten  wir  am  Sonnabend  vorher  eine  festliche  Ver- 
sammlung im  Conventsaale  der  Börse  unter  Theilnahme  der  Damen 
der  Mitglieder  ab.  Unser  verehrter  Freund,  Hr.  Prof.  Karl  Kraut 
ans  Hannover,  dem  wir  schon  so  viele  Beweise  seiner  Theilnahme 
an  unseren  Bestrebungen  verdanken,  hatte  sich  freundlichst  bereit  er- 

1* 


M 


klärt,  •]■  n  F.'-tvnr:i\iL'  /n  lialtn:.   zu  drm  cv   als  Thema:    „Die  Ycr- 
br'.niiniiC"*    L'i-v.-.Vhlt   hattr. 

Vri?i    i|.-:j  Krl.l.iii-- :,    lu^    /.  Iniim  Voirin-jahrrs    hebe    ich   zn- 
nürli-t  (üp  V.r-iiinmiwMi:    iiiM:-«]i' r  AL'rii-ultnr-ClK'mikcr,  Physiologen 
uiul  Vor-t;Hi<l.-  von  V.r-Jii  li-->tati«»n»n  lurvor,  weli-ho  auf  Einladung 
un-^ort  -   V»  r»  iii"<  währ»  nl    »l«  r    Miriiliri-'- u  i:itornationalen  landwirth- 
schattli-iMii  Au  — t«-!:ii:.l'    (am  NiuliinittcU'  do^   17    Juni,    nachdem    ihr 
am   10.  Ahiis'N  'InL'  Vorvirsaininluni:  vuriiusirogangen  war)   stattfand. 
Dioso  zalilrciih  Im-ucIiIi'  ViT-animlun.tr*      trucr    sehr    viel    zum    Ver- 
stämlni^<    «l'*r   au-v^.-ti'llt.  n    wi'«-"n-ih:it'tliiMK'n  fiegen.<tändo    bei  und 
rt;rte  ii.anrli"  :ru«'!ir:r..j-n'h^  Er«'irtt  runn  an       l>io   in    iiir    zuerst   an 
dl«'  OrtiVntlii'lik«  it    trt-t"  i:.K'    Mi-«-    il'-r   Hi'iiründun.ij    einer    landwirth- 
schuttlichrn  V»  r-ucli  — tatiun    in    lir.  m-'-n    wur.lo    dann    von    uns    auf- 
pejrril!»n  uml  in  /wti  Sii/.un^'on  cino-  aus  3litgliodorn  der  Vorstände 
dos  hi«.'^igcn  lamlwirtli-i-haftlichcn  Vereine^,    des  Vereines   gegen  das 
Moorbrcnnin    und    d»  ^    naturwissonsohaftliohon    Vereines     gebildeten 
Ausschusses  w»  ittr  rrürtcrt.     Au.crenhliiklich  wird    bie  im  Kreise  des 
laudwirlij'-chaftlichon  Vc-rcin^-s  ^otördort,  und  geben  wir  uns   der  Hoff- 
nung hin,  ilass  sie  dininiuhst  durchgeliihrt  werden  wird. 

An  regclmässigon  V«M'<ammlun.ireu  wurden  im  abgelaufenen  Ge- 
sellschal'tsjalire  IS  gehalten.  In  einer  derselben  (am  13.  April  1874) 
hatten  wir  ilcn  hohen  G(nns<,  einen  Vortrag  des  Herrn  Geh.  Reg.- 
rathes  Prof.  Dr.  Könior  au>  Breslau  über  den  geognostischcn  Bau 
Spaniens  und  namrntlich  die  wunderbar  reichen  Erzlagerstätten  im 
Südwesten  dieses  Landes  zu  hören,  einen  Genuss,  für  welchen  wir  dem 
geehrten  (Jastc  innig  verpllichtet  sind.  —  Unsere  Versammlungen 
waren  im  Allgemeinen  recht,  wohl  besucht ;  nur  einige  Winterversamm- 
lungen haben  unter  der  Furelit  vor  der  Kälte  des  kleinen  Saales  des 
Künstlervei eines  .irtlilteu:  wir  haben  desshalb  die  Versammlungen  in 
da*^  Stimmzimmer  M-rlegt  uuil  werden  das-elbc  auch  im  nächsten 
\Vinter  thun.  —  Von  d«'n  verhandelten  (legenständen  dürften  hier 
wohl  besonders  noch  auf  die  „Hcübachtungsmethode  der  Vorüber- 
gänge der  Venus"  (Vortrag  des  Herrn  Prof.  Sclierk  am  7.  Dec.)  und 
über  „die  Schädlichkeit  der  Ucblaus  und  des  Coloradokäfers"  (Vortr. 
des  Herrn  Prof.  lUiehenau  am  21.  Dec.)  hinzuweisen  sein,  von  denen 
der  erste  an  das  grösste  wissenschaftliche  Ercigniss  des  abgelaufenen 
Jahres  anknüpfte,  der  zweite  dazu  b(Mtrug,  weite  Kreise  auf  die  dem 
Nationalwohlstand  in  Deutschland  von  den  beiden  genannten  Insecten 
drohenden  (iefahren  aufmerksam  zu  machen. 

Der  Wunsch,  für  den  jetzt  abgelaufenen  Winter  einen  ähnlichen 
Cyclus  zusammenhängender  Vorträge  zu  organisiren,  wie  er  uns  im  vor- 
hergehenden Winter  durch  das  freundliche  Entgegenkommen  des 
Herrn  Prof,  Kraut  erfreute,  führte  zu  einer  vielfachen  Correspondenz, 
welche  aber  kein  Resultat  ergab.  Indessen  erklärte  sich  Herr  Hütten- 
meister riricli  freundlichst  bereit,  in  unserm  Kreise  drei  Vorträge 
zu  halten,    welche  denn  auch    an  den  Abenden    des  23.  Januar,    20. 

*)  Nähere.    Aiij;';il)t*u    üIkt    sie    liiidi'U    sich    in    dem   AnsHtcllungshlattc    der 
Weser-Zeitung  >»'u.  7  vom  20.  Juni  lülk. 


•X- 


Februar  und  20.  März  stattfanden.  Der  behandelte  Stoff  stand  — 
obwohl  die  Vorträge  nicht  geradezu  zusammenhängende  waren  —  in 
innerm  Zusammenhange,  und  der  Reichthum  des  Inhaltes,  sowie  die 
ansprechende  Form  der  Behandlung  Hessen  den  lebhaften  Wunsch  in 
uns  entstehen,  dass  Herr  Hüttenmeister  Ulrich  sich  entschliessen 
möchte,  in  einem  der  nächsten  Winter  einen  wirklichen  Cyclus  von 
Vorträgen  in  unserm  Kreise  zu  halten.  Für  jetzt  haben  wir  ihm 
aber  unsern  herzlichsten  Dank  für  sein  freundliches  Entgegenkommen 
auszusprechen. 

Die  Organisation  der  Wintervorträge  hat  zu  einem  hocherfreu- 
lichen Beweise  von  Thcilnahme  an  unsern  Bestrebungen  Seitens  eines 
Freundes  unseres  Vereines  geführt.  Bereits  im  Vorsommer  v.  J. 
sprach  derselbe  gegen  ein  Mitglied  des  Vorstandes  seine  lebhafte 
Freude  über  diese  neue  Seite  unseres  Vereinslebens  aus  und  erklärte 
sich  bereit,  seinerseits  die  Kosten  des  für  den  Winter  1874/75  zu 
organisirenden  Vortrags-Cyclus  zu  übernehmen.  Jetzt  nach  Abschluss 
der  Vorträge  hat  derselbe  uns  den  Betrag  von  inj).  1000  eingesandt, 
welches  reiche  Geschenk  wir  Ihnen  hiermit  zur  Anzeige  bringen.  Es 
werden  durch  dasselbe  nicht  allein  alle  Kosten  der  diesmaligen  Vor- 
träge gedeckt,  sondern  es  bleibt  noch  ein  nicht  unbedeutender  Ueber- 
schuss,  welcher  zur  Vermehrung  des  Capitales  der  Frühlingstiftung 
verwandt  worden  ist.  Es  ist  mir  eine  angenehme  Pflicht,  hier  dem 
geehrten  Freunde  Namens  des  Vereines  den  herzlichsten  Dank  für 
diese  gütige  Förderung  unserer  Zwecke  zu  sagen. 

Unsere  Mitgliederzahl  hat  sich  im  abgelaufenen  Jahre  von  400  hiesi- 
gen und  116  auswärtigen  Mitgliedern  auf  441  hiesige  und  132  auswärtige 
vermehrt.  Die  Zahl  der  hiesigen  lebenslänglichen  Mitglieder  ist  von 
47  auf  60  gestiegen;  wir  können  nicht  umhin,  den  Wunsch  auszu- 
sprechen, dass  dieselbe  noch  bedeutend  zunehme.  Diu  lebensläng- 
liche Mitgliedschaft  ist  für  den  Einzelnen  ( benso  bequem ,  wie  für 
die  Fortentwickelung  des  Vereines  wichtig  und  bedeutungsvoll.  — 
Unter  den  uns  durch  den  Tod  entrissenen  Mitgliedern  haben  wir 
besonders  der  Herren  Senator  Dr.  Cäsar  und  Buchbinder  Fr.  Schad 
zu  gedenken.  Beide  gehörten  unserm  Vereine  seit  seiner  Gründung 
an.  Hr.  Schad  hat  uns  noch  auf  seinem  Krankenbette  ein  Zeichen 
seiner  Theilnahme  an  unsern  Bestrebungen  gegeben,  indem  er  uns 
ein  Album  von  ihm  selbst  mit  trefflicher  Technik  und  feinem  Sinne 
für  die  Schönheiten  der  Natur  gezeichneter  Darstellungen  der  lliesen- 
bäume  unserer  weiteren  Umgebung  vermacht  hat.  Wir  benutzen 
diese  Gelegenheit,  um  den  Ausdruck  unserer  Freude  über  dieses 
sinnige  Vermächtniss  zu  erneuern,  behalten  uns  aber  vor,  Ihnen  über 
die  Möglichkeit  einer  Vervielfältigung  einzelner  dieser  Blätter  weiteren 
Bericht  zu  erstatten. 

Für  die  (jetzt  eng  zusammengepackten  und  der  Besichtigung 
kaum  zugänglichen^  naturhistorischen  Sammlungen  ist  die  Herstellung 
genügender  Räume  in  dem  eben  jetzt  im  Bau  begriffenen  Domanbau 
in  Aussicht  genommen  worden.  Wir  würden  freilich  der  Errichtung 
eines  eigenen  städtischen  Museums  bei  weitem  den  Vorzug  gegeben 
haben;    da  sich  dieselbe  aber    unter   den    obwaltenden  Verhältnissen 


nicht  erreichen    liess,    so   begrüsseii    wir  die  Herstellung   jener  Säle 
als  einen  Fortschritt,  da  nach  ihrer  Vollendung  die  schönen,  bereits 
von  unsern  Grossvätern    mit  so  vieler  Liebe    gepflegten  Sammlungen 
wieder  der  Besichtigung  und  dem  Studium  zugänglich  sein  werden.  — 
Wie  Sie  wissen ,    liegt  den  Behörden   unseres   Staates   augenblicklich 
ein  Antrag    in  Betreft*  der  Neuordnung    der  Verhältnisse    der  Samm- 
lungen und  der  zugehörigen  Bibliothek  vor,  und  können  wir  nur  die 
Hoffnung  aussprechen,    dass  es  dem  Patriotismus   derselben   und  der 
Bevölkerung    unserer  Stadt    gelingen  werde,    diese  Angelegenheit  so 
zu  ordnen,  wie    es  ihre  Wichtigkeit  für    das   geistige  Leben  unserer 
Stadt  wUnschcnswerth  macht. 

In  Betreff  des  naturhi-tori>chen  Biicherwesens  sind  im  letzten 
Jahre  neue  Einrichtungen  getroffen  worden,  welche  hoffentlich  auch 
die  Genehmigung  der  Hohen  Behörden  unserer  Stadt  linden  werden. 
Bei  der  Käunmng  des  alten  Muscumsgebäudes  im  Frühjahre  1873 
wurden  die  reichhaltigen  Gesellschaftsschriften,  zu  denen  unser  Verein 
so  Vieles  beigetragen  hat,  der  Stadtbibliothek  übergeben,  die  übri- 
gen naturwissenschaftlichen  Schriften  aber  mit  dem  Reste  der  Museums- 
bibliothek auf  dem  Boden  des  Hauses  Katharinenstrasse  8  aufgestellt. 
Im  vertiossenen  Winter  sind  nun  auch  diese  Schriften  der  Stadtbiblio- 
thek übergeben  und  auf  diese  Weise  wieder  mit  den  Gesellschafts- 
schriften vereinigt  worden.  Unter  diesen  Umständen  glaubten  wir 
die  Zeit  gekommen,  um  auch  unsererseits  über  die  bei  uns  im  Tausch 
eingelaufenen  oder  von  uns  angeschafften  Werke  zu  verfügen.  Nach 
Verabredung  mit  der  hochlöblichen  Verwaltung  der  Stadtbibliothek 
haben  wir  Ihnen  daher  vorgeschlagen,  derselben  alle  diese  Werke 
zu  übergeben,  und  haben  Sic  diesen  Antrag  am  1.  Februar  d.  J. 
einstimmig  genehmigt.  Wir  verhehlen  uns  nicht,  dass  wir  mit  der 
Weggabe  dieses  werthvollen  Eigcntliumes  unserer  Stadt  ein  grosses 
Opfer  bringen;  aber  wir  glauben  damit  im  Interesse  unserer  gesamm- 
ten  Bevölkerung  zu  handeln,  da  jene  Bücher  auf  der  Stadtbibliothek 
bei  weitem  am  leichtesten  zugänglich  sein  werden.  —  Ferner  ist  es 
aber  erforderlich  geworden,  für  die  Fortsetzungen  und  die  Neu- 
anschaffungen naturwissenschaftlicher  Werke  zu  sorgen,  nachdem  die 
Gesellschaft  Museum  diese  schon  vor  etwa  zwei  Jahren,  jene  mit 
dem  Ablaufe  des  vorigen  Jahres  sistirt  hat.  Da  die  Stadtbibliothek 
nicht  die  Mittel  besitzt,  dem  literarischen  Bedürfnisse  nach  dieser 
Seite  hin  gerecht  zu  werden,  so  haben  wir  geglaubt,  hier  vorläufig 
nach  unsern  Kräften  eintreten  zu  sollen,  üass  unsere  Einnahmen 
aber  nicht  genügen,  um  die  Anforderungen,  welche  das  wachsende 
geistige  Leben  unserer  Stadt  stellt,  zu  erfüllen,  lehrt  ein  Blick  auf 
unser  Budget,  und  wir  müssen  dcsshalb  besonders  auf  Vermehrung 
derselben  durch  eine  steigende  Mitgliederzahl  hoffen. 

Unsere,  in  Gemeinsamkeit  mit  der  historischen  Abtheilung  des 
Künstlervcreins  niedergesetzte,  anthropologische  Commission  hat  im 
abgelaufenen  Jahre  leiuer  nur  wenig  Gelegenheit  zu  Thätigkeit  gehabt, 
besonders  deshalb,  weil  die  Anfänge  unseres  ethnographischen  Mu- 
seums noch  unausgepackt  in  Kisten  ruhen.  Mehrere  von  derselben 
bei  Gelegenheit  des  Schleusenbaues  zu  Ritterhude  gesammelte  mittel- 


nllorliclie  Gegenstände  sind  dem  historischen  Museum  zu  Hannover 
Kur  VervollstäDdiguBg  von  dessen  dort  veranstaltet  er  Sammlung  über- 
geben worden. 

Dnrch  das  freandlicha  Entgegenkommen  der  Kön.  Ministcrial- 
Commission  nur  Erforschnog  der  deutschen  Meere  in  Kiel  und  der 
hiesigen  Deputation  für  Häfen  und  Hatenanstalten  ist  nnscr  Wunack 
uacli  Errichtung  einer  maritimen  Beohachtungsstation  auf  dem  Aussdu- 
lenchtschiff  der  Weser  erfüllt  worden.  Die  Instrumente  sind  (wie 
Ihnen  durch  die  Vorlage  derselben  in  der  letzten  Sitzung  bekannt 
geworden  ist)  bereits  angelangt  und  wird  voraussichtlich  in  kurzer 
Zeit  mit  den  Beobachtungen  begonnen  werden  können. 

Der  VerwäUnng  des  Ilsabeenstiftes  konnten  wir  auf  ihren  Wunsch 
durch  ein  Gutachten  über  die  Anlage  von  Blitzableitern  auf  dem 
neuen  StiftsgebHude  nützen. 

Den  geologischen  Beobachtungen,  welche  nnser  Schriftführer, 
Herr  Dr.  W.  0.  Focko,  im  Auftrage  der  hiesigen  Sanitätsbehörde, 
anstellt,  sind  wir  mit  lebhaftem  Interesse  gefolgt.  Wir  freuen  uns, 
der  UochlOblichen  Sanitatshehürde  nnsern  Dank  durch  Aufnahme  eines 
ausfuhrlichen  Berichtes  tiber  diese  ersten  Beobachtungen  in  unsere 
Abhandlungen  ausdrücken  zu  können,  ~  Die  seit  Jahren  auf  unserm 
Programm  stehende  Erforschung  der  ostfriesischen  Inseln  ist  im  ver- 
gangenen Jahre  durch  Beobachtungen  verschiedener  Herren,  nament- 
lich aber  durch  einen  Frühjahrsbesuch  der  Inseln  Norderney  und 
Langeoog  Seitens  des  Herrn  Prot,  Buchennu  gefördert  worden. 

An  dem  25jahrigen  Stiftungsfeste  der  k,  k  geologischen  Reichs- 
anatalt  in  Wien  haben  wir  nns  darcli  Äbsendung  eines  Glückwimsch- 
scbroibens  betheiligt. 

Die  Herausgabe  unserer  Abhandlungen  ist  kräftig  gefördert 
worden.  Im  Herbste  vorigen  Jahres  haben  Sie  das  starke  zweite 
Heft  des  vierten  Bandes  nebst  der  vierten  Beilage  (welche  wir  wieder 
der  freundlichen  Bereitwilligkeit  der  Deputation  für  die  Bremische 
Statistik  verdanken)  erhalten,  und  hente  können  wir  Ihnen  das  soeben 
vollendete  dritte  Heft  jenes  Bandes  vorlegen.  Dasselbe  enthält  Ar- 
beiten des  Ilerrn  Prof.  Dr.  Buchenau  und  Dr.  W.  0.  Focke  hier- 
selbst,  Major  Baron  von  Harold  in  München  und  Scminarlehrer  Alpers 
in  Hannover.  Herr  von  Harold  hat  uns  freundlichst  die  Bearbeitung 
einer  Sammlung  japanesischer  Klfer  (Geschenk  des  Herrn  Tuiskon 
Lenz  an  unsern  Verein)  zur  Publication  Übergeben,  während  Herr 
Alpers  „Beiträge  zur  Flora  der  Herzogthttmer  Bremen  und  Verden" 
in  diesem  Hefte  veröffentlicht  und  so  zur  Verwirklicbnng  unseres 
Grundgedankens,  die  Erforschung  des  gesammten  nordwestlichen 
Deutschland  mehr  und  mehr  zu  fördern,  in  erfreulicher  Weise  bei- 
getragen hat. 

Von   den  auswärtigen  Gesellschaften,    mit  denen  ' 
düng  stehen,  erhielten  wir  manche  werthTOlle  Zusendung, 
derselben  hat  sich  ura  folgende  acht  erweitert: 

Berlin,  Gesellschaft  natnrforsch ender  Freunde. 

Edinburg,  botanical  society. 

Lausanne,  SocieU  Vaudoisc  des  seiences  naturelles. 


in  Verbin- 
Der  Kreis 


i0  U^^^^uS^i»  botttiqne. 

^^S^'  fä^^  ^^^^'  ™^  Heilkunde. 

t^ttrf'  ^^^driatlca  di  scienze,  lettre  ed  ^^^. 
frifi'f'J^  OioL  et  geogr.  snryey  of  the  territories. 
^^'^fmlet  so   (Ion  eigentlichen   Geschäften    des   Jahres- 


orti.  ^ 


iade^  flrä<f0f  ^^^  ^^^  dankend  hervorzuheben,   dass  Sie  die 

^^l"*^ gßsctii^  unseres  Herrn  Rechnnngsffthrers  durch  die  6e- 

fer^^'^Ji^  Eincassimng  des  Jahresbeitrages  in  einem  Posten, 

tehtti^^f^er  in  zwei  halbjährigen,  wesentlich  yereinfacht  haben. 

f(*^  iitf«  Bechnnng   schlicsst  unter  der  sorgsamen  Verwaltung  des 

'^J^Constd  Johann  Achelis  in  einem  befriedigenden  Stande  ab.  — 

^'^den  Zinsen    der    FrQhlingstiftung     haben    wir    im    Sinne    der 

^^gogsqrknnde  ausser  den  Vortragen   die  Kosten  von  drei  Tafeln 

fbbildniigen  bestritten,  welche  mit  dem  n&chsten  Hefte  unserer  Ab- 

hgodlangen  ausgegeben  werden  sollen. 

Ans  dem  Vorstande  scheiden  nach  der  Anciennetät  diesmal  die 
0erren  Schulvorsteher  G.  W.  Debbe  und  Dr.  med.  W.  0.  Focke  ans 
mid  ersuche  ich  Sie,  die  statntenmässigen  Neuwahlen,  sowie  die  Wahl 
von  zwei  Revisoren  der  Jahresrechnung  vornehmen  zu  wollen. 


Der  Vorsitzende 

Dr.  med.  6«  W.  Focke. 


A 


« 


Vorstand: 

(nach  der  Ancicnnctät  geordnet). 


Dr.  med.  G.W.  Focke,  erster  Vorsitzender. 

Schulvorstcher  C.  W.  Debbo. 

Dr.  med.  W.  O.  Focke,  Schriftführer. 

Ferdinand  Corssen,  correspond.  Schrift- 
führer für  den  Verkehr  mit  den 
auswärtigen  Mitgliedern. 


Prof.  Dr.  Fr.  Buchenau,  zweiter  Vor- 
sitzender und  corrcsp.  Schriftführer 
für  den  Verkehr  mit  den  auswärtigen 
Gesellschaften  und  Vereinen. 

Dr.  L.  Häpke. 

Joh.  Achelis,  Rechnungsführer. 

Inspector  C.  H.  Leonhardt. 


Comite  für  die  Bibliothek: 

Prof.  Dr.  Bnchenau. 

Comite  für  die  Sammlungen: 

Prof.  Dr.  Bnchenau. 

Redactionscomite : 

Dr.  G.  W.  Focke.     Dr.  W.  O.  Focke.     Dr.  L.  Häpke. 

Comite  für  die  Vorträge: 

Dr.  G.  W.  Focke.     Dr.  W.  O.  Focke.     Dr.  L.  Häpke. 


Verzeichniss  der  Mitglieder 

am    L    April    1874. 
Ehren-Mitglieder: 

Prof.  Dr.  Adolf  Bastian  in  Berlin,  gewählt  am  10.  September  1867. 
Stadtbibliothekar  Dr.  J.  G.  Kohl,  n         n      n  n  n 

Hofrath  Gerhard  liohlfs  in  Weimar,  vi»»  »  » 

Dr.  K.  G.  Zimmermann  in  Hamburg,  gew.  am  25.  April  1870. 
Capitän  Carl  Koldewey  aus  Bücken, 

„        Paul  Friedr.  Aug.  Hegemann  aus  Hooksiel, 
Dr.  R.  Copeland  in  Parsonstown,  Irland, 
Dr.  C.  N.  J.  Borgen,  Vorsteher  des  Observatoriums    \  gew.  am  17.  Sept. 

zu  Wilhelmshafen,  i  1870. 

Oberlieutenant  Julius  Payer  in  Wien, 
Prof.  Dr.  Adolf  Pansch  in  Kiel, 
Prof.  Dr.  Gustav  Laube  in  Prag, 
Eduard  Mohr,  gew.  am  25.  März  1872. 
Prof.  Dr.  H.  F.  Scherk,  gew.  am  24.  Februar  1873. 

Correspondirende  Mitglieder: 

Bergwerksdir.  Cons,  K.  Ochsenius,  jetzt  in  Marburg,  gewählt  am  12.  Decbr.  1865. 

Prof.  Dr.  Prestel  in  Emden „  »15.  Jan.       1867. 

Prof.  Dr.  Nobbe  in  Tharandt „  »15.  Jan.       1867. 

Consul  Fr.  Niebuhr  in  Bangoon „  »10.  Septbr.  1867. 

Dr.  Ferd.  Müller  in  Melbourne „  „       4.  Mai        1868. 

Prof.  K.  Hagona  in  Oldenburg „  „       8.  Febr.     1869. 

Praeceptor  Eiben  in  Aurich „  „       1.  Novbr.  1869. 

Herrn.  Meier,  Lehrer  in  Emden „  „       I.  Novbr.  1869. 

Dr.  A.  Mühry,  PrivatgeJehrter  in  Göttingen     ...  „  »1-  Novbr.  1869, 


t)  Aelidi«,  J.  C.  Coii8u1,  Kitarmtnn. 
3]  AchtHt,  frlKilr.,  tUurmnnn. 

3)  Anxlt,  J.  C   »..  Mskter 

4)  Ilftriihanini,  Dr..  H.  ¥..  Ant 

5)  Bullniftnn,  Man..  Knurmiinn. 
[i]  Hur«ilarir,  C.  P...  KiaFn^nn, 
7)  Buch«iiftu.  Dr..  P.  I'rofMsor. 
H]  Cunweti,  ¥.,  Katihiann. 

g}  Uabho,  C.  W..  RchuWoriUhar. 

10)  Dreier,  Corn..  Kaiirm>.Da. 

11)  Dreier,  Dr..  J.  0.  H  .  Ar«. 

13»  Duckwiiü.    Dr.,   A..  Bargcrmdswr. 

m  Ensclbrccht,  H,.   OI«'iTmBi»tBr. 

14)  Fehrmatin,  W.,  Cunsnl,  Kiuifmann. 

16)  b'ucka.  Dr.,  F.Ü..  Am. 

Ifl>  Fuck^  Dr.,  0.  W„  Arii. 

171  Kucke,  ür,  W.  O.,  Ann. 

18)  KriM,  A.  ilp,  SchalvorHehcr, 

1U)  Fnhrkcn,  C.  Kaurmiiiin. 

VD)  GiklrmvJsMr,  Miitli..  KanrmaTin. 

Slj  (lihkcnuiBlGi,  M.  W.  K.,  Knurmann. 

22}  lUfkfula.  llulnr.,  Knurmnnn. 

931  Hiliti'brHtxl,  J>il.,  K>urn>]>iin. 

U)  llunrkal,  Wilh..  Liibo^rnph. 

In)  liailBrolt,  ThBo.1.,  Kautiiimin. 

m  Jalm«,  J.  F.,  Polihllnller, 

JT)  Kii|>3.  L,  V,  Kaarniaiin. 

38)  Kuridh,  C.  KnnBlganni'r, 

n)  KejBser,  C-  B  .  Apütl.eker. 

3(1)  Kladt,  Chr.,   KnurmuDn. 

b)    der 

61)  Adnm,  \V,,  Kuufniniii], 

fi?)  Ailami,  J.,  Cunsul,  KMifm«nn. 

63)  Alberg,  G.  W.,  Dr.,  Senalur. 

64)  Albers,  J.  A.,  Consul,  Eaufmunn. 
HS)  Alherti,  H.  Fr..  Knufmana. 

M)  Atbrccht,  G,  KnofinaDn. 
67)  Ankcremit,  A.,  Kaurmann. 
61)  AreiiB,  J,  T  ,  Kaufmann. 
Sil)  Arndt,  C,  Knprergcbmled. 
TU)  AsdRiefer,  Julias,   Kaufmann. 
71)  Averbecfc,  H..  Dr.,  Arzl. 
ft)   Backhaag,  Wilh.,    Kaufiuann. 
73)  Bnrckhausen,  W.  E..   Kaarmann. 
7A)  BaneU,  Carl,  Knutmann. 
7S)  Becker,  F.  Q..  BauiuBpocior. 
7C)  Becker,  Th.,  Kanfmann. 
77)  Benqno,  W.,  ObergUrtiiEr. 
7Sl  BelEstedt,  J.,  ZimmirniEiGtcr. 
70)  Bergfalil,  G.,  Jawelicr. 
80l  Barffmacn,  F.  W.,  Lehrer. 

81)  Bermpohl,  A,  NnvigatiunBlchier. 

82)  Betke,  D..  Dr.,  Arzi, 

83)  Bischoff,  n  ,  Kaufmann. 
8i)  Bitt«r,  Philipp,  ICnafniinn. 
85)  Blum.  J.  H.  Frisenr. 

88)  Böhme,  F.  W.,  Buchbinder. 
87)  BöBB,  Job,  Lohror. 


BllBh«. 

)  Kmimeier,  Ur ,  J.  V.,  Aoit. 

I  Lconh&rdi,  C.  II..  Inajieutur. 

)  Lange,  Job  ,  jdd..  SdiifliiStnitiaii 

I  LinilrmejiT,  U.  Ü,  ÖJibttlrunn' 

.)  Lotcnt.  l>f,  E..  Am. 

i)  MMtKirtihasea,  Dr   E^  Hour. 

)  M^l"her»,  a'rii..  Conaiil, "' 

.)  Mtluhor«,  Horm.,   Knutitiaiin. 

I)  Mcleb«»,  It.  W..  Kaurmaita, 

')  MoDito,  Juliai,  KniifoinnD. 

)  Nlcl«;ii.  A.  H..  KHiirmmm. 

))  Noliumut,  P.  E,  ICnnfmiinii. 

i)  Puvenitedl.  E.,  Kaarmonn. 

)  Plcngi',  J.  H.  G.,  Cuiisul,  Kautmunn 

i)  Pleimr,  Dr.,  F..  F.  Q.  H.,   Ami. 

i)  Rulf*.  A..  Knariuinn 

)  llolUerniiitiilt.,   A.   W.,  Frivalninni 

I)  SuBt,  J.   C,  Ktufmann. 


Snhp 


.  n.   A,   L. 


Sanier,  S'K'nu'ol,  ICaiifliii 

SchAI'i 

Sahnrfenbvrg.  C,  Oonaul,  ÜAufmAas. 

8  iigBlaFk,  A.  F.  J..   KaufiDiLDn. 

Stadler.  Dr.,  L..  Arit 

titrutie,  C.  il.  I..,  Eaurmunii. 

Sl.ruh«,  Ur.  0.  K.,  Ant. 

Vlelor,  F.  M.,  ICHiifinann. 

du  Vois,  E.Vf..  Coacul.   Kau  Fmann. 

Wei  nha  gen.  U.F,, Senator. Kauf  tnnnii. 

Zimoicrniatin.U.F.K.A.Apoihckar. 


88)  BD^mann,  C.  I..,  Kaiifnm 
m  Boi'Kuld,  L.  F.   C.  Uulfnbrikni 
M)  BraulU-fhl.  i'„  Kaufniiiilii 
91)   Brcusing,  J.  A.  A.,  Dr., 
93)  Brinkmann,  A,  Lehrer. 
93)  Brons,   K.,  linufmann. 
'.'*)  Bochmeyer,  F.  W.,  Ührm»cher,J 
9.'i)  Base,  A.  Th.,  Mcchnnikas. 
911)  CatEttr,  C.  A.,  Kaormann. 
97)  Cnsiendjk,  Herrn.,  Knufmann. 
U8l  ClflUBseti,  a,  Kaufmann. 
9'J)  Crcdnar,  H,  BnchhaniHov. 
tOÜ)  Cuno,  J.  Fr.,  Maler. 
1(1!)  Dannernann,  0>!or(;,  Eanfoianii. 
lU!)  Deeljen,  Gustav.   Fabrikant. 
103]  Dciicrr,  Julius.  KaufmaaD. 
1114)  Di'iierB,  W-,  Kaufmann. 
lOS)  ÜBpken,  Joh  ,  Lanilwinh. 
10»)  Dcrkbicm,  Fr..  Canaul,  KHufulta) 
"")  Dieckmann,  E.   H,  Kaufmann, 
j  Dierking.  H.  H   G.,  SieueriJiro 
)  Dranaleld.  Q.  J  ,  Kaufmanii. 
)  Dreier,  J.  H  ,  Lehrer. 
I  Drfver,  H.,  Lchri-r. 
)  Dnbliora,  J.   C  Kanfman». 
)  Uuckivitz,  Ä.,  iuD.,  KanfmAiiD;    ' 
)  Dyes,  L.  G,,  Genera,l-CoDsai. 


4 


11 


115)  Ebhard,  C,  Tapctenhandicr, 

116)  Eggeri,  Aug.,   Kaufmnnn. 

117)  £gger8,  Chr.,  Kaufmann. 

118)  Eggers,  Job  ,  Kaufmann. 

119)  Ehmck,  Aug  ,  Kaufmann. 

110)  Ellinghausen,  C.  F.  IL,  Kaufmann. 

121)  Encke,  G.,  Particulier. 

122)  Engelken,  H.,  jun.,  Dr.,  Arzt. 

123)  Engelken,  H.  W.,  Arehiteet. 

124)  Engelkcn,  P.  E.,  Apotheker. 

125)  Ernst,  Theob  .  Dr.,  Chemiker. 

126)  Ernsting,  D.  W.,  Kaufmann. 

127)  Feld  mann,  Dr.,  A.,  Fabrikant. 

128)  Feising,  E.,  Uhrmacher. 

129)  Feuerstein,  Rud.,  Kaufmann. 

130)  Fillmcr,  A.,  Juwelier. 

131)  Finkc,  A.  W.,  Kaufmann. 

132)  Finke,  1).,  Kaufmann. 
133}  Finko,  Dctmar,  Kaufmann. 

134)  Finke,  H.  C,  Waarenmakler, 

135)  Finsch,  0.,  Dr.,  Conscrvator. 

136)  Fischer,  H.  J.,  Buchhändler. 

137)  Fletchcr,  G.,  Kaufmann. 

138)  Focke,  Jul.,  Kaufmann. 

139)  Freitaj.f,  Gottfr.,  Kaufmann. 

140)  Frerking,  Ph.,  Klempner. 
Hl)  Frickhüffor,  H.,  Pastor. 

1 42)  Fritze,  Rieh  ,  Kaufmann. 

143)  Gämlich,  A.,  Kaufmann. 

144)  Gaenzel,  F,  Chemiker. 

145)  Gaetjens,  Gottfr.,  Kaufmann. 

146)  Gärtner,  A.  Th.,  Dr.,  Lehrer. 

147)  Gansland,  H.,  Consul,  Kaufmann. 

148)  Garrcis,  Heinr.,  Kaufmann. 

149)  Gcerkcn,  L.,  Capitain. 

150)  Gcrdcs,  S.,  Consul,  Kaufmann. 

151)  Geyer,  C,  Kaufmann. 

152)  Gildemeistcr,  D.,  Kaufmann. 

153)  Gildemeistcr,  H.,  Kaufmann. 

154)  Gildemeister.  J,,  Dr,  Arzt. 

155)  Göring,  G.  W.,  Dr.,  Arzt. 

156)  Goullon,  F.,  le,  Kaufmann. 

157)  Grave,  F.,  Bürgerm.,  Kaufmann 

158)  Graevcn,  P.  A.  C,  Kaufmann. 

159)  Gräving,  J.  H.,  Geldmaiiler. 

160)  Grienwaldt,  L.  O.,  Photograph. 

161)  Gröning,  Heinr.,  Senator  Dr.,  Jurist. 

162)  Gröning,  Herrn., Senator  Dr.,  Jurist. 

163)  Grommd,  H.  L,  Kaufmann. 

164)  Grunewald,  H.  B.,  Maler. 

165)  Groto,  Herm.,  Kaufmann. 

166)  Güttich,C.O.F.,Telcßrapheninspect. 

167)  Haarstick,  Ph  ,  Sanitäts-Chemiker. 

168)  Hach,  H.  Th.,  Dispacheur. 

169)  Hachez,  Emil,  Kaufmann. 

170)  Hackithal,  L.,  TelcKraphcn-Sccret, 

171)  Halem,  G.  A.   v.,  Buchhändler. 

172)  Halcnbeck,  L.,  Lehrer. 

173)  Hampe,  Ed.,  Buchhändler. 

174)  Hansing,  W.  L.,  Kaufmann. 

175)  Häpke,  L.,  Dr.,  Lehrer. 

176)  Ilurrussowitz,  Otto,  Consul. 

177)  Harilaub,  C.  J.  G.,  Dr.,  Arzt. 


178) 

170) 

180) 

18t) 

182) 

183) 

184) 

185) 

1 81)) 

187) 

188) 

189) 

190) 

191) 

1 92) 

193) 

1 94) 

19.-)) 

19G) 

197) 

1 98) 

199) 

200) 

201) 

202) 

203) 

204) 

205) 

206) 

207) 

208) 

209) 

210) 

2JI) 

212) 

213) 

214) 

?15) 

210) 

217) 

218) 

219) 

220) 

221) 

2i2) 

223) 

224) 

225) 

220) 

227) 

228) 

229) 

230) 

231) 

232' 

233) 

234) 

235) 

231)) 

237) 

238) 

239) 

240) 


HauschiM,  H.  M.,  Buchdrucker. 
Hcgeler,  H.  C,  Kaufmann. 
Heinecke,  Franz,  Gärtner. 
Heineken,  Job.,  Kaufmann. 
Heineken,  Phil.,  Kaufmann. 
Heins,  Job.,    Gärtner. 
Heinsius,  M  ,  Buchhändler. 
Herbst,  Wilh.,  Zahnarzt. 
Herzog,  L.  C,  Phoiograph. 
Heymann,  Th.  v.,  Kaufmann. 
Heymann,  C,  Opticns 
llildebrandt,  Fr.,  Lchivr. 
Hille,  A.,  Lehrer, 
Höpken,  K  ,  Pastor  emer. 
Hoppe,  Ed.,  Insp.  d.  Bargcrpavks 
Hörn,  W.,  Gasinspector. 
Hörn,  W.,  Dr.,  Arzt. 
Huntein,  J.  H.  D  ,  Wasserschout. 
Hurm,  J.  ¥,  G.,  Kaufmann. 
Jacobs,  Job.,  Kaufmann. 
Janson,  J.  A.  N.,  Schulvorsteher. 
Jantzen,  H.C.F.,  Schneidermeister. 
Ichon,  Th.,   Kaufmann. 
Ichon,  W.,  Kaufmann. 
Jungk,  Justus.  Kaufmann. 
Kalirwctr,  H.  W  ,  Kaufmann. 
Kapff,  J.  W.  A.,  V.,  Kaufmann. 
Kiessclbach,  S.  T.,  Dr..  Richter. 
Kippenberg,  A.,  Schulvorsichcr. 
Kirchhoff,  G.,  Makler. 
Klatte,  B.,  Privatmann 
Klingenberg,  C.  J.,   Schilfsmakler. 
Klemm,  Friedr.,  Dr.,  Lehrer. 
Koch,  J.  D.,  Kaufmann. 
Köhnholz,  0,  A..  Kaufmann. 
Könckc,  j.  D.,  Kaufmann. 
Küster,  J.  C,  Lehrer, 
Kottmeicr,  C,  Dr.,   Senator. 
Krummdiek,  Hinr.,  Lehrer. 
Kuhsiek,  C,  Lehrer. 
Knhsick,  J.  G.,  Schulvv  rstehcr. 
Kulenkampflf,  Jul.,  Kaufmann. 
Kunth,  F.  F.,   Waarenmakler. 
Kupsch,  J.  H  ,  Architcct. 
Küster,  Georj^e,  Kaufmann. 
Lackmann,  H    A.,  KaufmHun. 
Lahuseu,  W.  IL,  Apotheker. 
Lammers,  A..  Dr.,  Uedacteur. 
Lamotte,  IL  K.,  Kaufmann. 
Lampe,  IL,  Dr.,  Jurist. 
Lauprecbt,  A.,  Kaufnmnn. 
Leonhardt,  C.  L  ,  Dr.,  Arzt. 
Lichtenberg,  R.,  Kaufmann. 
Liebig,  F.,  Stellmacher. 
Lindcman,  M.,  Dr.,  Stenograph. 
Lindstädt.  Fr.,  Instrumentenmaeher. 
Lingen,  IL  v.,  Dr.,  Jurist. 
Linne,  11.^  Kaufmann. 
Lohmann,  J.  G.,  Kaufmann. 
Löning,  G.  A.,  Dr.,  Rcg.-Sccretair. 
Loning,  J.  F.  \V.,  Aelt.,  Kaufmann. 
Loose,  A.,  Dr ,  Arzt. 
Lüben,  11.,  Kaufmann. 


*     12     * 

?41)  Liii-o,  C.  L.  l>r..  Arzt.  lidi)  von  Post,  H.  A.,  Dr.,  Richter. 

•J'rJ)  Liil.  ki'.  J.  II..  Kaufiii  .nii.  31)5)  von  Post,  II.  A.,  Kaufmann. 

'ii'Ji  Lü'.'iirz.  A-l..  K.iufmanM.  'MHh  von  Post.  11.  L.,  Dr.,  Notar. 

•iii)  Lfi«l<'rii/..   \.'. ■.:'.<,  Kauüiiaiin.  'M)l \  Prange,  F.  A.  A.,  Makler. 

'ii5i  Liinii:in.   II- iür..   Kuiifiraun.  iJDS)  QuiiUic.  L.  A..  Kaufmann. 

211)1  Liiitnai!.  A  .Dr..  Si  natir.  iiD'J)  Uuhlwcs.  W.,  Schneidermeister. 

•ii7;  M;4ii<liur.  C.  \)v.,  Pa-i«  r.  iJIÜ;  Kation.  T.,  Maler. 

-MS)  Martt.Ms.  II..   Dr..  I.tlircr.  .311)  Heck,  Fr.,  Kaufmann. 

•JiU,  M..rt;ii.  \V.  L.har.  \\\2)  UcUlcrsen.  II.  O.,  Lehrer. 

2rr)i    MiirALMlf.  ('.  Fr..  Kaiifmann.  31.3)  Ucmmer,  W.,   Bierbrauer. 

V."il;  M-ckf.  (I..    Kaiifiiiaiin.  31  i)  U  liling.  Ilcinr.,  Kaufmann. 

i^j'ij  .Mtiur.  II.  II..  <'in-u].    Kaufmann.      31.'»)  Renken,  A.,  Bankdirector. 

'2.")3.  .Mritr,  J.   l'r..  lirlilmuklcr.  310)  UennwaKon.  II,  Buchhalter. 

'ifiJi  M- '^sM'-r.  11..  lJauiii'i>ter.  317)  llctemcycr.  A.,  Kaufmann. 

*2'k})  M«I«-1i''.>.  JJo.r;_'.  Kaufiiiann.  31S)  Rienischncider,  F,  Buchhändler. 

*irjü)  Mchk-,  \V.,  Jim..    Kauliiiann.  31i)-  Kiensch,  Ilcinr.,  Makler. 

'i.')/)  M<"iil.i-.  J.  h.,  Kaiiiiwaiin,  3'iO)  Kiscli,  H..  Lehrer. 

'.».■.8)  M»iik^n.<,  II.  L-!nvr.  321)  liucholl,  Th.,  Kaufmann. 

2.")U;  Mt'wr.  .\..   jini..  Kaufmann.  322)  liodcwald,  IL  G.,  Kaufmann. 

2«. 11)  Mi/y.-r,  A.   If  .  Thiirurzt,  323)  Uohlfs,  J.  II.,  Dr.,  Arzt. 

201)  Mi'Vfr.  Dr..  (i.  K.,  Arzt.  32»)  Uomber«i,  II ,  Dr.,  Navigationslehrer. 

202;  .Movir.  Lu-Ia..  Kunfiuann.  325)  Uüsicke,  Ad.,  Thcaterdirector, 

203)  Mi'vt-r.  II.  W..   Musikalienhändler.      320)  Hoessin«:h,  C,  Consul,  Kaufmann. 

20 i;  Mi's.^er,  C.   L'-liror.  327)  K.jssmann,  A.,  Ingenieur. 

205  j  Misoixa- ?.   A.  !•' .  Kanfnr.mn.  32S)  Rt  tlie.  L..  Kaufmann. 

200)  Mohr,  C.  l".  (.J.,Dr.,  nür-urmeistcr.      321))  R>the,  M.  E.,  Dr.,  Arzt. 

207;  M-dir,  N.   lt.,  R«.lactcur.  33U)  Ruhl,  J.  P.,  Kaulmann. 

208;  Moslc.  A.  G.,  Kaufmann.  331)  Runge,  II.  G.,  Dr..   Arzt. 

201))  Müller,  C.  Ktl.,   Buehiiündlcr.  332)  Rutenberg,  J.  IL,  Kaufmann. 

271);  Müller,  Gcorir,  Kaufmann.  333)  Ruyter,  Carl,  Kaufmann. 

271)  Müll  r.  Gi'or.Lrc,  Kaufniaim.  33i)  Sammann,  D.,  Kaufmann 

272)  Müller,  J.  C,  Kaufmann.  335)  Sander,  G.,  Kaufmann. 
273;  Müller.  II..  Arcliiieet.  330)  Sandkuhl.  Ileinr.,  Makler. 
27  4)  Möller,  l-\r.l.,  jun..  Kaufmann.  337)  SehiUrer,  Max,  Dr.,  Arzt. 
275)  Mulile,  J.   E.  C  Kaurmauu.  338)  SehatVert,  IL,  Buchhändler. 
270)  Muniniy,  ().,   Kaufmann.  33'.))  Sehellhass,  Con.sul,  Kaufmann. 
277)  Murtfcl'.it.  AV..  Kaufmann.  3i0)  Sehenkel,  B.,  Pastor. 

27S)  Naw.l.  C.   F.,  Ol.iM-iirrner.  3il)  Seherk.  C,  Dr.,  Arzt. 

271);   Nat-rmann.   C  ,   Kaufmann.  3'i2)  Sehierenbock,  IL,  Kaufmann. 

280)  N'i'ulin^'.  .1.   F.,  Lulirer.  343)  Sehmahlsticg,  A.,  Kaufmann. 

281)  Niols"n,   Iloinr..   Kaufmann.  3'j'»)  Schmidt,  A.,  Lehrer. 

2^2y  Ni«'!.-cn,  .).,  KMufmtinn.  34.*))    Sehneider,  G.  L,  l)r  ,  Lehrer. 

2S3j  Nitlsiu.  W.,   Kaufmann.  3i0)  Schneider,  11. F.,  Assecur.-Maklcr. 

284;  Nieporr,   IL,   Kaufmann.  3i7)  Seholz,  P.  F.,   Dr.,  Oberarzt. 

285)  Nohhc,  (r.,   Kaufmann.  3i8)  Sohomburg,  N.  IL,  Kaufmann. 

2.S(i)  Nnnweilcr,  ( ).   F..   Pastor.  3.il!)  Schröder,   A..  Oberbaurath. 

287;  Ot'Iri'^'hs,   K.lw..  Kaufnumn.  350)  Sehröder,  G.A  ,  Consul,  Kaufmann. 

2.S8)  O.lrielis.  .i-M^y  .  Dr.,  Advocat.  351)  Sehröder,  II.  F.  Sohn,  Kaufmann. 

28'))   O.tlin;.'.   Fr.,  Kaufmann.  352}  Sehröder,   P.  1).,  Kaufmann. 

2«)0)  (Jverl)cck,   F..  Kaufmann.  353)  Sehrüder,  W.  A.  H.,  Kaufmann. 

21)1)  Oveiheck,  Tii  ,  Director.  35i)  Sehrö.lcr,  W.,  Kaufmann. 

21)2)  Ove.ibcek,  \V.,  Director.  355)  Sehumacher,  A.,  Dr.,  Jurist. 

21)3)  Palis,  F.   ()..  Kaufmann.  350)  Schumaeher,  F.  A.,    Kaufmann. 
21)i)  PaveiL-rtedt,  J.  L.  E.,  Dr.,  Advokat.      3r)7)  Schumaeher.  IL  A..  Dr..   Senator. 

295)  Feters,  F.,  Lehrer.  358)  Schumann.  R.  IL,  Branddircctor. 

21)0)  iVtfi-.^.  IL.  L'direr.  351))  Se.hütte.  Carl,  Kaufmann. 
21)7)  Ffi'inVr,   Fr.,  Dr.,  Senator,                 '  300)  Sehwally,  C  ,  Drechsler. 

21)8    Pllü-i'-r,  J.  C,  Kaufmann.  301)  Sehweers,  G.  J.,  Privatmann. 

21)1);  Pietscli.   IL.  Seliulvorsteher.  302j  Seeger,  J  .  Dr.,  Zahnarzt. 

300)  Plate,  K.  F.,   Dr.,  Arzt.  303)  Sengstack,  F.  W.  E,  Kaufmann. 
3«)1)  Plate,  Fmil,  Kaufmann.                      ;   30  4)  Sen{j:.<taek,  IL  (/.,  Kaufmann. 
302;   Plump,  Aug.,  Kaufmann.                    ■  305)  Smidt,  Job.,  Dr.,  Jurist. 
303;  Pükrantz,  C,  Consul,  Kaufmann.     '.  300)  Smidt,  W.,  Landwirth. 


4f 


13    * 


307) 
368) 
369) 
370) 
371) 
372) 
373) 
374) 
375) 
376) 
377) 
378) 
379) 
380) 
381) 
382) 
383) 
384) 
385) 
386) 
387) 
388) 
389) 
390) 
391) 
392) 
393) 
394) 
395) 
396) 
397) 
398) 
399) 


Socnk**,  C,  Lieutenant. 
Sparkuhle,  A.,  Lobrcr. 
Spitta,  A.,  Dr.,  Arzt. 
Spitta,  W.,  Consul,  KRufmann. 
von  Spreokelsen,  J.,  Kaufmann. 
Sprenger,  Otto,  Dr.,  Arzt. 
Stahlknccht,  U.,  Kaufmann. 
Stahlknecht,  11.  A.  J.,  Kaufmann. 
Stapf,  E.,  Dr.,   Chemiker. 
Steinhoff,  A.  G.  F.,  Lehrer. 
Stoinmever,  G.  E.,  Schitlsmaklor. 
Stotlregen.  V.  W.,  Chemiker. 
Strodthoff,  J.  G.,  Kaufmiinn 
Stucken,  A.,  Kaufmann. 
Suliug,  Herrn  ,  Gärtner. 
Tebclmann,  C.  A.  C,   Directov. 
Tecklcnborg,  Franz,  SchilTshaum. 
Tellmann,  Carl,  Lehrer. 
Tern,  W.,  Lehrer. 
Tctens,  Senator,  Dr.,  Jurist. 
Thiele,  C.  R.  H.  A.,  Kaufmann. 
Thorspecken,  C,  Dr.,  Arzt. 
Thyen,  0,,  Consul,  Kaufmann. 
Tideman,  J.,  Aelterm.,  Kaufmann 
Tidcman,  J.,  jun.,  Kaufmann. 
Toel,  Fr.,  Apotheker. 
Tool,  Georg,  Privatmann. 
Tölkcn,  H.,  Makler. 
Tormin,  G.,  Dr.,  Oberstabsarzt. 
Torstrick,  J.  A.,  Dr.,  Lciirer. 
Traub,  C,  Kaufmann. 
Unkraut,  Ad.,  Kaufmann. 
Vaernewyk,  G.  van,  Dr.,  Arzt. 


400)  Voge,  O.,  Kaufmann. 

401)  Wagcncr,  Carl,  Kaufmann. 

402)  Walte,  G.,  Landschaftsmaler. 

403)  Walte,  W..   Kaufmann. 

404)  Waltjon,  Carsten,  Fabrikant. 

405)  Waltjen,  Ileinr.,  Kaufmann. 
40()!  Waltjcn,  llorm.,  Kaufmann. 

407)  Warneken,  IL  A..  Kaufmann. 

408)  Warneken,  lldnh.,  Fabrikant. 

409)  Watermeyer,  F. K  ,Cons., Kaufmann. 

410)  Weber,  »Julius.  Giirtner. 

411)  Wegener,  F.  C,  Lehrer. 

412)  Wellmann,   IT.,   Dr.,  Lehrer. 

413)  Wenlt,  J..  Kaufnumn. 
iI4)   Wenncr,  G.,  Mechanikus, 
415)   Wenderoth,  K.  W.,  Kaufmann. 
410)  Werner,  E,  Kaufmann. 

417)  Wessels,  J..  Küpermeister. 

418)  Weyhe,  W.,  Architect. 

419)  Wiescnhavern,  W.,  Apotheker. 

420)  Wilckens,  M.  IL,  Dr.,  Jurist. 

421)  Wilde,  Fr.,  Lehrer. 

422)  Wilkens,    IL.    Sili)er\vaarenfabrikt. 

423)  Wilkens,  IL'inr.,  Kaufmann. 
424^  Will,  K.,  Kaufmann. 

425)  Willieb,  J.  L.  F.,  Apotheker. 
42«)  W^illmann,  C,  L'-hn-r. 

427)  Wolkcnhauer,  W.,  Dr..  Lehrer. 

428)  Woltjen,  Herrn.,  Trivatmann. 

429)  Würth,  L.,  Buchbinder. 

430)  Wüste,  Fr.,  Agent. 

431;  Zembsch,  Wold.,  Kaufmann. 


Nach  Schluss  der  Liste  noch  eingetreten: 


432)  Below,  W.,  Baumeister. 

433)  Gibon,  Friedr.,  Kaufmann. 

434)  Jacobi,  Nicolaus,  Privatmann. 

435)  Frahm,  Wilh.,  Kaufmann. 

436)  Betge,  J.  IL  Fr.,  Oberpostdircctor. 


437)  Jantzen,  J.  IL,  Consul. 
43tS)  Koch,  Louis,  Fhotograph. 

439)  Brauer,  Gustav,  Kaufmann. 

440)  Deetjen,  Henry,   Fabrikant. 

441)  Bremer,  Ileinr.,  Teppichhändler. 


Durch  den  Tod  verlor  der  Verein  die  Herren: 


Bockelmann,  J.  F.,  Kaufmann. 
Caesar,  G.,  Dr.,  Senator. 


Schad,  F.,  Bnchbinder. 
Wilkens,  Carl,  Fabrikant. 


Es  verliessen  Bremen  und  schieden  desshalb  aus  unserm  Kreise: 


Blothner,  O.,  Kaufmann. 

Meyer,  H.  F.,  Lehrer. 

Ohlcndorff,  Fr.,  Lehrer,  (s.  ausw.  M.). 

Oom,  Julius,  Pharmaceut. 


Schröder,  H.,  jun.,  Kaufmann, 
Smidt,  Herrn.,  Kaufmann. 
Wegener,  L.,  Lehrer. 


Ihren  Austritt  zeigten  an  die  Herren: 


Eborhardt,  L.  H.,  Kaufmann. 
Focke,  H.  T.,  Kaufmann. 
Hagemeyer,  J.  G.,  Kaufmann. 
Knoop,  K,  W.,  Cigarrenfabrikant. 
Lüdeke,  H.,  Kaufmann. 
Meyer,  W„  Makler. 
Bolle,  E.  J.,  Lehrer. 
Schäfer,  H«,  Lehrer. 


Schmidt,  H.,  Kaufmann. 
Schnitze,  Heinr.,  Lfhrer. 
Sjüström,  ü.,  Kaufmann. 
Stockmeyer,  C.  IL,  Director. 
Tasche',  A.   W.,  Dr.,  Arzt. 
Wesche,  E.  A.,  Jjehrer. 
Wirsching,  Th.,  Kaufmann. 


*     14    * 
II.  Auswärtige. 

Kill  ili'in  Naiilf'ii  Iiei:;<'Iii^-i<:s  (I.)  lM>iIeutet:  lolicnsläiiglichej«  Mitglied. 
a)    Gebiet   und   llafcnstiLdtc. 

1)  Bremerhaven:  BallaulT,  II.,  Gasdirector. 
*Z)  „  Barth,  Dr.,  Apotheker. 

3)  „  Friedrichs,  J.  IL,  Ueallehrcr. 

4)  n  Gutkese,  W.,  Capituin. 

5).  „  llanckes,  C    Fr.,  Baurath. 

0)  „  Ludulph,  W.,  Mcchanikus. 

7)  n  Poppe,  A.,  Privatmann. 

8}  ,,  Rickmcrä,  P.,  Kaufmann. 

U)  „  Kickmers,  W.,  Kaufmann, 

lü)  9  Raschen,  J.,  jr.,  SchifTsbnuer. 

11)  „  Scheele,  Dr.,  Kcallchrer. 

12)  „  Wcymann,  H.,  Fabrikant. 
13}  Grambkc:  Frick,  Oberlehrer. 

14)  Vcgcsack:         Borcherding,  FV.,  Lehrer. 

15)  „  Brauer,  Fcrd.  Lehrer. 

Ih)  „  Günther,  J.  G.,  Dr.,  Arzt. 

17)  „  Ilcrrmann,  K.  R.  G.,  Dr.,  Reallehrer. 

18)  n  Klippert,  Gust. 

19)  n  Kohhnann,  Reallehrer. 
2Ü)  q  Kreuch,  U.,  Lehrer. 

2<)  ,1  Lan<^e,  Job.  (L.),  Schiffbbaumcister. 

22)  n  Lunge,  Joh.  Martin,  Sohn. 

23)  ,  Lüsscnbop,  E ,  Lehrer. 

24)  „  Nültonius,  C,  Privatmann. 
2i))  „  Ülsscn,  V.,  Primaner. 

20)  „  >tümckc,  Apotheker. 

27)  n  Wilmans,  Dr.,  Arzt. 

28)  Wasserhorst:   Schluadorll',  J.,  Lehrer. 

b)   Im   II e  r z  o g t  h  u m    Oldenburg. 

29)  Abbehausen:  Clieranitz,  Dr.,  Arzt. 

30)  „  Wellraann,   Lehrer. 

31)  Alienesch:  Engelhardt,  Lehrer. 

32)  Brake:  Mahlstedt,  Lehrer. 

33)  Delmenhorst:  v.  llarbou,  Dr.,  Arzt. 

34)  „  Roggemann,  Lehrer. 

35)  Dedcsdorf  in  Butjadingen:  Kirchner,  A.,  Apotheker. 

36)  Diedrichsfeld  b.  Oldbg. :  Hake,  Aug.,  Landwinh. 

37)  Elsfleth:  Jülfs,  C,  Navigationslehrer. 

38)  „  Preuss,  W.  G ,  Navigationslehrer. 

39)  Neuende  b.  Wilhelmshaven:   Siegismund,  Dr.,  Arzt. 

40)  Oldenburg:  Bentfcldt,  IL,  Seminar-Inspector. 

41)  „  Mundcrloh,  H.,  Lehrer. 

42)  j,  Schloifer,  Dr.,  Arzt. 

43)  Rodenkirchen  in  Butjadingen:  Schmidt,  Lehrer. 

44)  Sandhausen  bei  Hasbergen:  Schmidt,  Lehrer. 

45)  Varel:  Böckeler,  Otto,  Privatmann. 

46)  „        Dugend,  Apotheker. 

47)  Varrel  bei  Delmenhorst:  Meyer,  H.,  Gutsbesitzer. 

48)  Zwischenahn:  Knottnerus,  J.,  Apotheker. 

c)    Provinz   Hannover. 

49)  Achim:  Fitschen,  Lehrer. 

50)  Aurich:  Rassau,  Apotheker. 

51)  Bramsche  bei  Osnabrück:  Piesbergen,  G.,  Dr ,  Arzt. 


*    15    * 

5*2)  Bremervörde:  Strandes,  A.,  Oberpostsecretär. 

53)  Brokel  bei  llotenbarg  a.  d.  Wümme:  Kropp,  R.,  Privatmann. 

54)  Buxtehude:  Lemmermann,  J.,  Lehrer. 

55)  Celle:  Nöldekc  (L.),  Obcrappell.-Ger.-Raih. 
56;  Fürstcnau:  Lange,  Günther,  Pastor. 

57)  „  Kump,  Aug.,  jun.,  Apotheker. 

58)  „  Rump,  Fr.,  Bürgermeister. 

59)  Gottingen:  Behrens,  Student. 

60)  „  Ohlcndorir,  Fr.,  Student. 

61)  Grasberg  bei  Lilienthal:  Fiok,  Lehrer. 

62)  Hagen  b.  Stubben:    Appelkamp,  R.,  Sccretür  des  landwirthschaftl.  Vereins. 
63;        „        Reupke,  Apotheker. 

64)  Hannover:  Alpors,  Fr.,  Seniinarlehrer. 

65)  „  Grelle,  Dr.,  Professor. 

66)  Lauenstein  b.  Salzhemmcndorf:  Wöckener,  Kaufmann. 

67)  Lesum:  GrafiF,  W.,  Fabrikant. 

68)  „         Zickler,  F.,  Director. 

69)  Lilienthal:  Grosse,  Lehrer. 

70)  Münden,  Hann. :  Zabel,  Gartenmeister. 

71)  Norden:  Siebds,  Heinr.,  Lehrer. 

72)  9        Sundermann,  Fr.,  Lehrer. 

73)  Osnabrück:  Brandi,  Schulrath. 

74)  Osnabrück:  Peters,  W.,  Oekonomie-Secretär. 

75)  Osterode:  Ahrens,  W.,  Dr.  phil. 

76)  Rechtenfleth:   AUmcrs,  Herrn    (L.),  Landwirth. 

77)  Rotenburg  a /d.  Wümme:  Wattenberg,  Apotheker. 

78)  Salzhemmcndorf:  Ahrens,  W.,  Dr.  med. 

79)  Stade:  Brandt,  Gymnasial-Oberlehrer. 

80)  „  Büttner,  G.,  Consist.  Secretär. 

81)  „  Eichstädt,  Fr.,  Apotheker. 

82)  „  Fritsch,  Carl,  Gymnasiallehrer. 

83)  n  Holtermann,  Senator. 

84)  „  Streuer,  Fr.  W.,  Gymnasiallehrer. 

85)  „  Tiedemann,  E.,  Dr.   med. 

86)  D  Wilckens,  U.,  Uebungslehror. 

87)  f,  Wyneken,  Job.,  Ober-Ger. -Anwalt. 

88)  Verden:  Holtermann,  Apotheker, 

89)  „         Lühmann,  W, 

90)  „         Sonne,  D.,  Rector. 

91)  „         von  Staden,  Inspector. 

92)  Visselhövede:  Elfers,  F.  F.,  Lehrer. 

93)  Windhorst  bui  Bücken,  Amt  Hoya:  Castendyk,  Ferd.,  Landwirth. 

d)    Im   übrigen   Deutschland. 

94)  Bonn:  Borggreve,  B.,  Dr.,  Professor. 

95)  „        Stahlknecht,  Herrn.  (L.),  Privatmann. 

96)  Braunschweig:  Bortram,  W.,  Pastor. 

97)  „  Braun,  G.,  Apotheker, 

98)  „  Steinmann,  G. 

99)  Flensburg:   Schäfer,  H.  W.,  Dr.,  Professor. 

100)  Flottbeck  bei  Altona:  Boutb,  John  (L.),  Knnstgärtner. 

101)  Jena:  Brüggemann,  F.,  Student. 

102)  Arensburg  bei  Lieh  in  Oberhessen:  Solms-Laubach,  Fr.  Graf  zu,  (L.). 

103)  Leipzig:  Berlcpsch,  Hans  zu,  Graf,  Stud.  camer. 

104)  Magdeburg:  von  Nachtigal,  General-Major. 

105)  Minden:  Banning  (L.),  Dr.,  Oberlehrer. 

106)  PeterBhagen  bei  Minden:  Kerrl,  Seminarlehrer. 

107)  Stassfurt:  Frank,  A.,  Dr.,  Chemiker. 

108)  Steinbeck  in  Lippe-Detmold:  von  Lengerke,  H.  (L.),  Dr.,  Gutsbesitzer. 

109)  Strassburg:  Lorent,  Herrn.,  Dr.,  Privatdocent. 
HO)  Waren,  Mecklenburg:  Hörn,  Paul,  Apotheker, 
111)  Wiesbaden:  MüUcr-Mecko,  H.,  Kaufmann. 


16 


c)   Im   ausBcrdcutRchcn  Raropa. 

112)  Liverpool:  Pran^'C.  Frun»;,  Kaufmann. 

113)  London:  An'lri'Hvn,  An;;.  (L.),  Insiitiitsvorstchcr. 
11  i)  Pest:  Tomple,  Und..  Ingeni-Mir. 

115;  Petersburg.   Gromnie,  Georg  W.  (L.),  Kaufmann. 

f)   In   fremden   Wcl ttheilon. 

Amerika. 

116)  Hahia:  Meyer.  L.  G.  (L.),  Kaufmann. 

117;  Baltimore:  Gfver,  Kd..  Kaufmann. 

118)  „  Lingrn,  G,  v.  (L.),  Kaufmann. 

IPJj  Baianquilla:   Iloümann,  T.  F.  (L  ).  Kaufmann. 

V2{))  „  Merkel,  Karl  (L.),  Consul. 

12 1)  ßucaramanea:   Schrador,  Wilh.  (L.),  Consul.  ^ 

122)  Durango:   Wilmans,  Hud.  (L.),  Kaufmann. 

123)  Lima:   Krüger,  Chr.,  Consul. 

124)  Mexico:  Sengstack.  E.,  Kaufmann. 

125)  New-York:  Koop,  Joh.  (L.\  Kaufmann. 
126  „  Kriege,  Fr,  Kaufmann. 

127)  „  Schumaehor,  IL  A.  (L.),  Dr.,  Gcncral-Consnl. 

128)  Valparaiso:  Grimm,  Chr.,  Kaufmann. 

Asien. 

1211)  Calcutta:  Smidt,  G.,  Kaufmann. 

130)  Shanghai:  Koch,  W.  L    (L.),  Kaufmann. 

Nach  Schluss  der  Liste  noch  eingetreten 

131)  Achim:  Fahrenholz,  Lehrer. 
132j  Fargc:  Boyes,  James,  Kaufmann. 


p 

■ 

■ 

^BHPÜ^^^^^I 

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^^^^^^^^^^^^H 

} 

Verzeichniss  der  Vorträgo.                            ^^H 

^H 

April 

13. 

Ur. 

Prof.  Buclienan:  Uebcr  die  Frnclit  der  Grapplo-  ^^M 
plant,  Uiicaria  i)rocurabens.                                                  ^^M 

Hr 

Geh.  Regieningsratli  Ferd.  Rümor:  Dcrgcognostisclio  ^^M 
B&u  von  Spitnien.                                                                        ^^H 

M»i 

4. 

Ilr 

Schul  Vorsteher  A.  de  Fries:  Das  Vorkommen  von  ^^H 
Petroleum  in  der  Provinz  Ilannover.                                  ^^H 

Juni 

8. 

Hr 

Prof.  Bucljcnan:  Darlegung  der  neuen  Unter-  ^^M 
suchungen  Aber  die  Entwickelung  der  Ascidicnlarvcn.      ^^M 

^L' 

aa. 

Hr. 

Dr.  H.  Romberg:  Ueber  neuere  hydrographische  ^^M 
and  meteorologische  Beobachtungeu.                                  ^^M 

Ur. 

Schulvorateher  C.  W.  Debbe:  Demonstration  des  ^^M 
ScioptikoD.                                                                             ^^H 

17. 

Hr. 

Dr.  med.  Herrn.  Lorent:  Gastrüa  und  Gastrnla.           ^^M 

^^Hft. 

14. 

Hr. 

Prof.  IJucbenau:  Demonstration  Japanesischer  ^^H 
Natur-  und  Kiinstgegonstände.                                             ^^M 

Hr. 

Dr.  W.  Wolkenhauer:  Die  Resultate  der  (ister-  ^^M 
reichiBchen  Nordpol-Expedition.                                           ^^| 

1"' 

28, 

Hr. 

Reallebrer  C.  Messer;  Mitthcilnngen  ans  Brcfeia's  ^^M 
mykologischen  Studien.                                                        ^^M 

Ur 

Prof.  Buchenau:  Die  Auffindung  von  IsoiHcs  lo-  ^^| 
custris  im  Silberscß  bei  ßcvorstedt.                                   ^^M 

12. 

Hr. 

Dr.  G.  Hartlaub:  Die  dicsjährigu  Anthropologen-  ^^M 
Versammlung  In  Dresden.                                                     ^^H 

Hr. 

Dr.  L.  HSpke:  Die  fäalnisswidrigc  Kraft  des  Leucht-       ^H 

^^WOV. 

ft, 

Hr 

Dr.  G.  W.  Focko:  Ueber  die  diesjährige  Natur-  ^^M 
forscber-Versammlung  ku  Breslau.                                      ^^M 

Ur. 

Dr.  W.  0.  Pocke:  lieber  ßastardfrüchtc  von  Quitte  ^H 
und  Apfel.                                                                                     ^^H 

14. 

Hr. 

Prof.  K.Kraut:  Die  Erscheimingcn  der  Verbrennung.      ^^M 

7. 

Hr. 

Prof.  Scberk:  Ueber  den  Venusdurdigang.                    ^^M 

Hr. 

Prof.  Buchenau:  lieber  Glasraodclle  niederer  Tiiicre.       ^^M 

21, 

Hr. 

Prof.  Buchenau:  Uebcr  Scamnion,  On  inannö  ^^H 
niammaU.                                                                        ^^M 

Hr. 

Dr.  G.  W.  Fockc:  FortsctKUiig  seiner  Mitlhcilungen  ^^M 
über  die  diesjithrige  Naturforscher-Versammlung.               ^^M 

Hr. 

Prof.  Bu<'hcnau:  Uehor  den  KartotTolkri.fcr  und  die       ^^M 

5. 

Hr. 

Prof.  Buchenau  und  Dr,  Ci.  llartlauh:  Üobfr  ^M 
das  Ricaengcbirge.                                                                ^^H 

■ 

Hr. 
■ 

Dr.   G.   W.  Focko:    ll<-l.,.r  iii<;.-olH,rLiii;.'rn.[.->  Pllanzen,        ^H 

*     18    ♦ 

Jan.     l5<.     Hr.    Lrlircr    nrinkmanii:     üobcr    Call-     und    Sclilapf- 

wi-jK-n. 
Ilr.    Dr.  \V.  ().  Fockc:   Ucber  ncobaclitung  der  llühcn- 

vfrliältnissL*  unsiiTr  Küsten. 
Ilr.    Vri)\\  liuclicnau:    ürbor   Ncumcycr's  Anleitung  zu 
wissinsi-liattliclicn  licubacbtuugi'n  auf  Reisen. 
Febr.      1.     Hr.    Hibliotliokar  Dr.  Kobl:    Das  Hineinragen  der  Natur 

in  (las  Ltbtn  iler  Culturvölker. 
Ilr.    Scliulvorstfhcr    A.  ile  Frio>:    Die    AuHindung   von 
ri'trolcum  bi'i  Soltau. 
„        l.'i.     Hr.    Dr.  W.  <).  rucke:    Die    nordwestdeutschen    Ilaide- 

gegcndcn. 
März       1.     Ilr.    Dr.  L.  lläpke:  Die  Insel  Wangeroog. 

Ilr.    Prüf.  15  nebenan:   Die  IJedeutung  der  Schlüucbe  von 
Utricularia. 
„        21.     llr.    Prot',    linchenau:     Doniunstration    der     Instrumente 

lür  das  LcuchtschilV  der  Aussenwescr. 
Derselbe:  Uebrr  die  Eisliölile  von  Dobschau. 


Geschenke  für  die  Bibliothek 

April     Mini  sterial-Conimi  ^-^ion  zur  Untersuchung  der  dent- 
(liis  Miirz  1^7^))    sclic  n  Meere  zu  Kiel:  Kr^'ebnisse  der  Beobachtungen 

an  «Un  d.ut>chen  Küsten  über  die  physikalischen 
Verhall iiis^«.*  der  OstMO  und  Nordsee  und  die  Fischerei. 
1.^7.".,  I'-Tl,  I  — V. ;  Tafeln  zur  Herechnung  «lor  Deob- 
achtunjrin  an  doii  Küsten-Stationen  und  zur  Verwand- 
lung (Ur  an^anvendeten  Maasse  in  metrisches  Maass; 
(i.  Karsten,  übi  r  die  ^^issens(•ll.  Untersuchung  der 
()stse(^  und  Nordsee;  »Jahresbericht  über  die  Jahre 
Iv^72  u.  7:^;  Circular  No.  7. 
Mai  \.  llr.  Senator  Albers:  Schenk  und  Luersscn,  Mittheilun- 
gen aus  dem  Gesummt «rebiote  der  Botanik,  3.  lieft. 

llr.  11.  M.  llauschild:  Reporten  the  geological  survey 
oi'  the  State  of  Missouri  18')5  — 71;  Jron-Ores  and 
i'oal  Fields  in  ^li^i^uuri  (mit  dem  grossen  Atlas); 
J.  u.  ^.  .]ahre>bcriclit  des  Sccretärs  der  Ackerbau- 
behin'de  von  Missouri. 

llr.    (Jottlr.  Oden  da  11  in  Köln:    Beitrüge  zur  Morpho- 
logie der  I)egoiiiaceeni)hyllome  (Diss.) 
„       -.li).       llr.    Veri)lauck    Colvin    in    Albany:     Report    on    a 

toi)Ograi)hical    survey  of   the  Adirondack  Wildcrness 
of  New- York. 

llr.  Prof.  1 )  r .  N  o  b  b  e  i  n  T  h  a  r  a  n  d  t :  Die  1  an d wi rtli- 
-.ehaltlichen   Versuchsstationen  XVII. 


*    19    * 

Juni  29.       Hr.    Consul  0.  Ilarrassowi tz,  in  Vertretung  des  Herrn 

Präsidenten  der  Republik  Venezuela,  General  Guz- 
mann:  Vargasia,  Boletin  de  la  sociedad  de  cien- 
eias  fisicas  y  naturales  de  Caracas,  I;  ferner  fünf 
andere  Schriften  über  Venezuela,  geographischen 
und  statistischen  Inhalts,  welche  der  Stadtbibliothek 
tiberwiesen  wurdon. 

Hr.    Rud.  Templc  in  Test:    Mehrere  kleinere  Schriften 
naturwissenschaftlichen   Inhalts. 
Aug.   17.       Hr.    Prof.  Scherk:  seine  Abhandlung :  p]ntwickelung  der 

beiden  ersten  Differentialquotienten  der  Näherungs- 
werthe  von  Kettenbrüchen. 

Fcrd.  Dümmler's  Verlagshandlung  in  Berlin:  Inhalts- 
vcrzeichniss  der  Abhandlungen  der  Kön.  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Berlin. 

Ilr.  E.  H.  V.  Baum  hau  er  in  Ilaarlem:  Sur  un  Mc- 
tcorographe  universel,  dcstine  aux  observations  soli- 
taires. 

Ilr.  Dr.  B.  Wortmann  in  St.  Gallen:  Beiträge  zur 
St.  Gallischen  Volksbotanik. 

Ilr.  Min -Res  Dr.  Schumacher  in  Bogota:  Reiss 
und  Stübel,  Alturas  tomadas  en  la  republica  de 
Colombia;  Nie.  Osorio,  Estudio  sobre  las  quinas  de 
los  Estados  unidos  de  Colombia. 

Ilr.    Dr.  Gustav  Strassburg  in  Bonn:    zwei  physiolo- 
gische   .Abhandlungen. 
Sept.   14.      Löbl.  Stadtbibliothek  hierselbst:  eine  An.iahl  natur- 
wissenschaftlicher Dissertationen. 

Hr.    Ilofr.  Gerhard  Rohlfs  zu  Weimar:    Rohlfs,  Quer 
durch  Afrika  I  (II  am   1.  März  d.  J.). 
Oct.    12.       Ilr.    Buchhändler  Bädcker   in  Essen:    Die  gcsammten 

Naturwissenschaften  I. 
Nov.     9.       Ilr.    Consul  Witte  hierselbst:  Das  Kaiserreich  Brasilien 

auf  der  Wiener  Weltausstellung. 

Ilr.    Friedr.  Seh  ad    hierselbst    (letztwilligcs  Vermächt- 
niss):     Baumstudien     (ein    Album    von    Ilandzeich- 
nungen). 
Yf     23.       Hr.    Stud.  Friedr.  B  rüg  gem  an  n  in  Jena:  G.  v.  Koch, 

Anatomie  der  Orgelkoralle. 

Jan.      5.       Hr.    W.    Ludolph    in    Bremerhaven:    Bericht    über 

Wettcr-Telegraphie  und  Sturmwarnungen. 
Ilr.    Prof.  Dr.  P.  Schimper  in  Strassburg:  Memoires 
de  la  socioto  des  scionces  naturelles  de  Strassbourg, 
HI— VI;  Bulletin  I,  II,  1—6. 
„       18.       Hr.   Prof.    Felix   Plateau    in   Gent:    zwei    zoologische 

Abhandlungen. 


Uopartment  of  A^cultiir«,  Waaliington:   MonlUf 

Uoports  for  1673. 
llr.    Tröfcssor  Buolicnau:  Cur.  Clnsü,  rarioraia  illiool 

stirpium  per  lliKpanias  obeumtoram   historia. 
Üvr>c)b«:   Cor.  Clusii,   rurioruin    al.  stirpiam  per  Vimo- 

iiiant,    Aii^triam  et  vlcliiax   ijniuclnni  PruTinciaa  abi. 

IiiNtnrin. 
Ilr.    Prof.    liiiclionao:  Hcmb.  Poilunacus,  fratßEiiilDruia, 

Icguniiniiiu  et«.  Iiistoria, 


GosclieDke  für  dio  8ammlaDgiin. 


Juni       S.     Hr.    Dir,  Zicklcr  in  Lesuiii:  Itlincralfcn  ans  Ileiftfvg. 
.       2'.K    Ilr.   Fr.     S  cbilling    in    B  allimoro:    KicselholK    anr 
Californien. 
S<'pL.    li.     llr.    Consiil    Dr.    Pocke:    Natoraliun    und    Abbiltlungoa 
ans  Japan  und  Californieu. 
llr.    T.  Lenz:  KAfer  aus  Japan. 
Oct.      12.     Ilr.    nugo   Martens;    Zweige   der  Pflanze,   welclio  die 
, springenden  Samen"  liefert. 

Jan.       5.     llr.   Postsccr.    Ileü»:     geblelditcr    TUmmlerscblldel   von 

Rot  tum. 
Febr.      I.     Ilr.    Gen.-Consul  Dyos:  Schwefolkieso  von  Kio  Tinto. 

Ilr.    Georg     Gerdos;     Sflgo     einen     SttgeHscIies     nntl 

Sclilangen  aus  Louisiana. 
Hr.    ScliulvorstcLcr  Fletsch:   Vulkaniscbo   Gesteine  Ton 

Hawaii. 
Ilr.    Stcnerniaiin  Küpper:  Tcrniitenweibcben  ia  Spirilos 
und  deren  Thonzello  ans  Westafrica. 


Anscliaffungen  für  die  Bibliotliek. 
i8r4. 

Dosr,li  und  Scriba,  Flora  von  Hessen. 

VBn  Bomraeloii,  rcpertorium  annnuitt  literat.  botan.  1. 

Meyer  und  Möbiut?,  Fauna  der  Kieler  Bucht  II. 

Pfeiffer,  nomenclator  botanicus  T,  17 — 26,   II,   15 — 26. 

a.  Vic.  Farioa,  La  Sora  sicnla. 

Just,  botanischer  Jahresbericht  I. 

Verhandlungen  des  Vereins  für  Naturwissenschaften  zu  Pressburg  C 

Cortis,  botanical  Magazine,  1874. 

Bchiaparelli,  astronomische  Theorie  der  Sternschnuppen. 


«     21     • 

*■  Zenker,  physikal.  Verl&ltnissc  dur  ComelCü. 
Wigand,  Darwinismus  I. 
H.  Muller,  die  Befruchtung  der  Blumen  dorch  Insecten, 
0.  Caspari,  die  Urgescbichte  dor  Menschheit.     3  Qde. 
Lischko,  japanische  Meeresconcbylicn  II. 
Wcigelt,  die  nordfriesischen  Inseln  vormnls  und  jetat. 
L.  Palmieri,  der  Ausbruch  des  Vosnvs  am  26.  April   1872. 
K.  Lindstedt,  Synopsis  der  Saprolegniaceen. 
Chr.  Krans,  Zar  KeDotniss  der  Chlorophyll  färb  Stoffe. 
Fechner,  Einige  Ideen  zur  ScbÖpfungs-   und  Entwiclfelungsgcscliichle. 
A.  S.  Oersted,  System  der  Pike,  Licbenen  und  Algen. 
Huggius,  Ergebnisse  der  Speetralanalysc. 
Bunscn,  Anleitnng  zur  Analyse  der  Aschen  und  MUicrahvaiiscr. 
Schilling,  die  beständigen  Strömungen  in  der  Luft  nml  im  Meere. 
H.  Handelmann,  die  amtlichen  Ausgrabungen  auf  Sylt. 
Schorr,  VovUbergänge  der  Venuä  vor  der  Sonneuscbcibe. 
Ilildehraud,  Verbreituugsmitlel  der  Pflanzen. 
Marcaril,  Canalisation  der  Hocbmüre  im  mittleren  Ernsgcttielc. 
Daslian,  Offener  Brie,f  on  Häckel, 
L.  Koch,  Übers.  Darstellung  der  europ.  Chernctiden. 
K.  Mach,  optiscb-akustische  Versuche. 
Rcye,  Wirbelstürme,  Tornados  nnd  Wcttcrsüulcu. 
Gibclli,  Hura  italiana,   15. 
Nuovo  gioruale  botanico  italiauo  V  4,  VI   1. 
Flora  danica,  Suppicmcntbaud, 

Aus  don  Zinsen  der  Kindtstiftung 

wurden  angeschafft: 
Vrorlschritte  der  Pliysik,   1870,  I. 
R^ahresbe richte  über  Thierehcmic,  IH. 

1 'Jahresberichte   über  die  Fürlschritte   der  (Jhcmic   1871,    3;   I87li,   1, 
3.  Heft. 
Btaelin-Krawt,  Anorg.  Chemie  I,  4,  5;  II,  3,  4;  III,  'J  —  IÜ. 


Verzeichnias  der  im  verflossenen  Vereinsjahre 
eingelaufenen  Gesellschaftsschriften. 

Bctno'kung.  Es  emd  hier  Mto  Vereine  nufgcrahn,  welche  mit  u'iB  in  Schrifieif 
jEauscb   gplre:«!!  linil;  von  SL-hriflen  sind  nbcr  nur  diejenigen  gcnnuiit,   ncliiliu  tii 
"  itntamc  vom   I.  April   i87i  bis  31.  Man   1875  in  unsere  Hinde  gtUiigrcn. 
diejenigen  Vereine,   von   denen  wir   im  übcMauroncn  Jobre  NiehtB   crijielteii,  alni 
'"  0  anch  nur  mit  ihrem  Namen  nnd  dem  Namen  die  Urtes    anf^rälirl.    —    Die- 
n  Gcieltiohftften,  welche  ini  Lanfo  de«   letzirn  Jnhres  mil  um  io  Verbindung 
letrcten  sind,  wurden  dtireh  einen  vor^eeelztiMi  *  bezeichnet. 

Äbbcville,  Sociuli!;  d'iJmnlation. 
Alnwick,  Berwickshirc  Natnralist's  Club. 
lÄltenburg,  naturforschende  Gesellschaft. 


♦    22    ♦ 

Amstordain,  Koniiiklijkc  Akailcniic  van  Wutonscliappcn. 

A  inst  er  dum,  (icnootschnp  Natura  artis  mngistra. 

Annähere,  Annal)orf;-Huchlio1/.cr  Verein  für  Naturkunde. 

Anper«^.  Socirtr  acadernique  de  Maine  et  Loire. 

AuijslMirt',  naturliistorisclier  Verein:  22.  Bericht. 

Bambergs  naturlorschende  (Jesellsehaft. 

Hasel,  natnrforsclientlo  (lOsoUsclial't:  Verli.  VI. 

Data  via,  (Jenootscliap   van  Künsten  en  Wetenseliappeii :    Tijdschrift 

voor  indische  Taal-,  Land-  en  Volkenkundo,  XXF,  1,  2. 
Notulen  van  de  Aljjemeene  en  Hestnurs  Vcrgadcringen 
XI,  2— 4.    Friedrieh  u.  Iicr^',  Codicum  arabic.  catalogns. 

Bat  a  via,    Kon.    natuurkundijie    Vereenif^ing   in   Nedcrlandsch   Tndic: 

Natuurknndig  Tijilschrift  voor  Nedcrlandsch  Tndic,  VIL 
^/t.,  II,  4-6,  lil. 

Berge  n ,  Mnseum. 

Berlin.  Akademie  der  Wissenschaften:  Monatsbericht  1874. 

Berlin,  brandenb.  botan.  Verein 

Berlin,  Gesellschaft  für  Erdkunde:  Zeitschrift  VIII,  5,  6,   IX,  1  -5. 

*  Berlin,    Gesellschaft  naturforschender   Freunde:    Sitzungsberichte 

I8()5-0n;  1873,  74;  Festschrift  zur  Feier  des  100- 
jährigen  Bestehens. 

Berlin,  deutsche    geologische    Gesellschaft:    Zeitschrift  XXV,    3,  4. 

XXVI,   1,  2,  3. 

Berlin,    polytechnische    Gesellschaft:    Verhandlungen    1873,    Juli  — 

Sept.,  Oct.— Dec.   1S74,  Jan. -März,  April-Juni. 

Bern,  naturforsch.  Gesellschaft:  Mittheilungen  1873,  Xo.  812—827. 

Bern,  schweizerische  naturforschendc  Gesellschaft:  Verh.  1872 — 73. 

Besanron,    Socirte    d'rmulation  du  Doubs.      Momoircs,    4.    Serie. 

7.  volume. 

Blank  enburg,  naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes. 

Bologna,  Accademia  dellc  scienze. 

Bonn,    naturhistorischer    Verein    der    i)reussischen    Rheinlandc    und 

Westphalens:    Verhandlungen,   Jahrgang  30,  2;    31,    1. 

Bordeaux,  Societe  Linnrenne  de  Bordeaux. 

Boston,    Society    of    natural  histoiy:    Proceedings  XV,    3,  4.  XVI, 

J,  '2.  Menioirs  II,  4,  III,   1,  2. 

Boston,  American  Acadeniy  of  Arts  and  sd«Miccs:  Proceedings  VIII, 

Bogen  04—85   (Schluss). 

Breslau,  schlesischc    Gesellschaft    für   vaterliindisclic   Cultur :    51. 

Jahresbericht;  Abhandlungen:  Nat.  u.  Med.  1873—74. 
Philos.-hist.  Abth.  1873—74.  Aus  Schlesiens  prä- 
historischer Zeit;  Festschr.  zur  Feier  der  47.  Ver- 
sammlung deutscher  Naturforscher  und  Acrzte. 

Brunn,  k.  k.  milhr.-schles  Gesellschaft  zur  Beförderung  des  Acker- 
baues, der  Natur-  und  Landeskunde :  Mittheilungen 
1873;  Notizen-Blatt  der  histor.-statist.  Section   1873. 

Brüssel,    Academic    royale  de  Belgi(iuc:    Annuairc   1874.  Bulletins 

1873,   1874.   2.  Sc'^ie  T.   35—37. 

Brüssel,  Societe  botanique  de  Belgi(iue:   Bulletin  XII,  3.  XIII.  2. 

XIV,  1. 


*    23    * 

Brüssel,  Societö  entomologique  de  Belgiquc:  Annalcs  XVI. 
Brüssel,  Societe  raalacologique  de  Belgiquc:  Annales  VI,  VII,  VIII; 

Proces-Vcrbaux  III. 
Brüssel,  Societe  royale  Linneenne. 
Buenos- Ayr es,  Musco  publico. 
Caracas,  Sociedad  de  ciencias  tisicas  y  naturales. 
Carlsrulie,  naturwiss.  Verein. 

Charkow,  Gesellsch.  der  Naturforscher  hei  der  Kaiserl.  Universität, 
('hemnitz,  naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 
Cherbourg,  Societe  des  sciences  naturelles. 
Chicago,  JH.,  Academy  of  Sciences. 
Christiania,  kong.  Universität. 
Chur,    uaturforschende    Gesellschaft    Graubündtcns:     Jahresbericht, 

neue  Folge,  XVII. 
Colmar,  Society  d'histoire  naturelle:  Bulletin  1873  et  1874. 
Dauzig,  naturforschende  Gesellschaft. 
Darmstadt,    Verein    für  Erdkunde    und  mittelrhein.    gcol.   Verein: 

Notizblatt  III,  12. 
Dessau,  naturhist.  Verein  für  Anhalt:   Verhandlungen,  31.  Bericht. 
Dijon,  Acaderaie  des  sciences,  arts  et  bclles-lettres. 
Donaueschingen,  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der 

Baar. 
D  0  r  p  a  t ,  Naturforscher-Gesellschaft. 
Dresden,  naturwissenschaftliche  Gesellschaft  Isis:    Sitzungsberichte 

1874,  Jan. — September. 
Dresden,  Gesellschaft    für   Natur-    und    Heilkunde:    Jahresbericht, 

Oct.  1873— Juni  74. 
Dublin,  Natural  History  Society. 

Dürkheim,  Pollichia,  naturwissensch.  Verein  der  Pfalz. 
*  Edinburg,  botauical  society:  Transact.  and  proced.  XI,  3. 
Elberfeld,  naturwissenschaftl.  Verein. 
Emden,  naturforsch.  Gesellschaft:  Jahresb.   1873. 
Erfurt,  kön.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 
Erlangen,  physikalisch-medicinische  Societät:  Berichte,  G.  Heft. 
Florenz,  11.  Comitato  geologico  d'Italia:  (s.  künftig  unter  Rom). 
y.  Francisco,    Calif.,   Academy    of  natural  sciences:    Transactions 

III,  5.  IV,  2—5.  V,  1,  2. 
Frankfurt  a./M.,  physikalischer  Verein:  Jahresbericht  1872-73. 
Frankfurt  a./M.,    Verein    für  Geographie    und  Statistik:    Beitr.  z. 

Statistik  der  Stadt  Frankfurt  II,  5. 
Frankfurt  a./M.,    Senckenbergische    naturforschende    Gesellschaft: 

Abhandlungen  IX,  1,  2. 
Freiburg  i.  B.,  nalurforschende  Gesellschaft:  Berichte  VI,  2,  3. 
Fulda,  Verein  für  Naturkunde. 

St.  Gallen,  naturwissenschaftl.  Gesellschaft.  Bericht  für  1872 — 73. 
Genua,  Societa    di    letture  e  conversazioni  scienlifiche:    Effemeridi, 

anno  IV,  V,  1  —  7. 
Gera,  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 
Giessen,  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 
Görlitz,  naturforschende  Gesellschaft. 


24 


GOrHli!,  Olicrlnas.  GcscIIscbaft  lier  WiKScnscluiflcn:    Ncnva  Ih4 

HagaziD  50,  3;  51.  ' 

(Jüt«l>OfK,  k.  Vctenskaps  üeh  Vitterbets  Sambniles. 
0  Öl  1  hl  gen,  kön.  Societttt  iler  WUsenscliaften  ;  Nacbrkhtea  1674. 
QOttiii  üen,  anlliropologli^clier  Verein. 

Örfti,  natnrwis^cnscliafü.  Verein  für  Steiermkrk:  MUtbeilanfon  1874. 
GrcUiwoiii,    naturwissonschaftlicUer    Verein    für    Nco- Vorpommern 

unil  Rogen;  MiUbeituDgen  5.  a.  (1.  Julirgung. 
nroninden,  nataurkundig  Gcnootscbap. 
Ilmirleiii)  liollandachc  Maalscbsppij  van  Wetcnscliappen :  Verliouile- 

lingun   II,    3,  4;    Archiven    n^-erlandal°<c«    VIII,    3,    4; 

IX,  4,  5;  Dibtiotlicca  iclithyologica  et  piscatoria. 
Halle.  nalan»ig)f#nücliaftl.  Verein  fär  Sachsen  und  ThOringcn:  Zeit- 

ftcbrifl  1873,  Vni;  1874,  IX. 
Halle,  naturforscb.  flesellscUaft. 

llambiirR.  »aturwUacnschaftUclier  Verein:  AMiandlnngen  VI,   I. 
UltmbHrg,  norddculscbe  Socwartc:  Jahresberiobi   18T3. 
Hanau,   welteranUchc    Gcscllscbafl:    Beriebt   vom    1.  Jan.   IBC8  bU 

31.  Dec.  1673. 
nannovor,  nnturbisloriscbc  Gesell scbaft. 
Havaan,    Itcal    academia   de  cienclas  medicas,    fisicas  ;  nataraJes: 

Antdes  X,   113—119,  XI.  120  —  123. 
Hoidelb  erg,  Daturhislorisch-medicinischer  Verein:  Nene  Folge  I,  I. 
tlotsiagfors,  Sällskapct  pro  fanna   et  flora  fennica:    Notiser.    Nj 

Serie.  10.  Uäftet. 
UelüingfoTs,  FinnlUndische  Gesellsebaft  der  Wlssenscbarien. 
llt^rmannstaJl,  Verein   fOr  siebeubürgiscbe  Landeskunde:   Arcfaii 

Xi,  I,  2;  Jahresbericbl  1872—73;  1  Scbnlprogrami». 
Jona,  incdiciniscb-natofwi^^.  Gesellschaft:  Zeitschrift  VlII,  2-4, IX,  I. 
St.  John,  NcD-Braunscbwcig,  Natural  history  soclet;. 
InasbrncU,  FerdiDainleuni:  Zeitschrift,  III.  Folge,  18.  Heft 
Kassel,  Verein  fQr  Naturkunde. 

Kiel,  uatnrwiss.  Verein  in  Schleswig-Holsleln:  Schriften  I,  Z, 
Klagen  fart,  natarbist.  I.andesmoseum  fttr  KAmten. 
KGnigsbcrii,  Fby-^thali^cb-ökonomi^ehG  Gexclhchaft. 
Kopenhagen,  Kong.  dansko  Videnskabcrnes  SeUhab:  Orcrsigl 

det  Forbandlingar   1873,  3;    lßT4,   1,  3- 
Kopeahagen,   botaniske    Forcning:    Jonrnol  de  botaniqne, 

1872,  4;    1873,  3,  3. 
Kopenhagen,  naturbistori^kc  Forening:  Vid.  McddcIcser  19 
handshnt,  llotanischcr  Verein:  4.  Uericht. 
'I.aosanue,    Soci^te    Vandoi^e    de»    sciences    natarelle^, 

XIII,  72,  73. 
Leipzig,  Verein  von  Freunden  der  Erdkunde :  Mittheiinngeo   ', 

Jahresbericht  5 — II. 
*  Leipzig,  Museum  für  Völkerksnde:  1.  ßericht. 
Linz,  Mnseqm  Francisco-Caroliaara :    32.   Bericht,    Darstellung 

Wirksamkeit  cic.  des  Mn^eams. 
LuBdoD,  LinoeanSociely:  Joornal. Bolany  No. 73 — 76.  ZoologyNcS 

Proceed.  1872—73;  Addition?  to  Ihe  library  1872-  ' 


*    25    * 

London,  Royal  society:  Proceedings  No.  146 — 150. 

St.  Louis,  Academy  of  sciences:  Transactions  III,  1. 

Lucca,  r.  accademia  di  scienze. 

Lüneburg,  naturwissenschaftlicher  Verein. 

Lund,  Universität:  Acta.   1871,  72;  Acc.  Kat.  1872—73. 

Lu  xejriiburg,  Institut  ro\al  grandducal. 

*  Luxemburg,  societe  de  botanique :  Recueil  No.   1,   1874. 

Lyon,  Acad^mie  des  sciences,  belles-lcttres  et  arts. 

Madison,  Wisc,  Wisconsin  State  Agricult.  Society:  Transactions  X,  XL 

Madison,  Wisc,  Wisconsin  Academy  of  Sciences,  Arts  and  Letters. 

Magdeburg,  naturwissenschaftlicher  Verein:  Abhandlungen,  Heft  6. 

Sitzungsberichte   1874. 

Mailand,  Reale  Instituto  lombardo  di  scienze. 

Manchester,    literary    and    philosophical    societv:    Memoires    IV. 

Proc.  VIII— XII. 

Mannheim,  Verein  für  Naturkunde. 

Marburg,  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwiss. : 

Sitzungsber.   1870,  72,  73;  Schriften  X,  5—11. 

Melbourne,  Royal  Society:  Transactions  and  Proceedings,  Vol.  X. 

Metz,  Academie  de  Metz:    Memoires    1871 — 1873.    III.    Serie    Ire 

et  3re  annee.  Thilloy,  Tablcs  generales  des  deux  pre- 
mieres  series   1819 — 71. 

Middelburg,    Zeeuwsch    genootschap    der  wetenschappen:    Archief 

I,  1 ;  Catalogus  der  Conchylien ;  Naamlist  der  Minera- 
lien; N.  van  de  Vogels,  N.  van  coleoptera.  —  de  Man, 
Beschr.  van  eenige  in  hct  Strand  van  Walcheren  ge- 
vonden  Schedels. 

Montpellier,  Academie  des  sciences  et  lettres:  Memoires,  VIII,  2. 

Montreal,  Natural  historv  Societv. 

Moskau,    Societe  imperiale  des  naturalistes:    Bulletin,   1873,  3,  4; 

1874,   1,  2. 

München,  k.  bayr.  Akademie  d.  Wiss.:  Sitzungsberichte,   1873,  III, 

1874,  I— m.  Döllinger,  Rede  am  25.  Juli  1873  zur 
Vorfeier  des  Allerhöchsten  Geburtsfestes  S.  Maj.  d. 
Königs  Ludwig  II. 

Nancy,  Academie  de  Stanislas:  Memoires,  4.  Sor.,  VI. 

Neapel,  Accademia  delle  scienze  fisiche  e  matematiche. 

Neisse,  Philomathie:   18.  Bericht. 

Neubrandenburg,    Verein  der  Freunde    der  Naturwissenschaft  in 

Mecklenburg:  Archiv,  27.,  28.  Jahrgang. 

Neufchatel,  Societe  des  sciences  naturelles:  X,  1. 

New-Haven,    Connecticut,  Academy  of  arts  and  sciences:    Trans- 
actions I,   1,  2,  II,  2. 

Newport,  Orleans-Cty,  Vermont,  Orleans-County-Society  of  nat.  sc. 
Newyork,  Lyceum    of  natural  history:   Annais  X,   8 — 11.     Procee- 
dings II.  S.  1873  Jan. — March. 
Nijmegen,    Nedcrlandsche    Botanische    Vereeniging:    Verslagen    en 

Mededeelingen,  Serie  II,  Deel  I,  3,  4. 
Nürnberg,  naturhistorische  Gesellschaft. 
Offenbach,  Verein  für  Naturkunde. 


♦    2r>    ♦ 

C)  Ml  ab  rück.  iiaturwisscnNchaftlicher  Verein:  2.  Jahresbericht. 

Paris,  Socit'-tr  botaniqiie  de  France:  Bulletin:   Comptes  rendus   des 

sr-anres  XXI,  1,  2,  Revue  bibliographiquc  XX,  E.  XXI, 
A     K.    Sess.  oxtraord.  ä  l*raJes-Montlouis  Juillet  1873. 

Pa>!:au.  naturhistorischir  Verein:   13.  u.   14.  Jahresbericht. 

Petersburg,  Kai-.  Akad.  der  Wiss. :  Bulletin  XVllI,  3—5,  XIX,  1  —3. 

Petersburg?,  k.  ru--i>che  entomol.  Gesellschaft. 

Pc^t,  k.  un^'ar.  naturwi-x.   Verein:    Közlöny  V,  41 — 52;    E.    Stahl- 

berger,  die  Ebbe  und  Fluth  auf  der  lihede  von  P'iurae ; 
J.  A.  Krenncr,  die  Eishöhle  von  Dobschau. 

Ph  iladeli>hia,    Aradeniy  of  Natural   sciences:    Procecdings     1873. 

Lca,  ()b>crvatiüns  on  the  genus  ünio,  vol.  XIII. 

Philadelphia,  Americ.  philo-^.  Society:  Proc,  XIII,  90,  91,  XIV,  92. 

Prag,  k.    bülini.    Gesellschaft    der  Wissenschaften:    Sitzungsberichte 

1872,  Juli— Dec.  1873.  Feistmantel,  Ueber  Baum- 
farrenreste  d.  böhm.  Steinkohlen-,  Perm-  und  Kreide- 
formatiun ;  Feistmantel,  Steinkohlen-  und  Perm-Ablage- 
rung im  Nordwesten  von  Prag. 

Prag,  naturliist.  Verein  Lotos:  Zeitschrift,  23.  Jahrg. 

*  Pres  bürg,  Verein  für  Natur-  und  Heilkunde:  Verhandl.,  2.  lieft. 
Quebec,  Literary  and  historical  society. 

liegen  sbur  g  ,  Zoologisch-mineralogischer  Verein. 
Keichenbach,  Voigtländischer  Verein  für  allg.  u.  spec.  Naturkunde, 
lleichcn  berg,  Verein  der  Naturfreunde. 
Riga,  Naturforscher-Verein.  Correspondenzblatt,  20.  Jahrg. 
La  Kochelle.  Academie. 

Rom,  R.  Comitato  geologicu  d'Italia:  IJolletino   1874. 
liouon,  Societc  des  amis   des  scieiices  natur. 
Salem,  ^Nlass.,  Essex   Institute:   iJuUetin   V,    1  —  12. 
Salem,  Mass.,   Peabo.ly  Aoailemy:   K'-purt  for   lb7"2;  Memoirs    1,    1; 

the  American  Naturalist,  1,  J,  VI,  12,  VII,  1-12,  Vlll,  1. 
S  eil  äff  hauN  en,  scinveiz.  entern.  (jeselUch. :  Mittheil.,  IV,  4,    5,    0. 
Stockholm,  Kon.ul.  Sven^ka  Vctenskaps  Akademien. 
S t ras  sb  ur.ir ,  Societe  des  sciences  naturelles. 
Toronto,  Canadian   Institute:   ('anadian  Journal  XIV,   1. 

*  Tri  est,   Sucieta  Adriatiea  di   Seien/e  naturali:   IJolletino,   1. 
Ui)sala,   Societas  reuia  si'ientiarum :   Nova  acta,   ser.  111,  vol.   IX.    1. 
Utrecht,   Pi'0vin/ia1ge.«jllsehatt.  für  Kunst   und  Wissensciiaft. 
Venedig,  Istituto  veneto  di  seien/e,  iettere  et  arti :  ^Memoire  XV 111. 
V  erona,  Aecademia  (ra.Liricultura.  conimercio  ed  arti:   Memorie  L,  LI. 
\V  a  shinuft  0  n,   Smitlisunian   Institution:  Annual  report  for   1872. 

*  Washington,    Geological    and  geogriij)liical    survey  of  the  terri- 

tories:  Bulletin  No.  1 ,  :i  ;  Jackson,  Cataloguc  of  the 
l)liotograi)hs   for  tlie  years    isii'J   to    187'). 

Wien,  k.  k.  geol.  Uriclisanstalt:  Jahrbuch  XXI V^;  Verli.  1871,   1  —  LS. 

Wien,  k.  k.  .treograpliisclie  üesollschaCt. 

Wien,  zool.   bot.  (iesc.ljscliaft :   Verlunullungen  XXlIl. 

W^ien.   Verein  für  Landeskunde  von  Nicderösterreich  :    Blätter   1S7H. 

Toi)Ograi)liie  von  Nicderösterreich,   lieft  5 — 7. 

Wien,  österr.  (Jescllsehaft  für  Meteorologie:  Zeitschrift  Vlll. 


♦    27    ♦ 

Wien,  k.  k.  Akademie:  Anzeiger  1874. 

Wien,  k.  k.  Centralanstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus. 
Wien,  Verein  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse. 
Wiesbaden,  Verein  f.  Naturk.  in  Nassau :  Jahrbücher,  XXVII, XX VIIL 
Würzburg,    physikalisch-medicinische  Gesellschaft:   Verhandlungen 

VI,  VII;  Kölliker,  die  Pennatulide  Umbellula  und  zwei 

neue  Typen  der  Alcyonarien. 
Zürich,  naturforschende  Gesellschaft:  Vierteljahrsschrift  XVIII. 
Zweibrücken,  naturhistorischer  Verein. 
Zwickau,  Verein  für  Naturkunde:  Jahresbericht  1872,  73. 

Ferner  erhielten  wir  im  Tausch  aus  Turin: 
Guido  Cora,  Cosmos  II,  1 — 5 

und  versandten  die  Abhandlungen  an: 
den  Leseverein  deutscher  Studenten  in  Wien 
und    den    naturwissenschaftlichen    Verein    an    der    k,  k.    technischen 

Hochschule  in  Wien. 

Auszug  aus  der  Jahresrechnung. 

Einiiahmeu. 

Sommerhalbjahr  von  334  Mitgliedern 7/{J!  1680.— 

Winterhalbjahr  von  360  Mitgliedern „      1840. — 

Ikiträge  von  70  neuen  Mitgliedern „       529. 50 

Jahresbeitrag  von  112  auswärtigen  Mitgliedern.    .    .    <  „        336. — 

Für  verkaufte  Abhandlungen  und  Karten    ...*..  „          43.35 

Zinsen „       936.82 

,  ,  7^^~53657Ö7 

Ausgaben. 

Für  Anschaffung  von  Büchern  ....  1}^  327.  05 

Honorar  an  die  Autoren  der  Abhandl.  „  384.  — 

Herausgabc  der  Abhandlungen.    .    .    .  „  1181.20 

Herausgabe  des  Jahresberichtes  .    .    .  „  218.05 

Herausgabe  statistischer  Tabellen    .    .  „  375. — 

Für  naturwissenschaftl.  Untersuchungen  „  U2. — 

„    Inserate,  Porto,  Spesen  u.   Divers.  „  639.  64 

7/^  3238.  14 

Ueberschuss  .    .    7/^2127.53 

Oapitalfoiids  des  Vereines. 

Capital  am  1.  April   1874 7///1  18308.44 

Beiträge  von 

13  hiesigen  lebenslänglichen  Mitgliedern „  2358. — 

1   auswärtigen  lebcnsl.  Mitgliede ,,  54.  — 

üeberscliuss  der  letzten  Jahresrechnung ^  2127.53 

"7/^'~2"29Ö7.'Ö7 

Kindt-Stiftung. 

(lejfriiudet  am  2S.  3ljirz  1870  durch  Herrn  A.  v.  Kapff. 

Einnahme. 
Zinsen 7//^i'416.— 


*     2S    * 
Ausgabe. 

Anschaffung  von  Büchern 7//^     63. 50 

Kleine  Unkosten ^         5  83 

Anfgelanf.  Zinsen  auf  gekaufte  Staatspapiere  «     1 2»^.  20 

~  '  mjl  195.53 

Ueberschuss  .    .    7/«:  ii^O.  47 

Capital. 

Am  1.  April  1874 W.  Sr,69.13 

Ueberschnss  der  letzten  Jahresrechnung 220.  47 

1875  April   1 7///^  8889.  CO 

FrUhiing-Stiftung. 

Oegrihidet  am  2.  Oecbr.  Is72  durrli  Frau  tharlotto  Friihlini?,  grr-ii.  Uöseheii. 

Eiiinalinie. 

Beitraj^  von  Major  Neumann Iflfl     11. — 

Eintrittskarte  zum  Vortrage  von  Professor  Ulricli   .    .    .     „  3. — 

Zinsen ^     871. — 

AiiSj^abe. 

Kosten  der  Winter- Vortrüge 7///:  429.65 

Herausgabe  von  3  Tafeln  zu  d.  Abhaudl.     „     sr.O. — 

.     5^89   65 
Statutcnmässig  zum  Capitale  zu  sdircibende  Zinsen  .    .     7///i     95.35 

Capital. 

Am   1.  April   1874 7//^:  18498.05 

Zinsen „  95.35 

Geschenk  eines  Freundes  des  Vereines „        1000. — 

~7//£  "19594.  ~ 

Niebuhr-Stiftung 

für  einen  zoolotrischen  oder  botanischen  («arton. 

Einnahme. 

Geschenk   von  Herrn  Baron  v.  Harold m^       14. — 

Zinsen ^  14.44 

7/^  "23.44 
1874  Apiil  —  Capital 488.91 

1875  April   1 .'"  7/^:"    517  .  35 


Ausgabe. 

Auscliartuiiir  von  nüclicru 7///'     63. 50 

Kleine  Unkosten n  5   83 

Aufpelauf.  Zinsen  auf  jrckauftcStaatspaiiirre  -      120.  20 

mjl   105.53 

Uebcrschuss  .    .    7///'   220. 47 

Capital. 

Am   1.  April   1.S7-1 7///:  S«i69.13 

Ueberschuss  der  letzten  Jabresrechnung 220.47 

1^75  April   1 7///:   8SS9,  CO 

FrUhiing-Stiftung. 

(veirriiiKlct  am  2,  Deebr.  ls72  diircli  Frau  Charlotte  Frilhliu^,  grol».  <*öscho]U 

Eiiiiialiiiie. 

Heitrair  von  Major  Xeumann 7///^      11. — 

Eintrittskarte  zum  Vortra/i?e  von  Professor  Ulrich    .    .    .     „  3. — 

Zinsen „      871. — 

~  m  885.- 

Ausürabe. 

Kosten  der  Winter-Vorträge 7///i  420. C5 

Herausgabe  von  3  Tafeln  zu  d.  Abhandl.     «     300. — 

.     Q'SO  er, 

Statutcnmils<ig  zum   Capitalc  xu  Si'hrt-ibendc  Zinsen  .    .      7///-      05.35 

('a^)ital. 

Am    1.  April    1874 7///:   ls40S.05 

Zinsen „  95.35 

(ifeschenk  eines   Freundes   do-«  Vereines „        1000. — 

"W  10504.— 

Niebuhr-Stiftung 

für  oiueu  zoolo^isrhen  oder  botaniscb^Mi  («arton. 

Eimialiiiie. 

(4osclienk    von  lleriu  Ijaron  v.  llarold lUJl       14. — 

Zinsen „  14.44 

mil       28!  44 
1874   Apiil   —  Capital ,        488.01 

1875  April   1 .7///:"   517.35 


Atk.  d.  naturw.  Vertias  tu  Staue».   Bd.  IV. 


Alrh.d  Tiallirw-VVT'cilis  zu  BromeiiA'. 


ö,  ®  D  ,0 


hPl-fi.liiin'usJhmdorii  !Jiiflic!iJii.Fie.9  l(i  I.Tii^uta  AhcusiiiircnsiN  Slciidfi'  liiii-hiMiaii. 
FrÜiidtfruiii  iilhTi-iiiplin  'hn. 


Ahti  (i  liHtiir»-.  IVr'i'iiis  i.u  liromfitilV 


l'i!!l«Lii/.iila™'elsa  l'.n.ilii-imii    Ti!  9-i;  l,iri.  bolivirasi»   [ii]di™ii 
frHii'l».iiau  li  Tli  T™i|Jiii  in. 


Aljli  il  rialurw  V'tmiu  K.Hl'dmfti    R" 


I*ruifiiUrii  serrdlum  llpp*c. 


I.iixula  arrinani 


.iuneus  ..««.Ttus  Bchn 


F.  KuoiiLTiaii^eji. 


icnk  des  Herrn  A.W.  Rolhorinandt  . 


J.mantimus lam  Juncus  acutus   L.var.  Leopoldii   Buclin 


Alll.d.  naturw.  VtTeiiis  zu  Bremen    R'-  Diese  Tafel  isf  ein  Oesch-nk 


:tJi:Tri'  A  W  Rolhcrmundt 


Jmiais  polylndios  EM  8F.ß 


'     V 


Abhandlii.nalUPw.Vereints  zu  BrrTiifii   _IV. 


(■'/-   Ccsch'nh  ,/r.^    lU'n 


AblLandldnaturir.  Tereinei  luBreinenP. 


J.  oxycappusE.M. 


brevistihis  Bdin. 


J.  piniclorrus.  L.fil. 


Abhandl.d   nahn-w.  \>reinei  zu  Bremm  V. 


.].  Dregeaima  Kth. 


Akhoiutl.  d.  lutnrw.  Tn«in«i  m  Bremen  V. 


3.  Dregeanus  Kth. 


J.  sin^xilaris  Steud, 


Abhandl.d-nahirw.  Vereine«  zu  Bremen  V! 


.1.  Sfmderimius  BcUii, 


J.  Sp 


J.  lomatophyllus  Sprei 


Abhnjidl.cLnalurw  Vt'i 


'm*  iien  Zinsen  der  FräTilifig-  Sliffung. 


flacridii» 
ii«  Thunberg. 


pilzkrank.  spha^netorum. 


»anÄ-,^..^:;^.r:l  ■^^.rT^VC^-^:.