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ABHANDLUNGEN
SIEBZEHNTER BAND.
DRUCK VON BREITKOPF UND 1IA11TKL IN LEIPZIG.
ABHANDLUNGEN
»ER PHILOLOGISCH-HISTORISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN
GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
§
SIF.BF.NTEH BAND.
MUl'ZIG
» [■: i s. in n /. i- 1..
INHALT.
H. C. von der Gabelentz, Die melanesischen Sprachen nach ihrem
grammatischen Bau und ihrer Verwandtschaft unter sich und mit
den malaiisch-polynesischen Sprachen. Zweite Abhandlung . . S. 4
Ludwig Lange, Die Epheten und der Areopag vor Solon - 4 87
J. P. von Falkenstein, Zur Charakteristik König Johann s von Sachsen
in seinem VerhÜltniss zu Wissenschaft und Kunst - 265
Moritz Voigt, Ober das Aelius- und Sabinus-Systera, wie über einige
verwandte Rechts-Svstcme -349
Friedrich Zarncke, Der Graltempel. Vorstudie zu einer Ausgabe des
Jüngern Titurel - 373
Moritz Voigt, Ober die leges regiae. I. Bestand und Inhalt der leges
regiae - 555
Moritz Voigt, Ober die leges regiae. IL Quellen und Authentie der
leges regiae - 643
Friedrich Zarncke, Der Priester Johannes, erste Abhandlung, enthallend
Capitel I, II und III - 827
DIE
MELANESISCHEN SPRACHEN
ZWEITE ABHANDLUNG
VON
H. C. von der GABELENTZ
ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICH SACHSISCHEN
LLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
SIEBZEHNTER BAND.
LEIPZIG
BEI S. II I It Z V. I.
isla.
ABHANDLUNGEN
DER PHILOLOGISCH-HISTORISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH SÄCHSISCHEN
GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
SIEBENTER BAND
BODLILIBP
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it I-: i s. ii i ii /. k i.,
18711.
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INHALT.
11. C. von der Gabelentz, Die melanesischen Sprachen nach ihrem
grammatischen Bau und ihrer Verwandtschaft unter sich und mit
den malaiisch-polynesischen Sprachen. Zweite Abhandlung . . S. t
Ludwig Lange, Die Epheten und der Areopag vor Solon - 1 87
J. P. von Falkenstein, Zur Charakteristik König Johann s von Sachsen
in seinem Yerhältniss zu Wissenschaft und Kunst - 265
Moritz Voigt, Ober das Aelius- und Sabinus-System, wie über einige
verwandte Rechts-Systeme -319
Friedrich Zarncke, Der Graltempel. Vorstudie zu einer Ausgabe des
Jüngern Titurel - 373
Moritz Voigt, Ober die leges regiae. I. Bestand und Inhalt der leges
regiae - 555
Moritz Voigt, Ober die leges regiae. II. Quellen und Authentie der
leges regiae - 643
Friedrich Zarncke, Der Priester Johannes, erste Abhandlung, enthaltend
Capitel I, II und III - 827
DIE
MELANESISCHEN SPRACHEN
ZWEITE ABHANDLUNG
VON
H. C. von der GABELENTZ
VORWORT.
Von meiner ersten Abhandlung über die melanesischen Sprachen
Abhandlungen der philologisch-historischen Gasse der königl. süchs.
Gesellsch. d. Wissensch., 3. Bd., Leipzig 1861, S. 1 — 266) hatte
mein verehrter Freund Edwin Norris in London ein Exemplar an
den Bischof von Melanesia, Revd Patteson in Auckland geschickt,
in Folge dessen derselbe mir theils direct, theils durch Norris eine
Anzahl von Drucksachen, die er in verschiedenen melanesischen
Sprachen veröffentlichte, hat zukommen lassen. Die beiden Geber
sind leider inmittelst verstorben, ich betrachte aber als ein mir von
ihnen hinterlassenes Vermächtnis* die Verpflichtung, jene Materialien
für die Sprachwissenschaft, so gut ich es vermag, zu verwerthen.
Dies ist Veranlassung und Zweck der nachstehenden Blätter.
Gegen meine erste Abhandlung ist von sachkundiger Seite das
Bedenken erhoben worden, dass ich bei Behandlung der einzelnen
Sprachen noch immer etwas zu viel der lateinischen Anordnung ge-
folgt sei. Ich stelle nicht in Abrede, dass dies Bedenkon einiger-
massen gerechtfertigt sein mag und dass in den melanesischen Sprachen
von grammatischen Kategorien, die uns aus der lateinischen Gram-
matik geläufig sind, wie SuhstanJivum, Adjcctivum, Casus u. s. w.
nur sehr uneigentlich die Rede sein kann: gleichwohl habe ich ge-
glaubt, schon der Gleichförmigkeit und rebersichtlichkeit wegen, auch
in gegenwärtiger Abhandlung mich nicht wesentlich von der früher
gewühlten Anordnung entfernen zu sollen, was hoffentlich Billigung
finden wird.
iv Vorwort.
Eine grammatische Zusammenstellung der Ergebnisse, wie ich
sie am Schluss der ersten Abhandlung gegeben habe, glaubte ich
' diesmal nicht wieder nöthig zu haben : ich hätte nur das früher Ge-
sagte, wenn auch mit neuen Beispielen belegt, wiederholen können,
und glaube es Jedem, der sich für solche Forschungen interessirt,
überlassen zu dürfen, die Parallelen zwischen den jetzt und früher
behandelten Sprachen des melanesischen Stammes selbst zu ziehen.
Für ein paar Sprachen, deren grammatischen Bau ich früher
schon ausführlicher dargestellt habe, Aneiteum und Mare (Nengone)
habe ich später neue Materialien erhalten, die mich jedoch zu einer
neuen Bearbeitung dieser Sprachen nicht veranlassen konnten; indess
will ich der Vollständigkeit wegen wenigstens die Titel der betref-
fenden Drucksachen hier mittheilen:
Intas-etipup mal u Jesu Krislo, mtimarid uja, im Natimi imyia-
tamaig caija (das Neue Testament in der Sprache von Aneiteum).
London 1863.
Evangelia hnei Mathiu hna xiwamomone (das Evang. Matth.
in Nengone). Ohne Druckort und Jahr.
Rewone o re tust bane ininata maichamliane ne mochenewe
(Zweites Lehrbuch für Knaben und Mädchen, in Nengone). St. Johns
College 1858.
INHALT.
Seite
I. Die Sprache der Insel Fatt § i i
U. Die Sesake - Sprache auf Api 5
I. Einleitung §4 5
II. Lautlehre §7 13
III. Wortbildung §9 14
IV. Formenlehre §12 16
V. Wortfügung § 28 22
VI. Sprachprobe § 56 29
III. Die Sprache der Insel Pama § 57 30
IT. Die Sprache der Insel Ambrym § 59 32
T. Die Sprache von Tonmarama § 78 12
Tl. Die Sprache der Insel Lifn 51
I. Einleitung § 99 51
11. Lautlehre § 102 58
III. Wortbildung § 105 59
IV. Formenlehre § 110 62
V. Wortfügung § 133 7«
VI. Sprachproben § 172 85
TU. Die Sprache der Insel Uea § 173 87
Till. Die Sprache von Tehen § 1 7 4 89
IX. Die Sprache der Insel Banro § 187 93
1. Wörterverzeichniss § 188 93
11. Grammatische Notizen § 189 100
111. Sprachproben § 207 106
X. Die Sprache der Insel Ulana § 208 109
XI. Die Sprache von Hara Ha - Siki § 2 2 9 117
XII. Die Sprache der Insel Anndha § 26i 130
VI l.MIALT.
Seite
XIII. Die Mahaga-Sprache auf der Insel Isabel oh
I. Einleitung § 281 136
II. Lautlehre § 888 U7
III. Der Sprachstoff § 283 137
IV. Wortbildung § 285 146
V. Formenlehre §289 150
VI. Wortfügung 159
A. Einfacher Satz § 306 459
B. Zusammengesetzter Satz § 332 466
VII. Sprachproben § 346 171
XIT. Die Sprache der Insel Eddystone § 347 \n
XT. (Nachtrag.) Noch eine Neu- Caledonische Sprache § 3 in ... 177
Wörtersammlung § 349 177
Berichtigungen.
S. 37 Anm. *. 8. VIX Anm.
8. 74 Z. 18 hau hm 1. finttma.
S. 88 Z. 6 v. u. ihacvmb 1. thabutub.
DIE
MELANESISCHEN SPRACHEN
NACH IHREM
GRAMMATISCHEN BAU UND IHRER VERWANDTSCHAFT UNTER SICH
UND MIT DEN MALMISCH-POLYNESISCHEN SPRACHEN
UNTERSUCHT
VON
H. C. von der GABELENTZ.
ZWEITE ABHANDLUNG.
Des VII. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der Königl.
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
Nu I.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL
1873.
[
Vom Verfasser übergeben den 3. Juli 1S73.
Der Abdruck vollendet den 15. October 1873
1
DIE SPRACHE DER INSEL FAT&
§ 1 . Fat6 (Vat6, Sandwichinsel) gehört zu den neuen Hebriden.
Turner (Nineteen Years in Polynesia) giebt Wörtersammlungen von
zwei Dialekten dieser Insel. Der eine, in Mele gesprochen, ist offen-
bar polynesisch und mit den Sprachen von Niua und Fotuma nahe
verwandt, wie schon die Zahlwörter zeigen: 1 tasi, 2 rua, 3 toru,
4 /Vi, 5 rima, 6 rwo, 7 vitu, 8 varu, 9 siva, \ 0 nofuru. Der andere
Dialekt dagegen, der zu Erakor an der SüdkUste der Insel gesprochen
wird, gehört den melanesischen Sprachen an und es findet daher auf
Fat6 dasselbe Verhältniss wie auf Tana statt, wo ebenfalls ein poly-
nesischer Dialekt neben einem (oder mehreren) melanesischen auftritt.
§ 2. Indem ich nachstehend das Wörterverzeichniss nach Turner
ntittheilc, begleite ich es mit Vergleichungen aus anderen melanesi-
schen und polynesischen Sprachen:
Sonne al Ebon: a/, Sesake: elo, Ambrym: yial
Mond atelang Ebon: aleng
Stern masei
Wolke ten lang
Himmel nsau
Regen us
Blitz napil
Donner Ifä
Wind 9n lang
Mele: masoi, Errom. : masi, Sesake: masoe
Diese beiden Wörter sind jedenfalls versetzt;
im Dialekt von Mele heisst die Wolke sau,
der Himmel te lang (Sesake: koroatelatii) ; zu
ersterein aber stimmt polynesisch ao, zu letz-
terem langi
Rotuma: uas, Sesake: usa
Mele: napila, polynes. : uila
Sesake: lavai
Rotuma: lang, Sesake: lani
Abband) . d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch. XVII.
2
H. C. VON DER GäBELENTZ,
Licht aliat
Dunkelheit pong
Kälte melanr
Hitze fetin
Berg ntav
Land nfanü
Sand naueh
Stein fät
Wasser nai
Meer ntas
Baum nwfcaa
Brodfrucht nupium
Taro Hta/
Cocosnuss rwm'u
Yam naui
Zuckerrohr naporai
Banane nanr
Canoe raru
Schilf raru pur
Fisch neik
Schwein uäk
*
Hund kuri
Huhn fo
Ameise makal
Ratte &ttöu
Feuer wfewp
Haus nasum
Pfeil 11«
Bogen nas
Keule n^a*
Speer o/ö
Tag aliat
Nacht pon</
gross tob
klein $ß#
nah emultin
fern eruptai
\ s. unten: Tag, Nacht.
Sesake: malandi
Sesake: pivitunu
Sesake: tava
polynes.: fanua, fenua
Anat. : nauanaving
polynes.: fatu
Tana: nui, Sesake: noai
Tana, Sesake: tost
Fidschi: nafcm
Errora. : tal
polynes.: mw, Lifu: neu
polynes.: ufi
Errom.: poria
Sesake: andi
Sesake: rarua
polynes.: ika
Mar6, Lifu: puaka
Annat., En*om., Tana: kuri
Fidschi, Sesake: loa
Annat. : caup, Sesake: kapu
Tana: niuma, Errom., Lifu: uma^
Sesake: am
Annat. : adiat^ Sesake : aleati
Fidschi: bogt, Rotuma: pong
Niua: sisi
Sesake: malandini
H. C. VON DER GABELENTZ,
stellen, legen ketu
denken maruaken
gehen fan
kommen mai
sitzen patok
machen fringi
geben kefan
trinken amin
essen fam
fürchten matak
athmen mar
lachen mur
weinen lang
ich kenü
du ang
er nga
wir (exclus.) akit
wir (inclus.) komain
ihr akam
sie ngar
wir zwei (excl.) komam
wir zwei (incl.) akit
ihr zwei akam rakanru
sie zwei ngar
eins sikei
zwei nru
drei tun
vier pat
fünf lim
sechs faft*
sieben laru
acht /a/u/
neun te/w/
zehn ralim
zwanzig limru
hundert tiflisgei
tausend pon
Niua: fano
polynes.: mai hierher
Annat. : atcuk, Lifu: lapadhu
Annat. : umwig
Niua, Sesake, Mele: mataku
Duauru: moere '
Tana: marhis, Sesake: muru
polynes.: tangi
Mar6: inw, Sesake: kinau
Diese beiden Wörter sind offenbar verwech-
selt, vergl. unten den Dual, und Tana: ketaha,
kamaha, Niua: akitea, akimea
Errom.: sa, Sesake: sikai
polynes.: rua
Mare: tini
Krrom. : devat, Sesake: pati
polynes.: lima
Sesake: la tesa
Sesake: la rua
Sesake: la tolu
Sesake: lo veti
Sesake: lua (rua) lima
Die melanesischen Sprachen. 5
§ 3. Hierbei ist zu bemerken:
1) na, n scheint öfters ein mit dem Nomen verschmolzener Ar-
tikel zu sein, z. B. in nfänu Erde, polynes. fanua, ntas Meer, Tana
lasi, ntal Taro, Errom. to/, naniu Cocosnuss, polynes. niu, naui, Yam^
polynes. ufi u. s. w.
2) Bei den Zahlen ist die quinUre Zählmethode zu erkennen,
von sechs an wird den Zahlen ein la vorgesetzt, das vielleicht »wieder«
bedeutet. Doch geht darnach tun in (la)tul^ pal in (le)ftd über; ralim
heisst wörtlich zwei fünf.
3) Ein eigentlicher Dualis scheint in der Sprache nicht vorhan-
den zu sein, um so weniger ist also an einen Trialis zu denken. In
der ersten und dritten Person lauten Dual und Plural ganz gleich
und wenn der Dual der zweiten Person durch akam rakanru ausge-
druckt ist, so ist darin der Plural akam und die Zahl 2 nru ent-
halten; was das beide verbindende raka bedeutet, ist nicht klar.
n.
DIE SESAKE- SPRACHE AUF API.
I. Einleitung.
§ 4. Aj)i, auch Tasiko, oder Tasitso genannt, ist eine der neuen
Hebriden, zwischen Fatö und Anibrym gelegen. Sesake ist eine Gegend
an der Südseite der Insel. In dieser Sprache besitze ich 1) ein im
J. 1866 wahrscheinlich auf Neu-Seeland gedrucktes Vocabular (Voca-
bulanj of Melanesian Lamjuagcs. (Sesake.) New Hehrides Islands), wel-
ches auf 63 Üoppelseiten zwischen 5 — 600 englische Wörter, alpha-
betisch geordnet mit den daneben stehenden Sesake -Wörtern und
kurzen Sätzen, die den Gebrauch erläutern, enthalt; 2) ein Heftchen
von 9 Seiten, englische Partikeln mit daneben stehenden Sesake-
Satzen, worin diese Partikeln vorkommen (in diesen Sätzen, wie in
denen des Vocabulars, sind die Sesake-Wörter nur zum Theil durch
darüber gesetzte englische Wörter erklart) ; 3) zwei einzelne Blätter
mit den Zahlwörtern, Pronomen, Verbalformen, Präpositionen u. a.,
H. C. VON DER GaBBLENTZ,
die zwar als Apee {Tasiwo. S. Side) bezeichnet sind, aber unver-
kennbar zu derselben Sprache gehören. Tasiwo ist eine Gegend der
Insel in der Nähe von Sesako*).
§ 5. Diese Materialien bieten allerdings mehr Stoff für das Wör-
terbuch, als für die Grammatik, doch lassen sich wenigstens die
Grundzüge derselben daraus entwickeln. Zunächst will ich aber, wie
gewöhnlich, ein nach Gegenständen geordnetes Wörterverzeichniss
vorangehen lassen:
1. Himmel , Luft, Zeit.
koroatelani Himmel
liu Welt
elo Sonne
mamia Mond
masoe Stern
marama Licht
meelu Schatten
ni vila Blitz
law Wind
laniatu Sturm
malingo Wolke
usa, wusa Regen.
lavai Donner
soara Regenbogen
ruru Erdbeben
neura Thau
kapu Feuer
asua Rauch
suqeseka Funken
lano au Asche
aleati Tag
boni Nacht
rani melu Abend
2. Erde.
vanua Erde, Land
tano Erde, Erdboden
ure Boden, Grund
roara Feld
tava Berg
vatu Stein
ma8ua Gipfel
waraone Sand
mbura, avuavu Staub
lepa Schmutz
mbna Weg
mbaqa, sali Graben
moru Grube, Grab
kiirau Eisen
malas Wald
noai Wasser
tasi Meer
mati Ebbe
*) Tasiko, Tasilso sind vielleicht nur Nebenformen von Tasiwo, und würden
dann nicht Namen für die ganze Insel, sondern nur für den südlichen Theil der-
selben sein.
Die melanesischbn Sprachen.
tavara Fluth
rimu Welle
lau Ufer
motu noai Brunnen
vanua motu Insel
tatarai Perle.
3. Mensch.
to, tamoli Mensch
kana Mann
koroi {goroi) Weib
tama, popo Vater
qila Mutter
tele Mama
^art Kind
natu Sohn
toi Bruder
göre Schwester
bilumbilu Freund
taua Krieger
karaka Krüppel
vanuaqota Ausländer, Fremdling
wranaleokakana Körper
bau, mbau Kopf
lidu, ululu Haar
dalina Ohr
mala Auge, Gesicht
nako Gesicht
nisu Nase
marita Nasenlöcher
manoe Lippe, Zahnfleisch
mbati Zahn
mena Zunge
nasi Kinnbacken
bupu Backe, Wange
kaundaleo Hals
ruma Brust
taku Rucken
batirau Herz
mona Lunge
mbivele Leib, Bauch
mavu Nabel
vindi, vidi Seite
tua Bein, Fuss
batua Knie
mwele Fuss
rw Hand, Arm
kini, keni Finger
kini na tua Zehe
weli Haut
bokasi Fleisch
wa Ader
W(/a Blut
vatu na ta Knochen
temate Leichnam
ririmata ThrUnen
boren Traum
leo Stimme, Ton ; Art und Weise
manuka Wunde
nisa Name.
koriia Hund
teango Schwein
kusuwe Ratte
4. Thiere.
maniwa Fledermaus
manu Vogel
toa Huhn
8
H. C. VON DER GABELENTZ,
tolu Ei
nika Nest
lanavaru Flügel
mbue Schwanz
ika, iga Fisch
marai, moni Aal
mala Schlange
vonu Schildkröte
maialoa Skorpion
kalumwe Spinne.
5. Pflanzen.
kau Baum, Holz
dara Zweig, Ast
lau, li Blatt
malona Baumstamm
mtdu Rinde, Schale
lake Wurzel
niu Cocospalme
toaru, u Rohr, Schilf
mbarai Zuckerrohr
mwenau Gras, Unkraut
vuna Beere, Blüthe
wa Frucht
mbatina Saamen
molokara Schwamm.
6. Wohnung , Geräthe.
kopu Haus
mpula Dach
mbutu, titiro Fenster
matakisala Thüre, Pfad
koro Zaun
dangoro Riegel
paseu Nagel
tanyali Pflock
8ape Bret
mbula Bret, Tisch
wetvele Bett, Matte
datia Sack
vi#ira Korb
sasara Besen
garau Topf
siloa Schüssel
lasa Gefäss, Schüssel
tuturi Kette
mea Schnur
tau Seil, Strick
nua Geld
masmas Messer
noko Tätowirstichel
tanoto Axt
taqes Hacke
io Speer, Lanze
tiga Pfeil
asu Bogen
matasikai Köcher
mbwe, ngue Keule
rarua Schiff
matau Anker
lae Matte, Segel
kupena Netz
tangau Angelhaken.
Die melanesischen Sprachen.
9
7. Kleidung, Speise.
kuluktdu Kleid, Kleidung
kalau Gewebe
matiu Rand, Saum
tali-otioti Gürtel
iaqau Hut
vinana Speise
mbatau Brodfrucht
andi Banane
wui Yam
niu Cocosnuss
nai Mandel
lugu na ika Oel.
haro taub
dangele quer, schief
davosa voll
dorono ruhig, schweigend
duai, tuai alt
dunituni süss
dutu moru tief
yaikai weiss
galeana gerade
garai widerspenstig , hart-
näckig
yarukaroa rauh
yasua, ngasua fest, hart, derb
yattwata gross
«/iZri, w*//Ät, Äi/ri, ri&t klein
gokona bitter
{/o/t* lahm
A'Acira unfruchtbar
lakolako ruhig, still
foiwa aufrecht, gerade
/o/o süss
lomau wahr
makali scharf
malandi kalt
malakesa blau, grün
malandini nahe
malua voll
8. Adjectiva.
wami reif
manaenac weich, schwach,
müde
manyeri seicht
manukunuku weich
marita um zornig
masaki krank
male todt
mbula gross, viel
me/c sorgfältig, genau
memeu nass
merara leicht
mici/a roth
fwi/a wild
miloloa gelb
wio/t bloss
mwemwe zahm
namala albern
nambua gerade, recht
naranara trocken
naxali eng
ndaqa leer
ndaulau rein, weiss
ndoroloro heiss
ndunituni süss
ninika schnell
wo fertig
10
H. C. VON DER GABELENTZ,
ttgau wild
ngokona bitter
ngokovata sauer
onota schwarz
parau gross, hoch, weit, fern
pisuru falsch
pitolo hungrig
pivituni heiss, warm
polu stumpf
pomu krank, übel
punuta mürrisch
pura voll, leck.
puru kurz, niedrig
pusa stumm
qia, wia gut, wohl, gesund
qili blind
sa schlecht
sali falsch
samna krank
soki fest
suwori zornig
tureai jung
vau neu
9. Verba.
aluvi winken
atai kennen, wissen, verstehen
atumakini schwingen
au nehmen
ava baden, schwimmen; fehlen,
irren
batua füttern
dara, ndara scheinen
datani rächen
dipe, ndipe, tipe schiessen
dondomi glauben, denken, ge-
denken, sich erinnern
dondono fühlen
dono, ndono hören
dowo, ndowo fallen
duleana, tuleana stehen
duraki stampfen
gani, ngani, kani essen, ver-
zehren
ganikani essen
garuti kratzen
gasi, kasi reiben, abwischen
gali beissen
giliy küi graben
guatuni begraben
gurapiri sich wundern
guvakuva fliegen
ko schlagen
konda sitzen
laxlaxe bewundern, sich freuen
lalauwo säen
law rufen, schicken
lauwo pflanzen, stechen
lavi nehmen, aufheben
lavulavu wachsen
leleo aufwachen
lena tanzen, springen, singen
ligo, liko binden, halten
liliu (leleo?) zurückkehren
lisa werfen
lolo suchen
lolos waschen, baden
lusea rudern
maeto schelten
makoto zerreissen, abreissen
malivusa sich biegen
Die melanesischen Sprachen.
11
malokini vergessen
mamdu hinuntergehen
mando dürsten
marie fallen
mararoa wenden, umdrehen
masai durchbohren, aufbrechen
masamasana hobeln, glätten
masau(na) lieben, gern haben,
wünschen
maiaki wenden, umkehren
maluku fürchten
malauke sich schämen
matausi sich vorsehen, bewah-
ren, hüten
maturu schlafen
mauri leben
mausa finden
mawora, niawori brechen
mawuriwuri kriechen
tnenai lecken, kosten
meri tödten
merimeri berühren
mindiri schreiben
momoa gähnen
mua (Hessen
munu, mununi trinken
muru lachen
musu untergehen (v. der Sonne)
mwelu verlassen
ndaqalosa umdrehen
mlaki ausgiessen
ndaleva abwehren
ndasuru verbergen
ndauni kochen
ndekai hängen
ndimandima klopfen
ndiro untergehen, ertrinken
ndo, to leben, sich aufhalten,
wohnen, sitzen
ndoko, toko sitzen, sich setzen
ndopu schwellen
ndovai schneiden
nduantjüti bezahlen
nduri nähen
ndurururu zittern
nduti binden
ndutu waten
noa sprechen, sagen, nennen
nuanuaki bewegen, rütteln
!*ara treffen
8</at, nguai weinen
ngaroa kratzen
ngokola verwittern
ngum sich bücken
ovakini begraben
pa gehen
pai geben
pakusa herausziehen
palapala abschneiden
panako stehlen
panani durchbohren
panarai ausbreiten, entfalten
panyokolo handeln , kaufen ,
tauschen
pani klettern
para umhergehen
pas zerdrücken, zerbrechen
pasa sagen, sprechen
pasanda ausgleiten, rutschen
pasangoro verbieten
pati machen, bauen
pau weben
paum legen, setzen
pe kommen
12
H. C. VON DER GABELENTZ,
peluai wegnehmen
peveveve zählen
jnkakau leugnen
pila leuchten, blicken
pilai bringen, holen
pilenonda straucheln
pili blinzeln
piliketi schälen
pioso schreien, rufen
piriviri lösen, los machen
pise lehren'
pisingoro geboren werden
pisolo gebären
pisua zusammenkommen, be-
gegnen
piswu fragen
pitosi ausstrecken, öffnen
pitua stechen, geben
pivimeri kämpfen
pivito lügen
poka schlagen
poka-punue todtschlagen
polanati öffnen
posiwosi arbeiten
pu sehen
pua, vua halten, fangen, ziehen
puku husten
puluki wickeln
punusi sehen
pupulu anhängen, ankleben
putea ausreißen, jäten
puvurai spucken
qelukini zuschliessen
qoa stinken
qokapiri sich öffnen
rako sitzen
rono hören
rowo, ndowo, qowo fallen
sake aufgehen (v. der Sonne)
sale schwimmen
sapura wegwerfen
sara fliessen; hängen
sasaqo irren, fehlgehen
saundoa scherzen, spotten
sava rollen (v. Schiffen)
satvoni hängen
sie zerreissen
siko rächen
silasilaki sprengen, sprützen
sindono riechen
sipesipe trommeln
soro verbrennen; abwischen
sorovi trinken
sosoada rollen
sovasova athmen, keuchen
sovi eintauchen
suasua gehorchen
mi anzünden; helfen
suki halten
sunduku lauern
suni aufsetzen
susuna schlagen, klopfen
taki ausgiessen
tape, ndape nehmen, halten,
tragen, bringen
tapepe geben
iauwa krachen, brechen
tiqan verschliessen
Uro sinken, ertrinken
tiu hinablassen
ioro legen
lotowo wägen, messen
tova schneiden
Um vertheileu
Die melanesischen Sprachen. 13
tuna anhalten, stillstehen vakali schärfen, schleifen
tuturu tropfen, tröpfeln vau tragen (Mehrere)
uli verwechseln, vertauschen vavaw brennen
uru, urusi knarren, dröhnen ve, vei kommen
va gehen veni rösten.
§ 6. Um die» Verwandtschaft mit anderen melanesischen und
polynesischen Sprachen darzuthun, beschränke ich mich auf folgende
Beispiele: aleati Tag, Annat. adiat — bo&i Nacht, Fidschi bogi, polyn.
pongi — ela Sonne, Fat6 al — masoe Stern, Errom. masi, Fate masei —
luni Wind, Rotuma, Vunmar.- lang, Ambrym leti — kapu Feuer, Annat.
caup — noai Wasser, Errom. nu — iasi Meer, Tana tasi, Vunmar.
taihi — vatu Stein, Fidschi vatu, polyn. falu9 Annat. hat — wmuaErde,
Fidschi vanua, Vunmar. vanu, Lifu fetie — tano Erde, Tana tana —
vanua motu Insel, polyn. motu — kana Mann, Hawai. kanaka — ta,
tamoli Mensch, Ambrym ta, Vunmar. ata, Fate natamol — bau Kopf,
Fate napaun — lulu, ululu Haar, Ambrym wolu, al — dalina Ohr, Fidschi
daliga, polyn. talinga — mala Auge, Fidschi, polyn. mal. mala — manu
Vogel, Tana, polyn. manu — ika Fisch, Fidschi, polyn. ika — /um Baum,
Tonga akau, mal. kayu.
Die in das Sesake aufgenommenen polynesischen Wörter rühren
vielleicht von der Nachbarschaft der Insel Mai her, auf welcher ein
polynesischer Dialekt herrscht. Im Uebrigen nähert sich das Sesake
am meisten dem Fate, wie aus der dort gegebenen Sprachvergleichung
zu ersehen ist.
IL Lautlehre.
§ 7. Ueber die Aussprache kann ich nur Vermuthungen auf-
stellen. Hinsichtlich der Vocale nehme ich an, dass sie nicht die
englische, sondern die deutsche oder italienische Geltung haben. Zum
Theil mag ihr Laut nicht streng ßxirt sein, woraus sich Schwan-
kungen in der Schreibart, wie pala und pale, pilikeli und ptlikiti,
siivo und suwo, pivüuni und pivilunu, panako und panaku, suwo und
suwu, tolu und Udu, mboni und mbuni erklären. Als eine Eigentüm-
lichkeit verdient erwähnt zu werden, dass der Vocal der ersten Sylbe
sehr häufig in der zweiten wiederkehrt, wie in dana, data, kana,
lana, giki, gili, ninika, mindiri, dono, dondomi, dorono, dowo, was be-
14 H. C. von drr Gabrlrntz,
sonders bei u der Fall ist: bupu, dutu, kulukulu, kusuwe, lugu, lulu,
munu, muru, mtmi, ndurtiruru, ngusu, puku, puiuki, punusi, purti, pur-
vurai u.s.w.
§ 8. Von den Consonanten hat # die nasale Aussprache wie ng
im Deutschen, q steht wahrscheinlich für qu. Es wechselt zuweilen
mit p, wie in qokati und pokati, kuqena und küpena, qosiwo&i und
posivjosi. Die Anfangsconsonanten der Wörter leiden eine Erweichung,
wenn das vorhergehende Wort mit dem nachfolgenden, z.B. als Ar-
tikel oder Pronomen, in näherer Verbindung steht. Diese Erweichung
besteht darin, dass / in d, k in </, p in v oder «0, q in w verwan-
delt, oder den weichen Consonanten 6, d, g ein Nasal vorgesetzt,
also 6 in mb, d in nd, g in ng verwandelt wird. Zuweilen finden
sich auch beide Arten der Erweichung bei demselben Worte, wie
wenn iape zu ndape, kani zu ngani wird. R scheint sich dem t in
der Aussprache zu nähern, daher statt dorn, hören, auch rono gesagt
wird; Folge hiervon ist, dass r auch zu nd erweicht wird, wie in
ndfta von rua, ndowo von rowo. Auch ist zuweilen ndr statt nd ge-
schrieben, z. B. ndro statt ndo. Eine solche Erweichung findet sich
auch in den durch Doppelung (§ 10) gebildeten Wörtern und zwar
bald bei dem ersten, bald bei dem zweiten Theil des Wortes, z. B.
pokavoka, posiwosi, bilumbilu, guvakuva, jririviri, ndautau, ndorotoro u. s. w.
III. Wortbildung.
§ 9. Das Sesake hat Präfixe und Suffixe. Als Präfixe finden
sich pa, paka und a, welche dem Verbuni causative oder transitive
Bedeutung geben, wie palakolako flüstern, von lakolako still, palikoti
anlegen, befestigen, von liko, likoti halten, festhalten, pakamauriki
heilen, retten, von mauri leben, pakaqiaki heilen, von qia wohl, ge-
sund, pakandaulau reinigen, von ndautau rein, andrapuki heiligen, von
ndrapu (tapu) heilig.
Als Suffixe finden sich ausser dem in den letzten Beispielen
nach dem Präfix paka und a auftretendem ki noch kirn, ü und m,
deren Bedeutung mir nicht klar ist. Ich beschränke mich daher dar-
auf, die vorkommenden Beispiele anzuführen: atumakini schwingen,
malokini vergessen, ovakini begraben, qelukim zuschliessen, nuanuakini
Die UELAirasiscHBft Sprachen. 15
oder nuanuaki bewegen, rütteln — puati fangen, halten, v. pua dass.,
likoti halten, v. liko dass., pokati schlagen, v. poka dass., polanati
öffnen, piliketi schälen, garuii kratzen, — takini giessen, eingiessen,
v. iaki giessen, vergiessen, guatuni begraben.
§ 10. Auch durch Zusammensetzung werden Wörter gebildet:
palosuwo (wörtlich: oben unten) kentern, vanuaqota (wörtlich: Land
anders) Fremdling, Ausländer.
Am häufigsten findet sich die Zusammensetzung in Form der
Verdoppelung und zwar entweder des ganzen Wortes oder der
Anfangs- (bezüglich End-) Sylbe. Als Verdoppelung des ganzen Wortes
kommt vor: avuavu Staub, bilumbilu Freund, duniluni süss, guvakuva
fliegen, ganikani (ganigani, kanikani) essen, v. kani dass., kulukulu
Kleidung, lakolako ruhig, lavulavu wachsen, masmas Messer, merimeri
berühren, mwetnwe zahm, ndautau rein, weiss, ndaloialo Wendung des
Schiffes (?engl. tack), ndorotoro heiss, ndurururu zittern, v. ruru
Beben, Erdbeben, otioti in tali oiioti Gürtel, palapala abschneiden,
piliunli blinzeln, v. pili dass., piriviri lösen, losbinden, peveveve zäh-
len, pokawoka pochen, klopfen, v. poka schlagen, posiwosi (wosiwosij
arbeiten, fleissig sein, v. wosi arbeiten, verfertigen, saisai versammelt,
vermischt, sorosoro flackern, flammen, v. soro brennen, sovasova ath-
men, keuchen, suasua gehorchen, strisui Feuergewehr, v. sui anzün-
den, walawala Kreuz, Querstange, wokawoka hungern?
§ 11. Neben dieser Verdoppelung treten zuweilen noch Präfixe
ojler Suffixe auf, wie in mawuriwuri kriechen, manukunuku weich,
si Lisi laki sprengen, sprützen, fiuanuaki bewegen, rütteln, gasugasua
fleissig (v. gusua fest, hart?), garukaroa rauh, vgl. garuii kratzen,
lailaiea {laelaea) froh, vergnügt, v. lailaie bewundern, masamasana
hobeln, glätten.
Verschieden hiervon scheinen die Fälle zu sein, wo nur die
Anfangssylbe oder die Endung des Wortes wiederholt wird, z. B.
doudono fühlen (v. dono hören?), lalauwo säen, v. lauwo stechen,
pflanzen, nonola schwarz, sasaqo irren, fehlgehen, sasara Besen, su-
sunduku lauern, v. sunduku dass., totovi vertheilen, v. tovi dass., lutu-
iuri im Zusammenhang, v. tuturi Kette — dangelegele krumm, v. dan-
gele quer, schief.
16 H. C. VON der Gabelentz,
IV. Formenlehre.
a. Substantiynni.
§ 12. Die Substantiva sind indeclinabel. Sie haben einen be-
stimmten Artikel na: na ta der Mensch, na kau der Baum. Vor
kopu, Haus, steht dafür stets e (es).
Für die Casus giebt es weder Formen, noch besondere Partikeln.
Der Dual wird durch rondua (rundua) bezeichnet: na ta e ron-
dua die z\yei Männer.
Der Plural wird durch nachgesetzte Nomina, welche eine Menge
bezeichnen, ausgedrückt, wie manga, wase manga, lapa, mau, mamau,
z. B. kana manga Männer, Burschen, kopu wase manga viele Häuser,
'na lamoli lapa die (vielen) Männer, goroi mau Weiber, na loriki mau
(mamau) die Dinge.
b. Adjectiynm.
§ 13. Das Adjectiv ist ebenso unveränderlich wie das Substantiv,
dem es stets nachgesetzt wird: rarua gauwata ein grosses Schiff, tea
gauwala eine grosse Sache, rarua giki ein kleines Schiff, gart riki
ein kleines Kind, masina vau der neue Mond.
Wie die Steigerungsgrade ausgedrückt werden, wird später ge-
zeigt werden.
c. Zahlwort.
■
§ 14. Die Zahlen von eins bis zehn sind: 1 sikai, 2 raa,
3 ndolu, 4 pati, 5 lima, 6 la tesa, 7 la rua, 8 la tolu, 9 la veti,
1 0 tua (lua) lima. Was lua hier bedeutet ist mir unklar, es müsste
denn eine Nebenform von rua zwei sein; tua lima scheint wörtlich:
Fuss und Hand auszudrücken, wenn auch lima in seiner ursprüng-
lichen Bedeutung: Hand, nicht mehr im Sesake gebräuchlich ist.
d. Pronomen.
§ 15. Die persönlichen Pronomina haben einen dreifachen
Numerus : Singular, Dual und Plural, und unterscheiden in der Mehr-
zahl der ersten Person einen inclusivus und exclusivus. Es giebt
eine vollere und eine kürzere Form; erstere kann für sich allein,
Die melanesischen Sprachen: Sesake. 17
letztere nur in Verbindung mit einem Verbum gebraucht werden
(Verbalpronomen) .
vollere Form.
kürzere Form.
Singular.
1.
Pers.
kinau, nau, au
a, ka, ga, ta ich, mich, mir
2.
Pers.
niingo, koa,
ku, ko du
ama
dich, dir
3.
Pers.
nai, nai weina, tria
e er, sie, es
neana
ihm, sein
ana, ea, ia
a ihn, sie es
Dual.
1.
Pers.
incl. nininda to rundua
to ro, to ru, turu
excl. ningami a rundua
a ro, a ru
2.
Pers.
nimui ko rundua
ko ro, ko ru
3.
Pers.
na ra e rundua
Plural.
e ro, e ru
1.
Pers.
incl. ninginda tu
tu
excl. ningami au
au
2.
Pers.
nimui ku (go) , ku ngua
ku, gua
3.
Pers.
na ra u (eu)
eu.
Der Plural kann durch Beifügung der Zahl näher bezeichnet
werden, wie nininda tu ndolu wir drei, nininda tu paii wir vier,
nininda tu lapa wir viele, doch berechtigt dies nicht, hier einen wirk-
lichen Trialis, wie in anderen melanesischen Sprachen anzunehmen,
da diese Zahlwörter unverändert bleiben und nicht, wie beim Dualis,
eine besondere Form annehmen. Die Form a der 3. Pers. Sing, er-
scheint als Suffix nach Präpositionen und Verben. Die Formen ama
und ana der zweiten und dritten Person finde ich nur nach der
Präposition ki, doch sagt man auch ki ngo, ki nia.
§ 16. Possessiva, welche eine natürliche Zugehörigkeit aus-
drucken, wie bei dem Körper und seinen Theilen, dem Namen, der
Sitte und Verwandtschaftsverhältnissen, werden durch Suffixe am
Nomen ausgedrückt, welchem der Artikel na vorangeht. Dies ge-
schieht nach folgendem Schema:
Sing, na runga meine Hand (Hände)
na ruma deine Hand
na runa seine Hand.
Abkart. d. K. 8. GeMlUcb. d. Witteoich. XVII. £
18 H. C. von der Gabelentz,
Dual, na runinda lo rundua ) ¥¥ ,
\ unsere Hände
na rungami a rundua J
na rumui ko rundua euere Hände
na runda e rundua ihre Hände.
Plur. na runimla
:•
unsere Hände
na rungami
na rumui euere Hände
na runda (ruda, ru nura waina) ihre Hände.
So na lamangu mein Vater, na qilangu meine Mutter, na mbaungu
mein Kopf, na vindingu meine Seite, na tamama dein Vater, na bauma
dein Kopf, na nisana sein Name, na ululuna sein Haar, na leongami
unsere Sitte, na leomui euere Sitte, na leonda ihre Sitte, na bokasida
ihr Fleisch. Auch sagt man na urena das Ende, der Grund, na lakena
der Anfang, na malona die Mitte (der Sache), z.B. na urena na mbo#i
das Ende der Nacht, na urena na vasana das Ende der Rede.
Andere Possessiva werden durch das persönliche Pronomen, das
mit vorgesetztem a dem Nomen folgt, ausgedrückt, indem e, das ab-
gekürzte Pronomen 3. Pers., vorangeht, z. B. e kopu a nginau mein
Haus, e kopu a niingo dein Haus, e kopu a neana sein Haus, e kopu
a nininda (ningami) unser Haus, e kopu a nimui euer Haus, e kopu
ande ara ihr Haus.
§ 17. Demonstrativa sind: nw, wose dieser, woi^wona jener;
Interrogativa: sei, im, seisei wer? na sava, na sa was? seve wel-
cher? seve tea welche Sache? was? pisa wie viele? a ngi sei wein,
wessen? In de finita: sikai — sikai der ^ine — der andere, lipuasa
einige, lapa viel, warmi alle, pisa wenig, loriki (Ding) etwas, masiki
allein. Letzteres wird mit Pronominalsuflixen verbunden: in asi kinau
ich allein, musikiugo du allein, masikini er allein.
e. Verbum.
§ 48. Die Verba sind ebensowenig- einer Biegung Fähig, wie
die Nomina. Die Personen werden durch die vorgesetzten Pronomina
bezeichnet, und zwar geht der kürzeren Form entweder die vollere
voraus, oder es folgt ihr eine der Partikeln ka (j/a, nija), nda oder
ndro, z.B. kinau a sindono ich rieche, kinau a pise ich lehre, niitigo
ku pali du thust, niiugo ku pu du siehst, nai weina e maeto er schilt,
Die melanesischen Sprachen: Sesake. 19
nai e pati er macht, nininda tu ka va wir gehen, nininda tu ndu
leana wir stehen auf, ninijami au noa wir sprechen, ningami au pan-
gokoto wir vertauschen, nimui go vunusia ihr seht, nimui ku masau
ihr liebt, nara eu pati sie inachen, nara u gurapiri sie wundern sich
— a nga tape ich nehme, ku nga va du gehst, e nga to es befindet
sich, tu ka maturu wir schlafen, ku nga pntea ihr reisst aus, — a nda
mwdua ich verlasse, e nda pausa er legt, e nda malua er füllt —
kirn a ndro punusi ich sehe.
Zuweilen steht noch die Partikel ko vor dem Verbum: ga ko
dondmi ich glaube, nai e ndro ko pati er macht.
§ 19. Au und eu stehen ohne solche Partikeln :• au ndipe wir
schiessen, au noa wir sagen, au atai wir wissen, au min dir i wir
schreiben, eu meri sie tödten, eu ndara sie scheinen. Auch e steh!
ohne solche, wenn das Subject unmittelbar vorausgeht: rarua e sava,
e «ruw das Schiff rollt, es kracht, elo e mum die Sonne geht unter,
*wi e sara das Wasser Messt, na tamoli e pioso der Mensch ruft.
Auch das Pron. 1. pers. sing, a, ga steht häufig ohne solche
Partikel unmittelbar vor dem Verbum: ga tape oder a ndape ich
nehme, bringe, a inasau ich liebe, a dono ich höre, a ndondomi ich
gedenke, a ndundumi ich bedauere, ka vakali ich schleife.
In Fragsätzen und negativen Sätzen sind diese Partikeln eben-
falls nicht gebräuchlich: ku pati- atai weisst du? e nga sa ku muru
fa nau warum lachst du über mich? e qia kitai e sa ist es gut
oder schlecht? a ndi masauna ich liebe es nicht, a ndi pati ich
habe es nicht gethan, e ndi pasa £r spricht nicht, e ndi dotw er
hört nicht.
§ 20. Die Tempora werden in der Regel nicht näher bezeich-
net, kiiiau a pati heisst nach Umständen, ich thue, ich that, oder
ich werde thun. So sagt man: nai e pati na tamoli er schuf den
Menschen, a poka ich schlug, au ndipe ich schoss, gari riki e pisin-
goro masoso ein kleines Kind wurde heute geboren, tu ka ganikani
wir werden (wollen) essen, tu ka lolos wir wollen baden, pa veea,
kinau ga vo e ndaku geh voran, ich werde nachfolgen, pa ta u wa
masmas, ga tova wango a gieb das Messer her, ich will das Schwein
damit zerschneiden, pa tu au tangau, a nga puu na ika gieb mir eine
Angel, ich will Fische fangen, rarua e nga mawora das Schiff wird
zerbrechen.
2*
20 H. C. VON der Gabelentz,
§ 21. Zuweilen wird das Präteritum durch tuai vormals, das
Futurum durch sangiki bald, in Kurzem, naher bezeichnet: a ngau
siko popo eu meri tuai ich will meinen Valer rächen, den sie ge-
tödtet haben, tuai au ndi punusia rarua e mbula ich habe vorher
noch kein grosses Schiff gesehen, sangiki a dono atai na pasana ni
Settake bald werde ich die Sprache von Sesake verstehen, sangiki e
nga mua bald wird die Fluth da sein, sangiki elo e nga musu die
Sonne wird bald untergehen, sangiki na kajm e nga tnati das Feuer
will auslöschen.
§ 22. Der Imperativ wird entweder durch das blosse Verbum,
oder mit vorgesetztem Pronomen der zweiten Person, zuweilen auch
mit der den Satz beginnenden Partikel pa, mba (eigentl. geh) aus-
gedrückt: palikoti na tali befestigt das Seil, pilikiti na andi schule
die Banane, ku munu noai trink Wasser, ku nga va ki kopu geh in
das Haus, ku nga vilai ea pe im kau bring das Holz her, ku ngua
lo na Inno setzt euch nieder (auf die Erde), lani e mbula, gua tape
suwu na lae der Wind ist stark, nehmt die Segel herab, goroi mau,
gua ko pe pu rarua ihr Weiber, kommt und seht das Schiff, pa tari
pe ndu au wa hol es her zu mir, pa sui na kapu mach Feuer an,
pa ndape lua ki ana nimm es von ihm, pa iape lua a neana nimm
das Seinige weg, pa tave geh, pa ve komm, pa lalesi matakimla öffne
die Thüre, mba to halt an!
§ 23. Im Prohibitiv wird die Negation ti vor das Verbum
gesetzt: ku nga ti pasa mbula sprecht nicht laut, pa ti ndo na koro
setz dich nicht auf den Zaun, pa ti sali au betrüge mich nicht, pa
ti pa malandini na matiu geh nicht nahe an den Rand, pa ti mataku
ki nau fürchte dich nicht vor mir, pa ti saundoa nae scherze nicht
mit ihm, pa ti pasa pisuru ki nau sage mir keine Lüge, pa ti pa ti
thu es nicht, lass sein.
f. Adverbium.
§ 24. 1) Adverbien des Ortes: pa hin, tvai dort, mai, pe,
wa her, lua hinweg, sava fort, hinweg, koa, koasa da, darinnen, ka-
tama aussen, palo oben, sage aufwärts, hinauf, siwo, esiwo, suwo
unten, nieder, vea vorn, voran, e ndaku hintennach, uvea fern, weit
weg, malandini nahe.
2) Adverbien der Zeit: masoso jetzt, heute, dave heute, na~
DlE MELANES1SCHEN SPRACHEN: SeSAKE. 21
nova gestern, puloqoni früh, sangiki bald, in Kurzem, mara wieder,
mboni e lapa (viele Nächte) täglich, bako ndo ko ngiki allmählich, bald.
3) Adverbien der Beschaffenheit: rnbula, qia sehr, ndapa,
endapa, ga sa wie, gleichwie, palasi so, pua nur, mau noch, saisai
s
versammelt, durcheinander.
4) Adverbien der Frage: ga sa, nga sa wie? nda pale wie?
na nam wann? e oga sa {sana, sava) warum? pai, e pai wo? ke, ke
a sana woher? ki sana, ki sava sei wohin? na lake na weswegen?
paka visa wie oft?
5) Adverbien der Verneinung: eo nein, ti, ndi nicht, ndika
nicht.
g. Präposition.
§ 25. Präpositionen werden im Ganzen selten gebraucht, da
die durch dieselben ausgedrückten Verhältnisse in der Regel aus dem
Zusammenhang ersehen werden müssen, wie später (§ 43) gezeigt
werden wird. Doch kommen folgende Wörter als Präpositionen vor:
ki zu, bei, von, um, wegen, not. possess. et dativ., wa zu, not.
dat., ke von (local), kini auf, gegen, mit, hin, zu, deni von, ni in,
i in, pa ki in, auf, zu, ma mit, nebst, sasama durch, vai ringsum,
palo auf, Ober, qara usi nach, hinter, ngalau durch, maleputo zwi-
schen, ndika ohne, pala, pale gleichwie.
Andere Wörter, die ebenfalls als Präpositionen gebraucht wer-
den, sind, wie der vorgesetzte Artikel zeigt, ursprünglich Substantiva :
na woka (das Innere?) in, na nako (das Gesicht) vor, coram, na lake
Grund, Ursache) unter, wegen, na mango aus, na mbalau (das In-
nere?; in, heraus aus, na mbiriki neben.
h. Conjunction.
§ 26. An Conjunctionen ist die Sprache sehr arm; ein Wort
für »und« fehlt. Man sagt: kinau nai Naika nai Kilekile naru ich er
Naika er Kilekile sie zwei, statt: ich und Naika und Kilekile. Es
kommen nur vor: kita, kilai, kitau oder (in der Frage), und pe, e
pe dass nicht.
i. Interjection.
§ 27. Als lnterjectionen linden sich: ke ach, ei, e no genug!
22 H. C. VON der Gabelentz,
V. Wortfügung.
A. Einfacher Satz.
»
a. Die Satztheile.
§ 28. Der Artikel steht gewöhnlich auch vor dem Substantiv,
welchem ein Demonstrativpronomen beigegeben ist: na kau wo e qia
na kapu dieses Holz ist gut als Feuerholz, pa Uipe-ndoroe na loriki
wose e kopa a nginau leg diese Sache in mein Haus, na ta wona e
ndo kapu na vinan-a jener Mensch kocht die Speisen, pa lisa na lepu
wona na last wirf jenen Schmutz ins Meer. Doch sagt man auch
ohne Artikel: pa mununi noai wo trink dieses Wasser, munu noai wona
trink jenes Wasser, gart riki wona e lavulavu jenes kleine Kind
wächst.
§ 29. Die Zahlwörter und lapa viel (wenn es nicht blos
Pluralzeichen ist), pisa wieviel, werden mit dem Nomen, zu dem sie
gehören, durch das Verbalpronomen e, u verbunden und also wie
Verba behandelt, z. B. na boni e la tesa mai e pati na loriki mau
in sechs Nächten (Tagen) schuf er die Dinge, darana e lapa e ndo
na malona viele Aeste sind an dem Stamm, mbalau e lapa Sesake
au ngani wir Sesaken essen viel Brodfrucht, na kau e lapa e ndua
viele Bäume sind dort, na ta u lapa eu saisai viele Menschen sind
versammelt, na tamoli u pisa u sipesipe na kau wie viele Männer
schlagen die Holztrommel?
b. Prtdicat, Copula.
§ 30. Ein Wort für die Copula fehlt; to, ndo bedeutet das
locale Sein : e nga to na vinana na wokana es ist Speise darin, manu
e ndo na wokana nika der Vogel ist im Neste, na nda e ndo koasa
ist Blut daran? Es kann daher oft durch: bleiben, wohnen, sitzen,
leben, sich begeben übersetzt werden: a ndo daiandoa ku ndi pe
ich blieb lange, du kamst nicht, nai e ndo i wo wohnt er? e ndo
na kau es lebt auf Bäumen, nimui gtta lo na vakalo begebt euch in
den Kampf.
§ 31. Dagegen folgt das Prädicat seinem Subject ohne Binde-
glied: nai weina endapa kanau ni Mola er ist wie ein Mann von
Mota. lipuasa rarua gauwata, lipuasa giki einige Schiffe sind gross,
Die melanesischen Sprachen: Sesake. 23
andere klein, e kopu vau, e ndi duai "das Haus ist neu, es ist nicht
alt. na vatungu weina, na bokasingu weina das ist mein Knochen, das
ist mein Fleisch, lava varau ni Sesake die Berge sind hoch in Sesake.
§ 32. Dem Subject folgt oft sein Verbalpronomen und ersetzt
gewissermassen die Copula: e kopu e sa das Haus ist schlecht, na
la&a e ndaqa das Gefäss ist leer, na mwele ngami e gasua, mtvele mui
e manaenae unsere Füsse sind hart, eure Füsse sind weich, mwenau
e malakesa das Gras ist grün, masina e ndßli der Mond ist rund,
na wtri varau e qia die grossen Yams sind gut. na ika eu lapa na
tasi die Fische sind viel im Meere, na tamoli ni Sydney eu lapa,
ni&gami au pisa die Menschen von Sydney sind zahlreich, wir sind
wenige.
c. Negation.
§ 33. Ti, ndi ist die gewöhnliche Negation, das erstere beson-
ders im Imperativ gebräuchlich: sawa e pe ti puati au, la pe tiro
wenn man mir nicht schnell hilft, so sinke ich unter, pa ti puvurai
e kopu spucke nicht in das Haus, ku nga ti ndo na tano sitzt nicht
auf der Erde, dangoro e kopu, na tamoli ga ti pa ki kopu verriegele
das Haus, damit die Leute nicht in das Haus gehen, na lakena a ku
ndi ataia, na urena ku ataia im Anfang verstehst du es nicht, am
Ende wirst du es verstehen, na ta e ndi duleana der Mensch steht
nicht, a ndi punusia e kopu ich sehe das Haus nicht, e ndi pa nam-
bua er geht nicht gerade aus. tuai au ndi punusia rarua e mbula
vorher habe ich noch kein grosses Schiff gesehen, ku ndi pe du
kommst nicht, eu pisa, eu ndi lapa sie sind wenige, sie sind nicht
viele.
§ 34. Ndika verbindet mit der Negation den Begriff des Daseins
und kann durch »fehlen, mangeln« übersetzt werden, auch die Präpo-
sition ohne vertreten; es ist die Negation von to, ndo: na lani e
ndika es ist kein Wind, usa e ndika, tu pu neura es wird kein Regen
sein, wir sehen Thau. laquu e ndika na bau ma es ist kein Hut auf
deinem Kopfe, na vi na na e ndika es fehlt an Lebensmitteln, batirauna
e ndika na susuna sein Herz ist ohne Schlagen (hat aufgehört zu
schlagen), masmasi wia e ndika Sesake gute Messer fehlen Sesake.
na tamoli e pa e ndika na kulukulu die Menschen gehen ohne Kleider.
na leona e ndika er hat keine Manier, e kopu a nimui na asua mbula,
24 H. C. vo* de* Gabelettz.
mala na kapu e ndika in eurem Hause ist viel Rauch, es hat keinen
Schlot 'wörtlich : Feuerloch . manu ni Mahaga e ngaikaü e ndika Se-
sake die Vögel in Mahaga sind weiss, sie fehlen in Sesake. noai e
ndo koasa. kitai e ndika ist Wasser da oder nicht?
d. Frage.
§ 35. Die einfache Frage nach der Existenz einer Thatsachc
unterscheidet sich in der Form durch nichts von der Aussage der-
selben, ku punuia kann heissen: bist du verdriesslich? oder auch:
du bist verdriesslich. es kann also nur auf die verschiedene Art der
Betonung ankommen. Solche Fragen sind: nimm ku masauna vuna
na kau liebst du die Beeren des Baumes? ku punusia la loriki i palo
siehst du die Sache unten? vanua a niingo e ist dies dein Land?
ku ndi punusia siehst du es nicht?
§ 36. Das Fragpronomen steht gewöhnlich zu Anfang des
■
Satzes: sei na nisa na bilumbilu a niingo was ist der Name deines
Freundes? sei päd ndapalasi wer hat es so gemacht? seisei qilana
wer ist seine Mutter? na sa na tea wona was ist dieses (Ding)?
a ngi sei na kulukulu wose wessen ist dieses Kleid? e nga sa ku ndi
pa warum gehst du nicht? e nga sava ku garai warum bist du wider-
spenstig? seive tea ku masana welches Ding liebst du9 na sa e pati
ko was machst du? Doch ist auch eine umgekehrte Stellung zulässig:
na ngoroi a Varatia* na nisana sei die Frau des Varatia, welches ist
ihr Name? nawota sei ni Sesake wer ist der Häuptling von Sesake?
gari riki sei wona wer ist das Kind? a nga vua seve tea welches
(Ding) soll ich nehmen? ku pokati na sana mit was hast du ge-
schlagen? ku ndi pasa ki nau e nga sana weshalb sprichst du nicht
mit mir? e pa ke a sana woher kommt er?
§ 37. Die Fragpartikeln pai wo, nda pale wie, paka-visa
wie oft, na tiasa wann, stehen regelmässig nach dem Verbuni oder
am Schluss des Satzes: pa loloa ra e pai wo sucht man sie? nae
wae e pai wo ist er? nara eu pai wo sind sie? ku pua vonu e nda
pale wie fUngst du die Schildkröten? nimui ku lau wo e nda pale sana
na wui wie pflanzest du die Yam? kinau a pasa paka-visa pa ki
ngo wie oft sage ich es dir? e mate na nasa wann ist er gestorben?
e kopu a nginau na nasa e ttga no wann wird mein Haus fertig?
Die melanesiscben Sprachen: Sesake. 25
e. Attribut«
§ 38. Das Attribut, es sei Adjectiv, Pronomen oder Genitiv,
steht stets nach dem Substantiv, zu dem es gehört: gari riki ein
kleines Kind, kana wona jener Mann, moru noai (Grube des Wassers)
Brunnen. Gewöhnlich hat der Genitiv den Artikel na vor sich und
kann dann zuweilen auch als Adjectiv gebraucht werden, z. B. na
atmavu na iano der Staub der Erde, na wa na kau die Frucht des
Baumes, noai na lepa Wasser des Schmutzes (schmutziges Wasser).
f. Subject.
§ 39. Das Subject steht zwar in der Regel vor dem Prädicat,
wie noai mandu e qia, doch kommt auch die umgekehrte Wortfolge
vor, so dass das Object oder Prädicat vor dem Subject zu stehen
kommt: gari riki a mamumi, na ta e mbula a ndi masauna kleine
Kinder liebe ich, die grossen Menschen liebe ich nicht, mbatau e
kpa Sesake au ngani wir Sesaken essen viele Brodfrüchte, tna ma-
fa*a na wui au pilikeli die Rinde des Yam schale ich. na vasana a
ntnui a ndi dono atai tnele euere Sprache verstehe ich noch nicht.
* ndi gasua na kulukulu das Kleid ist nicht hart, e ndi mraia na ta
der Mensch geht nicht umher.
g. Otyect
§ 40. Das directe Object, wenn es nicht ausnahmsweise den
Satz beginnt, wie im vorigen § erwähnt wurde, steht stets nach dem
Verbum: ku tari pe na mbula ni e kopu du bringst das Bret in das
Haus, kinau pioso qilangu tele ich nenne meine Mutter Mama, a ndi
pmmia na vanua ich sehe das Land nicht, na ta e pati e kopu der
Mensch baut ein Haus, au patuini na nisu gami wir durchbohren
unsere Nasen.
§ 41. Wenn das Pron. 3. Pers. Object des Satzes ist, so wird
dies häufig durch das Suffix a am Verbum ausgedrückt: au ndün-
dumia e sasana ich bedauere ihn, er ist krank, a ndi punwria, e pai
ich sehe ihn nicht, wo ist er? pa tapea ndo palo na kapu halte es
über das Feuer, nai e patia na avuavu na tano er machte ihn aus
dem Staub der Erde. Dies geschieht auch in Fallen, wo das Object
26 H. C. VON der Gabelentz,
noch besonders ausgedrückt wird: pa lotowoa a na kau miss den
Baum, a ndondomia na nxsana ich erinnere mir seinen Namen, soroa '
na kau säge das Holz, nduiia na tau binde das Seil an. puatia sage
rarua na tan zieh das Schiff herauf aus dem Meere.
§ 42. Das Adverbium des Orts wa dient dazu, um die Rich-
tung der Handlung auf das Object zu bezeichnen, und zwar sowohl
für die erste Person, als auch zuweilen für die dritte: pa tari pe
ndu au wa hol es her zu mir. pai ndu au wa gieb es mir. ku lauwo
au wa na mala na masmas du stichst mich in das Auge mit dem
Messer, pa tu au wa na tangau gasua gieb mir den starken Angel-
haken, pa noa ki nau wa erzähl es mir. tape pe ndu wa ea bring
es ihm her. ku ndu wa ea masmas du gabst ihm das Messer.
§ 43. Zwar giebt es Präpositionen, um die Beziehung der Hand-
lung auf ein indirectes Object näher zu bezeichnen, in vielen Fällen
jedoch werden sie nicht gebraucht, sondern man muss diese Bezie-
hung aus der Bedeutung des Verbum oder dem Zusammenhang ent-
nehmen,, z. B. matau e ndiro waraone der Anker geht nieder in den
Sand, na &ai lapa Sesake viel Mandeln (sind) in Sesake. pa vai na
wui dana thu die Yams in den Sack, tu ka lolos tasipuu wir wollen
im Meere baden, e ndo vatu er ist auf dem Stein, pa ti ndo na
koro setze dich nicht auf den Zaun, tum pisua matakisala wir zwei
begegnen uns auf dem Wege, puatia sage rarua na last zieh das
Schiff herauf aus dem Meere, darana e lapa e ndo na malona viele
Aeste sitzen a n dem Stamm, a nga tape ngato tangau ich will Köder
an den Angelhaken machen, elo e ndara titiro die Sonne scheint
durch das Fenster, e marie na kau er fällt von dem Baum, au
ndipe na la na asu wir schiessen die Menschen mit dem Bogen.
e pokatia na mbwe er hat ihn mit der Keule geschlagen, e pa&go-
koto wango na nua er kauft Schweine für Geld, na kau wo e qia
na kapu dieses Holz ist gut zu Feuerholz, nara u gurapiri tu sie
wundern sich über es.
§ 44. Die Adverbien stehen nach dem Verbum: a pe ava sa
dass ich nur nicht schlecht schwimme, pa ti ndoro dan§ele kini, pa
toro galeana setze dich nicht schief hin, sitz gerade, e ndo katama
er ist draussen. na nda e ndo koasa ist Blut darin? pa vea geh voran.
ku ngua ti pasa mbula sprecht nicht laut.
§ 45. Eine Ausnahme machen die Adverbien der Zeit, welche
Die melanbsischen Sprachen: Sesake. 27
sowie Zeitbestimmungen überhaupt gewöhnlich zu Anfang des Satzes
oder doch vor dem Yerbum stehen: masoso e mati jetzt ist Ebbe.
masoso tu pu rarua gauwala jetzt sehen wir grosse Schiffe, e &ga sa
e ndi dave pa ki katama warum geht er heute nicht aus? puloqoni
nininda tu ndu leana wir stehen früh auf. sangiki a nda mwelua na
vanua a nimui ich werde bald euer Land verlassen, ko mara pasa
pe ki nau sage es mir wieder, pa mara pola#ati öffne es wieder.
aleati tu ka leleo am Tage erwachen wir. botii sikai e masaki, bo&i
sikai e qia den einen Tag*) hat er Fieber, den anderen Tag ist er
wohl, na boni e la lesa nai e pati na loriki mau in sechs Tagen schuf
er alle Dinge. Doch sagt man auch: gari riki e pisiQgoro masoso
das Kind ist heute geboren, tu yganilumi mbo#i e lapa wir essen
täglich, e pa na mbo#i e lapa er geht täglich.
B. Zusammengesetzter Satz.
1. Coordinirte Sätze.
§ 46. Bei dem fast gänzlichen Mangel an Conjunctionen wer-
den coordinirte Sätze unverbunden neben einander gestellt: kinau
masiki nau, niifigo ku masikingo ich allein, du allein, rarua e nga lo-
kosi, tu ka tiu matau das Schiff muss ankern, wir wollen den Anker
niederlassen, na noai na ngoroi u lena die Männer, die Frauen tanzen.
e ndi ndo ki ana, ki ana e uvea er ist nicht bei ihm, er ist fern
von ihm. pa ti sauli au pa noa lomau betrüge mich nicht (sondern)
sprich die Wahrheit.
Alternative Fragen werden durch kita, kitai, kitau verbunden:
a nga vua seve tea? tea gauwala kita iea kiki was soll ich nehmen?
das grosse oder das kleine? pa menai! e qia kitai e sa koste es, ist
es gut oder schlecht? seive tea ku masauna? woi kitau wo was liebst
du? jenes oder dieses?
2. Sobordinirte Sätze.
§ 47. Da der Sprache ein Ausdruck für das Relativum fehlt,
so kann sie auch keine Relativsätze bilden, sondern fügt anstatt
*) boni hetetit eigentlich : Nacht. Die Sesaken reehnen aber nach Nächten
statt nach Tagen, wie obige Beispiele zeigen.
28 H. C. vo* der Gabelentz,
dessen die Sätze unverbunden an einander: pa tape lua a neana na
ndu ai ea nimm weg das Seinige (welches) ich gab ihm. na mbtve
wo a poka nae weina na mbwe diese Keule ich schlug ihn, die Keule
d. h. dies ist die Keule, mit der ich ihn schlug, na nisa na tea tvona
e nga to na vina&a na wokana der Name jener Sache, es ist Speise
darin (worin Speise ist), nai e punusi na loriki wase manga e patia
er sah die vielen Dinge (welche) er machte, a ngi sei e kopu eu
ndai für wen ist das Haus (welches) sie bauen, a punusia na
vanua ku ndo koa ich sehe das Land du wohnst darin (worin du
wohnst).
§ 48. Ebenso fehlt es auch an einer besonderen Bezeichnung
für den Objectivsatz, der unverbunden dem Hauptsatz folgt: a ndi
masauna e ngato ich will nicht (dass) er sich aufhalt, pa noa ki nia
e nga ve punusi au sag ihm (dass) er kommt uns zu sehen.
§ 49. Dasselbe ist mit der indirecten Frage der Fall: kinau
a sindono na sana e qoa was rieche ich, das stinkt? ku pati-atai
ga sa kini na mbua weisst du wie der Weg dahin ist? kana tvona e
ndono-ataia e ndapale na vasana a ningami weiss jener Mann wie
unsere Sprache ist?
§ 50. In Sätzen, welche eine Absicht ausdrücken, folgt ent-
weder das Verbum unverbunden dem Verbum des Hauptsatzes, oder
der Nebensatz wird zum selbständigen Hauptsatz gemacht, z. B. pa
tapea ndo palo na kapu halte es zu sein über dem Feuer, pa vei
punusi au na mango ni e kopu komm mich zu sehen aus dem Hause.
e susunduku na malasi, e nga tipe te na ta er lauert im Busch, er
wird schiessen den Mann (damit er u.s.w.). pa lana nga vei punusi
au rufe (dass) er kommt mich zu sehen (zu mir).
§ 51. Die Absicht, dass etwas nicht geschieht, oder die Be-
fürchtung, dass etwas geschehen möchte, wird durch die Partikel
pe, e pe ausgedrückt: pa matausi e pe rowo nimm dich in Acht, dass
du nicht fällst, pa ii pa malandini na matiu ku pe rowo geh nicht
nahe am Rand damit du nicht fällst, pa tiqa ngoro na matakisala,
wa&go e pe ve mach die Thttre dicht zu, damit die Schweine nicht
hereinkommen, pa liko wa&go, e pe sava halte das Schwein, dass es
nicht fortgeht, pa matausi e kopu, na ta panako pe ve bewache das
Haus, damit kein Dieb herein kommt, pa ti pa na takuna, e pe vasi
ko geh nicht hinter ihn, dass er dich nicht stösst. nduti sokia na tali,
Die melanesischen Sprachen: Sesake. 29
e pe makoio binde das Seil fest, dass es nicht abreisst. gast lasa e
pe na lepa wische das Geföss ab, dass es nicht schmutzig ist.
§ 52. Sätze, welche den Grund oder die Ursache des Vor-
hergehenden aussagen, werden ebenfalls ohne Verbindung demselben
nachgesetzt : a ndundumia e m sana ich bedauere ihn (weil) er krank
ist. Auch kann die Ursache voran, und die Wirkung nachgesetzt
werden: ku ndu wa ea masmas, e lailaiea du gabst ihm ein Messer,
er freut sich d.h. er freut sich, weil du ihm ein Messer gabst.
§ 53. Comparativsätze, welche eine Gleichheit anzeigen,
werden durch e ndapa, wie, gebildet: Sesake Tasiwo e pe uvea e
ndapa Kohimarama Ramtoto Sesake ist von Tasiwo so weit wie Kohi-
marama von Rangitoto. e ndapa koriia e menai na kinina wie ein
Hund leckt er seine Hand.
§ 54. Soll der Vorzug des einen verglichenen Gegenstandes vor
dem anderen ausgedrückt werden, wozu wir uns des Comparativs
bedienen, so wird dies entweder durch M, vor, über, oder durch
zwei entgegengesetzte Adjectiva ausgedrückt, auch gebraucht man
das Wort liusa, dessen eigentliche Bedeutung mir dunkel ist. So
kann man den Satz: »Kilekile ist grösser als Viia« auf dreierlei Alt
übersetzen: Kilekile e parau ki Viia, oder Kilekile e parau, Viia e
puru, oder auch Kilekile e ndo lima Viia.
§ 55. Hypothetische Sätze und Conditionalsätze stehen
unvermittelt vor ihrem Hauptsatz: niingo ku pati e ndapala, e qia
(wenn) du so handelst, so ist es gut. niingo ku masauna, ga tua koa
(wenn) du es wünschest, so gebe ich es dir. Zuweilen stpht die
Partikel pe im Vorder- und Nachsatz: e pe nara ku pe male wenn
er trifft, so stirbst du. e pe ava sa ie pe Uro wenn er schlecht
schwimmt, wird er untersinken, ku pe rono-ataia na vasana, tu ku
pe mauri wenn ihr die Sprache versteht, werden wir und ihr leben (?) .
VI. Sprachprobe.
§ 56. Die einzige zusammenhängende Sprachprobe, die mir
vorliegt, ist folgende, die ich mit einer Interlinearversion versehen
wiedergebe :
30 H. C. von dbb Gabklentz,
E nga pati na ngoro atelani no na vanua,
Er machte den Himmel fertig (?) die Erde,
#ai e pati na elo, atelani, masoe manga.
er machte die Sonne, Mond Sterne viele.
nai e pati na tamoli.
er machte den Menschen.
na bom e la tesa nai e pati na loriki mau.
die Nachte sechs er machte die Dinge alle.
nai e pasa na nisana na tamoli Adam.
er nannte den Namen des Menschen Adam.
nai e palia na avuavu na tano, e nga ndraro na sova&ovana,
er machte ihn aus Staub der Erde, er legte (?) den Athem sein,
e nga toroe e ftga pa ki na maritana, nae e mauri pano.
er legte ihn er ging in die Nasenlöcher seine er lebte ging.
God e pakamaturuki nia, e nga tape lua na vatu na vidina,
Gott machte schlafen ihn, er nahm weg den Knochen der Seite
nai e pati koroia diqa. Adam e nga vasa pa
sein (seine Rippe), er machte Weib? Adam er sprach hin
ki nia, na vatungu weina, na bokasifiyu weina.
zu ihr, der Knochen mein dies, das Fleisch mein dies.
Adam nai e mara pasa, kanao e sava ndrua ki lamana ma
Adam er wieder sagte, Mann er geht fort von Vater sein mit
qilana, e pa e ndro ko pupulu pa ki a na ngoroi a neana,
Mutter sein, er geht er wird hangen hin an dem Weib sein
na bokasida e trikai ia.
das Fleisch ihr es eins es.
IIL
DDE SPRACHE DER INSEL PAMA.
§ 57. Pama ist eine der neuen Hebriden, eine kleine Insel,
nördlich von Api oder Tasitso und südlich von Ambrym gelegen.
Von ihrer Sprache liegt mir nur ein halbbedrucktes Blatt mit den
Zahlwörtern und einigen anderen Wörtern und Redensarten vor, das
ich hier wiedergebe:
Dir melanesischkn Spbachkn: Pama. 31
Zahlwörter: 1 toi, 2 elua, 3 e tolu, 4 e hati, 5 e Urne,
6 a hitai, 7 o lu, So tolu, 9 a hati, 10 ha lua lim. ko ake Urne,
ko ake Urne, ko ak lue Urne.
eve wo? asa was? isei wer?
ise k mein
ise m dein } Name.
ise n sein
fo# eie hör nicht. oAw mate Yam stirbt, ko ro Um ete hörst du nicht?
&i jefc dies er. bwano va rnui Schwein kommt her. vatun dan setze
dich nieder [tano — Erde. Mota.]. navar ete mach kein Geräusch (?) ,
tisa schlecht: nicht, sute fern.
Tamat und Titamai werden den Namen von Menschen vorge-
setzt und sind wahrscheinlich Zeichen des Ranges den ein Jeder in
seinem Dorf oder Eiland inne hat. a mot wurde gesagt, als ein
Blatt aus dem Taschenbuch fiel, a van er geht, onaku das meinige,
onamu das deinige, onana das seinige.
§ 58. Dies ist der ganze Stoff, der mir vorliegt. Er giebt zu
folgenden Bemerkungen Anlass:
Die ersten fünf Zahlwörter sind polynesisch, wiederholet* sich
dann von 6 — 9 mit verändertem Präfix, während statt 10 zweimal
fünf oder zweite fünf gesagt wird. Was daneben ko ake Urne u. s. w.
heissen soll, ist nicht klar.
Die Possessiva, die hier als Suffixe auftreten, und zwar k, ku
für die erste, m, mu für die zweite, n, na für die dritte Person Sing.,
entsprechen ganz den Suffixen in anderen melanesischen Sprachen,
z. B. im Fidschi, Annatom, Erromango.
Von den übrigen Wörtern scheint tamat im allgemeinen »Mensch«
zu bedeuten, vgl. das Fidschi tamata. Mit ise, Name, stimmt polynes.
**t*, mit Ion, hören, polynes. longo, rongo, mit mute, sterben, polynes.
mate, mit van, gehen, Fate fan, Vunmarania vano, ban, mit bwano,
Schwein, Sesake wango, Vunmarania boe, aber auch polynes. puaka,
mit sute, fern, Vunmarania hautu, mit der Negation ete Annatom eti,
Vumarama le, tehe, Errom. etu.
32
H. C. VON DER GaBELKNTZ,
IV.
DDE SPRACHE DER INSEL AMBRYM.
§ 59. Den Stoff zu den nachstehenden Bemerkungen entnehme
ich drei nur auf Einer Seite bedruckten Blättern, welche Sprach-
proben von dem nordöstlichen Theil dieser zu den neuen Hebriden
gehörenden Insel enthalten. Sie bieten zunächst folgenden Wort-
vorrath:
yial Sonne
ola Mond, Monat
moho Stern
o Regen
Um Wind
aworo Windstille
tan Erde
vir, viri Land
we Wasser
tf, tie Meer
mar Ebbe
se noro Landzunge, Uferrand
bwete Riff
bwerire Teich
ur Garten
ta Mensch, Leute
vantin Mann
terere Knabe
vihin Frau
sa Name
60/11 Kopf, Haar
wolu, ul Haar,
qetin Schädel
meta Auge
landali Ohr
guhu Nase
lowo Zahn
lo Herz
vera Hand, Arm
le Bein
pako n lin Klaue
bun Flügel
olu behel Feder
wamanesen Schwanz
bu Eber
babara Schwein
iomo Ratte
geri Fledermaus
behel Vogel
to Huhn
um Taube
malo Fisch
bi Haitisch
egaga fliegender Fisch
mar Schlange
miyum, gal Eidechse
hoho Krabbe
tno Pflanze
liye Baum
su Zuckerrohr
im, ima Haus
bulbul Schiff
tun Mast
televin Strick, Tau
ben Segel
ayi Messer
Die melanesischen Sprachen: Ambrvh.
33
}
Cocosnuss
mein Speer, Lanze,
im Pfeil
yu Bogen
awu, iwu Sehne
t/e, be Speise, Futter
dim, diem Yam
pela Brodfrucht
qer Taro
vi Banane
ol Cocosnuss
yo junge
vara alte
ni Mandel
bua gut
bagavi, hagavi bös
lam gross
kakerena klein
lel, be lil viel
horo heiss
mala kalt
hatin fern
navasi nahe
velvele schnell
nana fertig, beendigt
mummia, temara friedlich
bala kämpfen
chane wünschen, wollen
dran essen
fana kochen
/i, fie sagen, sprechen
/?o, flaha rudern
fline Feuer anzünden
(jali graben
(jene essen
(ßu nehmen, bringen
he schlagen
ia segeln, schiffen
kelca kennen, wissen
kone tragen
koti schneiden
kutu nehmen
lehe kommen, sehen
lo kommen
mar sterben *
mdurin weinen
moho verweilen
mul gehen
mumur lallen
qetati das Schiff anhalten
rea Speer werfen
ro sitzen, sich setzen
robo schiessen
rochin schmerzen
rohe schlagen
ronta hören
roman lachen
roro untergehen
ru wohnen, leben
sene geben
tine, tintine fürchten
tu nehmen, bringen
va gehen
wehe schlagen
yen essen.
fwer schlafen
§ 60. Nur einige Beispiele mögen dienen, die Verwandtschaft
dieser mit anderen melanesischen und polynesischen Sprachen dar-
zuthun: yial Sonne, Fate al; moho Stern, Annat. moijeuv, Sesake
maxoe; len Wind, Fate 'n lang, Sesake laut; Uin Erde, Sesake lano,
Abbau)!, d. K. 8. Getellsch. d. WiMensch. XVII. 3
34 H. (). von der Gabelrntz,
Tanna tana; wo Wasser, Mare wi, polynes. wai; ia Mensch, Sesake
ia, Vunmar. ata; vihin Frau, polynes. wahine; meta Auge, polynes.
mata; sa Name, Sesake nisa u. s. w.
§ 61. Bezüglich der Lautlehre ist zu bemerken, dass die An-
fangsconsonanten der Wörter in Verbindung mit anderen Wörtern
mancherlei Veränderungen besonders durch vorgesetztes m erleiden.
So wird rohe zu mdrohe oder ndroiie, ru zu mdm, Uhe zu nüelie,
line zu mtinc, bala zu mbalava, va zu mba, kutu zu mkutu. Auch wech-
seln d und r, f und v in diem, rietn — fir, vir, fan rin, Win rin.
Nach welchen Gesetzen diese Veränderungen stattfinden, geht aus
dem dürftigen Material nicht deutlich hervor.
§ 62. Bei der Wortbildung ist hier, wie in den verwandten
Sprachen die Doppelung hervorzuheben in roro untergehen, bulbul
Schiff, velvele schnell, (inline fürchten, konkon sehr.
§ 63. Ein Artikel fehlt. Die Substantiva sind nach Numerus
und Casus unveränderlich. Das Adjectivum wird seinem Substantiv
nachgesetzt; Im bau guter Wind.
§ 64. Die Zahlwörter sind: 1 hu, 2 ru, 3 sul, 4 fir, vir,
5 lim, 6 li so, luse, 7 In ru, 8 lu sul, 9 Hafer, 1 0 sanula, sanaiil.
Sie haben öfters die Partikel pe, nibe, ve (be ve) vor sich: vihin pe
ru (pe sul) zwei (drei) Frauen, ma mbe sannla wir (sind) zehn.
Das Wort na wird der Cardinalzahl nachgesetzt, »so as to make
il inlo an ordinal almosl in ottr sense of the word, and Ihen tlie ward
is med as if il were still almost the same as a cardinal number.« Die
Beispiele, welche für diese nichts weniger als deutliche Regel ange-
führt werden, sind:
na hu na eine Einheit (a monad) — ola be ve huna te ia Fanu
in Einem Monat segeln wir (nach) Fanu. Das ru oder ro des Dualis
mit diesem na wird zu ron und dies ist die gewöhnliche Form der
ersten Person, z. B. ken ron e rohe nea wir zwei schlagen ihn —
su na eine drei, eine Dreiheit: su na me lehe inon fan rin wir drei
kommen morgen wieder — viri na vier: len bua ke ve viri na guter
Wind es wird sein vier (Tagereisen). Das tia wird luse vorgesetzt:
m luse sechs.
§ 65. Die persönlichen Pronomina haben eine vollere und
eine kürzere Form, welche letztere vor dem Verbum gebraucht wird.
Die melanesisciien Sprachen: Ambrym. 35
vollere Form. kürzere Form.
Singular.
1 . P. gi na, nia, ni ich, mich na
2. P. gaik, nena, nen du, dich o, o vo, fo
3. P. nelc, nea, ne er, sie, es, he, ha, ve, va, e ve, ma, «
ihn
Dual.
1 . P. incl. ken oder ken, romberu? ro
mit oder ohne hinzu-
gefügtes ran wir beide
— excl. gemaru wir beide
2. P. gomoro, gumuru ihr beide
3. P. mm», mero sie beide
Trial.
_ ~ [ken (ken) sul \ . .
1 . P. { x / > wir drei
2. P. yum« $«/ ihr drei
3. P. nie sul sie drei
Plural.
. ^ f ken [ken) ho na \
\.VA K ~* " >wir
( gema i
2. P. gimi, gimia ihr
3. P. nie ra, niera sie
§ 66. Die Possessiv a bieten in ihren Formen manches Eigen-
thnniliche, wie nachstehende Beispiele zeigen:
sa n ge mein Name
sa m ge dein Name
sa n ge sein Name
sa n ron ge unser beider Name (incl.)
sa ma ru ge unser beider Name (excl.)
sa moro ge euer beider Name
sa ro ge ihr beider Name
sa n sul ge unser dreier Name (incl.)
sa ma sul ge unser dreier Name (excl.)
sa mi sul ge euer dreier Name
sa sul ge ihr dreier Name
sa # ken ge unser Name (incl.)
ma
ru
mo
ro,
mu
ru
ho
ro,
vu ru
SU
ma
SU
mu
SU
hu
SU
yi
ma
mi
e
36 H. C. VON der Gabelentz,
sa ma ge unser Name (excl.)
sa mi ge euer Name
sa ra gc ihr Name
me n im mein Haus
ma m im dein Haus
ma n im sein Haus
ma n ron gc unser beider Haus (incl.)
ma m maro ge unser beider Haus (excl.)
ma m muru ge euer beider Haus
mä ro ge ihr beider Haus
ma n sul ge unser dreier Haus (incl.)
ma ma sul ge unser dreier Haus (excl.)
ma mi sul ge euer dreier Haus
mä sul ge ihr dreier Haus
ma n ken ge unser Haus (incl.)
ma m mä gc unser Haus (excl.)
ma m mi ge euer Haus.
mä ra qe ) .. „
J . } ihr Haus.
ma ra ganiera J
§ 67. Neben diesen Formen wird noch mene, mena vor Wör-
tern, die ein Eigenthum, yc («) vor Speisen, me vor Getränken ge-
braucht, ähnlich wie im Fidschi wd, Ar, me (Erste Abth. § 41), z.B.
mene & viri gc mein Land
mena m viri ge dein Land
mena n viri ge sein Land
bulbul mena si? menengea wessen Schiff? das seinige.
yc n ol (dim, peta) meine Cocosnuss (Yam, Brodfrucht)
a m ol deine Cocosnuss
a n ol seine Cocosnuss.
to a holla an he lel Hühner von Botla seine Speise viel.
Bei Theilen des Körpers werden die einfachen Suflixe gebraucht:
melan mein Auge, landalin mein Ohr, guhun meine Nase, wolun mein
Haar, lett mein Bein, verati mein Arm, meine Hand, Ion mein Herz,
botom dein Haar. Andere Beispiele habe ich nicht gefunden.
§ 68. Interrogativa sind:
si wer? z.B. si riea wer ist er (dieser)? go moro si wer seid
ihr zwei (wer ist dein Begleiter)? bulbul mena si wessen ist (wem
Die mklanksisuien Sprachen : Ambkym. 37
gehör!) das Schiff? sam ne si wer ist dein Name (wie heissest du)?
#i nui ylu menen at/i wer nahm mein Messer?
A#i, haha was? zuweilen mit nachfolgendem mun oder vona,
z.B. ha ne li was (ist) dies? ha neu, ha mun tiea, ha vona neu was
ist dies oder er?
vi ha, vi wie viele? gewöhnlich geht be, ve, seltener auch na
oder nai vorher, z. B. ma mbe vihu ho Fanu wie viele sind wir (exel.)
in Fanu? na vi? na hu na wie viele? Einer, ola mbe vi mo Iw Ko-
himarama wie viele Monate bleiben wir in Kohimarama? ma mbe
viha Iw Kohimarama wie viele sind wir (exel.) in Kohimarama? e mbe
viha ho Fanu wie viele sind in Fanu?
§ 69. Vor dem Verbum werden die kürzeren Formen der
persönlichen Pronomina gebraucht. Zuweilen geht denselben die lun-
gere Form voran, auch treten andere Partikeln, wie t», noch vor die
abgekürzte Pronominalform oder zwischen diese und die vollere Form.
Folgende Beispiele finden sich für den Gebrauch der verschiedenen
Personen und Zahlen.
Sing. 1. Pers. na ytu (na kutu) te ne nen ich nehme von dir —
nn (nam) sene va ne neu ich gebe dir — e na rohe neu ich schlage
dich — ni c na va hatin te ne neu ich gehe weit weg von dir —
e na ru biri niera ich lebe mit ihnen — ni e na ß va ne neu ich
spreche mit dir — na tlo kelea ni ß tu Loliwara ich kenne nicht
ich die Sprache der Leute von Loliwara.
2. Pers. nen fo na va ran bulbul du gehst zu Schiffe — fo na
va Motu du gehst nach Mota") — fo na mul mi Fanu du gehst her
nach Fanu — o a glua me ne ni bring mir — o mdrohe ni du
schlägst mich — nen o mkutua du nahmst es — ne& o vo fi »sam
ne sin du sagst: welches ist dein Name? — o m fo m tine du
fürchtest dich — o va lehe a geh ihn zu sehen (zu ihm) — o me
[ehe nia komm mich zu sehen (zu mir) — om sene me ne ni du
triebst mir — nen om kulua, om kut Iahe du nahmst es, du stahlst —
o mdroman te van ha warum lachst du?
3. Pers. vantin me mar der Mann ist todt — Botla e ve fea
*) Was unter Mata gemeint ist, weiss ich nicht. Einige Wörter von Mota
werden hier und da angeführt : tano Erde, qatu Kopf, pane Hand, na sasa k der
Name mein, patau Brodfrucht.
38 H. G. VON der Gabelentz,
Botla sagt es — yial e va roro die Sonne geht unter — oh he ve huna
es ist Ein Monat — Talsil tno koti botom Talsü schneidet dein Haar
— mo nona es ist beendigt — ne ndrohe ni er schlägt mich — $i
ma gtu (kutu) menen ayi wer nahm mein Messer? — nea e (ve, be
dro) fie in er spricht mit mir — bulbul ma ru Ion iie das Schiff
wohnt (befindet sich) auf dem Meere — nea e va mi er geht her
(er kommt) — nea r& ve wo (ist) er? — veran a rochin meine
Hand schmerzt — lop a llo hagabi mein Herz (ist) nicht bös.
Dual. 1 Pers. incl. ken von e rohe nea wir zwei schlagen ihn
— excl. marua ße pa ne Botla wir zwei wollen dem Botla sagen.
2 Pers. moro ro fana setzt euch beide — muru va, bo nofia
ihr zwei geht, Alles ist vorbei.
TriaL 1 Pers. incl. ken sula su a (wer Kohimarama wir drei
schlafen (verweilen) in Kohimarama — excl. van rin e su me lehe
mon morgen kommen wir drei wieder hierher.
2 Pers. mu su floha mi ihr drei rudert her.
Plan 1 Pers. incl. ken fe yi va Fanu wir gehen nach Fanu —
yi yen wir essen — yi mdru Ion ti wir sind auf der See — yi mlehe
Vanu wir sehen Vanu — yi na lehe Mato wir kommen nach Mato —
he yi va Loliwara wir gehen nach Loliwara — yi mdro va Loliwara
wir gehen nach (wir sind in?) Loliwara — ola mbe Ime te ia Loli-
wara sechs Monate (und wir) segeln nach Loliwara — excl. ma
mbe sanula wir sind zehn — ma m (jene wir essen.
2 Pers. mi mdro fia me ne ni ihr sprecht her zu mir — mi
ro fana (mimia yi ro fana, mime yi ro fana) setzt euch nieder —
mi floha mi rudert her.
3 Pers. c mbe viha ho Fanu wie viele (sind) sie in Fanu? —
niera e va me lehe ni sie kommen her mich zu sehen (zu mir) —
ev mar sie sterben.
§ 70. Präpositionen:
ne zu, dient auch zur Bezeichnung des Dativs: o va ne Tahil
geh zu Talsil, nam sene va ne neu ich gebe dir.
lehe (eigentl. sehen) wird ebenfalls in der Bedeutung (kommen)
zu gebraucht: yi na lehe Mala wir kommen zu Mato, o va ne TaUdl
va me lehe nia geh zu Talsil (sage:) komm her zu mir, o me lehe
nia komm her zu mir.
te ne von: he yi va Kohimarama mea Fanu tene Mato wir gehen
Die melanesischen Sprachen: Ambkym. 39
nach Kohimarania her von Fanu von Male, ni e na va luilin le ne
*e& ich gehe weit weg von dir.
biri bei: e na ru biri niera ich wohne bei ihnen.
Ion auf, in: bulbul Ion lie das Schür auf dem Meere, ma mba
robo mala Ion bwe rire wir gehen Fische im Teich zu schiessen, mn
ru Ion lie es lebt im Meere, va Ion lie er geht auf das Meer, mo nc
mumur va Ion lie er fiel hin in das Meer.
ran mit, auf: ma mdrobo ran yu wir (excl.) schiessen mit Bogen.
gal ma fuliru ran Uye die Eidechse kriecht (?) auf den Baum, gema
ma mba ran bwele hu wir gehen auf das Riff.
rot», mea (eigentl. her) dient oft um das locale »aus, von« aus-
zudrücken : neu e va Fanu mea Mola er kommt nach Fanu aus Mola.
ho (eigentl. verweilen, sich aufhalten) bezeichnet den Ort des
Aufenthalts: in, z.B. e mbe viha ho Fanu wie viele sind in Fanu?
§ 71. Adverbien:
va (eigentl. gehen) drückt die Bewegung hinwärts aus, z.B. ni
e na ft va ne nen ich spreche zu dir (von mir weg nach dir hin).
na sene va ne nen ich gebe dir hin. vanlin be ru vu ro flo va fiatin
die zwei Männer rudern fern hinweg.
me, mt, mea sind der Gegensalz von va und drücken die Be-
wegung herwärts aus: neu e va mi er kommt her. orn sene me ne
ni du giebst mir (her), o mea du (komm) hierher, o a glua me ne
ni bring es her zu mir. mea Fanu her (von) Fanu. mu su floha mi
ihr drei rudert hierher.
bua (eigentl. gut) : ja, ganz recht.
mereana nein, nicht.
lolo, llo (eigentl. schlecht) nicht: Ion a Udo hagabi mein Herz
ist nicht bös. na Uo keim m na ich weiss seinen Namen nicht. Ion
a Üo chune mein Herz wünscht nicht. — Es dient auch als Prohi-
bitiv: o ilo n rca wirf nicht den Speer, mi Üo mbala kämpft nicht.
o Üo n roboa schiess nicht.
van rin (fan rin) morgen: van rin e su me lehe man oder
m na me lehe man fan rin morgen kommen wir drei wieder.
tolo, konkon sehr.
fcctf, t;tf, pe wo? v antin ta ra bea Menschen sie wo (woher
sind die Menschen)? ?»t'tt ne ve wo ist er? menen viria rie ve wo
ist mein Land?
M» H. (I %o%
te rmm ha. bi ha warum'? wesweaen'? « mdmrim It *•• hm
warum weinst du? o mdro lori mia le ram ha weswegen schlägst
du mich*
»«9? wann? yi na ta Lalirara mame wann gehen wir nach
Loliwara?
mi-are woher? o ri ar< woher bist du?
§72. In s\ntaktischer Beziehung ist zu bemerken:
Das Nomen bat keine Form zur Unterscheidung der Casus;
die Stellung desselben nach dem Verbuni bezeichnet, dass es als Ob-
ject. im Aocusathr. nach einem anderen Nomen, da&» es davon ab-
hängig, im Genitiv steht: m mlehe \amu wir sehen Vanu. na Uo
kelea m fi Im Loliwara ich kenne nicht die Sprache der Leute von
Loliwara.
§ 73. Das abgekürzte Pronomen 3. Pers., a. wird als Object
dem Verbum gewöhnlich sufiigirt. z.B. o a gima me me m bring es
zn mir. men o tmkmima du hast es genommen, o rm lehea geh ihn zu
sehen. Boila e re fea Botla sagt es. o I/o m roboa schiess es nicht.
Ebenso wird es dem Subject sufligirt. wo es vielleicht eine
Demonstrativbedeulung annimmt oder die Stelle des Artikels vertritt.
Ich finde dafür folgende Beispiele: Irma mereama* be aroro Wind er
ist nicht, es ist Windstille, rerama rochim meine Hand sie schmerzt.
Uma Udo hagabi mein Herz es ist nicht bös. memem ririm mye ve
mein Land es ist wo? Auch findet man es Adverbien angehängt,
z. B. Ar lil U4oa es sind sehr viele, rWrWc telrelem ou schnell schnell
komm her. Welche Bedeutung es hier hat, kann ich nicht angeben.
§74. Der INI, wo eine Handlung stattfindet, oder auf welchen
sie gerichtet ist, wirxl als Object der Handlung betrachtet und steht
daher ohne Präposition, z. B. ola be re hmna le ia Famm in Einem
Monat segeln nach Fanu. ola mbe ri mo ko Kokimiarama wie viele
Monate verweilen wir in Kohimarama? kern sola *na firer Farn* wir
drei schlafen verweilen in Fanu. kern fe yi ro Famm wir gehen nach
Fanu. yi tmdro ra Loliwara wir gehen nach Loliwara. he yi rm Koki-
marama wir gehen nach Kohiniaraina.
§ 75. Me dient zuweilen dazu, das Subject vom Prtdicat zu
trennen, z.B. ramtim me mar der Mann ist todt. lern me lam Udo der
Wind ist sehr gross, lim me mor sein Bein ist gebrochen, tie me mar
die See ist todt es ist Ebbe .
Die melanesischen Sprachen: Ambrym. 41
§ 76. Abhängige Sätze stehen unvermittelt vor oder nach
dem Hauptsatz, z.B. mo nona, ma m yene dies beendigt (wenn dies
beendigt ist) dann essen wir. ma mba robo malo wir gehen (um)
Fische zu schiessen.
§ 77. Schliesslich gebe ich als Sprachproben noch einige
längere Sätze mit der ihnen beigefügten englischen Interlinearversion:
Vantin be ru vu ro flo va hatin; geli (oder gehu) nie haruti
men two they 2 paddle away far; this - the one sat paddliny?
en balnan ge me haru mo ne mumur va Ion tie, bi e ma ne
in stern he sat paddliny? he fett out into sea, shark ale
ne lin, bi mo yen (oder yien) fu nuna. Vantin Loliwar ma gali (geli)
leg-his, shark ate quite. Man Loliwar diy
tan mo fo he tlo ronta ne.
earth earth up not hear him.
Hoho be lil moho Ion vir, muru Ion tic; tie me mar gema
crabs _many are on land, are in sea; sea[tide) dead[low] we
ma mba ran bwete ha, ma mlehe malo Ion bwerire, ma mdrobo
go on (to) reef, we see fish in pool, we shoot
ran yu, ma ralo me se noro, me fana, mo nona
tri/A bow, we comc {to) beach dry al high water, roasl, (whm thal) is done
ma mgene.
we eal.
Gerin dron ne pela, iiiam lehe, inain tea yu, mam barbo, vag tu me
Bat eats breadfruil, we see, we take bow, we shoot, cairy hither
Ion irna, me fline, me fana, mo nona, vanlin beul e manene.
lo house make oven, cook, all dane, men many eal.
Bi mam drom tintine, ma llo ncne nea. :
Shark we fear, we not eal iL
Terms ta Loliwar bi manene [-ma n gene] hatin konkon Ion
Lad? man of Loliwar far very on
nie hau bi manene lin, mo kone ne va Ion tie.
0p«i sea shark biles off his leg, carries it off lo sea.
42 H. C. VON der Gabelentz,
V.
DIE SPRACHE VON VUNMARAMA.
§ 78. Von dieser Sprache liegen mir zwei grosso nur auf Einer
Seite gedruckte Blatter vor mit der Ueberschrift: New Hebrides. Vun-
marama. N. end of Whiisunlide J. Araga. Darnach scheint mir Vun-
marama am nördlichen Ende von Whitsuntide (Pentecoste) L, deren
einheimischer Name Araga ist, zu liegen, wogegen Herr Dr. Gerland
(Petermann's Mittheil. Bd. 18, S. 144) auf Grund einer von Dr. Grun-
demann in Petermann's Mitthcil. Bd. 1 6, Taf. 1 9 veröffentlichten Karte
ein Inselchen nördlich von Aragh (Araga) darunter versteht. Dass
nur eine besondere Gegend einer Insel darunter gemeint ist, dafür
sprechen wenigstens einige der auf den gedruckten Blättern vorlie-
genden Sätze, namentlich Kamai Vunmarama, Anuwelu, Anserehubwe,
we
Agatoa, Avovoe, Avaturoua bul, kamam bwalo te bul, baluana sikai,
logether we fight logcther fight itcf,
kam dro didinigi, ba bwalo mai ra lol ta Vola, Lava saulu, wozu
we live at pcacc, we fight with them of
am Rande bemerkt ist: we dorit fight among ourselves bul against the
Lollavola and others. Da kaum anzunehmen ist, dass unter diesen
hier vorkommenden Namen lauter besondere Inseln zu verstehen sind,
so gewinnt es eher den Anschein, als ob Vunmarama, Anuwelu u.s.w.
verschiedene Orte derselben Insel waren, wogegen unter Vola oder
Lollavola vielleicht eine benachbarte Insel zu verstehen ist. Viel-
leicht lasst sich auch die Grundeniann'sche Karte mit dieser Annahme
vereinigen.
§ 79. Aus dem mir vorliegenden Material stelle ich zunächst
ein kurzes Wörterverzeichniss der Sprache auf:
matan ial Sonne (Auge d. Tage^ taulu Jahr, Jahreszeit
vula Mond vanu Land, Erde
lang Wind ara Feld
maran Licht, Morgen taihi Meer
hon Dunkelheit, Nacht halo Weg
bohaboha Mittag ata, alal(u) Mensch
Die melanesischen Sprachen: Vunmarama.
43
ba kommen
ban, banai schiessen
bwalo, baluan kämpfen
dawaga aufgehen
dro leben, sein
ha, hat gehn, kommen
hayav bedauern
hivu sich neigen
huhuni untergehen
ihn sich bücken
ilo wissen
irxibivi schlagen
lai bringen, nehmen
loli tödten
mahinga einwilligen
mamaUi aufwachen
mutaga fürchten
male sterben
malura schlafen
ron wünschen
rono hören
sura stehlen
taua machen
lo, tono sitzen
longo sich aufhalten, wohnen
vai, vano, ban gehen
veve, beve sprechen
vosa sagen
vul kaufen
weht tödten.
avoavo sprechen
§ 80. Bei mehreren dieser Wörter ist die Verwandtschaft mit
malaiisch- polynesischen nicht zu verkennen, wie bei matan, vula,
mar an, 6o#, vanu, vaivine, boe, niu, male, rono, auch wohl taihi,
mal. tasik, polyn. tat; halo, mal. jalan, polyn. ala; matagu mal. lakut;
sura mal. curi; wehi polyn. pepehi; maiuru ilok. maturog, satawal
maluru; horo javan. holo. Einige Wörter zeigen auch mit anderen
vaivine Frau
natu Knabe
sine Leib
lolo Herz
ihan Name
mavo, avua Sprache
haro Fieber
khinuu Ding, Sache
bila Eigen th um
lio Pfeil
garavi Axt
boe Schwein
dam Yam
niu Cocosnuss
tavuha gut
hantai schlecht
horo bös, übelgesinnt
kai vua gross
ilirigi klein
ivusi viel
rahi schwer, heftig
lena dumm
hautu fern
abena nahe
gonai, tamata ruhig
didinigi friedlich
moru ungestüqi, rauh
bubtdtai unanständig
vuroi natürlich
nogo beendigt, fertig
44 H. C. VON der Gabelkntz,
melancsischen Sprachen Verwandtschaft , wie ata Mensch, Lifu atrt\
natu Knabe, Lifu neko, Tana mati, maturu schlafen, Lifu mehjle, vom
sagen, Lifu whadha, ilo wissen, Marc nie, Fidschi kila, vatw, ban
gehen, Fate fan.
§ 81. Ueber die Aussprache lässt sich nichts Bestimmtes an-
geben; # lautet nasal wie ng. Wenn ein Vocal vorausgeht, wird
am Anfang eines Wortes b zu mb, d und l zu nd z. B. ra mbanai
sie schiessen (v. banai), maran ma mbon Licht und Finsterniss, d.h.
morgen (v. bon), nam gai vadule ndam ich wäge ab (kaufe regel-
mässig) Yam (v. (/am), lolok ma ndavuha mein Herz ist gutgesinnt
(v. tavuhd), bislwp wa ndogo der Bischof wohnt (v. togo).
§ 82. Hinsichtlich der Wortbildung ist die Verdoppelung zu
erwähnen, die sich hier wie in den verwandten Sprachen findet,
z. B. vulvul kaufen (statt vul), avoavo sprechen, bohaboha Mittag, ja
es findet sich eine dreifache Wiederholung in haroharoharo heftig
am Fieber leiden.
§ 83. Ortsnamen haben die Partikel ta vor sich: la Ba9 la
Vunmarama, ta Vola, auch ta Loltavola, sie scheint die Bewohner
des Ortes auszudrücken z. B. mavo lol vanu ta Ba Sprache des Lan-
des (der Bewohner) von Ba. nam avoavo a ta Vunmarama ich spreche
die Sprache (der Bewohner) von Vunmarama. ka bwalo mai ra lol
ta Vola wir kämpfen mit denen von (den Bewohnern) von Vola.
§ 84. Beim Substantiv wird . das Subject (Nominativ) sowenig
wie das directe Object (Accusativ) durch besondere Formen be-
zeichnet; für andere Beziehungen, die wir als Genitiv, Dativ, Locativ
u.s.w. betrachten, treten Präpositionen ein, namentlich a, la und
für den Genitiv auch lol (s. oben) , z. B. alatu a la Loltavola die
Männer der Bewohner von Loltavola, ba mai vai a Vunmarama komm
her nach Vunmarama, khin to a la setzt euch nieder, Takaro ma
ndo a mari Takaro sitzt oben, nam ban a lolora ich gehe zu ihnen,
ihei ma ilo avua na ata la vanua Temauk wer kennt ihre Sprache
der Männer des Landes Temauk's? tai vano la vanua masu wir gehn
in unser Land.
§ 85. Ein Artikel kommt nicht vor, ebensowenig eine Be-
zeichnung des Pluralis, es müsste denn ala, Menschen, der Pluralis
von atat, alatu, Mensch, sein.
Die melanbsischkn Sprachen: Vunmarama.
45
§ 86. Die Zahlwörter sind: 1 tea, tuwa, 2 rua, 3 tolu,
K fast, 5 lima, 6 ono, 7 vitu* 8 welu, 9 «wo, 10 hanwul, hanawul,
20 ma na vul gai rua, 100 mo mbu da lua, 1000 fudo lua; mo
mbu sanwul.
Der polynesische Ursprung der neun ersten Zahlen ist nicht zu
verkennen, auch in hantvul scheint das malaiisch -polynesische pulu,
fulu der letzten Sylbe zu Grunde zu liegen. Damit ist Ambrym satiaul
zu vergleichen.
Die Zahlwörter stehen den Substantiven und Pronomen nach,
indem die Partikel gai zwischen beide tritt: atat gai tuwa Ein
Mensch, vula gai rua zwei Monate, gidaru gai rua wir zwei, kera
gai ono sie sechs.
§ 87. Die persönlichen Pronomina haben einen vierfachen
Numerus: Singularis, Dualis, Trialis und Pluralis, und eine längere
und kürzere Form, deren letztere die gebräuchlichere ist, wogegen
die erstere nur gebraucht wird, um einen gewissen Nachdruck auf
das Pronomen zu legen (emphatisch) . Die erste Person unterscheidet
in der Mehrzahl noch zwischen einem inclusives und exclusivus.
1.
Person.
emphatisch:
gewöhnlich :
Sing.
inau
au, nau, na, nai
Dual. I
incl. gidaru
ta ru, ta muru
excl. kama ru
ka ru, ka muru
Trial J
[incl. gida gai tolu
ta toi
m. ■ int* i
iexcl. kama gai
iolu
ka toi
1
rincl. gida ivusi
oder
ta
Plur. <
hanwul
excl. kama ivusi oder
kamai, ka
^ hanwul
2.
Person.
Sing.
gingo
ko, kho
Dual.
kirnt ru
ki ru, ki mim, gi ru
Trial.
kimi gai tolu
ki lol, gi toi
Plnr.
kimi ivusi oder
hanwul
kimi, kimiu
46 H. C. von der Gabblentz,
3. Person.
Sing, geko, keko gea, kea, a *)
Dual, ke ra gai rua ra mura
Trial. ke ra gai tolu ra toi
Plur. ke ra ivusi oder ni ra. ra.
§ 88. Nach Präpositionen kommen noch besondere Formen vor:
lalai nu zu mir (doch auch gin au, huri au zu mir), lele nigo, gm
igo zu dir , abe miu mit euch , gin ia zu ihm , dum ia gegen ihn,
lalai nira zu ihnen.
Ebenso giebt es besondere Formen für die Posse ssiva, welche
dem Substantivum nachgesetzt werden:
Sing. Dual. Trial. Plural.
1. Person.
incl. ndaru nda gida gai tolu nda gidi ivusi
ngu, ku, -k excl. maru mai katnai gai mai kama ivusi
tolu
2. Person.
ma miru miu kimiu gai miu kimi ivusi
tolu
3. Person.
na nira gai rua ra gc ra gai tolu ra ge ra ivusi
Diese Formen haben, wenn sie un verbunden stehen, die Par-
tikel no vor sich: no nda der meinige, no ndaru, no maru der un-
selige (Dual), no nda gai tolu der unserige (Trial), no ma, nom der
deinige u. s. w. Wenn von Speise oder Getränk die Rede ist, so tritt
ersten Falls ga, letzten Falls ma vor das Possessivum (wie im Fidschi
ke, me) : ga ku meine Speise , ma ngu mein Getränk , ga ma deine
Speise, ma ma dein Getränk u. s. w.
§ 89. Demonstrativa sind ko, geko, gekado, auch teto, tetado-
Interrogativa sind hei, ihei wer, non hei wessen, havanau
was, gai viha wie viele?
Als Indefinit um kommt tuana, einige, vor.
§ 90. Das Vcrbum hat im Sing, und Plur. die Partikel ma
vor sich, die vor Dentalen in man, vor Labialen in mam übergeht,
z. B. bishop ma ro& der Bischof wünscht, gea ma haro er hat Fieber,
*) a, es, ihn, wird als Object dem Verbum angehängt: wehia ihn tödten,
hagavia bedaure ihn, vevea sage es.
Die MELANE8ISCHEN Spbachen: Vunmarama. 47
atal mam ban der Mensch geht, matan ial man dawaga die Sonne
geht auf. Nach einem Pronomen wird diese Partikel in verkürzter
Form als m oder n angehängt: nam ro&o ich höre, tarn dro wir
leben, kamam bwalo wir kämpfen, khom barihai du weigerst dich zu
gehen, kirn dro ihr lebt, khin to ihr sitzt. Auch findet sich mit
Wiederholung des Pronomen to man ta ha wir kommen.
§ 91. Als Beispiel der Conjugation dient:
Sing, {mau) nam iloi ich weiss
(gingo) khom iloi du weisst
(gea) ma iloi er weiss
Dual, to tu oder ta muru \ ., .
_ } tlot wir wissen
ka ru oder ka muru )
ld ru oder ki miru iloi ihr wisst
ra mura iloi sie wissen
Plur.
(qida xvust) tarn) ....
, } not wir wissen
(kamai) kam J
(kamai)
(kamiu) kirn iloi ihr wisst
{kera) ram iloi sie wissen.
§ 92. Vor dem Imperativ nimmt das Pronomen zuweilen die
Endung i an: koi vevea sage, tot vano wir wollen gehen. Sonst sagt
man im Imperativ:
gingo mai huri au komm her zu mir
gi ru mai huri au kommt (Dual) her zu mir
gi toi mai huri au kommt (Trial) her zu mir
khpti )
\mai huri au kommt (Plur.) her zu mir
khin J
klw e vevea sprich du
kJiiri vi \
\ vevea sprecht ihr beiden
giru vi J
khiv vevea sprecht (Plur.).
§ 93. Im Prohibitiv heisst es:
khov hav malagu \ \ tehe fürchte dich nicht vor mir
I i au )
{hu % au \
\ tehe fürchtet (Dual) euch nicht vor mir
i au J
) tehe fürchtet (Plur,) euch nicht vor mir,
% au )
48 H. C. von de» Gabelbxtz,
Auch sagt man khiv hav baluan iehe kämpfet nicht, khi vo wehe
ie tödtet nicht.
§ 94. Adverbia sind:
1) des Ortes: ie to, te tarfo, ai ia hier, da, ntai her, ia nieder,
tnule zurück, hauiu fern, abena nahe, mari auf, oben, bul zusammen,
hala behi wo?
2) der Zeit: luai vormals, bategaha jetzt, nun, tuhuba bald,
nächstens, radu noch, ka hakarigi heute, maran ma mbon morgen,
vai wehe übermorgen, gil wieder.
3) der Beschaffenheit: Artiit, wie? kunia so, nan nur, tnaha-
gena nur, allein.
4) der Verneinung: sikai nicht, nein, sikai radu oder radu
sikai, hav-ie radu noch nicht, hav- Iehe, hau-iehe, ha -iehe nicht.
Sikai negirt Nomen, Pronomen oder Adverbium, selten das Verbum,
hav-tehe das Verbum oder Adjectivum, z.B. ka hakarigi sikai heute
nicht, sikai kun geko nicht wie dieses, ma male vuroi, sikai ram hau
wehia ielie er starb natürlich, nicht sie haben ihn (nicht) getödtet,
baluana sikai kein Kampf, ohne Kampf, war hav lai ra iehe ich nehme
sie nicht, nam hav lolia iehe ich habe ihn nicht getödtet, nam hav
iloi tehe ich weiss nicht, ram hau wehi a iehe sie haben ihn nicht
getödtet, ram ha male iehe sie sind nicht gestorben, kimiu baluan
sikai ihr kämpft nicht, ma hav gai vua ie radu noch nicht gross,
ma hav nogo ie radu noch nicht fertig.
§ 95. Präpositionen sind:
gin zu, gegen, mit: lolok ma ndavuha gin dam ma rahi mein
Herz ist gut gegen Yam heftig d. h. ich wünsche sehr Yam, ra banai
gin lio sie schiessen mit Pfeilen, nam rofw ma ndavuha gin igo ich
höre gut (Wunsch) gegen dich (?/ hear good (-tvish) io you), nam
vubul ndam gin garavi ich kaufe Yam mit einer Axt, ra mbanai gin
lio, nom gin au sie schössen mit Pfeilen, den deinigen nach mir.
/a, lalai, lele zu: lai vano la vanua maru wir wollen in unser
Land gehen, khov beve lalai nira sprich du mit ihnen, ihei vi veve
halo lalai nu wer sagt mir den Weg? nam avoavo a la Yunmarama
lele nigo ich spreche die Sprache von Vunmarama zu dir.
huri zu: mai huri au her zu mir.
ni mi von: ki miru ban nini um «ihr zwei geht weg von mir.
/o/o, lol in, auf, unter, zwischen: luana ma ndu lolo ara einige
Die melanesischen Sprachen: Vunmarama. 49
bleiben auf dem Felde, nam ban a lolo ra, lol ta Vola ich gehe unter
sie, unter das Volk von Vola, lol taihi auf dem Meere.
dumi, dum zu, nach: havanau mam beve dumi gida was sagt
er zu uns? ram ban dum ia sie schiessen nach ihm.
abe bei: übe gu bei mir, abe ra bei ihnen, abe n Tari Oda bei
Tari Uda, nam maluru abe min feto ich schlafe bei euch hier.
vai (eigentl. gehen) zu, nach (Richtung): ni ra ba mai vai a
Vunmarama sie zwei kommen her nach Vunmarama, ra ban vai Ko-
himarama sie gehen nach Kohimarama.
§ 96. Conjunctionen sind: ma und, sa oder, ngan aber, son-
dern, be wenn, be re dass nicht: lolo ra ram horo gin au sa sikai
ist ihr Herz übelgesinnt gegen mich oder nicht? lol bilu miu hautu
sa abena ist das Feld euer Eigenthum fern oder nah? nam hav lolia
(ehe, gea ngan ma male vuroi ich tüdtete ihn nicht, sondern er starb
natürlich, be lang sikai wenn kein Wind (ist), kho be re wehi au dass
du mich nicht verletzest.
§ 97. Hinsichtlich der Satzbildung ist zu bemerken:
Das Subject steht vor dem Verbum, nach diesem kommt zu-
nächst das nähere, dann das entferntere Objecl, wie in dem Satze:
ihei vi veve halo lalai nu wer sagt den Weg mir?
Das Adverbium steht nach dem Verbum : gea nun ma male vuroi
er nur starb natürlich.
Ein Verbum substantivum fehlt, Subject und Prädicat stehen daher
unverbunden neben einander: gea kun Tari Oda er (ist) wie Tari Oda.
Eine eigentümliche Redensart ist: nai van ma lok kei ich gehe
und mein (Begleiter) wer? d.h. wer will mit mir gehen?
Als subordinirter Satz erscheint: nam lai mule ni ra ba mai vai
a Vunmarama ich bringe wieder sie zwei, herzukommen nach Vun-
marama.
§ 98. Zum Schluss gebe ich noch einige lungere Satze mit der
ihnen beigefügten englischen Interlinearversion :
Matau ial man dawaga ma ha mai man do bohaboha ma divu,
sun rises comes hilher (on iis course) noon declines
ma huhuni mam boni, ta maturu: marane ta mamata tarn dro mari
sels night we sleep dag break we awake we are up
mavo lol vanu ta Ba ge kado ma ilo.
speech of land ihis one knows.
AMmmU. d. K. S. Geselltfch. d. WUsensch. XVII. 4
50 H. C TOS MCI G.4MLESTZ. 4
Bishop ma ron ma ndavuha gi natu ririgi gai tolu ra ban vai Kohi-
wixhex boy* 3 they go
marama ma iloi nora avuana. kai vua sikai ra nie lena.
he know their xpeech t/real not they *tupid.
Xam rono ma ndavuha sin iso, Malgasa. sidaru sai ma ta muru
I hear %ood -wixh to you we two inel.
hai vai la vaoua Temauk. ko beve lalai nira Tomauk ma mate vuroi,
go to land you say to them die naturaüy
atat ma hau wehia (ehe.
man not kill him.
Bishop ma ndogo tuai Kohimarama, nun ha mate leite« taulu gai
dwelt was formerly they not die year season
tuwa ka ban alolona, ka mate, kera gai ono ra mate.
one we yo thither {within we die they xijr they die.
Kauiai Yunmarama, Aniiwelu. Anserehubwe. Agatoa, Avovoe, Ava-
we excl.
turuua, bul, kamam bwalo te bul, baluana sikai, kam dro didinigü
together we fight together fiyhl not we live at peace*
ka bwalo mai ra lol ta Yola. Lavasaulu: ihan vanua ra lol ta Vola,
we fight with them of name place them
atatu a ta Loltavola ivusi.
men of mamj.
Inau nam bevea lalai nira kunia: khiv hav baluan telu\ kimra baluan
/ / say to them Ihm: ye dont fight ye fight
sikai, baluana gina hantai, kirn dro didinigi, tamata, im tavuha.
not fight bad ye live at peace quiet good.
DlK MBLANESISCHElf SPRACHEN: LlFU.
51
VI.
DIE SPRACHE DER INSEL LIFU.
I. Einleitung.
§ 99. In dieser Sprache liegt mir jetzt eine Uebersetzung des
Evangelium Marci vor (Drei la maicha ka loi Jesu Keristo la hupuna
i Haze hna chinihane hnei Maleko. St. Johns College, Auckland. Prinled
al the Melanesien Mission Press. 1859. 69 S. 8°) . Dies gewährt einen
besseren Einblick in den Stoff und Bau der Sprache, als die dürf-
tigen Hülfsmittel , die mir früher zu Gebote standen, und veranlasst
mich, ihr eine neue selbständige Behandlung zu widmen.
§ 1 00. Zunächst schicke ich ein nach Gegenständen geordnetes
Wörter verzeich niss voraus:
1. Himmel, Zeit.
haze, akotresie Gott
nengondrae Himmel
dho Sonne
treu Mond
waalresitlie Stern
hodrenye Donner
eni Wind
thalola Sturm
ea Feuer
iawe Wolke
meleme Licht
hmekuj idhine Zeit
maichalre Jahreszeit, Jahr
hnaotie Sommer
maichalre ka hnotre Winter
drae Tag
gotrane drae (Tageslheil) Tages-
zeit
dhinlrc, dhilre Nacht
hmakane Morgen
hedh, hedhe Abend.
2. Erde.
fene, fewatine Erde
dro Erde, Staub
hneopengedha, nangedha Fluss,
See, Meer
limi Wasser
hnandro Erdboden
eta Stein
fao Erz
ga, hnalapa Ort, Gegend
helep festes Land, Feld
welre Berg
hnilre Wüste
godhi, godheni, kalana Weg
ifengone Grenze
hua, keleme Grab.
52
H. C. VON DER GABELENTZ,
3. Mensch.
atre Mensch
/(>, foe Frau, Weib
kerne Vater
kaka (irelrelro) Vater (in der
Anrede)
ihine Mutter
dhini, mama Bruder
kha Schwester
kuku Kind
idhilhine (Trinkmutter) Säug-
ling
neko Sohn, Kind, Junges
hupuna Sohn
dhadhine Mädchen
neko dhadhine Tochter
thnbadesilhe Knabe
trahmani Ehemann
nipi ikolresai Bräutigam
sine foe Wittwe
dhohu, nipi Herr
tiklie Oberster, Fürst
sinelapa Diener, Begleiter
nodhe Volk, Menge
ad he, atresi(wa) Name
u Geist, Seele
he Kopf
koiadhe Haupt
meke Auge
hnangenia, inengeiriu Ohr
ikhadhawa Angesicht
pene Haar
nio Zahn
thineme Zunge
ukenewhe Lippen
ngonitrei, ngonale Körper, Leib
ninawa Hals
khele Bauch
hni Herz
madra Blut
ime, iwanakoime, Ihemie, itvaim-
kothemie Hand
cha9 fenie, hnatrapafenie, hna-
trapaicha Fuss
awhane, aweka Wort, Rede.
4. Thiere.
oni Thier
mamoe Schaf
puaka Schwein
vailai Hund
Qni ka shesha (fliegendes Thier)
Vogel
pini Taube
(jutu Hahn
i Fisch
une Schlange
sipa Heuschrecke
pianyotre Wurm.
5. Pflanzen.
sinye Pflanze, Baum
wene Frucht, Korn
ine, iwane Wurzel
umene Zweig
Die melanesische* Sprachen: Lifi:.
53
drone, idhone Blatt
Zwange Gras, Saat
zine Gras
emjene Aehre
haini Rohr, Slab.
6. Wohnung, tierithe.
hnalapa Wohnort
uma Haus
h nah age Zimmer. Gebäude
irone uma Dach
whanelo Eingang, Thüre
gohna Tisch, Bett
ita Tisch
inege Schüssel, Schale
trenge Gefäss, Korb, Tasche
Irepe Gestell, Schemel
dhia Stange
hele Schwert
eolre Netz
hen belewe Schiff
mamanidha Schiff?
7. Kleidung, Speise.
ikhetre Kleid
oirene Gürtel
iheni Band
hhotrona Speise
alelo (griech.) Brod
wamine Brocken
wakachu Oel.
8.
loi gut
ngazo bös, übel
tru gross
cho, chohi klein, wenig
nittmu viel
kosaue viele
khalaithehi wenige
asadhaiha ganz, alle
tiwha voll
atrawhat stark, gross
chatre stark, fest, hart
huli fest
hoea hoch, lang
meleke tief
nani fern
maieha der rechte
Adjectiva.
;///' der linke
mec/zi krank, todt
wezipo krank
u/wf?e schwanger
medhi satt
warf* freudig, gern
hache betrübt
nipichi wahr
niwa, thoi falsch
hniewhet alt
nipikhe, madradra neu
wiawia weiss
Satire sauer
timeke blind
(Aawj9 still, stumm
Arno unverständig
54
H. C. VON DER GABELENTZ,
sisi schändlich, greulich
lata steinigt, felsig
mitrode heilig, verboten
hetre (treine) eweka reich
pa mo, pa eweka arm.
9. Terba.
achile aufstellen
adhane wollen
ad hen e nehmen, tragen
adhi richten, verurtheilen
akawhane zerreissen
akechiane abreissen
akolre quälen
aloi helfen, heilen
ama, ami legen, setzen,
stellen
amama zeigen, melden
amele retten
ameune reinigen
aiii d he befehlen, verbieten
apatrene abschaffen, verlieren
ose vergehen, aufhören
ata legen
ati geben, beilegen
athipe anhängen
atreine können
alrune loben, ehren
ehainodhe verkündigen
chelohma machen, thuu
chelapa zusammen sein
chia aufgehen, keimen
chile stehen
chinihane schreiben
chipane abschlagen, versagen
dhotra kommen, hingehen
dhuetrane verbergen
dhume schütteln, bewegen
drenge hören, zuhören
c, ea fahren, führen
eawatine befehlen, gebieten
elahni verfolgen
enidha aufwecken
fepi sich öffnen
fetra grüssen
fiafia tanzen
fiehaftcha rupfen
fie giessen, salben
fttre verdorren
galadha blicken
geie wenden
goea sehen, ansehen
haine erschrecken
haue rufen
he bedecken, verhüllen
heia austreiben
hetre tragen, haben
hlepa gehen, kommen
hleuhleu heulen, weinen
hme beten
hnaho geboren werden
hnea waschen, eintauchen
hnima lachen, spotten
hnimi sich erbarmen
hninga fragen, bitten
home halten, nehmen, bringer
hörne anzünden
hulu aufgehen (d. Sonne)
hin nu schweigen
humulhi tödten, verderben
hupi schaffen
DlK 1WELANES1SCHEN SPRACHEN: LlFL.
55
hututhi tragen
khasikeu sich versammeln
idhi trinken
idretidhe verwelken
ielra Busse thun
ikhela begegnen
ilu lärmen
ini lehren
ithua kommen, gehen
ito kauten, verkaufen
kacha werfen
kapa aufnehmen, haben
hei fallen
kelikela versichern, verleugnen
kenithi reissen, abreissen
kepe aufnehmen, aufheben
ketre berühren
khadhawa ansehen
khawe beten
khene essen
khepe landen
khetrane anziehen
kho hüten, weiden
khodhe schlagen, hauen
kholehudhi halten, anfassen
khqlrelenge nachfolgen
khotrona essen
khou sich fürchten
kolaime waschen, salben
konietine sprechen
kQlre fliehen
kucha thun, machen, lassen
kuchi anrühren, heissen, thun
lassen
kpa da sein, stehn, sitzen,
bleiben, wohnen
lepe schlagen, schlachten
lo hineingehen, weggehen
Ujfe hinausgehen
Ujpi fortgehen
lylhc besessen sein
luelue zweifelu
madine sich freuen
mala fallen
mnma sich zeigen, erscheinen
mechi sterben
medha aufstehen
mekole liegen, schlafen
mekuni kennen, verstehen, wis-
sen, glauben
mele leben
menenga stehen, aufstehen
menu irren
muna dasein, bleiben
musi{na) herrschen, gebieten
ngazopi verderben
nianiape hinlaufen
nikaii steigen
nindrawane bereiten
nitru lästern, schmähen
niulili gedenken
niwa täuschen, betrügen
nuc weggeben, erlassen, ver-
lassen
nunua geben
ohne sehen, merken, erkennen,
finden
ole danken, loben
ope begraben
othe binden
palrc fehlen, aufhören
sa antwortenj
sie sich waschen
sikha verwerfen, verachteq
56
H. C. VON DER GaBELENTZ.
simano seufzen
sipo bitten
shamatine hören
shashaithe sündigen , um-
kehren
shathepi ausstrecken
shawa (shetve) verbieten
shei lösen
sheluthe ausbreiten
shenge loslassen, vergeben
shesha fliegen
tu sitzen
träne werfen, säen
Irawha kommen
Ireidhe weinen, trauern
treine, Irene können, ver-
stehen
Irela suchen
tri dhi verlassen, verwerfen
iro kommen, gehen
trofa bringen, darbringen
trange gehen
Iropi hingehen, kommen
tuenie sitzen, sich setzen
tuluthe messen
tupaihi versuchen
thanepi hinstürzen
thathamina vergessen
thedini fangen
Ihele begehren, streben
thilidhu niederknieen
thinge ärgern
thitha weggehen
thilhi beten
thoeane rauben
Ihupa hüten, verwahren
uke hinausgehen
ulatine sprechen
ulaula sich wundern
upe fortschicken, entlassen
uti hinabgehen
wange sehen, erblicken
wesüra tadeln, unwillig sein
wepenga in die Höhe heben
xveta antworten
whadha sagen
whane anfangen
zezene zerreissen.
§ 101. Manche dieser Wörter zeigen eine Verwandtschaft mit
malaiisch -polynesischen oder anderen melanesischen Sprachen, z. B.
fene Erde, mal. benua, polynes. fanua; eta Stein, polynes. /ato,
annat. hat; uma Haus, jav. umah, rotti uma, annat, eom; kalana
Weg, malai. jalan; kerne Vater, polynes. tama, kama; thini Mutter,
samoa iina; adhe Name, errom. atawanin; meke Auge, mal. mala;
ihineme Zunge, fidschi yamena; nio Zahn, polynes. niho; ime Hand,
mal. Uma; mene Gewalt, polynes. manu; i Fisch, polynes. ika, ia;
drenge hören, neuseel. rongo; mechi sterben, mal. mali; drei wer,
fidschi cei, bauro lei; mcnenga aufstehen, neuseel. maranga. Am
nächsten verwandt ist aber die Sprache der benachbarten Insel Mare,
wie folgende Vergleichung zeigt:
DlE MELAXESLSCHElf SPRACHEN: LlFl".
57
Deutsch:
Lifu :
Mare:
Gott
haze
makaze
Sonne
dho
du
Nacht
dhitre
redi
Wind
eni
iengo
Feuer
ea
iei
Ufer, Feld
helep
kurube
Berg
welre
wecke
Stein
eta
ele
Erdboden
hnandro
nonie
Baum
sinoe
sereie
Weg
godheni
lene (rene)
*»*
kalana
kam
Ehemann
Irahmani
chamhani
Vater
Iretrctro
checke
Kind
kuku
wakuku
Bruder
mama
mama
Herr
dhohu
doku
Geist, Seele
u
nie
Herz
hni
hnori
Kopf
he
hauo
Auge
meke
paekoko
Blut
madra
dra
Name
ad he, atresi
acliekini
Schlange
une
une
Schaf
mamoe
mamoe
gut
loi
rot
falsch
niwa
nia
heilig
mitrode
mijoje
neu
madradra
makadra?
wollen
adhane
alane
beten
hme
hne
stehen
menenga
menenge
irren
tnenu
menu
fragen
hninga
nengo
geben
nunua
nunue
bitten
sipo
sibo
58
H. C. VON DER GABELENTZ,
Deutsch:
L i f u :
Mare:
rauben
ihgeane
tliueno
hüten
Ihupa
Ihume
dienen
sinemune
sinamune
sich wundern
ulaula
uraura
sich freuen
madine
opodone
hören
drenge
laedengi
eins
eha
sa
zwei
lue
rewe
vier
eke
eiche
sechs
eha gemene
[sa re chemene]
von
hnei
nei
her aufwärts
dha
lo (ro)
hin, nieder
dhu
lu (ru).
IL Lautlehre.
§ 102. Die im Lifu vorkommenden Laute sind:
ci, (?, fc, cA, (/, dh, e, /', */, A, i", A, AA, /, m,
w, ng, o, o, f), r, s9 sä, /, fA, w, u, tp, wA, z.
Wenn man auch annehmen kann, dass bei denselben im Allgemeinen
die englische Aussprache zu Grunde liegt, so bleibt man doch Ober
die Geltung mancher dieser Buchstaben und Buchstabenverbindungen
in völliger Ungewissheit.
§ 103. In der Schreibung der Vocale herrschen Schwan-
kungen, die auch auf eine Unsicherheit der Aussprache schliessen
lassen; besonders häufig wechselt e und i am Ende, z. B. mekune,
mekuni — aloinc, aloini — ohne, ohni — upe, upi u. s. w. ebenso
e und a z.B. akolre, akotra — idhe, idha — melcme, melema — doch
auch in der Mitte des Wortes: shawa, shewe — kapa, kepe —
whanelo, whene. Zuweilen wechseln o und u (cAo, eku) e und ei
(kene, keine — trene, treina) auch wh und u (whane, uane).
Da das engl, money durch //mm, Ihousand durch lhamani wie-
dergegeben ist, so scheint es, dass a und au die deutsche Aussprache
haben.
Die melanrsischen Sprachen: Lifl. 59
Welche Geltung die Vocale a und o haben, ist ungewiss; ersterer
ist mir nur in haue (und hnange statt kmntje) vorgekommen, letzterer
aber ist desto häufiger. Da er in anderen Druckschriften durch
o bezeichnet ist, so soll er vielleicht einen dem deutschen ö ähn-
lichen Laut bezeichnen. Das engl, honey ist durch honi wieder-
gegeben.
§ 104. Hinsichtlich der Consonanten ist zu bemerken, dass
h niemals stumm ist — gni und ohni sind scharf unterschieden —
vielmehr mag es vor anderen Consonanten (/, m, n) einen unserem
ch ähnlichen Guttural ausdrücken ; dh entspricht etymologisch dem
Marc / (r) .
R kommt nur nach d und / vor und bezeichnet wohl nur eine
eigenthümliche Aussprache dieser beiden Consonanten. Die Wörter
luekre zwei, tripi fünf, wurden sonst auch luele^ tipi geschrieben und
statt atrawhal gross schreibt Cheyne (A descriplion of ulands in the
iteüern Pacific Ocean) alowhal. Etymologisch entspricht Ir dem Mare
y, cA, wie in mitrode^ mijoje — atresi, achekini — trahmani, cham-
hani — wetre^ wechc u.a. In Fremdwörtern wird r durch / ersetzt,
wie lepela für Xeicpo^, alelo für apxo;, sataulo für axaupo;, in Eigen-
namen jedoch ist es beibehalten: Jerikv, Jerusnlema, Joridarw, Kerislo.
III. Wortbildung.
§ 105. Wenn auch in dieser, wie in den verwandten Sprachen
von einer eigentlichen Wortbildung durch Veränderung an dem Stamm
des Wortes keine Rede sein kann, so ist doch die Füglichkeit zu
Zusammensetzung mit gewissen Prä- und Suffixen sowie zu Verbin-
dung zweier Wortst&mme zu Einem Ganzen vorhanden. Allerdings
ist die auf solche Art gebildete Verbindung eine lose, die auch zu-
weilen durch zwischentretende Wörter wieder getrennt wird.
§ 106. 1) Präfixe:
a) a, gewöhnlich in Verbindung mit dem Suffix ne (ni) ent-
spricht ganz der gleichlautenden Partikel im Marö und giebt wie
diese dem Verbum transitive oder causative Bedeutung, z. B. achatrene
befestigen, bekräftigen, v. chatrc fest, stark; ahaitrcne säuern, von
haitre sauer; ahlemune bekannt machen, v, hkrnu bekannt werden;
60 H. C. VON der Gabelentz,
akawhane trennen, zerreissen, v. kawha pi sich öffnen; akechiane zer-
brechen, v. kechiaha zerbrochen; ci/ot, aloine helfen, heilen, v. Uri
gut, gesund; amama, amamane zeigen, melden, v. mama bekannt sein,
erscheinen; amedhini sättigen, v. niedhi satt werden; amele retten,
v. mele leben; amenune verführen, v. menu irren; apairene aufheben,
vernichten, verlieren, v. palre aufhören, fehlen; asinggdrini sich ver-
bergen, v. singgdri verborgen; alrune ehren, loben, v. Iru hoch, gross.
b) i, oft mit dem Suffix keu verbunden, bildet theils sächliche
Substantiva, theils hat es beim Verbum eine aus den vorhandenen
Beispielen nicht klar hervorgehende Bedeutung : ihvimi Opfer (Liebes-
gabe?), v. Intimi lieben, sich erbarmen; ikhadhawa Angesicht, v. khad-
hawa sehen; ikheire Kleid, v. kltetra anziehen; ipune Saum, Rand,
v. pune Ende; ita Tisch, Sitz, v. la sitzen; itupathi Versuchung,
v. tupathi versuchen; ialameke Ansehen, v. alameke Auge; ikhela be-
gegnen, v. khele gegen; iammianekeu Zeichen, v. amamane zeigen;
ichasikeu, ichasinekcu zusammen sein, sich versammeln, v. chasi eins;
ipenikeu drängen, v. peni?\ imadhemikeu bändigen, v. madhemi?;
ianikeu Biindniss, v. ani? .
c) Awa, eigentl. Passivpartikel, dient zur Bildung einiger Sub-
stantiva, z.B. hnalapa Ort, v. lapa dasein, wohnen; hnadro Erdboden,
v. dro Erde, Staub; hnakhg Heerde, v. khg hüten; hnapane Anfang,
v. pane zuvor; hnakhene Speise, v. khene essen.
d) cAe, zusammen, wird mit dem Verbum meistens verbunden,
z.B. chechile zusammenstehen, v. chile stehen; chelapa Zusammensein,
v. lapa dasein; chemuna Zusammensein, v. muna dasein, bleiben;
chetro (auch che Uro) zusammenkommen, mitgehen, v. tro kommen,
gehen; chetune (auch che lune) vergleichen, Gleichniss, v. tune
gleich, wie.
e) ti scheint das Fehlen einer Sache auszudrücken, doch kommt
es nur in limeke blind, v. meke Auge vor.
§ 107. 2) Die vorkommenden Suffixe sind, wie im Mare,
grösstenteils Adverbia, die auch getrennt stehen, doch lasse ich der
Uebersichtlichkeit wegen hier die wichtigsten folgen:
a) ne [ni ist eine sehr häufig vorkommende Endung transitiver
oder causativer Bedeutung; diese und
b) keu wurden schon bei den Präfixen erwähnt,
Die melanbsischen Sprachen: Lifl. 61
c) dha zeigt die Richtung herwärts, aufwärts, oder von aussen
nach innen an, z.B. homedha nehmen, hernehmen, v. home nehmen;
irodha hineingehen, v. iro gQhen; chüedha aufstehen, v. chile stehen;
ukedha hinausgehen zu J., v. uhe hinausgehen; lodha hineingehen,
v. lo eingehen, weggehen; nikatidha hineinsteigen, v. nikati steigen;
chiadha aufgehen, keimen, v. chia dass.; kotredha hineinfliehen, v.
kolre fliehen; hetrenidha empfangen, v. Iietreni besitzen; wangedha
hersehen, v. wange sehen; meledha wieder leben, auferstehen, v.
mele leben; achilanedha aufrichten, v. achila(ne) stellen; huludlui auf-
gehen, v. hidu dass. Dass dies Suffix sich öfters beim Imperativ
findet, wird später (§ 127) gezeigt werden.
d) dhu bedeutet hinzu, hernieder und verhält sich zu dha
ülmlich wie im Mare lu zu /o, z. B. trodhu hingehen, thilidhu nieder-
knien, lapadhu niedersitzen, drengedhu hinhören, zuhören, wangedhu
hinsehen, sich vorsehen, mechidhu sterben (hinsterben), v. mechi
sterben.
e) pi hat die Bedeutung: hin, hinweg, hinaus und bildet zu-
weilen Inchoative, z.B. tropi hinzugehen, hinausgehen, mamapi sich
zeigen, erscheinen, ukepi hinausgehen, weggehen, kawhapi sich öffnen,
auseinandergehen, akawhanepi auseinanderreissen, fiepi ausgiessen,
ngazopi schlecht werden, verderben, shathepi ausstrecken, helanepi
austreiben, trawhapi hinkommen, herauskommen, xliengepi loslassen,
vergeben, sheshapi herausfliegen, dhumepi abschütteln, hachepi sich
betrüben, v. hache trauern; homepi wegnehmen, homanepi weggeben,
gcepi sehend werden, tridhepi hinwerfen, wegwerfen, lhanepi sich
stürzen, zezenepi zerreissen.
§ 108. 3) Zusammensetzungen sind sinedhintre (Nachnacht)
Dämmerung, sinelapa ^nachseiend) Diener, Begleiter, sinemuna (nach-
sein) dienen, sinelronge (nachgehend) Begleiter, simehnangema taub
(v. hnangenia Ohr), engochaire stark (v. chatte dass.), loinodhe fried-
lich, befreundet (v. loi gut und nodhe Volk, Menge), akhokhopalrene
abkürzen (v. pairene wegnehmen). Bei der Verbindung eines Verbum
mit einem Nomen steht das Verbum voran, wie trenehaze Priester,
eigentl. Gotteskündiger (v. Irene kennen und haze Gott), idhithine
Säugling, eigentl. Muttertrinker (v. idhi trinken und thine Mutter.)
§ 109. Die Doppelung der Wörter findet sich im Lifu sehr
häufig, z.B. hmengohmengQne zittern, ulaula sich wundern, nimenime
62 H. C. ton der Gabelentz,
alsbald, malomaloi leicht, fiafia tanzen, fichaficha rupfen, goe goeane
sich umsehen, mekumekv Sorge, menumenu sich verirren, amundro-
mundrone zermalmen, nianiape hinlaufen, mawia weiss, hleuhleu wei-
' nen, heulen, dhupedhupengaline entzweibrechen, thupalhupa zerbrechen,
(heilen, dhipadhipa sich wälzen, thelethele streben, sorgen, luelue zwei-
feln, hmaichahmaicha wiederkommen, umkehren, dhumedhume sich
bewegen, schütteln, panepane zuvorkommen u. a. in.
IV. Formenlehre.
a. Substantivum.
§ 110. Die Substantiva sind flexionslos: ein grammatisches Ge-
schlecht cxistirt nicht, Numerus und Casus können nur durch vor-
gesetzte Partikeln ausgedrückt werden. Die Substantiva haben einen
Artikel /a, z.B. la whane der Anfang, la hnilre die Wüste, la atre
der Mensch, ein Mensch.
Der Singular hat keine besondere Bezeichnung; einen Dual giebt
es nicht, sondern er wird, wie unten gezeigt wird, durch das Zahl-
wort lue, zwei, ausgedrückt.
§ 111. Die Partikeln des Plural sind ngdhei^ üre, ange und
angetre:
Ngdhei (nodhe-i die Menge der ...) kommt am häufigsten vor
und wird vor allen Arten von Substantiven, sowie auch vor Verbal-
formen gebraucht, z. B. la ngdhei angeln die Engel, la ngdhei demoni
die Dämonen, In ngdhei nodhe die Völker, la nodhei alre die Men-
schen, la ngdhei gni die Thiere, la nodhei wezipo die Kranken, la
nod/iei eweka die Dinge, la ngdhei hulg die Sünden, la ngdhei drae
die Tage, la nodhei hna Iglhe hnei üre demoni die von Teufeln Be-
sessenen, la ngdhei hna ope die Begrabenen, la ngdhei treuge eweka
die Worte, Reden.
Itre wird in ähnlichen Fällen wie nodhei gebraucht, z. B. la Üre
angela die Engel, la itre demoni die Dämonen, la üre dhini die Bru-
der, la üre hni die Herzen, la üre umene die Zweige, la üre wetre
die Berge, la üre egtre die Netze, la üre trengene die Gefässe, la üre
huliwa die Arbeiten, Thaten, la Üre warn ine die Brocken, la üre drae
DlE MBLANES1SCHEN SPRACHEN: LlFU. 63
die Tage, la itre eweka die Dinge, la itre drone die Blätter, la itre
dha die Wege, la itre hnqnge die Felder.
Es steht vorzugsweise, wo das Substantiv ausgelassen und zu
suppliren ist, wie Mc. 4,36. la itre sine i angeiche die mit ihm
waren. 2, 4 7. la itre ka mekoti — a itre ka ngazo die Gerechten — die
Bösen. 5, 2. la itre hna ope die Begrabenen. 6, 4 . la itre nmelronge
i nindra die mit ihm Gehenden. 9,44. la itre smelapa i Keristo die
mit Christo Zusammenseienden. 40,24. la itre trenge eweka i nindra
seine Reden. 7,24. la itre ni kheta, memine la ihre atw foe, memine
la itre tre kumuthi Ehebrüche, Hurereien, Mordthaten.
Zuweilen steht es ohne Artikel, was bei nodhei nicht der Fall
zu sein scheint: Mc. 4,32. hnei itre demoni von Dämonen. 4 0,24.
itre neko nge fe meine Kinder!
Ange steht nur vor Personen, die eine höhere Stellung ein-
nehmen und zwar gewöhnlich ohne Artikel, z. B. ange perofela die
Propheten, ange aireine chinihane die Schriftgelehrten, ange trenehaze
die Priester, ange dhini nindra seine (Jesu) Brüder, ange treine eweka
die Reichen.
Angeire wird von Personen gebraucht: angelre Judea die Juden,
angelre Farimio die Farisäer, angetre drei nindra seine Jünger, angelre
drei Joane die Jünger Johannis.
§ 4 42. Von den Casus wird Nominativ und Accusativ nicht
bezeichnet, für den Dativ dienen die Präpositionen koi, kowe (s. §4 30).
Der Genitiv wird theils gar nicht theils mit i oder ne bezeichnet.
Ne hat stets den Artikel nach sich: ne la atre des Menschen,
ne la kerne des Vaters, ne la dhohu des Herren, ne la dhadhini des
Mädchens, ne la sabati des Sabbaths, ne la dhohu i Haze des Reichs
Gottes, ne la ea des Feuers, ne la uma des Hauses, ne la nodhei
demoni der Dämonen, ne la nodhei neko der Kinder, ne la nodliei
eweka der Dinge, ne la itre munane hna khene der Uebriggebliebenen
vom Gegessenen.
/ steht ohne Artikel, also vorzüglich vor Eigennamen und Pos-
sessivpronomen, wie i Haze Gottes, i Simona Simons, i Kaisara des
Kaisers, i eo, i chilie dein, i nindra sein u. s. w., dann auch in der
Redensart la neko i atre der Sohn des Menschen, ähnlich la neko
t a$ina das Füllen der Eselin, und im Plural Mc. 4 0, 23. la huliwa
% ange treine eweka die Mühe der Reichen.
64 H. C. VOS DEM GaBEL&XTZ,
Das Zeichen des Yocativ ist fr. das dein Nomen nachgesetzt
wird: dhadhini fe Mädchen! mmicka fe
b. Hjecti
§ 113. Das Adjectivum hat. wenn es als Attribut steht, die
Relativpartikel ka vor sich. z.B. la u km ngmzo ein böser Geist. Im
nodhei alre ka alamiumu oder ka konmue die \ielen Menschen, la keire
alre ka gen ein gichtbrüchiger Mensch, la airt km ckaire ein starker
Mann, la keire hnakho pumka ka Ins eine grosse Heerde Schweine,
la khotre chela ka sisi me ka ngazo dieses unzüchtige und böse Ge-
schlecht, la uma ka hoea ein hohes Haus, la maicha km Im die gute
Botschaft, das Evangelium, la ilre singe ka iikimi dornige Pflanzen.
Eine Ausnahme macht a*adhaiha. ganz, alle: la knmlapm asadhaika
die ganze Stadt. In nodhei eweka asadhaiha alle Dinge.
Nur nach ga. das im allgemeinen eine Oertlichkeit bezeichnet
und nach golrane Seite. Theil. steht das Adjectivum ohne die Par-
tikel ka. wie la ga lala das steinigte Land, ga meleke Tiefe, la gm
nani die Ferne, la ga easheni die Nähe, la ga heire relre die Berg-
gegend ein Ort der Berge hat , la ga pa alre tlie Wüste ein Ort
ohne Menschen . la golrane maicha die rechte Seite, la golrane nri
die linke Seite.
Wenn das Adjectiv den Artikel la vor sich hat. dann ist es
substantivisch zu nehmen, wie la ngazo das Böse, die Sünde, Im
chalre die Härte, la niwa die Falschheit.
Formen für die Steigerungsgrade giebt es nicht: wie sie
ausgedrückt werden, wird später gezeigt werden.
•
c. Zahlwort
§ 114. Die Zahlwörter lauten in der Evangelienübersetzung
etwas anders, als ich sie früher nach Gern* from Ihe Coral Island*
und Latham gegeben habe, nämlich:
I chaxi rhu 6 cha ngemene
i lue, luetre 7 lue ngemene
3 konin konilre 8 koni ngemene
4 eke, ekelte 9 eke ngemene
5 Iripi 10 luepi
12 luepi nge luetre [h maicha .
DlE MELANBS1SCHEN SPRACHEN: LlFU. 65
Die höheren Zehner werden durch atre, Mensch, ausgedrückt,
indem 20 cha atre, ein Mensch heisst; so ferner
30 cha atre nge luepi (ein Mensch und zehn)
40 In atre (zwei Menschen)
50 lue alre nge luepi hmuicha (zwei Menschen und zehn wieder)
60 kgni atre u.s. w.
Für 100 kommt Iripi lau atre, tripi loatre und tripi oatre vor,
200 lue tripi loatre, 300 konitre la tripi lau atre. Für 1000 ist das
englische Wort in der Form thausani angewendet, also 2000 la
keire la lue thausani, 4000 eketre la ilre thausani oder ehe thausani,
3000 tripi{la) thausani.
§ 115. Die Zahlwörter haben, wenn sie ohne ein Substantiv
sieben, ala vor sich (dem Marc xara gleich), das auch noch bei
dem Wort alaniumu (Mare xaranumu), viel, und alachaxihi, ein ein-
ziger, vorkommt, z.B. Mc. 10,8 matre Uta alalue kv, ngo loi chasihi
k ngonitrei dass sie nicht zwei sind, sondern ein einziger Leib.
16,14. hna pine ante hnei nindra ti Inia leuleunie ti kowe la ala
luepi nge ala vhasi zuletzt zeigte er sich den Eilfen. 13,14. ame
knei nindra ti hna chelohmane la ala luepi nge ala luetre und er
machte (bestimmte) die Zwölf. 10,41. drengeha la nodhei ala luepi
es hörten es die Zehn. 10, 18. alaclumhi la loi, Haze lae ein Ein-
ziger ist der Gute, Gott ist dies.
§ 116. In Verbindung mit Substantiven gelten die Zahlwörter
als Adjectiva und werden daher mit der Partikel ka dem Substantiv
nachgesetzt, s. oben (§ 113), z.B. Mc. 6, 41. la itre aleto ka tripi
memine la i die fünf Brode und die Fische. 8, 8. la itre sine watrenge
ka lue ngemene sieben Körbe. 8,19. la nodhei atre ka tripi la thau-
sani fünftausend Menschen. 9,37. la ketre nekonalre ka chasi ein ein-
zelnes Kind. Nur lue macht eine Ausnahme, indem es dem Sub-
stantiv stets vorangestellt wird, und so gewissermassen einen Dual
bildet, wie Mc. 1,16. nindro ti la lue atreine akhene sie waren (zwei)
Fischer. 3, 1 7. lue neko ne la hodrenge (zwei) Söhne des Donners.
5.22. hnei angeiche hna kei ekuhu ngone la lue fenie i nindra er fiel
(eigentl. von ihm wurde gefallen) nieder zu seinen (zwei) Füssen.
5.23. la lue iwana kothemia i chilie deine (zwei) Hände. 6,2. la lue
iwana koime i nindra seine zwei Hände. 7, 25. nindro ti a tro me
kola kei e kuhu ngone la lue hnatrapafenia i nindra sie kam und fiel
AMumll. <l. K. S. Gesellftdi. d. Wissensch. XVII. 5
66 H. C. von der Gabelentz,
nieder zu seinen (zwei) Füssen. 7, 33. la lue hnangenia die (zwei)
Ohren. 8, 1 8. luemeke (zwei) Augen. Vor diesem Dual steht zuweilen
noch pleonastisch luetre, z. B. Mc. 6, 38. luelre la lue i zwei Fische.
14,1. luelre la lue drae zwei Tage.
§ 117. Die Zahlwörter dienen unverändert auch als Ordinalia;
so find&t sich substantivisch Mc. 12,21. la koni der dritte, adjectivisch
12,31. la wathebo ka luelre das zweite Gebot. 15,25. la hnepe ka
kgnitre die dritte Stunde, doch 6,48. la eke gotrane la dhinlre der
vierte Theil der Nacht. Der erste heisst la mekene oder hnapane.
Doch wird Mc. 12,20. 21. der erste (älteste Bruder) durch la hailra,
der zweite durch la tretrenge ausgedrückt.
§ 118. Als Distributivum kommt chilülalue, je zwei, vor.
Iterativa werden durch das Präfix a gebildet: Mc. 14,30. tha
alue kukahleke peire ko la gutue noch nicht zweimal kräht der Hahn.
14,41. hnei nindra li hna akoni ahmakhahmaicha von ihm wurde zum
drittenmal wiedergekommen. 1 4, 72. troha eo a koni akelikela ni dass
du mich dreimal verleugnen wirst.
d. Pronomen.
§ 119. Die persönlichen Pronomina haben eine dreifache
Zahl: Singular, Dual und Plural, unterscheiden auch in der Mehrzahl
der ersten Person, ob der Angeredete eingeschlossen ist (inclusivus)
oder nicht (exclusivus) . Ebenso giebt es verschiedene Formen je
nach dem Rang der Person, welche das Pronomen bezeichnet, und
die zweite und dritte Person unterscheidet im Singular das männ-
liche und weibliche Geschlecht. Sonach giebt es folgende Formen:
1. Person.
allgemein: vornehm: gering:
Sing. ini, ewi, ni — —
Dual. incl. nisho? — —
» excl. niho — —
Plur. incl. nisha^ sha, easha anganisha —
» excl. nihunie, At/nt, ea- — —
huni
DlE MKLANBS1SCHEN SPRACHEN: LlFU. 67
2. Person.
allgemein: vornehm: gering:
eo
Sing. m.
nipa
chilie, angachilie
» f.
nipo
—
Dual.
nipo
—
Plural.
nipunie
—
3.
Person.
Sing. m.
nindra
anganindra
» f.
nindro, niundro
—
Dual.
nindro
—
Plural.
niundro .
, niun-
___
ntane
drene.
§ 120. Der Genitiv wird in der zweiten und dritten Person,
wie schon oben (§ 112) erwähnt wurde, durch vorgesetztes t be-
zeichnet und dient als Possessivum: i nipa, i chilie, i eo dein,
i nipunie euer, i nindra sein u. s. w. Dasselbe findet bei der ersten
Person im (Dual und) Plural statt: i nihunie unser. Im Singular
dagegen hat die erste Person ein Possessivsuffix ngc, das sowohl
dem Nomen als auch Partikeln angehängt wird, z. B. nekonge mein
Sohn, dhininge mein Bruder, adhenge mein Name, ikhelrenge mein
Gewand, la iwanakoime maicha nge meine rechte Hand, thupenge nach
mir, hnenge von mir, whange von mir.
Zuweilen wird auch die Genitivpartikel weggelassen und das
Pron. pers. dient für sich als Possessivum: Mc. 10, 28. aseha huni
nuepi la itre eweka huni wir haben verlassen unsere Sachen. 11,10.
la dhohu ne la kerne sha Davila das Reich unseres Vaters David.
2,9. la ilre hni nipunie euere Herzen.
§ 121. Demonstrativa sind chela dieser, chili jener, derselbe,
angeiche, plur. angatre er, derselbe, tunela, iunelae ein solcher. Chili
und chela gelten als Adjectiva, angeiche und angalre vertreten das
Pron. pers. der dritten Person und dienen auch als Beflexivum.
§ 122. Anstatt des Pron. demonstr. bedient man sich häufig der
Adverbien dm, lae da, dort, auch beider verbunden : drei lue z. B.
Mc.3,35. ame la atre pi chelohmane la adha i Haze drei la dhininge
memine la khange memine la ihinenge welcher Mensch den Willen
Gottes thut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine
Mutter. 6, 1 8. mitrgde lae Iroa home la \qe ne la dhini nipa verboten
68 H. C. von der Gabelentz,
(ist) dies zu nehmen das Weib deines Bruders. 4, 20. drei lae hna
traue hune la dro ka loi diese sind gesäet auf das gute Land. 6, 1 5.
drei lae ketre perofeta dieser (ist) ein Prophet.
§ 123. Interrogativa sind drei wer, welcher? nemene was?
idhe, idhetre wie viel? Mc. 2,7. drei la atreine troa nua pi la nodhei
hulo wer kann vergeben die Sünden? 3,37. drei la thinenge memine
la dhininge wer ist ineine Mutter und mein Bruder? 5,31. drei la
atre kelre ni wer hat mich angerührt? 1,24. nemene la eweka koi
huni me thilie was ist die Sache für uns und dich? 2,9. nemene lae
nipume a niuliline la nvdfiei eweka chili was denkt ihr diese Dinge?
§ 124. Indefinita sindi ketre irgend ein, isa, itrekha einige,
la ketre — la kelre, isa — la kelre der eine — der andere, kQsaue
viele, pako kein; auch wird atre, Mensch, für Jemand, und eweka,
Sache, für Etwas gebraucht, z.B. Mc. 11,3. nge maine la atre a troa
whadha koi nipo und wenn Jemand zu euch sagen wird. 11,24.
nipunie a thitlii me kola sipone la kelre eweka ihr betet und bittet
um etwas.
Ein Relativum fehlt; wie es ausgedrückt wird, lehrt die Syntax
(§ *61)-
e. Yerbum.
§ 125. Ein eigentliches Verbum, als Verbindung des Prädicats
mit der Copula, existirt nicht, da es keine Copula giebt; der Verbal-
begriiT wird also streng genommen durch das Nomen ausgedrückt,
so lapa Ort, wohnen, da sein, bleiben, mele das Leben, leben, kho-
trona Speise, essen, khou furchtsam, sich fürchten, akolre Trübsal,
leiden, loi gut, gesund, genesen, humu stumm, verstummen, schwei-
gen, easheni nahe, sich nähern, ichasinekeu zusammen, sich versam-
meln, zusammen sein u.s.w.
§ 126. Zum Ausdruck der Person dient das vorgesetzte Pro-
nomen pers. oder ein im Subject stehendes Nomen, Tempus und
Modus wird entweder gar nicht oder durch Partikeln bezeichnet,
andere Partikeln geben an, ob das Verbum im activen oder passiven
Sinn zu verstehen ist und zwar steht a oder kola vor dem Activum,
hna mit der Präposition hnei, hnene vor dem Passivum. Das Prä-
teritum wird durch ein angehängtes Aa, das Futurum durch ein vor-
gesetztes troa, troha oder durch tro — a mit dazwischen gesetztem
Die mblanesischen Spbachbn: Lifü. 69
Subject ausgedrückt, der Imperativ nimmt oft die Partikel dha (her,
da) oder dhu (hin) zu sich. Ausserdem steht noch besonders in der
dritten Person oft die Partikel ti zwischen Subject und Verbum.
§ 127. Folgende Beispiele mögen den Gebrauch des Activum
erläutern :
Präsens: ini a ivhadha ich sage, nisha ti a muna wir bleiben,
mpunie a ilu ihr lärmt, eo a mekole du schläfst, nindra ti a che khene
er isst zusammen, niundro kola whadha sie sagt, Satana a chiledha
der Satan steht auf, angeiche a tranff er säet, la nodhei kola atruni
das Volk ehrt.
Präteritum: easheniha angeiche er ist nahe gekommen, drengeha
k nodhei ala luepi die Zwölfe hörten, Irawhaha la likhene la sunago
es kam ein Oberster der Synagoge, loiha niundro sie war genesen,
mechiha la neko i nipa dhadhini deine Tochter ist gestorben, cluilreha
h itre hni angalre ihre Herzen waren verstockt, lofeha la demoni der
Teufel ist ausgefahren, medhaha nindra er ist auferstanden.
Futurum: ini a troa upe ich werde senden, nipa ti troa ameune
du wirst heilen, nindra ti troa ilhua er wird kommen, nindra ti a
troa sa er wird antworten, la alre hna pi a troa tropa die letzten
werden vorankommen, la nodhei eweka chili troa kucha diese Dinge
werden geschehen, auyatre a troa amcchidhina sie werden fasten,
troha la alre a nuepi der Mensch wird hingeben, troha anyeiche a
kapa er wird empfangen, troha angalre a medha sie werden aufstehen,
troha la ketre nodlie a achianedha es wird sicli ein Volk empören,
troha ikhela me nipo la ketre atre es wird zusammenkommen mit
euch ein Mensch, troha ni a kenithe ich werde abreissen, troha ni-
punie a wange ihr werdet sehen, tro nindra ti a mecha er wird auf-
stehen, tro nipnnie ti a lapa ihr werdet da sein, tro pena ni a hninya
ich werde euch fragen, tro nihunie ti a achile wir werden bauen.
Imperativ: amama zeige, atrune ehre, mekune glaubt, nuepi
gebet, chiledha steh auf, hninyedha frage, bitte, nuedha verlass, ula-
tinedha sage, nindrawanedha bereitet, whadhadha sagt, homedha nehmt,
khenidhu esset, ietradhu nipunie thut Busse, drenyedhu nipunie höret
zu, hmekanedhu nipunie wachet.
§ 128. Als Beispiele des Passivum mögen dienen: Me. 1,2.
ferne lo hna chinihane hnei anye perofeta gleichwie geschrieben ist
durch die Propheten. 1,9. ame hna bapalaizone hnei Joanc e Joridano
70 H. C. VON der Gabelentz,
und er wurde getauft von Johannes im Jordan. 1,10. hnei nindra ti
hna khadhawaline la nengondrae a kawhapi von ihm wurde gesehen,
der Himmel öffnete sich. 1,20. hnei nindro hna nuepi la kerne i nindro
von ihnen wurde verlassen ihr Vater. 1,25. hnei Jesu hna shewe an-
geiche von Jesu wurde er bedreuet. 1 , 36. hnei Simona memine la
ilre sine i angeiche hna khqtrethenge nindra von Simon und denen
mit ihm wurde ihm nachgefolgt. 1,45. hnei angeiche hna tro von
ihm wurde gekommen (er kam).
f. Adverbium.
§ 129. 1) Adverbien des Orts: drei, lae da, dort, echili
dort, dorthin, dha her, dhu hinzu, nieder, pi hin, hinweg, hinaus
(s. $107), ecke, echela hier, koho oben, fene unten, khqihreithe um-
her, che zusammen, pa vorn, voran, kohia jenseits, hinüber, easheni
nahe, ganani fern.
2) Adverbien der Zeit: enehila jetzt, eko vorher, pane zuvor,
la pune zuletzt, epine ferner, dereinst, pala* petrehi noch, pelre ko
noch nicht, changa bald, sawhehi, nimenime alsbald, sogleich.
3) Adverbien der Beschaffenheit: tune gleich, wie, chetune
gleichwie, hmaicha wieder, mehr, chalre, alrawhat sehr, pala, palua
mehr, mekudhe nur, chasihi nur, allein.
4) Adverbien der Frage: laka wie, eka wo, whaka woher,
et*, euwe wann, nineu, hna uane weswegen, warum.
5) Adverbien der Bejahung und Verneinung: nipichi ja,
gewiss, tha-ko nicht, tha-pe, pelre ko noch nicht, the-ko nicht
(prohib.), wanga dass nicht.
g. Präposition.
§ 130. Einfache Präpositionen sind: e in, an, von, wegen,
wha aus, von, hu über, auf, kmve in, zu, an, auf, ngone in, an, bei,
auf, me mit, bei, thei in, bei, pi für, wegen, memine mit, sai über,
wegen, mit, pa ohne, khele wider, gegen, fene unter.
Einige werden mit der Partikel des Genitivs (i, ne) verschmol-
zen, wie whai von, koi zu, hnei, hnene von, durch (Passiv), hune,
hui auf, hnine (von hni Herz, Inneres) in, im Innern, thupene nach,
nipine inmitten, Ihalrewhai, thatrewhane wegen, für; so wahrscheinlich
auch nine für, zu, pine über, wegen.
DlE MELANES1SCHEN SPRACHEN: LlFU. 71
Zusammengesetzte Präpositionen entstehen durch die Ver-
bindung einer einfachen Präposition mit einem Nomen oder Adver-
bium: eko, diu in, eche auf, e chaha auf, oben in, e hoho in, auf,
e kuhu an, in, unter, nieder in, whamehe vor (coram), wha thei aus,
von, wha huhu aus, wha ngqne aus, von, wegen, ngone nipine unter,
zwischen.
h. Conjunction.
§ 131. Als Conjunctionen kommen vor: me, ante und, memine
und, auch, fe auch, pena auch, nge, ngo und, aber, sondern, hape,
nge hape oder, pine denn, weil, wha ngone weil, matre , whai dass,
damit, wanga dass nicht* malme wenn, ob, pane bevor, aseha als,
nachdem.
1. Interjection.
§ 132. Die gebräuchlichste Interjection ist fe9 das Zeichen des
Vocativ (s. oben § 112). Sonst kommt noch vor we, das eine Miss-
ung ausdrückt, und hanawange siehe!
V. Wortfügung.
A. Einfacher Satz.
a. Die Satztheile.
§ 133. Da dem Substantiv eine Form für den Dual fehlt, der
Begriff des Dual aber, wie das Pronomen zeigt, in der Sprache vor-
handen ist, so wird derselbe beim Substantiv durch das vorgesetzte
Zahlwort lue, zwei, ausgedrückt, z.B. Mc. 1,16. nindro ix la lue
aireine ahhene sie waren zwei Fischer. 5, 22. hnei angeiche hm kei
ekuhu ngone la lue fenie i nindra er fiel nieder zu seinen Füssen.
6,2. matre troa kucha la nodhei huliwa atrawhate knene la lue iwana-
koime i nindra dass gethan werden grosse Thaten, durch seine Hände.
Zuweilen steht auch noch das volle Zahlwort luelre dabei: Mc.
6,38. Iripi, nge luelre la lue i fünf und zwei Fische. 14,1. luelre la
he drae zwei Tage.
§ 134. Das Verbum hat im Präsens Activi, das zugleich als
Tempus historicum dient, eine der Partikeln a oder kola, zuweilen
72 H. C. von dem Gabelextz,
auch beide verbunden a kola, vor sich. Davor steht häufig noch die
Partikel /*, deren eigentliche Bedeutung mir nicht klar ist. Mc. 4 , 2.
im a bapataizo ich taufe. 14,37. eo a mekole du schläfst. 4,6. an-
geiche fl oni er ass, angalre a ohni sie fanden. 7, 11. niptntie a
whadha ihr sprecht. 1,10. la U kola sheshapi hu i nindra der Geist
flog her auf ihn. 2, 1 9. oni Jesu kola ulatine koi angatre Jesus sprach
zu ihnen. 6,24. oni niundro kola whadha sie sprach. 5,31. onine la
nodhei angelre drei nindra kola whadha die ihm nachfolgten sagten.
7,21. wha ngone la hni atre a kola lopi la nodhei hani ka ngazo aus
dem Herzen des Menschen kommen heraus die bösen Gedanken.
1,13. nindra ti a muna ti ngone la hniire er ging in die Wüste.
1,18. sawhehi nindro ti a nuepi la itre eqtre i nindro alsbald ver-
liessen sie ihre Netze. 1, 24. chilie ti endrae a hlepa ti pi troa hu-
muthi huni? kommst du jetzt uns zu verderben? 2,25. oni nindra ti
kola ulatine koi angatre er sprach zu ihnen. 5, 1 8. nindra ti kola
nikali dha kowe la he er stieg in das Schiff. 6,48. nindra ti a kola
dhqlra koi angatre er kam zu ihnen.
§ 135. Das Lifu macht oft Gebrauch von der passiven Rede-
weise statt der activen, z.B. Mc. 2, 1. tha niumu drae petre /so, ante
hnei nindra ti hna hlepa ti hmaicha e Kaperenauma noch nicht viele
Tage und von ihm wurde wieder gegangen nach Kapernaum. 2, 2.
hnei nindra ti hna aleideunina ti la wesiula ti koi angalre von ihm
wurde ihnen das Wort verkündet. 2, 4. hnei angatre hna kenithe la
trone uma nindra ti a lapa eko hnine von ihnen wurde abgerissen
das Dach des Hauses darinnen er sich befand. 2, 42. hnei angatre
asadhaiha hna ulaulane alrawhat von ihnen allen wurde sich sehr
entsetzt. 2,14. hnei nindra ti hna ulatine koi angeiche von ihm wurde
zu Jenem gesprochen. 2, 1 5. hnei angatre hna khotre thenge nindra
von ihnen wurde er nachgefolgt. 2,17. hnei Jesu hna shamaline von
Jesu wurde es gehört. 2, 1 8. ame hnei angelre drei Joane, me angelre
drenge la nodhei Farisaio hna amechidhina angatre; ame hnei angatre
hna trodhu me kola whadha koi nindra: Hna uane laka hnei angelre
drei Joane me angetre drenge la nodhei Farisaio hna amechidhina an-
gatre und von den Jüngern Johannis und den Jüngern der Farisäer
wurde gefastet und von ihnen wurde gekommen und sie sprachen
zu ihm: warum dass von den Jüngern Johannis und den Jüngern
der FarLstfer gefastet wird? 2,24. nemene la hnei angatre hna kucha
DlE MELANES1SCHBN SPRACHEN: LlFU. 73
ia eweka ha mitrode ngone la sabati? was ist von ihnen gethan die
am Sabbat verbotene Sache? 2,26. hnei angeiche hna lodha kowe la
\ma i Haxe von ihm wurde hineingegangen in das Haus Gottes.
§ 136. Wenn hna ohne hnei oder hnene beim Verbum steht,
dann ist dies ein Intransitivuni oder Reflexivum, z.B. M. 4, 4.
wyeiche a Irane, ame hna mala pi la itrekhane wene singe hune la
pdheni er säete und es fielen einige Körner auf den Weg. 4,6. ame
hna hulu dha la dho und die Sonne ging auf. 4, 1 5. hna changa
Irüwhapi Satana alsbald kommt der Satan. 4, 32. nge aseha träne,
ame hna chia dha me chia atruni wenn es aber gesäet ist, so keimt
es und wächst hoch. 7, 1 . hna ichasinekeune koi nindra la angelre
Farisaio es versammelten sich zu ihm die Farisäer.
§ 137. Das Futurum hat auch die Bedeutung des Infinitivs:
Mc. 1,45. me kola tvhane troa chainodhe atrawhat und er fing an viel
zo verkündigen. 6,18. mitrode lae troa home la foe ne la dhini nipa
es ist verboten zu nehmen das Weib deines Bruders.
b. Prädicat, Copula.
§ 1 38. Da der Sprache die Copula fehlt, so stehen Subject und
Prädicat unverbunden neben einander, z.B. Mc.6, 15. drei lae kelre
perofeta dieser (ist) irgend ein Prophet. 6,38. idha aleto thei nipunie?
wieviel Brode (sind) bei euch? 6,50. drei lae eni dieses (bin) ich.
9, 41 . pine la nipunie la ilre sinelapa i Keristo weil ihr (seid) die
Genossen Christi. 1 2, 26. ini la Haze i Apelahama ich (bin) der Gott
Abrahams.
§ 139. Gewöhnlich steht aber in solchen Fallen das Prädicat
vor dem Subject: Mc. 4,26. che lune la petigone la dhohu i Haze
memine la atre träne la wene sinoe hune la dro gleich ist die Bedeu-
tung des Reiches Gottes mit einem Menschen der Saamen säet auf
das Land. 6,31. kosaue la nodhei atre viele waren die Menschen.
7,26. atre Helenisi la foe eine Griechin war das Weib. 8,17. chatre
pala kq la itre hni nipunie? hart noch sind euere Herzen? 12,29.
dhohu ka chasihi la dhohu cha ein einziger Herr ist unser Herr.
14,6. Uri la hultwa hnei angeiche hna hielt a koi ni gut ist das Werk,
▼od ihr gethan an mir. — So auch negativ: 4,5. tha tja tneleke kq
la dro nicht tief war der Boden.
74 H. C. VON der Gabelentz,
§ 140. Wenn ein Pronomen personale als Subject voransteht,
dann wird es mit dem Prädicat gewöhnlich durch die Partikel ti ver-
bunden: Mc.2,28. la neko i atre nindra ti la dhohu ne la sabati der
Sohn des Menschen er ist der Herr des Sabbaths. 3,11. chilie ti la
hupuna i Haze du bist der Sohn Gottes. 6,35. drei ti la kelre knar
lapa ga pa atre dieses ist eine Gegend ohne Menschen. 10,47. nipa
ti la neko i Davita du bist der Sohn Davids. 12,27. tha Haze ne
m
ko nindra ti la nodhei atre ka mechi, loi e nindra ti la Haze ne la
nodhei atre ka mele nicht ist Gott er der Todten vielmehr ist er der
Gott der Lebenden.
§ 141. Zuweilen wird das voranstehende Prädicat mit dem
nachfolgenden Subject durch ha verbunden: Mc.3,22. thei angeiche
ha Belezehuba in ihm ist Beelzebub. 7, 6. nani chatre pi Iva la üre
hni angatre koini fern sehr sind ihre Herzen von mir. 10,52. loi ha
eo pine la mekune % eq gesund bist du wegen deines Glaubens. So
auch mit Weglassung des Subjects. 6,35. hedhi ha Abend ist.
§ 142. Das locale Sein wird durch muna oder lapa ausge-
drückt : Mc. 2, 1 . nindra ti a muna ti cko hauma er war in dem
Hause. 1 4, 3. nindra ti a muna ti e Belhania er war in Bethania.
3. 1 4. matre tro angatre a che lapa mc nindra dass sie sollten zusam-
men sein mit ihm. 4,10. nindra ti a lapa hmekuthe er war allein.
4. 1 5. angatre a lapa ekuhu godheni sie sind auf dem Wege. 9, 1 .
tha tro ko a mechi la itrekhane la nodhei atre a lapa eche nicht wer-
den sterben einige der Menschen die hier sind.
c. Negation.
§ 143. Die Negation besteht aus zwei Theilen, deren letzter
ko ist, und welche das zu negirende Wort in der Regel zwischen
sich nehmen. Der erste Theil ist verschieden, je nachdem die Exi-
stenz einer Sache, oder eine Handlung, ein Zustand geleugnet, oder
etwas verwehrt werden soll.
Die Existenz einer Sache wird mit pa negirt: Mc. 2, 2. pa
hmaicha ko gohna eashenine la whanelo es war nicht mehr Raum
nahe bei der Thür. 12,20. pa petre ko malra i angeiche es war
noch nicht Saamen (Nachkommenschaft) von ihm da. Gewöhnlich
wird pako verbunden: 8,2. pako khenc thei angatre es ist kein Essen
DlE MELANES1SCHBN SPRACHEN: LlFU. 75
bei ihnen. 8, 1 6. drei lae hna whadha, wha ngqne la pako aleto thei
tha dies ist gesagt, weil wir kein Brod bei uns haben. 10,27. pako
\kei aire la hatreine, ngo thei Haze nicht ist bei Menschen die Mög-
lichkeit, aber bei Gott. 5, 3. pako aire atreine Iroa othi niane Niemand
konnte ihn binden. 5,22. wha ngone la pako eweka hna dhuelrane a
\ka Iroa mama, nge pako eweka ka singqdri a tha tro kowe la meleme
denn es ist nichts verborgen das nicht bekannt wird und nichts
geheim das nicht ans Licht kommt. 1 3, 32. pako aire a wangatre me-
hrne la drae chili, meinine la gqtrane drae, pako la nqdhei angela
ekoho nengondrae, nge pako la hupuna, loi la kerne mekudhehi kein
Mensch weiss jenen Tag oder Tageszeit, nicht die Engel im Himmel,
nicht der Sohn, sondern der Vater allein.
§ 144. That- oder Zustandswörter nehmen die Negation tha
vorsieh, dem zuweilen noch Ire vorangeht: Mc. 2, 4. tha atreine kq
angalre Iroa easheni nindra sie konnten nicht sich ihm nähern. 2, 1 7.
Ika trawha kq ni a Iroa hone la ilre ka mekqli ich bin nicht gekom-
men zu rufen die Gerechten. 2,18. la angetre drei nipa Ire tha ame-
chidhina angalre fe kq deine Jünger fasten nicht auch. 11,33. tha
Ire kq huni wir wissen es nicht. — Tha steht auch vor petre kq in
der Bedeutung: noch nicht, z. B. Mc. 8, 3. maine ini a upi angalre
nge tha hna khene petre kq wenn ich sie entlasse und sie haben noch
nicht gegessen. 8,17. tha ohne petre kq nipunie nge tha wangatre me-
kune petre kq? versteht ihr es noch nicht und wisst ihr es noch
nicht? 2, 1 . tha niumu drae petre kq es waren noch nicht viele Tage.
§ 145. Die Negation des Verbietens ist the, ebenfalls zuweilen
mit vorhergehendem tre: Mc. 1,44. hana wange, the whadha kq koi
ketre atre siehe zu, sage es keinem Menschen. 4, 39. the ilu kq, humu
dhu lärme nicht, verstumme. 8, 26. the lo kq eo kowe la hnalapa
gehe nicht in den Ort. 9, 25. Iqpi wha thei angeiche , Ire the lo
hmaichadha kq kowe la hni angeiche gehe weg von ihm, geh nicht
wieder in sein Herz (Inneres). 10,9. the iananine hmaicha kq hnei
atre es werde nicht wieder getrennt von Menschen. 13,21. the tro
kq nipunie a mekune ihr sollt es nicht glauben. — Auch wird der
Prohibitiv durch asedhu hör auf, lass ab, ausgedrückt: asedhu khou
farchte dich nicht, asedhu ulaulane entsetzet euch nicht.
I
76 H. C. VON der Gabelentz,
d. Frage.
§ 1 46. Das Fragwort steht in der Regel zu Anfang des Satzes,
z.B. Mc. 1,24. nemene la eweka koi huni nie chilie was ist die Sache
mit uns und dir? 1, 27. nemene eweka lae? nemene la Unna ka ma-
dradra chela? welche Sache ist dies? welche neue Lehre ist diese?
2,7. drei la aireine troa nue pi la nodhei hulo, nye chasihi la Haze?
wer kann vergeben die Sünden, sondern allein Gott? 2, 16. wha
ngone nemene laka nindra ti a che khene me che idhi me angetre lelona
meinine la nodhei alre ka ngazo weswegen isst und trinkt er zusam-
men mit Zöllnern und bösen Menschen?
Nur ew, euwe, wann, wird nachgesetzt: Mc. 9,21. trawhaha euwe
la eweka chela koi angeiche wann ist diese Sache über ihn gekommen?
13,4. tro ha Irawha la nodhei eweka chela euwe wann werden diese
Dinge kommen?
§ 147. In Fragsätzen steht häufig endrae, das eine Ungewiss-
heit ausdrückt, und mit »etwa, wohl« verglichen werden kann: Mc.
1,24. chilie ti endrae a hlepa ti pi troa humuthi huni du bist wohl
gekommen um uns zu verderben? 3, 4. loi endrae e troa kucha la
loi ngone la sabali, nge hape troa kucha la ngazo ist es wohl gut,
Gutes zu thun am Sabbath oder Böses zu thun? 8,19. ini endrae a
troa che lapa cpine me nipunie? nge ini endrae a troa lapa homi nipunie
werde ich wohl ferner mit euch sein? und werde ich wohl euch
ertragen? 1 0, 2. thina ka mekoti endrae la alre shenge la fqe i an-
geiche ist es wohl eine gerechte Sitte, dass ein Mann seine Frau
entlässt? 14,19. maine ini endrae bin ich es etwa? 14,61. eq endrae
la Mesia, la neko ne la hna whadha aloine bist du etwa der Messias,
der Sohn dessen der gelobt wird?
§ 148. Negative Fragsatze beginnen mit der Negation tha oder
pakq: Mc. 2, 25. tha inine ko nipunie la hnei Davita hna chelohmane
wisst ihr nicht was von David gethan worden ist? 14,60. tha sa
ko eq antwortest du nicht? 6, 3. pakq kha i nindra ti la thei sha
sind nicht seine Schwestern bei uns?
e. Attribut , Apposition.
§ 149. Das Attribut, es sei Adjectiv, Zahlwort, Genitiv oder
ronomen demonstr., wird seinem Substantiv nachgesetzt: Mc. 2, 13.
Die mbianesischen Späachen: Lifu. 77
kna tro pi koi nindra la n od hei atre ka alaniumu es kamen zu ihm
viele Menschen. 2, 1 7. tha trawha ko ni a troa harte la üre ka me-
koti, ngo loi la ilre ka ngazo ich komme nicht zu rufen die Gerech-
ten, vielmehr die Bösen. 9,5. tro nihunie li a achtle la ilre uma ne
fceto ka konüre wir werden aufrichten drei Hütten. 13,27. troa icha-
mekeune la nodhei atre hnei nindra ti hna udhane wha ngone la üre
em ka eketre es werden sich versammeln die von ihm Auserwählten
von den vier Winden. 1,1. la whane la maicha ka loi der Anfang
der guten Botschaft. 10,5. pine la chalre la hni nipunie wegen der
Härte eurer Herzen. 4,11. la thina ka singodri ne la dhohu i Haze
die geheime Lehre des Reiches Gottes. 3,24. tha aireine ko troa chile
kuli la dhohu chili nicht kann fest stehen dieses Reich. 5, 43. asedhu
mamane la eweka chela kowe la kelre atre verkündigt nicht diese
Sache den Leuten.
§ 150. Die Pronomina indefinita stehen voran: Mc. 1,44. the
vkdha ko koi ketre atre sage es nicht irgend einem Menschen.
H,5. oni la itrekha atre a lapa e chili kola whadha koi nindro es
sagten einige Leute, die dort standen, und sprachen zu ihnen. 4,1.
kosaue la nodhei atre a ichasinekeune koi nindra viele Menschen ver-
sammelten sich zu ihm. 6, 1 3. kosaue la nodhei demoni hnei angatre
hna helane viele Teufel wurden von ihnen ausgetrieben.
§ 151. Die Apposition wird nachgesetzt: Heroda dhohu Herodes
der König, Joane Bapataizo Johannes der Täufer, Herodia la foe
Fllipa la dhini angeiche Herodias das Weib des Philippus seines
Bruders.
f. Subject.
§ 152. Das Subject des Satzes steht in folgenden Fallen vor
dem Verbum:
1) wenn das Verbum die Partikel a oder kola (§ 134) vor sich
hat: Mc. 5,39. nindra ti a thilha ti dha er ging hinein. 5,40. angatre
a hnima sai nindra sie spotteten über ihn. 6,24. angeiche a lopi sie
ging hin. 1,30. drei la thine ne la fo i Simona kola mekole dort die
Mutter des Weibes Simons war krank. 9,25. Jesu a khadhawatine la
nodhei atre kola nianiape ichasinekeune Jesus sah die Menschen liefen
zusammen.
78 H. C. von dei Gabelest!,
2) wenn der Satz mit ame in der Bedeutung qwcunquc oder
mit aseha in der Bedeutung: wenn, nachdem, beginnt § 471): Mc.
9, 40. ame la atre ka tha khele sha kq angeiche a chechile me eatha
wer nicht wider uns ist, ist fUr uns. 6. 1 1 . aseha nipunie Iq wha lae,
ilhumepi la dro ne la hnatrapaicha i nipunie wenn ihr von dort geht,
schüttelt den Staub von euren Füssen ! 6. 46. aseha nindra ti upi
angatre nachdem er sie fortgeschickt hatte.
§ 453. Sonst steht das Subject stets hinter dem Verbum, z.B.
Mc. 1 4, 58. drengeha huni la hnei angeiche hna trhadha wir haben
gehört was von ihm gesagt ist. 10, 19. ohna ha eq la nodhei wathebo
du hast die Gebote kennen gelernt. 1 2, 1 4. ohnaha huni nipichi nipa
wir wissen du bist wahr. 1 0, 46. trawhaha angatre e Jeriko sie kamen
nach Jericho. 4, 3. kola tropi la ketre atre träne a troa träne es ging
ein Säemann aus zu säen. 5, 23. kola mechi atrawhate la nekqnge
dhadhini ka chohi es leidet heftig meine kleine Tochter. 3,21. oni
angatre , hmoha nindra sie sprachen: er kommt von Sinnen. 16,6.
thele Jesu dha nipunie atre Nazaleta hna asataulone ihr suchet Jesuin
von Nazareth den Gekreuzigten. 6, 52. tha mekune kq angatre kowe
la itre aleto sie verstanden nichts von den Broden. 8, 33. tha mekune
kq eo kowe la thina i Haze du verstehst nichts von der Lehre Gottes.
9,6. tha ohna kq angeiche la eweka nine whadha er wusste nicht was
er sagte. 8,23. goe ha eq siehst du? 13,2. ohnaha eo la nodhei
hnahage chela ka tru siehst du diese grossen Gebäude? 1 5, 4. tha
pi sa kq eq antwortest du nichts? — So auch namentlich in der
passiven Redeweise (§ 135).
g. Object.
§ 154. Das Object steht nach dem Verbum, und zwar das
nähere voran, das entferntere nach diesem, z.B. Mc. 1,2. ini a troa
upe la maichange ich werde meinen Boten senden. 1,8. tut a bapa-
taizo nipunie hnene la timi ich taufe euch mit Wasser. 1,12. sawhehi
la U ujri nindra kowe la hnitre alsbald schickte ihn der Geist in die
Wüste. 1,15. ietradhu nipunie, me mekune la maicha ka loi bessert
euch und glaubt die frohe Botschaft. 1,20. nindro ti a la hune la
he, me kola ena la nodhei eqtre sie sassen in dem Schiff und flickten
die Netze. 2,22. pakq atre fie la waina ka nipikhe kowe la itre tren-
gene ka hniewhel Niemand giesst neuen Wein in alte Gefässe.
Die melanesischbn Sprachen: Lift. 79
§ 155. Zeitbestimmungen stehen ohne Präposition zu Anfang
Satzes: Mc.5, 5. la nodhei dhinlre memine la nodhei drae angeiche
a kpa ngone la itre welre memine la nodhei hna ope die N Sichte und
Tage war er in den Bergen und Gräbern. 10, 34. koni drae tro nindra
ti a medha hmaichadha in drei Tagen wird er wieder auferstehen.
13,14. drei la hmekune tro angetre lapa e Judea a kotre kowe la ga
hetre weire zu jener Zeit werden die Bewohner Judäas fliehen in die
bergigen Orte.
B. Zusammengesetzter Satz.
1. Coordinirte Sätze.
§ 156. Die gewöhnlichste copulative Satzverbindung geschieht,
wenn das Subject dasselbe bleibt, mit me, worauf im Prät. kola, im
Fut. iroa folgt, z. B. Mc. 6, 1 . nindra ti a thitha ti pi wha lue, me kola
Uepa ti ktrwe la Iwho i nindra er ging aus von dort und kam in
seine Heimat. 6,2. hnei angatre hna ulaulane me kola whadha sie ver-
wunderten sich und sprachen. 69 12. hnei angatre hna tro, me kola
chßinodhe matre ietra d/ui und sie gingen und predigten, dass man
Bosse thue. 6, 20. angeiche a drei angeiche, me kola kuchi hxdiwa ka
kowue er gehorchte ihm und that viele Dinge. 6,22. hna lodha la
neko i Herodia dhadhini, me kola fiafia es trat ein die Tochter des
Herodias und tanzte. 9,42. troa alhipe la ene nine amundromundrone
hune la ninawa i angeiche me troa tridhi angeiche pi kowe kuhu nan-
gedha man wird einen Mühlstein an seinen Hals hängen und ihn ins
Meer werfen.
§ 157. Bei Verschiedenheit des Subjects dient ame zur Satz-
verbindung, dem entweder die passive Redeweise mit hnei, hnene
oder ein Intransitivum mit hna folgt : Mc. 4, I . kosaue la nodhei atre
a ichasinekeune koi nindra, ame hnei nindra ti hna nikatidha kowe la
he viele Menschen versammelten sich zu ihm und von ihm wurde
eingestiegen in ein Schiff. 4, 4. angeiche a träne, ame hna mala pi
l* ilrekhane la nodhei wene sinoe hune la yodheni, ame hna trawhapi
l* nodhei om ka shesha wha koho nengondrae a khene er Säete und
es fielen einige Körner auf den Weg und es kamen die Vögel unter
dem Himmel, frassen es. 5,11.12. drei la ketre hnakho puaka ka tru
80 H. C. VON der Gabblentz,
a kola khene eashemne la hnepe weite, ame hnene la nqdhei demani
hna sipo nindra dort weidete eine grosse Heerde Schweine nahe dem
Abhang des Berges und von den Teufeln wurde er gebeten.
§ 158. Adversativsätze werden durch nge, ngo aber, son-
dern, ngo loi sondern, vielmehr, verbunden: Mc. 40,34. nge kqsaue
la nqdhei atre hna pa a troa tropi, memine la atre hna pi a troa Uropa
aber Viele welche vom sind werden nachfolgen und die hinten sind
werden vorangehen. 4, 1 2. malre tro angatre a wange, ngo tha tro kg
a wanyatre mekuni damit sie sehen aber nicht erkennen. 1 0, 40. tha
aireine ko ni troa homanepi, ngo troa homane kowe la nqdhei atre hna
nindraivane eko nine thatrewhai angalre ich kann es nicht geben, son-
dern es wird gegeben den Menschen für welche es vorher bereitet
ist. 10,8. matre tha alalue ko, ngo Im chasihi la ngqnitrei damit sie
nicht zwei sind sondern ein einziger Leib.
§ 159. Zuweilen stehen auch nge und ngo in Fällen, wo ein
Gegensatz weniger hervortritt, wie Mc. 1,25. kholehudhedhu lae whq,
nge Iqpi wha thei angeiche halte die Stimme (?) und geh aus von ihm.
1,34. me kola helanepi la nqdhei denioni ka kqsaue, ngo tha nue ko
nindra ti la nqdhei dernoni troa hane eweka und er trieb viele Teufel
aus und gestattete den Teufeln nicht etwas zu reden.
§ 4 60. Disjunctivsätze werden durch me, hape, nge hape
verbunden: Mc. 4, 21. a troa atna ekuku fene ita me kuhu fene gqhnaf
wird man es unter einen Tisch oder unter ein Bett stellen? 13,35.
tha ohne kq nipunie ene la troa trawha la dhohu ne la uma, endrae
e hedhe, hape endrae e nipine la dhilre, nge hape endrae e kola ku-
kahleke la gulu, nge hape endrae e hmakane ihr wisst nicht, wann
der Herr des Hauses kommt, etwa am Abend oder um Mitternacht,
oder wenn der Hahn kräht oder am Morgen.
2. Subordinirte Sätze.
§ 161. Da ein Relativum der Sprache fehlt, so werden die
Relativsätze entweder unverbunden oder durch vorgesetztes ka zu
Adjectiven, durch vorgesetztes la zu Substantiven gemacht dem Haupt-
satz nachgesetzt, z.B. Mc.2,4. hnei angatre hna kenithe la tro ne uma
nindra ti a lapa eko hnine von ihnen wurde abgerissen das Dach des
Hauses er sass drinnen (worinnen er sass). 3,19. atre nue nindra
DlE MELANESISCRElf SPRACHEN: 1,1 KU. 81
ftp der Mensch (der) ihn verrieth. 3,34. nindra li a goe goeane
k nodhei atre kola lapa khotreithi nindra er sah die Menschen an
[die) um ihn sassen. 14,13. nindra li a khadhawatine la ketre suke e
ganatri ka hetre drone er sah einen Feigenbaum in der Ferne Blatter
tragend. 5,19. trodha kowe la uma i eo fonve la itre dhini i eo, Iroa
amomane koi angatre la hnene la Dhohu hna chelohmane koi eo geh
in dein Haus zu deinen Brüdern, um ihnen zu verkündigen das von
dem Herrn an dir Gethane. 5, 1 4. angatre a ukepi Iroa wange la hna
kttcha sie gingen hinaus um zu sehen das Geschehene.
§ 162. Wenn der Relativsatz eine Allgeiupinheit ausdrückt, wird
er durch ante eingeleitet: Mc. 4, 9. ame la atre Irene hnangenia, loi
e tro angeiche a drenge welcher Mensch Ohren hat, der möge hören.
4,25. ame la atre Irene eweka, Iroa homane hmaicha koi angeiche
welcher Mensch etwas hat, dem wird man mehr geben. 9,37. ame
la (Are Iroa kapa la ketre nekonatre ka chasi pine la adhenge, ame
hnei angeiche hna kepe ni welcher Mensch aufnehmen wird ein kleines
Kind um meines Namens willen, von dem werde ich aufgenommen.
§ 163. Der Objectivsatz wird ähnlich wie der Relativsatz
entweder unverbunden dem Hauptsatz nachgesetzt oder durch den
vorgesetzten Artikel gewisserraassen zum Substantiv gemacht, wie
Mc. 1 , 1 0. hnei nindra ti hna khadhawatine la nengondrae a kawhapi
von ihm wurde gesehen, der Himmel öffnete sich. 2,1. hna hlemn
khotreithe koi angatre nindra li a muna ti eko hnuma es wurde be-
kannt umher bei ihnen, er war in- dem Hause. 6, 33. ohnaha la
nodhei atre la angatre a tro die Leute sahen das: sie gingen. 12,15.
nindra ti a khadhawatine la hnei angatre hna iao nindra er sah das:
von ihnen wurde er getäuscht. 13,7. la nodhei atre kola whadha la
hna ishi die Leute sagen das: es ist Krieg.'
§ 164. Wenn Jemandes Rede angeführt wird, geschieht dies
öfters durch vorangehendes ka hape: Mc. 3,5. oni nindra ti kola ulatine
kwe la atre, ka hape: Shathepi la iwanakmme i eo er sprach zu dem
Menschen: Strecke deine Hand aus. 5,28. niundro ti a whadha, ka
hape: Maine trohini a ketre la ikhetre i nindra, Ire loi hmaichahani
sie sprach: wenn ich werde sein Kleid berühren, kann ich wieder
genesen.
§ 165. Statt der indirecten Frage steht die directe, z. B.
Mc. 8,23. me kola hninga angeiche, ka hape: Goe ha eo? und er fragte
AMandl. 4. K. S. Gesellsch. d. Winsensoh. XVII. 6
82 H. C. von dkk Gabklkntz,
ihn: Siehst du? 13,33. wha ngone la tha ohne ko nipunie la hmekune
eu endrae? denn ihr wisst nicht: wann ist etwa die Zeit? 11,30.
§ 166. Satze, welche eine Absicht ausdrücken, werden mit
troa um zu, matre damit, oder nine für, zu, dem Hauptsatz verbun-
den: Mc. 1,24. chilie ti endrae a hlepa ti pi troa humuthi huni? du
bist wohl hergekommen um uns zu verderben? 7,26. hnei nindro ti
hna hningä nindra troa helane la demoni wha kuhu hni ne la neko i
nindro dhadhini er wurde von ihr gebeten dass er die Teufel aus*
treibe aus dem Innern ihrer Tochter. 9, 22. hnene la u hna tridhi
angeiche kwe la ea me kawe la timi troa amechini angeiche vom Geist
wird er geworfen in das Feuer und in das Wasser um ihn zu tödten.
1,38. tro sha kowe la nodhei hnalapa ga easheni, matre tro ni a
chainodhe pena koi angatre gehen wir in die Städte in der Nähe da-
mit ich ihnen auch predige. 3,6. hnei angetre Farisaio hna lo pi me
kola itha nata me angetre Ilerodiani, matre troa humuthi nindra die
Farisäer beriethen sich mit den Herodianern, dass sie ihn umbrächten.
13, 22. troa amamane la nodhei halrene memine la nodhei etveka ka
tru nine amenune la nodhei alre hna udhane sie werden Zeichen und
grosse Dinge zeigen, um die auserwählten Menschen zu verführen.
1 4, 55. hnene la nqdliei trenehaze memine la nodhei nipi atre hna thele
thina nine adln nindra von den Priestern und Oberen wurde Zeug-
niss gesucht um ihn zu verurtheilen.
§ 167. Causalsätze werden durch die Präpositionen wha ngone
i
und pine, wegen, über, eingeleitet und durch den folgenden Artikel
gewissermassen ebenfalls zu Substantiven gemacht , z. B. Mc. 4, 28.
wha ngone la kola chia dha la khene wIm ngone la hnandro, hnapane
la zine, nge panachachas la engene, nge thupene lae la wone tujQne
hnine la engene weil keimt aus der Erde zuerst das Gras und her-
nach die Aehren und nach diesem das Korn in den A ehren. 6, 6.
nindra ti a ulaulane pine la tha mekune ko angatre er wunderte sich,
dass sie nicht glaubten (wegen ihres Unglaubens). 6,26. tha adliane
ko angeiche troa chipane pine la hnei angeiche hna whadha gufane er
wollte es nicht abschlagen, weil von ihm ein Eid geleistet war.
9, 38. hnei eahuni hna shewe angeiche pine la khotrethenge ko angeiche
koi anganisha von uns wurde es ihm verboten, weil er uns nicht
nachfolgt. 11, 18. angatre a khou e nindra, pine la hnene la nodltei
alre hna ulaulane la thina ne la hnei nindra ti hna inine sie fürchteten
Die MELAffESiscHEN Sprachen: LlFU. 83
sich vor ihm, weil von den Leuten bewundert wurde die Lehre die
von ihm gelehrt wurde.
§ 4 68. Comparativsätze, die eine Gleichheit ausdrücken,
werden durch che tune, gleich, mit folgendem Artikel verbunden:
Mc. 9, 1 3. hnei angatre hna kucha koi angpiche la hnei angatrc hna
adhane, che tum la hna chinihane nine thatrewai angeiche von ihnen
wurde ihm gethan was sie wollten, gleichwie geschrieben ist seinet-
wegen. Wenn aber der Vorzug des einen verglichenen Gegenstandes
vor dem anderen ausgedrückt werden soll, wozu wir den Comparativ
gebrauchen, so kann dies nur durch Gegensätze, wie loi gut, ngazo
bös, oder atrawhale viel, gross, cho, chohi klein, wenig, geschehen,
z.B. Mc. 1,7. kola ha troa trawha fe thupenge la atre atrawhat, ngo
ka chohini es wird auch kommen ein grosser Mann, aber ich (bin)
der kleine. 4, 31 . cho petre kq, alrawhate la nodhei wene sinqe eche
h fene es ist noch klein , gross die Saamen auf der Erde. 4, 32.
ny aaeha träne, ame hna chia dha nie chia atruni, chohi la nodhei
kkene asadhaiha aber wenn es gesäet ist, keimt und wächst es, klein
'sind) alle Kräuter. 6, 1 1 . cho In la thupene i Sodoma nie Gomora
ngone la drae hna adhine, ngo atrawhale la thupene la hnalapa chili
klein ist die Folge (Strafe) Sodom's und Gomorra's am Tage des
Gerichts, aber gross die Strafe dieser Orte. 9, 43. loi e tro eq a
lodha kowe la mele nge kechiaha la iwanakoime i eq, ngazo la tro
memine la lue iwanakoime kowe la Geend gut ist du gehst ein in das
Leben und abgehackt deine Hand, schlimm das Gehen mit zwei
Händen in die Holle. 10,25. lha huliwa kq la kamela troa idhidhe la
hna kudhe la dhqme, ngo huliwa piha la atre helre eieeka troha lodha
kowe la dhohu i Haxe nicht schwer wird ein Kameel durch ein
Nadelöhr gehen, aber schwer wird ein Reicher eingehen in das
Reich Gottes.
§ 169. Hypothetische und Conditionalsätze werden mit
maine, wenn, gebildet, worauf Öfters wieder niaine im Nachsatz folgt,
z.B. Mc. 8,36. nemene la loi kowe la atre ka hetreini la fene nengqndrae,
maine angeiche a nuetridhe la u i angeiche? welcher Nutzen wäre es
dem Menschen, der die Welt (vvörtl. Erde und Himmel) besäss, wenn
er seine Seele wegwürfe? 9, 22. maine chilie li atreine, home khatua
nihunie wenn du kannst, bring uns Hülfe. 3,24. maine ilhepedhohu
la ketre dhohu koi angeiche kq maine tha aireine kq troa chile huli la
84 H. C. VON der Gabelentz,
dhohu chili wenn ein Reich in sich aufrührerisch ist, so kann das
Reich nicht fest stehen. 11,26. maine tha slienge kq hnei nipunie,
maine tha tro kq la kerne i nipunie e koho nengqndrae a shenge la
hnei nipunie hna shashaithc wenn von euch nicht vergeben wird,
dann wird auch euer Vater im Himmel nicht vergeben was von euch
gesündigt ist. 11,29. maine nipunie a troa sendini, maine whange troa
whadha koi nipunie la mene nge hna troa kucha la nodhei eweka ka
tunela wenn ihr mir antwortet, dann wird euch von mir meine Macht,
mit der ich solche Dinge mache, gesagt werden. 14,31. maine ini
a troa die meehi me nipa, Ire tha tro kq ni a kelikela nipa wenn ich
auch mit dir zugleich sterben würde,, würde ich dich nicht verleugnen.
§ 170. Temporalsätze werden durch correlate Sätze, meist
mit ame verbunden, gegeben: Mc. 4, 6. ame hna hulu dha la dho,
ame hna idreudlie pi und die Sonne ging auf und es verwelkte.
4, 1 7. trawha ha la kehre akqtre memine la dahin pine la trenge eweka,
ame hnei angatrc hna thikqlre es kamen Leiden und Verfolgung wegen
des Wortes und sie ärgerten sich. 4, 29. ame hna maichadhe pi la
wene, ame hna changa khqdhe pi wha ngqne la trawha ha la idhine
und es kommt wieder die Frucht und bald schneidet er denn es
kam die Zeit. 5, 6. angeiche a goea Jesu ngqne la ga nani, ame hnei
niane hna nianiape er sah Jesum in der Ferne und lief hin. 5, 35.
nindra ti a ulaline, ame hna trawhapi la itrekha sinelapa ne la likliene
la sunago er sprach und es ' kamen einige Diener des Obersten der
Synagoge. — Aehnlich bei Zeitangaben überhaupt: Mc. 1,9. la nodhei
drae chili, ame hna dhqtralipi Jesu wha Nazareta e Galilaia jene Tage
und es kam Jesus aus N. in G. 2, 1 . tha niumu drae petre kq, ame
hnei nindra ti hna hlepa ti hmaicha e Kaperenauma noch nicht viele
Tage und er kam wieder nach Kapernaum. 1 6, 1 . thupene la sabati,
ame hnei Malia Magadalena me Malia la thine i Jakob o nge Salome
hna itqne la ilre sinqeka pui Im nach dem Sabbath und Maria
Magdalene und Maria die Mutter Jacobi und Salome kauften wohl-
riechende Kräuter.
§ 171. Aseha (praet. von ose vergehen) und utiha (praet. von
uti hinabgehen) stehen am Anfang der Sätze, welche etwas vorher
Geschehenes anzeigen sollen uud können durch »nachdem« übersetzt
werden: Mc. 6, 64. aseha nindra ti upi angatre, ame hnei nindra ti
hna dhqlra ti kowe la wetre, me kola hme nachdem er sie entlassen
DlE MELANESISCHEN SPRACHEN! LlFC. 85
hatte, ging er hin auf einen Berg und betete. 9,31. aseha nindra
U mechi, tro nindra ti a medha hmaichadha nachdem er gestorben ist
wird er wieder auferstehen. 15,20. aseha amjatre hnima sai nindra,
ame hnei angatrc hna unapi la ikhetre ka palulukhotre nachdem sie
über ihn gespottet hatten, zogen sie ihm das Purpurkleid aus. 6, 35.
uiiha e hedh, ame hna tropi koi nindra la itre. sinetronge i nindra
nachdem es Abend war kamen zu ihm seine Jünger. 11,20. uiiha
e hmakane angatre a tro eashenine als es Morgen war kamen sie nahe.
§ H2.
VI. Sprachproben.
1. Johannis Enthauptung Mc. 6.
16. Arne hnei Heroda hna drenge, ame hnei angeiche hna whadha,
Joane lae hnenge hna helene, angeiche a mele hmqjpha dha
wha hna mechi.
17. Wha ngone la hnei Heroda hna upe la ketre atre a troa homi
Joane, ine olhi angeiche ngone la uma ne othi atre, pi Herodia
la foe Filipa la dhini angeiche, wha ngone la angeiche a homi
niundro nine fo i angeiche.
18. Oni Joane kola whadha koi Heroda, Mitrode lae troa home
la foe ne la dhini nipa.
19. Ame hnei Herodia hna elahni koi angeiche, nie pi humuthi
angeiche, ngo tha atreine ko.
20. Wha ngone la Heroda a khoue Joane, angeiche a wangatre
mekuni angeiche la atre ka mekoti me mitrode ame hnei an-
geiche hna thupa angeiche; angeiche a drei angeiche, ine
kola kuchi huliwa ka kosaue, me kola drenge madi angeiche.
21. Utiha la nipi drae hnei Heroda hna nikeine nine mekune la
drae ne la hna hnaho angeiche kowe la itre tane, memine
la itre tikhene la nodhei atre ishi, memine la nodhei nipi atre
e Galilaia.
22. Ame hna lodha la neko i Herodia dhadhini, me kola fiafia,
me kola achiachi koi Heroda memine la nodhei atre a che
lapa me angeiche; ame hnene la dhohu hna whadha kowe
la dhadhini:
86 HC. VON der Gabelentz,
23. Hninganedha koi ni la adha i eo, matre wha nge troa horoa
eo utiha la ketre gotrane la dhohunge.
24. Angeiche a lopi nie kola whadha kowe la thine i angeiche,
Nemene la eweka whange troa sipone? Oni niundro kola
whadha, Loi la he i Joane Bapataizo.
25. Sawhehi angeiche changa lopi kowe la dhohu, me kola sipone
me kola whadha, lni a adhane whai nipa ti troa changa
homani la he i Joane Bapataizo ngone hnine la inege.
26. Arne hna hachepi la hni ne la dhohu, nge tha adhane ko
angeiche troa chipane pine la hnei angeiche hna whadha
gufane, nge pine la nodhei atre a chelapa me angeiche.
27. Arne hnene la dhohu hna upe nimeniraane la ketre sinelapa,
ine kola anidhe koi niaue troa home la he i angeiche.
28. Angeiche a tro me kola hele angeiche pi ngone la uroa ne
othi atre, me kola trofa la he i angeiche ngone hnine la
i^ege, me kola homane kowe la dhadhini, ame hnei angeiche
hna homane kowe la thine i angeiche.
29. Drenge ha la itre sinetronge i angeiche, ame hnei angatre
hna tro pi me kola homedha la ngonitrei angeiche me kola
ama ngone hnine la hua.
2. Verklärung Christi Hc. 9.
2. Thupene la itre drae ka cha ngemene, ame hnei Jesu hna
dhotra ti sai Petelu me Jakobo me Joane, me kola ea dhue-
tra angatre dha kowe hune la ketre wetre ka hoea; ame hna
udhanedha la thina ne la ngonale i nindra matre isa thinanepi
whameke i angatre.
3. Ame hna iiadahadreupi la nodhei ikhetre i nindra, atrawhate
la wiawia tunelo manie ka chatre, tha treine ko la atreine
moline troa awiane tune lae.
4. Ame hna mamapi koi angatre Elia me Mose, nindro ti a
ithanata me Jesu.
5. Oni Petelu kola sa me kola whadha koi Jesu, Rabi, loi e tro
nisha U a muna ti chela; tro nihunie ti a achile la itre uina
ne heta ka konitre, thatre whai nipa ti la ketre, nge thatre-
wai Mose la kelre, nge lhatrewai Elia la ketre.
DlE MELANESISCHElf SPRACHEN! Uea. 87
6. Tba ohne ko angeiche la eweka nine wliadha, wha ngone
la angatre a khou alrawhate.
7. Dre la ketre iawe hna he angatre, ame hna trawhapi la
awhane ula wha ngone la iawe me kola ulatine, Drei la
nekonge hniminange, drei nindra ti dhu.
8. Sawhehi angatre goe khotreithe, ngo tha ohne pala ko angatre
la ketre atre, ngo Jesu mckudhehi a chemuna ti angatre.
9. Angatre a utipi wha ngone la wetre, ame hnei nindra ti hna
eawatine koi angatre, The tro ko nipunie ti a amamane la
hnei nipunie hna wange, ke pane mele hmaichadha la neko
i atre wha hna mechi.
VII.
DIE SPRACHE DER INSEL UEA.
§ 173. Von dieser konnte ich früher (Erste Abh. S. 212) nur
die Zahlwörter nach Latham mittheilen. Jetzt liegt mir aus Cheyne:
A descripüon of islands in the Western Pacific Ocean eine kleine Wörter-
sammlung vor, die, so wenig sie sonst einen Einblick in die Sprache
darbietet, doch geeignet ist, die Verwandtschaft des Uea und Lifu
darzuthun. Ich theile es daher nachstehend mit, indem ich die ver-
wandten Lifu werter beifüge:
an frisches Wasser agamakuchu ich will dich tödten
amakuth todt (L: mechi) agua Zuckerrohr
akung bös a ja
agan gross baleaway ein Canoe (L. : belewe)
asaheah Fülle (L. : asadhaiha) boedelah rothes Tuch
ahow heute bug Mutter
abah nicht, kein cheelok biche de mer
abah waia kein Sandelholz cheecha Vater (Mar6: checke]
aba thog (thoy?) es ist wahr cahum bringen
(wörtl.^ keine Lüge) chingho niesen
ang Wind (L. : eni) dah ein Knabe
amaque warm een ein Mädchen
88
H. C. VON DER GaBELENTZ,
ewenu Cocosnüsse
esso gut
eenah mich (L. : ini)
j'uut schlafen
guh Eisen
hadah ich gehe
hongeam gieb mir
huu ein Schiff* (L. : he)
halae ein Messer
humdah nimm es (L. : homedha)
iuu kommen
iuu mahan komm und iss (Malai.:
makan)
icleh trinken (L.: idhi)
kayeen Salzwasser
keah Flaschenkürbis
kvat tödte ihn
kluma lachen (L. : hnima)
kvining Taro
lapadue setze dich (L. : In päd hu)
momo ein Weib
mag ein Riff oder Felsen
maich Feuer
makenany krank (L. : mechi)
machamn bald
mokurru leg dich nieder
mokuul schlafen (L.: mekole)
makaech kalt
nabulh lass los
nacook Sohn (L. : nekq)
nyee morgen
o boga Menschen
oheenmat Banane
othe obut lebe wohl!
ohigh gähnen
sodue nicht mehr
tawanthan ein Häuptling
thoy (thog?) eine Lüge
toda steh auf
uu Yams; du (L: eo)
uamah ein Haus (L. : uma)
uusellat ein Spiegel
vertue ein Dieb
wata Sandelholz
wah Fisch
wylay süs&'e Kartoffeln
wakeen Perlen, Kügelchen
tvagah Fischangel. •
Zahlwörter:
hacha 1
lo 2
kuun 3
thack 4
thabumb 5
lo acha 6
lo alo 7
lo kuun 8
/o thack 9
lebenelee 10
//ac//u co a cA 1 1
/o co ach 12
fctitm co ach 13
<Aacfe co acA 14
lhacumb co ach 15
hachawyhanu 16
/o wyhanu 17
kuunwyhanu 18
lhackwyhanu 19
thabumbwyhanu 20.
DlE MBLANB818CHEN SPRACHEN: YeHEN.
89
vin.
DIE SPRACHE VON YEHEN
§ 174. Yehen (Yengpn) liegt an der nordöstlichen Küste von
Neu-Caledonien. Von dieser Sprache besitze ich ein einzelnes ge-
drucktes Blatt, dem ich das Folgende entnehme. Ich lasse zunächst
ein kleines Wörtervcrzeichniss mit Vergleich ung anderer polynesischer
und melanesischer Sprachen vorausgehen:
Himmel hmengat
Wasser we
Regen kul
Mensch, Mann kahuk
Hand karah, karih
Name yal
Kleid tulreum
Haus na
Schiff woq
Sack hren
Baum, Busch ehek
dornig maiyuk
gross pahun
viel hai
fern hart
nahe neneno
stehen tulr
sehen whene
sprechen papala
schreiben tiaman
machen troe
wissen kina
furchten mauwa
wünschen menron
gchn, kommen he
Fidschi: wai
Fidschi: utha [uca] , Sesake:
Fate: us
Hawaii: kanaka?
Maie: aranine, Sesake: kini?
Marc: ile
Mare: tna
Fidschi: wanka
Annat. : cai
wa,
Bauro: haatau, Vunmar.: hautu
Fidschi: tu, Duauru: tili
Lifu: wange, Sesake: vunusi
Vunmar. : heve?
Mar6: nie
Fidschi: kila
Vunmar.: ro&
Marc: Am
90 H. C. ton der Gabblbntz,
herabkommen tive Bauro : dio, Sesake : siwo, Vunmar. : hivu
sterben maich Polynes. : mate, Mallik.: mats9 Annat.:
Errom.: mos, Lifu: mechi.
§ 175. Die Substantiva scheinen einen Artikel, ven, vor sich
zu haben, der Plural wird wahrscheinlich durch vorgesetztes nene,
eine Menge, ausgedrückt: neue ven chek die Baume.
§ 176. Die Adjectiva folgen ihrem Substantiv: kahuk pahun
ein grosser Mann, chek maiyuk ein dorniger Busch.
§ 177. Die Zahlwörter habe ich schon in der ersten Abhand-
lung S. 212 nach Latham gegeben, auf dem mir jetzt vorliegenden
Blatt lauten sie ziemlich übereinstimmend damit:
1 hets oder hetch, 2 he-luk, 3 he-yeny 4 po-vils oder po-vüch,
5 »im, 6 nim-wet, 7 nim-we-luk, 8 nim-we-yen, 9 nim-po-viU
oder nim-po-vilch, 10 pain duk.
§ 178. Die persönlichen Pronomina sind:
Si
ing.
Dual. Plur.
1.
P.
wo,
wor
incl. ne ndru ne
excl. ne mbu ne mi
2.
P.
do,
dor
da u da we
3.
P.
yek,
ye
ye lu ye le.
§ H9.
Die
Posses
siva erscheinen als Suffixe in folgenden
Formen :
t
Sing.
— un
won un mein Schiff
»
na un (ausgespr. 900) mein Haus
»
— iu&
karah iun meine Hand
^ 1
))
— em
won em dein Schiff, nem dein Haus
»>
— im
karih im deine Hand
))
— en
\oon en sein Schiff
))
neu sein Haus
»
— in
karah in seine Hand
Dual.
incl.
— endr
u won endru unsere Schiffe
))
))
# endru unsere Häuser
))
))
— indr
u karih indru unsere Hände
»
excl.
— emb\
\i won embu unsere Schiffe
))
))
n embu unsere Häuser
»
»
— imbx
/ karih imbu unsere Hände
DlE MELANKS18CHEN SPRACHEN! YeHEN. 91
Dual. excl. — eu won eu euere Schiffe
» » n eu euere Häuser
» » karih eu euere Hände
won elu ihre Schiffe
& elu ihre Häuser
karih ilu ihre Hände
won e unsere Schiffe
9 e unsere Häuser
karih i unsere Hände
wo& emi unsere Schiffe
n emi unsere Häuser
karih imi unsere Hände
won ewe euere Schiffe
n ewe euere Häuser
karih iwe euere Hände
woq ele ihre Schiffe
n ele ihre Häuser
karih ile ihre Hände.
§ 180. lnterrogaiiva sind:
hntndei wer? z.B. hrundei yalin wer ist sein Name?
to was? » ta ven nana was ist das?
ye ve wo?
fwa warum? » dor pra ye menron hen Yehen
warum wünschest du nach Yehen (zu
gehen) ?
Demonstrativa: nana das, nindra dieser, dieses.
*
§ 181. Präpositionen:
tan (eigentl.gehn) zu, nach z.B. nan Kohimarama hen Yehen.
von Kohimarama *) nach Yehen.
mm, na von » ye live ven kul na
es kommt herab der Regen von
konda le poa.
oben.
» nan ven chek von dem Baum.
*l Kohimarama ist ein Ort bei Aurkland, wo sich das Missionsinstitiit befand.
»
))
~~~ ~ ~
eiu
»
»
))
»
—
ilu
Plur.
incl.
—
e
»
»
)>
»
—
•
)»
excl.
—
emi
»
»
))
»
—
imi
))
»
—
ewe
))
»
))
»
—
iwe
»
»
—
ele
»
»
»
»
_^_
ile
92 H. C. von der Gabelentz,
me her von z.B. he me htnengat
kommt von oben (vom Himmel) her.
ye in » ye Mola in Mola
» ye hren im Sack.
le in »> ye tutr le we er steht im Wasser.
om auf » hai kahuk om wo&
viele Menschen auf dem Schiff.
§ 1 82. Das Pronomen 3. Pers. ye steht oft zwischen Subject
und Prädicat und dient gewissermassen als Copula, z.B. htnengat
yß hört der Himmel ist fern, chek ye neneno der Baum ist nahe.
§ 183. Die persönlichen Pronomina stehen zu Anfang des Satzes:
wo mauwa won ich fürchte das Schiff, war da whene ich sehe euch.
ye pra ven ye live na konda le poa. ye tive wo ye
er warum er kam herab von oben? er kam herab dass er
match nan ne.
stürbe für uns.
§ 184. Die Conjunction wo drückt die Absicht aus, wie
schon das soeben angerührte Beispiel zeigt. So noch:
he ne, pe na yek wo ye he me wo ne tnbu papala.
geh sag ihm dass er kommt dass wir zwei zusammensprechen.
he me wo ne ndru papala.
komm damit wir zwei zusammensprechen.
§ 185. Ne und me drücken in diesen, wie in anderen Fällen
die Bewegung von oder nach dem Sprechenden aus, daher he ne
geh, he me komm vgl. § 529 der ersten Abhandlung).
§ 186. Der Infinitiv hat die Partikel hun vor sich:
va trtä drona kina hun liaman.
bald du weisst zu schreiben.
drotßa kina hun (roe ndreutn?
du weisst zu machen Kleider?
Die mblaiibsisghbn Spiachbn: Baüro.
93
IX.
DIE SPRACHE DER INSEL BAURO.
§ 187. In dieser Sprache habe ich nichl nur ein Vocabular
nebst Anhang Ober die Partikeln, ganz ähnlich wie in der Sesake-
und Mahaga-Sprache , sondern auch drei Blatt grammatische Bemer-
kungen erhalten, und kann daher sowohl eine vollständigere Wörter-
Sammlung, als auch Ausführlicheres in grammatischer Hinsicht geben,
als mir dies früher möglich war.
§ 188.
I. Wörterverzeichniss.
■
1. Himmel, Luft, Zeit.
aro Himmel
sina Sonne
kura Mond
heu Stern
hireia Blitz
paparako Wolke
lani Regen
rauaro Regenbogen
eu Feuer
ora Flamme
madehudehu Funke
marumaru, didi Schatten
marewa Licht
asu Rauch
dohu Asche
gahu Nebel
arobu Thau
loa Wind
biowa Windstille
nunu Erdbeben
dani Tag
dani reho Sturm
borisu Mittag
harisi Jahreszeit.
2. Erde, Wasser.
ano Erde
tnagiro Erdboden
gao Boden
mo Garten, Feld
ama Dorf
marau Land
hunahuna Berg
hau Stein
hau tarau Felsen
rihua Klippe
mararina Riff
lata Weg
riwa Loch, Höhle
giru Grab
94
H. C. VON DER GaBRLRNTZ,
äst* ni ano Staub
one Sand, Ufer
wai Wasser
wai giru Pfuhl, Teich
giru i wai Brunnen
asi Meer
naho Welle
uma Ebbe.
3. Mensch.
iiwni, sai Mensch, Mann
urao . Weib
wai Ehefrau
gare Kind, Knabe
giri gare Mädchen
ama Vater
ina Mutter
mauu Oheim
a$t, doora Bruder, Schwester
nao Wittwe
maeraha Häuptling.
4. Leib, Seele.
abe Körper
bau Kopf
warihu Haar
karina Ohr
ma Auge, Gesucht
baba Backe
tatate Kinnlade
noranora, wewe Lippe
meamea Zunge
riho Zahn
uu Hals
konokono Hals, Kehle
rima Arm
papanosi ni rima Hand
fcifazt* Finger
waiburu Brust
toohunu Herz
mamanawa Lunge
aAt* Unterleib
«ttri Rücken, Knochen
surimri Knochen
ragerage Rippe
titt'd Bein
babahe uwa Fuss
rwru Knie
kakau ni uwa Zehe
fcofco Seite
uriuri Haut
Aa$to Fleisch
abu Blut
wawaroi Ader
irefl itt TNtf/ia Throne
rtne Stimme
adaro Leichnam
ata Name.
5. Thiere.
bo Schwein
misu Hund
kasuhe Ratte
rage Fledermaus
manu Vogel
kua, gua Huhn
DlE MELANESfäCUBN SPRACHEN: BaURO.
95
abaaba Flügel
kekere Schwanz
nui Nest
popo Ei
ia Fisch
waiho Aal
magaru fliegender Fisch
girio Meerschwein
haihu Hammerfisch
papausuri, haha Eidechse.
arohai, honu Schildkröte
huasa Krokodil
mwa Schlange
suhari Scorpion
kuka Krabbe
lawa Spinne
böte Floh
durai Wurm.
6. Pflanzen.
hasiai Baum
duna Feuerholz
lari, ramuramu Wurzel
rawa Blatt
uhuhu, Iura Zweig, Ast
poporo, taga Knospe
ahurara Blüthe
hutja, hua Frucht
kora Saamen
kora ni hasiai Beere
hasimo Busch
niu Cocosnuss
bareo Brodfrucht
bua Beteln uss
hugi Banane
bwa rou Taro
uhi Yam
nari, adoa Mandel
au Rohr
ohu Zuckerrohr
haharisi, goro Gras
loMosi Schwamm.
7. Wohnung, Waffen, Geräthe.
ruma Haus
odo, huna Dach
baut Wand
tnara-ruma Thüre
aabi Riegel
hahi Ofen
baba Bret
warao Nagel
haka Schiff
ora, mttruria, sulima, ragu,
etea^ tatai Canoe
arohi Ruder
bwana Segel
huna Anker
ari Seil, Tau
hina Angel
ubena Netz
bea Bett
bara Zaun
wirihau Kette
sisina Leuchte
iaiara Besen
e Korb
ana, basa Sack
96
H. C. VON DER GABELKNTZ,
maraoho Topf
data Becken, Schüssel
leteu Becher
paruparu Deckel
hau-ahaha Messer
simurn Gabel
usua Säge
ira Axt
ira tnora Beil
mada, tabari Keule
oo Speer, Lanze
marada Fischspeer
ade, omo Pfeil
bae Bogen
hasitvaro Sehne
tako Schild.
8. Kleidung, Speise.
tooni Kleidung
didi ma Hut
hasiwaro Gürtel
aana krank
abenai ruhig, still
agoagohe gütig
ahoda voll
amara unfruchtbar
ari gut
babana weit
/;a6<iM dicht, hart
boe müde
6ofo heiss
bunt nass
fcwa;« alt
bweu thörichl
doa blind
doodoo schwarz
cdaedaa gelb
gar am nahe
^ere $ai jung
</ere klein
goro gut
h aal au fern
habura neu
mm Speise
ri/mti Fett, Speck, Oel
9. Adjectiva.
hahano tomato lahm
haiuru leer
hamomori wahr
Aaraü kahl
/tau ftart zornig
AiAia schwer
//j'oro hungrig
honu voll
Aora gut
/crtfcu unwissend, stumm
kikiri klein
Aofce leer
konari nackt
korekore laut
ZaAa gross
/ara ma/at heiss
madvo rauh
mae todt
maemaea schwach
magamaga rein
maguru laut
mahai bitter, sauer
Die melanesischkn Spiachen: Bauro.
97
mahn schweigend
mako weich
mamaha trocken
mamahui weiss
mamagi süss
mamakaru scharf
mamao glatt, weich
mamaohaa wild
mamarawa grün
manaia zahm
manauwi links
manora rein
martari roh, nicht gar
wwrafo kalt
malaia süss
matapwilafnvi weich
wato seicht
«w«m reif
moganwga unfruchtbar, öd
«09a tief
9060 schweigend
odo rechts
odoodo gerade
papalu kurz
parana leer
pari falsch
parono taub
popokuro rund
rakerakea dünn
rara marumurutnu warm
raurau heiss, schnell
mint* geizig
rodo finster
taa bös, schlecht
tamaua fleissig
tano langsam
/u/wm unwissend
tarioko eng
tere tief
/^m'ö lang
/otaa krank
tirti araa hoch
tirw awro niedrig
wadiwadi rein
wanusi kalt
wanawana roth
wart alt
wetetvete stark, kräftig.
10. Verba,
aauAt helfen
a6ara tragen
abeabea tragen
adara fehlen, nicht treffen
adoadoa sich erinnern, denken
adai finden
adomai rechnen, zählen
ae gehen
o^usti fallen
ahasi schneiden
ahe fliessen
AMartl. d. R. 8. Ge«ellicb. d. Wi<*en«oh. XVFI.
ahoda fallen
ahm zurückkehren
ahua fangen
ailtona, aitora tragen
ano beschmutzen
am weinen
arai schneiden,
stechen
ari gehen
arohi jucken
arui heilen
beissen ,
98
H. C. VON DKR GaüELEN'TZ,
asugu fallen
hai zo&ai bitten
awaia gähnen
hamasi lachen
babasi werfen
hana, hanasi schiessen
baini tragen
hanata (lüstern
baro brechen
hane klettern
beri stehlen
hanunu rösten
bohi bedecken
haoao fangen
boi kommen
hasuri lehren
bure anfangen
hasusu sagen, erzählen
buri stossen
hataihi erretten
daa lachen
hatari schicken
dadau sich niederlegen
hauria weben
Jan fangen, halten
here arbeiten
dodo sinken, ertrinken
herebohi bedecken
dori waschen
hidari schlagen
durua binden
hini glauben
eba laufen
honosi verschliessen
eri graben
hoosi binden
ewa dasein
hora entlaufen
gana singen
hori, horohoro kaufen
gast werfen
husu laufen
gasigono dürsten
huu husten
giru verbergen
idi schwingen
gono trinken
irini wHhlen
gwo sitzen
irohi suchen
ha machen, geben
iwaiwa bewegen, schütteln
ha maesi töclten
kaknro kriechen
haa mri lehren
kaku vergessen
haaki abschneiden
karo fühlen
haale, hadahada sagen
kaukau sich beugen, bücken
hahaa tragen
lanasi sagen, erzählen
hahano gehen
maanu baden, waschen
hat tragen, bringen
madaa schwitzen
hat anitai sich wundern
mae sterben
hat bori winken
magiro beschmutzen
hat nagu sitzen
mahn vi zerreissen
hat whu, hat oi kämpfen
mahita zerbrechen
Die melakesischeii Sprachen: Bauro.
99
tnutnau fürchten
manawa athraen
mtto tanzen
maria verwittern
mataia wissen, kennen
mato sitzen
matoana lauern
mauru dasein, schlafen
mauru taa träumen
mitiri stechen
mom zerreissen
namifi lecken, kosten
niga legen, setzen, hinthun
nahui tödten
nai essen
»am brennen
nasi beissen
nau beissen, essen
nisu spucken
nuru summen
odo arbeiten
otne sehen
ome irara kennen
onuonu bewegen
oresi vertauschen
orooro schwimmen
pakiri beissen
parakoa abwischen
parusi bedecken
pwepwe klopfen
raba, rabasi wünschen
raboa wachsen
raihia nehmen
raii biegen, spannen
rata scheinen
rarai wachen
rege springen, hüpfen
rei sehen
rinm giessen
rio hängen
rogarogai reiben
rolm fliegen
roiroi tragen
ratio hören
ruhasi loslassen, lösen
runa rächen
rurumi beugen
ruu verlieren
sadoi finden
»ibeni suchen
siini riechen
siki springen, hüpfen
soi rufen
suabo stolpern
suhl kochen
suia säen
suni brennen
suratake tragen
mri folgen
surui aufheben, tragen
suu schwellen
taahi lieben
tabari schlagen
tagen kochen
tahani öffnen
taihi leben
lara fegen, nennen
tarasi fegen
tarn eintauchen
tata schütteln, zittern
to karokaro berühren
tohe leugnen
toliotoho messen, wagen
toi treffen
100
H. C. von de« Gabblkntz,
ioki hängen
lohn beugen
tont eintauchen
looni legen, hinthun
lorai stolpern
torei bauen
uhi blasen
uhui graben
unu rufen
unua sagen
ura stehen
ura gau anhalten
uru führen
usuusu schreiben
uu schlingen, schlucken
wadowado scheinen
wae wohnen
wai bewegen
waii bringen
wairoa kochen
wake gehen
wate geben, weggeben, ver-
kaufen.
II. Grammatische Notizen.
§ 189.
1.
Zahlworter.
1 eta,
tei
7 biu
2 rua
8 waru
3 ort*
9 siwa
4 hat
10 tan huru
5 rima
11 tan huru mana tei
6 ono
20 tei gagau
100 tan a rau.
Die Ordinalia werden durch den der Cardinalzahl vorgesetzten
Artikel ni ausgedrückt: ni eta na ni dam der erste Tag.
Iterativa werden durch das Präfix ha oder hat gebildet: au
ari hai oru ich gehe dreimal, zum dritten Male.
2. Pronomen.
§ 190. Die persönlichen Pronomina sind:
1. Pers.
Sing, inau, nau, au, na
Dual. li9°ra (inC,)
[amiria, mi (excl.)
piur. \ia 9au* o™ (|ncl)
\ia meu, me (excl.)
2. Pers.
tot, noo, o
ia murua,
ia murui
ia mou
3. Pers.
ia, a
i rarua, darua,
raruiy darui
ia rau, ra,
dau, da, rat, re
Dl£ MELANE8ISCHBN SPRACHEN: BaüHO. 101
§ 191. Das Possessi vum wird ausgedrückt:
a) durch das persönliche' Pron., das dem Nomen folgt: oma
inau mein Dorf;
b) im Singular durch die Suffixe gua, gu mein, mua, mu dein,
na sein, wenn das Nomen auf a endigt, sonst durch agua, i agua
mein, amua, i amua dein, a na, ia na sein, z. B. marau agua oder
marau i agua mein Land.
Im Dual und Plural dient das persönliche Pronomen mit vorge-
setztem a auch als Possessivum: sai a murua ein Mann von euch
beiden.
Der Plural des mit einem Possessivum stehenden Nomens wird
ausgedrückt, indem man den Endvocal des Pronomens in t verwan-
delt, zuweilen auch noch ein i hinzufügt: sai agui meine Männer,
marau a darui ihrer beiden Länder, ni mada ia daii ihre Keulen.
Dieses * wird auch als Object des Verbums gebraucht: au ome
sii oder au ome si ra ich sehe sie.
§ 192. Demonstrativa sind:
Sing, nani, — ni dieser nasi, — si jener
Plur. ne re ini diese ne re esi jene
z.B. ia tei nasi? ia tei sai si? wer ist das? wer ist jener Mann?
taha nani was ist dies?
Ni dient als Artikel, sowohl im Singular als im Dual und Plural ;
ia, einige, wird oft in Fällen gebraucht, wo es sich schwer über-
setzen lässt, z. B. au omesi ra ta sai lago ich sehe sie, viele Männer,
ia gau lago ta haihehe ni haka wir viele finden Fehler (an) dem
Schiff, au rabasia la ne (ta ra ine) moi ich wünsche einige von euch.
§ 193. Interrogativa sind: ia tei wer (Sing.)? i ra tei
wer (Plur.)? oma i ana tei wessen (Sing.) Dorf? oma i ada tei
wessen (Plur.) Dorf?" ne ia na mahari von wem (Sing.) zerrissen?
ne a dai mahari von wem (Plur.) zerrissen? tooni na na tei wessen
Kleid? taha was? e siha wie viele?
3. Partikeln.
§ 194. Adverbia der Frage sind: nei neta, na neta, na geta
wann (in der Vergangenheit) ? geta, oha heua wann (in der Zukunft) ?
na hei, nai hei wo? e wohin? nehei — e woher? aua (oder au ua)
102 H. C. von der Gabelkntz,
inia, taha inia warum? z.B. au ua [taha) noo ani inia warum weinst
du? haheua wie? z.B. haheua gau afi malaia ni buka wie (können)
wir das Buch kennen? inia ni taha mit was? tau hau oasi inia ni
taha oder aua na rau ha inia oasi oder taha ra hau oasi inia warum
thun sie so?
Negationen und Affirmationen:
abai, aia, a nicht z.B. sai riuriu abai watea ni maho i anai ein
geiziger Mann giebt nicht seine Sachen her. aia nein, au a rabasia
ni haua oasi ich liebe nicht so zu thun.
a gasi damit nicht: birifiia a gari pwera halt es fest, damit es
nicht fällt.
abu ist Prohibitiv: moi abu ni siri lagahia mai kommt nicht
unordentlich hierher.
to, goro ja, gut, moi nur.
Adverbia der Zeit:
oha ni, nei moi oha ni jetzt, oha na ni seit einiger Zeit, oha
bwani seit lange, verlangst, oha orea in Zukunft, z. B. au bwani ttnua,
oha na m, oha ni rou ich sagte längst, vor kurzem und jetzt wieder.
mau, gau noch, schon, Inno, aia mau noch nicht, z. B. nei na ni
nahuiana, nei nani lano nahuia ewa gau [nei nani a nahuia mau ewa
orea mau) der eine ist getödlet, der andere ist noch nicht getödtet,
lebt noch; ahn gau (noch nicht) bald, diini heute, hooa morgen,
hoowo übermorgen.
Adverbia des Orts (zugleich Präpositionen):
huna oben: ni heu ura huna na ni rttma der Stern steht oben
über dem Hause.
auru unten, hinab: laha ni arid moi bo auru gross ist das Ge-
schrei dort unten.
bao aussen, ausserhalb: sai ewa bao oma der Mann bleibt ausser-
halb des Dorfes.
larona^ rarona innen, innerhalb: irau siri rarona ni ruma sie
kommen innerhalb des Hauses.
didusia zwischen, dazwischen: au a reia ni haka na bo ro wo
inia ni hasiai si ewa didusia ich sehe das Schür nicht, weil der Baum
dazwischen ist.
Auch wird es in der Bedeutung: seit, nach, gebraucht: didusia
ni mai a na Abel seit (nach) dem Tode Abels.
Die MELANESiscifEif Sprachen: Bauro. 103
ubuta unter, inmitten: God laihi araa Enoka lai inia ni ubuia
ni mane sai lago Gott nahm empor Enoch aus der Mitte der
vielen Menschen.
wo dorthin.
mai hierher.
§ 195. Andere Präpositionen sind:
tana zu: hate tana ra ni inoni sage zu den Menschen, watea
tana gieb ihm.
i in : mau ari i haha ihr geht ins Schiff, ahe ni wai auru i ad
das Wasser fliesst hinab in das Meer.
suri nach, zu: mou gu boboi suriau kommt ihr zu mir.
bani, tei (lai) ini von: laha ni husu bani au gross ist das Laufen
von mir. rahi a tot ini ra ni inoni nimm es von den Menschen.
be ini bei: au ewa be ini a ich bleibe bei ihm.
inia mit, durch (instrum.), für, wegen: laha noo nahuia inia?
im ni mada mit was tolltest du ihn? mit einer Keule, au tahari
lorua inia ni haruta ich bezahle sie für das Ruder.
nei9 nai in: sai nani ewa mai nei ruma jener Mensch ist in
dem Hause, laga ni ha aroa nei ruma iagua viel Unordnung ist in
meinem Hause, lago ni inoni nei e viel Mensch sind darin, lago ni
bo nei Bauro? lago mai nei e sind viele Schweine in Bauro? Viele
sind darin.
§ 196. Conjunctionen:
ma, tna na und; zuweilen folgt ga noch auf ma. doi, do dass,
damit, ai (oder a) ua oder nicht: o raba dio gad ai o ua willst du
vielleicht hinabgehen oder nicht du?
4. Syntaktische Bemerkungen.
§ 197. Das Adjectivum steht nach seinem Substantiv: ni
inoni tewa der grosse Mann, ni inoni larua leiva die zwei grossen
Männer.
Der Comparativ wird durch Zusammenstellung der Gegensätze
oder durch toi, von, ausgedrückt: nani goro, nasi taa dies ist gut,
jenes schlecht, d. h. dies ist besser als jenes, ni looni ana kikiri lai
inia das Kleid ist kleiner als er, oder zu klein für ihn.
Der Superlativ wird durch matai sehr, oder durch rou wieder,
hako ganz, oder wie der Comparativ durch Nebeneinandcrstcllung
104 H. C. VON der Gabelentz,
der Gegensätze mit moi, nur, ausgedrückt: lago malai ni gare ia tun
sehr viele sind seine Kinder, goro rou, goro hako sehr gut. irau pa-
palu moi, lei ia moi na letva sie sind nur kurz, er ist nur lang, d. h.
er ist der längste unter ihnen.
§ 198. Jedes Nomen kann auch als Verbum gebraucht
werden.
§ 199. Die Tempora werden durch nachgesetzte Partikeln
l>ezeichnet. Solche Partikeln sind na für die Vergangenheit, ni fiir
die Gegenwart, gei, gai, gui, ari (gehen) für die Zukunft: mai na er
ist todt. aia na es ist nicht, es ist vorbei, verloren, nahuiu na
tödtete ihn. au omesii na a ich sah sie. trau mai na sie sind todt.
Na kann auch zu Anfang des Satzes, in Relativsätzen vor dem
Verbum stehen: ne ra hei gare sai? na ra ari wo sind die Knaben?
Sie sind gegangen, goro ni sai na ra rono suria ni hale na m God
gut ist der Mensch, der auf das Wort Gottes hört.
Es wird sehr häutig angewendet, um eine gewisse Vollendung
auszudrücken, oft ohne dass man es übersetzen kann. Der Bauro
hält es in Fällen für nöthig, wo uns auch ohnedem der Satz deut-
lich scheinen würde.
Bwani, alt, vormals, wird ebenfalls zu Bezeichnung des Prä-
teritums gebraucht: bwano au omesii oder au bwano omesi ra ich
habe sie gesehen, lago ni dani gau bwani ewa i asi viele Tage sind
wir auf dem Meere gewesen, au rei a mau oha htvani ich habe ihn
schon gesehen, au bwani unua oha na ni ich habe vor einiger Zeit
gesagt.
Futurum: gau gai (gei, gui) ari ahoi Bauro nela wann werden
wir wieder nach Bauro gehen? sai ni haka ra gui boi nela wann
werden die Schiffsleute kommen? gau ari nahuia wir wollen ihn
tödten.
§ 200. Ein vorgesetztes ha oder hat giebt dem Verbum cau-
sative Bedeutung: hasun lehren, von suri folgen; hainahu tödten
lassen (?), v. nahu tödten; hairiu rächen.
Wenn das Object des Verbums ausgedrückt ist, so wird dem
Verbum si oder hi angehängt: irau rabasia ni hino, laha moi *) ni
raba sie wünschen die Fischangel, gross ist der Wunsch, oi gonohia
*) moi, eigen 11. nur, wird oft emphatisch dem Salz eingefügt.
Die mblanesischen Sprachen: Bauro. 405
m »«, goro ni gono trink du das Wasser, gut ist der Trank, sai oro
wtieweie, abugau gei orohia ni haka der Mann schwimmt kräftig, er
wird sogleich zu dem Schiff schwimmen, sai laha ni eba, abugau
dn m ni oma der Mann gross ist der Lauf (der Lauf des Mannes
ist gross) er läuft sogleich in das Dorf, haihaamaiuisia ni inoni lach
den Menschen aus. haihaamanasi ra ni inoni lach die Menschen aus.
Auch wird si zuweilen einem Verbum neutrum angefügt: murui
nam, murui maisia esst ihr beide, ihr beide sterbt davon.
§ 201. Das Reflexivum wird durch das Pronomen possessivum
ausgedrückt: oi abu ni hau iiari mu tana mache dich nicht ungütig
gegen ihn. au abai hau uari gu lanao ich bin nicht unwillig auf dich.
§ 202. Die Bewegung nach einem Orte wird oft als directes
Object des die Bewegung ausdrückenden Verbums angesehen und
steht daher ohne Präposition, wie oben: orohia ni haka er schwimmt
zu dem Schiffe, ebasia ni oma er läuft in das Dorf; so ari oma in
das Dorf gehen, ari hasimo in den Garten gehen.
§ 203. Im Objectivsatz wird das abhängige Verbum als Sub-
stantiv behandelt und mit dem Artikel versehen: au omesi o ni na-
hm ia mua doora mu ich sah dich deinen Bruder tödten.
§ 204. Causalsätze werden durch twm, wegen, mit dem
Hauptsatz verbunden, wobei das Verbum des Nebensatzes ebenfalls
als Substantiv behandelt wird: au walea ni hau tana o inia ni lanasia
amua tana u ich vergebe dir deine Handlungen weil du sie mir
bekennst.
§ 205. Conditionalsätze gehen ohne Verbindung ihrem Haupt-
satz voran: o ronoa suri ni liaate, o gai taihi inia wenn du der Rede
gehorchst, so wirst du deshalb leben. In folgendem Conditionalsatz
steht gasi, etwa, am Anfang des Vordersatzes, wie des Hauptsatzes:
gast rau haua ni maho au unua tana rau do re haua, gasi goro nasi
wenn sie thun die Sache, welche ich ihnen sage dass sie sie thun,
so ist es gut.
206. Die Absicht wird durch dof, rfo, dass, damit, ausge-
drückt: taha no haatohunai nia ? doi ari aoao? weshalb bittest du um
Urlaub? Um fischen zu gehen? ia unua tana larua do rarui mal er
sagt zu ihnen, dass sie kommen (sollen).
106 H. C. VON der Gabelentz,
§ 207.
III. Sprachproben.
Ioi mataia ni araia ni ora?
Thou know the make a canoe?
Inau aia; tei ira moi sai Haumtnu ra mataia.
/ not one they only men they know.
Taha mou haara ni baba ni hasiai do re toto
What ye make hold together the planks (of) the tree thal they join
goni?
together ?
Ta ineu buru (baru?) goni a ni baba ni hasiai; abu gau ari raa-
We glue together it presenlly it will he
maha na, ma gu baobao na.
dried and hardened.
Baru, hasiai laha onaia ni bario, hua moi ni hasiai ari
tree great like the breadfruit-lree, fruit only (of) the tree shall
haua, henu na gasi a, laro na a tai ia, ari haua
lake, hmk it throw away it, inmde it crush tf, in order to make
ni meinem*.
the glue.
Mou aia rabasi a ni haage, cloi a gasi ageu ni ora?
Ye not like it the oulrigger, that not perhaps upsel the canoe?
Abai, goro ni ora, tao odoodo moi.
No good the canoe, sit slraighl only.
Tae siha?
Sit how-many? (How many can gel iiüo a canoe? )
»Mururia« tae hai, »lagu« tae ono, »sulima« lago ni inoni nei e.
four, xix, many the men in iL
Goro ni mururia, lago ni hai buri.
Good the many the make shell (highly ornamented with the
buri, a white shell).
Mou haua ni ruina inia ni taha?
Ye make a house with what?
Die MEUtvBSitiCHiiN Sprachen: Bauro. 107
Jameu daria ni oeoe, ma gu dausia ioia ni ruma ni uwe, ma gu
We {eich the and
toraia ni ao, a gasi bubu ni ruma, ma gu bani
make the thatch, lest (rain) trickle (into) the house
horoa larona ni ruma; hako na, ge haria ni bwana naii bea,
inside ihe house; all done, spread Ihe mal» sleeping mal,
ma gu mauru inia.
und sleep in it.
Mou haheua ni hasia ni uhi?
Ye how plant yam?
Meu uhuia moi ni ano, ahia ni magiro, ma ra gu hasia ni
We di(j hole* the earth, scrape out soil, and they plant the
hua hua ra gu ahu nia; abu gau ari roboa
piece of yam with eye in ?7, they cover up; by and bye comes up
ni uhi, baea ma ra gu ha aguhia; hako ni baea,
the vine grows long they aü done growing,
hahako do a gasi mausu hunia; robona, burei maoa,
trmn on canes lest fall dmvn; wilher, now for ihe first Urne
eria, vvaua naii ruma.
npe, take up, carry lo the house.
Hana mana patano haua onaia ni uhi, bwa bure inia moi.
tiwia*) sweet poiatoe do as the yam, Taro plant only.
Vi ha rou lagu haa.
Thou give again mine slring of shells.
laha ni nunu, ari ma hita ni ano.
freut the earlhquake, will be cleft the ground.
tei nei na mi nahu ia nei Bauro.
ne this we killed him al Bauro.
aiina mu au omesia liaatau, au ari hi a ma gu vvaia mai tanao.
tpiril thy I see it far away, 1 go after it and feich it hilher lo thee.
mou asuanai inia moi ni hate, bahu rono moi, aia mataia ni unua
ye hear only the word, deaf hear only, not know the sag it
ni ata na.
the name its.
*) Hana ist ein der KmioUel ähnliches Gewächs.
1 08 H. C. von der Gabelbntz, '
Inoni hane niu, rima manauvi agoia ni abe na ni nio,
Man climbs cocoanut-tree, arm left claps it the stein its
rima odo busihusi niu, husia ni bua na ni niu, ma sarisaria
hand right plucks cocoanuts, plucks it the fruit its and throwsü
auru tana ni inoni ure i ano.
down to the inen stand on ground.
Lani laha, rubia ni asi ni oma.
Ilain great, floods it the sca the village.
na cliini hahooa aia raarewa laha, ani ni wage,
to day early morn not light great, sings the »wagen small bird so
waaria ni dani.
namcd), breaks the day.
Lei sai nagu taihi.
one man remaim alive.
laha no boi nia? hamano moi.
why thou come? without any particular rcason.
kakara auru ma gu taruhia araa.
dip down and draw up.
oi na 11 bani au ni aboro uhi.
thou eat from me the fragment yam.
sai ni toro babasi au; inau hadorahia sai toro lago
man the bush throws at me; 1 avoid by dodging it, men bush many
ni anadroa ni inoni, toi au, au ranuia ma hugu, ganu ni
the hurl at the men, hit me, 1 pull out it and run, went deep the
omo, lago ni hana, hanasia ni inoni.
airow, many the shoot, shool them the men.
Inoni dariha ni ana.
Man lies the bag [bündle of arrows).
lago ni omo cwa c ni ana, omesia ni sai, hana hako, mana
many the arrows are in the quivcr, sees
hanasia ni inoni.
Mai na ni sai mwai raha, a gu ore ni gare iana.
Dead the man great and succeeds the son his.
Au ari hai bai be iarau, lei gare moi au enesia.
/ shaü refuse them, one boy only I choose.
t
Die mslanbsiscbkn Sprachkn: Ulaua. 109
Mou ga boboi suri au. Ta go rai mai ni ira.
Ye come to me. Give me them hither the hatchets.
Wai ari bubu tai inia ni bisi na.
Wiier goes an Irickling from the eave (or gutter).
ia dio mai i ano bure haua onai gau ni inoni,
he descends hither to earth for first Urne make him as we
tai nei moi ni dora hai ete be inia, ni aia taa iana. Sai ra
m Ihis only thing differeiü with him, the not evtl his. Men they
gei hinihinia ni hate iana, raa gu haua suria, abai mai hako irau,
believe the word his and do after it, not die utlerly they,
raa ari stiria ni aro, rau gu tahi be inia. Ia unua tana ra ni
fkey go to heaven, they live with him. He said to them the
sai ia naii, mou ari ari naii e ni mvvani marau lago, ma gu ha suri
men his, you go inlo all lands, and teach
ra ni inoni ni hate iagui do re tahi inia.
them the men the words my that they live.
X.
DIE SPRACHE DER INSEL ULAUA.
§ 208. Ulaua, auch Contrarietes- Insel genannt, ist eine der
kleineren Salomonsinseln , nördlich von Bauro und südöstlich von
Hara oder Malanta gelegen. Zwei Druckblatter grammatische Notizen
geben mir den Stoff zu folgenden Bemerkungen über die Sprache
dieser Insel, und zwar zunächst eine kleine Sammlung von Substan-
zen, Adjectiven und Verben:
1. Substantiva.
sato Sonne saulaihi Abend
paparako Wolke hanua Land, Erde
tu#d Feuer ano Grund, Boden
tina Tag malai Land
roio Nacht, Finsterniss hau Stein
f 10
H. C. VON DER GaIBLERTZ,
tala Weg
kilu Grab
am Meer
mane Mensch
hale Mann
keni Weib
eli Kind
eli knie Knabe
eli keni Mädchen
bau Kopf
nima Hand
kiikii Finger
sape Leib, Körper
60, po Schwein
ai, e Baum, Holz
liaora klein
Awia viel
matoro heiss
odoodo gerade
paina gross
fao Blatt
tiAt Yam
niu Cocosnuss
pua Betel nuss
nima Haus
umu Loch zum Kochen
haha Schiff
to/a Canoe
nati Axt, Beil
t/t//« Speer, Lanze
o/a Ding, Sache
sidu Antheil, Portion
looni Kleid
wakiwaki Schmuck.
2. Adjectlva.
sai-wosu unwillig
tatala bös, schlecht
/tewa gut, recht
waraua gesund, wohl.
S. Verba.
ala schneiden
aluhi bedecken
08a fehlen
asi legen
aie sehen
alrumi machen, bauen
bell stehlen
ere sagen
hanahana essen
ha muH lehren
hole halten
hito schmerzen
hori tödten
horohoro kämpfen
iiluhi trinken
kaka zerreissen
kolokolo nicht wissen
koni sammeln
lai gehn, kommen
liolio nachsehen
lono hören
/o, /o*i sehen
mahn schlafen
inai sterl>en
masito lieben, gern hal
mauri leben
Die meunksischen Speacbbpi: LIlaiia. 411
naku dasein, bleiben sula roßten
niia geben suli folgen
ww essen la geben
wra weinen laihi leben
ora flammen, brennen lapi hauen, schlagen .
fi kochen tapo ziehen, reissen
jripi kochen, füttern tau machen
poni zählen lo schlagen
rere wetzen, schleifen lole bringen
sahali kaufen uhi blasen
sai wissen, verstehen wala, walawala sprechen.
§ 209. Die nächste Verwandtschaft findet mit dem Bauro statt,
wobei zu bemerken, dass für Bauro r hier gewöhnlich / eintritt.
Die Uebereinstimmung beider Sprachen ergiebt sich aus folgenden
Beispielen :, paparako Wolke, Bauro: paparako; lim Tag, Bauro: dam;
ano Grund, Boden, B. : ano; malai Land, B. : mar au; hau Stein,
ß.: hau; lala Weg, B. : lata; kilu Grab, B.: giru; am Meer, B. : asi;
hole Mann, B.: gare; bau Kopf, B. : bau; nima Hand, B.: rima;
bo Schwein, B. : bo; lao Blatt, B. : rawa u.s.w.
Der Uebergang des / in r findet sich aber auch im Ulaua selbst,
so lua und rua zwei, holt und hon tödten.
210. In Beziehung auf die Wortbildung ist auch hier, wie
in den verwandten Sprachen, die Doppelung hervorzuheben^- wie in
kiikii Finger, wakiwaki Schmuck, odoodo gerade, hanahana essen,
horohoro kämpfen u. s. w.
Präfixe sind Aa, hau mit causativer Bedeutung: hamaurisi
lebendig machen, v. mauri leben; hawsuli lehren, eigentl. folgen
machen, v. suli folgen; wohl auch harusi (nicht hirusi) entzwei
machen, v. rua zwei.
Suffixe sind si und &a. St giebt dem Yerbum transitive Be-
deutung, ist daher, wie vorstehende Beispiele zeigen, öfters mit dem
Präfix ha verbunden, ferner in kakasi zerreissen (transit.) v. kaka
zerreissen (neutr.), wrasi weinen über, helesi halten, losi sehen.
Na bildet Nomina aus Verben: beliw Diebstahl, v. beli stehlen;
pina Gekochtes, Speise, v. pi kochen; hamulina Lehre, v. hausuli
lehren; wala-ana Rede, Sprache, v. wala sprechen; naku latalana
schlechtes Leben, v. naku dasein, leben, und lalala schlecht.
112
H. C. VON DER GABELBNrt,
§ 211. Das Substantivum hat weder Artikel noch Casus-
fonnen Der Plural wird durch ein vorgesetztes mwai mit oder ohne
nachgesetztes huna, e huna, viele, ausgedrückt: mwai nima oder
mwai nima e huna Häuser, mwai mane Ulaua kiri sai atrunU iola
die Münner von Ulaua verstehen Canoes zu bauen. Zuweilen steht
noch tat, laia vor mwai, z.B. taia mwai nima kiri a tei ho wessen
sind diese Hauser? Statt mwai sagt man in manchen Fallen auch ma:
kiri sula ma uhi sie rösten Yams.
§ 212. Die Zahlwörter sind:
1 ela, toi
2 lua
3 olu
4 hat
5 lima
6 ono
7 hin
8 walu
9 siwa
10 tanahulu, awala.
11 tanahulu mana eta
100 tanahulu e ahu — tanalau
1000 mola ni tanalau
2000 lua mola ni ola e ahu
10,000 tanahulu ni mola ni ola e ahu.
Iterativa werden durch hau, mal, ausgedruckt: lima hau fünfmal.
§ 213. Die persönlichen Pronomina haben eine doppelte
Form, eine vollere, selbständige, und eine kürzere: Verbalpronomen.
Sie sind:
vollere Form.
kürzere Form.
Singular.
i.p.
inau ich
na, au, nau
2. P.
ioi du
\
0, Ol
3. P.
ineia er,
sie,
es
Dual.
•
e
»
incl.
excl.
ikaraii 1
iamerei )
wir
zwei
kara
mere
2. P.
ia moroi
ihr
zwei
moro
3. P.
iki rarai
sie
zwei
Plural.
koro
1.P.
)>
incl.
excl.
ikailu |
ia meeluj
wir
kailu, kalu, kia
$
meelu, iami
2. P.
ia moulu ihr
moulu
3. P.
iki railu
sie
railu, taüu, kiri, kirailu, khrm*
I
Die melanesischen Sprachen: Ulaia. 113
Die Formen des Plural sind mit olu, drei, zusammengesetzt und
haben also wohl ursprunglich den Trialis ausgedrückt, werden aber
jetzt für die Mehrzahl im Allgemeinen gebraucht.
Im Object hat die 3. Pers. Sing, ö, Dual rarui, Plur. ra, was
meist dem Verbum suffigirt wird: losia es sehen, tolea es bringen,
hausulira sie belehren. Ob in: kiri nai lonoi suli kailu, sie hören
auf uns, das i an lono Suffix der 1. Pers. Plur. ist, wage ich nicht
zu bestimmen.
§ 214. Die Possessi va werden bei Theilen des menschlichen
Körpers, bei nima Haus und wahrscheinlich auch bei Wörtern, die
einen Verwandtschaftsgrad bedeuten, durch Suffixe ausgedrückt: ku
mein, mu dein, na sein, z. B. bauku mein Kopf, ro nimaku meine
beiden Hunde, ro nimamu deine beiden Hiinde, ro nimana seine bei-
den Hände, mwai kiikiiku meine Finger, mwai kiikiimu deine Finger,
mwai kiikiinu seine Finger, sapena sein Leib.
Hinter anderen Substantiven stehen die persönlichen Pronomina
als Possessiva : looni ioi dein Kleid, mulai ioi dein Land.
Das unverbundene Possessivuni wird durch na mit einer beson-
deren Possessivform gebildet:
na kua der meinige, für mich na kui für uns
na mua der deinige, für dich na mui für euch
na na der seinige, für ihn m nai% na tailu für sie.
§ 215. Demonstrativa sind Ao, ni ho dieser, wao jener, zu-
weilen mit den Demonstrativpartikeln ni, ne oder paro verbunden:
nimana Liliu ne ho dies hier ist das Haus des Liliu, nimana Liliu
paro ho das ist das Haus des Liliu, nimana Liliu wao ni (oder ni
wao jenes dort ist das Haus des L., lai talea nima ni ho komm
nach diesem Hause.
Auch die Localadverbien na und ni werden als Demonstrativa
gebraucht: uri ni wie dieses, uri na wie jenes, und scheinen zu-
weilen blosser Artikel zu sein: uhia ni tuna blas das Feuer an.
oi iiluhia sulu ni pina ioi du trinkst deinen Anthcil an dem Ge-
kochten, kiri holia ni bo sie schlachten das Schwein.
§ 216. Interrogativa sind: a tri wer? na taha was? wito,
e niia wieviele? z. B. a tri kakana tooni ioi wer hat dein Kleid zer-
rissen? na taha wao na nau si kolokoloa ani was ist, weshalb ich
das nicht weiss? nita kau tim kalu a si losia Ulaua in wieviel Tagen
Abbaodl. d. K. S. Ge«dl*ch. d. Wissen seh. XVII. K
III H. C. YOX DE! (jAIELESTZ.
werden wir llaua sehen? Auch im Genitiv: nitna a (ei ho wessen
ist das Haus? looni na na (ei ho wessen für wen ist dies Kleid?
§ 217. Das Verb um hat in der Regel ausser der Negation
keine Partikel zwischen sich und dem Pronomen: kiri paike wala
sie sprechen nicht, kiri taihi i sah sie leben oben, nau pale sota
alrumia iola ich verstehe nicht ein Canoe zu bauen, ineia pale lonoa
sali au er hört nicht auf mich.
Steht das Yerbuni ohne Pronomen, so ist es als Imperativ oder
Infinitiv zu verstehen: ta tooni na tailu gieb Kleider für sie. kiri sai
atrumi iola sie \ erstehen Canoes zu bauen.
Zuweilen steht eine der Partikeln si oder nai zwischen Pro-
nomen und Verbum. ohne dass eine bestimmte Geltung derselben zu
erkennen ist: kiri si koni e, kiri si pi sie sammeln Holz, sie kochen.
ikailu si losia hanua wir sehen Land, e ono iola si lai wao sechs
Canoes gehen fahren dort, ikailu kailua nai mauri ana wir leben
deswegen, mere nai ere uri na wir zwei sagen so. lai kara. kara
nai lai tale Vlaua nur wir zwei gehen nach Llaua.
§ 218. Die Tempora werden zuweilen durch beigefügte Worte,
welche eine Zeit bedeuten, bezeichnet. z.B. siri ini kalua naku kau
urini heute bleiben wir nun hier, kiri sula kau tnwai uhi a kailu sie
rösten nun Yams für uns. nanola ikailu lai losia haka gestern gingen
wir das Schiff zu sehen, ho i kau ikailu kalua lai losia haka bald
werden wir gehen das Schiff zu sehen.
Gewöhnlich bleibt jedoch das Tempus ohne Bezeichnung: a paike
atea ich sehe es nicht oder ich sah es nicht, kiri si koni mwai hau
ne ne kiri asi tnatoro sie sammeln sammelten Steine und legen
legten sie heiss. kiri ta mai lao* kiri alulü ani sie gaben Blätter
her und bedeckten es damit, kiri tolea ana na matte sie bringen es
zu dem Mann.
§ 219. Adverbien sind:
1 des Orts: ni. na da. hier, wao dort, mai her, sah* i leye
oben, «wo, su unten, nao vorn, voran, pari hintennach, siho herab,
koni zusammen.
2 der Zeit: kau nun, da oft ohne bestimmte Bedeutung ge-
braucht, siriini jetzt, heute, nanola gestern, ha hule morgen, waUta
vormals, no i kau bald, sogleich, lou wieder.
Die mklanksischen Sprachen: Ulaua. 115
3) der Art und Weise, Menge, Beschränkung u. s.w. tan
sehr, ganz, oto, oto, inano ganz, urini, urina, uri hana, so, gleicher
Weise, beli heimlich, maraana von selbst, toi, mola nur, mala, uri wie.
4) der Bejahung und Verneinung: tiena gut, wohl, ja, pale
nicht, paike nicht, nein, am, ai ai nicht (sein), ai ä, si thu nicht
(Prohibitiv).
5) der Frage: ihei wo? iliei mai woher? lai w taha warum?
§ 220. Präpositionen sind:
t in: sapeiia naku oto mola i ano, i kilu sein Leib ruht ganz
nur im Boden, im Grabe, kiri mai mano oto i kilu sie sind ganz todt
im Grabe. Es steht auch vor anderen Präpositionen und Ortsadver-
bien: kiri pipi i am sie kochen damit (daran), kiri taihi lou i sah
sie leben wieder oben. So ist vielleicht auch der oben (§ 213) er-
wähnte Satz: kiri nai lonoi mix kailu zu erklären.
na für, s. § 214.
ana, in, zu: niu e huna ana Ulaua CocosnUsse sind viele in
Uiaua. naku kau ana malai im mun o haumlira kau mwai mane ioi
bleib nun in deinem Lande, damit du deine Leute lehrst, hamuli au
wala-ana ana Ulaua lehre mir die Sprache in (von) Ulaua. kiri tolea
ana na eli kale, eli keni sie bringen zu ihm Knaben und Mädchen.
ani mit, durch (Instr.), wegen, von (Stoff): mala ne Liliu pipia
kailu ani bo wie Liliu uns mit Schweinefleisch füttert, kiri horohoro
ani Hula sie kämpfen mit Speeren, lai lapia e ani nali geh Holz mit
der Axt zu schlagen, kiri tau nima ioi ani e sie machen dein Haus
von Holz.
lo (eigen tl. sehen) zu: lai mai lou komm her zu mir.
sia, sie zu: lai mai sin tarui komm her zu den beiden, lai
mai sie kailu (sia meelu) komm her zu uns.
fl»no, amai bei: amaiau bei mir, amaio bei dir, amaia bei ihm,
cma kailu (meelu) bei uns, ama moulu bei euch, ama tailu (kirailu)
bei ihnen.
tale zu, nach, gegen: ineia sai-wosu tale railu er war unwillig
auf sie. tot kailu olu mane kailu anai lai tale Kohimarama wir drei
Männer gehen nach Kohimarama. lai kara, kara nai lai tale Ulaua
wir zwei gehen nach Ulaua. lai talea nima ni ho geh zu diesem Hause.
pani, mani von, aus: ineia hamaurisi kailu pania kilu er macht
leben (erweckt uns) aus dem Grabe.
116 H. C. VON der Gabelentz,
suli (eigentl. folgen) nach: mere lai sulio wir zwei gehen dir
nach, kiri hori beli rarui sulia tala sie tödteten die beiden heimlich
auf dem Wege (ihnen folgend), kiri pale ronoa mlia sie hören nicht
auf ihn.
parat zwischen: paparakn naku paraia eine Wolke ist dazwischen.
nun, muni zu (Richtung, Zweck): walatvala muni au sprich
zu mir.
§ 221 . Conjunctionen sind: manu, ne und, ana weil, mtw,
muni dass, damit.
§ 222. In syntaktischer Beziehung ist zunächst hervorzu-
heben, dass das Ulaua wie alle verwandten Sprachen der Copula
ermangelt, dass daher Subject und Pr&dicat unvermittelt — ersteres
voran, letzteres nach — nebeneinander gestellt werden. Da auch
das Attribut nach seinem Hauptwort steht, so kann haka paina eben-
sowohl grosses Schiff, als das Schiff ist gross bedeuten. Gewöhnlich
tritt jedoch das dem Subject entsprechende Verbalpronomen zwischen
Subject und Prädicat: mwai haka e huna kiri haora, lai ineia nuda
e paina viele Schiffe (sie) sind klein, nur dieses (es) ist gross. nanoU*
bauku e hito gestern mein Kopf (er) schmerzte mich, tat po e nahm*
i Ulaua, cow e ana na nur Schweine sind in Ulaua, Kühe sind nietet
da. taihi e tiena* mai talala das Leben ist gut, der Tod bös.
§ 223. Ebenso steht das persönliche Pronomen («, ra) ä»
Object, und zwar als Suffix am Verbum, auch wenn das Obj«^l
noch durch ein Substantiv näher bezeichnet ist: rerea liau mm *
ala wetze den Stein, damit er schneidet, ikailu paike losia sato mtmt
sehen die Sonne nicht, uhia ni tuna blas das Feuer an. sahalia iot^
na kailu kaufe ein Canoe für uns. kiri holia ni bo sie schlachten d»*
Schwein, naku kau ana mal in ioi, man o hamulira kau mwai mav**
ioi bleib nur in deinem Lande, damit du deine Leute unterrichtest-
§ 224. Die Negation steht vor, andere Adverbien nach de**1
Verbum: nau pale mia ich weiss es nicht. Pepe paike hanaluina is^*
Papa nicht? kiri paike wala sie sprechen nicht — dagegen kiri l<n&*
lau i sale sie leben oben wieder, sato lai su i asi die Sonne gel*1
unter im Meere, ioi lai nao* mere lai pari du gehst voran, wir gehe*1
nach, na masilo lau ich liebe sehr.
In solchen Füllen wird auch das Pronominalsuflix dem Adfef-*
biiini angehängt: kiri poua marioa sie zahlen es gänzlich auf. Aue*1
Die melanesischen Sprachen: Mara Ma-Siki. 117
ist, wenn zwei Verba in Einem Satz neben einander stehen, das
letzte adverbial aufzufassen : asi konia lege es zusammen (v. koni sam-
meln), kiri hori beli rarui sie tüdteten heimlich die zwei (v. beli
stehlend kiri pale lonoa sulia sie hören nicht auf ihn (v. sali folgen).
§ 225. In anderen Füllen ist das zweite Verbum als Object des
ersten zu verstehen und es liegt ein Objoctivsatz vor: mwai mane
Ulaua kiri sai atrumi iola die Leute von Ulaua verstehen Canoes zu
bauen, nau pate saia atrumia iola ich verstehe nicht ein Canoe zu
bauen, au masito lai Ulaua ich liebe es nach Ulaua zu gehen.
§ 226. Comparativsätze werden durch Gegenüberstellung
der Gegensätze ausgedruckt : haka paina ho , haka haora ho dieses
Schiff ist gross, dieses Schiff ist klein, mwai haka e huna kiri haora,
lai ineia mola e paina viele Schiffe sind klein , nur dieses ist gross.
§ 227. Die Absicht oder Wirkung wird durch www, tnuni
dass, damit, zuweilen auch durch den blossen Infinitiv ausgedrückt:
ukia ni luna, tnuni e ora blas das Feuer an, dass es flammt, ioi
tolea meelu mun o hausulia meelu du bringst es uns, damit du es
ans lehrst, nanola ikailu lai losia haka gestern gingen wir, um das
Schiff zu sehen.
§ 228. Die Sätze, welche die Ursache des Hauptsatzes an-
geben, werden demselben mit awa, weil, nachgesetzt: i roto oi pale
mahn ana o liolio sulia Liliu die Nacht schläfst du nicht, weil du
auf Liliu Acht giebst. ikailu paike losia salo ana paparako naku pa-
raia wir sehen die Sonne nicht, weil eine Wolke dazwischen steht.
XI.
DIE SPRACHE VON MARA MA-SIKI.
§ 229. Mara Ma-Siki ist eine Gegend im südöstlichen Theil der
Insel Malanta oder Mara. Für die Sprache derselben geben drei
Druckblätter, grammatische Notizen und einige Sprachproben ent-
haltend, das mir zu Gebote stehende Material ab, aus dem ich nach-
stehend den Wortvorrath an Substantiven., Adjectiven und Verben
zusammenstelle .
118
H. C. von her Gabelentz,
1. Substantiya.
saro Himmel
soso Sonne
warowaro Mond
nemu Regen
suna Feuer
horoa Tag
poni Nacht
hanua Land
hua Grund, Boden
mausu Garten, Feld
tara Weg
marau Insel
wai Wasser
ari Meer
laulaunire Echo
mane Mensch, Mann
keni Weib
ama Vater
asi Bruder
wari Vorfahr
sape Körper
hiona Geist
pau Kopf, Schädel
kaikui Hand, Arm
opa Herz
sasa Name
po Schwein
kui Hund
&ua Huhn
apota Ei
ia Fisch
paiowa Haifisch
koe Frosch oder Kröte
iküki Frosch
ata rumu Kröte
huam Krokodil
maa Schlange
maara eine Art giftiger
Schlange
purupuru Leuchtkäfer
saruhe Tausendfuss
haa Muschel als Münze
ai Baum, Holz, Wurzel
ereere Zweige, Aeste
pua Betelnuss
uhi Yams
oha, nima Haus
haha Schiff
iora Canoe
nunu Bild
ora Ding, Sache
wara Wort, Rede.
2. Adjectiva.
maii geheiligt, geweiht
mano fertig
naisai verständig, überlegt
paina gross
sieni gut
Ina bös, schlecht
toha ioha glücklich
uru blind
warai wahr.
Die melanesis<:hen Sprachen: Mara Ma-Siki.
HO
3. Verba.
am essen
apahahi sitzen, brüten
arai beissen
asumi machen, bauen
hiri vergelten, ersetzen
hori kaufen, verkaufen
horo, horoi bekämpfen, tödten
hu fallen
huta geboren werden
iara verloren gehen
io leben, dasein, bleiben
iri sagen, sprechen
isuni verbrennen
kam täuschen, betrügen
koni legen, hinthun, sammeln
mahn schlafen
mai sterben
mantai kennen
maumau fürchten
nahu, nauhu sagen
nahu-rui verbieten, abhalten
naisai ohia nachdenken, über-
legen
nainai handeln ?
napotari zerbrechen
pan treiben, jagen, scheuchen
peri stehlen
pora ziehen, schleppen
ra gehen
ra mai kommen
raohi bewahren, bedenken
rarawa ungehorsam sein
rereho sprechen
resi, rio sehen
rio-sai wissen, verstehen
rono hören
sai wissen
siho herabkommen
suri folgen
lahisi weglaufen
tax werfen
tau fassen, halten
tauna lieben , Verlangen
haben, wünschen
toi machen, thun, hinthun,
nehmen
too (liegen
lato bezahlen
upu schwellen
urouro schreien.
orohai lauern
§ 230. Diese Wörter bieten vielfache Uebereinstimmung mit
denen der Guadelcanar-, Bauro- und Ulaua -Sprache, und sind von
diesen fast nur dialektisch verschieden.
Man beachte folgende Lautverschiebungen:
Ulaua: b Mara Ma-Siki: p
bau, bo, beri, bua. pan, po, peri, pua.
Ulaua: 1 Mara Ma-Siki: r
iola, solo, suli, lono, lai, losi, lou. iora, saro, suri, rofto, ra, resi, rou.
Ulaua: t (tr) Mara Ma-Siki: s
sato, tu&a, atruni. soso, suna, asumi.
120 H. C. von der Gabelentz,
§ 231. Das Mara Ma-Siki ist ärmer an Lauten, als die mei-
sten verwandten Sprachen; es hat nur folgende: a, e, A, i, fc, m,
n, (q)i o, j), r, s, J, ti, w. Davon finde ich das nasale n in dem
einzigen Worte rorto hören.
§ 232. Bei der Wortbildung spielt, wie in den verwandten
Sprachen, die Doppelung eine grosse Rolle, indem bald das ganze
Wort, bald nur die erste Sylbe desselben wiederholt wird, z. B. ereere
Zweige, ikiiki Frosch, purupuru Leuchtkäfer, tofuiloha glücklich, mora-
mora viele, urouro schreien — ferner: tautatmire Echo, paipaina sehr
gross, rairailii liegen, rereho sprechen, Tarawa ungehorsam sein, sur-
suri nach, tatara den Weg entlang. Beim Verbum drückt die Dop-
pelung öfters entweder eine Verstärkung oder öftere Wiederholung
aus, z. B. nau rara haatau ich ging weit weg. auru sui iriiria uri-
hana sprecht nicht (fortwährend) so. kia sui horohoro, kia sui peri-
peri wir wollen nicht kämpfen, wir wollen nicht stehlen (aus Ge-
wohnheit), mane ka nainai $ai, kee tare toiloi der Mensch handelt
verständig, er handelt nicht absichtslos, sui roronoa warana höre nicht
auf seine Rede.
§ 233. Auch Präfixe und Suffixe kommen vor und zwar als
Präfix ha, das Causativa bildet: hamauri lebendig machen, hara gehn
machen, hasaso die Sonne scheinen lassen, hasiena verbessern (von
sieni gut), hamaisi sterben machen, tödten (von mai sterben).
Eine ähnliche Bedeutung hat vielleicht das Präfix i in isuni ver-
brennen (von suna Feuer).
Als Suffix findet sich st, das am Verbum die Richtung der
Handlung auf ein bestimmtes Object zu bezeichnen scheint, wie in
kira ka hamaisia sie tödten ihn, kira ka tahisia sie laufen von ihm,
kiru ka rarawasia warana sie beide waren seinem Wort ungehorsam.
§ 234. Die Substantiva haben einen Artikel, na oder ni, der
jedoch gewöhnlich nur beim Genitiv gebraucht wird: saw na hanua
der Name des Landes, apota ni huasa die Eier des Krokodils; so
wohl auch mora ni Mona viele der Geister, mora ni mane viele der
Menschen. Doch auch haania ni mane bei den Menschen.
Der Plural wird durch mora, moramora, mora — iwera ausge-
drückt: mora hanua iwera viele Länder. Wenn das Substantiv im
Subject steht, kann auch das Pronomen 3. Pers. Plur. vorangehen
und iwera folgen: kira hanua iwera sie, die vielen Länder, im Object
Die melanesischen Sprachen: Mara Ma-Siki.
121
6 ono
7 hiu
8 warn
9 siwu
10 awara
dagegen genügt das vorangehende PronominalsufBx, z. B. kiri ka ho-
roita mane sie tödten sie die Menschen.
§ 235. Die Zahlwörter sind:
1 eta, tai
2 rua
3 oru
4 hai
5 nima
20 rua awara.
§ 236. Die persönlichen Pronomina haben, wenn sie im
Subject stehen, eine doppelte Form, eine vollere, selbständige, und
eine kürzere vor dem Verbum ; im Object zum Theil wieder beson-
dere Formen. Da sie einen dreifachen Numerus, Singularis, Dualis
und Plural is haben, und bei der ersten Person im Dualis und Pluralis
einen inclusivus und exclusivus unterscheiden, so ergeben sich fol-
gende Formen:
Subject.
vollere Form. Verbaiform.
Object.
Sing.
1.
inau
fiau, no
au
»
2.
ioi
0
0
»
3.
ineia
ncia
a
Dual.
1.
incl.
ikura
kura?
kura
)>
excl.
ineia
eru, e
eru
i)
2.
)>
i arua
arua, am
aru
»
3.
»
kirama, tarua
kiru, kirim
tarua
Plur.
1.
incl.
ikoru
koru, kia
ka, kia, koru
'»
excl.
i eru
eru
eru, emi
»
2.
)>
i auru, i
amu
a
auru, amu
»
3.
»
kira, kiri
kira, kiri
kira, ta.
§ 237. Die Possessiva werden bei Wörtern, die den Körper
oder seine Theile, oder Verwandtschaftsgrade ausdrücken, sowie bei
*a*a Name, wara Wort, Rede, und mara allein, besonders, durch
Suffixe gebildet:
1. Pers. 2. Pers.
Sing. — ku — mu
Dual.
{incl. — ka \
excl. — me eru J
Plur.
tauru, mauru
3. Pers.
— na
— tarua
—ta
122 H. C. VON der Gabelentz,
z. B. waraku mein Wort, mar ahn ich allein, maraka wir allein, sapena
sein Leib, amana sein Vater, asina sein Bruder, sasa taruu ihre bei-
den Namen, marata sie allein. Auch manche Präpositionen nehmen
diese Suffixe an: haku zu mir, hata zu ihnen, purina nach ihm.
Bei anderen Substantiven dient die denselben nachgesetzte vol-
lere Form des persönlichen Pronomen zum Ausdruck des Possessivum,
z. B. oha inau mein Haus, hiona ikoru unser Geist, po ioi dein Schwein,
hiona i auru (i amu) euer Geist, uhi ineia seine Yams, rihu kira ihre
Gewohnheit.
Un verbundene Possessiva sind: nakua der meinige, namua der
deinige, nana der seinige.
§ 238. Demonstrativa sind nena dieser, wona jener, Inter-
rogativa: fet, a tei wer? to, a la was? nila wie viel? z.B. a tri nena
wer ist dieses? no ko hmiena ana ta mit was soll ich es ausbessern?
nila mane wie viele Menschen.
Indefinita sind huni, hunini einige, iwora, mora mora viele.
§ 239. Beim Verbum werden die Personen durch die vorge-
setzten Verbalpronomina in der Regel mit dazwischentretender Par-
tikel, ko nach no und o, ka nach den übrigen Pronomen, ausgedrückt:
no ko io ich lebe, o ko io du lebst, ineia ka io er lebt, eru ka io
wir zwei leben, arua ka io ihr zwei lebt, kirua ka io sie zwei leben,
kia ka io wir leben, a ka io ihr lebt, kira ka io sie leben. Dieses
ka steht auch, wenn ein Substantiv als Subject dem Verbum voraus-
geht: mane ka mauri der Mensch lebt, hiona lau ka io böse Geister
leben.
Diese Partikel fällt jedoch weg, wenn eine Negation oder andere
Partikel, wie kc oder ai, zwischen Pronomen und Verbum tritt, z. B.
kiri kee mal sie sterben nicht, eru kee mahn wir schlafen nicht, arua
ke ioi wenn ihr zwei thut, ka asumia ai hori nana er macht es weil
er das seinige verkauft hat.
Auch sonst tritt zuweilen das Verbalpronomen unmittelbar vor
das Verbum, z.B. aru ania ai na huni ta ihr asset (von dem) Baum
da warum? ineia pan tarua mania er trieb sie beide davon, e ra
mai Kohitnarama wir kommen von Kohimarama.
§ 240. Die Tempora werden, wenn sie ausgedrückt werden
sollen, durch Hinzufügung eines Adverbs der Zeit, wie warita vor-
mals, sirini jetzt, neakau bald, angedeutet. Auch wird ra, gehen,
Die melanesischen Sprachen: Mara Ma-Siki. 123
zur Bezeichnung des Futurum verwendet, z. B. no ko ra kam tarua
ich werde sie beide betrugen.
Der Imperativ wird durch das Verbum allein oder mit dem
Verbalpronomen und ko (ka), der Prohibitiv durch vorgesetztes mi
gegeben: hamauri-kia mache uns leben, o ko iria hata sage ihnen.
auru sui iriiria urihana sprecht nicht so.
Ein Passivum giebt es nicht; auch scheint eine passive Rede-
weise überhaupt nicht angewendet zu werden.
§ 241. Als Adverbien kommen vor:
1) Adverbien des Orts: ai, na da, mai her, hierher, saro
oben, hua unten, siho herab, nieder, to mitten, in der Mitte, raui
innen, haatau fern, weit weg.
2) Adverbien der Zeit: kau nun, sirini jetzt, heute, neakau
sogleich, bald, warita vormals, tau nau vorher, vormals, i nao vor-
her, pari nachher, pi, pui zuerst, rou wieder, auch.
3) Adverbien der Art und Weise, Menge, Beschränkung
u.s.w. paina, pai paina sehr, ato gänzlich, sieni wohl, gut, urtiiam,
urini, una so, ua noch, lare aufs Gerathewohl ? mora (mara), heeta nur.
4) Adverbien der Bejahung und Verneinung: tau ja,
mau nein, nicht, kee nicht, mi thu nicht (Prohib.), mau — ua, kee — ua
noch nicht.
5) Adverbien der Frage: ihci wo? a la — ai wie? huni ia
wozu? ai nia ta weswegen? ohe — moi mau ob — oder nicht?
§ 242. Präpositionen sind:
i, in, bezeichnet sowohl die Bewegung, wie die Ruhe: kia ka
iai i asi wir werfen ins Meer, kira ka ra i hanua sie gehen ins
Land, ikiiki ka io i wai der Frosch lebt im Wasser. Es steht auch
vor Adverbien des Ortes und der Zeit: ineia ka io i saro er lebt
oben (im Himmel), ineia ka siho i hua er kommt herab (auf den
Boden), hiona neia i raui er ist innerlich (im Innern) ein Geist.
ineia ka huta i nao er ist zuvor geboren.
ana an, zu, durch, mit (Instr.): purupuru ka loo ana mane der
Leuchtkäfer fliegt an einen Menschen, no ko haxiena ana ta womit
soll ich es ausbessern? no ko hiriia hunio ana haa ich werde es dir
durch Muschelgeld vergüten.
haani, haini mit, bei: mora ni hiona taa ka io haani emi
viele böse Geister wohnen bei uns. no ko io haania ich bleibe bei
f 21 H. C. vos deb Gabelextz.
ihm. Es dient auch zur Verbindung zweier Substantiva und ersetzt
hier die Conjunction: und. z.B. matte haimia keni der Mann mit ihm
die Frau, Mann und Frau.
Atffi, huni zu. nach, vertritt den Dativ: ineia ka iria ktmita er
sagt zu ihnen, ka nia human er giebt mir. o ko tauna hunia hast
du Verlangen darnach?
mani von: kira ka ra haaiau mania sie gehen weit weg von
ihm. ineia ka nahu rui tarua mania ora sieni hielt er die Beiden von
etwas Gutem ab?
ra* ran statt ra m, v. ra gehen in. zu. nach: ka pora haani
ran asi er zieht es mit sich nach dem Meere, ka koni ra na ia er
zieht es mit sich nach dem Meere, ka koni ra na ia er legt es in
den Fisch.
sape eigentl. Körper mit. bei: no ko io sapena ich lebe mit
'bei) ihm.
kekena*) neben, bei: keketui hiona ineia neben seinen Geist
(Götzen) .
ha zu, not. dat.: o ko iria ha ku sage du zu mir.
suri susuri) nach: o ko rio susuria laufe ihm nach.
siona nach, gemäss: mane ka toi *iona wara na God der Mensch
handelt nach dem Wort Gottes, kira kee ronoa siona warana sie hören
nicht auf seine Worte.
ainia wegen eigentl. seine Wurzel : no ko horoia ainia mane
inau ka hamaisia ich bekämpfe ihn wegen meines Mannes den er
tödtete. ainia ta weswegen?
urihana so gleich, wie: kee apahahia urihana kua es brütet
nicht gleich einer Henne.
§ 243. Von Conjunctionen macht die Sprache wenig Gebrauch.
Dass die Präposition haini mit; für »und» gebraucht wird, wurde
* mit kekena wird kiki verglichen , das im Dialekt von Mola . einer der
Banks-Inseln, die Seite bedeutet, z. B. pute siwo ape kikik sitz nieder au meiner
Seite [ape = sapey Körper, bei) . Von der Mota - Sprache sind hie und da noch
einige Proben gegeben, welche ich hier zusammenstelle als das Einzige, das meines
Wissens von den Sprachen der Banks-Inseln bekannt ist: tana Erde, qatu Kopf,
parte Hand, na sasa-k der Name mein, patau Brodfrucht, i/o sehen. Zufolge des
Report of the Melanesian Mission 1861 herrschen zwei nicht sehr \ erschienene
Dialekte auf dieser Insel. Hierdurch erledigt sich die Anm. S. 37.
Die melanesischen Sprachen: iMara Ma-Siki. 125
oben bemerkt; sonst kommen noch als Conjunctionen vor: moi oder
in moi mau oder nicht), ai, ainia weil, ana damit, auf dass, weil.
§ 244. Hinsichtlich der Wortfügung gelten im Wesentlichen
dieselben Regeln, wie in den verwandten Sprachen. Die Copula
fehlt, Subject und Prädicat stehen daher unvermittelt neben einander:
kiri loa mora ainia taa tarua sie sind bös nur weil die Beiden bös
waren, hiona ikoru nena dies ist unser Geist, sasana ia mora sein
Name ist nur Fisch (er ist nur dem Namen nach ein Fisch).
§ 245. In negativen Sätzen schliesst mau die Copula in sich,
und steht also ohne Verbum, während kee mit einem Verbum ver-
bunden wird: ire mau ai ein Abgrund ist nicht hier, mane ka saia
mau ai ein Mensch (welcher) es versteht ist nicht hier, ineia mau
mane paina er ist kein grosser Mann, warita saro mau na vormals
war noch kein Himmel, poni eru ka iria, eru kee mahn des Nachts
sprechen wir, wir schlafen nicht, kiri kee mai sie sterben nicht, kia
kee rio saia wir verstehen es nicht.
§ 246. Das Attribut, es sei Adjectiv, Pronomen oder Genitiv,
steht nach seinem Hauptwort: hiona sinn ein guter Geist, hiona maii
ein geheiligter Geist, hiona Uta ein böser Geist, ai nena dieser Baum.
kern inau meine Frau, sasu na lutnua der Name des Landes, pau na
asina der Kopf seines Bruders, nunu na ia das Bild eines Fisches.
nima Araana das Haus des Araana.
§ 247. Das Zahlwort, zu welchem auch mora, viele, gerechnet
wird, macht hiervon scheinbar eine Ausnahme, indem es vor seinem
Substantiv steht; man kann aber dies wohl so erklären, dass das
Substantiv dazu in dem Verhältniss des Genitivs steht: oru marau
die drei Inseln, lai warowaro rua mane oru po rua kui ka ani alo in
Einem Monat zwei Menschen, drei Schweine und zwei Hunde frisst
(das Krokodil) gänzlich, mora ni man ka araia mane viele Schlangen
beissen die Menschen.
§ 248. Das Adverbium wird dem Verbum nachgesetzt: no ko
maumau paina, pai paina ich fürchte mich sehr, gar sehr. Iura ka io
ioha toha sie leben glücklich, ana nau rara hantau weil ich weit
weggehe.
§ 249. In Fragsätzen wird das Fragadverbium ans Ende ge-
stellt: kira kee rortoa siona war ana ainia la warum hören sie nicht
auf seine Worte? kira ka io ihei wo leben (wohnen) sie? no ko
126 H. C. von der Gabelentz,
hasiena ana ta womit sqII ich es ausbessern? am ania ai na htm
tu warum habt ihr Beide (von) diesem Baum gegessen? o ko nauhu-
rui au ainia ta weswegen verbietest du mir es?
§ 250. Das Object sieht gewöhnlich nach dem Verbum, wel-
chem das Pronominalobject folgt auch wenn das Substantiv dabei
steht: God pi toia saso Gott machte zuerst sie die Sonne, no ko saia
wara sieni ich kenne es das gute Wort, kiri ka peria po sie stehlen
es ein Schwein, kiri ka horoita mane sie tödten sie die Menschen.
Dasselbe findet bei einigen Präpositionen statt, die ihrer Natur
nach Verba zu sein scheinen: a ka launa hunia Itiona ihr habt Ver-
langen nach ihm dem Geist, ineia pan tarua mania mau&tt er trieb
sie Beide aus ihm dem Garten, kira ka io haaniu na mane sie leben
mit ihm dem Menschen.
Doch sagt man auch ohne Pronominalobject: mane ka asumi
iora der Mensch baut ein Ganoe.
§ 251. Zuweilen steht das Object auch vor dem Verbum, z.B.
pau na asiva ka koni ra na ia den Kopf seines Bruders thut er in
den Fisch, ai nena arua ke ania wenn ihr (vonvi diesem Baum esst.
rua kai ka ani ato zwei Hunde fiisst es auf.
§ 252. Coordinirte Satze werden ohne Verbindung neben
einander gestellt: huasa ka io i asi ka io i hanua das Krokodil lebt
im Meere und lebt auf dem Lande, mane uru ka r«, ka m, ka An,
ka mai der Blinde geht und geht und füllt und stirbt, mane ka ra
mai ka peria keni inau ein Mann kam und raubte meine Frau.
§ 253. Auch Relativsätze können, da ein Relativum fehlt,
nicht anders als durch unvermitteltes Nebeneinanderstellen gegeben
werden: sasa na hanua kira ka io ai der Name des Landes, sie leben
da wo sie leben i. mane ka toi siona wara na God. sieni nena der
Mensch thut nach dem Wort Gottes, gut dieser d. h. der Mensch,
welcher u.s. w., ist gut. kira ka io huani a ni mane kia ka resia
warita sie leben bei dem Manne (Welchen: wir früher sesehen haben.
§ 234. Ebenso wird der Objectivsatz unverbunden seinem
Hauptsatz nachgesetzt: mane ka maumau uhi ineia ka tau der Mensch
fürchtet (dass; seine Yams verderben. Doch kann der Objectivsatz
auch durch Vorsetzen des Artikels gewissermassen in das Genitiv-
verhältniss zum Hauptsatz gebracht werden, z. B. ha nai sai ni a,w-
niia er ist geschickt es zu machen.
Die melanesischen Sprachen: Mara Ma-Siki. 127
§ 255. Die Absicht wird durch ana, damit, auf dass, und
negativ durch mani (eigentl. von) in der Bedeutung: dass nicht,
damit nicht, ausgedrückt: ineia ka nai mi ana kia ka toi siona wa-
rana er handelt mit Absicht, dass wir nach seinen Worten thun.
ineia ka nahu rui kia ai mani kia mai er verbietet es uns deswegen,
damit wir nicht sterben.
§ 256. Sätze, welche die Ursache einer Handlung angeben,
werden durch ai, aie, weil, mit dem Hauptsatz verbunden: kiri taa
tnora ai nia taa tarua sie sind nur böse, weil die Beiden böse waren.
ka asumia ai hori nana er macht es, weil er das seinige verkauft
hat. ineia ka nai sai ai ka toi kia er hatte eine Absicht, weshalb er
uns schuf.
§ 257. Comparativsätze werden entweder durch Neben-
einanderstellen der Gegensätze, oder durch mani, von, vor, mehr als,
ausgedrückt: mane sieni nena, taa nena dieser Mensch ist gut, dieser
schlecht, oder mane sieni nena mania dieser Mensch ist gut vor ihm.
§ 258. Für hypothetische und Conditionalsätze existirt
die Partikel ke, wenn, z.B. arua ke toi siona waraku, arua ka mauri
ai wenn ihr zwei nach meinen Worten thut, so werdet ihr deshalb
leben, ai nena arua ke ania, arua ka mai ai wenn ihr von diesem
Baum esset, so werdet ihr deshalb sterben.
Oft geht jedoch auch der (Konditionalsatz ohne Partikel voran
und der Hauptsatz folgt ohne weitere Verbindung: ineia mau mane
paina, kiri ka horoia wenn er kein grosser Mann wäre, würden sie
ihn tödten. ka resia mane, ka araia ka pora haania ran asi wenn
(das Krokodil) einen Menschen sieht, beisst es ihn und schleppt ihn
mit sich ins Meer, mane ka resia, kira ka pania huasa wenn die
Menschen es sehen, verjagen sie das Krokodil.
§ 259. Temporalsätze werden ohne Verbindung ihrem Haupt-
satz vorangestellt: mano ato, God pi toia saso als Alles fertig war,
schuf Gott zuerst die Sonne.
128 H. C. von der Gabelentz,
§ 260.
Einige Sprachproben.
1) E ra mai Kohimarama, ka ra Joroha, ka ra nima Araana,
We come from go to go lo hon sc
ka resia nunu na ia, ka toia pua ka toia maii keken
see [itj Image of fish, he takes betelmtl puts it (as) sacred dose to
hiona maii, ka iria, no ko haaoho ahui au ana nau rara
spirit sacred says I make offering for myself, because I itent
haatau.
far off.
mane ka asumia ai ka konia pau na amana, pau na
a man makes a wood(en image) puls in it head of Ins father, head of
asina, warina ka koni ra na ia, ka iria: hiona ikoru
his brother, Ins anceslor puls inside the fish, says spirit our
nena, ka raohi koru nena. sasana ia mora, hiona neia i raui.
this, presemes us tlris. its name fish only, spirit he inside.
paiowa hiona rou, maa hiona rou, huasa hiona rou. purupuru
shark a spirit too, serpenl spirit also, alligator spirit also. firefly
i oru marau ka too ana manc, ka mai, ka iria: hiona. huasa
at three islands flies against man, dies say : spirit. alligator
ka io i asi ka io i hanua; tai warowaro rua mane oru po rua
live* in sea lives on land; one moon two inen three pigs two
kui ka ani alo, ka resia mane ka araia ka pora haania ran asi.
dogs eats quile, sees man bites him drags with him to sea.
huasa ka ra i hanua, ka rairaihi ai, ka tora nui ka
alligator goes in land to lay there, makes place for its eggs,
rairaihi apota; tai huasa moramora apola, rua awara, apotana ka
lays eggs; one alligator many eggs two ten, eggs its
urihana goose; huasa ka io orohai kekcni, kee apahahia uri-
like is lurkiiuj in bush near not sits as
hana kua; mane ka resia, kira ka pania huasa, ka napolaria apota
hen inen see it drive away break.
ni huasa.
Die melanesischen Sprachen: Mara Ma-Siki. 129
2N. Eru ka iria una, kiri ka raohia, kiri ka naisai ohia, kiri ka
We speak thus, they think they reflect they
nahu mini: warai mora nena, rua mane*), rcsia hanua ai a hanua
say thus good this see a laiul of trees land
nena, resia kau, kiri ka toia haka, kia kee rio saia, rihu kira tai
this see naw, they build ships, we not know, custom their one
kiri ka toia wai kia kee rio saia, kiri ka toia
(different) they make water (medecine)
suna, pwana, kia kee niantai nia.
fite, sails we not know.
3) Mane um ka pu tatara, kee saia ire, mane sieni
Man blind goes along path, not know precipice, man good
ka toi kai kaina ka iria: ire nena o ko hu; ineia ka nauhu:
lays hold of hand his says you fall; he says
o ko nauhu-rui au ai nia ta? no ko ra mora. mane marai ka iria:
you forbid me why? I go different
sui roronoa warana, mane ka kaikai (kaisia?) nena, ire mau ai,
doni hear deceives this, precipice not there,
o ko ra. mane uru ka iria: mane sieni nena, kee nahu-rui au, kee
urihana mane wona. mane uru kee rio saia mane ka kaisia nena,
mane ka hamaisia, mane uru ka ra, ka ra, ka hu, ka mai.
4} No ko peri a po ioi, no ko hiriia hunio ana
/ steal pig your, I make compemalion to you with
haa, ia, ka io tara koni rou. mane ka ra mai ka peria keni
shell money, fish, live together aijuin.
inau, no ko ra no ko horoia, ka tolo huniau haa, ia, ka io tara-
pays
koni rou.
NC
5 Nein u paina, mane ka nu>'mau tibi ineia ka taa, ka
rain great, afrai<£(that) yams his will be spoilt,
iria huni mane saia: no ko wai e o ana haa, po, o ko ha saso
pay you with make sun
rou. mane saia ka iria: sieni, nea kau ka saso rou.
again. by and bye.
*) rua mane, zwei Menschen, ist ein Ausdruck, um die Aufmerksamkeit der
Leute zu erregen.
Abbandl. d. K. S. Gesellsch. d. Winsen seh. XVII. 9
130
H. i). VON der Gabelentz,
XII.
DIE SPRACHE DER INSEL ANUDHA,
§ 261. Anudha oder Florida ist eine der kleineren Salom
inseln, zwischen Guadalcanar, Malanta und Mahaga gelegen. Von
Sprache derselben stehen mir nur zwei auf Einer Seite bedru
Blätter zu Gebote, die zunächst folgenden Wortvorrath gewäh
dho Sonne
vulan [vulu?) Mond
vali Mond #)
vili Stern
vivira Blitr
lake, hart Feuer
malana Land
tos Meer
sosoka Bai
tinoni Mensch, Mann
vunagi Mann
rembi Weib
tama Vater
ulu Stirn
kdi Ohr
mala Auge
vadhu Augenbrauen
idhu Nase
guumi Backenbart
riolaoUi Bart
mana Mund
ffiimdu Lippe
lapi Zunge
goni, gongoni Hals, Kehle
lima Arm, Hand
tjgi&giri Finger
adha, andha Name
kau Hund
mbolo Schwein
manu Vogel
vulu Feder
iga Fisch
gai Baum
iogo Rohr
nitt Cocosnuss
uvi Yam
/e(/öi Rinde, Schale
vale Haus
feom Dorf
vaka Schiff
foo/a " Canoe
vodhe Ruder
kelakela Schiffssclinal>el
lambu Keule
garatu eine Art Keule
mbage Bogen
lakora Pfeil
linambe Speer
/Ao joro Schild
</aw Messer
kukuro Schiessgewehr
ambuambu Zange
*j Dies entnehme ich aus folgender Notiz : a vati moon [cf. apalia or
palia. Sjririto Santo].
Die mklanesischen Sprachen: Anudha.
134
pupuia Bohrer
gigiri Säge
lotoka Hammer
popolu Baumwollenzeug
mbori Falte, Flechte (Iplail)
• kolove Maultrommei
va*a Speise
p<U Ding
ovaova Loch
nlo gut
dika, (Ukadika bös, schlecht
kamadhi gross
kikia klein
maladho kalt
<a*atw glatt
•oto^a schnell
*afa> fertig, beendigt
rarondo einäugig
male todt
aio machen
dkadhage dasein
dhina scheinen
dhuvidhuvi Kulten
(loni legen, setzen
gigilula wissen
ilu Irinken
induindu zählen
hole schiessen?
kalikaU mit der Hacke ar-
beiten
hambu sitzen
kapu kolua zuschliessen
kola aufmachen
kolua herausstecken
kurubu abschneiden
Um bringen
matagu furchten
maturu schlafen
mbosa sprechen
ngilo stehlen
Buru grunzen
paipadhe zerschneiden
pari nehmen, fassen
ripa herausziehen
soga scheinen
soisoni zerschneiden
soni ergreifen
togoni den Speer werfen
lugaru aufstehen
vahadhi (vanadhi?) schiessen
vaivodhe rudern
vadhe geben
vara lehnen
vavavava stechen, stecken
vokasia öffnen
wigori sprechen.
§ 262. Zur Verglcichung mit anderen melanesischen Sprachen
etet sich dar: dho Sonne, Lifu dho, Mare du; vulan Mond, Am-
r*m ola, Vunmarama, Mahaga vula; tos Meer, Tana, Sesake fort,
unwarama,. Mahaga taihi; linoni Mensch, Mahaga linoni, Bauro,
uadalc. inoni; tama Vater, Fidschi, Sesake, Mahaga tama, Errom.
knien, Bauro, Guadalc. amma; lima Hand, Polynes. lima, Bauro rima;
*Qla Auge, Polynes., Mahaga, Sesake mala, Ainbrym mela; adha Name,
Wo ata, Annat. idhai; manu Vogel, Tana, Sesake, Mahaga manu,
Wal. man, Errom. menuk; iga Fisch, Sesake, Mahaga iga; niu
132 H. C. VON der Gabelentz,
Cocosnuss, Vunmar., Sesake niu, Lifu neu; uvi Yam, Polynes. w/i,
Sesake wui, Uea uu; gai Baum, Mahaga gai, Annat. cai, Sesake kau;
vale Haus, Mahaga vadhe; vaka Schiff, Mahaga vaka, Fidschi wanka;
vana Speise, Mahaga vatia, Errom. nevang; dika bös, Mahaga dika,
Tana rikau; kikia klein, Sesake kiki; malad ho kalt, Mahaga madhaho,
Sesake malandi; induindu zählen, Mahaga ijuiju.
§ 263. In Beziehung auf die Laute verdienen nur n und dh
nähere Erwähnung. Ersteres ist nasal , wie im Sesake u. a., wie
letzteres auszusprechen, darüber ist nichts zu finden.
§ 264. In der Wortbildung ist die Doppelung hervorzuheben,
die auch hier, wie in den verwandten Sprachen, sehr häufig auf-
tritt. Beispiele: ambuambu, dhuvidhuvi, dikadika, induindu , kalikali,
kelakela, riolaola, ovaova, vavavava. Eigentümlich ist die zweifache
Doppelung in gigilala. Auch ist öfters nur die erste Sylbe wieder-
holt, wie in gigiri, gongoni, kukuro, ngifigiri, popolu, paputa, sasava,
iotoka, viviva, zuweilen mit zwischentretendem i: paipadhe, soisopi.
Als Präfix kommt vai vor in causativer Bedeutung: vaivodhe
rudern, von vodhe Ruder.
Suffixe sind ri, dhi, ni; sie geben dem Verbum eine transitive
Bedeutung, z. B. na dho te dhinari gita die Sonne bescheint uns.
ko vanadhi a va ke schiess du nach ihm. in au ku vanadhi ra ich
schoss sie. ko togonia na iga du schiessest oder spiesest den Fisch
(logo Rohr, togoni mit dem Rohr treffen).
§ 265. Das Substantiv hat einen Artikel na: na vaka das
Schiff, na iga der Fisch, na adha der Name. Daneben findet sich
jedoch auch a in a vati Mond, a tos Meer, a han Feuer.
§ 266. Der Genitiv hat die Partikel wt, die auch dem vorher-
gehenden Nomen als n suffigirt zu werden scheint: na vulu ni manu
die Feder des Vogels, na legai ni uvi die Rinde des Yam, na adhan
linoni der Name des Mannes. Auch steht der Genitiv ohne diese
Partikel nach dem Nomen, von dem er abhängt: na mbolo Anudka
das Schwein von Anudha, tiuonina na vaka seine Männer des Schiffs
d. h. die Männer des Schiffs.
§ 267. Die Zahlwörter sind: 1 kedha, sake, 2 rua, 3 tolu,
4 vati, ö lima, 6 ono, 7 vi tu, 8 alu, 9 dhiua, 10 dhanavulu, sie
sind, mit Ausnahme des letzten, polynesischen Ursprungs. Zu den
Zahlwörtern kann man noch poso, mle, ovu, viele, rechnen.
rarua
Die melanbsischbn Sprachen: Anudha. 133
§ 268. Die persönlichen Pronomina sind:
1. Pers. 2. Pers. 3. Pers
Sing. inqn igoi ake, gaia
n . find, roqita )
DuaJ. t J \muru gamu
[ excl. moro gami J
T . f incl. ga tolu 1 .
Tnal. { . . \au tolu gamu ra tolu
[excl. ai tolu gami j
ni f incl. igita . \ . . . . .
[ excl. t^amt J
Doch kommen auch kürzere Formen vor, und zwar vor dem Verbum
Sing. 1. Pers. na, äw, 2. Pers. fco, Plur. 3. Pers. ra, und im Casus
obliquus iu, u mir, mich, nigo, igo dir, dich, nia ia, ngaia ihn,
ihm, gita (incl.), gami (excl.) uns, gamu euch, ra sie, ihnen.
§ 269. Beim Possessiv um wird zwischen natürlicher und zu-
fälliger Zugehörigkeit unterschieden:
tamangu mein Vater goniu meine Kehle
tamama dein Vater gonigo deine Kehle
kimana sein Vater gonia seine Kehle
valengu inau mein Haus matanangu inau mein Land
valema igoi dein Haus malanama igoi dein Land.
valena gaia sein Haus
Auch sagt man ohne Suffix: na kom igoi ive wo ist dein Dorf? na
kom inau i Aruangalena mein Dorf ist in Aruangalena.
§ 270. Demonstrativum ist eni dieser, Interrogativum
adhei wer? na dhava was? higita wie viel?>
§ 271. Das Verbum hat häufig die Partikel te vor sich: na
dho te dhina die Sonne scheint, linoni e ovu te dhadhagc viele Men-
schen sind darauf (auf dem Canoe). na mbolo te nuru das Schwein
grunzt. Nach u geht te zuweilen in tu über: gongoniu tu vadhagi
mein Hals thut weh. inau tu pasia na kdi ich fasse ihn am Ohr.
Eine andere Verbalpartikel ist me: rogita me uto wir beide
sind* gut. me soko fertig, gethan. Auch wechseln te und me: na
iga te sule me sule me sule die Fische sind viel, viel, viel.
Diese Partikeln können in der ersten und zweiten Person auch
wegbleiben: inau na ato na vale te uto ich mache das Haus (dass es)
gut ist. na mbosa van igo ich spreche mit dir. inau vadhe va nigo
134 H. C. von der Gabblbntz,
gatu ich gebe dir. inau ku panadhi ra ich schiesse sie. rogüa iho
goro va tinambe wir beide hielten mit dem Schild den Speer ab.
ko logonia na iga du spiessest den Fisch, igoi to ko wigori Amudha
van in du sprichst Anudha mit mir.
Der Imperativ hat das Pronomen ko vor sich : ho lavia mai bring
es her. ko kambu sopu setze dich nieder, ko mbosa van iu sprich
mit mir. ko to na mai komm her. ko vadhe u mai gieb mir her. ko
vadhe va nia (va ngaia) gieb ihm. ko vanadhia va ke schiess nach ihm.
§ 272. Adverbien sind: i asi recht, so ist es, ulo gut, wohl,
tadho, tavadho nein, nicht, dhe nicht, z. B. na dhe te gigilala ich weiss
nicht; dhake aufwärts, sopu nieder, va, van hin, weg, mai her, ttfc,
ivei wo?
§ 273. Als Präpositionen kommen vor:
i in: na kau i Anudha der Hund in Anudha.
va, van zu, mit: na mbosa van ia va ich spreche zu (mit) ihm
(hin), ko vadhe va nia gieb ihm.
tana auf: tana vaka auf dem Schiff, am Bord, ko vavavava tana
gai du stich auf dem Baum.
kovi auf: na vulu te soga kovi gita der Mond scheint auf uns.
gin an, gegen : ko vara va gin ia du lehnst dagegen oder daran.
§ 274. In syntaktischer Beziehung ist zu bemerken:
Das Attribut, sowohl Genitiv als Adjectiv, steht stets nach
seinem Hauptwort: tinoni dika ein böser Mensch, na mbolo Anudh*
das Schwein von Anudha. na legai ni uvi die Rinde des Yam. n*
mok igoi dein Dorf.
§ 275. Das Object steht nach dem Verbum: i Anudha vahlh~
dhia na iga in Anudha schiesst man die Fische, inau ku vahadhi r&
ich schiesse sie.
Wenn das Pron. 3. Pers. Object ist, so wird es durch das Suffix
a am Verbum ausgedrückt: tinoni dika te sonia, te kalea der bOG0*
Mensch ergriff ihn und schoss ihn. ko lavia mai bring es her. ko t*-^
gonia na iga du spiessest (ihn), den Fisch. So wahrscheinlich auct^
inau tu pasia na kdi ich fasse ihn am Ohr. donia va leg es weg-^
vokasia öffne es.
§ 276. Die Zahlwörter haben öfters die Partikel e vor sichr
e lima na vxAan ra Netv Zealand fünf ihre Monate (in) Neuseeland
(sie waren fünf Monale in N.). e ovu na vale Kuvitku viel (sind) die
Die mklanesischkn Sprachen: Anudha. 4 35
Häuser von Kavuku. tinoni e ovu te dhadhage viele Menschen sind dar-
auf. Doch sagt man auch: sake na vale, dhanavulu na maturu eins ist
das Haus, viele sind die Schlafenden (Viele schlafen in Einem Hause).
§ 277. Ein Verbura substantivum fehlt, Subject und Prä-
dicat werden daher entweder unverbunden neben einander gestellt,
oder die Verbalpartikel te tritt dazwischen und vertritt die Copula:
na dhava eni was (ist) dies? e ovu na vale viele (sind) die Häuser.
sake na vale eins (ist) das Haus, na vaka te sosoga das Schiff (ist)
schnell, na iga te sule die Fische (sind) viele, inau te tavadho eni
ich nicht dieses (ich habe dies nicht).
§ 278. Ortsbestimmungen mit i stehen zu Anfang des
Satzes *) : i Anudha vahadhia na iga in Anudha schiessen sie die
Fische, i Anudha pai päd he na mbolo, na vana in Anudha schneiden
sie das Schwein auf, (es ist) die Speise, i Anudha dhuvidhuvi na
tinoni, soisoni, na vana in Anudha tödten sie die Menschen, zer-
schneiden sie und essen sie.
§ 279. In Fragsätzen steht das Fragpronomen voran, das Ad-
verbium ivei aber am Ende: adhei te mbosa (adhei n ge te mbosa)
wer spricht? na dhava eni was ist dies? na kom igoi ivei wo ist
dein Dorf?
§ 280. Da die Sprache kein Relativum besitzt, so werden auch
Relativsätze sowie Folgesätze unverbunden dem Hauptsatz ange-
fragt, z. B. inau na ato na vale te uto ich mache das Haus, dass es
gut ist. So in dem einzigen längeren Satze, der mir vorliegt und
den ich mit Interlinearversion hier zum Schluss gebe:
*fl vunagi a Sasaka, tinoni na Bakonimbeti, Kalivitu na adhana,
ein Mann von Sasaka, Mann von B. Kalivitu der Name sein,
k tujito tana vaka na popolu; tinonina na vaka te kurubu
stahl auf Schiff den Kattun ein Mann des Schilfs schnitten ab
Umana
seinen Arm (d. h. ein Mann am Bord, dessen Arm abgeschnitten war)
e roroni/o, tinoni dikadika eni, te sonia ni kukuro, te kalea,
einäugig Mann bösen diesen ergriff es das Gewehr, schoss es ab,
fe mute.
er *ar todt.
\ Meine Quelle hält* dies i für ein Personal präfix ; dein steht aber der Salz
e[%gen: na kau i Anudha der Hund in Anudha.
136 H. C. VON der Uabelentz,
xni.
DIE M AH AG A- SPRACHE AUF DER INSEL YSABEL.
I. Einleitung.
§ 281. In dieser Sprache liegen folgende Drucksachen vor mir:
1) Vocabulary of Melanesien Languages. (Mahaga.) Ysabel Island.
Solanum Islands. 1866. Achtzig Doppelseitcn, ganz in ähnlicher
Weise, wie das früher erwähnte Sesake-Vocabular eingerichtet.
2) Zehn Seiten englische Partikeln mit daneben stehenden Sätzen,
in Mahaga, gleichfalls wie ein ähnliches Sesake- Heftchen.
3) Scripture Questions, 11 Seiten.
i) Fünf lose Blätter: Language of Mahaga. S. Ysabel I. (Slieel
1 — 5), die Zahlwörter, Pronomina, Verbalformen, Adverbien, Präpo-
sitionen und allerhand grammatische Bemerkungen enthaltend.
5) Ein Heftchen von 11 Seiten, kurze Erzählungen in Mahaga
mit theilweise darüber gesetzter englischer Erklärung.
Ob das Mahaga die allgemeine Sprache der Insel Ysabel ist,
geht aus diesen Schriften nicht hervor, jedenfalls scheint es aber
nicht der Name der ganzen Insel, sondern nur eines Theiles der-
selben zu sein, während andere. Namen, wie Higota und Tetaihi,
andere Theile der Insel bezeichnen. Higota ist, wie aus mehreren
Stellen hervorgeht, mit Mahaga in Feindschaft und wird als zwei
Tagereisen zu Lande davon entfernt bezeichnet. Tetaihi scheint
näher an Mahaga und mit diesem in friedlichem Verkehr zu stehen;
ein Satz sagt: der Brunnen ist in Tetaihi, Mahaga hat keinen (na
seumke mono i Tetaihi, Mahaga ke teo). Vuavula ist der Name eines
anderen Ortes in der Nähe von Mahaga, und auch Lokiha, Hofi,
Kohakoha, Tohilagi, Hogirano bezeichnen Ortschaften derselben Insel.
Unter Mahaga ist wohl deren südöstliche Spitze zu verstehen; ein
Satz lautet: Savo ke kakasa dhona i Mahaga, i Anudha ke kakasa
horu i Savo: i Savo vari-hotaginia, d.h. Savo lie^t südlich von Ma-
haga, Anudha liegt westlich von Savo, in der Mitte nach Savo zu.
Die melanesischen Sprachen: Mahaga. 137
II. Lautlehre.
§ 282. Das Mahaga hat die Laute a, 6, ch, d, dh, e, j\ g, A,
i. j, k, /, m, n, n, o, p, r, «, f, u, v, w. Davon ist # das nasale n,
wie in dem englischen Worte singer, rig wird ausgesprochen wie ng
io dem englischen fing er. Mit ni wird, wenn ein Vocal darauf folgt,
der Laut des mouillirten französischen gn oder des spanischen n aus-
gedrückt. Ch kommt nur in den Wörtern achihe niesen, und chu-
churu stechen vor. DA bezeichnet vielleicht den Laut des weichen
englischen th; im Uebrigen ist für die Consonanten die englische,
für die Vocale die deutsche oder italienische Aussprache anzunehmen.
Eipige Schwankungen in der Schreibart lassen auf Schwankungen
in der Aussprache schliessen. So wechseln unter den Vocalen
e und i in goe, gai; gare, gari; hate, hali; e hau, i hau;
e vati, i vati;
o und u in pogom, poguru; lopo, lopu; sopo, sopu; koto, kotu;
kamoto, kamotu; talo, talu u. a. m.
Ebenso ßndet man e und ei, enia und einia, lae und laie, lua
und luai, tolu und toli.
unter den Consonanten werden b und d öfters mit einem vor-
lautenden Nasal, wie im Ungarischen, ausgesprochen, daher wird
auch abwechselnd bo und mbo, boi und mboi, boni und mborii, da
und nda, dia und ndia, tubu und tumbu, vudi und vundi u. s. w.
geschrieben. Auch vor j tritt zuweilen ein n, wie in kanjiga für
kajiya, injumi für ijumi, mumunja für mumuja.
Andere Schwankungen in der Schreibart sind angni und anai,
mnga und siinu, ngovu und govu, ke und ge, adhautu und hadhaulu,
manivi und mativi.
Am Anfang einiger Wörter fällt a zuweilen weg, so sagt man
aha und ha der Name, adho und dho die Schnur, ato und io die
Sagopalme.
III. Der Sprachstoff.
§ 283. Die mir zu Gebote stehenden Materialien gewähren eine
ziemlich zahlreiche Wörtersammlung, aus welcher ich die wichtigsten
und gebräuchlichsten nachstehend auswähle:
138
H. C. VON DER GaBEIENTZ,
1. Sutatantiva.
Himmel, Luft, Zeit.
maaloa Himmel
lingomo Gottheit, Götze
aho Sonne
vula Mond
vaitugu Stern
o$a Blitz
gumu Donner
puni Wolke
uha Regen
pipiutu Regenbogen
avi, joto Feuer
beubedhu Flamme
vulondo Funke
unauna Schatten, Strahl
ahu Rauch
kokovuru, pindaravu Asche
dara Nebel
koveo Thau.
guri Luft, Wind
sola Windstille
maiomba Erdbeben
dam Tag
boni, mboni, magavu Nacht
vovugoi Morgen
hinaia Mittag
lavi Abend
vinoga Jahr.
Erde.
vanua Erde, Land
dhepa Erde, Erdboden
a&gutu bearbeitetes Land.
Feld, Garten
momolu Ort, Platz, Land
momolu iso Eiland
suasupa Berg
gahira, miniodha Stein
tneleha hochgelegener Ort,
das Innere des Landes
maumavu Staub
lolongo Lehm, Koth
garana Sand
nahiga sandiges Gestade
/aw, lona Ufer, Gestade
kalaie Ufer, Riff, Ebbe
ha seichte Stelle am Ufer
lingehi seichtes Wasser, Un-
tiefe
mbea Wasser
taihi Meer
horara offene See
nioro Ebbe
obo, ombo Fluth
vogu, gaga, maragata WelM
Woge
tum Sumpf, Teich
seu Brunnen
adhahage grosser Graben
jaijari kleiner Graben
londu Grab
bilo Loch
hadhaulu Weg, Pfad
jao, niuri Busch, Gesträu^^
lelegai Wald, Gebüsch.
Mensch.
Unoni Mensch
mane, mara Mensch, Manr^
Die melaxbsischen Sprachen: Mahaga.
f8d
vaivine Frau
lau Ehefrau
vunagi erwachsener Mann,
Häuptling
madhagai Jüngling
kara unverheiratetes Mäd-
chen
kakavelaio Jungfrau
tama Vater
mama Vater (in d. Anrede)
indo Mutter
dndhe Kind
dadhe mane Sohn
dadhe vaivine Tochter
mbaso Zwillinge
iahi Bruder
boko Wittwe
luku Krüppel.
Leib, Seele.
torio Leib, Körper
tUwi Kopf, Haar
#*?<9*ehu Haar
*«*// Ohr
f****ta Auge
***-* Gesicht
fe«/eo Backe
*h*€ \ase
'«SU? Stirn
/f*v> Mund
Paupoha livo Lippe
^hapi Zunge
*«* Zahn
r°«i Zahnfleisch
^°e#oe Kinnbacke
*o*ono Kehle, Hals
'«« Hals, Nacken
lima Hand, Arm
kaukau Finger
ranga, sumu Brust
hehe Herz, Brust; Geist, Sinn,
Meinung, Manier
poguru Rücken
kutu Leib, Bauch
sope Nabel, Unterleib
gangaro Rippe
nae, vai Bein
tuturu Knie
huhania na nae Fuss
kaukau i nae Zehen
w/a Ader
gambutu, gaugambua Blut
guiguli Haut
Aw/t Knochen
/co^Ao t mato Thräne
tindadho Leichnam; Geist,
Gespenst
aiariri Fieber
«Ar*, ha Name.
Thiere.
bodho Schwein
in Hund
kuhi Ratte
/fiwfc Fledermaus
manu Vogel
kokiroko Huhn
guagua Kakadu
a/o Flügel
j/ujw Klaue, Kralle
iuigu, keai Schwanz
kato Nest
kindoru Ei
/W, iga Fisch
140
H. C. VON DER GABELBNTZ,
ele Haifisch
kasa Meeraal
oloi Flussaal
somba ein kleiner Fisch
doko Eidechse
huhu Chamäleon
voniu Schildkröte
vua Krokodil
poli Schlange
livo Rachen
tinania na liva Scorpion
gofe Spinne
kuchachi Ohrwurm
kenju Wurm.
Pflamen.
gai Baum, Holz
oga Wurzel
toito Baumstamm
i/o, nehe, uniadhe Blatt
oloolo Zweig, Ast
vum Spross, Schössling
katura Saamen
pukutavoli Knospe
rungu Blüthe
gano Frucht
sayaro Frucht, übst
minjua Saft
ato, io Sagopalme
niu Cocospalme, Cocosnuss
kuroho junge Cocosnuss
hago Brodfrucht
nali Mandelbaum, Mandel
saau Pfirsiche
vudhi Banane
toto Betelbaum
gualuvr Betel
tumbi Ebenholz
uvi Yam
koke Tarowurzel
kongu eine Art Nuss
ehu Zuckerrohr
gau, gauralu Bambus
seo Rohr, Schilf
sesehu Gras
maikula Unkraut
pogo Schwamm.
Wohnung, Gerathe,
Waffen.
vadhe Haus
vako Haus in einem Baut
sosolo, mbambara Wand
lotogo Verandah
bili KUche
peo Zaun
pava, sape Bret, Planke
madha Matte, Bett
vaka, jag im aha Schiff
sosoro Boot
hinage, peko Canoe
lola eine Art Canoe
biabina grosses Boot
kenda Boot mit langem t
tertheil
sokara Mast, Pfahl, Säule
piniii Anker
piru Strick, Tau
valuha Ruder
selo Segel
kokopa Langbaum (? ria
pole)
kiala Boothaus
luhu Querholz am Boot
Die melanekischen Sprachen: Mahaga.
141
ungura Netz
baai, jau kleines Netz
jcMT'aha grosses Netz
UmJmo Angelhaken
atJSio, dho, gadho, dhako,
romba Schnur
\&/V)ia Faden
ho^boe Becken
fa£^ paraka Sack, Korb
lajtMi Schussel
mcuft Korb
narhu Topf
lavnhili Gefäss, Schussel
hinao Becher
**>o Glas
l**i Leuchte, Lampe
sinavera Pflock, Nagel
topipuhi Nagel
P**ipidi Scheere
f**nge Gabel
P«*u Messer
Ät^ara Bohrer
9*giri Säge
kiakile Axt
»ctiau Hacke
fnuhavu grosses Beil
kage Bogen
*°ftyor0, kuali) sia Pfeil
*eo Köcher
lila Keule
garatu Spies, Lanze
reoreo Schild
kukuro Schiessgewehr
fata Ding, Sache
dhevu, sedhevu Theil, Seite
kakara Stück, Brocken
gagire, keakema Winkel, Ecke
/h'o, fiofinio Spitze
mije Rand
Kleidung, Spaua.
pohe Kleid
tea Gewebe, Gespinnst
kepi Hut
papalaka Halsband
layo Schmuck von Muscheln
vovogo Gürtel
ya Speise
kodho Getränk, Flüssigkeit
dhoto Saft, Flüssigkeit
kodho i fei Oel, Thran
ragova Fett, Schmeer
niombe ein Gericht aus Taro
und Mandeln
poporagi ein Gericht aus Brod-
frucht und Cocosnuss
suiu ein Gericht aus Taro
und Cocosnuss.
2. Adjectiva.
^ bitter, sauer
«i wild
iobao inude
iofo tief
bambala schief, quer
bolw schwer
detule roh, ungekocht
dhoki schief, krumm
dika bös, schlecht
doa blind
142
U. C. VON DER GABKLENTZ,
dodho ruhig, zahm
fulu theuer
yaula kalt
guguvu warm, heiss
gumao geizig
gura roh, nicht gar
hahi unwissend
hahanga gierig
hau fern
haulagi alt
heia stark, kräftig
hii wahr
hulu gross
t#e heiss
iso klein
,/wo gerade, recht
jo&o schwarz
kapojo schmal, eng
kaukaru rauh
kildri klein, dünn
. kokolo grün
kokoru kurz *
kuekue alt
/tumo lahm
&wi</o kurz, niedrig
/aw? schwach
leolego rauh, uneben
/ti/fia krank
lupa fett
madhaho kalt
madhanani jung, neu
t/iflAfl tief
maAfi voll, gesättigt
mamadha leicht
manda reif
mandaki glatt
mandodho recht, rechts
7/mna enthlüsst, verlassen
mprfa gelb
wie einfältig, albern
me/a roth
7/iwt stumm
mumuta krank
mumuja trocken
munia süss
namba gleich
nittmbu nass
wm dicht, fest, stark, hart
nt//t/ stumpf
palala kahl
pe$o leer
pt/a weich, biegsam
pojaga schmutzig, trübe
popu voll
poru langsam
pui taub
puru weiss
raA^ dünn
rar aha hell, deutlich, rein.
leer
salu glatt
sasagomä schmutzig
sesami schnell
sisi roth
soesole nackt
lavodha breit
tevc lang, hoch
foa/t müssig
Jota gut, wohl
loeioke sorgsam, aufmerksam
toi link, links
tumbu krank
/wf* schmutzig
tutuni wahr
Die mklaürsikchkn Sprachen: Mahaga.
143
udodolu rund
vavana scharf
vinaihi mager
vureaja niedrig
vuvugu heiss.
%. Verba.
ac/tihe niesen
afi kriechen
ak^tihe athmen
oumrio lärmen
ali legen, setzen, hinthun
anc£o wissen, kennen
QQ&nüu arbeiten
ajptMrtt spucken
oo herauskommen
etil* gehen, hingehen
beb&re tragen
ViaMi verschliessen
hilau, mbilau stehlen
bo, mbo legen, setzen
bokt heben
bwttiii stossen, stampfen
chuchuru stechen
Muidha hinaufziehen
dtajjfi ziehen, schleppen
dhambu schlagen, kämpfen
thaopi eintauchen
Mühe sterben
dhodho, dhoti fangen
Mtovo fliegen
ßfca-to zürnen
dodoro, doravi ansehen
dudu stampfen
^ ei machen, bauen
fygo liegen, schlafen, dasein,
wohnen
ero umwenden
fakane ansehen, betrachten
fifiri binden
fike schneiden
fota zerbrechen
fufulo verstopfen
fuftUu brausen
gadkati, gagadhati stossen,
stechen, beissen
gagaru kratzen
gaigali bewegen, schütteln
gani essen
geli graben
gwge umlegen, laviren
giagila laut athmen, schreien
gidhadha kennen, verstehen
gilu begraben
gif^gilo spalten
gogo fliehen, entlaufen
hadhe helfen
hage hineingehen
hagore sprechen
haidu anhäufen
halu gehen
haliu fehlen, nicht treffen
hambira klettern
hanavi öffnen
hanga wünschen, wollen
haraihi reinigen, jäten
hati bringen, nehmen
havi leben, geboren werden
havula wischen, waschen
144
H. C. VON DER GaBKLBNTZ,
he geben
heru schlürfen, saugen
higini riechen, duften
Iura schelten
hiro suchen
hodha bringen, tragen, weg-
nehmen
hu tauchen, untergehen (v.
d. Sonne)
huahua schreien
huati fragen, bitten
huhulu vertheilen
hulu, huluni tragen
ijuiju, ijumi zählen
wi/e, Uni tatowiren
jou pflanzen
jufu erreichen
kadhe treffen
kafa schneiden
kajiga husten
kaju, kanju schaben, be-
hauen, zimmern
kalam zusammenkommen
kamolo zerreissen, sich trennen
kangu kriechen
kaverni beobachten
keukemu vertheilen
kiakia lachen
kikindi anklopfen
kilo rufen
kiokido klopfen, schellen
kokopiri leben, sich walzen
koli liegen, schlafen
koto keimen, aufgehen
kou trinken
kulu fallen
lalahi verriegeln
lalahu spielen
legu nachfolgen
ligi, liligi rollen (v. Schiffen
lopo aufrollen, einreefen
ItUi verbieten
luvu untergehen, ertrinken
mai kommen
matagu fürchten
mono dasein, sich aufhalten
wohnen
muki leimen, kalfatern
nere schlafen
niniapi kosten, lecken
niovoti nicht treffen; pariren
nara schelten, zanken
mim (lüstern
od ho schwimmen
olihi wechseln, tauschen
oo lärmen
ooha auf der Schulter trager
panda finden
papala auf dem Arm traget
papana ächzen, stöhnen
pilau, pi apilau betrügen, täu-
schen, lügen
piri werfen
piriloho tanzen
pisari klopfen, schlagen
poha zerbrechen, aufbrecher
polo sich verbergen, lauern
pugu brennen, rösten
puguli verbrennen
puipui kochen, dämpfen
puQusi verbergen, leugnen
rage laufen
rangt tanzen
ram scheinen, blenden
DlE MBLANKSI8CHBN SplACHBN: MaHAGA
145
rarai erwachen
rarovi bedauern
regi sehen
rihu kämpfen, streiten
r£&o, rioriso schreiben
*/o hungern, verhungern
i hören
8
*
%a
vom* giessen, ausgiessen
rt^wnbau zeichnen, malen, mit
Thon bestreichen
uri im Netz fangen
tanzen, singen
biri kaufen
*jga beissen
sar*jki zerren, schleppen
sa&aa gehorchen
ta&alala fliessen
tfito&ra hangen, aufhangen
tfpe den Kriegstanz tanzen
*e*u zerreissen
xdada scheinen, bescheinen
wromi ansehen
»*iri rösten, braten
«twttt sich waschen, baden
«ofcara aufrecht stehen
*om niederlassen , ablegen,
wegwerfen
*o$gala springen, hüpfen, auf-
gehn (v. d. Sonne)
*opo sitzen, sich setzen
«ttfc stechen, nahen
«urota werfen
s*zuki bohren , anspiesen ,
Kleider ausbessern
tmngala schwitzen
«** aufsetzen
toihahi einschliessen
Attaadl. d. K. S. Gesellscb. d. WUsenscb. XVII.
iaengo lieben
tafu bedecken
tagt straff ziehen, zerreissen
talu legen, setzen, hinthun;
bleiben
tambiru umwenden , umkeh-
ren, zurückkehren
tambo anrühren
tanda öffnen
tam schreien
tanihi wählen, wünschen
tano, ianoli ergreifen, nehmen,
fangen, halten
tapo schlagen
tarai beten
tari binden, befestigen
tatari zusammenbinden
tatago angeln
talave schwimmen
talohu zerbrechen
tautau ein Fest feiern
taveti gehen, wandeln
tele sitzen
tihi waschen
toatoga gedenken
lodha anzünden
toga glauben
lombi schneiden, mähen
tororo untersinken
tolo abschneiden, umhauen
toloka schneiden
tuhu zeigen, führen
tundu beflecken, tröpfeln
tupi treffen, biegen
uauro heulen
tdiuli lärmen
unuhi losmachen, lösen
10
1 46 H. C. voi der Gabblentz,
urunu laut sprechen, lärmen vora schwellen
utuhi schneiden, abschneiden ; voti zerbrechen, aufbrechen
bauen vuhu schiessen
vahagi leiden, krank sein vula herauskommen, heraus-
vahuhu gebaren, Eier legen, holen
erzeugen vuü abpflücken
vana essen vuvuru kratzen, schaben
vao weben waivorinji knarren
vele sprechen, sagen ; schellen woli bezahlen; verkaufen
vere sich wundern mditi schulen.
vetula befehlen, schicken
§ 284. Diese Wörter bieten zahlreichen Stoff zur Vergleichung
mit anderen melanesischen und polynesischen Sprachen dar. Ich
beschränke mich darauf, nur einige Beispiele anzuführen:
Vula Mond, Fidschi vula; vailugu Stern, Polynes. /feto, whelu;
uha Regen, Polynes. uha, ua; avi Feuer, Polynes. aß, ahi; dam Tag,
Errom. dan, Bauro dangt; boni Nacht, Fidschi bogt, Mare bune,
Fate pong, Sesake boni; vanua Erde, Fidschi, Sesake vanua, Polynes.
fanua, fenua; taihi .Meer, Tana, Sesake tasi, Polynes. tahi; vaivine
Frau, Polynes. vahine; tinoni Mensch, Guadalc, Bauro inoni; tnane
Mensch, Mann, Guadalc. mane; tama Vater, Sesake tama; tahi Bru-
der, Sesake tat; ulu Kopf, Polynes. ulu; mala Auge, Polynes., Sesake
und andere mata; ihn Nase, Polynes. ihu, isu, Sesake nisu; lima Hand,
Arm, Polynes. lima, Bauro rima; aha, ha Name, Ambrym sa, Vun-
mar. ihan, Anudha adha; manu Vogel, Polynes., Sesake manu; iga
Fisch, Polynes. ika, Sesake ika, iga; gai Baum, Annat. ancai, Po-
lynes., Fidschi kau; niu Cocosnuss, Polynes. niu; uvi Yam, Polynes.
w/f, uvi; matagu fürchten, Polynes., Sesake mataku.
IV. Wortbildung.
§ 285. Der Stamm der zum grossen Thcil zwei- auch mehr-
sylbigen Wörter ist unveränderlich. Dasselbe Wort kann, ohne eine
Veränderung zu erleiden, als Substantivum oder Adjectivum, als
Nomen oder Verbum dienen, ja als Nomen oder Verbum die Be-
deutung einer Partikel annehmen; z. B. hutu gross, die Grösse, sehr;
DlB MRLANRSI8CBEN SPIACHEN I MaHAGA. 147
pojaga schmutzig, Schmutz; hagore sprechen, Sprache, Rede, Wort,
Summe; gani, vana essen, Speise; mumuja trocken, trocknen; angutu
arbeiten, Arbeit, bearbeitetes Land; kilo rufen, Ruf; kou trinken,
Trinkgefäss; tani schreien, Geschrei; dhambu kämpfen, Kampf; tupi-
jMiAt Nagel, nageln; puipuli Scheere, abschneiden, stutzen; lui Leuchte,
leuchten, aruaru Bohrer, bohren; hii wahr, für wahr halten, glauben;
dkepa Boden, unten, unter; legti folgen, Hintertheil, hinten, nach;
hodi steigen, aufwärts; haru herabsteigen, fallen, nieder; mai kom-
men, her, von, aus; vano gehen, hin, zu; tambiru umwenden, wieder;
toten zusammenbinden, zusammen; dhofia gehen, vorwärts; sapa
kommen, rückwärts; vula herauskommen, heraus; olihi wechseln,
anstatt.
§ 286. Doch findet im Mahaga wie in den anderen melanesi-
schen Sprachen eine Bildung abgeleiteter Wörter durch Prälixe, Suf-
fixe und Zusammensetzung statt.
Als Präfixe kommen vor va, vei und para.
1) va bildet Verba causativa, wie vadhehe tödten, von dhehe
sterben; vaioke heilen, von toke gut, wohl; vadika verderben, von
dika schlecht; vahavi erretten, leben lassen, von havi leben; vasaltt
glätten, von sola glatt; vasopo niedersetzen, von sopo sitzen; vahadi
aufheben, von hadi steigen; vando lehren, von ando wissen. Zu-
weilen ist mit diesem Präfix noch das Suffix gi verbunden: vaolihigi
vertauschen, von olihi wechseln, tauschen; vasokaragi aufstellen, auf-
stehn machen, von sokara stehen, aufstehen.
2) vei giebt, wie im Fidschi, dem Verbum reciproke Bedeutung
und kommt stets in Verbindung mit dem Suffix gi vor: veidham-
bulugi zusammen kämpfen, einander bekämpfen, von dhambuhi be-
kämpfen; veihaluvigi vorübergehn, begegnen, von halu gehen; veio-
Uhigi vertauschen, von olihi tauschen; veitaengogi einander lieben,
von taengo lieben; veisasambagi zusammenkommen, begegnen, von
sasamba?, veijonagi dass., von Jona?
3) para findet sich nur in dem Wort paravahagiti Schmerzen
verursachen, von vahagi leiden, wo es augenscheinlich gleich va
causative Bedeutung hat.
§ 287. Suffixe sind vi, Ai, gi, ti, //', mi; sie geben meistens
dem Verbum eine transitive Bedeutung, oder bestimmen die Richtung
der Handlung auf ein Object.
10*
1} vi: hagevi hineingehen, von hage dass.; dorovi ansehen, vgl.
dodoro seilen, ansehen; sonovi schlingen, von sosono Kehle; dhanuvd
ausschöpfen, von dhanu?; siodhwi aufheben, von siadhot
2) hi: dhambuhi schlagen, bekämpfen, von dluimbu schlagen^
kämpfen; bokihi aufheben, von boki heben; gurihi anwehen, von gutm
Wind; ladhahi im Netz fangen, von iadha Kriegszug?; utuhi schnei —
den, abschneiden, von utuiUu dass. ; madhohi ausstrecken, von madhm
Matte?. Zuweilen drückt es eine Vollendung der Handlung aus, wie?'
in govuhi völlig, fertig, von yovu beendigen, Ende; bonihi es ist Nacht-».
von boni Nacht; pandahi gefunden, von panda linden.
3, gi tritt meistens mit den Präfixen va und vei auf (s. oben)^:
ohne dieselben in sokaragi^ nosokaragi aufstellen, von sokara stehen.
4} ti: vahagiti schmerzen, von vahagi leiden; dhoti anfassen,
fangen, von dhodlio fangen; hodhati nehmen, von hodha dass.
5; //: fotali zerbrechen, von fola dass.; puguli verbrennen, von
pitgu brennen, rösten; tanoli fangen, nehmen, halten, von lano halten.
6) mi: injumi zählen, von injuinju dass.
§288. Zusammensetzungen scheinen in folgenden Fällen
stattzufinden: tambili-mbea Wasserfass, base-hanana Kreuzweg, hehe-
toke gutartig, vaw-hinula Mittagsessen, bile-ihu Nasenloch, unuhisoni
vergeben, rage-leyu rächen, dika-ta zürnen, — doch kann man hier
beide Theile auch getrennt schreiben. Eine wirkliche Zusammen-
setzung ist aber die Doppelung, welche in verschiedenen Formen
stattfindet, und zwar wird entweder das ganze Wort, oder nur ein
Theil desselben wiederholt.
1) Wiederholung des ganzen Wortes und zwar:
a) ungekürzt: kiakia lachen, eloelo Blatt, Laub, von elo Blatt;
aroaro bunt, vielfarbig, aruarti Bohrer, kaukau Finger, uliuli lärmen,
auf der Muschel blasen, puipui kochen, dämpfen, siusiu baden, otooto
Zweig, Ast, xinauna Strahl, Schatten, reoreo Schild, udhoadho Schling-
pflanze, von adho Schnur; fuufua Gut, Besitzt hum, kuekue alt, dhodho
fangen, injuinju zählen, huahua schreien, rihurihu streiten, von rihu
dass.; velevele zanken, schelten, von vele sprechen, sagen; bocboe
Becken, anoano blau.
bj indem im ersten Theile der Zusammensetzung der mittlere
Consonant wegPallt: dheudhehu Scherz, laulahu Spiel, muamuha wund,
schmerzhaft, gaugaho (st. gaogaho) die Balken befestigen, von gaho
DlE MELANESISCHEN SPRACHEN: MaHAGA. 1 49
Balken; poapoha livo Lippen, von poha aufbrechen (gleichsam die
Anfbrecher des Mundes), iuigu Schwanz, toatoga gedenken, von loga
glauben; leolego rauh, uneben, leulegu nach, von legu folgen; haihage
(st. haekage) hineingehen, von hage dass. ; toetoke gütig, sorgsam, von
loke gut; paipaki geschmückt, verziert, diadika sehr schlecht, von
dika schlecht; suastipa Berg, dhaudhambu wiederholt schlagen, blin-
zeln, von dhambti schlagen; kiokido klopfen, schellen, beubedhu Flamme,
boabuta (st. bttabuta?) ansehen, rioriso schreiben, von riw dass.; jai-
jari kleiner Graben, guiguri Luft, von guri dass.: gaongaro Rippe,
kaukaru rauh, kuikuli eine Art Ungeziefer, soesole nackt, gaigali be-
wegen, schütteln, guiguli Haut, kiekile (auch kiakile) Axt, lautali
setzen, hinthun, von talu dass.; keakema Ecke, biabina grosses Boot,
ftoftnio Spitze.
2) Wiederholung eines Theiles des Wortes, und zwar
a) Weglassung der Endsylbe dreisylbiger Wörter z. B. gaugam-
bw Blut, piapilau falsch, betrügen, von pilau dass. ; biarnbilau steh-
len, von bilau, mbilau dass. ; rauratiu die Fische aus Schlupfwinkeln
hervorziehen, guagumau geizig sein, von gumao geizig; hauhavtda
waschen, wischen, soawngala springen, hüpfen, von songala dass.;
aoapolo mit den Flügeln schlagen, maomaova gähnen, kaokamolu zer-
reissen, von kamolo dass.
b) Wiederholung nur der ersten Sylbe: gagadhati stechen, beissen,
von gadhati stossen ; latago angeln, von tago Angelhaken; gogovu ganz,
Alles, von govu völlig, fertig; nanamba gleich, in Einer Reihe, von
namba gleich; dodoro sehen (vgl. dorovi) , smuki bohren, anspiesen,
von mki stechen; totoka schneiden, von toka dass.; vevetula befehlen,
von vetula dass.; hihigini riechen, duften, von higini dass.; hahavula
waschen, von havula dass. ; sosono Kehle (vgl. sonovi) , liligi rollen,
von ligi sich umwenden; popoji drehen, winden, von poji dass.;
dhedhehe verwittern, verderben, von dhche sterben; lalari zusammen-
binden, von lari binden; rararai wachen, von rarai dass.; sosokaragi
aufstellen, von sokaragi dass.; latano ergreifen, von tano fassen,
halten; sosoni wegwerfen, von soni dass.; huhulu austheilen, von
ktdu tragen?; kakaju behauen, schaben, von kaju dass.; vavadhehe
tödten, von vadhehe dass.; kekeha einige, von keha ein; so wohl
auch gogodha reiben, glätten, vevega rosten, faulen, sisiri rösten,
braten, gigiri Säge u. a. m.
1 50 H. C. VON DER Gabelentz,
c) Zuweilen wird die Endung wiederholt: vahuku gebären, er-
zeugen, von vahu Geburt; hirara sich zanken, sich ärgern, von kira
schelten; tambirubiru hin und her, von lambiru umwenden, zurück-
kehren.
V. Formenlehre.
1. Substantivum.
§ 289. Das Substantivum ist nach Numerus und Casus unver-
änderlich. Es kann nach Umständen mara Mann oder Männer, fei
Fisch oder Fische, vaka Schiff oder Schiffe bedeuten. Soll der Plural
besonders bezeichnet werden, so setzt man ein Wort wie salage zehi
(eigentl. eine Anzahl), sedhe viel, eine Menge, oder suku ein Haufen
oder Schwärm, davor, z. B. salage na mane eine Anzahl Männer, sedhe
na fei oder suku na fei eine Menge Fische.
Es giebt kein grammatisches Genus; das natürliche Geschlecht
wird, wo es nöthig, durch mane männlich, vaivine weiblich be-
zeichnet: dadhe mane Sohn, dadhe vaivine Tochter.
Das Substantivum hat einen Artikel na: na vadhe das Haus,
na iu der Hund, na joto das Feuer. Vor mane und vaivine findet
sich auch koi als Artikel, das sonst Zeichen des Vocativs ist: fe»
vaivine die Weiber oder ihr Weiber!
Als unbestimmter Artikel wird auch das Zahlwort sa, ein, ge-
braucht: sa kou ein Trinkgefäss, sa jagimaha ein Schiff.
2. Adjectivum.
§ 290. Das Adjectiv ist ebenso unveränderlich wie das Sub-
stantiv. Es steht stets nach diesem: mane dika ein böser Mensch.
Wie die Steigerungsgrade ausgedrückt werden, wird in der Synta*
gezeigt werden.
3. Zahlwort
§ 291. Für die Zahlen von 1 bis 10 geben die mir vorle-
genden Blätter grammatischer Bemerkungen eine dreifache Reihe:
DlE MELANE8ISCBCN SPRACHEN: MaHAGA.
151
1
keha
meka
ela
2
rua
ka ni
endo
3
tolu
hi ke
igt va
i
5
vali
lima
mande
lima lima
agaava
ara
6
e ono
ono mo
pogoa
7
8
e viiu
e alu
juapa
vesu
pogoro
kui
9
e hia
trist a, sia
kuava
0
salage
nanguru
atale.
tutugu
Die erste Reihe, bis auf salage polynesischen Ursprungs, sind
die gewöhnlichen Zahlwörter, was aber die zweite und dritte Reihe
bedeuten sollen, ist mir nicht klar; vielleicht werden sie beim Zahlen
gewisser Gegenstände (Cocosnüsse, Fische) verwendet. Nattguru,
zehn, in der zweiten Reihe, erinnert an das neuseel. ngahuru; lima
lima für 5 und ono mo für 6 sind nur Modificationen von lima und
e ono der ersten Reihe, ebenso ist sia 9 mit e hia der ersten Reihe,
Fat6 siva, Rotuma siar zu vergleichen, der Ursprung aller Übrigen
aber ist mir dunkel.
Als höhere Zahlen sind angegeben:
20 rua na salage oder
40 rua tutugu
100 hadhanatu
1000? na toga
10,000? vudhea
100,000? vadhe gila
1,000,000? feferi
10,000,000? oo
Wenn der Verfasser der grammatischen Bemerkungen selbst an
der Richtigkeit der für die höheren Zahlen von 1000 an angegebenen
Ausdrücke zweifelt, so schliesse ich mich diesem Zweifel an, da
sonst das Mahaga mit einem so ausgebildeten Zahlsystem eine Aus-
nahme von allen übrigen bekannten melanesischen Sprachen machen
würde.
Für 1 giebt es ausser keha noch die Wörter sa, si, sike, von
denen sa mehr als unbestimmter Artikel dient, si vorzüglich in Gegen-
sätzen: der eine — der andere bedeutet.
»
»
»
»
»
salage na hadhanatu
salage na toga
salage na vudhea
salage na vadhe gila
salage na feferi.
1 52 H. C. von de» Gabelentz.
Als Ordinalzahleo kommen kidi der erste, varua der zweite vor
Wenn »der Tag nach übermorgen« durch vitolu ausgedrückt wird,
ist dies vielleicht die Ordinalzahl von 3.
4. Pronomen.
§ 292. Das Pronomen personale hat einen dreifachen Numerus
Singularis, Dualis und IM u raus, und in der Mehrzahl der ersten Per-
son doppelte Formen, je nachdem der Angeredete eingeschlossen
oder nicht (inclusivus und exclusivus .
Anm. Id den grammatischen Bemerkungen wird auch noch ein TrialLs und eine
Vierzahl hervorgehoben, doch sind dies nur Pluralformen mit beigesetztem
Zahlwort. Wenn auch die Verbindung desselben mit dem Pronomen einige
Eigentümlichkeiten darbietet, so sind diese doch nicht so wesentlich, um
die Annahme besonderer Formen für die Drei- und Vierzahl zu recht-
fertigen.
Ausserdem haben die Pronomina eine doppelte Form: eine vol-
lere, die selbständig, auch emphatisch noch neben der anderen, und
eine kürzere, die vor dem Verbum gebraucht wird v Verbalpronomen)»
Endlich haben die Pronomina im Singular, auch die dritte Per-
son im Dual und Plural, wenn sie als Object eines Verbum stehen,
noch eine besondere abgekürzte Form, die als Pronominalsuffix be-
trachtet werden kann und daher mit dem Verbum häufig in Einem
Wort geschrieben wird.
Folgendes ist eine Uebersicht aller Formen der persönlichen
Pronomina :
vollere Form. kürzere Form.
1. Person. Suffix
Sing. matt, nau, au ku, giu u
Dual. incl. ro gita karo —
» excl. ro gami ku ru —
ka ft, a ft, —
gia fi, ka da —
» excl. i garni, gami ki ti, i /*, i —
2. Person.
Sing. igai ko, o go
Dual. ro gamu ko ro —
Plur. i gamu, gamu ko (t, o ti —
Plur. incl. i gila, gita l
Die melanesischen Sprachen: Mahaga.
153
Sing.
Dual.
vollere Form. kürzere Form.
3. Person.
— *e, ge, e
ro maria ko ro
\
Suffix
a
ra roira,
ra ro maria
ra, ra dia.
wir vier
sie vier.
Plur. trat, Ura, maria ke na, e na, na
Wenn die Zahl 3 oder 4 im Plural hinzugefügt wird, sagt man:
tolu qua ] . , . ti qita vati • )
l wir drei * \ wn
tolu gami J U gami \e) vati J
tolu gamu ihr drei ti gamu vati ihr vier
tolu maria sie drei ti maria (e) vati\
ti marai vati )
§ 293. Die Possessivpronomina stehen dem Worte, zu
welchem sie gehören nach, bald unverbunden, bald verbunden (als
Suffixe). Sie haben folgende Formen:
3. Pers.
nia, (niana)
dia ro maria,
dia roira, ro-dia
dia, ndia
1. Pers.
gu, ngu, (ngua)
2. Pers.
mu, (mua)
min ro gamu
mm
Sing.
Dual. incl. nda ro gita
» excl. mami ro gami
Plur. incl. da, nda
» excl. mami.
Diese Possessiva werden nicht nur da, wo sie eine natürliche
Zugehörigkeit anzeigen, den Substantiven angehängt, sondern auch,
wo ein zufälliger Besitz in Frage ist. Man sagt also nicht blos
ulungu mein Kopf, nagongu mein Gesicht, hehengu mein Herz, mein
Sinn, indongu meine Mutter, dadhengu mein Sohn, sondern auch ktir-
langu mein Freund, vadhengu mein Haus.
Ausser diesen Beispielen für die 1. Pers. Sing, linden sich noch:
1. Pers« Dual, tama mami ro gami unser beider Vater.
Plur. matada unser Auge, kulada unser Herz, hehenda, hehe
mami unser Sinn, tononda unser Leib, dhehenda unser Tod, indo
mami unsere Mutter, kuli mami unsere Ohren.
2. Pers. Sing, limamu dein Arm, bakomu deine Wange, ahamu
dein Name, indomu deine Mutter, tahimu dein Bruder, pohemu dein
Kleid, kepimu dein Hut.
Dual, hamiu ro gamu euer Name.
Plur. tamamiu euer Vater, hehemiu euer Sinn.
454 H. C. VON der Gajbelentz,
3. Per»* Sing, ulunia sein Kopf, gaugamhuania sein Blut, hehe-
nia sein Sinn, lahinia sein Bruder.
Dual, hadia ro tnaria ihr Name, hehedia roira oder ro hehedia
ihr Sinn, paluhadia roira ihre Sünden (?), ro dadhe dia ihr Sohn,
ro aha dia ihr Name.
Plur. uludia, tdumlia ihre Köpfe, kuladia ihre Herzen, kutudia
lonondia ihre Leiber, dhehendia ihr Tod, vadhedia ihr Haus.
Anm. Die Form niana für die 3. Pers. Sing, finde ich nur nach ha, aha, der
Name, z.B. tolu na aha niana drei sind seine Namen, na aha niana
na manu der Name des Vogels, hat na aha niana welches ist sein Name?
In einigen Fällen ist das angehängte na offenbar der zum folgenden Wort
gehörige Artikel, wie in na haniana vaivine der Name des Weibes, na
haniana mono der Name des Ortes, es ist mir daher zweifelhaft ob nicht
in allen Fällen das na zu trennen und als Artikel oder Finalpartikel
(§ 302. 7) anzusehen ist.
§ 294. Die Possesivsuffixe werden auch bei Wörtern gebraucht,
die als Präpositionen dienen , und zwar nehmen die 1 . und 2. Pers.
Sing, nach den Präpositionen m, für, to, bei, zu, die Formen g^itf
und mua an: ningua für mich, nimua für dich, tangua zu (bei) mir,
tamua zu (bei) dir. So noch: tania zu ihm, tada i <ßta, ta mam,
la miu, ta dia, popomu über dir, popomiu über euch, poponda über
ihnen, legugu, legungu nach mir, nagongu vor mir, malivingu neben
mir. Dieser Gebrauch erklärt sich daraus, dass diese Präpositionen
ursprünglich Substantivbedeutung haben, wie popo das Obere, der
Obertheil, legu das Hintertheil, mativi die Seite. Nur ni und ta sind
wirkliche Partikeln, von denen wenigstens eine andere Bedeutung
nicht nachzuweisen ist.
Wenn von Speisen oder Getränken die Rede ist, wird ga dem
Possessi vsuflix vorgesetzt: ku hanga kau gangua ich dürste, wörtlich
ich wünsche Trunk meine Speise, gamua ia ani dieses (ist) deine
Speise, na gania seine Speise u. s. w.
§ 295. Die persönlichen Pronomina werden zuweilen als PW"
sessiva gebraucht: na vadhe inau mein Haus, na momolu igoi dßW
Wohnort, mono igami unser Ort, na vadhe igami unser Haus.
§ 296. Das unverbundene Possessivum wird durch die Prtpfr
sition ni mit dem Possessivsuffix ausgedrückt: .ningua der »einigt
nimua der deinige, ninia der seinige, oder mit dem unbestimmt
Artikel: sa ningua ein Meiniges, sa nimami ein Unsehges, sa nid*
DlE MELANKSISCHEN SPRACHEN: MaHAGA. 455
ein Ihriges, auch mit dem bestimmten Artikel : na ninia das Seinige.
Auch folgt oft noch ein Substantiv mit oder ohne Artikel nach, und
es gilt dann als gewöhnliches Possessivum: tüngua na fala raei&e
Sache, ningua na vadhe mein Haus, ningw na puipuli meine Scheere,
mmua na hagore deine Rede, mnia na fala seine Sache, ninia na
vehik sein Gebot, nimami na vadhe unsere Häuser, nimiu na kepi
euere Hute, nindia na fala ihre Sachen, ninia mono sein Ort, nindia
hinage ihr Canoe.
§ 297. Demonstrativa sind ari dieser, eri jener, ia ani dieser,
iß neni jener (von ani hier, eni da), denen zur Verstärkung oft noch
die Demonstrativpartikeln ge, ri ge nachgesetzt werden: ia ani ge,
ia neni ge, ia ri ge, eri ge.
Manea, Mensch, Person, wird zuweilen als Pronomen gebraucht
und kann durch dieser, er, derselbe, übersetzt werden: manea ge-
henia dieser allein, er allein, na hava na hagore manea na was spricht
derselbe? manea he hagore vani gila er spricht zu uns, manea ke
fcaw be teo lebt er oder nicht"7
§ 298. Interrogativa sind hai wer? hava was? mha wieviel?
Der Genitiv von hai wird durch nia, plur. ndia gebildet, das
entweder dem Fragpronomen oder dem Wort, von welchem der
Genitiv abhängt, angefügt wird : hainia na fala, wessen ist das Ding?
m kehenia hai wessen Sinn? Oefters werden auch die unverbundenen
Possessiva ninia, nindia gebraucht: ninia hai na fala oder hainia
nma na fata wessen ist das Ding? hai nindia na fala wessen von
ihnen ist das Ding?
Ausserdem wird der Plural von hai durch das hinzugesetzte
Pronomen Pers. im Plural ausgedrückt: hai ke da lanihia wer sind
die, die es wollen? Ia dia ra hai ke mono dadhenia God bei wem
verweilte der Sohn Gottes?
Hava steht bald mit bald ohne Artikel: hava ko poli vani u
was verbirgst du vor mir? hava ko velea was sagst du? hava ke
tohagi na naemu was leidet dein Fuss? kujukunia na dhehenda na
hava was ist die Ursache unseres Todes? ei nia na hava für was,
weswegen? na hava ko eia nia weshalb thust du es? na hava na
fala was für ein Ding? na hava ge rige was ist dies?
§ 299. Indefinita sind: keha irgend ein, kekeha, si na vike
einige, si na — si na der eine — der andere, sike gua ein anderer,
156 H. C. VON der Gabelentz,
fata (Ding) oder keha fata etwas, teo sa kein, sedhe viele, gehe allein,
stets mit dem Possessivsuffix: gehengu ich allein, gehemu du allein,
gekema er allein.
§ 300. Ein Relativum giebt es nicht. Das Reflexivam wird
durch das Pronomen Personale ausgedrückt: ku madhohi u ich strecke
mich, ko madhohi go du streckst dich, ke madhohia er streckt sich.
5. Verbum.
§ 301. Die Personen am Verbum werden durch die vorge-
setzten Pronomina (§ 292) ausgedrückt: die in der dritten Person
auch nicht fehlen dürfen, wenn das Subject dabei steht: ku hagore
ich sage, ho hagore du sagst, ke hagore er sagt, mane he sopo ein
Mann sitzt, na tinoni ke na mono die Menschen wohnen u. s. w.
Das Tempus wird meistens nicht bezeichnet, ku hagore kann
nach Umständen: »ich sage, ich sagte«, oder »ich werde sagen«
bedeuten. Soll aber die Vergangenheit oder Zukunft ausgedrückt
werden, so geschieht es durch beigesetzte Adverbien der Zeit: kwju
vanonia er ist gegangen, ku regia niodha (e hau) ich sah es gestern
(lange zuvor), koro dhehe hi sie sind gestorben, na tinoni he dhehe
i vugoi der Mensch stirbt morgen, kikimua ku regia bald werde ich
ihn sehen, ku mono kilili mua du wirst umherirren.
Der Imperativ wird durch das Verbum allein oder mit ror-
gesetztem Pronomen ausgedrückt: taveti geh, he gieb, hau bring»
nimm, hage geh hinein — ko vano geh, igoi ko tawgo liebe, <h
sollst lieben, ko ti hage geht hinein, ko ti mai kommt.
Zu Bezeichnung des Prohibitivs dienen die Negationen *
*at, sa fa, sa goi: sa laveti hau niu geh nicht weg von mir, sai f*'
galia schüttelt es nicht, sa ta Lanoli a fass es nicht an, sa goi har
göre kilili sprich nicht in den Tag hinein.
Der Infinitiv steht wie ein Substantiv bald mit bald oh^
Artikel: e na boi matagu laveti hau sie fürchten sich nicht *w
zu gehen, mane ke boi andoa na odho der Mensch kann nfc"
schwimmen.
Einen Ausdruck für das Passiv um habe ich nicht gefunden.
Die melaneslschkn Sprachen: Mahaga. 457
6. Adverbium.
§ 302. i) Adverbien des Orts: ani hier, eni da, dort, eeni
hierher, neneni dorthin, atu, vano (eigentl. gehen) hin, mai (eigentl.
kommen) her, iambiru wieder, zurück, tambirubiru hin und her,
KSK umher, kora innen, fco«, ikosi aussen, hinaus, popo oben, hin-
auf, paka, sara unterhalb, dhepa unten, hinab, hadi aufwärts, horu
unten, nieder, westwärts, gadhaga ostwärts, dho&a vorwärts, süd-
wärts, sapa rückwärts, nordwärts, hagedha ausserhalb, vula heraus,
hindurch, sunga innen, garani nahe, hau fern, garigeni nebeneinander,
vdfwhda entlang, längs hin, talogui diesseits, liu, korai jenseits.
2) Adverbien der Zeit: eu jetzt, angai eni jetzt, heute, niodha
gestern, vugoi morgen, valiha übermorgen, vitolu in drei Tagen, saa
a&ga in Zukunft, hau vormals, ehemals, hau nie hau lange Zeit, längst,
Juninia vormals, kikimua bald, alsbald, kidi zuvor, zuerst, gua wieder,
**oeh, mua bald, noch, ke nu gua, ke nu mua bald.
3) Adverbien der Beschaffenheit: hi völlig, govu fertig,
ganz, hutu, puala, pululu sehr, vamua nur.
4) Adverbien der Ursache: nta, enia deswegen, damit.
5} Adverbien der Frage: ive wo? wohin? ivea wo? ivehi
^vohin? angai wann? riiha wann? wie oft? fec, mbe ob? enia (einia)
*<i hava warum? weswegen? be hava warum? havania wie?
6) Adverbien der Bejahung und Verneinung: Ali, tutuni
torwahr, ja, fcot, fcai, bo si nicht, teo nicht, nein, *«, sai nicht
^rohib.)
7) Final partikel ist na, sowohl nach aussagenden als nach
fragenden Sätzen.
7. Präposition.
§ 303. Die meisten Wörter, die als Präpositionen gebraucht
werden, sind eigentlich Adverbien, Nomina oder Verba; Adverbien
nehmen dann zuweilen die„ das Verhältniss sowohl der Bewegung
als der Ruhe ausdrückende Präposition i nach sich: kora t, stmya i,
paka t, sara t, popo t.
Als Präpositionen werden gebraucht:
i in, zu, nach
ni von, vor
158 H. C. VON der Gabelentz,
ta bei, zu
mai (kommen) von, aus
van, vani, vano (gehen) zu
ei (machen) wegen
einia, enia wegen, mit (Instr.)
mana (verlassen, leer) aus
dua mit
tari (verbinden) mit
kori in, auf, an
halt für, zu
nago (Vordertheil) vor
legu (Folgen) nach, hinter
vele (sagen) zu
regi, dorovi, dodoro (sehen), zu
olihi (tauschen, wechseln) anstatt
tugu anstatt
sedhevu, manivi, mativi neben
hadhavu durch
hotagi, hili gani zwischen
talugi ausserhalb
kujukunia (seine Ursache) wegen
vagania, hogonia (ihm gleich) wie.
8. Conjunction.
§ 304. me (ma, mi, mo, mu) und, dass, damit
ba, be, mbe, e oder (in der Frage)
da, nda wenn
gi, ea gi bis
nia, ei nia, enia weil
kujukunia, kudania weil
goi, wo, wu dass nicht, damit nicht.
Die Conjunction me ändert ihren Yocal nach dem ersten Vocal
des darauffolgenden Pronomens oder Artikels; man sagt z.B. me he
toke, me ke mai, aber na dani ma na mboni, ma ka ti mahu, mi ki ti
mahn, mo ko ti mahu, mo ko vahage, mu ku mahu. Zuweilen wird
auch in solchen Fällen das nachfolgende Verbalpronomen ka, ke, ki,
Die melanksisciiE!! Sprachen: Mahaga. 159
ko, kn weggelassen, da es schon durch den Vocal der Conjunction
bezeichnet ist; so sagt man: ma ti uogura und wir fangen iift Netz,
mi ti regi und wir sehen, me na alu und sie gehen, mo ti mal und
ihr kommt, olu horu mo taveti bücke dich und gehe, iso mua mv
regi ra noch ein wenig und ich sehe sie. Auch sagt man mi statt
me i, z. B. i Iudea mi Samaria in Judfta und in Samaria, dhepa mi
popo unten und oben. Wo kein Pronomen oder Artikel folgt, bleibt
me unverändert: alu da i lau me misiu da i taihi wir gehen in die
Bucht und baden im Meere, hagore dheudhehu, me kiakia, me laulahu
sprecht lustig und lacht und spielt.
9. Intetjection.
I
§ 305. Als Interjectionen kommen vor: koi o (vor Vocativen)
e ei, ach, nau siehe, ovi ach, wehe.
VI. Wortfügung.
A. Einfacher Satz.
1. Die Satztheile.
§ 306. Die Substantiva haben den Artikel vor sich, auch
wenn ein Pronomen possessivum nachfolgt: na vadhengu mein Haus,
na limamu deine Hand, na gaugambuania sein Blut. Oefters wird in
solchen Fallen jedoch auch statt des Artikels das persönliche Pro-
nomen vorangestellt: ku tonongu mein Eigenthum, ko tonomu dein
Eigenthum, ki ti mono i gami unsere Wohnung.
Wenn mit dem Substantivum kein bestimmter Gegenstand be-
zeichnet wird, so steht es gewöhnlich ohne Artikel: gai ke nasi ke
toke halt tila festes Holz ist gut zu Keulen, tago jagimaha ke ioke
bali lalago iga Schiffsangeln sind gut um Fische zu fangen, flke gai
Bolz hauen, dhavi kutu den Leib aufschneiden, kou mbea Wasser
trinken, puipui kort biti in der Küche kochen.
§ 307. Der Genitiv steht nach dem Nomen, von welchem er
abhängt, und welches das Possessiv-Suffix annimmt: na vusunia na
gai die Schösslinge des Baumes, eloelonia na hego Blätter der Brod-
160 H. C. VON der Gabelentz,
frucht, na naenia mane eni die Beine dieses Menschen, na lanendia
na vaivine die Stirnen der Weiber, na uludia na tindadho die Köpfe
der Leichen.
Wenn beide Nomina ohne Possessivs uff ix und Artikel neben
einander stehen, so kann man dies als eine Wortzusammensetzung
(§ 288) ansehen: tayo jagimaha Schiffsangel, adho jagimaha Schiffs-
kette, mane jagimaha Schiffsmann, Schiffer u. s. w.
§ 308. Das Adjectiv steht nach seinem Substantiv; hat es
noch ein Adverbium bei sich, so wird dieses nachgesetzt: na vaka
ke hutu puala das sehr grosse Schiff, na gahira ke hohe puala dar
sehr schwere Stein, mane ke heia govu ganz kräftige Männer, na dho
e nasi pupulu die sehr feste Schnur.
§ 309. Der Singularis des Pronomens steht nach Zahlwörtern
und nach sedhe viel, z. B. tolu ke heia ke harn drei kräftige (Männer)
lebten, e rua m vainia ke garania na luainia zwei seiner Beine sind
nahe an seinem Hals, fata ke sedhe ke mono kora i kei viele Sachen sind
in dem Sack, fei ke sedhe ke hage viele Fische gehen hinein. Doch
kann nach sedhe auch der Plural stehen, wie: mara ke sedhe ke na
atu i meleha viele Männer gehen in den Busch, na linoni ke sedhe
ke na legua viele Menschen folgen ihm.
§ 31 0. Der Dual des Pron. 1 . Pers. wird in eigentümlicher
Weise angewendet, um »mit mir« auszudrücken: ro gami hai ku ru
da vano na kori hadhautu i Telaihi wir zwei wer wir zwei geht
(d.h. .wer geht mit mir) den Weg nach T. Oka rnui, lari vanm,
rogila Oka, komm mit mir, wir zwei. Eine ähnliche Redeweise
findet sich in Yunmarama (§ 97).
§ 311. Das persönliche Pronomen steht des Nachdrucks wegen
oft noch in der volleren Form vor dem kürzeren Verbalpronomen:
inau ku hutu, igoi ko iso ich bin gross, du bist klein, igami i ü
matagu wir fürchten uns. gita ka ti hatia wir tragen es. i gamu Jen
ti mono hi tangua ihr bleibt bei mir. iira ke na dhambuhi ra sie
bekämpfen sie
§ 312. Gewisse Verba nehmen zuweilen das Possessivsaffix
statt des Verbalpronomen an und werden also wie Substantiva be-
handelt; dies geschieht besonders bei atu gehen und malagu fürchten.
Man sagt zwar ka ti atu tanolia na bodho wir gehen das Schwein
zu fangen, ko ti atu tania tama min ihr geht zu eurem Vater, ke m
0
t
Die mklanesischen Sprachen: Mahaga. 161
niu i meleha sie gehen in das Innere des Landes, ke na matagu ni
gita sie fürchten sich vor uns, e na bot matagu taveti hau sie fürch-
ten sich nicht weit zu gehen, igami i ti matagu wir fürchten uns
u.s.w. aber auch inau na teo na atu&gu ich gehe nicht, atuda i lau
me mmuda i taihi gehen wir ans Ufer und baden wir im Meere,
ke teo na atunia er geht nicht, na matagu nifigua ich fürchte mich.
regia me sedhe na mara matagu ni ra da (wenn wir) sehen, dass
der Männer viele sind, furchten wir uns vor ihnen. So noch: na
oho ke songalai hi rarainda, hu hi na aho, nereda wenn die Sonne
aufgeht, erwachen wir, wenn die Sonne untergeht, schlafen wir.
mha horui maimu? wie oft kamst du? mhai horui hagorengu? wie
oft sagte ich es? mamamo ningua ich schäme mich, nere ningua kori
madha ich schlafe im Bett, hava ko nia vere nimua? weshalb wun-
derst du dich? hanga tanihia ningua oder ku lanihia ich wünsche.
So wird auch das Fragwort ive, wo, zuweilen als Substantiv
behandelt und mit dem Possessiv verbunden: ive mu ke vahagi? wo
schmerzt es dich?
2. Prädicat, Copula, Negation.
§ 313. Eine Copula fehlt der Sprache, doch werden Subject
und Prädicat gewöhnlich durch das Verbalpronomen mit einander
verbunden, das dann die Stelle der Copula vertritt: inau ku hutu
igoi ko iso ich bin gross, du bist klein, na aho i Mahaga ke vuvugu
fuala die Sonne in Mahaga ist sehr heiss, na uvi ta mami ke kokoru
die Yam bei uns ist kurz. So auch, wenn das Subject nicht aus-
gedrückt ist: na aho ke papara, me ke raraha me ke dani die Sonne
icheint and es ist Licht und es ist Tag, ronovia na kiokido, ke hi-
wtia hört die Glocke, es ist Mittag, pugulia kori joto me ke jono
verbrenn' es im Feuer und es wird schwarz, God ke eia Satan ke
kke mua Gott machte Satan er war noch gut (dass er noch gut war).
§ 314. In ähnlicher Weise können auch Adverbien, beson-
ders die Negationen, im Prädicat stehen: ke nu gua mo taveti es
irt bald du gehst (du gehst bald), gamu ko ti da royovia ke angai
mi wenn ihr es hört (da) es jetzt ist (wenn ihr es jetzt hört), si
m mbo&i ke madhaho, si na mboni ke teo die eine Nacht ist kalt,
lie andere Nacht ist es nicht, ka ti rarai, ke teo wir erwachen, es
Abfca»41. 4. K. S. Gesellte!), d. Wissensch. XVII. 1 1
162 H. C. von der Gabklentz,
ist nicht (der Traum), na fata ke boi hohe die Sache ist nicht schwer,
mane ke boi heta gua der Mann ist nicht mehr kräftig, mala toi nia
ke teo sein linkes Auge war nicht (fehlte), na tinoni ke na boi
na vetula God die Menschen haben nicht die Gebote Gottes.
3. Frage.
§ 315. Die directe Frage nach der Existenz einer Sache unter-
scheidet sich in der Form nicht von der Aussage: God ke boi tae&go
giia kann heissen: Gott liebt uns nicht, aber auch: liebt Gott uns
nicht? toke na hehenia sein Herz ist gut, oder: ist sein Herz gut?
Häufig wird die Frage durch die Partikel na am Ende des
Satzes hervorgehoben: ke angai eni ko ti gidhadha na' versteht ihr es
jetzt? teo mua na vahagi na leidet er nicht mehr?
Anm. In folgendem Satze scheint die Fragpartikel na dreimal wiederholt m
sein : igami na ko ti bo si andoa na na hadhautunia n a kennt fr
nicht seinen Weg?
§ 316. Die Pronomina interrogativa hai wer? hava was? wer-
den wie Substantiva im S#tz behandelt: hai indomu wer ist deine
Mutter? hai ke bilau ningua na fata wer stiehlt meine Sache? k»
ke andoa tokea na wer weiss es recht? ke legua na hehenia k*
wessen Sinn folgt er? ta dia ra hai ke mono bei wem wohnt er?
na hava na vetula God welches ist das Gebot Gottes? hava ko v<k*
was sagst du? e hava ke nia hagore vani ra nia na was sagt er des-
halb zu ihnen? ke hava na ro hehe dia dadhe dia was war der Sim
ihrer zwei Söhne?
§ 317. Die Fragadverbien ive, angai, havania u. s. w. steh*
bald zu Anfang bald zu Ende des Satzes : ive na mono ke icke •*
ko hagorea na wo ist der gute Ort von dem du sprichst?, ive na rf*
niana na momolu igoi wo (welches) ist der Name deines Landes?
angai gia ti dhona i Mahaga wann gehen wir nach Mahaga? fo *
kanju havania na hinage wie zimmert ihr die Schüfe? einia na hß*
ko ti dhambuhi ra dia na tinoni warum bekämpft ihr die Leute * |
einia na hava ko boi tihia nia na pohe eri warum wäschst du diese* I
Kleid nicht? igoi ko engo ive wo wohnst du? na vua ke mono •*
wo lebt das Krokodil? gamu ko ti mono popo i gai ema na h&*
weswegen wohnt ihr auf Bäumen?
Die melanesischen Sprachen: Mahaga. 163
§ 318. Das Fragpronomen mit darauffolgendem da wird statt
des Prohibitivs gebraucht: hat da matagunia (wen fürchtest du?)
fürchte ihn nicht, hat ko da dhambuhia schlagt ihn nicht, hava da
matagunia saporaginia na vaka ari goi ri ge fürchte dich nicht, das
Scbiff zu theeren.
4. Attribut, Apposition.
§ 319. Das Adjectiv steht als Attribut nach seinem Substantiv,
mit dem es in der Regel durch ke verbunden wird: na vaka ke hutu
das grosse Schiff, na fala ke sedhe viele Sachen, mane ke dika böse
Menschen, na mara ke puhi die erwachsenen Männer, gare ke iso
kleine Kinder, na hagore ke toke das gute Wort, gai ke nasi festes
Holz, ke eia na dho ke toke ke pura er macht eine gute weisse Schnur.
Doch wird ke auch zuweilen weggelassen : tnomolu iso (kleines Land)
Insel, mala mandodho das rechte Auge, maia toi das linke Auge,
«ote pojaga ein schmutziges Auge, na mono toke ein guter Aufent-
halt, mane dika ke vuhunia na bage inau böse Menschen schiessen
mit dem Bogen nach mir.
§ 320. Die Apposition steht ebenfalls nach: Bolofagina na
fadadho Bolofagina der Spukgeist, gita na towulu wir die Menge.
fe taengo gita na tinoni er liebt uns Menschen, tamamiu na i popo
euer Vater droben.
5. Subject.
§ 321. Das Subject kann sowohl vor als nach dem Verbum
stehen. Vor demselben steht es z.B. in folgenden Sätzen: na iga
he dhona kori kalaie der Fisch geht in seichtes Wasser, iira ke na
ikambuhi ra sie bekämpfen sie. na uha ke horu der Regen fällt
nieder, ke mono i popo tania God er wohnt oben bei Gott, si na
fori ke royovia na vetula God, manea tahinia ke boi ninia na vetula
der eine Sohn hörte auf das Gebot Gottes, sein Bruder war dem
Gebot ungehorsam, na in ke rage der Hund läuft, mane ke taveti
wtia momolu der Mensch verlässt das Land.
§ 322. Das Subject steht nach dem Verbum: liligi na hinage
*c ke luvu na tinoni das Schiff kentert und die Menschen ertrinken.
kokopili na dhepa, ke kutu na fata kora i vadhe es zittert die Erde,
es fallen die Sachen in dem Hause, ke dhovo na manu der Vogel
11*
464 M. C. VON DER GaBELENTZ,
fliegt, ke horu na uha es föllt der Regen, tutu na kulada unser Herz
klopft, ke vahagi na lua&gu mein Hals schmerzt, fufutunia na ahunia
na joto es braust der Rauch des Feuers (bei einer Dampfmaschine}.
utuhi enia ningua na puipuli na ulunia mane eni dieser Mann ver-
schneidet ihm mit meiner Scliecre die Haare, ke na mai dhambuhi
ra mara i Lokiha ke sedhe viele Männer von Lokiha kommen sie zu
bekämpfen.
§ 323. Ebenso nach dem Prädicat, wo man die Copula hin-
zudenken muss: ke mela na saau roth ist die Pfirsiche, ke boi nasi
na hego nicht hart ist die Brodfrucht, ke munia na ehu süss ist das
Zuckerrohr, pojaga na iaihi trüb ist das Meer, ke teve na legunia,
me ke tioga na nagonia lang ist das Hintertheil und kurz das Vor-
dertheil (des Canoes). toke na unaunania na gai gut ist der Schatten
des Baumes, ke puni na vadhe finster ist das Haus, ke boi munia
mbea ia ani dieses Wasser ist nicht süss.
6. Object.
§ 324. So wie das Subject, so nimmt auch das Object seine
Stellung bald vor, bald nach dem Verbum. Nach demselben siebt
es in folgenden Fällen: toke na gau bali tombi sesehu, bau utuhi g»
das Messer ist gut um Gras zu mähen, um Holz zu schneiden, ko 9$
dhapi steck die Zunge heraus, atu regia na tinoni ke gidadha, me h
dpa na hei mu geh zu einem kundigen Mann (einen k. M. zu sehen)
dass er mir den Zahn herauszieht, ke songia na kaukaunia eimc **
gau er schneidet sich mit dem Messer in die Finger, ke utuhia *
gadho er zerschneidet den Strick, ka ti ato tanolia na bodko w*
wollen gehn das Schwein zu fangen, ke na andoa na ei vadhe f*
verstehen Häuser zu bauen, talu horu ra na garatu igamu legt eoef*
Speere nieder, tanoli nasia na lapa halt die Schussel fest.
§ 325. Das Object steht vor dem Verbum: na ragova i boA*
ku boi mania hoginia das Fett am Schwein liebe ich nicht, iok **
gai ke lalari ke sosokaragi kori laihi drei Pfahle bindet man zusfiflf
men und stellt sie im Meere auf. na tononia ki ti gania na doeto**
ki ti nia e vadhe ihren Stamm (der Sagopalme) essen wir, von ihr*
Blättern bauen wir Häuser, na tononia ke giagila kori londu sein*
Körper legt man in das Grab.
Die mklanesischen Sprachen: Mahaga. 4 65
§ 326. Das indirecte Object kann sowohl nach als vor dem
directen stehen: sa talu bambala na gai kora i sosoro lege das Holz
nicht quer in das Boot, ka ti sosoni hahagea kori hinage na fei wir
legen die Fische in das Schiff.
§ 327. Auch wenn das Object ausgedrückt ist, wird dem Ver-
bum das Pronominalsuffix (a, ra) beigefügt: laria no mbpdho bindet
das Schwein, hatia na fala ia ani dorovia Mahi bring diese Sache zu
Main, koua na mbea ani trinke dieses Wasser, ku regia vanua ke hau
ich sehe Land in der Ferne, talu horu ra na garatu igamu legt eure
Speere nieder.
§ 328. Wenn ein Adverbium dem Verbum folgt oder zwei
Verba verbunden sind, deren letzteres adverbial steht, so haben ent-
weder beide, oder auch nur das letztere das Pronominalsuffix: hatia
fnaia ne gai bring das Holz her. rotea horua na mbea kori nim/ua
hinao giess das Wasser (nieder) in meinen Becher, sa tamboa kililia
na fala greif das Ding nicht unvorsichtig an. dhagia hadia na jaraha
zieht das Netz auf — aber auch dhagi hadia na iga zieht die Fische
auf. ko ti boi ronovi sesamia nia ani ihr hört es deshalb nicht schnell.
tupipuhi hadhatanoa na pava i sosoro nagelt die Breter in dem Boot
zusammen.
§ 329. Wie vorstehende Beispiele zeigen, stehen die den Be-
griff des Verbums naher bestimmenden Adverbien nach demselben:
w tinoni neneni ke taveti sesami der Mensch dort läuft schnell, ke
tWtn toke a na hagore er hört die Rede gut.
§ 330. Adverbien der Zeit stehen in der Regel zu Anfang des
Salzes und 'haben das Verbalpronomen ke bei sich, oder sind mit
dem folgenden durch me verbunden, werden also als selbständige
Sätze betrachtet: ke angai eni ka ti havula pohe heute waschen wir
die Kleider, ke dani ki ti rangi, ke mboni ki ti sah am Tage tanzen
wir in der Nacht springen wir. e rua na mboni ke na nia engo, e
nw na dani ke na nia taveti mai zwei Nächte ruhen sie daher und
zwei Tage gehen sie. boni me todha na lui des Nachts zündet man
Licht an. ke nu gua ku mono hotagi miu bald bin ich unter euch.
Ükimua ke hu na aho bald geht die Sonne unter, boni me nere, me
im me huve na to des Nachts schlafen sie und am Tage decken sie
(das Haus) mit Palm blättern.
166 H. C. VON der Gabelentz,
§ 331. Der Ort, auf welchen sich die Handlung bezieht, sowie
das Instrument, mit welchem sie ausgeführt wird, wird im Mahaga
häutig als das directe Object der Handlung betrachtet: mono igam
ti mono matagu in unserem Wohnort wohnen wir in Furcht. Natim-
biu ke sedhe na vua in Nalimbiu sind die Krokodile häufig, sedhe na
tinoni me koli si na vadhe die Menschen sind zahlreich und schlafen
in verschiedenen Häusern, ke na vano Higota sie gehen nach Higota.
mare ke tau Higola die Männer die in Higota zurückblieben, pugu
i (jania na peko röstet (die Fische) zur Speise in dem Canoe. ke
rihu ra na gohira er bekämpft sie mit Steinen, ka ti regia me tadha-
hia nia na jau wir sehen sie (die Fische) und fangen sie daher in
(mit) dem Netze.
B. Zusammengesetzter Satz.
1. Coordinirte Sätze.
§ 332. Die Verbindung zusammengehöriger Sätze sowie zusam-
mengehöriger Satztheile erfolgt durch die Conjunction me, und: iw
taihi ke sosolagi atu me ke sosolagi tambiru mai, das Meer fluthet weg
und es fluthet wieder her. mane ke kajiga me ke vahagi na hehoM
der Mann hustet und die Brust thut ihm weh. na dho ke tatari kon
gai popo, me vui, me lanolia na dho, me vtti sapa me vui dhona ff*
vui hadi me vui horu das Seil bindet er an den Baum oben und
ergreift das Seil und schwingt hin und her und auf und nieder.
§ 333. Bleibt in den verbundenen Sätzen das Subject dasselbe»
so wird das Verbalpronomen zuweilen nicht wiederholt: na fei b
dho^a kori kalaie me vana, ka ti regia me tadhahia nia na jau die
Fische gehn an das Ufer und fressen, wir sehen sie und fangen 8#
im Netz. Doch sagt man auch : kangu kori hanana ke leve, me b
susungxda me ke papana er kriecht auf einem langen Weg und schwW
und keucht, ke gelia na dhepa me ke joua na uvi er gräbt das La***
und pflanzt Yam. na iu ke rage me ke kutu me ke soaso&gala der
Hund läuft und fällt und springt.
§ 334. Die Wiederholung desselben Wortes mit me verbünde
dient die Intensität oder Wiederholung der Handlung auszudrücken :
kori taihi me agi me agi dhona kori ha im Meere kriecht und kriecM
\ Die melanesisciusn Sprachen: Mahaga. 167
•
(das Krokodil) vorwärts an das Gestade, fei ke sedhe ke hage me
hage me popu na mbau viele Fische kommen und kommen und das
Netz wird voll, sonia na gahira kori mbea me horu me horu i dhepa
wirf den Stein ins Wasser und er sinkt sogleich zu Boden, ke na
tok havi toke na, ke hau me hau, boi talu dhehe sie bleiben in einem
guten Leben, das fortwährt, sie bleiben nicht todt. dani ke hau me
' ke hau mo ti mai tangua die Tage fortwährend (alle Tage) kommt
ihr zu mir. sedhe me sedhe na kuhi sunga i vadhe unzählig viel sind
die Ratten im Hause.
§ 335. Adversativsätze werden unverbunden neben einander
gestellt: e ndika na tuni, toke na mbea ke sasalala die Pfütze ist
schlecht, das fliessende Wasser ist gut. niagura na mbea, boi pojaga
das Wasser ist rein, nicht trübe, koro tanihia si na ro hehe dia, koro
boi ianihia na hehenia God sie wollten nur ihren Sinnf sie wollten
nicht den Sinn Gottes.
§ 336. Disjunctivsätze werden durch be, mbe verbunden,
das jedoch nur in Fragsätzen gebräuchlich zu sein scheint: manea
ke ronovi gami be leo? hört uns der Mensch oder nicht? ke taengoa
^e feo, be hava? liebt er ihn oder nicht, oder was? ka ti legua Jesus'
Christ be hava? folgen wir Jesus Christus oder was? Auch wird mbe
^m Schluss beider Glieder der Doppelfrage wiederholt: ka ti da boi
kgua na, a ti havi mbe, a ti dhehe mbe? wenn wir ihm nicht fol-
gen, leben wir oder sterben wir? ia ani mbe, ia ani mbe hava ko
ta&ihia ni mua? dies oder das, was wählst du für dich?
§ 337. Consecu tivsätze werden durch nia, deswegen, da-
von, darüber, gebildet: kekeha na poli ke na gagadhati gami i Mahaga,
** ti nia boi dhehe einige Schlangen in Mahaga beissen uns, wir ster-
ben nicht davon, ko he u mai na fata ke toke, ku nia longo du giebst
^ir etwas Gutes, ich freue mich darüber, ke boi vavaw, boi nia to-
*°Aa es ist nicht scharf, deshalb schneidet es nicht (oder: man schnei-
det nicht damit), na otootonia na gai ke tatohu, ke nia kutu der Ast des
Raumes bricht, deswegen fällt er.
2. Subordinirte Sätze.
§ 338. Da die Sprache kein Relativum hat, so werden Relativ-
sätze mit Vorsetzung des Verbalpronouiens oder des Artikels dem
Hauptsatz angereiht: vahavia na tinoni ke luvu rette den Menschen,
168 H. C von der Gabelkntz,
welcher untersinkt, ko mboi ronovia na vunagi ke hagore? hörst du
nicht, was der Kapitän sagt? ivehi na pohe ku vahagea? wo ist das
Kleid, das ich anziehe? ku regia hi na momolu igoi ko mono i ich
sehe das Land in welchem du wohnst (eigentl. du wohnst darin).
na vaivine ke na nia rihu das Weib um welches sie kämpften, mane
(ke) taveti hau ke havi, mane ke boi laveli hau ke dhehe die Menschen,
die weggingen, lebten, die Menschen, die nicht weggingen, starben.
na tindadho na mono kort peko der Geist, der in dem Canoe wohnt.
hat na hehenia Kaina hanga legua rieni wer (ist es) dessen Willen
Kain da folgen wollte? na mono ke toke na ko hagorea na der gute
Ort, von welchem du sprichst.
§ 339. Statt der Oratio obliqua bedient man sich gewöhnlich
der Oratio recta, also anstatt zu sagen: er sagte, dass er nicht ging,
wird gesagt :«&e vele, inau na ieo na aiunyu er sagte: ich gehe nicht;
doch kann man auch sagen: matte ein ke vele ke ieo na alunia dieser
Mann sagt, er geht nicht.
§ 340. Sonst wird der Objectivsatz entweder dadurch ge-
bildet, dass das abhängige Verbum mit oder ohne Artikel als Infinitiv
*(§ 301) erscheint, oder er wird als selbständiger Satz dem Haupt-
satz mit me angefügt, z. B. ki ti regia na vanania na bodho na tu
wir sehen, dass es Schweine und Hunde frisst. ianihia ninia na ata
i Mahaga be hava mane eni? wünscht dieser Mann nach Mahaga zu
gehen oder was? God ke tanihi gita nia na dhehe? will Gott, dass
wir deshalb sterben? e na boi malagu laveli hau sie fürchten sich
nicht, weit zu gehen, ki ti matagunia laveli garania wir fürchten nahe
. hinzugehen, regia me sedhe na mara sie sehen dass es viele Manner
sind, ku tanihi mu ku legu ich wünsche, dass ich folge (ich wünsche
zu folgen).
§ 341. Die Absicht oder Wirkung einer Handlung wird durch
eine der Präpositionen bali, enia, i ausgedrückt, zu welcher der ab-
hängige Satz als Nomen gehört, z.B. toke na fala bali vasalu nia na
rioriso gut ist die Sache um die Schrift damit abzuwischen, alia mal
na sapa bali sopo ia re ge leg dieses Biet zum Sitzen her. ninge
bali susuki nia na vana eine Gabel um die Speisen anzuspiescn. na
fala bali ongo na madha die Matte ist das Ding zum Liegen, na pojo
bali siusiu der Schwamm um zu waschen, ke na atu vasopo ra kort
Utile hagedha i na vadhe enia na injuinju ulu sie gehen sie nieder-
Dl£ MELANBS1SCHKN SPRACHEN! MäHAGA. 169
zulegen auf die Steine im Hause um die Köpfe zu zahlen, pugu i
f/ma na peko röstet (die Fische) um sie im Canoe zu essen.
Auch wird in derselben Bedeutung das abhängige Verbum ohne
Verbindung dem Hauptsatz angefügt: taveti mo ko vano talania geht
und geht es zurückzubringen, ku taveti tatago ich gehe zu fischen.
heu mai ku kou gieb mir, dass ich trinke, ke na mai dhambuhi ra
sie kommen um sie zu bekämpfen, ki ti regi ra me atu dhambuhi ra
wir sehen sie und gehen sie zu bekämpfen, ke vetula mai a dadhenia
i tada, ka ü nia havi er schickte seinen Sohn her zu uns, damit
wir leben.
Zuweilen ist auch ein durch me dem vorhergehenden Satz ver-
bundener Satz in diesem Sinne aufzufassen: ko ao dhapi, mu ku
regia steck die Zunge heraus, dass ich sie sehe, ku rotia na mbea
me ke mana na kou ich giesse das Wasser aus, damit das Geföss
leer wird, hadhavua na joto sara i peko me ahua enia na tindadho
na mono kori peko, me ke toke na lingomo zünde das Feuer unter
dem Canoe an und räuchere für den Geist, der in dem Canoe wohnt,
damit der Götze günstig wird, rage leulegua na tinoni ke vano, me ke
mai tada lauf dem Menschen nach, der geht, damit er zu uns kommt.
God ke eia, me ke toke na hehenia Gott machte, dass sein (des Men-
schen) Herz gut sei.
§ 342. Causalsätze werden durch enia, einia, weil, gebildet:
emia ka ti hau nia God, ka ti nia dhehe weil wir fern sind von Gott,
deshalb sterben wir. maumavu na dhepa einia ke aho a, einia ke teo
na uha der Erdboden ist staubig weil die Sonne ihn (bescheint) weil
es an Regen fehlt, mane ke kulu horu i dhepa enia na gai ke tatohu
der Mann fiel nieder auf die Erde, weil der Baum brach.
§ 343. Comparativsätze, welche eine Gleichheit der ver-
sehenen Dinge ausdrücken, werden durch hogonia oder vagania,
gleichwie, gebildet: ku mboa hogonia ia ani soll ich es stellen wie
fieses? ke vureaja hogonia na sesehu es ist niedrig, wie die Wiese.
«• gai ki ti mono i gami na, hogonia na manu ke toga kori gai der
toran auf welchem wir wohnen gleichwie der Vogel auf dem Baum
*ohiit. vagania na gari ke taengo na indonia wie das Kind seine Mutter
febt. vagania na iu ke taveti tambirubiru wie der Hund umhergeht.
Um den Unterschied zweier verglichenen Gegenstände auszu-
blicken, werden sie mit entgegengesetzten Prädicaten neben einander
170 H. C. VON DER Gabelkntz,
gestellt: inau ku hutu, igoi ko iso ich bin gross, du bist klein, d.h.
ich bin grösser als du. ke ieve na legunia, me ke hoga na nagmm
sein (des Schifies) Hintertheil ist länger als sein Vordertheil.
§ 344. Hypothetische und Conditionalsätze gehen ge-
wöhnlich dem Hauptsatz ohne Partikel voraus, und werden mit dem-
selben zuweilen durch me verbunden oder es folgt in demselben *tf,
deshalb, daher: teo na reareo ku dhehe wenn ich kein Schild gehabt
hätte, wäre ich gestorben, ke boi va#a, na tononia ke laie wenn er
nicht isst, wird sein Leib schwach, ko boi hagore vaniu (oder Im
nimm na hagore) ku boi eia na fata wenn du es mir nicht sagst,
thue ich es nicht, ke uha me ke aho, ka ti regia na pipiutu wenn
es regnet und die Sonne scheint, so sehen wir den Regenbogen.
ke boi horu mai ka ti nia dhehe wenn er nicht herabgekommen wäre,
so würden wir sterben, ko legua na ko nia havi wenn du ihm folgst;
wirst du leben, ki ti dhambuhia kori pogorunia, tatohu na tila wefti
wir es (das Krokodil) auf den Rucken schlagen, so zerbricht die
Keule, mane ke boi andoa na odho me ke tororo wenn ein Mensch
nicht zu schwimmen versteht, so ertrinkt er. e dika na guri, k§ ü
ge&gea na vaka me ke toke der Wind ist ungünstig, wenn wir dtf
Schiff umlegen, so ist es gut. dika me raraihi, me toke me taha wem
es schlecht ist, so schneiden wir ab, wenn es gut ist, so lassen wir es.
Doch wird auch die Conjunction da, wenn, gebraucht, (fe
jedoch nicht am Anfang, sondern in der Mitte des Satzes ihren Ptab
hat, während gewöhnlich na am Ende beigefugt wird: ko da i*
nimm na, hatia ningua wenn du das deinige nicht hast, so nfl*
das meinige. sa nimua ko da na, giu he go wenn du keins hast, *
gebe ich dir. inau ku da kidi atu na, ko legu i alu wenn ich ¥0fr
ausgehe, so folge nach, ko da bo si nimua na, ko nia dhehe wett
du ihn nicht hast, so stirbst du.
Oefters steht da sowohl im Vorder- als auch im Nachsat«: #
ti da ha&ga havi na, ko ti da mai tangtm na wenn ihr leben wettt
so kommt zu mir. gamu ko ti da ro&ovia ke a&gai eni, ko ti da **
boi dhehe na wenn ihr ihn heute hört, so werdet ihr nicht sterbe*
ko ti da tamhia na olihia nia na hehemiu, ko ti da eia na km**
wenn ihr eueren Sinn ändern wollt, was thut ihr da? .
§ 345. Dass Temporalsätze durch das blosse Adverbium der *
Zeit ausgedruckt werden, wurde oben (§ 330) bemerkt. Der Zeil*
Die uelanesischen Sprachen: Mahaga. 471
punkt, bis zu welchem etwas geschieht, wird durch gi, ea gi be-
zeichnet: ku mono tania gi e dhehe ich bleibe bei ihm, bis er stirbt.
dhanuvia ea gi e peso schöpfe es aus, bis es leer ist. ke kou na
mkea ke toke, gi ke toke na er trinkt gutes Wasser, bis er gesund ist.
Um zu sagen, dass eine Handlung erfolgt, nachdem eine andere
vorüber ist,* gebraucht man govu, eigen tl. völlig, beendigt, vorbei,
das durch »nachdem« übersetzt werden kann: govu na vaw, ki ti
anguiu govu nachdem wir gegessen haben, arbeiten wir völlig, govü
u riusiu, kiokido mi ki ti va&a nachdem wir uns gewaschen haben,
läutet es und wir essen, govu na kou ma na va&a, m& nere kort popo
i gai nachdem wir getrunken und gegessen haben, schlafen wir oben
im Baume, govu na tatari fakanea na legu ma na nago nachdem es
verbunden ist, besehen wir es von hinten und von vorn, govu na
fugu iga me hulunia na peko nachdem die Fische geröstet sind, trägt
man das Canoe fort.
§ 346.
. VII. Sprachproben.
Na nha ke horu me pojaga na taihi, na vua ke
The rain it comes down and muddy the sea, the aüigator he
laveti, na pojaga ke mono kora i ma tania, enia na mata nia ke toke
Joes, the mud it is in eye his, with the eye his it good
te nere, mata pojagania ke nia rere; me sola me aho, mata
k deeps, eye muddy his he withit sees; and calm and sun, eye
pojagania ke nere, mata ke toke ke nia rere tambiru mai. Nalim-
*uddy hit it slecps, eye it good he with it sees again.
fc ke sedbe na vua.
&ey many the aüigator s.
Na hava na vua? hogonia na hava?
Wiat is the aüigator? like what?
Na bodho si na rere nia, na iu si na rerenia, na iga si na
A pig different to look at, a dog a fish
rerenia, na kau ke kundo, na vua ke teve.
the cow it short, the alligator it long.
Ka vua ke mono he?
TOe alligator ig tiwts wkere?
Kori taibi, me agi me agi dbona kori ba me nrinrirab
in sea and cmclt and cmclt np to ihe bemth and basks
kori aho me nere. govu na mimiraho me agi sapa i lau
in sun and deeps. ended tkc baskmg and crawlt back bemth b
me taveti tambini vano kori maba. E vali na mafa
low high tide and goes back away in depih. Four ike em\
nia, e rua na bile ihunta, e rua na kulinia, vati na vai nia, e n
his, two ihe nosirils his two ike ears Au, four ike leg* his, tat
na vainia ke garania na loai nia ke kondo, e rua na garania i
the legs his they near ihe neck kis they shori. Uro tke near Ü
keai nia ke teve, iuigunia ke teve, pogorunia ke leolego, hogonia i
tau his they long, tau his ii long, back kis il rongh, like i
gahira, ki ti dhambuhia kori pogorunia tatohu na lila.
stone, we sinke it on back kis breaks Ike dub.
Na vua ke vana na tinooL gami boi regia, mara ke ho
The alligaior he eals ihe man* we not saw il, men they fr
ke na regia ihau na. Ki ti regia na vana nia ka bodho na i
they saw it long ago. We see the ealing his the pig the &
Na vua ke vahubu sedbe na kindoru nia, kikimua
The alligaior it brings forth many the eggs its, by and l
ke poha, dadhenia na vua ge au ikosi. Livonia ke bis
they break, young its the alligator they come out. Mouth its it lwrt
na vua ke polo ke garania na hadhautu. ea me mooc
the alligator it hides it near the paih open-mouthed and renunv
halu atu na bodho na tinoni, me gania.
goes along the pig the man, and eats it.
2.
Dani vovugoi liate na valau ma na mahavu, taveti me pos
Day dawn take adze large hatchet, cu
govu na posu me boru na gai nie utuhia me gingiloa, me p
down cut it divide in two, plac
halarua me kajua me boni me hadi meleha i
side by side the two parts adze it
Die melanbsischkn Sprachen: Mahaga. 173
nere kori vako; ma dani ine rarai nie horu ine atu kori ielegai
tree-house; awake bush
oie kakaju, me mamadhu, me hodha, me hadi meleha, me vasaho
lighi carry sun it
m mumunja me dhedhe he me kakaju, me talu puhipuhi nia
dry smooth place the pieces of wood
tagia na momaku, batia na aruaru me aruaru na
mde the canoe, pull tight sinnet bring gimlet bore
pava me momakua; govu na momaku enia me haugea na
flank fasten with sinnet; look for
niuki, me kajua na muki me aha na muki me mukia na
«tri used as glue scrape rvb caulk
Image, me gano na muki taveti me hodha na papangala
hard large tree stripped of
legu ma na nago. govu na papanala me hodha me hadi,
hmnches stem and the stern.
vataho i meleha, vavaho me dhedhehe me kakaju, me pugulia kori
joto me ke jono, govu na kajua enia me vagadha
black, place the two pieces upon
me aruaru me momaku me kajua na muki, me aha, me
w another, ruh
uukia legu ma na nago; govu na muki enia legu ma na nago, me
fltahia na luhu, govu na utuutu me vavaho i meleha, me kakaju me
fttf thwarts
salu, vahagea na luhu me taria, govu na tatari fakanea na legu
toooth, put it in tie look along
*k na nago, me dika me raraihi, me toke me talua, jaria na
bad cut have it as it w, dear
wnaaa me vaulalakoa na peko, haidua na mane me hulu,
P<»tt lift up an cross pieces gather carry
Italu me vula i tihi, hodha na valuha, na lila, na reoreo, me horu
paddleg clubs shields, down
1 taihi, baihage kori peko iutugu na mane, me raurau
get on twenty ptdl out from holes
ttvadhehe iga, govu na raurau me dhona kori ha me keukemu na
m
174
H. C. VON DER GABELENTZ,
iga, pugu me vana, pugu i gania na peko, govu na pugu
roast as food for the canoe,
me hulunia na peko, me talo kori kialo, me hadi i meleha.
put boal house, go up to the vü-
lage (or the inhabited place).
XIV.
DIE SPRACHE DER INSEL EDDYSTONE.
§ 347. Von dieser ebenfalls zu den Saloraonsinseln gehöriges
kleinen Insel hat Cheyne ein dürftiges Vocabular gegeben, das ich.
hier wiedergebe, da doch die Verwandtschaft der Sprache mit den
anderen Sprachen dieser Inselgruppe, namentlich mit dem Anudha
(A.) und Mahaga (M.) daraus einigermassen zu ersehen ist:
arra mich
agu du, (A.) (M.) igoi
a ja
avee wo, (A.) (M.) ive
aevea was willst du?
avakgonuh was meinst du?
akenalu schnell
bangara ein Häuptling
boorra ein Schwein, (A.) mbolo
bongee des Nachts, (M.) borii
belu Leim (llime)
bokala ein Bogen, (M.). bage
(A.) mbage
batta jungana schön
beia Brodfrucht, Sesake mbatau
domma sehen, schauen .
dolu Truhe, Kasten
dynggo ich mag nicht
ewerree Salzwasser
endah Cocosnuss
eteckee- klein, (A.) kikia
eko stehlen
eku Feuer
elewa ein Buch
embru Betelnuss
ekarenah schlecht, bös
gowmanga Sandelholz
gallegan essen, (M.) <f**>
Sesake ganigani
gawaso Sonne, Mara M*-^*1
saso
gonggona sprechen
gasu lang
horee ans Ufer gehn
kumbru ein Knabe
kapurree nein
kapu Schildkrot
kaveea mehr
kokeraku Haushuhn, (
kiroko
Die melanesischen Sprachen: Eddystone.
175
k&elee keelee ein Tomahawk,
(M.) tüa
kakeva Perlen
kam Holz, (A.) (M.) goi, Po-
lynes. akau
ke&Jco Blei
ktsnru schwarz
kaJla roth
kebti ein musikalisches In-
strument
teenda die Sterne
telee eine Perlenmuschel
lulum Vater
leenda ein Messer
loee lass gehn
iotpato gross
miyo kommen, (ML) mai
vmaan ein Mann, (M.) mara
nwjgota ein Weib
mola ein Canoe, (M.) tola,
(A.) tiofa, Ulaua iola
mulee zurückkehren, Polynes.
muli
toofee krank, Sesake,Vunmar.
male (todt)
nenjah tödtcn
ftanggolanna Schwester
fteeo eine Axt
maty Riff, Untiefe
otyarti ein Mädchen
nenggaree ich verstehe
toeninggo selten, rar
nenonso Speise, Nahrung
öpttree ein Speer
opro Regen, (M.) uha
^ana baden
puUi schlafen
pukah biche de mer
peeah frisches Wasser, (M.)
mbea
panaky süsse Kartoffeln
penjee Zuckerrohr
pabee wohin gehst du?
peen hier
pora da, dort
py Menge
popu der Mond
poko Zitz, Zeug
pyu eine Flasche
paka eine Flinte
pesu Schiesspulver
palu ein Stein, Polynes. fatu
pebu niederlegen
peeala Tabak rauchen
papaka kurz
roo gehen, Mara Ma-Siki ra
roondoma dunkel
raanee heute, (M.) dani (Tag)
rory Koralle
sava was? (M.) hava
sawaru weshalb?
seeou welcher Name?
teku teku nehmen, (M.) ta#o
tumbelow ich weiss nicht
tonggo sitz nieder
toru steh auf, (A.) tugoru
lamassee gross
tamakee machen
teesa er
langalu Tageslicht
tawetee Mutter
tamana Bruder, Polynes. tuaa-
na> tunane
teenana wer ist das?
476
H. C. VON DER GäBELENTZ,
iava Kohr, Schill'
tepee ein Segel
teeteerona ein Spiegel
torupy ein Hut
tula Rauch
tarra der Wind
tungee fahr fort
umbeia alle
umbana ein Pfeil
tigasti Land
rattw geben
terra bald
reve Seil, Stiick
rann ein Haus, (A.) vale,
(M.) vadhe
wakka ein Schiff, (M.) (A.)
vaka, Bauro, Ulaua haka
wogo morgen, (M.) vugoi
welu eine Angel
waggee waggee Bezahlung
wountee Bananen, (M.) vudJri
wotu geh hinauf
yampo todt
zemeere weiss
kamee 1
kam 2, (M.) rua
kuay 3
tnantee 4, (M.) mande
leema 5, (M.) /troa
tvouama 6
treete 7, (M.) e wlu
kalu 8, (M.) e a/u
seang 9, (M.) e Ata — sia
manosa 10.
Die iielaxesischrn Spkachen: New-Caledonia. 177
XV.
NACHTRAG.
0
NOCH EINE NEU-CALEDONISCHE SPRACHE.
§ 348. Nachdem vorstehende Abhandlung bereits von mir der
Gesellschaft der Wissenschaften überreicht worden, kommt mir erst die
Schrift von Vieillard und Deplanche (Essais sur la NouveUe-Caledonie.
Extrait de la Revue maritime $f coloniale. Paris 1863) zu Gesicht, in
welcher sich S. 145 — 150 ein Abschnitt : de la langue Neo-Caledonienne
befindet. Es ist nicht klar gesagt, welcher Gegend Neu-Caledoniens
die dort behandelte Sprache angehört, doch vermuthe ich, dass es
die Sprache von Balade ist; jedenfalls ist es dieselbe Sprache, von
welcher ein Vocabular auch unter der allgemeinen Bezeichnung »New
Caledonia« in dem im J. 1867 bei Gelegenheit der intercolonialen
Ausstellung zu Melbourne erschienenen Vocabulary of diakcls spohen
by aboriginal natives of Australia mitgetheilt wird. Aus diesen beiden
Quellen gebe ich nachstehend eine Sammlung der gebräuchlichsten
Wörter und einen Abriss der Grammatik.
§ 349.
Wörtersammlung.
1. Substantivs.
Mensch endu Ehemann aron
alter Mann endu ulait Wittwer onmatiabuan
junger Mann gao endu Sohn naen
Jüngling alo ulait Schwiegersohn alo moban
Kind, Knabe alo Bruder cian9 ciaen, aban
kleines Kind iabuet Oheim tiaman
Grossvater Cembon Neffe naen
Vater tiaman Vetter bengan
Schwiegervater mon Weib, Frau laamua
AMnmmIJ. d. K. S. GocIUrh d. Wissensch. XVII. 12
178
H. C VON ÜEB Gabelentz,
altes Weib laamua ulail
Mädchen, Jungfrau poe taamua
Grossmutter t'embon taamua
Mutter nian
Ehefrau tabuan
Wittvve on mat aron
Tochter naen kara taamua
Schwester aban, paman
Tante nian
' Nichte naen
Familie anaen
Freund aban
Wirth, Gast abolon
Vorfahr pun
Kasse mebu
Stamm tea
Feind wadagan
Mannsperson at
Gott dianua
Körper diel
Geist dianu
Leichnam diu
Kopf baan
Stirn buadagan
Hinterhaupt pucanbuan
Schläfe deban
Gesicht araman
Backen suabuan
Thräne ueleban
Nase muanden
Nasenloch pua muanden
Geruch uacelembot
Mund puanuan
Lippe dionuan
Zahn penuan
Zunge kumen
Ohr dialen
Gehör uatunla
Haar polen
Bart ponuan
Hals noti
Kehle duanon
Rücken uangen
Brust dieran
Rippen duapondian
Schulter buaban
Oberarm pua en
Unterarm boraen
Faust noien
Hand ien
Fläche der Hand araen
Rucken der Hand ondaen
Finger duaen
Daumen taamua (Weib)
Nagel piaen
Bein, Fuss kau
Schenkel pan
Fusssohle arathan
Haut in
Fleisch pegan
Muskel uat
Knochen dun dua
Blut ura
Herz pua ahtan
Leber kien
Eingeweide aonan
Schnitt temboa
Stoss tegela
Fall tamboe, tialu
Geschwulst eunbu
Himmel dan, mangao
Wolke naen uru
Regen ora
Ueberschwemmung ifabal
DlE MELANES1SCHEN SPRACHEN: NeW-GaLEDONIA.
179
Luft, Wind uru
Starin uruan
Windstille andap
Blitz teana
Donner nidiu
Fe*uer nap
Rauch pum
Asche dap
Hitze nu
Kälte cam
Sonne art
Mond mualok
Stern pin
Licht taik
Dunkelheit bor an
T**g buen, tan
N^cht buan
Morgen manak
^^chmittag mone gauat
k°*inenuntergang tanam art
Ak*«nd ta carap
k**de puemada
*^*id puetnua
G^kiet tea
B«^rg dur
^tigel puiap
E*>ene, Thal dal
Schlucht diet
Bauni iek
Busch diet
Strauch iek puiniu
Pflanze tek, tva
St^nm diet, dieran
Z.\veig jen
Blatt daot, daoick
Blume mut, muaick
Frucht pua, pua la ick
Saamen weron, kalaion
Wurzel kan, wat
Kinde in
Harz ot
Saft we
Gras ut
Rohr angu
Gemüse wa
Wasser, Bach we
Meer danlat
Fluss diaot
Fluth wap
Ebbe kumat
trockner Bach mara we
Wasserloch diem, pua
Quelle ta at we nali
Brunnen drem
Sumpf dilti, tu weli
Fisch no
Seefisch no ladanlat
Flussfisch no la we nam
Insect mali
Fliege abut
Biene mambo
Reptilien laimi la bela
Schlange puri
Eidechse buela
Thier, Hund koan
Haar pot, polen
Sehnen ual, uareen, uarckan
Vogel mali
Krähe diuak
Ente uban, nia
Adler aole
Geier, Habicht dan
Papagey puirip
Taube cuibuik, buaralap
12*
180
H. C. VON DER GaBELENTZ,
Feder polen
Flügel aban
Schwanz podan
Klaue liaen
Flossfeder ten, kan, lindan
Nest muala mali
Ei ongan
junger Vogel mali alo
Heerde kombat puniat
Waffen padi
Pfeil diget do
Axt gi
Bogen diget
Keule bual
Netz puial.
2. Adjectiva.
viel oko, anaeia
sehr viel anaeia kombat
wenig motn
ein paar dilot
alle toben
kein aria
mehr oko
gross idaiaL at ai
klein puinimda, pua pwar
lang, fern, hoch pwalil
sehr lang jnvaptvalit
kurz, niedrig um6ol
nahe tarin
steil ban
alt fi/atl
grau tfi#irfo
jung alo
fett twrnuale
mager bin
schön juvainangal
hässlich mwanman
stark, rasch /io/a
schwach feot;
gut, gütig, gesund on
schlecht, bös mwan
tapfer lugi
feig aramua
grausam apeiere
zahm twainan
wild twiaainan
weitsichtig tointil fe6ait.
kurzsichtig mwan leban
blind 6m
wohlriechend bon on
stinkend bo muan
wohlschmeckend nam
bitter, sauer kai
salzig on
süss rmm nam ao
zart /cor
zäh ft'a/a
taub ceman
schweigend un
hart hat pualn
weich fco/ (?)
glatt kela
scharf hviat
stumpf arujira iat
Ihütig siap
träge, faul 6aro
schnell varalil
laugsam vodi
DlE MELANESISCHEN SPBACHEN: NeW-CaLEDONIA.
181
verletzt ae
verwundet twanlan
krank paliit
kopfschmerzend mondien
verkrüppelt muan a kan
hungrig auam
durstig malu
voll unu
leer ari anlat
wach mt, suaien
schlafend andtden
müde koe
schläfrig belot e andulen
wann nu
kalt cam
glücklich tuma
elend tu mandan.
3. Verba.
antworten pa olat
fragen penda
aufwecken pa not
sein mo
schlagen bet
blasen ta um
kochen tak, puet
brechen parat
bringen penda, pendu
gebären puan
geboren werden lamboe
bauen boe
brennen tili
begraben tialem
rufen tondi
fangen lendiop
hinaufsteigen pera
kommen ta, tu, pe
weinen to, go
schneiden it, pua
heilen tun mera on mua
tanzen pilu
faulen top
sterben mal
graben iur
untertauchen nam
machen ina
ziehen tarba, at
träumen nep
trinken undu
essen uin
fallen tambae üalu
kämpfen uarap
fischen cak aba
Messen muin
(liegen put
besuchen mo can
sammeln imbin
gehen tu, ta, tatda, pinla
geben take
schärfen huin
hassen inyen
hören tanla
halten langem
jagen lap
verletzen, schlagen ae
stossen legela, tibuar
tödten gi mera mal
küssen boima
binden, knüpfen aarin
182
H. C. VON DER GaBELENTZ,
wissen niela
lachen ap
verlassen vendia
aufheben ambaen
leben maoiep
verlieren niba
sich verirren niba dan
lieben naadu
heirathen iam
bekriegen uaiap
melken pour neten
nähren, pflegen kongir
im Netz fangen cak
Netz machen tili puiat
einholen teptU
zähmen cea pat
durchbohren kuli
spielen hero, tuma, penan
ausgiessen ulin
streiten peiere
auslöschen pa bo
zählen cou
aufstehen vur
laufen caremwa
kratzen euet
schreien urant, bua li
sehen kia
nähen tigin, tigit
schlafen andulen
sitzen lamba
singen nao
schütteln tiangalen
riechen celembol
sprechen va
stehen luv
weggehen dendan
stechen iea
stehlen Hang
berauben, plündern un non
schwimmen tao
nehmen pa
reden va parin
denken namet
drohen anange
werfen maen
berühren fenyem
waschen puaga
wünschen alin ononom.
fliehen tor/, pe
§ 350. Hinsichtlich der Lautlehre wird bemerkt, dass die
Sprache wenig wohlklingend ist. Sie besitzt fast alle Laute des
französischen Alphabets, mit Ausnahme des x und t/, dafür hat sie
die Laute tsch und ng und in den Mundarten des Südens die spani-
schen Laute n und j. Verschiedene Accentuirung giebt den Wör-
tern verschiedene Bedeutung; die Schwierigkeit der Aussprache be-
ruht hauptsächlich im Verschlucken der Laute und in den näselnden
Lauten, sowie in den vorherrschenden Aspirationen.
§ 351. Ein Artikel existirt nicht in allen Dialekten, in einigen,
z. B. in Tiwako und Tuo, wird er durch die Partikel a ausgedrückt
Dasselbe gilt vom Plural, der in Balade durch ma bezeichnet
wird : la indin ein Mensch, indin ma die Menschen.
Die mei anesischen Sprachen : New-Caledonia.
183
Das Substantiv hat weder Genus noch Numerus, ebensowenig
ls Adjectiv.
§ 352. Die Zahlwörter sind verschieden, jenachdem von Per-
sern oder Sachen die Rede ist:
Personen.
Sachen.
1.
kalait
pualait, walait*)
2.
kam
puaru, waru*)
3.
kartien
puartien
4.
karlbat
puartbat
5.
kanem
puanem (nanem)
6.
kanemdi
puanemdi
7.
kanemdu
puanemdu
8.
kanemdiet
pmnemdiet
9.
kanembat
puanembat
10.
karurdi
•
puaremli
11.
karunli buar kalair u.
s. w. u. s. w.
12.
karunli buar kam
20.
kalait at (ein
Mensch)
21.
kalait al buar kalair
30.
kalait at karunli
40.
karu at (zwei
Menschen)
50.
karu at buar i
karunli
60.
kartien al (drei
Menschen)
80.
kartbal al (vier
Menschen)
100.
kanem al (fünf Menschen) .
§ 353.
Die persönlich
ien Pronomina haben einen
dreifachen
Numerus , Singularis , Dualis
und Pluralis, und zum Theil
verschie-
dene Former
i, jenachdem sie absolut, \
als Subject oder
als Object
stehen, auch
i wird im Dual
und Plural
1 . Pers. zwischen
inclusivus
wd exclusivus unterschieden
■ •
al
bsolut.
Subject. Object.
1. Pers.
Sing.
nao
na
na
»
Dual. incl.
di
di
di
»
» excl.
aba
aba
aba
»
Plur. incl.
dia
dia
dia
»
» excl.
abe
abe
abe
Für walait, waru hat das Vocabular nalait, natu.
184 H. 0. von der Gadelkntz,
al
bsolut.
Si
ubjecl.
Object.
to
io
io
Ol
Ol
ot
at
at
at
iet
ta
et
le
le
le
la
la
la
2. Pers. Sing.
» Dual.
» Plur.
3. Pers. Sing.
» Dual.
» Plur.
z. B. wer isst? ich, ta wiu wariF nao. Ich schlafe na andulen, er
schilt mich ta pabena. Du stiehlst io hang, er schlägt dich ta pabe
'io. Er trinkt ta undu, ich sehe ihn naloli et.
§ 354. Die Passessi va sind: na linao, naen mein, na lindi
(lidt) unser zwei (incl.) na liba unser zwei (excl.), na lindia unser
(incl.) na übe unser (excl.), na lio dein, nn Hat*) euer zwei, na
Hot *) euer, na liet sein, na lile ihr beider, na lila ihr.
Auch sagt man na endi, na aba unser beider, na endia, na abe
unser, na et euer beider, na at euer, na eti ihr beider, na ela ihr.
Gewisse Substantiva nehmen die Possessiva in der Form von
Suffixen an, z. B. tiama Vater:
tiaman mein Vater
dam am dein Vater
iiamän sein Vater
tiaman di unser beider Vater (incl.)
tiaman he unser beider Vater (excl.)
tiaman dia unser Vater (incl.)
tiaman ba unser Vater »(excl.)
tiaman ot euer beider Vater
tiaman at euer Vater
tiaman le ihr beider Vater
tiaman la ihr Vater.
Als Fragpronomina giebt das Vocabular: ti, enari? ki, ka
wer? fta, ki wessen? wem? welcher? Dafür findet sich bei Vieillard
ri wessen, ra welcher Art, die dem Substantiv suffigirt werden z.B.
mua Haus, muari wessen Haus (ist es)? muara was für ein Haus?
mali Vogel, mari (st. maliri) wessen Vogel? mara (st. malira) was
für ein Vogel?
*) Liat und Hot scheinen hier verwechseil zu sein.
Die melasesischen Sprachen: New-Caledonia. 185
§ 355. Die Verba sind fast immer unveränderlich, die Con-
jugation erfolgt mit Hülfe der persönlichen Fürwörter. Die einfache
Verbalform gilt als Präsens, daraus werden durch hinzugefügte Par-
tikeln Präteritum,' Futurum und Conditionalis gebildet. Als Beispiel
dient das Wort alin, wünschen.
Präsens:
na alin ich wünsche
io alin du wünschest
ta alin er wünscht
di alin
1 \ •
. } wii
in J
_ ... wir zwei wünschen
aha ahn
u. s. w.
Das' Präteritum wird ausgedrückt, indem man die Partikel ön
zwischen Subject und Verbum einschiebt:
riön alin ich wünschte, habe gewünscht
Von alin du wünschtest
Von alin er wünschte
di ön alin wir zwei wünschten
u. s. w.
Im Futurum wird die Partikel me zwischen Subject und Ver-
bum eingeschoben:
na me alin ich werde wünschen
io me alin du wirst wünschen
ta me alin er wird wünschen.
Hieraus entsteht der Conditionalis, indem man noch u hinter
** einfügt :
ne me u alin ich würde wünschen
io nie u alin du würdest wünschen
ta me u alin er würde wünschen.
Das »wenn« des Conditionalis wird durch warne ausgedrückt:
»flwe tu; me u alin wenn ich gewünscht hätte.
Im Imperativ wird zuweilen die Partikel ko dein Verbum vor-
gesetzt: ko taine am mera wiu aon setze den Tisch hin, damit der
Häuptling isst.
§ 356. Die Partikel ba vor dem Verbum drückt das Werkzeug
aus, womit die Handlung des Verbum verrichtet wird, z. B. komu
lesen, bakomu Buch, tamba sich setzen, batamba Sessel, tigil nähen,
1 86 H. C. von der Gabelentz, Die mel. Spr. : New-Caledonia.
batigit Nähnadel oder Zwirn. — Dieselbe Partikel ba dient auch da-
zu, die Dauer eines Zustandes auszudrücken, z. B. ba älo noch Kind.
Zu Bezeichnung des Futurum wird auch die Partikel bu vor das
Verbuni gesetzt.
Eine Art Participium oder Nomen actoris wird durch ein dem
Verbum präfigirtes a gebildet: lela fragen, alela der Fragende, Uani
arbeiten, atiani der Arbeiter.
§ 357. Gewisse Wörter mit scheinbarer Verbalbedeutung nehmen
die Possessivsuffixe an uud haben also die Natur von Substantiven,
z. B. aina, lieben, begehren, das so conjugirt wird:
ainan ich liebe
ainam du liebst
ainän er oder sie liebt
aina di9 aina be wir zwei lieben
aina dia, aina ba wir lieben
aina ol ihr zwei liebt
aina ai ihr liebt
' ' ' * v aina le sie zwei lieben
-i. aina la sie lieben.
Als solche Wörter, die eine Gemüthsbewegung ausdrücken, führt
das Vocabular hoch an: tuma Zufriedenheit, andiarn Unzufriedenheit,
uatugi Muth, ualavamua Feigheit, ualapabaen Hoffnung, uaaia Furcht,
uaparamm Vergebuug, uatucoek Rache, uatuma Freude, uatumandam
Trauer, uaingen Hass, uatuman Eifersucht, paliit Schmerz, uamanda
Mitleid, uaaia Schreck. Ob sie sämmtlich wie aina construirt wer-
den, ist ungewiss.
§ 358. Adverbia sind: nie tde mua immer naka ka hier, naU
li dort, eki wenn, während, sa na pa wo? elo ja, aria nein.
§ 359. Präpositionen sind: uali um, bum auf, über, buevan
über, bueron unter, mindu unter, unterhalb, man nach, hinter, c von,
durch (hindurch), na in, von, zu, nun in — hinein, innerhalb, naii
gegen, li naii gegen — hin, iain napclan entlang, uo unter, zwischen,
ambu vor, abariek jenseits, li \on, e li von, durch (Passiv), eki wäh-
rend, guer kalail ausgenommen, ausser, ba für, unye seit, me bis,
trenda auf, aufwärts, me ma mit, aria ohne.
DIE
EPHETEN und der AREOPAG
VOR
SOLON
VON
LUDWIG LANGE
MITGLIED DER KÖNIGL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
Des VII. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der Königl.
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
Nü IL
(BGDL'.LirV /
LEIPZICx
BEI S. HIBZEL.
1874.
V -k -o N •'V ."»
Vom Verfasser übergeben den 12. December 1873
Der Abdruck vollendet den 14. Februar 1874.
DIE
EPHETEN und der AfiEOPAG
VOR
SOLON
VON
LUDWIG LANGE
MITGLIED DER köMGL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN,
AWk*udL d. K. S. GwlUch. d. WUMiuch. IVIi. > 13
I. Gegenwärtiger Stand der Frage.
Die Frage nach dem Alter des Gerichtshofes der Epheten und
der areopagitischen Bule ist seit Kurzem dadurch neu angeregt wor-
den, dass diejenige Ueberlieferung, nach welcher Drakon als Stifter
des Gerichtshofes der Epheten schien angesehen werden zu müssen,
erschüttert oder vielmehr über den Haufen geworfen ist. Ich meine
damit die als locus elasmcus für die Epheten und den Areopag gel-
tende Stelle im Onomastikon des Pollux 8, 125, welche ich in ihrem
ganzen Umfange hersetze, da ich wiederholt auf sie werde zurück-
kommen müssen. Die Stelle lautet: ecpsxai xov [xsv dptftjiov £t; xal
Trsvx^xovxa, Apdxcov 8 aoxou; xaxsoxrjosv dptoxtvSTrjv aipsftevxa^* s8i-
xaCov os xofc i'f atjiaxt Sior/opivoi; ev toi; 7rsvxe 3txaox/;ptoi<;. £6Xu>v
2' auxof; irpooxaxsoxijae ttjv e$ 'Apsiou Tzay*u jiouXyjv. xaxa jiixpov ös
xaT£ifsXdo&7j xb xuto £^siu>v Sixaoxifjpiov *). ooxouai 8s cuvo[xdo&at, oxi
4) Dieser auf die nachsolonischen Schicksale des Gerichtshofes der Epheten be-
zügliche Satz ist zwar für unsere Untersuchung gleichgültig : insofern es sich aber
bei derselben um die Glaubwürdigkeit der Angaben des Pollux überhaupt handelt,
will ich nicht unterlassen zu bemerken, dass diese Angabe wenigstens vollkom-
men unverdächtig ist. Wenn Forch h am in er (de ephetis uon ludibrio habitis.
Kiel 1844) für die überlieferten Worte schreiben wollte: xaxa jxtxpa 02 xax/j-
ysAda&i; (was heissen sollte: ad minor a tan tum iudicia conqregatum est), so ist
das längst von Schoemann (Philologus Bd. \. 1846. S. 725 f. widerlegt. Die
Worte wollen nichts weiter besagen, als dass das Ansehen des Kollegiums allmäh-
lich (xaxa utxpov in Abnahme gekommen sei. was vollkommen richtig ist. Nicht
eiuual das kann ich zugeben, was Schoemann Forchhammer gegenüber zu-
gestand, dass der Ausdruck xaxsYeXasoTj als »etwas zu stark« möge getadelt wer-
den können. Der Ausdruck ist durchaus nicht zu stark , wenn wir annehmen,
dass die Quelle des Pollux — und Pollux selbst hat den Ausdruck doch gewiss nicht
erfunden — ihn in älwliclietn Zusammenhange gebrauchte, wie Thuk. 3, 83, \ ooxu>
zaaa loia xaxiaxij xaxoxpoTtta; Öta xa; axaosi; xcu EXX^vtxai , xal to eoTjfts;,
oo to yevvalov irXelaxov jisxi^et , xata^sXaattsv 7j <p a v 1 3 tt rr
13*
190 Ludwig Lange, [4
Tcpöxepov toü ßaatXeco; tou<; stü dxoua(u> ^6vu> xptvojievou; efexdCovTo^ 6
Apdxa)v toi^ i&kzaiz Trapsoarxe xrjv xptatv, e<peat|JLQV äizb ßaatXson raicot-
*/;xtt);.
Im zweiten Satze dieser Stelle sagt Pollux ausdrücklieh, dass
Drakon die Epheten eingesetzt habe; im letzten Satze aber setzt er
dem entsprechend voraus, dass (wenigstens bei cpivo; axouato;) bis
auf Drakon der ßaotXsu; die selbständige richterliche Entscheidung
gehabt, erst Drakon dieselbe den (von ihm eingesetzten) Epheten
übertragen habe. Obwohl der letzte Satz sowohl wegen der Etymo-
logie als auch wegen der Auffassung der Epheten als Appellations-
richter und wegen der Beschränkung der Augabe auf den <p<Svo;
dxouoio; zu Bedenken Veranlassung geben konnte: so glaubt« man
doch an der Richtigkeit des Satzes, dass Drakon die Epheten ein-
gesetzt habe, aus welchem Satze die im letzten Satze enthaltenen
Yermuthungen emanieren, um so weniger zweifeln zu dürfen, als nam-
hafte Gelehrte bei aller sonstigen Meinungsverschiedenheit in denj
Glauben übereinstimmten, dass die Angaben des Pollux über die
Epheteu aus Aristoteles Adrjvauüv 7coXtx€ia geflossen seien2). Allein
eine directe Benutzung dieser Schrift folgt weder aus der Erwäh-
nung des Namens des Aristoteles bei Gelegenheit der l^catc (8, 63),
noch aus den Angaben des Pollux über die otxaairjpta eid üaXAa-
8(u) und iizi AeX<piv(u> (8, 118 f.), welche nach Harpokration s.v.
S7ti FlaXXaotto und iizi AeXcptvuo in letzter Instanz allerdings mög-
licherweise auf des Aristoteles 'A{b]va(o>v iroXns(a zurückgehen ktaa-
neu. Dass aber bei einer indirecten Benutzung der Schrill des
Aristoteles, bei der wir die Zahl und die Beschaffenheit der Mitt^l-
glieder3) nicht kennen, Aristoteles nicht verantwortlich gemacht W«"'
den kann weder für die im letzten Satze enthaltene Auffassung *^r
Epheten als Appellationsrichter und für die darauf beruhende JS*J'
2) 0. Müller, Aeschylos Eumeniden, Göttingen 4833. S. 453. Schoem *» ■■■'
de Areopago et eptietis. Gryphisw. 4 833. S. 4 (Opusc. 4, S. 4 92). K. F. Herrn ^ **n'
Griech.Staatsalterthümer § 4 02, 4 3 und de Dracone leg um latore. Gott. 1849. &*~ *
U. Köhler im Hermes Bd. 2. 4 867. S. 32.
3) Wahrscheinlich benutzte Pollux Werke wie das des Lexikographen Pau&****^
(Photius Bibl. 153 p. 99 B. Schol. zu Thuk. 6, 27), aus dem er z. B. das über ***
Sixarc^piov Ik\ riaMaduu Gesagte sehr wohl entlehnt haben kann (vgl. Eus*^*
zur Odyss. p. 1419, 51).
5 Die Epheten und der Areopag vor Solon. 191
mologie des Namens der Epheten, noch auch für die im zweiten
Satze enthaltene sehr bestimmt lautende Nachricht bezüglich der Ein-
setzung der Epheten durch Drakon, liegt auf der Hand. Daher habe
ich denn auch in meiner Abhandlung de epheiarum Alkeniensium no-
mine (Leipzig 1873) S. 5 zunächst den Versuch, die evident falsche
Etymologie und die Auffassung der Epheten als Appellationsrichter,
worauf dieselbe beruht, durch den Namen des Aristoteles zu schützen,
zurückgewiesen.
Gewiss wird aber Jedermann auch das zugeben, dass bei dem
Verhältnisse des letzten Satzes zum zweiten und bei dem entschie-
den falschen Inhalte des letzten Satzes durch diesen die Glaubwür-
digkeit der im zweiten Satze enthaltenen Nachricht in keiner Weise
gestützt wird. Ebenso wenig kann dieselbe gestützt werden durch
Timaeus, Lex. Platonicum s. v. lyixai' itevrqxovTd etotv oöxot ot dito
Apdxovtot rapl 'fovoo SixdCovxe; xprrou. Denn dieser Artikel, der
nur durch Interpolation in das Lexicon Platonicum gekommen sein
kann, da Plato den Namen der Epheten nirgends erwähnt, stammt
entweder aus Pollux oder aus der Quelle des Pol lux, hat also neben
Pollux nicht den Werth eines selbständigen Zeugnisses.
Trotz alle dem könnte indess die im zweiten Satze enthaltene
Nachricht: Apdxow 8' auxoüc xaxeanqaev dptoTiv8>]v afpeftevxa;, welche
ich in der oben erwähnten Abhandlung S. 5 gleichfalls als einen
Irrthum des Pollux bezeichnet habe, auf Wahrheit beruhen. Das
Verdienst die Glaubwürdigkeit derselben zuerst erschüttert zu haben,
gebührt Adolph Philippi, welcher in der Abhandlung: »Der athe-
nische Volksbeschluss von 409/8« (Neue Jahrb. 1872. S. 578. bes.
S- 604) den Nachweis geführt hat, dass die Worte: dpioTivfojv aipe-
^*^xa; des Pollux auf dem durch einen Schreibfehler verursachten
^Unverständnisse eines Passus der in die pseudodemosthenische Rede
ad versus Macartatum § 57 p. 1 069 eingelegten Urkunde beruhen, welche
e>n Drakonisches Gesetz reproduciert. Der in Betracht kommende
****ssus dieser Urkunde, dessen Echtheit durch die Uebereinstimmung
***■• dem betreffenden Passus der Inschrift, welche den Volksbeschluss
v<*ti 409/8 über die Aufzeichnung der Drakontischen Gesetze enthalt,
erMiesen ist4}, lautet nttmlich in berichtigtem Texte:
4) U. Köhler, Hernies Bd. 8. 1867. S. *7. Philippi a. a. 0. S. 594.
■^rchhoff C. I. A. num. 61. p. 37.
192 Ludwig Lange, [6
£av 8e atöeoaodai 8er), ädv (iev rarrtjp -g ^ dSeXcpo; ^ ufefc, ttdvxac,
^ xov xcoXuovxa xpaxeiv. eav oe xouxiov (XTrjoei; *rj, xxetviß 8' dxa>v,
fvcoai 8' ot ravxiijxovxa xai cl; ot &<psxai axovxa xxeivai, iaeodwv oi
cppdtepc;, ddv öeXcoai, 8exa* toutoik 8' ot icevxYjxovxa xai el;
dpiox(v8iqv aipeioOcov. xai ot Trpoxepov xxetvavxes sv x<j>8e xai deo|i<p
eve^sadcov. •
Der entsprechende Passus in der Inschrift aber lautet mit Köhlers
Ergänzungen :
[aio&aaoftai 8' iav piv ratxijp] ^
t ij d8eX'fo[;] ^ uefc, dica[vxa;] ^ xb[v x]ui[Xuovxa xpaxefv . ]o
xoioa . . e . pa . [o] <p . . ox . To; xxa a
dai £deX<oo[i] xfcv 5[px]ov [eav 8e xoüxu>v (irjoYt; ^, xxtf
vrj 8i axco[v], TfMu>a[i 8] 8 [oi 7tev]x[Vjxovxa xai eis ot e^pexai Äxovxa]
xxeivai, £aead[tO|V 8e [oi cppdxopec eav edeXcoat oexa* xouxod; 8]s [6]
t icevxijxo[v]x[a xai] eis dp[f;OJ_x£v8?jv atpetoöwv xai ot irp6]xe(jp]
ov xxet [v ] a [vxec £v x]cp[8e xä 9eo|iu> eve^eoöoav] 5) .
Es ist also klar, dass nach diesem Drakonischen Gesetze die
51 Epheten in Ermangelung näherer zur aßest; berechtigter Ver-
wandten des Getödteten 10 Phrateren desselben dpioxivSijv zur Vor-
nahme der atöeat; wählen sollten. Da aber in allen Handschriften
des Demosthenes, wahrscheinlich also schon in der Urkundensamm-
lung, aus welcher die Urkunde in die Hede eingelegt wurde (etwa
in der cpTj^tojidxtov ouva-furp] des Krateros), das unzweifelhaft richtige
(als solches schon von Reiske durch Conjectur gefundene) xot/xoos
durch xouxoi; verdrängt war, so lag es nahe den Sinn des Satzes
xouxoit 8' oi icevxijxovxa xai et; dpiax(v8if]v atpefoihov zu verstehen;
»für diese sollen die 51 dpiox(v87)v gewählt werden.« Das also ist
die Genesis der so zuversichtlich und bestimmt in Verbindung mit
der Notiz über die Zahl 51 auftretenden Notiz des Pol lux: Apdxew
8' aöxou; xaxeorqoev dpiox(v8iqv aipeÖevxac*). — Trotz des Nach wei-
5) Davon weicht Kirch ho ff a. a. 0. nur insofern ab, als er schreibt:
i$<aÖ[o>]v 8i[xa ol ^pdtope; £iv iöiXtoatv xotixoo; t]l [o]i u. s. w.
6) Pöllux selbst wird für dieses Missverständniss nicht verantwortlich zu machen
sein. So wenig wie er den Aristoteles direct benutzte, ebensowenig den Demosthe-
nes (vgl. Philippi S. 605, Anm.) oder diejenige Sammlung alter Urkunden, ans
der die Urkunde in die Rede adv. Macartatum eingelegt wurde. Denn, wenn er
auch 8, 1 16 den Krateros nennt, so folgt daraus durchaus nicht, dass er ihn di-
rect benutzt hat. Der Schreibfehler kann sehr alt sein ; wir können daher gar
7, Die Epheten und deb Areopag vor Solon. 193
ses dieses Missverständnisses glaubte übrigens Philippi den Drakon
als Stifter der Epheten festhalten zu können. In dem im Juli 1 872
geschriebenen Aufsatze : »das Aninestiegesetz des Solon und die Pry-
ianen der Naukrareu zur Zeit des Kylonischen Aufstandes«, welcher
bereits vor längerer Zeit in dem noch nicht ausgegebenen ersten
Heft« des 29. Bandes des Rhein. Museums gedruckt ist, sagt er S. 1 :
»Aber dennoch können die Worte: Apdxwv 8' auioü; xaxeoTYjoev so gut
wie die folgenden Sätze e&txaCov — 8ixaat>jpiov aus einer guten Quelle,
welche uns nicht mehr bekannt ist, geflossen sein. Ich sehe darum
vorläufig die Worte Apdxcov — xaxeoiTjoev als vollgültiges histo-
risches Zeugniss an.« Indessen schon in dem später geschriebenen
Nachtrage zu jenem Aufsatze ebendaselbst S. 1 1 ist er zu der meiner
Ansicht nach notwendigen Consequenz gekommen die Glaubwür-
digkeit jener mit einem so starken Missverständnisse complicierten
Notiz aufzugeben. Nur glaube ich nicht, wie Philippi mit 0. Mül-
ler (Eumeniden S. 154) annimmt, dass die Wahrnehmung, dass Dra-
kon in seinen Gesetzen stets von Epheten rede und nicht von der
areopagitischen Bule (Plut. Sol. 1 9) , Quelle des Irrthums gewesen ist,
durch welchen Drakon als Stifter der Epheten angesehen wurde.
Ungleich wahrscheinlicher erscheint es mir, dass derjenige, der zuerst
die durch den Schreibfehler toutou entstellten Gesetzes worte toutouc
& o{ ravr^xovta xal eU dpioTtvSyjv atpetothov auf die Wahl der Ephe^
ten bezog, zugleich auch den nahe liegenden Schluss machte, Drakon,
der diese Bestimmung über die Wahl der Epheten gegeben habe,
habe die Epheten überhaupt eingesetzt. Zu derselben Ansicht ist,
gleichfalls auf Grund der Untersuchung Philippis, auch Wecklein
klangt in der Abhandlung: »Der Areopag, die Epheten und die
Naukraren« in den Sitzungsberichten der k. b. Akad. d. Wiss. (Mün-
zen 1873. S. 12), nur dass er Pollux selbst für das Missverständ-
n|ss und die Schlussfolgerung verantwortlich macht, wozu bei dem
Verhältnisse des Pollux zu seinen Quellen kein Grund vorliegt. Wer
"fcmer Urheber der Schlussfolgerung sein mag, er hat genau so ge-
flossen, wie z. B. Pausanias (6, 1 1,6), der aus den Bestimmungen Dra-
fcons über die an dem Tode eines Menschen schuldigen <fyi>xa schloss,
^eht wissen, welcher Lexikograph oder Grammatiker das daraus hervorgehende
^»Nerstandniss zuerst begangen hat.
194 Ludwig Lange, [8
dass Drakon der Urheber der doch ohne Zweifel uralten Sitte sei,
solche ätyoya über die G ranze zu schaffen.
Hiernach betrachte ich als feststehend, dass ein glaubwürdiges
Zeugniss für die Einsetzung der Epheten durch Drakon nicht vorhanden
ist. Für die Untersuchung nach dem Alter der Epheten und des Areo-
pags ist diess aber von grosser Bedeutung. Bisher war mit Recht die
Ansicht Schoemanns die herrschende7). Unbedingt festhaltend an
dem Zeugnisse des Pollux wurde Schoemann, da die Aristokratie
doch auch schon vor Drakon einen Blutgerichtshof gehabt haben
musste, zu der Annahme gezwungen, dass die areopagitische Bule
uralt und dieser Gerichtshof gewesen sei. Dom widersprach freilich
die im Alterthum herrschende Ansicht, dass die areopagitische Bule
erst eine Stiftung des Solon sei8}, und der anscheinend damit über-
einstimmende Satz des Pollux: S6X<ov 8' auxot; itpoaxaxeoT^öe xijv
iZ 'Apefou Ttayou |3ouXt^v. Indessen hatte die Annahme eines hohen
Alters der areopagitischen Bule nicht bloss der Blutgerichtsbarkeit
wegen, sondern auch aus dem Grunde, weil in der vordrakontischen
Zeit die Aristokratie doch überhaupt eine Bule9) als Organ besessen
haben musste, so viel innere Wahrscheinlichkeit, dass man auf jenen
Widerspruch um so weniger Gewicht legen zu müssen glaubte, als
ja nach Plut. Sol. 19 und Arist. pol. 2, 9, 2 auch die Ansicht von
dem vofsolonischen Ursprünge der areopagitischen Bule im Alter-
thum vertreten war. Freilich blieb auch so noch die Schoemann-
sche Ansicht bedenklich, theils weil dem Zeugnisse des Pollux ent-
gegenstand das Zeugniss des Aristoteles (pol. 2, 9, 9): Apdxovxo; U
v6|xot |iiv etat, icoXiTetqt 8£ üicap^oüaig tou; v6|xoü; litojxev, theils wefl
es wenigstens nicht den Eindruck einer organischen Entwickeluog
machte, wenn angenommen werden musste, dass Drakon die ganze
Blutgerichtsbarkeit der areopagitischen Bule genommen, und dass
7) Attischer Process S. 10 ff. Opusc. 1, S. 1 90. Antiq. für. publ. S. 17t.
Griech. Alterthüiuer I2, S. 336 f. Ihm schloss sich unter Andern auch Grote an,
history of Greece 3, S. 79 (new edition London 1869). Ebenso West ermann,
das Amnestiegesetz des Solon, in Ber. der königl. sächs. Ges. d. Wiss. «849. I,
S. «51 ff.
8) Plut. Sol. 19. Arist. pol. 2, 9, 2. Cic. de off. 1, 22.
9) Thuk. 2, 15 \on Theseus: 8v ßooXeuTrJptov airoSeiga; xal Ev irporavsiov*
Vgl. Plut. Thes. 24.
Die Epheten und der Areopag vor Solon. 195
jlon einen Theil derselben seiner mit der alten areopagitischen Bule
gar keinem innern Zusammenhange stehenden aus den abgegan-
gen Archonten gebildeten areopagitischen Bule wieder übertragen
Ute. Indessen das Zeugniss des Aristoteles liess sich allenfalls durch
ne sehr enge Interpretation dessen, was Aristoteles unter iroXiieta
erstanden habe, entkräften, und das unstäte Verfahren der Staats-
änner bezüglich der Blutgerichtsbarkeit und der Rathskörper konnte
lenfalls aus der Art der Verfassungs wirren der Zeit des Drakon
fed Solon erklärt werden. Kurz, man hielt Schoemanns Ansicht fest.
Jetzt nun ist diess unmöglich geworden. Mit dem Wegfall des Zeug-
isses des Pollux erscheint dagegen die Ansicht Karl Otfried Mill-
ers, welche bisher nur als eine geniale Hypothese angesehen wer-
den konnte, als eine mindestens sehr beachtenswerte Combination.
Müller10) nämlich ging von den mutmasslichen Gründen der nach-
solonischen Scheidung der Competenz der Epheten und der areopa-
gitischen Bule bezüglich der Blutgerichtsbarkeit aus, bestritt die Glaub-
würdigkeit der Nachricht des Pollux mit der angeführten Stelle des
Aristoteles, und stützte sich ausserdem auf die weitere Angabe des Pollux,
dass die Epheten vor Solon an den fünf Gerichtsstätten, also auch £v
Aptfip ic<r)f<{>, gerichtet hätten, auf die Nachricht des Plutarch (Sol. 19),
dass in den Drakontischen Gesetzen immer nur von Epheten die
Rede sei, und auf die gleichwohl auch im Alterthuinc vertretene Mei-
nung, dass die areopagi tische Bule älter als Solon sei. Er nahm daher
an, dass die Epheten ein uralter Gerichtshof und zugleich diejenige
areopagitische Bule gewesen wären, welche Solon durch seine areo-
pagitische Bule, der er einen Theil der Gerichtsbarkeit der Epheten
überwies, ersetzt habe.
Trotzdem kann man sich auch bei Müllers Ansicht selbst jetzt nicht
ohne Weiteres beruhigen. Denn einmal bleibt es dabei völlig unver-
ständlich, wie Solon darauf kommen konnte, den streng aristokra-
tischen Rath der Epheten-Areopagiten durch eine aus den abgegan-
gen Archonten gebildete Bule zu ersetzen. Sodann ist es bei der
-Macht der Geschlechter in Solons Zeit kaum daublich, dass Solon
"*be im Stande sein können den wichtigsten Theil der Blutgerichts-
krkeil, die in ihrem ganzen Umfange von Alters her den Epheten«
<0) boricr I2, S. 336. V, S. 134. Kumeniden S. 152 ff.
196 Ludwig Lange, MO
Areopagiten zustand, auf seinen nicht nach gentilicischen Principien
neugebildeten areopagi tischen Rath zu Übertragen. Endlich verträgt
sich Müllers Ansicht nicht mit dein Ainnestiegesetze des Solon (Phtt.
Sol. 19), das ihr entweder, wie Schoemann (Op. I, S. 193} be-
hauptete, geradezu entgegensteht oder wenigstens nach ihr nicht er-
klärbar ist.
Das hat denn auch Philippi erkannt, der zwar in der Abhand-
lung über den Volksbeschluss von 409/8 (S. 593) und in der über
das Amnestiegesetz des Solon noch ganz auf dem Standpuncte der
Schoemann'schen Ansicht steht, aber in dem oben erwähnten Nach-
trage bei der Erörterung über die Glaubwürdigkeit der Nachricht
des Pollux über Diakon als Stifter der Epheten nicht abgeneigt ist
zur Mü Herrschen Ansicht zurückzukehren, schliesslich aber sagt
(S. 12): »Zwei Wege sind es also nur, die man einschlagen kann,
je nachdem man an Pollux festhält oder ihn aufgiebt. Welches aber
der Irrweg ist, dafür sehe ich bei dem gegenwärtigen Stande der
Ueberlieferung kein entscheidendes Merkmal.« Eine Entscheidung war
für ihn um so schwieriger, als er mit dem Zeugniss des Pollux über
die Einsetzung der Epheten zugleich die Notwendigkeit des *m
dieser Thatsache zu ziehenden Schlusses auf eine vordrakon tische
areopagitische Bule fallen sah. Nachdem er selbst obendrein bewiesen it
haben glaubte, dass aus dem Amnestiegesetze des Solon, aus wel-
chem die alten Vertreter der Ansicht von der vorsolonischan Exi- ;
stenz des areopagitischen Rathes ihren Beweis entnahmen, die E»r
stenz desselben vor Solon im Sinne der Schoemann'schen Ansicht
nicht folge, musste er so in Ermangelung eines jeden unbeütioiti
baren Zeugnisses für die Existenz des areopagitischen Rathes vor
Solon an dieser, die sowohl von Schoemann als auch in einer
anderen durch das Amnestiegesetz allerdings scheinbar ausgeschlos-
senen Form von Müller vorausgesetzt ward, verzweifeln.
Ebenso hat Wecklein zwar auch sich von der Unhaltbarkeü.
der Schoemann'schen Ansicht überzeugt, aber gleichfalls der M al-
le r'schen Ansicht sich nicht angeschlossen. Vielmehr hat er,
Philippi darin übereinstimmend, dass kein directes Zeugniss für
Existenz einer areopagitischen Bule vor Solon vorliege (S. 19 1
kühner als Philippi, den nothwendig vorauszusetzenden eupatri
sehen Rath in den Naukraren wiederzuerkennen geglaubt (S. 30 ff.j
i
I
\\] Die Epheten und der Areopag vor Solon. 197
die er jedoch nicht, wie einst Droysen11), mit den Epheten iden-
ttficiert, sondern streng von ihnen scheidet, indem er die Epheten
lediglich auf die Blutgerichtsbarkeit beschränkt, die Naukraren da-
gegen, einer Andeutung R. Schölls12) folgend, als den Staatsrate schon
der attischen Könige autTasst. Diesen Ausweg kann ich indessen
nicht für richtig halten. Denn erstens tinde ich in dem Solonischen
Amnestiegesetze (Plut. Sot. 1 9 : , in dessen Erklärung ich weder mit
Philippi noch mit Wecklein übereinstimme, wie ich später aus-
einandersetzen werde, den directen Beweis für die vorsolonische
Existenz einer areopagitischen Bule. Zweitens widerspricht die von
Wecklein der Epheten wegen angenommene Einsetzung eines ur-
alten Gerichtshofes für Blutgerichtsbarkeit, der nicht zugleich die
Ihrigen Functionen einer [3ooXy] -fep^vxu» gehabt habe, aller Analo-
gie, da sowohl in Sparta '(Arist. pol. 3, I, 7) als auch in Korinth
(Diod. 46, 65; bekanntlich die fepoooia die Blutgerichtsbarkeit hatte;
and diese Analogie kann nicht entkräftet werden durch allgemeine,
im Grunde auf einer petitio principii beruhende Räsonnements über
die Eigentümlichkeit der athenischen Institutionen bezüglich der Blut-
rache, wie sie Wecklein S. 29 und 47 f. anstellt. Drittens aber
ist die von Schölls Ansichten beeinflusste, an die itpuidviet xcov
wxpdpct» des Herodot (5, 7i),3j anknüpfende, auf den Zusammen-
hing der allerdings uralten14) Kolakreten 15) mit den Naukraren einer-
seits, mit der Speisung im Prytaneion und mit der Auszahlung des Rich-
lersoldes andererseits ,ft) sich stützende, mit Hülfe einer neuen, min-
destens noch sehr problematischen Etymologie von vauxpapot, wo-
nch dieses Wort den »Herdherrn« bedeuten soll17), durchgeführte
fl) Droysen, die attische Commu nal Verfassung , in Schmidt's Z. f. Ge-
«bicbtswiss. Bd. 8. 4 847. S. 320 ff.
12) R. Scholl, die Speisung im Prytaneion zu Athen. Hermes Bd. 6. 1874. S. 44.
b*. S. 20 ff.
13) Darüber werde ich unter Nr. XI ausführlich sprechen.
14) Boeckh, C. I. n. 3660 Vol. II, S. 947.
15) Auch dieser von Boeckh, Staatshaushalt Bd. 4, S. 237 ff. 476 behandelte
hwnmenhapg wird unten seine natürliche Erklärung finden.
16] Uarpokr. s. v. arcoosxTai. Poll. 8, 97. Phot. Suid. Hesych. Tim. lex.
tat. s. y. xcoXaxpitat. Phot. u. Zon. s. v. xmXa^pizai. Lex. Seg. S. 275. 4 90.
Ijn. M. p. 525, 4 4. Lex. Cantabr. p. 672. Schol. zu Ar. Av. 4 544. Vesp. 693.
23; vgl. Valentin Rose, Arist. pseudep. S. 442.
47) vaoxpapo; soll nämlich verwandt sein mit vaueiv = ixereueiv (Hesych. u.
198 Ludwig Lange, [ü
Hypothese eben doch nur eine scharfsinnige Hypothese, die als solche
durchaus nicht den Vorzug verdient vor einer den Quellen !8) näher blei-
benden weniger hypothetischen Ansicht 19) über die Naukrarien und die
Naukraren. Nach dieser waren die vauxpapot die Vorsteher der 48 Nao-
krarien und bildeten als solche einen Rath, der, selbstverständlich auf die
Zwecke der Naukraricneintheilung beschränkt, für diese neben der
eupatridischen Bule stand, und in welchem eine Mehrheit von Mit-
gliedern (4 oder 12) icptrcavst; waren, ähnlich den Tcpoxdvsi^ der
Kleisthenischen Bule. Die Naukrarien selbst aber waren eine Eib-
theilung der gesammten grundbesilzenden20) Bewohner Attikas, der
Eupatriden sowohl als der Nichteupatriden, bestimmt, wie die Tribo*-
und Centuriencintheilung des Servius Tullius, die Pflichten Aller gegea
den Staat in Bezug auf Kriegsdienst, insbesondere zu Schilfe (daher
vauzpaptai), und Steuern zu regeln. Diese Eintheilung kann natür-
lich neben der gentilicischen Eintheilung der Phylen in Phratrien md
(edele) Geschlechter nicht uralt sein; sie gehört zwar in die Zeit
vor Solon21;, darf jedoch frühestens in die Zeit der Verfassungsän-
derung von 683 gesetzt werden ; sie wurde schon von Solon modi-
ficiert, von Kleisthenes aber durch die Demeneintheilung noch mefcr
bei Seite geschoben und von Themistokles ganz beseitigt.
Phot. s, v. vaoeiv), in vaueiv aber eine Beziehung zu dem Opferherde des Bi**
liegen (Poll. 10, 20. I, 7 4. Hesych. s. v. vaoxXrjpo; ,.■
18) Poll. 8, 108. Harpokr. s. v. vocoxpapixa und or^apyo^. Hesych. s. *•
vaoxAapot. Phot. s. v. vauxpapta und vaoxpapoi. Suid. s. v. vaoxpapta. Lei. Sag*
S. 283. Sc-hol. zu Ar. Nub. 37.
19) Die nachfolgende Formulierung der Ansicht ist die, welche meiner AdA*"
sung entspricht. Im Wesentlichen stimme ich darin überein mit der herrsch«^
Ansicht, insbesondere mit Zelle, Beiträge zur iiltereu Verfassungsgesch. AthÄ
Dresden 4 850. S. 22 und mit Philippi, Beitrage zu einer Geschichte des atteeta
Bürgerrechts. Berlin 1 870. S. 151 ff., woselbst die übrige Literatur. Eine wwerf-
liche Differenz findet auf der Grundlage dieser Ansicht nur statt bezüglich der M*M (
der Prytanen der Naukraren, worüber ich unten (XI) ausführlicher zuspreck*
haben werde.
SO) Wenn Weckleins Etymologie bei genauerer Untersuchung des noch tk&
aufgeklärten Zusammenhangs der Wörter und Begriffe sich bewahrheiten sollte, *
kann sie von mir mit Dank aeeeptiert werden. Naoxpapo? ist dann ein ebenso fc"
zeichnender Ausdruck für das den Eupatriden und Nichteupatriden Gemein»«*!
wie assiduwf und locuples für das den Patriciern und Plebejern Gemeinsame.
2t) Herod. 5, 7t. Schol. zu Ar. Nub. 37.
13] Die Ephkten und heb Areopag vor Solon. 199
II. Gründe für die Auffassung der Epheten als Bnleuten.
Nach meiner Ueberzeugung ist das Richtige unter Festhaltung
dessen, was bei Schoemann's Ansicht die Hauptsache ist — des
hohen Alters der areopagitischen Bule, — nur auf dem von Mül-
ler eingeschlagenen Wege zu finden, d. h. durch die Annahme,
dass die Epheten eine uralte Institution waren, und dass sie nicht
bloss der Blutgerichtsbarkeit wegen eingesetzt waren, sondern diese
eben nur desshalb Übten, weil sie Mitglieder der auf dem Areshügel
lagenden ^epouafa des aristokratischen Athen waren. Ich will ver-
suchen diese Ansicht, die durch Müllers Argumente (S. 9 f. nicht
hinreichend wahrscheinlich, gemacht worden war, zunächst als wahr-
scheinlich zu erweisen.
Eine Stütze für das hohe Alter der Epheten liegt nun zunächst
in ihrem Namen, dessen Etymologie ich richtig festgestellt zu haben
glaube. Denn wenn e'f etyjc zusammengesetzt ist aus der Präposition stci
and dem Substantivum err^ Verwandter, Bürger, welches in der Zeit des
Aeschylus bereits den Spiritus lenis hatte (de ephr nom. p. 1 3) , so
muss das Compositum gebildet sein zu einer Zeit, in der es den
älteren Spiritus asper noch ganz fest und sicher bewahrte. Dieser
aas der Form des Compositum* hergenommene Grund führt in eine
Zeit, die der ionischen Wanderung und der Zeit der Homerischen
Gedichte näher liegt als dem Zeitalter des Drakon. Ebendahin weist
tos aber auch die Bedeutung des Kompositums: »Vorsteher der (in
verwandtschaftlicher Verbindung mit einander gedachten; Bürger.«
Ein Compositum mit dieser Bedeutung konnte nur entstehen zu einer
&H, in der das Bürgerrecht noch durchaus geknüpft war an die
Zugehörigkeit zu den y^tj und 'f paxpiai, und zwar in der ursprüng-
feben verwandtschaftlichen Bedeutung dieser (Korporationen. Denn daran
tfja natürlich trotz des Wegfalls des dpioTtvorjv afpsösvxa; des Pol-
hx nicht zu zweifeln, dass die Epheten aus den edeln Geschlech-
tern, den Eupatriden, bestellt und zunächst deren Vorsteher waren.
Aue weitere Stütze für da#s hohe Alter der Epheten liegt aber
ttch in dem Umstände, dass, wie das bei unvordenklich alten Insu-
lten der Fall zu sein pflegt, durchaus keine historische Nachricht
iber die Einsetzung der Epheten vorhanden gewesen zu sein scheint.
Denn daraus, dass die Atthidenschreiber Kleitodemus und Phanode-
200 Lidwig Lange, [
mus in verschiedener Version die Ansicht vortrugen, die Epheti
seien bei Gelegenheit des Palladienraubes eingesetzt22' , folgt nie
bloss, dass Kleitodemus und Phanodemus die Nachricht von der Ei
Setzung der Epheten durch Drakon nicht kannten, sondern auch, da
sie überhaupt keine Nachricht kannten, welche sich auf die Ei
setzung der Epheten in historischer Zeit bezog. Die auf die Ei
Setzung der Epheten bei dem Gerichte über <p6vos dxooato;, also b
dem Gerichte eirl l1aXXaoiu>, durch Drakon sich beziehende Aeuss
rung des Pollux ist, wie wir oben (S. 4) sahen, keine historische Nachrict
Für die Annahme, dass die Epheten nicht bloss Blutrichte
sondern auch Buleuten waren, liegt gleichfalls zunächst in der Ei;
mologie eine Stutze. Denn nach derselben sind die Epheten p
nicht von ihrer richterlichen Thätigkeit, die Müller wie alle Andei
vergeblich in dem Worte etymologisch zu finden versuchte, benana
sondern von ihrer Stellung über der Gesammtheit der ursprüngliche
Bürger, von einer Stellung also, die wesentlich diejenige der (faofa
fepövTuw ist. Dazu kommt aber eine bisher nicht genügend geWir
digte, gleichlautend bei Suidas, Photius und im Etyra. M. & v
dcpexai enthaltene Notiz über die Epheten, welche dieselben geraden
als Geronten charakterisiert, ausserdem aber noch die Andeutung «*■
halt, dass die Epheten nicht bloss der Blutgerichtsbarkeit wegen 4i
waren, sondern diese nur neben ihren übrigen Functionen tÜM»
Die Stelle lautet: e^pstai* avSps; örcep uevTfjXovxa sttj fe^ovätKi
xai aptoxa ßeßuoxsvat üiroXyjfJ/tv Ijrovte;' ot xal ra; <povtxa; 8(xa; hf*
vov* exataiTo 8* auxcov xa äixaonfjpia E^excov23). Die BestiiwDBtgi
dass die Epheten über fünfzig Jahr alt sein mussten, wird Niemand
bezweifeln, der sich erinnert, welche Bedeutung das fünfzigste Leben*
jähr in Athen für das Reden in der Volksversammlung (K. F. HermtaB
Staatsalterth. § 128,5), sowie für die Function der Diäteten (ebeoJ
22) Eustath. zu a 321 p. 4449, 56. Etyin. M. p. 362, 43. Suid. u. Bill
s. v. drei riaXAaÖuü. Michael Apostolius 7, 3 4 bei Leutsch paroemiogr. II S. 4§S
vgl. Paus, perieg. 4, 28, 9.
23) Daraus Lex. Seg. S. 188 lyhai ' avSps; otpiara ^sßiuixivai tntynijit**
inrip t« irevT7|Xovra stt, -^ovo-ss, oitivs; tol cpovixa £SiW*ov. (Nach RuhnkM %
Tim. lex. Plat. s. v. ieperat scheint auch hier vor ~a <povtxa in der H&ndsefc|f
xal zu stehen.) Schol. cod. Bav. ad Dem. Arist. p. 632, 3 § 37. p. 98 R. iffai
avSpe; iwro xa irevrrxovTa l*nj -^ovore;, avßpss 6y8o>jxovTa, xa$ tpovixa; Bfafl
48(xaCov.
45] Die Ephktf.n und der Areopag yob Solon. 201
§ 145, 1 6) und Gesandten (Plut. Per. 17) hatte. Dadurch erscheinen
aber die Epheten in der Thal, gleich den Mitgliedern der spartani-
schen -fepoooi'a, die das sechszigste Jahr überschritten haben mussten,
als Geronten ; dass sie lebenslänglich Epheten blieben , wird zwar
weder in dieser Notiz, noch sonst wo gesagt, doch versteht es sich
wohl von selbst24). .Als Geronten hatten sie aber unter Anderem
auch die Blutprocesse zu entscheiden; das liegt ohne Zweifel in dem
soviel ich weiss noch von Niemandem betonten xai25), welches man kei-
oen Grund hat für bedeutungslos zu erklären durch die Annahme,
dass es nur zur Verbindung zweier Excerpte über die Epheten zu
dienen bestimmt sei. Wenn aber die andern Functionen der Epheten
nicht genannt sind, so kann das sehr wohl seinen Grund entweder
darin haben, dass die Quelle, aus der die Lexikographen jene Notiz
in letzter Instanz schöpften, diese anderen Functionen als selbstver-
ständlich ansah, oder darin, dass eins der Mittelglieder zwischen der ur-
sprünglichen Quelle und den Lexikographen sie beim Excerpieren ab-
sichtlich oder unabsichtlich ausliess.
Für die Annahme, dass die Epheten als solche Mitglieder der
areopagitischen Bule waren, liegt eine Stütze in derselben Notiz der
Lexikographen, indem wir daraus erfahren, dass die Epheten, auch
hierin den spartanischen Geronten vergleichbar, gerade so durch ihren
Lebenswandel Garantie für eine gewissenhafte Ausübung ihrer Functio-
nen bieten mussten26), wie die Mitglieder der Solouischen ßouXij ev
Aptua Tcdfio durch tadellose Führung des Archontats. Unter solchen
Umstünden wird man aber auch eine bisher als apokryph betrachtete
J4) Für die areopagitische Bule nach Solon ist es bekanntlieh bezeugt , vgl.
M. s. v. vApsto; fta-j'o;. Lex. Seg. S. 444. Arguui. zu Dem. Androt. p. 589.
25) Ganz ähnlich heisst es in der Notiz bei Sind. s.v. *Apsio; ira^o; von der
ftttpagitischen ßouAr, : &3ixa£c os xat t« cpovixa xat xa aXXa TtoAtrixa Öuuxei
4ptot. Vgl. Lex. Seg. S. 444, wo das erste xat fehlt, ähnlich wie S. 1 88 bei
ta Epheten.
J6) Wecklein S. 20 hält sehr mit Unrecht die Worte apirra ßsßuuxivai
*flb$iv l/ovre; für eine falsche Deutung des von Pollux fälschlich auf die Ephe-
• bezogenen aptativS^v atpelobcu. Es ist durchaus nicht wahrscheinlich,
* dieser Artikel des Suid. Phot. und Etym. M. auf Pollux beruht. Denn Pollux
ft nichts von den 50 Jahren , und schwerlich wird man sich doch entschliessen
ich die 50 Jahre für ein Missverständniss, entstanden aus den 51 Epheten des Pollux,
.. V
202 Ludwig Lange, [M
Notiz Über die Zahl der Areopagiten in etwas anderem Lichte zu
betrachten geneigt sein, zumal da sie auftritt in Verbindung mit einer
Angabe über die an die Areopagiten gestellte Anforderung eines
würdigen Lebens und wenigstens hierfür ohne Zweifel mit Recht
auf Philochoros sich stützt. Ich meine die schon von Müller (Dor.
12, 336) benutzte Stelle des S. Maximus in Prooemio ad S. Dionysii
Areopagitae opera (Antv. 1634. vol. 11 p. XXX1Y), welche in den
fragm. hist. graec. vol. I p. 394 folgendermassen lautet: 'Ex -jap xm
evvsa xaÄtoiajievtov dp^ivtcov 'Aötjvtjoi tquc AptoTtafiiat 18« o*m~
oidvai oixaord«;, <5c cpirjatv Av8pox(cov h Ssuispa x&v At&iScov 3ow-
pov öe 7rXeiovcov -j£T0VSV ^i ^ Apsfou Tra^ou ßouXuj* toutsotiv i£ d*-
op<5v TOpt^avearepcDv TrevTr^xovTa xal svo;. Ou iravxb; abopo; ijv tfc
t*}jv e£ Apefoo Tra^ou plootarjv te^etv dXX oi irap' A{bjva(ois Tcparatw-
ie; Iv xe y^vsi xai tcXoötcö xai ß £ co yprjoitt), u>; toiopsi 4>iX*fyopac
oia xijs tpixij^ täv aüxuW ' AifttScov 27} . Wenn wir voraussetzirogskw
an diese Stelle herantreten, so haben wir darin ein Zeugniss dafitr,
dass die Zahl der Areopagiten in früherer Zeit kleiner, in späterer
grösser gewesen sei, was durchaus stimmt mit Müllers Annahme,
dass in früherer Zeit die 51 Epheten den Rath bildeten, da die Zahl
der gleichzeitig lebenden gewesenen Archonten, die nach der So-
lonischen Institution den Areopag bildeten, später bedeutend grösser*)
gewesen sein muss. Nun ist freilich der Context unserer Stelle da-
durch verwirrt, dass die Zahl 51 als die spätere und grössere aar
gegebeu wird. Indessen da Androtion schwerlich behauptet hat,
dass die areopagitische Bule jemals aus den 9 fungierenden (xa-
iWcajjivü>v) Archonten bestanden habe, so beruht auch der Gegen-
satz der Zahl 51 zu der Zahl 0 ohne Zweifel auf einem Irrthmna
dessen, der die Stellen den Androtion und Philochoros über den
Areopag excerpierte. Die Zahl 51 selbst, die ein so gedankenloser
Epitomator schwerlich anderswoher ergänzte, muss derselbe dock
entweder bei Androtion oder bei Philochoros in einer solchen Bezie-
hung zur areopagitischen Bule gefunden haben, dass er sie als Zahl;
der Areopagiten anzusehen veranlasst wurde. Wahrscheinlich bat*!
27) Vgl. Georg. Pacliym. in paraphr. Dionys. : Ex ~u>v £vvea xa&mapiv«
apjfovTcov 'AthjvTjaiv s8si too; 'ApsoiraYlTa; stvat, <5v apiftpo; eU Sva xal %
TJjxovta irosooTo.
38) Vgl. k. F. Hermann, Staatsalterth. § 4 09, 1.
47] Die Epheten und deii Areopag vor Solon. 203
Androtion von dem jährlichen Zutritt der 9 Archonten zur areopagi-«
tischen Bule gesprochen29) und die Mitgliederzahl des so gebildeten
Raths als grösser bezeichnet im Vergleich zu dem früheren Zustande,
bei dem die 51 Epheten Mitglieder der areopagi tischen Bule, also
auch nach späterem Sprachgebrauch Areopagiten ^ , waren. Zur Ge-
wissheit lässl sich natürlich bei einer so confusen Stelle nicht kom-
men; allein es ist doch bei der bis jetzt wahrscheinlich gemachten
Beziehung der Epheten zur areopagitischen Bule mindestens ebenso
berechtigt, in der Zahl der 51 Areopagi ten eine Reminiscenz an die
vorsolonische Bule der Epheten-Areopagiten zu finden, als diese Zahl
mit Schpemann (Op. 1, p. 196 not.) und K. F. Hermann (Staatsalt.
§109,2) unter der nicht bewiesenen Voraussetzung der principiel-
len Verschiedenheit der areopagitischen Bule und der Epheten als
aus einer Verwechslung der Epheten und Areopagiten hervorgegan-
gen zu beseitigen. — Eine von jenem Zeugnisse unabhängige, also die
Beweiskraft desselben unterstützende, Spur davon, dass die Zahl 51
einsi auch in Beziehung zu den Areopagiten stand, bietet der Schol.
zuAesch. Eum. 743 Sootc Sixaox&v] 6 dpid|Ao; x&v 'ApeoiraYiT&v X' xat
ik- Denn man wird hier doch lieber v xal sl; emendieren, als die
Zahl 31 zum Ausgangspunct weiterer Hypothesen31) machen wollen.
Schlagender aber als diese Gründe für die Annahme, dass die
Epheten Mitglieder der areopagitischen Bule waren, ist jedenfalls
die Thatsache, dass die Drakontischen Gesetze, nach denen die Ephe-
ten in nachsolonischer Zeit, in der sie bekanntlich nicht mehr auf
dem Areopag richteten, Recht sprachen, bezeichnet werden als Gesetze
ht TTjc ot^Xtj; ttjs e£ ' Apsfoo iza^oo (Lys. de caed. Erat. 30; vgl.
[Dem.] adv. Euerg. et Mnes. § 71) oder als v6fjtoi ix t&v cpovtxÄv
vöpcov TäW iZ 'Apsfou raryoü (Dem. Aristocr. § 22; vgl. [Lys.] adv.
29) Vgl. Argum. zu Dem. Androt. p. 588 f. Plut. Pericl. 9. Dem. Timocr.
$«. Aristog. II § 5. Pol!. 8, 117. Lex. Seg. S. 3H.
30) Der Ausdruck 'ApeiOTca-pxat oder 'ApeoTraYttai ist vermuthlich erst einige
Zeit nach Solon aufgekommen , als die unten zu erörternde Scheidung der ßooAr,
h 'Apeup iraycp und der Epheten durchgeführt war. Er findet sich zuerst bei den
attischen Rednern, dann bei den Grammatikern und Lexikographen. Vgl. Lobeck
m Phryn. S. 697 f.
31) Droysen in der Z. f. Gesch. Bd. 8, S. 325. Meier und Schomann,
attischer Process S. \0. K. H. Lachmann, spartanische Staatsverfassung S. 270 ff.
Abteadl. <L K. S. GeMllsch. d. Wissensch. XVII. 14
204 Ludwig Lange, [43
• Andoc. §15). Denn die natürlichste Erklärung dieser Bezeichnufcgfr-
weise ist doch ohne Frage die, dass diese Gesetze ursprünglich auf
dem Areopag als der eigentlichen Centralstätte der Wirksamkeit der
Epheten - Areopagiten aufgestellt waren. Dadurch ist natürlich nicht
ausgeschlossen, dass officielle Abschriften dieser Gesetze auch andert-
wo, z. B. in den Händen des 7pa(x(jiaTe6; der Bule und bei dem späte-
ren Amtslocale des ßaoiXeut, der atoä ßaoCXsioc, waren ; wie denn s. B.
der Volksbeschluss von 409/8 anordnet, dass die ävafpaytit tdiv v4pa»
sich den Drakonischen \»6[xo; geben lassen sollen von dem Prytanien1-
Schreiber der Bule, und dass sie die auf einer steinernen ot^Xtj aw-
geführte Copie aufstellen sollen vor der axod ßaa£Xeio<;. Aus letztem
Thatsachen folgt aber gewiss nicht, was Philippi (N. J. S. 585) dar-
aus folgert, dass die Gesetze des Drakon auf dem Areopag sich
nicht befanden, und dass es nüthig sei, die klaren Ausdrücke:
»Gesetze auf der Stele vom Areopag« » areopagitische Gesetze« a
deuten als »Gesetze welche auf die Competenz des Königs als Vor-
sitzenden der Blutgerichte sich bezogen.«
Durch alle diese Erörterungen sind übrigens die drei Bedenke*»
welche ich selbst oben S. 9 gegen die Müller'sche Ansicht vor-
gebracht habe, nicht erledigt.
III. Erklärung der Zahl der 51 Epheten.
Um jene Bedenken, zunächst abgesehen von dem aus dem Anme-
stiegesetze des Solon entnommenen, das eine ausführlichere ErdP-
terung erheischt, zu erledigen, bedarf die Mülle r'sche Ansicht einer
Ergänzung. Durch diese muss einerseits der Zusammenhang zwischen
den Epheten und der areopagitischen Bule, der uns nach den vor-
hergehenden Erörterungen wenn auch noch nicht als erwiesen, so doch
als sehr wahrscheinlich erscheinen muss, festgehalten, andererseits
aber die areopagitische Bule vor Solon als organische Vorstufe des
Solonischen Areopags dargestellt werden. Diese Ergänzung hat sich mir
ungesucht dargeboten durch eine neue Erklärung der auffallenden
Zahl der Mitglieder des Ephetencollegiums , auf die ich kam, weil
mir die bisherigen Erklärungsversuche nicht genügten.
Die Zahl 51 ist so eigentümlich, so ausser aller Beziehung zu
den bekannten Eintheilungen des athenischen Volks in der voroolo-
49] Die Epheten und der Aeeopag vor Solon. 205
aißchen Zeit, dass wir sie dem Pollux allein bei seinen übrigen
Irrthilmern gewiss nicht glauben würden, wenn sie nicht durch die
Urkunde bei [Dem.] adv. Macart. § 57 und durch den Volksbeschluss
vob 409/8 (Z. 13 und 19, s. oben S. 6) bestätigt würde. Durch
dieses urkundliche Zeugniss wird sie aber so sehr jedem Zweifel
entrückt, dass alle anderen Zahlangaben bezüglich der Epheten da-
gegen nicht ins Gewicht fallen können.
In der oben S. 5 angeführten Stelle aus Timaeus Lex. Plat. frei-
lich wird die Zahl 50 angegeben. Allein es ist klar, dass in dieser
aas Pollux oder aus der Quelle des Pollux stammenden Stelle zwi-
schen den Worten tovtVjxovtoi und tlofo das Wort ei; oder die Worte
rä et;32) ausgefallen sind. Wenn aber Kleitodemus das angeblich
erste Ephetengericht am Palladion aus 50 Athenern und 50 Argivern
bestehen lässt33), so kann darin kein Beweis für die Zahl 50 gegen-
über der urkundlich bezeugten Zahl 51 , sondern höchstens ein Beweis da-
to gefunden werden, dass Kleitodemus vermuthete, der Epheten seien
eigentlich nur 50 gewesen, und der präsidierende ßaoiXeu; sei als der
5jste gerechnet. Dass aber dieser Erklärungsversuch, auf den Klei-
todemus immerhin verfallen konnte, zu verwerfen ist, werden wir
nachher sehen. Wahrscheinlicher ist mir übrigens, dass Kleitodemus
einen solchen Erklärungsversuch gar nicht beabsichtigte, sondern zu
der Zahl 50 nur desshalb griff, um das mythische internationale
Schiedsgericht der Athener und Argiver aus 100 Personen bestehen
lassen zu können. Wenn endlich Zonaras s. v. ecpexai S. 926 sagt:
flhÄpc; ofxiv*; 0Y^0^X0VTa &vxe; ä&fxaCov34), so folgt daraus ange-
sichts der im Uebrigen gleichlautenden Stellen des Suidas s. v.
hfkai' avSps; otrive; ic ovxs; e&xaCov und des Photius s. v. Icprcar
ivSpt; oirtvt; itspuovxe; dSixaCov gewiss nicht, dass die Zahl der
Epheten einst 80 war, noch auch nur, dass eine alte Tradition exi-
stierte, die diess behauptete, sondern nichts weiter, als dass das Com-
pendium der Präposition 7uep( verlesen oder verschrieben, kurz irr-
thümlich als das Zeichen für die Zahl 80 gedeutet wurde. Diese
31) Wecklein a. a. O. S. 4 3 ist auf dieselbe Vermuthung gekommen.
33) S. die S. 4 4, A. 11 angeführten Stellen.
34) Vgl. Schoi. ad Dem. Aristocr. § 37. p. 98 R. (oben S. U, A. 23), welche
Stelle natürlich ebenso zu beurtheilen ist.
14 ♦
206 Ludwig Lange, [20
schon von Muller (Eum. S. 151) erkannte Ausgleichung der drei
Stellen, die ja doch nur gleich Lesarten dreier Codices sind, ist ohne
Zweifel viel plausibler, als wenn man bei Suidas V oder va corri-
gieren wollte, was dann auch bei Zonaras, ja sogar bei Photius ge-
schrieben werden müsste.
Erklärungsversuche nun der Zahl 51, die veröffentlicht worden
sind, kenne ich nur zwei, kann aber beide nicht für richtig halten.
Müller (Eum. S. 160) meinte, dass entsprechend der von ihm
angenommenen Zahl der 1 2 Richter des areopagitischen Gerichtshofes
in den Eumeniden des Aeschylus der Ephetenhof (als Gerichtshof
und als Bule) ursprünglich aus 12 Mitgliedern bestanden habe, die
als Repräsentanten der ersten Phyle anzusehen seien. Später seien
alle 4 Phylen in dem Ephetenhofe durch je 12 Mitglieder repräsen-
tiert gewesen, habe also der Ephetenhof aus 48, oder den ßaoiAtuc
mitgerechnet aus 49 Personen bestanden. Durch Uebertragung auf
die zehn Rleisthenischen Phylen sei die Zahl auf 50, oder den ß»-
Xe6; mitgerechnet auf 51 erhöht, gerade so wie damals aus den tt
Naukrarien 50 geworden seien. Diese Ansicht, welche mehrfad
Zustimmung gefunden hat35), ist, abgesehen von der problematische!
Errechnung des ßaaiXeu;, jetzt unhaltbar, weil aus dem Volksbeschtatt
von 409/8 und aus [Dem.] adv. Macart. § 57 hervorgeht, dass &
Zahl <51 bereits in den Gesetzen des Drakon stand, also nicht errt
die Folge einer von Kleisthenes getroffenen Aenderung sein kami^*
Besser verträgt sich mit der Thatsache, dass die Zahl der Ejkfr
ten schon zu Drakons Zeit 51 betrug, die Vermuthung Schü-
manns (Antiq. jur. publ. p. 171, not. Opusc. 1, p. 196), dass &
Zahl zusammengesetzt sein könne aus 48 Repräsentanten der 4 Phyfc»
und den 3 Exegeten des heiligen Rechts37). Allein die 3 Exegetei")
35) K. F. Hermann, Staatsalt. § 402, 12. Droysen in Schmidts t f.
Gesch. Bd. 8. S. 320. 332. Duncker, Geschichte des Alterthums Bd. 31, S.SH*
Bd. 41, S. 4 52.
36) Vgl. Philippi, Rh. Mus. Bd. 29, S. 42. Wecklein a. a. O. S. 29.
37) Vgl. O. Müller, Eumeniden S. 463. Chr. Petersen, Ursprung^
Auslegung des heiligen Rechts bei den Griechen oder die Exegeten, ihre geschrieb^
nen Satzungen und mündlichen Ueberlieferungen, im Philologus. Suppl. Bd. 4. 48M*
S. 153.
38) Tim. lex. Plat. u. Suid. s. v.; vgl. Etym. M. s. v. Lex. Seg. S. 4 87. 15Ü
vgl. auch die Inschrift in den Berl. Monatsber. 4 862. S. 284.
M] Die Epheten und der Areopag tob Solon. 207
bildeten, den römischen Ponlifices vergleichbar, ein Collegium für
geh, dessen Hauptaufgabe darin bestand den Privaten sowohl bei
Prodigien30), als auch dann Auskunft zu ertheilen, wenn für sie bei
Begrübnissen und andern Veranlassungen Fragen des heiligen Rechts
praktisch wurden40). Dass sie mitwirkten bei der Sühnung, bezie-
hungsweise Reinigung der von den Epheten als dxouotoi und otxouoi
dvfyo^Svoi erkannten Todtschläger, kann nicht bestritten werden41).
Aber daraus folgt nicht, dass sie den angeblich 48 Epheten aggre-
giert und bei der Angabe der Zahl von 51 Epheten als Epheten mit-
gerechnet seien. Immerhin ist es möglich, dass die einzelnen Exe-
geten, die ja Eupatriden sein mussten42), zugleich Epheten waren,
etwa wie ein Pontifex zugleich Senator und Mitglied einer Quaestio
perpetua sein konnte ; aber als Collegium waren die Exegeten gewiss
ebensowenig ein integrierender Bestandteil des Ephetencollegiums,
wie das Collegium der Pontifices des römischen Senats. Für eine
Stellung des Collegiums der Exegeten ausserhalb des Collegiums der
Epheten spricht auch der Umstand, dass Aeschylus in den Eumeni-
den den Apollo selbst als Exegeten neben seinen Richtern auftre-
ten lässt. Ausserdem dürfte man doch, die Richtigkeit der Vermu-
ihang Schoemanns angenommen, erwarten, dass Pollux, der die
Exegeten unmittelbar vor den Epheten erwHhnt, den collegialischen
Zusammenhang beider angedeutet haben würde. Wir können also
die Vermuthung ohne Bedenken fallen lassen, zumal da Schoemann
adbst sie in den Griech. Alterthümern (12, S. 445. 482) stillschwei-
fend aufgegeben zu haben scheint.
Möglich wäre auch noch ein dritter Erklärungsversuch, die An-
nahme nämlich, dass die Zahl 51 sich zusammensetze aus 48 Reprä-
sentanten der 4 Phylen und dem ap^v ßaaitatic nebst seinen beiden
udpeöpoi n) . Diese Annahme könnte möglicherweise in Kleitodemos
einen Gewährsmann haben (oben S. 19) und sich jedenfalls besser
ab die Schoemann's auf die Analogie des Namens ot evösxa stützen,
39) Poll. 8, 124.
40) Isae. de Cir. hered. § 39. Harp. s. v. ür^rf^. Plat. Euthyphr. p. 4 C.
[Dem.] adv. Euerg. et Mnesib. § 68 ff.; vgl. Plat. leg. 6, p. 759.
41) Tim. lex. Plat. und Suid. s. v.
42) Vgl. Plut. Thes. 25. Boeckh C. I. n. 765. I p. 5*3.
13) Poll. 8, 92. [Dem.] adv. Neaer. § 72. 84; vgl. de ephet. nom. S. 10.
208 Ludwig Lange, [M
mit dem bekanntlich ein eigentlich nur aus 10 Männern bestehendes
Collegium desshalb bezeichnet wurde, weil der -[pa[X[xaTeö<; desselben
als der elfte galt44). Allein ganz zutreffend ist die Analogie doch
nicht; denn bei den evöexa wird einer mitgerechnet, bei den mv-
nfjxovxa xal ei; würden drei mitgerechnet werden; bei den (vtna
wird ein unentbehrlicher Subalterner mitgerechnet, hier würden drei
Personen mitgerechnet werden, von denen eine der Vorstand dei
Collegiums ist, die zwei andern jedenfalls nicht als Subalterne da
Collegiums angesehen werden können. Ueberhaupt aber wird so-
wohl im Volksbeschluss von 409/8, als auch bei Dem. Aristocr. § 37 t
so bestimmt unterschieden zwischen dem BtxdCetv des ßaoiXeuc und
dem Sicrpatoat der Epheten, dass es geradezu widersinnig wäre, den
ßaoiXcuc45), und noch widersinniger, seine beiden itdpeäpoi als Ephe-
ten mitzurechnen.
Soll man nun bei dieser Schwierigkeit der Erklärung der Zahl
51 sich zufrieden geben mit der Annahme, dass die Zahl ledigfei
die Bedeutung einer ungraden Zahl habe, dass sie desshalb gewÄt
sei, um die Möglichkeit der Stimmengleichheit auszuschliessen? Diesel
Auskunftsmittel mag bei den Heliastengerichten von 201, 401 Q.S.W.
Mitgliedern gerechtfertigt sein46); für ein eupatridisches Collegiu» der
vordrakontischen Zeit genügt sie nicht, da man denselben Zweck
z. B. mit der Zahl 41 oder 61 auch hatte erreichen können.
Die neue Erklärung der Zahl 51 nun, die ich vorzutragen i*
Begriffe bin, beruht auf dem Gedanken, dass es mindestens eben**
gerechtfertigt ist, die Zahl 51 vermittelst der Subtraetion 60— 9i *
vermittelst der Addition 48 + 3 zu erklaren. Ich nehme hiervon aus-
gehend an, dass die eupatridische ßouM) ev 'Apcfo iuo|o> aus W*
natürlich lebenslänglichen, Mitgliedern bestanden habe. Von die**
übernahmen nach meiner Vermuthung jährlich 9, nicht vom Volte g*"
wählt, sondern von der Bule selbst aus ihrer Mitte bestellt, als tf~
44) Poll. 8, *02.
45) Wenn in den Stellen der Lexikographen die Thätigkeit der Epheten dB**"
8ixa£eiv bezeichnet wird, und wenn es bei Poll. 8, 90 sogar vom ßaaiXuk l|e^:
xai ta<; tou cpovoo 8(xa<; eis "Apsiov ircrpv sJaaYei xal tov aricpavov iatfiMt***
oüv auToT; öixaCei, so beweist das nichts weder gegen den officielleo Sf***0
gebrauch noch für die Berechtigung der Zusammenfassung des ßaaitak ^
Epheten.
46) Meier und Schoemann, Att. Process S. J37.
33] Die Epheten und der Abeopag vor Solon. 209
*
pte;, oder vielmehr als icpoxdvsK;47), d. h. Obmänner48), gewisser-
massen als die novem primi der Bule, die Regierung, während die
51 andern, als ecpexai bezeichnet und durch diese Bezeichnung von
den fyxovxcc oder Tcpt/cdveic geschieden, einerseits an den Beratun-
gen der Bule Theil nahmen , andererseits theils (bei <p6vo<; ixo6ato;)
in Verbindung mit sämmtlichen Archonten auf dem Areopag , theils
(in den andern Fallen) unter dem Vorsitz des ßaotUut als des dama-
ligen Vorstehers der Archonten an den übrigen vier Gerichtssttttten
die Blutgerichtsbarkeit übten.
Für diese Annahme spricht zunächst, dass die Archonten gerade so
ab oi Ivvea ap^ovxe^, wie die Epheten als oJ TrevTTjxovxa xal ctc be-
zeichnet werden; dass die Zahl 60, das Doppelte der Zahl der sparta-
nischen Geronten, in einem durchaus durchsichtigen Verhältnisse zu der
Zahl der 4 Phylen und 12 Phratrien steht; und dass die 9 Archonten als
Mitglieder der Bule, die zugleich auf dem Areopag als Gerichtshof
fingiert 49) , ihre schlagende Parallele in den beiden spartanischen Ko-
tigen als Mitgliedern der gleichfalls die Blutgerichtsbarkeit übenden
ppouofa haben würden.
Natürlich muss bei meiner Annahme weiter angenommen wer-
den, dass die Zahl 51 derselben Verfassungsänderung ihre Entste-
hung verdankt, wie die Zahl der 9 Archonten, d. h. also der Ver-
fassungsänderung vom J. 683. Der Name der Epheten aber, dessen
hohes Alter wir oben betonten, ist selbstverständlich älter, einerlei
ob der apx<ov ßaotXeu«; der vor 683 bestehenden Verfassung in einer
Böte von 60 Personen regierte, oder in einer weniger zahlreichen, die
etwa aus den 4 cp uXoßaoiXeis und den 1 2 Phratriarchen, die als iy&tai
zusammengefaßt werden konnten, bestand50).
47) Diese Benennung werde ich unten rechtfertigen.
48) G. Curtius, Grundz. der Etym. S. 2784.
49) Auch Schoemann (Gr. Alt. J2, 337) nimmt an, dass die Archonten »ihren
Watz in dem eupatridischen Staatsrathe gehabt haben werden.« Und Platner,
der Process und die Klagen B. \. 1824. S. 19, der noch vor Müller die
Epheten mit dem Areopag in Verbindung setzte, nahm an, dass auf dem Areopag
neben den Epheten »auch andere Personen und wol namentlich die Archonten mit
M Gericht gesessen.«
50) Nach Arist. pol. 5, \, 6 waren in Epidamnus die «poXap^oi (also das Ana-
iogon der athenischen cpoXoßaaiXeT; und der cppaTp(ap^oi) Vorläufer einer wirklichen
IV. Solons Areopag eine organische Umbildung der eupatri-
dischen Buk.
Ich bin mir wohl bewusst, dass dieser Erklärungsversuch der
Zahl 51 zunächst nur den Werth einer Hypothese hat. Als solche
aber scheint er mir wissenschaftlich berechtigt zu sein, weil er die
Müller'sche Ansicht von den Epheten in einer Weise ergänzt, bei
welcher sich die zwei ersten der oben S. 9 f. geäusserten Bedenken
gegen die Müller'sche Ansicht erledigen.
Es ist nämlich bei meiner Auffassung der vorsolonischen eupa-
tridischen Bule vollkommen verständlich, welche Bewandtniss es mit
Solons Organisation der ßouX-?) sv 'Apeup ica^i) hat. Dieselbe ist
durchaus keine mit einem Schlage ins Leben tretende Neuschöpfung,
wie Müller annehmen musste, sondern die organische Weiterbildung
der alten Bule in einer den Verhältnissen der Zeit durchaus entsprechen*
den Weise. Indem Solon anordnete, dass alljährlich die neun ab-
gehenden Archonten, wenn sie ihr Amt tadellos verwaltet hatten,
in die areopagitische Bule eintreten sollten, gewährte er den Archon-
ten, die jetzt nicht mehr von der Bule bestellt, sondern vom Volke
gewählt wurden, und die jetzt nicht mehr principiell • aus den Eupa-
triden, sondern aus den Pentakosiomedimnen zu wählen waren, das,
was den früheren Archonten eben als lebenslänglichen Mitgliedern
der Bule von selbst zugestanden hatte. Mehr konnte er seinen Ar-
chonten, die nicht sowohl der Bule als vielmehr der Heiiaea verant-
wortlich51) sein, auch nicht mehr die eigentlichen Träger der Staats-
hoheit sein, sondern diese der ßooX^j täv T£Tpaxoo(cov überlassen sollten,
nicht gewähren; eine Mitgliedschaft der fungierenden Archonten in
der areopagitischen Bule hätte sich mit der veränderten Bedeutung
und Besetzung des Archontats nicht vertragen. Indem Solon ande-
rerseits die im Jahre der Reform in der areopagitischen Bule sich
beündcnden fungierenden Archonten und Epheten, welche letzteren
grossentheils, wenn nicht sämmtlich, in früheren Jahren das Archontat
bekleidet haben werden — eine Annahme, die bei der Bestellung
der Archonten durch die Bule natürlich ist — , darin auf Lebenszeit
beliess, vermied er es nicht bloss, erworbene Rechte zu verletzen,
54) Aristot. pol. 4, 9, 2.
25] Die Epheten und der Akbopag vor Solon. 211
sondern bewirkte auch, dass die areopagitische Bule im Jahre nach
der Reform genau stf aussah wie im Jahre der Reform , und dass
sich ihr Aussehen von Jahr zu Jahr nur sehr allmählich änderte durch
den Zutritt der Are honten der folgenden Jahre und durch das Aus-
sterben der Mitglieder, welche er vorgefunden und darin belassen
hatte62). Dass die durch den Tod erledigten Stellen der Epheten,
die vor Solon irgendwie aus den Phratrien, wahrscheinlich von
einer grossen Bule, neubesetzt sein müssen, in dieser Weise nicht
wieder besetzt wurden, war ein Verlust, den sich die Eupatriden
gern gefallen lassen konnten, weil nach dem neuen Ergänzungsmodus
zunächst ohne Zweifel mehr Eupatriden in die areopagitische Bule
gelangten, als vorher. Denn wenn auch in der Theorie den nicht-
eapatridischen Pentakosiomedimnen der Zutritt zum Areopag durch
dasArchontat offen stand, so werden doch in der Praxis auf lange
Jahre hinaus die Fälle, dass Nichteupatriden in den Areopag gelang-
ten, äusserst selten gewesen sein.
Daher erklärt es sich denn auch weit besser als bei Mttller 's
Ansicht, dass die Eupatriden nichts dagegen einwendeten, wenn die
voraussichtlich noch auf lange Zeit in ihrem wesentlich eupatridischen
Charakter gesicherte areopagitische Bule die Gerichtsbarkeit über
fdvoc ix icpovofa; nach wie vor üben sollte. Gerade weil sie von
einer Bule geübt worden war, die ausser den 51 Epheten noch die
9 Archonten enthielt, wäre es eine stärkere Neuerung gewesen, die
Gerichtsbarkeit über <p6vo<; ix 7cpovo(<x<; unter dem ap^cov ßaotXeuc
den 51 Epheten zu tibertragen, als sie der nur bezüglich des Ergän-
zungsmodus veränderten areopagitischen Bule zu belassen. Anderer-
seits hatte Solon natürlich keinen Grund, diejenige Blutgerichtsbarkeit,
welche bisher die 51 Epheten unter Vorsitz des ap^cov ßaaiXsuc an
den 4 andern Gerichtsstätten geübt hatten, der areopagitischen Bule
zu übertragen, zumal da er durch Conservierung des Bestehenden in
dieser Hinsicht die Hauptgedanken seines Reformwerks nicht beein-
trächtigte, wohl aber die Eupatriden für dieselben günstig stimmte.
52) Nach der Ansicht, dass die areopagitische Bule eine Neuschöpfung des
Solon sei , wurde die keineswegs wahrscheinliche Annahme nolhwendig sein , dass
diese Bule im ersten Jahre nach der Reform aus höchstens 9, im zweiten aus höch-
stens 18 u. s. w. Mitgliedern bestanden hätte.
In welcher Weise das Ephetencollegium nach Solon ergänzt wurde^.
wissen wir nicht; wenn die areopagitische Bule früher von
grossen Bule bestellt wurde, so ist es wahrscheinlich, dass du
Ergänzung auf die ßouXj) xd>v Texpaxoo(a>v überging, die natürlich m
Eupatriden zu Epheten wählen durfte.
So schied sich also in Folge von Solons Anordnung über dk
Ergänzung der areopagitischen Bule diese allmählich vom Collegii
der Epheten; doch ist es nicht nothwendig anzunehmen, dass dit
Scheidung jemals so radical geworden sei, dass nicht eine Anzahl
Personen zugleich Mitglieder des Ephetencollegiums und der ßooXi
6v Ap€io> itd^o) gewesen wären. Incompatibel war die Mitgliedschaft
beider Collegia gewiss nicht, weder nach der Absicht des Solonu^
noch nach der der Späteren. Dicss folgt schon daraus, dass die
glieder des Ephetencollegiums als solche von der Bewerbung um
Archontat nicht ausgeschlossen waren.
Damit sind denn die S. 9 f. gegen die Müller 'sehe Ansicht vor-
gebrachten Bedenken (abgesehen von dem dem Amnestiegesetze ent-
nommenen) in der S. 18 als nothwendig erkannten Weise in der
That erledigt. Da aber der Geist der Solonischen Reform sehr ver-
schieden beurtheilt wird, so mag es mir gestattet sein zur Empfeh-
lung der vorgetragenen Auffassung seiner Reform des Areopags dar-
auf aufmerksam zu machen, dass dieselbe schonende Hand sich auch
in der Organisation der ßouXj) xu>v xexpaxoofoiv verräth. Auch diese
ist nicht, wie nach Plut. Sol. 1 9 vielfach angenommen wird, eine völ-
lige Neuschöpfung des Solon53) , die bei den Parteiverhältnissen sei*
ner Zeit ganz unmöglich gewesen sein würde, sondern die organi-
sche Weiterbildung einer älteren grossen Bule. Die Annahme zweier
ßouXaC in vorsolonischer Zeit ist an sich nicht bedenklicher als die
Thatsache zweier ßouXaC in nachsolonischer Zeit, die bekanntlich in
mehreren andern griechischen Städten ihre urkundlich bezeugte Ana-
logie hat"). In Athen ist das Nebeneinanderbestehen zweier ßouXot,
einer grossen, nur ausnahmsweise thätigen, und einer kleinen, die als
ständiger Ausschuss derselben für Verwaltung und Rechtspflege be-
53) Auch Wecklein S. SS hält sie ebenso wie die areopagitische Bule für
eine solche.
54) Vgl. Carl Curtius, Inschriften aus Ephesos im Hermes Bd. 4, S. SSI.
27] Die Epheten uro der Akiopag vor Solon. 213
trachtet werden muss, bei der Zahl der' Eupatriden und der theil-
weise bedeutenden Entfernung ihrer Grundstücke von dem Centrum
des Staates fast nothwendig. Die grosse Bule nun hat K. F. Her-
mann (Staatsalt. § 102, 17), wie ich glaube, richtig erkannt in den
Tpuzxfoiot dpiox(v8Y]v 8txdCovxe;w), welche auf Solons Antrag, aber vor
seiner Reform, über die Blutschuld der Alkmaeoniden (Plut. Sol. 12)
richteten. Sie ist es, die der in Athen intervenierende Kleomenes
wiederherstellen wollte, als er die Solonische Bule der 400 aufhob
und 300 Parteigenossen des Isagoras (also starre Eupatriden) als
Bule constituierte (Herod. 5, 72). Diese Bule nun ist allem Anschein
nach von Solon dadurch den neuen Zuständen angepasst worden,
dass er zu den 300 Eupatriden (75 aus jeder Phyle, 25 aus jeder
Phratrie) 1 00 Nichteupatriden (25 aus jeder der 4 Phylen, d. h. der
4 räumlichen Districte, welche die Grundlage der Phylen als Eintheilun-
gen der Eupatriden gewesen und auch seit oder nach 683 für die
Einteilung der Naukrarien benutzt worden waren) in die Bule
aufnahm **) , wodurch er einerseits den Eupatriden die Mehrheit
sicherte, andererseits den Nichteupatriden einen festeren und ge-
sicherteren Antheil an der Verwaltung verschaffte, als sie bei der
Einrichtung der Naukrarien (oben S. 12) thatsächlich gehabt hatten.
Statt dass bisher der Rath der Naukraren, zu dem den Nichteupatri-
den der Eintritt in der Theorie offenstand, in der Praxis aber sicher
sehr erschwert war, neben der areopagitischen Bule gestanden hatte,
fanden jetzt die nichteupatridischen Elemente ihre gesicherte Vertre-
tung in der grossen Bule. Bedenkt man, dass Solon die Rechte die-
ser Bule erhöhte und sie aus einer nur in seltenen Fällen fungie-
renden zu der regelmässig zu berufenden machte, so begreift man,
dass beide Elemente mit dieser schonenden Reform zufrieden sein
konnten. Da der Schwerpunct der Regierung, die eigentliche Staats-
hoheit, fortan in dieser grossen Bule, nicht mehr in der areopagiti-
55) Wenn andere eine solche von 360 Mitgliedern postulieren, entsprechend
den 41 mal 30 yiv^, so steht diesem Postulat eben die zweimal bezeugte Thatsache der
tpiaxooiot entgegen, ganz abgesehen von der Frage, ob es jemals wirklich in jeder
ffMtrp(a 30 fivT] gegeben habe, womit es mir eine ähnliche Bewandtniss zu haben
scheint, wie mit den angeblichen 1 0 Gentes (ösxafte;) der römischen Curien.
56) Diese Solonische grosse ßooXrj hatte also in der That, wie Plut. Sol. 19
berichtet, 4 00 Mitglieder aus jeder cpoXrj.
214 Ludwig Lange, [28
sehen ruhen sollte, so begreifen sich auch von dieser Seile aus be-
trachtet die oben geschilderten Aenderungen bezüglich der areopa-
gitischen Bule als Aeusserungen eines wohldurchdachten conservativ-
reformatorischen Plans.
Meine Ergänzung der Müller'schen Ansicht erledigt also in der
That die zwei ersten der von mir selbst gegen dieselbe vorgebrach-
ten Bedenken. Aber die Müller'sche Ansicht ist dadurch auch so
wesentlich verändert, dass es nothwendig ist jene durch meinen Er-
klärungsversuch der Zahl 51 an die Hand gegebene Ergänzung der-
selben nochmals an der Stelle des Pollux über Solon als Schöpfer
der areopagitischen Bule neben den Epheten zu prüfen. Von der Stelle
des Pollux gehören hieher die Worte : eötxaCov 8e tot; iy cufiati Suoxo-
pivoic Iv toH; Tcevxe 8txaaT7jptou. 26Xu>v 8' auxot; irpooxaxeanjat
tJjv Hz 'Ape(oi) itd-po ßoüXnjv. Diese Worte, welche bei der Schoe-
mann 'sehen Ansicht (oben S. 8) grosse Schwierigkeiten machten*7),
bildeten eine wesentliche Stütze der Müller'schen Ansicht (S. 9j,
und es fragt sich, ob sie dieselbe Bedeutung auch für die von mir
ergänzte Ansicht haben, zumal da Wecklein sie geradezu für seine
von der Müller'schen Ansicht so weit sich entfernende Annahme
(S. 10 f.) benutzt58).
57) Wenn nämlich Drakon die Epheten eingesetzt hatte, mithin vor Drakon ei
areopagitischer Gerichtshof , der zugleich ßooArj war, bestand, so enthält der Satt
SoAcov ö' aoTois irpoaxaTeaT7jae ttjv eE 'Apefou Tra^ou ßouX^v einen Widersprach
dazu , insofern in letzterem Satze Y] £(; Apeioo Ttiyoo ßouÄ/q als eine Neuschöpfung
des Solon erscheint. Vgl. Philippi, Rh. Mus. Bd. 29, S. 2. Es ist diess Zuge-
stand niss Philipp is um so werth voller, als es gemacht wurde vom Standpuncte
der S choem an n 'sehen Ansicht selbst. Man könnte vom Standpuncte dieser Ansicht
die Schwierigkeit nur beseitigen durch Annahme der Unvollständigkeit des Excerpts
bei Pollux, der Auslassung eines den Widerspruch ausgleichenden Gedankens.
58) Weck lein nämlich beseitigt S. 19 den Widerspruch zwischen Apaxow
8* aurooe xatiTHjasv und 2oXa>v o* aotoT; TrpoaxaTiaTTjaev ttjV iE 'Apetou Tcdrpo
ßooXijv dadurch, dass er den zweiten Satz aus einer andern Quelle ableitet, als den
ersten, der als aus Missverständniss entstanden erwiesen ist. Sonach könnten die
Worte i8(xa*ov — ßouÄTjv vollkommen glaubwürdig sein und auf Aristoteles zurück-
gehen 'S. H. *3). Allein dem steht bezüglich der Behauptung, dass Solon den
Rata den Epheten hinzugefügt habe, entgegen Arist. pol. 2, 9, t eoixe 8i Zotav
ixeiva uiv uirapjfovra itporspov ou xataXuaai rqv re ßouÄr^v xai rr^v x&v apx«v
aipeaiv. Denn, wenn auch Aristoteles nicht der Verfasser jenes Gapitels ist, so ist es
doch ungleich wahrscheinlicher, dass in jenem soixe, als dass in der Notiz des Pollax
29] Die Epheten und der Areopag vor Solon. 215
Mit den Worten iStxaCov os t/j?; s^ ou|xaxi SuDxopivoi; Iv tote
rhze Sixaar^pfoi; will Pollux offenbar sagen, dass vor dem unmit-
telbar darauf erwähnten Solon die Epheten nicht bloss am Palla-
dkm, Delphinion, Prytaneum und in Phreatto, sondern auch auf dem
Areopag, also an den 5 von ihm selbst (§11 7 — 1 20) und von Dem.
Aristocr. § 65 — 77 aufgezählten, von Dem. a. a. 0. § 63 ebenso unter
dem Ausdrucke iizl icevxe SixacrnjpCoK; zusammengefassten Gerichtsstät-
ten gerichtet hätten. Diese Angabe ist in der That eine durchaus
zuverlässige Grundlage für jede Combination; denn es steht damit
nicht im Widerspruch weder Pollux 8, 57, wo h Apeup icdfcp und
hd riaXXaoCco verschiedene Richter vorausgesetzt werden, noch auch
die Auctorität derjenigen Lexikographen, welche nur die nach Abzug
des Areopags übrig bleibenden 4 Gerichtsstätten erwähnen (Harpokr.
Phot. Suid. s. v. e^exat). Denn diese sowohl wie Poll. 8, 57 haben
selbstverständlich die Zeit nach Solon vor Augen. Ebensowenig
stehen damit in Widerspruch die Angaben, welche, den Areopag als
Gericbtsstätte der Areopagiten erwähnend, unter Auslassung des Pry-
taneum nur 3 Gerichtsstätten der Epheten nennen59), noch endlich
die, welche überhaupt unvollständig sind00). Ohne Zweifel geht jene
zuverlässige Angabe (aber auch nur sie, nicht das folgende 26Xu>v
oi), natürlich indirect, auf Aristoteles zurück; denn es werden bei
einem Theile der detaillierten Angaben über die Gerichtsstätten die
Aibjvafaw ra>Xix£{a (Harpokr. s. v. eiul IIaXXaS((p und itd AeX<piv(u>) und
das 16ste Buch der Gesetze des Theophrastus (Harpokr. s. v. iv
♦peemrof. Suid. s. v. SfAcppsatot. Etym. M. p. 344, 25) erwähnt. Mit
dieser Angabe verträgt sich nun nicht bloss die Müller'sche Ansicht,
nach der auch auf dem Areopag die 51 Epheten (und zwar nur
diese) unter dem Vorsitze des ßaoiXeus richteten, sondern auch meine
Vodification der Müller' sehen Ansicht, nach welcher auf dem Areo-
pag die Epheten und die 9 Archonten vereinigt richteten. Denn das
kann man natürlich bei einem durch mehrere Mittelglieder hindurch-
gegangenen Excerpte nicht erwarten, dass auf diesen Unterschied
die wahre Meinung des Aristoteles enthalten sei, zumal da jene mit eoixe ausge-
drückte Meinung, wie wir sehen werden, der Wahrheit entspricht.
59) Heltad. bei Phot. bibl. p. $35, 22 ; vgl. Arist. pol. 4, 13, 2.
60) Aelian. v. h. 5, 4 5. Hesych. s. v. öixaaTTjpia. Lex. Seg. S. 257. 34 I.
246 Ludwig Lange, [30
Rücksicht genommen würde ; trotz desselben war es vollkommen
richtig, dass die Epheten an den 5 Gerichtsstätten zu Gericht sassen.
Anders aber steht es mit den Worten 26Xu>v 8' auxoü; icpoaxa-
xeorrjat xjjv s£ 'Apefou icdfou ßooXVjv. Diese Worte enthalten nicht bloss
nach der Schoemann'schen Ansicht (S. 8. 28), sondern auch nach
der Mttll er 's eine von Muller selbst nicht empfundene Schwierig-
keit. Denn da das aoxof; auf die unmittelbar vorher erwähnten i»
xot; ravxe öixaonqpfoi; (also auch auf dem Areopag) richtenden Ephe-
ten geht, so würden die fraglichen Worte das, was Müller will,
nur dann bezeichnen, wenn Pollux hinzugefügt hätte, dass Solon die
Gerichtsbarkeit der auf dem Areopag richtenden Epheten der von ihm
geschaffenen ßouX^ h 'Ape(a> icdfcp übertrug. In Consequenz der Mül-
ler'sehen Ansichtmuss man annehmen, gerade so wie diese Annahme
bei der Schoemann'schen Ansicht nothwendig ist (s. S. 28, Anm.57),
dass ein solcher Zusatz im Verlaufe des wiederholten Excerpierens
abhanden gekommen sei. Nach meiner Ergänzung der Müll einsehen
Ansicht nun bleibt zwar gleichfalls eine Schwierigkeit in den be-
zeichneten Worten des Pollux; denn auch bei meiner Ansicht würden
die Worte des Pollux (Jas, was ich will, nur dann bezeichnen, wem)
Pollux einen Zusatz gemacht hätte über die Art, wie sich die voa
Solon reorganisierte Bule zu den Epheten und der vorsoloniscbea
ßouXJ) dv ' Apeicp icdfü) verhielt. Meine Ansicht bietet aber bei dieser,
unter allen Umständen ergänzungsbedürftigen, auf jeden Fall durch
ungeschickte Abkürzung eines vollständigeren Ausdrucks unklar ge-
wordenen Stelle den Vortheil, dass sie erkennen lässt, wie die Ab-
kürzung vor sich ging, und wie aus dem verstümmelten Text <fr
vollständigere Wortlaut etwa zu reconstruieren ist. Erwägt man »**
lieh, dass es von den 9 Archonten bei Pollux 8, 117 heisst: oft
£w£a äp^ovxec ol xod' exaoxov fcviauxiv ftexa xb ooovai xae euduvat #
Tote ApsoratfCxaic icpoaex(devxo, und dass dieser Ausdruck icpofld-
deadai auch in einer andern Stelle über die Ergänzung der areop*
gitischen Bule wiederkehrt (Argum. zu Dem. Androt. p. 588 t);
erwägt man ferner, dass bei Plut. Sol. 19 von der Einrichtung^ j
areopagitischen Bule durch Solon das Verbum oüaxYjaaoÄat , von der
grossen Bule Tcpoaxaxevetfie, bei Arist. pol. 2, 9 aber zwar nicht vo»
der Bule, jedoch im Zusammenhange damit vom Demos der Ausdruck
xaxaaxfjaat gebraucht wird: so wird man es nicht unwahrscheinlich
3*] Die Epheten und du Abbofag vob Solon. 247
finden, dass in einer älteren Redaciion derjenigen Notizen über die
Epheten, wovon wir den letzten Niederschlag bei Pollux haben,
stand: 26Xcov 8' auxoi; icpoo6d?)xe xoo; ivvsa äp^ovrac toöc xad
haaxov Ivtaotbv (icid tb Soövat tds euduvat xal oötok xa-
Twnjae tty ig 'Apefoo ndfou (JouXTfjv. Denn dass Derartiges in den
Quellen des Pollux stand, zeigt 8, 117, und wenn es daseltet heisst
toi; 'Apcororftouc, 8, 125 dagegen autot; (tot; gerate), so liegt darin
keine Schwierigkeit. Denn 8, 117, wo zunächst die nachsolonische
Zeit berücksichtigt wird, passt zugleich auf die Zeit der Reform,
di die damals in der Bule sich befindenden Epheten sehr wohl nach
spaterem Sprachgebrauch (S. 1 7) ' Apcoita-fiTai genannt werden konn-
ten, während 8, 125 natürlich kein Grund war, die Epheten, über
welche die Stelle handelte, Areopagiten zu nennen. — Aus dieser Er-
örterung aber fällt zugleich ein neues Licht auf die oben (S. 16 f )
erörterte in Verbindung mit Androtion und Philochoros stehende
Nachricht von den 51 Areopagiten, die man nun um so weniger als
werthlos erachten wird, als auch bei ihr die 9 Archonten und die
51 Areopagiten, freilich in confuser Weise, neben einander erscheinen.
Wenn die Stelle unverdorben vorläge, oder wenn wir die Aeusserun-
gen des Androtion und Philochoros vollständig hätten, so würden
wr vielleicht eine directe Bestätigung der eben vorgeschlagenen
Ergänzung der Stelle des Pollux erhalten.
V. Meinungen des Alterthums über das Alter der areo-
pagitischen Bnle.
Trotz der Beseitigung der zwei ersten gegen die Mtiller'-
•cbe Ansicht vorgebrachten Bedenken würde dieselbe übrigens, auch
» der von mir vorgeschlagenen Weise ergänzt, immer noch sehr
zweifelhaft bleiben, wenn es wahr wäre, was Philippi und Weck-
lein übereinstimmend behaupten, dass kein unbestreitbares Zeugniss
vorliege für die vorsolonische Existenz des areopagitischen Rathes
(oben S. 10), und dass namentlich das Amnestiegesetz des Solon,
tos dem auch wir das dritte bis jetzt noch nicht erledigte Beden-
ken gegen die Müller'sche Ansicht entnahmen (S. 9 f.), ein solches
nicht enthalte.
218 Ludwig Lange, ß*
Zu coostatieren ist nun aber zunächst, dass es ein vollkommen
unbestreitbares und glaubwürdiges Zeugniss ebensowenig gegen die
vorsolonische Existenz der areopagi tischen Bule, als für dieselbe giebl
Denn gegen die vorsolonische Existenz beweist die Stelle des
Poll. 8, 125 bei ihrer eben erörterten Beschaffenheit nichts. Ebenso-
wenig beweist dagegen Arist. pol. 2, 9, 2 26X<ova 8' ivioi pcv
oTovtgu ftveadai vofio&stTjv arooSafov. ükifapyiav xe jap xataXCaat Xto
äxpaxov o&aav, xai SouXeuovxa xbv örjfxov icaöaat, xal 87](JLoxpax(av xa-
xdorijoat tJjv icdxptov, fii£avxa xaXu><; rijv icoXtxefav • zhat yäp rjjv piv
Iv 'Apeict) icoy«> ßouX-Jjv 6XtYap^txöv, xb ö& xdc <ipX^ alperdc <$(*•
axoxpaxixbv, xb hi Sixaarqptov 8Y)|xoTtx6v. Denn hier wird nur eine
Meinung, nach welcher der Areopag eine oligarchische Schöpfung
des Solon war, berichtet. Endlich Cic. de off. 1 , 22 (consilio Soloms
ei, quo primum conslituit Areopagitas) hat natürlich gar nicht des
Werth eines selbständigen Zeugnisses, da Cicero offenbar nur die
eben angeführte Meinung der Griechen über den Areopag wiedergiett.
Für die vorsolonische Existenz der ßouX>j beweisen nun aller-
dings die zum Theil auf Hellanikos Gt) zurückgehenden Nachricht»
von der uralten Thätigkeit eines Gerichtshofs auf dem Areopag-)
und die Erwähnung eines Sixaaxr^piov daselbst zur Zeit der messt-
nischen Kriege63) insofern direct gleichfalls nichts64), als zuzugeben
ist, dass, um das verlangte Resultat daraus zu entnehmen, erst &
Voraussetzung hinzutreten muss, dass eine solche Blutgerichtsbarkeit
nur von einer Körperschaft geübt werden konnte, welche die Stel-
lung einer ßouX*)] Yep6vT<i>v hatte. Gleichwohl spricht für die Berech-
tigung dieser Voraussetzung die Analogie (S. 11). Und wenn Aeflfr
lus in den Eum. v. 570. 683 den Gerichtshof als ßouXeux^pt«**
v. 687 als Stxaox&v ßooXeuxTjptov bezeichnet, so ist das zwar***
kein unbestreitbares Zeugniss für die vorsolonische Existenz der areo-
61) Schol. ad Eur. Or. 1648. Suid. s. v. 'Äpeux; irayo?. Etym. M. p. 139» •-
Lex. Seg. S. 444. Paus, 1, 28, 5.
68) Vgl. auch Dem. Aristocr. § 65. Zonaras s. v. *i\peios Treloc.
63) Paus. 4, 5, 2.
64) Diess urgiert Wecklcin S. 19. 21. Wenn derselbe aber S. U '• !*"
hauptet, dass der 'Äpsio; na^oc als Stätte des Blutgerichts gar nicht geeignet ge**" 1
sen sei für Senatssitzungen , so beweist er damit zu viel ; denn die Solonisö*
ßooXr iv 'Ape(q> 7uaYq> versammelte sich doch wohl nirgends anders als auf ^
Areopag. Oder aus welchem andern Grunde hiess sie rt ava> ßouXr?
33] Die Epheten und dkr Areopag vor Solon. 219
panischen Bule, aber doch ein Beweis davon, dass Aeschylus we-
nigstens jene Voraussetzung theilte, den uralten areopagitischen Ge-
richtshof für eine Bule ansah und Überzeugt war, damit nicht dem
besseren Wissen seines Publieums ins Gesicht zu schlagen •*). Wir
haben darin also freilich streng genommen nur eine Meinung des
Aeschylus. und mehr liefern uns auch nicht die an die oben angef-
ührten Worte sich unmittelbar anschliessenden Worte bei Arist. pol.
2,9,2 ioi/.t ös X<SXu>v sxefva piv uTcäp^ovxa icp6xepov ou xaxa-
luoat, xijv xe ßoüXyjv xat rJjv xato äpy&v flupeaiv, xbyt 8e 8ij|iov xa-
wtrjaai, xdt Sixaaxrjpia icoujoa; ex icdivtcov **) .
Bis jetzt haben wir also nur zwei sich entgegenstehende Mei-
ungen über das Alter der areopagitischen Bule; aus Plutarchs Solon
(eap. 19) aber erfahren wir nicht bloss diese Meinungen, sondern auch
die Argumente, worauf sich dieselben stützten.
Das Argument der die vorsolonische Existenz der areopagitischen
Brie Leugnenden, denen er selbst sich anschliesst, formuliert Plutarch
80: (M jiev ouv irXefaxoi t>jv iZ 'Apefou icayoi) ßouXVjv, «fcircp etpYjxai,
StiLiova aooxTjoaa&at cpaai* xal fiapxupetv auxot; 8oxei |xdXiaxa xo jjlttj-
tyiou xfcv Apdxovxa Xefeiv jx^rjö' ivofxdCeiv Apeo/rcaYtTa;, dXXd xoi;
Ecpexai; aet ötaXsYeoöai irept x<5v <povixu>v. Dieses Argument aber,
4s Müller (Eum. S. 153) nicht hätte für seine Ansicht gebrau-
chen dürfen, ist äusserst schwach. Zweierlei ist möglich: Entweder
sin kannte zu der Zeit, in welcher man diese Frage zu discutieren
fefiug, von den Gesetzen Drakons nur die, welche in die Solonische
Gesetzgebung übergegangen waren67), oder man kannte auch die an-
fcm von Solon nicht recipierten, wenn nicht vollständig, so doch theil-
*tise*). Im ersteren Falle ist es sehr natürlich, dass in den erhal-
lten Drakon tischen Gesetzen nur von Epheten die Rede war; denn
65) Vgl. auch Soph. 0. C. 9il*Apeo$ sußouXov izi^ov. — Dem. Aristocr. § 66
tomml nicht in Betracht, weil die Worte : xouxo fiovov xo SixaaTiJpiov ooj(l xiipav-
*;, oix oXr^ap^ia, oii Ö7}fU)xpaxta xag <povix«; oi'xa; acpeAioftai xexoÄu/rjXSv, welche
Mfcw», dass auch Demosthenes mit dem oVxaax^piov noch andere Functionen als die
richterlichen verbunden dachte, sich otfenbar auf die Zeit nach Solon beziehen.
66) Diess urgiert mit Recht Philippi im Rh. Mus. Bd. 29, S. 12.
67) Phit. Sol. 17; vgl. Aelian. v. h. 8, 4 0 u,6voo; ös icpiiAaSav rou; cpovtxou;
tKOO.
68) Vgl. Poll. 8, 42. 9, 64.
IMwadl. d. K. S. Gesellsch. d. Wissenach. XVII. 15
oiliulloii warou dann nur die Gesetze über die otxai ^ovtxai, soweit
tUU*) 'fovo; ixouoto; nicht in Betracht kam; in diesen aber konite
litttkuu nutUiiii-h nur vom ßaatXeo; und von den ifivii sprechen. ari
%|iim-b nur davon, wie [Dein.] adv. Macart. § 57 und der Vois-
Uuirhlii** von 409/8 zeigt. Die Bestimmungen aber über ^4*c
iidiuatu;, Ihm denen allein der Ausdruck 'Apeoirafixat oder, da dieser
wmmilhlich erst in nachsolonischer Zeit aufkam S. 17. 31, ^ h 'Aptin
ffdf<|> ftwXVj hatte vorkommen können, waren von Solon nicht unver-
umlnit aufgenommen worden , wie jetzt ausser allem Zweifei ist, dl
dm Volksbeschluss von 409/8, der eine Copie des itpöxo; ä%m*\
enthalt, nicht mit dem epovo; exouaioc, wie man erwarten sollte, soft-
iliMii mit dem epovo; dxouoto; beginnt. — Im andern Falle, den ich ftr
<|<*n wahrscheinlicheren halte, folgt daraus, dass Solon in seit»
ltet>liuunungen über 90 vo; sxouato; wahrscheinlich den Gerichtshof ab
trjv ßouXJjv ttjv sv Apeup Tcdf«) bezeichnete (Dem. Aristocr. § 84)»
nicht, dass auch Drakon dieselbe Bezeichnung müsse angewendrf
haben. Er konnte, die Richtigkeit meiner Auffassung der voreolo*-
xclien areopagi tischen Bule einstweilen angenommen, die Bestimm*»-
gen so formulieren, dass er von den evvea apxovte; und den w»t^
xovxa xal elc £'f sxat sprach. Dass er diess that, ist sogar wahrschein-
lich, weil er in dem ftsoixoj; über epovo; exouoto; den *Ap£toc lobfl
ebensowenig genannt haben wird, wie er in den uns vorliegende
Gesetzen über epovo; dxouato;das HaXXdoiov nannte70). — In keinem def
beiden möglichen Falle ist also das Argumentum ex siientio, denflt
sich die Vertheidiger der von Plutarch reeipierten Ansicht bediente,
irgendwie beweisend gegen die vorsolonische Existenz einer afffr-
pagitischen Bule.
Das Argument der die \or\so Ionische Existenz der areopagitisdm
Bule Behauptenden führt Plutarch im unmittelbaren Anschluss an
obige Worte folgendeinlassen \or: '0 os iptoxaiosxaTo; a;tuv toü 24-
Xcovo; tov o^ooov £yzi Ttov vopcuv o»jtco; auTof; ovou,aoi f cfpajxjiiw* *
„'Atijjuov 0001 axtfioi Tjoav, izph it i/iXiova ap;at, eictTtjiou; that izkiji
oaoi iz Apetoo izäfou it oaoi ex tu>v Iv^st&v >) ex llpotavetoo
69- Nämlich der Solonischen Gesetze, wie ich mit l. Kühler im Hermes 2, S. 38
und Wer kl ei 11 S. 14 iX. annehme, nicht der Drakonischen Gesetze, wie Philipp!
in den X. J. 4 874, S. 593 meint.
70) Auf letzteres macht auch Weck lein S. 4 8 aufmerksam.
ms also das Amnestiegesetz des Solon als der eigentliche Angel-
; bei der Entscheidung der Frage nach dem Alter der areopa-
hen Bule. Das aus ihm entnommene Argument, welches zu einer
den Epheten irgendwie verschiedenen areopagitischen Bule vor
führt, und insofern der Müller 'sehen Ansicht entschieden
rsprieht (S. 10), wie von Schoemann ganz richtig geltend ge-
t worden ist, hat zunächst dadurch ein günstiges Vorurtheil für
dass es kein Argumentum ex silentio ist, sondern sich auf den
ven Wortlaut eines mit urkundlicher Treue erhaltenen71) Solo-
an Gesetzes stützt. Dagegen ist freilich dieses Argument insofern
ibar nicht schlagend, als man dabei aus einer vor Solon auf dem
)ag geübten richterlichen Thätigkeit auf die vorsolonische Existenz
areopagitischen Bule schliesst, also scheinbar dieselbe Voraus-
ng hineinmischt, von der wir oben sprachen: die Voraussetzung
ch, dass eine solche richterliche Thätigkeit nur geübt worden
könne von einer Bule. Allein nicht diese nackte Voraussetzung
lt ftlr den hier gezogenen Schluss in Anwendung; denn der Schluss
sich wesentlich darauf, dass hier der vApsio; ra^os als ein von
Epheten irgendwie verschiedener Gerichtshof erscheint,
oleher aber neben den Epheten, von denen man wusste, dass
ir sich keine Bule waren, natürlich nur von einer Bule verstan-
werden konnte. Wenn also die Existenz eines areopagitischen
pums, das von den Epheten irgendwie verschieden war, aus dem
ze des Solon folgt, so folgt in der Thal zugleich, dass dieses
;ium nicht bloss ein Gerichtshof, sondern auch eine Bule war.
i
ttt Lmiwig Lasge.
dwh U**sei begründet als die dieselbe leugnende, zonal dt ae
u-fsiul/i wiid \on der nach den uns bekannten Analogie*
vollkommen berechtigten Voraussetzung, dass eine Mol
übet yi*/; e//;>3io; nur von einer jSvAyj fepov-oiY geübt weidet
An dum günstigen Vorurtheile. das somit für diese Meranng
iü-u uiu^r werden wir uns nicht irremachen lassen durch die
j*ohe. das» die andere Meinung zur herrschenden geworden tat,
*ua <>iwro de od'. 1, 22 und aus dem oi rXeforot bei Piutardi
v/ig«'bt. lienu dies* ist natürlich genug. Anders organisiert
iy/loij die ar<*>pagitische Buh' auf jeden Fall : die Bedeutung,
die*«' |Jul<> bis in die Zeit der Perserkriege hinein behauptete,
ruhte auf iWx Stellung, die Solon, hierin die aristokratische
j»u»g ivftnuui'rmd 'oben S. 24 II'.), ihr gegenüber der grossen Bote,
Kkkh'siu, der llcliaca und den Archonten angewiesen hatte. Wl
er mImj ulb Schöpfer derjenigen areopagitischen Bale gepriesen wi
gegen welche Kphinlles und Punktes ihre Angriffe richteten, so
diif /will historisch antiquarisch nicht ganz correct. politisch
durchaus nicht unwahr. Ks ist also sehr begreiflich, dass eine ll
t'iii*liuiii)iiiig im l.oh, he/w. Tadel des Solon die Ansicht der w<
Auliipuiio iilitMtoiitt« % welche auf (irund genauerer Nachforschung
den (ichd/eu dos Solon seihst die \orsoIonische Existenz einer
|HigillM'hcii Kult* behaupteten.
lYolrfdeui können wir uns auf (irund dieser allgemeinen Ei
Mimuciii mich denen die auf die Interpretation des Solonischen
Meli MilMonde .Meinung als die besser Itegründctc erobern t, MM
nicht bei derselben Itcrithigen. Denn die Nichtigkeit dieser Interprt"
talioit kann hc>tritten werden und ist neuerdings von Weckleit^
um) IMulippi bestritten worden. Ks war das möglich, weil gerade*
die Schoemauu ncIic Vusichl \om Areopag* die jene Interpretation
Jm Mch \ er wendete, *ich di*%h nicht recht mit derselben vertrug.
VI l tilutlttauv Intorinvtatiowii des Amuestieeesetzes des
Solon.
*.*twoid SchocnuMtn soIUm naiuhch Op. Lp. 193 jener Interpre-
Mfcc** :<jfccetHt da> SoUnuxcho liefet* al> einen Beweis gegen Müllei
aeouizfaf *aJ \ou >cuu m Siaudpunrte aus auch xnvn die Müller'«
;he Bule die Gerichtsbarkeit verloren hatte. Man müsste denn
len, dass Solon desshalb, weil möglicherweise noch einzelne
r mehr als 26 Jahren vom Areopag Verurtheilten am Lehen
Hinten, in übergrosser Vorsicht auch diese von seiner Amnestie
ommen hätte72). Dazu kommt aber noch, dass der Gegensatz
en fooi 4£ 'Apefou ludfou und Saot ex xd>v Ecprc&v ein schiefer
ttrde, weil ja nach Schoemann's Ansicht in eben jenen 26
die Epheten auch auf dem Areopag gerichtet hatten. Woh-
er Wortlaut des Gesetzes durchaus den Eindruck macht, als
drei gleichzeitig neben einander fungierenden Gerichtshöfen die
ei, soll man annehmen, dass mit "Apeux; icdrpc ein längst nicht
«stehender, mit 'Ecpsxat ein bestehender und schon lange auch
icj) Tsäftü richtender Gerichtshof gemeint sei, was doch allen An-
ngen an eine ungezwungene Interpretation der Worte eines einer
iien Ausdrucksweise mächtigen Mannes widerspricht. Von dier
;hoemann 'sehen Erklärung des Amnestiegesetzes kann aber
upt jetzt nicht mehr die Rede sein, weil die Voraussetzung
en, dass erst Drakon die Epheten eingesetzt habe, hinfällig
len ist.
ttller's Ansicht aber, welche die Epheten und zwar nur die
n von Alters her auch auf dem Areopag als Richter und zu-
als Bule voraussetzt, verträgt sich, wie ich schon bei der all-
en Besprechung der Mil Herrschen Ansicht behauptete (S. 10)
äter wiederholt betonte, mit der obigen Interpretation aller-
in/»K woninror Donn Koi Jincnp \ncir»ht icf oino I Tnt«rer»Kioir1iir*
rr
ler, der in den Eumeniden S. 157 und in den Doriern (22, 133)
nur über die Worte ex Ilpuxaveiou xaxaotxaa&evxe^ irrzb täv ßao&im
sich äussert, sich mit dieser Schwierigkeit abgefunden haben mag.
Wollte man seine Ansicht unmodiliciert annehmen, so müsste nun
entweder die Richtigkeit obiger Interpretation geradezu bestreiten,
was aber Muller's Ansicht nicht gewesen sein kann, da er aus des
Worten ex Hpotavetou auf ein vor so Ionisch es Gericht schliesst (Eum.
S. Iö7, A.}. Oder man müsste etwa sagen, dass die Gerichtsstätte des
Areopags ihrer hervorragenden Wichtigkeit wegen besonders genannt
sei; dasselbe scheint Müller für die Erwähnung des Gerichts 4x
Ilpüiavetou in der That angenommen zu haben. Aber dann würde,
da die Epheten sowohl auf dem Areopag als nach Muller's Ansicht
auch in dem durch ex llpuiavetou bezeichneten Gerichtshofe sasseo*
Solon sich noch viel ungeschickter ausgedrückt haben, indem er von
dem Areopag und von dem Prytaneion die doch in beiden richten-
den Epheten unterschieden hätte. Wie unglaublich das ist, liegt auf
der Hand, da ja Solon, wenn er die auszunehmenden Kategorien der
Verbannten nach den Gerich tsstätten bezeichnen wollte, an denen ihr
Urtheil gesprochen worden war, mit Leichtigkeit auch das Palladion,
das Delphinion und Phreatto hinzufügen konnte. — Auch das aus dem
Amnestiegesetze entnommene Bedenken gegen Müller führt also auf
die Notwendigkeit einer Ergänzung der Mit Herrschen Ansicht. Es
wird sich mithin darum handeln, ob die von mir vorgeschlagene
Ergänzung sich mit dem Amnestiegesetze verträgt. Dasselbe ist hier-
nach nicht bloss der Angelpunct für die Entscheidung der Frage nach
dem Alter der areopagitischen Bule, sondern zugleich der Prüfstein
für meine Ansicht. Die Erklärbarkeit desselben ist der in letzter Instamz
entscheidende Beweis für die Berechtigung meiner Hypothese.
Bei den Schwierigkeiten , welche mit der Interpretation des
Amnestiegesetzes sowohl bei der Schoemannschen als auch bei der
Müller'schen Ansicht verknüpft waren, ist es erklärlich, dass Philippi
und Wecklein die Richtigkeit der Interpretation und das mit ihrer
Hülfe aus deru Solonischen Gesetze für die vorsolonische Existenz
der areopagitischen Bule gezogene Argument überhaupt zu bestreiten
versuchten, was natürlich nur durch Aufstellung einer von der obigen
verschiedenen Interpretation der Gesetzesworte zu ermöglichen war.
Philippi und Wecklein hatten dazu ein gewisses Recht, weil ja
39] Die Epheten und der Aeeopag vor Solon. * 225
die Ansicht, welche der durch das Amnestiegesetz begründeten Ansicht
atgegensteht, die im Alterthum herrschende war, und weil im Alter-
thum selbst schon der Versuch gemacht worden ist, durch eine andere
Interpretation der Worte Solons das aus ihnen gezogene Argument
zu beseitigen. Auch diesen Versuch kennen wir aus Plutarch , der
im Anschluss an die Stelle über das Amnestiegesetz fortfährt: et jxyj
^ Aia YS^ove xic dadupeia xoö yp^F1^10^ ?J exXei'j;i;, coaxe xoos t!)X<o-
x«a; eic aixtaic, Sc xptvoooiv o{ 'Apeo7caYixai xal ' E<pexai xai flpü-
tivtt;, „Sxe i öeajio; icpdvYj ode", jxevstv axtfiou; x<ov äXXw eicixijxcov
|8w(i8v(ov. Dieser Versuch selbst aber, mag er nun von Plutarch
oder von einem älteren Verfechter der herrschenden Meinung her-
rühren, macht seinem Urheber keine Ehre. Denn so ungewandt im
sprachlichen Ausdrucke war der Gesetzgeber gewiss nicht, dass er
mit den e£ Apeiou raqfoo Verurtheilten im Gegensatze zu den ex x<Sv
E96TÄV Verurtheilten diejenigen bezeichnet hätte, die nach der frü-
heren Gerichtsordnung gleichfalls von den Epheten verurtheilt waren,
and zwar desshalb so bezeichnet hätte, weil sie ein Verbrechen be-
logen hätten, das nach seiner (Solons) Gesetzgebung zur Gompetenz
der von ihm neugeschaffenen areopagitischen Bule in Zukunft gehö-
ren sollte. Dazu kommt, wie schon Westermann (Ber. 1849. S. 153)
und Philippi (Rh. Mus. 29, S. 5 f.) bemerkt haben, dass diese Deu-
tung auf das Gericht ex 1 [puxaveiou gar nicht einmal anwendbar sein
würde, weil nichts davon verlautet, dass Solon einen solchen Gerichts-
hof der Prytanen beibehielt oder einsetzte.
Von den beiden neuesten Versuchen nun zur Erklärung des
Amnestiegesetzes, die darin übereinstimmen, dass sie das darin lie-
gende Zeugniss für die vorsolonische Existenz der areopagitischen
Bale beseitigen zu können glauben, bespreche ich den Wecklein's
(a. a. 0. S. 2i OV) als den zuerst veröffentlichten und als den leichter
zu widerlegenden zuerst. Weck lein irrt zunächst darin, dass er mit
Schoemann (Op. 1, p. 197) in dem Solonischen Gesetze den Ausdruck
6ico xäv ßaatXecov, der zu allen drei Gerichtshöfen gehört, nur auf die
Worte ex (Ipoxaveiou xaxaöixaa&evxe; bezieht. Sodann meint er, wenn
man e£ Apstoo icdfoo bloss von der Gerichtsstfttte verstehe (nicht
wie Schoemann von einer areopagitischen Bule), so sei nichts mehr
auffallend, als ein »Ueberfluss des Ausdrucks, da ex x&v 'F/fexäv auch
die Verurteilungen auf dem Areopag in sich hätte begreifen können«,
Ltdwig Latce. [W
*€us rHtarfoss- den er dann aus der Rücksichtnahme des Solon arf
«*» (»iaptten Institutionen die areopagi tische Bule zu erklären sucht
JU6n» «•«* sicher leberfluss des Ausdrucks ist mit der Rücksicht
4m Folgezeit gewiss nicht zu entschuldigen, da das Gesetz sieb
acf die bezog, welche verbannt waren ote o &eo|io<; &<$&*]
iit. l'ebngens beruhigt sich Wec klein bei diesem Auskunftsmittal
zmth nicht, sondern er sucht das Solonische Gesetz mit Hülfe d»
P*ephisma des Patrokleides bei Andoc. de myst. § 77 ff. zu erkläret
und verfährt dabei so. dass er, die Construction der Worte (web ti*
3a^ü*r> zotaoizMdsvTs; mit ex npuxaveto'j festhaltend, erst den Wort-
laut des i>Tlz'.?\L'i des Patrokleides dieser Ansicht entsprechend cor»
rigiert. und dann aus diesem so corrigierten Wortlaute das Solo-
nische Gesetz angeblich vervollständigt. Seiner Vermuthung zufolge
soll es gelautet haben: tzKt^ oaoi iZ \Apsiou Tcdryoo ^ oaot ex [Atfc*
^piviou »jtA^ tcov ^stcov y^ ez Hputaveiou xaiaö'.xaa&evxec uico täv ßa-
aiXeoiv. Dadurch würde allerdings der bedenkliche Gegensatz zwischen
i; \\p£io»j rarpu und ex iwv 'E^etäv und zugleich die Beweiskraft
der Stelle für die vorsolonische Existenz des areopagitischen Ratbet
gründlich beseitigt sein. Aber das ganze Verfahren Wecklein's ist
ohne Frage durchaus unkritisch, da das Psephisma des Patrokleides»
wenn auch nicht gefälscht73 . so doch gedankenlos copiert74) oder
vielmehr interpoliert75) ist, auf keinen Fall aber zur Grundlage einer
Aenderung des Wortlautes des Solonischen Gesetzes gemacht werdet
darf, die, wie die Sache liegt, nicht sowohl eine Vervollständigung,
als vielmehr eine Interpolation ist.
VII. Philippi's Interpretation des Amnestiegesetzes des Solon.
Philippi dagegen hat das unzweifelhafte Verdienst die Erklä-
rung des Amnestiegesetzes dadurch wesentlich gefördert zu haben,
da>s er die Zugehörigkeit der Worte xaTaoixaodevtec iiw täv ffaoi-
Xecov zu den drei vorhergenannten Gerichtshöfen erkannt hat (S. 7
73, Philippi im Rh. Mus. 29, S. 9.
74) R. Scholl im Hermes 6, S. 51.
75) Vgl. jetzt Johannes Droysen, de Demophanti . Patroclidis, Tisameoi
popuKtfciti* , quae inserta sunt Andocidis oralioni irepi u.03T7jpta>v. Berlin 1873.
£. 20 ff.
M] Die Ephetbn und der Areopag vor Solon. 227
o.8)w). Die Construction, bei welcher jene noth wendig zusammen-
gehörenden Worte so getrennt werden, dass xataSixaodevTtt mit allen
dreien (iß 'Apstou icd^oo, ex t<öv 'E'feteov, ex ripoTavetoo), öico ßaot-
tiw aber nur mit ix llpoTaveioo verbunden wird, ist grammatisch
©möglich. Die Verbindung des Participiums einerseits mit 6ic6 c.
gen., andererseits mit dem dreimaligen ££ c. gen. hat keine Schwie-
rigkeiten, selbst dann nicht, wenn alle drei Ausdrücke, nicht bloss
E^ewv, persönlich zu verstehen sind77). — Ferner hat Philippi, und
darin liegt eine ebenso wesentliche Förderung des Verständnisses des
Ganzen, richtig erkannt (S. 7 f.), dass unter den ßaoiXei; die nach
einander im Amte des dp/<ov ßaatXeut der Blutgerichtsbarkeit und
dem Gerichte über Topawfc78) vorstehenden Personen zu verstehen
seien79), und sich mit Recht dafür auf den Volksbeschluss von 409/8
berufen, in dem es mit Köhler's Ergänzungen heisst:
xori iä[L [xyj'x icpovo[(alc [xlt[etvig xk ttvo ^ cufeiv a 8]i-
riCtiv 8s tous ßaaiXiac atxiÄ[v] cp6[vou] ^ [ßooXstioeios t&v dst ßaat]X-
tfoarar touc 8e e^exoc 8ioyv[<üvoi1.
Denn hierdurch ist bezeugt, dass Drakon ebenso wie Solon den Plu-
76) Diess hat jetzt auch Joh. Droysen S. 19 erkannt: der andern grammatisch
»möglichen Construction folgt nicht bloss R. Scholl im Hermes 6, 24, sondern auch
toeh E. Curtius, über den Uebergang des Königthums in die Republik bei den
Monatsberichte der Berl. Akad. 4 873. S. 287. 292.
77) Philippi nahm an der Construction i% täv 'E^pet&v urco t&v ßaoi-
\mm Anstoss, ohne Grund, da die ßaoiXel; und die e<petai in verschiedener Weise
[iftig sind. Er wollte die Construction entschuldigen durch den Parallelismus von
j« täv Tfyettov mit dem local zu verstehenden 11 'Apefou ircrpo und £x üpoTaveioo,
•d ix ?«>v 'E^ercuv selbst fast local fassen. Das ist aber gar nicht nöthig.
78) Darin, dass der ßaaiXeo; einem Gerichte über tupawi; vorsteht, liegt keine
tfebwierigkeit , da der ßaaiXeo; auch später noch neben den oixai cpovixai andere
;fc« zu leiten hatte (Poll. 8, 90. Schol. ad PI. Euthyphr. 2 A. Lex. Seg. S. 34 0.
fMi 17) und damals überhaupt der Vorsteher der Archonten war (S. 23).
79) Schon Matthiae, de judiciis Atheniensium, in Miscell. philolog. Altenburg.
*M3. Bd. 4, S. 445 hatte diess als selbstverständlich angesehen. Aber Müller,
krter Bd. 22, S. 4 33. Eum. S. 157 hielt sie für die 4 cpoXoßaodsT; , die er mit
***puravets der Naukraren identiücierte (so auch R. Scholl, Hermes 6, S. 24) ;
fchoemann Op. 4, p. 499 und Zelle, Beiträge S 34 hielten sie auch für die
* fotopaadeis , hielten diese aber für die Präsidenten der irpotaveis der Nau-
tttB. Beide Ansichten sind von Philippi widerlegt . 11 u 1 1 e m a n n , quaestiones
Beat, in Mise. phil. et paed. Amstel. 1854. fasc. III, 8. 26 wollte den ßaoiXeu^
■d die 4 (poXoßaaiAei; zusammen verstehen, eine Ansicht, die Joh. Droysen S. 19
toe wie es scheint Hülle mann zu kennen] mit Recht verwirft.
228 Ltdwk La*ge, [42
ral gebraucht halte, und die Richtigkeit der Köblerscben Ergte-
ztiDg vorausgesetzt, gleichfalls in dem Sinne gebraucht hatte, dag
er die socceaar aufeinander folgenden dp^ovxcc ßaoiXeic bezeichnet
Nun hat zwar E. Curtius in der A. 76 citierten Abhandlung S. 287
gegen die Richtigkeit der Köhlerschen Ergänzung das Bedenket
erhöhe«. *das$ wir gezwungen sein würden, einen Schreibfehler
{knie»»!* für ^ooiAtoovta anzunehmen«, und auch Kirch hoff hat
im C L Att. S. 37 drucken lassen to»j; dsl fiaat1 Xeuovxac mit der j
Beneffcaag: »naarra lapicidae errore scriptum videtur pro tuovrat*
Allen ich ras* gestehen die Annahme eines Schreibfehlers durchaal
nicht für oothwendig, geschweige denn für wahrscheinlich halten
können. Yennutblich — denn ausdrücklich gesagt wird diess nicht *w
haben beide Gelehrten gemeint, dass & de? in dem bekannten
brauche, nach dem es »der jedesmalige« bedeutet, nur mit eil
Parttcipium praeseniis verbunden werden könne. In der Regel ist
allerdings der Fall, und es ist diess auch ganz natürlich, da es sk
meistens um Zustände handelt, in denen mehrere, Einer nach
Andern, sind. Z. B. Herod. 2, 98 "AvSuXXa eoGogl Xo^tfi^ icöXtc
(yroo^|iaxa esafpsxo^ oiooxat xoG atei JJaoiXeuovxo^ At-juircou
pvauct. Aber es kann auch der Fall eintreten, dass Einer nach
Andern eine einmalige Handlung vollzieht oder erleidet, und dann i
gegen das Participium aoristi nichts zu erinnern. Ein unbestreit
Beispiel dafür bietet Xen. Hell. 2, 4, 8 essxaoiv xs icotVjaavxec fr
trKsoat, ^aaxovte; etösvai ßouXeodai, icoaoi efev xai tootjc 70)
Kpooaeijooivxo, sxeXeoov dizoifparftobai Tidvia;' xov ö' dicofpa<};d{W
atl 3ta tijc toAiöoc eiti xtjv &dXaxrav e&evai*0}. Ein anderes ui
Falle sachlich noch näher stehendes, eben so unbestreitbares
giebt Herod. 6, 58 cpdfievoi xov Goxaxov atei dTro*|f€v6fisvov xäv ß<
otXeo>v, xoGxov oij feveadai dpiaxov. Was von dem jedesmal
storbenen Könige richtig ist, das wird wohl auch von dem jed<
mal ins Amt getretenen Könige (und das ist doch ßaot
rex (actus) richtig sein. Drakon hätte natürlich auch sagen köni
xov 6z\ ßaaiXeuovxa, wenn er den dauernden Zustand des
während der Amtsführung jedes Einzelnen bezeichnen wollte; er
80) Ueber die hier stattfindende ungewöhnliche Stellung von ifct, welche <
die Bedeutung der Redensart gleichgiltig ist, vgl. Classen zu Thuk. i, 1,
Breitenbach zu Xen. Hell. 2, I, 4.
13] Die Epheten cra der Abeopag vor Solos. 229
der nicht minder richtig xov dtal ßaaiXsuaavta , indem er damit be-
zeichnete, dass er anter dem Ausdrucke tckk ßaatUa; die Mehrheit
derer begreife, die Einer nach dem Andern in das Amt, in die ßa-
atHtta, eintraten, ßaotXef; wurden oder, noch correcter ausgedrückt,
»»Zukunft werden würden« (qui magislratum regis inierit).
Erscheint hiernach ßaaiXeäoavta in der Inschrift vollständig ge-
rechtfertigt81), so ist vollends kein Ans tos s zu nehmen an der Bedeu-
tung des sowohl in der Inschrift als auch im Solonischen Gesetze
: gebrauchten Plurals. Denn wenn E. Curtius a. a. 0. S. 288 sagt:
: i£e verschiedenen einander folgenden Jahreskönige können nach mei-
■er üeberzeugung unmöglich unter dem Namen ßaaiXet;, wie ein
i CoUegium , zusammengefasst werden«: so hat er wohl nicht daran
jbdacht, dass auch die wirklichen successiven Könige Attikas und
Ions ol ßaoiXetc genannt werden, ja dass sogar die römischen In-
terreges, die doch auch kein CoUegium bildeten (in republikanischer
Zeit wenigstens gewiss nicht) , trotz der Succession wie von Latei-
nern mierreges (Liv. 7, 17. 21), so von griechischen Schriftstellern
[4 avnßaatXet; (Dion. Hai. 9, 69) und oi [isooßaaiXsf; (Dion. Hai. 5, 72
öfter; Dio Cass. 40, 45) genannt werden. Freilich ist es ein Unter-
ob ein solcher Ausdruck von einem Schriftsteller, oder ob
in einer Urkunde gebraucht wird; aber darum eben setzte Dra-
erläuternd hinzu xov dst ßaatXeuaavta , womit er sagte, dass
sieht wirkliche Könige, sondern den jeweilig in die Functionen
Königs für ein Jahr Eingetretenen meine. Es ist daher kein
id vorhanden mit E. Curtius S. 290 unter den ßaoiXeit des
tischen Gesetzes die 9 Archonten, oder wenigstens die ersten 3,
verstehen82) und anzunehmen, dass im Ürakontischen Gesetze,
Richtigkeit der Köhler'schen (bezvv. Kirchhoff sehen) Ergänzung
umgesetzt, »xov del ßaaiXeuovxa erklärende Apposition zu ßaaiXeat
ifefce, um durch diesen Zusatz den aus einem älteren Staatsrechte
81) Vorübergehend dachte ich an die Möglichkeit der Ergänzung afruoiv]
fifyoo]' i[vi)(zoboii 84 tov <povov ßoo]XeuoavTa. Indessen dagegen spricht, dass
bAcooic als Terminus technicus bei Harpokr. s. v. eitl riaMaöuo und s. v. ßou-
liONK, sowie bei Schol. zu Aesch. fals. leg. § 87 feststeht.
£2) Dass die Archonten noch nach 683 ßaaiXel; genannt seien, während der eine
m ihnen als Nachfolger des zehnjährigen ap^cov ßaoiXsu; in besonderem Sinne ßaot-
Itg hiess, halte ich für sehr unwahrscheinlich ; wahrscheinlich hiessen sie alle neun
poTflrveic, der erste von ihnen ßaaiXeos, die acht andern i>£3u.o&£rai, s. unten.
230 Ludwig Lange, [44
stammenden Amtsnamen dem geltenden Verfassungszustande anzu-
passen«. Kirchhoff und nach ihm Joh. Droysen (a. a. O. S. 89)
haben denn auch trotz des Bedenkens gegen ßaoiXeuoavta eben»
wie Philippi unter den ßaaiXef; des Drakonischen Gesetzes die je-
weiligen appvT£c ßaoiXei*; verstanden. Selbstverständlich ist, das,
während Drakon in seinem Gesetze die zukünftigen83) Inhaber der
j3aaiXe(a meinte, Solon in dem seinigen die früheren verstand.
Weiter aber kann ich mit Philippi nicht gehen. Er nimst
nämlich an (S. 2), dass den drei Behörden: dem Areopag, den Ephe*
ten, dem Prylaneion, oder wie Plutarch in seiner Erklärung im
Gesetzes sagt: den Areopagiten, den Epheten, den Prytanen, in der*
selben Reihenfolge die drei Verbrechen entsprächen, welche ab '
<p«5vo<;, oferfai, topawfc bezeichnet werden. Unter den i£ 'Apifoi . ;
Tccrjou wegen <povo<; Verurtheilten versteht er sodann (S. 5) mit Wester* !
mann (a. a. 0. S. 151 ff.) die mit der Kylonischen Blutschuld behaf-
teten Alkmaeoniden nebst Anhang, welche sich auf Solons Bittet
mehrere Jahre vor dessen Archontate einem Gerichte von xpiaxoot* •
dpioTtvSYjv SixaCovie; unterwarfen und von diesem verurtheilt wurdflf
(Plut. Solon. 12)84); unter den ex täv 'E^etcuv wegen ocpafaC Venu*
theilten (S. 2) die von den Epheten mit Verbannung Belegten oa&
die um der Todesstrafe zu entgehen Geflüchteten; unter den ixltp*
xavefou wegen Tupavvt'c Verurtheilten (S. 3 ff.) Kylon selbst und sei»'
lebenden Mitverschworenen, die, wie er im Anschluss an Schott**
mann und Andere vermuthet, von den Tcpuidvet; xd>v vaoxpdpof'j
(Herod. 5, 71) verurtheilt worden seien.
Um die sachlichen Schwierigkeiten, welche bei Philippi 's Der
tung zurückbleiben, und welche nachher ihre Erörterung finden wen-
den, zunächst bei Seite zu lassen, weil auf diesem Gebiete alha*l
mehr oder weniger controvers ist, so sprechen gegen jene Deutiflgj
drei erhebliche grammatisch -exegetische Bedenken. %
Erstens bleibt bei Philippi's Auffassung der Gegensatz zwischen
83) Dass das Part. aor. in dem Sinne von rex faclus auch von der Zukunft
heu kann, zeigt z. B. Xen. Mem. 3, 5, I eyco toi, &pY), to llspixXet;, itafta &jp*
3oü <JTpaTi]Yri(,avT0? a[ie(vu> te xai ivSoEotipav ttjv iroXiv efc td icotopm
hzstiai xai ta>v tcoXsu.U0V xparrjoeiv {si Tcparrflos factus erü).
84) Vgl. Schol. zu Ar. Eq. 443 ouc xai 4££ßaXov tt,; iroXsa*, Sri 4x täv apx*h*
vojmdv iraplßijoav toos ixitac ^oveuoavte?. Thuk. 1, t26 ijXaoav uiv ouv xai «I
'Aftijvatot tou; iva^etc tootoo;.
ti Die Epheten und der Arbopag vor Solon. 231
ft'Apetou ictrpo und ex xd>v 'EspenSv ein schiefer, so gut wie bei
Schoemann's Interpretation (S. 37). Denn die Epheten richteten ja auch
nach Philippi gleichfalls auf dem Areopag. Wenn Solon mit den
Worten e$ 'Apefou icd-po das ausserordentliche Gericht der, wie Phi- .
lippi annimmt, ad hoc gewühlten Tpiax6oiot **) gemeint hätte, so hätte
er & xöv xpiaxoaCcov sagen müssen und als klar denkender Mann
auch gesagt. In der Nennung der LocaliUU, an der die Epheten
gleichfalls, und zwar wegen cpovo; ex icpovo(a<; richteten, lag durch-
aus nicht, wie Philippi S. 7 meint, eine verständliche Andeutung
davon, dass damit nicht das gewöhnliche, immer ££ Apefou ir&foo
richtende Gericht, sondern ein in ausserordentlicher Form daselbst
gehaltenes gemeint sei. Das Natürliche ist und bleibt den Gegensatz
tk einen Gegensatz zwischen Areopagiten und Epheten zu fassen,
wie es Plutarch, ohne den Gegensatz erklären zu können, thut, also
ab einen Gegensatz zwischen der auf dem Areopag richtenden Bule
und den an andern Stellen richtenden Epheten. So sind z. B. bei
MI. 8, 99 ot lz 'Apefou ic(fyoi> ^pufärctc die von der (Solonischen)
jfafcfy sv 'Apetco icd^o) Verurtheilten.'
Zweitens ist auch der von Philippi angenommene Gegensatz
mischen <p6vot und acpafat ein schiefer. Nach Philippi hätten die
iptaxäoioi über cpovo<;, die Epheten über acpa^at gerichtet. Aber die
Niedermetzelung der an die Altäre sich flüchtenden Kyloneer durch
£e Älkmaeoniden konnte doch gewiss nach sonst bekanntem Sprach-
gebrauch als oyayai bezeichnet werden, und das, worüber die Ephe-
ten richteten, hiess in der Sprache der Gesetze, soweit wir dieselbe
keimen, doch principaliter nicht ocpa-jat, sondern cpovo; ix irpoWa;.
ffooc oxoüoioc, ^ovo; Sixaio;. Aber ohne Zweifel ist aycrfal trotzdem
«» technischer Ausdruck86), da ihn Solon sonst nicht in einem Ge-
Xtae gebraucht, und Patrokleides (Andoc. myst. § 77) ihn nicht dem
Solonischen Gesetze entlehnt haben würde. Weck lein (S. 28) ver-
Whet, dass die von den Epheten am Delphinion nicht Freigespro-
chenen, diejenigen also, deren ^ 6vo; nicht als otxaio^ anerkannt wor-
85) Ich verstehe darunter lieber ein ausserordentliches Gericht der grossen
?tohjf s. oben S. 27.
86) Diess leugnet Joh. Droysen a. a. 0. S. 20 unvorsichtig. Müller (Eum.
!■ 157, A. : verband ganz verkehrt 3f syst? (sie) und topavvt; als Verbrechen, wor-
über ix npüTavstou gerichtet sei.
232 Lidwig La*ge, [46
den sei, wegen acpcrpfj verurtheilt worden seien87). Dieser Vernm-
thung steht jedoch entgegen, dass es im Gesetze nicht tfpcqpg, son-
dern o^afatotv heisst, und dass das Wort o^ayai ebensowenig ifie
. <p6vot die Qualität von ötxato; ausschliesst **) . Da nun «(p<rpt( m
Sprachgebrauch der Dichter und Historiker Ermordungen durch schnei-
dende Waffen, insbesondere derartige Ermordungen bei Gelegenheit
politischer Partei kämpfe bezeichnet, so glaube ich vielmehr, dass du
Wort in letzterem Sinne auch in den Drakonischen Gesetzen vor-
kam, sei es in dem nicht lesbaren Theile8*) des uns durch dei
Yolksbeschldss von 409/8 erhaltenen ersten Axon90), sei es in des
folgenden Axon, den wir nicht haben, sei es in dem von Sokm nkh
recipierten Gesetze über cpovo; ex icpovoto«;. Solche acpa-fat nun aber
waren in den politischen Parteikämpfen, die der Solonischen Refor»
vorangingen, ohne Zweifel oft vorgekommen, und gewiss befandet
sich viele der in dieser Art Schuldigen zur Zeit des Anmestiegesettt
in der Verbannung. Daher hat es nichts Auffallendes, wenn Sohl
neben cpovot, dem Gattungsbegriffe, auch die Species ocpajaC erwäM.
Nur ist mit dem Nachweise eines technischen Gebrauches des Worte!
atperptt für Philippi's Deutung Nichts gewonnen; denn ohne Zweifel
konnten die ofa^ai, je nachdem die Instruction auf 7upovota lautete
oder nicht, sowohl auf dem Areopag, als auch am Palladion und
Delphinion verhandelt werden. Der Gegensatz zwischen ££ Ap«t*>
izdyju und ix xuW 'Ecpetcov deckt sich also auch so durchaus nkH
mit dem Gegensatze von cpovo«; und acpayat.
Drittens sind aber weder die drei Gerichtshöfe, noch die <W
Verbrechen so neben einander gestellt, wie wenn der Gesetzgeber Ä
Parallelisierung dieser zwei Dreiteilungen beabsichtigt hätte; vielaehf
87) Damit hangt es zusammen, dass er das Delphinion aus dem Psephisfll
des Palrolleides in das Solonische Gesetz interpoliert (oben S. 40).
88) Vgl. z. B. Soph. El. 37 ootaiai xXs^a; X£lP®t ävSixou? scpaf«;. W*
Sache ändert sich nicht, wenn man /stpo; ivoixoo acpaya; liest, wie man wohl
muss wegen des technischen Ausdrucks aoixeov ^siptov ap^tov Dem. Aristocr. § 5t-
Antiph. tetr. 3, (3, 1. Plat. leg. 869 c. Apolfod. 2, 4, 9).
89) Einen Theil davon versucht lesbar zu machen Bergk, ein Gesetz des Solo*
Philo!. Bd. 32. 4 873. S. 669.
90) Wie viel etwa auf einem a£u>v stand, zeigt die Notiz, dass das SoJonbd)
Araoestiegesetz das 8te Gesetz des 1 3ten Axon war. War es das letzte auf diese*
Axon, und waren die sieben vorhergehenden ebenso lang wie das achte, so eigfol
sich ein sehr beträchtlicher Umfang.
1] Die Epheten und der Areopag vor Solon. 233
iebt er beide Male eine Zweitheilung, wie bei den Gerichtshöfen
as zweimalige ßoot, bei den Verbrechen das zweimalige eiti anzeigt,
nd zwar stehen sich diese beiden Zweitheilungen durchaus nicht
traUel, indem bei den Gerichtshöfen der zweite Theil (flooi Ix xdw
jfew* ^ ex npotavefoo) , bei den Verbrechen aber der erste Theil
zl ^6v«) ^ ocpafataiv) aus zwei Gliedern besteht. Nach der Inten-
m de$ Gesetzgebers sind also <p6voc und aya^ai zwei zusammen-
hänge Begriffe, wie wir vorhin auch aus andern Gründen anneh-
5n mussten, und als solche geschieden von xopavvfc; ebenso wer-
ft nach der Intention des Gesetzgebers die Epheten einerseits, das
ytanekm andererseits als zwei irgendwie zusammengehörige Be-
iße anzusehen sein, die beide als solche dem Areopag gegenüber
stellt werden sollen.
Durch diese drei Bedenken wird, wie ich überzeugt bin, die
rilippi'sche Erklärung des Amnestiegesetzes, abgesehen natürlich
* der richtigen Deutung und Construction der Worte xataSixaoftsv-
; bnh x&v ßaoiXecov, als grammatisch unmöglich erwiesen.
VUL Meine Interpretation des Amnestiegesetzes des Solon.
Treten wir nunmehr mit meiner die Mülle r'sche Auffassung
r Epheten ergänzenden Ansicht, dass die vorsolonische Bule aus
Personen, nämlich 51 Epheten und 9 Archonten oder Prytanen,
standen habe, an das Amnestiegesetz heran, so ist zunächst klar,
8S bei meiner Ansicht durchaus keine Unklarheit oder Undeutlich-
st der Gegensätze dem Gesetzgeber zugemuthet wird, und dass
besondere die von Philippi übersehene Zweitheilung der Gerichts-
fe ihre einfachste Erklärung (indct. Die Worte it 'Apetoo icdfou
hen nach meiner Ansicht auf die ganze Bule, wobei es einerlei
l, ob man *Apeio; ird-p; local (S. 41, A. 77) oder als metonymi-
ta Bezeichnung der Bule selbst im Sinn \on 'ApsoraYtrat (Plut. Sol.
I}fasst91), da letztere Auffassung ja doch die locale zur Grundlage
*t. Die Worte sx ifiv F/psicBv bezeichnen die 51 Epheten, welche
k solche, ohne die 9 Archonten, nicht die Bule bildeten, obwohl
91) So auch von der Solonischen ßooXrj ev 'Apse'cp Trayo) sowohl i£ 'Apsioo
*TW ^üYfiTv 'z. B. Poll. 8, 99 und sonst) als auch su tov vApsiov irayov ava-
fai bei Isoer. Panath. § 154 und häufig bei den Lexikographen.
234 Ludwig Lange, [i*
sie zu derselben gehörten. Die Worte ex xoG IlpoTaveCou endlich
gehen auf das Collegium der 9 Archonten oder Prytanen, wobei es
wiederum einerlei ist, ob man npuxavefov local, als das im Süden
der Burg gelegene Amtshaus, oder persönlich im Sinne von npurd-
veit (Plut. Sol. 1 9) , als collective Bezeichnung des Collegiums der
Prytanen, auffassen will. Denn vorausgesetzt, dass die Archonten
damals Prytanen hiessen, versteht es sich von selbst, dass sie als
Collegium üpotaveiov genannt werden konnten 9'2) , wie auch anderer-
seits, dass sie ihre richterlichen Amtshandlungen ev npuraveuo vor-
nahmen93), ihr Urtheil also auch in diesem localen Sinn ix Ilpttta-
veiou gefällt war. — Die 'Ecpexai und das llpuTcrvefov werden also de»-
halb zusammen genannt, weil sie die beiden unter Umständen filr
sich fungierenden Theile der ßouX-Jj ev 'Apeia> 7cd-|fcj) waren, und wer-
den dem "Apeiot iwrjoc gegenübergestellt, weil sie eben als Theile
de? Ganzen von dem in pleno fungierenden Rathe verschieden sad.
Die ganze ßouXVj richtete auf dem Areios pagos, wo sie aacfc
für administrative Beratungen sich versammelte, unter dem Vorste
des ap^uw ßaoiXeti;94) über cpovo<; ex icpovoiac, unter Umständen anck
über opa-faf, wenn diese unter den Begriff des <pivo^ ex itpovote
92) Plut. Symp. 4, 4, I tov KeXeov, ov rcp&Tov loropouaiv aoooxffww
a^a&cov avSpcov xataaxeuaaavta a o v o o o v xafrqitepivrjV ovojiaaat irpuravst^
93) Dieses Gericht der Prytanen h IlpuTaveup ist natürlich verschied«
dem der Epheten iirl npoTave((o. Letzteres ist gemeint bei Paus, i, 28, 41. R*y&"
s. v. oixaorrjpia, wo irrthümlich iv IlpuTavsuu steht, ähnlich wie bei Harpokr. *f
Suid. s. v. AeX(p(vtov irrthümlich iv AsX<pivui> für iid AsX<piv((p geschrieben 0t. -
Wegen iv üpuTavefcp vgl. Anm. 97 und unten Abschn. XIV.
94) Diesen werden wir wie schon bemerkt (S. 23. 41, A. 7 8) 'als VorsH«"**
der Archonten und daher auch der ßouX^ zu denken haben; denn dass ihm in**
uns erhaltenen Nachrichten der ap/cov £tccovou.o; vorangeht, ist kein Beweis &&>
dass es schon vor Solon ebenso gewesen sei. Es wird mit der ScbekhMI •*
Competenzen der 9 Archonten durch Solon und ihrer veränderten Stellung ä**
haupt (S. 24) zusammenhängen, dass der ap/tov ßasiXeo; an die zweite SW*
kam. Solon kann dabei durch ein ähnliches Motiv geleitet sein, wie die M**»
welche den rex sacriüculus jeder politischen Macht entkleideten und selbst in &&1
auf das religiöse Gebiet dem Pontifex maximus unterordneten. War aber vor S***.
unter den 9 Archonten nur Einer (als ßotoiXso;) ausgezeichnet, so erklärt sich H*
die oben S. 22 f. nicht weiter erörterte Xeimzahl der Archonten; der ßasitak &
spricht dem zuletzt zehnjährigen, vorher lebenslänglichen Beamten, der seit lodfl
an der Spitze des Staates gestanden hatte ; die 8 anderen (ftesjjLQ&fcai $&*
werden zu je 2 je eine der 4 Phylen vertreten haben.
*9] Die Epheten und der Aheopag vor Solon. 235
subsumiert werden konnten. Die Epheten richteten für sich, gleich-
falls unter dem Vorsitze des ap^tov ßaotXeu«;, am Palladion, Delphi-
nion, Prytaneion und in Phreatto: von ihren verurteilenden Sprüchen
kommen aber die iizi llpuiaveuo gefüllten hier nicht in Betracht, da
daselbst nur über atyur/a gerichtet wurde9"'}. Sie richteten über cpovo<;
dxouoto; und ofxaioc, unter Umständen aber gleichfalls über ocpa-fcu,
wenn diese unter den Begriff des ^6vot dxouotoc oder oixaio; sub-
sumiert wurden. Die Archonten richteten für sich, gleichfalls unter
dem Vorsitze des ap^u>v ßaotXeu^, wie schon bemerkt, ev npuxa-
vs(a>*% aber nicht über ^pävoc oder o^ayoif, wie die beiden andern
Collegia, sondern als oberste Trüger der Staatshoheit, als Nachfolger
und Erben der königlichen Gewalt, als Schirmherren der Staatsver-
fassung über xupavvfc, d. i. Hochverrat!!, Versuch zum Umstürze der
bestehenden Staatsordnung97). Gemeint sind mit den von ihnen Ver-
urteilten die Kyloneer, wie ich übereinstimmend mit Philippi an-
nehme, da ausser dem Versuche des Kvlon kein Versuch eines Andern
sich zum xupowo; aufzuwerfen bekannt ist. — So macht weder die
Gruppierung der Verbrechen iizl yfam ^ (rfcrfafoiv vj S7ut -upavvtöi,
bei der das erste Doppelglied auf den Areopag und die Epheten,
das zweite einfache auf das llpuxavsfov geht, noch die Rücksicht auf
die Locale Schwierigkeiten: denn die Epheten, als Collegium für sich
\on der Bule, zu der sie gehörten, unterschieden, richteten, wie Jeder
wusste. weder sv Apstco iza~(0), der Gerichtsstütte der ganzen Bule,
noch sv I Ipu7avst<;>, der Gerichtssüitle der Archonten. Auch das ist
durchaus nicht befremdlich, dass zwei scheinbar locale Ausdrücke (eS
95) Weck lein (S. 3f»), der den Unterschied des Gerichts stti IlpuTaveuM und
•» Ilputavciw nicht anerkennen will, weil er »Oiminalgcriehtshof« und »Blutgeriehts-
foft für identisch hält 'S. 37), und desshalb nur ersteres annimmt, irrt, wenn er
meint, dass auch stti Ilporavsteo gegen Personen, nämlich gegen acpavsT; in contu-
maciam verhandelt wäre. Das folgt weder aus Poll. 8, 120 noch aus der Flucht
d<$ ßou^ovo; bei den Diipolien.
96) Andere Spuren der gemeinsamen richterlichen Thätigkeit der Archonten £v
ly/ravsuü werde ich unten nachweisen.
97) Ein solches Gericht brauchte nicht iv oTratttpio (Antiphon de eaed. Her. II:
Ngl. Huni. II. ^'"5 sv xaDapcp; stattzufinden, weil der stti Tupavvtot Verklagte nicht
Dullm endig als Mörder unrein war. Hatte er ausserdem einen Mord begangen . so
Hürde er gewiss nicht i~\ rupawioi, sondern l~\ '.povcu r, acporfoiatv verklagt, und
dann natürlich nicht iv flp'jravsup gerichtet.
Abk*n«U. «1. K. 3. «JewlNch. .1. Wi^ennh. XVII. 16
236 Ludwig Lange, [SO
'Apetoo icdrpu, Ix üpoxavetoo) einen entschieden nicht localen (ix ifiv
'EcpetÄv) in der Mitte haben; denn bei jenen localen Ausdrücken
dachte man doch an die Personen, und bei den Epheten ebenso an
deren Locale (S. 41. 47 f.), welche einzeln aufzuzählen der Gesetz-
geber nicht nöthig hatte.
So ist, glaube ich, meine Interpretation des Amnestiegesetzes
grammatisch - exegetisch völlig gerechtfertigt, und hat meine Ergän-
zung der Müll er 'sehen Hypothese, wenigstens in grammatisch -exe-
getischer Beziehung, weit besser, als diese selbst, die Probe bestan-
den, welche, wie ich oben sagte, in der Erklärbarkeit des Soloni-
schen Amnestiegesetzes liegt. Damit ist das letzte der oben (S. 9 V.
geäusserten Bedenken gehoben, welches der Müller'schen Hypo-
these entgegenstand und bei der nicht modificierten Hypothese Mül-
ler's nicht gehoben werden konnte. Zugleich aber ist durch meine
Interpretation des Amnestiegesetzes die Beweiskraft desselben filr die
vorsolonische Existenz einer areopagitischen von den Epheten ver-
schiedenen Bule gerettet, die Müller selbst nicht anerkennen konnte
und durch deren Nichtanerkennung er sich die Möglichkeit der Erklä-
rung des Amnesliegesetzes verschluss. Diese Beweiskraft liegt näm-
lich darin, dass eine richterliche Instanz auf dem Areopag, die von den
Epheten irgendwie verschieden ist, nur als Bule aufgefasst werden
kann -oben S. 35). Verschieden aber war die auf dem Areopag rich-
tende Instanz von den Epheten, und zwar in einer Weise, dass u©
dieser Verschiedenheit willen die richtige Tradition, wonach die Bpbfr
ten vor Solon an den fünf Gerichtsstätten, also auch auf dein Areo-
pag, richteten, keineswegs aufgegeben zu werden braucht. Denndfe
Epheten richteten ja allerdings auch auf dem Areopag, aber in Verbinde
mit den Archonten, als Theil der in pleno versammelten Bule. Endfek
ist durch meine Ansicht, welche die Verschiedenheit der Epheten und 0er
areopagitischen Bule festhält, aber den contradictorischen Gegensat*
beider Collegien beseitigt, der Gegensatz zwischen Schoemann'sö^
Müller's Ansicht vollständig ausgeglichen, indem meine Ansicht sowob*
das von Schoemann mit Recht postulierte hohe Alter einer W0
den Epheten irgendwie verschiedenen Bule, als auch das von Mül"
ler mit demselben Rechte postulierte hohe Alter der Epheten ^
Mitglieder des eupatridischen Rathes in ungezwungener Weise ver**
einigt. Von Schoeinann's Ansicht giebt sie auf, was nicht länger
5*] Die Epheten und der Areopag vor Solon. 237
zu halten ist, die Stiftung der Epheten durch Drakon mit ihren Con-
sequenzen; von Müllers Ansicht giebt sie auf, was für dieselbe
keineswegs nöthig war, nämlich die Annahme, dass auch auf dem
Areopag nur die 51 Epheten gerichtet und als Bule fungiert hätten.
Nun aber ist meine Erklärung des Amnestiegesetzes noch in histo-
risch-antiquarischer Beziehung zu prüfen, da sie natürlich trotz alle
dem zu verwerfen wäre, wenn sie etwas historisch-antiquarisch Un-
richtiges statuierte. Ich glaube aber, dass sie auch in dieser Bezie-
hung der Erklärung von Philippi vorzuziehen ist, wenn auch bei
der Beschaffenheit der Quellen nicht alle controversen Fragen mit
gleicher Sicherheit gelöst werden können, wie die Frage nach der
grammatischen Erklärung der Worte Solons.
IX. Das Gericht der Dreihundert und die Vernrtheilung der
Alkmaeoniden.
In sachlicher Beziehung ist Philippi's Erklärung zunächst be-
denklich wegen der Annahme, dass unter den e£ 'Apetou ird^ou Ver-
urteilten die von den Tpiaxootoi dpiaTfoSYjv SizdCovis; verurtheilten
Alkmaeoniden (Plut. Sol. 12) zu verstehen seien. Denn es ist nicht
bezeugt, dass dieses Gericht auf dem Areopag stattfand, wie Phi-
lippi, einen früheren lrrthum berichtigend, selbst einräumt (Rh. Mus.
S. 4, Anm.). Nun ist es zwar möglich, dass es auf dem Areopag
stattfand, wenn nämlich die Anklage auf rf6vo; ex 7upovoia; formuliert
Wurde, und sie konnte so formuliert werden, weil die Alkmaeoniden
die an die Altäre sich flüchtenden Kyloneer, also ixsTat (Schol. zu
Ar. Eq. 443), getödtet, mithin einen Mord unter erschwerenden Um-
ständen begangen hatten. Ebenso möglich aber ist, dass die Alkmaeo-
niden iizl AeXcpivfcp gerichtet wurden, wenn nämlich die Anklage so
formuliert war, dass es sich um eine Entscheidung über epovo; Sixaio;
handelte. Sie konnte so formuliert werden, weil *lie Alkmaeoniden,
tosbesondere Megakles, ohne Zweifel behaupteten, dass sie die Ky-
loneer mit Recht getödtet hätten, und weil dafür sich ausser Ande-
rem sagen Hess, dass Megakles und seine Collegen mit unumschränk-
ter Gewalt bekleidet gewesen seien. Wenn man nun bedenkt, dass
Solon osojxevo^ xal öiödaxoDV eTteioe xoü; eva^ef; XsYOfJtivou; Sixyjv 67:0-
16*
238 Ludwig Lange, [52
0X6^ so w*" es m'r ^ast wahrscheinlicher erscheinen, dass man die
gelindere Form der Anklage habe vorziehen müssen , um die mäch-
ligen Schuldigen überhaupt dazu zu vermögen, dass sie sich einem
processualischen Verfahren unterwarfen. Wenn sie aber iid Aetapivuw
von den Epheten verurtheilt waren, d. h. der 'fovoc nicht als oixato;
anerkannt war, so sind sie für die Erklärung des Solonischen Ge-
setzes im Sinne Philippi's gar nicht zu gebrauchen. Sie müssen
dann vielmehr bereits restituiert gewesen sein. Und diess ist sehr
möglich. Denn es steht durchaus nicht fest, ob zur Zeit des Solo-
nischen Amnestiegesetzes die Alkmaeoniden sich noch in der Ver-
bannung befanden98}; die Chronologie des heiligen Krieges und der
Feldherrnschaft des Alkmaeon, des Sohnes des Megakles, dabei ist
bekanntlich sehr schwierig und mit Sicherheit kaum festzustellen.
Meine Erklärung steht aber in Rücksicht auf diese Ungewissheit
sehr viel günstiger da als Philippi's. Entweder waren die Alkmae-
oniden bereits restituiert; dann wurden sie, einerlei ob sie auf dem
Areopag oder iizl AsXcptvuo verurtheilt waren, in dem Amnestiegesetze
nicht berücksichtigt; dann aber erhält Philippi's Erklärung desselben j
eine Lücke, während meine der Alkmaeoniden gar nicht bedarf. Oder
sie waren noch in der Verbannung; dann kann ich bei meiner Erklärung
annehmen, dass sie mitverstanden sind unter den d; Apeiou rcdjoo
Verurtheilten. Denn wenn das Gericht auf dem Areopag stattgefun-
den hatte, und diess müsste auch ich in diesem Falle annehmen,
so waren auch sie ja e$ Apsioo ird-po xaiaotxaoösvxe^, nur nicht
von der kleinen, sondern von der grossen Bule, was zu unterschei-
den für den Gesetzgeber nicht nöthig war. Sie mitzuverstehen
neben den von der kleinen Bule Verurtheilten ist aber weit leichter ab
sie nach Philippi allein zu verstehen; denn durch das Mitversteben
derselben wird der Gegensatz e£ Apsioo rarpu und ex nüv 'E^pei*
keineswegs incorrect oder schief, wie dann der Fall ist, wenn man
sie allein versteht.
X. Die Verurtheilung der Kyloneer.
Ferner ist Philippi's Ansicht bedenklich wegen der Annahmt
dass die ex llpotaveioo Verurtheilten die Kyloneer seien (Plut. Sol. ^)-
98) Diess macht J oh. Droysen a. a. 0. S. 1 7 tf. gegen Schoemann gel
i
53] Die Epheten ijid der Areopag vor Solon. 239
Da ich darin aber mit Philippi übereinstimme (S. 49\ so erkenne ich
selbstverständlich an, dass es die meinige nicht minder ist. Das Be-
denken beruht auf Folgendem. Die 8ixyj. von der Plutarch spricht, ist
offenbar identisch mit der xptott in dem Scholion zu Ar. Eq. 443
Diese aber sollte sv 'Apsi'cp ira-fco stattfinden, nicht sv itpuiavstco.
Philippi (Rh. Mus. S. 4, Anm.) glaubt dieses Bedenken zu erledigen
durch die Annahme eines Irrthums bei dem Scholiasten, und dabei
könnte auch ich mich beruhigen. Indessen glaube ich eine bessere
Erklärung hierfür gefunden zu haben.
Es ist nämlich nirgends berichtet, dass die auf dem Wege nach
dem Areopag nicht getödteten Kyloneer wirklich an irgend einer
Gerichtsstätte gerichtet worden seien. Aus Thuk. 1, 126 und Schol.
zu Ar. Eq. 443 erfahren wir nur, dass Kylon und sein Bruder entflohen,
aber sie entflohen, ehe die Uebrigen, um sich der xpi'au zu unterwerfen,
die Burg verliessen. Aus Plut. Sol. 12 erfahren wir nur, dass bei
der Niedermetzelung der Kyloneer povoi äytitirpav ot rat, pvafza;
wtcov (xeteüoavTs;, und dass einige Zeit nachher itov KoXomt'tov oi
ftprfcvofuvoi ~6Xv* tayuoav. Es ist also sogar durchaus unwahrscheinlich,
dass diejenige ötz/j oder xpiou, zu der die Kyloneer sich stellen soll-
ten und wollten, wirklich stattgefunden hat. Wenn also die Kyloneer
dennoch gerichtet worden sind, so hat man wenigstens kein Recht,
die Verurtheilung sx Flptrcavstoo des Solonischen Gesetzes zu erklären
durch die oixy; oder xptoi;, die auf dem Areopag hatte stattfinden sol-
len. Wenn man nun weiter bedenkt, dass die Kyloneer ausgehungert
die Burg verliessen hizi^uoi T&ty öavcrcoo (Her. 5, 71), scp' oi |xyjosv
*axbv -oiYjao'jaiv seil. aOiou; ot ap^ovts; (Thuk. 1, 126^: so begreift
«um auch, dass die Absicht bei Schliessung der Capitulation gar
nicht gewesen sein kann, dass die Kyloneer sich einer oixyj pjpav-
^oo; oder gar einer oixyj epovou stellen sollten; denn bei beiden
*ar doch eben ftdvaio; oder asi^irpa zu erwarten , was beides
durch die (lapitulationsclauscl ausgeschlossen ist. Ich venmithe da-
her, dass die xptoi; oder oixyj, welche auf dem Areopag stattfinden
sollte, vielmehr aufzufassen ist als eine administrative Entscheidung
der areopagitischen Bule, dass beide Parteien sich also dahin verstän-
digten, sich der AuctoriUU des Areopags zu unterwerfen, den sowohl
die Archonten als auch die Kvloneer als oberste Instanz anerkennen
konnten. Diese Annahme ist, nachdem ich die vorsolonische Existenz
240 Ludwig Lange, [54
der areopagitischen Bule durch die aus grammatisch - exegetischen
Gründen nothwendige Interpretation des Amnestiegesetzes bewiesen
habe, durchaus nicht unwahrscheinlich, und das Schol. zu Ar. Eq. 443
enthält somit, wenn auch keinen, directen Beweis, so doch ein Indi-
cium für die vorsolonische Existenz des Areopags.
So bleibt nun aber auch, trotz der Nachricht des Schol. zu Ar.
Eq. 443, Raum für die Annahme einer gleichwohl erfolglen wirklichen
Verurtheilung der Kyloneer. Ich nehme an, dass Megakles und seine
ouvap/ovie; (Plut. Sol. 12), nach vollbrachter gewaltsamer Erledigung
der Sache, ex npuiavetou das Contumacialurtheil s7ul lupawCSt gegen
Kylon, seinen Bruder und etwaige andere Geflüchtete, die sich durch
die Flucht als schuldig bekannt hatten, aussprachen w) ; sie mussten
diess thun theils aus Rücksicht für ihre eigene Sicherheit, theils um
ihr gewaltsames Verfahren durch dieses nachträgliche Contumacialurtheil
als ein rechtliches darzustellen; sie konnten es thun, weil sie, selbst
wenn sie auch nicht ein stehendes Gericht im Tupavvtöi waren, doch
die ausserordentliche Vollmacht hatten irav oiaöefvai -Jj av aptatfl
8i<rft7vu)axtt>ai (Thuk. 1, 126). Dieser Annahme steht nicht entgegen,
dass nach Plut. Sol. 12 die Kyloneer bald wieder mächtig wurden
und diejenigen Kämpfe mit den Alkmaeoniden begannen, welche zur
Verurtheilung der Alkmaeoniden führten. Denn natürlich waren weder
alle Anhänger des Kylon getödtet, noch alle geflüchtet, noch alle j
verurtheilt. Die Verschonten (Plut. Sol. 1 2) nicht bloss, sondern manche
Andere, die mit Kylon Sympathie gehabt hatten, ohne sich zu compro-
mittieren, mochten zu diesen gerade in Folge der Härte der Alkmae-
oniden wieder mächtig werdenden Kyloneer n gehören.
Diese, übrigens natürlich hypothetische, Vorstellung von de© j
Verlaufe der Angelegenheit der Kyloneer, die nur bei meiner Deutung
des Amnestiegesetzes sich ergeben konnte, trägt allen in Betracht
kommenden Momenten insoweit Rechnung, dass sie für wahrschein-
lich wird gelten dürfen.
99) Wecklein meint S. 36 IV. ganz unwahrscheinlich, dass sie als oupavs1»
nicht von den ecpeiai, sondern von den cpoAoßaaiXsT; stti Trpuravsup (wo docD
nicht über Topavvi's, sondern über <povo; und zwar gerade von den Kpheten geriet
tet wurde) verurtheilt seien. Vgl. Anm. 95.
55; Die Epheten und der Aeeopag vor Solon. 241
/
XI. Die Prytanen der Naukraren.
Endlich ist PhiHppi's Ansicht insofern bedenklich, als er die
Verurteilung sx llp'jTavEiou auf ein Gericht der icpuidvsi; tu>v vau-
xj)dpü)v deutel. Aber meine Ansicht, wonach ich es auf ein Gericht
der neun Archonten deute und diese als Prytanen bezeichnet voraus-
setze ;S. 23), wird manchem auf den ersten Blick noch bedenklicher
erscheinen. Philippi ist hier in der günstigen Lage einer weitver-
breiteten Ansicht über die hohe Bedeutung der Tcpuidvit; täv vau-
xpdpcov sich anzuschliessen , während ich in der ungünstigen Lage
bin, dieser mit vielem Aufwand an Scharfsinn entwickelten Ansicht
entgegentreten zu müssen. Dennoch glaube ich beweisen zu können,
dass jene Ansicht auf falschen Voraussetzungen und willkürlichen
Schlussfolgerungen beruht, die meinige dagegen zwar nicht mathe-
matisch zu beweisen, aber doch historisch -antiquarisch und
staatsrechtlich besser begründet ist. Prüfen wir also die Gründe
beider Ansichten.
Auszugehen ist dabei von der kurzen, aber gewichtigen Stelle
des Herodot (5, 71), in der die irp'jtdvie; xrita vaoxpdptov genannt wer-
den, und von der dieselben Ereignisse ausführlicher und mit berechneter
Beziehung auf Herodot erzählenden Stelle des Thukydides (1, 126).
Philippi's Ansicht, in der er sich zunächst an Zelle (Beiträge zur
älteren Verfassungsgesch. Athens. Dresden 1850. S. 22 ff.) anschliesst,
ist, dass die Erzählung Herodots ungünstig für die Alkmaeoniden,
die des Thukydides günstig für sie sei. Er leitet den Umstand, dass
Thukydides der günstigen Version folge, aus dem Patriotismus des
Thukydides ab, welcher der Auffassung derjenigen folge, die bei dem
von den Spartanern im Beginn des peloponnesischen Krieges gestell-
ten Verlangen, die Alkmaeoniden zu vertreiben, an Perikles, der selbst
mütterlicherseits von den Alkmaeoniden abstammte, festgehalten hät-
ten. Somit hält er den Bericht des Herodot für wahr, den des Thu-
kvdides für tendenziös gefärbt. Allein so steht die Sache nicht.
Die Voraussetzung, dass Herodots Bericht den Alkmaeoniden
ungünstig sei , ist das irpcoxov 'isGöo;. Herodot hatte wahrscheinlich
grössere oder doch ebenso grosse Sympathien für den Alkmaeoniden
Perikles 6, 131 als Thukydides. Diese erstreckten sich auf das
ganze Geschlecht der Alkmaeoniden (6, 121 — 131), da Herodot nicht
242 Ludwig Lange, [56
glauben kann und will, dass die Alkmaeoniden zur Zeit der Schlacht
bei Marathon den Versuch einer Conspiration mit den Persern ge-
macht haben sollten. So sagt er 6,121 {hojxa ös jiot, xat otix fcvöexo-
[iat tov Xofov. 6, 123 d<i5(xa ouv (xot xat oti irpootsfiai tyjv ötaßoXTjv.
6, 124 aXXd ^ap tato; xi e7Ct|xeficp6|xsvoi AJbjvauov tw S^fico irposSßoaav
tyjv iraiptoa. ou [xev u>v yjodv acpstov dXXot ooxt|xioxepoi sv fe Adij-
vatoiat dvöps;, otio' ot fiäXXov sietiixsaio. Daher erzählt er denn auch bei
dec Gelegenheit Alles, was er zum Ruhme des Geschlechts erzählen
konnte. Es ist also gar nicht vorauszusetzen, dass Herodot den
Alkmaeoniden die Ermordung der Kyloneer habe Schuld geben wol-
len. Wenn er nun bezüglich des den Persern bei der Schlacht von
Marathon gegebenen Signals 6, H5 sagt: outiyj öe so*/e ev Adij-
vatotot *e£ AX/fiaiümöeaiv [XTj^av^; auxous tauia fciuvoijiHjvar toutouc
fdp auvttefiivou; xotot FUpoTjat avaäs£ai doirtöa soGat ffa ev *njöt
vyjuat, .und damit in Anbetracht der ausdrücklichen Bekämpfung des
Gerüchts (6, 121 ff.) natürlich nicht sagen will, dass er von der
Schuld überzeugt sei, sondern nur. dass die Beschuldigung sich auf
die Alkmaeoniden heftete (so/e, nicht efye) : so kann die ganz sy-
nonyme Redensart 5, 71 cpovsuaai ös aircou; die Kyloneer; atti'ij
e/st 'AXxixcuaivföa;, womit Herodot recapituliert , was er 5, 70 aus-
gedrückt hatte durch: ot jxiv -ydp AX/jxauovtoat xat ot auaTaatcoiat
au-tin st^ov atxtyjv xoG cpov.ou toütou, unmöglich bedeuten, was
Philippi darin findet: »aber die Schuld sie getödtet zu haben trifft
die Alkmaeoniden«, sondern nur: »aber die Beschuldigung sie ge-
tödtet zu haben haftet (iysi) an ('(-n Alkmaeoniden« m). Dass sie das
that, konnte Herodot so gut wie Thukydides aus den Vorgängen bei
Beginn des peloponnesischen Kriegs wissen m).
100) Vgl. ,f>, 70 tov ok KXsouivsa tlyz aittrj (die Beschuldigung blieb auf
ihm sitzen) epottav 7iapa tou 'laaYopeco rr^v yuvatxa. o, 73 outoi uiv orf airdl-
Uovre; s; ttjv eouTcuv atTta; jicyaXa; st/ov (nicht : waren schuldig, sondern:
waren grossen Beschuldigungen ausgesetzt). Vgl. auch Dem. Aristocr. § 26 u. 30, wo
der Unterschied zwischen attta und aoi'x7jU.a technisch festgestellt wird.
10t) Aus dem Praesens lyti folgt also zugleich, dass Herodot diese Stelle zur
Zeit der Verhandlungen, die dem peloponnesischen Kriege vorangingen, oder kurz
nachher ( 43 1 } schrieb. Nach Kirchhoff, Abfassung/eil des Herodotischcn Geschichts-
werkes, in Abli. d. Berl. Akad. 1868. S. 16 f. ist ö, 77 die erste der Stellen, welche
beweisen . »dass die übrigen Theile des Werkes , zum mindesten von dem genannten
Capitel an, auf jeden Fall nach dem Jahre 432 redigiert worden sind«. Ich zweifle nicht,
dass Kirchli o f f die von mir in 5, 7 t nachgewiesene Spur als mit den Ergebnissen sei-
57] Die Epbet£n ind der Areopag vor Solos. 243
Dann aber trifft die Schuld nach Herodots Ueberzeugung viel-
mehr die Prytanen der Naukraren, von denen er vorher sagt: tou-
tod; dvtaxdat jiiv 01 izpuidviiz tcov vauxpdpcov. oirep svsfiov tots xa^
AlHjva;. Ihre Schuld ist durch avtataat deutlich genug angedeutet;
denn darin liegt nach dem Vorhergehenden, dass sie die Schutz-
flehenden von dem a^aX|ia der Athene aufstehen hiessen und da-
durch die Möglichkeit herbeiführten die des Schutzes der Göttin
Beraubten zu tödten. Herodots Bericht ist also weit entfernt den
Alkmaeoniden ungünstig zu sein, denselben vielmehr sehr günstig,
indem er ganz verschweigt, was doch Andern bekannt war, dass
der Alkmaeonide Megakles erster Archont war (Plut. Sol. 12; und die
Belagerung der Burg mit unumschränkter Vollmacht leitele (Thuk. 1,
126) . Kurz wir haben in dem Berichte des Herodot eine Version,
die auf ziemlich plumpe Weise die Alkmaeoniden von der Schuld
befreite und daher vermuthlich von den Alkmaeoniden selbst, aus-
ging. In dem (ieschlechte der Alkmaeoniden hatte sich doch wohl
das Andenken an den Process vor Solon, an das Exil zur
Zeit des Pisistratus Her. 3, 62. Dem. j\lid. § 144) und an die
Vertreibung durch den König der Spartaner Kleomenes (Her. 5, 70.
Thuk. I, 126) erhalten, und somit war ihnen auch das bekannt, was
die früheren Alkmaeoniden bezüglich des ap<; zu ihrer Verteidi-
gung oder Rechtfertigung gesagt hatten. Diese aber hatten ja das
grüsstc Interesse daran, die Schuld auf Andere zu schieben: sie also
fcaben gesagt, dass die eigentliche Schuld an der Ermordung der Kylo-
teer die Prytanen der Naukraren treffe. Diese aber haben wir uns gar
nicht in Kivaliüit mit den Archonten zu denken, sondern als Beamte,
welche eben in Beziehung zu den bei der Belagerung der Burg auf-
gebotenen Streitkräften standen (oben S. 12) und sehr wohl im Auf-
trage der Archonlen gehandelt haben können.
Der Bericht des Thukydides dagegen, der, schon weil er viel
f detaillierter ist, grösseren Anspruch darauf hat, für correct zu gelten,
ist den Alkmaeoniden durchaus nicht günstig. Nach Thukydides gin-
oer Untersuchung übereinstimmend anerkennen wird, zumal da auch dlo Gründe. \ve-
fm deren Kirch hoff, nachträgliche Bemerkungen, das. 1 H7 1 . S. r>7 die Stelle
Her. 6, 121 — 131 in den Sommer 4.J0 setzt, eine etwas frühere Abfassung der Stelle
5, 66 in, in der von Kleisthenes dem Athener und seinem Grossvater dem Sikyonier
die Rede ist, wahrscheinlich machen.
244 Ludwig Lange, - [M
gen die anfangs iravS^fiet die Burg belagernden Athener grössten-
theils fort, nachdem sie den 9 Archonten die Bewachung der Barg
übertragen und ihnen unumschränkte Vollmacht gegeben hatten: xi
irav aotoxpaiopai Stadeivat 7] av dpiaia Sta^tY^coaxcoat " tote öe ti
TroXXa t<5v ttoXitixiov o( evvea ap^ovxec; eTrpaoaov. Nachdem Kylon und
sein Bruder geflohen waren, setzten sich die Uebrigen, in Folge des
Hungers an der Möglichkeit der Verteidigung verzweifelnd, an des
Altar als ixstou. Von hier hiessen die Archonten (oi £7rticTpa|A(ifvoc
TYjv <puXaxifjv) sie aufstehen, weil sie sahen, dass jene sonst im Hei-
ligthume selbst sterben würden. Sie thaten das unter dem Verspre-
chen, i(f (S fxyjoev xaxov ttoitjoouoiv, führten sie fort und tödteten sie
dann dennoch; auf dem Wege, nämlich nach dem Areopag (SchoL
Ar. Eq. 443; vgl. S. 53), tödteten sie sogar Einige, die sich auf die
Altäre im Heiligthum der SepvaC setzen wollten.
Das einzige Günstige, was in diesem Berichte liegt, ist die
Angabe, dass die Archonten aussergewöhnliche Vollmacht gehabt hat-
ten; denn dadurch konnten sie als unverantwortlich und gegen eine
Anklage geschützt erscheinen. Indem Thukydides die 7cpoidvet; täk
vauxpdpcov ganz aus dem Spiele lüsst und die Bemerkung des Heren:
dot über dieselben: orrcsp evspovio tots id; 'Aihfjva; durch seine!)
Zusatz: tots 8s xd iroXXd täv 7coXiTtxu>v oi iwia dp^ovis; STcpaowti
berichtigt, giebt er indirect zu verstehen, dass er an jene plumpe
Version, die den Alkmaeoniden günstig war, überhaupt und instaj
sondere aus staatsrechtlichen Gründen nicht glaubt. Er sagt uoge*i
fähr: »Nicht die Prytanen der Naukraren, von denen man nicht sage**
kann, dass sie damals Athen verwalteten, sondern die Archonten
welche damals die meisten politischen Angelegenheiten leiteten, hiestti
sie aufstehen. Sie sind also schuldig, obwohl sie ihren Befehl durchs
die Prytanen ausführen Hessen. Denn quod qtiis per alium facit, ip0ip
fecisse videtur«. Kurz die ganze Verantwortung trifft nach ThukydideM
die Archonten, die als Inhaber der höchsten, noch dazu durch aitf^
serordentliche Vollmacht gesteigerten Amtsgewalt, moralisch
Alles, was geschah, verantwortlich waren, also auch für das dvt<
vat, selbst \venn sie diess nicht in eigener Person vorgenomi
hatten. Nur dass es natürlich staatsrechtlich zweifelhaft war,
die mit unumschränkter Vollmacht bekleideten Archonten nachtrügli
für ihr Thun zur Verantwortung gezogen werden konnten. Bass aacW
59) Die Epheten und der Areopag vor Solon. 245
Thokydides den Namen des Megakles, des ersten Archonten, und den
der Alkmaeoniden verschweigt, hat in diesem die moralische Schuld
der Archonten, also auch der Alkmaeoniden, anerkennenden Zusam-
menhange nicht dieselbe Bedeutung wie bei Herodot, der die Archon-
ten ganz aus dem Spiele lässt. Thukydides mag die Namen aus
schonender Rücksicht gegen Perikles verschwiegen haben, aber diese
schonende Rücksicht ging nicht so weit, um die Thatsachen zu ver-
tuschen, auf welche die Anklage (atxta ^povou) früher begründet ge-
wesen war. Wenn Thukydides schliesst: »Von da an wurden sie
barftic^ xat dXrnrjpioi tyj<; öeou genannt, auch zweimal als svcrfcfc
vertrieben; aber sie kehrten spater zurück, und ihr Geschlecht
ist noch in der Stadt«, so will er damit offenbar nicht entscheiden,
ob sie eva-fet; waren oder nicht, sondern nur sagen, dass diess
jechtlich verschieden beurtheilt werden könne und beurtheilt wor-
den sei, dass aber durch die Restitution die Rechtsfrage ihre prak-
tische Bedeutung verloren habe. Thukydides geht also nicht weiter,
als er mit gutem Gewissen gehen konnte. Die Alkmaeoniden hatten
wahrscheinlich bei dem Processe auf oixato; ^ovo; phidiert (vgl. oben
S. 51); allein das war damals nicht anerkannt worden, indem ihnen
ütweder gar nicht iizi AsXcpivup sondern ev Apeu» 7zdi[io der Pro-
gemacht wurde, oder sie vom Gerichte iizl AeX'f ivia> nicht wegen
to; cpovo; freigesprochen wurden. Später jedoch, bei den Verhand-
ln, die ihrer zweimaligen Restitution vorangingen, muss ihr Ver-
n als oixato^ csovo; entweder ausdrücklich oder doch thatsächlich
rkannt worden sein.
Wenn ich hiermit Recht habe, so folgt nun aber, dass die Be-
feuptung des Herodot von der grossen Macht der Prvtanen der Nau-
n sehr verdächtig ist, insofern sie aus trüber Quelle, aus der
[Abteilung der Alkmaeoniden, stammt. Dagegen ist die Berichtigung
ftser Behauptung durch Thukydides durchaus unverdächtig, weil
Utokydides sich offenbar nicht entschliessen konnte trotz seiner Sym-
pathien für Perikles und trotz seines Patriotismus die Unwahrheit zu
»gen und die Thatsachen und die staatsrechtlichen Verhältnisse, die '
«ö dem Handel in Betracht kamen , der Wahrheit entgegen zu ver-
zweigen. Dazu kommt, dass das, was Thukydides über die Archon-
fca sagt, durchaus stimmt zu der Geschichte des Entwickelungsganges
des Archontats und der Bedeutung des Archontats vor Solon, wäh-
246 Ludwig Lange, [60
rend das, was Herodot von den Prytanen der Naukraren sagt, dazu
nicht stimmt. Darum braucht diess freilich nicht geradezu aus der Luft
gegriffen zu sein. Es wird von den Alkmaeoniden tendenziös über-
trieben sein. Herodot selbst berichtete natürlich bona fide.
Die Prytanen der Naukraren hatten bei der Bedeutung der Nau-
krarien (S. 12) ohne Zweifel grossen Einfluss neben den Archon-
ten ,(ß), aber sie waren ohne Zweifel trotzdem die Untergebenen der- g
selben und hatten wahrscheinlich im Auftrage der Archonten gehandelt,
so dass die Archonten die Schuld des dnaxdvat sophistisch auf SM
abwälzen konnten. Philippi greift daher entschieden fehl, wenn «M
in Folge seiner irrigen Auffassung über das Verhältniss der beidetj
Berichte zu einander vermuthet, dass die Archonten den Auftrag
Burg zu bewachen und die unumschränkte Vollmacht von den Pi
tanen der Naukraren erhalten hätten. Vielmehr war die die V<
macht ertheilende Instanz offenbar die areopagitische Bule*, deretj
Trp'jxdvii; die Archonten waren, und welcher Megakles (Plut. Sol. 12}
Kyloueer £<; otxyjv oder s; zptaiv vorzuführen versprach (Schol. Ar. Eq.
443; vgl. S. 53). Wenn Thukydides das nicht ausdrücklich sagt103),
erklärt sich das daraus, dass es sich für ihn und seine Leser von seil
verstand. In diesem Argumentum ex silenlio liegt also wiedei
ein, wenn auch natürlich für sich nicht beweisendes Indicium (vj
S. 54) für die vorsolonische Existenz der areopagi tischen Bule.
Verantwortlichkeit der lebenslänglichen, der zehnjährigen und
einjährigen Archonten vor Solon hat ja gar keinen Sinn, wenn sil
nicht eine Verantwortlichkeit gegen den Staatsrath der Eupatridc
war. Diesen aber in der areopagitischen Bule vorauszusetzen, sind
10 2) Einige Grammatiker schlössen aus Herodot, dass vauxpapot ein alter Na
für die* Archonten sei (Harpokr. s. v. vaoxpaptxa. Suid. u. Phol. s. v. vaoxpapt*)«
Daraus folgt nicht nothwendig. dass sie die itputavst; tcov vaoxpaptov des Hei
mit den ap)rovT£; bei Thukydides identiliciert hätten. Aber was sie sich unter
7rp»jTav£i; der Archonten gedacht haben mögen, bleibt unklar: vielleicht die dl
ersten Archonlen?
103) Er sagt aber auch nicht ausdrücklich, dass es ot iroXAot gewesen waren**]
wie Philippi S. i meint; denn oi ttoXXoi gehört zunächst zu aTtTjXftov; imA
rpe^avTs; wird hinzugefügt, so dass allerdings scheinbar ot ttoAAoi auch dazu SuW
jeet ist, während ot zzokkoi nur insofern sirirpi^avTE; sind, als sie es der zustäA»?
digen Behörde überliessen, den Auftrag und die Vollmacht zu ertheilen. Auch hier;
gilt der Satz: Quod quis per alium facit, ipse fecisse videtur. '*
61] Die Ephetkn und der Areopag vor Solon. 247
wir nach dem Gange unserer Beweisführung viel mehr berechtigt,
als wenn wir ihn mit Weck lein, der in der Ueberschätzung der Pr\-
tanen der Naukraren noch v\$it über Philippi, dessen Auffassung
auch von R. Scholl gebilligt worden war (Hermes 6, S. 22), hinausgeht,
in dem Rathe der Naukraren suchen wollten oben S. 10 f.).
XII. Die neun Archonten als Prytanen der Bule.
Man hat hiernach also mit Unrecht die Stelle des Herodot zur
Grundlage der die Bedeutung der Prytanen der Naukraren so sehr
überschätzenden Hypothesen gemacht. Schon der Genitiv täv va»j-
Tpdfxov hätte übrigens zeigen können, dass sie nicht die irpuidveit
schlechthin sind, so wenig beispielsweise der irpüTavi; t&v 7:(üXyjT(ov
(MI. 8, 99) oder der irpüiavt^ täv oxpairjAv (Her. 6, \\\ ) für den
«poiavi; schlechthin zu halten sein würde. Offenbar sollten sie viel-
mehr durch diesen Genitiv von den eigentlichen TTpuidvet; unterschieden
werden. Die TrpuxdvsK; schlechthin können, wie später in der Kleisthe-
tuschen Verfassung, nur die Trpuxdveis der Bule sein. In der Kleisthe-
lischen Verfassung sind das die 50 Vertreter der cpuX-Jj Trpuxa-
p*foooa,°4), in der Solonischen werden es irgendwie formierte Aus-
Hehttsse der Bule der 400 gewesen sein ; vor Solon waren es nach
meiner Ansicht (S. 23) eben die 9 Archonten, und zwar in der ßouXyj h
Apt(o> tz6t( cp m) . Nur bei dieser Auffassung erklärt sich der Ent-
Wckelungsgang im Gebrauche des Namens icputavu als ein folgerich-
fpr und mit der Kntvvickelung der athenischen Verfassung (oben
1.24 If.) zusammenstimmender, während, wenn man die irpuidvet;
|ä vauxpdpcov als Vorläufer der irpoxdveK; der Kleisthenischen (und
klonischen) Bule ansieht, der üebergang des Namens icputdvsit von
fcn eigentlichen Trügern der Staatshoheit, sei es von den ßaatXet;,
an es von den zehnjährigen Archonten, auf den Ausschuss eines
rieht principiell eupatridischen Militär- und Finanzverwaltungsraths,
»eh dazu vor Solon, eine unerklärliche Anomalie sein würde, un-
lilärlich, weil ein solches Zugeständniss vom Standpuncte der Eu-
104) Harpokr. Suid. Phot. s. v. 7ipi>7avsias und TtpuTavsic. Etyni. M. p. 693. 53.
«. Seg. S. 291. Tim. lex Plat. s. v. irpuTavsia. Poll. 8, 95. H5. Paus. \, 5, K
. s. w.
105) ripüravst; waren es also gewesen, welche die Kyloneer hatten aufstehen
: diess kann auch mitgewirkt haben zur Entstehung der Version bei Herodot.
248 Ludwig Lange, [6t
patriden aus unnöthig, vom Standpuncte der Nichteupatriden ans
nicht zu erzwingen war.
Von den Archonten wird der Mme 7upuTavt<; in den uns zu-
gänglichen Quellen allerdings, wie ich meinerseits zugeben muss,
nicht in unbestreitbarer Weise gebraucht106). Es ist diess aber gut
natürlich, weil die Archonten seit Solon jedenfalls aufgehört halta
Trputdvet«; zu sein und zu heissen 107) . Dass der Name aber nach der*
anderweit bekannten staatsrechtlichen Bedeutung des Worts, womdr
es, die Erben der Königsgewalt bezeichnend, einerseits mit ßac
(im Sinne der Aristokratie verstanden) und andererseits mit apjpri]
gleichbedeutend war10*), der staatsrechtlichen Stellung der lel
länglichen und zehnjährigen Archonten, welche sogar noch ßac
heissen (Paus. 1, 3, 2), entsprach, kann nicht bestritten werden1-),
BaoiXei«; hiessen sie als Erben der Königsgewalt namentlich in
craler Beziehung; als die Ersten des Rathes, dem sie verantwortlick
waren, konnten sie nur Trptrcdvei<; heissen; im Rathe waren sie nicfetj
ßaoiXeii; in der vollen oder sacralen Bedeutung des Wortes, soni
nur primi inter pares, principes. So hiessen selbst die spartaniscl
Könige als die Ersten der YeP°uota gleichfalls irpüidvet; (Suid. &
Xdpcov) , und so wendet Aeschylus Suppl. 371 mit den für
wirklichen ßaatXeti; erforderlichen Zusätzen den Ausdruck auf
König der Argiver an, indem er den Chor gegenüber diesem Köni(
der sein Königsrecht vergessend erst sein Volk befragen will,
lässt :
au tot ir6Xt£, au os to Sdfitov,
irpuTavi<; dxptxo<; ujv,
xpaiüvei; ßu>(j.6v, eartav ^Oovö;
106) Einige Spuren des Gebrauchs sind jedoch vorhanden; s. unten.
1 07) Damals scheint der Name ap/ovre; ofliciell geworden zu sein; «PX0*1^
von apx<o, »bin der Erste« (G. Curlius, Elym. I984), ist synonym mit ftpoTflrij
(tcpÄTo;) , bezeichnet aber den Begriff des Ersten nicht so schlagend im Sinne*
Obersten, da auch der minder Hochstehende unter Umständen apj(a>v, der
sein, d. h. vorangehen, die Leitung übernehmen kann. Der Ausdruck mag a
officiell schon bei den Archonten vor Solon aufgekommen sein. Nothwendig
er aber erst, als der Name TTpuravst? von den Archonten als 7rpoxav£i? der
ßooX^ auf den Ausschuss der grossen ßouAr, überging. j
108) Arist. pol. 6, 5, II; vgl. Hesych. Suid. Phot. s. v. Ttpotavi«;.
109) Vgl. 0. Müller bei Boeckh, explic. Pind. p. 476 (zu Nem. ff, I).
i
1
63] Die Epheten und der Areopag vor Solon. 249
|iovo'j>V]<poiot veujxaoiv oedev
|xovoax^itxpoioi 8' h dpovou XP^0*
icov &irixpaivei<;.
Dass aber die lebenslänglichen und zehnjährigen Archonten wirk-
eh Kpurdveis hiessen, beweisen die Ausdrücke irpoxavefa für Gerichts-
sider no) und Tcpuxavefov für das Haus des Staates, worin die xotvrj
rtia war ll!) . Beide Ausdrücke sind ohne Zweifel jünger als die Zeit der
ich nicht erschütterten Königsmacht, aber sicher ebenso alt wie die Ver-
itwortlichkeit der ßaotXet«;, durch dereri Einführung diese zu primi inter
ires wurden m). Es ist schon von E. Curtius (Monatsber. 1 873. S. 292)
m Beweise, dass die Archonten unter den sx Ilpuxavetoo richtenden
tatXefs gemeint seien (womit er die Archonten leider an unrichtiger
eile in den ßaatXef<;, statt in dem Worte 7cpuxavetov selbst suchte),
merkt worden, dass das icpotoveibv »als Centrum der Staatsbehörde
ßit älter ist, als die Naukrarien und die politische Bedeutung ihrer
ytftnen«. Und dass auch die irpoxaveFa als Gerichtsgebühren weit
er sind als die Prvtanen der Naukraren (vgl. E. Curtius a. a. 0.
291), versteht sich bei der Richtergewalt des ßaotXeuc und seiner
ben eigentlich für Jeden von selbst, der sich nicht durch die
fpothesen über die Prvtanen der Naukraren von der Erkenntniss
«• nächstliegenden Wahrheit hat abdrängen lassen.
Dass die lebenslänglichen Archonten in Athen wirklich irpuxdveis
Jssen, folgt femer auch aus der Thatsache, dass die oberste Ma-
ftratur in den vom Trpüxavsibv in Athen ausgezogenen Colonien
ier. 1, 146; vgl. 6, 103) in Klein- Asien der upöxavi; war, wie
B. in Milet (Aristot. pol. 5, 4, 5). So findet sich der Titel uptixavu;
s Singular auch sonst, selbst noch in späterer Zeit, in Klein -Asien,
HO) Harpokr. u. Hesych. s. v. Lex. Seg. S. 291. 192. Suid. u. Phot. s. v.
fctavefa. Suid. s. v. TupuravsTov und irapaxaxaßoXr]. Poll. 8, 38. Arist. Vesp.
f9. Schol. zu Ar. Nub. 4134.
III) Thuk. 2, 15. Scliol. zu Pind. Nem. H, *. .
H2) Es mag auf der Akropolis eine iorfa t9j; tcoXsco^ gegeben haben, die der
«rd des ältesten Staates war; aber dass dieses Local, das nach späterer Ter-
nologic ein itpoTOtveiov war, schon in der Königszeit so geheissen habe, folgt
i Pollux 9, 40 nicht; ebensowenig wie daraus, dass Thuk. 2, 15 und Plut. Thes.
den Ausdruck 7rpi>TavcTov von der vortheseischen und Theseischen Zeit gebrau-
«, oder dass Plut. Symp. 4, 4, I den Keleos als Stifter des Tcporotveiov (als eines
legium von £u8dxiu.oi xat ayattoi avops;) nennt.
250 Ludwig Lange, Wi
z. B. in Ephesus (los. ant. 4 4, 10, 25), in Porgaimmi (H, 10, 231
und. auf Inschriften bezeugt, noch an mehreren Orten.
Was aber von den lebenslänglichen und zehnjährigen Archonten
aus zwingenden Gründen angenommen werden muss , muss folge-
weise auch für die neun einjährigen Archonten für die Zeit voa
der Verfassungsreform von 683 bis auf Solon gelten m). Dem
die Beschränkung des Amts auf ein Jahr und die Vertheiluug der
Geschäfte unter neun Personen schliesst den Namen nicht aus, wie
einerseits das Beispiel des 7up»Tavt<; der Bakchiaden in Korinth zeigt
Paus. 2, 4, 4) und andererseits eben die Kleisthenische BencnniMg
der 50 Mitglieder der cpuX-rj irpoTavs6ouaa als irpuidvei;. Für die Be-
nennung der aus einer Mehrheit von Personen bestehenden wech-
selnden Ausschüsse des Raths finden sich Analogien in den klem-
asiatischen Städten, z. B. in Rhodos (Polyb. 16, 15, 8: vgl. 15,23,3)
und, auf Inschriften bezeugt, auch an andern Orten ,14).
Dass überhaupt in der staatsrechtlichen Anschauung der Athe-
ner bezüglich der vorsolonischen Zeit die Begriffe Tcpu-avsfov vd
ap^ovies connex waren, zeigt Thuk. 2, 15, der einmal dp^a; «J
gleich darauf icputaveiov als Gegensatz zu ßooXsoDqpiov gebraucht, w»
er auch schon vorher durch ftputaveia xe v.ai ap^ovre«; die Zusam-
mengehörigkeit des Locals und der Beamten angedeutet hat.
Auf Grund des Nachweises , dass die Prvtanen der Naukrartd
weder die hohe Stellung und Macht gehabt haben, die flu*
ihnen wegen Herodots Bericht zuschreibt, noch Anspruch dar»
haben als die eigentlichen irpuiavsts des Staates zu gelten, dassdfr
ser Anspruch vielmehr von Rechtswegen den neun Archonten J*
kommt, wird meine Ansicht, nach welcher das im Solonischen Gesettß
durch die Worte ex ripuiavetou bezeichnete Gericht ein Gericht d*
neun Archonten war, hoffentlich schon jetzt besser begründet erschei-
nen, als die entgegenstehende, welche jenes Gericht auf die Pryütf1
der Naukraren deutet.
113) E. Curtius ist verhindert gewesen diese Consequenz zu ziehen, **
er irrthümlich glaubte , dass die 9 Archonten . oder doch die ersten 3 derseft*
ßasiXel; genannt und mit den ßaadsl; des Solonischen Gesetzes gemeint *w
'oben S. 43).
4 4 4) Carl Curtius, Inschriften aus Ephesos. Hermes 4, S. 225. Viscb«*
im Rh. Mus. 22, S. 3K>. Preuoer, Hestia-Vesta S. 102 ff.
\
65] Die Epheten und der Aeeopag vor Solon. 251
XIII. Das alte Prytaneion Amts- und Speisehaus der
Archonten.
Ausser auf den Bericht des Herodot stutzt sich nun aber Phi-
lippi zum Beweise der hohen Stellung der Prytanen auf die Beweis-
kraft von zwei andern Spuren. Die eine findet er darin, dass das
im Altmarkt belegene icpoxavsibv ihr Aritslocal und Speisehaus ge-
wesen sei, und beruft sich dafür auf R. Schöll's Abhandlung über die
Speisang im Prytaneion. Scholl aber hat offenbar gleichfalls unter dem
Einflüsse der irrigen Beurtheilung des Herodoteischen und Thukydi-
drischen Berichts gestanden (Hermes 6, S. 22, A. 3). Um den Tuputd-
wc T(ov vaoxpdpuw ein möglichst hohes Alter zuschreiben zu können
(worin ihn dann Wec klein noch überboten hat), identificiert er die-
selben mit den <puXoßaaiXei<;. Diess ist in Schöll's Beweisführung
für die Beziehung der itpuxdvei<; t<5v vauxpdpcov zum irpuTavefov ein
wesentliches und unentbehrliches Glied, aber von Philippi selbst
mit Recht zurückgewiesen worden (oben S. 41, A. 79). Ausserdem
deduciert Scholl jene Beziehung aus dem Verhältnisse der Kolakreten
wi den Naukraren in der vorsolonischen Zeit einerseits, und —
»ter Berufung auf Boeckh — zu der Speisung im Prytaneion und
der Auszahlung des Richtersoldes in der nachsolonischen Zeit an-
derseits, aus demselben Verhältnisse also, durch welches auch
Wec klein zu seiner Hypothese über den uralten eupatridischen
Staatsrath der Naukraren verleitet worden ist (S. 10 f.).
Allein was wir über die uralten115) Kolakreten wissen, lässt sie ganz
115) Dass sie das sind, bezeugt ihr Name (S. 11, A. 1 6) und das Vorkommen des
fegriffes xo>XaxpeT£iv in Kyzikus (S. H,A. 14), wo auch einPrytaneum (Liv. 41,20,7)
kzeugt ist. Der Name (nicht yuükaypirrfi, Schinkensammler) ist ein Compositum wie
, ^f&rfltpirrfa k%axrß&k£rr^ (alftprfi&virrfi , k$oo\».aye.v£rrfi) und würde nach die-
*a Analogien xcoXrjxepiry}; heissen. Aber der Vocal ist eben nicht gedehnt (xo>Xa-
*ffa)s s. Ar. Vesp. 695. 724. Av. 1541), und die Wurzel hat Syncope oder Meta-
fteas erlitten. Die Wurzel aber ist die des Verbum X£ipu>, dessen Grundbedeutung
■tot »zehren«, »scheeren« (G. Curtius, Grundz. S. 1474), sondern »schneiden«
*(Hes. scut. 419. Hom. 2 450) ; xcoXaxperai sind also die Zerschneider der xcoXa
ttttch. Prom. 496), d. b. der Glieder (des getödteten Opferthieres) ; auf derselben
Wurzel beruhen xpi-ac, car-o, die Curtius freilich von xsfpeiv getrennt hat
Iß. 1554), und wohl auch xip8o;; ferner skr. kartari (Scheere), kartarikd (Messer),
i»t. eul-ier. Daa kurze d aber, worüber ich G. Curtius consultierte, ist in xa>Xa-
Abfend]. d. K. S. G«MlUch. d. Wissenuch. XVII. 17
252 Ludwig Lange, [6*
unzweifelhaft erkennen als die xa|iiai m) des ßaotXeus, die, sowie der
ßaatXeu; selbst sacrale, richterliche, militärische Functionen hatte, in
allen diesen drei Beziehungen die Einkünfte des ßaotXeuc einzogen,
Überhaupt für die nöthigen VorrUthe zu sorgen und davon den Auf-
wand zu bestreiten hatten. Ohne Zweifel standen sie hierdurch von jeher
in Beziehung zu dem itpuxaveibv, wo der (3aaiXtü<; icpütavtc mit seines
Ehrengästen speiste, und behielten natürlich diese an die Verhältnis«
der patriarchalischen Zeit erinnernde Function stets bei. Als die
Oekonomen des irpuxavetov hatten sie ohne Zweifel einst die Ver-
waltung der TcpoToweia, der Gerichtsgebühren, wie diess Böckh ganz
richtig erkannt hat, und ohne Zweifel ist es, wie Scholl sagt, en
»Nachklang dieser früheren Bestimmung, dass ihnen unter veränder-
ten Verhältnissen (nach Einsetzung der diroSixxat und nach Einfäb-
rung des Richtersoldes) auch die Austheilung des Richtersoldes an-
vertraut wurde«117). »Diess aber und dass sie zugleich Verwalter der
Prytanen- und Naukrarengelder waren«, führt nicht zu dem Schlüsse
»dass den Prytanen der Naukraren die Syssitien im Prytaneion a»
kamen«, sondern erklärt sich vollkommen daraus, dass, als die Nat»
krarien eingerichtet wurden, um die Steuern der Bürger zu regeh,
also frühestens 683, die Kolakreten als xajifat x&v ivvea affr
xaw118), d. h. als xa\i(ai Trpuxdve<ov , auch die Gelder der Naukrar*
(xd vauxpopud seil, xß^paxa) in ihre Verwaltung bekamen. Sie vtt*
hielten sich also in dieser Beziehung zu den vauxpapoi, den Vortf*
xpixrjC ohne Zweifel als Accusativendung zu fassen, wie in aA.dSpou.otj AuKflfiCf
TcoÖdvwrrpov, 7:o8avi7rr^p , axaXappetxr^ , TtoMcntXdaios , ataXdcpptov, riavToAfafft
anders sind aufzufassen: AoxdßTjxros, 'AAxd&oo;, xovdu.oia, uiaaßov, aivapflipti*
Vgl. auch Lobeck zum Phrynichus S. 689 f.
\ \ 6) Auch Tajitas (von x£u.vu> , exotfiov) scheint auf die Function des I**
legens des Opferthieres zurückzugehen.
H?) Derselbe wurde von den Kolakreten unter Aufsicht der damaligen Pljfe'
nen ausbezahlt; denn Schol. zu Ar. Plut. 277 iva exaoxo; xaft' koiziptxv itmbbm
T<j> icpoxdvet xrjV ^aßSov tpia>ßoXov Xau-ßdviQ juaöov xr? SixaaeaK zeigt, 4*
auch jetzt noch durch die damaligen Prytanen die Soldauszahlung insofern ***
mittelt wurde , als sie ohne die erforderliche Legitimation bei den Prytanen riflM
erfolgen durfte.
H8) Uarpokr. s. v. vaoxpaptxd* — iav 8i ^ Nauxpapixd, suq av t£ ti*
dp^ovttüv, worauf dann die abgeschmackte Erklärung folgt: vauxpdpouc 7*P *
naXatov tou; apjfovxa; eXs^ov, eis; xal iv tq irep.7cxfl 'HpoSoxoc 8v)tal. YgL SnÄ
u. Phot. s. v. vaoxpapia und oben Anm. \ 03.
i
67] Die Ephetbn und der Areopag vor Solon. 253
hern der Naukrarienbezirke, wie die quaestores des Servius Tullius
and P. Valerius Poplicola in Rom zu den curatores tribuum.
So werden gerade die Thatsachen, aus denen Philippi mit
Scholl den Zusammenhang des im Süden der Burg am Altmarkte
belegenen irpuxaveiov mit den Prytanen der Naukraren und somit
eine hohe Stellung dieser Prytanen deduciert, zum Beweise des
Zusammenhangs des icpuxavctbv mit den Archonten, sind also keine
Spur für die hohe Stellung der Prytanen der Naukraren, sondern
bestätigen einfach meine Ansicht.
XTV. Die Archonten als Richter im Prytaneion.
Eine andere Spur für die hohe Stellung der Prytanen der Nau-
kraren findet Philippi in den Tupoxdveu; bei Plut. Sol. 19 selbst, in-
sofern diese in dem Prytaneion »der Prytanen der Naukraren« rich-
teten. Aber aus dem icpuxdveis des Plutarch folgt nicht, dass er
damit die irpoxdvcic x<öv vauxpdptov meint, und aus dem ix rcpuxa-
*tfou folgt doch nur, dass die von Plutarch genannten irpuxdvei; ev
*purav€i'<!> richteten, dass also allerdings die iizl 7upoxaveia> unter dem
Vorsitz der ^uXoßaoiXcit (und des äp^cov ßaoiXeti«;) richtenden Ephe-
ten ausgeschlossen sind, nicht aber, dass die £v lüpuiaveco) richten-
den Prytanen die der Naukraren sind. Die Sache liegt offenbar so,
<kss wir yon einem Gerichte der iupoxdvei<; x<3v vauxpdp«>v weder
überhaupt, noch von einem solchen, das ev icpoxaveuo gehalten sei,
irgend Etwas erfahren, die ganze Annahme eines solchen vielmehr
*ur darauf beruht, dass einerseits Plut. Sol. 19 die Ix icpuxavetou
lichtenden bei seinem Erklärungsversuche Tupoxdveic nennt, ohne hin-
mäßigen, was für Beamten diese schlechthin itpuxdveic genannten
fichter seien, und dass andererseits der Name Tupoxdvsis als Beamten-
Urne in der älteren Verfassung nur noch von den Vorstehern des
Naokrarenraths durch Herod. 5, 71 bezeugt ist, die aber von Herodot
licht icpoxdvetc schlechthin, sondern icpoxaveic; xu>v vauxpdptov genannt
werden. Auf der Combination dieser beiden eigentlich incongruenten
Thatsachen allein beruht die Meinung, dass die irpoxdvei; xuW vao-
xpdp«>v ein Gerichtshof, ja sogar ein stehender Gerichtshof über Hoch-
verrat!) gewesen seien. » Bestätigt a wird also die Angabe Herodots
durch Plutarchs Bezeichnung der ex icpoxavefou Richtenden als rcpt*-
17*
xdvet; gewiss nicht. Sowohl R. Scholl als Weck lein haben den«
auch gefühlt, dass zur Annahme eines stehenden Gerichtshofes den
Prytanen der Naukraren in der Tradition kein Grund vorliege. Jener
erklärt (S. 21) ausdrücklich, dass die Prytanen der Naukraren, die
er mit den cfuXoßaaiXet; identificiert , kein Richtercollegium seien,
und nur als Staatsbehörde in dem ausserordentlichen Falle einer Re-
volution das Richteramt sv irpoxavehp geübt hätten. Dieser aber nimmt
(S. 47) vollends nur eine Mitwirkung der Prytanen der Naukraren
bei dem seiner Meinung nach von den cpuXoßaaiXeu; litt icpoxavsfa»
gehaltenen Gerichte insofern an, als in ausserordentlichen Fallen eine
Anzeige bei ihnen gemacht und eine richterliche Entscheidung von
ihnen verlangt sein möge, ebenso wie später bei der tioa^tkla
von der Bule der 500. Zur Annahme eines ausserordentlichen Ge-
richts der Prytanen der Naukraren ist aber genau so wenig Grand
vorhanden, wie zur Annahme eines stehenden Gerichtshofes derselben«
Kurz auch diese Spur, aus der Philippi eine hohe Stellung
der Prytanen der Naukraren deducieren wollte, berechtigt dazu nicht,
da eine Beziehung derselben weder zu dem iqpoxavefov im Allgemei-
nen, noch zu einem Gerichte ix 7cpoxave(oo öder iv 7cpuxave(<j> nach-
gewiesen werden kann. Meine Ansicht dagegen, dass die Archonteo
zu verstehen seien als die ex upoxavstou richtenden 7cpoxdvei;, voo
denen Plut. Sol. 19 spricht, steht, wenn es gilt, Spuren für ihrel*
Zusammenhäng mit dem rcpoxaveiov beizubringen, und insbesondere
für ihren Zusammenhang mit richterlichen Handlungen daselbst, bei
weitem günstiger da.
Erstens nämlich wird Ar. Nub. 1257 ötjoiu irpuxavsia in den
Scholien und bei Suid. s. v. Trapa/axaßoXVj erklärt: -ypacp-Jjv xaxd «5
7ronrjao|xa'i. ev fap xtp Tipuxaveicp dxi'dsoav xd<; x&v oixäv fpacpdc*
Diess bezieht sich entschieden nicht auf die spätere Zeit, in der die
oixu>v fpa<pez( nicht im irpoxavstov, sondern in der axod ßao(Xeiot und
in den andern Amtslocalen der Archonten angebracht wurden, sondern
auf die frühere, d. i. die vorsolonische Zeit. Dass nun die ötxuto fpayal
dort den -jrpuxdveK; eingehändigt wurden, versteht sich zwar von selbst,
wird aber auch bestätigt durch Schol. zu Ar. Nub. 4134 und Said.
s. v. icpuxavetov, wo die Worte de(; |ioi Tipuxaveid erklärt werden : täc
•ydp Sexdxa^ xoG ^peou<; xaxaßdXXovxe«; x<u<; Tipuxdveotv cfoi^ov xoöc
j(pec6oxa^. irpuxavefa 8s xd vöv xaXoufisva 7uapd Pwjxaioi^ <T7c6pxot>Xa.
69] Die Epheten und der Arbopag vor Solon. 255
Nun wird aber Niemand so weit gehen wollen, zu behaupten, dass
ai xäv Sixcov fpwpai, d. h. alle Klagen, einst bei den Prytanen der
Naukraren hätten angebracht werden müssen m) ; es versteht sich
vielmehr von selbst, dass hier unter den schlechthin, wie bei Plut.
Sol. 19, genannten tcpuxdvei<; die Archonten zu verstehen sind. Es sind
dieselben Beamten, von denen Schol. zu Thuk. 2, 15 spricht: icpo-
xaveftv eoxtv oticoc fAe^a;, evfta ai atxVjaEts e8i8ovxo xofc TtoXrceuopivoic
(womit allerdings das neue Pry taneion gemeint ist) * IxaXefxo Ss ooxax;
(seil, nach dem Namen des alten rcpuxavsfov) eratö^ exei exdtbjvxo of
npüidvßt^, ot tfiv ßXcov 7ipaf fidxcov StotxirjxaL Es ist klar,
dass der Urheber dieser Notiz dabei Thuk. 1, 126 x6xe xa tcoXXä
tiv icoXixtxäv ot evvea ap^ovxe; ebrpaaaov im Auge hatte, also
gleichfalls die Archonten meinte.
Angesichts dieser durchaus unverdächtigen Notiz über das An-
bringen der Klagen bei den Prytanen im Pry taneion, und andererseits
der Thatsache, dass die oixd>v -ypoupai, wenn sie persönliche Klagen
betrafen, i^xk-fnnaia heissen120), fällt nun aber zweitens ein unverhoff-
tes Licht auf die Stelle des Phot. s. v. TupoSixaota* ot xau; iizi <pov<o
ouac ifxaXou|ievoi Iv TCpuxavetcp lipo xij; o(xyj; StateXoSaiv ItcI
tpet; pjjvac, ev oT<; IS 4xax£pou jispou«; X^ot Tcpodfovxai. Diese Stelle,
»der auch E. Curtius (Monatsber. 1873, S. 291) eine Spur der
Bit den richterlichen Functionen im Zusammenhang stehenden Tätig-
keit der Archonten ev icpuxaveia> erkannte (ohne freilich die Schwierig-
keiten der Stelle besaitigen zu können), ist, da das, was Bergk in Schil-
lert Ausgabe des Andok. S. 1 28 darüber bemerkt, zur Beseitigung der
Schwierigkeiten nicht genügt, entschieden corrupt. Aber ob R. Scholl
(Hermes 6, S. 22) das richtige Heilmittel gefunden hat, wenn er £v
tpuxave(u> als Glossem beseitigt, was Philippi (Rh. Mus. 29, S. 10)
billigt, ist mir eben desshalb zweifelhaft, weil gar nicht ersichtlich
ist, wie der Interpolator gerade auf h Tcpuxaveup verfallen konnte ,21).
I \ 9) Vom Anbringen der Klage in der späteren Zeit der getheilten Competenz
bei den Archonten handelt Meier und Schoemann, Att. Process S. 59 4 ff.
110) Meier und Schoemann, Att. Process S. 594.
ftl) Ueberhaupt aber scheint es mir methodisch verfehlt zu sein, mit dem
bti vielgelesenen Schriftstellern berechtigten Mittel der Annahme von Glossemen zu
operieren in der durch Epitomieren entstandenen Litteratur der Lexikographen,
Grammatiker, Scholiasten. Das natürliche dem Charakter der Entstehung dieser
256 Ludwig Lange, [70
Auf jenes Heilmittel kam Scholl desshalh, weil er ev 7cpoxavefto mit
ftiaxeXouaiv constr liierte, und natürlich Niemand behauptet haben
konnte, dass die vom Markt ausgeschlossenen des Mords Angeklag-
ten £v iupoTave((o sich aufgehalten hätten. Jetzt beseitigt sich der
Anstoss von selbst durch Annahme einer Lücke hinter iv irpuxavefa;
denn sv irpuxaveCcö ist offenbar mit 6fxaXo6(JLsvoi zu verbinden. Die
hinter der Lücke folgenden Worte sind aber allerdings aus Antiphon
Chor. 42 geflossen. Da diese sich nun auf die vom apx<*>v ßaotXetk bei
Mordklagen vorzunehmende irpo8txao(a beziehen, so ergiebt sich eben
aus dem Umstände, dass diese 7cpo8txao(a eingeleitet wurde durch
das ifxaXefr h icpotavetcp, nichts Anderes, als dass das Trpotaveu»,
in dem die Mordklage, wie alle andern Klagen, angebracht werden
musste, das Local war, in welchem solche Sachen zur ofßciellen
Kenntniss des apyo)v ßaotXeo; gelangten. Da aber der äp^tov ßcwt-
Xe6;, wenn es sich bloss um ihn gehandelt hätte, die Klage aocfc
im ßaafXeiov hätte annehmen können, so ergiebt sich weiter, das
das itputavetov, in welchem nach dem Schol. zum Thukydides of tifß-
tdveic o{ x«5v 5Xo>v icp<rf|idT<i>v 8iotx7)Tat sassen, das Amtslocal Start*
lieber Archonten war, und dass sie die Klagen gemeinschaftlich «*■
nahmen.
Dazu kommt die Notiz von einer andern ix itpoTavtfou gesche-
henen Amtshandlung, die zwar keine richterliche ist, aber doch eine
ins Familienrecht eingreifende. Wir lesen nämlich bei Plut. Aristo
xal tote fiev bufax£pa$ {axopouatv ix toö 7upoTavetou toE; vuf^pfaC
dxSodijvai 87)fioo(a ttj<; iu6Xeü>c; x?w ydjxov i^^Di&^r^ xat rcpoütf
xptoxiX(ac öpayjxa; exaxlpa <J/yjcptaa[iiv7]<;. R. Scholl (S. 43) stützt »rf
diese Stelle und die im Folgenden von Plutarch erwähnte der Toch-
ter des Lysimachus durch Volksbeschluss verliehene atTTjcic foij **
xote '"OXüjjnriovfxaic l22) die scharfsinnige Vermuthung, dass die A***
stattung der Töchter des Aristides gewissermassen ein Aequiveto*
für die (Frauen nicht zu gewährende) Speisung im Prytanekm &
wesen sei, und dass es desshalb heisse, sie seien ex icpuxaveiou «*•
litterarischen Erzeugnisse entsprechende Heilmittel für Schaden ist die Annahme rt>
Lücken und Umstellungen ganzer Sätze. Womit natürlich nicht ausgeschlossen &
dass unter Umständen auch derjenige, der ein Lexikon gebrauchte, eine Bedeute
u. dgl. hinzuschrieb.
«22} Vgl. Athen. 6, t37 F.
H] Die Epheten und der Areopag vor Solon. 257
gestattet, weil die Mittel zu ihrer Ausstattung aus der Kasse der öffent-
lichen Speisung genommen * seien. Ich halte das für durchaus richtig.
Aber wen soll man sich als denjenigen oder diejenigen denken,
welche die ^fpirjoit Namens der icoX«; STjjxoata vollzogen? Gewiss doch
nicht die icpoxävttc der Naukraren, denn die existierten damals nicht
»ehr. Vielleicht die damaligen upoxdvet; der Bule? Aber das ist
bei dem sacralen Charakter einer so feierlichen £pyuT]ai<;, die eine
Function des Hausvaters ist, nicht wahrscheinlich. Etwa die Archon-
ten in pleno? Aber diese waren damals nicht mehr 7cpotdvet; und
hatten ihre getrennten Geschäftskreise. Bleibt also nur der äp^cov
fafrufioc, der damals an der Spitze der Archonten stand, und zu
dessen Competenz die Streitigkeiten über das Familienrecht, insbe-
sondere die iizmXripar) iict8ixao(cu gehörten l23), oder vielleicht auch der
iflw ßaoiXeut, der einstmalige Vorsteher der Archonten (S. 48, A.94),
der sacrale Erbe des königlichen Hausvaters der athenischen Staats-
gemeinde, von dem wir wissen, dass er noch in der späteren Zeit xoi<;
T*vwiv £8(xaCev 12i). Wenn einer dieser beiden aber jetzt eine solche
Handlung in icpuravtfou vollzog, so stand er überhaupt in Beziehung
zum icpuxavsfov , und zwar insofern , als er einer der 9 Archonten
(der vormaligen itpuToveu;) war.
Hiernach glaube ich sagen zu können, dass meine Deutung des
Gerichts in itpuTavsfoo auf ein Gericht der Archonten in der That auch
durch diese Spuren besser begründet ist, als die Deutung desselben
tof ein Gericht der 7upi>Tavet$ xdiv vauxpapwv.
XV. Die Archonten als richtendes Collegmm.
Sollte aber noch irgend Zweifel darüber bestehen, ob die Archon-
ten eine solche gemeinschaftliche richterliche Thätigkeit, wie ich sie
von ihnen voraussetze, und wie sie uns in dem l-jxXTjfAa ev icpuxa-
wfa> vorliegt, hätten üben können, so bemerke ich darüber schliess-
lich noch Folgendes. Eine collegialische richterliche Thätigkeit der
neun Archonten vor Solon ist nicht bloss aus der von Solon einge-
193) Poll. 87 89. Dem. adv. Steph. II § 29.
4 «4) Poll. 8, 90. Schol. zu Plat. Euthyphron 2 A. Lex. Seg. S. 310. 919, 17.
Vor »Solon wird die ganze Competenz des £iru>vujj.o; , insbesondere in familien-
rechtlichen Angelegenheiten, dem ßaaiXeos zugestanden haben; vgl. oben S. 48, A. 94.
258 Ludwig Lange, [72
führten Scheidung der richterlichen Competenz der einzelnen Archon-
ten zu schliessen, sondern auch anderweit bezeugt. Zunächst da-
durch, dass Pollux bei Aufzählung der gemeinschaftlich von den
Archonten zu erledigenden Sachen (8, 86) sagt: xal xotv^j jiev f^oo-
otv dSouatav davdxoo, edv xis xaxtTg, Stcoi ^ ISsaxi, was bestätigt wird
durch Dem. Aristocr. § 31 o{ OeojAodexai xoi>; iid cpovio cpeufovcac
j[wenn sie nämlich xaxfooiv &toi jjltj e$eoxi) xupioi davdxo) Cqjjucood
etat, xal xov ex xyjs exxXYjat'ac repuai irdvxe; ecopaxe ötc' exe(vtov dna^*
devxa. Denn dass hier unter ösajxo&siat wie in einigen ähnlichen
Fällen 125) die sämmtlichen 9 Archonten 126) zu verstehen und eine
gemeinschaftliche127) Action anzunehmen ist, ist ausser Zweifel. Offen-
bar war diese Gerichtsbarkeit des Collegiums der Archonten gegen-
über dem widerrechtlich zurückkehrenden dv8po<povo<; der Rest einer
früher ausgedehnteren Gerichtsbarkeit, zu der eben die 8(xyj kid tup«*-
v(8i £v 7cpoxave((o gehörte.
Sodann aber ist das ä\ia SixaCetv der evvea apyovie«;, wie schoa
E. Curtius (Monatsber. 1873, S. 290) ,2S) bemerkt, bezeugt durch d»
leider verwirrten, aber, wie schon Schoemann (Verfassungsgesch.S.40)
bemerkt, aus guter Quelle geflossenen Artikel bei Suidas s. v. ap^wv and
Lex. Seg. S. 449: "Ap^ovxes oi evvsa xtvec; Oeajiodexai e£, opx»v,
ßaaiXeus, 7CoXe[j.ap)(o<;. xal irpb [xev xd>v 26Xü>vos vojacüv oux Ifljjv
auxot<; 5(ia SixdCeiv , dXX' 6 jxev ßaatXeo; xaÖ7joxo icapd xa> xaXoo|i«*p
ßouxoXeup — xö 8e yjv tcXtjo(ov xoö 7cpuxaveiou — , 6 TzoXi[iapy% b
4 25) K. F. Hermann, Staatsalt. § 4 38, 3.
4 26) Wenn ich oben (A. 4 07) angenommen habe, dass der Name apjpwBS
ausserofficiell schon vor Solon gebraucht sein möge, aber erst seit Solon officielliB
die Stelle des Namens irpoxavei? trat, so füge ich hier hinzu, dass der Name ftfiopo-
tt£cai wahrscheinlich auch vorsolonischen Ursprungs ist, aber schon seit 683 <rf-
ficiell allen 9 irpoxavei«; zukam. Als Obmänner des Rat lies hiessen sie irpuravstt, &
Gerichtsherren dsafxofreTai ; einer von ihnen, und zwar ihr Vorsteher, hiess ßoaiteK ']
als Erbe der sacralen Stellung des Königs. Seit Solon hiessen alle ofßciell opjpvtKi I
konnten aber als Gerichtsherren nach wie vor alle, gleichfalls o ff iciell, fteafioftsiou heisMO.
4 27) Die Worte des in Dem. Aristocr. § 28 eingelegten vop-os: eta^pipew 8
too<; äp/ovra«;, a>v Ixaaroi Sixaarai zli\.y tä ßouXouivtj) sind unecht, wie Phi-
lippi N. J. 4 872, S. 586 ff. erwiesen hat.
128) E. Curtius schliesst hieraus, dass die Archonten unter den ßaaiXfi?^
Solonischen Gesetzes zu verstehen seien , was ich oben (S. 43) natürlich ablehne*
konnte, ohne die Stelle selbst, auf die der irrthiimliche Schluss begründet ist, zu ver-
dächtigen.
j
73] Die Epheten und der Areopag vob Solon. 259
Aoxtup, xal h äpyjuM izapä toix; £jcu)vu|ioi>t, oi deopodexat itapat x6
feopofisoiov. xupiof tc ^aav toaxe xd; otxa; aoxoxeXctc icotcioftai.
uatepov 8e SoXtuvot ouSäv cxcpov auxoJ; xeXefxat >) f*wov tftcoxpf-
vouai töuc dvxiSixoüc.
Auf den ersten Blick zwar scheint diese Stelle das Gegentheil
von dem zu sagen, wofür ich sie heranziehe; denn es steht ja aus-
drücklich da, dass den Archonten vor Solon s Gesetzgebung nicht
erlaubt gewesen sei das Sfia SixdCeiv. Und diess scheint sogar be-
stätigt zu werden durch Diog. Laert. Sol. 58 xal 7cpa>xo; ttjv auva-
j»]ijv x<5v ivvsa dp^ovxcov sTcoirjoev cfo xb ouveiiteiv, u>s AtoXX6-
topo; cpYjatv iv otüxepio icepi vofiodexuW m) . Allein hieraus folgt nur,
dass die gemeinschaftliche Quelle des Diogenes Laertius und jenes Lexi-
kographenartikels, eben dieser Apollodorus h oeoxeptö irepl vo|xodsxu>v,
dem Diogenes in derselben bereits verstümmelten Gestalt vorlag, wie
denjenigen Lexikographen, aus denen der Artikel in das Lexikon des
Saidas und in das Lex. Seg. kam. Denn darüber, dass der Artikel ver-
stümmelt ist, kann kein Zweifel sein, weil ja kein Kundiger ge-
sagt haben kann, dass Solon die Rechte der Archonten in irgend
einer Beziehung erweitert hätte.
Dazu kommt, dass eine scharfe Analyse der Stelle selbst zeigt,
dass sie durch Auslassungen corrumpiert ist. Der ßaatXeu; hatte
sein Local allerdings itapd. xcj> xaXou(jiv<o ßouxoXeico, aber genauer
gesagt Iv xeo ßaotXefoi 7capd xo> xaXou|iiv(p ßouxoXeup, wo nach Poll.
8, MI die 'füXoßaaiXef; ouveSpsuovxss ihr Amtslocal hatten. Auch
B. Scholl S. 22 ergänzt mit Recht ev xeo ßaoiXe(a> und hat nur darin
Unrecht, dass er die <puXoßaoiXet<; aus dem ßaot'Xetov entfernen will (um
sie mit den Prytanen der Naukraren identificieren und dem icpuravstov
zuweisen zu können) . Die cpuXoßaoiXef; konnten sehr wohl unter dem
ftootXeüc im ßaaiXeiov amtieren, so gut sie sehr wohl dem Gerichte ercl
tpoxoveio) unter Oberleitung des ap^cov ßaaiXeus (Poll. 8, 90. Lex. Seg.
S.310. 219, 17) vorstehen konnten (Poll. 8, 120), was Scholl gleich-
falls (S. 21) seiner Hypothese zu Liebe bestreitet, um die cpuXoßaoiXef;
als Tcpoxdvsts xd>v vauxpdpiov für das Gericht ev Tcpoxoweico zu retten.
119) K. F. Hermann, Staatsalt. § U8, 13 vermuthet aovÖsiTCvelv statt ouvei-
«Etv; allein das ouvoeiirvelv kann Solon doch ebensowenig eingeführt haben, wie
das 5(ta BtxdCetv, welchen Begriff Diog. Laertius durch ouvsittsTv allerdings ziem-
lich ungeschickt wiedergiebt.
260 Ludwig Lange, [7*
Dass aber zwischen den Worten icpo jxev xcäv 26Xa>voc v6pwiv
und oux efcijv gleichfalls Etwas ausgefallen sein muss. folgt dar-
aus, dass von den nachbenannten Localen die 67U(6vu[x<h, das Au-
xeiov und das dsofxoöeaiov 130) sicher nicht die vorsolonischen
Locale des stoävojaoc, des iroXejjiap/o; und der sechs deopodexat waren,
wodurch die Vermuthung begründet wird, dass auch das ßaotiLaw
nicht wegen seiner Benutzung in vorsolonischer Zeit (die ja nicht
geleugnet zu werden braucht), sondern wegen seiner Benutzung in
nachsolonischer Zeit erwähnt gewesen sein wird131). Dasselbe folgt
aus dem Schlüsse des Artikels; denn der Satz ooxepov 8e 261»-
vos oöSsv gtepov auxotc xeXeirai i) ja6vov ÖTcoxpivouai touc dvtiSixDfJC
steht nicht nur im sachlichen Widerspruch mit der im Anfang schein-
bar herrschenden Anschauung, dass Solon die Rechte der Archonten
in Beziehung auf das ajxa ötxdCsiv erweitert habe, sondern ist auch for- j
mell gar kein richtiger Gegensatz zu dem in dem Satze upo jiev tdv
SoXcovo; v6(Ji(ov Gesagten. Er steht in sachlich und formell richtig»
Gegensatze nur zu dem unmittelbar vorhergehenden, auf die vorsofo-
nische Zeit sich beziehenden Satze x6ptot xe Yjoav (Soxe tat-; 8(xac ab®- j
xeXsii; icoieioftai, indem die nach Solon den Archonten verblieb»
430) R. Scholl S. 20 nimmt allerdings mit £. Curtius, Attische Studien !,
S. 60 Anm. ein vorsolonisches dsofxod£reiov am Altmarkte an, in dem die Arch«-
ten vor Solon gespeist hätten , und gewinnt dadurch die Möglichkeit , das «pol*"
veiov für die irputaveis tcov vaoxpapcov in Anspruch zu nehmen. Allein Plut. symp«
7, 9 und 4 , 2 beweisen die Existenz eines vorsolonischen ösou.o&£rsiov durchaus nicM.
Denn 7, 9 xa ^ap rcapa KpTjalv 'AvSpsTa xaXoujxeva 7rapa 8s SirapTiatat? Wr
na ßooXeunjpitüV airopp^Ttov xal oovs8p(u>v apiatoxpaTixcov toEw äß1*
(Sa7T£p (oTu.ai) xal to £v&a§e llpoTaveTov xal ösoptoösaiov kann auch das n**"
solonische deofxoftiaiov gemeint sein, da diess für Plutarch alt genug ist, indem •
ja in Plutarchs Zeit schon langst durch das neue -irpuTavsTov (Schol. zu Thuk. 1, 15.
Paus. 4, 4 8, 3) als Speisehaus ersetzt war. Wenn Plut. aber 4, 2 von einer k*
wirthung des Orestes im ftsou.o&£rciov spricht , so substituiert er hier eben tf**
chronistisch im Sinne der späteren Zeit, die aber für ihn schon eine alte war, du
deau-o&iaiov dem noch älteren 7rpt>Taveiov (Suid. s. v. irpoxavetov. Schol. zu Ar. Bj«
4 67. 284) oder dem allerältesten irporaveTov auf der Akropolis (Poil. 9, 40; *$•
oben A. 4 4 2), das in der uns nicht bekannten Familientradition der DemophontÜ*
(Curtius a. a. O.) ohne Zweifel gemeint war.
4 34) In späterer Zeit war allerdings die oroot ßaofXeto; Amtslocal des ffawt-
Xeo;. Aber dadurch ist nicht ausgeschlossen, dass das ßao(Xeiov noch längere W
nach Solon Amtslocal des ßaoiXeu; blieb. Die Amtslocalitäten am Altmarkt wurf*
erst in der Epoche des Pisistratus oder Kleisthenes von den Archonten verfassen« ;
i
%j Die Epheten und der Abeopag vor Solon. 261
^fSfiovia xäv Stxaanrjpicov (denn die ist ohne Zweifel mit U7üoxpivooai
wk avxiStxooc, besser vielleicht dvaxpivoooi, gemeint], bei welcher
das SixdCstv an die fyiala überging132), entgegengesetzt wird ihrer
vor Solon selbständigen Gerichtsbarkeit 133) , welche durch den Aus-
druck auxoxeXeE; SCxa; deutlich bezeichnet ist m) .
■ Offenbar hat der Artikel in seiner ursprünglichen Fassung zweier-
lei Gegensätze der vorsolonischen und nachsolonischen Zeit betont :
ao letzter Stelle den Gegensatz der auf die fjsjxovfa x&v Sixoumr)-
p(av, die sie einzeln übten, beschränkten einzelnen Archohten zu
den als Einzelrichter vor Solon unbeschränkten Archonten, an erster
Stelle aber den Gegensatz der nach Solon (in der Regel) nicht mehr äjjta
richtenden Archonten zu den vor Solon ajxa richtenden. Erwägt man nun
ferner, dass auch die Parenthese xb 8e yjv tuXyjoiov xoG 7cpuxaveioo
auf eine vorherige Erwähnung des icpuxavetov schliessen lässt, und
dass gerade bei solchen Gegensätzen, bei denen die Natur der Sache
fordert, dass gewisse Worte wiederholt werden, die Annahme der
Entstehung einer Lücke durch ijxoioxeXeuxov durchaus begründet ist:
so ergiebi sich, dass Apollodorus iv 8euxepu> rapi vo|Aoöex<3v geschrie-
ben haben wird:
xcti izpb jiiv x<3v 26Xtovo; v6(io>v
5jJta £8(xaCov Iv x<t> Tupoxaveuo •
öaxepov 8i x<öv £6Xü)vo<; v6[juüv
oöx l£?jv auxots ajJta StxdCeiv.
Woraus durch Ausfall der beiden mittleren Zeilen das wurde, was
wir bei Suidas und im Lex. Seg. jetzt lesen.
Hätte ein glücklicher Zufall diese Stelle unverstümmelt über-
liefert, so würde Niemand auf die Tcpoxavei; x<5v vauxpdpiov als Rich-
ter ev TtpuT<rve((o verfallen sein, Jeder vielmehr erkannt haben, dass
nur die Archonten die Tcpoxdvei; sind, denen die icpoxaveia, die Ge-
richtsgebühren, zukommen135), bei denen die dixcov fpcrpal h irpoxa-
*ta> niedergelegt werden136), und bei denen also auch das e^xX^pa
13t) Arist. pol. 2, 9, 2.
133) Plut. Sol. 48; comp. 2.
134} Suid. Zon. Hes. s. v. auTorsXrj;. Lex. Seg. S. 466.
135) Schol. zu Ar. Nub. H3 4. Suid. s. v. TipuTavsTov.
4 36) Schol. zu Ar. Nub. 1257. Suid. s. \. TrapaxaxaßoXr.
262 Ludwig Lange, [7
der Mörder iv icpuraveuo stattfindet137), kurz diejenigen icptmh«^
deren Urtheilsspruch ex 7cpi>Tavetoo vom Solonischen
gemeint ist.
Damit hoffe ich denn meine Interpretation des Amnestiegeset
auch in historisch-antiquarisccher Hinsicht gesichert und somit über —
haupt meiner Hypothese über die Zusammensetzung der areopagiti—
sehen Bule vor Selon aus den 9 Archonten und den 51 Epheteu
den Werth einer wissenschaftlich berechtigten Ansicht, die zugleich
eine Reihe anderer bisher unklarer Puncte in befriedigender Weise
erklart, vindiciert zu haben.
Nachtrag.
Am Tage, nachdem ich vorstehende Abhandlung der Gesellschaft»
der Wissenschaften vorgelegt hatte, erhielt ich durch Schoemann'^
Güte die akademische Abhandlung von Swen F romhold Hammar— ~
Strand, Attikas Verfassung zur Zeit des Königthums (besondere*"
Abdruck aus Fleckeisen's Supplem. Bd. 6. Leipzig 1873. lieber-^
setzung der Upsala 1863 erschienenen Abhandlung: Attikas Författ-^
ning under Konungadömets Tidwarf). Hammarstrand erklärt S.81<£
die Prytanen der Naukraren, auf die auch er das Gericht Ix icpo-
xavefou des Solonischen Gesetzes bezieht, für die 12 Phratriarchen
oder Trittyarchen, welche (die 4 <puXoßaotXef<; in sich seh liessend}
den ältesten Staatsrate des Königs und der königlichen Arohonten
gebildet hätten. Letzteres stimmt fast mit meiner Annahme, dass in
der Zeit vor Einsetzung der areopagitischen Bule von 60 Mitgliedern,
deren irpüiavts der ap^cov ßaaiXeö<; war, der Staatsrat!» dieses opx***
ßaoiXeuc aus den 12 Phratriarchen und den 4 cpuXojSaaiXeic bestan-
den haben könne (S. 23). Und wenn der Eintheilung der <poXa( in
Tp(rcoe<; ein so hohes Alter einzuräumen wäre, dass man die zwölf
Phratriarchen mit den zwölf Trittyarchen identificieren dürfte, so
könnten in der That die 12 Trittyarchen zugleich die Prytanen der
Naukraren sein. Allein dieses ist eben nicht wahrscheinlich; die Ein-
137) Phot. s. v. itpooixasia.
IT) Die Epheten und der Areopag vob Solon. 263
theilung der Gebiete der 4 Phylen in je 3 Trittyeti ist offenbar erst
mit der Naukrarieneintheilung, also frühestens 683 entstanden.
Weiter nimmt Hammarstrand an, dass dieser Staatsrath,
bestehend aus den zwölf Prytanen der Naukraren, auch die Blut-
gerichtsbarkeit auf dem Areopag und an den übrigen Gerichtsstätten
gehabt habe. Wenn das wahr wäre, so müsste man annehmen, dass
* schon vor Drakon (denn die Epheten sind älter als Drakon) die icpo-
tdvei; aus den icevte Sixaox^pia verdrängt seien durch die ecp exai und
nur noch das Gericht fev 7rpuxave(u> behalten hätten. Es würde also
auch so angenommen werden müssen, dass der Staatsrath der Pry-
tanen schon vor Drakon ersetzt worden sei durch das Collegium der
Epheten. Indessen bedarf es dieser Ausgleichung meiner Ansicht mit
' der Hammarstrand's nicht, da die Vermuthung, dass die den Rath
bildenden <ppaxp(apxoi oder xpixxuap^oi gleich den 7upuxdveic t&v
vouxpdpcov seien, abgesehen von dem aus dem jüngeren Ursprung
der Naukraren gezogenen Argumente, entschieden desshalb falsch
ist, weil nicht alle Mitglieder eines Rathskörpers 7cpoxdvei; heissen
können. Der Gebrauch dieses Wortes in) Plural von dem Ausschuss
der ßouMj xcov iuevxaxoa(ci>v und von den entsprechenden Einrichtungen
der kleinasiatischen Städte, im Singular von dem einzelnen princeps
senatus in Korinth und in den kleinasiatischen Städten zeigt, dass der
Titel Tcpuxdveis immer nur denen zukommen konnte, welche die Ersten
»n Rathe waren. Desshalb ist meine Vermuthung, dass die ivvea ap-
Jpm; die icpoxavet; xfj; ßouXyj; xtj; ev 'Ape(<p ird-fü) gewesen seien,
sowie vor ihnen der ap^wv ßaaiXeu; der irpüxavt; dieser Bule gewesen
«ein muss, nach dem staatsrechtlichen Gebrauch des Wortes ent-
schieden vorzuziehen.
Uebrigens zeigt Hammarstrand's Vermuthung ähnlich wie R.
Schöll's Aeusserungen über die Naukraren, dass, wenn man einmal
den Prytanen der Naukraren die hohe Stellung zuweisen will, die
man ihnen aus Missverständniss von Herod. 5, 71 glaubt zuweisen
zu müssen, man consequent noch weiter gehen muss als beide,
and dass Wecklein's Hypothese, nach welcher die Naukraren von
jeher der Staatsrath der Eupatriden gewesen wären, vor den andern
Ansichten wenigstens das Verdienst voraus hat, die äusserste Con-
sequenz aus einer falschen Prämisse folgerichtig gezogen zu haben.
Inhalt.
I. Gegenwärtiger Stand der Frage S. 3 [4 89]
II. Gründe für die Auffassung der Epheten als Buleuten 4 3 [199]
III. Erklärung der Zahl der 54 Epheten 4 8 [204]
IV. Solons Areopag eine organische Umbildung der eupatridischen Bule 24 [210]
V. Meinungen des Alterthums über das Alter der areopagi tischen Bule 34 [241]
VI. Unhaltbare Interpretationen des Amnestiegesetzes des Solon . . 36 [222]
VII. PhJlippi's Interpretation des Anmestiegesetzes des Solon 40 [226]
VIII. Meine Interpretation des Amnestiegesetzes des Solon 47 [233]
IX. Das Gericht der Dreihundert und die Verurtheilung der Alkmae-
oniden 54 [237]
X. Die Verurtheilung der Kyloneer 52 [238]
XL Die Prytanen der Naukraren 55 [244]
XII. 't)ie neun Archonten als Prytanen der Bule 61 [247]
XIII. «Das alte Prytaneion Amts- und Speisehaus der Archonten . . . 65 [254]
XlV.^ie Archonten als Richter im Prytaneion 67 [253]
XV. Die Archonten als richtendes Collegium 74 [257]
Nachtrag 76 [262]
ZUR CHARAKTERISTIK
KÖNIG JOHANN'S VON SACHSEN
IN SEINEM VERHÄLTNISS
zu
WISSENSCHAFT UND KUNST.
GEDÄCHTN ISSREDE
AUF VERANLASSUNG DER KÖNIGL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
GEHALTEN VON
DR JOHANN PAUL von FALKENSTEIN.
De* VII. Bande» der Abhandlungen der philologisch-historischen ('lasse der Königl.
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
N° III.
«iLL c7 - .
* \
vBodl:libt.V.
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LEIPZIG
BEI S. HIKZEL.
1874.
ZUR CHARAKTERISTIK
KÖNIG JOHANNS VON SACHSEN
IN SEINEM VERHÄLTNISS
zu
WISSENSCHAFT UND KUNST.
VON
DR JOHANN PAUL VON FALKENSTEIN
▲bhssull. «1- K- **■ G*A»llsch. d. Wianensrh. XVlI. IS
VORWORT.
Zu dem nachstehenden, am 24. Februar d. J. in der Mitte
ler Königl. Gesellschaft von mir gehaltenen Vortrag gestatte ich
nir Zweierlei zu bemerken :
1. dass derselbe nur ein Charakterbild des verewigten
Königs Johann, nicht eine Biographie desselben
zu bieten versucht; und
2. dass es angemessen schien, Einiges, was der Vortrag,
der sich auf eine verhältnissmässig kurze Zeit zu
beschränken hatte, nur andeuten konnte, durch Bei-
fügung von Excursen, auf welche in den Noten hin-
gewiesen ist, zu ergänzen, was insonderheit einem
künftigen Biographen von Mutzen sein dürfte.
Dresden, am 1. März 1874.
v. Falkensteiii.
IS*
Den Wunsch, eine Charakteristik unseres unvergesslichen Königs,
; langjährigen Protectors dieser hochgeehrten Gesellschaft der
Seilschaften durch meinen Mund zu vernehmen, suche ich zwar
i
lichtem, aber doch mit freudigem Herzen zu erfüllen; von der
Inung nicht nur, nein, von der festen Ueberzeugung getragen,
s Sie die Arbeit mit Nachsicht aufnehmen und, wenn Sie auch
in Vieles vermissen, doch allenthalben dem ernsten Streben be-
tten werden: Wahrheit in einfachster Weise zu geben; denn ge-
) bei der Schilderung eines Königs, den man mit vollstem Rechte
bann den Wahrhaften46 nennen kann und der Feind aller hohlen
ise war, ist es doppelte Pflicht, abzusehen von jeder Schmei-
ei und die reine Wahrheit zu verkünden; bei Persönlichkeiten
solcher Bedeutung hat man nicht zu fürchten, durch wahrheits-
eue Charakteristik das Bild zu verdunkeln oder zu vernichten,
man sich von ihnen gemacht hat.
Gewiss mit guten Grund haben Sie den gegen mich, ausge-
»chenen Wunsch durch den Zusatz näher bestimmt: bei der
eit besonders auf das innere und äussere Verhältniss des Königs
Wissenschaft und Kunst Rücksicht zu nehmen; denn abge-
en davon, dass es sich hier ohnehin nicht um eine umfassende
graphie handeln kann, ist auch gerade über die sonstigen Lebens-
haltnisse des Verewigten, seine Tugenden als Gatte, als Vater,
Regent, so viel Treffliches im Allgemeinen geschrieben, wenn
h nicht im Detail ausgeführt worden, dass ich in einer Charak-
stik Neues kaum hinzufügen und nur bestätigen könnte, dass
270 Dr. Johann Paul von Falkenstein, [6
durch sein ganzes Leben ein harmonischer Zug hoher Sittlich-
keit geht, der sich, wie in seinen Beziehungen zu Wissenschaft
und Kunst, so auch in seinen Verhältnissen als Familienvater und
Regent kund giebt.
Mit Recht konnte daher auch Sillig in seiner Rede beim Re-
gierungs-Antritt des Königs 1854 sagen: »jene Eigenschaften, die
ihm das Zutrauen des Volkes erwarben, weil sie solche sind,
die der Mann vorzugsweise vom Manne fordert, waren die sitt-
liche Würde, die sich in keiner seiner Handlungen verleugnete; der
hohe Sinn für Gerechtigkeit, die unerschütterliche Ruhe, die der
Prinz in heiteren, wie in trüben Tagen behauptete, und die strenge
Erfüllung der Pflicht;« und wenn Jean Paul, als er zum ersten-
mal Gelegenheit gehabt hatte, dem Prinzen näher zu treten, aus-
ruft: »Die Welt muss Einem immer lieber werden da es Prinzen giebt
von solchem Geist, solchen Kenntnissen und solcher Gesinnoog,
wie ich heute Einen kennen und lieben lernte;« so giebt er da-
durch dem Eindruck Worte, den Jeder hatte, dem das Glück n
Theil ward, in Verkehr mit dem damaligen Prinzen oder mit den
nachmaligen König zu treten.
Es war eben in seinem ganzen Wesen, bei aller Einfachheit und .
Bescheidenheit, eine, wenn ich so sagen darf, überwältigende Liebens-
würdigkeit; nicht eine gemachte, sondern eine durch das Genie* <to
ihm innewohnte, ihm selbst unbewusst, erzeugte. Denn dass der
Verewigte Genie hatte, d. h. dass er die geistige Anlage hatte»
Wissenschaften und Künste mit Leichtigkeit aufzufassen und za b*
arbeiten und in ihnen etwas Bedeutendes zu leisten, wird sich »
Verlauf dieser Rede klar ergeben, wenn man ihm auch vielleid*
das ohnehin zweifelhafte Lob: er sei ein Genie gewesen, nicht tf"
theilen mag. In der That überragte aber die Geistescultur des Körip
die gewöhnlichen Schranken und hatte eine fast universelle Bfr
deutung erlangt. Dem Einfluss seiner einfachen und frommen Er*
ziehung durch einen trefflichen, oft nicht genug erkannten Vater «ad
seine Lehrer und Führer aller Art mochte er es mit verdanken, dl*
er, fern von religiöser, philosophischer, oder politischer Einseitigkeil
und Engherzigkeit, wie Wenige, die Erreichung des Ideals eck"
ter Humanität und vollster Wahrheit sein ganzes Lebend
durch anstrebte und auch die Wissenschaft und Kunst nur als edte
<] Zur Charakteristik Konig Johanns von Sachsen. 271
t Mittel zur Erreichung dieses Zweckes betrachtete. Seine tiefen und
l umfassenden Kenntnisse der Geschichte in ihren Anfängen, wie in
ihrer Entwickelung hatten ihn gelehrt, dass Forum und Vaticanum
nicht durch eine un übers teigliche Kluft getrennt sein müssten, son-
dern dass Beide ihre welthistorischen Aufgaben haben, die nur zu
rechter Zeit und in der rechten Weise zu lösen sein werden; dass
es sich in Rom und in Griechenland nicht etwa blos um Bewun-
derung der Ueberreste einer grossen vergangenen Zeit handle, dass
man sich daher nicht in luftigen Phantasieen oder haltlosen Kritiken
beim Anschauen jener Ueberreste verlieren dürfe, sondern dass man
sich bestreben müsse, jene grosse Vergangenheit nutzbar für die
Gegenwart zu machen, und dass nicht die Masse von Kenntnissen,
sondern die Gesinnung, in welcher die Kenntnisse vervverthet werden,
die Hauptsache sei. Mit Recht betonte daher auch der König bei
den Personen, für die er sich interessirte, nicht blos den »Geist«,
nicht die »Kenntnisse«, sondern vor allen Dingen die »Gesinnung«,
welche von allen höheren Kräften zusammen hervorgebracht wird
und dann dem Menschen seine moralische Haltung, seiner ganzen
Erscheinung ihren Ausdruck verleiht. In unserem König war es die
Milde, die innere Wahrheit, die keusche Sittlichkeit, ruhend auf der
tief religiösen Ueberzeugung, die den Menschen beglückt, indem
m ihn erleuchtet. Erfüllt von solcher Gesinnung und daher ge-
mässigt und mild in allen seinen Urtheilen über Menschen und Ver-
hältnisse, auch den Evangelischen, unbeschadet seines treuen und
gewissenhaften Festhaltens an den Satzungen seiner Kirche, Gerechtig-
keit gewährend; das Forschen in der Heiligen Schrift, wenn es nur
dem Streben nach Wahrheit galt, hochehrend — so finden wir den
König zu aller Zeit: in der frischen, frohen Jugend, wie im ernsten
schwergeprüften Alter; und es ist deshalb sehr schwer, aus solchem
inaern harmonischen Leben Einzelnes herauszugreifen, um das Ge-
sagte zu bestätigen, und zu zeigen, wie schon in den jugendlichen
Jahren sich der Schmuck der Blüthen zeigte, in denen sein Dasein
athmete und fort und fort sich entwickelte.
Ausgerüstet mit einer ungemein raschen Auffassungsgabe und
einem wunderbar rasch aufnehmenden wie festhaltenden Gedächtnis«
ward es ihm, ohnerachtet er erst in reiferen Jahren den Sprach-
studien sich mit Ernst widmete, doch leicht, sich mit der Literatur der '
272 Dr. Johann Pail von Falkenst&ik, [8
Griechen und Römer bekannt zu machen; und ich habe selbst nooh
aus dem Munde Böttigers, Sillig's, Tittmann's u. s. w. es verum»
men9 mit welcher Bewunderung sie von den ganz eminenten Fort»
schritten sprachen und von dem unermüdeten Eifer, mit dem der
Prinz dem Sprachstudium sich hingegeben; und welche Freude dar
Prinz selbst empfand, dass er die herrlichsten Erzeugnisse griechi-
schen Geistes, dass er insonderheit auch die Quellen unserer Christ»
liehen Religion in der Ursprache lesen konnte. Es ist bekannt, das
er sich mit Homer und Sophokles, mit Plato, Thucydides,
Demosthenes und auch späterhin mit Aristoteles vorzugsweise gm
beschäftigte und mit Böttiger z. B. manches griechische Distickoi
wechselte, deren mehre noch jetzt aufbewahrt sind.*) Unter-
stützt durch jenes vortreffliche Gedttchtniss, hatte er, wo es dar-
auf ankam, sofort die wichtigsten Stellen des neuen Testament»
Oden des Horaz, ganze Gesänge des Homer in promtu und über-
raschte gar oft, wenn er eine im Laufe des Gespräches erwähnte Stelle
sofort vollständig aus dem Gedächtniss recitirte oder die begonnene
vervollständigte. Wie er jede Entdeckung im Felde der Wissen-
schaft mit lebhaftestem Interesse verfolgte, so nahm er natürlk*
auch an der Auffindung des Codex Sinaiticus und dessen Verb*fc*
niss zu dem Codex Vaticanus den lebendigsten Antheil, und ich eot*
sinne mich selbst der Unterhaltung mit Herrn Prof. Tischendorf, btt
welcher der König eine grosse Anzahl von Stellen des Neuen Testa-
mentes in der Ursprache recitirte und bei jeder einzelnen frug, ob
und welche Abweichungen etwa der neue Codex enthalte. Hon*
und Homer begleiteten ihn übrigens stets auf seinen Reisen, turi
als er aus dem Kriege 1866 zurückkehrte, war es seine Lieblings-
beschäftigung, in seinen Mussestunden des Demosthenes Philippisck
Reden zu studiren; sowie er auch Strabo und Virgit's Georgka
wiederholt und immer unter Zuhilfenahme von Karten und sonstig*
Erläuterungsmitteln las. Denn so gewiss er das Lesen der Classiker
als eine Art von Erhebung oder Erholung nach grösseren körper-
liehen oder geistigen Anstrengungen betrachtete; so nahm er tf
doch sehr ernst und suchte sich — entfernt von Wortkritik odtf
überhaupt von Einzelheiten — vor allen Dingen mit dem Ideengaffg
*) Siehe Beilage \ .
Zll CüAftAKTEftlSTlK KüNIG JOHANNS VON SACHSEN. 273
Schriftstellers vertraut zu machen. Darauf hatten ihn freilich
1er wie Böttiger, namentlich aber Tittmann, unter dessen Füh-
der König die Politik des Aristoteles las, und der bekannte
'. Sillig, der bei der Leetüre des Thucydides rathend ihm zur
* stand, hingewiesen, und oft erwähnte er noch dankbar des
x> Beistandes, den ihm diese gewährt hatten. Nur beiläufig mag
erwähnt werden, dass der König besonders auch in späteren
m den Naturwissenschaften eifrig sich widmete und z. B. unter
mg des Chemikers Stein sich Kenntnisse aneignete, welche bei
Besuche der Universität Leipzig die Professoren, an deren Vor*
igen er Theil nahm und mit denen er sich über dieselben unter-
, Bewunderung erregten: weil er durch die Bemerkungen und
en sofort zeigte, dass er gründlich studirt hatte und daher
ithalben das punctum saliens traf. Es werden in dieser hohen
ammlung nicht Wenige sein, die diess zu bestätigen und durch
(riefe nachzuweisen im Stande sein würden, und es mag mir
erlaubt sein, insbesondere an die Besuche der chemischen, phy-
gischen und physikalischen Institute der Universität und daran
rinnern, mit welcher Sicherheit er seine Anschauungen über die
aben der verschiedenen Zweige der Naturwissenschaften darlegte;
er insbesondere von der Physiologie erwartete, dass sie dereinst
\n aufstellen werde, welche der körperlichen Entwicklung des
es und « der Gesundheit der Erwachsenen zu Gute kommen wttr-
und die Hoffnung aussprach: es werde der Wissenschaft nach
nach gelingen, die Grenzen zwischen dem physischen und dem
bischen Leben scharf zu ziehen und dadurch dem rohen Materia-
ls einen Damm entgegenzusetzen; wie er denn auch bei den
dichfachen physikalischen Entdeckungen, die ihm vorgeführt wur-
immer auf den Segen, den dieselben für die Industrie u. s. w.
in könnten, hinwies u. s. w.
So hat er z. B. auch den Gedanken: dass die Physiologie sich
dem ganzen Menschen beschäftigen sollte, im Gegensatz zu
Physiologie der einzelnen Organe, festgehalten, weil er darin
eigentlich dem Menschen Nutzenbringende zu erkennen meinte,
hat die Möglichkeit und das Wünschenswerte der Errichtung
t Anstalt nicht aus den Augen gelassen, in welcher die Ab-
gigkeit der Arbeitskraft, der Widerstandsfähigkeit gegen die
274 Dr. Johann Fall von Falkenstein, i*0
wechselnde Temperatur u. s. w. von der Nahrung, Kleidung u. s. w.
mathematisch untersucht würde.
Bekannt ist es übrigens, wie er sich für die vollständige Her-
stellung des sogenannten »medicinischen Viertels«, wie er jenen Ge-
bäude-Complex zu nennen pflegte, interessirte und die entgegen-
stehenden Schwierigkeiten bei gelegentlicher Anwesenheit in Leipzig
persönlich zu beseitigen bemüht war; und wie er sich beim Durch-
sehen eines Lectionscatalogs über neue Instituts-Gebäude und neue
Namen von Professoren freute, die er noch zu sehen und zu hören
hatte, und schon im voraus den Plan zu einem neuen Besuch seiner
»lieben Universität« entwarf.
Das Talent und die vorherrschende Neigung für das Sludua
der Sprachen hatte den König auch schon frühzeitig auf das, da-
mals noch in der Kindheit liegende, Studium der höhern Sprachver-
gleichung hingeführt; Bopp's und W. v. Humboldt's Arbeiten hatten
ihn im höchsten Grad interessirt; ernstes Studium des dazu unent-
behrlichen Sanskrit machte ihn um so eifriger, je grösser die zu
überwindenden Schwierigkeiten waren; die seltene BibelsammluBg
in den verschiedensten Sprachen in seiner Bibliothek regte ihn u
manchen neuen Ideen an; und so fand er sich geschickt und ?er-
anlasst, im Jahre 1842 in einer der Abendgesellschaften, in denen
er von Zeit zu Zeit Gelehrte um sich versammelte, einen Vortrag
über »vergleichende Sprachkunde und die enge Verbindung der Indo-
germanischen Sprachen untereinander« zu halten, der offenbar die
Zuhörer gefesselt haben muss, da Abschriften davon unter mehren
Theilnehmern circulirt haben.
Ich weiss sehr wohl, welche ungeheuren Fortschritte gerade
dieser Zweig der Wissenschaft in der neueren Zeit durch Bopp
selbst, Schleicher, Curtius und Andere gemacht hat; immerhin zeo#
es von der seltenen Geistesbildung und Geistesschärfe, dass der
König einer damals fast neuen, ziemlich abstracten Lehre mit solchem
Eifer sich hingab und wir können es uns nicht versagen, einige
Momente aus jener Abhandlung hier mitzutheilen. *)
»Sowie überhaupt« — beginnt jene Abhandlung — »der wun-
derbare Bau der Sprache, dieser Blüthe aus dem Stamme der
*) Siebe Beilage 2.
ZlJft CtlABAKTEBtSTIk KoNIG JoHAN!*8 VON Sachsen. 275
Menschheit ein anziehender Gegenstand des Studiums ist, so
insbesondere die Verwandtschaft der verschiedenen Sprachen
untereinander. Sie lässt uns einen Blick in das innere Trei-
ben des Menschengeistes in verschiedenen Zeiten und Lan-
dern thun und wirft oft ein Licht auf Perioden der Geschichte
unseres Geschlechts, wo uns jede urkundliche Quelle, sogar
die vielzüngige Sage im Stich Ittsst. Sie deutet endlich, wie
mir scheint, bei tieferem Eindringen mit immer zunehmender
Klarheit auf die ursprüngliche Einheit der Menschheit und
die Wahrheit des biblischen Berichts.«
Dass aber nicht etwa blosser Dilettantismus ihm genügte, son-
ern dass er den wissenschaftlichen Standpunkt festhielt, zeigt er,
enn er sagt:
»Schon lange ist es, dass einzelne Gelehrte ihren Scharfsinn
in dem Auffinden von Aehnlichkeiten zwischen den Worten
der verschiedenen Sprachen versuchten. Solche Zusammen-
stellungen aufs Gerathewohl aufgeraffter, miteinander nach
vielleicht ganz zufälligem Gleichklange verglichener Worte konn-
ten unmöglich zu einem befriedigenden Resultate fuhren; erst
der neueren Zeit, insbesondere den Forschungen eines Hum-
boldt, Bopp u. A. war es vorbehalten, die vergleichende
Sprachenkunde auf einen wissenschaftlichen Standpunkt
zu erheben, wozu namentlich die erlangte Kenntniss einer
grossen Anzahl uns bis dahin verschlossener Sprachen das
Meiste beitrug. Diese Sprachkenntniss Hess die Gesetze näher
erkennen, nach denen die Fortgänge der Sprachen von Volk
zu Volk und von Jahrhundert zu Jahrhundert, die Verminde-
rung der Laute einerseits und Wortbedeutung andererseits
erfolgt, und indem hierdurch manche scheinbare Verwandt-
schaft als blos zufällige Lautähnlichkeit sich darstellt, wurde
manche nähere Verwandtschaft aufgefunden, die man auf den
ersten Blick nicht ahnen würde. Man lernte nämlich zu-
erst die Stammsilben des Wortes von ihren grammatischen
Vor- und Nachsilben unterscheiden; man erkannte, dass
wenigstens in den meisten Sprachen die Vocale mehr beweg-
licher Natur sind, als die Consonanten; man ward endlich
darauf aufmerksam, dass die Consonanten derselben Classe
276 Dr. Johann Paul von Falkenstein, [tt
häutig in einander übergehen, ja dass in gewissen Sprächet :
gewisse Buchstaben constant in andere sich verwandeln u. s. w. j
Auf eine wichtige Erwägung hat übrigens noch das tiefe«
Sprachstudium geführt. Jede Sprache besteht aus
doppelten Elemente: 1., dem Wortvorrath zur ,
der Begriffe (lexikalisches Element) 2., den Mitteln, um die
Verhältnisse der Begriffe untereinander auszudrücken (grammt-
tisches Element), und es wendet die Sprache hiferzu folgende
Mittel an:
a. Veränderung des Wortes durch innere Umgestalte^
oder Anhäufung von Vor- und Nach-Silben;
b. Einschiebung von Worten, welche keinen selbständig»
Sinn haben (Partikeln);
c. Stellung des Wortes im Satze.«
Es würde zu weit führen, hier die nun folgenden Beweise jeter
Behauptungen mitzutheilen und namentlich auch den gelehrten Nach-
weis der innigen Verwandtschaft der Indogermanischen Sprächet
vorzuführen, dem er noch ein Wort über Buchstaben- und Schrift-
systeme beifügt, woraus er den Schluss zieht, dass die Erfinduig \
der Schrift weit jünger ist, als die Entstehung der Sprachen, ötd
dann mit den Worten schliesst:
»Die Schrift ist Menschenwerk, die Sprache eine Gabe
Gottes.«
Schon aus diesen Bruchstücken dürfte sich aber ergeben, dass wir
es mit einer wissenschaftlichen Abhandlung, nicht mit blosser Dilefc*
tanten-Arbeit zu thun haben.
Bis an sein Lebensende hat übrigens der König diesem Sprach-
studium sein lebhaftestes Interesse bewahrt und fast jede dararf
bezügliche literarische Erscheinung sorgfältig studirt; wie denn über-
haupt die Liebe zu den Glassikern der römischen und griechisch«
Welt ihn bis zum Grabe begleitet hat. Mitten in seiner schweres '
Krankheit liess er sich von Zeit zu Zeit aus dem Homer, namentlich
den 14. und 15. Gesang der Odyssee, vorlesen und citirte oft ans
den verschiedenen Gesängen ganze Stellen in der Ursprache.
Bei dieser Gelegenheit wiederholte er auch seine stete festge-
haltene Ansicht: »dass die Homerischen Gesänge — man möge aus
sogenannten gelehrten Gründen sagen was man wolle — einem
43; Zun Charakteristik König Johanns von Sachsen. 277
Einzigen ihren Ursprung verdanken müssten; die Dichtung scheine
zo einheitlich auch in der poetischen Auffassung, als dass man das
Gegentheil für richtig halten könne. Man müsse sich nur — das
Ganze fest im Auge habend — den Eindruck recht vergegenwärtigen,
am zu fühlen, dass etwas Einheitliches durch die ganzen Gesänge
gebe«. Es hatte in der That etwas Rührendes, wie er sich freute,
wenn er einen das Gleiche Empfindenden vor sich sah. Dass der
König die deutschen Classiker nicht vernachlässigte, versteht sich
bei einem so wissenschaftlich strebenden Manne von echt deutscher
Gesinnung von selbst; nur beiläufig mag hier bemerkt werden, dass
er zwar einige Werke Goethe's — namentlich den Faust und Her-
mann und Dorothea — bewunderte, dass er aber Schiller' n
wirklich liebte.
Mit wenig Worten nur komme ich auf den Lieblingsdichter des
Königs — Dante; denn es ist über die Verdienste des Königs um
Dante von Sachkundigen so viel Treffliches geschrieben worden,
dass ich als Laie mich scheuen möchte, etwas hinzuzufügen; niefit
Deutschland, nicht Italien, — die ganze gebildete Welt hat es er-
kannt, dass die Arbeiten des Königs jenen grossen Dichter erst zu-
gänglich und geniessbar gemacht haben. Als der König zum ersten-
mal 1821 — 1822 in Italien war und da Gelegenheit gehabt und ge-
nommen hatte, die italienische Sprache gründlich zu studiren,' und
dann, soviel bekannt, hauptsächlich durch Graf Baudissin, Carus
and Förster angeregt, mit italienischen Dichtern sich bekannt zu
machen, gewann er bald die Ueberzeugung, dass Dante der Vater
der italienischen Poesie und der Regenerator der reinen italienischen
Sprache, und dass es daher ganz unerlässlich sei, sich mit ihm
ganz vertraut zu machen, eine Ansicht, in der ihm Förster, bekannt-
lich ein feiner Kopf und ausgezeichneter Kenner der italienischen
Literatur, bestärkte. Lind was fand er nun in Dante's grossartigem
Dichterwerk? Eben das, was auch ihm, dem König, das Höchste
war: den Ausdruck einer hohen und gediegenen Sittlichkeit, die sich
auf politischem, wie auf kirchlichem Gebiete zeigt; den Ausdruck
des echten Patriotismus, im Gegensatz zu einem kleinlichen Parti-
kolarismus; den tiefreligiösen, echt katholischen Christen, im Gegen-
satz zu engherzigen Anschauungen; und nachdem nun der König
ingedrungen war in die wundervolle Dichtung, angefeuert noch
278 Dr. Johann Paul von Falkenstein, U
durch die vielfachen Schwierigkeiten und Dunkelheiten, die bei
gründlichen Studium zu überwinden waren, namentlich durch die
oft zweifelhafte Frage: wo ist Wirklichkeit, wo ist Allegorie? u. s.w.,
da reifte in dem König der Entschluss, sich selbst an die Arbeil
zu machen und, wenn auch unter sorgsamer Benutzung des Vorhat
denen, doch seinen eigenen Weg zu gehen bei der Interpretation
wie bei der Uebertragung. Es galt nun vor allen Dingen, dazu sich
gehörig vorzubereiten; und da erstaunt man, wenn man den Ap-
parat überblickt, den sich der König in seiner grossen Gewisa»
haftigkeit zusammengestellt hat, um überall auf den Grund zu geh* !
und entweder die ihm beigegangenen Zweifel wirklich zu lQMt ;
oder unumwunden einzugestehen, dass sie ihm unlösbar erschien
seien. Die Königliche öffentliche Bibliothek in Dresden be&itat m "
diesen Vorarbeiten und dem Uebersetzungs- Manu Script einen gros«! 1
Schatz. Hier und in den Briefen Gelehrter und Freunde über & i
Arbeit ist für den künftigen Biographen eine reiche Fundgrobfc -*
Trotz dieser bis ins Kleinste gehenden Vorstudien und trotz des sog*
faltigsten Lesens der Kirchenväter, der Classiker, der einschlagend*,
naturwissenschaftlichen Schriften hat der König doch den Sinn tut
die hohe Poesie seines Dante nicht verloren; die in der gaosae
gebildeten Welt bekannte Uebersetzung zeugt davon, welchen hokee
Werth er der poetischen und culturhistorischen Bedeutung beilegt
und wie klar er die Reinheit der Sprache Dante's erkannte.
Es ist nicht meine Aufgabe über diese wahrhaft königticke
Arbeit zu urtheilen; aber erfreulich ist es, zu sagen: dass der Kää%
auch hier in Folge der Reinheit und Bescheidenheit seines Weeeas
sich nie Genüge geleistet und daher nicht aufgehört hat, die bes-
sernde Hand anzulegen und all' die zahllosen Kritiken, Bemerkung»,
neuen Ausgaben und Uebersetzungen, die ihm aus Deutschland, Itatie0 !
u. s. w. zukamen, gewissenhaft zu benutzen ; ja noch während seiaar
Krankheit bemühte er sich, eine ihm zugegangene holländische Uefaer»
Setzung des Dante zu lesen, und freute sich des glücklichen Erfolget
seiner Anstrengung. Nach langem Widerstreben entschloss er «et*!
endlich, an eine neue Dante-Ausgabe, die schon längst gewünscht
worden, ernstlich Hand anzulegen. Die Bearbeitung derselben fiel
mit in das verhängnissvolle Jahr 1866; allein er fand dennoch Müsse»
nicht nur die zum Theil sehr wesentliche Umgestaltung der älteren
15] ZlR CHAftAKTKKlSTIK KüNJti JOHANN'* VON S ACHSEN. 279
Ausgabe zu vollenden, sondern auch selbst die Correctur der Druck-
bogen der neuen Ausgabe in drei starken Octavbänden zu über-
wachen. Es war diess freilich nur bei solchem geregelten und ge-
wissenhaften Fleiss und bei solcher Vertrautheit mit allen Einzelheiten
des Werkes möglich. Wie tief sich der »Dante« dem Gedächtnis*
des Königs eingeprägt hatte, davon zeugt der Umstand, dass er, als
er einst ein paar Hefte der handschriftlichen Dante-Uebersetzung bei
einem Aufenthalle in Sanssouci verloren halte, sie dadurch sofort er-
gänzte, dass er — das italienische Original in der Hand — seinem
Bibliothekar die Uebersetzung aus dem Gedächtniss fast in ununter-
brochener Geläufigkeit dictirte; auch einzelne im Commentar zu
Dante fehlende Citate aus dem umfänglichen Werke des Thomas von
Aquino »Summa Theologiae« aus dem Gedächtniss zu ergänzen im
Stande war. Aufrichtig freute er sich über das Gedeihen der unter
seinem Protectorat stehenden »Deutschen Dantegesellschaft«, welche
fach eine Rede Carl Witte's 1 865 eröffnet ward, und studirte eifrig
die interessanten Aufsätze, welche die Jahrbücher der Gesellschaft
lethalten.
Dass Dante's Poesie nach den verschiedensten Richtungen hin
Weh die Künstler anregte, ihren Stoff für Handzeichnungen und
Gemälde zu entnehmen, war natürlich;*) und durch das Streben aus-
gezeichneter Künstler, dem geistvollen Uebersetzer und Commentator
des Dante eine Aufmerksamkeit zu erweisen und den Dank dafür
«zudrücken, dass er ihnen einen grossartigen, poetischen Stoff auf-
geschlossen hatte, entstand bald eine Sammlung höchst interessanter
* Bilder und Zeichnungen, die durch die liebenswürdige Theilnahme
4er Königlichen Familie jährlich so vermehrt und erweitert wurde,
4ass ein recht eigentliches Dante-Album entstand, auf welches der
$foig mit Recht einen hohen Werth legte, da zum Theil von sehr aus-
gezeichneten Künstlern Denkmäler der Liebe zu Dante und zum König
darin niedergelegt sind, die höchst interessante, geistvolle Illustrationen
a den bedeutendsten Stellen des Dante'schen Gedichtes bilden. So
bedeutend und wichtig die Sammlung fast aller Dante betreffenden
Schriften ist, die sich in des Königs Bibliothek befindet, und so in-
teressant der Briefwechsel des Königs mit verschiedenen ausgezeich-
•) Siehe Beilage 3.
280 Dr. Johann Paul von Falkenstein, [Ig
neten Persönlichkeiten über Dante ist: — das eigentümlichste Weit
ist in Verbindung mit dem sogenannten Koch'schen Dante-Album,
welches Friedrich Wilhelm IV. dem König verehrte, ohne Zweifel
dieses Dante-Album, das eben nur ein solcher königlicher Dichter an-
zulegen und mit solchem Erfolg fortzuführen im Stande war.
Manche glückliche Stunde verlebte er im Anschauen solcher
Zeichnungen, die ihm natürlich sofort die ganze Situation, der sie ent-
nommen waren, vergegenwärtigten und in ihm die Hoffnung erweck-
ten oder ihn darin bestärkten: man werde nach und nach die
Schönheit der Dichtung verstehen. Denn — sagte er wohl zu-
weilen — es gehe dem Paradies des Dante so wie es Goethe mä
dem zweiten Theil des Faust gehe:
»Die Meisten haben kein Verständniss dafür und woflei
nicht in's Paradies, sondern auf der Erde bleiben.«
Bei dem wahren Freundschaftsverhältniss, das sich, so zu sagav
zwischen dem König und Dante gebildet hatte, musste es natOffek
Ersteren tief ergreifen, als er nun bei seinem zweiten Besuch ffll
Italien 1838 auch Faenza und Ravenna berührte. »In erstem
Stadt,« — sagt er in seinen Briefen aus Italien, — »forschte ich VW*
gebens nach einer Erinnerung aus Dantes Zeit« — »in Ravenna äff
habe ich am Grabe meines Freundes Dante gestanden, ich tat
wohl sagen, mit Rührung. Es steht so still an einer Gassenecke
der wirklich ziemlich todten Stadt, in der er verbannt starb.«
Tags darauf besichtigte er genau die Merkwürdigkeiten von Ravenna,
die »zu den interessantesten gehören, die man sehen kann. Das
ganze Zeitalter des sinkenden Römischen Reiches und des empor*
steigenden Christenthumes geht Einem dabei auf; in den Kirch«,
sämmtlich im Basilikenstvl, aber leider zum Theil innerlich modennsirt,
findet man überall heidnische Ueberreste zum christlichen Kirche»*
schmuck verarbeitet, prächtige Säulen aus den kostbarsten fremdet
Marmorarten und die in der ersten Christenheit üblichen Symbole
der Taube und des guten Hirten allenthalben angebracht. Dea
herrlichen Pinienwald am Meeresstrand, dessen Dante gedenkt, be-
suchte ich und bei einer nochmaligen Wanderung zu Dante's Gl
schrieb ich meinen Namen nebst folgendem Verse an die Mauer:
Zm Charakteristik König Johanns von Sachsen. 2fi1
Friede Deiner Asche! Bürger bist Du jetzt,
Dante, einer wahren Stadt.
Der Verbannung herbes Leid vergisst Du
In dem Licht, das keinen Schatten hat.
ge Tage später schreibt er von Florenz aus, wo er beim Be-
der Bibliotheca Laurentiana eines der ersten Manuscripte des
i, 22 Jahre nach des Dichters Tode beendigt von der Hand des
dchtschreibers Philipp Villani, gesehen und dann den Dom be-
hatte: »war es mir doch ein eigenes Gefühl, den Taufstein zu
t, wo wahrscheinlich Dante getauft worden ist.«
Wer so von einem Dichter, wie Dante, begeistert war, musste
gstens poetische Anlage haben;*) und in der That hat der
;, wenn er auch nie darauf ausgegangen ist, diese Anlage be-
ts zu cultiviren, nicht blos durch höchst gelungene Ge-
heitsgedichte, die in grosser Anzahl unter seinen Papieren sich
1, sondern auch durch einige selbständige Dichtungen Proben
r poetischen Auffassung und seiner Formen-Gewandtheit ge-
l, die auch insofern von hohem Interesse sind, als sich darin
Innerstes, sein Streben nach Wahrheit, seine Gewissenhaftigkeit,
edler Sinn überhaupt wiederspiegelt. Seine tragische Oper:
imunde« sowie die Oper »Saul, König in Israel« und sein Trauer-
; »Pertinax« enthalten treffliche Stellen: wenn er z. B. sagt:
Nur der wird froh des Lebens, der am Abend
Sich sagen kann : ich hab' den Tag gelebt :
Ein Same ist der Tag für Ewigkeiten,
Nur wer ihn nützet, darf auf Früchte bauen!
i damit zeichnete er wirklich sein tägliches Leben, das er stets
Gebet begann — daher sich in seinem Nachlass ganze Stösse
selbstgefertigten oder abgeschriebenen Andachten, z. B. wie
stehende :
»In Demuth trete ich vor Dir hin, All weiser, Allwissender,
Allmächtiger !
Wie nichts fühle ich mich vor Dir, mit meinem beschränkten
Wissen und Erkennen, mit meiner schwachen Kraft, die so
oft das Böse thut, das ich nicht will, und das Gute, das ich
*) Siehe Beilage 4 .
Ubril. d. K. S. Gesell «eh. d. Wissomch. XVII. 19
282 Dr. Johann Paul von Falkenstein, [M
will, unterlässt. Und selbst das Wenige, das ich weiss uad
vollbringe, ist nur ein Werk Deiner Erleuchtung und Demer
Gnade, die in dem Schwachen mächtig ist. Gieb mir, girier
Gott, dass ich meinen Verstand Deinen heiligen Offenbarungen
meinen Willen Deinen Geboten unterwerfe.
Lass mich erfahren, dass ich nichts bin und nichts habe,
als durch Dich und Deinen eingeborenen Sohn Jesus Christa*
der uns geworden ist zur Weisheit und Gerechtigkeit
Dieses verleihe mir durch eben diesen Deinen Sohn, dr
mit lebet und herrschet in Einigkeit des heiligen Geistes,
Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen!« \
auf einzelne Blätter geschrieben, finden — und dann im eigentlichst«
Sinne keine Stunde ungenutzt vorübergehen liess. Nur so war m
auch möglich, dass er als König und unbeschadet der Regierung
Geschäfte, denen er sich mit seiner ganzen Kraft widmete, nocb \
alle literarischen Neuigkeiten von einiger Bedeutung durchsah und je
nachdem durchlas oder durchstudirte; und wenn er in dem oben-
genannten Trauerspiel Pertinax dem jungen Christen Saturnin die
Worte in den Mund legt:
Du weisst es, wie, als kaum die ersten Flaumen
Am Kinn mir sprossten, schon der Durst nach Wahrheit
Mein ganzes Herz erfüllt, wie ich hinweg
Vom Kampfspiel mich, vom Trinkgelage zog,
Um, trotz des Spottes meiner Spielgesellen,
Der Philosophen Schriften zu durchblättern
so schildert er darin eben sein ganzes Innere, sein Wahrheitsstrebelf
seinen Ernst, der ihn bei aller Heiterkeit, bei aller Liebe zum Sehen
und zum Witz, durch sein ganzes Leben begleitete — eine wibfl*
Dichter-Natur.
Er selbst hat nie besondern Werth auf seine poetischen Arbei-
ten gelegt — vielleicht zu wenig — , aber von Interesse ist erdoeb»
dass er noch in der neuesten Zeit sich veranlasst fand, in einer ihn
eigentlich ganz fremden Form — der Novellenform — einen GeffBr j
stand zu behandeln, der ihn nach mancher Seite hin interessirte — \
vom juristischen, psychologischen und religiösen Standpunkte ass.
Es verdient diese Novelle, welcher er den Titel: »Der Entehrte« gib,
hier vielleicht erwähnt zu werden, da sie ihn noch während seiner
schweren Krankheit so interessirte, dass er sie sich vorlesen liess»
*°] Zcb Charakteristik König Johanns von Sachsen. 283
Anlass zu dieser erst im Jahre 1872 in Riva entstandenen
Novelle hat offenbar die bekannte Duellangelegenheil gegeben,
welche vielfach in den Zeitungen besprochen ward und dazu ge-
fehlt hat, dass einige, dem westphulischen katholischen Adel ange-
hörende preussische Offiziere, die sich zu schlagen weigerten, aus
der Armee traten. Offenbar hat der König hierin seine eigenen Ge-
danken über den Zweikampf, den das Gewissen verbiete, die welt-
liche Ehre aber fordere, entwickelt; geschöpft aus der Lehre der
christlichen Religion, derselben, aus der auch die katholischen Offi-
ziere ihre Ueberzeugung genommen haben mochten. Es gehört der
specielle Inhalt dieser Novelle nicht hierher. Die Composition ist
einfach; aber immerhin interessante, ja ergreifende Momente bietend
liefert die ganze Arbeit einen Beweis des tiefsten sittlichen Gefühls
nd der hohen Auffassung der Grundsätze der christlichen Religion, so
dtss Niemand, wie er auch sonst über das Duell denken mag, den
hier niedergelegten Ansichten seine Achtung wird versagen können.
Es konnte nicht fehlen, dass seine Dante- Arbeiten und der durch
ganz Deutschland, oder vielmehr durch die ganze gelehrte Welt
verbreitete Ruf der gründlichen und vielseitigen Gelehrsamkeit des
Königs, den deshalb König Friedrich Wilhelm IV. scherzhafter Weise
»Professor« nannte, ihn in Correspondenz mit den bedeutendsten Ge-
lehrten brachte; und wenn die Zeit gekommen sein wird, eine
eigentliche und vollständige Biographie des Königs zu schreiben, so
wird diese Correspondenz, in Verbindung mit den eigenen Aufzeich-
Ungen des Königs über sein Lel>en bis zum Regierungs-Antritt treff-
Eehes Material bieten; es mag hier nur beiläufig auf die Correspon-
-denz mit dem bekannten Verfasser der spanischen Literatur George
Ticknor in Boston, dessen gesammte Correspondenz dem Vernehmen
lieh in Druck erscheinen und sonach auch mehre zwischen ihm und
im König gewechselte Briefe enthalten wird, mit dem namentlich auch
fcrch die Dante-Arbeiten berühmten Professor Witte, dem Verfasser
der Geschichte Roms Reumont, dem Bearbeiter Dante's Notter in
Stuttgart u. s. w. u. s. w. erwähnt werden , welchem Letzteren er
loch in der allerneuesten Zeit eine Kritik über einen Theil seiner
Dante-Arbeiten zugesendet hat.
Noch während seiner Krankheit interessirte ihn besonders Quin-
tana'** Leben berühmter Spanier, vom Grafen Baudissin, den der
1D*
284 Dr. Johann Pail von Falkenstein, [!•
König Überhaupt sehr hoch ehrte, übersetzt; und es war staunens-
wert^ dass er bei dem Gespräche darüber eine Menge Details, von
einer früheren Lektüre her, im Gedächtniss hatte, und wie liebens-
würdig, mit welcher Heiterkeit — überhaupt ein Grundzug seines
Wesens — er sich oft über kleine Vorkommnisse aus der Jugendzeit,
an die er sich dabei erinnerte, aussprach.
Wie aber schon im Eingange dieses Vortrages auf die Vielseitigkeil
des Königs hingedeutet worden ist, so muss hier, nachdem einige An-
deutungen über sein gelehrtes und poetisches Leben gegeben worden
sind, auch der pädagogischen Grundsätze gedacht werden, von denen
sich der König bei dem Erziehungsgeschäft leiten Hess. Denn auch
diese zeugen von der Klarheit seines Geistes und von dem Ernst
seiner Lebensanschauungen und dem Streben , auch seinen Sohn n
dem Ziele zu führen, das ihm als das höchste vorschwebte. Es
handelt sich hier freilich nicht um bahnbrechende Principien; aber
es soll gezeigt werden, wie auch hier die grosse Gewissenhaftigkeit,
die Wahrheit und Klarheit in allen Verhältnissen -seines Lebens her-
vortritt. Es würde zu weit führen, die Unterrichtsmethode nrter
zu beleuchten, die er bei dem Geschichtsunterricht befolgte, den er
selbst regelmässig seinen Töchtern gab und für den er mit grüsster
Sorgfalt besondere Hefte sich ausarbeitete; aber von allgemeinem
Interesse dürfte es sein, die Grundsätze kennen zu lernen, nach denet
er seinen erstgeborenen Sohn, unsern jetzigen hochverehrten König
Albert, erzogen zu sehen wünschte. Da schrieb denn der Prinz, als
er dem Geh. Rath von Langenn die Frage vorlegte, ob er sich ge-
traue, als Erzieher einzutreten — 1835:
»Mein Sohn soll — das wird mein ernstliches Bestreben sein-'
ächte, feste positive Religions-Grundsätze, als Offenbarung*-
gläubiger, haben; bis zu diesem Punkte erfordere ich &
Mitwirkung seines künftigen Erziehers, auch wenn er efltf
anderen Confession zugethan ist. Mein Knabe soll aber fem*
auch, ohne allen Widerwillen gegen fremde Ckrafessfflti*
Verwandte, ganz und fest seiner Confession angehören; *
dieser Beziehung erwarte ich von der Gewissenhaftigkeit ein*
Erziehers, dass er nicht nur selbst aller störenden Einwff
kung sich enthalte, sondern auch dergleichen Störungen fl
verhüten sich bemühen werde.
] Zur Charakteristik Komc* Johanns von Sachsen. 285
»Die Stellung des Erziehers, dem Religions-Lehrer gegen-
über, denke ich mir ohngefähr wie die des Staats zur Kirche,
wie das jus circa sacra zum jus in sacra — — In den
eigentlichen Religionsunterricht wird er sich zwar jeder Ein-
mischung zu enthalten haben ; wenn er aber bemerken sollte,
dass dabei etwas vorginge, was dem Zwecke der Erziehung
überhaupt Eintrag thun könnte, hätte er solches, da nöthig
durch Rücksprache mit mir selbst, zu beseitigen.
»In moralischer Hinsicht sind mir: das Halten auf strenge
Sittenreinheit und Erwärmung für alles Gute, Schöne, Tüch-
tige und Ehrwürdige, nebst Gewöhnung an Selbstbeherrschung
jeder Art, die ersten Erfordernisse. In politischer Hinsidht
wünsche ich keinen Widerwillen gegen die bestehende Ord-
nung der Dinge im Vaterlande; aber ebensowenig eine Hin-
gabe an die hohlen Theorieen der Zeit; vielmehr ein Fest-
halten an den alten guten Grundsätzen, welche die bürger-
lichen Einrichtungen an eine höhere Weltordnung anknüpfen.
»Ueberhaupt glaub7 ich: der Erzieher muss den ganzen
Menschen unter Berücksichtigung der Individualität harmonisch
zu entwickeln suchen, also den Geist wie den Körper, das
Gemüth wie den Verstand.
»Zu den Studien wünsche ich meinen Sohn mit dem
grössten Ernst angehalten zu sehen, bin aber dabei der
Ueberzeugung, dass der Zweck derselben mindestens eben-
so sehr die Gewöhnung an Fleiss und Ordnung und die
Uebung der geistigen Kräfte, als die Erlernung der Gegen-
stände selbst ist. Ich würde daher jede Ueberlastung des
jugendlichen Geistes mit Lehrstunden, worunter die Gesund-
heit des Körpers oder die Frische des Geistes leiden könnten,
nie für angemessen halten können.«
diesem Sinne hat denn nun auch der Prinz damals die Instruc-
i für den künftigen Erzieher selbst ausgearbeitet, und es mag ge-
let sein, aus derselben nur noch einige Punkte hervorzuheben:
»Innige Anhänglichkeit und Ehrfurcht, sowie treuer Gehor-
sam gegen den Landesherrn und festes Halten an vaterlän-
dischen Einrichtungen ist meinern Sohne tief ins Herz ein-
tragen.«
286* Dr. Johann Pail von Falkenstein, [W
feiner :
»Bei schicklicher Gelegenheil ist darauf hinzuweisen, dass die
meinem Sohne verliehene Stellung ein Geschenk Gottes sei,
das ihn umsomehr verbindet, durch Erwerbung der nöthigeo
Tüchtigkeit und durch treue, keine Opfer scheuende Pflicht-
erfüllung sich desselben würdig zu machen. Regungen des
Stolzes ist auf diese Weise und, da nöthig, durch Darstellung
der Thorheit desselben entgegenzuwirken. Dabei ist jedoch
mein Sohn auch darauf aufmerksam zu machen, dass es eines
Fürsten Pflicht sei , die ihm von Gott gegebene Stellung zs
• behaupten.
• »Mein Sohn ist dazu anzuhalten, jedem Stande im Staate
gebührende Anerkenntniss zu gewähren, insbesondere dea
ehrenwerthen Kriegerstand, der die festeste Stütze der Throne
ist, Zuneigung und Aufmerksamkeit zu zeigen.«
Unwillkürlich denkt man dabei an die schönen Worte des Königs:
»Viel und Herrliches haben weise Fürsten gethan, ohne tt
eine Verfassung gebunden zu sein. Dennoch ist eine auf ge-
schichtlicher Grundlage und nicht auf leeren Theorieen ruhende
Verfassung eine grosse Wohlthat für ein Volk. Eine be-
stehende Verfassung muss, sie mag beschaffen sein, wie sie
wolle, treu gehalten, aufrichtig ausgeführt und geachtet und
die Mangel derselben, wenn deren wirklich vorhanden, nur
auf verfassungsmässigem Wege, ehrlich und nie durch Will-
kür abgeändert werden;«
und freut sich, wenn man in dem Exemplar der Verfassungs-Ur-
künde, welches der Vater einst seinem Sohne, unserm jetzigen König* .
gab, die Königlichen Worte eingeschrieben findet:
»Halte sie fest gegen Jedermann, denn ein Königlich Wort —
das soll man nicht drehen noch deuteln.«
Und in der That : das ganze Volk weiss es, mit welcher Treue «nd
Redlichkeit er die Verfassung des Landes gehalten und geschüttt*
und auch das ganze Deutschland weiss es, wie treu er Alles gehet*
ten, was er versprochen hat; das von ihm am 2. October 18SJ
ausgesprochene Wort aber:
»ich bin gewöhnt, so viel mir auch an dem Beifall des Vol-
kes gelegen, einem höheren Auge, welches auf meine Ueber*
►] Zur Charakteristik König Johanns von Sachsen. 287
zeugung schaut, zu folgen und lieber mein Gewissen zu ver-
wahren, als um die Gunst des Volkes zu buhlen«
tat er auch in den schwierigsten Verhaltnissen zu seiner Richt-
schnur genommen.
Dass ein Mann von so allgemeiner humanistischer Durchbildung,
m so klarem Blick und erfüllt von dem Streben, dem Lande nütz-
ich zu werden, in hervorragender Weise an der Aus- und Fort-
lüdang der Verfassung und an der Gesetzgebung schon als Mitglied
ler ersten Kammer Theil genommen, ist ebenso erklärlich, als allge-
aein bekannt. Welcher Sachse kennt denn nicht seine epoche-
nachenden Arbeiten in der Criminalgesetzgebung; seine Reden über
iewissensfreiheit (bei Gelegenheit der Frage über die Judenemanci-
Ntion); über Patrimonialgerichtsbarkeit, Ehe u. s. w. u. s. w., und in
cemem Falle würde hier der Ort sein, über diese übrigens schon viel-
ach gewürdigte Thätigkeit detaillirte Mittheilungen zu machen; und
benso wenig kann es meine Absicht sein, hier zu schildern, in
reicher hervorragenden Weise er als König dann den Regierungs-
eschäften und insonderheit der Gesetzgebung sich widmete; mit
elcher Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit er jeden Gesetzentwurf prüfte
ad mit seinen oft auf ganz neue Ideen führenden Bemerkungen
^gleitete, die er dann ebenso scharfsinnig vertheidigte, als er sie, wenn
r sich von der richtigeren Ansicht überzeugte, in liebenswürdiger
reise zurücknahm; oder nachzuweisen, in welcher höhen Achtung
ir König bei allen Juristen, den praktischen, wie den Theoretikern
and, die am besten durch den bekannten, beim Juristentag ausge-
übten Toast Bluntschli's bezeichnet ward: »Dem Juristen unter
sn Königen und dem König unter den Juristen« — aber merkwürdig
leibt es immerhin, wie ein junger Fürst, dessen vorzügliches Streben
ahin gegangen war, sich cl assisch auszubilden, und der sich in
essen Folge hauptsächlich mit dem Alter thu nie, mit der Geschichte
ad mit Dante beschäftigt hatte, dahin gelangte, dass er als Jurist
ad als praktischer Geschäftsmann das leistete, was er geleistet hat!
a steht nun freilich der alte Satz obenan: dass Dem, der auf dem
runde classischer Bildung Wissenschaft, also die systematische Er-
mntniss der Gegenstände und ihrer Gesetze erlangt hat, der sich
iher mit klarem Bewusstsein ihres Werthes und Zieles derselben
ogiebt. nicht um der Vielwisserei willen, sondern um die kräftige
288 Dr. Johann Pall von Falkenstein, [t4
Entfallung des Geistes, die Humanität im wahren Sinne des Wortes,
zu fördern, alles Andere mehr oder weniger gelingt, und da»
Wissenschaft und Praxis nicht Gegensätze sind, sondern im engetai
Zusammenhange stehen.
Findet sich nun bei solchem wissenschaftlichen Sinn und solchet
geistigen Anlagen, wie unser König sie hatte, auch Gelegenheit, wä
den gewöhnlichen Lehensverhältnissen sich vertraut zu machen, aal
finden sich Lehrer, die es verstehen, den wissenschaftlichen Sin
fürs praktische Leben nutzbar zu machen, so ist erklärlich, dw
unser König auch in dem eigentlichen praktischen Leben so Ausge-
zeichnetes leistete.
Danach ist es in hohem Grade interessant, dass der Antrieb zs
dieser praktischen Ausbildung ganz allein von ihm selbst ausgog»
ja, dass er auf diesem Wege mehr Hindernisse fand, als Förderung;
und wenn einmal künftig der Verfasser einer eingehenden Biographie
dem Briefwechsel seine Aufmerksamkeit widmen und ihn benutze»
wird, welcher bezüglich des Eintrittes des Prinzen in die Verwaltungs-
geschäfte des damaligen Finanz-Collegii zwischen dem Prinzen tad
dem Chef des Collegii, v. Manteuffel, stattgefunden bat, wird man er*
erkennen, wie klar er sich über das, was er anstrebte, war ml
mit welcher Ausdauer er danach strebte, eine Stellung zu erlanget,
die ihm auch wirklich das gewährte, was ihm vorschwebte. Nur
eine Stelle, die das Gesagte bestätigen dürfte, mag hier Platz findet:
»Die Absicht bei meiner Anstellung im Finanz-Collegium wir
keine andere, als Ausbildung zum praktischen Staatsdienst ■
»Diess hat aber für uns Prinzen seine eigenen Schwierigkeiten;
denn erstens können wir nicht stufenweise zu höheren Stellet
aufsteigen — dadurch entbehren wir die beste Schule uad
bleiben den Elementen der Geschäfte, mehr oder weniger»
fremd; sodann entgeht uns die so wichtige Welt- und Met-
schenkenntniss und fehlt uns endlich der richtige Sporn der
Verantwortlichkeit u. s. w.«
und auf diese Bemerkungen hin suchte er nun eine in mehrfacher
Hinsicht exceptionelle Stellung im Finanz-Collegium sich zu gründet;
was ihm nach langen Verhandlungen auch gelang.
Wie er aber später, und nachdem er selbst so ganz unerwartet
auf den Thron berufen worden, die Uebung in praktischen Geschäfte*
Zun Charakteristik Komg Johanns von Sachsen. 289
Erfahrungen verwerthet hat, davon legen das deutlichste Zeug*
t>: die vielfachen Reisen, durch welche er über alle Verhält-
ies Landes durch den Augenschein sich Kenntniss zu ver-
n bestrebt war. In der Zeit von 1855 bis mit dem Jahre
bat er 16 Rundreisen durch einzelne Theile des Landes ge-
lediglich zu dem Zweck, sich von den vorhandenen Bildungs-
ohlthätigkeits-Anstalten, gewerblichen Etablissements, Kranken-
2ttungshäusera, insonderheit auch von den Schulen aller Art aus
r Anschauung ein deutliches Bild zu verschaffen und sich selbst
ahrheit des von ihm stets festgehaltenen Satzes über die Zu«
ngehörigkeit der Theorie und der Praxis zu vergegenwärtigen.
r\e er bei dem mehrmaligen Besuch der Universität — die
thl der hier Versammelten ist dessen noch eingedenk — immer
issenschaft vor Augen hatte und nur davon sich überzeugen
, wie sie von dem Einzelnen aufgefasst werde, mit welchem
se die Jugend den Lehrern folge, und was etwa zur Förderung
issenschafllichen Geistes oder des Wohlbefindens der Lehrer
;hüler noch geschehen könne, so hatte er auch bei dem Be-
der einzelnen Landestheile immer die Frage in Gedanken:
st für die Bildung des Volkes, für den Wohlstand des Ortes
sr Gegend geschehen und was ist noch zu thun?« und suchte
un diese Frage durch eingehende Besichtigungen der Ans tal-
ler Fabriken, der Schulen, durch stundenlanges Anhören des
ichts oder der Vorträge und durch Rücksprache mit den Be-
en ins klare Licht zu bringen, oder die Beantwortung dersel-
>ch von weiterer Erwägung abhängig zu machen,
eshalb Hess er auch über alles Bemerkenswerthe und Inter-
;, was er auf einer solchen Reise wahrgenommen, ein mög-
vollständiges Journal führen, das ihm jedesmal am Morgen vor
leginn einer neuen Excursion vorgelesen werden musste, und
r es in hohem Grade interessant, wie er es verstand, sich die
cke des Gesehenen und Gehörten, der Personen und der ein-
3nden Verhältnisse lebendig zu vergegenwärtigen,
ne unendlich viele Lehrer, od auch der kleinsten Schule, die
m einsamen und bescheidenen Leben nicht daran hatten denken
, einst Angesichts ihres Königs eine Lection halten zu müssen;
iele Fabrikanten und sonstige industrielle Unternehmer; wie
290 Dr. Johann Paul von Falkenstein. *6
viele weltliche und geistliche Beamte werden sich noch der ein-
gehenden Unterhaltung, des prüfenden Blicks, der ermuthigendei
Worte entsinnen, mit denen der König sie ansprach, die Furcht und
Angst, in die des Königs Gegenwart sie versetzte, zu verscheuch«
und doch jedes Zuviel abzuhalten wusste!
Das war die Frucht seiner humanen Durchbildung, seiner Milde,
seines Talents — aber auch seiner durch die schon in der Jugetd
begonnene Theilnahme an den Geschäften erlangten Sach- md
Menschenkenntniss ; er hatte eben das erreicht und sich, so zu sagen,
erarbeitet, was er bei seinem Eintritt in das Finanz-Collegiiun, nie
oben angedeutet worden, so dringend gewünscht und als für ein«
Prinzen so schwer erreichbar bezeichnet hatte. Die körperlich«
und geistigen Anstrengungen solcher Reisen wurden aber auch reich-
lich ausgeglichen durch den Jubel, der ihn empßng, und die dank-
baren Freudenthränen , mit denen Die ihn weggehen sahen, deaei
er Anerkennung gezollt, Muth, auch in der Sorge auszuharren m
Vertrauen auf Gott, zugesprochen und die Hoffnung auf baldig»
Wiedersehen gegeben hatte.
Noch in später Zeit erinnerte er sich oft und gern an seine
Thätigkeit im Finanz-Collegium , und auf die Aufbewahrung seioef
Briefwechsels mit v. Manteuffel u. s. w. legte er besondern Werth; <
wie denn überhaupt das Gefühl der Dankbarkeit bei ihm stets leben-
dig sich erbalten hat.
Noch in seiner letzten . Krankheit gedachte er mit grosser Warn*
seines juristischen Lehrers, des ehemaligen Hofraths Dr. Stübel, *der
ihm viel gelehrt, aber,« was er weit höber anschlug, »viel Anregung
gegeben habe;« und meinte in den Gesichtszügen seines Enkels, der
einige Zeit als Privatsekretär ihm treulich diente, das freundliche
Bild seines einstigen Lehrers wiederzufinden ; und wie er oft im Ge-
spräch der Namen Derer, die ihm als Erzieher oder Lehrer eini^
ner Fächer nahe gestanden, mit Dank gedachte, so nahm er auch
in den letzten Tagen seines Lebens, obwohl zu einer Zeit, zu welcher
er noch nach Monaten rechnen zu dürfen glaubte, in rührender, e**
ganzes Wohlwollen in sich fassender Weise Abschied von sein*
•
nächsten Umgebung, dankend ihnen für ihre Treue die Hand rei-
chend; und selbst seinem Lieblingshunde Rappo gegenüber, den*
stets um sich hatte und der auch während der Krankheit des Könitp*
i
Zur Charakteristik König Johanns von Sachsen. 291
leicht von dem Bette wich, äusserte er lächelnd: »nun werde
ohl eher sterben als du«. Es wird diess nur angeführt, um zu
, wie sein ganzes Herz von Wohlwollen erfüllt war, und wie
iuch bei dem vielfach geprüften Herrn eine gewisse Heiterkeit,
poetische Naivetät erhalten hatte, die seinem ganzen Wesen
unwiderstehlichen Ausdruck verlieh, der seine Freunde begei-
und selbst seine Gegner gewann.
)ass ein Mann von solchem Geist und solchem Gemüth auch
liges Interesse für Natur und Kunst haben musste, versteht sich
elbst. Für die Schönheit der Natur, zumal für die Erhaben-
ler Gebirgswelt hatte der König einen überaus empfänglichen
darin, wenn auch nicht in so umfassender Weise, seinem
igten Bruder ähnlich.
n der erst kürzlich erschienenen kleinen Schrift: »Les Barons
rell« wird mehrfach der Aeusserungen gedacht, aus denen die
ucht des Prinzen : »einmal das schöne Land der Berge und der
it wiedersehen zu können«, hervorgeht, und die Schilderung
laturschönheiten in seinen Briefen aus Italien zeigen deutlich,
ine schöne Natur ihn aufheiterte und wie innig und gern er
des Gesehenen erinnerte. Mit wahrer Freude gedenke ich
einer im letztvergangenen Jahre von Ems aus unternom-
i Spazierfahrt nach dem reizenden Schloss Stolzenfels, wo
änig in Erinnerung an die schönen Tage, welche er dort
t hatte, seiner Umgebung mit grosser Lebendigkeit nicht nur
errlichkeit der Umgegend schilderte, sondern auch jeden Platz
iloss und Garten, wo er gelesen, gearbeitet, sich unterhalten
[er bezaubernden Aussicht gefreut hatte, zeigte; und wie lei-
war er doch schon damals, wenn auch zuweilen noch sein
3S mildes Auge wie ehedem freundlich die Welt und die Men-
anschaute ! Aber nicht blos für die Natur, auch für die Kunst
er ein lebendiges Interesse, richtigen Blick und klares Urtheil.
in der Musik, mit der er sich am wenigsten beschäftigte,
er mindestens ein feines, richtiges Gefühl, wenn er auch nicht
)chte, es künstlerisch zu begründen; entschieden zuwider war
uich hier das Virtuosenthum ; wogegen er für ernste Musik,
ondere Kirchenmusik viel Interesse zeigte und auch in der
?rung noch des tiefen Eindruckes gedachte, den das Spiel
292 Dr. Johann Paul von Falkenstein, [**
Mendelssohns auf ihn gemacht habe, »der Geist und Herz mit sei-
nen Fingern, wie mit seinem glänzenden Auge beim Spiele, er-
griffen und gerührt habe«.
Seiner ganzen Art nach liebte er nicht die Exclamationen wirk-
licher oder sogenannter Kunstverständiger beim Anschauen von Kunst-
werken, sondern das stille Beschauen und Insichaufnehmen; und
damit stimmen auch die Aeusserungen überein, die man in seinen
italienischen Briefen über einzelne Gegenstände findet, z. B. über die
Kreuzabnahme von R. Marconi:
»ich musste dreimal darauf zurückkommen und bin mit
Schmerzen von ihm geschieden!«
oder wenn er beim Anschauen der Magdalena von Tizian sagt:
»so tief und rein hat wohl Niemand den Schmerz und die
Reue dargestellt;«
oder, wenn er einen Vergleich zwischen Triest und Venedig anstel-
lend sagt: »Triest ist Gegenwart ohne Erinnerung; in Venedig,
das seinem unvermeidlichen Verfall entgegengeht, ist Erinnerung und
Verfall.« Oder, wenn er bei einem Besuche der Villa Ludovici
eine Gruppe schildert: einen barbarischen Häuptling darstellend, der,
von den Römern besiegt , seine Frau getödtet hat und dann sich
selbst den Dolch in die Brust stösst:
»Schon dieser Gegenstand hat für mich das hohe, tragische
Interesse, welches mir alle die Männer einflössen, welche im Kampfe
gegen das allzermalmende Rom unterlagen. Kräftig und uner-
schrocken tritt er hervor , noch ungeschwächt . durch die frische
Wunde, mit dem Ausdruck, der zu sagen scheint: Ich bin den-
noch frei!«
Oder endlich, wenn er nach Betrachtung der Ludovicfscheo
Juno sagt: »es ist eine blosse Büste, aber der Idee der Gattin des
Zeus entsprechend. Es ist viel Hoheit und doch Schönheit in de»
Kopf, so dass man denken kann, wie ungeachtet der vielen Lieb*
schaflen, nur diese dem Vater der Götter und Menschen als Gatt»
recht war.« Es lässt sich aus jenen Briefen, denen ein künftig*
Biograph die grösste Aufmerksamkeit wird zuzuwenden haben, oo®1 |
eine Menge geistvoller Auffassungen, besonders auch über den B* '
druck anfuhren, den Rom mit seinen gewaltigen Erinnerungen '**
I
Zur Charakteristik Konig Johann's von Sachsen. 293
lachte; allein ich habe mich hier zu beschränken und nur noch
theilen, was er selbst mit wenigen Worten über den Eindruck
den Italien bezüglich der Kunst auf ihn gemacht: »Hier,« sagt
n Italien, besonders auch in Florenz, tritt mir überall die Kunst,
lern Leben verwebt, das Leben schmückend und erhebend, nicht
unstsammlungen gebannt, entgegen.« Gemälde religiösen In-
>, oder Kunstgegenstände, die Verbindung hatten mit dem classi-
i Alterthume, oder Denkmäler der Vorzeit, in denen er mit
t gleichsam eine lebendige Geschichte erblickte, erregten offen-
n ihm das lebendigste Interesse. Es ist bekannt, wie er lange
hindurch der Leiter des seit 1824 bestehenden Sächsischen
hums-Vereins war; wie man ihn gewissermaassen als Mitte-
ler des Nürnberger National- Museums betrachten muss, wenn
den Bericht über die Versammlung Deutscher Geschichts- und
humsforscher vom 16 — 19. August 1852 und seine dabei ge-
ten Reden liest, und wie er als Regent keine Gelegenheit vor-
iess, diese Vereine durch Wort und That zu unterstützen, für
irvirung der Alterthümer zu sorgen und die Kunst zu fördern;
erufung ausgezeichneter Männer, die Herstellung guter Ateliers,
e forde rung aller Einrichtungen, die dazu mittelbar oder un-
bar dienten, den Künstlern Beschäftigung zu geben, sind davon
j; er führte treu das aus, was er schon als Mitglied der
i Kammer 1834 ausgesprochen hatte:
»Es ist ein allgemeiner Erfahrungssatz, dass die Kunst blüht,
wo sie benutzt und beschäftigt wird; das zeigt das Beispiel
Bayerns, der Rheingegend und selbst der Erfolg des Sächsi-
• sehen Kunstvereins. Deshalb will auch ich die Künste in
Sachsen beschäftigt wissen und zwar auch bei grösseren,
öffentlichen Werken« u. s. w.
nan kann wohl sagen, dass er noch den Erfolg seiner des-
;en Bestrebungen erlebt hat.
Doch ich würde fürchten müssen, Ihre Geduld zu missbrauchen,
3 ich in solchen und ähnlichen Mitthei langen fortfahren, wenn
lieh vielleicht geeignet sein könnten, das liebenswürdige Bild
Königs zu vervollständigen, das jeder von uns in seinem
in trägt.
Wie sein ganzes Wesen erfüllt war von echter Frömmigkeit
294 Dr. Johann Paul von Falkenstein, [30
und von dem edelsten Streben nach Wahrheit in allen Dingen; wie
sich seine Treue und sein strenges Rechtsgefühl auch in den
schwersten Zeiten bewährt hat, so zeigt sich diess auch im Kleinsten;
daher litt er z. B. niemals den Ankauf von Nachdrucken und er-
laubte einem Photographen, der von den prachtvollen Original-Coro-
positionen zu Dante's göttlicher Comödie Nachbildungen zu machen
wünschte, diess nur unter der ausdrücklichen Bedingung, dass, —
obwohl er, der König, Eigentümer war — für jede Nachbildung
von dem Autor des betreffenden Kunstblattes die Bewilligung zuvor
eingeholt würde.
Es kann nicht meine Absicht sein, meine hochgeehrten Herren,
Ihnen hier die letzten Wochen. Tage und Stunden des theuren Ent-
schlafenen zu schildern; sie enthalten viel Erhebendes und Wek-
müthiges, und wenn man sich erinnert, dass er, dem nahen Tod bei
vollem Bewusstsein ins Auge schauend, von seiner nächsten Umge-
bung Abschied genommen, sich nach empfangener letzter Oelung die
Stelle aus dem Briefe des Jacobus, auf die man das Sacrament
der letzten Oelung stutzt, später verschiedene lateinische Kirchen-
Hymnen, namentlich das »Stabat Mater« und »Dies irae« vorlesen Hess,
und die mit Mühe vollbrachte Unterzeichnung eines Decrets, durch
welches ein Arzt, der ihm besonders während der furchtbaren Nächte
tröstend durch Vorlesen u. dgl. beigestanden hatte, zum Hofralh
ernannt ward, sein unbegrenztes Wohlwollen, sowie die mit
zitternder Hand beeilte Vollziehung zweier für die versammelten
Stände bestimmten Decrete seine Sorge fürs Land bezeugt hatte, so
liegt schon in diesen wenigen Andeutungen das Bild einer edlen
Seele, die mit Dank gegen Gott und Wohlwollen gegen di$ Men-
schen sich vom Irdischen losreisst.
Mit den poetischen Worten, mit denen einst der Verewigte das
Exemplar der Divina Commedia schmückte, welches er seinem Sohne,
unserm erhabenen König, übergab, möchte ich schliessen:
»Wenn meine letzte Stunde längst geschlagen,
Und dann Dein Blick auf meine Gabe fällt,
Gedenke, dass, was diese Blätter tragen,
Gar manche Lebensstunde mir erhellt.
Du wirst zum Mann, zum Fürsten Du erblühn
Dem Ziel nachringend, das ein Gotl Dir weis! ,
O möge dann bei Lockungen und Mühen
Dein Geist sich kraftigen an Dante's Geist,
' ZCI CUAIAKTEIISTIK KöNIG JOHANNS VON SaCBSKN. 295
Dass bei des Schlechten Anblick heisa entlodVe
In heiliger Entrüstung Dein GemUth,
Den Lohn, der ihm gebührt, dem Edlen fod're,
Wenn es Dein Blick von Neid getreten sieht;
Dass Wille Dir und Thatkraft nimmer lasse,
Was Du als gut, was Du als recht erkannt,
Oh auch die Lust Dich lockt, die Welt Dich hasse,
Nie feig dem Werk entziehend Deine Hand;
Dass sich Dein Herz, wie hoch es immer schlage,
In Demuth beuge vor des Höchsten Macht,
Und fromme Sehnsucht Dich zum Himmel trage:
Zur Klarheit ringend aus der Erdennacht;
Dass truglos in der Kirche heü'gem Dome
Dir leuchte stets der Offenbarung Licht
Und in der Weltgeschichte ew'gem Strome
Verkündiget Dir sei das Weltgericht;
Denn aus des Paradieses Regionen
Reicht rettend uns der Edlen Schaar die Hand,
Zeigt Erdenpilgern die errungenen Kronen
Und führt sie siegreich ein in's bess're Land.«
Möge Gottes Segen unsern tbeuren König Albert, von dem wir
;sen, dass er mit jugendlicher Frische die Bahnen seines ver-
igten Vaters wandelt und mit sicherm Feldherrnblick den Ernst
Zeit und die Schwierigkeit des Regenten berufs überschaut, be-
ten bis ans Ende seiner Tage!
Beilagen.
i.
Xcupe, 7£ptov, tov ist KXXa; irepi Mooo £<piArjOev,
oux ocpbaXjjiou apepos, 8i8oi> $* Tjoeiav aotoVjV.
(Anspielung auf Homer. Odyss. VIH, 63 — 64.) 'Icoavvrj;.
n.
feber yergleichende Sprachkunde und die enge Verbindung der Indo-
germanischen Sprachen unter einander.
4842.
Sowie überhaupt der wunderbare Bau der Sprache, dieser Blttthe aus
*m Stamme der Menschheit, ein anziehender Gegenstand des Studiums ist,
> insbesondere die Verwandtschaft der verschiedenen Sprachen unter ein-
tider. Sie lässt uns einen Blick in das innere Treiben des Menschengeistes
* verschiedenen Zeiten und Ländern thun und wirft oft ein Licht auf Pe-
®4en der Geschichte unseres Geschlechts, wo uns jede urkundliche Quelle,
1 selbst die vielzüngige Sage im Stiche lässt. Sie deutet endlich, wie mir
sheint, bei tieferem Eindringen mit immer zunehmender Klarheit auf die
rsprttngliche Einheit der Menschheit und die Wahrheit des biblischen Be-
fehles.
Schon lange her ist es darum, dass einzelne Gelehrte ihren Scharfsinn
lQ dem Auffinden von Aehnlichkeiten zwischen den Worten der verschiedenen
Sprachen versuchten. Solche Zusammenstellungen aufs Gerathe wohl aufgeraffter,
*& einander nach vielleicht ganz zufälligem Gleichklange verglichener Worte
*°ftnte unmöglich zu einem befriedigenden Resultate fuhren. Erst der neueren
kit, insbesondere den Forschungen eines Humboldt, Bopp und Anderer mehr
ttkudl. d. K. S. Oewlbcb. d. Wissensch. XML 20
298- Dr. Johann Pail von Falkenstein, [31
war es vorbehalten, die vergleichende Sprachkunde auf einen wissen-
schaftlichen Standpunkt zu erheben, wozu namentlich die erlangte Kenntniss
einer grossen Anzahl uns bis dahin ganz verschlossener Sprachen das Meiste
beitrug.
Diese ausgebreitetem und gründlichere Sprach kenntniss Hess die Gesetze
näher erkennen, nach denen im Fortgange der Sprachen von Volk zu Volk
und von Jahrhundert zu Jahrhundert die Verminderung der Laute einer-
seits und der Wortbedeutung andererseits erfolgt, und', indem hierdurch
manche scheinbare Verwandtschaft als bloss zufällige Lautähnlichkeit sich dar-
stellte, ward manche wahre Verwandtschaft aufgefunden, die man auf den
ersten Blick nicht ahnen würde. Man lernte nehmlich zuerst die Stamm-
silben des Wortes von ihren grammatischen Vor- und Nach -Silben scheiden;
man erkannte, dass, wenigstens in den meisten Sprachen, die Vokale mehr
beweglicher Natur sind als die Gonsonanten ; man ward endlich darauf auf-
merksam, dass die Consonanten derselben Classe (z. B. die Kehllaute k, g,h,
die Lippenlaute b, p, f) häufig in einander übergehen, ja dass in gewissen
Sprachen gewisse Buchstaben constant in andere sich verwandeln. So wird
das w in den Romanischen Sprachen häufig in g verwandelt, z. B. Vaseons
in GascotiSj Walther in Gaitthier ; so steht im Böhmischen überall A, wo in
Polnischen g steht, z. B. poln. grod = böhm. hrad, das Schloss, — pol».
gora = böhm. Aora, der Berg. Nächstdem zeigen auch die in verschiedenen
Sprachen nachzuweisenden Mittelglieder, dass scheinbar ganz verschieden
lautende Worte doch eines und desselben Ursprungs sind. Wer würde 1. 1
zwischen dem Sanskritworte aham und dem Englischen J nach dem Mosien
Klange eine Verwandtschaft ahnen, und doch wird eine solche ausser allen
Zweifel gesetzt, wenn man die Reihenfolge von aham egor goth. ik und </
verfolgt. Eine gleiche Bewandtniss hat es mit Verminderung der Wort-
bedeutung. •
Auf eine wichtige Erwägung hat übrigens noch das tiefere Sprachstudiu*
geführt. Jede Sprache besteht aus einem doppelten Elemente, 1) dem Wort*
vorrathe, zu Bezeichnung der Begriffe ^lexikalisches Element), 2) den Mittetet
deren sich die Sprache bedient, um die Verhältnisse der Begriffe unter eis*
ander auszudrücken (grammatisches Element). Zu diesem Zwecke wand*
die Sprachen folgende drei Mittel an :
a) die Veränderung des Wortes durch innere Umgestaltung oderAlH
häufung von Vor- und Nach-Silben (Abbeugung);
b) die Einschiebung von Worten, welche keinen selbststäüdig^
Sinn haben (Partikeln) ;
c) die Stellung des Wortes im Satze.
Wie nun keine Sprache eines dieser Mittel ausschliesslich gebrauch*, *
\\altet doch bald das eine bald das andere mehr vor. Das Chinesische i. *•
soll durch Partikeln und hauptsächlich durch die Stellung der Warte ote*
35] Zur Charakteristik Römg Johanns von Sachsen. $90
alle Abbeugung den Zweck erreichen; in den Sprachen der Südsee scheint
die Partikelbildung vorzuwalten, indess bei den Indogermanischen Sprachen,
namentlich bei der ültesjen unter ihnen, dem Sanskrit, bei dem Griechischen
und Lateinischen die Wortveränderung vorwaltet. Sowie man nun jene beiden
Elemente gleichsam mit Stoff und Form der Sprache vergleichen kann, so
konnte 'man sie auch gewissermassen das Feste und Flüssige oder das
bewegliche und unbewegliche Element derselben nennen. Fremde Worte
nimmt nehmlich ein Volk, das mit einem anderen in Berührung kommt, mit
der grttssten Leichtigkeit auf; es pflegt sie aber dann auf seine Weise um-
zuformen und unter seine grammatischen Gesetze zu beugen. Dass aber eine
Sprache fremde grammatische Elemente aufgenommen habe, davon ist
mir in der That kein Beispiel bekannt. Hat doch selbst das mit Französischen
Worten so reich dotirte Englische in den wenigen ihm verbliebenen gram-
matischen Formen lediglich das Deutsche Element und hiermit den Ger-
manischen Charakter der Sprache und des Volkes beibehalten. Hierdurch
dürfte sich für die vergleichende Sprachkunde der wichtige Satz ergeben,
dass es bei Prüfung der Verwandtschaft der Sprachen weniger auf die Aehn-
Uehkeit der Worte als des grammatischen Elementes ankommt.
Diese Wahrnehmungen haben bereits zu mancherlei wichtigen Resultaten
geführt. Ein weites Feld bleibt indessen noch unangebaut, über das uns
erst die Zukunft nähere Aufschlüsse verspricht. Eine Thatsache scheint mir
jedoch bis zur Evidenz durch die bisherigen Forschungen ans Licht gestellt
su sein; es ist diess d i e innige Verwandtschaft der verschiedenen
Sprachen des Indogermanischen Sprachslammes unter ein-
ander. Diese Behauptung auf eine möglichst kurze und einleuchtende Art
nieinen Zuhörern zu beweisen, ist der Zweck des gegenwärtigen Vortrags.
Ehe ich aber in diese Deduction eingehe, wird es nöthig sein, einige ein-
leitende Worte vorauszuschicken.
Ein Sprachstamm ist ein Gomplex von Sprachen , von denen man an-
zunehmen berechtigt ist, dass sie alle von einer Ursprache abstammen, also unter
einander gleichsam in auf- und absteigender oder in der Seitenlinie in näherem
oder entfernterem Grade verwandt sind. Man könnte von solch' einem Sprach-
stamme ein vollkommenes Geschlechtsregister entwerfen, welches indessen noch
'Uuner manche Lücken darbieten würde — wie der Stammbaum vieler edlen
Geschlechter. Zuweilen ist die Abstammung einer Sprache von der anderen
schon historisch nachzuweisen, wie z. B. die der Romanischen Sprachen aus
dem Latein, obgleich der Moment der Entstehung der Sprache selbst, wie
^nche andere geheimnissvolle Metamorphose in der Natur, sich den Blicken
des Forschers zu entziehen scheint. Oeflers jedoch muss man aus der Natur
der Sprachen selbst auf die Art ihrer Verwandtschaft seh li essen. Sprachen,
Welche gleichsam nur Seiten verwandte unter einander sind, werden stets ge-
^isse wesentliche Elemente gemein haben, in anderen aber von einander
abweichen. Eine Sprache aber, in welcher alle diese Elemente sich vereint
300 Dr. Johann Paul von KalkensTEIN, |3fi
finden, wird gewiss mit gutem -Grunde als die gemeinschaftliche Mutter der-
selben angesehen werden können. Der Indogermanische oder besser Indo-
europäische Sprachstamm nun umfasst einige Asiatische und sämmtliche Euro-
päische Sprachen, mit Ausnahme des Baskischen, Türkischen, Ungarischen
und soviel ich weiss der Finnischen Sprachen. Unter den Sprachen Asiens
gehören ihm vorzüglich die beiden merkwürdigen heiligen Sprachen der Inder
und Perser, das Sanskrit und Zend, die Sprachen des Zehdavesta und Maitfr-
bharata an. Nach Bopp's Meinung stehen sie unter einander in dem Ver-
hältnisse von Schwestersprachen und sind verschiedene Kinder eines alten
verloren gegangenen Idioms. Ausserdem werden noch einige Töchter das
Sanskrit, als das Prakrit und Hindostani, hierher gerechnet, von denen ich
jedoch, sowie von dem Zend, keine weitere Notiz nehmen kann, da ich hier
in ein mir gänzlich unbekanntes Gebiet gerathen würde.
Die Europäischen Sprachen zerfallen in fünf grosse Sprachfamilien, die
jede wieder aus mehren unter einander in verschiedener Weise verwandten
Sprachen bestehen und zwar in
4) die Griechische Sprache (Alt- und Neugriechisch);
2) die Romanische Sprache (das Latein mit seinen Töchtern Italienisch,
Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Wallachisch etc.) ;
3) die Germanischen Sprachen (das Gothische, Alt- und Mittelhochdeutsch*,
Neuhochdeutsche, Niederdeutsche, die Skandinavischen Sprachen und
das Englische) ;
4) die Slavischen Sprachen, mit allen ihren zahlreichen Mundarten uflfl
das Litthauische (Lettische) ;
5) die Celtischen Sprachen, welche nicht weit verbreitete Familie sich
nur noch auf die spärlichen Ueberreste im Bas-Breton, Welsh, Hoch-
schottischen und Irischen beschränkt.
Diese Sprachfamilien selbst scheinen nun gleichsam als Spracheinheiten einer
höheren Ordnung sämmtlich in dem Verhältnisse der Abstammung zum SansM
zu stehen, wobei ich dahin gestellt sein lassen will, ob sie, . wie fiopp meint,
auch hier und da aus einem älteren Urborn geschöpft haben. Die Venvandlr
schaft aller dieser Sprachen .unter einander, sowie ihre Abstammung *•»
Sanskrit darzuthun , sollte ich nun nach Obigem mich zunächst an die Ab~
beugungen halten. Es würde aber Solches ein tieferes Eingehen in die SfnAr
lehre verlangen, als der Zweck und die Ausdehnung dieses Vortrags gestattet.
Auch das Gebiet der eigentlichen Partikeln würde mannigfache Schwierig*
keilen darbieten , und es verlässt niieh auf demselben mein bester Führer
Bopp, dessen vergleichende Grammatik bis jetzt nur zum bis Zeitwort geht. »
giebt jedoch eine Classe von Worten, die zwischen den eigentlichen Begrifr*
worten und den Partikeln gleichsam in der Mitte stehen. Es sind diess solche,
welche abstrakte Begriffe und reine Formen des Denkens bezeichnen. Die-
selben stehen dem grammatischen Elemente um Vieles näher, bilden •*
371 Zur Charakteristik Kömg Johanns von Sachsen. 301
demselben den eigentlichen Kern, den unbeweglichen Theil der Sprache und
sind gerade in den Indogermanischen Sprachen ganz geeignet, die aufgestellte
Behauptung deutlich zu machen. Ich wähle zu diesem Behufe a) das Zeit-
wort „sein", 6) die persönlichen Fürwörter erster und zweiter Person. Für-
wfrter dritter Person im eigentlichen Sinne bestehen in den ältesten Sprachen,
dem Sanskrit, Latein und Griechischen nicht. In den neueren Sprachen ent-
standen sie aus der Corruption früherer Demonstrativen. Sie sind auch
keineswegs ein so natürliches Bedürfniss der Sprache als die der beiden
andern Personen. Ich und Du bezeichnen einen bestimmten Begriff in dem
\ Momente ihres Gebrauches. Er kann stets jede beliebige Person bezeichnen
und daher statt dessen Eduard , Hans , Cajus oder Dieser oder Jener gesetzt
werden, c) Die Zahlwörter von 1 — 10. Ich werde hierbei stets zunächst
von dem Deutschen als dem Bekanntesten ausgehen.
Ä. Das Zeitwort „sein44.
Die Gonjugation desselben bietet im Deutschen eine dreifache Wurzel
dar. Die erste finden wir in den Formen „bin" und „bist". Ihr cha-
rakteristisches Zeichen ist der Lippenlaut ,,b", den wir in der ganzen Con-
jugation nicht wieder finden. Die zweite, deren Charakter ein „s", bald
mit bald ohne vorhergehenden Vokal ist, finden wir in „ist, sind, seid,*
sein, sei". Die übrigen Formen „war, gewesen" gehören einer Wur-
zel an, deren Charakter ,,wsa oder „wru zu sein scheint: wobei zu be-
merken ist, dass „r" und „s" häufig verwechselt werden, wie schon die
Vergleichung von unserem „war" und dem Englischen „was" ergiebt und
noch deutlicher aus dem Sanskrit erhellt, wo „s" unter gewissen Verhält-
nissen constant in ,,r" verwandelt wird. Die nehmlichen drei Wurzeln
finden wir im Englischen be, is und was. In den Slavischen Sprachen da-
gegen finden wir nur zwei dieser Wurzeln, b und s, und zwar die erstere
im Infinitiv btfti (Böhmisch), byc (Polnisch); im Particip Präteriti byl, dem
GoDJunctiv bych, dem Futurum budu (im Böhmischen) und bfdzie (im Pol-
nischen); die letztere in dem Präsens jsem , jsi, jest, jsme, jste, jsau (Böh-
misch) und jestem , jestes , jest , jestesmy , jestescie , sq (Polnisch) ; wobei im
Böhmischen der Vokal der Vorsilbe zu dem unausgesprochenen j verkümmert,
Un Polnischen in der dritten Person Pluralis ganz in Wegfall gebracht ist.
tfes nehmliche Verhältniss findet in den Romanischen Sprachen statt. Hier
erscheint die s-Wurzeljn sum, es, est, sumus, estis , sunt, essem, sim, esse,
Ebenfalls bald mit bald ohne anlautenden Vokal, — eram, ero, wobei die
ohen erwähnte Verwandlung von „s" in „r" zu beachten ist. Der 6 -Form
dagegen gehört an fui (,Je fus") futurum, indem ,,/"" ein Lippenlaut wie
»644 ist und ,,/u" durch das Böhmische budili den Uebergang zu den übrigen
Verwandten Formen findet. Endlich heisst auch im Irischen biu ich bin.
302 Dr. Johann Pail von Falkenstein, 38
Das Griechische dagegen hat lediglich die Wurzel auf ,,su beibehalten und
zwar durchaus mit vorgeschobenem Vokale, welcher sogar zuweilen das ,,*"
verschlingt: e!p.(, ei, iort, iarov, iojiev, eaxe, etat im Präsens, tjv, Rottet im Im-
perfecta eoofiat etc. im Futur, <2v, auch duiv, im Parücip. Dagegen finden
wir im Sanskrit zwei dieser drei Wurzeln als vollkommen ausgebildete Verb,
und zwar as, welches gleichfalls die Unregelmässigkeit hat seinen Anfangs-
vokal bald abzuwerfen bald beizubehalten ; und 6/»/, welches eigentlich ,, wer-
den" bedeutet, aber auch als „sein" gebraucht wird. Das Präsens von <w
möge hier wegen seiner genauen Aehnlichkeit mit der Griechischen und La-
teinischen Conjugation und zwar mit jener im Singular, mit dieser im Plural,
einen Platz finden:
Singular, asmi, asi, asti; Plural, smas, stha(s), santi.
£{{it, st (eooi), isTt; sumus, estis, sunt.
B. Persönliche Fürwörter.
a. Erste Person im Singular.
Auch hier begegnen wir abermals einer doppellen Form : einem Nomi-
native »Ich«, der aus einem Kehllaut und einem anlautenden Vokale besteht,
und in den objectiven Casus mich und mir. Diese selbe Spaltung seigt
sich im Lateinischen: Nominativ ego, objective Casus mei mihi me; im Grie-
chischen Nominal. dyo>, objective Casus i|xot (|xo(), i\ii (jxi) ; im Slaviscben
Nominativ yd (Böhmisch), in den objectiven Casus mne, me, mau. Das Cel-
tischtf dagegen hat bloss die m-Form beibehalten und sie selbst auf den No-
minativ ausgedehnt, denn »ich« heissl in demselben me oder mi. Das Sansknt
enthält nun wieder beide Formen , jedoch hier in derselben Weise wie die
Europäischen Sprachen. Der Nominativ heisst nehmlich ahom und die objecti-
ven Casus mäm twä, majä, mahjam, mama, mnji. Diese Doppelform scheint
in dem Wesen der menschlichen Natur begründet. Das Selbstbewusstsein &~
wacht nehmlich zuerst in den Eindrücken der Aussenwelt auf das Ich. D*
» Ich « erscheint uns daher eher als Object denn als Subject ; der Mensch hat
eher das Bedürfniss »mich« als »ich« zu sagen. Da nun aber ein Nomina
seiner Natur nach nicht von einem objectiven Casus hergeleitet werden kanDj
so musstc derselbe bei der ersten Person fast nothwendig eine besonder
Wurzel erhalten. Dabei scheint die Wurzel ah (am ist nur grammatische En-
dung) vollkommen dem Gefühle des Selbstbewusstseins zu entsprechen, denn
sie besteht aus dem reinsten Vokale a und einer tief aus der Brust kommet
den Aspiration. Die ältesten Völker betrachteten aber des Menschen Hau*
als seine Seele, sein Ich ; daher Spiritus wie irvsupa Hauch und Geist bedett-
let. Sehr merkwürdig erscheint es mir hierbei, dass, wie Humboldt in seinem
39] Zir Charakteristik König Johanns von Sachsen. 303
Werke über die Kawisprache anfuhrt, die Sprachen der Südsee drei Partikeln
enthalten, mat\ adu und atu, die wenigstens im Tongischen (der Sprache der
Freundschaftsinseln) ungefähr wie unser »her« und »hin« die Richtung nach
der redenden, angeredeten und dritten Person bezeichnen, so dass in mcit,
ihert die Richtung nach dem Ich als Object ausdrückend, die i?i-Form der
Objectscasus vom Ich, sowie in adu, »hin«, nach der angeredeten Person,
der Grundlaut der zweiten Person Du, tu etc. sich abspiegelt. Es scheint
mir diess einer jener Umstände zu sein , die uns die Aussicht auf eine wei-
tere allgemeine Sprachverwandtschaft öffnen dürften.
J3. Erste Person im Plural«
Hier begegnen wir abermals schon in unserer Muttersprache einer dop-
pellen Wurzel; im Nominativ »wir« und in den objectiven Casus Accusativ
und Dativ »uns« (engl. its). Die Romanische Sprachfamilie hat allein jene
zweite Wurzel, die ich w-Wurzel nennen will, mit einer kleinen Umstellung
in ihrem nos und nobis aufgenommen. Die Slavischen Sprachen bilden den
Nominativ Pluralis aus der m-Wurzel des Singularis my, die objectiven Casus
low, was, nanu dagegen ebenfalls aus der w- Wurzel. Einer verschiedenen
Wurzel gehört das Griechische YjJjlsu, r^as, Tjfxiv, r^cov an. Es könnte zwar
scheinen als ob hier eine Verwandtschaft mit der iw- Wurzel des Singulars
stattfinde; die Vergleichung mit dem Sanskrit wird jedoch beweisen, dass
juit pac etc. bloss grammatische Endungen sind und die eigentliche Wurzel
in dem Anfangsvokale liegt. Dagegen hat sich die n-Wurzel in dei) Dual vui
v^v geflüchtet. Wir haben also hier abermals drei Wurzeln, die tu- Wurzel
des Germanischen Nominativs, die weitverbreitete n-WTurzel und die voka-
Usche Wurzel. Diese drei Wurzeln finden wir aber wiederum auf das Ueber-
raschendste im Sanskritpronomen vereinigt. Der Nominativ vajnm repräsentirt
die w- Wurzel (wir, engl. we). Die übrigen Casus: Accus, asmän , Instrum.
QsmäbhiSy Dativ asmabhjam, Ablat. asmat, Genitiv asmäkam, Locativ asmäsu
gehören der Vokal wurzel an, denn es ist die darin herrschende Silbe sma
eine allgemeine Form aller Sanskritpronominal-Declinationen, welche sich auch
in der Griechischen Endung [ist; etc. nur mit Wegfall des s wiederfindet.
Die Wurzel liegt also im Vokale a; dass derselbe aber mit dem Griechischen
ij etymologisch die gleiche Bedeutung habe, erhellt nicht nur aus der bestän-
digen Verwechselung dieser Buchstaben zwischen dem Ionischen und Dori-
schen Dialekte, sondern noch mehr daraus, dass selbst eine Aeolische Form
fppec für jjpeic vorhanden ist. Endlich hat das Sanskrit eine Nebenform was,
die als Accusativ, Dativ und Genitiv gebraucht wird, und im Dual eine
gleiche Nebenform näu. Dass diese n-Form die Mutter der weit verbreiteten
«-Formen ist, liegt am Tage, und es hat gewiss ihre Einfachheit und daher
304 Dr. Johann Paul von Falken stein, [iO
ihre Bequemlichkeit im Gebrauche zu ihrer häufigen und zuletzt ausschliess-
lichen Anwendung geführt.
Merkwürdig ist es, wie auch hier die der ersten Person eigentümliche
Verschiedenheit zwischen dem Nominativ und den objectiven Casus minde-
stens im Sanskrit und den Germanischen Sprachen sich wiederholt; jedocli
wird sie nicht so consequent in allen Sprachen durchgeführt, da eben der
Begriff »wir« (ich und Andere) nicht mehr so rein aus dem SelhstbewmaV-
sein hervorgeht als der Begriff »Ich«. Aus gleichem Grunde ist es ganz na-
türlich, dass »wir« in beinahe allen Sprachen nicht wie ein Plural aus tlekt
gebildet wird.
Y- Singular der zweiten Person.
Diese hat ohne Ausnahme die Grundform tu, bei welcher nur zuweilen
der Vokal zu i geschwächt wird ; auch erscheint in mehren Sprachen in eini-
gen Casus eine kürzere neben einer längeren Form. Gothisch thu (engl
thon) du, thus dir, thtik dich ; Böhmisch /;/, Accusativ tebe, tiy Dativ /oW, tf,
Instrumentalis tebau; Lateinisch tu, Genitiv tui, Dativ tibi; Geltisch tu; Saat-
kritisch tvam, Accusativ tvAm , tvä, Instrumentalis Lvaja , Dativ tubhjam oder
/0, Ablativ tvat, Genitiv tuva oder /£, Locativ toaji.
Einige Schwierigkeiten scheint das Griechische au aou oo( oi darzubie-
ten, jedoch sie sind nur scheinbar, denn t> ist oft der Stellvertreter. des La-
teinischen u , wie 6uo = duo beweist , und s wird unter den Griechischen
Dialekten oft mit t verwechselt, so in allen Worten die auf osa endigen,
z. B. yXdioaa und fXdrrra, OaXaaaa und OaXarra, ja es findet sich auch zum
Ueberflusse beim Homer eine alte Dativform to( für aot in häufigem Gebrauche.
8. Plural der zweiten Person«
Hier muss man, um die Bedeutung des Neudeutschen »ihr« und »euch«
zu erfassen, auf die stammverwandten Sprachen übergehen. Sowie nehmlkfa
»euch« im Mittelhochdeutschen »///« heisst, so heisst auch »ihr« im Gothiseben
»jus*, welcher Klang sich auch im Englischen wiederfindet. Der Grundktft
des Germanischen Pronomens scheint daher »ju« zu sein. Dagegen gebort
das Lateinische vos, vobis und das Böhmische vy, väm, väs* vdmi einer an-
deren Wurzel an. Das Griechische ojxeT;, ujuv, uiuov, ujxa; ist wieder der
ju-Form verwandt, indem die Endung jiei; etc. abermals aus dem erwähntet
sma stammend der Abbeugung angehört, während ein zwischen i und •
stehender Laut die Stelle von »jm« vertritt. Das Sanskrit endlich zeigt aber-
mals beide Wurzeln , in den längeren Formen jüjam , jushmän , jushmäbki^
jushmabhjam, jushmat, jushmäkam , jushmäsu die ju- Wurzel und in der kftr*
zern Form vas und in väm des Dualis die tr- Wurzel.
I] Zeit CtJARAtTEiiism Kömig Johanns von Sachsen. 305
C. Die Zahlwörter von 1 bis iÖ.
Die Aehnlichkeit des Deutschen Eins und Lateinischen tmus ist wohl
cht zu verkennen. Dagegen weicht das Sanskritische 6ka hier von den
irigen ab. Merkwürdig aber ist es, dass die Ordnungszahl der Einheit fast
allen Indogermanischen Sprachen mit der Gardinalzahl Nichts gemein
tt. Sie heisst Sanskritisch prathama, Griechisch Tcp&ro?, Lateinisch primu*,
italisch prwy (Polnisch pierwszy), alles Worte, die unter einander verwandt
ad und von der Präposition »vor« pro, herzukommen, also »der Vorderste«
i bedeuten scheinen. Auch gehört das Englische first, welches in dem Deut-
ken » Fürst« wieder zu erkennen ist, ganz der eben erwähnten Wort*
ihe an.
Die Verwandtschaft von dväu im Sanskritischen, Suo im Griechischen,
9 im Lateinischen, »zwei« im Deutschen sowohl als vom Sanskritischen
trujas, Griechischen Tpet?, Lateinischen tres, Böhmischen tri und Deutschen
rei« ist nicht zu verkennen. Von diesen beiden Zahlwörtern finden sich
rigens die deutlichsten Spuren in den Malayischen Sprachen und bis an
; Inseln der Südsee. So heisst »zwei« Malayisch dua, in der Sprache der
gts duvu, Tahitisch und Hawaiisch dua, rua und Ina . wobei zu bemerken
, dass d, / und r in diesen Sprachen constant mit einander vertauscht
rden. Drei heisst Javanisch teh , Neuseeländisch todu , Tongisch tohi und
waitsch kolu, wo der Haupttypus /. r (welches letztere auch in anderen
rächen mit / verwechselt wird) unverkennbar sein dürfte; die Verwechse*
ig von / mit k ist dem Hawaiischen eigentümlich. Das Sanskritwort
halvaras (4), welches mehre Casus aus der Form tschatw bildet, ist offen-
r wie die Wurzel des Griechischen reooape;, rirrape; so des Lateinischen
(üuor und des Böhmischen ctifi; unser Deutsches vier, Englisches four
gegen scheint nur eine Verkürzung dieser Formen zu sein.
Bei der Zahl Fünf scheint zwar zwischen dem Sanskritischen pcmtschan
m4 dem Lateinischen quinque keine Aehnlichkeit zu sein , verfolgt man aber
ie Stufenreihe von panischem über tc£vt£ im Griechischen, piqc im Polnischen
ad fünf im Deutschen zu quinque, so wird man kaum an der Verwandt-
est zweifeln können.
Die Aehnlichkeit von shash im Sanskrit und dem Böhmischen ieit, dem
entgehen sechs, dem Lateinischen sex, dem Griechischen 2£, sowie vom
unkritischen saptan , Lateinischen Septem, Griechischen kitri, Deutschen
fben, Böhmischen sedm; vom Sanskritischen ashfan, Deutschen acht, Latei-
jehen octo, Griechischen oxtcd, Böhmischen osm fällt sofort in die Augen,
i der Zahl neun sind das Sanskritische navan, das Lateinische novem, das
utsche neun unleugbar gleicher Abkunft, sowie, wenn auch die Verwandt-
aft entfernter scheint, des Griechischen ivvea; dagegen weicht das Böh-
»che devet (Polnisch dziewiqc) hier gänzlich ab. Bei der Zehn endlich ist
306
Dr. Johann Paul von Falkenstein,
[tt
abermals die Identität vom Sanskritischen du[(in} Lateinischen decem, Grie-
chischen o£xa , Böhmischen desel und dem Deutschen zehn über alle Zweifel
erhaben.
Die Zahlwörter höherer Ordnung dagegen haben in den sämnitlichet
Indogermanischen Sprachen keine Aehnlichkeit , nur das Sanskritwort cafe,
hundert, ist noch mit dem Slavischen sto verwandt. Man könnte hierauf die
Hypothese gründen , dass die Scheidung der Malayischen Völker von den In-
dogermanischen in eine Zeit fallen müsse , wo der Mensch noch nicht btifa*
als drei gezählt oder mindestens von da wieder zu zählen angefangen kak%
und in der That sollen sich bei mehren Völkern der Südsee Spuren eia*
Quaternar-Zahlensystems finden. Dagegen müsste die Scheidung der Indoger-
manischen Völker erst nach Begründung des Decimalsystemes eingetreten 8«%
Dass übrigens die höheren Zahlreihen bei den verschiedenen Völkern auf ver-
schiedene Weise, wahrscheinlich nach gewissen gewählten Gegenständes)
entstanden sind, scheint sehr natürlich.
Ist nun aus alle Dem meinen Zuhörern die innige Verwandtschaft <kr
Indogermanischen Sprachen deutlich geworden, so erlaube ich mir noch
Wort über ihre Buchstaben und Schriftsysteme, von welchen nicht
gilt. Zwar sind die Schriften der eigentlich Europäischen Sprachen von sekr
ähnlicher Beschaffenheit, doch scheinen uns dieselben von den Semitisch*
Völkern zugekommen zu sein, nur dass wir von der Linken zur Rechtes,
diese aber von der rechten Hand zur linken schreiben. Die Devanagari-Schri%
mit der das Sanskrit geschrieben wird, geht zwar auch von der linken
rechten Hand, beruht aber auf einem ganz anderen Buchstabensysteme ik
unsere Europäischen Schriften. Sie ist eigentlich Silbenschrift, indem jedflf
Consonant, wenn keine besondere Bezeichnung eintritt, den Vokal a bei «ck
hat. Auch in graphischer Hinsicht dürfte keine Verwandtschaft zu entdeck«
und die scheinbare Aehnlichkeit zwischen w (Ma) und dem Griechischen p*
q (Pa) und ff (Ta) und den gleichlautenden Deutschlaleinischen Buchstabe!
.mehr zufällig sein. Auch das Zend hat eine von allen diesen Schriften total
verschiedene von der rechten zur linken Hand fliessende Schrift. Die Erfin-
dung der Schrift ist daher weit jünger als die Entstehung der Sprachen. Die
Schrift ist Menschen werk, die Sprache — eine Gabe Gottes.
i
Zur Charakteristik König Johann'» von Sachsen. 307
III.
Ueber8ioht der Original - Dantezeiohnungen
aus dem Besitze des Königs.
te's Bildniss nach dem von Giotlo gemalten Originale gezeichnet von
Antonio Marini.
selbe Bildniss in zweiter Zeichnung von Antonio Marini.
selben Bildnisses dritte Zeichnung gepauscht von Antonio' Marini.
* *
e, Fegfeuer und Paradies gezeichnet von Bonaventura Emier. Rom,
4858—60. 3 Tafeln.
Hölle Ges. I. Vs. 31 ff. (Dante, Virgilius, Löwe, Panther, Wölfin), ge-
zeichnet von Friedrich Preller in Weimar. 1872.
Hölle Ges. 1. Vs. 31—63 (Löwe, Wölfin, Panther) gezeichnet von K.
L. Richter.
Hölle Ges. I. Vs. 83 — 84 (Eifriges Studium des Virgilius) gezeichnet von
M. Retzsch.
Hölle Ges. I. Vs. 88—90 (Löwe, Wölfin, Panther) getuscht von J. Koch.
1824.
Hölle Ges. IL Vs. 52 — 214 (Lucia) gezeichnet von Theodor Grosse. 1867.
Hölle Ges. IL Vs.% 118—120 (Maria, Lucia, Beatrix für Dante sorgend)
getuscht von J. Koch. 1824.
i eine zweite Zeichnung desselben Gegenstandes von Demselben. 1824.
Getuscht.
Hölle Ges. HL Vs. 9 — 18 (Höllenthor und seine Aufschrift) getuscht von
J. Koch. 1824.
Hölle Ges. III. Vs. 109—111 (Charon, Ucberfahrt über den Styx) ge-
tuscht von .1. Koch. 1824.
HöUe Ges. IV. Vs. 85 — 93 (Homer, Horatius, Ovidius, Lucanus) gezeichnet
von C. Schönherr. 1866.
Hölle Ges. IV. Vs. 86—102 (Homer, Horatius, Ovidius, Lucanus) getuscht
von J. Koch. 1824.
Hölle Ges. V. Vs. 25—78 (Die Schaar der fleischlichen Verbrecher) ge-
malt von P. Neher. 1842.
Hölle Ges. V. Vs. 73—78 (Francisca und Paul Malatesta aus Rimini) ge-
tuscht von J. Koch. 1824.
>
Hölle Ges. VI. Vs. 25 — 27 (Schlemmer, Giacco) getuscht von J. Koch.
1824.
Hölle Ges. VII. (Styx) mit der Unterschrift: Im ersten glorreichen Jahre
der Deutschen Einigkeil gezeichnet von W. Kaulbach. 1848.
Hölle Ges. VII. Vs. I — 12 (Plutus) getuscht von J. Koch. 1824.
308 Dr. Johann Paul von Falkenstein, [\\
Zur Hölle Ges. VIII. Vs. 40—42 (Philipp Argenti) getuscht von J. Koch. 18«.
Zur Hölle Ges. IX. Vs. 64—90 (ein Engel den Eingang der Hölle öffnend)
gezeichnet von J. Schnorr. 1835.
Zur Hölle Ges. IX. Vs. 89 — 90 (ein Engel die Hölle öffnend) getuscht m
J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. X. Vs. 52—33 (Farinata degli Ubertij getuscht von J. Koci
4824.
Zur Hölle Ges. XI. Vs. 4 — 12 (des Papstes Anastasius Grabdeckel) getuscht vot
J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XI. Vs. 70 — Ges. XII. Vs. 66 (Centauren) gezeichnet m
A. Baur. 1868.
Zur Hölle Ges. XII. Vs. 58—66 (Centauren, Nessus, Chiron, Pholus; getuscbl
von J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XIII. Vs. 31 — 39 (Sünder durch Selbstmord) getuscht m
J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XIV. Vs. 67—75 (Kapaneus) getuscht von J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XV. Vs. 18—19 (Neumond) gemalt von C. G. Carus. .
Zur Hölle Ges. XV. Vs. 22—30 (Brunetto Latini) gezeichnet von E. Rietochel.
1835.
Zur Hölle Ges. XV. Vs. 22—30 (Brunetto Latini) getuscht von J. Koch. 18M.
Zur Hölle Ges. XVI. Vs. 1—27 (Guido Guerra, Tegghiajo Aldobrandi derfi
Adimari, Jacopo Rusticucci) getuscht von J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XVII. Vs. 100—126 (Geryon) gezeichnet von M. Retzsch.
Zur Hölle Ges. XVII. Vs. 118—123 (Geryon) getuscht von J. Koch. 1821. j
Zur Hölle Ges. XVIII. Vs. 22—39 (Teufel geile Sünder geisselnd) gezeichnH ]
von Th. Mintrop. 1861. j
Zur Hölle Ges. XVIII. Vs. 40—51 (Teufel Sünder geisselnd, Venedico Cae- \
cianimico) getuscht von J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XIX. Vs. 31—36 (Papst Nicolaus III) getuscht von J. Kodu
1824.
Zur Hölle Ges. XX. Vs. 25 — 32 (Sünder gegen die Vorsehung, Amphiaraus)
getuscht von J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XX. Vs. 61 — 78 (der Gardasee) gezeichnet von C. F. vott
Rumohr.
Zur Hölle Ges. XXI. Vs. 22—42 (der Teufel schleudert den Martin BolUj*
aus Lucca in den Stygischen Pfuhl) getuscht von J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XXI. Vs. 22—87 (Martin Bottajo) gezeichnet von M. Retzsch.
Zur Hölle Ges. XXII. Vs. 46 — 57 (Ciampolo, der ungetreue Diener eines Königs
von Navarra) getuscht von J. Koch. 1824.
Zur Hölle Ges. XXIII. Vs. 34—66 (Befreiung aus der Gewalt der Dämonen)
gezeichnet von C. Begas. 1836.
Zur Hölle Ges. XXIII. Vs. 76 — 90 (der Florentiner Catalano de' Malavolti) ge-
tuscht von J. Koch. 1824.
ZlIR CüARAKtfiRISTIK KöNIG JOHANNS VON S ACHSEN. 309
Hölle Ges. XXIV. Vs. 79—99 und Ges. XXV. Vs. 46 — 30 (Diebe von
Schlangen gepeinigt) gemalt von E. Hähnel. 1844.
Hölle Ges. XXIV. Ts. 82 — 99 (Diebe von Schlangen gepeinigt) getuscht
von J. Koch. 4824.
Hölle Ges. XXV. Vs. 44—57 (Agnello Bruneleschi) getuscht von J. Koch. 4824.
Hölle Ges. XXVI. Vs. 43 — 48 (Diomedes und Ulysses) getuscht von
J. Koch. 4824.
Hölle Ges. XXVI. Vs. 52—57. 88—402. 436—442 (Höllenfeuer) gezeich-
net von G. A. Hennig. 4835.
Hölle Ges. XXVII. Vs. 46—33 (Guido von Monte Feretrano) getuscht von
J. Koch. 4824.
Hölle Ges. XXVII. Vs. 4 42 — 420 (der schwarze Cherubim und Guido von
Monte Feretrano) gezeichnet von M. Retzsch. 4834.
Hölle Ges. XX VIII. (Sünder gegen Frieden und Eintracht, Ali, Mahomed,
Mosca Lamberti, Bertram de Bornio) getuscht von J. Koch. 1824.
Hölle Ges. XXIX. Vs. 400—408 (Falschmünzer, Griffolino) getuscht von
J. Koch. 1824.
Hölle Ges. XXX. Vs. 22— 30 (Johann Schicchi de' Cavalcanti, Myrrha)
getuscht von J. Koch. 4824.
Hölle Ges. XXXI. Vs. 40 — 44 (Montereggione) gezeichnet von Tr. Faber.
Hölle Ges. XXXI. Vs. 430—132 (Giganten, Nimrod, Ephialtes, Antaeus)
getuscht von J. Koch. 4824.
Hölle Ges. XX XII. Vs 97—99 (Treubrüchige, Bocca degli Abati) getuscht
von J. Koch. 4824.
Hölle Ges. XXXIII. Vs. 1 — 45 (Ugolino della Gherardesca und Roger dei
Ubaldini, der Erzbischof) getuscht von J. Koch. 4824.
HöUe Ges. XXXIII. Vs. 22 — 26 (Pisa) gezeichnet von A. Arrigoni.
Hölle Ges. XXXIII. Vs. 26 — 36 (Ugolino della Gherardesca mit seinen
Kindern) gezeichnet von K. Peschel.
Hölle Ges. XXXIII. Vs. 67 — 69 (Ugolino della Gherardesca mit seinen
Kindern, gezeichnet von K. Peschel.
Hölle Ges. XXXIV. Vs. 25—29 (Ausgang aus der Hölle) gezeichnet von
F. Gönne. 4857.
Hölle Ges. XXXIV. Vs. 37 — 69 (der Teufel Sünder verschlingend) ge-
tuscht von J. Koch. 4824.
Hölle Ges. XXXIV. Vs. 439 (Ausgang der Hölle) gezeichnet von CG.
Carus. 1860.
ß Fegfeuer Ges. I. Vs. 28^-54 (Cato der Uticenser) gezeichnet von
J. Hübner. 4839.
a Fegfeuer Ges. II. Vs. 43 — 54 ;der Engel Gottes) gemalt von H. Hess. 4838.
i Fegfeuer Ges. II. Vs. 13 — 54 (der Engel Gottes) getuscht von J. Koch. 1824.
i Fegfeuer Ges. 111. Vs. 427 — 429 (Manfred König Siciliens) gezeichnet von
A. Rethel. 4850.
340 Dr. Johann Paul von Kalkenstein, * [tf
Zum Fegfeuer Ges. IV. Vs. 400—436 (Belacqua) gezeichnet von C. Fr. Lm-
sing. 4852.
Zum Fegfeuer Ges. V. Vs. 85 — 436 (Buonconte de Monte Feretrano) geieicktd
von W. Schurig. 4853.
Zum Fegfeuer Ges. V. Vs. 93—408 und Ges. VIII. Vs. 22 — 42 (Engel ir
Schlange aus dem Paradiese vertreibend , Sordello) gemalt von C
Bahr. 4840.
Zum Fegfeuer Ges. VIII. (Engel des Paradieses Schlange vertreibend, Serdeöi,
Nino Visconti aus Pisa , Currado Malaspini) gezeichnet von Jos. vm
Ftthrich. 4865.
Zum Fegfeuer Ges. IX. Vs. 4 — 63 (ein Adler im Traume erschienen i getuscht
von J. Koch. 4824.
Zum Fegfeuer Ges. IX. Vs. 49 — 30 (ein Adler im Traume erschienen) ge-
zeichnet von B. Genelli.
Zum Fegfeuer Ges. IX. Vs. 33—45 und Ges. X* Vs. 4— 45 (Eingang
Fegfeuer) gezeichnet, von C. Schönherr. 4855.
Zum Fegfeuer Ges. IX. Vs. 73—420 Thürhüter des Fegfeuers) gezeichnet r«
K. Peschel. 4836.
Zum Fegfeuer Ges. X. Vs. 34—45. 442—420. 430—139. Ges. XI. Vs. 4-M.
73—90. Ges. XII. Vs. 25—27 (Beladene Seelen) gezeichnet voo l
Bendemann. 4836.
«
Zum Fegfeuer Ges. X. Vs. 34—45. 442—420. 430 — 439 und Ges. XL Vs.
4 — 30 (Beladene Seelen) gezeichnet von J. v. Führich. 4874.
Zum Fegfeuer Ges. XII. Vs. 79 ff. (ein Engel die Ankommenden ein!
gezeichnet von Deger. 4869.
Zum Fegfeuer Ges. XIX. Vs. 34 (Sirene) gezeichnet von H. Mücke. 4861
Zum Fegfeuer Ges. XXVII. Vs. 6—36 (Beatrix und ein Engel) gezeichnet \v*
A. Ehrhardt. 4851.
Zum Fegfeuer Ges. XXVII. Vs. 6—36 (Engel Gottes singend) gezeichnet von
Theodor Grosse. 4870.
Zum Fegfeuer Ges. XXV11I. Vs. 22—54 (Mathilda) gezeichnet von J. Hühner.
4844.
Zum Fegfeuer Ges. XXVIII. Vs. 34—69 (Mathilda) getuscht von J. Koch. 48«.
Zum Fegfeuer Ges. XXX. Vs. 58 — 99 (Beatrix) gezeichnet von W. Hensd.
Zum Paradiese (die Himmelskönigin) gezeichnet von K. L. Richter. 4849.
Zum Paradiese (Eine Tafel, mit der eine Decke geschmückt werden kam)
gezeichnet und gemalt von P. Cornelius.
Zum Paradiese Ges. I. Vs. 58—69 (Beatrix) gezeichnet von E. Bemlemaoft.
4843.
Zum Paradiese Ges. III. Vs. 88 (Sta Clara und die Kaiserin Constantiaj g*
zeichnet von C. Vogel. 4858.
Zum Paradiese Ges. IX— XI. (Heilige Lichter in der Sphäre der Venus- g*
zeichnet von G. Jiiger.
Zur Chaiaktbuistik König Johanns von Sachsen. 3H
q Paradiese Ges. X — XII. (Heilige Lichter) gemalt von einem Unbekannten,
i Paradiese Ges. XI. Plan der Gegend um Assisi; Handzeichnung 1849.
i Paradiese Ges. XI. Vs. 49 ff. (St. Franciscus, St. Bonaventura, St.
Antonius und die Heilige Ghiara) gezeichnet von J. Ittenfcach. 4863.
) Paradiese Ges. XVI. Vs. 424—422 (Fiesole) gezeichnet von C. G. Carus.
4841.
i Paradiese Ges. XVIII. Vs. 28 — 54 (Cacciaguida) gezeichnet von E. Steinle.
» Paradiese Ges. XX. Vs. 427 — 130 (Taufe des Ripheus) gezeichnet von
Bary. 4854.
n Paradiese Ges. XXI. Vs. 28 (Eingang zur Sphäre des Saturn) gezeichnet
von G. Jäger. 1847.
i Paradiese Ges. XXIII. Vs. 19 — 21 (Triumph Christi) gemalt von Carl
Andreae. 4861.
i Paradiese Ges. XXIV. Vs. 1—42 (St. Petrus) gezeichnet von C. Müller.
1860.
t Paradiese Ges. XXIV. Vs. 31 — 78 (St. Petrus) gezeichnet von Ph. Veit.
Paradiese Ges. XXIV. Vs. 148 — 154 (St. Petrus) gezeichnet von M. v.
Schwind. 1849.
Paradiese Ges. XXXII. (Aufenthalt der Seligen) gezeichnet 1849.
Paradiese Ges. XXXII. Vs. 85 — 150 (der heilige Bernhard und andere
Heilige) gezeichnet von C. Andreae. 1859.
Paradiese Ges. XXXIII. (Dreieinigkeit) gezeichnet von J. Schraudolph.
1865.
IV.
Katar und Ideal.
Wie ein Bach sein stilles Wasser schlangelt
Durch die lenzumblühte Flur,
Wandelt1 ich durch's Leben einst, gegängelt
Sanft von deiner Mutterhand, Natur I
Jenseits der Umgrenzung dieser Auen
Gab es noch kein Land für mich,
Sehnsuchtslos erging im reinen blauen
Aether meiner Kindheit Auge sich.
312 Dr. Johann Paul von Falkrnstein,
Von der Zukunft braucht' ich nicht zu borgen,
Was die Gegenwart mir bot.
Auf den Abend folgte still der Morgen,
Auf den Morgen still das Abendroth.
Ich bedurfte nicht der Hoffnung Träume,
Nicht Erinnerung, mild wie Dämmrungslicht-,
Denn die Zukunft ruhte noch im Keime
Und Vergangenes gab's für mich noch nicht.
Aus den Blumen, die der Au' entblühten,
Hob sich mir von selber ein Altar,
Und der Unschuld fromme Bitten glühten
Aufwärts, wie ein Lichtstrom himmelsklar.
•
Edens Garten stand mir freundlich offen,
Bis ich kostete von der Erkenntniss Baum,
Da ergriff mich kühnes Götterhoffen
Und verschwunden war der gold'ne Traum.
Vorwärts, vorwärts treibt's mich — und die Erde
Ist zu klein für das, was in mir lebt;
Rückkehr wehrt der Engel mit dem Schwerte,
Heil ist nur für Den, der vorwärts strebt.
Wo die Berge sich am höchsten schichten,
Klömme gern mein kühner Fuss empor;
Wo die Völker ihre Händel schlichten
Möcht' ich steh'n im muth'gen Kämpferchor.
Ruhmsucht führt mich eisern in Gefechte;
Liebe schlägt mit jedem Puls das Herz.
Freunden reich' ich glühend meine Rechte;
Durst des Wissens reisst mich himmelwärts.
Und vor Allen naht aus Himmelshöhen
Eine göttliche Gestalt;
Paradieseslüfte um sie wehen,
Wie sie durch die niedern Schatten wallt.
Hoheit thront auf ihren Götterzügen,
Milde schwebt um ihren Mund;
Wie sie spricht, verstummt der Geist der Lügen,
Und des Himmels Wahrheit thut sich kund.
Zl'i Ch^iaeteäistik König Johann's von Sachsen. 313
Hehres Wesen! das ich bald umfangen,
Bald anbeten macht' in Staub gestreckt,
Warum wehrest du dem glühenden Verlangen,
Da dein Blick stets neuen Drang doch weckt?
Ja! ich seh1 es — deine Augen wenden
Zu den Sternen sich empor,
Eine Krone haltst du in den Händen
Schimmernd, wie ein lichtes Meteor.
■
,, Willst du meine Kronen dir erwerben,
„Musst du flieh'n der Erde Flitterschein,
„Statt des süssen Bechers reich' ich einen herben,
,,Aber trink1 ihn aus, und ich bin dein.
,, Suche, Sohn, mich nicht hienieden,
,,Ich gehöre nicht dem Erdenthal,
„Die Belohnung wird dir dort beschieden
„Wo zur Wahrheit wird das Ideal!" (Handschriftlich.;
Gebet eines Greises,
Mein greises Haupt geschmückt mit Silberhaare,
Belastet mit der langen Reihe Jahre,
Senkt sich getrost zu der ersehnten Bahre,
Bleibst du bei mir, Herr, da der Abend naht.
Des Tages Hitze hab' ich, Herr, getragen;
In heitern, wie in freudeleeren Tagen
Wandt1 ich zu dir die Blicke sonder Zagen,
O bleib' auch jetzt bei mir, der Abend naht.
Du führtest sanft mich durch der Jugend Morgen,
Und vor des schwülen Lebensmittags Sorgen
Hielt deiner Allmacht Schatten mich verborgen,
O bleib' auch jetzt bei mir, der Abend naht.
Bald — bald, ich fühl1 es, wird mein Auge brechen,
Zwar frei bin ich von blutigen Verbrechen,
Doch frei nicht von des Staubgehornen Schwächen,
D'rum bleibe, Herr, nun da der Abend naht.
4. K. S. G«t*lLch. d. Wiswn»ch. XVII. 21
316 Dr. Johann Paul von Falkenstein,
Doch auch die ernste Wahrheit lohnt die Ihren,
Und wer sie hat, der bleibet gern ihr Kind,
Der Mann fühlt seinen Weg ihn abwärts fuhren,
Und hüllt sich fester ein vor Herbst und Wind.
Nachdenkend sieht er, wie die Blatter fallen,
Und wie die Sonne sich zum Meere neigt,
Und wie der Vögel Züge heimwärts wallen,
Bis ihn der Heimath Sehnsucht selbst beschleicht.
Die Gegend rölhet sich im Abendstrahle,
Ein sanftes Blau wölbt sich am Firmament,
Entgegen winkt ihm aus dem stillen Thale
Ein kleines Haus, das seine Wünsche kennt.
Die Sonne sinkt. Das Alter ist gekommen,
Verdunkelt ist der irdischen Güter Schein,
Sein Liebstes hat die Erde ihm genommen,
Und schliesst es in dem kalten Schoosse ein.
Es sendet rings auf die beeisten Fluren
Der Mond allein sein kaltes Licht herab,
Und in den Schnee nur drückt er seine Spuren,
Wenn hin er schleicht zu der Geliebten Grab.
Da knie't er nun — und vor des Windes Wehen
Hüllt ihn ein dichter Mantel sorgsam ein,
Die Eiche selbst sieht er entblättert stehen,
Die einst ihn schützte vor des Mittags Schein.
,, Umsonst — umsonst* * — ruft er — „sind meine Thrän
,,Sie rufen keinen Todten mir zurück;
,, Umsonst ist alles Hoffen, alles Sehnen !"
Doch auf das kleine Kreuz fällt da sein Blick.
,,Der Glaube, der durch's Leben mich geleitet
,,Er täuscht mich nicht, er bleibt auch jetzig mir treu,
„Ein sehön'rcr Frühling ist mir dort bereitet,
,,Und Gott spricht: Sieh! ich mache alles neu."
(Ilaiidsclii
Zir Charakteristik Komg Johanns von Sachsen. 315
Die Jugend naht, die Sonne steht schon höher,
Der Jüngling jauchzt in seines Lebens Kraft,
Sein Auge funkelt, wie dem tninkncn Seher,
Sein Geist fühlt seiner Fesseln sich entrafU.
Die Welt denkt er, die Welt muss mein gehören,
Die Menschen folgen meinem Machtgebot;
Er schafft, zerstört, und schafft, um zu zerstören,
Und Ruhe dünkt ihm zwiefach mehr als Tod.
Den schlecht versehenen Bündel auf dem Rücken
Und leicht geschürzt, wie's einem Wand'rer ziemt,
Eilt er hinaus, den Blick um sich zu schicken,
Wohin sein kühner Jünglingsmuth ihn stimmt.
Doch brennen ihn des heissen MiUags Strahlen,
So sinkt er wohl im kühlen Schatten hin,
Und fühlt des ungestillten Durstes Qualen,
Und süsse Sehnsucht trübet seinen Sinn.
•
Da naht sich eine liebliche Gestaltung,
Und reicht dem Müden einen Labetrank;
Ihn rührt der Liebe allmachtsvolle Wallung,
Und Worte nicht, ein Blick nur ist sein Dank.
Wie leicht erscheinen ihm des Lebens Mühen,
Wenn sie zu seinem Pfade sich gesellt!
Wie löset sich in süssen Harmonien
Des kühnen Geistes ordnungslose Welt!
Des Lebens Tag steht nun auf seiner Höhe,
Die weiten Fluren sind zur Firnte weiss;
Doch sanfter schlügt sein Herz in ihrer Nahe,
Und Schatteu fiudet er im stillen Kreis.
So ist verblüht die Zeit des kühnen Strebens,
Am Licht des Tages welkt der Farben Spiel,
Des Wissens Baum ist nicht der Baum des Lebens,
Der Liebe Scherz weicht ernsterem Gefühl.
21*
318 Dr. J. P. v. Falkenstein, z. Charakteristik König Johanns v. Sachsen. 54
Ist es nicht, als oh er hier noch tonte
Jenes beissenden Jahrhunderts Witz,
Der Giganten gleich zu stürmen wähnte
Eines Höh Yen als des Don n Vers Sitz.
Doch ob Voltaire's Freund, ob auch von drüben
Fränkisch Gift dein deutsches Herz vergällt,
Bist du, Friedrich, deinem Voll geblieben
Doch ein deutscher Fürst in Rath und Feld.
Aber erheiternder öffnet dort unten
Sich dem Beschauer Gharlottenhof's Welt,
Grünende Lauben mit Reblaub umwunden
Bieten dem Wandrer ihr schattiges Zelt.
Plätschernde Wässer, die steigen und fallen,
Kühlung verbreitend im feuchten Ergüss,
Griechenlands Kunst und italische Hallen
Stimmen die Sinne zu keuscherm Genuss.
Frohsinn von reinem Bewusstsein beseelet
Jubelt zum Himmel den harmlosen Scherz,
Hier fühlt man schlagen, was ewig dort fehlet,
Neben dem Geist ein erwärmendes Herz.
(1844 — 4*. Handschriftlich.
ÜBER DAS
AELIUS- UND SABINUS-SYSTEM,
WIE ÜBER
EINIGE VERWANDTE RECHTS-SYSTEME
VON
MORITZ VOIGT,
MITGLIED DEB KÖNIG L. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
De« VII. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der Königl.
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
N° IV.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
1S75.
Vom Verfasser übergeben den 26. April 1875.
Der Abdrtick vollendet den 15. Juli 1875.
ÜBER DAS
AELIUS- UND SABINUS-SYSTEM,
WIE ÜBER
EINIGE VERWANDTE RECHTS-SYSTEME
VON
MORITZ VOIGT.
Abb anOl. d. K. S. U«w»llsrh. d. Wiasensch. XVII. 2i
§ 1.
Vit Rtehtslitteratar bis im sidkeatea Jahrhuikrt iL St.
Mit Rücksicht auf das in den Rechts-Werken angewendete ver-
schiedene System (ars) und die hierin aufgestellten Classificationen
(genera et partes) setzt Cic. de Orat. (v. 699) I, 41 fg. durch den Mund
des Crassus drei verschiedene juristische Litteraturperioden.
Zunächst nach jenem Zeitalter, welches wegen der Geheimhaltung
gewisser Rechtsordnungen eine wahrhaft wissenschaftliche Behandlung
des Rechtes überhaupt nicht kannte-, beginnt als erste Periode nach
der Publication des Jus Flavianum eine Zeit, welche zwar eine wissen-
schaftliche Bearbeitung des Rechtes in Angriff nahm, der aber noch
die Fertigkeit des »artificiose digere« und des »generatim componere«:
ein eigentliches System, wie eine Gliederung des Stoffes nach Ober-
uod Untereintheilungen mangeln.
Daran schliesst sich als zweite Periode das Zeitalter Cicero's,
welches zwar ein eigentliches System der Bearbeitung und eine Ord-
nung des Stoffes nach Eintheilungen zur Anwendung bringt, doch
aber in der letzteren Beziehung nur unvollkommen die hierbei zu-
fallende Aufgabe löst.
Endlich die dritte Periode wird von der Zukunft erhofft: ihr
wird der Beruf überwiesen, auf dem von der zweiten Periode be-
tretenen Wege das angestrebte Ziel wirklich zu erreichen.
Zunächst nun jene ältesten und vorwissenschaftlichen, der ersten
Periode voraufgängigen Zustände werden in § 1 86 folgender Maassen
charakterisirt :
Veteres illi, qui huic (sc. iuris) scientiac praefuerunt, obtinendae atque
augendae potentiae suae causa pervulgari artem suam noluerunt,
324 Moritz Voigt, l6
sive quem hacc Aeliana studia delectant, plurima est et in omni
iure civili et in pontitiQum libris et in XII tabulis anliquitalis effigiefc*
quod et verborum prisca vetustas cognoscitur et actionuni genera
quaedam maiorum consuetudinein vitamque declarant;
sive quem civilis scientia,7 quam Scaevola non putat oratorts
esse propriain, sed cuiusdam ex alio genere prüden tiae, totam hao«
descriptis omnibus civitatis utilitatibus ac partibus XII tabulis coa-
tineri videbit;
sive quem isla praepotens et gloriosa philosophia delectat, dicam
audacius, hosce habet fontes omnium disputationum suarum, qui
iure civili et legibus continentur.
Und zwar wird in diesen Worten dem Crassus die Sentenz in de«
Mund gelegt: das Erlernen des Rechtes wird erleichtert durch den
Reiz des Studiums, welchen alle von jenen drei Perioden vertretenen
verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen ausüben, denn:
wer Geschmack gewinnt an den Arbeiten der ersten Periode:
der von Sex. Aelius vertretenen Richtung (haec studia Aeliana) der
findet hier das Spiegelbild des Alterthums in Sprache, wie CulUir-
geschichte an einem dreifachen Medium ausgeprägt: durch das te
civile, die pontificum libri und die XII tabulae;
wer dagegen Geschmack gewinnt an den Arbeiten der zweiten
Periode: den von dem Qu. Mucius Scaevola augur empfohlenen
Studien, der wird finden, wie diese Disciplin, indem sie eine Dar-
stellung aller der so segensreichen Institutionen des Staates und der
bezüglichen Satzungen im Einzelnen giebt, doch von den XII Tafeln,
gleich als dem Rahmen, zusammengehalten wird;
wer endlich Geschmack gewinnt an der Zukunftsaufgabe der
Jurisprudenz : den von Crassus selbst empfohlenen Bestrebungen, der
tritt damit über in die Sphäre der Philosophie, dem Urquell alte
dessen, was dem Redner an Rechtskunde benöthig ist.
Gegenüber dieser Auffassung jener letzteren Passage wird nun
allerdings derselben von Hertz zu N. Jahrb. f. Phil. 1862. LXXXV,
45. A. 2, wie von Piderit zu Cic. cit. eine völlig andere Beziehung
beigemessen : unter den Aeliana studia soll auf den C. Aelius Slflo
~T~*-
., /:.\7) Die Lesung schwankt: allein »sive quis civilem seien! iam contempUUtf*
ist mit Recht von Piderit verworfen.
5) Das Aelius- und Sabinis-System. 323
ooiniaque, quae sunt vel generum vel partium nomina, definitioni-
bus, quae vim habeant, est exprimendum,
und sodann in § 190 dahin recapitulirt:
Primum omne ius civile in genera digerat, quae perpauca sunt; deinde
eoruin generum quasi quaedam membra dispertiat; tunc propriam
cuiusque vim detinitione declarel,
demgemäss somit jene Aufgabe, parallel den methodischen Anforde-
rungen an die Philosophie, dahin präcisirt wird: Aufstellung einer
nur geringeren Anzahl von Obereintheilungen (genera)2 nebst ent-
sprechenden Untereintheilungen (partes)3, sowie von Sacherklärungen
[defioitiones)4 der dort verwendeten Begriffe, Alles dies in Ueberein-
stimmung, wie nach Maassgabe des Berufes der Rechtswissenschaft
einer Förderung der in dem Gesetzes- wie Gewohnheitsrechte be-
gründeten Gleichheit der Bürger vor dem Gesetze (legitimae atque
jsitatae in rebus causisque avium aequabilitatis5 conservatio) .
Und hierin allenthalben liegt zugleich wider die Rechtslitteratur
ler Ciceronianischen Zeit, somit der obigen zweiten Periode der
Vorwurf ausgesprochen, dass dieselbe ebensowohl in scholastischer
flanier zu Viel an unangemessenen Obereintheilungen aufstellte, als
lach die Beifügung von Sacherklärungen zu sehr vernachlässigte."
Mit jener Dreitheilung nun in Perioden steht in directester
Korrespondenz die Passage in § 193:
iccedit — , quo facilius percipi cognoscique ius civile possit, (quod
minime plerique arbitrantur,) mira quaedam in cognoscendo suavitas
et delectatio: nam
S) § 189: genus — est id , quod sui similes communione quadam , specie
lern differentes duas aut plures complectitur partes.
3) §189: partes — sunt, quae gencribus iis, ex quibus manant, subiiciuntur.
4) § 189: est — definilio earum rerum, quae sunt cius rei ' propriac, quam
inire volumus, brevis et circumscripta quaedam explicatio.
5) Diese aequabilitas ist die laottjs des Aristoteles: Voigt, Jus naturale Beil. I
6) Auf jene Rechtslitteratur bezieht sich auch die Anmerkung bei Cic. de Orat.
58, 246: adhuc artem omnino non esse, sed aliquando, si quis illam aliarn
em didicerit, ut hanc artem efticere possit, tum esse illam artem futurarn d. h.:
ar nicht alles , aber doch das vollendete System fehlt noch , ein Vorwurf, der
dem Obigen nicht ausgesprochen ist , da hier der Tadel nur wider das Zuviel
genera und das Fehlen von deüniliones gerichtet ist. '
326 Moritz Voigt, I*
bereits weit bedenklicher die Annahme eines eigentlichen CommenUfW
des Stilo über die XU Tafeln,11 da Stilo zwar als Erklarer von alter-
thümlichen Worten der XII Tafeln,10 keineswegs aber als Commentator
der letzteren bekundet wird. Durchaus verwerflich aber ist die Ab-.
nähme, dass Stilo das omne ius civile und dies zwar in der RichUng
behandelt habe, dass er darin die actionum genera zur Darstellung
gebracht habe, da damit derselbe geradezu in die Reihe der juristi-
schen Fachschriftsteller eintreten würde und dann nun ebenso in der
gesammten obbesprochenen Passage bei Cic. de Orat. eine andere
Erwähnung, wie aber auch bei Pomp. Enchir. (D. I, 2, 2. § 38) über
haupt irgend welche Erwähnung hätte ßnden müssen.
Andrerseits dagegen wird von Cic. de Orat. L. Aelius Stilo gtf
nicht, wohl aber Sex. Aelius Paetus vier Mal in der Eigenschaft
eines juristischen Schriftstellers genannt,11 während wiederum für die
Worte »et in omni iure civili et in pontificum libris et in XII tabafo
bei deren Beziehung auf Sex. Aelius eine durchaus angemessen*
andere Erklärung sich bietet (§ 2).
Alle diese Momente aber ergeben als wohlberechtigt die obige
Auffassung der studia Aeliana als Studien der Rechts- Werke der
ersten Litteraturperiode, deren Repräsentant die Tripertita des Sex.
Aelius bildeten.
Nach Alle dem unterscheidet sonach Cic. de Orat. zwei geschicht-
liche Perioden der Rechtslitteratur: die erste, vorbereitet, ja über-
haupt ermöglicht durch das Jus Flavianum, beginnt mit den Tripertit*
des Sex. Aelius; dagegen die zweite Periode eröffnet, wie in §3
9) So u. A. Jahn zu Cic. Brut. 205. Scholl leg. XII lab. 9, welcherlei*«
in Consequenz der obigen Voraussetzung nun auch .den Varro zum CommenUW
der XII Tafeln erhebt.
10) Fest. v. sonticus p. 290 und dann Cic. de Leg. II, 23, 59: hoc vett* k
interpretes (sc. XII lab.) Sex. Aelius, L. Atilius non satis se intellegere dixenA ;
sed suspicari vcstimenti aliquod genus funebris, L. Aelius »lessum« quasi lugubrem
eiulationem, ut vox ipsa significal, wo dem Sex. Aelius Paetus und L. Atilius, &
den Commentatoren der XII Tafeln , in scharfem Gegensatze der L. Aelius Stito,
als der grammatische verborum interpres gegenübergestellt wird. Vgl. auch Samt,
Varroniana I, 162 fg.
H) I, 45, 198. 48, 212. 56, 240. III, 33, 133. Ausserdem: de Leg. 0,
23, 59. Brut. 20, 78. de Sen. 9, 27. Tusc. I, 9, 18. de Rep. I, 18, 30. Top.
2, 10. ad Farn. VII, 22.
9] Das A eli us- und Sabinus-System. 327
naher darzulegen, mit den libri 18 iuris civilis des Qu. Mucius
Scaevola pont.
Was dagegen die Zukunfts-Periode betrifft, welche Cicero als
die dritte Periode in Aussicht stellt, so haben dessen bezügliche Auf-
stellungen für die gegenwärtige Aufgabe keinerlei Werlh.12
§ 2.
Tripertita des Sex. Aclius Paetus Catns.
Während die frühesten litterarischen Arbeiten der römischen
Juristen reine Sammelwerke waren sei es von Rechtssätzen, sei es
von Rechtsformeln sammt etwaiger exegetischer Zuthat, so eröffnet
eine ganz neue Behandlung des Rechtes mit den Tripertita des Sex.
Aelius Paetus Catus,13 Cons. 556, Cens. 560: denn hierin beginnt
ebenso die Verbindung einer dogmatischen Bearbeitung des Rechtes
mit der Exegese, wie die Reihe erschöpfender Werke über das
Privatrecht, als endlich auch die Aufstellung eines theoretischen
Systemes für das letztere.
Bezüglich jenes Werkes nun berichtet
Pomp. Ench. (D. I, 2, 2. § 38): extat illius über, qui inscribitur »Tri-
pertita«, qui über veluti cunabula iuris continet. Tripertita aulein
dicitur, quoniam »Lege XII tabularum« praeposita iungitur »Inter-
pretation deinde subtexitur »Legis actio«,
^omit sodann sich verbindet der Bericht desselben (D. cit. § 7):
*iigescente civitate quia deerant quaeclam genera agendi, non post
multum temporis spatium (sc. posteaquam est editum Jus Flaviaiuiin)
12; Wohl aber gewinnen sie einen Werth insofern, als sie die Methode uns
Standen, nach welcher Cicero selbst sein Werk de iure civili in artein redigendo
^i J. 709 oder 710 ausgearbeitet hat; vgl. Drumann, röm. Gesch. VI, 107 fg.
Elisen, hinterlassene Sehriflcn 1, \ fg. Sanio, rechtshistor. Abhandlungen 70 fg.
13; Vgl. darüber van Vaassen, animadvers. ad fast. Rom. c. IV p. 1 60 sq.
«ist, Versuch einer Gesch. der röm. Rechtssysteme 10 fg. Scholl, leg. XII tab.
J Jg. Sanio, Varroniana I, 162 — 190. A. Pernice. Labeo I, 52. Danz, Gesch.
es röm. Rechts § 49 unter 2.
328 Moritz Voigt, |M
Sext. Aelius alias aclioncs composuit et librum populo dedit, qtri
appellatur Jus Aelianum,
eine Notiz, aus welcher um so weniger ein zweites und selbst-
ständiges Werk des Sex. Aelius gefolgert werden darf,14 als Pomp. I.e.
(D. cit. § 38) ausdrücklich berichtend: eiusdem (sc. Sex. Aelii) esse
tres alii libri referuntur, quo[s] tamen quidam negant etusdem esse,
lediglich von Einem ächten Werke des Aelius weiss, wohinwiederon»
der Tenor jenes obigen Ausspruches desselben (§ 7 cit.) daraus sich
erklärt, dass derselbe an dieser Stelle (in § 6 und 7) von den ältesten
Bestandteilen des römischen Rechtes nur einen einzigen : die actiones
in das Auge fasst und hieran nun die bezügliche litterarische Notiz
anknüpft.
Sonach aber bekundet Pomp., theils dass das Werk des Sex.
Aelius von seinem Autor den Titel Triperüta beigelegt erhalten hatte,0
theils dass dasselbe in drei Theile zerfiel mit den Specialbenennungea:
Lex XII tabularum, Interpretatio, Legis actio, und dieser letzte TW
nun in gelehrten oder ungelehrten Kreisen auch die Benennung Jus
Aelianum führte.
Jene dreifältige Stoffgruppe der Tripertita ist es nun, auf wekfce
hinweist der in § 1 besprochene
Cic. de Orat. § 193: plurima est et in omni iure civili et in poo-
tificum libris et in XII tabulis antiquitatis effigies,
während jene Dreitheilung an sich wiederum bekundet wird voll
Val. Prob, de litt. sing. § 1 : quaedam verba — ex communi coosewl
primis litteris notabant, — quod [in] — legibus publicis pontifem-
que monumenlis et in iuris dvi[lis] libris etiani nunc manet;
wie in den correspondirenden Ueberschriften :
§ 3: litterae singulares in iure civili, de legibus et plebiscitis; |k
in legis actionibus haec;
und nicht minder von
14) Vgl. Scholl 1. c. 22. Eine neue Ansicht bietet jetzt wieder
a. 0. 189.
15) Cic. de Orat. 1, 56, 2 40 bezeichnet es als coiunicntarii.
H] Das Aeuls- und Samnis-System. 329
Pump. eil. (D. cit. § 4): ita — appellalae sunt lege* XII labularum.
(§5): His legibus latis coepit, ut naturaliter evenire solet, ut
iulerpretaiio desideraret prüden tium auctoritate[m], necessariam esse
disputatione fori. Haec disputatio et hoc ius, quod sine scripto
venit compositum a prudentibus, propria parte aliqua non appel-
latur, ut ceterae partes iuris suis norainibus designantur, datis
propriis nominibus ceteris partibus, sed conimuni nomine appellatur
im cmle.
(§ 6): Deinde ex his legibus — actiones compositae sunt;
et appellatur haec pars iuris legis actiones.
Et ita .eodem paene tempore tria haec iura nata sunt: lege[s\
XII labularum; ex his .fluere coepit ius civile; ex isdem legis
üäioties compositae sunt.
(§ 8): Deinde cum esset in eivitate lex Xll labularum et ius
civile, essent et legis actione*, evenit, ut etc.
Ped. bei Ulp. 1 ad Ed. aed. cur. (1). 1, 3, 1 3): quotiens lege aliquid —
introduetum est, bona occasio est cetera, quae tendunt ad eandem
utilitatem, vel interpretatione vel certe iurisdictione suppleri.
Somit ergeben diese Ausspruche theils bezüglich der Pars II der
Tripertita : der Interpretatio, dass dafür auch die Benennung Jus civile
[gebräuchlich war (Cic, Val. Prob., Pomp. § o. 6. 8),,ß theils bezüg-
iefa der Pars III: der Legis actio, dass man solche auch durch pon-
tißcum libri (Cic.) oder pontificum monumenta (Val. Prob.) bezeichnete,
Verfahren, welches daraus sich erklärt, dass die legis actiones
[jwnmt den dies fasti und nefasti in ältester Zeit in der Thal in den
pontificum verzeichnet standen und aufbewahrt wurden.17 Im
Uebrigen aber ist im Besonderen unter jener Interpretatio nicht an
eme Interpretation im modernen Sinne des Wortes zu denken als
einer reinen Exegese: der wissenschaftlichen Erfassung, wie sy ste-
ift) Auch sonst noch wird die Interpretatio durch ius civile bezeichnet:
SehiUiog, Inst. § 9 Zus. 4. Sanio, Yarroniana I A. 259 und dazu namentlich noch
|Gc. de Off. I, 16, 51 : quae descripta sunt legibus el iure civili, haec ita teueantur,
>M est constitutum; III, 16, 67. 17, 69: aut lege sanciri aut iure civili; p. Caec.
i *
\U, 70. Der Ausdruck ist aufzufassen als bürgerliches d. h. aus dem Kreise der
ii$er im Gegensatze zu dem aus dem Gesetze hervorgegangenen Hechte.
17} Liv. IX, 46, 5. Val. Max. II, 5, 2. Becker-Marquardt, röm. Alterth. I, 12.
iV, 134. 2 42. Leist, Gesch. der röm. Hechtssyst. 15. Sanio, Yarroniana I, 184.
inatischen Darlegung des dem gegebenen Rechtssatze inliegend«
Denkgehaltes, als vielmehr an jenes specifisch antike Verfahret,
welches neben die Exegese zugleich eine lexicalische und gramma-
tische Deduction stellte , die im einzelnen Falle gar nicht nach det
lexicalischen und grammatischen Gesetzen der Sprache, als vielmehr
durchaus nach dem Gesichtspunkte der sachlichen Angemessenheit
und Utilität ihres Ergebnisses operirte und so nun im Bedürfhissfalb
dem gesetzlichen Ausdrucke vielfach einen ganz anderen Sinn and
eine ganz andere Tragweite zusprach, als solche demselben nach
allgemein sprachlichen Gesetzen zukamen.18
Daraus allenthalben aber ergiebt sich sonach bezüglich derTri-
pertita des Aelius, dass deren Pars 1, die Lex XII tabularum, das
Privatrecht dieses Gesetzes zur Darstellung brachte, sodann Pars B,
die Interpretatio , das ius civile im engeren Sinne d. h. das durch
die obige interpretatio geschaffene jüngere Recht, somit also die aof
dem Rechte der Wissenschaft beruhenden Institute umfasste, end-
lich Pars III, die Legis actio, den Civilprocess enthielt, eine Stoff-
Vertheilung, die im Einzelnen allerdings noch gewissen Modificatkmea
unterliegt.
Und auf diese Tripertita bezieht sich denn nun die Charakteri-
stik , welche der in § 1 besprochene Cic. de Orat. § 1 86 fg. dahin
giebt, dass der Rechtsstoff weder artißciose digestus, noch generatim
compositus sei, vielmehr »omnia fere, quae sunt conclusa nunc arti-
bus, dispersa et dissipata quondam fuerunt«, ein Urtheil, dessen Triftig-
keit schon aus der auf ganz äusserlichen Gesichtspunkten beruhenden
Zerlegung des Stoffes in die Lex XII tabularum und die Interpretatio
ohne Weiteres sich ergiebt.
Was nun im Einzelnen das System der Tripertita betrifft, so
fehlen uns darüber zwar die näheren directen Angaben. Immerhin
aber können wir dasselbe in Folge des Umstandes reconstruiren, dass
in dem Sabinus-Systeme das System der Tripertita adoptirt worden
ist (§ 5), sonach aber ebenso die hier eingeordneten Rechtsinstitute,
insoweit solche in der Mitte des sechsten Jahrhunderts bereits zur
Ausbildung gelangt waren, als auch in der dort sich vorfindenden
18) Vgl. Voigt, Jus nat. III § 49.
43] Das Aeliiis- und Sa bims- System. 331
Reihenfolge bereits den Tripertita des Aelius angehörten. Danach
aber ergiebt sich für die letzteren folgendes System :
I pars: Lex XII lahularum.
l.i. De testamentis.
, b. De heredilate (i. e. ab intestalo delata vgl. lex [Thor.] agr.
v. 643 im C. I. L. I no. 200 lin. 23).
g. De legatis.
ia. De bis, qui alieni iuris sunt.
b. De über is hominibus (s. A. 72).
3.9. De mancipatione et fiducia.
b. De emtione et venditTone.
4. De nexo.
5. De actione familiae herciscundae et communi dividundo.
6. De dotibus.
7. De tutelis et curationibus.
1 De delictis.
a. De furtis.
b. De pauperie.
c. De damno injuria dato.
d. De iniuriis.
e. De noxia infecla.
II pars: Interpretatio.
L De stipulatione.
L De expensilalione.
III pars: Legis actio.19
I. De legis actione sacramento.
t. De legis actione per iudicis arbitrive postulationem.
1. De formulis.
I. De legis actione per manus iniectionem.
19) Hier giebt das Sabinussystem keinen Aufschluss, allein aus Gai. Inst.
brf immerhin obige Ordnung gefolgert werden. — An die Einordnung der pignoris
apio ist nicht zu denken, weil dieselbe weder Process verfahren, noch privatrecht-
äeh ist.
Im Besonderen enthält sonach die Pars I vor Allem das Privat-
recht der XII Tafeln, wobei in Form eines Commentares der einzeta
Gesetze die betreffenden Rechtssatzungen entwickelt wurden.* Alk»
zugleich lehnte Aelius auch jüngere Rechtsfiguren an den entsprechen-
den Rechtsstoff der XII Tafeln an, geleitet hierin von dem Gesicht»*
punkte ihrer practischen Verwandtschaft und Aehnlichkeit. Und m
nun erklärt sich zunächst der Anschluss der emtio venditio an db
mancipatio und der a. communi dividundo an die a. familiae her*
ciscundae, sowie der Eintritt der a. legis Aquiliae an die Stelle der
a. noxiae nocitae der XII Tafeln.21
Dagegen die Pars II umfasst diejenigen jüngeren Rechtsiostitate,
welche, ohne für solche Anlehnung an das XII Tafel-Recht empfäng-
lich zu sein, durchaus auf eine selbstständige doctrinelle, wie
malische Stellung angewiesen waren. Und dies nun ist das Stip*|
lations- und Expensilations-Recht, welches, beziehentlich durch &
lex Silia von 311 — 319 und Calpurnia von 416 — 466 mit legis act»
per condictionem bekleidet und durch die lex Aebutia von 51S—
517 wiederum dem Formularprocesse überwiesen,22 selbst
Verkehrsgepflogenheit und Gewohnheit aus latinischem und rap]
grossgriechischem Rechte recipirt und durch rechtskundige Leht-j
meinung und Spruchpraxis durchgebildet worden war, dabei aber'
fast aller legislatorischen Basis entbehrte** und so nun als sehr bedott-]
tuogsvolle Aufgabe der Interpretatio zufiel.
Endlich die Pars HI umfasste wieder vornehmlich XII Tafel-Rechtf
den Process, welcher von der Pars I ausgeschlossen war, wortA
*
sich dann ganz zweifellos der Process der lex Aebutia anschloss.
Solches System charakterisirt nun zwar die Tripertita des Aelii
20) Dies darf ebenso aus Gai. ad 1. XII tab. entnommen werden, wie aoefc
aus Cic. de Leg. II, 23, 59: veteres interpretes (sc. XII tab.) Sex. Aelius, L. Atflu
de Orat. I, 56, 240: in Sex. Aelii commentariis scriptum.
2t) In Bezug auf emtio vend. und lex Aquilia modißcire ich somit
Auffassung in Jus nat. III A. 437.
22) Voigt, Jus naturale Beil. XIX § 2. Tbl. III § 98. 106.
23) Denn es sind nur isolirte Punkte, welche betroffen werden von den
Titia über Spiel wetten, Publilia de sponsu v. 427, Apuleia de sponsoribos et
promissoribus v. 525 — 535, Furia de sponsu v. 536, wie Cincia v. 550 bei Gf**
III, 123. Wegen der leges Publilia, Apuleia und Furia vgl. Voigt, Jus natura.
Beil. XIX A. 76—78.
1*1 Das Aelils- und Sabinus-System. 333
ils eine durchaus kunstlose und schlichte Arbeit: unbeholfen und
t)h selbst im Vergleiche mit den jüngsten Werken des Ciceroqiani-
cbeo Zeitalters, ohne höhere Originalität und durchgreifende Selbst-
liidigkeit in der systematischen Anordnung des Stoffes, vielmehr
i der Hauptsache abhängig von der in den XII Tafeln gegebenen
äbenfolge der Materien. Dennoch aber eröffnet jenes Werk in der
bat eine neue Litteratur-Epoche des Rechtes: es vermittelt nicht
leJQ den Aufschwung der späteren Litteratur-Periode, sondern ist
Jbst bereits Träger eines durchaus bedeutungsvollen Fortschrittes.
Und zwar beruht vor Allem diese hohe Bedeutung jenes Werkes
irin, dass dasselbe zuerst eine umfassende dogmatische Bearbeitung
s Rechtes den Römern darbot23* und damit der juristischen Litte-
iur ganz andere Aufgaben wies, als solche in den bisherigen com-
»tirenden Sammelwerken von Gesetzen und Rechtsformeln verfolgt
irden-
Und sodann: wie mechanisch und unselbstständig immer die
wählte Anlehnung des Lehrstoffes an die in den XII Tafeln ge-
bene Ordnung war, so liegt doch wieder in der Abscheid ung der
rs II ein Moment von grösster wissenschaftlicher Bedeutung und
agweite. Denn indem in diesem Theile neben das XII Tafel-Recht
te andere Stoffgruppe gestellt wird als durchaus unabhängig, selbst-
ndig und gleichwertig mit jenem, so ward dadurch nun zur
Uen systematischen Geltung gebracht die Thatsache, dass bereits
aaals: in der Mitte des sechsten Jahrhunderts d. St, neben die
[ Tafeln eine ganz eigenartige und völlig neue Rechtsmasse ge-
ten war, die selbst gegenüber den Ersteren in deren durchaus
idoininirender Stellung eine vollkommene doctrinelle Selbstständig-
t und, wenn auch mit weit beschränkterer Sphäre, dennoch eine
hrhaft coordinirte Stellung einnahm^ indem sie ebenso ihr eigenes
biet des Lebensverkehres beherrschte, wie aber auch dasselbe
;h ganz eigenen theoretischen Ordnungen und Principien regelte.231*
d hier nun ist es wiederum durchaus charakteristisch, dass diese
23a) Cic. de Orat. HI, 33, 133, wo Crassus sagt: equidem saepe hoc audivi
patre et de socero meo nostros quoque homines, qui excellere sapientiae gloria
eot, onania, quae quidem tum haec civitas nosset, solilos esse complecli: me-
erant illi Sex. Aelium.
33b) Voigt, a. 0. III § 99.
334 Moritz Voigt, [»
neue Stoffgruppe der Pars II nicht aus dem neugeschaffenen i
gentium : dem Kauf-Rechte, als vielmehr aus dem weit älteren Slips-
lations- und Expensilations-Rechte gebildet ward: denn das entm
ist in seinem Auftreten noch viel zu neu, in seinen Anfängen noch
viel zu punctuell und beschränkt, um das geeignete Material für ene
eigene Pars zu bieten, daher es denn am Sachgemässesten der Lehn
von der mancipatio als Anhang angefügt ward. Wohl aber habai
das Stipulationsrecht, zum Eintritte in das römische Recht ermöglich
durch die lex Silia von 311 — 319 und Calpurnia von 416—466,
und das Expensilationsrecht , eingeführt durch die lnterpretatio zwi-
schen 419 und 424,21 in der Mitte des sechsten Jahrhunderts berak
in dem Lebens verkehre sich eingebürgert und hier zu so retckei
Entfaltung sich entwickelt, dass dieselben ebenso auf Grand Ora
Reichhaltigkeit, wie ihrer practischen und theoretischen Eigenartigkot*
die doctrinelle Bedeutung erlangten, die ihnen in jener systematische«
Stellung als eigener Pars nun auch zu Theil ward.
Was endlich die Stellung der Vertrags-Obligation insbesondere i*
jenem Systeme betrifft, so war diese auf zwei verschiedene, räuroSd
getrennte Massen vertheilt: einestheils die per aes et libram begründete!
Obligationen der XII Tafeln: die mancipatio, als Träger der durch
die lex mancipii und fiducia begründeten Verträge, sammt um
nexum, zwischen welche beide dann die emtio venditio als jüngere
und eigenartiges Gebilde: als pactum conventum sich einschiebt; im
anderntheils die stipulatio und expensilatio. Und in dieser Stol
abschichtung sind nun zugleich der Eintheilungsgrund und die Bk
mente enthalten, auf welche später Qu. Mucius 'Oqwp (D. L, 17,75
§ 4) die Classification der obligatorischen Verträge in pactum cm
ventum, lex dicta, stipulatio [und expensilatio] stützte.26
24) Voigt, a. 0. II § 54. Erwähnt wird dasselbe bereits bei Liv. XXX>\\
v. J. 56 1, und bei Plaut, erscheint es vollkommen eingebürgert.
25) Insbesondere die Stipulation versieht die ganz verschiedenen Function
als principaler Contract , wie als adpromissio, adstipulatio und novatio und. nie
minder als Processorgan (stipulatio necessaria) ; dann als Singular», wie als Solida
Obligation ; und endlich neben die Form der sponsio mit ihrer certi und triticat
condictio trat alsbald nach 523 die cautio rei uxoriae mit ihrer a. sponsae peo
niae, sowie noch vor 535 die fldepromissio mit ihrer a. ex stipiüatu: Voigt, a. <
III § «07.
26) Voigt, a. 0. III § 53. Beil. XXI A. 210.
"] Da« Aeuus- und Sa bin us- System. 335
jenes phänische System an sich aber gewann den allgemeinen
und ungeteilten Beifall der Zeitgenossen, wie Nachkommen: es ward
dasselbe mit seiner Dreitheilung von den nächsten Generationen gleich-
nftssig angenommen, wie solches ebenso die Aeusserungen Cicero's,27
Hb auch die obigen, auf eine grosse Verbreitung jener Dreitheilung
hinweisenden Auslassungen des Pomp, ergeben. Und so daher wird
jene älianische Stoffordnung von allen alteren Juristen bis auf Qu.
| Mttcios Scaevola pont. herab (§ 3) für die allgemeinen Rechtswerke
i adoptirt, somit insbesondere von Cato in seinen libri Juris civilis,28
von P. Mucius Scaevola in seinen libri 10 Juris civilis, C. Brutus in
i seinen libri 3 Juris civilis, M\ Manilius in seinen libri 7 Juris civilis,
(wie von den Jüngeren etwa auch von Varro in seinen libri 15 Juris
cmüs,* bis dann endlich in der Kaiserzeil jenes System von Labeo
f fär seine Posteriores, von Sabinus für seine libri 3 Juris civilis, wie
[ von Urseius Ferox und Minicius Natalis für die Responsensammlungen
der sabinianischen Schule von Neuem aufgenommen und damit zu
längerer Gellung berufen wurde (§ 5).
Was endlich die Detailbehandelung des Stoffes Seitens jener
liieren älianischen Litteraturperiode betrifft, so leidet dieselbe unter
1 der Manier, die Darstellung der Rechtssatze nicht allein in die Form
einer Mittheilung der vom Autor selbst oder einem Vorgänger über
einschlagende Rechtsfragen ertheilten Responsen einzukleiden, sondern
hierbei auch die concreten thatbestUndlichen Verhältnisse, wie solche
dem Respondenten vorgelegen, ebenso an sich mit lästiger Breite, wie
auch in allem ihrem individuellen und juristisch nebensächlichen Detail
vorzutragen. Denn in Folge dieser Manier trat nicht allein an die
Stelle des juristischen Argumentes die Autorität des Respondenten,
sondern es ward dadurch zugleich die theoretische Darlegung der
Reclitssätze überwuchert von solchem Wüste dogmatisch ganz wert-
loser Nebenumstände, so dass die rein sachliche Haltung der Dar-
27) Cicero de Grat. I § 187: orania fere, quae sunt conclusa nunc artibus,
dispersa et dissipata quondam fuerunt ; de Leg. I, 5, 17: non ergo a praeloris
«diclo, ut plerique nunc, neque a XII tabulis, ut superiores iuris disciplinam
bauriendam putas?
28) Dementsprechend behandelt Cato gegen das Ende: in Hb. 4 5 die Stipu-
lation Paul. \% ad Sab. (D. XLV, I, 4. § 1).
29) Vgl. Sanio, Varroniana I, 164 fg.
Abkindl. d. K. S. OeselUch. d. WifMnsch. XVII. 23
336 Moritz Voigt,. m [*•
Stellung durch jenes anecdotenhafle Element beeinträchtigt30 und dem
Leser die Auffindung, wie Erkcnntniss der vorgetragenen Lehrmeinung
äusserst erschwert, ja geradezu verleidet ward, damit aber die be-
treffenden Schriften in der That fast ungeniessbar wurden.51 lind
zwar bekundet sich solche Manier bezüglich der Tripertita des Aelios
dadurch , dass nur diese die Quelle sein können , aus welcher die
jüngere Zeit ihre Kunde von den Responsen des Ti. Coruncani«
schöpfte, während sie bezüglich der Werke des Cato und Brot»
ebenso im Allgemeinen bekundet wird von
Cic. de Orat. II, 33, 142: video — in Catonis et in Bruti übrig
nominatim fere referri, quid alicui de iure viro aut mulieri respoi-
derint,
wie auch im Einzelnen illustrirt wird von
Cic. de Orat. II, 55, 223 fg.: tres — Bruti de iure civili libelk*
— legendos dedit. Ex libro I: »Forte evenit, ut in Privernati
essemus.« — Deinde ex libro II: »In Albano eramus ego et Marc*
filius.« — Tum ex libro III : »In Tiburti forte adsedimus ego el
Marcus filius.«
Dagegen wird wiederum der Fleiss, der auf jene Arbeiten auch»
antiquarischen Dingen verwendet war, rühmend hervorgehoben to*
Varr. LL. V, 1 , 5 : vetustas pauca non depravat , multa tolliL —
Quare illa, quae iam maioribus nostris ademit oblivio fugitiva,
secuta sedulitas Muci et Bruti retrahere nequit.
Im Uebrigen ist den Tripertita des Aelius gleich dem Jus Flaviamim
und der responsiven Thätigkeit des Ti. Coruncanius ein politischer
Nebenzweck beizumessen : Förderung einer verallgemeinerten Rechte*
kenntniss vornämlich im Interesse der Plebs, und dementsprechend
nun auch ausgehend von jenen drei Plebejern.
30) Diese Haltung jener Werke bezeugt Cic. de Orat. II, 33, 142: putare-
mus in hominibus, non in re consultationis aut dubi talionis causam aliquam fuisse.
31) Diesen Eindruck jener Werke bekundet Cic. de Orat. II, 32, 141: per-
petui iuris et universi generis quaestio non hominum nomina, sed rationem dicendi
et argumentorum fontes desiderat, in quo etiarn isti nos iuris consulti impfediant t
discendoque deterrent ; 33, 142: ut, quod homincs innumerabiles esscnt debilitati
[ac deterriti] a iure cognoscendo , voluntatem discendi simul cum spe perdiscendi
abiiceremus. Und dann wegen der Schwierigkeit , im Einzelnen sich zurecht zu
finden und den Rechtssatz, den man gerade braucht, zu suchen s. A. i£.
!•) Das Ablius- und Sabinus-System. 337
§ 3.
Die libri 18 Juris civilis des Qu. Marias Scaevola pont
In das Jahrhundert, welches auf die Veröffentlichung der äliani-
schen Tripertita folgt, fallen. Ereignisse, welche für die gesammte
spätere Entwickelung des römischen Rechtes von der entscheidendsten
and tiefgreifendsten Bedeutung geworden sind. Bereits vor jenem
•
Zeitpunkte bereitet zu Rom die so überaus bedeutungs-, wie folgen-
reiche culturhistorische Wandelung sich vor des Uebertrittes aus der
Periode reiner Vieh- und Ackerbau-Wirthschaft in die Mercantil-
periode; in Folge dessen gelangen völlig neue Lebensanschauungen,
wie Verkehrsgewohnheiten mehr und mehr in Aufnahme und Ver-
breitung; und indem so namentlich die ererbte nationale Beschrankt-
heit der Anschauung gemildert wird, so erlangen damit zugleich ganz
neue Rechlsäuffassungen Geltung und Gewicht; und in Folge dessen
wieder erweitert sich schrittweise eine Neubildung im Rechte, welche
nach ganz andern Richtungen und Principien den Stoff der Rechts-
normen, wie die Theilnahme an solchen regelt und welche in
schroffem Contraste mit alten Gebilden und Ordnungen neue Gestal-
tungen und Satzungen im Rechte schafft und durchbildet, im Laufe
der Zeiten aber ebenso die praktische, wie die theoretische Bedeutung
jener jüngeren Bildungen in steigender Progression erhöht.32
Und sodann beginnt mit dem Ausgange des sechsten Jahr-
hunderts das Vordringen der griechischen Philosophie nach Rom,
jener Disciplin, welche in wohlgegliedertem Lehrgebäude einen un-
erschöpflichen Reichthum befruchtender Ideen in sich trug und welche
ebensowohl in formaler Beziehung: durch ihre systematische Gliederung
und Ordnungen zum methodischen Vorbilde, als auch namentlich in
ter Ethik, Dialectik und Rhetorik zur praktischen Verwerthung ganz
refflich sich eignete, und so nun auch in beiderlei Richtung in der
liat einen durchaus maassgebenden Einfluss auf die römische Rechts-
wissenschaft sich errang.33
32) Voigt, a. 0. II § 70 fg. 80 fg. III § 53. 123. 151.
33; Voigt, a. 0. I § 44. 49 fg. Beil. XVII.
23*
338 Mobitz Voigt, [W
Und indem alle jene Vorgänge nicht allein die Rechtswissenschaft
zu gesteigerter ProductivtUH anregen, sondern auch die Methode an
sich von deren schöpferischer Thütigkeit umgestalten, ja die gesammle
wissenschaftliche Anschauung der Jurisprudenz unendlich erweitern,
wie klaren,*4 so rief nun Alles dies die Empfindung wach einer
mangelnden Befriedigung an jener älianischen Manier der Bearbeitung
des Rechtes, damit das Bedürfniss nach einer anderen systematischen,
wie methodischen Behandlung des Stoffes erzeugend. Und wie daher
jenem Gefühle des Unbefriedigtseins von Cic. de Orat. (§ 1) m
treuer Ausdruck verliehen wird, so wurde wiederum dieses Bedürf-
niss selbst befriedigt durch ein Werk, welches, zur Zeit der AIP
fassung von Cicero's de Oratore im J. 699 noch nicht publicirt, m**
mittelbar nach diesem Zeitpunkt veröffentlicht ward r3* der libri (I rf
Brutum de edicto praetoris des Serv. Sulpicius Rufus. Und (Aar
dieses Werk nun, wie dessen Autor spricht sich Cic. ad Brut. 41, 1
152 im J. 708 dahin aus:
Sic — existumo iuris civilis magnum usum et apud Scaevolam (i. &
Qu. Mucium pont.) et apud multos fuisse, artein in hoc na*;
vi. e. Rufo . Quod numquam effecisset ipsius iuris seien tia, nia
eam praeterea didicisset artem, quae doceret rem universam triboert
34] Voigt, a. O. II § 87. III § 48. \%t fg. IV § 6. 7.
35) Auf jenes Werk selbst des Senilis bezieht sich bereits die Aeussennf
von Cic. de Leg. (v. 702) I. 5, 17: non ergo a praetoris edicto, nt pleriqo* '
nunc, neque a XII tabulis, ut superiores — iuris diseiplinaro bauriendam pM^
während auf die Autorschaft jenes Werkes die Bemerkung über den Serv. «W
sich stutzt : sit isla res (sc. ius) magna , sicut est, quae quondara a multis daris
viris, nunc ab uno summa auctoritale et scienlia suslinetur; vgl. Sank), z. Gesell*
der roro. Hechtswiss. 6 1 fg. Dies aber siud die frühesten Erwähnungen, in deaet
Cic. die Bedeutung des Serv. als Rechtsgelehrter ausspricht. Sonach (51h At
Publication jenes Werkes des Serv. zwischen 699 und 702, ein Zeitpunkt, d*
aus sachlichen Gründen bereits nachgewiesen ist von Voigt. Jus naturale III A. M-
Im Uebrigen vgl. Pomp. Ench. (D. I, z\ t. § 4.4) : Servius duos libros peiqw»
brevissimos ad edictum subscriptos reliquit : Bo$th. in Top. p. 3)1 : iurisperitonm
auetoritas est eonim, qui e\ XII tabulis vel ex ediclis magistratuum ins cfclt
interpretati sunt, probatae ci\ium iudieiis ereditaeque senlentiae. — Danach ist zu
berichtigen die Bemerkung von Sanio a. 0. 60 : »daher sind Cicero's Aeusserunget
de iure civili in artem redigendo als indirecte Zeugnisse über die wissenschaftlich«
Richtung des Servius zu benutzen« ; vielmehr fallen jene Aeusserungen Cicero's ii
de Orat. vor die Publication von Servius ad Brutum.
M] Das Aelius- und Sabincs-System. 339
in partes, latentem explicare definiendo, obscuram explanare inter-
pretando, ambigua primum videre, deinde distinguere, postremo
habere regulain, qua vera et falsa iudicarentur et quae quibus
propositis essent quaeque non essent consequentia. Hie enim
attulit hanc artem omnium artium maxumam quasi lucein ad ea,
quae confuse ab aliis aut • respondebantur aut agebantur.
Somit aber wird das wissenschaftliche Verdienst des Servius30 theils
k das von demselben angewendete Hülfsmittel gesetzt : -in die aus-
;iebige Verwerthung der Philosophie im Interesse der litterarischen
tearbeitung des Rechtes, theils in dessen systematische Behandlung:
ass Servius durch seine Ober- und Unterein theilungen eine umfassen-
ere, durchgreifendere und einheitlichere wissenschaftliche Gliederung
es Lehrstoffes erzielte (ars, quae docet rem universam tribuere in
irtes),37 theils in die von demselben angewendete Methode: dass
erselbe nach Maassgabe der voluntatis ratio durch das Mittel der
llerpretations-Figuren und so namentlich von definitio, ambiguitas
ad scriptum et voluntas den Denkgehalt der Rechtssätze correcter
^summte, deutlicher begrenzte und stofflich ergiebiger entwickelte 3S
em latentem explicare definiendo, obsedram explanare interpretando,
mbigua primum videre, deinde distinguere), theils endlich in die mit
)lchen Mitteln erzielten Resultate : die höchste Aufgabe des juristischen
chriftstellers ausserordentlich gefördert zu haben durch Darlegung
er Wahrheit in Lehr-, wie Folgesätzen (habere regulam, qua vera
t falsa iudicarentur et quae quibus propositis essent quaeque non
ssent consequentia).
Allein -um mehr als dreissig Jahre vor jenem Zeitpunkte, wo
tarvius sein Werk ad Brutuin publicirte, und wiederum ein Jahr-
Hindert nach der Veröffentlichung von Aelians Tripertita hatte bereits
Qu. Mucius Scaevola pont. in gleicher Tendenz, wie Servius, seine
fibri 18 Juris civilis publicirt: gestutzt auf ein neues und selbsteigenes
ton den Tripertita durchaus abweichendes System. Und dieses Werk
fes Mucius nun ist es, auf welches die in § 1 besprochenen Aeusserun-
;en von Cic. de Orat. I § 188 sich beziehen i30
36) Vgl. Schneider, de Serv. Sulpicio I, 39 fg. Sanio a. 0. 56 fg.
37) So z. B. bezüglich der Obligation: Voigt, Jus naturale III A. 485.
38) Vgl. Voigt, a. Ü. A. 455.
39) Vgl. Dirksen, hinter!. Schriften I, 17 fg. Sanio, rechtshist. Abhandl. 70.
340 Moritz Voigt, ß*
Omnia fere — sunt conclusa nunc artibus. Adhibita est igilur ars
quaedam extrinsecus ex alio genere quodam, quod sibi totum phi-
losophi adsumunt, quae rem dissolutam divulsamque conglutinaret
et ratione quadam constringeret ;
wie anderntheils von Pomp. Ench. (D. I, 2, 2. § 41):
Qu. Mucius — ius civile primus constituit generatim in libros XVDI
redigendo.
Danach aber fiel dem Mucius das Verdienst zu,40 zunächst dass er,
unter Benutzung der Philosophie gleich als einem Vorbilde, das ge-
sammle Privatrecht in ein einheitliches und geschlossenes Sysiea
eingeordnet hatte ; sodann dass er dasselbe nach Ober- und Unter-
eintheilung rationell gegliedert und damit zugleich den Rechteste!
unter concentrischen Gesichtspunkten zusammengefasst und geordnet
und so nun dessen geistige Beherrschung und Durchdringung gaw
wesentlich gefördert hatte; endlich dass er insbesondere auch <fc
unerträgliche Manier der älianischen Litteratur aufgegeben hatte, da
Schwerpunkt der Darstellung von Rechtssätzen in die Mittheilung wa
bezüglichen und dabei in lastiger Breite gehaltenen Responseo a
verlegen.41 Und jener zweite Moment insbesondere empfängt dem
auch im Einzelnen seine mannichfache Bestätigung, so durch
Gai. I, 188: tutelarum — quidam quinque genera esse dixerunt, ul
Qu. Mucius;
Paul. 54 ad Ed. (D. XU, 2? 3. § 21. 23): genera possessionis W
sunt, quot et causae acquirendi eius, quod nostrum non sit, veW
pro emtore, pro donato, pro legato, pro dote, pro herede, ptf
40) Vgl. Schneider 1. c. I, 30 sq. 37. Sanio z. Gesch. der röm. Rechte**.
39 fg.
41) Nachdem Cicero bei Besprechung der causa Curiana (s. Voigt, Jus Dil >
§ 4 0) iu der in A. 30 mi Igelheilten Weise die Behandlung des Lehrstoffes Seiet*
der älianischen Litteratur characlerisirt hat, fügt er de Oral. II, 33, 143 die Be-
merkung bei : sed haec Crassus aliquando nobis expediet et exponet descripta geee-
ralim ; est enim, ne forte nescias, heri nobis ille hoc — pollicitus ius civile, quo*
nunc diffusum et dissipatum esset, in certa genera coacturum et ad artem facÜe»
redacturum, wobei auf Crassus mit Rücksicht darauf provocirt wird, dass dieser
Orator in der causa Curiana war. Hiermit aber wird der Gegensatz zu jeaer
älianischen Manier charaetcrisirt als describerc generatim, in certa genera cogere,
ad artem facilem redigere , worin Scaevola allerdings den Cicero nicht ganz be-
friedigte s. § 4.
23] Das Aeuus- und Sabinus-System. 341
noxae dedito, pro suo. — Quod autem Qu. Mucius inter genera pos-
sessionum posuit, si quando iussu magistratus rei servandae causa
vel quia damni infecti noa caveatur, possidemus etc.,42
während zugleich auch wieder darauf der von Cicero (bei A. 6)
ausgesprochene Tadel sich bezieht des Uebermaasses von genera, wie
der Dürftigkeit an definitiones.
Was nun das System vom Jus civile des Scaevola betrifft, so
ist dasselbe in Tafel I reconstruirt und im Einzelnen dargelegt. Und
[ daraus ergiebt sich zugleich die tiefgreifende und principielle Ver-
schiedenheit zwischen diesem und dem älianischen Systeme. Und
zwar wird, was das Einzelne betrifft,
A. die Pars III der Tripertita zwar beibehalten und in ihrer
Stellung am Schlüsse der Rechlslehren belassen ; dagegen aber
B. die Pars II der Tripertita wird
1. nach zwiefacher Richtung hin erweitert: in der Weise
nämlich, dass deren beiden älianischen Materien : De Stipu-
lation und De Expensilatione
a. als allgemeiner Theil die zwei Titel vorangestellt wer-
den De Solutionibus et liberationibus und De Obli-
gationibus et actionibus; sowie
42) Dann auch die unwürdige und durch Selbstgefälligkeit dictirte Bemer-
kung von Cic. de Leg. II, 19, 47: iuriscousulti sive erroris obiiciundi causa, quo
plura et difficiliora scire videantur sive, quod similius veri est, ignoratione docendi
— saepe, quod posiluin est in una cognitione, id in infinita dispertiuntur, velut in
hoc ipso genere quam magnum illud Scaevolae faciunt, pontißces ambo et eidem
tarn peritissimi; und dazu wieder der Gegensatz von Cicero' s eigener Auffassung
der Aufgabe in § 46: tractabo quoad potero eius ipsius generis ius civile nostrum
sed ila, locus ut ipse notus sit, ex quo ducatur quaeque pars iuris, ut non difticile
iH, qui modo ingenio sit mediocri, quaecumque nova causa consultatiove acciderit,
ttus tenere ius, quom scias a quo sit capite repetendum. — Jene Manier der Auf-
teilung von genera übte einen ausserordentlichen Einfluss aus und so vor Allem
«f die Jurisprudenz selbst, so z. B. Alf. 5 Dig. (D. XIX, 2, 31) : genera rerum
bcatarum, Serv. u. Lab. nach Gai. III, 183: genera furtorum, Aristo bei Pomp.
18 ad Qu. Muc. (D. XL, 7, 29. § 1): genus quo quis dominus fit, Gai. I, 4 2.
ülp. fr. I, 5: genera libertorum , Gai. II, 101: genera testamentorum, Gai. II,
192: genera legatorura, Gai. IV, 1 : genera aclionum u. A. m., worüber s. Voigt,
Cond. ob caus. A. 104; dann aber auch auf andere Fachwissenschaften, so die
genera controversiarum der Agriinensoren : Front. 1 de Contr. 9, G. Hyg. de
Cond. 123, 17 u. A., oder in dem scholastischen Schematismus bei Varr. R. R.
I, 5, 3 fg. od. I, 17, 1 od. auch im Detail, so II, 9, 2: canium duo genera
u. dergl.
342 Moritz Voigt, [**
b. höchst wahrscheinlich aus Pars I der Titel De Nexo
herausgenommen und, durch die mutui datio erweitert,
als Schluss-Materie angefügt ward.
Und hiermit war denn nun jene Dreitheilung der stricti iuris negotia
systematisch begründet, welche bekundet wird von
Cic. p. Qu. Rose. 5, 13. 14: adnumerare sive peeuniam dare, ex-
pensum ferre, stipulari;
wie in dem spanischen Instrum. Gduciae im C. I. L. II no. 5042 lin. 7:
peeuniam dare, credere,43 expensum ferre.
2. Diese so erweiterte Pars II ward sodann in die Pars I der
Triperlita hineingeschoben und zwar hier unmittelbar aa
das Erbrecht angeschlossen.
C. Endlich in der Pars I werden über dem verschiedene« durch-
aus wesentliche Umstellungen vorgenommen; nämlich
1. die Titel De His qui alieni iuris sunt, De Liberis homiw-
bus, De Dotibus und De Tutelis et curationibus rücken m
einander, nachdem der Titel De Nexo wohl mit den Lehm
der Phänischen Pars II verbunden und die beiden TM:
De Mancipatione und De Actione familiae hercisc
weiter zurückgestellt sind.
2. An jene vier Titel wird dann angeschlossen der alte TW
De Mancipatione et fiducia, aus welchem selbst nun wieder
drei eigene Titel gebildet werden : De Dominus, De Emtione
venditione et locatione conduetione uud De Servitutita
und denen selbst endlich noch als allgemeiner Theil ein
vierter Titel De Dolo malo et culpa praestanda voraor
gestellt wird.
3. Der nunmehr folgende alte Titel De Actione familiae her-
ciseundae et communi dividundo wird in der Maasse er«
weitert, dass daraus drei neue Titel gebildet werden: De
Peculio etc., De Cognitoribus et procuratoribus und De
Societatibus , woran dann endlich der merkwürdige, auch
in den Systemen von Tafel II, III und IV, wie noch in J
43) D. i. stipulari: s. Voigt, Jus. nat. Beil. XIX A. 30.
5] Das Aelics- und Sabinüs-System. 343
den Digesten Justinians beibehaltene Titel De Postliminio
angehängt wird.
4. Dagegen der nunmehr folgende alte Abschnitt de delictis
wird nur durch die aus dem jüngeren Rechte sich ergeben-
den Zusätze erweitert und bleibt im Uebrigen ohne Ver-
änderung.
So daher zerfällt im grossen Ganzen das System des Qu. Mucius
i sieben Theile:
I. Erbrecht.
II. Contracte, insoweit dieselben mit condictio bewehrt sind.
III. Personen- und Familien recht.
IV. Jura in re sammt den frühesten bon. Gd. conti actus: emtio
und locatio.
V. Actiones adjecticiae qualitatis und jüngere bon. fid. negotia.
VI. Postliminium.
YD. Delictsrecht.
VHL Process.
k dieser stofflichen Ordnung aber bekundet sich gegenüber den Tri-
pertita des Aelius ein sehr bedeutender Fortschritt in der Richtung
lach Concentrirung des Lehrstoffes zu Gruppen, innerhalb deren die
techtsiostitute nach dem Gesichtspunkte ihrer durch specifische Ver-
wandtschaft gegebenen Zusammenl>ehörigkeit an einander geschlossen
■od. Den schwachen Punkt in dieser Beziehung bildet in Wahrheit
*H\das Obligationenrecht, welches, in Nachwirkung der älianisehen
jhrstllekelung desselben, immer noch in drei Gruppen gespalten ist,
Uebelstand, den der jüngere Vertreter des mucischen Systemes,
. Caecilius Africanus, dadurch minderte, dass er die doppelte
ppe der bon. fid. negotia zu Einer Masse verband, daneben zu-
ich die neu entstandenen civilen Rechtsinstitute nachtragend: das
mmissum, dann die jüngeren bon. fid. negotia: negotiorum
, depositum, commodatum, pignus und praescriptis verbis, wie
lieh die condictiones ob causam.
Was endlich die allgemeine rechtswissenschaftliche Bedeutung
Werkes des Qu. Mucius betrifft, so lag solche unmittelbar in
Eesem selbst: in dem ihm zukommenden wissenschaftlichen Eigen-
rerthe, während im geraden Gegensatze hierzu die Bedeutung von
es Servius ad Brutum in der darin den Schülern und Nachfolgern
344 Moritz Voigt, ßt
gegebenen Anregung zur Verfolgung der dort betretenen Bahnen ent-
halten war. Und so daher erklärt sich, dass dieses Werk deij
Servius in der späteren Litteratur völlig verschollen ist, während du
Jus civile Scaevola's noch von Laelius Felix, Gai., Pomp, und Modestk
commentirt wird. Ja Cicero selbst, der theils in tendenziöser Weise,*
theils geblendet durch den Eindruck der Neuheit die Bedeutung vo«
Brutus des Servius ganz ungemessen übertreibt, giebt charakteristischer
Weise bei seinen juristischen Erörterungen durchgehends dem
Mucius als der höheren Autorität den Vorrang, so in de Off. III, 17,
70. Top. 6, 29. 8, 37. 9, 38 (alles dies vom J. 710), wie d
überhaupt die gesammten anonym aufgeführten juristischen
in den Topiken ohne Zweifel auf Qu. Mucius zurückzuführen sind
§. 4.
Die libri Pithanon des Labeo und die libri 10 Juris civilis des
In Bezug auf Labeo's Pithana liegt der Thatbestand vor,
von den in Justinians Digesten aufgenommenen Fragmenten 8 ui
der Inscription auftreten: Labeo libro . . Pithanon, während 26 in
Hauptsache übereinstimmend die Inscription führen: Labeo libro .
Pithanon a Paulo epitomatorum.
Hierauf ist nun mehrseitig, so von Hommel, Palingenesia I, 3
fg. 323 fg., Neuber, die juristischen Classiker I, 88 fg. die Ai
gestützt worden, dass in Justinians Digesten zugleich ebenso
Originalwerk Labeo's, wie die paulinische Epitome desselben exe
pirt worden seien, während wiederum von anderer Seite nur
Benutzung des letzteren Werkes anerkannt wird. Namentlich A.
nice, Labeo I, 35 bezeichnet jene erstere Meinung als gänzlich
haltbar aus doppeltem Grunde: zunächst könne man die Benul
Iabeonischer Originalschriften höchstens bis in die Zeit Ulpians VI
folgen. Allein dieser nicht recht verständliche Einwand würde
haupt kein Argument ergeben, dafern er besagen soll, dass
postulpianischen Juristen die Originalschriften Labeo's nicht tneU
. i
44) Vgl. Sanio, z. Gesch. der rooi. Rechtswiss. 58.
i
j
r] Das Aeliüs- und Sabincs-System. 345
•
enutzten, da deren Benutzung nicht Seitens der Pandectenjuristen,
ondern Seitens der Compilatoren der Digesten hier in Frage steht;
Wem jedoch jener Einwand besagen soll, dass diese Compilatoren
Be Originalschriften Labeo's nicht mehr excerpirlen, so ist solcher Satz
selbst erst noch zu beweisen, um so mehr als die Compilatoren er-
reislich weit ältere Schriften noch excerpirten, so des Qu. Mucius
TffAr oder des Aelius Gallus de Verborum significatione. Und
odann: von jenen acht Stellen, welche ohne den Zusatz a Paulo
pit. in den Digesten sich vorfinden, seien bei fünfen Notae des
SkIus beigefügt. Allein diese Schlussfolgerung: weil bei den Frag-
tenten aus dem Werke eines Früheren Noten eines Späteren sich
orfinden, sind jene nicht dem Originalwerke,, als vielmehr einer von
em Späteren gefertigten Epitome jenes Werkes entlehnt, ist schlech-
rdings unhaltbar: wir finden z. B. in Julians Digesten Noten des Mar-
tins, Scaevola, Maurician und Paulus, in des Marcellus Digesten
oten des Scaevola und Ulpian, in des Scaevola Digesten Noten des
ryphooin,45 ohne dass dadurch irgend wie die Folgerung begründet
ürde, es seien die Excerpte aus den Digesten von Julian, Marcellus,
»evola nicht den Originalwerken, sondern Auszügen aus solchen
itiehot, dementsprechend daher auch die Noten des Paulus zu Labeo's
thana die gleiche Folgerung nicht begründen können.
Dahingegen ergiebt sich ein durchaus sicheres Indicium aus Dig.
L, 7, 41 :
ibeo libro I Pithanon a Paulo epitomatorum. Si quem servum
tuum etc.
nd fr. 42:
fem libro III Pithanon. Si quis eundem hominem etc.
hon indem hier zwei Fragmente unmittelbar aufeinander folgen,
»eiche ebenso jene verschiedene Inscription an sich tragen, als auch
fen nämlichen Lehrstoff in ganz verschiedenen Büchern: üb. 1 und
I behandeln, so ist hierauf allerdings die Folgerung zu stützen, dass
der That zwei verschiedene Ausgaben von Labeo's Pithana vor-
45) Das Quellenmaterial s. bei Brisson. de Verb. Sign. v. apud und notare:
Iricbs, de vita clc. Aelii JMarciani 78 fg. ; Tydeniaun, Marceil. in Oelrichs, Nov.
s. I, 79. H. Pernice, Miscellanea I, 52 fg.
346 Moritz Voigt, 128
handen waren, im Besonderen aber Paulus dieselben zuerst in uj-
verkürztera Originale und mit seinen Noten versehen, später aber
auch in verkürztem Auszuge und ebenfalls mit Noten versehen edirt
hatte, so aber der Lehrstoff, der dort in dem dritten Buche stand,
hier schon in das erste Buch zu stehen kam.
Das System4* nun, welches den Pilhana Labeo's zu Grunde liegt,
ergiebt sich nach Tafel 11 als eine Moditication vom Systeme des Qu.
Mucius: das letztere dient als Vorwurf, wird aber doch in verseht
denen Punkten ganz wesentlich umgestaltet.
Und zwar sind es zunächst Umstellungen der einzelnen Materiell
welche Labeo vornimmt: theils verliert merkwürdiger Weise das
recht seine altüberlieferte Stellung an der Spitze des g
Lehrstoffes, theils wird das postliminium zum Schlussabschnitte
gerückt. Dann wieder werden die beiden Titel der iura io «:
Eigenthum und Servitut unmittelbar neben einander gestellt und <brf
bei die Mancipation von dem Eigenthume abgetrennt und um
Obligationenrechte gezogen. Und endlich wird das Obligationenreckt
zu zwei grossen, selbst aber wieder getrennten Massen conceo
einesteils die Mancipation, als lex dieta und im altüberlieferten
Schlüsse an solche die bon. fid. negotia und anderntheils die a
drei Gruppen gebildete grosse Masse der Delicte, der allge
Lehren (De Solutionibus et liberationibus, De Obligationibus et a
nibus) und der jüngeren stricti iuris contractus.
Und sodann scheidet Labeo den Process aus dem ius civile atw*
Von allen jenen Neuerungen aber sind es theils die Verbindung vo»
Eigenthum und Servitut, theils jenes höhere Maass von Concentrirtiog
des Obligationen-Stofles, welche einen entschiedenen Fortschritt gegen-
über dem Systeme des Qu. Mucius ergeben. Allein andrerseits W
wiederum die Anordnung des Stoffes mehrfach so unsystematisch
46) In Bezug hierauf bemerkt A. Pernicc, Labeo I, 37: »dass dieser
sammenordnung ein System zu Grunde gelegen habe , wird man von Voroherd*
annehmen dürfen. Allein freilich wird als »System« schon eine Aneinander-
reihung der Sätze nach einigen allgemeinen Gesichtspunkten anzusehen 6eia.
Aeusserlich genug müssen diese gewesen sein.« Allein ebenso sind solche Vor-
stellungen als durchaus unangemessen zurückzuweisen, wie auch solcher Gebrauch
des Wortes System : denn das Fernhalten allein der rohesten stofflichen Unordnunt
mit Hülfe einiger allgemeiner Gesichtspunkte ergiebt denn doch noch lange niefo
ein System.
Das Aelius- und Sabinus-System. 347
rfern sachlich Zusammenbefiöriges getrennt und wiederum Fremd-
iges an einander geschlossen ist, und es waltet zugleich gerade
diesen Punkten ein so hoher Grad der Uebereinstimmung mit dem
binus-Systeme ob, dass für diese Erscheinungen nur auf historischem
!ge die Erklärung gewonnen werden kann, daraus nämlich, dass
oeo, wie das Sabinus-System in jenen übereinstimmenden, ab-
wleriichen Anordnungen gemeinsam durch das Aelius-System be-
nmt wurden, welches die gleiche Reihenfolge der Materien dar-
rtet. Und dies nun ist der Fall theils bezüglich des Anschlusses
• Delicte an das Familien- und Personenrecht (De Dotibus, De
telis, De Liberis hominibus, De His, qui alieno iuri subiecti sunt),
ils darin, dass wieder auf die Delicte (nach den allgemeinen Leh-
i des Obligationenrechtes) Stipulation und Expensilation folgen,
ils endlich bezüglich des Anschlusses der emtio an die mancipatio.
An jenes System nun schliesst sich wieder an Cassius, libri 10
r» civilis,47 insofern hierin nach Maassgabe von Tafel III eine reine
Klification des mucianisch-labeonischen Systemes gegeben ist.
Und zwar tritt in diesem Systeme das Erbrecht wieder, wie
i Mucius, an die Spitze der Rechtsmaterien, während die vier
ailien- und personenrechtlichen Lehren: Dos, Tutel, sui und alieni
is, wie bei Mucius und Labeo, als zusammenhängende Gruppe
ibehalten, dann wieder, wie bei Labeo, an die Mancipation un-
ttelbar die emtio angeschlossen, gleichzeitig aber auch die jüngeren
icti iuris contractus als einige Gruppe festgehalten werden, endlich
ch die von Labeo angenommene Verbindung von dominium und
rvitus aufrecht erhalten wird.
Dagegen wird andrerseits von Cassius die Gruppe der jüngeren
ricti iuris contractus unmittelbar an die bon. fid. negotia ange-
dilossen und so nun eine einige, grosse, geschlossene Masse des
Bontrac tsrechtes mit Einschluss verwandter Quasicontracte geschaffen:
fei dicta, bon. fld. negotia und jüngere stricti iuris contractus sammt
taam, neben welcher dann eine zweite Masse des Obligationen-
Bchtes steht, gebildet theils aus den allgemeinen Lehren (De Solutionibus
t liberationibus, De Obligationibus et actionibus) sammt Process, theils
47) Vgl. darüber Weyhe libri III edicli 3t not. 4, Leisl, Versuch einer Gesch.
t röm. Rechtssysteme 56.
348
Moritz Voigt,
IM
aus dem Delictsrechte, so dass demnach, wie bei Labeo, das Obli-
gationenrecht in zwei grosse Gruppen sich spaltet, innerhalb den*
jedoch die betreffenden Massen anders vertheilt sind.
Der Process endlich wird in den Titel De Obligationibus i
actionibus eingefügt, daneben jedoch noch ein eigener Titel De
dictione als Anhang an das Ende des Werkes gestellt.
So daher ergiebt das System des Cassius folgende Grundordmng:]
I. Erbrecht: no. 1 — 3.
IL Familien- und Personenrecht: no. 4 — 7.
III. Contractsrecht : no. 8 — 12.
IV. Jura in re: no. 13. 14.
V. Uebriges Obligationenrecht sammt Rechtsmitteln: no. 15— j
VI. Anhänge: De Jurisdictione und De Postliininio : no. 24.
§ 5.
Das Sabinus-Systf«.
Das sogenannte Sabinus-System liegt zu Grunde vier v<
denen Original werken : zunächst den Posteriores Labeo's, und
durch vermittelt der Bearbeitung dieses Werkes von Javolenos;
dann den libri 3 Juris civilis des Sabinus, und demgemäss auch
libri Sabiniani:48 Pomponius, ülpianus, wie Paulus ad Sabinum; dril
den Responsa des Urseius Ferox, und so nun auch Julians libri
Urseium Ferocem; -endlich den Responsa des Minicius Natalis, ttJ]
dementsprechend auch Julians libri ex Minicio.
Was nun im Besonderen zunächst Labeo's Posteriores
so sind davon uns überliefert theils eine Anzahl von Citaten,
dem Originalwerke entlehnt sind, theils eine grössere Zahl
Digesten -Fragmenten, welche wiederum eine in der Hau]
zwiefiiltige Inscription an sich tragen: einerseits 28 Fragmente
der Inscription: Labeo lihro . . Posleriorum a Javoleno epitomatoi
wozu dann noch Dig. XL, 12, 42 mit der offenbar verstümi
Inscription tritt: Labeo libro IV Posteriorum ,49 und andi
48) So nennt sie Justinian im Cod. III, 33, «7. III, 34, 14. pr. VI, M,
49) Denn Labeo's Originalwerk ist in den Digesten nicht excerpirt, soaA
nur citirt, vgl. Zimmern, Rechlsgesch. I, 309 A. 8.
] Das Aelius- und Sabinüs-System. 349
f Fragmente mit der Inscription : Javolenus libro . . ex Posterioribus
ibeonis. Welche Bewandtniss es nun mit diesen beiden Reihen von
agmenten hat, und ob dieselben Einem oder zweien verschiedenen
erken angehören, ist eine seit Langem zweifelhafte Frage,50 welche
letzt von Bluhme in Zeitschrift für gesch. Rechtswissensch. 1820.
f 318 fg. auf Grund neuer Argumente in dem letzteren Sinne be-
twortet worden ist.51 Und zwar stützt derselbe diese Annahme
f die beiden Momente: zuerst dass die angegebene Verschiedenheit
r Inscriptionen eine Verschiedenheit der excerpirten Werke selbst
deute ; allein dieses Argument ist trügerisch , weil gleicher That-
rtand noch mehrfach sich vorfindet, ohne solche Folgerung zu
gründen, so z. B. indem die paulinische Epitome der Digesten
felis* bald inscribirt wird: Alfeni Digesta a Paulo epitomata, bald
Ali epitomae Alfeni Digestorum, ohne dass solcher zwiefachen Citir-
Ihode ein doppeltes Werk des Paulus entspräche. Und sodann:
38 der fnhalt der betreffenden Fragmente selbst eine Zweiheit des
srkes ergebe, insofern in Javol. ex Poster. Lab. von Labeo als
i einer dritten Person die Rede sei, während in Lab. Poster, a
t)l. epit. gewöhnlich Labeo selbst redend auftrete. Allein dieser
nctive Beweis ist ohne allen Werth, weil häufig das gerade Gegen-
il von dem in der Induction Gesetzten vorliegt; denn
in Javol. ex Poster. Lab. tritt Labeo selbst redend auf in
Dig. VII, 4, 24. § 2: Labeo: nee si summa terra sublala ex
fundo meo et alia regesta esset, ideirco meum solum
esse desinit;
• Dig. XVIII, 1, 77: Labeo: referre quid actum sit; si non ap-
pareat etc.
Dig. XXVIII, 8, 11: Labeo contra: quia eo loco verum filium
aeeipi oportet;
[i Dig. XXIV, 1, 64: Labeo: Trcbatius inter Terentiam et Mae-
; cenatem respondit, si etc.
50) Die Litteratur s. bei Neuber, juris!. Classiker I, < 77 fg. Zimmern, a. 0.
7. Kämmerer, Observatt. iur. civ. f, 23 A. 2. A. Pernice, Labeo, I, 69 fg.
51) Es hätten den Compilatoren zwei verschiedene Handschriften vorgelegen,
en eine vollständiger gewesen sei, als die andere und dies zwar in der Weise,
s nicht etwa bloss grössere Vollständigkeit eines in der anderen lückenhaften
tes, sondern eine vollständigere Aufnahme des labeonischen Textes selbst vorlag.
350 Moritz Voigt, (M
vgl. Dig. XXIV, 3, 66. § 3 : manebit, inquit Labeo, parlus Uh&
Dig. XXXV, 1, 40. § 2: vidcatnus, inquit Labeo, ne id U-
sum sii.
Dagegen wiederum in Lab. Poster, a Javol. epit. ist von Labet
als von einer dritten Person die Rede in
Dig. XXXII. 1, 29: Labeo id non probat. Labeo hoc prob*
Id legatum putat Labeo. Labeo scribit. Labeo pulaL
Dig. XIX, 1, 51. pr. : Perinde esse ait (sc. Labeo),
si etc.
Dig. XIX, 2, 60. § 5: Labeo ait,
während in dieser Fragmenten-Reihe das Auftreten Labeo's als
redender Person überhaupt nur zwei Mal: in Dig. XXXIII, 1,
pr. und XL, 1 2, 42 mit Sicherheit nachweisbar ist, in allen
Fällen directer Rede dagegen durchaus nicht immer Labeo als
redende Person aufgefasst werden kann, da vielmehr öfter
auch Javolen selbstredend sich einfuhrt.
Wohl aber erregt andrerseits gegen Bluhme's Annahme ein
auch nicht schwerwiegendes Bedenken der Umstand, dass dar
Florentinus der Digesten in der That nur Ein Werk: slaßewpos
riorum BtßXia äi%a aufführt.
Trotzdem aber sind es, wie auch Bluhme a. 0. 324
macht, die Inscriptionen von Dig. XVIII, 1, 77 — 80, welche
auf die Existenz zweier verschiedener Werke mit vollster
heit hinweisen, da dort folgender Wechsel sich findet:
77: Javolenus libro IV ex Posterioribus Labeonis.
78: Labeo libro IV Posteriori] m a Javoleno epitamatorum.
79: Javolenus libro V ex Posterioribus Labeonis.
80: Labeo libro V Posteriorum a Javoleno epitomatorum.
Und dazu kommt dann noch eine an einer Stelle hervortretende
weichung in der Vertheilung des Lehrstoffes: in Javol. ex
Lab. wird mit der emtio venditio Buch V eröffnet, während in
Poster, a Javol. epit. ein Theil dieser Lehre bei der Mancipatio«
Buch IV abgehandelt wird.
Das Verhtfltniss an sich aber zwischen solchen beiden W
ist nun dieses, dass Javolenus selbst lediglich eine einzige Epi
fertigte, welche unter der Benennung Labeonis Poster, a Javol. epil
im Gebrauche der Rechtsgelehrten sich erhielt, und dass sod
Das Aelius- und Sabinus-System. 351
ulus diese Epitome neu überarbeitete und edirte, wie insbesondere
ch mit eigenen Noten versah, und dieses Werk nun unter der
tnennung Javolen. ex Poster. Labeon. neben jener alten Epitome
Dgang in den Kreis der Rechtsgelehrten fand. Denn dass in der
tat Paulus solche neue Ausgabe besorgte, ergiebt mit Sicherheit
g. XIX, 2, 60: Paulus: et Proculus Labeonis sententiara improbat
in Javoleni sententia est.
Und auf diese jüngste paulinische Ueberarbeitung sind denn auch
5 Referate von Responsen des Proculus, wie des Sabinus und Sext.
ecilius Africanus zurückzuführen, welche in Javol. ex Poster. Labeon.
verhältnissmässig grosser Anzahl,52 dagegen in Labeon. Poster, a
rol. epit. gar nicht sich vorfinden.
Das Original werk des Labeo selbst aber ist ebenso posthum,53
e unvollendet: dasselbe umfasst nur den ersten Theil des Sabinus-
(tems und bricht dann ab, so dass also der Tod den Labeo behin-
rte, dasselbe auch noch für die übrigen Theile auszuarbeiten. Seinem
iahe nach erweist sich dasselbe als Responsensammlung,54 und als
che nun nahm es eine durchaus parallele Stellung ein, wie die
;h zu besprechende Responsensammlung des Urseius Ferox : gleich-
5 die letztere die Responsen der sabinianischen Schule zusammen-
Bte, so ward jenes labeonische Werk als Sammlung der Responsen
I der proculianischen Schule festgehalten : des Labeo, Proculus und
lliesslich des Africanus, und so denn nun merkwürdiger Weise von
m Sabinianer Javolen neu edirt.
Hiernächst die libri 3 Juris civilis des Sabinus sind unter den
der früheren Kaiserzeit verfassten Handbüchern des Jus civile das
sdeatendste, ja ein geradezu epochemachendes Werk, welches nun-
ehr an Stelle der libri Juris civilis des Mucius die Führung der
52) Proculus: D. XXIX, 2, 60. 62. pr. XXXII, 1, 100. §. 2. 3. XXIV,
64. XXVI, 2, 33. Sabin.: D. XIX, 2, 59. Caecilius: D. XXIV, *, 64,
KU vgl. Kaemmerer, Observatt. iur. civ. I, 23 fg.; derselbe ist noch Zeit-
Bosse von Javolen.
53) Gell. XIII, 4 0, 2: sunt adeo libri post mortem eins editi, qui Posle-
res inscribuntur , quorum librorum tres continui : tricensimus octavus et tri—
Monas nonus et quadragensimus pleni sunt id genus rerum ad enarrandam et
Bstrandam linguara latinam conducentium ; es sind dies die drei Bücher über die
Bete, welche hierfür nahe liegende Veranlassung boten.
54) So bereits A. Pernice, Labeo I, 74.
Abfeaadl. d. K. S. Oesellsch. <1. Wissensch. XVII. 24
352 Moritz Voigt, (M
juristischen Litteratur übernahm. Denn diese Thatsache bekunde!
sich ebenso durch die selbst so umfänglichen und zahlreichen Gott-
mentare der Späteren ad Sabin um , wie aber auch durch die Art
und Weise der Erwähnung jenes Werkes bei den Zeitgenossen. *
Dann wieder Urseius Ferox verfasste etwa unter Claudius, sooft
noch bei Lebzeiten des Sabinus eine umfänglichere*6 Responsen-
sammlung, in welcher er die Responsen des Letzteren zusammen-
stellte und ordnete,57 denselben zugleich die Responsen des Procains
gegenüberstellte5** und damit endlich seine eigenen Responsen oder
Lehrmeinungen verband.59 Und dieses Werk nun ward bereits von
Cassius, etwa unter Nero neu edirt und durch dessen Notae,® w*
eigene Responsen01 vermehrt, worauf eudlich Julian, unter HadriaB,
abermals eine neue Ausgabe besorgte, darin ebenfalls theils seae
eigene Notae beifügend ,<2 theils auch jüngere Responsen aus der
sabinianischen Schule nachtragend.04 Und so daher erweist «k
solches Werk als die schulmässige oder gewissermassen officiefc
Responsensammlung der sabinianischen Schule, und tritt demgeott
gegenüber den Posteriores Labeo's , als der Responsensammlung der;
proculianischen Schule.
- - -*
55) Pers. V, 89 fg. : cur mihi non liceal, iussit quodcunque voluntas,
si quid Masuri rubrica vetat? wozu vgl. Schol. in h. 1. Arrian. Diss. IV, 3, lf*J
oljol eioiv, oi sxeld'ev anearaXXivoi vojuoi, tautet ta diarayftata' fwfl*]
igeyezijv del yeveo&cu, tovtoig v7rot£Tayfiivov9 ov toig MaoovQiov xaibH
OIOV Gell. IV, 1, 21 fg. 2, 15. V, 13, 5. XI, 18, 20 fg. XIV, 2, 1.
56) ülp. 18 ad Ed. (D. XII, 7, 9) cilirt lib. 10.
57) Collat. XII, 7, 9. Dig. VII, 1, 35. XXIV, 3, 59. XXX, 1, 104. | *•
7. XXXII, 1, 63. XL, 4, 18. pr. XLI, 3, 35. XLV, 3, 1 4. Und Werfer r;
hört auch Callistr. 2 Quaest. (D. XIV, 2, 4. pr. § 1): idque Sabinus q«**j
libro II Responsorum (i. e. Urseii Ferocis) probat ; Sabinus aeque respoodit.
58) Collat. XII, 7, 9. D. IX, 2, 27. § f. X, 2, 52. pr. X, 3, 5. XI, Uj
18. XII, 5, 5. XXIII, 3, 48. §1. XXXIX, 3, H. §2. XL, 9, 7. §1.
59) D. X, 2, 52. §2. X, 3, 6. § 12. XI, 1, 18. XIX, 4, 28. XXIII, 3,1
48. pr. XXIII, 4, 22. XXIV, 3, 32. XXVIII, 6, 32. XXX, 1, 404. pr. § 3-W
XL, 4, 18. § 1. 2. XLIV, 5, 1. § 10.
60) D. XLIV, 5, 1. § 10: Cassius existimasse Urseium refert etc.; ▼<
tarnen etc. Vgl. Viertel, nova quaedam de vilis JCtor. 17.
61) D. VII, 4, 10. § 5: Cassius apud Urseium scribtt ; XVI, 1, 16. § I : G&
Cassius respondit; XXIV, 3, 59 : Gaius idera ; XXX, 1, 104. § 4 : Cassius respooÄ
62) Jul. nolat: D. X, 3, 6. § 12. XXIII, 3, 48. § 1. XXX, I, 404. 1 1.
XLYI, 3, 36. Jul. putat: D. XVI, 1, 16. § 1. vgl. Viertel, l. c. 4 8.
63) D. XXXIX, 6, 21 : plerique , in quibus Priscus quoque, responderuflt
35Ai Das Aelils- und Sabim s-System. 353
Endlich das Werk des Minicius Natalis, unter Trajan,*4 war
ebenfalls eine Sammlung sabinianischer Responsen,1* vermehrt durch
die des Autors selbst,'* welches gleichfalls von Julian, mit dessen
Notae,67 wie eigenen Responsen und Lehrmeinungen ns versehen, neu
■edirt ward.
Das System aller jener Werke aber ist ein gemeinsames: das
von Sabinus adoptirte System liegt gleichmüssig auch zu Grunde
ebenso den Posteriores Labeo's,*' wie den Responsen des Urseius
Ferox und Minicius Natalis.70 Und zwar beruht solches System71 nach
f, Tafel IV auf folgender Gliederung:
Pars I.
1. De testamentis, mit Einschluss der hereditas ab intestato.
2. De legatis.
3. De his, qui alieno iuri subiecti sunt.
4. De liberis hominibus.72
64) Zimmern, röm. Rechtsgesch. I § 89 A. 4 8. 4 9. Viertel, I. c. 20
65) D. XIX, 4, 6. §4: Sabinum respondisse Minie, refert ; XL, 4 2, 30:
Sabinum refertur existimasse ; XIX, 4, 4 4. § 45: Cassius — libro X apud Minie,
lil; XIX, 2, 32: Cassius negavit ; XL, 4 2, 30: cuius sententiae Cassius quo-
que est.
66) D. VI, 4, 61: Minie, interrogatus — respondit ; VI, 4, 59. XXIII, 3,
49. XXXIII, 3, 4. XLI, 4, 40. XLVI, 4, 49: respondit; XLIH, 20, 5. §4.
XXII, 4, 26: negavit.
67) D. VI, 4, 64. XXXIII, 3, 4 : Jul. notat ; XVII, 4, 33: Jul. verius putat.
68; D. III, 3, 76. XLVI, 8, 23: Jul. respondit; VIII, 5, 18. XXIV, 4, 39:
respondi; XL, 4 2, 30: cuius sententiae et ego sum ; XIX, 4, 4 4. § 45: libro
X apud Minie, ait (sc. Jul.) , si quis etc.
69) Vgl. Regius, 'EvavtioqtfxvüßV , Hb. I c. 25 in Otto, Thesaur. II, 4 494.
Weyhe. libri III edicti 30. not. 2. Leist, Versuch einer Gesch. der röm. Rechts-
syst. 56. A. Pernice, Labeo I, 75 fg.
70) Vgl. Gothofredus in A. 74 cit. p. 250. Heineccius, hist. edict. üb. II c.
III § 34. 33.
71) Vgl. darüber Giphanius, Oeconomia iur. Francofurt. 4 606 p. 97. Jac.
Gothofredus, Fontes IV Jur. civ. in dessen Opuscula iurid. minora ed. Trotz p. 250 fg.
Leist, a. O. 40 fg. Nicht zu t reifend ist die Bemerkung von Sanio, zur Gesch. der
rom. Rechtswiss. 44 fg. 79 fg., dass Sabinus in seinem Systeme nach Form und
lohalt vielfach dem Qu. Mucius sich anschliesse.
72) Wegen über im Sinne von is, qui sui iuris est s. Voigt, Jus naturale
II A. 270.
24*
354 Moritz Voigt, [36
5. De niancipatione et ßducia.
6. De emtione et venditione et locatione et conductione.
7. De nexo et mutui datione.
8. De bonae ßdei negotiis (de commodato; de deposito; de so-
cietatibus: familiae bereise, communi divid., pro socio; de
mandatis et de negotiis gestis; de cognitoribus et procurato-
ribus et defensoribus.73
10. De dotibus.74
1 1 . De tutelis et curationibus.
12. De furtis.
13. De vi bonorum raptorum.
14. De pauperie.
15. De darano iniuria dato.
16. De iniuriis.
17. De damno infecto.
18. De coneurrentibus actionibus ex delictis.
19. De solutionibus et liberationibus.
20. Per quas personas nobis obligatio acquiritur.
21. De aedilicio edicto et redhibitione et quanti minoris (vgl. A. 76).
Pars II.
22. De obligationibus et actionibus.
23. De verborum obligatione.
24. De litterarum obligatione.
Pars III de actionibus.
25. De iudieiis.
26. De interdictis.75
27. De iurisdictione.
73) Bei Ulp. auch de actione praescriptis verbis.
74) Jul. Ulp. und Paul, stellen hier als eigenen Titel voraus : Quibus et a
quibus recte solvitur.
75) Krüger, Krit. Versuche t53, 4 nimmt an, dass hier nur von den restt-
tutorischen Interdicten gehandelt worden sei, weil die Interdicte überhaupt nur auf
Grund der Verbindung, in welche sie mit der rei vindicatio gebracht worden, er-
örtert seien. Allein für diese letztere Voraussetzung gebricht es an jedem Stütz-
punkte, und damit entfällt auch jeder Grund für die Annahme jener Beschränkung.
371 Das Aelius- und Sabinus-System. 355
Pars IV.
28. De dominus.
29. De servitutibus.
30. De actionibus, quibus dominia tuen tu r (de a. ünium regund.;
de arboribus caedund.; de aquae pluviae arcendae a.).
31. De pignoribus.
32. De postliminio.
Eine Prüfung der hierin gegebenen stofflichen Anordnung im Einzel-
nen ergiebt nun folgende Wahrnehmungen:
A. das Erbrecht tritt wieder au die Spitze, wie bei Mucius und
Cassius, allein das Intestaterbrecht bildet nicht, wie bei Beiden und
bei Labeo Pithanon einen eigenen Abschnitt, sondern ist mitten in
das Testamentserbrecht hineingeschoben.
B. die vier familien- und personenrechtlichen Lehren, welche
Mucius, Labeo Pithanon und Cassius zur einigen Gruppe an einander
geschlossen hatten, sind wieder in zwei Massen zertheilt: no. 3. 4.
und no. 10. 14.
C. das Obiigationenrecht ist nicht allein wieder mehr zerstückelt,
als bei Mucius, Labeo Pithanon und Cassius, sondern es wird auch
das Zusammenbehörige von einander getrennt; denn so sind
a. die bon. fid. neqotia zum einen Theile in Anschluss an die
Mancipation behandelt: emtio und locatio: no. 6, während der andere
Theil erst in no. 8 und abgetrennt durch die mutui datio nachfolgt,
worin nun ein entschiedener Rückschritt gegenüber Labeo Pithanon
und Cassius liegt;
b. ebenso sind die stricti iuris contractus aus einander gerissen:
der eine Theil unter no. 7, der andere unter no. 23. 24 eingestellt,
wozu dann endlich noch die Mancipation unter no. 5 kömmt, welche,
wie bei Labeo Pithanon und Cassius, nicht zum Eigenthume gezogen,
sondern vielmehr dem Gesichtspunkte der causa obligationis unter-
stellt ist;
c. demgemäss zerfällt das obligatorische Vertragsrecht m zwei
grosse gesonderte Massen: no. 23. 24 und no. 5 — 8, von denen die
letztere nicht einmal homogen ist, während Cassius dasselbe zu Einer
Gruppe verband, Labeo in seinen Pithana aber wenigstens zwei homo-
gene Massen daraus bildete;
356 Moritz Voigt, 138
d. das Delictsrecht findet sich in gleicher Stellung, wie bei Labeo
Pithanon: hinter den familienrechtlichen Lehren und vor Stipulation
und Litteralcontract, eine Ordnung, welcher bereits Cassius eine an-
gemessenere substituirt hatte;
e. an das Delictsrecht werden vier obligationenrechtliche Nach-
träge angelehnt: De Concurrentibus actionibus ex delictis, Per quas
personas nobis obligatio acquiritur und zuletzt De Aedilicio edicto,*
Alles dies ganz neue Titel, sowie vorher der ältere Titel De Solutio-
nibus et liberationibus: no. 18 — 21 , wogegen der ebenfalls über-
lieferte Titel De Obligalionibus et actionibus als Einleitung vor den
Verbal- und Litteralcontract tritt: no. 22, wodurch nun die von
Cassius bewerkstelligte Verbindung jener letzteren beiden allgemeinen \
Lehren des Obligationenrechtes wieder gelöst wird.
D. der Process gewinnt wieder, abweichend wie bei Cassius, :
eine vollkommen selbstständige Stellung und folgt auf die letzte Par-
thie des Obligationenrechtes.
E. endlich den Schluss bilden die dinglichen Rechte: no. 25—31
sammt dem postliminium: no. 32, Alles dies gleich als ein weitschich-
tiger Anhang zu den vorhergehenden Materien: als Nachtrag civil-
rechtlicher Lehren und als solcher durch seine Abtrennung von dein
übrigen Civilrechte und durch seine Stellung unmittelbar hinter dem
Processe auf das Deutlichste sich kennzeichnend.
Sieht man nun von jenem Anhange unter E ab, der wie gesagt
als solcher deutlichst sich kennzeichnet und somit für die Beurtheilung
der historischen Beziehungen des Sabinussystemes gar nicht in Be-
tracht kommt, so ergeben sich für alles Uebrige ohne Weiteres dfri
grosse Stoffmassen:
I. die alten Rechtsinstitute des Xll Tafelrechtes: no. 1 — 5. 1.
10 — 12. 14 — 17, lediglich durch den Titel no. 30 unbedeutend ver-
kürzt, andrerseits dagegen, gleich wie bereits bei Aelius, durch
Substituirung der derogirenden jüngeren Rechtsgebilde verändert:
no. 15 — 17, sowie durch Anschluss sachlich verwandter jüngerer
Institute erweitert: no. 6. 7. 8. 13, und endlich auch mit den An-
hängen unter no. 18 — 21 versehen;
76] Eine Aenderung nimmt jedoch Paul, ad Sab. \or; derselbe stellt diesen
Titel in die Pars II ein.
39] Das Aelids- und Sabinus-System. 357
II. die jüngeren Rechtsinstitute des ältesten Rechtes: Stipulation
und Litteralcontract: no. 23. 24, mit der Einleitung unter no. 22
versehen ;
III. der Process.
Da nun aber diese drei Theile übereinstimmen mit den drei
Tbeilen der älianischen Tripertita: XII Tabulae, Interpretatio und Legis
actio (§ 2); da sodann das Sabinussyslem in zahlreichen Punkten:
unter B. C und E eine Ordnung darbietet, welche, aller inneren
Rechtfertigung entbehrend und ebenso stofflich Zusammenbehöriges
trennend, wie sachlich Fremdartiges an einander schliessend, vom
Gesichtspunkte des Dogmatischen weit eher als Unordnung sich kenn-
zeichnet, so aber lediglich in äusseren und historischen Momenten
eine Erklärung, wie Begründung finden kann; so weist nun Alles
dieses in der That darauf hin, dass es das älianische System der
Tripertita ist, welches das Vorbild: den Grundstock und die maass-
gebende Ordnung für diejenige Reihenfolge der Materien darbot,
welche in dem Sabinussyslem strict befolgt und lediglich durch Nach-
trüge der jüngeren Rechtsbildungen den Verhältnissen der Kaiserzeit
besonders accommodirt worden ist, was nun in umfassenderer Weise
namentlich auch darin beschieht, dass eine Pars IV angefügt wird
aus Abschnitt für dasjenige Material jüngeren Datums, für welches,
weil zu massenhaft und zugleich auch zu selbstständig, eine Einord-
nung in die Pars I sich nicht empfahl. Denn was insbesondere
Eigenthum und Servitut anbetrifft, so gehören beide zwar den XU
Tafeln an; allein ebenso sind die Wandlungen, die in und an ihnen
sich vollzogen haben, so eingreifend, wie die Zahl neuer Bildungen,
die in ihren Sphären zu Tage getreten sind, so zahlreich, dass jene
beiden Rechtsinstitute schon zu Beginn der Kaiserzeit eine völlig
veränderte Gestaltung gewonnen hatten, ja in Wahrheit an Stelle der
Gebilde der XII Tafeln andere und neue Institute getreten waren.
Denn das alte Eigenthumsrecht: das meum esse ex iure Quiritium
war als das legitimum dominium zur Unterart vom dominium herab-
gesunken, neben welcher nunmehr das in bonis esse stand, selbst
ebenso Träger ganz neuer Sätze und Principien, als auch insbeson-
dere ganz neue Eigenthums-Erwerbmodus von grösster Wichtigkeit
für das Leben, wie für die Theorie zur Geltung bringend und nicht
minder auch bezüglich der vindicatio ganz neuen Satzungen die Bahn
358 Moritz Voigt, [41
eröffnend. Und dann wiederum die Servituten, während die XII Tafeln
nur aquaeductus, haustus, Her und actus kennen, sind zu Beginn der
Kaiserzeit nicht bloss in den Rusticalservituten vermehrt, sondert
auch durch die Urbanalservituten erweitert, überdem aber auck
bezüglich ihrer theoretischen Auffassung völlig umgewandelt.7*» S&
daher ist hier wie dort das, was alten Rechtens der XII Tafeln ist,
überwuchert, verdeckt, umgestaltet, transsubstantiirt von jüngerer
Bildung und Institution, von neuen Rechtssätzen und allgemeine!
theoretischen Auffassungen; und dies nun bot die Veranlassung, du]
Eigenthum und die Servitut mit dem pignus als die dinglichen Rechte
i
zu einer eigenen pars zusammenzufassen und so nun als einen nettoj
Rechtsstoff in dem Systeme als Anhang einzuordnen.
Fragt man nun aber nach dem Grunde, wesshalb zuerst Lata
in seinen Posteriores und weiterhin dann Sabinus zu dem ganz un-
gelenken und rohen älianischen Systeme wieder zurückgriffen, nach-
dem bereits Qu. Mucius, ja Labeo selbst in seinen Pithana weit
durchgebildetere, stofflich angemessenere und somit vollkommeoere
Systeme construirt hatten, so kann der Grund hierfür nur darin gfr 1
funden werden , dass, indem das älianische System die ganze vor*
mucianische Litteratur beherrschte (§ 2), dadurch dasselbe der
gesammten juristischen Welt völligst vertraut und geläufig geworden
war, und so nun namentlich für eine Responsensammlung, wie Labeo's
Posteriores es sich empfahl, hier nach solchem allbekannten Systeme
den Stoff zu ordnen, gleiche Rücksicht aber auch für Sabinus und
folgeweise für Urseius Ferox, wie Minicius Natalis maassg^bend war.
§ 6.
Die Pars I des Sabinus -Systemes in ihrem Verhältnisse ra den
XII Tafeln.
Indem nach den Ergebnissen von § 3 die Pars I des Sabinus-
systemes der Pars I der älianischen Tripertita entspricht, somit also
das XII Tafelrecht den Kern und Grundstock beider bildet, so ergiebl
76a) Vgl. darüber Voigt in Berichten der Classe 1854 S. 159 fg. Der usus-
fruetus hat in dem Sabinussystem gar keine eigene Stellung gefunden.
Das Aelius- und Sabinus-System. 359
h hieraus die weitere Consequenz, dass die systematische Ordnung
r XU Tafeln selbst: die Reihenfolge, in welcher hier die ver-
üedenen Rechtsmaterien durch die einzelnen Sätze geregelt waren,
ch für die Pars I der Tripertita, wie des Sabinussystemes die
»henfolge der Materien bestimmte, abgesehen von dem Processe,
elcher, in den XU Tafeln an der Spitze stehend, in dem älianischen
ie Sabinus-Systeme eine völlig abweichende Stellung: als Pars HI
»erwiesen erhalten hatte, sowie abgesehen von den im Sabinus-
rsteme aus Pars I ausgeschiedenen und in Pars IV unter no. 30
ngeordneten Klagen. Demnach würde daher aus dem Sabinus-
fsteme die nachstehende Reihenfolge für die Materien der XII Tafeln
ch ergeben:
1. Testamentum.
2. Hereditas, quae ab intestato defertur.
3. Legatum.
i. Alieni iuris homines.
5. Liberi homines: statu liberi.
6. Mancipatio, tiducia, nexum.
7. Familiae herciscundae a.
8. Dos, sammt divortium.
9. Tutelae et curationes.
10. Furta, und so insbesondere auch a. de tigno iuncto, wie de
arboribus furtim caesis.
11. Pauperies.
12. Noxia nocita.
13. Iniuriae.
f 14. Noxia infecta.
Dagegen ergiebt sich daraus keine Bestimmung bezüglich der unter
lo. 30 eingeordneten actiones finium regundorum, de arboribus cae-
kodis und aquae pluviae arcendae.
Jene Voraussetzung findet nun aber in der That ihre Bestätigung
brch die sonstigen Andeutungen, welche uns über die Reihenfolge
ler in den XII Tafeln normirten Materien erhalten sind.
Zunächst nämlich ist bereits von Pithoeus, wie Gothofredus er-
annt worden, dass, indem der Commentar des Gai. über die XII Tafeln
ach der allgemein üblichen Manier des Alterthums an die in den
Ü Tafeln gegebene Reihenfolge der Materien strict sich anschloss,
360 Moritz Voigt,
das arithmetische Verhältniss von sechs Büchern gajanischen Com
tares und von zwölf Gesetzestafeln nicht ein zufälliges und unbe
netes, als vielmehr ein planmässiges ist, darauf fassend, dass Gl
zwei Gesetzestafeln in Einem Buche commentirte, eine Anna
welcher auch Dirksen, XII Taf. Fragmente 1 08 fg. beitritt.77 Und
nun findet in der That auch im Einzelnen mehrfach seine Bestätig
Und zwar
indem Gai. in üb. I nach einer rechtsgeschichtlichen Einlei
(D. I, 2, 1) den Pfocess behandelte: D. 11, i, 18. 20. 22. II,
6. XVII, 7, 2. 4. L, 16, 233, so ist daraus zu folgern, dass b
und II den Process normirten. Und dies nun wird bestätigt d
Cic. und Fest.7s
Sodann Hb. II des Gai. beschäftigt sich wieder mit dem Procc
D. L, 16, 234; und daraus ist zu folgern, dass entweder tat
und IV oder aber tab. 111 allein den Process behandelte. Und c
letztere Thatsache nun bekundet sich durch Dion. II, 27, woi
auf tab. IV die patria potestas normirt war.
Ferner lib. III des Gai. behandelt die leges mancipii : D. D,
77) Dahingegen die weitere Annahme von Gothofred. : jede Tafel habe
eigenen systematischen Abschnitt gebildet, oder von Dirksen : je zwei Tafeln l
einen solchen Abschnitt ergeben, entbehrt allen inneren, wie äusseren Haltes
ist daher mit Recht verworfen von Puchta , Instit. § 55. Scholl, leg. XII
reliqu. 67. — Wenn dagegen der letztere p. 68 bemerkt: sicut in lege Coi
de XX quaestoribus, cuius octava tabula superstes est, et iu lege Rubria de G
cisalpinae civitatc, cuius quartam habemus, ita etiam in lege antiqua
erat continua tamquam paginarum series, so fehlt in solcher Vergleichung ü
That alles und jedes tertium comparationis : denn in der lex Cornelia und Ä
gehören sprachliche Perioden, welche aus 50 und mehr Worten sich zosam
setzen, zu den kürzeren, wogegen in den XII Taf. Sätze, welche aus $0
weniger Buchstaben gebildet sind, zu den normalen gehören. Und während
kein Graveur es in der Hand halte, die einzelne Tafel mit einer Periode, gesch'
denn mit einem Capitel abzuschließen, würde es hier eine gr'anzenlose Ungesc
lichkeit und ein völlig unpractisches und zweckwidriges Verfahren gewesen
wenn der Graveur etwa die eine Tafel geschlossen hätte mit Si iniuriam
alteri XXV aeris und die folgende Tafel mit den Worten eröffnet halte Poenas s
78) Cic. de Leg. II, i, 9: a parvis — didieimus: Si in ius vocat, wori
die Anfangsworte der XII Tafeln hingewiesen wird: Dirksen, a. O. 120.
v. reus p. 273: nam (Cod.: Numa) in seeunda tabula, seeunda lege, in
scriptum est: Quid horum fuit etc.
Das Aelils- und Sabinls-System. 361
™* L, 16, 235, wie die Ehescheidung: D. XLV11I, 5, 43, woraus
entnehmen ist, dass beide Materien der tab. V und VI angehörten.
Wiederum üb. IV des Gai. handelt von der combustio, somit
n damnum iniuria datum: D. XLV1I, 9, 9, von der Zauberei und
r a. de glande legenda: D. L, 16, 236. pr. § 1, wie von der a.
tarn reglind.: D. X, 1, 13 und den sodalitates: D. XLV1I, 22, 4,
(mach diese Materien den tab. Vli und VIII sich überweisen.
Sodann während aus lib. V des Gai. zu entnehmen ist, dass
b. IX oder X vom Criminalprocesse handelte,*0 bezeugt Cic. de Leg.
, 25, 64 in Verbindung mit 23, 58 Tg., dass tab. X von den
irsehriften betreffs der Anordnung und des Aufwandes bei Leichen-
gftnguissen in Anspruch genommen war, so dass demnach auf tab.
das Criminalprocessrechtliche entfällt.
Endlich lib. VI des Gai. behandelt das Gesetz ne connubium
Iribus cum plebe sit,81 dann die vindiciae latio,s2 die pignoris
pk>fw die a. noxalis,*4 wie endlich die dedicatio rei litigiosae in
erum,*5 und bietet somit einen so bunt zusammengewürfelten und
gtematisch wo ganz anders hinbehörigen Stoff, dass daraus ent-
ronnen werden muss, die Legalordnung allein der beiden Supple-
entartafeln XI und XII habe jene gajanische Anordnung der Materien
tmt.
79) In maneipationibus rerum, quodeunque pactum sit , id valere manifestis-
est, wo Tribonian »traditionibus« inlerpolirt: Dirksen, XII Taf.-Fragm. 398.
fg. Voigt, Jus naturale, Hl A. 47 8. 1509.
80) D. L, 16, 237: duobus negativis verbis quasi permittit lex (i. e. XII tab.)
ps, quam prohibuit, ist auf das Gesetz zu beziehen : de capite civis nisi maximo
tu De ferunlo, somit: die capitale Sentenz wird zwar den Centuriatcomitien
Grund der Provocation) nachgelassen , nicht aber dem ius dicens (in erster
e] entzogen.
81) D. L, 16, 238. pr. : plebs est ceteri cives sine senatoribus.
8t) Das XII Tafelgesetz lautet: si vindiciam falsa m tulit, si velit is, [praejlor
tris dato. Eorum arbitrio frei,] fruetus duplione damnum deeidito : Voigt,
Baturale III A. H;>3. Auf solchen fruetus rei bezieht sich D. XXII, I, 19.
Voigt, a. 0. S. 706.
83) D. L, 16, 238. § 2: pignus appellatur a pugno etc. vgl. Gai. IV, 28.
damit steht auch in Verbindung D. cit. § < : detestatum est testatione de-
«tum.
84) D. L, 16, 238. § 3: noxiae appellatione omne delictum continetur.
85) D. XLIV, 6, 3,
362 Moritz Voigt,
Nach Alle dem aber ergeben Gai., sowie die weiteren <tf
Zeugnisse bezüglich der Reihenfolge der Materien in den XII
und zwarfür tab. IV — IX insbesondere folgende Fingerzeige:
tab. IV: pairia potestas: Dion.
tab. V und VI: leges mancipii; divortium: Gai.
tab. VII und VIII: noxia nocita und insbesondere combu
Zauberei; a. (in. reg.; a. de glande legenda; sodalitates:
tab. IX: Criminalprocess : Gai.
Und dazu kommt dann noch das Zeugniss von
Ulp. 46 ad Ed. (XXXVIII, 6, 1. pr.) : posteaquam praetor loc
est de bon. possessione eius, qui testatus est, transitum fecil
intestatos, eum ordinem secutus, quem et lex XII tabu lamm a
tus est,
wonach somit das Testaments- dem Intestaterbrechte voraufginj
Endlich bietet auch noch das prätorische Edict mehrfache Rn(
zeige, insofern dieses bei seiner Anordnung des Stoffes innerl
gewisser Gränzen von den XII Tafeln beeinflusst wird.86 Und i
tritt solcher Einfluss der XII Tafeln hervor in folgenden Theilen
Edictes :
a. in Pars II De Judiciis in der Reihenfolge von
hereditatis petitio: Rudorff, Edict § 57;
rei vindicatio: Rudorff, I. c. § 61 ;
a. de servitutibus : Rudorff, 1. c. § 66;
a. de pauperie: Rudorff, I. c. § 67;
a. de pastu pecoris: Rudorff, I. c. § 68;
a. damni iniuria dati: Rudorff, I. c. § 69;
a. finium regund. : Rudorff, I. c. § 73, woran das Edict
a. famil. hercisc. anlehnt: Rudorff, 1. c. § 71 ;
de religiosis: Rudorff, 1. c. § 87 — 92;
und worauf dann Pars III De Rebus creditis, entsprechend der Pa
der Tripertita, wie des Sabinussystems folgt.
b. sodann in der Reihenfolge der Partes V — VII, nämlich
Pars V: De Jure dotium et re uxoria: Rudorff, I. c. § 119 — \
86) Vgl. Leist, Versuch einer Geschichte der röm. Rechtssyst. 13 fg. 3
Danz, Geschichte des röm. Rechts § 44 unter c.
] Das Aelius- und Sa binus- System. 363
Pars VI: De Tutelis, mit a. de suspectis tutoribus, arbitrium
tutelae und a. de rationibus distrahendis: Rudorff,
1. c. § 126—133;
Pars VII: De Furtis nebst a. de tigno iuncto und arborum
furtim caesarum: Rudorff, 1. c. § 134 — 142;
orauf dann Pars VIII: De Bon. Poss. et de legatis folgt.
c. ingleichen dann: innerhalb der Pars IX:
de operis novi nuntiatione: Rudorff, 1. c. § 176;
de damno infecto: Rudorff, I. c. § 177;
de aquae pluviae arcendae actione: Rudorff, 1. c. § 178.
d. endlich sodann wieder innerhalb Pars XII De Interdictis:
quod vi aut clani (operis novi nuntiatio und damnum in-
fectum) : Rudorff, 1. c. § 257—260 ;
de arboribus ex aedibus in aedes impendentibus caedendis:
Rudorff, I. c. § 262 unter I ;
de arboribus ex agro in agrum impendentibus caedendis:
Rudorff, 1. c. § 262 unler II;
de glande legendär Rudorff, I. c. § 263.
Indem daher alle diese Momente die in dem Sabinussysteme
Übaltene Ordnung theils bestätigen, theils ergänzen, so ergeben
pm nun alle jene Zeugnisse für die Ordnung der Materie in den
B Tafeln die nachstehende Reihenfolge:87
b. IV. 1. lestamentum;
2. hereditas ab intestato;
3. legatum;
4. patria potestas, venditio filiifamilias;
5. statu liberi;
insgesammt bekundet durch das Sabinussystem , sowie ad 4
durch Dion., resp. ad I und 2 durch Ulp. und durch das Edict
unter a;
II V. 1. Gesetz: cum nexum faciet mancipiumque, uti lingua
nuncupassit, ita ius esto:
g7) Eine erschöpfende , wie detaillirte Restitution der Ordnung aller privat-
hUicben XII Tafelgesetze ist in dem Nachstehenden gar nicht beabsichtigt : es
ieit sich nur um Herstellung der Reihenfolge des im Obigen berührten Materiales.
364 Moritz Voigt,
2. Klage aus lex mancipii und a. auctoritatis ;
3. a. fiduciae;
4. Klage aus dem nexum;
5. a. familiae herciscundae;
insgesammt bekundet durch das Sabinussystem, sowie ad '
daS Edict unter a, ad 2 durch Gai. ;
tab. VI. 1. dotis dictio;
2. divortium;
3. tutela und curatio, insbesondere a. de suspectis tul
arbitrium tutelae, a. de rationibus distrahendis;
insgesammt bekundet durch das Sabinussystem, sowie ad 4
durch das Edict unter b, ad 2 durch Gai.; »
tab. VII. 1. de furtis und insbesondere a. de tigno iuncto u
borum furtim caesarum;
2. de pauperie;
3. de noxia nocita und so insbesondere a. de pastu p
4. Zauberei;
5. de iniuriis;
6. de noxia infecta und so insbesondere a. aquae |
arcendae ;
bekundet ad 1 — 3. 5. 6 durch das Sabinussystem, ad
durch das Edict unter a, ad 3. 4 durch Gai., ad 6 dur
Edict unter c und d;
tab. VIII. 1. de finibus regundis;
2. de arboribus caedundis;
3. de glande legenda;
4. de sodalitatibus ;
bekundet 1.3 4 durch Gai., ad 1 durch das Edict u
ad 2. 3 durch das Edict unter d.
Dagegen tab. IX enthalt bereits nicht mehr privatrechtlichei
als vielmehr Criminalprocess, sowie Criminalrecht insoweit, als
nicht schon an sachlich verwandte civilrechtliche Materien
schlössen ist, wie combustio und Zauberei, während and
wiederum die beiden Supplementartafeln XI und XII auch
rechtlichen Stoff zu jenem Materiale nachtragen.
Das Aeliis- und Sabinus-System. 865
§ 7.
Die titali ia dei älterei Reehtssystenea.
In Bezug auf die Methode der äusseren Gliederung des Lehr-
fes zerfallen die in § 2 — 5 erörterten Werke, abgesehen von der
rsten Gliederung des Stoffes nach partes, in Hauptabschnitte,
che die Bezeichnung libri führen, innerhalb deren dann das
iere Fachwerk gewonnen wird durch Unterabtheilungen, denen
anglich die Benennung capita beigelegt wird; denn dies wird
:undet durch
II. XI, 18, 20: verba sunt Sabini ex libro Jur. civ. II etc.; item
alio capite: Qui etc.
ul. de Jud. publ. (D. XLVI1I, 13, 9. §2): Labeo libro 38 Poster,
peculatum definit ; (§ 3) : eodem capite inferius scribit etc.
st in der mittleren Kaiserzeit ward dann für diese capita die Be-
inung tituli oder auch rubricae üblich.
Gleichmässig aber alle jene libri, wie diese capita führen be-
idere Inhalts-Ueberschriften, wie dies z. B. sich ergiebt aus
I. IV, 14, I : cum librum VIII Ateii Capitonis Coniectaneorum
egeremus, qui inscriptus est De Judiciis publicis, wozu vgl. X, 6, 4.
che Methode nun von Capiteleintheilung und Ueberschriften ent-
icht zugleich einem von allen Fachschriftstellern jenes Zeitalters
Pachteten Verfahren, welches unserer Wahrnehmung jedoch viel-
li sich entzieht, weil in den späteren Handschriften jene Capitel-
srschriften von den Abschreibern regelmässig ausgelassen wurden.
spiele hierfür bieten zunächst Cato RR., wo noch folgende Capitel-
bersch ritten sich erhalten haben:
c. 10. Quomodo oletum agri iugerum CCXL instruere oportet.
c. 11. Quomodo vineam iugerum C instruere oportet.
c. 13. In torcularium in usu quod opus est.
c. 20. Trapetum quomodo concinnare oportet (Codd.: oporteat).
c. 23. Face ad vindemiam, quae opus sunt, uti parantur (Codd.:
parentur) .
c. 36. Quae segetem stercorant.
c. 57. Vinum familiae.
366 Moritz Voigt,
c. 66. Custodis et capulatoris officia.
c. 70. Bubus medicamentum.
c. 104. Vinum familiae per hiemem qui utitur (Codd.: utalu
c. 116. Lentim. quomodo servari oportet (Codd.: oporteat).
c. 117. Oleae albae queniadmodum condiuntur (Codd.: condiam
c. 122. Vinum concinnare, si lotiuin difficilius transibit.
c. 127. Ad dyspepsiam et stranguriam.
c. 133. Propagatio pomorum ceterarumque arborum.
c. 136. Politiones quo pacto dari oportet (Codd.: oporteat).
c. 1 49. Qua lege pabulum hibernum venire oportet (Co<
oporteat) .
e. 1 54. Vinum emtoribus sine m ölest ia quomodo admetiris (C(
admetiaris).
c. 156. De brassica quod concoquit.
c. 161. Asparagus quomodo seritur (Codd.: seratur).
Sodann Spuren von anderen Ueberschriften haben sich daselbt
der Weise erhalten, dass die Inscription selbst oder Reste derse
irrthümlich mit dem Texte verschmolzen worden sind und so
denselben corrumpirt haben. Und dies ist der Fall in
c. 12. In torcularium, quae opus sunt vasis quinis, wo zu 1
ist: opus sunt. Vasae quinae.
c. 14. § 4. Villa, lapide, calce etc., wo zu lesen ist: V
fundamenta ex caementis et calce facienda (Junt.). La|
calce etc.
c. 56. Familiae cibaria, qui opus facient, wo zu lesen ist: Farn
cibaria. Qui opus facient.
c. 58. Pulmentarium familiae, oleae etc., wo zu lesen ist:
mentarium familiae. Oleae etc.
c. 59. Vestimenta familiae tunicam etc., wo zu lesen ist: V
menta familiae. Tunicam etc.
c. 126. Ad tormina et si alvus non consistet et si teniae et
brici molesti erunt, XXX mala punica etc., wo zu 1
ist: Ad tormina et si alvus non consistet et ad tioea
lumbricos (Junt.). Triginta mala punica etc.
c. 142. Vilici officia quae sunt, quae dominus praecepit, wc
lesen ist : Vilici officia quae sunt. Quae dominus p
cepit etc.
Das Aeuus- und Sabinus- System. 367
143. Vilicae quae sunt officia, curato faciat. Si eam tibi
dederit etc., wo zu lesen ist: Vilicae quae sunt officia.
Si eam tibi dederit etc.
ch bei allen übrigen Gapiteln ist im Gato jede Spur der ehe-
en Ueberschriften untergegangen.
Das Letztere ist nun auch der Fall bei Hygin. d. Aelt. mit
iden beiden Ausnahmen:
126, 3. De fine si agitur (Codd.: ageretur).
129, 12. De loco si agitur;
nicht minder bei Sic. Flacc. mit den beiden Ausnahmen:
152, 22. De questoriis agris.
154, 8. De divisis et assignatis [agris].
Endlich wieder in den Institutionen des Gai. haben sich folgende
iken erhalten:
1. De iure gentium et civili.
8. De iuris divisione.
9. De condicione hominum.
13. De dediticiis vel lege Aelia Sentia.
1i. De peregrinis dediticiis.
18. De manumissione vel causae probatione.
20. De consilio recuperatorum.
28. Quibus modis Latini ad civitatem romanam perveniunt.
80. De pupillis an aliquod a se alienare possunt.
109. De testamentis militum.
(74. De substitutionibus.
192. De legatis.
224. Ad legem Falcidiam.
229. De inutiliter relictis legatis.
234. De poenae causa relictis legatis.
268. Unleserlich.
gen alle übrigen Rubriken sind in der Handschrift ausgelassen,
»hl deren frühere Existenz bekundet wird durch
t. leg. XVI, 2: Gai. libro III Instit. Kap. CXXI (Verc.) oder
p. CXXVI De successione inter fratres; und § 9: De agnatis.
»adl. d. K. S. Gesellsch. d. Wiwnuch. XVII. 25
368 Moritz Voigt,
Insbesondere aber bei den Excerpten in Justinians Digeslei
die Titel-Angaben, wie -Ueberschriften planmässig ausgelassen w
und haben lediglich sich erhalten entweder in Folge zufälliger
stände, wie in
Dig. XXXIX, 2, 45: Scaev. 12 Quaesl. (sub titulo) A quo fi
petetur, si rem nolit [defendere] ,**
oder in Folge gemachter Ausnahmen, wie solches der Fall ist mi
ad Edict. praetoris urbani oder ad Edict. urbicum, wo die Titc
Haupteintheilungen, die libri aber die Unterabtheilungen erg
daher hier nun citirt wird: Sub titulo
Qui neque sequantur, neque ducantur: D. L, 16, 48.
De testamentis lib. 1: D. XXVIÜ, 5, 32. XXXV, 1, 4 6. Lil
D. XXVIH, 5, 33. XXIX, 4, 14. 16. 18. L, 17, 55.
De legatis lib. I: D. XXX, 1, 65. 67. Lib. II: D. XXX, 1,
XXXHI, 4, 15.' XXXV, 1, 17. XL, 9, 3. Lib. III: D. XX]
73. XXXIII, 2, 8. XXXV, 2, 72. 74. 76. 78. 80, XXXE
11. D. L, 17, 56.
De operis novi nuntiatione: D. XXXIX, 1, 9.
De damno infecto: D. IX, 4, 30. XXXIX, 2, 8. 19.
De aqua pluvia aroenda: D. XXXIX, 3, 13.
De liberali causa lib. I: D. X, 4, 13. XL, 12, 2. 4. 6 (Hai
11. 13. 25. Lib. II: D. VII, 7, 4. XXX VIII, 2, 30. XL, II
XLII1, 16, 10.
De publicanis: D. XIX, 1, 19. XXXIX, 4, 5.
De praediatoribus : D. XXIII, 3, 54.
De re iudicata: D. XXV, 2, 2. XLII, 1, 7.
eine Citirweise, womit wieder jenes andere Verfahren eine A
lichkeit bietet, auch sonst noch die libri nach ihrem Titel zu citirei
Paul. lib. 71 ad Edict. ad Cinciam (fr. Vat. 298)
und diesfalls auch dann, wenn mehrere Bücher die gleiche Uc
schritt tragen, nach der letzteren unter der entsprechenden
laufenden Nummer zu citiren, so in fr. Vat. 90 — 93, wo Paul.
88) Dieses in den Codd. fehlende defendere ergiebt sich mit Sicherheit s
aus dem Inhalte der Stelle, wie aus [Paul.] 4 de Interd. sub titulo A quo
fructus petetur, si rem nolit defendere (fr. Vat. 92).
] Das Aelius- und Sabinus-System. 369
t und 66 ad Ed. citirt wird als lib. I, Hb. II und lib. IV de Inter-
iciis.89
Andererseits wiederum haben die Digesten, Institutionen und der
lodex Justinians, wie resp. der Cod. Greg., Herrn, und Theod. ihre
PHelüberschriften zum bei Weitem grössten Theile aus den Werken
(er Pandektenjuristen , die letzteren selbst aber wiederum aus den
Werken der ausgehenden Republik, wie der angehenden Kaiserzeit
wörtlich entlehnt. Denn diese Thatsache ergiebt sich namentlich aus
olgenden Beispielen:
Rubr. Dig. XLIII, 1 9 : De itinere actuque privato entspricht durch-
us nicht dem justinianischen Rechte oder dem der mittleren Kaiser-
eit: dieselbe müsste, um den letzteren conform zu sein, vielmehr
tuten: De itinere actuque privato viaque privata;90
die Rubriken einerseits von Dig. VIII, \ : De servitutibus; 5: Si
ervitus vindicetur vel ad alium pertinere negetur; 6: Quemadmodum
ervitutes amittuntur; XXXIII, 3: De servitutibus legatis; und andrer-
Bits von Dig. VII, 1: De usufructu; 7: De operis servorum; 8: De
su et habitatione ; 6 : Si usus fructus petatur vel ad alium pertinere
egetur; 4: Quibus modis ususfructus vel usus amittitur; XXXIII, 2:
•e usu et usufructu — et habitatione et operis per legatum — datis ;
rner die Rubriken von Inst. II, 3: De servitutibus; 4: De usufructu;
: De usu et habitatione; und endlich von Cod. III, 34: De servi-
itibus et aqua; 33: De usufructu et habitatione et ministerio ser-
orum entsprechen nicht mehr dem Rechte der mittleren Kaiserzeit,
rie Justinians, da solches die Personalservituten der servitus sub-
linirt, nicht aber coordinirt ; 9l
die Rubriken von Dig. XXXIII — XXXIV, 2: De annuis legatis;
usu et usufructu et reditu et habitatione — per legatum — datis;
Servitute legata; De dote praelegata; De optione vel electione
ita; De tritico, vino vel oleo legato; De instructo vel instrumento
De peculio legato; De penu legata; De supellectile legata;
alimentis vel cibariis legatis; De auro, argento, mundo, argentis,
lentis, veste vel vestiiuentis et statuis legatis entstammen den
89) Voigt, Condictiones ob causam A. 206.
90) Vgl. Voigt in Ber. d. Ges., phil.-hist. Cl. «872 S. 36.
91) Vgl. Voigt in Ber. d. Ges., phil.-hist. Cl. 187 4 S. «60.
25*
370 Moritz Voigt,
Schriften der republikanischen Litteraturperiode, hier gegeben d
deren allgemeine Methode der Behandlung des Rechtes.92 Und c
Thatsache erhält ihre äussere Beglaubigung durch Cic. Top. 4:
argentum omne mulieri legalum: §13.
Fabiae pecunia legala: § 14.
uxori vir legavit argentum omne: § 16.
mulier, cui vir bonorum suorum usumfructum legavit: § 17.
si paterfamilias uxori ancillarum usumfructum legavit: § 21.
So daher ergiebt nun jener Sachverhalt die Rechtfertigung des
Tafel I und IV beobachteten Verfahrens, nach Maassgabe der in
jüngeren Rechtslitteratur auftretenden Titel in entsprechender \^
den Inhalt jener älteren Werke zu reconstruiren und darzulegen.
§ 8-
Gesammtergebniss.
Das Ergebniss der obigen Erörterung über die Systeme de
Untersuchung gezogenen Werke ist dies, dass alle dieselben auf a
Systeme zurückgehen und sich stützen, die selbst der Zeit
Republik entstammt sind.
Einestheils das System der älianischen Tripertita, weichet
allgemeinster Herrschaft sich behauptend bis zu dem Jus civile
Qu. Mucius Scaevola pont., später noch angenommen und erwei
wird theils von Labeo in seinen Posteriores, theils von Sabious
sein Jus civile, theils endlich für die Responsensammlungen
sabinianischen Schule: des Urseius Ferox, wie Minicius Natalis.
Anderntheils wiederum das Svstem von Scaevola's libri 1 8 J
civilis, welches, theils mehr, theils minder modificirt, angenomi
wird von Labeo in seinen Pithana, von Cassius in seinem Jus cn
wie von Sext. Caecilius Africanus in seinen Quaestiones.
Daneben tritt dann noch ein drittes, auch schon der früh«
Kaiserzeit angehöriges System des ius civile, welches, in gewis
Elementen ebenfalls auf die republikanische Litteraturperiode und z
92) Voigt, Jus naturale III A. 416.
Das Aelius- und Sabinus-System. 374
f des Servius libri II ad Brut um de Edicto zurückgehend,93 doch
i grossen Ganzen eine Schöpfung der Kaiserzeit ist, das System
tmlich der Institutionen des Gaius. Und dieses System nun, welches
it Vorliebe für die Institutionen- und Regularum-Werke verwen-
!t ward und bereits den libri 15 Regularum des Neratius Priscus
i Grunde liegt, ist zugleich das in seiner Gliederung des Stoffes voll-
Kletste, welches die römische Jurisprudenz für das Civilrecht über-
lupt geschaffen hat.
93) Voigt, a. 0. A. 485.
Inhalts- Verzeichniss.
$ 1. Die Rechtslitteratur big zum siebenten Jahrhundert d. St
$ 2. Die Tripertita des Sex. Aelius Paetus Catus
$ 3. Die libri 18 Juris civilis des Qu. Mucius Scaevola pont
$ 4. Die libri Pithanon des Labeo und die libri 10 Juris civilis des Caasius .
§ 5. Das Sabinus-System
$ 6. Die Pars I des Sabin us-Systems in ihrem Verhältnisse zu den XII Tafeln
$ 7. Die tituli in den älteren Rechtssystemen
$ 8. Qesammtergebniss
Tafel I. Qu. Mucius, 18 Juris civilis.
II. Labeo, Pithanon.
- III. Cassius, 10 Juris civilis.
IV. Sabinus- System.
Afric. Quaest.
!• ^ *e8*"^^stamentis et legatis.
r>e generffcJ. D XXIX, 2, 46. XXXVIII, 5, 10. XXXIX, 6, 22. XL, 4, 20.
I>e «•redil
I>e adeuni
I>e iniusto,
modis
II. De lentis
l>e generil
I>e usafrw
l>e optfone
I>e ifi»traf-
XIX. I*>
/&
Coi
Pro
XX. De
: D. XII, 1, 23. XXVIII, 5, 46. 6, 33. XXIX, 7, 15 (IUI. : Paul. 11 QuaeatA
XXX, 1, 107. XXXIV, 2, 2. 5. XXXV, t, 3i. 42. XXX VIII, 2, 26.
1 XXXIX, 6, 23.
I: D. V, 1, 77." XL, 9, 8. XLVIII, 10, 6. L, 16, 207.
Anm.: Wegen D. XIII, 4, 8. XLIV, 7,22. XLVI, 6, 10. fc, 7, 3. 8.
IIb. 7 ; wegen D. XV1I1, 2, 18. s. üb. 8.
I: D. V, 3, 56. XXVIII, 2, 14. 16. 5, 47. 6, 34. XXIX, 1, 21. 2, 47. 49.
51. XXX VII, 4, 14. 5, 18. 6, 4. 10, 8, XXXVIII, 2, 27. XL, 4, 21.
1 XL1II, 30, 4. L, 16, 208.
XXIV, 3, 33 (Hai.).
Anm. Wegen D. XVI. 1. 17. 19. s. Hb. 8.
, I, I. Jl-9-y I, JU. O, lt.
[ndato: D. XVII, 1, 34. 37.
fotiorum gestione : D. III, 5, 49. XII, 1, 41.
. Anm. Wegen I). XXIV, 3, 34. XXV, 2, 23.: Hai.: Hb. 6 8. da*.
. Wegen D. XXVI, 2, 23. s. Hb. 7.
üto ....
imodato: D. XIII, 6, 21.
iore: D. XIII, 7, 31. XX, 4, 9.
fescriptis verbis : D. XIX, 5, 24.
ttionibus et Hberationibus : D. XII, 7, 4. XVI, 1, 20. XXII, 1, 27
II, 3, 50. 5, 9. 11. XXX, 1, 110. XLVI, 3, 39.
C. Velleianum: D. XVI, 1, 17. 19 (beidemal Flor.: Hb. 4. Hai. Hb. 3).
XXI. De
(De
XXII. De
XXIII. De
XXIV. De €i
XXV. De »<
VII, 2, 61.
XIX, 1, 15.
XXVL De
XXVII. De le<
XIX, 2, 44.
lictionibus ob causam: D. XII, 6, 38. XXXIX, 6, 24.
tis: D. VIII, 3, 33.
jptionibus: D. XLIV, 1, 18. 2, 26. 3, 6.
\liminio (?).
Ju liberis. D. XXXV, 1, 32. XL, 4, 22. 5, 49. 7, 15.
a) D.
b) Uni
eren Bearbeiterl^30*1"^6 ilber die ^nae fldei negotia : no. 8 angefügt. Dagegen die
d) Bei
>rtate morante*
unter V Dle V XXVIII> 2, l1)? ¥K!- Danz> Lehrb- d- Ge8ch- d- r5m- Recht* § lö9-
f) DarOl
< Hinfl|re!it. weiss Nichts von Modest, ad Qu. Muc.
"\ 1 1 Ed (W an^ s°lc^em °^er wider solches etwas vi aut clam beschehen war, so von
So daher erklärt sich, wie in diesem Abschnitte die Rede von den in
Taf. II.
Labeo, Pithana.
Labeo Pithanon, a Paulo
notatorum.
Labeo Pit&anon, a Paulo
epitomator. et notator.
ripatldne et de legibus man-
fldaela
e fldei negotiis
ne venditione
ine coaductione
odo et periculo rei venditae
ito et negotiia gestis (?)
üibus (?)
odato (?)
Ito
>ibus (?)
.mentig
dltatibug, quae ab Intestato
«r
tis
1
1.2
1
D. XIX, 1,53. xxxra,
7, 29.
D. XIX, 2, 62.
D. *Vin, 4, 25. XIX,
1, 54.
D. XVI, 3, 34.
D. XL, 7, 42.
»as
tionibns inter virnm et oxorem)
ig et curationlbus
Hb hominiöus (?)
» qui aiieno iuri stibiecti
»
vperie (?)
»norum raptorum
ino iniuHa dato (?)
xriis (?)
\ operis nuntiat ione (?)
*n© infecto (?)
ionibog et liberationibu*
ii
n
ii
Ii
rationibns et actiouibu*
latlone
m&ilaMone (?)
et mntai datione
nüa
>ionibus et usurpationibus
endo rerum dominio
idicatione
tutibug
imlnio
D. XXVI, 8,22(Hal.:5
Porter, a Ja?, epit.).
1
vgl. D. L, 16, 246. pr.
D. VIII, 5, 21.
D. XX, 1, 35.
D. XIV, 2, 10.
D. XL, 7, 41.
D. XXXVIII, 2, 61.
D.XXXII, 1,31. XXXIII,
4, 13. XXXIII, 7, 5.
D. XXIV, if 67.
7
8
D. XLVH, 2, 91.
D. XLIII, 16, 20.
D.XXXIII, 10, 12. XLIX
15, 28. Dann: D. XXIII,
3, 84. XL VI, 3, 91 (wo
beidemal die Codd.: Hb.
VI).
D. VI, 1,78. L, 16,244.
D. XLVI, 4, 23.
D. XXII, 2, 9 (Hai. : 1
Pith.).
D. XU, 3, 49.
D. XLI, 1, 65. XLIV,
1, 23.
D. VI, 1, 79. XLIX,
15, 29.
D. XXII, 3, 28.
D. XLIX, 15, 30.
Taf. III.
Cassius, 10 Juris ciyilis.
Casalas, lor. civ.
JatoI. a
I. De testamentlfl
II. De legatig
III. De hereditatibug, quae ab
Integtato defemntur
IT. De dotibug
V. De tutellg et euratlonibng
Tl. De liberig homlnlbug
YII. De bis, qnl »Ueno iurl
gubleeti »mit
Till. Demaneipationeetdelepi-
bmg mancipii et flducla
De usucapioiiibua
IX. De bonae Idel aegotils
De emtione vendittone
De commodo et perioulo rei
▼enditae
De locatione eonduetione
De mandatoet negotiis gestls
De eoeietaUbut (?)
De commodato (?)
De depotito (?)
De pignorifnu (?)
X« De Terbomm obllgatione
XL De Utterarum Obli-
gation* (?)
XII. De nexo et mutui dä-
tione (?)
XIII. De genrltvttbvs
Deservitutt. praed. raaticorum
De servitutt, praed. nrbanorum
De usufructu
XIV. De deMlBiig
XY. De golutlonibug et libera-
tionlbug
XVL De obU*ationlbiig et
acttonlbns
De peculio, in remverso, quod
iuaiu, Inttitoria actione etc.
De interdieti«
De deductionibos
De exceptionibus
XVII. De daumo Injuria dato
XYIII. De pauperie (?)
XIX. De fertig
XX« De vi bonorum rap-
torum (?)
XXL De iniurtis (?)
XXIL De novi operienunHa-
Hone (?)
XXHL De damno infecto (?)
XXIY. De Iwrlgüettone
XTF« 1>e P^UmhUo (?)
1
2
6
7?
8?
9?
10?
D. XXVI, 1, 3. $2. I
5
D. VII, 1, 7. §.3. fr. 9.
$. 5. und fr. Vat. 70.
D. VII, 1, 23. od. fr.
Vat. 72. D.VII, 1,70.
pr.(Hal.;Flor.:10).§2.
8
9
10
11
12
13
14
15
d. xxvm, 2, 5
XXXI, 1, 37.
D. XXXI, 1,38.3
5, 14. XXXIII,
xxxiv, if 6. ;
D. XXXI, 1, 91
d. xxxvin, 2,
D. XXIII, 3, 61
D. XXVI, 2, 24.
D. XXXVIII, it
Gelegenheit 6m
Wort mannt tat
D. I, 7, 16. n, j
manumisalooe 4
D. XLI, 2, 21. 3
D. XVII, 1,36. 3
XIX, I, 18.
D. XVIII, 6, 16V
D. XIX, 2, 37.
D. HI, 5, 28.
D. XVII, 1, 51 C
14 (de interna)
D. vmf 3, 13. T
2. XXXIX, 3, 18
D. VUI, 2, 12. 1
D. XLI, 1, 58. t
D. IV, 8, 39. XL?
D. XV, 1,33.35.:
D. XLI, 2, 22. XI
D. XXXV, 2, 6«
D. XXXIX, 5, %
D. IX, 2, 37.
• • • • •
D. XII, 3, 9. XL*
73. (Hai.: Sab.)
D. III, 4, 8. IV, i
2, 14 (Hai.: 11}
IT. Clf
4
*.
i
%
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4
*
I
1
U—i •*
Sabin. Jur. civ.
f . ö A . . ' Javoleii. libri ex Poeter. Labeoni*.
Ubeo Posterior. nat. t pt||K notatL
Jell. V, 13, 5.
I>. XXV1I1. 8, 11.
Ali« U
v,
ist.
i —
7.8
7
D. XL, 1, 26.
1 *%IV. I, W. |Hal.: ll)'
D. XXIV, 3, 66
I). XXVI, 2, 33.
1
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DEK GKALTEMPEL
VORSTUDIE
U EINER AUSGABE DES JÜNGERN TITUREL
VON
FRIEDRICH ZARNCKE,
MITGLIED DER KÖNIGL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der Königl
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
N° V.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
1876.
Vom Verfasser übergeben den 20. April 1870
Der Abdruck vollendet den 30. Juli 1S76.
DER GRALTEMPEL.
VORSTUDIE
Zu EINER AUSGABE DES JÜNGERN TITÜREL
VON
FRIEDRICH ZARNCKE
Ab**»dl. d. K. S. Gw«ll»ch. d. WiaMwrh. XVII. *6
Die Beschreibung des Graltempels im Jüngern Titurel hat wieder-
t die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gezogen; ausser ge-
entliehen Erörterungen besitzen wir zwei selbstständige Schriften
ar diesen Gegenstand1). Es ist das kunstgeschichtliche Interesse,
5 hier überall in den Vordergrund tritt, eine philologische Constitui-
ig des Textes ist von Niemandem erstrebt worden, obwohl Bois-
6e sich Abschriften aus mehreren Handschriften verschafft hatte.
liegt aber auf der Hand, dass erst auf einem durch methodische
tersuchung gewonnenen Texte sich die sachlichen Erörterungen
t Sicherheit aufbauen lassen. Daher erschien es mir wie eine
■cht, dieser Forderung der Wissenschaft Genüge zu leisten, als ich
zunächst für einen andern Zweck — theils durch gewogene Ver-
ödung des Königlichen Cultusministeriums, theils durch die freund-
he Vermittelung unseres Oberbibliothekars, Herrn Prof. Krehl's,
die günstige Lage versetzt worden war, nahezu das gesammte, für
inen Zweck wichtige handschriftliche Material des Jüngern Titurel
aneinander benutzen zu können.
v) Diese Schriften sind 1 . Ueber die Beschreibung des Tempels des heiligen
ales m dem Heldengedicht: Titurel Kap. Iü. von Sulpiz Boisseree (im
Bande der philos.-philolog. Abhandlungen der Kgl. Bayer. Akademie der Wissen-
den. i8U, S. 307 — 392, mit 3 Tafeln). 2. Der Tempel des heiligen Gral
ch Albrecht von Scharfenberg Jüngerer Titurel Str. 319 — 410 von Ernst Droy-
n, mit 1 Tafel. Bromberg 1872, Miltler'sche Buchhandlung. (4 Bd., 54 S. u.
Tafel.) Die Bezeichnung »des heiligen Grales« ist übrigens ungenau. Aller-
igs wird die Heiligkeit des Grales wiederholt betont (vgl. z. B. bei Hahn Str. 5958.
82. 5994. 6166. 6174. 6191. 6206), aber das Epitheton heilte wird für ihn
ht verwendet. Fast durchgehends wird ihm gar kein Adjectiv beigefügt , nur
lahmsweise, und dann meist her vgl. bei Hahn 477. 6166) oder rein (vgl.
h 574). Wo wirklich heilic vorkommt, wie H. 399, 4, beweist die sonstige
»Hieferung, dass es nicht dein Original angehört hat.
26*
376 Feiedeich Zaincke, [I
Es leitete mich dabei auch ein weitergehendes Interesse. Wi
entbehren noch durchaus einer lesbaren Ausgabe des Titurel;
Druck von 1477 kann, abgesehen von seiner Seltenheil, als
solche nicht gelten, noch weniger der buchstäbliche Abdruck der
Heidelberger Pergamenthandschrift 383, den Hahn 4842 veranstalte!
hat; denn wenn der Text der übrigens ziemlich späten HandschiA
auch nicht viel schlechter ist als der der andern Hss., so fehlet doefc
demselben so viele Strophen, dass schon dadurch der Zusammenhaf
vielfach unverständlich wird. Der Titurel verdient aber wohl ei*
würdige Ausgabe. Denn obgleich er alle Zeichen einer an poetisdg
Productivität abnehmenden Periode an sich trägt, also von dieM}
Gesichtspuncte aus weniger bedeutend erscheinen mag, so ist er H
so wichtiger für die Geschichte des deutschen Geisteslebens. Es i
das erste deutsche Werk, in welchem die Mystik hervortritt, und
neuer Beleg für die Angabe des Lamprecht von Regensburg,
diese aus den Niederlanden zunächst in Bayern Eingang gefi
habe (Fundgruben I, 314, 36 fg.) ; und ihre Verbindung mit
Phantasiegestalten der Ritterpoesie ist eine so eigentümliche
scheinung, dass sie eine weit eingehendere Beachtung verlangt
ihr bisher geworden ist, wo z. B. die neueste ausführliche Geschieht'
der deutschen Mystik den Titurel gar nicht erwähnt. Wie tf)K
dieser einschlug in die Gedanken rieh tungen , die seine Zeit zu fo
wegen anfingen, und wie sehr er selber wieder für diese massgebeoi
ward, beweist die grosse Menge der Hss. und Fragmente, die »od*
auf uns gekommen sind, und die grosse Verehrung, die ihm bi*
ans Ende des 15. Jahrh. gezollt ward. Nennt ihn doch noch 4460
Püterich von Reichertzhausen das haubt ob teutschen puechen f) (Haupfr
Zeitschrift VI, 50, 101), und ein, auch wohl dem 15. Jahrh. anger
hörendes Gedicht aller lewtsch ain blum (Cod. Palat. 329, vgl. Adelung
Altd. Ged. in Rom oder fortgesetzte Nachrichten S. 223) ; er gaK
noch im 15. Jahrh. als eine Anweisung zur Erlangung der höchste*
und edelsten Ausbildung, noch 1483 benannte der Besitzer de*
Berliner Pgmths. 475 sein Buch: Dylerett de diseiplina hominis, W&
x) Er fügt noch hinzu : wer mich des widerbell, der findet kämpf, ob er dt*
rucht zu suechen , das nie sein gleich ward funden in allen suchen mit tiht so Q#
durch feinet.
Der Graltempel. 377
Berliner Papierhdschr. v. J. 1457 überschreibt das Gedicht: Hye
t sich an ain Med von der götleichen weishaii und der werlte. Ja, man
rf sagen, der Ruhm, der sich an Eschenbach's Namen knüpfte,
ruhte mehr auf dem ihm zugeschriebenen Titurel als auf seinen
jenen Werken. Wir können das Gedicht füglich mit der Wirkung
isamraenhalten , die Klopstock's Messias seiner Zeit übte. Freilich
tag auch auf den Titurel das Wort Lessing's über den Messias An-
wendung finden, er wird vielleicht mehr gelobt und abgeschrieben
its gelesen woVden sein; wenigstens darf man behaupten, dass die
neigten der auf uns gekommenen Handschriften einen Text liefern,
fer zumal in den schwierigeren Stellen ein zusammenhängendes Ver-
itöndniss kaum möglich machte; vielleicht werden die Zuhörer, wie
» wohl bei einer Predigt zu geschehen pflegt , sich für um so er-
•oter gehalten haben, je unfassbarer ihnen ein Theil des vorge-
lagerten Inhalts blieb.
Einer Ausgabe des Titurel aber muss eine genaue Analyse des
bstammungsverhältnisses der Handschriften vorangehen, das, wie
ir sehen werden, ein sehr verwickeltes ist. Schon Püterich von
eichertzhausen war hierauf aufmerksam geworden, er sagt wol dreissig
Wefcn hab ich gesehn, der kainer nit was rechte (Haupt' s Zeitschr.
H, 58, 142). Da ist es wünschenswerth, weil bei einem so um-
Anglichen Gedichte möglicherweise in verschiedenen Partien dessel-
)en ein verschiedenes Verhältniss obwalten mag, dass es an ver-
schiedenen Stellen einer möglichst genauen Untersuchung unterzogen
md erst aus einer Yergleichung dieser das Resultat gezogen werde,
ödem ich die von mir geführte Untersuchung über den Schluss des
ledidrtes (von Strophe 5964 bei Hahn) an anderer Stelle vorlegen
verde, biete ich hier die Untersuchung über diejenige Partie, die den
Jraltempel behandelt. Wenn ich darum meine Arbeit auf dem Titel
sine »Vorstudie zu einer Ausgabe des Titurel« genannt habe, so
Wie ich wohl, dass diese Bezeichnung dem von mir Gebotenen
iPgenüber vielleicht allzu prätentiös erscheinen mag, da man unter
enem Titel Definitiveres und Umfassenderes (z. B. auch noch Unter-
ucbungen über die Reime, die Gäsuren, die Sprache u. s. w.) er-
arten dürfte; dennoch habe ich geglaubt, diese Nebenbezeichnung
:ht fehlen lassen zu dürfen, um die Fachgenossen über den doppel-
pfigen Inhalt dieser Schrift nicht im Unklaren zu lassen. Uebrigens
378
Friedrich Zamicke,
l*
soll unter »Vorstudie« nicht eine Vorarbeit zu einer eigenen Arbeit
verstanden werden. Selber eine Ausgabe des riesigen Werkes u
veranstalten, liegt nicht in meiner Absicht; es gehören dazu jüngere
und geschontere Kräfte als die meinigen, und mehr Müsse als ich
zur Verfügung stellen kann. Aber zu bedauern würde es sein, tri
die Vertiefung unserer mittelalterlichen Studien durchaus lähnm,
wenn uns eine endgültige Ausgabe des Gedichtes noch lange vor-
enthalten bleiben sollte.
Es sind drei Stellen des Gedichtes, die für den Graltempel n
Betracht kommen:
1. Die Beschreibung des Graltempels, bei Hahn Str. 311 — 411
2. Der Plan zu einem Tempel der Maria, richtiger allgemA
ein Marienlob, welches sich an Hahn 415 anschliesst,
in der Handschriftengruppe, zu der Hahn's Text
nicht steht.
3. Die allegorisch mystische Auslegung des Tempels, die der
Rede des Titurel eingefügt ist, Hahn 492 und 493, xrt
504—559.
Ich citire diese drei Stücke als Gralt. (d. i. Graltempel), Marl
(d. i. Marienlob) und Ausl. (d. i. Auslegung). Bei dem Marientok
das nur in einer Handschriftengruppe erhalten ist, behandele ich die
Ueberlieferungsfragen für 'sich, bei Gralt. und Ausl. gemeinsam.
Allgemeines Bild der Uefoerlieferung.
Die für unsere Partie in Betracht kommenden Handschrift«
und Fragmente, zu denen auch noch der Druck vom Jahre \ 477 a
rechnen ist, theilen sich (und das wird für den ganzen Titurel gleick-
mässig gelten) zunächst in zwei Hauptgruppen, deren Aufzählung ick
auch die beiden umfänglichen Handschriften in Klammern beifüge,
die unsere Stücke nicht enthalten, weil uns ein Theil derselben ver-i
loren ist.
I. Erste Gruppe, die ich im Folgenden als 1 citire.
Ich stelle sie zunächst um deswillen voran, weil die älteste H&
dieser Gruppe zugleich die älteste aller auf uns gekommenen Bs&
zu sein scheint.
?] Der Graltshpel. 379
Sie wird gebildet von den folgenden Handschriften:
e . A\ Die Wiener Pergamenthandschrift (Nr. 2675 = Philol. 40
; = Ambras 421) aus dem 13/14. Jahrh. J genannt von Jac. Grimm
r in Haupts Zeitschr. 5, 494; C von Bartsch in Germ. Xlll, S. 9 fg.). Vgl.
: Hoffmann v. Fallersieben, Verz. d. altd. Hss. d. k. k. Hofbibliothek zu
Wien S. 42 ; v. d. Hagen's Germania II, S. 269 fg. Eine saubere und
* verlässige Abschrift, 1 81 7 von Schottky genommen, besitzt die König-
liche und Universitätsbibliothek in Breslau (Nr. IV 4° 106a).
B\ Die Heidelberger Pergamenthandschrift (Nr. 383), abge-
druckt von Hahn, Der jüngere Titurel, Quedlinburg und Leipzig 1842
. (£ bei Grimm, 1) bei Bartsch). Die Schrift scheint es zu verbieten,
. wo bis ins 15. Jahrh. herabzurücken, auch sind noch ganz die alten
«verbreiterten Vocale vorhanden. Andererseits findet sich nur noch
i «usnahaiweise siver, stvie u. ä. Vgl. Wilken, Gesch. d. alten Heidel-
berger Buchersammlung S. 457.
>C\ Die Hannoversche Pergamenthandschrift (Nr. IV,
489), aus dem 14. Jahrh. (G bei Grimm). Vgl. Bodemann, Die
Handschr. d. kgl. 0. Bibl. zu Hannover, S. 83 fg. ; v. d. Hagen's
Germania II, S. 281 fg. Erst mit Str. 3505 H. (d. i. Hahn) be-
ginnend.]
II1, Die Berliner Papierhandschrift Ms. germ. fol. 470) vom
Jahre 1457, früher im Besitze von der Hagen's [L bei Grimm, c
bei Bartsch. Vgl. v. d. Hagen's Germania II, S. 333.
El. Kesaer's Papierhandschrift des 15. Jahrh. (K bei Grimm).
Letzte Erwähnung in T. 0. Wcigel's Katalog des antiq. Lagers, Leipzig
1865, S. 6. Sie ging im Jahre 1872 in den Besitz der Herren
Westermann & Co. in New York über. Eine theilweise Gollation
etwa der ersten »00 Strophen und auch noch später einiger anderen
hat Schottky an den Rand seiner Abschrift von Al eingetragen.
Von den Bruchstücken gehören hierher nur:
«'. die aus Regensburg, jetzt in München 'Cgin. 7;, Pergament,
aus dem 1 4. Jahrh. Enthalten nach Boisseree aus Gi alt. Str. 319 H.
da erst beginnt seine Collation) —339. 406—415. Vgl. K. Roth,
Bruchstücke aus der Kaiserchronik und dem Jüngern Titurel, Landshut
1843, S. XVI u. 37 fg. Docen's Sendschreiben S. 64 fg. Germania XVI,
S. 338 fg. Es stimmen die Lesarten wesentlich zu den Handschriften
der Gruppe 7, von Abweichungen wird später die Hede sein.
380
Friedrich Zarncke,
P
c1, die Darmstadt er, Pergament, aus dem 14. Jahrh.
halten Gralt. Str. 362bH. — 369\ 380b— 391\ 40ib— IU\ AwL\
557b— 559. Veröffentlicht von Schädel in der Zeitschr. f. d. Phil \lj
S. 127 fg.
Von diesen Handschriften ist Ax die älteste, Bl die elegantere*
zugleich aber auch unzuverlässigste, da sie zumal sehr oft Strophnj
auszulassen pflegt (in unserer Partie fehlen 10), Dl vielleicht
jüngste.
2. Zweite Gruppe, die ich im Folgenden als // cilire. St
besteht aus den folgenden Handschriften:
[A2, Die Femberger-Dietrichsteinsche Pergamafc-
handschrift aus dem 4 4. Jahrh. (D bei Grimm) , eine Zefttafj
ebenfalls in Besitze von Kesaer in Wien, dann übe
an T. 0. Weigel in Leipzig, und 4868 von dem Anl
0. A. Schulz ins Ausland verkauft. Vgl. Büsching's W<
Nachrichten II, S. 197 fg. Eine gute Abschrift derselben
Büsching's Hand besitzt die Königl. und UniversUätebiblkrihE]
in Breslau (Nr. IV, F. 88*). Für uns kommt A2 nicht in fc-j
tracht, da die Hs. erst mit 2772 H. beginnt.]
Ä2, Die Berliner Pergamenthandschrift (Ms. germ. fol. 473}
aus dem 14. Jahrh. (// bei Grimm, d bei Bartsch). Vgl. v. d. Hagest
Germania II, S. 320 fg.
C2, Die Carlsruher Pergamenthandschrift (Nr. 29) vom Jahre
4131. (F bei Grimm). Vgl. Mone in Büsching's Wöchentl. Nacb-
richten IV, S. 97 fg.
D\ Die Wiener Papiei handschrift (Nr. 3041 = R. 2260 =
Hist. 14. F. 1.) vom Jahre 1441 (E bei Grimm, a bei Bartsch].
Vgl. v. d. Hagen's Germania II, S. 287 fg.
F2, Der Druck vom Jahre 1477; sauberes, doch unbeziffertes
Exemplar auf der Leipziger Universitätsbibliothek (A bei Grimm, i
bei Bartsch).
Von den Bruchstücken gehören in unsere Partie nur:
a\ Die aus Murau, jetzt auf dem Joanneum in Graz, Perga-
ment, aus dem 14. Jahrh., veröffentlicht von Weinhold in der Zeitschr.
f. d. Phil. II, S. 81 fg. Beginnen mit Str. 371 H.
62, ein Kapfen berger Blatt, ebenfalls jetzt auf dem Joanneum
in Graz, Pergament, wohl noch dem 14. Jahrh. angehörig, heraus-
DKE GlALTEHPBL. 381
geben von Weinhold a. a. 0. S. 92 fg. Beginnt mit Str. 498 H.
d bricht in Str. 515 ab.
Ebenfalls nur den Bruchstücken zuzurechnen ist:
(P, Die Dresdner Papierhandschrift (M. 41), eine dem 18. Jahrh.
Bgehörende (von Gottsched veranlasste?) Abschrift einer Papier-
landschrift , vielleicht vom Jahr 1433, die schon 1799 aus einer
Mtecellanhandschrift (M. 42) ausgeschnitten war. Vgl. Fr. Adelung,
Altd. Gedichte in Rom oder fortges. Nachr. S. XVI.
Von diesen Hss. ist A\ die zwar ftlr uns nicht in Betracht kommt,
wie die sicher älteste so auch die vorzüglichste.
Zu diesen beiden Gruppen tritt nun noch:
3. H, Die Heidelberger Papierhandschrift (Nr. 141), aus dem
1 4 Jahrb. (B bei Grimm , A bei Bartsch) , von Boisseräe und seit-
le© »die altere Heidelberger Hs.« genannt. Es ist möglich, dass
ie, obwohl auf Papier, alter ist als Bl, jedesfalls hat sie stets noch
vor, $wie u. ä. Sie folgt keiner der beiden Gruppen ausschliesslich.
Se. beginnt mit Str. 28, 4 Hahn, schliesst oben auf der Rückseite
les letzten Blattes mit Str. 5157 H. Vgl. Fr. Adelung, Altd. Ge-
richte in Rom, fortgesetzte Nachrichten, S. 3 fg.
Alle diese Handschriften1) benutzte ich selbst, nicht so die
Bruchstücke. Von diesen konnte mir bei c\ a2 und b2 der Abdruck
') Der Uebersichtlichkeit wegen stelle ich die verschiedenen Buchstaben , die
von mir, jac. Grimm und Bartsch den Handschriften gegeben sind , noch einmal
zusammen :
H (nach Zarncke) = B (nach Grimm) = A (nach Bartsch)
■
I.
II.
Zarncke
Grimm
Bartsch
Zarncke
Grimm
Barst
^»
J
C
A2
D
Ä»
C
D
B2
H
d
0
G
—
C2
F
0>
L
c
D*
E
a
£i
K
—
E2
A
b
u&ser den oben aufgeführten 1 6 Handschriften und Bruchstücken habe ich noch
enntniss von folgenden, die ich nach ihrem jetzigen Aufbewahrungsorte alphabetisch
'ftramenstelle :
17. Berlin, Kgl. Bibliothek, Pgmtbl. des I i. Jh. aus der Meusebach'schen
Bibliothek, Str. 4974 — 5000 Hahn. Vgl. Germ. XXI, S. 157.
18. Bludenz in Vorarlberg, 4 Pergament st reifen des 14. Jh., im Besitz des
Baron von Sternbach. Str. 5172-5190. 5352 — 5370. Vgl. Zeitschr.
f. d. Phil. II, S. f 09 fg.
382 Fr ie deich Zarnckb, ;W|
völlig genügen: und auch bei a1 sah ich von einer Collation ab,
weil Boisseree's Angaben und die bei Roth abgedruckten Strophaj
eine solche nicht nöthig erscheinen Hessen.
19. Düsseldorf, Kgl. Landesbibliothek, 15 Pergamentstreifen u. Stückcbn,
zwischen Str.. 2273 und 5022. Vgl. Germ. XXL S. 163.
20. Goslar, Stadtarchiv, Folioblatt Pgmt. Ende des 14. Jb., Str. UM
— 4484 . Vgl. Zeitschr. f. d. Phil. II, S. 107 fg.
21*. Graz, Joanneum , aus dem Stubenberg. Archiv zu Kapfenberg, 31
Pgmt., Str. 3292—3322. 3393—3428. Vgl. Zeitschr. f. d. Phil.t
S. 80. 94 fg.
2lb. Graz, Laudesarchiv, ( »Herrn Wolfg. von Stubenberg Einlaga ) . 2 Pap-
mentblätter, um «350 geschrieben, Str. 3322—3393. Vgl. Germ. in,
S. 3 42 fg. Man sieht dass Nr. 2 1* u. 2 \h derselben Handschr. angehört*
22. Hannover, Kgl. Bibliothek, eine Anzahl Streifen, 43/14. Jh.,
Str. 2863. 64. 69. 70. 75. 80. 8t. 3839 — 43. 45—50. 52 — 61.
Bodemann, Die Hss. d. kgl. off. Bibl. zu H. Nr. 486. Germ. XXI, S. I
23. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Nr. 729. Papier. Vgl.
Gesch. etc. S. 526; Lachmann, Vorrede zur Ausgabe des W
v. Eschenbach, S. XXVII Anm. Es ist eine Auswahl von Stropfctt
aus der Erzählung vom Brackenseil.
24. Hohenlohe-Kirchberg, Fürstliche Bibliothek: Str. 4 837— IIH
Vgl. Schindler, Vorr. zu Hadamar's v. Laber Jagd S. XIII.
2 5. Kopenhagen, 2 Pgmtbll., aufgefunden von Dr. Treu t ler. Vgl. Ger»
XXI, S. 153.
26. Leipzig, Rathsbibliothek, eine Anzahl Pergamentblatter, zwischen ftf
und 4465. Vgl. Naumann7* Serapeum XXVÜI, S. 193.
27. München, Kgl. Hof- und Staatsbibliothek, 1 Pgmtbl. 13/14. Jaki
Str. t— 3t. Vgl. Docen's Miscellaneen II, S. 14 6 fg.
28. München, Kgl. Hof- und Staatsbibliothek (?), 2 Pgmtbll. des 14. ihn
Str. 2916 fg. (etwa 70 Strophen). Vgl. Büschings Wöcheotl. Nach-
richten II, S. 142 fg.
29. München, Kgl. Hof- und Staatsbibliothek, Ochsenfurter Bruchstück.
16 Pergamentblättchen und Streifen. Str. 3753—55. 71 — 74. V£
K. Roth, Bruchst. d. Kaiserchronik und des Titurel, S. 3 t und S. XÄ
30. München,« Kgl. Hof- und Staatsbibliothek, 2 Pergamentstreifen, «4. Jb..
Str. 5063—5079. Vgl. K. Roth a. a. O. S. 32 fg. und S. XIV.
31. Regensburg, Bischöfliche Dr. Proske'sche Musikbibliothek, 6 Pwp-
mentblätter. Fol. 14. Jh. Str. 4 — 36. 69—103. 1325—1360. !«$•
— 1921. 2422 — 2447. Vgl. Germania XVI, S. 338 fg. Gehör»
derselben Hs. an, zu der unsere Bruchstücke a1 (s. oben} gehörte«:
beide stammen aus Obermünster.
3 2. Regensburg, Bischöfliche Dr. Proske'sche Musikbibliothek, I zer-
schnittenes Blatt Papier des 15. Jh. Str. 4047 — 50. 4076 — 79. V$l.
Germania XVI, S. 342. Gehörten ebenfalls nach Oberniünster.
Dei Graltempel. 383
Von den beiden Gruppen wird / gleich für den ersten Blick
ennzeichnet durch zwei sinnentstellende Fehler gegen Ende des
lichtes: muot für name Str. 6202 H., und so dritte statt State
\ 6203, die zugleich beweisen, dass die Ueberlieferung keineswegs
le ganz zuverlässige ist. Sodann, und das ist wichtiger, durch
ae Schlussstrophe, die vor vollständiger Beendigung des Gedichtes
itritL Hahn 6207:
Nw prüfet alle werden die wirde dises bäches :
Von diutscher zunge üf erden nie getihte wart so werdes rüches,
daz lip und söl so hoch gein wirde wiset.
alle, di ez hörent lesen , der söle müze werden geparadiset.
In A1 ist diese noch durch einen merklichen Zwischenraum von
lern Schlüsse (mit Amen) des Gedichtes entfernt, später rückt sie un-
mittelbar an die voraufgehende Strophe. Sie beweist uns, dass eine
sr Vorlagen, auf die / zurückgeht, einmal in den Händen eines
fcribeiters gewesen ist, und so schon der Verdacht nahe liegt, der
*t werde nicht frei sein von Abweichungen vom Original. Unter
h Weichen die Handschriften dieser Gruppe nicht unbedeutend von
ander ab.
In // folgen in den Handschriften (A2B2C2 und den Riedegger
uchstücken; D2 bricht vor dem Schlüsse ab) noch sechs Strophen
ater 6206 H., die wohl sicher dem Original angehört haben, und die,
ie die Wiener (A1) bei 6206 H., mit Amen schliessen. In Handschrift
l, die bis 6207 H. incl., also bis zum Schlüsse von /, zu / ge-
hört1), folgen dann noch, offenbar aus einer Handschrift der Gruppe
H nachgetragen , die erwähnten sechs Strophen, und darnach noch
'ehn andere, ein mystisches Gleichniss vom Regenbogen ausführend,
W denen es noch der Untersuchung bedarf, ob sie etwa späterer
Zusatz sind, was möglich, aber keineswegs selbstverständlich ist.
33. Riedegg, t Bll. Fol. Pgmt. 13/14. Jh. Str. 5769— 5816. 6176—
6206 fg. Vgl. Pfeiirer, Quellenmaterial I, S. 66 fg.
34. Wien, Pergamentbruchstück, Str. 1 1 60 — 1243. Vgl. Germania XIII,
S. 9 Anm. und das. XIII, S. 28 (von Bartsch B genannt).
35. Verschollen sind die Bruchstücke, welche Boisserec 1817 auf den
Innern Buchdecken der Heidelberger Hs. 141 (unser //) aufgeklebt fand.
Vgl. dessen Beschreibung des Graltempels S. 312 und S. 384 fg.
J) Es wird noch ausdrücklich vom Rubricator hinzugesetzt: DU büc hir ute si,
i tyturel des wene wi.
noch eine dritte Strophe , die er aus dem Innern des Gedichtes I
ausgenommen, umgestaltet und hier wiederholt hat (es ist
bekannte Strophe: Mit rimen schlecht zwigenge). Letztere ist
entschieden späterer Zusatz, im Uebrigen mag der Schluss, wie
C1 überliefert, Anspruch haben, der ursprüngliche des Gedichte
sein1). — Die Texte dieser Gruppe bieten unter sich weniger
weichungen als die in Gruppe /. Man kann den Text // wohl
Vulgata des 14. Jahrhunderts nennen; auch die grössere Zahl
Bruchstücke scheint ihm zuzufallen.
Diese beiden Gruppen stehen nun einander nahezu Strophi
Strophe und in einer Weise gegenüber, die ihnen den Char
verschiedener Bearbeitungen aufprägt. Es könnte sich fast der S
der seiner Zeit um die Nibelungenhandschriflen geführt ward, ernei
jede Redaction würde ausreichende Anknüpfungspuncte bieten,
sie im Allgemeinen als dem Original näher stehend darstellen zu
nen, wenn man auch bald wird zugeben müssen, dass die Spi
in / älter und feiner erscheine, die in // einen jüngeren un
ungeschickteren Character trage. Dagegen spricht wieder in B
_J des klaren Verständnisses Vieles ftir //.
*) Wir haben also vier Abstufungen des Schlusses:
I. AXBX&DXEX, wenn wir von der zugesetzten Strophe (fiuprufeteic
sehen, schliessen mit 6206 H.
II. AWC1 Ried. (D2 fehlt) enthalten 6206 H. + 6 Str. (Beginn:
was ungeswachet Frucht diu Ferafisen . . . , Schluss : Vater,
heiliger geist, Mache uns vor disetn mdle vri bekennet. Amen;
Dei Graltempkl. 385
Wesentlich eingeschränkt wird aber dieses Verhältniss durch das
tafeutreten einer dritten Textesgestaltung, die von jenen beiden
Iwdschriftengruppen unabhängig ist; dies ist H.
Diese Handschrift steht durchaus in der Mitte zwischen / und //,
Wgt bald der einen, bald der andern, oft in derselben Strophe.
S»e empfiehlt sich Überdies bald durch hervorragend gute und alte
harten. So hat schon Lachmann darauf aufmerksam gemacht, dass
1 ihr noch eine der Wolfram'schen Strophen sich ohne Umreimung
halten hat; in nicht wenigen Fällen hat sie allein das Richtige.
Gralt 39, 2 schal; 45, 1 underfiz; 78, 2 kengel; 100, 4 vor ander
*» o_ a. Auch waren ja in diese Handschrift jene berühmten,
st verschwundenen Blätter eingeklebt , die allein eine sichere Aus-
oft Über die Entstehungszeit des Gedichts gewähren, und die nach
►isser^e von derselben Hand geschrieben waren, der unsere Hand-
brift verdankt wird v) . Dass die Gestalt des Textes von H (oder ihrer
o*\age) erst nachträglich durch eine Nebeneinanderbenutzung von /
Lud II sollte entstanden sein, zeigt sich bald als durchaus unglaublich.
Man sieht, es kommt Alles darauf an, die Stellung von H zu
/ und // festzustellen. Es sind drei Möglichkeiten vorhanden.
1. Es können alle drei Texte unabhängig neben einander stehen.
In diesem Falle ist das Schema dieses :
x
p 1 1
I H II
Md die kritische Regel lautet , dass je das Uebereinstimmen zweier
lieser Texte (natürlich nur in den Fällen, wo ein Spiel des Zufalls
licht glaublich ist) den dritten ausschliesst und die älteste Gestalt
ter Ueberlieferung bietet. Es würden also nur für den Fall Schwie-
igkeiten bleiben, wo alle drei Texte untereinander abweichen, oder
weh die letzte in der Ueberlieferung erreichbare Gestalt noch fehler-
haft wäre.
l) A. a. 0. S. 312. Abgedruckt S. 384 fg. Es ist sehr zu bedauern, dass
'chßoisseree nicht genauer über diese Blatter ausgesprochen hat. Denn in man-
her Beziehung müssen sie von dem Aussehen der Handschrift sehr abgewichen
-'n. Sie waren zweispaltig geschrieben, während die Hs. H einspaltig ist; auch
uss die Schrift viel kleiner, oder das Format viel grösser gewesen sein , als bei
, denn in // pflegen 8*/4 bis 83/4 Strophen auf die Seite zu gehen, die auf-
klebten Blätter aber enthielten resp. 11 und 12 Strophen auf der Seite.
386
Friedrich Zarncke,
[•
2. Es könnte H aus derselben Quelle mit einem der
andern Texte abgeleitet sein, entweder mit / oder mit //. Di
ergäbe sich das doppelte Schema
a.
x
H
II
und in diesem Falle lautet die kritische Regel: Jede Uel
mung von H mit / oder von II mit / ist als der Vorlage ai
in Anspruch zu nehmen, die Lesart der dritten Quelle, sein'
sei es //, ist als Abweichung vom Ursprünglichen auszuscbl
Dagegen im Falle H und // übereinstimmen , entscheiden diese
gegen die dritte Quelle, sondern halten dieser nur die Wage.
Kritik fällt die Entscheidung anheim.
b.
x
H
II
und dann lautet die Regel: Jede Uebereinstimmung von 1 oder
H mit // entscheidet zu Gunsten dieser Lesart und schliesst die
Quelle, sei es H, sei es /, aus; Uebereinstimmung von I wrt
aber hält nur // die Wage, und überlässt der Kritik die entsck*|
dende Stimme.
Ein nach den Gesetzen der Combination noch denkbarer FAj
dessen Schema sein würde
x
y
H
II
kann, wie sich bald ergiebt, nicht in Betracht kommen.
Zur Entscheidung dieser Fragen müssen zwei Momente herb*
gezogen werden, die Strophenfolge und die Lesarten.
Die Strophenfolge.
Die Zahl der Strophen stimmt in / und // sowohl in Grau-
wie in Ausl. überein (Marl., weil nur in // erhalten, kommt, **
Dbr Graltehpbl. 387
erwähnt, nicht in Betracht). Es ist nur ein Zufall, dass in Gralt.
Str. 22 (ich citire fortan nach der Bezifferung meines Textes)
Entbehrt kann sie nicht werden, da nur durch sie das Vor-
ende motivirt und verständlich wird. In H fehlen an zwei
i je drei Strophen : Gralt. 93 — 95, und 106 — 1 08. Die Reihen-
aber zeigt in den drei Texten (/. H. IT) Verschiedenheiten. In
beschränkt sich die Verschiedenheit auf 6ine Stelle. In II und
gen nach 50 die Strophen so: 52. 53. 51. Es ist schwer,
ächere Entscheidung zu treffen: ich habe die Reihenfolge von
eoommen, weil das wie in Str. 52 sich an das wie in Str. 51
hnen schien, während 52, auf 50 folgend, eines solchen An-
«es entbehrt. Auch kommt 51, auf 53 folgend, recht lahm her-
Andererseits ist nicht zu leugnen , dass 51 , 1 ze freuden oder
de nicht ganz zu dem unmittelbar voraufgehenden 50, 2 stim-
vill: als ob si keiner vreuden hab verdrozzen.
fiel wesentlicher sind die Verschiedenheiten in Gralt.
ch nehme einige einzelne Strophen voraus, die nur durch Zu-
eplacirt erscheinen und die mit den Bearbeitungen als solchen
rlich zusammenhängen. Ueber die Stellung von Str. 11 wird
später die Rede sein; hier übergehe ich dieselbe,
n / steht 23 vor 19. Aber die Stellung in // und H ist die
je, denn erst, nachdem die Altarplatten geschildert sind (19 —
kann von den auf ihnen stehenden Gerätschaften (23) die Rede
an die sich dann die Erwähnung des schützenden Umhanges
passend anschliesst. — Ferner steht in / Str. 90 nach 51.
der Anfang von 90 [Sprich ich nu von gemwle) nimmt offen-
ch Bezug auf den Schluss von 89 (und ouch gemalt) und zwar
e in der Form, wie derselbe in / überliefert ist. In U steht
)0 hinter 49. Die Strophe war also etwas in die Schwebe
ien; war sie etwa am Rande nachgetragen gewesen? — End-
teht in / Str. 88 hinter 86. Aber Str. 86 und 87 handeln beide
imenhängend von der Beleuchtung, und dieser Zusammenhang
ganz ungehörig unterbrochen durch 88, worin der feierlich
llende Klang in den gewölbten Räumen geschildert wird. H
t an dieser Stelle zu /.
Wenn an diesen drei Stellen der Reihenfolge in // der Vorzug zu
len ist. so steht das anders mit Str. 36. Diese steht in 11 hin*
388 Friedrich Zarncke, [*
ter 30. Aber an letzterer Stelle ist sie ungehörig. Sie spricht
dem Lichteffecte, den die bunten Farben der Glasfenster durch
ganzen Tempel hervorbrachten, sie muss, wie dies in / der
ist , zusammenfassend den Effect darstellend , am Schluss der
liehen Einzelschilderungen (26 — 35) stehen, nicht mitten inne
selben. Auch hier stimmt H zu J. A
Ganz eigen verhält es sich mit den beiden Strophen 46 uodüfli
In I steht 49 unmittelbar hinter 46 , in // ist die Reihenfolge 4|i
umgekehrte. Aber unmittelbar neben einander sind die
wenig erträglich. Es sind dann oreine Parallelstrophen, der
beider ist ganz derselbe: das Gewölbe bestand oben aus bhffft
Saphir, in welchen Karfunkelsteine als Gestirne eingelassen
Am erträglichsten ist noch die Reihenfolge in /, denn im V
zu 46 bietet 49 doch noch einige specielle Angaben (getermet;
gestecket; äne hertzenleil sehen). Aber es liegt die Vermuthung
dass die Strophen an verschiedene Stellen gehörten, und die
beziehe sich auf das Gewölbe der Chöre, die andere auf
anderes der innern Kirche. Vielleicht hat daher hier U allein
Richtige, wo 49, wie mein Text es giebt, hinter 48 steht nn4
ganz passend an das den Mond und die Sonne darstellende tt^j
werk sich anschliesst.
Zu diesen Abweichungen in der Reihenfolge, bei der wohl*
der Zufall thätig gewesen ist, kommt nun aber eine durchgreif»
verschiedene Anordnung der ganzen Schilderung in beiden Grupp*
bei der auf der einen von beiden Seiten absichtliche Umstell*!
vorgenommen sein muss.
In Betreff der Strophenfolge wird immer 6in Umstand ein p
stiges Vorurtheil für // erwecken und erhalten: Nur in // stehe» *
beiden auf Wolfram's Fragmente bezüglichen Strophen des Uebe**
beiters (Mit rimen schön zwigenge und Rime die zwi falten) an *
richtigen Stelle, unmittelbar vor den Strophen Wolfram's, währe*
in H keine von beiden sich findet, in / die eine ebenfalls fehlt, #
andere an einer Stelle steht , wo jeder Bezug auf Wolfram's Difr
tung ausser Achtung gelassen ist. Ich beginne daher auch hier *
der Reihenfolge in IL
Ueber diese hoffe ich am übersichtlichsten zu Orientiren, wei*
ich die einzelnen Theile der Schilderung für sich beziffere.
Der Graltkmpel. 389
1. Str. 1 — 8. Erzählt von dem Beginn des Baues, dass man
Gold und Edelsteine verwandt habe, Holz nur, weil Gold und
tein im Winter feucht und kalt werde; dabei wird von den Ei-
schaften des Abestus und Elitropia gehandelt.
2. Str. 9 — 12. Der Berg von Onichel und darauf die kreis-
lde Erhöhung, die Titurel reinigen und glatt schleifen lässt. Auf
»er erscheint durch Hülfe des Grals der Grundriss zum Tempel
{gezeichnet.
3. Str. 13 — 17. Die Form des Tempels war eine Rotunde mit
l Chören (rund herum ausgebauten Kapellen) , gewölbt auf eherne
feiler, über denselben fliegende Engel, kostbare Leisten an den
chwibogen; Bilder vom Crucifixus und Maria.
4. Str. 18 — 25. Kostbarkeit der Altäre und der Gera thschaften
if ihnen, die durch Samintvorhänge geschützt werden ; Vorrichtung
ßi der Hesse , Herabschweben des Engels.
5. Str. 26 — 36. Schilderung der Glasfenster, deren Farben nicht
urch Malerei, sondern durch Edelsteine hergestellt werden. Auf-
Ihloog der letzteren und Schilderung des zauberhaften Lichteffectes.
6. Str. 37. Jetzt verlässt der Dichter das Innere der Kirche,
her nicht um ein zusammenhängendes Bild des Aeusseren zu geben,
todero nur um das Dach zu rühmen. Darnach
7. Str. 38 — 43 folgt eine Erwähnung der Hülfe Gottes mittels
& Grals, wie er seiner Zeit dem Salomo beim Tempelbau beige-
anden habe. Dank und Freude der Gralsritterschaft.
8. Str. 44 — 46. Nun kehrt der Dichter mittels der Glasfenster
4) wieder in das Innere, spricht von den Zwischenmauern der
)öre und von dem Schmuck des Gewölbes, das aus blauem Saphir
t eingelegten Karfunkeln als Sternen bestand.
9. Str. 47 — 49. Schilderung des künstlichen Uhrwerks mit
iederholung der Schilderung des Gewölbes.
10. Str. 50 — 54. Bringt allerlei Angaben, von den goldenen
ituen der Evangelisten, Richtung der Altäre in den Chören, Ver-
jüng der Altäre an den heiligen Geist, die Maria, Johannes u. A.
an wendet sich der Dichter, und diesmal mit mehr Berechtigung
früher,
lbh*ndl. d. K. 8. Gew» lisch, d. Wissenach. XVII. 27
390 Friedrich Zarncke, [Hj
11. Str. 55 — 66, wieder nach Aussen, schildert das Ae
der Chöre, die Figuren an den Aussen wänden , die Glockenth
über je zwei derselben, den Hauptthurm in der Mitte.
12. Str. 67 — 69. Hiemit tritt der Dichter wieder in
Tempel und beschreibt das Allerheil igste des Grals in Mitten
Rotunde, den Bau des Tempels im Kleinen wiedergebend, mit
SacristQi für den Gral.
13. Str. 70 — 81. Dann schildert er eingehender die Chöfl,
die zwei Thüren, die zu ihnen führen, das Reben- und Laubg<
an den Wänden; darüber Engel, die im Hauptchor sogar si
mittels Blasebälgen. Entzücken der Gralsritter.
14. Str. 82. Lehnt das Vorhandensein einer Crypta mit
nation ab.
15. Str. 83 — 87. Handelt von der Beleuchtung der
durch Balsamlampen, Kronleuchter und Wachskerzen.
16. Str. 88 — 93. Bespricht wieder Allerlei; von dem Ve
des Schalles in den Räumen des Tempels; Kostbarkeiten, so
keine Spanne breit leer war; gemalt waren nur die Gesichter;
den Kanzeln und den Heiligenbildern.
17. Str. 94. 95. Nur zwei Glocken waren vorhanden, die
für den Tempel, die andere für das Kloster.
18. Str. 96. 97. Alle Gewölbe unten an den Pfeilern mit
ren geschmückt, oben geschlossen mit einer Rosette, das Lamm
der Fahne darstellend.
19. Str. 98. An den Aussenwänden waren die Thaten der
ritter in Relief angebracht.
20. Str. 99 — 108. Von den drei Portalen zur Kirche, von
sich an das Südportal anschliessenden Kloster; von dem über
Westportal im Innern der Kirche angebrachten künstlichen Orgel
21. Str. 109 — 111. Von dem kunstvollen Estrich.
22. Str. 112. Von der Einweihung des Tempels.
Man sieht, das geht recht bunt durch einander. Nr. 6 sl&
ganz unmotivirt so allein für sich da l) , und auch Nr. 7 schlief
*) Oder dürfte man etwa annehmen, dass das Verbindende in der Vielfarbig
der Glasfenster lag? Die bunten Glasfenster gehören ja ebensowohl dem Aeussef*
wie dem Inneren an , und der bunte Anblick derselben von Aussen mochte d*
Vergleich mit der Buntscheckigkeit des Daches nahe legen.
Der Graltehpel. 391
wenig angemessen gerade hier daran; man sollte wenigstens
irten, dass von der Hauptform, den Glockentürmen und dem
ptthurm vorher die Rede gewesen wäre. Nr. 8 — 11, und daran
iessend 12 mag man als im Ganzen gut zusammenhangend hin-
nen , desgleichen Nr. 13 — 16. Wenn dann aber Nr. 1 7 bereits
den Glocken handelt, so kommt nun das abermalige Zurück-
fen auf die Gewölbe in Nr. 18 recht lahm heraus (vgl. Nr. 3.
>). Auch ist es nicht zu loben, dass die Schilderung der Chöre
oft unterbrochen und wieder aufgenommen wird. Ganz verein-
ig steht in Nr. 19 die eine Strophe da. Nr. 20 hangt recht gut
lieh zusammen, und als Schluss, nachdem man durch das West-
tal wieder in den Tempel eingekehrt ist, passt die Erwähnung
Fussbodens in Nr. 21 ganz wohl.
Doch muss man zugestehn, im Ganzen ist es eine recht ruhelose
l zerpflückte Schilderung, und der Verdacht legt sich nahe, dass,
dies wirklich die ursprungliche Reihenfolge, hier wohl verschie-
16 Httnde zu verschiedenen Zeiten thätig gewesen seien.
Wesentlich besser stellt sich die Schilderung in J.
Hier findet sich Nr. 11, die Schilderung des Aeussern , nicht
ifichen \ 0 und 12, die beide dem Innern gewidmet sind , sondern
ter Nr. 49, so dass diese vereinsamte Strophe einen festen Zu-
ameohang gewinnt; ferner ist Nr. 17, das ebenfalls störend mitten
Schilderungen des Innern mit Erwähnung der Glocken hervortritt,
Nr. \\ (in / hinter Nr. 19) angehängt, wo es als Schluss der
Isern Schilderung trefflich zu passen scheint. Sodann findet sich
20 hinter Nr. 12, steht also mitten in der Schilderung des In-
n, zu dem ja auch die Portale gehören und hier ganz besonders
gen der mit ihrer Beschreibung zusammenhängenden Schilderung
Orgel. So zerfällt also, wenn wir die Einleitung (Nr. 1 und 2)
1 den Schluss (Nr. 21 und 22) ausser Acht lassen , die Schilderung
f in zwei Theile, in die Schilderung des Innern Nr. 3 — 10. 12. 20.
— 46. 18, und in die Schilderung des Aeussern Nr. 19. 11. 17.
Ist nun die Ordnung in 7 die ursprüngliche, welche in // in
•rdnung gerathen ist? Wir müssen mit der Bejahung zurück-
end sein. Einmal ist es immer ein wahrscheinlicherer Vorgang,
bei einer ungeordneten Schilderung versucht wird, Ordnung in
zu bringen, als dass eine bereits geordnete aufgelöst wird in
87*
392 Friedrich Zarnckb,
ungeordnete Glieder. Sodann bringt es zu einem vollen Zusan
hange auch / nicht. Nr. 6 bleibt ebenso unvermittelt wie i
die Schilderung des Gewölbes (Nr. 3. 8. 9. 18) fällt ebenso an
ander wie in //, also ein von vornherein mit wohl disponirt
Ueberlegung verfahrender Dichter tritt uns auch in / nicht entg«
Dazu kommt nun noch ein Umstand, der ganz direct für Um
Wagschale fällt. In Nr. 12, wo der kleine Tempel als em AI
des grossen geschildert wird, werden die Glockenthürme dettl
erwähnt: Str. 68 für diu glogghüs stünden rieh ziborje; das sM
in Nr. 1 1 gegebene Schilderung des Aeussern des Tempels notkf
dig voraus. Diese folgt aber in /erst später, hinter Nr, 19, i
rend sie in // ganz passend so eben vorausgegangen ist.
Bei solcher Sachlage können wir nicht anders schHesm
dass auch in unserer Partie die ursprüngliche Reihenfolge, ■*(
nun authentisch überliefert oder durch Interpolationen entsteft
in // zu finden ist.
In // fehlen, wie schon erwähnt, an zwei Stellen je drei t
phen, es sind dies die letzte Strophe von Nr. 1 6 (Heiligenbilds)
ganz Nr. 1 7 (von den beiden Glocken) , ferner die drei letzten StM
von Nr. 20 *). Hiervon abgesehen, steht H in der Mitte zrä
/ und //. Es findet sich nämlich Nr. 1 1 wie in / hinter Nr
wo es den passendsten Anschhiss hat; aber die Schilderimg
Portale steht an derselben Stelle wie in //; die Reihenfolge ist
1 — 10. 12 — 19. 11. 20—22. Ist nun etwa die Ordnung
als die ursprüngliche anzusehen und sind / und // versete
selbstständige Veränderungen derselben? Nein, denn derselbe i
gende Beweis , der oben für // gegen / entschied , entscheidet
hiergegen H: die Glockenhäuser, die in einem Kranze das Gel
umgeben, müssen erwähnt sein, ehe auf sie angespielt vn
kann. Also bewendet es auch //gegenüber bei der Anordnung i
So müsste man denn annehmen , dass H die erste , / eine
]) In // sind viele Strophen fortgelassen, so dass man H nicht hertö
kann, um wahrscheinlich zu machen, dass diese Strophen dem Original tii
gehört hätten, wofür sich sonst wohl Einiges anführen lassen könnte; so
z. B. wunderlich, dass der Tempel nur zwei Glocken (oder eigentlich wohl im
und das Kloster die andere) haben soll, während ausdrücklich 36 »Glockeofc
ausser dem Hauptthurm erwähnt werden.
Der Graltehpel. 393
gehende Umänderung der in // erhaltenen Reihenfolge sei, also
fr -Abhängigkeitsverhältniss wäre:
► x
^ (Nr. 4 4 hinausgesetzt hinter Nr. 4 9. (Str. 86 versetzt,
Nr. 4 7? Str. 88 versetzt) Str. 22 fortgelassen)
^ (Nr. 90 hereingenommen hinter
Nr. 42, einige Strophen versetzt)
I
* / HU
•: Es fragt sich nun, ob eine Betrachtung der Lesarten dies Re
ft stützen wird.
- j
Die Lesarten.
leb habe auf die vorgeführten Schlussfolgerungen hin lange Zeit
■t kritischen Grundsatz bei Constituirung des Textes einzuhalten
fcacht, der sich aus obigem Schema ergiebt, aber ich gerieth durch
•^entscheidende Uebergewicht , das dadurch der Uebereinstimmung
ft H und // zugewiesen ward, in so unwahrscheinliche Conse-
ppsen, dass ich schliesslich von ihm zurücktreten musste und mich
toAengte, dass H und // aus gemeinsamer Quelle geflossen seien,
■wi Stimmen also auch gemeinsam kein zwingendes Uebergewicht
ear / zustehe. Die Stellen , die mich hiervon hauptsächlich über-
zqgten, sollen nachstehend besprochen werden. Wo kein beson-
166 Citat gegeben ist, ist stets Gralt. (die Schilderung des Gral-
Bpek) gemeint.
Eine für mich ganz hervorragend entscheidende Stelle war 24, 3,
lil in ihr der Zufall ausgeschlossen ist und die Antwort, was das
sprungliche sei, nicht zweifelhaft erscheint. Die Sachlage ist diese:
In / wird erzählt, dass, wenn der Priester am Altar die Messe
ige, vermittelst einer Maschinerie eine Taube vom Gewölbe herab
len Engel bringe, und nachher ihn wieder abhole. So wenig an-
messen auch eine solche Spielerei im Gotteshause erscheinen mag,
ist doch der zu Grunde liegende Gedanke recht sinnig. Der
ilige Geist bringt bei Beginn der Messe selber seinen Boten dem
ester, und geleitet ihn, nachdem die Messe geschlossen ist, wie-
r hinauf zum Himmelreiche. In H und ebenso in // steht statt
e aber twehel, ein Handtuch. Nun heisst es also: beim Beginn
394 Friedrich Zarncke,
der Messe brachte ein Engel dem Priester ein Handtuch. AI
spielt das twehel eine Rolle bei den Messgebräuchen, aber in
Ritual, und in keiner der vielen symbolischen Ausdeutung
Messgebräuche , die auf uns gekommen sind , habe ich eine d<
Hervorhebung des twehel gefunden, dass ein so opernhafter
gerade bei ihm irgend motivirt erscheinen könnte. Und dft
es zu begreifen, dass die Taube den Engel zurückholt, we
ihn nicht vorher gebracht hat? Wenn sie nur bei der Bot!
des Engels erscheint, so verliert der ganze Act seine sinnige
tung. Auch Boisseree, der als Katholik die Messgebräucto
genauer kennen musste als vielleicht ich, verwarf twehel, ta
dass er sonst zumeist H folgte.
Wir haben demnach hier einen evidenten Fehler, deo B
theilen und durch den also eine gemeinsame Abkunft dieser
Schriften aus gleicher Quelle dargethan wird1).
Noch andere Fälle nöthigten zu derselben Auffassung.
14, 1 lesen H und // irmesul, irmensül für erin sül.
28 ist von den Glasfenstern gesagt,* dass man dieselben i
bigen Edelsteinen ausgelegt habe, theils um den Lichtglanz
dem, theils auch des Zierraths wegen. Hier gehen / und t
auseinander. 1 hat ganz angemessen:
verwierens niht entwälen wolt man, üf die berillen
entwerfen unde malen, daz man möht den brehnden glast gesi
und ouch der riehen kost zii einer zierde.
In U und // dagegen heisst es wenig verständlich und höc
geschickt:
*) Um nicht zu ausführlich zu werden , habe ich unerwähnt gelass
innerhalb // die ganz späte Hs. d2 rube liest , das natürlich auf tube zu
Dies darf aber nicht zu der Annahme verleiten , als ob in // Ursprung
tube gelesen sei, und dass sich dies in der Vorlagenreihe vou d2 noch
habe ; denn es gelingt nicht, ein Ableitungsverhältniss zu construiren, da
möglich erscheinen Hesse. Vielmehr ist entweder in der Vorlagenreih«
einmal eine Hs. von / zu Rathe gezogen , oder es hat einmal ein ve
Corrector den Fehler gebessert, wozu ihn das Erscheinen der Taube ii
(die in d2 selbst fehlt) ausreichend veranlassen konnte. Dass d2, was di
lieferung anbetrifft, auch hier gauz innerhalb der Gruppe // bleibt, bc
mit // gleiche Wortfolge, die mit der Einführung von twehel \ erknüpft w
tübe einn enget brähte; II ein twehel brdhte ein enget ; d2 ein rube brachte
1 Dkm Graltkmpel. 395
tntwerfen washiu wilde [bilde D*EF) wold man üf die beritten
durch zweier hande bilde, daz man den brehnden glast da möht gestillen,
da* ander durch die richeit der ge zier de.
;h vernmthe, dass ein Schreiber den ersten Vers veränderte in
ntoerfen wcehiu bilde, und dass dies dann den weiteren confusen
.««druck nach sich zog, so wie die spätere nothgedrungene Aen-
erung von bilde in wilde.
32, 4 ist er bezzer, er bezzers in H und // Verderbniss für das
s 1 erhaltene nihl bezzers.
48, 2 fg. bei Schilderung des kunstlichen Uhrwerkes heisst es
i J: *
oug nie kund erkiesen ir umbeslichen}
und giengen doch ir zirkelzeichen schöne:
die swen tagezlte
zimbäl üz gold in kunten wol mit döne.
rkelzeichen, die an dem Umlaufskreise angebrachten Zeichen be-
hütend, erschien wohl nicht verständlich: in H und // heisst es:
und giengen doch ir zirkel elliu (und ir H) zeichen,
den swen tageziten
allen kundens si mit zimel underreichen H, chundens ir
gesanch wol underreichen' II.
3s sieht nicht so aus, als ob in 1 eine Veränderung von Hll vorliege.
55, 2 heisst es in /:
die meister niht verbaren von reben stricke, manger lei gezwerge.
)aa sind Rebenverschlingungen, stric = Knoten; in Hll steht dafür,
len selteneren Ausdruck meidend und anknüpfend an das wieder-
olt Geschilderte die m. n. verb. reb, louber, mangerlei gezw.
60, 4 ist die Abweichung gering, doch aber wohl für /sprechend:
/ ir dach gelich des tempels IUI ir dach geltch des tempels dach;
*ss die Wiederholung von dach nicht nöthig ist, kann nicht in
brede gestellt werden.
87, 4 ist must in / dem kund in Uli vorzuziehen.
In der Ausl. 32, 4 heisst es in 1 von der Maria:
di da sttt bekleidet mit der sunnen
H und 11.
di da verre glestet über die sunnen;
396
Friedrich Zarncrb,
dem Bearbeiter war das apocalyptische Bild von der Sonne als
Kleide der Jungfrau nicht gegenwärtig.
Ausl. 35, 2 heisst es von Aaron, in /:
so träc er zwelf steine der edelsten etc.
In HU:
so träc er edel steine zem minsten zwelf,
wohl nur ein Aushillfsmittel , nachdem für zwelf steine fälschlich
steine geschrieben worden war.
Ausl. 36, 1 liest / Sardonix, Hll Saphir; beide Steine ■
Bewahrer der Keuschheit, aber es ist glaublicher, dass durch fc
Ueberlieferung das Geläufigere (Saphirus) in den Text kam ab
Ungewöhnlichere (Sardonix).
Diese und ähnliche Stellen schienen mir den Beweis zu Im
dass H und // aus einer gemeinsamen Vorlage stammen, und
habe ihnen daher auch gemeinsam nur den Werth &ner Stimme
gestanden und im Fall der Uebereinstimmung von resp. H oder
mit 1 die entgegenstehende Lesart, // oder //, ausgeschlossen,
also nach nachstehendem Schema verfahren
x
y
{twehel etc.)
H
II
Der Widerspruch gegen das aus der Betrachtung der Slropto-
folge erzielte Schema konnte mich nicht dauernd beirren, da Bm
der Anordnung der Strophen durchweg so frei verfährt , dass io sei-
ner theil weisen Uebereinstimmung mit 1 leicht der Zufall gewaW
haben kann.
Ganz glatt und ohne Schwierigkeiten liess sich nun freilieb d*j
von mir angenommene Verhältniss nicht durchfuhren 9 und ich fcj
verpflichtet, auch hierüber Rechenschaft abzulegen.
Zunächst war die Entscheidung zwischen 1 und Hll oft &
schwierig, und ich bin mir nicht sicher, ob ich stets das Ricbty
getroffen habe1), z. B.
l) Ich bezeichne die von mir adoptirte Lesart mit *.
Der Graltempel. 397
4 /• HII
Got selb in eim saphire Geschriben in saphire
Möysi mit schrift was gebnde Möysi got selb was gebnde.
5 J* HII
uf ieglichem besunder uf ieglichem besunder
kefse, taveln, bilde kosteb&re wären kefse, bilde kostebcere,
ständen und dazu ein rieh zibörje uf ieglichem besunder ein zibörje.
4 /* HII
was gar verjaget wart verjaget
3 /• HII
diu sich gelichte wol der Salomönes diu widerwag die gäbe Salomonen
4 / HII*
wsä gotes gebe mit gotes kraß
4 #• HII
di koste rieh der ougen vtl verwunde al solher richeit ich mir selben gunde.
Eine Hauptstelle ist die Auffuhrung der drei Haupttugenden in
. 28. Die Stelle lautet in /:
dt ein der rehten miltekeit gewinne
di emtter ist di kiusche, diemuot di dritte mit der wären minne
HU*.
di ein der reht geloub, di ander minne
diu drill ist der gedinge: ir gezierde von gestern bedarf wol sinne.'
Die Anmerkungen geben über diese und einige andere Stellen
chenschaft.
Auch war in Fällen, wo 11 ausgeschlossen war, die Wahl zwi-
ten / und H nicht immer sicher, z. B. :
47, 4 /*: ich hän mich solher künste niht vereinet.
H: min sin ist an der kunst noch unvereinet.
30, 4 /*: mit steinen clär, der kost zu werdem vlize
II: mit gestern verwierl wart mit flize.
65, 4 /: gestirne gelfe ; H*: gestirn mit gelfe.
3. es sich nur um Wortstellung oder um Partikeln u. ä. wie gar,
, wol handelte, fehlte es natürlich gqnz an einem objeetiven Mass-
b für die Entscheidung. Meist bin ich hier der ältesten Hand-
irifl von i, A\ treu geblieben.
Aber wichtiger sind die Stellen, die sich in einen Gegensatz
dem angenommenen Abstamniungsverhttltniss zu stellen scheinen,
ar in 51 , 4 kann // füglich eine Veränderung der originalen Les-
sein (denn richtig ist ja Beides) :
398 Friedrich Zarnole, [Hj
/ //* H
ir zwön daz übersähen zwön daz übersähen,
die wurden gräles kröne drumb geletzet, die wurden aldä an dem Übe gekUd.
Aber höchst ungern sah ich eine andere Lesart von // durch te!
Zusammenstimmen von / und // vom Texte ausgeschlossen: 55,1
Hier wird von den Gezwergen und Meerwundern erzählt , die m der
Aussenseite der Mauer des Tempels angebracht waren, und Jfi
schliessen ganz allgemein:
vil merwunder wcehe gefrumt, an richer koste niht verswachet.
Dagegen H höchst anschaulich:
diu merwunder wcehe, des wart von menger diet da vil gelacheL
Freilich von selbstständigen Aenderungen können wir H nicht frei-
sprechen, und zu denen würde dann auch diese Stelle gebtkm
Evident ist z. B. 14, 3 fg. , wo // selbstständig abweicht :
♦/*: des tempels mäz an der gestait und michel
bekreizet wart da funden liberal ze wünsche gar üf dem onickeL
H: des tempels mess gestait un och gemezzen
gelich dem palas here, dez priester Johan künde nit vergezzen.
Abgesehn von der Übeln Gestalt des vorletzten Verses , passt aack
der Inhalt des letzten durchaus nicht; denn des Priesters Johan
Pallast ist kein Tempel, sondern ein Schloss, und der Dichter dei
Titurel dachte durchaus nicht daran , ihn dem Graltempel zum Muster
vorzuhalten, da ja die Gralsritter später in Indien den Graltempd
so schmerzlich entbehren, dass sie ihn durch ihr Gebet dorthin ver-
setzen. Noch übler gelungen ist die Aenderung in 9, 2 fg. Der
Gralsberg war
/ //* verwachsen doch mit krüte, gras dar unde:
mit vlize wart dar uf daz werk gebowen.
diu lobes riche koste niemer mir mit prüven wirt volhowen.
H mit wünsche man der richeit des wol gunde;
verwachsen doch mit grase und ouch mit krute:
Titurel der süze mit flize was des büwes also trute.
So braucht man auch wohl nicht zu befurchten, eine originale Les-
art zu unterdrücken, wenn man 16, 4 / und // folgt, die ein Wife»
lumbe lesen, während H dafür, an Wolfram erinnernd, ain torscher
faxet hat. Solche Ansätze zu selbstständigem Verfahren, die in #
*'] Der Graltempel. 399
vorliegen, darf mau bei Benutzung dieser Handschrift nie aus den
Augen lassen.
Von den Stellen, in denen H gegen 1 und // Recht zu haben
scheint, ist keine schlagend. 2, 4 git in H konnte gar leicht in 1
und // unabhängig von einander in gap verändert werden; 23, 4
beweist die Lesart von C2/)2, dass gesimpzel anfangs noch Hll ge-
meinsam war; 48, 1 ist fürten in H allerdings wohl verwendbar,
aber keineswegs wahrscheinlicher als zugen; ebenso steht es 97, 4,
wo mit listen meisterlich in / // dem mit hoher koste riche in H
gegenübersteht; desgl. 69, 1 der selbe tempel riche (kleine II) in I
und // gegen daz selbe werc so liehe in //; wenn 92, 3 in H meide
fehlt, so stimmt das allerdings zu 93, 4, wo nun die meide noch
ausdrücklicher erwähnt werden, und in // scheint dies gefühlt zu
nein, denn es ist an der letztern Stelle geändert, mit Entfernung
von meide.
Zu beachten sind noch einige Stellen, in denen I (oder eine
Handschrift von /) mit // in einer offenbar abgeleiteten Lesart über-
einstimmt. Ein eclatanter Fall der Art ist 10, 2 wo Dl und H in
der unmöglich ursprünglichen Lesart
mit ahte der künic was wigende daz tempelwerk, und wahter oder släfter,
übereinstimmen. In dieser Stelle liegt das Verderbniss vielleicht noch
tiefer, als die Annahme vermuthet, auf die hin der Text constituirt
ist, da lahter sonst im Titurel nicht weiter vorzukommen scheint,
und die Handschriften dort alle ihre eigenen Wege gehen. Es liegt
auf der Hand, dass die Lesart in D] der Benutzung einer Hand-
schrift der andern Gruppe ihre Entstehung verdankt, aus directer
Tradition lässt sie sich nicht ableiten. Auch wird der Excurs über
die Capitel Überschriften zeigen, dass I){ wirklich eine Handschrift
aus der Gruppe II gekannt und benutzt hat. Doch bedenklicher,
weil im Ganzen Uebereinstimmung der Ueberlieferung stattfindet, ist
1 2, 3. Hier lesen 1 und // gemeinsam (wenigstens dem Sinne nach,
vgl. die Lesarten)
der stein was klafter hoch und was mit breite
iüumb der klüfter fümfe con der mute unz an der yrdde ü/leite.
Aber, dass der Hügel eine Klafter hoch gewesen sei, ist bereits ge-
sagt 10, I und wenn nun der Abstand der Tempelmauer von dem
400 Friedrich Zarncke, ;&
Rande der kreisförmigen Hügelfläche angegeben wird , so fehlt doch
die für den ganzen Tempel so wichtige Bestimmung, wie gross wir
uns nun diese Hügelfläche zu denken haben. Es empfiehlt sieb da-
her überaus die Lesart von //:
der stein het mir dan hundert klöfter breite.
Freilich fehlt nun auch hier die Bestimmung über den Abstand der
Tempelmauer von dem Rande der Hügelfläche, und so ist es mög-
lich , dass die Lesart in // eine Conjectur ist ; vielleicht war sie auch
aus einer uns nicht erhaltenen Handschrift entlehnt. Ich habe sie,
freilich nur mit Cursivdruck, weil sie dem angenommenen Ableitung^
verhältniss direct entgegensteht, in den Text aufgenommen und mä
der Lesart in IH combinirt, so dass nun alle wünschenswert)«
Massbestimmungen sich im Texte finden. — 34, 3. 4 bietet // dm
Reim vil holde : chrisolde, während IH die etwas wunderliche Forai
gibt: envollen, kris ollen; aber die Namen der Edelsteine sind der
Entstellung so sehr ausgesetzt, dass man an letzterem Reime nicht
allzusehr Anstoss nehmen darf, und also der Reim in II auch eine
Correctur sein kann. Ausl. 7, 4 theilen / und H die falsche Lesart
mal statt lieht, aber die Veranlassung zu solcher Aenderung lag nahe.
— Ganz zufällig mag es endlich sein, wenn 35, 2 / und // lesen
mit sehzic, wo wohl zweifellos mit // das mit zu streichen ist; aber
ein leicht mögliches Missverständniss von zihl konnte in jeder der
beiden Ueberlieferungen die Einschiebung der Präposition hervor-
rufen. Noch weniger bedeutend ist es, wenn in 79, 4 /und H was
lesen, wo wart aus // mindestens weit wahrscheinlicher ist. Wie
sehr man bei kleinern, in einzelnen Worten bestehenden Lesarten
mit dem Spiele des Zufatls rechnen muss, beweist z. B. 58, 4 wo
Bl und // vergezzen schreiben, ein offenbar von beiden selbstständig
begangener Fehler. Es darf daher auch nicht beirren, wenn kleine
Kreuzungen stattfinden, wenn es z. B. 7, 1 hitze A]II, witze BlDlH\
52, 4 AlH gotes, D'II Christen heisst; 58, 1 A'ß1 also, H ah am: 9%
II als ouch; 62, 3 selbe BWII, fehlt AWH; 68, 2 A<E{ mit H ge-
lieret, dagegen BW mit // gemeret; vgl. 80, 3 süz D*HD*E*, m*~>
sust AWB* (C2gül); 105, 1 loube A{HC2E2, löuber BWaWV* *
106, 4 erkande BW, die übrigen von / und II {II fehlt hier
bekande, u. s. w. Ausleg. 9, 2 daz AXH, ob DlL
?9] Der Graltempel. 401
Alle solche Einwürfe waren nach Zahl und Eigenart doch zu
unbedeutend , um mich wankend zu machen in dem von mir ange-
nommenen Verfahren. Bei Constituirung des Textes hat sich mir
dies stets von Neuem zu bewähren geschienen.
Jedesfalls darf es wohl mit als ein Beweis für die Richtigkeit
meines Canon gelten, dass alle diejenigen Stellen, in denen die Ue-
berarbeitung in // auf der Hand lag, durch dies Verfahren schon
von vorneherein ausgeschlossen waren. Ich führe noch einige die-
ser Stellen zur Characteristik von // auf.
Zunächst kommt die oben (S. 387) unbesprochen gebliebene Str. 1 1
in Betracht. In ihr wird in / und // gesagt, dass, als der König mit
dem Plane zum Tempel umging, er den Grundriss zu demselben auf
dem vorher glatt geschliffenen Felsen aufgerissen fand. Diese Strophe
steht in // vor Str. 9, ehe die Beschreibung des eigentlichen Baues
beginnt, und ihre zweite Hälfte lautet hier:
mit Wunsches hilf wol halben teil im wegende
was der gräl die koste. D6 was er trste reichait daran legende.
Also ein Contract auf Halbpart, dessen Ausführung man sich nicht
recht vorstellen kann, und der durch die Darstellung in // selbst
ebenso wie in / und H zurückgewiesen wird, wonach der Gral ja
alles Material, und zwar behauen und fertig liefert. Vgl. z. B. Str. 42
und 91. Dies ist eine offenbare, und recht rohe Ueberarbeitung.
Ferner Str. 9. Hier lautet die zweite Vershülfte in //:
Montsalvätsch da enmüten was enbeeret
baz dann einer klaftern hoch, ' daz ez ze wünsche dem tempel angehenvt.
Zwei Unwahrscheinlichkeiten. Einmal heisst der ganze Berg Montsal-
vätsch, nicht bloss die Stadt auf demselben. Und wollte man sich
darüber hinwegsetzen, so ist doch der Schluss der Strophe ganz
unverständlich , man müsste denn construiren wollen 9 was doch nicht
erlaubt scheint, »da in Mitten von Montsalvätsch«; aber auch dann
noch ist wenig klar, was gesagt werden soll.
Nicht anders steht es mit Str. 10, wo in II die ersten Verse
der Strophe lauten:
ein lewer sam ein schtbe ainvedt onichel liget.
swaz Titurel nu tribe. niht anders wan des tempel s tverc er wiget,
wo schon der klingende Reim liget : wiget die spätere Entstehung
402 Friedrich Zarnckb, [30
verrath. Denn ich halte diesen Reim nicht für dem Original ange-
messen, obwohl auch dieses sich grosse Reimfreiheiten erlaubt und
namentlich auch Silben, die in der frühem mittelhochdeutschen Zeil
noch als verschleif bar galten, bereits als klingende verwendet. Vgl
mitte : smilte (Schmiede) Gralt. 63, \. adelarc : väre Ausl. 32, 1. ecfe;
niderlecke Gralt 59, 2. sele : quele u. U.
In dieser Weise geht es fast ununterbrochen fort; es ist nick
abzuweisen , dass // eine zum Theil wesentliche Ueberarbeitung ds
14. Jahrh. ist. Zu bedauern ist, dass in unserer Partie der Häuft
führer von //, A\ fehlt; aber da die Handschriften dieser Gruppe
übrigens so genau zusammenzustimmen pflegen, so wird das mä
wohl in unserer Partie mit A2 der Fall gewesen sein.
Im Ganzen scheint der durch die Ueberlieferung gewonnene Ted
ausreichend zu sein. An einigen Stellen allerdings lag ein über alle
Ueberlieferung zurückgehender Fehler vor, und hier war zu enwfr
_ j* i
eueren/ So prises Gralt. 2, 2; diu reine maget guol 8, 2; wahrsche*
lieh 12,3; die die 72 , 1 ; auch gir 38 , \ ist ein alter Fehler, iti
in D{El nur durch richtige Conjectur gebessert ist, wie wahrsche*
lieh auch die-tagezile in Al; 54, 4 ist die Construction bedenklich;
das doppelte zierde wie die Construction 79 , 4 erregen Anstoss; fc
85, \ etwa hahle : gestabte (ohne die) zu lesen?; ie zwen 107,1;
unden der 1 09, 2. — Ausleg. 1 8, 2 , wo meines Erachtens da wA
entbehrt werden kann; 20, 1 u. 2, die freilich nur in / erhalt»
sind, gol und lebende; 22, 3 (ebenso) ir. — Bei einer Beschreibung,
die wie die unsrige aus einer Masse von Einzelheilen besteht xd
mannigfache Wiederholungen aufweist, liegt in einem strophisch*
die Zusätze leicht machenden Gedichte der Verdacht der Interpol*-
tion sehr nahe ; ob es freilich, falls solche vorhanden ist, je geling«
wird sie zu erkennen, ist eine andere Frage. Nur an 6iner Steh
möchte ich eine Interpolation bestimmt behaupten, Gralt. 3 — 7. h
Str. 2 ist gesagt, dass man nur zu den Stuhlen, und nur um dei-
willen Holz verwendet habe, weil Gold und Steine sich nicht zu dei
Sitzen eigneten wegen ihrer Kühle und Feuchtigkeit im Winter. Dem
so muss ich die Strophe verstehen. Sollte 2, 4 ganz allgemein ge-
meint sein als Einleitung zu dem Folgenden, so würde dieser Ge-
danke doch passlicher und der Weise des Dichters entsprechender
im Eingänge der folgenden Strophe stehen. Nun folgt in Str. 3—7
Der Grajltbmpbl. 403
5 Erzählung von zwei Sieinen, Abestus und Elitropia, die im Som-
* Kühle, im Winter Wärme erzeugten. Ist meine Deutung von
i richtig , so passen sie nicht in den Zusammenhang und sind eine
ch 2, 4 hervorgerufene Interpolation.
Höchst verdächtig der Interpolation schon durch die Art der
berlieferung ist das Marienlob, das nur in // erhalten ist, in /
i H fehlt , ferner die in der Ausleg. nur in / stehende , in H und
fehlenden Strophen 1 9 — 27. — Falsche Strophenfolge möchteich
idog. 29 fg. vermuthen. Es scheint, dass 29 — 33 hinter 46 ge-
iraa, die Strophen also so folgen müssten: 28. 34—46. 29—33. 47.
, ich möchte glauben, dass auch noch Str. 49 einen falschen Platz
ibe und hinter 28 gehöre. An den Aussenseiten der Portale am
smpel waren die verschiedenen Edelsteine angebracht, mit Namen
ld Angabe ihrer Eigenschaften, so dass man sich über sie vor dem
i&tritt in den Tempel unterrichten konnte. So würde sich an die
rwAaung der Edelsteine an den Portalen in Str. 28 ganz ange-
Httea in Str. 49 die Aufforderung anschliessen , ihre Namen und
fyßwhaften nicht ungelesen zu lassen; dann folgte in Str. 34 — 46
ie Aufzählung und Ausdeutung der Steine. Und nun erst würde
^h verständlich anschliessen Str. 29 fg. an disen lugenden allen lert
d*m di stete. Mit 47 beginnt dann ein anderer Gegenstand. So
^ die Strophen gegenwärtig stehen, ist die Anknüpfung von Str. 29
¥ 88 wenig angemessen, denn man kann sich auf die drei genannten
fcoiogischen Haupttugenden nicht mit den Worten an disen tugen-
* dien zurückbeziehen, und Str. 49 steht ganz einsam zwischen
"eadartigem. Flüchtige Auffassung von Str. 48 konnte aber leicht
^leiten, Str. 49 an diese anzufügen. Gewiss würde ein tadelloser
mmmeahang hergestellt, wenn die Strophen folgten: 28. 49. 34 —
i. 29 —33. 47 fg.
Nachdem wir so das Handschriftenverhältoiss in seinen grossen
ziekungen festzustellen versucht haben, muss es nun unsere Auf-
be sein, es innerhalb der beiden Gruppen zu untersuchen.
Die Handschriften der ersten Gruppe.
Bin ganz festes Abstammungsverhähniss Itisst sich nicht geben.
Al und B{ fehlt Str. 29, da aber Bx viele Strophen ausl&sst, so
404
Friedrich Zarncke,
kann es auch Zufall sein, dass sie einmal eine Strophe ausüsst,
auch in Ax fehlt, wie es auch eine zufällige theilweise Uel
mung ist, dass in Bx Gralt. HO und 111 , in jE1 110 — H2
Auch in den Lesarten findet sich einiges A1 und Bx allein
5, 2 gar (für vi/); 5, 4 da (für doch) ; 9, 4 mer fehlt; 17,8
fehlt; 21 , 4 hohsten; 23, 3 stund; 98, 4 heiligen (für her ei),
5, 1 nennen u. s. w., aber das sind Kleinigkeiten, die filglick
einander unabhängig sein können. Andererseits stimmt A{
oft mit D1, ja mit diesem wenigstens in einem Falle so, das
Zufall nicht zu denken ist. Aus). Vorstrophe b lautet in h<
tem Texte nach BXHII:
alsam ein halmes zünde über al die weite
mit liehte mae erliuhten für al der sunnen glast mit widergelte.
Hierfür haben AXDX, und gewiss abgeleitet:
aisam (ais Dx) ein halmes zünde über al (fehlt Ax) die werld vak
mit liehte mac erliuhten für (gein Dx) al der sunnen glast wl'4
(sunder Ax) glaste.
Zufällig kann die Uebereinstimmung sein 55, 2 tugentüchm
gegen tegelichen der übrigen Handschriften.
Enger scheint das Verhältniss zwischen Dx und Ex zu
wir trotz der geringen Collation, die wir von Ex besitzen, dodh
manche gemeinsame Lesungen aufführen können, so: 12, 1
die; 17, 4 des müss ich vil gesweigen; 19, 4 der stein der fä
lügende; 29, 1 al die u. s. w. In Aus). 7, 1 gein allen täuscht*
gen ; 14,2 und darzu ; 1 5, 4 mit witzen und öfter. Diese Z
Stimmungen in den Abweichungen können kaum auf Zufall zurü
werden, man vergleiche zu den citirten Stellen die Lesarten,
ders interessant ist 38, 1 die Lesart diel, während alle übrigen
Schriften gir bieten; diel kann schwerlich anders erklärt werde*
für eine richtige Conjectur. Zuweilen erschien das Z
men von Ex zu D1 so gross, dass man an directe Abhängigkeit
denken mögen. Diese aber bestätigt sich nicht. So fehlt Gralt
in D1, steht aber in EK Auch an eine directe Abhängigkeit
Handschrift D1 von Ex ist nicht zu denken. Einige Male &*
sogar Ex gegen alle anderen Handschriften von / mit //, z. B. 11 •
ouch; 91, 2 rceten; noch öfter in Ausl. Aber dabei kann füglich*1"
fall gewaltet haben.
Der Graltempel. 405
Die Stellung von ax ist nach Boisseree und nach den Strophen,
Roth a.a.O. hat abdrucken lassen (Gralt. 110. 111; Ausl. 51),
iwer zu bestimmen. Mit den selbstständigen Extravaganzen von
stimmt sie nicht, am meisten zu D1, sie zeigt aber auch selbst-
adige Uebereinstimmungen mit H und //, z. B. Ausl. 51, 4 der
»r heyreif (mit U und //) ; Gralt. 111,2 unden fehlt ; 111,4 daz
idemal mit H) ; Gralt. 95, 4 sücher (mit 11) ; daneben hat sie auch
3ne Abweichungen, wie 111, 3.
Hiernach müsste man also das Schema von / so entwerfen:
x
y
^s»
B* A* Dl JS» a1
Eine besondere Beachtung verdienen Al und D\
Al ist die älteste aller auf uns gekommenen Handschriften, man
■d in Fragen der Orthographie und bei Kleinigkeiten stets geneigt
n, von ihr auszugehen. Aber sie erlaubt sich viele Willkürlich-
tten. In wie hohem Grade, beweisen die Varianten. Hier mögen
r zwei Beispiele ihr Verfahren exemplificiren. In der Ausl. 32, 3
isst es von der Ecclesia , sie reite dahin :
da st den ursprink wehet aller brunnen,
dm uns gebar diu cläre, dt da slH becleidet mit der sunnen.
er Schreiber von A1 versah sich und schrieb dingen statt brunnen,
tan aber richtig den letzten Vers, setzte auch den Reimpunct hinter
•wie»; darauf erst bemerkte er sein Versehen, und nun fügte er
chnelt entschlossen einfach hinter dem Punctum ringen hinzu, um
te&Beini wieder herzustellen. Noch bezeichnender für den Schrei-
er igt Ausl. 15, 4, wo von den beiden Strassen zur Seligkeit die
Ms ist und aufgefordert wird , nach dem Verlust der einen die an-
tte zu versuchen : so gen die andern [sträzen] , aber niht so schone,
*üich nicht so bequem. Hier scheint nun den Schreiber ein Anflug
)n Humor erfasst zu haben; er schreibt:
so ge* wir weizgot niht die andern sträzen.
so hat man allen Grund bei Al auf seiner Hut zu sein.
Eine ganz vorzügliche Handschrift scheint Dx zu sein, sorgfältig
ch guter Vorlage geschrieben. Aber bald bemerkt man, dass der
AbfaAndl. d. K. B. GtMllMh. d. Wissensch. XVII. 28
i06 FftlBDBICH ZAIMJkE,
Schreiber (oder seine Vorlage darauf ausgeht den Vers zu {
Fast überall ist der reine iambische Khythmus hergestellt und n<
lieh der Ausfall der Anacrusis fast durchaus vermieden. In
der einsilbigen Worte da, dö, mi, #©, wol, vil, gär, zwar n. a.
daher diese Handschrift kein Vertrauen zu beanspruchen,
man dem so den Vers glättenden Bearbeiter auch wei(
Umarbeitungen zutrauen dürfe, unterliegt keiner Frage.
weist die Vergleichung der Handschrift auch solche Fälle, oft
Nachdenken des Bearbeiters sehr zur Ehre gereichende, nach;
die Strophen, in denen wir durch Wolframs Bruchstücke noch
besondere Controle ausüben können, beweisen, wie sehr ad*
oft von dem Ursprünglichen entfernt. Aus). 3 und 4 sind in
ansprechend, dass ich lange geneigt war, ihren Text für d»>
sprunglichen zu halten, wenn nur irgend ein Handschriftenvt
denkbar gewesen wäre, wodurch gegenüber den sonst voi
Handschriftenübereinstimmungen sich diese Annahme hätte
machen lassen ; schliesslich schien auch die Aehnlichkeit mit
gegen die Ursprünglichkeit dieser Fassung zu sprechen. Ausser
darf bei Dl auch nicht gelassen werden, dass sie eine
der Gruppe // wenigstens zu den Capitel Überschriften und
auch im Text (Gralt. 10, 2) benutzt hat. Es wird weiterer
suchung unterliegen müssen, ob sich noch mehr Herübernahmet
// nachweisen lassen.
Unzweifelhafte Fehler, die sich in unserer Partie in der
gemeinsam finden, sind z. B. 58, 2 geltes statt gräles; nicht so
bin ich, ob schow 78, I hierher zu rechnen sei.
•<h
Die Handschriften der zweiten Gruppe.
Hier, wo auch mehr Handschriften vorliegen, gelingt es
genaueres Abhängigkeitsverhallniss festzustellen.
Ueber das nur in // erhaltene Marienlob soll in der Eh
zu diesem besonders gehandelt werden. Hier beschränke ich
auf Graft, und Ausl.
Zunächst steht die Zusammengehörigkeit von B2 und E1 d*
allem Zweifel fest. Gemeinsame Fehler sind Gralt. 2,4 toffi
10, 4 fliezen E\ sitzen li2 beides für slifen); 31, 4 sunden sicackd
r ;*
Der Gralteäpbi,. 407
, < geiierbet: 33, 4 edeln; 38, 1 waiwn; 43, I im; 47, 2 silberwize;
,2 o&o; 50, 1 vermischten; 53, 2 der ct'we; 59, 2 niendw lecke
*w. Ausleg. 6, 1 So; 7, 2 prinne; 8, 4 zierde; 9, 1 plichent:
ddchent; 15, 1 a//*r chöre; 18, 4 rewich; 28, 2 müezzen; 31, 2
Kjjfen; 44, 4 ringet; 59, 2 reichen u. s. w. Wir werden dies Re-
al in Marl, bestätigt linden. Unter sich aber sind fi* und E2
bfcttngig, wie zahlreiche selbstständige Fehler dieser beiden Ue-
lieferungen darthun.
Ebenso sicher ist die enge Zusammengehörigkeit von Ü2 und a\
nn wir auch wegen der Kürze von a2 nur wenige Stellen dafür
-bringen können: und dem Gralt. 109, 2; al üzen 110,1; bezeich-
ader in Marl. , worauf ich verweise. — Desgleichen gehört zu D2
eh'?* vgl. 4, 3 schuf; 14, 4 wahz fr"2, wachs D2. Sind diese klei-
ö Uebereinstimmungen zwischen D2 und b2 auch nicht absolut ent-
ttMnd, so ist doch zu Consta tiren, dass b2 nicht leicht von D2
MReMht. Dennoch sind sie unter sich unabhängig.
Sie wichtigste Handschrift unserer Gruppe ist die leider nur in
«weiten Hälfte erhaltene Handschrift A2. Sie berührt freilich
•••fc Graltempel nicht, aber ich will doch hier beifügen, dass sie
* iaob dem von mir Beobachteten genau zu D2 stellt, sodass diese
*be leidlich treue Abschrift gelten kann. Wie nahe der Anschluss
• beweist Str. 6141 (Hahn), die in.A< wie in D2 mit Vers 2 ab-
Qfct. Auch sonst bietet die Vergleichung eine nahezu durch-
'Ort* Gleichheit, selbstverständlich von den Formen des 15. Jahrh.
liehen, und der Excurs über die Capitelüberschriften wird eben-
& eine Bestätigung bringen. Dennoch glaube ich nicht, dass D2
&ct aas A2 abgeleitet ist.
Diese beiden Gruppen stammen aber gemeinsam aus einer Vor-
ö, wie eine Anzahl Lesarten beweisen. Solche sind z. B. Ausl.
i dein, deinen; 8, 1 und; 16, 1 die Stellung von aber; 36, 4 als,
); 56, 1 do, da; 58, 4 die Wortstellung, u. a. Zu beachten ist,
s die Lesarten dieser Gruppe sich H öfter nähern. Vgl. z. B.
d. 59, 2 würd; 39, 4 vil geseilt riet; 11,4 nie gen u. a.
Der Handschrift d1 ist es schwer ihren Platz anzuweisen. 24, 2
lmt auch sie ganz auffallend mit D2 : fride vor sloup. Diese höchst
mthttmliche Lesart muss entscheidender sein als einige gering-
ge, in denen d2 zu C2 stimmt, wie z. B. Ausl. 35, 2 ze dem^ zu
J8*
408
FülEDBlCH ZABNCKE,
?!
dem; 49, 3 selb*; 45, 3 zenden, zeynen. Das Marl, bringt noch
niges. Aber dies können zufällige Uebereinstimmungen sein, wie
z. B. zufällig ist, wenn C2 und l)2 den andern Handschriften
über in der Verwendung von geschrift für das ältere schrifl, en
auch (Ausl. 55, 1) in tyosien = tjostieren zusammentreffen.
Hiernach scheint C2 für sich allein zu stehen. Sie hat eine
zahl eigener Fehler, durch die sie in Gralt. wie in Ausl. den
Handschriften gegenüber steht.
So würde also das Schema für // sein:
x
y
l
A*
1
Dt
t
1
t.
- *
X*
: ■'
1
l
£2
1,)
CA
Es sind bisher absichtlich die Darmstädter Bruchstücke $■>
übergangen. Sie stellen sich in der Hauptsache zu 7, di
Betreff der Strophenfolge und meist auch in Betreff der
abwechselnd zu A\ Bl und D1, auch zu El stimmend. Aber
zeigt sich auch grosse Hinneigung zu H (vgl. Gralt. 61 , 4.
68, 4. 79, 3. 83, 4. 86, 2. 101 , 4) und zu // (vgl. Graft.
69, 1 besundert. 82, 4. 88, 2. 99, i. 100, 4. Ausl. 59, 4);
ders zu beachten sind die vielen Stellen , in denen sie mit B
zusammenstimmen (vgl. Gralt. 61,1. 63,2. 63,4. 64,1.
82, 1. 83, 2. 84, 1. 86, 2. Ausl. 59, 2). Man möchte glai
wiederhole sich die Lage, wie bei//, wenn sich nicht alsbald
näher liegende und leichtere Lösung böte. Der Schreiber **■
(oder seine Vorlage?) benutzte neben einer Handschrift von
/ auch eine von //. Das wird offenkundig dadurch bewiesen,
hinter /, 80 (Hahn 385; Gralt. 81) zwei Strophen eingeschoben
die sich nur in // und an anderer Stelle finden , nämlich Str. 4
4 des nur in // vorkommenden Marienlobes (s. unten). Hier ist
Benutzung offenbar, wie ebenso die zugleich hervortretende N<
des Schreibers zu selbststündiger Redaction , denn namentlich •$
zweit« dieser eingeschobenen Strophen ist sehr umgearbeitet. ^
haben hier also wie bei C1 und /)' eine beweisbare Nebeneinaai*
benutzung zweier Manuscripte vor uns, was unsern Blick für ein JF
dies Vorkommnis^ auch bei andern Handschriften , wo es nicht *
Der Graltempel. 409
; zu Tage tritt, wach halten muss. Die aus der Gruppe HII
zte Handschrift lag nach Ausweis der obigen Angaben wohl
(urz hinter dem selbstständigen Auseinandergehen von // und //;
die Interpolation des Marienlobes hatte schon stattgefunden,
iandschrift cl dürfte hierdurch in einzelnen Fällen kritischen
h erlangen, den sie im Allgemeinen nicht beanspruchen kann1).
Man wird an dem nachstehend herausgegebenen Texte ersehen,
i wie gewaltigen Variantenapparat diese Handschriften liefern,
ragt sich, ob derselbe vermindert werden könne. Da wahr-
inlich keine der Handschriften direct aus der andern abgeleitet
so kann auch keine derselben unbeachtet bleiben, aber ob die
anten aus allen anzugeben seien, ist eine andere Frage; eine
gäbe des Titurel dürfte im Fall der Bejahung ad Kalendas grae-
ttnansgeschoben werden. 11 ist natürlich in erster Linie herbei-
iton, dabei nicht ausser Acht zu lassen, dass in ihr offenbare
rittndige Veränderungen nachweisbar sind ; aus Gruppe / dürfte
D den Vordergrund zu stellen, daneben aber Ax herbeizuziehen
i qb die in Dl vorgenommenen Glättungen des Verses und son-
Aenderungen controliren zu können, wobei freilich immer zu
Aken ist, dass auch Ay sich selbstständige Extravaganzen erlaubt;
ttd) können die Varianten aus Bl und £' vielleicht entbehrt
len. In Gruppe 11 ist das Verhältniss schon dadurch einfacher,
wir es hier mit einem im Ganzen weniger abweichenden Texte
bun haben; zunächst wird El durch B2 ziemlich ganz gedeckt,
ohl B2 manche eigentümliche (fehlerhafte) Abweichungen hat;
oben wird die Herbeiziehung von C2 oder D2 genügen, und viel-
ht empfiehlt sich D2 noch mehr als C2, weil es, wenn auch
erhafter als C2, doch treuer abgeschrieben zu sein und A2 leidlich
darzustellen scheint, so dass vielleicht selbst B2 entbehrt werden
*) Die Hs. enthält niederdeutsche Elemente, vgl. dak (= dach), knop, j)cn-
(= pf 'enden) u. ä. Sie ähnelt darin der Hannoverschen Handschrift (Cl).
tert man sich, dass C1 am Ende an den Schluss von / noch den Schluss
7 angefügt hat, also ebenfalls eine Hs. von // neben der eigentlich zu Grunde
iden von / benützte , so könnte man an einen Zusammenhang von Cx und c1
n, ja, da Cl erst mit Str. 3505 H. beginnt, vermuthen, es möchlc c1 direct
gehören. Dem aber widerspricht die von Schädel a. a. 0. S. 127 gegebene
imung des Formates; denn Cl ist beträchtlich höher als %\ Centimeter.
440 Fbibdiich Zarxcke,
könnte. Das Hauptgewicht fällt demnach für die Partien, m de
A2 fehlt, auf drei Papierhandschriften DXHD2, neben denen Al tai
nur zur Cootrole in Betracht kommen, BlEl und C2E* fast 0
entbehrt werden können ; natürlich hat in Gruppe // A* für JP d
zutreten, sowie der Text bis zu dieser Handschrift vorgescfcrit
ist. Dagegen wird Cl schwerlich eine hervorragende Bedori
erlangen. Jene drei Handschriften scheinen durch gegenseitige Com
einen durchweg lesbaren und vom Original nicht sehr fern steh*
Text zu ermöglichen. Selbstverständlich darf sich der künftige H*t
geber selber der Mühe nicht entziehen , sämmtliche HandschriM
collationiren, schon um die den beiden Gruppen ursprünglichen
arten von denen der einzelnen Handschriften scheiden zn können«^
nur in besondern Fällen wird eine Angabe derselben nöthig am
Eine Untersuchung über Sprache und Heimath des Dichter«
der Ausgabe vorangehen; die Reime gewähren für sie ausretcte
Material. Wir wissen, dass das Gedicht für einen bavrisch
zog verfasst ward, dennoch glaube ich nicht, dass wir den
in dem eigentlichen Bayern, dem Lande südlich der Dooaa
suchen haben. Es verdient doch beachtet zu werden, dass di
sten Handschritten beider Gruppen (Al, a2 und die Rietlegger
stücke) mitteldeutsches Gepräge tragen A1 hat sogar fast attsn«
los hilic , hilikeit und nähert sich damit dem Niederdeutschen,
dem übrigens sonst Nichts in ihr erscheint) und auch den Reimet
mitteldeutsche Character nicht fern zu liegen scheint, vgl. z. 9
stirtie : dime Ausl. 47, 2. Auf das Resultat dieser Untersuchung
hat sodann der Herausgeber sich seine Orthographie selber zu »■
fen und darf sich hierbei von den Handschriften emancipiren.
Da ich jene sprachliche Untersuchung nicht geführt habe,
habe ich auch das Letztere nicht gewagt. Ich habe mich vieh
angelehnt an A] und in Marl, an a\ nur habe ich u statt u, i
Fall der Kürze statt ü gesetzt, und den Umlaut,, soweit er aucl
A] durch die Schreibung bezeugt war, eingeführt, auch wo e
der Handschrift nicht stand (A1 hat z. 13. bedirfen, fünde, cnzin
für, pruven, vlüyelingen , gezihe u. a., aber öfter noch diese!
Worte ohne Umlautsbezeichnung). Alle, auch blos orthographc
Abweichungen dieser Handschrift habe ich angeführt, nur nicht
u für ü und iz für ez stand, was in A1 fast durchgängig der Fall
] Der Graltimpkl. 444
» den übrigen Handschriften habe ich die abweichende Orthogra—
m und die geschichtliche Fortentwicklung der Laute (seh für *,
r ftr wer, die verbreiterten Vocale u. ä.) ganz unbeachtet gelassen,
eil in den Lesarten gilt die Orthographie nur für den ersten
Bgea; desgleichen ist bei ihnen auf tonlose und stumme e keine
ßfcstcbft genommen, auch wenn diese Plural vom Singular, Präteri-
i vom Präsens unterschieden, da die Handschriften im Setzen und
tfagsen ganz ohne Princip verfahren und Leser und Herausgeber
aus diesen Schreibungen absolut Nichts entnehmen können.
n Fällen wird dies freilich doch unbequem, weil oft nur
»b das ' vom Texte abweichende Vorhandensein, oder Fehlen
&V e der richtige Rhythmus in den vom Texte abweichenden
idschriften erlangt wird. So ergibt z. B. in Ausl. 3,3 die Re-
striktion von H aus den Varianten: so In dich ze einem kör wol
mieren, was kein richtiger Rhythmus ist; aber 11 liest köre. Bei
t% Varianten aus />', die auf Glätte des Rhythmus ausgeht, ist dieser
ftögel in den Angaben besonders im Auge zu behalten. Derartige
*H* konnten mich doch nicht zu einer Aenderung meines Verfah-
* bestimmen ; der Variantenapparat wäre um mehr als ein Drittel
wachsen. Diesem Mangel gegenüber wird man es vielleicht über-
™8 nennen, dass ich auf die Formen ze und zu genau geachtet
•k* (doch ohne Unterscheidung von zu und zu). Bei weiter
«henden Abweichungen , wie nimmer und niemer; rindert und nien-
\&l *teman, meinen, niemant; sm und sust; darin, darinne; manyer,
»
•ww^, manicher, menyer u. a. habe ich meistens ein paarmal die
Schreibung der Handschriften angegeben, um über sie zu orienti-
ren. Wo in der Endung noch ein in oder eu erschien, habe ich
auch darauf aufmerksam machen wollen. Vielleicht bin ich aber in
diesen and ähnlichen Kleinigkeiten nicht immer ganz gleichmässig
verfahren, und ich bitte für solche Fälle um Nachsicht1).
*) Bei jeder Strophe sind sammtliche Handschriften aufgeführt,, in denen sie
rtöieo ist , sodass man die Keconstruction der Lesarten der einzelnen Hss. mit voller
fcherheil vornehmen kann, nur /:' ist hie von auszunehmen, da die (Kollation keine
scherbeit für Vollständigkeit bietet, wenn auch im Ganzen anzunehmen ist, dass
o Nichte notirt ist, Ex mit Ax (mit der Sehottky Ex collationirt hat) stimmen wird ;
i habe daher El nait einem Sternchen * versehn, um hieran zu erinnern. Nur
i 29 unterblieb dies , da hier eine vollständige Abschrift vorlag. Das Fehlen .
412 Friedrich Zarncke, [J
*
Die Gliederung der Strophe, wie mein Text sie bietet, ist eij
lieh nicht richtig, da seit Einführung des Cäsurreimes dieselbe in
Verszeilen zerfallt ; aber eine solche Anordnung hätte beim Druck
gemein viel Raum beansprucht. So blieb ich bei dem Schema
ursprünglichen Strophe, wie Wolfram sie baut, in welcher
auch // durchweg geschrieben ist, während die andern Hai
ten sämmtlich die Verse nicht absetzen.
Noch habe ich zu bemerken, dass ich von der hei
Normalisirung unserer mhd. Schreibung abgewichen bin, indes
nicht wo, we, o^, sondern ti, ti, 6 gesetzt habe. Die Schreit
und w kenne ich seit Ende des 13. Jahrh. kaum noch, ue
allerdings noch später vor, aber auch nur ausnahmsweise1),
rend sich ce noch lange erhält.
Excurs L
Ueber die Capiteleintheilung des Gedichtes.
Anfangs ist eine bestimmte Eintheilung in Capitol (Avenliuren) im
nicht vorhanden gewesen, noch weniger gab es Ueberschriften derselben.
Gruppe / und // beweisen auch dadurch noch ihren relativ alleren Cl
dass sie dieselben grösstenteils nichl aufweisen. Dass einige bedeut
Abschnitte durch einen grösseren Buchslaben gekennzeichnet wurden, W'l
durch nicht ausgeschlossen, obwohl in H und C1 auch dies nicht statt hflffj
von Ev lässt es sich aus der vorhandenen Collation nicht nachweiset«
Al ist es der Fall, in Bl kommen sogar Ueberschriften hinzu, aber man
aus der nachstehenden Uebersicht, die sich auf etwas mehr als die
2000 Strophen erstreckt, ersehen, dass eine fest bestimmte Anordnung
vorhanden war, wenn auch einige Abschnitte zusammentreffen, nai
bei A{ im Anfange, und dabei nicht bloss der Zufall sondern auch ttfe
lieferung gewaltet haben mag. Ueber D1 werden wir erst handeln M*^
wenn wir // erörtert haben. Nachstehend gebe ich aus A1 und Bl die grtWfjl
Initialen, resp. Ueberschriften an; die Ziffern sind die der Hahn 'sehen firj
gäbe, die grösseren bezeichnen die grossen, die kleineren die mittleres IP]
des Buchstabens E in dieser Aufzählung bedeutet nicht, dass die betr. Strophe i*
ausgelassen sei, sondern nur, dass die Collation aus dieser Strophe Nichts anAft
ausgelassen sind in El nur HO — 112.
{) Gerade unsere Hss. bieten ziemlich viele Beispiele: Marl. B2 10, l
17,4 puechn; 34, 1 plueme = blume ; 37, 3 puez = buz. — C2 10, t
17, 3:4 suechen : puechen ; 21,1 pf tuende. — D2 5, 1 ruement : bluemext;
gar luefte = lüfte 9, 1 und tuern = turne 35, 3 ; fuer u. ä. öfter.
Der Graltempel. 413
eren Initialen; diese gehen von 6 bis zu 3, ja 2 Zeilen herab. Ein grösserer
\ * giebt an, dass der Abschnitt auch in // sich findet, was namentlich
anfange der Fall ist, ein kleinerer *, dass er wenigsten Bl gemeinsam
In Parenthese sind die Gapitelzählungcn von // (s. u.) beigefügt.
A» bezeichnet folgende Stellen mit grösseren Initialen : 77* (2). 257* (2a).
1 (4) (in// eig. 416). 476* (5). 568. 575* (6). 627. 635. 649. 664* (7).
781* (8). 1015°. 1091. 1123. 1135. 1256. 1329. 1676. 1721. 1743.
2. 1813. 1894. 1921* (16). 2176 u. s. w.
Bx hat es auf Ueberschriften abgesehen , und zwar sollten deren sehr
e werden, der Schreiber hat zu ihnen einen Raum von 1 bis 3 Zeilen
gelassen, aber nur hin und wieder hat sich der Ruhricator die Mühe ge-
iflfco, sie einzutragen; sie sind im Folgenden angegeben. Unter den Ini-
w ist kein recht hervortretender Unterschied. Die eingeklammerten Ziffern
eben sich wieder auf Gruppe //. 77* (2) Hie hebt sich die erst aven-
. 149 Hie wart Titurel geborn. 161 Hie toufte man in. 188 Hie Titurels
*r strü, und half sinem vater. 257* (21) Hie gap im got den wünsch.
. SU. 435. 442. 449. 504. 601. 635 Hie wart Sigun geborn und sturp
wter. 649. 670. 721. 733. 755." 921. 969. 1014. 1022. 1047. 1058.
B. 1084. 1096. 1114. 1120. 1124° (in A* 1123). 1158. 1170. 1256. 1290.
*. 1382. 1405. 1485. 1515. 1630* (14). 1834* (15b). 1874. 2248. 2337.
*. 8479 u. s. w. Bei 2772* trifft B{ wieder mit // (22) zusammen. Ueber-
ri^eo finden sich dann eine Zeit lang ziemlich zahlreich: 2998. 3055. 3066.
'£'3114. 3122. 3127. 3139. 3146. 3173. 3182 u. s. w. Von 3310 an
tfen sie wieder seltener. Von ihrer Mittheilung sehe ich ab.
, Ebenso selbstständig verfahren die Leipziger Bruchstücke, die zu / ge-
rn. Sie haben bezifferte rothgemalte, doch durchweg ungereimte Ueber-
rifen vor folgenden Strophen : 649* (beziffert XVIII, vgl. A* u. Jf>). 657 (XIX).
3VPÜÜX, vgl. A\ und jB1 zu 1124). 3052 (LV). 3059 (LVI). 3202 (LVII1).
I (LXXXIV). 4207 (LXXXV). 4216 (LXXXVI). 4483 (C).
Ganz anders steht dies in //. Wie in dieser Gruppe eine ziemlich fest-
ende Deberlieferung erzielt ist, so hat sie es auch von vornherein zu einer
n Capiteleintheilung gebracht. Es sind ihrer 48, die in allen Ueber-
rnngen hervortreten, von einer oder der andern hie und da wohl um ein
itel vermehrt oder um einige vermindert, im Ganzen aber durchaus stationär.
mit dieser Einführung von Anfang an Ueberschriften verknüpft waren, lässt
nicht sagen; aber ein Blick auf den vorhandenen Thatbestand lässt es
t gerade wahrscheinlich finden. Noch weniger, ob sie von Anfang an
imt waren. Sie finden sich bald gereimt, bald nicht, bereits in A2, von
leider nur die zweite Hälfte vorhanden ist; aber B2 hat so gut wie gar
e, obwohl überall für sie Platz gelassen ist, C2 und E2 haben ganz
stständige. Nur hie und da findet eine Uebereinstimmung zwischen A2
C2 statt. D2 dagegen schliesst sich genau an A2 an (excl. 4452) ; darum
e ich auch D2 voran.
Da somit ein festes Gerippe für den Inhalt des Gedichts gewonnen war,
ebe ich dies im Folgenden nach den verschiedenen Ueberlieferungen, we-
ich die Einleitung als erstes Gapilel zähle. Die prosaischen Ueberschriften
X
414 Friedrich Zarncu, [I
des Druckes (E2) habe ich nicht aufgenommen, sondern nur die Bexifni
der Capitel angegeben. Die Stelle hinter dem — bedeutet, dass sich m
ein grosser Initialbuchstabe findet. Die a oder b neben den Ziffern beukkm
Plusstrophen oder neue Abschnitte in //. <
1. Sir. \ (Hahn). Einleitung, stets ohne Einzelüberschrift.
2. 77, Aventewre von tyturels vordem D2C2. — B2, EV.
2*. 257 = EVI. In B2 steht am Rande nota; in CW
Unterscheidendes .
3. 281, Hie vert tyturell von vater und von mutter in salvaterre Z)2, A«*
tewr wie der tempell crpawen wart C2. — B2, ß* 10.
3a = 4 1 5b (Beginn des wahrscheinlich interpolirten MarieM^
etwas grössere Initiale in B2.
4. 416, Hie wirt tyturell ha usfrawn nemende Z)2, Aber (so fast immer, 4+
bar verlesen für Abenteure) wie tyturel ain frawen voojjp-
gen nara und wie dew starb C2. — B2, E2 IV.
5. 476, Titurells lere gen seineu chinden D2, Awentewr wie tyturel ktyfy
schwarz vorgeschrieben : aventewr die auzlegung des graleiK
— E2 V.
6. 575, Hie wirt Fry muteil gechronet Z)2, Abentewr wie frimutell gecW
wardt C2, schwarz vorgeschrieben : aventewr die auikflH
des grales und der X. poten B2. — E2 VI.
7. 664, Hie vert Gahemet zu Baldach D2, Aber wie Gamuret über merhf;
C2, schwarz vorgeschrieben:
* Wie Gahmuret schied von Belakane
und erbarb die Schwester Tschiosiane B2. — El W.
8. 781, Hie (Wie C2) choment {fehlt C2) die chunig von Babilon
Pompeyus und Ypomidon D2C2.*) — B2, E2 Vin.
9. 909, Hie wirt gamuretes leben Aber wie gamuretz leben
der niynne an den re gegeben Z)2, wart auf den re gegeben C*.
Aventewer wie Gahmuret sein ende nam. und wie groizew cbb(
umbe in wart B2. — E2 (grosse Initiale).
10. 1088, Hie wirt Tschionatulander
ritter und (und mit C2) hundert ander D2C2. — £2, E2 IX.
11. H39, Hie liest man daz prackensail Des lalfeins frawden hail
nach talffeines unhail D2, sent in nach dem prachken sail 0
Aventewre von dem prachen und von der sträng B2. — E2 X.
f 2. 1341, Hie tjostirt talfialt
unez daz er vierezig ritter valt D2,
Aber wie Tschionatulander zu dem turnay kam in kunig Artan*
hof C2. — B2} E2 XI.
13. 1 503, Dem talfine sendet der Atmerat Aber wie Attmeralt
von present reichen rat I)2, dem talfein sand reichen radC
— B2y E2 XII.
') Dieser sich so zu sagen aufdrängende Heim scheint zuerst die Lust P
Reimen in den Ueberschriften erweckt zu haben.
L] Der Graltempel. 415
• 1630, Bezeichnung fehlt D2, Aber wie chung Artaus ritter macht C2. —
B2, E2 XIII.
U» = 1661, nur in B2.
. 17*4, Hie verdint der talfin
achczig mayd chueß und chrencalin D2.
Aber wie daz prachken sail ward gelesenn C2. — B2, es fehlt jede
Bezeichnung E2.
15» = 1824, nur in B2.
15b = 1834 E2 XIV, = 1838 £2; in D2C2 ohne alle Hervor-
hebung.
. 19*1, Von dem turnay Z)2, Aber wie kung Gurmert und ander fürstenn
. mit im C2. — B2y E2 XV.
. 9068, vom Rubricator nicht ausgefüllt Z)2, Aber wie der talfein verdient
der maide chus C2. — B2, E2 XVI.
. ft319, Der von Maroch chompt uns hie
gutes reich und eren fry D2,
in C2 fehlt ein Blatt. — B2, E2 XVII.
18» = «298, nur in E2 als Cap. XVIII.
. f 400, Hie chuembt freuden wieder treyb
Und pitet den wirt umb sein weipp D2,
Aber wie Artausen drew hundert frawen verstolen wurdenn C2.
— B2, E2 XIX.
. S&24, Hie vert talfein über mer
den zazamant entphing er mit veintleichein here 1)27
Aber wie Tschyonatulander
für über mer und sein geselten die anderr C2. — B2, E2 XX.
. «639, Hie gesigt sunder spotten
der Graharczois an den ga holten I)27
Aber wie Tschionalulandcr mit den Galiollen vacbt C2. — B2,
E2 XXI.
. 1772, Hie enpfie der kaiser Akorein
den talfeih und all die sein A2 (welches hiermit beginnt) xj D2,
x) Ä2, mit prachtvollen, die ganze Seite einnehmenden Bildern geschmückt, und
rum so oft lückenhaft , weil Bfätter herausgeschnitten sind , liefert zu diesen Bit-
m Unterschriften (odet U eher Schriften ), meistens auch in Versen. Ich hebe einige
raus: Zu Str. 373 zwei Bilder und dazu 1. Hie reitt der paruc und Atinerio
igegeo dem talfin; 2. Des ersten enpfie die Atinerein Den jungen tal/ein. Zu
r. 4266 : Nach grozzem verdienen der cristen Wolt Akorein seu mit gäbe fristen,
t* 4313: Hie pat der talfein den Akorein Umb Gahmuret sein öheim. Zu 4528:
ie kom Tschyonatulander An die von Laiander. Zu 4830 : Hie klagt Secundill
en Sekuraiz und Arabadillen. Zu 56 1 3b : Hie tyostirt Parcifal Und Agors umb
irdistaln, ähnlich zu Str. 5628. Zu 6021: Hie belaitct Feratiz den Parcifal
einen prüder mit dem gral Und saget im von dem priester Johan. Zu 6189:
ie gab auf priester Jolian dem Parcifal All sein herschaft durch den gral.
416 Friedrich Zarnckb, [M>
Aber wie dem paruch ward gesait
des talfeins chunflt und sein werdichait C2,
Wie der Gahmuret die galiolen pedwang
unde sew zu dem paroch sand schwarz vorgeschrieben (anfa
Stelle?) B2. — E2 XXII.
23. 2914, hier fehlt in A2 ein Blatt,
Hie wirt ain vespery getan
von secureiz dem werden man D2,
Aber wie der paroch gen seinen veinden zogt C2, Aventewr itj
der paroch der haiden Ypomidon nider stach schwarz wr-
gezeichnet B2. — E2 XXIII.
24. 3066, Hie schart der atmerat Aber wie sich der paruch «fad
sein her mit weisem rat A2D29 gen seiner grossenn widerpirtß.
— B2, E2 XXIV.
25. 3209, Hie scharen t die Babilon
Pompeius und Ypomidon A2D2r
Aber wie sich die Babylon gen dem paruch scharten C2. — 4j
E2 (doch nicht Capitelanfang) .
26. 3397, Der auz Persya hebet alhie (hie D2) den streit
der für daz [fehlt D2) leben sterben geit A2D2,
Aber wie Tschionatulander
sich stal in den streit und sein gesellen die ander C2. — lPf*
XXV.
27. 3532, Hye wirt Kyllicrat gevaiget
sein leber wart (wirt D2) der sunnen gezaigt A2D2y
Aber wie Ekunat Morholten und Lehelein sich erwerten dreyerU"
nige C2. — B2E2.
28. 3648, Daries (Hie wirt D. D2) der starche
wirt hie (fehlen D2) gelait in todes arche A2D2,
Abentewr wie der paruch mit den seinen in den streyt kert
und wie er den talfein ert C2. — B2, E2 XXVI.
29. 38 4 8, Hie kerent selbe ze velde
die soldan mit todes gelde,
hie wellen t die soldan zechen,
daz si Sekureiz gerechen A2D2y •
Aber wie Ypomidon in den streit kerett C2. — B2, E2 XXVII.
30. 3975, in A2 fehlt ein Blatt,
Hie choment die von egipten
an manhait die unverchripten D2,
Aber wie die von egipten in den streyt zogten C2. — B1Et*
31. 4120, Hie vollem die Babylon
Pompeyus und Ypomidon A2D2,
Aber wie der talfein schlug Ypomidon und Eckkunat Pompeyus^-
— B2, E2 XXVIII.
Der Graltempel. 447
0, Nach grozzem sig grozzez guet
geil der paroc bochgemuet A2, in D2 keine Bezeichnung;
Aber wie der sig ervochten ward an den Babylon C2. — B2, E2
XXIX.
5, Daz ist der cristen widerkumft
nach eren reicher signumft A2D2,
Aber wie sy wider haim ze lannde fueren C2. — B2, E2 XXX.
.1, An kunic Artus hofe freudebSre Hie iagte der talfine
kom wunderlich m5r A2, Orilus und Leheline D2,
Aber wie Kanfolais ward
geratt mit grosser hervart C*,
Abenture we Orilus unde Lehelin mit heres kraft belagen -Kam-
valeyse Goslarer Bruchstück, Zeüschr. f. d. Phü. 2, 407. —
B2, E2 XXXI.
B9, Hie gesigt der Britaneis Aber wie chung Artaus
an Lucio dem kurteis A2D2, komen pose mer cze haus C2.
— B2, E2 XXXII.
77, in A2 fehlt ein Blatt,
Hie gesigt Tschionachtulander Aber wie Allexander (lies Tsch.)
an Philippen und Allexander D2} vacht mit Philippen und Allexander C2.
— B2, E2 XXXIII.
15, Hie streit Tschyonahtulander
mit Orilus de (von D2) Laiander A2DK
Aber wie Jescute Sygawnen sand das prachkensail C2. — B2, E2
XXXIV.
94, Der aventewer wiert
alhie von tyost erslagen wirt A2D2,
Abentewr wie Orilus . Schlug den Graharczois (mit Pimrt in der
Mitte, also Reim?) C2. — B2, E2 XXXV.
II, Sigounen trew verdient hye wol
daz man alle frouen loben sol A2D2,
in C2 ist unten am Rande eine Vorschrift des Bubricators : Sigawnen
chlag die ander; in B2E2 findet sich keine Hervorhebung.
77, Wie Ferafeyz (Verafiz D2) errunge Aber Sigawnen chlag
Secundillen die iunge A2D2, die mert sich von tag ze tag C*.
— B2, E2 XXXVI.
40» = 5294 Aber von Ferafis C2.
8, Talfeines freunt chlagent hie
da von Sygoun nihl ablie A2D2,
Ab<*r wie Kyot Manfilot Gurnemancz und Lyaze zu Sygawnen ko-
men C2. — B2f E2 XXXVII.
5, Ze Sygounen chlage
kumt Parcifal ir mage A2D2,
Aber wie Parczival zu Sygawnen kom und sy in gütlich enphieng C2.
— B2. E2 XXXVIII.
420 Friedrich Zarncke,
3605, Der ander streit.
3664, Wio Daries von tschyonalulander erslagen wart.
3818* (29, vgl. A2D2), Hie wellen die soldan zechen Das sy die I
rechen.
4120* (31), Wie yppomedon mit dem baruch strait Und wie in d
der talphin darnider lait et cetera.
4176, Av. wie Pompeius von eckunat erslagen ward.
4240 (vgl. A2 4230) , Nach grossem sige geil groß gut Der haruek
gemut.
4338, Av. wie die Christen wider haym zeland füren.
4452* (34), Av. wie Orilus und Lehelein für Kanfolays zugen und i
da von geslagen wurden.
4552 {vgl. 4551 2?1), Die uberfart hat ain end Got uns sein gnade
Hie hebt sich an ain ander lied Wie Artus gein Lucio mKi
streite schied, amen.
4652 (vgl. Bl) , Wie tschyonatulander mit sein ainer hand WA
sein leul und auch sein land.
4677* (36, vgl. Z)2) , Av. wie tschyonatulander Gesigt an phyHfl
Alexander.
4861 (vgl. A2D2), Hie strait thyonatulander Mit Orilus von Lalande
5017, Wie der edel tschyonatulander erslagen ward.
5111* (39, vgl. A2D2) , Sygunen trew verdient hie wol Das dm
frawen eren sol.
5177* (40), Hie körnt Parcifal Zu sigunen under die linden sunder
5319* (41, vgl. A2 D2) , Talpheins freund chlagten hie Daz Sigofi
ablie.
5415* (42), Wie Parcifal zu Sigunen kom in dem wald.
5597 (vgl. A2D2 5512), Wie Parcifal erlöst Pardischa In Die liecht 9
5792 (vgl. 2?1) , Av. wie Eckunat räch den tschyonatulandern
daz er Orilus erslüg von Laiander und er auch laid ung
(Reime?)
6159 (vgl. A2B2), Die aventeur bringt alda Den gral in land Ynd;
Excurs II.
Ueber das Verhältnis der Wolfram'schen Bruchstft
zu den Handschriften des jungem Titurel.
Es ist oben bei Erörterung der Handschriften Verhältnisse ein llomei
in Erwägung gezogen worden, das, obwohl in die uns zunächst beschul
Partie nicht einschlagend, doch nothwendig von wesentlicher BedeuU
jene Verhältnisse sein muss und daher auch hier nicht ganz unerwoge
ben darf, das Verhältniss von Wolfram's Bruchstücken zu unserm Te
wir sie, wenn auch in ziemlich roher, so doch in Beireff des Reimes 1
Der Graltempel. 421
erarbeiteter Gestalt besitzen1). Ich habe aber den Gegenstand hier nicht
öpfen wollen, um nicht einem Jüngern Freunde, der schon länger das
Material gesammelt halte, das Interesse an seiner Arbeit zu stören, ob-
ich mich dadurch der Gefahr aussetzte, von diesem Gesichlspuncte aus
nachträglich Bedenken gegen die von mir ausgesprochene Ansicht her-
eten zu sehen ; ich habe mich darauf beschränkt, an verschiedenen Stellen
eit mit der Sonde einzudringen , um wenigstens eine Wahrscheinlichkeit
i stellen. Diese trat dem von mir aus andern Momenten gewonnenen
schriftencanon nirgends entschieden entgegen. Einige Schwierigkeiten,
ach ergaben, habe ich offen dargelegt.
Ich will, nur um einen Einblick in diese Frage und ihre Behandlung zu
ihren, nachstehend drei Erwägungen, die ich angestellt, vorführen.
1. Schon erwähnt ist die Strophe, in welcher H noch eine ungereimte
r bewahrt hat, allerdings an einer ganz von ihrem Zusammenhange los-
Hinten Stelle. Es ist W. Tit. 10, bei Hahn 619; in // sind 618 und 619
icben 590 und 591 gestellt, während hier / und // in der Reibenfolge
r sich und mit Wolfram übereinstimmen. In der Ambraser Hs. der Frag-
te, au die sich die Bearbeitung im j. Titurel meistens anschliesst (was
i bei den Übrigen Strophen stets zu beachten ist) , lautet die in Betracht
mende erste Hälfte:
Dtn tohter Schoysiane in ir herze besliuzet
lö vil der guoten dinge, daz ir diu werlt an scelden geniuzet :
stimmt hiemit völlig Uberein, nur ist vor geniuzet ein ibol eingeschoben,
ist nun klar, dass, soll das von mir angenommene Handschriftenverhältniss
richtige sein, die Veränderung dieser Stelle in / und // nicht gleich sein
f, denn in diesem Falle würde das Verhältniss das folgende sein :
x
= 1
y
h i " 7/
d dieses haben wir ausdrück lieh ablehnen müssen. Das von mir ange-
ramene verlangt, dass die Correcturen in / und // selbstsländig vorgenommen,
0 (obwohl dabei dem Zufall ein gewisser Spielraum gestattet werden darf)
schieden sein müssen , weil in der Vorlage von / und der von //// noch
'ich, d. h. in diesem Falle noch übereinstimmend mit // gelesen sein muss.
■se Forderung zeigt sich denn auch wirklich erfüllt. Die Strophe ist zwar
* beiden Redactionen in der Weise abgeändert, dass die erste Halbzeile des
,) Sie war, wie es scheint, bereits zu der Zeit, als der jüngere Titurel ge-
ilet wurde, in eine so rohe Form gerathen, denn hierauf beziehe ich die Worte
s Ueberarbeiters :
Mit Timen schon zwigenge sitit disiu lieder worden
gemezzen rehter lenge gar in ir don ndch meistersanges orden.
ze vil, ze klein, des werdent lief versivachet :
her Wolfram si unschuldec, ein schriber dicke reht unrihtic machet.
»handl. d. K. S. G*sellsch. d. Wissensch. XVII. 29
in
Friedrich Zarnt.ke,
zweiten Verses umgearbeitet ist, ein Verfahren, das sich aber nahe legen
da man den Eigennamen nicht aufgeben wollte und Reime auf äne n
häufigeren gehören. Für so vil der guotm dinge liest nun /: sulck
sunder wüne, und //: solh tugent volsches äne. Das Zusammentreffe* in
tugent darf nicht auffallen, denn welches Wort konnte sich wohl leichler
ten als dieses?
2. Ich setze sodann eine Anzahl Strophen aus der Ueberarbekoog
Wolfram'scben Bruchstücke her, die in // fehlen, in denen also /und II
zur Vergleichung vorliegen. Ich habe von Angabe des Variantena|
abgesehen und mich auf einfache Herstellung des Textes beschränkt, wiehJ
verschiedenen Handschriften unter Vergleichung mit der andern Classeonii
Wolfram als Lesart des Archetypus von resp. / und // ergaben. In der
graphie ist in / von A\ in // von B2 ausgegangen. Nieht unerwähnt
lassen, dass in/)1 mancherlei Besserungsversuche gemacht sind, die ick
entfernen musste, so dass auch hier sich das Resultat ergiebig dassd»<
willkommenen Lesungen in Dl mit Reserve aufzunehmen sind. Alle
in denen die eine Redaction WolfranVs Text geschont hat, während sie fei
andern verwischt sind, habe ich gesperrt setzen lassen. Man sieb,
hier zeigen sich die beiden Gruppen als ziemlich gleich zuverlässig oder'
mehr gleich unzuverlässig, wenn sich auch nicht verkennen lässt, (fatthl
etwas weniger vom Ursprünglichen verwischt ist als in /. Uebrigt
man zugleich brachten (und dies auch in dem dritten Absatz bestätigt
dass im Ganzen die Abweichungen der beiden Redactionen unter sich
in dieser Partie nicht sehr erheblich sind.
I.
Stn art an prtse di ganzen
wil ich ein teil benennen,
von Gräharz Gurnemanzen
des k indes ane der chund Isen tren-
nen (zutrennen Bl),
des pflac er mit tjost an maniger
hurte :
dö hiez sin vater Gurzegrtn,
der lac tot durch Tschoidelakurte
Wolfram
Str. II.
41. Ich wil mit wirdc ganze
sein art ain teil penennen, •
von Gräharz Gurnemanze
des chindes an chund eisen z<
des phlag er ze tyost mit na^FJ
hurte.
d6 hiez sein vater Gurczegrein
der lach töd durch TschoydeligüW
Mahede hiez sin muter,
Ekunates swester,
vogt einer pfaltze guter,
benant vil rieh zer starken Perbester :
selbe hiez er Tschionatulander.
so höhen piis nicht werben
bt slner ztt kund einer noch der
ander.
42. Mahut hiez sein muter,
Ekunates swester,
vogt ainer phalcze guter,
vil reich benant zer starchen Berwesi^
selbe hiez er Tschionatulander.
so höhen preis pei seiner zeit
erwarb nooh n i e der aine noch «*
ander.
Der Graltempel.
423
I.
Jen sun Gurzgrlen M
Sigünen nande,
n valsches frten,
da von, daz man ir muter
sande
lege von dem reinen Gräle :
ich si vür zücken
»siechte wert daz lircht ge-
niale.
Wolfram
Str. II.
43. Daz ich den sun Gurczgreien
nicht vor Sygaunen nande,
der rainen wandeis vreien,
daz was des schult daz man ir
muter sande
auz der phlege von dem rainen Gräle :
des must ich sei vor nennen
und ir geslachte wert daz Hecht ge-
mäle.
i diel des Grales
di üi erweiten,
> tri belle mäles
t lern steeten prtse di ge-
leiten :
i Sygüne von dem seihen
sAmen,
vonMontsalvätsch ge-
sagt,
stt di2) heilhaften nämen.
s edeln sämen kraft
icht zu dem lande,
, an prls da berhafl,
;ar ein schür üf di schände.
anvoleis verre ist bekennet:
t si in mangen zungen
an houbetstat genennet.
ir, Kanvoleis,
i spricht dlner slaHe!
?r liebe kurteis,
la üf dir hebende wart nicht
speete,
•der minne vru an zwein
kinden,
i\ werlt enmohte
»it nie dar under bevinden.
44. Wann ellew diet des Grales
daz sint die erweiten,
hie sselich sunder mäles
und dort zem Staaten preise die ge~
czelten.
Sygaun was auch des selben2)
edelen sämen,
der von dem Gräle wart gesaet
vil verr, da in die hailhaften nämen.
45. Swar des edeln sämen chraft
hin wart prächt dem lande,
der muste werden perhaft,
im viel gar ein schaur auf die schände,
da von Canfolaissö verre istbechennet :
des wart si in man ige r czungen
gar3) der tre wen haupstat genennet.
46. 0 wol dir, Kampholaise,
wie man preiset deine statte!
von süzzer lieb kurtaise,
dew geschach auf dir nicht ze
spsete.
minne hueb sich frä da an zwain
chinden,
daz al die weit nicht möchte
ir trubhait nie dar under bevinden.
Cs ist doch wohl nur zufällig, wenn Dl Gurzgrien sun liest, wie bei Wolfram.
Stimmend zu der Ambraser Abschrift der Wolfram* sehen Bruchstücke, wie
;ar entspricht dem ie bei Wolfram.
29
424
Friedrich Zarncke,
I.
Gamuret mit wirde hoch
di kint bi einander
in stner kemenAlen zöch :
der säze clare Tschionatulander
dannoch was nicht stark an stnem
sinne
und wart iedocb beslozzen
in bant sin herze von Sygnnen
minne.
Wolfram
Str. II.
47. Gahmuret mit wirde hoch
dew chind pei einander
in seiner chamer liepleich zock.
der chlare sözze Tschionatutandi
dannoch was nicht starch an sei
sinne
vnd wart iedoch peslozzen
in not des herczen von Sygff
minne.
We, daz si minne niht verbirt
s6 tump gegn sulcher angest!
swA jugent sus begriffen wirt
mitirstrik, da wert si aller langest:
ob dannoch (also/)1) diu minne ju-
gent bindet1)
mit kreften unberoubet,
in alter si der krefle nieman vindet.
48. Wo, daz si minne nicht vef|M
so tump gegen solcher angetfl ,
swA iugend sust pegriflen wHi
mit ir strick, da wont si aller ha
ob daz alter minne sieb|
laubet, J
pei minne dannoch jigtfl
wont1), j
wand minn ist an irchreflet^
beraubet.
We, minne, dtner krefte rat
waz loug der under kinder"?
wan einer der nicht ougen hAt
der niöcht dich spüren, gieng er also
blinder,
minne, du bist also manger slachte,
all schrtber nicht volschrlben2)
enmohlcn ua r d i n arl und d t n ahte.
49. We, minne, deiner chrefte fM
waz taug der under chinder,
ainer der nicht äugen hAt,
der möcht dich spüren und gfe
also plinder.
minne, du pist also manigerslad
alle Schreiber möchten
er schreiben nicht ir art undirad
Sit man di religiösen
beswert wol in der minne,
in klöster und in klösen,
daz si sint gehörsam mit manger
dinge sinne3)
50. Seit man die religiösen
peswert wol in der minne,
in chlöster und in ch lösen,
daz si sint gehörsam mit sinne
!) Um diese doppelte Anlehnung an Wolfram zu verstehen, wird man ff
annehmen müssen , dass hier noch innerhalb des jungem Titurel anfangs «» &
langer Vers gestanden habe. Vgl. Wolfram 48, i.
2) volschriben / mit der Münchner Abschrift der Wolfram' sehen Brückst**
erschriben // mit der Ambraser.
3) Auf diesen Fehler, der in Ax unverhüllt geblieben ist und dessen EnUtM
sich erklärt, führen auch die Verbesserungsversuche der ifss. HXDX zurück.
Der Graltempel. 425
eisten mügen koume, manigcr dinge , die si doch laistent
chaunie,
et ritler under heim, minne ritter vnder heim
enge an ir roume. dwingel, minne ist enge an ir räume.
i lasse ich noch acht Strophen folgen , in denen wir neben /
7 vergleichen können. Zunächst bieten die neben einander
»phen aus / und // wieder einen Ueberblick, wie nahezu gleich
irbeitungen in Erhaltung und Verdrängung des Ursprünglichen
ie darunter stehende entsprechende Strophe aus // bezeugt so-
tt , wie 11 zwischen / und // in der Mitte steht : die resp. mit
►der mit // (gegen /) stimmenden Worte sind cursiv gedruckt
unter die Bezeichnung der Gruppe gegeben. Sodann sind die
erhaltenen Worte aus den Originalfragmenten, die also für die
e Glaubwürdigkeit des Textes von // Zeugniss ablegen, gc-
t. Hier musstc sich nun die bereits erwähnte Regel bewähren,
(noch originale] Lesart in H nicht durch eine übereinstimmende
/ und // ersetzt sein darf. Das Material, das unsere Strophen
ist nur geringfügig und entscheidende Fälle kommen in ihnen
ert in H (und bei Wolfram) statt wert I und // in Str. 18, 1 kann
in, ebenso der Zusatz von auch 19, 1 ; das Fehlen von dar 21, 4 ;
, 1. Wichtiger ist unleugbar, dass der ganze Bau des ersten
r. 18 in // offenbar Wolfram näher steht, und dennoch eine
;hwerlich durch Zufall gleiche, Aenderung ihm in / und //gegen-
lan wird an die schon besprochene Stelle Gralt. 55, 4 erinnert,
köpfende Discussion der Ueberlieferung kann hierüber ein end-
I gewähren.
Wolfram
I. Str. II.
£n künne 17. Gewan ie furslen chunne
olde l) ain lieber w e i b , der dolde
? wunne, vil he reze nie icher wunne,
ne an in beiden wolde. als e z dew minne an in paiden wolde.
iahet im sin truren : owe des, nu nähet im sein trawren :
werlt ein ende, sust endet sich deu werlt,
sfize miiz zu jun- ir süze muez ie an dem ortesawren.
st süren3).
I)x suchen diesen Fehler vergeblich zu corrigiren.
7 mit der Münchner Abschrift, also / mit der Ambraser: mehr als
Kreuzung der Ambraser und Münchner Abschriften. Die doppelte
I und II an Wolfram möchte auch bei diesem Verse vermuthen
anfangs im jungem Titurel noch überlang gewesen sei, wie ja in
sich viele solche Verse finden.
426 Friedrich Zarncke,
H.
Gewan ie Fürsten kttnne lieber wlp (II) *), der dolte
vil herczelicher wünne, alz ez (II) diu minne an in baiden wai
Owe, daz du n&hent im sin trüren.
diu weit nimt sus ende (/), ir süzze (II) muzz ie an dem orte (II) d
I. IL
Id rechter ztt der mäze 18. In rechter zeit der mäzte
stn wlp in wert eins kindes. wert in sein weib ains chinfa:
so2) mich got erl&ze sA2) mich got erldzze
in mtnem htise al solches s) inge- in meinem hause ains solheo1) k|
sindes, sin des,
daz ich also tiure moste gelten 1 daz ich also tewer mflste gelil
di wile ich h&n di sinne, die weil ich h&n die sinne,
s6 wirt sin 4) von mir gewttnschet s6 wirt sein von mir gewfitnokAl
selten. ten5).
H.
Sin wlp zltlicher m&zze gewert in aines kindes:
so mich got erläzze in mlnem hüs al solhes (/) ingesindes,
daz ich also tiure mflste gelten!
die wtl ich h&n die sinne, sA wirt sin doch von mir ge wünschet sein
I. II.
Tschoisi&n di clAre, 19. Tschoisiän die chlore,
di sflz und ouch diu staßte, dev süz vnd auch die starte,
gebar mit tödes väre gepar mit tädes v&re
ein lochter wert, diu vil saelden ain tocliter wert, deu vil der*
haete : hiete :
an der wart elliu magtllch ere er- an der wart ellew magtleich#
standen, standen,
si pflac so vil der triwen, si phlag so vil der trewen,
di man noch von ir sagt in mangen die man von ir noch sagt in xf
landen. landen.
*) Wegen des fehlenden ein könnte man diese Stelle auch als eine dem Wo
sehen Texte näher stehende für die hervorragende Glaubwürdigkeit von H in An
nehmen.
2) so in der Ambraser Abschrift.
3) ains solhen wiederum II mit der Münchner Abschrift, al solhes / *
Ambraser; wieder Zufall?
A) sin (statt es) in der Ambraser Abschrift.
5) Hiernach folgt in II Str. 627 — 630. In B2 steht dabei Nö vom Rfr
gleichzeitig , und ebenso am Rande. Also war man sich dessen betousst, d&
eine Umstellung stattgefunden hatte, oder man hatte andere Hss. verglichen!
] Der Graltempel. 427
H.
Tschoysian diu cläre, diu sfizze und diu stsete,
gebar mit tödes väre ain lohler wert, diu vil der scelden (Z/)1) haete :
an der ward alliu magtlich er enstanden (II),
diu pflag so vil der trüvven, die man vöii fr noh saget in mänegen landen.
1. iL
s fttrsten leit bie gebte2) 20. Des fürsten lait sich heble,
i lieb ein underscheiden : mit lieb all vnderschaiden :
i junge tohler lebte, sein junge lochter lebte,
niitor tot, daz het er an in beiden. ir mutcr löt, daz het er an in paiden.
tekäMfriien tot half im üz borgen Tschoysianen tot half im auz porgen
fhist an den vreuden die flust an den vreuden
id immer mer gewin an den sorgen. und immer raer gewin an den borgen.
11.
Des fürsten lait hie gebte (/) mit lieb ain (/) ünderschaideu':
sin jungiu lohter lebte, ir miiter t6d, daz hell er an in baiden.
Tschoysianen t6d half im vss borgen
die verlust an den fröden vnd iemer mö gewin an den sorgen.
I. II.
lichl jamers wart geratet, 2t. Nicht jamers wart geratet,
16 man si gap der erden : dö man sei e n p h a 1 c h der erden :
>i mnst e gearömälel si must e gearömälel
and auch vil rieh gebalsmet schone und auch vil schön gepalsemt reiche
werden; werden ;
durch daz man musle lange mit ir durch daz man lange musle mit
htten : ir peiten :
'"innige und fürsten vil chunieb vnd höher fürsten
on»en zu der ltchleg an allen zu der teichlege cböbren zu allen
slteti. seileri.
H.
™H jamers ward geratet, dö man si gab der (/) erden : 3)
S| tonst e gearömälel vnd ouch vil rieh gebalseml Schöne werden (I) ?
^Urch däz maü lange mnste (II) nlit ir blten:
*** künig unde fiirste (/) kom dar zer lichlege (/) ze (II) allen siten.
• 4
t Hier hätten wir eine von der originalen abweichende gemeinsame Lesart von
** H, also Bestätigung unseres Canon.
i Stand hier etwa anfangs noch eine reim freie Cäsur? Es lassen sich für eine
e yermuthung noch einige Stellen geltend machen.
! Hier also würde eine Lesart in ti und l sich als eine abgeleitete heraus-
n\ Auch das wäre gegen den angenommenen Canon. Vgl. das oben über
Eventualität zusammengestellte.
428 Friedrich Zarncke,
I. II.
Kyöt het Katelangen 22. Der fürst auz Katelangen
von künic Tampunteire und chttnich Tampunteyre
dem bruder stn enpfangen, seinen prüder het enphangen,
der da truc di krön ze Pelrapeire: den man da hier vi! wert 1
Pelrapeire :
slner kleinen tochter bat erz Itben. seiner chlainen tochter pat er* left
dö begunder sich des swertes dö begund er sich des swertes
helrnes und des schiltes verzihen. helmes und des schilies vercwfe
H.
Der fürst (11) Kalhelangen von (/) küng Tampuntiere
sinem bruder hett enphangen, den man da hiez den künij (
Tampuntiere l)
slner clainen tohter bat ers llhen,
dö begund er sich des swertes, helmes und des schiltes venlktL
(Hiernach in I und HU eine Strophe, die sich in Wolfram'* fri
menten nicht findet.) >
I. II.
Manfilät wart sehnde 23. Mamfilöt was sehende
an stnem bruder leide: an seinem prüder laide,
der wart im pflichte jehende, er. wart im ph lichte jehende;
daz wart ein sure bitter ougen weide. daz was ain sawre pitter äugen *■
er seh i et ouch mit jamer von dem er zöch sich auch durch jaroer'
swerte, dem swerte
daz ir deweder minne daz ir tweder minne
noch tjosl durch prls da niht en- noch ritterschaft nach preise nicht
gerte. gerte.
H.
Manfilöt wart (I) sehende an stnem bruder laide :
er ward im phlihte jehende, des wart (/) 2) da süriu pitter ougen ^
er nam sich ouch mit jämer von dem swerte,
daz ir dewedre minne noch prises mit der tyoste (/) nit begert«
I. II.
Sigüne wart mit toufe 24. Sygaune wart mit taufe
daz kint alhie genennet, daz chind allhie genennet,
di mit so liurem koufe Daz mit so tewrem chaufe
ze rlchem gelt i r vater het bekennet, an reichem gelde der vater fc*
chennet,
!) Natürlich zu lesen von (oder ze) Pelrapeire.
2) Auch hier, unserrn Canon scheinbar widersprechend , eine jüngere Lesart
gegen was bei Hol fr am), die I und II gegen II gemeinsam ist. Aber freilich
eine nichtssagende Kleinigkeit.
n
Der Graltempel.
429
an er wart ir muler durch si ane;
i sich von erst lie raren
»rGral zu tragene, daz was Tschoi-
siane.
wann er wart ir muter durch sei ane ;
die sich der Gral des Ersten
tragen liez daz was Tschoysiane.
H.
Sigüne wart i n töne daz kint d6 hie genennet,
diu mit so lürem koufte an (II) riehen) gelt ir (I) valer het bekennet,
wan er ward ir mütcr durch si ane :
die sich der gräl von örst (II) ie tragen lie (//), daz was da Tschoysiane.
Man sieht, wir haben es mit einer sehr schwierigen , oft wider-
ruchsvollen Ueberlieferung zu thun, in der an mehreren Stellen
De Kreuzung verschiedener Texte vorliegt: Dennoch gebe ich die
oßnung nicht auf, es werde auch eine weitergehende Untersuchung
icht zu dem niederschlagenden Resultate führen , dass uns ein wir-
es Durcheinander von Texten vorliege, sondern ich hoffe es werde
gelingen, eine, wenigstens innerhalb bestimmter Grenzen und so lange
H vorliegt, feste Methode für* die Benutzung der Handschriften zu
gewinnen; möchte die von mir gefundene sich dann in der Haupt-
wehe bewähren.
I. Der Graltempel.
i
Es ist im Folgenden nicht meine Absicht, selber die
schichtlichen Resultate zu ziehen, die sich aus der Schildeno|
Graltempels ergeben, es tuuss das gründlicheren Kennern der
der Architectur im Mittelalter überlassen bleiben ; mir kam •
erster Linie nur darauf an, endlich eine feste philologische
läge zu bieten. Dennoch habe ich nicht unterlassen, in den
kungen auch in Betreff der Realien einigen Behauptungen
und E. Droysen's entgegen zu treten und zur richtigen E
Einiges beizutragen, so weit ich es vermochte. Hier sei es
gestattet, zu Boisseree's interessantem Grundriss und Aufriss e»#
Bemerkungen zu machen.
Gegen den Grundriss habe ich im Ganzen Nichts einzuweofo
aber die Anordnung der hauptsächlichsten Altäre ist nicht ricklf
Von den zwei im Mittelgange nach Osten zu angebrachten *&
unser Gedicht Nichts. Der Hauptaltar ist dem heiligen Geiste geflfr
met, zu beiden Seiten desselben sind die Altäre der Maria und**
Johannes, zu den Seiten dieser die der Apostel. Vielleicht wW*
erlaubt gewesen, jenen Hauptchor mit dem Hauptaltar kräftiger*1
der Rotunde heraustreten zu lassen , wie es in der Trierer \fc
frauenkirche der Fall ist. Das Allerheiligste des Grals in der Ü*
denkt der Dichter offenbar grösser und nicht blos ein Tabeind*
(Ziborie) über demselben, sondern rund umher eine grosse An»
die er mit dem Kranze von Glockentürmen an dem Tempel s0
vergleicht. Auch glaube ich , dass die Chöre mit fünf Seiten d*
Achtecks aus der Rotunde heraustretend gedacht werden, wie <B*
beim Bandberger Dom der Fall ist, vgl. Otte, Handbuch der kiitA-
Der Graltkmpel. 431
i Kunst-Archöologie S. 78 (3. Aufl.). Die Chöre verlangen nach
Schilderung des Pächters mehr Aussenfläche , als der Grundriss
i zuweist; ob dies freilich bei einer Rotunde technisch ausfuhr-
st, muss ich dahin gestellt sein lassen. An der Südseite wird
eilen des Kreuzganges ausdrücklich ausser dem Palas auch noch
Dormter (die Schlafräume) erwähnt; es war zweifelsohne der
; im Westen, das Dormter im Osten anzusetzen. Gegen die An-
trag des Gewölbes hat sich schon Droysen erklärt; sie steht im
erspruche mit der ausdrücklichen Angabe des Gedichtes, dass
Gewölbe von vier Ecken aus sich erhoben hätten. Wenn San
le u. A. die Liebfrauenkirche in Trier (erbaut 1227 bis 1244)
Reichen, so finde ich das wohl gerechtfertigt, nur darf man
m nicht folgern wollen, dass der Dichter diese gekannt habe,
fragt sich, ob diesem überhaupt ein ganz bestimmtes Bild vor-
lebte, von dem er im Einzelnen Rechenschaft zu geben im
ide gewesen wäre. In dem Marienlobe verspricht der Verfasser
es, einen Tempel zu bauen, der eine Meile im Durchmesser habe
500 Chöre von der Grösse des Graltempels sollten als Kapellen
selben umkränzen ; die Höhe sollte diesem Umfange entsprechen,
r dem Hauptaltar sollten zehn Chöre übereinander angebracht
tten, entsprechend den zehn Chören der Engel. Da hört jede
[liebkeit eines bestimmten plastischen Bildes auf. Von dem allge-
nen Eindruck seines Tempels hat der Dichter sich allerdings ein
gemacht, er rühmt den bezaubernden Lichteffect der bunten
ifenster, er erwähnt das feierliche Verhallen des Schalles in den
blichen Räumen , auch spricht er oft in offenbar technischen Aus-
sen der Architectur, sodass man ihm eine genauere Kenntniss
er wohl zutrauen darf; aber wie weit sein Bild im Einzelnen
immt war, folgt daraus noch nicht.
Id Betreff des Aufrisses und Durchschnittes glaube ich , dass
ser6e die Gewölbe und Pfeiler viel zu schlank angesetzt hat.
! so schlank entwickelte Gothik hatte der Dichter offenbar nicht
luge. Der von ihm so beredt geschilderte Reben- und Laub-
mek, die Belastung der Pfeiler oben und der Gewölbe in ihrem
im mit Figuren, das Alles weist auf die Zeit des ausgehenden
mischen Stils und auf niedrigere Gewölbe hin. Mit Sicherheit
sich gar nicht sagen lassen , ob der Dichter sich sein Gebäude
432
Friedrich Zarncke,
überhaupt gothisch ausgeführt dachte. Was dafür als besonders e
scheidend angeführt wird, die Achteckigkeit der Kapellen (denn di
bleibt, auch wenn wir achlecke 13,3 aus dem Texte entfernen,
die auf ihnen sich aufbauenden Thürrae acht Wände haben),
nicht schlagend, da z. B. der Bamberger Dom, der im Aeuss
noch völlig romanisch ausgeführt ist, und den . der Dichter füg
gekannt haben kann, einen aussen achteckigen Hauptchor hat. 1
Otte a. a. 0. Den Glockentürmen werden ausdrücklich an je
ihrer acht Wände drei Fenster zugesprochen, d. h. ein Arkad
fenster, das durch zwei SUulen in drei Oeffnungen gelheilt ward
Endlich hätte auf allen drei Tafeln noch der Lewer angedo
sein sollen. Fünf Klafter von der Tempelmauer entfernt war fl
Peripherie, und Stufen führten zu seiner Grundfläche empor, die i
Klafter hoch war; also wohl ähnlich gedacht wie die Rotunde
Rafael's. Sposalizio.
Vergleichende Uebersicht über die Strophenfolge.
Text. 11. U. 1. Hahn.
I. Beginn des Baues. Abeslus, Elilropiu.
1
1
1
1
311
2
2
2
2
312
3
3
3
3
313
4
4
4
4
314
5
5
5
5
315
6
6
6
6
316
7
7
7
7
317
8
8
8
8
318
II.
Berg von Onichel.
Grundriss.
Der L
ewer.
9
10
9
9
319
10
11
10
10
320
11
9
11
11
321
12
12
12
12
322
III
. Rotunde. Gewölbe. Pfeiler.
Kunstwerke.
13
13
13
13
323
14
14
14
14
3?4
15
15
15
15
325
16
16
16
16
326
17
17
17
17
327
Text. II. H. I. H*
IV. Altäre. Vorrichtung bei der Heft
18 18 18 18 »
19
19
19
20
V^w
20
20
20
21
a\
21
21
21
22
3%
22
—
22
23
S3
23
22
23
19
^
24
23
24
24
«
25
24
25
25
Glasfenster in
Edelsteinen ausg^*
26
25
26
26
27
26
27
27
4
28
27
28
28
29
28
29
29
^
30
29
30
30
3*
31
31
31
31
$t*
32
32
32
32
tf
33
33
33
33
31!
34
34
34
34
313
35
35
35
35
Sil
36
30
36
36
—
Der Graltempel.
433
II. H. 1. Hahn
VI. Das Dach.
36 37 37 345
Hülfe Gottes und des Grales.
37 38 38 316
38
39
39
347
39
40
40
348
40
44
44
349
44
42
42
350
42
43
43
354
Glasfenster. Chöre. Gewölbe.
43 44 44 —
44 45 45 352
46 46 46 353
IX. Uhrwerk.
47 47 48 355
48 48 49 356
45 49 47 354
aogelisten. Richtung der Altäre.
Ultar. Verkeilung der Altäre.
49
51
50
357
50
52
54
358
54
53
53
360
52
54
54
364
53
55
55
362
tsscnwand
der (
Chöre. Glorken-
Ihürme.
Hauptthurm.
54
84
95
400
55
85
96
401
56
86
97
402
57
87
98
403
58
88
99
404
59
89
400
405
60
90
101
406
61
94
402
407
62
92
403
408
63
93
404
409
64
94
4 05
410
65
95
106
411
l. Allerheiligsles des Grales.
66 56 56 363
6/ o/ •)/ )d4
68 58 58 365
Text.
II.
H.
I.
Hahn.
XIII.
geflecht
Chort huren. Reben
der Chöre ; Engel,
Hauptchores.
- und Laub-
besonders des
70
69
59
69
376
74
70
60
70
377
72
74
64
74
378
73
72
62
72
379
74
73
63
73
—
75
74
64
74
—
76
75
65
75
380
77
76
66
76
381
78
77
67
77
382
79
78
68
78
383
80
79
69
79
384
81
80
XIV.
70
Crypia?
80
385
82
84
74
84
386
XV. Beleuchtung der Chöre.
83
82
72
82
387
84
83
73
83
388
85
84
74
84
389
86
85
75
85
390
87
86
77 •
87
392
XVI. Allerlei. Verhallen des Klangs.
Kostbarkeiten. Heiligenbilder. Der von
Engelland.
88
87
76
86
391
89
88
78
88
393
90
89
50
52
359
91
90
79
89
394
92
91
80
90
395
93
92
_ —
91
396
XVII. Die beiden Glocken.
94 93 — 407 442
95 94 — 408 413
XVIII.
Gewölbe mit dem Lamm
Mitte.
in der
96
95 84 92
397
97
96 82 93
398
XIX. Relief von den Templeison an der
Aussenseite.
98 . 97
83
94 399
434
Friedrich Zarncke,
l<
Text. II.
H.
I
Hahn
XX. 4. Die drei Porlaie (Palas u. Dormter).
2. Die Orgel über dem Westportal.
99
98
96
59
366
4 00
99
97
60
367
101
100
98
61
368
102
101
99
62
369
403
102
100
6i
370
104
10:*
101
64
371
105
104
102
65
372
106
105
—
66
373
Text.
II.
H. I.
107
106
— 67
408
407
— es
XXI.
Der Estrich.
109
108
403 409
110
109
404 440
111
140
405 444
Hak
374
II
XXII. Bischof Penitenze. Weiki
442 441 406 442
i
(1. Beginn des Baues, Abestus und Entropia, 4 — 8.)
4.
Begunnen wirt ze male, wie Titurel der reine
in gotes ere dem grale ein tempel stifte tiz edelm lieht gesteint
und anders niht wan tizer rotem golde,
daz dritte lignum alö£, ob man iht holz dar zu bedürfen wolde.
LESARTEN.
Klammern beziehen sich stets auf das letzte Wort, nur ganz ausnah
wo kein Missverständniss möglich schien, auch wohl auf zwei Worte , wie lh
daz diu für durch die; weer gezieret für der gezierde. — Die mit Wortu
verknüpften Varianten folgen hinter den einfachen; zuletzt die ganz ve
Verse, so dass man stets bis zur nächsten VerszifTer odei bis zum Zeichen |,
eh es den Schluss eines Halbverses bedeutet, vergleichen muss, um sicher zu Ä
die gesammten Varianten zu übersehen. Erwünscht wäre es wohl gewesen,
ich den Beginn jedes ganzen oder halben Verses durch einen grossen Bud
gekennzeichnet hätte, aber ich hatte dies im Anfange übersehen und- musste
um nicht direct zu verwirren , auch später davon abstehen. — Eine PareoA*
innerhalb einer Buchstabenreihe bezieht sich auf die Hs., hinter deren Zeichet*
folgt, z. B. 99, 2 bezieht Sie sich auf B2. Wo Missverständnisse zu befuffM*
waren, ist das durch ein anderes ersetzte Wort voraufgestellt , z. B. 96] wH -*.,
Zu beachten ist, dass die Masse der Varianten nicht immer gestattet hat, mü M
Texte des Gedichtes übereinstimmend die Seite zu seh Hessen, sodass zuwefl*^
Varianten eines ganzen Verses erst auf der folgenden Seite zu suchen sind.
4 = H. I (ABD). II (BCDEd). 4. begunnet BK begunne C1. **
A*B*DK wir B2. zum B\ zem D*B2, zu E2d2. | — t. eren f*.
grabe d2. | ainen C2*/2. von Al. lauter edelm B^C2, lautenti edel Ifif &
term edelm E2d2. lichtem DK fehlt B2(^D2E2d'K steine d2. 3. o. tf*
DK ander BK nicht anders DK dan B*DK wen d2. uz A*BxD*(*ti*Pt<
4. dritt AK von I. AK awe d2. | und ob BK iht fehlt HAxBxf&
D2E2d2. da zu AK bed.] il haben //. soldc H.
Der Graltempbl. 435
2.
^s wolden si geraten durch rlcheit überhöhe.
,c« sa& iu, wie sie täten dirre edeln kost: ze prtses ftlrgezöhe
w«*s niemler holz dar an wan daz gesläle;
galt und daz gesteine glt in winter vrost mit tufte küle.
3.
Daruncrlie wart gevraget der edelkeit zu gunste:
des v^^^rens unbelraget; di von Pitagoräs der alten kunste
und ,v*3n Hercules der steine krefte
von c*.atär hekanden, die waren jehende hie mit meislersehefte,
4.
Harn ^F^tode wol die steine von art also gehiure,
die ^^» merzt t vil reine geeben luft und winters nach dem fiure
trftg^** art an süzer temperunge,
als ** dem übe zemende waer in rehter mäz nach gerunge.
5.
Abestus wirt ze fiure, warn die meister jehende :
d& v*>n im ist vil tiure elliu kell, und iemer mer gesehende
2 = ff. I [ABD). II (BCDE). 4. auch si B2C2E2. | — 2. uch
», w^D^E2. | der HB2(*IflE2. edeln fehlt H. koste AlT höchste D2.
rf preise E2, ze preise BfiC2, zebreiss D2, ze werdein prise //, zu (durch BXDX)
htHAWDK für gezoge £2, niht darch zehe BK 3. niendert HB*D*C2D2,
E1. niwan B\ man B2. 4. daz gold DK \ gab AlDl, daz gap
l**C*0*P. vrost] zeit B2C2D2E2. mit] und D\ fehlt BK toufe A\
[aus touffe radiert) B*, lawe Dl, teufe B2E2. git die kelte mit tum in
knie H.
* 9 = H. I {ABD). II (BCDEd). \. darüber H. | ze D^HB^D2.
w^&rte Ax. 2. d. w. u. fehlt d2. umbetraget B2. \ pitlagoras Al, pyta-
y*** DW*. 3. und ouch D*B2C2D2E2d2. erkules C2. 4. wol von D\
_jy> <J*. natura C2, naturen d2. erkanten BXH. | warn A*. sprechinde
hie] aH hie B2C2D2t alhir (P, wol AWDK
l =ß. I (^ÄD). II (BCDEd). t. fundi //, wnrf äo öfter noch Endungen
i (5. i. gibint, witi ti. «.). dry d2. | gehure ^Ä». 2. die in B2C*
***£*&. | wol gebn (gaben Bx) A*BxD*y gebent E2. luflles D2. chuele
^^be» C*. winter zlt 41, des winters d2, windes D2. nach fehlt d2. dem
"*lr AK 3. auch tr. Z>», ga?ben BK*lPd\ gebeut £2. art] hicz ÄV, hais
C*!*^2 in AWDWDW, von Ä2, nach der £2. rehler HEßC2D2E2d2.
4. daz iz ^Ä1/)1. zem.] zumuse B1. | wa?r fehlt Bl, wol war Dl, was r/2.
aRff, za MV2, ze C2^2. rehler] paider &C*D2E2<P. maze yt1. wer
"••ch siner g. 2*1, nach ir d2.
5 =: ff. I (,1ÄD£*). \l (BCDEd). 1. Aweslus IM. wirt] haiz B2(,2E2d2t
•*ß D2. zu B*E\ nach B^CWE2, nach deine r/2. fiire #■, slure £•. |
w. ffd2, so w. IM, geitw. B2C2DlEl. waren 41, sint BK sprechin d2.
*. do A\ durch daz Ä2C2Z>2£2rf2. dem stain #. ist im (in Bl) AWD\
436 Fhieorich Zarnckb, (I
ist man HA von fiur daz er wirt enzündet,
a
und stn doch niht zerinnet. daz wart dem künige wol von in gekündet
6.
Noch heizer winderzlten ist Rlitropia gebende
ein wazzer sunder slriten in einem hecken vol und stille swebni
für daz der selbe stein dar In gevallet,
den sumer gil er knie, swie doch daz wazzer sam ein haven
7.
Vil lugende zu der hilze gtl dirre stein gehiure,
gesunlhett saelde witze, und lenget leben; der stein ist übertraft
für liegen triegen und für die vergifte:
des ist aber hie unnot, iedoch ziinl er ze wünsch an dirre ftik.
8.
Smeehe unde armuot dem tempel wart geverret,
i
noii im ist B'H^D'Wd2. gar AW, fehlt HB2(^E2. türe B\ tUnf-.
elleu Al, alle BlE2, zwar alle Dx, alz hyr c/2, winters H. un A*. <■■
AlB\ nymmer DK m£ H. geschehende, mit Puncten unter dem ch, Jf&
die Stelle in II, aber auch die Lesarten zu Ausleg. 57, 4). u. i. m, fJP
(in der d2) winder zeit ge>chehende (zcu sehende d2) B2ClD1E'ldP'. ip-
DK da von fehlt AlBlDK für A\ für B\ in fiir DK wirdet A. '
und daz (fehlt CW2E2d2) erliscliel nimmer mer (fehlt C*D2E2) für (fließt*
d2) daz (fehlt D2dl\ er [fehlt C2, her d2) erprinnet (enprinnet C2D2, efÜM#*4
B2C2D2E2d2. k. doch] da A*BK zurinnet B\ gerinnet DK er kl
und Hechtes (lieht E2) werende B2C2D2E2d2. | wirt AK wol] da DK
AK im Axll. immer mer daz sein doch nicht (n. also &)
trenneth d2) B2C2D2E2d2.
6 = H. I (ABD). II (BCDEd). 1. doch BK auch B2C2IflEW.
B\ haiz B2C2E2, hieß D2. in w. B2C2D2ti2d2. | gebenne d2. 1. - _
in ein BK becke ZJ!, pekin H, pekke Ä2, pecher C2. vol] in vefc*
vul d2, kalt /l1. un /I1. swebenne dl. 3. selbige </2. dar iw*W*
A2</2. gevellel ÄWA'*, feilet d2. 4. dem A*B2D2d2, de £*. 1*
B2C2D2E2d2. er] her <P gewöhnlich. k.] schulde Z>2. | doch /dtö jtf*
D2A2. swie doci] das d2. von im d. w. D*B2D2E2, d. w. von iraf*,*
im />ä// c/'2. s. e. h.] im winler von im Ax, sere Dl, klaine E2, io des p^
lein B2, i. d. pecher C2% i. d. becken D2, in deine beckcnne d2. w«W'»
walle 1t, vellel Ä2A2.
7 = //. I (ABDE*). II (BCDEd). «. logunde </2. h.] witie MW I
gibbil </2. der HB2C2E2d2y den Z>2. 2. s. und witze Ä'0>, saridea «g
#Ä2A2. | und] er/!'. lenger B2C2D2< langez Jttft/2. edel und lewri*1
02AV2. 3. gut und //, und auch />'. die fehlt //, all B2C2D2E2dß. **
giften //. 4. daz H. des aber hie ist (fehlt C2) B*C2. all hie J1,*
hyr auer d2. unnote B\ unnute D]H, unmasse d2. | zunt «41, sofl^*
gezemet </2. ez UB2C2l)2E2d2. zu B*E*E2. wuntschen E*d2. "**•]
wol //. an fehlt Exll. diser B2('2E2d2, der ^Ȁ'Z)1, der riehen ff. **
stife A\ gesliffle Dl, geschickte d2.
S = H. I (ABDE*). II (BCDEd). 1. smehe^1, beyde smehe £ ', **
Der Graltempel. 437
s,t diu reine maget guot und ir kint gefrowet und geherret
lnl so hoch über alle creäliure :
a* künde wol bedenken Titurel der süze und der geh iure.
(II. Berg von Onichel, der Lewer, der Grundriss, 9 — 12.)
9.
,**e*' berc über al so michel ein velse was von gründe,
**ihi anders wan onichel, verwachsen doch mit krüte, gras darunde :
Riit vlfze wart dar uf daz werk gebowen;
diu ioh»es rlche kosle niemer nier mit pröven wirt volhoweu.
\0.
Dar &f ein lewer ligende was höher dann ein lahter;
H»tt ahte der künic was wigende daz tempelwerc, wie er ez Uet gedähter.
%fbl unde gras, des wart der lewer Ane,
<0pd hiez in vegn und sllfen ebene, daz er gleiz alsam der mäne.
«^ rf*. und AK armüte A*B*DlE*<P. | disem B2C2D2E2d2. waz //
^fgi* && fast stets z für s, auch wärentz = wären si). 2. sint Al, fehlt DK
V d* ^nen (reinet B1, reine B1) megde (maget BXC2D2) gute (gut B2C2D2} suze
h«tf* **) AxBWlHB2C2D2E2d2. | und auch DK gefrowet B2, ghevrouwet d*
** gttrf*** 01, gefrowet //, gefreuwet B1, gevrewet B2, gefrewt C2, gefreut B2.
ret/MB2. 3. seid al DK sd] sy £2. sd hAcb. fehlt B2. aller
.vö1. creature iiWJ^C*. 4. des ^B1. kund j|i. gedenken B1, ge-
'^tkmAi. | der rein Al, der werde £2. gehure AlBl, gehewre C2 (: creature).
0 = B. I (.4BDB*). II (BCDEd). t. berch ^». al /Wi/f d2. | ey
"TMb rf2. 2. dan BW, dann BC2A2, danue D2y den B2, wen d2. | ge-
**cten B2, vorwasschin und ouch vorwachsin d2. doch] dik DK krut mit
(«*d IM) ^«B^B1. mit gras chraut B2C2D2E2d2. dar under A*D*C2E2d2.
mit wünsche man der richeit dez wol gunde H. 3. erpauwen Dl. ver-
^^ebsen doch mit grase un ouch mit krute H , montschalvats (montsalvatsch C2,
t**OotsaIvasch B2, montsaluatz E2, unde monsaluatsch d2) da (do £2, dar d2) en-
*»tUen (mitten d2) was enp6ret (entboreth d2) B2C2D2E2d2. 4. des ^'B1.
^yturd der suzze H, paz dan (wen d2) ein chlafter (ainer klaftern E2} eyn klo-
^rd») hoch B2C2D2E2d2. | hie n. DK nimmer ,4'B1. mer ftA/f AlBK
^trt m. B1. wirt] da Bl. mit flizze waz dez buwes also trute H, daz ez
*• (z& BV) wünsch dem (den C2D2d2) tempel an (wol an dß) gehöret (horit d2)
**CWEW.
; \0 = H. I [ABDE*). II (BCZ>£) . t. dar üf fehlt H. legder AK
^Briten lig. H. ein lewer sam ein scheibe B2C2D2E2. | was] vil H. für
kfcter stand ursprünglich klafter Ax, clafter BlDsElH. ainvalt onichels da (do
**) ilget B2C2D2E2. 2. trabt'//. kunige BK der künig fehlt H. was
«* IT. ^was Tyturel nu treibe (treibet E2) B2C2D2E2. | -werch AK fehlt H.
ez fehlt Al. w. e. e. I. g.] betraht er B1, und (fehlt H) wachter oder slaft-
er DXH. nicht anders wann daz tempel (des tempels D2E2) werch er wiget
**C2lflE2. 3. unde fehlt AK gras und chrawt B2C2D2E2. des] legders
4\ /eA/f E*C2D2. was f2. berc i4«, tempel BK 4. und] er A* DXB2C2D2E2 .
liez B2£2. in fehlt AK wegen/)», eben HB2C2D2E2. xm AK fehlt HB2
C*D2E2. fliessen £2, sleizen B2. \ vil e. DK eben ;4», /"cA/t //, mit
Abhandl. d. E. S. Gesellfch. d. Wissensch. XVII. 30
438 Friedrich Zarncke, ß
le sä alda zu male und er im sus gedähte,
ein sliur von dem gräle im wart, daz erz mit willen volle brabte:
des tempels mäz an der gestalt und michel
bekreizet wart da funden über al ze wünsche gar üf dem onichd.
*2.
Die ligenden gruntveste di vant er schöne gerizzen.
mit warheit er da weste, wie daz werk nu solde sin ervlixzeo.
der stein het m$r dan hundert kläfter breite,
alumb der klafter fümfe von der müre unz an der grede üfleite.
(III. Rotunde, Gewölbe, Pfeiler, Kunstwerke, 43 — 4 7.)
Sinwel als ein rotunde nach aventiur gehöre,
wtt unde h6ch : er künde geprüfen wol zwen unde sibenzic kire
chunst B2C2D2E2. d0 (da C2D2) glaiz B2C2D2E2. d. e. gl.] alz mfu
un schain H. sara C2.
\\ = H. I (ABDE*). II (BCDE). 4. darnach AlBxD\ zehaal
zuhant E2. alda fehlt D\ aldo B2C2, nu //. zu aine DK zem
czüm grale E2. | do H, als B2D2y fehlt C2. er im fehlt 2W2, im fekU
sust BXB2, suz er do g. f2. bedachte E'K 2. stür BK zu im
B2E2. | ward im H. er ^ffiD'ff. m. vollem DK vol ^'WV,
vol D\ do vol //. 3. mess H, maur D1, fehlt Ax. an /eiUl A, •
/eA/J Ä'ff. und] und an der (ander AlBl) A*BXDK zierde m. A\ odk
mezzen //. mit wünsch helf (nachgetragen B2, hilf C2E2) wol halben fti
wegende B2C2D2E2. 4. bekreizt Al, bereisset EK gelich dem palts hat
was der gral die chosle B2C2D2E2. | zu B]EK gar fehlt BK des
slat uf dem tiuren o. AK dez priester Johan künde nit vergezzen H, de
er (fehlt C2) erste reichait dar nu (an E2) legende B2C2D2E2.
12 = H. I (ABDE*). II (ÄCD£). 4. die lig.] dise B\ allumb die
die tempels ff, eins morgens deW B2C2D2E2. | di feft/t B*HB2C2D2&.
B2, wart £». seh.] dar auf B2C2D2E2. v. e. seh.] kom uff den staii*
berizzen AK 2. m. w. er] daz Tyturel H, daz (da C2) er zerechte (xereefc
czü rechte E2) B2C2D2E2. do D\ nu H, fehlt B2C2D2E2. | so wie *,
solt B2C2D2E2. werk /V?M £*. nu fehlt AlBlB2C2D2E2, da />*, do A
solde] nach wünsche B2C2D2E2, in D2 nach sin. s. sin] werden soll A
erschlissen D2. 3. d. lewer B2C2D2E2. het /<»/»/* B2C2D2E*. wani &
klafteren £2. d. st. was klafter höh und was (fehlt H) mit breite A1*
4. der] mit Bl. vflmf ^l1. alumb her von der mure H, die ▼#*
alumme B2C2D2E2. | al von />*. mour BK v. d. m.] claTfiter ß^*^
biz //. an der] uf BK geleite BK und gaben grede stafel (gr.
£2, gr. staphen C2/)2) dar auf gelaite B2C2D2E2.
43 = //. I (ABDE*). II (BCDEd). I. sinibel fl2C2, somewal A I
averture ZJ1, nach Aventiur /"e/i/J AK so was daz werch enpöre (erbw**i
D*EK 2. die w. //. und A\ die H. Iifilii //. er] wol ff. *
tempels man pegunde B2C2D2E2d2. j er prüven /f. wol wol Dxy so dtf *
g. w.] mit werch darinne B2C2D2E2d2. un yl1. zweinzig AlDlEl.
Der Graltempel. 439
»rdan unde für geschozzen
kör besunder, so rieber kost, einn armen hels verdrozzen.
44.
siul gewelbei wärt ditz werk so spaehe,
lden ungeselbet w«r min herze, ob ich ez noch ges&ehe,
mpel also rtch über al begarwe:
»in tiz rotem golde ieglich edel stein nach stner varwe.
15.
i diu gewelhe reife nt nach der swibogen krumbe,
den übersweifent, vil manic spaehiu liste daran alumbe
rgraben, mit wa?her kunsl gewieret;
rltn, von korallen wart daz werk gein rtcher kost gezieret.
46.
I di pfller obene ergraben und ergozzen
;el höh ze lobene, als si von himel waeren dar geschozzen
3. waren u. ff. her fehlt ff, heran f2. ahteggeu. HB2
und A1, fehlt C2. für] obyr d2, für sich was [fehlt £>) DXEX.
gleich Dx, waz iegl. HB2C2d2, ieckleicher D2E2. | s6 rieh. k. fehlt
o AK het BxDxExC2E2d2y hele sein AXB2.
H. I {ABDE*). II [BCDE). 4. erinen sulen (seil Ex) AxElf ir ain
ne sul ff, ir men sul B2D2t ir mensur £2, mermel sewl C2. ge-
gewelben Bx, gewebet Ex. | wz das E2. werch Ax. daz
{B2C2D2. also DK spehe Al. $. vrouden Al. ungeselwet
jen Blf ungesewet El, ungeelbet D2, ungesellet E2. \ wer Al, so
in. h.j ich B2C2, fehlt D2E2. ez fehlt />», ein sa?mleichs B2C2D2E2.
noch heut Dxy fehlt B2C2D2E2. an sehe A\ sa?ch B2, sahee C2,
sehe £2. 3. ein AXBXDX. e. t. a. r.] inuerlhalb gezieret ff,
md auzen B2C2D2E2. 4. do AXC2. glest £2f2Z>2, gleist £2. |
ain yegleich Dl, yeglicher E2.
H. I (ABDE*). II [BCDE). i. do i4». di AK gewelwe Al,
reifen il1. | — 2. und v. ff. sulen il1, sulen Ä1, den
i pheyleeren B2C2D2E2. ubersweifen A\ uff swaiffent HB2C2D2E2. |
B1/)1^1, sach man 41. manich Al, mangiu HC2. spähe ff, riche
er D1. listen ^!, list Dx. 3. wart] waz H, wol i4*, ward wol
»eher ^', richer ff. kost ff. von gesmelcz werch erhaben dar
t (gewieret) B2C2D2E2. 4. berlen ff. und von i4»#ff. . ka-
golde ff. von corellen von perlyn Ex, korallen (kor allew C2, co-
E2) reich perlein (berlen C2) B2C2D2E2. | so ward DK w. bis
rozzer richait über krafTt ff. geziert AK die stunden chostleich
n C2, köstlich do E2) dar inne (darinnen C2D2) geeziret B2C2D2E2.
: ff. I (ABDE*). II (BCDE). «. ain sul un ain philaVe ff, man
n pheyla?ren B2C2D2E2. | — z. vil] von fl1/)1, f<?A/t B2C2D2E2.
l*B*DK zu ZJ1, /W*// DK ^elobene Dx. h. z. I.] sam si
lD2E2. vil bild waz kostbare ff. | a. s.] sam engel dar ff, lieht
2C2/)2, l. sunnenvar £2. aldar w. DK weren ,4*, fehlt B2C2D2E2.
30*
440 Friedrich Zarncke,
in vröuden vluge und also lachebaere,
daz nach ein Waleis lumbe gesworn het, daz er bt (ebene wa
17.
Vi! bilde in grözem werde ergezzen ergraben erhowen,
als es der kttnic begerde, crücifixus und nach unser vrowen,
von höher kunst mit rtcher kosl gereinet,
daz ich da pröfens muz gedagen ; ich ban mich solher künste nihtvei
(IV. Altäre, Vorrichtung bei der Messe, 18 — 25.)
18.
Doch muz ich prüfen m£re : die a Itaer waren riche,
vil wol nach gotes ere gezieret schön und also meisterliche,
darnach und als der rfcheit was begunnen
sold ichz besunder prüven, .so waer mir not und waer ich bai versa
19.
Saphlrus hat die edele, daz er des menschen Sünde
tilget ab der zedele und hilfet im zu got mit wazzers ünde,
dar fehlt D*H. 3. vrouden AK flüg 0», flüke H. lachtaM
lachenbäre DK 4. so d. B2C2D2E2. noch AK licht E\ leych #$
HB2C2D2. tumme C2. ain tSr'scher paier//. | geswr H. MI
wol H. wole hell gesworn JE"1. ez HC2D2. beliben B\ bi bdf
lebende EK
17 == H. I (ABDE*). II (BCDEd). I. bild AK richem i1J*f
hem B2C2D2E2d2. | ergr.] erhaben AK graben H, und B2C2D2EW. jf
wen d2, howen H, erhaben C2. 2. also als d2. ez BK er E\ fehlt A$
der er. Dl, nach er. E1. crueifixum AXEX. nAch fehlt AxBxy von Jflfll
van d2. unser Üben frauwen d2. 3. wart da (do E2, dar dß\ wk&
(gunst fl2) und auch mit (a. m. fehlt C2) chosl g. B2C2D2Ei2d2. ' gerey^J
4. des muß ich vil gesweigen DxExy daz es (er B2) dew hercz (herfll
ouch in f roden tf2) ermande B2C2D2E2d2. | min sin ist an der kunst ■•*
verainet H, in vrewden (i. vr. fehlt d2, s. o.) iamer wunder (fehlt <P) *■*
wainet B2C2D2E2d2.
18 = //. I (^ÄD). II (BCDEd). *. sagen Ä*. vil richeit ist*«
ze pruven (preisen E*) über here B2C2D2E2d2. | altar ^ff, alter B1, SUr
wayi ^. waren die altari r. B2C2D2E2d2. 2. vil wert H. \ #
also fehlt B2C2D2, auch £2. 3. dannoch E2. und /eM fl1*^
also B\ fehlt DXH. als der fehlt B2C2D2, vil £2, was d2. was aldaÄ*
was sy dar 62. begunden b2. 4. i. bes.] ich ir chost nu (/«*•*
B2C2D2E2. preisen E2. das solit ir ouch koste prowen d2. | wer A-
mir] dez H. wer Ax. baz] wol H.
19 = H. I (ABDE*). II (BCDEd). 1. safirus fft, saphyrus D1.
gunde d2. | des /<?Ä/* HB2C2D2E2. d. e. d.] das des her d2. **
H. funde E2. 2. gar t. />'. tiliget DXH. . von //. cedelel1.
a. d. z.] mit siner vermögende d2. I un Al. ze HB2C2D2. wo*
. Deb Graltempel. 444
*a* über sich ze berge da kan fliezen :
'^s Steines kraft die tugent gtt, . tlaz man die sttnd mit riwen kan beriezen.
20.
b man den rehten weste, wan sie sint drier bände,
t selbe wa?r der beste und vollicllchen wert wol drizec lande ;
m siht ouch mangen stne kraft Verliesen,
enn« man nach slner wirde zft rehte niht haltnusse kan erkiesen.
21.
L selb in eim saphire M6ysi mit schrift was gebende
er sflnden Are, swer nach der selben I6re noch wa?r lebende,
diu gebot, der filmfiu sint gezweiet:
js vil der hohen lügende sich an dem saphtre mangerleiet.
22.
urch daz di altersteine über äl saphtre waren.
lt er yon sttnden reine den menschen tut, so kund in niht beswaren,
,Äde<*2 3. zu BxE2d2. da fehlt AXBX, do £2, dar 62. kan do (nu
|!*- da kan ze berge DK llüssen £2. 4. tugende BXB2C2E2.
* •*• . der stein der (fehlt Ex) geit die (soliche Ex) tugende (tugent JE1)
' I die fehlt B2. sunde AK ruwen Bx, reuwe Z)1, rawen JE1, rüwe
J**» IfiC2. mit [fehlt E2) r. sunde (dy s. h2) B2C2D2E2b2. mach
&&, begiessen C2, büssen E2.
J* *= U. I (ABD). II (BCDEd). \. ob m.] der HB2C2D2E2y wer b2.
l9PC*&EW. rechte C2. westen C2. | wand B2. w. s. s.]
*& t. selbe /eM ff. wer Ax, war wol //, ist wol B2C2D2E2d2.
1 £*. | und fehlt H. vollichen Ax, vollechlicb HC2, vulkomelichen d2.
*rt AXBXDX, dreyer B2C2D2E2d2. 3. sieht Bx. manigen £>, wirf so
% B2 dsgl., manigem E2. die staine kunnen vil der kraut v. H.
m so man Dx, den man //, daz man B2C2D2E2d2. nach fehlt AXBXDX. \
)», mlß2E2, in nicht C2, im nicht//2, nicht rf2. niht /*c/i/t yi'C2/)2.
>r h. DK haltnusse Bx, lialdenüsse Dx, pehailen B2C2D2E2d\ niht
'. behaltung nit kan ze reht e. H.
I = ff. I (ABDE*). II (BCDEd. 4. einem jIWJP'. geschriben in
C2/?V, ze schreiben in s. D2. mit fehlt Ax. M. got selb (selber C2,
rf*) w. HC2D2E2d2, M. w. g. s. B2. gebin rf2. 2. gar a. DXEX, für a.
ff1, vor a. rf2. fiere /11/)2, fric Bl, frye JE1, virre Z)1, byte rf2. | w* vor
ter und unter der Zeile nachgetragen AK noch nach Ax. noch fehlt Axd2,
x. wer Ax, was rf2, war noch Dx, ist /f. lebnde Ax. 3. als
D2£2. die 4», der BXDXEXB2C2E2 (in D2 ist der in dew corrigirt).
lt B2C2E2. fumfe BxDxExB2C2E2d2. d. f. s. g.j von sunden warn g. AK
ust fl1/)2. hohsten AXBX, edel #2, edlen C2D2E2d2.^ tugenden
| sich fehlt AXH. nu an BK dem /eA/f B2C2D2E2d2, dem selben
satire 2J1, und so ferner. sich m. Ax, wirt m. //, also m. E2.
\ = ff. I (^/>). t. altarst. ff'ff. | safir Bx. warn i1. 2. sint
442 Friedrich Zarnckb,
er k£rt ez ie zem besten aller dinge,
und ob erz tiure gelten sölt, ez he\ in doch gewogen ringe.
23.
Aller zierde wunder trugen di altaere,
üf ieglichem besunder kefse, taveln, bilde kostebsere
stunden und däiu ein rtch zibürie,
gesimzet über houbet vil manigem himelkind ze lieber gl6rie.
24.
Samit, der grüne gebete, gesniten über ringen
ob ie dem alter swebete für den stoup, und swenne der priest* ä
wölt, so wart ein borte aldä gezücket:
ein tübe einn enge! brühte, der kom üz dem gewelbe ber ab
25.
Ein rat in wider forte enmitten an der snöre
mit fluge gen im rurte di tübe und nam den enge!, sam &i fln
Al, seint DK \ — 3. ez] ot AXBXDX. ie fehlt BK zum Bx, fl
DK dienge AK 4. und fehlt AXBXDX. er iz höh het (fehUf*l
koufen (erkoufen BXDX) AXBXDK | an der kost soll dz duht in r. H.
23 = H. I {AB DE*). II (BCDE). I. gar a. DK zier (?. |
tr. Dx. ält'äre Dl u. s. w., altar H, und so ferner, altare B2. L *•
Dl. sunder BXC2D2. | paid kepfsen Z)1, von k essen Ex, wären 4.
lav.] dei|en Ex, und H, fehlt B2C2D2. von (fehlt Ex) bilden DXEK
baere AK chostenbäre Z)1, kospere Ex, kostbar H, cbostewffire B1. 3.Ä
D*EK stund A*BK fehlt HB2C2D2E2. uf in allen und BxDxEl.
ouch Bx, fehlt DlEK ain fehlt AXBXD*EX. u. d. e.] uff ieglfchc*
(sunder C2) ain HB2C2. riche AK fehlt HB2C2D2E2. eiborie BK *•
smelczet £2£2, geschnitzelt C2, gesnitzet D2. h.] ptlde B2C2D2E2. *
m. Z)^1) gesmelze (gesmehe Elj waehe gewieret (gevieret Ax) AXBXDK \
(mit fl1, fehlt DXEX) hiligeti (liilge £') bilden (bilden Bx) daran mit (d. *
fl1) schöner (reicher Z)1, /eMt £•) glorie ^,51/)1, der hlmel chinder (ck*
kinden E2) hoch z. (zu £2) r. gl. B2C2D2E2.
24 = H. I {ABDE*). II [BCDEd). I. der /*Mt *'. g*.]*
lebte ZJ'. manich grüner (grauer d2) sameit swebte B2C2D2EhP. \ *
AxDxHB2C2D2E2d2. 2. ie /rt/t Ax. altar Z)1^. daz er (es fl *
£2) zierde gebete (lebete J*2, hebete £2) B2C2D2E2d2. \ und vor itt
vor £2, fried vor Z)2d2. den fehlt ElB2C2D2E2d2. st. grosser Ä1.
j*1, w«m ü1. prister 4', dy prysler rf2 (dy kann auch für der *frf*r
singe A*DXB2C2D2E2, sunge //. 3. wolt fehlt AxDxHB2C2D2E*d2, secht 1^
so] do JE1, ve ain D1/?1. bort Ax, sidin schnürlin //, snfir vfli ""
B2C2D2E2d2. dö £*£2, da HB2C2D2, dar </2. 4. ain twihel tf, »
B2C2, tzwehel f?2, ain tuchel D2, rube d2. einen ^!, ein B%DK bo**]
engel HB2C2D2E2d2. | quam fl», kam ff. von B2C2D2E2. ab« I1. *
a.] aldar B2C2D2d2y dar £2. ghetlogen rf2.
25 = ZZ. I (^ÄZ>£*). II {BCDE). t. im Ä2. fuerste D*. \
ret C2. 2. flucke AK fluke Z)1. gein BlDl. ain taub gen im*
&D2) rftrte B2C2D2E2. | ein Ä!Z/. toub ^t, di tube /eM #*C*llW
Deb Gbaltempel. 443
üz paradtse gel Ich dem heren geiste,
ier zness zu hebern werde, daran der kristen saelde llt diu meiste.
(V. Glasfenster von Edelsteinen, 26 — 36.)
26.
Mi* glase venster waehe, von vremden listen riebe,
*h xsvaen ie man gestehe und ouch ie gehörte dem geltche:
tX ^*r4ren niht mit aschenglas verspannen,
ei >^aren lieht cristallen, swächiu kost was gar verjaget dannen.
27.
Stillen und cristallen wart da vttr glas gesetzet,
^ durch begunde vallen des tages so vil, daz llht da \va?r geletzet
^fo ouge, ob ez di lenge vrevell lohen
daz werk da wolle schowen. daz wart erwant mit listen meisterliche.
28.
Verwierens niht entwälen wold man, üf die berillen
entwerfen unde malen, da mit man möht den brehnden glast gestillen,
und ouch der riehen kost zu einer zierde,
goi und dem gr&l zu eren, wan ez den tempel rlchllch kondiwierde.
AK sam] reht als (sam C2) ob B2C2D2EK er BK fueret C2.
vob himelriche Ex% her von himcl B2E2, von himel her C2D2. heren B2.
L messe A*, dem menschen C2. ze HB2D2. hoher wirdc C2. \ der
tft BK cristen AK ligt DK die AK nu B2, aller DK
26 = tf . I (ABDE*). II (BCDE). I. — | liesten BK reichen DK
I. — | u. o.] oder HB2C2D2EK ie fehlt H. dem gel.] von kunsle
meisterliche Ex. 3. warn Ax. mit fehlt CK aschenglas H, eschen
I ß*. 4. warn Al, wart C2. berillen ff, parillen B2C2D2E2. | swache
wart HB2C2D2E2. gar /WHt HB2C2D2E2. von d. BW^HB2C2D2E2.
OT = ff . I [ABD) . II (flCZ)i&) . 1 . parillen sam (samen d2) B2C2D2
P. | waz ff, war Z>2, warn AXDK da /feMt .4', dar DlD2, do ff2«*2.
dardurch C2<P, durch daz Z>2. zeu fallen d2. | so vil des t. AlBlDK
* das AK lieht AxBxpB2D2E2 (diese beziehen lieht afc Su6/ccf st* begunde).
W /UM J^1, do ff2, dar d2. wart jJiD'Mf*, wart da BK 3. oug
ein ooge fehlt D[. ob /eA/t Bl. vrevelichen A{, vrasueleichen B2, frä-
eich IM, vr&uenlichcn ff, frauenleichen CK froleichen ff2. 4. da /eMf ff1.
4. w. d.] des endes B2C2D2E2d2. wolt 41, wolten ff2, dar in sehende
Iriff. | gewant B1, erwent ff. meisterlichen ^ WxB2C2D2E2dK m. I. m.]
t hoher koste riche ff.
28 = H. I (ABD). II (BCDE). \. vervierens ff1, entwerfen wäliiu
ilde (wache bilde ff2, warhe bild ff2) HB2C2D2E2. | sach HB2C2D2E2. uf
tt C*. barillen D{B2C2D2E2. i. durch zwaier hande bilde HB2C2D2E2. \
d. m.] daz A*BXHB2C2D2E2. inöht /eMt A^BiHB2C2D2E2. prehen ff1,
»cht gest. ^ffi, damit (da C2ff2, do ff2) mocht fsolt ff) gest. HB2C2D2E2.
un il1. wirde au/1 /fa^tir ff1, daz ander durch die (daz diu ff) reichait
• geezierde (waer gezieret ff) HB2C2D2E2. 4. un AK ze C2DK mit
444
Friedrich Zarnckb,
m
29.
Swäz die meister garwe da üf diu glas entwürfen,
swelherleie varwe si mit dem pense) wollen dar bedürfen,
daz wart verwieret mit edelem gesteine,
der ie die selben varwe het nach der art, lieht lüter unde reine.
30.
Saphire vür läzüre würden dar gemezzen,
smarak vür grüne untiure, des wart da niender siden breit vergeuci:
daz selbe tet man gel rot brün und wize,
iegllchem sin gellchez mit steinen clar der kost zu werdem vllxe.
31.
Der amatist sich drlet mit varwe und ouch mit arte,
der wart da niht gevrtet: durch dise varwe lüter klär vil zarte
und ouch durch ander tugent er wart gehandelt,
pürpurvar diu eine, di ander vtolvar di sm&cheit wandelt:
koste wirdecliche ff. | wand B2, daz ff. dem C2. r.) schon Ht
da (fehlt C2, do E2) B2C2D2E2. condewierde C2, kundewieret ff, kondi
B2} chund wirde Z>2, chunde wirden Z)1, künde zierde Bx.
29 = ff. I (DE). II (BCDE). 1. al die ff1, alle die JE1, d. a|*
da hie H. begarwe ff. und swaz si maisterleichen B2C2D2E2. \ dl/Ä^
HB2C2D2E2. disew B2C2D2E2. 2. und welherlay D*EK darmefc*
pensei streichen B2C2D2E2. | man da hin durch zierde wolt b. ff. «fc
als si (fehlt C2) maniger \va?he (varbe D2) bedürfen B2C2D2E2. 3. wartAij
verw.] erlait B2C2E2, erlegt D2. wol mit DlEK edelem fehlt H,
lieht B2D2E2, edlem Hechten C2. 4. dieselbe El.
seiner B2C2D2. lieht] hett vü ff. unde fehlt H.
truch so rayne B2C2D2E2.
het fehlt HBWlflP.
1. 1. u. r.] mit
30 = H. I (AB DE*). II (BCDEd). \. sapbier A\ safir B\ sapMr*V]
saphyre ff1, sapheier B2. lazawr B2, lassawr D2. | ward ff. all dar A
da für ff, da E2. 2. smaragde ff1, sraaragt DXC2, smarat D2. vor /«**'•
türe Al, und ture ff1, untur B2, untawre C2, under D2. | do Al&, **.>
d2. niendert B^D^H^D2, nerghern d2, niht B2. halmes br. ff. 3* *
bige d2. teten A{. man] ander Al. gel fehlt Al. rät Al. W1
fehlt JE1, brüme d2. und fehlt D\ vor d2. 4. iclichem ^!, eztlichin A
seins ff2, geliches ^ff1/)1. | cl. d. k. z. w. vi.] wart erfüllet (ervolW fl
gar (gar wol d2) ze (zu E2d2) vleizze B2C2D2E2d2. mit gestaine verwiett «*
mit flizze //.
31 = ff. I (ABDE*). II (BCDEd). \. ametist ff, ama ntist B2C2E2, **
tiste Z>2, anatist d2. dreghet d2. | un AK ouch /e/r/f ff. gartet
2. he d2. da fehlt A*BlD*% do ff2, dar rf2, auch Z)1. gefriget IT, #•
flyeth d2. | disew ff2, die ff, seine E2. und vil ff1, und D*ElH. 3. «■*
/>M jjiff'/)1, doch C2D2d2. sine ff. tugende ff1//*?2. 4. purpervar W
ff2ff2d2, schone püfarvai ff1, der ff2. | diu ff, der ff2, diu ff, derlei
disew C2. swachait C2D2d2y sunden swachait ff2ff2, siclieit ^»ff1/*1.
Der Graltempel. 445
32.
%u dritte als junge rasen gab liebte varwe kläre,
opäsium den losen het man da wert : swer darin siht, vttrwäre
pro stet daz kinn zu berg, di ougen nidere,
'rchliuhtic zweier varwe, gel unde golt; da stund niht bezzers widere.
33.
jochant rot gefiuret, für wiz der sardonixe,
f^b^ erdiel ich getiuret: hie widerleget wart der penselpixe;
rm und siben varwe jaspis tragende
=!>«* vil edel tiure, werdikeit ist man vil von im sagende.
34.
varwe tugende an kl&rheit waer vernichtet,
Ämuswerze mugende niht vollicllche hete dar gepflihtet:
der jaspis gebnde hie mit vollen,
inder varwe kläre n&men si von im und von krisollen.
*= B. I (ABDE*). II (BCDEd). \. der E2. rasen BK | geit
** d2, gebent E2. I. v.] Hechten plich so B*C*D2EW. 2. toppa-
8i topacium B2, topazium D2. lasen B1. | do E2y dar d2. wer Ax,
<P. da in Bx, darinn C2D2, darinne E2. sach Bl. 3. chind D2.
&BB*C2D2. diu H. 4. d. luhtic A\ d. lühlic BK farwen E2. \
U1. und AK swarz AK gollvar B2E2. do El, fehlt E2. stund
41. n. b.] er bezzers BXB2C2D2E2, er bezzer H, her besser d2. gegn Ax.
13 — ff. I [ABDE1') . II (ÄCZ>£rf) . I . granat B2C2D2E2d2. für rot
gefuret u. ä. w. iu rfwrcA ü wiedergegeben, Bx, geverbet B2E2. | für
?. wiez J?!. der fehlt D2. sardanire C2, sardonixte D2. 2. sust
*. wirdechleich DXB2C2. gelüret 5«, getwirret B2E2. | hie] do £»,
Ax. w.] geleget w4!. den Z>2. p. pire C2, p. pixte D2. 3. ze
un Ax. sübenzehen Dx. varwe fehlt d2. der iaspis Dx.
er varwe Bx, übergeschrieben, doch unterpungirt A{, hinter jaspis E2. der
e BK 4. ist fehlt BXE2. viel BK fehlt HB2C2D2E2d2. edeln B2E2.
re B*. | wirdecheit Dx, vil w. £*#. waz m. /f. vil feÄJ* Bxy
• ab im j4!. von im (im fehlt B2, da von statt von im E2) so (/eÄJl
is man werdichait da (do E2d2, da werd. D2) s. B2C2D2E2. sach d2.
\ = H. I [ABDE*). II [BCDEd). «. doch a. Z)1^. rtatt varwe
/an^s krefte geschrieben, dies ward unterfmngirt und jenes darüber gesetzt Ax.
i creflen B1/)1, fehlt Ax. wer hie gar v. Ax. ist an wirdichait (a.
E*\ v. B2C2D2E2d2). 2. und ob B1/)1, ob da H, ob sich B2C2D2E2.
AxDxHB2C2D2E2d2. jugende £». | darunder hett n. H. nicht /Wi/*
volliclichen BlB*E*<P. hole] hat C2D2E2d2, wer nicht |/eM />») ^tf1/)1,
darzu /)», /eA/* //, aldar B2C2D2E2d2. 3. der w. dy i. d2.
3 d2. hie] da D», do E2, dar rf2, all da B2C2D2. m. v.] vil holde
EH2. 4. aller £'. schine A\ lewere B2C2D2E2, vil thüre d2. |
ff, die namen />l£J, di nam /?*. si] man Bx, fehlt AK n. s.] man
D2d?\ nam B2C2D2E2d2. von in J*. von] dem ff. trisolde ff1,
ie ff2, chrisolde C2D2E2d2.
446 Friedrich Zarncke, [D
35.
Kalkofane, rubtne, korniöl und krisopäsien,
die prasme lieht mit schine, s£hzic varwen ztht man ekorAsk»,
octalamus, klarisian, ardftsen,
ädelkeit der steine kän ich niht an aller tugent volprisen.
36.
Berten und korallen verwieret wart da wunder,
manic rübin üz krislallen gab brehnden glast alsam ein glosendermfa
ie nach dem steine verwete sich di sunne:
diu was durch venster gebnde über äl den tempel sunder ougtumi»
(VI. Das Dach, 37.)
37.
Swer an daz dach gedenket, daz was von rotem gokle,
mit plahma.1 ttberblenket, darumbe daz ez niht versnlden soide
35 = H. I (ABDE*). II (BCDE). 4. alkofone AlBl, alkofoo Dx,
sen £i, kalkofan H, kalkophanus B2E2, talcofamis C2 (t für c), caleofr*
und r. EXH, turxeine B2E2. trux sine C2, turcsme D2. | korovd t, '
funkel DXEX. trisopasien Bx, topasien DXEX, krisopasion H, krisopamJ
ebrisopazien C2D2. %. di fehlt B2C2. parasme AXDX9 parassine B\ f
sius H, liporasius B2C2D2E2. \ mit s. AXBXDXH. s. v.] edler vartaJ*W
e. varben E2. zieht Ax, zihet H, zeichet B\ sieht DXE*, gicht Bt&ffiR f
exakorasien A]> exakorosien D[, exaeernsien Bx, parwidasen B2E2, parbyMwl
parbidasien D2. 3. ottalamus Ex, berthalamus //. klarasian £f, bfüW
ardysen Dx. die parillen (barill D2) was man sus (sunst 1P, /Ü ffl
überlegende B2C2D2E2. 4. edekeit Ax, von ed. Ex. und ander edel f
H, mit edeichait so tewer B2C2D2E2. | niht fehlt BlDxEx. an (in fl
(aller an Dx) tugent (tugenden Dx) niht BXDXEX. gepreysen Dx. A1
werch an wirdc künden prisen H, vil mer (me C2E2) wen (danne C*P, &
ich mit worten pin hie C2D2E2 (hie pin B2) wegende B2ClD2E\
36 = H. I (ADE*). II (BCDEd). 1. berln Ax, berlein DXEX. >J*j
len un berline H, korallen (kareilen D2, zworallen d2) perlein (perle« G*) **\
B2C2D2E2d2. | w. d. w.] wurden drunder El. der (fehlt E2) w*rtM*w
B2E2) geströwet dar (fehlt B2E2, da C2) wnder (under d2) HBWJP&A
t. auf DXEX. un luter lieht rubin H , rubein (robin E2, roth riibfofl
leich dem fewer B2C2D2E2d2. | glaste Dx. glosen Al, glüender 0\ ^
der nit anders bran denne ein zunder H, und jochante (iochande D2t *&** i
glosende (glohende C2D2, florede d2) sam (so d2) der zunder fiW^
3. schine AXDX. värwet H. diu H. 4. swenne si durch venstoffvl
H, mit schein all durch die venster B2C2D2E2d2. | daz (da D2) ward (**]
gar B2C2D2y w. do gar E2, w. dar b2) ain sunderlichu (sunder B2D2P, **
der C2, groz d2) o'gen (awgel C2D2, fehlt d2) wnne (waide wunne D2, ***
d2) HB2C2D2E2d2.
37 = H. I (ABDE*). II [BCDEd). \. der ,Ji. daz /« All <?•
dach /eAfc BXE2. | was /eA/t Ä1. aus C2. rote -4l. 2. danif «*^
plathmal Bl, blachmal />', blahmal H, pachmal C2, blamale E2. ti**
Der Graltempel. 447
** ougen g£n der liebten sunnen glitze :
aisu3 wart ei besorget von meisterlicher kunst mit guter witze.
(VU. Hülfe Gottes und des Grales, 88—43.)
38.
t*ot reiner diet ie gebnde was mer dann si waer gerade:
dd cf irre künic so lebnde nach wirde was, got was in stiure wernde,
diu sich gelichte wol der SalomAnes,
dd er ze Jerusalem stifte templum domini des tntaes.
»
39.
Mit vvtjDSch aldä ze sniden gab im got dö di steine,
so daz man schal vermiden kund in Jerusalem; gr6z noch kleine
vvart, meizel hamer noch ander wäpen erklenget
nie x& halbem nagele: sus wart ir werk mit gotes gebe gemenget.
40.
pi &elf)e kraft im wesende ist noch mit helfe staete;
iO <ter schrift man lesende ist, daz er vil grözer wunder taete
• Jp* ^erblenket B{B2D2E2d2. | daz] he d2. ez] er C2. 3. diu //.
^ä** «Ur H. gein B\ keigin d2, fehlt D2. der fehlt A*H, dem DK
^Sd*1»* A\ Hehler H. glitzen £'//. 4. aisust AW, sust B2D2t suz C2EW.
F^^r A*B*. w. e.] ordenleichen B2, ordenlich C2D2E2d2. | mit m. DK
r^jA und AXDX. guten witzen 2?1. wart ez allez mit maisterleicber witze
& = H. I (ABDE*). II (BCDEd). I. diet] gier A*BlB2C2D2E2, ger d2,
gfr tf (diet mir m 1M£ «) . gebenne d2. | war EK mc ff. den B2D2}
«r«o A waer] was AWD*CW, waren fl2£2. gern DK 2. da 01/)2.
ÄtrPc2^2, disse d2. künic /eM C2. lebenne d2. | werdend2. was
«** wirde DK wan got ff1, was] wert ff. im BsDxdß. st.] wirde
W#£* werde d2. berende 2J1, wern Z>2, werdende d2. 3. diu sich]
*• 41. geliebte ff1, des ^i?1. diu wider wag (w. mag B2) der (die
- P&EW, fMt D2) gäbe Salomones (Salemones D2) HB2C*D2E2dK 4. da B*D2,
tf& rf*. der B2C2D2E2} der do d2. zeierlm ,*», zu iherusalem BlE*, so
^tt g*C*D*d2, vil fP) werdeclichen (wirdicleiche 62/)2) HB2C2D2E2d2. \ den
kmp/um £*. d. nri des tr. BK
39 = ff. I (ABDE*). II (ÄC/>ii ) . 1. aldar ^Ä'ff», vil nach B2C2D2E2.
M #£», /eA/< AlHB2E2. zcrschniden ff, gesniten AK | im] Salomon ff.
da J1, fehlt A*HB2C2D2EK do got Z)1. t. daz /eA/t Z>2. in. seh.] man sol
PBHflD*, man wol D{E2y da gar 41. | sund Bx, fehlt AK ierlm AK iheru-
sakm B!. wart (fehlt ff) groz und deine A{H. 3. wart] chein AK
wafen B*DlB2D2E2. 4. nie] me ff2, ze D*HB2C2. halben fMB2. | sust
AWBPlP. sin w. ff. goles /eA/t ff. gab B2D2, kraft ^fMff1. ge-
venget BK
40 = ff. i (ABDE*). II (iffZ)£). I. diu ff. im] ist ^', got B2C2
ff2£2. | ist] an irn^1. nach Bl, fehlt C2. i. n.] noch ist B2D2E2.
hilfe C2#*. J. als iiT^-rfn C2. d. sehr.] vrönschrift B2, frone geschriefft
448 Fbiedbich Zabncke,
dann ob er den gräl hie waere gebnde
ze siiure werden liuten, di gern in sftnen holden waeren
41.
Er hat mit himelpfrunde der werlde vil gesptset.
swer sin gebot noch tunde ist, der wirt von im geparadlsei,
bi dem trön, ob er im hie niht pflegende
ist des libes pfrunde, die wirt er im dort riebe widerlegende.
42.
Nu was daz werk so tiure, daz ez niht waer vol endet:
durch daz wart im ze s tiure von dem gr&le mit der Schrift
swes man ie dar zu bedürfen solde;
daz vant man vor dem gr&le darnach als ez der meister haben
43.
Dö wart nu aber mere von der diet zem gr&le
löbes und hoher ere erboten got, daz er nu sunder twMe
D2E2, frawen gebot C2. | vil fehlt AK groz Al, grozze Bx. 3. *iÄ
denn C2. ob] daz ff. den fehlt Ax, dem DK hie so C2. **W*
BW, was im ff. so g. B2D2E2. 4. zu D2E2. zebelf Al, za Mtflt»
werde ff1, ist er den AK lulen Al, leute Dx. | gern] noh AK '&•
sinem gebot AK sint Al.
i\ = ff. I {ABDE*). II BCDE). I. der B*D\ got EK h. pft**
Al, h. pfrrunde BK | — 2. der ff. noch] der DXEX, nun E1. **
Al, tuende B*C2, tuende DK tünde ff, ist tuend D2. | noch ist E%, /«**/
den AK von im fehlt C2. 3. bi d. tr. fehlt A*B*DlEK \mf*
AK niht] der sele ist reine AlB*DlEK wegende B2C2D2E*. 4. istpl
AlBlDK vor des (all des Dl) fleisches girde AXBXDXE\ mit irdisch (infaA»
£2) lone B2C2D2E2. | daz il«J&»D*, den B2C2D2E2. ist B2C2D*E*. tx\t
AWD*B2C2D2E2. im tor got BXDXB2C2D2E2. richlich ^l*«/)«^.
wegende U1, widergebende ff.
42 = ff. I [ABDE*). II [BCDEd). I. so /VA/< ff fvo icfalcr
strichen). | ez /VA/* £!ff. niemer ff, nimmer B2C2E2d2, numer 0*. **l
d2. 3. d. d.] do ff£2£2, da C2D2y dar </2. im do E2. zu B«£V, /Ml/
sliwer.41. | dar von DK dem] edelchait B2C2D2E2d2. des gral« J*1
Z>2£2rf2. der] einer £". geschrifl ff. m. d. sehr.] dar B*C2lPEHß.
3. was £2d2. ie fehlt Ax. dazu J1, zem werche B2, ze werchke ft
zu dem werck D2d2, zum werke E2. haben B2C2D2E2. wolde 01.
4. vor] bi £». | darnach fehlt ff, perait B2ClD2E2<P. als] swar MP, *
C2. wer E2, we </2. ez ie ff. dy meyslere rf2. legen BßlPE1, k&*
CK wolden d2.
43 = ff. I (^ß/>£*). II [BCDE). \. da £MZ)2, alrest EK m /*
ff, im fl2£2. | al der HD2, aller C2, allem dem £2£2. ze dem Bß, »■/
zu dem DK diet zem /Wk/f Ä2£2. *. I. paider />», I. beide EK He*
ilWD«. u. h.] wird und B2C2D2E2. eren ff. | got erboten IfW1^
77] Der Graltempel. 449
gen in kert so vil genaden riebe.
ex was ane wunder, ob nu da wart gebowen lobellche.
(VIII. Glasfenster, Chöre, Gewölbe, 44—46.)
44.
9er ^lasevenster gleste was da vil gar unnäte,
wan lie^bles Uberleste gab da vil manic edelstein mit röte:
der steine brehen daz liehte golt enzunde,
däi sin glast gab widerstoz; di koste rtch der ougen vil verwunde.
45.
Die k.6re heten innen all underfiz mit müre :
det^ t*6hsten got zu minnen näm si aller kost vil gar untüre.
o£ *«* sin helfe stiure gap so groze,
&urcüi daz wart hie gebowen ein werc, dem alliu werlt niht het genoze.
46.
tt>^r 41 daz gewelbe obene mit saphtr was geblaewet,
■* der beilikeit zu lobene mit keinem andern stein niht understrewet,
* fehlt D*. nu fehlt HB2C2D2E2. 3. gein B», gegen B2, da gein DK
*. s. v.] sein B2C2D2E2. genad B2C2D2E2. 4. gar Äne DK auch
£*, oiht ein Bl, ain DK \ nu fehlt A*, nü DK da nu B2C2D2EK
****] waz /f. gebuwen /f. lobeleichen B1.
44 = H. I (/ID£). II (BCDEd). I. zwar der Di. glesten //C2, gley-
f6 **. | da] nu il«, do £2, dar «P. vil />AB ff, gar vil B2C2E2d2.
. .^«id B2. uberlesten C2, ubergleste B2. | do E2f dar d2, so ff. ma-
"^ edles C2. Hehler stein j!1, edel gestain DK stain ff, gestain CK
*' ^Üczunden C2d2. 4. daz sin] der B»£l, daz der B2C2D2E2d'K wider-
D>£lC2. | die reiche kost DK all solher reichait B2C2D2E2d2y dez ff.
mir selben (selber HC2D2E2d2) gunde HB2C2D2E2dK
45 == ff. I [ABDK*). H (BCDE). I. choren C2. die hatten B1.
Imi^ BX&C2D2E2. | undersitz ^WC2, undersitze B1, undersatz B1, undersetz B2,
un*^rsetzet £2, underfuez B2. z. hohen AlDK ze D*HB2D2. minne
W&^CiJPE2. | so nam B1, namen B2. a. k.] nu (nun E2) aller reichait
^C^lPE*, vil feA/* B*HB2C2E2y so B1. vil gar /M/t B2. unture A\
,w^^ere B1. 3. dö] uii ff, wand B2C2D2E2. im B2. hilfe Z>Jr2£:2.
s*e*»f B1. grozzen ff. 4. Da von si wollen buwen ff, Des (daz C2) wart
*■ (do E2, daz B2^ werch erczewget B2C2D2EK | ein werc /*A/f HB2C2D2E2.
*Uer (alleu?) ,4», all die DVB2C2D2E2. werc B1. hat AK het nit
*» nie niht gewan B2C2D2E2. genozzen ff, ze g. B2, zu g. B2.
46 = ff. I ABDE). II (BCDE). \. al /Wi/f B2. gewelwe A ge-
^^llMie C2. oben Ax, dort obnen B1. | saphiere Al, saphyren B1, schapheier
**- wart B^1. gew einen (ti6/»r dem SrA/tm-n eiw t) BK gepleuwet C2,
klebet B2, geblawet EK 2. d. grozen hilikeit i4*. ze DlHB2C2D2.
toben j|i. | keim ^S kaine EK dehainem B, chlain B2C2. anderm AK
«teioeo B2C2E2. niht /eAB ffC2, al dar B2, all B2. understrawet B2, under-
430 Fbiemu Zaiickm,
wan luler liebt gestirnet mit karvunkeJ.
die sam diu sonne lobten, ex waer diu nabl liefet, trtibe oder taml
IX. Ubrwerfc, 47—**.)
47.
Der rfcbeit ttherwanne was man da niht äne:
diu goltvarwe sunne und dann der silber gebode raane,
den beiden warn exempel da geriebet
von edelkeit der steine, der art an varwe in bedien wart getickt
48.
Die zugen äbent und morgen orolei von kunst der riehen
mit listen s6 verborgen, daz oug nie kund erkiesen ir nmbeslfcfaf,
und giengen doch ir zirkelzeichen schöne:
die siben tageztte zimbäl üi golde in kunten wol mit dtae.
49.
Daz gewelbe sus bedecket mit saphtr sieht getennet,
karfunkel drtn gestecket, geltcher mäz den Sternen dar bekennet
gab ir sebtn den liehten glast albrehende :
ez was gar wunnebaere, swer ez sunder herzeleit was sehnde.
■ !
strewbet C2, understewret D1, underselbet Bl. 3. liht Al. 4. diu 9* fr
AK louhten Bx, glesten B2C2/)2, glestel E2. | ei en wer Z)2. lieht ^tf
AXDXEXB2C2D2, loch £2. trübe fehlt H. trüb vinsler o. I. DlEK
47 = H. I (ABDE*). II (BCDEd). I. dy d1. | alda D1, do#,*
hie Ä2£2, da hie 02, dar hie </2. nu nit H. I. die A\ der C2, der 6fe
len fliehte Ex) D*EK golduar DXEK | und auch DK dazu AK Äft;
silberwizze BXDXB2E2, dem silberin wisse Ex. 3. wart BxDlEiB1Ct0fii
fehlt AK ex.] ir bilde HB*C*E*, ich bilde D2, ore bilde d*. darf,*
Ä2r2£2, hyre/2. gerichtet Dx, gereichait 02. 4. mit BXDX. edekeHAl
die art AK an] der H, und #2f2Z)2rf2, und der £2. in] diu IT, *
Ä2r202£2, an </2. beiden BK wart] wol HB2C2D2E^d'K m geliehen A
48 = //. I (,4/M)£*). II (Äffltf). 4. si zugten A\ da giengen •*.
diu furtent //. und fehlt HC2D*. ab. u. m.] ane sorgen AK | efbyl|
oroloye //, orolie 02, ein orolei AK mit ^'A'D1. 2. also Ä2£* | *J
diu H. ouge ^», oTgen ff, auch EK nicht C2. moht HB*C*EßP.
umbsleichen Ä2, ummesl. Bl, unrnasleichen f2. 3. un 41, un Bl. &t
DXH. und ir zeichen tf, ellew z. B2C2D2E2. schöne /eMt HB*CWP.
4. den BxHB*C*D*E*t zu den /)»£*. tageziten BXDXB*CW, tages zei»*
ziten //. | czimbal yll, zinibel BK mit suzem d. ^!. allen kündet
mit zimel underraichen H, chundens (künden si E2) ir gesaneh (sang ^ ^
underroiehen B*C*DW.
49 = /f. I (ABI)}. II (BCDEd). \. gewelwe AK d. g.] mit st*
HBH'WEhfl. susl Ä«, inne Ä2£2, innen rW/2. wart b. AXBXDX. f
decket IM. | in. s.] gar oben ff, daz gewelb BM^lPEW. sl. oben BH?**
genennet AXBXDX. z. darein f2D2, darinn £2. | zu (ze D1) glicber jM
recht in der B*C*D*E*d*. wis fl1. stern AXB'*D*. 3. so gab J1, §
Der Graltempel. 454
»
(X. Evangelisten, Richtung der Altäre und ihre Vertheilung, 50 — 54. ^
50.
^vv£nic si vermisten vier edliu bilde starke
=• den ewangelisten ergozzen uzer golde manger marke,
L tlge hoch lanc wtt und üzgebreitet;
Ich ouge ez da was sehende, des herze wart in jamers tal geleitet.
51.
5b daz si gedähten hin zu dem himeltrone
l elliu dink versmahlen, di noch den menschen roubent solher crone,
fJen armen zu den künigen setzet,
xwen daz Übersahen, die wurden gräles kröne drumb geletzet.
52-
Nar ie der kor nu wsere uz nach der krttmb gewente,
Joch was der altsere, daz der priester rehl gen Oriente
ir] her d2. dem AlB2> da D2. Hecht em B2. glänz d2. so
aibj-echene d2. 4. er C2D2. gar fehlt HB2C2D2d2f vil E2. wun-
Al, frödenb&re HB2C2E2, freude DK | das d2. sunderleichen D2.
»t AWD*, lait B2E2, leyde d\ laider f2, />/■/* D2 [ist als leichen *t<
gefügt). da s. Ä2C2/)2, dö s. d2, al da was s. E2.
= H. I [ABDE*]. II [BCDEd). {. vermischten Ä2£2. | vier] vil
v. edl.] vierleye B». edliu /WW HB2C2D2E2d2. vil st. fl'D1^, ge-
st. ff, geedclt st. B2C2D2E2d2. 2. viere. £2. | uz BW&EW.
J>f, vil m. E*B2C2D2E2d2. 3. flügel ff, floghe d2. die lenge w.
?*d*. wit lanc AlDK und /*A/| HB2C2D2E2d2. üz fM/f yOfliffÄ2
P, auf DK l. welich Ä«, swes B2C2D2E2d2. herz 4*. ez] si EK
WEW. da /fÄ/l B2C2D2E2, das d2. wart Ä*/)1, was da HC2. \
wart] waz HB2. tal da Ä», tail C2, Hut ff1^». verlaitet ff.
rt zu got in groze vrÖed geleitet AK
= ff. I [ABDE*). II (Äf/)£). I. alsust B2D2, alsus C2£2, hiemil
bedachtent E2. | hin] in AK fehlt D2. des himels tr. ff1, dem wer-
ff, dem nähern Ir. B2C2D2E2. 2. alle B*DK | die da BK noch
Oficben /eAft ß1. dr wurden nicht beroubet s. er. Ax. diu (den C2)
ine (czu tragend E2) roubel (rawbent C2E2y raubten D2) solher (himel H)
lB(k:2D2E2. 3. diu ff. die a. AWD*, die da die EK setzent BK
zw.] weihe ßl, auch zwen DlEl, zwen F. swer aber des achte
der wart der kröne zu himele g. AK werden D2. gr.] ouch der
gr. kr.] an dem libe //. dr.] darumb B2C2D2E2, al da H, zum
i ff», zu dem Ex) gral BWEK
= H. I ABDE*). II [BCDEd). \. war ff1, swie BxB2lfiE2d2y die
ie] nu yl1, daz B2C2D2E2d2. köre ,4 »ff. nu] ie HB2C2D2E2f fehlt
üz] sich Ä2/)2, so C2E2, al </2. der fehlt A*B\ den </2. krumme Ä»,
f2, bueg ff2, purg C2, buchen </2. n. d. kr.] uzz alumb ff, auzlente
;*, ußleule d2. 2. iedochj so DlEK was doch ff»£». altere Bl,
K altar ff. | so das DK prister Al. gein Ä!ff», gegen ff2, kei-
452 Friedrich Zarncke,
dar obe sin antlutze muste keren,
swenne er der kristen sa3lde und Ghristes top zer messe wolde i
53.
Die riht gen Oriente der kör was da der meiste,
ir zweier uzgelente het er alein, wan er dem heren geiste
geordent was mit aller zierde schöne,
mit sunderkost geedelet stt er über al den tempel was patrön
54.
Der nsehst däbt der meide, diu muter was des kindes,
daz himel und erde beide gewalticltehen pfliget und des gesia
Johannes hiez des dritten köres herre,
selb zwelfte sfner geverlen gehüset hälen bedenthalb niht ven
(XI. Aussenwand der Chöre, Glockentürme, Hauptthurm, 55 — ff.)
55.
Die ecke al üzen waren sinwel gedreet zu berge,
die meister niht verbaren von reben stricke, mangerleie gexwi
gin d2. origente d2. 3. ob Ax, umb B2, obir d2. wol mocht j
antlucz Al. müste] wol D1, mocht AiBlEl. gecheren D1, ye gek<
hine keren E2, sich bekeren Al. 4. swenn Al. der] doch B2D\ di
seiden H, saelicheit Al, heil Bx. | Cristus E2d2, gotes AXH, ouch ir ,
lop] er //. zur Bx, ze der DK z. m.] dar ob hie (fehlt E2) H
hir ebene d2. solte Ä1. gemeren B2D2.
53 = H. I (ABDE*). II (BCDE). \. richtet», gein Bl, wm
ner. | kSre BK do AxDxf ovch H. 2. ir fehlt AXBX, da D\ do J
zwaiger HC2. uz geleute Bxy ganz gelente Al, grözzaer lent B2E29 gros
C2D2. | er fehlt B2E2. aine HC2D2, der aine B2E2. wand B1, \
den h. geist Z>2. 3. wart B2C2D2E2. 4. von B2C2E2. suoc
sunder edeler B2C2D2E2, edel richer H. geedelt Al, fehlt HB2C2D2El.
Al, want B2C2f wan D2E2.
54 = H. I (ABDE*). II (BCDE). \. der fehlt DK nshste
nächst DK darnach H. m&gde H. \ ist A\ wart B'D1. *. da.
himels /l1. erden E2. beide /W»/t 0«. | gew. fehlt B2C2D2E2.
wol mit gewalt und B2C2E2, pfligt wol und D2. und des (/eA/J Ax) wind
3. ain herre D2. 4. zwelfe .4l, zwelffter B2C2. gesellen Al, $
62C2E2i genoß D2. geverten bis verre auch in cl. | gehusent di
heten AxBxDxy hetten cK b. halbe AK beidenthalben BXB2C2D2. niht
55 = H. I (,4#0). II (BCDE). \. diu ,4», der chSr B2C2t d
Z)2. egge DK und so fort, H u. s. w. al fehlt B2C2D2E2. alle i
der köre AXDX, an den koren Bx (warn iw ZJ1 su/w folgenden Vers gerechn
gedret^1. gedr. sinebel B2C2D2E2. ze DXHB2(2D2. *. — \
HB2C2D2E2. reb f2. str.] lo'ber HB2C2D2E2. und m. B*C2D
manigerleige Bx, mengerlai //, manigerlay B2, manigerhand C2. zwei
m*i
Der Graltempel. 453
wäri von in zu lohne aldar gemachet,
v,l merwunder waehe gefrumt, an richer koste niht verswachet.
56.
Da zwischen an der mure ergraben was, erhowen,
ich bAwt den nächgebüre, ich hänz dafür und wold erz ebene schowen
von ende anz ort daz werc so wunneba?re,
er slfknd aldä villthte ' biz daz sin hüsgenöz enbizzen waere.
57.
Als l*2e geschozzen wären die köre mit den ecken,
den Wfinic niht beswären der kost enwolt, er hiez uf zwen ie lecken
ein glochüs hoch sehs gadem Über al geltche.
svuer des niht geloubet, der sag von arme, s6 sag ich von rlche.
58.
S* währen der Constanze als ouch der tempel here,
al^ml)e zeinem kränze die glochus stunden wol nach gräles ere.
l pfi**^* C2, geperg D2% gewerge E2, fehlt B*. 3. so warl Z)1, daz werc da
*&** *l- . ze DlH. lobe B\ prise //. alda D\ da A\ fehlt BK warl
»Vfc*** ^Vvil spaehe (gespähe Ä2) reich (und reich E2) daran gemachet B2C2D2E2.
^ *• *»d vil D\ diu HB2C2D2E2. mer] waren E2. vrömde B2C2D2E2. \
t, (*■*•] die warn /J1, et auch D1, wunderhaft Ä2D2, und wunderhaft E2, wunder-
•**& C1. richer fehlt B2C2D2E2. kost yl1. des. wart von menge r
r,: «et da vil gelachet H.
S|V *6= H. I {ABDE*). II (ÄC0£). 1. d. zw.] alumh H. moure Ä1,
-*i, "ri * öfter. | ergr.] vil wunder yl'B1/)1. was ergr. B2C2D2E2. ergossen
1 ***•*» D2, erzogen erh. B2, ergossen und erh. C2E2. 2. nach (nacht Bx)
ft &9Qm AlBx, nachgeburen H. so daz vil meiner (in einer D2, maniger C2)
£* u^B^mr (nacht gepuere D2) B2C2D2E2. | ich] und £». ich hanz fehlt BK
F " " lad fehlt C*D2E2. w. erz.] ders in Hesse DlEl, wolden si ez B2C2D2E2.
£ «tae] gerne ji1*1, fehlt DlE*E2. 3. an daz BlDK art j!1, end ff.
l *** art (art B2) anz (an daz C2D2) ende B2C2D2E2. daz] iz ^. werc]
**r AXBX, werich #2. wunnenbere >ilC2. 4. stunt j4!, verstund B2D2E2,
**Mondc C*. aldä /*Mf £2Z)2£2, da C2. vil leicht nit eben E2. | uncz
^IP, fetöt E2. daz /e/W j4!. hausgenossen C2. ain wizzen £2.
*«*reri C*.
hl — H. I (^ÄD£*). II [BCDE). \. als üz] alsus AXD\ alsust 0*. ,
^fcr^1. 2. der £l. | enw.] niht Bl, wolt HB2D2E2, fehlt C2. hiez]
.Vfc & ie fehlt H. legen Z>\, legken H, lechken C2. 3. ein fehlt IL
4beMfttis j41, gloghus Bl, glükhüser H. wol sechs gadem hoch B2C2D2E2.
iker al] si alle AlB\ fehlt B2C2D2E2. 4. der //. mir des DK geloub
A\ was wer mir das glaube E2. | armÜt HB2C2D2E2. so ^/»// ff.
8. i.] ich sag et nu ff, ich im /)'.
58 = ff . I [ABDE*). II (#CZ)£). I. die Ä«0i. warn AK ku-
sUnze ff, kunstanze C2, chustancz ff2, substanze B2E2. | also A[BK alsam ff,
und T*. ouch /*eA/t A*BXH. die chore //. herre C2. z. zu (ze ITC2)
einem BXD*HB2D2E2. | glochhus ^i1, gloghus Bx, luren Ä2C'2Z)2, turne E2.
Ablwndl. d. K. 8. Gettllsch. d. Wissensch. XVII. 31
loi Friedlich 2abnck&9
zehen künige möhtens niht erkosten,
aller rtcheil übertraft was da niht ein stden grfti gefertal
59.
Der wende wären ehte und ie als manic ecke,
al nach der köre gepfehte, kunsi unde koste ane niderta
wärt daz werk nach wünsche vollenföret.
beizt mich daz ieman liegen, ich w»n den selten kunst and
60.
Zu iegltchem gademe driu venster zallen wenden,
die spinnel uzer brademe darin gedraet; daz werk wol ou
künde üf siner weide gen der sunnen
ir dach gel Ich des tempels, ir knöpfe rubtn groz, di vast
64.
Uf den knöpfen kriuze hoch snevar lieht kristalle,
dem liufel zeiner schiutze, wan im da gar gesaget was i
stunden diu gloghus H. wol fehlt H. geltes AlDl, gelte B
mere Bx. 3. daz z. Dl. möchten D1, die mochten C2.
B2C2D2E2. i. wan a. EK richer Ex. überchreme DK |
do E2. einer Bl. n. ein] niene i/, ninder Ä2, nyndert C2!
E2. berln gr. H. vergezzen BXH.
59 = H. I ABDE* . II (BCDE). \. den B2. gloghus ,
.4'. achte /)». | — ' z. al] ie B2C2D2E2. nach />A/I B1
köre .41, koren H. gepfhechte Ax, gemechte Ex, eben tr&hte ,
(an) k. HB2C2E2y wie k. D2. kunste ÄK und .41, frM C2, u
kost AK der kost Dx, an chost £2f2£2. gar ane D«, /MM» ff
niderlege D1, niderleggen ff, Hindert (nyergen E2) leke l^E2, mynne
in der lecke D2. 3. do das Dx. n. w.] mit vleiz B^C^JfiE1,
beginnt r1 wieder. gar v. HB2D2E2. volfuret DXHC2D2, voUefai
lüret 41, volleluret Ä1. i. des BXDXE2. iemen ff, iemant 0*.
BK wen ,4*, /eA/f Ä1/)2. die D2. der hat s. BK selten (
Ä/fifpr koste B2C2D2E2. un /!', noch D«. kost AK den koste'
ruret BK beruret DXEX.
60 = ff. I [ABDcE*). II (ÄfD£). I. und zu 0», an H, z<
ieglichen vt1, iegelichem Bxy yedem 01. galen c1. | dri BXE2, dr
allen BXDXB2D2E2, ze allen r2, an allen cK 2. die /eA// AxBxDlcK
Spindel B2D2E2, gespinnelt AxBxDxcx. auzein B2, uz cK perdii
ten cK | da in c», dar inne BXB2C2D2EK gedret A gedreit
das c1. 3. da kund D1. sunne Ä1. i. dach] da D2. gel
E1. d. t. dach HB2D2E2y d. t. daz C2. | knöpf BXB2. nil
bin £2. gröz fehlt AxBxy waren »«A'1. die da BK
61 = ff. I (ABDc). II [BCDE). \. und auf 0«. knopbe i
AK krenlze r2. | snefuer D2. lieht fehlt Hc*B2C2D2E*. krislal
D2£2. t. den ff»B2. tifel .4', tieuel ff. teufein ff«, ze ainer l
BxclB2D2E2, zu ninein Dx. schütze Ax, scheulze BxDxy sculze c1, seh
want cxB2. do £2, wart da Ä2. gar] wart C2D2, wirt £*, i
1)kr (jraltkmprl. 455
svbäch unde mal vor nelen und vor schünden;
d*iz w^rde hofgesinde versijgek was vor helleba?ren Sünden.
62.
Uz ^old ein ar gerötet, gefiuret und gefunket,
üf i>»££lf£h kriuz gelötet: verre sehndc nieman des bedunket,
wan cJ^iz er vlügelinge selbe swel>ele:
riaz k«~&uz er von der löter gesiht verlos, daruf er sich enthehele.
03.
Ein tum a) enmitten slfint in disen allen,
vpn £$olde uz mangen smilten was da Wunderwerkes an gevallen,
und manic tüsent dar lieht luter sleine :
it wv^ier wlte und höhe und alle ir zierde lac an disem eine.
64.
pef Vttopf ein lieht karvunkel was michel, gröz ze lobene,
g^mtvi (]ju naht waer tunkel daz man gestehe beide niden und obene;
.^ >ras] mat //, schach B'20*E*, sach Z)2. mit allen B*B*D*E*, mit allem
i, VWle c», mit schalle Z>». 3. schAch />/*/* B*0*D*E*. nii yi«. v. r.
I.* *. *h.] von allen heihaften sunden (hunden £2J B*C*D*E*. Uli schach al
^gpeft JMeo uli schünden //. 4. — | vor allen hovbet s. Z/r1, vor aller te-
**el sAunden b*0*D*E*.
= ff. I (ABDcE*). II (ÄOMS). I. von B*0*D*E*. aer D*, art £'.
gmitQl 2*. | gevuget c1. 2. iegleichein B*E*. kruz il1. gelutet £*,
Ax. | uü verre D*EX, verrer E'2. sehnd ,4!, brehende EK sehent
*** ff. niemen //. daz D'2. des n. C'2. gedunkel BlD*. 3. er]
***Atf er selber f?>. flügelingen D\ flugeleichen e1/*2^2, flügleieh 0*, flüge-
** #. selbe /VA// AXE\ selber Z)*, da /f. \va>r swebende B*E*.
*knif j|«. er />A// Bxc*HB20*D*E*, in Z)1. lute ytWD'. | .gesiebte >*t
*Wlö« jl1, verleuset Ä1. dar an A], da uffe c1. enlhabete A*ByH. ent-
Wwme **, doch hebte DXEK
: « rs H. I (ilÄÄr£*). II [BCDE). I. tur yi1, turall BK al /V?A/* ,4^
«^D1, Mich alle EK mitten ElB*0*D*. | under Z)1^, bi //. I. v. golde
f*UfkxB*C*D*E2. maniger B*Elc*HB*0*D*E*. goldes swUten ZZ, gollsmitten
c|#CW£a. | do £2, den da DK wunder] vi! nu Bl, von des Z>«. was
ditz rfehe werk a. g. A\ waz von werch wnders drin gewallen Z/, was richeit
fro* von werke dar an gevallen c1. 3. dar /eA/f E2. lieht /V?A// AM.
**tklar HB*0*D2. Juter /WW ZM^'c1. gesleine B\ edel gesleine £>.
"•• ir feMT c*tiB*0*D*E*. zw. andern HcK unde ^. w. u. h.] hohe
■*fo«?t, turn zierde #0*0*8*. | aller Z>'*, ander E*H, fehlt cK ir /W*/r
•fcWlf. zirde ^1. u. a. i. z.] hoch und groz B*C*D*E*. allaine JWW*,
*• disem lag a. E*.
64 = F. I [ABDcE*]. II (Z/r/)^). t. dez HcxB*D'2E2. chnopfs Z>2.
*** ein ^/>2j^. % ijcht ,41 ? /-,,/,/, HB*0*D*E*. | was /W*// B*0*D*E*. mi-
^A fehlt AK und gr. lM0i£», hoch ti*0*D*E*. groz uii lieeht ^>. zu
**c*D*E*. lobende Ift. i. ,,ob B*0*D*E*. so d. D1, ob d. ^. was
^'e1, gab if. | man da von D^EK gesehe 41, gesehen 7:1. baidü H,
Ol*
«w
456 Friedrich Zarncke, [IV1
ob in dem wald templeise sich verspäten,
daz si von dem glaste wtsung zu riehen herbergen baten.
65.
Dar zu vi) manic ander edelstein gab stiure,
des varwe sam ein zander gleste, der da glfijet in dem Sure:
der aller brehen gab dem karvunkel helfe,
sibengestirnes st geswigen, da schein wol tüsentvalt gestiro miC-
66.
Hie rät, da gel, dort grüne, nu tunkelvar, sA wtze,
bleich unde hrön, blä : küne wärt ir herze von der vreuden
von der steine kraft und von dem gr&Ie :
wart ir deheiner sigelös, daz must er hän verdient mit Sünden
(XII. Allerheiligstes des Grales, 67—69.)
67.
Der tempel en mitten inne ein werk het Uberrtche,
paidew B2, fehlt E2. innen D2. 3. wähle A\ it (<f. t. iht) t. ff.
plise B\ lempleis ff, templeisen C2D2, di t. AxDxcxB2C2D2E2. sich fä*V
B2C2D2. verspaten Alf verspätten Bx, verspäten DXD2, verspeien E*, versplfei
4. da von B2C2D2E2. sinem BxDxExcx. daz si wisung un liebt Ä
d. gl.] weysunge B2C2D2E2. wisunge A\ und lieht B2C2D2E2, fehlt E.
ff, zu der B2D2E2} ze der C2. rehten B1, rechter c1, fehlt D*. b
HcxD2, herwerge B2C2E2. haten A1, hatten Bx, hellen D\ beten DßE*.
65 = ff. I (ABDcE*). II (BCDE) . I. ander fehlt ff. | da gab Jfl.
slewre Bx. 2. als E2. | glestet Bx, erglesle DK als ob der Dl, ab i|*
£>. do A fehlt DXEX. glüet ^1, gluet Bx, glauwet D1, glut £*, gtifott
gloyet c1, glosende leil B2E2, glohende ligt C2D2. dem] eynem JE1, d**1?
/>A/{ B2C2D2E2. fewre Ä1, fewere ö1. 3. dem c\ des C2, den AlBK
aller] allen ,4«JM, liehtz HB2C2D2E2, fehlt cx. brehende B2E2. der AxWt*
IPC*D*, fehlt E2. hilfe C2E2} und so ferner. 4. s. gestirne #*, «*•
geslirnen c1. sie /J1. sie endorfften sieben gestirnes Ex. | do E*.
schein /"M/1 ff2, wol fehlt Axcxf manich B2C2D2E2. t. valtich c1*2** Uf
gend valtich C2, tausent ff2, gestirne AxBxDxy slern B2D2E\ Sterne C*.
mit /eM ylWffi, in B2C2D2E2.
66 = ff. I [ABDE*). II (#rfl£). I. die r8l Ä». da] do £*, *
Bx. gel, das Folgende fehlt cK dorl] da £!, so //, nu B2C2D\ nun £*. I
nü Dx, so B2C2D2E2. t. vor £«. da w. ffff2£2, daz w. C2, und w. D».
2. bleich />/»// £', plab f 2. und ,0, fehlt EXB2C2E2. praunvar B*E*. *
und brune gar kune Ex. diser vr. B2D2E2. fröde ff. 3. paid von *»
und C2D2E2. ir hohen kr. ff. 4. chainer ff, einer ^«B1, etleicher Wft
yeglicher C2. wart sigelos ir chainer DXEX. | der m. (mueß ff2) ei i1
B2D2E2f da f2) h. HB2C2D2E2. verd. m. s.] von amer ff. twale **.
67 = ff. I (ABDcE*). II BCDE). \. in c1. mitten ff1. |
Deb Graltempel. 457
8°l und dem gral zu minne erbowen schone, dem tempel über al geliche,
waa daz die kör al sunder altaer waren;
daz ander was begarwe. daz werc wart al volbrähl in drfzic jarcn.
68.
Niht wan ein alüere da rinne wart gehöret,
die kAre alumbe laere stunden, sus wart richeit dran gek£ret:
für diu glochus stunden rieh ziboric
vol fc*i Idke der sanetörum, iegliches brief da seile sin histörie.
69.
Der s«lbe tempel riche besundert wart dem gräle,
dal vn.an in staetecllche darinne solt behalten zallem male,
nnd ^Ckff enbor erhaben in solher mäze,
dfci> ^\tx sacristle wit unde clar darunder was verlazen.
\jfcr*eVl>l) eio w. AxBxDxcx. so (vil Z>!) riche AxBxDxcx. 2. gräl fehlt c2.
te W&liHflD*. I erbuwen ff, irbowet c1. schon Ax. dem tempel
^.|«ktt^B\ den tempel DxExcxC2D2. und über al AK 3. waiit ff2, wen cx .
r! die fefclf ff1, kor A\ chor ff1, chron ff2, als ff1/)», gar ff, da B2C2D29
ffiUt E2. s.j ane ff. al s. a.] an sulch gezierde A{. warn j*1.
4. dw voder ff1, dar under DXEX. was da ff*ff. garwe ff1, vollen //. die
änderten au dem tempel lagen Ax} anders wart da (do ff2) nicht vermuten
■f WWP, anders im da nicht gebrast c1. | diz c1. d. w.J diz allez ff.
*» *, alles AxDxB2C2E2y da alles ff2, /eMf ff. w. a. v.] liberal vulquam c1.
*>öeo bracht 41. pey ff1.
tt = ff . I (yiffffeff*). II [BCDE). \. und (merff1) niht BXDXEX. dan
^tf. n. w.] in dem tempel AK altare AXBXH. | was d. ffff2ff2, der
***d. CW. darinnen ff1, darin ffff2. was c1, fehlt HB2C2D2E2. ge-
^•»trt C1. t. der bou 41. al umbne C2, darumbe ff2ff2. al sunder vare
WBc1) j^ffV, al sunderbasre DXEX. | stünden fehlt AxBxDxExcx, waren ff.
•*■* J*f /eWl ff1, wart /eMt i^ffiff'c1, was E*C2. mit richeit ff1, von r. ff1,
^febaü sui ward dran ff. wunder was d. AxBxDxExcx. daran B2C2D2E2.
•^Herel ffUMJT, gemerret c1. 3. da für ff1, vor C2. das yl1, den C2, fehlt
*^» gftokebawsern C2. da st. c1. cyborie ff1, zimborie c1. 4. der
<** ff. dar inne (in ff »ff1) der (fehlt DXEX) hiligen (hailige DlE{) bilde (/V?A/* >4*
^^MV, von edelm (edlen) pilden reiche (reinen C2, raine D2) B2C2D2E2. \
l*siiche« i4!, yegleicher ff1, yegleich C2, ains yeglichen ff2, puch C2.
<*0 i1, /4M< c!ffff2C2ff2ff2. " seit yt1, sagt B2C2D2, sagte ff2, seit da ffc1.
Ätorie ff2.
69 = ff. I (ABDcE*). II (ffCffff). I. selben B2. daz selb werch
«o r. ff. eblaine B2C2D2E2. | besundec AXBXDXHC2D2. 2. im ff1.
8Htec!ichen ff, ta?geliche AxBxcx, tägleichen ff1, daz er mit wirde raine B2C2
***£*. | dar in ff1, da inne c1. scholl ff«, wart B2C2D2E2. tzallen c1,
*■ (ze ff«ffff2C2) allem (allen ff2) BXDXHB2C2D2E2. 3. unpor c1. uf erhaben
°*lbore ff1. sulcher j4!. mazen ^1c!. der kor waz ufl" cnbSrt wol in
<fer mazze ff, er was erhaben enpSr (fehlt C2) wol in der mazzen B2C2D2E2.
*• so daz vl'ff1/)1. sacristaneff1, sacrisleine ffC2, sacristene ff2, sacrislen cxB2. \
und i|t. schön und reich B2C2D2E2. wart ff1!?2. verslozzen ff1.
458 Friedrich Zarncr,
(XIII. Chorthüren, Rehen und Laubgeflecht, Engel, besonders im Haoptcbor, 1t— %\.
70.
Zwo tür vif kosteba?re in io den kör da giengen,
(IA zwischen ein altere, üzerbalb darüber kanzel hiengen,
gewclbel, üf zwo spinnelsiul gestollet,
ie spannelanc gereifet, da zwischen ie mit sunderspaeb ervollet
74.
Gcgetcrt goldes rtche die tür vor allen kören,
daz man alumb gliche ez baz gesehen möhle und gehören;
die wende bl den türen ouch verspenget
het ie ein gater riche, und allez mit gesteine undermenget.
n.
Uf den müren vil gezierde, die die kör da underviertgen,
mit fremder kondewierde: spinnein stark, darüber bogen giengen,
ilariif von golde boume hoch begrünet,
mit vögeln übersezzen, die wären alles krieges gar vers6oet.
73.
\),yl si volbringen mohlen, des wart dk vil erfunden,
70 = H. I (ABDE*). II (BCDE . I. zwu Bf. koslenbäre JJ1.
auch in DK ic fehlt AlDK in zc (czü E2) allen chören g. Ifl&Eßfi.
1. aller AK allere Bx, und so öfter, altarc D]H u. s. w. | und uz. 01.
halben AlB2, li. halbe BK darüber fehlt BK giengen DK 3. gew#
AK zwu BK spindcl B2E2, swinnel AK sul A*Bl, smil D*&, se*l
seyl EK gestellet DlEK i. ie] die H. spannenl. B]Dl, spanne* f
H2C2D2E2. | mit fehlt D2. sundrer DK s. speh Al, s. spehe f*, tva
Exy s. kunst H, wiuiderwehe E2, undcrwa?he B2C2, undwaehe D2. gevdfeft
71 = ff. I (ABDE*). n (BCDE). \. gegettere Al, begefert Pr
gettert E2, begäftrel DXB2, begatert HC\ begalret Ü2. mit goide #•, fekM
mit golt vergeltert EK | türen E2. fuer D2, von B2E2. v. a. parte*
2. — | ez] da tht B\ da (fester Dl, fehlt HB2C2D2E2. mocht A%, mt
moht baz ges. HB2C2WE2. oder BK hören DK 3. den/a****/*
teuren DK warn ovch H, het ouch £2, ouch hei C2D2E2. 4. het w ^
B2C2D2E2. riche] nicht so der ander &C2D2E2. vergatert wol ze lob«« t
und ot alles (allez Ä1, als 01) .41i?1/>1. mit steinen (strinen Al) AXMW.
gar u. tt. frömder chunsl mit stain (stainen) undermenget HH^D2Mß,
72 = H. I (ABDE*). II (Afl>£). 4. uf fehlt EK der mure ^W*
die mer wer mit v. g. /?*. vil /eA/f H. zierde //. auf allen (al i
den mawren zierde &C2D2E2.. \ die die] die A^B^D^HIfiL^D2^2. dar *M
al Z)1. da under] alumbe .i1. 2. frömde ff. kondwierde j!1, fcfli
wierde H, kariduwirde B2, kunduwirdc E2, kunst wirde BK \ mit sp. DiEK
spinnel J^ffC2, spindel B2E2. paugen (nangen?) C'2. 3. von golde ^
D*B2C2D2E2. b. guidein hoch B2C2D2E2. gegrunet B*C*. 4. vof*
02. übersetzet ß2C2D2E2. | warn ,4». gar] wol H.
73 — H, [ (ABDE*). II BCDE). \. wan sie Bl, wan siß ZMtfW
man sy C2. wolbr. J91, dar pnngen B2C2E2, da bringen />2. | d. da w. i
1
f
Dkr Graltbmp£l. 459
mit reben gar durchvlochtcn liberal di bogen : ie zwo sich oben wunden,
die über sich nach btige von ander giengen
und über diu gesiule bedenthalbe kläfter lanc wol hiengen.
74.
Darunder was geschozzcl wunder \va?h floiien,
hie r6sen breit vol brozzet, wiz unde röt an boumen und an zwien
mit Stengeln grön, gebleter liljen wize;
aller i>l«men varwc, ieglicher bilde sach man da mit Utze.
75.
leglic^her würze bliime, . gar al der höhen cdelen,
ie ^vm^nniclichem riime sach man si alle gel i che schöne wedelen
mit ^r« rwe und al ir forme, als si soiden ;
eiiftß»!» krüt und bhide, gelenk und ouch gelöuber üxer golde.
76.
0fc *""«l>en stark von golde waren übergrflnet,
als ^*ia r^be wesen solde, und ouch darumb daz ez diu ougen kfinet
tjO<* S*»b ouch schate vor niangem sunderglaste,
^O**5** daz in allen kören die mür mit smaragt warn gemenget vaste.
^ fehlt C2. Ho E2. 2. gar] schone ff1, geflochten DK | czwü
^^^ C*. 3. biige A\ püg DK fehlt EK von (an ff», fehlt EK ein
*V f(\ afcder (andern Ift) \XB^D^E^HB2C2D2. 4. unde AK die AK \ Ha
v^ p*. beidenthalben ff'ff2/)2. wol kl. (klaflers ff1) A]B*DK ain chlafter
,U<J*St» el»er chlaffter D2. lenge A]B*DK wol] sie BlC2D2, sich ff2ff2,
74 = ff. I {ADE*). II (ffCffff). I. darunHer] da DXEK was] wart
jjtff«, efo walt AK al tinderstoset D{EK | mit (vil D*EV) wunderhafter (w.
ItfftiHfJ) florie A*D*EK maniger hanHe florey (flori D1, floreye f2, floreyen E2,
!Bf iP&Iflg*. 2. vol /eA/J DK ciozzet B2, osset ff2, sprozzet AK gesprosset
2jT Ä f and il1, rot und weiz B2C2D2E2. zwie .41, zwigen ff. zweigen D2.
3. m. Stengel ff. grüne .41, groz C2. bleter ^»Z)1, geplettert B2C2D2E2.
4 mit a. 2>*ffi, al werderfr. | iclicher Al, geliches HB2C2D2E2. do E2.
7* ä= ff. I (,40ff*). II (BCDE). 4. iglicher ^. wurezen ff2ff2,
*efc«f C*. bKide ff, plümen B2C2D2E2. j al /eA/f /I». 2. vil werdich-
*** fir. leicben Z)2ff2) ze (zn />2^2) ^men b2C2D2E2. | si alle f*M Z)>, al
* H, It «Her B2C2D2E2. geliehen da ff, goleich da fdo E2) B2C2D2E2. ir
«Her w. ff1. 3. al ir] mit HC2, auch mit B2D2E2. si da (Hoff2) HB2C2D2E2.
«Olde AXB2C2D2E2. 4. slengel ffiff, beide Stengel ff1, blügde ff2. |
«deicht ff2ff2. ouch] al ir AK lüber ^»O2, Hie läuber Dl, gclaubet. ff2ff2.
Bzzer id1, alles (als) von B2C2D2E2.
76 = ff. I (ABD). II (ffCffff). I. st.] waren B 2C2DlE2. auz B2D2E2.
| die w. ff1, tili w. ff. warn /11, vil starch B2C2D2E2. ie Hoch (unH
*ch ff2, und diche ff2ff2, und C2) begrünet (gegrünet D2) HB2C*D2E2. 1. ein
/«W< ff1, da w. ff1, soiden DK als ez der meister wolde ff1, wanz
fomde» ff2, wann mans C2) reben geliehen sollen (solde B2C2D2E2) HB2C2D2E2. |
e*] er ff2, sie ff1, di grün 41. die o. /i1, dew herezen B2C2D2E2. . 3. schat
460 Friedrich Zarncke, [1
77.
Diu löuber wären dicke, swenn sich ein luft enbörte,
daz man si sunder schricke in einem sfizen dön erklingen hörte,
rehl als ob sich tüsent valken swüngen
in einer schar geliche und schellen klein von .golde an in erklflogei
78.
Die reben Uberflückct warn mit schar der engel,
als ob si wieren gezticket üz paradis, und swenn der reben tagel
der löuber klanc begunde wegende füren,
die engel sus gebarten, sam si sich lebelichen künden rüren.
79.
Der höhste kör der vröne wart ie wol üzgesundert
mit aller zierde schöne ; disiu zierde ist tiurre danne ander hiadflt
reb unde engel was darzii bereitet,
daz wint dar In verholne mit listen gröz von balgen was geleilet.
AK mangen A{B{. sundern DK und äugen (äuge C2) suz von
(schaden D2) gab vor glaste (laste B2) B2C2D2E2. i. Hier beginnt wkitrl
in a.] uber all in den B2D2E2, all über all in den C2. koren Al, j
die fehlt C2. mure Al, moure Bl, muren c*E2. von B2C2D2&. «t
B2, samarat D2. was D2. vaste fehlt E2. mit smarag waren die 0.
g. v. H.
77 = H. I [ABDcE*). II {BCDE). \. löuber A\ leuber BK **
A\ hiengen H. | wen AK wind DXEK enporet D. 2. ane B .
schick EK | einer BlDlcl, fehlt AK süzer A*DxcK stimme Al#, 4*
men c1, wise BK dingen BlDlcAH, vollen klingen AK 3. ob fehlt 8*0*.
erschwinge E2. 4. gel.] geleicher B2, vil groz AK | und fehlt Ax, nȀ
klein] groz BlDxElcl. von gold schellen AK im c1.
78 = H. I {ABDcE*). II {BCDE). 1. reb al B{DW2, reben al eW
waren ü. //. | waren Ax, fehlt HB2C2D2E2. mit manger (allerg «*'.#
C2D2E2. schow AWDK 2. also als B2. wer AK | swenn] ie Ä*V
und swenn fehlt B2E2. der reb 7)1, der selben r. E2. gengel cl, geagelft
klengel AlBxDx, engel Ä2, Stengel E2. 3. die B2. löuber AXD\ /ttltf
klanc] da (do E2) B2C2D2E2. begunden B2E2. wegend A*y mt#m
E2. 4. sust B\ so c1, da B2E2, dann C2D2. gewarten C*, gebaren ifc |
als si A{. lebelich c1, lobelichen //, löbelichen £2. füren Ä1.
79 = H. \ {ABDcE*). U {BCDE). 1. höhest BK frawnen frone ft |
wo»] gar HB2C2D2E2} dar cK auzbesundcrt B2E2. t. an a. EK | *>
Al, diseu D1. tiwer Al, tuerre Ä1, tetirr Z)1, turer cK dann ^4l, deflBiK
wann C2, dan c!. iener AK 3. rebn 41. und Ax. waren COT*
waercn B2, fehlt HcK dazu ^4', sust B2D2, sus 6'2E2. waz ber. äp1-
i. so daz ain w. B2C2D2E2. dar inne H, dar zu £>, /V?M BfiC*&&. P
tougeti ZP, verholen B2C2E2f verholn D2. | von] un c!. m. balgen E
pa?lgen drein B2C2E2, auß balligen drein Z>2. gröz /eÄ// Ä2. mit listen
wart B2C2D2E2.
**j Dn Graltempel. 464
80.
Per müsic und per üse, beide hoch und Ilse,
Bis ie von dem winthüse der meister dar geleite gap der wise,
m/i der pfafheit g&bens süz gedcene,
der engel schar geliche d6n sunder wort; ja was ez dannoch schoene.
81.
Als in diu zierde riche so vil gap vreuden luste,
sd Sprechens all geliche 'got vater herre!', und slugen sich zer brüste,
's/t du uns hie verlihen hast solch cre,
was li&stu dann zu himele, da ez sich hunderttüsentvaltet nieref
(XIV. Crypta abgelehnt, 81.)
82.
Ob &* da heeten grüftc? nein, herre got enwelle,
dai linder erden slüfte reine diet sich immer valsch geselle,
äU eVvvenne in grttften wirt gesammet!
man sol an liehter wlle kristen glouben künden und Kristes ammet.
»^lf. I ABDcE*). II (BCDEj. \. usen c1, usye E2. | baidü //D2.
*v*n»4 doch zu mazen 1. Ax, der buche schritt vil 1. Bl, gar süssechleich und I.
JMS*-' i. ie] iene Al. winthusen c1, wunthawse C2, winckuse D2. | da
&$ fehUH. gelaiten D2, geleitet c1. gab gelait H, gab geleitet dar Bl.
"m w. B, mit w. B2C2D2E2. 3. pfaüenhait C2. gaben AxB*cxH&C2D2E2.
*m A\ sost 2M£2, gut C2. gedone ii1. 4. schar fehlt H. geliehen fi{
(mÜ Mtrembeziehung von dön w <fre«en Vers), da geliehen /f, /eA/J Al. | dön
WMf.i1, den f?!, dann J£2. gar ane w. #. wort] don ii1, wart B2.
^*JP. ez] in c1. schone ii1.
84 ss ÜT. I (ii£/)c£*). II [BCDE). \. swenn ^"JD1. die AK \
Jftfcder *>. Kisten £2. 2. — | got herre B*c\ herr got Dx, vil lieber
'# got lieber B2C2D2E2. herr ^, vater BxDxc\ got ff sich /eA/J BxHC2Bß.
«er] su ii1, tzur c\ zu der B*HB2C2, ze der Z)2, zürn £2. brüsten E2.
3. aal J1. du nu uns C2. hie] herre ff, /eA/J c1/)2/?2. verliehen
• verlege« c1 Ämter «hast Z?2. sulch ii1, söllich #. 4. dan B2. ze DXH,
»Bl *«. h.] trone c1, gebene B2C2D2, gebende E2. | do £*£2, daz B*C2.
sich] ist c1. h. tusent stunt valtet ZJ1, h. dusent valtich c1. meret C2.
88 = ff. I (iiBDcif*). II (ÄCZ)£). I. heten AK ob da (do E2, daz
) wir it (icht cx) g. HcxB2C2D2E2. gufle £2£2, slufte c1. | nit (niht)
!>£*C*I)2f?2. J. eren ii1^1. schlügen ff, fluste, docA scheint das s anfangs
i f gewesen su sein, Ax, schluchle Z)2, nufTte Z?1. | ein raine Dl, sich reiner c1,
imt HC*, sich /eA/£ c1. iemer ff. velsch c1. 3. als fehlt D2, als
c1. ettwann C2, etteswenn Blcl, etwennen DK grüfte H, guften B2.
rt] sich ff. gesamet //c1, gesamnet C2D2. 4. ia (io E2) sol man auf (an
iflE*) der weite B2C2D2E2. m. s. uns an dem liehte AxBxDxcx. j den kr.
künden] chomen D2. künden kr. gelouben ii1. kr.] sein c*B2C2D2E2.
ampt 11, amet cl, ament £2.
46$ Fbiedbich
(XV. Beleuchtung der Chöre, 83—87.)
83.
Kleiner unde grozer crisiallen gelichc den bäten
gleifer unde rözer balsamvaz da brunnen sam si gl&ten.
üi ie den kör was drisiuni zwei gehangen,
und üzcn vor den kören ie zwei und zwei an riehen goitstrai
84.
Dar ob dann enge! swebten zwo kläfter hoch gemezzen,
als si di lieht da hebten, und oberhalp wart mit gesiebt verg
der sträng, swie si die engel mästen hallen
unz uf an daz gewelbe. sus wart da manger riehen kost gevt
85.
Vil engel kerzen habten üf kanzel und uf müre,
hie gewunden, dort die ges labten : swie si doch solher koste nam
der si von balsem groze richeit hälen,
doch wolden si von kerzen durch gut gewonheit liehtes nibt j
83 = H. I (ABDcE*). II (BCDE). \. und darzu DK | erat)
christall C2. z. gleipher H, gelifer B\ gelfer B2E2y gelpher C\ gde
und gelfer D1, beide gelfler Ex. ruzzer H. | palsem. was B1. 1
HB2C2D2E2f de c1. diu baisam dar (fehlt Bx) uz uz da Ä») br. AW,i
die palsam br. D{EX. burnen Ex. sam die glüte B2. 3. ie] ztJ
dem BxDxcxB2C2D2E2. wart B2C2D2E2. dristent H. 4. vä
B2C2D2. vur Ax, vür cK kor AK auzerhalben (ausserhalb CHfl
chanczel heten B2C2D2E2. | und zwei] von gölte c1. bi der tor (i
turen Bx, hieng v. d. t. DXEX) was fehlt Bx) zwei an AxBlD*EK gl
AxBxDxcx. Stangen Ex. den (do E2 hiengen ie zwai an golde mit %
B2C2D2E2.
84 = H. I (ABDcE*). II [BCDE). I. dann fehlt Hc^BWlPi
zwei Bx, zwayer Dl, wol H, ie B2C2E'K ir D2y in c1. hoch] zwo **
Izwey c1. 2. si] obs D\ ob A1, den hie B2E2. diu H, fehlt Sfli
habten Dx, ho beuten D2. | un Ax, fehlt U. oberhalbe Bx, oberthtl
m. ges.j da niht AK 3. der str. fehlt HB2C2D2E2. si] sich I
doch C2D2H, sich doch B2. die] lieht H. uff halten H, enthalten
do enthalten E2. 4. biz cx. uf fehlt Ax, auf unez (hincz C2) B*C*
anz B2C2D2. gewelwe Ax. dw [d. i. diu) sträng vom gewelbe H.
BXB2C2D2. da fehlt Ax, do £2. nienger #. richer c1, hohen #
chust J?2, chunst D2E2.
85 = #. I (^Dc£*J. II BCDE). I. — | kanzeln ^«^Cll
cellen cl. mure ^», muren BXDXB2C2D2E2. 2. hie die B1. pein
(gebraucht b /itfr w, a. B. gebalden = gc walten) E2. die fehlt DXH.
B2C2D2E2. | si fehlt B2C2D2. richer ^Ä^c». untüre AK na
u. £2. 3. groz AK hatten £>#, habten D2. 4. do .4», da BK
wachse C2D2, valsch 2J2, anc valsch E2. | got .41. wonheit c1.
AxBxf lieht HB2D2E2. da nit £2.
Ds» Gäaetiwpbl. 4£&
86.
'/'/ kröne rtrh von golde, dar üf vil kerzen luchte,
bangen, a4s man wolde: ein engel habende klaiter rwd si flüchte,
wold die kröne gen den lüften füren:
man kuode erkiesen, daz s» d& bstfcte galt mal rieben snuren.
87.
alta?r zwir gevieret mü Kehle wAr» gemeine,
an da wart gezieret gotes ere und unser heil mit amte reine:
balsem viere bran da zallen ziien,
wachs mit siner viere iniist ie der liubt Mz an das amterbiten.
(XVI. Verhallen des Schalle?, Mosaik, Kanzeln, 88—98.)
88.
-lcherleic stimme im tcmpcl warV erklenget,
^delkeit der gimmc, von wltc and oueb von ft6he wart gelenget
widergalm in hellem döne sAze
teher wls dem walde, der wider git im meien vögltn gräze.
1 == H. I (ABDc). II [HCDE . \. chronc AK manig reichew B2C2
wUu H) krön v. g. HB2C2D2E2. | da uf cK vil fehlt BK louhte
fchfca DK lewchle #*. 2. m. w.J st seWe tfe1. | ha bete c*, ie drob
*ob ye C2U2. zway fli. kl. zw.] spers hoch HEfiCWE2. si]
K Hieb #c>£*02, des mich fl2, daz mich £2. double BK 3. wolde
ol i1. throne AK gegen O2, uf gein Bx, hin kegen c1. dem
4. man H. enktmde rl. nil erk. H, es erk. IT2, kiesen Al,
*. | ob AxBxDsc\ haben c1. die (obdSeD2) engeie nable (habfen
«WJ?2.
= H. I \ABDE*). II fAfD£?. I. altar yittf, alter fl», ättar DK
Mß. | liechten B2ClD2E?. wArn] all B*C2D2E2. 2. swen .4». da
*. | m. gottes a. DK vil reine 01. das gots ampt rfnrch unßer
reine El. 3. vier Al, vierii /T, fewre Z)2, feur £2, vier glas Bv. da
bran JfrE2, brande .41, brunnen £1, /V»Aft 01. vier pafcem vas die
P, die balsem was prinnen vier DK da /eA/t ^W/HiJ*!!2^. zu
ißßj allen B*D*HBPC*WE?. 4. was £», wag /T*£2. sinem #».
r vir* D\ virre Ä2^2, veire />2, werdet. | mmX A\ kund HB*C*D*E*.
ehlt IT2, mit **. luhte A\ h'ihte //, lauchte #*, feucht Z)2£2, lücht
tt f*C*. biz /fA/l Ä1, unez IfllP. bilen 41, enbeiten J1, erpieton
= H. I [ABDcE*:. II {#('/)£;. 1. swefherlaige if. | in dem Jffi
ie wart /^C2/)2. geboret, irclenchie c!. f. ron gknme t\<rf gim
t Bl. von cdele richeit gimmc H. \ von der ex, und von der J^f'2
wK j4». ufi J1, /WW D2. ouch von /<?A/( *«Ä2C2/)2£2 das Fol-
'Mt cK so ward der widergalm ie sus gemenget H. 3. widerglam
haHteni AK hellen E2. snzze Ä!. snzzen (soessem D2) döne Bfi€%D%E2.
al mit suzzem don gelicher wis H. 4. alsmn der wald ze mayen
in meyen BxDl. vogel «t^ Äawir Ä1, der vögelein DK gruzze Bl,
D%. tut der vogelsang zc vollem pris H% ob darinne ein orgelsanch
ose &CWW.
464
Friedrich Zarncke,
89.
So manger hande geziere möht ich mit sundermrere
geprüfen niht wol schiere : nu merket seih, da was oi oiender hm
spännebreit über al den tempel inne,
ez waer ergozzen und ergraben und ouch gemalt mit kunstrlchen
90.
Sprich ich nu von gemaele, des wollen si geraten,
diu kunst het da vaele, stt si sd manger varwe steine baten,
wän durch bilde antltitze wol gestellet;
daz geschäch von solcher kunste, di sich von art den steinen wolgerfl
91.
Swie siz vergebne hasten, ez stunt in doch ze prlse;
in sorcllchen rasten giengen si darumb in manger wlse,
waz got und ouch dem gral da waer zu danke,
si wurden von dem grale enbunden aber üzer sorgen kranke.
92.
Gesimpzet und gespinnelt di kanzeln warn alurabe,
89 = H. I {ABDE*) . II (BCDE) . \ . raenger H u. 6. hende *.
wiere D2, gewire C2, gewirre B2E2, geuiere H, gebiere Bx. | mocht A
von B2D2E2. s. mären H. 3. nicht wol gepr. DK wol] so AK |
so HB2D2E2. ineket H. selbe A>, recht B2. da] do E\ daz B.
eht E2, ez C2D2. nyndert DlHB2D2, niergent E2. 3. fehlt DK
spanne br. El, spannenbrait ÜB2C2E2, spannet breit D2. ü: a. d.l der
innen HB2C2D2, uzzen und inne (innen Bx) AlBK 4. ergraben
DK ergozzen und erhoTwen H. | ouch fehlt A*DXC2D2E2. ge«t\
verwirret B2C2E2, wirt D2. und ouch gem. fehlt Ex. chünsten räch«
chostreichem B2E2, kostereiche C2D2. sinnen DlC2, dingen B2D2E*.
graben gemal waz er mit riehen sinnen H.
90 = H. I (ABDE*). II {BCDE). i. Sprech A{BlC2D2, epflefcftj
sprach Ex, sprach H. nü Dl. gemele AK | wolt man da ger. i<
2. kost H. da hete BK alda D\ aldo Evy do C2£2. si
wol vele AK | si /eAfo C2. so /eA/J fi2. steine varwe (varben ß)
B2C2D2E2, hande varwe von steinen BK 3. dann AlBlDl, und f*.
pild DW, bilder £2. 4. mu sulcher AK daz waz (must BWWPj
von (sein Ä2Z>2^2) der kfete (choste B2C2D2E2) HB2C2D2E2. | diu IT.
steine ^1/)1^. gefeilet E2.
9\ = H. I [ABDE*). II (ÄCDü). 4. siz] es D\ sich J02.
DXHC2D2, vergebens Ä1, vergelten Ä2£2. heten AK \ in d.] ie doch
B2C2E29 doch D2, /eA/* AK zu ^»J?2. 2. mit AXBWB2C2D2E\
leichen Z)2. ta3ten jftWl»*. | so g. EK dar in AlBl, dar D1, zu rtW
in /eÄfc £*. 3. was A\ daz Äl. ouch fehlt B2. da /eafc W
D2E\ weryP, was J*1 ff. ze D*HB2C2D2. danken ^Ä1/)1*?2. 4.**"
/eAJ( ii1. | uzzer j*1, auz C2, schier auß D], von der H. sprge Ä, W*
vels B2C2D2E2. kranke Ä1, chrankchen 0», wanche B2D2E2, wannchkena fl
92 = H. I (,4JM>£*). II lÄC/>£). I. gesumpezet tf2^2, vereimzet i*»>
Der Graltrmpel. 465
viJ schöne darüf gezinnelt man sach in al der liewen bogen krumbe
ivveJfböten, bthter, meide, patriarke,
toärtires, propheten : ir briefe Seiten da materje starke.
93.
srzo die helfe bielent von heilikeit der grözen
d sieb der also nie teilt, von milde und von erberinde des genözen,
* in Bngellant was kröne tragende:
stunden meide kläre, von der krenzen waer man wunder sagende.
(XVII. Die beiden Glocken, 94. 95.)
94.
er stimme ein eröne ist herpfen Seiten ziere,
söaeem hellem döne so clinget da n noch fürbaz arzibiere:
^ flocken wären drüz gedraet mit kunste,
cleckel drin von golde, der rtcheit zeiner vollekomen gunste.
95.
** ein zem tempel solde, di ander zum convente,
* tnan zem tische wolde öder sus an strttltch soldimente:
fnftmelt AK | kanzel BXDXH, hailigen B2C2D2E2. waren d. k. H.
•• tf, darumbe C2. %. v. seh.] man sach B2C2D2E2. schonhait H.
1*9 H. gezy melt Ex, geczinnel B2. \ 1.] kanzel Ax, swi- Dx [zum folgenden
*), köre swi- El, fehlt Bx. -böge Bl, -bogel H. krumbe A\ krumme
pilde reich vil (fehlt C2) in den lewen (liwen D2) chrumbe B2C2D2E2.
«tte» HC2&. beichtiger DXEXB2D2E2, peichter peyder C2. und ouch //,
es Jfi. patriarche BxDxy patriarken A\ Patriarchen HB2C2D2E2. 4. die
K marlirer Bx, martrer DXB2E2. | sagten B2C2D2E2. da] vil HB2C2
raarterei B2E2y martirie D2. starche BXH, starken Axf der starchen
MS?.
»3 = I (ABDE*). II (BCDE). \. dazu AK bieten AK | hilikeit
starchen BK 2. daz si von milt (fehlt C2) der si sich n. B2C2D29 daz
jh milte n. E2. nieten Al. | und fehlt AK erbarme B1. des
fehlt B*. den (dem D2, damit sy sich di E2) werden mügen genozzen
>*. 3. der noch Dl, der nach E\ sam der B2C2D2E2. ist D*EK
e waz C2. 4. maget Bl, mägde DK und ander hailigen pilde B2C2D2E2.
secht v. DlEx. von den Ax. wer Ax. von der reichait wer ich
S^€2D2E2. *
U = I [ABDE*). II (BCDE). i. und a. EK ein fehlt A*BK \
harpfen EXD2E2. %. süzzen B2. \ so fehlt BK chlainet B2.
<ch fehlt D», noch B2C2D2E2. fürbaz] vil paz B2C2D2E\ süsser El, pas
alkofen auß ere süssere Dl. nzzubire Bx, arzubiere DXEX, der ardobiere
PE*. 3. zwo da C2. warn Ax. dar uz BXDX. w. d. g.] dr®t
\1P) man dar auz B2C2D2E2. i. darin DXE2, drein Z>2. | zu (ze C2D2)
BlDlB2C2D2E2. volk. DXB2C2EK
MS = I [ABDE*). II (BCDE). «. zum fl1^2, zu dem 01/)2. solte
| zu dem DXC2D2, zem #2. couente C2D2. 1. zum Ä1, zedem D»,
D*E2, ze C2. wolte AxBlf solde Z>2. | sus fehlt Bx, indert suß Dx.
4€6 KRHSiDRica Zarnckk.
gleckeodanges wolden si nicht m£ne
nach klösterlichem orden ünde durch des grales schar darfcto
(XVIII. Lamm in Mitten des Gewölbes, 96. 97.)
96.
Die deinen und di grozen gewelb gar unverdrozzen
mit swihogen understözen ie von vier ecken über sieh gesfotn
und da di ecke nider was gesetzet,
evangelisten viere warn .ie da mit rlcheit nicht geletzet.
97.
Ein smaragl zeiner schihen enmitlen dar gevelzet,
man lie des niht betoben dar üf ein lamp mit reiner kost gm
daz kriuz in slner kla, der van gerötet:
daz zeichen hat uns heil erstriten und Luoifer ao stm QpmU*
(XIX. Relief von den Thaten der Templeisen an der Aussenseile, 98.)
98.
Üzen was von vreise ergraben und ergezzen,
wie die templeise 1 »gelten in wafen unverdrozaen
slritliche A\ slrit liebes BK mit done (m. d. fehlt C*D2, t&m E*}
an Streiter B2CXD2E2. soldamente Bl, soldemente DXC2IP, soUaroenl -Ä
3. chains gl. DK glockes chlanges D1. 4. klösterlicher &1. chrirteäl
Z)1, pruderleiohem B2C2D2E2. arden B2. | im AK d. ward« fr. J
schowe Ä1 {vgl. 78, i), sucher B2C2EP, suech Z>2. schar dar fäM H
d. gr. recht und durch sin ere Ax. 1
$6 = H. I (ABDE*) . II (BCDE) . \ . diu H. cfclaui **. **
diu g. //. gewelwe AK a\ H. 2. pheileeren B*C*D2E2. «■£
Z)1. | und ie HB2C2D2E2. ie /eM ^»Ä1. von fehlt EK ubcrÜi
HBKWE*. geschossen DK 3. und] al B*C*D*E*. diu IT, lerÄ*
ecke] swjpog B2D2E2, sclrwipogen C2. waren BXDXEX. 4. *^
und ewangl'n (ewangel Bx) A*BK erczengel und ander engel DxEl. «^1
AWDiEK | die w. EK wurden yi1*1, die wurden DK ie feMl***
da fehlt £*. mit /tfW A*EK riebeit /«Mf A richer «erde EK*
A«g fltoeg J>*) 4a reicliait waren ungeletzet B2C2D2E2. <
<97 äs ff. f (ABDE*). II (BC0£). I. smarac H, smarat #, "■'*
D2. ze ainer HC2, zu einer BXDXB2D2E2. | mitten C2. MM
DXEXBB2E2, darein T2, darin />2. gewelczet .DK 2. lie /Mt B\ ***
darein 0i£*ff2, darmn C2D2E2, feMt H. daz B*C*D*E*. vt» #-j
eher Z*1. ehunst Bt2C2D2E2. dar in g. ZZ. 3. kruz AK »
Makler £2 (aus kla der). der (feA// E2) von #2£2, darvon Z)*, da*«a A
4. uns] und D2. heil] crist AK nach erstr. E2. | lucifem B*fflHP0A
tafals £». an /W*fc Zf1, mit £2. sinem AXBXHBM'2D\ feäit &E*.
walde 41, crafflt JE1, gelotet BK
98 = Ä. I [ABDE3"). II (Äf/Mf-. 4. durcli Ä1. royae i*
gegossen £2. 2. wie da die D^'1, waz die H. temperei sin AK *■!
Z*1, tempeleyse Z>Ji;»ff. | nu t. BK in iren Z)1^. wapeo J1**1«
Deb Graltkmpkl. 467
s^ilen ritterlich in grözer herte,
*ü dienst dem heren grale, damit man in vor valscher diet ernerte.
(XX. Die drei Portale and die Orgel, 99—108.)
99.
"Ze was der porte, niht mer al sunder wane,
eiTie gen dem orte der werlde, daz man heizet mertdjane.
smder het uzvart gen occidente,
clritt gen aquilone, dännen gtt der wint niht gut presente.
400.
\*»las und ir dormter stund gen mertdjane,
* kriuzganc wol geformter da zwischen lac, des waren si niht äne,
k^ ez te bruderschefte wol gehörte:
>v*A vorlouben rlche zierten wol vor andern zwein die porte.
401.
Ke porten waren rlche von luter rotem gokle,
geslein so kosteltche daruf verwiert, ichn weiz wes man si solde
.] verwapent H, verwappenl tcpgleichen B2D2E2t v. la?gleich C2. uner-
en H. 3. oft str. Dx. ritterlicher striten //, ritterleichen gestritten B2,
itUw D2E2, ritterlich streylen C*. grozzem H. 4. ze DXHB2C2D2.
t **, herren E2 (öfter), hiligen AXBX. gral Ax. | do mit E2. von
K arger //. erwerle DXEX.
>9 ss H. I (ABDcE*). II (BCDE). 4. dri B*c*H, drey DXEXB2C2D2E2.
t &BXB2E2. alda der Dx, da der EK porten AxBxcxHD2, phorten Cx,
0 ferner. | me cK al fehlt BxcxHB2C2D2E2. 2. der cx. gein
gegen B2Ü2E2, kegen c1, und so ferner. den i41^,c1. orten il1/*1/)1,
1 cK | den B1. werlt die AXDX. da h. ^Z)1*2 (da nachgetragen) C2,
'. 3. nette c1, hat A'1, diu nett H, haisset f2, /cMf B2E2. gein ZJ1,
B2. aus wart E2. Oriente B*C*lflE*. 4. dritte ^. gein 0»,
B*. | von d. idanne B2D2) BxDxExcxHB2C2D2E2. gibt Ax, gel B1,
HcißtCWE2. d. w. n.] uns selten HcxB2C2D2E2.
100 = //. I (ABDcE0). II (BfD£). I. palast C2/)2. dormpter y4«/>^
ar #, dormet B2, tormet E2, dorimter C2> dormiter D2. | stunden c1,
\ was H, lag B2C2D2E2. gein D1. £. krueegancli j4!. gefonnpter
efromter A*> geferraet B2E2, geforimier C2, geformitter D2. | dar B1.
Ax. 3. 7Ä E2, tzü der c1. ez ze] der^B1, sy zu der BlEx. horte
»horten AXBXDX. 4. zwo fehlt BK^EK greden (gerende c1, die gred
louben (lobes r1, und louben DXEX) riche (lobeliche Ax für louben riche)
*Excx. | die z. 0i£2. gar AXBX. vor /*Mf ^f2. andsr H.
\ d.] iegleicher B2C2D2E2, iegliche c1. ds p. #. furstenlich (nach
;he B1/^1) al (wol B1) dise (di B1) porten AXDX.
104 ==r tf. I (ABDcE*). II (BO>£). I. porte fff2. warn jll. |
n e1. rote vi1, roden r1. geleutterl auz von g. B2C2D2E2. 8. und
gesteint BxDxcxHf stain B2£2. so /W*/< UB2C2D2E\ gar c1. kunsi-
J1, kosteberliche E\ ordenhche c1, maislerlich HB2C2D2E2. | da uf c1,
uf H , darinne B2C2D2E2. verwieret Ax, verwirret Bx, verwircket E2, ge-
468 Fr ik db ich Zahncke,
engeilen lan, si warn ot ouch gertchet
mit slözen, rieh gespenget, also daz in uf erde niht gellehet.
102.
Mit listen man dö trabte, vor iegltcher porten
aller steine slahte, di zu dem riehen grozen werk gehörten,
di lagen neben ein ander da bekennet,
geschriben bf ieglfchem stunt stn art und wie er was gene&Mt.
103.
Sus waren die porten geheret und mit sünderkost beruchet
vil wunders dran gekeret und höher künste sunder vil versiebet
wie maniger hant di steine warn gebildet,
vtimf ztle wit alumbe geboget, ich waen ez mir zu prüfen vriMä.
104.
Hoch innen ob der porte gen oeeidente schöne,
daz man vil gerne hörte, was ein werk in hellem sözem dtae,
wiert ff. ich HC2E2. waz m. Ax, wie m. ff, waz ff2, man fttiti.
scholde ff1. 3. engolten habn lan AK ot fehlt B\ et ff. a*j
genomner zirde (zier C2) lan enteilen B2C2D2E2. 4. rieh] un c1. fcj
uff und inne ff. wart me (ve C2D2E2) geschriben auf erde (erdei
B2C2D2E2. also fehlt HcK "erden ff1, daz in (fehlt c1) an kauf*
den c1) nie (in ne c1) nit ward gelichet ff, der chost geleich (chostleicb I}»
höre ich lesen selten B2C2D2E2. t
102 = ff. I {ABDcE*). II (BCDE). i. da man DK d6] diÄ
auch Dx. phaechte B2E2f phachte C2D2> nam trachte c1. | iegeticherJ^**
licher AK porte ff. t. aller (all BWC2) der A^D^BK^ififi. *
stach te ff2. | de lagen c1, mi7 diesen Worten seh liessend. ze IL 0**|
fehlt B2E2y grozen riehen (reich D2) AlC2D2. werk] tempel C2, fehlt * j
horten ffC2ff2, do gehorten J£2. 3. lang A\ loben f1. ein /«*#*. *
E2. bekennen Bl. 4. beschriben DK iegelichem ff1, ieslicbem A .
bi ieglichem stunt sein tugent (s. t. fehlt HE2, dafür geschriben HE2) HlN*&>\
so st. ff1, fehlt HB2C2D2E2. art] tugent ff, chraft B2C2D2, sein top**
kraft J£2. er] sin nam ff. benennet H.
403 = H. I (4ffffJ£*). II (BCDE). *. sus /«A/t AlBlD\ sustl* '
wart Ä2£2, was C2. porte B2C2D2E2. geret ff. die porten fW*g
^■ff1/)1. | uü Al, fehlt DK 3. wunder DK v. w.] grozz rW
ff2£2. daran C2ff2. gemeret H. und /eAff ff. wäher ff1*1. l
fiind kunst ff, chünste funde B2C2D2E2. 3. wart (w. auch ff1) ü*+.
st. AWDK d. st. w.] da (do E2) wa?r B2C2D2E2. 4. vom J?1. *
ff1, ziel ff2, zigel .41, zirgel ff1, zirckel tf1. wit von (von ein ff2*?*}1*
Ha2B2D2 (mit ander beginnt a2). | gelovbet ff, gebogen C2. ze 01. *
nu wildet ff1, ich wän ez nieman (iemen ff) schildet Ha2B2C2D2Et.
104 = ff. I (ABDE*). II aBCDE). \. noch f2. innertoalp '•**«
inderthalb ff2> innerlhalben ff2, ob /e/*/* a2B2C2D2E2. vil hoch (ewseäl
ob einer p. ^ff1!)1. porten C2. | oeeident AK schöne fehlt C*-
z. — | so was ff1, was do E2. mit a2HB2C2D2E2. helle jt'ff1, ■*'
a2HC2D2E2y vil manigen ff2, suze ^»f2, süzzen ff2ff2ff2. dfae J1.
"J Dbr Gbaltempkl. 469
cm orgelsank, da man ze hochgeziten
daz arnmet mit florieret, als man noch pfligl in kristenheit vil wlten.
405.
Ein bonm tiz rotem golde mit loube und mit eslen
de* ^»^, als man da wolde, vögel vol überal der aller besten,
di rr*^¥-i an sfizer stimme lobt zu prlse,
soft ^>silgen gie dar tn ein wint, daz iegltch vogel sanc in slner wtse,
406.
^A^^r hoch, der ander niderc ie nAch der sltizzel leite:
der wint zu berge widere was in den boum gewlset mit arbeile.
S^Xberleie vogel er wolde stungen,
ow meister wol bekande den sltizzel, ie dar nAch di vogel sungen.
107.
Vier engel tif den eslen, ie zwen ah dem ende,
die stunden äne gebresten, von golde ein hörn ieglfcher in der hende
het und bliesen di mit grozem schalle,
und vvincten mit der andern hant reht in der wts l wol tif, ir täten alle!'
::" *3. urgels. El, orgelns. B2E2. als a2B2C2D2E2, daz H. zu B*B2D2E2. hoch-
' ' *Hen AWa2B2D2. 4. daz fehlt //. amt AK gesang //. da mit a2B2C2D2E'K
floriert A{. noch fehlt AxBl, nu C2. in der Ax. manigen (den H)
fanden a*HB2C2D2E2. vil fehlt Axa2HB2C2D2E2, der EK
405 = //. I (ABDE*). II [aBCDE). \. gar uzzer a2B2D2E2, gar auz
C\ rotem fehlt a2B2C2D2E2. | mit fehlt B\ mit 6m wolde fehlt C2.
lauber Ä2, leuber B*DX, laeubern a2D2. und mit] und ovch mit H (zwi B\
*Wey D1) un AWDK 2. d. s.] besetzet AWDK da fehlt AWD1, do a2E2.
solde B*. | der v. DK vol /eA/l Z)1. voller vogel a2HB2C2D2E2.
«her al feMt Ax, al /eA/l C2. aller fehlt H. 3. aus C2. lobt wol H,
tobte C2. ze D*a2HB2C2D2. prisen Ä!. 4. von] uz AWDK beigen
p. ginch a2B2C2D2E2. ein wint dar in (fehlt B2E2) a2B2C2D2E2. Dar
la eyne wint geleitet JE1. | daz] der H. iglich Ax, iegelich Bl u. 5. tu.,
jeglicher ff. in /eA/f Z)1, nach a2B2C2D2E2. sein Z)1.
106 = I [ABDE*). II [aBCDE ). 4. einer /W»/f a2B2C*D2E2. d. a.]
oad a2B2C*D2, und auch do JE2. nider >^, nindere £2. des slozzels ^Z)1.
*. wint] don Z)1, done JE1, denn Al, den B1. zu fehlt a2B2C2D2E2.
Wrfce] wege Ä1, was für (her C2) und a2B2C2D2E2. wider ^J. | was fehlt
^mc^IfiE2. in dem JD^^C2. 3. swelicherleie B\ sw. hande a2B2C2D2E2.
singen (?) Z)1. 4. d. m.] den sluzzel a2B2C2D2E2. er wol B2D2.
<*kante ^C2. | d. sl.] der meister a2B2C2D2E2. di vogel da nach AK
107 = I [ABDE*). II [aBCDE). \.— | ie zw.] uzen AWa2B2C2D2E2y
«fort zwen Dl. den enden (ende E2) a2B2D2E2. 2. si a2B2C2D2y da £2. |
icücher AK in einer AxBxDxa2B2E2, in seiner C2Z)2. 3. heten a2B2D2E2.
ün il*. di] dar a2Z>2, da B2C2E2. grdzem /Wi/f a2B2C2D2E2. 4. and.]
am D2. | reht fehlt AXBXDX. wise y*!. nu wol uf BK
Abhandl. d. K. S. Gesellsch. d. Winsen seh. XVII. 32
470 Friedrich Zarnckk,
408.
Da stunt daz jungst gerihte ergozzen, niht gemalet,
durch Sünden riwe gesihte wärt bie mit der manung niht enbw,
däz ie nach der s&ze gel daz süren:
durch daz sol man in vröuden ie gedenken an daz selbe lrüre?n_
(XXI. Der Estrich, lOf^-lll.)
409.
Ein kost von zierde michel da sunder was zu seh o wen,
ünden der onichel darinne was ergraben und erhowen
vische und al der merwunder bilde,
ieglichz in stner forme, und füren reht als ob si waeren wilde.
440.
Wan rör alumbe giengen von üzen dar mit lüfte;
den estrtch Uberviengen er istallen dar, dar under wol mit gute
sach man si reht, sanis in dem wage lebten:
wintmül von üzen verre mit balgen dar den selben bradem gekat.
444.
Des estriches künde gap liebten ougen wtse,
als ob ein se mit ünde sich unden wegt und doch bedaht mit I»
408 = I [ABDE*). II [aBCDE). K. — | und nicht B2C2. en*
C2. 2. geschulte a2C2D2. durch (al d. 0«) di selben suchte AlBlDK | **»
Ax, so ward Dl. mit fehlt B2E2. der fehlt C2. manunge Al, mandof
a2B2E2} maynung C2. 3. so daz Dl. daz] des D2, eyne EK sn
AXDXC2, sawrn D2. 4. schol B2. vrouden Al. | noch ie D1, yedoch ft
des E2. selben E2, selbig B2.
409 = H. I [ABDE*). II [aBCDE). \. an z. H. ein zierde f«
coste EK | da fehlt B\ diu a2B2D2E2. ze a2HB2C2D2, ge- DK t. dou.
EK under AXHB2C2E2, und Bx, und dem a2D2. der] an dem DXE\ d*
C2. | dar in a2D2, darunder B2, dar auß Dx9 dar an Ex. so was Dl, »
ward H. ergr.] ergozzen a2B2C2D2, gegossen E2. 3. paid v. D1, *•
fischen El, visch a2D2. al] vü a2B2C2D2, auch gar vil E2. der f&
B2C2E2. al der] alle H. merewunder DK wilde H. 4. iecliches i*
in fehlt H. varw H. | und] diu //. als] sam C2.
4 40 = H. I [aAD). II [aBCDE). \. want a2, von AW&E\ f*
C2 [das p ist Fehler des Rubricators) , nahent D2. rot C2. | von] al Ä
dar in a1, ufi //. drin a2HB2C2, dar in D2, drein £2, /eA/t aK t. *»
D2. esterreich B2, este reich D2, estering E2. umbviengeu E2. | krid*
[von m i*f der /etefe Strich getilgt) H. dar über H. wol] si a2RB*&> •&
Z)2, sus C2. 3. si fehlt ClE2. si wegten sich sams (sam) AlDlal. »•
si a2B2C2, sam Z)2, als sy E2. si 1. a1. i. d. walde wa3rn lebnde Ax.
4. auzeren B2. verren B2. | m. tunste a2B2D2, m. dunst E2, m. rum*£*«
aldar a2B2C2D2E2. dem C2. brabem #, pladen B2, blade £*. «epte
f2. dar warn den bradem gebende A{.
444 = H. I [aAD). II [aBCDE). \. sus des a1. esterreiches Ä2Ä |
Der Graltempel. 471
t, daz man ez gar durchlühtic saehe
i 'vvaias von vischen, tieren und merwundern sturines da geschaehe.
(XXII. Weihung des Tempels, m.)
112.
er V>ischof Penitenze, der bruder art Parillen,
n p^ise vil der krenze truc di fruht mit der Franzoiser willen
ind von al der diet in mangen riehen,
der wthte disen tempel und die al teere alle willecltchen.
echt den AxDxax, liechtevv f 2. 2. — | unden fehlt Hax. s. u. w. u.
I A{, da und a1. doch] auch D'1, wer AxDxax. bedeket H, bedeckt E'2.
Bit dem H. 3. wa?r] un doch Ax, und also Dx, vil dünne a*B2C*D*E2.
man fehlt Dx. ez] vil H, fehlt Dxa*B*C*D2E2. gar fehlt fl2. durch-
Uechleichen Dx. sehe Ax, sache D2. so gar durchlöuehtich, daz man in
ch sa?he a1. 4. und fehlt AXDXE*. waz] daz Ha1, daz da AXDX.
h a*C*D*. und tieren a*B2D2E'2. | und auch Z)1^2, /WW AxHax. mer
M1. merwunder eflHB^D"1, Wunders Ax. Sturmes fehlt Al, stürme a1,
un stürme H. da] do Ei1, vil AXDXH, vil dar in a1. geschehe ^!, ge-
ch Z>2.
112 = H. I (^BD). II (aBCDE). i. bischolf aW. penitentz aW
!. | der /eA/l 01. bruder /V?A/< /f. von art Dx. barillen Z)2.
on AlBxDxa2C*D*, mit B2£2. der /WW D2. chreueze Z)1, chrewtz C2. |
uge Bx, so trug Dx. diu //. franzeiser B1, frantzoisaer a2, frantzoser
3. und auch Dx. al der] aller H, maniger a2B2C2Z)2£2. an a2.
ar diet in /M/* Ä1. vreraden a2B2C2D2E2. 4. der ^eM AXBX. wiht
. ^ZT1. disen] nu den Ha2B2C2D2E2. | üii auch Dx. altare yi1, al-
B1, älter O1, altar //Z>2, altari B2, alter C2. selichlichen AXBXDX.
Anmerkungen.
Um bei Benutzung meiner Ausgabe auch die Heranziehung der Texte und
Anmerkungen von S. Boisseree und E. Droysen , und umgekehrt bei Be-
ung ihrer Texte die Vergleichung dieser Ausgabe und der nachstehenden
lerkungen zu erleichtern, lasse ich drei Vergleichungstabellen folgen. Aller-
s sind die Strophenziffern bei E. Droysen übereinstimmend mit denen bei
l und insofern bereits in der S. 432 fg. gegebenen Tabelle enthalten, ihre
(lhrung an dieser Stelle ist aber doch nicht überflüssig, da bei Droysen
die Strophen, die sich nicht mit dem archi technischen Aufbau beschäftigen,
elassen sind. Die neun ersten Strophen sind von Boisseree und Droysen
. berücksichtigt.
3i»
472
Friedrich Zarncke,
1. Vergleichung der Strophensiffern dieser Ausgabe mit denen bei 8. Bei«
und E. Droysen.
Zarncke
Boiss.
Droys.
Zarncke
Boiss.
Droys.
Zarncke
BeiK.fr
2,
9
—
1
319
8,
44
—
36
—
79
^s
81 •
10
=
2
320
45
—
73
352
80
^s
82 3
H
—
3
321
46
—
37
353
81
83
12
=
4
322
9,
47
—
39
355
14,
82
^=
84 3
3,
13
—
5
323
48
—
40
—
16,
83
=
85 3
14
—
6
324
49
=
38
—
84
86 3
15
—
7
325
10,
50
•
42
357
85
=
87 -
16
ZZ^^Z
8
326
7
51
«^^
41
86
=
88 -
17
^Z^Z
9
327
52
—
46
360
87
=
89 -
4,
18
—
10
328
53
—
47
361
16,
88
- —
91 •
19
—
11
—
54
=
48
362
89
s=r
43 a
20
=
12
—
H,
55
50
400
90
=
41
21
^^^™
13
— —
7
56
^„^ ^
51
401
91
— —
45
22
14
—
57
— «_ ^_
52
402
92
—
70 1
23
■
15
329
58
.^^^
53
403
93
7« .
24
— -
16
33 i
59
—
54
404
17,
94
—
62 •
25
17
335
7
60
■ —
55
405
95
— —
63 -
B,
26
—
18
336
61
—
56
406
18,
96
67 3
27
—
19
—
62
^=
57
407
J
97
68 3
28
—
20
—
63
—
58
408
29
=
21
—
64
—
59
409
19,
98
49 3
30
—
22
• —
65
—
60
410
20,
99
91 3
31
—
23
—
66
—
61
—
100
92 3
32
^=
24
—
13,
67
^m^m^m
64
363
101
=
93 3
33
^^^^^
25
— —
7
68
— •
65
364
102
94 3
34
*
26
— -
69
_— ^
66
365
103
95 3
35
27
—
104
96 3
36
—
28
—
13,
70
69
376
105
97 -
6»
37
29
345
71
72
377
106
=
98
7
72
74
378
107
99
7,
38
=
30
—
73
75
—
108
100 3
39
— —
31
i
74
— —
76
^ ^^^
40
_^_
32
_
•
75
77
21,
109
— —
404
41
_^_
33
_
76
78
380
110
402 •
42
=
34
—
77
79
—
111
•
403
43
==
35
_^_
78
^^^^^
80
_^_
22,
112
404
2. Vergleichung der Strophenziffern bei 8. Boisseree mit denen dieser Aosj
Boisseräe hat sich eine von der handschriftlichen lieber] ieferung gani
weichende Anordnung der Strophen gestattet, wie die folgende Uebersicht
Anschluss an die oben S. 389 fg. gegebene Gruppirung und Bezifferung
Inhaltes) erkennen Uisst.
Der Graltempel.
473
// = Nr. 2—22.
H = Nr. 2—10. 12— [17]— 19. 11. 20—22.
/= Nr. 2—10. 12. 20. 13—16. 18—19. 11.
Boiss. = Nr. 2—10. 19. 11. 17. 12. 18. 13-
17. 21
16. 20-
-22,
22.
Etoisseree hat sich also, indem er die Schilderung des Aeussern (Nr. 19.
7) zusammenhielt, an /angelehnt, dieselbe aber gleich hinter Nr. 10 ein-
oben ; die Schilderung der Portale (Nr. 20) hat er mit HII am Ende be-
i. Nach der Rückkehr in das Innere und nach Darstellung des Aller-
sten (Nr. 1 2) nimmt er die Schilderung des Gewölbes (Nr. 1 8) , wohl
sie ohne allgemeineren Character zu sein schien, vor die Details der Chöre
13 — 16). Das ist im Ganzen eine gute Anordnung, in der nur Nr. 6
7 ebenso wie in der Ueberlieferung eigentlichen Haltes entbehren. —
im Innern der Abschnitte hat sich Boisseree manche Umstellungen er-
; er hat in Nr. 8 die Str. 45 (von den Chören) hinausgeworfen und in
3 untergebracht, wo im Zusammenhange von den Chören die Rede ist;
*. 9 ist die Reihenfolge von / eingeführt; in Nr. 10 erscheinen drei Slro-
aus Nr. 16 (Str. 89 — 91), in Nr. 13 noch zwei andere ebendaher (Str.
. 93), sodass für Nr. 16 an seiner Stelle nur die erste Strophe (Str. 88)
; bleibt; ferner stellt Boisseräe in Nr. 13 auch die schon erwähnte Strophe
Vr. 8 (Sir. 45). So ergiebt sich die folgende Uebersicht, in welcher die
jinem Abschnitt in den andern hinübergenommenen Strophen mit einem
i (*) bezeichnet sind.
Zarncke
, Boiss
i.
Zarncke
Boi&
}.
Zarncke
Bois!
3.
Zarncke
2, 9
22
—
30
43
=
89*
64
12,
67
10
23
—
31
44
=
90*
65
=
68
11
24
—
32
45
—
91*
66
=
69
12
25
—
33
46
—
52
67
18,
96
* 26
— —
34
47
--—
53
v7
3. 13
68
97
14
: 27
—
35
48
—
54
! 28
^__
36
4 ^v
69
13,
70
15
16
i
29
6>
37
49
19,
98
70
7
92*
■ \j
i
*
50
—
11)
55
71
93*
17
; 30
=
7,
38
51
—
f
56
72
• •*
71
4, 18
31
^^^
39
52
—
57
73
z=
45*
19
1 32
=
40
53
—
58
74
72
20
! 33
=
41
54
—
59
75
a^^ZI
73
21
34
=
42
55
——
60
76
74
22
35
^^
43
56
—
61
77
=
75
23
36
=
8,
44
57
—
62
78
=
76
2i
37
,
46
58
=
63
79
77
25
38
__
%
49
59
=
64
80
=
78
5, 26
27
39
: 40
=
J
47
48
60
61
—
65
66
81
82
83
=
79
80
81
28
41
—
10,
51
62
•^zz,
17,
94
•
29
42
—
50
63
^^z
95
84
=
U,
82
474
Friedrich Zarncke,
Boiss. Zarncke
85 = 16, 83
86 = 84
87 = 85
88 = 86
89 = 87
Boiss. Zarncke
90 = 16, 88
91 = 20, 99
92 = 100
93 = 101
94 = 102
Boiss.
95 :
96 :
97 :
98 --
99 .
Zarncke
103
104
105
106
107
Boiss.
100
101
102
103
104
= 81,
= «,11
Es ist oben S. 381 in der Anmerkung unterlassen worden, auch d»
Zeichnungen aufzuführen, die Boisseräe den von ihm benutzten Bai
gegeben hat, was hier nachgeholt werden mag. Es ist bei Boisseräe
H. \ = H\ H. II = J81 ; Vi = A*i B = Z)1; R = o!; C = C*; D=R
3. Vergleichung der Strophenziffern bei
Droys
•
Zarncke
Dro>s
•
Zarncke
319
—
2,
9
345
—
6, 37
320
=
10
352
8, 45
321
-—
11
353
— —
46
322
CT22
12
355
*
9, 47
323
=
3,
13
357
10, 50
324
=
14
3601)
■
52
325
— T
15
361
53
326
=
16
362
,
54
327
17
+
363
—
12, 67
328
4,
18
364
=
68
329
=
23
365
—
69
334
24
366
20, 99
335
==
25
367
*
100
336
==
5.
26
368
m ^^__
101
Droys
•
Zarncke
Droys
•
369
—
102
395
=
370
—
103
397
r=
m
371
—
104
398
^^^
375
—
108
399
sss
IM
376
* =
13
,70
400
=
M
377
=:
71
401
=
*
378
=
72
402
:=
8
380
76
403
=5
*
383
79
404
=
9
384
80
405
==
•
386
387
388
14
15,
, 82
, 83
84
406
407
408
409
—
«I
9
393
■
16,
, 89
410
;
6
1, I.2) Es fehlt »die Erzählung«, wie in Dx vor Str. 148 (vgl. **
S. 419): Hie hebt sich an wie der edel tyturel geporn ward; und so flu*
ebenda.
1, 4 lignum alöä, bei Wolfram oft als lign alöö (Parz. 484, 17. 790, '•
808, 13. Wh. 375, 24. 379, 25), ein kostbares, lieblich duftendes, heito*1
1) Verdruckt steht 369.
2) Nachstehende Werke werden im Folgenden nur unter dem Namen W
Verfassers citirt:
Caumont, Abecedaire ou rudiment d'Archeologie, 5. edition, 1 867, ö*.
Viollet-le-duc, Dictionnaire raisonue de l'Archilecture fran^aise. "
1867 fg.
Gailhabaud, l/architecture du Vme au XVIPe siecle, Paris 1858 tfc.
Otte, Handb. d. kirchl. Kunst- Archäologie, 3. Aufl. Leipzig 1854.
van den Berghe, Osw., Le temple du Gral, in den Annales ArcheotoW*8
par Didron aine, Tome XVH (Paris 1857), S. 217 fg. 285 fg.
l*3J Der Gbau^wpgl. 475
Maria wird mit ihm verglichen (du blüendez lignum alöe, Gottfr. Lob-
pMang bei Haupt 4, 520, 49, 2) ; man nahm an , dass es aus dem Paradiese
Eeanne: die andern maister sprechent, da* daz holz körn von dem irdischen
Warcults in vlie senden wazzern und daz man ez mit netzen in den wazzern
mf väch Megenberg 355, 25.
2, f fürgezohe vermag ich nicht nachzuweisen. Zu dem Folgenden vgl.
ihn S. 402 fg.
* 8, 3. Meistens sind ja allerdings die Stühle aus Holz, doch gab es auch
hi den Kirchen Stühle aus Stein, Marmor u. s. w., an denen man also die
hi Vs. 4 gemachte Bemerkung erprobt haben konnte. Vgl. Gaumont 354 fg.
Wollet II, 445 fg.
k 3, t Pttagoräs und HercuUs; vgl. Parz. 773, 21 fg.: iuch hete baz be-
Wcheiden des (über die Natur der Steine) Eraclius ode Ercules, unt der krieche
Ahrrander , unt dennoch ein ander, der wise Pictagorox . . . der künde wol
Bon steinen sagen. Unter Hercules ist, wie schon diese Stelle zeigt, Eraclius
tat verstehen, dessen Steinkunde in dem von ihm handelnden Gedichte eine
WMe spielt und dadurch im 43. Jahrh. bekannt war. Vgl. das franz. Ge-
rficht bei Massmann S. 233, 525 fg. (dazu S. 395), und im deutschen Gedichte
■ha. 8. 20 Vs. 692: ich erkenne edel gesteine baz dan die hiute lebende sint;
■d Enenkel's Weltbuch (bei Massmann a. a. 0. 437, Vs. 39 fg.) : min kunst
4M nikt kleine; ich kan ein ieglich gesteine gesehen, waz ez krefte hat unde
mokz ze lobe stät u. s. w.
4, 4 ge'runge oder mit mäze nach A geringe? Zu ersterem vergleicht
sich das bekannte mänünge, zu letzterem wisünge 64, 4.
5, 4 fg. Arnoldus Saxo, de virtutibus lapidum (bei Haupt 18, 428 fg.)
Kr. 4 : Abeston (sonst auch Asbestos) . . . eius virtus est : nam accensus num-
quam extinguitur . Ebenso bei Albertus Magnus, im Museum f. altd. Litt. u.
Kunst 2, 1 29 : cuius virttis mirabilis narratur . . . eo quod semel accensus vix
umquam potuit extingui. Megenberg übersetzt dies (S. 434, 47) : wenn man
den stain ains mäls entziint, so mag man in niimmer mör erleschen , er gibt
immer mtr dar flammen.
6, \ fg. Eliotropia gemma est viridis . . . hie lapis in aquam positus eun-
dem quae in vase est aquam, cum radiis solis exponitur, ebullire facit et re-
solvit in nebulam, quae post paululum imbrem inducit Arn. Saxo a. a. 0. 435.
Albertus M. (Mus. 2, 432): postmodum autem descendit illa nebula rorando
sicut per guttas pluviae. Auf diesen kühlenden Regen bezieht sich wohl Vs. 4.
Bei Megenb. 445, 26: Elitropius haizt sunnenwendel . ist daz man den in ain
vaz mit wazzer tuot , so macht er die sunnen pluotvar . . . , und wallet daz
vaz an underläz und sprengt daz wazzer auz sam einen regen. Das Gedicht
von der krafft des Edelgesteins im Mus. 2, 90 behandelt diesen Stein unter
dem Namen »Aldropi«: Wer den stein in ein vass thut , so muss die sonne
iren schein lan und das gewolgken begynnet auff zeu gan, und begynnet zeu
regnen seere.
6, 4. Vgl. Hadloub (hsgg. v. Etlmüller) 20, 2: so der haven walle und
daz veize darinne swimme; 46, 2: so der haven rätes vol erwallet wol, so
476 Friedrich Zarncke, (
gib uns her nach unser ger. Vgl. in Hag. MS. 2, 287 (XV, 8) ; «99 (XLI,
Megenherg 445, 28 : und wallet daz vaz an underläz.
7, 1 . Hie reddit hominem bonae famae et vaticinari quaedam et i
mem et longae vitae. contra fluxum sanguinis valet et venena (fillaehikb
nerea bei Alb. M. im Museum 2, 432). si ungatur cum herba emdm
minis , in fallendo visum hominis homo se videri prohibet Arn. Sil«
Albertus M. giebt wie meistenteils auch hier nur eine Umschreibung
Arn. Saxo. Wer den stain tregt, den kreftiget er und lengt im daz Ubm,
verstelt daz pluot und schäuchl vergift und sichert den menschen vor
Megenb. 445, 32.
8, 1 gefrowet und geherret können hier nur bedeuten als Gebieter
Gebieterin über Alle gesetzt sein ; an andern Stellen ist aber wohl
und gehöret zu lesen (der Titurel liebt diese Zusammenstellung) z. B. 6ttt
9, 2. Auch vom Palast des Presbyter Johannes heisst es § 60
Ausgabe der Epistola: Pavimentum est de onichino.
10, I lahter (lähter?) , ein seltenes Wort, hat vermuthlich die
Acnderungen an dieser Stelle hervorgerufen; auch in Al war anfangs das ge-
wöhnlichere kläfter geschrieben.
10, 3. Ist man berechtigt, an dieser Stelle daran zu erinnern, davll
heilige Grabeskirche in Jerusalem in ihrem Ostende, wo sich die Rotunde
fand, auf Felsengrund stand, der erst durch Abtragen eines Theiles des Fefaett
hergestellt war?
12, 1. Dass die Grundrisse zu Kirchen durch wunderbare Offenbar«!
den Menschen milgelhcilt worden seien, ist eine sich öfter wiederholende Sap
So soll der Plan zu der Hagia Sophia nach der Versicherung byzantinischer
Hofhistoriker durch einen Engel vom Himmel gebracht sein, und Aehnüch*
wird vom Kölner Dom erzählt. Vgl. Sepp, Neue architec tonische Studien S. U.
Der Plan zu der Basilica der Beala Maria Major in Rom soll im Schnee ab-
gezeichnet gewesen sein. Vgl. Beatae M. Majoris de Urbe etc. descripüe, 1
auetore Paulo de Angelis, Romae 1621. U. s. ö.
12, 4 von der Aussenwand (von der müre) des Tempels bis dahin, *•
die Stufen hinaufführten, d. h., wie Boisseree richtig erklärt, bis zum oben *
Anfang der Stufen, also die obere Fläche des Lewer, die den Tempel un-
kreiste; Droysen's umgekehrte Erklärung ist mir unverständlich. Die ge-
schliffene Fluche des Lewer hatte also 100 Klafter im Durchmesser, der Tem-
pel demnach 90.
13, \ rotunde. Es ist wohl möglich, dass hier das Vorbild der beide!
Rundbau-Kirchen in Jerusalem direct oder indirect von Einfluss gewesen &
Vgl. Sepp, Neue architeclonische Studien. Es sind bekanntlich die bekki
folgenden: 1. Die Felsenkuppel auf dem Berg Moria, genannt Kubbet et
Sachra, ein Octogon von 66 Fuss Durchmesser mit einer gewaltigen Kuppel
in der Mitte über einem grossen Felsblock, dem lapis pertusus, bei den Tal-
mud isten Eben Schatja, d. i. Grundstein, genannt, der für den Mittelpuuct
der Erde galt. Zur Zeit des Salomonischen Tempels stand derselbe wohl
ausserhalb und war durch behauene Steine zur Gullusform ergänzt und mit
Stufen versehen (Sepp S. £3). Die Kuppel soll nach de Vogu6 von de»
Der Graltempel. 477
ifen Abdel Melik erbaut sein, nach Sepp wahrscheinlicher von Justinian.
fiUelalter galt diese Felsenkuppe] als Templum Domini, später wurde sie
Moschee Omar's genannt. Südlich daneben war der Palast der Templer,
Wich auch wohl Templum Salomonis genannt, mit einer Kirche der hei-
i Jungfrau, später die Moschee Aksa; nach Sepp S. 45 von Abdel Melik
nt. Ganz hievon zu trennen ist 2. die Basilika des Constantin,
Golgatha, das Sepulchrum Domini, die Anastasis. Vgl. Sepp a. a. 0. S. 66
5. Ursprünglich hatte diese nur ein Halbrund am Ostende, aber als sie
beim Einfalle des Kosroes abbrannte, machte der Patriarch Modestus
—626 aus ihrem östlichen Theile eine vollständige Rotunde von
7U38 Durchmesser, an die sich dann die übrigen Räume der Kirche an-
men (354 Fuss lang, 470 Fuss breit; Grundriss aus der Zeit vor den
issügen bei Viollet 8, 278; Durchschnitt aus späterer Zeit bei Sepp a. a. 0.
2). Daneben war noch über der Grypte die kleine sogen. Helenakuppel,
dings auch eine Rotunde, die aber hier wohl nicht in Betracht kommen
i.
Die Formen dieser Kirchen auf den heiligen Stätten in Jerusalem waren
iss nicht ohne Einfluss auf die Anlage anderer Kirchen. So erwähnt Sepp
3 die alte Patriarchalkirche in Antiochia, ein Octogon, die freilich der
nach noch älter sein soll, indem sie auf Theophilus, den Freund des
tgelisten Lucas, zurückgeführt wird; gleiche Gestalt hatte San Vitale in
?noa (526 — 547) , nach welcher der Dom in Aachen durch Carl d. Gr.
ut ward, den wieder die Rotunde zu Othmarshausen (Otmarsheim?) im
18 als Vorbild nahm. Eine Rotunde war auch die Kirche des Simon
tes in der Nähe von Aleppo (Sepp a. a. O.).
Besonders beliebt war der runde Bau oder das Octogon bei den sogen.
Lsterien, bei denen vielleicht der Zweck genügte, um zur runden Form
Uhren. So in Florenz, Pisa, Modena u. s. w. Sodann auch bei Grab-
len (in Nachahmung der Rotunde des Modestus) und solchen, die Rcli-
a des Heilandes zu besitzen behaupteten, so führt v. Berghe a. a. 0. an
t Croix de Quimperlä (Finistere) , Täglise de Charroux, Saint Croix de
majour (in der Nähe von Arlesj ; ähnlich sei auch la chapelle du Saint
; ä Bruges, wenigstens im Thurm ; St. Martin in Tours war eine Rotunde,
sie das Grabmal des Heiligen enthielt (ebenda). Ebenso die Kirche des
;en Benignus zu Dijon (vgl. Viollet 4, 453. 8, 280). Schon 1045 wurde
iirche de Neuvy St. SSpulcre im Departement de l'lndre gebaut (Viollet
83) als Rotunde »ad formam S. Sepulcri Ierosolymitani*. Noch mehrere
rüge führt Viollet 8, 287 auf.
Behauptet wird nun auch, dass besonders die Templer Vorliebe für
nden hatten. Das wäre wohl erklärlich, da ja ihr Palast in Jerusalem
n dem grossen octogonen Felsendome stand und dieser als Templum Do-
galt; und es wäre für unsere Stelle von besonderem Interesse, weil es
leuer Beweis für den Zusammenhang der Templeisen des Grals mit dem
n der Templer sein würde. Was ich darüber nachzuweisen vermag, ist
Nach Didron soll die Kirche San Sepulcro in Pisa ein Bau der Templer
und den Felsendom (?) im Kleinen darstellen; ferner die Templerkirche
*7* I
m Ijßiükm, erfaot 11*$, m deren Bnndhaa cm 1214
t*»r4 '0cpp 4, *, 0, 334. ; die Kirche des Tempte in
tlaäi tkk*Uu#i%ter dt* Ordens nach Viollei 8, 13 la
ifiiiiv« bereif* 114*,; die Cspelle derselben in Laoo
kiriauftgebauUrrfi Chor 'Viollet 2, 18 ; die tfatlhiastircfce
M^HMfl wird von Boisser^e, 6« 329, als ein Rundbau der
Ott* in der ZeiUcbr, f. D. Ph. 4, 481 fuhrt einen gkkh
und ftigt hinzu, dass notorisch die Templer in Frankreich und
Vorlfcb« für die Bund form der Kirchen gehabt hätten. Ob dennoch
bereit* so »fcber erledigt ist, wie San Marie, Leben und Dichten
v, Kwltenbach 2, 291 es annimmt, wenn er sagt: »eine Rotunde
d«r Kirchen der Tempelherren, welche hierin den [sogen.] Tempel
HhUmi nachahmten«, und femer »den meisten ihrer Kirchen gäbe»
gtmjJl** ein« runde oder eine auf einem Kreise errichtete vieleekige
iniiM icli unentschieden lassen. Viollet 9, \t sagt allerdings: On
nom d« temples, pendant le moyen äge, aux chapelles des oommai
Umiplhtrs; cos chapelles elaient ha bituel lernen t baties sur plan ciiwbK Ä-iI
auch K, 288, (iailhabaud aber tbeilt jene Ansicht nicht. Im I. Baff»«
Arohittioluro sagt er in dem Aufsatze Chapelles de l'ordre militaire tm> d
A H^govi« et a HnmursdorfT 8. 1: Quelques archeologues , preoecup» äoj
qui donna nflissanco ä cet ordre ainsi que des formes generale«, qae r*
In plupart de sos monumonts religieux, poserent longtemps en pri — «^
ws falilloo* rofurent toujours, oomme disposition ichnograpbique, b^
il'un eorolo ou oollo d'un polygone, dont on ne s'ecarta jamais. A <***
quairos, nous r<vpondrons quo notre chapelle de Bamersdorff vieot riJ*kti
opinlon ot la roeliflor de tous points. Ainsi donc, bien que le pl<*
numhro dos «Hlilloos construits pour les besoins religieux des moosfitiwjj
Tcmplo nit plus particulierement affecte les figures que nous avons dto^
oela, penso-t-on, en Souvenir et imilation de Teglise du Saint-Sepok»)
Jerusalem, quo les Tompliers auraient pris pour modele, il est
prou\ o quo oet ordre no s en tint pas , pour le plan , ä deux fomeSi
qu il adinit eneore la disposition reetangulaire des basiliques, avec m\
ap&klot l>o iv demier genre, on connalt plusieurs chapelles
construites par les Tempi iers, u. s. \v. Freilich von den beiden CapÄJ
l«*ilhab*ud dann bespricht, ist die tu Segovia wirklich eine
XwMteek mit dm parallel ausgebauten Chören am Ostende • wJ *^
Ramer$*kwf Ihm Bonn ist nach Otte Handbuch S. 71 eine
eapelle. Rs wird also diese Frage wohl noch weiterer Uni
U*£en mttsseu Auch schwanken die Ansichten der newren F«iä»*i_
schon aus dem Angeführten tu erseheu, darüber, ob die Kirche 4»
Itatas \xWr der Folgendem bei den Capellen der Tempier ab
schwel* habe. Rrsleres nehmen Viollet und Uailhahani
mir das Wahrscheinlichere danken.
Olle in *c lefethr. L D Hl I. i$1 «aacht &mmf
4*tk M^ui^i^e4jM^F<t<en wv«fcl aas lUrdfeMfcen **ii
Hnh^ie* Ml war ja der BanylJaur &$ G
Der Graltempel. 479
solche auf die in Salzwedel aus der zweiten Hälfte des 43. Jahrh., einen
Capellen rings umgebenen vieleckigen Gentralbau (also ähnlich dem Grund-
i des Graltempels) , und die in Treuenbrietzen , die Ueberreste einer go-
cben Rundcapelle.
Auf die Liebfrauenkirche in Trier (gebaut 4827 — 4244) ist seit San Marte's
tfhnung (4844) und Abbildung des Grundrisses derselben (a. a. 0. Bd. 2)
derholt hingewiesen; sie bietet, von den Grössen Verhältnissen abgesehen,
rdiogs viel Uebereinstimmendes, und, wie schon oben S. 430 erwähnt,
fie vielleicht aus ihrem Grund riss ein kräftiger herausspringender Vorbau
Hauptchores auf das Bild des Graltempels übertragen werden. Mit den
ipiern hat jene Kirche freilich Nichts zu thun, sie ist eigentlich eine Tauf-
lle, und darin wird ihre Form begründet sein. Vollkommen rund mit
runden herausgebauten Capellen ist die Kirche des heil. Michael in En-
;ues bei Angoul6me (Caumont 4 32) ; sie berührt sich aber sonst mit dem
ftdriss des Graltempels nicht.
Rahn's » Ursprung und Entwicklung des christlichen Central- und Kuppel-
»t wird wohl noch einiges Einschlägliche enthalten, das Werk war mir
nicht zugänglich.
Gemeiniglich findet man angegeben, nach dem Muster des Graltempels
l iwei Kirchen gebaut worden, einmal die heilige Kreuzcapeile in der
l Karlstein (vgl. B. Mikowec, die Kgl. Burg Karlstein in Böhmen, Wien
!) bei Prag, und dann die Kirche im Kloster Ettal in Bayern, jene durch
IV, diese durch Ludwig den Bayer erbaut. Bei jener kann von dem
itectonischcn Aufbau gar nicht die Rede sein, denn dieser ist quadratisch ;
ser6e a. a. 0. 332 fg. vergleicht denn auch nur die märbhenhafte Pracht
er Ausschmückung mit Gold, Malereien und Edelsteinen, die aus Berillen
Amathysten, in vergoldetes Blei gefasst, zusammengesetzten Fenster u. ä.
! ähnliche Decoration , eine förmliche Incrustation mit böhmischen Halb-
steinen, kehrt übrigens auch wieder, wie mir Herr Prof. Woltmann mit-
t, in der kleineren Katbarinencapelle derselben Burg und in der Wenzels-
ille am Prager Dom. Sollte also wirklich Nachahmung das Graltempels
vorliegen und nicht vielmehr die allgemeine Neigung der Zeit (13. und
Jahrb.) zu überladener Decoration? »Die Burg Karlstein (gebaut 4348 —
7) war wohl grösstenteils auch in der Ausführung noch das Werk des
Kaiser Karl aus Avignon mitgebrachten französischen Architecten Matthias
Arras«. — Anders steht es mit der Kirche in dem Kloster Ettal, über
in Bau (das Kloster 4330 — 4332, die Kirche geweiht 4370; ausgebrannt
4) H. Holland ein eigenes Schriftchen abgefasst hat: Kaiser Ludwig der
er und sein Stift zu Ettal, München 1860 »j. Das Stift war für Ritter
freilich heirathen und mit ihren Frauen dort leben durften) bestimmt
erinnert so allerdings etwas an die Templeisen, auch ist die Kirche
*) Worin dem Verf. freilich S. 24 fg. der arge Fehler begegnet, den Duc Loys
verschollenen Heidelberger Bruchstücke noch mit Boisseree auf den Kaiser
vig den Bayer zu deuten. Gemeint ist bekanntlich der Pfalzgraf Ludwig, der
) (Pfalzgraf 1256) bis 4 294 regierte.
480 Friedrich Zarncke, [H
ein Rundbau (ein Zwölfeck) mit vorspringendem Hauptchor im Osten;
umher sind an den Wänden Altäre, sowie auch ein Altar in der
neben dem Hauptpfeiler, aber nach Osten orientirt sind die Altäre nicht,
an den ausgebauten Chören gebricht es ganz; statt ihrer geht ein
Umgang rund um die Kirche, der nur von Aussen einer Dmkränzimg
Chören nicht ganz unähnlich sehen mag. Die Decorationen im innen
ihren »Lauberen« und »Fruchtgehäng« (nach der Beschreibung v. J. I
bei Holland S. 20 fg.) sowie die Gitlerthttren zum Chor u. A. erinnern
an den Graltempel. Unmöglich ist es daher nicht, dass dem Baumeister
von diesem vorgeschwebt hat, beweisbar freilich nicht.
Zu diesen beiden Gebäuden möchte Woltmann noch ein drittes
Er schreibt darüber an mich: »Der Gedanke eines Graltempels scheint
aber auch die Anlage der Kirche des Karishofes zu Prag bestimmt ra
ben. Stift regu lirler Chorherren, gegründet 4354, 4377 geweiht, auf ei
Berge in der Nähe der Stadt, jetzt innerhalb derselben an ihrem
Die Kirche ist ein Octogon mit angebautem Chor. Ueberwölbung ia
meistei haft durchgeführten Sterngewölbe, ausserordentlich kühn über
Mauern mit schmalen Fenstern, 60' österr. hoch, 78' österr. Durchmaß
Grundriss bei Schnaase, Ges. d. B. K. VI, S. 278, 2. Aufl. . . . Es
nicht urkundlich fest, lässt sich aber aus den Formen fast mit BrstunaM
nachweisen, dass diese Kirche ein Werk des in der Kölner Schule gebiMM
Münsterwerk meislers Peter von Gmünd, dictus Parlerius, ist«.
44, 1 trin siul wohl aus der Schilderung des Tempels des Saloroo, fc|
111, 7, 45: et finxit duas columnas aereas.
45,2 liste ; Boisser6e nimmt das Wort als list = Kunstfertigkeit, tafr
volle Arbeit ; aber die Lesungen liste, listen in / und leiste in // entschied«
für die Länge des i; es sind wohl kostbare leistenartige Verzierungen auf fa
Gewölberippen gemeint.
4 6, t. In / ist von Engelgestalten oberhalb der Pfeiler, in // H
auch wohl in H, ain = an) von solchen an den Pfeilern die Rede. BÄ
ist durch Beispiele ausreichend bezeugt; aber zu der sonstigen Schildert^
scheint es mehr zu passen die Sculpturwerke hier an den Capitälen obeftol
der Säulen anzunehmen als an den Pfeilern. Engel oberhalb der Säuleo vgl*
z. B. bei Gailhabaud Bd. IV in der Chapelle Palatine ä Paris.
17, 2 nach zu bilde : entsprechend der Maria, sie darstellend. Vgl. 50, •'
vier edliu bilde starke nach den evangelisten.
49, t fg. : hie lapis . . . placat Deum et pacem reconciliat et tactaresM
vincla , aperit fores carceris et audacem efficit, invidiam et fraudem UM . • •
et firmat in bonis animum et mites facit et humiles Arn. Saxo 444, 5 ig. K*
eunt etiam, quod coiyus invegetat et paces reconciliat, pium et devotum ailb*
efficit et animam firmat in bonis Alb. Magn. im Mus. 2, 65.
49, t mit wazzers ünde (hier Thränen) bezieht sich wohl auf das, **
Alb. Magn. Mus. 65 noch weiter von dem Steine sagt: sed ante vult po**
aquam frigidam et post similiter.
20, 4 . Saphir auch der fünfte was : vor tvär von dem ich sage das, Ar
ist wol drier hande Gedicht von der kraffl vnd eigenschafften des Edelgeste«*»
] Der Graltempel. 481
Museum 2 S. 63. Die Dreizahl habe ich sonst nicht ausdrücklich hervor-
hoben gefunden.
SO, 3. Vgl. z. B. er schüucht den grausamen siehtum, der daz antlütz
€ und haizl ze latein lnoli me längere*, aber er verleust sein varb dar nach
tenberg 458 , 4 und ebenda : aber der in Iregt , der muoz sich gar vasl
ixen, daz er käusch sei (doch wohl, weil der Saphir sonst an Werth ver-
•t). Alb. Magn. tritt der Annahme entgegen, dass der Stein seine Kraft
üere (S. 65): Quod autem dicunl, quod amittit virlutem el colorem, post-
Mt semel fugavil antracemf esl falsum.
21, 4. Diese Annahme entwickelte sich aus Exod. 24, 10: El viderunl
Mes und seine Begleiter] Deum Israel: el sub pedibus eins quasi opus la-
*s sapphirini, el quasi caelum, cum serenum est. ... Dixil aulem Dominus
Moysen: Ascende ad me in montem, el eslo ibi, daboque tibi tabulas lapi-
u, el legem ac mandata, quae scripsi, ut doceas eos. Wie sich dies weiter
»bildete, darüber belehrt mich Herr Prof. Franz Delitzsch: »Wir besitzen
oh Art der patristischen Catenen ein grosses midrasisches Sammelwerk,
rlebes Jalkut SchimAni heisst. Dort beginnt die Deutung von Exod. 24, 10
gendermassen : Weiterhin sagt die Schrift, dass die Tafeln das Werk Gottes
im (Exod. 32, 16), und hier, dass sie unter Gottes Füssen wie ein Werk
n durchsichtigem Saphir schauten; vergleicht man »Werk« (24, 10; Vulg.
ur) mit »Werk« (32, 16; Vulg. opere) , so ergiebt sich, dass das eine von
pbir war wie das andere. — Demgemäss sagt ein aramäisches Pfingstlied,
ginnend Arkln Adonai schemajja le-Sinai (herniederneigle der Herr die
ramel gen Sinai) : Haue Dir aus, o Mose, zwei Tafeln aus dem Saphir unter
m Throne des lebendigen Königs«.
21, 4. Der Saphir wird allerdings stets als besonders reich an Kräften
rühmt; doch ist mir die Nennung der Zehnzahl nicht begegnet.
23, % kefset Reliquienkästchen ; taveln (Altartafeln) ist wohl nicht ohne
denken; das Wort fehlt in H und // (es ist in den Lesarten Vs. 2 zu
CW noch E* und bei Vs. 3 zu £2C2 noch Z)2#> hinzuzufügen) und vcr-
igl sich vielleicht nicht mit der Aufstellung eines Tabernakels über dem
tar.
23, 3 zibörje, mit. ciborium, der auf vier Säulen ruhende Baldachin über
na Altar, das Tabernakel, doch wohl so genannt, weil darin ursprünglich
! Eucharistie suspendirt war. (Vgl. Gaumont 41, und zur Laube erweitert
le S. 28). Boisseree nimmt an, dass über jedem Heiligenbilde ein Taber-
kel angebracht gewesen sei, was die Lesart in HII gestattet, aber nicht
rlangt. Dazu scheint allerdings Vs. 4 zu stimmen; aber man kann über
tbet auch allgemein fassen als in Ttezug auf den Beschauer gesagt. An-
nessener ist doch jedesfalls, wenn, wie I es darstellt, über jedem Altar
i stattliches Tabernakel gedacht wird. Die folgende Strophe bestätigt dies.
24, 4 der grüne gebete,. der grüne Farbe gewährte, vgl. 47, 2 der silber
mde mäne. Hier wie dort beweisen die Lesarten, dass man die Worte
ton frühe nicht verstand. — Dieser Sammtvorhang ist an den innern Sei-
i des Tabernakels zu denken (vgl. Otle S. 29 mit instructiver Abbildung;
;h ist dies Tabernakel grösser als es an unserer Stelle zu denken ist),
i
482 Friedrich Zarncke, [H
•
nicht etwa, was sich auch findet und wie Boisseröe diese Stelle deutet,
den Altar in einiger Entfernung von drei Seiten umziehende Umheguog
Viollet 2, 26. 29. 30. 472). Diese letztere war nicht gegen den Start
wendbar. Entscheidend ist Tit. 296, wo geschildert wird, wie dteEapi
Gral in den Lüften halten: in einer zibörie rlche; darob von dicken
E2) pfellenj siner heilekeit geliche, daz kein stoup darzä sich moht jeselni
24, 3 fg. Vgl. oben S. 393 fg. Van den Berghe a. a. 0. sagt: •(
est probablement un Systeme de Suspension pour l'Eucharistie. On
en effet que, pendant la messe, on fasse descendre, en tirani un conkft
soie, la pixide destinee ä contenir les especes sacraroentelles, et qu'apfte
y avoir deposees, celle-ci soit remontee au moyen d'une roue, jusqtfa»
du ciborium. Peut-etre la colombe sert-elle de contrepoids h Tange,
supporte vraisemblablement la pixide, ou en tient lieu. — L'usage de
le Saint-Sacrement a 6t6 tr&s-repandu pendant tout le moyen äge, et i
retrouve meme aujourd'hui des exemples, puisqu'il se pratique enconli
cathedrale de Reims et ä Saint-Remi, de la meme ville. Ordinairemeot
la colombe, qui renferme dans ses flancs la Saint-Hostie. Tout le monde
voir une de ces colombes au Mus6e de Gluny (Nr. 2025 du catalogoe);
est en cuivre dore et emaille par incrustation, avec les ailes et la qoeoei
biles. — Sur la Suspension de l'Eucharistie cfr. les »Annales Archeolog.tt
p. 95 et t. Y, p. 492«. Eine solche Taube als ciborium vgl. bei Caumont511l
Aber dieser Deutung widerspricht (abgesehen davon dass twehel sich ihr
fügt] schon der Umstand, dass der Engel aus dem Gewölbe herabgeflogen
nicht aus der Höhe des Tabernakels. — Mehr befriedigt BoissereVs ErUM|]
der in dieser »Anstalt mit dem Engel« eine Versinnlichung des Gebetes
welches in der Messe bald nach den Einsetzungsworten gesprochen
worin es heisse : »Lass dieses Opfer durch die Hände Deines heiligen
auf zu Deinem erhabenen Altar tragen«.
25, 4 . Ich habe keine Interpunction gesetzt, weil ich Über dieselbe
ausreichend sicher war; für das Wahrscheinlichste aber halte ich, da»A
Golon hinter snüre zu setzen ist.
26, 3 aschenglas, aus Pottasche, Kieselerde etc. gefertigtes gemeines 9&
Auf dem Karlstein bei Prag fand Boisseree die Fenster der Kreuzcapelle (s.*)
noch 4841 aus lauter Berillen und Edelsteinen zusammengesetzt, die in i*5*
goldetcs Blei gefasst waren.
27, 4. Vom Berill sagt Megenberg 436, 29: die stain sint gar maxyrH
wan etleich sint gar lieht sam ain er istall. Man hatte auch beobachtet, 4*
der Berill prismatisch ein mannigfaltiges Farbenspiel erzeuge, Megenberg 4H
4 3 : wenn der berill sehsekkot ist , so pringt er an der sunnen schein at tt
varb , die an dem regenpogen sint ; auch dass er die Strahlen gleich
Brennglas concentrire wusste man; Megenb. 436, 45: ist aber der stom
bei .... so entzünt er tot koln oder ain swarz wollein tuoch oder ainen
zunder von aim paum. Letzteres behauptete man auch vom Kristall, *rf»
Megenb. 444,. 6: ain sinbel er istall, wenn diu an der sunnen stet, s6 entjirf
si ainen zunder reht sam der berill. Als schön durchsichtiger und W*
grössernder Stein (davon unser Brille) kommt der Beriü bereits in Brtd*
De* Graltempel. 483
i Marienliedern vor, 5429 ich moes seen durch den bril. So waren denn
seht Berill und Krislall die beiden Steine, die zu hellen, glänzenden
na als die geeignetsten erscheinen mussten, ja, deren Licht zu mildern
Dedacht sein musste. Noch Hans Sachs (hsgg. v. Keller 5, 286, 46)
«fet beide : in der christall und der parill kan ich auch sehen vil gesteht,
her etlich meyl geschieht.
7, % tage* ist hier das Tageslicht, wie oft; vgl. Wolfr. Lieder 3, 42 u. ö.
8, 4. Um den Glanz zu mildern, werden nun buntfarbige Edelsteine
igt, nicht etwa blosse Glasmalereien (vgl. 29, 2 fg.).
8, 4 kondiwieren überaus häufig im Titurel in der Bedeutung schmücken,
, ehren.
0, 4 läzür ist hier nicht der Stein, sondern die aus ihm gewonnene
Farbe, wie gemalet von läzüre Wigal. 7365.
D, 4. Vielleicht verdient die Lesart von H den Vorzug vor der im Text
den von 1, denn der Ausdruck der kost zu werdem vltze ist nicht ohne
ken.
4, 4. Atnetislus gemma est. color purpureus (vgl. 34, 4), ut rosa (vgl.
. Cuius sunt species quinque (also mehr als drei) Arn. Saxo 430, 8.
färbe ist also ein feyol (vgl. 34, 4). Von der kraffl etc. im Museum
Am meisten stimmt zu unserer Stelle Megenberg 434, 32, der auch
rten, und zwar dieselben wie unser Dichter aufzählt: der stain ist violvar
wpervar, und der purpervar ist der pest. ez ist auch etleich ametist, der
n am röter weinstropf oder satn ain rötei- wazzerstropf von röter erden.
4, 4. Frühe suchte man an dieser Stelle eine Wirkung [kraft, tugent)
Leines und veränderte demnach; aber der Sinn ist wohl nur; er lässt
i Tadel aufkommen, gereicht ganz zur Ehre; man müsste denn die
der lateinischen Beschreibungen hier wiederfinden wollen malam cogir*
m (auch malas cogitationes) repellit Arn. Saxo 430, 44. Alb. Magn. im
1, 72.
2, X. Zu der hier folgenden Schilderung macht van den Berghe die
kung: Le poöte a-t-il voulu peindre ici l'etonnement? Es ist aber nur
hiiderang des wirklich bei dem Steine Vorkommenden. Et idolum ex-
us receplum ut in coneavo speculo inversum repraesentat Arn. Saxo 446, 6.
utem certum est, quod speculum est lapis iste et idolum obiecti corporis
ipeculunt coneavum in convexum repraesentat Alb. Magn. Mus. 2, 59.
das Gedicht von der kraffl elc. (Mus. 2, 58) : Der ander heysset topasius,
hin sol man den alsus : wer sich besyet dorinne , dem ist zeu berge das
gehört und dor zeu der munt, und die augin neder in den grund. —
i dieser neckenden Eigenschaften nennt ihn der Dichter den lösen.
2, 4. Sunt duae species , unius color similis est puro auro, alterius cla-
t magis tenuis Arn. Saxo 445, 45. Näher unserer Stelle Alb. Magn.
2, 59) : Sunt autem duae species in hoc genere lapidis, quarum una est
> senilis auro et haec est preciosior; alia est crocea magis tenuis coloris
auri Bit color, et haec est vilior. Uebersetzt bei Megenb. 464, 46.
\, 4 jochant = iacinthus. Vgl. color rufus vel coeruleus Arn. Saxo
Vgl. Alb. Magn. im Mus. 2, 67. Zuweilen mit dem Granat zusammen
484
Friedrich Zarncke,
genannt und verwechselt, wogegen Alb. Magn. im Mus. 2, 409 sich
Et quod quidam dicunt, hunc (granatum) esse de genere hyacinthi, estf*
Doch das Gedicht von der k rafft etc. Mus. 2, 408 thut es dennoch: der
nath und der rothe Jachanth, dy sint beyde zcu samen gnant. Auch
berg 447, 7 : der granät ist von des jächants art und ist seines gestäki
33, \ sardonixe. Vgl. Sardonicen lapis est. huius color niger ä
et rubeus Arn. Saxo 444, 40. Vgl. Alb. Magn. Mus. 2, 4 43. Und
diu nätür gemacht von zwain stainen, von dem onicen und von dem
er ist ain tau röt und die rozt hat er von dem sarden , und ist am tot
und swarz, die zwuo varb hat er von dem onicen Megenb. 460, 41.
33, % penselpixe, ist Dativ, einem ein dinc widerlegen = ihm
werthige Gegengaben bieten. Vgl. Lohengrin hsgg. von Rückert 6589 Qfid
Anm. zu 2557.
33, 3. Jaspis gemma est multorum colorum. hums XVII sunt
Arn. Saxo 437, 49.
34, 2 swerze ist Acc. und hängt von mugende ab, die die Schwant;
machende, leistende Farbe.
34, 4 krisollen kann nur chrisolithus sein. Warum er neben den
farbigen Jaspis genannt wird? etwa wegen seines schimmernden
color aureus, scin-ti Heins Arn. Saxo 433, 4 4. micat sicut Stella awrta
Magn. im Mus. 2, 4 4 6. Der stein goltvar ist, zwitzeret alle frist einem
geleich Von der kraffit etc. im Mus. 2, 4 45. der stain ist mervar, aU
er tunkelgi%üen ist und guidein funken dar ein gemischt hat und ß
sam ain fewer Megenb. 442, 42.
35, 1. Die in dieser Strophe vorkommenden Edelsteine sind die
den: Galcofanus lapis est nigri coloris Arn. Saxo 432, 4. Vgl. M«
440, 27. Rubin, eine Abart des Karfunkel, vgl. Alb. Magn. im Mus. 2, tö|*j
Carbuncidus, qui Graece antrax et a nonnullis rubinus vocatur ; desgl.
berg 437, 25; Gedicht von der krafft etc. im Mus. 2, 406. Korniol:
neolus lapis est coloris ruft obscuri Arn. Saxo 433, 7; Alb. Magn. h
2, 82; Megenb. 442, 2. Krisop&sien, vgl. Arn. Saxo 434, 6 (Cfisopam4\\
Alb. Magn. im Mus. 2, 430 [Chrysopagion) ; Megenb. 443, 7 {Chrysof(a0^\
Prasme, vgl. Parz. 792, 9. Gemeint wird wohl der prasius sein, fcj
Arn. Saxo 443, 4 aufführt. Vgl. Alb. Magn. Mus. 2, 440. Megenbefg
im Text auch Prasius, in der Ueberschrift von dem Praxen, 456, 2. h
steht hiefür Liporasius, vielleicht ist Liparea gemeint; vgl. Arn. Saxo
und daraus bei Wolfr. im Parz. 791, 24. Exakor&sien, ein Beweis,
frei mit diesen Namen geschaltet wird; gemeint ist Exacontalitus , voi
Arn. Saxo 436, 6 sagt: lapis est ex LX coloribus distinetus (Vs. 2); ^.^l
Magn. im Mus. 2, 133; bei Megenberg wohl Exacolitus 446, 46. In 11 &
Parwidasien , welches Wort ich nicht nachzuweisen vermag. Octal»***»
wird den Optalius meinen (bei Arn. Saxo 442, 7; Gedicht von der kraft*
im Mus. 2, 97), den Alb. Mngn. in Ophihalmius umdeutet, vgl. Mus. t, *•
Megenberg nennt ihn Ostola oder Optalius, 454, 34. Klarisi&n und Ar*
dtsen weiss ich nicht nachzuweisen. Boisseree wollte dafür Türkisü»**
U*,d
13] Der Graltempel. 485
rdisen lesen und darunter Turcois (Arn. Saxo 446, 8) und Sardius (Arn.
to 444, 46) verstehen.
37, 3. Eine bemerkenswerthe Stelle, in der das Motiv angegeben wird,
■shalb man dazu griff, die Dächer mosaikartig zu verzieren. — Den Schluss
serer Strophe, wo Boisseree den Plural »mit guten Witzen« liest, erklärt
t. den Berghe unbegreiflich: orne de figures symboliques, und citirt als
spiel dazu das Dach der Kirche Notre Dame in Chalons-sur-Marne , das
£» im Anfange dieses Jahrhunderts mit wirklichen Figuren ausgelegt ge-
Ben sei, von denen sich noch jetzt der heilige Sebastian erhalten habe.
m Dach des Graltempels ist aber schwerlich an menschliche Gestalten zu
fcken.
38, 3 der Salomöties , d. i. der dem Salomo gewahrten Unterstützung
we) . .
39, I mit wünsch, durch blossen Wunsch. Dies ist in Betreff des Sa-
bo übertrieben, der sowohl Steine wie das Holz bearbeiten Hess, vgl. Reg.
r 5, 17 und 18. Aber in Jerusalem selber ward diese Arbeit allerdings
in vorgenommen : Domus autem cum aedificaretur , de lapidibus dolatis at-
z perfectis aedificata est (irrte den Dichter dieser Ausdruck?) : et malleus et
MiHs et omne ferramentum non sunt audita in domo cum aedificaretur Reg.
t 6, 7. — Das Fehlen der Senkung in der Mitte von Vs. 2b ist sehr störend,
ör die Ueberlieferung giebl kein Auskunflsmittel an die Hand.
44, 4 libes pfründe auch im Renner 9569. Mir scheint diese, freilich
r in H sich findende, aber auch durch den Gegensatz himelpfrände in Vs. 1
cpfohlene Lesart durch die verschiedenen Abweichungen in 1 und // ge-
llst zu werden, obwohl es an sich auch nicht undenkbar wäre, dass H
0 Gegensatz zu himelpfrände in den Text gebracht hätte.
45, { underfiz , aus Parz. 230, 2 entnommen; der Zwischenraum, die
heidewand. Vgl. Lachm. Auswahl (1820) S. 298. Es ist ein seltener, aus
r Weberei herstammender Ausdruck, der schon frühe nicht verstanden ist.
»meint sind die in die Kirche hineingebauten, die einzelnen Chöre trennen-
ii Mauern, die Boisseree's Grundriss ganz richtig angiebt; an ihnen entlang
Iren die Sitzreihen angebracht (von Aloeholz, wie oben gesagt ist, Str. 1,4;
3).
46, \ fg. Das Gewölbe blau, mit Sternen ausgelegt, häufig in mittel-
«rfichen Kirchen. Statt der Farben dienen auch hier wieder Edelsteine;
•enso im zweiten Palast des Priesters Johannes (Epislola § 88 meiner Aus-
be), wo aber statt der Karfunkel Topase angebracht sind : Caelum, i. e. tectum.
1 de lucidissimis saphiris, et clarissimi topazii passim sunt interpositiy ut sa-
i«rt ad simililudinem purissimi caeli et topazii ad modum stellai^um pallatium
uminent.
46, 4. Aebnlich in dem Saale des zweiten Palastes des Priesters Johannes
90 fg. meiner Ausgabe) : una quaeque columpna in suo cacumine habet unum
rbunculum adeo magnum, ut est magna amphora, quibus illuminatur palatiumf
rnundus illuminatur a Sole. Tanta est namque claritas, ut nichil tarn exiguum
m subtile possit excogitari, si in pavimento esset, quin posset intueri, u. s. w
jl. Alexanderlied ed. Weism. 5824 : zwei edele kerzestallen von lütteren cri-
Abhandl. d. E. S. Gesellsch. d. Wissensch. XVII. 33
486
Friedrich Zarncke,
«II
stallen da was gesazt inne manic scöne glmme. obene stunden ouh daran, du,
wete da manic man, zwei Hehle carbunkel. di naht ne was nie so tunket, ti
so di sterren näh unde verre , unde so daz man in dem sal wol gesod
al in allen enden, alse da vackelen brenten. Ebenda 6894: ein ander
zehant , iz were ein karbunkel. der naht ne wöre nie so tunkel, er ne
als ein sterre näh unde verre. Laurin, im Deutschen Heldenbuch Berlin II
I, S. 205 : sin heim was rötguldin, dar ane lac manec rubin, und darm\
karfunkel. diu naht wart nie so tunkel, ez lühte als der liehte tac
steine, daz am helme k u. s. ö.
48, 1 orolei; solche künstliche Uhrwerke (wie noch das im Httmtcri
Strassburg) waren im Mittelalter sehr beliebt. Vgl. auch Viollet 6, ffl
Gailhabaud Bd. IV Horloges aus den Kathedralen in Beauvais und Reim
die Uhr im Graltempel, wie Boisseree es vermuthete und wie auch die
mir angenommene Stellung von Str. 49 es voraussetzt, am Gewölbe war,
mir wieder zweifelhaft, je mehr ich mich überzeuge, wJe richtig ViolletV
gäbe a. a. O. ist: Ges horloges etaient babituellement placees k Ri
comme de grands meubles.
48, 4. Also nicht die Stunden des Tages, sondern nur die 7 hone
nonicae wurden durch Cimbeln kenntlich gemacht.
51, 4 ir zw&n, Frimutel und Amfortas.
53, i der meiste heisst » der grösste «, der Sinn ist also : direct nad
gerichtet war der Hauptchor. Boisseree's und Droysen's Erklärung dieser J
greift durchaus fehl; kör steht wohl für köre, wie Bx wirklich hat.
53, 2. Sein Ausbau war doppelt so gross als der der andern CUn,
54, i. Die Chöre der Jungfrau, des Johannes und der Apostel
sich zu beiden Seiten an jenen grossen Hauptcbor an.
54, % gesinde, das christliche Ingesinde im Himmel und auf Erden,
die Engel des himels gesinde genannt werden.
54, 4. Verständlich, aber grammatisch barock ausgedrückt; Al
den Satzbau, giebt aber der Uebereinstimmung der andern Hss. g<
sicher nicht das Ursprüngliche.
55, \. Die Ecken der Chöre an der Aussenwand waren mit
Strebepfeilern oder doch mit gerundeten Abschlüssen versehen. Die Erkl
Boisseree's, die Droysen, wenn auch zweifelnd, adoptirt, ist in mehr als
Puncte sprachlich unmöglich. Derartige runde Widerbalter finden sich
besonders freilich bei wirklichen Rotunden ohne Ecken, z. B. am Cber
San Michele in Pavia, vgl. Knigbt's Ecclesiastical Architecture of Italy, Bi
in der Laacher Abteikirche, bei Otte S. 68 ; aber auch bei eckigen V<
so an) Bamberger Dom, vgl. Otte S. 78.
55, 2. Laubwerk und Rebengeflecht mit allerlei wunderlichen
und Ungethümen waren im 12. und 43. Jahrh. sehr beliebt als Al
besonders der Capitata, im Beginn der Wölbung, an den Friesstreifen u. *
— merwunder, vgl. z. B. Caumont 267. 272 fg.
56, 1 . Auch an den Mauern der Aussenseite zwischen den widerhalle«
Säulen waren allerlei wundersame Sculpturen angebracht, deren Beschau
den Neugierigen lange beschäftigen konnte.
Bj Der Graltempel. 487
57, a. Nach der Darstellung des Dichters sollen nicht von je zwei Chö-
je einer einen Thurm tragen, wie Boisseree und Droysen annehmen, son-
D der Thurm soll sich in der Mitte beider erheben. Wie sich der Dichter
t nun ausgeführt gedacht hat und ob es architeclonisch überhaupt aus-
rbar ist, muss ich dahin gestellt sein lassen. — Wenn v. d. Berghe an-
■Hl, womit auch Boisseree übereinstimmt, dass die Glockenthürme de gran-
lanternes ä jour gewesen seien, so halte ich eine schon so weit entwickelte
buk bei dem Graltempel für unglaublich.
57, 4 arme, Armuth. Der Dichter hat eine so grosse Vorliebe für die
tracten Adjectiv- und Verbalsubslantiva, dass er sich ad hoc solche For-
l bildet, wenn sie auch sonst in der Sprache gar nicht vorkommen.
59, 2 gepfehte, das Massverhältniss.
60, 4. Drei Fenster an jeder der acht Seiten; dies braucht nicht bean-
idet xu werden. Es sind Arkadenfenster, die durch Säulen in drei Ab-
längen zerfallen, wie es an manchen Kirchtürmen vorkommt, z. B. an der
she in Laach bei Otte S. 68. Achteckige Thürme mit zwei solchen Fen-
n ßnden sich sehr häufig. Vgl. Caumont 234. Viollet 3, 295. 319. 395.
60, f. Aus diesem Verse hat Boisseree eine auswärts umlaufende Wendel-
>pe herauslesen wollen; daran ist nicht zu denken; diu spinnet ist die
Je, die eben die einzelnen Fenster trennt und bildet. — brademe soll offen-
einen Stein bedeuten, es ist das Wort aber in dieser Bedeutung sonst
it bekannt. Vgl. Grimm Gr. 2, <50. Mhd. Wörtern. I, 232b.
62, 4 er, der Beschauer, verlor wegen der durchsichtigen Helligkeit des
itallkreuzes dieses selbst aus den Augen, so dass der auf sie gelöthete
er frei in der Luft zu schweben schien.
63, 4. Viele kleine Thürme den llauptthurm umgebend vgl. bei Caumont
640 fg. und 456 fg.
64, 4 . Ganz ebenso heisst es von dem Dache des ersten Palastes des Priesters
annes (§ 57) : in extremitatibus vero super culmen palcwii sunt duo poma
ea et in unoquoque sunt duo carbunculi, ut aurum splendeat in die et cur-
culi luceant in nocte.
68, 3. Ein Kranz von Baldachinen (Ciborien, Tabernakeln] mit ihren
ligen umfasste das Allerheiligste.
68, 4 brief, Inschrift, die auf Bändern angebracht zu werden pflegte. Vgl.
4.
69, 3 erhaben; es ist also die Grundfläche dieses inneren Tempels, ent-
ler (was wohl das Wahrscheinlichste und dem Wortlaut Entsprechendste
ganz oder doch der Theil, auf dem der Altar errichtet ist, ein Stockwerk
h zu denken, sodass Stufen zu ihm emporführen. Darunter ist die Sa
tei, in der der Gral aufbewahrt wird. Von solchen erhöhten Altären in
«Mitte von Kirchen giebt es manche Beispiele. Vgl. San Stefano in Bologna
tnight's Eccles. Arch. of Italy, Bd. I. Beachtenswert!) ist es, dass die oben
43, 4) erwähnte Rotunde der Templer in Segovia in der Mitte der Kirche
t solche Erhöhung hat. Der Baum darunter könnte füglich als Sacristei
ieni haben, wie es in unserem Gedicht angenommen wird ; aber die obere
rie, deren Wände bis an das Gewölbe reichen, spärlich durch einzelne
33*
488
Friedrich Zarnckk,
f"
Oeflhungen erleuchtet, vergleicht sich mit unserem Werke ganz undgari
— Sollte übrigens die Verlegung des Allerheiligsten des Grales in <üt
des Tempels etwa auf unklarer Vorstellung von der Einrichtung des
nischen Tempels beruhen? Vgl. Reg. III, 6, 46. \9 : et fecit mUrwrm
oraculi in Sanctum sanctorum. Oraculum aiUem in medio domus, m
parte fecerat, ut poneret ibi arcam foederis Domini. Diese Auffassung
darin eine Bestätigung finden, dass auch die Felsenkuppel (s. o.) in
die ja als Templum Domini galt, in einer Mitlelrotunde ein Allerheiligsttil
eben den dort liegenden Stein (s. o.}.
70, \ in ie denf also »zu jedem«, nicht, wie Boisseree es sich
legt, bloss in den Hauptchor.
70, 2. Gemeiniglich pflegt nur eine Thüre zum Chor zu fahren,
dann sind zu beiden Seilen derselben Altäre, wie z. B. auf den schön
tirenden Abbildungen bei Viollet 3, 231 u. 233. Die an unserer Siele
nannten Altäre sind natürlich andere als die innerhalb der Chöre. —
ist nicht im heutigen Sinne zu nehmen, es bedeutet die übergehängte,
artige Gallerie, den sog. Lettner, vgl. Otte, Archäol. Wörterbuch S. 74.
anschauliches Bild aus späterer Zeit gewährt Otte, Handbuch S. 28.
70, 3 spinnelsiul sind die dünnen Säulen, wie z. B. 60, 2 die 0
Arkaden fenstern, hier die, auf welchen der vorgebaute Lettner ruht, im
salz zu den Pfeilern, auch Säulen genannt, die das Kirchengewölbe
Uebrigens beweist diese Stelle, dass die Gallerie vorsprang, wie i. V:
Zeichnung bei Olle im Archäol. Wörtcrb. S. 74 es angiebt, nicht, wie
will, eine einzige, eine Bühne mit Geländer, war.
70, 4 spannenbreit in // erscheint passlicher als spann elanc, aber 0
/ stimmen hier überein. Die Gewölberippen unterhalb der Kanzel
gereift, das Gewölbe selbst mit kunstvoller Arbeit ausgefüllt.
71, 4. Das Gitlerwerk der Thüren setzt sich in Form von Spangen
den Mauern fort. Vgl. Droysen zu dieser Stelle.
72, 1. Vgl. hiezu Droysen. Gemeint sind die Mauern, die oben 48,
der underfiz genannt wurden, an ihnen sind oberhalb der Chorstühle
arkaden (Blendbogen) angebracht, wie solche überaus häufig vorkommen,
die Eintönigkeit der Wandflächen zu unterbrechen (vgl. Viollet 4, 90 fg. 4,
und Caumont 455) ; diese laufen hier oben in Baum- und Laubwerk ans,
dem Vögel sitzen, und über demselben Engel (78, 4). Es ist übrigens
Schilderung (Str. 72 — 78) die wenigst anschauliche von allen in der
Schreibung des Graltempels gegebenen. Die Verzierung der Capiläle mit
werk, Weinranken und Weintrauben, Blumen u. s. w., dazwischen
Vögel und Thiere, ist überaus beliebt, vgl. Viollet 1,3. 2, 5U fg. 528. 5,
9, 336; Gailhabaud Bd. I, Egl. cathed. a Reims, facade; ein förmliches
feld (vgl. Str. 74, \) findet sich bei Viollet 2, 518; mit Vögeln und
vgl. Caumont 407 (style ogival primitif ) ; Didron, Ann. archeoiog. Vt\
Wo, wie an unserer Stelle, Metallarbeit verwendet wird, ist die FreiW
Mannigfaltigkeit und das Hervortreten und Ueberhängen noch grösser, '
z. B.' Viollet 7, 245 und Didron, Ann. archeoiog. 17, 52. Aber kein ft*|
ist mir bekannt, wo Laub- und Rebengeflecht von der Mauer ausübet
De» Graltempel. 489
überhängend in Anwendung gekommen wäre. Die Stühle, un-
n der Mauer, pflegen allerdings eine Ueberdachung zu haben, vgl.
nt 714; Viollet 9, 464 fg., auch pflegen sie wohl im Schnitzwerk
s Geflecht aufzuweisen, vgl. z. B. Gailhabaud Bd. IV, aus St. Gereon
. a. Aber eine Bestätigung unserer Stelle aus den uns erhaltenen
i vermag ich nicht beizubringen.
, Die Weinranken flechten sich von den beiden benachbarten Ca-
empor, kreuzen sich oben, und so nach aussen auseinandergehend,
i sie die unter ihnen befindlichen Chorstühle.
nach büge »entsprechend der Biegung« oder »nachdem sie sich ge-
beidenlhalbe geht auf die beiden oben sich kreuzenden Banken.
darunder, doch wohl an den Säulencapitälen, von wo das Baum-
verk sich emporzog. Capitäle, auf welche ganz passt was hier ge-
rird, sind uns noch erhalten, nur dass natürlich die Farben fehlen,
t 2, 518.
smaragt. Nach Honorius Aug. (bei Migne, Patrologia 172, 1049)
jr Stelle Esaias 54, 11 fg. in einigen Texten auch die Bede gewesen
maragdenen Mauern. Vgl. Muros eins (Hierusalem) in smaragdos :
isalem smaragdinei. Darf diese Stelle hier herbeigezogen werden?
Auch Engel kommen über und zwischen dem Laubwerk auf den
Jfter vor.
der hohste kör der vröne ist der des heiligen Geistes, der ja Patron
ganzen Tempel ist (vgl. 53, 4). Auf ihm waren noch besondere
gebracht. Während in den übrigen Chören die Engel nur durch
und Niederwogen des Laub- und Bebenwerkes scheinbar in Be-
isetzt wurden, so war dies im Hauptchor mittels Blasbälgen so
t, dass sie sich mechanisch bewegten und sogar sangen. Leber
mechanische Kunstwerke vgl. bei Str. 105.
. müsic und üse, bereits von Boisseree nach Du Gange richtig er-
ist musica das Singen nach der kunstmässigen Notenschrift, auf
Schlüssel, usus geht auf die bloss durch Uebung zu erlernende,
tende Schrift der Noten über und zwischen den Zeilen des Textes,
»teile, die bei Du Cange aus dem Interpreten des Hugo von Beut-
geführt wird, lautet: Post incarnationem Christi plures doctores
\e et specialiter S. Gregor ius et Ambrosius cantum musicalem, quo
i quam Alemanni cum caeteris linguarum diversarum nationibus
divino officio, in duo Volumina librorum, videlicet in Antiphonarium
\e collegit, dictavit et neumavit seu notavit. Processu tarnen temporis
ernannt, et praecipue canonici ord. Sti. Benedicti, qui cantum musi-
solum ex arte, verum etiam ex usu et consuetudine perfecte et cor-
dicerant, ipsum 7 omissis clavibus et lineis, quae in neuma et nota
equiruntur, simpliciter in libris eorüm notare coeperunt, et sie de-
\t; deinde juniores et sttos diseipidos sine arte ex frequenti usu et ex
metudine cantum informare coeperunt. Qui cantus, sie per consue-
KtuSy ad diver sa pervenit loca. Unde jam non Musica sed Usus
490
Friedrich Zarngke,
(»I
est denominatus. In quo tarnen cantu discipuli deinde a doctoribus et
a discipuli s multiformiter discrepare coeperunt, ex qua discrepantia ä
ignorantia usus dictus est confusus. Quo um confuso spreto nunc fm
Alemanni, hactenus miserabüüer per cantum seducti, ad veram artem
revertuntur. Die verunglückte Aenderung in Bl scheint auf die
Notenschrift hindeuten zu wollen.
80, 4. Der Gesang der Engel wurde als ein wortloser Jubel
So sagt z. B. Amalarius (f 816) Lib. III, cap. 16: Haec jubilatio, quam
tores sequentiam vocant (bevor dem lang hinausgezogenen o des Allein»
untergelegt wurden) , statum illum ad mentem nostram reducü, quando
necessaria locutio verborum, sed sola cogitatione mens menti monstrabi
retinet in se. Und Bonaventura (f 1274) in der Expos, missae Cap. !:
lemus longam notam post Alleluia super hanc litteram A prolixius
quia gaudium sanctorum in coelis intei'minabile et ineffabile est.
82, 1. Aus dieser Strophe irgend eine tadelnde Hindeutung auf
Zusammenkünfte der Templer in Gryplen herauslesen zu wollen, ist
Die Processacten gewähren keine Anknüpfungspuncte für diese Deutan|;
Crypten spielen in ihnen keine Bolle.
83, 2 gleifer ist durch AiHD2 gesichert, rözer ausser durch die
lieferung auch noch durch den Beim ; doch sind die Worte sonst »&!
kannt, und auch an unserer Stelle ist ihre Bedeutung nur im AU
errathen.
83, 3. Die Beschrankung auf den Hauptchor, auf den Boisserto
unsere Stelle deutet, ist hier wie 70, 1 ungerechtfertigt. — Es war«
je zwei Balsamschalen an einer Schnur aufgehängt, obwohl ich nur AI
einzeln aufgehängter Lampen kenne. Vgl. das saubere Bild bei Violiet 2,
Drei solcher Paare hingen im Innern des Chores, je eine draussen Aber
Eingangsthür, also brannten 10 Balsamlampen an jedem Chor. Balsafl
für den kostbarsten Beleuchtungsstoff. So heissl es in dem Briefe des
Johannes § 61 : in supradicto palacio nostro non accendüur lumen »im*1
quod nutritur balsamo. Vgl. Parz. 236, 3. Tit. 6113. Wigal. 8237 o. «•
84, \. Zwei Klafter über den Balsamgefässen schwebten Engel, &*
zu halten schienen und die selber an Stricken am Gewölbe befestigt
doch erblickte man diesen Strick nicht, und da sah es aus, als ob (fiel
frei schwebten. Vgl. 62, 4. 86, 4.
85, \. Nunmehr folgen die Wachskerzen, deren Verwendung IW
alter Gewohnheit in Vs. 4 ausdrücklich entschuldigt wird; auch sie
von Engeln gehalten, die an den Mauern und oben auf den Lettnert
bracht sind. Sie waren in den Kirchen sehr häufig und wurden u. a.
[tülleman) genannt, vgl. Grimm, D. Wörterb. 2, 1150.
85, 2 gewunden: les cierges en spirale sont encore employes eo Bp^1]
et en Italic, v. d. Berghe a. a. O.
86, 1 . Ausserdem gab es aber auch noch Kronleuchter mit Kerw*»
ebenfalls von schwebenden Engeln an zwei Klafter langen Schnuren pW
wurden. Vgl. Parz. 638, 9. 229, 24. Abbildung eines solchen Kronleu**
Der Graltempel. 491
xi Hildesheimer Dom (\\. Jahrb.?) findet sich z. B. bei Caumont 350.
18. auch S. 42. — Zu Vs. 4 vgl. 84, 2.
, i. Trotz BoissereVs Protest kann gevieret und Vs. 3. 4 viere nur die
^deuten. Auf dem Altare waren, abgesehen von der übrigen Beleuch-
?r Chöre, ebenfalls beide Beleuchtungsarten verbunden, vier Balsam-
(wohl aufgehängt, vgl. Viollet 2, 42) und vier Wachskerzen (wohl
I), von denen die ersteren stets, die letzteren nur während der Messe
>n.
, 3 fg. Vgl. Stellen in der Schilderung des Salomonischen Tempels,
g. III, 6, 18: Omnia cedrinis tabulis vestiebantur, nee omnino lapis ap-
poterat in pariete; 22: Nihilque erat in templo quod non auro tegeretur;
omnes parietes templi per cireuitum sculpsit variis caelaturis et torno :
in eis cherubim et palmas et picturas varias quasi prominentes de pa-
egredientes.
, 3. Nur die Gesichter waren gemalt, alles Uebrige Mosaik; aber die
und der Stil der Malerei standen damit in Uebereinstimmung.
, 2. Hinter gezinnelt hätte interpungirt sein sollen, es gehört zum Vor-
«den; im Folgenden werden die Sculpturen in der Wölbung (liewe)
iem Ueberbau (den Kanzeln) geschildert. Unklar ist, wenn Boisseree
^auben oder Tabernakel«. Letztere sind hier eigentlich nicht gemeint.
l werden freilich die Lauben unter den Kanzeln dazu, wenn die Deu-
r. 70 richtig ist, dass unter diesen ein Altar sich befand. — Man sollte
und 93 hinter Str. 70 erwarten, wohin Boisseree sie auch gesetzt hat.
e versetzt? sind sie zugedichtet? Zu beachten ist, dass gespinnelt Str.
sich nicht gut anschliesst an die Erwähnung der spinnelsiul in 70, 3,
iur dasselbe bedeuten kann.
t, 3 meide, vgl. oben S. 399. Andererseits können die meide hier bei
izählung kaum entbehrt werden. Die älteren Heiligen der Kirche zer-
rt die folgenden Klassen : patriarchae, prophetae, evangelistae, martyres,
wres, virgines. Es werden also die meide in Str. 93 Jungfrauen der
n Heiligenkategorie sein.
I, 1. Diese Strophe spricht von der zweiten, späteren Kategorie der
n. Aus ihrer Schaar wird besonders hervorgehoben ein König von Eng-
Boisseree denkt fälschlich an Joseph von Arimathia, der niemals als
von England gegolten hat, und kröne hier auf die Platte des Priesters
iehen, ist trotz Str. 608, 4 unerlaubt. Gemeint ist vielmehr der heilige
I, wie schon San Marie erkannt hat. Vgl. 3570, wo Heilige aus der
er weltlichen Fürsten aufgezählt werden, und unter ihnen auch in Engel-
Oswalt (falsch walt in Bl) ein kunic mute. Vgl. im Druck XXV, 473,
n Marte, Leben u. D. W. v. E. II, S. 235.
t, \ herpfen ist der Infinitiv.
I, % arzibiere wie auch die andern Formen der Hss. ein noch nicht
wiesenes Wort; Boisseree geht mit seinen Vermuthungen ganz fehl,
iebt noch die Nennung des Kalkofan ein, der wegen seines hellen Tons
nt war. Calcofanus lapis est nigri coloris, vocem clarificat et prohibet
inem Arn. Saxo 432, 4. Vgl. Alb. Magn. im Museum II, 95. Das
492 Friedrich Zarncke, [I
Gedicht von der krafft etc. das. 94 : Calcofan (so in der Ueberechrift rid^Ai
statt des falschen Dakasam an dieser Stelle) heysset ein stein, der k&t tqOUti
so rein, der ist swarz als ein hol, und wer in recht erkennen sol, fadi^A
darauff gar leyse, so lawt her in der weyse recht als eine schelle: *
her als helle. Megenberg 440, 34 : der stain klingelt schön reht samdmjfB*
speis, wenn man mit ainem eisen darauf siecht oder mit ainem andern ^MdHe
95, 2. Zum Speisen wird im Kloster geläutet. Vgl. Martene, dentif|££
monachorum ritihus (Antwerpen 1738) S. 82, E fg. und 84, C: Exeal
et tintinnabulum pulsat ad refectorium cunctique pariter illuc venienttt taQ *"
manus et intrant expectantque domnum abbatem. Illo autem intrank
Signum, quod pendet super mensam eius et dicunt versum. ^3
95, % soldimente, Lohn, Sold; der für Sold geleistete Kriegsdienst,
Kriegsdienst überhaupt.
95, 4. Sitte mag es gewesen sein, dass die Klöster in der Regel
eine oder zwei Glocken hatten , aber eine ausdrückliche Ordensbest
war es nicht. Wenigstens lassen sich eine Menge von Beispielen ai
wo in Klöstern sehr viele, bis zu 15 Glocken erwähnt werden, und
nicht bloss in solchen Klöstern, deren Kirchen zugleich Kathedralkirchen
Gemeindekirchen waren, und auch nicht bloss bei den Benedictinem.
sagt, »bei den Cisterziensern oder Bernhardinern, deren Regel die Tem]
folgten, war es Vorschrift«, was nicht unwichtig wäre, was ich aber
nachzuweisen vermag. »Der Kampf der Cisterzienser gegen den Luxitt
Gluny (schreibt mir mein mit den Verhältnissen der Cisterzienser specieflf*
trauter Freund und College, Prof. Puckert) ist bekannt; aber von einer
schränkung auf den Gebrauch von nur einer Kirchenglocke ist in den legfc
und Statuten Cileaux' nicht die Spur zu finden. In den vom Generalkapitel fl
Citeaux 4 457 promulgirten Statuten wurde (vgl. Martene et Durand, thesnrv
n. aneed. 4, 4257) in Betreff der Glocken nur ein Gewicht von über 500 Ptai
verboten (Nr. 4 6), und eingeschärft (Nr. 21) : lurres lapideae ad campanasn*
fiant. Der Gebrauch des Plural an letzterer Stelle würde vermieden woriB
sein, wenn der Gebrauch von mehr als einer Glocke verboten gewesen ffftt
Wirklich wissen wir actenmässig, dass das grösste Cisterzienserkloster Sacfaetf»
Altzella, zur Zeit der Säcularisation auf der Klosterkirche und im Kloster seW
nicht weniger als zwölf Glocken gehabt bat: drei auf dem Kirchthurm tber
dem Eingang, neun im Kloster, dazu noch zwei an der im Zeller Wald be-
legenen Capelle (vgl. Gautzsch, Archiv f. sächs. Geschichte I, 4863, S. 214);
es ist eine Zeller Localtradition , dass die drei grössten Glocken des Klosteü
noch heute als Glocken der Dresdner Frauenkirche nicht zur Ruhe koma*
können «. — Es dürfte sich verlohnen, die Grenzen dieses Gebrauch«*
Mittelalter noch genauer zu untersuchen.
95, 4 sicher in // und auch in al (vgl. S. 405) ist verdächtig sd*
durch 91, 4, wo // ebenfalls eine Anspielung auf den Parzival, Zweifels wo*
ken, inlerpolirt hat. Da Fremde, die etwa den Gral aufsuchen wollten, kein*"
wegs zu demselben herangelockt, vielmehr zurückgewiesen wurden, so b*
nur von der schar der eigentlichen diel des gräles die Rede sein.
96, 2. Auch diese Stelle spricht nicht nothwendig für gothiseben Slil»
] Der Graltempel. 493
auch der romanische Gewölbe mit Kreuzrippen, ja mit Rosetten in der
te des Gewölbes kennt, vgl. Caumonl 245. 247.
96, 4 fg. Also in allen Gewölben über den Capitälen im Beginn der
(bang die Gestalten der Evangelisten? Sculpturen dieser waren schon in
50 erwähnt, und so möchte ich nachträglich der Lesart in DiEi den Vor-
geben (etwa archangel unde enget], die, in AXB{ entstellt, zu der Lesung
Uli führte. Dann wäre unsere Stelle nur eine Wiederholung der in
4 fg. gegebenen Schilderung.
97, 4. Aehnliche Rosetten als Abschluss des Gewölbes sind besonders
er gothischen Architeclur sehr häufig. Vgl. z. B. Viollet 3, 258 fg. Aber
Rosette mit dem hier geschilderten Lamme ist mir nicht bekannt ge-
lten.
98, 1 uzen; in der Nähe der Portale oder umher an den Mauern; die
eil Darstellungen, die die Auslegung 48 fg. aufzählt, verlangen ausge-
nlen Raum, was auch Str. 54 ausdrücklich hervorgehoben wird.
400, 4 vorlouben riche wird wohl nicht bloss von der laubenartigeYi Ge-
lt gesagt sein können, die schon durch die übereinander vorspringenden
irandungen des Portals entstand (vgl. Otte Handbuch S. 78. 4 49 u. ö.
ektalog. Wörterb. S. 45. Caumont 444 fg.), sondern es werden wirkliche
rbaoten gemeint sein, wie sich solche häufiger an Kirchen finden, vgl. z. B.
Btnont 445, und die grosse Vorlaube am Ulmer Münster, Otte Handbuch
438; eine grosse reiche Vorlaube bei Viollet 7, 299. Ich habe den Vers
eh H aufgenommen, obwohl er grammatisch barock gebaut ist, da in der
tat nur von zwei Portalen (im Westen und Norden) die Rede sein kann,
d ein flüchtiges Missverstehen dieser Zahl die Aenderungen in / und // be-
ulen lässt.
404, 2. 3: »was man an ihnen sollte auszusetzen finden«.
104, 4 gespenget; den massiven, meist aus starkem Holz bestehenden
(Iren pflegte man durch aufgelegtes Gitterwerk noch mehr Festigkeit zu ge-
d. Hier sind die Thüren freilich von Gold, und so muss man wohl an-
bmen, dass auch die Spangen von Gold waren, also das Gitterwerk nur
chahmten.
402, 2 fg. Vgl. die Ausl. Str. 28 fg. 34 fg.
403, 2 sunder; die Lesart in // und H, obwohl nicht zwingend, hat doch
1 Ansprechendes.
403, 4. Fünf Zeilen (Reiben) scheinen in der That das Höchste bei den
>ssen Portalen gewesen zu sein. So bei Caumont 439. 444. Andere, auch
>sse Lauben haben nur vier und weniger.
404 fg. Schilderung des künstlichen Orgelwerkes. Es ist nicht ersieht-
), ob der hier erwähnte Baum mit den Vögeln und den vier Engeln nur
Beiwerk zur Orgel war oder das wirkliche Orgelwerk selber. Ersteres ist
h wohl das Wahrscheinlichere. An solchen mechanischen Spielereien hatte
Mittelalter eine besondere Freude. Bekannt sind schon aus dem Aller-
Di der goldene Weinstock und die goldene Platane am persischen Hofe
I. z. B. Herodot 7, 27; Chares bei Athenaeus XII; Xenophon, hist. graeca
. 38), von denen die rückkehrenden Griechen offenbar Fabelhaftes er«
494 Friedrich Zarncke, [Itt
zählten (vgl. Urlichs im N. Rhein. Museum 40, S. 26 fg.; noch mehre
aufgezählt in den Wiener Jahrbüchern 423, 39); aber dass diese
beweglich gewesen seien , wird nicht gesagt. Doch der Ausgangspunct ftr
derartige Schnurrpfeifereien mögen sie immerhin gewesen sein. Spater Vi-
ren an den Höfen der Ghalifen und der Byzantiner kunstvolle Bäume m
Gold und Silber mit beweglichen und singenden Vögeln beliebt. Vgl. Fllgri,
Gesch. der Araber, Leipzig 4840, II, 24 4, wo es von einer Audiem des
946 heisst: »Das Schönste war ein Wunderbaum, der aus Gold und
in 48 Aesten ausging und an die Platane des Xerxes und an ein ähnlich«
Kunstwerk erinnert, das der Sohn des Michael Baibus, Theophilus, an mmm
Hofe zu Byzanz herstellen Hess. Auf den Zweigen und zwischen den goMcM
und silbernen Blättern sassen Vögel aus gleichem Metall, die Aeste bewt^a
sich und die Töne der gefiederten Sänger, durch inneren Mechanismus herum-
gebracht, hallten in dem Saale wieder«. Aus der Litteratur des 49. tmidlL
Jahrh. bebe ich noch einige Beispiele hervor; Blasebälge bilden den
nismus. Im Alexanderliede 5854 (Weism.) wird in dem Palaste der
ein Hirsch mit einem tausend zackigen Geweih mit Vögeln darauf u. s. w. §►
schildert, von dem in den mir zugänglichen Ausgaben der lateinischen ■-
storia de proeliis nicht die Rede ist, obwohl die grosse Zahl der BbseUfp
(nidene lägen viere und zwönzich bläsebeige) der Schilderung ein hohes Ahr
zuzuweisen scheint. Bäume mit Vögeln werden geschildert in der Inteipdi
tion des Briefes des Priesters Johannes (§ 96, tt fg. meiner Ausgabe) : Ä mb
huius pallacii sunt XX magnae statuae aureae et infra ipsas sunt totidn
nae arbores argenteae, velut luna lucidissima , in quibus omnia genera
aurearum , et unaquaeque habet colorem suum seeundum genus suum , d mt
ita per artem musicam dispositae, quod, quando rex Porus volebat, omnestt
eundum suam naturam cantabant. Similiter praedietae statuae musicae ita mrf
aptatae , quod ad voluntatem regis dulcius et suavius quam credi potest
bant. Et, quod mirabilius est omni mirabili, rnore histrionum videntur
diver sis jocari et hinc inde torqueri u s. w. Oft in Gedichten der deutach*
Heldensage. So wird eine Linde mit singenden Vögeln eingeführt in den Vit
dietrichen, in der Bearbeitung A (nach der Ueberarbeitung der Dresdner fc
Str. 263 in v. d. Hagen's Helden-Buch I, 4820, S. 49; von Amelung hsgg. ■
Deutschen Heldenbuch III, S. 455), in B (von v. d. Hagen hsgg. im fldfa-
buch, 4 855, I S. 233 Str. 268; von Jänicke im Deutschen Heldenbnck ■,
S. 250 Str. 555), in D (von Holtzmann, der grosse Wolfdietr. S. 471 9r.
4407 fg.; von Jänicke im Deutschen Heldenbuch IV, S. 79, Str. 48 fg.; •
der Umreimung des alten Drucks bei Keller S. 366 Vs. 32 fg.). Ich to*
die Stelle nach B folgen: dar inne (in dem sal von marmelsteine) st*mt*
linde, diu was gulditi gar, als si der heiden freissam hete gezoubert dar. W
zwöne und sibenzic este nam er an der linden war: die vogel, die dorn
stuonden, die wären guldin gar. si warn gemacht mit listen und wären »■•
hol : als si der wint durchwate , ir stimme diu sanc wol. Also keine fcf
bälge erwähnt, in D aber werden ihrer zwei eingeführt. Auch im Ro**
garten kommt eine gleiche Linde vor, in der Bearbeitung D (bei v. d. 1hg*
Heldenbuch, 4820, I, S. 2, 8 fg.) und in C (Der R. G. von Wilh. Griü
423] Der Graltempel. 495
* 8. 7, 493 fg.). leb gebe die Stelle nach der Bearbeitung D: si hat in dem
garten ein linde erzogen wol, darunder schöne gezierde, einen balg swarz als
ein kol: wanne man den balg ziuhet , durch die rotren gät ein wint obene in
die linde, da diu vögelin sint. So hebet sich iif der linden ein schal so frtiuden-
r' rUh von maniger süezen stimme so rehte wunneclich; siu singent wider ein-
tmder, klein und döbi gröz: ez wart nie herze so trüric, daz der kurzwil
Verdröz. Die Spielleute fügten offenbar gerne derartige Schilderungen in ihre
'" Gedichte ein. Auch in kleinerem Massstabe waren solche Spielereien beliebt,
to auf einem Helme im Laurin (in Nyerup's Symbolae S. 7; im Deutschen
; * Beldenbuch, Berlin 1866, 1 S. 205, Vs. 219) : uf der kröne obene sungen wol
f ' Üfe vögele in allen den gebeer en, sam si lebende weeren; mit listen wart ez
f ärdäht und mit zouber dar bräht ; in spaterer Bearbeitung bei Ettmttller,
' fc. Luarin S. 24, Vs. 486 fg. ; bei O. Schade S. 46, Vs. 480 fg.; in der
1 Strophischen Umarbeitung der Dresdner Handschrift in v. d. Hagen's Helden-
» hoch, 4820, II S. 465, Str. 57. Bekannt ist die Nachtigall auf dem Ringe
! des Morolf, durch deren Gesang dieser die Königin beim Schachspiel über-
> Irtet; vgl. Salomon und Morolf Vs. 4303 fg. bei v. d. Hagen und Bttsching,
i D. Ged. d. MA. Bd. I. Unklar ist, wie man sich den Speer im Orendcl den-
j ken soll (bei v. d. Hagen S. 29, 995 fg.): Er was gewürkt mit mynne, die
\ vogel sungenl darinne, die -nahtigal und die zisele, die sungen wol nächprtse;
ob im do schwebte von gold ein valk, als ob er lebte; es sind die Verse wohl
▼ersetzt und gehören hinter Vs. 1005: Man sazte im üf sin houbel einen heim
schöne behübet; an die Erwähnung des Laubwerkes schliesst sich ja die Er-
wähnung der Vögel innerhalb desselben sehr wohl an. Dazu stimmt denn
auch ebenda die Schilderung des Helmes des Riesen Metwin (daselbst S. 36,
1245 fg.), in der wieder der Blasbälge ausdrücklich Erwähnung geschieht:
ein bläsbalck mit sehs roeren gü/din. Wan der rise den bläsbalck twanck, dö
hörte man der vogel sanc , reht als ob si lebten und in den lüften swebten,
u. s. w. ; bei dieser Schilderung eines Riesenhelmes ergeht sich die Phantasie
geradezu ins Ungeheuerliche. Mehr an die Wirklichkeit wird sich anlehnen,
wenn der Helm des Landgrafen von Thüringen im Turnei von Nantheyz ge-
schildert wird, vgl. Massmann, Denkmäler, S. 442, 82 fg. : Sin heim was mit
zwein hörnen gezieret wol in fürslen wis , die lühten beide silber wtz und
htten schöne sich gebogen ; üz in geslozzen und gezogen von golde löuber wä-
ren, diu glast der heule baren rilich unde schöne, und mit ir klatiges döne ge-
freuweten maneger muoter kint ; so sich geruorte ein kleiner wint, so klungen
sie zuo prise in maneger hande wise. Aehnlich in Heinzelin's Minnelehre
fhsgg. v. Pfeiffer Vs. 613) : dö fuort si eine kröne , diu was gezieret schöne
von golde und von gesteine : manic vogel kleine saz üf der selben kröne, ob
den swebte schöne ein gröz guldin adelar, der was geworht mit listen dar. und
swenne der wint wäle? so sungen sie gedräle alle ir wünneclichen schal; dro-
schet unde nahtegal, amsel und galander , vinke , lerche und ander sungen in
süezem döne.
108, 1. Wo haben wir dies jüngste Gericht anzunehmen? Darstellungen
desselben in Erzguss finden sich oft in den iiltcren Kirchen, und besonders
häufig aussen auf der Ueberthür des Westportals. Vgl. Caumont 446 (vier
496 Friedrich Zarncke,
Engel blasen die Todten zum Gericht). Neben der Orgel ist es mir trieb*
kannt geworden , und doch möchte man nach dem Zusammenhange mtf
der Dichter verlege es dorthin.
409, 4. Mosaikfussböden mit der Darstellung von allerlei Gethier
Gevögel finden sich nicht selten. Vgl. z. B. Caumont 503. 504 fg. Ykrffcl
2, 268. Besonders passt für unsere Stelle ein Mosaik des 42. Jahrh. vor de«
Hauptaltar in Aosta, welches Vögel, Thiere, Einhorn, Drachen, Fische, <b
Flüsse des Paradieses u. a. enthält, vgl. Didron, Ann. arch6ol. 47, 389. Bea
Graltempel kommt nun noch der Reiz hinzu, dass auch sie durch Blasbiip
in Bewegung gesetzt werden.
440, 2. Fussböden von Kristall werden auch sonst erwähnt, soindei
zweiten Palaste des Priesters Johannes, vgl. § 89 der Epistola: Pavmctia
vero est de magnis tabulis cristallinis. Im Graltempel ist also der Krisd
über dem Onichel angebracht.
4 42, 4. Penitenze: die Aenderung dieses Namens gegen die gesaoali
Ueberlieferung, wie sie Boisseräe in den Text einfuhrt, ist durchaus uneriadi
— »Parille war König von Frankreich und Grossvater desTiturel; seine M»
der und ihre Kinder herrschten in Anjou und Cornwales«, von ihnen stau*
der Bischof ab.
IL Marien Lob.
Die nachstehenden 42 Strophen, die den Plan zu einem Tempel
ie Jungfrau Maria enthalten, schliessen sich unmittelbar an die
lerung des Graltempels an, stehen aber nur in //, und wohl
grosser Wahrscheinlichkeit ruht auf ihnen der Verdacht der
►olation. Man weiss ja aus dem lateinischen Briefe des Priester
nes, wie gerne die Phantasie der Interpolaloren sich gerade in
.Schilderungen erging. Ob auch sprachlich der Verdacht wird
ndet werden können, muss einer zusammenhängenden Unter-
ng über die Sprache des Titurel überlassen bleiben. Eigen-
iche Reime finden sich ja , überzillen : willen 7, 4 ; dritte : bitte
'}, und man möchte sie vergleichen mit dem Reime wiget : liget
Gralt. 10, 2. Andererseits auch wieder Worte, die der Titurel-
ir mit Vorliebe verwendet, wie gezerfe 41, 4; senige 42, 4.
Mach einem Vergleich des eben geschilderten Graltempels mit
Welchen St. Thomas in Indien dem Könige Gundoforus erbaute
i) , spricht der Dichter den Wunsch aus , seine Verhältnisse
ten es ihm erlauben, statt eines Lobgedichtes, zu dem ihm der
von Anderen bereits vorweg genommen sei, der Maria einen
el zu erbauen (5 — 7) ; in der Schilderung dieses ergeht er sich
Er sollte eine Meile im Durchmesser haben, entsprechend
sein, der Graltempel solle im Verhältniss zu ihm nur den Raum
Ohne Beispiel ist der erstere nicht. Vgl. die zehn Gebote der Minne in
isc. 8, 4 80: noch durch rümes willen sin lob well überzillen. — Die Worte
nd dritte sind als klingender Reim allerdings nicht geläufig, aber da die
ilion etymologisch in beiden begründet ist, und die Schreiber unzählig oft
len doppeltes t schreiben, so nehme ich an ihnen keinen Anstoss.
498 Fuedikb Zaucceb, [W
eines angebauten Chores einnehmen, deren 500 den Marientaapd
umgeben sollten. Offenbar denkt er sich seinen Tempel wie fe
Graltempel als Rotunde (8. 9 . Im Innern sollten reiche Bildwahl
angebracht werden, darstellend die Vorherverkündigungen auf Na]
und die mannigfachen symbolischen Hindeutungen auf sie, auch frj
Leidensgeschichte ihres Sohnes, die ja durch die Marienklage akäl,
zum Leben der Maria gehörend angesehen wurde 10 — 20). Kkttr
und Hospitäler sollten zum Tempel gegründet und unter einen Er*
bischof gestellt , 1 0 Chöre übereinander angebracht und für Gesaj
und Kirchenmusik gesorgt werden Z\ — 23 .
Dann geht er zu dem Gedanken über, mehr noch als dank
einen Tempelbau könne man sich um die Jungfrau und ihr Kit
verdient machen, wenn man überall den Unglauben ausrotte; fand
müssten die Richter beiderlei Regiments besonders ausgehen; er W
gleicht sie mit den Planeten, die den vernichtenden Sturm de* fr»
maments zügelten 24 — 26 '.. Ja, jeder Mensch, der getauft »»
könne täglich Gott und der Jungfrau in sich einen Tempel errichte,
wenn er nur die sieben Haupttugenden, welche die sieben Ruft-
laster vertreiben, in sich pflegen wolle. Diese werden dann eiueh
aufgezählt ; freilich solle man auch daneben für Kirchenbauteil a
spenden nicht unterlassen und, wenn man den Lastern verfallen sei,
nicht verzweifeln, sondern sich durch Reue und Busse läuten
(27—37).
Eine Anrufung und Verherrlichung der Jungfrau, deren Lok
der Dichter nicht entfernt gewachsen sei, und die Bitte um ihrtt
Schutz beschliessen das Gedicht , das im letzten Verse auf die Gfr
schichte von Titurel zurücklenkt 38 — 42).
In Str. 5 sagt der Dichter, dass ihm mit den besten Lob-
Sprüchen auf die Jungfrau Maria bereits ein Anderer zuvorgekomo*
sei. Man wird geneigt sein, hiebei an Konrad's Goldene Schmied«
zu denken, und wirklich finden sich einige Stellen, die einen Al-
klang an diese zu enthalten scheinen, so gleich die in Rede stehet
so sint mir spräche di höhsten vor üf gelesen , erinnert an G. Seh*
1 1 1 fg. : din lop nü brechest alle, swaz in der rede enpfaUe, i& &
die lese in minen munt u. s. w. Die Anmerkungen bringen nod
einige Parallelen. Aber als eigentliche Quelle hat dem Dichter (fr
Goldene Schmiede nicht gedient. Vielmehr hat er die Marien-
■W] Deb Gbaltbmpbl. 499
grosse benutzt, die Pfeifler in der Zeitscbr. f. D. A. 8, 275 fg.
vherausgegeben bat. Diese bat er fast wörtlich ausgebeutet, wie die
^A&merkungen nachweisen werden, und so wird auch dies letztere
«
^Gedicht an obiger Stelle gemeint sein. Er kannte aber das Gedicht
Jlicht in dem vollen Umfange von dreimal 50 Strophen, sondern nur
die ersten 50. Dass diese wirklich allein umgegangen sind, wissen
iwir aus der Wiener Handschrift Nr. 2677, worin Bl. 56b fg. die
JMariengrUsse stehen, jedoch nur bis zum Schlüsse der ersten fünfzig
^(Hoffmann, Altd. Handschr. in Wien S. 85, XXXI). Für die Datie-
rung ist aus dieser Quellenbenutzung Nichts zu entnehmen.
Von den Handschriften, die unser Stück ganz oder theilweise
gewähren, geben die Murauer Bruchstücke (a2) wohl die älteste
Deberlieferung. Sie zeigen noch meist die gute alte Orthographie
«ad sind durch Fehler am wenigsten entstellt, sie waren daher für
die in ihnen enthaltene Partie 1 — 22 , 1 zunächst zu Grunde zu
legen. Aber auch sie haben bereits eine längere Kette von Ab-
leitungen vor sich, durch die sie vom Original getrennt sind.
Zunächst schliesst sich an a2 die Wiener Papierhandschrift (D2),
wie eine Anzahl gemeinsamer Lesarten, die sicher oder doch höchst
wahrscheinlich Fehler sind, dartbun. Solche sind z. B. 2, 4 in stein
(evident), 4, 2 engelischer schar (desgl.), 7, 4 die Wortstellung disen
lempel mit richeil, desgl. 17, 4 ze dinem lobe bowen. An sich wohl
xu vertheidigen aber doch den übrigen folgend sind: 18, 3 künde;
21, 2 zeinem; 3, 2 die Einschiebung von gar. Jede dieser beiden
Ueberlieferungen hat daneben ihre besondern Fehler, die, wo sie
nicht schon an sich als Fehler auf der Hand liegen, durch das
Zusammenstimmen von resp. a2 oder D2 mit den übrigen Hss. als
Abweichungen nachgewiesen werden ; die meisten, wie nicht zu ver-
wundern, die späte Wiener, die aber doch an einer Stelle allein von
sttmmtlichen Hss. das Richtige bewahrt hat, 21, 4 infelbcere. In a2
sind selbstständige Abweichungen, die ah sich nicht immer verwerf-
lich wären, z. B. 4, 3 vor; 7, 3 ein gut; 10, 4 die Auslassung von
«/; 11, 5 die Wortstellung werden alles; 19, 4 erdrozzen; 21, 4 in
iuselbwre liegt vielleicht ein Fehler im Abdruck vor.
Beide Handschriften gehören zu einer zweiten Gruppe, die aus
der Berliner Pergamenlhandschrift (B2) und dem Druck besteht (E2).
Diese beiden Gruppen (a2D2 und B2E2) sind aus einer Vorlage her-
500 Friedrich Zarncke, [W
vorgegangen, die z. B. die nachstehenden Fehler hatte: 8, 1
Einschiebung von vollen; 9, 1. 2 die falschen Plurale mengen : gu
auch 16, 1 ist und wohl eine erst der Ueberlieferung zuzuwes
Ueberladung des Verses; 42, 2 (wo freilich d* nicht mehr zor
steht) war die erste Vershälfle bereits verdorben überliefert,
leicht so , wie D2 sie uns noch erhalten hat. Hierzu würde sk
noch gesellen 24, 4, wenn man der Lesart in C2 den Vorzug
und sprichz für einen, etwa durch das gleich folgende ickz
anlassten Fehler halten will.
Gross ist die Zahl der gemeinsamen Abweichungen in
zu einem nicht geringen Theile offensichtliche Fehler: 13, 1 gar
var; 16, 4 der Fortfall des ez (was E2 durch spätere Einschi
eines daz corrigirt) ; 17, 3 kraft; 18, 2 der Main als Missvei
von dehein; 21, 4 im helfmre als Conjectur für das unverstai
infelbcere; 24, 1 erzeigen; 31 , 2 das Fehlen von heilig; 32,4
Fehlen von unmäze, wofür E2 nur ein versfüllendes vh einschi
36, 2 das Fehlen von hört ze; 40, 1 : 3 beste : keste. An
schliessen sich gemeinsame Abweichungen, die an sich nicht fehW
haft sind, wie 3, 4 heidenschaft ; 5, 3 ich auch; 8, 4 benmki;\
37, 4 gebawen, selbst gemeinsame Schreibungen, wie 15, 3
rücket. Jede dieser beiden Hss. hat nun noch eine Fülle seB*
ständiger, zum Theil offensichtlich fehlerhafter Abweichungen ach
erlaubt. So, um nur ein paar Beispiele anzuführen, finden sich ■
B* folgende Fehler : 3 1 , 1 noch für doch ; 5, 4 lobende eingeschoben
9, 4 do eingeschoben; 12, 3 tbr statt trbr; 13, 3 fehlt mit; 21,1
reich ain; 26, 2 zukel für zirkel; 28, 4 hbffral; 29, 1 gemiet für f
nennet; 30, 1 im für nu; 32, 2 von himel u. s. w. Hieher gebärt
auch 36, 2 machet, obwohl so auch D2 liest; es ist eine Unke-
liegende Aenderung, die in B2 und D2 unabhängig gemacht word»
ist. Die selbstständigen Abweichungen in E2 sind noch mannigfacher,
zum Theil tragen sie die Spuren beabsichtigter Correctur, zaweita
nur, um den Vers oder auch den Keim zu glätten. Einige Beispiel*
mögen Platz finden: 10, 2 do ymmer stunden ; 13, 4 und auch; <U
dadurch; 15,4 gar für; 18,4 bezeichenunge ; 19, 1 ie fortgelassen
20, 1 u. 4 nyergent; 24, 2 vrleygen; 24, 4 sollicher, um dem Miss-
verständniss von dirre vorzubeugen; 26, 2 halfter; 28, 2 die doil
31, 2 hat gar wol. Zu diesen eigentümlichen Abweichungen gehört
1
Der Graltempel.
501
h 8, 2 besuchen, das man bei anderer Lage der Handschriften-
tealogie geneigt sein würde für das Richtige zu halten. Auch für
fl 19, 4 könnte man versucht sein Gründe geltend zu machen,
I die Entfernung von kint beruht auf Ueberlegung, aber schon das
v. menschliche genügt um kint zu stützen.
Dieser Doppelgruppe a2D\ B?E2 gegenüber stehen die Carls-
ter Handschr. (C2) und die Dresdner (d2), welche letztere freilich
• wenige und überaus entstellte Strophen liefert (4 — 6. 38. 40 —
(, aber doch ausreichend zu sein scheint, um hier die Zusammen-
iftrigkeit zu C2 wahrscheinlich zu machen. So liest d2 mit C2
9 1 obene statt obende, 44 , 2 blinde und theilt allein mit C2 die
htige Lesart in 42, 2 du, küniginne. Ich habe daher für unser
rl. der Hs. d2 eine andere Stelle angewiesen, als für Gralt. und
bL, ohne doch zu verkennen, dass die Gründe für die Zugehörig-
ti zu C2 in Marl, nicht so zwingend sind , wie sie es für D2 in
Kteren beiden Gedichten waren. Desshalb habe ich auf der nach-
henden Tabelle zu d2 ein Fragezeichen gesetzt. An besonderen
weichungen und Fehlern mögen in C2 beispielsweise hervorge-
ben werden 29, 4 und 31, 4 habent für houbet; 29, 4 has für hat;
,2 und für nu; 36, 1 willicleich u. a. , worüber das Verzeichniss
r Lesarten leichten Ueberblick gewährt. Auch wegen der eigen-
Imlichen Abweichungen von <P verweise ich auf die Lesarten.
Zwei Strophen (1 und 4) finden sich auch in den Darmstädter
uchstücken (c1) , von denen S. 408 die Rede war, die sonst zu /
hören. Der Text ist sehr selbstständig, vielleicht frei verändert,
id seine Einreihung in die Handschriftengruppirung ist nicht er-
mnbar.
So ist also das Bild der Ueberlieferung dieses:
X
a?1
^™
*•
X*
*
y*
C2
d*(?)
52
E2
&
D*
d damit ist die kritische Regel gegeben, dass die für xx und yx
gestellten Lesarten einander die Wage halten, Uebereinstimmung
ischen Handschriften von xl und y1 als Lesart in x in Anspruch
nehmen ist.
4fcfcuidl. d. K. S. Gesellsch. d. Wisse nach. XVII. 34
502 Friedrich Zarnckr, [i
Diese Regel hat sich auch für unser Stück sauber d
lassen. Es sind keine Kreuzungen nachweisbar. Allerdings
das Variantenverzeichniss manche scheinbaren nach. Aber sie
eben nur scheinbar. Es sind Uebereinstimmungen , die dem
zuzuweisen sind, wie das bereits besprochene machet in B1 und
ebenso steht es mit vil baz 40, 2 in B*D*d?\ geschrifl 17,3 a. t
in C2D2; aldar 2, 4 in D2E2; geschehen B*D2 u. s. w. Sie
nicht mehr als orthographische Uebereinstimmungen , wie jmU
C2D2 u. ä.
Es entsteht nun die Frage, bietet die auf solche Weise
sagen mechanisch gewonnene Ueberlieferung den originalen
oder war der Ausgangspunct unserer Ueberlieferung bereits
mehr fehlerfrei? Das Letztere ist offenbar der Fall. Zum
genügt 40, 2, wo statt kuste im Archetypus bereits kumte
hat; nur IPE2 (x2) suchen den Reim luste : kumte zu bessern,!
*
sie ziemlich sinnlos beste : keste schreiben. Auch war 26, %
das allein richtige wan bereits in dann, danne umgewandelt;
glaube ich, dass 1, 3 und 5, 1 der Vers mit und überladen ist,
an ersterer Stelle für den Sinn störend, an letzterer mindestens
behrlich ist (in B2E2 fehlt es natürlich nur durch Wieder»
und so habe ich mir denn in 25, 1 eine Wortumstellung
sämmtliche Handschriften gestattet, die allein einen erträglichen
gewährt.
Da a2 die älteste und eine gute Ueberlieferung ist, so habe
ihre Orthographie zu Grunde gelegt und bin nur in den fo
Puncten von ihr abgewichen. Zunächst habe ich auch hier « uni
welches meist gebraucht wird (auch tu, ov, v, v, selten u), wie
i und j, welches gar nicht vorkommt, resp. für Vocal und ConsoMi
verwandt. Die Längen und Kürzen der Umlaute von a, o, u wefJi
gleichmässig a% (e, u geschrieben, ich habe sie geschieden in«,ft
<r\ ö; f#, ö. Doch habe ich, wo ich einen Umlaut einführte,
die Abweichung von a2 angeführt, a2 schreibt auch für fc ein 4
hiefür war im Anlaut unbedenklich ein k einzuführen (nur in drf
Namen Christi habe ich das hergebrachte Ch behalten, da#f*
kristeti, kristenlere etc. geschrieben), auch im inaern Anlaut, Ä
kranke für chranche; nicht so sicher war ich in Betreff des AostaH
denn hier mag die Schreibung manich, honch, chvnich (neben cWs$)>
Der Ghaltempbl. 503
für die Aussprache von Bedeutung sein, denn die Schreibung
i sonst Spuren einer nördlicheren Gegend* wie z. B. gingen,
nden, iw, Ai, i glich, liht, floriren^ zirde u. ä. ; aber für den
st doch wohl eine südlichere Gegend anzusetzen, wo die
Aussprache im Auslaut wie auch das i = ie nicht anzu-
st. Da die Schreibung ch für k im Anlaute auch in der
g des Auslautes die Tennis anzunehmen gestattete, so habe
eingeführt, aber c gesetzt, also manic, gedultic, und dem
3nd gedultikeit, wirdikeit. a2 schreibt zuweilen tzz, und zz
i Längen; ich habe in beiden Fällen die Schreibung ver-
also nütze , uzen geschrieben; ferner findet sich in d1 bald
ht) doch ersteres überwiegend; ich habe es als das Ältere
tzt. Y, das nur in den Fremdwörtern Yesse, Indya, para-
<m erscheint, behielt ich bei, gab ihm aber keine Quantitäts-
ng. o2 hat zwei Beispiele von Vocalverbreiterung 4, 1 weise
t ein Druckfehler vorliegt) und 1 3, 3 tovsent, die möglicher-
n Dichter angehören können, da in der zweiten Hälfte des
i. diese Laute sicher bereits in Bavern auftraten; aber
suchung über die Sprache und Heimath des Dichters und
t. Interpolators muss im Zusammenhange geführt werden,
lahin war es wohl das Angemessenste, den sonstigen Lautr-
es Denkmals auch hier durchzuführen.
r Gedicht gestattet sich harte Kürzungen sowohl auf der
vie in der Senkung, ohne dass die Orthographie darauf
i Rücksicht nimmt, namentlich syncopirt dieselbe ein ton-
ir selten (z. B. jarn 11, 2), schreibt aber nicht bezzr, lempl,
der Vers diese Aussprache verlangt. Dem habe ich mich
*sen und nur durch einen Punct unter dem betr. e dem
m Wink gegeben. Dagegen apocopirt der Schreiber in a1
ig, vor Vocal wie Consonant, z. B. die Conjunctive weer,
, cAwiw/, möht, müsl, ferner gern, chost, hertz, füzz^ chron,
ehte). Im Anschluss hieran ist im Fall der Einsilbigkeit
iiterung des Lesens das tonlose e vor Consonanten apocopirt,
* vor Vocalen. Verschleifungen auf der Senkung habe ich
chte mehr zugewiesen, als die älteren Dichter sich ge-
rgl. Sprüche di 5 , 4 ; hohe di 9 , 1 ; kinde «".13, 4 , habe
34*
504
Friedrich Zarncke,
auch das i der Endsilben nicht der Verschleifung wegen in e
ändert, also kimiges, heiligen.
Wo uns bei 22, 2 d2 verlässt und nun eine viel spätere Hg.
als älteste Ueberlieferung an ihre Stelle tritt, mussten die m
entnommenen Grundsätze der Schreibung beibehalten werden,
die Orthographie wie der Lautbestand von B2 durchaus nicht
gebend werden konnte für den Versuch einer Constituirung
Originaltextes. Doch habe ich, wo a2 nicht mehr zur Seite
auch jede irgend erwähnenswerthe orthographische Abweichung
B2 in den Varianten angeführt. Besonders zu beachten ist ftr
dass das über den Vocal gesetzte e die Länge bedeutet, nicht
Umlaut, welcher letztere nicht bezeichnet wird. Für be komnl
und we oft dicht neben einander vor.
Bei den Handschriften des 4 5. Jahrh. (CWD2) und bei
Druck (E2) ist vollends auf die Lautverhältnisse und das
graphische keine Rücksicht mehr genommen. Wo derartiges notirt ■
sind besondere Gründe vorhanden gewesen, die sich aus Ei
der einzelnen Stellen ergaben. Es ist also, wenn sich resp.
oder B2 eine abweichende Schreibung (incl. Beachtung des toi
und stummen e) angeführt findet, daraus nicht zu schliessen,
die übrigen Hss. buchstäblich mit dem Texte übereinstimmen,
wenn bei ihnen zw, zu für ze des Textes gesetzt war, ist dies
nicht besonders hervorgehoben ; desgl. bei den Infinitivformen
für älteres sehene, sehenne. Der Druck (E2) liebt do für da, auch
ist nur anfangs notirt.
Wohl ganz hätte ich die Gollation von d2 sparen können, AI
beträchtliche niederdeutsche Elemente enthält und überdies den Mi
sehr entstellt. Lange nicht alle niederdeutschen Formen habe Ü<
notirt, doch wohl ausreichend, um ein Bild von der Handschrift*,
bieten, die nicht ganz ausser Acht gelassen werden kann, da*
immerhin auf eine alte gute Vorlage zurückweist.
Die grösseren Anfangsbuchstaben, die die Hauptabschnitte 4*
Sinnes andeuten sollen, sind von mir ohne Anschluss an die Bar
schritten gesetzt. Diese heben in unserer Partie keine Strophe k^
sonders hervor.
I
)] De» Graltbmpbl. 505
1.
Ze lobe mit solhem r&te dirre lömpel ist erbowen
der höhen trinit&te und der meid gesegent ob allen vrowen,
[und] der w£lt ze I6re gegen himelrlche,
als sant Thomas in Indyä den sal mit Worten bowete loheltche.
2.
Nfht wan mit dem munde der palas wart gemachet,
di gruntveste üf von gründe, pörlen, louben, kosteltche bedachet;
üzen noch innen wart da niht vergezzen
An dem palas tiure, und wart stn doch nie stein aldä gomezzen.
3.
Und was dem kttnig edele doch nütze und bezzer verre,
danne 6r uf keisers sedele gewallic weere aller künige terre,
want im sant Thomas kristenl£re und wtse
was mit dem palas gebende von heidentum in vrone paradyse.
4.
Ze glicher wts dirr tempel sol hie al menschen künne
mit gedanken geben exempel zu engelschar und himelischer wünne,
di mensch und engel hat von gotes antlütze,
und si darnach mit sinnen warben: so wirt in der tempel nütze.
1 = II [aBCDE) c1. I. — dirr D2, discr B2C2E\ der cK t. tri-
lit a*. | maide C2E2cK alle E2. 3. werlt a*. gein a2, gen B2C2
&*. un tzu lere der cristenhait c1. 4. sant fehlt C2. thoma E2.
Um B*C*E*c\ Yndia D2. | worte E2cx. bowet a2, pawet D2, päwte B2,
■rfc C2. lobeleichen C2.
2 = II [aBCDE). \. dem m. fehlt B2. | palast C2D2, und so ferner.
!. gruntuest B2C2. uf a2. | kostelich E2, chostlich C2D2y chostichleichen
pewachet C2. 3. do E2, des D2. nit C2, uichcz B2, nutz E2.
— | nie] in a2D2. aldar D2E2.
3 ss II [aBCDE). i. chunige B2. edelem B2, edele E2. | noch
nutzze al [vgl. 4, 3 und 4), nuczer B2E2. t. den B2. sedein
S*. | gewaltichleich B2. wa?r B2. gar aller a2D2. c hünig a2D2.
Mrand B\ wann C2E2. i. — | haidenschaft fl2£2. vron a2B2D2, und
dem vronenn C2, inß frone E2.
4 = II [aBCDEd) cK \. geleicher B2, ze geleich C2. weise a2, /tMt
dirre a2, dy (yirf. der statt dirre) d2, diser B2D2E2, discm C2. ob ir
spil nu were c1. j sol] doch sol c1, so Ä2/)2, fehlt E2. alhy d2, ich hie
fehlt E2cx. allen Ä202, aller C2, /Wt/< c/2, ist allem E2. 3. dancken d2.
^ (be?) denken bi den mcrc c1. | ze B2, fehlt c1. engelischcr schar
M, engel wirde c1. himelsce c1. \v°nne a2. 3. der engil d2. hant
haben c1. vor a2, in cl. 4. und] daz cl. sei Ä2£2. sinne c1.
werbe B2, werbent E2. im B2, in dan £*. der t.] daz spil c1.
täte a2, wol nuzze d2, vil nutze c1.
506 Friedrich Zarkcie, [H
5.
Di edelen magl di süzen die heiligen [und] engel rfiment
mit lobe, mit sanges grflzen, und menschen üf der erd mit lobe st bÜM
svvie gern ouch ich di magt waer lobende rlche,
so sint mir sprüche di höbsten vor üf gelesen, di ir stellt loWkk
6.
Ltht bezzer wa?r mir swtgen danne ich si lobte kranke:
hankräl nach sözem gtgen bt den werden stet ze kleinem danke,
durch daz wolt ich ir ander wirde bieten,
der muler magt Märten, kund und möht ich mich der saeldennkta
7.
VVa?r ich so rtche an gute, ein tempel würde gemachet
noch bezzer in mtnem mute ze lobe der maget Märten ungeswadkt
wan si nu nimt für gut den reinen willen,
so sol ein iegltch kristen mit rtcheit disen tempel übereilten.
8.
Ich wold ir einen machen di wlt gein einer mtle,
mit richeit sus bedachen, daz dirre tempele alumb dar inn mit rie
niht wan ze kören ständen wol fümf hundert,
mit al der koste rtche, sam er mit worle ist ze lobe gesundert;
5 = II aBCDEd) . \ . dew D2. edele d2E2. | di dye <**. «
fehlt B2E2, heiligen und fehlt d2. rümet d2. i. grusen d2. \ mws&t
allen menschen sy dß. der fehlt d2E2. erde a2, erden B*C*dßlS*. *(
C2, fehlt d2. 3. swi a2. ich fehlt C2, ich ouch B2E2, wy g*ne wercid
ouch dy mait lobenne d2. 4. — | die erslent D2, dy dy or steyn fi.
lobelichen d2, lobende lobeleiche B2.
6 = II iaBCDEd). \. lichte d2B\ villeicht D2. myn d2. | Ü
B2C2J)2. sey B2C2D2. lobele B2, labete d2. 2. hanen krath d2. sä*
B2d2E2. | de a2, dem D2. kleynen d2, chainen B2E2. dancken fi.
3. orc andse werde gebyten d2. 4. mait d2. mariau d2. | und rf
fehlt d2. her hoghen salde ghenythii d2.
7 = II iaBCDE). I. ein gut a2. [ wirde a2, würd B2E2, wurd f**
2. inül «2, mute B2. | zelobt C2. 3. wann B2C2. nun E2, im #.
vergu! D2. 4. iglich a1, ickleich D2, iesleich B2. | disen tempel mit ricW
a2D2. übereillen [anfangs stand liberstillen, das st ward radirt) B2.
8 = II (aBCDE). i. — | di] gar B2, fehlt E2. vollen witc fit
D2E2. 3. pedachet£2? besachen E2. | diser B2C2D2E2. tempel PC1.
alumbe a2B2D2, alumb C2E2. inne a2B2C2D2, inn E2. 3. stunden«1.
4. allen C2, al der fehlt E2. | worten B2. ze lob ist D2. wesundert J1*
besundert E2.
] Dkr Graltkmpbl. 507
9.
Und Dach der grözen wtte mit höbe di lüfte vienge,
s6 das man zaller ilte üz allen riehen dar durch wirde gienge,
der maget wert ze lobe, ze grasen Aren,
und trflbiu hertz erlaubte, wie si daz lop Harten solden meren.
40.
Man mAst ouch n&ch der wirde vil Hoheit sehen dar inne,
durch daz n&ch himelscher girde immer mAr st&nd aller hertzen sinne :
di solih irdisch paradys da saehen,
di solden tugent minnen durch himelsche vraeude, und al untugent smaehen.
41.
9
Alle prophActen, swaz der ie wart gesprochen
von der maget Marien vor manic hundert j&ren unde woohen,
daz mAst da allez werden offenbare,
kunütch der weit ze sehene, mit bilden sanVz ie mitten geschehende waere.
49.
Alhie von YessA künne, nu da di gerte ArAnes,
und wie di stüde brünne Möysf, und von dem velle GedAAnes,
liljen gärte, palsem trAr und rAsen anger:
das allez zeichenunge der maget gab, diu da wart Christes swanger.
9 = II {aBCDE) . I. — | h»h B2. lufl B2. vingen a2D2y vien-
i B*E*. 2. ze aller B2, zu a. D2. | uz a2. durcho D2. wider C2.
fingen a2, giengen B2D2E2. 3. magde B2C2, inegde E2. werde B2D2.
und gr. C2, un gr. E2. 4. trubew D2, trubeu B2, trübe C2E2. hertzen
erleuchte D2, erlewcht B2E2, erlawehte C2. | lob do B2.
40 = II {aBCDE). I. müst a2, must B2. \ — 2. durich D2.
irischer a2C2D2, himlischer B2. | me> fehlt B2. stuenden C2, stund immer
r« a2D2% do ymmer stunden E2. 3. solich C2E2, solleich D2, solli a2, sol-
» B1. irdische a2, irdensch E2. paradyse a2. do E2. sahen C2D2.
fc. t&gent a2 'etwa tilgende?), tilgende C2, tilgenden B2E2. | himelische
*^D2, himlisch B2, hymelsch E2. al fehlt a2, alle B2. untugende B2.
niahen C2.
44 = II {aBCDE). 2. magt B2C2E2. | für D2. iarn a2D\ iaren
-*£2. und B2C2D2y unde a2E2. 3. müst a2. do E2. werden alles
4. chunigleich D2. werlt a2 {aber vgl. 24, I. 2). weide C2. | samz
^fl2, sam ez B2E2. milen a2/)2. geschehen B2D2E2.
42 = II {aBCDE). K. alhi a2. yessen C2, iessen £2. chunnen
* | nun E2. dew Ä2. gert B2. aronis 2f2, aarones C2, aaronis £2.
• • und fehlt E2. wi a2. der Ä2. stüde a2, stöde Ä2. prinne B2.
un a2. gedeonis a2B2D2E2. 3. lilien (lilligen D2) gart a2B2D2E2.
JSam C2£2. t&r B2. und /"e/i/f £2. 4. zaichen gen C2. | magt a2D2,
&de #*, magte C2, megde E2. cristus E2.
508
Friedrich Zarncke,
43.
Himelvan, mersterne, lieht sunnevar bekleidet,
ir füz üf im vil gerne der mäne hebt. Marien lop sich beide*
mit mägden vil manc tüsent, di mit palmen
di reinen magt sint lobende, und ir chinde si singent lop mit
44.
Da mosten ouch margarlten vil st£n und muscatstingel
üf heide breit der wtten, und dtner kröne barbigan und xmgel,
da mit diu himelsch Jerusalem sich zieret,
mit zwelf der edeln steine, da mit dtn lop sich liehe und bdh
45.
Din edel heilic houbet ist maniger riehen kr6ne
mit tugenden unberoubet; besunder siht man von zwelf steinen
ir ein da bl den andern liehte glesten:
gesegent ob allen wiben bistu für die höhsten und di besten.
46.
Brunne lüler, morgen röte, honeseim und zukkerstücke,
helferin üz aller nöte, wtnes trübe, spteanardes, myrrenrücke,
daz müste sich hie allez von dir zeigen,
reht als ez die propheten dir ze lobe von gote gaben für eigen.
13 = II (aBCDE). i. vane B2C2E2, von D2. raerslem aW, ■*
Sterne» C2, meres Sterne (stereii E2) B2E2. | litit a2, leicht D2. §**
(sunnen E2) gar B2E2. gechlaidet B2E2. 2. ir füez C2, ieren fuz B*P.
üf a2. geren E2. | mone E2. habt B2E2. 3. mit fehlt B2. »t
den B2C2D2. manich a2B2D2, manig C2E2, vgl. houch in a2 16, I. **
sent a2, palman D2. 4. raine B2E2. | und ouch E2. chind iPCVfP*
die B2E2, fehlt D2. singet E2. psalmen E2.
14 = II (aBCDE). \. müsten a2. magariten D2. | — t-
| chron a2D2. chrono B2. stingel versehentlich wiederholt D2. 3. tt*
lische a2C2D2, himlLsch B2E2. jerusale C2. 4. zwölf E2. | da durch #
reich C2E2. floriret a2, florieret B2C2D2E2.
15 = II [aBCDE). \. houbt a2D2. I reicher C2E2. S.umbef-
B2E2. | von ans vm corrujirt B2, fehlt C2.
B2C2. 3. aine B2, ainen C2, ainem E2.
a
2, lieht D2. 4. geseget D2. alle E2.
| reicher C2E2.
zwölf E2. steni M &*
dA fehlt C2. dem Eß. ■
gar für E2.
16 = II {aBCDE). \. brunne a2, braun E2. morgenröt C\ **
morgenröt a2D2E2y und morgen röte B2. | honch- o2. h. sam #*£*•
zukker (zuks B2, zucker E2) stuche a2B2E2, zuchker stuke C2, czucker stucke "•
3. helfa?rinn B2. note a2, not C2D2y not E2. | weins B2. w. «*
fehlt C2. mirren B2C2D2E2. rukke a2, ruchhe B2, ruchke C«, rucket
ruche E2. 3. müste a2. hl a2, /eÄ/l C2. 4. ez fehlt B2E*. | *
a2B2C2D2. das gaben £2. zu Z>2.
7] Der Graltkmpel. 509
17.
Wie moht ich daz gesunden volenden hie aleine,
daz dir vil manic hundert ze lobe hant gesprochen, maget reine?
iedoch so wold ich al die Schrift ersuchen,
sold ich den tempel bowen, ze dlnem lobe darin uz allen buchen.
48.
Davit der was dich sehende, künigin, bekleit mit golde,
ze der zeswen (was er jehende) des küniges dtn. deheinz ich lazen wolde,
du müsest ie da sin mit koste rtche,
als ie diu schritt war sagende, und die zeichenung wol orden liehe.
49.
Und swaz dln kint üf erde menschliche ie kund erllden,
in hohem rtchem werde wölt ich der deheinz in templö mtden,
mit bilden waehe ergraben und ergozzen,
mit kost also geheret, daz ez ze sehen kein ouge het verdrozzen.
20.
Der selbe tempel müste bt aller slner gröze
niender ligen wüste niht gen einer hende breit mit blöze,
wän daz allez mit zierde erfollet wahrer
der maget und ir kinde solt er ze lobe niender wesen laere.
47 = II (aBCDE). \. möcht C2E2. | hi a2. 2. — | zelobet
nX habnt B2C2D'K magt a2D2. 3. idoch a2. so fehlt D'K alle
i*C2£2. die fehlt E2. geschrift C2D2, chraft B2E2. versuchen B2E2,
lureb suechenn (: puechen) C2. 4. scholt B2. deinen B2. ze dinem
obe bowen. a2D2. \ dar inn C2E2.
18 = II (aBCDE). \. sich E2. | chuniglich C2. gechlait B2E2.
&• zu B2. deiner C2. zwesen a2, zesmen C2, zesen D2. waz a2D2. \
diu fehlt C2. dhains C27 cheinz a2D2 [vgl. «9, 2), dchlain B2 (d' = de in
92 vgl. 33, 3. 34, 4), der klain E2. 3. die E2. müstest E2. chunste
|202. 4. geschrift C2D2. war D\ was B2E2. | alle die a2D2. zeiche-
lu«ge a2C2, bezeichenung E2.
49 = II {aBCDE). I. kraft E2. erden E2. | menscheliche a2,
anschleichen B2E2. ie nach chund B2, fehlt E2. chunde a2. 2. hohen
e>chen B2. | ich d'chainz B2, ich der chains D2E2. im B2. tempel E2.
3. warhe D2, wa?ch B2, wehen f2, weher E2. 4. — | erdrozzen a2.
20 = II (aBCDE). \. selb B2D2y selbn C2. müsle a2. | grozze
2. ninder a2, nindert B2C2D2f nyergent E2. wste a2. | niht fehlt B2f
*frr und auch E2. hande CK mit] nicht B2E2. 3. wann B2C2EK
fes a2, es als E2. zirde a2. erfüllet B2D2y erfüllet E2. 4. magt a2,
lagde fl2C2, megd EK uii a2. irem C2/)2^2. | es 62, ere D2. nin-
e* o2, nindert B2C2D2, nyergent E2.
540 Friedrich Zarncke, [W
21.
Til kl6ster hospit&le von reiner diet mit pfrAnde
dir dienden zallem male : ich ween daz wol rein riehen tempel stände,
und der ein erzebischolf meister waere
und preßten zwelfe, ich mein mit krumben stöben infelbaere.
22.
Vil grozer zierde gebende waer ich da zehen kören,
einer ob dem andern swebende, und dar inne wunder sehen und Mm
und lob der magt mit lesenne und mit singen,
daz ez diu hertz ermande, wie himelkör von engein mflsten erklinget
23.
Organo, cimb&le, psalterie und ouch cil6rie
darunder zallem male vil süx erklingen müst zu richer gl6rie
der reinen magt Marien und ir kinde,
ob ez geviel in beiden und darzu ecclesien hofgesinde.
24.
Ich sprichz, ob ichz mit gelte und mit Übe möht eniugen,
man m&st über al die welle üngelouben mtden und urliugen.
daz waer noch bezzer vil und lobel Icher
der maget und ir kinde danne dirre tempele tüsent, alle richer.
21 = II [aBCDE). \. klöster E2. hospital aW. | von] vil C\
*. dinden a2, dienten B2C2E2, dienet D2. zu allen B2. \ ze dem f*. w-
nem a2, zu ainem D2. reich ain B2 [aber in E2 richtig) . 3 . der fehlt Pfr
erzb. a2D2y erezbischoph B2C2E2. 4. zwelf B2, zwölfe E2. | maine Uft
chrummen C2. staben B2E2, inselba>re o2, im helfaere B2E2, inhelfe-
were C2.
22 = II [aBCDE) . \ . zirde a2. | wer ie da D2. chor P.
2. Hier schliesst a2, fortan bleiben also B2C2D2E2. ander D2. | und/eAÄ*
dar inn E2. 3. zu lobt E2. lesende B2, lesen C2D2E2. mit fehlt fr
4. er D2. hereze C2, hertzen E2. | hiemel chor D2, hymel cböre ft
michel chör B2E2. must C2.
23 = H (BCDE). t. organocimbale D2, organe E2, zimbale CW I
psalteri B2. cytharie B2, cithary E2. $. darum der C2. ze allem W^
D2E2. | süs C2, suesse D2. glory E2. 3. marein B2C2. irem (*•
4. — | imgesinde C2.
24 = II [BCDE) . \ . sprich C2. | mit fehlt E2. leib fl2M I*
D2. erezaigen B2E2. 3. w'lte B2. | un dar zu E2. erlewgea #
verleugen D2, vrleygen E2. 3. vil fehlt C2. 4. magt B2D2, magde ft
megde E2. irem E2. | denne B2. der B2C2, diser D2, sollicher ift
tempel alle. alle .g. reicher B2.
9] De« Graltempel. - 611
25.
Wann got darumb gesetzet hat zweier bände gerihte,
swer kristentum nu letzet, mit disen zwein daz man den gar vernibte
an lebender kraft. Ir rihtrer, slt so lebende,
daz ir den tempel riebe mit bowen tägellcbe slt got gebende.
26.
Daz ßrmament zeföre von stner snellen draete,
wan zirkel heizer snfire, dar inne die plannten loufent sta?te;
dämite si dem ßrmament sint oben de.
wan gerihte und die planölen, himel und erd und luft zef&ren al tobende.
27.
Ein iegltch mensch getoufet al tag den riehen tempel
got und der magl wol koufet : tu niht wan nem an sich der tilgen l exempel,
der man ze wirdikeit da sihene schribet,
dA man gewaltich liehen diu siben houbetlaster mit vertrtbet.
28.
Diemutikbit, ein kr6ne der tugent, ist wol diu 6rste
genant, in senftein d6ne diu vertrlbet £Iöhvart, die der horste
got ie von anegenge hat verwazen,
des Lücifer enpfindet: der raüst von höhvart gr6ze wirde läzen.
29.
Diu ander tugent Milte genennet ist vil suze.
swer ir ze rehle ie spilte, den hat got vil wert in hohem gruze,
25 = II (BCDE). 1. g. hat darumb alle. | hat fehlt hier in allen.
lannd C2D2. 2. — | zwayen E2. 3. riclär B2. seind E2. lo-
>ende E2. 4. — | paw B2, bauw E2, pawen C2D2. tajgleich B2C2D2,
«glichen E2.
26 = II BCDE). I. zufuere D\ zerfriere C2E2. | snell B2. trete
•2. 2. dann B2C2E2t dan D2. zukel B'K heizer] halfter E2. | —
• mit B2E2. (irmamento B2. obene B2E2. 4. danne B2C2E2t dan D2.
gerichte C2, gerichl B2, die gericht E2. | und fehlt E2. erde C2. zer-
'eren C2E2. al fehlt E2. totende C2.
27 = II [BCDE) . I . ieglicher E2. menisch B2. | alle B2C2E2.
'«* reichem B2, am reichen E2. 2. magde B2E2. | wann B2C2E2, wen D2.
3. da fehlt E2. 4. damit C2. gewalliclich C2. | die B2. sibent
mit fehlt C2. verlreibent B2.
28 = II (BCDE). 2. — | die doch der E2. 3. anigenge B2.
entphindet D2. | hollrat B2.
29 == II (BCDE). {.— | genriet #>. *. \e fehlt B2D2E2. | werd
512 - Friedrich Zarncke, [W
wand si vertrtbet GItikeit daz laster:
höubetsunde und schände hat mit ir pfliht an hellegründe pflasler.
30.
Diu Kiusch, ein höhe tilgende, ist wol nu hie diu dritte:
si sint bt got wol mugende, al die si hänt. ein ieglich mensche bitte
mit vltze got, daz im diu kiusch beltbe
vil staet unz an stn ende, daz si im al Unkiuschb gar vertribe.
31.
Got dienen willicllche mit tri wen unverdrozzen,
daz ist ein tugende riche, der manic heilic s6Ie hat geoozzen,
want si ist got mit vltze wol behagende:
Trakeit an gotes werken, daz houbetlaster wirt si gar verjagende
32.
Diu fUmfliu haizet Mäze an ezzen und an trinken;
hin an der werden sAze kän in got in himelpalas winken,
den, die ze reht hie sint der mäze pflegende.
Unmäze., die geunerten, sint alle mit der mäze widerwegende.
33.
Grdultikeit diu sehste an disen tugenden heizet,
ir einiu wol di beste, wand ir widerstrit, der Zoren, reizet
vil dicke sunde und schände und schaden grözen :
den kan diu edel tugende Gedultikeit vertrtben und verstozen.
C2, werde B2. 3. wann C2E2. 4. habent sunde C2. und ouch £*.
hat] has C2. ir] im B2E2. helle grunde (grünt D2) alle, plaster E1.
30 = II (BCDE). h. — | hie wol C2. nun E2t im B2, und ft
fehlt C2. 2. — | alle B2C2. sei B2D2. habent B2C2D2. menstfc
alle. 3. vleiz B2. keusche bleibe EK 4. hincz C2, biß D2. \ »■
chewsch C2D2.
31 =11 (BCDE). I. willichleichen B2D2, williglichen E2. | —
2. im aiu tugent E2. | manige C2. heilic fehlt B2E2. sei B2C2D2. W
B2. gar wol eingeschoben E2. 3. wann C2E2, und so ferner. ist •»
Bande nachgetragen B2. wol fehlt E2. 4. — | habent laster C2. *
B2. vergagende B2.
32 = II (BCDE). 2. — I kan im B2C2E2. im C2, von B*.
hiemels palast D2. 3. den fehlt E2. raazz B2. 4. unmäze fehlt r,
dafür uii E2. | se>t C2, seint E2. mit fehlt C2. unmaß E2.
33 = II (BCDE). \. dew f2, die B2. \ — 2. ainew W*
aine E2. peslew B2. | wan D2. widerstreiter E2. der fehlt E*, den
C2. zorn D2} zoren B2C2E2. 3. sund' B2. und fehlt E2. scbtf*
und fehlt C2. schade B2, und schaden fehlt D2. 4. tugent alle. \ P*
dultichleich D2.
il) Der Graltempel. 513
34.
Dia sibende w&riu Minne, aller lugende blume,
ewic lebens gewinne llt an ir gar in dem höhstem rfime.
swer die ze rehte got und stnem nächsten
wol hat, der mac verirlben Haz undb N1t, vor got vil nach die smaebsten.
35.
Swer dise tugende minnet mit triwen unz an stn ende,
von got er lön gewinnet, sam ob er an des riehen tempels wende
tum unde dach erbowen het und köre.
da von so minnet tugende und slt ouch tempels bowes underhöre.
36.
SU willic dar ze gebene, swä man kirchen mache,
daz hört ze tugende lebene: vrön gebot ecclesien nieman swache;
tu daz gut, da bi daz übel l&ze.
swer iht anders wirbet, der mac wol strüchen bl der rehlen str&ze.
37.
An swem nu gar mitalle disiu läster sint gesigende
mit sunlltcbem valle, der sl darumb in zwivel niht verligende:
er stfl in riwe büze got getrowen
und allen zwivel ldzen: da mit er hat den tempel ouch erbowen.
38.
Maria, vreuden zünde über al der sunnen glitze,
nu erlös uns von der sunde, diu da gibt die werenden helle hitze,
34 = II [BCDE). \. wkve C2D2E2. | tugent Biß*. plümen C2.
e^rigs E2. | gar an E2. höchsten D2, höchsten C2E2. 3. recht B2.
4. — | und' B2, und C2D2E2.
35 = II (BCDE). I. disew B2D2. tugent B2. | hincz C2.
| riehen fehlt E2. 3. türen B2E2t turne C2, tuern D2. und alle.
& - minnent E2. tugent D2. | seint E2, und so ferner. tempel D2.
* B2, bauwe E2. underhöre B2 (das ö betoeist keinen Umlaut), underhöre
underhöre D2.
36 = II (BCDE). \. willicleich C2. | machet B2D2. 2. Und dz
hört ze fehlt B2E2y dafür den. hört zu dem D2. | ieman B2C2E2.
*- da bi fehlt D2.
37 = II (BCDE). \. nun E2, und so ferner. | disen (diseu?) C2, diß
t. in E2. funtleichem B2.
Puez B2, uii busse E2. i. —
**en B2E2.
— 3. im C2. rew B\ ruw E2.
hat er E2. ouch fehlt D2. ge-
38 = II (BCDEd). \. vrewden B2, frawden C2, fr&den E2, die frouden
| all B2y allin d2. der fehlt d2. z. — | die B2} dew C2.
514 Friedrich Zarncee, [f
und unser sei dir werd ein tempel schöne,
so daz dtn kint darum he ze loben st mit aller engel döne.
39.
Maria, vreuden wunne, dln lop wart nie bcdönet.
wirr iegllch slern ein sunne und iegltch stein üf erden sam gescMm
und gaeb der glast mit glaste widerstözeir,
klärheit Marien schöne kund ez niht gen einer per genoMiL
40.
Daz al diu weit geliche nu stund in vreuden luste,
sam dirre tempel rlche, und baz dann diet des gräles aller kostr,
IIb, sei und eren sunder sorgen lebende,
noch ist diu magt Marie manc tüsenlvaltic höher vreudeo gebende.
41.
Maria, bis mir obende vor allem übel, Amen:
baz dann ich dich sl lobende; ich lob dich, sam ein blinder wolde nte
eins kleinen vogels über tüsent mtle
mit kranker hab gezerfe: noch kleiner ntehe ich mich dins lobet ift
42.
Als verr nu mlnem sinne dln höhez lop sich virret,
als verr du, kuniginne, gebuzen mäht mir armen daz mir wirret
wernde C2d2. hell C2, hellen D2. 3. uuse d2. sele C2d2E*. i
fehlt B2E2. 4. din fehlt E2. darumb B2C2, darume d2. | —
39 = II (BCDE). \. vrewden B2, frawden C2, fröden £2, find so fem
| nie] in D2. 2. sleren B2C2. | beschönet CK 3. gab DK &*
B2E2. 4. maria EK | gegen DK
40 = II (BCDEd). 1. alle C2, uberal (alle D2) B2D2f abir dK i«
B2. | ny d2, fehlt CK stüo B2. peste B2, beste E2. 3. so d*.
diser alle (aber a2 schrieb dirre). und fehlt d2. vil paz BßD'hjft. dfl
B2. diet] du es d2. au aller D2dK chünste C2D2d2, eheste B\ keste£
3. ere d2y er E2. sorghe d2. lebene d2. 4. — | manich alle.
waldich d2y valt E2y fehlt D2. hoger d2f fehlt D2. freud D\ und krt*
frouden d2. gebenne d2.
41 = II (BCDEd). 1. biß D2E2, pis C2, wis B2, wes dfl. obnetf
| allen obele d2. 2. wann B2, wen d2. lobne C2. | sam] rechte«'
d2. plinde C2d2. 3. chlain B2. milen d2. 4. kranker fehlt l
krauckait E2. ge/a?rue B2y gezerphe C2, gescherphe Z>2, gezeme E2, fekli t
| nsehen B2t neben E2, fehlt DK deines B2. noch kleiner uode oo
dynes lobes ich nü zele d2.
42 = II (BCDEd) . 1 . also D2. verre alle. nun E2, in ft, «
Z>2, /eA/f C2. mein (meinen C2) sinnen B2C2E2f meinem (mynen d?) sinne tH
lop fhlt B2. dich d2. verret D2d2. 2. so d2. verre Ä
] Der Ghaltempbl. 515
gen dinem kint mit aller himel menige.
na vräg ich averitiure, wie Titurel hie leb, der vreuden senige.
: [statt du) cliuniginne D2, den chuniginnen B2E2. | geb. fehlt D2. mach
, machst E2, mocht D2. mit D2. mich d2. werret D2d2. 3. ge-
\ B2D2, keigen d2. dinen d2. 4. die a. E2. auentew B2. | hyr
I sendhe d2.
Anmerkungen.
4, K solhem weist hin auf als in Vs. 4. Der Palast, den nach der Le-
ide der Apostel Thomas dem König Gundoforus von Indien baute, . war kein
isches Bauwerk (darum 2, 4) , sondern nur »hVgorisch gemeint. Er stand
Himmel (to iv oopavolc itaXanov) uikI sollte dem Könige erst nach seinem
le werden. Da man ihn im Himmel aber ganz real dachte, so kann selbst
i seinen Massverhaltnissen und seiner Ausschmückung die Rede sein,
hatte die Seele des Gad, des Bruders des Königs, als sie in einer Krank-
L auf mehrere Tage dem Körper entführt und von Engeln im Himmel
umgeleitet war, den Palast gesehen. In der Legenda aurea des Jacobus
roragine (bei Grässe S. 35) schildert Gad ihn: mihi ostenderunt palatium
auro et argento et lapidibus pretiosis mirabiliter fabricatum, et cum eins
chritudinem admirarer, dixeiimt mihi: hoc est palatium, quod Thomas fra-
tuo exst7*uxerat. So kann denn in dem Briefe des Priesters Johannes ge-
t werden , dass sein Palast ganz nach den Maszen des von Thomas ge-
lten errichtet worden sei : Palatium 7 quod inhabitat sublimitas nostra , ad
tar et similitudinem palacii, quod apostolus Thomas ordinavit Gundoforo regi
lorum, in officinis et reliqua structura per omnia simile est Uli, vgl. meine
sgabe §56 (Leipziger Renunciationsprogramm 4873/74 S. 44). An unserer
lle ist mehr die allegorische Bedeutung jener Legende ins Auge gefasst. Ueber
Legende (ursprünglich griechisch, Acta Thomae) vgl. Thilo's Ausgabe (4823)
d Tischendorf, Acta apost. apocr. S. LXIV fg. und S. 204 fg. Ueber die
. Bearbeitungen sind wir noch nicht ausreichend unterrichtet. Meist geht
* Bekanntschaft des Mittelalters mit der Legende wohl zurück auf die dem
»dias zugeschriebenen Acta apostolorum, sive Historia certaminis apostolici,
I. die Ausgabe von J. A. Fabricius, Codex apocr yphus Novi Testamen ti I,
687 fg., besonders S. 696 fg. Der König wird auf die Mittheilung seines
uders hin zum Ghrislenthum bekehrt: darauf bezieht sich Str. 3.
1, 2 meid, magt, maget. Diese drei Formen kommen in a2 vor; 47, %
rd das Wort zweisilbig verlangt. In der flectirten Form wechseln in den
rigen Handschriften meide, megde, magde.
4, 3 und ist in der Ueberlieferung allerdings sicher gestellt, würde aber
sser fehlen und ich habe es daher eingeklammert.
2, * di verwendet a2 für das Fem. im Sing. (Nom. 2, 2. 42, 4. 2;
*. 4, 3. 5, 4. 5, 3. 8, 4. 43, 4) und Plur. (Nom. 43, 3; Acc. 45, 4); fürs
tsc. im Plur. (Nom. 5, 4. 4. 40, 3. 4; Acc. 9, 4); vom Neutrum findet sich
516 Friedrich Zarnckb, [IM]
kein Beispiel. Daneben findet sich diu und die für den Nom. des Fem. imSä|
und die für die übrigen angeführten Casus. Ich bin natürlich der Schräbaag
a2 gefolgt; wo a2 aufhörte, habe ich für dew in B2 diu gesetzt, sonst
dort dt und die beibehalten, wie die Hs. es bot.
3, 3 kristenltre und wise, nicht etwa kristen Ure und wise; es steh*
neben einander die kristenltre und die wise von Heidentum in vröne parodüt,
also wise = Weisung, wie da mite er in ze wise tete womit er sie anwie^
Mar. 237 (Mhd. Wörlerb. 3b, 754b, 38; das CiUt, das Wernhers Maria mo^
trifft nicht zu). Ebenso gewinne = gewinnunge; zünde = An Zündung
viele ähnliche im Titurel, vgl. zu Gralt. 57, 4.
3, 4 mit bedeutet »vermittelst«; nicht »zugleich mit«; s. zu 1,1.
4, 3 von wäre, auch abgesehen von der guten Bezeugung, dem vor hi
vorzuziehen, denn das Antlitz Gottes ist eben die Quelle der Freuden. VJ,
Psalm 67 (66), 2 und 80 (79), 4: ostende fadem tuam et salvi erimus. kwh
fuhrlich handelt darüber eine Stelle in den von Griesbaber herausgegebM
Predigten (2, 41 unten) : wan alliu diu frbwde diu in dem himelriche tri,
w&re ain niht, enwöre daz antlüte unsers herren. und swenne du daz vmM,
so hästu alle wunne. sich daz antlüte unsers hen%en , daz ist so frawdmrti
und ist so gröziu frowde daran und so gröze wunne, daz daz mugelichm wfa,
daz ez die ferlorn in der helle mühten gesehen, daz si dentie aller ir
fergtzen u. s. w.
4, 4 si stets in a2; ob es si anzusetzen ist, lässt sich nicht entscheid*
Allerdings hat B2 und auch andere Hss. wiederholt sei; die Stellen aas'
sind in den Lesarten angegeben.
5, 1. Das und ist freilich gut bezeugt, überladet aber den Vers. Etf-
behrt kann es werden, denn die Engel werden, wenn auch nicht gerade tfc>
so doch auch nicht selten heilig genannt. Vgl. Walther 24, 24 als ir der ketf j
enget pflcege; Wackern. Altd. Predigten S. 30, 50 unde was der heilig eajrf ,
von himel chomen, u. s. w. Der Zusammenhang bietet keine £ntscheidn%
denn nach den mittelalterlichen Darstellungen wird Maria im Himmel bald ffi
den Engeln allein , bald von Engeln und Heiligen begrüsst. Bei Conrad na
Heimesfurt, überhaupt bei den Darstellungen der Himmelfahrt der Maria, &
dem Transitus Mariae folgen, werden wie in letzterem nur die Engel ge-
nannt; ebenso in den von W. Grimm herausgegebenen Marienliedem, in der
Zeitschr. f. D. A. 10, 51, 6 fg. Dagegen im Passional (Hahn 129*, 38) em-
pfangen sie die Heiligen und die Engel : dö hüb sich in der luft ein saue «
lustelicheme döne, wände obe der vrowen schöne die heiligen unde die aifrf-
boten sich ordenten an manigen roten u. s. w. Ebenso in der Himmelfahrt
in der Zeitschr. f. D. A. 5, 553, 1442 fg. Auch in der lateinischen Kiitta»
poesie kommt Beides vor. So werden allein die Engel genannt bei
Hymnen II, 591, 33: te laudant angeli super aethera; 619, 2: domma, aß
pangunt carmina angelorum agmina summo coram bono , und am Schlosse:
ut canticis hibilemus melicis tibi cum hymnidicis chojis angelorum. Aber ne-
ben ihnen die Heiligen bei Mone 11, 618, 91 : Ambiunt hierarchici ordines »•
gelici novem te mirantes , martyres hymnidici , confessores c&lici, virgines l&-
dantes ; II, 579, 5 fg. : te canat primum chorus angeloi*um . . . , concinont w-
'] Der Graltrmprl. 517
proceresque bis sex . . . , martyrum ccetus nece purpuratus te melodiis cor-
ordinatis . . . , personent hymrium tibi confitentum ordines ; vgl. noch das
• Lied bei Mone II, S. 425, 11 : per ti fan sempre canto li angeli tuquanti,
5e le sancte e sancti.
5. 2 blüment. Vgl. Konrads G. Schm. 63: swer diner wirde schapelhi
Uiiemen unde vlehten, daz er mit r&selehlen spriichen ez floriere.
5, 4. Dass hier die Mariengrüsse gemeint sind, ist bereits oben S. 498 fg.
■gesprochen, sowie, dass auch in diesem Verse ein Anklang an die G. Schm.
Ehalten zu sein scheint.
6, 2 hankrät. Gleich hier beginnt die Benutzung der Mariengrüsse. Vgl.
I. 37 : ich bin ein sündic Almän und krce din lop alsam ein han , dei% sich
t tages wil enstän.
7, 3. Vgl. G. Schm. 107: da von du, vrowe, enpfähen solt den guoten
Uen vür diu werc.
7, 4 disen tempel , den des Grals. Dann hat es jeder Christ in seiner
cht, der heiligen Jungfrau in seinem Herzen einen noch schöneren Tempel
huerbauen, als der Graltempel war. Vgl. hierüber Weiteres in der Aus-
gang und den Anmerkungen dazu.
8, t tempele. Das e des Gen. Plur. muss, obwohl ein stummes, durch
9 Sprachgefühl gehalten worden sein, und es zeugt für die Sorgfalt des
hreibers von a2, dass er es auch in der Schreibung zum Ausdruck ge-
lebt bat. diser ist hier und 24, 4 = solih, welches Wort E2 an letzterer
die auch eingeführt hat.
8, 2 zile kann auch eine gebogene Linie sein. Vgl. Mariengr. 137: umb
i kröne gH ein ringet, da die zwelf (steine) an einer zile ligent.
8, 4 6r habe ich nicht ohne Bedenken angesetzt, denn einmal ist die
rm Sr statt l mhd. nur selten, und dann dient, um in der Erzählung
rückzuweisen, iqpst da vor. Vgl. G. Schm. 1796. Marienlieder, Zeitschr.
D. A. 40, 119, 16. Titurel Hahn 554 (Ausl. Str. 54). Aber unwahr-
leinlich kann man diesen Gebrauch von 6r nicht nennen, und er giebt einen
chst gezwungenen Ausdruck.
40, 2 himelscher. Diese Verkürzung ist mhd. sehr häufig. Vgl. z. B.
Lobgesang, Zeitschr. f. D. A. 4, 528, 6 himelsche megde; Barlaam (Pfeiffer
, 35) vreude und himelsche 6re.
10, 2. Sollte sinne der Dativ sein können? Freilich ist eine solche un-
rsönliche Construclion von stän mir nicht bekannt.
44, 1. Vgl. Mar. Gr. 113.
42, 4 = Mar. Gr. 69 (wis gegrüezet, JessS künne) und 73 (wis gegr.
trönes gerte). — Vgl. Jesaias 44 , 1. 10. Römer 15, 12. Hieraus ist ge-
iilossen, was die Evangelien nicht erzählen, dass Maria's Mutter aus dem
(schlechte des David (Jesse) sei. Die späteren Apocryphen setzen dies vor-
s. — Aaron's Gerte bezieht sich auf Moses 4, 17, 8.
42, 2 = Mar. Gr. 77 (wis gegr., stüde dornic Moyseses; steht die letz-
re Form wirklich in derHs.?) und 81 (wis gegr., vel des schäfes, Gedtönes
iw des saffes). — Vgl. Exodus 3, 2. — Richter 6, 37 fg.
42, 3 = Mar. Gr. 101 (wis gegr., liljen garte), 83 (trör, der uns von
Abhandl. d. K. S. Oeseünch. d. WisHenseh. XVII. 35
518
Friedrich Zarnckb,
[«
himel getrörte) ; vgl. dazu 4 47 (wis gegr., balsamtropfe); 97 (wis gegr.,
anger). Wegen dieser Benennungen vgl. die Einleitung zu Wilh.
Ausgabe der G. Schmiede, ebenso in Beireff der folgenden, so weil
dort bebandelt sind.
42, 4 = Mar. Gr. 98 (dö du Kristes wurde swanger).
13, 4 = Mar. Gr. 125 (wis gegr., himelvane) , 4 47 (liehter
424 (wis gegr. kläriu sunne . . . , sunnenschln ist dtn gewcete), ?gL
Waltber 7, 24 : du sunnevarwiu kläre.
43, 2 = Mar. Gr. 126 (dine füeze hat der mäne uf im). Zu
liegt Apocal. 42, 4 : Mulier amicta sole et luna sub pedibus eutf, et in
eius Corona stellarum duodecim.
43, % heidet, ein ad hoc gebildetes Wort (s. auch 44, 2). Vgl. Ihr.
204 : die enget und die meide die sint bi dir tif der heide. Damit klagt
sammen :
43, 3 fg. Vgl. Mar. Gr. 403: manic tüsent meide schöne, dm jtf
lieht din kröne; und Mar. Gr. 479: meide in vinster (Maria heisst tHer
cerna virginum) mit ir palmen , die got singent lop und salinen. Biete
hört auch Mar. Gr. 498, wo Maria veldes bluome genannt wird, and
gesang, Zeitschr. 4, 546, 89, 4, wo sie ach blüendiu berndiu
Vgl. G. Schm. 234 fg. : dich wil der meide zunge prisen unde
hant diu sol in blüemen ir schapel und ir krenze. du gtst in vor
dort in dem paradise. Zu Grunde liegt wohl Apocal. 4 4, 4: Virgam
quuntur agnum quocumque ierit , aber wahrscheinlich wird dem Dickter
Mariengrttsse noch eine bestimmter gefasste Quelle vorgelegen haben.
44, \ = Mar. Gr. 433 (wis gegr., margariten voller acker, dfai
witen hillet) und 437 (wis gegr., muscät stingel).
4 4, 2 fg. Zu Grunde liegt Mar. Gr. 438: umb din kröne git em
da die zwelf an einer zile steine ligent äne vtle (vgl. 40&cal. 42, 4)-
für die Kreise der Ritter dichtende Verf. unseres Gedichtes übersetzt dies
Förtificatorische , indem er daz ringet mit den zwölf Steinen als die vm
Burg laufende Vorbefestigung mit Aussenwerken , barbigän und zingd,
trachtet.
44, 3 Jerusalem ist in allen Hss. ausgeschrieben, obwohl es sich
wohl in den Vers fügt. Sehr wahrscheinlich hat es Oskar Schade in
Dissertation über daz buochlin von der tohter Syon, Berlin 4849, S. 471
gemacht, dass die volksmassige Aussprache Jersalim gewesen ist, «tf
fast Überall dem Verse bequem einfügt, und wozu sich das nordische
salir, Jorsalaborg gut stellt. In C2 steht Jerusale, und auch dies atf
sprochen worden sein, wie die nordische Form wohl glaublich
lässt. Auch in altdeutschen Handschriften findet sich die verkürzte
vgl. Hiersalem Diemer D. Ged. 4 44, 45. — Ueber das himmlische
und die zwölf Edelsteine vgl. Apocal. 24, 49 und 20, und Ausleg. Str. k-j
45, 4. Mehrere Kronen der Maria werden auch sonst erwähnt,
denen die mit den zwölf Sternen (vgl. Apocal. 42, 4 oben zu 13, 1}
herrlichste hervorglänzt. Vgl. z. B. die Marienlieder, Zeitschr. f. D.A. 4,441'
dine Schönheit liget ouch ane der crönen . . . , he hat in siner kuneneUfa
Der Gb aitempel. 519
m crön up dln houvet gesät . . . , duse guldetie &rsame cröne schinet
wlif sterren schöne, u. s. w. 121, 31 : Noch dan dregestu drier hande
l. s. w. Vgl. das. 421 , 33; 125, 15 und 126, 5, wo diese drei
noch weiter geschildert werden.
7 t = Mar. Gr. 130 (üf dln houbet zwelif Sterne sint gemachet zeiner
— mit tug. unberoubet erinnert an G. Schm. 1503: aller tugent be-
} 4: Benedicta tu in mulieribus Luc. 1, 28.
, I = Mar. Gr. 141 (wis gegr., brunne lüter) , 149 [wis gegr., morgen-
iuch im Reim auf üz der ncete), vgl. Cant. cantic. 6, 9: quae est ista,
rogreditur quasi aurora consurgens. Die Mar. Gr. beweisen auch, dass
jrem Gedicht nicht etwa eine stumpf ausgehende Cäsur (röt : not) vor-
— honicseim kommt in den Mariengrüssen nicht vor, sondern nur 445
vlade, aber jenes Wort findet sich von der Maria nicht nur in der
m. 209, sondern überhaupt öfter.
>, 4. t zukker stucke : inirren rukke kommen ebenso durch den Reim
len in den Mariengrüssen vor, 161 fg.: wis gegrüezet, zucker stücke, zim-
nde, mirren rucke.
\} 2 = Mar. Gr. 189 (wis gegr. w Ines trübe) und 197 (wis gegr., spica
•
f, 1 . Dieser Stoszseufzer verräth uns, dass der Dichter mit seiner Quelle
le ist. Er muss sich nun nach andern umsehen, hat sich aber sehr
avon abgeholfen , denn kaum liegt im Folgenden noch eine Benutzung
besonder n Quelle vor.
t, 4. Geht auf Psalm 44 (43), 10: astitit regina a dextris tuis in ve-
murato . circumdata varietate. Vgl. G. S«hm. 4567, die jedoch nicht
eile gedient hat. Dasselbe gilt von den Marienliedern, Zeitschr. 4 0,
. 44 fg. — künigtn könnte auch der Accusaliv des Prädicates sein.
5, 3. An sich wäre kunste so gut wie koste, aber die Ueberlieferung
*t das erstere aus.
i, 4 zeichenunge, bildliche Vorbedeutung, vorbildliche Anspielung, steht
isnahme von E2 in allen Hss. , ist sonst aber seltener, indem meist
enunge für jenen Begriff verwandt wird.
>, 1 kintf nicht kraft, wie, abgesehen von der zwingenden Entscheidung
berlieferung, die Worte menschliche und erliden beweisen. Die Passion
\ mit in die Lebensgeschichte der Maria.
I, 4. Inful und Krummstab sind die Attribute der Bischöfe, also die
Prälaten sollen Bischöfe sein.
!, 4. Wie die Engelchöre im Himmel über einander gedacht werden,
en auch hier im Tempel zehn Chöre zum Singen und Musiciren über
er angebracht werden.
!, 4 organo, in allen Hss. überliefert, war nicht zu entfernen, obwohl
s Wort in dieser Form nicht weiter nachweisen kann, und die Zu-
nziehung in ein Wort, wie D2 liest, sich keineswegs empfiehlt. Viel-
stand ursprünglich organä, wie das Wort, selbst im Reim auf da, noch
orkommt. Vgl. Lexer, Mhd. Handwörterbuch II, 4 65*.
3r>*
520
Friedrich Zarncee,
[I
23, 4. Vielleicht noch Reminiscenz an die Mariengrtlsse, Vs. 274:
werde Hofgesinde von Siön.
24, 2 urliugen in der Bedeutung » bekämpfen a ist mir sonst nickt
kannt.
24, 4. Nach Anleitung von 8, 2 habe ich gegen die Hss. tempele
26, i. Ueber die Anschauung vom Firmament und den Planeta,
dieser Strophe zu Grunde liegt, orientirt uns sehr anschaulich die
Naturlehre (ed. Wackernagel 1851) S. 2 fg. Oberhalb der Kreise der
Elemente, in deren Mittelpuncte die Erde steht, beginnen die Kreise der«
Planeten, einer über dem andern, oberhalb ihrer das Firmament. Dia
mament, in dem die Fixsterne sich befinden, bewegt sich von
Occident und würde in rasende Geschwindigkeit ausarten, wenn niefcti
sümmtlichen Planeten die entgegengesetzte Bewegung vom Occident nach
Orient einhielten , wodurch sie den Lauf hemmen. Zwar werden Mohj
mit hineingerissen in den Wirbel von Osten nach Westen, aber Um
reicht doch aus , die Hast der Bewegung zu mildern und so ihre
Wirkung zu verhindern. Von disen steten Sternen enwil ich nihtesnAt
ie gnöte nuwan daz dise Sternen unde ir firmamentum also balde umbe
daz siu soltent mit in umbe ciehin die vier dementen, also gihes, dai
niht ensolte noch enmohte begruonen oder bekumen. da von so het si j4l
schaffen, dise sifon Sternen, daz die fuoren sulent die weit unde dm
Sternen widerstän sulent. Daz firmamentum gät umbe von orient vi
zuo dem occident, aber da wider herdan gänt die plannten von ocddal
orient Aehnlich sagt Thomasin im Wälschen Gast 2225: der siben
widerganc machet, daz diu .erde kranc ivider die Sterke des himels wert,
er si niht hat umbekM. So vergleichen sich die Planeten der die xei
Leidenschaften der Menschen zügolnden Thmigkeit der Richter. — üeber
sen dem Firmament des Fixsternhimmels entgegengesetzten Lauf der
handelt Marcianus Gapella VIII, 850 fg. (bei Eissenhardl, S. 345 fg.),
ausführlicher Honorius Augustodunensis de philosophia mundi (in
Patrologia Tom. CLXXII, S. 65 fg.) : Generalis sententia omnium phüt
est, firmamentum ab ortu ad occasum volvi, solem vero et alios planetat
trario motu ab occasu ad ortum moveri .... Subnectunt etiam
quare necesse fuit sie esse: cum firmamentum ab ortu in occasum volvühf,
planetae similiter moverentur , esset tantus impetus, quod in terra nM
vel vivere posset. Ut ergo radii motui obviarent et impetum illius tem\
in contrarietatem motus illius retorta sunt. Sed, quamvis contra
deferantur, firmamentum tarnen defert eas secum ad occasum et inde ad orft*«
Ergo quod paulatim vadunt ad orientem, naturalis cursus est : quod ad
et ortum, ex alterius impetu. Vgl. Titurel bei Hahn 2754 fg.
26, 2. Vgl. das Gedicht des Marners MS. 2, 473* (v. d. Hagen %
47). Er zählt auf, wie Manches noch dem Wissen und der Erkennini*
entziehe: waz vier demente geschefte st die naht und ouch den tag, W&t
zet, fliuget, swimmet, kriuehet, stet, gH oder krist, Wie sich die Sterne »*
rüerent, Wie der himel geechset ist, Siben plannten kraft, der heii
*1 Der Graltempel. 521
Ziere mez, wä si donre und tvint hin füeren , wä der abgrunt hat slnen
9 u. s. w.
87, 1 koufen, wie man sagt daz paradis koufen , e*re , minne (ohne un-
lere Nebenbedeutung), sa?lden koufen, erwerben, gewinnen, erlangen.
87, 3. Liegt in dieser Zahl für unsern Dichter noch eine Rückbeziehung
rdie Siebenzahl der Planeten?
87, 4. In Betreff der Hauptlaster war man bis zum 12. Jahrh. noch nicht
einer festen Systematik gelangt. Man schwankte zwischen 9, 8, 7. Vgl.
herer in den Denkmälern (2. Aufl.) S. 605 fg. Erst Petrus Lombardus
4464) in seinem Textus sententiarum setzte die Siebenzahl durch. In
i. II, dist. 42 : Praeterea sciendum est, Septem esse vitia capitalia vel prin-
mlia, ut Gregor ius super Exodo ait. scilicet (\) inanem gloriam, (2) iram,
\%invidiam, (4) aeidiam (ax^Seta) vel tristitiam . (5) avariciam,
castrimargiam, (7) luxuriam , quae , ut ait Johannes Chrisostomus ,
mpcäta sunt in septem populis , qui terram promissionis Israeli promissam
itbant (vgl. Berthold Pred. 187, 14, wo für zwelf zu lesen ist siben). De
i quasi septem fontibus eunetae animarum mortiferae corruptelae emanant.
dieuntur haec capitalia, quin ex eis oriuntur omnia mala. Nulluni enim
jjbm est, quod etiam non ab aliquo hoi*um originem trahat. Die Reihenfolge
fcers Dichters ist nicht dieselbe. Er zahlt auf höhfart (1), gitekeit (5), un-
nche (6), träkeit an gotes werken (4), unmdze (7), zorn (2), hazundenit (3).
ieder anders ist die Reihenfolge bei Berthold a. a. 0.: haz unde nit (3),
iht (8), an gotes dienste trwge (4), frezzer und Übertrinker (7), höhvart (1),
Husche (6), gitekeit (5). In unserem Gedichte wird jedem Laster eine Tu-
od gegenübergestellt, ja es geht eigentlich von den letzteren aus. Eine
lebe Gegenüberstellung fand sich bereits in einer Reihe grosser Bilder in
[d Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg, vgl. Engelhardt S. 43,
pr leider die Zahl und die Namen der Tugenden und Laster nicht angiebt.
[ dem St. Trudberter Hohenliede (ed. J. Haupt) S. 3 werden sich gegen-
totgestellt: Superbia (1) gegen timor; invidia (3) gegen pietas; ira (2) gegen
intia; tristitia (4) gegen fortitudo; avaricia (5) gegen consilium ; gula (6)
$eo mtellectus ; luxuria (7) gegen sapüntia. Vgl. noch R. von Liliencron,
fter den Inhalt der allgemeinen Bildung zur Zeit der Scholastik, S. 47, 21.
40, 3 Hb, seil und 6ren, kaum anders zu erklären, als dass alle drei
forte Genetive sind, von denen jedoch nur der letzte flectirt ist.
44, 1 amen; ebenso schliessen die Mariengrüsse 280, und zwar eben-
Hs im Reim auf rämen. In Pfeiffer's Ausgabe steht ein doppeltes amen, und
r die Ausgabe, die dreimal 50 Strophen enthielt, mag dies auch gerecht-
tigl sein. Vgl. das. 520 und 790. Aber die Einzelausgabe der ersten 50,
- unser Dichter vor sich hatte, beschränkte sich auf ein amen. Das Ge-
eilt schloss : hilf mir, vrowe, zu dir. amen. Vgl. Hoffmann, altd. Hss. in
en S. 85.
44, 4 gtzerfe ist ein im Titurel oft verwandtes Wort, im Reim zu scherfe,
terpfe, vgl. Lexer, Handwörterb. 1, 1001. Es wird von der Waffenaus-
itung gebraucht (vgl. Tit. H. 2135, 2) besonders in Verbindung mit dem
522 Friedrich Zarncke,
Bogen, wie hier; vgl. Til. H. 2490, 2 und die von Lexer aus Cod. pal. 33
angeführte Stelle.
44, 4 u. 42, \ erinnern wieder sehr an die Goldene Schmiede Vs. \
sus kan diu wirde enpflcehen so verre sich den sinnen min, daz ich de*
iren dln nimmer mac genähen.
42, 4 senige in den Mystikern und im Lohengrin (vgl. Lexer), best
hüufig aber im Titurel vorkommend.
III. Die Auslegung.
Diese symbolische Deutung einzelner Partien des Graltempels
cht einen Theil (Str. 492 und 493. 504 — 559 Hahn) der Rede
; Titurel an seine Gralsgenossen aus (Str. 476 — 572 H.). Nach
•zer Hindeutung, dass der Tempel ein Abbild des himmlischen
usalems darstellen solle (Str. a und b), wird der Mensch selbst mit
em Tempel, der Behausung Gottes, verglichen (Str. 1 — 3); die
m Balsamlichter in jedem Chor des Tempels stellen die zehn Gebote
*, die aufgezählt werden (Str. 4 — 9); die zwei Thüren zu den
Ören bedeuten die beiden Wege zur Seligkeit, den der Unschuld
d den der Reue und Busse (Str. 10 — 17); die Sakristei, in der
r Gral aufbewahrt wird, vergleicht sich der Seele, in der Gott
Ahnung nimmt (Str. 18 — 27): die drei Portale sind die drei theo-
jischen Haupttugenden, Glaube, Liebe und Hoffnung (Str. 28) ; die
steine an denselben werden symbolisch ausgedeutet, der Adamas
Bild der State, dabei der Gegensatz von Synagoge und Ecclesia
irtert (Str. 29 — 33); die Edelsteine auf dem Priestergewande des
ron und ihre Deutung (Str. 34 — 46); die Sternendecke der Ge-
Slbe deutet auf den Himmel (Str. 47) ; Reliefs an der Aussenseite
s Tempels, das äusserliche Leben der Templeisen, ihre Tugenden
Zucht und Ehre darstellend (Str. 48 — 59).
Als Anhang habe ich noch die Strophen vom Ende des Ge-
ihtes hinzugefügt, worin erzählt wird, wie Gott auf das Gebet der
alsritter den Graltempel nach Indien versetzt.
524 Friedrich Zarncke, J
a.
Des gr&Ies zeichenunge kan nieman gar vol diulen,
weder munt noch zunge : den tempet hän ich werden Christen li
zu rechter lere merke wol erbowen, «
ob si zu got mit tri wen an des tempels zeichenunge wellen t sclw
b.
Der Jerusalem exempel in vrone paradlse
ist hie zem gr&l der tempel, und doch gel Ich der zierd in solcher «
nlsnm ein halmes zünde über al die weite
mit lichte mac erliuhten für al der sunnen glast mit widergelle.
1.
Dem tempel gar geltche sol sich der mensche reinen,
er bedarf wol zierde riebe, slt daz sich got darinne wil gemeioei
des menschen sele zu werdem husgenöze.
rfiein, edel menschen herze, nu 1er den llp di edel lugende grtit
2. •
SA machtu spilnde walten vil vröuden sunder sorgen,
wan du vil dick erkalten von schricken musl den Abent und denmort
a = //. I [ABD). II (BCDE) = Hahn 492. i. — | mach W?t
gar fehlt AK beduten Ax, rueren D2. 2. noch die B*D*. | allen J
D2E2. eh. lüten AK 3. ze HB2C2. und merch C2. crbuwenS.
4. ze HB2C2, fehlt E2. | hie an des Dl, uz AK wellen HB*.
b = H. I [ABD). II [BCDE) = Hahn 493. I. — | zem A\ m*
ze dem D1, im f2. fronein AxB2E2y fronen C2. 2. zum B^E2, zed*
zu dem B2D2. ain B2. | — 3. reht alsam Bx, als DlE2. uato
C2D2E2. halmes zünde] der tac BK al fehlt AK die] diß DK *
B]B2, werlde vaste A{DK 4. liehten //. | wider H, gein DK aller d
B2C2, all den 2)2, aller E2. schein DK ze /ft202, zu #2£2. «i
gcltenn C2, richem gelte H, widerglasle Dx, stinder glaste AK
1 == H. I ^JflZ». II [BCDEbd] = Hahn 504. t. der £*. gefi
//, gleiche E2. \ — 2. zier D2. | sinl Axd2. daz /eft/f fl^/M*
got fehlt Al. darin Z)1, zem menschen //. sich darinne wil got der ;
d2) sele (s. unde lip d2) gernainen B2C2D2E2b2d2. 3. d. m.] in siner H.
d. m. s.] gesellichleich B2C2D2d2, geselliehlichen E2b2. in z. rf2. w i
werden £"2d2. h. genozzen H. 4. nein] ain Z)2, keyn </2. | «•
D*B2C2D2E2b2. leth </2. dein B2D2E*, deinen 62. lip] menschen £
di /eA/t //, vil B2C2D2E2b2d2. edelen 0», edeler d2.
i = H. 1 [ABD). II [BCDEb) = Hahn 505. I. machstu £*.
Salden H. | vil] uü H. vröude //. ane DK sorigen D2. t *
Zf'C'2. vil fehlt C2. | schrecken E2. mfist von schricken b2. ^
53] Der Graltkmpel. 525
ob du in Irrest höbe lugende vliesen,
da von sich got dir verret: so mustu schlicken für die vröude kiesen.
3.
Isl aber, daz du lachen dem munde kanst erbieten,
dannoch so mustu krachen dort inne. wilt du dich rechter witze nieten,
so \ä dich zeinem kör wol ordinieren
in gotes tempel vröne: den zehen balsem li echt da kunnen zieren.
4.
Daz örste \ä dir zünden in lüter cl&rem schtne:
der rechte geloub dir künden sol l einen got' vil stscte in saelden schrlne,
der elliu dinc geschuf von ärst üz nichte,
ein got in drin genenden und hat ouch wärhaft mit der menscheit pflichte.
5.
'Zer üppicheit benennen soltu nicht namen stnen',
zem andern liecht erkennen soltuz vil wert, zem dritten dich wol plnen,
>*. 3. in fehlt AXBXH, nun Dx. lernest AXDXC2, lest E2* die hfthslen
F. lügend Ax. Verliesen DxC2E2t fliezzen H, fliessen D2. 4. virret BxE2b2y
rcrren D2. | dann so H. schrik H, schricke C2, schrecken D2. die fehlt
y. fridne {wohl fröden) E2.
3 = H. I (ABDE*). II (BCDEb) — Hahn 506. 1. du fehlt AK | mit
munde B2C2D2E2b2. kanst den munt Bx. 2. so fehlt B2C2D2E2b2. must
H, muß Dl. krachen übergeschrieben [es war wohl anfangs lachen geschrieben
§*oesen) Al, erchrachen DXH. | wil HB2C2b2. dein hercz in dir chanst aber
Schwitze n. DK 3. las D2E2. zu (ze HC2) einem (aim E2) AxDxHB2D2E2b2.
Ordenieren Bx, ordniercn H, orderen D2. 4. — | diu H, dem D2y fehlt Ax.
zehn A\ zu eren Bx. passem liecht C2. da] wol H. chunden D262,
künden E2. d. k.] nach grozer wunn si kunnen [darunter kan ausgestrichen) Ax.
4 = H. I (ABD), II [BCDEbd) = Hahn 507. I. daz örste fehlt AK
fc» d1. dir ein liecht z. Ax. unzünden d2. | lauterem B2C2D2, kla-
**& E2. und luterlichen schinen AXBX, u. 1. prinnen Dx. 2. den rehten
M*. gelouben AxBxDxC2t glaub E'K dir fehlt Dx. chunde D2, kündig-
ten (p, J sol] so (darüber geschrieben hab) Ax, dir so Dx. ain got B2, ein
ficht AXBXDXH. i. s. schrinen AxBxy in dinen sinnen Dx. 3. daz tu got d.
Ai, da ze got d. Dx. alle ^iMZ^rf*. von drst fehlt AxBxDxC2t steht (von
*aen 0262d2) vor geschuf (schuft" D2b2) B2D2E2b2d2. von n. AXBX. 4. ein
Mfcd2. dreyn DxB2C2D2t dreien 62. genenneth d2, personen AXBXDX. \
°°ch] doch Ax. un doch ain got mit menschait an der ptlihte H , und auch
«fer menschait mit uns an der phlichte B2C2D2E2b2d2.
5 = H. I (AB/)). II [BCDEbd) = Hahn 508. I. ze der D1^2, zu
der AXBXB2D2E2, wol zeu d2. solt du nicht b. Dx, saltu b. d2. nennen
At*xd\ | soltu /eMf />!d2. nicht fehlt Dx. den n. s. Dx. 2. zum
*■£*, ze dem C262, zu dem /)2d2. über andern corrigirt dritten Ax. | soltu
*klt d2. soltu dich wert Blf soltu wert (dazwischen übergeschrieben, unleser-
**, du oder dir?) 41, solt du in wert Dx. ze dem D2E27 zum B^d2, zu
iaz in teu '.*•- ler :iiwe müh machest'
mit <ri>ru**- ler zot jevaiie. ind die vtr mit werken niht iciiimhiTi
Wol r*» v*ter ind nnier. iaz sich din leben lenge*.
(fa» st -nn :-nt il -uiter: iaz ?erde lieht, vil ga?b and onen tl £=^°*
ist -kx or -Uli n ^erdem setiine -'lare:
daz itlmfte in aieman öle mit rat mit täte stille noch oflenhht.
i .
•/.#> iineiicöen ünsen w nicht unkinsche pflegende ',
•iaz **<*hste iieent voi ItmiKea in >oit. <iaz *ibend fcwis diepheit dich erw
zunrecnte memans jait soitu l)enirpn :
.lezimze vaisch -^*n nieman seitu zem achten liechte nicht enförra.
Dos nmnde .ieent <*> blank»' sei >iir mit s«elden brinneo,
.tta» iaz din j^tianke woi -in behut vil staH in dinen sinnen,
dem '- *h*r intten -«»rrwirr uerdeo I1. dich /eÄ/f AlBK %.
fehlt t-. Twe il. mwe /f. n»we Ä4. rew 0*, ruhe C2. bihk J1, Amt
*/#**-. *. — 'inüi taz du öl. die veyre mit veyre C1. die tier
di vipp* Ä1^-. die vi rre //. ii .indem 4J. werke t*2, werch 0*, weiche
iiihf t d. rHii>w;u.-ne>t '-
»i = //. I iflß II BtDEba = Uahn 509. «. soe. £*£*. |
jni //. -. >t v/i<f «-. ^m wi Jiuler nui d1. leicht I*2. gapb] ggfci*^
j;.he Ä!. aab 0- -ehe fi2 -Mich ;#<*«> Ä1*^2 lengbe rf*. 3. ei/tf*
!:/tf. .*nch DK \on ^. /-. werden B1. »chouem Blf der Rest der Stapfc^
/.'*// *n >>-. i.. du **ftit 3Bfl4"1D1E't. die nieman totent Blf fehlt d*.
t;it WHE'. mit tat täte ö- mit und mit d-- rat AlBlB*C*ti*d*.
-» /)'. »)«ler •». .l:. sind «ich o. <i2.
T ^- //. f ABDE* . II Bt DEM) = Uabn 510. I. uoeleicber (w
I*irher Z)2 vwlrher ,/- .iiuge Bfr -D-E^i-, künliehea d. BK in vrolichen d. A\ p
^llen ku^lien .1. D^1. pi^ ''-. bieß /)-. biß £V-. mit pflegende btgmtr*
wirr. t. <whsta Jl. wol Ä1. du U. zu (ze C*lFb*t fehlt <P\**>
/»im £'- ^erhst»»n •i4H',biitem Ä- lieihte daz bringe prinne B2!?2; £*C*Jß|WA~
du />*// /f, tlu *4>it />ä^ Dk* iD-EV*^. daz sibeud fehlt H. uri
/pm z^ dem /^D2*2. zum £V-- sibeoteu B^tPEMt*. biz .4«, wiz Ä!, *t
/^A// ßPfifPE'ib-ft'. verweilende fl'C-f*-. zeu irwendenne d*. 3. ia »-
rerht fifjßE7, ze unreht ffÄ-. zunrecbt .4l. zeum rechten d2. oienetsU^
^o't J1. *oltu f>hlt h1. nireu Ä1. 4. geziug* valsch4» Ax, gezog
Ä1/)1. w/SAipttT valsch £-. Lei^in <i-. niemen £f. I soltu dich i!.
/dem ^2. zn dem /T-/ "-. zum Ä1^. gein £>l. achtem B2. Hechte]
4iff]fßiff, fehlt C1. enpüren AK empfueren C*. entfuren D1, uoforen <ft ^tH
fnrer» //f.
M -^ //. I JD1. FI BCDEbd). I. nügende rf2. so] und JM«W
ril rf>. ! melden J1, sieden £2. ». — | wol fehlt AK siot BP, *1
Der Graltempel. 527
ddz du diüs nsehsten gut icht slst begernde',
h mein zunrechter wise: so bistu liehtes rieh den tempel wem de.
9.
z zc^hndc liecht so clare di sunnen überblicket,
dtn gedank mit värc klein noch gr6z sich nimmer dar gesehicket,
«lit-ac gemahel dines nächsten gunde,
doch ane sünde vor ir bellben woldest zaller stunde.
40.
*_ür an allen kören sint wol zu rechte wesende;
«c man gerne hören, swä man ez von Salomön ist lesende :
r in kör stns tempels giengen vröne,
e was geheret von smacke irdischer vvunne ein überkröne.
H.
■"über rieh von golde, daxüz der smack so draehet:
recht daz wesen solde, wan drinne was daz himelzierde wachet
<** JE2, und so fort. wol C2. 3. dazt dins AK nehsten AK
fristen gutes (gut ff) wis du (bistu £2, bis ff) nit beg. HB2C2D2E2b2d2.
1& unr. HB2C2, zu unr. ff2£2, zeu rechter d2. so bistu liecht daz clare
\ l. r.] reicher zierde (zier ff2d2, zeit C2) B2C2D2E2b2d2. dem ff.
%o V^ol ff1) dem (den ff1) tempel lang (kor ff1) nach (vil ff1) wirde wernde AlDl.
* == ff. I {AD). II [BCDEbd). \. so] vil ff«, sol ff2, ist so D2. \
<« d2. überblenket ff, überplichent B2E2. 2. ob] daz AlH. ge-
icken (fim gar (fi | e( c]am ßif kleynen d2. grozlich C2. sich
iU U&D2E2, ich mich d2. sich dar C2, darzcu d2. geschichent ff2£2,
Eckende was d2. 3. ob] das d2. dir es £*. dirs der C2, dir d2.
ksteü A\. g. d. n.] dines negesten hantgemal wol d2. gunde A{.
a- 8.] cheusch raine B2C2D2E2b2d2. | b. w.] beleibest DK wolst E2.
*. ff'tftt2, ze a. HB2C2DK allen stunden E2d2.
fO = ff. I (^Jffff). II [BCDEbd) = Hahn 511. I. czw Ihoren d2.
^ | wol] ie C2D2E2b2d2. ze D]HC2D2. wol zu] Ire ff2 (wol = ie ze).
resene d2. 2. mac /eÄ/f ff, mochl B2C2D2E2b2, rauchte d2. | swenn ff.
*. e.] maus DK Salamon Al, Salomonem BK chünig salomon DK an
tnones (Salemonis D2) tempel (tempils d2) schöne lesende [fehlt C2, lesene d2,
^nde E2) B2C2D2E2b2. 3. zw thoren d2. in den AWd2. des BW2
^6V. k. s. l.] tempelz köre ff. gegen ff2, gengen E2. schone ff1.
- eine fehlt d2. was] von smache B2C2D2E2b2, von smacken d2. d. e.
darinne was ff1, darinne und uz waz A{, darinne ein vaz BK | mit
von smacke fehlt B2C2D2E2b2. frödenkrone ff. über ierdisch (das
ssche d2) paradeis was (was sy d2) vil schöne B2C2D2E2b2d2 .
Kh = ff . I [ABD). II (BCDEbd) = Hahn 5<2. 1. sin ^l1. emper AK
öer ff1, enpier ff1, eimir 62, enbor ff, über B2, zuber £2. lieht C2. |
TeÄtt ^ff1, wol C2. dra3hte 62, drachte ff2, drate d2, gahet ff1, echkte C2.
t. von B2C2D2E2b2d2. rech ^i. | wand ff2, wann C2. darinne ff2£2
*. himmels zirde d2. wsehte 62, wachte ff2, wechte C2, wahet ff1, vae-
528 Friedrich Zarncke, IM
mit werdicheil, und b! der andern porle
der selben wirde rtche kein 11p entsebete nicht gegen einem orte.
12.
Si was noch me gezieret, diu eine port so tiure,
von gold rieh geflorieret zw6n engel gröz mit vlttgen breit gehiurv:
von engein unser köre sint gerlchet,
der heilicheit des brötes mit vverdiebeit der gr&l sich wo! geltcfaet.
13.
' Wan dö si in der wüste, di Israhelen, wären,
ir kraft verdorben moste gar sin, wan daz si von dem brüte genüreo.
aller sptse, di si genennen künden,
der helen si den vollen, swenn si niur des brötes smac enphuodeo.
14.
Animier, picinenle, aröm&t, müzzele,
zerbenesi ardente, ä\6e pardisee bardubele
het B2, was rf2. 3. wirdichait DxB2D2E2b2. und] unden AK bi] wM
porten BXE2, pforten D1, und so ferner, rf2. 4. den selbigen rf2. mM»
BiC2D2E2b2d2. | dehein Ax} ain B^CWEW. lip fehlt U, leben CX e*\,
swette Bx, swebte C2, erserble 62, gelebete rf2. nie HB2ß2E2b2d2t in C1.
gein, meist gen, die übrigen, an rf2. einen phorten rf2.
12 = H. I [ABB). II [BCBEb) = Halm 513. \. si] ey C\ **
BxD2b2, nie B2C2E2. | ein AK trewre b2. 2. florieret E2. | Aug f.
pflüge Ä2, flugel C\ gevriet //. 3. wol sint H. die des {fehlt E2} fla-
ches (d. d. sm.] der smachk C2D2b2) von himel pröt (bracht D2) was (so **
C2Z>262) gereichet' B2C2D2E2b2. 4. diu 4lÄl0i. empers ^', emmers B\ «-
piers Z)!. des hailichait und grales B2C2B2E2b2. | sich (sich wol Bx) dt*
gral an wirdicheit (wirde wol Bl) g. AXBXDXV sich an der eben maze wol f**
leichet B2C2D2E2b2.
13 = H. I [ABD). II (BCDEb) = Hahn 514. 1. wann E2, wand ft
sam Z>2. da B!. si /cÄ/f .41. der /eM E2. biieste #2, wueclist 0
| israheliten D\ israhelischen kinder C2. 2. verderben DlHC2D2. \ P
fehlt BxB2C2D2E2b2. m want B2. porle B2. geuaren £2. . 3. der Bl
genemen C2. 4. hettent H. die v. H. d. v.] envollen IM. | nirl1.
nur^1/)1. des /eÄ/f Bx. den smack des brotes A1D1. erfunden i1.
von vinem suzz smak wol enpfunden H, von seinem edelm (edlen C2E2) genfl^
(schmag E2b2) ze (zu E2) hant enphunden B2C2D2E2b2.
14 = H. I (yü>£*). II [BCDEb). I. ammer HB2C2E2b2t aminer Ä
ammat Z)2. der pigm. 2)1. | aromata //, aromate fi2£2. un m. DK
mussel E2. 2. zerbennesi D2, zerbennezi b2, zerbenezi H, zerbennez^e PPr
zerbenesy EK lardente Ex. | aloy D2. pardise B2C2, paradise D2fi* f»"~
radisch b2. und pabodele B2C2E2b2, u. pabodeli D2. aloepar trebezar b&-
bidele Ax, aloepar (alocopar Ex) und dnrzu bargadele (barbibedele Ex) DxEi.
*7] Der Graltempel. 529
spicanardt iussiän des sämen,
der von dem balsem rtset, daz wir durch edeln w&z der süeze nämen.
45.
Je der porten eine der kör wir sus berieten,
di ander ist zierde deine : hie bt so zeiget uns got sin hilfebieten
mit sträzen zwein hin üf zu sinem tröne;
ob wir der eine Verliesen, so gen di andern, aber niht so schöne.
16.
Diu eine heizt unschulde: der sich von houbetsehulden
behfit, der hat gotes hulde und darf niht ptn durch himelrtche dulden :
daz ist der semfte wek sA sfize reine;
wil er sich aber ptnen in got, so wirt stn Ion nicht wirde deine.
17.
»
Swer aber sich gesellet mit einer houbetsttnde,
di sfize im gar enpfellet, di herte sträze muz im werden künde:
ob er dem himeltröne wil gen&hen,
so ge di herten sträze, daz ist, er sol die rehten buz enpfähen.
: **** ~~ nivi — - niT* Ä J:1 den C2, und Ex. ist fehlt
h\ fehlt ff2, hie mit EXD2.
'• spicoardi Ax, spicanarde Dx, spicanardis (-nardes ff2) B2C2D2E2b2. des]
,Qd H. insiamdes s. AXEX, in syam des s. ff1, des in Syna (syna C2E2b2, sina
2 önd s. B2C2D2E2b2. 4. dem fehlt E2. | wir corrigirt Über si Ax, wirt
durich D2. edel D2. wazzer Ax9 wahz 62, wachse ff2, gesmach ff2,
™|öa^k E2. süsser ff1, süssen E2. daz wurt zu wasser in der süssen n. Ex.
*^ = ff. I (ABDE*). II [BCDE) = Hahn 515. \. und ye ff1, zu Bx.
ni* «ine schliesst b2. | aller chöre B2E2, alle chor C2, des kores Ex9 eins
Ä*. sy DXEX. sust BXD2. 2. di]
2D2E* zirde^'. nicht deine Ex.
ihlt B2C2D2E2. beczaiget [in dem be ist das bi enthalten) D2. z. u.]
* * 6°t fehlt B2. got uns ff2, hilfebieten in zwei Wörtern Ax, helfe
1 J)x, helfe helf haben noch mehrere Hss. 3. da hin ff1, üf fehlt AXDK
[*«n kören Dx. 4. — | gent ff1, aber fehlt Dx. so] gar Bx.
>] mit witzen Ex, m. witze Dx. so ge wir weiz got niht di andern
Ax (Abschreiberscherz?).
+ € = ff. I (ABDE*). II (BCDE) = Hahn 516. i . di straz AXBX.
*<C2ff2ff2. | sich fehlt Bx. vor D2E2. houptschulde ff, h. sünden ff1.
Ibeh. sich Bx. hulde D2. | der B2C2D2E2. pine j|i, pei B2. um
umb C2ff2£2. 3. der B2C2D2E2. sehste ff. so fehlt Bx, der
und r. Bl, so r. ff. 4. er fehlt B2. aver sich ff2ff2, aber
ff2, peine E2. | sin riches Ion Ax. vil groz nicht (und nicht Bx)
^ iOffiffi.
l * 7 = ff . I (ABD). II (ÄCffff) = Hahn 517. 4. wer Ax. sich hat
| houbt Ax. h. sunden C2. %. — | straz Ax. der herte weg
ze (zu E2) hant dew herte (ohne sträze) B2C2D2E2. die muz BXDX.
^^ ff. 3. himelpalas B2C2D2E2. 4. strazzn Z*2, Strassen C2E2. | daz
f«*Jt AXBXDX. wan er muß ff*, die rehten fehlt AXDX, ouch ff*, für
530 Friedrich Zarncke, [•■"
18.
Di inner sacristene, so Inter klär gereinet,
dem gräl gevell so bene, daz er si da zu wesene minnt und rnmü:
noch lieber ist got wesen in der sele,
di Sünden ist gevrlet; diu bell bei vrt vor aller hellequele.
49.
[Di sacrislen bebaken söl di sacramente,
sam sol di $ele wallen der selicheit, der seiden unerwenle:
daz sacrament di sacristene prlset,
sam wizzel, daz got di sele in himelrlche ewic paradtset.
20.
Heil und selde gebnde ist got zu gäbe rtche.
wer ist icht bezzer lebende? wan, swer si hat, der lebt gar heilecllche.
sin sele ist der s&lde ein sageraere
vil baz denn alle gimmen, selde ünde heil ist heilic seldenbaere.
21.
Sit uns der heilant brachte Jesus daz heil vil heilic,
da von uz tivels achte ynser meintat wart vil gar unmeilic,
sin (die BxDl) sunde e. AXBXDX. daz ist (d. i. fehlt D2) rew (r. und D2) I&
die (fehlt C2D2) sol er (sol er da D2, sollü B2) eiipliahcn B2C2D2E2.
18 = H. I (ABDE*). II (BCDE) = Hahn 518. 1. sacrastene [ammt
stine corrigirt) Ax. | — 2. grab Bx. gevellet AxE2y gevalt H, geoallz
(= gevallet) C2D2. wene C2. | si fehlt B2C2E2. er si] erz H, ers £
da fehlt AXBXHB2C2D2E2, wol DK ze DXHC2. besne C2. minDeU1,
nympt E1, unde AK wainet C2. 3. nach Bl. Über Al9 lieber vil E.
sin w. BxDi. in seien wesende //. n. 1. i. in (inß E2, im B2) menscbefl
sei got (fehlt D2) wesende B2C2D2E2. 4. sunde Bl. der lip von grw»
sündeu //, die sich vor sunden habent (ye h. C2D2) pehüt B2C2D2E2. | t
quelle Dx. sich mit rainechait tut wol genesende H, und (fehlt C*j die weh
sunden (sunde D2) rew (rewich 2?2, reuwig E2) sint an sich lesende B2C1til&-
19 = I (ABDE*) = Hahn 51 9. I. sacrasten «4», sacriste Bl. | *
D1!?1. sacramenlen AXBX. 2. — | uuerwenten AXBK 3. die IM1,
sacrimentum Ax, sacramenten BXDX. di fehlt Dx. sacristen AxBxt alle Chri-
sten Dx. 4. got fehlt AxBlDx. | in hymel ewiglichen (ewechleich Dx) DXEX.
den wunnielichen himel paradiset AK
20 = I (ABDE*) = Hahn 520. 1. srcld ^» (vy/. die Anmerkung*).
gebnde /WM* fl1. | got] man AXBXDX. 2. waz BK icht /Mit il1*1.
pessers Dx. hebende AxExy habende Dx, zu gelde Bx. | wan fehlt AK
wer j41. g. h.] ewieliche Ax. 3. sälechait Dx, hilicheit Ax. der hrifi-
keit sin sele ist kamerere Bx. 4. dann Dx, dan Bx. gimme Bx. | «ek
Bx, ewig £l. freudenbere 2?1.
21 = I (ABDE*) = Hahn 52«. i. sint yi1/?». | heilic {nicht hUic) i1
m«c/ nocA einigemal. 2. do von i4!. tufels Ä1, tyefels Dx. | vil fehlt Bx.
«
Der Graltempel. 531
ob wir daz heil du ht dem heilant suchen,
so sl wir heilic lebende : der heilant heilt uns wol vor £ven fluchen.
22.
Mit slner arzenten, di heilicheit da heizet;
vor sünde gar di vrten wurde wir, daz si von uns erbeizet,
also daz wir ir nimmer m£ genahen :
mit seliclichem lebene selde ünde heil gein heilikeit wil gaben.
*
23.
4 Sin dink im selicllchen gel' ist manger jehende,
siht er einem riehen gut und ere wider got geschehnde:
der daz für selde hat, der ist betöret,
wan nieman selicllchen lebt wän der sich gen himelrlche enböret,
24.
Als Feireflz der reine was selicllchen lebende,
für daz er in dem steine mit touf der heidenschaft was ei\de gebnde,
der in dem fr6ne tempel stunt so rtche,
vor dem sageraere der heilicheit da slunt er ordenltche.
25.
Hie vor in Parzifale der toufstein ist geprlset,
durch daz an disem male wirt sin zierd von mir nu nicht bewtset.
mit wiener kost er was erziugt der grizen,
do Feireflz der heiden sich durch cristenheit darin He stözen.
m.] geilic Ax, erfoligig (undeutlich) Ex, erfreyet Dx. 3. nu fehlt AXDX.
nde AK 4. sin EK | wol fehlt AXBX.
22 = I [ABDE*) = Hahn 522. 1. ertzenien B]DK | der Ex. do
di Alf die Bl. heizzent Bx> hassen t Ex. 2. sunden AXBXD{. | so w.
wurden Bx. erbeizzent Bx, erpassent E]. 3. ir] in AXBXDX.
BXDX. 4. leben Ax. | saelde AK gahende Dx.
23 = I (ABDE*) = Hahn 523. \. im] get DK saeliclichen A* \
gein got Dx. maniger BK 2. und s. D[EK er] man AXBX. ei-
Bx. | an g. Ex. gutes (des g. Dx) und eren BXDX. 4. wan fehlt
saBliclichen AK | wen Ax. himel b8ret AXBX.
24 = I [ABB) = Hahn 524. I. Ferafis Bx. | — 3. dem fehlt Bx.
m Ax, frone Dx. 4. dort vor DK | do Ax, so DK ordenlichen Ä1,
bleichen Dx.
25 = I (ABD) = Hahn 525. i. Parcifale Bx. | — 3. er an dem
| zierde AK s. z.] alhie B[DX. nu niht von mir BlDx. gewi-
)«. 3. was er Bl. 4. da BK Ferafis Bx. I darin d. er. BXDX.
532 Friedrich Zarncke,
26.
Vor der sacristene stiint er s6 wol geheret,
und waern mtn vierstunt zwene, di von sunder rtcheii waern ptoä,
er müst villtcht mit zierde man gel dulden,
ich mein von mir zu lobene : des läzen mich di werden in im bnMa,
27.
Ob man dar an icht misse an loh, an werdem prtse:
da fliuhet mich Karisse, di da hat an höher kunst di wlse:
der liehe ist mir zu hazze lang erfunden;
ich han doch vil ze lobene, des ich der aventiure bin gebunden.]
28.
Der tempel hat dri p orten vil manger zierde riche:
di muz an allen orten ein iegltch mensche haben vollicltche:
di ein der recht geloub, di ander minnb,
diu dritt ist der gedinge. irge zierde von ge stein bedarf wol floae.
29.
»
An disen tugenden allen lert adamant di staste:
swer im die lät enpfallen, der muz an saelden liden ungeraHe;
unstretikeit ein vlust ie was der eren
und kan von beiden slrazen des himeltrönes zu der helle kereo.
26 = I (ABDE*) = Hahn 526. \. dort vor DK | — 2. mn
Ax, wer BK drystundt EK zwenen DK | di fehlt 2J}, die all DXEK
von richer kunsle Ex. wem AK wol Bx. 3. v. m.J von uns £K
AK 4. uns EK ze lebene DK | iren AK ir BXDK
27 = I [ABDE*) = Hahn 527. I. — | hohem DK 2. — |
do AK an] gein lobe BK gein DK da die DK 3. des AK fe*
fehlt AK lieb DK liep B1, lop EK ze DK mir witz zu AK 4. W]
sust E1. zu BK | das EK mich die BlDlEK aventiur AK diW
BW, hat EK
28 = H. I [ABDE*]. II (£CZ)£d) = Hahn 528. I. — | raaniprJ1
u. a., menger //, manicher D2. zirde 41. 2. muzzen B2E2. | an lf.
ieclich i4J, iglichem d2. mensch Al, menschen d2. v.] vollecleicheo tf.
sicherlich HB2C2D2E2y sichirlichin d2, zallen ziten AK 3. das aue (P. **
fehlt d2. daz ander B2C2D2E2d2. di ein der rechten milticheit gewinne i1
BlDlEK 4. dy dogindhe d2. di ander ist di kusch (keusche. JM1) fr
mute (diemut zur folgenden Vershälfte BXD*EX) AWD^EK | ir ze girde Ä
mit //. staine C2E2. bed. an der zaichnunge w. H. diu drille di (■*
der BXDXE*) wäre (waren B*D*EX) minne yi1^1/^1^1.
29 = H. I (j4jMJ). II [BCDEd] = Hahn 529. I. tugent H. | I»'»
leit Z>2, lernt d2. adamas B2C2D2E2d2. dise State C2. 2. diu j*1.
let A\ lat BXD{HC2E2, lest c/2. | seiden ^. undergrete /)*. 3. W*
Äl. verlust /f. ie was /eM/ Ä1, was ie H. was ie ein (an <Pj &
(verlust Z)2£2, fluß d2) B2C2D2E2. 4. Strossen E2. | himelztrones B
Der Graltempel. 533
30.
Sit sinagöga sehnde di staete nicht erkande,
waz ir da von geschehnde wser, do si got tiz Egipten lande
von grozen nöten und üz vreise brachte,
unstseticheit des mutes si lerte, daz si gote sit versmähle.
31.
Ir pferde sint geswichen di bein und ist gestrüchet,
di saelde von ir gesüchen, daz si alsam ein ante in wazzer tüchet,
vor Ecclesia, di so schön ist varende
öT einem pferde veste, daz si vor strichen immer ist bewarnde.
32.
Ein mensch, ein kalbes bilde, ein lewe, ein adelare,
vil zam und niender wilde tragen t si Ecclesiam sunder väre
da si den ursprink vaehet aller brunnen,
den uns gebar diu cläre, di da stet becleidet mit der sunnen.
H. des (den d2) himels (hymmel d2) fliehen und gen (keigin d2) der (dy d2)
le cheren B2C2D2E2d2.
30 = H. I (ABD). II (BCDE) = Hahn 530. I. synagoge BXHE2, syna-
;en B2D2. | di fehlt E2. State AK 2. do A\ fehlt D2. | wer AK
ja B*D2. her auß DK 3. nSten fehlt C2, note D2. grozzem fraise H.
and fehlt D{. auß der frayse D1, vor vreisen Aiy von nöten H. 4. des
Lies fehlt und dafür ist si lörte aus dem folgenden Verse her auf genommen B2C2D2E2.
unst&t an ir mut H. | leite A\ leitte B\ laid DK si terte fehlt B2C2D2E2.
si] ez BW, ez ir H, ir aller (alles C2D2) gut B2C2D2E2. got A\ von got
W/>2£2. sint A\f sil von ir H\D\t fehlt HB2C2D2.
34 = H. I (ABD). II (ÄCD£) = Hahn 53«. \. irem DK pfert Ä1.
geschwichet £2. | un AK bestruchet Al, bestrouchet BXC2D2. t. selde
'. geliehen A}, gesliffen B2, geschüttet E2. | ist d. H. sam Z)1//, als
*. &nt HB2, ant C2, ent jB1/)1/)2, end E2. uff HB2C2D2E2. touchet A
«chent fl1. 3. vor fehlt AK ecclesien HB2C2D2E2. so fehlt DK
— | si sich A1. sich ymmer DK immer fehlt A*B*C2. ist vil wol
l*x, ist wol D*C2.
32 = H. I (^ÄD). II [BCDE) = Hahn 53«. 1. — | leo <?2, lebe
un ain E2. adalare B2D2, adelere C2. 2. und fehlt H. nindert
^HBWD2, nyergent E2. | tragen AWC2. ecclesien B*HB2C2D2E2.
*re B2E2. 3. do A\ das E2. Ursprung D{C2D2E2. vehet A\ vahet
vahent B*D{C2D2E2, uahent #2. brunne ^C2, dingen -il1. 4. den uns]
3 got J?1, die mag die got DK gepare DK di do got gebar AK diu
toe /eM Ät>r 4». | da feMt BlDK bescheidet BK alda m. BK
Qle B1. do stet di clar gecleidet m. d. s. mit Beimpunct Al, dann erst be-
+kte der Schreiber, dass nun der Beim nicht passe, und fügte daher noch ringen,
tau. * . diu da (do E2) so (fehlt B2C2D2E2) verre glestet über die sunnen
'2C2/)2£2.
Abimodi, d. K. S. G>»ell8cb. d. Wisson^cb. XVII. 36
534
Friedbich Zarncke,
;i«.
33.
Di stt in herze nemende mit slaet al unvergeizen,
und iu in got gezemende si lobes und 6ren vil g6n ir §00101611,
daz iu der adamant also bellbe,
swenn ir von hinnen käret, daz Petrus von der porte iuch icht vertifbt
34.
Als ir zem tempel kumende stt in gotes 6ren,
s6 sint di stein iuch frumende, daz ir da bt von tag zu tag sult rate*
der tugende kraft und wandet von iu stozen:
& dann ir got behüset, so sult ir disem tempel iuch genäsen.
35.
Aarin, der 6wart reine, sw6nn der gie zum tempel,
so truc er zwelf steine der edelsten der tugende zeim exempel,
di gotes boten stt, di zwelfe, Irrten,
da mit si den gelouben der cristenheit vil saelicllche märten.
33 = jy. I [ABD). II [BCDE] = Hahn 533. \. sint B, seint £*.
hertzen B*D*B2C2D2E2. | vil HB2C2E29 gar D2. lat AWDK *. ach iW
euch D*D2, auch B2E2. in got fehlt AWD\ ze got B2C2, zu got ME*. |
also vil B2C2D2E2. gen ir fehlt B2C2D2E2. got mit lob der ereo t! p-
mezzen (zu mezzen Bv) AWDK 3. uch B*H9 euch DXD2. d. iu] daao£
der fehlt B2. adamas B2C2D2. also] von ir H. das ain yeder ab 4
adamas bleibe E2. 4. wan D2, wann E2. hinne BK cberet Al, tort
E2. | das euch Dx. peter Al, sant peter Dl. porten AlBlDl. isA
fehlt Dl. niht BlH, ist Z?2. tribe Bx. daz man ewcb von der hime^rt
(porten D\ brot E2) icht treibe B2C2D2E2.
34 = Z/. I (^BZ>). II (BCDEd) = Hahn 534. 1. als] so 41. zun t
EH2, zu dem £2C2Z)2. körnende AWB2C2D2E2d2. | nun seit D1, sint Jf, «*
£2. got B2. z. seint £2. iuch fehlt B2E2t ew C2, ie d2. fromendeitf
D2E2d2. | daz ir fehlt BK da bt steht hinter tag £2Z)2£2, fehlt CV. ■
Z^C2. sont H, schult ir fl». 3. un AK uch #d2, euch 0UW*l«**
4. dan Z)2. behausent E2, beschowet BK \ so fehlt D2. disen iW1
£2£2. iu A*, ew C2.
35 = ZZ. I (^5/)). II (BCZ>£rf) = Hahn 535. \. Aron **. e. **
ii1, e. was #, priester HB2C2D2E2d2. | e. dann Al, so £f. der] er i*
her d2. ging d2. zu dem DlB2D2E2, zem Z/C2. z. zw.] edel HBfiBt&*
edler C2. | edelisten ^1Z>1. d. e.] zem (ze dem C2, zu den d2, ze J*, •
D2E2) minsleu (minnist #2£2) zwelf HB2C2D2E2d2. den tagenden w4*t dm *
gent ZT. zem H, zu aim £2d2, ze aineui C2, zu einem BlB2D2. 3. dtorl1*
got d2. die zwölf g. b. DK iunger B2C2D2E2d2. sint ^«Z**2, siel1,
sey C2, die sint Z>1. di) ir AK da £'. zwelf di AK d. zw. 1.] 4* r
herten Z)1, die zweliff gelerten (da« voraufgehende sint gefasst als Verbum) Ä
4. do ^1£2. mitte £2. | sa3Üchleichen B2C2E2d2. gemerten BlDK' *
werderclich der kristenheit gemerten Z7.
Der Graltkmpel 333
36.
Särdonix die kiusche mit stner lugende leret;
unslaet und ir getiusche di tut er s& mit stner kraft gun&rel.
krisolitus der werot bösen vorchten,
sam jener böser liebe: wan nie zwei dinc so grözen schaden worchten.
37.
Urhap aller Sünden hat sich also gezweiet;
nieman kan ergründen, wie lieb und vorchl zunrecht sich mangerleiet,
unrecht vorchle vil guter dinge wendet,
da wider unrecht liebe mit Sünden arger dinge vil verendet.
38.
Topäsius für strlten hat er kraft di grözen ;
ob iueh zu keinen ziten Untugend höher tugende tvil verstözen,
für disen strit st iu top&zius frumende,
so hilfet kalc£dönius von landes richler sunder schaden kumende.
36 = H. I (ABDE*). II [BCDEd) = Hahn 536. \. der s. DXEK
ir H, saphirus B2C2D2E2d2. der kusch A\ demüt und kusche H, der {fehlt
tdel cheusche B2C2D2E2d2. | von B2C2D2E2. tugend A\ chraft hie B2C2
d2. "2. getusch AK gerusche d2. | di fehlt E2. rnachit d2. so
, fehlt DxE2d2, sam C2. tugent B2D2E2, tugenden C2. geuneret DXB2
, geunert D2. mit füre so gemeret d2. 3. chrisalitus B2, chrisoltus D2.
&rde B2, neret H. vor böser vorhte H, unrechte vorchte B2, unr. vorch-
le?, unrechten vorchten C2D2d2. k. ist gut vur (vor Bx) böse (bösen Bx)
aten AXBXDX. 4. als d2. jene B2, eyner d2. für böse liebe AXBXDX9
ebte liebe B2D2E2f dy unr. übe d2, unr. I. nain (mit Beimpunct, es steckt
i das folgende wan) C2. | wan fehlt C2E2f so B2D2} das d2. wan nie
H. als tffctf2/)2, also E2. seh. nie H. geworhten BXHC2D2.
37 = H. I (ABB). II (BCDEd) = Hahn 537. I. wan u. DK urhabe
wlhab B2C\ orth ab D2, orlhalb E2y orthas d2. | hant B2E2d2, haben C2,
at D2. si H. alsust U2/)2, alsus d2. %. das n. D1. niemen mohtz
ez **, m. es C2£2) HB2C2D2d2. gründen fl2C2. | voricht D2. zun-
le il1, ze unr. C2D2, zu unr. E2y zeu unrechten d2. sich ze unrecht sich Dx.
inigerleiet BXB2C2, manicher laye D2, mancherleyge d2. 3. urehtii H.
t H, voricht C2Z>2. erwendet B2C2D2E2d2. 4. dar wider £2, derwedder
| der argen dinge und vor mit. s. B2C2D2E2. vol endet B2C2D2E2d2.
38 = ff. I (4£Z)£*). II (BCDEd) = Hahn 538. <. tobatzius ff, topa-
&. | so h. DK er /eM 4l. krefte AK 2. ew #2, mich BXDX.
i H. z. k.] ze dhainen C2, zehaim B2. stunden H, geziten d2.
i tugend AK vestozen AK 3. vor d2. üch Hd2, euch BXDXB2D2E2.
batzius ff , topacius B2, topasius D2 und die meisten. frainene d2.
altzedönie H, calzedoniser d2, vor gerichte AlßxDxEx. | v. I. r.] von ge-
e B2C2D2E2d2. ane ff. s. seh.] stad d2. körnende HC2D2. kal-
(wol k. Dx) von (und auch von DXEX) schulden (sundeu BXDXEX) sust (sus Bx,
DXEX) körnende AlBxDxEx.
36*
526 Friedrich Zarncke,
'daz du den tac der ruwe heilik machest'
mit dienst, der got gevalle, und die vir mit werken niht verswache
6.
'Wol ere vater und mutcr, daz sich dln leben lenge',
daz ist ein rät vil guter: daz vierde lieht, vi! ga?b und ouch vil ge
ist ez vor got in werdem schlne cläre;
daz fümfte 'du nieman löte' mit rät mit täte stille noch offenbare.
7.
'Ze unehlichen dingen wis nicht unkiusche pflegende1,
daz sechste Hecht vol bringen du soll, daz sibend 'wis diepheit dich erwegf
zunrechte niemans gut soltu berüren ;
'geziuge valsch gen nieman' soltu zem achten Hechte nicht enffiren.
8.
Daz niunde Hecht so blanke sol dir mit seiden brinnen,
also daz dtn gedanke wol sin behut vil staet in dlnen sinnen,
dem C2. über dritten corrigirt vierden Ax. dich fehlt AXBX. l
fehlt d2. riwe Ax, rüwe H% rewe B2, rew D2, ruhe C2. hilik Axt Wer
stets. 4. — | und] daz du Dx. die veyre mit veyre C2> die vier!
di viere B2E2, die virre H, di andern Al. werke C2, werch D2, weitfc
niht] it H. entswachest d2.
6 = H. I (ABD). II (BCDEbd) = Hahn 509. <. so e. B2E2. \
gol //. 2. ist fehlt d2. ein vil guter rad d2. | leicht D2. gab] gd
gäbe Bx, gab D2, gebe E2. ouch fehlt BW2. lenghe d2. 3. ei
AXB\ auch D{. von g. d2. werden B2, schönem Bx, der Best der Sh
fehlt in 62. 4. du fehlt HB2C2I)2E2. die nieman totent Bxy fehlt A
tat D*HE2. mit tat (täte D2) mit (und mit d2) rat AxBxB2C2D2d2. *
st Dx. oder o. Ax, und och o. d2.
7 = H. I (ABDE*). II (BCDEbd) = Hahn 510. <. uneleicher (um
leicher Z)2, welcher d2) dinge B2C2D2E2d2% künlichen d. Bxy in vrolichen d. -41,
allen kuschen d. J9«£!. | pis C2, bieß D2, biß E2d2. mit pflegende 6«$*
wieder. 2. sechstu Ax. wol /J1, du H. zu (ze 6'2ZW, fehlt fi\
(zum £2) sechsten (sechstem B2) Hechle daz bringe (p rinne B2E2) B2C*lfi&
| du fehlt H, du solt fehlt DxC2D2E2b2d2. daz sibend fehlt H. m
zem (ze dem C2Z>262, zum E2d2) sibenten B2C2D2E2b2. biz 41, wiz J*f i
/>ä/I B2C2D2E2b2d2. verwegende D*C2E2y zeu irwendenne d2. 3. W
recht C2D2E2f ze unreht //Ä2, zunrecht -41, zeum rechten d2. nierocts
goTt Ax. soltu fehlt b2. ruren BK 4. geziugs valsch* ^t, gez&gf
BXDX, gezüger valsch E2. keigin d2. niemen H. | soltu dich il.
zdem 62, zu dem £2C2, zum Ä1^2, gein DK achtem £2. lieebte]
AXBXDXH, fehlt C2. enpüren Ax, empfueren C2, entfuren D2> unforen t}
füren Dx.
8 = H. I (4Ä). II (BCDEbd). t. nügende rf2. so] und JM«
vil d2. | seiden A sieden E2. 2. — | wol fehlt Ax. siot Uft
ft] Der Graltempel. 527
'daz du dlns neebsten gut icht stst begerade',
ich mein zunrechter wise: so bistu liehtos rieh den tempel wernde.
9.
Daz zehnde liecht s6 cläre di suonen überblicket,
ob din gedank mit värc klein noch gr6z sich nimmer dar geschickel,
ob dirz gemahel dines naebsten gunde,
daz du doch &ne Sünde vor ir bellben woldest zaller stunde.
10.
Zwo tür an allen kören sint wol zu rechte wesende;
daz mac man gerne hören, sv/ä man ez von Salomön ist lesende :
zw 6 tür in kör stns tempels giengen vröne,
diu eine was geheret von smacke irdischer wunne ein überkröne.
H.
Ein ember rtch von golde, darüz der smack so drsehet:
durch recht daz wesen solde, wan d rinne was daz himelzierde wachet
2, seint E2t und so fort. wol C2. 3. dazt dins Ax. nehsten Ax.
ines nehsten gutes (gut H) wis du (bistu E2y bis H) nit bog. HB2C2D2E2b2d2.
4. ze unr. HB2C2, zu unr. D2E2y zeu rechter d2. so bistu liecht daz clare
lDK | l. r.] reicher zierde (zier D2d2, zeit C2) B2C2D2E2b2d2. dem H.
»d in (wol Dl) dem (den Dl) tempel lang (kor Z)1) nach (vil Z)1) wirde wernde AlDl.
9 = H. I (AD). II [BCDEbd). \. so] vil Z)', sol B2y ist so D2. \
t dy d2. überblenket H, überplichent B2E2. 2. ob] daz AlH. ge-
»ncken d2. gar d2. | et ciain Dl, kleynen d2. grozlich C2. sich
klt HC2D2E2, ich mich d2. sich dar C2y darzcu d2. geschienen! B2E2t
kickende was d2. 3. ob] das d2. dir es E2. dirs der C2, dir d2.
tasten Al. g. d. n.l dines negeslen hantgemal wol d2. gunde Al.
a.s.] cheusch raine B2C2D2E2b2d2. \ b. w.] beleibest DK wolst E2.
a. D^EH2, ze a. UB2C2DK allen stunden E2d2.
40 = H. I (ABD). II [BCDEbd) = Hahn 5H. < . czw thoren d2.
Ä. | wol] ie C2D2E2b2d2. ze D]HC2D2. wol zu] ire B2 (wo/ = ieze).
Wesene d2. 2. mac fehlt H, mocht B2C2D2E2b2, muchte d2. | swenn Z/.
m. e.] mans DK Salamon j*1, Salomonem Z?1, chünig salomon DK an
'otuones (Salemonis Z)2) tempel (tempils d2) schöne lesende (fehlt C2y lesene d2,
äsende E2) B2C2D2E2b2. 3. zw thoren d2. in den A*b2d2. des B*C*
E^bV1. k. s. l.] tempel z köre H. gegen Z*2, gengen E2. schone Bl.
*- eine fehlt d2. was] von smache B2C2D2E'lb2y von smacken d2. d. e.
J darinne was JD1, darinne und uz waz A\ darinne ein vaz Bl. \ mit
von smacke fehlt B2C2D2E2b2. frödenkrone H. über ierdisch (das
«Mssche d2) paradeis was (was sy d2) vil schöne B2C2D2E2b2d2.
\\ = H. I (,4i?Z)). II (BCDEbd) = Hahn 512. I. sin AK emper i4>,
DOier Blf enpier Diy eimir 62, enbor H, über Z*2, zuber E2. lieht C2. |
1 fehlt A*B\ wol C2. drohte b2y drachte Z>2, drate d2, gahel Bl, echkte C2.
V von B2C2D2E*b2d2. rech ^». | wand B2y wann C2. darinne D2E2
^2. himmels zirde d2. wsehte 62, wachte Z>2, wechte C2, wahet Z?1, vae-
538 Friedrich Zarncke,
di zene machet clar mit reinen Worten,
di ougen mit gesihte, daz wir di sele behüten zallen orten.
46.
Hie vor ist wol benennet vil tilgende manger steine,
da bt ir wol erkennet, wie ir ein templum dominl sit reine:
noch ist der steine vil, di l&rent tagende;
nu pfleget der benanten und habet den wünsch bt got und ewich jugen
47.
Im tempel daz gestirne lert iueh gen himel kriegen,
so daz diu sele ein dirne si bt got, da si kein Uppik triegen
ir höhen Saiden nimmer m£r entsitzet :
der sus di stern ist sehende, der wirt an rtcher kunst vil wolgcwü
48.
An disem tempel uzen da lernet werllltch tugende;
di tumben sich da muzen möhten, daz si sinne rtch mit jugende
hiezen wol, swa man di fruten prlset:
innerhalp di lere gtt hört, des man da wirt geparadiset.
zä der B2d2, ze der C2D2. 3. dise Z)1, zeu d2. zend B2, zenden<M
nen d2, red Al, fehlt B*DK zu machen AlBl, machen C2DH2, macbrfl
die sont wir H. claren H. 4. gesihene 'B2. | zu a. BlDlEV,^i
B2C2D2.
46 = H. I {ABD). II [BCDE) = Hahn 546. «. — | mengerU*
nichcr D2. 2. an den HB2C2D2E2. bechennet B2C2D2E2. | daxM
B2C2D2E2. ein fehlt BK tempel B{D{HB2D2E2. domini fehlt H, k*
ren D2. sit] sult haben B{. sint genant vil H. 3. nach Bl. i*^r
sint B2, ist ir C2) noch vil der (die C2) staine HB2C2D2E2. leren JȀ
4. nun Dl. der hie BlDl. genanten/)1. nu habt die selben fo fcM
nu seit ir [fehlt B2E2) ewer [fehlt D2) selber (selb E2) phlegende BHWP- \
ir sint an werdechait die besten mugende H, ir seit der höchsten (werdeoi"
diet [fehlt C2, art E2) an (ain B2, von E2) wirde mugende BKWP.
47 = H. I [ABD). II [BCDE) = Hahn 547. \. sin A1, in (flffi. *
stierne (: dierne, wie oft ie für i) D2. | iueh fehlt Al. krigen J1. *\T
| dort s. DK daz AlB2C2D2. dhain C2. trigen ^l. 3. «i**
seiden .41. imer D2. meY /eA/t v*1. verritzet B2C2D2£l. *•*
tf2Z)2£2. sust B1, so HB2C2D2E2. \ er BK
48 = H. I (^B/>). II [BCDE) = Hahn 548. t . in A*C2. <*•*
| do E2. lerent A^BxD^B2C2E2f lernent tf. wierdichleich I)2. »•*
men Bl. mouzzen Bl, massen C2. | wol m. D*HB2C2D2E2. ****
sinneriche AWDX, witz rieh HB2C2D2E2. mit /WM jlWJPi. jngen*»^
3. hiezzent H. swä /eM £2. frueten B\ furler Z)2. 4. und U^
innerthalp B1 und so fort. | do £2. git (die g. D1) den hört der ewi#»
spiset (spisen B1) AWDK
Der Graltempel. 539
49.
lan st hie wesende ze hove bt dem gesinde,
I di steine lesende, 6 man si innerhalp des tempels vinde :
niht selbe lesen künn, der vräge
i kttnste habenden, oder in git der gräl di pfrund vil träge.
50.
;en umb erhowen, ergraben und ergozzen
riiter unde vrowen, als ob sie keiner vreuden hab verdrozzen,
rowen züchte rtch in den geb seien,
al di werlde spehende, daz si kein ougen blik nicht möcht ervaeren.
51.
reuden oder clagende sus wärens ie gestellet,
;hrift darumb al sagende was iriu wort der werdioheit gesellet,
si gebaren solden und ouch sprechen:
»Ibe schrift da wtte der mur begreif; si künden richeit zechen.
= H. I [ABD). II (BCDEd) = Hahn 549. \. si] sol HB2C2D2E2d2.
DK wesin d2. | sin z. HB2C2D2E2d2. zu B*E2. in BW.
Mt HB2C2D2E2d2. %. der sy dy d2. st. ie H, st. ee B2C2E2.
| dann B2E2, danne C2, dan D2, dy d2. si] in HB2C2D2E2, fehlt
oerthalben B2, ynnewendich d2. 3. und D1. swer B2C2D2E2.
HE2, selbs C2d2, fehlt D2. selbe niht AK künde C2d27 chune D2.
3 D{. ie] die B{E2. kunst haben Bx, kunste wissin d2, kunst sein
PE2. | edder d2. im C2. gibbt d2. vor die B2. pfrunde
nne d2. vil fehlt Ax, gar d2.
= H. I (ABD). II [BCDEd) = Hahn 550. \. al fehlt BK al un-
gehauwen d2. | — 2. — | als fehlt Blt all H. ob sie]
dhainer C2. fr&de HC2D2. hat HB2E2, hette d2. 3. di
D2E2d2. an dem C2. geberen Al, gep&re Dl, gewern C2.
l, wem B*f was d2, ob H. al] sie BlDK werld Ax, weite H,
D2E2. sehende AxBxDxd2. | s. k.] niemen H. nich A\ da
erveren Al. si möchte oieman seyden (seider D2) gröz ervaeren
io muchte nymande grosse rs sin irfarn d2.
= R. I [aABD). II (5C/)i?) = Hahn 551, folgt in H und II erst nach
l . Dieser Vers fehlt zum grössern Theil in C2. ze fr. DlHD2, so
AK und ze B2D2y und zu E2. | sust fl1, feM B2D2. w. ie]
drew (drey E2) pilde B2D2E2, mit andrew beginnt C2, da* i4«^e de«
war von dem waren am Schlüsse von Str. 53, hinter der in H und II
ophe folgt, auf waren vor and. p. abgeirrt. I. geschrift C2D2.
alumbe Bl, dar ob H, ob in ß2C2E2, in D2. al] do Ax, fehlt Ä1,
D2£2. | was /eÄ/* H, wart a1, all B2C2D2E2. ireu .41 (alle flectirt,
ir), ietf1. wart J?1^2. wirdechait D*B2D2E2. 3. gewaren C2.
gebaren ff. un 41. ouch fehlt AXBK 4. geschrift C2D2.
auch J?2, euch JE2, weiten BWB2C2D2E2. | d. m. b.] be-
, (hat Z)1) AlDx, müezzen haben BK gunde a1. s. k. r. z.] die
llen zechen Ä1, daz man iz künde rechen Ax,
540 Friedrich Zarncke,
52.
Und wie si mit dem gr&le da tragende werben solden:
swie lang er da mit tw&Ie, er wil doch menschen handelange
von meiden wol geliutert sam diu gimme;
alsus der gr&l was sagende ällez mit der schrifte sunder stim
53.
Di schrift daz golt enpfangen da het mit grabender kttnste
zwischen der stein üf spangen, dartn saphtr verwieret mit vernd
ir bilde ergozzen, wie si solden gebären
zem tempeJ und zu tische und swä di wiscn zucbt ie prüfend
54.
Dil riten templeise, als hie vor ist gesprochen,
üf sl ritlicher vreisc; wie Schilde und helme (lugen von in zubrocta!
si kerten unde jagten sunder vliehen,
als in diu schrift da sagte, man solds an keiner herte sehen die scbiekt.
55.
Tjostieren hurticlichen, gesitzen unde vellen,
52 = ff. I (ABD). II (BCDE) = Hahn 552. I. — | do Aty *
BK tugende Bl. 2. swer BK er fehlt BK do E2. d. m.] fc*
die D{. wale ff. | er] lebt und Bl. wolt Dx. menschen] manigaJW,
mngde C2, niegde D2. verdolden B2C2D2t verdoln ff, vergolden E2. 3. ■%»
den ff. sam] als B{. die geleutert waren (weren C2D2) sam (als D*J li
(ain ff2) gimme B2C2D2E2. 4. alsust B*B2, als uns C2, als D2. | et a. *
alz ff. schrift A1, geschrift C2D2. all s. DK s. niht mit der J1, •
alle B2C2D2E2.
53 = ff. I (ABD). II (BCDE) = Hahn 553. \. geschrift C2ß*. | *
E2. het da BK ergrabner BK 2. üf] die ff, der B2C2D2E2. | Ar
fehlt A1, darinne B2C2D2E2. der s. C2. sapheyre B2. verwirret M#.
fürnünfte ff, vernunfte C2D2E2. 3. ir] diu ff. ergraben ff. soalf.
gestalt (gestatt C2) dew (der E2) pilde, wie si schulten (solden D2) gata*
B2C2D2E2. 4. zum BK un AK zem ffiff. die den gral da (<k> H
prachten B2C2D2E2. | un ,4*. wisen] zwei sin ZJ1. ir z. j4!. ia /W
v^1. für den chunich des si noch (fehlt C2) ainich (ainig C2, aynig D^ *»•
54 = ff. I (>!#/)). II (BCDE) = Hahn 554. I. ritent ff. tempto*
ff1, tempeleise ff£2. | als ich BK daz ist /f. do vor Ax, oTch vor If.
ist fehlt BW. pey veinden gar unmilte B2C2D2E2. 2. mit BKWP.
streiteclicher D1, ritterlicher ff, streytlichem C2. | und /eMf AlBl. Mi
^U1/)1. ye flugen DK ir J?1. zerbrochen /)', zubrechen BK «*
schilt un spiez von in da ward zerstochen U, von ir tyosten durchel (durcbHgl*
wurden (worden B2) schilte B2C2D2E2. 3. kerlent ff. iagtent H. *
ff. vliegen AK Aihen Ä1. 4. geschrift C2D2. da fehlt AK do P.
sagten Ä1. | dz mans HB2C2D2E2. solt sy ffi, scholtz Ä1, /UM* EBWlPP
chain Z)2. gesehen D«, sach HB2C2E2. die /e/W ^fll. weihen J1.
55 = ff. I (ABD). II (flCff£) = Hahn 565. \. tiostiren j*1, tyostyw*
Der Graltempel. 541
iz tribenls U1 geliehen, niht wan tage viere frid gesteilen:
r ein, als uns diu magt was Christ gebernde,
* ander, so stn sterben uns 6wic vröuden lebens was gewernde.
56.
was der dritt genennet, als er mit kraft urstendic
l*n, von dem t6d erkennet unverzagt und äne krank genendic;
'r vierde, dö die junger sin enphiengen
^ traft des heren geistes, daz si der vorchte vrt zum t6de giengen.
57.
Sant Peter unrecht vorchte dö künde wol vermlden,
diu im e zwivel worchte; di vorchte noch vil mangen kan versntden
und unrecht lieb, als ich hie vor was jehende:
geding und rechtiu vorchte di mfiz uns tun der engel schar gesehende.
58.
Da stunt ouch wol turnieren der jungen diet zu leren,
durch striles kondiwieren gen heidenschaft got und dem gräl zu eren,
yosten C2D2. herticleiche C2. | sitzen D2. und Ax. 2. daz] si
tribens AXBXDX, triben B2, treiben D2, treibent E2. tegeliche BXHC2,
tlichen AXDX. | vier lag B2C2D2E2, drier tage AxBlDl. si vrid H.
n Dl. 3. magde H. d. m.] maria B2C2D2E2. Christ was B2C2D2E2.
rende B2C2D2E2. als uns di magt den heilant was gebernde AxBxDl.
s D2. der ander sin urstende AiBiDl. | ewiger E2. wol werende
D2E*. der (die BXDX) uns vreuden vil (hört BiDl) an selicheit (a. s. fehlt
) was (w. ie Bl, gab ymmer Dx) wernde AXBXDX.
56 = H. I (ABD). II (BCDE) = Hahn 556. t. do B2E2, da D2. der
\ ist wol ge(be BXDX) nennet AXBXDX. | ir D2. unstentich B2, understen-
D2. als er mit kraft genendic AXBXDX. 2. waz E2. sinen i ungern
bekennet AXBXDX. | chrach B2y krach E2. zu (ze Dl) trost an dem
;stag unwendic (gar u. Dl) AXBXDX. 3. da D2. do (da Bx) si mit trost
hiligen geist enptiengen AXBXDX. 4. die fehlt B2E2. heres C2. also
rieh (chrefltecleichen Dx) AXBXDX. | damit B2C2D2, domit E2. der] sun-
B2C2D2E2. vorchte /eÄ/t #, voricht D2. vrie ^!, /W*/* B2C2D2E2.
lern DXB2D2, zem C2. damit si ane vorht bredigen H. giengen fehlt H.
57 = H. I (,4flZ)). II [BCDE] = Hahn 557. I. sande Bl. voricht
| da AlBxD2, fehlt Dx. gar Ä1/)1, wol rat E2. 2. e* fehlt B2E2. \
cht Z>2. nach Bx, noch heut Z)1. manigen B2E2f manichen D2. 3. u.
wie recht C2. do vor Ax, da vor ZJ1/)1. mi7 was beginnt c1.
rechtue («tanrf in der Vorlage rechteu?) D2. voricht D2. wäre minne
rehte vorhte (vrochte c1) AlBxDxcx. \ di fehlt HcxB2C2D2E2. muz jH,
szen Ä1/)1. tuen Ä1. geschehende Ax.
58 = IT. I (i4ÄZ)c). II (BCDE) = Hahn 558. I. do E2. | ze /)'#
1D2. lere #. 2. stritlich H. kundwieren HD2, konduwieren B2,
diwieren E2, kündueren c1. | kegen cxB2. heidenscefte c1. den c1.
542 Friedrich Zarncke, [M
schirmen, schiezen, loufen unde springen :
der liste vünde lere slunt ie mit schritt da bi alumb zu ringen.
59.
Diu tizer 1er der jugende des ersten wart bescheiden,
daz si der eren tugende üzen trugen rieh zu werden kleiden,
und desler baz darunder würden venge,
wan hört der hohsten tugende was ie der zühte kunst ein anegenj
ANHANG.
1.
Swes Feireflz dö jehende was von rlcheit wunder,
daz wurden si nu sehende und dannoch hundertvaltig ob und w
an lant an liuten und die palas maere:
dö gieng ez an ein wünschen, daz nu da bt der gräles tempd we
2.
Darumb sA vil der venige wart für den gr&l gevallen:
dö wart der edlen menige von got also versaget da niht allen,
der argen diete wolde got niht lazen
den tempel in Salvaterre, er kund ot ie daz reht gen rehte tntaft
ze HB2C2. 3. scherem B2, schwüren C2. und AK 4. lere] und*
B*C2D2E2 [es ist vünde für ein Verbum gehalten). | ie] da AlBlDlcl. 1
schriben mit worten AiBiDxci. mit schrift (geschrift C2D2) hinter da bi C*, *
ter alumb B2D*E2. d. b. a.] schon A*B*DK ze DlHB2C2D2. rinje*
59 = H. I (ABDc). II (tfCflii) = Hahn 559. I. ouzzer Ä1. jofl^fl
£2. erste #C2. was A*BlDK 2. wie AlDlB2C2D2E2, die U, dec1.
d. e.] uneren Z?1, der iuner H, der inneren cxB2C2D2E2. | ouzzen B*. *
chen B2E2, fehlt D2. ze D*HC*. werden] friden H. claider I.
3. deste c1. da under c1. wrde //, wurd B2, wurd D2, wirde #.
4. want U2, wann 2?2. ersten tugend Al. | ie d.] er D2. def]to(
kunst zucht D2y kunst der tzuchte c1. ein /eÄft c!. w. ie diu «AH
erst mit a. H. was werltlich tugende. (tugent. Dl, ohne Punct Bl) gdslficl
anegenge AlBlD{.
\ = I [ABCD). II [ABCDE) = Hahn 616«. *. swez ^l, swaz f.
Ferafiz,*1. nu D1, da A2B2C2D2E2. | wunden C1. 2. — | uni1"
äo meis*. oben B2. 3. luten 41, leueten Bx. des Ä1. mW1
lande (an land an leuten E2) und Spiegel (die E2) palas maere A^BK1^-
4. giengens C1/)2. ez fehlt B*CXD2. | da bi] hie A2B2C2D2E2. derj d
Ä!. tempels D2.
2 = I [ABCD). II [ABCDE] = Hahn 6« 62. I. venie 5*. | w*0
2. wart er (moht er A2B2D2E2) dirr (diser fl2C2) m. A2B2C2D2E2. *
B2. | v. g. a.] also gar A2B2C2D2E2. versagen B2C2D2E2, versagten Al-
da] doch A*Bl, do E2. 3. den DK diete feMt D2. enwoWeJ
wohin DK da got Z)2. dort niht DK 4. — | et DWti*, **<*
zu r. E2. rehten BK sazzen A2B2C2D2.
1 ] Der Graltempel. 543
3.
Des morgens dd diu sunne den tac was vor ir jagende,
manger ougen wunne waer man davon wol singend unde sagende,
wie der lempel wart aldä beschowet.
diu edel diet des gräles wart dö von 6rst geheret und gefrowet.
4.
Die burk man da mit alle MöntsalvMsch was habende.
ob iu daz niht gevalle, so stt ir tif den wek aldar nu drabende,
daz ir der wärheit grlfet an daz ende.
Möntsalvalsch alterre hat nu der richeit niender sacgebende.
G£n Rom, g£n Ache den verten wart nie dem gel (che,
sam sie die sträze perten gen India alumbe tegeltche
durch den gräl und durch den tempel beiden
und durch die liehten klaren, die sich von missewende künden scheiden.
6.
Do si diu zeichen sähen so schöne von dem gräle,
zu hont si künden suchen die heilikeit des brunnen sunder tw&le.
Priester Jöhan bat daz man im sagete
die art des heren grales, davon er dise heilekeit so tragete.
3 = I (ABCD). II (ABCDE) = Hahn 6163. I. nahtes AlB*CxDK | dew
;ht C2. von C2. ir fehlt A2. 2. ougen] engel (aus öugel?) E2.
sah man freuden (freud und C2) w. A2B2C2D2E2. | man wer A2B2C2D2.
d wol fehlt E2. singen E2. singend unde fehlt B2. wer (wart B1}
von zu singen un (noch Dl) zu sagene (sagende BXCX) AXBXCXDX. 3. un
e AWCW, die weil E2. ' all wart da B2. 4. — | aldo Bx. da
&C*D2. van erst CXDX, alrerst Ax, alrest Bx. geherret AXC2. ge-
Iwet Dl.
4 = I (ABCD). II (ABCDE) = Hahn 6464. \. nam A2. do CK \
un (statt mont) Ax. salvasch A{, salvatsch C2, sa Watsche E2, salvax D2, schal-
cz B2, schalvatsch A2, ebenso Vs. 4. da was D2. 2. euch D2. | ir] ye
l. dem D2. al da B2. nu fehlt DK 3. die A2B2C2D2. uncz an
K 4. — | hant B2. nu] noch A2B2C2D2. nyndert DXC2, in der D2,
cht ein E2. sag (sach B2, sack C2E2y sat AXBXCXD2) gebende DK
5 = I [ABC). II (ABCDE) = Hahn 64 65. \. g<*n fehlt A2B2C2D2.
>am B2. g. A. d.] und all ir A2B2C2D2, mit allen E2. vorten CK \
ö Cl. dem (dein A2) nie A2B2C2D2. nie wurden dem E2. 2. die] da
strazen B2. berten BlE2, porten Cx. | India] in die AXBX. alumbe
(nu E2) CXE2. 3. auch durch B2. beide CK 4. die] den AXCX.
elen A2B2C2D2. | die sich] der sie AXBX. künde AXBX.
6 = I (ABCD). II (ABCDE) = Hahn 6166. \. d. z.] ziehen E2. \
»einig A2B2C2D2} heilig E2. 2. ze ^2. | des C2, der ^^C1/)1. taili-
t il1. der £2. 4. herren A2. | do von AXCXE2, wannen A2C2, wann
M. die A2B2C2D2E2,
544
Friedrich Zarncke,
Anmerkungen.
b, \. Ueber Jerusalem vgl. die Anm. zu Marl. H, 3. — Das
das ja selber ein tabernaculum Dei genannt ward, galt im Mittelalter nicht
als ein Abbild des Tempels in Jerusalem, sondern ganz besonders aoefe
himmlischen Jerusalem, der Jerusalem sancta, coelestis. Vgl. Apocal. 16,
Et vidi sanctam civüatem Jerusalem novam descendentem de caelo a De».
audivi vocem magnam de throno dicentem: Ecce tabernaculum Dei
nibus et habitabit cum eis). So sagt Honorius Augustod. in der
animae (Migne Patrologia Bd. 172 S. 585 cap. GXXY: Templum aute*
fert templum gloriae de vivis lapidibus in coelesti Hierusalem constructm.
spielt die Erwähnung dieses in den alten Ritualen zur Einweihung
Kirche fast ohne Ausnahme eine hervorragende Rolle. Eine Yorschri
einer solchen Einweihung bietet uns Honorius a. a. O. S. 590 fg. cap. dl
»De dedicatione ecclesiaea. Darin in Gap. CLXIII fg. z. B. Ecclesia
Dei tabernaculum in hujus mundi itinei%e, quae postea erit templum t*
ventione. Beim Eintritt in die Kirche mit den Reliquien (Gap. CLXT)
gesungen: »Ambulate, sancti Dei, ingr edimini civüatem Dei« id est
Hierusalem. Quod autem sequitur »Nobis aedificata est nova ecclesia* hxM\
Hierusalem nova, quae aedificatur ut civitas. — Noch ausführlicher siodM
Angaben in einigen, schon viel älteren Ritualen, die Martene, De antiq»»j
clesiae ritibus Tom. II mittheilt. So in dem Ordo II das. Lib. 43, S. 6ttfc
Da wird auf dem Höhcpuncte der Feier gesungen: »De Jerusalem exaafrH
liquiae .... Plateae Jerusalem gaudebunt .... Ecce, Sion, filiae tuae mf*
gatae .... Jerusalem, civitas sancta . . . .« — Antiphona: » Sanctifical* *h
Jerusalem, dicit dominus, et dabo sanctis meis regnum et tabemacula aetem,
quae praeparat in odore unguenti«. Antiphona: »Ambulate, sancti Dei, wf*
dimini in civitatem Dei. Aedificata est enim vobis ecclesia nova, ubi f*t&
adorare debeat majestatem domini«. Darauf folgt das Gebet des Biscbofc: &•
gredere, benedicte domine, praeparata est habitatio sedis tuae. In der ch«
gehörigen Messe wird angeordnet: Lectio libri Apocalypsis Jokannis qdf\
»/n diebus Ulis vidi civitatem sanctam Jerusalem« etc. usque » nova fach «***
(d. i. Apocal. 21, 2 — 5). — Ebenso das. S. 700 in dem Ordo III, eberf*
auf dem Höhepuncte der Feier: » Sanctificetur hoc templum* . ... cm
phona: »0 quam metuendus est locus iste, vero non est hie aliud nisi
Dei et porta caeli«. Psalmus »Magnus Dominus«. El iterum dicat antifk**'-
»Lapides preciosi omnes muri tui et turres Jerusalem gemmis aedificabvd**'
Psalmus »Lauda Jerusalem«. — Ganz ebenso im Ordo IV, vgl. das. S. "^
und im Ordo VII, das. S. 731. — Im Ordo VIII (das. S. 735) wild*"
Clerus vorgeschrieben :
R'. Vide Jerusalem. V. Et erat struetura.
R'. Vidi portam civitatis. V\ Vide Jerusalem.
R\ Haec est Jerusalem. V\ Portae eius non.
R'. Plateae tuae, Jerusalem. V\ Luce splendida.
Vgl. auch noch das. S. 741 und den Ordo IX das. S. 750. Solche Steh
lassen sich noch aus andern RitualbUchern in grosser Menge beibringen. &"
Der Graltempel. 545
werden aufgezählt von S. Boisseree, Gesch. u. Beschr. des Doms von
, 2. Aufl., S. 46, Anm. 4; S. 48, Anm. 4—3. Man sieht wie fest ge-
t dieser Vergleich Allen vorschwebte.
4, ! fg. Der Vergleich des Menschen mit einem Tempel Gottes ist be-
biblisch. Paulus ad Corinth. I, 3, 46 sagt: Nescäis quia templum do-
estis et Spiritus Dei habitat in vobis? und II, 6, 46: Vos estis templum
vivi. (Vgl. auch Evang. Joh. 2, 49 u. 24). Auch dieser Gedanke war
littelalter sehr populär. So theilt Martene, De antiquis ecclesiae ritibus,
. 786 fg. einen »Sermo in dedicatione templi, auctore, ut videturL S. Cae-
»« mit, der wesentlich hierüber handelt: . . . Omnes enim nos , fratres
\simi, ante baptismum fana diaboli fuimus ; post baptismum templa Christi
meruimus . . . templum Dei veri nos esse cognovimus .... Templa enim
ideo de lignis et lapidibus fabricantur , ut ibi templa Dei viventia congre-
fcr . . . . Unus Christianus unum templum Dei est ... . Uta templa ha-
rnt ipsum habitatorem Christum. Auch schon die Pflicht wird eingeschärft,
en Tempel rein zu halten : sed timeamus ne templum Dei malis operibus
rnius . . . . Nihil ergo in te , hoc est in templo suo, Deus inveniat sor-
um u. s. w. Auch die Steine des Tempels werden mit den Tugenden
;lichen : Ecclesiam necesse est ut fidelis quisque in corde suo ex praedictis
ioc lectione virtutibus jquasi multis lapidibus construat. Vgl. auch Beda in
le's Patrologia 94, S. 758; Honorius Augustod. ebenda 472, S. 593, cap.
&; und denselben im Speculum ecclesiae bei Migne S. 4 405.
3, 2 mästu geht noch auf herze. Im Folgenden ist bei du diese spe-
ie Beziehung wohl bereits aufgegeben. *
3, 4 sehen balsemlieht, vgl. Gralt. 83 : in jedem Chor dreimal zwei, vor
zwei Thüren je zwei.
4, I. Diese schwierige Strophe ist sehr verschieden überliefert. Dl giebt
m guten Sinn, aber diese Hs. ändert oft mit Verstand, und was sie bietet
inert sehr an Str. 8. Der von mir hergestellte Text giebt wohl allein den
• geforderten Sinn. Gegen ihn spricht, dass gegen die kritische Begel in
8 ein lieht entfernt ward, obwohl es in / und H überliefert ist; aber da
s Wort in diesen Strophen so häufig vorkommt, so kann jene Ueberein-
nroung an dieser Stelle ein Zufall sein. Ein got in scelden schrlne ist frei-
i ein eigener Ausdruck , aber es ist ein Bild , das an die Aufstellung von
ligenbildern in heiligen Schreinen anknüpft, und jedesfalls stimmt jene,
tb die Ueberlieferung durchaus sicher gestellte Lesart nicht besser zu lieht ;
' zündet ein Licht in einem Schreine an?
K * genenden ; da hier / und HII sich gegenüberstehen , so mag auch
tönen richtig sein. — ouch schien im Zusammenhange besser zu passen
doch; die Ueberlieferung kreuzt sich, für doch sprechen AlH , für ouch
* und //.
6, 4 du in /, fehlt in HII; der Fortfall erschien mir wahrscheinlicher
die Einfügung.
7, 4 enfuren geht nicht auf geziuge valsch als Substantiv, sondern auf
ganze Gebot, und geziuge ist der Imperativ.
40, \ zwo tür, vgl. Gralt. 70, 4. — Es ist mir nicht gelungen, zu der
546 Friedrich Zarncke, [11
folgenden Stelle eine entsprechende Allegorie in der lateinischen
Litteratur nachzuweisen. Auch bezweifle ich, ob dem Verf. wohl ek
liches Bild von dem Tempel des Salomo vorgeschwebt habe. Eines
klaren Sinn in seine Deutung zu bringen ist mir nicht möglich geweset.
Da in Vs. 3 ausdrücklich der kör des Salomonischen Tempels
wird , so haben wir an den Eingang zum Ailerheiligsten zu denken.
diesem heisst es Reg. 111, 6, 34 u. 32: Et in ingressu oraculi fecU ostkk
lignis olivarum postesque angulorum quinque, et duo ostia de lignis
et sculpsü in eis picturam cherubim u. s. w. Dies erklärt Beda »De
Salomonis über«, bei Migne Patrologia 94, S. 769, cap. XV, dessen
fassung wohl für das Mittelalter massgebend geblieben ist: unus quipft
ingressus , sed idem ingressus duobus ostns claudebatur , mit dein m
Sinne: quia unus Dominus, una fides, unum baptisma, unus Deut,
ecclesiam praesentem per baptismum, unus in regnum coeleste per opm
est sperandus introitus. Die beiden ostia erklärt er dann nicht för
thüren, sondern für Thttren hinter einander. A. a. O. S. 773 fg.:
iuxta formam operis , decoris gratia provisum est, ut in uno eodemqm
ingi%essu duo essent ostia. Necesse etenim erat parietes domus, qui
cubitos habebant in altitudine, nonnullam etiam grossitudinem habere, n
nimirum grossitudinis extrema parte ostia erant affixg, ita ut aequale
esset utrumque ostium et sive intus sive foris quisque positus ostktm ms/mit
unus ei per omnia paries esse videretur1).
Nimmt man die beiden Thttren so an, so kann von der inneren dnp>
sagt werden , was wir Sir. 40, 4 lesen , obwohl Beda nichts derartiges Wr
deutet. Denn innerhalb des Ailerheiligsten stand die Kiste mit dem Hü*,
von der in Str. 4 4 fg. die Rede ist. Wir erfahren das bestimmt aus (kl
Brief an die Hebräer 9, 3 fg. : Post velamentum autem seeundum tabernaaA*t
quod dicitur Sancta Sanctorum, aureum habens thuribulum et arcam testamä
circumteetam ex omni parte auro, in qua urna aurea habens manna (d.i.«
ember rieh von golde 4 4, 4 ; vgl. Exod. 46, 32 fg.) et virga Aaron, quaefn*
duerat, et tabulae testamenti. Dass dies Manna einen köstlichen Duft geWt
habe, wird erzählt Sapienlia 46, 20: et paratum panem de caelo praes&f
Ulis sine labore , omne delectamentum in se habentem et omnis saporis «*►
tatem. Daneben standen auch die beiden Cherubim mit ausgebreitetes H**
geln. Vgl. Ad Hebraeos 9,5: Superque eam erant cherubim etc. Reg. I»
6, 23 fg. : Et fecit in oraculo duos cherubim de lignis olivarum .... ISrift*
debant autem alas suas . . . Texit quoque cherubim auro. Vgl. Sir. i%%'
wo jene beiden Cherubim gemeint sein müssen , nicht die Reliefs auf d*
Thttren selbst, denn diese waren gleichermassen auf den Thttren sub TflH
pel wie auf denen zum Ailerheiligsten angebracht. Vgl. Reg. 111, 6, 38 i, &
vj Diese Schilderung ist allerdings von dem äussern Eingänge zum Te«H
gemeint , aber unmittelbar darauf überträgt Beda sie auch auf den Einging HP
Ailerheiligsten: Similiter et u. s. w. Quapropter et in huius ingressu duo f&
sunt ostia , ut videlicet ab utroque latere , hoc est intus et foris , aequale f*ri*
ostium pateret, et quoniam easdem picturas ostium quas et paries habebat, f***
citer unus per omnia et continuatim extentus paries videretur.
Der Graltempel. 547
toweit wäre Alles in Ordnung, denn der Vorzug des Mannaduftes und der
bim konnte, nach Beda's Auffassung, nur der einen, der innern Thür zu-
«n ; auch dürfen wir in Betreff der Allegorie nicht allzustrenge Anforde-
n machen. Zwar passt es sehr wenig, wenn der Dichter nun auffordert
45 und 46), nachdem man den Weg durch die schön duftende Thür, den
der Unschuld, verloren habe, den minder bequemeren durch die andere
, den der Reue und Busse, zu versuchen, da dies Bild nur bei zwei
m nebeneinander angebracht ist, nicht aber bei solchen hinter einander,
och nur einen Weg bedeuten , zumal in unserm Fall der zuerst zu be-
ide Weg (der der Unschuld} die zweite Thür meint. Doch auch Beda
et auf die beiden ThUren eine Allegorie an, die nur für ersteren Fall
, a. a. O. S. 770 : Duo sunt autem ostiola, sive quia Deum et proximos
mt et angeli et homines sancti, neque ianuam vitae nisi per hanc geminam
ionem possunt intrare; seu quia utrisque populis fidelibus , Iudaeis vide-
et gentüibus, eadem vitae janua reseratur. Aber ganz verlieren wir jenes
aus dem Auge, wenn wir es auf die Thttren zu den Chören im Gral-
A anwenden wollen, die doch nicht als hinter einander, sondern nur
l einander gedacht werden können. Der Dichter wird also wohl ohne
i eigenes Verständniss eine allegorische Andeutung aus einer lateinischen
e benutzt haben.
14, 4 ember = urna Hebr. 9, 3. Ebenso wird diese Urne im Pass. 447,
mannt. Mit ihr wird Maria verglichen: du bist der wol gemachte schrin,
wart geleget in manna daz bröt, des wir leben. Paulus Urkunde hat
m an endehaftem mwre, wie es ein eimer watre geziert von schöneme
Maria, gotes holde, du mäht wol ein eimer wesen.
12, 3. Dieser Vers, der auch durch das Zusammenstimmen von / und H
lert ist, kann nicht entbehrt werden, weil sonst die Engel gar nicht mit
Vergleich herangezogen werden; schon dadurch erweist sich die Lesart
\l als abgeleitet. In Vs. 4 wäre embers eine wohl erträgliche Lesart,
noch mehr spricht brötes an, das auch durch die Abweichungen in //
3) gestützt wird, und dessen nicht ausdrucklich vorbereitete Nennung
auffallen kann, da doch wohl jeder Hörer als ausreichend unterrichtet
den duftenden Inhalt des embers angenommen werden konnte.
13, 4. Die Speisung durch das Manna in der Wüste wird Exod. 46, 43 fg.
It; aber unsere Strophe nimmt Bezug auf eine Weiterentwickelung der
, von der uns Sapient. 46, 24 berichtet. Dort heisst es, nachdem von
lieblichen Gerüche die Rede gewesen ist (s. o.) : Substantia enim tua
imem tuam, quam in filios habes, ostendebat; et deserviens uniuseuiusque
tati, ad quod quisque volebat, convertebatur. Diese Stelle mag auf die
ickelung der Gralssage von Einfluss gewesen sein. Auch der palästinisch-
;he Midrasch, worauf mich Hr. Prof. Franz Delitzsch aufmerksam macht,
dass das Manna den Geschmack hatte, welcher dem Belieben des Essenden
räch. Die Haupistelle ist Jöma 75a (der so benannte Tractat des ba-
ischen Talmud). Dies wird abenteuerlich ausgemalt in zwei Midrasch-
n, die Eisenmenger in seinem Entdeckten Judenthum I, S. 484 fg. mit-
Weiler noch geht der Dichter des Titurel. Denn wenn auch a. a. O.
548
Friedrich Zarncke,
l«
das Manna für Engelspeise erklärt wird, und z. B. jüdische Ioteqmtai
nahmen, dass die Kinder Israel, so lange sie das Manna genossen,
Stuhlgang gehabt hätten (Eisen menger S. 485) , so wird doch von der
sung durch den blossen Duft nirgends gesprochen. Dies aber nwri
Dichter des Titurel an.
44. Vgl. zu dieser Strophe Parz. 789, 26 fg.; Willeh. 454, 22.; 10.
die Varianten zu beiden Stellen, ammier nur in A\ sonst ämer, amm
amber; zerbenezi ist wohl therbentina (Terpentin), therebinten zlber,
Megenberg S. 359, 26. pardisöe wird schwerlich richtig sein, aber k
lignum aloe aus dem Paradiese herstammen sollte , so wird etwas dm
sprechendes hier gestanden haben. Vgl. z. B. Megenberg S. 355, tt:
andern maister sprechent , daz daz holz körn von dem irdischen panA
vliezenden wazzern und daz man ez mit netzen in den wazzern aufvkk
bardubele und seine Varianten sind mir unbekannt; desgl. iussia*. -
sämen vgl. Megenberg S. 359, 49 fg. : der paum haizt balsamus, aber m
oder sein traub haizt xilobalsamum und sein säm haizt carpobalsamm.
44, 4. Statt wir hattet1 anfangs si geschrieben, wodurch die Werte
gehört hätten zu der Bede des Titurel zu gehören. 45, 4 ist in DXP
lieh wir in si verändert worden. An anderer Stelle ist der Dichter
aus der Rolle gefallen, vgl. z. B. Str. 25 fg. 27. 54. 54. 58.
45, 4. Von so verschiedener Behandlung der beiden Thüren istia
nicht die Rede gewesen.
46, 4. Dem Schuldlosen bleibt es unbenommen, sich durch &
noch weitere Verdienste zu erwerben; wirde ist der Genetiv.
48, \. Ueber die sacrisltne vgl. Gralt. 69, 4.
48, % da gegen alle Hss. in den Text gesetzt. — Vs. 3 u. 4 hihi
und //, wie es scheint, um den Beim stle : autle zu umgehen, jede
ständig gebessert.
49—27. Diese Wortspiele mit stle und sMe , mit heil und heäari
höchst wahrscheinlich interpolirt. Vgl. zu 25, 4. Mitteldeutscher
zeigt sich hier ganz besonders in dem l für a>. das durch das WortspW^
sichert ist (49, 2). Es kann vielleicht inconsequent genannt werden,
ich daneben ü beibehalten habe, aber ich wollte nicht weiter gehn, ab
erwiesen war.
20. Die drei gegen alle Hss. vorgenommenen Aenderungen bedürfet*»
keiner besonderen Rechtfertigung.
23, 3 wider got, während er gegen Gott handelt.
24, 4 für ordenliche möchte man stlecliche mit D{ lesen, wenn bä'
und Bl zusammenstimmten.
25—28. Hier fällt der Dichter oder Zudichter ganz aus der Rolle, '*&
er vergisst, dass diese ganze Rede dem Titurel in den Mund gelegt i* *
Betreff des Taufnapfes vgl. Parz. 846, 20 fg. und 817, 4 fg.
27, 2 Karisse ist Xapi;, Charis, die Göttin der Anmuth. — Vi. 3, **
mich zu lieben, hasst sie mich seit lange.
28, «. Vgl. Gralt. 99, 4 fg. — Vs. 3 fg. Es stehen sich hier /
gegenüber, innere Gründe müssen also entscheiden. Bei dem Texte »'
*m
} Deb Graltempel. 549
Aet offenbar Kenntniss des Waischen Gasles von Thoinasin. Vgl. dessen
Buch, Ys. 13573 fg. bei Rücken, und so könnte es scheinen, als seien an
Stelle der im Anschluss an Thomasin aufgenommenen Tugenden (in /)
(er (in H und //) die drei bekannten theologischen Tugenden, Glaube,
M und Hoffnung, getreten. Aber einmal werden in / factisch vier Til-
den aufgezählt: mute, hinsehe, diemuot, wäre minne, was nicht in das
ieboiss passt; noch mehr aber spricht gegen / das Fehlen jeder Hindeutung
die Edelsteine an den Portalen. Eine solche muss aber in dieser Strophe
banden haben , da die folgenden Strophen sie voraussetzen. In H ist ein
ssem an der zaichnunge in den Text gesetzt: man bedarf zum VersUind-
t der Steine (und ihrer Bedeutung) klugen Verstandes. Vgl. Gralt. 402, 4 fg.
lieber die Reihenfolge der Strophen 29 fg. vgl. die Einleitung S. 403.
29, I stete; in den Beschreibungen der Steine nur indirect ausgesprochen,
BL adamas lapis est durissimus, adeo solidus ut neque igne neque ferro molle-
t vel solvcUur Alb. Magnus im Museum f. attd. Lit. u. Kunst II, S. 79 fg. ;
ist auch den mönwendigen läuten guot, die ir sinn verkirent nach des mönen
f Konr. v. Megenberg S. 434, 40.
30 fg. Eine ähnliche Gegenüberstellung der Synagoge als Vertreterin des
lenthums und der Ecclesia als der des Ghrislenthums fand sich in dem
rtus deliciarum der Herrad von Landsberg, vgl. Engelhardt S. 40 fg. , der
i Bild so beschreibt: »zwei allegorische Bilder, das eine die triumphirende
che auf einem Thiere mit den vier Köpfen der den Evangelisten gegebenen
jribute (vgl. Str. 32, 4), trägt mit einer Hand ihr siegreich wehendes Panier
d fasst mit der andern das aus Ghristi Seite quellende Blut in den Becher
$ Abendmahles; gegenüber ist die erblindende Synagoge auf einem Esel;
i Regenluch fällt ihr tief über die Augen herab, ihr Panier lehnt umge-
Irzt an ihrem Grauschimmel, im Schosse hält sie den Sündenbock des alten
stamentes, mit der andern das Opfermesser«. Eine Abbildung findet man
B. auch bei Viollet-Le-Duc, Diclionnaire raisonne de TArchitecture V, S. 4 60
is dem Wormser Dom). Dort wird S. 454 fg. noch weiter über die Per-
oißeirung der Ecclesia und Synagoge gehandelt. Vgl. darüber auch Caumont
ftecedaire S. 474 fg. — Unter den fälschlich dem Augustin beigelegten Wer-
n findet sich auch ein Dialogus de alterentione Ecclesiae et Synagogae , bei
gl* 42, S. 4434 fg.
38, 3. Christus als Quelle, von Maria (als Eimer gedacht) ausgehend,
ich sonst. Vgl. z. B. Pass. 4 47, 22: Maria, gotes holde, du mäht wol ein
wer wesen; wände du bist vroliche uz gelesen mit der genaden heilicheit,
w du die tiefen gotheit erschüfe als einen brunnen. du hast hervür gewunnen
* urir uns alle mügen laben ... du bist noch zaller stunt obe dem brunnen
*Wf unde hast alvollen gewalt, daz du mäht schepfen swaz du wilt u. s. vv.
>* dem Eimer schwebt das aus dem Allerthum überkommene Bild vor, wo
ussgdtler mit einer Urne, aus der Wasser Giesst, dargestellt werden. Vgl.
B. den Mosaikfussboden, auf dem unter Anderem auch die vier Flüsse des
c&dieses sich inden, bei Didron Annales archeologiques XVII, 389.
38, 4. Vgl. Apocal. 42, 4: Mulier amieta sole u. s. w.
34, 4. Vgl. Gralt. 402, 4 fg. — Wie der Tempel aus den Edelsteinen
^bbandl. d. K. 8. Gesell seh. d. Wisgciuch. XVII. 37
550
Friedrich Zarncke,
[47t
auferbaut ist, deren Namen und Bedeutung man an den Portalen aussen fitf^
so soll auch der Mensch sich erst auferbauen aus den Tugenden, welche ji
Steine bedeuten, um als Tempel Gottes diese in sich aufzunehmen.
35, \ Aarön. Vgl. Exodus 28, 47 fg. : Ponesque tn eo quattuor
lapidum; in primo vwsu erit lapis sardius et topazius ei smarayix
in secundo carbunculus, sapphirus et iaspis; in tertio ligurius, aelil
et amethystus ; in quarto chrysolithus , onychinus et beryllus; inclusi
erunt per ordines suos. Habebuntque nomina filiorum Israel : duodedm
nibus caelabuntur , singuli lapides nominibus singulorum per duoderimhkl
Aber die in Ausl. aufgezählten Edelsteine stimmen nicht zu den in Euto'
genannten. Es sind ihrer im Ganzen nur neun, davon nur sechs ühö#]
stimmende: Saphirus (oder Sardonix) , Chrysolithus, Topashis, Smarcfk,
Jaspis, Achates, nicht übereinstimmend: Chalcedonius? Silenites und Ctafc
Wieder andere (wenn auch im Ganzen übereinstimmend) sind die zwölf Sleiv
die das altdeutsche Gedicht (Museum für altd. Litt. II, 55 fg.) aufzählt (IM
hcere ich sagin m&re davon , das gotis öwarte Aarön , wenne her sulde m fc]
tempil gan, so muste her alleczeit czwelff steine han, tragende «y anderhi
sein, das. S. 57, 59 fg.). Auch die zwölf Steine des himmlischen Jertttai
(Apocal. 24, 49 fg.) stimmen nur theilweise. — Dass die zwölf Steine des Ami
zwölf Tugenden, die den Priester schmücken sollten, bezeichneten, war dt
gemeine geistliche Annahme (und zwar, wie jene Steine in vier orfc»
gruppirt waren, so wurden diese zwölf Tugenden als je drei, auf die TrUM
hinweisende Unterlugenden der vier Gardinaltugenden, der prüden tia, toriümk
justicia, temperantia, angesehen). Vgl. z. B. Beda, De tabernaculo et wi
eius, bei Migne 94, S. 470 fg. u. a. Auch die Beziehung dieser ZwOfatf
auf die zwölf Apostel kommt schon bei Beda a. a. O. vor: Verum recki*
denarius in ralionali numerus fieri praecipitur , ut eorum solummodo od»*
miraeula , qui apostolicae fidei doctrinae et charitaiis unitatem sequuntor, ft
cepta Deo esse noverimus. Und Honorius in der Gemma animae, bei lüg*
472, S. 608: Monet autem pontificem . . . gemmis virtutum coruscare, i*
decim apostolos sanclitate imitari.
36, \ sardonix; Arnoldus Saxo, De virlutibus lapidum, herausgeg. "
Val. Rose in Ilaupt's Zeitschr. 48, S. 444 Nr. 70: luxuriam depellä ethmr
nem reddit et castum et pudicum. Vgl. Albert. Magn. im Museum ftriHt
Litt. u. Kunst II, S. 4 43. — In HU steht saphirus, und hiefür sprieß
dass dieser Stein Exod. 28, 48 unter den Steinen des Aaron genannt wir!»
während sardonix unter ihnen nicht vorkommt (wrohl aber unter denen Ü
himmlischen Jerusalem, Apocal. 24, 20); die hier genannte Eigenschaft thi
der Saphir mit dem Sardonix: hie lapis castum reddit Arnold. Saxo beiBHft
48, 444, 3. Aiunt etiam hunc lapidem hominem caMum reddere et inieri**
ardorem refrigerare Alb. Magn. im Museum II, 65. Aber der in trefft, 1*
muoz sich gar vast vleizen, daz er käusch sei Konr. v. Megenb., Bock**
Natur 458, 4.
36, 3 k?%isolitus; vgl. virtus eius est contra daemoniaca et timores*#&*
nos, et melancoliam depellit Arn. Saxo 48, 433, 46. wer den staini*!*
tregt, den sichert er vor nahtvorhten; ist auch daz der stain durchportto**
] Der Graltempel. 551
vensterl durchfüllt mit esehhär, so schäuht er die poesen gaist und verjagt
fegenb. 442, 45.
38, 4 topäsius; die hier nur ganz allgemein angegebene Eigenschaft, den
en Leidenschaften entgegen zu wirken , muss man in den nachstehenden
gaben der lat. Quelle finden : iram sedat et tristiciam et valet contra noxios
us et frenesim, et ferventes undas compescit et bullire eas prohibet Arn. Saxo
i. 0. 446, 3. er verhört zorn und unkäusch Megenb. 464, 23.
38, 4 kalcidönius ; vgl. virtus eius est, ut perfecte causas adversariorum
xcat Arn. Saxo 431, 12. facit etiam convincere causas Mus. II, 100. so
cht 6r sighaft in kriegen (Processen) Megenberg 438, 17. und wenne sich
' streit hebin sal und wil, der sey wenig oder vil , tregt her den stein dor
f, her gewinnet sicher nu Museum a. a. O. — Ist kumende der Dativ des
tnitivs? oder Accusativ Plur. des Particip?
39, 3 smarag; vgl. et ablutus vino vel perunctus olivo proficit in magis
idem decorem Arn. Saxo 445, aber nur im cod. Berol. Und wenn man
wescht und in salbt mit paumöl, so erhceht sich sein gi'üene Megenb. 459, 21.
44, 4 Jaspis; vgl. fugat febres et ydropisim, et pellit fantasmata et luxu-
m cohibet, et eius virtus est contra fluxum sanguinis et menstruorum Arn.
io 437, 24. Vgl. Mus. 77. ist der mensch käusch, der den stain tregt,
schüucht er die fiber und die wazzersuht von im Megenb. 449, 2. Der
ipti hat den siten, der busset wol den riten Mus. 76.
44, t echates; vgl. tertium genus visum fovet et contra sitim et venenum
occensio odorifera est Arn. Saxo 429, 45 (s. v. agathes). Vgl. Mus. 74;
nateren und dy slangen schaden im, nicht umb ein har, ob er bey im wer
jar Mus. 70. der stain hat die kraft, daz er vergiß schäucht und den
rst Uschi und das gesiht nert und den sterkt und frühtigt der in tregt und
cht in gncem und zimleich den läuten Megenb. 432. 23.
42, 4 silentes ; vgl. silenites . . . servat lunares motus, nam crescente
0 crescit et ea decrescente decrescit et fit minor Arn. Saxo 444 fg. Vgl.
h 442. Elwas anders gewandt wird diese Angabe bei Megenberg S. 436, 29:
1 die kraft hat der stain neur , so der mön wehst, . . . aber so der m6n
imt, so hat er der kraft niht.
42, 4 prisen für, preisend für etwas erklären.
43, 4 korallus ; bei Arn. Saxo steht nichts von dem hier Erwähnten, auch
iit im Mus. a. a. O. in den Stellen aus Albert. Magnus; von dem Ein-
«e auf Zähne und Augen habe ich auch in den anderen Quellen Nichts
linden. Aber seine Entstehung aus einem Kraule ist in diesen bekannt:
stain hat ästel sam ain hirzhorn oder sam ains krautes würzet mit vil
*eln, und daz ist niht ain wunder, wan der stain ist des Ersten ain kraut
dem mer, und wenn daz kraut mit den scheffen auzgezogen wirt oder mit
menschen witz, s6 wirt ez hert und wirt ain stain Megenberg 439, 44.
krawt in dem mere stat, das selbe kurcze bleuer hat. So man das brengit
? das lanl , so wirt is hertte alczu haut , und wirt zcu desem steine gut,
! wirt rät alz ein blut das krawt. das vor was grüne Mus. 82 fg.
43, 4. Dem Sinne nach verdient die Lesart von Uli alle Beachtung, denn
Erwähnung der vreuden in / trägt eigentlich etwas Ungehöriges in das
37*
55$ Friedrich Zarncke, P
Bild. Aber die Worte in HII sind wenig geschickt und stimmen rabji
dem Eingange von Sir. 44 zu nahe zusammen.
45, K handel in dieser Bedeulung vermag ich nicht nachzuweisen, fei
und 4 geben die allegorische Verwendung von 43, 4. Vs. 4 mit gesteht*
kommt seine Bedeutung erst durch den folgenden, von ihm abhängigen 8$
indem wir zusehen, dass wir u. s. w.
46, \. Bezieht sich dies auf das unmittelbar Voraufgehende oder*^
auf ähnliche Beschreibungen im Gralt.?
47, {. Vgl. Gralt. 46 und 49.
48, \. Vgl. Gralt. 98.
49 ist hier deplacirt, es reisst 48 und 50 auseinander und gehtirtrity
weiter nach vorn. S. die Einleitung S. 403.
50, 2 wenden sind die standesgemässen Vergnügungen der nUerikfci
Kreise.
54, \ wärens; fällt der Dichter aus der Rolle oder versetzt sieb
in die Zeit des Baues zurück?
52, 2 menschen im Gegensatze zu den Engeln, die bis dahin noch dht
den Gral bedienen durften; denn als Titurel diese Worte sprach, hatte fc
Gral noch immer nicht gestatlet, ihn zu berühren und zu tragen.
53, 2 zwischen mit Genetiv; vgl. Mbd. Wörterb. 3, 955*.
54, \. Vgl. Gralt. 98. Der Dichter fällt wieder aus der Rolle.
55, %. Es kann wohl nicht zweifelhaft sein, dass viere richtig ist, vi
// und // bieten, denn der Karfreitag, den / dann fortlasst, darf nicht fahkn
(vgl. z. B. Piirz. 447, 43 fg. 448, 4 fg.) , und man bemerkt, zumal » fc
folgenden Strophe, in welche Verlegenheit / durch seine in dieser Stnpb
vorgenommene Aenderung gerathen ist.
56, 2 krank, doch wohl ein Femininum.
58, \ der jungen diet hängt nicht von Uren ab, sondern bezeichnet: fer
das junge Volk.
58, 4 zu ringen; die Schrift neben den Bildwerken pflegte auf Bund*!
oder auf Bingen eingegraben zu sein. — Die Praeterita stänl in Vs. 4 und 4
sind zu beurtheilen wie wären 54, 4.
59, 2 <*ren; die graphische Aehnlichkeit der Lesart in Bl mit der iß'
und // darf doch nicht veranlassen , die allein dem Sinn entsprechende t*
AWl aufzugeben : die äusseren Tugenden der Zucht und Ehre sind der A*
fang zur Erlangung des höchsten Tugendhortes, der im Innern des Tempb
wie des Menschen seinen Ausdruck findet. Vs. 4 muss hört als Dativ J*
nommen werden.
ANHANG.
4, K bezieht sich auf die Schilderung, die Feirefiz den ankomme*«*
Gralsrittern von der Herrlichkeit des Landes des Priesters Johannes ffMfl
hatte.
4, 2 ob und under , drüber oder drunter, ungefähr.
4, 3 Spiegel ist offenbare Interpolation in // mit Hinblick auf den wiUHief-
baren Spiegel in dem ersten Palast des Priesters Johannes. An dieser 8*
Der Graltempel. - 553
a den übrigen Strophen zeigt sich, dass E2 in dieser Partie des Gedichtes
andere Stellung zu // einnimmt als in den vorderen Partien, denn E2
t hier nicht selten zu /.
I, 2. Ich habe der Lesart in / den Vorzug gegeben, weil nach der Auf-
ig des Gedichtes der eigentlich Gewährende doch immer Gott bleibt (vgl.
Str. 38 — 43) , wenn auch oft genug die Gabe direct vom Gral auszu-
scheint.
, 2. Wenn es Euch nicht recht sein sollte, dass in St. Salvator und
Ivaterre in Spanien der Graltempel nicht mehr zu finden sei. Vgl.
306.
, 4 sacgebende, ein Band zum Zuschnüren eines Sackes, sonst auch
\del; also etwas ganz Werthloses.
>, 3 beiden ist grammatisch nicht zu rechtfertigen; aber da sämmtlicbe
»chriften so lesen, mit Ausnahme von c1, so ist anzunehmen, dass der
t lieber des Reimes wegen zu dieser falschen Form griff, als beide :
en reimte.
>, 2. Gemeint ist der Jungbrunnen im Lande des Priesters Johannes,
sinmal genossen, dreissig Jahre bog von aller Krankheit befreite. Vgl.
ahn 6053 fg. Zu Grunde liegt § 28 der bekwpLen Epistpia* Dieses
er verlor jetzt seine Bedeutung vor der grösseren Kraft des Grales.
INHALTSUEBEBSICHT.
k
Einleitung 1"
Allgemeines Bild der Ueberlieferung *
Die Strophenfolge . . 3
Die Lesarten - 3
Die Handschriften der ersten Gruppe '
Die Handschriften der zweiten Gruppe
Exoutb I.
lieber die Capiteleintheilung des Gedichtes
Excurs n.
Ueber das Yerhältniss der Wolfram'schen Bruchstücke zu den Hand-
schriften des Jüngern Titurel
I. DER GRALTEMPEL.
Einleitung . ■
Vergleichende Uebersicht der Strophenfolge
Text
Anmerkungen (voran Yergleichung der Strophenzitfem bei S. Bob-
seree und E. Droysen)
II. MARIEN LOB.
Einleitung .
Text
Anmerkungen '•
III. DIE AUSLEGUNG.
Einleitung
Text . . .
Anhang .
Anmerkungen
*
ÜBER
LEGES REGIAE
VON
MORITZ VOIGT,
IED DER KONIOL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
I.
ND UND INHALT DER LEGES REGIAE.
der Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der König!.
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
N" VI.
LEIPZIG
BEI S. Hl KZ EL
1876.
Vom Verfasser übergeben den 15. Juli 1876.
iDer Abdruck vollendet den .25. October 1876,
ÜBER
[E LEGES REGIAE
VON
MORITZ VOIGT
i.
BESTAND UND INHALT DER LEGES REGIAE.
d. K. 8. Geselkch. d. WisMMck. IV1I. <8
Der Untersuchung über die leges regiae fällt eine vierfältige
gäbe zu: vor Allem deren überlieferten Bestand festzustellen, sei
durch Ausscheidung, sei es durch Vervollständigung der von un-
3r Wissenschaft denselben überwiesenen Satzungen; sodann den
iah der einzelnen leges, und deren juristische, wie historische
iehungen darzulegen; dann wiederum die Vorquellen zu bestimmen,
denen die uns überlieferten bezüglichen Angaben der classischen
iehterstatter entstammen; wie endlich über die Authentie jener
3s zu entscheiden, somit deren Entstehung und Beschaffenheit als
thtsquelle, wie deren Werth als Geschichtsquelle zu bestimmen,
lingegen der Versuch, jene leges regiae ihrem ursprünglichen Wort-
te nach da wiederherzustellen, wo dafür specielle Angaben der
allen mangeln, kann gegenwärtig nicht mehr als wissenschaftliche
fgabe in Betracht kommen, da unsere Mittel für deren Lösung
lig unzureichend sind.
Von jenen vier Punkten sind gegenwärtig nur die beiden ersten
bandelt, wogegen die letzten beiden einer späteren Abhandlung
rbeh alten sind.
I. Der Bestand der leges regiae.
Die Stellug der Untersuchung gegenüber der Dirksen'schen.
Die Feststellung des Bestandes der leges regiae ist ausserordent-
erleichtert und vereinfacht durch die Abhandlung von Dirksen,
ersieht der bisherigen Versuche zur Kritik und Herstellung des
tes der Ueberbleibsel von den Gesetzen der römischen Könige,
38*
558
Moritz Voigt,
w
in Versuche zur Kritik und Auslegung der Quellen des Römisch«)
Hechts, Leipzig 1823 S. 234 11'. Denn indem Dirksen das von
sechszehnten bis achtzehnten Jahrhunderte zwar mit Fleiss, aber
vollster Kritiklosigkeit den leges regiae eingeordnete Material
sorgsamen und erschöpfenden , sachgemässen und unbefangenen bi*j
tischen Prüfung unterzog und dabei eine höchst bedeutende
der dort eingeordneten leges als unzubehörig wieder ausschied, *]
hat derselbe durch solche Sichtung die Aufgabe jeder späteren Um
suchung ganz bedeutend vereinfacht und so nun auch der gegflhj
wältigen Bearbeitung einen brauchbaren Ausgangspunkt geliefert
Und zwar erkennt Dirksen selbst ein und zwanzig leges
an, deren Zahl jedoch thatsächlich noch um eine sich vermehrt, ft»,|
bald man in der S. 336 ff. behandelten lex die in Wahrheit
schiedenen beiden Satzungen über das paricidium und über die
pose Tödtung als zwei leges scheidet.
Von jenen zwei und zwanzig leges sind jedoch zunächst elf M
unzubehörig auszuscheiden: einestheils die drei, von Dirksen S. 293 l^j
296 ff. und 301 ff. behandelten leges, welche, die Fundamente Ar
ältesten Farnilienordnung enthallend, von Dion. II, 25 — 27 ledigfei
auf sogenannte vo|xoi drf potcpoi gestutzt werden und welche in § 3 ■
Näheren zu besprechen sind ; dann wiederum die von Dirk«
S. 320 f. eingeordnete lex, welche, wie in § 2 unter 8 darzulega,
ein Zwölflafel-Gesetz ist; und endlich die sieben S. 34 6 ff., 318 1
321 ff., 324 ff., 328 ff. und 331 ff. erörterten, nachstehend in § t
unter 1 — 7 zusammengestellten leges, welche gar nicht Rechb-
satzungen, als vielmehr Cultus- Vorschriften enthalten. Denn inde»
beiderlei Normen ihrem Wesen nach ganz verschieden sind: der
Rechtssatz die Handlungen in ihren Beziehungen zu den mentfk-
lichen Verkehrsinteressen regelnd, die Cultusvorschrifl den äusseret
Verkehr des Menschen mit den Göttern ordnend ; indem sodann beik
ganz verschiedenen grundgesetzlichen Ordnungen unterfallen in Benj
auf das Organ und die Form ihrer Erlassung, wie in Bezug auf &
Instanz und die Mittel, welche ihre Befolgung sicherten;1 in**
endlich beide durchaus verschiedene historische Schicksale erleide!»
\) Die Stellung von Volksversammlung und von Senat, von Magistrat und **
Priester ist hier, wie dort eine ganz verschiedene : Lange, röm. Alterth. 11, W**
ÜBER
[E LEGES REGIAE
VON
MORITZ VOIGT
i.
BESTAND UND INHALT DER LEGES REGIAE.
d. K. S. Geselltet, d. Wiiweneek. XVII. *8
560 Moritz Voigt,
Rechtssätze, als vielmehr reine Cultusvorschriften enthalten,
zwar sind dies die nachstehenden sieben Satzungen:
1 . bei Cass. Hemina (2 Annal.) in Plin. H. N. XXXII, 2, M;|
Numa constituit:
ut pisces, qui squamosi non essen t, ni pollucerent,
parsimonia conmentus, ut convivia publica et privata cenaeqaed!
pulvinaria facilius conpararentur, ni qui ad polluctum emerai,!
pretio minus parcerent eaque praemercarentur,
wozu vgl. Fest. 253% 17: pollucere merces [quas cuivis deo] lice^j
sunt far, — — — pisces, quibus est squama, praeter s[c]an»;
Serv. in Aen. VIII, 105: libri veterum tradunt a maioribus sacrii-j
cando parsimoniam observatam esse;
Cic. de Rep. II, 14, 27: sacrorum — ipsorum diligentiam difficäeaj
apparatum perfacilem esse voluit (sc. Pompilius) : nam quae qb-
discenda quaeque observanda essent, multa constituit, sed ea m
inpensa. Sic religionibus colendis operam addidit, sumtum remrö;
sowie
2. bei Plin. H. XIV, 12, 88: eadem lege (sc. Numa rex)
ex inputata vite libari vina dis nefas
statuit, ratione excogitata, ut putare cogerentur alias aratoresel
pigri circa pericula arbusti,
wozu vgl. Plut. Num. 1 4 : Ivia xu>v Nopiä rcaTpuov dicäp^tov q*
TOV X6fOV, OIOV ib {!*}) OTOVSSIV dsoiC £? d(X7T£Xü)V dTJi*tf]Tü>V
Beides somit Verordnungen, die zu der grossen Gasse von Vor-
schriften über die Beschaffenheit der Opfergabe gehören, und weide
selbst bald die Ausschliessung gewisser Producte von den Opfern 0
Allgemeinen, bald das Verbot oder Gebot der Darbringung gewisser
Opfergaben an bestimmte Götter aussprechen.3
3. Bei Varro in Fest. 189a, 8:4 testimonio esse Hfl*
pontißcum, in quibus sit, pro primis spoliis bove, pro secundis sor
3) Vgl. Becker-Marquardt, rom. Altert h. IV, 467 ff. und dazu noch Gc. *
Leg. II, 8, 49: certasque fruges certasque bacas libanto certis sacrificiis ac diefc
20: sacerdotes — quae cuique divo decorae grataeque sint hostiae, providM^
Wegen gleicher Vorschriften bei den Griechen vgl. Schümann, gr. Alterth. II, !•"•
4) Ich gebe die Lesung ohne Weiteres nach der sachlich durchaus sichere«
Etnendation von Hertzberg im Philologus 4 846. I, 333. Zur Sache seihst ff)*
dens. a. 0. 331 ff. Bezüglich der obigen Stelle wird nicht immer der schon v*
[ 7] Leges rbsiak. 561
| 'taarilibus, pro tertiis agno publice fieri debere; esse etiam Pomptlii
regis legem opimorum spoliorum talem:
Cui soo auspicio classe producta opima spoiia capiuntur, dari
aer(is) CCC oporteat et bovem caedito Iovi Feretrio.
Cuius auspicio cl(asse) pr(ocincta) secunda spoiia capta, in Mar-
i lis ara in campo solilaurilia utra voluerit caedito. Qui cepit, CG
aer(is) dato.
Cüius auspicio cl(asse) pr(ocincta) tertia spoiia capta, Ianui Qui-
rino agnum marem caedito. C, qui ceperit, ex aere dato.
t Dis piaculum dato ;
**rozu vgl. Plut. Marc. 8: xaCxot cpa<jiv iv tote uiro|xv^{ia9i Nojiäv rio|i-
l x(Xiov xal TCpiütuiv omu,(u>v xal Sturipcov xal TptTcov (AVTjixovtueiv, xdt
•t piv icpovca X^cpöevioj tu) Oepexptui Atl xeXtuovxa xadttpoöv, xd fteu-
*> xtpa 8c xeo "Apu, xdi öe xpixa xa> Kupfocp, xal Xau.(3<4veiv f£pac aaadpta
Tptaxöata tfcv icpäxov, täv 8t fituxepov öiaxöoia, xbv 6c xpttov ixaxöv *
'fcrv. in Aen. VI, 860: possumus seeundum legem Numae
hunc locum aeeipere, qui praeeepit prima opima spoiia Iovi Feretrio
debere suspendi, quod iam Romulus fecerat; secunda Marti, quod
Cossus fecit; tertia Quirino, quod fecit Marcellus. — — Varie de
hoc loco traetant conimentatores, Numae legis immeroor, cuius fa-
cit mentionem et Livius. 5
Demnach aber umfasst diese Verordnung Numa's einestheils eine
Opfer Vorschrift und ist insoweit gleichartig mit den unter 1 und 2
aufgeführten Satzungen : denn es wird festgesetzt, welches Opferthier
and welchem Gotte zu opfern ist, wie anderntheils noch zwei oder
auch drei weitere Verfügungen: die Bestimmung eines Donati v es,
welches dem Erbeuter der spoiia zu gewähren ist, die Anordnung
eiaes den Göttern darzubringenden piaculum,6 wie endlich nach
Phit. und Serv. insbesondere die Bestimmung der Gottheit, in deren
Tempel die Spolien aufzuhängen waren. Auch diese letzteren beiden
Bertzberg gegebene Hinweis beachtet, dass Varro nicht die lex Numae, sondern
mir eine Paraphrase derselben giebt ; und daraus erklärt sich auch das aeris CCC
•. 9. W.
5) Dies kann nur in kib. XX besehenen sein bei Erwähnung der spoiia eptma
des» M. Claudias Marcellus.
6) Eine Erklärung für dieses piaculum lässt sieh nar daraus entoehmeo, dass
spoiia durch die Tödtung des Gegners gewonnen sind; vgl. A. 152.
562 Moritz Voigt, 1
Verfügungen enthalten aber reine Cultusvorschriften , während de
Verfügung bezüglich des Donatives allerdings zwar staatsrechtlich
Characters , gleichwohl aber äusserlich nicht dem entsprechend be-
handelt ist: dieselbe wird als Annexum jener Cultusvorschriften nk
denselben einheitlich zusammengefasst und so nun selbst gleich ab
Cultusvorschrift in formaler Beziehung behandelt.
4. Bei Gell. IV, 3,3: antiquissiroa lege ostenditur, qm
Numae fuisse accepimus: '
Pelex aram Iunonis ne tangito; si tangit, lunoni crioibos <b»
missis agnuni feminam caedito;
Paul. Diac. 222, 4 : poena constituta est a Numa Pompilio hac kp
Pellex aram Iunonis ne tangito; si tanget, lunoni crioibusib»
missis agnum feminam caedito;
wozu vgl. Paul. 10 ad I. Jul. et Pap. (D. L, 16, 144) : Granius FI*»
in libro de iure Papiriano scribit pellicem nunc vulgo vocari, §•
eum eo, cui uxor sit, corpus misceat, quo [n] dam eam, quae ßfli
loco sine nuptiis in domo sit, quam iraXXaxTjv Graeci vocaok
Auch diese Vorschrift ist somit reine Cultussatzung, theüsfe
Verbot aussprechend, dass ein Kebsweib am Altar der Juno opfert,
theils dessen Uebertretung mit einem piaculum bedrohend, vrAi
Opferthier, wie Gottheit genau bestimmt werden.7
5. Von Plut. Num. 12 wird zunächst berichtet, Numa habe»
Bezug auf die Familientrauer Folgendes angeordnet (ixaSev):
TOtiSa pt9j irevöctv vecoxepov xpiexoö«; (itjSe rcpeoßuxepov TcXeiovacfr
vac ü>v eßuoasv eviauxujv, (xe^pt xu>v 5exa xai luepaixepco |U)tepi*
^)Xix(av • akkä xoö ptaxpoxdxoo n:ev&oo<; ^povov etvai 8exa(iyjviatov, if
Soov xal ^Yjpeuouoiv ai x<5v dbco&avfJvxcov Tpvatxec*
und daran dann der weitere Zusatz geknüpft, Numa habe derd*
Trauerjahr verletzenden Wittwe das Opfer einer trächtigen Kuh irf-
erlegt :
^) 8s Trp6xspov fau/ijdsfoa ßoöv ifxu\Lwa xaxeduev exetvou vo|tok-
XYJoavxo;.
7] Vgl. wegen dieser Satzung Bouchaud in Memoires de l'academie des»*
scriptions 1786. XLII, 34 ff. H. Cannegieter ad 1. Numae Pompilii de are Ihm*
pellici non tangenda, Lugd. Bat. H43 in Fellenberg, iurispr antiq. I, 331*
Rossbach, röm. Ehe 288 A. 903 f. — Unter der Juno ist die Lucina zu versieb«:
Preller, r. Myth. 243.
Lkges regiae. 563
leide Satzungen nun werden von Dirksen, a. 0. 331 als ein-
lies Ganze behandelt und so auch gleichmässig den leges Nu-
ungeordnet.
allein was zunächst das Regulativ über die Familientrauer be-
1 so mangelt hier die quellenmässige Bekundung, welche jene
Inung rechtfertigte. Denn indem Plut. jenes Regulativ auf ein
i Numa's stutzt; indem dieses xdoosiv in einer Parallele steht mit
iSdoxeiv und dem xaxaoeixvuvou, welches Plut. in dem nämlichen
I dem Numa bezüglich des Begräbnissrituales, wie der Fetialen
st ; indem endlich jenes tdooeiv wiederum einen Gegensatz findet
n vo[xodeTefv , welches bezüglich der zweiten obigen Satzung
luma beigelegt wird; so kann nun bei Plut. in der That ein
;s Zeugniss für eine lex über die Familientrauer nicht gefunden
n: derselbe bekundet den Numa einfach als Urheber der be-
ieo Ordnungen, nicht aber als Urheber eines Gesetzes darüber,
ies nun verbietet, die bezüglichen Sätze den leges Numae ein-
len, da% wie bereits Dirksen a. 0. 246. 310 hervorhebt, schon
icipe das Verfahren der früheren Jahrhunderte verworfen wer-
uss, einer den Königen einfach beigemessenen Institution zu-
eine entsprechende Einführungs-lex zu unterbreiten,
a gegen bezüglich der Verletzung des Trauerjahres der Wittwe9
et allerdings der von Plut. gewählte Ausdruck vofiodexsiv, darin
Rundung einer lex Numae zu finden; allein diese enthält
um eine reine Cultusvorschrift: die Wiederverheirathung der
i vor Ablauf des zehnmonatlichen Trauerjahres wird mit einem
im belegt: mit einem derTellus10 darzubringenden Opfer einer
gen Kuh. 1I
. Von Fest. 178b, 20 wird berichtet:
nae Pompili regis legibus scriptum esse:
) Vgl. darüber K lenze in Zeitschr. f. gesch. Rechtswiss. VI, 32 ff. Savigny,
, 535 ff. Walter, Gesch. d. röra. Hechts § \§\. Die bezüglichen Sätze
zweifelsohne lediglich auf bürgerlicher Sitte: Voigt, Ius nat. III, H69.
) Vgl. darüber Savigny, a. 0. II, 53« ff. Walter, a. 0. §532.
) Das Opfer der trächtigen Kuh wird der Tellus gebracht : Becker-Marquardt,
th. IV, 3H.
) Dies bedingt, dass bei Verletzung des Trauerjahres die pontifices cognos-
Jieselben können die Ehe selbst weder hindern, noch auflösen, wohl aber
e das piaculum auf: Tac. Ann. I, \0. Dio Cass. XLVIII, 44.
564 Moritz Voigt,
Si hominem fulmen Iovis (Cod.: fulminibus) occisit, u
nua tollito ; 12
et alibi: Homo si fulmine occisus est, ei iusta oulla fierr ^
wozu vgl. Plin. H. N. 11, 54, 145: hominem ita exanimate** /f
fulmine occisum) cremare fas non est, condi terra religio ^*öS%J
Artemid. Oneir. II, 8: ou fäp ot xEpauvw&svxe«; fisTorrfdevxai, edtf A»i
av i>izb xoG icophz xaxaXij^dÄoiv, ävxauda ddhrrovTcu*
Pseudo-Quint. Decl. 274: quo quis loco fulmine ictus fuerit, eo»>]
peliatur. 13
In Bezug auf jenen Text des Festus aber ist davon auszöget*]
zunächst dass die von demselben angeführten beiden Satzungen *
zwei verschiedene leges Numae sind , als vielmehr in dem VeAM
nisse zu einander stehen, dass nur die erste derselben: Si honMi
fulmen etc. eine lex Numae, M die zweite dagegen : Homo si Mm
etc. entweder eine jüngere lex oder, was wegen des »oportet« ntkh
scheinlicher ist, eine reine Interpretation der lex Numae entidk,1]
die nur aus Missverständniss als zweite und selbstständige lexarf-
gefasst ist; sodann dass das ne supra genua tollere allerdings v*
durchaus wörtlich zu nehmen ist: als Verbot den Erschlagenen ihr
Knieos-Höhe emporzuheben, dass aber gleichwohl, indem dask*
gräbnissritual und so namentlich das Aufbahren und Forttragen fe
Todten dessen Emporheben erforderte, durch jenes Verbot folgewe*
auch das private Begräbniss überhaupt ausgeschlossen wurde, und fla-
ches nun nach dem Zeugnisse der übrigen Quellen in der Thatauchfe
Tendenz jener lex ist;10 und endlich dass jene lex Numae nur ein i*
12) Müller emendirl tollilor; allein unnöthiger Weise: gleicher Wechsel*1
*
Subjectes kehrt öfter auch in den XII Tafeln wieder, so z. B. si in ius vocal, »
it ; si calvitur, manum endoiacito.
13) Dagegen ist nichl auf römische Sitte die Angabe des Lyd. de mens. IM'
zu beziehen, dass die vom Blitze Erschlagenen gleich als natürliche Mubm* •*
beerdigt blieben ; vgl. Plut. quaest. rom. IV, 2, 3.
4 4) Vgl. darüber Guther, de iure manium I, 3. Kirchmann, de funeribusM-
Idsinga, Variorum 9 fF. Bouchaud in den Memoires de l'academie des Inscr. H^
XLII, 36 ff.
15) So bereits Müller in seiner Ausgabe des Fest. p. 3<MÄ; Idsinga, I. «• ^
16) I). h. es ist dem Ausdrucke nicht ein bildlicher Sinn beizumessen?9
dass durch einen Tropus das iusta facere defuneto verboten würde, wie dies «■•*
Anderen La Cerda zu Verg. Aen. VI, 218 f. will : denn nie bedienen sich die rt*
Gesetzgeber jener Sprache der Bilder und Gleichnisse eines Zarathustra; viebneV
LEGES REG1AE. 565
Bestandteil der an Satzungen, wie Cäreinonial so reichen
- und Tonitruallehre ist, welche, wie bei den Etruskern, so
i den Latinern zum wohlgeordneten Systeme gegliedert, von
nern recipirt und hier nun der Obhuth der pontifices und
, wie späterhin auch der haruspices unterstellt war.17 Und
omente nun kennzeichnen genügend den Characler der obigen
nae: indem nach Maassgabe der Fulgurallehre und somit aus
3n Gründen der vom Blitze Erschlagene an dem Orte, wo er
d, von Staats wegen und unter Assistenz der augures zur Erde
atten ist;18 indem solche Bestattung durch die obige Verord-
i der Weise gesichert wird, dass diese das private Bcgräbniss
esst, so erhellt daraus ohne Weiteres für jene lex Numae
lharacter als einer Cultus Vorschrift.
Lyd. de mens. I, 31 bekundet als Einrichtung des Numa
cp^c toö Noö|ia SiaxedeiTai) :
xe xoüc fepei<; yakmi$ ^aXiatv, dW ou oi8Y)pai<; aTroxetpeodat.
Verbot aber, des eisernen an Stelle des ehernen Messers sich
enen, kennzeichnet sich ganz unzweideutig als reine Cultus-
ift. Und zwar indem dasselbe nicht auf alle Priester, als viel-
nf die flamines maiores allein zu beziehen ist,19 so erweist
sselbe als ein Stück jener so zahlreichen und bis in das kleinste
tusgebildeten Ritual- und Etiketten Vorschriften, denen vornäm-
i flamines, wie die flaminicae maiores unterworfen waren.20
m Uebrigen berechtigen weder die Worte des Lydus, noch
e Gründe, jenem Verbote eine schriftliche Satzung des Numa
egen: denn das von Lydus gebrauchte Siaxiösoöai weist ledig-
usschliessung des iusta facere nur Consequenz der Unterlassung des supra
lere, während das Verbot des Letzteren selbst aus religiösen Vorstellungen
en ist.
Vgl. namentlich Müller, Etrusker III, 7 ff. Becker-Marquardt, a. 0. IV,
i, 3. A. 455. Rossbach, r. Ehe 300.
Sen. de Gem. I, 7, I : quis regura erit tulus, cuius non membra ha-
colligant?
Vgl. Ov. Fast. VI, 230: non ungues ferro subsecuisse licet; Serv. in
48: Hamen Dialis aereis cultris londebatur; Carminius de Italia bei Macr.
19, 13: in Sabinis (sc. libris invenio) ex aere cultros, quibus sacerdoles
ur.
Becker-Marquardt, a. 0. IV, 27 t ff.
566 Moritz Voigt,
lieh auf eine Institution, nicht aber auf eine lex des Nuina Wi% ^
rend wiederum jenes Verbot selbst in Wahrheit einer weit fitikr*
Zeit, als der des Numa angehört, dem Uebergange nämlicfi Mfa^
Bronzezeit in die Eisenzeit, auf welchem man den von dem fck\
aufgegebenen Gebrauch des bis dahin allgemein üblichen Brot-
messers für die flamines insbesondere als Gebot des priesterfato
Rituales beibehielt.21
8. Endlich Plin. XIV, 12, 88 berichtet:
Numae regis postuma (Codd. : postumia) lex est:
Vino rogum ne respargito.
Quod sanxisse illum propter inopiam rei nemo dubitet;
wozu vgl. Paul. Diac. 263, 4 : resparsum vinum dixerunt, quia vi*
sepulchrum spargebatur.
2 1 ) Gleiche Bewandtniss hat es mit der ehernen Pflugschaar bei GrüofaS
einer urbs : Plut. Rom. 11 : X«Xxtj uvt<; * Carminius de Ital. bei Macr. V, 19, II:
Tuscos aeneo vomere uti. cum conderentur urbes, solitos in Tageticis eorum na»
invenio ; mit der Ausschliessung des Eisens am pons Sublicius: Plin. H. N. XXXV,
15, 100. Dion. III, 45; mit dem praeferriculum : Fest. 249b, 14; mit des «dl
und der Tracht der Salii, so dem tegumen, apex u. a. m. vgl. Becker-Marqwrl,
a. 0. 37 3. Pauly, Realencycl. VI, 1 S. 691 ; mit der Ausschliessung des Bau
in heiligen Orten , so Arvaltafeln XLII, 7 f. : piaculum factum — — in laco Da*
Diae ob ferri inlationefra] scripturae et scalpturae marmoris , und lin. 15: päd*
lum factum ob ferri elationem scripturae et scalpturae operis perfecti, und Sbaid
XXIII, 20, 30. XXIV coi. 2, 37. XXXII col. 3, 20. 23. XXXIX, 10. XLID, SIL
23 f., und so nun auch in der lex aedis Iovis Liberi Furfens. in C. I. L. Ioo. M3
lin. 3, wo der Gebrauch eisernen Handwerkszeuges express nachgelassen wW:
ferro oeti — (ius) fasque esto ; vgl. Macr. Sat. V, 19, 11: omnino — ad n*
divinam pleraque aenea adhiberi solita, mulla indicio sunt et in his raaxime acris
quibus delinire aliquos aut devovere aut denique exigere morbos volebaot; U*-
V, 1285 ff. : et prior aeris erat quam ferri cognitus usus | — — : | aere sota«
terrae traetabant aereque belli | miscebant fluetus etc., so wie Mari ni, attide'fr*
telli Arv. 218. Rossi in Annal. del Instit. 1867 p. 35. Jordan, Topogr. 11,1?**
Analog ist der der Steinzeit entstammende silex der Fetialen : Serv. in Aen. TID,
641. Liv. I, 24, 8. XXX, 43, 9. Pol. III, 25. Das eherne Opfermesser fo**
sich auch bei Homer, ja es scheint die Frage noch offen zu sein, ob nicbl d*
alteren Partieen der homerischen Dichtungen noch der Bronzezeit angehören; v
Büchsenschütz in der Berl. Zeitschr. f. d. Gymnasialwesen 1875. XXIX, J50. &
besondere Giul. Beloch, bronzo e ferro nei carmi omerici in Rivista di filotop* e
*
d' instruzione classica 1873 August-Heft tritt den Beweis an, dass die ersten !•*
und zwanzig Bücher der Iliade noch der Bronzezeit angehören und die Stellen, **
oi'ÖVjpoc vorkommt, entweder inlerpolirt oder jüngere Zusätze sind.
11 ciiesem Berichte wird somit das Verbot, den Scheiterhaufen
* ^i» zu besprengen,22 von Plin. mit Bestimmtheit dem* Numa
^^sen (sanxisse illum) ; gleichwohl aber sind es verschiedene
ät^^b, welche solcher Ueberweisung entgegentreten. Und zwar
ft^\*st ist es die Prädicirung jener lex als postumia, welche jener
Mt&ume des Plin. widerstreitet; denn da dieses Prädicat selbst ir-
&*Hl welchen gesunden Sinn nicht ergiebt,23 die Emendation Pom-
"ll aber zu gewaltsam ist,24 so verbleibt nur die Möglichkeit der
•Uiendation in postuma2** und somit der Annahme, dass in der von
"tt. benutzten Vorquelle Ä jene lex als postuma Numae bezeichnet
öd damit in breviloquenter Weise besagt war, es falle jene lex
Var in die Zeit nach Numa, allein es verfolge dieselbe die von
*ssen Sacralordnungen vertretene allgemeine Tendenz, den Aufwand
r rituelle Acte zu mindern,27 und dass nun Plin. selbst bei seiner
elfach eilfertigen und unkritischen Benutzung seiner Quellen jene
>n ihm beibehaltene Ausdrucksweise seines Autors missverstand
id so nun den Numa selbst als den Urheber jener Satzung hin-
eilte. Und diese Annahme findet denn in der That eine weitere
iterstUtzung durch den doppelten Moment, dass einmal die in § 12
i besprechende lex regia das Verbrennen des Todten gar nicht
sunt, als vielmehr allein die Beerdigung desselben, und dass so-
iod ein Zwölftafel-Gesetz in der That die Besprengung des Scheiter-
mfens mit Wein verbot.28 Alles dies aber rechtfertigt nicht bloss,
22) Die spätere Zeit bekundet einen dreifachen Gebrauch des Weines bei dem
igräbnisscäremoniale : die glühende Asche des niedergebrannten Scheiterhaufens
ird mit Wein gelöscht; die in der Asche gesammeilen Gebeine des verbrannten
sichnames werden mit Wein besprengt; beim novemdial wird das Grabmal mit
rein besprengt; vgl. Becker, Gallus III, 375. 376. 378. Für verschieden von
lle dem halte ich nun das obige vino rogum respergere, obgleich vielleicht Fest.
22*, 15 solches mit dem Besprengen beim novemdial identilicirte.
23) Vgl. darüber Dirksen, a. 0. 320.
24) So Dirksen, a. 0. 321.
25) So Müller zu Fest. p. 263*.
26) Plin. nennt als Quellen von lib. XIV unter Anderen Cato, Varro, Verrius
lccus, Fabius Pictor, L. Piso.
27) Vgl. die Citate unter no. 1.
28) Cic. de Leg. II, 24, 60: haec praeterea sunt in legibus (sc. XII tab.) :
JrvjJis unctura tollitor omnisque circumpotatio« . Ne sumtuosa respersio,
longae coronae nee acerrae praelereantur.
568 Moritz Voigt, [B
sondern erheischt geradezu, ebensowohl jene Bezeichnung des
Numae regis postuma lex als einen von demselben einer V<
entlehnten Ausdruck aufzufassen und solchem den Sinn
von: jüngere, aber den gesetzgebrischen Tendenzen des Nun
gehörige lex,29 als auch in derselben das von Cic. bekundete Zi
tafel-Gesetz selbst wider die verschwenderische Besprengong
Scheiterhaufen anzuerkennen.
§ 3.
Die v6|jLoi a^pacpoi bei Dien. II, 25 — 27. Papii. de Adih.
Der die Institutionen im röm. Staatswesen erörternde Absckftj
bei Dion. II, 7 — 29 zerlegt jenen Stoff der Betrachtang in
Gruppen: politische Institutionen und innere Politik: 7 — 17, statt
Einrichtungen: 18 — 23, privatrechtliche Ordnungen: 24 — 27 wk
sociale Institutionen: 28. 29.
Jener dritte Abschnitt im Besonderen nun, welcher theib im
Eherechtliche, theils die väterliche Gewalt behandelt, wird in c tt
eingeleitet mit der Bemerkung, Romulus habe nicht bloss das SU**
wesen und die Cultus- wie Religionsangelegenheiten für de& Mi
gegründeten Slaat geordnet, sondern es sei auch anzunehmen (faajt
dass derselbe nicht minder jene Familienordnungen eingesetzt hifc
die während der ganzen Republik in Bestand sich behauptet habt
Und zwar seien dieselben eingeführt worden durch Gesetze, ?•
denen allerdings der grössere Theil nicht schriftlich, einige jedoch
auch schriftlich abgefasst worden seien (v6|xot><; — <XYp&po<K |*e* *fc
irXeiatouc, eoTi 8' o8<; xai sv fpd[A|xaoi xeipivotx;). Während nun je*
Annahme von ungeschriebenen Gesetzen des Romulus auf einem Ver-
kennen der Thatsache beruht, dass doch das Meiste von dem, w*
das älteste Rom an Satzungen, Ordnungen und Institutionen besass,
29) In ähnlicher bildlicher Verwendung findet sich postum um auch bei ApJ-
Met. VI, 30: coenam, quam postuma diligentia praeparaverat infelix anus, wo*
Erklärung von Oudendorp ganz zutreffend ist : diligentia, quae in coena adpan«
post mortem eius usu venit; de Mag. 36: est iam praecipiti aevo et occidua «"
nectute, tarnen — accipiat doctrinam seram plane et postumam d. i. die Disripto»
die, insofern für deren Anwendung sein Leben zu kurz ist, wie eine nachgeholt*
erscheint.
Lecks reüiae. 569
eh als ein von den lMutterslaateo und den Vorfahren überkommenes
Ahetl dem neuen römischen Staate fix und fertig und gewisser-
lesen von selbst gegeben zugebracht worden war, und so nun
ie Weiteres die verkehrte Vorstell uog von einer allumfassenden
ßlativen und organisatorischen Tätigkeit des Bomulus, wie von
jeschriebenen Gesetzen desselben zur Geltung gelangte, so tritt
Irerseits wiederum die Erwähnung geschriebener Gesetze des Bo-
lus gleich als Bezugnahme auf ein unzweifelhaftes historisches
tum auf.
Voa jenen Gesetzen des Bomulus aber, seien dies ungeschrie-
ie, seien es geschriebene, greift Dion. , wie er in c. 24 besagt,
beredtesten Zeugnisse für die legislatorische Weisheit des Ho-
kis heraus und so nun vor Allem diejenigen Gesetze, welche in
i mittelst confarreatio begründete eheliche Verhältnis« eingreifen.
i voft diesen Gesetzen nun wird
1. in c. 25 zunächst das eine dahin referirt:
[uvafxa "jafxsrtyv t)jv xaid -j <4|Aoo<i 30 iepotx; ouvsXdoöoav dvöpi xoivai-
&» axdvtiov eivat ^pTj(idxcov te xat iepu>v.
- die Beurtheilung dieses Allegates des Dion. aber sind durchaus
ausgebend zunächst die beiden Momente: einmal, dass Dion. nicht
tagt, ob jener vojaoc ein ^e^pajxftsvo; oder ein afpa<po<; sei, und
iann dass in den. normativen Worten: xotv«»vta dirdvttov sfvai xp*}-
:u>v xe xat Upu>v gar nicht das Referat von dem Inhalte eines Ge-
zes, als vielmehr lediglich die Wiederholung einer jener zahlreichen
isenbesünMüuftgen der Ehe zu befinden ist, welche, von der Phi-
ophie ausgehend und in der griechischen, wie römischen Litteratur
r verschiedensten Zeiten auftretend, in der Definirung der Ehe
fein als einer ßtoo xoivurna, einem consortium totius vitae.31 Und
an wiederum in juristischer Beziehung ist jene Bestimmung der
30) Wegen dieser auch von Krüger recipirten Lesart vgl. Ambrosch, Dion.
. ant. Rom. cap. XXXI Bresl. 4 8 40. p. 37. Sintenis, emendat. Dion. spec. I
bst 4 856. p. 26 f.
34) Die nächste Parallele bieten Gord. im C. Just. IX, 32, 4: uxor, quae
ia rei humanae atque divinae domum suscipitur, und Modest. 1 Reg. (D. XXIII,
4) : divini et humani iuris communicatio. Weiteres s. bei Voigt, Ius nat. II
938. Dion. selbst wiederholt in II, 27 die Formel xoivuwov etvott Upuiv ts xal
jp.aTa>v s. § 8.
570
Moritz Vokjt,
N
Stellung der in manu mariti befindlichen Ehegattin als xotvaivi; i
tcüv xpy]|i.dT(ov namentlich für die ältesten Zeiten geradezu falsch,
dieselbe zwar in der gutgearteten, altrömischen Familie thal
gleich als Theilhaberin des Familienvermögens, wie Hausi
da stand und von der Volksanschauung auch so aufgefasst wd,]
die Rechtsordnung dagegen dieselbe aller Vermögens&higkeft,
allen Mitregimentes in thesi entkleidete und in vollste Unterthinigkrtj
zu dem paterfamilias stellte.32
Daraus aber ergiebt sich, dass in dem von Dion. mil
v6[ioc des Bomulus nicht eine lex, sondern nur ein äfpacpot
werden darf, und solcher nun in dem Sinne zu beurtheilen ist,
er die eheliche Ordnung und die Stellung der Gatten chara<
welche dieselben in der guten Ehe thatsächlich , wie, nach
gäbe der Yolksanschauung, ordnungsgemäss einander gegenüber ei
nehmen , eine Characteristik , welche denn auch von Die», jetfj
wiederholt wird in den Worten:
-fov*}) xupia xoö otxoo tbv auxbv Tp6*icov rjv, ßvrcp 6 dvVjp.
Dies aber ergiebt, dass es unstatthaft ist, wenn Dirksen, a. 0. 2Wt
den von Dion. dem Romulus zugeschriebenen vopoc als lex «jii
auffasst.
2. Sodann fahrt Dion. II, 25 weiter fort, es sei durch die Wo»
eigenthümlichkeit jener mittelst confarreatio begründeten Ehe Ronuhr
bestimmt worden, solche Ehe selbst für unlösbar durch Schekbf
zu erklären, worauf dann die Betrachtung dem Judicium dornest**
über die Ehefrau sich zuwendet mit der Angabe, die letztere werf*
wegen begangener Vergehen (dfiaptdvouod xi) dem Hausgerichted*
Ehemannes unter Zuziehung ihrer Cognaten als den Beisitzern aty*
urtheilt und resp. mit Strafe belegt. Und zwar werden im Betf*
deren unter jenen Vergehen zwei als von Romulus ausdrücklich W
pönt hervorgehoben: der Ehebruch: cpöopd acofianx;33 und der*
erlaubte Weingenuss: otvov iriveiv, worauf endlich das Thema mitd*
Bemerkung abgeschlossen wird, dass ein Zeugniss für die Trefflicr
32) Vgl. Voigt, a. 0. III § 150.
33) Dies ist Ueberselzung eines in der Vorquelle gebrauchten, gewirf **
technischen violatio corporis, so bei Liv. I, 58, 7 : corpus est violatum, wew*
Ausdruck selbst eine euphemistische Umschreibung enthält von incestus d. i- ***
keuschheit: s. A. 4 77.
Legks regiab. 574
t dieses Gesetzes in seiner lang dauernden Wirksamkeit enthalten
(jxdptüc 8e toö xaXd); s^siv xb* rcept täv i(uvaixu>v v6jxov 6 tcoXu<;
hoc) : denn eine Ehescheidung sei bis zu dem Falle des Sp. Car-
las Ruga in Rom nicht vorgekommen.
Diese gesammten, so bekundeten Ordnungen stellt nun Dirksen,
0. 296 ff. unter die leges Romuli ein, so dass denselben theils
5 Einsetzung des Judicium domesticum, theils dessen Competenz-
tlärung für die Cognition über Ehebruch und Weingenuss über-
esen wird. Allein wenn immer auch Dion. beiderlei Ordnungen
Einsetzungen des Romulus auffasste (vgl. auch II, 26) , so wird
ch die erstere: die Einsetzung des Judicium domesticum von Dion.
ineswegs auf einen vojxo; zurückgeführt, indem vielmehr der von
roselben angezogene vop.o<; irspt tcov fuvaixuw einzig und allein zur
mpetenz dieses Judicium über die bezeichneten beiden Vergehen
Beziehung gesetzt ist. Somit bietet in dem ersteren Punkte Dion.
*rhaupt kein Zeugniss für die Existenz einer bezüglichen lex, in-
a hierbei weder ein vojxo<; genannt, noch auch besagt ist, ob etwa
^pa^ivo^ °^eT e'n QtTfpacpo«; ^t10^ vorausgesetzt werde; viel-
dr geschieht es nur in dem letzteren Punkte, hinsichtlich der
npetenz jenes Judicium, dass Dion. von einem vojao; spricht. Dies
r ergiebt, dass auf jene Passage des Dion. überhaupt keine eigene
regia zu stutzen ist: denn hinsichtlich der Einsetzung des iudi-
m domesticum fehlt es, wie bemerkt, ap jeder Bekundung einer
regia Seitens der Quellen; bezüglich der Competenz dieses iu-
ium aber kömmt das von Dion. Ueberlieferte nicht gesondert und
sich in Betracht, vielmehr fällt solches mit dem von Plut. Rom. 22
rüber Berichteten: mit der in § 6 zu erörternden lex regia zu-
imen.
3. Endlich in II, 26 geht Dion. über zu den Ordnungen der
erlichen Gewalt: Romulus, als i t<5v * Pci)[i.a((ov vo[xo{Htyj<; habe die
gedehnteste Gewalt über den Sohn dem Vater während dessen
)zeiten tibertragen: das Strafrecht und so insbesondere, wie in
27 beigefügt wird, das Recht den Sohn zu verkaufen, welches
:tere bei dem Rückfalle des Sohnes in die väterliche Gewalt nach
)lgter Manumission sogar drei Mal habe ausgeübt werden können.
i zwar sei solche Rechtsordnung auf Grund sei es geschriebener,
es ungeschriebener Gesetze in der Königszeit beobachtet (toötov
Lbhandl. d. K. 8. Genelluch. d. Wiuuensch. XVII. 39
572 Moritz Voigt, [M
t&v v6[iqv cv dp^atc (iiv oi ßaaiXsf<; rf uXaxxov etxe fe-fpap.ii&Kjv «I
afßa'f ov — 06 -jap l^*« xo oerf s^ eiiceiv — äicdvicov xfxznorov ^
psvoi vojxov) und dann von den Decemvirn in die XII Tafeln at
aufgenommen worden.
Aus diesem Referate des Dion. leitet nun Dirksen54 zwei II
zwei Gesetze ab: ebensowohl eine lex regia und ein Zwölftäi
Gesetz, welches die ausgedehnte Strafgewalt des Vaters über dl
Sohn verlautbarte, als auch eine lex regia und ein ZwölftafeWJert,
welches das bezeichnete Vorkaufsrecht des Vaters feststellte. Als
dem steht entgegen, dass Dion. ebensowohl mit ausdrücklichen!*
ten bekundet, wie er von geschriebenen leges regiae über ja*
Satzungen nichts habe in Erfahrung bringen können, als auch
für ein Zwölf tafel-Gesetz über die vaterliche Strafgewalt bezeugt,
dass somit von jenen von Dirksen angenommenen vier Gesetz« §
der That nur ein einziges durch Dion. wirklich bekundet wird: Al
auch sonst noch beglaubigte Zwölflafel-Gesetz über das Verkäufer«!
des Vaters.
Endlich ist am geeignetsten an dieser Stelle noch in
zu ziehen Pap. de Adult. (Collat. IV, 8, 1):
cum patri lex regia dederit in ßliam35 vitae necisque potesW*
quo bonum fuit lege (i. e. Iulia de adulteriis), ut potestas eieflt
etiam filiam (sc. cum adultero) occidendi? velis mihi rescrike*
nam scire cupio.
Respondit: num quid etc.
In dieser Stelle wird somit auf eine lex regia über das Tötto^
recht des Vaters Bezug genommen; allein es geht solche Bezugnd*
nicht von Papinian aus, als vielmehr von einem Dritten und ***
einem Nicht-Juristen, welcher, mit einer Consultation an Papinian**
wendend, Aufschluss sich erbittet über das Verhältniss der lei I*
34) a. 0. 304 ff. Zwölf-Tafel-Fragmente 37t ff.
35) Gothofr. zu C. Th. IV, 8, 1 emendirt filium, ohne solches nak**
begründen; und dem stellt nun Scheltinga in Fellenberg, lurispr. witty 1 ™
Anm. die Bemerkung entgegen : meminit Pap. tanlum potestatis iu ßlia«, ¥*
ea sola in adulterio depreheusa agebat, non quod Glium et reliquos liberos
cludere vellet. Obgleich nun diese Bemerkung völlig zutreffend uod sachj*p
ist, sagt gleichwohl Dirksen, Zwöif-Tafei-Fragm. 275 A. 340b darüber: »dk>G**
welche zur Aufrechterhaltung des gemeinen Textes vorgebracht werden, »■
zureichend «, und erklärt die Emendation des Gothofr. für »ganz ootbw«*^-
Leges regiae. 573
dulteriis mit ihrer dem Vater ertheilten Befugniss, die im Adul-
m betroffene Tochter sammt dem Ehebrecher zu tödten, zu der
egia mit ihrem dem Vater beigelegten ius vitae necisque. Wenn
t dieser Sachverhalt die Möglichkeit ausschliesst, bezüglich des
egebenen Zeugnisses für die Existenz solcher lex regia ein Ur-
Uber dessen Glaubwürdigkeit sich zu bilden, da über die Quali-
on oder Competenz des Zeugen selbst für solches Zeugniss alle
jede Andeutung uns mangelt, so ist dagegen andrerseits die
aubwUrdigkeit jenes Zeugnisses aus dem doppelten Momente zu
rn, dass einmal Dion. oder vielmehr dessen Vorquelle, welche
ex professo nach dem Vorhandensein von bezüglichen schrift-
n leges regiae forschte, nach Maassgabe des Obigen keinen Nach-
für deren Existenz zu gewinnen vermochte, und dass sodann
gesaminte altrömische Familienrecht und so auch die patria po-
s eines der ältesten Stücke des römischen Rechtes überhaupt ist,
hes, weit über die . Gründung des römischen Staates zurück-
nd, als altüberlieferte Ordnung von Rom einfach übernommen,
aber in umfassenden und detaillirten geschriebenen Gesetzen
d wann in früherer Zeit besonders verlautbart ward.:w
Demgemäss ist daher dem obigen Zeugnisse für die betreffende
egia in der That kein historischer Werth beizumessen: dasselbe
nur sich stützen auf die unkritische Lecture eines Schriftstellers,
n der Manier von Dion. II, 24 — 27 die Geschichte der ältesten
utionen und Satzungen des römischen Staates behandelte und so
dieselben auf eine Einsetzung Seitens der römischen Könige: auf
schriebene neben geschriebenen leges zurückführte.
[I. Die überlieferten leges regiae im Einzelnen.
» Geseti des Romulus wider die Treuverletiungen von Patron
oder dienten.
Dion. II, 7 ff., indem er zur Darstellung der politischen Ein-
lagen des Romulus übergeht, berichtet in c. 8 über die Ein-
6) Vgl. Voigt, Ius nat. III § 155, sowie insbesondere Ulp. 26 ad Sab. (D. I,
r.) : quum ius potestatis (sc. patriae) moribus sit receptum.
39*
574
Moritz Voigt,
»
iheilung der Bürgerschaft in Patrizier und Plebejer, dann inet
von der Stellung der ersteren als Patrone , wie der letztem ä
Clienten, worauf endlich in c. 10 die gegenseitigen Rechte «I
Pflichten beider Stände dargelegt weiden. Diese wechselseitig»
Pflichten selbst aber waren nach Dion. unter den Schutz des Redte
gestellt: ihre Verletzung insbesondere unterfiel nach c. 10 einem m
Romulus erlassenen Strafgesetze:37
ei 8s xt£ e£eXe*j)(öetY) xouxcov ti 8tairpaxx6|ievo£, evoj^oc ^v x» %
t^C irpoSooia;, H* 8v exupcooev 6 PiofiuXos* xov Se dXövxa xcj> ßwl*
pivtp xxetxetv Sotov yjv cu; Dopa xoö xaxa^dovtou At6<;.
Indem somit in diesen Worten Dion. eine lex Romuli wider die Ti
Verletzung zwischen Patron und Clienten bekundet, so schliesst
deren Fassung jeden Zweifel darüber aus, ob nicht etwa alleinig d
Treuverletzung des Patrones wider den Clienten in Frage stehe,
vielmehr Dion. ganz bestimmt besagt, dass jene lex auch die Int
Verletzung des Clienten wider den Patron verpönt (xotvg 8' dpf**
pou ouxe ootov oöxe ttsfits yjv x. x. X. et 8e xi£ ei-eXe-f^det!) xouw»i
8iaitpaxxo(i8vo<; x. x. X.). Und damit nun wird die von Dirkseo, l!
286 ir. ausgesprochene Annahme hinfällig, es sei jene lex Ro«i
identisch mit dem Zwölftafel-Gesetze: patronus si clienti fraadn
faxit, sacer esto, da doch das letztere ebensowohl die Pflicht«*
letzung Seitens des Patrones allein ^ nicht auch Seitens des Clieoto*
als auch nicht die Treuverletzung im Allgemeinen, sondern ledigB
das fraudem facere: die Vermögensbenachtheiligung39 des Clieotei
durch den Patron reprimirt.
Und indem nun solche Treu Verletzung mit der Strafe des sacer
esto bedroht wird, so ist endlich unter dem Zeü<; xaxajf ftovto; <te
37) Die Lilteralur über dieses Gesetz bietet am Vollständigsten Rein, Ö*
Rt. 469 A. ***, woselbst jedoch das eine Citat dahin zu berichtigen ist: fa
Kretzschmar, de praevaricatione patronorum ac clienttum I — IV, Dresd. USf-
t762. lex Romulea de proditionis crimine, Dresd. 1763.
38} Der Ausdruck vou,o; ttj; 7rpo8oa(as ist frei und zugleich unglücklich p*
wählt: dem Dion. schwebte dabei die prodttio vor Augen, welche in der Cn***
geschiente der Republik eine so bedeutsame Rolle spielt, die aber gar niefeto Ver-
wandtes bietet mit der Verletzung der Treupflichten zwischen Patron uod Üi«*W:
Rein, a. 0. 469. Besser wäre die Bezeichnung gewesen vojao; t^c chtwrf«;-
39) Vgl. Voigt, Bedeutungswechsel HO UV
Leges regiae. 575
als dem Pluton der Griechen,40 der Tellumo zu verstehen, jene
lische chthonische Gottheit somit, welche neben der Tellus als
ltsprechende männliche Göttergestalt auftritt.41
'u einem anderen Ergebnisse würde nun allerdings hinleiten das
•nruaterial, auf welches Bezug nimmt Merula, de legibus Rom.
aliquando viderim manuscriptum Servium, in quo disertis ver-
cus a me citatus (i. e. Serv. in Aen. VI, 609) ita concipieba-
uctior: »Ex lege Romuli et XII tabularum hoc venit, in quibus
'iptum est: Si patronus clienti fraudem faxit, sacer esto«. Deinde
sum aliquando in Galiis doctissimo scriptore Calpurnio Pisone,
ab Traiano scripsit »De conttaentia veterum poetarum« duos
, quos aliquoties, petitis aliquot fragmentis, non uno loco cito
mmentario ad meum Ennium; in eo librorum Calpurnii priore
im legi, iniuriam et fraudem a patrono clienti factam legibus
li vindicari; verbis tarnen legis non adscriptis.
Ulein diese Allegate tragen den Character nicht des Zweifel-
, als vielmehr der zweifellosen Fälschung an sich,42 so dass
t>en eine Bekundung von Quellenzeugnissen nicht bieten und
1 den obigen Ergebnissen gegenüber gar nicht in Betracht
en: die lex, welche Dion. dem Romulus beimisst, verpönt und
it mit der Strafe des Tellumoni sacer esto die Verletzung der
zeitigen Treupflicht ebensowohl Seitens des Clienten, wie des
►) Preller, gr. Myth. I, 4 94.
) Varr. bei Aug. C. 0. VII, 23. Preller, r. Myth. 402. Dahingegen der
er isl nicht altrömisch: Becker-Marquardt, a. 0. IV, 3t 2.
i) In Bezug auf das zweite Allegat des Merula äusserte sich zuerst Th. Hug,
nnal. libr. VII — IX Bonn 1852 S. 4 9 dahin: debebant viri docti Merulae
i compertam habere itaque istis fonübus Glossario Fornerii et Calpurnio Pi-
em forliter ac praefracte derogare : dann folgte die zu gleichem Ergebnisse
nde Untersuchung von J. Lawicki, de fraude P. Merulae Ennianomm anna-
litoris, Bonn 1853 p. 22 IT. ; und demgemäss äussert sich nun auch Bern-
r. Litter. § 63 A. 264. So ist daher das Befremden von Scholl, XII tab. 50
r begründet, dass dem ersten Allegate des Merula von Männern, wie GÖttling,
taatsverf. 3t 6 A. 6, Schwegler , röm. Gesch. I, 24 A. 2. 640 A. t. III,
2 Glauben beigemessen wird, wogegen Becker, röm. Alterth. II, t. S. t62
deutlich genug jenem Allegate misstraut. Die Manier selbst aber, den Man-
sachlichen Gründen für eine vorgeführte Meinung durch falsche Cttate zu
i, ist im t6. und 17. Jahrh. ziemlich verbreitet: es wird in § 7 ein weiteres
folgen.
576
Moritz Voigt,
w
Patrones, während das Verbot des fraudem facere bezüglich des fit
trones allein eine von den XII Tafeln ausgesprochene Bestiauw
wesentlich verschiedenen Inhaltes ist.
§ 5.
Das Gesetz des Romalas wider die Kiades-Aassetnag »der -Tita}
Von Dion. II, 15 — 17 wird eine Darlegung der dem Roonhi
beigelegten Maassregeln gegeben, welche auf Vermehrung der fc-j
völkerungsmenge im Staate gerichtet waren: Gebot der Auferziel)«
der Nachkommenschaft, Einsetzung des Asyles, Aufnahme des Sf j
stemes der Colonie-Deduction. Die Darstellung des ersten dieser
Punkte lautet nun in c. 15 folgendermaassen :
elc, dvd*|(X7]v xaxeoxYjoe (sc. o'PaifiuXo^) xoi>£ ofxVjxopac <wrij; W
r?j£ TC^Xeco^) airaotv dppYjva feveäv exxpscpeiv xai ik>-)f axeptov xa; ip
xo^voo^, diroxxivvuvat 8e jiyjSsv xäw 7evvu>|jivu>v vscoxepov tptcnibi
tcXtjv ei ii Y^otio icai8(ov dvd7njpov ^ xepas eodi^ äicb *pvij;. wst\
8' oux excoXüoev exxtfrevat xou£ feivapivoot em8e(£avxac 7cp6Tepw«wii
dvopdat Tot£ l-pfioxa ofxoöotv , edv xdxeCvout aovSox-jj. xotä Je Än
fi"J) raifropivu>v xo> vojaoi C^p**0^ copioev dXXat xe xal xijc ouafac»?
TÄv rJjv ^(xtoeiav etvai §Y)fioo(av.
Ln dieser Passage wird somit eine vierfältige Rechtsordnung43 als I»
Romuli bekundet:
a. Gebot des Aufziehens aller männlichen Descendenten, wieto
erstgeborenen Tochter;
b. Verbot der Tödtung der Descendenten vor zurückgelegt«
dritten Lebensalter;
c. ausnahmsweise Gestattung der Tödtung des noch nicht A*
jährigen Descendenten , dafern solcher entweder ein portentum ofa
monstrum (icaiStov d^dmrjpov) oder aber ein prodigium (xspa;)44 n»
43) Rein, Crim. Kt. 44*. Priv. Rl. 485 trägt in das Gesetz Bestimm««*
hinein, die gar nicht darin liegen, und deducirt so einen Widerspruch, der J^
nicht obwaltet.
44) Die Römer unterschieden als Unterarten des ostentum: der MissfW
das portentum oder später monstrum: die menschliche Missbildung, und das f**"
digium raalum oder später prodigium: den Wechselbalg; so Tarquit. Prise, orf***
arborar. bei Macr. Sat. III, 20, 3: portenta prodigiaque mala; Paul. «tf- **
Lkges rbgiac. 577
olelies von fünf zur Besichtigung desselben als Zeugen adhibirten
iten Nachbarn anerkannt war;
d. eine Strafandrohung wider die Uebertretung dieser Vorschriften
zwar gerichtet auf
aa. Publication der Hälfte des Vermögens;
bb. Vermögensnachtheile anderer Art (Cirj|xtat akXai).
Solche Rechtsordnung nun enthält eine weitgehende Beschrän-
jener Machtfulle der hausherrlichen Gewalt, die wir als den
►mischen Ausgangspunkt dieses Verhältnisses anzunehmen be-
igt sind, insbesondere aber eine Einschränkung jener Vollgewalt,
he in das freie Ermessen des paterfamilias die Entscheidung
)er stellte, ob derselbe das von der familienangehörigen Ehefrau
rene Kind, sei es Sohn oder Tochter, sei es Enkel oder Gross-
I als Glied der Familie auch anerkennen, aufnehmen und auf-
n oder aber ausstossen, wie aussetzen oder etwa tödten wolle.
diese hausherrliche Vollgewalt bekundet ebensowohl noch das
hische Recht, welches solche Entscheidung dem paterfamilias
; frei anheimgiebt,45 wie aber auch das römische Recht selbst
(wissen, hier auch später noch fortlebenden Ordnungen: darin,
auch das römische Recht dem freien Ermessen des paterfamilias
Entscheidung darüber anheimgiebt, ob er das neugeborene Kind
amilienglied aufnehmen oder ausschliessen wolle. Und zwar
solche Entscheidung unter einer gewissen Feierlichkeit abge-
i: der Neugeborene wird zu den Füssen des auf seinem solium
iden paterfamilias auf den Fussboden niedergelegt; und der letz-
liess entweder denselben auf dem Boden liegen, damit symbo-
dessen Ausschliessung aus der Familie bekundend, oder aber
denselben empor in seinen Schos, damit zugleich denselben sym-
;h in die Familie und als deren legitimes Glied aufnehmend,46
, 3 : monstrosum aut prodigiosum u. a. m. Ungenügend ist DÖderlein,
ym. V, 173 ff.
i5) Der paterfamilias hat hier freie Macht, entweder dem Kinde die Aufnahme
; Familie zu versagen und dasselbe auszusetzen, oder es als Familienglied
rkenoen, welchenfalls, in einem gewissen Parallelismus mit unserer Taufe,
, resp. 10. Tage die feierliche Aufnahme in die Familie durch Opfer und
lsgebung erfolgte: Hermann, gr. Priv. Alterth. § II, 6. 32, 13. 15 ff.
•6) Dies ist das Iiberos tollere oder suscipere oder recipere: Donat. in Ter.
III , I , 6 : suscipi filios legitimos faciunt parentes ; et sublatio matris est,
578 Moritz Voigt, P
worauf dann, gleichwie bei den Griechen, am neunten, resp. acta
Tage durch Opfer und Namensgebung die religiöse Weihe und
bürgerliche Bekundung solcher Aufnahme erfolgte.47 So daher
insoweit das römische Recht den leitenden Grundgedanken des gm-
chischen Rechtes durchaus noch fest: der paterfamilias hat freies fr»
messen, den Neugeborenen in die Familie aufzunehmen oder dtm
auszuschliessen, damit zugleich entscheidend, ob das Kind ab ehe-
liches oder uneheliches zu gelten habe. Allein darin weicht wieder«
die obige lex Romuli von dem griechischen Rechte ab, dass dieeAl
für den Fall der Ausschliessung des Kindes aus der Familie and
lllegalitäts-Erklärung dem paterfamilias gewisse, sehr bedeu
Beschränkungen auferlegt: es verbietet dieselbe ebenso die T
des Neugeborenen schlechtweg, solche erst nach erreichtem
Lebensjahre gestattend, wie sie auch die Aussetzung aller mä
Descendenz und der erstgeborenen Tochter verbietet, solche n»fc
züglich der nachgeborenen Tochter oder der Enkelinnen gesta
und so daher verpflichtet dieselbe den paterfamilias, auch die tUt
als legitim anerkannten männlichen Descendenten , wie erstgebom
Tochter in sein Haus aufzunehmen und bis zum dritten Lebeosjak*
aufzuziehen, so dass das alte Recht des paterfamilias zur Tödtaf
patris tollere; Enn. Phon, bei Cic. Orat. 46, 155: neque tu umquam in graMi
exlollas liberorum ex te genus ; Pacuv. Teuc. bei Non. 306, 32: te repudio m
reeipio nalum (s. Luc. Müller in N. Jahrb. f. Phil. 1858. XCVII, 437): H*
Amph. I, 3, 3: quod erit na tum, tollito ; unben. Tragiker bei Cic. de Div. I, 10, !!•
Ter. Hec. IV, I, 6«. And. I, 3, 14. II, 3, 27. III, I, 6. lleaut. IV, ly II
Sen. exe. contr. VI, 3, arg. Und dann nun das Beispiel bei Suet. Aug. 65: a
nepte Iulia post damnalionem editutn infantem adgnosci alique veluit, sowie Soor
(unter Trajan und Hadrian) de muliebribus affcclionib. c. 25 ed. Ermerius, der,
die Merkmale erörternd, ob ein Kind zur Aufziehung sich empfehle, die belrefciA
Frage durchaus nur nach sachlichen Erwägungen und frei von aller juristische*
Beschränkung behandelt, und der hierbei auch des althergebrachten humi depovre
des Kindes gedenkt : es wird jene Tauglichkeit des Kindes unter Anderem ert**
ix toü T£&£v liA fTfi softiü>s aoTo xXauftnopiaai jiera tovou toi irpoaTJxttf*-
Erst das S. C. Plancianum unter Vespasian und dann ein S. C. unter Hadrian er-
zogen dem paterfamilias die Freiheit der Entscheidung über die Legitimität A*
Kindes. — In nur untechnischer Weise wird ein tollere liberos der Mutter baV
gemessen von Plaut. Truc. II, 4, 45. Ter. Hec. IV, I, 56. Ov. Met. IX, fW.
Vgl. Ups. Epist. I cent. ad Beigas. 85. Becker-Marquardt, a. 0. V, I. A. <••
47) Vgl. Becker-Marquardt, a. 0. V, I . S. 83.
Leg es regiae. 579
r Nachkommenschaft erst nach deren drittem Lebensjahre, so-
so nach einem Zeiträume zur Geltung kommt, während dessen
iterfamilias das Kind bereits lieb gewinnen konnte,
m Uebrigen erstreckten sich die obigen Vorschriften allerdings
auf die als legitim vom paterfamilias anerkannten Descendenten,
hier auch in den älteren Zeiten wohl kaum Fälle practischer
idbarkeit findend,48 wogegen wiederum die Ausnahmebestim-
bezüglich der ostenta auf religiöse Gesichtspunkte und Ord-
n zurückgeht.
Vas endlich die Strafandrohungen zum Schutze jener Vorschriften
ifft, so erklärt sich zunächst die Vermögensstrafe: die Confis-
des halben Vermögens von dem Gesichtspunkte aus, dass das
die Gemeinde selbst schädigte, indem dadurch die Zahl ihrer
r gemindert wurde (s. A. 48). Dagegen unter den anderen
igensnachtheilen bei Dion. sind, da an Privatstrafen nicht zu
q ist, piacula, Sühnopfer zu verstehen, welche, je nachdem das
getödtet oder ausgesetzt war, verschiedenen Göttern darzu-
n waren: dort zweifelsohne den chthonischen Göttern, hier
der Juno, als der Schutzgöttin der menschlichen Lebensent- v
ung-
ut der Rechtsordnung selbst aber jener lex Romuli stimmen
völlig überein die XII Tafeln, die allerdings parallele Satzungen
len, von denen Kunde giebt die Sentenz von Cic. de Leg. III,
: cito ablegatus tamquam ex XII tabulis insignis ad deformita-
uer. Denn es verboten die XII Tafeln einerseits die Tödtung
nzurechnungsfähigen Kinder schlechthin,49 mit Ausnahme wie-
l) Es greif! hier durchaus maassgebend ein die Auffassung, dass für Er-
und Fortpflanzung des Geschlechtes zu sorgen , ebenso von politischen,
n sacralen Gesichtspunkte aus Gewissenspflicht jedes Einzelnen war: Voigt,
inia A. 132.
i) Tertull. adv. nal. I, 15. Bezüglich der Tödtung des zurechnungsfähigen
griffen das Erforderniss und die Ordnungen des Judicium domesticum Platz,
Missachtung inannichfacher Ahndung unterlag: Voigt, Ius nat. III A. 1922
!. Allein noch die lex Pompeia de paricidiis v. 699 oder 702 subsumirt
Itung des Kindes durch den Vater nicht dem paricidium, wohl aber die
g des Kindes durch die Mutter, wie des Enkels durch den Gross\ater:
a. O. A. 1821.
580
Moritz Voigt,
«
derum der osten ta, wogegen andrerseits dieselben auch eil
schränktes Verbot der Kinderaussetzung nicht aussprechen. *
§ 6.
Das Gesetz des Romalas aber die Eheseheidaag.
Plut. Rom. 22 berichtet, es habe Romulus einige Gesetze fh\
lassen, unter denen eines, das über die Ehescheidung hart sei: M
Iibjxe 8s xai vojjlou^ xtva^, u>v ocpoSpo^ jxev lariv h pvairi
8t8oüc diroXebceiv avSpa, Yüva^xa oe 8t8ouc sxßdXXm iid fapju
tIxvcov 52 y) xXei8u>v £nuoßoX>] xat fioi^eottefoav • et 8 aXXa>; tt;
TTsjx^aiTo, xrjs oüo(a^ aoxou to [xev t^ Yovatx^ s***1» ™ &
AV)[jL7]Tpo£ fepiv xeXeucov * xiv 8' aTro86jxsvov fuvaixa doeadai )[J
dsot£.
Dieser Bericht erregt indess gewisse Zweifel, welche theils aas
Stelle an sich hervorgehen, theils aber auch das Verhältniss
in welchem die bekundete Rechtsordnung zu den von Dion. H,
angegebenen Vorschriften über die Ehescheidung stehen, und dafj
gegenüber von Folgendem auszugehen ist.
Indem der paterfamilias über den seiner Gewalt unterworM
Freien die jurisdictionelle Gewalt als iudex domesticus berufsmJB|
ausübte, so war derselbe bei dieser seiner Function in doppelter Be-
ziehung anders gestellt, als der Magistrat bei seiner criminalprozess*
tischen Thätigkeit: zunächst war das Verbrechen, um dessen irifci
der Magistrat eingriff, in seiner juristischen Individualität gesedi
bestimmt, wogegen der paterfamilias in solcher Beziehung eine fr
cretionäre Gewalt hatte, kraft deren er auch über den Kreis derjf
setzlich gegebenen Verbrechen hinaus criminell wider deo Gewi-
B0) Vgl. Rein, Crim. Rt. 439 ff. Priv. Rt. 485. Die Kindesaussetafl* *
so nun auch während der Republik, wie Kaiserzeil im Schwange, so z. B. L. Afr*
Vopisc. bei Non. 217, 29. Plaut. Cist. I, 2, 5. II, 3, 74. vgl. Zumpl, Sörf
der Bevölkerung 68 ff. Gothofr. zu Cod. Th. V, 7, 2. Haubold, IostH. to«*
2 48 ff. Becker-Marquardt, a. 0. V, 1. A. 10. 388. 429.
51) Die Lilteratur über diese lex s. bei Rein, Priv. Rt. 446 A. 2 447 A. *
und dazu noch Cannegieter, observatt. jur. Rom. IV, H . H. de Ranitz, de W
sacra Romuli de nuptiis, Groning. 4 816 p. 7 sq.
52) Die mannichfacben Emendalionsversuche dieses Textes s. bei Rein, «-0*
447 A. 2.
Leges regiae. 581
gebenen verfahren konnte. Und wie daher in den Quellen iu-
domestica auch über Vergehen auftreten, welche nicht den ge-
5n bürgerlichen crimina sich subsumirten, so erklärt sich wiederum
ß Thatsache daraus, dass in der Hand des paterfamilias juris-
nelles Richteramt und censorisches Sittenrichteramt, wie auch
iche Disciplinargewalt sich vereinigten, ohne dass die gleiche
fe functionäre Scheidung jener ersteren beiden Aemter Platz
flFen hätte, wie innerhalb des Staatsrechtes.
Und sodann, während auch die im öffentlichen Criminalverfahren
kennende Strafe gesetzlich genau bestimmt war, so war wiederum
laterfamilias zweifelsohne zwar moralisch verpflichtet, den eines
inen crimen für schuldig erklärten Gewaltuntergebenen nicht ge-
* als nach Maassgabe der lex publica zu bestrafen, allein dar-
hinaus war derselbe ebenso in der Modalität des Vollzuges der
j, als auch darin weit freier gestellt, dass er den Hausangehörigen
nzelnen Falle auch mit härterer, als der im öffentlichen Prozesse
>nden Strafe belegen konnte, gegenüber den nicht den bürger-
i crimina parallelen Vergehen aber selbst nicht einmal durch
Väjudiz der lex publica eingeschränkt war, vielmehr freibeliebt
i welche von ihm als angemessen anerkannte, und von der
anschauung gebilligte, und so nun auch eine dem bürgerlichen
nalrecht nicht bekannte Strafart wählen konnte. So daher wäh-
das Criminalrecht der älteren Zeit die Ausschliessung aus der
srgemeinde durch aquae et ignis interdictio als Criminalstrafe
kannte, ward gleichwohl im iudicium domesticum die Aus-
issung aus der Familiengemeinschaft als Strafe auferlegt. Und
gestaltet sich dem filiusfamilias gegenüber solche Ausschliessung
zur venditio trans Tiberim,:>:3 bald zur datio in mancipium,M bald
^mancipatio, diesfalls nun ausgesprochen in der Urtheilsform :
ius e conspectu meo abire iubeo55 oder abito. Dahinwiederum
►3) Vgl. darüber Cic. de Orat. I, 40, 181. p. Caec. 3 4, 98.
•4) Dies ist die regelmässige Gestaltung der venditio lilii-, filiaefamilias.
»5) So z. B. Val. Max. V, 8, 3., wo das Urtheil des paterfam. wegen der
luden des filiusfam. lautet: »Cum Silenum filium meum pecunias a sociis
sse probatum mihi sit, et republica eum et domo mea indignum iudico pro*
ue e conspectu meo abire iubeo«, wozu vgl. Epit. Liv. 54. Cic. de Fin. I,
; vgl. Zumpt, Crim. Pr. 468 A. 2.
582 Moritz Voigt, Jß\
der Ehefrau gegenüber gestaltet sich solche Ausschliessung aus
Familie zur Ehescheidung, hier nun ausgesprochen in der Ui
form: Tuas res tibi habeto: baetito foras.56
In Bezug auf die Ehescheidung nun kommen dem gegenüber i
Frage zuvörderst zwei Angaben von Dion. II, 25 : theils die in )
unter 2 besprochene, es sei die Verbindung durch confarreatio ■]
der Maasse unlösbar, dass nichts solche Ehe trenne-
st«; otivBeofiov 5' dva-pcatov ofxeionjxos Icpepev dotaXuiou, xal
8taip>joov toü; f^l10^ xoütoü^ ooSev ^v *
theils dass der in § 3 unter i erörterte vofto; <rfpa<po<; des R(
(Y^vaixa ^a[i.tv^v tJjv xaxa ^d[ioo^ iepouc ouveXdoüoav dvSpl
d7üdvt(ov efvcu xp7j(xdxtov ts xat iepcov) den Mann gezwungen habe,
Frau gleich als ein noth wendiges und untrennbares Glied seines Bat]
wesens zu behalten:
6 vop.o£ — ^vdfxaoe — xous dvöpa<; ux dvcrjxafou xe xalavcft-
pexoü xrVjfiaxo^ vrfi fuvaix^c xpateiv.
Wenn sonach hierdurch von Dion. die confarreirte Ehe für schkdH
hin unlösbar erklärt, im Widerspruch damit aber die Trennbttö
derselben im Wege der Scheidung durch andere, weiterhin»*!
örternde Beweismomente constatirt wird, so ergiebt sich hieraus, d*
die obigen beiden Angaben des Dion. auf einem Irrthum beruhe*
Und dies ist bereits erkannt von Rein, Priv. Rt. 448 f., derMi
solchen Irrthum in der Weise erklärt : » dass Dion. bei der Confarrerfl
nur an die confarreirten Ehen seiner Zeit dachte. Die Anwende
dieser Form beschränkte sich damals auf die Priesterehen und &•
— wenigstens die des flamen — konnten unter keiner Beding
getrennt werden. Gell. X, 15. Paul. Diac. v. flammeo p. 89. M. PI*
qu. Rom. 50. Serv. ad Virg. Aen. IV, 29* Also konnte er leicht in«
und die Untrennbarkeit der confarreatio im Allgemeinen annehme*
56) Wegen tuas res tibi habeto sind Belege entbehrlich ; insbesondere
Plaut. Auiph. III, 2, 47 vgl. Voigt, lex Maenia A. 39. Später kam dafür ^
die Formel : Inas res tibi agito. Wegen baetito foras vgl. Varr. toü irotpo; ■•
Non. 77, 22 : mulierem foras betcre iussit; später kam dafür auf die Foc«*;
i foras: Plaut. Cas. II, 2, 36. vgl. im Allgemeinen Ter. Hec. III, \, 25. Ge.rH
II, 28, 69. Mart. XI, 104, |. luv. Sat. VI, 145. L. Pomp. Bon. Cooch. W
Non. 39, i. Pseudo-Quint. Decl. 262 und Bücheier in N. Jahrb. f. Pbil. Itff.
CV, 565.
Leges regiae. 583
m er die Ehe der flamines als Vorbild der alten confarreatio be-
utete«.
An dieser Erklärung sind nun allerdings die beiden Voraus-
gingen unhaltbar, dass zu des Dion. Zeiten nur die Ehen der fla-
es durch confarreatio eingegangen worden seien, da vielmehr da-
s auch noch andere Patrizier, wenn auch nur seltener, die con-
eatio abschlössen;57 und dass sodann Dion. aus einer Kenntniss-
me der Ausprägung und Gestaltung, welche die Rechtsordnungen
Leben erfuhren, seine Vorstellung von der confarreirten Ehe und
en Gesetzen entnommen habe, da vielmehr Dion. regelmässig
so namentlich in 11, 25 aus Vorquellen und Büchern, nicht aber
der Empirie seine Kenntnisse der betreffenden Institutionen und
etze schöpfte.
Wohl aber ist im Uebrigen der Auffassung Rein's beizutreten:
3m Dion. in seiner Vorquelle einen ausfuhrlichen Excurs über die
sten familienrechtlichen Ordnungen und so nun auch über das
Hui der confarreatio insbesondere vorfand und hieran nun wesent-
kürzte, vS so verfiel er hierbei in den Irrthum, dass er gewisse,
Uglich der Ehe der flamines insbesondere geltende, specielle Sätze59
alle confarreirten Ehen der ältesten Zeit übertrug und so uun
letzteren schlechthin für untrennbar durch Scheidung erklärte.
Sodann kommt ferner noch in Betracht die ebenfalls in § 3
er 2 besprochene Angabe des Dion. II, 25, dass dem iudicium
aesticum der Ehebruch und der unerlaubte Weingenuss der Ehe-
l von Romulus unterstellt worden seien. Und diese Angabe
57) Tac. Ann. IV, 16 berichtet aus dem J. 23 n. Chr., dass als Candidaten
die erledigte Würde des Hamen Dialis patricios confarreatis parentibus gen i tos
simul nominari, ex quis unus legeretur vetusto more ; neque ad esse, ut olim,
copiam, omissa confarreandi adsuetudine aul inter paucos retenta.
58) Dies besagt Dion. II , 24 selbst: ÖoxsT 8s xai tt^ aXArj; soxojfAta;, -J
jisvoi cPa>u.aToi 8is(poAa£av suSaijxovouaav ttjv iroXiv im TroAXa; yevsa?, ixst-
ap£at vop.oo; xaAou; xat aujicpepovra; , cov lyto touc uiv aAAoo; ooSsv
wu YPotTetv^ 0Ü^ °^ rcavTcov ftaXiota T£&aou.axa xat ü «ov üirstX^cpa xaxacpavTJ
TTjV oAAtjv toü avopo; Ysvrjasattai vop.ottsatav, ei»; aoorqpa xal (AiaoirovTjpo^ ^v
ftoAArjV !)(oooa Trpo; toü; Tjpuuxou; ßfou; op.oioTTjTa, oV oXi^yj; ui?o}ivi)as<i>{
xvd>.
59) Die Ehe des Hamen, welche nur eine confarreirte sein darf, ist untrenn-
durch Scheidung: Becker-Marquardt, a. 0. IV, 271.
584 Momtz Voigt, fli
wiederum wird von Kein, a. 0. 448 A. 3 dahin aufgefasst, es haha
wegen solcher Verbrechen das Urtheil nicht auf Scheidung,
auf Tödtung der Schuldigen sich gerichtet: »denn wie die fc
Worte (d. h. des Üion.) darthun, war er überzeugt, dass 520
seit Roms Gründung eine Ehescheidung nicht vorgekommen »v
Allein diese Auffassung Heins wird durch den ganzen Gedankt
in Dion. II, 25 mit Bestimmtheit widerlegt. Denn, wie in § 2 unter!
dargelegt, stellt Dion. zuerst den Satz auf: der v6pot a^pa^C
Romulus über die confarreirte Ehe ergab deren Untrennbarkeit;
die Vergehen der Ehefrau wurden von Romulus dem Judicium
mesticum überwiesen und insbesondere die schwersten,
weiblichen Verbrechen des Ehebruches und der Trunksucht;
lieh drittens: die Trefflichkeit dieses Gesetzes wird bekundet
den Effect, den es hatte : denn 520 Jahre hindurch kam keine Bp|
scheidung vor. Indem somit Dion. die Trefflichkeit der ersten
Satzungen dadurch deducirt, dass dieselben 520 Jahre hindurch W
Scheidung wegen Ehebruch und Trunksucht, nicht aber, dass ae im
Anwendung der Todesstrafe wegen beider Verbrechen vorbeugten, ff]
können in Wahrheit Ehebruch und Trunksucht von Dion. nickt *j
Gründe des Todesurtheiles, sondern nur als Gründe des von dei
iudicium domesticum abzugebenden Erkenntnisses auf Scheidung vir
gefasst worden sein.
Demnach aber ergiebt die fragliche Passage des Dion. die W
Satze :
a. die von Seiten des Ehemannes allein statthafte Ehescheidög
ist bei confarreirter Ehe insbesondere ausgeschlossen, — eine Ifr
schrankung, die aus dem Nachstehenden als Irrthum des Dion. aA
ergeben wird und für deren Irrthümlichkeit der Ausgang bei A. 51
dargelegt ist;
b. die Ehescheidung Seitens des Mannes ist jedoch nicht statt-
haft als einfacher Distract und auf Grund blosser WillensbestimnuflS
des Mannes, sondern einzig und allein als eine im iudicium dflJ*'
sticum wider die Ehefrau verhängte Strafe und somit auf Grund efr*
diesbezüglichen Straferkenntnisses ;
c. das iudicium domesticum ist durch Gesetz besonders ennttk-
tigt, die Ehescheidungsstrafe auszusprechen wegen zweierlei Ver-
gehen: wegen Ehebruches und verbotenen Weingenusses der Frau
Lbges rkgiae. 585
Was nun diesen Ergebnissen gegenüber die fragliche Stelle des
it. betrifft, so giebt dieser vor Allem nicht 7-vvei, sondern drei ge-
tzliche Scheidungsgrunde an, von denen zuvörderst der dritte: die
ityeCa, der Ehebruch mit Dion. vollkommen übereinstimmt.
Sodann für den zweiten Scheidungsgrund: die xXeioiov wtoßoXVj,
s heimliche Ansichnehmen von Schlüsseln ergiebt sich ohne Weiteres
* Beziehung auf den Schlüssel zur cella vinaria, welchen der Haus-
rr in eigenem Verwahr zurückbehielt 9m wie die Erklärung, dass
e Ansdrucksweise des Plut. in Bezüglichkeit steht zu dem von
ittus Pictor berichteten Vorgange in A. 61 : die Thatsache, dass
r Versuch des Verbrechens gleich als consummirtes Verbrechen:
ig das heimliche Ansichnehmen jenes Schlüssels gleich wie als heiin-
les Weintrinken wirklich bestraft worden war, leitete zu dem von
1. oder auch bereits von dessen Vorquelle ausgesprochenen Satze
y dass Romulus schon das heimliche Ansichnehmen des Schlffssels
r cella vinaria als Scheidungsgrund hingestellt habe. Und insofern
^ebt sich daher dieser Scheidungsgrund des Plut. als sachlich
DÜsch mit dem oivov irtvetv des Dion. Im Uebrigen aber bestä-
in die Quellen, dass solches Vergehen in der That der Cognition
i iodiciom domesticum unterfiel,61 während das in Frage stehende
60) Die Bedeutung des obigen inroßoA.1] geht sicher nicht von dem Aclivum
: als Handhing, dass die Frau Jemandem gewisse Schlüssel in die Hand spielt,
vielmehr von dem Medium : als Handlung , dass die Frau sich selbst gewisse
lässei in die Hand spielt. Diesfalls aber ergiebt sich in obiger Beziehung da-
die Bedeutung des heimlichen Ansichnehmens derjenigen Schlüssel, welche der
isherr und Gatte in seiner eigenen Verwahrung zurückbehält, somit insbesondere
cella vinaria: Pol. VI, 2, 5 und im Gegensätze namentlich zu dem Schlüssel
celta penaria , welchen die Hausfrau führt. Die Bedeutung, welche Andere
I so namentlich Rein, a. 0. 447 A. t. Danz, R. G. I, 158 der uiroßoXi] unter-
en als Nachmachen oder Fälschen der Schlüssel scheint mir verfehlt: denn dann
dem Plut. xißSrpLeta näher.
64) So zuerst die Erzählung von dem Weibe des Egnatius Mecenus : Gran,
in. bei Serv. in Aen. I, 737. Plin. H. N. XIV, 4 3, 89. Val. Max. VI, 3, 6.
lull. apol. 6. vgl. Thilo de Varron. Plut. qu. rom. auct. p. 23; und dann
historische Vorgang, welchen Fab. Pict. berichtete nach Plin. 1. c. : matronam,
k1 loculos, in quibus erant claves cellae vinariae resignavisset, a suis inedia mori
ctam; Tertull. 1. c, vgl. Peter, bist. rom. rell. I, 39, wo die gewählte Straf-
bekundet, dass eine unverbesserliche Trunkenboldin in Frage kam, welche zur
riedigung ihrer Leidenschaft zur Entwendung der Schlüssel griff.
586 Moritz Voigt,
Gesetz selbst in seiner Fassung der Angabe des Dion. , nicht i
des Plut. entsprochen hat.62
Beide Scheidungsgrunde aber werden in Bezug auf das iwfa
domesticum genannt von Cat. de Dot. bei Gell. X, 23, 4: virc
divortium fecit, mulieri iudex pro censore est; sivinombil
si cum alieno viro probri quid "fecit, condempnatur. ••
Endlich der dritte Scheidungsgrund: cpapjxaxeta xexvaiv, weH
von Plut. allein erwähnt wird, hat in unserer Wissenschaft mm
fache, mitunter geradezu gewaltsame Deutungen erfahren, wtta
von Rein, a. 0. 447 A. 2, Danz, R. G. I2, 158 dieselbe als Enno*
oder Bezauberung der Kinder aufgefasst wird. Vor Allem ist ni
bei Interpretation jenes Ausdruckes davon auszugehen, dass denri
von Plut. verwendet sein kann entweder als terminus techoietf:
der Weise, dass die griechisch technische Bezeichnung eines in p
chisclien Rechte verpönten Delictes verwendet wird auf das nftafal
auch im römischen Rechte verpönte Delict; oder aber in vflto
nischer Weise d. h. als griechische Umschreibung eines vom rtl
sehen Rechte reprimirten Vergehens, welches in dem griecMri
Rechte keine Anerkennung als eigene Delicts-Individualität geh«
hatte. In dem ersteren Sinne nun bezeichnet <f apjxaxefa d» I
bringen von Zaubertranken mit lödtlichem oder geistes- zerrüttend
Erfolge;64 allein diese Auffassung ist als unangemessen zu venu»
aus dem doppelten Grunde, theils weil die Beschränkung des Sd
dungsgrundes auf cpapfxaxeta begangen an Kindern im Gegensätze
den Erwachsenen allen zureichenden Grundes entbehrt, um so ■
als Zaubertränke ganz im Gegentheile bei Erwachsenen, nicht J
bei Kindern angewendet werden , bei diesen vielmehr gerade <
andere Zauberweise: die fascinatio05 Üblich ist, theils weil die t
62) Denn mit Dion. stimmt iiberein der bei A. 63 citirte Cat. . dessen i
tenz im Hinblick auf die älteste Rechtsordnung gegeben ist.
63) Vgl. wegen dieser Stelle Voigt, lex Maenia A. 37.
64) Den Thalbesland der Ypacprj <papp.axs(as definirt Otto, de Athen. *•
forens. publ. Dorpat 1852 p. iif. dahin: contra eum institui potuit, quin«
consilio alicui venenum aut sua aut aliena manu praebuerat eoque effecerat; tf
nioreretur vel saltem mente alienarelur.
65) Die fascinatio wiederum heisst im Griechischen nicht cpapjiaxaa, tfc'
mehr ßaaxav(a.
] Leges regiak. 587
ng oder Geisteszerrüttung durch Zaubertrank verübt nach römi-
hem Rechte ein todeswürdiges Criminal verbrechen bildet, dessen
srurtheilung durch das Judicium domesticum somit die Ehe durch
desstrafe, nicht aber durch Scheidungsstrafe zu lösen hatte.
Ist demnach <pap|iaxe(a bei Plut. in untechnischer Verwendung
nehmen , so ergeben sich nun für den maassgebenden Sinn des
i>rtes durchaus significante Fingerzeige aus dem doppelten Umstände,
88 dieselbe einestheils auf die Kinder beschränkt war und andern-
*ils in dem späteren römischen Rechte nicht mehr als Scheidungs-
ind in Betracht kam und zur Geltung gebracht wurde, wie aus
KD Stillschweigen ebenso von Dion. II, 25, wie von Cat. de Dot.
i A. 63 cit. zu entnehmen ist. Denn diese Momente begründen
» Annahme, dass bei der cpdp(xa/e(a des Plut. ein Aberglaube der
esten Zeiten in Frage steht, der ebensowohl auf die Kinder allein
zog hat, wie aber auch bereits zu Ende der Republik in den ge-
deteren Kreisen entschwunden war, somit eine gegen die Kinder
(besondere sich richtende magische Kunst, für welche der grie-
ischen Sprache eine entsprechende speciellere Bezeichnung fehlte.
td in dieser Richtung bietet denn nun einen ganz bestimmten und
rchaus maassgebenden Fingerzeig:
ilox. Gloss. in Vulcan. thesaur. utriusq. ling. 203: striga: Xcoorpu-
7«v (leg. XaiOTpofttw) w xai juv+i cpapfiaxfc.
tun indem hier die fu\»^ cpap[xax(; als synonym mit striga erklärt
rd, so ergiebt sich daraus für <pap|iaxei'a xexvcov die Bedeutung von
inst der striga d. i. Kunst eines Weibes, in eine strix sich zu ver-
indeln.
Ein uralter und zwar mindestens gräco-italischer Aberglauben
mlich erkannte in den strigae eine Art von Hexen67 an, welche
rch die Kunst sich kennzeichnen, mittelst Zauberspruches68 in einen
66) Bei dieser Erklärung als Lastrygone liegt zu Grunde nicht die Idee des
toschenfressers, als vielmehr des schrecklichen Menschen.
67) Vgl. Georgii in Pauly's Realenc. IV, 139*. Preller, r. Myth. 605. Die
iga lebt als Hexe noch fort in der strega des Italienischen.
68) Ov. Fast. VI, \H f.: carmine fiunl (sc. striges) | naeniaque in volucres
rsa figurat anus ; Plin. H. N. XI, 39, 232: esse in raaledictis iam antiquis stri-
convenit.
Abhmdl. d. K. S. Oeeellaeh. d. Wissensch. XVII. *°
588
Moritz Voigt,
I»
gewissen Vogel, die strjx sieb zu verwandeln,*" daher jene nun M(|jj
die Benennung von volaticae mulieres führten.70 Die strix selbst
die oTptfS der Griechen,71 ist ein inilchgebender Nachtvogel
grauem Gefieder und pfeifender Stimme, mit grossem Kopfe
starrenden Augen, der, mit dem Schnabel des Raubvogels uud
krümmten Krallen bewehrt, die Kinder in unbewachten Aqgeql
des Nachts wiederholt beschleicht, um denselben, seine bet&ul
Milch dem Munde einspritzend, das Blut auszusaugen,72 ein Uni
H
69) Ov. Am. I, 8, t3 f. : hanc (sc. lenam Dipsam) ego nocturna* veraas
lilare per umbras | suspicor et pluma corpus anile legi; Apul. Met. V, 15:
lestarum strigarum nequilia , Isid. Or. XI, 4, %: quid am asserunt sftrigas
striges) e\ hominibus fieri. Dagegen gehört nicht hierher Apul. Met. III, %i \
Ueberlragung aus Lucian. Lucius 12) und IIV 22, wo bereits andere Vorstel
sich einmischen. Die striga qualiticirt sich somit zum versipellis , dem Meosctoa,
der seine Gestalt zu verändern vermag: Non. 38, !'> : versipelles clicti sunt
libel genere se commutantes, daher letzteres Wort verwendet wird in Plaut,
prol. 123 vom Jupptter, der die Gestalt des Amphitruo annimmt: von Aroob
nat. IV, 14 von der Circe ; von Apul. Met. II, 22 von Menschen, welche»
Vögel, Hunde, Mäuse, Fliegen verwandeln ; endlich anderwärts von den WertrÄ».
Allein dieser letztere Aberglaube, der in anschaulicher Schilderung der VerwaaaV
hing von Petr. Sat. 62 dargestellt wird, ist nicht altrömisch, sondern huMri
und barbarisch: Varr. bei Aug. C. D. XVIII, 17 und bei Plin. II. N. VIII, 2!, Hl
Verg. Ecl. VIII, 97. Mela II, t, t3. vgl. Uckerl, Geogr. III, 2, 42t A. 73. Gria*
deutsche Mvtliol. Il:l, t047 IT.
70) Fest. p. 314a, 33, wo zu lesen ist: strijgae a strige dietae, quam] Graacl
orpiyya (Cod.: syrnia) ap[pellant, id est avis;] quod malelicis mulieribus MO*
indilum est, quas volaticas eliam vocanl. Dagegen bedenklich ist die Lesung Mütter f*
stri[gein, ut ait Verrius] Graeci OTpr^a ap[pellant,] quod maleficis theiLs wff*
der Kaum Verhältnisse, theils aber auch sachlich, weil dann strix der Name «*
betreffenden Frau, nicht aber des Vogels sein würde.
7t) Bereits frühzeitig hat man bei Fest, in A. 70 arp^ya für syrnia ••••
dirl; und damit stimmt überein Servii gloss. im Rhein. Mus. N. F. f 863 XVK
239: strix, stri[n]x, stfrjigis (d. h. strix, strigis : orpfyE). Philox. gloss. in Vokat-
thes. 203 sagt: strix: oXoXuycov, orpoutto;.
72) Isid. Or. XII, 7, 42: strix: nocturna avis, habens nouien de sooo foris:
quando enitn clamat, stridel ; Plin. H. N. IX, 39, 232: fabulosum — arbttror *
strigibus ubera (sc. laclis) eas infantium iabris immulgere ; und darnach Sota.
Sam. 59, 1044 f.: praeterea si forte premit strix alra puellos, | vi rosa imnufes*
exsertis ubera Iabris; Ov. Fast. VI, 4 31 11'.: sunt avidae volucres : | gf*#
caput, stantes oculi, rostra apta rapinis, | canities pinnis, unguibus hamus inest |
Nocte volant puerosque petunt nutricis egentes | et vitiant ctinis corpore raffe
suis. | Carpere dieuntur lactentia viscera rostris | et plenum poto sanguine
Lkges regiae. 589
>ii, dessen Abwehr der Carna anvertraut ist73 und durch An-
log dieses indigitamentum, wie durch Hersagen eines averrunciren-
* Spruches unter symbolischen Acten erreicht wird.74
* In dieser Vorstellungsgruppe aber und, soweit ich sehe, in ihr
ip ergeben sich nun die Momente, welche eine angemessene und
jriedigende Erklärung jener 'fap|iaxe(a tsxvcdv des Plut. bieten: als
magischen Kunst, deren Ausübung ausschliesslich wider die
ler sich richtet; als eines Aberglaubens ferner, der ebenso bis
die ältesten Zeiten zurückreicht, wie andrerseits in der Periode
F kritisch rationalistischen Anschauung aus den gebildeteren Krei-
I entschwindet;75 als einer Fertigkeit endlich, deren Innehaben an
$ schon den Scheid ungsgrund ergiebt, wahrend die Ausübung selbst
|B6r Fertigkeit, welche bis zur Tödtung des heimgesuchten Kindes
Itchreitet, in das Verbrechen des Mordes übergeht.
f Sodann wiederum in der weiteren Passage des Plut.: ei o' aX-
; Tt£ a7co7cs|i4aiTo , rrj£ ouafa; aüioö xi jasv xijc fuvatxo«; etvat (sc.
iH saxtv 6 81006;) xo 8s xrjs A^(i*/jxpo(; Uphv xeXsucov, wird die
aeter, welche Plut. nennt, allgemein als Ceres aurgefasst. Allein
Mit. | Est Ulis strigibus nomen ; sed Hominis huius | causa, quod horrenda stri-
s aocte solent;*vgl. Plaut. Pseud. III, 2, 3*1 f. Hör. Epod. 5, 19 und Porphyr,
i. 1. Tib. I, 5, 52. Prop. IV, 5 (III, 6), 29. V (IV), 5, 17. Ov. Am. I,
«0. Met. VII, 269. Petr. sat. 134. Lucan. VI, 689. VII, 180. Sen. Med.
. Serv. und schol. Bern, in Verg. Georg. I, 470. Panormia des Osbern von
bester bei Mai, class. auet. VIII, 544. Dahingegen sind es fremde Vorstellungen,
jenem altrömischen Aberglauben sich beimischen bei Isid. Or. XII, 7, 42:
; avis vulgo dicitur amma , ab amando parvulos, unde et lac praebere fertur
teolibus ; Salem, gloss. und Pap. vorab.: strix avis in Affrica, erinaciis simile,
»tum (Pap. : anirnal in affinea, dictum) a Stridore pennarum, quas tergo (axatus
4ü ; et canes (Sal. : carnes) vulnerat insequentes ; und so nun auch bereits bei
tt. cit., wie bei Petron. und Apul. in A. 69.
73) Ov. Fast. VI, 151 ff. wozu vgl. Preller, r. Myth. 602 ff.
74) Carraina : Ov. Fast. VI, 159 ff. und griechischer Spruch bei Fest, in
71 cit. Symbolische Acte: Ov. Fast. VI, 155—166.
75) Der Rationalismus der ausgehenden Republik und folgenden Zeiten ge-
le nicht zu einem Zweifel über die Existenz der strix , als vielmehr theils zu
i Zweifel, ob dieselbe ein verwandeltes Weib oder eine naturgegebene Species
diesfalls aber seine Unfähigkeit anerkennend, solche Species näher zu bestimmen :
Fast. VI, 141 : sive igitur nascuntur seu carmine fiunt ; Plin. H. N. XI, 39, 23 2 :
s sit avium Consta re non arbitror ; theils zu dem Zweifel an gewissen, derselben
emessenen Eigenschaften: Plin. in A. 72 cit.
40«
590 Mobitz Voigt,
dies ist schlechterdings unmöglich: denn Ceres, sammt Cervs
eine altitalische Götterfigur, ist doch von Vorn herein eine ren
beische Standesgottheit76 und so nun dem römischen Staate m
ganz fremd.77 Vielmehr ist die Demeter des Plut. die xftwfa
vertritt so nun, wie öfter,78 die Tellus, jene altrömische, weit
chthonische Gottheit, welche, indem sie als solche zugleich (
der Fruchtbarkeit und so auch der Ehe ist,79 durch die in der S
düng belegene Beeinträchtigung des Weibes, wie der Ehe ii
leidenschaft gezogen wird.
Im Uebrigen aber bekundet diese Passage des Plut, im
Ehescheidung von dem Judicium domesticum auch noch aas an
Gründen, als den obigen drei, gesetzlich hervorgehobenen a
sprochen und somit auch noch andere Vergehen der Frau mi
Bedeutung von Scheidungsgründen bekleidet werden konnten, sol
falls aber der Mann selbst von dem Nachtheile betroffen wurde,
ein Theil seines Vermögens der geschiedenen Frau zufiel, v&
ein anderer Theil ^ wiederum der Tellus als consecrirtes Gut vi
Demnach aber hat die legislative Aufstellung der obigen drei £
dungsgründe nicht die Tragweite und Tendenz, die Zahl der
haupt zulässigen Scheid ungsgrüude gesetzlich zu fixiren, als viel
diejenigen Scheidungsgründe zu bestimmen, bei denen die na
Vermögensrestitution des Mannes an die geschiedene Frau, wk
Consecration einer Vermögensquote an die Tellus ausnahmewet
Wegfall gelangten.
76) Becker-Marquardt, a. 0. IV, 307. Schwegler, r. Gesch. n, 271.
her greift die Sacralion an die Ceres von Vorn herein nur Platz wegen Verii
von Gesetzen , welche selbst zum Schutze der Plebs dienen , so der lex \
Publicolae v. 245 de affectato regno, der auf dem mons sacer vereinbart
sacrata v. 260, der lex Icilia de non interfando tribuno pleb. v. 262 uod d
Valeria Horatia v. 305 zum Schutze der plebeischen Beamten; vgl. A. 113!
77) Erst als im J. 258 die griechischen Demeter, Dionysos und Per»
in Rom recipirt wurden, wurden die letzteren beiden mit dem Liber und d
bera , die erste dagegeu mit der Ceres identiticirt und so auch diese zur i
gottheit erhoben: Prelfer, r. Myth. 133. 432 ff.
78) Preller, a. O. 402 A. 2.
79) Rossbach, röm. Ehe 301 ff. 310 ff. Preller, a. O. 403 A. 2.
80) Dass hierbei nur an Vermögen des Mannes, nicht aber der Frtu g
werden darf, hätte doch in der That nie bezweifelt werden sollen: Rein,
448 A. 1.
Lrgks regiak. 594
« Was insbesondere aber (Ion gegebenen Falles der Geschiedenen
tauenden Verroögenstheü betrifft, so ist darunter zweifelsohne die
* der Geschiedenen zugebrachte Dos zu verstehen, somit aber die
dich vorgeschriebene Rückerstattung derselben nicht als Criminal-
vielmehr als civilrechtliche Verbindlichkeit aufzufassen, die
nun in der Weise juristisch geordnet war, dass die Geschiedene
i' ein Forderungsrecht und eine Restitutionsklage, — die ja dem
Rechte ganz fremd ist, — als vielmehr ein Rück fallsrecht und
M dotis vindicatio hatte, analog hierin der hereditatis vindicatio.
^Endlich in den Schlussworten des Plut. : xov 8' diroSfyxevov p-
{hfcoöat j^ftoviotc fteois (sc. vojjloc Iotiv o StSouc) werden unter
^Wvioi dsoi, denen das piaculum zu bringen ist, von unserer
ischaft die Manen verstanden. Allein auch diese Bestimmung
nicht als erschöpfend gelten ; denn indem die vorherbesprochene
Jbrifl, dass durch die Scheidung aus einem nicht gesetzlich pri-
jirten Grunde eine gewisse Vermögensquote an die Tellus ver-
werde, deutlichst erkennen lässt, dass durch die Scheidung
weibliche chthonische, wie nuptiale Gottheit in Mitleidenheit
rin werde, so begründet sich hiermit nun die Annahme, dass
den x^ovioi Seoi des Plut. die Dii Manes und Tellus zu ver-
jbeo seien.81
Dann wird aber auch von Rein, a. 0. 448 A. 2 und den da-
ist Citirten82 in jenen Worten des Plut. das Referat eines zweiten
l selbstständigen Gesetzes gefunden, dahin gehend, dass derjenige,
Icher seine Frau verkaufe, den unterirdischen Göttern als sacer
(feilen solle. Diese Auffassung ist jedoch geradezu unmöglich nach
l&sgabe des grammatischen Baues der ganzen Periode des Plut. :
Selbe, mit den Worten eröffnend: Idirjxe 8s (sc. 'PidixuXoc) vopouc
l<^ Äv a'f oöpo; |X6v eoTiv und sodann über- und eingehend auf die
teren Bestimmungen dieses harten Gesetzes, knüpft an jene Ein-
tjgsworte diese Detailbestimmungen an mit dem Worte otöouc; und
*r in der Weise, dass zuerst die Negative: das der Frau Versagte
81) So auch in der Formel der Selbstdevovining bei Liv. VIII, 9,8: Deis
ibus Tellurique devoveo; vgl. X, 28, 13: Telluri ac Diis Manibus dabo; VIII,
tO: exercitum Deis Manibus Matrique Terrae deberi.
M) Neuerdings auch noch von Schlesinger in Ztschr. f. K. G. 4 869 VIII, 58 ff.
592
Moritz Voigt,
an die Spitze gestellt wird : b f ovat/t (xyj Stftoo; dicoXeticfw cMp,
sodann die Affirmative: das bezüglich des Mannes Gesetzte
geben wird: 6 — (dvSpl) d& 01806;. So nun sind in dieser
Beziehung von solchem 81806c grammatisch abhängig und
•
regiert die drei Detailangaben bezüglich dieser Affirmative:
Gestattung der Scheidung aus den drei legalen Gründen: 4
fuvaixa exßdXXetv eitt <papu.axs(a etc., sodann Bestrafung der
düng aus anderen Gründen: 6 otooo; ryjc ouofat autou t4 |»
pvaixfo; etvai, wie drittens endlich Verpflichtung zum pii
oiooü; tov o' aTcoöojievov -fovatxa dueodai ^dovioic deoü;. Und
grammatische Bau nun ergiebt in der That auf das Bestimmte*!
Zweifelloseste, dass Plut. in Wahrheit nicht von zwei vei
Gesetzen des Romulus spricht: einem Gesetze über die
und einem Gesetze über den Verkauf der Ehefrau, als vielmehr
aus nur von einem einzigen Gesetze: über die Scheidung, mtäi
die fragliche Passage so aufgefasst werden muss, wie sie aocfc
jedes Bedenken aufgefasst werden kann,83 dass jedwede
83) Ueberaus schwach sind die Gründe, mit denen Rein, a. 0. 441 i]
solches bestreitet : airoSopsvov dürfe nicht übersetzt werden : der die Gattii
gesell ick l hat, weil es dann identisch wäre mit dem vorausgegangenen &
allein dies ist eine reine petitio prineipii : es ist ja doch gerade die Frage
antworten, oh es synonym steht oder nicht; dann: es heisse oicoSfSoofai m
Verstössen , sondern nur von sich geben ; allein ouroStSoofrai im Sinne toi:
Frau weggeben lässt sich ganz wohl da für scheiden setzen , wo der
des hierfür üblichen airoicipireoftai ausgeschlossen ist durch das Gesetz fr
phonie, welches die Wiederholung des nämlichen Wortes in kurzer Aul
folge verbietet; ferner: airoSi&oaftai vertrete den Begriff des von sich Gefe*1
einen Preis, also des Verkaufens; allein dies ist als Begriffsbestimmung
unwahr: der Moment der Entgeltlichkeit oder Unentgeltlichkeit liegt begriffe!
airoSt'Soattai gar nicht inne. Dann wieder Schlesinger in A. 8S cit. stutzt
Rewcisthcma auf die Sätze : dntoSföoo&ai sei eiu ganz gewöhnlicher Ausdnck
verkaufen und diese Bedeutung müsse hier Platz greifen, weil in dem MefiM
reflexive Beziehung liege »für sich d. h. mit Yorlheil für sich«, daraus ik*
airo8(3oo&oti die Bedeutung sich ergebe »gegen Entgelt weggeben t. Alle«
vum, Passivum, wie Medium vertreten, wie bereits bemerkt, durchaus!*
Begriff des von sich Gebens, Weggebens, ohne dass dabei die EntgeltlicbW
Unentgeltlichkeit ein wesentliches Merkmal ergäbe; vielmehr beschießt es
in Folge concretcr sachlicher Beziehung, wenn das Wort mitunter die
Vertretung des* Kaufes übernimmt; und so wird denn in der That die
active Bedeutung: des Hingebens schlechthin und des Verkaufens bezügft*
LEGES REG1AE. 593
Mann verpflichtet, durch ein piaculum die chthonischen Götter:
Teilus und Dii Maties zu versöhnen."
Nach Alle dem ergeben sich daher aus dem Obigen bezüglich
Ehescheidungsrechtes die Sätze:
1. Die Scheidung Seitens der Ehefrau ist unbedingt ausge-
osscn, vielmehr lediglich dem Manne nachgelassen : Dion. II, 25.
. Rom. 22.
2. Die Ehescheidung ist nicht statthaft als einfacher Distract
auf Grund nackter Willenserklärung des Mannes, sondern ledig-
als eine von dem Judicium domesticum wider die Ehefrau ver-
gte Strafe wegen Vergehen und somit nur auf Grund eines be-
liehen Straferkenntnisses: Dion. II, 25. Cat. de Dote bei A. 63
die weiteren Citate bei Voigt, lex Maenia 24 f. 27 ff.
3. Das die Ehescheidung aussprechende Straferkenntniss lautete:
s res tibi habeto: baetito foras: A. 56.
4. Das iudicium domesticum ist durch eine lex Romuli ermächtigt,
;en gewisser, in dieser nämlichen lex besonders aufgeführten Ver-
en der Frau die Scheidungsstrafe auszusprechen: Dion. II, 25.
5. Und zwar sind diese odios privilegirten Vergehen der Frau:
a. Ehebruch: Dion. II, 25. Plut. Rom. 22. Cat. de dote bei A. 63.
b. unerlaubter Weingenuss: Dion. II, 25. Plut. Rom. 22. Cat. de
dote bei A. 63.
c. Aneignung der Eigenschaft als striga: Plut. Rom. 22.
6. Solche gesetzliche Aufstellung jener drei Scheidungsgrunde
jedoch weder die Bedeutung, das iudicium domesticum bezüglich
der schuldigen Frau zuzuerkennenden Strafe zu beschränken, da
mehr dasselbe auch eine härtere Strafe wie z. B. Tödtung decretiren
vum bezeugt von Suid. s. v.: airo$i§6u£Voi 'AvTKpwv avxl too Äito8t8ovT8?.
aicoSiScu^fta avrl too a7co&i6ojiev ^ mirpaaxofisv, und die erstere Bedeutung
^solidere von Philox. gloss. in Vulcan. thes. utriusq. ling. 155: pendo : — —
ibo\im, während für das Medium die active Bedeutung von Hingeben sich er-
; aas Plut. Luc. i\ : arcooooftai ttjv iXeo&epfav (seine Freiheit hingeben), die
e Bedeutung von Verkaufen aber wieder unterzuliegen scheint bei Plut. Cat.
i : &iußA7fU.a dnroöooilai. Und wiederum ganz haltlos sind die aus der ine-
n Form gezogenen Folgerungen : denn nichts zwingt, solcher Form auch eine
ale Bedeutung unterzulegen. Eigeiithümlich ist nur, dass Passivum, wie Me-
i hier Träger einer activen Bedeutung : von weggeben sind,
84) So neuerdings auch Danz, R. G. I2, 1 58,
594 Moritz Voigt, [M
kann,85 noch auch die Bedeutung, andere Scheidungsgründe am»
schliessen, da vielmehr auch noch wegen anderer Vergehen der Fm
die Ehescheidung ausgesprochen werden kann ; ** vielmehr hat j
legislative Vorschrift nur die Bedeutung, den Ehemann von Vermöge»
nachtheilen zu befreien , denen derselbe bei Ehescheidung aas an-
deren, als den gesetzlich privilegirten Gründen unterteilt.
7. Dafern das Judicium domesticum aus anderen Gründen, äk
den gesetzlich privilegirten auf Ehescheidung erkennt, treffen det
Mann gewisse Vermögensnachtheile : theils als civilrechtlicher Nadt»
theil der gesetzliche Anfall der inferirten Dos an die geschiedene Fr»,
theils als Criruinalstrafe die Consecration eines anderweiten Vcr-
mögenstheiles an die Tellus: Plut. Rom. 22.
8. Jede Ehescheidung: aus den gesetzlich privilegirten, wie»
anderen Gründen verpflichtet den Mann, durch ein piaculum die Tehf
und die Dii Manes zu versöhnen: Plut. Rom. 22.
Im Uebrigen endlich bedarf die Scheidung der nicht confairektai
Ehe keines weiteren Actes : das Erkenntniss allein des Judicium d*
mesticum genügte, wenn immer auch bei Ehe mit manus diese I* l
tere durch remancipatio noch besonders zu lösen ist Dagegen bei
confarreirter Ehe wird für die Scheidung noch diffareatio87 als cot» «
trarius actus erfordert, w womit zugleich dann auch die manus ge-
löst wird.
Jenes Ehescheidungsrecht erscheint jedoch in den XII Tafeh*
in mehrfachen Punkten in tiefgreifender Maasse geändert, so unier
Anderem darin, dass die privilegirten Scheidungsgründe dort hinwef-
85) So wegen Weiutrinkens : A. 64 und der Mythus von der Fenta Fit«
nach Sex. Clodius 6 de Diis graec. bei Arnob. adv. nat. V, 4 8. Lactant. #r.
inst. 1, 28.
86) Plut. Rom. 22. — Dafern die Frau eines Verbrechens sich schuMl
macht , welches durch die lex publica mit Todesstrafe belegt ist, wie z. B. 4*
paricidium, so hat auch das iudicium domesticum auf Todesstrafe zu erkennet.
Erkennt es dennoch auf Ehescheidung, so treten die Folgen unter no. 7 ein.
87) Paul. Diac. 74 : diffareatio genus erat sacrificii, quo inter virum et ■*•
lierem fiebat dissolutio; losch r. bei Marini, Inscr. Alb. 143, wonach die Anfeltf
ein Monument errichten einem »sacerdoti confarreati|onum et diflarreationum« ; vgl
Plut. qu. rom. 50.
88) Voigt, Ius nat. III § 4.
89) Cic. Phil. II, 28, 69: illam suam suas res sibi habere iussit ex XII tab.
Leg es rec.iae. 595
en, vielmehr alle wirklichen, zureichenden Gründe mit jenen er-
ren als gleichwerthig anerkannt wurden,90 somit aber auch die
f den letzteren bisher verknüpften Vermögensnachtheile (unter 7)
Wegfall gelangten.
§ 7.
t Gesetz des RomIiis wider die Dnbotnässigkeit der Schwieger-
tochter gegen die Schwiegermutter.
In Bezug auf das fragliche Gesetz referirt Fest. p. 230b, 1 3 :
regis Romuli et Latii (leg. Tatii) legibus:
Si nurus, sacra Divis parentum estod.
6 indess in dem an dieser Stelle mehrfach verdorbenem Texte
sehen nurus und sacra durch das Versehen des Abschreibers
tirere Worte ausgefallen sind, ist fängst, wie allgemein wahr-
tommen worden. Rücksichtlich der sonach nothwendigen Er-
äug bietet nun Lud. Charondas, ad leges antiquas roman. a
Ulrico Zasio primum collectas observationes Par. 1596. fol. 10
genden Text: si nurus in viri parieidio socerum parentesve non
rassit, sacra divis parentum esto, dazu bemerkend; »est haec qui-
tt etiam in libro Ant. Augustini viri optime de omnibus scientiis
riti, diligentia edita imperfecta: sie enim legitur. PJorare, flere,
binare nunc signißcat etc. Sed ex veteris scripturae vestigiis
ibeo enim manu scriptum Festi librum multo integriorem illo qui
Augustino editus est) locum illum melius (ni fallor) restitui«.
ein diese mehrfach wiederholte Angabe des Charondas, dass er
en vollständigeren Codex des Festus besitze und auf diesen nun
obige Ergänzung der hier fraglichen lex sich stütze, beruht auf
ir Unwahrheit, ausgesprochen in der Absicht, das Publicum zu
sehen, wie zu dem Zwecke, der selbst erdachten Ergänzung der
Jen Stelle Eingang und Anerkennung in der gelehrten Welt zu
schaffen, auf einem gleichen Verfahren somit, wie es in A. 42
llglich des Merula constatirt ward. Und zwar erhellt solcher Thai-
land theils aus der gegebenen Lesung selbst: denn das von der
90) Vgl. Voigt, lex Maenia 23. Alles Weitere kann hier auf sieb beruhen
muss auf sich beruhen, da es zu weit abführen würde.
596 Mobitz Voigt,
Frau wider den Mörder des Erschlagenen und an ihren Sckwi
vater oder ihre »parentes« zu richtende plorare könnte nicht
deres bedeuten, als die letzteren zur criminellen accusaüo du
ders aufzurufen, während doch bereits von ältester Zeit her d
cusatio wider den Mörder ausnahmeweise den Privaten entzöge
in die Hand von quaestores paricklii gelegt ist (A. 162); und £
auch daraus, dass alle übrigen Citate des Charondas aus de
geblichen Festus-Codex als gleich unhaltbar sich erweisen," i
zwar zu
Fest. 162b, 19. fol. 21 : in meo libro Pompei Festi legitur. Si
furtum, et rede. Nam etc.
Fest. 166b, 25: pecuniam quis nancitor habeto, und lin. 26: i
pignoris etc. fol. 25b: in meo libro haec verba tum in XI
tum in foedere Latino repetuntur: quod si quis XII Tab. es
get, non contendo;
Fest. 198% 32. fol. 250b: adiiciam Festi locum ex meo maou
Godice restitutum: optima lex erat,93 qua in magistro pop
ciendo quam plenissimum posset ius esset ei signific
Volusinae gentis aut eius qui primus Magister populi i
est. Postquam vero provocatio — — data est, quae and
erat, desitum est dici optima lege, ut pole imminuto iure p
magistratuum ;
Fest. 246b, 19 ff. fol. 253: locum Festi corruptum ut ex meo
plari restituendnm existimo subiiciam: Praeteriti senatores •
quod eos reges sibi liCgebant — — ; post exactos reges o
gendus esset senatus, consules et tribuni militum — — cc
tissimos sibi quosque patriciorum — legebant, donec polest
bunicia intervenit, qua sancitum est, ut — — curiatim io
tum legerent etc.
Fest. 273% 25, wo Charondas fol. 12 liest: si quid dirum fuit
ludici arbitrove reove dies difiisus esto, dazu bemerkend
postremum caput ex Pompeio Festo descriptum alii aliter res
91) Gleiches gilt von der von Charondas fol. t9b aufgestellten Bein
dass zwei Codices des Cic. ad Farn. VIII ,8,3 lesen : legisque XD unuffl
legit : es ist dies reiner Unsinn.
92) Vgl. hierzu die von mir gegebene Ergänzung im Rhein. Mus. N. F.
XXXI, 152.
»1 Lege« begiae. 597
couantur: equidem ex mei libri manuscripti vestigiis colligere po-
tui einandatum proposui;
est. 347% 7: facti erunt, sacramenta, wozu Cbarondas fol. 163b be-
merkt: in meo exemplari manuscripto additur abs reis;
est. 348b, 4. fol. 25b: »quandoque sarpta vioea donec dempta es-
cit «• ; ex fragmentis Festi hanc legem mei libri ope ut licuil restilui ;
'est. 348\ 15. fol 14: io meo exemplari legitur fortibus;
est. 364b, 26. fol. 22b: in meo e(xemplari) legitur, vineis ne vin-
dicanlo, ne solvito.
)agegen ergiebt sich eine andere Ergänzung jener Lücke zuerst dar-
ins, dass die obige lex unter dem Lemma plorare von Fest, auf-
geführt wird, sonach aber, entsprechend der lex in § 13, zu er-
gänzen ist : si nurus — , ast - — plorassit, sacra Divis parentum est od.
Und zweitens ergiebt dafür im Weiteren einen durchaus sicheren
ünhaltepunkt Plut. Lyc. et Num. comp. 3:
Pcopatot jiVTjjjioveüoiKJtv Sit itpamx; \nlv aiccjre[i.<J/aTo ifovafxa SidS-
i pto$ Kapß(Xio<^ jjtexa rJjv 'PoiiAijc xx(otv rreot xpidbcovra xai ätaxoofo«;
oo$€v6t xoioüxoo -^T ovoxix; * itpurrv) ös pv^) üivapfou WaXaia xoovofxa
itijve^lh] irp^ sxupav aüxijt Texaviav Tapxuvtou Soorapßoo ßaotXeu-
ovxo;. Oöxco xaXd>c xai xoafifcot xexa^fieva xd xtöv fdficuv ^v buh
toG vop.odsxou.
tenn gleichwie Dion. II, 25 an die lex Romuli über die Eheschei-
jfig als Beweis von deren Trefflichkeit den Hinweis anknüpft, dass
ehrend 520 Jahren zu Rom keine Ehescheidung vorgekommen und
» ^rste Beispiel einer solchen der Vorgang des Sp. Carvilius Ruga
rve«en sei (§ 6), so nun knüpft in gleicher Weise Plut. an die
'**l«ti römischen eherechtlichen Gesetze und als Beweis ihrer Treff-
l"*^it (oGto> xaXco; xai xoou.ut>£ TtTaypiva xa xcov fdfKov *Jjv uici xoö
^^^"coü) den Hinweis an, dass die erste Scheidung: des Sp. Car-
1125 Kuga im J. 230,":l der erste Hader aber zwischen Schwieger-
tit^r lin(j -Mutter: zwischen Thalaea und Getania unter Tarquinius
'^•"hus vorgekommen sei. Und wie nun jener Hinweis des Plut.
«Sit» Scheidung dos Carvilius eine specielle Bezugnahme enthält
^3) Diese in jeder Beziehung unhaltbare Datirung, welche auch in Plut. Thes.
****i. comp. 6 wiederkehrt, erklärt sich so, dass Plut. in der ihm vorliegenden
*M|«* statt <t>Kr (5*3) las A'Kjai)!,' (230): Voigt, lex Maenia A. 64.
598 Moritz Voigt, \\\
auf die angezogene lex Romuli über die Ehescheidung, so enthält
auch völlig parallel der Hinweis auf den Hader zwischen der Ha-
laea und Getania eine gleiche specielle Bezugnahme auf eine tat
Romuli wider den Hader zwischen Schwieger-Tochter und -Mull».
Und diese lex Romuli, auf welche so Plut. impliciie hinweist, ist
nun zweifellos jene lex' Romuli des Fest.
Die legale Bezeichnung selbst aber des Haderns oder des &a-
'fepeo&cu bei Plftt. ist zu entnehmen aus Paul. Diac. 187, i:
obambulare : adversum alios ambulare et quasi ambulanti se op-
ponere,
insofern, da obambulare in diesem Sinne der römischen Litterator
völlig fremd ist, solche Bedeutung des Wortes der vorlilterariscbea
Periode94 zu überweisen ist, diesfalls aber die älteste (iesetzessprache
sich ohne Weiteres als diejenige Sphäre schriftlicher Ueberliefeniog
darbietet, innerhalb deren das Wort in jenem antiquirten Sinne eben-
sowohl verwendet wird, ohne dass solche Verwendung in der Litte-
ratur aufgenommen worden wäre, als auch in solcher antiquirten
Verwendung der Kaiserzeit überliefert werden konnte.
Alles dies aber berechtigt nun, das obige Gesetz dahin zu re-
stituiren :
Si nurus socrui obambulassit, ast olla plorassit, sacra Divis paren-
tum estod.
Im Besonderen nun ergiebt sich die Bedeutung dieses Rechtssatzes:
seine practische Tragweite und Tendenz, wie das Bedürfniss zu sei-
ner Erlassung aus der altrömischen Lebensordnung selbst, welche den
verheirateten Söhnen das väterliche Haus als Wohnstätte anwies
und so nun in verhältnissmässig sehr kleinem Räume eine Mehrzahl
verschiedener Familien vereinigte.95 Denn indem eine derartige Ver-
bindung verschiedener Familiengruppen zum einigen Hauswesen bei
eintretender Collision von Sonderinteressen oder bei obwaltender
94) Verrius Flaccus oder Festus besprachen das Wort nichl d esshalb, uro die
zu ihrer Zeit maassgebende , als vielmehr um die zu ihrer Zeit antiquirte Bedeu-
tung zu conslatircn. Dies übersieht vollständig Döderlein, Synonymik III, 50, wenn
er dein »ob« die Bedeutung von ad versus negirt und nur von propter zugestehen will.
95) Becker-Marquardt, a. 0. V, 1 A. 286. Dem entspricht die alttecbniscbe
Bezeichnung des Hauswesens als domus familiaque : Voigt, Ius nat. III A. 1 944
vgl. A. 55.
**} Lrgks ftBGUK. 599
. Antipathie zwischen einzelnen Familiengliedern den inneren Frieden
and die Ruhe und Ordnung des Hauses auf das Ernstlichste bedrohte ;
^ indem sodann die Leitung des inneren Hauswesens im Allgemeinen,
tt wie die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung insbesondere in
^ der niederen Instanz, wie gegenüber den minder flagranten Störungs-
f AÜlen in die Hand der materfamilias gelegt war, so war es nun ein
^ dringendes Bedürfniss, durch harte Strafandrohung der Schwieger-
;r lochter die Subordination unter die Schwiegermutter einzuschärfen
^ttod so die Machtstellung der Letzteren zu stützen und zu legalisiren.
Lj Und indem nun die Unbotmässigkeit bedroht wurde mit einer Con-
jj^.aecration der Schuldigen an die Penaten und Laren des Hauses,
«reiche zu verstehen sind unter den Di vi parentum,96 so ergiebt sich
ffcieraus, dass jenes Verhalten selbst aufgefasst ward in dem Lichte
.maer Verletzung der Götter, welche das Gedeihen und den Frieden
des Hauses schützten, und so nun eines religiösen Frevels, der durch
teligtöse Ahndung gesühnt ward, eine Anschauung, die auch in der
in § 43 zu besprechenden lex Tulli hervortritt. Und indem endlich
vnter dem plorare die Anklage vor dem iudicium doroesticum zu
£ ^verstehen ist,97 so hat denn sonach jenes Gesetz die Tragweite und
j£v Bedeutung, dass es dem paterfamilias gestattete, wider die Friedens-
J-MOrerin dann, wenn deren Ruchlosigkeit vor das iudicium domesticum
__ gesogen und dieselbe für schuldig erklärt wird, die Consecration an
..die Penaten und Laren des Hauses auszusprechen (vgl. A. 115 1.).
*,. Was endlich die Geltungsdauer jenes Rechtssatzes betrifft, so
, bekunden die Quellen weder von einem Eingreifen der spateren
Legislation in jene Sphäre, noch von einer Anwendung jener Rechts-
ordnung in späteren Zeiten. Vielmehr ist anzunehmen, dass bei den
eintretenden manichfachen und tiefgreifenden Wandelungen des Fa-
ftfelilienlebcns der obige Rechtssatz frühzeitig bereits ausser Hebung kam.
96) Vgl. Becker-Marquardt a. 0. IV, 208 und die das. Citirten.
97) Fest. 230b, 10: «plorare — apud aotiquos plane inclaraare.
600 Moritz Voigt, [M
§ 8.
Das Gesetz des Nima wider dea Verkaaf des nittelst raafarrett»
verehelichten Haassohaes«
Die in § 3 besprochene Darstellung der familienrechtlichen G
Ordnungen schliefst Dion. II, 27 mit der Notiz:
— ex xcov No[xä rio|X7ctXtoü — v6|iu>v, sv oU xat outoc fSfpaxtar
edv icai7]p u{<j> ou^x^p^0^ Tfuvafxa (rjafsodai xoivaiv&v eoofisvijv icfii
xe xai 5£pYj|idx(uv xaxd xoos vojjlouc, {jly]xsti xijv ££ooa(av efvat tä sftpl
ircuXeiv rtv uiov.
Indem nun die Worte fiwafxa xotvcovbv eoofiivijv iep»v tt »1
XpY)|xdT(üv xaxd xoo; vojjloos nach Dion. II, 25 (s. § 3 unter 1) im
Umschreibung der confarreirten Ehe enthalten, so betrifft jene In
Numae nur denjenigen Haussohn, dessen Ehe durch confarreatio ge-
schlossen worden ist, nicht dagegen den verheirateten Haossoh
schlechthin. Wenn daher Plut. Num. 17 hinsichtlich der BefugNtf
zum Verkaufe des Sohnes bemerkt, dass Numa davon ausgenomaM
habe xoi>£ Y€TaIJLY3Xf^TGl<i (8C- rcaföac), ei xoG 7caxp&c eicatvouvxoc xai wt
Xcüovtoc; i fd(xo; -fgvoiio, so ist aus dem Umstände, dass hier voi
dem verheirateten Sohne schlechthin die Rede ist, um so weniger
ein Widerspruch des Plut. mit Dion. zu entnehmen, als die Beiläufig»
keif, wie Kürze dieser Bemerkung die Nichterwähnung der confarrea-
tio als eine einfache Uebergehung eines für Plut. mehr nebensäch-
lichen Momentes characterisirt.
Unter dem icwXcfo aber ist der Verkauf ebenso mit transitoriscta,
wie mit definitiven Veräusserungs-Effecte zu verstehen d. h. ebenso
die Emancipation, wie die datio in mancipium und venditio iraas
Tiberini (A. 53 — 55), nicht dagegen die noxae datio.
Endlich über das die Verletzung solchen Verbotes bedrohende
Kepressivmitlel geben allerdings die Quellen keine Auskunft; alle«
immerhin bietet dafür das Gesetz über die widerrechtliche Khescbei-
düng einen genügenden Anhalt, insofern beiderlei Thatbestände *
Bezug auf einen gewissen Effect eine durchaus wesentliche Aehnlick-
keit an sich tragen. Wenn nämlich nach der ältesten Kamilienofd-
nung die nicht in gewaltfreier Ehe lebende und an einen flliusfamü^
verheirathete Frau nicht in der manus ihres Gatten, als vielmehr tf
LgGES REGIAE. 601
p patria potestas ihres Schwiegervaters steht,98 demzufolge aber
i capitis deminutio, welche deren Gatte erleidet, die privafrechtliche
Alling der Gattin seihst gar nicht berührt, da vielmehr dieselbe
ch wie vor in der potestas ihres Schwiegervaters verbleibt und
liglich insoweit juristisch betroffen wird, als sie in Folge des Aus-
Ites ihres Mannes aus der Familie nun selbst sua ihres Schwieger-
lers wird," so ist doch wiederum der Effect, welchen in sacraler
sgiebung die capitis deminutio des liliusfamilias ausübt, ein durch-
« anderer : denn indem durch die confarreatio eine Gemeinschaft
sr Haus- und Familien-sacra zwischen Mann und Frau begründet
ird, so wird nun diese Gemeinschaft schon durch die capitis de-
inutio minima des Mannes wieder zerstört, weil damit derselbe aus
f. vaterlichen Familie und dem Vaterhause mit deren sacra aus-
weidet, vielmehr in ein anderes Hauswesen eintritt. Daher zerstört
f Verkauf des mittelst coufarrealio verheiratheten Sohnes durch
n Vater gleich der noxae datio die sacrale Gemeinschaft zwischen
qb Ersteren und dessen Frau und hat somit, ohne an sich selbst
ton nothwendig eine Auflösung der Ehe zu bewirken, doch in
Talrechtlicher Beziehung den gleichen Effect, wie die Ehescheidung.
d dieser durchaus ahnliche Effect beider Vorgange berechtigt in
r That zu der Folgerung, dass dort ebenso, wie hier die Verletzung
> gesetzlichen Verbotes mit sacraler Vermögensstrafe bedroht war
Gunsten derjenigen Gottheit, unter deren Obhuth die confarreatio
llzogen, wie die hierdurch begründete Familien-, wie Opfergemein-
aaflt gestellt war, somit aber dort, wie hier zu Gunsten der Tellus
.79), woneben denn auch das piaculum, das Sühnopfer für die
leidigte Gottheit nicht gefehlt haben kann.
Von einer Aufhebung jenes Rechtssatzes endlich wird nichts be-
btet: es kam derselbe ganz von selbst ausser Uebung, indem theils
r effective Verkauf der Kinder nicht mehr in Anwendung gelangte,
eils die confarreatio mehr und mehr selten ward, theils aber auch
ae immer grössere Laxitat in Handhabung des ius sacrum Platz griff.
H) Voigt, lex Maenia lk ff.
99) Voigt, a. 0. 76 A. 121.
602
Moritz Voigt,
§ 9.
Das Gesetz des N«na wider die teramu M#ti#.
Von einer lex Nuinae über die termini motio berichten Pal]
Diac. 368, 3:
Termine sacra faciebant, quod in eius tutela fines agrorum
putabant. Denique Numa Pompilius statuit eum, qui tenninum o-j
arasset, et ipsum et boves sacros esse ;
wie Dion. II, 74:
ei oe xi<; dcpavfoeiev t) (letadefir] to5<; fyooc, Up&v Ivopodenp]
efvat xoö deoG (sc. 0p(oo Ai&c) t&v toütüiv xt §tairpa£<i|£ew,
wobei Dion. insoweit den Paul, ergänzt, als er den JuppiterT«
als die Gottheit nennt, an welche die strafweise Consecratiot fei
schieht. Wenn dagegen Dion. den von Paul.* bekundeten Ausdnri
exarare tenninum umschreibt durch d<pav(Cetv ^ fxetaxfdevat too; Sp*j
(eiieere locove movere terminos) , so ist dies lediglich die zu iflff
Zeit von der Legislation, wie Rechtswissenschaft reeipirte loterjn*
tion des altlegalen Wortes exarare, somit ein als gleichwertig ri>
dem letzteren allgemein von der Jurisprudenz aufgenommener Aä-
druck. ,0°
Im Uebrigen lässt der Umstand, dass die römische Limitation-
lehre : die Agrimetation, ,01 wie der Ritus der Gründung der urte-
den Etruskern entlehnt war, darauf schliessen, dass auch das oti?
Gesetz etruskischer Rechtsordnung folgte. ,03 Und in der That m
100) Die lex colon. in den Agrimensoren (sogen, lex Mamilia, worüber 4
Voigt in Ber. d. Ges. Piniol, bist. Cl. 1873. S. 65) c. 5 und die lex colon.*
Genel. v. 710 c. 125 sagen eiieere locove movere, Paul. seot. rec. I, 16 WH-
XIII, 2) deiieere vel amovere, dagegen Paul. cit. V, 22, 2 effodire vel eur**-
101) Und dies zwar im Gegensatze, zur Gast rametation, wo die oskiscb-^
lische Limitation angewendet ward : Voigt in Ber. d. Ges. Philol. bist, ü '*"
S. 64 IT.
102) Müller, Elrusker III, 6, 7. Becker, a. O. I, 94. Schwegler, r. G«**-
I, 446 ff.
103) Ich will damit keineswegs besagen, dass die Römer ihre Limitatiofi *"
rect, als vielmehr dass sie indirect d. h. durch die Latiner von den Bin»011
entlehnten; denn der Ritus der Städtegründung ist gewiss, wie die AgrimettW1
zugleich latinisch: Voigt, a. O. A. 59*.
LfiGES RKG1AE. 603
re als übereinstimmend mit jener lex Numae bekundet durch
Bruchstücken aus einem Werke des Haruspex Vegoia an den
» Veltymnus, welche in lateinischer Uebersetzung in den Agri-
3ren I, 350 f. überliefert sind104 in den Worten:
sed qui contigerit moveritque (sc. terminos), possessionem pro-
vendo, alterius minuendo, ob hoc scelus damnabitur a diis.
ich ward aber auch durch solche Rechtsordnung der Grenzstein
r zur sancta res 1(ß qualiticirt, ein Effect, welchen besonders her-
;bt Dion. 1. c. in den Worten: iepoix; dirsöstfcev *0p(oo At&<; xoöc
»•
Bezüglich der Gültigkeitsdauer nun des obigen Gesetzes wird
fach die Ansicht ausgesprochen, dasselbe sei durch die XII Tai.
hoben worden. Denn so stellt Giraud, recherches sur le droit
ropriete chez les Romains I, 120 die Sätze auf, dass in Folge
U\ Tafelgesetzes, welches die Berufung auf die vollendete LIsu-
n in der actio finium regundorum oder rei vindicatio bezüglich
on finium ausschloss, m die termini motio fast unmöglich geworden
so das Strafgesetz wider dieselbe ausser Uebung gekommen, viel-
1 erst nach dem Zeitpunkte, wo man später jenes Usucapions-
z nicht mehr beobachtete, von der sogen, lex Mamilia in den
nensoren der Thatbestand der termini motio wiederum von Neuem
Erbrechen aufgestellt worden sei. Allein alle diese Sätze er-
sn sich in der That als irrig; denn theils hat mit der termini
> jenes Usucapionsgesetz der XII Tafeln überhaupt nichts zu
Ten, theils ist wiederum dieses XII Tafelgesetz selbst später gar
ausser Anwendung gekommen,107 so dass seine Satzungen zu
Zeiten neben denen über die termini motio gegolten und ge-
haben, theils endlich ist jene sogen, lex Mamilia eine lex de
04) Das Werk selbst fallt spätestens in die Mitte des 6. Jahrh. d. St.: Müller,
IV, 7, 8. Die beste Bearbeitung jener Ueberlieferung ist von W. M. von
, de fragm. Vegoiae Heidelb. 1845. Die Wortfassung der obigen Passage
. sich daraus, dass dieselbe eine durchaus wörtliche und so nun geradezu
ische Uebersetzung des etruskischen Textes bietet.
05) Vgl. Schilling, Institutionen § 54.
06) Vgl. über dieses Gesetz Voigt in Ber. d. Ges. Philo!, hist. CI. 1873.
f.
07) Dies bekunden noch Theod. Are. et Hon. im C. Th. II, 26, 5.
fcadl 4. K ß Genetisch, d. Wi««eiiflch. XVII. 44
604 Moritz Voigt,
colonia deducenda,108 somit eine personalis constitutio, gültig
innerhalb des Rechtssprengeis der betreffenden ' Colouie und
berufen, noch befähigt, eine generelle Rechtsordnung zu setze
Uml sodann wieder Zumpt, Criminalrecht der röm. Repub
S. 128. 393 bemerkt, es hatten überhaupt die von den Quell
der Strafe des sacer esto verknüpften Folgewirkungen der v<
sehen Zeit angehört, wogegen bereits zur Zeit der XII Taf.
Erklärung, es sei Jemand sacer, nur eine sittliche Missbilligi
legen habe, ausgesprochen wider denjenigen, welcher eine um
Handlung begangen hatte; und so nun hätten die XII Taf. au
sacer esto jener lex Numae keinen (tatsächlichen Einfluss a»
geschrieben, vielmehr die termini motio legislativ neu geregell
gegebenen Bestimmungen über die Grenzstreitigkeiten. Allei
nur, dass jene Herabsetzung des sacer esto der römischen
zu einer einfachen sittlichen Missbilligung nicht bloss aller <
massigen Begründung entbehrt, sondern auch im geraden Wider
mit den Quellen steht, insofern es ja doch nicht dem leisesten
unterliegen kann, dass z. B. die Sanction der lex Valeria Hora
305 : eius caput lovi sacrum esse, familiam ad aedem Cereris,
Liberaeque venum ire eine durchaus andere Tragweite halte, i
fach eine sittliche Missbilligung zu äussern, so ist auch die
These irrig, das XII Tafelgesetz über die actio finium regunck
habe die lex Numae aufgehoben und die termini motio in eil
fache Grenzstreitigkeit umgewandelt; denn auch dieses XII Tafel
hat nichts mit der termini motio zu schaffen, wohl aber ward
nach den XU Tafeln und bis herab auf Justinian dieses Verbi
von der Legislation begrifflich festgehalten, wie auch in gai
derer Weise reprimirt, als durch die actio finium regiindoruin.
Vielmehr deutet Nichts in den Quellen darauf hin, dass
die XII Tafeln oder durch irgend welches andere Gesetz au
Periode der Republik eine Aufhebung jener lex Numae erfolg
so dass demnach Seitens der Legislation und innerhalb des hi
nerale solche Aufhebung erst durch das Rescript Hadrians ai
Terentius Gentianus vom 16. Aug. 119 erfolgte, welches die le
108) Voigt, a. 0. 62 f.
109) Vgl. über dieses Gesetz Voigt, a. O. 66 ff.
M] Leges regiae. 605
tootio Seitens der honestiores mit Relegation, Seitens der humiliores
tber sammt der Gehülfen des Verbrechens mit Geiselung und zwei-
jährigem opus publicum bedrohte. no Wohl aber leiten die Quellen
«fl der Annahme hin, dass es durch die jurisdictionelle Gerichtspraxis
tfer Republik beschah, dass man dem sacer esto der lex Numae eine
HuJt substituirte, eine Thatsache, welche durch drei verschiedene
iomente begründet wird.
Denn zunächst indem die Abgrenzung der Competenz zwischen
«n Centuriat- und den Tribut-Comitien nicht auf die Individualität
BS zu richtenden Verbrechens, als vielmehr auf die Verschiedenheit
5r Strafe gestützt ward , mit welcher das Verbrechen im einzelnen
ille geahndet werden sollte : als Capitalstrafe einerseits und als Ver-
ögenss träfe andrerseits, Ml so bildete sich nun auf Grund dessen im
Ugemeinen die Praxis, dass die Tribunen nach eigenem Ermessen
as nämliche Capital-Verbrechen bald in dem einen Falle als capital
ebandelten und vor die Centuriatcomitien zogen, bald in dem an-
eren Falle als nicht capital behandelten und vor die Tributcomitien
rächten somit aber einen Vorbescheid sich beimassen nicht allein
bei* die Frage, ob die Anklage überhaupt zu erheben sei, sondern
nch darüber, ob in concreto das Capitalverbrechen als capital zu
enancl^in sej 0(jer nicht. Und zwar tritt diese Praxis im Beson-
ereo ^u jage z ß bei den Accusationen auf Grund der lex Icilia
* oat^ interfando tribunum pleb. v. 262. Denn indem diese lex
18 1!*%erfari tribunum pleb. : ,12 die Unterbrechung des zu den Tribus-
'* O) Callistr. 3 de Cogn. (D. XLVH, 21, 2) : quin pessimum factum sit eo-
3' ^Ui terminos llnium causa positos propulerunt, dubilari non polest. De poena
en **nodus ex condicione personae et menle facientis magis statu i potest : nam
Ple**cJidiores (i. e. honestiores) personae sunt, quae convincuntur , non dubie
'P^^fcdorum alienorum tinium causa id admiserunt , et possunt in tempus, ut
lSfI**^ patiatur aetas, relegari, id est si iuvenior in longius, si senior, recisius;
erc* alii negotium gesserunl et ministerio functi sunt, castigari et ad opus biennio
' **ud dann in freierer und verkürzter Relation Ulp. 9 de Off. Proc. (Collat.
[j ^) , wozu vgl. Paul. sent. rec. V, 22, 2. Modest. 8 Reg. (I). XLVH, 21, I),
• ^I«x. im C. Just. IX, 2, I.
4 * I) Lange, röm. Alterth. II § 127.
* 2) Cic. p. Sest. 37, 79: fretus sanctitale tribunatus, cum se — contra
r"a s*tque interfationem legibus sacratis (i. e. lege Icilia) esse armatum putaret;
m. fep. ir 23^ %: quem (sc. tribunum pl.) interfari nefas esset; Dion. VII, M\
on Vir, J5. vgl. Lange, a. 0. II § 1^7.
606 Mobitz Voigt,
Versammlungen redenden Tribunen mit der Strafe des sacer es1
der Consecration des Vermögens bedrohte,113 so dass die bezüi
Anklagen bis zu den XII Tafeln bei den Tributcomitten, na(
XII Tafeln aber bei den Centn riatcomitien ressortirten, dene
die Beantwortung der Schuldfrage zukam,114 wahrend die V
barung der Consecration selbst dem accusirenden tribumis p
und wiederum die Vollziehung der Consecration dem pontifex
mus oblag,116 so beschieht es gleichwohl bei den verschieden
diese lex sich stützenden Anklagen nur in vereinzelten, durcl
Erbitterung des Volkes oder • durch Partheileidenschaft bes
characlerisirten Fällen, dass die Tribunen bei ihrer Anklage ai
gesetzliche Capitalstrafe der Execration tendiren: im J. 542 d
bunen Sp. und L. Carvilius bei ihrer Anklage wider den Publ
t 13) Nach Dion. VII, 4 7 ward jenes interfari mit einer zu irrogirendi
bedroht, überdem aber dem Verbrecher aufgegeben, sofort vacles für die ih
mierlegende MuH zu bestellen bei Vermeidung der Todesstrafe und Vera
conHscalion. Dies beruht jedoch sicher auf einer incorrecten Wiedergabe d<
quelle : denn undenkbar ist, dass das rom. Recht das Verbrechen selbst mit
strafe, die NichtStellung von Prozessbürgen für diese eventuelle Geldstrafe
mit Todesstrafe belegt habe. Vielmehr tritt, wie oben darzulegen, die i
irrogatio erst in späterer Zeit zu diesem Verbrechen hinzu: als Stellvertrete
von der lex Icilia selbst decretirten Strafe, während dieses Gesetz selbst tbeÜ
Strafe des sacer csto sammt Vermögeusconsecration vorschrieb , tbeils dem S
sofortige Stellung von vades für sein Erscheinen im Anklagetermine aufgab bei
meidung der Abführung in das Geföngniss. Denn die Strafe des sacer «to
zeugt Zonar. in A. IIS nach Dio Cass., während die VermÖgensconsecratioo «M
hin zu entnehmen ist aus Dion. cit. , wie auch daraus, dass dieselbe auch ad
in der lex Valeria Publicolae v. 2 45, sacrala v. 260 und Valeria v. 305, **
doch mit der lex Icilia eine zusammenhängende Legislation bilden ; vgl. A. 1
Dagegen die Pflicht zur Stellung von vades, die indess auch erst zu eineM
leren Zeitpunkte gefordert werden können, und zwar bei Vermeidung d* ■
wird bekundet von Dion. X, 42 in A. 1 20 und durch Liv. XXV, 4 in A. H^
wozu vgl. Val. Max. IX, 5, 2.
114) Becker-Marquardt, a. 0. IV, 229 A. 1371.
115) Liv. XLIII, t6, 10. Cic. p. dorn. 47, 123 — 48, 125. 52,13!.*
Zuinpt, Crim. Rt. I, 2 S. 20. Dagegen bei accusatio Seitens des quaestof*F*
der rex sacrorum die Consecration aus: Fest. 309b, 7. Becker-Marquirdt, *• '
IV, 268. A. 1627. Unhaltbar ist die Annahme von Geib, rom. Crim. Pr. 3§ *•*
die Comitien selbst hüllen die Consecration als Strafe ausgesprochen.
1 16) Cic. p. dorn. 45, 1 19 — 47, t23. 52, 133. 54. 55, «40. •**■
Marquardt, a. O. IV, 223 iL
Leges regiae. 607
Poslumius Py'rgensis wegen Störung der denselben richtenden
utcouiilien,117 wie gegen die sonstigen Rädelsführer des Tumultes,118
sodann im J. 585 der Tribun P. Hutilius bei seiner Anklage
»n Störung von Tribulcomitien wider den Censor C. Claudius
»er, durch welche der erbitterte Tribun eine Maassregel dieses
>rs zu rectificiren beabsichtigte. ,,<J Vielmehr war es bereits zu
no Zeitpunkte die normale Praxis, die Accusation lediglich auf
Mult zu richten und sonach vor die Tributcomitien zu bringen,
solches von Liv. XXV, 4, 8 (A. 117) auch besonders bezeugt
Und dieser Praxis entsprechen denn auch die übrigen auf die
cilia gestützten früheren Criminalprozesse, nämlich die accusatio
J. 299 wider einzelne Glieder der gens Postumia, Sempronia
Cloelia, wo eine der Ceres zu consecrirende Mult irrogirl wird,120
die Anklage vom J. 361 wider die beiden Extribunen A. Vir-
s und Q. Pomponius, wo diese Mult je 10000 Asse betrügt.121
Zweitens sodann, dass solche Praxis, die Accusation anstatt auf
talstrafe vielmehr auf eine Mult zu richten, in der That auch
H7) Liv. XXV, 4, 4 ff., insbesondere § 8 : confestim Carvilii tribuni pl. omissa
e cerlatione rei capilalis diem Postumio dixeront ac , ni vades daret , prendi
lore alque in carcerem duci iusseruut.
HS) Liv. XXV, 4, 10. H.
119) Liv. XLIII, 16, II ff. , wo der Klaggrund dahin präcisirt wird: quod
mem ab se (sc. Rulilio) avorasset (sc. Claudius). Liv. selbst bezeichnet das
echen als perduellio ; allein eine solche ist dasselbe nach dem Sprachgebrauche
tlteren Zeiten nicht, vielmehr ist es proditio nach Maassgabe der lex Icilia.
Liv. schreibt Val. Max. VI, 5, 3 aus, während Aur. Viel, de vir. ill. 57, 3
Confuses über den Prozess berichtet.
120) Dion. X, 42, der allerdings die Anklage auf die leges sacratae statt auf
3X Icilia stützt, eine Unrichtigkeit, welche bereits Seh wegler, rom. Gesch. II,
A. 7 darlegt. Die Angeklagten stellen nach erhobener Anklage vades, dese-
aber den Termin. In der Richtung der Anklage auf blosse Mull erkennt
ts Dion. ein Nachlassen von der Strenge des Rechtes.
121) Liv. V, 29, 6: dies dicla erat Iribunis pl. bienni superioris A. Ver-
et 0« Pomponio; neque enim eos aut vitae ullo crimine alio aut gesti
stratus quisquam arguebat, praelerquam quod gratificantes patribus rogationi
niciae (sc. de Veios migrando) intercessissent etc. Die Anklage stützte sich
, auf die lex Icilia. Im Uebrigen ist der Fall durchaus singulär. Vom sechsten
lunderte an kommen dann wieder Prozesse vor, welche weder auf Mult, noch
•Ixecialion, sondern auf consecratio bonorum sich richten, eine jüngere, durch
sehe Gesichtspunkte beeinflusste Praxis.
608 Moritz Voigt, [54
bezüglich der termini motio bereits im Zeitalter der Republik Pbk
gegriffen, darauf weist zunächst hin die lex agraria Nerva's hi
Callistr. 5 de Cogn. (D. XLVII, 21, 3 § 1), indem dieselbe be%
lieh der termini motio vorschreibt:
si servus servave insciente domino dolo malo feceril, ei capM
esse,122 nisi dominus dominave multam sufferre maluerit,
und hierin nun in der That die Anschauung bekundet, dass die nor-
male Strafe des Verbrechens zwar die Capitalstrafe sei , diese aber
doch durch Erlegung einer Mult von dem Verbrechet abgewendet
werden dürfe. m
Drittens endlich ergeben gleichen Fingerzeig auch die leges co-
lonicae der Republik: die sogen, lex Mamilia in den Agrimensorea
(A. 100) c. 5, die lex coloniae luliae Genetivae v. 710 c. 125 rad
die lex lulia agraria bei Callistr. 3 de Cogö. (D. XLVII, 21, 3 pt),
insofern in diesen, somit innerhalb der Sphäre des communaleo Loal-
statutes, die Capitalstrafe der termini motio auch in thesi völlig ab-
gegeben und derselben eine Geldstrafe von 5000 Sesterzien mit actio
popularis substituirt ist.
Im Uebrigen aber ist solcher Wechsel der die termini motio be-
drohenden Strafart beeinflusst ebenso durch die Wandelung der Volte-
anschauungen, wie aber auch durch die Umgestaltung vom Thtlte-
stände selbst des Verbrechens. Denn während die spätere Zeil die
122) Unsere Digesten-Ausgaben bieten unbeanstandet den Text: cavetar, *
— — ei capital esse! Unter dem capital esse kann meines Eracbtens nur i*
Todesstrafe verstanden werden, vgl. Serv. in Verg. Georg. III, 387: pro «toni*
capital dari. Wenn Platner, quaestt. de iure crim. rom. 431 und nach ihm Be«,
Crim. Rt. 823 darunter die damnatio in mctallum verstehen, so harmonirt fe
Annahme allerdings mit Paul. sent. rec. V, 22, 2: qui terminos efföditint vel o-
arant arboresve terminales evertunt, si quidem id servi sua sponte fecerint, *
metallum damnantur; allein da es äusserst bedenklich ist, dem Ausdrucke captot
bezüglich des Sclaven verwendet, die Beziehung auf die Versetzung des servus*
die servitus poenae und zwar in der Zeit der besten juristischen Terminologie W"
zumessen, so liegt die Annahme näher, dass darunter die Todesstrafe zu versteh*
sei , Paul, aber ein jüngeres Recht bekundet , um so mehr als Gleiches der fti
ist gegenüber dem obeitirten Rescripte Hadrians; vgl. Trotz, de term. mok *
Oelrichs, thes. nov. dissertalt. II, t. p. 253 f.
4 23) Es steht dies in vollkommenem Parallelismus mit dem pactum, ab *r
Vereinbarung einer Abfindungssumme bei Privatdelicten , auf welches bereits d*
XII Tafeln mehrfach hinweisen.
LEGES REG1AE. 609
nini molio auch bezüglich derjenigen Gränzmarken statuirte, welche
s vom Privaten gesetzt waren, so bezog sich (He lex Numae ledig-
auf denjenigen Grenzstein, welcher auf dem limitirten Lande und
Grund der beschehenen Centuriation vom Mensor und somit kraft,
ltlicher Autorität gesetzt war.124 Und dieser lerminus nun stand
t dem besonderen Schutze des luppiter Terminus, gleich der ge-
raten Limitation eine religiöse Weihe an sich tragend. I25
§ 10.
Das Gesetz des N»a wider das pariridiaM.
Das betreffende Gesetz wird überliefert von Paul. Diac. 221, 15:
parricida non utique is, qui parentem occidisset, dicebatur, sed
jalemcunque hominem indemnatum. Ita fuisse indicat lex Numae
jmpilii regis bis compositis verbis :
Si qui hominem liberum dolo [malo] m sciens morti duit, pari-
das esto.
dazu kommen noch die Angaben bei Plut. Rom. 22 :
tStov oe to (j.Y]0£(i.fav ofxTjv xaxa 7caxpoxxoviov op(oavxa, Tcaaav dv-
po^oviav 7raxpoxxovtav irpoosi^eiv,
lach somit bereits Romulus das homicidium als paricidium be-
hnet hat, sowie bei Dion. III, 22:
touc v6|ioü<; Tcape^ojisvot xoo<; oux e&vxac axptxov airoxTetvetv ooSsva,
lurch wiederum für des Servius Tullius Zeit die Existenz jener
Numae bekundet wird.
Jene lex Numae127 ist nun insofern äusserst merkwürdig, als die-
le mit dem delictischen Thatbestande des hominem liberum dolo
o scientem morti dare nicht eine Strafsanction, als vielmehr ledig-
424] Versteint waren der limes, wie das confinium: Voigt in Ber. d. Ges.
)l. bist. Gl. 4 872 S. 44 A. 4 9. S. 45 A. 26.
425) Daher nun auch lex et consecralio vetus im lib. I Colon. 234, 24, con-
itio vetus das. 229, 6. lib. 2 Colon. 256, 23.
4 26) Ueber die Unenlbehrlichkeit dieses Prädicates s. Voigl, Bedeutungswechsel
bliandl. d. Ges. XVI, 49.
4 27) Die Litteratur s. bei Rein, Crim. Pr. 404 A. *, Danz, Gesch. d. roni.
its IP. § 4 88 unter b. § 4 95 unter 2 b und dazu noch £. a Bruner, de parri-
crim. et quaestor. parric. in Acta societatis scientiarum Fennicae V, 54 9 ff.
610 Moritz Voigt, {HJ
lieh die Erklärung des Thäters für einen parieida verbindet, sdt
aber den Worten nach gar nicht Strafsatzung, als vielmehr eiiem
apodiclischer Urtheilsform gehaltene Definition des Wortes prahlt
bietet, in gleicher Weise somit, wie solches auch beschieht vooQt
de Leg. II, 9, 22: sacrum — qui clepsit rapsitve, parrieida öfc»
und in negativer Richtung in der lex sacrata v. 260 bei Fest. 31^
31: si quis eum, qui eo plebeiscito sacer sit, oeeiderit, parrieida*
sit. Solche Fassung aber der obigen lex weist mit völliger BestiiMl-
heit darauf hin, dass dieselbe etwas Neues nicht setzte hinsichtt
der Strafe des parieidium: denn es wird diese Strafe gar nicht tu»
gesprochen, vielmehr als genugsam bekannt und als völlig zweifelt
vorausgesetzt ; als vielmehr hinsichtlich des delictischen Thatbestate
allein: denn dieser wird definirt und detaillirt. Und zwar mussli
Neue in der so gegebenen Bestimmung belegen sein in den Wort»
liberum hominem, da die weitere Disposition: si qui dolo rnalo sei*
morti duit nur altüberlieferte thatbestündliche Merkmale des pariei-
dium enthalten haben kann. Im Besonderen aber hat jene lex eil
Erweiterung oder Verallgemeinerung vom Thatbestande des putt»
dium decretirt, wie daraus sich ergiebt, dass einerseits jener Ab-
druck über homo in dem absoluten Sinne aufzufassen ist, in welch*
das Wort über auftritt in dem XII Tafelgesetze bei Paul. 56 ad Ei
(Collat. II, 5, 5): manu, fusti si os fregit libero, CCC — poeoa[ij
sunto, sowie in dem alttechnischen, nach Ulp. fr. II, 4 auch in dd
XU Taf. wiederkehrenden Ausdrucke statu über , und somit entspi*
chend der Bedeutung von libertas in dem XII Tafelgesetze bei Ia
III, 44, 12 über das vindicias dare seeundum libertatem, deaatA
also in dem Sinne, dass unter über homo der Freie im Gegensite
zu dem Sclaven verstanden wird,128 während andrerseits wiedefü
das Worlr parieida nach Maassgabe seiner Etymologie von Vorn bere*
einen anderen und zwar engeren Begriff vertritt, als desjenigen, dar
einen über homo tödtet. Denn was insbesondere die Etymologie w>
128) Nicht dagegen in dem relativen Sinne, in welchem über auftritt in *•
XII Tafelgesetze bei Gai. I, t32: si p(aler) f(amilias) l(er) filium venum d[uMJ
patre tili us über esto, wo Studemund p a, nicht p f liest. Anders Osenbräg*
das altröm. Parieidium in Kieler philol. Studien 4 841. S. 229 f.
Lbges regiae. 614
iura 12g betrifft, so ist hierfür durchaus maassgebend die hislo-
Thatsache, dass dieses Wort von Alters her einzig und allein
griff des Bürgerniordcs repräsentirt, 13° dagegen in der Bedeu-
3n Elternmord erst seit der lex Cornelia de sicariis v. 674 und
Twandtenmord seit der lex Pompeia de parricidiis von 699
92 auftritt ;,3i denn diese Thatsache ergiebt für paricidium ohne
)) Den von M. Coelius Rufus (geb. 67 2) gebrauchten Ausdruck paricidatus
uint. I. 0. I, 6, 42 als dessen eigene Erfindung.
)) So vor Allem die lex sacrata v. 260 bei Fest. 3 1 8b, 34: si quis euni,
plebeiscito sacer sit, occiderit, parricida ne sit , so wie in der allen offi-
tezeichnung quaestores paricidii. Dann unbenannter Tragiker bei Cic. de
II, 26, 67., indem hier der Kindesmord Seitens der Mutler als familiäre
im bezeichnet wird; Sen. de Clem. I., 23: multo minus audebant liberi
timum (i. e. parentis caedem) admittere, quamdiu sine lege crimen fuit;
Itaque parieidae a lege coeperuut et illis faciuus poena monstravit d. h.
en Elternmord existirte Jahrhunderte hindurch keine lex , indem die e\i-
i leges über das paricidium den gemeinen Mord betrafen; Plut. Rom. 22
nach icatpoxTovta d. h. paricidium die Bezeichnung jeder av&pocpovt'a war;
lie Quellen in A. 4 39; endlich Paul. Diac. 221, 15: parricida non utique
parentem occidissel, dicebalur, sed qualemcunque hominem indemnatum;
comment. p. 306, 4 9 Keil: maiores noslri voluerunt aliud (sc. atque pa-
iterfectorera) esse parrieidam ; apud maiores enim nostros homieidas raro
parrieidas autem semper. Idcirco etiam parrieidas patriae vocamus (so
il*. Scaur. contra Qu. Caep. II bei Charis. I. Gr. I, 4 7 p. 4 47, 4 4 Keil.
Off. III, 24, 83. Phil. II, 7, 4 7. XI, 4 2, 29. p. Süll. 2, 6. de Off.
83. vgl. in Cat. I, 4 2, 29. Sali. Cat. 54, 25. Liv. XXVIII, 29, 4),
s interimunt; Isid. Orig. X, 225: — parrieidium et homieidium — in-
ossit, cum sint homines hominibus pares; Gloss. Amplon. p. 366 Oehler:
i dicitur apud autiquos, qui omni oeeidebant pares natura; Papias vocab.:
i, qui patrem oeeidil vel homieida ; vgl. auch A. 4 32. Endlich in dem
Sinne merkwürdiger Weise auch noch bei Brut, ad Cic. V, 6, 2 (74 4).
die specielle Bezeichnung für Ellernmörder ist in älterer Zeit parentieida,
•t, welches, in der Kaiserzeit durch parricida verdrängt (A. 4 34] und so
loren gegangen, noch erhallen ist von Prise. I. Gr. I, 6, 33 (s. A. 4 32),
X, 225. Papias vocab. (s. A. 432), Notae Tiron. p. 79, wie Serv. Gloss.
aeus, Cyrilli etc. glossar. v. parentieidium , dessen weit ältere Provenienz
entnehmen ist aus dem Wortspiele bei Plaut. Ep. III, 2, 43: ego ttium
faciam parentieidam.
4) Nach Maassgabe der lex Cornelia v. 674 als Elternmord bei Cic. de Inv.
S8 : in quodam iudicio, cum venetici cuiusdam nomen esset delalum et —
i causa subscripta esset, — cum de nece parentis nihil demonstratum sit
eile, welche ebenso wie c. 20, 60 ergiebt, dass Cic. damals bereits jene
nelia kannte, somit aber de Inv. nach 673 abgefasst ist); p. Rose. Am.
612
Moritz Voigt,
Weiteres die Ableitung von par und caedere,132 sowie die ui
liehe begriffliche Bedeutung von paris caedes als der Tödtung
(674) 40, 28. 22, 64. 62. 25, 70. 26, 7«. Dagegen bei Cic. p. CJueol. fl
4 4, 34: fratenium parrieidiura liegl eine ora torische Redewendung vor,
wieder auf den Begriff der lex Cornelia zurückgreift das Decret bei Sud. M.
placuil idus Marlias (sc. quibus C. lul. Caesar occisus est) * parrieidium*
— Nach Maassgabe der lex Pompeia v. 699 oder 702 als Verwandteomord bo
p. Mil. (702) 7, 17. Phil. (7 4 0) II, 4 3, 3 4 : plus quam sicarios, plus quam
eidas, plus etiam quam parrieidas esse, si quidem est atrocius patriae
quam suum oeeidere ; III, 7, 48: patris et patrui parrieidium; ad Farn. (711)
3, 4., bei Suet. Iul. 42 u. a. m Liv. III, 50, 5: parrieida liberum; VIÜ, H, !
parieidium lilii : XL, 24, 6: parrieidium fratris; Quint. I. O. VIII, 6, 35: *|
eida« matris quoque aul fratris interfector; IX, 2, 88: reus parrieidii, qwd
trem oeeidisset ; Pseudo-Quinl. Decl. 372: in patrem — parrieida est; a. u
sowie insbesondere die juristischen Quellen. Dann Pompei. Comment. p. SN,
Keil : qui (was richtig nur ist in dem Sinne von quae) filium suum oeeidit,
parrieida ; — qui matrem suam oeeidit, dicitur parrieida ; sororem, dicitar
Charis. I. Gr. IV, 2 p. 273, 4 und Diomed. ars gram. II p. 458, 5 Keil:
dicitur, qui fratrem vel sororem oeeidit, cum sit ille proprie parrieida, qm
oeeidit; Douat ars gram. III, 6: parrieidam dieimus, qui oeeiderit fratrem;
comm. in Donat. p. 430, 5 Keil: dieimus parrieidam non eum, qui patrem
sed qui quemque parentum neeaverit ; Isid. Or. V, 26, 46: parrieidii actio
lum in eum dabatur, qui parenlem id est patrem aut matrem interemteet, »*^
in eum, qui fratrem eeeiderat. — Die lex Pompeia dient zugleich zur Erkfinog*
Cic. de Leg. (702) II, 9, 22: sacrum — qui clepsit rapsitve, parrieida esto: §W*j
wie jene lex den Begriff parrieida über seinen durch die lex Cornelia gefl^1*]
Sinn hinaus extendirt, so erlaubt sich Cic. in seiner Nachahmung der alteoReÜH]
Diction gleiches, um so in breviloquenter Weise sein Postulat einer Anwendu»|J*|
Strafe des parrieidium auf das betreffende Delict zu bezeichnen, ohne das fr*
irgend welches rechtshistorische Moment zu entnehmen wäre; denn in keiiM**M
zahlreichen, historisch bekundeten Fälle des sacrilegium tritt die Strafe des atf*1"]
dium ein; vgl. auch Bruner, 1. c. 548 f.
4 32) Die Etymologie, wie Orthographie wechselte im Alterthum entspr****
dem aus A. 4 30 und 4 34 sich ergebenden Wechsel des Begriffes von park* ■
zur lex Cornelia war die Ableitung von par und die Schreibung parieida, $■*
dann die Ableitung von paler oder parens und die Schreibung parrieida die fc***
sehende. So Prise. I. Gr. I, 6, 33: »par, paris, parrieida«, quod vd i »r**
componitur vel, ul alii, a »patre«: ergo si est a »pari«, r euphoniae caos***'
lur, sin a »patre«, t in r convertitur; quibusdam tarnen a »parentet videtor ä»
compositum el pro » parenlicida « per syncopam et comm u tat ionem t in r ■*■
»parrieida«; V, 4 4, 56: »parrieida« — dieimus — a parente et a verbo c*d**>
Isid. Or. V, 26, 46: dictum parrieidium quasi parentis caedium; X, 225: p»11*
proprie dicitur interfector parentis ; Salemon. glosse : parrieida et parieida: **
differentia est: parrieidam dieimus, qui oeeidit parentem ; parieidam, qui s«^
Leges regiae. 61 3
a, welcher dem Thäter gegenüber ein »par« oder Gleichbe-
jter war, m somit also, vom Standpunkte des civis Romanus auf-
m ; Papias vocab. : parricida pro parenticida ; componitur a parente et caedo
vel ex patre vel ex pari addita r (ed. princ. : t) ; Lyd. de mag. I, 26 :
&ots Se fPa)|iatot ojicüvujx«>; too; Tc fov£u>v , toü; ts ttomtwv cpovea«; (xtto-
• — Sioupopav os 67rt rf^ £ira>vou.ias toluttjv 7rapej(ouot rtva* — ouorik-
yap tt^v TTpcorr^v oüXXaßr^v xat ßpa^sTav 7rotouvTe;, tou; yovea;, eVretvovres
; iwnjxoou^ OTjjiatvouoiv (somit paricidium : Elternmord, parricidium : Bürger-
wovon jedoch die Vorquelle nach Maassgabe von Salemo das gerade Gegen-
sagt hatte). Endlich auch noch Charts, exe. graec. p. 554, 22 Keil: parri-
itaTpoxToviot, und so in der Hauptsache auch Philox. gloss. Sp. 4 52 v. parri-
ad parricida, und Cyrill. gloss. Sp. 572 v. TraTpaXota;, 7raTpoxTov(a , 7ta-
os, sowie bezüglich der Orthographie noch Orthogr. Einsiedl. in Hagen,
. Helv. 297, 23: »parricida« per duas r (sc. scribitur). Und andrerseits
im das »par« auch bei Isid. Or. und gloss. Amplon. in A. 4 30, sowie statt
aequalis et sodalis in dem bei A. 4 34 citirten Plaut.
13) Dieses par tritt in durchaus signiticanter Stellung auf in dem pari iure
ler vivere, welches in völkerrechtlicher Beziehung die Souveränität des frem-
lates bezeichnet, so z. B. bei Fest. 31 4b, 16. Placid. 12, 4 3 Deucrl. :
lus nat. Beil. XI § 3, in privatrechtlicher Beziehung aber die Gleichheit des
ers vor dem Gesetze, so bei Cic. de Off. I, 34, 124: privatum — oportet
st pari cum civibus iure vivere; II, 12, 41: aequitate constituenda summos
fimis pari iure tenebat, wofür später dann aequum ius eintritt: Voigt, a. 0. I
; dann auch z. B. Cic. Phil. I, 14, 34: übertäte esse parem ceteris, prin-
Jignitate ; nicht minder in verschiedenen Sprüchwörtern : pares cum paribus
J coogregantur : Cic. de sen. 3, 7. Quint. I. 0. V, 41, 44, und par pari re-
ler respondere: Voigt, a. 0. HI, 775; und endlieh nun auch in der Rechts-
►hie: Voigt, a. 0. Beil. I § 6 ff. Ganz irrig ist daher, wenn Osenbrüggen,
4 9 der obigen Etymologie die beiden Thesen entgegenstellt : »der Salz, dass
•ger dem Rechte nach gleich sind , ist unrömisch «, und : » unrömisch ist
, pares die cives = gleichberechtigte Mitbürger zu bezeichnen (Herzog zu
t. 4 4). Dafür giebt es in der lateinischen Sprache kein Beispiel. Par,
t überhaupt in der juristischen Sprache der Römer ein indifferentes Wort,
gentlich technischen Sprachgebrauch a ; vielmehr tritt par in streng tech-
Verwendung in zahlreichen Stellen auf, während die Gleichheit der Bürger
l Gesetze eine acht römische Vorstellung ist. — Die modernen Etymologieen
i in zwei Gruppen : 1 . das par enthalte ein sanskritisches Element und
. para , griech. irapa : Osenbrüggen, a. 0. 250. oder b. para (alius) :
in in Ztschr. f. Alterthumswiss. 4 845 III, 320; allein da das Element ei-
cht der vorlateinischen Periode angehört, so kann solches auch nicht mit
r Fall sein : entweder ist das ganze Wort in beiden Elementen oder es ist
Jer letzteren direct sanskritisch ; und dann steht entgegen ad a, dass para
mischen in per, nicht in pari umlautet: Curtius, gr. Etym.3 252; sowie
iass der Begriff von alius caedes den Quellen widerspricht : nicht der alius,
614 Moritz Voigt,
gefasst, der Tödtung des Mitbürgers. Und diese Begriffsbeslii
bietet denn in der That auch Plaut. Merc. III, 4, 26 f.:
Char. hoc capital facis. Eut. Qui? Char. Quia aequalem et
dalem liberum: civem enicas. m
Aus jener Wesenheit aber des paricidium als Mitbürger-Mord
sich nun als Consequenz, dass in den ältesten Zeiten der Mord
an dem dienten, da dieser damals noch nicht zur Bürgerschaft
hörte, wie aber auch *an dem Gewaltuntergebenen, da dieser
als Gleichberechtigter des homo sui iuris nicht galt, dem
nicht unterfiel, vielmehr da^elbe lediglich die dolose Tödtoaj
civis sui iuris vom civis sui iuris verübt umfasste. m Indem
sondern ein weil enger deterniinirtes Individuum ist Object des pariridim
2. das pari vertrete ein patri, so z. B. Polt, etymol. Forschungen II, 47.
Pomp, de Orig. Iur. 56. Rein, Crim. Rt. 450. Bruner, 1. c. 52S;
steht entgegen theils die Analogie der Wortbildung von matricida, fratricidi,
nionium, theils die Thalsache, dass paricida in keiner Periode der Reco
den Vatermörder, sondern selbst in späterer Zeit nur den Eltern- rad
Verwandten-Mörder bezeichnet. Im Uebrigen vgl. darüber die fleissige Z
Stellung von Fr. Gorius, de parricidii notionc ap. antiq. Rom. Bonn llft,
dazu noch Osann, I. c. 53 ff., wie bei Bruner, 1. c. 520 A. 4.
134) Es ist so zu interpungiren, nicht aber aequalem et sodalem liberal
vem enicas, weil letzteres eine sachliche Unrichtigkeit schafft; deoo über
stünde im Gegensatze entweder zu dem captivus civis oder zu dem civil
iuris, woran beidemal bei Plaut, gar nicht zu denken ist. Andrerseits aber ü
unbedenklich, über in substantivischer Verwendung zu fassen, vgl. z. B. Roi»
4, 62: servae sint istae an liberae; I, \, 187: servosne es an über? Z
ohne ist übrigens die obige Sentenz des Plaut, der von einem Juristen gegd»*;
Definition des paricidium nachgebildet oder geradezu entlehnt , somit al» taj
5. Aelius Paetus Catus : denn zu dieser Zeit Hess sich das paricidium ganz coffl^
wieder auf den Thatbestand des parem morti dare zurückführen. — UiHctar
bungen des paricidium enthalten auch die lex Clodia in Ciceronem nach VA %
45, \ : qui civem Romanum indemnatum intcremisset, wie Liv. IV, t\, 4: c*i*
civis indemnali.
4 35) Vgl. Bruner, a. 0. 534 ff. Die Imparität des filiusfamilias beruht 4**.
dass er mit dein palerfamilias nicht pari iure ist (A. 133) : wahrend dies**
iuris, ist jener alieni iuris; und dies tritt in manichfachen Folgesätzen mV
privalrechtlich darin , dass er unterworfen ist nicht allein der peeunäm !*
nutzung des paterfamilias mittelst Veräusserung, wie mittelst dessen lonebib* **
ner Erwerbfähigkeit , sei es Erwerb durch Arbeitskraft, sei es sonstiger Br**V
sondern auch den personalen Dispositionen des paterfamilias : in Bezug auf H
Ehe, wie ZubehÖrigkeit zur Familie, staatsrechtlich aber darin, dass er
anstatt der Staatsgewalt der patria poteslas unterworfen ist, so z. B. ioBe»**^
LEGES REG1AE. 615
lex Numae auf die Tödtung des über homo den Thatbestand des
ieidium erweiterte, und indem dieselbe damit den Mord am Clien-
* wie am Gewaltuntergebenen, und folgeweise auch den Mord von
ten des Clienten, wie des Gewaltuntergebenen diesem Begriffe
lerstellte, und so insbesondere nun auch das letztere Verbrechen
Bi iudicium domesticum des paterfamilias ausnahmsweise entzog,
ist nun hierin allenthalben die Neuerung jener lex und der prac-
(be Effect anzukennen, der in der Vertauschung des alten parem
rti dare mit dem liberum hominem morti dare belegen war.
Diese begriffliche Bestimmung selbst aber jenes durch die lex
nae neu gesetzten Ausdruckes über homo wird bestätigt durch
Prozess wider den Horatius, indem hier die dolose Tödtung einer
radtuntergebenen Seitens eines Gewaltuntergebenen als parieidium
ande It und so nun auch zuwider der generellen Ordnung von dem
cium domesticum eximirt wird, welches bei anderen Delicten dem
rolthaber über den Thäter oblag.
Denn was im Besonderen diesen Prozess betrifft, der hier theils
Ifc seiner historischen Glaubwürdigkeit d. h. der Wirklichkeit der
tätlichen Ermordung der Horatia durch ihren Bruder, theils nach
ier juristischen Beurtheilung und prozessualischen Behandlung in
ge kömmt, m so ist zunächst jene erstere ThaLsache an sich so
zeitig und sicher beglaubigt, wie wenige Vorgänge aus so früher
K>de der römischen Geschichte, indem eine Bekundung desselben
ten:137
Sdiction, wie Ccnsur, als auch von der Theilnahme an der Staatsgewalt in der
& curialen Staatsordnung ausgeschlossen ist, so von der comitiorum curiatorum
tnunio.
436) Dagegen bleibt ausser Frage die historische Glaubwürdigkeit des Kampfes
sehen den Horatiern und Curia tiern.
437) Vgl. Ampere, l'histoire romaine a Korne I2, 463 IT. Dagegen Schwegler,
U Gesch. I, 595 bestreitet die Glaubwürdigkeit jenes Prozesses, allein aus uri-
eichenden Gründen : der Prozess gehöre einer Epoche an, in welcher zu Rom
Schreibkunst noch lange nicht bekannt war — eine unerwiesene Prämisse —
L : Liv. habe seinen Bericht aus den Commentarien der Priester geschöpft, worin
Rechtsgrundsätze und Rechtstraditionen in Form von Beispielen vorgetragen
rwa, — eine wunderliche Vorstellung ; denn für die Methode Aesops : erst die
M und dann die Moral bieten unsere Ueberlieferungen aus den libri magistra-
oder sacerdotales auch nicht den leisesten Fingerzeig.
616 Moritz Voigt,
a. das Grabmal der Horatia vor der porta Capena, noch i
Kaiserzeit erhalten;
b. die pila Horatia am Porom, noch in der Kaiserzeit erhil
c. das tigillum sororium zwischen den Carinae «od dem
Cyprius, bis in das 5. Jahrh. n. Chr. erhalten;
d. die ebendaselbst befindlichen arae der Iuno Sororia n
Ianus Curiatius, zu Dion. Zeit noch erhalten;138
e. die sacra publica, welche als Sühnopfer für den Mord de
ratius alljährlich am 1. Oct., als dem Tage des Monte
in der Kaiserzeit an der ara Iani Curiatii dargebracht w
(A. 154);
f. die sacra gentilicia, welche als gleiches Sahnopfer an de
lunonis Sororiae noch zu Beginn der Kaiserzeit dargek
werden (A. 152).
Dagegen in Bezug auf die juristische Beurtheilung jener TVtf
dolose Tödtung der Horatia durch ihren Bruder bekunden dieQi
theils dass dieselbe ein paricidium war,139 theils dass solch«
zessualisch als perduellio behandelt wurde,-140 theils endlich das i
Verweisung des Prozesses vor die Hviri perduellionis ein Ad k
licher Gnade war, um damit dem Inculpaten die Möglichkeit der)
das Urtheil jener Hviri freistehenden Provocation an die CuriatOM
zu eröffnen, 141 insgesammt Momente, bezüglich deren nirgends i
Quellen ein Widerspruch hervortritt. m
4 38) Vgl. zu a Becker, a. 0. I, 517; zu b dens. 297; zu c dens. 51
zu d dens. 529.
4 39) Die. de Inv. FI, 26, 79: iniuria sororem oeeidisti; und ähnlich W
in h. I. Albin. de art. rhet. 4 3. Quint. I. 0. III, 6, 76. IV, 2, 7. Liv. I, M,
caedes manifesta ; Dion. III, 22 : tov 'Operctov a^ovre; uro oixtjv, <*; oö J
atu.«To^ £u.cpuXiou 5ta tov tt^ ÄSsX^pf^ <povov * — avSpo^povov • Fest, tltt
aecusatus parrieidti; Val. Max. VI, 3, 6. VIII, 4, 4: interfeetae sororis cri
Flor. I, 3, 5 : parrieidiuro ; Schol. Bob. in Cic. p. Mil. 277 : de parrieidi© ab
caedis aecusatus; Zon. VII, 6: cpdvoo ixpi'thq.
4 40) Liv. I, 26, 5 f. Fest. 297*, 24: aecusatus parrieidii apud **■
(sc. perduellionis) ; Aur. Vict. de vir. ill. 4, 9 : apud duumviros (sc. perdrf
condemnatiis.
4 44) Liv. I, 26, 5. 8: rex , ne ipse tarn tristis ingratique ad vulgo* *
ac seeuodum Judicium supplicii auetor esset, concilio populi advocato »dumw*
inquit »qui Horatio perduellionem iudieent, seeundum legem facio«. — H*
Leg es regiae. 617
Nach Alle dem wird daher in jener lex Nuraae als delictischer
bestand hingestellt die dolose Tödtung des freien römischen Staats-
hörigen und mit solchem ohne Weiteres die Erklärung des Thüters
?inen paricida verknüpft, während die Strafe selbst des parici-
als unzweifelhaft, wie genugsam bekannt nicht besonders aus-
rochen wird. Und zwar war diese Strafe eiae Todesstrafe, 143
he religiös qualificirt war, insofern in ihr die Idee eine Aus-
jng fand, dass ihre Vollziehung zugleich ein den verletzten
>rn dargebrachtes Sühnopfer am Mörder selbst vertrat (§ M).
Jene lex Numae selbst ward später durch die XII Tafeln auf-
ben, die jedoch nicht den delictischen Thatbestand, als vielmehr
lieh den Character der daraufgesetzten Todesstrafe abänderten.
« Tullo, demente legis interprete »provoco« inquit; Dion. III, 22: aitopou-
tk t( (sc. o ßaatXeus) /prostat tois irpaYfiaot, reXsutcov xpariarov etvat
9 t«}> SiQfup t^v SiaYVcoaiv eiriTpiTrstv * vgl. auch A. 155. Gleiche Auffassung
ten Lange, r. Alterlh. I3, 381 f. Danz, Gesch. d. röm. Rechts II2, 1 97.
s dagegen Zumpt, Crim. Ht. I, 2. S. 327 f. Baron, ad caus. Horatian. Berol.
S. 9 ff.
142} Das Urtheil von Schwegler, r. Gesch. I, 595, dass der Prozessfall in
i Einzelheiten unverbürgt sei, ist unerwiesen: fand der Prozess überhaupt
so stand er in seinen Einzelheiten d. h. in den obigen drei Punkten in den
entarii Tulli regis verzeichnet : denn weil der popnlus den Horatius absolvirte,
asste jener auf sich selbst eine jährliche Expiation der That übernehmen :
5 und Dion. III, 22 : ra 7tapa tcov ftsuiv owravTcov u-r^viu-ara Tat? u.tq xaXa-
ts itoAsai Toi; ävaYsI; , und : oore — airoXüoai rot> epovou , — — iva u.^
:pav xal to a^o; oltzo toS äsäpaxoro; sf; tov TStov otxov etaev^xijTOii , eine
lichtung, die auch in die commentarii pontificum eingetragen ward: A. 4 55.
;en die Aufstellung Schweglers, der Prozessfall sei in unseren Quellen allzu
ichend erzählt, ist nicht stichhaltig: in keinem der obigen drei Hauptpunkte
en die Quellen von einander ab oder widersprechen sich , wenn auch in
ipunkten die eine Quelle mehr, die andere weniger berichtet, oder auch die
nit der anderen nicht übereinstimmt.
143) Dies ergeben theils diejenigen Quellenberichte, welche die Competenz
oaestores parieidii auf die capilales res beschränken, so Fest. 258a, 29. Paul.
*21, 15. Pomp. Ench. (I). I, 2, 2. § 23), theils die Berichte über den Pro-
les Horatius, so Liv. I, 26, 9. Dion. 111, 22: co; avopo'sovov airoxtstvai.
618
Moritz Voigt,
§ IL
Das Gesetz des Nna
culpese Tedtug.
Neben dem parieidium steht als eigne Verbrechens-Iodividi
die eulpose Tödtung, welche durch eine lex Numae uormirt
worüber berichtet: :
Serv. in Verg. Bei. IV. 43' in legibus Numae cautum est, ul a
imprudens oeeidisset homineiu, pro capite occisi [ag]natis enn
[conc]ione offerret arietem; — oblatus homieidam criuiioe
possit exsolvere;
und in Verg. Georg. III, 367: aries — antea pro domioo capital
consueverat. Nam apud maiores homieidii poenam noxius
damno luebal, quod in regum libris legitur,
während in Schol. Bern, in Georg, cit. von dem entsprechend«
richte nur die Schlussworte sich erhalten haben: quae in regm
gibus dieuntur.
Jenes ofTerre arietem ist dabei identisch mit dem subiieere
tem, welches die XU Tat. dem eulposen Mörder auferlegen und
über wiederum berichten:
Cinc. de Off. ICti bei Fest. 347b, 2: subici ar[ies dicitur, qui pro
ciso datur], quod ßt exemplo Al[heniensiuni, apud quos] eipii
gralia aries m[actaturU4 ab eo, qui invitus scejlus admisit
p[endendae loco] ;
Lab. 15 lur. pontif. bei Fest. 351*, 8: subi[c]ere145 arietem essedrti
arietem, qui pro se agatur, caedatur.
Und dies rechtfertigt zugleich die Annahme, dass bereits die lex 8*
mae dieses technische subiieere arietem verwendet habe.
In dieser den eulposen Mord treffenden Rechtsfolge sind
zwei Momente durchaus characteristisch : theils dass ein Widder*
Mi Die Lesung von Müller: [inigitur] ist unhaltbar, weil nach Keils Cflb"
tion im Rhein. Mus. N. F. 1848 VI, 626 der Codex m . . . . bietel. tm üe*
gen vgl. A. 156.
145) Der Codex hat subigere. Allein entweder ist subiieere oder aber sir
igere der alle lerininus teehnicus. Das Erstere aber wird bestätigt durch ütf«
cit. und Cic. Top. 17, 64, während das Letztere widerlegt wird durch den D**
Subigus.
Leg es regiae. 619
lenbock : als stellvertretendes schuldiges Haupt an Stelle des Mör-
(pro domino capital datur aries: Serv. in Georg, aries oblatus
icidam crimine homicidii possit exsolvere: Serv. in Ecl.) den
aten des Getödteten um des letzteren willen (pro capite occisi:
r. in Ecl.) in den comitia calata 146 überantwortet wird ; theils dass
her Widder in dieser seiner Eigenschaft als Stellvertreter des Mör-
; zur Versöhnung der verletzten Gottheit von den Agnaten zu
im ist (pro dante agatur, caedatur aries: Lab.; expiandi gratia
tatur aries: Cinc).
Da nun der Widder des Janus Opferthier ist, 147 und so nun auch
iselben an den Agonalien von dem rex in der regia geschlachtet, U8
nach Numa's Vorschrift bei Weihung der spolia opima dritten
ges geopfert wird (§ 2 unter 3), so ist die Gottheit, welcher jenes
aopfer des Mordes darzubringen war, der Janus, eine altlatinische
theit, welche, als duonus cerus (bonus Creator) in den Liedern
Salii gepriesen, insbesondere als Consivius Schutzgott wie des
mischen Lebens im Allgemeinen, so auch der Aussaat zur Fort-
azung des menschlichen Geschlechtes war. Uö
Indem somit bei jener arietis subiectio der Widder als Reprä-
ant des Mörders fungirt, so ergiebt sich damit die Opferung des
leren als ein symbolischer oder allegorischer Act der Opferung
Thäters selbst an den Janus: es wird durch die subiectio arietis
dem Mörder ein Vertreter seiner selbst gestellt, der an seiner
t den Opfertod erleidet und damit den Mord sühnt, so zugleich
Thäter selbst vom Opfertode lösend (homicidii poenam noxius
tis damno150 luebat: Serv. in Georg.; aries homicidam crimine
icidii exsolvit: Serv. in Ecl.).
4 46) So fasse ich die concio bei Serv. in Ecl. cit. vgl. Becker -Marquardt,
. II, 4 S. 364.
147) Dagegen ist derselbe verpönt beim Opfer des Juppiter : Lab. 68 de Iur.
r. bei Macr. Sat. III, 10, 3: Iovi tauro, verre, ariete immolari non licet.
148) Ambrosch, Studien 12 A. 50.
149) Macr. Sat. I, 9, 16: invocamus Ianum — Consivium a conserendo id
propagine generis huraani , quae Iano auctore conseritur; Van*, antiq. rer.
bei Aug. C. D. VII, t : ipse primura Ianus, cum Puerperium concipitur, —
m aperit recipiendo semini ; und Weiteres Ambrosch, Religionsbücher 4 2 A. 4 3.
450) Dieses damno erklärt sich als Ueberlieferung aus ältester und zweifels-
pontincaler Quelle : es steht im ältesten Sinne des Wortes als Schuldver-
handl. d. K. 8. GeBellsch. d. Wiasensch. XVII. **
620 Mobitz Voigt,
Immerhin aber bewirkt solches Suhnopfer des den Mön
vertretenden Widders noch nicht die völlige Beseitigung de
der That. Denn der Mord resultirt nicht allein eine Verlet
Gottheit, sondern auch eine Schuldbefleckung der Person des
selbst durch seine That;151 und während daher das Opfer des
der Versöhnung des verletzten Janus dient, so ist daneben ai
die Expiation des Mörders selbst erforderlich, um so eine I
des befleckten Daseins zu gewinnen.152
bindlichkeit oder Schuldprästation: Voigt, Bedeutungswechsel 4 44. Da
phrasirt sich der obige Satz dahin : poenam noxius ariete debilo d. i. i
biti datione luebat.
151) Dion. III, 22: tov 'Opino v a^ovre; uiro Sixtjv «k ou xa&apo
i(jnpuX(ou 8ta tov tt]<; aSeXcpTJ; cpovov vgl. Platner, quaestt. de iur. cn
wo indess die beiden Momente : Verletzung der Gottheit nebst Suhnopfer
unreinigung der Person (vgl. Becker-Marquardt, a. 0. IV, 464) nebst Ik
Opfer (vgl. Becker-Marquardt, a. 0. 248 IT. und vornämlich Grouov. Lee
tinae 144 ff.) nicht genügend geschieden werden.
152) Liv. I, 26, 12 f.: ut caedes manifesta aliquo tarnen piacuio
imperatum patri, ut filium expiaret pecunia publica. Is quibusdam jnk
sacrificiis factis transmisso per viam tigillo capite adoperto velut sal
misit iuvenem; Fest. 297*, 24. Dion. III, 22 : o ßaoiXeoc — psxaictptyijp
Upocpavta; iitiÄeoaev — xa&apa tov avopa oU vojj.o? too<; axousioo; 90*0»
Csaftat xa&apjioV V, 57. Schol. Bob. in Cic. p. Mil. p. 277. Sonich
der Schwestermörder Horatius, weil durch den Mord befleckt, selbst einer
tion sich unterwerfen , welche ihn von der an ihm haftenden Blutschuld i
und welche überdem durch einen eigenen rituellen Act (sub iugum mittere
zogen ward, zu welchem das tigillum sororium in einer Beziehung stand ; *i
A. 6 und 160, sowie Dion. III, 15 in Verbindung mit c. 1 6 — 18, wo Tote
Vorschlage des Fuffetius betreffs des Zweikampfes der Curiatier und Hon»
Bedenken entgegenstellt : dieselben sind consobrini ; sind wir nun Aosufii
gegenseitigen Tödlung oder Verwundung so naher Cognaten, so laden wir «
für geschuldete piaculum auf unsere eigenen Häupter, ein Einwand, den W
mit der Bemerkung entkräftet, sie selbst seien gar nicht Anstifter solcher I»
die Jünglinge aus freien Stücken zum Zweikampfe sich erboten. — w*
des Horatius kommt übrigens eine dreifache Expiation in Frage: 1. des»
selbst wegen seiner Befleckung durch die eigene Mordthat, gesühnt durch *
richtung des tigillum sororium, wie durch Opfer und rituellen Act an *■
2. der gens Horatia um deren Befleckung willen durch den Mord desG**
Gentilen: des Bruders an der Schwester, gesühnt durch die ErrichtoBg*
Iunonis Sororiae und durch Uebernahme von sacra gentilicia an solcher w
Zeiten: Liv. I, 26, 13: quibusdam piacularibus sacrificiis factis, qu*e dein*
Horatiae tradita sunt; 3. des populus Romanus, weil solcher durch die Frei**
Leges rkgiae. 621
Findet nun aber in jener Rechtsordnung, dass in dem Falle cul-
t Tödtung in Stellvertretung des Thöters ein Widder als Sühn-
r für den Janus von den Agnaten des Getödteten darzubringen
die Zulassung solcher Stellvertretung ihren bestimmenden Grund
ier blossen Fahrlässigkeit bei Begehung des Mordes und in der
vesenheit eines rechtswidrigen Vorsatzes des Thäters, so prägt
ebensowohl darin der allgemeine leitende Gesichtspunkt bei Re-
gion des Mordes aus: der Thäter ist von den Agnaten des Er-
lagenen als Sühnopfer dem Janus darzubringen, wie auch daraus
älteste latinische Rechtsordnung der dolosen Tödtung sich ergiebt:
Thäter ist effectiv d. h. in eigener Person als solches Suhnopfer
i Janus zu bringen, somit: es ist derselbe nach dem Tempel des
is zu führen und hier an dem Altar gleichwie ein Opferthier mit
srmesser und Bratspiess niederzustechen. 153 Und indem diese
»rhandlung den Agnaten des Getödteten als Verpflichtung obliegt,
Mörders die religiösen Folgen der Blutschuld auf sein eignes Haupt geladen
(A. 155), gesühnt durch die Errichtung der ara lani Curiatü und durch Ueber-
le von sacra publica an solcher für ewige Zeiten: A. 154. Diese drei Mo-
e nun treten hervor bei Schol. Bob. cit. : Horatius — ad populum provocavit
lutusque est et tarnen expiari iussus. Constitutis igitur duabus aris Iano Cu-
> et Iunoni Sororiae superque eas iniecto tigillo Horatius sub iugum traductus
Id expiamentum memoriae servatum ad hunc usque diem tigillum sororium
llatur; und noch schärfer bei Dion. III, 22, worüber wegen der arae Iunonis
lani, wie wegen der sacra gentilicia und publica vgl. A. 4 54.
453) Denn so wird bei Dion. II, 52 nach alter Sage der Tod des Titus Ta-
dargestellt, der wider das heilige Gesetz des Völkerrechtes die geweihten Ge-
len erschlagen hatte : ouatavTcov eV aixov täv &Tai'pa>v te xal "^V8t rcpooi]-
ov xolc av^pTjfiivoic irpeoßiaiv iirl tcov ßcofuov toi<; jiaifetptxai; ocpayfoi xal
ßooicopoic oßeXoI; Tiaiofievo; owrodvqoxet. Dadurch gewinnt zugleich eine Er-
lüg das sonst ganz unverständliche Verbot der Opferung des sacer homo bei
•
34 8b, 26: homo sacer is est, quem populus iudicavit ob maleficium ; neque
»st eum immolari. Die Thatsache an sich aber von Menschenopfern im älte-
Rom unterliegt nicht dem leisesten Zweifel : Röper, lucubratt. pontif. 39 f.
rosch , a. 0. 24 4 A. 64. Lasaulx , Sühnopfer der Griechen und Römer in
ien des class. Altert h. 248 f. Schwegler, römische Gesch. I, 38 4. Becker-
[uardt, a. 0. IV, 4 99 A. 4 4 90. S. 203, und insbesondere das S. C. v. 657 bei
H. N. XXX, 4, 42: ne homo immolaretur. Danach berichtigt sich zugleich
Annahme von Marquardt a. 0. 44. 467: die blutigen Opfer sind in der That
als Numa; und wenn auch dieser bei seinen neuen Religionssatzungen den-
m unblutige Opfer substituirte , so hob er doch die blutigen Opfer, da, wo
e hergebracht waren nicht völlig auf.
42*
622
Moritz Voigt,
die Unterlassung solchen Opfers somit eine Pflichtverletzung wifa
den Gott ergab , welche die Ahndung des Verbrechens durcfc fa
Janus auf die Pflichtvergessenen selbst lenkte, so findet wieder«
dieser letztere Moment eine besondere Bestätigung darin, dass wep
der in dem Prozesse des Horatius erfolgten Freisprechung, wo»
Stelle der Agnaten bereits der Staat die Verfolgung der That tb*|
nommen hat, um der damit unterlassenen Ahndung des Mordes wih
der freisprechende populus ein ewiges Sühnopfer an den lau
stiftete, 154 um so von dem eigenen Haupte die Folgen der MisseÜ
abzuwenden, welche den Richter trafen, der pflichtwidrig and •
gerecht von der Missethat freisprach.155
Aus Alle dem ergeben sich sonach für die älteste, sei es Uk|
nische, sei es gesammt-italische Auffassung und Behandlung des Xff-I
des die Sätze:
1. die rechtswidrige Tödtung des Mitbürgers oder Stamme^
nossen wird nicht aufgefasst als weltliches, sondern als religjMi
4 54) Diese Sühnopfer werden alljährlich am 4. Oct. , als dem Tage des m
Horatius begangenen Mordes beim tigillum sororium (vgl. Becker, a. 0. I, Hl»
Jordan, Topogr. II, 100) und zwar an der dort befindlichen ara lani Curiatii *k
zogen: fasti Ostiens. im C. I. L. I p. 322: tigill(um) sor(orium) , wo era py*
oder dergl. ausgelassen ist : C. I. L. I p. 403. Und dies bezeugt auch Dion. 10, ft
wo der König als Folge seiner Freisprechung des Horatius hinstellt, dass er*
eigenes Geschlecht mit den piacula wogen solcher Freisprechung belasten wüf*'
to orp; aTro xoT> osöpaxoxo; sf; xov tötov oixov efasvi^x^Tat, und wo nun, n*n*
dem der populus die Freisprechung ertheilt hat, die pontifices die Errichtung to
ara lani Curiatii , ebenso wie der ara Iunonis Sororiae und des tigillum sorori*
anordnen. Und wie bei dem sororium tigillum, so wurden nun auch bei bd*
Altären nach Dion. 1. c. von dem Könige nach Anhörung der pontifices £■*•
Sühnopfer angeordnet: b ßaaiXeu; — — u.exair£u.<|/au£VO£ xoo; tspo^avra; «*"
Xeoaev eEiXaoaaöai Oeoo; xal 8a(u.ovas * — Ooata; xiva; dir' a&xoi; (sc. {H**
icoiTjaavte?, xol; xs aXXoi; xa&apu.oT; i/piqaavxo, und später alljährlich wieder^
Ousiaic Yspaipofxevov Giro fPa>u.a(ü>v xaft' Sxaaxov £viaoxov (sc. xoo 'Opattw *f
jxslov) , von denen die Opfer an der ara Iunonis Sororiae sacra gentilicia , d* ^
der ara lani Curiatii sacra publica waren: A. 4 52.
4 55) Dion. III, 22: xa irapa xa>v fre&v arcavxcov u.Tjv(u,axa rat; ^rfr
aai; iroXeai xoos iva^elc 8ie£t'ovxes * und dann bezüglich des Tullus: dass fa&
vor der Freisprechung des Horatius zurückschreckte: tva p.^ xr^v apav — "**
xou SeSpaxoxos e?s xov töiov olxov eiasviYXTjxat, und desshalb nun die Vert"**
der Freisprechung den Göttern gegenüber von sich selbst auf das Volk ab*»*-
vgl. A. 4 44. Parallel ist im Civilprozesse das iudicem litem suam facere: <***
selbst den Prozess Aufhalsen: Keller, röm. Civ. Pr. A. 823.
Leges rkgiae. 623
len: nicht als Verletzung der familia oder gens oder civitas,
als Verletzung des Janus ; ,5(i
die Sorge, eine Versöhnung des verletzten Janus herbeizu-
somit vor Allem die Aufspürung und Ergreifung des Mörders
rken, ist Pflicht der agnati des Getödteten, somit der gentiles
ind mit dem sechsten Grade ; 157
die Versöhnung des verletzten Janus und damit zugleich der
:h für die rechtswidrige Tödtung wird vermittelt im Wege
iligiösen Talion: der Mörder selbst als arger Frevler an der
wird dem verletzten Janus von den Agnaten als Sühnopfer
acht ; m
jenes Sühnopfer wird bei rechtswidrig vorsätzlicher Tödtung
an dem Mörder selbst: an dessen eigener Person vollzogen;
dagegen bei rechtswidriger fahrlässiger Tödtung wird das
er nur symbolisch oder allegorisch an der Person des Mör-
Hzogen : es ist dem Letzteren nachgelassen, den Agnaten des
eten in den comitia calata einen Widder, als das Opferthier
us, zu stellen, der selbst nun als Sündenbock: als symboli-
tellvertreter des Mörders dem Janus geopfert wird;
die Vernachlässigung solcher Pflicht der Agnaten zur Auf-
;, Ergreifung und Opferung des Mörders ladet die Blutschuld
Häupter der Pflichtvergessenen: der Zorn und die Rache des
rifflt jene;159
die Tödtung des Mitbürgers oder Stammesgenossen führt aber
n auch eine Schuldbefleckung der Person des Mörders herbei.
) Auch bei den Griechen, wenn auch noch nicht bei Homer, ist die Auf-
herrschend , dass der Mord eine Verletzung der Götter involvire ; allein
Tsohnung durch Sühnopfer liegt hier dem Mörder ob, nicht den Agnaten :
n, gr. Alterth. I, 46. Vgl. C.incius bei A. 144.
) Vgl. Voigt, Ius nat. III, 1163 f. Bei den Griechen liegt die Blutrache
sandten nur bis zum 5. Grade ob: Schümann, a. 0. 469 f. K. Eichhoff,
i bei den Griechen, Duisburg 1872 S. 27.
\) Bei den Griechen und zwar bereits bei Homer tritt hier ein die Blut-
;r Verwandten: A. 157, welche wie bei den Germanen und Kelten durch
legeld : iroivTj abgelöst werden kann: Schumann, a. 0. 46.
)) Bei den Griechen begründet die Vernachlässigung der Verfolgung des
das Verbrechen der aosßst«*: Schömanu, a. 0. 474; vgl. auch Eichhoff,
0.
624 Mobitz Voigt, [W
Wird daher der letztere jiicht selbst geopfert, somit im FaHe der
fahrlässigen, der casuellen, wie der rechtmässig vorsätzlichen Tfidtvg,
so hat derselbe eine Expiation: eine religiöse Reinigung seiner seht
durch ein Opfer zu vollziehen.160
In dieser gesammten Ordnung tritt somit die so weit verbreite*
und, wir dürfen sagen, primitive Idee der Blutrache deutlich zu Tagt
Allein es gestaltet sich hier solche Blutrache durchaus eigenthümlick:
zur religiösen Pflicht sich erhebend und so nun eine göttliche Weil
empfangend. Und darin liegt zugleich der entscheidende Mometi,
dass bei gemeinsamen indo- europäischen Ausgangspunkte der Ai-
schauung doch die Behandlung der Tödtung bei den Italikern ene
so durchaus andere und divergirende Richtung einschlug, als bei da
Germanen und Kelten, wie Griechen. Denn indem insbesondere M
den ersteren Beiden die Idee der Talion, als der den Thftter trefa-
den Ahndung, rein und unvermischt und frei von religiösen Vor-
Stellungs-Elementen gehalten wurde und somit der durchaus meto
logische Gesichtspunkt der Vergeltung des Gleichen mit Gleiche!
durchschlug, so gelangte man, sobald man überhaupt das Leben ak
ein ästimables Gut auffassen lernte, damit ohne Weiteres zu dal
Compositionen-Systeme: das durch den Mord verwirkte Leben koorte
um den demselben zukommenden, dabei aber zugleich je nach dfli
160) Gleiche Vorstellungen von dem \ilaa\ia des Mörders, welches durcheil
Reinigungsopfer (xaöapois) abgewaschen wird, treten bereits bei Homer auf: Seü-
mann, a. 0. I, 473. II, 345. Eichhoff, a. 0. 14 ff. 26. — Bei deo Römern W
jene Vorstellung zu der ganz eigentümlichen Consequenz geführt, dass auch d*
Staat, wenn er an dem Bürger das Todesurtheil vollzieht, hierdurch zum Reinigung
opfer verpflichtet wird; und zwar werden die dafür erforderlichen Stücke den Ver-
mögen des Verurt heilten selbst entnommen und der Staatscasse überwiesen, wH-
rend wiederum gewisse andere Vermögensstücke der Semonia (vgl. Härtung, Bef-
gion der Römer II, 131) consecrirt werden; denn dies bekunden Serv. in Aei.
I, 634 und daraus Isid. Or. VI, 19, 82; dann Isid. Or. V, 27, 3; endlich Siaafc
Capito bei Fest. 309b, 16, wo zu lesen ist: Sinfnius Capito ait, cum civ]is nett-
retur, i[ta eum damnari, ut de bonis] Semoniae res sfacrentur, mactatp vme]<*
bklente [et hoc sacriticio caedis poejna s[o]lutis c[ivibus ; quod enim in dam]*»
patrimfonio esset,] id tieret sac[rum]. Dieser Hammel kehrt übrige«
auch wieder beim Chronographen v. 354 in Abhandlungen der Gesellschaft. Phi.
bist. Cl. I, 645: Tullus Hostilius prior censum egit edictoque soo carit. «I
quicunque temporibus ipsius falsum (sc. censum) fecisset, daret pro capitesuo*-
midium verbecem.
Leges regue. 625
des Erschlagenen variabelen Preis : um das Werigeld oder um
lanas bei den Verwandten des Getödteten ausgelöst werden,
egen bei den ltalikern, indem der Agnat des Getödteten gleich
ndatar oder Diener der Gottheit die Blutrache übernimmt, den
dem verletzten Janus als Opfer darzubringen, bleibt ohne Wei-
ie auch hier im Allgemeinen seift beliebte Compositum (A. 123)
hlossen, ja selbst insoweit, als eine Auslösung des Mörders
rl&ssiger Tödtung statthaft ist, steht dieselbe ganz unabhängig
m Ermessen und der Entschliessung der Agnaten ebenso in
auf Quäle und Quantum des stellvertretenden Objectes, als
i Bezug auf die Frage der Zulässigkeit überhaupt von der
le solchen Objectes, da in allen diesen Beziehungen das
tsgesetz eine kategorische Vorschrift ergab, ausgehend dabei
m Gesichtspunkte, dass auch bei dem Opfer im geeigneten
ine Stellvertretung der Opfergabe statthaft sei. ,61
lese älteste latinische Anschauung mit ihren darauf gestützten
igen erscheint jedoch in der obigen und in der in § 10 er-
n lex Numae bereits höchst bedeutsam modificirt. Denn
bezüglich no. 1 wird vor Allem der Ausgangspunkt der ge-
rn Reflexion, dass die Tödtung des Mitbürgers ein religiöses
chen sei, dadurch alterirt, dass die Normen über die Ahndung
Erbrechens aus dem fas zugleich in das ius: in die weltliche
2;ebung übernommen werden;
sodann bezüglich no. 2 wird die Pflicht zur Aufspürung und
ung des Mörders bei culposer Tödtung zwar nach wie vor
;naten vom Staate überlassen, allein wegen allen weiteren Vor-
werden dieselben zunächst an den Staat : in die Formen des
alprozesses und auf die Condemnation des Richters verwiesen,
agegen bei doloser Tödtung wird selbst die Pflicht zur Auf-
g und Ergreifung des Mörders den Agnaten ab- und auf den
ibernommen, welcher eigene Beamte: die quaestores paricidii
»rdspürer einsetzt,102 nach beschehener Ermittelung des Thäters
1) Reiches Material bringt hierfür bei Lasaulx, Sühnopfer bei den Griechen
uiern in Studien des ciass. Altertluims 256 ff.
2) Die quaestores paricidii sind neben rex und tribunus celerum die älte-
ientlichen Magistrate: Becker, a. 0. II, 2. S. 334 ff., Lange, röm. Alterth. I
626 Moritz Voigt, ft
aber auch diese Beamten wegen des weiteren Vorgehens in die For-
men des Criminalprozesses verweist;163
c. bezüglich no. 3 , 4 und 5 wird als Subnung der Thal n
bei fahrlässiger Tödtung die Opferung des condemairten Thätersi
den Janus in dem stellvertretenden Widder noch beibehalten ni!
den Agnaten überlassen.
Dagegen bei doloser Tödtung wird ebenso das Opfer als solch»
beseitigt: es wird demselben die Todesstrafe substituirt, bei der ■
dess die ältere Sühneweise der Opferung des Thäters zweifebofe
noch einen besonderen symbolischen Ausdruck gefunden bat; Aj
auch den Agnaten abgenommen und von dem Staate selbst (tafrl
seine Diener vollzogen;
d. bezüglich no. 6 trifft in Folge dessen die Vernachlässig«!
der Pflicht zur Aufspürung, Ergreifung und Ahndung an dem Ver-
brecher nur bei fahrlässiger Tödtung noch die Agnaten, wogegen kt
doloser Tödtung der Zorn und die Rache des Janus den Staat seih*,
wie resp. die Richter trifft (A. 1 55) ;
e. bezüglich no. 7 ward endlich bei jeder Tödtung des Mfc-
bürgers, dafern der Thäter mit dem Leben davon kommt, and«
Erfordernisse einer Expiation desselben festgehalten (A. 152).
Der fraglichen lex Numae selbst ward endlich durch ein Zw*
tafel-Gesetz derogirt, welches zwar die Strafe der ersteren beibehjek»
dagegen den delictischen Thalbestand schärfer präcisirte.
§ 52 unter 4, Schwegler, r. Gesch. II, 131 (der jedoch irrig die Quästorea a
Blutrichtern macht).
163) Die gleiche scharfe Scheidung der dolosen und der culposen Tödfcflf
als zweier verschiedener Verbrechens- Arten findet sich auch ira griech. HcdÄ'
die dolose Tödtung, cpovo; £x irpovota; oder ixouaioc gehört vor den Areopag, &
culpose Tödtung, cpovos axouoio; gehört vor das Palladium ; hinwiederum straft«
und nur durch religiöse Reinigung zu sühnen (A. 160) ist die rechtmässige vor-
sätzliche Tödtung, welche vor dem Delphinium verhandelt wird ; und hierher p*
hört denn wohl auch die casuelle Tödtung, über welche die näheren Angaben fei-
len: Bohstedt, de reb. capital. Athen. Rendsburg, 4 863 S. 19. Dann kehrt fr
gleiche Scheidung der dolosen und culposen That wieder bei der Brandstiftung Ar
XII Taf. : die dolose Brandstiftung ist Criminalverbrechen, die culpose Brandstifter
aber Privatdelict.
Leges regiae. 627
§ 12.
Bit Strafeaictioi des Nima Si qvisqum alivta faxit etc.
Die lei regia aber dea Kaiserschnitt
Eine Strafsanction des Numa wird überliefert von Paul. Diac. 6, 1:
aliuta antiqui dicebant pro aliter, ex graeco id dXXofax; trans-
"erentes. Hinc est illud in legibus Numae Pompilii:
Si quisquam aliuta faxit, ipsos Iovi sacer esto.
Bin die Angabe desjenigen delictischen Thalbestandes, welcher mit
er Strafe belegt ist, ist nirgends überliefert.
Sodann wird eine lex regia über den Kaiserschnitt m bekundet
i Marcell. 28 Dig. (D. XI, 8, 2) :
negat lex regia mulierem, quae praegnas mortua sit, human, ante-
juani partus ei excidatur. Qui contra fecerit, spem animantis cum
gravida peremisse videtur;
nit eine Vorschrift, welche im Falle des Todes der Schwangeren
a Kaiserschnitt anordnet und so nun eine Parallele ßndet ebenso
der Praxis, die Vollziehung der Todesstrafe an der Schwangeren
nach deren Entbindung aufzuschieben,105 wie andererseits in der
(sprechenden Ordnung des griechischen Rechtes. m
Im Besonderen aber ist der Ausdruck humari mulierem im Munde
r lex selbst zwar im Sinne von Begraben aufzufassen,107 im Munde
s Marcellus aber im Sinne von cremare mortuam, da zu .dessen
iten: unter den Antoninen das Begraben der Todten in Rom nicht
4 64] Vgl. darüber Idsinga, Variorum 116 ff. A. Wendler, quaestt. med. for.
1. IV. Animadversiones ad leg. reg. Lips. 1854.
165) Hadr. bei Ulp. 27 ad Sab. (D. I, 5, 1 8) : liberam, quae praegnas ul-
o supplicio damnata est, — solitum esse servari — , dum partum ederet; Ulp.
ad Sab. (D. XLVIII, 19, 3) ; Paul. sent. rec. I, 12, 5. Gleiches Gesetz wird
h für die Griechen bekundel: Hermann, gr. Priv. Alterth. §72 A. 13.
166) Direcl bezeugt ist solches nicht, wohl aber zu entnehmen aus der An-
ldung des Kaiserschnittes im Mythus : Apollon rettet seinem Sohne Asklepios
h dem Tode von dessen Mutter, der Koronis durch den Kaiserschnitt das Le-
: Preller, gr. Myth. I, 322 und dazu Ov. Met. II, 629 f. Serv. in Aen. VII,
. X, 316; und gleiche Wenduug nimmt auch der Mythus von der Geburt des
nysos bei Lucian. Deor. dial. IX. Nept. et Merc. ; Ov. Met. III, 311. vgl.
»er, a. 0. I, 414.
167) Becker-Marquardt, a. 0. II, 1 A. 99. V, 1 A. 2408 ff.
628 Moritz Voigt,
mehr Sitte war,168 ja bereits die XII Tafeln daneben das Ver
der Todten kennen. 169
Dagegen wird von Marcellus ebensowenig der auctor 1
nannt, wie auch die Strafsanction des Gesetzes angegeben
die Schlussworte: qui contra fecerit, spem animantis cum
peremisse videtur von dem Berichterstatter selbst herrühren, d<
Motivirung der Vorschrift an die Stelle der alterth um liehen u
quirlen Strafsanction setzt.
Unter solchen Umständen ist somit die Möglichkeit nichi
schlössen, dass jene lex unter den leges Numae eingeordi
sowie dass zu derselben die obige Strafsanction behörte : si q
aliuta faxit, ipsos lovi sacer esto. Denn Juppiter ist als Locc
der Juno Lucina, der Entbindungs-Göttin, correspondirende ml
Gottheit,170 während wiederum die Strafe der Consecration
recht wohl aus religiösen Gesichtspunkten sich erklärt, die se
jenem Gesetze sicher weit maassgebender waren, als human
Rücksichten.
Im Uebrigen hat die Praxis des Kaiserschnittes für den ra
stehenden Fall während aller späteren Perioden in Anwenden
erhalten, wie bekundet wird theils durch die etymologischen
rungen der Namen Caesar und Kaeso,171 theils durch directe
nisse, m wogegen die Strafe wider die Unterlassung desselben i
verstorbenen Schwangeren, wie Marcellus ergiebt, ausser Anw«
gelangt ist.
168) Becker-Marquardl, a. 0. V, I A. 2401.
169) Cic. de Leg. II, 23, 58: »hominem mortuum in urbe ne se
urito«; vgl. auch bei A. 28.
170) Ambrosch, Studien 145 A. 62. Preller, röm. Mythol. 24!.
171) Serv. in Aen. I, 285. X, 316. Isid. Or. IX, 3, 12. Paul. Diac. S'
172) Verg. Aen. X, 315; Pomp. 10 Dig. bei ÜIp. 16 ad Ed. (D. VI,!
§ 5); Ulp. U. 46 ad Ed. ;D. V, 2, 6. pr. XXXVIII, 10, 1. § 9). 9. H *
(D. XXVIII, 2, 12. pr. XXXVIII, 17, I. § 5), 8 ad 1. lul. et Pap. ;D. L, I«,
Paul. 3 ad 1. lul. et Pap. (D. L, 16, 132. § 2) ; Serv. in Aen. X, 316. Tert
anim. 25. Significant ist, dass in den Medici der Kaiserschnitt nicht «ofl
wähnt zu sein scheint: er galt nicht als chirurgische Operation, sondern als
griff des practischen Lebens.
LEGES RE61AE. 639
§ 13.
setz des TbIIhs Hostilias wider die Realiijariei gegei die
Eltern.
Ueberlieferung dieses Gesetzes wird gegeben von Fest.
parentem puer verberit, ast olle plorassit, puer Divis paren-
acer esto, 173
i auf dasselbe sich noch bezieht Paul. Diac. 151, 11:
sculino genere parentem appellabant antiqui etiam malrem,
brscheinlich auf Gran. Flaccus de iure Papiriano zurückgehende
ation, nach Maassgabe deren somit unter parens, wie olle
liglich der Vater, sondern die Eltern zu verstehen sind. Und
eils sind danach unter parens auch die Eltern im strengen
icht aber der paterfamilias als der Gewalthaber, somit nicht
ler patria potestas bekleidete avus, proavus etc. zu verstehen,
sonach jenes Gesetz auch dann zum Schütze der Eltern ern-
enn diese selbst noch der patria potestas ihres Ascendenten
-fen waren. Und diese Bestimmung ergiebt denn nun die
jenes Gesetzes selbst: es liegt demselben keineswegs der
i juristische Gesichtspunkt unter, die Vollgewalt des Familien-
zu stutzen oder zu sichern: denn der paterfamilias war in
bereits mit der ausreichenden Machtfülle und den genügenden
3ln ausgestattet, um die zur Realinjurie sich versteigende Un-
jkeit, wie Respectsverletzung durch das iudicium domesti-
ickzuweisen und zu ahnden ; als vielmehr, ahnlich dem Ge-
s Romulus in § 7, ein durchaus religiöser Gesichtspunkt:
fei des Thäters zu sühnen, welcher, die den Eltern gcschul-
at vergessend, wider Vater oder Mutter die ruchlose Hand174
läge erhob. Und so daher ermächtigt denn jenes Gesetz
tenden paterfamilias, dann, wenn der Thäter vor das iudi-
Desticum gezogen und für schuldig erklärt ward, wider den
Der Codex liest: v erben tas tolle ploras sit, paren puer: Keil im Rhein,
lil. N. F. 1848 VI, 622.
So noch Ulp. I Opin. (D. XXXVII, 15. I. §2): si filius matrem aut
uos venerari oportet, contumelia afticit vel impia manus iis infert.
630
Moritz Voigt,
Ruchlosen die Consecration an die Laren und Penaten des Han]
(A. 96) auszusprechen (vgl. A. 115 f.).
Und sodann ergiebt sich aus dem Obigen auch wieder,
unter puer das Kind : der Sohn, wie die Tochter zu verstehen m^]
dieser Sprachgebrauch selbst aber daraus sich erklärt, dass poeri
der alten Sprache verbum commune ist, und um desswilien nund»]
ses Wort an Stelle des weit üblicheren filius, filia in obiger lex #-\
setzt ward.175
Jenes Gesetz selbst blieb aber in Geltung bis zu Ausgang
Republik und klingt so denn noch durch bei Plaut. Pseud. 1, 3, 13
verberavisti patrem atque matrem. Erst durch die lex Cornefa
iniuriis von 673 ward dasselbe beseitigt und auf Grund dessen
gleich auch der Sprachgebrauch gewechselt: an Stelle des vert
parentem tritt nunmehr das pulsare parentem. m
§ U.
Das Gesetz des Tullus Hostilias wider dei iicestus der firgpi
Vestales.
Der incestus: die Unkeuschheit ward im ältesten Rechte im Hj
gemeinen nur an der Frau geahndet,177 an dem Manne dagegen i
dann, wenn die Unkeuschheit besonders sich qualificirte d. h. *|
gleich die Verletzung eines anderweiten Gesetzes involvirte. ftfl
während nun im Allgemeinen solcher qualificirte incestus des M*
nes vor das ordentliche Forum des Criminalgerichtes gehörte, so*j
terfiel der incestus der Frau dem iudicium domesticum.178 In »1
175) Puer diente daneben in ältester Zeit auch als Bezeichnung des ScW-
so in Marcipor. Lucipor, Publipor u. dergl. ; s. die Citate bei Voigt im tt*'
Mus. N. F. 1869 XXIV, 59. A. 20.
176) So z. B. Verg. Acn. VI, 609 und Lucan. Phars. II, 105: puMaspj
rens; Sen. Conlr. IX, 4, arg. § 2. 9. 10: patrem pulsare u. a. m. D*I*J
Cornelia reprimirle allerdings den Thatbestand des \ erberare, wie des polar«, *i
z. B. Ulp. 56 ad Ed. D. XLVII, 10, 5. pr.) u. a. m. ; allein beide Wort* +
treten in dieser lex nicht einen identischen , als vielmehr nur verwandte M*
177) Isid. Or. V, 26, 24: incesti Judicium in virgines sacratas vel prtr**
quas sanguine constitutum est; qui enim talibus commiscentur , incesti id «I •'
casti habentur; vgl. A. 33.
4 78] Die Entweihung der sacra Bonae Deae Seitens des Clodius eotJu»
Leges regiae. 631
ii Beziehung griffen jedoch Besonderheiten Platz bei Keuschheits-
itzung der Vestalin: denn gegenüber dieser trat ganz allgemein
teile des iudicium dorn es ti cum das demselben entsprechende iu-
im quasi domesticum des pontifex maximus,179 während der mit-
ldige Mann ganz irregulärer Weise ebenfalls diesem nämlichen
»um des pontifex unterstellt ward.
Bezüglich dieses incestus der virgines Vestales wird nun von
de augur. eine lex bekundet, welche, in dem atrium Libertatis
ehängt und erst durch einen Brand kurz vor 559 vernichtet, ein
issendes Specialgesetz über jenes Verbrechen war, indem die-
3 Verordnungen bezüglich der Todesstrafe ebenso der Vestalin,
ihres Buhlen enthielt,1*0 die Beide wie bemerkt der richterlichen
ipetenz des pontifex maximus unterstellt waren, überdem aber
l Vorschriften über diesfalls anzustellende Sühn- und Reinigungs-
r enthalten zu haben scheint, die im Falle solchen unglücksvol-
Ereignisses für den Staat darzubringen waren.181 Ueberdem wird
e lex auch noch bekundet von Dion. I, 78:
bestand vom Versuche eines qualificirten incestus. Die Schuldige: die Pom-
unterfiel dem Judicium domesticum: sie wurde von ihrem Gatten Cäsar mit
cheidung bestraft ; der Schuldige : Clodius ward vor das iudicium publicum
?en; vgl. Rein, Crim. Rt. 878 A. ** und die das. Citirten ; vgl. auch A. 33. 56.
479) Der pontifex maximus ist iudex, die übrigen pontifices bilden dessen
ilium: Cic. de har. resp. 7, 13. de Leg. II, 9, 22. Liv. IV, 44, 4 4. Plin.
IV, 4 4, 6. vgl. Premier, Hestia-Vesta 34 6. Die Formen des gemeinen Pro-
s erlitten auch hier Anwendung, so die ampliatio: Liv. IV, 44, 4 2. Auch
n Vertheidiger nicht ausgeschlossen, so im Prozesse wider Ter. Fulvius Flaccus
s. 612), für welchen C. Scribonius Curio als defensor auftrat: Cic. Brut.
422. de Inv. I, 43, 80. Schol. Bob. in Cic. in Ctod. p. 330; vgl. Auct.
er. II, 20, 33, wie auch Zumpt, Crim. Rt. I, J S. HO. — Neben solchem
eramte steht auch hier das sittenrichterliche Amt mit manichfachen nicht ca-
tn Strafmitteln, so Verweis, wie z. B. wegen frivolen Benehmens: Liv. IV,
4 2. Plut. de inim. utilit. 6. I p. 107 Did. ; Geiselung, so Sen. Contr. I, 2,
castigationem (ex) pontificis maximi meruerat sacerdos, si te (i. e. ancillam) e
lari redemisset, und so vornäralich wegen Verschuldung beim Erlöschen des
en Feuers: Dion. II, 67. Plut. Num. 40. Liv. XXVIII, 4 4, 6. Val. Max.
, 6. Paul. Diac. 4 06, 2.
180) Fest. 244 a, 29: probrum virginis Vestalis ut capite puniretur, vir, qui
incestavisset, verberibus necaretur : lex fixa in atrio Libertatis cum multis aus
»us incendio consurapta est.
184) Denn von solchen hatte gewiss Cato selbst berichtet, da Fest. 24 4b, 2
Wort [sajera uns überliefert.
638
Moritz Voigt,
C<oaac xaxopurreodai xa; Totauxa<; (sc. isptiac * Eortac) &tAvU
a-ppeuet vojxoc.
Eine nähere Bestimmung des Urhebers dieses Gesetzes \A
zu gewinnen aus einer Quellen-Angabe bezüglich der Folgewir
solchen incestus, welche selbst, wie bemerkt, dreifältige sind:
sichtlich der Vestalin, ihres Buhlen, wie des römischen Statte
Zunächst nämlich die unkeusche Vestalin ward vor Alien
priesterlichen Attribute entkleidet und exaugurirt,182 sodann v«
pontifex maximus gegeiselt183 und darauf lebendig begraben:
als Leiche geschmückt, aber geknebelt, wird sie auf der
unter voller pompa funebris und unter dem Trauergeleite ihrer
gehörigen über das Forum hinweg nach dem ausserhalb der
belegenen campus sceleratus m geführt und hier in unterii
Grabgewölbe mit brennender Kerze, wie einigen Lebensmitteln,
wohl ohne die sonstige übliche Todtenausstattung 185 beigesetzt10
Dann wiederum der Buhle ward auf dem Forum öffentlich
Tode gepeitscht.187
18«) Dion. VIII, 89. Cat. cit. bei Fest. 241», 34: virgines Vestafei
dotio exaugurat[as].
183) Dion. IX, 40.
184) Vgl. Becker, a. 0. I, 581 f. Die genaueste Bestimmung bietet Iir. W,
4 5, 8: denn danach lag der campus sceleratus in dem Winkel, dessen SeWi
die porta Colliua und dessen Schenkel der Wall und die via NomenUca biWÄI,
somit ausserhalb der romulischen, aber innerhalb der ser vischen Stadt.
4 85) Becker-Marquardt, a. 0. V, 1. S. 368.
4 86) So vor Allem Dion. II, 67. Plut. Num. 10. Zon. VII, 8; dar« üi.
VIII, 15, 7 f. XXII, 57, 3. Epit. Liv. 14. Dion. VIII, 89. IX, 40. Hat. F*
Max. 18. Dio Cass. exe. p. 454 Sturz. luv. IV, 9 f. Fest. 333b, %t. Ser*.*
Aen. XI, 206. Schol. in luv. IV, 10. Suid. v. Noofia;. Aug. C. D. HI, 5 d
die Citate in A. 195—197. vgl. Preuner, a. O. 291 f. Bei Dion. III, «7**
diese Strafe, jedoch durchaus nicht assertorisch, als vielmehr rein probte«^
auf Tarquinius Priscus zurückgeführt : SoxsT 8s xal ras Tipuaptac — telvo; Ö*"
pelv TCpcoTo;, somit: Dion. oder vielmehr dessen Vorgänger fand keinesw«^*
seinen Quellen solche Angabe vor, sondern folgerte selbst solches daraus, &**
das erste Beispiel eines Prozesses wider eine Vestalin wegen incestus anter Vt
quinius Priscus verzeichnet fand , nämlich wider die Pinaria : Dion. III, 67 V
A. 194; und so findet sich denn auch eine ähnliche Redewendung bei Zoa. % **
Damit aber verliert jene Angabe bei Dion. den Werth als Zeugniss.
187) Cat. cit. bei Fest. 241a, 30 in A. 480. Dion. VIII, 89. K, 4#. **
VII, 8. Liv. XXII, 57, 3 (538). Iul. Obseq. 37. Oros. V, 45 und d* &*
in A. 198. Wenn Dio Cass. LXXIX, 9 als Strafe angiebt Geiseluog auf &**
Leges regiae. 633
Indlich der römische Staat ward durch den begangenen Frevel
lirect in Mitleidenschaft gezogen: denn, indem solcher incestus
eib der Priesterin betleckt, so werden damit auch die sacra
verunreinigt 188 und dadurch der unheildrohende Zorn der Vesta
>taat und Volk herabbeschworen,189 daher nun zur Versöhnung
öttin, wie zur Reinigung des Gemeinwesens Sühn- und Reini-
•Opfer erfordert werden.190
Ind auf diese Sühn- und Reinigungs-Opfer nun bezieht sich
tan. XII, 8, wo in Anknüpfung an die wider L. Iunius Sila-
a J. 48 erhobene Anklage des mit seiner Schwester Iunia Cal-
»egangenen Incestes berichtet wird :
ddidit Claudius sacra ex legibus Tulli regis piaculaque apud lu-
l Dianae191 per pontifices danda.
diese Sühnopfer, welche von Staatswegen durch die pontifices
gen und von Tac. als procurationes incesti characterisirt wer-
iönnen in jenen leges Tulli unmöglich auf die Blutschande des
en römischen Rechtes, als vielmehr allein auf den incestus im
»n Sinne des Wortes sich bezogen haben und diesfalls nun le-
i der Sühnung vom incestus der Vestalinnen gedient haben,
jsjenigen Vorkommnisses von Unkeuschheit, durch welches der
selbst unmittelbar, in Mitleidenheit gezogen ward. Vielmehr
ah es erst durch Claudius, dass diese für den Incest der Vesta-
angeordneten Opfer auch auf den rein criminellen Incest der
en Zeit in Anwendung gebracht wurden,
legelte somit eine lex Tullia die piacula publica, welche im
id nachfolgende Tödlung im Gefängnisse, so scheint dies eine in der mitt-
iaiserzeit eingetretene Aenderung zu ergeben : man vermied das abscheuliche
piel, Jemanden Öffentlich zu Tode zu peitschen.
B8) Dion. VIII, 89: u.ia(veiv ta fepa , und ähnlich IX, 40. Dio Cass. fr.
. 34, 9t. Symm. Ep. IX, t 28. t29.
89) Dion. II, 67. IX, 40. Plut. qu. rom. 83.
90) Liv. XXVII, 57, 5. Dion. II, 67. Plut. qu. rom. 83. Symm. Ep.
fc8. t29. vgl. Preuner, a. 0. 293.
9t) Nipperdey in h. 1. denkt bei dem lucus Dianae an das aricinische Heilig-
eine ganz unglückliche Idee : denn wie hätten wohl die römischen pontifices
rund einer lex Tulli nach Aricia kommen sollen. Ich meine vielmehr, dass
' Heiltgthunt der Diana im vicus patricius zu denken ist, worüber vgl. Becker,
I, 538 , und dass nun der Opferaltar zwischen diesem und dem campus
lus zu suchen ist, in dessen Nähe jener Altar ja doch gehörte.
634
Moritz Voigt,
Falle des incestus der Vestalinnen zur Reinigung des Gemeinwesen
wie zur Besänftigung der Vesta von den pontifices anzustellen
ren, so berechtigt diese Thatsache nun zu der Annahme, dassji
lex Tulli auch die Strafe wider die Vestalin und deren Buhlet
gelte, somit aber identisch ist mit jener im a tri um Libertatis
hängten, von Cato besprochenen lex.
Als Tendenz und Aufgabe solcher lex aber ergiebt sich, udtj
allein die wegen des Incestes der Vestalin von Staatswegen Ho-
stel lenden piacula zu bestimmen, sondern auch diesfalls bezügfek)
der schuldigen Vestalin selbst eine neue Ordnung zu setzen an Stab]
der früheren altlatinischen, wie solche in der Sage von der
Silvia bekundet wird und in den latinischen civitates zweifdsohtf]
auch noch bis zu deren Beleihung mit der römischen Civititt iiftl»]
tung verblieb. Denn danach ward im altlatinischen Rechte die
keusche Vestalin als prodigium malum (A. 44) behandelt: in
des Wasser ward sie gestürzt,192 um von diesem nach dem
getragen und hier in dem Alles reinigenden Elemente zersetzt
werden. Und sodann ist eine weitere Aufgabe jener lex dam
erkennen, die bezüglich des Buhlen geltende Ordnung auszuspreeta^
eine Vorschrift die als die grösste Singularität unter den römiBchlj
Rechtsordnungen sich kennzeichnet und die so nun auch eriMl'.
dass jene lex insbesondere in dem atrium Libertatis aufgehflgtfj
war. Denn darin, dass der mitschuldige Buhle der Vestalin Ar
geistlichen Gerichtsbarkeit unterstellt ist und dem weltlichen
amte entzogen bleibt, liegt in Wahrheit die stärkste Anomalie, welch
im römischen Oiminalprozesse sich vorfindet, eine Abnormität, i*
namentlich im Zeitalter der Republik noch dadurch ganz weseolW
sich verschärft und steigert, dass ebenso die Gesetze, welche <fc
Capitalverbrechen der Competenz der Centuriatcomitien überweise*
jener pontificalen Jurisdiction gegenüber keine derogatorische W
erlangen, wie aber auch der Verbrecher der im Allgemeinen so «Hf
lieh gewahrten Provocation beraubt bleibt.193
192) Vgl. Schwegler, röm Gesch. I, 385 A. 5. Daneben werden *«di **
andere Todesarten von der Rhea Silvia berichtet: Dion. I, 78. 79; aIWi ^
Dion. wird ausdrücklich besagt, dass die Strafe des Lebendigbegrabens rW^
Ursprunges sei.
193) Damit übereinstimmend sagt Cic. de Leg. II, 9, 22: inceslum P***^
Lkges regiab. 635
Und wie nun die Geltung dieses Gesetzes einerseits bis in die
esten Zeiten sich verliert,194 so blieb andrerseits dasselbe auch in
[Wendung, so lange als überhaupt das Priesterthum der virgiues
Btales bestand: wider die Vestalin selbst ward es in Anwendung
bracht noch im J. 82 und 89 unter Domitian,195 im J. 215 unter
rticalla,196 wie endlich kurz vor 384, ,97 wider den Buhlen aber im
89 unter Domitian, sowie kurz vor 384. m
§ 15.
tas Gesetz des Tullus Hestilius aber die öffentliche Alimentation
van Drillingen.
Dion. III, 22, indem er die monumentalen und institutionellen
Itnndungen des Kampfes der Horatier und Curiatier und des darauf
genden Schwestermordes namhaft macht, führt folgende derartige
t .
Memo subplicio sanckmto. Ganz singulär dagegen ist die auf Grund der ro-
lo Peducaea im J. 644 eingesetzte quaestio extraordinaria , worüber vgl. Rein,
0. 877 Anm. Lange, rom. Alterth. II § 133 unter 5 c. — Wenn Rossbach,
B. Ehe 447. Becker-Marquardt , a. 0. IV, 247 A. 1471 die Strafgewalt des
Stifex über den Mitschuldigen der Vestalin aus der dem paterfamilias durch die
Ke eingeräumten Selbsthülfe : der TÖdtung des adulter von Frau oder Tochter
Citren wollen , so ist dabei übersehen , dass letzteres nur statthaft war , wenn
r Buhle in flagranti ergriffen ward, wie ohne alle prozessualische Form sich
ikog, dort aber nicht solche Beschränkung, wohl aber Verfahren und Formen
B Criminalprozesses Platz griffen.
494) Vgl. die Berichte über diese Prozesse bei Rein, Crim. Rt. 877 f. Preuner,
0. 434 ff.
495) PI in. Ep. IV, 4 4, 6—9. Suet. Dom. 8. Ghron. Pasch, p. 466 Bonn,
seb. chron. ann. Abr. 2099 vol. II, 4 60. 24 3 Schöne.
496) Dio Cass. 77, 4 6.
497) Symm. Ep. IX, 4 28. 4 29. Die Vestalin Primigenia war allerdings nicht
tische, sondern albanische Vestalin; allein seit Verleihung der Civität an die
iker kam auch hier das römische Recht in Anwendung. Insbesondere wird
h jetzt noch der Prozess vor dem Forum der pontifices geführt, wie Symm.
agt: collegii nostri disquisitio (c. 4 28) und a collegio nostro vindicta delata
(c. 429) ; denn Symmachus war in der That pontifex maximus: Orelli, Inscr.
17. Die Deductionen von Zumpt, Crim. Pr. I, 4 S. 4 4 4 ff. : Abhängigkeit der
Glichen Richtergewalt von der weltlichen und spätere Verdrängung der ersteren
ch die letztere stehen mit den Quellen geradezu in Widerspruch.
4 98) Plin. Ep. IV, 44, 4 0. 4 4. Suet. Dom. 8. — Symm. Ep. cit. Vgl.
uner, a. O. 433 ff.
Att&ndl. d. K. S. GewUich. d. Wissensch. XVII. 48
636
Moritz Voigt,
Zeugnisse aus der geschichtlichen Vergangenheit auf: zuerst die
mimen te beim Colosse des Nero: die ara lunonis Sororiae, die
Iani Curiatii und das sororium tigillum sammt den hier al
dargebrachten Sühnopfern, sodann die pila Horatia, an welcher
die den Curiatiern abgenommenen, zu Dion. Zeit aber durch dtf <
ter bereits zerstörten Waffen aufgehängt waren (s. § 10);
drittens eine lex, welche in Veranlassung jenes Zweikampfes
ben und noch zu Dion. Zeit in Geltung war (lori 8s xai vofto;
auiot; 8i' exeivo xupiodeU xb icddo<;, <jj> xai eU i\u jyM&vxai),
Maassgabe deren die Eltern von Drillingen männlichen Gescbl
bis zu deren Pubertät für dieselben Alimente aus der
empfingen :
oi£ av fevcovxai xpiöufioi icaiSec in xou Ö7]|iooiou xd; Tpoffe
ica(Sa>v ^opTjYetoöat pixpi ^ß?)S.
In Bezug auf diesen Bericht des Dion. bemerkt nun Dirksea t
341 f.: »er fügt hinzu, diese Verfügung verdanke dem
an die heldenmüthige That der drei Horatier ihren Ursprung;
aber dies Gesetz gleichzeitig mit jener That und auf Vi
des Tullus Hostilius erschienen sei, sagt er keineswegs and
Schweigen berechtigt uns zu der Annahme, dass ihm selbst die
rückführung dieses Gesetzes auf die Periode der Regierung je
Königs als bedenklich erschienen sei«. Allein vor Allein ist
Auffassung der erst citirten Worte an sich des Dion. eine gm frj
richtige : 8i' sxetvo xopcodeU ib izäboc, besagt völlig unzweideutig, M
in Veranlassung der jüngst beschehenen That des Horatius, W*
wegs aber dass im Andenken an die länger beschehene Thal fr
Gesetz gegeben sei.109 Und demgemäss bedurfte es sodann gar «Ä
der besonderen Angabe, dass Tullus Hostilius der Urheber jenes G*
setzes sei, weil solches implicite in den Worten des Dion. gatfi*
stimmt ausgesprochen ist, somit aber ebenso wenig explicite *#*
sprochen zu werden brauchte, wie bezüglich der arae lunonis S*
riae und Iani Curiatii, des tigillum sororium und der pila HorA
wo ebenfalls solche ausdrückliche Bekundung fehlt. Und drittens M
denn auch die Schlussfolgerung Dirksen's ; weil Dion. nicht aQsdrtft
lieh dem Tullus jenes Gesetz beimisst, so ist hieraus zu folgern, d*
4 99) So bereits Petersen, de originibus histor. rom. 40.
Leges regiae. 637
die Annahme solcher Autorschaft bedenklich erschien, in ihren
fthen Prämissen ganz unerfindlich, da doch nur die Conclusion
femttssig ist: weil Dion. an dieser Stelle und in solcher Gedanken-
ättpfang weder einen anderen Urheber nennt, noch Zweifel an
Autorschaft des Tullus äussert, so zweifelte er auch nicht an der
yrschaft des Letzteren, eine Consequenz, die in Wahrheit auch
smein von unserer Wissenschaft gezogen wird, indem sie in Dion.
22 ein auch mit anderen Quellen übereinstimmendes Zeugniss
fr findet, dass die arae lunonis und Iani, das tigillum sororium
die pila Horatia unmittelbar nach der Thet des Horatius und
r Tullus errichtet worden seien. Endlich ist aber auch mit je-
reinen Negation Dirksen's für die Wissenschaft die maassgebende
;e nicht erledigt: denn existirte überhaupt das fragliche Gesetz,
st nun der Zeitpunkt seiner behaupteten jüngeren Entstehung dar-
gen ; und dann dürfte denn wohl die Frage berechtigt sein, welche
ere Zeit etwa in sentimentaler Rückerinnerung an jenen Zwei-
pf das fragliche Gesetz noch nachträglich erlassen haben soll?
Kann daher die Zurückführung jener lex auf Tullus Seitens des
n. einem begründeten Zweifel nicht unterliegen, so wird nun die
je nach der Tendenz und dem historischen Motive jenes Gesetzes
Dion. dahin beantwortet, dass zur dauernden Verherrlichung der
atier jene Alimentation von Drillingen von Staatswegen ilber-
unen worden sei (Tip^v xat 54$av dddvaxov xof<; dvöpdotv exetvoic
itideit). Und diese Erklärung bietet um so weniger etwas An-
siges, als der gleiche Gedanke und das entsprechende Verfahren,
Verdienste eines gegebenen Individuum auf dem Wege dauernd
verherrlichen, dass man nach dem Tode des Ersteren das der
eben Species angehörige Individuum jüngerer Generation gleich
Vertreter von jenem behandelte und die dem Ersteren zukommen-
Ehren auf den Letzteren in stets sich erneuernder Nachfolge
rtrug, auch in dem Quellenberichte hervortritt, dass man das Ver-
ist. der capitolinischen Gänse um die Rettung des Staates von den
iern in der Weise geehrt habe, dass alljährlich mit gewisser
Tlichkeit eine Gans durch die Strassen der Stadt getragen ward.200
800) Vgl. die Belege bei Seh wegler, röm. Gesch. 111, 259 A. 3 und dazu
Ael. de nat. an. XII, 33.
43*
638
Moritz Voigt,
Fi
Endlich schliesst die Darstellung des Dion. die Annahme
dass die Wohlthat jenes Gesetzes nur den Unbemittelten
worden und so nun darin ein Vorläufer der Alimentaüons-1
der Kaiserzeit gegeben gewesen sei : vielmehr war ein jeder
von Drillingen die öffentlichen Alimente zu beanspruchen
Im Uebrigen aber werden religiöse Erwägungen den Erlass des
liehen Gesetzes beeinflusst haben, die selbst zusammenhingen mit
in A. 155 dargelegten Vorstellung, dass der Staat durch die
sprechung des Horatius auf sein eigenes Haupt die Folgen der
schuld geladen habe..
Die Geltung jenes Gesetzes erstreckte sich nach Dion. ba
seine Zeit, somit in das Zeitalter Augusts. Allein seine An
kann zu allen Zeiten nur eine vereinzelte gewesen sein, tbeüs
Drillings-Geburten bei den Römern nur seltenere Ausnahmefälle W\
deten^201 theils weil die Bemittelten doch schwerlich von il
Spruche auf öffentliche Alimentation ihrer Kinder Gebrauch
haben werden, Momente, welche zugleich erklären, dass jenen
setze nicht eine öftere Erwähnung in den Quellen zu Theil
den ist.
§ 16.
Das Gesetz wider das Schlachtet des Aekerthieres.
Ueber ein Verbot vom Schlachten des Aekerthieres liegen M)
Berichte vor: der eine an einen concreten Oiminalprozess antat
pfend von
Plin. H. N. VIII, 45, 180:
Socium — laboris agrique eulturae habemus hoc animal ;sc. bo-
vem) tantae apud priores curae, ut sit inter exempla damnatas*
populo Romano die dieta, qui coneubino procaci rure ornatt*
edisse se negante oeeiderat bovem, actusque in exsilium tamqtf*
colono suo interempto;
und Val. Max. VIII, 1. Damn. 8:
Non supprimenda illius quoque damnatio, qui pueruli sui ni*
amore correptus rogatus ab eo ruri , ut omasum in caeoam W
SOI) Gai. \ Fideic. (D. XXXIV, 5, 7. pr.), Paul. 4 7 ad Plaut. (D. V, 4, »)•
Leges rbgiae. 639
uberet, cum bubulae carnis in propinquo emendae nulla facultas
sset, domito bove occiso, desiderium eius explevit. Eoque no-
nine publica quaestione adflictus est, innocens, nisi tarn prisco sae-
mlo natus esset;
' andere das Gesetz in abstracto bekundend von
t. RR. II, 5, 4: hie (i. e. bos202) socius hominum in rustico opere.
— Ab hoc antiqui manus ita abstineri voluerunt, ut capite sanxerint,
n quis oeeidisset;
i, daraus entlehnend, Colum. R. R. VI, pr. § 7: cuius (sc. bovis)
tanta fuit apud antiquos veneratio, ut tarn capital esset bovem
neeuisse, quam civem;
me Cic. de N. D. II, 63, 159: tanta putabatur utilitas pereipi ex
bobus (sc. aratoribus), ut eorum visceribus vesci scelus haberetur.203
Alle diese Berichte stimmen nun völlig überein theils in Bezug
F den delictischen Thatbestand : das Schlachten des Ackerthieres :
l dorn it us bos (Val.) oder bos, qui est socius laboris agrique cul-
le (Plin.) oder bos, qui est socius hominum in rustico opere (Varr.),
ils in Bezug auf die Strafe: die Todesstrafe. Und zwar scheint
Bezeichnung dieses Delictes der Ausdruck bucaedium oder bild-
en gedient zu haben, wie solcher noch in dem Worte bucaeda
Plaut. Most. IV, 2, 1 überliefert ist.
Indem daher solches Gesetz das Schlachten des Ackerthieres
ersagt, so zielt dasselbe ab auf dessen Schutz und Schonung, und
let so denn nun seine nächstliegende Parallele in dem griechischen
fertbume: denn auch hier gebieten die gleiche Schonung des ßoi>{
"rijp die Gesetze der verschiedenen griechischen Staaten, mit Aus-
sos) Allerdings spricht Varr. 1. c. § 3 zuerst von bos und dann von taurus;
n dass derselbe unter »hie« nicht auf den letzteren, sondern auf den ersteren
veist, ist daraus zu entnehmen , dass die Römer nicht bloss mit Ochsen, son-
l auch mit Kühen pflügten.
S03) Vgl. Cic. Arat. fr. 17 Or. : ferrea tum vero proles exorta repente est j
ique funestum primast fabricarier ensem | et gustare manu vinetum domitum-
iaveneum ; Verg. Georg. II, 536 f. : ante | impia quam caesis gens est epulata
incis; Schol. Bern, in h. 1.: inore rusticorum impios dicit, qui iuvencos in
las fuderint eo quod servandos magis ruri putabant, quia maiores bovem nefas
iedi putabant. Im Allgemeinen vgl. noch Cuiac. Observ. IV, 20. Gothofr. in
rh. II, 30, 4.
640 Moritz Voigt,
nähme von Theben, und so auch die Gesetze der Cyprier, wie
Phryger. M
Nicht minder correspondirt aber auch jenem Gesetze das %-
bot der Opferung des Ackerthieres,205 wie solches bekundet wird m
Ov. Fast. IV, 413: a bove succincti cultros removete ministri:)
aret;
Paul. Diac. 220, 21 : equus potius quam bos immolabatur, qnod fc
bello, bos frugibus parieridis est aptus.
Aus solcher Tendenz des Gesetzes beantwortet sich aber atch
Frage nach dessen Alter mit voller Sicherheit: es gehört daaehj
jener Culturepoche an, wo das römische Volk aus der Periode
Viehwirthschaft, als dem alleinigen Schwerpunkte der nationales
werblichen Thätigkeit, den Uebergang zu der Ackerbau1
bewerkstelligte und wo nun der Ackerbau bereits den gleichen Raf ]
und die ebenbürtige Stellung neben der Viehzucht im wirttoek&i
liehen Leben der Nation errungen hat, somit aber in Folge des ge-
steigerten Bedarfes, wie Werthes der Ackerthiere, und andrer«*-
in Folge der verminderten Züchtung von solchem die volkswiri*
schaftlichen Anschauungen und Bedürfnisse der Zeiten zu Schott
maassregeln für Schonung des so noth wendigen , wie werthvofei
Inventar-Stückes hindrängten.206 Und dieser Moment berechtigt tfj
sich schon das obige Gesetz der Königszeit zu überweisen, um»
mehr, als dasselbe den XII Tafeln bei dem Stillschweigen der Quefci
hierüber nicht überwiesen werden darf, indem ja gerade diese A
Quelle der Rechtssätze besonders zu nennen eine deutlich ausge-
sprochene Neigung bei den Römern herrscht.207
Der Todesstrafe aber, welche das Gesetz wider die verpönte
Handlung aussprach, ist zweifelsohne eine religiöse Qualificirung bei-
zumessen, in entsprechender Weise somit, wie solches auch bezüg-
lich der Strafe des parieidium anzunehmen ist (§ 10).
204) Büchsenschütz, Besitz und Erwerb 218 A. 4.
205) Ueber das Opfer von Stier oder Kuh, die nicht im Pfluge gehen , ^p
Becker-Marquardt, a. O. IV, 468. 266 A. 4 620. Plut. Luculi. 24. Suet. Doirot.»
Auch bei den Griechen wird das Ackerthier nur ausnahmeweise und nur in fc"
stimmten Fällen als Opfer dargebracht: Hermann, Gottesdieustl. Alterth. §**> A-tf*
206) So bereits Büchsenschütz, a. O. 2t 8.
207) Vgl. Raspe, Calumnia 26.
Lkges regiae. 644
as endlich die Geltungsdauer jenes Gesetzes betrifft, so er-
die Berichte des Plin. und Val. Max.,, dass dasselbe minde-
och in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts zur An-
ig gelangte. Denn indem in dem Thatbestande des von den-
berichteten Rechtsfalles ein Geschlechtsverhältniss zwischen
n concurrirt, die Päderastie aber erst in der Mitte des sechsten
iderts im Gefolge des Bacchus-Cultus aus Etrurien nach Rom
terer Verbreitung eingeschleppt wurde,208 so ergiebt sich hier-
s früheste Datum jenes Prozesses. Auf der anderen Seite aber
jr Prozess auch wiederum als das letzte Vorkommniss der An-
Qg des fraglichen Gesetzes anzusehen: indem dieses letztere
damals den Anschauungen der betreffenden Zeiten nicht mehr
ich, so war es nun dieses Verhältniss des Widersprechenden,
s den römischen Annalisten Veranlassung bot, jenes Prozesses
es besonders bemerkenswerthen Vorkommnisses zu gedenken.
8) Liv. XXXJX, 8 f.
••-
Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig.
ÜBER
S LEGES REGIAE
VON
MORITZ VOIGT,
TOLIED DER KÖNIOL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
IL
UND AUTHENTIE DER LEGES REGIAE.
ides der Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der Königl
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
N° VII.
LEIPZIG
BEI S. H1RZEL.
1877.
Vom Verfasser übergeben den 1. Februar 1877
Der Abdruck voltendet den 25. Mai 1877.
ÜBER
)IE LEGES REGIAE
VON
MORITZ VOIGT.
n.
QUELLEN UND AÜTHENTIE DER LEGES REGIAE,
■and), d. K. 8. GeMÜtch. <1. WitMatch. tVIt 44
Die Glaubwürdigkeit der Ueberlieferungen von
den leges regiae.
§ 17.
Die tleberlieferaigei an sieh der leges regiae.
Die classischen Ueberlieferungen von den leges regiae zerfallen
wei verschiedene Klassen. Denn einestheils werden die eigenen
te selbst des Gesetzes gegeben, wie solches der Fall ist bezüg-
der leges
sr die Unbotniässigkeit der Schwiegertochter gegen die Schwieger-
ntter (§ 7) bei Fest. 230\ 13.
*r die termini motio (§ 9) bei Paul. Diac. 368, 3.
r das paricidium (§ 10) bei Paul. Diac. 221, 15.
r die Realinjurie gegen die Eltern (§ 13) bei Fest. 230b, 15.
* bezüglich der Strafsanction Si quisquam aliula faxit etc. (§ 1 2)
Paul. Diac. 6, 1 ;
ividerntheils wird wiederum lediglich in referirender Weise der
»ondere Inhalt der Gesetze bekundet, wie dies geschieht bezilg-
* der leges
* die Treuverletzung von Patron oder dienten (§ 4) von Dion.
10.
r die Kindes-Aussetzung oder -Tödtung (§ 5) von Dion. II, 15.
die Ehescheidung (§ 6) von Dion. II, 25. Plut. Rom. 22.
*r den Verkauf des mittelst confarreatio verehelichten Haussohnes
j 8) von Dion. II, 27. Plut. Num. 17.
5r die termini motio (§ 9) von Dion. II, 74.
jr die culpose Tödtung (§11) von Serv. in Verg. Ecl. IV, 43.
Borg. III, 387.
t den Kaiserschnitt (§ 12) von Marcell. 28 Dig.
44»
646
Moritz Voigt,
wider den incestus der virgines Vestales (§ 14) von Cat. de Ai
bei Fest. 241% 29, Dion. I, 78, Claudius bei Tac. Aon. XB,1
über die öffentliche Alimentation von Drillingen (§ 1 5) von Dion. H,1
wider das Schlachten des Ackerthieres (§16) von Varr. RR. 0,5,
Cic. de N. D. II, 63, 159.
Für die Frage nun nach der Glaubwürdigkeit dieser Quellenüberlk
gen können indess diejenigen derselben ausser Betracht bleiben,
lediglich gleich als Nebenquelle gegenüber anderen Zeugnissen
Und zwar ist dies der Fall zunächst bei den Gesetzen wider
termini motio und wider den incestus der virgines Vestales, wo
Paul. Diac, den Wortlaut des Gesetzes bekundend, hier aber
de Augur, und Claud., beide auf originale Quellen zurücl
Hauptquelle, dagegen Dion. II, 74 als blosser Referent und I,
weil aus Zwischenberichten schöpfend, Nebenquelle ist. Dageges
züglich der Gesetze über die Ehescheidung und wider den
des mittelst confarreatio verehelichten Haussohnes ist wiederum
als Hauptquelle, Plut. als Nebenquelle anzuerkennen, weil jener
älteren Vorquellen zeitlich näher steht, solche in grösseren
reproducirt und weniger durch eigenes Zuthun dieselben umgestalte
Endlich bezüglich des Gesetzes wider das Schlachten des Opfertte*
tritt Cic. gegenüber dein Varro in dies VerhSltniss der NebenquA
Sonach aber kommen als Hauptquellen in Betracht
Cat. de Augur, und Claud. citt.
♦
Fest, und Paul. Diac. citt.
Varr. RR. II, 5, 4.
Marceil. 28 Dig.
Serv. in Ecl. IV, 43. Georg. III, 387.
Dion. II, 10. 15. 25. 27. III, 22.
Da somit alle diese Quellen abgeleitete sind , so ergiebt sich dtf*
für die gegenwärtige Untersuchung die doppelte Aufgabe, einmal &
verschiedenen Träger oder Leiter der bezüglichen antiken l##'
lieferung nach ihrer Individualität festzustellen, somit von derOrig»^
bekundung ausgehend die secundären oder auch tertiären Quelle« 1*
herab zu den obigen Bekundungen zu bestimmen, und sodann, hierw
gestützt, über die Glaubwürdigkeit ebenso der uns überlieferten Zeug-
nisse, wie deren Vorquellen zu entscheiden.
LEGES REGIAE. 647
Während nun dieser letztere Punkt in § 25 zu erledigen ist, so
häftigen sich mit der ersteren Frage § 18 — 24; und hierbei nun
I der Ausgangspunkt der Untersuchung gegeben durch die Original-
indungen der leges regiae , als welche bezeugt werden theils
itzestafeln : von Liv. VI, 1 , 10 und Cat. de Augur, cit. (s. § 1 9),
s die libri regum: von Serv. in Verg. Georg. III, 387: apud
»res homicidii poenam noxius arietis damno luebat, quod in regum
> legitur.
Und sodann wiederum die aus jenen Originalbekundungen abge-
ten, hier in Betracht kommenden Vorquellen sind theils juristische :
Jus Papirianura, wie Granius Flaccus de Jure Papiriano209, theils
ilistische: die Vorquellen der Königsgeschichte des Dion.
Dieser gesammte Stoff nun ordnet sich in der Weise, dass zu-
in § 18 die libri regum sammt den libri sacerdotum und magi-
uum, dann in § 19 die Gesetzestafeln der leges regiae und end-
in § 20 das Jus Papirianum und Granius Flaccus de Jure Papi-
d erörtert werden. Darauf gehen § 21 . 22 über zur Frage nach
Quellen der Königsgeschichte des Dion., während § 23 und 24
e annalistischen Quellen selbst: Licinius Macer und Valerius Antias
rauchen.
Endlich in § 26 werden gesondert die Quellenberichle über die
»lative Thätigkeit im Allgemeinen der Könige geprüft werden.
§ 18.
Die libri regum, sacerdotum and magistrataam.
Bezüglich der libri regum, sacerdotum und magistratuum finden
folgende allgemeinere Bezeichnungen in den Quellen:
1. libri regum:
Ulgemeinen: Serv. in Georg. 111, 387.
lae: L. Calp. Piso bei Plin. H. N. XXVIII, 2, 14 und so nun
ich bezüglich der 573 gefundenen, gefälschten libri Numae : Cass.
emina bei Plin. H. N. XIII, 13, 86. Varr. de cult. Deor. bei
ug. C. D. VII, 34. Liv. XL, 29, 4.
209) Dagegen fanden die Leges regiae keinen Platz in den Rechtssystemen,
t nicht in denen der Republik, während zu gelegentlicher Erwähnung hier
Veranlassung war; vgl. Voigt, das Aelius- und Sabinus-System § % ff.
648 Mobitz Voigt, I
2. libri sacerdotum : 2t0 fli
im Allgemeinen: Gell. XIII, 23, 1 vgl. X, 15, 1 : libri, qui deaw-£p
doiibus publicis compositi sunt; Dion. VIII, 56: ai zart i^oytiih
YpacpäC* Philox. lex lat. graec. Sp. 143 Vulcan. : Uponxdt jkjRir
pontificum: Varr. bei Fest. 189», 9. Cic. de Orat. I, 43, 4M.b|ii
Ep. II, 1, 26. Macr. Sat. I, 12, 21. Arnob. adv. nat. IV, 18. J
Val. Prob« de not. § 1: raonuraenta poniificum; Lact. Di?, hl
I, 21: pontificum scripta;
pontificii: Varr. LL. V, 19, 98. Cic. de Rep. II, 31, 54. de fU§i
I, 30, 84. Fest. 356*, 18.
pontificales: Sen. Ep. 108, 31. Serv. in Aen. VII, 190. XII, «Ä
in Ecl. V, 66. in Georg. I, 21. 272. 344. Schol. Bern. ift.G«tgl
IV, 230. Lyd. de mens. IV, 20: xa itoviupixciXia ßißXCcr
augarum: Varr. LL. V, 4, 21. 10, 58. VII, 3, 54. Cic. p. dm II,
39. Serv. in Aen. III, 537. VIII, 95.
augurales: Veran. bei Fest. 253% 2. Cic. de Rep. I, 40, 63. B,H,
54. de Div. I, 33, 72. ad Farn. III, 11, 3. Sen. Ep. 10S,M.
Fest. 322*, 16. Serv. in Aen. IV, 45. IX, 20. Charis. I. Gr.|
13 p. 220 K. vgl. Cic. de N. D. II, 4, 14. Fest 270*, 31
322% 16.2n
Saliorum: Varr. LL. VI, 3, 14. .
haruspicini : Cic. de Div. I, 33, 72. vgl. Serv. in Aen. VIII, 3M:
artis aruspicinae libri.
3. libri magistratuum :
im Allgemeinen: Liv. IV, 7, 10. 20, 8. XXXIX, 52, 4.
24 0) In gleichem Sinne steht libri sacrorum bei Cloat. und Ael. io Fest Hl',
25. Serv. in Aen. III, 287. IX, 408. in Ed. VII, 34; libri ad sacra pqtf
pertinentes bei Val. Max. I, 4, 3 (von den libri augurales), ai itepl rm bfSß
ai>7Ypacpat bei Dion. III, 36; libri sacri bei Serv. in Georg. I, 272 (tob fa
comraentarii pontificum) und in Aen. II, 4 43 (von den indigitamenta), UpaltAmW
Dion. I, 73 und o izapa tote ap^iepeuot xefjievo; ir(va£ das. I, 74 (von den «nri*
maximi: Seh wegler, r. Gesch. I, 8 A. 4), iepal ßfßXoi bei Dion. X, 4 (rata
comraentarii pontificum: s. A. 245). Dagegen die ßfßAoi tepal xal axofctw fci
Dion. XI, 62 bezeichnen, wie schon Hullemann, de annal. max. 4 7 if., Deahfr
de Dion. Hai. antiq. auetor. lat. 32, Schwegler, a. O. erkannten, die libri IM:
s. nach A. 257.
241) Dagegen bei Gell. XIII, 4 4, 4: augures pop. Rom., qui libros de
auspieiis scribserunt stehen litterarische Werke in Frage ; und ebenso bei Fest f#l*.
27. 298b, 26.
Leges regiab. 649
tsorii: Serv. Sulpic. Ruf. bei Gell. H, 10, 1.
Wßtorii: Jos. antiq. Jud. XIV, 10, 10: al WXiot ai 57)p.6otat af
ra|uetmxa(*
4. commentarii regum:
Allgemeinen : Cic. p. C. Hab. 5, 15.
nae: Liv. I, 31, 8. 32, 2. Plut. Marc. 8: inrofivVjfjiaKr
vü Tollii: Liv. I, 60, 4.
5. commentarii sacerdotum:
AUgemeicen: Plut. Marc. 5: iepattxä tftro|rrijfAaT<r
itificum:™ Cic. Brut. 14, 55.213 p. dorn. 53, 136. Liv. IV, 3, 9.
fl, 4, 2. Quint. 1. 0. VIII, 2, 12. Piro. H. N. XVIII, 3, 14.
itificales: Fest. 286 b, 17.
orales: Cic. de Div. II, 18, 42. Fest. 31 7b, 31. Serv. in Aen. I, 398.
virorum: Censor. de die nat. 17, 9. 10. 11.
6. commentarii magistratuuin :
isulares: Varr. LL. VI, 9, 88.
7. tabolae censoriae:214 Varr. LL. VI, 9, 86. Cic. Or. 46, 156.
Je leg. agr. I, 2, 4. Plin. H. N. XVIII, 3, 11. Dion. IV, 22:
:i(iY)Ttxa Ypd(X(xaTa.
Bezüglich des Characters jener Bücher nun, wie solcher aus
en Inhalt und Zweck sich ergiebt, treten in unserer Wissenschaft
jende Auffassungen zu Tage:
libri sind Amtsinstructionen , commentarii sind Systeme der
zungen der betreffenden Disciplin: Modestow, Gebrauch der Schrift
f. 74 f.
f4t) In gleichem Siune steht commentarii sacrorum bei Fest. 4 65*, 3. 360*,
und 286b, 47: commentarii sacrorum pontificalium.
143) Possunws — suspicari disertum — Ti. Coruneanium, quod ex pontificum
rmentariis longe plurumum ingenio valuisse videatur, was nicht mit Jahn in
L auf eine Schrift des Coruncanius bezogen werden darf, da dieser überhaupt
ie Schriften hinterliess, als vielmehr auf Responsen desselben über die in den
oneotarii pontif. enthaltenen , die Privatinteressen berührenden Ordnungen , so
r die Legisactionen oder, worauf Cic. de Leg. II, 31, 59 hinweist, über die
cession in die sacra privata ; vgl. auch Cic. de Orat. III, 33, 4 36. Jordan in
mes 4 872 VI, 4 99 f.
24 4) Dieselben werden als tabulae publicae bezeichnet von Liv. XLIII, 4 6, 43.
, Max. 1Y, 1, 4 0, wogegen in der lex repetund. in C. I. L. I no. 4 98 lin. 58
bei Liv. XXVI, 36, 4 4 hierunter die quästorischen Acten verstanden sind.
650 Moritz Voigt, *
libri sind Systeme der . Satzungen der betreffenden Disciph,
commentarii sind Amtsinstructionen: Schwegler, r. Gesch. I, 281
31 ff.215
libri sind Systeme der Satzungen der betreffenden Disciplio, w»
Amtsinstructionen, commentarii sind Protocolle: Becker, Alterth. IJ(t
Hullemann, de annal. inax. cap. I. Hübner in N. Jahrb. f. PhloL
1859. S. 401 ff. Teuffei, röm. Litter. 3§ 73. 78.216 Brause in A. 8*1
cit. 14;
libri sind Ritualbücher, commentarii sind Amtsinstructionen ui
Protocolle: Lange, röm. Alterth. I3 § 9. 12.
Allen diesen Bestimmungen steht indess entgegen, theib dan
unter den priesterlichen und magistratischen Schriften keine eigetot
Bücher bekundet werden , welche Systeme der Satzungen der I*
treffenden Disciplinen enthielten oder welche Ritualbücher waren, i>
dem vielmehr Alles das, was diesen Gesichtspunkten sich untersten»
lässt, zusammenfällt mit den Amtsinstructionen, theils dass unter Äri
ebensowohl Amtsinstructionen, als auch Protocolle inbegriffen werde*
Und zwar wird diese letztere Thatsache bekundet einestheils dmtk
2 1 5) Derselbe äussert sich zugleich über die commentarii pontificum data:
dieselben waren oeine Sammlung von Rechtsfällen aus dem alten Staats- und Sacnt-
Recht, nebst den Entscheidungen der Pontifices in Fällen ihrer Jurisdiction, est
Beispiel-Sammlung, aus welcher diejenigen, die Recht zu sprechen hatten, <§e
allgemeine Regel sich abzogen. So mochte z. B. das Inaugurations-Ritual an der
Inauguration Numa's anschaulich gemacht, und statt einer allgemein gehaltenen Ab-
weisung dieser bestimmte Vorgang erzählt sein ; die Darstellung einer Vertragswert
durch Fetialen war in die Erzählung des Duell-Vertrags zwischen Römern ottf
Albanern eingekleidet; das älteste Provocations- Verfahren war am Prozess des
Horatiers dargestellt, und so fort.« Hierin liegen jedoch zunächst zwei Wider-
sprüche : einerseits werden die commentarii als Sammlung von Rechtsfallen be-
zeichnet und andrerseits werden denselben überwiesen ebenso die Inaugnratiai
Numa's und der römisch-albanische Vertrag, welche beide gar keine Recfatsfili
sind , als auch der Process des Horatiers , der nach Schwegler kein wirkhcnar,
sondern nur ein fingirter Rechtsfall ist (s. oben A. 137). Danach würden aefc
vielmehr tingirte juristische Vorgänge des Staats- und Sacral-Rechtes jenen comnes-
tarii überweisen ; allein solche Aufstellung ist nicht allein von Schwegler galt
unbescheinigt gelassen, sondern wird auch voll widerlegt durch alle die zahlieknei
Ueberlieferungen, welche, wie unten darzulegen, die Quellen aus den commenlari
uns bieten.
2t 6) Daneben identificirt der letztere in § 79 wiederum die libri magistratas*
mit den libri lintei.
L.EGES REG1AE. 651
, IV, 7, 1 0 : cum Ardeatibus foedus renovatum monumenti
98t consules eos illo anno fuisse, qui neque in annalibus priscis
leque in libris magistratuum inveniuntur;
L II, 1 0, 1 : Serv. Sulpicius scripsit ad M. Varronem rogavit-
jue, ut rescriberet, quid significaret verbum, quod in censoriis
ibris scriptum esset. Id erat verbum »favisae Capitolinae«. Yarro
rescripsit id esse cellas quasdam et cisternas, quae in area
mb terra essent, ubi reponi solerent signa vetera, quae eo templo
collapsa essent, et alia quaedam reiigiosa e donis consecratis;
► beidemal nicht an Amtsinstructionen zu denken ist ; wie andern-
als dadurch, dass ebenso die annales maximi als libri pontificum
Reichnet werden von Hör. Ep. II, i, 26 217 oder als t<5v {epo<pavx<öv
itpai von Dion. VIII, 56,218 als auch die libri lintei, welche, wie
len darzulegen, Protocolle sind, von Liv. IV, 20, 8 als magistratuum
ri qualißcirt werden.219
Dagegen die Thatsache, dass den libri auch die Amtsinstructionen
ter fallen, wird bekundet vornämlich durch folgende Zeugnisse:
o bei Plin. H. N. XX VIII, 2, 14: Tullum Hostilium regem ex Numae
libris eodem quo ille sacrificio Jovem caelo devocare conatum;
rr. LL. V, 19, 98: haec (i. e. arietes) sunt, quarum in sacrificiis
3Xta in olla, non in veru cocuntur, quas — in pontificiis libris
ridemus; bei Fest. 189% 9, wonach die libri pontificum das Ritual
bezüglich der spolia opima enthalten (§ 2 unter 3) ;
:. de Rep. II, 31 , 54: provocationem — etiam a regibus fuisse,
declarant pontificii libri, significant nostri etiam augurales ; de Oral.
I, 43, 193: quem haec Aeliana studia delectant, plurima est et
in omni iure civili et in pontificum libris et in XII tab. antiquitatis
effigies, wozu vgl. A. 245; de N D. II, 4, 11. Val, Max. I, 1, 3.,
wo die nämlichen Auguralbücber als libri bezeichnet werden, welche
Mut. Marc. 5 als b7zo\i^y]\iaxa bezeichnet;
in) Vgl. Schwegler, a. 0. I, 7 A. %.
1H8) Dies bestreitet allerdings- Schwegler, a. 0. 8 A. 4; allein die Auf-
thnung eines Wunders gehörte doch zweifelsohne in die annales maximi, auf
Fülle aber nur in ein Protocoll-Bucb .
94 9) Ebenso bezeichnet über das Protocollbuch im S. C. de nundinis saltus
nens. lin. 3 in Ephem. epigr. II, 274 : Über sententiarum in senatu dic[ta]rum
frite) VII, wie bei Cic. ad AU. XIII, 33, 3: über, in quo sunt senatu sc on-
a Cn. Cornelio, L. Mumraio coss.
652 Moritz Voigt,
Dion. X, 1 : xo|Atfcg 8' 6Xfya xtvd (sc. tcov Sixatav) £v fepaJ; fy $m
dicox€{|A6va, ä v6|ta>v cfye Suvaptv, &v ot icaxp(xiot tJjv *pfiew ijf1
jx6vot, 8ia xdc ev aoret 8taTptß<£c*
Gelf. XIII, 23, 1 : consecrationes deum immortalium, quae rita
fiunt, expositae sunt in libris sacerdotum populi Romani; X, -HBV>\
caerimoniae impositae flamini Diali multae, item castus mulli ^fe
quos in libris, qui de sacerdotibus publicis compositi saMBtf
scriptos legimus;
Serv. in Aen. XII, 603: cautum fuerat in pontiticalibus libris, ml\
laqueo vitam finisset, insepultus abiiceretur; in Georg. I, fitz gu
feriae, a quo genere hominum vel quibus diebus observentor n/
quae festis diebus fieri permissa sint, si quis seine desiderfi,
pontificales legat; I, 344: Cereri de vino sacrificari, pontifieak*»]
non vetant libri;
insbesondere aber auch dadurch, dass unter den libri ponüßcom*!
die indigitamenta mit inbegriffen werden, so von Cic. de N. D. I,
30, 84. Serv. in Georg. I, 21. Macr. Sat. I, 12, 22. Phiteihi
lat. graec. Sp. 113 Yulcan. : indigitamenta : iepaxixd ßtßXta.
Vielmehr sind die obbezeichneten Bücher dahin zu bestimmen,**
libri regum, sacerdotum, wie magistratuum , und ebenso taboke*
generelle oder collective Bezeichnung ist für die amtlichen 9tb
jener Functionäre ; Mi) diese Bücher selbst aber sind theils
220) Commentarii werden bezeichnet als tabulae censoriae von Varr. LL.H
9, 86 (s. S. 102), Cic. de Orat. 46, '156: centuriam, ut censoriae toN*
ioquuntur , fabrum et procura audeo dicere , oder als tabulae public« too W-
Max. IV, 1, 10 (s. S. 102); dagegen Acten werden bezeichnet als tabulae «•"
soriae von Cic. de leg. agr. I, 2, 4 (das Verzeichnis der Staatsdomäne* &■"
treffend), PHn. H. N. XVIII, 3, 11 : in labulis censoriis pascua dieuotor •*
ex quibus populus redilus habet, Dion. IV, 22: Tiu.TjTixa ypau.|ietTa, edtf»
tabulae publicae in der lex repetuud. in C. I. L. I no. 198 lin. 58 8^ ^
Liv. XXVI, 36, H (die quästorischen Acten betreffend), sowie XLID", & ,3
(die censorischen Acten betreffend).
221) Vgl. über die libri sacerdotum Elvers, de clarissim. monumetfB fr*
1 pari. II p. 9 ff., Ambrosch, de sacris Rom. libris, Bresl. 1840; überdto*n
pontificum Preibisch, de libris pontifieiis, Bresl. 1874; über die libri aei**
Brause, librorum de diseiplina aug. ante Augusti mortem Script orum P. I W*
1875. Dass jede Priesterschaft ihre eigenen Bücher hatte, wird bekuni* *
Dion. II, 63 a. £.
Lbges regiae. 653
antarii reg um, sacerdotum. wie magistratuum : Amtsinstructionen
. Sammlungen von Vorschriften, welche ebensowohl die solennen
3 regeln, die von dem betreffenden Functionär amtlich zu voll-
en oder auch dessen amtlicher Aufsicht unterstellt und von
aten oder resp. Magistraten vorzunehmen sind, als auch das
^h das Amt erforderte etikettenmässige Verhalten gewisser
ster normiren; theils
:*e Acten d. h. chronologische Aufzeichnungen über die die Amts-
ressen der betreffenden Magistratur oder Priesterschaft berülyren-
Vorkommnisse.
iese Acten selbst aber von rex, sacerdotes, wie magistratus ist
chnische Specialbezeichnung anzuerkennen das Wort acta,222
es als zufällig anzusehen ist, dass solcher Ausdruck in Bezug
tue Acten in den Quellen sich nicht vorzufinden scheint. Denn
i den Quellen dafür gebrauchten Ausdrücke libri, wie bei den
rten Liv. IV, 7, 10 und Gell. II, 10, 1, oder tabulae, wie in
d A. 220 citirten lex repetund. lin. 58, Cic. de leg. agr. II,
Liv. XXVI, 36, 11. XL1II, 16, 13. Plin. H. N. XVIII, 3, 11
wie obbemerkt, nicht Specialbezeichnungen jener Acten, wäh-
es wiederum als abusiver Sprachgebrauch anzusehen ist, wenn
ben vereinzelt: von Cic. p. dorn. 53, 136 und Censor. de D. N.
0. 11 auch als commentarii bezeichnet werden.223
Was nun im Besonderen den Inhalt jener beiden Klassen von
;hen Büchern betrifft, so wird zunächst für die commentarii224
22) Der Ausdruck acta als Bezeichnung Öffentlicher Acten findet sich vor für
a senatus, militaria, wie für die Gerichtsacten : Renssen, de diurnis aliisque
. actis, Groning. 4 857. Hübner, de senatus populique Rom. actis 5 ff. Rein
ly, Realencycl. I, I S. 132 ff.
83) Gleicher abusiver Sprachgebrauch kehrt wieder bei Tac. Ann. XV, 74 :
amentariis senatus , worunter die acta senatus verstanden sind : s. Hübner
4 2, und in der Inschrift bei Mommsen, I. N. 6828: descriptum et recogni-
ctutn in pronao aedis Martis ex commentario, quem iussit proferri Cuperius
inus per T. Rustium , und : commentarium cottidianum municipii Gaeritum
lgina XXVII kapite VI, worunter acta decurionum verstanden sind : s. Hübner,
38. Dann wiederum, wenn App. bell. civ. II, 4 25 die acta Caesaris als
»jAvqfiaTa t% «PX% °der C'c* a(* ^tt. II, 4, 4 2 seine Privatacien über sein
at (s. A. 227) als nostrum illud üirofivyjfjLa bezeichnet.
24) Ambrosch, de saeris Roman, libris 6 begründet die Annahme, dass die
Mtarii aller Priester, mit Ausnahme der pontifices, in doppelten Exemplaren
654 Moritz Voigt, [M
jener z wiefäll ige Inhalt bekundet : einesteils ein nur gewissen prioste-
liehen Amtsinstructionen eigenthüinlicher Codex von Vorschriften ftr
das durch das Amt erforderte etikettenmässige Verhalten des betrcfh-
den Priesters und resp. seiner Ehefrau, wofür ein anschauliches Bei-
spiel sich bietet in den an minutiösestem Detail so reichen EtikeUct-
vorschriften für die flamines und flaminicae (A. 20):
Gell. X, 15, 1: caeremoniae impositae flamini Diali multae, tei
castus multiplices, quos in libris, qui de sacerdotibus publicis cot
ppsili sunt, — — scriptos legimus;
sowie anderntheils Anweisungen für die amtlichen oder der amtlkta
Aufsicht unterstellten Acte nach ihrer solennen Form an Wort oder
sonstigen Rituale,225 nach Ort, Zeit, wie sonstiger geschäftlicher Be-
handlung (s. A. 224), nicht minder aber auch bezüglich des pi>
culumm für den dabei begangenen Fehler.227 Und für solchen wt
teren Inhalt der commentarii bieten wiederum anschauliche Belege
exislirten : das eine in der Hand des betreffenden Priestertbums , das andere ta
pontifex maximus, als der geistlichen Oberaufsichtsbehörde überwiesen. Dies be-
stätigt Liv. I, 20, 5: pontificem — Nuroain Marcium — legit eique sacra aam
exscripta exsignataque attribuit^ quibus hosliis, quibus diebus, ad quae teafh
sacra fierent atque unde in eos sumptus peeunia erogaretur.
225) Darauf bezieht sich die Bezeichnung libri caerimoniarum bei Tac. km.
III, 58. Dagegen rituales libri bei Cic. de Div. I, 33, 72. Fest. 285*, 25. Ceeeff.
de D. N. 17, 5 wird speciell von den Ritualbüchern etruskischer Disciplinen verwendet
226) Die allgemeine Wirkung des bei dem solennen Acte begangenen Fem-
'fehlers ist unheilbare Nichtigkeil; bei gewissen derartigen Acten tritt dazu noA
das piaculum : Voigt, Ius nal. III, 38; vgl. z. B. die Auguralformel bei Meer.
I, 16, 37.
227) Neben diesen officiellen Instructionsbüchern gab es deren auch, wefcte
von Privaten zum eigenen Gebrauche oder zur Belehrung für die NachkomM
▼erfasst waren und so nun in den Adelsfamilien sich vererbten , wie solches be-
richtet wird durch Dion. I, 74 von Aufzeichnungen über die censoriseben Anto-
funetionen (Tiu,7]Tixa oTTou-v^u-ara) . Beispiele dafür bieten sich in dem Bruchstück*
der quästorischen Amtsinstruction des M. Sergius bei Varr. LL. VI, 9, 90— M
und in der Aufzeichnung der lex evocandi des Furius bei Macr. Sat. III, 9, It
Auch bekundet Varr. bei Gell. XIV, 7, 2, dass ein neuer Magistrat von rioe»
Freunde solche Anleitung sich erbat oder fertigen liess. Dagegen gehören erst der
Kaiserzeit an die litterarischen Arbeiten de Officio magistratus. Daneben stehet
dann die alten und ächten Familienchroniken (vgl. A. 366), jene treuen Zeuget
der alten Zeiten , welche auch über die magistratische Amtsführung des Betrelfeato
berichteten: Plin. H. N. XXXV, 2, 7, wie endlich die Privatacten über die ge-
führte Magistratur: Cic. ad Att. II, 4, 12. Ueberdem vgl. bei A. 303. 304.
M] Legks bbgiab. 655
den commentarii regura die Formel bezüglich der Bestellung der
Ilviri perduellionis nach Liv. I, 26, 6. Cic. p. Rab. perd. 4, 13.
vÄ, 15:
*• ■■ Decemviri perduellionein iudicanto; si a duumviris provocarit,
provocatione certato; si vincent, caput obnubito, infelici arbore
teste suspendito, verberato vel intra pomoerium vel extra pomoe-
rium; vgl. A. 513;
den commentarii pontißcum die Formulare bei Serv. in Aen.
IX, 641 :
Macte hoc vino inferio esto;
i demselben II, 351 :
Juppiter optime maxime sive quo alio nomine te appellari vo-
^rloeris; vgl daselbst IV, 577;
tmd in Schol. Bern, in Verg. Georg. IV, 230:
*; Favete Unguis; vgl. Serv. in Aen. VIII, 173;
dgleichen die Vorschriften bei Fest. 165% 4:
*,, Pontifex minor ex stramentis na[p]uras nectito;
m Fest. 356% 19:
Tempi ura]que sedemque tescumque [sive deo sive deae] dedi-
i, caverit, ubi eos ac[cipiat volentes] propitiosque ; vgl. Serv. in Aen.
m, 457;
üd bei Plin. H. N. XVIII, 3, 14:
Augurio canario agendo dies constituantur priusquam ffumenta
* vaginis exeant et antequam in vaginas perveniant;
Hldlich die Stucken aus der Processionsordnung der Argeer227* bei
Varr. LL. V, 8, 47 ff., so z. B. :
Cerolensis quarticeps circa Minervium, qua in Gaelio monte itur,
in tabernola est.
Oppius mons princeps Esquilis eis lucum fagutalem, sinistra via
secundum merum est; u. s. vv.
den commentarii augurum die Formel bei Varr. LL. VII, 2, 8:
Templaque] tescaque finita (Codd.: me) ita sunto, quoad ego
caste lingua nuncupavero; u. s. vv.
die Vorschrift bei Cic. de Div. II, 18, 42:
**7») Vgl. Jordan, Topographie II , 837 ff. 599 ff. Spengel im Philologus,
73 XXXII, 98 ff. Preibisch, I. c. 80 ff.
656 Moritz Voigt, [IN
Jove tonante, fulgurante comitia popali habere nefojest],
vgl. Cic. de N. D. II, 25, 65. Phil. V, 3, 7. in Vat. 8, «•.
aus den commentarii consulares das Regulativ bei Varr. LL VI, 9, H:
Qui exercitum imperaturus erit, accenso dicit hoc : [C] Calparii*
voca inlicium omnes Quirites huc ad me.
Accensus dicit sie : Omnes Quirites, inlicium visite huc ad wlink
C. Calpumi, cos. dicit, voca ad conventionem omnes QtMs
huc ad me.
Accensus dicit sie : Omnes Quirites , ite ad conventionem to
ad iudices.
Dein consul eloquitur ad exercitum : Impero qua conveaü fk
comitia centuriata;
aus den commentarii censorii die Formel der Lustration, auf ffdek
hinweist Val. Max. IV, 1, 10:
censor, cum lustrum conderet inque solitaurili sacriBcio ficrib
ex publicis tabulis sollemne ei precationis Carmen praeiret, quo i
immortales. ut populi romani res meliores amplioresque tamri,
rogabantur;
wie das Regulativ bei Varr. LL. VI, 9, 86. 87:
Ubi noctu in templum censura auspieaverit atque de caelo wdm
erit, praeconi sie imperato, ut viros vocet:
Quod bonum, fortunatum felixque salutareque siet populo Rom*
Quiritium reique publicae populi Romani Quiritium mihique colleg*-
que meo, fidei magistratuique nostro! Omnes Quirites peditee ann-
tos privatosque curatores omnium tribuum, si quis pro se u*
altero dari rationem volet, voca inlicium huc ad me.
Praeco in templo primum vocat. Postea de moeris item voett
Ubi licet, censor, seribae magistratus murrha unguentisque ung**
tur. Ubi praetores tribunique plebei quique in consilium voc*
sunt venerunt, censores inter se sortiuntur, uter lustrum ftÄ
ubi templum factum est ; post tum conventionem habet, qui lurt*
conditurus est.
228) Dies ist Schema-Namen, der in concreto mit dem wirkliches N**
vertauscht wird , analog dem Q. Fabius der Auguralformel bei Cic. de Div* l
34, 74, sowie dem Auliis Agerius und Numerius Negidius der Legisactioneo. fr
solcher schematischer Name ist auch der populus Hermunduius in der Fetiattortfl
bei Cinc. 3 de re mil. in Gell. XVI, 4, 1.
] Leges brguk. 657
daher überweisen sich den commentarii regum229 im Besonderen
\ gesammie Opferritual,2**0 so z. B. die Formel der Conception der
janalia,231 wie das Regulativ bezüglich der spolia opima,232 dann
• im Obigen mitgetheille Formel für die Bestellung der llviri per-
allioois, ferner die descriptio classium und centuriarum,233 endlich
»r auch nach § 17 die leges regiae.
Und wiederum den commentarii pontificum234 gehören nament-
i an das Ritual der pontificalen Cultushandlungen236 sammt den
Kgitainenta d. h. dem Verzeichnisse sowohl der indigitamenta oder
r speciellen Prädicatsbezeichnungen der Götter, wie der thatbeständ-
ben Voraussetzungen, unter denen dieselben bei sacralen Acten
lorufen waren;236 dann das Regulativ bezüglich der spolia opima,237
e die Processionsordnung der Argeer;238 ferner das Ritual der
229) Vgl. über diese Petersen, de origin. bist. rom. 24 ff. (ohne genügende
k).
2341) Piso bei Plin. H. N. XXVIII, 2, 14. Liv. I, 31, 8. 32, 2. Dion. III,
Fest. 286b, 17. Von den im J. 573 gefundenen, gefälschten Büchern Numa's
leiten sieben de iure pontificio: Piso und Val. Ant. bei Plin. H. N. XIII, 4 3,
Liv. XL, 29, 7. Val. Max. I, I, 12. Lact. Div. Inst. I, 22. Vgl. auch A. 442.
231) Dion. IV, 15.
232) Plut. Marc. 8. Serv. in Aen. VI, 860.
233) Liv. I, 42, 5. Fest. 249a, 1. 246b, 30; und dann Liv. I, 60, 4: duo
nies inde corailiis centuriatis a praefecto urbis ex commentariis Servi Tulli
ti sunt; Cic. de Rep. II, 22, 40; vgl. Wachsmuth, Gesch. d. röm. Staates 4.
Bseobora zu Liv. I, 60, 4.
234) Vgl. über diese Modestow, Gebrauch der Schrift 46 ff.
235) Varr. LL. V, 19, 98. Fest. 286b, 17. Serv. in Georg. I, 344. in
. II, 351. in Ecl. V, 66. Schol. Bern, in Verg. Georg. IV, 230; vgl. Cic.
fiep. II, 31, 54, der sich so erklärt, dass die comment. pontif. insofern die
'ocation für die Königszeit bekundeten, als sie die sacra publica verzeichneten.
;he wegen der auf Grund der Provocation des Horatius erfolgten Freisprechung
elbeo eingesetzt worden waren: A. 154; vgl. Preibisch, a. O. 42. — Analog
en in den commentarii augurum die verschiedenen Auspicien verzeichnet, so
Ernennung des Dictator: Cic. de Rep. I, 40, 63, bei Berufung von Comitien
Entscheidung über die Provocation: Cic. de Rep. II, 31, 54, bei Eingehung
Ehe: Serv. in Aen. IV, 45; im Uebrigen vgl. die Fragmente bei Brause,
. 17 IL
236) Cic. de N. D. I, 30, 84. Serv. in Georg. I, 21. Macr. Sat. I, 4 2, 22.
adv. sat. IV, 18. vgl. darüber Ambrosch, Religionsbücher der Römer.
237) Varr. bei Fest. 189ft, 9 s. § 2 unter 3.
238) Varr. LL. V, 8, 50: in sacris Argeorum scriptum est sie; §52: ex
658 Moritz Voigt, |N
Execration und Consecration ™ Devotion i4° and Inauguration,* n
der Tod tenbestattung ; 242 nicht minder das Feiertagsregulativ» wi
die fasti calendares m und die Legisactionen.246
Dagegen die amtlichen Acten enthalten in chronologischer W
nung geführte Protocolle und sonstige officielle Aufzeichnung« ü
die die Amtsinteressen der betreffenden Magistratur oder Prieü
schaft berührenden Vorkommnisse, im Besonderen aber ttberdfeii
zogenen amtlichen Acte sammt den betreffenden Amts-Fasteö.*1 0
indem uns über Form, wie Inhalt solcher Acten näherer AdKÜ
durch die uns überlieferten Stücken aus den Acten des coflep
Aesculapii et Hygiae bei Orelli, Inscr. lat. no. 2417, sowie Mi
Acten der fratres Arvales zu Theil wird, so können wir nun ml
zelnen denselben ein vielfältiges Material überweisen:
zuerst die Fasten der betreffenden Priesterschaft217 oder 1
stratur, somit Aufzeichnungen über die in deren Trägern, wie n
in den Chargen der betreffenden Priesterschaft eingetretenen Pein
Veränderungen. Und wie nun diese Fasten in den ArvalacMi
treten als Bekundung ebenso des Ausscheidens und der Coopüt
von Mitgliedern, wie der Wahl von magistri und flamioes,
auch der Annahme von Dienern der Priesterschaft,248 so hä
wir entsprechende Fasten ebenso bei allen Priesterthümero,
z. B. beim rex sacrorum, den flamines, den curiones,249 den Aogon
Argeorum sacrificiis, in quibus scriptum sie est ; Liv. I, 2 1 , 5. Vgl. Jordat, i
284. 289 ff.
239) Serv. in Ecl. VII, 31. in Aen. III, 287. IX, 408. vgl. A. III.
240) Liv. VIII, 9, 4 ff. vgl. Becker-Marquardt, Alterth. IV, 23« ff.
244) Fest. 356ft, 18 vgl. Becker-Marquardt, a. 0. 248.
242) Serv. in Aen. XII, 603 vgl. Becker-Marquardt, a. 0. 25« A. I5U
243) Serv. in Georg. I, 272.
244) Liv. IX, 46, 5. Val. Max. II, 5, 2. vgl. Cic. p. Mur. 11, «.
245) Cic. de Orat. I, 43, 4 93. Dion. X, 1. Val. Prob, de litt. sing. f
vgl. Liv. IX, 46, 5. Val. Max. II, 5, 2. Voigt, über das Aelius- und Sd*
System A. 17, sowie unten A. 297.
246) Vgl. darüber Schwegler, a. 0. I, 34 f. Brause, I. c. 16.
247) Vgl. darüber ßorghesi, frammento di fasti sacerdotali in dessen ö*"
completes III, 391 ff. Mercklin, die Cooptation der Römer 215 ff.
248) Vgl. Henzen, acta fratrum Arvalium 150 ff. 161 f. 158—16«.
249) Vgl. Ambrosch, Studien 72 A. 154. 228 A. 105.
250) So z. B. Liv. III, 32, 3 und dazu Mercklin, a. 0. 245.
Lkges begiak. 659
aber auch bei den Magistraten2*1 und den tribuni plebis vor-
setzen;
sodann die Protocolle über die von den betreffenden Priestern
Magistraten vollzogenen amilichen Acte, wie solche in den
acten hervortreten in Darbringung von sacra, Conception von
und Anstellung von (Macula,2*2 im Einzelnen aber bei den ver-
denen Priestern und Magistraten253 verschieden sich gestalten;
ferner die Aufzeichnungen der von den betreffenden Priestern
Magistraten auf ergangene oflicielle Veranlassung amtlich er-
en Gutachten oder erlassenen, amtlichen Entscheidungen, somit
der priesterlichen Responsen, wie Decrete.254 Denn dass diese
Eintragung in die Acten erfuhren, ist zu entnehmen zunächst aus
XXXI, 8, 3 v. J. 55 i: consulti — fetiales ab consule Sulpicio,
lum, quod indiceretur regi Philippo, utrum ipsi utique nuntiari
terenl an satis essel in tinibus regni, quod proximum praesidium
«t, eo nuntiari. Fetiales decreverunt, utrum eorum fecisset,
:te facturum;
XXXVI, 3, 7 ff. v. J. 563: consul deinde M'. Acilius ex senatus
isulto ad collegium fetialium rettulit, ipsine utique regi Antiocho
54; Vgl. z. B. Liv. IV. 7, 10: consules eos — , qiü ncquo in annalihus
neque in libris magist ratu um inveniuntur.
52) Vgl. Henzen, a. 0. 3 ff. 89 ff. 127 ff.
53) Vgl. z. B. lex repetund. im C. F. L. I no. 198 lin. 58 qu'aslor. Acten' ;
i. Arch. 4, 9 (prätorische Acten); de leg. agr. I, 2, 4. Dion. IV, 22.
LXVI, 36, II. XLIII, 16, 13. Plin. II. N. XVIII, 3, 11. Gell. II, 10, I.
54) Wegen der decreta pontilicum vgl. Preibisch , I. c. 7 ff. Dergleichen
i erwähnt von Gell. I Ann. und Gass. Hern. 2 Hist. bei Macr. Sat. I, 16,
d Verr. Flacc. 4 de V. S. bei Gell. V, 17, 2. Varr. bei Gell. II, 28, 3.
J Att. IV, 2, 3. de Leg. II, 23, 57. Capito 5 de pontif. iur. bei Gell. IV,
, Liv. XXI, 62, 6. XXVII, 37, 4. XXXII, I, 9. XXXIII, 44, 1. XXXIV.
. XXXIX, 16, 7. 22, 4. XL, 45, 2. XLI, 16, 2. vgl. V, 23, 8. XXII,
. XXXVIII, 44, 5. Tac. Ann. 111, 71. ülp. 25 ad Ed. (D. XI, 7, 8. pr.) ;
Sat. III, 3, 1. Responsa pontilicum bei Cic. p. dorn. 53, 136. de liar.
6, 12. Liv. XXXI, 9, 8. XXXIX, 5, 9. vgl. XXX, 2, 13. Plin. H. N.
51, 206. Macr. Sat. I, 16, 11. 28. Decreta augurum z.B. bei Cic. de
I. 12, 31. Liv. IV, 7, 3, Fest. 161a, 21. 289a, 25 und Weiteres bei
r, de spectione et nuntiatione, Bresl. 1851. 26 ff. Brause 1. c. 45 f. Responsa
icum z. B. bei Cic. de har. resp. 6, 11. Liv. XXIV, 10, 13. XXXII, 1,
1. Obseq. 18. 29. 43. 46. 56. 57. 70. Im Allgemeinen vgl. noch Cic.
5. II. 12, 29.
.ndl. d. K. S. Qegellsch. d. Wissensch. XVII. 45
660 Mobitz Vowt, |
indiceretui* bellum an satis esset ad praeädium aliqaodmi
tiari; et num Aetolis quoque separatim indici iubereot bdta
num prius societas et amicitia eis remratiaada esset, qmW
indicendum. Fetiales respondertrat iam ante sese, cum 4qN
consulerentur, decrevisse nihil referre, ipsi coram an ad prtt
nuntiarettir ; amicitiam renuntiatam videri, com legatis total i
tentibus res nee reddi nee satisfieri aequum ceosuisseat; k
ultro sibi bellum indicisse, cum etc.
woraus, indem in dem zweiten Responsum auf das erste vm
wird, schriftliche Aufzeichnung des letzteren erhellt; und ikb
der sodann aus
Gic. de Div. II, 35, 73: decretum collegii (sc. augurum) vetashi
omnem avem tripudium facere posse;
und in gleicher Weise erfolgte nun auch die ProtocoHirung d
den Magistraten erlassenen Edicte;255
endlich die Aufzeichnung sonstiger die Interessen der be
den Priesterschaft oder Magistratur berührenden Vorgänge, so
Acten des collegium Aesculapii et Hygiae die Bekundung §
diesem Collegium gemachten Schenkungen, wie der Verwewk
hieraus erwachsenden Revenuen.
Zu diesen Acten gehört aber auch als eine eigentümliche
art derselben die Stadtchronik oder die officiellen Annaleo,
Führung von Vorn herein nur in der Hand des Königs beleget
kann,2™ seit Beginn der Republik aber einem doppelten Organ«
255) So z. ß. edieta consulum: Liv. XXIII, 32, 3. XXIV, 14, 7.
17, 3. XLI, 9, 9(T. ; edieta censoria z. B. Liv. XXXIX, 4, 8. Hin. H.
3, ii. XIV, 14, 95. Suet. de Rhet. 1. Gell. XV, 11, i. Dann »od
Iribunorum plebis z. B. Val. Max. VI, 5, 4. Liv. III, 13, 6. IV, 53, 6. 1
52, 8. Gell. IV, 14, 1. VI, 19, 5 (hier allerdings: ex annalium meHMUl
256} Die annales inaximi reichten zurück bis in die Königszeit: Sc
a. 0. I, 10 A. 8 Modestow, a. 0. 87 1F. Wenn nun auch, wovon jß
Quellen nichts besagen, die ältesten Parthieen im gallischen Brande zi
gingen und so nun auf späterer Restitution beruhten, so weist doch Web
hin, dass diese Restitution weiter zurückgeführt worden sei, als bis w
Original selbst gereicht hatte; s. bei A. 538. — Nitzsch, röm. Annahsti
setzt die Entstehung der annales maximi in das J. 505, weil ven die*
ab das Werk des (ul. Obsequens sich selbst datirte : ab anno urbis qaiaj
quinto prodigiorum über ; allein Liv. führt bereits in der ersten Decade i
Lege» rkgiak. 664
*t ward: dorn pontifex maximus, als der geistlichen Ober-
»behörde, von welchem nun jene Chronik, unter der Bezeich«'
oales roaximi oder pontißcum auftretend, unter hervorragender
ichtigung der die Interessen von Religion, Gultus und Kirche
iden Vorgänge geführt wurde,257 und sodann den obersten
en Beamten des Staates, deren Chronik unter der Bezeichnung
i lintei anzuerkennen ist. Denn diese libri lintei, nach Licinius
erwähnt von Liv. IV, 7, 12. 13, 7. 20, 8. 23, 3. 4., wie
eben von Dion. XI, 62 als'at iepai xai dicobeioi ßtßXot (A. 210),
ri magistratuum vLiv. IV, 20), welche, im Tempel der Juno
auf dem Capitole aufbewahrt (liv. IV, 7. 20), Namensver-
se von Magistraten enthielten und zwar ebenso von verschie-
lagistratur: von Consuln (Liv. IV, 7. 20. 23) und praefecti
) (Liv. IV, 13 , als auch nach Jahren chronologisch geordnet
i9 13: in libros linteos utroque anno relatum inter magi-
praefecti nomen), demgemäss somit dieselben verschieden
von den libri der einzelnen Magistraturen.2* Und indem
an: I, 34, 4. 3. 55, 5. 56, 4. II, 7, 2. III, 5, 44. 40, 6. 29, 9.
5. V, 4 5, 4. 2. 32? 6. VII, 6, 4. 28, 7. X, 34, 8., welche nur ;ms
des roaximi stammen können A. 257). Dem stellt allerdings Nitzscli ent-
ass bei diesen Prodigien die pohtifices und die ihnen zustehende procuratio
um entschieden zurücktrete ; allein, abgesehen davon , dass auch bei den
Prodigien die pontiücale procuratio, weil allgemeine Regel, nur ausnabnis-
sonders erwähnt wird , so berechtigt jener Moment noch nicht zu der
dass jene Prodigien nicht aus den Aunalen, vielmehr aus irgend welcher
iten Quelle entlehnt seien. Dann tritt die Aufstellung von Nitzscli im
en Widerspruch ebenso mit den Quellen , wie mit den hier den Annale«
enen Tkatsachen: denn wenn z. ß. Cic. de Rep. I, 16 die Erwähnung
leniinsterniss v. 24. Juni 350 d. St. den annales maximi überweist und
tirung astronomisch correct , somit doch gleichzeitig ist iSeyllarth, über
en- und Mondfinsternisse der Alten 14 f. Zecb, astronom. Untersuchungen
wichtigeren Finsternisse 58. Heis in Wochenschr. f. Astronomie 1870
so verbleibt gar keine andere Möglichkeit, als die damalige Existenz der
naximi anzuerkennen. Im U ehr igen dürfte daraus, dass jene Finsterniss
Jahre vor den gallischen Brand fällt, zu entnehmen sein, dass der letzlere
flende Parthie der Annalen in der Thal nicht zerstört hat.
) Vgl. Nissen, kritische Untersuchungen 57 f. 88 f.
) Dies ergiebt auch Liv. IV, 7, 12, wonach die Namen der betreffenden
zwar in den libri lintei, nach § 10 aber aus besonderem Grunde nicht in
45*
662
Moritz Voigt,
P
diese libri lintei auch zu verstehen sind unter den annales
tuum bei
Liv. IV, 18, 12: paginas in annalibus magistratuum fastisque*
currere licet consuluin dietatorumque,
und unter den magistratuum libri bei
Liv. XXXIX, 52, 4: hie Naevius in magistratuum libris est
piebis P. Claudio L. Porcio consulibus,280
so ist daraus wiederum zu entnehmen, dass die libri lintei Dich
blosses Staats-Handbuch: nicht reines Magistratsverzeichniss
sondern auch chronistische Aufzeichnungen politischer Vorgänge
hielten, wobei im Uebrigen über das Mehr oder Minder solcher
Zeichnungen die Anhaltspunkte fehlen. Denn allerdings ward
verschiedene Beschaffenheit des für die annales maximi und ftr
libri lintei verwendeten Schreibmateriales entscheidend für die ptj
verschiedene Stellung beider Chroniken als Geschichtsquelle:
Priester, Holztafeln wählend, waren in der Lage, ihre Annaleo oft*]
lieh auszustellen und so dem Volke, wie der Annalistik bekamt i|
geben; dagegen indem die Magistrate linnene Streifen für ihre Anuki
wählten, so fiel die Möglichkeit solcher Bekanntmachung hinweg d;
die Aufzeichnungen ruhten, dem grossen Publicum ganz ungetan
und nur von wenig Geschichtsforschern, wie Licinius Macer hewtt
fast unverwerthet in dem Tempel der Juno Moneta.
Dahingegen gehören nicht zu den Amts-Schriften der Priester,
den libri consulares verzeichnet standen. Demnach ist irrig die Ansicht von Bo*^
Ledert q, les pontifes $46 ff., die libri lintei seien fasti consulares gewesen. 1*
ders auch Schwegler, a. 0. I, 17. Peter, hist. rom. rell. I, CCCXXXXIU1.
259) Weissenborn emendirt : in annalibus fastisque magistratuum; allein ei*
seils stimmen die Handschriften in der obigen Lesung durchgehends übereil, ■*
andrerseits giebl diese Lesung keinen richtigen Sinn; denn die Verbind«^ *
faslis magistratuum consuluin dietatorumque ist unrichtig, weil, wie WetsMikB
auch anerkennt, es besondere fasti dietatorum nicht gab ; dagegen paginas cofld*
dietatorumque in fastis magistratuum, wie Weissenborn will, ist unrichtig, &*
Magistralsrasten gar nicht in der Weise angeordnet waren, dass jede Mapä**
je ihre eigenen Seiten hatte. Der Sinn ist vielmehr: die Seiten in den libri W*
und fasti, wo Consuln und resp. Dictatoren verzeichnet stehen.
260) Denn unter den magistratuum libri können weder acta tribunoruffl !*&•'
noch acta consulum verstanden werden , da die Tribunen nicht Magistrate *«*
die Consuln aber in ihren Acten die Tribunen nicht verzeichneten.
Lbges regiae. 663
Magistrate die reinen fasti sacerdotales261 und consulares,262 wie
triumphales, indem vielmehr dieselben lediglich Auszüge sind
Jen Acten der betreffenden Priester oder Magistrate oder aus
innales maximi oder libri lintei, welche sei es von Staatswegen263
von Communen264 oder von Seiten der betreffenden Priester-
;** oder Magistratur selbst oder von Privaten266 zu praktischen
wissenschaftlichen Zwecken angefertigt worden sind.2"7
Was endlich im Besonderen das Verhältniss der commentarii
iotuni und magistratuum zu den commentarii regum anbetrifft,
ird einerseits zwar von Liv. I, 20, 5 und Dion. II. 72 bekundet,
bereits in der Königszeit die pontitices ihre eigenen commentarii
l, allein andrerseits ergeben auch die Quellen, dass die commen-
64) Auch von Dienern der Priester hat man solche Verzeichnisse gefertigt,
der kaiatores pontificura et flaminura in C. I. L. VI, 4 no. 24 84.
62) Cic. p. Sest. 14, 33. in Pis. 4 3, 30. ad Farn. V, 4 2, 5. ad Att. IV,
Tac. Ann. III, 4 7. 4 8. (Val. Max.) de l'raeu. 2. Vita Veri 5; Gallieni 4 5.
63) So die capitolinischen fasti consulares und triumphales.
64) So die fasti Caleni vgl. Henzen in C. I. L. I p. 423b.
65) Hieher gehören theils die fasti consulares et praetorii der fratres Arvales:
i, acta fratr. Arv. CCXLII ff., theils die uns überlieferten fasti sacerdotales:
in, Cooptation 24 7 ff., Becker-Marquardt, a. 0. IV, 4 82, Dessau in Ephemeris
III, 74 ff., welche mit Unrecht als eigene Amtsschriften aufgefasst werden
ihwegler, a. 0. I, 34 f. Analog sind die fasti feriarum Latinarum.
66) So Cic. ad Att. IV, 8b, 2 : nou minus longas iam in codicillorum fastis
*um consulum paginulas habeant quam factorum.
67) Dagegen zur Führung des Kalenders Seitens der pontitices bedurfte es
Eponymenliste und nichts deutet auch darauf hin , dass neben den annales
i der pont. max. eine solche geführt habe. Vielmehr besass Rom drei
officielle Eponymenlisten : in den annales maximi , in den libri lintei und
acta consulum; und dies bekundet auch Liv. IV, 7, 10 in der Aufzählung
e Eponymenlisten enthaltenden Quellen, indem nichts hindert, hier unter deu
4er Stelle genannten und mit den libri magistratuum zusammengestellten
> prisci die annales maximi zu verstehen , sodann an zweiter Stelle unter
)ri magistratuum die acta consulum zu verstehen sind (A. 258} und endlieh
Ute Quelle die libri lintei genannt werden. Mit dieser Dreifaltigkeit der
menliste scheint die von Nitzsch, Annalen 27 f. scharfsinnig wahrgenommene
che in Verbindung zu stehen, dass Liv. und Dion. in zwiefacher Weise die
•ate and die Datirungen angeben : bald unter Beifügung der cognomina und
logischer Datirungen, bald unter Weglassuug Beider. — Sehr treffend weist
Ambrosch, Studien 72 A. 4 54 aus Plin. H. N. XI, 37, 4 86 nach, dass
sterlichen Acten die Jahreszählung nach dem rex sacrorum als Eponymus
661 Moritz Voigt,
tarii regum insoweit, als sie sacralen Inhaltes waren, an die
liehen Nachfolger des rex: theils an den (xwtifex maxinm.
an den rex saeroruni, insoweit dagegen, als sie weltlichen
waren, an die Consuln übergingen.
Denn so findet sich in ersterer Beziehung das Regulato
die spolia opima ebenso in den commentarii Numae (A. 23$,
in den commentarii pontificum (A. 237) und nicht minder mos t
die uralte Argeerordnung in den commentarii pontificom (A.
aus den commentarii regum stammen.
Dagegen in zweiter Beziehung findet sich die descriptio
und centuriarum ebenso in den commentarii Servii Tullii (A.
wie aber auch nach Varr. LL. VI, 9, 86 f. in den commentarii tftj
sorii, wo sie wiederum aus den commentarii consulum entlehnt
Und endlich die legis actiones gingen ans den
regum Über ebenso in die commentarii pontificum (A. 245), ak
in der Republik ältesten berufsmässigen Respondenten über Fi
des Privatrechtes (A. 297), wie in die commentarii coqsuIob
später auch praetorum , als den mit der iurisdictio betrauten tyi
Straten. Denn diese letztere Thatsache erhellt insbesondere dmt
dass Cn. Flavius, welcher nach Plin. H. N. XXXIII, 4, 17. faa>
Ench. (D. I, 2, 2. § 7) scriba des App. Claudius Caecus war, ■
J. 449 in seinem lus Flavianum die Formeln der legis actione* ver-
öffentlichte,2^ und derselbe die Kenntniss dieser Formeln ledigW
aus dem Amtsarchiv seines Vorgesetzten entnommen haben kau,
welcher im J. 447 Consul war (vgl. A. 304). Und gleiches V*
hältniss ist auch bezuglich der fasti calendares vorauszusetzen, der?
Veröffentlichung ebenfalls Flavius vornahm : m auch die calendir»
Fasten des decemviralen Jahres waren theilweis in die Hände fo
268, Cic. de Orat. 1, 41, 186. Pomp, cit., und dann Cic. ad Atl. VI, U
Liv. IX, 46, 5. Val. Max. II, 5, 2 und dazu Piso 3 Ann. bei Gell. VII, t, *•
Ueber den Flavius vgl. noch A. 269, sowie Val. Max. IX, 3, 3. Diod. Sic. &
36. Im üebrigen vgl. A. 304, sowie Danz^ Gesch. d. röm. Rechts I2, $3.
269) Cic. ad Alt. VI, 1, 18. p. Mur. 11, 25. Plin. 11. N. XXXIH, «, W
(wohl nach Piso vgl. Kiessling im Rhein. Mus. N. F. 1860 XV. 608), Macr . *
I, 15, 9. sowie die in A. 268 citirten Cic. ad Att. Liv. und Val. Mai.—8*
hiermit in Widerspruch stehende Annahme, dass die XII Taf. ein VerzefchB» **
Gerichtstage enthalten haben, halte ich für unrichtig.
LBGES REGIAB. 665
üiln gelegt, insoweit nämlich, als dieselben die für das agere
populo und cum privato: für Comitien, wie für Jurisdiction
Bgebenden Qualitätsbestimmungen der Tage enthielten, wogegen
tir die sacra maassgebenden Tage nach, wie vor alleinig in den
ben der pontifices verblieben.270
In Bezug auf die leges regiae im Besonderen nun ermöglichen
Thatsachen, nach Maassgabe des Inhaltes dieser Gesetze zu he-
uen, inwieweit die diese letzteren enthaltenden commentarii
m (§17) nach Vertreibung der Könige in die commentarii sacer-
ii oder aber magistratuum übergingen, resp. bereits von Vom
n in den commentarii pontificum jene leges Aufnahme gefunden
n. Und zwar sind nach Maassgabe der obigen Thatsachen den
•entarii consulum zu überweisen ebenso das staatsrechtliche Ge-
über die öffentliche Alimentation von unmündigen Drillingen
»liehen Geschlechtes (§ 15), als auch die weltlichen Criminal-
ze d. h. wider Verbrechen, deren Aburtheilung vor den welt-
b Richter verwiesen ist,271 da ja die Consuln die Inhaber wie
zivilen, so auch der criminellen Jurisdiction von Vorn herein sind.
\ letzteren Gesetze aber ordnen sich wiederum in folgende Reihen:
A. Gesetze, Capitalstrafe androhend, und zwar
1. Todesstrafe; hierunter fallen die Gesetze wider
parieidium: A. 143;
Schlachten des Ackerthieres: § 16;
2. Execration des Verbrechers; und hierunter wiederum fallen
iesetze wider
870) Vgl. Ambrosch, de sacr. Rom. libr. 8 A. 29 : nemo non videt, a nostris
omnia abesse , quae ad sacra operlanea sive seclusa pertinuerint. Neque
tle est, Cd. Flavium omnia, quae in pontificalibus essen t, publici iuris fecisse,
irtim quum ne ipse quidein inspexisse eos videatur.
\1\) Die processualische Behandlung des Verbrechens: dessen Verweisung
nen weltlichen oder geistlichen Richter ergiebt allein den wesentlichen Moment
tialificirung des Verbrechens als eines weltlichen oder geistlichen. Dagegen
maassgeblich der Moment, ob das Verbrechen mit Execration des Schuldigen
nit Consecration seiner Habe bedroht ist ; denn wenn auch mit solcher Strafe
indlung belegt wird, welche eine Verletzung der Gottheit selbst involvirt und
i durch die Weihuug an die letztere gesühnt wird, so begründet dies doch
>wenig die Qualification als sacrales Delict, als bei uns Blasphemie oder sacri
i nicht Kirchen-, sondern Criminal-Delicte sind.
666 Moritz Voigt, [
•
die Treuverletzung von Patron oder Clienten (sacer esto Tellumoa}:]
die Unbotm&ssigkeit der Schwiegertochter gegen die Schwiqgenri
(sacra esto Divis parentum) : § 7 '
die termini motio (ipsc et boves sacri sunto lovi Terroioo): f I
die Realinjurie gegen die Eltern (sacer esto Divis parentum): |i
wohl wider die Unterlassung des Kaiserschnittes: $ 42;
B. Gesetze, Vermögensstrafe androhend, und zwar
1 . Publication von Vermögen androhend , nämlich d» fie
wider
die Kindes-Aussetzung oder -Tödtung (Hälfte des Vermögens): j
2. Gonsecration von Vermögen androhend, nämlich die
setze wider
die Ehescheidung aus einem gesetzlich nicht privüegirten tin
(unbekannte Quote an die Tellus): § 6 unter 7
wohl wider den Verkauf des mittelst confarreatio verehelichten B
sohnes: § 8;
3. Vermögensleistung anderer Art androhend, nämlich die
setze wider
die Ehescheidung aus einem gesetzlich nicht privüegirten (in
(Rückfall der Dos an die Geschiedene) : § 6 unter 7
die culpose Tödtung (subiectio arietis) §11.
Dahingegen gehörte nicht in die commentarii consulum du
setz wider den incestus der virgines Vestales (§ 14). indem di
Verbrechen, in der Befleckung des Leibes der der Vesta gewei
Priesterin eine Befleckung der Gottheit selbst involvirend, dem $
liehen Richter: dem rex sammt dem consilium von pontifices undsf
dem pontifex maximus zur Aburtheilung überwiesen ist.
Andrerseits wiederum muss in den commentarii poutiticum
Vorn herein eine doppelte Gruppe von leges regiae gestanden habo
theils nämlich diejenigen leges, welche wegen des Verbrechens
piaculum anordneten:273 die Gesetze wider Kind es- Aussetzung <
-Tödtung (§ 5), wider Ehescheidung (§ 6 unter 8;, wider culpi
372} Daneben standen in den cuminenlarii pontificum die Formeln *
dem Schuldigen zu vollziehenden Execration, wie der Gonsecration setwrft
A. 139.
«73) Vgl. Becker-Marquardt, a. 0. IV, 2ÖI. *
Leges regiae. 667
d (§ 1 1 unter e), wider incestus der vfrgines Vestales (A. 190)
wohl wider den Verkauf des mittelst confarreatio verehelichten
ssohnes (§ 8), sowie anderntheils diejenigen leges, welche das
brechen mit einer symbolischen Opferung des Verbrechers selbst
"übten: die Gesetze wider die eulpose Tödtung und wider das
eidium v(§ II unter c), sowie etwa wider das Schlachten des
ertbieres (§ 4 6).
Und jene Thatsache nun, dass vor den XII Tafeln der grössere
il des Rechtes den Magistraten überwiesen, der kleinere Theil
egen in den libri sacri aufgezeichnet war, wird auch bekundet von
n. X, 4 : toütcov 3e (sc. tcov Sixaicov) xa fiev icoXXä toic tpoicoic
»v dp^ovicov — dxoXouda fjv, xopiSirj de oXtfa Tivd ev Upafc Tjv
(ßXott dicoxet'peva, 5 vojjudv ei^e Süvajwv.
§ 19.
Die fiesetiestafeli.
Der Bericht von Liv. VI, I, 10 betreffs der Zeit nach dem
ischen Brande der Stadt besagt:
foedera ac leges, erant autem eae XU tabulae et quaedam regiae
eges, conquiri, quae conparerent, iusserunt. Alia ex eis edita
ttiain in volgus; quae autem ad sacra pertinebant, a pontifieibus
uaxime, ut religione obstrictos haberent multitudinis animos,
uppressa.
sm nun Liv. in dieser Stelle neben den foedera und XU tabulae
li der leges regiae gedenkt, so fassl er unter den letzteren eine
pelte Klasse von Ordnungen zusammen, sowohl Opfervorschritlten
2) : quae ad sacra pertinebant, als auch Rechts-Gesetze, welche
in den foedera und XII tabulae mit unter die edita in volgus
u. Und indem nun als die nach dem Brande vorgenommene
erung das a pontifieibus supprimi hingestellt wird und so dasselbe
en Gegensatz zu dem edi in volgus, als der nicht neuen Praxis tritt,
wrd demnach bezüglich jener Opfervorschriften, wie königlichen
etze eine doppelte Thatsache bekundet : vor dem gallischen Brande
en gewisse dieser zwiefältigen leges regiae, nicht aber alle der
ntnissnahroe des Volkes zugängig gemacht; nach dem gallischen
ode aber werden die bereits früher dem Volke zugängigen Rechts-
66Ä Meimz Vowt,
gesetze anderweit öffentlich ausgestellt, die OpfenrorsdMriflNe^
als AtttegebeiawHss von den pontifices zurückgehalten,
Uebrigen als Form der öffentliche» Bekanntmachung vor,
dem Brande einzig und aHein an ein Aufhangen von
Schriftlarfeln in oder an öffentlichen Gebäuden gedacht wc
Dabei nun erklärt sich die Beschränkung der vor, wi
gallischen Brande dem Volkfe zugängigen Rechtsgesetze auf »
daraus,274 dass einem Theile derselben durch die XII Tafe^ssaJi
worden war, nämlich den fünf Gesetzen wider die Trev^ss=iv
von Patron oder Clienten (S. 82), wider die Kiodes-Aues^*. -fei
-Tödttrog (S. 25), über die Ehescheidung (S. 40), wider- d*
cidium (S. 63) und wider die culpose Tödtung (S. 72),
seit den XII Tafeln, weil nunmehr ohne Geltung, zur
Autstellung nicht mehr geeignet waren, vielmehr jenen er*
weichen mussten. Demzufolge können daher von der Zeit ^^i
Tafeln bis zu dem gallischen Brande von den uns bekannte^3 *9
regiae nur acht eine öffentliche Ausstellung erfahren haben: cJ***
setze wider die Unbotmässigkeit der Schwiegertochter gege^ A
Schwiegermutter (§ 7), wider den Verkauf des mittelst confcyffl*
verehelichten Haussohnes (§ 8), wider die termini motk) (§9), 8kr
den Kaiserschnitt (§ 12), wider die Realinjurien gegen die Elfen
(§ 13), wider den incestus der virgines Vestales (§ 14), ttberA
öffentliche Alimentation von Drillingen (§ 15), sowie gegen du
Schlechten des Ackeithieres (§ 16). Und auf solche Gesetze ist da-
nach zu beziehen jene Angabe des Liv., dass dieselben vor, wie nick
dem gallischen Brande dem Volke zugängig gemacht waren.
Diese Thatsache an sich aber und et eine zwiefache Bestätigt
theils durch die in § 25 zu erörternden Quellenangaben, wonach *
27 i Nicht statthart ist die Erklärung: man brachte die XII Taf. und «■*
leg es regiae zusammen, weil die Holztafeln, worauf die übrigen leges regte P*
schrieben, verbrannt waren. Denn sicher waren beiderlei Gesetze noch auf id**
Weise documentirt, indem sie namentlich in den commentarii consolura undflf*
pontilicum standen (§ 18), abgesehen davon, dass doch alle jene Tafeln v*&*
ohne räumlich vereinigt waren und somit im grossen Ganzen das gleiche Seh***
bei dem Brande erfuhren. An eherne Tafeln aber ist für jene Zeiten wohl b*£
zu denken, auch nicht bezüglich der XII Taf., wegen deren vgl. Osano, FW*
de orig. iur. 26 f.
> nach der ersten Secession der Plebs eitie RepubKcation der
elften Rechtsgesetze erfolgte, theils durch das Zeugniss von
1^ Augur, bei Fest. 244*, 29: lex tixa in atrio Libertatis cum
ä« alis legibus incendio consuinpta est,
rm hiermit zunächst bezüglich des Gesetzes wider den in-
der virgines Vestales, somit bezüglich der einen der obbe-
leges regiae insbesondere die öffentliche Aufstellung für
nach dem gallischen Brande in der That bekundet wird.
^H«3in auch im Uebrigen giebt jene Notiz Cato's einen durchaus
S^benden Fingerzeig. Denn jenes atrium Libertatis, welches,
Schutze eines indigitamentuin des Juppiter: der Jovis Libertas
*Aem Juppiter Libertas oder Juppiter Liber275 oder früher Juppiter
**~tas, Loebesus*7" unterstellt, in der Nachbarschaft des Forum
^** war277 und dessen Erbauung in eine frühe Periode der Ge-
**le zu versetzen ist,278 da andernfalls bei der grossen Wichtig-
^esselben für das Staatsleben wir dessen jüngere Erbauung in
Quellen erwähnt finden würden, war nicht allein Amtslocal, wie
**vv der Censoren,2™ sondern zugleich auch ein Staatsarchiv, daher
'^tnselben ebensowohl die mensorischen Vermessungskarten deponirt
^ti,** als auch nach Cato's obiger Angabe »multae aliae leges«
175) Vgl. Becker-Marquardt, a. 0. IV, A. 18. 55. Preller, r. Mytta. 173 f.
*©r Liber ist der Gott, welcher sein ine masculino liberal, während die Libera
Göttin ist, welche seiniue fcmmino liberat und zwar ebenso homines in coeundo :
• C. D. IV, H. VI, 9, wie animalia in coeundo: Aug. C. D. VII, *l, als
h die befruchtende und empfangende Pflanze: Aug. C. Ü. IV, H. VII, 21,
er nun auch derselbe phallisch ist : Arn. adv. nat. V, 39. Wenn daher Preller,
X 174 sagt: »diese Namen Liber und Liberias können nichts wesentlich Anderes
euten, als bei der Benennung des Liber Pater und der Libera, also Fülle und
»gen Segen und die damit verbundene Stimmung ausgelassener Lust , wie sie
reicher Erndtesegen vollends der Weinberge von selbst mit sich bringt,« so ist
U das Wesen jenes Gottes völlig verkannt. Im Uebrigen vgl. A. 77.
*76) Paul. Diac. III, I. Serv. in Georg. I, 7.
977} Cic. ad Alt. IV, 16, 14. Nach Becker, Allerth. I, 458«. zur röm.
Ugr. 18 ff. lag es auf dem nach dem Capitol zu sich erstreckenden Auslaufer
Qdirinal: vgl. Jordan, forma urbis Romae J8 ff.
378) Erwähnt wird dasselbe zuerst im J. 542 bei Liv. XXV, 7, \i.
179) Merkel a. 0. CXXX. Lange, Alterth. I3, 804.
580) Gran. Licin. 38 |>. 15 Bonn, bezüglich des P. Cornel. Lentulus, Prätor
►88 oder 589 : fonuam — agrorum in aes incLsam ad Libertatis lixam reliquid.
lan 1. c. 28 f. bezieht dies auf das templum Libertatis in Aveutino: weil nicht
670 Mobitz Voigt, 1«
sich befunden haben. Und wie daher diese Angabe berechtigte™1
atrium Libertatis als dasjenige Local anzuerkennen, in welchem rtf
Anderem die XU Tafeln aufgestellt waren,381 so nun sind wir «H
minder berechtigt, demselben auch diejenigen anderweiten legesitg*
zu überweisen, welche, wie obbemerkt, neben jenen erstem in M»
tung verblieben waren.
Und diese Gesetzestafeln erhielten sich nun nach dem Zetpi«
Cato's bis kurz vor 559, wo das atrium Libertatis durch eineaM
zerstört ward.28*2
§ 20.
Bas Jas Papirianun. Graiius Flaccos de J«re Primat.
Bezüglich einer von einem Papirius veranstalteten Sammlung ü
Ordnungen der Königszeit berichtet zunächst
Dion. III, 36: ot/pcaXsoat (sc. "A*pcoc) tou; fepo^pdrcac xai x% n}
xtbv iepäv au^Tpacpac, Sc riou/jc(Xio; ouvear^oaTo, rap aüitw h§*
ävifpa^vt et<; osXtod«; xai 7cpo&{b)xsv ev dfopef itaat toi; ßooloßiw;
oxoratv, Sc d'favtoiHjvai oüvs^yj tu) xp^vc!r Xa^xa* T^P °^WÖ öl?*
tots Yjoav , dXX sv Sputvats exaP^TT0VT0 oaviaiv °* T* v6fi©i ^ •
rapi täv UpuW oiaYP0?01^ r151* §6 ^v äxßoX^v x«35v ßaotluff K
avaYpa^vjv or^oofav a»jöt; ffl^oav 67c dv8p&$ Upo^dvioo Taia
llaTCipioo, TTjv dirdvicov tujv tepaW j)Y£|iov(av sx^VT0*-
Jn diesem Berichte», welcher nach § 24 aus den Annalen des Valeri*
Anlias entlehnt ist. werden somit folgende Momente bekundet:
a. Numa hatte gewisse Opfervorschriften (oi ircpi w i$p*
ouYYpacpai oder oia^pacpat s. A. 210) aufgezeichnet und den Priesen
gesagt sei in atrio Libertatis. Allein für das leinpluin Libertatis ist erst noch 4*
Nachweis zu erbringen, dass solches wirklich ein tabularium enthielt.
281; Dein entsprechend nennt Dion. II, 27. X, 57 als Aufstellungsort*
XII Tafeln die eiyopa, das Forum. Wenn dagegen Diod. Sic. XII, 26 UDdPWf-
Euch. (D. I, 2, 2 § i dieselben pro rostris verweisen, so bezieht sich dta*
die augusteische und spätere Zeit: Jordan in Hermes 1873 VII, 277. Wep
anderer alter Aufstellungsorte vgl. Becker, a. 0. I, 27 A. 44. Richter et SctaÄ
de tabulariis urbis Rom. Lips. 1736.
282) Becker, a. 0. 458. Das tabularium ward nun in die aedes Nymphe*
\ erlegt, welche Clodius in Brand steckte: Cic. p. Mil. 27, 73. Parad. IV, 1, 31.
p. Cael. 32, 78.
L.RGE8 REGIAK. 671
den pontifiees übergeben; und diese Opfervorschriften nun
icus auf hölzerne Tafeln eintragen und auf dem Forum öffent-
fstellen ; **
diese hölzernen Tafeln sind jedoch bereits in der Königszeil
die Einwirkung der Zeit zerstört und um desswillen jene
)rschriflen von Caius Papirius, dem pontifex maximus,2*4 nach
bung der Könige anderweit in öffentliche Niederschrift gebracht
i, — eine Angabe, welche, wenn auch im Ausdrucke ver-
n, so doch sachlich übereinstimmend wiederkehrt bei Licinius
(A. 447) in
V, 2 : *cot<; duo(a<; xd; xc xaiot rJjv it6Xtv xat td; iid xfiv df pcov,
itoioövto xoivu><; auvi^vxe; oi 8>]{i6xat x$ xat oi ^poXexai, itdXtv
exaSav s7ri7cXeiaf)ai cos ärci TuXXfoo oovexeXoövxo (sc. oi öicaxoi),
eiche ihre Parallele findet in den in § 26 erörterten 2eug-
über ein entsprechendes Verfahren bezüglich der königlichen
»•
jene Opfervorschriften sind nicht leges, sondern verschieden
nselben, vielmehr sind die letzteren bei solchem Berichte über
)lication Seitens des Ancus, wie über die Kepublication Seitens
pirius gar nicht in Betracht gezogen.285
it diesem Berichte des Dion. stimmt nun überein die in § 1 9
te Stelle aus Liv. VI, 1, 10. Denn auch dieser bekundet,
is zu dem gallischen Brande im J. 365 Opfervorschriften der
seit dem Volke zugängig und öffentlich bekannt gemacht waren,
}) Das Nämliche berichtet Liv. I, 32, 2: sacra publica, ut ab Numa in-
rant, — omnia ea ex commentariis regis pontificem in album elaia pro-
in publico iubet (sc. Ancus).
i) Dass unler dem dviqp tspocpdvnrj; , nijv owtavrcov Uptov 7)Y8ri0Vtav ®ZtüV
tifex maximus zu verstehen sei, ist zweifellos; vgl. II, 73. Daneben nennt
, t als den ersten rex sacrorum Manius Papirius, eine Angabe, die in
ruch steht mit Fest. 318*, 23, der als solchen den [Sulpicius Cornjutus
Daher ist bei Dion. V, 1 ein Irrthum vorauszusetzen und anzunehmen,
ler Manius Papirius nicht erster rex sacrorum , sondern ersler pontifex
; war. Gleichwohl bedingt dies nicht, worauf im obigen zurückzukommen
en Manius mit dem obigen Caius Papirius für identisch anzusehen : der
kann recht wohl der Amtsvorgänger sein: A. 307.
5) Die vojjloi werden ebenso gegenübergestellt den Opfervorschriften : o?
. xat at 7tspi tcüv tspwv 8iaYpa<pa(, als auch lediglich in der Parenthese
, welche beginnt mit /aXxott y«P und schliesst mit Upa>v Stoqpacpaf.
672 Mobitz Voigt, [IN
bis dann nach jenem Brande dieselben als Amtsgeheimnis tob des
pontifices zurückgehalten wurden.
Jener Bericht des Dion. betrifft somit einzig und allein etoe im
staatsrechtlichen Gesetzespüblication parallele, auf die Opfervorschrifa
bezügliche amtliche Thätigkeit des pontifex jnaxiutus: die Aufeletof
jener Vorschriften in öffentlichem Gebäude zum Zwecke ihrer It-
kanntmachung für das Volk ; dagegen betrifft derselbe weder ie
Rechtsgesetze der Königszeit, noch eine von dem pontifex miiiM
vorgenommene, auf jene nämlichen Vorschriften bezügliche SammMg
litterarischen Characters, sei es zu amtlichem, sei es zu wis9en9eh£
lichem Gebrauche. Demgemäss berechtigt daher der Inhalt je*
Stellen aus Dion. und Liv. in keiner Weise, dieselben in irgend weiche
sachliche oder historische Verbindung mit den RechtsgeeeteeB oder
mit dem Jus Papirianum zu bringen.*"
Dagegen betreffen dieses Jus Papirianum folgende QuellensteUau
Pomp. Ench. (D. I, 2, 2. § 2) : Romulus — leges quasdam et ip
curiatas ad populum tulit, tuleruni et sequentes reges; quaeon»
conscriptae extant in libro sexto2*7 Pä^irii, qui fuit Ulis temporft*
286) Beides geschieht von Lange, rom. AMerth. P, 3 4 4.
28*7) Handschriflliche Lesungen sind: in libro Sexti: Flor., sowie fcfka
CJossius, Codi cum quorundam manuscr. Dig. vet. 3 ir. beschriebene Scbradentfc
Codex ; in libro sexto : Vat. (nach Moinmsen's Digesten- Ausgabe; ; in libro H:
Palav. Paris (bei Mommsen, a. 0.) und so nun auch nach Cuiac. opera UL
Paris. 4658 f. 909: eomplures libri manuscripti pro »Sexti« lianc notam perscriptoi
habent »VI«: und ähnlich auch: in libro sex die Ausgabe von Jar. Gatticus U7fc
in VI libro: Stuttgart, (bei Clossius I. c. 8 flV : in libris VI: Stuttgart, bei Ckas»
I. c. 19 f.) und ähnlich auch: in libris sex die Ausgabe von Nie. Jenson, F*
die Lesung nun ob Sexti oder sexto ist massgebend , zuerst dass Pomp. 4»
Papirius in § 36 Publius nennt: denn da an zwei verschiedene Papirü hierbei «*
zu denken ist ; da nicht minder undenkbar ist , dass Pomp, in seinem ksft*
llandbuche kurz hintereinander dem einigen Papirius zwei verschiedene pratDOfli*
beilege ; da endlich die Lesung Publius handschriftlich feststeht und bezüglich fe*
selben eine Emendation weit bedenklicher ist ; so rauss das Verderbnis» in 4*
Sexti des Flor, gesucht werden. Sodann hat aber auch diese Lesung dt* R*
an sich einen nur geringen YVerth, weil derselbe einer Handschrift entamilie *#*
hört , welche im Allgemeinen die Zahlen aus den Ziffern in Worte unisetzt« vd
hierbei mannich fache Fehler begeht. Aus beiden Gründen ist somit der bäb*
Grad von Glaubwürdigkeit der Lesung sexto beizumessen. Der gegen «Hesefc
erhobene Einwand aber \on den in A. 292 citirteu Salverda 20, Zimmern. 1 1 '
A., was denn in den übrigen fünf ersten Büchern gestanden haben solle, fett
Itt] Lkbs kmiae. 673
quibus Superbus Demarathi Corinthii filius,28* ex princtpalibus viris.
k über, ut diximus,2*9 appellatur hiß civile Papirianum, non quia
Papirius de siio quicquam ibi adiecit, sed quod leges sine online
tat« in unum composuit. § 7) : hie über , qui actiones continel,
appellatur lus civile Flavianum, sicut ille lus civile Papirianum.
(§ 36) : fuit — in primis peritus (sc. itiri« civilis PtiMios Papirius ;
jqmi teges regias in unum contulit;
Ilaer. Sat. III, 11, 5 f. : in Papiriano — Jure evidenter relatum est
v-arae vicera praestare posse mensam dicatam: Ut in templo, inquit,
ittBonis Populoniae augusta mensaest. Namque in fanisalia vasorum
.; «int et sacrae supellectilis, alia ornameotorum etc.290
htmL 46 ad I. Jul. et Pap. (D. L, 16, 144): Grantus Flaccus in libro
- 4e Jure Papiriano scribit pellicem nunc volgo vocari, quae cum
eo, cui uxor sit, corpus misceat;
Serv. in Aen. XII, 836 : quod ait (sc. Vergil.) »Moroni ritusque sacro-
* *mm adiieiam«, ipso titulo legis Papyriae usus est, quam sciebat de
r !■ rita «acrorura publicatam ; — — utramque legem sacrorum com-
_ plexus est: nam »ritus« est comprob$ta in admintstrandis sacrifieiis
[ooasuetudo], q[uam] civitas ex alieno aseivit sibi (vgl. A. 225) ;
cum peeeptum est, »mos« appellatur.
Eadlich gehört in gewisser Beziehung hierher noch
ad Att. VI, 1 , 8 : sex libris tamquam praedibus me ipsum ob-
Älrinxerhn, quos tibi tarn valde probari gaudeo; e quibus unum
i Obigen seine Beantwortung. — Die Aufstellung von Schulin, ad Paod. Ut. de
*V iur. 29, dass § 36 nicht aus Pomp. Ench. stamme, erscheint mir bedenklich.
988) Dieses filius nicht im Sinne von Sohn, sondern von Descendenl zu
i, gestaltet der juristische Sprachgebrauch: Jul. 8t Dig. (D. L, 16, 20t),
'. 2 Quaest. [I). cit. 220 §1.3; die Tradition aber schwankte, ob Superbiis
oder Grossenkel des Demaratus sei: Liv. I, 46, 4. § 22 unter II A I <l,
wählte nun Pomp, den Ausdruck filius. Anders Glück, opusc. II, 4 58 ff.
3189) Unbefriedigend bezieht Osann, Pomp, de Orig. Jur. 23 dieses ut dixinuis
* *fci« Worte in Hbro Papirii. Ich halte die Ansicht für richtiger, dass die be-
*^^^ Passage nicht mit in die Digesten aufgenommen ward : s. Schulting-Sinalleii-
r^> notae ad Dig. in h. 1.
990) Es enthält diese Stelle, wie gar keinem Zweifel unterliegen kann, nicht
k ^ncerpt aus dem Jus Papirianum selbst , sondern aus Gran. Flacc. de Jure
^•■•^aioo; so schon Wesseling, Obser\ationes H ff., Dirksen, Versuche 200 A. 101,
a^^^_
^••fc^rn, a. O. § 26. A. 7, Zumpl, Oim. Ht. I. I, 29 u. A. in. Im Uebrigen
n a «%
674 Momtz Voigt,
ioxopixAv requiris de Gn. Flavio, An[n]i Milium), llle vero
decemviros non fuit, quippe qui aedilis curulis fuerit, qw ■
stratus multis annis post decemviros institutus est;
denn indem in dieser Stelle Cic. von seinen dem Atticus Ubersetd
libii 6 de Rep. spricht;291 indem hiernach in diesen Buchen
dem Cn. Flavius und dessen Jus Flavianum gehandelt war; ■
endlich Atticus dieses letztere Werk irrthünilicher Weise vor d»
der Decemvirn versetzte; so erklärt sich nun dieser letztere InH
einzig und allein in der Weise, dass Atticus von einem vor
Decemvirn abgefaßten, ähnlichen Werke Kenntniss besasg, wk
er irrig mit jenem ersteren verwechselte ; und dieses letztere, i
Atticus bekannte andere Werk kann eben nur das Jos Papm
gewesen sein, in welchem sonach, gleichwie in dem los Ftarii
Formeln der Legisactionen zusammengestellt waren.
Durch diese Stellen wird somit bekundet:
1. die Existenz eines litterarischen Werkes, *ö welches dal
Jus Papirianuni2™ führte: Macr., Paul., daneben aber auch leih|
genannt ward: Serv.: lex Papyria publicata;
2. als Autor dieses Werkes ein angeblicher Publius Pap
welcher ebenso als einer der Vornehmen des Staates: ex prineipri
viris, wie als Rechtsgelehrter: peritus iuris civilis gekeiMieM
dessen amtliche Stellung aber in Magistratur oder Priesterthum i
angegeben, und dessen Lebenszeit endlich in das Zeitalter des'
quinius Superbus verlegt wird: Pomp. § t. 36;
294) Vgl. Moser, Cic. de Rep. XXIX.
292) Vgl. darüber J. 11. Mollenbeck, de Jure Papir. Giess. 1697 (afep*
auch hinler Glück, de Jur. civ. Pap.) ; Heineccius, de Jur. Pap. in Opusculi0
f IL Nie. Tortorelli, degli antichi giurecons. roin. Napoli 1736 S. I ff. GXA
Jur. civ. Pap. Hai. 4 780 (abgedruckt auch in dessen Opusc. iurid. D, *'
C. Einert , de Pap. el iur. Pap. Lips. 4 798; Z. Salverda, de Jur. CffJ
Groning. 4 825. Taillandier, analyse d'une le$on de M. Daunon sur ledroÜpP
in Thcmis, Par. 1823 V, 25 4 IL Dirksen, Versuche 236 ff. Osano, W
Or. Jur. 2 4 IT. Ritler zu Ueineccius, hisi. iur. civ. Argentor. 1754 S. 3
Zimmern, Gesch. d. röm. Priv. Rts. § 27; Rein, Crim. Rt. 47 ff. i« &■
Realencycl. IV, 660; Sanio, Varroniana 136 ir. Zumpt , Crim. Rt. I, 4 *• i
Bouchc-Leclercq, les pontifes 192 IT.
293) Papyrianuui, Papyrius schreibt nicht nur Serv.. sondern auch bei fl
§ 2. 7 und 36 der Flor.
I] Legks rrgwr. 675
3. als Inhalt dieses Werkes eine Sammlung von Normen aus der
nigszeit, im Besonderen aber von Ordnungen namentlich zwiefachen
laltes:
a. von Opfervorschriften: Serv. , sowie Paul., wonach das lus
)irianum das Verbot enthielt: pelex aram Iunonis ne tangito (§ 2
er 4), ingleichen Macr. (s. A. 313);
b. von Rechtsgesetzen: Pomp. § 2: leges conscriptae extant in
•o sexto Papirii; leges sine ordine lalas in unum composuil; § 36:
es regias in unum contulit;
4. bezüglich der Oeconomie dieses Werkes, dass dasselbe in
brere Bücher zerfiel, welche Specialtitel führten, und zwar dass
besondere
a. die Opfervorschriften zusammengestellt waren in einem Buche,
Iches den Titel führte »Mos ritusque sacrorum«: Serv.: ipso titulo
is Papyriae usus est (sc. Yergilius verbis: »morem ritusque sacro-
o adiiciam«), quam sciebat de rilu sacrorum publicatam;293* und
ederum
b. die Rechtsgesetze zusammengestellt waren in dem sechsten
che, welches den Titel führte »lus civile«: Pomp. § 2: leges (sc.
riatas regias) conscriptae extant in libro sexto Papirii; is liber
pellatur lus civile Papirianum; § 7: appellatur ille (sc. liber) lus
nie Papirianum.
Im Uebrigen berechtigten die Thatsachen, dass das Verbot,
'Iches dem Kebsweibe den Altar der Inno untersagte, einerseits
dem lus Papirianum aufgenommen war, und andrerseits nach § 2
er 4 als lex regia in der römischen Litteratur auftritt, zu der
nähme, dass auch die übrigen, in § 2 zusammengestellten, in den
eilen als leges regiae bezeichneten Cultusvorschriften ebenfalls in
n lus Papirianum Aufnahme gefunden hatten,294 indem gerade diese
'Ordnung derselben in jener Sammlung die Veranlassung gegeben
te, dieselben als leges regiae zu priidiciren (A. 2), wahrend sie
ichwohl Geselze nicht waren. Diesfalls aber überweisen sich
293*) So auch Zumpt, Crim. Rt. I, I, 3 4 ff.
294) Hieraus folgerte man vielfach, dass jene Cultusverordnungen auch im
» civile Papir. gestanden hätten, vgl. Glück, opusc. eil. 4 84 ff. oder dass das
ziere nur Cultusverordnungen enthalten habe: Ritter, l. c.
Abhandt. d. K. 8. GeseUpch. d. Wisnoiisch. XVII. 46
676 Mobitz Voigt, [MI
nicht allein dem Mos ritusque sacrorum die Opfer Vorschriften m |1
unter 1 . 2. 3. 8, sondern es überweist sich auch dem lus Pipiri»
mim noch eine zwiefache, andersartige Stoffmasse: theils nlaHi
Satzungen, welche, der Oberaufsicht der pontifices unterstellt, mit
Sphäre der relligio domestica fallen:295 § 2 unter 5. 6, thetts ähi
auch die speciellen Etikettenvorschriften für gewisse Priester, fc
zugleich der besonderen Oberaufsicht und Controle der pootifi»
unterstellt waren:296 § 2 unter 7, so dass hieraus nun das Matai
für ein drittes und viertes Buch des lus Papirianum sich ergwfc
Und dann wiederum, indem, wie obbemerkt, T. Pomponias Alibi
das lus Flavianum mit seinen Formeln der legis actiones (A. Wf
irrthüml icher Weise -mit dem lus Papirianum verwechseln und ifefr
tiliciren konnte, so ergiebt sich nun hieraus für das letztere nfa
Legisactions-Formeln eine noch anderweite Stoffgruppe, deren Em*
niss insofern der pontiQcalen Amtssphäre anheimfiel, als eil bem»
ders beauftragter Pontifex berufsmässig den Pi ocesspai theien auf da»
Erfordern die Formel der in concreto zu führenden und von jwi
auf eigene Gefahr zu concipirenden Legisaction zu weisen hatte,*
somit auch die Legisactionen der Oberaufsicht des pontifix luaia*
i
unterfielen.
Im Uebrigen , indem die bei Macr. cit. überlieferte Notiz d
eine die sacra curialia betreffende, in dem lus Papiriannoi aufge-
nommene, uns aber verloren gegangene Vorschrift zu beziehen U
(A. 290), so bestätigt jene Notiz die überdem ganz selbstverständ-
liche ThaLsache, dass uns selbst bei Weitem nicht der gesanfl*
Inhalt des lus Papirianum bekundet ist.
Sodann ergiebt sich auch wieder aus allen dem, was ak lokal
295) Becker-Marquardt, a. 0. IV, 234 ff. 249 ff.
296) Dies erhält eine besondere Bestätigung dadurch, dass Gran. FUcc. *
Jur. Pap. in der That hiervon gehandelt hat: A. 314. Im Allgemeinen ff}.
Becker-Marquardt. a. 0. 248. 269.
297) Pomp. cit. § 6 : omnium — harum (sc. XII tabularum et Interpret
tionis et legis aclionum i. e. totius iuris civilis) et interpretandi setentia et acüofi*
(d. s. Formulare s. A. 304) apud collegiurn pontificum erant, ex quibas cob-
stituebatur, quis quoquo anno praeessel. Et fere populus annis prope centoo h*
consuetudine usus est, vgl. A. 244. 245. Sank), a. 0. 18t ff. Dagegea v&*
ich nicht hierher Cic. de Leg. II, 4 2, 29 s. A. 254.
] Lecks rkgiak. 677
; lus Papirianum i>ekondet ist, eine Beziehung zu der pontificalen
kte-Thätigkeit, wie -Stellung, und zwar zu der Sphäre des ponti-
ilen Oberaufsichtsrechtes **> im Besonderen, nicht aber zu den den
Uifices selbst obliegenden besonderen Opfer- und Cultushand-
geti.2** Und^ indem dieses darauf hinweist, dass im Interesse
I Dienste des pontificalen Oberaufsichts-Amtes das lus Papirianum
eine reine Stoffsammlung (A. 302) angelegt ward, so wird nun
h nirgends, selbst nicht von Pomp. cit. irgendwie bekundet, dass
5s Werk eine im Interesse des Volkes und zum Zwecke der För-
mig von dessen Rechtskenntniss abgefasste Sammlung gewesen
, vielmehr wird solche Tendenz ausgeschlossen theils durch die
§ 19. 26, wie im Obigen erörterte Thatsäche einer zu Beginn
Republik vollzogenen Publication von leges regiae, wie von Cul-
rorsehriften, theils auch durch die Thatsäche, dass ein Theil des
Ins Papirianum enthaltenen Stoffes noch Jahrhunderte hindurch
* dem Volke geheim gehalten wurde (A. 268).
Nicht minder weisen aber auch diese Momente darauf hin, dass
* Verfasser selbst des lus Papirianum pontifex maximus gewesen
,** da nur in solcher Stellung derselbe ebenso den Beruf, wie
3 Material und die Einsicht in die zu lösende Aufgabe für sein
*k gewinnen konnte.
Und Alles dies ergiebi nun endlich, dass die in Folge des Ueber-
Qges zur republikanischen Staatsverfassung eintretenden politischen,
e kirchlichen Veränderungen die Veranlassung zur Abfassung des
* Pbpirianuro gegeben haben: indem nach Vertreibung der Tarqui-
* die bisher dem rex obliegenden administrativen und oberauf-
ktlichen Cultus-Functionen auf den neu eingesetzten pontifex max.
ertragen wurden, Jwt so musste alsbald das Bedürfniss sich geltend
eben , ft>r diese neu eingesetzte geistliche Oberbehörde eine deren
«sort entsprechende, umfassende Amtsinstruction zu beschaffen,
, in den bisherigen commentarii pontificum nicht inbegriffen, in
298) Becker-Marquardt a. O. 188. *18 ff.
2*9) Becker-Marquardt a. 0. 197 (f.
306) Auf eine hohe Amtsstellung des Papirius weis! auch hin Pomp. : fuit
prineipalibus viris; vgl. auch Glück, a. 0. 49. 67 tf.
301) Becker-Marquardt, a. 0. J89 f.
46»
678 Moritz Voigt, [I*
den comrnentarii regum mit enthalten war. Diesem Bedürfnisse
nun allerdings nach § 18 auf officiellem Wege durch Uebenahtt
der betreffenden Parthieen der commentarii regum abgeholfen. Ata
im Interesse einer prompten Pflege jenes die mannichfachstea A£
gaben in sich vereinigenden Amtes, zur Förderung somit der Uct*
sichtlichkeit und Orientirung gegenüber dem einschlagenden mm*
haften Stoffe übernahm es überdem ein pont. max. Papirioa, it
jenem neuen Ressort des Oberpontificates anheimfallenden Normet •
einem umfassenden Sammelwerke zusammenzustellen und ebeas&A
dessen Oberaufsicht unterfallenden Cultushandlungen und Rechtete,
wie die mit Cultus oder Religion in Beziehung stehenden Red*»
gesetze zu sichten, zu gruppiren und je in besonderen Abschnitt
libri zusammenzustellen, wie zu vertheilen, ohne im Uebrigen kprf
welche abändernde und zusätzliche Einwirkung auf solchen Stoff «fr
zunehmen.302 Und dies nun ist jenes von den Späteren als los bp
rianum bezeichnete Sammelwerk.
Und zwar umfasste im Besonderen das eine Buch dieses Werl»:
der Mos ritusque sacrorum das nicht pontificale Opferritual (unter li),
wie solches in den libri regum, wie später auch der pontificese*
halten war (A. 230—232. 237). Ein anderes Buch umfasste sota
die der relligio domestica anheimfallenden, ebenfalls in den com«*
tarii pontiGcum nachweisbaren (A. 242. 243) Cultushandlungen [l
295) ; und hieraus wiederum "dürfen wir mit vollster Sicherheil 4
Stoff fUr ein drittes Buch auf die Formeln der in den nämtickei
commentarii eingetragenen öffentlichen Cultushandlungen (A. 2J8-
241) schliessen. Ein viertes Buch enthielt fernerweit die Etikette*
Vorschriften bezüglich der der besonderen Controle des pontifexfltfL
unterstellten Priesterthümer, so der virgines Vestales, der flaota
(A. 296). Den Stoff für ein fünftes Buch ergaben sodann, wie<^ 1
bemerkt, die auch in den commentarii pontificum nachweisbar*
(A. 245) legis actiones, während endlich das sechste Buch: das hl
302) Pomp. cit. § 1: non Papirius de suo quiequam ibi adiecil, sed tof*
sine ordine latas in unum composuit. Indem Pomp, so die Haltung des te
Papirianum beschreibt, widerlegt er selbst die Vermuthung von Santo, a. 0. Ul,
er habe niemals dieses Werk gesehen. Ebenso sprechen für jenes die Aosdricto
von Pomp. § 2 : omnes conscriptae extant ; is über appellatur Jus civile Papirianum.
i] Leges regiae. • 679
nie die leges regiae im eigentlichen Sinne: die Rechtsgesetze der
ftrigszeit zusammenstellte. Und zwar haben wir diese Einstellung
«uglich derartiger leges regiae, deren Anwendung nicht, wie die
§ 18 a. E. aufgeführten, eine Cognition der pontifices erheischte,
tib was die privatrechtlichen Gesetze betrifft, aus deren Bedeutung
' die Legisactionen , wie aus dem Respondentenamte der pontifices
297), theils was die Criminal- und sonstigen Gesetze betrifft, aus
er denselben inliegenden Beziehung zur Religion zu erklären : denn
mit Execrätion oder Consecration drohenden Gesetze in § 4. 7.
12.. 13 erforderten zu der Vollziehung der Strafe die Mitwirkung
r pontifex max. (A. 239), während bei dem Gesetze über die
entliehe Alimentation von unmündigen Drillingen männlichen Ge-
ilechtes die Idee der Erfüllung einer dabei maassgebenden religiö-
t Verpflichtung zu Grunde gelegen haben wird (S. 84).
So daher war das Ius Papirianum in der That eine Formel-
i Ritual-Sammlung im Dienste des geistlichen Oberaufsichts-Amtes
p pontifices303 und so nun entsprechend einer ähnlichen Sammlung
a Legisactions-Formeln, welche von Cn. Flavius in dem consulari-
len Archive vorgefunden und veröffentlicht ward.304
303) Der einzige Schriftsteller, der, die verkehrte Ansicht aufgebend , es sei
■ las Papirianum eine Gesetzessammlung für das Volk gewesen, die Frage nach
•anlassung und Zweck von dessen Abfassung beantwortet, ist Bouche-Leclercq
c. 4 93 : es ist dasselbe eine pontificale Vorarbeit für die XII Tafeln : eine
Dmlung des heimischen Gewohnheitsrechtes.
304) Pomp. Ench. (ü. I, 2, 2. §7) sagt bezüglich der Legisactions-Formeln :
ilea quum Appius Claudius proposuisset et ad formam redegisset has actiones,
. Flavius — surreptum librum popülo tradidit. Da nun bei der von Flavius
•eits vorgefundenen Sammlung, als einer reinen Sammlung und weil der Zeit
der Mitte des 5. Jahrh. angehörig, an eine litterarische Arbeit im Dienste
senschaftlicher Interessen nicht zu denken ist, vielmehr dieselbe nur als In-
tctionsbuch im Dienste amtlicher Geschäftsführung aufgefasst werden kann, so
ebt sich ein Bedenken wider die Autorschaft des Claudius. Denn Flavius war
J. 450 cttrulischer Aedil, als solcher den Concordia-Tempel weihend (A. 268),
lentsprechend im J. 449 seine Veröffentlichung jenes »liber«, des sogen. Jus
ianum erfolgte. Vor dem J. 450 war aber Flavius scriba des Claudius d. h.
i-etär bei derjenigen Magistratur , welche Claudius bekleidete , somit also Con-
ts-Secretär, indem Claudius, nachdem er 442 Censor gewesen, im J. 447
sul war, wogegen er die Pr'atur erst 459 bekleidete, nachdem er im J. 458
zweites Consulat geführt hatte. Da nun im J. 447, nachdem seit d. J. 388
680 Mobitz Voigt, |fft
Was sodann die Person jenes von Pomp, genannten Pufafe
Papirius betrifft, so ist davon auszugehen, dass das pnnnnm
Publius ein irrthümliches ist, weil bei den patricischco Papiriera ■
die Namen Caius, Cneus, Lucius, Manius, Marcus und Spn|
ebensowenig dagegen Publius, wie Sextus üblich sind.3* Und dk
nun wiederum Dion. einen Manius Papirius nennt, welcher tk
der erste pontifex maximus anzuerkennen ist (A. 284), so <wpk
sich nun ohne Weiteres, dass die Compilatoren der Digesten ein
Schreibfehler begingen, indem sie bei Pomp, den M\ in eimlt
Pdlschlich umwandelten.306
Die Frage endlich nach dem zeitlichen Verhältnisse, in welch»
dieser Manius Papirius mit seinem Ius Papirianum zu dem (m
Papirius und dessen Publication von Opfervorschriften steht, balftr
die obige Aufgabe zwar keine unmittelbare Bedeutung; immeiüi
aber schliesst die von Dion. gegebene Datirung: (iexd tip ujiety
t(j5v ßaoiXewv die Thatsache nicht aus , dass v während Manius k
erste pontifex max. war und als solcher das Ius Papirianam in Iv
teresse des pontificulen Amtes anlegte, Caius Papirius ein Aoiteiadh
folger von jenem war107 und so nun zu späterem Zeitpunkte die MS-
cation gewisser Opfervorschriften im Interesse des Volkes vomhfc
bereits die Jurisdiction von dem Consulate abgelöst und auf die Prälur Übertrag»
worden war, Claudius gar kein Interesse daran hatte , eine Sammlung \on Lee*
actionsformeln zu amtlichem Gebrauche anzufertigen , so liegt die Annahme nfe,
dass Flavius in dem consularischen Archive, dem er als scribar vorstand, eine «r
dem J. 388 von einem Consul aus den commentarii consulares ausgezogene Sm
lung von Legisactionenformeln vorfand und veröffentlichte, und dass es daher inf
ist, wenn diese Sammlung von den Einen als eigene Arbeit des Flavius (so z. B. v«
Cic. ad Att. VI, 1, 8), von Anderen aber, so von Pomp., als Arbeit des CI*»**
aufgefasst ward. Endlich vgl. A. 227.
305] Schneider, Beitr. zur Kenntniss der rom. Personennamen 4 A. ^
Sanio, a. 0. 136 A. 196.
306) Vgl. wegen der Personenfrage Glück, 1. c. H8ff. Salverda 1. c. I&
Einert 1. c. § 6. Zumpt, a. 0. 28; dann auch Cannegieter, observationes tfl
307) A. 284. Dazu kommt noch M. Papirius, welcher im J. 305 pool-D**-
war: Ascon. in Comel. 69, 7 Kiessl., so dass drei Papirier: Manius, Gaios tf*
Marcus wenn auch nicht unmittelbar, so doch in baldiger Folge nach einander d*
Oberpontificat bekleideten ; denn einerseits wechselte das Amt meist bald sefee*
Inhaber, der ja erst bejahrt zu solchem gelangte , während andrerseits auch be-
züglich des Consulates ähnliches sich wahrnehmen lässt, dass nämlich dasselbe
] Leges regiae. 681
Jenes Ins Papirianum selbst nun ward coramcnlirt von A. Gra-
ts Flaecus de Iure Papiriano, einem Zeitgenossen, wie Anhänger
»r's,308 welcher zugleich auch Verfasser eines dem Letzteren ge-
loteten Werkes de Indigitamentis war309 und dessen litterarische
itigkeit somit an jenem so eminenten Aufschwünge sich bethei-
e, welchen von der Mitte des siebenten bis zu Ende des achten
rhunderts d. St. die theologische, kirchliche, wie kirchenrechtlichc
eratur der Römer gewann.310 Und durch die aus jenem Werke
i erhaltenen Fragmente311 wird nun in der That die im Obigen
*ebene Characteristik des lus Papirianum bestätigt: denn
weilig fast erblich in gewissen gentes ist. Im Uebrigen ist es gewiss signiticant,
s die Papirii , welche nach Cic. ad Farn. IX, 24, 2 eine gens minor waren,
i Aemtercarriere mit dem Priesterthume , nicht mit der Magistratur beginnen,
jin schon 65 Jahre nach Vertreibung der Könige gehen zahlreiche Magistrate
ihrer Mitte hervor; denn bereits bis zur Mitte des 4. Jahrh. bekleiden sie
Consulat oder Consulartribunat im J* 34 3. 318. 324. 327. 332. 336. 338.
I, u»d die Censur im J. 311. 324. 336. Für den uralten Splendor des Ge-
lechtes zeugt übrigens die tribus Papiria.
308] Dies ergiebt sich aus der Widmung der Indigitamenta an Cäsar: A. 309.
ler berechtigt dies, jenen Schriftsteller zu identißeiren mit dem Ritter A. Granius
'<cus aus Puteoli, welcher als Anhänger Cäsars im J. 706 bei Dyrrhachium fiel:
s. B. C. III, 71.
309) Censor. de die nat. 8,2: Granius Flaecus in libro, quem ad Caesarem
Indigitamentis scriptum reliquit; vgl. Petersen, de orig. hist. rom. 22 f. Am-
cb, Religionsbücher 2 A. 3. Fragmente daraus bieten: Censor. 1. c, Macr.
I, 4 8, 3. Solin. II, 40. Arnob. adv. Nat. III, 34. 38. VI, 7.
34 0) Ygl. A. 2H. Hierher gehören namentlich Scr. Fabius Pictor (cos. 6 4 9)
ure pontificio, Tarquitius Priscus Ostentarium, Varro's CuriO und rerum divina-
, wie Cicero's bezügliche philosophische Schriften, P. Nigidius Figulus de
irio und de Diis, Ser. Sulpicius Rufus de sacris detestandis, C. Trebatius Testa
religionibus , Sex. Clodius und Gavius Bassus de Diis, Jul. Hyginus de Diis
itibus und de proprietate Deorum, App. Claudius Pulcher und C. Claudius
melius de augurali diseiplina, M. Valerius Messala de auspieiis, A. Caecina, Jul.
ila und Umbricus Melior do etrusca diseiplina , L. Julius Caesar de auspieiis,
urius de auspieiis und pontificalia , M. Antistius Labeo de iure pontificio, C.
us Capito de pontificio iure und de iure sacrificiorum, L. Cincius de fastis,
lelius Labeo de fastis und de Diis Penatibus, Julius Modestus de feriis, Masurius
nus de fastis und de indigitamentis.
34 4) Nicht hierher ziehe ich Fest. 2 4 4b, 22, wo Augustin und Ursinus
lius für Graccus emendiren. Allein es liegt dort ein Fragment einer gracchi-
n Rede vor.
682 Moritz Voigt, (■
Paul. 10 ad I. Iul. et Pap. (D. L, 16/144): pelticem iracri|
vocari, quae cum eo, cui uxor sit, corpus misceat, sowie hi
Diac. 222, 3 : antiqui proprie eam pellicem nominabant, quae vm
habenti nubebat sind entnommen dem Commentare der k\
unter 4 besprochenen Cultusvorschrift;312
der obcitirte Macr. Sat. III, 11, 6 stammt aus dem ComroetUr I
eine die sacra curialia betreffende Cultussatzung;'1*
Fest. 277% 6: esse (sc. ricam et riculam) muliebre cinguhwoi
quo pro vitta Qaminica redimiatur gehört zu dem Commentar
eine Etikettenvorschrift für die flaminica;314
Fest. I78b, 22: homo si fulmine occisus est, ei iusta nah
» oportet ist entlehnt aus des Granius Commentar zu der die n
domestica betreffenden Vorschrift: Si hominem fulmen lovts <x
ne supra genua tollito (A. 15);
Paul. Diac. 151, 11: masculino genere parentem appellabaot «
etiam matrem stammt aus des Granius Commentar aber <&
regia des Tullus Hostilius in § 13.
Und so sind nun auch als Entlehnungen aus dem Granius H
anzusehen Fest. 253*, 17 (§ 2 unter 1); Gell. IV, 3, 3 (§ 1 1
4), sowie Plin. H. N. XIV, 12, 88 (§ 2 unter 2).
§ 2*.
Quellei der Köiigsgesckickte des Dituya.
Der in der Archäologie des Dion. behandelte Stoff gliedert siel
Maassgabe der dargestellten geschichtlichen Perioden in drei ver
dene Parthieen: die Vorgeschichte Roms: I — II, 2, die Königsgescb
II, 3— IV und die Geschichte der Republik: V ff., deren mittler
nach Maassgabe von § 17 auf ihre Vorquellen zu analysiren ii
Diese Königsgeschichte des Dionys bekundet aber im Allgen
eine so ausgedehnte Benutzung älterer annalistischer Vorquelle
312) Vgl. Maians. ad XXX ICtorum fragm. II, 131 ff.
34 3) Ambrosch, de sacerdot. curial. 14 A. 23.
314) Vgl. Becker-Marquardt, a. 0. IV, 274, sowie oben A. 296.
Leg es regiae. 683
i zugleich ein so unvermitteltes Anlehnen und sachlich getreues
oduciren des dort gefundenen Darstellungsstoffes, dass dieselbe,
weiterhin darzulegen, gar nicht als eine originale Arbeit des
., vielmehr nur als blosse Compilation oder, wenn man will,
'eines Plagiat anzuerkennen ist. Diese Wahrnehmung hat jedoch
ich nichts befremdliches, da verwandte Vorkommnisse bekunden,
weit verbreitet solches Verfahren in dem römischen Alterthume
und wie diesem dasselbe in ganz anderem Lichte und weit
ger anstössig und würdelos, als uns selbst, sich darstellte. Denn
allein dass die Fachlitteratur, so Rhetorik, Grammatik, Gromatik,
ustica, wie Jurisprudenz, die weite Verbreitung solcher Methode
unveränderten stofflichen Entlehnung aus älteren Vorgängern
ndet,314* so treten auch in noch anderen Litleraturgebieten ver-
Ite Erscheinungen zu Tage. Denn so ist solches der Fall zu-
st mit Cicero's philosophischer Schriftstellerei, deren Methode
Stahr, Aristoteles bei den Römern 44 f. ganz treffend in den
ten gezeichnet wird: »er wählte bei jedem seiner Werke einen,
aders von den ihm der Zeit nach näher stehenden, Griechen,
«reichen er sich in der Behandlung des Stoffes und im Gange
Jntersuchung vorzugsweise eng anschloss. Gesteht er nun auch
ieser Beziehung immer ein, fremden Wegen nachgegangen zu
(sequi), so nimmt er dafür desto eifriger das Verdienst der
athümlichkeit hinsichtlich der Darstellung und Ausschmückung
Einzelnen für sich in Anspruch, und verwahrt sich gegen den
rorf gewöhnlicher Uebersetzung so oft und nachdrücklich, dass
fast vermuthen sollte, er habe dergleichen Aeusserungen wohl
lweilen von Zeitgenossen hören müssen, die auf gleichem Felde
iteten. Ausserdem that er zu demjenigen, was ihm in dem
äffenden Werke seines jedesmaligen Vorbildes gegeben war, aus
3m Urtheil, sowie aus dem reichen Schatze seiner Belesenheit in
en Philosophen, namentlich Piaton, Xenocrates, Aristoteles, Theo-
stos u. A. hinzu, was ihm passend und nöthig erschien, ohne jedoch
le secundäre Quelle immer namentlich anzuführen, wenn er nicht
i widerlegend aufzutreten und das Licht des eignen Scharfsinnes
iten zu lassen, oder auch wohl sich hinter eine gewichtige
U*) Vgl. auch Teuffei, röra. Litter.3 § 4«, 3.
684 Moritz Voigt, (I
Auctorität zurückzuziehen beabsichtigt.« Und ein andern taq
gleichen Verfahrens wenn auch in anderem Genre bietet Lm«,i
wiederum aus kleineren, den älteren Annalisten entlehnten «1 <
ihm selbst ajustirten Stücken sein Geschieb tstableau mosiiatig
sammensetzte.3*5
Jenes compilatorische Verfahren des Dion. ist jedoch wM
gleiche, wie es von Cicero in seinen philosophischen Weitab
achtet wird: denn es ist nicht lediglich Ein Autor, welcher Ir
tergrund, wie für Umrisse und Details, welcher für AnoiriMg
Gruppirung im Grossen, wie für Characterzeichnung und lein
im Einzelnen verwendet wird ; vielmehr sind es verschiedene A«
denen die Darstellung folgt, wie ihren Stoff entlehnt. Altai
ist jenes Verfahren des Dion. doch auch wiederum ein andm
bei Livius: denn während dieser, wie obbemerkt, ais kk
Stücken musivisch sein Geschichtstableau zusammensetzt, so nd
Dion. grössere, geschlossene Massen, welche zum GesammtH
einander gefügt werden. Und solche Aneinanderfügung de
lehnten Stoffes beschieht sogar ohne tiefer greifende Anpam
Einzelnen: denn in der That hat Dion. im Allgemeinen dm
gesehen, die entlehnten verschiedenen Massen innerlich zu i
miren und homogen zu gestalten, um so die Einheitlichkeit des
rischen Colorits oder der Zeichnung herbeizuführen oder au
den Widerspruch in Bezug auf die berichteten geschichtliche!
Sachen im Einzelnen zu beseitigen.
Im Besonderen aber nehmen die annalistischen Vorquell
Dion., wie gegenüber dessen ganzer Archäologie, so auch gegenttl
Königsgeschichte insbesondere eine zwiefache Stellung ein, welch
I, 7 selbst kennzeichnet in den Worten : Hopxiöc t* Kate» xal
Md£i[io<; xal OüaXepiot 6 ' Avitso; xal Aixfvviot Mdxep, AtXio( ts xai
xat KaX7uo6pvtot xal sxepoi aoyyol Tipo; toutok; avope«; oox (fyavctc.
in diesen Worten werden, wie bereits Kiessling, de Dion. Hai.
auetoribus latinis 16 hervorhebt, die benutzten Vorquellen je
Maass und Beschaffenheit der beschehenen Benutzung in xwe
315) Weissenborn in seiner Berliner Ausgabe des Liv. I6, 35 ff.; im Ei
z. B. Nissen, Krit. Untersuchungen über die Quellen der vierten und fünften
des Liv. 340 f.
Leg es regiae. 68Ö
^ne Gruppen zerlegt: in die Hauptquellen , denen Dion. vor-
b und in ausgedehnterem Maasse folgt: M. Porcius Cato, Q.
Maximus Servilianus, Valerius Antias und C. Licinius Macer,
ie Nebenquellen, denen Dion. nur nebenbei und in vereinzelten
tu folgt: Q. Aelius Tubero, Cn. Gellius, L. Calpurnius Piso, wie
ron jenen vier Hauptquellen sind es nun zwei, welche der
sgeschichte vom Dion. zu Grunde gelegt sind: Licinius Macer
alerius Antias. Denn, wie in § 23 und 24 im Näheren dar-
in ist, folgt solche Königsgeschichte zwei Autoren, welche selbst
liametral entgegengesetzte politische Partheistellung einnehmen:
me die Interessen der Popularen-Parthei verfolgend, der An-
die optimatischen Tendenzen vertretend, beide aber ihren Par-
sc hauungen scharf und deutlich pointirt einen Einfluss auf ihre
ichtsdarstellung einräumend. Und zwar, was diesen letzteren
nt anbetrifft, so ist bereits von Nitzsch, die römische Annalistik
F. 327. 329 f. treffend dargelegt worden, wie von der Ge-
Isschreibung der gracchischen und der folgenden Zeiten
aus im Lichte der Partheitendenzen ihrer Gegenwart die ältere
;he Geschichte erfasst und dargestellt worden ist. Und in der
überblickt man jenen gewaltigen Kampf der Partheien, wie
r von der Zeit der Gracchen ab das letzte Jahrhundert der
ilik erfüllte und erschütterte; erwägt man, wie in solchem
fe auf beiden Seiten ebenso die politischen Leidenschaften, wie
ateriellen Interessen ganz unmittelbar und tiefgreifend in Mit-
heit gezogen waren und wie namentlich in Folge des Schwer-
tes, welches diese letzteren damals erlangt hatten, der Kampf
ichster Energie, zu entflammter Leidenschaftlichkeit, zu tiefer
erung sich steigerte; so wird es begreiflich, wie selbst der
Unparteilichkeit strebende Schriftsteller aus jenen Zeiten, als
timer Mann inmitten der hochgehenden Wogen jenes Kampfes
id und in seinem Sinnen und Trachten von den Interessen
Parthei, wie von Antipathieen wider die Gegner durchdrungen,
sstimmt ausgeprägtes Colorit für seine Geschichtsdarstellung ge-
"maassen in dem Griffel selbst schon tragen musste, ein Colorit,
es in der Auffassung, Beurtheilung, wie Darstellung der Ver-
nheit: bezüglich deren Ereignisse und Institutionen, bezüglich
686
Mobitz Voigt,
deren Anschauungen und Partheikampfe, bezüglich deren Motive md
Tendenzen316 fast ganz von selbst, auch wenn unbeabsichtigt, <•>
fliessen musste. So daher tritt solcher Gegensatz von populärer dl
von optimalischer Partheitendenz auch bei Livins zu Tage. U
zwar lüsst darin dessen Geschichtsdarstellung, wie Nitzsch a.aft
155. 159 ff. 167 ff. darlegt, einen successiven Wechsel in der Ab-
fassung und Darstellung gewisser staatsrechtlicher Verhaltnisse wk
Vorgänge erkennen : es sind durchaus abweichende Grundangeln»
gen, welche in den früheren und welche in den späteren Btttaj
in jener Hinsicht zu Tage treten und namentlich in Bezug auf die fkk|
und deren staatsrechtliche, wie sociale Stellung und Tendenzeo
Geltung gelangen. Und indem hierbei das Verhältniss hervortritt,
jene den früheren Büchern zu Grunde liegende Auffassung die
und historisch wahre ist, so erklärt nun Nitzsch, a. O. 280 ff. <M
346 ff. solchen Gegensatz und Wechsel in völlig überzeugender Wm
daraus, dass Livius in seinen früheren Büchern eine ältere vi
treuere Quelle bevorzugt: den Fabius Pictor, in seinen spttm
Büchern dagegen einer jüngeren Quelle jene entstellenden &*-
rechtlichen Auffassungen entlehnt, als welche Nitzsch den Vderifl
Antias anerkennt.
Während so daher bei Livius vornämlich ein successiver WecW
in den leitenden historischen Grundanschauungen zu Tage tritt, H
stellt sich dagegen bei Dionys das Verhältniss insofern völlig anta
als dieser gleichzeitig und neben einander zweien Autoren i»:
solcher diametral entgegengesetzten Haltung folgt : ebensowohl eav
in populärer, wie einer in optimatischer Partheitendenz gefärbten tt
nalistischen Vorquelle.
316) Vgl. z. B. Cic. de Leg. III, 7, 17 : isla (sc. tribunicia) potestofe rt
gravi las optimatium cecidit; de Rep. II, 12, 23: illc Romuli senalus, qui <*•
stabat ex optimatibus ; p. Sest. 45, 90: duo genera semper in hac civitale fueri
cor um , qui versuri in re publica atque in ea se excellentius gerere studaer*-
quibus ex generibus alteri s* populäres , alleri optimales et haberi et esse *#
erunt; Liv. III, 39, 9: cuius illi (sc. Xviri legibus scribundis) esse, rogHa*
Populäres? quid enim eos per populum egisse? Optimales? qui anno iam pwf*
senatum non habuerint, tunc ita habeant , ut de re publica loqui prohibeant? U
H , 7 : primum omnium ex patribus popularis factus cum plebeis magistratib*
consilia communicare.
Leg es rbgiae. 687
Und diese letztere Thatsache bestätigt nun zugleich die obige
Stellung, dass Licinims Maccr und Valerius Antias die Hauptquellen
die Königsgeschichte des Dion., wie auch für die Republik er-
en, dagegen Cato und Fabius Maximus hierfür gar nicht in Frage
imen können. Denn, abgesehen von Anderem, hat Cato (gest. 605)
gracchischen Unruhen gar nicht mehr erlebt, während Fabius
imus (cos. 612), wenn er dieselben überhaupt noch erlebte,
h lediglich den Beginn jenes erbitterten Kampfes zwischen Popu-
n und Optimalen noch sah, dessen hochgesteigerte Gegensätze
*de in den obigen beiden divergirenden Quellen des Dion. sich
[riegeln. Damit aber ergeben sich gewissermaassen ganz von
st als jene beiden im Lichte jenes Partheikampfes gefärbten Haupt-
llen der Königsgeschichte des Dion. die Annalen des Licinius
«r und des Valerius Antias : jener als der energische und leiden-
ifUiche Vorkämpfer der populären (§ 23), dieser als der Ver-
er der optimatischen Partheitendenzen (§ 24).
Aus diesen beiden Hauptquellen entlehnt nun Dionys, wie für die
chichte der Republik, so auch für die Königszeit den weitaus über-
genden Stoff, und dies in grossen, zusammenhängenden, fortlaufen-
Massen. Ein anschauliches Beispiel für solches Verfahren bietet
i Parthie der Vorgeschichte Rom's: I, 79 — 83, welches umfassende
I geschlossene Stück aus Fabius Pictor entnommen zu haben
nys ausnahmeweise selbst bekennt, und wo die Entlehnung ohne
selbsteigene, eingreifende Verarbeitung des Stoffes erfolgt, indem
mehr die Einwirkung des Dionys auf jenes Material lediglich auf
seine Auslassungen, wie auf kurze Zusätze sich beschränkt.317
Im Besonderen aber sind solche direct aus der Vorquelle ent-
imene Stoffmassen enthalten in den von Dionys der Geschichte
Königszeit wie der Republik eingeflochtenen zahlreichen Deme-
een, jenen langen, regelmässig zugleich dialogischen, vielfach auch
lenziös gefärbten Reden der als handelnd eingeführten Personen.31**
m die Thatsache, dass Dionys jene Demegorieen nicht selbst com-
347) Vgl. Peter, hist. rom. relliq. I, 9 ff.
318) Daneben finden sich auch noch kürzere Reden vor, die jedoch nicht
egorieen sind, vielmehr eine ganz andere Hallung und ein völlig verschiedenes
•Hge an sich tragen , wie auch gegenüber der dargestellten historischen Ent-
688
Mokitz Voigt,
[IM
ponirte, sondern aus seiner Vorquelle entnahm,31* erhellt aus folget-
den drei Momenten:
1 . jene Demegorieen sind in der Künigsgeschichte des Di*
höchst ungleich vertheilt:
gar keine dergleichen finden sich vor in der Geschichte fe
Nnma und des Ancus Marcitis;
nur vereinzelt treten solche auf in der Geschichte des Romte
II, 3. 4 und des Tarquinius Priscus: III, 60;
überwiegend aus dergleichen setzt sich zusammen die GeachMlj
desTullusHostilius: III, 3. 7— 11. 14—17. 81. 23. 28— 30, des So*!
Tnllius: IV, 4. 9. 11. 33. 29—36. 38. 39, wie des Tarquink» fr]
perbus: IV, 47. 71—75. 77—84.
Dieses ganz auffällige VerhBltniss aber erklärt steh allein
tlass diese letzten Geschichtsparthieen überwiegend und die mMe^;
zum Theil aus einer Vorquelle geschöpft sind, welche die n
Vorgänge der römischen Geschichte, wie den völkerrechtlichen 1*
kehr Rom's mit den Nachbarstaaten mit besonderer Verliehe i
solchen Demegorieen zur Darstellung brachte.
2. Zahlreiche Aeusserungen des Dion. bekunden, dass fe-
selbe in der von ihm benutzten Vorquelle solche Demegorieen n*
fand, welche er bei Entlehnung des Stoffes aus solcher QueBe ii
seiner Geschichtsdarstellung ausliess; denn so
a. in III, 2 sagt Dion., Claudius habe eine lange Anklage«*
wider die Römer gehalten: tcoXX^jv ^oi^aaxo xfiv ' Propafen mtfl*
pfav und
b. in III, 22 erzählt Dion. bei Darstellung des Processes wÄr
den Horatius, es seien angesehene Burger als Ankläger anfgeW«
und hätten in iure eine lange Rede gehalten: jxaxpav 8t€^tt*
3>)|A7)Yop(av,
Wickelung eine durchaus andere Stellung einnehmen, so z. B. I, 8t. 81. M-tf»
und so nun in der Königsgeschichte: II, 35. 63. 68. HI, 24. 7t. IV, 60. W-
65. 66. 70.
3 t 9) Diese Demegorieen werden ate eigene Compositionen des Dion. i#"
fosst von Niebuhr, Vorträge I, 44 und zuletzt von Peter im Rhein. Mus. Utt
XXIX, 522 A. \ ; die gegenteilige Ansicht wird dagegen vertreten von NUrt
a. 0. 23 ff.
I Leges regiae. 689
'aus beide Male erhellt, dass Dion. solche dem Ankläger in den
id gelegte lange Rede in seiner Vorquelle vorfand, aber ausliess;
c. in III, 60 theilt Dion. mit, wie etruskische Gesandte mit Frie-
sgesuchen zum Tarquinius kommen und zuerst in einer beweg-
hi Rede an seine Billigkeit und Mässigung appelliren, unter Be-
ng zugleich auf die zwischen beiden Völkern bestehende Ver-
tdtschaft;3*' wie sodann Tarquinius antwortet, dass er nur das
* von ihnen wissen wolle, ob sie auf dem Fusse der Gleichen
über die Fassung eines abzuschliessenden Friedensvertrages mit
verhandeln oder aber als Besiegte sich bekennen und das Ge-
ck ihrer Staaten seiner Entscheidung anheim geben wollen;321
wie die Gesandten in einer Rede darauf erwiedern, sie hatten
Letztere im Sinne und würden die ihnen dictirten Friedensbe-
pingen aeeeptiren,322 worauf nun endlich die von Tarquinius ge-
ene Erwiederung in Form einer längeren Rede folgt. Somit fand
Dion. in seiner Vorquelle vier Reden vor, von denen er die
ersten lediglich recapitulirte und nur die vierte aufnahm;
d. in III, 72 berichtet Dion., wie die Söhne des Ancus den
luinius wegen des Todes des Navius bei dem Volke anschwärzen;
in das letztere betrachtet jene als Verleumder, nachdem Tarqui-
; dTcoXcrpQÖeU xpdrcioTa icepl a&xoö rJjv äiaßoX^v diceXöoato und
ttdem Servius Tullius et<; IXeov xoü<; *P<ofia(oos ÖTnjY^Tfe'co. Dion.
j somit hier zwei in seiner Vorquelle gefundene Demegorieen aus ;
e. in IV, 23, worüber vgl. § 22 unter III D 5;
f. in IV, 26 berichtet Dion., wie Servius Tullius die Häupter
latinischen Städte zusammenberief und diesen vor versammeltem
ate eine mahnungsvolle Rede hielt: X&pv 8ie£ijX&e itapaxXTjTixov,
in er zuerst dieselben zur Eintracht ermahnt unter dem Hinweis,
S
320) ttoXXÄ 8taXsj(d£VTu>v iiza^oi^i 7rpo<; £7ris(xsiav xal jASTpiorr^a xal xr4
svefas, Tjs efys 7rpo$ to lf)vo<;, i>iro[At[AV7)axovTa>v.
3*1) 8v toüto [xovov IcpT] 7rap' aotaiv ßooXsa&ai jiadeiv, irorspov In Sta-
dtrat irspl täv ta«>v xal im pr)ToTs ttat ta; 7rspl -rijs sip-qviq; OfioAoff»; Trapstat
3oji£vot, tj oüYYtvaJoxooaiv iauToT; xexpar^jiivoK; xal ras ttoXci; £rctTp£itou*?iv
>.
325) airoxpivajiivcov 8' airaiv ort xal ta<; 7roXet? ImTp&rooaiv aoTco xal ttv
njv arip£ouotv 4qp ot; av irore 8txa(ots ao-rij; Tti}(«>at.
690
Moritz Voigt,
[131
eine wie schöne Sache es um die Eintracht der Staaten und i
übel der Hader zwischen verwandten Völkern sei, zugleich dantf
hinzeigend, dass die Eintracht die Grundlage der Macht, die Zwie-
tracht die Ursache der Schwäche sei; und dann nun denselben?*
stellt, wie die Völker lateinischer Zunge zur Herrschaft über Midi;
italien, unter jenen aber wieder Rom durch seine Grösse, dmk
seine Grossthaten, durch die göttliche Prädestination selbst zarBe§*
monie berufen sei. Und so nun legt er denselben durch solche hk
nahe: xoiaoxa §ie£eXdu>v ooveßouXeoev, dass sie ebenso auf geM*
schaftliche Kosten einen Tempel der Diana auf dem Aventin abgt
meinsame Opferstatt, als Stätte für gemeinsame Jahrmärkte ondi
Forum für Austrag wechselseitiger Streitigkeilen, wie auch ein
Staatenbund errichten möchten. Und durch Darlegung dieser «J
vieler anderer Voctheile bestimmt nun Servius die Latiner zurAfr
nähme seiner Vorschläge: ote£uov xaoxd xe xat Saa aXXa I&wowijA
ßooXeun/jpiov h xaxaaxY]ad(ievoi , irdvxac Iiretoe xooc ev xtp awtJjif
7rapovxa;. Auch dies nun ist Resume einer vorgefundenen ausgetö*
ten längeren Rede;
g. in IV, 27 schicken die Etrusker, besiegt nach zwanziglM»
gern Kriege, Gesandte an den Servius Tullius, ihm von Neuem fc
Hegemonie über Etrurien anzutragen und härtere Maassregeln ah*
wenden. Tullius legt ihnen in einer Rede: T6XXio<; — kpf iw»
etiucov das von ihnen begangene Unrecht dar und sichert ihnen sota
die traditionelle Billigkeit und Milde der Behandlung zu. Auchfa
ist somit summarisches Referat einer vorgefundenen Rede;
h. in IV, 37 berichtet Dion. , wie Servius zur Vereitelung to
Verschwörung des Tarquinius eine Volksversammlung beruft und fr
eine lange und bewegte Rede hält: paxpotv xat aofiicadijj ta£p
OYjjjLYjYoptav, in welcher er zuerst seine Verdienste um Staat und W
darlegt, dann im zweiten Abschnitte die von Tarquinius erhöbet
Ansprüche auf die Herrschaft mittheilt, endlich in dem dritlea Ab-
sätze dem Volke die schiedsrichterliche Entscheidung über jene A*
Sprüche anheimstellt. Hier fand somit Dion. solche Rede aosgcftW
vor, worauf überdem noch hinweisen die Ausdrücke : auib; typ*
wie xaöxa Xe£<mo<; aoxou*
i. in IV, 45 — 48 werden die der Stiftung des römisch-launisch
hernikischen Bundes durch Tarquinius Superbus vorausgehenden Vor
] Lkges rkgiae. 691
ge in der dramatisirenden Form von Wechselreden gegeben: bei
von jenem angesagten Versammlung ergeht sich in c. 45 zuerst
nus Herdonius in einer ausgedehnten Anklagerede gegen Tarqui-
;: icoXXyjv eitotstxo toö Tapxovfou xaxyjYopiav, worin er denselben
Anmaassung, der Selbstüberhebung, wie der Rücksichtlosigkeit
licht igt und worauf nun Oclavius Mamilius denselben entschuldi-
d antwortet: airoXo"|(ot>|iivoi> xoö MafitXfoo. Am folgenden Tage
. nun Tarquinius eine Rede, worin er, zunächst sein gestriges
isenbleiben kurz entschuldigend, seinen Anspruch auf die Hege-
lie begründet, den Latinern Versprechungen für die Zukunft macht
I dieselben zur Betheiligung an dem sabinischen Kriege zu be-
imen sucht: [itxpd xe uirep xoG ^poviofiou irpoetictbv, Ö7cep xyjs ^Ye~
fas eui)i>s sTCoistxo X6foo;* — ttoXuv 8s \6yov &7csp xoG Stxat'oo xat
6|toXoY«ov 8ts£sXö«>v xat fisfäXa xds rcoXeis sospfsXT/josiv utcoo^o-
oc, xsXeuxÄv siTiiftsv auxouc im xo Saßivcov edvo; ooaxpa-
tiv. Nach Beendigung dieser Rede: cb; $ £7ca6oaxo Xsycov tritt
nus auf, theils den Anspruch des Tarquinius auf die Hegemonie,
ils die Betheiligung der Latiner an dem Sabinerkriege bekämpfend
I das Erlöschen des mit Tarquinius Priscus abgeschlossenen ßünd-
»s behauptend: ttoXXoix; bizip d(JL<poxepu>v Ste&qXde Xopu;, xd; jiev
!Hjxa; — XeXöoöat Xe-ftov dann die Handlungsweise des Tarqui-
s zu Gewinnung und Behauptung der Herrschaft qualificirend, be-
Anet er es als Thorheit: 7üoXXtj; xs (xtopfa; I^yj xat dcoßXaßefa;
u, von einem solchen Manne Gutes zu erwarten und rathet, mit
n Kräften dem Ansinnen des Tarquinius sich zu widersetzen,
se Rede macht nach c. 47 Eindruck: xuto 7coXXu>v o<po8pa xtvvjdev-
kd xot^ X^-pt* und bestimmt den Tarquinius, den Turnus zu
ierben: die Rathschläge seiner Anhänger verwerfend, entwickelt
lenselben seinen Plan: xouxcov jxsv ou8sv?k skpj oth xot<; TTpafpaotv,
v de *pt6[i7jv dtausoctxvuxo. In Ausführung desselben hält er am
enden Tage eine Rede, deren Eingang Dion. nur recapitulirt, in
m Hauptstücke dagegen wörtlich wiedergiebt. In c. 48 anl-
ötet dann Turnus, arglos auf die von Tarquinius geplante Hinter-
eingehend: h Tupvo; — i'fY]' — — I<pY]. Somit fand Dion. in
ier Vorquelle diese Parthie dargestellt in sieben Reden, von denen
eine fast ganz wiedergiebt, sechs aber lediglich recapitulirt;
k. in IV, 70 sagt Dion., bei der Verschwörung zum Sturze des
bbandl d. K. S. Gtsellfch. d. Wissenfleh XVII. 47
692 Moritz Voigt, [W
Superbus habe Brutus zuerst über sich selbst das Wort ergrife
dp£d|uvot U7uep eautou Xefeiv, seine Geistesschwäche als simulirt d»
zulegen, und dann habe er die Anderen dahin bestimmt: cnb
autoix;, die Tarquinier aus der Stadt zu verweisen, wofür er Vidi
und Ueberzeugendes geredet : icoXXd xal inaf co^d et<; touxo feaiqfct
endlich habe er ausgesprochen: I<prj, dass Thaten, nicht Worte iMkf
seien, — somit also R6sume der vorgefundenen Rede;
1. in IV, 72 fordert Brutus die Mitverschworenen auf, flutte*
sichten wegen der zu wählenden neuen Regierungsform auszuspred*;
und darauf halten Collatinus, Lucretius und Valerius lange Mm
eXe^ihjaav icoXXol xal icapä icoXXäv X6foi, deren Inhalt in exta*
mitgetheilt wird.
Ebenso finden sich auch in den übrigen Büchern folgende Mi
längere, bald kürzere Referate oder auch einfache Bekundung« m
Reden, welche Dion. in seiner Quelle ausgearbeitet vorfand:
in lib. V, 1 : Reden des Brutus und Collatinus in der Volks!*
Sammlung über die Eintracht; 3: klagen- und thränenreicbe U
des Tarquin in der Volksversammlung zu Tarquinii; 5. 6: Iflfa
der Consuln im Senate, wie in der Volksversammlung über das ffr
fahren bezüglich der tarquinischen Besitztümer; 4 4 : Rede des bot-
tius in der Volksversammlung wider den Collatinus; 50. 51: die W
der latinischen Bundesversammlung gehaltenen Reden; 64 — 69: Bads
des Valerius, Claudius und Anderer betreffs der inneren Unrate;
in lib. VI, 18 — 21: Reden der latinischen Gesandten, desl*
tius, Sulpicius, Cassius und Postumius über die den Latinern xa Ab-
wählenden Friedensbedingungen; 28: Rede des Consul Servilios,*
die Plebs zur Militärdienst- Leistung zu bewegen; 47. 48: Bei»
Mehrerer im Senate über das Verhalten gegenüber der ausgewandtf*
ten Plebs, und Entgegnung der Plebejer an die Abgesandtes d*
Senates; 71. 72: Rede des Lartius an die Plebs; 94: Belobungsrt*
des Consul Postumius an Coriolan und Erwiederung desselben;
in lib. VII, 1 : aufreizende Reden des Tribunen Icilius und der
Aedilen Sicinnius und Brutus; 27: gleichartige Reden der Trita*
wider die Patricier; 54: Rede des Valerius in der durch Corioto
hervorgerufenen Streitfrage; 60 — 62: Rede des Consuls Minucios*
Gunsten des Coriolan; Gegenrede des Tribunen Sicinnius; andenw*
Reden der Tribunen und Verteidigungsrede des Coriolan;
] Leges regiae. 693
in Hb. VIII, 58: Rede des Volsker Tullus wider Coriolan;
Rede des Consul Cassius an die hernikischen Gesandten;
Reden desselben an das Volk, wie an den Senat; 71: Reden
Verginius, Claudius und Cassius; 73: erster Theil der Rede des
udius; 77. 78: Anklagerede der Quästoren wider Cassius;
in lib. IX, 28: Anklagerede des Tribunen Caedicius wider den
vilius; 37. 38: Anschuldigungsrede des Tribunen Genucius wider
Consularen Manlius und Furius; 41: verschiedene Reden der
isuln, Senatoren und Tribunen über die lex Publilia; 44: dis-
isiones der lex Publilia Seitens der Consuln Quinctius und Clau-
is; 49: Rede des Valerius im Senate; 51. 52: Rede des Aemilius
i Eingang der Rede des Claudius über die lex agraria im Senate ;
in lib. X, 15: schmuckreiche Rede des Valerius vor der Volks-
rsammlung; 19: lange Rede des Cincinnatus an das Volk; 24: Rede
sselben an das Volk; 27: Rede desselben im Senate; 30: Reden
s Verginius an die Plebs und des Claudius, wie Cincinnatus im
nate; 32: lange Rede der Consuln und erster Theil der Rede des
lius im Senate; 36: lange Rede der Tribunen in der Volksver-
umlung; 40: Rede des Icilius vor derselben; 47: Eingang der
de des Siccius; 49: Processreden des Siccius, Verginius und Romi-
5; 52: lange Rede des Siccius im Senate; 45: Rede des Claudius
der Volksversammlung und verschiedene Reden im Senate;
in lib. XI, 30: erster Theil der Rede des Numitorius im Processe
' Verginia, und 33: Reden des Klagers, Beklagten und dessen
igen; 38. 39: Reden des Valerius, Horatius und Claudius vor
Q Volke; 40: Eingang der Rede des Verginius an das Heer;
: Reden des Cornelius und Claudius, und 55. 57 — 60: des Clau-
s, Quinctius, Canuleius, Genucius und Valerius im Senate.
3. Eine Vergleichung von Dion. und Liv. ergiebt, dass mehr-
h die nämliche Demegorie bei Beiden sei es unverkürzt, sei es
-erpirt, sei es einfach bekundet wiederkehrt, demzufolge daher
che Reden in der von Beiden gemeinsam benutzten Vorquelle sich
%fanden und aus solcher Quelle nun von denselben entnommen
irden. Dies aber ist der Fall:
a. in Dion. X, 18, wo berichtet wird, wie der Consul Cincin-
*ls zur Abwehr der tribunicischen Bewegungen dem Volke droht,
werde die sämmtüchen römischen Bürger wider die Volsker in's
47*
694 Moritz Voigt, [IM.
Feld fuhren, und wie er der Drohung der Tribunen, die Aushefag
zu verhindern, den Hinweis auf den von dem Volke geleistete
Militäreid entgegenstellt, wodurch alle sich verpflichtet hätten, da
Consuln Heeresfolge zu leisten, gegen wen immer dieselben sie»
berufen wurden, auch die Feldzeichen nicht zu verlassen, noch ml
in irgend welcher Weise dem Gesetze zuwider zu handeln. Di*
gleichen Vorgange aber stellt Liv. III, 19, 4—20, 3 in Reden dar,
in denen jene nämlichen einzelnen Momente hervortreten: »iam pi-
raum omnes (Codi).: omnium) Quirites in Volscos et Aequos aü
atque collegae legiones ducere in animo est«, und: tum tribuni dt-
dentes velut vana dicta persequi quaerendo, quonam modo exem-
tum educturi consules essent, quos dilectum habere nemo passn
esset? »nobis vero«, inquit Quinctius, »nihil dilectu opus est, (*■,
quo tempore P. Valerius ad recipiendum Capitolium arma plebi de£»
omnes in verba iu raverint conventuros se iussu consulis nee 'mm
abituros«. Dieser Sachverhalt aber ergiebt, dass Dion. und Lif.
beide hier der nämlichen Quelle folgten , welche jene Vorgänge •
mehreren Demegorieen zur Darstellung brachte, aus denen Liv. V*
/eines wiedergab, während Dion. mit einer Relation von deren b-
halte sich begnügte;
b. in Dion. XI, 3—21 und Liv. 111, 38—41, 5., wo Beide be-
züglich des zweiten Decemvirates berichten, wie ein Einbruch der
Aequer und Sabiner die Decemvirn nöthigte, den Senat nach längerer
Unterbrechung wieder zu einer Sitzung zu berufen, und wo wi
Beide sachlich übereinstimmend, wenn auch der Erstere in breitertf
Fassung, der Letztere in gedrängterer Kürze den weiteren VerW
der historischen Entwickelung darstellen. Und zwar
bei Dion. XL 4. 5 ergreift L. Valerius nach dem Vortrage te
Decemvir Appius Claudius, wie nach dessen Versuche, ihm die Red*
abzuschneiden das Wort: in längerem Vortrage fordert er, dassvor
der Berathung des decemviralen Antrages auf Heeresaushebung ä*
die Besprechung der Lage des Staates gestattet sei, für den Weige-
rungsfall mit einem Aufrufe an das Volk drohend, und damit Di»
den Unwillen der decemviralen Parthei hervorrufend.
Diese Rede nun referirL Liv. III, 39, 2 genau in den Wortes:
priusquam ordine sententiae rogarentur, postulando, ut de re pubUct
Leges regiae. 695
t dicere, prohibentibus minaciter decemviris, prodittirum se ad
m denuniianlem tumultum excivisse.
Hiernach tritt bei Dion. XI, 5 M. Horatius auf: die Deceuivirn
chreiten ihre Competenz, ja sie treten in die Rolle des Tarqui-
ein, der die Berathungen des Senates über die Angelegenheiten
Staates verhinderte. Allein ihrem Gedächtnisse scheint entfallen
>in, dass sie, die Sprecher, Nachkommen der Valerier seien,
le den Tyrannen vertrieben, und der Horatier, denen die Be-
fung der Feinde der Freiheit im Blute liege.
Diese Rede referirt Liv. HI, 39, 3 zuerst übereinstimmend mit
Worten: — Horatiuro — , decem (i. e. Xviros) Tarquinios ap-
item admonentemque Valeriis et Horatiis ducibus pulsos reges;
lann wird der Vorwurf weiter ausgeführt, dass die Decemvirn
önigliche Gewalt sich anroaassen und : neque se (i. e. oratorem)
3, qui sibi minus privato ad contionein populum vocare, quam
i. e. Xviris) senatum cogere liceat; denn die Decemvirn seien
r That nur Private: qui privati fasces et regium imperium ha-
, und zwar Private, welche weder die Magistrate, noch die
tribunen vertreten.
Nachdem nun bei Dion. XI, 6 Appius zu seiner Rechtfertigung
tVort ergriffen, so schliesst sich dann in c. 7 — 14 die Rede
i Oheims C. Claudius an: nachdem derselhe unter Hinweis auf
ordringenden Feinde zur Eintracht im Inneren gerathen, wendet
3h in c. 9 f. an den Appius mit eindringlichster Mahnung,
sie, die Häupter des Staates, auch das Wohl des Staates, nicht
ihre Privatinteressen voranzustellen hätten, zugleich die Schatten-
der damaligen Zustände für das Gemeinwesen, wie die Mittel
Ten Abhülfe und zur Wiederherstellung der früheren Ordnung
ekelnd: die Bürger stünden in Hass wider die Decemvirn und
htigten dieselben der Tyrannis; zur Beseitigung solcher Zu-
e sei nöthig, vor Allem zu beschliessen, dass das Volk bezüg-
ler Aemterbesetzung entscheiden solle. Und dies liege zugleich
teresse der Decemvirn selbst: solcher Schritt freiwillig gethan,
e dieselben in der Achtung des Volkes rchabilitiren ; Hessen sie
;en widerstrebend die Gewalt sich abnehmen, so würden Schimpf
Schädigung sie treffen. Hätten aber auch die Decemvirn unter
der durch Vertrag zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft sich
696 Moritz Voigt, [II!
eidlich verbunden, so könne solches Bündniss als ruchlos doch lirh
bindend sein. Appius selbst aber möge eingedenk sein der Götter,
wie der Manen der Vorfahren und sich zum Rechten wenden.
Diese Rede recapitulirt Liv. III, 40, 2 f. dahin: C. Gaudi, p
patruus Appi decemviri erat, oratio fuit precibus, quam iurgk) m
lior, orantis per sui fratris parentisque eius manes, ut civilis pot«
societatis, in qua natus esset, quam foederis nefarii icti cum cohp
meminisset. Multo id magis se illius causa orare, quam rei pubfeat
quippe rem publicam, si a volentibus nequeat, ab invitis ins eip»
tituram ; sed ex magno certamine magnas excitari ferme iras; em
eventum se horrere. — Nullum placere senatusconsultum fieri.
Nach Dion. XI, 1 5 ruft diese Rede die Hoffnung wach, da* i
Folge derselben die Decemvirn ihr Amt niederlegen würden. Alk«
es ergreift im entgegengesetzten Sinne der Decemvir M. Gonäm
das Wort, worauf Claudius anderweit erwiedert, und endlich be-
merkt wird, dem Letzteren seien die Senatoren L. Quinctius Gm
natus, T. Quinctius Capitolinus, L. Lucretius u. A. beigetreten.
Diesen Gang der Discussion fasst Liv. 111, 40, 6 dahin zon»
men : omnes ita accipiebant privatos eos (sc. Xviros) a Claudio wt
catos; multique ex consularibus verbo adsensi sunt.
Bei Dion. XI, 16 — 18 erhebt sich nun Lucius, der Bruder d»
M. Cornelius: es befremde ihn, dass jetzt die Häupter des Staate
Hass aussäeten, jetzt, wo der Krieg vor den Thoren stehe, ja, dal
man die private Rancune in den Staatsangelegenheiten zur Getaj
kommen lasse; denn in der That seien die Gegner erbittert, bei fr
Werbung um das Decemvirat den Decemvirn unterlegen zu M
Das aber bedrohe den Staat : denn der Feind stehe vor den Thorea,
und statt nun die Jugend zum Kampfe für das Vaterland zu begeistert,
drängten jene zu einer Berathung über die Aemterbesetzung, wo*
gegenwärtig gar keine Zeit mehr sei, da der Feind dränge. Soft
vielmehr unverzüglich über die Rüstungen wider die Aequer und Sabiaer
zu beschliessen und der Kampf zu beginnen: nach glücklich beea-
detem Kriege sei über die inneren Angelegenheiten des Staates *
beschliessen.
Bei Liv. III, 40, 8 (f. wird diese Rede des L. Cornelius (W*
referirt: jetzt, wo der Krieg drohend vor den Thoren stehe, b*
kämpften die früheren Mitbewerber um das Decemvirat die Deccfr
'] Leges rbgiae. 697
1; und während Monate lang während des Friedens Niemand
ler die Legalität der decemviralen Amtsführung Bedenken erhoben,
säe man jetzt, wo der Feind vor den Thoren stehe, innere Zwie-
sht, ohne mit einem besseren Vorschlage bei so ernster Lage her-
•zutreten. Bezüglich einer Erlöschung des decemviralen Amtes sei
:h Beendigung des Krieges und Herstellung der Ruhe zu entschei-
i. Dessen sei auch Appius bereits jetzt sich bewusst, er sei vorbe-
tet, seiner Pflicht nachzukommen und sich zu rechtfertigen, ob die
i selbst gewählt habenden Comitien auf Ein Jahr oder bis zur
rchbringung aller erforderlichen XII Tafelgesetze ihm sein Amt
teilt hätten. Jetzt aber seien nur die für den Krieg erforderlichen
lassnahmen zu treffen: es sei unverzüglich eine Aushebung vor-
nehmen und das Heer nach den bedrohten Punkten zu führen.
Bei Dion. XI, 19 — 21 sprechen nun nach der Rede des Corne-
s die übrigen Senatoren der Reihe nach ihre Meinung aus; und
nun auch anderweit L. Valerius, der nunmehr vorschützt, dass,
zur Wahl neuer Magistrate jetzt allerdings keine Zeit mehr sei,
in durch einen interrex einen Dictator für die Kriegsführung er-
Qnen lassen möge, damit man wieder einen legitimen Magistrat
komme: denn das Amt der Decemvirn sei jetzt erloschen. Da
l ebenso von den Vorrednern, wie Nachrednern der grössere
ail dem Valerius Beifall zollt, resp. beipflichtet, so fordert derselbe,
;s alle gestellten Anträge von Neuem zur Discussion gebracht
rden, weil vielfach Senatoren nunmehr ihre frühere Ansicht ge-
lert hätten. Allein dem widersetzt sich Cornelius, der nach Maass-
>e der bisher ausgesprochenen Meinungen Stimmzählung fordert.
Tttber entsteht nun neuer Streit, in welchem die Decemvirn sich
den Vorschlag des Cornelius erklären. Appius motivirt dies in
er weiteren Rede und lässt sodann das bezügliche Senatusconsult
3r die Aushebung redigiren.
Von Liv. dagegen ist zunächst das Referat über die Rede des
lerius in III, 40, 7 eingestellt worden: alia sententia, asperior in
meiern, vim minorem aliquanto habuit, quae patricios coire ad pro-
odum interregem iubebat: censendo enim quoscumque magistratus
*e, qui senatum haberent, iudicabat, quos privatos fecerat auetor
llius senatusconsulti faciendi. Dagegen die abschliessenden Vor-
Qge werden in III, 41, 1 — 5 in kürzerer, aber zugleich auch an-
698 Moritz Voigt, IN
derer Fassung vorgetragen : bei der Abstimmung treten die jungem
Senatoren dem Cornelius bei, wogegen Valerius und Horatrasrf
der Discussion über die Lage des Staates bestehen, unter der it
drohung, an das Volk sich zu wenden, wenn im Senate von der de»
viralen Parthei dieselbe verhindert werde: denn die DecemvinA
Private könnten weder dies, noch jenes verbieten. Allein Äff«
entzieht dem Valerius das Wort und befiehlt, als dieser glekkiJ
nicht schweigt, denselben zu verhaften. Da nun Valerius voo k
Curie aus den Beistand des Volkes anruft, so schlägt sich LCont
lius in das Mittel und es wird dem Valerius das Wort gestattd
Dennoch setzen die Decemvirn das Senatusconsult auf Aushebung duck
Indem somit, abgesehen von dieser Schlussscene, in jener gm
Parthie Dion. und Liv. völlig übereinstimmen ebensowohl m k
dramatisirenden Manier der Darstellung der Vorgänge, in derfe-
theilung der Rollen auf die verschiedenen Personen und in der Reta-
folge des Auftretens der letzteren, als aber auch in dem Inhalte der
denselben beigelegten Reden selbst: in den leitenden allgenMi
Grundanschauungen und dem entwickelten Gedankengange, wie i
deren Ausführung im Einzelnen, ja selbst in gewissen darin uff
sprochenen characteristischen Wendungen und Pointen, so ergeben»
diese Momente, dass beide Darstellungen: des Dion., wie liv. *
Einer Vorquelle entlehnt sind,323 welche bereits in jener dramaüoft*
den Weise in Demegorieen die Ereignisse zur Darstellung briete
und dass nun auch nicht eigene Compositum, als vielmehr entlehn
Stoff enthalten ist ebenso in den fünf von Liv. referirten, wie &
auch in den zehn, von Dion. in directen Worten ausführlich weg-
gegebenen Reden.324
323) Niebuhr, r. Gesch. II3, 389: den Verlauf dieser Sitzung — en*
beide Geschichtsschreiber nach dem nämlichen Annalisten ; und so Aich NtaA
a. 0. I 43 f. Diese Vorquelle ist, wie- bereits Nitzsch 1 39 erkennt, Licinius H**
»eine solche Schilderung eines wüsten Adelsregimentes, von dem sich die wahtf
aristokratische Parthei zurückzog, lag einem Politiker wie Licinius Macer unrrätf*
haft nahe genug. — Die eben angeführten Züge seiner Schilderung des Dtctf*
virats bezeichnen noch klarer den Zweck, den eben diese Ausführungen h«Ö*:
die dritte Analogie zur Tarquinischen und Glaudischen Tyrannis bildet ihm &
Sullanische«.
3)4} Wenngleich Dion. voller aus Licinius schöpfte, als Liv., so sind es dod
einige Punkte, welche Liv. aufnahm und Dion. ausliess.
LfcGES RKGIAE. 699
c. In Dion. XII, 2 wird die Katastrophe des Sp. Maelius ge-
Idert: derselbe, auf dem Forum verweilend, wird von dem ma-
er equitum Servilius vor den Dictator citirt mit den Worten; 6
orcüp bs xsXsuei, MaCXie, 7cpi<; aüx&v vjxeiv, worauf Maelius erwie-
t: toios xeXsuei |ie, 2epoo(Xie, Sixxdxcop 7cpoc auxov eXöeiv, h tcoö
rcoxe -)[6v<S(xevo; ; und nun explicirt Servilius in einer Rede dem
slius die wider ihn erhobene Anschuldigung, die bezügliche Kr-
mung des Dictator, die von dem letzteren ergangene Vorla-
Diese Scene giebt auch Liv. IV, 14, 3 f. wieder: Servilius citirt
i Maelius vor den Dictator: »vocat te dictator«; Maelius fragt den
vilins nach dem Citirenden, wie nach dem Grunde der Citation
I dieser giebt nun dem Ersteren Aufschluss: cum pavidus ille,
d vellet, quaereret Serviliusque causam dicendam esse proponeret
roenque a Minucio delatum ad senatum diluendum.
Auch hier crgiebt solche Uebereinstimmung von Dion. und Liv.,
s der erstere weder jene kurze Wechselrede, noch diese längere
le des Servilius selbst componirte, als vielmehr der Vorquelle ent-
Ue.
d. Dion. XV, 8. 9 berichtet, wie die im J. 428 an die Samniten
»endete römische Gesandtschaft, welche wegen deren Verhaltens
enttber den campanischen Stadien Rechenschaft zu fordern und
;e Forderung in einer Rede den Samniten vorgetragen hatte, von
letzteren die Antwort empfing: es sei nicht ihre Schuld, wenn
von ihnen den Römern wider die Latiner gesendeten Hülfstruppen
jnter zu spät eingetroffen seien; was dagegen Neapel betreffe, so
delen sie nicht unrecht gegenüber den Römern, wenn sie selbst
Staatsrücksichten der unterliegenden Parthei Unterstützung ge-
iren, vielmehr glauben sie, dass ihnen selbst von den Römern
ch deren Verhalten grosses Unrecht zugefügt sei:325 denn die
ner hätten diese ihnen selbst befreundete und von Alters her
pflichtete Stadt in Untertänigkeit zu bringen unternommen. Allein
trdem gingen die von ihnen zu Gunsten der Neapolitaner ge-
ehenen Schritte gar nicht von einem Gemeinbeschlusse der Sam-
325) auToi öoxoujaev u<p t>jiu>v aoixelaöat jASfaXa.
702 Mobitz Voigt, Itt
Inhalte eines Gesetzes sich handelt und jene metaphorische Beieicb»
nung l>ei den Griechen nicht eine technische oder auch cur ei
allgemeiner übliche ist, so erklärt sich jener Ausdruck des Dia
nur als wörtliche Uebersetzung eines in der Vorquelle vorgefunden,
bei den Römern technischen violatio corporis (A. 33). Und mim
berichtet derselbe, dass die confarreirte Ehe unlösbar sei, enfcf
thum, der nur so sich erklärt, dass Dion. seine Vorquelle fltd%
excerpirte (S. 29);
Dion. II, 34 berichtet, dass Romulus bei seinem Triumphe 4*
Caenina und Antemnae in einem Viergespanne gefahren sei: iripinf
Trapsfißeßrjxujc. Diese schon von Plut. Rom. 16 urgirte falsche 4t
gäbe rührt, wie Liv. I, 10, 5 ergiebt und bereits Casauh. in kl
bemerkt, daher, dass Dion. das in seiner Vorquelle gefundene 4fr
culum« als quadriga auffasste;
Dion. II, 50 übersetzt Larunda durch "Eatia,332 ein Irrthum, Af
so sich erklärt, dass dabei eine Verwechselung der Larcs mit <ki
Penates zu Grunde liegt;
Dion. II, 71 übersetzt puteal der Vorquelle irrig durch fy)
(puteus);
Dion. IV, 14 berichtet, dass Servius über die vier städfcfca
regiones je einen Beamten gesetzt habe : coomp ^uXdp^ou; ^ wpf-
^a<;. Allein dies ist Missverstand: der curator tribus war Vorsteto
der regio, der magister vici dagegen Vorsteher des vicus;*0
Dion. IV, 27 sagt, Servius Tullius habe einen Tempel der For-
tuna errichtet, welche den Beinamen dvSpsfa führte; diese fabfc
Angabe ging daraus hervor, dass Dion. in seiner Vorquelle ae&
Fortis Fortunae fand und, Fortis als Genetiv von fortis statt von fo
nehmend, mit solchem Fehler dieselbe ausschrieb;
Dion. IV, 58 sagt, die Römer hätten dem Dius Fidius den B*
namen üorpcTo; (Urbin.) gegeben; dieser lrrthum beruht darauf, d*
Dion. Sanctus statt Sancus in seiner Vorquelle las und mit diese»
Fehler nun dieselbe reproducirto.3^
Gleichen Beweis einer unveränderten Entlehnung des in A*
332) Becker-Marquardt, a. 0. IV, 28. A. 193.
333) Vgl. Becker, a. 0. II, I. A. 394.
33 i) Vgl. Becker, a. 0. I, 49 f.
Lkgks regiae. 701
tnenhängenden, fortlaufenden Massen, und so insbesondere nun
i die von ihm eingeflochtenen Demegorieen seinen Vorquellen ent-
te, während im Näheren die weiteren Beweise in § 23 und 24
ubringen sind.
Jene Entlehnung selbst aber beschieht dabei regelmässig ohne
od welche allgemeinere und tiefer eingreifende stoffliche Verar-
ung: in unmittelbarer, vielfach unveränderter und gewissermaassen
tlicher, ja mitunter in geradezu einsichts-, wie gedankenloser
ise entnimmt Dion. den gegebenen Stoff seinen Vorquellen. Denn
hes Verhältnis« ' tritt in der That zu Tage in folgenden sachlichen
iehungen :
Dion. I, 68 berichtet, der Penaten - Tempel befinde sich auf
>m Terrain, welches die Römer b% eXatat; nannten.329 Diese
wirrte Angabe ist daraus zu erklären, dass Dion. in seiner Vor-
lle die Bezeichnung »sub Velia« fand und daraus mißverständlich
ss tue' ikaian machte;330
Dion. H, 1 0 bezeichnet das Gesetz wider die Treuverletzung von
'on oder Clienten als v6[ioc ttjc 7upoooafa;. Dieser Ausdruck ist
z ungewöhnlich insofern, als die griechischen Quellen mit 7upo-
a im römischen Rechtsleben das Verbrechen der politischen pro-
> bezeichnen,331 und erklart sich somit nur als wörtliche Ueber-
ung eines in der Vorquelle vorgefundenen und hier in Bezug auf
Pflichten zwischen Patron und Clienten verwendeten lex de pro-
►ne;
Dion. II, 22 übersetzt augur durch dpotioraS, worüber vgl.
»rosch, de sacerdot. curial. 18 ff. Frandsen, Haruspices 15. Merk-
Cooptation 96;
Dion. II, 25 umschreibt den Ehebruch durch eine Metapher:
h cpOopd ocopaToc Da es jedoch hierbei um die Angabe vom
329) oir iXaiai; der Chis. und, in der unwesentlichen Variante 'lVeXafats,
(Jrbin. ; s. Ambrosch, Studien 23 4 f.
330) Becker, de Romae veter. muris 44 A. 36. röm. Alterth. I, 247. Zur
rstützung, dass es keinen sub olivis genannten Ort in Rom gegeben habe, lässt
noch hinweisen auf Fenestella bei Plin. H. N. XV, 4, 4, wonach es unter
uinius Priscus noch keinen Oelbaum im römischen Gebiete gab.
334) A. 38. Haubold, opusc. I, 4 44 und wegen des griechischen Rechtes
r und Schümann, att. Pr. 344.
i
704 Moritz Voigt, [W
ganzen ; allein seit dem J. 692, wo die durch Sulla im J. 67J +
gehobene lex Domitia v. 650 restituirt wurde, werden die Pnrf*
nicht mehr cooptirt, als vielmehr von Tribus erwählt;336*
Dion. III, 4 theilt mit, dass in dem Kriege zwischen
Hostilius und den Albanern unter Gaius Cluilius die Letzteren^*
Graben um ihr Lager zogen, der den Namen fossa Clnilia
und zu seiner, des Dion. Zeit noch führte.339 Allein Liv. I, <*
sagt im Gegentheile: fossa Cluilia ab nomine ducis per aliquot*
appellata est, donec cum re nomen quoque vetustate abolevrÄ
nun Dion., seine Archäologie im J. 747 vollendend, das dritte'
derselben sicher nicht vor 729 geschrieben hat, Liv. aber da»j
Buch seiner Geschichte in den Jahren 727 — 729 schrieb,3*
hellt daraus, dass Dion. seine Angabe unverändert seiner Vot-l
entlehnte ; m
Dion. III, 44 hebt bezüglich der Tiber-Mündung bei C
rühmend hervor, dass dieselbe weder durch Sandbänke gesperrt
noch versumpft sei, wogegen Str. V, 3, 5 bezeugt, dass die 11»
Mündung durch Ablagerungen für die Schifffahrt gesperrt sei.w &
nun Strabo gleichzeitig mit Dionys schrieb,344 so ergiebt sich tos
aus, dass der Letztere jene Beschreibung unverändert seiner Vt
quelle entlehnte;345
Dion. IV, 22 flicht die Bemerkung ein, dass bis auf seine h
von den Censoren eine Lustration nach Vollendung des Censos vd
zogen werde.340 Solches Lustrum indess, seit 668 durch Sulla ari
338») Vgl. Becker-Marquardt , a. 0. II, 3, 140 A. 562, sowie unteo 1
A. 374.
339) xoXoufjiva; KXoiXt'a; racppou; <poXarcouai fap in rqv too xarancoi
oavTo; auras i-faX^aiv.
340) Vgl. Teuf fei, röm. Litt.3 256, 5; Weissenborn in A. 315 ctt. S. K
341) Vgl. Bröcker, Geschichte des ersten pun. Krieges 152 A. 6-
342} oox aTcoxXetcrai tou oroparo; iwco tijc ftaXarrfac ftivc? ijj^pparwpi*
343) vQoria ttoXk; aXCfievo; 8ta t^v 7rpo3)(a>oiv , ^v b Tlßepic itapflw»*
x. t. X.
344) Strabo verfasste seine Geographie sicher vor 770, wahrscheinfick *
bald nach 732: Forbiger, alte Geogr. I, 306 A. 66 und in Pauly's Rede*?*
VI, «452.
345) Vgl. Preller in Berichten der Gesell seh. phil. hist. Cl. 1849 S. 7 A.«
346) tootov tov xa&apu-ov eu>; tcov xat ijii j(pova>v Pwjialot xatef*5
Leg es hegiae. 705
lann im J. 684 wieder gehalten, ward danach erst wieder
August: zuerst im J. 726 in Gemeinschaft mit Agrippa als
es censoria potestate, M7 und weiterhin dann im J. 746 und
ollzogen. Da nun Dion., wie obbemerkt, 724 nach Rom kam
swiss vor 746 das vierte Buch seiner Archäologie vollendete,
derselbe zu dem Zeitpunkte, wo er dieses vierte Buch schrieb,
upt nur eine einzige Lustration: des Jahres 726 gesehen, die
ebensowohl längere Jahre jenem Buche vorausging, als auch
;ht einmal von Censoren, sondern von Consuln vollzogen vvor-
rar. Darauf aber konnte Dion. selbst unmöglich den obigen
"uch stutzen, welcher für die Zeit, wo er gethan, die Voll-
g der Lustration durch Censoren als etwas Regelmässiges be-
t;
Kon. IV, 26 und X, 32 berichtet, dass zu seiner Zeit der von
is Tullius mit den Latinern abgeschlossene, auf einer Säule
ragene Bundesvertrag, wie nicht minder die lex Icilia de Aven-
ublicando v. 298, auf eherner Säule eingegraben, in dem von
s Tullius erbauten Tempel der Diana auf dem Aventin sich
3n. Allein da jener Tempel des Servius Tullius im J. 719 von
rnificius umgebaut wurde,348 Dion. aber erst im J. 724 nach
tarn, so kann er jenen Tempel des Servius Tullius gar nicht
gesehen haben, vielmehr hat er jene Notiz unverändert aus
Vorquelle entnommen.
odann ist es aber auch wiederum eine Mehrzahl anderer d er-
chronologischer Daten, welche sogar noch den Zeitpunkt er-
i lassen, dem die Vorquelle angehörte, aus der sie entnommen
jv oüvxiXeiav tu>v Tiu/qoecüv utto t«>v Ij^ovtcdv ttjV UpurraTTjv apj(Tjv, Xoo-
rof&aCovTec. Das Upo>Tarrj apx^ ist eine übliche Umschreibung der Gensur :
Marquardt, a. 0. II, 2, 197 A. 481.
7) Fasti Venus, lin. 60 in C. I. L. I, 471 : idem censoria potestat(e)
fecer(unt), daher auch nach Suel. Aug. 27: sine censurae honore. Dem-
Dio Cass. 52, 42: Tiu,7)TSoaas ouv t<j> Äfpfarca und 54, 46: TijiTjxeucüV
i fassen in dem Sinne von : er war Censor, sondern von : er fungirte als
Und ebenso ist es Breviloquenz, wenn Macr. Sat. II, 4, 25 den August
>or bezeichnet, da derselbe nach dem monum. Ancyranum II, 4 fl*. in der
übt Censor war.
8) Suet. Aug. '29; vgl. Becker, a. 0. I, 451 A. 940.
70Ü
Moritz Voigt,
m
sind. Und zwar zerfallen die bezüglichen Stellen wiederum in nm
Gruppen, von denen
A. die eine Gruppe einer bald nach dem J. 673 abgefaaki
Vorquelle entnommen ist. Und hierher nun gehört319 allein
Dion. VIII, 80, wo gesagt ist: bis auf unsere Zeit: eco; tij;af
ijfiat; j)Xixta<; ist daran festgehalten worden, die Verbrechen der Vltar
nicht an den Kindern zu ahnden; wohl aber ist dieser Gruadob
aufgegeben worden in unserer Zeit nach der Beendigung des wi-
schen und des Bürger-Krieges: xaxd xou; ^{uxepout xpovouc jinat}i
ouvriXetav xoG Mapoucoö xe xai e|x<fuXiou itoXefioü. Da nun der m
sische und der Bürger-Krieg in Italien im J 672 endeten uid i
J. 673 die lex Cornelia de proscriptione erging, welche die Kiife
der Proscribirten nicht allein der vätei liehen Erbschaft berwUe,
sondern auch von dem ius bonorum, wie resp. dem ordo Senat«
ausschloss,350 so ergiebt daher hier das J. 673 oder kurz nickkr
den Begriff von »unsere Zeit«.
B. Die andere Gruppe von Stellen ist dagegen einer Vonjteh
entnommen, welche in den Jahren von 706 — 709 abgefasst wonta
ist. Und hierunter nun fallen
1. Dion. IV, 61, wo berichtet wird, der capitolinische Tenpd
des Tarquinius sei zu seiner Väter Zeiten : xaxd xouc icaxipac 4p*
wieder aufgebaut worden; da nun die Dedication dieses renovito
Tempels im J. 676 durch den Consul Q. Lutatius Catulus erfolgte,1
so fällt hier das J. 676 in der Väter Zeiten;
2. Dion. V, 77, wo gesagt wird, der erste Dictator T. Luc*
Flavus v. J. 253 habe keinen Bürger hinrichten lassen oder verbaut
34°) Dagegen ist keine Folgerung zu stützen auf Dion. V, 75: es habe k
X7); xar £fx£ fsvsa; keinen dictator ohne magister cquitum gegeben. Den*
bezieht sich diese Bemerkung lediglich auf den dictator rei gerundae causa, vM
auf den zu Besorgung einzelner Geschäfte speciell ernannten dictator, wo wir ofc*
magister equitum vorfinden im J. 538 bei Liv. XXIII, 22, II den M. Fafc*
Buteo als dictator senatus legendi causa und im J. 705 in Fasti Capilol. io C t
L. I p. 440 den G. Iulius Caesar als dictator comiliorum habendorum cm».
350] Ueberdem konnte für Dion. als einen Griechen solche Bestimmung ***
AufTälliges haben, da nach griechischem Rechte auch die Kinder der HochvenfAtf
von der Atimie betroffen wurden: Schümann, gr. Alterth. I, 362 A. 4.
351) Vgl. Becker, a. O. I, 399.
] Lkgrs rrgiae. 707
sr sonst wie geschädigt und auch die späteren Dictatoren seien
>hem Beispiele gefolgt bis zu dem dritten Lebensalter vor der Ge-
warl: ofypi rijc Tp(nf)<; izpb -j)|iu>v -yevEac; wohl aber sei es zu der
er Zeiten: erat tijc xaxa tot>£ TCaxepa^ *j)|x<öv *j)Xtx(ac und zwar
) Jahre nach der Dictatur des Larcius geschehen, dass L. Corne-
Sulla das erste und alleinige Beispiel einer harten und grau-
len Ausübung der Dictatur gegeben habe. Da nun die Dictatur
Ute die Jahre von 672 — 675 umf'asst, so ergiebt sich hieraus,
s zunächst die Jahre von 672 — 675 hier der Väter Zeiten an-
lören.
Und sodann indem jene Diclatur Sulla's in das dritte d. i. nach
derner Zählweise zweite Lebensalter oder aetas vor der Gegen-
rt verlegt wird, so ergiebt sich hieraus wiederum, dass der Au-
diese Zeilangabe in oder kurz nach dem Jahre 705 machte, in-
q zwei aetates einen Zeitraum von 30 Jahren, und demnach
i + 30 gleich 705 ergeben;3»2
3. Dion. VIII, 87, wo die am 6 Jan. 705 sich ereignende Äus-
isung der intercedirenden Tribunen M. Antonius und Q. Cassius
der Curie und deren Flucht zu Cäsar als eine der mehreren Ur-
hen hingestellt wird, welche zur Zeit des Autor den zweiten Bür-
krieg entzündeten: xov ejxcpüXiov 'Pcoixafcov it6Xc|iov xöv hzl xijc
j; 4)Xix{a<;. Hier ergiebt daher das J. 705 den Thatbesland von
i meiner Zeit«;
4. Dion. IV, 21, wo an die Darstellung der servianischen Cen-
ienverfassung die Bemerkung geknüpft ist: dieselbe bestand viele
352) Varr. bei Censor. de D. N. 14, 2: quinque gradus aetatis aequabiliter
\t esse divisos, unumquemque scilicet praeter extremum in annos XV. Itaque
io gradu usque ad annum XV pueros dictos -•• ; seeundo ad tricensimum an-
i adulescentes — nominatos ; etc. Abweichend und zwar durch Hippocrates
isor. 1. c. 4 4, 4. Philo de mundi opif. p. 26 M.) beeinflusst Isid. Orig. XI,
I — 8 und Papias Vocab. s. v. aetas. Weiteres s. Müller, Etrusker IV, 7,
. 45. — Ambrosch, Quaest. ad Dion. Hai. antiq. pertin. I Vratisl. 184t, die
jroverse zwischen Sylburg und Dodwell prüfend über die von Dion. mit dem
te fsvsa verbundene Zeitdauer, tritt dem Ersteren bei: fsvea soll durch-
»nds einen Zeitraum von 27 Jahren bezeichnen. Ich halte die Ansätze, von
$n Ambrosch hierbei ausgeht, theilweis für unrichtig , für richtig vielmehr das
tbniss Dodwell's, dass bei Dion. favaa nicht einen gleichmassig fixirten Zeitraum
lehnet. Vielmehr vertritt fevea bald das Lebensalter, bald das Menschenalter
' Geschlecht oder die Generation.
bhandl. d. K. S. G «»©lisch, d. Wiasensch. XV II. *8
708 Moritz Voigt,
MenschenaKer hindurch, allein in unseren Zeiten: ev toi; rtaSl
Xp6votc ist dieselbe democratischer geworden. Diese chroftolc
Angabe gewinnt eine angemessene Beziehung allein aus deo\
Setzungen, dass die servianische Verfassung durch Beseitigen
bezüglichen jüngeren Reformen derselben von Sulla im J. 67<
integrirt, später aber und zwar wohl im J. 684 diese sub
Ordnung wieder beseitigt und die frühere reformirte seraaoigck
Fassung wieder eingeführt worden sei.352') Diesfalls aber ergid
Zeit von 684 ab den Begriff von »unsere Zeiten«;
5. Dion. II, 6, wo der Verfall der Staatsreligion, die Yen
lässigung der Auspicien und die dadurch verschuldete Scfatf
des Staates in inneren , wie äusseren Kämpfen beklagt und i
der Hinweis auf ein der eigenen Gegenwart: xaxa t-jjv £|rip^
angehöriges Beispiel geknüpft wird : auf das Ereigniss des i
nius Crassus, der, den Göttern trotzend und über die Auspick»
hinwegsetzend, in dem parthischen Kriege Heer, wie Leben«
Da nun jenes Vorkommniss im J. 705 sich ereignete, so ftlh*
dieses Jahr in die eigene Gegenwart des Autor;
6. Dion. II, 11, wo rühmend hervorgehoben wird, wie*
stitutionen des Romuhis die Eintracht im Staate sicherten, undhi
der Hinweis geknüpft wird, dass C. Gracchus als Volkstriboi
Eintracht zerstörte und seitdem nun Bürgermord und Exilim
kein Ende nehmen und das Ringen um den Sieg vor keiften)
brechen Zurückschreckt, und wo nun als die politischen Eref
auf welche hierin angespielt ist, die beiden Bürgerkriege v<fl
und von 705 nebst den in deren Gefolge auftretenden Voii
nissen sich darbieten;353)
352*) Die Redintegrirung der originalen servianischen Verfassung be
auch App. civ. I, 59; vgl. Schulze, Volksversammlungen der Römer I
Becker-Marquardt, a. 0. III, 2, 37. Dagegen sind die älteren ModificalMMW
Verfassung wieder in Geltung zur Zeit von Cic. de pet. cons. (698) 5, 4*.
p. Plane. (700) 20, 49. Phil. (74 0) II, 33; meines Erachtens fallt die«
tigung der sullanischen Ordnung zusammen mit der lex Pompeia tribowc
Aurelfa iudiciaria von 684.
353) Dagegen ist während der ganzen Zeit, wo Dion. in Rom verwett*
nicht ein einziges Mal die innere Eintracht im Staate gewallt bat ig gestört 1
und der Bürgermord, die Exilirungen, das Verbrechen im Dienste politsebt
theikämpfe, das Ringen endlich um den Sieg in solchen Kämpfen sind berei
Leges brgiae. 700
7. Dion. II, 12, wo gesagt wird, das Regiment der alten
;e sei keineswegs autokratisch und eigenmächtig gewesen, wie
'iner Zeit: ev to?<; xaiV ^ä^ /povotc, eine Bemerkung, welche
zutreffende Beziehung in den Dictaturen Cäsar's vom J. 706 ab
8. Dion. III, 71, wo gesagt ist, dass Tarquinius Priscus dem
Navius eine eherne Statue errichtete, welche bis zur Zeit des
•: sfc d|ii vor der Curie bei dem heiligen Feigenbaume steht
i diese Beschreibung gehört einem Schriftsteller an, welcher
em J. 710 schrieb, da mit diesem Zeitpunkte jene localen Ver-
sse sich veränderten. Denn zunächst die beim ficns rüminalis
ene, von Tullus Hostilius erbaute und von Sulla restaurirle cu-
losiilia, welche im J. 702 abbrannte und dann von Paustos
wieder aufgebaut wurde, ward von Cäsar abgebrochen und
hrer Stelle der im J. 710 geweihte Tempel der Felicitas er-
wogegen die neue Curie von Octavian und auf einer anderen
t errichtet wurde ;:v* und sodann die Statue des Navios über-
le zwar den Brand des Jahres 702, indem solcher nach Plin.
XXXIV, 4, 21 nur deren Basis zerstörte, existirte jedoch nicht
im J. 727 — 729 (A. 340), da sie als nicht mehr vorhanden
ebnet wird von Liv. I, 36, ör in comitk) in gradibus ipsis ad
m curiae fuit, demgemäss diese Beschreibung des Liv. auf die
Faustus Sulla erbaute und vor 710 abgebrochene Curie zu be-
ll und «anzunehmen ist, dass bei dem Baue des templum Feli-
; jene Statue beseitigt wurde.350
seit der Schlacht bei Actium geordneten Zustanden gewichen. Daher ist die
Bemerkung im Munde des Dion. gedankenlos.
54) Dieser Vorwurf passt in keiner Weise auf die Zeit der Alleinherrschaft
an s seit der Schlacht bei Actium : denn die angehende Monarchie wahrte
eobachtete die republicanischen Formen, schonte and respectirte die ererbte
»rdnung, duldete neben sich und bekleidete theilweis sich selbst mit den
onen der altüberlieferten Organe der Staatsgewalt, und gewann so für das
Ihum den Stützpunkt der Legitimität auf dem Fundamente des Freistaates:
-Marquardt, a. O. III, 2, 292.
55) Becker, a. O. I, 3t 0. 330 IT. Wo die curia Julia errichtet wurde, ist
; obige Frage gleichgültig, da sie nach Dio Cass. XLIV, 5 sicher nicht auf
eile der curia Hostilia erbaut ward. Diese Negative halte ich für vollkom-
esichert auch gegenüber Gardtbausen im Hermes VIII, 136 f.
56) Becker, a. O. I, 292. 294. Auch mit jener bestimmten Angabe des
710
Moritz Voigt,
l«;
Zu Alle dem gesellt sich endlich noch eine ganz significak
Stelle in IV, 80 : es hätten die Könige vor Tarquinius Supertat
geredet und gehandelt, dass sie euSaifioveorspav xe xal |u(Cnt^
7i6Xiv ihren Nachfolgern hinterlassen, als sie solche von ihren?*
gangern empfangen hatten ; denn diese Redewendung enthalt m
Anspielung auf die von den Censoren bei der Lustraüon gesprod»
Fürbitte, dass die Götter populi Romani res meliores amptiorap
facerent (s. S. 402), und solche Anspielung konnte nur ein griti
Kenner des Staatsrechtes, nicht aber Dion. machen.
Wenn so daher Dion., wie für die Geschichte der Republik, #|
auch für die Königszeit nicht allein den weitaus überwiegenden
und in grossen, zusammenhängenden, fortlaufenden Massen mM
nen Hauptquellen entlehnte, sondern diese Entlehnung auch rm
massig ohne irgend welche allgemeinere und. tiefer eingreifende 4f>|
liehe Verarbeitung und so nun mitunter in geradezu einsichte-, •»
gedankenloser Weise bewerkstelligte; so stellt sich nun in der IM
die Königsgeschichle des Dion. im grossen Ganzen als eine w*
Compilation dar, an welcher nicht der dargebotene Stoff, sontai
die gegebene Form der Darstellung das Product der litterariseki
Tätigkeit des Dion. ist: es ist, mit Einem Worte, jene Ktioipp»
schichte im grossen Ganzen nicht eigenes Geisteswerk des Dion. fd
aus dessen schaffendem und gestaltendem Wirken hervorgegfflj*
als vielmehr es enthält dieselbe eine fremde Geistesarbeit, an Ar
Dion. lediglich neu gestaltend sich bethätigte, durch Veränderung to
Form und durch neue Verbindung des Einzelnen ein neues G**
herstellend.
§ 22.
FortsetzuMg.
(Die Quellen der Königsgeschichte des Dion.)
Die in § 21 dargelegte Thatsache, dass Dion. den Stoff sä*
Königsgeschichte den römischen Annalisten compilirend entfek*
schliesst keineswegs jede Selbstständigkeit und Originalität an je*
Liv. tritt Gardthausen a. 0. 4 37 in Widerspruch: er weist jener Statue att&*
der curia Julia einen Platz an.
Leges regiae. 711
it Seitens des Dion. aus. Vielmehr gewinnt jene Darstellung
eigene Individualität zunächst
I. in der Form, somit in der neuen Gestaltung, in welche Dion.
Darstellung kleidete. Und zwar wird eine solche gegeben nicht
i in der Uebersetzung, welche Dion. fertigte, sondern auch
A. in Kürzungen, welche Dion. an der Darstellung seiner Vor-
en vornahm und die bald in reinen Auslassungen, bald in kür-
er Ueberarbeitung bestehen. Denn
1. Beispiele solcher Auslassungen sind gegeben in den in § 21
p 2 aufgeführten Reden der Vorquelle; nicht minder in II, 25
glich des dritten Ehescheidungsgrundes: der cpappaxfa xexvcov
Plut., welchen Dion. nicht verstand und so nun überging (S. 33) ;
endlich in IV, 1 3, wo die in der Vorquelle enthaltenen näheren
iben der servianischen Gesetze ausgelassen sind.357
2. Sodann kürzende Ueberarbeitungen der Vorquelle finden
vor:
a. in II, 24. 25, wo Dion. in seiner Vorquelle einen ausfuhr-
in Excurs über die ältesten familienrechtlichen Ordnungen vor-
and daran nun bedeutende Kürzungen vornahm (A. 58 und
b. in II, 63 ff., wo Dion. die benutzte Darstellung der Gesetze
Institutionen des Numa abkürzt: airavxa (xev otix d£tu> fpdrpeiv,
.^xoc iKpopcofievoc xoö X6foo xal dpa o68' dvapcafav &p<5v r/jv ^pa-
auxuW 'EXXYjvtxaFi; foxop(ai;' auxd 8e xd xopicoxaxa xal 'favepdv
fieva 7con}oat 7cdoav rJjv irpoafpsatv xoö dv8pic, iid xe<paXa(cov ip&-
c. 71: xt. ]fdp öst xd 7cXeüo rapl aoxaiv fpdcpetv; c. 72: xecpa-
>8tt 8' üTCOYpa'fiQ OYjXdiaaf c. 73: xd — vofiodexTrjdevxa — icpöc
dXXot; eXdxxoat xd jisytaxa xal cpavepwxaxa xaöx' 9jv c. 74: urap
kirdvxcov \*h> toXo dv Ip^ov etYj Xe-yetv, dxpeaet 8e 8<io xd fUftoxirjc
irfi xu^6vxa, xexjiVjpta xal xcSv dXXcov fsveodar
c. in III, 23, wo Dion. zwar von dem Beginne eines Krieges
Veii, Nichts aber von dessen Verlauf und Beendigung berichtet,
rend andere Quellen davon in der That Kunde geben ; 35S
357) toü? vopooc xouc xe oovaXXaxTtxoo; xal xooc icepl xäv a8ixYjjiaTa>v — *
84 itevrrjXovTa 7too [AaXtoxa tov aptOfAov, d>v oo8ev 8iojiat fi&fivrjottai xaxa
rapov.
358) Schwegler, a. 0. I, 577 A. 2.
712 Moritz Voigt, [W
d. in III, 32 — 34, wo die Kriege mit den Sabinern und Ut
nern stark überarbeitet sind. Denn es fehlen fast gänzlich die fife
ren Details dieser Kriege : die Angaben der einzelnen Schlachte« wi
Kriegsthaten , der taktischen Operationen und ihrer Ergebnisse, #
Resultate in Gewinn und Verlust; vielmehr wird nur in allgeoMt
Umrissen der Gang beider Kriege angegeben, und schliesslich eada
beide ohne Friedensschluss oder Bündniss, ja der latinische
geradezu im Sande, während doch die Vorquelle selbst nach c. 8,
denselben in einem Bündnisse seinen Abschluss finden liess;"
e. in III, 37 — 42, wo die fünf Kriege des Ancus Marcras
gestellt werden, nämlich der achtjährige Krieg mit den Latinere
Fidenaten: 37 — 40, der Krieg mit den Sabinern: 40, der z
rige Krieg mit den Vejentern: 41, der Krieg mit den Volskero:
und der zweite Krieg mit den Sabinern : 42,360 und wo non
quelle stark überarbeitet und verkürzt ist, wie aus Folgendem er-
hellt: zunächst in der Darstellung des lalinisch-fidenatischen
in c. 38 schliesst sich an das dritte Kriegsjahr sofort das
an, wobei nun einerseits übergangen wird, dass auch Fidenae
Latinern sich anschloss, andrerseits aber nur ganz beiläufig
wird, theils dass im dritten Kriegsjahre Fidenae in Dedition
men, die Bewohner nach Rom versetzt, die Stadt selbst aberm
den Latinern wieder colonisirt worden war, theils dass im i-4
Kriegsjahre Medullia im Besitze der Latiner sich befand und in*
benten Jahre zurückerobert ward. Sodann : im siebenten Kriegijffc
wird nach c. 38 Fidenae anderweit erobert und zerstört undfl*!
ches beschieht nach c. 39. 40 im achten Jahre abermals, ohned*
angegeben würde, dass dasselbe inzwischen von den Feinden**
der oecupirt und neu aufgebaut worden sei (vgl. A. 405). Drilto*
während dieses letzten Kampfes mit Fidenae ist nach c. 40 der
mit den Latinern noch nicht beendet, und gleichwohl fehlt jedefcj
gäbe über dessen weiteren Verlauf und Ende, während in c. tt^
Friedensschluss erwähnt wird. Dann wiederum: dass das
Kriegsjahr mit Veii mit einem Waffenstillstände schloss, wird«*
359) So auch Liv. I, 32, 3. 52, 2. Wegen des Krieges mit den Sab«*!
vgl. Liv. I, 30.
360) Liv. berichtet nur von dem latinischen und vej entmischen W
Schwegler, r. Gesch. I, 599 ff.
I Legks regiae. 713
it bei der Darstellung der bezüglichen Ereignisse, sondern erst
dem zweiten Kriegsjahre berichtet, und ebenso fehlt daselbst die
gäbe,, dass dieses zweite Kriegsjahr mit einem Frieden schloss.
ilich fehlt solche Angabe auch bezüglich des zweiten sabinischen
eges in c. 42;
f. in III, 57 — 61 ^ wo der Krieg des Tarquinius Priscus mit den
uskern dargestellt wird und wofür nun IV, 3 ergiebt, dass Dion.
III, 59 den Umstand ausgelassen hat, wie nach der Schlacht bei
£um die Latiner dem Tarquinius ein Hülfsheer schicken, mit wel-
m derselbe nach Etrurien hinein zieht und so nun die Etrusker
i Friedensgesuche nöthigt;
g. in 111, 63 — 66, wo der Krieg des Nämlichen mit den Sabi-
a folgt, welcher in zwei Abschnitte zerfällt: in den einjährigen
izug von c. 63. 64 z. A. und in den fünfjährigen Krieg in c. 64
£. — 66, und wo nun die diese fünf Jahre ausfüllenden Kriegs-
ten ausgelassen sind ; und zwar ergiebt IV, 3 die Auslassung ins-
ondere die Thatsache, dass nach einer siegreichen Schlacht die
iische Reiterei unter Servius Tullius die fliehenden Sabiner bis
emnae verfolgte, während wiederum aus III, 69. IV, 59 erhellt,
B in c. 66 die Gelobung des capitolinischen Tempels Seitens des
quinius von Dion. übergangen ward;
h. in IV, 4, wo Tanaquil eine Anrede an ihre beiden Schwie-
söhne hält: ujaiv — , otc eve^fUTjoev 6 Tctpxtivto<; idc eauroö äii^a-
at, Dion. aber die Anwesenheit des einen Schwiegersohnes aus-
assen hat: nach ihm sind nur Servius nebst seiner Frau und Mut-
gegenwärtig;
i. in IV, 24, worüber vgl. 111 D s;
k. in IV, 25, wo, wie c. 36 ergiebt, die Angabe ausgelassen
dass Servius Tullius selbst sich den Gesetzen unterstellte;
1. in IV, 26, wo von den Regierungshandlungen des Servius
4Xdrcove<; xai djAaopöxepat ausgelassen werden;
m. in IV, 27, wo der zwanzigjährige Krieg des Servius mit den
lskern in Ein Capitel zusammengedrängt ist;
n. in IV, 45 — 52, wo Dion. folgende Darstellung giebt: nach-
ts Tarquinius mit der aristocratischen Faction in Latium Verbin-
igen angeknüpft, trifft er die Vorbereitungen zu einem Feldzuge
ler die Sabiner: c. 45. In Verfolgung dieses Projectes beruft er
714 Moritz Voigt, [W
eine launische Bundesversammlung nach Ferentinum ein and sackt
diese zur Theilnahme an jenem Kriege zu gewinnen : c. IS. il
Hierbei den Abschluss eines neuen römisch -latinisch- hernikischi
Bundes durchsetzend, dem auch von den Volskern Ecetra und Al-
thirn beitreten: c. 48. 49, beschliesst er, ein Heer wider die Sau-
rier ausrücken zu lassen. Dementsprechend zieht er das Heer»
saminen, rückt vor das volskische Suessa Pometia, belagert ai
stürmt dasselbe: c. 50. Und hier die Botschaft empfangend, im
die Sabiner in das römische Gebiet eingefallen sind , rückt er da-
selben entgegen und schlägt sie: c. 51. 52, dann wieder Utk
Suessa zurückkehrend. Diese Confusion aber: dass Tarquinius widv
die Sabiner den Krieg vorbereitet,, mit den Volskern aber soleka
beginnt, und erst später, von den Sabinern überfallen, wider dfeft
sich wendet, weist nun auf eine Kürzung bei Dion. hin: in derVtf»
quelle kann der Gang der Dinge nur der gewesen sein, dassfc
Volsker, entrüstet über den Beitritt Ecetra's und Antium's zu im
latinischen Bunde, wider diesen feindlich vorgehen und so deoTf-
quinius nöthigen, den geplanten sabinischen Krieg aufzuschiebend
statt dessen zunächst gegen sie selbst und erst später gegen ie
Sabiner sich zu wenden , womit dann zugleich die in den W
triumphales angegebene Reihenfolge beider Kriege hergestellt ward
B. Eine noch andere Gruppe von Momenten, welche eine Na-
gestaltung der Darstellungsform Seitens des Dion. ergeben, ist er-
halten in kurzen Zusätzen oder Abänderungen redactionelleo Qu-
racters, welche derselbe vornimmt. Und hierunter fallen wieder
1 . Redewendungen, durch welche Dion. sich selbst ab Darsld-
ler angiebt, so II, 72: o?op.af xoiaGxa irapsXaßov IV, 21: d>; ij*1
xat<; ap^aipeofaic aux&v iroXXdxic ratp&v
2. Umänderungen des Ausdruckes in der Richtung, dass Ar
■
Standpunkt der Anschauung und Betrachtung aus dem Römischen ■
das Griechische verlegt wird , so wenn von den Römern als eäfr
fremden Nation gesprochen wird, wie z. B. in II, 2. 6. 10 dß
auch in II, 7: xaid rJjv em^üipiov yXorrcav iüpoaafopeu6(i£vo;a *:
xaXouai 'Pcojiatot 9p(ap.ßov, und Aehnliches II, 57. 58. 60. 71 1
22. 61. IV, 13. 15. 40;
3. Verweisungen: coarap ecpjv und dergl., so II, 62. 64. 67 aX
72. 73 a. E., 111, 6. 32;
Leges regiae. 745
Einschallungen, welche den Uebergang von der einen zur
i Quelle vermitteln, so zu Anfang von II, 18. 21. 30, dann
ä. III, 37. 57 z. A. IV, 12 z. E., 70 z. A.
i diesen Neugestaltungen der Darstellungsform treten aber auch
Neugestaltungen des Darstellungsstoffes, welche Dion. vor-
und dies zwar vor Allem darin, dass derselbe aus den Wer-
/eier verschiedener Autoren: aus den Annalen des Licinius
und Valerius Antias als seinen Hauptquellen seine Königsge-
3 compilirte und dabei von dem Vorgefundenen ebenso aus-
wie aufnahm. Sodann aber giebt auch Dion.
Zusätze zu seinen Hauptquellen, die er bald aus seinen anna-
jn Nebenquellen, bald auch aus der anderen Hauptquelle ent-
und die selbst wiederum von dreifältiger Beschaffenheit sind :
Dlemiken, bald Ergänzungen der Hauptquelle, bald aber auch
ng der maassgebenden benutzten Hauptquelle durch eine an-
quelle in Bezug auf einzelne Punkte oder Themata der Dar-
5. Und jene ersteren beiden Fälle nun sind es, welche zu-
dem Dion. die vornämliche Veranlassung bieten, seine Quellen
l zu ipachen,361 wie aber auch sein eigenes historisches und
es Ingenium zur Geltung zu bringen. Im Besonderen nun
solche Polemiken finden sich in
II, 31, wo die Version des Cn. Gellius über den Zeitpunkt
iubes der Sabinerinnen, sowie anderer Annalisten über das
ierselben bestritten werden;
II, 59, wo die Version eines persönlichen Verkehres zwischen
und Pythagoras als anachronistisch nachgewiesen wird;
II, 60, 61, wo die Sage vom Verkehre des Numa mit der
kritisirt362 und daran die Mittheilung einer rationalistischen
g jener Sage Seitens anderer Annalisten geknüpft wird;
IV,- 6. 7, wo die von Piso vertretene Angabe, dass die hin-
gen Descendenten des Tarquinius Priscus nicht dessen Söhne,
4) Kiessling, de Dion. Hai. antiq. auctoribus lattn. l\: cum enim Diony-
stores suos tunc tan tum pro (erat , ubi ab ea quam ipse pro veriorc am-
jst sententia recesserunt reinque alia ratione exposuerunt.
2) c. 59, wie 60 richten sich gegen den nicht genannten Valerius: s. A. 487 ;
i c. 59: Liv. XL, 29, 8. Plut. Num. 22, und wegen c. 60 Kiessling,
Den Verkehr des Numa mit Pythagoras vertrat auch Piso: A. 366.
Voigt,
M
seien, gegenüber der entgeht
Pictor und der übrigen Annahm
Weise gewisse anachronistische b-
der VerwandischaftsverhtHK
werden;
des Fabius Pictor betreft k
des Tarquinius Collatioas riet
- U -J*
i*. -5H
m K*r*ma*
t1! _•?%**:
u
'» -*«^
i«t
il.'^CM.-fe?
*n»tt .MLafefttfUK1!
Berichtigungen der roaassgebdb
des Romulus ein Excurstttor
bei demseta
des Valerius von den cetai
geknüpft werden (s. A. 478};
Worten an xai aütty 4; p
Fabius Pictor, Piso undrej
Motive und über die Ausftfcrtl
die Erfüllung der mit dertrf-
des Tatius;
gewisser Annalisten Ober k
über die Zahl der aus <b
. wie über die Belohnung der *
Fraon. theilweis nach Varro,
Oares nach Varro;
der Sabiner nach Zenodot, C*
des Licinius über den Tod **
der Annalisten über den Toi
*** ** mrtx II
i% Uu?
>acl juk* » VI ||.
in
\ **>*Mt*n j, 4»? Romulus bei eioer Muster«* w
* tartftht cuks uwittefs iu deu Göttern entrückt ***
R*wc*m **» lafcrius. welche sieb auch findet bei öc.
Lege* beoue. 747
k. II, 66. 68. 69, wo in eine aus Fabius Maximus entnommene,
63—67. 70 — 73 enthaltene Passage (s. unter 3 b) ein Excurs
den Tempel der Vesta, wie über die Vestalinnen eingeschoben
; und zwar sind davon zunächst c. 66 bis zu den Worten:
>drnr]oe -yeveo&at aus Varro entnommen,364 wogegen die übrige
lie von c. 66, wie c. 68. 69 Disgressionen nach verschiedenen
ren geben, insbesondere aber in c. 66 wiederum varronisches
rial enthalten ist;365
1. II, 72: Ansicht des Gellius über die Einführung der Fetialen;
m. II, 76: Anhang aus Piso366 und Gellius über die Lebens-
ep. II, 4 0, 4 7. vgl. I, 4 6, 25. Liv. I, 4 6, 4. Plut. Rom. «7. Aur. ViCt.
r. ill. 2, 13. — b. dass Romulus von den Senatoren und im Senate erraor-
md zerstückelt ward, weil er den Senat zu befragen vernachlässigt und ins-
dere die vejentischen Geiseln ohne dessen Befragung zurückgiebt, weil er
* die Neubürger zurücksetzt und weil er endlich mit gerechter Strenge gegen
isehe Missethäter vorgeht; dies ist nach A. 44 6 die Version des Licinius,
ch auch findet bei Liv. I, 16, 4. Plut. Rom. 27. Flor. I, 4, 4 6. — c. dass
us von den Neubürgern ermordet ward während einer am Ziegensumpfe ab-
enen Volksversammlung, als bei der eintretenden Sonnenfinsterniss das Furcht
e Volk floh, daher nun solcher Tag die Benennung Poplifugia erhielt; diese
n, welche auch bieten Plut. Rom. 29. de fort. Rom. 8. Flor. I, 4, 4 6. So-
ft 0. Ov. Fast. II, 479 ff. dürfte wohl dem Fabius Pictor angehören, sicher
weder dem Piso: vgl. Macr. Sat. III, 2, 4 4, noch dem Varro: vgl. LL. VI,
und dazu Plut. Rom. 29. Cam. 33. Macr. Sat. I, 4 4, 37«
64) Dies ergiebt die Concordanz von c. 66 cit. mit dem varronischen II,
. A. 372) bezüglich der hervorgehobenen Scheidung von sacra gentilicia und
a, sowie in Bezug auf die Curionen, deren sacrale Functionen Varr. cit. auf
us, dagegen Fabius Max. in c. 64 auf Numa zurückführt.
166) Merkel, Ov. Fast. CXXXVII.
166) Daraus entlehnt auch Plut. Num. 24, wozu vgl. Clodius bei Plut. cit. 4:
hinterliess ausser der Pompilia vier Sohne, Stammväter von vier gentes:
), Ahnherr der Pomponii, Pinus Stammvater der Pinarii, Calpus Ahn der
rnii, endlich Mainercus, Stammvater der Mauipxioi, die wegen ihrer konig-
Abstammung auch den Namen 'Pfj^ec führen, d. h/ Ahnherr einer gens,
e ebenso das praenomen AJamercus, wie die agnomina Mamercinus und Re-
führen, somit der gens Aemilia, der alle diese Namen eigen sind. Und zwar
nach Plut. cit. 8. Aem. Paul. 2 jener Mamercus benannt nach dem gleich-
en Sohne des Pythagoras, woneben Numa selbst ihm wegen der orfpoAta
' Rede den Kosenamen AemUius beilegte und damit den Namen der gens
ia veranlasste. Und zwar ergab nach Piso ebensowohl dieses zugleich einen
s, dass Numa mit dem Pythagoras verkehrte, als auch die von demselben
Plin. H. N. XIII, 13, 87 vertretene Thatsache, dass von den im J. $73
718 Mobitz Voigt, [IN
und Regieroiigsdauer, wie über die Nachkommenschaft Numas od
das demselben errichtete Monument;
n. DK 35: verschiedene Versionen über den Tod des Tulte:
nach der einen wird derselbe vom Ancus Marcius ermordet, od ■
dies ist die Erzählung des Licinius , bei welchem Tullus der grie,
Ancus der böse König ist 's. bei A. 450 f.) ; nach der anderen aber
wird Tullus vom Blitze erschlagen, welchen der erzürnte Gott ab
Strafe für seine Vernachlässigung der heimischen und für die Et
führung fremder sacra herabsendet, und dies ist die Version ds ■
Valerius s. c. 36, sowie A. 479); ^
o. UI, 46 — 48: eine von Dion. selbst ausgearbeitete Parti«
über die Königswahl des Tarquinius Priscus, wie über das lanjö-
nische Geschlecht, in welcher in c. 46 die Angabe, dass das Vok
dem Senate die Entscheidung über die Regierungsform anheimgab,
dem Licinius entnommen ist (s. § 23 sub I A 2 a), die Nachrei-
ten aber in c. 46 — 48 über das tarquinische Geschlecht zweite^
ohne aus Fabius Pictor entlehnt sind, da dieselben übereinstimmet
auch bei Pol. VI, I und Liv. I, 34 sich finden ;**
p. III, 57, wo Dion. in die licinische Darstellung des etrudo—
sehen Krieges nach Maassgabe der valerischen Darstellung des sali-
nischen Krieges in e. 56 die Bemerkung einflicht, dass zu dem dort
fraglichen Zeitpunkte der sechsjährige Waffenstillstand abgelaufen sei,
it
gefundenen 14 Büchern 7 pompitisebe und 7 pythagoreische waren: vgl. aoek
Nitz>eh. a. 0. 331 A. I. Endlich starb nach Piso bei Plut. cit. 2 4 und Dwl
II. 76 Numa bald nach vollendetem achtzigsten Lebensjahre an Altersschwäche. -
Alles dies illustrirt trefflich den Character der Annalen des Calpurnius Piso: der
Römer übernimmt hier die Rolle der Graeculi, auf den ächten und gesunden Bwa
der Familienchroniken (A. til das Schmarotzergewächs erdichteter Genealogie« -
zu pfropfen. Im l'ebrigen vgl. Nitzseb. a. 0. 333 f.
367' Nach der dritten Version des Piso wird Tullus vom Blitze erschüfen —
den er incaute vom Himmel herab citirte : Plin. H. N. II, 53, 140. XXVIII, t. 14-
368) Vgl. Lachmanu, de fontibus Livi I. I£. Keinesfalls stammen
aus Licinius: denn wenn sie auch mit demselben in IV, 27 mehrfach
stimmen, so enthalten sie doch wieder Nichts von dessen Angaben über den
punkt der Cebersiedelung des Tarquinius nach Rom in IV, 6 und über
Reiterführeramt in III, 39 — 41. IV, 6, wie über dessen Aufnahme in das ftft>-
ciat und den Senat in III, 4 1 ; und ebensowenig stammen sie aus Cn. Gelfios, &
auch dieser über den Zeitpunkt der üebersiedelung des Tarquinius nach Rom. **
über dessen Reiterführeramt nach IV, 6 berichtet hatte.
>] Leg es begiae. 719
nun eine Concordanz zwischen den beiden verschiedenen Quellen
stellend (vgl. bei A. 383);
q. III, 69: Erzählung der Vorgange bei Entwerfung des Planes
• den capilolinischen Tempel, als Zusatz zu dem Berichte des Li-
ius über dessen Bau;
r. IV, 2 : abweichende Version über die an die Person des Ser-
s sich knüpfenden Wunder;309
s. IV, 4. 8—12. 28. 29. 31 — 35. 44. 46. 49. 59. V, 3, wo
Ii Maassgabe von Piso unter 1 d die Verwandtschaftsverhältnisse
Hinterbliebenen des Tarquinius Priscus von Dion. corrigirt wer-
. .370
1 *
t. IV, 15: Bericht des Piso über gewisse Maassregeln zur Con-
irung des Bevölkerungs-Standes in den vici Rom's;
u. IV, 40: abweichende Versionen über die Ursache des Todes
i der Gattin des Servius, wobei auch die Angabe des Licinius in
■79 mitgetheilt wird, und Bericht über die nach dem Tode des
■vius sich ereignenden Wunder;
v. IV, 63, wo, entsprechend wie unter 5, das Verwandtschafts-
h<niss des Sextus als ältesten Sohnes des Tarquinius Superbus
Dion. richtig gestellt wird (s. A. 437) ;
3 69) Ich unterscheide drei Versionen: a. Ocrisia wird als Jungfrau gefangen
Cfcinen und als Sclavin der Tanaquil überwiesen ; aus dem Altare in der regia
^* ein penis empor, von welchem Ocrisia den Servius concipirt und gebiert;
schlafende Kind strahlt Feuer aus; dies ist die Version in Dion. IV, 2 und
wohl des Fabius Pictor, wie Piso, welche, als die verbreiteiste, sich findet
tv. I, 39, 1— -5. Plut. de fort. Rom. 10. Plin. H. N. II, 107, 241. XXXVI,
^04 (wo beide Male Piso als Quelle wiederkehrt) , Serv. in Aen. II, 683.
Viel, de vir. ill. 7, 1—3. Ov. Fast. VI, 619 — 630. b. Ocrisia wird
^nger gefangen genommen , als Sclavin der Tanaquil überwiesen und gebiert
Servius ; Beide werden manumittirt , Servius heirathet die Getania , verliert
durch den Tod, fallt vor Schmerz in Schlaf und wird am Haupte von einem
^scheine umstrahlt ; danach heirathet er die Tarquinia ; dies ist die Version
ITalerius bei Dion. IV, I. Liv. I, 39, 5. 6. Plut. 1. c. von: oi 8s 7tepi
^v bis: 'PcttjAauDV TroXtrsiav. c. Ocrisia wird als Jungfrau gefangen genom-
» von Tanaquil manumittirt und an einen Clienten verheirathet , und gebiert
Servius; dies ist wohl die Version des Licinius bei Plut. cit., die jedoch auch
iche Zeichen für den Herrscherberuf des Servius beifügt nach Dion. IV, 4. —
«rs Peter, hist. rom. I, 242 f.
370) Es ist daraus nicht mit Peter, I. c. CLXXXXVII zu folgern, dass die
reffenden Capitel aus Piso von Dion. entlehnt seien.
720 Mobitz Voigt, [W
w. IV, 67, wo ebenso wie in V, 12 die Bemerkung, das der 1fr *
Mit verschworene P. Valerius von einem Genossen des Tati« A- Ibi
stamme (II, 46), ein von Dion. aus Valerius (A. 474) entlehnter 1+ I*
salz zu sein scheint; lim-'
x. IV, 67 a. E. — 69 : Excurs über die Vergangenheit des L msm
Junius Brutus.371 Ii-
3. Entlehnungen aus einer Neben- oder Hauptquelle, die dn H» a
an Stelle der im Uebrigen benutzten Hauptquelle eintritt, liegen yotiwk
a. 11,21 — 23, wo nach Varro antiquitt. rer. divin.37* die sacii- ■**
len Einrichtungen des Romulus erörtert werden : die Emsetzmg n j*P
sacra gentilicia und publica, die 60 Curienpriester (30 curiones oi
30 flamines curiales' . die sacerdotalen Functionen von Frauen wi
Kindern der Curionen, ferner die Einsetzung von drei augures, mär
lieh die Ueberweisung je bestimmter sacra an die Curien;
b. in IL 50, sowie in c. 63 von 7tapsXaß<2>v 8s , 64 bis: ofa^t
iIotjtoXou^ 67. 70 — 73, wo zwei, wahrscheinlich aus Fabius
mus entlehnte Darstellungen eingeschoben werden. Denn zi
die Quelle von 63 — 73 knöpfte eine systematische Darstellung der
ältesten röm. Priesterthümer an die Person des Numa in der Wete
an. dass diesem letzteren die Aufstellung eines Systemes der f»
ihm selbst eingesetzten, wie der von Romulus überlieferten Priester-
thümer und Culte beigemessen ward, gegliedert nach den acht Ab-
schnitten der acht Priesterthümer der curiones, flamines, tribuno*
celerum, augures, virgines Vestales, Salii, fetiales und pontißces,
worin dann von der Einsetzung des Priesterthumes , von seiaet
Functionen, wie insbesondere von den ihm obliegenden sacra und
sonstigen Cultushandlungen, von seinem Ritual und Cüremonial, von
den ihm überwiesenen Altären und Tempeln, wie von den bezüg-
lichen Festen gehandelt ward, was Alles Dion. in mehrfacher Ver-
kürzung wiedergab (s. unter A 2 b). Und sodann eine HhnBcl
37 t, Die Tödtung vom Vater und Bruder des Junius und dessen simofe^Ä*
Geistesschwäche ist nach c. 77 aus Licinius entnommen; die Sendung nach
delphischen Orakel und deren Details stammen dagegen wohl aus Piso, indem
ches auch bei Plin. H. N. XV, 30, 4 34 sich findet, der in diesem Buche v
Quellen, die auch Dion. benutzte, allein den Piso nennt und so nun auch in $1/7
excerpirt.
372) Merkel, 1. c. CXIfl. Ambrosch, de sacerdot. curial. 9 IT.
67 Leges regiae. 721
'arthie enthalt c. 50, wo die neuen römisch-sabinischen Culte des
oniulus und Tatius dargestellt werden: nach Angabe der Erweite-
iog der Stadt in Folge des Hinzutretens der Sabiner werden die
nlagen von und auf dem Forum, wie die Errichtung der neuen
It&re und Tempel besprochen: Romulus errichtet einen solchen dem
ippiter Stator, Tatius aber dem Sol, Luna, Saturnus, Ups, Larunda,
ulcan, Diana, Quirinus, wie anderen Göttern und stellt überdem in
llen Curien der Juno Quiritis Opfertische auf. Jene beiden Par-
üeen werden nun mehrfach als varronisch anerkannt: die erstere
>sj>. von Merkel, I. c. CX1H und Kettner, Varronische Studien 8,
e letztere von Ambrosch, Studien 160 A. 8; jedoch mit Unrecht.
Min, was II, 63 — 73 betrifft, so ist theils die hier gegebene Clas-
ication von acht Priesterthümern ebenso abweichend von der des
antiquitt. rer. div., der dieselben nach Aug. C. D. VI, 3 in
Abschnitten erörterte: pontifices, augures und XVviri sacrorum,
s> auch abweichend von den acht Gruppen in LL. V, 15, 83 — 86:
M&lifices, curiones, flamines, Salii, Luperei, Arvales, sodales Titii
od fetiales, theils ist jene Parthie nach A. 338* einem Werke ent-
ommen, welches entweder vor 650 oder zwischen 673 und 692
Qffafisl worden ist, somit also nicht Varro's antiquitates rer. divin.
*'ö lann, da diese erst 707 herausgegeben wurden.373 Und sodann
ecl«rum gegenüber II, 50 fehlt in Varr. LL. VI, 10, 74 bei aller
»steigen Uebereinstimmung doch wieder die Angabe des Dion. über
-Aufstellung von mensae der Juno Quiritis. Da nun andrerseits
r*« selbst aus » annales «, wie er sagt, entlehnt, so begründet sich
rdurch vielmehr die Annahme, dass Varr. und Dion. aus gemein-
*ör QUelle schöpften, als welche nun an des Q. Fabius Maximus
^•Hanos (cos. 621) annales um so eher zu denken ist, als dieser
** § 21 von Dion. als Hauptquelle aufgeführt wird und, wenn
*** als solche nur der Vorgeschichte zu Grunde gelegt, doch We-
stens als Nebenquelle für die Königsgeschichte benutzt sein muss,
5l<^hwohl aber es bis jetzt nicht gelungen ist, solches servilranische
a^rial bei Dion. ausser in 1, 56 nachzuweisen,374 während wie-
^73) Teuffei, rom. Litter.3 § 166 unter 4, der jedoch im Widerspruche mit
;a Quellen und somit wohl als Druckfehler von den antiquitates rer. human.
374; Vgl. Kiessimg, 1. c. 17. Feter, I. c l, \ \ 4 f .
*J Leges regiae. 723
Opfer, wie für die Beurtheilung des Weintrinkens der Frauen;
27 für die Gesetze über die väterliche Gewalt; 28 für den Be-
b des Ackerbaues; 54 für die Stadt Veji; 61 für den Umgang
Numa mit derEgeria; 64 für die flamines und augures; 70 für
Salii; IV, 13 für die Stadt Rom; 15 für die Juno Lucina;
d. Darstellung römischer Institutionen als Entlehnung aus dem
schischen, so II, 13: Leibwache des Romulus; 14: Amtssphäre
. Senates; 23. 65: Curien.
2. Zusätze, darauf berechnet, dem griechischen Leser das Ver-
idniss zu erleichtern, wohin gehören
a. die Verdeutlichungen lateinischer technischer Ausdrücke durch
sprechende griechische Worte380 oder Beifügung jener ersteren zu
i letzteren, so II, 7 von tribus, curia, tribunus, curio; 8 von ple-
i; 12 von senatus; 25 von far; 31 von Consus; 34 von Fere-
is; 48 von Quirinus; 70 von salire, saltatores; 72 von fetiales;
von pontifices; 74 von lermini; III, 32 von Feronia; 44 von
Ja; 50 von Egerius; 61 von toga; IV, 1 von Servius; 14 von
Bpitalia; 18 von classes; 41 von Superbus, Priscus; 61 von ca-
; 67 von Brutus; 76 von consules, wozu vgl. V, 1;
b. die sachlichen Erklärungen römischer Institutionen oder Be-
dungen, so II, 5 der Blitz-Auspicien; 13 von celeres; 15 des
^ns Inter duos lucos; 25 der c^nfarreatio; 65 der curiae; 70
flrabea und des ancile;
c. die griechischen Synchronismen (s. bei A. 338).
3. Zusätze, welche ohne einen derartigen besonderen Zweck
Förderung des Verständnisses von Dion. gemacht werden, so in
a. II, 19. 20: Characteristik der sacralen Institutionen der Rö-
-^ wie Betrachtung über die Mythen der Griechen;
b. II, 31: Excurs über die Consualien;
c. II, 72: Bemerkung über den nichtgriechischen Ursprung der
ialen ;
d. III, 61 : Aufstellung einer vermittelnden Meinung gegenüber
% Angabe des Licinius (II, 29), dass bereits Romulus die fasces
380) So z. B. bereits Fabius Pietor in dem armenischen Euseb. chron. I,
5 Schone.
Abhandl. d K. S. Gttellsch. d. Wissen»ch. XVII. 49
724
Moritz Voigt,
l»
als Attribut angenommen habe und der Angabe Anderer, das 4-
ches erst von Tarquinius Priscus geschehen sei;
e. III, 67. 68, wo Excerpte aus den Vorquellen und eigne
Zusätze des Dion. häufig wechseln: zuerst in c. 67 knüpft Dioaa
die Angabe des Valerius über die Vermehrung des Senates md fe
Vestalinnen die Bemerkung, dass Tarquinius Priscus die Strafe wifcr
den Incest der Letzteren eingeführt zu haben scheine (A. 4M);
dann in c. 67 verbindet Dion. mit der Aufzählung der Bauleo T»
quin's nach Licinius eine Betrachtung der Grossartigkeit und fat
spieligkeit der cloaca maxima; endlich in c. 68 an den Beriete«
Licinius über die Anlage des circus maximus schliesst Dkm. eil
Betrachtung von dessen Grossartigkeit und eine Beschreibung dfr
selben ;
f. IV, 13. 14: zwei Disgressionen , welche Dion. in des Ted
seiner leitenden Quelle, des Valerius einschiebt: zuerst in c. 13tier
die Ausdehnung der Stadt und dann in c. 14 über den Fortbesüd
der Compitalia zu seiner Zeit;
g. IV, 24: Excurs über das Institut der Sclaverei, wie Mm-
mission bei den Römern;
h. IV, 56: historische Parallele der von Tarquinius Superta
durch .(las Abschlagen von Mohnköpfen symbolisch gegebenen Anluvt
Indem so daher alle jene Neugestaltungen des aus den Vorqoeb
entlehnten Darstellungsstoffes Seitens des Dion. lediglich auf eine seW-
eigene Auswahl, auf eine originale Zusammenstellung oder MischflJ
und auf eine neue Aneinanderfügung oder Verbindung jenes vtfjfr-
fundenen Stoßes sich beschränken, dagegen diesen selbst weder
sachlich umwandeln und verarbeiten, noch auch amalgamireo »1
zu innerer Einheit und Harmonie verschmelzen ; indem ferner *A
nur vereinzelt Dion. den Versuch unternahm, in einer rein mecha-
nischen Weise eine gewisse Harmonie wenigstens äusserlich bem*
stellen: durch Einfügung von Uebergängen (S. 161 unter 4), durch E*
Schaltung von Zusätzen (S. 164 unter p. S. 166 unter w), durch Aeak
rungen einzelner maassgebender Worte (S. 1 65 unter s) ; und iwfc»
andrerseits wiederum Dion. nicht allein verschiedenen, sondern sog»
in einem tiefgreifenden Widerspruche der leitenden Grundanschauuogei
siehenden Vorquellen folgt, so treten nun auch
] Lkges rbgiab. 725
III. die Folgen jenes Verfahrens in mehrfachen Kundgebungen
Tage. Und zwar
A. fehlt mitunter zwischen den aus verschiedenen Vorquellen
lehnten Stücken der erforderliche stylistische Uebergang, wie der
hliche Aneinanderschluss oder die stoffliche Contiguität; denn so
II, 2 schliesst ab mit Angabe der Zahl der in dem Kampfe
sehen Romulus und Remus Verschonten, worauf c. 3 anknüpft
"den Worten: lirsl oov yj ts xdeppoe auTotc eEetp-jaoTo, ein Ueber-
ig, dein sprachlich (ouv), wie sachlich jede Bezüglichkeit fehlt
I welcher so sich erklärt, dass in der Vorquelle in der dem c. 3
aufgehenden und von Dion. nicht mitgeteilten Parthie die Rede
w von der Herstellung der Stadtmauer, wie des Stadtgrabens.381
B. Nicht minder finden sich beziehende Ausdrücke, während
r bezogene Satz selbst fehlt; denn so
a. in II, 4 ist gesagt: Totaöia fiiv 6 ' PcofiuXoc ex 8i8a^c to5
xpoicdxopoc, cooTusp IcpTjv allein nirgends sagte vorher Dion., dass
mitor dem Romulus die zu haltende Rede einstudirt habe;
b. in II, 64 wird eine Verweisung gegeben auf eine Erörterung
3r das Priesterthum der Curionen; allein dieselbe findet sich in
' That nicht bei Dion.382 «
C. Dann wieder finden sich mehrfache Wiederholungen, und so
ir in
a. II, 49 und IV, 58: dass die Römer den Dius Fiel ins auch
Cus nannten;
b. II, 57. 58, wo nach Valerius die der Erwählung des Numa
Ausgehenden Vorgänge in dem Interregnum, im Senate und in
Comitien dargestellt werden, und dann in II, 62 die Darstel-
5" dieser nämlichen Vorgänge nach Licinius und zwar in anderem
*te folgt: es fehlt hier der Zug der Harmonie zwischen Volk und
^tt, zwischen den Senatoren selbst, wie auch wiederum zwischen
l Plebejern, welchen die Darstellung des Valer. ergiebt;
c. III, 49 — 66, wo sieben Kriege des Tarquinius Priscus dar-
tellt werden, nämlich 1. wider die Latiner und zwar im Beson-
^n a. wider Apiolae: 49; b. wider einen Theil der aniensischen
38 J) Es ist dies Licinius, der auch auf Beides in IV, 54 zurückkommt.
382) Vgl. Ambrosch, de sacerd. curial. 6.
49*
726 Moritz Voigt, flu
Latiner: Crustumerium, Nomentum, Collatia, Corniculum: 50; c. wider
die Gesamrat-Latiner und namentlich Fidenae, Camerium and w-
schiedene kleinere Städte: 50. 54 ; 2. wider die Gesammt-Latiwr:
51 — 54; 3. wider die Sabiner: 55—57; 4. der neunjährige Krieg
wider die Etrusker saranit Fidenae und Veii: 57 — 62; 5. wider fc
Sabiner, ein Krieg, der zuerst in einem einjährigen Feldzage vi
dann in einer fünfjährigen Campagne geführt wird: 63 — 66. Hier-
von nun sind aus Licinius entlehnt: a. die Kriege unter f wider
die Latiner in ihrer dreifältigen Richtung: aa. wider Apiolaeinc.lt;
bb. wider die aniensischen Latini in c. 49. 50 ; cc. wider die Ge- j
sammt-Latiner unter 4 c in c. 50. 51 (bis: cppoopia l^upd); h. Ar
Krieg wider die Etrusker in c. 57 (von : Top^vol Se) — 64 (hii:
dXX' ^firxuxXiov) vgl. IV, 27; c. der Krieg wider die Sabiner mttr
5 in c. 63 — 66. Und andrerseits erschöpfen auch wieder diese drei
Stucken das bezugliche aus Licinius entnommene Material, indes
dieser ebensowohl nach Maassgabe von IV, 9 in der That nur
drei Kriegen berichtet hatte : zuerst wider die Latiner, sodann wider
die Etrusker und zuletzt wider die Sabiner, als auch nach Ma»-
gabe von IV, 3 gerade den sabiniscben Krieg unter no. 5 berietet
hatte, da I\jer jener einjährige Feldzug, womit solcher eröffnet, er-
wähnt wird. Somit aber sind nicht aus Licinius, als vielmehr w
einer zweiten Quelle entnommen der latinische Krieg unter 2 aid
der sabinische Krieg unter 3, ein Sachverhalt, der auch noch dam
zu Tage tritt, dass die beiden Kriege wider die Gesammt-Latiner
unter 1 c und 2 ganz in der gleichen Weise eingeleitet werdet:
der erstere in c. 50 in den Worten: Irp oic ot Acmvot ^atae»;
epspovtec l<p7]<p(oavTo xowg oTpaxiow iid Ptofiafouc l&rfcrfetv, der lete-
tere in c. 51 in den Worten: iy oTc tapax^vxe^ °* ta«w>l Aaw
— — de tJjv £v OepevTfoco auveX06vTec afopÄv I^T^fadvio rfp ti
orxetav Swapiv i£ atz&arfi ic6Xeax; i^eiv. Und zwar ist, da an die
Benutzung einer Nebenquelle für jene beiden Kriege unter 2 und 3
nicht zu denken ist, Valerius als die Quelle anzuerkennen, aus der
diese Parthie von Dion. entlehnt ward. Demnach aber stellt ach
das Verhältniss dahin fest, dass Dion. die beiden Kriege wider <fe
Laliner und wider die Sabiner zwei Mal aus verschiedener Quelle:
aus Licinius und aus Valerius, dagegen den etruskischen Krieg nur
aus Licinius darstellte, so aber aus den drei Kriegen derea fünf
* 73] Leges regiae. 727
oder, bei besonderer Zählung der Kriege wider Apiolae und die
^uiiensischen Latiner, sieben machte;383
d. IV, 16 — 18 und VII, 59: eine übereinstimmende, detaillirte
Darstellung der Centurien Verfassung des Servius gebend, hier nach
Lknnius,3*4 dort nach Valerius.
383) Die Darstellungen von Licin. und Val. scheinen auf zwei verschiedene
Quellen zurückzugehen : auf Fabius Pictor, der, zu Grunde liegenti bei Liv. (s. A. 368),
drei Kriege berichtete: wider Apiolae: Liv. I, 35, 7, wider die Sabini mit Ein-
achluss von Collatia: Liv. I, 36, t. 2. 37, 1 — 38, 3, endlich wider die Prisci
Laiini: Corniculum, Ficulea velus, Cameria , Cruslumerium , Ameriola, Medullia,
Nomentum: Liv. I, 38, 4; und sodann auf die annales maximi, aus denen die fasti
triumphales in C. I. L. I, 453 entlehnten und welche drei Kriege bekundeten: wider
die Latini, Etrusci und Sabini. Diese drei Kriege sind als identisch anzusehen mit den
drei des Fabius : denn der Krieg wider Apiolae konnte, wie dessen geographische Lage
ergiebt, nur zusammengehen mit einem Kriege wider die südlichen Latiner und ist
somit identisch mit dem ersten Kriege der annales max. ; ebenso sind identisch
der zweite Krieg des Fabius mit dem dritten der annales; und indem dabei, wie
die geographische Lage bedingt, diejenigen Städte mit betheiligt sein mussten,
weiche nach Fabius den dritten Krieg führten, so wird dieser selbst seinen dritten
Krieg dadurch zum neuen und selbstst'ändigen -gestaltet haben, dass neue Bundes-
genossen : die Etrusker jenen anicnsischen Städten zur Seite traten, so dass demnach
dieser dritte Krieg des Fabius wiederum identisch ist mit dem zweiten der anna-
les. Aus beiden Vorquellen entlehnte nun zunächst Licin. : derselbe entnahm aus
Fabius die beiden Kriege wider Apiolae und wider die aniensischen Prisci Latini,
fügte dann einen Krieg wider die Gesammt-Latiner bei und stellte hiermit den
ersten Krieg der annales her ; und sodann componirte er nach Maassgabe der
annales einen zweiten und dritten Krieg : wider die Etrusker und Sabiner, in der
gleichen Maasse somit, wie er aus solcher Quelle auch die drei Triumphe des
Servius Tullius über die Etrusker in III, 27 und die beiden Kriege des Tarqui-
nius Superbus über die Volsker und Sabiner in IV, 50. 51 entlehnte. Denn die
Thatsache solcher Entlehnung des Licin. aus jenen beiden Quellen erhellt daraus,
dass die dem Fabius entnommenen beiden Kriege wider Apiolae und die Prisci
Latini (bei Dion. III, 49. 50) in völlig anderer Weise: durchaus nüchtern, kurz
und bestimmt, wie auch ähnlich mit Liv. dargestellt waren, während die nach
Maassgabe der annales componirten Kriege wider die Etrusker und Sabiner (bei
Dion. III, 57 — 66. vgl. V, 3) voll an Detailmalerei , Breite und Verschwommen-
heit sind. Endlich wieder Valer. componirte auf Grund der annales max. drei Kriege
wider die Latiner, Etrusker und Sabiner: Dion. III, 51, deren ersten und letzten
nun Dion. entlehnte, während in dem zweiten, den Dion. nicht entnahm, nach III, 51
namentlich Clusium, Aretium, Volaterrae, Rusellae und Vetulonium die Feinde waren,
der errungene Sieg aber dem Tarquinius die Veranlassung zur Einsetzung der feriae La-
tinae bot : VI, 95 (s. A. 389). — Endlich mit dem Kriege gegen Apiolae ist wiederum
identisch der Krieg wider die Aequer bei Cic. de Rep. II, 20, 36. Str. V, 3 p. 231.
384) Vgl. Nrtzsch, a. 0. 24. 58. 66; vgl. auch A. 459.
728 Moritz Voigt, [III
D. Endlich finden sich häufige Widersprüche, bedingt durch die
abweichende Darstellung der verschiedenen Quellen, denen Dkm.
folgt.385 Und zwar treten solche zu Tage
a. in Bezug auf die Characterzeichnung der einzelnen Könige,
so vor Allem des Tullus Hostilius und Ancus Marcius je bei Lici-
nius und Valerius: § 23. 24;
b. bezüglich der ursprünglichen Stellung von Patriciern und Ple-
bejern je nach denselben: § 23 unter IC. § 24 unter I B;
c. bezüglich des ursprünglichen Verhältnisses von Plebejern und
dienten je nach denselben: A. 413. § 24 unter I B;
d. bezüglich der ältesten Krwerbthätigkeit der Plebejer je nacfc
denselben: § 23 unter 1 G. § 24 unter I A 1 c;
e. bezüglich der ursprünglichen Vertheilung der Staatsgewall
zwischen Senat und Comitien je nach denselben: § 23 unter IA 2a.
§ 24 unter I A 2 a;
f. bezüglich der Behandlung der besiegten Völker: Transferi-
rungs- und Colonisations-System, wie bezüglich der einzelnen Colo-
nieen: A. 405. § 24 unter I Ä 1 b;
g. bezüglich des königlichen Tafelgutes: A. 410. 462;
h. zwischen II, 7. 14 (Valerius), II, 64 (Fabius Max. s. bei A.373)
und II, 21. 23. 65 (Varro s. A. 372. 364), wo bezüglich der «-
riones ein Widerspruch obwaltet;386
i. zwischen II, 22, wo nach Varro (A. 372) analog der lex
Domitia auf Romulus die Ordnung zurückgeführt wird, dass die Wahl
der Priester durch die Curiatcomitien erfolge, und II, 73, wo nach
Fabius Max. (bei A. 373) der ältesten Ordnung entsprechend die
pontißces durch Cooptation sich ergänzen;
k. zwischen II, 49, wo wohl nach griechischer Quelle der Tem-
pel der Feronia erwähnt wird: die laconischen Sabiner landen bei
Suessa Pometia und errichten der Feronia ein fep6v, und III, 32, wo
nach Valerius das fepov der Feronia bei Capena belegen ist;387
1. zwischen II, 50, wo nach Fabius Max. (bei A. 373) der Tem-
pel des Quirinus von Tatius, und II, 63, wo nach Licin. derselbe
von Numa errichtet wird;
385) Vgl. auch Peler im Rhein. Mus. N. F. 1874 XXIX, 54 8 ff.
386) Ambrosch, de sacerd. cur. 9. Marquardt, a. 0. IV, 394 A. 2681*
387) Vgl. Müller, Etrusker III, 3, 8 A. \0\. 97.
ITC) Leges rjsgiab. 729
'■ id. zwischen II, 55, wo nach Val. die Vejenter in dem Frieden
•MÜ Romalus die Septem pagi und die Salzwiesen, und III, 41, wo
web Licin. dieselben Städte abtreten;
>:■£■ n. zwischen II, 76 und IV, 54 einerseits, wo nach Licin. Numa
?4fo pagi einsetzt als Flurgenossenschaften, die je einem magister pagi
Nnteretellt sind, welcher den Bezirk, wie die Genossen controlirt und
%ttm Ackerbau überwacht, von Tarquinius Superbus aber befestigte
pMkichtsorte für die Landbevölkerung angelegt werden, und IV, 15
Mairerseits, wo nach Val. Servius die pagi einrichtet als Flurge-
TJOf on Schafte o, welche, um den Mittelpunkt befestigter und ebenfalls
jgttgi genannter Zufluchtsorte gruppirt, je einem magister pagi unter-
ftftrflt sind, weicher den Bezirk, wie die Genossen controlirt, diesel-
zum Heeresdienst einberuft, Steuern einhebt und für das ge-
ime Heiligthum des pagus sorgt, an welchem jährlich von
Flnrgenossen die paganalia gefeiert werden;
"' o. zwischen HI, 43, wo nach Licin. die Einbeziehung des Aven-
zur Stadt und dessen Besiedelung als die einzige Grossthat des An-
in der Sphäre des Inneren bezeichnet wird : Sv |iiv S9j toöto xb itoX(-
xo5 ßaatXeox; icapa8(8ovT<u, und III, 44, wo nach Val. als zweite
zwar noch hervorragendere That: gxepov 8e xt xo3 icpoeipYjfAevoo
«eJltTtüfiaxoc xpetruov die Gründung Ostia's, und c. 45, wo als dritte
vierte Leistung noch die Befestigung des Ianiculum und der
des pons Sublicius angeführt werden;
p. zwischen IV, 1, wo nach Val. Tarquinius bei seinem Tode
Söhne hinterlässt, und IV, 6. 7, wo nach Piso derselbe nur
einen vor ihm verstorbenen Sohn hat und aus solchem zwei Enkel
hnterlttsst ;
q. zwischen IV, 8 — 12 einerseits, wo nach Licin. die der Kö-
gjgfcwahl des Servius vorausgehenden Vorgänge dargestellt werden
wo zunächst nach c. 9 derselbe, als Reicbsverweser für die
lündigen Tarquinier auftretend, die Plebs für sich zu gewinnen
Nebt und zwar unter Anderem durch das Versprechen ebenso einer
Ackerouftheilung zu Gunsten der Besitzlosen, als auch der Einfüh-
rung eines die Gleichheit der Bürger vor dem Gesetze sichernden
geschriebenen Rechtes, worauf dann in c. 10 die Erfüllung solcher
Versprechen erfolgt, indem theils die Aufforderung ergeht: an die
Besitzlosen, zur Assignation sich zu melden, an die bisherigen Be-
/30 Moritz Voigt,
sitzer aber, ihren Besitz wieder aufzugeben, iheils auch die Gute
des Romulus und Numa repubücirt, wie durch neue
Gesetze ergänzt werden, und wo dann endlich in c. 4 4
den dadurch in ihren Interessen verletzten Patriciern bedroht «Wfe
insbesondere aber ebenso durch die früheren poaMsaores, wie MI
die zur Rechtsgleichheit unter das schriftliche Gesetz flob«g|fci
UebermUlhigen, in Folge Alles dessen nun in c. 42 die WaU fa
Servius zum Könige erfolgt; und zwischen IV, 43. 44 audimefc,
wo nach Val. Servius erst nach seiner Thronbesteigung: «4*oc ip
to) icapaXaßeiv -rtjv ap/^v theils eine Ackerassignation , dies jedoch
nicht auf Unkosten der bisherigen possessores, vornimmt, theic N
bei den Gomitien eingebrachte Gesetze über Rechtsverkehr, *■
Rechtsverletzungen erlässt, theils endlich auf dem von ihm zur Steil
gezogenen Viminal und Esquilin Bauplatze an die Unsesshaften nftbrit;
r. zwischen IV, 59 z. A. , wo nach Licin. Tarquin
des capitolinischen Tempels von Anbeginn an alle Künstler
toüto 59) xb Ip-pv iizccikiaai icpoatpoö{i€voc faavxac teic i*E
vdac imaTTjoe Täte epYaaiatc, und IV, 61 , wo nach Val. solches not
dann besebah, nachdem der etruskische Haruspex das beim Graben im
Grundes gefundene göttliche Zeichen für Rom günstig gedeutet
toüto — dxoüoac — ^7cioT»]oe toii; Spfotc to&c Tt^vCxac-
s. zwischen IV, 22, wo nach Val. die von c. 43 ab
Darstellung der Regierungsmaassregeln des Servius
wird nrft der Neuordnung der Stellung der manumissi,** darin be-
stehend, dass Servius durch einen Befehl: liztcpt^t, somit kraft
nes censorischen imperium denselben Isopolitie verleiht und sie,
den übrigen Bürgern sie zum Census heranziehend, in die vier
bus urbanae vertheilt, eine Ordnung, die bis auf die Gegen
herab: {xe^pt xdW xad' j]|ia<; ^p6vcov in Bestand sich behauptet
und zwischen der Darstellung des Licinius in IV, 23. Und
war von dem Letzteren eine neue Ordnung der rechtlichen Steltany
der manumissi ebenfalls auf Servius zurückgeführt und in der Wo»
dargestellt worden , dass derselbe im Senate eine Rede hält, m *t-
m m
388) Demnach stammt die Angabe bei Liv. II, 5, 10. Plut. Publ. 7, wcfck
die Einführung der Manumission an den Sclaven Vindicius im J. 345 ankaöpfti,
nicht aus Val.. wie Nitzsch, a. 0. 52 annimmt; vgl. dagegen Nitzsch, i. 0. 331,
" D«cht auf Piso hingewiesen wird. Wegen Lic. vgl. Dion. V, 7. 13.
****} Leges regiae. 731
*^ter die projectirte Neuordnung vorträgt und schliesslich den Senat
sein 7upoßouXeu[i.a für ein von ihm selbst einzubringendes bezüg-
Gesetz ersucht. Während indess Alles dies von Dion. ausge-
ben ist, so folgt nun bei demselben in c. 23 die weitere Fort-
Dg des liciniscben Textes: die patricii d. i. bei+Licinius im
"Ansätze zu den Comitien der Senat nimmt jene Rede des Servius
**' auf und verweigert somit das TrpoßouXeofia ; darauf beruft Ser-
*& eine Volksversammlung und theilt derselben unter eingehender
tttvirung seiner Absichten die von ihm einzubringende Rogation
* zugleich die Vortheile ihrer Annahme darlegend: et 8e xal tou-
xcrraoTVjaovTcu xiv v6fiov x. t. X. ; darauf erfolgt, was Dion. wieder
lässt, allgemeiner Beifall des Volkes zur Rede des Königs, und
5 nun bestimmt, wie Dion. wieder mittheilt, den Senat, sein -orpo-
k**>|&a zu der Rogation doch noch zu ertheilen: aove/copYjaav of
pfcctot xh I&oc etc r}jv tc6Xiv icapeXdeiv, so dass nun bis auf die
S^owart herab: |iixPl T^v xa^ ^V-fc xp6vo>v jene Rechtsordnung
ttfSlich der Givität der Libertinen in Geltung ist. Sonach aber
;iet>t in der That die Verbindung der obigen beiden Darstellungen
i X>ioii. in c. 22. 23 einen Widerspruch : nach c. 22 wird die be-
»ffende Rechtsordnung kraft königlichen imperium ein- und durch-
»ftthrt: die Libertinen werden in die Tribus eingeordnet; nach c. 23
»gegen wird diese Rechtsordnung zuerst als eine erst noch einzu-
ibrencle hingestellt und dabei einer erst noch einzubringenden lex
erdacht, von der c. 22 nicht das Geringste besagt; und sodann wird
1911 auch die spätere Ein- und Durchführung solcher Ordnung be-
rodet,; und endlich wiederum wird in c. 22 besagt, dass jene Ein-
'QiTEig der Libertinen in die Tribus, in c. 23 aber, dass jene Ein-
öung derselben in die Civität bis auf die Gegenwart in Bestand
1 ^^hauptet habe;
*•- - zwischen IV, 49, wo nach Licin. dem Tarquinius Superbus,
** 95, wo nach Val.389 dem Tarquinius nach seiner Besiegung
*****"Usker d. i. dem Tarquinius Priscus390 die Einsetzung der feriae
beigemessen wird;
****9) Valerisch ist VI, 96: s. Kiessling, 1. c. 28, daher auch das damit in
Heilbarstem Zusammenhange stehende c. 95.
^*0) Vgl. A. 383, sowie Schol. Bob. in Cic. p. Flacc. p. 255.
732 Moritz Voigt, W
u. zwischen VI, 49 und VII, \ bezüglich des Zeftpmltafc]
ersten Secession der Plebs.890* *•*
Alle die obigen Momente in Verbindung mit den in §83«l»'
24 zu gewinnenden Ergebnissen bezüglich des Maasses und derlei
dalität der ♦Stoff-Entlehnung aus den Vorquellen Seitens des Di*-
leiten daher hin und berechtigen zu dem Urtheile, dass desnf^
nigsgeschichte im grossen Ganzen eine blosse Compilation
listischen Quellen und zwar vornämlich aus Licinius Macer ml %\
lerius Antias, nicht dagegen eine originale Arbeit von jenem «M
ist: weder hinsichtlich der Manier und der Disposition der Düttk
lung, noch hinsichtlich der Auswahl und Begrenzung der daryikl
ten Vorgänge selbst, noch auch hinsichtlich der ätiologischen, pqM
malischen und speculativen Behandlung des DarsteUungs-StoÜj
Denn während das, was originale Arbeit und selbstständige Z*Ü
des Dion. ist, einen verschwindend kleinen Theil gegenüber dem
den Vorquellen Entlehnten bildet, so werden andrerseits nirfttä
aus ersten Quellen neue Thatsachen herbeigeschafft oder vorgef»
denes historisches Material in selbsteigener Reflexion zu neaea fr
theilen verknüpft oder in neue Verbindungen mit anderen Thataritt
gesetzt. Vielmehr wird der aus den römischen Annalisten enlhhfe
Stoff höchstens oberflächlich, äusserlich oder in Nebendingen Ibr
arbeitet, in seiner Gesammthaltung dagegen unverändert belassen *t
nur äusserlich verbunden. Und indem die Bedenklichkeit und Gfr
fahr eines solchen Verfahrens noch dadurch bedeutend gesteht
und potenzirt wird, dass Dion. als die leitende Autorität Tür sei*
Königsgeschichte nicht Einen, sondern zwei römische Annähtet
wählte, deren Geschieh ts-Auffassung, wie -Darstellung ttberdemflf
einem diametralen Gegensatze der maassgebenden politischen An-
schauungen und Tendenzen beruhte, so treten denn nun auch dB
unvermeidlichen Folgen eines derartigen verkehrten Verfahreos a
klaren und deutlichen Zügen zu Tage : es fehlt der Königsgeschicto
des Dion. nicht bloss an Einheit, Harmonie und Ebenmaass, soodflfl
es treten auch unvereinbare und directe Widersprüche in zahlrejekü
Momenten zu Tage : in Anlage, Conception, wie Ausführung, im histo-
rischen Colorit, in den leitenden historischen Motiven, wie mfr
390a) Vgl. Schwegler, röm. Gesch, II, «37 A. *. *3$ A. I.
'] Leges regiae. 733
lamm tent Wickelung, in der Anordnung und Gruppirung des Stoffes,
> in der Characterzeichnung von Personen und der Darstellung
i Ereignissen.
' Und damit verbindet sich endlich, dass Dion. Über den compi-
irischen Character seiner Geschichtsdarstellung das Publicum zu
toben trachtet391 und so denn nun, im Gegensatze zu seinem Ver-
mi in der Vorgeschichte, geflissentlich seine Quellen verschweigt,
hnebr nur da dieselben nennt, wo er ihrer als Folie sich bedient,
sein eigenes Licht um so heller leuchten zu lassen (A. 361).
Auf der anderen Seite bieten sich jedoch die Erklärungen jenes
Potbtlmlichen Verfahrens des Dion. Denn vor Allem wollte der-
fee in seiner Archäologie nicht ein streng wissenschaftliches Werk,
► Vielmehr eine populär gehaltene Darstellung der älteren römischen
iebichte als Unterhaltungslectüre für die gebildeten Kreise geben.3"
Und dass sodann Dion. zu Licinius als einer seiner Hauptquel-
griff, erklärt sich wiederum aus einem dreifachen Momente. Zu-
oämlich hat kein Annalist in so ausgedehnter und tiberreicher
»e, wie Licinius das Mittel einer oratorischen Darstellung für
»«Schichtsschreibung verwendet: in zahlreichen, höchst ausge-
^u und meistens auch dialogischen Reden kleidet sich seine
tiolitsdarstellung tiberwiegend in eine dramatisirende Form (§ 23).
^l>er fand den Beifall des Dion., der die Einflechtung von Re-
*** die Geschichtsschreibung, sei es suasorischen , sei es dispu-
\n Characters für ein Erforderniss einer eleganten historischen
**1M) Für das Bestreben des Dion., über seine völlig ungenügende Vorberci-
*ür eine originale Geschichtsschreibung seinen Leser geflissentlich zu täu-
1 und sein handwerksmäßiges Ausschreiben der römischen Annalisten zu
*"^a, bietet einen trefflichen Beleg XI, 62: itX^v oox iv airaoatc tat? 'Pco-
*** XP°V0TPa?^at^ £|i<poTepai cpipovtat, aAA* £v atc piv ol ^iXCap^oi povov,
^ 8' oi oiraroi, £v oo iroAAat; 8' au-cpotepoi, atc -f;jxet<; oox aveo XoytojjLOo
*T«TiWfiefta, moreoovrec 84 tat? Ix twv iepäv re xal airod£ro>v ß(ßXa»v jiap-
**ۥ Denn hier stehen die Annalen des Licinius mit ihrer Berufung auf die
*tt!t der libri lintei in Frage (§ 4 8) ; gleichwohl nennt Dion. an dieser Stelle
Licin. geflissentlich nicht, sondern lüsst vielmehr dem Scheine Raum, als ob
totbst die libri lintei eingesehen habe.
393) I, 8 : tva xal toi; trepl too; iroAiTtxooc 8tatp(ßoooi X0700C xal tolc
l ttqv cptXoaocpov ioitooSaxdoi ftea>p(av xal ei tioiv ao^X^too Seijaei Siafarpjs
bropixolt avafva>au.aoiv, airov^paivta); ej(ooaa <patvTjxout
734 Moritz Voigt, l*
Darstellung erachtete.393 Sodann hat Licinius für seine Darstdw
der römischen Geschichte einen höheren Gesichtspunkt und Int ml
stab des Urtheiles sich zu eigen gemacht, indem er den Ganjtor
historischen Entwickelung im grossen Ganzen, wie auch mehAA
den Character einzelner Staatsmänner nach dem Maassstabe k
ethischen Postulate und Kategorieen der stoischen Philosophie f*
digte und abschätzte (§ 23 unler V). Dies aber galt in denAiyr
des Dion. ebenso als an sich höchst vverthvoll bei der höhet 1k
deutung, die er selbst der Philosophie für die gelehrte Bildung, wi
bei dem Berufe, den er seinem eigenen Werke für den Philosopha,
wie Staatsmann beimass,394 wie aber auch als Zeugniss für die ibk
senschaftliche Erudition des Licinius selbst und so nun folgewöe
auch für dessen historische Bedeutsamkeit, da Dion. die scienlifidi
Bildung der römischen Staatsmänner als die Ursache von dem li-
sch wunge Rom's zur weltbeherrschenden Stellung ansah. m U
endlich war es unter den römischen Annalisten vornämlich LiciNt
welcher den römischen Stamm aus griechischer Wurzel eotspnM
liess und für die römischen Institutionen die Vorbilder im griechisch
Leben fand.396 Dies aber harmonirte auf das Genaueste mit der fc
tenden Grundanschauung, in deren Lichte Dion. selbst die römtefe
Geschichte betrachtete und seinen griechischen Lesern vorführte
(S. 168 unter 1).
Dass aber neben Licinius Dionys auch zu Valerius als zweiter
393) In diesem Sinne spricht Dion. de Thuc. iud. 23, 6 sich tadcbd »
über Herodot : er verlangt eingelegte Reden , sei es &7)jrrjoptxot oder rofißato"
Ttxof, sei es iva-|fo>vtot oder Sixavtxot. Im Weiteren vgl. A. 439.
394) Dion. de Isoer. iud. 4. 7. 12. — Arch. XI, I.
395) Dion. de orat. ant. 3: taurr^ t* aoTTJc (sc. cPa>u.i)c) ol Sovaatso*«*»
xar* aperqv xal aico too xpattaroo ra xoiva Sioixoimec , euicafSctrcoi *«w
fewatoi ra<; xptosis ")fevo|jL£voi * uep' cov xoau.oou£Vov to ts <ppovt|tov rfc w
uipoc In jxaXXov dmSiSwxs, xal to avor^ov ^vapcaarai vouv ejjetv.
396) Die Latiner sind griechischen Stammes und berufen über die
Italiker als barbari zu herrschen: III, 10. IV, 26; das Haupt der Latiner
ist zuerst Alba: III, 4 0. 31, dann Rom: III, H. IV, 26 ; die Römer sind Na*-—
kommen der Trojaner des Aeneas: VI, 80. Die Tarquinier sind Griechen,
stammend von Hercules: IV, 29. Die Inschrift auf der Statue des Romalas,
das latinische foedus des Tarquinius Priscus sind in altgriechischen Buchstabe^
geschrieben: 11, 54. IV, 26. Endlich griechische Parallelen: II, 3. III, II. *^
25. 72. 73. 74. V, 67. VI, 62. 80.
Leg es regiae. *735
tquelle griff, erklärt sich theils daraus, dass gerade die Annalen
Letzteren die Stellung einahmen, welche Dion. seiner Archäolo-
;u erringen suchte (A. 392) : als Lieblingslecture der vornehmen
(§ 24), theils daraus, dass die mehrfachen tendenziösen ßnt-
ngen der Geschichte in den Annalen des Licinius dieselben in
hen Parthieen dem Dion. als eine zu bedenkliche Autorität er-
len lassen mochten,397 so dass derselbe, um eine möglichste
tivität zu gewinnen, dieselben verkehrter Weise mit den Anna-
es Valerius stückweise combinirte und mischte.
Was endlich die Methode des Dion. bei Verarbeitung des bisto-
m Stoffes betrifft, so ist zunächst dieselbe eine ganz verschie-
fttr die Vorgeschichte und für die Königszeit: dort ein fleissiges
mder-Arbeiten eines aus einer bedeutenderen Zahl von Quellen
mten Stoffes, hier ein loses Aneinander- Reihen der aus zwei
tquellen: Licinius und Valerius, wie aus zwei Nebenquellen:
s Maximus und Varro entlehnten Excerpte, verbrämt mit Zu-
i aus Fabius Pictor, Cincius Alimentus, Calpurnius Piso und Cu.
is, wie mit Polemiken wider Fabius Pictor und Cn. Gellius, und
;h auch mit einigen selbsteigenen Zuthaten des Dion. Sodann
n der Königsgeschichte die Thatsache zu Tage, dass von Buch
ach ein Abgehen von den Hauptquellen und das Einschieben
denselben fremden Materials immer seltener wird: denn Ein-
te aus Nebenquellen finden sich in Buch II: 21, in 111: 4, in
10, dagegen selbsteigene Zusätze des Dion.308 in Buch II: 43,
: 6, in IV: 15. Und endlich gestaltet sich das Verhalten des
zu seinen Hauptquellen so, dass derselbe mehr und mehr den
ius benutzt und dem Valerius gegenüber bevorzugt: denn in
II mit 76 Capiteln sind ganz oder theilweis licinisch 14, va-
h 38, in Buch III mit 73 Capiteln sind licinisch 54, valerisch
ndlich in Buch IV mit 85 Capiteln sind licinisch 64, valerisch
Alles dieses aber lässt erkennen, wie Dion. im Fortschreiten
* Arbeit zuerst von der Vorgeschichte zur Königsgeschichte und
97) Vgl. Kiessling, I. c. 20.
98) Material, welches gleichartig ist dem S. 4 68 f. unter 4 — 2 b zusammenge-
i, findet sich in noch späteren Büchern nur vereinzelt: in V, 47. 4 9. 46.
3—75. VI, 4. 44. 89. 90. VIT, 4. 70 — 73. VIII, 55. 56. 67. 79. IX,
9—22. 74. X, 4. XIV, 4 0. 4 4. XIX, 2.
736 Moritz Voigt, [ä
sodann innerhalb der letzteren selbst mehr und mehr auf SdHM
ständigkeit der Arbeit und der Darstellung verzichtete und
reinen Ausschreiben seiner Vorquellen sich zuwendete, wie
minder auch mehr und mehr zu der einen Hauptquelle bevorajarf]
sich zuneigte und immer zahlreichere Parthieen aus Licinius etlktai
§ 23.
Die Anaalei des Liciiiis Mater.
C. Licinius Macer,390 aus vornehmen plebejischen GescUedfc
entstammt, bekleidete im J. 681 das Tribunal und dann im J. IN
die Prätur, worauf er im J. 687 eine Provincial-StaUhalterschaftJl*
nahm. Wegen der ihm in solcher Stellung beigemessenen Hopy
den im J. 688 vor dem Prätor Cicero angeklagt und verurtheflt, i*
schied er beim Empfange der Nachricht von solchem Ausgange rf
nes Processes.
Jene Carriere und Stellung aber, errungen gegenüber wr
mächtigen, wie feindlichen Parthei, ward getragen durch hervorn-
gende Eigenschaften jenes Mannes: durch hohe Begabung, d«tk
gediegene Bildung, durch grosse Energie, wie Leidenschaftlich^
Denn Cicero, dessen Urtheil über Licinius durch den politischen Ge-
gensalz ungünstig beeinflusst wird, gesteht gleichwohl demselben
Brut. 67, 238 ingenium zu; die Vielseitigkeit sodann seiner Biktaj
wie insbesondere seine philosophische Erudition erhellt aus seaea
Geschichtswerke (s. unter V) ; seine Energie und Leidenschaftlich :
endlich werden bekundet ebenso durch das von Cic. 1. c. ihm toi-
i
gelegte Prädicat eines patronus diligentissimus, wie durch serna
jähen Tod, den doch nur eine Apoplexie verschuldete in Folge (hr
Aufregung, in welche der heftige Mann durch die Nachriebt ?»
seiner Verurtheilung versetzt ward.
Alle diese Eigenschaften aber befähigten zugleich den Licions
zum hervorragenden Stimmführer der populären Parthei, deren hier-
essen er mit vollster Hingebung vertrat. Und so nun mit Eifer und
399) Vgl. Drumann, Gesch. Roms IV, 4 94 f. Pauly, Reatenc. IV, «•**•
Schwegler, rom. Gesch. I, 92 f. Peter, hisl. rom. I, CCCXXXVin ff. Weis»-
born im Liv. I6, 28. Nitzsch, rom. Annalistik 351 ff. Kieserling, de rer. Ro*-
scriplor., quibus Liv. usus est 38 ff.
LrGKS BE61AB. 737
e Theil nehmend an dem Ringen seiner Parthei um den Sturz
i nachtheiligen sullanischen Verfassung, war es eine doppelte
, in welcher er jenen Kampf wider die mächtige Optimalen-
aufnahm : einerseits der politische Kampfplatz selbst im Staats-
wie solcher vor Allem in der Beeinflussung der grossen Menge
; Comitialabstimmung sich darbot. Und hier nun war es im
leren die Beseitigung der von Sulla eingeführten noch beste-
i Beschränkungen der tribunicischen Gewalt, für welche Lici-
intrat. Denn nachdem der Tribun L. Sicinius im J. 678 bei
3rsuche, dier tribunicische Gewalt wieder herzustellen, heimlich
let worden, und im J. 679 der Consul C. Aurelius Cotta durch
ibunen Q. Opimius die, lex Aurelia tribunicia hatte durchsetzen
wonach die Volkstribunen wieder höhere Staatsämter beklei-
urften, dann wiederum im J. 680 der Tribun L. Quinctius eine
>n de abrogandis legibus Corneliis eingebracht hatte, so for-
n J. 681 Licinius als Tribun in einer von Sallust theil weis
lufbewahrten Rede die völlige Redintegrirung der tribunicischen
, die indess erst im J. 684 auf das Drängen des Tribunen
lius Palicanus von Ponipeius durchgesetzt ward.400
Hein andrerseits war Licinius nicht minder darauf bedacht,
n den gebildeten Kreisen für das populäre Partbeiprogramm
ken. Und im Dienste solchen Zweckes erfolgte nun die Ver-
chung seiner Annalen gleich als einer Rechtfertigungsschrift
ies Programm, bestimmt, den Beweis zu führen, wie dasselbe
chon in ältester Zeit seine historische Verwirklichung gefunden
somit aber die Forderung auf dessen Durchführung nur der
tigkeit entspreche, indem sie nichts Neues, als vielmehr nur
ckgewährung der bereits besessenen und widerrechtlich enl-
n Ordnungen und Zustände verlange.
ie Abfassung selbst aber jenes Werkes erfolgte nach Sulla's
m J. 676 40t und andrerseits vor der Bekleidung des Tribunates
)) Pseudo-Asc. in Div. p. 4 03. in Verr. p. 200. 4 49. Oral. Macri ad
m Sali. p. H9 Jord. vgl. Becker, a. 0. II, 2, 294 A. 738 ff. Hock, röm.
I, 4, 92 f. Fischer, röm. Zeittafeln 497. 498. 200. 204. 205.
I) Nach Dion. VIII, 80 f. bei A. 350; darüber, dass Dion. VIII, 70—84
sind s. unter I A 2 b; insbesondere wegen c. 72 s. Kiessling, I. c. 33;
-. 80 s. unter III A a.
738 Moritz Voigt, [W
durch Licinius im J. 681, indem dessen Auslassung über das Trib*
nat in VII, 65 (s. unter III A b) vor jenen Zeitpunkt fällt, viebekr
gleich als Bewerbungsrede um jenes Amt sich darstellt
Die Erkennung der Zubehörigkeit nun der einzelnen Parthiw
der dionysischen Königsgeschichte zu den Annalen des Licinius wirf | {
durch folgende Kriterien vermittelt:
I. Die Darstellung der römischen Geschichte im Lichte derTe*
(lenzen der Popularen-Parthei , und zwar mit der Nu andrang, im
die Patricier mit den Optimalen, die Plebejer mit denPoputa»!
ideutificirt werden. Dies aber tritt zu Tage in folgenden Moment«:
A. Lic. legt dar, wie das populäre Partheiprogramm schni
der ältesten Zeit seine Verwirklichung gefunden hat, namentlich atar
den Reformen des Servius bereits unterlag. Dieser allgemeine Ge-
danke wird nun ausgeführt
1. hinsichtlich des wirtschaftlichen Tbeiles jenes Programme*,*
und so zwar
a. die Tilgung der Schulden der überschuldeten Bürger, wdck
schon Servius bewirkte: IV, 9. 10. 11;
b. die Abschaffung der Schuldhaft, wie solche ebenfalls Senat
durchführte: IV, 9. \\;m
c. die. Assignationen von ager publicus an die Bedürftig«,
welche schon vorkommen unter Servius: IV, 9. 11. 27, wie torte
bereits unter Romulus, Nunia und Tullius: II, 18. 62. III, 1.29.31;
d. die cura annonae, wo die leges frumentariae ihr historisch«
Spiegelbild und ihren Vorgänger bereits in der lex Cassia fiodei:
VIII, 72. vgl. Kiessling, I. c. 33;
402) Zur Verwirklichung dieser Part hie jenes Programmen geschehen a fe
zweiten Hälfte des 7. Jahrh. verschiedene legislative Schritte: eine Redudioo ks
Schulden um 75% decretirte die lex Valeria de aere alieno von 668, wonrf
dann die lex Iulia Cnesaris de peeuniis muluis v. 705 in ähnlicher Wem ?*-
ging; die Vermeidung der Schuldhaft ermöglichte die lex Popillia v. 671 («£
Zachariä, Sulla II, 56) ; Ackerassignalionen gewährte nach dem Vorgänge der legs
Semproniae namentlich die lex Appuleia v. 654.
403) Die historische Unwahrheit dieser rein tendenziösen Angabe hebt btfefe
hervor Ritter zu Heineccius, hist. iur. rom. 24. Dies indess schhesst nicht a*.
dass nicht Servius die Strenge eines älteren Personal-Execulions- Verfahrens bera*
milderte.
♦t*5] L.EGKS BB61AK. 739
* 2. hinsichtlich des politischen Theiles jenes 'Programmes , und
zwar
• a. rucksichtlich der Verkeilung der Staatsgewalt zwischen Se-
und Comitien. Denn indem die sullanische Verfassung nicht
"allein durch Wiederherstellung vom itpoßouXeojia des Senates das
Uebergewicht des Letzteren gegenüber den Comitien begründet, son-
dern auch dem Tribunate durch Entziehung sowohl der Initiative
*§er Gesetzgebung und der Berufung von Concionen, als auch des
Veto' mit Ausnahme der potestas auxilii ferendi seine bedeutungs-
vollste Wirkungssphäre, wie seine kräftigsten Machtmittel entzogen
feätte,«" und in Bekämpfung dieser Ordnungen nun die Populären
~<md so auch Lic. selbst ihr Streben vornämlich auf Wiederherstel-
lung der alten Macht von Volkstribunat und Comitien richteten
(A. 400); so misst nun Lic, conform diesen Tendenzen, die Macht-
vollkommenheit zur Entscheidung über die wichtigsten staatsrecht-
lichen Fragen von frühester Zeit her und gleich als angestammte
Ordnung dem Volke bei : in der Hand der Plebs liegt von allem An-
fange an die Entscheidung über die Staats- und Regierungsform: II,
3. 4. IV, 40. XI, 11 vgl. III, 46 bei A. 368.
Das icpoßo6Xeu|jLa des Senates aber ist für die Königswahl be-
reits von Servius beseitigt worden: IV, 40. vgl. c. 8. 12. 31. 34.
b. Bezüglich der Aufnahme der Italiker in die römische Civität,
welche seit der lex Sempronia des Caius Gracchus de civitate sociis
danda angestrebt wird. Dementsprechend wird von Lic. einerseits die
Aufnahme der socii in die Civität und deren Theilnahme am ager
publicus ventilirt bei Gelegenheit der lex Cassia: VIII, 70 — 81, wie
andrerseits bereits für die älteste Zeit die Verleihung der Civität
an Einzelne, wie an ganze Völkerschaften als eine der mehreren
Ursachen hervorgehoben, denen Rom seine Entwickelung und stei-
gende Machtstellung verdankte: HI, 10. 11. Und damit correspon-
dirend tritt nun auch bei Lic. im Gegensatze zu dem Systeme der
Colonie-Deductionen, welches Valer. als das ursprüngliche und nor-
male hinstellt (§ 24 unter I A 1 b) und welches von Sulla in aus-
404) App. Civ. I, 59. Epit. Liv. 89. Cic. p. Cluent. 40, HO. de Leg.
III, 9, 22. Becker-Marquardt, a. O. II, 3 A. 20 leugnet, dass jenes itpoßooXeuu-a
irgend einmal beseitigt gewesen sei; aHein die Worte Appian's sind ebenso un-
zweideutig, wie bestimmt; und dann vgl. auch Nitzsch, a. O. 331 f.
Abfaaodl d. K. 8. Otteil ich. d. Wissen«*. XVII. BO
740 Moritz Voigt, [Ml
gedehntester Maasse in Anwendung gebracht ist, ein System in det
Vordergrund,405 dessen Theorie in III, 51 dargelegt wird, dass tite-
lich die durch Waffengewalt unterworfenen Völker in den arbitntaM,
die durch Dedition unterworfenen aber in die dicio des Siegers an-
langen,400 und welches selbst nun darauf beruht, dass entweder de
Bevölkerung einer dedirten Stadt nach Rom übergesiedelt und Wer
in die Bürgerschaft und Tribus eingeordnet, die Stadt selbst aber
ihrem Schicksale überlassen, oder aber jene Bevölkerung in ihr«
Wohnsitzen belassen wird und auch so die Civität, wie zngMck
eine Besatzung erhält. Denn so wird jenes erstere Verfahren be-
kundet bezüglich Politorium, Tellenae, Fidenae und Alba : III, 37. 31
43. 31, wozu vgl. auch VI, 19; das letztere Verfahren aber bezflg-
lich Grustumerium, Nomentum, Collatia, Fidenae und Camerium: IB,
49—51, worauf allenthalben nun in IV, 23 der Satz gestützt wird:
allen möglichen Auswärtigen ist die Civität verliehen worden.
Dagegen die durch Sturm genommenen Städte werden zerstört
und die Bewohner als Sclaven verkauft, so Politorium und Fideaae:
III, 38 und resp. 39. 40, Apiolae und Corniculum: III, 49. 50, Sueni
Pometia: IV, 50.
c. Bezüglich der Einordnung der Libertinen in die Tribus
(s. A. 468), worüber allerdings Dion. die wichtigste Parthie des Lac.:
405) Als Colonie tritt bei Lic. lediglich auf Medullia , Colonie des Romulus:
III, 38. Dagegen werden nicht, wie von Val. (A. 465) als Colonieen anerkannt
Camerium, Grustumerium (III, 51. 49) und Fidenae. Vielmehr schliesst letzteres
mit Romulus foedus aequum ab , welches es nach Numa's Tode für hinfällig er-
klärt: III, 6. 22; besiegt von Tullus, wird es in jener früheren völkerrechtlich»
Stellung belassen: III, 31. Unter Ancus steht es im latinischen Kriege auf feind-
licher Seite und wird nach III, 38 im 4. Kriegsjahre in Dedition genommen, daaa
die Stadt von den Latinern besetzt und im 7. Kriegsjahre zerstört, endlich nach
III, 39. 40 im 8. Kriegsjahre anderweit erobert und mit röm. Besatzung betegt
(vgl. S. 158 unter e). Unter Tarquinius Priscus ist es wieder latinische Buo-
desstadt und in Dedition genommen: III, 54; endlich wird es durch Yerrtth
von den Etruskern besetzt : III, 57 und von den Römern erobert und mit Be-
satzung belegt: HI, 58.
406) tote uiv aXouoai; (sc. iroAsai) xata xpdroc avSporoSiaptf tt ipai***
Oouv xal xaraaxacpat, tat; 84 itpoo/üjpouoaic xaft* opttAoffac to irei&ap^etv im;
xexpaTTjXoov jxovov, aXXo 84 avrxeaTov oo8iv° vgl. IV, 50. Ueber jene Theorie
selbst s. Voigt, lus nat. II, 265 ff. — Das U ebergehen von Colonie-Deducüooei
Seitens des Lic. ist tendenziös : es beruht auf einer principiellen Bekämpfung te.
sullanischen Colonie-Deductionen : vgl. unter III.
■S'l Lege« u&iUB. 744
zwischen IV, 21 und 23 Fallende auslässt und durch ein Stück
Valer. ersetzt (S. 176 f. unter s), wo aber doch das in c. 23
Ißegebene den Vorwurf wider die Patricier ausspricht, dass dieselben
jW Zeit des Servius sogar der Aufnahme der Libertinen in die Civi-
UH sich widersetzten.
^ d. Bezüglich der Codißcation des Privatrechtes,407 welche zu
Üem Zwecke, die WUlkühr des ius dicens zu beschranken und die
Rechtsgleichheit der Bürger zu sichern, zuerst von Servius vorge-
mmmm&a: IV, 9. 10. 11. 25. 36. 43, dann alsbald nach Vertreibung
der Könige in der Republication der leges regiae, wie Cultusvor-
sghriften wiederholt wird: IV, 43. 81 und endlich in den XII Ta-
feln ihren Abschluss findet: II, 27.
B. Von allen Punkten jenes Programmes ist der in materieller
Beziehung wichtigste, volkswirtschaftlich berechtigtste und historisch
Älteste, weil schon vor der lex agraria des Ti. Gracchus hervortre-
tende die Anforderung von Ackerassignationen. Und dieser Punkt
nun bestimmt die licinische Darstellung der Königsgeschichte in dop-
pelter Beziehung, nämlich
1. indem Ti. Gracchus in seiner suasio legis agrariae die Ge-
rechtigkeit seines Gesetzesvorschlages durch die Deduction begrün-
dete: denjenigen, welche für die Grösse des Staates ihr Leben in
den Schlachten einsetzten, wird das vorenthalten, was selbst das
wilde Thier besitzt: die Wohnstalt, und so kämpfen jene und opfern
ihr Leben nicht für den eigenen Heerd, sondern für den Luxus und
die Reichthümer Anderer;406 so führt nun Lic. diesen nämlichen Ge-
danken in folgenden Sätzen aus: der röm. Staat geht aus von dürf-
tigen und kärglichen AnRingen: von einer obscuren und armseligen
Bevölkerung, von kleinem und unfruchtbarem Staatsgebiete. Somit
ist solcher Staat in seinem Ausgange arm und schwächlich und dürftig,
407) Die Codißcation des Privatrechts ward in das Auge gefasst als ein Mit-
tel , die partheiische Rechtspflege des Senates zu beseitigen , worüber die Popu-
lären klagten: Q. Catulos bei Cic. in Yen*. I, 4 5, 44; vgl. auch Cic. cit. I, 4 3.
II, III, 96. p. Cluent. 22 ; dieselbe ward \on Pompeius und später dann von
Cäsar in Angriff genommen , aber nicht vollendet: Isid. Or. V, 1, 5 vgl. Sanio,
rechtshist. Abhandl. 68 ff. Gleiche Tendenz verfolgt die lex Cornelia des Tribu-
nen C. Cornelias v. 687 ut praelores ex edictis suis perpetuis ius dicerent.
408) Plut. Ti. Oraccb. 9. App. Civ. I, 9. 41.
50*
742 iMobitz Voigt, \m
und keinerlei Glanz von Erlaucht oder Reichthum überstrahlt jm
ältesten Zeiten : III, 14: fie^dX-y] ts ^jicov ^ ic6Xtc ex fuxpa; wl p»
ßepd tois itepio(xot<; 18 eüxaxacppov^Too — fe^ove • ^ptl; 11
(itxpa; xa; Tipcotac; apx^ Xaß6vxe<; * VIII, 8 : ' P(ojxa(otg -jj |iev Ig «pj^
Ö7rdp£aaa pj ßpa^sfd lau xal Xoirpd , ^ o* dicfxnjToc , ^v touc «pH
ofxouc d<peX6fievoi I^ouai, ttoXXy] xal d^a^* xal ei täv ^8un]jts*n
ixaaioi rJjv eaoxwv d£ioiev dicoXaßeiv, ooSev ooxax; pixpov otö' cnfak
ouöe arcopov, ws tb cPo)|iaio>v dato ^^^Tai.409
Von solchen armseligen und beschränkten Verhältnisses toi
erwächst und entwickelt sich der Staat: unter Anstrengungen md
Gefahren erwirbt er Ruhm und Grösse, wie Besitzthümer: D, 9:
— dfadofs oux avso jieYdXcov xivöuvtov xai ic6va>v auid xnjaafiew^
Und indem es das Blut der Plebejer ist, mit welchem jene Gü-
ter errungen sind, so erfordern ebenso die Gerechtigkeit, wie die
Staatsraison , dieselben zum Mitgen usse jener Besitzthümer zuzulas-
sen: II, 62. 76. IV, 9: tyj; ÖYjjiooCas -pfc ty 8l<* *&» äicXwv xnjot
jievoi xaxs^sxe. ou ydp dv f svoito <pp6v>)jia eufevet Iv avJfxion
dbropoujiivois xäv xad' ^juipav dvorpafow • X, 38.
Während daher das ursprüngliche Staatsgebiet als Privateigea
in den Händen der Patricier sich befindet, von dem später erober-
ten Gebiete aber zwar der eine Theil als königliches Gut reservirt
wird: ebenso für die den Königen obliegenden Opfer, als für da
königlichen Haushalt: III, 1410 und ein anderer Theil wiederum als
ager publicus (§7jfjLoo(a fiotpa, oYjpoofa xx^jois) belassen wird: 11,61
III, 1, mit Einschluss der loca sacra, deren Einkünfte für die sacn
publica verwendet werden: III, 29, so ist nun auch in der Thal
entsprechend den obigen Voraussetzungen ein dritter Theil an die
besitzlose Plebs ebenso von den guten Königen aufgetheilt worden:
II, 18. 62. III, 1. 29. 31. IV, 9. 11. 27, als auch in einfeefer
Consequenz in der Gegenwart fernerweit noch aufeutheilen.
2. Demgemäss ergeben nun auch, wie weiter unten darzulegen
ist, die vorgenommenen Ackerassignationen , wie deren Umfang des
Maassstab, nach welchem Lic. den ethischen Werth, wie die histo-
rische Bedeutung der Könige bemisst.
409) Vgl. auch II, 8 in § 24 unter II fi.
44 0) Vgl. II, 62. Die Vorstellung von einem königlichen Tafelgule, wekfe
auch bei Cic. de Rep. V, 2, 3 wiederkehrt, ist dagegen dem Valer. fremd: A. 461
**t] Lege» rbgiab. 743
*i C. Die ursprüngliche Verschiedenheit und Stellung der Patricier
mmd Plebejer ergiebt nach der Darstellung des Lic, dass der An-*
«sprach der Optimaten auf die von ihnen behauptete, in socialer, wie
politischer Hinsicht bevorzugte Stellung der historischen Rechtfertigung
Otttbehre.
Denn zunächst die Patricier im Sinne der späteren Zeit umfas-
sen von Vorn herein eine zwiefältige Gruppe:
die patres d. i. die besitzende Gasse, daher benannt, weil sie
gleichwie die Väter den Kindern, so als Patrone den Aermeren;
als den Clienten von ihrem Grundbesitze Land zutheilen;411 und
die patricii d. i. die Nachkommenschaft der Ersteren, danach be-
nannt, dass sie allein der geschlossenen Einheit einer domus
familiaque (A. 95) angehörend, ihren Vater angeben können.412
Immerhin aber ist der Grundbesitz der patres nur ein kleiner
«ttd ihr Vermögensstand überhaupt ein bescheidener (vgl. § 24 un-
ter II B).
Dagegen die Plebejer sind ein Haufen familien-, wie heimaths-
loeer, aus aller Herren Länder zusammengelaufener Leute: II, 8 (vgl.
A. 409) : SpaTOtüW ovxcov xal oux l^6vxa>v «Jvofidaat itaxepas eXeofrepoos,
welche von Vorn herein von den patres Grundbesitz aufgetheilt er-
44 4) Die licinische Auffassung von den Plebejern (A. 413) berechtigt, unter
den mehreren Erklärungen der Bezeichnung patres als liciuisch anzuerkennen die
obige, welche geben Zon. VII, 3: iratpixiot fiivroi oi ßooXsotal iirsxXrjOYjaav
— — aico tfjc iratptüvfa; * Fest. 246a, 23: [patres appe]llantur, ex quibus sc-
malus [primum compositum: nam initio urbis] conditae Romulus C[viros elegit prae-
stanlissimos,] quorum consilio atque [prudentia res publica ad]ministraretur; atque
[ideo patres appellati sunt, quia] agrorum partes al'tribuerant tenuioribus,] perinde
ac liberis. Andere Erklärungen s. A. 469.
44 2) Dion. II, 8: icatptxfoo; xXrj&TJvat, oti Ttatipa; stjrov ai:o8et?at ftovot*
and so nun auch bei Liv. X, 8, H : patricios esse — , qui patrein eiere possent
id est nihil ultra quam ingenuos, wonach Liv. X, 7, 9 — 8, 4 2 aus Lic. ent-
lehnt ist; dann auch der jüngere Cincius bei Fest. 34ta, 21: patricios eos ap-
pellari solitos, qui nunc ingenui vocantur, und Zon. VII, 3: 7tatp(xioi fiivroi oi
ßooAeorai iitexA7|tb)oav ij oti Tca(8u>v 7joav yvyjoicüv iratepsc 7j jxaXXov oti aoTot
«axipac iaoT&v aitoöetxvosiv ^SovavTO Sxaoroe £x ^ivou; ovts; Yvcopiu-oo« Als
Beweisgnind zog Lic. nach Dion. II, 8 die Thatsache an , dass die Patricier in
der Weise durch den Präco zu den Volksversammlungen berufen werden , dass
der Einzelne bei seinem und seines Vaters Namen zum Erscheinen aufgerufen wird,
die Plebejer aber durch den accessus und durch Blasen des Kuh hörn es berufen
werden.
744 .Mobitz Voigt, 'tH ■*
halten, als Clieoten derselben, dann aber, was die später in die Hl
Bürgerschaft eingetretenen Bevölkerungsmassen betrifft, durch fr gl
guten Könige von Zeit zu Zeit Grundbesitz zuertheilt erhalten («ter
B 1 ) . Allein indem immer neue Bevölkerungselemente in die Ito-
gerschaft eintreten , ohne in entsprechender Weise Grundbesitz va
den Königen angewiesen zu erhalten, so entsteht nun auch eine be-
sitzlose Plebs : eine unsesshafte und unstet herumschweifende Masse:
dveanov xal irca^ov dXu>u.evov: II, 62 und die dienende und vermö-
genslose Glasse: to {hjxtxöv xoö oVjfxoo xczl airopov: III, 1.
Daher umfasst das 8y)|jlotix6v eine dreifache Gruppe: theils die
Clienten, von den Patriciern mit Grundbesitz ausgestattet, theils die
Staats- oder Königs-Clienteh , von den Königen mit Grundbesitz be-
liehen, theils die Grundbesitzlosen.413
Den Patriciern , wie Plebejern gleichmässig ist aber allein die
Land wirthschaft , wie die Waffenfuhrung im Kriege überwieset, m-
soweit nicht öffentliche Functionen dieselben in Anspruch nehmet: '
11, 28. 76, wogegen die banausischen Beschäftigungen den Sehtet
und Peregrinen obliegen: 11, 28. Und ebenso sind die Patricier nd
Plebejer gleichmdssig in die Tribus und Curien eingeordnet u4
stimmen in den Curiatcomitien,414 die somit nicht allein dtmoeratisch
sind, sondern in denen sogar die Plebejer das numerische und ent-
scheidende Uebergewicht haben: III, 29. 31 (betreffend die Dick
Rom transferirten Albaner). IV, 10. Und indem endlich Beide aoek
gleich befähigt sind zur Magistratur: III, 11, so verbleibt als alleinige
Prärogative415 der Patricier nur das Vorrecht, dass aus ihnen alles
44 3) Diese von Valer. (§24 unter I B) abweichende theoretische Auffasse
dass Clienten und Plebejer nicht völlig identisch sind, vielmehr wie zwei Artet
einer Gattung: des oVjU.OTtxov sich verhalten, ist ausgesprochen in II, 6t: to w»
ireXaTtov it\rflo$j — too 87,0.011x00 uipo; • VI, 63: too; ireXarac aitavrac — 1«
too 8r,u.oTixoo to irepiov ' und so daher kommt es nun auch vor. dass die CJieö-
ten auf Seiten der Patricier den übrigen Plebejern gegenüberstehen : VI, 47. 64.
VII, 48. IX, 41. X, 15. 27. 40. 41. 43.. Die Clienten nun sind diejempe
Plebejer, welche von den patres als patroni Grundbesitz zugetheilt erhalten:
A. 411, wogegen die Plebejer schlechthin diejenigen sind , welche entweder toi
den Königen Grundbesitz empfingen oder welche ohne allen Grundbesitz sind.
4 1 4) Diesen werden die Tributcomitien substituirt durch die lex Pubtilif Vo-
leronis v. 2 82: IX, 41. 46; die letzteren selbst sind jedoch bereits vor 163 ein-
gebürgert : VII, 65.
415) Das Fehlen des Conubium wird als eine Neuerung der XII Taf. hinge-
IÄ
*•<] Lmbs ibgiae. 945
Senat entnommen wird : 11, 62, der somit ans Optimalen (iptoxot) :
46 d. h. eben aus Patriciern: III, 29 besteht.
Solche älteste historische Ordnung aber entzieht somit den weit
Ip^eoden Ansprüchen der Optimaten auf eine bevorzugte Stellung
historische Berechtigung.
II. Das über die Optimaten einerseits und über die Populären
rseits abgegebene Urtheil. Denn so werden
k> A. die Patricier oder Optimaten geflissentlich verunglimpft durch
lue Vorwürfe:
- 1. dass dieselben in ihrem Wesen viel thierische Wildheit und
^tyrannische Neigungen haben: icoXo t6 drjpturäet l^ovxec iv rg <p<iow
<MmI tofmvvtxov : IV, 41. Und diese schlechten Eigenschaften nun tre-
zu Tage darin, dass
a. sobald die Patricier durch interreguuni die Leitung des Staates
ngt haben, sie sogar unter einander über das politische Lieber-
icht und die Bevorrechtung hadern: II, 62;
b. dieselben dem plebejerfreundlichen Servius gegenüber Kö~
Order als Kronprätendenten unterstützen: ebenso die Söhne des
: IV, 14: wie den Tarquinius Superbus: IV, 40;
2. dass dieselben unbot massig und übermütbig die Recbtegleich-
verletzen: IV, 9. Und dieser Hang nun treibt die Patricier
a. zur Ermordung des Romulus, weil dieser mit gerechter Strenge
n vornehme iMissethüter vorging;410
b. zur Bedrohung des Servius, weil dieser durch seine Gesetze
Rechtsgleichheit hergestellt hatte: IV, 11;
3. dass dieselben den Plebejern den mit deren Blute erkauften
Acker eigennützig vorenthalten: IV, 9. X, 38;4,6a
4. dass denselben die wahre Gottesfurcht fehlte: denn über die
3|toUt in X, 60. Bei der Darstellung der canulejischen Rogationen ward von Lic.
^ wie Dion. XI, 55 II. ergiebt, die lex Canuleia de conubio unterdrückt.
'* 416) Dion. II, 56 und dazu A. 363*. Bereits Preller, röm. Myth. ~04 erkennt
q|iB tendenziösen Zug dieser Version : »eine andere Tradition, die eines Rationalisten
ntm4 eifrigen Republicaners erzählte, dass die Senatoren den greisen Romulus, der
Sntotzt Tyrann geworden sei, im Senate zerrissen«.
44 6*) In der Geschichte der Republik wird noch ein neues Mittel verwendet:
es wird das Bild der Frug;ilität und Arbeitsamkeit des damaligen Adels gezeichnet,
90 X, 47. 24. 25.
746 Mobitz Voigt, [«
moralisch-religiösen Bedenken des Tullus wegen des Zweikanfjhi
der Horatier und Curiatier als consobrini setzt der Senat sich ieidA
hinweg: III, 45. 46.
B. Dagegen die Populären werden gerechtfertigt: ihre Klaffe
zielen nicht ab auf Vernichtung oder Schwächung, sondern aif dfe
Wohlfahrt und das Gedeihen des Staates: sie streiten, wer <fc
grösseren Dienste dem Staate erweise: 111, 4 4.
111. Das Urtheil über Sulla und die sullanische Verfassung, wel-
ches in dreifacher Form ausgesprochen wird, und zwar
A. indem direct über Suila's Maassnahmen ein Tadel aasge-
sprochen wird; dies beschieht
a. in VIII, 80 (s. A» 404) bezüglich der Bestimmung derlei
Cornelia de proscriptione, wodurch die Strafwirkungen der Proscrip-
tion auch auf die Kinder erstreckt wurden;
b. in VII, 65 bezüglich der lex Cornelia tribunicia : das Al-
klagerecht der Tribunen sei in der Hand ehrenwerther Männer av
von seegensreicher Wirkung gewesen, wenn auch in der Hand ver-
worfener und zügelloser Individuen ein Unseegen ; desshalb sei es «dl
angezeigt gewesen, dass, wie es Sulla gethan, jenes Recht selbst ab
etwas Verkehrtes aufgehoben ward, vielmehr wäre dafür zu sorget
gewesen, dass nur Ehrenmännern, nicht aber aufs Gerathewohl jedes
Beliebigen das Tribunat übertragen wurde (vgl. bei A. 404).
B. Indem als Seitenstück zu dem Regimente des Sulla tbefla
das Decemvirat, vornämlich aber die Herrschaft des Tarquinius hm-
gestellt (A. 323) und so gezeichnet wird, dass die Regierung da
Sulla in allen ihren einzelnen, von den Populären gebrandmarktet
Zügen gleich als ein Spiegelbild sich darstellt von der Tyrannis des
Tarquinius Superbus. Und $p nun wird nach solchem Plane und
Vorwurfe die Herrschaft des Tarquin in IV, 41 — 43. 80. 81 gezeich-
net: derselbe umgiebt sich von Anfang an mit einer Leibwache10
und, nur selten und unerwartet seinen Palast verlassend, beräth er
zu Hause mit seinen Getreuen die Angelegenheilen des Staates; aoeh
lässt er nur diejenigen vor sich, die er zu sich beschieden, selbst
diese nicht wohlwollend und huldreich, sondern ernst und finster
aufnehmend (41). Sobald er aber sein Regiment befestigt zu haben
447) So von Sulla App. civ. I, 4 00.
] Leges regue. 747
inte, verwickelt er mit Hülfe der heruntergekommenen Subjecte,
denen er sich umgeben , zahlreiche erlauchte Männer in falsche
ntalanklagen : zuerst die Anhänger des Servius, nachher auch die-
igen, welche entweder mit der eingetretenen Veränderung der
ige unzufrieden oder aber im Besitze von grossen Reichthümern
1. Und indem er über die Angeklagten entweder Todesstrafe
\t Exil verhängt, so zieht er zugleich deren Güter ein, davon
9n kleinen Theil an die Delatoren als Lohn abgebend, alles Uebrige
ir für sich behaltend. Andere wiederum lässt er heimlich bei
fce schaffen. Nachdem er nun so die vornehmsten Mitglieder des
lates beseitigt, beruft er seine Anhänger in denselben,418 so einen
iz neuen Senat schaffend, auch diesem jedoch alle Selbstsländig-
l der Berathung, wie Ausführung entziehend (42 j. Dem Volke
*r untersagte er nicht nur alle Vereinigungen, sondern er liess
;h dasselbe durch Spione überwachen, welche, unter die Menge
i mischend, dasselbe aushorchten, ja mitunter selbst durch Schmä-
lgen über den Tyrannen provocirten, und welche dann die Uebel-
dnnten denuncirten, über die dann harte Strafen verhängt wur-
i (43).
Ueberdem hat Tarquin zuwider aller staatsrechtlichen Ordnung
i Regiment erlangt,419 sowie durch Waffen und mittelst Gewalt und
•ch eine Verbindung mit den verworfensten Subjecten und wider
seren Willen und unter unserem Widerstreben (80) ; und so nun
aus dem Privatmanne ein Tyrann geworden, indem er in späten
ren noch damit begann, ein verworfener Mensch zu sein : 6 f$v6-
oc e£ tBuotoo Tupavvos420 xal tyk dp£d|ievot irovYjpos eivat (81).
chdem er aber so die Herrschaft gewonnen, hat er Nichts gelei-
t für die Grösse und Wohlfahrt des Staates (80). Wohl aber
m
er die Nachkommen der erlauchtesten Geschlechter theils ge-
tet, theils in das Exil getrieben und nur Wenige von den Seria-
en verschont, die er, ihres Vermögens beraubt, in das Elend ge-
rzt hat. Dem Volke aber hat er seine Gesetze genommen,4'21 seine
44 8) So von Sulla Sali. Cat. 37; rücksichtlich des oben Vorhergehenden da-
sn sind Citate bezüglich der sullanischen Zeit entbehrlich.
449) So bezüglich Sullas App. cit. 98. Plut. comp. Lys. cum Süll. 4.
480) App. cit. 94 von Sulla: xupavvo; iE töuuroo feviadai.
424) So bezüglich Sullas App. cit. 4 00. Plut. Caes. 6.
748 M<mira Voigt, [lft
religiösen Vereinigungen untersagt, seine Comilien und AbstinNwap
und Conctonen unterdrückt (81 ).m
Nicht minder finden sich aber auch Anspielungen auf die p*f
5((a TupavvixVj in VII, 55, wie in XI, 4 4: ap^etN oxävtiov t»v fan, -
xopawixöv, xb 8s icap' sx6vxa>v t<k dpx&C Xajißdveiv, apioröxpattafo.
C. Indem Gegenstücke zu dem sullanischen Regtmente dem Lear
vorgeführt werden, und so zwar
a. in VII, 66 in den Vorgängen der ersten Secession und da
daran sich anschliessenden Ereignissen: denn damals haben die fh
tricier einen Theil ihrer Vollgewalt den Plebejern abgetreten, ohi
dass, wie in vielen anderen Staatswesen, die Optimalen durch IM
oder Exilirungen dazu gezwungen worden wären; vielmehr häm
dieselben solche Concessionen sich abringen lassen ohne gßgeasolfi
Kämpfe und Gewalttätigkeiten, und nur durch die Macht derR«k,
die allein solchen unerhörten, wie bewundernswerten Erfolg ernk
hat;423
b. in 111, 4 0. 4 4: während Sulla zahlreichen Communen die fr
vität entzog, hat die älteste Zeit mit freigebiger Hand die Givittta
Auswärtige gespendet und so das Gedeihen des Staates mächtig ge-
fördert; vgl. auch bei A. 406;
c. in IV, 36: während Sulla von den Gesetzen sich entbädei
liess.'24 hat Servius sich selbst freiwillig denselben unterstellt.
IV. Die oratorische und dramatisirende Darstellung der Ge-
schichte in der Form von Demegorieen : von zahlreichen, langet,
vielfach zugleich dialogischen Reden der als handelnd eingeführt»
Personen, so dass nun die Darstellung der Geschichte nicht als Er-
zählung des Geschehenen, sondern als Rede und Action der ieüei-
den Persönlichkeiten gegeben wird.
Denn solche Demegorieen sind enthalten in folgenden unter
1 — 111 als licinisch dargelegten Stucken der Königsgeschichte: in
422) So von Sulla App. cit 99.
423) Lic. selbst suchte durch die Macht der Rede die den Populären entriß
sene Gewall wieder zu erringen , wie seine von Sali, aufbewahrte suask) befctf-
det. Im Uehrigen enthalten die obigen Worte des Lic. eine deutliche Drob«*
wider die Optimalen.
424) Es ist dies nicht ausdrücklich berichtet, immerhin aber zu eotaebn*
aus der lex Cornelia des Tribunen C. Cornelius v. 687 de iis, qui in sentta le-
gibus solvuntur.
• II, 3. 4 anter I A 2 a. — III, 9 unter I B 4. — III, 40 unter
I A 2 b. III C b. — III, 41 unter I A 2 b. B 4. C. II B. III
. v G b. — III, 45 unter II A 3. — HI, 16 unter IC. ü A 3. —
DI, 29 unter I A 4 c. B 1. C. — III, 30 unter I B 4. — IV, 9
unter I A 1 a. b. c. 2 d. B 1. — IV, 11 unter 1 A 1 a. c. 2 d.
-t*B 1. H A 1. 1 b. 2 b. — IV, 23 unter 1 A 2 b. c. — IV, 36
• unter I A 2 d. III C c. — IV, 80 unter III B. — IV, 81 unter
:I A 2d. HIB.
Darauf aber dürfen wir die Folgerung stützen, däss auch ebenso
_ mite übrigen von Dion. gegebenen Demegorieen aus Lic. entlehnt sind :
«III, 3. 7. 8. 14. 17. 21. 23. 28. IV, 4. 29—35. 38. 39. 47.
<< 74—75. 77—79. 82—84.
wie aber auch diejenigen Parthieen licinisch sind, in denen Dion.
JMcb § 21 unter 2 die darin verwebten Demegorieen ausgelassen hat:
HI, 2. 22. 60. 72. IV, 26. 27. 37. 45—48. 70. 72.
Und diese Annahme wird bestätigt theils dadurch, dass diese
letzteren Demegorieen das gleiche tendenziöse und zwar populäre
, Colorit an sich tragen, wie die ersteren, theils dass solche Demego-
rieen als Entlehnung aus Lic. auch in des Dion. Geschichte der Re-
publik, wie bei Liv. und Plut. sich vorfinden,425 theils endlich durch
das Zeugniss von
Cic. de Leg. I, 2, 7: quid Macrum numerem? cuius loquacitas habet
• aliquid argutiarum, nee id tarnen ex illa erudita Graecorum copia,
sed ex librariolis Latinis, in orationibus autem multas ineptias, ela-
tas43* summa impudentia,
wo, indem Lic. nur als Historiker, nicht als Orator kritisirl wird,
l unter orationes nicht an die von demselben gehaltenen Volks- oder
- Vertheidigungs-Reden , als vielmehr an die seinen Annalen inserirten
j Demegorieen zu denken ist und wo somit als eine Eigentümlich-
keit dieses Historikers bekundet wird, dass er ebenso lange Reden
425) Id ersterer Beziehung vgl. z. B. VI, «9 unter I A 2 b. VII, 55 unter
ffl B. VIII, 8 unter I B 4. VIII, 70—75. 77. 78 unter I A 2 b. Id. Kiess-
tiog, 1. c. 93. XI, H unter 1 A 2 a. III B. XI, 55 ff. A. 415. Bei Liv. fin-
den sich dergleichen z. B. in IV, 4 : Nitzsch, a. O. 152 ; X, 7, 9 — 8, f 2 : A. 412 ;
bei Piut. z. B. Num. 5. 6. Vgl. auch Peter, bist. rom. I, CCCXXXXH f.
426) Die Codd. geben ineptus elatio, was ich, wie oben etnendire, Andere
Emendationen s. bei Peter, 1, c. A. 4,
750 MoiiTf Voigt, [IH
k
in seine Geschieh tsdarstellung einflocht, als auch mit denselben ei
grossen Theil seiner Annalen füllte. •
V. Die Verwendung stoischer Lehr-Begriffe und -Satze ii k
Geschichtsdarstellung. Denn während in den rhetorischen and kri-
tischen Schriften des Dion. von den betreffenden stoischen Phita-
phemen keine Spur sich findet,427 so tritt in dessen Archäologien-
mentlich die Lehre von den vier Cardinaltugenden gleich ab ei
organisches Gefüge des Gedankenganges häufig hervor. Und zmr
finden sich solche stoische Lehrbegriffe und Sätze in folgend« A
licinisch nachgewiesenen Stücken:
II, 3 unter I A 2 a. IV. — II, 4.8 unter 1 A 1c. B 1. — II,»
unter I C. — II, 62 unter I A 1 c. B 1. C. II A 1 a. — 0,11
unter I B 1. C. — III, 11 unter 1 A 2 b. B 1. C. II B. UJBb.
IV. — IV, 10 unter I A 1 a. 2 d. C.
Dies aber berechtigt, auch anderwärts , wo derartiges stoisches Ma-
terial in significanter Weise verwendet wird,428 licinische P&rttiea
anzuerkennen. Derartige Lehrbegriffe und Satze sind aber
A. die Lehre von den vier stoischen Cardinaltugenden . der fe-
xaiooüVYj, dväpefa, aiocppoauvTj und cppoviqaic. Und zwar wird «ck
deren Maassstabe
i
i
427) Vgl. Busse, de Dion. Hai. vit. et iog. 43. Besonders signifieaat siel
drei Momente: einmal in de Comp. verb. IV p. 34 gedenkt Dion. zwar rühmend
der Verdienste der Stoiker, jedoch nur um das Logische, nicht um das Ethische;
dann in Ep. ad Cn. Pomp. 6, 6 p. 784 sagt Dion.: rcept SixatoooVqc xot eose-
ßet'ac xal irept twv aXAcov ap£T<ov und kürzer de Isoer. iud. 7 p. 547: xrp fc-
xai090V7jV xal TTjV eoaißeiav, worin eine dem stoischen Schema entgegengesetzt
Reihe von Tugenden aufgestellt ist ; endlich knüpft die Tugendlehre bei Dion. fiel-
mehr an Aristoteles und dessen uioov an, so de Comp. verb. 64, wie auch Am.
VIII, 61: sotxi T8 aXrjölc elvai to orco twv apjfauov Aeyopsvov <piAooofwv, fa
jisaoTTjTe; etatv aXX' oux axpoT^rsc at twv Tjdcuv aperaf, paXiara Se rt &»«*-
auvrj, was ein von Dion. herrührender peripatetischer Einschub in ein stoisch«
Lehrmaterial (s. A. 433 f.) ist; vgl. Busse, I. c. 42. 45 f.
428) Desshalb stütze ich keine Folgerung für licinisches Material auf das Vor-
kommen des Lehrbegriffes vom cpuaei und diasi 6txaiov bei Dion. : denn die*
Lehre war bereits in der zweiten Hälfte des 7. Jahrh. in dem Kreise der Gelehr-
ten und Gebildeten weit verbreitet und findet sich, von Cic. abgesehen, z. 1. hei
Q. Mucius Scaevola pont. in Gai. III, 4 49. Varr. Marcip. in Non. 84, 9; vgl»
auch Voigt, Ius nat. IV, 4, 39 f. Diesfalls aber konnte die Bezugnahme auf sol-
ches foasi Stxatov ebenso von Licin., wie von Valer., wie aber auch von Dien,
selbst ausgehen.
44>"7] Lkgks rkgiae. 754
j^ 1. die ftlteste Geschichte Rom's in ihren Ausgängen und ihrer
^Batwiekelung, wie in ihren Hauptmomenten bemessen ; dies beschieht
to II, 3. 18. 24. 28. 62. 63. 74—76. III, 11, wozu vgl. bei A. 441 ff.
3+n: 2. der Character429 des Servius auf Grund der von demselben
^gehaltenen Rede von dem Volke beurtheilt in IV, 10: xffiv (&ev 6rt
tocrci; ^v xal 8(xaio<; repl too; eoepfSTac £ic<uvouvt<ov, ton 3' #u <piX-
xai ju^aXo^o^o; efc too; d7u6poos, xoto 8' a>c jirrpioc xai
Jijfjumx^ icp&s xoo; xaireivotepouc, wo 7ciaro<; xal öfxaioc die iustitia,
^UfiXdvdpo>ico<; xai [it^ak^oyo^ die magnanimitas (s. A. 430), jiixpioc
fr^Mtoi 8tjjaoxix6; die moderatio (s. A. 433), wie zugleich die Eigen-
^^Whaft als Populäre vertritt;
^V'1 3. der Character des Coriolan bemessen und gewürdigt wird:
- ; i^brselbe ist ausgestattet mit zwei Tugenden : mit der fortitudo in
^ten beiden Richtungen als fortitudo i. e. S. und als magnanimitas,430
^bwie mit der iustitia oder communitas in ihren beiden Kundgebun-
Ctetft als iustitia i. e. S. und als beneficentia ; ttl dagegen fehlt es
429) Die licinische Characteristik des Numa bietet Plut. Num. 3 : derselbe
*%t ebenso von Natur zu allen Tugenden angelegt, wie er auch solche Anlage aus-
bildet durch Entwicklung, Erfahrung und Philosophie; insbesondere als wahre
fcortitudo lernt er anerkennen die Zügelung der appetitus durch die ratio (vgl. die
'OStale bei Voigt, a. 0. I, 4 83); und daraus geht nun hervor seine moderatio:
4&r verbannt allen Luxus aus seinem Hause, wie nicht minder seine iustitia ; über-
^tem wendet er zugleich seine Zeit und Betrachtung dem Dienste und Wesen der
Götter zu (s. A. 444).
430) VIII, 60: av^p xal ta 7roX£u.ia apurroc t«5v xaft* TjXtxfav xal irpoc
£ftaoa< toc TjSova; oaat ap/oooi via>v bpLpaTqs ' vgl. namentlich Cic. de Off. I,
90, 66: omnino fortis- animus et magnus duabus rebus maxime cernitur: quarum
in rerum externarum despicientia ponitur, cum persuasum sit, nihil hominem,
quod bonestum decorumque sit, aut admirari aut optare aut expetere opor-
oollique neque homini neque perturbationi animi nee fortunae succumbere
(dl. i. die magnitudo animi oder magnanimitas). Altera est res, ut res
gerac magnas illas quidem et maxume utiles, sed ut vehementer arduas plenasque
Jftboram et periculorum cum vitae, tum multarum rerum, quae ad vitam perti-
«eot (d. i. die fortitudo i. e. S.). Weiteres s. bei Voigt, a. O. I § 27 f. 37.
43t) VIII, 60: avTjp — — xa 84 $(xaia oox airo vojioo fxaXAov avafX7)C
im ttproptöv Wo; axoootoc oncoo'ioooc, aXX' ixoiv te xal rcecpoxtic irpoc aora eo,
aal ooR* iv aperijc 1*°^$ ^ jmjMv aSixetv riftifievoc, oo jaovov ts autoc a^vsostv
im icaaqc xaxfac wooftojAOoptevos, aXXa xal touc aXXou; Ttpooava-pcaCetv StxauSv *
prfoAo^Dwv Tt xal 8a>p7ju.aTixoc xal eU iicavopOtooiv, <5v ixaorcp Hot xä>v <p (Xcov
oscots yvodj irpox<tpotatoc , to tc rcoAiTixa irparreiv ooSevoc xe^Ptt>v *«*v «ptaro-
xpanx&v vgl. namentlich Cic. de Off. I, 7, 20: cuius (i. e. iustrtiae) partes
752 Mobitz Voigt, [M
demselben nicht nur bei seinen noch jungen Jahren and sei«»
Mangel von Erfahrungen an prudentia, 432 sondern es mangelt ihm wk
die moderatio oder temperantia ,433 daher nun durch solchen Magd
auch seine iustitia beeinträchtigt wird : dieselbe schlagt um in et
maassloses und starres Beharren auf dem Rechte.434
B. Die stoische Ursachenlehre in III, 12: eiti&qSetfcaTov ms
t6v8s t&v dptdfx&v (sc. xpei^) efc dbcaoav d(i^iaßir]Tou(isvou Ttpaflwnt
Stafpsoiv dp^v xe xal jieoa xal xeXeuTtjv e^ovxa ev eauxÄ.1*5
VI. Einzelne Momente und so zwar
1. Licinius befolgt die Methode, die Ereignisse eines top
dauernden Krieges nach den einzelnen Kriegsjahren dispooirt ar
Darstellung zu bringen. Und zwar beschieht dies bei dem achtma-
ligen latinischen Kriege des Ancus in HI, 37 — 40, der, von Di»
stark überarbeitet (S. 158 f. untere), nach Maassgabe von IV, i
von demselben aus Lic. entlehnt ist.430 Die gleiche Methode der
Disposition nach Kriegsjahren kehrt aber auch bei folgenden Dar-
stellungen wieder, die wir um desswillen als licinisch ansehen dürfet:
duae sunt: iustitia — et huic coniuncta beneficentia , quam eandem vel beaii*-
tatem vel liberalilatem appellari licet, und das Weitere Voigt, a. 0.
432) VIII, 27: — cppovqoEi — , tjv o paxpoc ßioc xal xa nokka natypR
(f£p£l.
433) VIII, 61: xo irpao xal <pai8pov otix. 4v9jv auxoo tote xpoirois, oW»
OspaTreuTtxov t&v irsXas ev xe aairaou-ou xal irposa-yopsuast, ou8s 8tj to öAÄ-
Xsxxov xal |x£rpio7TaÜ£; ottots St* op^^c x«j> ^ivoito, ou8i tj iravia xa av§p«n*
smxoapLouoa X*Pl?" *^' *8^ mxpos xa^ xa^S7ro? riv * vß'- mi BesoiMkrt* **
Vorschriften zur temperantia bei Cic. de Off. I, 28, 99: adhibenda est ig**
quaedam reverentia ad versus ho min es et optimi cuiusque et reltquorum ; t9, Ui
sint tranquilli atque omni perturbatione careant; 36, 131: ne in perturbatio**
atque exanimationes iucidamus ; 38, 136: perturbationes fugiamus id est Mtai
animi nimios rationi non obtemperantis ; — curandum est, ut eos, quibuscum *r-
monem conferemus, et vereri et diligere \ideamus ; und im Weiteren Voigt, a. &
434) VIII, 64 : taüxa xe 8^ auxov &v iroXXoT; £ßAa<(*, xal travTwv ptiimi
T) 7T£pl xa 8(xaia xal xijv cpoXaxr^v x<ov vopcuv axpaxo; ts xal anapaKEiaro; «•
oodiv xa> £i?i£ixs? 8i8ooaa aWrouia.
435) Es ist dies eine Modification der aristotelischen Lehre von den viereHo
Ursachen : uAi], eI8oc, xmjoav und xiAoc, vgl. Strümpell, Gesch. der theor. Ptt*
der Griech. § 4*3. 4S9, denen die Stoiker drei substituiren : die causa oder«
quo fiat, die materia, uode fiat und das propositum, propter quod fiat, von 4eMt
sonach die mittlere die media oder das piaov ergiebt : Sen. Ep. VII, 3, t. 6. U*
436) Dies hat dargelegt Kiessling, l. c. 30 f.
Legbs rkgiae. 753
a. beim zweijährigen vejentischen Kriege des Ancus in III, 41,
eben Dion. überarbeitete (S. 458 unter e);
b. beim neunjährigen elruskischen Kriege des Tarquinius Priscus
III, 57—61. 62 a. E., welchen Dion. überarbeitete (S. 159 un-
0;
c. beim Kriege des Tarquinius Superbus mit den Sabinern in
63 — 66, der zwei KHegsgänge umfasst : einen' einjährigen Feld-
;: 63, und eine fünfjährige Campagne: 65. 66, welche, von Dion.
erarbeitet (S. 159 unter g), im sechsten Jahre zum Friedensschlüsse
c. 66 führt.
2. Licinisch ist die Auffassung der celeres als einer königlichen
bwache, welche verschieden von den equites und nach der Schnei-
seit des Dienstes benannt ist: s. A. 478. Danach sind auch lici-
ch II, 29 und IV, 44, wo diese Auffassung vorgetragen wird.
3. In IV, 58 wird der von Tarquinius Superbus mit Gabii ab-
schlossene, im Tempel des Dius Fidius aufbewahrte Bundesvertrag
gezogen. Da nun gerade Lic. unter den von Dion. benutzten Au-
en dadurch sich auszeichnet, dass derselbe archivalische Quellen
ispürte und benutzte, hierauf aber die Angabe vom Aufbewah-
igsorte jenes Vertrages hinweist, so ist IV, 58 mit Kiessling, I. c.
auf Lic. zurückzuführen.
4. Bezüglich gewisser Punkte steht fest, dass dieselben nicht
» Valer. entnommen sind; liegt nun kein Anzeichen für die Be-
izung einer Nebenquelle vor, so berechtigt dies, eine Entlehnung
i der zweiten Hauptquelle : aus Lic. anzunehmen. Dies ist der Fall
a. mit der Darstellung des Krieges wider Apiolae in III, 49
d dem Berichte über den Beginn vom Baue des capitolinischen
mpels in III, 69, welche nicht aus Valer. entlehnt sind, da dieser
4e Ereignisse mit einander verknüpft nach Maassgabe von Plin.
N. III, 5, 70: oppidum Latinorum Apiolas captum a L. Tarquinio
;e, ex cuius praeda Capitolium is inchoaverit, während dort beide
oe jede äussere Verbindung mit einander auftreten;
b. mit der Angabe in IV, 54, dass Tarquinius Superbus im
€ge mit Gabii befestigte Zufluchtsorte zum Schutze für die Land-
rölkerung angelegt habe, während nach Val. in IV, 15 (s. § 24
er VII f) von Servius dieselben angelegt worden sind.
754 Mobitz Voigt,
VII. Der innere, sachliche oder reflexive Zusammenhang gm»
ser Passagen mit anderen als licinisch festgestellten Parthieea; wSMf
so zwar ■■
a. II, 24 — 28 bilden eine geschlossene, zusammenbehörigeä*
masse, von welcher 24. .27 und 28 als licinisch nachgewiesen wi,
b. III, 2 — 22 schildern in einheitlich zusammenhängender D*li
Stellung den Krieg mit Alba und dessen Beilegung; davon sMi|h
licinisch nachgewiesen 2. 3. 7 — 12. 14 — 47. 24. 22.
c. in III, 10 und 23 kehrt der nämliche Gedanke wieder: li
dem Vater über die Kinder, so kommt auch der Mutterstadt ii
die Colonie die potestas zu ; beide licinische Stellen untersttba fc
her gegenseitig diese ihre Provenienz;
d. III, 23 — 31 behandeln als einheitliches Ganze den
wider Fidenae und Veii und den damit sich verbindenden Ventf
des Fuffetius, wie die Bestrafung der Albaner; davon sind ak io-
nisch dargelegt 23. 28—31 ;
e. III, 37 — 42 behandeln in einheitlicher Darstellung die Kriegl
des Ancus; davon sind als licinisch festgestellt 37 — 41;
f. III, 61 steht in Correspondenz mit dem licinischen IV, 71;
g. III, 63. 66 enthalten Bezugnahmen auf die licinischen Cap-
i
tel resp. 59 und 60;
h. auf III, 67. 68, den Beginn des Cloakenbaues und die Aa-
läge des circus maximus betreffend , wird Bezug genommen m ta
licinischen IV, 44; ^
i. III, 73 steht in Beziehung einerseits zu 72, andrerseits a
IV, 4, welche beide licinisch sind;
k. IV, 3 enthalt eine Bezugnahme auf die licinische Darstefag
der Ereignisse in III, 57 — 61 und 63 — 66;
I. IV, 5. 8 stehen in dem innigsten sachlichen Zusammentat
mit licinischen Gapiteln : das erstere mit c. 4, das zweite mit c 9;
m. mit IV, 12 steht in dem innigsten sachlichen Zusamtf*
hange das licinische c. 11;
n. IV, 27 a. E. — 40 schildert in durchaus einheitlicher aad ge-
schlossener Darstellung das Familiendrama des servischen HmM
davon sind als licinisch nachgewiesen 27. 29 — 40;
o. IV, 30 ist in seinem Eingange licinisch nach c. 79;
p. IV, 41 stellt" den in den licinischen c. 45. 46. 78. 80 aus-
; geführten Gedanken an die Spitze: Tarquinius erlangte die Herrschaft
weht auf gesetzlichem Wege, sondern durch Gewalt;
q. IV, 43 steht in Relation zu dem licinischen c. 81;
r. IV, 45 — 49 enthält eine einheitliche und geschlossene Dar-
stellung der Vorgänge bei Erneuerung des römisch-latinisch-herni-
^ tischen Bundes, wie der Stiftung der feriae latinae; davon sind als
licinisch nachgewiesen 45 — 48;
- s. IV, 50 — 52 enthalten in 50. 52 eine Darstellung vom Kriege
~- des Tarquinius Superbus wider die Volsker, worein sich in 51. 52
d^r Krieg wider die Sabiner gleich als Episode einschiebt. Dass
***in diese ganze Parthie licinisch ist, ergiebt sich aus Folgendem:
Hl VI, 49 — 88 werden die Ereignisse bei der Rückkehr der ausge-
sogenen Plebs nach Rom fast nur in zahlreichen, meist ausgedehn-
ten, wie dialogischen Demegorieen dargestellt: in den Reden des
Ufenenius: 49 — 56, Valerius: 58, App. Claudius: 59 — 64, des Con-
%ol: 66, des App. Claudius: 68, Valerius: 71, Brutus 72—80, Lar-
tius: 81, Sicinnius: 82, Menenius: 83 — 86, Brutus und Menenius:
87, Menenius: 88. daher nun diese Parthie als licinisch anzuerken-
nen ist. Hierbei nun werden in c. 74 die in IV, 50 angegebenen
Details bezüglich der Vertheilung der Kriegsbeule an die Soldaten
wiederholt, woraus sich ergiebt, dass zunächst das bereits als lici-
nisch dargelegte c. 50, wie weiterhin auch c. 51. 52 licinisch sind;
t. IV, 52 a. E. — 58 schildern in einheitlicher und zusammen-
hängender Darstellung die Vorgänge des siebenjährigen Krieges gegen
Gabii; davon sind als licinisch festgestellt 54 und 58;
u. IV, 59 z. A. nimmt Bezug auf zwei licinische Stücke: auf
III, 69 betreffs der Angelobung und Inangriffnahme vom Baue des
capitolinischen Tempels durch Tarquinius Priscus, und auf IV, 50
betreffs des Entschlusses von Tarquinius Superbus, zu solchem Baue
den Zehnten der suessanischen Kriegsbeute zu verwenden;
v. IV, 64 — 67 enthalten den Eingang und c. 85 den Schluss
der ausgedehnten, c. 70 — 84 umfassenden licinischen Darstellung vom
Sturze der Tarquinier, wie der dieselben vorbereitenden Vorgänge;
dies berechtigt um so mehr zu der Annahme, dass auch c. 64 — 67.
und 85 licinisch seien, als in c. 64 und 65, wie 85 die in c. 58
AbhMdl. d. K. S. Geselltet), d. Wissensch. XVII. 64
756
Mobitz Voigt,
auftretende licinische Angabe wiederholt wird, dass Sextus de
Sohn des Superbus und König von Gabii gewesen sei;437
w. IV, 76 steht im innigsten sachlichen Zusammenhai
den licinischen c. 63 — 75. 77 ff.
Nach Alle dem enthalt denn nun die Königsgeschichte d
nachstehende licinische Parthieen:
II, 3
nac
h S. 185 sub a, 195,197
III, 2 nach S. 195
sub 1 vgl. A. 381
3
59
59 95
4
*i
S. 185 suba, 195 vgl.
}
99
S. 200 sub b
171 sub a
o
99
59 99 99 99
18
»»
S. 184 sub c, 188, 197
6
99
99 99 99 99
sub 1
7
99
S. 195
24
»»
S. 197 sub 1 vgl. 157
8
99
99 99
sub a
9
99
S. 188, 195
25
?i
S. 200 sub a
10
59
S. 1 85 sub b, 1
26
»i
99 95 ' 55 59
b, 195, 200 sul
27
»^
S. 1 87 sub d
11
•9
S.185subb,18:
28
»»
S. 190, 197 sub 1
192 sub B, 194
29
n
S. 1 99 sub 2
195, 197 sub 1
62
»5
S. 184 sub c, 188,190
12
99
S. 198 subB
191 sub 1a, 197 sub
13
99
S. 200 sub b
1 vgl. 171 sub Cb
14
59
S. 195
63 von
ßoot piv OUV ÖTti P(0|AtiXoü
15
99
S. 191 sub 4
bis cifxi ös Kupfvoc s. S.
16
99
S. 191 z. A. nnda
1 66subb nach 1 97 sub 1
195
74 nach S. 197 sub 1
17
59
S. 195
75
5>
»» )> »5 »?
18
59
S. 200 sub b
76 bis c
iv&pioTOov ^<fav(o{hj s. S.
19
99
99 99 95 59
163 sub m nach 188,
20
59
55 99 99 »5
190, 197 sub 1 vgl.
21
55
S. 195
175 sub n
22
55
99 99
III, 1 '
k'on
OÖTO<; IpfOV TüdtVTOUV s.
§ 24 nach S. 184 sub c,
23
99
„ „ 200wbci
bei A. 358
188, 190
24
»9
S. 200 sub d
437) Völlig anders lautet im Detail die Darstellung bei Liv. I, 57 ff. 1
auch in dem valerischen IV, 63 Sextus als ältester Sohn bezeichnet wird, »
ruht dies auf einer bezüglichen Berichtigung des Dion. : S. 4 6S mter v.
L«6ES RB6UK.
757
nach S. 200 sub d
99
99
11 11
99 99
99 99
S. 195
S.184subc, 188, 190,
195
S. 195
S. 184 subc, 4 86,188,'
190
S. 186, 198 vgl. bei
A. 360
S. 186, 198 vgl. bei
A. 360
S. 186, 198 vgl. bei
A. 360
S. 486, 198 vgl. bei
A. 360
S. 199 sub a vgl. bei
A. 360, S. 175 sub in
S. 260 sub e
S. 186 vgl. 175 subo
„ „ , 199 sub 4 a,
A. 405 vgl. A. 383
S. 186 vgl. A. 383
bis cppotipia e/upa s. § 24
nach S. 186, A. 405
vgl. A. 383
vom Tuppyjvol oe s. § 24 nach
S. 1 99 sub b vgl. 1 59
subf, 164subp,A.383
nach S. 199 sub b vgl. 159
sub f, A. 383
„ S. 1 99 sub b vgl. 1 59
sub f, A. 383
„ S. 195, 199 sub b vgl.
1 59 sub f, A. 383
bis <iXX -jjfitxuxXiov s. S. 1 69
III, 62
63
64
65
66
67
68
69
72
N 73
IV, 3
4
8
9
10
11
sub 2 d nach 1 99 sub
b, 200 sub f vgl. 1 59
sub f, A. 383
nach S. 1 99 sub b vgl. A. 383
„ S. 199 sub c, 200 sub
g vgl. 159 sub g, 174
sub I, A. 383
„ S. 199 sub c vgl. 159
sub g, A. 383
„ S. 199 subc vgl. 159
sub g, A. 383
„ S. 199 subc vgl. 159
sub g, A. 383
von t-Jjv 8e et^opav bis xata-
axeuod(isvo<; s. S. 170
sube, §24 nach S. 200
sub h
bis exaoro«; detopetv s. S. 1 70
sub e nach 200 sub h
bis iXctßev h veux; s. S. 1 65
sub q nach 1 99 sub 4 a
nach S. 195
S. 200 sub i
S. 200 sub k
S. 195 vgl. 159 subh,
1 65 sub s
S. 200 sub I
„ „ „ „ vgl. 165
sub s, 1 75 sub q
S. 184 sub a, b, c, 187
subd, 188, 191 sub 2,
3, 1 95 vgl. 1 65 sub s, f
1 75 sub q
S. 184 sub a, 187 sub
d, 190, 197 vgl. 165
sub s, 1 75 sab q
S. 184 sub a, c, 187
51»
99
99
99
99
99
758
Moritz Voigt,
n
subd, 188,194 subl,
1b, 2 b, 495 vgl. 165
sub s, 1 75 sub q
IV, 4 2 nach S. 200 sub iu vgl. 1 65
sub s, 1 75 sub q
S. 1 86, 1 87, 4 95 vgl.
1 76 sub s
S. 1 87 sub d vgl. 1 59
sub k
S. 195 vgl. 159 sub 1
S. 184 sub c, 188, 195
vgl. 1 59 sub m
S. 200 sub n
S. 195
bis vstutepo; t«öv Tapxuvfoov
und von jiexä touto xb
Ip-pv s. S. 162 sub e
nach 1 95, 200 sub o
nach S. 195
23
25
26
27
28
29
30
11
11
11
19
31
32
33
34
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37
38
39
40
19 11
99
11
99
99
99
99 11
19 99
91 91
99
99
99
19
11
99 99
41
42
43
44
45
bis vuxti ÖTCoövifjaxai s. S. 1 65
sub u nach 1 85 sub a,
191 subb
nach S.192 sub B, 201 sub p
IV, 46 nach S. 195 vgl. 459 al
S. 187 subd, 194 sub
c, 195
S. 195
99
99
19 91
11 11
91
11
S. 1 87 sub d, 1 92 sub
B, 201 sub q
S. 1 99 sub 2
S. 195 vgl. 159 sub n
47
48
49
19 ii 19 ii ii n
11 11 11 11 11 fl
50
51
52
53
54
55
11
11
11
11
S. 204 sab r vgL
sub n, 4 77 sab t
S. 486,204 sub s
4 59 sub n
S. 204 sub s vg|. !
sub n
S. 201 sub s, t vgL'
sub n
S. 204 sub t
S. 4 99 sub 4 b vgl
sub n
S. 204 sub t
m
56 bis icoXXdxit; ewpttwti
von ooveic rJ]v hk
s. S. 162 sub i,
sub h Dach 201 sui
S. 201 sub t
S. 1 99 sub 3
59 bis täte epfaotai; s. §
nach S. 201 subo
176 sub r
64 nach S. 201 sub v vgl
sub f
65 „ S. 201 sub v
"** >5 )» »1 >» »>
67 bis £Espiu)veu^iievo( 4 ])poi
s. S. .166 sub xo
201 sub v
70 nach S. 195
71
72
73
74
75
57
58
11
11
11
11
11
11
>1
11
11
11
11
11
11
11
nach S. 202 sub w
S. 195
» 55 »>
Leg es regiae. 759
IV, 81 nach S. 187 sub d, 193, 195
82 ., S. 1 95
83
84
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59 9> *9
85 „ S. 201 sub v
99 99 99
„ S. 193, 195
a Allgemeinen nun waren die Annalen des Licinius, wie
ff. festgestellt, überwiegend in der dramatisirenden Form
sher , von jenem selbst componirter Demegorieen gehalten :
in erzählender Schilderung der Ereignisse bewegt sich die
lung, vielmehr treten die handelnden Personen selbst in der
i Unmittelbarkeit ihres Empfindens und Denkens, ihres Wol-
ld Handelns dem Leser entgegen: in ausgedehnten und viel-
uch dialogischen Reden ihre Empfindungen und Motive, ihre
3, wie Mittel vor dem Leser entwickelnd, verfolgend und ver-
hend; dagegen der historische Vorgang gestaltet so sich zu
urzen Abschlüsse oder einfachen Ergebnisse von solchem alls-
ten, in seinen bestimmenden Factoren weitläufig dargelegten,
?r dramatisirenden Form vorgeführten Entwickelungsprocesse.
>Iche Darstellungsweise war indess an sich dem Publicum, wie
lehrten Welt weder fremd,438 noch anstössig439; vielmehr lag
j) Kürzere Keden verwendeten bereits Fab. Piclor in I, 81. 82. 83, Coe-
ipaler: s. Peter, hist. rom. I, CCXV1II f., Valer. Ant. in II, 35. III, 71.
61 und bei Arnob. adv. nat. V, 1, wie auch Lic. selbst in II, 63. III,
65. 66. 70 ; und die bekannte Gleichniss-Rede des Menenius Agrippa
ausgewanderte Plebs fand sich nach Dion. VI, 83 äv aizazi toi; ap/afat^
;. Vgl. auch Nissen, krit. Unters. 92.
j) Wenn Pol. II, 56 rücksichtlich des PI i via rebus und XII, 25 rücksicht-
Timaeus über deren Einigung fingirter Reden tadelnd sich ausspricht, so
her Tadel nicht der Methode au sich, sondern nur der Anwendung solcher
Seitens jener beiden Schriftsteller ; denn Pol. selbst legt hngirte Reden
in XXII, I — 1. Ebenso missbilligt Diod. XX, 1 nur die zu langen und
reichen Reden, wie denn auch Cic. Brut. 82, 285 dieselben nicht im
verwirft, sondern lediglich dessen Anwendung im Einzelnen kritisirt. Und
ünzelkritik übt nun auch Dion. bezüglich des Thucyd., Lysias, Xenophon,
, wie Herodot. in zahlreichen Stellen, welche zusammenstellt Schulin, de
al. hist. 21 f. Dagegen verwirft Pompei. Trogus die Demegorieen auch
Upe, wenn er nach lustin. H. Ph. XXXVIII, 3, 11 als einen Tadel wider
1 Sali, aussprach: quod contiones direetas pro sua oratione operi suo in-
historiae modum excesserint. Zur richtigen fieurtheilung jener Manier
Geschmackes dafür ist wohl zu würdigen die völlig andere Rolle, welche
760 Moritz Voigt, P m
das Neue von jener Manier des Licinius nur in dem Uebermaw li*
und der Länge der eingeflochtenen Deraegorieen ; 4W und dies u 1 '
ist es , was als Missbrauch einer an sich ganz wohl berechtigte* ^
Form, als loquacitas von Cic. de Leg. I, 2, 7 dem Licin. zum Vor-
würfe gemacht, vom Letzteren selbst aber hinsichtlich seiner Dar-
Stellung des Ständekampfes in VII, 66 damit gerechtfertigt wird, dtfti»-
dieser Kampf vornämlich durch die Rede zum Austrage gebrach*
und durch deren Macht entschieden worden sei, und so noa m^~
selbst in der Forin von Reden dessen Entwickelung und bewegafc
Ursachen, die ja das Publicum zu wissen wünsche, weitläufiger iah
zulegen für angemessen erachtet habe. Wenn aber bei Dion. j/mt
licinischen Reden als matt und schal , als trivial , wie alltäglich er-
scheinen, so ist allerdings nicht in Abrede zu stellen, wie mehrfach
den Licinius der Vorwurf der Geschmacklosigkeit trifft; den g*>
schmacklos in der That sind ebenso die häufigen Thränenergtt»,
von denen die Reden begleitet werden, und dann z. B. die Dantot»
lung in IV, 66. 67, wo Lucretia sich weigert, dem Vater allem db^
widerfahrene Schmach zu berichten, vielmehr die ^usammenberofiam
der Verwandten und Freunde des Hauses für solchen Vortrag erfor —
dert; allein andrerseits ist vielfach das Colorit jener Reden aodh
wieder von psychologischer Feinheit und historischer Treue, wi
denn z. B. die Wechselreden zwischen Servius und Tarquinius in IV,
30 — 36 mit juristischer Correctheit und Feinheit ausgearbeitet sind;4*
im Allgemeinen aber hat es die Unfähigkeit des Dion. verschuldet,
wenn die Energie und das Feuer, die zündende und zur Mitem-
pfindung hinreissende Beredtsamkeit der originalen Diction völlig ver-
irn antiken Leben die politische , wie auch die juristische Rede spielte ,
sprechend nun auch nach Dion. XI, \ das Publicum solche Form der Darstotal
verlangte : aütousi xat xtve; r^av ai xaxaajrouaai T7,v iroXiv avayxai, fit* a; twsi
ra oetva xat a^exXta 07re[Aeiv£, xal ttves ot rcstaavTec aorous X0701 xoi oflei «-
vcuv [>TjÖevTs; avöpaiv, xat 7ravra oaa TrapaxoAouöei rot? irpafiiaoi, SiSa^ft^vat
440) So z. B. die Geschichte des Coriolan, welche bei Dion. VII, 24 — M.
VIII, \ — 63 aus H2 Capiteln besteht, uinfasst mehr als die Hälfte: 60 an R*fet.
440*) Schulin, 1. c. 95 hebt ganz trelFeud hervor: quam egregie Dionysi«»
(d. h. vielmehr Licin.) in uni versa historia sua omnibusque in oratiooibus ei in-
sertis singularum familiarum proprietatem distinxerit, neminem fugiet, qut e. c.
ad Appiorum et Valeriorum orationes ab illo relatas animum paulo diligentia al-
tende rit.
W7] Lkgbs RKG1AE. 761
löten ging: denn die bei Liv. überlieferten licinischen Reden, so in
fy 1. X, 7, 9 ff. (s. A. 425) bekunden allerdings eine Diction voller
^nft und Leben.
Allein auch in noch anderer Richtung gewinnt die Königsge-
^h'chte des Licin. eine dramatisirende Haltung: es vollzieht sich in
'JB/ttelbarem Eingreifen ein höheres Gericht in der Geschichte.
daher wird hier, gleichwie in dem Drama, dem Verhalten
ndelnden Persönlichkeit: dem Könige oder den widerstreiten-
t&nden in unmittelbarer Causalität die gerechte irdische Ver-
g zu Theil: als Belohnung des Guten die Wohlfahrt des Staa-
nd dessen Missgeschick als Vergeltung des Schlechten. Gutes,
^Schlechtes aber finden ihren Maasstab theils in der Gottes-
die unmittelbar zur Gunst der Götter verhilft und so nun
bar dem Staate zum Nutzen gereicht, theils in den vier Cardi-
■* Agenden der fortitudo, prudentia, moderatio und iustitia, welche
• unmittelbar das Wohlergehen und Gedeihen des Staates för-
^<*441 Und zwar begründen im Besonderen die ersteren beiden
Prosperität des Staates nach aussen hin; und indem die forti-
im Kriege und die prudentia in Berathung, wie Beschliessung
die Angelegenheiten des Staates einen durchaus hervorragen-
Qto Cbaracterzug im Wesen der Römer ergeben, so beruht nun auf
fciden Tugenden die Superiorität Rom's und seine Herrschaft Über
Ke anderen Völker.442 Dagegen moderatio und iustitia begründen
441) II, 18: toü xaXco; otxetabat ras iroXetc aWac — * irpdiTOv ja4v tt^v
apa T<ov Öecov euvoiav, f^ irapouar^ a^avia toT$ avBptMrots iiri ra xpstrrco ve-
rrat • eirstxa oaKppooiivTjV ts xat StxatoaovrjV, 5t' a; tjttov aXXrjXoo; ßXaicTOVTes
sXXov bfjLovoou3i xat tt)v suöai^oviav ou xaic ala^torats jisrpooatv TjöovaT; aXXa
p xaXep* reXeoratav 8i ttjv iv toi; 7roXep.ot; YevvatorijTa T7;v irapaoxeoaCou?av
vau *al t«? aXXac apstas toT; syouaiv uKpsXtp.00;, oux airo TaoTojiaTOo icapa-
veoftat tootiov Sxaarov tciw ayaDcov evojxiasv, aXX' efyva) öioti vojAot aicooSatot
i\ xaXcov Cy;Xo; £iUnriQ£i>|j.a'nDv euasßrj xal ouxppova xal xa 8(xaia aaxooaav xal
i iroXe^iia a*]ca^v fcfcepYaCovrat ttoXiv, wo fswaiorrjc eine untechnische Ueber-
itzung des Dion. statt avopsta ist, die prudentia aber übergangen werden musste,
eil Numa dieselbe nicht diirch Gesetze erzielen konnte; vgl. II, 62 a. £. und
egen der Gunst der Götter VIII, 26.
442) III, H: toi; piXXooatv £T£p(ov apfetv 6oo irpooetvai öel Taüxa* ttjv iv
p noXspiiv {«x^v xat ^P *v TCP ßooXsusaDat «ppöVijatv • a icspl ^|a«? Iotiv ajj.-
9xepa. Toaa'j'njv foüv fisfiftet xat Suvafisi TioXtv oojj otdv re TjV Ysvio&at
-, ei jatq to te avöpetov sirsptrcsosv aor^ xat to <ppovip.ov.
762 Moritz Voigt, C
die innere Wohlfahrt: sie sind die Grundlagen der Eintracht der
Bürger und so namentlich unentbehrlich gegenüber inneren bürger-
lichen Bewegungen.443
Indem daher in solcher speculativen und theoretischen Gnnd-
anschauung der Rahmen gegeben ist, innerhalb dessen Licin. die
Geschichte der Königszeit zur Darstellung bringt, so wird nun die«
Darstellung selbst bestimmt durch die Tendenz, im Hinblick auf da
Hauptpunkt des populären Partheiprogrammes: die AckerassignalioMi
an die Bedürftigen aus der Geschichte selbst den Nachweis zu Ak-
ren, wie die moderatio und iustitia derartige Assignationen erhei-
schen, deren Unterlassung somit im Widerspruche mit den nation-
len Tugenden steht und ebenso die Eintracht des Volkes zerstört,
wie in letzter Instanz das Wohlergehen und Gedeihen des Staate
bedroht. Denn nicht nur steht die Besitzlosigkeit eines Theiles der
Bevölkerung an und für sich schon im Widerspruche mit den Poeta-
laten jener beiden TugencJ^n,444 sondern dieser principielle Wider-
streit wird auch durch die historischen Thatsachen noch gesteigert,
dadurch nämlich, dass der ager publicus mit dem Blute der Plebejer
erworben ist und somit von Rechts wegen denselben gehört, solche
Vorenthaltung des Zukommenden daher in den Plebejern das Gefühl
des Verletztseins erzeugt , dass in fremden Händen ihr Erwerb sich
befindet.445
Solche Bedrohung der bürgerlichen Eintracht war nun zwar in
das römische Staatswesen bereits von seiner Gründung ab hinen-
gelegt, indem von Anfang an die Patricier, als die Besitzenden, und
443) II, 3: Stepa sivai xa acuCovra xal iroioovra psfaXac ix jxtxpar* tu;
7CoAsi£ ' £V |A£V TOIS oi>V£tOl$ 7TOXS[AOIS TO 8lÄ T&V OTtAcüV XpatOC , TOOTO 0£ T&JH
irapayiveaftai xal jieXerfl, iv öe tal; ep^puAfoic tapa^at; ttqv tcdv iroXrreuopiwi
ojAO^ppoaovYjv, raorr^v os tov atoeppova xal ofxatov exaaroo ßiov aiti^vev ixewi-
TttTov ovra xcp xoivtp 7tapa3)(sTv • c. \H. 28. 74 — 76.
444) II, 76: e*vDu|j.oü[i£vo; b avrjp (sc. b N6p.a?), ou iroXtv TT|V piAJtattav
ayaTTT^stv Ta o(xaia xal jasvsTv £v T(j> aoicppovi ßfcp TT^ava^xaiou Sei X0^**
eoTTopstv * II, 62: t! tou Sr^oTtxoo jiipoc — oute 7^; zikrtfz jj-otpav oute Aä«.
toüto aviatiov xai 7rc«>^bv a>.ci>|xsvov iyfipov ix toü avafxafoo rots xpetrrrotv f»
xal VEu>Tep(Ceiv eTotjxoraTov.
445) Vgl. S. 188; dann III, 9: Sv 701p icrci jxovov — kutcr^ avftperetvq;
ixe* aAAorpfois a^aöoK yivojasvt]? axos, tc jx^xiti too? cpÖovoovra; aAAorpia ti
7<»v cpDovoufiivwv a^aUa rifeioftai.
] Leges regiae. 763
Plebejer, als die Besitzlosen einander gegenüberstehen (S. 189 ff.);
ftUein die guten Fürsten richteten nun ihr Augenmerk darauf,
Jhunch wiederholte Ackerauftheilungen jene Gefahr zu beseitigen : zu-
erst Romulus (11, 62), dann Numa, der den erst später in die Bür-
gperschaft aufgenommenen Plebejern aus den königlichen Domänen,
wie iheilweis auch aus dem ager publicus Acker anweist (II, 18.
98), vor Allem aber Tullus, der zuerst den ganzen königlichen Do-
nanialbesitz assignirt und den Caelius zu Wohnsitzen anweist (111, 1),
spttter aber auch den gesammten ager publicus mit Ausnahme der
loca sacra an die nach Rom transferirten Albaner auftheilt und den-
selben Bauplätze in der Stadt resp. unter Gewährung der Baukosten
verleiht . (III, 20. 31); und endlich denn auch Servius, der den von
dm Patriciern occupirten ager publicus den Plebejern assignirt (IV,
t* H. 27).
Sodann sind es aber auch die Institutionen des Numa, welche
ganz unmittelbar auf Sicherung der moderatio und iustitia abzwecken:
denn zu jener leitet er die Bürger an durch die Einführung der
Versteiuung der Aecker und durch die Einsetzung der Terminalia,
zur iustitia aber 'durch die Errichtung des Tempels der Fides Pu-
blica, wie durch die Hpchstellung des Eides; endlich zur moderatio
and iustitia gleichmässig durch die Ackereintheilung in pagi unter
magistri pagorum, welche den Ackerbau überwachen, zu dem alle
nicht durch Kriegs- oder Staats- oder Kirchen-Dienst in Anspruch
Genommenen gleichmässig verpflichtet waren, und welche so nun,
den Volkswohlstand sichernd und fördernd, dem die Eintracht be-
drohenden Mangel an Lebensbedarf vorbeugen.410
Nach jenem Maassstabe aber der Gottesfurcht und der Cardi-
naltugenden, des Lohnes ihrer Uebung und der Strafe ihrer Miss-
achtung wird nun die Königsgeschichte durchaus im Lichte der po-
pulären Parthei-Tendenzen gezeichnet und colorirt.
Vor Allem ist es der Ständekampf selbst zwischen Patriciern
und Plebejern, welcher in solcher Parthei-Tendenz entstellt, ja ge-
fälscht wird: an Stelle der wahrhaft historischen Interessen und
Motive, an Stelle der von der Plebs in Wirklichkeit verfolgten Ziel-
punkte und Bestrebungen, an Stelle somit des wahren Kampfes der
446) II, 74—76.
764 Moritz Voigt, [M
Stände wird der Kampf zwischen Optimaten und Populären mil »
nen völlig verschiedenen Tendenzen und Anforderungen anlogt
schoben. Und so gipfelt denn die ganze Königsgeschichte in im
Person des Servius, der selbst zum Vertreter der wirthschaftlkta,
wie politischen Tendenzen der Populären erhoben wird,447 wie jener
Anforderungen und Bestrebungen, welche von Licinius selbst ak
Führer seiner Parthei verfochten wurden. Insbesondere aber wrt
jener König zu dem Organe, durch welches Licinius seine eigena
Anforderungen und Ziele, seine politischen Deductionen, wie Agü*
tionen bei den besseren Ständen verbreitete, unterstützte, wie ab
wohlberechtigt nachwies, indem er das Geforderte als wkierrecMdi
vorenthaltenes Erbe aus der Königszeit darlegte.
Im Allgemeinen aber ist in der Königsgeschichte des licm. d*
handelnde Subject nicht das Volk, als vielmehr der König: in aebrf
ausgeführter Characterzeichnung treten die Könige hervor als die
Mittelpunkte der historischen Bewegungen, wie Ereignisse; undgfekk
dem Lehrer, der die Erziehung des Knaben leitet und dessen Reg«-
gen in Denken und Wollen , in Streben und Thuen überwacht and
lenkt, so treten die Könige auf als die Erzieher des Volkes, dessen
Entvvickelung, Streben und Erlebnisse im Guten, wie Bösen bestim-
mend. Jeder einzelne König aber ist Träger je einer eigenen oid
bedeutungsvollen historischen Rolle, berufen, die ihm zugewiesene,
für die Entwicklung von Staat und Volk ihm prüdestinirte Aufgabe
zu lösen. Lediglich von Servius ab beginnt daneben noch eine an-
dersartige Bewegung sich zu entwickeln, in Streben und Handele
von selbsleigenen Motiven beherrscht: der Partheikampf zwischen
Patriciem und Plebejern d. h. zwischen Optimaten und Populären.
Den Maasstab und Werthmesser aber für die Könige ergiebt
bei Licin. allein deren Verdienst um die Plebs. Und danach nun
zerfällt die Königsgeschichto selbst in drei Perioden: zunächst bis
Ancus, bis zu dem herab ebensowohl nur gute Fürsten herrschen.
447) IV, 25: o To&Atoc — ötjjiotixos «>v £8r]Xa>asv, wo ör^fionxo; Uebcc-
setzung des von Lic. gebrauchten popularis ist. Dann werden in V, $ die Ge-
setze des Servius qualificirt als <ptAavi)puwroi xal or)u.oTtxot. Dass aber V, t lict-
nisch ist, ergiebt dessen Correspondenz mit IV, 43 bezüglich der Aufhebung der
servischen Gesetze durch Tarquin., wie dessen Verbotes der Versammlungen tob
Curien, pagi und vici.
•M] Lege« rkoiae. 765
als auch lediglich nach Einer Richtung hin das verdiensvolle Wirken
der Könige zu Gunsten der Plebs zur Geltung kommt, wie von Nö-
then ist: in Bezug auf die Förderung des Wohlstandes und der
UVtrtbschaftlichen Lage derselben durch Auftheiiung von Grund und
Boden oder auch von erbeuteten Mobilien (vgl. VI, 74). Und dieser
Jtaasstab ergiebt nun für die Leistungen und Verdienste der ersten
drei Könige das Verhältniss der grammatischen gradus comparatio-
pjs: Romulus ist ein guter Fürst: er vertheilt eroberten Acker und
Beute an die Plebejer, behält jedoch von dem Gewonnenen als kö-
nigliches Gut an sich ; ein besserer König ist Numa : er theilt das von
Romulus als königliches Gut Reservirte, wie auch einen Theil des
Hger publicus auf; der beste Fürst aber ist Tullus: er vertheilt auch
den letzten Rest: die alten königlichen Domänen an die Plebs.
Mit Ancus beginnt sodann eine neue Periode: es tritt mit die-
sem Fürsten ein jäher Rückschlag ein, von welchem ab dann die
Verhältnisse unter Tarquinius und Servius stufenweise wieder zum
Besseren sich wenden. Während daher Ancus der böse und ruch-
lose Fürst ist, der, den plebejerfreundlichen Tullus ermordend, die
Wohlfahrt der Plebs zerstört, wie ihre rechtliche Lage verschlech-
tert, ohne im Uebrigen hervorragende Verdienste um den Staat sich
so erwerben, so trifft den Tarquinius wenigstens die Unterlassungs-
sünde, Nicht« für Verbesserung der Lage der Plebs gethan zu haben,
während andrerseits derselbe grosse Verdienste um den Staat sich
erwirbt ebenso durch sieg- und erfolgreiche Kämpfe, wie durch
Ausschmückung der Stadt mit zierenden Bauten. Endlich Servius
Tallius ist wieder ein Schirmherr der Plebs; und indem nun mit
seinem Reginiente das populäre Partheiprogramm in seinen vielsei-
tigen Anforderungen hervortritt, so wird solches von jenem Fürsten
ebenso angenommen, wie durchgeführt.
Endlich Tarquinius Superbus repräsentirt die dritte Epoche, in
welcher Schädigung und Förderung der plebejischen Interessen sich
kreuzen: ähnelnd dem Ancus, als blutbefleckter Mörder des plebe-
jerfreundlichen Servius, beginnt und endet seine Herrschaft als bru-
tale Tyrannis, und so auch mit einer Knechtung der Plebs; allein
andrerseits hat Tarquinius den Plebejern ebenso Heichthümer ge-
spendet, wie geschmeichelt als einer Stütze, ihm nöthig zur Nieder-
haltung der Patricier,
766 Moritz Voigt, [M!
So daher fasst sich das Gesammturtheil über die Köoipp»
schichte in VI, 74 dahin zusammen: von den Königen ist die Up
der Plebs im grossen Ganzen nicht verschlimmert worden; vietoek
ward solche Verschlimmerung erst nach Vertreibung der Könige in
den Patriciern verschuldet.
Was endlich die Figuren der Könige im Einzelnen betrift, a
hat zunächst Romulus in klarer Erkenntniss, dass die Grundbedb-
gungen vom Gedeihen der Staaten ebenso in der Gottesfurcht mi
der davon abhängigen Gunst der Götter, wie in den Cardinattogoh
den gegeben sind, und dass solche Guter nicht durch blinde Lhm
des Zufalls den Völkern zu Theil werden , als vielmehr durch grift
Gesetze, wie durch Ermunterung des Ringens nach jenen Gtton
denselben zugeführt werden müssen, in weiser Berechnung die Er-
richtungen im Staate geordnet (II, 18). Namentlich aber begrtodd
er die innere Eintracht, indem er der besitzlosen Masse der Plebejer
Acker verleiht (11, 62), wie überhaupt den Erwerb des Krieges m
Grund und Boden, an Sclaven, wie sonstigen Besitztümern gleich-
massig an die Bürger auftheilt (II, 28), während er wiederum ■
der äusseren Politik durch Klugheit und Tapferkeit die bedeutend-
sten Erfolge erzielt. So daher erwirbt sich dieser Fürst die hervor-
ragendsten Verdienste um den Staat, wie um die Plebs insbeson-
dere, der er auch in anderer Weise Gunstbezeugungen zu Thei
werden lässt : an den Brumalien, selbst die Senatoren, Würdenträger
und Leibwache bewirthend, werden auf seinen Befehl die Plebejer
wiederum von den Senatoren bewirthet. Allein andrerseits haflet
ihm nicht bloss der Makel an, durch fremde Unterstützung und Mit-
tel grossgezogen zu sein,44s sondern es treten auch tyrannische Maass-
regeln während seiner Regierung zu Tage: zunächst umgiebt er sich
mit einer Leibwache (A. 478) ; dann behält er ebensowohl den »
seinen letzten Kriegen eroberten Acker als königliches Gut für sich,
wie er auch den zuletzt in den Staat aufgenommenen Burgern kene
Ackerauftheilung gewährt; und indem er so den Staat in innerer
Zwietracht hinterlässt: in Feindschaft der Besitzlosen wider die Be-
sitzenden und angefüllt mit solcher neuerungssüchtigen Menge (II, 62),
so stirbt er nun auch behaftet mit dem Verdachte, an dem Ende
448) Lic. bei Ioaun. Mal. chron. VII p. 179.
A3] Leges hegiae. 767
einer Regierung einem tyrannischen Regimen te sich zugeneigt zu
oben (A. 478).
Im Einzelnen aber beginnt die Geschichte des Romulus mit den
forgängen seiner Thronbesteigung (II, 3. 4), wie mit einem Gesammt-
urtbeile über diesen Fürsten (II, 18), im Anschluss woran dann des-
sen Leistungen unter einem dreifachen Gesichtspunkte zur Darstel-
lung gebracht werden: zuerst seine Institutionen nach ihrer drei-
bchen Beziehung des Sacralen (II, 18. 19), des Privatrechtlichen
(Dt 24 — 27 vgl. IV, 10), wie des Socialen: der Regelung des Er-
PfHBrbsbetriebes und der Ordnung der Rechtspflege (II, 28. 29) ; so-
dann seine innere Politik, wo er durch Auftheilung des Kriegsge-
jpjnnes an die Armen planmässig die moderatio und iustitia fördert,
$ßB Bürgerschaft selbst aber ausschliesslich auf Landwirtschaft und
Kriegsdienst anweist (II, 28 vgl. 62); endlich seine äussere Politik,
Wpvon jedoch Dion. Nichts entlehnte. Immerhin aber lässt sich er-
kennen, dass dieselbe ebenso kriegerisch, wie erfolgreich war: wäh-
paad einerseits Sabiner, wie Etrusker in Rom sich ansiedeln (III, 9.
4.0), überwältigt er andrerseits Veii und Fidenae, wie Crustuinerium
(Dl, 6. 49).
Sodann Numa erscheint als ein Fürst von höchstem Verdienste
pxn den Staat. Und zwar fällt der Schwerpunkt seines Wirkens in
die Sphäre der inneren Politik: indem er den von Romulus erober-
ten, von diesem als königliches Gut zurückbehaltenen Grund und
Boden sammt einem Theile des ager publicus an bedürftige Plebejer
tuftheilt und damit dem letzten Reste besitzloser Leute Acker ge-
währt; indem er so allseitig und durchgreifend die übele wirth-
schaftliche Lage der Plebs beseitigt, ohne gleichwohl den Patriciern
Ihre hergebrachte Stellung zu schmälern; indem er damit eine völ-
lige Aussöhnung aller widerstrebenden Elemente in der Bürgerschaft
herbeiführt, so ist er es, der auf solchem Wege zuerst einen wahr-
haft einheitlichen Organismus des Staates schafft.449 Und indem Numa
sogleich durch seine Institutionen ebenso Gottesfurcht, wie iustitia
t»nd moderatio befestigt (II, 62 vgl. Piut. Rom. 6) und solches see-
gensreiche Regiment durch keinen Krieg gestört wird, indem er
449) II, 62 : apfjwaafievo; ro TtMjdo«; arcav uicnrep opfavov irpo? Iva xov xou
768 Mohiti Voigt, (Ml
überdem die königliche Leibwache auflöst (Plnt. Rom. 7), so ttä
nun dieser Fürst, von der Bürgerschaft geliebt, von denNaelte»|*
Völkern geschätzt, von der Nachwelt gefeiert, in Wahrheit afa
ersten Grössen der Geschichte (II, 76). Was dagegen die vobRoi
eingeführten Institutionen betrifft, so steht er hierin zurück feto
Romulus, da er dessen Werk doch nur vervollständigt und tritt
(H, 23).
Im Einzelnen aber wird die Geschichte des Nnma etngdeikt
durch die seiner Thronbesteigung vorausgehenden Vorgange (H, 41),
wobei indess Dion. ebenso die Details bezüglich der Berufung tm
Thron, welche Plut. Num. 5. 6 bietet (s. A. 425), wie aocfcA
Thronbesteigung selbst auslässt. Die Institutionen aber des Mm
werden l>ehandelt nach dem doppellen Gesichtspunkte des Sacnta,
wie des Weltlichen. Dort bestrebt, die Gottesfurcht zu fördert,
Ittsst Numa das von Romulus Ueberlieferte an Cultus und Ritual »
verändert, wohl aber solches ergänzend: es werden neue Be*Kg-
thümer, Altare und Tempel errichtet, neue Feste und PriegterthlMr
eingesetzt und neue Cultus- und CHremonial-Vorschriften erlasm;
dem Romulus aber werden als Quirinus Tempel, wie Opfer gestakt
(II, 63. Plut. Rom. 7). Hier dagegen stehen die Institutionen m
Dienste der moderatio und iustitia : das Gesetz über Versteinmg der
Aecker und des Staatsgebietes, wie über die termini motio, üt
Weiliung der terminj an den Iuppiter Terminus und die Einsetzüg
der Terminalia; dann die Errichtung des Tempels der Fides Puhfea
und die Hochstellung des Eides; endlich die Flureiniheilung in ptgi
(II, 74—76 vgl. IV, 10).
Wiederum Tullus Hostilius verfolgt in seiner inneren Poli-
tik getreulich die von Numa eingeschlagenen Bahnen: gleich diesen
vervollständigt er ebenso die sacralen Institutionen,450 wie die Acker-
vertheilitng an die Plebs. Allein die letztere Maassregel übertritt
an Adel der Gesinnung alles Frühere: es wird nicht allein der ge-
sanunte königliche Grundbesitz und zwar ebenso das für den Haus-
halt, wie das für die Opfer des Königs Dienende als Acker, sondert
450) ff, 23. Somit ist es wohl die Ansicht des Lic. , welche Cic. de Rep.
II, 47, 34 vorträgt, dass auf Tulkis die Einführung des ins fetiale über die beS
indictio zurückgehe; denn die Fetialen fungiren bereits unter Tullus: III, 3.
4M] Lsg es ikgiae. 769
der Caeiios zu Wohnsitzen an die bedürftigen Plebejer aufge-
ia deren Mitte dann Tullus seine Residenz aufschlägt (HI, 1).
jftfc erscheint Tultas, zugleich gross in den Erfolgen seiner Kriegs-
flttrang, ah achter Plebejer-Freund und als der Edelste und Preis-
4Mr£gste aller römischen Könige, eine Stellung, die zugleich einen
Anbaus significanten, wie causalen Reflex in seiner staatsrechtlichen
OllMun^ findet: denn er allein von allen Königen ist Plebejer.451
m Im Einzelnen ist die Geschichte des Tullus fast reine Kriegsge-
äBhkAte: nach Darstellung seiner Landassignationen (111, 1) beginnt
0m Erzählung seiner Kriege: zuerst mit Alba sammt dem Zwei-
Ütepfe der Horatier (III, 2 — 22), dann mit Fidenae und Veii sammt
Zerstörung von Alba (HI, 23 — 31. 37), daneben endlich auch mit
Sabinern (III, 38). An den Process des Horatius aber knüpft
Hieb eine wichtige Thatsache: das Volk erlangt damit zuerst den
Vorsprach m Criminalsachcn (HI, 22).
«i: - Fttr eine Reconstruction der licinischen Characteristik des An-
und Tarquinius sind bei Dion. die Unterlagen zwar dürftig,
derselbe* die characteristischen Parthieen der Darstellung des Lic.
Immerhin aber ist zu erkennen, wie eine wesentliche Ver-
limmeruog in der Lage der Plebs unter beiden Fürsten eintritt;
in unter Servius erscheinen die Plebejer ebenso wirtschaftlich,
bezüglich der Rechtspflege in der ungünstigsten Lage: mit einer
-«■gerechten Kopfsteuer belastet, durch keine neuen Ackerverthei-
financiell unterstützt, ist ein Theil derselben von Schulden*
gedrückt, ja in Schuldknechtschaft gerathen, während zugleich
Mangel der geeigneten Gesetze die Vornehmen deu Niederen
Rechtsgleichheit verkümmern und die Gerechtigkeit unterdrücken
(IV, •)•
Der Urheber und Verschulder aber solchen argen Rückganges
igt Ancus Marcius: selbst der böse König, wie der Ahnherr eines
ruchlosen Geschlechtes; denn als Enkel Numa's den Thron gleich als
Erbe betrachtend, ermordet er den plebejerfreundlichen Tullus
454) Drei Könige sind in das Patriciat cooptirt: Numa : IV, 3. Tarquinius
III, 44. IV, 3 und Servius Tullius : IV, 3; zwei sind geborene Patrizier :
üncus Marcius , als Glied der gens Marcia , und Tarquinius Superbus ; Romulus
ist Patrizier als Schöpfer des Patriciates überhaupt. Nur Tullus Hostilius
Plebejer, abstammend aus der albanischen Colonie Medullia : III, 4 .
770 Mobitz Voigt, pH J*
(s. bei A. 367) ; seine Söhne aber ermorden wieder den Tanpnn
Priscus , dem sie schon vorher durch Hinterlist nach dem Tkue
getrachtet (III, 72. 73. IV, 4. 33), und stellen auch dessen vntft
digen Söhnen nach (IV, 4. 33), zugleich als Thron prätendentea «1
von den Patriciern unterstützt dem plebejerfreundlichen Servil« ert»
gegen tretend (IV, 11). Im Besonderen aber ward die Verschlech-
terung der wirtschaftlichen Lage der Plebejer zweifelsohne zuriet
geführt darauf, dass Ancus zunächst eine besitzlose Plebs von Nem
schuf: in Folge mannichfacher Eroberungen eine . zahlreiche Bert-
kerung nach Rom versetzend, der er zwar Wohnsitze auf dem Aw-
tin (A. 456), aber keine Aecker anweist;452 dass sodann derselbe in
Wohlstand der Plebs untergrub ebenso durch ungerechte Steuere*
und durch Frohnden, die er den Plebejern auferlegt,454 als acl
durch die unaufhörlichen verwüstenden Plünderzüge, die w*hmi
seiner Regierung von den Nachbarvölkern in das römische Gebiet
unternommen werden (III, 37. 39 — 42); und dass endlich derselbe
auch der Uebervortheilung der Plebejer durch die Patricier nkh
steuerte (IV, 43). Dagegen die Verschlimmerung der rechtlich»
Lage der Plebs ward herbeigeführt dadurch, dass in Folge jeaer
Uebersiedelung zahlreicher Massen nach Rom eine Verwirrung der
Rechtsbegriffe eintrat (A. 455) und die Gesetze des Romulos mi
Numa in Vergessenheit geriethen (IV, 10), als auch in Folge des«
die clandestinen Verbrechen sich häuften,455 im Allgemeinen aber
den Niederen von den Höheren die Rechtsgleichheit verkümmert
und die Gerechtigkeit untergraben ward, ohne dass der König des
steuerte. Dagegen ist an verdienstlichen Thaten im Inneren nur eine
einzige zu verzeichnen : Ancus füllte das Thal der Murcia auf ind
zog den Aventin zur Stadt, denselben mit den nach Rom übersie-
delten Einwohnern von Politorium, Tellenae und anderen Slädfa
bevölkernd.456
452) IV, 9. Nur Cic. de Rep. II, 18, 33 weiss von einer Ackerauflbeiling- -
453) So die ungerechte Kopfsteuer im Gegensalze zum Census: IV, 9 «dfc
etwa die verhasste Salzsteuer: vgl. Aur. Viel. vir. ill. 5, t. Marquardl, rifr- j
Staatsverwaltung II, 4 55.
454) Nach Liv. I, 33, 7. Fest. 254b, 4 6 zum Bau der fossa Qoirifo»-»-
dann etwa auch des carcer: vgl. Aur. Vict. cit., Liv. eil. 8.
455) Vgl. Liv. I, 33, 8.
456) III, 43. So erscheint der Aventin als Bestandteil der Stadt am* i»
*TJ Leges regiae. 771
**• Andrerseits ist Ancus der Kriegerischeste aller römischen Kö-
Mge: fast seine ganze Regierungszeit wird ausgefüllt mit zahlreichen,
•keilweis langwierigen und zugleich ohne durchschlagenden Erfolg
(pßihrten Kriegen: bereits im zweiten Regierungsjahre beginnt der
achtjährige Krieg mit den Latinern und Fidenaten; daran schliesst
flieh unmittelbar an der Krieg wider die Sabinen nach noch nicht
dreijähriger Pause folgt der zweijährige Krieg wider Veii, und dann
Wiederum die beiden Kriege gegen die Volsker und gegen andere
satanische Völkerscharten (III, 37—42).
Hinwiederum Tarquinius Priscus ist ein Fürst, der zahlreiche
umd grosse Verdienste um den Staat sich erwirbt (III, 73). Allein
ebensowenig wie Ancus ist er ein plebejerfreundlicher Fürst. Daher
vermag Servius, in IV, 9 auf die Verdienste des Tarquin um den
fitaal der Plebs gegenüber sich berufend, zwar dessen Siege über
die Latiner, Etrusker und Sabiner, nicht aber dessen Förderung der
plebeischen Standesinteressen zu rühmen. Vielmehr hat in letzterer
Beziehung Tarquin nicht allein gegenüber den von Ancus geschafle-
&qh Ausständen passiv sich verhalten und namentlich auch keine
Aekerauftheilung vorgenommen, sondern auch in Folge seiner gross-
artigen Bauten die Steuer- und Froh n den- Last der Plebs nicht ver-
längert. Denn von Tarquin ward das Forum mit Tabernen und an-
deren zierenden Bauten geschmückt, ferner der Bau der cloaca ma-
fcima begonnen,457 nicht minder die Anlage des circus maximus mit
^özreihen hergestellt (III, 68), wie endlich der Bau des capitolini-
•©ten Tempels in Angriff genommen (III, 69. IV, 59).
&n» ans Lic. entlehnten (vgl. Nilzsch , a. 0. 1 30 ff.) X, 31 (Ju.7repisy6u£VO$ t^
*Äet) , 3£, demgemäss der von Schwegler, a. 0. I, 605 A. 3 vorausgesetzte Wi-
^■■spmch nicht obwaltet.
457) III, 67. Für licinisch halte ich die an den Cloakenbau geknüpfte Er-
'blung bei Plin. H. N. XXXVI, 15, 107: cum id opus Tarquinius Priscus ple-
LS naanibus facerel essetque labor incertum maior an longior, passim conscila
ece Qairitibus laedium fugienlibus novom et inexeogitatum ante posteaque reme-
toiii iQVenjt i||e rex f X}\ omnium ita defunetorum corpora tigeret cruci speetanda
inml civibus et feris volucrisque laceranda. Quamobrein pudor Romani nomin is
S^Mus, qui saepe res perditas servavit in proeliis, tunc quoque subvenit, sed
wo tempore in post vitam erubescens, cum puderet vivos tamquam puditurum
08861 exstinetos. Allein da Plin. den Lic. unter den Quellen nicht nenn! . kann
<»e Entlehnung nur aus zweiter Hand sein.
Attiftdl. d. K. S. Gasellecfc. d. Wiasensih. XVII. 52
772 Moritz Voigt, p V
Dagegen die äussere Politik des Tarquinias zeichnet sich dank ■'
die glänzendsten Erfolge aus: in fünf entscheidenden Kriegen»^
stört er zuerst Apiolae, erobert darauf die latinischen Stldte m
Anio, kämpft dann erfolgreich mit den übrigen Latinern «nd bm$
endlich zuerst die Etrusker und sodann die Sabiner, beide Vdfar
zur Unterwerfung unter seine Hegemonie nöthigend (bei A. 383). k
die Etrusker überbringen ihm die Insignien ihrer Könige: goUa
Krone, sella curulis, Scepter und Purpur-Toga mit Purpunuaftri,
deren jedoch Tarquin erst nach eingeholter Genehmigung m Sott
und Comitien sich bedient (III, 61. 62).
Die Heilung jener vorgefundenen Schaden und Misstlade Ar
Plebs fUllt dem Servius Tullius als Aufgabe zu, der, angefeindet,
wie bedroht von den den Mardern zuneigenden Patriciern,458 ia 4k
Rolle eines Schirm herrn der Plebs fast gedrängt wird und so M
als popularis (A. 447) ebenso die Macht des Senates und die Ge-
walt der Patricier mindert (IV, 24) , wie das Wohl der Plebs fe-
dert (IV, 79), ja seine eigene Machtstellung beschränkt, indes •
nicht allein sich selbst den Gesetzen unterstellt,458* sondere sack
einen Theil der königlichen Prärogative: die iudicatio in Civiteacke
auf die von ihm eingesetzten Centumvirn Überträgt (IV, 25. 36).
Insbesondere der politische Binfluss des Senates, wie der fr-
tricier wird geschmälert durch die Neuerung, welche von Serm
bei seiner Wahl zum Könige eingeschlagen wird: denn wahret
bisher zur Legalität solcher Wahl erfordert wurde, dass der Sem
vor Allem interreges bestellte, welche den (Kandidaten vorschlage*
und dann ein 7rpoßo6Xeu|xa abgab, worauf die Wahl Seitens der Co-
mitien und die Inauguration des Gewählten erfolgte und endlich daao
der König das imperium übernahm, so ist Servius unter Mitwirkung
allein der Comitien zum Könige bestellt worden (IV, 40 vgl. c 1
10. 12. 31. 34. III, 46, sowie S. 185 unter a).
Dagegen wiederum zur Beseitigung der Misstände und der
Ubelen Lage der Plebs dienen sieben verschiedene Maassnahmet:
458) Für licinisch halte ich die Relation bei Paul. Dinc. tll, 4: patriae
vicus Romae dictus eo, quod ibi patricü babHavercmt tubente Servio Tolfio. *
si quid motirenlur ad versus ipsum, ex locis superioribns opprimerentur.
458») IV, 36; vgl. Tac. Ann. III, S«.
*] Lkgks regue. 773
srst in wirtschaftlicher Beziehung theils die Auflheilung von ager
Uicus an die Besitzlosen (IV, 9 — 11), die auch später nach Be-
ugung des etruskischen Krieges wiederholt wird (IV, 27), theils
Bezahlung der Schulden für die Bedürftigen (IV, 9—11), theils
gesetzliche Abschaffung der grausamen Schuldhaft (IV, 9. 11),
ik endlich die Aufhebung der Kopfsteuer, wie Frohnden, und die
rabminderung der Steuerlast durch die Einführung des Census:
• Vermögenssteuer (IV, 9. 11. 43), wie resp. durch Einstellung
* tarquinischen Bauten; 'und dann wiederum in rechtlicher Be-
bung ebenso die Codificirung des Rechtes und die dadurch be-
riete Gleichstellung aller Bürger vor dem Gesetze (IV, 9. 11. 25.
43), wie auch die lieber I ragung des Verspruches in Zivilsachen
die Centtimvirn (IV, 25. 36), endlich aber auch die Aufnahme
- manumissi in die Civität (IV, 23).
Zu diesen Grossthaten der inneren Politik gesellt sich sodann
»sowohl die Stiftung des latinischen Bundes unter der Hegemo-
Rom's und um den Mittelpunkt des Tempels der Diana in Aven-
> mit gemeinsamer Bundesversammlung und Austrägalinstanz, wie
. gemeinsamen Opfern und Jahrmarkten (IV, 26), als auch der
^reiche zwanzigjährige Krieg mit den Etruskern, welcher drei
umphe, wie die Wiederherstellung der Hegemonie über dieselben
Folge hat (IV, 12. 27).
Und endlich übernimmt Servius auch den Schutz und die Sorge
das tarquinische Haus gegenüber den von den Marc i er n geplan-
Nachstellungen, wie die Vormundschaft über die Söhne des Tar-
nius (IV, 5. 8).
Allein andrerseits geschieht es nur unter dem Drucke der histo-
;hen Verhältnisse, dass Servius die Vertretung der Interessen des
quinischen Hauses, wie der Plebs übernimmt; denn an sich ist
-selbe keineswegs der grossherzige Fürst, der in selbstloser Vor-
>e für das Edle und Gute der Unterdrückten und Hülfsbedürfti-
i sich annimmt, vielmehr ist er ein schlau berechnender, selbst-
htiger Character, der aus Eigennutz den Schutz des tarquinischen
ases, wie der Plebs übernimmt. Denn die Gewinnung des Thro-
; ist sein Herzenswunsch, in kluger Berechnung aber sorglich von
l verborgen, und schliesslich verwirklicht in jener doppelten Rolle,
ler wird seine Fürsorge für die Plebs zu einem Buhlen um deren
eigenen Hause hervor und fuhren jenes erschütternde Familie
herbei, in welchem Servius durch eigene'Schuld, zugleich ab
als Opfer einer patricischen Reaction, wie tarquinischer I
sucht durch die ruchlose Hand seiner Kinder untergeht.
Endlich Tarquinius Superbus, gleich dem Ancus seil
bejerfreunillichen Vorgänger ermordend, und ebenso ein vi
Verwandtenmörder (IV, 79), wie voller Hinterlist und Tücke (
gelangt durch offene Gewalt, nicht auf gesetzlichem Wege zi
schaft (IV, 41. 45. 46. 78. 80). Immerhin aber ist seine
rung nicht ohne Glanz, wie Verdienst. Einerseits unternii
ebenso nützliche, wie zierende Rauten: dort durch Errichti
fesligter Zufluchtsorte!- für die Landbevölkerung, durch Vers
der Stadtmauer (IV, 54), wie durch Vollendung der Cloake*
durch Verschönerung des circus maximus (IV, 44), wie der
bauung des capitolinischen Tempels (IV, 59). Und andrerse
zielt er bedeutende Erfolge auf dem Gebiete der äusseren I
er erneuert unter der Hegemonie Rom's den röraisch-latmisc
nikischen Bund mit Hinzuziehung des volskischen Ecetra un
tium, als dessen localen Mittelpunkt den Tempel des Iuppiter
lis auf dem mons Albanus mit gemeinsamen Bundesopfern oi
feriae latinae stiftend (IV, 45 — 49); und nicht minder führt
4 59) IV, 34. 40. Indem die Curiatcomitien , wie die Tributoomitiei
cratisch (s. bei A. 4ü), die Centuriatcomitien dagegen plutoeratisch si
*M] Leg es regiar. 775
•
folgreiche Kriege wider Suessa Pometia, wider die Sabini und wider
Äbii (IV, 50 — 58), während seine späteren Feldzüge wider die
Vo&ker allerdings entscheidungslos bleiben (IV, 52).
Allein das Verdienst solcher Leistungen wird verdunkelt da-
'öflcli-, dass er das Königthum in eine Tyrannis verkehrt und so nun
tich zu deren Schutze die von Numa aufgehobene Leibwache w fe-
ar herstellt (IV, 41. 46. VI, 74). Zuerst wüthet er gegen die Pa-
ici^w, dieselben in Criminaluntersuchungen verwickelnd oder heim-
h bei Seite schaffend, und zugleich jede freie Meinungsäusserung
Senate unterdrückend (IVy 42. 81); und sodann misshandelt er
* Plebejer: durch Abschaffung der Gesetze des Servius, wie des
osus, dafür die Kopfsteuer, wie harte Frohnden wieder einfüh-
id ; ingleichen durch das Verbot aller Zusammenkünfte der Curien,
ji und vici; und endlich indem er auch die Plebs durch Delato-
t überwacht und die Missvergnügten streng bestraft (IV, 43. 44.
. V, 2 vgl. A. 447). Und so nun schürt er zugleich die innere
netracht: wie die Plebejer den Patriciern, so gönnen wiederum
* Letzteren den Ersteren voll Schadenfreude den Druck, den sie
leiden (IV, 43. 44).
Gleichwohl hat die Herrschaft des Tarquin materiell die Lage
*r Plebs nicht verschlechtert, vielmehr derselben mannichfache und
"übliche Vorlheile gebracht: denn durch Fürsorge für dieselbe hat
dieser geschmeichelt und solche sich zu verbinden, wie gegen
5 ^Mricier einzunehmen gesucht; und nicht minder hat er in frei-
%^ler Weise die suessanische Beute den Plebejern überlassen
^). VI, 74); ja selbst seine Tyrannis kehrte sich weniger gegen
ebejer, als vornämlich gegen die Patricier (VI, 74). Dennoch
Änat auch die Plebs nicht nur mit Unwillen jenes Regiment er-
und so den Tarquinius sich entfremdet, sondern auch mit
atriciern, als diese zur Vertreibung des Königs sich verschwö-
' bereitwillig sich verbunden und so nicht allein den Tyrannen
s**rzl (IV, 70—76. 78. 84. VI, 74), sondern zugleich auch eine
^ staatsrechtliche Ordnung begründet: nicht im Wege einer Be-
s^SSung der altbewährten Staatsform, als vielmehr einer Modification
ters^lben: die königliche Gewalt ward beibehalten, jedoch zweien,
anders titulirten, erwählten, jährlich wechselnden Magistraten über-
tragen (IV, 73. 74).
776 Mobitz Voigt, P w
§ 24. ■$■
•ie Anale* im Valeriw Aiüm.
lieber die Lebensverhältnisse des Valerius Antias mangeln uns de
Nachrichten.460 Wohl aber ergeben die S. 1 52 ff. zusammengesteckt
Quellenbelege , dass derselbe an seinen Annaleo zwischen 706 ad
709 schrieb, somit also nach dem Tode des Sulla, wie des Licuai
sein Werk verfasste,461 demnach aber solches von Lic. weder ge-
kannt, noch benutzt, noch verarbeitet werden konnte, wie z.B.
Nitzsch, a. 0. voraussetzt. Diese Annalen selbst nun waren be-
stimmt, den a ris to er a tischen Kreisen Rom's eine ansprechende mi
gefällige Lecture zu bieten, jener Sphäre somit, zu welcher der Ver-
fasser selbst durch seine Geburt und Familienstellung gehörte. IM
so nun aecomodirte sich nicht nur jenes Werk, sondern entsprach
in der That auch dem Geschmacke und Anschauungen; den polni-
schen Tendenzen und Sympathieeu jener Kreise: es schloss ebenso-
wohl in demselben, wie Nitzsch, a. 0. 346 bemerkt, »zu einer leb-
ten festverwachsnen Masse zusammen, was sich bisher neben ad
aufeinander entwickelt und geschoben hatte: Parteidoctrin, Famifiet-
stolz, Lust und Unbefangenheit der Erzählung und der Eifer, dnrck
seine Arbeit eine politische Richtung soweit möglich zu förder»,
wie andrerseits dasselbe »in den Kreisen, in denen eine solche Ge
460) Vgl. Schwerer, röm. Gesch. I, 90 (f. Nissen, krit. Untere. 431.
Peter, Inst. rom. I, CCCV f. Nitzsch, röm. Annaüstik 47 4 ff. 184 ff. 346 ff. Ie-
serling, de rer. Rom. scriptor., quibus Liv. us.us est 46 ff.
464) Nach Peter, I. c. CCCV hat Valer. vor Sisenna, gest. 687 geschrieben
dies folgert derselbe aus Vell. II, 9,6: aequalis Sisennae (sc. fuit) Rutilios ßw-
diusque Quadriga rius et Valerius Antias, und Front, ad Ver. I, 4 p. 4 44 Kit.:
hisloriam quoque scribsero Sallustius struete , Piclor incondile , Claudius kfkk,
Antias invenuste , Seisenna longinque , verbis Cato muUiiugis , Coelius sJogöfe;
allein beide Stellen ergeben gar keinen Beweisgrund , denn sonst müsste man jt.
was Fronto betrifft, auch annehmen, dass Sallust vor Pictor und Valerius tot Cato
geschrieben habe. Nach Nitzsch a. O. 4 79 schrieb er vor oder nicht lange meh
Porapeius erstem Consulat d. i. 684 ; allein auch hier fehlt der Beweis. Da»
kommt, dass Valer. nach Gell. VII, 9, 9 im 45. Buche das J. 644 behandelte,
seine Annalen aber nach dems. § 4 7 mindestens 75 Bücher umfassten; hätten»
Valer. im J. 684 seine Annalen vollendet, so hätte die Zeit von 645 — 684 d. i
40 Jahre das 46. — 75., somit 30 Bücher gefüllt.
l] L.KGK8 RKGUE. 777
lichtsschreibung entstanden, besonders beachlet, um nicht zu sagen,
schätzt« war.
Die Erkennung der Zubehörigkeit aber der einzelnen Stücken
i der Königsgeschichte des Dion. zu den Annalen des Valerius
nd durch folgende Kriterien vermittelt:
I. Die Darstellung der römischen Geschichte im Lichte der Ten-
izen der Qptimaten-Pärthei und zwar mit der ModiOcirung, dass
t Patricier mit den Optimalen, die Plebejer mit den Populären
ntificirt werden. Dies aber tritt zu Tage in folgenden Momenten:
A. Val. legt dar, wie das populäre Partheiprogramm in der
ionalen Vergangenheit eine historische Rechtfertigung nicht finde.
i zwar
{. bezüglich des wirtschaftlichen Theiles jenes Programmen ist
Forderung der Assignationen von ager publicus unberechtigt; denn
a. schon mit der Gründung des Staates haben die Plebejer
m gleichen Antheil an Acker empfangen und sind somit abgefun-
i worden: denn bereits Romulus hat, nachdem er von dem ge-
sotten Acker einen Theil für die Erfordernisse des Cultus und
en anderen Theil als ager publicus (xoö xoivoG *pjc) ausgeschie-
i,463 alles Uebrige in 30 gleiche Theile zerlegt, solche unter den
;h die Plebejer umfassenden Curien verloost und innerhalb der-
ben an deren Mitglieder aufgetheilt, damit aber allen ein voll-
nmenes Gleichmaass gewährt: II, 7: rapte^ouoa -rtjv xoiv^v xat
r(anjv tooTTjxa'
b. ein etwa doch obwaltendes Bedürfniss nach Ackeraufthei-
g ist allein durch Colonie-Deduction zu befriedigen; denn bereits
tputus hat zum grossen Seegen für den Staat solches System aus-
iliesslich adoptirt: er entsendete in die unterworfenen Städte Co~
en, einigen von jenen zugleich das Bürgerrecht verleihend, uud
orderte damit das Wachsthum und die Erstarkung des Staates:
1 6. Und in der Thal hat gerade dieses System die folgenreichste
ieutung für die dem römischen Volke zufallende Rolle in der Welt-
chichte erlangt: denn während Sparta, Theben und Athen483
461) Dagegen die bei Lic. auftretende Vorstellung von einem königlichen Ta-
ute (A. 44 0), ist dem Val. fremd.
463) Diese nämlichen Staaten neben Crela, Mantinea und Carthago benutzt
eits Pol. VI, 43 zur historischen Parallele.
778 Mobitz Voigt, {*
durch die Abschliessung ihres Bürgerrechtes gegenüber Peregnm
nicht ohne Gefahr für ihre Existenz grössere Verluste im Krnp
ertragen konnten, so verdankt Rom seinem Coloote-System und der
entsprechenden Verleihung seiner Civität an Communen , wie a b-
dividuen seine Elasticität und Unverwttstlichkeit, wie die Ausgiebig-
keit seiner Wehrkraft, welche ebenso passiv, wie activ in zahlrei-
chen, schweren Kriegen so glänzend sieb bewahrt hat: U, 17 •
Und während nun dementsprechend das Coloniesystem betont wM
in II, 11. 35. 36, so kennt dagegen Val. nicht das von Lic. in im
Vordergrund gestellte System der Transferirung der unterworfen
Völkerschaften nach Rom (S. 185 f.), daher nun bei ihm in Ge-
gensatze zu Lic. (A. 405) als Coionieen auftreten : Crustumerin,
Fidenae und Camerium, als Coionieen des Romullis: II, 36. 53. 54,
sowie Camerium als Colonie des Romulus und Tatius: 11, 50, das
aber auch Caenina und Antemnae, als Coionieen des Romulus: I,
35, sowie Signia und Circeii, als Coionieen des Tarquinius Super-
bus: IV, 63;«*
c. bereits Romulus, indem er die Plebejer neben den Patricien
in den Staatsorganismus einfügte, wies die ersteren nicht lediglki
auf Ackerbau und Viehzucht, sondern auch auf bürgerliches Geweite
an, und Gleiches beschah auch von den späteren guten Königes:
II, 9: fetopfetv xe xat xnfjvotpospetv xai xae xp7]FLaT0TCOto^C epydCiatai
xs^va;' III, 36: dvavscooaaöat fetopfCatc t« xal xnqvoxpotpfatc xal tat;
aXXat; ep^aofat;. Und dann geschah es auch durch Ancus, diss
durch dessen Schiff barmachung des Tiber, wie durch die Gründung
von Ostia in dem Handel** ein ganz neuer Erwerbszweig der Pleb
erschlossen wurde: III, 44: xaxd töv ßt'ov äicaaav eoöatjiovcoTipai
aurJjv (sc. jrijv icoXiv) sicotYjae xal iupaf(idTu)v iic^pev ä<j/aaftat jtwHnt-
464) Gleichen Gedanken spricht Pol. VI, 18 bei seiner Betrachtung der rö-
mischen Verfassung aus.
465) Uebereinstimmend mit Lic. auch Medullia, als Colonie des Konnte:
II, 36. III, 1. 34.
466) Dass in den Partheik'ainpfen der Optimalen und Populären auch dar rö-
mische Handel einen politischen Gesichtspunkt ergab : als nachtheilig für die Baven-
schaft und bevorzugt von der Nobililät , dafür giebt bereits einen Fingerzeig die
schon ältere lex Claudia v. 530 bei Liv. XXI, 63, 3. Im Uebrigen vgl. Ntoch,
Gracchen 133 f. 4 56 ff.
] Leges regiae. 779
>v, und zu dessen Schutze nun auch der laniculus befestigt ward :
*U, 45.
2. Bezüglich des politischen Theiles des populären Programmes,
und so zwar
a. bezuglich der Vertheilung der Staatsgewall zwischen Seual
Und Comitien : es liegt von allem Anfange an die Entscheidung der
Staatsform in der Hand des Senates, während den Comitien ledig-
Hell eine ratihabirende Function zukömmt. Denn so wird solche
Hfti$cheidung nach dem Tode des Romulus von dem Senate den
Comitien anheim-, von diesen aber dem Senate zurückgegeben: II,
57, wahrend wiederum nach dem Tode Numa's der Senat unter
~ Beitritt der Comitien über die Beibehaltung des Königthumes ent-
~ scheidet III 1 •
V b. bezüglich der Aufnahme der ltaliker in die Civitäl:467 denn
- die italischen Unterthanen und Bundesgenossen , indem sie dem Pa-
tron ate je einzelner Patricier als ihrer Vertreter unterstellt sind, fin-
. den in dem Senate das geeignetste Organ für Austrag ihrer Be-
sehwerden : II, 1 1 ;
c. bezüglich der Einordnung der manumissi in die Tribus, wo
Val. in IV, 22 auf die hierbei sich entgegentretenden Partheibestre-
bongen468 mit der Bemerkung abzielt, dass zuerst Servius den biber-
467) Es ist jedoch zu dein Zeitpunkte, wo Val. schrieb, solche Frage be-
reits gelöst durch die leges de civitate v. 664 — 667.
468) Seitdem der Censor App. Claudius Caecus im J. 442 die Libertinen in
die tribus rusticae zugelassen und dann der Censor Q. Fabius Maximus im J. 450
; dieselben in die tribus urbanae zurückgewiesen halte, trat in Bezug auf deren Ein-
ordnung ein Schwanken zu Tage in Folge ebenso des Wechsels der von den Cen-
soren beobachteten Praxis, wie des Einschleichens jener selbst in die tribus rusti-
cae. Zugleich ward aber auch von der Gracchen-Zeit ab solche staatsrechtliche
Frage in die Partheiprogramme der Optimalen und Populären mit aufgenommen,
bestimmt durch die Tendenz der Letzteren, mittelst Einordnung der Libertinen in
die tribus rusticae die politische Machtstellung der Bauernschaft in den Comitien
sco brechen, wie andrerseits durch die entgegengesetzte Tendenz der Optimalen.
Und nachdem nun in solchem Kampfe die Letzteren ihrem Programme gemäss
die gesetzliche Regulirung jener Frage durch die lex Aemilia v. 639 durchgesetzt
hatten , so machten wiederum die Populären zu verschiedenen Zeiten : durch die
lex Sulpicia v. 666, lex Papiria v-. 670 und lex Manilia v. 687 den Versuch, den
Libertinen die tribus rusticae wieder zu erschliessen. Vgl. Becker-Marquardt,
a. O. II, 4, 493 ff. 3, 46 ff.
780 Moritz Voigt,
tinen die Isopolilie gewährt und zugleich dieselben in die vie
urbanae eingeordnet habe, in welche sie nun auch bis auf i
genwart herab eingetragen würden.
B. Val. liefert durch seine Characteristik der ursprüi
Stellung und Verschiedenheit der Patricier und Plebejer dei
weis, dass die von den Optimalen inne gehabte, in socia
politischer Hinsicht bevorzugte Stellung bereits in der ältest
nung des römischen Staates begründet ist. Denn es stützt i
letztere schon in seinen ersten Anfängen auf eine Bevölkert
edlem Stamme, hervorragender Tüchtigkeit, wie reichem
aus erlauchtem Saamen wächst der Staat empor und im
Nachkommen den Vätern gleichen, so wird er durch jene
herrlichen Ruhme, seiner hohen Macht, seinen glanzvollen
gen entgegengefahrt. Denn auf der Schwelle der Geschieht*
bereits die Patricier, welche, im Sinne der spateren Zeit, v
herein zwei Gruppen umfassen:
die patres d. s. die patricischen patresfamilias , so ben
es nach dem höheren Alter, sei es nach ihrer Vaterschaft
sei es auch nach dem Adel ihres Geschlechtes: II, 8;4** um
die patricii d. s. die Nachkommen jener patres.
Die Patricier sind aber die Männer von erlauchtem Ge$
hervorragender Tüchtigkeit, wie reichem Besitze, welche
ein geschlossenes, befestigtes Hauswesen haben und so nun
chem ihre Kinder um sich herum vereinigen: 11, 8: oi £iri<pa
Tfevo<; xat 8i dpexTjv e7caivo6|ievoi xat ^piqfAaaiv e&Tropoi , ij8i
ol; Yjoav. ExdXei (sc. 6 cP(o|jlüXo;) — xoi><; 8' sv ng
^c<rc£pa<;, II, 9: oi *pet'rcoo<;. Und ihnen nun wird von Rom
Besorgung der sacra, die Führung der Magistratur, wie das
469) Site 5ii to irpssjkusiv r^ixiqt tcuv ofMcov, eit>* ore iralSet «ui
siT£ Sta tt]v emcpaveiav tou fevou; * und die letzte Erklärung nun auch
I, 8, 7: patres certe ab honore patriciosque pro^enies eorura appellati.
die Senatoren hiessen nicht patres, sondern patres conscripü (ircztipet t]
II, \t. — Neben jene Auffassungen des Val., wie des Lic. (A. 4M) ▼(
als patricische patres familias tritt deren Auffassung als Senatoren und de
als deren Descendenz: Cic. de Rep. 11, 12, %3. Paul. Diac. 7, 6, wei
solche Benennung erklärt wird entweder aus ihrem höheren Alter oder
ihnen obliegenden Pflicht, wie Väter für den Staat zu sorgen : Cic. de Rc
14. Sali. Gat. 6. Eulr. I, 2. Vell. 1, 8, 6.
SM7] Leges bbgiae. 781
,: II, 9, ingleichen die Mitgliedschaft im Senate: 11, 12. 58, wie
endlich auch das Patronat über die Plebejer, als die Clienten über-
wiesen: 11, 9.
Sodann die Plebejer sind die Niedrigen d. h. die obscuren Leute
vom gewöhnlichem Schlage und bedrängter Vermögenslage : II, 8 : ot
ÄOTjfioi xal Tcaiceivol xal airopot ' o{ fcv ttq xataSicatepa xu/ig * 9 : oi
-jjrtou^. Und diese wiederum sind enthoben von der Besorgung der
mcra, der Führung der Magistratur und dem Richteramte, wie aus-
geschlossen von dem Senate; vielmehr fallen ihnen Ackerbau, Vieh-
sacht und bürgerliches Gewerbe zu, wie sie auch als Clienten den
PMriciern untergeordnet sind, wobei ihnen jedoch von Romulus die
Wahl des Patrones freigegeben ist: II, 8. 9.
Dagegen sind Patricier, wie Plebejer gleichmässig in die Tribus
und Curien eingeordnet: II, 8. 9, und stimmen in den Curiaicomi-
iieo, wobei indess der Plebejer nicht gegen seinen Patron die
Stimme abgeben darf: 11, 10.
II. Das über die Populären abgegebene Urtheil. Denn so werden
A. die Populären oder Plebejer geflissentlich verunglimpft durch
die Vorwürfe:
1. dass, während der Staat von seiner Gründung an zu Ein-
triebt und Harmonie angelegt und entwickelt ist: 11, 9. 57, die Po-
pulären seit der Zeit der Gracchen Zwietracht und Zerwürfnisse
hervorrufen : 11, 1 1 (s. bei A. 353) ;
2. dass die Ursache der inneren Partheikämpfe, welche den
Staat zerrütten, und der Niederlagen im Kriege, welche den Unter-
gang zahlreicher Heere, wie Flotten und andere schwere Schlage
fUr den Staat verschuldeten, in dem Verfalle der Staatsreligion470
und im Besonderen in der Vernachlässigung der Auspicien liege,
solche Verschuldung aber vor Allem die Plebejer treffe, wie denn
ein warnendes Beispiel gegeben sei in dem Untergange des M/ Li-
cinius Crassus471 und seines Heeres in dem parthischen Kriege, ver-
schuldet durch den Trotz des Licinius gegen die Götter: II, 6, und
470) Hiermit tritt Val. der Auffassung der besten Patrioten seiner Zeit bei
und so namentlich auch des Cic, wie Varr. : vgl. Krahner, zur Gesch. des Ver-
falls der rom. Slaatsreligion 49 f.
471) Es ist durchaus significant, dass als warnendes Beispiel der Plebejer
Licin. Crassus gewählt wird, nicht aber der Patricier P. Claudius Pulcher, der im
783 Moritz Voigt, [tft
wozu nun das Gegenstück bietet das Vorkommniss mit dem Auga
Navius in III, 70. 71 ;
B. direct wider Licinius Macer polemisirt. Denn wenn ViL
nach seiner Characterisirung der ursprünglichen Stellung der Pa-
tricier (S. 226) die entgegenstehende Darlegung in II, 8 zurück-
weist und dabei deren Vertreter bezeichnet als oi izpb- ito Run
cpdävov dvacpepbvxe; to izpä^\ia xai StaßdXXovrec efc SixrfevctaN tty ti-
Xiv, so ist solcher Vorwurf der Geschichtsfälschung um persönlicher
Missgunst willen und des Herabziehens der Anfänge des Staates m
das Mesquine in der That auf Lic. zu beziehen, der solche Darstel-
lung gegeben hatte (S. 489 ff., sowie A. 409).
III. Das Urtheil über Sulla und die sullanische Verfassung, wie
solches in V, 77 abgegeben ist: es trifft allerdings den Sulla der
Vorwurf, dass er den Senat mit allerlei Leuten, wie sie der Zufall
bot, anfüllte, dass er auch das Tribunat gar zu sehr in seiner Wirk-
samkeit beschränkte , dass er ferner ganze Städte zerstörte * und int
auswärtigen Staaten sehr willkührlich verfuhr, dass er endlich noch
manche andere Willkuhr-Maassregeln sich zu Schulden kommen liess,
namentlich aber auch 4000 Bürger hinrichten liess, ja theil weis die-
selben sogar vorher noch der Tortur unterwarf; allein bei Alle den
bleibt es fraglich, ob Sulla aus egoistischen Interessen und Dicht
etwa unter dem Zwange der Notwendigkeit, gedrängt durch die
Rücksicht auf das Wohl des Staates, solches Verfahren einschlug.432
IV. Das Urtheil über C. lulius Caesar. Denn wenn gleich Vai
geflissentlich und somit doch planmässig es vermeidet, den Caesar
oder auch den Pompeius überhaupt nur zu nennen, selbst da, wo
die Veranlassung dazu sehr nahe lag, wie in VIII, 87 (s. S. 153 un-
ter 3), so ist doch auf Cäsar zu beziehen die Aeusserung in II, 12:
J. 505 in Folge seiner schnöden Missachtung der Auspicien bei Drepanum die
Flotte verlor.
472) Es ist dies das wichtigste und beachtenswerteste Urtheil, welches das
Alterthum über die sullanische Herrschaft uns hinterlassen hat ; und zwar das be-
achtenswert hoste um desswillen , weil es bald nach Sulla's Tode von einem Zeit-
genossen und von optimatischer Seite abgegeben wird ; beachtenswerthest aber
auch durch seinen Inhalt : es spricht einen Tadel aus , aber ebensowohl tadelt es
in anderer Form, als Licin. (s. S. 192 11*.), wie es auch eine Entschuldigung oder
Rechtfertigung offen hält.
929] Legbs regiae. 783
«las Regiment der alten Könige war keineswegs automatisch und
eigenmächtig, wie zu unserer Zeit (s. S. 155 unter 7).
V. Die chronologischen Momente, welche gegeben sind in II, 6.
4 4. III, 71. IV, 21. 61, worüber vgl. S 152 ff. unter B 4. 5. 8. 6. 1.
VI. Einzelne Momente und so zwar:
A. Die Verherrlichung der gens Valeria, welche ein characte-
rtstisches Merkmal der valerischen Geschichtsdarstellung ergiebt.4™
Denn dem entspricht, wenn in II, 46 als Genosse des Titus Tatius
der Sabiner Volesus Valerius auftritt, welcher der Stammvater der
römischen gens Valeria wird.474
^ B. Die Detailmalerei, welche nicht minder Kriterium der vale-
rischen Darstellung ist.475 Solche aber tritt hervor:
1 . in der Zeichnung der Details der Kämpfe und taktischen Be-
wegungen in den Schlachten; und solche ist gegeben in II, 42. 476 43;
2. in den Details und resp. auch Uebertreibungen der Zahlen-
angaben, wie solche hervortreten:
a. in der Bestimmung der Zahl der geraubten Sabinerinnen auf
683: II, 30 vgl. Kiessling, I. c. 27;
b. in der Bestimmung der Stärke der kämpfenden Heere: in
dein Kampfe des Romulus mit Tatius stehen gegenüber auf Seiten
der Sabiner 25000 Fussgänger und fast 1 000 Reiter, auf Seiten der
Römer 20000 Fussgänger und 800 Reiter: II, 37 vgl. Kiessling,
I. c. 27;
c. in der Angabe der lustra und des Resultates der Zählung
der Bürger: IV, 22 vgl. Kiessling, 1. c. 27 ff.
d. insbesondere in der Bevölkerungsziffer Rom's, welche als ur-
sprüngliche fixirt wird auf;
3000 pedites: II, 2. 16 35. I, 87.
300 equites: II, 2. 13. 16.
473) Vgl. Kiessling, I. c. 2ft f. Peter, Quellen Plut. 45 ü\ Schwegler, a. O.
II, 8. Yal. Max. IT, 4, 5.
474) Vgl. auch Liv. II, 18, 6. Fest. 198b, 3.
475) Vgl. Lachmann, de fönt. Liv. I, 36. II, 84 ff. Kiessling, 1. c. 33.
Peter, a. O. 48. Nitzsch, a. O. 4 06.
476) Hier stimmt Val. in der Hauptsache überein mit Piso: s. Peter, a. O.
456; allein im Nebenpunkte differiren beide: nach Piso erfolgte der Angriff des
Romulus von der Hohe herab, wovon Val. nichts besagt.
784 Moritz Voigt,
Durch Uebersiedelung von 3000 Cäninensern und Antemnate
sich diese Ziffer auf
6000 pedites: II, 35.
Spüier dann erfolgt theils zahlreicher Zuzug: II, 36, tbeils di
siedelung der Sabiner des Tatius, wodurch die Zahl der
verdoppelt wird: II, 47. Dann wiederum siedeln nach den
mit den Camerinern 4000 derselben nach Rom über: II,
endlich auch nach dem Frieden mit den Vejentern eine gn
von solchen: H, 55, so dass nun beim Tode des Romulus
gerschaft nach II, 16 angewachsen ist auf
46000 pedites,
1000 equites.
C. Mit dem Zahlenschema unter B 2 d stehen in Correg
1. die Organisation der Staatsbevölkerung: es werden
Bürger von Romulus vertheilt in 3 Tribus unter einem tri
1 0 Curien unter einem curio, so dass jede Curie 4 4 0 patres!
und zwar 100 pedites und 10 equites umfasst: II, 7. D
theilung aber ist
a. eine politische, nämlich sowohl als Grundlage für
mitien: II, 14, wie als Wahlkörper für den Senat (s. untei
aber auch als Wahlkörper für die Celeres d. i. die königlic
wache (s. unter 3);
b. eine militärische, und zwar
aa. für die pedites, indem die Tribus die grösste Infi
theilung von 1000 Mann unter dem tribunus, dagegen die
kleinere Abtheilung von 100 Mann unter dem curio als
bildet: II, 14, und selbst wieder in 10 Decurien zu 10 Ma
einem decurio zerfällt: II, 7;
bb. für die equites, deren jede Curie 10 Mann stellt,
indess aus Val. nichts Näheres von Dion. überliefert ist; v«
2. Die Organisation des Senates, welcher 1 00 Mitgliedei
*3ffM] LBGB8 BK6IA«. 78B
|>*M*cripti genannt, umfasst: II, 42. 47. 57 und in der Weise zu-
? tanunengesetzt ist, dass von den Senatoren 4 vom Könige erwfthh
i
«Mrd, der zugleich (als praefectus urbi) dessen Stellvertreter ist, da-
*l£0fei jener selbst im Felde steht, 9 und zwar je 3 von den 3 Tri-
, endlich 90 und zwar je 3 von den 30 Curien erwählt wer-
II, 12.
Nach (Jebersiedeiung der Sabiner des Tatius nach Rom erfolgt
mit der Verdoppelung der Patricier auch eine Verdoppelung des
ites: II, 47, so dass damit dessen Bestand auf 200 sich erhöht :
57.
Endlich Tarquinius Priscus fügt aus den Plebejern 100 Mitgiie-
bei, so dass damit der Senat die Zahl von 300 erreicht und
Jt zugleich eine Vermehrung der Zahl der Vestalinnen von 4
6 Hand in Hand geht: III, 67.
3. Die Bestellung der 300 celeres oder königlichen Leibwache,
dieselben in der gleichen Modalität, wie der Senat: durch
der Curien aus deren Angehörigen und zwar je 10 aas I Cu-
aoserlesen werden: II, 13.478
n 478) Bezüglich der celeres treten drei verschiedene Ansichten hervor: 1. des
tue : celeres und Leibwache sind verschieden , vielmehr celeres und equiles
fgfottech, wogegen die Leibwache, 300 Mann stark, zur Infanterie gehört; der
-Skane celeres kommt von Celer, dem ersten, von Romulus eingesetzten Reiter-
Sftftibrer: Lyd. I, 9. vgl. Serv. in Aen. XI, 603. — 2. celeres und Leibwache
identisch , somit celeres und equites verschieden , vielmehr Ihuen die cele-
ftasdienst; dies ist die Auffassung a. des Val. : denn verschieden sind die
demselben in II, 2. 4 6 erwähnten equiles und die hl II, 13 erwähnten 300
oder Leibwachen: die Benennung aber celeres ward denselben beigelegt
Ehren des Celer, des Genossen vom Romulus, welcher den Remus erschlug:
II, 13: %ik&pa$ oi 'Pofioioi xaAofcoiv, «is — ÜuaAepio< o AvnttK <pi)Oiv
toö iflpft|Aov<K aotwv toot' Ijfovto? TtouvopLa • vgl. I, 87. Hut. Rem. 8. Serv.
XI, 603, und so nun auch Liv. I, 4 5, 8. wozu vgl. 43, 8; vgl. auch
ding, 1. c. 22; b. von Licin. bei loann. Mal. chron. VII p. 479, wonach
Leibwache, 300 Mann stark, das palatinische Corps ist: al ivSov tou flaX«-
ooaat orpatfai * und dem Lic. entspricht nun die Darstellung bei Hut. Rom.
##: die Einsetzung der Leibwache ist eines jener Anzeichen, dass Romulus gegen
Bude seines Lebens der Tyrannts zuneigte (s. S. 21t); daher ntngiebt sich
derselbe in Dion. fl, 29 bei der Ausübung der iurisdictio mit einer Garde,
brend Numa wich Plut. Num. 7 dieselbe auflöst ; allein von Tarquin. Sup. wird
^wieder eingesetzt: Dion. IV, 44. 44, daher nun Brutus Irfbnnus celerom ist:
an. IV, 74 und sich erbietet, nach Vertreibung der Könige solche Würde nie-
786 Mobitz Voigt, I!
4. Die Flur-Eiiitheilung, indem den Curien zugleich Acker-Ci
turien als Curiat-Flurbezirke entsprechen: II, 7.
5. Die Zahl von 300 Colonen , weiche Romains ebenso m
Caenina und Antemnae: 11, 35, wie nach Fidenae deducirt: U, 5
D. Mit dem Eintreten des Val. für die alte Staatsreligton m
II A 2 stehen in Correspondenz :
1. die Angabe, dass Tullus wegen seiner Vernachlässigung
überlieferten, wie wegen Einführung peregriner sacra von götth
Strafe heimgesucht ward: III, 36 ;4TO
2. die Hervorhebung der Cultushandlungen bei Vorrückuog
pomoerium: IV, 13;
3. die Hervorhebung der suovetaurilia bei der Lustraüon: IV,
4. die Schilderung der Inauguration des Romulus: 11, 5;
5. die Mittheilung der göttlichen Wunder,480 und so zwar
a. in der Himmelfahrt des Romulus: II, 16 und A. 363*;
b. der Wundergeschichte des Attus Navius: III, 70. 7f;
c. der Wunder bei der Geburt des Servius: vgl. A. 369;
d. der göttlichen Zeichen beim Graben vom Grunde dei
pitolinischen Tempels: IV, 59 — 61 ;m
derzulegen: c. 75. Der Name aber kommt von der Schnelligkeit des DM
Plut. Rom. 26. Serv. in Aen. XI, 603. Dion. II, 13: xeXeptot, »c fk
7cAe(oos Ypdcpoootv iirl xf ; oEottjto; tcov tHtepsauov. — 3. des Fabius Max. (s.
A. 373) : celeres und Leibwache und equites sind identisch : unter dem triba
celerum stehend kämpfen sie im Kriege je nach dem Terrain bald zu Pferd, 1
zu Fusse, zugleich dem Könige als Leibwache dienend : Dion. II, 64 ; uad i
Auffassung ist es auch, welche Dion. II, 4 3 vorträgt in den Worten: ij* fif
toutcdv 72Y6u.«>v o Sta^aveaxaTos, <p xpeic üTTSTaYYjaav bcarovrap^oi xal auAi«
£xe(vot; Sxepoi ras u7roSesaripac I)(ovts$ ap^ac, ot xata ttjv aoXiv j*4> akß
cpopoi xe otüTcp 7rap7]xoXoüöoov xai Tu>v xsAeoouivcov 07nr]p6Tat, xara & Tocftf
refac 7rpojjLa/ot ts "JJoav xai 7rapaomoTa( * xai ta rcoAAa outoi xarcopftouv b 1
d^äai 7rpa>To( re ap^ovxe; p-a/Tjc xai reXeoTalot xa>v aXXcov acpioTapevoi , bei
uiv IvOa imrqSetov ei?) ire8(ov ivt7nro|xa^oat , irsCol 84 otcoo Tpa^o; tn)
avunros T07ros * auch diese Ansicht wird, worauf das ot ftXsfooc in II , 13 k
weist, auf die Schnelligkeit des Dienstes die Benennung celeres zurodgdi
haben. Im Uebrigen vgl. Becker-Marquardt, a. 0. II, I, 238 ff.
479) Und dann auch III, 35, wozu vgl. bei A. 367.
480) Weiteres dergleichen aus Val. bietet Plin. H. N. XXVIII, 2, l€ i
dazu Peter, Quellen Plut. 46 A. **. Darauf beruht die Bezeichnung des Val.
Dion. II, 56 als oi u.u&u>8£oT£pa ttoioovts; oder 60 als o? u.u&oXo*)fou9tv.
481) Vgl. Plin. H. N. XXVIII, 2, 15 und dazu Peter in A. 480 dt k
adv. nal. VI, 7 und dazu Peter, hist. rom. I, 24.
&S] LfiGES REGIAB. 787
e. der Verkündung vom bevorstehenden Sturze des Tarquin
durch göttliche Zeichen: IV, 63;
6. die Angabe über den Umgang des Numa mit der Nymphe
Jgeria : A. 362.
E. Valerisch ist die Version über die Geburt des Servius in IV,
I nach dem Zeugnisse von Plut. de fort. Rom. 10 s. A. 369.
F. Bezüglich gewisser Parthieen steht fest, dass dieselben nicht
ups Lic. entlehnt sind; wo daher diesfalls kein Anzeichen für die
lenutzung einer Nebenquelle vorliegt, so berechtigt dies, eine Ent-
ehaong aus der zweiten Hauptquelle: aus Val. anzunehmen. Dies
st der Fall:
1. mit dem Berichte über den Tod des Tatius in II, 51. 52,
gegenüber welchem die abweichende Version des Lic. in c. 52 be-
Kmders mitgetheilt wird;
2. mit der Darstellung vom Kriege des Tullus wider die Sabi-
ler und Latiner in III, 32—34, welche sicher nicht aus Lic. ent-
ehnt ist, da dieser die in c. 32 erwähnte Einsetzung der Saturnalia
lach loann. Mal. chron. VII p. 179 auf Komulus zurückführte, wo-
fegen die Erwähnung von Medullia in c. 34 mit den valerischen II,
M>. III, 1, die Erwähnung des Asyles aber in c. 32 mit dem vale-
ischen II, 15 übereinstimmt;
3. mit der Darstellung der Kriege des Tarquinius Priscus wider
lie Latiner und Sabiner in III, 51 — 57, worüber vgl. bei A. 383.
VII. Der innere, sachliche oder reflexive Zusammenhang gewis-
ser Parthieen mit anderen als valerisch festgestellten Passagen; und
iq zwar
a. II, 15 und 16 bilden ein zusammenhängendes Ganze; c. 16
iber ist als valerisch nachgewiesen;
• b. II, 32 steht in Beziehung zu dem valerischen c. 30: nach
jfesem gelobt Romulus dem Consus jährliche Spiele, wenn der Raub
der Sabinerinnen durch sein Gelingen als gottgefällig sich bekunde;
and auf diese (iavie6|iaxa wird in c. 32 Bezug genommen;
c. II, 32 — 38. 41 — 44 bilden eine zusammenhangende Parthie,
die durch den Raub der Sabinerinnen herbeigeführten verschiedenen
Kriege darstellend, unterbrochen lediglich durch einen Einschub des
Dion. von c. 38 a. E. — 40; davon aber sind als valerisch dargelegt
c. 32. 35—37, 42. 43;
Abband), d. K. 8. Grsellsch. d. Wisaeiuch. XVII. 53
788 Moni« Vom, [»
d. II, 45 and 46 bilden ein zusammenhängendes Stack, worta
c. 46 als valerisch nachgewiesen ist; ttberdem steht c. 45 in Betaf
der Hersilia in Correspondenz mit dem valerischen III, 4, ebeuo
wie c. 46 in Betreff des Gurtius mit dem valerischen c. 43 ;m
e. II, 57. 58 und 60 bis zu den Worten itapaXa|&ßdvti rJp op-
X^v bilden ein zusammenbe höriges Ganze , wovon c. 57 und 58 ab
valerisch nachgewiesen sind;
f. IV, 1 3 — 22 enthalten einen Abschnitt, in welchem zwar ver-
schiedene Einschiebungen des Dion. sich vorfinden: theils Zusätze
desselben zu dem vorgefundenen Stoffe, theils aber auch ein En-
schub über die Einrichtung der tribus urbanae, worin Dion. seiae
Hauptquelle verlässt und zu Fabius Pictor greift; allein von dies»
Einschaltungen abgesehen ergiebt das Uebrige eine zusammeobebö-
rige und einheitliche Darlegung der servianischen Reformen; v«
solchem Abschnitte aber sind als valerisch nachgewiesen c. 13. 21.
22. Und dazu kommt die Bezüglichkeit, weiche zwischen einzehei
jener Gapitel unter einander obwaltet : in c. 1 4 wird ebenso, wie m
c. 1 3 die Zuziehung des Viminalis und Esquilinus zu den fünf Hü-
geln der Stadt bekundet; ferner gleichwie in c. 14 die Unterat-
theilung der regiones in vici bekundet wird und deren Function ab
Militäreinberufungs- und Steuereinhebungs- Bezirke, wie als Caltos-
gemeinden für die Compitalia mit einem magister vici an der Spitze,
der die Einwohner des vicus controlirt, so wird in c. 1 5 ganz par-
allel die Untereintheilung der tribus rusticae in pagi und deret
gleiche Function für die Militäreinberufung, Steuereinhebung und ftr
die Paganalia bekundet, sowie ein magister pagi als Controlbehörde
482) Merkel, Ov. Fast. LXXXII, welchem KtessHng, 1. c. 34 beitritt, na
an, dass Dion. II, 45. 46 auf Cu. Gellius zurückgehen. Aliein diese
ist zu verwerfen; denn nach Charis. I, 54 K. lässt Gellius die Hersilia ihre Pf*-
jecte nur mit einigen wenigen Frauen berathen, nach II, 45 dagegen benü»
alle geraubten römischen Frauen und die Hersilia macht den Versammeftea m
den Vorschlag; und dann nach Gell. XIII, 33, 13 lässt Gellius Hersilia die Göt-
tin Neria um den Frieden anflehen, nach II, 45 aber flehen alle Frauen die St-
biner um Frieden an , während die Hersilia insbesondere gleiche Bitte an die za-
sammenberufenen Senatoren richtet. — Endlich die andere Version , wonach <ft
Sabinerinnen zwischen die Kämpfenden sich stürzen, bei Li*. I, 13. Hut. Rob.
4 9 geht wahrscheinlich auf Fabius Pictor zurück: Peter, Quellen Plut. 456 f.
H5]
Lecks rbgiab.
789
ttr Einwohner, wie Grundstücke des pagus; endlich wiederum in
i. 20 wird Bezug genommen auf c. 14.
- Nach Alle dem umfasst somit die Königsgeschichte des Dion.
lachstehende valerische Parthieen:
»»
»»
i»
»»
>1
II, 2 von of Se äyoyovts; nach S.
229 sub d
5 bis tot Sectd s. S. 1 62 sub a
nach 232 sub i
6 nach S.227 sub 2, 229 subV
S. 223 sub a, 230 sub
1 , aa , 232 sub 4 vgl.
1 74 sub h
S. 226, 227, 228 sub B
S. 224 sub c, 226, 227
z. A. und sub 2
S. 227
S. 224, 225 sub b, 227
sub 1 , 229 sub V
S. 227 z. A., 228 a. E.,
231 z. A.
1 3 bis del irepl aÜT&v efyev s. S.
1 62 sub b nach 229 a.
E., 231 a. E.
4 4 nach S. 230 sub a, aa, bb
vgl. 174 sub h
S. 233 sub a
S. 223 z. E., 229 z. E.,
232 sub a
S. 224 z. A.
S. 229 sub a
S. 233 sub b
S. 233 sub c
8
9
40
11
12
99
45
46
99
11
47
30
32
33
34
35
36
37
11
99
9»
t9
11
11
M
11
11 11 11 11
S.224z. A., 229 z. E.,
232 sub 5
S. 224 z. A., 230 z. A.
S. 229 sub b
II, 38 bis Tdpiteta ävopaCouivif] s.
S. 1 62 sub c nach 233
sub c
41 nach S. 233 sub c
42
43
44
45
99
99
S. 229 sub 1
99
99
99 99
99
99
46
99
S. 233 sub c
S. 234 sub d vgl. 162
sub d
S. 220 sub A
47 bis ßouXeuTcüi; itpooe-fpa^av s.
S. 162 sub 2 e nach
230 z. A., 231 z. A.
50 von er»] uiv oov icsVn s. S.
166 sub b nach 224,
230 z. A.
51 nach S. 233 sub 1
Ö* 9» 99 11 11 11
S. 224, 232 sub 5
53
54
55
99
99
99
99
„ S. 230 z. A. vgl. 175
sub m
57 „ S. 225 sub a, 227 sub
1, 231 z. A. vgl. 171
sub b
58 „ S.227 z. A. vgl. 171
sub b
60 bis TipoXajxßdvet t^v apx^v s-
S. 161 subc nach 234
sub e
III, 1 bis 5o;avxa x<j> &f)|«p s. S. 202
nach 225 sub a
53*
790
Moritz Voigt,
{
33
34
36
44
45
III, 32 nach S. 233 sub 2 vgl. 4 74
subk
S. 233 sub 2 vgl. bei
A. 359
S. 233 sub 2 vgl. bei
A. 359
S. 224 sub c, 232
sub 4
S. 224 a. E. vgl. 475
sub o
S. 225 z. A. vgl. 175
sub o
51 von e^ oic xapa^frsvxec s. S.
203 nach 233 sub 3
52 nach S. 2& sub 3
53
54
55
56
57 bis oitovSAc e£aem; s. S. 203
nach 233 sub 3
67 bis c Eot(ac d(i^(itoXoi s. S.
203 nach 231
70 nach S. 228 z. A., 232
sub b
S. 228 z. A., 232 sub
b, 229 sub V
S. 233 sub E vgl. 175
sub p -
13 bis u7co^s(pia feveodat s. S.
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
51
>* 11
11 11
11 11
11 11
74
IV, 4
11
11
470 sub f nach 33t
sub 2 vgl. 476 i.A.
IV, 4 4 bis dcpaicovTwv umjptaia; s.
S. 4 70 sub f nach 234
sub f vgl. 4 76 s. A.
4 5 von 3itX«bv &' ouw 4 TuUknt
bis xal xa&' ijkukt* nd
von Taöxa junafnipk-
«*»<« s. S. 165 nbl,
468 sub c nach 234
sub f vgl. 4 75 sab ■
46 nach S. 234 sub f vgl 413
sub d
S. 234 sub f vgl. 473
sub d
S. 234 sub r vgl 473
sub d
S. 234 sub f
47
48
»1
49
20
24
22
11
»1
9^
11
S. 229 sub V
S. 225 sub c, 229 sub
c, 232 sub 3 vgl. 176
sub s
59 von Svfta 8} UTerai s. S.204
nach 232 sub d
60 nach S. 232 sub d
61 „ „ „ „ „,229a*
V vgl. 176 sub r
63 „ S. 224, 233 sub e TgL
165 sub v
Die Geschichts-Auffassung selbst nun, wie die Darstellung des
Val. geht aus von dem leitenden Grundgedanken: wenn gleich »
dem römischen Staate von Vorn herein verschiedene Elemente n
den Patriciern und Plebejern neben einander stehen, so ist doch
derselbe von seiner Gründung an zu Eintracht und Harmonie ab-
gelegt und entwickelt, dementsprechend denn auch lange Zeit volle
Eintracht zwischen Senat und Volk herrscht (II, 57). Erst die Po-
t37] Lkges reuue. 791
pularen sind es, welche von der -Gracchen Zeit ab Zwietracht und
Zerwürfniss hervorriefen.
So daher stehen zwar von Vorn herein einander gegenüber vor
Allem die beiden Stände: die Patricier und Plebejer; allein Romulus,
geleitet von der Absicht, die in anderen Staaten auftretenden bür-
gerlichen Bewegungen fem zu halten, wie solche aus der Ueber-
bebong der Vornehmen und dem Neide der Niederen hervorgehen,
ordnet zu beiderseitigem Nutzen und Vortheiie, zu friedlichem Neben-
einanderleben, zu acht patriarchalischem Verhältnisse die Stellung
Beider: zunächst werden Patricier, wie Plebejer gleichmässig in die
Curien eingeordnet und erhalten von dem nicht in Privateigen be-
findlichen Acker zu gleichen Loosen aufgetheilt; und sodann wird,
ahnlich dem Staatsideale Plato's, den Patriciern die Leitung der sacra
and des Staatswesens, wie die Rechtssprechung, und nicht minder
auch das Patronat über die Plebejer zugewiesen, den Letzteren aber
die banausische Beschäftigung: Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe,
wie auch die Clientel zugetheilt (II, 9). Und ebenso sind von dem
Bestreben, die Gunst der Plebs zu gewinnen, die Handlungen der
spateren Könige geleitet (III, 67). Und dann wiederum stehen ein-
ander gegenüber die Bürgerschaft und die italischen Unterthanen
und Bundesgenossen; allein indem auch diese dem Patronate je ein-
zelner Patricier als ihrer politischen Vertreter unterstellt werden, so
finden sie in dem Senate ein geeignetes Organ für Austrag ihrer
Beschwerden und Streitfragen (II, 11). So daher ist der Staat be-
gründet zu dauernder Eintracht und Harmonie, und dies mit solchem
Erfolge, dass während 630 Jahren es niemals zu Blutvergiessen und
Morden zwischen 'den Bürgern kam, vielmehr die hervortretenden
Streitigkeiten stets durch die Macht der Ueberredung, durch das
Gewicht der Ueberzeugung, durch das Mittel beiderseitigen Nachlas-
eens einen friedlichen Austrag fanden. Wohl aber seitdem C. Gracchus
als Volkstribun die Eintracht im Staate vernichtete, nehmen Bürger-
mord und Exilirungen kein Ende und das Ringen um den Sieg
schreckt vor keinem Verbrechen mehr zurück (II, 11).
Die tiefere Ursache aber ebenso jener inneren Kämpfe, wie aber
auch der mannichfachen Niederlagen, welche in auswärtigen Kriegen
der Staat erlitt, liegt in dem Verfalle der Staatsreligion und im. Be-
sonderen in der Vernachlässigung der Auspicien, welche so lange
\
792 Moritz Voigt, I»
Zeit hindurch bei den Wahlen des Königs , wie der Magistrale gt»
wissenhaft beobachtet wurden, wahrend gegenwärtig dteseBm u
einem reinen Gaukelspiele herabgesunken* sind, ja sogar die Knd-
gebungen des Willens der Götter auf das Frevelste missachtet wer-
den. Denn solches verschuldete den Untergang zahlreicher Beere,
wie Flotten und die schweren Schläge, weiche der Staat ebenso ■
äusseren, wie inneren Kämpfen erlitt (II, 6).
Und aus jenen maassgebenden Voraussetzungen ergeben «k
denn nun im Einzelnen die leitenden Ideen für eine wahrbeitogo-
treue Darstellung der römischen Geschichte, während die Populäre*
welche, von persönlichem Neide getrieben, die Leitung der SlMb-
angelegenheiten an sich reissen, der Wahrheit zuwider die Geschickte
fälschen (II, 8 vgl. S. 228 unter B).
Die Königsgeschichte im Besonderen aber bietet das Bild eiw
stufenweisen Ausbaues des römischen Staates, und zwar in der Wei-
tung nach Aussen und in den kriegerischen Erfolgen eine stetige
Bahn verfolgend: von Sieg zu Sieg, von Eroberung zu Eroberng
schreitend, immer neuen Zuwachs dem Staate zuführend und ■
immer weiteren Schwingungen die Nachbarvölker berührend, ergrei-
fend und in den römischen Staat hereinziehend. Dagegen ein räjg
anderes Bild zeigt der Entwickelungsgang der inneren Verhältnis»,
wo Ruckschritte den Fortschritt mehrfach hemmen und verzögen.
Denn während Romulus und Numa die Fundamente des Staates leget
und dessen Organisation begründen: jener in weltlichen Dingen: ■
Einsetzung der Staatsorgane, Vertheitung der Gewalten, wie Maass-
regeln zur Vermehrung der Bevölkerung, dieser aber in sacnto
Dingen, wie auch durch Hebung des Volkswohlstandes; so schttgt
bereits Tullus eine dem Numa ganz entgegengesetzte Bahn ein: des-
sen sacrale Institutionen vernachlässigend und eine Verwilderung der
Plebs verschuldend. Darauf wird von Ancus die Reinheit der Culte
wieder hergestellt und die Plebs zu nutzlicher Arbeit und ThMigteit
zurückgeführt, wonach dann Tarquinius Priscus die sacralen Insti-
tutionen weiter ausbaut und zugleich den Plebejern den Eintritts
den Senat eröffnet, Servius aber durch seine Gassen- und Ceoto-
rien- Verfassung dem Gegensatze der Patricier und Plebejer in weiser
und gerechter Ordnung die angemessene organische Stellung in
Staatsleben anweist, wie anderntheils in der Einrichtung von regiones
] Lkgks begiak. 793
«rt>anae und tribus rusticae mit ihren vici und pagi gemeinsame
Gorporationen mit den sacralen Mittelpunkten der compitalia und
paganalia schafft. Endlich in Bezug auf Tarquinius Superbus reicht
das von Dion. Ueberlieferte nicht aus, um die demselben von Val.
augewiesene Stellung zu erkennen.
• •• Was endlich die Figuren der Könige im Einzelnen betrifft, so
i*l Romulus ebenso der grosse Feldherr und kühne Held, wie der
kluge Lenker des Staatswesens und der einsichtsvolle Ordner der
politischen Institutionen.483 Die Geschichte seiner Regierung knüpft
« an die Gründung Rom's, wohin noch der letzte Theil von II, 2
{gehört, und beginnt mit den Vorgängen seiner Thronbesteigung (II,
5. 6), woran dann ein Gesammturtheil über diesen Fürsten sich an-
schlieft (II, 7). Nach Aufstellung eines Planes für die weitere Dar-
Stellung4*4 werden nun dementsprechend die hier' aufgestellten drei
Hauptpunkte behandelt.
Zuerst die Darstellung der von Romulus gegebenen Verfassung
dw Staates, mit einem kurzen Gesammturtheile über dieselbe eröff-
nend,485 beginnt mit der Einsetzung der Organe des Staates: Glie-
derung der Bevölkerung nach Tribus und Curien (II, 7 vgl. 14),
■ach Patriciern und Plebejern, nach Patronen und dienten (II, 8 —
44 vgl. 46. 35. 36), dann Einsetzung des Senates (II, 12 vgl. 47.
57), wie endlich Einsetzung der celeres (II, 1 3 vgl. 1 6) ; und daran
achliesst sich die Vertheilung der staatlichen Gewalten und Functio-
nen: an den König als Oberpriester, Richter, Leiter des Senates und
der Volksversammlungen, an den Senat als Staatsrate, an die Curiat-
comitien als Organ für Wahl der Magistrate, für Genehmigung der
Gesetze, wie für Entscheidung über den Krieg, dafern der König
solche dem Volke anheimgiebt; endlich an die Befehlshaber der
Trappenkörper (II, 14).
Dann wiederum die innere Politik wird betrachtet in ihrer Rich-
483] II, 7 : xi ts iroAlpta Sstvo; xal f iXoxivSovo; oiio^oyettat Yevea&ai xal
iroXitsfav Hr^aaobai T7jv xpaxforTjv cppovi|xu>TaTo;. Dagegen der sacralen Insti-
tuttonen wird mir beiläufig in II, 7. 14 gedacht.
484) II, 7 : Sii£et(u 8' auTou ra; rcpaEei; xac, ts iroXrrixa; xal ta; xaxa
iroAipooc' — — ep«> 8e 7rpa>xov urcep xoo xdopoo xrfi iroXirefa;. Ein solches
Programm giebt auch Pol. III, I ff.
485) H. 7 : ov (sc. xoop.ov tt,; noXixe(ac) i^m itdvTuw ftfoupai itoXiuxöv
xoapov auTapxeoxaTov ev dprpy ts xata iroXipou;.
794 Moritz Vom, Wl
lung auf Vermehrung der Bevölkerung, verfolgt in drei ftlaasmgk \*
Verbot der Aussetzung oder Tödtung der Kinder (II, 4 5) , Bank» \*
tung des Asyles (II, 45 vgl III, 32) und Aufnahme des Stpmm
der Colonie-Grttndungen (II, 16 vgl. 14. 35/36).
Endlich die äussere Politik eröffnet mit den durch den Jwg»
frauenraub (II, 30. 32) hervorgerufenen Kriegen mit Caeniut, Ai-
temnae und Crustumerium , wie mit den Sabinern (II, 33 — 38. 41 1
— 47). Dann folgt das gemeinsame Regiment des Romulus und 1b-
tius sammt dem Kriege wider Camerium, sowie der Tod des Ttf»
(II, 50 — 53), und endlich der Bericht über die jüngsten Kriege wä
Fidenae, Camerium und Veii (II, 53 — 55), worauf der Abschnitt wä
der Himmelfahrt des Romulus schloss (A. 363*).
Hinwieder in Numa tritt hervor der erleuchtete Fürst: dar
Träger des höchsten Wissens (II, 60). In menschlichen Dinges »
terrichtet durch den Weisesten aller Weisen: durch Pythagons,*
in göttlichen Dingen inspirirt durch seinen vertrauten Umgang wä
der Nymphe Egeria,487 ist er der Gesetzgeber Rom's auf
Gebiete (III, 36), während er zugleich in wirtschaftlicher
die Plebs zu einem nützlichen, wie veredelnden Erwerbe: zu Acker-
bau, Viehzucht und Gewerbe anleitet, so den Volkswohlstand hetari
(III, 36), nach Aussen hin aber einen ungestörten Frieden sichert
So daher ist die Geschichte seiner Regierung, eingeleitet dort*
die Darstellung des vorausgehenden Interregnum (II, 57. 58), «
Darstellung seiner sacralen Institutionen, wie seines Wirkens in vob-
wirthschaftlicher Beziehung. Allein von Alle dem hat Dioo. niete
benutzt.
Dagegen Tullus Hostilius ist der kriegerische Fürst, der zoent
mit der Mutterstadt Alba und dann mit all den mächtigen Nachbar-
völkern : mit Etruskern , Sabinern und Latinern langwierige, aber
wohl entscheidungslose Kämpfe besteht (III, 32 — 34). Und indes
dabei Tullus die sacralen Institutionen Nuoia's ungebührlich vernach-
lässigt , wie auch peregrine sacra einführt , so wird ebensowohl er
selbst ob solchen Frevels von den Göttern mit Siechthum an KOr-
486) Plut. Num. 22. PI in. H. N. XIÜ, 13, 87. Liv. XL, 29, 8 8. Ptter,
bist. rom. I, 240 f. Vgl. S. 161 unter 1 b.
487] A. 362. Am. adv. nat. V, 1 s. Peter, I. c. 238.
Hl] u« REG1AB. 795
•
*$tr und Geist gestraft, ja schliesslich sammt seiner Nachkommen-
schaft durch den Blitz erschlagen (A. 479), wie aber auch unter
seinem Regimente eine allgemeine Verwilderung der Plebs eintritt:
dieselbe wendet dem Kriegshandwerke und dem Raube ihre Neigung
m, darüber die Landwirtschaft vernachlässigend (III, 36).
Die Geschichte des Tullus gestaltet sich sonach zu einer Kriegs-
geschichte, die Kämpfe mit den obigen Völkern behandelnd. Allein
die Kriege mit Alba, Fidenae und Veii (III, 34) sind von Dion. nicht
entlehnt, dagegen die Kriege mit den Sabinem und Latinern (III,
32 — 34) nur in verkürzender Ueberarbeitung wiedergegeben (A. 359).
Wiederum Ancus Marcius ist das Gegenstück des Tullus im
Guten: gleich diesem zwar Kriege mit den Nachbarvölkern führend,
stellt er dagegen die sacralen Institutionen des Numa in alter Strenge
und Reinheit wieder her und führt die Plebs zurück zur Beschäfti-
gung mit Ackerbau, Viehzucht und anderem Erwerbe: III, 36, ins-
besondere zu solchem Zwecke die SchilFbarkeit des Tiber berste)-
lend, wie Ostia gründend: III, 44.
Sonach zerfällt seine Geschichte in zwei Abschnitte: die Dar-
stellung seiner Kriege wider Tellenae, Politorium und andere Städte
(III, 43), woraus jedoch Dion. nichts entlehnte, und die Geschichte
seines Wirkens im Inneren, so insbesondere die Gründung von Ostia
und die Befestigung des Ianiculum, wie die Anlage des pons Subli-
cios (III, 44. 45).
Ebenso erweist sich Tarquinius Priscus als wahrer Plebejer-
freund: bestrebt deren Gunst sich zu erringen, eröffnet er denselben
den Eintritt in den Senat (III, 67). Und während er in der aus-
wärtigen Politik gleich dem Ancus bedeutende Erfolge erringt und
grosse Kriege mit den Nachbarvölkern führt: mit den Latinern sammt
Apiolae (III, 51 — 54. Plin. H. N. III, 5, 70), mit den Etruskern
(III, 51. VI, 95), wie mit den Sabinern (III, 55 — 57), in Veranlas-
sung jenes zweiten Krieges auch die feriae Latinae stiftend (A. 389),
so ist im Inneren wiederum seine Politik von der des Ancus we-
sentlich verschieden, insofern er namentlich der Verschönerung der
Stadt seine Thätigkeit zuwendet: den Bau des capitolinischen Tem-
pel beginnend (Plin. H. N. III, 5, 70), wie aber auch die Ausbil-
dung der politischen, wie sacralen Institutionen vollzieht: in der
196 Moriti Vokt, 9» 1*
Vermehrung der Zahl der Senatoren, wie der virgines VesUtea^ \t
67 y und so etwa auch in der Verdoppelung der RittercenUmeo.
Gleiche Rolle fällt aber auch dem Servius Tullius zu, der,
von königlichem Geschlechte aus Corniculum stammend, durch tjbl
iichcs Zeichen für den Thron pr&destinirt wird, wenn gleich im
selbst der innere Beruf zur Herrschaft mangelt; denn Servius bitte
die Königswürde, zu der ihm Tanaquil nach des Tarquinius Tode
verhilft, späterhin niedergelegt, wenn nicht die sterbende Taaaqri
ihm das eidliche Versprechen abgenommen hätte, das hergebrachte
Königthum aufrecht zu erhalten.488 Die Plebejerfreundlichkeil ab*
des Servius manifestirt sich ebenso in der Eriassung neuer Gesetae,
wie in einer Ackerassignation und der Auftheilung von Baupbtn
auf dem Viminal und Esquilin (IV, 13), vor Allem aber in der E»-
führung des Census, wie der Centurienverfassung, wodurch er de
Militär- und Steuerlast den Reichen aufbürdet und den Armen er-
leichtert.489 Gleichwohl aber ist Servius nicht democratisch ge&mt
in der Weise, dass er die Reichen zu Gunsten der Armen ihres po-
litischen Einflusses beraubt hätte. Vielmehr wird durch die Ceata-
riatcomitial-Verfassung : durch den Vertheilungs-Modus der Bürgers
Classen , durch das Zahlenverhältniss der Centurien und durch da
Abstimmungsmodus das politische Uebergevvicht der Wohlhabend«
ganz erheblich gesteigert. Denn bei den Curiatcomitien, denen die
Entscheidung über die wichtigsten Staatsangelegenheiten : die Wü
der Magistrate, die legislatorische Beschlussfassung und die Entschei-
dung Über Krieg und Frieden von Alters her obliegt (II, U. IV,
20), haben die Armen und Plebejer, indem sie numerisch sttrkcr
sind und anderntheils die Abstimmung nach Köpfen und unter voHer
Gleichberechtigung des Einzelnen geschieht, das entscheidende Uetor-
488) IV, I. Plut. de fort. Rom. 10 s. A. 369. Die beiden Zuge:
fang des Servius zum Throue durch göttliche Zeichen und Neigung desselben, kr
Königswürde zu entsagen , finden sich auch bei Lic. : der erstere nach A. 311
der letztere in IV, 40 : es begründete Servius bei seinen Zeitgenossen die Erwar-
tung , dass er die Staatsverfassung abzuändern und an Stelle des KönigtiHHHS *
Republik einzuführen gedenke ; und so nun auch bei Liv. I, 48, 9. Beide Zip
gehen daher zweifelsohne auf ältere Quelle zurück.
489) IV, 19. V, 75; dass V, 75 valerisch ist, s. bei Kiessling, I. c. 11:
danach ist Servius der STju-oTixorraro; ßaoiAeo; und der Census dessen xpantt*
VOfUfAOV.
^] LEGES RB6IAB. 797
gewicht. Dagegen Servius, indem er die Entscheidung über jene
tfrei Angelegenheiten auf die Centuriatcomitien überträgt und hier
Dun den Reichen und Patriciern die entscheidende Stimme sichert,
»beitragt damit das politische Uebergewicht auf diese letzteren (IV,
10. 21). Gerade diese Ordnung aber der Centuriatcomitial- Verfas-
sung ist beifallswürdig: dieselbe ist rationell (äpfrfc): denn die Mili-
ar- und Steuerlast bürdet sie den Besitzenden auf, welche vor
grosseren Verlusten, als die Armen, durch den Staat geschützt wer-
ten und die um desswillen höhere Lasten auf ihre Person, wie ihr
Vermögen zu übernehmen haben (IV, 19); und dieselbe ist auch
gerecht: denn sie gewährt den Besitzenden als Aequivalent das po-
litische Uebergewicht in den Centuriatcomitien und versagt dagegen
ien Armen den politischen Einfluss. Gleichwohl aber stellt die Ein-
führung dieser Verfassung den Character des Serv. in ein zweideu-
tiges Licht: auf der einen Seite dient ihm dieselbe dazu, die Erbit-
terung der Reichen wegen der ihnen aufgebürdeten Mehrbelastung
an Militärdienst und Steuerleistung zu versöhnen; auf der anderen
Seite dagegen, indem er den Armen die maassgebende Stimme in
der Volksversammlung entzieht, täuscht er dieselben über solchen
Effect und solche Tragweite seiner Reformen, so nun in kluger
Berechnung dieselben übervortheilend (IV, 20).
Ausserdem knüpft sich an die Regierung des Servius die Ein-
teilung des römischen Staatsgebietes in die vier regiones urbanae
md in die tribus rusticae, jene in viel, diese in pagi zerfallend als
Bezirke für Heereseinberufung und Steuereinhebung, wie als Cultus-
gemeinden, die zu den compitalia, wie paganalia sich vereinigen
[IV, 14. 15). Und in jene regiones urbanae ordnet nun Servius
auch die in die Civität aufgenommenen manumissi ein (IV, 22).
Dagegen von den Thaten des Servius auf dem Gebiete der
Äusseren Politik ist nichts überliefert.
Endlich für die Geschichte des Tarquinius Superbus hat
Dion. weit weniger, als, wie es scheint, Liv. aus Val. entlehnt.
Immerhin aber ist zu erkennen, dass dem Tarquin grosse Verdienste
um den Staat zuerkannt wurden: einerseits in dem Baue des capi-
tolinischen Tempels, bei welchem durch göttliches Zeichen der Stadt
ihr Beruf als künftiger Beherrscherin von Italien offenbart wird (IV,
59 — 61), und anderntheils durch Grossthaten auf dem Gebiete der
798 Mobitz Voigt, i» 1*
äusseren Politik: denn die Gründung von Signia bekundet seine bp» w
monie über Latium, wie die Gründung von Circeii seinen Sieg tkg \*
Suessa Pometia (IV, 63).
Seine Herrschaft selbst aber hatte Tarquinius wohl befestigt. «
verlor dieselbe nicht durch eigene Verschuldung, sondern ii Fdp
der Schandthat seines Sohnes (IV, 63).
§ 25.
Die Glaibwirdigkeit der Stelle« der leg« regia«.
Die Untersuchung über die Glaubwürdigkeit der nach § 17 l
Betracht kommenden Quellen-Ueberlieferungen der leges regiae kl
vor Allem die Frage zu beantworten , auf welche Vorquelle die w
gewordene Ueberlieferung zurückgeht und zwar rückwärts bis ar
originalen Quelle, wie solche gegeben war theils in den Gesebflt-
tafeln (§ 19), theils in den commentarii regum, coosulum und p»
tüicum (§18).
In dieser Beziehung aber nimmt zunächst Gat. de Augur, eac
singulare Stellung ein insofern, als seine Ueberlieferung alleii «f
eine Gesetzestafel und so daher auch unmittelbar auf eine orignale
Quelle zurückgeht.
Alle anderen Ueberlieferungen dagegen leiten sich in direcfter ;
oder iudirecter Entlehnung zurück auf die commentarii regum, coa-
sulum oder pontificum.
Und zwar entlehnen direct aus diesen commentarii d*
lus civile Papirianum (§ 20), Licinius Macer, Varro und Claudios.
Denn, was zunächst Licinius Macer betrifft, so gehört vor Alka
derselbe zu jeuer Gruppe römischer Geschichtsschreiber, welch
ihren Darstellungsstoff nicht einfach aus den Werken ihrer Vorgäoger
entnahmen, sondern, gleich Varro, durch archivalische Studien sichere
Unterlagen für ihre Arbeiten suchten, wie fanden,490 dementsprechend
nun Licinius namentlich auch das consularische Archiv im Teopd
der Iuno Moneta mit seinen libri lintei benutzte (§ 18). Und i*
dem sodann dessen eigene Worte bekunden, dass er in der Thal auch '
490) Vgl. Kiessliog, 1. c. 29 f. 32 f.
**1 L.EGE8 RKG1AK. 799
•oh den leges regiae Forschungen anstellte,491 so berechtigt dies
MfeW zu der Annahme, dass die von Licinius gegebenen und in Dion.
\ 25. 27. III, 22 überlieferten Allegate von leges regiae den coro-
feentarit consulum von demselben entnommen waren.
Dann wiederum Varro hatte für seine litterarischen Arbeiten
fttfreh ausgedehnte Benutzung staatlicher, wie geistlicher Archive492
ich vorbereitet, deren Resultate vornämlich in seinem grossen Werke
ter antiquitates rerum divinarum et humanarum niederlegend,403 da*
\er denn nun die commentarii consulum, wie pontificum ganz ohne
Weiteres als die Quelle sich ergeben, aus welcher Varr. RR. II,
V 4 die betreffende lex regia schöpfte.
11 Endlich Claudius bei Tac. Ann. XII, 8 Hess, worauf des Letz-
Wen Worte hinweisen (bei A. 191) die Erhebungen über die be~
igKche lex regia von den pontifices, somit also in deren Archivte
(urteilen.
f; Hinwiederum aus dem Ius Papirianum entlehnten Valerius
Intias und Granius Flaccus de Iure Papiriano (§ 20).
Denn dass Valerius Antias seine bei Dion. II, 10. 15 überlie-
arten Allegate von leges regiae in der That aus dem Ius civile Pa-
trianum schöpfte, ist theils daraus zu entnehmen, dass auch andere
et es altere, sei es gleichzeitige Annalisten das Ius Papirianum be-
uteten, indem die von Cassius Hemina 2 annal. mitgetheilte und
Ib lex Numae eingeführte Cultusverordnung in § 2 unter 1, ebenso
rie die in der Vorquelle von Plut. Marc. 8 und Liv. (A. 5) benutzte
(igen, lex Numae über die spolia opima in § 2 unter 3 gerade auf
tt& Ius Papirianum zurückzuführen sind; theils aber auch daraus,
&M Valerius bei Dion. III, 36 von der durch den pont. max. Caius
fepirius vollzogenen Publication von königlichen Opfervorschriflen
|S0) berichtete, dies aber erkennen lässt, dass derselbe in der
i»
491) Dion. II, 87: tootov tov vojjlov iv ap^olc piv ot ßaotXeT; i^oXarrov
fc* -yeYpaixjiivov eire a^paepov, oo fap I/cu to aaepi; sfaeTv, airavTcov xpaxiarov
^OOfiCVOl VOfiOV.
49t) Commentarii censorii : LL. VI, 9, 86; consulares: LL. VI, 9, 88; pon-
ifictun: LL. V, 19, 98. Fest. 189», 9; augurum: LL. V, 4, 21. 10, 58. VII,
T, 54; Saliorum: LL. VI, 3, 14. Daraus entlehnte Yarr. z. B. die Argeer-Ord-
rang bei A. 227*.
493) Vgl. Cic. acad. post. I, 3, 9 Lact. div. insl. I, 6.
800 Mobitz Voigt, (M
That der bemerkenswerten Thätigkeit der Papjrier im Interesse fe
dem pontificalen Amte unterstellten Ordnungen seine Aufmerkanbk
zuwendete.
Endlich wiederum aus Granius Flaccus de Iure Papirim
entlehnten Verrius Flaccus, Marcellus und Servius in Verg.
Denn dass zunächst Verrius Flaccus,494 aus welchem theils die
leges regiae bei Fest. 230b, 13. 15 und bei Paul. Diac. 6, 4. 8tt,
15. 368, 3, theils die königlichen Cultusvorschriflen bei Fest 17?,
20 (§ 2 unter 6), 253% 17 (§ 2 unter 1), 277% 6 (A. 3U) und U
Paul. Diac. 151, 11 (s. § 20 a. E.), 222, 4 (§ 2 unter 4) enttt»
men, aus Granius Flaccus entlehnte, ergeben theils das Citat bei
Fest. 277% 6: Gran(ius) ait, theils Fest. 178% 20, wonach Verrat
nicht bloss die betreffende Cultusvorschrift des Numa, sondern»
gleich auch deren von Granius Flaccus beigefügten Commentar wü*
theilte (A. 1 5) ; und ebenso ist es auch solcher Commentar des Gra-
nius, den wir bei Fest. 277% 6 und Paul. Diac. 151, 11. 222,3
vorfinden.
Dagegen für Marceil. 28 Dig. ist dessen Entlehnung der lex reg»
über den Kaiserschnitt aus Granius Flaccus daraus zu folgern, da»
des Letzteren Commentar über das lus Papirianum erweislich tos
den Juristen der Kaiserzeit gekannt, wie benutzt war, wie solch«
sich ergiebt aus Paul. 10 ad I. Iul. et Pap. (D. L, 16, 144).
Endlich Serv. in Ecl. IV, 43. Georg. III, 387 gehen nach Maß-
gabe des Citates in Aen. XII, 836: titulo legis Papyriae usus est
zweifelsohne auf das lus Papirianum zurück.49-' Allein dass deöfli
Benutzung nur eine indirecte d. h. durch des Granius Flaccus Co»*
mentar vermittelte ist, erhellt daraus, dass Servius die betreffende
lex regia nicht im originalen Wortlaute, sondern lediglich in wer
Paraphrase wiedergiebt, welche selbst wiederum, wie deren Fasaflg
bekundet, nicht von Serv. verfasst, als vielmehr aus alter und ■
ältesten Sprachgebrauche wohl bewanderter Quelle entlehnt ist (A. 1 50).
Und dies wird auch dadurch unterstützt, dass eines theils Serv. dt
sicher nicht aus Verrius Flaccus geschöpft hat, da dessen bezügliche
494) Dirksen, römisch rechtliche Quellen des Verrius in Hinterbssene Schrif-
ten I, 64 fT. bietet nichts Bezügliches.
495} Nichts Bezügliches bietet Kirchner, de Servi auetor. gramm.
M7] L.B6ES RBGIAE. Ä01
-Sdfcedeu nach Maassgabe von Fest. 347h, 2. 351% 8 einen abweichen-
Text boten, und dass anderntheils auch wieder Mac i ob., der Zeit-,
Studien-Genosse des Serv.,496 in der That den Coinoientar des
Granius Flaccus benutzte und aus solchem das Citat in Sqt. III, 11,
• entlehnte (A. 890).
Die anderweite Frage sodann hinsichtlich der Treue der Ueber-
KMbrang sowohl unserer Quellen, als deren Vorquellen kann durch
, obwaltende Zweifel nur angeregt werden rucksichtlich des Licinius
Maeer, Valerius Antias, wie Dionysius. In Bezug auf die ersteren
leiden ist jedoch darauf in § 26 zurückzukommen; dagegen hinsieht«
\ Seh des Dionys unterliegt es nicht dem geringsten Zweifel, dass der-
I gelbe das in seinen Vorquellen Gefundene wahrheitsgetreu ebenso
^wiedergeben wollte,497 wie auch, von einzelnen Missverstandnissen
| flljesehen, in der That auch wiedergegeben hat.498
J* §26.
: Me ^Mlleeberichte Aber die legislativ* Tätigkeit \m AltgueeieM
der Kftiige eed itrtm GUibwünttgbeiL
Eine umfassendere legislatorische Thätigkeit wird zweien röm.
Königen beigemessen: zunächst dem Numa von
Cic. de Rep. II, 14, 26: Ppmpilius animos propositis legibus
£bis], quas in monumentis habemus, ardentis consuetudine et cu-
jHditate bellandi religionum caerimonüs mitigavit adiunxitque prae-
- **&*** Lammes, Salios .etc. V, 2, 3: Numa , qui legum etiam
acriptor fuit (Cod.: fuisset), quas scitis extare; vgl. de Leg. II,
, .40, 23: non multum discrepat isla constitutio religionum (sc. cap. 8
. t et «9 proposita) a legibus Numae nostrisque moribus; 12, 29: quod
M|| 496) Teuffei, röm. Litt.3 § 434y I .
497) Dkm. I, 6 : iftol Si, o; ooj(l xoAaxefa; X^Ptv ^ toutijv airfxXiva nijv
«ptrfparttfav , aXXa ttj; aAijÖefa; xal tou &ixa(oo irpovooofievoc , <5v 8et oro/a-
t icaaav ioropfav, irp&rov piv 2iri8e(£a9&ai t^v ipaoToo fctavoiav, «tt XP7!"
ttpot &ravtac av&pa»irooc iarl too; afaftooe xal <ptAoftia»pot>c täv xaAcov
H*jw xal prfaAw vgl. Ep. ad Cn. Pomp. c. I p. 753. de Thuc. bist. iud.
e. g p. 834 f. Schulin, de Dion. Hai. bist. 7 ff.
498) Vgl. Niebuhr, Vorträge üb. röm. Gesch. I, 43 ff. Schwegter, röm.
ffateh. I, 4 01. Kiessling, 1. c. 43: id saltem effecisse me spero, ut demonstra-
quantopere ei errent qui Diooysium multa ipsum exeogitasse statuant.
802 Moritz Voigt, |W
institutum perite a Numa posteriorum pontificura neglegentia d*
solutum est; Tu sc. IV, 1, 1: cum a primo urbis orlu regit it-
stitutis, partim etiam legibus auspicia, caerimoniae, tota res
militaris divinitus esset constituta;
lustin. Nov. 47. praef. : Noopac — rJjv tcoXw — vojiok; td&ic tt vi
xataxoopjoac*
Isid. Or. V, 1, 3: Numa Pompilius, qui Romulo succcssit in regno.
primus leges Romanis edidit;
allein die Worte Cicero's lassen keinen Zweifel, dass unter jeier
Legislation des Numa ein Codex von gottesdienstlichen Ordnung«,
nicht aber von Rechtsgesetzen zu verstehen ist.
Und sodann dem Servius Tullius von
Tac. Ann. III, 26: nobis Romulus ut libitum imperitaverat, de«
Numa religionibus et divino iure populum devinxit repertaq*
quaedam a Tullo et Anco; sed praecipuus Servius Tullius sanctor
leg um fuit, quis etiam reges obtemperarent;
sowie von Licinius Macer und Valerius Antias bei Dion.
Und zwar gehören dem Licinius nach § 23 an folgende An-
gaben : nachdem bereits Romulus und Numa Gesetze erlassen (IV, \V
und Servius dem Volke ein die Gleichheit der Bürger vor dem Ge-
setze sicherndes geschriebenes Recht versprochen hat (IV, 9), so
erfüllt er solches Versprechen , indem er die in Vergessenheit gert-
thenen Gesetze jener beiden Könige republicirt und durch neae
schriftliche Gesetze über die wichtigsten Rechtsverhältnisse (Wp
TiSv xoputredturf) vervollständigt (IV, 10. 36), durch welche er nw
in der Thal die UebermUthigen zur Rechtsgleichheit unter das Ge-
setz beugt (IV, 11); insbesondere, indem er einen Theil der Rechte-
pflege von dem königlichen Amte ablöste und dem Könige nebet
der iurisdictio nur die iudicatio in Criminalprocessen vorbehielt, da-
gegen die iudicatio in Civilprocessen den neu eingesetzten Centom-
virn übertrug,490 so schrieb er diesen die von ihm erlassenen Ge-
setze als Normen ihrer Urtheile vor (IV, 25). Nachdem nun Tir-
quinius Superbus diese Gesetze wieder aufgehoben, ja selbst die
bezüglichen Tafeln von dem Forum entfernt hatte (IV, 43. 81), w
499) Daneben werden aber iudices im Civilprocesse , somit der iudex und
arbiter der leg. a. per iud. postulationem bereits unter Romulus in II, 28 erwiM-
#M>] Leges ibgiab. 803
ßßtoäßn nach dessen Vertreibung dieselben von den ersten Consuln
ifpjeder in Geltung gesetzt (V, 2 vgl. A. 447).
**hi. Dagegen aus Valerius ist nach § 24 entlehnt die Angabe: Ser-
^|ys erliess ungefähr fünfzig Gesetze über den rechtsgeschäftlichen
f
jr Jfiprkehr , wie Über Delicte,500 über deren Inhalt zwar Val. selbst
^jÜPfreres berichtet, Dion. aber das Bezugliche ausgelassen hat501
Ji^, Rücksichtlich der historischen Glaubwürdigkeit dieser beiden
4j|£lgabeo aber und insbesondere der von Beiden übereinstimmend
r geflüchteten Thatsache einer von Servius ergangenen Legislation über
* Privatrecht ist nun davon auszugehen, dass Beiden in der That
Agende Quellen zu Gebote standen: dem Lic. in dem consula-
n Archive (bei A. 4 SM), woselbst jene Gesetze sich finden
n, dem Val. in dem Ius Papirianum (§ 25), in welchem die-
Aufnahme gefunden hatten (§ 20). Was dagegen die Treue
aus solchen Quellen geschöpften Uebei lieferung anbelangt, so
allerdings den Lic, wie Val. gleichmassig der Vorwurf , die
fundenen historischen Thatsachen zur Veranschaulichung, wie
des Stoffes vielfach ausgeschmückt und mit mannichfachen
iLr verziert zu haben: Lic. durch Einkleidung der historischen
ickelungen und Vorgänge in Wechselreden der als handelnd
rten Personen (S. 194 f.), Val. durch Erfindung von Details
Zahlen, wie besonderen Zügen der Ereignisse (S. 229 f.). Allein
dies ist doch nur ausschmückende Zuthat, nicht aber Vertäu-
ng des Wahren mit dem Falschen: der Kern des Wahren bleibt
nbar, auch wenn er mit unachter Hülle umkleidet oder mit fal-
r Detail-Zuthat versehen wird.
Und dann wiederum trifft den Lic. insbesondere der Vorwurf,
ils gewisse historische Thatsachen unterdrückt (so z. B. A. 415),
ite andere historische Thatsachen in ihrer Tragweite übertrieben
r*
500) vopooc aovaXXaxTtxoo; und nepl täv aStxij|Aatiov • wegen aSfcijpa vgl.
I. 55 ad E4. (Collat. II, 5, 1- I. Just. IV, 4, pr.) ; wegen awakkafpa. vgl.
Mmier, Etrusker P, 386 A. 99.
f*. 504) S. A. 357. Abweichend von Lic. berichtet Val. bezüglich des Richter-
ifttes im Allgemeinen, dass davon durch Romulus den Patriciern überwiesen war
[, 9), in der Ilaasse nämlich, dass über die minder wichtigen (somit nur über
rü-) Sachen 'die Senatoren urt heilten (II, \ 4) .
▲tkand) d. K. S. G««*l)ttk. d. WiMtweh. XVII 54
804 Moirrz Voigt, J
(so z. B. A. 403), Iheils wiederum mitunter die Vorgange, ftofick
dem Val. im Detail ausgemalt (so z. B. A. 383) , im Allgemeiiei
aber die historischen Motive entstellt zu haben : die Charactere der
handelnden Personen, wie Partheien, und deren Gründe, wie Zwecke,
nicht minder die Ursachen und Wirkungen der historischen Vor-
gänge und die Stellung der Individuen denselben gegenüber. Ahn
alle diese Entstellungen der Wahrheit bewegen sich innerhalb be-
messener und fester und leicht erkennbarer Grunzen: nur da nid
insoweit greift jene die Wahrheit der Geschichte fälschende Entstel-
lung des Lic. ein, als der historische Vorgang zur Verherriicbwg
der Populären- oder zur Herabsetzung der Optimaten-Parthei , nie
des sullanischen Regimentes verwerthet oder zu dem populäres Pir-
thei-Programme in die Beziehung gebracht ist eines Beweisgrad»
für die These, dass bereits von Alters her die Forderungen der
Populären eine thatsüchliche Verwirklichung gerunden hatten (§ 83).
Da nun aber weder die im Einzelnen berichteten leges regt«,
noch die im Ganzen bekundete privatrechtliche Legislation des Ser-
vius mit einem verdächtigen Detail umkleidet, wohl aber diese letz-
tere übereinstimmend von Lic, wie Val. berichtet wird, so liegt tan
Grund vor, an der Treue der Ueberlieferung sei es bezüglich jeacr
ersteren Gesetze, sei es bezüglich dieser letzteren Legislation a
zweifeln, wenn immer auch die von Lic. berichtete Aufhebung «fe-
ser letzteren Gesetze durch Tarquinius Superbus den Character des
Tendenziösen und somit Verdächtigen an sich trägt.
Mit der weiteren, von Lic. berichteten Thatsache aber, tfaff
nach Vertreibung der Könige eine Republication der leges regae
durch die ersten Consuln erfolgte, tritt nun in Verbindung eroestbeik
die in § 19 erörterte Thatsache, dass vor dem gallischen Brande
die noch gültigen leges regiae durch öffentliche Aufstellung den
Volke zugängig gemacht waren, wie anderntheils die in § 20 fest-
gestellte Thatsache, dass nach Vertreibung der Könige auch gewisse
königliche Opfervorschriften durch öffentliche Aufstellung von Neues
publicirt worden seien, woraus allenthalben sich ergiebt, dass a
Beginn der Republik in der That eine Republication ebenso der kö-
niglichen Gesetze, wie der Opfervorschriften gleich als ein zusam-
menhangender und einheitlich planmässiger Act erfolgte.
Dagegen liegt bezüglich des Zeitpunktes von solcher Repubfi-
^MM] Lkgks regiab. 803
cation ein Widerspruch vor zwischen Lic, der solche in das J. 245,
als des ersten Consulates verlegt, und andrerseits zwischen Val.,
der nach § 20 die Republication der Opfervorschriften dem Caius
Papirius, der doch nicht der erste pontifex max. war (A. 307), bei-
misst, sowie
Pomp. Ench. (D. 1, 2, 2. § 3): exactis deinde regibus lege tribu-
nicia, omnes leges hae (sc. regiae) exoleverunt iterumque coepit
r populus romanus incerto magis iure et consuetudine aliqua uti
.{..quam perlata lege (Hai.) idque prope viginti annis passus est.
Und zwar ist als der Zeitpunkt, auf welchen die approxima-
jfjven 20 Jahre des Pomp, hinweisen, das J. 260, als der ersten
Socession der plebs anzuerkennen, die selbst nach moderner Zahl-
jpwfce in das fünfzehnte, nach antiker Zäh (weise aber in das sechs-
4tt)u&te Jahr nach Vertreibung der Könige varronischer Aera fällt,501*
wo Pomp. cit. aber in das siebzehnte Jahr verlegt wird502 und sonach
•pecht wohl unter jenen prope viginti anni verstanden sein kann.*03
:,,.. Indem nun gegenüber solchem Widerspruche der letzteren Re-
flation des Val. und Pomp, die höhere Glaubwürdigkeit um desswil-
l$n beizumessen ist, weil bei Val., wo jene Republication an die
Pfiffeon des Caius Papirius angeknüpft wird, eine speciellere Vorquel-
1»-Angabe zu Grunde gelegen hat, so ist nun aus allen jenen Zeug-
;M8sen zu entnehmen, dass als eine der mehreren Maassregeln, welche
die Patricier im J. 260 bei der Secession der Plebs zu deren Ver-
höhnung in Anwendung brachten, auch eine Republication der könig-
lichen Criminal-, wie Civilgesetze erfolgte und hiermit zugleich eine
Republication gewisser königlicher Opfervorschriften Hand in Hand
ging.004
504*) So Cic. de Rep. II, 33, 57. p. Com. und Asc. in h. 1. 67 Kiessl.
► I, 43.
502) Dig. cit. § 20 : cum plebs a patribus secessisset anno fere septimo de-
cfroo post reges exactos; und ebenso Lyd. de mag. I, 38.
503) Diese Beziehung liebt bereits hervor Osann , Pomp, de Or. lur. 25 f.
Wenn dagegen Bynkershoeck , praetermissa ad 1. de Or. lur. in Opera omn. I,
285 bemerkt : notat Charondas esse codicem ms. , qui pro XX exhibel LX , so
ißt zur Würdigung dieser unbeglaubigten Variante das S. 42 f. Beigebrachte zu
vergleichen.
504) Vgl. Schwegler, a. O. II, 258 IT.; andrerseits wegen des Zeitpunktes
nach Vertreibung der Könige- vgl. dens. II, 207 ff.
54»
806 Mobitz Voigt, ßt
IV. Die Authentie der leges regiae.
§ 27.
Die Beweisgründe Ar tie Aatheatie der lege« regiae.
Die Frage betreffs der Natur und historischen Stellung der tags
regiae kann niemals zu einem Zweifel an deren Existenz oder <&
tung. führen : denn die vollgültigsten Zeugnisse seh Hessen allen Zwei-
fel darüber aus, dass geschriebene Satzungen existirten, welche,«
die Ausdrucksform von leges gekleidet, als leges regiae anerbot,
wie angewendet wurden. Denn nicht allein bietet ein Zeugniss Uv-
für die von Papin. de Adult. mitgetheilte, an diesen selbst gcridfcfc
consultatorische Zuschrift in § 4 , in welchem Verhältnisse eine ge-
wisse Vorschrift der lex lulia de adulteriis zu einer vernteiotfcfai
collidii enden lex regia stehe, sondern es wird auch die Geltung «4
Anwendung bezüglich einzelner Gesetze durch gleichzeitige
bekundet: bezüglich des Gesetzes über den Kaiserschnitt durch
cell. 28 Dig. (S. 73, wozu vgl. A. 472), bezüglich des Gesetz» iher
die öffentliche Alimentation von Drillingen durch Dion. III, 22, *-
mit also durch Licinius Macer, bezüglich des Gesetzes wider *■
incestus der Vestalinnen durch dessen vielfache Anwendungen, wefete
von der grauesten Vorzeit bis in die byzantinische Kaiserzeil aA
erstrecken (A. 194. 198). Und endlich wird die Anwendung da
Gesetzes wider das Schlachten des Ackerthieres wenn auch ihrd
spätere Zeugen: durch Plin. und Val. Max., so doch an einem cm-
creten Criminalprocesse bekundet (S. 84).
Allein nicht minder wohl beglaubigt ist auch die Authentie jeaer
Normen, die Thatsache somit, dass die als leges regiae anerkannt
und angewendeten Gesetze in Wirklichkeit in der römischen Küaip-
zeit als Gesetze erlassen wurden.
Denn zunächst, indem diese Thatsache durch die in § 47 xt-
sammengestellten Zeugen bekundet wird, so haben wir solchen Zeug-
nissen die volle Beweiskraft um desswillen beizumessen, weil nach
Maassgabe von § 25 den Zeugen selbst eine vollkommen ausreichende
Wissenschaft über die bekundete Thatsache zur Seite stand.
j
^53] Leges regiae. 807
Und sodann haben wir auch der von der römischen Wissen-
schaft, wie Volksmeinung ausgesprochenen Anerkennung jener Authen-
lie die Bedeutung eines vollgültigen Zeugnisses um desswillen bei-
zumessen, weil die Wissenschaft der ausgehenden Republik, wie
angehenden Kaiserzeit in der That völlig ausreichend vorbereitet und
ausgestattet war zur historischen Kritik über die Ueberlieferungen
aus den älteren Perioden der römischen Geschichte, gleichwohl aber
aus jenem Kreise auch nicht ein vereinzelter und noch so leiser
Zweifel an der Authentität der leges regiae geäussert wird.
Denn indem der seit dem sechsten Jahrhunderte sich vollzie-
hende Verfall der altrömischen Formen, wie Weseneigenthümlich-
keiten gegen Ausgang der Republik einen beschleunigten Verlauf,
wie eine deutlichere Ausprägung gewann : indem die alten Staats-
ordnungen immer mehr als unhaltbar sich erwiesen, und der alte
Götterglaube immer tiefer von Zersetzung ergriffen ward ; indem das
bürgerliche Leben in allen Regungen des Rrwerbens, wie Geniessens
m neue Bahnen einlenkte, und in der Familie ganz neue Ordnungen,
wie Gepflogenheiten Platz griffen; indem das Individuum selbst in
seinem Denken und Empfinden, in Sinnen und Trachten mehr und
mehr von den boni mores der Väter sich abkehrte und zu neuen
Anschauungen und Maximen, wie Formen sich hinwendete; indem
mit Einem Worte der Hellenismus immer tiefer und allseitiger das
Römerthum durchdringt, zersetzt und wandelt;505 und indem wiederum
die altnationale Opposition wider das Hereinbrechen jener neuen Zeit
immer deutlicher als machtlos erkannt ward, ja Cato selbst am Ende
seines Lebens den lang bekämpften griechischen Studien sich zu-
wendete508; zu diesem Zeitpunkte nun, wo von dem Untergange das
Erbe der Väter bedroht wird, beginnt jener so überraschende Auf-
schwung der wissenschaftlichen Forschungen und Studien aller alt-
nationalen Disciplinen und Ueberlieferungen, geleitet von dem Gefühl
und Bestreben, das von dem Untergange Bedrohte der Erinnerung
der Nachwelt zu sichern und zu bewahren. Ausgehend von Cato
und ihren Höhepunkt gewinnend in Varro, wendet sich die Forschung
ebenso den Sacral-, wie den Staats- und Rechtsalterthümern , und
505) Voigt, Ius nat. U, 635 ff.
506) Cic. de seo. 8, 26. Plut. Cat. mai. 9.
808 Moritz Voigt, [ttt
ebenso dem Sprachlichen, wie den Realien zu, die so gewonwia
Ergebnisse in einer Litteraiur von überraschender Reichhaltigkeit m-
derlegend: in zahlreichen theologischen, kirchlichen und kuttet»
rechtlichen Schriften (A. 309. 310), wie in historisch antiquarisch*
Arbeiten über Staats-, wie RechtsalterthUmer,507 in kritischen Ab-
gaben der Dichter, wie in sprachlich antiquarischen Untersachmgai
aller Art.506 Und während einerseits solche Forschung das MaterM
Tür diese Arbeiten in den mann ich fachen Ueberlieferungen ks ehr
Vorzeit sucht, wie gewinnt: in monumentalen, wie institutiooefai
Ueberlieferungen,509 in den staatlichen, wie priesterlichen Archiven,5111
in den in Tempeln aufgestellten Staatsverträgen, wie Gesetzen (x. iL
A. 1 80. 490) , in den alten Familienau (Zeichnungen (z. B. A. tfl),
wie in den Ueberlieferungen der Nachbars tödte,510 so werden aodrw-
507) Vor Allem Cato's origines und Varro's antiquitates , de vita popoli r*-
mani, res urbanae und de familiis Troianis; ausserdem nameullich des C. Sern-
pronius Tuditanus libri magist natu um , M . Tunius Gracchanas de potestaübus, Q.
Cosconius actiones. Dann des Granius Flaccas de Iure Papiriaao und dtt Co»-
mentare der XII Tafeln von Sex. Aelius Paetus Catus, L. AtUius, Serv. Solpicj*
Ruf us, M. Antistius Labeo.
508) So namentlich L. Aelius Stilo interpretatio carminum Saliorum, C Ae-
relius Opilius musae, Ser. Clodius commentarii , Varro de LL., de antiqoitate B-
terarum, de origine linguae latinae, Santra de verborum antiqoitate, Veraai»
priscae voces, C. Aelius Gallus und Verrius Flaccus de verborum significatu.
509) Die Benutzung solcher Beweismittel bekundet z. B. Licin. Macer bei
Dion. III, 22 s. § 15; dann vgl. Liv. IV, 20, 6: titulus spoliis (sc. opimts] io-
scriptus; § 7: in thorace linteo scriptum legisse.
509a) Verschiedene Archive waren auf dem Capitole; denn so ist dasArctet
der Fetialen im Tempel des luppiter Feretrius zu suchen, wo auch der tappte
Lapis Und das seeptrum Iovis aufbewahrt wurden: Paul. Diac. 92 , i ; ebeaso
muss das Versammlungslocal (Cic. de Div. I, 44, 90), wie Archiv der Aogura
auf der arx gewesen sein , indem hierhin alle Spuren führen ; das etgentficfce
Staatsarchiv war im capitolinischen Tempel , dagegen das Archiv der Consoli m
Tempel der Iuno Moneta: S. 107. Aus diesen Archiven stammt das Material in
§4 8. Im Uebrigen vgl. A. 490. 492.
510) Auf solche Forschungen stützten sich Cato's origines so z. B. Sdwl.
Veron. in Aen. VII, 681. Serv. in Aen. VII, 678. Solin. II, 9; dann z. B. onl.
Claudii de iure bonorum Gallis dando I, 15: si — sequimur — Tuscos (sc. a*d*-
res), wozu vgl. Müller, Etrusker I2, Hl CT.; Liv. VII, 3, 7: Volsinüs quoqae
clavos indices numeri annorum fixos in templo Nortiae, Etruscae deae, conparere
diligens lalium monumentorum auetor Gincius adfirmat; Varr. bei Censor. de D.
N. 17, 6: in Tuscis historiis ; LL. VI, 3, 46: in Tusculanis sacris est scriptum:
&5] Leg es regiae. 809
Seils wiederum jene Ergebnisse in den maunichfachsten Beziehungen
und im Dienste der verschiedensten Interessen verwendet: für die
Leistungen der Dichtkunst,511 wie für die Werke der Geschichts-
schreibung und Grammatik (A. 490. 492), für die Fragen des Staats-
rechtes,512 wie für die Anwendung des Criminalrechtes,513 und so
denn nun auch für die Handhabung einer wissenschaftlichen histo-
rischen Kritik. Denn in der Thal hat jene Wissenschaft, welche mit
solchem Fleisse und Erfolge an die Durchforschung des Alterthumes
ging, die Kritik ebenso bei ihren Studien erlernt, wie an den schrift-
lichen Ueberlieferungen der früheren Zeiten auch geübt* und wie
einerseits die historische Kritik eines Varro an den Werken des
Plautus514 und Anderer wiederum an den Werken des Sex. Aelius
Paetus CatusMla mit Erfolg sich erprobte, so ist andrerseits solche
Kritik auch geübt worden an den gefälschten Büchern des Numa,515
Vinum novum ne vehatur etc. Cic. de Div. II, 44, 85: Praenestinorum monu-
neota declarant; Front, ep. ad M. Caes. I, 4: multi libri lintei (sc. Aoagniae
sunt), quod ad sacra adlinct; Serv. in Aen. I, 17: in sacris Tiburlibus — sie
j>recantur: Iuno Curulis etc.; Fest. 266b, 26: historiae Cumanae compositor,
und aus solcher Quelle dann das Stück bei Dion. VII, 3 — 44 ; Dion. II, 49: l<rri
8i Tic xai aAAoc uirep rd>v 2aßtv<ov iv btoptat; iTziywpiois Asyofisvcx; Xoyo; * dann
A. 225 u. a. m. Bei Tzetzes ad Lycophr. 1446 liegt folgende römische Königs-
reihe zu Grunde: Romulus, Pompelius, Ostinius, Ampus Marcius, Tarpinius Pris-
cus, Orpinius Tullius, Tarpinius; dieselbe stammt aus oskischer Quelle: Müller,
Etrusker I2, 21 A. 60 und zwar, wie der Name Orpinius Tullius ergiebl, aus
einer von den römischen unabhängigen Quelle : Niebuhr im Rhein. Mus. I, H 6 f.
54 4) Vgl. die Urtheile des Vettius und Flavianus über die Kennt niss des Ver-
gÜ vom Pontifical- und Auguralrechte bei Macr. Sat. I, 24, 16 f.
512) Sulla berief sich in der Volksversammlung auf die tccEi; des Servius
Tullius: App. civ, I, 59.
543) In dem Perduellionsprocesse wider C. Rabirius griff der Anklager La-
btenus direct auf die commentarii Tarquinü Superbi zurück : Cic. p. Rab. perd.
5, 15. 4, 43; vgl. S. 4 04. Im Processe wider den Silanus recurrirte Kaiser
Claudius auf die leges Tullii Hostilii: S. 79.
54 4) Ritschi, Parerga I, 73 IT.
54 4a) Voigt, das Aelius- und Sabinussystem 4 0.
54 5) Der Beschluss ihrer Vernichtung ist das Ergebniss der vom Senat ge-
übten Kritik, wie schon Bernhardy, röm. Litt.3 § 32 a. £. hervorhebt. Allein
auch das. Publicum, welches jene Bücher nicht zu Gesicht bekam, übte nach Hö-
rensagen Kritik, so Liv. XL, 24, 6: libros non integros modo, sed recentissima
specie; Cass. Hemin. bei Plin. H. N. XIII, 4 3, 86: mirabaulur alii, quo modo
illi libri durare possent.
810 Moritz Voigt, l»
wie an den Uebertreibungeo und Unwahrheiten der laudationes tt
nebres.516 Und indem solche Thatsachen bekunden, dass die wisset-
schaflliche und historische Kritik keineswegs eine Prärogative unserer
eigenen Gegenwart ist, so leiten dieselben nun auch darauf hm, das
ebenso eine Unächlheit der commentarii des Tarquinius, auf die der
Ankläger des Rabirius sich stützte (A. 513), von dem Vertheidiger
zu Gunsten seines Clienten zur Geltung gebracht worden wäre, wie
auch die Unächtheit der leges regiae der Kritik • nicht entgangen «a
würde, wenn deren Authentie nicht als völlig zweifelsfrei sich er-
geben hätte.
Wenn daher alle jene Thatsachen den vollen Beweis für die
Authentie der leges regiae ergeben, so werden quo überdem jete
Zeugnisse durch einen weiteren Beweisgrund noch bestätigt und be-
stärkt: durch den Inhalt nämlich der leges regiae selbst, welcher
deren höheres Alter, als der XU Tafeln, mit Bestimmtheit ergiebt
Denn diesfalls sind die ersteren um dess willen der vorrepublicanische»
Periode Rom's zu überweisen, weil die legislatorische Thäügkei
jener acht und fünzig Jahre, welche zwischen der Einfuhrung der
Republik und dem Erlasse der XII Tafeln inne liegen, ebensowohl
eine durchaus vereinzelte ist, als auch auf ganz andere Lebens- und
Rechtsgebiete sich erstreckt.517 Und zwar erhellt jenes höhere Alter
der leges regiae aus den beiden Momenten : zunächst dass ein TfaeH
jener ersteren durch die XII Tafeln wieder abgeändert oder auf-
gehoben wurde, die Gesetze nämlich wider die Treu Verletzung des
Patron oder Clienten (S. 22), wider die Kindes-Aussetzung oder
-Tödlung (S. 25), über die Ehescheidung (S. 40 f.), wider das pari-
cidiuui (S. 63) und wider die culpose Tödtung (S. 72); sodann
aber auch daraus, dass die leges regiae den Rechts- oder Cultur-
516) Cic. Brut. 16, 22: his laudatioaibus historia rerum uostrarum est beb
mendosior : multa cnim scripta sunt in eis , quae facta non sunt : falsi triumphi,
plures consulatus, genera etiam falsa etc., und ähnlich Liv. VIII, 40, 4. Wenn
letzterer beifügt : inde — publica monumenta rerum confusa, so ist diese Senleni
bei einem solchen Schriftsteller, der niemals nach einer OriginalqueUe forschte,
wie arbeitete, der vielmehr gleich dem Dion. lediglich aus den Annalisten schöpfte,
mit Zweifel aufzunehmen. Erkannte man übrigens die Unzuverlässigkeit der lau-
dationes, so waren sie der historischen Wahrheit wenig gefährlich.
517) Vgl. Schwegler, a. 0. II, 207.
*S7] Lkges regiae. 811
zuständen nicht der XII Tafeln, als vielmehr einer früheren Zeit ent-
sprechen.
» Denn Letzteres ist der Fall zunächst bezüglich des Gesetzes über
den Kaiserschnitt, welches das Beerdigen des Todten als die allei-
nige Bestattungsweise kennt, während die XII Tafeln bereits daneben
a*ch das Verbrennen angeben, in der Kaiserzeit aber, welcher der
Zeuge für jenes Gesetz, der Jurist Marcellus angehört, das letztere
Allein noch Sitte war (A. 167 — 169); nicht minder bezüglich des
Gesetzes wider das Schlachten des Ackerthieres , welches, der Zeit
des Ueberganges aus der Viehwirthschafts- in die Agricultur-Periode
angehörend (A. 206), somit älter ist als die XII Tafeln, wo solcher
Uebergang sich bereits vollzogen hat; wie endlich bezüglich des Ge-
setzes wider die Treuverletzung des Patron oder Clienten, welches,
viel weiter greifend, als die XII Taf. und zwar ebenso in thatbe-
« stand 1 icher Beziehung: indem es nicht bloss das fraudem facere d. h.
die Vermögensschädigung (A. 39), sondern jedwede Treuverletzung
bedroht, wie auch in subjectiver Beziehung: indem es nicht nur
Seitens des Patrones, sondern auch Seitens des Clienten die verbo-
tene Handlung reprimirt, hierin der ältesten Rechtsordnung allein des
Verhältnisses zwischen Patron und Clienten entspricht. Denn vor
den XII Tafeln fehlt dem Clienten die directe Rechts- und Process-
Fähigkeit: er ist wegen seiner Rechtsgeschäfte, wie Klagen an die
Vermittelung des Patrones, als seines lüpoordrqc angewiesen;518 und
dieser Ordnung entspricht, dass man ebenso dem officium gegen den
Clienten eine hohe Rangstellung einräumte,519 als auch jedwede Treu-
verletzung zwischen Patron und Clienten als Verletzung von solchem
officium auffasste; dagegen durch die XII Taf. erhielten die Clienten
ebenso das commercium, als auch, wie der Process um die Vergi-
nia ergiebt, die directe persona standi in iudicio, und bei dieser
Ordnung nun genügte das Verbot des fraudem facere Seitens des
Patrones allein.
Diese Beweismomente aber finden endlich auch noch eine Un-
54 8) Vgl. Becker, röm. Alterth. II, 1, U8. Voigt, lus nat. II A. 34.
519) In der Rangordnung der officia nimmt es die vierte Stelle ein: nach
dem ofticium zwischen hospites und vor dem zwischen cognati: Voigt, a. 0. III
A. «87.
812 Moritz Vom, [
terstützuog durch den Archaismus höchsten Alters, der, von spatere
Modernisirung verschont, mehrfach in den in directen Worten ober-
lieferten leges regtae hervortritt. Und dies nun ist der Fal Bit
folgenden fünf Formen:
a. paricidas in der lex Numae S. 55, welches neben hostican*
hei Paul. Diac. 102, 13 das einzige Beispiel ist, wo das Masedt-
num eines . a- Stammes seine im Sanscrit und Griechischen, wie ver-
einzelt auch im Oskischen erhaltene Nominativ-Endung auf as «4
bewahrt hat;520
b. ipsos in der lex Numae S. 73, eine Nominativ-Form, welche '
zwar, an ein voran fgehendes u oder v sich anfügend, niemals aasnr
Uebung gekommen ist, welche aber in allen übrigen Folien bereit!
um das J. 520 unterging, und von welcher endlich Air das proae-
men demonstrativum kein zweites Beispiel erhalten ist;521
c. aliuta in der lex Numae S. 73, eine Adverbial-Form, welche
ebensowohl hier allein bekundet wird, wie aber auch, gebildet darch
Anfügung eines adverbialen a an den auf t auslautenden Nom-
nativ des Neutrum , eine einzige Parallelbildung in dem Worte it
findet;5»
d. estod in der lex Romuli S. 41, eine Form, welche bisher
ganz isolirt stand und lediglich in den oskischen estud, deivaUnt
likitud, licitud, actud, factud eine Analogie fand, zu der jedoch jeM
die so merkwürdige Inschrift von Lucera in Ephem. epigr. II, 205
die Imperative estod, [li]cetod, fundatid, parentatid, proiecitad bei-
fügt ; 523
520) Vgl. Bücheier, Grund r. der lai. Declination 69.
52 t) Wir kennen nur die Formen ipsus, istus, ollus: Neue, Formenlehre
II2, 202. 209. 210; im Uebrigen vgl. Bücheier, a. O. 10 f. 13; im Rhein. M*.
IX, 464 ff.
522) Denn auf jene lex Numae beziehe ich auch die Glosse im codex Am-
brosia nus B 36 (worüber vgl. Löwe, prodrom. corp. gloss. 179 und VII): aliuta:
idiud, amplius, s. Löwe, 1. c. 432. Im Uebrigen vgl. Neue, a. O. 641. For
aliuta treten ebenso, wie für die fehlenden istuta, quita, aliquita ein: alio, feto,
quo, aliquo pacto, so sehr häufig bei Plaut, und so auch quo pacto in der mo-
dernisirten Fetialformel bei Liv. I, 32, 4 0.
523) Wegen des Oskischen vgl. Enderis, Formenlehre XXIX; wegen des
Lateinischen Ritschi, neue plautin. Excurse 100 ff. Von der nicht sicher gedeu-
teten Form facitud in C. I. L. 1 no. 813 sehe ich ab s. Ritschi, a. O. 100.
S59] Legbs regiae. 813
e. verberit in der lex Numae S. 75, eine Form,524 zu deren
richtiger Beurtheilung von Folgendem auszugehen ist. Die XII Ta-
feln sowohl, wie auch die leges regiae befolgen durchgreifend das
synthetische Gesetz, dass
1. dafern der Vorder- oder Nachsatz, welcher den vorausge-
setzten, legislativ normirten Thatbestand definirt, mit der coniunctio
condicionalis si oder ni oder ast (d. i. at si) eröffnet, so folgt das
regierende Zeitwort im Indicativ sei es praesentis, sei es perfecti,
sei es futuri primi , so z. B. in den XU Tafeln tab. I, 1 : si in ius
vocat, ; ni it; IV, 3: si os fregit; IV, 4: si iniuriam faxsit;
X, 9: ast im cum illo sepeliet;525 und diesem Gesetze entsprechen
auch die leges regiae S. 55: si qui hominem liberum dolo [malo]
sciens mortt duit und S. 73 : si quisquam aliuta faxit, sowie die Cul-
lusvorschriften S. 8: si tangit und S. 10: si hominem fulmen lovis
occisit ; 5M
2. dafern jedoch der Vorder- oder Nachsatz, welcher den vor-
ausgesetzten, legislativ normirten Thatbestand definirt, mit dem pro-
namen relativum eröffnet, so folgt das regierende Zeitwort im Con-
janetiv, so in den XII Taf. II, 3: cui testimonium defuerit; VIII, 7:
qoi fruges excantassit; XIII, 26: qui malum carmen incantassit, wie
auch X, 7: qui coronam parassit,527 während die leges regiae kein
bezügliches Beispiel bieten;
3. dafern dagegen si nicht einen Vorder- oder Nachsatz, son-
dern einen Zwischensatz einführt, folgt das regierende Zeitwort im
524) Für die Richtigkeit der Form bürgt der Text: verberitas tolle ploras
sit (s. A. 473) : der Abschreiber copirte ohne Sinn und Verstand und einen ihm
ganz unverständlichen Satz.
625) Alles üebrige s. bei Voigt in Berichten d. Ges. phil.-hist. Cl. 4 872
S. 87 f. Es ist daselbst die Form duvit in tab. IV, 2 nach Maassgabe der neuen
Collation von Gai. I, 4 32 in duit zu verbessern, da für duvit hier der Raum
fehlt: s. A. 4 28, und das davit bei Ulp. X, 4 nicht dagegen entscheiden kann.
Sodann ist tab. V1H, 14: si telum manu fugit aus Versehen unter die Praesentia
gestellt worden.
526) So auch die Interpretation des Granius Flaccus: homo si fulmine occi-
sus est: s. § 20 a. E.
527) Vgl. Voigt, a. 0. 88 A. 4 15, woselbst in Folge eines Druckfehlers
parsit statt parassit stehen geblieben ist. Dagegen ist VIII, 22 : qui se sierit testa-
rier etc. daselbst nicht richtig eingeordnet*
814 Moinz Voigt, (M
Conjunctiv, so in den XII Tafeln tab. XII, 4: si vindiciam übm
tulit, si vefit is, [praejtor arbitros tris dato;
4. da fern endlich das pronomen relativum nicht einen Vorder-
oder Nachsatz, sondern einen Zwischensatz einführt, so folgt d»
regierende Zeitwort im Indicativus praesentis oder perfecti oder (t-
turi, bedingt durch die Function, welche in dem Gesetze solcher
Zwischensatz versieht, so in den XII Tafeln tab. I, 3: si morbus —
escit, qui in ius vocavit, iumentum dato; 111, 4: ni suo vivit, qw
eum vinctum habebit, libras farris endo dies dato; V, 4: si mtestato
uioritur, cui suus heres nee escit; VII, 5: ni sam dilapidates sont®
qua volet, iumenta agito; VIII, 46: si adorat furto, quod nee mani-
festum erit; VIII, 22: qui se sierit lestarier libripensve fuerit,*9 ni
testimonium fariatur; X, 9: cui auro dentes iuneti eseunt, ast im
cum illo sepeliet.
Dem Gesetze unter 1 unterfällt nun die lex Numae S. 75: a
parentem puer verberit, ast olle plorassit, puer Divis parenteral sawr
esto, demgemäss daher die doppel-deutige Form plorassit hier lkfct
als Conjunctiv ^ sondern als Indicativus perfecti zu nehmen aad
dementsprechend der gleiche Modus und das gleiche Tempus aaefc
für die Form verberit festzuhalten ,53! demnach aber diese Form a
erklären ist als Perfect von einem hier allein bekundeten Zeitworte
verbero, verberi, verbere, flectirend nach Analogie von verro, verri,
verrere. »
Zu Alle dem tritt endlich noch das S. 44 erörterte archaische
obambulare, wogegen bei Weitem weniger diesen Character an sich
tragen das substantivische Divi S. 41. 75, sowie olle S. 75.
Was endlich die Ueberweisung der leges regiae hn die eiozd-
nen Könige betrifft, so lässt sich solche nur auf das Ius Papiriamin
zurückführen,532 und ist diesfalls, da nach Pomp. Encb. (D. I, 2, i
588) Vgl. Voigt, a. 0. 90.
529) Sierit und fuerit sind futura exaeta, nicht perfecta.
530) In den XII Tafeln ist allerdings solche Form nur als Conjunctiv uai
zwar nur als Perfect um, nie als Futurum vorkömmlich : Voigt, a. O. A. Hl.
534) Demnach sind zu verwerfen die Annahmen von Müller, Fest. 393 oad
Neue, a. 0. II2, 442 verberit sei Conjunctiv, wie von Cofssen» Aussprache IP,
404 f. Anm. und Scholl, XII tab. fragm. 90, es sei Indicativus praesentis voa
resp. verberi re oder verbere.
532) So auch Dirksen, Versuche 248.
SM] Lkgbs regia«. 84 5
§2): non Papirius de suo quicquam ibi adiecit, sed leges sine or-
dine in unura composuit, als uralt anzuerkennen. Die bemerkens-
werihe Thatsache aber, dass den beiden Tarquiniern allein keine lex
beigemessen ward, refleclirt auch bei Licinius Macer: deqn Tarqui-
nius Priscus vernachlässigte die leges (Dion. IV, 10), während Tar-
quinius Superbus dieselben aufhob (Dion. IV, 43. 81).
§ 28.
tte Bedeakea der mdernea Kritik gegea die Aatheatit der lege«
regiae, wie lies In Papiriaaw.
Die historische Kritik der leges regiae eröffnet mit Dirksen, Bei-
trage 234 ff., welche, im J. 1823 publicirt, die Zeichen ihrer Zeit
im Guten, wie im Uebelen an sich tragen: gefesselt von dem über-
wältigenden Eindrucke, welchen Niebuhr's epochemachende Geschichts-
schreibung hervorrief, übt der Verfasser zwar Kritik, allein mit Ein-
seitigkeit und Voreingenommenheit gegen die Glaubwürdigkeit der
Ueberlieferungen über die ältesten Zeilen. So daher ausgehend (S. 234)
von dem Satze, dass zwar das XII Tafelgesetz seiner Entstehung
nach einem vollkommen historischen Zeitraum der römischen Ge-
schichte angehöre, dagegen die leges regiae dem grösseren Theile
nach in die vorhistorischen Zeiten fallen, wird die Kritik nicht ge-
richtet auf Prüfung der Aechtheit jener leges nach Grund, wie Ge-
.gengrund, als vielmehr auf Darlegung von deren vorausgesetzter
Unächtheit. Und solches Ergebniss der Dirksen'schen Kritik hat
dann wiederum einen maassgebenden Einfluss auf die jüngere For-
schung behauptet in der Maasse, dass selbst ein gewissenhafter und
gelehrter Forscher, wie Seh wegler, röm. Geschichte I, 24 der Man-
gelhaftigkeit seines Unächtheits-Beweises gegenüber alle Bedenken
mit der Bemerkung zu beschwichtigen sucht: »auf alle Fälle ist
an die Authentie dieser sogenannten königlichen Gesetze nicht zu
denken.«
Die Gegenbeweisgründe selbst aber, welche zunächst
A. gegen die Authentie der leges regiae vorgebracht werden,
sind folgende:
a. von Dirksen, a. 0. 235 ff.: die Mittheilungen unserer Quel-
846 Moiirc Voigt, (M
len über die leges regiae sind einzig und allem aas dem los Papiräm
geflossen; dieses letztere aber ist eine Quelle später Zeit Ahn
beide Positionen sind unwahr, wie sich aus § 25, resp. in Verö-
dung mit der Darlegung unter B ergiebt;
b. von Schwegler, a. 0. 25 ff.:538 die Authentie der leges
wird widerlegt duroh die Quellenzeugnisse: denn dem Romains
den leges abgesprochen von Tac. III, 26 und Pomp. Ench. (D. I, 2,
2. § 1), dem Numa von Cic. de Rep. V, 2, 3, den Königen im Al-
gemeinen von Dion., indem nach X, 1 vor den XII Tafeln das gan»
Recht in den Ueberlieferungeu dpr juristischen Praxis bestand* api
nach X, 57 die Gesetze der XU Tafeln theüs aus griechischen Ge-
setzgebungen , theils aus dem einheimischen Gewohnheitsrechte ge-
schöpft wurden. Allein
aa. wenn Tac. cit. (s. § 26) allerdings das thema probandi
bezeugt, so wird doch dasselbe durch solches Zengniss nicht ohae
Weiteres bewiesen: denn es ist um so mehr vor Allem die Glaub-
würdigkeit solchen Zeugnisses festzustellen, als andere Zeugen Am
directe Gegentbeil bekunden. Dann aber ergiebt sich, daes die fes-
teren besser instruirt sind, als Tac. ;
bb. Pomp. cit. sagt gar nicht das aus, wofür er als Zeuge pro-
ducirt wird: er sagt lediglich: der römische Staat war von Anfing
an ohne Gesetze;
cc. Cicero besagt das directe Gegentbeil: Numa erliess schrift-
lich vorhandene Gesetze: s. § 26;
dd. Dion. X, 4 besagt das directe Gegentbeil: quo' ev 7p*p«;
anravxa xä Öfxaia xexa^(\ii^a : nicht alles Recht war geschriebenes, so-
mit also doch ein Theil desselben;
ee. Dion. X, 57 ergiebt lediglich, dass die leges regiae nicht
in die XII Taf. aufgenommen wurden, somit ein ebenso wahrer, wie
für das Beweisthema irrelevanter Satz;
c. von Rubino, Untersuchungen über die röm. Verfassung 409:
eine Gesetzgebung ist das spate Erzeugniss grosser politischer Er-
schütterungen und zugleich das Zeichen einer vorgerückten CulUr.
533) Ein zweites, der lex über die spolia opima entnommenes Argon**
S. 26 f. gehört nicht hierher, da diese lex nicht Rechtsgesetz, sondern Coltos-
verordnung ist: § 2. Es widerlegt sich jedoch dasselbe durch § 18.
263] Lkgks rkgue. 847
die leges regiae sind gar nicht eine Gesetzgebung, sondern
Summe einzelner, auf eine lange Periode sich vertheilender Ge-
setze; sodann ist die römische Königszeit in der That im Besitze
einer vorgerückten Cultur: theils als Angebinde empfangen von La-
tium, theils weiterhin entlehnt von Latium, Etrurien, wie Grossgrie-
chenland; und endlich die lex Saliga folgte sehr bald der Sesshafl-
-machung der Franken;
d. von Rein, Criminalrecht 48: die römischen Könige sind my-
thische Personen. Allein dieser Satz ist theils unerwiesen, theils
feeweisunkräftig, sobald man nicht zugleich die Wirklichkeit der Kö-
nigs-Zeit, wie -Herrschaft selbst negirt: denn Minos, wie Theseus
smd in der That mythische Personen und gleichwohl ist die histo-
rische Existenz der auf dieselben zurückgeführten Gesetze und Insti-
tutionen' unbestreitbar;
e. von Rein, a. 0. 48: die leges regiae waren auf Holztafeln ver-
zeichnet und so nun im gallischen Brande untergegangen. Allein dieser
Satz ist theils unerwiesen: es widerspridht ihm direct Liv. VI, 1,10,
theils beweisunkräftig : denn theils sind andere Aufzeichnungen der
leges regiae (§ 18. 20) ganz unabhängig von dem Schicksale der
Gesetzestafeln, theils würde damit auch die Nicht-Authentie aller vor
dem J. 365 uns bekundeten leges und so insbesondere auch der
XII Tafeln bewiesen sein;
f. von Rein, a. 0. 48: hotten zur Zeit der XU Tafeln leges re-
giae existirt, so hätte die Plebs nicht über Rechtsungewissheit sich
beschwert. Allein die leges regiae, weil keine Codification des ge-
rammten Rechtes, schliessen die Thatsache einer Rechtsunsicherheit
gar nicht aus;
g. von Rein, a. 0. 50 : die römischen Annalisten sind unglaub-
würdige Zeugen. Allein in dieser Allgemeinheit des Urtheiles ist der
Satz unerwiesen, vielmehr sind dieselben über zahlreiche Punkte der
römischen Geschichte durchaus glaubwürdige Zeugen;
h. von Schwegler, a. 0. 35 f.: die Römer sind erst zur Zeit
des alteren Tarquinius in den Besitz der Schreibkunst gekommen,
daher ist eine ausgedehntere Anwendung derselben für die ganze
Königszeit noch nicht vorauszusetzen. Allein dieser Satz ist unwahr:
von der Gründung der Stadt an sind die Römer im Besitze der
Schreibkunst gewesen. Denn
848 Mram Vo«r, [*4
aa. Latium, benachbart mit Etrurien und Grossgrieeherioi,
mosste bereits tot der Gründung Roms von beiden Staaten die
weit filtere Schreibkonst empfangen und so nun auf Rom
haben;534
bb. diese Thatsache findet ihre Bestätigung durch die Fond»'
gen des Pater Luigi Bruzza, sopra i segoi incisi nei maasi dette
antichissüne di Roma, Roma 4876. Denn indem von de
denen, von demselben analysirten , mit Buchstaben versehenen Mo-
numenten namentlich die Mauer des Servias Tullius und eine mM
noch altere, auf dem Esquilin gefundene Trinkschale bekunden, das
bereits in der Königszeit Buchstaben ebenso als Steinmetzzeichea n
die Werkstücke eingegraben , wie auch auf Hausgeschirr eingekriU
wurden, so ergiebt dies zugleich den Beweis, dass damals die Schreit»
kunst bereits längst in dem Besitze der Vornehmen gewtbea mt
hier kn Dienste wichtigerer Zwecke, wie höherer Interessen verwendet
worden ist;
cc. bei allen Völkern,1 bei denen ein institutionell ausgebildete
Priesterthum sich findet, ist die Schreibkunst zum Mindesten ak prie-
sterliche Fertigkeit ebenso vorhanden, wie auch unentbehrlich ak
eines der mehreren Mittel im Dienste der priesterlichen FimctioaflL
Und diese Unentbehrlichkeit war zu Rom gewissermaassen eine po-
tenzirte sowohl in Folge des Religionssystemes des Numa : deoB dfe
vielen Hunderte von Indigitationsbezeichnungen der Götter konntet
unmöglich dem Gedächtnisse allein anvertraut sein,535 als auch in
534) Vgl. Plin. H. N. XVI, 44, 237: veluslior — urbe in Valien* in,
in qua titulus aereis litieris Etruscis religione arborem iam tum dignam tuest
significai; und dann wieder Cic. de Rep. II, 10, 48: Romuli — aetatem — «■
inveteralis litieris alque doctrinis omnique illo anliquo ex inculla hommafl) fto
errore sublato fuisse ceraimus.
535) Cic. de Rep. II, 14, 27: sacrorum — ipsoram diligentiam diffidfea,
apparalum perfacilem esse voluit (sc. Numa) : nam quae perdisceuda quaeqve ta-
servanda essent, multa conslituit, sed ea sine inpensa. Sic religionibus
operam addidit, sumlum removil ; Aug. C. D. IV, 8 : qoando aatem posraat
loco libri huius commemorari omnia nomina deorum ei dearum, qua« Uli (sc.
mani) grandibus voluminibus vix comprehendere poiuerunt singoits rebus
dispertientes officia numinum ? Ambrosch . de sacris Rom. libris II: ut propt-
modum cuncla sacerdotia Romana mullo sunt ante reges exaetos coostitat», sie
plane abhorret a veri similitadine, aelatibus regutn novissimorum, quibus
Romae scribendi ars nee ignola fuit neque publice non usurpata, sacri iuris
•#j
*W] Lbgrs rkgiae. 819
folge der im römischen Rechte adoptirten verbi ratio: denn die
«•hlreichen Formeln solenner Acte, welche bei Vermeidung der Nich-
tigkeit und resp. des piaculum verbo tenus zu reproduciren waren,
konnten ebensowenig der schriftlichen Vorlage entbehren;536
dd. dementsprechend bcsass noch die spätere Republik zahl-
reiche Aufzeichnungen aus der Königszeit: die sibyllinischcn Orakel,
vtotche mehrere Bücher füllten, die Cultus- und Ritual-Bücher des
König Numa (§ 26 z. A.), wie mannichfache politische Documente,
*» den in eine Säule eingegrabenen Friedensvertrag des Romulus
vrik den Vejentern (Val. Ant. bei Dion. II, 55), den in gleicher Weise
verzeichneten Bundesvertrag des Tullus Hostilius mit den Sabinern (Val.
Art. bei Dion. III. 33. Hör. Ep. II, 4, 23 ff.) u. a. m.537
" Und wenn hiernach ein Zweifel nicht begründet ist, dass von
Bomulus**8 ab die römischen Könige ebenso Staats-Annalen führten
(A<. 256), worin sie ihre Kriegsthaten und Triumphe verzeichneten,
trie commentarii abfassten (A. 512. 513), worin sie insbesondere
ihre Gesetze eintrugen, so ergeben somit die historischen Verhält-
» »
que disciplinarum , in quibus ex sententia populi Romani salus tarn publica quam
privata verteretur, ne rudimenta quidem monumentis servala esse atque Iradita.
Aecedit quod apud Romanos artes sacerdotales, quamquam natura sua minime com-
— ilubites, tarnen haudquaquam in rudimentis persisterunt.
536) Voigt, las nat. III § % ff.
537) Vgl. Teuffei, röm. Litteratur3 § 68. Im Allgemeinen vgl. Suet. Vesp.
8 u aerearum — tabularum tria milia, quae simul conflagraverant, restiluenda susce-
pit, undique investigatis exemplaribus : instrumentum imperii pulcherrimum ac
▼etustissimum , quo continebantur paene ab exordio urbis senatus consnlta? plebi-
seita de societate et foedere ac privilegio cuicumque concessis; sowie Bruzza,
». O. 48 ff.
538) Verg. I, 276 f. sagt: Romulus — Romanos — suo de nomine dicet;
und dazu bemerkt Serv. in b. 1.: perite non ait Romam, sed Romanos; urbis
enim illius verum nomen nemo vel in sacris enuntiat; somit also: weil der offi-
oieüe Name der Urbs nicht Roma, sondern anders lautete, Roma vielmehr nur
ein Spitzname ist, ist nicht Romulus nach Roma oder Romani, sondern sind viel-
mehr Roma und Romani nach Romulus benannt; und so nun auch Serv. I. c. I,
173 : Sibyila Ha dicit: ' Po>u.otoi * Pcopoo iratSec, und: a Romi nomine Romani
appeUati; ut autem pro Romo Romulus diceretur, blandimenti genere factum est.
Diesen völlig evidenten Sachverhalt stellt nun Schwegler, a. 0. I, 418 gerade auf
den Kopf: »Romulus ist ein aus dem Namen der Stadt abgeleiteter Heros Epony-
moa*. Wetm so die historische Wahrheit in ihr Gegentheil verkehrt wird, dann
freilieb ist es leicht, die Persönlichkeit des Romulus zu verdächtigen.
Abhandl. d. K. 8. (toselUch. d. Wis»ensch. XVII. 55
820 Moeiti Voigt, pH
nisse rücksichtlich der Schreibkunde rtu Rom mir einen Beweisen!
für, nicht aber einen Gegenbeweis wider die Authenüe der leg*
regiae.
B. Sodann die Gegeftbewetsgrttnde wider die Autbenlie des ht
Papirianom sind folgende:
4 . von Dirksen, a. O. 237 : der Beweis seiner frühen Fafrfrtia^
ist ungenügend, weil der betreffende Zeuge: Pomp, »in allen Pak-
ten , die sich auf die älteste Rechtsverfassung beziehen , als eil a-
kritischer Compilator erscheint.« Allein dies ist unklar; denn eamd
bedingt das kritiklose Compilireo keineswegs, dass alles Compflato
unwahr sei : es kommt eben auf die Beschaffenheit des compiürtoi
Stoffes selbst, wie der Vorquelle an; und sodann hat Pomp, aller-
dings mehrfach Unwahres berichtet : aHein solches Unwahre ist eh
aus Irrthum entstelltes Wahres, nirgends aber ein beliebig erfanden*
Falsches. Daher ist es zwar möglich, dass Pomp, in den Detail
bezüglich der Entstehung des Ius Papirianmn irrte; aHein weder ü
solcher irrige Punkt bis jetzt von Jemand dargelegt, noch ist nadt»
gewiesen worden, dass das bezügliche Zeugniss des Pomp, im gram
Ganzen Unwahres biete;539
2. von Schwegler, a. 0. I, 24 : der Beweis seines hohen Ahers
ist ungenügend, weil seine Existenz erst »in sehr später Zeit« durch
Zeugen bekundet wird. Aliein dies ist unklar: denn indem Gmm
Flaccus bereits vor 706 einen Gommentar zu jenem Werke schrieb
(A. 308), und so dadurch für eine noch frühere Zeit dessen Existev
bekundet, so ist diese letztere Zeit in Wahrheit nicht eine «sehr
späte«. Will dagegen Schwegler die frühe Entstehung an sich des
Ins Papirianum wegen dessen später Bekundung durch Pomp, ver-
werfen, so ist auch hier die sehr späte Bekundung unwahr: den
Pomp, entlehnte aus älteren Quellen, demgemäss solche letzteren tat-
sächlich die Bekundung ergaben;
3. Schwegler, a. 0. 24: der Verfasser des Ins Papirianom ist
eine apokryphe Person. Allein dieser Satz ist theils unerwiesen,
theils beweisunkräfUg. Und zwar unerwiesen ist derselbe, insofern ab
539) Völlig correct ist das Dictum von Glück, «pusc H, 4 08: les
perpetua mihi haec esto : Pompoinom ne deseras , uaque dtia euan tapmn fi
evidentissime possil deraoflstrarier.
M7] Leges regiab. 884
a. zwar die Quellen über den Vornamen jenes Verfassere dif-
fariren, diese Differenz aber von Schwegler unrichtig dargestellt wird.
Denn eine Differenz liegt vor theils in Pomp. Euch., insofern der-
selbe den Papirius an der einen Stelle Publius nennt, und an der
«deren Stelle eine Variante die Möglichkeit gewährt, dessen ßenen-
«Ung als Sextus zu finden (A. 287); theils bei Dion. V, I, wo ein
Manius Papirius genannt wird, der für identisch mit dem Papirius
des Pomp, anzusehen ist (A. 306) ; dagegen ergiebt keine Differenz,
wie Schwegler annimmt, der von Dion. III, 36 genannte Caius Pa-
pirius, da dieser sicher eine von jenem Ersteren verschiedene Per-
sönlichkeit ist (A. 284) ;
b. die Divergenz der Quellen bezüglich des praenomen vom
Verfasser des lus Papirianum als Sextus, Publius und Manius macht
weder dessen Person apokryph, noch dessen historische Existenz
verdächtig, noch dessen Werk historisch unsicher; denn ein Irrlhum
über das praenomen ist leicht möglich, theils weil dasselbe in Sigle
£9§9briet>en wurde, theils weil es an sich ein Moment \&n unter-
geordneterer Bedeutung ist. Und desshftlb ziehen wir auch nicht
in Zweifel die Existenz des Plautus oder seiner Werke, weil dessen
Name statt T. Maccius auch M. Accius überliefert ist,540 oder die
Thatsache der Auffindung der gefälschten Bücher Numa's, weil die
eine Quelle den Finder L. Petillius, die andere Gn. Terentius nannte,"1
öder die Existenz des edictum perpetuum, weil die eine Quelle als
dessen Redactor den Juristen Salvius lulianus, Aur. Vict. de Caes* 1 9
aber den Kaiser Didius lulianus nennt, oder den Erlass vom Bür-
gerrechtsgesetze Caracalla's, weil die eine Quelle dasselbe dem Cara-
calla, lustin. in Nov. 78 c. 5 aber dem Antoninus Pius beimisst;
c. die Divergenz der Quellen bezüglich des praenomen vom
Verfasser des lus Papirianum als Sextus, Publius und Manius fällt
gar nicht in die Sphäre des Historischen, als vielmehr des Kriti-
schen: der Sextus beruht auf einer schlechten Lesart (A. 287), der
Publius ist eine historische Unmöglichkeit (A. 304) und geht daher
auf einen Schreibfehler zurück, so dass Manius als das einzige prae-
nomen verbleibt (A. 306).
540) Ritschi, Parerga I, 3 ff.
541) Nissen, krit. Untersuchungen 336.
55
822 Moftin Voict, [M
Dagegen beweisunkri&ftig ist jenes Argument, tbeils weil bei <fer
in eine so frühe Periode fallenden Abfassung des los Papirianim fc
Unkenntniss seines wirklichen Autors gar nichts Befremdliches habet
würde, theils weil innerhalb der Rechtsgeschichte bezüglich der
Nennung von Urhebern der Zufall oft ganz wunderlich spielt, so
dass z. B. der Urheber der lex Cincia, nicht aber der lex Aebotit
angegeben wird.
4. Modestow, Gebrauch der Schrift 30: aus Liv. VI, 4, 40 M
zu entnehmen, dass das Ius Papirianum weder vor der Zeit 4bb
Einfalls der Gallier, noch nach demselben vorhanden war. AI«
dies ist ein Irrthum: Liv. steht weder in einer affirmativen, noch ■
einer negativen Beziehung zu dem Ius Papirianum (A. 286).
Hiernach aber ergeben sich alle gegen die Authentie der leg©
regiae oder des Ius Papirianum aufgestellten Gegengründe als unwahr.
Die Aufstellungen der mtderntn Wissenschaft iber des Ckaracfar
der leges regiae.
In der modernen Litteratur wird die Authentie der leges regiae
anerkannt von Petersen, de originibus hist. Rom. 1 1 ff. Elvers, de
clarissimis monumentis I, 12. Ambrosch, de sacerdotibus curiaL
20 ff. Gerlach, Geschichtsschreiber der Römer 10 ff. und historische
Studien III, 164 ff. 247 ff. Modestow, Gebrauch der Schrift 33.
Zumpt, Crim. Recht I, 1 , 26 ff.542
Dann wieder bei Rein, Crim. Recht 53 schliessen die wider die
Authentie der leges regiae vorgebrachten Gründe mit dem überra-
schenden Resultate ab, dass eine grössere Zahl jener Gesetze als
achte leges regiae anerkannt werden.
Dahingegen von Rubino, Unters, über röm. Verfassung 408 ff.
Schvvegler, röm. Geschichte 1, 25. Becker-Marquardt , röm. Alter-
thümer IV, 217. Lange, röm. Alterthümer I3, 314 f. Teuffei, röm
Litteratur3 § 70 wird den leges regiae der Gharacter als Gesetze
negirt, vielmehr dieselben für Gewohnheitsrechte aus der Königszeil
erklärt, welche später erst schriftlich aufgezeichnet und der Wahr-
542) Völlig unsicher in seinem Urtheile ist Becker, a. O. I, 4 3 ff.
«9] Lkgbs regiae. 823
heit zuwider als Gesetze543 aufgefasst worden seien, während end-
<Keh Lewis, Untersuchungen über die Glaubwürdigkeit der altröm.
<l*schichte I, 148 die leges regiae für Ueberreste einer älteren, aber
bereits republicanischen Gesetzgebung oder Gewohnheitsrechtes erklärt.
ii Während nun den beiden letzteren Ansichten gleich massig ent~
'gegensteht, dass dieselben reine Hypothesen bieten, für welche nach
^keiner Richtung hin, so etwa durch historische Parallelen oder cul-
siarhistorische Momente od. dergl. irgend welcher objective Stutz-
punkt geboten wird, so treten nun überdem der Rubino'schen An-
«ahme folgende Bedenken entgegen:
a. für leges regiae überhaupt werden von Liv. VI, 1, 10, für
<tas Gesetz wider den incestus der Vestalinnen insbesondere aber vver-
-den von Cat. de Aug. Gesetzestafeln bekundet (§ 19); folglich sind
dieselben nicht gewohnheitsrechtlich, sondern ächte Gesetze;
b. dem einen Theile der leges regiae ward durch die XII Ta-
ute derogirt; insoweit daher würden die leges regiae ein bereits
zu Beginn der Republik untergegangenes Gewohnheitsrecht enthalten,
welchem zur Zeit des Erblühens der antiquarischen Studien, somit
gegen Ausgang der Republik (§ 27) durch die Litteratur eine schrift-
liche Bekundung zu Theil geworden. Allein dies ist eine historische
Unmöglichkeit, da ebensowohl dieser Zeit die Wissenschaft, wie die
Mittel zur Erkenntniss jenes seit Jahrhunderten untergegangenen Ge-
wohnheitsrechtes gefehlt, wie auch die Wissenschaft nicht einstimmig
dfer Wahrheit zuwider dasselbe als Gesetzesrecht hingestellt haben
«würde;
c. der andere Theil der leges regiae verblieb auch neben den
Xll Tafeln in Geltung. Dies aber würde unmöglich sein, dafern die
ersteren gewohnbeitsrechtliche Ordnungen waren; denn sie hätten
in den letzteren Aufnahme finden müssen , weil es gerade berufs-
mässige Aufgabe der XU Tafeln war, die Rechlsunsicherheit im All-
gemeinen zu beseitigen und insbesondere an die Stelle des Gewohn-
keiterechtes und der Gerichtspraxis das geschriebene Recht zu setzen ;
d. ein grosser Theil der leges regiae setzt die Capitalstrafe der
Execration und dies in verschiedener Modalität für die verschiede-
543) So Pomp. Ench. (D. I, 2, 2. § 2): leges quasdam et ipse (sc. Romu-
lus) curialas ad populum iulii; iuleruni ei sequentes reges; Dion. IV, 13.
824 MoRin Voigt, [tft
nen delictischen ThalbesUtade : hier Execratio ao den Tellumo, doct
wieder an den luppiter Terminus, dann an die Penaten und Um
und Anderes mehr. Wenn nun im Allgemeinen schon unter ahf
Rechtsgruppen das Criminalrecht diejenige Sphäre ist, innerhalb dem
die rechtsconstitutive Gewohnheit in ihrer Wirksamkeit am Meiste»
eingeengt und vereinzelt ist, ja in der That regelmässig nur danf
sich beschränkt, dass ein bereits normirter delictischer Thatbestaad
verallgemeinert und somit die an solchen angeknüpfte Strafe auf einet
anderen noch nicht reprimirten Thatbestand übertragen wird, der
mit dem ersteren durch eine UebereinstimaMmg in gewissen, Ar
wesentlich erklärten Merkmalen ähnlich ist; so ist dagegen andrer-
seits die Rechtsconstituirung durch Gewohnheit in einem geordnet»
Staatswesen insoweit ausgeschlossen, als es sich um die Anfisteflo^
ganz neuer Thatbestände von Capitalverbrechea handelt. An Aller-
wenigsten aber ist solches als möglich vorauszusetzen da, wo es um
die' Execration sich bandelt, deren Verhängung ohne legale Brmick-
tigung als tyrannischer Willkühr-Act sich qualificirt haben würde;
e. das Gesetz wider den incestus der Vestaiinnen, indem «
den Buhlen der ordentlichen Gerichtsbarkeit entzieht und der d»
pontifex max. unterwirft (A. 1 93), setzt hierin eine so völlig anomale
Ordnung, dass dieselbe durch Gewohnheit niemals sich bilden konnte,
da dem pontifex die Macht fehlte, den Bürger seinem ordentlichen .
Forum zu entziehen.
Was dagegen die Lewis'scbe Ansicht betrifft, insoweit dieselbe
in den leges regiae alte, aber republicanische Gesetze anerkennt, so
treten derselben folgende Bedenken entgegen:
1. die republicanischen Gesetze werden mit gentilicischen ap-
pellativa benannt, und es ist weder ein Motiv, noch eine Veranlas-
sung gegeben, wesshalb das Alterthum bezüglich der fraglichen Ge-
setze solche Benennung mit der Prädicirung regia sollte vertauscht
haben, um so weniger, als solche appellativa selbst für die der
ersten Zeit der Republik angehörigen Gesetze sich erhalten habet,
so bei der lex Valeria de provocatione v. 245, Horatia de clavo
fingendo v. 245 (A. 545), Icilia de non interfando tribunum pfete
v. 262, Publilia Voleronis v. 283, Icilia de Aventino puhlicando
v. 298, Aternia Tarpeia v. 300 u. a. m.
2. es giebt .kein Beispiel, dass ein der Republik angehörtes
874] Leges regiae. 825
Gesetz als regia prädicirt worden sei,544 währeud andere Prädicate
zur Bezeichnung des hohen Alters eines Gesetzes in der That in den
^Quellen auftreten.545
Danach aber ergeben sich die obigen Aufstellungen der moder-
nen Wissenschaft über den Character der leges regiae ebenso als
■nhaltbar, wie als unerwiesen.
544) Es ist eiae offene Unwahrheit, wenn Lewis, a. 0. I, 147 sagt: immer
wenn die Römer irgend ein Gesetz aus einer fernen unvordenklichen Zeit herlei-
ten wollten, so bezeichneten sie es als ein »königliches Gesetz«.
545) So bezuglich der lex Horalia de clavo fingendo v. 245 bei Liv. VII, 3,
5 : lex vetusta est, priscis litteris verbisque scripta, ut, qui praetor maximus Sit,
idibus Septembribus clavum pangat. Es ist dies nicht Tempelordnung, wie Weissen-
born in h. 1. meint: denn solche kann den Consul nicht zu solchem Acte vor-
pflichten, als vielmehr Gesetz; vgl. Liv. cit. § 8. Unger im Philologus XXXII,
634 ff.
Berichtigungen.
A. 30 lies Kiessling statt Krüger.
A. 4 SO lies bei Plaut. Ep. III, 2, 43 perenticida stall parenticida.
A. 493 fuge bei: vgl. Lange, de legibus Porciis I, 27 A. 80 f.
A. 156 Z. 25 füge bei: G. Hofmann, drei synchronistische Daten des röm. Kalenders,
Triest 4876. 44 ff.
Inhaltsverzeichnis.
Sdh
I. Der Bestand der leges regiae.
§ 4. Die Stellung der Untersuchung gegenüber der Dirksen 'sehen I
§ 2. Die den leges regiae eingeordneten Gull us- Vorschriften $
§ 3. Die v6|A.ot dfypotcpoi bei Dion. II, 25 — 87. Papin. de Adult u
IL Die überlieferten leges regiae im Einzelnen.
§ 4. Das Gesetz des Romulus wider die Treu Verletzung des Palron oder Clienleo . <$
j 5. , „ „ ,, wider die Kindes-Aussetzung oder -Tödtung .... n
§ 6. „ „ „ „ über die Ehescheidung H
§ 7. „ „ „ ^ wider die Unbotmässigkeit derjtehwiegertochter gegeo
die Schwiegermutter 41
§ 8. „ „ des Numa wider den Verkauf des mittelst coofarreatio verehelich-
ten Haussohnes a
§ 9. „ „ » „ wider die termini motio , 4t
§ 40. ^ „ „ „ wider das parieidium SS
§41. „ „ „ „ wider die eulpose Tödtung 44
§ 4t. Die Strafsanction des Numa : Si quisquam aliuta faxit etc. Die lex regia über
den Kaiserschnitt 71
§43. Das Gesetz des Tullus Hostilius wider die Realinjurie gegen die Eltern ... 7S
§44. „ „ „ „ „ wider den incestus der Virgines Vestales . . 74
§45. „ n n n n ober die öffentliche Alimentation von Drillingen 81
§ 16. „ „ wider das Schlachten des Ackerthieres W
III. Die Glaubwürdigkeit der üeberlieferungen von den leges regiae.
§ 47. Die Üeberlieferungen an sich der leges regiae W
§ 48. Die libri regum, sacerdolum und magistratuum »
§ 49. Die Gesetzestafeln «J
§ 20. Das lus Papirianum. Granius Flaccus de Iure Papiriano 4(1
§11. Die Quellen der Königsgeschichte des Dionys <!S
§ tt. Fortsetzung M
§ SS. Die Annalen des Licinius Macer <N
§ 24. Die Annalen des Valeries Antias ti*
§ 25. Die Glaubwürdigkeit der Quellen der leges regiae IM
§ 26. Die Quellenberichte über die legislative Thätigkeit im Allgemeinen der Könige
und deren Glaubwürdigkeit !tf
IT. Die Authentie der leges regiae.
§ 27. Die Beweisgründe für die Authentie der leges regiae t#
§ 28. Die Bedenken der modernen Kritik gegen die Authentie der leges regiae, wie
des lus Papirianum H*
§ 29. Die Aufstellungen der modernen Wissenschaft über den Character der leges regiae #*
DER PRIESTER' JOHANNES,
ERSTE ABHANDLUNG,
ENTHALTEND CAPITEL I, II UND III,
VON
FRIEDRICH ZARNCKE,
MITGLIED DER KÖNIG L. 9ÄC1IS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
28 VII. Bandes der Abhandlungen der philologisch - historischen Classe der Königl
Sächsischen Gesellscliaft der Wissenschaften
N° VIII.
LEIPZIG
BEI S. H1KZE L.
1879.
' .
*
#> - *-v^V '
f • *S* ^N *"V -
Vom Verfasser tibergeben den 26. Oetober 1878.
Der Abdruck vollendet den 30. Januar 1879.
DER PRIESTER JOHANNES,
ERSTE ABHANDLUNG,
ENTHALTEND CAPITEL 1, II UND III,
VON
FRIEDRICH ZARNCKE,
MITGLIED D. KGL. SACHS. ÜESELL9CH. D. WISSENSCHAFTEN.
tih»ii<il. (1. K. S. U«s«41sch. d. Wis««»uscli. XVII. 5«
Ueber die Sage vom Priester Johannes habe ich bereits in den
nachstehenden Universitätsprogrammen gehandelt :
I, Dp pntriarcha Iohanne quasi praecursore presbyteri lohannis (In memoriam
A. G. Spohnii, 20. Januar 4 875). 4 7 S. 4°.
II, Quis fuerit qui primtis presbyter Iohannes vocaius sü, quaeritur (Renuo-
ciantur philosophiae doclores a 4. Nov. 4 874 asque ad d. ultim.
Oct. 4 875 creati). 28 S. 4°.
»
HI, De epistola, quae sub nomine presbyteri lohannis fertur 'RenuDciantor
phil. doctorcs a 4. Nov. 4 873 usque ad d. ultim. Oct. 4 874 cmti .
58 8. 4°.
IV, De epistola Alexandra papae III ad presbyterum Ioliannem (In memoriam
1. A. Ernesti, 20. Januar 4 875). 20 S. 4°.
V, De regt* David iilio Israel filii lohannis presbyteri (In memorinm C F. Krf-
*»elii de Sternbadi, 17. Juli 1875). 23 S. 4°.
Zwei volle Jahre nach dem Erscheinen der zweilen Abhandlung
über den Priester Johannes trill die vorliegende erste ans Licht. Sie
ist, von dem Anhange abgesehen, wesentlich eine Neubearbeitung von
vier Programmen (I — IV), die ich in dem Universitüts-Jahre 1874/75
geschrieben habe. Aber ich hoffe, man wird den Wiederabdruck
gerechtfertigt finden : kaum ein Stein ist auf dem andern geblieben,
und bei den lateinischen Schriftstücken ist es mir, wie ich hoffe,
gelungen, in der Textesherstellung fesle Grundlagen zu gewinnen und
bis nahe an das Original hinanzukommen. Gewiss wird es an neuen
Funden nicht fehlen, die auch Einzelnes anders werden zu fassen
nöthigen, aber dass etwas Hauptsächliches sich noch verschieben
sollte, fürchte ich nicht.
In Betreff der Orthographie der lateinischen Texte befinde ich
mich scheinbar in einem Gegensatze zu der Richtung, die gegen-
wärtig sich immer mehr Bahn bricht. Während man früher von
einer genauen Wiedergabe der mittelalterlichen e Abstand nahm, viel-
mehr e, ue, oe nach der hergebrachten lateinischen Orthographie
schrieb, zumal wo es sich um die Abwandlung der Worte handelte,
ist man gegenwärtig geneigt, überall e zu belassen, wo die mittel-
alterlichen Handschriften es bieten. Auch die neuesten Arbeiten in
den Monumenta Germaniae historica bekennen sich zu diesem Princip.
Gewiss ist es das richtige, denn jede Zeit kann verlangen, ihre Er-
zeugnisse auch in ihrer eigenen Orthographie vorgelegt zu sehen,
und je mehr wir namentlich mit der lateinischen Poesie des Mittel-
alters vertraut werden, um so mehr werden schon die Reime zwingen,
uns auch der mittelalterlichen Orthographie zu bedienen, ohne die
sie nicht zu verstehen sind. Bald werden wir auch vertraut sein
mit den neuen Wortbildern. Aber bis vor Kurzem würde, wer solche
S6*
830 Friedrich Zahnckk. • l
Voraussetzungen hätte machen wollen, befremdet und das Interesse
unnüthig von seiner Arbeit abgewendet haben. So habe ich seil 23
Jahren alle meine Ausgaben mittelalterlicher Denkmäler dieser alteren
Verfahrungsweise entsprechend eingerichtet, und dabei bin ich auch
in dieser Abhandlung geblieben und gedenke ihr auch in der drillen
Abhandlung treu zu bleiben. Aber verwahren will ich mich aus-
drücklich dagegen, als ob dies in beabsichtigtem Gegensatze gesen
das gegenwärtig mehr und mehr Beliebte geschehen sei.
Die dritte Abhandlung hoffe ich noch im Laufe des Jahres 1H79
herausgeben zu können und damit endlich ein Thema zum vorlaufen
Abschluss zu bringen, von dem ich mir, als ich an dasselbe hinan-
trat, nicht träumen Hess, dass es mich so lange beschädigen und auf
zum Theil so schlüpfrigen und mir fremden Boden führen würde.
Leipzig, d. 26. October 4878.
F. Z.
CAPITEL I.
Der Patriarch Johannes von Indien und der Priester Johannes.
I« Der Patriarch Johannes von Indien.
Mit den sagenhaften Erzählungen von dem Priester Johannes, von
denen im Folgenden gehandelt werden soll, haben sich frühe schon
Berichte eines Patriarchen Johannes von Indien gemischt. Diese letz-
teren gehen zurück auf ein wirkliches Ereigniss, das im Jahre 1122
in Rom unter dem Papst Galixtus statt fand. Die Berichte zeugen
von den märchenhaften Vorstellungen, die man sich von Indien zu
bilden geneigt war, und wir können diese sagenhall ausgeschmückte
Erzählung des Patriarchen Johannes wohl einen Vorläufer der Sage
vom Priester Johannes nennen, ja einige Züge scheinen direct aus
jener in diese übergegangen zu sein (vgl. § 25). Ueber jenes Ereigniss
des Jahres 1122 sind wir durch zwei Mittheilungen unterrichtet.
1. Der anonyme Bericht
Die Ueberlieferung dieses' Schriftstückes, auf das von mir zuerst
hingewiesen ward, ist die folgende:
1. Vollständiger Text.
4, A in Leipzig, auf der Rathsbibliotbek , Rep. II, 59» fol. (früher
dem Kloster St. Mauricii in Unteraltach gehörig), Bl. 4 22 fg., Pgmt., 13. Jahrh.
Ueberschrifl : De advenlu patriarchae Yndorum sab Calixto papa 11°. Ohne
besondere Schlussschrift. Die eigentliche Handschrift gehört noch dem
42. Jh. an und enthält eine Sammlung von Legenden. Vor der Vita des Apo-
stels Thomas (Bl. 126 fg.) sind 4 Pgmtblälter fol. eingenäht (Bl. 422—125).
die unsern Bericht enthalten. Diese Einverleibung geschab schon frühe,
denn bereits eine Hand des 13/44. Jb. bat am untern Rande von Bl. 121b auf
die Fortsetzung Bl. 126* hingewiesen mit den Worten: folio quinto sequenti.
2, B in Wien, Cod. 4060 (Denis 1, 1, S. 456—464), Bl. 35» fg.,
Pgmt., 42. Jahrh. lieber die Ueberschrifl bin ich nicht unterrichtet. Die
Tabulae 1, 186 geben an: Narratio fabulosa de Johanne patriarcha Indorum.
Jedesfalls steht also nicht De adventu u. s. w. Ohne Schlussschrift. Genaue
Collation verdanke ich Herrn Kaplan in Wien.
832 Friedrich Zabncke, *
3, in Rom, Cod. Valican. lat. 1058, Bl. 125b, Pgmt., 43. Jahrh. Ueber-
schrift: Miraculum sancti Thomae apostoli. Ohne besondere SchlussschrifL
Mittheilung verdanke ich Herrn Professor Dr. L. Mendelssohn.
4, in München, Cod. lat. 265 (von den 1876 aus der SladtbiWkrtbek
zu Regensburg in die Staatsbibliothek gelieferten Handschriften , Pgmt.,
13/14. Jahrh , Uebcrschrift : De udventu patrutrehue Indorum sab Cuiitto
pupa seeundo. Ohne besondere Schlussschrift. Mittheilung verdanke ich
Herrn Bibliothekar Dr. W. Meyer in München.
Wahrscheinlich einem vollständigen Texte gehörte auch an
5, das Fragment in Nancy. Vgl. Santa rem, Recherche« sur la prioritf
u. s. w. S. 323. Thomassy fand 1841 bei Kalalogisirung der Handschriften
dies Stück. Das Alter wird nicht angegeben. Es beginnt mit § l: Tem-
poribus ituque Calixti papae u. s. w. San tarern theilt mit bis § 6 cognoscai.
Mehr ist auch mir nicht davon bekannt geworden.
6, C: die Drucke. Unser Bericht wurde gleich in der ersten Ausgabe
des Presbyterbriefes (vgl. das II. Capilel) diesem angehängt und zwar so,
dass der Eintritt einer neuen Schrift gar nicht angedeutet ward. Hinter
potestutem nostram wird ein neues Capitel eröffnet, wie deren der Pres-
b\lerbrief in den Drucken eine ganze Anzahl enthält, mit der Ueberschrift:
De adventu Indorum patriurchae ad urbem, dem sich dann noch ein zweites
anschlichst, mit § 18 des Berichtes beginnend: Relatio patriurchae ad Romanos
de bnsilica et sacratissimo corpore sancti Thomae. Auch als dem Presb\ter-
brief der Itinerarius des Job. Witte de Hese vorangeschoben ward, Wieb
unser Bericht in unveränderter Stellung. Die Correctheit der Drucke ist
nicht zu loben, am besten sind noch die ältesten Drucke, die den Itinerarius
noch nicht enthalten.
II. Die abgekürzten Texte.
Am häufigsten verbreitet scheiut die in den nachstehenden Handschriften
enthaltene Kürzung, die nach einer Einleitung mit § 49 beginnt. Die zu-
sammenfassenden Einleitungen führen auf dieselbe Vorlage zurück.
7, in Wien, Cod. 1321 (Denis I, 2, S. 1260fg.), Bl. 420b fg. PgmL,
12/13. Jahrh. Ueberschrift: Mir acuta sancti Thomae apostoli. Ohne be-
sondere Schlussschrift. Die Einleitung lautet: Patriurcha regionis Indorum
unius anni [ad Christum in) (?) spacio orationis gratia Romain veniens (I. remis
et velo proiectus (I. provectus) advenit. Qui inquisitus a summo pontifice <k
saneto Thoma et miraculis tius, ita ut veru novit cor am clero et universo /«pH/«
et senatu respondit. Civitas (§ 19) fg. Es ist ein Excerpt, kaum ein Satt
wörtlich übereinstimmend mit dem Original. Mittbeilungen verdanke ich
Herrn Kaplan in Wien.
8, in Leipzig, Universitätsbibliothek No. 525, Bl. 52b, Pgmt, ge-
schlossen im Jahr 1354. Ueberschrift: Thomae apostoli. Die Einleitung
lautet hier : Patriurcha Indorum orationis yrucia Romatn remis et iWtf pw-
feclus advenit. Qui inquisitus a summo pontifice de miraculis sancti Thomat
apostoli, ita ut eidit corum omnibus respondit. Civitas u. s. w. Auch im
Folgenden ist der Inhalt ziemlich frei wiedergegeben.
7] Der Priester Johannes. 833
9, in Leipzig, Universitätsbibliothek No. 1315 (aus Pegau stammend).
Bl. 308 fg., Pgtnt., unser Denkmal von einer Hand des 14/15. Jahrh. nach-
getragen. Ueberschrift : Sollempne miraculum de saneto Thoma, apostolo et
delectabile. Ohne besondere Schlussschrift. Die Einleitung: Pulriarcha
Jndorum orationis gracia in unius anni spacio Homam remis et velo pro-
vectus advenü, Qui inquisitus a summo pontifice de miraculis saneti Thomae
apostolij ita ut novit coram omni populo et semUu respondit. Civitas u. s. w.
Die Ueberlieferung ist hier besser als in No. 8, wohin sie sich doch sonst
stellt.
10, in Leipzig, Universitätsbibliothek No. 825 (aus Pegau), Bl. 279,
Papier, v. Jahr 1434. Ueberschrift: Item Miraadum sollempne de Thoma
apostolo. Stimmt, wenn ich Nichts übersehen habe, wörtlich zu No. 9.
Unabhängig von dem voraufgebenden Auszuge scheint der folgende
zu sein :
11, in Paris, Cod. lat. 18324, Bl. 341, Pgnit., 13. Jahrh. Ueber-
schrift: De Johanne Patriarcha. Beginnt mit § 18: Quadam die u. s. w.
Calisti papae seeundi anno eins quarto, videlicet quidem eo praesenle atque
iubente Indorum patriarcha Johannes per Interpretern u. s. w. coepit. Civitus
u. s. w. Dieser Auszug scheint wörtlich genauer zu stimmen , aber es
fehlen viele Partbien ; so springt er von § 20 gleich über auf 26. Mitthei-
lungen von Herrn L. Pannier in Paris.
«
Ein dritter Auszug ist der, den
12, Alberich in seine Chronik unter dem Jahre 1122 aufnahm. Jetzt
in der säubern Ausgabe von Scheffer- Boichorsl in den Monum. Germ. hist.
XXIII, S. 824 fg. Afg. : (§ 4) ;lnno quarto Calixti papae patriarcha Jndorum
Joannes Constantinopolim ad suseipiendum pallium venit u. s. w. Schluss:
Ilaec patriarcha in curia Lateranensi recitavit (§ 51). Für Alberich kommen
nur in Betracht eine Pariser Hs. (No. 1869A) und eine Hannoveraner (XIII,
748), doch berühren ihre Unterschiede den in Frage stehenden Auszug nicht.
Der Anfang dieses Auszugs findet sich auch unter den vielen Excerpten
aus Alberich im Cbronicon Belgicum magnum, das bis zum Jahr 1 474 reicht,
bei loh. Pistorius Herum familiarumque Belgicarum Chr. m. (Frankf. a. M.
1654) S. 150. Pistorius-Struve , Script, rerum Germ. III, S. 150. Aber
nachdem Ulna genannt ist, bricht das Excerpt mit den Worten ab: etc, ut
habetur in gestis apostoli Thomae.
Hiermit wird die auf uns gekommene Ueberlieferung nicht er-
schöpft sein : ich bin überzeugt, dass die mittelalterlichen Handschriften
noch in grosser Menge Abschriften dieser Kleinigkeit enthalten wer-
den, aber für die Herstellung des originalen Textes wird kaum noch
etwas Nennenswerthes zu erzielen sein.
Die beiden ältesten Handschriften, A und B, von denen B die
ältere, A die sorgfältiger geschriebene ist, weisen auf eine gemeinsame
Vorlage zurück, wie das eine Anzahl gemeinsamer Fehler beweisen.
834 Friedrich Zaknckb, |t
Am evidentesten ist das Fehlen des unentbehrlichen memorand* m
§ 4, und varielalem für verilalem in § 1 5. Für einen Fehler habe
ich auch die Worte in § I posl Üeum in humano sensu, in § II
posito statt inier posilo, in § 23 limpidissimus. Von allen diesen Fehlern
ist C (die Drucke) frei. Wir gewinnen also in C eine Controle für
die Uebei liefe ru ng in AB und können zu der. Vorlage dieser hinauf-
steigen, und die kritische Regel lautet, dass dieser alle diejenigen
Lesarten angehören, in der C mit A oder B stimmt. Wohl am
häufigsten tritt dieser Fall ein zwischen B und C, es ist also A am
meisten selbstständig abgewichen. Hiernach ist der folgende Text
constituirt und es ist kaum ein Fall, und kein einziger schlagender,
vorhanden, der Bedenken gegen diese kritische Regel hervorriefe.
Wo A B un<cl C einander gegenüberstehen, war die Entscheidung der
Kritik anheimgegeben ; man wird es gerechtfertigt linden, wenn ich
in diesen Füllen AB bevorzugt habe. Denn der Text der Drucke
ist nicht frei von überlegter Aenderung, wie wenn es in § 8 heisst
Bis anlium, quae nunc Conslatilinopolis est u. a.1) Aber in dieser Be-
ziehung ist es wohl möglich, dass eine noch ausgedehntere Heran-
ziehung von Material und eine straffe Construclion der bezüglichen
Abhängigkeitsverhältnisse in einigen Bagatellen den Text anders wird
constituiren müssen, als es von mir geschehen ist.
Von A und B sind sämmtliche Varianten angegeben, ausgenommen
orthographische und offenbare Schreibfehler, von G nur diejenigen,
die mir einige Bedeutung in Anspruch zu nehmen schienen.
Wie sich die andern Handschriften gruppiren, darüber bin ich
nicht vollständig unterrichtet: der Gegenstand erschien mir zu un-
wichtig, um darüber besondere Nachforschung anzustellen. Der
Vaticanus 1058 stellt sich zu C, wie die Lesung poslea enarratum
in § I beweist, desgleichen das Fragment in Nancy, in welchem
memoranda steht, und das überhaupt, so weit es gedruckt ist, nahezu
buchstäblich mit C stimmt. Die abgekürzten Texte bieten nur geringe
Anknüpfungen zur Entscheidung der Frage; aber bemerkenswert!! bt
doch, dass die Leipziger Handschriften derselben in § 1 3 limpidissimu,
vj Hierzu ist auch zu rechnen, wenn es in C in § 5 heisst : quae ultimum
finern mundi facit. Die gesummte mir bekannt gewordeue handschriftliche Uebff-
lieferung liest ultima.
91 Der Priester Johannes. 835
resp. limpidussime lesen, also offenbar zu C stehen. Der Text, den
Alberich vor sich hatte, stellt sich zu AB, wie § 23 limjndissimus
beweist, und scheint sich nahe an A angeschlossen zu haben, vgl.
in § 22 celsarum (so ist naturlich statt des unverständlichen cellarum
zu lesen) Romanarum tiurium, in § 45 uccesserit, videntibus cunctis
apostolus manum reirahil, und in § 50 aqua celeirime in prislinum
statuta recurrit.
In A fehlt der erbauliche Schluss hinter glorificaverunl. Mir ist
nur noch die Hs. in Paris No. 18324 bekannt, die ebenfalls mit
aequanimiler glorificaverunl schliesst. Darnach müssle diese zu A in
einem näheren Verhältnisse stehen; ganz übereinstimmend aber waren
die Texte nicht, denn der Parisinus liest z. B. in § 19 dominatrix,
in § 50 eodem recedente ubenimis u. ä.
Alberich, indem er ein Excerpt aus dem Berichte de adventu
bringt, citirt dabei als Quelle: Sequilar ex yeslis eiusdem Calixli.
Darauf hin hat Wilmans im Archiv X, 230 schliessen wollen, wir
hätten es hier, falls auf das Citat Überhaupt etwas zu geben sei, mit
einem Stück der Gesta Komanorum pontilicum zu thun, die sonst für
jene Zeit fehlen. Dagegen hat sich mit Recht Scheffer-Boichorst in
seiner Ausgabe des Alberich erklärt, Monum. Germ. hist. XXIII,
S. 668 ; er hält einen Zusammenhang mit den Gesta pontilicum wegen
der kritiklosen Fabeleien des Berichts fUr unglaublich. Wenn er aber
dann besondere »Gesta Calixli « nicht in Abrede stellen möchte, da
ein so kritikloser und Fabeleien so günstig gesinnter Mann, wie dieser
Papst war, gar wohl auch über sich allerlei Fabelhaftes habe in die
Welt ausgehen lassen können, so glaube ich, dass der Bericht, wie
er uns jetzt im Original vorliegt, das Scheffer-Boichorst noch nicht
kannte, auch dem widerspricht. Es ist eine selbstständige Helatio,
nicht Theil eines grösseren Ganzen.
Auch ist diese schwerlich von Calixt selber veranlasst worden,
ja es kann zweifelhaft erscheinen, ob sie überhaupt noch zu Calixt's
Lebzeiten verfasst worden sei. Würde man sich, wenn Calixt noch
Papst war, des Ausdrucks temporibus Calisti (§ 4) haben bedienen
können? Auch die Zeilbestimmung in § 3 noslris lemporibus Homae
recilala sunt klingt nicht gerade so, als ob der Verfasser aus ganz
frischer Anschauung niederschriebe.
Ob aus den Worten novis annalibus Homanae patriae für die
836 Friedrich Zarncee, II
historische Quellenkunde Weiteres zu erschließen ist , überlasse ich
den Historikern zur Entscheidung: das Eine geht aus ihnen wohl mit
Sicherheit hervor, dass ihr Verfasser ein Römer war.
Ebenso werthlos, wie jenes Citat des Alberich sich erweist, sind
andere Citate, mit denen auf die Ereignisse unseres Berichts hinge-
wiesen wird. So schon in diesem selber § 25: sictU historia n$ml
und § 31 : sicut et ipsa historia aposloli narral; desgleichen im Chroo.
Relgicuin niagnum a. a. O. ut habetur in gestis apostoli Thomae. Das
Alles sind Phantasiecitate; in keiner älteren Vita des Apostels ist mir
diese Erzählung begegnet.
Die älteste Benutzung unsers Berichtes zeigt sich bereits in
12. Jahrh. in dem Bericht des Elisäus (vgl. meine zweite Abhand-
lung S. 120 fg.), in welchem § 15—18 den § 26. 28. 29. 39-45
unsers Berichts entsprechen.
Eine Ideuliücirung des Patriarchen Johannes mit dem Priester
Johannes können wir bei E. noch nicht direel beweisen, aber Alles, vsm
der Patriarch erzählt, geht im Lande des Priester Johannes vor, und
es ist nicht zu bezweifeln, dass dem Verfasser beide Gestalten bereits
in eine zusammen geflossen waren. Dasselbe dürfen wir von der latei-
nischen Rückübersetzung des Presbyterbriefes (vgl. unsere Berichte
1877, S. 128) annehmen. Auch kommt in den Handschriften mehr-
mals der Bericht des Patriarchen unmittelbar hinter dem Brief des
Presbyters vor. Nahezu auch äusserlich vollzogen ist die Identificirune
Beider in dem Itinerarius des Joh. Witte de Hese 1389, in welchem
der Priester Johannes durchaus mit allem von dem Patriarchen Er-
zählten in Verbindung gesetzt ist (vgl. zweite Abhandlung S. 169.
§ 13 fg.;. nur dass noch der Patriarch, aber ohne Namen, neben ihm
erwähnt wird. Dagegen in dem Tractatus pulcherrimus (zweite Ab-
handlung S. 171 fg.) sind Patriarch und Presbyter endlich ganz zu-
sammen gefallen. Hieran schliesst sich die ohne weitere Andeutung
erfolgte Aufnahme des Berichts des Patriarchen in den Brief <hs
Presbyter, wie ihn die Drucke seit dem Ende des 15. Jahrhunderts
bringen.
Ich lasse nun den Text folgen.
/
4t ] Der Priester Johannes. 837
De adventu patriarcbae Indorum ad Urbeni sub Calisto papa 11° tt.
1. Temporibus antiquis consuetudo futsse legitur rerum bonarum
studia memoriae commendarib atque lilteris redacla manifeste c offerrid,
quia nichil tarn bene factum aul tarn6 eleganter actum esse poterat,
quin', nisi poslea* [in humano sensub] enarratum vel ostensum placeret
proximo, pro nichilo* computaretur. 2. Nam quid proderitk, si virtus,
hominibus profulura, tecta1 lateret etm multis per" exemplum valitura
man i fest a non enitesceret? Ciaritas enim lapidisp, tenebris obducta,
nisi cessanlibus tenebris patetiat, obscura manebit. 3« Unde arduum
aggredientesq, licet indigni videamur, tarnen, ne per incuriam posteros
lalerent', ea quae de apostolo Thoma valde miranda nostris temporibus
Romae recitala sunt, [memoriae deputanda8] posteris significare
curavimus.
4« Temporibus itaque Calisti papae secundi1, anno verou papatus
eius quarto, [qui est annus dominicae incarnationis millesimus cen-
tesimus vicesimus secundus (i I22)]v res novis annalibus memorandaw
Romanac patriae contigisse sciatur*.
5« Sane patriarcha indorum Romam. adveniens, illius scilicet
Iodiae, quae ultimay ßnem mundi facit, adventu suo* Romanae curiae
et universae fere* Italiae stupendum miraculum fecit, cum per innu-
merorura curricula annorum inde huc aliquis non advenisset nccb de
tarn longinquis partibus0 et barbaris regionibus per totam italiam
*paene visus umquamd fuisset praeter istume supradictum beatac vitae
patriarcham lohannem. 6« Causam vero adventus eiusf si quis scire
desiderat, hanc fuisse cognoscat. 7. Mortuo praedecessore suo, felicis
1. *) Diese lieber schrift steht in ABC, aber in AB fehlt ad Urbem, in C sub
Cal. pap. II. b) commendare A, mandari B. c) manifesta A. d) oflerre A.
e) fehlt A. f] quod Ay quin Bf, fehlt C. *) post Deum A B. b) fehlt C, ward
wohl durch die Lesung post Deuin veranlasst. l) pro nich. fehlt B, quod non pr.
n. C. 2. k) proderat B, prodest A. }) fehlt A. u) fehlt A. D) in A.
*) 'aP* preciosi A. 3. q) a. aggredientes opus A. r; lateret AB. B; fehlt AB.
«4. *} sec. papae AB, aber die Stellung in C ist die gewöhnliche. u) fehlt A.
v) Das Eingeklammerte steht nur in A. w) steht in den Drucken, doch auch z. B.
in der Nancyer Hs. x) sciatis A, B? 5« y) ultimum C; auch Alb. liest ultima,
tmd das sonst zu C stammende Bruchstück in Nancy. 'L) lineiu facit adventus sui B.
») fehlt A. b) ut B. c) fehlt B. d) iiuiic|iihiii BC (in C ganz verändert, für B
vgl. oben ut), in B steht umquam vor paene. e) illum A. 6. f) sui A.
838 Fbibdrich Zabnckb, te
memoriae ladorum patriarcha, congregati suntK aequanimiter univera
Indi, aique eumh invitum ac diutissime renitentem qualeiü opoftml
tandem clegerunl antislitem. 8« Data itaque* sacri loci per elecciooea
tandem* custodia huic praedicto patriarchae lohanni, coepit diligenler
inquirere, qualiter Bizantium1, sicul racio exigebat, ad susciptendw»
pallium et cettfra contirmationis atque dignitatis insignia quandoqw
veniret.
9« Deo igitur™ propicio unius anni spacio ad locum desüoaUui
tarn longae viae faligabundus advenit. 19« Ubi, sicut regiae digoitatk
mos est, aliquamdiu demoratus*, ad Romanoruni legatorum notician
usque pervcnit. quos videlicet praefatus papa üalistus pro utiltUAe
mutuae pacis atque concordiae Romani et Graii° regum CoostaBti-
nopolim legaveralp. 11. Quorum lingua cum praenominato lohtnai,
Indorum palriarchac, nimis esset obscura, quodq neque ipse, qwd
Romani dicerent, neque Romani quid ipse diceret' inlelligerenl, ioier-
prele intcrposito8, quem Achivi drogomanum vocant, de muiuo sUli
Romanorum et Indicae regionis ad1 in vice m exquirere coeperul
12, Ubi vero ultcrnatim de varietale et esse Italicorum sufficieoltr
exquisituui est, et intellexerat ille, secundum Deum atque saecdi
dignitatem Christo disponenle tocius orbig Romam caput esse, Ramaaoc
instanter orare curavit, utu se ipsum secuin Romam ducerent, quae
sibi illic significata fuerant Romae praesentialiter visurum et uode
venerat Indis quandoque forsitanv renunciaturum. 13« Quod Romani
etiamw non rccusaverunt, sed, compositisx pro quibus nüssi fueraofr
itinere inilo cum eo pariter profecti sunt.
14. Dein de* nimia* spaciosi Iramitis laboratione Romanis nioeot-
bus demum* applicuerunt**. IS, Postquamb advenit acc promissorun
7. g) congregatis A, und dann Indis (ohne univ.). hj atque oum fekU J.
8« \) igitur A. k; fehlt A. l) briantium B. 9. ") ergo IT. 10. ■) derooraosl.
°) Auffallend ist das Leb er einstimmen von BC in der falschen Lesung Gaii. *) legare i.
11* q) fehlt AB. rj ueque quid romani neque 'romani quid ipsi dicereot B. neqse
rhomani quid ipse : nee ipse , quid rhomani dicerent C, nee Romani quid ips*
diceret A , die kritische Regel verlangte (von quod abgesehen) den WorilmU da
Textes, aber an sich wäre wohl der Lesung von A der Vorzug zu erlheilen gerne**.
") posito AB y die Drucke aber haben interposilo. *) ab A. 12* ■} quod I.
v) forsan B, fehlt C. w) facere [für etiaui) C. 13. x) completis C. W. *) Drurfe
A B , dem C ; die Schreibung im Texte ist nur Vermuthung. a j nimii H A.
Ä) (andern A. 15. **) applicaverunl B. b) Quo p. A. c) venit et A.
43] Der Priester Johannes. 839
veritatemd cognovit, vehementer exultare atque Deuin collaudare, qui
se tanta visione dignum tecerat, prae gaudio visus est. 16. Cognitis
•taque diligenter Romanae urbis usibus, pro quibus solis cognoscendis
Romam ad venerat, qui se ad talia scienda perduxerat Deo omni-
potenti gracias agebat. 17. Posthaec6 autem de suae lndicaef regionis
memorabilibus rebus, Romanis incognitis, sedg maxime de sacratissimi
Thomae apostoli miraculis, quae ibidem de ipso post suae humanaek
carnis exitum rutilaverunt1 et adhuc rutilant, a clero et a populo
frequenti allocutione interrogalurk. 18. Quadam itaque1 die cleri et
populi in palacio Lateranensi non parva facta est congregatio ante
praesentiam Romani pontificis Calisti papaem secundi. Ubi eodem11
praesente atque0 iubente et pleraquep curia suaq, praedictusr Indorum
patriarcha per interpretem de patria sua ita8 enarrare coepit.
19« »Civilas1, cui Domino donante praesumus, Hulnaü vocalur,
quae quidem Indici regni caput est atque dominatri\v. 2i. Cuius
magnitudo quatuor dierum itinerew per circuitum lata extendilur.
SL Moenium* vero, intra quae sita est, talis extat grossitudoy, quod
super eam* duo Romanorum curruura, iuncti pariter, largiter irent.
SS» Altitudinis autem tanta est proceritas, ut ad comparationem cel-
sarum Romanarum a turrium diffusa videatur. 23« Per medium cuiusb
Physon, unus de paradisi fluminibus, limpidissimise emanat aquis,
aurum preciosissimum d atque gemmas preciosissimas foras* emitlens,
onäe Indicae regiones opulentissimae Hunt. 24. A fidclissimis autem
ebristianis universa interius plenissime est habitata1. 25. Inter quos
nullus erroneus aut iniidelis, sicut historia narrat, aliquando conversari
polest, quin aut facile resipiscat vel inopinato casu moribundus corruat.
d) varietatem AB. 17. e) Post hoc C, Postquam A. *) Ynilie A. g) vero
nach maxime C, et A. h) fehlt A. l) rutilabant A. k) inlerrogaretur A7 zu Posl-
quam gehörig und als Vordersatz zum Folgenden. 18. l) fehlt A. m) sec. pap. AB.
■) eo quidem B, eo C. °) et A. p) tota C. q) et bis sua fehlt A. r) fehlt BC.
■) sie A. 19. *) Civitas enim A. n) Ulna C Alb. v) domina A. 20.
w) fehlt A. 21. x) tn A heisst der Satz: Moenia vero, quae infra sila sunt, talis
muri extat grossitudo in C: Moenium vero, infra quod sita est etc., B u. Alb. wie
der Text. y) Anfangs stand grossitudine B. ?) eum A. 22. a) Anfangs war
Romanorum geschrieben A , ebenso lesen alle übrigen von mir eingesehenen Ueber-
lieferungen y doch halte ich die Correctur in A für eine authentische, wie denn auch
Alberich so hat. 23. b) eius C. °) limpidissimus AB Alb. d) preciosum A.
e) fehlt A, 24. f) habitatur A.
1
840 Fribdkich Zarkckb, 'H
t%. Paululum vero extra urbis* moenia nions separatus est, profa-
dissimi lacush aquis undique septus, ab aquis au lern porrectus ■
altum, in cuius summitate beatissimi Thotnae apostoli inater' ecclesb
posita constat. 87. In circuitu vero eiusdem lacus de foris in Itooore
duodecim apostolorum duodecim monasteria condita sunt, queren
coenobitae per singulos dies sacra mysteriak Christi sunt1 celebraiile»
ac debita domino ibi sine cessatione persolventes certis teinporibus
ofticia, tantoquem domino cariores11, quanto pro ejus amore laborio-
siores existunt. 28. Praedictus quidem0 mons, ubip Thoniae* apostoli
sita est ecclesia, infra annum nulli hominum accessibilis est, neqiie
illum adirer aliquis teinere" audel, sed palriarcha, quicumque fuerit,
ad celebranda sacra mysteria locum et ecclesiam istam* non nisi sead
in anno cum circumquaque venienlibusu populis ingreditur. 2f. Nan-
que apostolicae festivilalis appropinquante die, octo diebus ante iltai
totidemque post illamv, habundantia illa aquarum monteui praedictmn
circueuntiumw ita tota decrescit, quod fere anx ibi aqua fueril oot
facile discernatur, undc ibi undique concursus fit populoruui, fidetiw
acy inlnlelium, de longe venientium, atque omnium male habentiuu,
languorum suorum remedia et curaciones beati Thomae apostoli Diente
indubilanler expectancium*. 3§. Est enim intra sancta sanctorun
illius* praedictao ecclesiae ciborium miritice elaboratum, aurob argeolo-
(|uc contextum et prcciosissimis, quales ibidem paradisi fluvius nomiw
Physon emittit, variis lapidibus decoratum. 31. Intra quod* precio-
sissimad concha argenlea, sicut et ipsa historia apostoli narret, arget-
(eis dependet cathenis, cara (piidem melallo sed pocioi thesauro inln
se reposito. 32. Sane in eae veluti depositionis die ita adhuc sacruu
apostoli corpus integrum et illaosum conservatur. 33. Staus etiam et
26. *) fehlt A. h) laci A, ebenso gleich darauf; allerdings bin ich dieser Fun
in mittelalterlichen Handschriften auch sonst beyegnet, traue sie aber dem Verf. dir**
Schriftstuckes nicht zu. *} fehlt C. 27. k) misteria B, mioistcria C, fehlt A. ». 4»
Anm. x : myslcriis und ministeriis ; sicher wird an allen Stellen gleich zu lesen nein, ritr
es f ratft sich, ob mysteria oder ministeria? l) fehlt AB. m) tanto A. ■] tanlod.
sunt cariores A. 28. °) si quidem A. p) in quo A. *) beati Th. A. ') fdkl
H) temerare A [ohne ndire) ; diese Lesart toürde man geneigt sein als die itrsprwy
lichc anzusprechen, wenn nicht die kritische Regel die Lesart von BC verlauft^
K illam A. ui advenientibus B. convenientibus f. 29. T) eam A. w> draun**
(\ *) ut A. *) et B. 7; expeetantibus B. 30. a) islius B. *, fehlt I
31. °; In quo riborio A. ll) fehlt A. 32. *) oo BC.
45] Der Priester Johannes. 841
erectus super eam tamquam vivens cernitur, anle cuius praesenciam
aurea lampas balsamo plena argenteis restibus pendel. 54. Quae
ubif fuerit accensa, abg anno in annum nee balsamum diminutum
nech ipsa extineta reperitur. 35. Sed talia Deo volenle* et apostolo
intercedenle in anno futuro inveniuntur, quemadmodum maiora mira-
cola ex illius liquoris unecione prosecutura postea protestanturk.
Sf« Plane, ui praedictum est, seeundum consuetudinem diei festi
patriarcha redeunte per singulos annos ad praediclam ecclesiam, post
eum fit maximus coneursus populorum, virorum ac mulierum, unani-
miter clamantium et indeficientibus1 voeibus postulantium balsarai ante
Iribunal apostoli ardentis qualemcumque particulam. 37« Nimirum
cuiuscumque invalitudinis aeger, si ex eo unetus fuerit, quin slatiin
deo volente nulli dubium samis tiat. 38« Deinde ad praediclam
concham expendendam™ cum suis suttraganeis episcopis patriarcha
velot in sacris paschalibus sollempnitatibus praeparat sese, et post
haec cum ymnis et specialibus11 laudibus paulatim expendunt0 cum
sacro corpore p concham et cum multo'1 tremore magnaque reverencia
sacrum apostoli corpus suseipientes, in aurea iuxtar altare illud rr
collocant sede. 39« Cuius adhuc (igura et inlegritas per voluntatem
creatoris* talis permanet, qualis hierat, dum vivens* per mundum ince-
deret. 49. Facies vero eius tamquam sidus rutilal, capillos habens
rtibeos et usque in humeros fere extenlos, barbam vero rufam, cris-
pam sed non prolixam, universam1 quoque formam visu pulcherrimam ;
vestium quoque duriciam11 atque integritatem eandemv adhuc forew,
quae fuerat, cum prius eas indutus est1. 41. Taliter igitur deposito
atque in cathedra* apostoli corpore collocalo, continuo sacri ministri
Dcia festo pertinencia ineuntb officia. 42. Sed ubi eucharistiae per-
cipiendae tempus advenerit, sanetificatas in altari hostias patriarcha
in aurea patena componit et magna cum reverencia ad locum, ubi
34. f) si semel C. g) de A. h) ncque B. 35. *) donante A. k) conle-
stantur C. 36. l) iudefessis A. 38. mj expandendam C, exponendam A.
m) spirituaübus C, vielleicht richtig. °) expandunt C, fehlt A. p) fehlt B, balsamo
A, es war also in der Vorlage wohl eine Lücke. q) multoque cum A. r) velut
iuxta B. n) fehlt ABy doch ist es wohl das voraufgehende velut in B.
89« ■) dei A. 40. l) totam A. u) duriciam A. vj eand. quoque £. w) fieri B,
sitoi C. x) cum eas fuerat vivens indutus A. 41. z) sede A. a) diei B. b) a
sacris ministris . . . inchoantur A.
47] Der Priester Johannes. 843
catervatim ingrediente, penitus arescit, eodem recedenteb uberrimis
atqoe profundissiiuis1 aquis statim repletur, etd in pristinum statum
celerrime recurrit6.
51« Talia Indorum patriarcha in curia Lateranensi recilante,
Galistus papa secundusf cum cclera Romana ecclesia, quae illic aderat,
elevatis in coelum manibus Christum aequanimiter glorificaverunt*,
quia talia tantaque miracula per sanctum suum apostolum Thornam
annuis temporibus operari non desinit, cum patre et almo spiritu
vivensh per infinita saecula saeculorum. Amen.
2. Der Brief des Odo von Rheims.
Der Bericht des Anonymus wird schwerlich von irgend Jemand
als historische Quelle angesehen werden. Bloss auf ihn beschränkt,
würden wir gar wohl annehmen dürfen, dass er auf eine pia frans
hinauslaufe und gar Nichts Thatsüchliches ihm zu Grunde Hege.
Das ist aber nicht der Fall. Unser Bericht geht von einem
wirklichen Ereignisse aus, über das wir durch einen günstigen Zufall
auch noch anderweit unterrichtet werden. Dies geschieht in einem
Briefe des Odo von Rheims.
Odo von Rheims, Abt von St. Remi daselbst 1118 — 1151, der-
selbe, der die Karthäuser in Rheims einführte, hat uns ausser der
diese Einführung betreuenden Urkunde zwei Briefe hinterlassen, der
eine an einen Abt Wibald, der zweite an einen Grafen Thomas ge-
richtet. Der letztere ist es, der uns hier angeht. Der Adressat ist
nach Mabillon, der den betreffenden Brief zuerst 1675 in seinen
Analecta I, 334 fg. (in der 2. Aufl. 1723, S. 464 fg.)1) abdrucken
liess, wahrscheinlich »Thomas de Maria, Codiaci castri dominus«.
Näheres ist mir über ihn nicht bekannt.
Dass in diesem Briefe von demselben Ereigniss erzählt wird,
welches unser Bericht zum Gegenstande hat, liegt auf der Hand, man
b) Der Relativsatz bis hieher lautet in A : quae feslo sancti Thomae imminente
penitus arescit, transactis festivitatibus. CJ profundis B. d) ut A. e) aquae
celerrime recurrant A, aqua cel. recurrit Alb. Man kann nicht läugnen, dass die
Lesung in A und bei Alberich logischer gefasst ist als in BC. 51« f) fehlt A.
*) gloriticabant A, welches hiemit schliesst. h) viv. et regnans nur in C.
l) Hiernach ist der Brief Öfter gedruckt , zuletzt bei Migne in der Patrologie
172, S. U31.
Abhindl. d. K. S. QeaelUch. d. Wissenfleh. XVII. 37
844 Friedrich Zarncke. \*
vergleiche § 15 — 20. Man sieht auch, dass man in Rom anfaus
die fabelhaften Berichte mit Misstrauen aufnahm, bis sich endlich
Papst und Clerisei für überzeugt erklärten. Das Motiv zur Reise des
Geistlichen — er ist hier ein indischer Erzbischof — wird ander*
angegeben als in dem anonymen Berichte. Nach diesem wollte er
sich in Bvzanz das Pallium holen, nach dem Briefe des Odo ward
er von dem Kaiser von Ostrom mit weltlicher Macht unterstützt und
zur Ausübung dieser ihm ein Fürst von Bvzanz aus mitgegeben.
Welches die richtige Darstellung sei, lasse ich dahingestellt, der Ge-
danke einer Abhängigkeit von Ostrom liegt in beiden Erzählungen.
Nach dem Bericht des Odo geleiten ihn byzantinische Gesandte nach
Rom, nach dem des Anonymus begleitet er rückkehrende Gesandte
des Papstes. Man muss wohl das Letztere der historischen Wahr-
scheinlichkeit angemessener finden als das Erstere, denn die An-
knüpfung von Beziehungen Innerasiens zu Rom fand gewiss ums Jahr
1122 in Byzanz keine willkommene Aufnahme.
Odo's Brief ist nicht datiert, bietet auch keine Anknüpfungen
zur Datierung, denn nicht einmal der Name des Papstes wird anjte-
geben. Mabillon a. a. 0. setzte ihn ums Jahr 1133, was Migne in
seiner Patrologie noch reproducirt. Aber bereits die Hist. Litter. de
la France XII, S. 406 weisst nach, dass der Brief vor 1130, wahr-
scheinlich noch vor 1129 fallen müsse. Sie nimmt das Jahr 1126
als dasjenige an, in dem sich Odo in Rom aufgehalten habe. Ich
vermai*; nicht zu beurlhcilen, in wie weit das Letztere sicher ist.
Ist es sicher, so muss Odo schon früher einmal in Rom gewesen
sein. Denn nachdem sich der Inhalt des Berichtes des Anonymus
als richtig erwiesen hat , werden wir auch seine chronologischen
Angaben zu bezweifeln keinen Grund haben, und danach müsste also
Odo im vierten Jahre des Calixlus (2. Febr. 1 122 — 2. Febr. 1123
in Rom gewesen sein.
Combiniren wir so die beiden Berichte, so gewinnen wir aus
dem des Odo noch eine genauere Datierung. Denn den Tag der
Audienz des Patriarchen beim Papste hat er uns erbalten. Es war
der Freitag nach Himmelfahrt, d. h. im Jahre 1122 der 5. Mai.
Dass dieser Tag wirklich ins 4. Jahr des Papstes Calixtus Fällt, darf
der ganzen Annahme wohl zur Unterstützung gereichen.
49] Der Priester Johannes. 845
Nunmehr lasse ich den Text nach Mabillon, unter Gorrectur
einiger Fehler, folgen. Neues handschriftliches Material hat mir nicht
zu Gebote gestanden.
Damni Oddonis Abbatis 8. Bemigii
EpLstola ad Thomam comitem de quodam miraculo
8. Thomae Apostoli.
1. Salutare est omnibus christiani nominis cultoribus semper
qaaerere et audire aliquid aedificativum et, quantum sit dominus in
sanctis suis mirabilis, cognoscere relatione fidelium. 2. Cum eniin
* te avidum super hoc cognoverim, iuxta petitionis tuae ammonitionem,
quae in curia Romana vidi et audivi, scripto tibi intimare volui.
3» Aderam anno praesenti, feria scilicet sexta post doininicae ascen-
sionis sollemnitatem, ante domni papae praesentiam, de nostris vide-
Kcet negotiis locuturus, cum subito affuit quidam, qui legatos Byzantei,
id est Constantinopolitani , imperatoris adesse pro foribus nuntiaret.
Am Exhilaratus vero domnus papa super tanti nominis legatis, ex latere
suo episcopum misit, ut eos honorifice introduceret sibique praesen-
taret. 5. Yeniunt salutatoque papa universali et plerisque curialibus,
de salute imperatoris suorumque qualitate, prout fuerant sciscitati,
satis honeste retulerunt.
f. Causa autem eorum haec fuit. Intererat cum eis Indiae
archiepiscopus, vir satis honestae formae et iuxta linguae suae noti-
tiam eloquentissimus, qui sociali adiutorio defuncti sui principis desli-
tuliis, consilii causa ad praedictum imperatorem iampridem venerat.
7« Cumque imperator petitionem eius audisset et ex familiaribus suis
«num principeni dedisset, quasi perfecto negotio ad propria redire
disposuit. 8. Cumque iler ageret, novum principem morte impediente
amisit. Quo tumulato, imperatorem repetiit, doloris sui causam nun-
tiaturus. 9. Imperator vero consolatus eum, ne doleret ammonuit;
principem recepit alterum imperatoris munificentia. 10. Tunc archie-
piscopus aliquantulum mitigato dolore agit iter sed non peragit.
Repentinus enim secundi interilus principis duplicato dolore vehementer
eum turbavit. 11. Quid ageret, ignorabat: incertum quippe habebat,
an imperatorem repeteret an incoeptum iter imperfecto negotio pera-
gere deberet. 12. Vicit (andern virilis consilii strenuitas imminentis
periculi iacluram, suorumque exhortationibus relevatus et ne desperaret
57*
846 Friedrich Zarnckr, #
ammonitus, relrograduin iter arripuit seque pii imperatoris oculis di\i
inforlunii baiulus repraesentavit. 13. Cognito igitur Imperator rao-
pinalae rei eventu obstupuit, et petiiioni archiepiscopi satisfecisse se
dicens, tertium mittere denegavit. 14. Humilis autem archiepiscoj>us
vix multis lacrimis impetravit, ut Romanam curiam ei visitare consilii
gratia liceret et legatos imperatoris cum litleris deprecatoriis secum
ducere valeret.
15. Gumque in curia esset, quibusdam palatinis praeesse se
ecclesiae illi reforebat, in qua beati apostoli Thomae corpus requiescw
dicebatur. 16. lnter cetera vero, quae de situ ecclesiae thesauronmt-
que opulentia et ornamentorum varietate enarravit, uoum disseruit,
quod non sine ammiratione aures audientium capere possunt. 17. Prae-
dicti apostoli ecclesia magnae altitudinis fluvio ex omni parte clau-
ditur, qui, discurrentibus aquis, septenni etiam puerulo octo ante
festivitatem apostoli diebus totidemque post festivitatem prae nima
siccitate se viabilem praebet. 18. In ipsa autem solleinni die coliectis
in unum totius provinciae proceribus omnique clero et populo, post
multas iacrimas altaque suspiria archiepiscopus cum sui sociis ordinis
ad beati apostoli feretrum accedit et ex eo cum magna revereoba
corpus levatum in cathedra pontificali decenter collocat, priuiusqae
tanti advoeati pedibus advolutus, oblationis suae »minore apostoluo»
honoral. 19. ßeatus vero apostolus brachium erigit manumque aperil:
et quicquid ei ab universis nostrae ßdei cultoribus offertur, gratanter
accipit. 20« Si quis vero haereticus, populo admixtus, quasi pro
devotione in manu apostoli aliquid ponere nititur, claudit sanctib
manum, et nefanda munera accipere denegat.
21. Cumque talia relatione quorundam in auribus domini papae
sonuissent, adesse iussit cpiscopum, et ne amplius in palatio falsa
seminarct, sub anathemate prohibere voluit. Veritali enim contrarius)
esse vidcbatur, quod de apostolo divulgasset. 22« Episcopus aute©
coram omnibus nil esse verius aflirmabat, et assensu domini papae
saerosancii evangelii iiiramento ita esse comprobavit. 23. Credidit
tandem dominus papa, credidit et omnis curia et apud omnipotentiam
divinam apostolum maiora impetrare posse acclamabant.
$1] Der Priester Johannes. 847
* II. Der Priester Johannes.
Das Nachstehende ist mehr als eines der übrigen Capitel Wiederab-
druck eines meiner Programme (No. II, des Renunciationsprogramms aus
dem Jahre 1875). Was gegenwärtig von meiner früheren Darstellung
abweicht, danke ich hauptsächlich den Belehrungen befreundeter Ge-
lehrter, besonders der Herren J. Gildemeister, A. v. Gutschmid und
Th. Nöldeke, die meine Ansichten und Forschungen mehrfach in
dankenswertester Weise in brieflichen Mittheilungen berichtigten.
1. Der Bericht des Otto von Freising.
Während sich der Papst Eugenius III. im Jahr 1145 in Viterbo
aufhielt, suchte ihn der Bischof von Gabula (Gebal, Dschebal in Antio-
chien, südlich von Laodicea, an der Küste) auf, der aus mehrfachen
Gründen ins Abendland gekommen war. Einmal wollte er die Nachricht
überbringen; dass es ihm gelungen sei, Antiochia der Oberherrlichkeit
des päpstlichen Stuhles zu erhalten, dann wünschte er den Papst zu
der Anordnung zu bestimmen, dass von der den Muhammedanern ab-
genommenen Beute den Geistlichen der Zehnte gewährt werde, end-
lich beabsichtigte er die Fürsten des Abendlandes nach dem traurigen
Fall von Edessa (1144) zu einem neuen Kreuzzuge zu veranlassen.
Um dieselbe Zeit war der Stiefoheim des Kaisers Friedrichs I., der
Bischof Otto von Freising, in Viterbo, wo er ani 18. November
beim Papste eine Audienz hatte. Hier kam er mit dem Bischof von
Gabuta zusammen, und hier war es, wo er im Gespräche mit diesem
das erste Wort von dem Priester Johannes hörte. Es war das
wohl der erste Bericht, der über denselben im Abendlande ver-
nommen ward. Im folgenden Jahre nahm Otto ihn in seine Chronik
auf, und so enthält diese die erste niedergeschriebene Nachricht, die
wir von dem Priester Johannes kennen. Otto's Worte lauten in der
Chronik VII, Cap. 33 z. J. 1145 (Mon. Germ. hist. Script. XX S. 266)
wie folgt:
1. Vidimus etiam ibi lunc praetaxalum de Syria Gabulensem epis-
copuni, cuius praecipue opera ad plenuni Antiochia Rotnanae sodi subesse
coepil, tarn de patriarcha suo Antiochcno et de principis malre, Balduini
Hierosolimitani quondam regis filia. querimoniam facienlem quam de spoliis
848 F bie ob ich Zabnckk, .8
Sarracenis ablatis decimas iure antiquitatis exemplo Ahrahae, qui eas, De©
reco^noscens victoriam1), de suis spoliis Melchisedech dedit, exigentenfte
super hoc apostolicae sedis auctoritatein requirentem.
2. Audivimus cum periculum transmarinae ecclesiae post capUn
Edissam lacrimahiliter conquerenlem et ob hoc Alpes transcendere ad re^f«
Romanorum et Franeoruin pro Uagilando auxilio volenlem. 3. Narrata
etiam, quod ante non multos annos lohannes qui dam, qui,
ultra Persidem et Armen iam in cxlremo Oriente habitans, rei
et sacerdos, cum gente sua christianus esset, sed Nestorianus.
Persarum et Modorum reges trat res, Samiardos [Saoiardos
einige Hss ] dictos, hello petierit alque Egbattani, cuius supra roeolio
facta est, sedem regni eorum, expugnaverit. 4. Gui dum praefali reges cum
Persarum, Medorum, Assyriorum copiis oceurrerent, triduo, utrisque mori
magis quam fugere volentibus, dimicatum est. Presbyter lohannes —
sie cnim cum nominare solent — landein, versis in fugam Persis,
cruentissima caede victor extitit.
5. Post hanc victoriam dicebat praedictum Iohannem ad auxiliaa
Hierosolimitanae ecclesiae procinclum movisse, sed dum ad Tygrim venisset
ibique nullo vehiculo traducere exercilum poluisset, ad septentriooaleo
plagam, ubi eundem omnem hyemali glacie congelart didicerat, iter Uexisse.
6. lbi dum per aliquot annos moratus gclu expeetaret, sed niinime, hoc
impediente aeris lemperie, obtineret, mullos ex insuelo eoelo de exercita
amittens, ad propria redire compulsus est.
7. Fertur enim iste de antiqua progenic illorum, quorum in
evangelio menlio fit, esse magorum, eisdomque, quibus et isli, genübt*
iinperans, tanla gloria et habundantia frui, ut non nisi sceplro smaragdioo
Uli dicatur. 8. Palrutn itaque suorum, qui in eunabulis Christum adorart
venerunt, accensus exemplo Uierosolimam ire proposueral , sed praeUtiala
causa impeditum fuisse asserunt. Sed haec hactenus2).
Man sieht, es ist schon einige Jahre her seit jenem Ereignisse,
und man bemerkt, wie die Sage bereits geschäftig gewesen ist, e>
auszumalen. Sollte es dennoch möglich sein, dasselbe noch festzu-
stellen? vielleicht gar noch die Persönlichkeit zu ideutiticiren, welche
durch die den Herrschern der Meder und Perser beigebrachte Nieder-
lage die Veranlassung zu jenem Gerüchte gab? Man darf den Ver-
such wagen, denn eine bedeutende Niederlage dieser mächtigen
Fürsten war ein Ereigniss, das sich nicht aus der Lull greifen lies
1) Die luterpunclion in der Ausgabe der Moiunnenta ist unrichtig ; deeima*
sieht, wie es scheint, iu allen Hss. hinter Abrahae.
2) Ich sehe davon ab, alle Berichte aus den Historikern anzuführen, die im
I*. u. 13. Jahrli. diese Nachricht mehr oder weniger ungenau reproducireu.
331 Der Priester Johannes. 849
und das, wenn es wirklich eingetreten war, in der Geschichtschreibung
•teht unbemerkt bleiben konnte.
So hat denn auch sclion d'Avczac in seiner gelehrten und
treffenden Erörterung über den Priester Johannes in der Einleitung
zu seiner Ausgabe des Johannes de Piano Carpiui im i. Bande des
Recueil de voyages et de memoires public par la societe de g&)-
graphie, 1839, S. 5591g. diese Frage aufgeworfen, und er hat bereits
die richtige Antwort ertheilt, auf die auch unsere Darstellung hinaus-
kommen wird1); aber d'Avezac hat einfach seine Behauptung hinge-
stellt, ohne für die Richtigkeit derselben einen Beweis aus den Quellen
tu erbringen. Diese Lücke auszufüllen unternahm Gustav Oppert
in einem eigenen Buche : » Der Presbyter Johannes in Sage und Ge-
schichte, Berlin, 186i«3); aber seine Untersuchung, obwohl auf nicht
onfleissigen Collectaneen beruhend, ist doch so übel disponirt, so
unzusammenhängend geführt, so mit überflüssigstem Ballast beladen,
dass es wenig erquicklich ist, sich mit ihr beschädigen zu müssen,
und Niemandem die Mühe erspart wird, die ganze Untersuchung von
Anfang an noch einmal zu führen. Ueberdies hat Gustav Oppert
gerade die ältesten und besten Quellen, die Chronik des Ibn el-Athir
und das Werk des Dschuweini unbegreiflicher Weise ganz unberück-
sichtigt gelasseu. Wenn daher hier jene Untersuchung wieder auf-
genommen werden soll, so dürfen wir behaupten, dass ihr, trotz des
Vorsprungs, den Oppert als Orientalist haben müsste, noch keineswegs
vorgegriffen ist ; andererseits wird auch die vorliegende vollen An-
sprüchen nicht genügen können, denn ihr Verfasser ist nicht Orien-
talist, die Untersuchung führt aber mitten hinein in die orientalischen
•
Quellen. Hier fand ich mich angewiesen auf die Uebersetzungen,
die uns wohlwollende Orientalisten gewährt haben3), bald ins
') Nur beiläulig sei hier des Aufsatzes von Prof. Dr. Pli. Braun in Odessa in
der Zeitschr. d. (jescllsch. f. Eni. Bd. XI, S. 279 fg. Erwähnung gethan, der die
Blicke nach einer ganz andern Richtung lenkt ^Transkaukasien) ohne , wie mir
scheint, auch nur einen Funken von Wahrscheinlichkeit zu erzielen.
*) Die 1870 erschienene »zweite verbesserte Auflage« führt diese Bezeichnung
mit Unrecht. Es ist der alte Abdruck, dem nur ein paar neugedruckte Blätter
eingeklebt sind -S. *ö:i — 58. 119 — IS*. 161/62. 165/66;. Dieser Thatsache
gegenüber ist der Ton der Vorrede, die das Buch als einen Neudruck behandelt,
nicht gerechtfertigt.
:4j Leider wird dies Wohlwollen von Jahr zu Jahr geringer. Es scheint heut
850 Friedrich Zarncke, il
•
Lateinische, bald ins Französische, Schwedische, Deutsche u. s. w.
Auch sind keineswegs die in Betracht kommenden Schriften schoi
alle herausgegeben, noch weniger sind «sie auf ihren Zusammenhang
unter einander und auf ihre Quellen untersucht worden. Deoooch
glaube ich hellen /m dürfen, dass in allem Hauptsächlichen die nach-
stehende Darstellung eine wesentliche Veränderung nicht erfahren wird.
2. Das Jahr 1141.
Otto von Freising nennt uns das Jahr nicht, in welchem die
Niederlage der Perser und Meder staltfand, er sagt nur ante m
mullos annos. Aber eine andere deutsche Quelle, die Fortsetzung
der mit dem Jahre 1139 schlirssenden Admönter Aanalen, deren
Codex Garstensis im Jahr 1181 geschrieben ist, bezeichnet direetdas
Jahr 1141: Johannes presbtjler rex Armeniae et Indiae cum duolm
regibus fralribus Persarum et Medorum pugnavil et vidi (Mon. Germ,
hist. Script. IX, 380). Diese Fortsetzung hat, wie wir nachweisen
können, tlie Chronik des Otto von Freising mit als Quelle benutzt
der Wortlaut unserer Stelle macht dasselbe auch für diese wahr-
scheinlich. Aber beruht die bestimmte Angabe des Jahres nur auf
einer, auf Ottos Worte gebauten Conjectur oder auf selbstständiger
eigener Unterrichtung? Wäre das Letztere nicht so gar unwahrschein-
lich, so möchte man es fast glauben, denn die Annalen treffen in
der That das Richtige, es war wirklich das Jahr 1141, in welchem
jene Niederlage der Meder und Perser stattfand1).
Ehe wir auf die orientalischen Quellen übergehen, die uns hier-
von berichten, müssen wir zunächst einen orientirenden Blick auf die
Verhältnisse Persiens um jene Zeit werfen.
Seit den Jahren 1037/39 herrschte dort, nach Besiegung der
Ghazneviden , die im Wesentlichen auf Indien beschränkt wurden.
zu Tage zum vornehmen Ton zu gehören , die orientalischen Texte ohne Ceber-
Setzung herauszugeben, was wenigstens für die geschichtlichen sehr zu bedauern
ist. Eine (JuelJe ersten Hanges z. B., lbn el-Athir. steht da in einer zahlreich«]
Reihe von Bänden stattlich herausgegeben, aber unbenutzbar für den Historiker.
!) Vergebens habe ich in byzantinischen Schriftstellern über das 12. Jahr-
hundert nach einer Andeutung von den hier in Betracht zu ziehenden Vorgängen
gesucht. Weder Johannes Cinnamus in seiner Epitome (MIR — 1176 , noch Joel
in seiner Chronographia (bis zum J. liOi), noch Nicetas Acominalus in seiner
hisloria Byzantina ;MI8 — 1206) erwähnen etwas Einschlägiges.
351 Reh Priester Johannes. 851
und mit Unterwerfung von Chowarezm (im Jahre 1043), die Dynastie
der Seljuciden; seit 1050 hatten diese auch die Khalifen von sich
abhängig gemacht und den Westen Asiens unter sich gebracht. Unter
ihren Sultanen Thogrul-Begh (1037—1063), Alp Arslan (1063—1074)
und Malek-Schah (1074 — 1092) bildeten sie eine gewaltige, einheit-
liche Macht, die sich von der Grenze Turkestans bis in die Mitte
Kleinasiens und bis an die Grenze Aegyptens erstreckte. Unter
Malek-Schah waren, doch derselben Dynastie angehörig, die kleinen
Sultanate von Iconium (1074) und Aleppo (1078, daneben 1095
Damaskus) entstanden, mit denen bekanntlich die ersten Kreuzfahrer
zu kämpfen hatten. Nach Malek-Schah's Tode bereitete sich auch
eine Theilung der Hauptmacht im Osten vor. Die drei Söhne desselben
befehdeten einander. Karkiarok, Mohammed und Sandschar (Sandjar,
Sindjar, Sangar). Der Krieg führte im Jahre 1103 zu einer Drei-
theilung, die 1105 nach Entfernung des Sohnes Barkiarok's zu einer
Zweitheilung ward , zwischen Mohammed , der den Titel als Sultan
annahm, und Sandschar, der die Länder im Osten, vor Allem das
Hauptland Khorasan erhielt. Im Jahr 1118 nach Mohammed's Tode
Hess sich Sandschar als Sultan ausrufen, und das folgende Jahr lie-
ferte ihm die Hauptgewalt in die Hände: der westliche Theil des
Reichs unter Mahmud (1118—1131) und Masud (1131—1152, um
der kurzen und nur (heilweisen Regierungen Daud's und Thogrul's
nicht zu gedenken) war im Wesentlichen abhängig von Sandschar
(«f 1157), der wegen seines Kriegsglückes und seiner glänzenden
Machtstellung mit Alexander dem Grossen verglichen wurde. Er
stand in den 30ger Jahren des 12. Jahrhunderts auf dem Gipfel
seiner Macht.
Wir erkennen aus dieser Darlegung eine doppelte, freilich sehr
verzeihliche Ungenauigkeit in dem Berichte Otto's v. Freising. Er
nennt die beiden Herrscher der Perser und Meder fralres, während
sie nur bis zum Jahr 1118 Brüder, von da an aber Neft'e und Oheim
waren, und er nennt sie Saniardos (Samiardos), während dieser Name
doch der Eigenname nur des einen, freilich des mächtigem derselben,
war, nicht der gemeinsame Familienname.
Sandschar's Hauptland war die Hochebene von Khorasan, daran
schlössen sich die abhängigen Länder: Khowarezm, zwischen dem
kaspischen See und dem üxus, und Transnxanien : östlich davon lagen
852 Frirdrich Zarnckb, \#>
die Gebiete von Turkestan, verschiedenen Herrschern untergeben,
und südöstlich der Rest des Reiches Ghazna; auch Sedjestan, Gfaor
und Kerman besassen einige Selbstständigkeit. Von allen diesen Ge-
bieten war das wichtigste und bedrohlichste Khowarezm , von be-
sonderer Bedeutting wegen der Küstengebiet« des kaspischeo Sees.
Barkiarok hatte diese Provinz 1097 einem Mohammed übergeben und
ihm den Titel Khowarezmschah erneuert, der bereits 995 — 1043 in
Gellung gewesen war; dieser Mohammed ward so der Gründer einer
eigenen Dynastie, die bald, ihrer Macht sich bewusst, darauf deokea
konnte, ihrem Lehnsherrn die Gewalt zu entreissen, was ihr am Ende
des 12. Jahrhunderts auch wirklich gelang. Mohammed regierte bis
1127, ihm folgte Atsiz, der bis 1155 herrschte. Nach ihrer geogra-
phischen Lage konnten, wo es sich um Khowarezm handelte, auch
Transoxanien und Turkestan leicht in Mitleidenschaft gerathen. li
Theilen Transoxanien's und Turkestan's herrschte unter Obhut Samt
schar's seit 1101 Arslan-Khan und seit 1131 sein Sohn Mahmud, in
Turkestan mehr oder weniger unabhängige Fürsten.
An die ehrgeizigen Pläne der Khowarezmier knüpfen sich die
Ereignisse, die uns hier angehen und die der Macht des Sandschar
den ersten empfindlichen Stoss versetzten. Nach allerlei Weiterung«)
gab die Ermordung eines Sohnes des Khowarezmschah Atsiz den
ersten Anstoss zu einem ernsten Conflicte.
Sehen wir uns jetzt nach der Darstellung der Huuplquellen um.
3. Ibn el-Afhir.
Der älteste Schriftsteller, der uns über die Vorgänge im Jahre
11 il unterrichtet, ist Ibn el-Athir. Er war im Mai I 1G0 geboren,
lebte meist in Mosul (Ninive), und starb daselbst 1233. Sein Chroni-
con el Kamfl, der vollkommene) reicht bis zum Jahre 1231. fc
ist herausgegeben von Tornberg, und die uns liier angehende Periode
in's Schwedische übersetzt (Ibn-el-Athir's Chrönika, Elfte delen, Haftel
I, Lund 1851. Haftet II, Lund 1853). Dieser Uebersetzung bediene
ich mich im Folgenden. Ibn-el-Alhir gilt mit Recht für einen zuver-
lässigen und correcten Historiker. Dass er mit Kritik verfuhrt, ergiebt
sich auch hier. Seine Darstellung ist nur insofern ftir einen schnellen
Ueberblick unbequem, als er es liebt, Vorgänge, die das Haupt-
ereigniss erklären sollen, nachzutragen. Seine Erzählung des Haupt-
•7] De» Priester Johannes. 853
ereignisses lautet zum Jahre 536 d. H. (6. August 1141 bis 26. Juli
4 442), bei Tornberg Heft II, S. 108 fg.:
»Im Muharram (6. Aug. bis 4. Sept.) oder nach Anderen im
Safer (5. Sept. bis 3. Octob.) dieses Jahres erlitt der Sultan Sindjar
eine Niederlage von den ungläubigen Türken (el Turk el kuffär).
Die Veranlassung war die folgende. Wie wir früher berichtet, hatte
Sindjar einen Sohn des Kharizm-Schah Alsiz getödtet. Hierdurch
aufgebracht, sandte derselbe zu den Khata, welche in Ma-vera-el-
nafar (Transoxanien) wohnten, erregte in ihnen die Hoffnung auf
Landgewinn, und indem er ihnen die Sache sehr leicht vorstellte,
reizte er sie auf, in Sultan Sindjar's Reich einzufallen. Demzufolge
brachen sie mit 300,000 Reitern auf. Sindjar ging ihnen mit seiner
Armee entgegen. Man traf aufeinander in Ma-vera-el-nahr, wo eine
Mutige Schlacht stallfand, in der Sindjar und seine Truppen flohen.
400,000 von ihnen holen, von denen 12000 Vornehme und 4000
Weiber waren. Des Sultans Gemahlin wurde gefangen genommen
and er selbst floh bis nach Termed, von wo er sich nach Balkh
begab. Nach dieser Niederlage Sindjar's überfiel der Kharizm-Schah
Merw, in das er eindrang, ohne dass der Sultan etwas dagegen thun
konnte, tödtete Manche und nahm den gelehrten Abu-I-Fadhl el-
Kermani nebst vielen anderen Gelehrten und Vornehmen des Landes
gefangen.«
Wer waren diese Khata, die der Khowarezmschah zu Hülfe
rief und die den Sandschar besiegten? Ibn el-Athir fühlt, dass er uns
die Antwort auf eine solche Frage schuldig ist, und er greift zurück
zu einer weiteren Orientirung und führt uns jetzt nach Maveraelnahr
und Turkestan.
So folgt denn nach Erzählung einiger einlenkenden Massnahmen,
die der Sultan in Folge seiner Niederlage in Bezug auf seinen Bru-
der Masud zu treffen für gut fand, eine neue und speciellere Schil-
derung der Veranlassung und des Verlaufs der Ereignisse, offenbar
nach neuer Quelle. Dass es verschiedene Berichte über dies Ereigniss
gab, darauf machten schon die einleitenden Worte aufmerksam: »Von
den nun folgenden Ereignissen berichten die Geschichlschreiber ver-
schiedene Erzählungen. Wir wollen sie alle aufführen, um den Wider-
sprüchen in ihrer Darstellung auszuweichen.« Zuerst wird von
»Turkestan, d. i. wie es hier heisst) Kaschgar, Belasagun, Khotan,
854 Friedrich Zarnckb. "ft
Taraz und anderen Landestheilen, die an Maveraelnahr grenzen« ge-
handelt. Dort herrschten Könige vom Geschlechte des türkische*
Khan, deren Vorfahr aber in Folge eines Traumes zum Islam über-
getreten war, zuletzt Arslan-Khan, der, nachdem er von Kadr-Khai.
der in Maveraelnahr gebot, vertrieben worden war, von Sindjar 191
•1 100/1101) wieder eingesetzt wurde, bei welcher Gelegenheit«
zugleich das Land des Kadr-Khan mit bekam. Sindjar's Hülfe musste
er bald wieder anrufen, und auch später noch war er allerlei At-
fechtungen ausgesetzt. Er hatte unter seinen Truppen ausser det
Ghusischen Türken noch andere türkische Stämme, die Kargbaliji
genannt wurden. Diese, in Folge von Vorgängen, die etwas unklar
angedeutet werden, vertrieben ihn wieder aus seinem Reiche; aber-
mals aber kam Sindjar auf seinen Hülferuf herbei, ging 524 (1129/30;
über den Djihun (Oxus) und trieb die Karghalija bis über Samarkiid
zurück, aber den Arslan-Khan schickte er doch, unter dem Vorgeben,
er habe ihm nach dem Leben getrachtet, nach Balkh, wo derselbe
bald darauf starb. Nach Sainarkands Einnahme hatte er Hasn-
Tekin zum Statthalter gemacht, der aber bald starb, und nun ernannte
Sindjar den Mahmud, den Sohn Arslan-Khan's, zu dessen Nachfolger.
Wie es mit Turkestan ward, wird uns nicht gesagt. Aber aus de»
Folgenden scheint hervorzugehen, dass dies wohl schon definitiv ver-
loren war.
Es liegt schon hier nahe, zu vermutben, dass die aufrührerischen
Karghalija in Maveraelnahr in irgend einem Verhältniss zu jenet
oben ebenda genannten Khata gestanden haben werden. Das Folgende
bestätigt dies.
Nach jener Schilderung nämlich der Verhältnisse in TurkesUi
und Ma-vera-el-nahr und ihrer Beziehungen zu Sultan Sandschar lenkt
nun Ibn el-Athir tinsern Blick, abermals in der Zeit zurückgreifend,
auf einen ganz neuen Faktor der Ereignisse, es scheint auf Grund-
lage wieder eines andern, also eines dritten Berichtes.
»Bereits früher, im Jahr 522 (6. Januar bis 25. Decbr. 1128;
war el-Avar oder Ku-Khan1) aus China an den G ranzen Kaschgars
*) So stets, nur an dieser einen Stelle lieisst es Kur-Khan. Dennoch ist dies
Letztere das Richtige. AI- Ä war ist, wie mich NÖldeke belehrt, eine ilbeue
arabische Uebersetzung von Kür-Chdn (richtiger Kör-Ckdn, von den Türken Kor-
89] Der Priester Johannes. 855
angekommen mit unzählbaren Heerschaaren. Der Khan Ahmed ben-
el-Hasan, Fürst über Kaschgar, rüstete sich zur Verteidigung, sam-
melte seine Truppen und zog ihm entgegen. Man traf auf einander
vnd kämpfte. Der Chinese el-Avar floh und manche aus seinem
Volke fielen. Darauf starb er [der Khan Ahmed]1), und nun folgte
ihm der chinesische Ku-Khan. Ku ist im Chinesischen ein Zuname
für ihren höhsten König, und Khan ist (Jer Beiname für den König
der Türken, und bedeutet »der grösste König«. Er kleidete sich in
die Tracht ihrer Könige [der von Turkestan] mit Schleier und Shvval
and folgte der Lehre des Man is [welche in Turkestan damals sehr
verbreitet war]. Als er aus China nach Turkestan gezogen war,
hatten die khataischen Türken sich ihm angeschlossen. Diese waren
schon vor ihm aus China ausgewandert und nun dem Khane Turke-
fttan's untergeben.«
Darauf folgt eine Erzählung, warum diese khataischen Türken
Steh mit Arslan-Khan überworfen halten und nach Helasagun fort-
gezogen waren : das' ist doch wohl dieselbe Feindschaft, die oben in
dem zweiten Berichte erwähnt ward, denn der weitere Zusammen-
bang (s. u.) macht es wahrscheinlich, dass diese Khataier dieselben
üait den Karghalija sind. »Als nun der chinesische Ku-Khan auszog,
so schlössen sie sich ihm"" an. So wuchs ihr Ansehen, ihr Heer
wurde verdoppelt und sie zogen erobernd in Turkestan ein.« In Folge
dessen scheint Sindjar's Zug 524 (1129/30) unternommen zu sein.
Hangt dieser Zug der Khataier zusammen mit dem Zuge des el-Avar
gegen Kaschgar? Doch wohl. Ibn Athir hat hier noch ein paar
Zeilen über die milde Behandlung clor Unterworfenen von Seiten des
Ku-Khan. »Später2;, rückten sie gegen Ma-vera-el-nahr. Der Khan
Mahmud ging im Kamadhan 531 (23. Mai bis 22. Juni 1137) aus
Khodjend's Glänzen (nordlich von Samarkand) ihnen entgegen, ward
aber geschlagen und zog sich auf Samarkand zurück. Die Gefahr
für die Bewohner dieser Stadt war sehr gross, Furcht und Bekümmer-
Ckän gesprochen). A'vmr heisst arabisch »einäugig«, hör auf persisch »blind«.
Bei Ibn-Athir auffallend, da er Kü-chAn hat und dies Tür chinesisch erklärt.
l) Den Worten nach könnte es auch auf el-Avar bezogen werden , aber der
Zusammenhang verlangt, dass Ahmed gemeint sei.
2 Inzwischen war Arslau entsetzt und gestorben, und Mahmud Gouverneur
von Samarkand d. i. Maveraelnahr geworden.
856 Friedrich Zarnckk, *•
niss stieg mehr und mehr, und früh und spät bereitete man sich auf
das Schlimmste vor. Und ebenso stand es mit Bukhara und andern
Städten in Ma-vera-el-nahr. Da sandte der Khan Mahmud zum Sultan
Sindjar, seine Hülfe anrufend und ihn auf die Niederlage der Moslem
hinweisend, zu deren Beistande er ihn aufforderte. Sindjar zog seine
Truppen zusammen, und bei ihm versammelten sich auch die Könige
von Khorasan, die Fürston «über Sedjestan und el-Ghur, die Könige
von Ghazna und Mazenderan mit vielen Anderen. Mehr als 100,000
Heiter wurden so zusammengebracht, und die Rüstung dauerte 6
Monate. So zog Sindjar gegen die Türken. Im Ühu-I-Hidjdja des
Jahres 535 (8. Juli bis 5. August 1141) zog man über den Fluss
(den Djihun, Oxus) nach Ma-vera-el-nahr. Der Khagan Mahmud be-
klagte sich bei Sindjar über die karghalitischen Türken, weshalb
Sindjar gegen diese ausrückte. Sie aber suchten Schutz bei den
chinesischen Ku-khan und den Ungläubigen, welche mit diesem waim«
Nun beginnen Unterhandlungen zwischen dem Ku-Khan, der sich der
Türken annimmt, und Sindjar, der hochmüthig und prahlerisch Alles
von der Hand weist und verlangt, sein Gegner solle zum Islam übef-
treten. »Ku-Khan rüstete sich darnach zum Kampf. Seine Heere
bestanden aus Türken, Chinesen, Khataiern und vielen Anderen. Er
ging dem Sultan Sindjar entgegen, und die beiden Armeen trafen,
wie zwei gewaltige Meere, aufeinander bei einem Orte, der Kalvan
heisst (in der Nahe Samarkands). Ku-Khan überflügelte seine Gegner,
so dass er sie auf den Fluss Dirghem zutrieb. . . . Am 5. Safar 536
(9. September 11*41) fand die Schlacht statt1). Die karghalitisches
Türken, die ja von Sindjar abgefallen waren, waren die tapfersten
gewesen. Im Heere des Sultans hatten die Fürsten Sedjestan's am
besten gefochten. Aber der Kampf endete mit der Moslem Nietler-
lage. Unzählige lielen, und der Fluss Dirghem verschlang 12,000
Todle und Verwundete. Sindjar (loh, aber die Fürsten Scdjeslan'js
der Emir Komadj und die Gemahlin des Sultans, eine Tochter voo
Arslan-Khan2) , wurden gefangen, doch später wieder in Freiheit
*) Bei Tornberg steht 535, wohl nur ein Druckfehler; denn abgesehen da\oa,
dass wir es hier mit den Ereignissen des Jahres 536 zu Ihun haben, kann, wenn
Sindjar im Juli oder August 1141 über den Oxus rückte, die Schlacht nicht im
Septbr. 1140 erfolgt sein.
2) Also seine Nichte? Denn Arslan hatte eine Schwester Sandschars zur Gattin.
34] Der Priester Johannes. 857
gesetzt Eine grössere Niederlage für den Islam hatte
in Khorasan noch nicht statt gehabt, und keine blutigere.
Die Khataier und die ungläubigen Türken herrschten nun ruhig in
Maveraelnahr. Ku-Khan blieb dort bis zum Redjeb des Jahres S37
(20. Jan. bis 19. Febr. II 43) wo er starb.«
Hierauf wird, nach einer kurzen Schilderung der Persönlichkeit
des Ku-Khans, noch ausführlich der oben in der ersten kurzen Kr-
Zählung bereits erwähnte Einfall des Kharizm-Schah Atsiz, »der ja
mit den Khata unterhandelt und ihre Begierde nach den Ländern
des Islams geweckt hatte« in Khorasan dargestellt. Er nahm zuerst
Serakh ein, zwischen Nischapur und Merw, dann Merw selbst, und
darauf Nischapur. Im Mai 1 1 42 wurde die Fürbitte für Sindjar in
den Moscheen abgestellt und die für Atsiz trat an die Stelle (aber
Biir bis zum August 1143, wo die für Sindjar wieder begann, es
also mit der Herrschaft des Atsiz zu Ende war).' Atsiz plünderte
dann noch viele Städte in Khorasan und verübte viel Böses. Der
Sultan musste dem Allen zusehn aus Furcht vor den Khataiern in
Maveraelnahr.«
Soweit Ibn el-Athfr.
Die offenbar verschiedenen Berichte, nach denen er erzählt, von
denen der erste das Verhältniss zu dem Khowarezmschah in den
Vordergrund stellt, der zweite und dritte dieses fast gar nicht er-
wähnt, lassen sich doch in der Hauptsache sehr wohl vereinigen.
Im Jahr 494 (1100/1101) hatte Sandschar den Khan Arslan in
Titrkestap wieder in sein Reich eingesetzt und ihm zugleich auch
Maveraelnahr übergeben. Dieser hatte unter sich die aus China aus-
gewanderten khataischen oder karghalitischen Türken, mit denen er
sich aber veruneinigte. Sie verliessen endlich die ihnen angewiesenen
Mätze in Turkestan und zogen nach Bclasagun. Als dann der ihnen
stammverwandte chinesische Ku-Khan mit seinen Scharen gen Westen
drängte, schlössen sie sich diesem an. Im Jahr 522 (1128) ward
um Kaschgar gestritten, anfangs ungünstig für den Ku-Khan, der aber
dann doch die Herrschaft erlangte. Darauf beunruhigten sie auch
Doch vgl. unten Ahulfaradsch , der i Frauen aus der Familie des Sandschar ge-
f äugen werden lässt, uxor et filia /Mae. Sollten auch bei Ibn-Athir 2 Frauen
gemeint sein?
858 Friedrich Zarncke, &
Maveraelnahr und vertrieben Arslan-Khan. Sandschar kam 521
(1 129/30) zur Hülfe herbei, aber Kaschgar war wohl bereits in festet
Besitz des Ku-Khan übergegangen^ er konnte nur noch Maveraelnahr
reinigen. Doch die khataischen Türken beunruhigten dies auch noch
ferner. Khan Mahmud, der Sohn Arslan's, konnte ihr Eindringen io
das Land nicht verhindern und musste sich zurückziehen. Der
Khovvarezmschah Atsiz reizte sie dann noch zu weiterem Vordringen
in das Land des Sultans Sandschar. So rückte denn dieser 533
abermals heran, die Verhandlungen mit dem Ku-Khan in Turkestan,
der für die Khalaier intervenirte, zerschlugen sich , und so kam es
536 (1141) zu der gewaltigen Schlacht in Transoxanien, die Sand-
sehar's Macht für längere Zeit lahmte. Diese Zeit der Schwäche
benutzte Atsiz zur Verfolgung seines Plans, sich in den Besitz der
bedeutendsten Städte Khorasan's zu setzen, was ihm für eine kurze
Zeit glückte.
Ein Chinese also war es, der mit einem Heere zusammen-
geraffter Völker, besonders Khataiern, den Sandschar besiegte.
4. Spätere Geschichtschreiber.
[Neben dieser Hauptquelle treten die späteren Quellen sehr zurück,
und nur der Vollständigkeit wegen mögen die bedeutendsten der-
selben noch aufgeführt werden.
Der christliche arabische Schriftsteller Abulfaradsch Bar
Hebraeus (geb. 1226, gest. 1286), der, obwohl über 100 Jahre
spater schreibend , doch aus guten Quellen mit kritischem Sinne
schöpfte, wie schon seine Angaben in der Vorrede bezeugen, erzählt
(Lat. Ueberselzuni< von Kirsch, Leipzig 1739, S. 33 fg.): Anno Arabern
536 (d. i. 6. Aug. 1141 bis 26. Juli 1142) Clwvarazam schuh per
legatum reifem Ilumwrum interiorum, qui ad Moslemismum not *
verterunt, ab Arabibus Ca p her Toroc (KulTär alturk) coynominaU, *d
bellum contra Soltanum Sangarum, qui fratrem Chovarazami sektk
oeeidwat, excitavil. Contra Hunnos, qui cum 300,000 veneruni^ Saa-
garus 100,000 eduxit et cum in fluvium Gihonem (den Oxus) tramiit.
Pugna commissa ad internecionem deletus est Sangari exercitus. Cum
sex tautuni hominibus e/fugisse et Balacum (Balkh) venisse dictiw.
Uxor eius et filia filiae suae in captivilatem abduclae sunt cum quatwr
millibus aliarum feminarum. Ex his centum millibus ne unus quidtm
33] Der Priester Johannes. 859
effugit, omnes aut gladio caesi aut in caplivilalem abducli sunt. Man
erkennt deutlich de» Ibn el-Athir oder dessen ersten Bericht als
Quelle. Abweichend ist nur, dass stall des Sohnes des Khowarezm-
Schah ein Bruder erscheint, was vielleicht nur ein Fehler der Ueber-
lieferung ist. Ueber die fdia filiae s. Anm. 2 auf S. 856. Von dem
Zusammenhange mit dem chinesischen Ku-Khan und von den Khataiern
erzählt Abulfaradsch Nichts.
Dasselbe Ereigniss erwähnt Abulfeda (geb. 1273, gest. 1331)
in seinen Annales Muslemici, die er aus älteren Quellen zusammen-
schrieb (Ausgabe mit tat. Uebersetzung von Reiske u. Adler, Bd. III,
Kopenhagen 1791, S. 485): Anno 536, idque meme aut primo auf
secundo (d. i. Aug. oder Sept. 1141) — nam utrumque perhibelur —
cmUigit memorabile illud praelium inier Turcas CJiallaienses a Muslemica
fide aüenos (Turk el kuffär) et inier sultanum Sangarum'. Cuius
caussa impulanda est Chovarezimschaho Atsuzo, filio Muhammedis, filii
Anuschtekini, quem, ul supra vidimus, c Chovarezmia fugaverat sullan,
eiusque unum aliquem fdium a palre reliclum naclus peremeral. Cuius
dolore alque imlignalione irritalus Atsuz Chatlaeos in Tramoxanam
(Maveraelnahr) cvocaverat, magnifica spe luculenlae praedae proposita.
Magno ilaque Uli numero suis e terris egressi concurrebanl cum Sangari
copiis easque grave fusas praelio el late sparsa caede allerebant et in
reit qua praeda ipsam Sangari uxorem nanciscebanlur. Muslemis ilaque
funditus proslratis incurrebat Atsuz in Chorasanam, multasque tarn pri-
valas Sangari opes quam urbes diripiebat. Hoc ergo tempore el hac
de caussa primum inferebant infideles Chatlaei et Turcae pedem in
Tramoxanam.
Auch hier ist Ibn el-Athtr als Quelle unverkennbar. Die Schwie-
rigkeit, dass nach Ibn el-Athtr Atsiz die bereits in Maveraelnahr
bausenden Khataier aufstachelt, in des Sultans Lande einzufallen, und
die Schlacht dennoch jenseits des Oxus stattfindet, beseitigt er, in-
dem er die Khataier auf des Atsiz Aufforderung aus Turkestan in
Maveraelnahr einfallen lüsst.
Noch ist hervorzuheben die Erzählung des persischen Geschichts-
schreibers Mirchond, der, freilich ein spater Schriftsteller (geb. 1433,
gest. 1 489) , doch geschätzt wird wegen seiner Zuverlässigkeit in
Benutzung guter Quellen. Ich kenne seine Darstellung zunächst aus
Vullers Uebersetzung von Mirchond's Gesch. d. Seldsch. S. 158 — 161,
Abbandl. d. K. S. Genetisch, d. Wissensch. XVII. 58
«.vmas x~r«av**%« *-►
ftlr Nichtorientalisten benutzbar wäre, fehlt, so muss ich n
Auszog halten, den Oppert S. 129 fg. nach einer Bombay
vom Jahre 1849 giebt, der freilich manchen Bedenken
Hier wird auerst von dem Zuge des Gurkhan gegen WesU
•der Gründung des karakhataischen Reiches gehandelt, off
DschuweYni. Dann lenkt Mirobond mit den Worten »Den
des Jahres 536 zufolge lässt er sich in einen Kampf mit •
Sandschar ein« über auf eine kurze Erzählung von dieser
nach den bekannten Quellen. Darauf greift er wieder auf I
zurück 2) .
i) Nach G. Oppert S. 133, Anm. stimmt Mirchond auch darin zu
und zu Abulfcda, dass er den Sohn, nicht den Bruder des Khowarezi
tüdtet werden IHsst; freilich giebt Oppert kein Citat, und in seinen A
Mirchond findet sich dies nicht erwähnt. — Nach einer Angabe vo
seiner Uebersetzung von Mirchond's Geschichte der Seldschuken, S. f
soll das Werk des Jahja Abdallalif (f 1 552), gen. Lubattewarich ,
Schlacht den 5. des Monats Safar angeben. Das wäre ja richtig der
Athir genannte. Aber die lateinische Uebersetzung, die in Büsching's
neue Historie und Geographie XVII, 79 fg. herausgegeben ist (danach
hauptting von Vullers S. VII, diese Quelle sei noch ungedruckt , zu b
bezieht dies Datum auf einen im Voraufgehenden genannten Vertra
scheinlich aber ist diese Uebersetzung ungenau.
2j G. Oppert S. 134: »Und als Korkhan (Gurkhan) starb, bestieg sein
Kuyanuk den Thron der Herrschaft« = DschuweYni bei d'Ohsson I, 44^
Kouvanuk lui succeda. Den Bericht Mirchond's, den Vullers S. 158 —
setzt, kann ich mit dein, welchen Oppert liefert, nicht anders reimen, a
««»««» ftlmn nr«»42s*lt<ilt ?inn**tar»w» M»rr»l»m»/I Itartslitlo ün 9 QtAllAv» •iiKn>. n««A«
35] Der Priester Johannes. 864
5. Benjamin von Tudela.
Wir haben also jene von Otto von Freising erwähnte Nieder-
lage festgestellt und darin ein von orientalischen Schriftstellern viel-
fach behandeltes Ereigniss kennen gelernt. Aber in einem Punkte
mangelt die Uebereinstimmung mit den Angaben des Otto von Frei-
sine;. Dieser erzählt, dass jener Feind der Perser und Meder
fiobatana erobert habe, während der von den asiatischen Geschichts-
schreibern erwähnte Kampf nördlich vom Oxus stattfand, und zwar
erzählt Otto es so, dass man annehmen muss, die Eroberung Ecbatana's
sei vor der entscheidenden Niederlage erfolgt; erst durch sie ver-
anlasst sei Sandsehar zum Kampfe gegen die ihm gefährlich gewor-
denen Feinde ausgerückt. Davon aber erzählen uns die asiatischen
Quellen Nichts, und die Vermuthung, die G. Oppert aufstellt, die Er-
oberung Ecbatana's sei auf den Einfall des Khovvarezmschah in
Khorasan nach jener Niederlage zu beziehen, ist zwiefach unglaublich.
Vielleicht werden wir uns hier der Lücke erinnern dürfen , die der
Bericht des Ibn el-Athfr liess, indem er den Atsiz die bereits in
Maveraelnahr wohnhaften Khataier zum Einbrechen in die Besitzungen
des Sandschar aufstacheln lässt, ohne dass dann ein solcher Einbruch
erzählt wird.
Und da scheint allerdings eine nahezu gleichzeitige Erzählung,
auf die G. Oppert aufmerksam gemacht hat, herbeigezogen werden zu
dürfen, durch die eine volle Uebereinstimmung* mit Otto's Bericht
hergestellt würde. Allerdings hat diese Herbeiziehung bei genauen
Kennern der innerasiatischen Geschichte keine Beistimmung gefunden
(vgl. die Anmerkung zum Schlüsse dieses Abschnittes) und ich verkenne
nicht das Gewicht der Gegengründe; besonders dürfte die Ansicht
Gildemeister's Beachtung verdienen. Dennoch vermag ich die von
mir angenommene Möglichkeit noch nicht für ganz widerlegt zu halten,
und so gestatte ich mir den Wiederabdruck der folgenden Zeilen.
Benjamin von Tudela, der von 1159 bis 1171 von Saragozza
aus nach Palästina und in das innere Asien reiste, berichtet uns in
seinem Itinerariura (vgl. Voyages de Rabbi Benjamin trad. par. Baratier,
1734, I. S. 191 fg.), dass er eine Anzahl Tagereisen von Samarkand
auf Männer aus Israel gestossen sei. Diese lebten unter eigenen
Fürsten und im Bündniss mit den .Wüstenbewohnern , den Kuffär el
58*
862 Friedrich Zarncke, [fc
Turk. Man wird durch diesen Namen an die Turk el kuffär des Um
el-Athtr, an die Caplier Torok des Abulfaradsch und die Turk el Jbfür
des Abulfeda erinnert1), die unter den Gegnern des Khans von
Transoxanien und des Sultans Sandschar eine so hervorragende Rolle
spielten und diese Reiche so oft beunruhigten. Diese nun seien,
erzählt Benjamin , vor einigen Jahren (in den Hss. wird diese Zeil
verschieden angegeben , 1 5 oder 1 8 Jahre ; es kommt nicht viel
darauf an, jedesfalls war es ein noch frisch in der Leute Gedächtnis*
lebendes Ereigniss) mit grosser Macht nach Persien gekommen und
hätten die Stadt Roi oder Kai eingenommen; darauf seien sie mä
reicher Beute wieder den Weg in die Wüste, also zurück über dei
Oxus, gezogen. Rai ist das alte Rhagae, nicht weit von Ecbatana,
•
und war im Mittelalter sehr bedeutend. Wie leicht konnte das ver-
grössernde Gerücht aus diesem immerhin unerhörten Ereigniss ene
Zerstörung der Hauptstadt selbst machen! »// y avoit longlemft,
sagt Benjamin, qu'on n' avoit entendu parier de chose semblMt
dans la Perse. Le roi de Perse l'ayant appris, se mit fort en colm
contre eux« u. s. w. Der König der Perser sammelt nun ein grosses
Heer, kommt mit vielen Gefahren durch die Wüste, zieht über da
Oxus, trifft dann auf die erwähnten jüdischen Gemeinden, mit deoea
er sich in Unterhandlungen einlässt. Darauf beginnt* der Kampf mit
den Kuffär el Turk, die das persische Heer schlagen: »ils prent m
si grand carnage dans l'armee Persanne> que le roi de Perse ful obby
de se saurer avec peu de gern dans son pays.« Wir dürfen diese
ErzUhlung vielleicht als die locale, unter den Kuffär el Turk ver-
breitete bezeichnen. Dass diese die entscheidende Intervention des
Kukhan (Gurkhan), dem der schliessliche Sieg gebührte, nicht aus-
drücklich hervorhob, ist leicht erklärlich; keine Localtradition liebt
es, dem Bundesgenossen die Entscheidung zuzuerkennen. So hätten
wir den von Otto erwähnten vorgangigen Einfall in das Herz Perskus
hier bestätigt gefunden. Er müsste zwischen 531 und 535 d. H
(1137—1141) stattgefunden haben2).
') Auch Mirchond nennt bei Gelegenheil dieser Schlacht die
Kuffdr, vgl. G. Oppert S. t33 Anm. 3.
2) Allerdings hat A. v. Gutschmid dieser meiner Darstellung nicht zuge-
stimmt. Er meint, wie er mir mitlheilt, dass sowohl die Erzählung von der Ein*
nähme Hamadan's bei Otto v. Freising wie die Erzählung von der Einnahme Haft
"37] Der Priester Johannes. 863
6. Yeliu-tasche.
Nachdem die Identität des Ereignisses festgestellt jst, wird nun
die Person des Siegers für uns von Bedeutung, denn dieser Sieger
muss es ja sein, an den das Gerücht den Namen »Priester Johannes«
knüpfte.
lbn el-Athir giebt uns von seiner Persönlichkeit eine Schilderung,
die ein Beweis ist, wie sehr diese den Zeilgenossen sich eingeprägt
haben muss. »Er war ein schöner, wohlgebildeter Mann, von seinen
Untergebenen gefürchtet. Er kleidete sich nur in chinesische Seide.
Keinem Emir gab er Belohnung mit Land, sondern er schenkte Jedem
was er bedurfte aus seiner Tasche; »denn,« sagte er »bekommen sie
Lehn, so werden sie Tyrannen«. Er setzte keinen Emir über mehr
als 100 Ritter, damit sie ausser Stande sein sollten, einen Aufruhr
anzuzetteln. Er verbot den Seinigen Ungerechtigkeit und Trunken-
heit ; dergleichen bestrafte er. Dagegen Unkeuschheit verbot er nicht
und sah diese nicht als schimpflich an. — Nach ihm erhielt eine
Tochter die Krone. Aber sie starb bald und es folgte ihr in der
Regierung ihre Mutter, die Gemahlin Ku-Khan's, und ihr Sohn
Muhammed (?). Ma-vera-el-nahr blieb in der Gewalt der Khataier bis
zum Jahr 612 (2. Mai 1215 bis 19. April 1216), wo Ala-el-din
Muhammed, der Kharizm-Schah , es ihnen entriss, wie wir, so Gott
will, später noch erzählen werden.«
Ibn el-Athtr nennt ihn einen Chinesen, el-Avar mit Namen, auch
Ku-Khan oder Kur-Khan geheissen. Wir wissen aus anderen Quellen
(s. u.), dass dieser letztere Name sein Titel als Beherrscher des von
ihm in Turkestan gegründeten Reiches war, dass ihm derselbe also
eigentlich nicht von Anfange an zukam. Er führte ein Heer von
Türken, Chinesen, Khataiern und anderen Völkern, ganz besonders
nur übertreibende Gerüchte gewesen seien , da die orientalischen Schriftsteller
dieses Ereignisses nicht gedenken. Gilde meiste r, gleiche Zweifel hegend, isl
(ebenfalls brieflich) der Ansicht, dass Benjamin von Tudela den Einfall der Ghuzz
nach Khorasan meine, der im Jahre 548 d. H. stattfand, und von dem Ibn el-
Athir berichtet. Die gleiche Ansicht finde ich bereits ausgesprochen in einer
Recension in Sybel's Zeitschrift 13, 302. — Gutschmid billigt auch die Tren-
nung der Kuffdr el Turk von den Unterthanen des Gurkhan nicht, hält vielmehr
beide für identisch. Ich überlasse die Entscheidung dieser für meine Darstellung
nicht eben hauptsachlichen Fragen den Geschichtsforschern des Orients*
864 Friedrich Zarncke, 'M
aber von Khataiern, die von Einigen auch geradezu Karakhataier
genannt werden, die sich nach und nach an ihn angeschlossen hauen.
Ibn el-Athir nennt ihn zugleich, wie wir oben sahen, den Gründer
des Reiches, das in Turkestan und Maveraelnahr bis zum Jahre 1216
bestand, wo sein westlicher Theil vom Khowarezuuschah eingenommü
ward. Dies Reich ist das in der Geschichte wohlbekannte Reich der
Karakhataier in Turkestan, und auch Über seinen Gründer erfahren
wir aus den Geschichtschreibern noch eine Reihe Einzelheiten, die
in der Hauptsache bestätigen und weiter ausfuhren, was Ibn el-Athir
uns meldet.
Dschuweini (gest. 1281, vgl. Hammer, Gesch. d. gold. Horde
S. XXI fg.) in seinem Uschihankuscha ist wohl der älteste Schrift-
steller, der uns die Gründung jenes Reiches genauer erzählt und ans
so in unserer Untersuchung weiter führt. Vgl. die betr. Stelle bei
d'Ohsson, Hist. des Mongoles I, S. 441 fg. Le fondateur, sagt er,
de cet empire, l'un des principaux de sa nation, contraint par le* evau-
ments de quitter sa palrie, pril le titre de Gourkhan, qui veui dire Kim
des Khans. On raeonte que lorsquil partit du Khitai (das ist KhaiaL,
das nördliche China, in welchem seit dem Anfang des 10. Jb. die
Khataier oder Khitane unter der Dynastie der Liaö geherrscht hatten)
*/ etoit accompagne de soixanle dix personnes ; mivant une aulre vermn,
il etait ä la tele d'une troupe ires nombreuse u. s. w. Die Schicksale
auf den Zügen von dem Osten durch Innerasien berühren uns nicht;
der Gurkhan erobert schliesslich mit einer grossen Armee kaschgar
und Khotan, Fergana und Transoxanien, et ce fut alors que les freu-
cesseurs du Sultan Osman devinrent ses vassaux u. s. w. Sodann ge-
schieht noch seiner Stellung zu dem Chowarezmschah Atsiz Erwähnung.
Namen und bestimmte Jahreszahlen nennt Dschuweini in seinem Be-
richte nicht. Wir sahen, dass Ibn el-Athir ihn el~Avar neuut, und
die Zeit bald nach 522 als die des Aufkommens seiner Macht io
Kaschgar angiebt Raschid-eddin (geb. 1247, gest. 1318) dagegen
giebt ihm den Namen Nouschi-Tai-fou, die Gründung seines Reiches
aber verlegt auch er in die Jahre 522/$3 d. H., d. i. 1128/29 n. Chr.
Vgl. d'Ohsson, Hist. des Mong. 1, 443 fg. Auch Abulgasi (geb.
1605, gest. -1663) schildert diesen Zug, vgl. die Uebersetzung von
Messerschmid (Göttingen 1780) S. 51 fg.; wenn er das Jahr 513
d. II. als Gründungsjahr (d. i. 1119/20) angiebt, so wird dies wohl
39j Der Priester Johannes. 86&
nur auf Verderbnis beruhen; denn er folgl offenbar auch hier, wie
sonst so oft, Dschuvveini und Raschid. Sein Name lautet hier an-
ders: Nusi Taigir (Messcrschwid) , Nusi-Taigir-ili (De Guigiies), ja
selbst Touissi Taifar (Desmaisons); das sind aber nur Varianten zu
den oben angegebenen, die durch die semitische Schreibung sich
erklären. Welches der richtige Name ist, wäre also noch festzustellen.
Weit ausführlicher aber werden wir über diese Ereignisse und
ihren Helden durch Moyriac de Mailla's Uebersetzung der chinesi-
schen Annale n (Histoire generale de la Chine), d. i. des Tongkien
Kangtnu, einer, freilich nur dürftigen und jungen, aber immerhin authen-
tischen Quelle unterrichtet.
Als sich im Jahr 1119 (vgl. de Maiila, Hist. gener. de la Chine
VIII, S. 338) der Kaiser von China Hoei-tsong (Chuy-dsüng) aus der
Sung-Dynastie mit dem Fürsten der Jutsche (Niutsche, Tschurdsche)
Akuta (Thay-dsü) aus der Kin-Dynastie verbunden hatte, um das seit
2 Jahrhunderten im nördlichen Chiua übermächtige, zu Zeiten von
Kaschgar bis an den östlichen Ocean sich erstreckende Reich der
Khataier unter seiuem schwachen und nur dem Vergnügen, nament-
lich der Jagd, ergebenen Könige Yeliu-yenhi (auch Thiän-zü-ty,
Tien-tco-hoang-li genannt) aus der Dynastie der Liaö ') zu vernichten,
selzten sich die jüngeren Glieder der Königsfamilie, während der
König selbst flüchtig umherirrte, tapfer zur Wehr und zogen den
Kampf bis 1124 mit wechselndem Erfolge hin, bis 1125 der König,
körperlich und geistig niedergeworfen, starb und damit die Herrschaft
der Liaö erlosch. Schon ein Jahr vorher, also 1124, hatte sich der-
jenige seines Geschlechtes von ihm getrennt, der bis dahin die
Kriegsführung hauptsächlich betrieben hatte, gleich ausgezeichnet als
Gelehrter wie als Krieger, Yeliu-tasche,. in China bekannt unter
dem Titel Te-tsottg(Te-dsüng)-tien-yen-hoangli. Die chinesischen Annalen,
also eine sichere Quelle, sagen von ihm (a. a. O. S. 399 fg.) : Yelitüache
etoit verse dans les lettre* de sa nation et dam Celles des Chitiois et ü
riavoil pas cru au-dessous de Im de prendre le degre de docteur ; il
') Ein Verschen ist es, wenn G. Opperl in der Anm. 2 auf S. 126, wo er
die 9 Regenten dieser Dynastie aufzählt, hinzufügt, bei Klaproth, Verzeichniss etc.
S. 25 (lies 26) fehle Tailcung, und Apaokhi, der Gründer der Dynastie der Liaö,
regiere bis 947, wahrend vielmehr Apaokhi fehlt und Taitcung's Regierungszeit in
die Jahre 94 6 — 947 gesetzt wird.
866 Friedrich Zarncke, (>♦
netoit pas moins habile dam tous les - exercices de In guerre et ti ij
avoit aucun officier qui Ural mieux de la flecke que lux , soit ä fiei,
soit ä cheval; comme il etoil lettre du premier ordre dam le fameux
College que les Chinois appellenl Han-lin et que les Leao appeUoint
en leur langue Linya, on lui avoit donne le surnom de Yeliu-Iinj*.
Ein Bild, das wohl stimmt zu der Schilderung, die uns Ibn el-Atbir
entwirft. Yeliulasche gab den König auf, der feig- und characterlos
in sein Verderben rannte.
So weit reicht die authentische Darstellung der chinesischen
Annalen. Das Weitere wird in einer ausführlichen Anmerkung des
Herausgebers beigebracht, die hier nur in gedrängtem Auszuge wieder-
gegeben zu werden braucht.
Darnach begab sich Yeliutasche gen Westen, anfangs mit wenigen
Getreuen, doch bald mit wachsendem Schwärme, freundlich empfanget
als Glied der alten Herrscherfamilie der Liaö, bald auch gefürchtet.
Die Einzelheiten dieses Zuges sind für uns nicht von Werth. Lm-
qu'il arritia ä Sumccan, worunter Gaubil Chodjend*) versteht, Ums In
royaumes du Si-yu, allarmes, mirenl sur pied uns armee de cent male
hommes, quils appelloictU Hoursan^ pour l'arreler et le combattrt:
Yelitäache divisa son armee en trois corps et les baUit: ijuelques dixaim
de ly (ein Wegemass, etwa % Meile) furenl couverts de corps mort*
des enncmis. Dann sei er nach Ki-rh-tu-man , das ist nach Schott
Tarbagalai, gezogen, wo er im Jahre 1126 auf Andrängen seiner
Ofticiere den Kaisertitel angenommen und dies Jahr für das dritte
seiner Herrschaft erklärt habe. On lux donna le nom de Courhan <m
Courkhan. Manches that er noch zur Festigung und Ausdehnung
seines Reiches, das nun den Namen des karakhataischen führte;
besonders beschäftigte ihn dauernd der Gedanke eines Rachezuges
nach dem Osten zur Wiedereroberung der dort verlorenen Herrschaft
seiner Familie, nachdem er, wie dies so oft in der asiatischen Ge-
schichte des Mittelalters vorkommt, aus einem Vertriebenen im Osten
zu einem Eroberer im Westen geworden war.
Von diesem Allen erzählen natürlich die arabischen Schriftsteller
nicht, wir können auch darüber keine Berichte bei ihnen erwarten;
es handelt sich ja um Ereignisse, die eintraten, ehe der Gurkhan an
') De Guigncs III, 55 (der Ucbcrsetzung von Dubliert) dagegen Samaiiand.
**] Der Priester Johannes. 867
der Ostgrenze der moslemitischen Staaten auftauchte. Aber nun er-
geben sich Widersprüche gegen die arabischen Quellen. In jener
Anmerkung des Herausgebers der chinesischen Annalen heisst es weiter,
im Jahre 1130 sei ein Zug nach China verunglückt, 1136 sei Yeliu-
tasche mitten in Wiederaufnahme seiner Pläne gestorben. Seine
Wittwe habe im Namen des noch unmündigen Yeliuyliei 8 Jahre die
Regierung geführt, bis dieser 1143 selbst den Thron bestiegen habe.
Seine Dynastie (der Sy-Iiao oder westlichen Liaö) habe bis zum
Jahre 1201 das mächtige Reich beherrscht, wo Kuschluk-Khan, aus
dem Stamme der Naiman, den letzten karakhataischen Herrscher vom
Throne stiess, selbst aber einige Jahre später durch die Mongolen
unter Dschingiskhan seines Reiches beraubt wurde, womit das kara-
kbataische Reich sein Ende erreicht hatte. Das Todesjahr des Yeliu-
tasche scheint auch noch sonst in chinesischen Quellen ebenso einge-
geben zu werden. Vgl. De Guignes, Geschichte der Hunnen u. s. w.
(Liebersetzung von Dähnert) V, 253. Ueber den Werth dieser Quellen
habe ich selber kein Urtheil; aber A. v. Gutschmid stellt sie sehr
hoch. Er hält es, wie er mir mittheilt, für im höchsten Grade wahr-
scheinlich, dass namentlich das bei De Guignes a. a. O. gegebene
Verzeichnis der Kaiser der Kai akh itaneu mit ihren ofliciellen Namen,
die ihnen in der Ahnenhalle beigelegt wurden, direct aus den chine-
sischen Reichsannalen geflossen und also ganz zuverlässig sei.
Dann also hätte die Schlacht gegen Sandschar unter der Regent-
schaft der Wittwe bei Minderjährigkeit des Thronfolgers statt gefunden.
Mir erscheint dies nahezu unglaublich. Wie wäre es denkbar, dass
dieser Umstand den arabischen Historikern ganz verborgen geblieben
wäre? und wie wäre es zu erklären, dass sie eingehende Kenntniss
von der Person des Siegers zu besitzen vorgeben und dass Ibn el-
Athir ausführliche Schilderungen von ihm bringt? Wie hätte sich,
wenn ein Weib regierte, die Sage von dem Priester Johannes bilden
können? Mir erscheint die Angabe des ältesten und durchaus be-
währten Berichterstatters noch immer unantastbar, der den Tod des
Yeliutascbe ausdrücklich ins Jahr 1 1 43 setzt. Im Uebrigen stimmen
die arabischen und die chinesischen Quellen wohl zusammen. Wenn
Yeliutasche nach den chinesischen Quellen im Jahre 1124 aus China
auszog, so passt dazu gar wohl, wenn er nach den westlichen Quellen
im Jahr 1128 (522 d. H.) an der Grenze Kaschgars auftaucht.
868 Friemich Zahncke, IS
Ich sehe es also noch immer als das Resultat der bisherig«
Darlegungen an, dass Yeliulasche (llitasche) oder Yeliulinya oder Te-
tsoHg-lien-yen-hoanyti, der flüchtige Khataier, der el Avar des lbnd-
Athlr, der Nomchi Taifu des Raschid-eddin, der Nu*i-Taigk de*
Abulgasi, der Nwi-taigir-ili bei Deguignes, der Touissi Taifar bei
Desmaisons, der Gründer und erste kukhan (Kurkhan, Gurkhan,
Korkhan, Körkhan) des karakbataischen Reiches in Turkestan, wirk-
lich der Sieger über Sandschar im Jahr 1141 und als solcher der
Priester Johannes der palästinensisch-occiden talischen Sage war.
Kehren wir jetzt zu dem Berichte des Gabuleoser Bischofs ba
Otto von Freising zurück, so haben wir im Voraufgehenden gesehen,
dass er in allem Hauptsächlichen ziemlich correct und genau war.
ja wir haben glauben dürfen, selbst für eine ihm eigentümliche,
von den orientalischen Quellen abweichende Angabe eine Bestätigung
zu finden.
Wie verhalt es sich nun aber mit dem Christen th um des
Yeliutasche? Der Gahulenser Bischof nannte ihn einen Nesioriaaer.
wohl ausgehend von der in jener Zeit allgemein gelheilten Annahne,
dass alle Christen des östlichen Innerasiens überwiegend dieser ketzeri-
schen Seele angehörten. Ibn el-Athir nennt ihn einen Anhänger der
Lehre des Man es. Darf man annehmen, dass hieraus das Gerücht
entstand, er sei ein Christ? Ich möchte diese Annahme nicht for
nöthig und nicht für glaublich halten. Die Manichüer standen dem
Christentum bereits so fern, dass man kaum noch ihre Lehre für
dieses in Anspruch nehmen konnte. Auch die ausführlichsten Auf-
zählungen der ketzerischen Secten in Asien erwähnen nie der Mann
ehäer. Und dann lag es psychologisch schon ohne dies nahe genug,
den scheinbaren Bundesgenossen, der den Christeu in ihrer Notb er-
schien, bona lide zu einem wirklichen umzustempeln , auch ihm die
Bekämpfung der Muhamedaner in christlichem Sinne zuzuweisen.
Unmöglich wäre es auch nicht, dass Yeliutasche sich wirklich baue
taufen lassen und dass die Nestorianer hiemit renoinmirt hätten. Man
weiss ja, wie weitherzig in dieser Beziehung später die Mongoleo-
fürsten waren und wie die Christen von wirklichen Uebertritten der-
selben renommistisch fabelten. Indem man dann den fremden Sieser
*"3] Der Priester Johannes. 869
einem Priester machte, war wohl wieder die Sage thätig, da
man, wo nicht durch confessionelle Einseitigkeit Voreingenommenheit
herrschte, mit den fernen asiatischen Christen, wie noch später die
Legende und die sagenhafte Reiselitteratur, eine ideale Auflassung
verknüpfte. Dabei mochte Kenntniss der Lage der Christen im fernen
Orient mitwirken, wo die weite Entfernung von Kirchen und ange-
stellten Geistlichen die Priesterweihe viel ausgedehnter zu ertheilen
zwang, als es im Occident Sitte war, so dass oft alle Männer die
Priesterweihe empfangen hatten. So sagt noch Ruysbroek von den
Nestorianern Innerasiens (Recueil de la societe de geographie IV,
293) : Tarde venit episcopus in terris Ulis, forte trix semel in quinquu-
ginla annis. Tunc [a rinnt omnes parmäos eorum etiam in cunabulis
ordinari in sacerdoles, unde fere omnes viri eorum sunt sacerdoles.
Und woher der Name Johannes, der die Zahl der Namen,
mit denen man jenen flüchtigen chinesischen Eroberer nannte, noch
um einen vermehrt? G. Oppert, S. I3i, hat vermuthet, der Titel,
den Yeliutasche als Beherrscher von Karakhatai führte, Kukhan
(Gurkhan) sei mit dem syrischen Juchanan = Johann verwechselt
worden. Das wäre an sich nicht unmöglich. Aber wir haben eine
solche Erklärung nicht nöthig, denn wir wissen aus der Geschichte,
dass eine Menge orientalischer Eigennamen ganz willkürlich durch
occidentalische ersetzt wurde. So wurde später Dschingiskhan rex
David genannt, und Oppert müht sich gewiss unnöthig ab, auch diesen
Namen zu erklären, indem er ihn genitivisch fasst und daraus einen
»König von Tybet« macht. Ja, in dem Namen Georgios eines kleinen
Fürsten westlich von Peking ums Jahr 1300 möchte er eine zweite
Verderbniss des Namens Korkhan (= Kukhan) finden1). Aber was
macht man dann mit dem Namen David für den Sultan von Damaskus
zu Friedrichs II. Zeit, Clemens für den Sultan von Babilon (Aegypten)
io Ludwigs Kreuzfahrt Vs. 36, Johannes für den Sultan, mit dem
man später Pius II. in Briefwechsel treten Hess u. s. w. u. s. w.
f) Es klingt übrigens, als wollte G. Opperl selbst eine Parodie auf seine Ver-
suche, die christlichen Namen der orientalischen Fürsten aus Entstellung herzu-
leiten, liefern, wenn er S. HO, Anm. 3 sagt: »Sollte es blosser Zufall sein, dass
der Zeitgenosse des Marco Polo und des Johannes de Monte Corvino Georgios oder
Georgion und sein Sohn Johannes hiess? Konnte nicht beiden Namen der
Titel Korkhan eigentlich zu Grunde liegen?« —
CAPITEL IL
Der Brief des Priesters Johannes an den byzantinischen Kum
Emannel.
I. Einleitung.
Dieser untergeschobene Brief ist, abgesehen von den Druck«
des 45. und 16. Jahrh., bereits mehrfach herausgegeben worden.
1. Zuerst im Jahr 1723 in dem Auszuge, welchen Herrn.
Corner in sein Chronicon aus Henricus de Hervordia himlbemah*
in der Ausgabe des Chronicon in Eccard's Corp. hist. med. aevi H,
S. 819 fg. Der Text gehörte wahrscheinlich der Interpolation €
an, s. u.
2. Im Jahre 1728 in Assemani's Bibliotheca Orient. Cleront.
Vatic. III, 2, cap. 9, S. 490 fg. nach dem Cod. Regin. lat. 657, unl«
No. 6 des alten Textes, aber auch nur im Auszuge. Eine Metjt
von Stellen wurde fortgelassen und nur durch ein etc. angedeutet
3. Kaum erwtthnenswerth ist der Abdruck eines Briefformulares.
zu dem unser Brief verwandt ist, ans einer Tegernseer Handschrift
(jetzt in München Cod. Mon. lat. 19411, unten No. 7 des atom
Textes), in Pez Thesaurus anecdot. nov. Tom. VI (Codicis diplomatk'o-
bistorico-epistolaris Tom V), Pars II, S. 21, No. 43.
4. Im Jahr 1741 ward der Brief nach Assemani's Bibliotheca
wieder abgedruckt in Paulsen-Mosheim's Historia Tartaronia
ecclesiastica, Appendix No. IV, S. 29 fg.
5. Im Jahr 1779 erschien in Mittarelli's Bibliotheca codrf.
manuscr. nionasierii St. Michaelis Venet. S. 538 der Abdruck iwck
einer Handschrift dieses Klosters. Es ist die Hs. 24 der Interpola-
tion B. Der Text ist überarbeitet und umfasst wenig mehr als die
grössere Hälfte des Briefes.
6. Im Jahr 1823 gab Hippolit Kownacki den Brief heraus
in dem polnischen Werke: Kronika w$gierska na poczaztku \v XII.
45] Der Priester Johannes. 871
richtet, dort wollte er die verlorene Herrschaft der Liaö wieder her-
stellen, seine Dynastie wieder auf den Thron von Nordchina setzen.
Dorthin würden seine ferneren Kriegszüge gegangen sein, wenn nicht
der Tod die Ausführung seiner Entwürfe unterbrochen hätte.
Und so, indem die Erfüllung der gehegten Erwartung sich
hinauszog und allmählig schwand, musste das Bild des Erwarteten
der Sage verfallen, die wir bereits am Schlüsse des ersten Berichtes
in Thätigkeit erblicken. Wenn es hier hiess, des Priesters Johannes
Herrlichkeit sei so gross, dass er sich nur eines smaragdenen Scepters
bediene, so war hiemit die Richtung, die die Sage zunächst einge-
schlagen hat, gegeben. Sie war beflissen, sein Bild mit dem vollen
Nimbus märchenhafter orientalischer Pracht und Machtfalle zu um-
kleiden, und in dem Presbyterbriefe finden wir diese Tendenz erfüllt.
Wenn es ferner hiess, der Priester Johannes sei nordwärts ge-
zogen, um das Einfrieren des Tigris zwecks Ueberschreitung desselben
abzuwarten, so ist es nicht erlaubt, hierin mit G. Oppert eine Ver-
wechselung mit dem byzantinischen Kaiser Johannes Comnenus zu
erblicken, der im Jahre 1143 nach Aufgabe der Belagerung von
Aotiochia — Winterquartiere bezog, sondern man knüpfte hierbei an
Vorstellungen an, die damals durch die Alexandersage verbreitet
waren. Nach dieser ritt Alexander über den gefrorenen Fluss Stranga,
unter dem aller Wahrscheinlichkeit nach der Tigris zu verstehen ist
(vgl. Zacher, Pseudocallisthenes S. 129, 14), zum Darius und kam
auf der Heimkehr nur mit Lebensgefahr wieder über den aufbauen-
den Strom zurück.
So sehen wir gleich anfangs die Vorstellung vom Priester Johannes
dem Einflüsse einer Sage ausgesetzt, die sich bald noch geschäftiger
bewies, sein Bild auszumalen.
Auch in die Legende hat die Phantasie bereits eingelenkt, in-
dem sie den Priester Johannes mit den Magiern, den heiligen drei
Königen, in Beziehung setzt. Auch diese Beziehung werden wir
später sich reicher entwickeln sehen.
874 Friedrich Zarnckb, IS
Hier konnte ich auf 66 Handschriften hinweisen, von denen ich 9,
meistens dem 12. Jahrh. angehörig, genauer untersucht und zur Her-
stellung des Textes benutzt halte. Es war mir gelungen, neben dem
alten Texte eine Anzahl Interpolationen nachzuweisen, nämlich B. C
und D, die in der Ausgabe durch den Druck gesondert wurden. Aber
noch blieben an 60 Handschriften undurchforscht und die Zahl der
neu bekannt werdenden Handschriften mehrte sich ununterbrochen.
Die erste Ausgabe konnte nur als ein Fühler betrachtet werden, um,
auf sie gestützt, ein ausreichenderes Material zu gewinnen. Dies ins
Werk zu setzen bin ich redlich bemüht gewesen, und befreundete
Gelehrte haben mich aufs dankenswerteste gefördert. Ich führe
sptfter bei jeder Handschrift an, wem ich die genaueren Nachrichten
über dieselbe verdanke, hier muss ich noch besonders der Herren
K. Halm in München, und Gas ton Paris in Paris gedenken, die
mich bei meinen Bemühungen wesentlich unterstützten.
So ist es mir gelungen, von etwa 80 Handschriften in Deutsch-
land, Frankreich, England und Italien genaue Analysen zu erhalten.
Das Resultat war ein einfacheres als ich erwartet hatte. Im Ganzen
wurden die Ergebnisse, zu denen bereits die erste Ausgabe geführt
hatte, bestätigt. Nur die verschiedenen Unterabtheilungen, die ich
in der Interpolation B annehmen zu müssen geglaubt hatte (B\ Bu.
BIIT) erwiesen sich als irrige Vermuthungen, es ergab sich nur eine
Interpolation B ; dagegen fand sich eine Zwischenstufe zwischen den)
alten Texte und B , also eine Interpolation A , und eine ganz neue,
bisher von Niemand geahnte, eine über D hinausführende, die ich E
genannt habe. Ausserdem fand sich eine mit neuen Interpolationen
versehene vollständige Ueberarbeitung, die die Grundlage für die
romanischen Uebersetzungen geworden ist, und eine frei bearbeitende
Rückübersetzung dieser ins Lateinische. Diese beiden lateinischen
Bearbeitungen habe ich für sich herausgegeben in den Berichten
unserer Gesellschaft 1877, S. 111 fg.
Im Uebrigen giebt die nachstehende Ausgabe den gegenwärtigen
Stand meiner Orientirung. Die Handschriften sind nach ihren Gassen
gruppirt, die Interpolationen durch den Druck kenntlich gemacht, nur
A und B, die sich räumlich nicht berühren und von denen A nur
von winzigem Umfange ist, glaubte ich durch gleichen Druck wieder-
49] Der Prikster Johannes. 875
geben zu können, umsomehr als ja die Bezeichnung jeder der Inter-
polationen bei Beginn derselben gegeben ist.
In Betreff der Paragrapheneintheilung und ihrer Bezeichnung ist
zu bemerken, dass, wie schon in der ersten Ausgabe, der Brief in der
Gestalt C als ein Ganzes behandelt und durchbeziffert ist. Dies prä-
judicirt der richtigen Vorstellung von der Aneinanderreihung und Ein-
reibung der Interpolationen A, B, C nur insofern, als die § 76 — 96
in B noch hinter § 100 standen und erst in C an die Stelle gerückt
wurden, die jene Zahlung und unsere Ausgabe ihr anweisen, worauf
bei Beginn dieser Partie ausdrücklich hingewiesen ist. Hatte ich den
alten Text für sich beziffert und darauf alle einzelnen Interpolationen
ebenfalls, so würde das sehr verwirrend ausgefallen sein. Nun wird
der Brief in der Gestalt, die er bereits im 12. Jh. erhalten hatte,
durch die durchgehende Bezifferung zusammengehalten, wahrend die
beiden späteren Interpolationen D und E sich, jede mit ihrer eigenen
Bezifferung, an diese anreihen.
Der alte Text wie der jeder dieser Interpolationen ist auf den
betreffenden Handschriften basiert, also der alte Text auf den Hand-
schriften dieses, der der Interpolation B auf denen dieser u. s. w.
Nur bei den Interpolationen A und D zwang die handschriftliche
Ueberlieferung zu einem andern Verfahren. Allerdings gewahrt diese
Methode nicht absolute Sicherheit. Denn es kann gar wohl der
Fall gedacht werden, dass diejenige Handschrift, welche von dem
Interpolator benutzt ward, alle übrigen Handschriften ihres Textes an
Werth übertraf. In der That scheint dies der Fall zu sein bei
der Interpolation A, die aus Handschriften von B construirt werden
musste, desgleichen zum Theil bei D, zu dessen Constituirung E
herbeigezogen werden musste. Auch scheint es wirklich, als ob z. B.
Handschriften von B zur Gewinnung des alten Textes noch beisteuern
konnten, vgl. z. B. die Lesarten zu § 7 und zu § 62. Aber wie weit
diese Möglichkeit Wirklichkeit gewesen ist, muss ich weitergebender
Forschung im Einzelnen festzustellen überlassen1). Jedesfalls konnte
*) Nicht unerwähnt will ich lassen, dass z. B. Hr. Bibliothekar Dr. Thomas
in München der dortigen Hs. 5251 (unten No. 6 der Interpolation B) einen hervor-
ragenden Werth zusprechen möchte. Er schreibt: »Probe zu einer Stelle, § 6
tigna quoque. Hier liest 525t : pegma quoque. Was die anderen Hss. geben,
Abh*ndl. d. K. S. Geselluch. d. Wissensch. XVII. 59
876 Friedrich Zarnckb, M
ich bei meiner Ausgabe nicht auf jene Möglichkeit hin den Variaatei-
apparat auch noch aus den interpolirten Handschriften vermehret.
Unervvogen sind die Lesarten dieser nicht geblieben, aber von einer
methodischen Angabe derselben sah ich ab.
Auf einen Punkt muss dabei allerdings aufmerksam gewacht
werden. Die Interpolationen nehmen an dem früheren Texte hie
und da kleine, nur variantenartige Aenderungen vor (vgl. z. B. die
kleinen Zusätze von C zu Anfang von § 91 und 92). Die Angabe
solcher wird man vielleicht vermissen, wenn es sich um die Art der
Anlehnung abgeleiteter Stücke, wie Uebersetzungen u. iL, handelt
Aber auch dieser Umstand konnte mich zur endlosen Anschwellung
des Variantenapparates nicht bestimmen.
Bei Herstellung des Textes habe ich mir in Betreff der Ortho-
graphie die gewöhnlichen Freiheiten gestattet, den Gebrauch der
grossen Buchstaben unabhängig von dem zufälligen Vorkommen in
den Hss. geregelt, u und v geschieden, für e und e im betreffenden
Falle ae gesetzt (auch caelum). Selbst in der Angabe der lieber-
Schriften und Schlussschriften habe ich dies gethan, nicht aber in den
Varianten. Uebrigens sind die Consonanten (li, ci, th u. s. w.) wie
die Vocale (j/, i u. s. w.) nicht geändert, sondern im Anschluß an
die jedesmalige Haupthandschrift gesetzt.
Die Handschrift 3 der Interpolation B und die meisten Hand-
schriften der letzten Interpolation E, die den Handschriften nach auch
noch dem 13. Jahrh. angehört, geben an, unser Brief sei aus dem
Griechischen, und zwar nach E durch den bekannten Erzbischof von
Mainz, Christian I. (1165 — 1183), übersetzt worden. Nach derlfe
4 der Interpolation B wäre das Lateinische direct aus dem Arabisches
übersetzt. Auf diese Angaben als solche ist natürlich Nichts zu geben,
im Uebrigen wäre eine Uebersetzung aus dem Griechischen nicht eben
unwahrscheinlich. Für eine solche sprechen könnte ausser der Adresse
das Vorkommen sicher oder wahrscheinlich griechischer Ausdrücke
wie Romeon, gaudere in § 1 , ierarcham, lechilo, tigna (pegma ?) in § 7,
sind Entstellungen des alten Wortes Tr^yjAa. Es ist damit der S(amm (das Gerüst)
des Kreuzes im Wappen gemeint.«
**1 Der Priester Johannes. 877
assidios in § 23, jnrotopapatev und archiprolopapaten in § 74; auch
manche Ungelenkheit im Ausdruck und in der Satzverbindung würde
sich unter dieser Voraussetzung leicht erklären. Aber mir ist keine
Spur eines griechischen Originals vorgekommen, so sorglich ich da-
nach gespäht habe ; es scheint überhaupt, als ob in Byzanz die Sage
vom Priester Johannes wenig Boden fand: man war der Gedanken-
richtung, die diese Sage hervorgerufen hat, dort wenig zugethan.
Auch spricht iManches für sofortige lateinische Abfassung, so die Ein-
fügung lateinischer Hexameter in § 21 , die wörtliche Verwendung
von Stellen aus der Vulgata, z. B. in § 64, u. A. — In den Inter-
polationen ist von Anfang an das Lateinische Original gewesen, wie
das die wörtlichen Entlehnungen aus der Historia Alexandri des
Archipresbyters Leo beweisen.
Mit der, noch weiterer Vertiefung fähigen Untersuchung über die
Entstehung des Briefes hängt eng die Erörterung der Quellen zu-
sammen. Ich habe über diesen Punct Manches gesammelt, finde
mein Material aber doch nicht ausreichend, um es hier vorzulegen.
Wer es kennen gelernt hat, wie viel Wichtiges für diese Quellenunter-
suchungen noch in unseren Handschriften versteckt liegt, der wird
mir aus dieser Zurückhaltung keinen Vorwurf schöpfen. Wenn jetzt
der Text glatt und klar zur Hand liegt, werden die daran anzu-
knüpfenden Untersuchungen bald gedeihen. Keinem Zweifel kann es
unterworfen sein, da$s unter den Quellen zur Geschichte der mittel-
alterlichen Vorstellungen vom Wunderbaren unser Brief eine der be-
deutsamsten Stellen einnimmt.
Die Fragen nach der Zeit der Entstehung sind bei den einzelnen
Stufen der Textesenlvvicklung besprochen worden.
II. Handschriften.
1. Der alte noch uninterpolirte Text.
Für die Bestimmung der Zeit, wann die älteste Gestalt unseres
Briefes entstand, fehlt es an durchschlagenden Kriterien. Alberich
erwähnt ihn zum Jahre 1165, was freilich Nichts entscheidet. Ein
terminus ad quem wlire gewonnen, wenn man annehmen dürfte, dass
die Worte des päpstlichen Schreibens vom 27. Sept. H 77 : quia,
59*
878 Friedrich Zarnck4, ^
quanto sublimior et tnaior haberis et minus de divitiis et potenl\%
tua videris in flatus, lanto libenlius tuas curabimus peticiones admtien,
auf unseren Brief gemünzt seien. Es ist das allerdings recht wahr-
scheinlich. Wir müssten demnach die Entstehung unseres Briefes
vor 1177 setzen, womit wohl zusammenstimmen würde, dass vor
1196 bereits eine zweimalige Interpolation entstanden war, wieder
Bericht des Elysaeus (s. u.) beweist.
Im Nachstehenden sind die Handschriften in chronologischer
Reihenfolge aufgezählt. Von besonderer Gruppirung, zu deren genauer
Durchführung vollständige Abschriften nöthig gewesen wären, ist ab-
gesehen worden, mit Ausnahme bei 1 und 2, obwohl mancherlei
Indicien die unter 4, 6, 11 und 12 aufgeführten Handschriften zu
einer Gruppe zusammenfassen, andererseits die Hss. 5 und 10 sich
vielleicht naher zu 1 und 2 stellen. Für die Gewinnung des ur-
sprünglichen Textes, auf die es zunächst ankam, waren diese Erörte-
rungen von nur secundärem Interesse.
1, a1 [früher 1, a]1), in London, Cod. Harleianus 3099, Bl. 166* fg.,
12.Jahrh., Pgmt. Ueberschrift : Incipit epistola Iohannis regis Indiae EmanueÜ
regi Graecorum missa et ab ipso Friderico imperatori directa. Am Ende:
Explicit epistola Iohannis regis Indorum. Als Schreiberinnen nennen sieh:
Gertrud, Sibilia u. s» w. ipsae namque scripserunt Monasteriensibus dominis
etc.y und die Hs. wird bezeichnet als Liber sanctae Mariae sanctique Nkholag
in Arinstein, quem nobis Monasterienses restituerunt pro pastorali cura. Sie
ward also von Nonnen des Marienklosters Arnstein an der Lahn für die
geistlichen Herren in Münster geschrieben, die sie aber dem Kloster
zurückgaben. Eine Abschrift verdanke ich Hrn. Prof. Fr. Rühl.
2, a2 [früher 59?], in Rom, Cod. Regin. lat. 1658, Bl. 63*fg., 1!
Jahrb., Pgmt. Ueberschrift: Incipit epistola Iohannis regis Indorum ad
Emmanuelem regem Graecorum et per ipsum Friderico imperatori dtretto.
Mit Bl. 65 schliesst die Hs. mit den Worten a contuen(tibus) § 71. Der
Rest ist Bl. 1b nachgetragen, wie der Schreiber selbst am Schlüsse bemerkt.
quod hie deest, require in primo folio ante caput libri ad tale Signum (da-
neben das Verweisungszeichen). Am Ende: Explicit epistola Iohannis regis
Indorum. Eine Gollation verdanke ich Hrn. Prof. L. Mendelssohn.
Beide Handschriften gehen auf eine gemeinsame Vorlage zurück, wie
ausser andern Uebereinstimmungen der Umstand beweist, dass sie die durch
Abirren des Auges entstandenen Lücken in § 33 und 69 tbeilen. Sie geben
zugleich den relativ besten Text, an einigen Stellen haben sie allein das
l) Die Zahl giebt die forllaufende Ziffer, der Buchstabe die Bezeichnung der
Hs. im Varianlennpparat an; in den eckigen Klammern stehen die Bezeichnungen
der ersten Ausgabe im Programm No. Hl, IS 74.
53] Der Priester Johannes. 879
Echte bewahrt, obwohl eine derartige Präponderanz, wie ich sie früher dem
Harleianus beilegte, sich nicht mehr aufrecht erhalten Hess, seit eine Con-
trole durch den Reginensis ermöglicht ward. Im Nebensächlichen, wie der
Orthographie, habe ich meinen Text an den Harleianus angelehnt, aber die
ae, e, q desselben der hergebrachten Orthographie gemäss geregelt. Beide
Hs8. sind genau collationirt, nur nicht in Betreff des Orthographischen (in
dem sie jedoch meist genau übereinstimmen), während bei den folgenden
Hss. die Orthographie gar nicht und die Wortstellung nur ausnahmsweise
berücksichtigt worden ist, auch offenbare Fehler meist übergangen sind.
3, a3 [früher 2, a1], in Brüssel, Bibliolheque de Bourgogne 5542,
42. Jahrh. , Pgmt. Ohne Ueberschrift. Bricht gleich nach Beginn von
§ 46 ab (inv. apud nos), was bei der Beurtheilung der Varianten nicht zu
übersehen ist. Eine Abschrift verdanke ich Hrn. Bibliothekar Dr. Aug.
Sehe ler.
4, in Paris, Cod. Lat. 16730, Bl. 280», 12. Jahrh., Pergament. Die
Hs. stammt aus der Abtei Corbie. Ohne Ueberschrift und Unterschrift. Die
Adresse ist an A. Constantinop. gubernat. gerichtet. Genaue Auskunft ver-
danke ich dem leider so früh gestorbenen Leop. Pannier; von einer
Gollation habe ich abgesehen. Vgl. 6, 11 u. 42.
5 [früher 16], in Rom, Cod. Oltobonianus lat. 1555, Bl. 131b, 12.
Jahrb., Pergament. Ohne Ueher- und Unterschrift. Am Schlüsse des Briefes
folgt eine Stilübung, die eine Nachahmung des Presbyterbriefes beabsichtigt
zu haben scheint: Salduadinus rex babüonie et egypti dulcarie fortunatus
ioseph et Herminie (?) memolins /*. imperatori romano semper augusto in terra
cum suis gaudium, in celo cum angelis brauium, cum utrisque fauorem,
Vester (ausgestrichen) ad me uenit (letzteres Wort durch Puncte getilgt) ex
parte uestra ueniens nuntius secreta uestra. sigillo uestro et literis adnotata
ad me detuüt. Ego autem cum festinatione. Vester ad me uenit ex parte
(nicht weiter geschrieben) . Mit dem bekannten Briefe des Saladin an Kaiser
Friedrich hat dieser Versuch Nichts zu thun. Genaue Auskunft verdanke
ich Hr. Dr. Bened. Niese. Von einer Collation habe ich bei der Güte
der mir bereits zugänglichen Hss. abgesehen, obwohl die Lesart reiuvenes-
eunt in § 29 es wahrscheinlich macht, dass dieser Hs. vielleicht einiger Ein-
fluss auf die Textesgestaltung gebührt.
6, a* [früher 57 (= 60?) a*], in Born, Cod. Begin. lat. 657, Bl. 38\
42./13. Jahrh.. Pgmt. Ueberschrift: Epistola Iohannis presbiteri missa ad
gubernatorem Constantinopolitanum. Ohne Subscriptio. Genauere Mitlhei-
lungen und Collation verdanke ich Hrn. Dr. Bened. Niese. Hiernach
wurde unser Brief zum ersten Male gedruckt, 1728 in Assemani's Bibliotheca
(s. o.), doch nur auszüglich und sehr fehlerhaft. Der Text scheint mit 4
näher verwandt zu sein, mehrfach stimmt er auch zu a3, doch ist er auch
schon mehrfach im Begriff aus den Fugen zu gehen, und mannigfache Fehler
entstellen ihn, die in den Varianten meist übergangen sind. Vgl. 4, 11 u. 12.
7 [früher 50], in M ün ch en aus Tegernsee, Cod. lat. Mon. 1 941 1 (Tegerns.
1411), Bl. 9», 12./13. Jahrb., Pgmt. Nur der Anfang des Briefes (§ 1—7)
ist als Briefformular verwandt, mit freier Ueberarbeitung , und als solches
880 FiiEDticH Zaknckb, |H
abgedruckt bei Pez, Thesaurus anecdot. nov. VI (Codicis dipl.-hisl.«
laris T. V), pars II, S. 21, No. 43. Ueber diese Hs. bin ich genwcr
unterrichtet durch Hrn. Bibliothekar Dr. Thomas in München. Trott der
Kürze konnte von Angabe der Varianten doch abgesehen werden. Vgl. die
nachstehenden Sätze: Magnificentia mea eorum, quae ad gaudia pertmaU,
copiam indigentiae tuae per apocrisiarios nostros largiflue transmittet. Acdp
yeracam in nomine meo et ulere tibi. Tinna quoque nostrum respice et am-
sidera. Quod si velis venire ad dominationem maiestatis meae, pcteris fnä
habundantia mea et maiorem dominationis meae, si mecum stare volueris, te
constituam ; sin autem , in his, quae apud maiestatem (meamj sunt, habm-
danter locupletatus redire. Remitte mihi per apocrisiarium tuum sce&dam
tuae dilectionis et in ea cerlifica me de proposüo tuae voluntaüs. Die Zuge-
hörigkeit zu den uninterpolirten Handschriften ergiebt sich aus den Ein-
leitungsworten, die den Zusatz rex regum noch nicht kennen.
8, in Willanow, angeblich aus dem 12., doch sicher erst aas dem
13. Jahrb., Pgmt. Herausgegeben von Hippolit Kownacki in der Erosika
W^gierska u. s. w. z r$kopismow roznych bibliotek, Warschau 1823,
S. 146 fg. Ohne Ueberschrift; am Schlüsse: Tu autem domine nostri un-
ser er e. Deo gratias. Alleluja. Die Ueberlieferung ist voller Fehler, ?on
denen manche aber auch moderne Lesefehler sein mögen; in einigen be-
achtenswerthen Lesarten stellt sich der Text zu 6. Alle, auch nur wich-
tigeren Varianten anzuführen, erschien wert h los; nur einige hervorragende
haben Aufnahme gefunden. Hrn. Bibliothekar W. Wi stock i in Krakau
verdanke ich es, auf diese Hs. und ihre Herausgabe aufmerksam geworden
zu sein.
9, a* [früher 10], in Berlin, Ms. Diez. B. Sant. 16, Bl. 110b, Ende
des 13. Jahrh., Pgmt. Von einer Hand des 14. Jahrh. die Ueberschrift
De presbitero Iohanne. Am Schluss vom Schreiber des Briefes Scribo pro
lucro, und nachdem dies von ihm wieder ausgestrichen worden : Pro lucro
scribo ; nisi des quid, pauper abibo. Die Hs. stammt aus dem Jacobskloster
in Lüttich. Mittheilung über sie und Collation des Presbyterbriefes verdanke
ich Hrn. Prof. W. Arndt. Der Text ist ein verhältnissmässig guter.
10 [früher 31], in Paris, Cod. Lat. 3563, Bl. 147% 13./14. Jahrh.,
Pergament. Ohne Ueber- und Unterschrift. Genaue Orientirung verdanke
ich Hrn. Leo Pannier; von einer Collation glaubte ich absehen zu können,
nur einige bemerkenswerthe Stellen sind unter die Lesarten aufgenommen.
In § 29 soll die Hs. iuveneseunt und in § 38 transitus lesen, was ihren
Text zu 1 und 2 stellen würde.
11 [früher 19], in Wien, Cod. 1068, Bl. 58\ 14. Jahrh., Pfcmt.
Ueberschrift : Epistola presbiteri lohannis ad u. Constantinopolitanum impera-
torem missa de regno potentia et magnitudine et divitiis eiusdem lohanms
presbiteri et regis. Nähere Mittheilungen erhielt ich durch gütige Vermitte-
lung des Hrn. Prof. Heinzel von Hrn. Kaplan in Wien. Von voller
Collation habe ich abgesehen, Einzelnes ist notirt, wobei sich ein engeres
Verhältniss zu 4, 6 und 12 herausstellt.
12 [früher 54], in London, Cod. Harleianus 2667, Bl. 147», 14. Jahrh. t
MJ Der Priester Johannes. 884
Pergament. Uoberschrift : Incipit epistola Io. presbäeri. Am Schluss utinam
faeeresquod optamus. Vule, gubernator Constantinopolitane , in domino.
Eccplicit epistola prespiteri Iohannis. Ziemlich nachlässig geschrieben; stellt
sich ebenfalls, wie schon der Eingang zeigt (A. Constantinopolitano guberna-
tori) dann die Variante § 31 movetur tumescit et inundat, zu (4) 6 und 11.
MiUheilungen über die Hs. verdanke ich Hrn. Prof. R. Wülcker.
13 [früher 38] in München aus dem Augustinerkloster daselbst, Cod.
lat. Mon. 8485 (Mon. Aug. 185) Bl. 63bfg., 15. Jahrh., Papier. Der Schreiber
nennt sich Bl. 92: per me fratrem Iohannem Fasnacht dyaconum de Mefn
(d. i. Memmingen) a. d. 1468. — Ohne UelxTschrift und Schlusswort.
Mittheilung verdanke ich Hrn. Bibliothekar Dr. Thomas in München.
14, a6, in Luzern auf der Kantoubibliothek , Fol. No. 25, Bl. I05a,
45. Jahrh., Papier. Die Vorlage war in Unordnung, es folgen aufeinander
§ 1—6 init. ; 52fin. — 98; 6fin. — 14; 21—51 init.; es fehlen § 51
fin., ferner § 99 und 100. Mittheilungen verdanke ich Hrn. Staatsarchivar
Th. von Lieben au in Luzern, der mir auch eine, jedoch nicht von ihm
selbst genommene Abschrift verehrte. Der Text ist schon sehr willkürlich
gestaltet, obwohl frei von Interpolationen, und voller Fehler (von denen
freilich manche neuere Lesefehler sein mögen;, und ich habe daher nur ein-
zelne Lesarten in den Variantenapparat aufgenommen.
15, in München, aus Augsburg zum heil. Kreuz, Cod. lat. Mon.
4143 (Aug. s. crucis 43), Bl. 53 fg. ; spate Hs. des 17. Jahrb., Papier.
Ueberschrift Tractatus de potentia Iohannis Indiarum regt's missus ad Erna-
nuelem Graecornm regem et ab ipso ad Fridericum Romanorum imperatorem.
Auetore incerti nominis. Am Schlüsse nur Amen. Mittheilung von Hrn.
Bibl. Dr. Thomas.
Kine Handschrift dieses noch nicht interpolirten Textes ward
von Johannes von Mau'ndeville in seiner Reisebeschreibung be-
nutzt. Vgl. meine zweite Abhandlung über den Priester Johannes
S. 133.
2. Beginn der Interpolation (A).
Die Interpolation beginnt in § 25 , indem die Schilderung der
Gewinnung des Pfeffers erweitert wird (im Texte nunmehr § 25 und
26 ausmachend). Im Uebrigen bleibt der Text noch im Wesent-
lichen unverändert. In der Adresse jedoch ist hier bereits zu dem
dominus dominancium hinzugekommen rex regum, also: Pr. loh. pot.
et virl. Dei et dorn. n. Jesu Christi rex regum et dominus dominancium
etc., wie die Hss. 1, 2 und 3 bieten (in 4 fehlt die Adresse). Die
Hss., die mir von dieser Textesgestalt bekannt gewordeu sind, ge-
hören alle der späteren Zeit an, und sind daher für die Herstellung
882 Friedrich Zarrcee, W
des Textes ohne Werth, hiefür müssen die alteren Hss. dei folgen-
den Interpolation eintreten.
In den Hss. 1 , 2 und der Umarbeitung 4 ist § 4 00 fortgelassen
1, a1 [früher wohl 63], in Cambridge, Corpus Christi College, ab
Ms. 59 bezeichnet in Nasmith's Catalogus (Cantabrigiae 4777, 4°), ab 13to.
32 in Tom. 1, pars 3 der Catalogi Mss. Angliae et Hiberniae (Oxon. 1697,
fol.), wohl dieselbe Hs., die Montfaucon, Bibl. bibliolhecarum (Paris 1739)
I, 670 D als 1308 Bibl. Collegii St. Benedicti in Cambridge anführt. Hs.
des 13./ 14. Jahrb., Pgmt. Ueberschrift: Hanc epistolam misü prubiter
Iohannes de lndia ad Emanuelem imperatorem Costant'. § 400 fehlt; der
Schluss lautet : Extenditur autem terra in parte una fere ad quatuor meines
in amplitudine ; in altera vero parte nemo potest scire quantum protenditer,
nisi dominus noster Jesus Christus , qui est benedictus in secuta. Id § 24
heisst es colligitur per instrumentum, und et corium et pannos fehlt gam.
Genaue Mittheilungen verdanke ich Hrn. Oberbibliothekar Henry Brid-
shaw in Cambridge.
2 [früher 37], in München aus dem Kloster Indersdorf, Cod. lat
Mon. 7685 (Indersd. 285), Bl. 115fg., 45. Jabrh., Papier. Ueberschrift
fehlt. Der Schluss stimmt zu dem in 1 , ebenso die Varianten in § 24.
Ob auch in 1 der § 25 mit der Lesart von 2 venu populus universus —
secum ferens etc. vermag ich nicht zu sagen. Doch vgl. 4.
3, in München, aus Augsburg zum heil. Kreuz, Cod. lat. Mon. 4443
(Aug. s. crucis 43), späte Sammelhandschrift des 47. Jahrb., Papier (vgl.
oben 1 No. 15), Bl. 87 fg. Ueberschrift: Tractatus seu epistola Ioannu
regis Indiae Graecorum regi missa et per eum domino Friderico imperatori
directa. Dann 2 Hexameter
Presbyter hie homines sua scripta legentes Ioannes
Reddit mirantes super his minus (L miris) atque stupentes.
Schluss: et potestatem nostrae dignitatis, also ungenau, aber unabhängig
von 1 und 2. Eigene Lesarten, die die späte Ueberlieferung verraiheo,
wie in § 26 . . . quasi in area ubi (I. fit?) paleis excussis , ut piper de
arboribus nukleis et ex buffis colligitur et coquitur, und daran scbliesst sieb
der, eigentlich durch diese erste Interpolation verdrängte Salz des Originals
(in derselben Hs. stand vorher eine Abschrift des uninterpolirten Originals,
s. o.) accenduntur nemora bis desiccatum coquitur. Für die Herstellung des
ursprünglichen Textes ist also auch diese Hs. nicht zu verwenden.
4 [früher 66], in Berlin, Ms. lat. Fol. 245, Bl. 8b, 15/16. Jahrb.,
Papier. Ueberschrift: Haec est epistola, quam misü presbäer Johannes,
dominus tocius Indiae , ad dominum Manuelem papam Homae gubematorem
Romanorum. Dann folgt eine freie und wesentlich kürzende Umarbeitung
des Presbylerbriefes : Per potentiam et virtutem domini nostri Jesu Christi
transmittit presbiter Johannes, dominus Indiae, vobis, domino Manueli papae,
gubernatori Romanorum, salutem et gaudium sempitenium. Sciatis7 o domine
Manuel, quod multociens audivi dici, quod vos habeatis voluntatem sciendi
nostram maiestatem, et in recerditu meae altitudinis nunc memor fui et
&7] Der Priestee Johannes. 883
cognovi per vestrum notarium, quod vultis tnichi mütere de vestris bonis
verbis (?), quae sunt michi delectabilia. Quapropter hoc habui ad magnum
gaudium, quod e converso transmitterem vobis de. mea maiestate et vita , et
multum desideravi scire, si habetis fidem unam et credenciam nobiscum et si
creditis firmiter in domino nostro Jesu Christo u. s. w. Das Latein verräth
den Franzosen. Der Text ist meist zusammengezogen, manchmal aber auch
etwas grosserer Wortschwall gemacht. Der Schluss lautet: Terra nostra
dural tantum quantum unus bonus viator possit ire in quatuor mensibus,
scilicet in latiludine, et longitudine, quam nemo potest vxistimare praeter
Deum caeli. Qui est benedictus in secuta seculorum , sibi (!) Deo gr alias.
Amen. Dieser Schluss verräth die Anlehnung an den Text von \ und 2.
Die Umarbeitung der Interpolation in § 25 und 26 lautet: Et quando
evetiitj quod piper est maturum, Vota gens (Singular wie in 2) illius terrae
deferunt ligna et paleas et ponunt per circuitum nemoris , incendens ligna
et paleas igne, et sie nemus intra et extra comburitur. Et hoc faciunt,
quando flat magnus ventus. Et quando nemus combustum est, homines illius
terrae intrant intus et inveniunt omnes serpentes mortuos praeter Mos ser-
pentes, qui intrant subtus terram. Postmodum aecumulant serpentes mortuos
et comburunt ipsos, et ita piper desiccatur et coquitur aliquantulum, et tunc
homines colligunt ipsum piper, et iam nullus advena audet ibi intrare ad
videndum. Die Angabe der Adresse, dass der Empfänger Manuel Papst sei,
wird auch im Innern des Briefes festgehalten, vgl. § 49 : Item faeimus ante
nos aliam gavidam argenli, totam plenam auro ad dandum cognoscere Omni-
bus videntibus ipsam, quod sumus dominus omnium temporalium dominorum
post vos, dominum Manuelem, qui estis dominus in spirituali-
bus et habetis potestatem a Deo absolvendi et ligandi omnes
homines et omnem potestatem a Deo, et ita est fides nostra. Darauf
greift § 97b zurück, woesheisst: Ideo vestra sapientia non debet ammirari
de nostra altitudine, nee quare vocamur presbiter Iohannes, quia bene debetis
scire, quod habemus alcius nomen mundi praeter vestrum nomen, qui
estis pastor omnium, ut supra dictum est. Ausgefallen sind bei
der Bearbeitung die §§ 7, 8, 41, 50, 52, 63. Die § 73 — 75 sind in kurzen
Auszügen für 98 eingetreten. — Genaue Mittheilung und dann auch Ab-
schrift verdanke ich Hrn. Prof. W. Arndt.
Aus den uns erhaltenen Handschriften dieser ersten Interpolation
(vgl. übrigens noch B No. 19 und No. 24) ist also der Text der-
selben nicht herzustellen, dieser musste aus den Handschriften ge-
nommen werden, die bereits die folgende Interpolation enthalten.
3. Zweite Interpolation (B).
An die erste, den Pfeffer betreffende Interpolation, deren alte
Handschriften uns verloren gegangen sind, schloss sich eine zweite,
nicht eigentlich eine Interpolation, es ward vielmehr an den Schluss
des Briefes die Schilderung eines zweiten Pallastes angefügt. Erst
884 Friedrich Zarrch, ?S
später, bei Gelegenheit der dritten Interpolation, ward diese Schilde-
rung in das Innere des Briefes hereingenommen. Sie umfassl die
§§ 76 — 96, die also anfangs hinter § 100 standen.
Diese zweite Interpolation characlerisirt sich ebenfalls bereite io
der Adresse: zu dem in A hinzugekommenen rex regum wird nun-
mehr noch hinzugefugt terrenorum. Nur drei Handschr (oder vier?
No. 1, 6, 17 uijd etwa 21?) haben dies Wort nicht; es wird in
ihnen ausgefallen sein, wie in 19 noch ausserdem regum fehlt. Die
übrigen Abweichungen in der Adresse sind ohne Bedeutung und nur
zwei zu erwähnen, die vielleicht zu einer Gruppirung Veranlassung
bieten; 1, für ulleriora lesen 6, 15, 16, 18, 23, 25: altiora; 2, für
wlule gaudere et lesen 14 und 22: ipsum (gr. du. ad ult. fr.).
Für die Zeit der Entstehung ergibt sich ein terminus ad quem
aus dem Berichte des Elysaeus (s. u.), der eine Handschrift der Inter-
polation B benutzte und der vor 1196 abgefasst sein muss.
In dieser Gestalt, mit angehängter Pallastschilderung, ist unser
Brief ganz besonders verbreitet worden. Mir sind 26 derartige Hand-
schriften bekannt geworden. Obwohl einige noch dem 12. Jh. ange-
hören sollen, so ist doch die Ueberlieferung durchweg nicht mehr so
fest und so gut wie bei den Hss. des alten Textes.
1, b« [früher 3 , in Graz, Cod. Gracc. 42/63, Bl. 153*, 12. Jahrh.
Pgmt. Ueberschrift : Iohannes prespiter dominus dominantium et rex Per-
sarum Emmnnueli regt Gmecontm. Schluss: Amen. Anfangs von derselben
Hand, die den Otto Frising. schrieb; von Bl. 156b an (§ 98 aut ordinibus
insigniri) schrieb vielleicht eine andere, doch gleichzeitige. Der Text ist
durch viele Fehler entstellt, die die Varianten nicht alle angeben, und die
Hs. verdient es eigentlich nicht, in erste Linie gestellt zu werden. Abschrift
verdanke ich Hrn. Prof. K. Schenkt.
2, b* [früher 4], in Oxford, Bibl. Coli. Orielensis, 11 , Bl. 184%.,
12. Jahrh., Pgmt. Ueberschrift: Incipit epistola lohannis regis Imiiae od
Emunuelem Constantinopolitanum imperatorem. Am Schluss : Hubes igitur,
domine Emunuel, quunta sit dignitus et gratia et potentia nostra, quae reg*a
sint subieeta nobis, qui serviant nobis : quae, si vales, cum ceteromm regum
divitiis compura. Vulete. Auch diese Hs. ist nicht sehr zu loben. Welche
Kigcnthümlichkcitcn sie sich erlaubt, beweist der in ihr zweimal geschrie-
bene Satz in § 89. Eine Abschrift verdanke ich Hrn. Charles T. Crulh-
well, 1874 membre of Merton-College.
3, b3 [früher 5], in Paris, Cod. Lal. 2342 (olini Bigotianus), 12. Jahrh.,
Pgmt. Abgedruckt in Jubinal's Ausgabe der Werke des Rutebeuf 11, 4441g.
(Paris 1839). Ueberschrift: Incipit epistola lohannis imperaloris Indtae ad
Manueiem Canstantinopoiitanum imperatorem de divitiis et mirabäibus regm
*•] Der Pmibster Johannes. 885
sui, translata primo in graecum et in latinum. Scbluss: Vale. Explicit
epistola lohannis, imperatoris Indiae, ad Manuelem, imperatorem Constanti-
nopolitanum. Ich benutzte den erwähnten Abdruck. Die Hs. zeigt manche
Auslassungen, Aenderungen und Schreiberversehen.
4, b* [früher 6], in Paris, Cod. Lat. 3858 A (olim Bigotianus),
Bl. 200b, 12. Jahrb., Pgmt. Ueberschrift : Epistola presbyteri lohannis ad
Emmanuelem imperatorem Constantinopolitanum , in qua hortatur ewm, ut
veniat ad servüium suum, et faciet eum divitem magis quam sit, quam idem
Emmanuel translatum de Arabico in Latinum misit Alexandro papue. Ge-
naue Collation verdanke ich Hrn. L. Pannier.
5, in Wien, Cod. 951, Bl. 182bfg., 12. Jahrh., Pgmt. Ueberschrift:
Incipit epistola, quam misit Iohannes presbiter ab India Emanueli, regi
Graecorum. Am Schlüsse : Explicit. Si vis credere crede. Genauere Mit-
theilungen erhielt ich durch Hrn. Kaplan in Wien.
6, [früher 11], in München, aus Chiemsee, Cod. lat. Mon. 5251
(Chiems. canon. 1), Bl. 199af., 12./13. Jahrb., Pgmt. Ueberschrift: Epi-
stola lohannis presbiteriy qui est rex regum et dominus dominantium. Bricht
ab in § 78 (habebit palatium illud a Deo), giebt also nur noch wenige
Zeilen der Interpolation. Mittheilung verdanke ich Hrn. Bibliothekar Dr.
Thomas.
7, b5 [früher 15], in Paris, Cod. Lat. 5941 (olim Baluzianus) , Bl.
93* fg., 13. Jahrh., Pgmt. Ohne Ueberschrift und Schlussschrift. Wegen
der Sorgfalt der Schrift ward 1820 von dieser Hdschr. des Presbyterbriefes
eine Abschrift für die Monumente genommen, die ich benutzen konnte.
8 [früher 49], in London, Mss. Cotton. Titus A, XXV11, Bl. 181 fg.,
43. (nicht 16.) Jahrb., Pgmt. Ohne Ueberschrift und Schi uss. Mittheilung
verdanke ich Hrn. Prof. R. Wülcker.
9 [früher 121, in Wien, Cod. 579, Bl. 34b,fg., 13. Jahrh., Pgmt.
Mittheilung verdanke ich Um. Kaplan in Wien. Als Ueberschrift nur
lohannis presbiteri. Ohne Schlussschrift.
10 [früher 13], in St. Gallen, Stiftsbibliothek MS. 633, S. 128fg.,
13. Jahrb., Pgmt. Bietet nur einen kürzenden Auszug. So gleich nach
der Adresse : Noveris, quod ego Iohannes praecello in omnibus divitiis, quae
sub caelo sunt, omnes reges terrae, LXX enim reges tributarii sunt nobis.
Christianus sum et omnes pauperes defenduntur. Omnibus Indis dominamur
et LXX duae prooinciae nobis subditae sunt. In terra nostra elefantes sunt
ei dromedarii, cameli, ypopotami} cocodrilli, metagallinarii etc. Und später :
Singulis annis visitamus corpus saneti Danielis prophetae in Babilone deserta1
omnes armati propter tyros et serpetites. Apud nos sunt pisces, quorum
sanyuine tingitur purpura. Amazonibus et bragmanis dominamur. Palatium
nostrum est simile Uli, quod sanetus Thomas fecit Gundoforo regi Indorum
etc. Der Scbluss lautet: In die vero nativitatis nostrae et quoties debemus
coronari, illud intramus et tamdiu in eo sumus, donec fores saturi esse
possumus, et tum erimus satiati ac si omni gener e eiborum repleti simus.
Mittheilungen verdanke ich Um. Prof. E. Götzinger in St. Gallen.
\
9
886 Friedeich Zakrckb, W
41 [früher 44], in Paris, Cod. lat. 3803, Bl. 47bfg., 43. Jahrb., Ppit
Ohne Ueberschrift. Am Schluss : Vale. Mittheilung durch Hrn. L. Pannier.
12, in Cambridge, Corpus Christi College, MS. 66 nach Nasmitii's
Catalogus (Cantabrigiae 4777), und 4635, 368 in den Catalogi Manuscriptoraa
Angliae et Hiberniae (Oxoniae 4697) Tom. 1, p. 3. Die Hs. ist aus l
Theilen zusammengebunden, der uns betreffende ist vom Jahr 4283, od
im Kloster Bury Sl. Edmund's in Suffolk geschrieben. Ueberschrift: De-
scripcio regionis Indiae. Keine Schlussschrift, obwohl für den Rubricator
Baum gelassen ward. Genaue Mittbeilungen verdanke ich Herrn Oberbibi»-
Ihekar Henry Bradshaw in Cambridge.
43 [früher 48], in Wien, Cod. 2373 (nicht 2273), BL 459*, 43./U.
Jahrh., Pgmt. Am Schlüsse: Vale etiam vale. Mittheilung durch Hm.
Kaplan in Wien.
44 [früher 27], in Venedig, Cod. Marcianus XIV. 498, S. 54%.,
44. Jahrh., Pgmt. (vorgebunden eine Papierhdschr. v. J. 4 466}. Ueber-
schrift: Incipü epistola domini Iohannis presbiteri Yndiani ad Emanuelm
Romanorum imperatorem de mirabilibus Yndiae. Die Hs. ist sehr beschädigt
Von jedem Blatte ist die untere äussere Ecke abgerissen, die letzte Seile
(62) ist fast ganz unleserlich. Auf S. 64 ist das letzte sichtbare und erkenn-
bare Wort am Ende der Seite in § 78 : ad mortem s pa
Pic Hs. ist mit Randglossen und Interlinearscholien versehen, die wenig
später geschrieben zu sein scheinen. Zum Titel De mirabilibus Indiae best
man am Rande : Immo die pocius de mendaeiis. Mittheilung verdanke kk
den Hrn. Prof. Such i er und Ben. Niese.
45 [früher 25] . in London, Cod. Harleianus 3485, Bl. 79* fg., 44.
Jahrb., Pgmt. (nicht Papier). Ueberschrift: lncipit epistola presbiteri lohamis
regis Indiae. Ohne Schlussschrift. Mittheilung verdanke ich Hm. Prof
R. Wülcker.
4 6 [früher 52], in London, Cot ton. Mss. Domitian A, XIII , Plul.
XXIV, A., Bl. 130», U (?) Jahrh., Pgmt. Ziemlich sorglos geschrieben
Ohne lieber- und Schlussschrift. Mittheilung verdanke ich auch hier Hrn.
Prof. R. Wülcker.
17 [früher 20], in Wien, Cod. 254 4, Bl. 404bfg., U. Jahrh., Pgmt
Ueberschrift: lncipit traetatus de Johanne presbitero. Ohne Schlussschrift
Mittheilung durch Herrn Kaplan in Wien.
48 [früher 54], in London, Mss. Cotlon. Claudius, B. VII, Plut. M,
E., Bl. 204bfg. Sammelcodex, theils Papier, theils Pergament, der Brief
auf Pgmt., 4 4./45. Jahrh. Ohne Ueberschrift, am Schluss Valete. Wir
theilung durch Hrn. Prof. R. Wülcker.
49, in Venedig, Cod. Marc , Bl. 37, 44./J5. Jahrh., ,
Ueberschrift: Tenor liier arum transmissarum per presbiterum Iohannem im-
peratori Graecorum. Nach Mittheilungen des Hrn. Prof. Suchier, von denen
jedoch einige Notizen verloren gegangen sind, Signatur, Stoff und den Schhis
der Hs. betreffend. Es ist daher auch nicht ganz ausser Zweifel gestellt,
ob die Handschrift hieher oder zur Interpolation A gehört; doch ist ihre
Hiehergehörigkeit weitaus das Wahrscheinlichste.
•*] Drr Priester Johannes. 887
20 [früher 22], in Frank fürt a. M., Bibliothek des Bartholomaoüs-
stiftes auf der Stadtbibliothek, Cod. 74, S. 285 fg., 44./45. Jahrb., Papier.
Ueberscbrift: Incipü epistola regis Indorum Emanueli, regt Graecorum, et
ab eo Fryderico, Romanorum imperatori, direeta de miraculis Indiae. Schluss :
Valete. Mittheilung verdanke ich Hrn. Dr. W. Creizenacb.
24, in München, aus dem Augustinerkloster, Cod. lat. Mon. 8439
(Mon. Aug. 439), Bl. 456% 45. Jabrh., Papier. Ueberscbrift: Incipü trac-
tcUus de Iohanne presbüero. Obne Schlussschrift. Mittbeilung des Hrn.
Bibliothekar Dr. Thomas in München.
22 [früher 44], in Paris, Cod. Lat. 6225, Bl. 244bfg., 45. Jahrb.,
Papier. Ueberschrift : Incipü epistola domini Iohannis presbyteri Indiani ad
Emanuelem Romanorum imperatorem de mirabilibus Indiae. Ohne Schluss-
schrift. Mittheilung des Hrn. Leop. Pannier in Paris.
23, in Krakau, Universitätsbibliothek 434. CG. 1, 37, Bl. 245% Papier-
hs. v. J. 4444 (enthält auch einen Marco Polo, de volgari ad latinum re-
duetus). Ohne Ueberschrift und Schlussschrift. Eingehende Mittheilungen
verdanke ich dem Herrn Oberbibliothekar Dr. Wi stock i in Krakau.
24 [früher 47], in Venedig, Bibliothek des Klosters St. Michaelis
prope Murianum, No. 4 430, 45. Jahrh., Papier (?). Vgl. Mittarelli, Bibl.
codd. mss. mon. St. Michaelis Venet. (Venedig 4779) S. 538, wo ein voll-
standiger, freilich schlechter Abdruck gegeben ist. Die Hs. soll nach dem
Jahre 4446 geschrieben sein. Die Ueberschrift lautet: Epistola regis Preta
Iohannis de India, destinata imperatori Constantinopolitano, incipü feliciter.
Auch der Brief beginnt mit den Worten Preta Iohannes de India, und dies
weist allerdings auf die zweite Hälfte des 45. Jahrhunderts. Sie ist nicht
nur sehr fehlerhaft, sondern auch, je mehr gegen Ende, um so freier mit
dem Texte schaltend. Vgl. § 52 fg. : Terra nostra dicitur Veritas, quia
omnes diligimus ad invicem et consequimur veritatem et nullum Vitium regnat
inter nos. Apud nos oriuntur pisces, quorum sanguine tinguntur purpurae.
Munüiones kabemus multas gravesque (\. gentesque) fortissimas et deformes.
Sed homines nostri abundanl divüiis omnibus nee est divisio inter nos, sed
unus alterius habitaculum intrat sine licentia, de rebus necessariis aeeipit
confidenter; neque parem in divüiis nee aliqua regio tales consuetudines
habet neque in numero gentium nos praecellü. Quando ad bellum contra
inimicos nostros procedimus u. s. w. Die Reihenfolge ist § 52. 54. 55. 50.
47. Mit § 64 quater in anno hört jede Uebereinstimmung auf, und es folgt
eine ganz selbstständige Ausführung : Et postquam gravidae sunt, nullatenus
ad nos accedere audent, donec partus suos per triennium lactaverint, et si
fuerit masculuSj ipsum ad nos dueunt, si vero femina fuerü, cum eis semper
manebit. Habent enim provinciam omni amoenitate ditatam, in qua nullus
masculus audet introire, ubi totius castitatis virtus regnat. Tanta sanitas
est nobiscum, ut nullus usque ad senectutem et Senium inter nos mori possit.
Sed dum aliquis ad decrepitam vener ü aetatem tarn üa} quod propternimiam
temporis velustatem audire vel videre non possit, ad quandam insulam nostram
ipsum faeimus deportari, ubi quam citius fuerit, debüum carnis solvü et ad
paradisum delitiarumf unde Adam expulsus fuit, eorum animae sine dubita-
888 Friedrich Zabncke, T*i
tione dncuntur. Non distnt a terra nisi tribus diebus: nam per doctmat
clericomm et praelatorum nostrorum sumus instructi , quod Jesus Christa
debet iudicare vivos et mortuos et seculum per ignem , et omnis anima <W*f
recipere corpus suum. Sacerdotes nosfri et clerici nudis pedibus pergvmt ri
vitam apostolorum ducunt. iVw/ta femina est eis domestica, nee aliquis km
mulierem aliquant habere potestf nisi virginem in coniugio duxerit. Omm
viduae apud nos abstinentes sunt, in castitate permanent semper. Hahewm
ecclesias ineffabili opere fabricatas, et mnumerabifibus lapidibus pretmis per
totum ornatas, in quibus omnibus duarum missarum iugiter solemnia ceie-
brantur vivorum et postea mortttorum. Expectantes stnnus beatum spem H
adventum domini nostri Jesu Christi, cui honor et gloria in secuta seculorum.
Amen. Damit scbliesst der Brief. Auch bei diesem Briefe ist es, wie man
sieht, nicht ausgeschlossen, dass er etwa zur Interpolation A gehört habe.
25 [früher 48], in Wien, Cod. 3430, BI. 463* fg., 45./46. Jahrb..
Papier. Ueherschrift fehlt. Auch dieser Text ist eine freie Bearbeitung des
Briefes mit mancherlei Fortlassungen, gegen Ende ganz ungebunden phanta-
sirend, vielleicht nicht ohne Kenntniss der Interpolation D. Der Anfang des
eigentlichen Briefes lautet: Fertur apud nostram maiestatem, quod pura
mente nos diligas et de statu nostrae celsitudinis facis saepissime mentionem.
Per apoerisarium nostrum enim cognovimus, quod quaedam ludibria n&bis
parabas transmittere. Den Schluss des Briefes lasse ich ganz folgen mit
Hindeutung auf die §§, denen jede Partie entspricht : (66) Est alia mens*
de precioso sardonico, quam sustinent columpnae quatuor de ametisto: rirtus
quidem huius lapidis est , quod non pwmittit aliquem inebriari. -65 I*
mensa nostra comedunt omni die XXX milia hominum praeter ingredientet et
egredientes advenas, pei%egrinos et pauperes, qui propter Deum singulis difbus
expensas reeipiunt de camera nostra. Semel in die comedit curia nostro.
(73) Singulis mensibus sennunt nobis in inensa nostra reges Septem, trnia-
quisque illorum in ordine suo, duces LXII. comites CCCLXV , exceptis illa
qui deputati sunt domui nostrae. (74) Item in mensa nostra iuxta letus
dextrum nostrum comedunt tres patriarchae u. s. w. Dann folgt, ähnlich
behandelt, § 75, dann 60: Ante palacium nostrum ex parte orientis est
loctis, ubi curiam regimus cum parte praefali saneti Thonuxe. cum patr tarda,
archiepiscopis, episcopis et abbatibus, regibus. piuncipüms , comitibus et alia
satmpis nostris. Et locus ipse circumdatus est parietibus et jxirtim coopertut
(fehlt wohl etwas) , ubi est sedes nostra mirae magnitudinis, in qua sedeatet
pro tribunali nostris fidelibus iusticiam exhibemtts. Ex parte vero oeeidentü
est alius locus ante palacium nostrum, ubi pugnantes agonisant et nostra
celsitudo consuevit iusticiam experiri, qui locus circumdatus est parietibus et
est disco opertus. Pnrietes vero et pavimentum sunt de onichino tecti et aläs
lapidibus preciosis atque corallis, ut virlute ipsorum malicia onichmi ftw-
peretur (vgl. 62) et pugnantibus animus augeatur pugnandi. Nee tum et
nullo sceleroso opere vel carminibus pars, quae iusticiam fovet, possü suo wrt
fraudari. Nee non in ipsa curia conveniunt cetus sanetorum patriarcharum
et aliorum memoratorum. (67) In eodem loco, ubi iusticia experihir, est
speculum eoccelsae magnitudinis , ad quod u. s. w. Dann 68. 69. 74. 73.
63] Der Priester Johannes. 889
Darauf greift der Text zurück auf § 64. 62. 63. 64. In 64 : lila vero, quae
grovidatur, ad nos non accedit usque ad quinquennium ; doch weiter geht die
scheinbare Uebereinstimmung mit No. 24 nicht. Unser Text springt nun über
auf § 88 : Super teclum vero camerae noslrae sunt duae columpnae, una de
criskdlo ex parle orientis, et alia de zaphiro ex parte oeeidentis, et in una-
quaque est infixus lapis carbonculus splendidissimus , magnus ad modum
unius lagenae ; et per parietes ipsius camerae super ins, videlicet extrinsecus,
sunt infixi lapides preciosi, ita quod videtur celum stellae, i. steüis ornatum.
(89) Pavimentum est de tabulis cristallinis magnis. Jntra palacium nostrum
L columpnae sunt de auro purissimo et (90) in quolibet angido est una
columpna ornata lapidibus pi%eciosis. Longitudo u. s. w., dann ebenso 96:
Semel in anno, ut praediximus, quando pergimus ad sepulcrum sti. Danyelis,
divertitnus ad quodilam palacium nostrum, cuius säum, pulcrüudinem et
ornatum mens humana nullatenus comprehendere posset. Moramur ibi per
octo dies, non bibentes neque manducantes. Vicinitus enim paradisi odore
suavisshno nos nutrit, fovet et replet, quamdiu sumus ibi. Was nun folgt,
steht ohne alle Anknüpfung an das Original da : Vinea est ibi ex auro et
. uvae ex auro et' argento. Aves vero ex auro et argento ac lapidibus preciosis
ornatae sunt, modulantes et cantantes, quaeque in gener e suo. Herbarum
diver sa genera sunt ibi maximarum virtutum , quae sola visione et odore
sanant aegrotos quaeunque infirmitate gruvatos. In camer a vero illius palacii
voces angelicae andiunhtr. nee aliquis, dum ibi est, potest inhonestum ali-
quid cogitare. Aperiut ergo Deus oados cordis tui, ut Videos bona, quae
sunt in lerusalem, et optima terrae nostrae , in qua non est dolus, ut sis
inter homines terrae, in quibus non est iniquitas neque scelus, quae et quod
sunt in Graeculis tuis. Amen. Mittheilung des Hrn. Kaplan in Wien.
86 [früher 56?], in Paris, Lat. 12116, Bl. 88», 17. Jahrh., Papier,
aber Abschrift des Ms. de S. Victor 232, wahrscheinlich desselben, welches
Montfaucon, Bibl. biblioth. (Paris 1739) II, 1374 B erwähnt und das nicht
auf die Pariser Bibliothek gekommen ist. Ueberschrift: Pseudoepistola Pres-
byteri Iohannis ad Emmanuelem imperatorem. Ohne Schlussschrift. Mit-
theilung des Hrn. L. Pannier.
27, ebenda, in derselben Hs., ßndet sich Bl. 94* fg. noch eine zweite
Abschrift desselben Textes.
Eine Hs. der Interpolation B ward, wie erwähnt, in dem Bericht
deeElysaeus benutzt, der vor 1196 geschrieben ist. Vgl; meine zweite
Abhandlung über den Priester Johannes S. 121. — Auch dem Al-
berich lag um die Mitte des 13. Jh. eine Handschrift dieser Gruppe
vor, wie die Worte der Adresse potenlia et virlule üci neben
krremrum beweisen. Vgl. Mon. Germ. bist. Scr. XXIII, S. 848 Tg.
Da er neben dem Emanuel auch noch Kaiser Friedrich ausdrücklich
als Adressaten erwähnt, so benutzte er wohl eine Handschrift mit
der Ueberschrift, die sich z. B. in No. 20, sonst freilich öder bei
890 Friedrich Zarncke, l*i
den uninterpolirten Texten findet (vgl. das. No. 1, 2, 15), aber and
in der Interpolation A (vgl. das. No. 3).
Anhang zur zweiten Interpolation (B).
Schon unter den bisher aufgezählten Handschriften sind wir
mehreren begegnet, die eine freie Bearbeitung des ihnen vorliegen-
den Textes gaben, ihn hie und da auch mit Interpolationen versahen
In ganz hervorragender Weise ist dies der Fall bei einem Texte, den
wir bisher nur aus einer einzigen, leider im Anfang defecten Hand-
schrift kennen. Es ist dies:
Das Ms. Oo. 7, 48 auf der Universitätsbibliothek in Cambridge, aas
dem 14. Jahrh., Pergament, auf das Hr. Henry Bradshaw mich auf-
merksam machte und von dem er mir eine vollständige -Abschrift verehrt*
Ich habe über diesen Text gehandelt und einen Abdruck desselben gegeben
in den Berichten unserer Gesellschaft, philolog. hislor. Glasse, 4 877 S. 134 fg.
und ich begnüge mich darauf zu verweisen. Es ist sicher, dass der Ten
aus einer Hs. des Originals, die die Interpolation AB enthielt, entstanden
ist, dass er aber später eine Interpolation aus einer Handschrift der Inter-
polation C erfuhr. Die ersten dreizehn Capitel und somit auch der An-
fang fehlen leider. Am Schlüsse heisst es nur: Explicü epistola prt&üeri
lohannis.
Diese Umarbeitung hat eine besondere Wichtigkeit dadurch er-
langt, dass sie die Grundlage der romanischen (französischen,
italienischen) Uebersetzungen geworden ist, wie ich das an
der angeführten Stelle ausfuhrlich nachgewiesen habe.
Ihrerseits ist eine dieser Uebersetzungen wieder zu rückübert ragen
worden ins Lateinische, und einen solchen lateinischen Text haben
wir erhalten in einer Hildesheimer Handschrift, über die ich eben-
falls a. a. 0. S. 111 gehandelt habe.
Damals kannte ich diesen rückübersetzten Text nur aus dieser
Handschrift, jüngst aber habe ich noch drei Handschriften eben des-
selben Textes kennen gelernt, zwei in Paris, eine in Mailand. Ob-
wohl sie nicht eigentlich in den Kreis der hier zu erörternden Hand-
schriften fallen, so benutze ich -doch die Gelegenheit, um über sie
das Nöthigste beizubringen.
1, in Hildesheim, Bibl. des bischöflichen Gymnasium Joseph in um,
U. Jahrh., Pgmt. Ohne Ueber- und Schlussschrift. Afg. : Johannes dktus
•8] Der Priester Johannes. 891
: presbyter, dei gi*atia rex inter omnes reges terrae, viro nobili Frederico,
imperatori Romano, salutem et amorem. Der Schluss lautet: Et sie de
statu terrae nostrae et situ nostraeque regiae maiestatis vobis satis dieta et
relata sufficiant. Omnia infrascripta (sie) pro certo et pro vero poteritis uliis
prineipibus vestrae terrae revelare. Valete. Nähere Mittheilungen verdanke
ich Hrn. Consistorialrath Dr. J. G. Müller in Hildesheim.
2 [früher 40], in Paris, Cod. lat. 4646 (olim Mentellianus), Bl. 380a,
4 5. Jahrh., Papier. Ueberschrift: Epistola presbiteri lohannis, quam misit
imperatori Romano. Schlussschrift: Explicit epistola presbyteri foannis.
Statt des bei 4 angeführten Schlusssatzes, bis zu dem der Text, wenn auch
meistens schlechter (hie und da freilich auch besser), doch im Ganzen
übereinstimmt mit der Hs. 4 , heisst es hier : Orationes praedictorum arti-
mlorum fidei dicendo sie : Domine Jhesu Christe adoro te in cruce pendentem
u. s. w. u. s. w. Domine Jhesu Christe, adoro te salvatorem meum, de-
precor te, ut in tuo udventu non intres in iudicium cum me misero pecca-
Urre. Sed antea peccata mea dimittas, priusquam iudices, ut possim audire
vocem tuam sanetam, quam fidelibus tuis et omnilms sanetis promisisti dicens :
Venite, benedicti patris mei, pereipite regnum, quod vobis paratum est ab
initio seculorum. Amen. Genauere Mittheilungen verdanke ich Hrn. Leop.
Pannier und Collation Hrn. Dr. Bi rch-Hi rsch fehl.
3 [früher 42], in Paris, Cod. lat. 6244A (olim Ludovici de Targny),
Bl. 424a, 45. .lahrh., Papier. Ueberschrift: Epistola presbiteri Johann is.
quam misit imperatori nostro Friderico Rarbarubea. Der Schluss ebenso
wie in 4. Mittheilung und Collation verdanke ich denselben Herren wie
bei 2. Der Text ist übereinstimmend mit dem in 4 .
4, in Mailand, Cod. Ambrosianus H. 462 Infer., Miscellancodex,
46/4 7. Jahrh., Papier. Ohne Ueberschrift. Die Abschrift bricht in § 66
ab mit den Worten: Item oportet episcopum esse irreprehensibilem. Dann
reliqua desunt von derselben Hand. Mittheilungen verdanke ich Hrn. Prof.
Bened. Niese.
Wunderlich ist es nun, dass dieser aus der Volksspracbe rück-
ttbersetzte lateinische Text seinerseits wiederum die Grundlage- einer
Uebersetzung in die Volksspracbe geworden ist, und zwar ins Eng-
lische. Hierüber habe ich *gehandelt in den Berichten der Kgl.
Sachs. Gesellsch. d. Wiss. philolog. histor. Classe, 1878, S. 41 fg.
Es schliesst sich also eine ganze Kette von Bearbeitungen und Ueber-
setzungen aneinander an:
1, Das Original in der Interpolation AB, mit kurzer Nachinter-
pblation aus C; daraus ward
2, die' freie Bearbeitung und Neuinterpolation in der Cambridger
Handschrift; daraus
3, die französischen und italienischen Uebersetzungen ; daraus
Abhaudl. d. K. S. Gesellsch. d. Wisgenech. XV11. 60
892 FMftDfcicH Zab&ckr, W
4, die tat. Rückübersetzung in der Hildesheimer, den Pariser und
der Mailänder Handschrift; daraus endlich
5, die englische Uebersetzung.
4. Dritte Interpolation (C).
In meiner früheren Ausgabe des Presbyterbriefes, als ich erst
einige wenige Handschriften übersah, habe ich zwischen der An-
fügung der Pallastschilderung und der abrundenden Interpolation, die
in C vorliegt, mehrere, noch B zufallende Stufen der Interpolation
annehmen zu müssen geglaubt, und unterschied so B\ Bn, Bm. Diese
Vermuthung hat sich nicht bewährt. Sofort die nächste Interpolation
brachte das Werk zu der Gestalt, die in C vorliegt.
Diese neue Interpolation bestand in Folgendem:
1, ward die Pallastschilderung, die an den Schluss des Briefes
angehängt worden war, sehr angemessen in diesen hereingenommen,
also § 76—96 vor 97 gestellt.
2, Diese Schilderung ward an 3 Stellen interpolirt:
a, durch eine längere Schilderung der Verjüngungsquelle
im Pallast, § 79—84. Dafür ist der Schluss in § 78 kürzer
gefasst.
b, durch eine abermalige Aufforderung an Quasideus, den
Pallast zu bauen, § 85\ 86 und 87a. Dazu kam
c, Weiteres von der Pracht des Pallastes und der Ver-
jüngungsquelle, wobei der Name des Ortes, in dem der Pallas!
steht, Bibric genannt wird, § 94 und 95. Der Name hängt
wohl mit Bebrycia zusammen, dem bei Solinus und Isidor vor-
kommenden Namen für Bithynia. Vgl. Solini Collectanea ed.
Mommsen 190, 5 und Isidor ed. Arevalo 14, 3, 39. Auch in
der Historia Alexandri kommt ein rex Bebrixorum vor. Mon.
Germ. hist. Scr. VI, 71, 61.
3, Ausserdem wurden noch 2 längere Interpolationen hinzu-
gefügt :
a, von den wilden Völkerschaften in den Reichen des Priester-
königs, aus der Alexamlersage, § 15 — 20.
b, von der aufsteigenden heilenden Quelle, § 34 — 37.
4, Endlich gegen Ende des Briefes zwei kürzere Sätze, resp.
Vordersätze, § 97a und 99a.
67] Der Priester Johannes. 893
Zur Bestimmung der Zeit, wann diese dritte Interpolation ent-
standen, bietet sich mir ausser dem Alter der Handschriften, das
trugen kann, nur die Mittheilung in dem fast gleichzeitigen und gut
unterrichteten Chronicon Turonense, wonach Jacob v. Vitry im Jahre
4221 verkündet habe, quod David, rex utriusque Indiae, ad Christia-r
norum auanlium festinabat, adducens secum ferocissimos populos, qui
more belluino saerilegos devorarent. Dies bezieht sich offenbar auf
§ 1 7 und 1 8 der Interpolation C des Presbyterbriefes, und dieser muss
also damals bereits ausreichend bekannt und angesehen gewesen sein.
So war wiederum ein gut abgerundeter Brief hergestellt. Die
Adresse hat auch hier Aenderungen erfahren, die jedoch nicht mehr
eine so feste Gestalt gewonnen haben, wie in den früheren Texten.
Für potenlia et virtute Dei heisst es übereinstimmend nur potentia Dei,
einige wenige Hss. fahren dann fort et virtute domini nostri J. Chr.,
die meisten bieten das Wort virtute gar nicht; der Zusatz von B
terrenorum ist häufig wieder in Wegfall gekommen, dagegen in vielen
Handschriften hinter dominus dominantium hinzugefügt universae terrae.
Von dieser Gestalt des Textes sind mir die folgenden Handschriften
bekannt, von denen sich 2, 10, 12, 16, 17 zu einer Gruppe zu-
sammenzustellen scheinenT andererseits No. 6 und 13. Die ältesten
Hss. sollen bereits aus dem 12. Jahrh. sein, jedes falls gehören sie
den ersten Jahren des 13. Jahrh. an.
.1, c1 [früher 7], in Fulda, Königl. Landesbibliothek, B 3, früher
Weingart. G 11, Bl. 1 fg., zwischen 1198/1216 auf Pgmt. sehr sauber ge-
schrieben. Ueberschrift: Epistola Iohannis presbiteri y Regis Indiae. Ohne
Schlussschrift. Abschrift verdanke ich Hrn. Bibliothekar A. Keitz in
Fulda.
2, c2 [früher 8], in Zwettl, -Bibl. des Cistercienserstifts No. 299,
42. Jahrh., Pgmt. Ueberschrift: Incipit epistola de India ad imperalorem
Constantinopolitanum presbiteri Iohannis. Schluss: Valete omnes et causa
salutis et ditandi ad me venite. Et reliqua. Diese saubere und gute Quelle
konnte ich durch die Güte des Hrn. Bibliothekars und Stiftskämmerers
P. Julius Zelenka in meiner Wohnung benutzen. Ihr Text scheint die
Vulgata unsers Briefes zu sein.
An Werth stehen sich beide Hss., c1 und c2, wohl gleich. Keine ist
frei von kleinen Eigenmächtigkeiten, namentlich c2 nicht, die z. B. in § 24
die vielleicht unleserlich vorliegenden Worte coiium et punnos verändert in
conservatur per annos. Dafür stimmt aber c2auch sehr oft mit den altern
Lesarten, die in c1 verändert sind.
3 [früher 9], in Stuttgart, Cod. histor. No. 414 (Hs. des Ekkehard,
60*
894 Fi ie di ich Zamicke, tt
früher in Zwifalten), Bl. 480 Ijg., 42/43. Jahrb., Pgmt. Ueberschrifl : hafi
epistola presbiteri Iohannis de India ad imperatorem ConstantinopoUtmam.
Die Hs. enthüll einige Correcturen, und in § 90, wie es scheint eira
Witz des Zwifalter Schreibers, wenn er stall ut est magna amphora setxt:
ut bussen. »Durch die vielen Grosssprechereien des Presbyters saurnd
gestimmt, übertrieb er die Grösse der Karfunkel, indem er sie seinen
heimathlichen oberschwä bischen Berge Bussen*gleichsetzte.« Der Text lebm
sich besonders an c2 an. Genaue Orientirung verdanke ich Hrn. Ober-
bibliothekar Dr. W. Heyd in Stuttgart.
4, in ftom, Cod. Vaticanus latin. 4058, Bl. 124, 43. Jahrb., Pgmt.
Ueberschrifl: Incipit epistola Iohannis prespüeri. Schluss: E&pticü epätola
Iohannis prespüeri. Auch dieser Text lehnt sich besonders an c2 an.
Mitlheilung verdanke ich Hrn. Prof. Bened. Niese.
5, c3 [früher 47], in London, Cod. Harleianus 3678, Bl. 1W (?.,
v. Jahr 1295, Pgmt. Ueberschrifl: Epistola presbyteri lanelli. Bricht in
§ 43 mit lavantur ab. Abgedruckt in den Mon. Germ. bist. Script. 48,579 fg.
Sie schliesst sich ebenfalls besonders an c2 an, ist aber voller Fehler und
Verschreibungen, die ich keineswegs alle in" die Varianten eingetragen habe.
6, in München aus Weihenstephan, Cod. lat. Mon. 24549 (Weib.
Sleph. 49), Bl. 329b, Afg. des 44. Jahrh , Pgmt. Ueberschrifl: Inapti
Epystola presbitei%i Iohannis Hegis Yndiae, quam misit Emanueli regt Grata*
nuncians sibi omn%a mirabilia terrarum suarum ac provinciarum. tarn de
hominibus quam de animalibus et etiam de lapidibus preciosis et ceteris mt-
racutis. Schluss : tu autem domine miserere noslri. Mittheilung verdanke
ich Hrn. Bibliothekar Dr. Thomas in München.
7 [früher 30], in Paris, Cod. lat. 3359 (olim Colbertinus), Bl. 413*.
14. .lahrh.. Pgmt. Ueberschrifl: Ineipit epistola pi'esbyteri Iohannis, de-
mini Yndiae. Schluss: Explicit^epystola Iohannis presbyteri. Mitlheilung
durch Um. Leop. Pannier.
8, in Mailand, Cod. Ambrosianus A. 226 Infer., Bl. 49b, 44. Jabrb.?
Pgmt., schön geschrieben. Ueberschrifl: Incipit epistola presbiteri lohanms
de India. Am Schluss: Explieit epistola. Miltheilung durch Hrn. Prof. Bened
N iese.
9 [früher 21], in Ol mutz, Universitätsbibliothek, wohl aus dem
Karthäuserklosler Dolein, No. 2, V, 4, Bl. 334 fg., 4 4. Jahrh., Pgml.
Ohne Ueberschrifl. Bricht in § 94 ab mit hostiarii aperiunt eam. Ein-
gehende Mittheilungen verdanke ich Hrn. Bibliotheksvorsland Müller io
Olmttlz.
40 [früher 28], in Wien, Cod. 352, Bl. 102b fg., 44. Jahrh., Pgml.
Ohne Ueberschrifl. Am Schluss: Valete omnes et causa salutis et dilandt
ud nos venite. Also besonders nahe zu c2 stehend (vgl. oben 2). Mü-
theilung von Hrn. Kaplan in Wien.
11 [früher b8] , Chronik des Henricus de Hervordia, der 1355
schrieb uud unsern Brief auszugsweise mittheilt, in der Ausgabe von Pott-
horst S. 175 fg. Es ist kein ausreichender Grund vorhanden, diesen Aus-
zug aus einer andern Redaclion als C hervorgegangen anzunehmen.
69] * Der Priestrh Johannes. 895
Fehlen der § 45 — 20 .muss Zufall sein, wenn auch auffallend ist, dass
auch im Jüngern Titurel gerade von ihnen sich keine Spur zeigt ; aber keine
einzige Handschrift ist mir bekannt geworden, die die übrigen Interpola-
tionen hätte und nur noch die der § 45 — 20 entbehrte. Von einer Colla-
iion habe ich abgesehen.
42 [früher 36] , in München aus Aspach, Cod. lat. Mon. 3254
(Aspac. 54), Bl. 306a, 45. Jahrh. (kurz vorher nennt sich der Schreiber:
Fridericus BurkehsUder tunc lemporis in Münster anno 1439), Papier.
Ueberschrift : Incipit epistola prespiteri lohunnis de India ad imperatorem
Constantinopolitanum. Schluss wie in c2 und 40: Valete omnes et causa
salutis et ditandi ad nie venäe, et reliqua secuta seculorum, amen. Explicü
epistola lohannis prespiteri ad imperatorem Constantinopolitanum. Deo gracias
agimus omni tempore. Mittheiiung durch Hrn. Bibliothekar Dr. Thomas.
43 [früher 34], in Wieu, Cod. 42764 (Supplem. 58), Bl. 4a fg.,
45. Jahrh., Papier. Ueberschrift: Incipit Epistola presbiteri lohannis , regia
Indiae, quam misil Emanueli Hegt Graeciae, nunciuns sibi omnia mirabiliu
terrarum suarum ac prouinciarum, tarn de hominibus quam animalibus, et
etiam de lapidibus preciosis et ceteris miruculis. Also wohl stimmend zu
der Weihenstephancr Hs. in München (oben 6 . Am Schluss: Amen. Mit-
teilungen durch llrn. Kaplan.
44 [früher 29], in Brüssel, Bibliotbfrjue de Bourgognc No. 4460—63
(4462), Bl. 58» fg., 45. (nicht 44.) .lahrh., Papier. Ohne Ueberschrift, am
Schluss: Et sie finis. Explicit epistola. § 400 ist fortgeblieben. Mitthei-
lung verdanke ich Herrn Oberbibliothekar Dr. Aug. Scheler.
45, in München aus Polling, Cod. lat. Mon. 44726 (Poll. 426J,
Bl. 53 fg., 45. Jahrh., Papier. Ueberschrift: Tytulus presbiteri lohannis.
Daran scbliesst sich zunächst eine kurze einleitende Skizze, 20 Zeilen ein-
nehmend: Iohannes quidam presbiter ultra Persidem et Armeniam u. s. w.
Schluss: ut non nisi seeptro smarugdino uti dicatur (vgl. die Stelle bei
Otto von Freising). Daran reiht sich ohne Zwischenraum der Brief. Schluss:
et est finis etc. Mittheilung durch Hrn. Bibliothekar Dr. Thomas.
46, in München aus Metten, Cod. lat. Mon. 8248 (Mettens. 48),
Bl. 88 fg., 2. Hälfte des 45. Jahrh., Papier. Ueberschrift und Schluss ganz
wie in 42, also stellt sich auch diese Hs. nahe zu c2, 40 und 42. Mit-
theilung durch Hm. Bibliothekar Dr. Thomas.
4 7 [früher 39], in München, Cod. germ. Mon. 34 7, Bl. 4 48b fg.,
2. Hälfte des 45. Jahrb., Papier. Ueberschrift: Incipit presbiter Iohannes.
Der Schluss ähnlich wie in c2, 40, 42, 46: VcUete omnes et causa salutis
et ditandi ad nos venile. Mittheilung durch Hrn. Bibliothekar Dr. Thomas.
48, Hierher gehören auch die zahlreichen Drucke des 45. und
16. Jahrhunderts, über die ich in meinem Programm No. Hl (zur Renunciation
der Doctoren 4873/74) S. 44 fg. kurz gehandelt habe. Sie geben den Text
am meisten in Uebereinstimmung mit c1.
Ich lasse eine kurze Orienlirung über sie folgen. Die ältesten Drucke
führen den Titel: De ritu et moribus Indorum. Vgl. Hain, Repertorium
bibliographicum 11, 4, S. 462; Brunei, Manuel du libraire, 5. Aufl., III 7
896 Funuoi Zumcm, Tl
8. 546. Am SeMusie heiast es Expbdt Episioia (fehh in riniy Dntej
de lokatme ; qui diäter prcsbyter Indiae. Das ist angesa«, denn diese
Drucke enthalten nicht bloss den Presbyterbrief, sondern, wie sehet in
ersten Capitel S. 832, 6 erwähnt, im engten Anschloss an densdhea ml
wie einen Tbeil desselben auch noch die Erzählung von dem Patriarchei
Johannes, der hier mit dem Priester Johannes identificirf ist. Der Titei des
anonymen Berichtes De adventu etc. schliesst sich wie eine der gewätn-
liehen Capitelaberscbriften nnmittelbar an die Obrigen CapheJfibersefcrifta
an, die dem Briefe des Presbyters in den Drucken hinzugefügt sind.
Bald gab man dem Presbyterbriefe und dem mit ihm in Eins verho-
lenden Berichte vom Patriarchen Johannes noch andere Stöcke ähnliches
Inhalts bei. So liegt mir ein Druck o. O. n. J. vor (Lpzg. Univ. Kbl.
Histor. Asiae 454".} unter dem Titel: Ioannis presbiteri, maorimi Indorum
et Ethiopum Christianorum hnperatoris ei patriarehae, Episiola ad Emanudm,
Rhomae gubernatorem, de ritu ei moribus Indorum deque ehu polenüa, diritw
et excelleniia, dem hinzugefügt sind, wie es am 8chlusse heisst, dm Jracte-
ttdi de mirabilibus rerum ei statu tocius Indiae ac principe eorum presbukn
Ioanne. Auf dem Titel wird von denselben nur einer genannt: Tractatus
pulcherrimus de situ, disposüione regionum et insularum tocius Indiae nee
non de rerum mirabilium ac gentium diversitate. Dieser ist von mir henos-
gegeben in meiner zweiten Abhandlung S. 474 fg. An ihn schliesst sich
dann der zweite, der auf dem Titel nicht genannt ist : Traciatus de situ d
disposüione ac statu Indiae. Er enthält aber Nichts vom Priester Johannes.
Dieser Gruppe von Berichten würde endlich eine neue ähnlichen In-
halts hinzugefügt und zwar vorangeschoben, der limerarius des Iohanm
de Hese, der Traciatus de decem nationibus ei seciis Christianorum und der
ßngirte Briefwechsel zwischen dem Sultan und Papst Pius II, von denen
der Itinerarius und eine bezügliche Stelle aus dem Tractatus de decem naL
von mir in der zweiten Abhandlung S. 479 herausgegeben sind. Der Titel
dieser Sammlung, die mir in mehreren Drucken vorliegt (Leipziger üniv.-
Bibl. Hist. Asiae 74; Script, eccles. 4264) lautete nunmehr:
Ilinerarius Iohannis de Hese presbiteri a Jherusalem describeos
dispositiones terrarum, insularum, montium el aquarum, ac etiam quaedam
mirabilia et pericula per diversas partes mundi contingentia lucidissimeenarraifc.
Tractatus de decem nationibus et sectis Christianorum.
Epistola Iohannis Soldani ad Pium papam secundum.
Epistola responsoria eiusdem Pii papae ad Soldanum.
Ioannis presbiteri, maximi Indorum et Ethiopum christianorum
Imperatoris et Patriarehae , Epistola ad Emanuelem Rhomae gubernatorem
de ritu et moribus Indorum deque eius potentia, divitiis et excellentia.
Tractatus pulcherrimus de situ, dispositione regionum et insularum
tocius Indiae nee non de rerum mirabilium ac gentium diversitate.
Nicht zum Ausdruck gekommen ist auf diesem Titel der Bericht von
dem Patriarchen Johannes, zwischen der Epistola und dem Tractatus, und
74] De* Pri£st£h Johannes. 897
der zweite, den SchLuss ausmachende Tractatus. Es waren also jetzt im
Ganzen acht Stücke, die hier den Lesern geboten wurden und mit ihnen
war eine Sammlung der damals gültigsten Schriften hergestellt, die auf
die Wunder Indiens und die Ausbreitung des Christenthums im Osten Bezug
hatten.
5. Vierte Interpolation (D).
Sie ist noch irn i3. Jahrh. entstanden, vielleicht in der Mitte
desselben , da mehrere Handschriften der folgenden Interpolation E
noch dem 13. Jahrh. angehören.
Die Interpolation besteht aus folgenden Thei-Ien.
4, in § 14, D a — h. Sie setzt ein nach dem Worte hienae.
Hier zeigt sich nun ein bemerkensvverther Unterschied zwischen den
Handschriften der Interpolationen D und E. Erstere bringt zunächst
nur D a und b, und führt dann den alten Text bis zu Ende des
§ (14b), worauf sich D c — h anschliessen. In den Hss. von E da-
gegen schliesst sich an hienae sofort D a — d, dann erst folgt der
-Rest des alten Textes (14b), mit Fortlassung der ersten beiden Worte
boves agresles, der homines . . . cornuti und der monoetdi, welche drei
in der Interpolation schon vorgekommen waren, und darauf D e — h.
0
Dass hier die Hss. von E das Richtige, eigentlich Beabsichtigte bieten,
geht daraus hervor, dass in den Hss. von D, am deutlichsten in d3,
•noch ausreichend deutlich in d4, durch Ueberarbeitung verwischt in
d2, der Anfang der eben schon einmal gebrachten Stelle des alten
Textes (4 4b) nochmals gebracht wird und zwar mit den Auslassungen
wie in den Hss. von E; vgl. die Lesarten. Diese Verschiedenheit
wird wohl eine ursprüngliche und auf das Originalexemplar der Inter-
polation zurückzuführen sein, wo die Zusätze am Rande gestanden
haben werden; denn es ist nicht erklärlich, wie diese verschiedene
Einschiebung in den alten Text sich sollte gebildet haben, nachdem
bereits eine zusammenhängende Abschrift vorlag1). Symptome eines
*) Die Stelle \ 4b sollte wohl nach dem Willen des Inlerpolators aus der Vor-
lage fortfallen, .denn er hatte sie offenbar mit den durch die Interpolation nöthig
gewordenen Kürzungen hinter D d selbst geschrieben ; die Abschrift aber, aus der
die JHss. von D hervorgingen, nahm jene Stelle (Üb) zwischen Db und c auf, und
brach darum bei der Wiederholung derselben (hinter Dd) bald nach dem Anfang
ab. Sonst müsste man annehmen, dass die Zwischenschreibung von 4 4b in den
Uss. vop D durch einen Nachtrag aus einer Hs. der älteren Texte entstanden wäre,
73] Der Priester Johannes. 899
einer neu interpolirten Gruppe. Wo Sachliches in Betracht kam, sind die
abweichenden Lesarten ^angegeben , bloss Stilistisches, wie Wortstellung,
bie und da auch synonyme Ausdrücke, nicht berücksichtigt worden. Ich
habe übrigens für diese von mir nicht collationirte Hs. die Bezeichnung
als d1 reservirt.
2, d2, in Dresden, Kgl. Bibl. F 61% Bl. 1» fg., v. J. 1423, Papier.
Stammt aus dem Franziska nerkloster in Meissen. Der Schreiber nennt sich
am Schluss des Lucidarius Bl. 26a Joh. Fabri de Dresden. Ohne lieber-
schrift. Am Schlüsse: Explicü epistola presbiteri lohannis de miraculis
Yndie etc. Amen. Der Text ist keineswegs genaue Abschrift, sondern oft
frei, z. B. § 23 : Est etiam herba quaedam quae vocatur hasij. Si quis
radices ipsius herbae continue secum habuerit seit portaverit, omnem spirüum
malignum fugat et cogit eum u. s. w. Darauf folgt ein eigener Zusatz :
Nascuntur etiam in terra nostra omnium specierum gener a, zynzibrum, ca-
nophilum, cynnamom, galaga, cyminum, diver sa gener a crocorum, balsamum,
pulegium, quod upud nos pipere preciosius est, praeter id solum quod si
oves ex eo comederint morbose efficiuntur. Bei Benennungen wird mehrfach
auf die yndica lingwa hingewiesen, so z. B. § 42 : in quadam provincia
nostra iuxta civitatem Zonu nuncupatam (!) sunt quidam vermes, qui yndyka
lingwa Salamandrae dicuntur. Nach § 66 wird die Beihenfolge wiederholt
geändert, auch wird der Text lückenhafter. Auf 66 folgt 74 von iuxta
latus an, dann 75, und darauf 73; dann erst 67 (recht abweichend) bis 72.
Hiebei feit D v — z, wird aber später nachgeholt. Ganz ausgelassen ist die
Schilderung des zweiten Pallasles § 76—96. Unser Text schiebt vielmehr
an 72 gleich D aa — ii, doch mit Auslassung von ff — hh, dann folgt qq, es
fehlt aber kk — pp und rr — vv. Letztere Fortlassung wird am Schlüsse von qq
molivirt: seil tarnen de ipso taceamus. Darnach ein Zusatz (richtiger der
Salz mm der Interpolation] : .Irma vero nostra sunt facta de synthotim,
cnius virtus talis est et esse comprobatur, quod ipsum synthotim nulla arma
ferrea valent neque ignis polest aliquo modo comburere. Et habemus de eo
clypeum, lunceam, gladium, galeam, loricam, cyrothecas, oereas et calcaria
et tegumenta dextrariormm nostrorum} quibus armis si homo indulus est,
relucet sicut sol in virtute sua. Dann folgt 77 — 99* (bis univ. terrae),
und hiernach ein eigener Schluss mit Bückbcziehung auf § 7 : et regali
munificentia in auro et argento gemmis et lapidibus preciosis ac aliis donis
plurimis ex benevolentia nostrae maiestatis tibi exhibitis locupletatus redibis.
Dann fehlt § 100 und es folgt D xx, wesentlich erweitert durch neue Fa-
beleien über den Cardinal Stephan : de veritale autem omnium praedictorum,
quae licet incredibilia esse videanlur verissimo tarnen per quendam Cardi-
nalem, nomine Stephanum, esse comprobantur, qui quondam in legacionibus
Romani imperatoris, nomine Emanuel, ad presbitei-um lohannem, regem
Yndorum, erat destinatus etc. Auch im Innern der einzelnen Abschnitte
ist die Beihenfolge der Sätze zuweilen verschieden. Ebenso frei ist die
Behandlung des Textes in den Interpolationen, so dass d2 auch für diese
nur indirect zu benutzen war.
3, in Krakau, Universitätsbibliothek Cod. DD, VI, 16, S. 739 fg., in
lat. XVII (plul. super. 89), S. 89, 45. Jahrb., Papier. Uebera
biteri loannis regis Indiae ad sanctissimum dominum D. . Lücke
summum de mirabilibus eiusdem regni. Also der Adressat hie
wie in der Berliner Hs. Fol. 245 (vgl. oben Interpol. A No. 4',
sieb im Texte keine darauf Bezug habende Interpolation, obwol
Hs. ziemlich frei verfuhrt, in Auslassungen wie A ender ungen. 1
verdanke ich Hrn. Prof. Suchier und eine vollständige Gollat
Vitelli in Florenz.
6, d4 [früher 35, d1] , in Leipzig, Universitätsbibliothc
Bl. 145b, 45. Jahrh., Papier. Ohne Ueber- und Schlussschrift
Bei der Textesgestaltung sind benutzt worden die Y
d4, neben denen die Ueberarbeitung d2 nur geringe Diei
konnte, daneben e1 und e3, an einigen Stellen auch E S
mal e2. Die Texte D und E gehen in vieler Beziehung a
stellen zwei gesonderte Handschriftenfamilien dar. Die
für die Textesconstitution waren gegeben: Uebereinstimm
halb der beiden Gruppen bezeugte, unter den nöthigen Ca
Ursprüngliche; wo die beiden Gruppen auseinander ginge
Entscheidung nicht immer leicht. Die Gruppe E hatte, \
Interpolation weitergehend, zurückzustehen hinter D; freilic
der Umstand wieder einige Präponderanz zu, dass die F
sehr jung, die von E weit älter sind. Ich habe beide M<
der Herstellung des Textes nie ausser Erwägung gelassei
Varianten habe ich aber nicht alle abweichenden Lesartei
aufgenommen; das hätte eine ganz werthlose Häufung vi
ergeben. Wo die beiden Handschriften familien auseinande
dies stets genau berichtet, Einzelabweichungen dagegen s
7&] Der Pikster Jobahnes. 904
6. Fünfte Interpolation (E).
Von einer weiteren Interpolation war mir bei der ersten Heraus-
gabe des Presbyterbriefes noch Nichts bekannt geworden, eine Ver-
muthung auf ihr Vorhandensein konnte ich nur erst (das. S. 30) aus
der Verfassung des Deutschen Gedichtes in der Heidelberger Hs.
844 wagen.
Seitdem sind mir 6 Handschriften bekannt geworden, die wirk-
lich eine bedeutende Weiterführung der bisherigen Interpolationen
bieten, obwohl freilich gerade von den Zusätzen der Heidelberger
Handschrift sich in ihnen Nichts findet. Diese neue, und letzte mir
bekannte Interpolation besteht
1, aus einem längeren Zusätze hinter § 30: E 1 — 7.
2, desgl. aus einem längeren Zusätze ober die Edelsteine
hinter § 46: E 8—20.
3, die Interpolation D hinter § 66 ist wesentlich vermehrt
(E 21 — 29) und zum Theil ganz umgeändert.
4, eine neue Interpolation hinter § 84: E 30 — 35.
5, desgl. hinter § 96, D w: E 36—41.
Allen mir genauer bekannt gewordenen Handschriften ist auch
eine durch Abirren des Auges veranlasste Lücke gemeinsam, in § 66
D v und w (von columpnas zu columpnas).
In dieser Gestalt des Briefes ist die Datumangabe wieder fort-
gefallen, ebenso die Berufung auf den Cardinal Stephan (Dxx). Da-
gegen characterisirt sich dieselbe durch ein Explicit (E 42), in welchem,
wie zum Theil auch in der Ueberschrift, der Erzbischof Christian
von Mainz (1165 — 4183), der bekannte Diplomat Friedrichs I.f der
Nachfolger Conrads bereits bei dessen Lebzeiten (s. u.), als der Lieber-
setzer des Briefes aus dem Griechischen in das Lateinische genannt
wird. Hängt dies mit dem schon oben angedeuteten Auseinander-
gehen der beiden Interpolationen D und E (vgl. § 14b -und das Fehlen
der § 19, 20a, 82—89 in D) zusammen?
Die Adresse bietet sowohl terrenorum wie universae terrae, hat
aber im Anfang, ganz dem alten Texte entsprechend, wieder potentia
et virtute Dei et domini nostri Jesu Christi, sei es durch eine ver-
ständige Correctur oder aus einer Hs. der älteren Bearbeitungen.
902 Fmkbuch Zamgkb, "^
Die Handschriften dieser Gruppe scheinen sämmtlich Capitel-
überschriften zu haben.
Die erwähnten 6 Handschriften sind die folgenden:
1, e1, in Wien, Cod. 413 (Histor. eccles. 29), Bl. 490% 13. Jahrb.,
Pergament. Ueherschrift : Incipit hisloria presbiteri Iohannis, regis rtgum,
domini dominantium universae terrae, missa Emanuelt\ Romeon gubernaton
de magnitudine et potentia sua. Schluss: Explicü Über sive istoria presfo-
teri Iohannis, quae translata fuit de Graeco in Latinum a Christiano Magm-
tino archiepiscopo. Iste Christianus superpositus fuit Chür' (d. i. Chmrado
archiepiscopus I. archiepiscopo). Iste Manuel regnavit in Graecia ab anm
domini 1144 usque ad annum domini 4 4 HO. Abschrift der betr. Thrill
(Interpolation D und £) erhielt ich von Hrn. Amanuensis Dr. Kalteo
leitner in Wien.
2, in Paris, Cod. lat. 18324, aus dem Jacobinerk loste r nie St. Booere
S. 334, 13. Jabrh., Pgmt. Ueherschrift: Jncipiunt ececerpta epistolae lohanu
presbiteri Indiae, quam scripsit Emmanueli, Romanorum gubernaton, i
magnitudine et potentia sua, translata de Graeco in Latinum a Christm*
episcopo Maguntino. Die Schlussschrift scheint zu fehlen. Ausführlich
Mittheilungen verdanke ich Hrn. Leop. Pannier. Diese Hs. verfahrt seh
summarisch und auszüglich. So fehlt gleich anfangs § 2 — 11. Dann §31
sammt der angeschlossenen Interpolation E, dann § 50 — 55 incl. der Inter-
polation D, § 76 — 96 (die ganze zweite Pallastschilderung incl. der Inter-
polation E hinter § 84,/, dann D66— Dpp, und endlich § 100 (wie es scheu*
sammt der Datumangabe, die ja in E überhaupt fehlt, und das Eipirit
das schon in die Ueherschrift hinaufgenommen war. In den interpolirtei
Stellen steht sie sehr genau zu e1.
3, in München, Cod. lat. Mon. 265, aus der Stadtbibliothek in Rege»
bürg, besondere eingebundene Hs. Bl. 1, 13/44. Jaurh., Pgmt. Ueher-
schrift: Incipit hystoria presbiteri Iohannis regis regum domini domina*
dum universae terrae, missa Emunueli, Homeon gubernalori, de magnäudm
et potentia sua. Am Schlüsse : Explicü Über sive hystoria presbiteri Iohcmmi
quae translata fuit de Graeco in Latinum a Christiano Moguntino archiepis-
copo. Iste Christianus superpositus fuit Chunrado archiepiscopo. Iste fiw-
nuel regnavit in Graecia ab anno domini MCXLIIII usque ad annum th-
mini MCLXXX. Mittbeilungen verdanke ich dem Hrn. Bibliothekar Dr.
W. Meyer in München.
4, e2 [früher 53], in London, Cod, Cotton. Cleopatra C. X, BL I48*fc^
13/14. Jahrh., Pgmt. Uebcrschrift : Incipiunt epistolae presbiteri lohaM
in lndia. Mft dem neuen Zusätze vor §97 (hinter 96, D vv, schliessi <k
Hs. : de hoc aqua cum hiis vasis nobiscum salis ferri faeimus, ut, i#fac*»-
que simus, noster eibus sie paretur, ut dictum est superius. ExplicU W^
presbiteri Iohannis. Mittheilung und Collation der E eigen th Um liehen fort**
verdanke ich Hrn. Prof. R. Wülcker.
5, e:i [früher 64], in Prag, Bibliothek des Metropol i tan- Domcap**
IL IX; S. 474, 15. Jahrh. (1458 mit Inhaltsverzeichnis« versehen . Ote*
77] Der Priester Johannes. 903
Ueberschrift. Am Schluss : Explicit historia presbiteri Iohannis, quae trans-
lata fuit de graeco in latinum a Christ iano Magintino archiepiscopo. Iste
Manuel regnavit in Graecia ab anno domini MCXLIIII usque ad annufn rfo-
mini MCLXXX, et sie finis huius libelli. Alleluia etc. Ein Theil der Inter-
polation nach § 96, D kk bis mm incl., steht bereits hinter § 37, folgt aber
an der richtigen Stelle mit ganz untergeordneten Abweichungen nochmals.
Die Hs. hat viele grobe Schreib- und Lesefehler. Durch Vermittelung des
Hrn. Prof. Kelle in Prag ward mir die Hs. mit dankenswerther Zuvor-
kommenheit zugesandt.
6, in München aus Oberaltaich, Cod. lat. Mon. 9503 (Ob. AU. 3),
Bl. 34 9a fg., 45. Jahrb., Pgmt. und Papier. Ueberschrift: Incipit hystoria
presbüeri Iohannis regis regum, domini dominantium universae tei*rae, missa
Emanuelt Romeon gubernatori7 de magnitudine et potentia sua. Am Schluss
(nach nostram) : Explicit über sive hystoria presbüeri Iohannis, quae trans-
Jßta fuit de graeco in latinum a Christiano Maguntino archiepiscopo, Mit-
theilung verdanke ich Hrn. Bibliothekar Dr. Thomas in München.
Zur Herstellung des Textes wurden die Handschriften e1, e2 und
e3 benutzt, von denen e1 und e3, wie mehrere Lücken und gemein-
same Fehler der Ueberlieferung beweisen, auf dieselbe Vorlage zurück-
gehen, während e2 unabhängig von dieser dasteht. Im Ganzen haben
e1 e3 das Richtige mehr bewahrt als e2, aber letztere Hs. füllt nicht
nur einige grössere Lücken aus, sondern hat auch sonst an einigen
Stellen allein die richtige Lesart erhalten. Im Ganzen ergeben die
Hss. eine gute Ueberlieferung, nur wenige Stellen scheinen aus ihnen
nicht hergestellt werden zu können. Die Angabe der Varianten ist
hier vollständiger als bei der Interpolation D. Auf Wortstellung und
Schreibung ist aber auch hier nur bei besonderer Veranlassung Rück-
sicht genommen.
7. Unbestimmt gebliebene Handschriften.
Bei den nachstehend aufgeführten Handschriften habe ich nur
von ihrem Vorhandensein Kunde, bin aber nicht in der Lage ge-
wesen, über ihre Einreihung in die von mir festgestellten Gruppen
genauere Mittheilungen einzuziehen. Von besonderem Interesse würde
es sein, wenn sich unter ihnen eine zweite Handschrift zu dem Cam-
bridger Texte fände, dessen Anfang bekanntlich fehlt (s. Anhang zur
Interpolation B, S. 890). Auch wäre es möglich, dass sich noch eine
lateinische Vorlage zu den Zusätzen der deutschen Uebersetzung in
der Heidelberger Handschrift No. 844 ergäbe. Für die Herstellung
des Textes wird schwerlich noch Ausgiebiges neu aufgefunden werden.
904 FftHEMICH Zaiwcki, IW
Ich lasse die Handschriften alphabetisch nach ihren Aufbewah-
rungsorten folgen.
4 [früher 26], in Ar ras, Stadtbibliothek No. 484, 44. Jahrb., Ppnt
Vgl. Potthast, Bibliotheca historica medii aevi (Berlin 4862), S. 283.
2 [früher 62], in Corbie? (Corvey?). Ein offenbar spates »Ms. Cor-
beiense« wird mehrfach in Du Cange's Glossarium med. et inf. latinitats
erwähnt, vgl. s. v. assidios und tirus. Dass es die jetzt in Paris befind-
liche Hs. No. 4 des alten Textes (Cod. Lat. 46730) sei, die aus der Ahtei
Corbie stammt, ist nicht glaublich, da es bei Du Gange heisst: Epistola
Iohanni Presbytero seu Regi Abissinorum [also adscripta ad calcem Ms.
Corbeiensis. Eine derartige Notiz scheint sich aber in der Pariser Hs. nicht
zu finden. In Corvey giebt es zur Zeit keine Hs. des Presbyterbrief«,
wie mir von Seiten der Fürstlichen Bibliothek daselbst mitgetheill wor-
den ist. <*
3 [früher 61], in Gent. Der Catalogue des manuscrits de la Bibl.
de Gand par Jules de St. Genois führt im Inbaltsverzeichniss eine Hs.
unsers Briefes auf, aber das Citat, dessen Aufsuchen noch durch Druck-
fehler erschwert wird, trifft nicht zu. Vielleicht ist der Brief der Reise-
beschreibung des Joh. de Hese angefügt, wie mehrfach in den Hss. und
Drucken.
4 [früher 43], in Lyon, Stadtbibliothek No. 400, 2. Ende des
45. Jahrh., Pgmt. »Presbiter Iohannes de India«. So bei Delandine, Ma-
nuscrits de la Bibl. de Lyon (Paris 4842)' I, S. 472.
5, in Mailand, Ambrosiana A. 22 Infer. So im handschriftlichen Ka-
talog der Bibliothek, aber die betr. Hs. enthält unsern Brief nicht. Viel-
leicht liegt Schreibfehler und Verwechselung mit A. 226 Infer. vor, der Hs. 8
der Interpolation C, s. S. 894. Mittheilung verdanke ich Hrn. Prof. Bened.
Niese.
6, in München aus Tegernsee, würde die Nummer 48767 (Tegeros.
767) tragen, wird aber vermisst. Es war eine Papierhandschrift, die
ausser den Gesta Alexandri u. A. auch den Iohannes presbiter de Indio
enthielt. Mittheilung des Hrn. Bibliothekars Dr. Thomas.
7, in Nicolsburg, auf der fürstlich Dietrichstein sehen Bibliothek
II, 32; 46. Jahrh., Papier. Vgl. B. Dudik's Verzeichniss in dem Archiv
für osterr. Geschichte, Bd. 39 S. 433, wo als Inhalt des Ms. angegebeo
wird: Historia Alexandri et Iohannis presbyteri regis Abyssiniae. Troü
freundlicher Bemühungen des Hrn. Bibliotheks Vorstandes Müller in Olmttts
war es mir nicht möglich, die Handschrift selbst oder auch nur genauere
Mittheilungen über dieselbe zu erlangen.
8 [früher 24], in Oxford , Bibl. coli. corp. Christi LXXXVI, Bl. 9l\ AJg.
des 4 4. Jahrh. Vgl. Coxe Catalog. codd. mss. in colleg. aulisque Oxonienstbos
II (Oxford 1852) : Epistola presbyteri tohannis ad Emanuelem Romanorum
imperatorem missa. Es ist mir nicht gelungen von dieser Hs. etwas Näheres
zu erfahren.
«
?9] Der Priester Johannes. 905
9 [früher 56] , in Paris, Bibl. St. Victor is. Vgl. Montfaucon, Biblioth.
bibliothecarum (Paris 1739) II, 1374 B: Presbyteri Ioannis Epi&tola. Diese
Hs. findet sich nicht auf der Pariser Nationalbibliothek, wo sie zu erwarten
sein würde. Vielleicht aber finden sich Abschriften derselben in der Hs.
4 2116, s. o. No. 26 und 27 der Interpolation B.
Ob und event. wie viel Hss. sich in Rom auf der Vaticana befinden, über
die ich noch nicht orientirt bin, bedarf erst einer Untersuchung, die nur an
Ort und Stelle und von gründlichen Kennern der Vaticana geführt werden
kann. Die Sachlage ist diese. Mein früheres Verzeichniss (1874) führte
aus Rom 8 Handschriften an unter No. 16. 32. 44. 45. 57. 58. 59. 60.
Genauere Orientirungen besitze ich gegenwärtig über 6 Handschriften, die
aufgeführt sind unter I (alter Text), 2. 5. 6. C, 4. D, 1. 4. Von diesen
stimmen No. 16 mit I, 5; No. 32 mit D, 1 ; No. 44 mit D, 4; endlich No. 57
mit I, 6. Aber unerledigt bleiben noch vier nach Montfaucon, Bibl. biblio-
thecarum, der Bibl. reginae Sueciae angehörende Hss.
10 [früher 45], Vat. reg. Suec. 171, wohl 15. Jahrh., Papier. Anonymi
de potentia presbyteri Ioannis , de Amazonibus et Brachmanis. Montfaucon I,
17 B (etwa = D, 4? s. u.).
11 [früher 58], Vat. reg. Suec. 157. Epistola presbyteri Ioannis ad
Romanorum imperatorem. Montfaucon I, 17 D (nicht = 1, 6; s. u.).
12 [früher 59], Vat. reg. Suec. 1195. Epistola Presbyteri Ioannis ad
Emmanuelem . . . et per ipsum ad Freder icum imperatorem. Montfaucon I,
39 E (= I, 2? s. u.).
13 [früher 60], Vat. reg. Suec. 987 (Alexandri Petavii). Ioannis pres-
byteri epistola ad gubernatorem Constantinopolitanum. Montfaucon I, 66
(= I, 6? s. u.).
Da alle Reginenses seit Montfaucon eine andere Nummer empfangen haben
und die Kataloge nicht ausreichen, die alte Nummer zu bestimmen, so ist
es eine sehr aufhaltliche Aufgabe festzustellen, unter welcher Nummer die
angeführten gegenwärtig zu suchen sind, und ob einige von ihnen identisch
sind mit denen, von welchen ich die Nummer und eingehendere Mitthei-
lungen angeführt habe. Sehr wahrscheinlich ist es, dass No. 13 [früher 60]
zusammenfällt mit I, 6 [früher 57], da in beiden dem Presbyterbriefe ein
Pseudoturpin vorhergeht, auch No. 13 ein Alexandrinus (d. i. Alexandri Pe-
tavii) ist, wie I, 6 bei Montfaucon genannt wird ; auch stimmen die Ueber-
schriften. Vielleicht ist auch No. 12 [früher 59] identisch mit 1, 2, dem
Reginensis 1658, da in beiden ein Solinus voraufgeht, auch die Ueber-
schriften sich entsprechen (bei Montfaucon pflegen diese nicht wörtlich ge-
geben zu werden). No. 10 [früher 45] hat jedesfalls dem Texte nach
sehr nahe gestanden zu D, 4 [früher 44], und auch die specielle Hervor-
hebung de Amazonibus et de Bragmanis erinnert sehr an D, 4 [früher 44],
wo diese beiden Kapitel mit besonderem Titel versehen sind ; aber kann eine
Hs., die Montfaucon als Vat. reg. Suec. 171 citirt, gegenwärtig der Vat.
Oltoboniana als 2087 angehören? Ganz ohne Anknüpfung stehe ich No. 11
[früher 58] gegenüber; denn einen Druckfehler bei Montfaucon anzunehmen
und statt 157 zu lesen 657, womit denn diese Hs. = I, 6 [früher 57
906 Friedrich Zakhckk, '**
•
und 60?] würde, ist nicht erlaubt, da ja Montfaucon, wenn die vorher ge-
äusserte Vermuthung richtig ist, die Hs. reg. 657 selber als reg. 987 auf-
führt ; auch weichen ja die Ueberschriften von einander ab. Mögen Andere
in diese Verwirrung und diese Vermuthongen Klarheit und sichere Ent-
scheidung bringen.
14 [früher 23], in Strassburg, öffentliche Bibliothek, U. ;f Jahrb.
(vgl. errores condemnali u. 1276), Pgmt. De Ioanne presbytero. In der-
selben Hs. : Gesta Apollonü, gesta Alexandra magni , de bello Trojano etc.
Ohne Zweifel ist unser Urief gemeint. Vgl. G. Hänel, Gatalogi librr. mscrpt.
(Leipzig 1830), S. 461.
15, in Troyes, offen tl. Bibliothek No. 1876. Mittheilung des Hrn.
Prof. W. Arndt.
16, [früher 65], in Valencia, No. 45, Pgmt. Joannes preshtfn
(unser Brief?). V?l. G. Hänel, Gatalogi librr. mscript. S. 1000. Könnte
freilich auch auf den spätem abessinischen Presbyter Johannes gehen, da
nach Hänel die ganze Handschrift von demselben handelt, was auf unsem
Presbyter schwerlich zutreffen würde.
No. 17 [früher 33], in Wien, Cod. 322 (Salisb. 391), Bl. 253».
15. Jahrh., Pgmt. Ueberschrift (alt?) : Joannes presbytei\ Epistola ad Emma-
nuelem regem Lusttaniae. Vgl. Tabulae codd. mscrpt. in biW. Palat
Vindobon. I, S. 45 (Wien 1864). Endlicher, Catalogus codd. philo!«:,
lat. S. 111 (Wien 1836). Als ich 1875 genauere Erkundigungen aber
diese Hs. einziehen wollte, wurde dieselbe vermisst.
Im Vorausgehenden isl über 96 Handschriften unseres Briefes
Nachricht gegeben. Selbstverständlich wird die Zahl der auf uns
gekommenen damit noch nicht erschöpft sein. Es wäre daher sehr
erwünscht, wenn Gelehrte bei llandschriftenunlersuchungen und Biblio-
thekare im Bereiche der ihnen unterstellten Schätze auf neue, bis jetzt
noch nicht bekannt gewordene Handschriften Acht haben und an
der Hand vorstehender Darstellung die Gruppe bestimmen wollten.
zu der sich die neugefundene Hs. stelle. An schicklichen Orten, wo
derartige neue Funde zu publiciren wären, fehlt es ja nicht.
Die früher von mir als No. 55 aufgeführte Oxforder Handschrift
giebt nicht den lateinischen Text sondern eine französische Leber-
setzung.
84]
Der Priester Johannes.
907
8. Ueber8ichtstabellen.
I. Aufzählung der mir bekannt gewordenen Handschriften nach
ihren Aufbewahrungsorten.
Die noch unbestimmt gebliebenen sind mit einem * versehen. Die frühere Ziffer ist in
Klammern beigefügt, der alte Text mit I bezeichnet.
•Arras, Stadtbibl. 184 = ünbest. 4 (26).
Berlin, Fol. 245 = A, 4 (66).
— , Diez. B. Sant. 16 = I, 9 (40).
Brüssel, No. 4 460/63 (4162)= C, 14 (29).
— , No. 5542 = I, 3 (2).
Cambridge, Corp. Chr. Coli. 59 (4308,
38) — A, 4(63 T).
— , — 66 (4635, 368)
= B, 42.
— , Univ. Bibl. Oo, 7, 48 — B,
Anb. 28.
*Corbie = Unbest. 2 (62).
Dresden, F. 64* = D, 2.
Florenz, Laurent. Gadd. lat. XVII =
D, 5 (46).
Frankfurt a. M., Bartholomäusstift 74
= B, 20 (22).
Fulda, Landesbiblioth. B, 3 = C, 4 (7).
St. Gallen, Stiftsbibl. 633 = B, 40 (43).
•Gent, Stadtbiblioth. = Unbest. 3 (61).
Graz, Univ. Bibl. 42/63 = B, 4 (3).
Hildesheim, Josephinum = B, Anh. 4.
Rrakau, Univ. Bibl. 434. CC, I, 37 =
B, 23.
— , — DD,VI,46 = D,3.
Leipzig, Univ. Bibl. 855 = D, 6 (35).
London, Cotton. Claudius B, VII = B,
48 (54).
— , — Cleopatra C, X = E,
4 (53).
— , — Domitian A, XIII = B.
46 (52).
— , — Titus A, XXVII = B,
8 (49).
— , Harleianus 2667 = I, 4 2 (54) .
_ _ 3099 = 1, 4 (4).
— , — 3485 =B, 45 (25).
— , — 3678 = C, 5 (47).
Luzern, Cantonbibl. Fol. 25 = 1, 4.
Jütaadl. d. K. 8. Gesellich. d. Wisueasch. XYU.
*Lyon, Stadtbibl. 400, 2 = Unbest.
4 (43).
•Mailand, Ambr. A, 22 inf. = Unbest. 5.
— , — A, 226 inf. = C, 8.
— , — H,462inf.= B,Anh.4.
München, Cod. lat. 265 = E, 3.
— , — 3254 = C,42(36).
— , — 44 43,B1.53=I,45.
— , — — B1.87=A,3.
— , — 5254 =B, 6(4 4).
— , — 7685 =A, 2(37).
— , — 8248 = C, 46.
_ _ 8439 = B, 24.
— , — 8485 =1,43(38).
— , — 9503 = E, 6.
— , — 44726 = C, 45.
*_? _ 48767=Unbest.6.
— , — 49444=1,7(50).
— , — 24549 = C, 6.
— , Cod. germ. 347 = C, 47(39).
*Nicolsburg, Dietrichst. Bibl. II, 32 «.
Unbest. 7.
Olmütz, Univ. Bibl. 2, V, 4 = C, 9 (24).
♦Oxford, Coli. Corp. Chr. LXXXVI =
Unbest. 8 (24).
— , Coli. Orielens. II = B, 2 (4).
Paris, Bibl. Nat. 4 61 6 = B, Anh. 2 (40) .
— 2342 = B, 3 (5).
— 3359 = C, 7 (30).
— 3563 = I, 40 (34).
— 3803 = B, 4 4 (44).
_ 3858A= B, 4 (6).
— 5944 = B, 7 (45).
— 6225 = B, 22 (44).
_ 6244A=B,Anh.3(42).
— 424 46, Bl. 88» = B, 26.
— — , B1.94» = B,27.
— 46730 = I, 4.
_ 48324 = E, 2.
•4
908
Friedrich Zarnckb,
r«!
♦Paris, Bibl. St. Victoris = Unbest. 9
(56), Abschrift wohl in B, 26 u. 4-7.
Prag, Metropolit. Cnpitelbibl. H. IX =
E, 5 (64).
Rom, Ottobon. 4555 = I, 5 (16).
_ _ 2087 = D, 4 (44 u. 45?).
— , Regin. 657 = I, 6 (57 u. 60?).
-^, - 4658 ;= I, 2 (59?).
*— , 4 Hss. = Unbest. 40 (45 ; = 44
= D, 4?).
Unbest. 4 4 (58).
Uöbest. 12V59, = I,2?).
Unbest. 43 (60, =57
.= I, 6?).
— , Vatic. lat. 4058 = C, 4.
_ _ 4265 = D,.4.
♦Strasburg, öff. Bibl. = Unbest. 14(23) .
Stuttgart, Cod. bist. 441 = C, 3 (9).
«Troyes, öff. Bibl. 4876 = Unbest. \l
♦Valencia, No. 45 = Unbest. 16 65
Venedig, Marcian. XIV, 4 98 =B, 44;S7
— , — ? * = B. 19.
— , Monast. St. Mich. 1130 = I
24 (47).
♦Wien, Hofbibl. 322 = Unbest. 17 U
— 352 = C, 40 128;.
— 443 = E, 1.
— 579 = B, 9 (12 .
_ 954 = B, 5.
— 4068 = I, 44 (49).
— 2373 = B, 13 ;«8).
— 254 4 = B, 17 ;*0«.
— 3130 = B, 25 {48}.
— 12761 = C, 13 ;34j
Willanow, fttrstl. Bibl. = I, 8.
Zwctll, Cistercienserstift 299 = C,2;8
II.
4
2
3
4
5
6
7
8
9
40
44
42
43
44
45
46
47
48
49
20
24
22
23
Vergleicbung der früher (4874) von mir gebrauchten Ziffer]
mit der gegenwärtigen Bezeichnung.
I, 4.
I, 3.
B, 4.
B, 2.
B, 3.
B, 4.
C, 1.
C, 2.
C, 3.
I, 9.
B, 6.
B, 9.
B, 40.
B, 41.
B, 7.
I, 5.
C, 5.
B, 13.
I, 11.
B, 17.
C, 9.
B, 20.
Unbest. 14.
24 =
25 =
26 =
27 =
28 =
29 =
30 =
31 =
32 =
33 =
34 =
35 =
36 =
37 =
38 =
39 =
40 =
41 =
42 =
43 =
44 =
45 =
etwa
Unbest. 8.
B, 15.
Unbest. 1.
B, 14.
C, 10.
C, 44.
C, 7.
I, 40.
ü, 4.
Unbest. 47.
C, 43.
D, 6.
C, 12.
A, 2.
I, 13.
C, 17.
B, Anh. 2.
B, 22.
B, Anh. 3. i
Unbest. 4.
D; 4.
Unbest. 10,
= D,4 = 44?
46 = D, 5.
47 = B, 24.
48 = B, 25.
49 = B, 8.
50 = I, 7.
51 = B, 18.
52 = B, 16.
53 = E, 4.
54 = I, 12.
55 füllt aus, weil französisch.
56 = Unbest. 9; Abschrift in B 26.
und B. 27?
57 = I, 6.
58 = Unbest. 11.
59 = Unbest. 12, etwa = I, 2?
60 = Unbest. 13, etwa =1,6=571
61 = Unbest. 3.
62 = Unbest. 2.
63 «== A, 1 (?).
64 = E, 5.
65 = Unbest. 46.
66 = A, 4.
IIL Text des Briefes.
1. Presbiter Iohannes*, potentia et virtute Dei etb domini nostri
Iesu Christi0 dominus dominantium, Emanueli*, Romeon e gubernatori f,
salute gaudere et gratia ditandig ad ulteriora transire*).
2. Nuntiabatur apud maiestatem nostram, quod diligebas ex-
cellentiam nostram et mentio altitudinis nostrae erat apud te. Sedh
per apocrisiarium1 nostrumk cognovimus, quod quaedam ludicra1 et
iocundam volebasn nobis mittere0, unde delectaretur iusticia nostra.
*) Ich gebe nachstehend eine Zusammenstellung der verschiedenen Fassungen
des Titels des Presbyters, wie er in den Recensionen wächst und wechselt.
4. Alter Text. Iohannes presbiter, po- i Dei et virtute dorn, nostri
tentia et virtute Dei et domini
nostri Jesu Christi dominus domi-
nantium.
t. Interpolation A. loh. pr., pot. et virt.
Dei et dorn. n. J. Chr. rex regum
et1) dominus dominantium.
3. Interpolation B. loh. pr. pot. et virt.
Dei et dorn. n. J. Chr. rex regum
terrenorum2) et dorn, domin.
(In einigen Hss. fehlt terrenorum,
in einer steht es hinter dorn,
domin. j.
4. Interpolation C. loh. pr. potentia
••*
Jesu Christi, oder: potentia Dei
et dorn, nostri. J. Chr. rex reg.
terr. (in einigen Hss. fehlt auch hier
terrenorum) et dorn. dorn, uni-
versae terrae.
5. Interpolation D. loh. pr. potentia et
virtute dorn, nostri Jesu
Chr. rex reg. (ohne terrenorum)
et dorn, domin. univ. terrae.
6. Interpolation E. loh. pr. potentia
etvirtuteDei et dorn, nostri
Jes. Chr. rex reg. et dorn. dorn,
terrenorum.
*) Es ist au/fallend, dass diese Verbindung von rex regum mit dominus dominantium
nicht schon im alten Texte erscheint, da doch bereits in der Apocalypse 19, 16 (v. 17, 14) beide
Titel zusammen stehen: habet in vestimento suo et in femore suo scriptum: Rex regum et
dominus dominantium. Vgl. I Tim. 6, 15. Dass aber die Zusammenstellung nicht das Ursprüng-
lichere ist, beweist der Inhalt des Briefes, der ebenfalls nur dominus dominantium kennt.
*) Dieser Zusatz wird in der Historia von Alexander dem Grossen dem persischen Kö-
nige beigelegt. Vgl. Mon. Germ. Scr. VI, 64.
«1*
85]
Der Priester Johannes.
911
[D] a. porci agrestes magni ut bubali, ha-
bentes dentes longos per cubitum unum,
canes magni agrestes magnitudine equo-
rum, quoruro ferocitate omne genus fe-
rarum superatur, quos nostri venatores
nescio qua arte, qua incantatione quove
ingenio, dum catuli sunt et in lecto ma-
tris, furantur et eos diligenter nutriunt
et humaoizant. b. Postquam vero sunt
magni et in venatione bene docti, nostrae
maiestati repraesentanturP, de quibus in
nostra venatione saepe mille et plures
habemus. o. Oriuntur etiam in terra
nostra equi agrestes, asini agrestes, ho-
mines cornuti, boves agrestes, homines
agrestes, monoculi, homines habentes ocu-
los ante et retro, homines sine capite,
habentes os et oculos in pectore, quorum
longitudo est XII pedum, latitudo VI; in
colore sunt similes auro purissimo; ho-
mines habentes XII pedes, VI brach ia,
XII manus. IUI capita, et in unoquoque
habent duo ora et tres oculos. d. Nas-
euntur etiam in terra nostra mulieres,
habentes corpora magna, barbas usque
ad mammas, capita plana, vestitae pelli-
bus, venatrices optimae, quae nutriunt ad
venacionemi bestias pro canibus, leonem
contra leonem, ursum contra ursum, cer-
vura contra cervum et sie de ceteris;
[boves agrestes1], sagittarii", homines agrestes, [homines cornuti*],
fauniu, satiri* et mulieres eiusdem generis, pigmei, cenocephaliw,
gygantesx, quorum altitudoy est quadraginta cubitorum, [monoculi*],
cyclopes* et avis, quae vocatur fenix, et fere omne genus animalium,
quae sub caelo sunt.
[D] e.In quibusdam aliis provineiis nostris
oriuntur formicae masnitudine catulorum,
habentes VI pedes et alas b quasi locustae
marinae, et habent dentes infra os. qui-
bus comedunt, maiores quam canes, et
dentes extra os maiores quam silvestres
apri, quibus perimunt tarn homines quam
cetera animalia. Et Ulis peremptis sta-
tim eos devorantc. £ Non est siquidem
mirum, sunt cnim in cursu ita veloces,
ut putares sine dubio volare, ideoque in
Ulis provineiis non habitant homines nisi
in tutis et muniMssimis locisd. g. Istae
namque formicae ab occasu solis usque
ad terciam horam diei sunt sub terra et
iota nocte fodiunt aurum purissimum« et
proferunt in lucem. A tercia vero hora
diei usque ad occasum solis sunt super
terram et tunc comedunt. Dein<lo intrant
sub terram f ad fodiendum aurum. Et sie
faciunt per singulos dies?, h. In nocte
namque descendunt homines de munici-
onibus suis et colligunt aurum, quod ele-
phantis, ypothamis, camelis, camethurnish
et aliis bestüs magnis corpore et potenti-
bus virtute* imponunt etk deferunt omni
die1 ad aernria nostra. In nocte laborant,
arant, seminant, metuntm, vadunt et ve-
niunt, et faciunt quaeeunque11 volunt, in
die vero nullus audet apparere, donec for-
micae sunt super terram, et hoc forlitu-
dine° et ferocitate ipsarum formicarum.
[C] 15« Habemus alias gentesP, quae solummodo veseuntur carnibus lam Dominum
quam brutorum animalium et abortivorum, quae nunquam timent mori. Et cum ex
hisi aliquis moritur, tarn parenles eiusr quam extra nei avidissime comedunt eum,
dicentes: »Socratissimum» est humanam carnem manducaret«. 16. Nomina quarumu
sunt haec: Gog et Magogv, Amic, Agicw, Arenar*, Defary, Fontineperi*, Conei, Sa-
mantae, Agrimandi, Saltcrcia, Armei, Anofragei, Annicefelei, Tasbei, Alaneib. 17. Isla«
nempe et alias mullas generationes Alexander puer magnusc, rex Macedonum, con-
clusitd inter altissimos montes in partibus aquilonis. Quas cum volumus dueimus
super inimicos nostros et datae ei« licentia a maiestate nostra, quod eos devorent,
continuof nullus hominum. nullum? 'animalium remanet, quin statim devoreturb.
18. Inimiris namque devoratis, redueimus eas* ad propriak loca. Et ideo reducitnus,
quia, si absque nobis reverterentur, omnes homines et universa1 animalia, quae in-
venirent, penilus devoraretit. |19. Istae m quidemn pessimae generationes ante con-
summationem0 saeculi tempore p Antichristi egredientur a quatuor partibus terrae et
cireuibuntq universa castra sanetorum et civitatem magnam Romain, quam proposui-
musr dare filio nostro, qui primo nascetur" nobis, cum univer>a Italia et Iota Ger-
mania et ulraque Gallia, cum Anglia, Britannia et Scotia ; dahinaus* ei Hispaniam et
totam terram usque ad mare coagulatum. 20. Nee mirum, quiau numerus carum*
est sieul harena, quae est in litore" maris, quibusx certe nulla gens, nulluni regnumy
resistere poteritx.J Hae vero generationes, sicut quidam propheta prophetavit&, propter
suasb abhominationes non erunt in iudicio, sed deuse mittet super eas ignem de caelo,
et ita consummabit eas, quod nee etiam cinis ex eisd remanebit.
87]
Der Priester Johannes.
913
itinere dierum trium nonv longe a paradyso, unde Adam fuit ex-
pulsusw. 28. Si quis de fönte illo terz ieiunus gustaveril, -nulluni
ex illa diey infirmitatem patietur, seinperque erit1 quasi* in aeiate
XXX duoruinb annorum, quamdiu vixerit. 29. Ibi sunt lapilli, qui
vocantur midriosic, quos frequenter ad partes d nostras6 deportare
solentf aquilaeg, per quos reiuvenescunth . et lumen recuperant*.
39. Si quis illumk in digito portaverit, ei lumen non deficit, et si
est1 iinminutum , restituitur et cum" plus inspicitur, magis11 lumen
acuitur0. Legitimo carmine cönsecratus hominem reddil invisibilem,
fugat odia, concordiam parat p, pellit invidiamq.
[E] 1. In extremis mundi partibus versus
meridiem habemus quandam insulam mag-
nam et inhabitabilem, in qua dominus omni
tempore bis in septimana copiosissime r pluit
manna, quod a populis circumhabitantibus
colUgitur atque comcditur*, nee alio eibo
veseuntur. Non enim arant, seminant, me-
tunt, nee aUquoi modo conmovent terram
ad uberritnum fruetum pereipiendum ex ea.
Sapit hoc* namque manna in ore ipsorum
quemadmodum sapiebaty in ore ßUorum
Irahet™ in exitu de Egypto. 2« Isti siqui-
dem non connoseunt mulieres nisix suas
uxores, Non habent invidiam nequey odium,
paeifice vivunt, non litigant inter se pro
suo%; super se* non habent maioremb nisi
quem miserimus pro tributo nostro reci-
piendo c. Solvunt namque d pro tributo sin-
guUs annis maiestati noslrae L elephantes
et totidem ypotamos, et* ipsos honeraios
[purissimo balsamo, et totidem honeratos1]
lapidibus preciosis et obrizo* auro. Habun-
dant certeh homines* terrae illius* lapidi-
bus preciosis fulrissimoque auro. 3* Isti
homines, qui sie caelesti pane vivunO, om-
nes- vivunt in quingentis annis Verumtamen
in capite C annorum reiuvenescuntn et re-
novantur omne*° bibendo ter de quodam
fönte , qui egreditur ad radicemv cuiusdam
arboris jJW'i stantis, videlicet in praedieta
insula. Et aqua ter sumpta seu bibita, ut
itü dicam senectutem C annorum ita abi-
ciunt et ea ita denudantur, ut sine hesita-
tioner rideantur* esse in aeiate XXX* vel
XLn annorum et non amplius. Et sie
semper singulis* C annis reiuveneseunt™
et ex toto* mutantur. 4k. Porro finitis DY
annis moriuntur et z, ut est consuetudo gen-
tis illius*, non sepelliuntur set deferunturh
ad praenominatam insulam etc adA arbores
ülöe stantes eriguntur, folia quorum nullo
tempore deeidunt elf sunt densissima. Vm-
bra quorum foliorum gratissima et earum
arborum fruetus odore* suavissimo. Caro
illorum mortuorum non paüescit, non pu-
trescit, non umescith, non einer escit seu
pulverescit, sed'1 sicut vivens^ eraO recens
et colorata, sie permanebit usque ad Anti-
christi tempora illaesa, sicut quidam pro-
pheta propketavit. 5. Temporibus vero An-
tichristi, ut sermo divinus impleaturm, qui
dictus est ad Adam: terra es et in terram
reverterisn, tunc0 quidem aperietur per se
terra profundissime, nuüo eam fodiente, et
sie absorbebit p eos terra. Et i Ulis absorbtis
claudetur terra, sicut prius erat, et ita caro
illorum sub terra fiet terra, et inde resur-
gentr et venient ad iudicium iudicandi*
aut* iudicaturi.
6. Est* etiam versus septentrionem in*
ea parle, in1" qua mundus ftnitur, quidam
noster locus, qui dicitur caverna draconum
Longe laleque nimia difftcuUatex et asperi-
tale asperrimus atque difficilis, profundis-
sima profunditate profundissimus est et mul-
tum cavernosus seu latebrosus. In quo
quidem loco sunt in/tnita milia draconum
terribilium, quos incotae iüarum provmcia-
rum circumastantiumy cum maxima1 dili-
gencia custodiunt, ne aliqui* Indorum in-
cantatoresb velc aliunde venientes quem-
quamA illorum draconum queant furari.
7. Solent namque prineipes Indorum in
nuptiis et in aliis convivüs suis dracones*
habere f et sine draconibus non putant ple-
num convivium habere. Et sicut pastores*
armentorum eth iumentorum pullos* equo-
rum solent humiliare et* humanizare, do-
cere atque domare, ac propriis nominibus
eos vocare, frenum et sellam eis imponere
et quoeunque volunt equitare, [sie et1 isti
homines, qui habent cuslodiam et discipli-
namm draconum, praepositin draconum0,
suis incantacionibus et venefieiis eosdem
dracones humilidnt, humanizant, docent?
atque perdomant et propriis nominibus eos
vocant, frenum et sellam eis imponunt et*,
quando et quoeunque volunt, equitant,
7a. Isti populiT draconum singulis annis
magnificentiae noslrae solvunt* pro tributo
C homines, magistros draconum, et Cl dra-
cones ita humanizatos* , quod sunt inter ho-
mines veluty oves, et cum hominibus™ ', Ca-
put et caudam hincx et illincy deducendo,
admirabiliter* ludunt*, sicut canes, Isti
nempe homines cum draconibus sunt nostri
cursores, quos, cum noslrae placet0 cto-
89]
Der Priester Johannes.
915
propter inveniendos lapides0 aliquandop tribus vel quatuor mensibusq
sub aqua tan tum r vivant.
41« Ultra fluvium vero iapidum8 sunt x tribus Iudaeorum, qui
quamvis fingant sibi reges, servi tarnen nostri sunt et1 tributarii ex-
cellentiae nostrae11.
42* In alia quadam provinciaT iuxta torridam zonam sunt vermes,
qui lingua nostra dicuntur salamandrae. Isti vermes non possunt
vivere nisi in igne, et faciunt pelliculamw quandam circa se, sicut
a1iiz vermes, qui faciunt sericum. 43. Haec pellicula a doroinabus
palatii nostri studiose operatury, et inde* habemus vestes et pannos*
ad omnem usum excellentiae nostrae. Isti panni non nisi in igne
for titer accenso lavantur.
44. In auro etb argento etc lapidibus preciosis, elcphanlibusd,
droraedarris, camelis6 etf canibus habundat serenilas nostra. 45« Omnes
extraneos bospites et peregrinos8 recipit mansuetudo nostra. Nullus
pauper est* inter nos.* 46, Für nee1 praedok invenitur1 apud nosm,
necB adulator0 habet ibi locum neque avaricia. Nulla divisio est
apudp nos. Homines nostri habundant inq omnibus divieiis. Equos*
paueos habemus et viles8. Neminem nobis* habere credimus11 parem
in divieiis nee in numero gentium.
[E] 8« Praeterea inter cetera T mirabilia
nostrae terrae, quae hominibus videntur
nimis™ incredibiliax, habemus V lapides
incredibiUter virtuosos magnitudine avel-
lanae. 9* Primi quorum natura y talis*
est, quod tarn in yeme quam in aestate,
si* sub divoh ponatur, undique circa se ad
X miUaria tarn magnum et itac asperri-
mum frigus facit d, quod nuüus siquidem
hominum nuüumquee animalium per di-
midiam die tarn { possit pati , quin statim
constipetur et moriatur. 10. Secundi lapi-
dis natura est talis, quod similiter tarn in
ieme quam in aestate, si sub caelo ponitur,
tarn magnum et ita ferveutissimum calorem
faciat9, quod nulla vivens creatura per di-
midiatn die tarn h posset pati, quin, velut
stupa in camino'1 ignis ardentis conburitur,
penitus conburatur ac in cinerea resolva-
tur*. 11« Tercius lapis est mediusm inter
utrumque. Qui non est frigidus neque ca-
lidus sed estn frigidus et calidus0; in utro-
que ita estv contemperatus, quod** huius et
huius intemperiem ita r modificat , quod
eorum asperitas in nullo quidquam* polest
nocere. 12. Quartus lapis talis est, quod,
si in* media nocte in magnis tenebris sub
caelo ponitur, circa u se ad decem miliaria
tarn magnum lumen et splendorem facit,
quod nihil* tarn subtile tarn™ exiguum
polest* cogitariy, quin* quisque* tamquamb
in media die, sole luiHdissime lucente, cla-
rissime posset intueri. 13« Quintus vero
talis est, quod, si in media die, fervescenle
sole, ponitur sub caelo, undique circa se
similiter c ad X miliaria talem facit cum
tenebris* obscuritatem , quod nullus siqui-
demA mortalium polest aliquid videre, nee
eliam potest ubi sit* scire vel* cogitare.
14. Istig namque lapides, ut dictum est,
si sub caelo fuerint positi, praedietas haben t
virtutes, si veroh fuerint absconsi, nee istas
virtutes habent nee alias, immo ita defor-
mes sunt, quod nichil penitus valere vi-
dentur.
15« Alios V lapides habemus, III quorum
sunt consecrati et II inconsecratiK 16» Pri-
mus istorum duorumk naturaliter talis est
virlutis1, quod, si ponatur m in vas plenum
aquan, statim ex ipsa aqua fit lac albissi-
mum, ad comedendum atque ad° bibendumv
dulcissimumK\ acT suavissimum , de nullo
siquidem animali eo melius et suavius*.
Si vero ex ipsa aqua1 lapis isteu astra-
hatur1*, remanet utrumque w quod erat.
17« Natura secundi lapidis talis est, quod
similiter, si in vas plenum aqua ponatur,
illico ex ipsa aquax fit vinum meracissi-
mumy, multum redolens et1 ad bibendum
<M]
Der Priester Johannes.
917
tyros et alios' serpentes, qui .vocantur terrentes8. 54« Apud nos
capiunlur pisces, quorum sanguine1 tinguituru purpura. 55* Municiones
habemus multas, gentes forlissimasv et diversiformesw. Dominamur
Amazonibus et etiam Pragmanis*.
[D] k. Amozones sunt mulieres, quae
habent reginam per se, habitacio quarum
est una insula, quae extenditur in 7 omni
parte usque ad mille miliaria, et circum-
cingitur undique quodam flumine, quod
non habet principium ncque finem, sicut
anulus sine gemma. Latitudo huius flumi-
nis est M. quingentorum LXVZ stadioruin.
1. In isto namque flumine sunt pisces
dulcissimi ad comedendum [et aptissimi
ad capienduma]. Sunt et alii pisces ibi-
dem, formati ut magni dextrarii, habentes
quatuor pedes optime dispositos, Collum
longum decenter, caput breve, au res acu-
tas et caudas iacentesb maxi nie conveni-
enterc. m. Isti siquidem naturaliter sunt
ita humani, velud ab hominibus essent
notrill, et in cursu ita veloces, sicuti venti
marin i, [qui ultrod se ad captendum in
littore offerunt, bini et bini i. masculus
et fetaella6]. Quos quando volunt Araa-
zones equitant tota die, et in nocte sinunt
eos in aquam redire. n. Non enim pisces
sine aqua possunt vivere ultra diem. Sunt
et alii formati ut pulcherrimi pallafredi
vel muH [et pingues ut rombif], quos per
totam diem similiter equitant, in sero di-
mittunt eos in aquam ire. Alii sunt ut
boves et asini formati, quibus aranl, se-
minant, ligna lapides et quaecunque volunt
trabunt tota die, et in nocte sunt in aqua
usque ad alium diem. o. Sunt et alii
formati ut parvi et magni canes, et ita
veloces sunt in cursu et in venacione
docti, quod nulla bestia potest ante eos
fugere vel latere , quin statim capiatur.
Alii? sunt ut pulcherrimi aeeipitres vel
au9turesh, falcones hrodiones» formati, et
sunt ita pulcherrimi, ac si deoies vel vicies
essent rautati, ac ita sunt fortes et velo-
ces in volatuk, quod nulla siquidem1 avis
potest fugere ab eis, ut non statim ca-
piatur1". p. Mariti praedietarum mulierum
non moranturn cum eis nee audent ad
eas venire nisi statim vellent mori, sed
habitant in ripa praedicti fluminis ultra.
Statutum° est enim, quod quieunque vir
intraverit praedietam insulam, ipso die
morieturP. Istac namque vadunt ad eos
et slanl'i cum eis per septimanam vel per
XV dies vel plurcsr et postea dimittunt
eas ad alias redire8. q. Quando naseun-
tur pueri, nutriunt eos usque ad VII
annos et postea reddun t eos patribus.
Quando t vero nascunturu puellae, relinent
eas secumv. Istae Amazone« sunt doc-
tissimae in hello et maxime in arcu, Con-
us* et venabulis. r. Habent arma argen-
tea, quia non habent aliud »es sive metal-
lum nisi argentum, unde faciunt vomercs,
ligones, securim et alia instrumenta x.
Habent etiam terrenosy equos forttssimos
[et velocissimos2], super quos pugnant, et
[cum pugnant a] in ipsa pugna b, ut
ante et retro [et ex omni parte0] vulnerent
[et perimantd] inimicos. [Velocius siqui-
dem se volvunt super equos quam volva-
tur ipsa rota figuli, quum est in maximo
motu rolandi*]. Currunt nempef propriis
pedibus ita ut, sig simul cum sagitta
emissa fuerit deh arcu ineipiunt ire, ante-
quam cadot in terram, velocissimo» cursu
eam manu reeipiant. s. Quando attitudini
nostrae placet ex hiis exercitum colligere,
super inimicos noslrosk dueimus decies
centena milia vel plures, si volumus.
Mariti vero earum seeuntur ens, non ut
pugnent1 sed ut adorent eas, cum redeunt
de pugna cum victoria.
t. Bragmani infiniti sunt et simplices
homines, ßuram vitam ducentes. Noiunt
plus habere quam racio naturae01 exigitn.
Omnia compaciuntur0 et sustinent. Illud
dieunt esse superfluum quod non est ne-
cessarium00. Sancti sunt in carne viventes.
u. Quorum sanctiiatc et iusticia universa
fereP chrislianitas ubique^ 8ustentaturr,
ut8 credimus, et* ne a dyabolo superetur,
oracionibus eorum defendituru. Isti ser-
viunt maiestati nostrae v solummodo ora-
cionibus suis nee nos* aliud ab eis habere
volumus.
56. Palatiura vero1, quod inhabitat sublimitas nostra, ad instar
et7 simiiitudinem palacii, quod aposlolus Thomas ordinavil Gundoforo2,
regi Iudorum, in ofGcinis* et reliqua struetura per omnia simile est
Uli. 57» Laquearia, tignab quoque et epistilia sunt de lignis cethim0.
Coopertura eiusdem palacii est de ebenod, ne aliquo casu possit
comburi. In extremitatibus6 verof super g eulmen palacii sunt duo
poma aurea, et in unoquoque sunth duo carbuneuli, ut aurum splen-
deat' in die et carbuneuli luceantk in nocte. 58, Maiores palacii
93] Der Priesteb Johannes. 919
am itleret quasvias ventus a intrat et° per auream columpnam exitv, quae est* versus
visum. y. rutam inclinatar et 8 usque ad eandem rotam extenditur, et inferius est1 larga"
Si mililer et stricto super ius, ut ventus fortius* et™ durius et maiori impetu rotam re-
granum verberei x et eam volvere faciaty velocius. 23« Similiter fecitnus fieri ab occi-
virtute dente , meridie et septentrione, ut, undecunque ventus veniatz, faciat molen-
lapidum dinutn indesinenter et continue volutare a super domum rotundam seu globeam,
per (juan- quae non est largior** quam ipsae tnolae sunt lalaec, quaed sunt interius*. 24*
dam co- El non est ibi hostium neque fenestra, nef ventus aliqüando posset ventilare
lunipnam farinam et spergere. 25« Praecepimus alteram* domum Jieri largam et altamht
ascendit ad quam ascendilur per centum XL gradus, et* per totidem ex plia parte
in molen- descenditur , quorum alii sunt de auro , alii de argento , alii de preciosis
\ dinum et lapidibus mixtimk inier se dispositis. 26* Huius scalae latitudo est1 X ul-
per quan- narum , et est ita ampla™, quod portal magis quam plaustrum oneratumn
dam des- frumento0. Galli, qui nascuntur in quadam insulaV noslra, qui*i sunt maiores
cendit strucionibus r , et etiamB ipsi struciones per ipsam scalam facillime superius ad
farim in molendinum trähiMt. 27* In pavimento huius domus , quod est tectum molen-
circulura, dini, est quoddam foramen magnum , per quod frumentum in molendinum
ubi a mittilur, ad quod officium deputati sunt omni die CC homines, nee1 possunl
pistoribus tantum11 nutrire*, quod molendinum sacietur". 28* Est* etiam in istoY
panis effi- molendino inferius infra columpnas aliud foramen in ea parte, unde% molen-
citur et in dinum expuit farinam, quae descendit in pistrinum per columpnam fusilem
clibano magnam et auream, quae columpna est ita coniuneta foramini, quod nullus
facto ex umquam posset aliquo modo a pereipere b. 29. In quo pislrino noster furnus
asbestod esti: f actus mirabUiter. Est enimd furnus f actus exterius de lapidibus preciosis
ponitur et et* auro, interius caelum etf parietes sunt* de albestoh lapide, cuius natura
coquitur. talis est, quod, semel calefactus sit*, deinde inremissibiliter sine igne semper
Pavimen- eril calidus. Pavimentum vero est de auro adamantinok, fortitudo cuius
tum cli- neque ferro1] neque igne neque alio medicamine potest confringi sinein yrcino
bani est sanguine. Sub isto itaquen pavimento feeimus aliud pavimentum fieri
de topazio viridi, qui naturaliter est l'rigidus, ut caliriilas asbesti temperei ure. Alio-
quin panis non coqueretur sed cnnburereturf. Tanlus est caior asbesti. z. Longitudo
huius furni est XL cubitorum, laiitudo XV. Hoslia sunt hinc et inde X*, et pro uno-
quoque hoslio sunt X pistores h, et unusquisque pistorum habet de beneficio furni
possessiones* quingentorum militum et alias divicias multask. Magister vero pistorum
habet lantum quantum omnes pistores [et pio honore prineipatus habet tantumdem
plus omnihus1]. Totidem m sunt molendinarii et omnes n sunt in beneficio aequa-
les cum° pistoribus nostris, [quod si pistores pauciores essent molondinariis aut
molendinarii pauciores pistoribus . aliqüando invidia et contencio posset inter
eos oriri. Ideoque placuit maiestati nostrae eos tarn in numero quam in beneficio
coaequareP].
67« Ante ibres palatii nostri iuxta locum, ubi pugnantes in duello
agonizant, est speculum praecelsae raagnitudinis, ad quod per CXXVq
gradus ascenditur. 68. Gradus veror sunt de portiritico8, partim de1
serpentino" et alabastro a tercia parte inferius. Hinc usque ad
terciam partem superius sunt de cristallo tepidev etsardonico. Superior
vero tercia pars de ametisto, arabra, iaspide etw panthera\ 69. Spe-
culum vero una sola columpnay innititur2. Super ipsam vero* basis
iacens, super basimb columpnae duae, super quas item alia basis c et
super ipsam quatuor columpnae, super quas item alia basis et super
ipsam VIII columpnae, super quas item alia basis ( et super ipsam
columpnae XVI, super quas item alia basis, super quam columpnae
XXXII, super quas item alia basis et super ipsam columpnae LXIUI,
super quas item alia basis, super quam item columpnae LXIIII, super
quas item alia basis et super ipsam columpnae XXXII. Et sie descen-
dendod diminuuntur* columpnae, sicut ascendendo creverunt, usque
920 FftieDfiicH Zarncke, W
ad unam. 7*. Columpnae autem et basesf eiusdem' generis lapidum
sunt, cuius et gradus, per quos ascenditur ad eash. 71« In summitate
vero supremae1 columpnae est speculum, tali arte consecralumk, quod
omnes machinationes et omnia, quae pro nobis et1 contra nos in
adiacentibus et subiectis nobis provinciis fiunt, a contuentibus liqui-
dissiinem videri possunt* etcognosci0. 72. Custoditur autem a* XII1
milibusr armatorutn tarn in die quam in nocte, ne forte aliquo* casu1
frangi possit autu deici.
73« Singulis mensibus serviunt nobis reges VII, unusquisque illo-
rura in ordine suo, duces LX1P, comites CGCLXV in mensa nostra,
exceptis Ulis, qui diversis ofticiis deputati sunt in curia nostra. 74. Id
mensa nostra w comedunt omni die iuxta latus nostruni in dextra1
parte archiepiscopi XII, in sinistra parte7 episcopi XX % praeter
patriarcham sancli Thomae et protopapatena Sanuagantinuni* et archi-
protopapaten de Susis, ubi thron usc et soliumd gloriae nostrae residet
et palacium imperiale. Quorum6 unusquisque singulis mensibus redeunt
ad domumf propriamg per vices suas. Ceterih a* latere nostro noo-
quamk discedunt1. 75« Abbates verom secundum numerum dierum
anni serviunt nobis in capella nostra et singulis mensibus redeunt'
ad propria0, et alii totidem singulis kalendisp ad idem officium
capellae revertuntur.
[B, und zwar noch am Schlüsse des Ganzen, hinter potestatem
nostram, erst in C an diese Stelle gerückt], 76. Habemus q aliud pab-
tium non maiorisr longitudinis sed maioris altitudinis et pulcritudiaLs.
quod factum est8 per revelationem, quae1, antequam nasceremur, ap-
paruitu patri nostro Y, qui ob sanctitatem et iusticiam, quae mirabiliter
vigebantw in eo, vocabattfr Quasideus*. 77* Dictum namque est ei
in somnis: »Fac palatium filio tuo, qui nasciturus est tibi7, qui* erit*
rex regum terrenorumb et dominus dominantium universae terrae.
78. Et habebit illud palatium a Deo sibi c talem graliam collatam:
quod ibid nullus unquam6 esurietf, nullusg infirmabitur, [C] null« •
nullus etiamh intus existens potent mori1 in illa die, die, qu i*
qua intraverit. Et si validissimam famem quis habuerit travents »■
etk inürmetur1 ad mortem, sim intraverit palatium et finnabHur.wi-
steterit ibi per aliquam moram11, ita exiet0 saturp, ac Jus esunet, *c
si de centum ferculis comedisset, et ita sanus, quasi q ibi quis su*
nullam infirmitatem in vitar sua passus fuisset8.« monetär.
[C] 79« Nascetur etiam in eo fons quidam super omnia sapidissimus et odtri-
ferus, qui n unquam exibit de palacio, sed de uno angulo , quo nascetur0 flaet f*
95]
Der Priester Johannes.
924
palacium ad alium unguium ex adverso, et ibi recipiet eum terra, et sub terra rever-
teturv ad ortum suum, quemadmodum sol dew occidente revertiturx sub terra ad
orienlem. 80* Sapiet enim in ore> cuiusque gustantis quicquid optabit comedere et
bibere. Tanto siquidcui odore replebit palacium , ac si omnia genera pigmentorum,
aromatum* et unguenlorum ibi pilarentur et* coromoverenturb et multo his plus
omnibus c. 81* De quo quidemd fönte si quis per triennium. et trimensium et tres
septimanas et per tres dies et per6 tres boras omni die ter .ieiunus gustaverit et in
tribus borisf ita gustaverit, quod nee* ante ipsam boram cth post horam, sed in spacio,
quod est infra principium et finem uniuscuiusque istarum trium horarum, ter ieiunus
gustaverit, ante siquidem* treccntos annos et tres menses et tres septimanas et tres
dies et tres boras non morietur, et erit semper in aetate extremae iuventutis. [82*
Porrok quicumque tamdiu vixerit, in ultima1 die praedictorum temporum convocabit
parerites et amicos suos et dicet eis: »Amici mei et proximi meim, ecce iamn cito°
moriarP. Rogo vos, ut claudalis super me sepulchrum, eil orate pro me.« 83* Hoc
nempe dicto ilico intrabit sepulcbrum et, valedicens eis, deponet se, quasi r velit dor-
mire et ut impleatur prophetia »finita iam8 bora reddet* animam creatori suo.« 84* Vi-
dentes autem hoc ornnes more solitou plangent super corpus dilecti et clauso sepulcbro
commendant eum domino et recedunt.
[E] 30» Et quod tibi hoc eveniat, hoc tibi
sit Signum:
31« In planicie, quae dicitur Rimoc *, est
quidam lapis magnus et excelsus , quem
Porus, rex Indorum, mirabiliter fecit com-
planari et quadrari. Altitudo cuius w est
C passuum et latitudo L , et undique ab
hoc lapide extenditur haec planicies fere
per XX miliar ia. 32« In qua x quidem non
est arbor neque lapis, non est collisy neque
vallis, sed sunt ibi multi fontes et rivuli*
dulcissimi, passim per planiciem manantes ;
et omnia genera herbarum odoriferamm ibi
repperiuntur. 33« Super quem lapidem
hoc* nocte nascetur tanta et talis arbor ,
quanta et qualisb numquam fuit visa a
principio mundi, nee eritc usque ad* finem.
Ad quam nulla avis accedet , ne aliquo
modo possit* deturpari. Nullum eciam
foliorum eius, quae sunt densissima et velud
aurum lucidissimat aliquo tempore cadet{.
34* In summitate vero* huius arboris nas-
cetur quaedam virga directissima sine ramis,
sine foliis, alta C pedibush et grossa quan-
tum duo homines possunt* anplexari. In
cuius k capite nascetur1 quoddam pomum
incredibiliter magnum etm lucidissimum,
splendorem cuius nemoa ocuUs° poterit?
pati, nisi manum in fronte <i posuerit, velud
solem vellet respicere r. 35* Et ubieunque *
[fuerint vel*-) steterint hoc pomum intuentes,
si fuerint infirmi , suavitate odorisu eius
illico optime sanabuntur , velv, si fuerint
lassi™, statim forciores fient quam prius
fuerint x. Si fuerint famelici vel sitibundi,
in conlinenli ita saturabuntury , quod ad
minus per X el Vlll* dies non esurient
neque sicient amplius.*
[B] 85. Mane facto* Quasideusb, paterc meus, perterritus ded tanla
visione6, Slirrexit et [C] cum cogitaret et multum esset sollicitusf, audivit altisonam
vocem, quam? et omnes, qui secum aderanth, audierunt dicentem1: 86« »0 Quasideus,
fac quod praeceplum est tibi, noli aliquo modo hesilare, quia omnia erunt, sicut tibi
praedieta sunt.« 87« Ad istam nempe vocem admodum confortatus est pater meus et
statim praeeepit" palatium Gerik, in cuius compositione non sunt nisi
lapides preciosi et aurum Optimum1 liquatum pro cemento. 88. Cae-
lumm eiusdem, i. tertiim*, est de0 lucidissimisp saphirisq, etr claris-
simi8 topazii passim1 sunt interpositi", ut sapkiri ad similitudinem
purissimiv caeli et topacii inw modum stellar um palatium x illuminent.
89. Pavimentum vero est de magnis tabulis cristallinis. Cameray nee
aliax divisio est infra a palatium. Quinquaginta columnae de auro
purissimo ad modum acusb formatae intrac palatium iuxta parietesd
sunt dispositae.] 90« In unoquoque angulo est una, reliuuae6 infra
ipsasf locataeg sunt. Longitudo uniush cuiusque columpnae1 est LX
cubitorum, grossitudo est, quantum duo homines suis ulnis circum-
cingerek possunt1, et unaquaequem in suo cacumine habet unum carbun-
culum adeo magnum, ut est0 magna amphora0, quibus illuminatur
97]
Der Priester Johannes.
923
cera. Porro* pro fortitudinew huius lapi-
dis ex praedicta gamma nostra facimus
arma fieri, scilicet clipeum, lanceam, gla-
dium , galeam*, loricam et ocreas, et
etiam calcaria , quae namque tarn in die
quam in nocte resplendent , sicut duo
iuminaria caeli>.
nn. Indorum quidam sapientes dicunt
praedictam arborem nostram persona m
significare, quia, sicut illa arbor alias
superat fructu etodore*. itaa nostra per-
sona in hoc mundo non habet similemb
neque parem. Virgam, quae est in summi-
tate huius arboris dicunt potenciam no-
stram « significare, quia sicut illa alla est
et fortissimad, ita nostra potentia est [alla,
immo este] altissima et ita forlis, quod a
nemine aliquo modo polest superarif.
oo. Pomum vero, quod est in capite virgae,
similiter? asserunt nostram iusticiam de-
signare, quia , sicut suavitale eius odoris
infirmi sanantur, lapsi recreantur, famelici
et sitibundi saturanturh, ita et iusticia
nostra. Et, quod plus est, ea homines
amplius et» diutius vivunt. pp. Alii
autem dicunt [praedictam k] arborem muri-
dum significare. Per virgam namque
nostram assignant [pariter1] personam,
quia, sicut arbor virgae01, ila uni versus
[orbis seun] mundus nostrae subiacet
personae. Pomum vero, ut dictum est,
nostram iusticiam0 significat.
qq. Habemus aliud palacium, quod fuit
Pori , regis Indorum p, de stirpe cuius
omnis terrae nostra elr progenies des-
cendit. In quo quidem palacio multa
sunt humanis mentibus penitus incredi-
bilia. rr. Ibi [namque9] sunt quingentae*
columpnae aureae cum capitellis aureis,
et vites aureae dependent" inter ipsas
columpnas, babentes folia aurea et ramos,
alios de cristallo . alios de saphiris , alios
ex margaritis, alios ex smaragdis; et
parietes eius sunt vestitiv laminis aureis
ligatis", quae sunt grossae ad modumx
humani digiti. Qui parietes eiusy sunt
ornatiex margaritis [carbuneulis*] et omni
lapide precioso. bb. Fores eiusdem palacii
sunt eburneae et laminis aureis undique
vestitaea. Camerae sunt de ligniscethim1'
et omni operc, quod umquam polest fieri
de auro et argen to et omni lapide precioso
ornatae. tt. In aula huius palacii sunt
XX magnae staluae aureae, et infra ipsas
sunt totidem magnae arbores argenteae,
velutc lucernaed lucidissime lucentese,
in quibus resident omnia genera avium
aurearum, et unaquaeque habet colorem
seeundum genus suum, et sunt ita per
artem musicam dispositae, quod, quando
Porus rex volebat , omnes simul f canta-
bant seeundum suam naturam aut una-
quaeque per se singularitcr. uvl Similiter
praedietae statuae musicae ita ^ sunt apta-
tae, quod ad voluntatem regis dulcius et
suavius, quam credi polest h, cantabant.
Et, quod mirabilius est omni mirabili,
more liistrionum videntur modis diversis
iocari et hinc illinc * torqueri. w. Quas
nempe statuas et aves tarn in yeme quam
in aestate, quando placet nostrae celsitu-
dini*, facimus cantare et iocari, dulcedo
et suavitas1 cuius cantilenae talis et tanta
est, quod auditoresm incontinenter ob-
dormire facit" et quodammodo extra
mentes efficiuntur.
[E] 86« Adhuc de eibo, quo nostra ves~
citur sublimitas, tuae dilectioni aliquid volu-
mus significare0. ' Aliquid' v dieimus^, quo-
niamTt cum multifariam9 multisque modis
ipse noster eibus conficiatur, longum quidem
esset per singula enarrare. 37« Hoc unum
ad praesens scias*, quod noster eibus ad
ignem non coquitur, ne fumo aut caliginibus
seu cineribus* aut etiamy carbonibus ali-
quo modo possit comtnaculari w. 38« Habe-
mus namque x quendam lapidem, qui dicitur
zknur), qui ineiditur de quodam monte,
qui vocatur eodem nomine zimurc*, qui*
sua natura est itab calidissimus , quodc
certe nullus mortalium aliquomodo^ posset
eum e contingere f , nisi suis manibus gestaret g
ferrea tenacula. De quo quidem h lapide
ßunt vasa intus deaurata, in quibus noster*
eibus sine igne coquitur. 39* Habemus
eciam quendam fontem, qui continue bullit
et inremissibiliter et naturaliter ita semper
est calidus, quod ad eius calorem non minus
nee peius sed lange melius et purius quam
nd ignem eibus^ percoquitur. Huius aquae
nempe talis1 et tanta est virtus , quod, si
de fönte levatur, semper bullit et semper m
fit calidior , et quanton longius portatur,
semper bullit et sic° semper v de caliditate
fit calidissima. 40# De hac quippe aqua
implentur magnae conchae aureae sive de-
aurata dolia, in quibus n mittunlur magni
tripodes aurei r. Super quemlibet R ponuntur
praedicta* vasa lapidea, in quibus noster
eibus u tarn calore aquae quam vasorum
sine* igne, sine fumo delicate coquitur.
41* Quando vero equitamus, de hac aqua
cum hiis vasis nobiscum w satis x ferri fad-
mus , ut, ubieunque simusY, noster eibus
sie paretur*, ut dictum est superius.
[C] 97* Si iterum quaeris, cum* creator omnium fecerit nos praepolentissimum h et
gloriosissimum super omnes mortales0,
Quared sublimitas6 nostra digniorif quam presbiteratus nomine nun-
cupari se nong permittat11, non debet prudentia tua admirari.
98. Piures enim in curia nostra ministeriales* habemus, quik digniriri
Abhandl. d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch. XVII. ££ .
924 FlIBDIIGH Zarnckb, w
nomine et officio, quantum ad ecclesiasticara dignitatem special, ei
etiam maiori quam nos in divinis officiis praediti sunt. Dapifer eoioi
noster primas est et rex, pincerna noster1 archiepiscopus el re\,
camerarius noster episcopus et rex, marescalcus m noster rex et archh
mandrita", princeps cocorump rexq et abbas. Et icircor altitodo
nostra non est passa se* nominari * eisdem nominibus aut ipsis ordi-
nibus insigniri, quibus curia nostra11 plena esse videtur*, el ideo
minoriw nomine et inferiori gradu propter* humilitateiu magis elegiV
nuncupari.
|C] 99« De gloria el potentia nostra non possumus ad praesens salis tibi1 dicer?
Sed cum veneris ad nos, dices, quia vere sumus dominus domioantinm nniversat
terrae. Hoc lantillum* interim scias, quod
Extenditur terra nostra in partem unamb fere ad quatuor menses in
amplitudine% in altera41 veroe parte nemo polest scire quantumf pro-
tendaturg dominium nostrum. IM. Si potesh dinumerare Stellas caeli '
et harenam maris, dinumera elk dominium nostrum1 et poteslatem
nostram m.
[D] xx. Data [in nostra ei vitale"] Bibric" [B] 42.* Explicit über shv" Moria
XVI* Kalcnd. Aprilis anno LIM nativitalis presbiteri lohannis, quae translata fwU if
nostrne1". Graeco in Latinum a Christiamt Magunlm1
De confirmacione * : omnia quae superius* archiepiscopo.
dieta sunt, quasi incrcclibilia, veiissima fste Christianus superpositus fuit Cku*
esse, quidam cardinalis, Stephanus nomine, rado archiepisantoy . fste Manuel1 regnant
sub pollieilaeione sitae firiei dicebat el in Graecia ab anno dornt tu 1144 uu{Ut ad
omnibus patenter prouunciabal11. annum dontini HHü
IV. Abweichende Lesarten und Anmerkungen.
1. a) lobannes Presbyter n3 4 aA H 42, Fratcr {übergeschrieben Presbyter
loanncs 15. bj Dei et fehlt it. c) Cbristi Jbesu a3. (I) fehlt a1 15 [doch über-
geschrieben Emanuel), E. 5, A. K, a* H 12, Emmanueü a2ah, Manueli a3. #) Ro-
mano 15, Constantinopolitano 4 a4 H \%. f) Romano iraperalori [et gubernatori
übergeschrieben von derselben Hand] a3, mit fehlendem et 5. g) dnnndi a1, dorciodi
15, d'ilandi d. t. dei tandi a2. Iliess es etwa ursprünglich gratia Dei tandem ad
ulteriora Iransire? In späterer Zeit hat man ulterrora graduell genommen; in der
älteren Zeit könnte unter dem Worte auch ein Theil Indiens verstanden sein, wie
es am Schlüsse einiger Hss. von C heisst : Yalete omnes et causa salutis et ditaodi
ad nie venite. 2» h) So in der gesammten älteren Ueberlieferung, spätere Aenderungt*
sind nur Cönjecturen. Sollte es ursprünglich scilicet oder sane geheisseti haben, dem
Abkürzung der von sed sehr ähnelt? l) apoerisarium und so fort a*ab. l) tumn
conjicirt eine Hs. von C; allerdings scheint ja der apoerisiarius des Schenkende*
**] Dkh Purste* Johannes. 985
die Geschenke zu überbringen. !) lucidiora a3. ") Vgl. Mon. Germ. Scr. TI, 64
wo Darin* an Alexander sehreibt: Direxi tibi sperani et curvam virgam cantharam-
que aureani , ut cxerceas et cogites iocandi causam. n) in französischer Weise
gesprochen? die Geschenke sind ja offenbar bereits angekommen. °) mittlre nobis a'1.
S* p) fehlt aA. In der I. Pers. Sing, spricht der Priester lohannes hier, dann in
§ 9 ii. § 4 0. Sotist stets im Plural. q) bonis nostris a3. rj transmittamus a4,
transmiltenus a5. *) fehlt a1. l) in mit Accusativen aA. 4. n) fehlt aA.
") fehlt ah. w) greguli a*aAab. x) Vgl. Mon. Germ. VI, 64, wo Alexander an
Darius schreibt : Dii namque inmortales irasountur, si mortales homines eorum socii
effioi conanlur. Mortalis ego sum el sie venio ad te. 5. y) ullam habes a^a4 8
as 10 II. 6. *) ieracham a1, ierarchiam a*aAaba*t yeracam 7, noslram zuge-
setzt ab. Ä) meo a}. b] et a3. c) lecito a1. d) Tigne a3, Tcona a4, Tinna 7,
regna 8, thegma a6, pegma Cod. mon. lat. 5254 , was Thomas für das nichtige
halten milchte, vgl, Einleitung S. 875 Anm. e) noslra 4 0. 7. f) Es wäre erwünscht,
wenn man et digniorem entfernen könnte, um die einfache Bezeichnung eines be-
kannten Hofamtes, des Maior domus, zu erhalten, wie die Ueber arbeitung hieraus den
Seneschall gemacht hat; aber die alte U eberlief erung gestattet dies nicht. Wenn es
in Hss. von C heisst: maioris et dignioris nostrac domus dominum, so ist das eine
überlegte Aenderung. *) Die älteren Handsehrr. geben fast ohne Ausnahme habun-
dare, harena, honerare u. s. w. by eliain ala'2a'°, fehlt d*aA. So wie ich den
Text constituirt habe, liest bA wirklich ; es fragt sich aber ob durch Conjectur oder
Leber lief erung? l) el si aya*a%, el cum ab, el a2. 8. k) Dieser Satz ist aus
Ecclesiasticus 7, 40: In omnibus operibus mem. etc. '; 1'///. den Brief des
Darius an Alexander, Mon. Germ. bist. Scr. VI, 68: semper recordare novisst-
morum. m) Der ganze Satz fehlt aA. 9* n) fehlt ax. °) scirc al. p) noslra m a2.
*) fehlt ab. r] fehlt ay aAa:\ "j sum dominus «', sum hinter ego a3. l) dorn,
s*. dorn.] servus sum Dei a*. uy fehlt a'A. 10. v; fehlt aA. 11. w, magno o3o4.
12« x) ter. noslraj ibi er». *) ad ulleriorem Indiam ab. 7\ fehlt a1 a5. *] el
per, worauf das folgende el fehlt, a3. b) declivium aA. 13« c) fehlt a3. d! fehlt aA.
14. °J von hier an die Reihenfolge abweichend n3. r; fehlt a'\ *) metagallinarei
a4, inolhogannorii <i3. h) rn auf Rasur al, cliamelelernis al, cametelerni aA,
camcclsni a3, chimclorremis a5. r tinsirelae a2, cinsirele [doch undeutlich, «r3,
tysserele a4, linsirere ah. k) rubri ah, ruffi o4, rufi afi. *, oveadae ay. sicades ar\
m) tigrides ax aA a6. ■} lammiae a*. 9] hyrene ab.
[D] b. p) repraesenlanl D. d. q) venandum D, richtigl
r) in DE fortgelassen, weil in der eingeschobenett Interpolation erwähnt. *) sagi-
larii a1, fehlt aAab. l) hom. agrestes fehlt durch Abirren des Auges ax a2 afi, hom.
agr. hom. fehlt aAah, homines cornuti' blieb in DE fort, weil in der vor auf gehen-
den Interpolation erwähnt. u) faunes a2ab. f) sathiri al. w) eenofali o2fi3,
cenophali ab; oder war cenocephali eine gelehrte Correctur der Arnst einer Sonnen?
aber auch aA liest so. x) et gig. aA. *) fehlt a1, statura ax, die übrigen Hss.
geben das richtige aHitudo, in der Vorlage von al a2 war wohl eine Lücke, die a1
unausgefüllt Hess, während ö1 die .Conjectur statura einsetzte. *y fehlt in DE,
weil es in der vorher eingeschobenen Interpolation vorkommt. *) fehlt aAa*.
[D] e. b) citra E. r) comedunt D. f. d) nisi in lurribus et aliis tutissimis
locfe D, aber später werden auch in D nur muniriones enoähnf. g. *] infinitum
et»
Tcod, Ma^coÖ, 'Avoir/ol, TvfeT;, 'K£eva/, Aupap, Oarrivaioi , OapiCaToi
Ttavol, XaXcvtot, 'AypijMipSoi , 'AvotKpayoi, OapßaToi, 'ÄAavEs, «Dia
üaA/raptoi. c; F#/. Ja* Alexander fr agment aus Verona, hsgg. von 1
Berichten unserer Gesellsch. 1877, S. 57/£., da* im* denselben Wort*
Alexander pucr magnus. Die Veranlassung ist wohl in dem Brieft
Alexander mit Darius zu finden, in dem dieser den Alexander als Knabe*
Vgl. Mon. Germ. hisl. Scr. XT, 64, wo der eine Satrap an Darius seh
ipso Alexandra, quem puenim dicitis. 17« d) inclusit c2. e) datur c
richtig. f) et cont. c1. g)nil c2. h) devorent c2c3. 18. *) eos c1. k
lj omnia clc*. ra) si quidem c2. 19. ■) Die eingeklammerte Stelle
°) confirmationom c3. p) a lemp. c2. q) ardebunt c3. r) p<
") nascilur cK *) el dab. c\ 20. n) ila c2c*. v) eius c^c*. w) qi
fehlt c2cz. x) quia c3. y) nichil c1 /wr n. g. n. r. *) polest c1
Apocal. 20, 7 — 9, wonach diese Stelle von Istae gentes § 49 an i
b) fehlt c3. c) de deorum c1. d) his c1. 21. e) fluii lacte et me
melle et lade habundat a2. *) alia a1^**3 e*c, trotz der Ueb er einst \
Ueber lieferung gewiss fehlerhaft. Wenn spätere Handschriften wirklich al
so ist das naturlich nur als Conjectur zu fassen. g) ultra o4 4 I . b) «
l) ibi nullus «2. k) r#/. r/as Carmen de philomela in der Anthologia lt
von Biese (1870) No. 762 Vs. 63:
Ecce venenosus serpendo sibilat anguis
Garrula limosis rana coaxat aquis.
l) looo illo a4 H. m) aliquis a2, aliquem a3a5a6, aliqtiem ibi a4 4 4 . !
a4. °j Idonus a3a4. p) /cA/f «5. q) semaragdi a5. r) thopazii a1,
meisten späteren c. rr) sardi 8, sardine a2, sardinei a3, sarüini a4a5, :
28. M) Ibi o4. l) fehlt «2. n) /<?*/* a2, malum a3, malignum a<\ *}
dorniit eingeschoben a3. w) vel a3. *) veniat a4a6. *} nosl
24. *) /WM o3. tt) et a4. b) /V?M a*a«.. c) et in a«. d) et io a3
mutatur vor et cor. et pann. (et p. fehlt ah) aya2aha*. 25« *) /eA/f a4
h) saltus a5aß.
[Hl l^ sir.nt (nl d^) ienis /i3/i4 (#>ä Ionen mir nur *3//3 ,#4 «<w*«.\
*M] Der Priester Johannes. 927
•) p. et in. fehlt R f) ferentes 62. «) intr. in 6«. h) /eM* c2. *) proiciunt 6*,
extrahuot 63. k) velut b2bh, veluti bis excussis fehlt bz D. x) a palea hinter ex-
cussis b4.
[D] i. ■) molend. vüreo E. n) Der lefjs/e Satz von si secundum /eAft in D.
°) fehlt b2. p) arbustis 64, arbunculis 65, carbuncülis b2. q) abustis 62. r) et
coli. 62. 27. 8) Olympi a5. l) exit a5, oritur a1^. u) in se nach spec. a1.
T) f* a4. w) exp. est a1. 28. x) /eAft a3. *) a die illa und hinter infirm. a4.
*) /Wi/t ax. Ä) /Wi// a5. b) trium a3 a4 a5 a6 richtig? 29. c) m id iosi oder nudiosi
a3, nucliosi a4, indiosi 8, riridiosi a5, nodosi o6, efu?a nidiosi? d) terras a4.
•) vestras a5, richtig? Die Wiener Uebersetzung hat auch in ewer lant. f) sol.
deport. a2. g) fehlt a2. h) reviviscunt a3a4 8 a5 efc, reiuvenescunt awcA in 5
und 10. *) recipiunt axa2. In der franz. Uebersetzung heisst es: et li aigle les
portent en leur nis pour comforter les ieux a leur poucbins; ebenso im jüngeren
Titurel. 30. k) unum ex Ulis o3. *) fuerit hinter imm. a4. m) quo a1, qüanto
a3. n) eo mag. a1. °) adquiritur a4. p) pari! a5. q) daemones a3.
[E] 1. r) copiose e3 hinter manna, in el verschrieben mannam piose. 8)atque
com. fehlt e2. *) nee al.] nullo alio e2. *) hec c1. v) fehlt c3, es steht ein
Wort, das wie mare aussieht, vielleicht eine Doppelschreibung von in ore.
w) Israelis e1. 2. x) nee e1. y) non e2. 2) pro suo et suo fehlt el. *) sup.
se fehlt e2. b) maiores e]. c) pereipiendo e2. d) nempe e2. e) /eA/S e3.
f) Das Eingeklammerte fehlt e2, etwa Zusatz in ex e3 ? g) obriso e2 e3. b) Das
Folgende lautet in e2: illo lapides preciosi inenarrabiliter et credibiiiter et
fulvissimum aurum. ') certe hom. fehlt ex. k) illis ex. 8« l) pastu paseuntur e2.
m) omn. viv. fehlt , wohl durch Abirren des Auges, e3. n) reviveseunt e2.
°) fehlt e2. p) de radice e2. q) illic e3. r) excitatione ex, exercitacione e3.
B) videntur e2. %) XX e2. n) XXX e2. v) in sing. e2. w) reviveseunt e2.
x) hiernach reiuvenescunt et ex toto wiederholt ex. 4. y) centum e2. *) et
steht erst vor non e1«2^3. a) gent. ill.] hominum e2, durch Conjectur gesetzt,
nachdem et verstellt war (s. o.) ; a&er danach wäre das Sterben eine Ge-
loohnheit der Menschen, wie man gewiss nicht sagen kann. b) feruntur e3.
c) fehlt et. d) fehlt e2. e) illic <?2e3. *) quee1*2, qui e3. *) fruetum
odorem e2. b) vermescit e3, /eA/t e2. l) Ainfer sicut ex. k) iuvenes e1,
iuvenis e3. *) erit e3. 5. m) adimpleatur e2. n) Genes. 3, 19. °) et
tunc e'6. p) absorbit e3. q) Et bis terra /eA/J rfurcA v46»rren des Auges e2.
r) surgent e2. 8) aud iudicandi e2. *) vor aut in e2: ste oder sce.
6. u) fehlt e3. v) /eA/* e2. w) fehlt e2. x) diffiditate (?) e3. y) circum-
stantium e3. z) magna e3. a) aliquis ex e3. b) incantator e3. c) nee e3.
d) quemque ex, quendam e2. 7. e) von et 6w drac. fehlt ex c3. f) honorare
e3. *) /eA// e3, b) fehlt exe2e*, kann jedoch nicht entbehrt werden, falls
nicht eins der Worte erst später als synonym in den Text gekommen ist.
l) fehlt <?3. k) fehlt e2. l) sieque c3. m) hab. c. et d.] a custudia et
diseiplina e2. n) ppli (populi?) dnare e2. °) beide Worte fehlen e'A,
waren sie etwa ursprünglich eine Randglosse? p) domant e2. q) Der folgende
Satz ist in allen 3 U eberlief erungen entstellt: et quando et quantum equitant
quoeunque volunt exe3, et quando et quantum volunt, quandoeunque equitant
e2. 7a. r) prepositi ex, propter c3 ; sollte praepositi draconum richtig , also
eine Art Hirtensteuer gemeint sein* 8) fehlt e2. fc) fehlt c3. u) humanos exe2,
wohl ein durch die Abkürzung erzeugter gleicher Fehler. v) humiliter sicut e2.
w) ludunt et schiebt e3 ein, hat aber ludunt später noch einmal. x) hie e3.
y) «lue e3, inde e2. z) mirabiliter e3. *) fehlt e2. b) fehlt ex e\ c) istis e2.
d) volitantes e2. •) diversa e3, divisa e1.
928 Fiieraicfl Zabxoce, ^
31« g) Aawr a2, /eA/J a3a4a&. b) ei tum. fehlt ald*. l) mov. tuniescit ei urandai
a4 II 12. k) navi a2. *) nee a2. m) grauissima a*. 33» n) diebus a*a4. °) rare«1.
p) a a4. 33. q) Ztas Folgetide bis apparent fehlt a3. r) Von el trahunt an /«kü
durch Abirren des Auges al a2. 8) /eA// a5. ss) Da nach § 4 I die Juden hinler dm
flu vi us lapiduin wohnen, so ist hier offenbar die Sage vom Sabbatflusse gemeint, küdtr
welchem die sehn Stämme wohnen. In der Woche fliesst er, am Sabbat aber mekt,
deshalb können sie nie hinüber. Er wird aber eines Tags passirbar teer den und den
werden sie kommen und das Reich Davids wieder herstellen. Vyl. Hildesh. Text 41.
34» l) fehlt c2c*. u) fernste3. v) fehlte1. w) volentes c2cK *] detioeatar *
y) Das Folgende abweichend in c3: In hoc loco est quidam lapis cavatus. 36. l] sunt
c2c3. a) vel si c2, vel si id c3. b) volunl c2c3. c) corpore c1. *) desidenntc3.
•) quidem si c2, qui quidem si c3. f) vere c3. *) Für et bis zum ztoeüen qori
steht eo usque donec c2, in tantum quod e3. b) capita eoruitt c2. ') aseeodate*.
k) Id quoque c1. 37. l) fehlt c3. ra) descendii c^c3, n) cedit c*. - •) usq«
ad c2. p) intraverit c3, intraverunt c2. q) ascendunt c2. r) sani facti A
s) detinebantur c2. 38. l) I. raontes est a4aß. n) transitus a'a2 10, aditusner
Iransituß a6, woA/ rfurcA (ien Schluss des voraufgehenden Absatzes veranlasst. *'\ dob
ata*. *j hiernach si quis quoquo modo intraverit, oportet eum az; so «Ar
sicA dieser Salz empfiehlt, so beweist doch das Zusammenstimmet* der Ueber lief mag.
dass er eine Correctur in a3 ist. x) rapitur a3. *) fehlt al a'2 8 a5. x dB
aliut a1. a) fehlt a2a*a4 8 a5. b) fehlt a1. 39. c) alium fluvium a4. d) quo«*.
e) illos a4 H, eos a5, /eA/J al. f) tbesauros nostros al. *) ad usus nostros «!.
h) detinere «4. *) vol. ret. a2. k) ipsos a3. l) sin autem ele. /fA/< a1. si
autem Übet eos uendere possunt a2. 40, m) nostra a1 a2. Bj /eA/J a*. •) Up.
preciosos a3. p) aliquanti a4. q) diebus a3; so viel wahrscheinlicher diese Angde
ist, so weist die lieber lieferung sie doch zurück. r) tantum sub aqua a2, tanUm
fehlt a*axah. 41. *) vero lap. fehlt a4. *) fehlt a4. ") ei tr. exe. nostne
fehlen «5. 42. v) prov. nostra a\a4ah. wj pelliciam a4. *) illi a6. 43. Jj ap-
paralur a', paratur «3. *) et inde] unde a3. *) pannos et vestes a1. 44. k; in
a4. °) in a3ä4. d) elephantis al, in elephanlis a3. e) et cam. a4. fJ fehlt #'.
45. *) et per. /WM a4. b) /Wi/J a4. 46. *j et a5. k) nee für. Non praedo «3.
l) non inv. a5. m) hier schliesst a3. n) neque axah. °) adultor a4, a dulter sK
p) inter ab. q) fehlt al. r) quos a1. 8) Der Fer/". toiH wohl durch die geri*f
schätzige Erwähnung der Rosse, die doch für das Mittelalter einen so hohen Wcrti
besassen, die Vorstellung von dem gewaltigen Heichthum des Landes steigern. Später.
z. B. in C u. D änderte man auch diese Stelle und schrieb: equos habemus mui-
tos et velocissinios. *j fehlt a2a4ab. u) cred. hab. a2.
[E] 8. v) fehlt e3. w) quae bis nimis fehlt el. x) nostra e bis ine red. ftktt.
durch Abirrm des Auges, c3. 9« y) natura zu Beginn des Satzes, quoron
getilgt, el, natura quorum prinii c2, in der Vorlage von e* stand Quorum prim
natura, vgl. die folgende Anm. *) materialis («/. i. natura talt ^
a) quodsi e2ed. b) clivo e'\ celo e2. c! fehlt e<>. dj facial e1.
°) nullus ßl. f) diem e1. 10, *) facit e3. b) diero eK \ caminumf2.
k) cinerem e3. !) resolvetur c3. 11« m) /"e/i/f e3. n) /"eA/f e3. ' eü
6i*' calidus fehlt e'1. p) /"cä/( e3. H) qui e2. r) ^eA/« e3. s) quiot»-
que e1, quemquam e2. -12. l) /"eAW e2e3. u) certe circa c2. f) fehlt
e1 c3. w) tamque e'1. *) non pot. e3. y) exeogitari e2. x) quaixfe
t1. u) quisquam c3. h) tain c2. 19« c) fehlte* d) quidem e1^. ^ ui»
403] Der Priester Johannes. 929
sil] sibi sie e3. f) hiernach tibi sit wiederholt ex, scire vei fehlt e2. 14« g) hier-
nach quid in e3. h) von dictum bin vero fehlt ex e3. 15. !) et II ine. fehlt e3.
16. k) fehlt e2 ]) laleui habet virtuieai e2. m) ponitur e2. n) quo e3.
°) 6/osä et e3. p) alq. ad bib. /eMt e2. *) dulce e!e3. r) et e3. 8) /feMt
reperitur oder etwas ähnliches? Vgl. § 17. l) /eM e2. u) fehlte*. v) ex-
trahalur e3. w) ulerque e1 e2, utique e3, aber vgl. § 17. 17« x) illico bis
aqua /eA/J c1 e3. y) meracisissimum e2. z) fehlt el e3. a) fehlt e3. b) ali-
quando e3, alia e2. c) /eA/f el e3. dj Ac e2. e) fehlt el e3. f) uterque e2,
utique e3. ß) illo e3. 18. h) Primi e3. ') iapidis e3, lapis e1. k) con-
secrati e3. ') taliter e2. m) ita e. cons.] isla est virlus e3. n) aquam e2e3,
aber bei Verbis der Bewegung steht hier meist der Abi. °) et in aqua sunt
pisces e2. p) statt quum steht congregantur e1. q) aqua ipsa e2, in e3 fehlt
in qua bis ipsa. r) fuerit e1 , fuerunt e2, sunt in aqua vel fuertnt e\
s) citissime 6is aqua /eA/f , offenbar durch Abirren des Auges, el e3, dafür in e3
congregantur, das in el schon oben stand. Dies Wort wird der Versuch einer
Correctur sein, nachdem jener Satz ausgefallen war; man ist dann auf ver-
schiedene Weise dem Sinne aufzuhelfen bemüht gewesen. u) fehlt e'K v) volunt
e*e3. w) possunt e!e3. 19. x) fehlt e3. y) quam min. fehlt e3. z) min.
tarn fehlt ex. *) ibidemque e3. b) nee qu.] nequeunt e!e3. c) eo e3.
d) separari exe2. e) vis e2. ee) tercio e1. f) eius e1, *) quantos c2.
h) vult e2. '] non ele3. k) quod e2e3. l) quoeunque ex. m) fehlt e2.
,l) sinum el. °) rediunt e2. 20. p) draconis e1 e2e3, a&er es wJ unfert t?o»
leones et dracones die Rede, die Verschiedenheit des Blutes veranlasst resp.
den Beginn oder das Erlöschen des Feuers. Es muss also hier oder unten,
was ich nicht zu entscheiden vermag, leonis gelesen wei'den. q) fehlt exe*.
r) quam e3. 8) terra ele3. l) eis e3. u) fehlt e3. v) abstrahatur e1«3,
FersucA einer Correctur, nachdem für leo und draeo das alleinige draco gesetzt
war. w) omnes e! e3, tu ex dann habemus hinter paratos zugesetzt. x) con-
fieimus e3. y) /eA/J e2. z) alieni c3.
47. a) Quando enim aAa*. b) preciosas a4a8. c) 1. vex. fehlt a4. d) istarum a5.
e) in sarc. und dann in dueendis a1 a2. f) sunt dep. a1. 48. g) Quando a4 a5.
b) neque a4. 51. ') ibi ment. a2a4a5. k) ibidem a2. *) Der Zusatz i. quasi
/bty. /eA/J a1. m) neque a4. n) inter a4. °) Der Zusatz i. nee /b/</. /eA/J a1,
consequetur a2ah; in ab situl beide Verba mit ihren Glossemen zusammengezogen:
moritur id est nee honorem apud nos ulterius consequetur. 52. p) fehlt a5.
53. q) cum ex. m. fehlt a4. *) fehlt a4. 8) denterses a4 H a6, denteren-
tcs'a5; vel tarantes (das erste t zweifelhaft) zugesetzt o1. 54. l) q. sang.]
quibus a5. u) tingilur a5. 55. v)#*nultas a1 o2. w) deformes aMe ausser ax ;
war es eme alte Abkürzung, die nur in a1 richtig aufgelöst ward? x) Bragmanis
a4a5 u. a.
[D] k. y) ab D (ex rf2). z) XV D. 1. a) Das Eingeklammerte fehlt E,
wie auch der spätere ähnliche Zusatz. b) plectentes rf2, placentes? rf3,
placoncos rf4. Vielleicht ist die Lesart in <l3 die ursprüngliche. c) max.
conv. fehlt D. m. d) hiernach certe (für citro?) e1. e) Das Eingeklammerte
fehlt E. n. f) Das Eingeklammerte fehlt D, statt rornbi in ex undeutlich
concini oder toncini, in e3 romini. Der rombas ist nach den mittelalter-
lichen Glossaren der Stör oder Salm. o. g) Dieser ganze Satz fehlt in e2.
h) so in eld'idA, in d2 steht ascones oder astones. *) Die Lesung ist nicht
ganz deutlich, das Wort steht nur in ex. k) volando D. l) fehlt D. m) in
E (e1) ganz anders und schwerlich richtig: quod nulia siquidem avis volando
ante eos potest volare, quin in isto volatu istorum volatu capialur. p. D) sunt 2s.
°) fatatum rf2, facatum rf4, sanetum e1, san cü e2; etwa sancitum? p) ea die
proeul dubio E. q) sunt E. *) hiefür in E et ^i voiunt mariti satis iocari
930 Friedrich Zarrcke, |Ml
et delectari cum eis retinent eas per duas ebdomadas vel per XV
Allerdings könnte man ja vermulhen, dass dieser Satz durch Abirren des Auga
in D ausgefallen und dann vel plures zugesetzt sei, aber dann musste jeden-
falls für et si volunt gelesen werden nam si vol. *) redire ad solias rf3, ad
alienas red. d4, ad propria habitacula d2. q. ') si D. n) sunt D. T] ret.
semper eas E. w) archythontis d1, arcu cunctis d3d4, arcu coptis e1, arco
copium e3. r. x) et al. instr. (ferramenta d4)] dolabrum et cetera nteosüa
sibi congruentia E. y) teneros D. *) et vel. fehlt D. *) c. p. fehlt D
b) Hier scheint Etwas zu fehlen. c) Das Eingeklammerte in E. *) et per £.
•) Das Eingeklammerte fehlt in E, in e* auch die Worte figuli u. s. tc.
f) eciam D. «) fehlt DE. h) fuerit de] in E. *) rapidissimo E. s. k) super
inim. nostr. gehört in D zu dem Vordersätze und dann steht im Nachsätze
habemus statt ducimus, und zwar am Schluss des Satzes. l) causa pugnae D
t. m) humanae naturae D. n) exigat E. °) Etiam cum paciuntur E. **} nece».
superfl. u. vertauscht, alter Fehler in DE. u. p) fehlt D. r«) fehlt D. r) fehlt E.
8) fehlt E. f) fehlt E. ■) or. eor. def.] regitur et defenditur e", regi et
defendi (von credimus ohne ut abhängig) e3. T) m. n.] nobis D. v) fehlt E.
56. x) autem a1. y) fehlt a4. z) Vgl. die IlpaEei; tou 0^(00 aicooroAoo (fopa.
ed. Tischendorf in Acta apostol. apocrypha (1851) S. WO fg. Danach auch m
lateinischen Legenden und so schon frühe dem Occident bekannt. •) ofücns •*.
57« b) quoque et t. a4, dann *fehlt quoque. °) selhym a4. d) hebeno a4.
e) extremitate a1. f) /e/ift a4. g) supra a4. b) fehlt a4. l) resplendeat a1.
k) splendeant vel luceant a5. 58« l) fehlt a4. ") sardoni commixto a1, sardooico
immixte a5a!, sardonio inmixte a4 ti. n) /W»// a1«!2, cum a6, cum cornu 8 ai,
contexta cum cornu a4 tt. °) cerastes a4 H a^a1, decerastis a1, decerastes a1.
steckt in de e/u>a cornu? p) fehlt a*. q) hebeno a2a4. 59. r) alio ä1. •) sunt
ex a5. l) hebore a2. 60. u) sola a4 (j/etem aticÄ U). v) sp. consuevit a4 H.
w) pugnantes a4 8 a5 to H o6. x) et par. int. onichino /eA/en a1^. y) Vom
Onyx sagt Arnoldus Saxo: multiplicat lites et rixas (Haupt 4 8, 442, 4). Das i*t
das Einzige, das ich für diese Stelle anzuführen wüsste; sonst passt die Schilderung
gar nicht, wie: excitat tristiciam et timores etc. 61. *) supradicto a1. *) fehlt
a*ab. 62. b) argento et zugesetzt a*. c) equitatis ab. d) corniculae ala2a4 8 a*
cornicle a6; in den Hss. von B steht richtig corneolae, corniolae, corneliae ti. ä
•) de a4, fehlt a5, f) iniquitatis a2. g) fehlt a4. Beim Onyx sagt Arnoldus Snxo
(Haupt 18, 442, 5) : Et si praesens sil sardius, tunc non nocet onyx. Bei Thomat
heisst es dann unter sardius : hunc glosa idem dicit esse quod cornelium lapidem.
Vgl. bei Haupt a. a. 0. S. 442 Anm. zu No. 59. 63. b) ex a4. *) Servituten)
aA. Vom Saphir heisst es bei Arnoldus Saxo (Haupt t8, 444) : Hie lapis castum
reddit. 64. k) murieres a1. *) Vgl. Reg. II, H, 4: Quae (Bethsabee) cum
ingressa esset ad illum, dormivit cum ea, statimque sanetificata est ab immundicia
sua. ■) in a*a*. 65. n) fehlt a4. °) omni die fehlt a5. pi pr. ing. et c\.
fehlt a5. 66. pp) Vom Ametist sagt Arnoldus Saxo (bei Haupt 1 8, 430) virlus
eius est contra ebrietatem.
[D] v. «) comedentium D. rj ßubik d2, Bribich d\ Bibrig d*, bibric e1,
fehlt e'\ 8) quippe D. %) Von hier bis zu dem folgenden columpnas fehlt in
E durch Abirren des Auges (sowohl in e1 und e3 wie m 2). w. ■) zugesetzt
aliquid ex 2, in aliquo e3. v) fehlt E. w) columpnae E. x) molendiinun
einige Hss. *) fehlt D. * ■ fehlt D. x. a) fehlt D, aber d* beginnt diesen
Satz mit Hota vero. b) columnam ij.
,405]
Der Priester Johannes.
931
[E] 21. a) superiorum e3. b) fehlt ex e3. c) vero
el e2e:i , aber enim wird verlangt und die Ab-
kürzungszeichen für enim und vero konnten
verwechselt werden. d) forte e3.' e) verso e1.
f) magnum introitum el e3. g) et larg. e3.
22. h) sub terra zugesetzt e3. l) etiam ex.
k) /eA/J c1 e3. *) miliaria e2. m) corespondent
e3. ■) /eA/* e2e3. °) /eA/* e3. p) et exit e3.
qj /eA/J e3. r^ inclinalam e1. 8) fehlt e3. ■*. est
autem, einen neuen Satz beginnend, e3. u) longa
ex e3. ?) fortis ex e3. w) /eA/t ex e3. x) verberal
e2. y) facit e3. 28« ■) venerit e2. a) volvere e2,
volvi e3. b) longior e1 e3. CJ /eA/J e3. d) neque
e3. e) inferius e3. 24. f) neque e3. 25. g) al-
tam e3, fehlt e2. h) et alt. fehlt e1 e3. *) /eA/f
e2 et. k) mistim e2. 26, !) fehlt ex . m) plana
e2. n) honerant e3. °) unverständlich in e2 :
quam magna plaustra frumento onerata.
p) fehlt e2. q) quideme1, fehlte*. r) structio-
nibus e2. a) fehlt exe*. 27« *) et non e1.
u) tarn omnes e2. v) mittere e2e3, richtig?
w) facient e2. 28. x) fehlt e3, steAt <*6er vor
aliud. *) illo e:t. *) fehlt e2. a) /eA/* e'e3.
b) /"eA/f e^as? 29. c) fehlt e3. d) /eA/* e'e3.
e) /eÄ/* e3. f) fehlt e'K *) fehlt e2. b) ebestoe2.
l) /$* diese Construction gestattet ? sit /eAft e3.
k) et de amantino e3, aur. ad.j adesmante (/.
adamante) e2, vielleicht richtig, denn aurum
adamantinum wird sonst nicht erwähnt ; vgl:
auch e3. l) fehlt e2e3. m) nisi e2. n) namque
e2, ita e3.
67. q) cenlum quinque a5. 68. r) duo a5. 8) porphiritico a2, porüretico a4,
porphiretico a5, l) fehlt a4 a6. u) serpuntino a4. v) iaspide a4 8 a6, et iaspide a6.
w) /eAft Aier, steht vor iaspide a2ab. x) saphiro panthera a4. 69« y) uni soli
columpne a5. z) nititur a4. a) /eA/t o4. Diese Schilderung der columpnae und
bases wird, je jünger die Hss. werden, um so incorrecter. Sie ist nicht weiter im
Einzelnen collationirt. b) basem a2. c) von c bis c fehlt durch Abirren des Auges axa2.
d) herabsteigend in der Zahl, nicht vom Herabsteigen auf den Stufen verstanden, wie
es manche Bearbeiter später gefasst haben. e) imminuuntur a4. 70. *) basis a2.
g) eius a4. h) eos a4. 71« *) summae a1. k) confectum a6; »5t es denkbar,
das* in dieser späteren und schlechten Ms. sich sollte die richtige Lesart erhalten
haben? l) pro nob. et fehlt a4. m) liquide a4. n) possint a4. °) et cogn.
fehlt a5. p) fehlt a*. 72. q) tribus a4a6a]. r) militibus aia1^, Aei letzterm
nicht blosser Schreibfehler, denn es liest darauf armatis. K) ab aliquo ab. *) /eA/J a5.
n) vel a5. 73. v) etwa LH? *;#/. die beiden anderen Zahlen 7 u. 365. 74. w) I.
m. nostra fehlen a4. x) dextera a2ab. y) fehlt a4, vero a5. z) viginti unus a5.
*) prothopapatben, w/id eAenw <//eicA darauf, ax. b) Salmag. a4, Sargamant. ah.
2fr isf Samarkand gemeint. c) tronus a1. d) et sol. fehlt a5. e) /eA/t a5.
*) /eA/* a2. *)red. ad d. propr. fehlen a4 8 aba*. b) /eA/* a2o4 8 aba*. *) et
a 8. k) nunq. a lat. n. a2ah. l) recedunt a5. 75. m) autem a*aha*. n) rece-
dunt a6. °) propriam a2. p) mensibus a4 4 0 4 4. 76. q) Hab. etiam A4.
[D] c) Das Eingeklammerte fehlt d*.
y. d) Der Name ist in den spä-
teren Handschriften sehr entstellt :
pasta, basto u. s. w. e) aus-
führlicher in E: ut frigiditate eius
nimia lemperies caloris asbesti ita
temperetur, quod panis posset
coqui et non comburi. Ganz
eigen ist was d2 erzählt: In for-
nacem mittitur, cuius pavimentum
cum panno inundissimo a pisto-
ribus tergitur, qui fuit de lana
salamandrae, de qua diximus,
qui pannus naturaliter est frigi-
dus, ut calor clibani per ipsum
temperetur. f) conbureretur et
non coqueretur E. z. g) X hostia
sunt hinc et X inde (et X inde
fehlt ex) exe2, XX hostia sunt
hinc e3. b) et unumquodque
hosthim habet decem pistores E.
') posse e1, post se e3. fehlt e2.
k) inGnilas E. ]) Das Einge-
klammerte nur in E. m) tot enim
d*, tot etiam d3 (?) M) in E: et
beneficium est aequale. °) fehlt
d3. p) Das Eingeklammerte fehlt
in D.
932 F» ie dr ich Zabncke, N*
r) minoris 61. ■») fehlt blbA. l) facta est überflüssig zugesetzt b2. *! io somats
zugesetzt 6364. v) meo 62636465. w) vigebam 62, vigebat A1^*. x) quasi
dominus (mir Lesefehler?) A3. 77. y) /eAfc 62, malri bb. 7) et A4. a! etUm
mit erit am ScA/u** des Salzes b2b\ etiam est 61. b) fehlt A2. 78. e) verbi b>
Awifer talem. d) fehlt b\ *} fehlt AlA5. *) esurit A5. g; ibi zugesetzt P.
h) /eAfc A2, autem A4. *) p. in.] morietur A4. k) />A/t A2, vel A4. l; intirmare-
tur quis A3, infirmaret A5, intirmaverit A1, infirmitatem A4. ") et A4. ■) morubn
A3A465, per unain horam A2. °) erit A1 , exibil A4. pj saturatus 64, sutim
saturus A2. q) ac si A2. r) tota vita A2. *) p. fuerit A5, p. esset A1, habuisset b\
l) intrabit illud c2. 79. u) nascitur c1 c3. v ) redit c2. w) ab c2. * ; regwdi-
tur c2, 80. y) /ur in ore steht ori c2. x) fehU c2. ») pil. et fehlt c2. b: com-
moveantur c2. c) /*ör his pl. omn. steht plurioribus c2. 81. d) fehlt c2.
e) /eA/l c2. 0 his cl. ») fehlt c2. h) nee c2. *) /«All c2. 82. k) Die «i^e-
k lammer te Stelle fehlt in D (bis Ende von § 89). l) ultimo c2. m) Die Arndt
fehlt c2. n) nunc c2. °) /eAfc c2. p) morior c2. <») et bis eis /dW/ r*.
83. r) tamquam c2. •) tertia c2, ncÄ% ? *) reddit c2. 84. u) mor. sol. fehlt c2
[E] 81. v) Zmec oc/er Zuiec e2, Zmiet e3. w) eius e3. 82. *) quo eVf3
y) n. e. col. fehlt e2. xj rivi e2. 88. Ä) die ac e3. bJ quanta et quali>
(|ualis et talis e1?2*3, aber mir ist eine solche Ausdruckstveise nicht bekannt.
c) in cH fälschlich wiederholt a prineipio mundi nee erit. d) in e2. e; posset
e2. f) cadent e3. 84. g) neinpe exe2e*, aber das Wort giebt keinen Sinn,
s. o. E $\. h) pedum e3. *) possent e2. k) In huius vel cuius r\
*) orielur e2. m) fehlt c3. n) neque el e3. °) oculus e3, oculorum e1*2.
p) potest e!e3. q) frontem c3. r) inspicere c3. 85. e) ubique vel ubicuD-
que e2 (?) c3. *j fuer. vel fehlt c2. n) sanitate odore e3. Tj /cA// A
w) lapsi c3. x) fucrunt e3. y) satiabuntur e2. x) per XVI e3, per XLXIII A
85. *) autem f. A2. b) /eA/f unrf quasi zu perterritus gezogen b2. c) fehlt h\
d) fehlt A1. e) t. vis. hinter et A1. *) de hoc quod viderat zugesetzt cJ 4.
*) quam] neminem [tarnen 4] videns e2 4. h) erant c2. !) feAJ* c2. 87. ü! per-
fecit A3. k) fehlt A3A\ ') preciosum A1. 88. m) Celatam A2. n) eiusdem zuge-
setzt A3A4. °) est de fehlt bxb2. p) lucidissimus. q) splendct zugesetzt bl
r) /e/*/« 61. H) pracclarissimi 6!6365, preciosissimi 64. l) passim 6w topazii fehlt
durch Abirren des Auges bl 62, in 62 nachgeholt (s. u.) hinter dem ersten Satz von
89. Die Worte bis dahin lauten in b2 ad modum stellarum illuminent pauimentutn
quod est de magnis snphiris. u; impositi 62. v) veri (puri 64) et [fehlt bs
serenissimi ö36465. w) ad b2. x) fehlt b2b4, dann in b2 pavimentuin als Objeri
zu illuminent bezogen, und für vero gesetzt quod, wie auch vorher. 89. y; cani. vem
b2, nee camera 6364. z) aliqua b1^. *) inter 61. b) aquae bxbs. c) infra 6!626J.
d) fehlt 6» 65. 90. e) et aliae 62, fehlt 65. fj angulares ö4. «) collocatae 6a64.
h) /eA/t 62. *) columnarum b:ib*. k) concingere 62, circumplecti 64. !) possent M.
M) columpna zugesetzt 64. n) /"eA/< 62.. °) anchora b2. p /"eA^ 62. 91. q) Ouarum
Al, sunt autem 64. r) sunt 616365, sicut diximus 64. 9) ut ac. fehlt b-b*.
fc) fehlt b2. n) superiori und nachher inferiori (parte?) b2. T) sicut 62, nc ^*.
w) fehlt 64, pav. et tot. fehlt 62. 92. x) vix 62. y) potest 62. %) cogiUri b\
•} ab al. /*A/* 6', a quibuslibet 6^. 93. b) nec 6364. €) ^eA/< 62. d) al. m.
fehlt 63. •) obumbrari 64. 94. f) für in eo steht ibi c2. «) pur. et fehlt c-.
b) purissimo c2. ') porta c1. k) venerit c2. !) n. e. tang. fehlt c2. ■) cum A
>7- Der Priester Johannes. 933
fehlt c2. 95. °) fehlt c2. p) quod c2. q) Bribrinl c2, Bribric d1. r) für
loc. imus s/eA* semper c2. *) portare c2. *) fehlt c2. u) nocturna c2.
>. v) illud b3bA. w) possemus 63. x) intus ibi 61, /"eA/f 6263. y) exinde 61,
Wl fr6. *} erimus 62. a) saturati A3. b) tu späteren Hss. seit dem 13. Jh.
tifach impleti.
[D] as. c; meliorem et mir. E. d) fehlt E. e) primo app. rf3rf4.
r) honorem E. g) nativitatis nostrae E. bb. h) bona D. ') quod D.
k crescit et fehlt DE. Y) Das Eingeklammerte fehlt E. m) semper er. E.
n) Das Eingeklammerte fehlt in E. °) sie D. p) in intr.] introitus D,
cc. q) fehlt D. r) fehlt E. dd. 8) fehlt E. ff. x) se den.] deuudantur E.
u; fehlt E. ^ fehlt in D. w) fehlt D. gg. x) aliquis E. *) cogitare £.
hh. ») tarnen £. ü. a) fehlt E. b) tarnen £. c) scribi D. kk. d) fehlt d4.
e) Der t/anze Satz fehlt in E, weil in der Interpolation hinter §84 der Baum
bereits vorgeführt war. ry emanat vel E. g) dum E. h) so ex, senithechiin
e3, synthotim d2, struthoehym d3, struthocothim d4. 11. ') fehlt D, cuius e1.
k) ignis extinguitur D. !) sicut E. m) fehlt E. n) pr. g. fehlt E. °) si
p.] super E. p) /cA/* JE. q) /eA/f 0. r) fehlt E. *) /<?A/* D. l) h. i.
/eA// £. mm. u) omnia quaec. J?. v) In d2, wo dieser Satz an dieser Stelle
fehlt, folgt er hinter qq. w) et virtute zugesetzt d4. x) glad. gal. fehlt E.
y) caelo, und vor duo, D. nn. z) al. sup. fr. et od. fehlt D, Zusatz?
•j ita et E. b) similes E. c) potencias nostras £. d) fortis E. e) /eA/< D.
f) turbari £. oo. g) firmiter £. h) inürmi bis saturentur fehlt E. *j ampl.
et /eA/f £ pp. k) fehlt D. x) fehlt D. m) hiernach subiacet D, doch ohne
nachher zu fehlen. n) fehlt D. °) nostras iusticias E. qq. p) Vgl. die
Schilderung des Palastes des Porus in der Erzählung von Alexander Mon. Germ,
hist. Scr. VI, 70, 64/0. q) terra stand anfangs, dann ohne Ersatz getilgt e3,
natura d3, signa d4, fehlt el. r) fehlt E. rr. 8) /eA/< £. *) quadringentae
E, fehlt d*. u) fehlt E. v) vestite E, vitre Z>. w) /<?A/* E. x) ad instar £.
y) par. ei. /"e/»/t JE, eius fehlt d4. *) /cA/* D. 88. *) ornatae e3, ligatis D.
b) so d3, echim d4, echini e1, cephini e3. tt. c) ceu E. d) luna D. e) luci-
dae vor velut d3, feA/* d4. f) /cA/* Z>. uu. g) ita d4, arte d3 fehlt E.
h) possit £. !) et ill. £. vv. k) n. cels.] nobis D. x) et suav. fehlt E.
m) audientes E, tvohl richtig. n) obdormiuntur E, richtig?
[E] 36. °) certeficare eK p) Ad quod ex, quod c3, fehlt cK q) /WW e2.
r) ciconiam e3, quando e1, qui e2. 8) multifaria ex e3. 37. *) sciense!e2e3
a/*o a/fer Fehler. u) unleserlich e3. v) in c3. w) cumulari c1, tumulari e3.
38. x) eciam c3, fehlt el. y) zimurt oder zimmt e3, zimirth e2. z) zimurt
oder zimmt e3, zimirth e2. Ä) quod ex e3. b) fehlt e3. c) qui e2. d) o;uo e3.
e) fehlt e3. f) attingere e3. g) gustaret e3. h) quo quid.] quedam e2. ') fehlt ez.
89. k) fehlt e*c\ richtig? l) et lalis e3.* m) fehlt e3. n) quantum el.
°) fehlt e3. p) sie semp.] tantum e2. 40. q) quem e2. r) aureae e2 (?) 8) qui-
bus e2. l) magna el e^. u) n. cib. fehlt e3. ?) fehlt e3. 41. w) nobis ex.
x) fehlt e3. y) seimus e2, sumus e3, letzteres richtig? z) percoquitur e1.
7. a; cur c2. b) prae fehlt c'2. ci omn. mort.] alios homines c2. d) Quare si a5.
dignitas a4 a6. fj fehlt a4, dign. nomine (trotzdem es gleich nochmals folgt) a2.
fehlt a5. h) permittit a2a4a5. 98. *) ministeriares a1. k) cum a4. !) autem
a5, fehlt a4. m) marscalcus a1. n) danach item summus pastor a6. °j pr.
item a4, pr. vero aba*. p) coquorum a4. q) rex est a4. r) id circo a4.
^e/i/i a4. l) vocari a4a5. u) sua a2aA, sua et a5, richtig? v) videatur a4.
maiori a4. x) per a4. y; eligit a4a!. 99. z) /"eA/( c2. a) Hoc unum tarnen
ntillum c2. bj parte nostra ab. ,c) amplitudinem a4. d) alia ab. e) /"eA/t a1.
qualiter a4. g) protenejitur a2. 100. h) potest a2. ') K<//. Mon. Germ. Scr,
934
Friedrich Zarncke,
m
VI, 64, wo Darius an Alexander schreibt: Si poteris numerare siellas coeli«. «. r.
etiam aAab 10. >) fehlt a2. m) fehlt 10.
[D] xx. n) Das Eingeklammerte in d3. °; Bubrig d1,
Bribich dA, Bribicg 2, Bubyl d1. Vgl. die Interpolation
C (§95), an die sich diese Nameneinführung ja an-
schliesst. p) fehlt d3, die hinzugesetzt 3. q; fehlt d4,
dafür huius [doch dabei anno), scilicet. r Unklar ist
die Datirung in rf2: Anno doraini M°°Ixmxj°, Anno nati-
vitatis nostrae lxiu°. ■} Waren die Worte De conßrnia-
cionc ursprünglich eine Ueberschrift ? l) fehlt d3. n) Hier-
nach in d3: Valc et Deus altissimus te conservet, und
dann erst das Datum. Weiteres theilt über den Cardinal
Stephan die Dresdener Hs. d2 mit, s. o. S. 899.
[E| 42. f Dum
Schluss fehlt M i
und scheint auch :
fehlen in i. * li
ber sive fehlt r
z Magmtino <
Mogunlino 3.
y Dieser Satz f 4
e3, überdies <n
rfer folgende in
*'■ Emanuel 3.
CAPITEL ffl.
Der Brief des Papstes Alexanders III an den Priester Johannes
vom 27. September 1177.
Dieses, wie es scheint, einzige Actenstück, das die Sage vom
Priester Johannes hervorgerufen hat, ist in- nachstehender Ueberliefe-
rung, so weit sie mir bis jetzt bekannt geworden, auf uns gekommen.
4, A, in Cambridge, Trinity Coli. R. 9. 47. Bl. 48a, fg., Pgmt.,
42/13. Jahrh. Die Handschrift ist zusammengebunden aus verschiedenen
Stücken, die verschiedenen Zeiten angehören : 4. Aelfric's Anglo-Saxon Gram-
mar (11/42. Jahrh.); 2. Richard de Bury (45. Jahrh.); 3. Litterae romanae
(42/43. Jahrh.). Diese letzteren, etwa 46 an Zahl, enthalten als 30*" (die
Anfange und Absätze der Briefe sind nicht immer leicht zu scheiden, also
die Bezifferung unsicher) unsem Brief. Die Sammlung, die in vier Abthei-
lungen zerfällt, ist nicht eine Abschrift, sondern, wie Hr. Henry Brad-
shaw mir in ausführlicher Darlegung mittheilt, eine Originalzusammenstel-
lung von Entscheidungen aus dem Gebiet des römischen Rechts, wie eine
solche mit dem Erscheinen der Sammlung Gregorys IX. unnöthig ward.
Daraus ergiebt sich die Zeitbestimmung für die Niederschrift, die noch vor
Mitte des 43. Jahrh. erfolgt sein muss. Hiezu stimmt die Schrift, die für
die Grenzscheide des 42. und 43. Jahrhunderts spricht. Ausführliche Orien-
tirung, die ich am liebsten ganz abdrucken Hesse, und sorgfältige Abschrift
verdanke ich der mir gegenüber nie ermüdeten Gefälligkeit des genannten
Gelehrten. Keiner der Briefe hat eine Datumangabe.
2, B, in Paris, Cod. lat. 4596 (olim Bigotianus 369), Bl. 48a fg.,
Pgmt., 43. Jahrh. Nach dem gedruckten Catalogus (Paris 4744) III, 457
enthält die Handschrift ' 4 . Concilii Lateranensis decretum pro vitanda in
electione summi pontificis discordia. Praemittuntur quaedam de viriutibus
et vitiis; 2. Alexandri III epistolae; 3. Nonnullorum sacrae scripturae lo-
corum expositio. Unser Brief, selbstverständlich in der zweiten Abtheilung,
ist ohne Ueberschrift und Schlussschrift. Eine genaue Collation verdanke
ich Herrn Dr. ph. von Boor1).
l) Handschriftliche Briefsammlungen, in denen auch Briefe Alexander s III sich
befanden, werden erwähnt bei Duchesne, Hist. Franc. Scriptores IV, 557. Die Briefe
Alexanders an Ludwig VII, die dort publicirt werden, sind entnommen ex veteri
936 Friedrich Zarnckb, [M
3, C, die Ueberlieferung in den englischen Chroniken, die, im Gegen-
sätze zu den Chroniken der übrigen europäischen Länder, sich viel mit unsere»
Briefe abgegeben haben. Alle bisherigen Ausgaben desselben beruhen auf
dieser Ueberlieferung. Der erste, der den Brief aufnahm, war
c1, Benedictus abbas (gewöhnlich Benedict of Peterborough ge-
nannt) in seinen Gesta regis Henrici II et Richardi I (von 4170 — M9S
zum Jahre 1178. Vgl. die Ausgabe von William Stubbs, in Rer. BriUnn
med. aevi scriptores, I, 210 fg. — Daher entnahm den Brief das Chronic«
(bis 1198) des s. g. Joh. Brompton1), innerhalb des Jahres 1177. Tgl.
Rog. Tvvysden, Histor. Anglicae scriptores, London 1652, S. 1132 fp. —
Desgleichen aus Benedict entnahm ihn
c2, Mag. Rogerus de Hovedene in seiner Chronica (bis zum Jahre
1201), ebenfalls zum Jahre 1178. Vgl. die Ausgabe von William Stuhhs,
in Rer. Brilt. m. aevi scriptores, II, 168 fg. — Aus der Ausgabe dieser
Chronica durch Savile in Herum Anglicarum scriptores, Frankfurt f 601,
S. 581 fg. fand unser Brief 1618 Eingang in die Concilien Sammlung2;:
codice MS. viri clarissimi Alex. Petavii, senatoris Parisiensis. Dana heisst es wei-
ter : Fuit et simile olim exemplar in bibliotheca canonicorum reyularhtm Sit. Vir-
toris Paria, not. //, 22 cum sequenti rrwcriptione »Plures epistolae summorum pm-
tificum AJriani IV et Alexandra IN, Friderici papae [?] , Ludovici regis Frame**.
cardinalium f episcoporum et aliorum de diver sin rebus sui temporis.* Ob
Sammlungen auch unsern Brief enthielten?
') Dass Brompton nicht der Verfasser ist, kann wohl aus mehr als ei
Grunde keinem Zweifel mehr unterworfen sein.
2) Da dies in der Sammlung selbst nicht gesagt ist, so lasse ich aus
vierten Programm den Beweis für diese Angabe folgen. »Unser Brief steht m der
Sammlung als Nr. XLYIII in der ersten Abtheilung der Briefe Alexanders Hl. de
63 Briefe umfasst, welche alle ohne Angabe einer Quelle abgedruckt sind, wah-
rend an sie sich verschiedene Appendices anscbliessen, die den Ort anzngekei
pflegen, woher der Brief entnommen ist. Ich war lange der Ansicht, dass je*
erste Abtheilung der 63 Briefe einer handschriftlichen Sammhing entnommen sei
Aher ein Blick auf die Geschichte dieser Briefsammlung beweist, dass dies liefe
der Fall ist. Der erste Ansatz zu ihr findet sich in der Sammlung des Seren»
Binius, Köln 1606 (Concilia gencralia et provincialia, item epistolae. decretalts f»
Pont. Rom. vitac), in der Tom. III, ps. 2, S. 1336b die »Argumenta« too I)
Briefen Alexander s mit Anführung des Ortes, wo sie gedruckt zu finden sei«.
gegeben werden. Es werden als solche Orte citirt die Ausgaben des Radeviei*-
Rogerus [de Hoveden) und Matthaeus Paris. Als Nr. XII wird hier aufgeführt
»epistola Alexandra papae ad loannem presbyterum Indorum regem commendmu ÜH
Philippum medicum a tjuo in fide plenius institueretur. Anno 4484 (dies GteL u
ein früheres anschliessend , geht auf eine der Ausgaben des Matthaeus Pari».
Rogerus (der 1 60 1 herausgegeben war) eam recitat perfectiorem anno 4 HS.* h
der Ausgabe des Binius 164 8 (Concilia generalia et provincialia, graeca et btiv,'
Tom. III, ps. 2, 'S. 515- ist jenes Capitel erweitert, die »Argumenta« errarfcet
bereits die seitdem stehend gebliebene Ziffer von 63 ; zu deu früher genjwrtei
444} Der Priester Johannes. 937
Concilia generalia et provincialia, graeca et latina, .... studio et industria
D. Severini Binii, III, 2, Köln 1618, S. 520. Von da ging er über in die
folgenden Ausgaben, zweifelsohne (s. d. Anmerkung) auch in die Editio
regia (Paris 1644). die ich allerdings nicht eingesehen habe, sicher in die
Sacrosancta concilia ad regiam editionem exacla .... studio Ph. Labbei et
Gabr. Cossartii, X, Paris 1671, S. 1227 fg., und in die Sacrorum conci-
Iiorum nova et amplissima collectio . . . . Ea omnia insuper . . . exhibentur,
quae Ioan. Dominic. Mansi archiepiscopus Lucensis evulgavit, . . . XXI,
Venedig 1776, S. 907 fg. — Aus Roger de Hovedene entnahm auch Caesar
Baron ius den Text unseres Briefes in den Annales ecclesiastici Tom. XIX,
Lucae 1746, S. 450 fg. (cum critice Pagii), zum Jahre 1177, wie das Pa-
gius in der Anmerkung zu unserm Briefe ausdrücklich sagt und wie die
Vergleichung der Texte bestätigt.
4, D, die Auszüge in den englischen Chroniken. Einen solchen
lieferte
d1, Radulf us de Diceto in seinen bis 4200 reichenden Ymagines
historiarum am Schlüsse des Jahres 1179. Vgl. die Ausgabe von William
Stubbs, in Rer. Brilt. m. a. scriptores, I, 440. Das Mosaik dieses Aus-
zuges ist folgendermassen zusammengesetzt, wobei ich die Abweichungen
und Auslassungen im Innern der Sätze unberücksichtigt lasse. 1. Alexander
Ausgaben tritt ganz besonders noch Baronius und eine Verweisung auf die eigene
Sammlung der Concilsacten hinzu. Eine Anzahl Briefe (f>) sind nunmehr vollständig
abgedruckt. Bei diesen, die mau nun nicht anderswo zu suchen brauchte, ist jetzt
jede Notiz über den Ort, woher sie entnommen seien, fortgelassen. Es waren
also offenbar nur Wiedergaben der Abdrücke, die früher citirt waren. Die »Col-
lectio regia« vom Jahre 1044 (Conciliorum omnium generalium et provincialium
collectio regia, Paris, 37 Voll.), die mir freilich nicht zu Gebote stand, enthielt,
wie man aus dem Syllabus der späteren Ausgabe von 1 67 1 ersieht, bereits Ab-
drücke der sämmtlichen 63 Briefe. Sicherlich fehlte es auch in ihr an jeder
Quellenangabe; denn wäre eine solche vorhanden gewesen, so würde sie in die
folgenden Ausgaben übergegangen sein. Man schlug ollenbar die Briefe an der
von Binius citirten Stelle nach und nahm sie von daher in die Sammlung auf.
Wollen wir also bei der Sammlung der ersten 63 Briefe wissen, von wo die ein-
zelnen entnommen worden sind, so "müssen wir des Binius Concilienausgaben vom
Jahre 1618, resp. 1606, zur Hand nehmen.
Unser Brief ist bereits in der Ausgabe von 164 8 vollständig abgedruckt,
seine Quelle finden wir in der oben angeführten Stelle der Ausgabe von 1606 ge-
nannt. Er ist also aus Roger de Hoveden entnommen, und eine Vergleichung
beider Texte bestätigt dies Resultat aufs Bündigste. Die Abdrücke desselben in
den folgenden Ausgaben der Concilten, so in der von Ph. Labbeus und Gabr.
Cossartius, .Paris 4 674, und endlich in der jetzt gemeiniglich in Gebrauch befind-
lichen, die man unter Mansi's Namen zu citiren pflegt, sind nur Wiederholungen
des Abdrucks von Binius. wie sich auch dessen Vita, von einem später einge-
legten Documente abgesehen, aus der Ausgabe von t606 bis in die Ausgabe von
Mansi fortschleppte.« '
938 Fubmuch Zamckk, [IM
— benedictionem ; 6. Audiveranus — intendere ; 7. Sed —
1 0. Illud — tenerent ; \ h . Nos autem vos ab his articulis, in quibus embs
a christiana et catholica fide, revocare volentes; i%. praefcttum Philipptm —
obfuscet.
d2, denselben Auszug bringt Roger Wen do wer in seinen Ftoes
historiarum (bis zum Jahr 4235), zum Jahre 4 484. Vgl. die Ausgabe von
Henr. O. Coxe, London 4844, II, 408 fg. Und ebenso Matthäus Paris,
sein Bearbeiter und Fortsetzer, sowohl in seiner Historia major, ricblifn
Chronica majora (bis 4259; vgl. jetzt die Ausgabe von Luard, London 4872;.
wie in seiner Historia minor, richtiger Historia Anglorum (von 4066 — 1255
Vgl. die Ausgabe der letzteren von Sir Fred. Madden, London 1866. L
422, in Ret*. Britt. m. a. scriptores.
Von diesen Ueberlieferungen ist A die älteste und, von dem
Eingänge abgesehen, auf den es bei Anlegung der Sammlung nicht an-
kam, die weitaus beste. Ihr gegenüber gehen wenigstens B und C
auf eine gemeinsame, durch deutliche Fehler erkennbare Vorlage
zurück. Am schlagendsten ist die Stelle in § 12, wo von den
Schwierigkeiten gehandelt wird, die eine Heise nach Indien biete,
und darunter auch aufgeführt wird: inier linguas barbaras et ignoüu
Statt dessen lesen BC: et inier longas et ignotas ho ras, für letztens
Wort> in welchem vielleicht noch der Rest von barbaras steckt, bieten
einige Hss. oras, wodurch dann ein nothdürftiger Sinn erzielt wird
Ferner in § 9, wo A allein richtig de ftde lies't, BC wenig ver-
stündlich de sc. Endlich in § 13 kann tu am, das nur A bietet, nicht
entbehrt werden. Andere Stellen sind minder wichtig und minder
schlagend, wie in § 6 c/ etiam fama statt et in fama, in § 10 der
Zusatz von factlius zu reciperent, im Schlussparagraph der Plural
bealorum Pein et Paidi. BC stehen also A gegenüber, Zustimmung
von B oder C zu A entscheidet authentisch, gemeinsame Abweichung»)
in BC stehen an üusserlicher Bezeugung immer noch etwas hinter
A zurück. Schwanken kann man, ob in § 8 omne bottum procedit
in BC nicht den Vorzug verdiene vor cuncta bona procedunt in A.
Vgl. Exodus 33, 19 und Jeremias 32, 42, aber auch Ecclesiast*
3, 11.
Was B und C betrifft, so ist zwar B keineswegs eine sehr
treue Ueberlieferung, sie hat vielleicht zusammengerechnet mebr
falsche Lesarten als C, aber dennoch entfernt sich C noch ein*
weiter vom Original als B; vgl. z. B. § 3 praeconat, § 9 das Fehlen
von in domino, § 12 intelligimw, § 13 sigiüatas.
113] Der Priester Johannes. 939
Nur durch einen Umstand ist C unschätzbar: in diesen englischen
Chroniken allein ist uns das Datum des Briefes erhalten, nicht frei-
lich das Jahr, und daher schwanken die Chroniken in Ansetzung
desselben, aber Ort und Tag, und daraus können wir das Jahr be-
stimmen. In Venedig am 27. September war Alexander nur im
Jahre 1177, in welchem er sich vom 24. März bis 4. April und vom
41. Mai bis 15. October dort aufhielt.
Die Lesart von C konnte erst durch Zusammenhalten der Ueber-
Iieferungen c1 und c2 gewonnen werden. Jede Uebereinstimmung von
c1 oder c2 mit A oder B entschied für C ; von den Einzelabweichungen
in c1 und c2 ist in den Varianten keine Notiz genommen, die gemein-
samen, die für C zu sprechen scheinen, habe ich wohl sämmtlich
aufgeführt. Auf die Wortstellung (auch sind solcher Fälle nicht viele)
habe ich bei C nicht mehr Rücksicht genommen.
Es erübrigt jetzt noch D ins Auge zu fassen. Man ist sonst
der Ansicht, und dieser Sachverhalt läge ja auch am nächsten,
dass der Auszug bei Radulf aus dem in die engl. Chroniken aufge-
nommenen vollständigen Exemplar entstanden sei. Aber dem scheint
die üeberlieferung entgegenzutreten, die in mehreren Fällen sich
zu A stellt. So lesen wir § 5 etiam, § 1 0 facilius. Wollte man
bei etiam auch an eine irreführende Abkürzung denken, der Zusatz
von facilius kann kein Zufall sein. Ja an. einer Stelle hat D allein
das Richtige, in § 10 praedictus, wo BC prudens (falsche Auflösung
der Abkürzung) lesen, A das Wort auslässt; ich habe nicht ange-
standen, es in den Text zu setzen. Und so kann man denn auch
wohl glaublich finden, dass noch an einer andern Stelle D richtig
liest, in § 6 de intentione propria^ wo die gesammte sonstige Üeber-
lieferung pia liest, was erträglich aber nicht so gut ist wie propria
(im Gegensatz zu proposilo tuo) ; vielleicht ist dann auch in § 7
cuncta plebs das Ursprüngliche. Es ist also in hohem Grade zu be-
dauern, dass wir nicht das Document vollständig besitzen, aus dem
dies Excerpt gefertigt ist.
Eine merkwürdige Lesart ist das Zusammenstimmen von CD in
§ 1 2 in proximo (in Christo A B) ; an Kreuzung in der Üeberlieferung
ist nicht zu denken, auch hier wird die Abkürzung die Veranlassung
sein, dann freilich die grössere Wahrscheinlichkeit für in proximo
Abluiodl. d. K. S. GeaelUch. d. WiMensch. XVII. 33
940 Fwkdricjb Za^nckb, (Hl
als ursprüngliche Lesart sprechen. Das Zusammengehen von BCD
in pulemini § 12 ist Dicht voq entscheidendem Gewicht.
An einer Stelle stimmen AD (letzteres freilich nur durch d1 ver-
treten) auch in einem Fehler überein, indem sie beide in § 1 pra-
biiero lohanni lesep. Dieser Fehler kann unabhängig in beiden
Ueberliefeiungen entstanden sein, denn Jedermann wusste ja, dass
der Adressat des Briefes der gemeiniglich presbyter Iohanne* ge-
nannte König sei ; in c2 ist durch ahnliche Veranlassung interpolirt:
saeerdolum sanctissimo. Der päpstlichen Canzlei lag das eine natür-
lich so fern wie das andere. Hätte es im Originalschreiben ge-
standen, so wäre auch sein Verschwinden unverständlich.
Der Abt Benedict führt den Brief mit den Worten ein: Eodem
at+lem tempore Alexander, sumtnus pontifex, gr alias summae trimtah
persolvens, quod tempore suo pax ecflesiae reddita esset, misit nmäm
suos per univeisas gentium nationes, sedi apostolicae stibiectas, et inti-
tavit eos ad concilium praedictum (das in Rom um Fastnacht abge-
halten werden sollte). Misit etiam nuncium . suum ad presbytenm
lohannem, regem Indorwn, cui in haec verba scripsil.
< Das ist eine durchaus correcte Darstellung der damaligen Sach-
lage und eine wahrscheinlich ganz zutreffende historische Motivining
unsers Briefes. Die späteren Chroniken werden immer flacher bei
Einführung des Briefes.
Von deutschen Chronisten hat nur Alberich den Brief beachtet,
den er freilich sehr falsch greifend in's Jahr 4170 setzt und mit den
Worten erwähnt: Inveniuntur quaedam papae Alexandri literac, qua*
misit presbitero lohanni superius memorato per quendam episcopum (!)
Philippum, ab eodem papa ordinatum et de fide et de moribus sanctae
Romanae ecclesiae diligenter instructum. Qui Philippus ab eodem pres-
bitero Iohanne Iransmissus (!) fuerat ad papam Romanum. Mon. Germ
hist. XXIII, 853 fg.
Text des Briefes.
1, Alexander episcopus, servus servorum Dei% karissirao m
Christo filiob lohannic, illustri et magnifico Indorum regid, salutem et
apostolicam benedictionem 6. 2, Apostolica sedesf, cui licet imme*-
ritig praesidemus , omnium in Christo credentium caput est et ma-
gistra, domino attestanle, qui ait beato Petro, cui licet indigni suc-
cessimus : Tu es Petrus et supei' hanc petram aedificabo ecclesiam meam
et portae inferi non praevalebunt adversus eamh. 3. Hanc siquidem pe-
tram Christus1 esse voluit in ecclesiaek fundamentum1, quam prae-
gciverat1" nullis ventorum turbinibus nullisque tempestatibus quatien-
dam. 4. Et ideo non inmerito beatus Petrus, super quem fundavitn
ecclesiam, ligandi atque solvendi specialiter et praecipue inter apo-
gtolos0 alios reciperep meruit potestatem. S# Cui dictum est a do-
mino: Tibi dabo claves regni caelorum. Et quodcumque Ugaveris
super terram, erit ligatum et in caelis; et quodcumque solveris super
terram, erit solutum et in caelis*.
6. Audiveramus utique iampridem referentibus multis et etiamr
fama communi, quomodo, cum sis christianam religionem8 professus,
piis velis operibus indesinenter intendere, et circa ea tuum animuni
geras, quae Deo grata sunt et accepta. 7. Sed et1 dilectus filius
a) ep. s. s. D fehlt AB, dafür III hinter Alex. b) fehlt AB. e) presbitero
Joh. Adx, Lücke d2. *) Darnach zugesetzt sacerdotum sanctissimo c2.
•) sal. et ap. ben. fehlt A. *) Apostolicae sedis B. *) immerito B. k) Die
Bibelstellen pflegen in den Handschriften nie ganz ausgeschrieben zu werden, so
auch hier in den meisten Hss. Die Stelle steht Maiih. XVI ,4 8. *) In hac
siquidem peira apostolus B. k) in eccl. fehlt B. l) fundamento A. M) prae-
conat C. ■) edificavit B. °) int. alios apost. A. p) accipere C. q) Auch hier
meist nur der Anfang in den Hss. ; die Stelle aus Matth. XVI, 4 9. r) .etiam A D,
in C. ■) religionem felictter d2, professionem d*, professionem et confessionem B,
nomen C. *) fehlt A.
63»
942 % Frirdrich Zainckb, [HS
noster*, magister Philippus, medicus et familiaris noster, qui de in-
tentione piav et proposito tuo cum magnis et honorabilibus viris tm
regni se in partibus Ulis verbum habuisse proponit, sicut vir provi-
dus et discretus, circumspectus et prudens, cons tanter nobis et sol-
licite retulit, se manifestius ab hisw audivisse, quod tuae voluntatis
sit et propositi erudiri catholica et apostolica disciplina, et1 ad boc
ferventer intendas, ut tu et terra7 tuae sublimitati commissa nil ud-
quam videamini in fide vestra tenere, quod a doctrina sedis aposto-
licae dissentiat quomodolibet* vel discordet. 8, Super quo saue
tibi, sicut karissinio filio, plurimum in domino* cöngaudemus et ei,
a quo cuncta bona procedunt*, mmensas gratiarum exsolrimus ac-
tiones, Vota votis et preces precibus adiungentes, ut qui dedit tibi
nomen christianitatis suscipere, menti tuae per suam ineffabilem pieto-
tem inspiret, quod omnino velis saperec, quae super omnibus arti-
culis ßdei tenere debet* religio ehristiana. •.•Non enim vere potest
de ehristiana professione sperare salutem, qui eidem professioni verbo
et opere non concordat4, quia non sufficit cuilibet nomine Christiane
censeri, qui de fidef sentit aliud quam habeat catholica et apostolica
disciplina, iuxta illud, quod dominus in evangelio* dicith: Non om-
nis, qui dicit [mihi'] »domine, dotnine« intrabit in regnum caelorum,
sed qui facit voluntatem patris mei, qui in caelis est. 10. Illud autem
nichilominus ad commendationem tuae virlutis accedit, quod, sicut
praedictusk magister Philippus1 se a tuis asserit audivisse, ferventi*
desiderio cuperes in urbe habere ecclesiain, et Jerusalem ■ altare alt-
quod, ubi viri prudentes de regno tuo manere possent0 et apostolica
plenitis instrui disciplina, per quos postmodum tu et homines regni
tui doctrinam ipsam reeiperent faciliusp et tenerent.
11. Nos autem, qui licet insufticientibus meritis in beati Petri
cathedra positi, sapientibus et insipientibus, divitibus et pauperibus.
n) fehlt BCd2, aber d2 hat noster (ohne magister). v) propria/), «r-
sprünglich? w) ab his fehlt B. x) fehlt B. *) c uneta plebs D. *) fehlt B, aber
Lücke gelassen; modo quolibet C. *) in dorn, fehlt C. bj omne bonum procedil
BC. c) suseipere B. d) tenet A, richtig? e) aus concordet corrigirt A. *) qui
de se BC. «) euuangelio A. h) quod fg. fehlt B. Die Stelle ist aus MaUh.
VII, 21 ; A giebt die Stelle ganz, die übrigen Hss. einige mehr, einige weniger.
l) fehlt AB. k) praedictus D, prudens BC, fehlt A. l) quod bis Phil. fehU B.
m) fluenti C, ex fluenli B. n) in Jer. B, aber keine Hs. sonst bietet die Präposition;
Jerosolymis c2, fehlt c\ aber D hat wie A. °) possint B. ») steht AD, fehlt BC.
447] Dbi Priester Johannes. 943
iuxta apostolumq nos recognoscimus debitares\ de salute tua et tuo-
rom omnimodam gerimus sollicitudinem , et vos ab his articulis, in
quibus erratis a christiana et catholica fide, prompto animo, prout
tenemur ex ministerio suscepti regiminis, volumus revocare, cum ipse
dominus beato Petro, quem omnium apostolorum principem fecit, di-
xerit": Et tu conversus aliquando canfirma fratres tuos%. 12. Licet
autem grave nimis videatur* et laboriosum existere, ad praesentiam
tuam inter tot labores et varia rerumT acw locorum discrimina, inter
linguas barbaras et ignotas*, quemlibet a nostro latere destinare, con-
5iderato tarnen offitii nostri debito et7 tuo pio proposito et intentione
pensata, praefatum Philippum, medicum et familiärem nostrum', virum
utique discretum, circumspectum et providum, ad tuam magnitudinem
mittimus, de Jhesu Christi misericordia confidentes, quod, si volueris
in eo proposito et intentione persistere, quam te inspirante domino
intelleximusa concepisse, de articulis christianaeb fidei, in quibus tu
et tui a nobis discordare videamini0, in Christo d per dei gratiam4
eruditus, nichil prorsus timere poteris, quod de errore tuamf vel
tuorum salutem praepediat vel in vobis nomen christianitatis obfuscetg.
13, Rogamus itaqueh regiam excellentiam tuam1, monemus etk
hortamur in domino, quatinus eundem Philippum1 pro reverentia beati
Petri et nostra sicut virum honestum, discretum m et providum, et an
nostro latere destinatum, debita benignitate suscipias0 et reverenter
etp devote pertractes, et, si tuae voluntatis est et propositi, sicut om-
nino esse debet, ut erudiaris apostolica disciplina, super his, quae
idem Philippus ex noslra tibi parte proponet, ipsum diligenter audias
et exaudias, et personas honestas et litterasq tuo sigillo signatasr,
quibus propositum et voluntatem tuam possimus plene cognoscere,
ad nos cum ipso transmittas, quia8, quanto sublimior et maior ha-
beris et% minus de divitiis et potentia tua videris inflatus, tanto li-
q) iuxta apost. in BC vor sapientibus. r) Die Stelle ist aus der Epist.
ad. Rom. I, 44: Graecis ac barbaris, sapientibus et insipientibus debitor sum.
») dixit C. *) Luc. XXII, 32. n) videretur A. v) itineris C. w) et B.
*) et inter longas et ignotas horas BC. 7) fehlt A. z) fam. et med. nostrum A.
») intelligimus C. b) fehlt A. c) videmini BCD. d) in proximo CD.
•} gratiam ABD, misericordiam C. *) tuo B. *) vel 6t« obfuscet fehlt B.
h) fehlt B. *) nur in A. k) atque B. l) fehlt A. m) fehlt A. n) fehlt B.
•) recipias BC. p) ac B. «) litteratas A. r) sigillatas C. ») qui B. l) fehlt B.
944 DB* PftlftSTBR IWANMAS. [HS
bentius tarn de coocessioiie1 ecclestae in urbe quam eliaoT de coo
fereadis altaribus in eeclesia beatorumw Petri et Pauli et Jerasalen
in ecclesia douüaici' sepulcri* et ia aliis, quae iuste quaesiveris, tua
curabimus peticiooes adnittere et efficatius exaudire, utpote q«i de
sideriuQi tuum super hoc, quod rnulta commeadatione digaura exislil
modis omnibus*, quibus secuadum Deuiu possumus, voluaius* pro«
vere, et tuam et tuorum aaimas desideramua domino lucrifacer
[Datum Venetiae, ia Rivo Alto, quinto Kalendas Octobrisc.]
u) confessione A. r) fehlt B. w) beati BC. J) sepulcri dommi f
-■) exstitit BC. aj fehlt B. b) et wlumus B. °) Die Datirung fehlt in AB
Der Philippus, den der Papst seinen familiaris nennt, ist bis
jetzt nicht nachgewiesen. Auch nichts ist darüber bekannt, ob er
sich wirklich auf die Reise gemacht hat, ob der Brief an seine
Adresse gelangt ist und als was sich der Adressat in Wirklichkeit
herausstellte. Baronius bezieht diesen Brief auf den König von Abessi-
nien oder Aethiopien, was Pagius dann bestreitet. Neuerdings ist
Zurla, di Marco Polo I, 277 fg. und dann Yufe, Cathay and the way
thither I, 176, Anm. auf die Ansicht des Baronius zurückgekommen,
indem Yule meint, die Beziehung auf den Priester Johannes sei erst
später in die Aufschrift dieses Briefes hineingetragen. Dass das richtig
sei, haben wir gesehen. Aber gemeint ist sicher von allem Anfange
an einer der Nachfolger des Siegers vom Jahre 1141. Freilich, wie
wir später noch weiter werden zu erörtern haben, Sudasien und OsU-
afrika flössen in den Vorstellungen der Zeitgenossen sehr ineinander.
So mag denn gar wohl ein Missverständniss gewaltet haben und was
dem mag. Philippus mitgetheilt ward mag in Wirklichkeit sich auf
den König von Abessinien bezogen haben. Zu den christlichen Län-
dern im Süden Aegyptens war man zwar keineswegs ohne alle Be-
ziehung. So erzählt Oliverus in der hist. Damiatina (1220) bei Eccard,
Script, med. aevi II, S. 1431 ausdrücklich: Ultra Leemanniam (süd-
lich von Kairo) Aethiopia regiones habet latissimas, populum Christia-
num innumerabilem, partim sub regibus partim sub dominio Saraceno-
rum constitutum. Hie sunt Nubiani (folgt eine lange Aufzählung der
dorfigen christlichen Stämme, ihrer Gebräuche und Dogmen). Aber
freilich, ob darüber hinaus Aethiopien und Indien selbst vom Papste
klar auseinander gehalten werden konnten, steht wohl sehr dahin.
Nöldeke schreibt mir: »Die Bezeichnung »Indien« für Aethiopien ist
bekanntlich vom späteren Alterthume an sehr beliebt. Sie dürfte von
der Schwärze der Haut bei den Bewohnern beider Länder herrühren,
denn der Perser und Syrer sagt »Hindu«, wo wir »Mohr«, die Griechen
946 Fhiedrich Zarnck*, [(to
Aiftioty sagten« und er möchte die Bedenken des Papstes in Betreff
der Rechlgläubigkeit auf den Monophysitismus der Abessinier be-
ziehen. Das Eine muss jedenfalls zugegeben werden : Aus dem
Innern Asiens kann kaum ein Wunsch, wie ihn Philippus vernommen
zu haben glaubte, erklungen sein: für die Verhältnisse in Abessinien
würde Alles gut zusammen stimmen; nur darf man dabei Dicht
aus den Augen lassen, dass die nebulosen geographischen Vorstel-
lungen jener Zeit ein Ineinanderfliessen der äthiopischen Fürsten mit
dem Sieger des Jahres 1141 gar wohl gestatteten. Dass der Brief
an den s. g. Priester Johannes gerichtet sei, war gewiss nicht bloss die
populäre Auffassung des Occidents, sondern auch die Meinung des
Papstes, der, wie mir unabweisbar scheint, in den Worten (§ 13}:
quanlo mblimior et maiar haberis et minus de divitiis ei potentia tut
videris inflatus auf den damals bereits verbreiteten Presbyterbrief
anspielte.
ANHANG.
Die deutschen TJebersetzongen des Presbyter-Briefes.
Der ursprüngliche, noch uninterpolirte Text ist zweimal ins
Deutsche übertragen worden, einmal in Norddeutschland, erhalten
in einer Berliner Handschrift, dann in Süddeutschland, erhalten in
einer Ambras-Wiener Handschrift. Von der Interpolation B enthalt
der jüngere Titurel eine Uebersetzung, eine zweite ist in einer Mün-
chener Handschrift erhalten; von C ist mir eine deutsche Bearbeitung
nicht bekannt geworden, dagegen haben wir eine solche, die sich
an die Interpolation D anlehnt: sie ist in einer Heidelberger Hand-
schrift erhalten.
I. Der Text der Berliner Handschrift.
Diese Uebersetzung entstand in Norddeutschland, unweit der
niederdeutschen Grenze (vgl. zu 951,27), vielleicht in Nordthüringen,
wenn auf die wenigen Infinitive ohne n etwas zu geben ist (vgl. zu
953, 85). Erhalten ist sie uns in einer Pergamenthandschrift des 14.
Jahrhunderts auf der Berliner Bibliothek, Ms. germ. Oct. 56, Bl. 1*
bis 1 3\ aus der sie Hoffmann v. Fallersieben in den Altdeutschen
Blättern 1, S. 308 — 324 herausgegeben hat. Vorne fehlt ein Blatt,
so dass der erhaltene Text erst bei § 9 einsetzt, ferner fehlt gegen
Ende ein Blatt, wodurch uns die Uebersetzung der §§ 67 — 69 ent-
zogen ist. Der erhaltene Text schliesst vor der Lücke mit § 60,
der wohl direct auf § 67 überleitete; nach der Lücke befinden wir
uns in § 69.
Der Uebersetzer verfährt frei. Er folgt dem Gedankengange des
Briefes, holt aber mehrfach Späteres schon früher herbei, wenn es
ihm in den Zusammenhang zu passen scheint. So z. B. wo bei
Schilderung des Umfanges des Reiches (§ 12) Babel erwähnt wird,
948 Friedrich Zarkckb, Lttt
gedenkt er gleich des Daniel und dass der Priester Johannes zu seinem
Grabe wallfahre (§ 53) ; wo von den Salamandern und den scbfaen
von ihnen herrührenden Stoffen die Rede ist (§ 42. 43) erinnert er
sich sehr verständig gleich der Fische, aus deren Blute Purpurfarbe
erzeugt werde (§ 54); ebenso wohlüberlegt ist es, wenn er hinter
§ 58 gleich § 66 einschiebt, da es ihm besser disponirt erscheint
erst den Tisch des Herrn und dann die des Hofgesindes zu erwähnen.
Daher stimmt die Reihenfolge oft wenig zum Original, aber die Haupt-
abschnitte Hessen sich doch gar wohl herstellen.
Der Verfasser war ein gelehrter Mann. So wird er gleich bei
Erwähnung Indiens (§ 12) an Alexander und seinen Zug gegen Porös
erinnert, Vs. 27 fg., weiss auch aus der geistlichen Geschichte allerlei
beizubringen, Vs. 32 fg. 45 %. Vgl. auch 954, 3. In § 14, wo
von all den seltsamen Ungethttmen ßie Rede ist, weiss er von allen
Genaueres anzugeben, schildert die Lamien (950, 5%.), die Satyre
(950, 21 fg.), erzahlt ausführlich vom Phönix (950, 44 fg.). Auch
sonstige mittelalterliche Sagenstoffe kennt er, vgl. z. B. Vs. 38 fg.;
von den Kräften der Steine weiss er selbst zu melden, vgl. 950, 82 fg.
Hie und da gestattet er sich auch sonst eine freiere Ausführung, vgl.
z. B. 951, 66 fg. Warum die §§ 61 und 63 (von dem Balsamlicht
und von dem Bett der Keuschheit) keine Aufnahme gefunden haben,
ist nicht recht abzusehen. Sind sie /etwa noch in der Lücke hinter
954, 65 erwähnt worden, oder fehlen sie durch einen sonstigen
Fehler der Ueberlieferung?
Uebrigens hat er die Intention des Briefes nicht überall ver-
standen, z. B. gar nicht in § 97 fg. Was den Inhalt dieses in 955,
1 4 fg. wiedergeben soll, ist unglaublich missverstanden. Der Schluss
des Briefes (§ 100) läuft gegenwärtig in eine Nachrede des Ueber-
setzers aus. Wahrscheinlich lautete der Text aber anfänglich anders,
wie ich zu 955, 39 ausgesprochen habe.
Das Gedicht mag noch dem 13. Jahrh. angehören. Die Zahl
der unreinen Reime ist nur gering und sie können wohl auf Rech-
nung der Heimath des Gedichtes gesetzt werden. So weisen in die
oben genannte Gegend die Reime zwene : seltene Vs. 20, kraft : gedähi
953, 80, ist : Susis 954, 100, diensle : minste 954, 88, hof : lof (loufl)
952, 56, mach (mac) : gesach 952, 90, befeie {befelhe) : siele 953, 8,
gesän : stän 954, 46. Wirklich roh ist nur der Reim wazzer : basier
*S3]
Der Priester Johannes.
flf
951, 92. Nach Mittel- und Narddeutschland weist mich der feminine
Gebrauch von back, ferner die Formen sal und sali (: al 950, 32. i2.
953, 18, und: gewalt Vs. 10). Reime kurzer Vocale zu langen kommen
mehrfach vor, wie (jcsai : stal 953, 26, gar : vär 955, 34, fre*fi{ : iet (?)
950, 94, besonders häufig beim t, fon : min 955, 26, /tcA( : wicht
950, 52, rtcA : ich 953, 16, je/icA : sich 951, 36, rfefa : suche Vs. 42.
Da wir nur eine einzige Handschrift des Textes kennen, so habe
ich der Versuchung widerstanden, einen auch in Rhythmus und Ortho-
graphie gereinigten Text zu liefern. Nur leicht erkenntliche und
zweifellose Fehler habe ich verbessert. Der Hoffmann'sche Abdruck
liegt dem meinigen zu Grunde.
vode loben alle die dax vernement.
9 Willu wizzen von miner gewalt:
die Ist groz vode manicvalt.
Ich heize prister Joban
10 vnde bin ein recht geloubic man 5
vnd pflege der cristen allen,
die mit armvte sin bevallen,
in al dem lande mines riches
des sie bedürfen tegelichos,
vnd beschirme sie von vnrechter gewalt : i 0
daz ist ein dino, daz dv merken salt
vnd alle die gerichtes walden,
so mvgen sie gotes hulde behalden.
9 loh vurhoe mit richtvme
vnd mit werltlichem rume 4 5
alle, di nv sint uf der erden
vnd die vor mir mochten werden.
Mir »int dienst alle riche schuldic,
vnde oach sin worden daldic
sibenzic kvnige vnde zwene: 90
daz ist allen herren selzene.
12 Hoch dan habe ich selbe dri lant,
die sint India genant,
die mir selbe zv hören.
Der keret eines biz kegcn Muren. 15
an merith stozet daz ander.
Dar inne zogete Alexander
mit einer schar wider Porum,
den kvnic Indorum;
do leit Alexander groze not; 80
alda bleib Bvnceval, sin ros, tot.
Daz dritte India ist daz verneste lant
dar die apostel wurden gesant:
die bekarte Bartholomeus,
der heilige apostolus. 85
Noch dan get min riche vort
von dem osten in das nort
vnd von dem westen vf die bovme ho,
di da stan vf der erden schone so,
da man di avnne alrest gesteht: 40
da ist danne me ertrichet nicht.
Noch dan get min riche
gar an svndersliche
her wider an daz keldeste lant.
Do Abacuc Danielem vant 45
vnder den lewen in der not
her wider truc als im got gebot
daz er im nicht schaden muste:
daz was in der Babilonien wüste,
do Babil, der groze man, . 50
den türm durch homvte began,
do er den himel irstigen wolde:
do tet got als er solde
vnde räch den homut vil starke sa.
Noch ist der türm in minetn riche da: 55
53 ich vare dar jerliche
beteverte herliche
zv deme grabe, do Daniel begraben wart;
vnd als ich danne vare betevart,
so vare ich mit gewapentem here 60
vnd han genvc, daz ich mich irwere
mit st rite vnde mit stürme
dem vreislichem wurme.
14 In einem minem lande
sint dier allerhande, 65
di got werden gebot:
da sint lewen wis vnd rot,
da sint inne pantyre
vnde ouch vil wunderliche tyre:
da sint in dem lande 70
olbentyer vnde elevande
vnde allez des wir geren;
47) ob sie H$. 36) d. i. meridies. 97) wonet H$. 33) da Hs. 47) her wider
wohl aus 4 4 wiederholt und die echten Worte verdrängt. 65) die Hs.
i «5]
De» Pmbster Johannes.
951
dnz wirt alle iar verbrant.
Vbele mahtu dei getruwen,
daz man so dicke mvge buwen.
Daz sage ich dir vil rechte.
Daz lant ist allez puschechtc,
bewachsen mit kurzen struchen,
der man wo) mach gebruchen:
mit pfeffir sint sie gar behangen;
dar vnder sint natern vnde slangen.
25 Wenne der pfeffer beginnet zv rifen
vnd aller Dienlich wil griffen,
so enturren sie vor den slangen
den pfeffer anevangen;
so stecken sie an grozen brant,
so rumet daz ge wurme daz lant :
so gant di lute den pfeffer lesen
(alsus mvz daz dinc gewesen),
so trugen sie in mit einer Üst,
daz vremden luten nicht zu sagene ist ;
so kvment dar die koufman,
die wechseln den pfeffer dao
mit körne oder mit gewande:
alsus kvmt der pfeffer vz dem lande.
27 Olympus ist der berc genant,
in der scrift ist er wol bekant:
daz kvmt von siner groze.
Der pfeffer wechset an siner woze.
Da seibist ist ein gesprinc,
der tut wunderliche dinc:
von mancherhande dingen
man höret vlizende dingen.
Noch merke was ich dir sage:
zwelf stvnde sint an dem tage,
also sint in der nacht.
Daz ist ein starke wazzers kracht:
diser brunne der wandelt sich
zv allen stvnden gelieh
vber nacht vnde tac,
also dicke gewinnet er anderen smac.
Den so get des brunnen spranc
drier tageweide lanc
vil nahe dem paradyse,
do vmb die vorboten spise
Adam wart vz gestozen
Zv vnsem schaden grozen.
28 Der sich dar an vlizet,
daz er des brunnen enpizet
vastende dri stvnt,
40
45
20
95
30
85
40
45
die wile daz er lebt wirt er gesunt
vnde blibet alder iare 50
als er si drizec iare.
29 Steine sint an der vlute,
der craft ist vil gute:
indyosij sint sie genant.
30 Swer sie treit an siner bant 55
vnde ist im sin gesunt cranc,
ez erget enporlanc
daz er den stein dicke anstare,
er enwerde grozer hülfe geware.
Ein segen gehöret da zv, 60
daz man im rechte tv:
vnd swer in treit in guter hvte,
der wirt rieh an sinne Vnde an gute,
ez si nacht oder tac,
daz in niemant gesehen mac. 65
Den suchen die lantherren
vnde sich nach im keren,
vnde wen sie in vz graben,
sie wollen in immer bi in haben
vnde pflegen in wol beneiden; 70
vnde wen sie beginnen alden
vnde in die craft entget,
so haben sie in bi in stet,
wan sie wizzen wol sinen Site:
irn gesunt irquicken sie da mite 75
vnd vernuwent irs gesvodes iugent:
daz ist von eime steine groze tugent.
31 An eime ende mines landes
ist ein mer, daz ist vol sandes
vnd hat wazzers nirgen ein trän. 80
Ich sage dir ei s vnder wan,
ez /wehet mit der vlut
als ein ander wazzer tut:
nimmer en wirt ez stille;
da von, wi gerne man wille, 85
da en kan niemant vber kvmen:
sus getanes ist nicht vernvmen.
Da gegen an der andern siten stat
ein groz mer, daz hat
den aller besten visch 90
der ie quam vf herren tisch:
der lebet sunder wazzer,
von smacke wart nie b&zzer.
32 Ein wazzer strichet da bi
vber tageweide dri 95
an eime ende durch min lant
40) riefen : griefep Hs. 48) trugen] trocken? meinte schon Hoffmann. Vgl, desicca-
tum coquitur. 24) welschen Hs. Vgl, commutatur in frumentum et pannos. 27) Ge-
meint ist vuoze, vgl. ad radicem montis. Dieser Reim lässt auf eine der niederdeutschen
Sprachgrenze nahe gelegenen Heimath des Gedichtes schliessen, gröte : vote. Vgl. 958, 28
gröt -. rot; 953, b3 appele; 955, 4 8 rieh tu me : nume. 50) Hier stand wohl ein anderes
Wort, etwa zwäre, vorwäre? oder däre, vgl. 955, 40. 54) sie Hs. 79) lant Hs,
FlUMUCI ZlkNCU,
vndayellnt an den selben aant:
gewinnen si
nie netacb man so groi vlut gan.
39 daz enturra
33 Waiiers hat sie keinen Ina:
sie enbreng
daz da vluzet daz stnt steine
dar aal mm
vnd groze bleich gemeine. B
waz ez geg
Da sie vellel lo den sant.
vnd ist dai
da verswindet sie zv hanl
sn Stet ez i
vnde enwirdet nieinanl Reware
'daz ich das
war stoc oder stein bin vare.
vnd ob mir
Nicht weil ich, wa von ez si, 40
so kennt s
in der wachen tage dri
42 In dem tan
jo vor läge siel ez stille:
da mac Die.
so vert vber swer da Wille.
vor hitie, i
41 Die selben steine die so vlozxan
daz sagen <
baben ein Volk beslozzen 4S
die ist Post
der indischen gestechte mine, 1
Da bi so bi
der en isl kein die mir nicht dine. 1
da sint wui
38 Ein gebirge isl in dem lande,
die dienent
daz meiste, das ieman bekande,
Sie baut eli
daz ist bi einer wüste gelegen, 20
sie enmngei
da mac man nicht wonunge pflegen.
So wirket t
Dannen kvmt ein nach gevloizen,
sin hvs vm
der gel vnder der erden besloszeti.
als man wc
Da enmac niemanl IV,
an den wui
swie gerne er dei Iv. IG
Einer wirki
Swer des gewarleo mac
in voser spi
beide nacht vnde tac
43 Als die dai
dai im gelucke wider vare,
so sint da
er wirt des schire geware.
die nemen
Er wart ei vlisecliche, BD
vnd machei
er wirt da schire riche.
Daz gewanl
Wen die erde offen! sich biwile,
ob ez eine
so darf er wol daz er ile:
ei en si In
swer. da welle genesen.
daz ist dez
der sol vnvergezzen weseu, 33
51 Visdiii hau
wan wirt er dar inne gevangen,
daz man m
so siol sin ledinge gar ergangen :
die achonst
ist daz er her vi gerinnet,
die man nes
swaz er sandes gewinnet,
44 Holt vnd si
daz ist alle* edele gesteine: (0
vnde da iv
also igt des wazzera grünt gemeine.
mer dan al
30 Also gel daz weiter gut
vnd swbz d
allez an einer vlut
von so her
vnde nimt zv slete io
des han kl
von den minnern waziern do. tu
46 Urse ,-» hai
von der edelkeit sines aandea
mer anders
so kvmt daz voll des landen
dromedarie
vnd piniget sich, wie ez dar inne
der enweiz
des gesteines gewinne:
45 Dar ah.; isl
so sinl svmeliche vollen wis, 60
waz in gut.
40 von der kintheit gewonen sis,
die da sucl
dai sie in dem wazzer mvgen Wesen
ez sie gast
dri tage vnde den slcin lesen:
an den di
10) sie : drie Hi. 76) merken corrigirt in mirken :
127]
Des Priester Johannes.
953
die sint von mir wo) gehalden.
46 Min vride ist also vast,
mir enkvmt nicht so vre in der gast,
er enmvge mit vride wandern.
Do enroubet nieman den andern, 5
do endarf ouch nieinant sorgen
von dem abent an den morgen,
wem er sin gut hruele,
da ist niemant der im daz siele.
51 Des siten phlege wir nicht, 10
des anderen ouch geschieht, <
daz man mit luge vil belose:
daz ist ein laster böse.
45 Ich gestates mannen noch wiben
daz sie in minem lande arm bliben, 45
46 wan do en ist niemant so rieh
der so vi) Volkes habe so ich
47 Wen ich orlpjigcn sal,
so han ich uechtendes Volkes vber al
drizehen kvnicriche schar. SO
Swo ich mit in hin var,
so gan vor mir drizehen wagene,
die pflegen nicht anders zv tragen»,
wen vf ieclichem stet ein mast,
die ist hoe vnde vast, 25
cruce sint dar vf gesät,
an ieclichem ein vane stat
der cruce sint vire vnd sint grot
vnd durchslagen mit golde rot:
daz beste gesteine, daz man hat, 80
ist daz in den crucen stat;
so hat aller cruce glich
zehntusent ritter vmme sich
vnd vechtendes Volkes hvndcrt tusent,
die alle vrume lute sint: 85
nv sich, welch ein her daz si.
Noch ist ein volk dabi,
di der wagene pflegen mit spise:
der kan ich kein zal bewise.
48 Als ich anders sol vz varen 40
an stritenden scharen,
so ist ein cruce von holze dar,
an dem ist nicht silber noch golt gar
noch varwe noch gesteine;
merke daz bloze holz aleine, 45
daz tu ich zv vuren vor mich,
daz ich gemanet si stetelich,
daz got durch vns di marter an gienc,
do man in an ein cruce hienc.
./
So vuret man vor den ougen min 30
ein erliche schrin:
geslagen golt ist dar inne,
dar vf ist die erde gevult mit sinne,
vnd swenne ich golt gesehe,
daz lop der eren gote ich jebe 55
vnde denke, war zv ich sal werden;
so sehe ich uf die erden.
49 Noch vuret man vor mir ein vaz,
von rot im golde geworebt ist daz:
da merke ich bi 60
daz ich der aller herre si,
die da herren sint genant
vber cristen vnde vber beiden laut.
55 Mir sagent mine geste,
sie gesehen bürge nie so veste. 65
56 Der apostolus Thomas
buwete Gundofforo ein palas,
in dem selben lande,
do in crist hin sande.
Von werke waz ez wunderlich. 70
Eines han ich im gelich
von dachen vnde von wenden
vnde an allen sinen enden,
von venstern vnd von graten
vnde von erlichen kemenaten, 75
vou zirheit vnd von gemache.
57 Nu höret von deme dache :
vil ebene ist ez gedecket,
do wirt nimmer me an gestecket
von keines vueres craft 80
noch dan, do man ez bette gedacht,
daz man ez buraen wolde.
Dar vffe sten zwen appele von golde:
in ieclichem sten zwene Sterne,
di sint karvunkel berne, 85
die daz ertriche haben mach :
so seh inet daz golt vf daz dach
vnd enist di nacht nimmer so tvnkel,
sie vberluchte der karvunkel:
die, stan uf zwen enden der zinnen 90
vnd machen sines weges versinnen,
des er lichte wurde irre so,
entete daz selbe gestirne do.
Do sint die balken woi geleit
vnd ouch die Sparren mit wisheit. 95
Von holeze sint sie wol bewart;
daz holez hat al sulche art,
daz ez wirt zv wisem beine,
80) drizic Hs. Vgl. 954, 78. 83) drizic Hs. Vgl. 954, 78. 44) d. i. äne.
63) Die fehlenden Paragraphen sind alle früher schon vorweggenommen, 60 vnd 5t wenigstens
indirect. 67) zv 6. Hs. 89) worde Hs. 85) karvunke Hs., berne heisst hier feurig,
ylänzend, steht es für bernde? oder ist statt di zu lesen do und berne der Infinitiv f vgl,
bewise 953, 39, var 954, 48.
954
FaiEDBicH Zaknckk,
[«'
glich hart einem steine.
Man saftet, ez burne starke.
Von sulchem holze was ouch die arke
die die sintvlut treip,
da Noe innc bi übe bleip 5
vnd er mit anderen da genas.
-58 Nv höret vort von dem palas.
Groze pforten sten dar an
Die lute sint des gewan,
daz in die pforten offen stant 40
vnde allesamt dadurch gant.
Die pforten sint wite vnde ho
vnd sint geworcbt von sardino:
gemachet sint sie vorne
von cerastis hörne. 45
Da mac niemant durch die tur
stille varcn hin vur
mit vergiftnisse hin var,
man werdes an der pforten gewar.
Da sint die venstere alle SO
von wisem cristalle.
66 Min tafele, vf der ich
selbe ezze lege! ich,
die ist ein smarac gut,
der craft versuchunge man dicke tut 25
Dar vnder stau zwene schrägen
die die tafel uf tragen,
die sint von amantist:
daz ist durch di list,
swer zv^der ta feien sitze, 30
daz im icht verterbe sine witze.
59 Die tische mines ges indes,/
als dv noch wol bevindes
daz ich note liegen wolde,
die sint von da rem golde 85
vnd die schraken von elefendes beine:
baz gemachet wurden nie keine.
65 Min gesinde ist manicvalt,
zehn drizic tusent gezalt.
Der geste weiz ich keine zal : 40
der pfliget man wol vber al,
daz des nimmer wirt ein clage
von niemande an keime tage.
62 Min kemenate die ist wunneclich,
\on gutem gesmide vil rieh, 45
daz ie mannes ougen gesan.
Die gymmen die da inne stan,
die sin alle vz gelesen:
bezzere mugen nicht gewesen.
Dar inne stet ouch onichil, 50
ouch sten do vier corinil,
vnd ist ein ieclich onichil
also groz als der cornil.
Des selben ooichils ist die craft,
er machet minne vnd vruntschafL
64 Wir haben die schönsten vrowen
die man ie mochte seh o wen.
Die enkvmen uns nicht nare
wan zu vier ziten in dem iare:
daz ist durch daz getan,
daz sie gebart von vns ban.
60 Bin hof lit vor roinem sal,
der ist gemärt vber al:
da' ge ich denne schowen
wie sich die kempfen howeo
(ein Blatt ausgerissen)
69 ein ca pelle dar uffe stat,
die vier vnd sechzic sole entphat;
dar uffe ist ein capelle geleit,
die aber vier vnde sechzic sule treit
ein capelle dar uffe stat,
die zwu vnd drizic vuze (I. sale) entf
dar uffe ist ein capelle geleit
die sechzeben sule treit;
ein capelle dar uffe stat,
die achte sule entpbat;
dar uffe ist .ein capelle geleit,
die vier sule treit ;
ein capelle dar uffe stat,
die zwu sule entpbat ;
ein capelle ist dar uf geleit,
die eine sule treit;
vf deme selben steine
stet der spigel, den ich meine.
72 Da mac nieman kvmen zv,
der keinen schaden tv:
wen da tac vnd nacht vmme varn
dri tusent man, die daz bewarn.
73 Iz sint in minem dienste
siben kvnige zv mineste,
herzogen zwene vnd sechzic dar nt
die min warten spate vnde vra.
Daz dienst wandelt sich
alle mane gelich :
als ein man ist vorgan,
daz dienst die andere anevan.
74 Als dicke als ich ge ezzen,
so sint bi mir gesezzen
die patriareben von sente Thoma
vnd zwelf erzebischoue dar na.
Der mir zv der linken hant nebest ist,
daz ist der erzeprister von Susis:
daz kvmt, daz die stat ist schone
von der zirheit an minem trone
vnde von minem kunielichem sal.
73) sechzic Hs 98) vn Hs.
429]
Der Priester Johannes.
955
der ist gezieret vberal.
So sitzt nehest zur linken hant
der pfaffe von Sermegant;
dar nach zwelf bischoue.
Ez stet nimmer an minera houe, 5
daz ich wizze dez gesindes min
ein zal oder des endes schin.
75 Die da hvten miner capellen,
daz sint abten von den cellen :
die dienent alle dare 40
den bischouen von dem altare.
Als sie ir dienst han getan,
so suln die andern dar zv gan.
97 Wol weiz ich eine sache
(wunder ist, daz wir icht die mache), 4 5
nach miner grozen gewalt
vnde miuer tagende manicvalt
dar zv von dem richlume,
warumme ich mich prister nume.
98 Alle ammecht in minem houe 20
habent kvnige vnd bischoue;
marschalke vnd truchtseser,
schenke vnd kemerer,
alle han sie vursten namen;
/
dar vmme darf ich mich nicht schämen, 25
daz ich ein kvnic (?) geheisen bin,
wen kvnige sin die knechte min.
99 Min riche daz ist ouch so groz,
kein kvnic ist min genoz.
An einer siten ist mir bescheiden 30
zwu vnd zwenzic hvndert tageweiden.
100 Swenne daz mac gesin,
daz man zele des meres grin
vnde des hymeles gestirne gar,
vnde er daz wizze svnder var, 35
der mac vermezzen sich des wol
daz er daz getruwen sol,*
daz prister Jan in sinem briue sprach,
vnde volleclichen er daz iach
durch die vmmaz die groz waz, 40
wie daz sie waz vmme daz
des getroste ich mich gar licht,
wan die sele hat des kein pflicht.
Nv helf vns got der riche
zv den freudcn ewicliche, 45
vnd hebet al mit schalle
vnd sprechet amen alle.
II. Der Text der Ambras-Wiener Handschrift
Diese Uebersetzung steht in der bekannten Ambras-Wiener Per-
gamenthandschrift des Heldenbuches, die Joh. Ried in den Jahren
4 504 — 1515 auf Befehl des Kaisers Maximilian in Bolzen zusammen-
schrieb. Unser Gedicht findet sich daselbst Bl. 235b und schliesst
die Handschrift, welche abbricht, ehe es zu Ende gelangt ist. Bis
zu dem Anfang von § 70 ist es erhalten.
Es gehört dem Sudosten Deutschlands an. Dies zu beweisen
genügt schon der Reim ainigew : drew 1 075, dem sich wahrscheinlich
drewzehne : guldine 671 (drewzeheneiv : guldinew) anreiht, ferner der
Gebrauch von halt 663. Die Zeit ist schwerer zu bestimmen. Unser
Werk steht hinter Gedichten, die unzweifelhaft der ersten Hälfte des
13. Jahrh. angehören: dem Wolf ram'schen Titurelfragment (Bl. 234),
dem Pfaffen Amis (Bl. 229), dem Mayer Helmbrecht (Bl. 225)v Auch
bringen die Reime manches Altertümliche, wie raubwre : unmcere 649,
39) Wahrscheinlich schloss der Brief mit diesen Versen und die beiden letzten lauteten
ursprünglich : Daz ich in minem brive sprach
Und volleclichen ich das iach.
Abhandl. d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch. XVII. 64
956 Friedrich Zabhcke, rM
stund : vaslund 436, dem doch auch der Reim veinden : ariden 661 an
die Seite zu stellen ist. Auch das Adverbium beditUe 298, 618 dürfte
spater nicht mehr viel im Gebrauch gewesen sein, weist auch seiner-
seits nach dem Süden. Wichtig Tür die Zeitbestimmung ist der Rein
geladen : genäden 9. Ungenaue Reime sind, abgesehen von der Bin-
dung eines kurzen a mit langem in an:wän 161 , lanl.stanl 277,
gar:jär 995, stat : hat 881, die folgenden darein : sin 623, wo frei-
lich auch darin möglich wäre, phlegen : geben 783; auffallender streiten:
vermeiden 897, wo ich strilcn : vermilen lesen möchte, Idonus:$im
371, wo ich das Flickwort sus vermuthe, das gerade im Reim auf
Idonus und andere Namen auf us auch in anderen Uebersetzungeo
vorkommt. Ein r steht überschlagend in ainer : betchaine 317, ein ■
in stainen : raine 1047, bei beiden könnte die Ueberlieferung fehler-
haft sein. Ganz rathlos stehe ich vor dem zweimal erscheinenden
Reim kimige : [rumige (als Masc. Dativ Sing, und Gen. Pluralis) 188
und 782. Das scheint wirkliche Rohheit zu sein, denn wenigstens
782 bietet sich eine Besserung nicht.
Die Verse mit klingendem Ausgang sind überwiegend bereits mit
vier Hebungen gebaut, aber es finden sich auch noch solche mit drei
Hebungen, wie 85 mein polschaft ich sende verre in eilende u. a.
Immerhin könnte das Gedicht noch dem 13. Jahrhundert angehören,
aber die grössere Wahrscheinlichkeit spricht doch für das 1 4. Jahrh.
Die Ueberlieferung hat offenbar dem Texte übel mitgespielt. Zu
Vs. 900 fehlt z. B. die entsprechende Reimzeile; dne erscheint, wo
es verstanden ist als on, wo es nicht deutlich verstanden ward, blieb
an; der Rhythmus ist offenbar zerrüttet; aber auch hier schien es
mir Pflicht zu sein, bei dem Vorliegen nur öiner Handschrift mich
auf die Correctur offenbarer Fehler zu beschranken und zunächst
einen buchstäblich genauen Abdruck zu bieten, dessen etwas wüstes
Aeussere schwerlich einen derjenigen stören wird, die überhaupt
zu einer Orientirung über denselben Neigung verspüren.
Der Verfasser ist ein redseliger, wohlwollender, nicht ununler-
richtetßr Mann. Aber die Freiheiten, die sich der Uebersetzer der
Berliner Handschrift gestaltete, hat er sich nicht erlaubt. Er folgt
einfach Paragraph für Paragraph seiner Vorlage. Nur einmal hat er.
wie an derselben Stelle sein norddeutscher College, etwas Späteres
vorweg genommen, in § 59 aus § 66, vgl. Vs. 834 fg., aber an der
434] Der Priestee Johannes. 957
späteren Stelle bringt er ordnungsmässig dasselbe noch einmal, vgl.
Vs. 1028. Dagegen hält er mit seinen gelehrten Kenntnissen nicht
zurück. In § \ 4 weiss er von den wunderbaren Kreaturen, nament-
lich auch vom Phönix, allerlei Eigenes zu berichten. In Vs. 301 fg.
möchte man sogar eine Kenntniss der Interpolation D (De) ver-
muthen; aber diese Interpolation ist selber aus der Historia Alexandra
entnommen und konnte daher dem Uebersetzer wohl bekannt sein,
der auch sonst von Alexander zu erzählen weiss , vgl. Vs. 379 fg.
und 760 fg., an welcher letzlern Stelle er aus dessen Historia von
den Amazonen ebenfalls berichtet was die Interpolation D in § k auf-
genommen hat.
Sein Wohlwollen und seine Redseligkeit haben es aber veran-
lasst, dass er seine Uebersetzung mit einigen moralisirenden Interpola-
tionen versehen hat. Zunächst mit einer doppelten geistlichen Ein-
leitung, einer allgemeinen und einer speciellen; dann stehen 34 Zeilen
hinter Vs. 842, die eine Warnung vor der Trunkenheit enthalten,
und 62 Zeilen hinter 924 gegen die Unkeuschheit (beachte Vs. 932
die manneler). Hier verliert der Dichter den Brief ganz aus den Augen
und tritt aus dem Rahmen desselben völlig heraus (Vs. 844: keem
ez mir immer an daz zil, daz ich der heiren rät weere , und 925:
solt ich nu aber rät geben den herren, die mit huoren wellent leben;
ferner beide Male am Schlüsse Vs. 875: und grifen wider an daz
meere, daz ist noch sagebewe, und Vs. 983: und sprechen wider von
dem meere, daz noch ist vil sagebeere). Nicht ganz so extravagant ist
eine Interpolation von 24 Versen hinter Vs. 214, in der der rechte
Glaube angepriesen wird. Hier ist dieselbe noch dem Priester
Johannes in den Mund gelegt, aber aus dem sonstigen Charucter der
Briefdarstellung füllt doch auch sie. Darum habe ich die beiden
Einleitungen und diese drei Interpolationen durch kleineren Druck
von dem Uebrigen abgehoben.
Benedeiter got, Jhesu Crist, aller erst wo! bestannden.
wie gros dein parmunge ist Da du in aus des teufeis |»innden
über alle deine hantgetat! erloestest mit deiner gmh»it,
Deines ewigen vater rat da gedachtest du an die menschhait,
het das hie beuor lennge 5 daz sy hilffe bedorffte wol. \h
geordent vor aller der well anegenge, An die <*nmag noch ensol
wie dein parmunge eruollet wurde. die menschlich ploede nicht gesteen.
Die krancken menschlichen purde, gewesn, beleihen noch ^egeu:
da ward dein gothait mit geladen: sy muess et sein gehillTe sein.
da ward der mensch mit gnaden 4 0 Die vnzellich parmung dein 2o
M) du fehlt Hs. 4 6) dich Hs.
6V
958
FlIEDftICB ZaIKCIB,
'«
ward do dem menschen kunt,
do da in von helle grünt,
die deinen mit deiner gothait,
als vnns der wäre glaube sait.
Da ward die gros parmonge dein 25
vil wol an der mensch heit schein,
wann sy was gestercket vnd erhaben,
die ee was todtlich begraben
in den Sünden von alter schulde.
Da kam von gotes hulde 30
von der vngehorsam was komen.
Da was ee vnuernomen,
wie der mensch erlöset wurde,
es entet got mit menschlicher purde,
die er an sich taugenlichen nam 85
vnd damit her zer erde kam.
Da ward ein grundtueste gelait
vnser gnaden vnd vnnser selikait
vnd hub sich freude vnd ein trost
aller der, die in dem feurinen rost 40
waren manig zeit verporgen:
.die kamen aus den sorgen,
mit den sy waren befangen,
wann die zeit was zergangen,
daz got sande seinen cingebornnen sun 45
vnd wolt nach seiner geha\ssc tun,
als er sich des het bedacht.
Sein kunfft der weit bracht
hayl vnd seiden vil:
die red ich nu endn wil. 50
Ich wil einer rede begynnen :
er bedarfT guter synnen
wer sy f&rbringen sol;
gueter mere ist sy vol,
wann sy hat wunderliche sage. 55
Es geschieht vil nahen alle tage
wunderlicher dinge vil,
als ich euch nu künden wil
von ainem herren, der lebt noch :
vil gclaublich ist es doch. 60
Ze India ist er gesessen,
reicher kayscr vil vermessen :
Priester Johan ist er genant ;
seinen namen ich also geschrieben vant.
Von seinem reichtumb wil ich sagen, 65
weit ir geschweigen vnd gedagen,
daz hernach ze sagen wäre.
derselbe knyser märe
ze einen Zeiten er sande
seine poten ze kriechischem lande 70
einem kunige, der hiess Emanuel.
Habt es nicht für ein spcl,
es ist genomen von der warhait.
Das puech vnns also sayt,
daz er im einen brief sanndc 75
vnd sein herschafft daran erkante.
Die potschafft hub sich so,
also stunde an dem briefe do.
1 Priester Johann von gotes gewalt
vnd von seinen creffln manigualt
vnd von gnaden Jhesu Crist,
80
I
der all der well Täter ist,
herre aller k&nige ich bin,
wie so sy gebeyssn sin :
mein potschafft ich sennde
verre in eilende
dem grossen kunige Emanuel
von Kriechen reichem vnd schnei;
dem wünsche ich ze allentzeitea
freude vnd sJLlden nahen vnd weäca
vnd mit grossem reichtumb leben
vnd in herrsch» ffl ymmer swebea.
2 Es ist vnns kuot getan
von dir sunder wao,
daz du mynnest vnnser berrschaA
vnd auch vnosers reiebtumbs craflt,
wie gros herre ich were,
das saget man vor dir ze märe.
Nu ist vnns kunt getan
von vnnsern poten sunder wan,
daz du mir wollest sennden,
m&chtesl du es ymmer volenden,
ettwas von deinem lannde,
daz man ze seltzame erkannde,
daz man saget ze märe
vor vnns vnd auch ze sagn wäre.
3 Seyder daz ich auch mensch bin,
so lernet mich mein synn,
daz ich dir sennde etwas,
daz du erkennest dester bas
vnnser grosse herschafft
vnd auch kayserlicbe c rafft,
die wir in vnnserm reiche han.
Ich bin got vnndertan,
das empeut ich dir zware.
Nu künde mir offenbare
ob du mit vnns wellest gelauben.
Das sol tu vnns eräugen,
ob du cristen wellest sein,
ob du fuerest den glauben mein: '
das wil ich wissen von dir.
Bey meinem poten empeute mir,
ob du gelaubest an Jhesu Crist,
der vnnser aller schepfer ist
4 Seyder daz du menschlichen syn hast 1
vnd in menschlicher nature stast,
so wänent für war die deinen,
als mir sagent die meinen,
daz du seyst ein warer got
vnd es stee ze deinem gepot <
daz in deinem reiche sey.
Nu merck rechte hie bey :
seyder daz du bist todtliche
23) Hier fehlen entweder Verse oder für die deinen ist ein Verbum zu setxem . <#■
ertastest. 26) andern menschen Hs. 31) Fehlt zwischen 30 «. 31 etwas? SS) f*$Ä
60) vngelaublich?
433J
Der Priester Johannes.
959
vnd must auch sterben menschliche,
so thue deinen wan hin. 435
Syder ich grosser herre bin
vnd auch ettwen sterben so),
dauon erkenn ich wol,
daz niemand sein selbs geniessn mag,
wenn nu kumbt sein tag, 440
daz sein ennde sol sein.
5 Nu künde mir bei dem poten mein:
was seHzams bey mir sey,
da ist mein wille bey,
daz du das erwirbest wol; 4 45
vnd was ein man beruen sol,
des habe gewalt von mir.
Mer empeute ich dir,
wes dir ze freuden durfft sey,
da ist mein guter wille bey, 450
daz ich dir das sennden wil :
das duncket mich alles nicht ze vil.
6 Nym ein fursten ambt von mir,
daz alle meine fursten steen vor dir:
in meinem namen solt du es nemen, 4 55
des mag dich wol gezamen;
vnde vahe auch künde mein,
daz mag dir grosser frurob sein:
daz wir zwischen vnns baiden
die freundschafft best&Uign mit aiden. 4 60
7 Vnnser pol schafft solt du sehen an
vnd betrachte mit dir sunder wan,
ob du zu vnns kumen will:
wir geben dir werdikait so vil,
daz du der höchsten ainer bist 4 65
in meinem reiche, der ie lembtig ist;
vnd magst ymmer mit vollen leben,
das wil ich dir ze miete geben.
Wilt du dann wider haymfarn,
meinen reichtumb wil ich nicht sparn ; 4 70
ich mache dich also reiche
daz du ymmer werdicklicbe
vnd herrlichen must lebfi :
das wil ich dir ze gäbe geben.
9 Wilt du auch wissen vnnser herschafft 475
darzu vnnser gewaltes crafft,
das sol wir dich wissen lan,
als wir dir entpoten han.
In welchem lannde wir gewaltic sein,
das verkünden wir dir mit den poten
mein. 480
So magst du dich wol entsteen,
vnd solt sein auch nicht irre geen,
daz dir der herre Priester Johann
nyemand wil für lan,
der in der weit also reiche 485
sey vnd far also gewalt icleiche.
Er ist herre aller kunige
der reichen vnd der fruraige;
die hat er alle aberzogen,
mit reichtumb überflogen; 490
alle die vnnderm himel sint,
der reichtumb ist aller plint:
sy mügen im nicht eben tragen.
Dir sol auch mein pot sagen,*
daz vnns dienent gewalticleiche 495
zwen vnd sibentzig kunigreiche,
die vnnserm gewalt genigen hant
vnd auch zu vnnserm gepot stand,
die vnns alle ir zynns gebent
die weyle daz sy nu lebent, 900
die vnnser auch ze herren iehent.
Wenn sy vnnser gepot sehent,
so muessen sy vnns gehorsam sein:
das gepot in der gewalt mein.
10 Gut cristen ich bin, 105
das lernet mich mein syn.
was vnder vnns sein armer cristen,
die sol wir vogten vnd fristen,
wo sy auch in dem reiche sint,
es sey weib oder kint: 24 0
die alle vnnsers almusens lebend,
die nymmer nicht darumbe gebent,
wann daz wir got eren damit.
Das sint vnnser tagliche sytt.
lnn der weit nicht grössers ist, 245
wann der rechte gelaubet an Crist.
Wer mit dem glauben wil gesteen,
dem mag nymmer zergeen
saelde vnd weltliche ere:
so vergicht die cristenlich lere. 220
Wer rechten glauben hat,
wie frolich der an dem ende stat,
wenn die erweiten gotes kint,
die zu dem himelreich geladen sint,
die ewige freude sullen besitzen. 225
Da kumen wir aller erste ze witzen :
wer dann rechtes glauben phligt,
der hat dem teufel angesigt
vnd gewinnet ein states wesen
vnd ist ymmer ewiclichen genesen. 230
Der gelaube ist veste,
er raus auch ze leste
vnns für got weysen;
da mus man die rechten preysen,
die an dem rechten funden sint: 235
die sint dann die erweiten kint.
Dein gelaub sey veste,
so gesigestu aller peste.
11 Wir haben got einen antheis getan,
des sul wir nymmer abegan, 240
daz wir mit michelm heer
vnd mit kreffliger weer
446) be rächen? 466) nie Hs. 487) all Hs. 222) ende fehlt in der Hs.
960
Fnsdbich Zabhgkb.
[W
varn sullen zu vnnsers berren grab
vnd zu der stat, da er sieb gab
ze martern durch die sondere, 245
das in sein reiche offenbare;
vnd sullen varn so lobeleicbe,
als es getzimet vnserm namen vnd
dem reiche,
vnd sullen streiten wieder die,
die gotes veint waren ye 250
vnd des creutzes veint sint
vnd waren seyt des teufeis kint
vnd nicht den gotes namen loben,
der da im himel reichsnet oben.
12 Es sint drew der lannt, 255
die India sint genant:
die sint vnns auch vnndertan
vnd sy in meinem gepot han,
vnd weret mein gewalt da
vntz zu der verrieten India, 260
so da leit'sant Thomas,
do er auch da gemartert was.
Furbas gewalt ich han
durch w&esle laut, da dhein man
vor hitze wol beleiben mag: 265
noch furbas, da die sufi vnd der tag
zu dem ersten aufgeent
vnd auch an ir scheine steent,
vnd geet darunder in ein lant
manigen menschen vnerkant, 270
die wueste Babilonie baysset sy :
nu mereket recht hiebey,
13 vnns dienent zway vnd sibentzig landt,
in summelichen cristen vnerkant,
die anndern alle an den glauben sint £75
vnd gegen vnnsern herren plint;
seinen kunig hat yeglich ianndt,
die alle in meinem gepot standt.
14 Wir haben in vnnserm lande
ein michel tail der helphande, 280
chamcl vnd dromedary,
wir haben auch crocodilli,
dwern vnd panckel,
die sind wunder starch vnd snell,
weysse lewen vnd pern, 285
vor den mag nicht gewern
was sy besteen wil ;
greyffen haben wir auch vil,
ochsen, die sind wilde,
die sint auf dem praiten gevilde. 290
Wir haben wunderliche leutc,
vernym wie ich die bedeute :
die sint halb ross vnd halb man,
die schiessent auch oo man,
daz in nicht entgeet a
was so vor in gesteet:
vnd sint auch wilde leute.
Ich sage dir bedeute,
wir haben leute mere,
des mag dich wundern sere: 3
die -geent one baubet,
daz man maeüch gelaubel;
an der prust hoben sy äugen,
das sint gotes taugen.
Wir haben auch risen, die sint lang; l
vil herlich ist ir gang,
ir lenng sint viertzigk eilen .-
erzeugen wir das wellen
mit der rechteo warhait,
es ist als ich dir han gesait.
Wir haben noch leute mere,
das ist ze wundern sere :
an dem hirne ein äuge sy hant,
luistuzen sint sy genant;
vnd den vogl, von dem man liszt. ;
der fenix gehayssen ist.
Sein ward nie nicht mehr dann aioer,
sein nature ich dir beschaioe:
er hat ziere on masse vil ;
wenn er sich lügenden wil,
so kumpt er, so man list,
wo die sunne allernächst ist
vnd da sy hitze hat nach ir crafft,
das gepeutet im sein maisterschafft ;
vnd machet im ein nest da
vnd recht nyndert anderswa.
Wann er es dann beraitel bat
vnd in das alter begriffen hat,
so ist er der sunnen so nahen,
daz in die hitze beginnet vahen ;
von edeln wurlzen ist das liest sein:
so vahel in der sunne schein,
wenn er an dem neste leyt.
die sunne im die hitze geit,
ze aschen prynnt er so ze stet :
das was vil nahen ee sein pet.
Wenn er dann verdirbet
vnd der alt leib erstirbet,
so gewinnt der asche solhe crafft,
daz er wirt weerhafft ;
vnd wirt darnach lebentig wider:
das habt ir ee noch syder
von dhainem tier vernomen,
vnd ist danne volkomen
vil rechte an seiner tugent. 3
Also hat er geiugent
274) wol erk.? 304) erinnert an i)c. 340) d. t. berhaft. 345) sein Hs.
435]
Der Phbster Johannes.
961
vnd ist iung alsam ee.
Wir haben lier vnd vogl mee
dann yeman der vnnderm hiniel sey.
Nu mercket recht hiebey, 350
wir haben aller der bände tier,
die da sint an dem ende der weit vier.
21 Von honig fleusset vnnser lannt,
das sey dir vil wol bekannt.
gutter speyse ist es vol, 355
mein pot dir das sagen so).
Wir haben noch ein lanndt,
das dienet auch zu vnnser handt,
von gutem lufft hat das die c rafft,
daz da nyemant wirt schadhaft 360
von dhaynem tier, das ayter hat:
crote noch slange da nicht enstat
noch nicht das vnns goschaden mag ;
in dem lande beleibet nicht einen tag
aller hande tier, das ayter hat, 365
noch dhaynem menschen ze schaden stat.
22 Wir haben besessen ein lanndt,
das wartet auch ze vnnser handt
vnder den wilden hayden,
das wellen wir dir beschaiden. 370
Dar durch fleusset ein wasser suoss,
das ist gehayssen Ydonus,
der plaume rynnet von dem paradeyse.
vnns ist kumen ze weyse,
daz dasselbe wasser trayt, 375
also gicht die warjiait.
Das gut vnd das edel gestaine,
die vindel man da allgemaine.
Die staine nenne ich dir sus :
Saphier Smaragde Karbunciilus, 380
man vindet Crisolitum Onichilum
vnd den edlen Topatium;
so ist auch da der Hecht Berillus,
Amantiste vnd der schöne Sardius
vnd annders gestaines vil. 385
23 Noch mer ich dir künden wil
von ainem paume, von dem man lyszt,
der bey dem wasser gewachssen ist :
der ist geheyssen Assidios,
des craffte man offle chos. 390
Ymb die wurtze es also stat;
wer die wurtze bey im hat,
der schaffet mit den boesen geisten,
was er wil das muessen sy laysten ;
von dem menschen vertreibet er in, 395
das ist ein maisterlichcr syn.
Vil wol er im gepeutet,
daz er im bedeutet
seinen namen vnd war er sey:
er mag ny ininer werden frey 400
wann als er selbe wil.
Muelich ich dich des hil,
daz von der wurtze c rafft
getar der teufl kaine maisterschafft
gegen dem menschen gehan 405
vnd getar in uynuner bestan.
24 Wir haben noch ein ander laut,
dem gepeutet auch vnnser handl ;
da wachsset der pfeffer ynne.
Nu nicreke recht die synne: 410
25 das lanndt ist one massen slanngen vol,
so man dir rechte sagen sol;
vnd ist ein so dicker walt
als ein wilde, die mit dicke ist bestall.
So der pfeffer danne zeitig wirt 415
vnd in der paum rechte gepirt,
so zündet man den walt :
so fliehent die natern manigvalt
vnd fliehent dann in ir hol;
ir besloff ist der walt vol. 420
Der pitter rauch gat vbcral,
der pfeffer, der weys was, der wirt sal :
danne nymbt man in von den paumelin
vnd behaltet in da er mag behalten sin.
27 Der walt bey einem perge leit, 425
Olimpus man im namen geit.
Von dem perge fleusset ein prunnc
Hecht vnd lauter so in die sunnc,
nach allerhande wurtze hat er geschmach
>nd verwandelt sich nacht vnd lag. 430
Droy tagwayde hat er gang
von dem paradeyse ist das vnlang,
da Adam ward ausgestossen
mit andrn sein genossen.
28 Wer des prunnen drey stund 435
in dem tage Irincket vaslund,
des tages ist er vor allem siech tumb frey
vnd beleibet zu allen zoiton, als er sey
in der iugend als ein man,
der des alters ist sunder wan 440
als ainer von drey vnd dreyssig iaren :
so mues er ymmer geparen.
29 in dem wasser sint wenige stainlin,
das sol dir sagen der pot min:
Andiosy'sint die genant, 445
summelichen aren wol bekant.
Die aren haben dick einen sit,
da iugenden sy sich zu allentzeiten mit:
wenn in das alter hat begriffen
vnd auch die iugent ist entsliffen, 450
374) Vgl. über diesen Reim die Einleitung.
962
Fheduoi Zabwctk,
[in
daz im der sogen abegat I
vnd er des guchen nicht enhat,
so kumpt er, da die staioe sint,
vnd wirt da gesehen der ee was plini;
ettwenne bringent sys in ewr lant 45S
vil manigem menschen vnerkant.
30 Wer in an der hannd trayt,
das wissen bey der warhait,
vnd bat er des gesiebtes nicht
vnd daz er empirt der äugen Hecht, 460
sy werden im liechler von tage zo tage.
Wander ich dir noch sage,
so er ye lennger angesehen wirt,
so er ye pesser äugen pirt.
Ein segen gebort zn dem staioe: 465
die wort sint so crefftig vnd raine,
wenn man in darvber Hst,
seltzame natare dann an im ist,
daz den menschen niemand gesehen mag,
vnd ist liechter dann der tag; 470
wer in auch bey im bat,
nasses noch neydes bey im nicht gestat :
er hat auch ze allen Zeiten senfflen mut,
wann des staines crafft es alles thut.
31 Alles des ich dir ban gesaget, 475
ein wunder ban ich dir noch verdaget
vnd ein rede von seltzamen dingen,
von der man mag wol lesen oder singen,
daz ein mere ist in vnnserm lannde
wan von ainualtigem sande: 480
nyemao da dhain wasser siebt
noch aller dinge Dichtes nicht,
daz ze wasser geziehen mag,
vnd wuetet (?) doch nacht vnd tag
als es geraiche (?) von wasser sey, 485
vnd tobet ze allen weylen dabey,
in dhainer stille es nymmer wirt,
die starchen winde es dicke pirt;
es hat auch also grosse crafft,
daz nie dhayn so starche maisterschaft 490
mochte es des betwingen,
daz mit scheffe noch mitdhainen dingen
möge yemand darüber kumen.
Davon ist noch vnuernomen,
wie getan lant yenenthalb sey. 495
Man vindet auch maniger hande vische
dabey
an dem lande, daz vnnsernhalb ist:
es ist dhain tag noch dhain frist,
sy sein ze essen edel vnd gut;
sy veileyhent auch senfften mut 500
vnd gebent so getanen schmack,
daz nie wasser noch dhain wagk
solhes nie nicht gewan.
das ist vnns vndertan:
dich sol wundern sere, m
so getane vische wurden gesehen aie
mere.
32 Von disem wasser gueter tagweyde drey
ist ein gepirge vnuerre bey,
von dem kumbt ein phlome an wasser gv
wann mit klainem sande sunderwar, 14 <
vnd geet auch durch vnnser land:
ane wag ist der dorre sant.
Der phlome in das mer geet,
dauon ich euch ee gesaget hei.
33 Der phrame, dauon ich hau gesprochen, st!
der fleusset nicht wann drey tag in der
wochen
vnd bringet dann mit im holtz und staine
es sey gros oder klaine :
die weyl er dann rynoet hin,
so hat des niemand dhainen sy o, st<
daz yemand darvber möge,
wann ein vogl darober flöge.
Die anndern tage man darober fert,
wann es die fart niemandt wert.
38 Bey disen wassern sind wueste lant, sz:
manigem menschen vnerkant.
In der wueste ein pach fleusset,
verre vnder der erde deusset:
zo dem pacbe nyemand kumen mag
zu dhainer weyle, weder nacht noch
lag, >J<
es geschehe dann von etlicher geschieht ;
annders mag es geschehen nicht.
Die erden sich ettwen auftut,
wenn sy des duncket gut:
wer die weile da for fert, 53
die fart danne nyemand wert,
der mag ze kurtzer weyle darynn gao ,
wil aber er dhain weyle da ynne bestan.
die erde in villeicbt bey ir behalten mag,
daz er nymmer mer dhaynen tag 540
noch dhaynen menschen gesihet.
Begreiffet aber er des sanndes icht,
es sey gros oder klaine,
das sint alles gymme vnd edele gestaioe.
39 Diser pach in ein ander wasser get
furbas, S45
von der warhait wisse das;
das hat einen weitern Aus
vnd einen sterchern duss:
- dar koment die leute von vnnserm lant,
von dem griesse vnd von dem sant, 351
der in dem wasser leit,
grossen reichtumb von gymmen der
geit.
437]
Der Priester Johannes.
963
Wenn sy dann bringent das gestaine,
es sey gros oder kleine,
so haben sy ymmer einen sit 555
vnd erent vnns damit:
ffir vnns bringent sy das;
welcher stain vnns dann geuellet bas
vnd den wir gerne han,
den lassen wir ane gelt nicht besten. 560
40 Bey dem wasser zeuchet man auch kint:
seltzame ding das sint.
Des ist in dem lannde sit,
das gestaine vindent sy damit :
so vnndertan ist in der wag, 565
daz sy drey monate nacht vnd tag
mugen wol darundter leben.
Also mos in das wasser geben
die gezierde, die es hat:
mit solhem reichtumb vnnser reich
stet. 570
41 Yernym wes ich mayne:
enhalb des phlumes der staine
die zehen geschlaucht der Juden sint
besperret, man, weib vnd auch kindt,
mit einem gepirg, das wunder hoch ist, 575
die nymmer mer dhaynen tag noch
dhain frist
von derselben vancknusse kamen
vnd irdischen man nie me vernamen,
die Alexander bey alten Zeiten,
der da wunderlich hiess nahen vnd
• weiten, 580
also leben tige daynne het vertan :
die ich auch in meinem gepot han.
Sy iehent, sy haben herren vnd kunige
vnder in;
on zweyfel ich ir aller herre bin.
Ir zins gebent sy mir, 585
von der warhait das sag ich dir,
ze herren sy auch vnnser iehent,
wenn sy vnnser gepot sehcnl.
42 Wir haben dan noch bey in ein lant,
in vnnsern gepot dieselben leute stand : 590
das lannd einer hande wurme hat,
der in wunderlicher nature stat.
Salamandra derselbe gehayssen ist,
so man von im saget vnd list.
Wie seiner natur sey,
das mereke recht hiebey:
der wurme vngehewre
mag nyndert genesen wann in dem fewre ;
595
da mus er ze allentzeiten ynne sein,
das wisse in der warhait mein, 600
vnd habent ymmer ein syt,
ir nature erzaigent sy damit:
es vmbwurchet sich mit vleisse
mit edler seyden, die ist weysse.
Als da würchent die wenigen wurmlein 605
klaine fadem nun seydin,
recht also vmbewurchent sy sich.
Wol soll du versteen mich,
das sint die vollisten seydin vnd so
getan,
so sy Damasce die stat peste ye gewan. 64
43 Die wurchet man vnns ze gewande,
des ist syt in vnnserm lannde ;
wann vnnsere frawen würchent das.
Du solt auch wissen furbas,
daz wir ander wath nicht enhan. 64 5
Des gewandes nature ist so getan,
wenn es von alter verdirbet
vnd die schöne an im erstirbet,
vnd an sein stat wider komen sol,
der vnflat an im sich verkeret wol: 690
man bringet es ze einem prynnenden
fewre,
da nymbt im vil vnlewre,
er werffe es darein.
Nu syhe, welch maisterlicber sin :
so es ye lennger in dem feure leyt, 62 .
so es ye pesser zierde geit.
44 Grossen reichtumb wir han,
das süll wir dich wissen lan:
von silber vndt von golde ist vnnser land
verre vnd weiten wol bekant; 630
wann wir den fechten hört han.
Es ward in der weit nie dhain man,
der an golde so reiche wäre.
Verstand dich diser märe:
Wir han die crafTt der edln staine, 635
sy sein gros oder klaine;
wir han auch in vnnserm lande
grosse herte der helffande,
cammel vnd tromedary,
die wonent vnns zu allen Zeiten bey: 640
grosse vnd michel hunde,
die haben wir ze aller stunde.
45 Von wanne geste koment in vns land,
reich oder arm vnd wie sy sein genant,
die sullen wir alle emphahen, 645
wie sy koment verre oder nahen.
Wir haben nicht armer leute,
606) klainde Hs.
tgl. Vs. 970. 4 002.
Hinler fadem ein unleserliches Worl wie nnn, elwa nun = niwan?
964
FtlEDRICH ZaRHCEK,
[138
das sag wir dir bedeute;
46 diebe oder räubere
sint vnns vil vnm&re. 650
gegen vnos verraitet niemant nicht,
bey vnns nyemant minnere sieht.
Wir haben verroder noch den dieb,
die in summelichen honen sint vil lieb :
bey vnns ist nicht gierschait, 655
die man igen forsten vnd menschen gen
helle trait,
hochfart noch missehellunge
ist dhaines menschen zunge;
wann wir hellen all geleiche
vnd sein an allen dingen reiche. 660
Mein glaube ist einem dinge bey,
daz in der weit niemant reicher sey
halt in der wilden haydenschaffl :
die ubergeet vnnsers reichtumbs crafft.
47 Wenn ein ding also leit, 665
daz sy [wir?] varn sollen an einen streit
gegen vnnsern veinden
rechen vnnsern annden,
so ist das vnnser. gewonhait,
daz man vor vnns foeret vnd trait 670
grosser creutze drewzehne,
herrliche vnd alle guldine,
wolgezieret mit edlem gestaine.
Vernym, was ich mayne:
ein yeglicht seinen garrotseben hat, 675
yeglichem garrotschen volget nach vnd
gat
zehen lausend ritter mit gantzer be-
rai tschaft;
von sarianden haben wir die crafft,
daz yeglicb garrotsche haben sol
hunderttausent fuskenckel gewaffenter
wol, 680
an leut vnd an knechte,
die zu dem wagen gehftrent rechte.
48 Wenn wir aber da hayme sein
vnd mich bringet darzu der mut mein,
daz wir varn sullen in dem reiche 685
one heer vnd auch baimleiche,
so hab wir dann ein gewonhait,
daz man für vnns foeret vnd trait
ein creutze, das ist von holtze gar
on alles gemäle sunderwar, 690
weder mit golde noch mit Silber be-
siegen :
das hayssen wir vor vnns taglichen
tragen,
daz wir dabey gedencken vnd gehugen,
wenn wir vor vn müsse mögen,
der marter, die got durch vnns Uyd, HS
vmb vns vnd vrob alle cristeohait.
Man foeret auch vor vnns ein galdhu
vass:
mit erde ist gar gefallet das;
dabey sollen wir gedencken daran,
daz so reiche ward nie dhain man, ?•
daz er sich sul oder mag vertieftes,
er moesse zu blosser erde gedeybea.
49 Ein silbrines man auch vor vnns trait,
das wisse bey der warhait, ^
das sol volles goldes sein : 7«
damit ist bezeichnet die grosse herr-
sche ffl mein;
vnd für war wissen sol weib vnd man,
daz aller herren herre ist Priester
Johan,
oOkunige vnd herren C herzogen,
mit reichtumb sy alle tberflogeo. 71
51 Ynder vnns niemand leuget
noch den anndern betreuget.
Wenn ainer beginnet liegen
seinen ebencristen triegen,
so ist er todt an der stat, 7 t
wann er sein ere verloren bat:
wir haben in für einen todten man;
die wirdikait, die er sol han,
die muess er lassen vnnder wegen,
die schandt mus sein furbas ph legen li
bey vnns bat er dhaynen wert mere,
wann er bat verloren all sein ere.
52 Wir mynnen alle die warhait,
vnd was vnns das recht sait,
des sey wir alle vollaist ; ~i
wir mynnen an ein ander allermaist
Trunckhenhait vnd vberhuere
vnd aller hannde vnfuere
hat bey vnns dhaynen tayl :
wir leben auch on sunden mayl. 73
53 Wir phlegen einer gewonhait,
daz wir alle jar sollen sein bereit
ze varn mit starchen here
vnd auch mit krefftiger were
zu der wueste^Babi Ionen verre,- 7«
da der weysage Daniel der herre
leibhaftiger ist begraben.
Gewaffenter leute muessen wir haben
durch die vngefoegen slanngen,
grosse vnd auch lanngen, 7
die da sint in den landen
652) minnere] die Lesung ist nicht sicher. 657) misselunge Hs. 668) reichen h
439]
Der Priester Johannes.
965
vnkunden vnd vngenanten. -
54 Wir haben einer hande vische,
die trayt man vnns ze tische;
die purpur verbet man von dem plfite : 745
die varb ist so stette vnd so guete,
alle rote sy fber gat,
alle varbe zu ir nicht enstat.
55 Wir haben michel bürge vnd grosse
veste,
so dhain k&nig gewann ye pestc, 750
dabcy maniger hannde hayden wir han
wunder starche vnd auch vil vbel getan.
Es stet auch in vnnser hanndt
vnder wilden hayden ein lantidt,
da sint frawen vnd hayssent Amazones ; 755
wundern sol dich des:
die sint ze allem streit also gut,
ich we*n dhain ritter sfilhes nicht entut
mit stürme oder mit manhait.
Wisse bey der warhait, 760
daz sy gegen n einem kunige rilen
vnd wolten mit im hnn gestriten,
der Allexander was genant,
den alle die weit vnd alle die landt
ze zinss waren vndertan, 765
die ich auch in meinem gepot han.
Ir wonunge ist ein einlanl,
daz mere sy darumhe gebaut,
vnd sint hundert tausend Cberal :
also gicht vnns die zal; 770
vnd sint nicht wann uinueltige magel.
Dir sol auch ein ding sein gesaget,
daz wir gepicten einer hannde haiden,
die süllen wir dir bescheiden,
Bragmani sint die geuant, 775
die derselbig kunig mit streite vber-
v*anl.
56 Das palas, da wir ymie sein
vnd auch wonet die herschaft mein,
das ist geordent nach dem palas,
das weylent sant Thomas 780
het erworben einem kunige,
Gundaforo, reichem vnd frumige,
der von sant Thoman ward .bekeret
vnd [der?] den gelauben ze India leret :
vnd ist von so getanen dingen ertzogen, 785
von musiertem golde nicht betrogen.
Von entwerfen auch die striche
gebeut so getane anplicke,
das sein ymmer ze wundern ist.
57 Von zederpaum, von dem man list, 790
der nymer gefaulen sol,
von dem ist der palas erpauen wol.
Das dach, daz darvber gat,
Ebanus ist das vnd die natura hat,
dasselb holtz nymmer geprynnen mag ; 795
vnd ob es nacht vnd tag
in dem feure solle sein,
da war vil klaine die sorge mein,
daz es nymmer zergienge
oder ymmer dhaynen flamen gevienge. 800
Zwen knophe sint auf dem dache oben,
die sull wir dir von schulde loben,
die sint gros vnd wunder eben,
recht als so sy ob dem dache sweben,
vnd sind von golde gar, 805
von geprantem golde sonderbar:
darinn sint zwen karbunckel staine,
schön vnd nicht ze klaine,
die prynnent mit so getanem prehen,
von irem liecht mag man wol sehen 810
vil verre bey der viustern nacht ;
also leuebtent sy von ir macht.
58 Es haysset ein edelstain Sardius,
michel c rafft hat er alsus;
von danne ist erpawen der palas, 8t 5
von dem dir ee gesaget was :
vnder die staine gemisebet ist
von Cerastes des wurmes, von dem
man list,
in der nature der stat,
wer seines hornes bey im hat, 820
vor aller vnkreffte sol er sicher sein :
das wisse bey der warhait mein.
Das ander lail gar von helfenpain,
die venster von ainera stain,
der liecht Cristalle ist er genant: 8*5
so getan liecht die venster auch hant,
daz da nymmer vinster wirt,
wann er ze allentzeiten liecht gepirt.
59 Wir sullen auch nicht vergessen
der tisch, da wir abe essen; 880
von golde sint sy summeliche,,
als es zymmet einem kunige Hebe,
die anndern sint von den staine Aman-
tiste.
66 Höre sein nature vnd auch sein liste :
wer an dem tische wil sitzen, 835
der mag nicht vertieren seiner wltzen;
im wirret nicht von dhalner tnincken-
hait,
als vnns die nature des staines sait,
wie vil er getrinken mag.
Truncke er nacht vnd tag, 840
so kumbt er nicht von synnen,
seiner witze mag im nicht zerryiien.
Eines dinges ich nu wünschen wil:
kern es mir ymmer an das zil,
daz ich der herren rat we+re,
845
966
Fbiedrich Zahncke,
[UO
so saget ich in zwar ditz mare
vnd wolt in künden disen rat,
wie sich der herre getischet hat,
wie er doch wäre ein kunig reiche,
an herrschaft im nyman geleiche, 850
von seinem tische saget er doch,
wann er ze loben ist auch noch.
Teten summelich forsten an sein zil,
so wer der trunckenhait nicht so vil,
als ob iren tischen da geschieht. 855
ich w&o, das summelich herren des
loben nicht:
truncken werden sy gerne
vnd wellen t auch leicht des tisches
enperne.
Liessen sy in raten das
mit der trunckenhait, sy teten bas 860
vnd volgten dem herren nach
vnd gewunnen den tisch, nach dem
im was gach,
vnd phlagen, des die masse ze rechte
phliget,
so bieten sy der trunckenhait an gesiget,
vnd mit dem alle vnf&re, 865
girsheit vnd vberhure,
daz were dann von in verre.
ditz vrkund hat Priester Johann der
herre
den fursten allen vor getragen,
wann sy es hören lesen oder sagen, 870
daz sy sieb pessern dabey
vnd yeglich man in rechter masse
auch sey
vnd solcher tische gerne ph legen.
Hie sey diser rat gegeben
vnd greyffen wider an das märe: 875
das ist noch vil sageware.
59 Was die tische auf hant
vnd wie sy auch empor stand,
das sind weysse belffenpaine schrägen ;
anders mochte sy nicht getragen. 880
60 Vor dem palas ist ein stat,
vor vnns sy das recht behabt hat.
Wenn zwen wellen fechten
mit kemphlichen rechten,
da ist die dingstat geordnet zu, 885
daz man dem siglosen sein recht thu:
die ist schone beleit
mit einem estrich wunder prait
von dem stain Onichilo,
des nature giclit also: 890
wer den stain bey im trait,
dem zurynnet nymmer mannhait.
Von dem staine ist sein estreiebe
gestrewel schone vnd geleiche,
das von des staines crafft 895
die kempfen werden manbafft:
so sy ye lennger streiten,
so sy ye bas zaghait vermeiden.
61 In dem palas ein Hecht prynnel, 900
.. das ist geordent von Bal&amo :
des nature ist also,
das es nymmer prynnet
vnd doch Hechtes nymmer zerrynnet
62 Die kemmenate, da wir ynne sein 943
vnd da ich phlege des schlaffes meto,
die ist ynner halb getzieret
von golde schon gemusieret
vnd mit werche, das ist erhaben.
Nicht wann edel staine darynne be-
graben 9t •
vnd ann der Zierde wunderlich,
als es zymmet einem kunige rieh.
63 Da prynnet auch Balsam ynne
daz ir Hechtes nicht zerrynne.
So ist vnnser pete von einem staine 913
michel lauter vnd auch raine:
Saphiere ist er genant,
vmb den ist es also bewant,
das er zu allen weylen die keuschhait
trait
vnd wil auch nicht wann rainikait. 921
Da phlegen wir seh I äffe ns ynne,
ob wir ettwen von vnnsynne
vnnser keusche wollen fberhugeo
daz wir vor dem staine geturen noch
enmugen.
Solt ich aber nu rat geben 9)3
den herren, die mit huren weUent leben,
so wolt ich in von disem pete sagen
vnd auch vil selten gedagen,
daz sy s&lher pete phlegen
vnd nymmer an dhainem andern ge-
legen, 931
vnd weren ymmer keusch vnd raine.
Die manneler ich dartzu mayne,
wann er vnrainer dann der teufel ist.
Sein vil vngetrewer list
es vil wol geraten kan; 933
wann er dann verratet den man,
daz er die sunde begeet,
vil verre er hin dan steet:
ze sehen sy im verschmähet,
vil balde er von im gäbet 941
vnd duncket in als vnraine,
nie sunde ward er so veint so der aine,
vnd dem er [der?] von seinem rainem
weibe,
mit der er behalten solt seel vnd leibe
vnd zu einer vnkeuschen geet, 943
der mut nicht wann ze vnkeusche steet,
vnd mit der er begeet manig überhöre ;
solhe sund vnd solhe vnfure
einem vnrainen michels bas tut
dann er mit seiner konen lebt in rechtem
mut. 9J#
Nu secht, wie sich der verkeret:
wann sein sunde vnd sein laster sich
meret!
950) er f$hll Ht.
U<]
Der Priester Johannes.
967
der gewan nie männlichen mut;
es ist im weder an seele noch an eren
gut,
wann daz dis baide enwage sint. 955
Er geet in das fewr sam das kin! :
also hat sy in erplendet,
von der rainen konen gewendet;
die hat er in einer swachait,
sam sy im thue grosse laid. 960
Mit der er sein konen solt eren
vnd ir zucht künden vnd meren,
das ist alles der vnkeuschen gegeben :
dise mus in armut leben,
wie sy doch ze allen weylen die ere
trage. - 965
Mit disem märe vnd diser sage
sullen alle die gepessert sein,
weihe lesen ditz puechlcin.
Wer vor vn keusche behueten wil seinen
leib,
der fliehe nun vnkeusche weib; 970
behalteterden leib in der maisterschafft,
so bat die vnkeusche nn im claine c rafft.
Wer sy fleuhet, den fleuhet auch sy :
wer sy mynnet, dem ist sy gerne bey:
wer nu habe den mut, 975
das im vnkeusche bas dann keusche tut,
nach disem pet er werben sol;
geschl äffet er ze einem mal darynne '
wol
so hat sich sein vnderwunden die
rainikait.
Wisset bey der warhait, 980
daz er ditz pete hat besessen,
sainer vnrainikeit gar vergessen.
Sprechen furbas von dem märe,
das noch ist vil sagebare,
wie vnd was er im empot: 985
des ist vnns ze sagen not.
64 Also schöne sint vnnsere weib,
das in der weit nie dhain leib
ward schöner vnd bas gezogen:
sy sint an nicht betrogen. 990
Was an frawen loben sein sol,
daran sint sy volkomen wol,
vnd haben ymmer einen sit,
ir zucht erent sy damit:
alle mann meident sy gar 995
wann vier stund in dem jar,
so koment sy da ir wirt sint.
Haben sy dauon dhain kint,
das ist von rainer ee komen :
ander vnkeusche ist vnuernomen 1000
vberlaut vnd vberstille,
nun durch erbes wille ;
so varent sy schone dannen
wider von iren mannen
vnd bringen das kint, des sy sint
genesen, 4 005
wo sy ee sint gewesen.
65 Ynnse hofe ysset nun zu einem male,
so geit man auch von gueter speyse
der schale,)
daz yeglich man, der essen wil,
hat ze rechter masse essen vil. 4 010
Wann wir dann ze tisch gan,
so ist vnns gebrienet (?) an
dreyssig tausent mensch vberal,
also gicht vnns die zal,
on geste, die vnns tegliche 4 01.">
verre vnd nahent 'suechen von dem
reiche,
den wir alles das gehen,
des sy in der weit sullen leben,
des wir auch sullen beruchen,
wenn sy es zu vnns wellen suechen, 1020
vonn rossen vnd von ge wände :
des ist sit in vnnserm lannde. —
66 Der tisch ist ein grosser stain,
lauter vnd vil wunderrain :
Schmaragde ist er genant. 4 025
Zwo seul den tisch auf hant,
die sint von rechtem Amatiste.
Wisset sein nature vnd auch sein liste,
vor trunckenhait ist er ymmer sicher
wol
wer an dem tische sitzen sol: v 1030
so gros ist des staines c rafft
vnd auch sein maisterschafft.
67 Vor dem tor des palas,
von dem dir ee gasaget was,
dabey, da die dingstat 4035
vnd den kemphern an ir recht gat,
da die sullen fechten
mit kempfiiehen rechten,
da ist ein spiegl auf erhaben
in ein seul begraben. 4 040
Wer zu dem Spiegel wil geen,
der sieht vor einander steen
staffen, der sint funff vnd hundert,
alle maisterlichen gesundert,
vnd sint andre getailet also, 4045
als ich dir empot do.
68 Das erste drittail von stainen
michele lauter vnd raine,
die staine nenne ich dir alsus
Chrisolitus Berillus Onichilus. 4 050
Das ander drittail sag ich dir
bey der warhait, glaube mir,
da ist dreyer hannde staine auch bey,
wisse es daz es also sey,
die staine sint also genant: 4 055
964) ursprünglich wohl mit deu.
968
Friedrich Zarnckb,
U?
Amatisto Smaragde vnd der Jochant.
Das obrislc dritlail ist gelait,
wisse es bcy der warhait,
von dem Cristalle Jaspis vnd Sardius
das m&re nennet dirs alsus. 1060
69 Wenn man zu dem Spiegel kumen so!,
der ist in ein sewl verworchet wol:
auf der seule zwo ander seulen stand,
die zwo seulen ander neun auf band,
auf den neun ein seule dann sleet, 1065
auf der ainen vier vnd zwaintzigk auf-
geet,
auf den vier vnd zwaintzig aber aine.
Vernyro was ich mayne:
der seulen sollen xwo vnd dreyssig
sein,
so sol dir sagen der pol mein. 1171
So man ye lennger aufgeet,
so der spiegl ye mer seul het;
geet man aber wider ze tal,
so ist der seulen mynder an der zal
vnd ist ze iungste nun ein ainigew. 117$
70 Die sewl sint auch getaill in drew
yeglich tail von dreyer hande steine,
die ich dir hie beschäme,
Chrisolitus Berillus Onichilus,
das erste tail ist geordeot alsus. mi
i Hier bricht die Handschrift ab. '
III. Der jüngere Titurel.
In diesem ist der Brief frei benutzt. Als Parzival sich mit dem
Gral und den Gralgenossen nach dem Osten begeben hat, kommt
er nach längerer See- und Landfahrt zum Lande des Feirefiz. Dieser
eilt ihm entgegen und entwirft ihm nun eine Schilderung von der
Macht und Herrlichkeit des Priesters Johannes, dem auch er sich
untergeordnet habe. Diese seine Rede ist im Wesentlichen eine
Uebersetzung des Presbyterbriefes, und zwar nach der Interpolation B.
Der Briefeingang, § i — 8, fehlt natürlich. Aber von § 9 an folgt
die Rede des Feirefiz Absatz für Absatz dem Briefe, in dem die
Schilderung des zweiten Palastes noch am Ende stand. Uebersprungen
sind nur § 21, 33, 54 und 55, und etwa 93.
Wie die Benutzung des Briefes zu einer Rede bereits von Frei-
heit der Bearbeitung zeugt, so tritt diese auch im Einzelnen durch-
weg hervor. Der Uebersetzer bindet sich nicht an die Ziffern und
Aufzählungen des Originals (vgl. z. B. Str. 47 und Str. 17), inner-
halb derselben Schilderung auch nicht genau an die Reihenfolge
seiner Vorlage, wie schon ein Blick auf die an den linken Rand des
Textes gesetzten Ziffern darlegt, so dass es z. B. nicht möglich war,
die einzelnen Absätze zu kennzeichnen, in die ich das lat. Original
gelheilt habe. Er nimmt vielfach auf den Gral, den Graltempel u. s. \\.
Bezug, einmal wird sogar ein Gespräch mit Titurel eingeschaltet
(Str. 8 und 9 vgl. Str. 14); er fügt Namen ein, wie Str. 42 Agre-
montin, und 39 Melliflor u. ä. In § 41 des lat. Orig. wird erwähnt,
143] Der Priester Johannes. 969
dass der fluvius lapidum auch die 10 jüdischen Stämme begränze;
dies veranlasst den Uebersetzer bereits bei § 321, wo von jenem Flosse
zuerst die Rede ist, dazu, von den röten Juden zu handeln und bei
Gelegenheit der dort erwähnten Berge von der Einschliessung der
Völker Gog und Magog (Str. 34 und 35). Schon vorher fügte er
die bekannte mittelalterliche Schilderung von dem steilen Berge des
Paradieses mit seiner feurig strahlenden Spitze (Str. 1 5 und 1 6) ein.
Ferner bringt er bei Erwähnung der Salamander die Erzählung von
der Art und Weise, wie sie gefangen wurden (Str. 44 — 47). Er lässt
dem Priester Johannes und seiner Schaar musikalische Instrumente
voran tragen (Str. 57 und 58), u. s. w. Das Alles sind Freiheiten,
die sich gar wohl mit dem Charakter des Titureldichters vertragen
und bei denen an spätere Interpolation nicht zu denken ist.
Anders steht es mit Str. 19, wo etwas selbstsländig erwähnt
wird, das durch Nichts im Original veranlasst ward. Ich habe die
Strophe daher in Klammern geschlossen. Ebenso erscheinen mir
störend die Str. 124 und 125, die überdies wahrscheinlich noch ein
besonderes Merkmal der Interpolation tragen, auf das noch hingewiesen
werden soll. Ganz aus dem Rahmen des Briefes tritt die lange Er-
zählung von dem Kampfe des Priesters Johannes mit den Tartaren
(Str. 62 — 79), die zwischen § 49 und 50 des Originals eingeschoben
wird. Sie ist aus der Reisebeschreibung des Johannes de Piano
Carpini entnommen; vgl. meine zweite Abhandlung S. 70. Da jene
Reise von 1245 bis 1247 statt fand und Johannes de PI. C. vor 1252
gestorben ist, so kann diese Partie füglich von dem Verfasser des
jüngeren Titurel selbst herrühren, der ja, einer der gelehrtesten
deutschen Dichter, von allen Seiten her seinen Stoff zusammen holte.
Allerdings zerreisst die Erzählung den Zusammenhang. Um den
Ueberblick über den Brief zu erleichtern, habe ich auch sie in
Klammern geschlossen.
Ist an den bisher erwähnten Stellen die Annahme einer Inter-
polation zweifelhaft, so ist sie gesichert an den Stellen, wo der In-
halt einer der späteren lateinischen Interpolationen entlehnt ist. Dies
ist der Fall mit der Interpolation C an 2 Stellen innerhalb der Palast-
schilderung. Zunächst bei Str. 128, wo eine zweite Aufforderung
zum Palastbau erwähnt wird, entsprechend C § 85b und 86; sodann
bei Str. 138—142, wo C §79—81 (84) wiedergegeben wird. Es
970 Friedrich Zarucke, 1*11
ist gegenüber dem Ergebnisse der Handschriftenuntecsuchungen nicht
denkbar, dass zur Zeit, als die zweite Palastschilderung noch an
Ende stand (in B) sich jene in C auftretenden Einschaltungen bereits
sollten vorgefunden haben. An beiden Stellen spricht auch dagegen,
dass die Strophen an einer dem Original nicht entsprechenden Stelle
stehen, Str. 128 (= C 85 b) zwischen § 77 und 78 statt hinter § 85\
und Str. 138 fg. (= C 79 fg.) zwischen § 92/93 und 96 statt zwi-
schen § 78 und 85. Noch offensichtlicher ist die spätere Interpolation
bei Str. 1 1 5, deren Inhalt sogar aus D entlehnt ist. Auch hier ver-
rat h schon die Stelle die spätere Einfügung: Str. 4 45 entspricht Daa
und ihr Platz wäre hinter § 96 gewesen, aber sie steht hinter § 75
des lat. Originals. Derselbe Verdachtsgrund hat auch statt bei den
bereits oben erwähnten Strr. 124 und 125. Es scheint als griffen
sie, wenn auch anders gewandt, zurück auf C § 34. Ist das der
Fall, so sind auch sie deplacirt, denn während sie hinter § 33 folgen
sollten, stehen sie zwischen § 76 und 77 des lat. Originals. Ueber-
dies kommt zur Unterstützung des Verdachts der Interpolation hier
auch noch der Umstand hinzu, dass diese Strophen in der einen
Handschriftengruppe (der zweiten) fehlen.
Es führt uns dies auf diejenigen Stellen, in denen der Verdacht
der Interpolation angeregt wird durch das Fehlen einer Strophe in
einer der beiden Handschriftengruppen (s. u.). Für sich allein kann
dieser Umstand die Strophe noch nicht der Interpolation verdächtigen:
schon der Vergleich mit der lat. Vorlage beweist, dass in beiden
Gruppen Strophen fortgefallen sind, die der ursprünglichen Bearbei-
tung angehörten. Es müssen andere Verdachtsgrunde hinzutreten.
Dies ist der Fall bei Str. 6, die in der zweiten Gruppe fehlt, und
die die Erörterung der beiden Theile des Namens priesler John
störend noch weiter auseinanderreisst. Anders steht es mit Str. HO,
die in der ersten Gruppe fehlt, die aber ganz im Character des
Titureldichters ist und noth wendig erscheint, um den Gedanken noch
verstündlicher auszuführen, der in der letzten Zeile der voraufgehen-
den Strophe angeregt ist. Dagegen habe ich als nachträglich einge-
schoben in die Anmerkungen verwiesen die Strophe, die in der zwei-
ten Gruppe hinter Str. 53 steht, da sie mit einer Veränderung der
voraufgehenden Strophe (53) zusammenhängt und hier das lat.
Original für die erste Handschriftengruppe zu entscheiden scheint.
445] Der Priester Johannes. 971
Der Character der Ueberlieferung ist im Ganzen derselbe, wie
ich ihn für eine Partie aus der ersten Hälfte des Gedichtes in der
Ausgabe des Graltempels nachgewiesen habe. Auf uns gekommen
sind zwei Handschriftengruppen, früher von mir als 1 und 11, hier
als 1 und 2 bezeichnet. Die erste gehört noch dem 13. Jahrh., die
zweite dem 14. Jahrh. an; jene trägt im Ganzen noch mehr den
alteren Character der Sprache, zeigt auch noch richtigeres Gefühl für
den Rhythmus der Verse, diese hat sich im Wortlaut offenbar häufiger
von dem Original entfernt, auch den Rhythmus öfter zerstört, aber
sachlich giebt sie den Inhalt zuverlässiger wieder als jene Gruppe.
In dieser Beziehung kommt ihr eine gewisse Pröponderanz zu, die
freilich wenig entscheidend ist, da in vielen Fällen auch 1 nachweis-
lich das Ursprüngliche erhalten hat. Die beim Graltempel hinzu-
kommende Controle durch die Heidelberger Papierhandschrift fehlt
leider in dieser Partie, und so wurde die Constituirung des Textes
zu einem oft etwas subjectiven Verfahren.
Die in Betracht kommenden Handschriften sind:
i, ältere Gruppe.
A1 Die Wiener Pgmthdschr. 2675.
B1 Die Heidelberger Pgmthdschr. 383.
Cl Die Hannoversche Pgmthdschr. IV, 489.
D1 Die Berliner Papierhdschr. fol. 470.
2, die spätere Gruppe.
A2 Die Dietrichsteinsche Pgmthdschr.
B2 Die Berliner Pgmthdschr. Fol. 475.
C2 Die Carlsruher Pgmthdschr. 29.
D2 Die Wiener Papierhdschr. 3041.
E2 Der Druck vom Jahre 4477.
Von diesen aber stimmt E2 in unserer Partie überaus häufig zu
dem Texte von 1, wahrend Cl nicht selten in den Text von 2 hin-
übergreift. Bei beiden scheint mir die Annahme unabweisbar zu
sein, dass neben der eigentlichen Vorlage eine Handschrift der an-
deren Gruppe zur Verwendung kam, in E2 vielleicht nicht ohne
kritische Ueberlegung. Ich habe in solchen Kreuzungsfallen meistens
beide extravagirende Handschriften ausser Berechnung gelassen und
nur aus besonderen Gründen neben \ und 2 die Abweichungen von
Cl u. E2 noch besonders angegeben.
Ob der aus dieser Ueberlieferung zu gewinnende Text bis an
das Original selbst hinanreicht, steht sehr dahin. Einige Verdachts-
Abhandl. d. K. 9. Gesellsch. d. Wiesen seh. XVII. 55
972 FftiRMicH ZaMckb, [US
gründe sind vorhanden, dass unsere Ueberlreferung gemeinsame Fehler
enthalte. Abgesehen von einzelnen schwierigen Stellen erwähne ich
folgende Fälle. In Str. 10 wird der Name keuer und kunec für den
Priester Johann ausdrücklich 'abgelehnt. Dennoch wird dieser später,
und in beiden Hahdschriftengruppen übereinstimmend, oft so genannt.
Unklar ist auch was die Einleitung zur Schilderung des zweiten
Palastes erzählt, Dort wird Str. 422 erwähnt, Gott habe den Palast
in einer Nacht geschaffen und dies erinnert an die Vision des Gnndo-
forus, die Thomas bewirkte, auf den in Str. 123 hingewiesen wird.
Das wäre also eine Anlehnung an § 56 des lal. Originales. Aber
später wird, in Ueberein Stimmung mit B § 85, 87 der König selber
als Erbauer genannt und gesagt, da& er den Palast in vier Tagen
fertig gestellt habe. Häufig findet sich auch das Präteritum, wo doch
in der Schilderung des Feirefiz nur das Präsens angebracht war.
Trägt hier überall die Ueberlieferung oder die Flüchtigkeit des Dich-
ters die Schuld? Vergl. hiezu Str. 55, 2 Anm.
Bemerkens werthe Reime erwähne ich: Str. 9 maze : glaze (glase ;
Str. 28 adelare : kläre; Str. 46 houfen : loufen, wo auch in den Hdschrr,
die sonst hüfen zu schreiben pflegen, houfen geschrieben ist ; Str. 57
ziterje : herje; Str. 58 tviehe : sehe; Str. 67 ungewarnde (Part. Pass.) :
varnde (Part. Act.) ; Str. 96 zadel : ladel; Str. 100 enmitlen : erbitten;
Str. 109 meldet : geldel; Str. 116 pfrunde : tünde und messe : rette
(= wese?).
In Beireff der Lautverhältnisse habe ich dasselbe Verfahren be-
folgt wie in der Ausgabe des Graltempels; aber statt z\ habe ich ze
da den Vorzug gegeben, wo die Mehrzahl der Handschriften letztere
Form bot. Definitives aber die Sprache des Titureldichters kann erst
auf einer vollständigen Durchforschung der gäsammten Ueberiieferung
gegeben werden. In den Varianten habe ich nur die einander gegen-
überstehenden Abweichungen der beiden Handschriftengruppen ge-
geben, nur in besondern Fällen die Einzelabweichungen.
\
Bede des Fetreflz.
(Hahn 6031—6158.)
4.
Feireftz hie sagende sus was mit lüten worlen :
9 'ez ist hie kröne tragende ein künec, daz elliu ören nie gehörten
im nibt gelfcb an rfcheit also rtche:
swie rtch du bist mit grale, daz ist ein niht und niender im geltche.
2.
An Hüten und an lande, an gold und an gesteine;
in himel der bekande vor gol ist er von manegen tilgenden reine.
stn richeit, sine wird ich hie benenne
ein teil, niht wan die grßsten, da bi du dich und mich an wirde erkenne.
S.
Stn gwalt ist wit und verre benennet werdec liehe
diu zwei teil aller terre, und darüber zwei und sibenzig rlche
diu was ich ein im gar ze dienst tif gebende,
vrilich und unbetwungen, durch daz er also heileclich ist lebende.
4.
Priester Jöhan namende ist man den werden riehen
durch werdekeit unsebamende, als ich dir sag hernach bescheiden liehen,
krfstenlfchem orden zeiner veste ;
10 wan erst ein kristen reine und tut ouch Krist zclobe niht wan daz beste.
5.
12 Drt India die wften im dienent gar für eigen.
11 die Kristes widerstrlten kön er im zelob und z'6ren neigen:
für künec ist er priesters namen lobende,
wan priesters nam üf erde ist an werdekeit den künegen obende.
6.
[Von priesters wirde vindet man in dem lempel gräles,
wie er bindet und enbindet: krö'n und himelslüzzel sunder twäles
treit eigenlich der priesler z'allen zlten.
saVlekeit der kristen lft an priesters orden z'allen stten.]
1, 4. — | sus fehlt 2. 8. dehein auf erde ane got so reiche 2. 4. du w»r 1,
an vierdem teile wigt ez ungelicbe 2. 2, 2. — | vor got fehlt 4. man.] stnen 4.
4. als ich die han erchunnet 2. 3, I. — | benant vil chreftichleiche 2. 4. — | niwan
daz er so reineclich 4. 4, 1. — | den vil geheuren 2. 2. — | mit aventeuren 2.
8. dem kr. 2. 4. er priester Johan haizzet und tut 2, aber vgl. §40: devotns sum
chrisiianus. &, '2. — j in Kristos lob vor im sich mfizen neigen 2. 8. priesters nam
ist er ze künige lobende 4. 4. nam] wird 2. ist allen fürsten und ch im igen obende 2.
6» Die Strophe fehlt 2, und auch in E'K
65*
974 Friedrich Zarncke, [H8
7.
Und Jöhan durch den reinen, den sich da Krist liez teufen,
des "heilekeit im einen kän vor mengen heilegen wirde koufen,
d6z nie wibes lip den man gebare,
der sant Johann Baptiste an heilekeit, an wird geltche waere/
8.
Waz sprichstu, bruder höre', wag Farcivtil nu jenen de.
gotes heilekeit ist möre, dös geburt von frouwen was geschehende.'
der wtse iach vil wol ich dich bescheide:
Johannes wart von w!be geborn und J6sus Krist von einer meide.
9.
Der gotes heilekeite gft nieman ebenmäze,
wan, als ich dich bereite, swer kenen lieht durch nädelor mit glase
habt gön der sunnen glast über al die weite,
als ist ouch gein Krisle 61liu ebenh&he in niderm gelte.
40.
Durch dise namen werde Jöhan und priester beide
heizt überal üf erde dfser höhe künec; man tut im leide
sw6r in keiser oder künec benande.
swie sich diu werlt in vieriu teilt, ir driu diu wartent stner hande.
44.
12 Daz sagent wol die pfahte: stn gwält göt von örjenle
mit keiserlicher ahte unz an meridiän, den nieman wente :
14jenhalp des wilden mers liberal diu konder
ünz an aquilöne st'nem gwalt mit dienste ligent under.
42.
13 Proventz wol sibenzec schöne von siner werden hende
hänt zepter unde kröne: ölliu arm&t ist im eilende.
in India vil nach dem paradlse
da wont der edele werde und wirbet nach dem öweclichen prtse.
13.
Daz paradis ich meine, darinne menschen künne
viel üz der gemeine der engel köre vreude wegender wünne.
ein obz von einem rfs gab uns die schulde,
und an demselben rise erwarb uns sft der meide kint die hulde.'
7, 1. — | do 1. 2. in 1, den kan sein tugende meinen durch sein« heilichait ia
wirde chauffen 2. 4. — | gelich an siner wirde und heilikait icht were C1, an seiner
beilikait geleiche were E2, an wirdechait geliche were D1, höher an heilichaite were 1
8, 2. — | von einer frouwen 2 , nicht aber E*. 3. der rede iach Ferafiz ich dich i
4. Johan von einem weibe geborn wart und Christ 2. 9, 3. bescheide 4 . 4. heilikeil
aller heiligen lit sus gen gotes heilekeit ze gelte 4. 10, 3. Hiegegen ist freilich im ta-
genden mannigfach Verstössen. 4. swie sich diu werlt verteilet uö daz die aar wartet
siner hande 1 . 11,4. — | gebot 3. 3. chreftichleicher 3. den] daa 3. 4. aai
occident sinem 4. m. d. Staates lig. 4. 12, 4. — | von siner hant enpfahent {dum
ohne hänt) 4. 2. — | di vinde sin mit hazze gar vers mähen t 4. IS, 2. auz freadea
viel in wainen und verlos die himelische wunne 2. 4. — | sit fehlt 3. des vater
hulde 2.
**•] Der Priester Johannes. 975
44.
Tfturel der wlse die rede gerne hörte
von disem edeln rise. dito mar im hohe vreude gar enbörte;
in herzen er vil dicke sunder klagte,
das man im von dem rise und von der meide kini so seilen sagte.
15.
'Dax paradis vil nähen li't des küneges heime,
wan daz ez undervähen kan ein berc, vor aller vögele sweime
gehöhet hoch al über sich die rihte.
6ben glase hasle, daz niht daran gekleben mac vor slihle.
16.
Der berc al obene schlnet gelich den fiares glaste.
22 ein brunne sich rivinet daneben drab, der diuset also vaste.
Idönus wart der brunn mit schritt genennet,
sin vluz der teilt sich witen, die virre in mangem land ist er erkennet.
17.
l'n des brunnen grieze vint man edelsteine,
vil nutz an dem genieze: ez »int saphlr, smaragd, karfunkel reine.
topAz, krisold, sardln, berill, onichel
ämatist, serente, ardell, achat, jaspis an kreften michel.
18.
23 Ein krüt assidiöse wehset bi dem flümen,
des kraft ist tugend ein rose, sin würz kan sich an tugenden niht versüroen.
swer die würz hat in der haut ze tragene,
der mac den bösen geisten swäz er wil gebieten im ze sagene.
19.
[Der berc zer andern stten ein wazzer hai ze gebene,
daz teilt sich ouch vil witen : daz glt gesuntheit vil der werld ze (ebene.
mit »welcher siecheit iemen ist gemeilet,
und badet er sich darinne, er wirt von aller siecheit wol geheilet.]
10.
24 Da" bt in einem lande wehset der pfeffer zanger,
klein unde grande, der eine der ist kurz der ander langer.
25 gelich alsam ein wall von rör vil dicke
daz lant ist ebener slihte: daz rör wirt angeznnt mit flu res blicke.
14, 1. — | al dise maere 4. t. von disem selben 4. seiner edeln freude ez im
ein teil enborte 2. 15, 4. niht verre f. ist von t. 2. wan daz ez got der herre
hat in der hohe daz aller vogel sweime sich nit gelassen mag dahin die richte (ligt ez
die hohe also die richte t) 2 £*, vgl. Hers. Ernst bei Haupt 7, 3*6, 4 5ftr. 4. der berg
ist so glasshele E1, ein vogel an dem berge bechleben mag niht von der heln suchte f.
liy 4. des (eins) prunnen fluz (ursprinc C1) sich pinet 2 CK 17, 2. — | ez sint fehlt 2. edel
reine 2. 4. Mit amatist hören die im Original erwähnten Steine auf, serente ist wohl der
silenites; ardell, wofür in 2 kardel gelesen wird, kenne ich nicht. Ist Corall oder Corneol
gemeint? jaspis fehlt in 4, dafür falsch die warn {corrigirt sint 0»). 18, 3. hat bis lr.] in
seiner hant ist tragende 2. 4. — | gebieten swaz er wil, das sint s'im sagende 2.
1% I. iemen ist], wirt der mensch 4. 20, 2. mer dann einer bände 2, das lant ist vri
vor schände O am Rande, fehlt DK 4. — | rör fehlt 4.
damit sio dann le huren können keren, trlben unde schabelen.
28.
Als man die arweiz drischet üx halmeu und üz sloufen,
die mit gestreu gemischet sint «ad si das fiur des sol bestroufeo,
diso dreschen t si den pfeffer danne.
wie aber der aam 6A bernde wirf, daz sagt man weder wtp noch mai
24.
27 Olimpus ist genennet ein berc, groz hoch diu beide :
daz pfefferlant erkennet ist du bi. da enzwischen ein wildiu beide
dem selben lande lit und dem paradtse,
dri lageweide lenge, davon daz laut ist wert an nahem prtse.
25.
Der luft ist so gesuzet, von paradis betowet,
daz er wol kumber buzet. si sint davon gehöret und gevrowet
in den landen, diu der luft bedrohet;
ich mein daz paradise, da Eve und Adam inne wart gesmaahet.
26.
li'z dem berge fliuzet geil Orient ein brunne;
28 swer den zem meien niuzet des morgens, e daz in besebint diu sunnc
e daz er ezze iht mit schöner zühte,
und trinke so des brunnen, er w»r vri drizec jär vor aller sübte.
27.
Und seh inet in der jugende reht als in jAren drizec.
der brunne hat die tagende, däz er fürbaz niht wirt abeslizec,
die wile im got des lebenes ist verjehende;
gedreht er hundert jAre, man w«Br doch nibt wan drizec an im spehei
28.
29 Dar üz die adelare zem meien bringent steine
vil edel und vil kläre: in India da nistent si gemeine,
ir kint diu jungen st damit bestrichen^
davon di kreft ir ougen üz der sunnen glatte niht entwichen!.
f54] - Der Piiester Jobannes. 977
29.
30 Sw6r die steine gehiure tr6it in stner bende,
dem werden! nimmer liore li'ehtiu ougen, klär gesiht genende;
sint aber im diu ougen sin verdorben,
diu kraft der edeln steine ha't im schier vil klär gesiht erworben.
30.
So man ie lenger sehende ist an die selben gimme, ~
ie mör der klärheit spebende sint diu ougen und nement zornes stimme;
die selben steine mit ir edeln tugende
baz, nit si gar vertribenl, und machent gräwe här geltch der jngende.
34.
31 Da bi so ligt besunder gar äne wazzer trucken
ein mer, dazt obe und under niht wan griez, darüz gönt nebel rucken
vil dicke, gröze kiel noch barke swebende,
wan nibt darüber ist varnde kttin noch gros, daz üf der erd ist lebende.
Si.
Daz selbe mer ist swinde, mit stürm in üoden varende;
swenn ez zerblaent die winde, daz mer von sant ist tobender üude nibt sparende
und wellen höh sam üf dem wazzerwäge;
und wä daz mer hab ende, daz läze gar diu werlt sunder frage.
33.
Und swenn daz mer belibet al trucken tobender linde,
daz ez der wint niht tribet, so nimt man bi dem Stade Wunders künde,
vi'sche lebende wolgesmac und reine,
so daz nie munt üf erden ie bezzer gaz da beide gröz und kleine.
34.
32 Dri tage weide lenge man gröze berge vindet.
41 von disem mer so strenge der berge höh die röten Juden bindet.
daz si niht sint üf erde brogende varende,
dazt von der berge höhe; der regenboge ist vil ir höhe sparnde.
35.
Gög und Magög sus hiezen zwo diel, nach den genennel
sint dise berg, die sliezen künnen wol die Juden, so bekennet:
snel unde wild ir menege über al die weite,
kristen unde heiden wae'r ein niht gen in ze widergelle.
29, 2. — | klar der ges. 3, ganz abweichend 4 : tugende rieb , er wirt ouch nibt
eilende rieber hab. sin im die ougen verdorben. 4. bat im die ougen klar vil schier
erworben 4. 80, 1. Swenn 1. %. — | zorn grimme 4. 3. und gebeut herzen
vreude mit ir tilg. 4. 4. — | die zwei vil dicke machent gra die jugende 4.
81, 4. — | an eile« wazzer f. 8. dicke und gro;e 3. barken %t in der üeberlieferung
rmuM ein alter Fehler stecken. 4. deweders ebumt darüber noch nicht daz, auf der erden
wart ie lebende 3. 89, 4. Die Strophe fehlt in 4. 88, 4. Die Strophe allein in £*.
84, 4. — | höbe b. f. 3. daz si niht eilen reiche sint durch varende 3. 85, 4. — | be-
nennet 2. 4. — | wer gein in ze nihte en widergelte 3.
978 FftlEMlCH ZAfcNCfcE, [*&i
86.
32 A'b den bergen ein runse gel, wit und gröz von steinen,
ein starker wagen erdünse ich w®ne von dem reine küm ir eioen.
kein var darüber wart noch nie besinnet.
in ditz mer von sande durch di laut gar ane zubt ez rinnet.
87.
41 Di Juden ez ouch besliuzet an einer siten umbe.
38 ein ander wazzer fliuzet durch die wüste von den bergen krumbe .
von wazzer lüter rein, gebirge wilde,
von gimme und von gesteine des lit dar inne wunder und uobilde.
18.
Aller liut vereinet vliuzt ez undor erde.
swer richeit also meinet, daz er darnach gewinnet solh begerde,
dem tut sich uf diu erde, wil er schiere
tu'n die widerköre, er viodet richeit vil in dem riviere.
19.
Ist aber er iht ze lange, diu erd in da verklemmet
39 mit totlicher zange. denselben bach ein grozer flum da sammet,
der gahet danne für gen einem lande,
däzt Melliflör genennet, dar inn sint edel steine manger haude.
40.
40 Da ziehent si besunder diu kint überal üf swimmen,
daz si dem wazzer under kü'nnen als ein visch wol vallen klimmen,
darumbe daz si stein die besten vinden.
etwenne wochen drte kan an dem grund ir leben niht verswinden.
44.
l'n dem wazzer wesende ez dunket si gehiure,
wän si sint da lesende 6del riche stein an kreften tiure.
die bringen! si dem marschalc gar mitalle;
der ist von rehte welende, welher im zem besten da gevalle.
42.
42 Da bi ein lant ist kleine ; die berge mit dem fiure,
Agremonlin ich meine, darinne Salamander, würme tiure,
die niht wan des flu res sint da lebende:
und äne fiur si sterbent, sam der den visch uz wazzer w®r der hebende.
86, 2. — | ich meine 2. von dem rine 4, bei dem reine 2. 37, I. ouch fehlt i
und auch die berg alumbe 2. 2. — | von den bergen dann die wüsten krumbe \
38, 1. — | er 4. 2. — | daz er nach gut hat alsolb begerde 2. 4. — | vindet] gewinnet 4
39, l. — | do 1. 2. mit etlicher gange 4. do 4. 8. dannen 2. 4. — ) di
inne alte Hss. 40, 2. — | kunnen sin als ein visch wol vallen klimben Cl, kunnen si
und als die vische limben Al, chan als ein visch baideu vallen chlimben 2. 8. d
besten] kunnen 4. 4. — | kan ir leben niht an dem grund verswinden 2, kan undi
wazzer ir leben niht verswinden 4. 41, 4. An dem grund al wesende 4. 42, 2. Agn
mont 4. diu Salamander 4. 4. und fehlt 4. alsam den 4. von wazzer in fei
ist gebende 2.
t*3] Der Priester Johannes. 979
48.
43 Die würkent pfelle tiure, den nieman über Wehet.
der wirt in dem (iure niuwe, als er in aller sich verblichet:
6r wirt dicke gut, an koste bezier,
wan er in fiwer wehset; man tut im niht also der slift ein mezzer.
44.
Ein widerglast der sannen ist dirre pfelie waehe
und wirt mit not gewunnen : die warm in fiare würkent slden spsehe,
bl der ist ellia side und golt ze nihte.
wie man die gewinne? da macht man hüten dri von holz die rihte.
45.
Von einander unverre. den naehsten man da fiurel.
er wsent daz im iht werre, an sinen gampelvreuden ez in stiuret:
der ander brinnet, so der erste vellet.
von dem er aber gähet, unz er zem dritten hufeo sich gesellet.
46.
Den wurm man also zßhet mit fiure drler houfen :
dem berg er sus enpflShet wirt, daz er niht gähes widerloufen
käu, im si diu vart wol andergangen.
durch daz die ersten houfen erloschen sint, damit ist er gevangen.
47.
Vil siden ist er tragende, darinne ist er vorwunden.
si sint durch not behagende, die nimmermör verslizzen werdent funden
und nimmermei* keiu fiur si kan verbrennen.
wer möht al solcher waete an richeit iht erdenken und erkennen.
48.
Durch reht man si vergoklet und ist ze pfelle webende;
gar liljenwiz getoldet wirt sin glast sam sunne üf snewe gebende.
sust maneger wirde dirre pfelle waltet:
daz fiur in machet niuwe, swie gar er wirt verblichen und veraltet.
49.
44 Diu inner Indiane hat richeit, saeld und ere :
golt, silber sunder wäne, gcsleine, girome vil und dannoch mere;
45 und alle, die da wabsent üf von jugende
die sint an horde riche, und dannoch richer üzgenomener tagende.
48, I. — | die 3. 2. — | wider new als er von alter blaichet 2. 8. swenn er
an seiner wirdichait vcrdirbet von aller tage menege, daz feur im all ein wirdichait
erwirbet 2. 44, 4. — | ist wol der 4. 2. — | die würm fehlt 4. in dem 4.
4. gewinnet 4. do 4. 45, 4. niht verro 4. 2. niht 4. an sincm kampelvreuden 4,
an seiner gampelgail 2. 8. so] swenn 4. 4. zu dem 2. 46, 4. man] er alle U$$.
2. — | so wil er g. w. 4. 8. noch gseber wirt diu vart im undergangen 4. 4; — | ier-
gangen sint 2. 47, 2. — | in dem berg gevangen and gebunden Al B* , sy waltent
grozer reichait ob and unden Z)1, fehlt C1. 8. si fehlt 2, in 4 lautet der ganze Vers ab-
weichend wan si kein .fiur nimmer kan v. 4. al solhiu wunder 4. 48, 2. — | sein
blenkche 2, in 4 abweichend wirt sin glast sin kraft sus wernde (wirde E*) gebende.
3. vil manger werdicheit der 4. 4. — | er sich gar versleizzet und veraltet 2. 49, 4. sffild]
gut 4. 2. — | und edler steine vil 4. 3. und fehlt 2. erwahsent von der 2.
i
980 FsffiMucH Zabkcke, pM
Ad ki uscb, an höher milte müz man si immer prisen;
ir haut des nie bevilte, die vremden kiinnen si von artnüt wisen :
swaz der von andern landen armeclichen
ir genäde sachte, die wurden von ir handen wol die riehen.
54.
46 Meineide, stein, rouben, des hat da* nieman künde;
gltekelt noch ungelouben, Spot, verraten, valschheit ma liege r sdnde,
vor dem sint die liut also gereinet,
der in davon iht sagte, sin westen, waz er wolt und was er meinet.
52.
44 Dromedar, helfande und manegiu Her vil edele,
46 diu vint man in dem lande. gesaz ie ktlnec so werd an solchem sedele?
diu besten ors verhalden wol und draHe
und man lieh herz in beiden vindet man an ritterschaft da State.
53.
47 Swenn priester Jöhan varnde g6n vinden ist mit strite,
daz er doch lang ist sparnde, wan er indnec tüsent helfe hat vil wite,
so fürt man im vor ougen rieh gezieret
vierzehen kriuz gehöret, mit gold und mit gestein wol geflörieret.
54.
Diu sam diu sunne glesten mit richeit der vil grözen,
geziert also zem besten, däz in al diu werlt niht mac genözen.
der trinildt und gotes marter z'eren
mit ie dem Kriuz besunder erweit siht man dri tüsent ritter kören.
55.
Krisl sol si wol bevogten, ich mein die mit den kriuzen,
die vor in allen zoglen, darab den vinden mohte vil wol schiuzen.
darnach zwei hundert lüsent wären varnde
an slinger, patelierre, der bogen gabilöt niht vinde ist sparnde.
50, 4. suchten, suchent 2, letzteres richtig? und dann gleich darauf werden zutckm-
ben? 51, 2. — | valsch und 4. 3. vor den 2. 52, 4. Drom.] Vremde 4. f. — !»o
werd auf hohem sedele 2. 4. Der letzte Halbvers fehlerhaß und schwankend m i
53,3. rieh gez.] daz in zieret 4. 4. groz heiltum niht ze chlaine daz in ze stielte
schone (vil wolj konduwiret 2 Dl , dagegen E2 wie 4. Mit dieser Aenderung des Textes
in 2 wird die Hinzufügung der folgenden Strophe in 2, die aber in Ei fehlt, zusammenhange»,
die erste Ziffer ist fehlerhaft:
Fumfzehen kreutz gehöret mit gold und mit gesteine,
die wären drin verwieret, vierzehene lauter golt von werke reine:
ir ainez möht ein kaiser niht verkosten
von edolkeit der steine, den kainer tugende an kreften ist gebrosten.
54, 4. Deu chreutze verre glesten sam sunnen blikch die grozzen 2. 2. — | daz all
eleu werlt in chan so niht genozzen 2. 3. gotes] Christes in einigen Hss. von 2. martrr]
nam 4. 4. — | sab 2. 56, 3. wären] man wol {ohne Verbum) 2, seynt wol &, skr
das Präteritum ist, obwohl eigentlich ja das Präsens verlangt wird, im voraufgehenden 1'crs
durch den Reim gesichert.
4&S] Der Priestee Johannes. 981
56.
Darnach ein her ist zogende: mit wer der unbekanden
sint si p£n vfnden progende, und dannoch helf üz zwetn und sibenzec landen :
all die künege sint im des gebannen,
daz si im her mit kreften fu'rent gröz mit mägen und mit mannen.
57.
48 Und als der fürste riche ist varnde nach abläzen,
daz tut er ddrautliche, vfnUich hazzen ist von im verwäzen.
rotten, herpfen, zimbeln und ziterje,
vil suzer done klenge fürt man vor im und allem sinem herje.
58.
Niht durch höhfart werken, ze got nach lobes prtse
diu herz in andäbl Sterken, als vor der arke pflac Davit der wise.
ein hulzin kriuze blöz, von zierde waehe,
treit man im vor den ougen, daz man got blözen an dem kriuze sehe.
59.
Mit dirre hohen lugende dient er saeld die grözen,
daz er dabi ist hugende und al die sin an Jesum Kr ist den blözen,
als er an dem kriuze hienc mit wunden,
durch uns zem töde verbowen, so wirt ir aller herz in saelden funden.
68.
Dem kriuze trcit man nähen ein güldin vaz vol erden:
daz sol gedanke vähen, däz wir alle wider z'aschen werden,
und daz elliu höchfart wirt bedachet
ze jungest mit der erden. die böchfart aller diet er also swachet.
64. i
49 Mit gold zer andern siten ist man ein vaz da tragende,
da bi versteh man witen, man ist im cre ob allen künegen sagende,
die üf a! der erden sint die lebende,
und daz im kröne und ere und den gewalt got selbe was hie gebeude.
62.
[Diu rede kom vil witen, ein künec began si anden.
der pfligt Ismaheliten, also heizt sin Hut von mangen landen:
der ist so vil, daz nie ir zal bezilte
manschen witz üf erden, ze prüfen alle meister ez bevilte.
56, 2. — | zwcin und zweinzic 1, zwelfundsechzig 2, nur E* hat 7z. 67, 4. chunicli
2. antlazen einige Hss. 2. dienstliche 2, das Folgende in 2 in Verwirrung. 3. zit.j
psa Herje 2. 4. — | allem] ouch vor 4. 68, 4. wecken : stecken 4. 2. — *| als Saloroon
und Dauit 2. 3. vor 4. 4. — | man] er 2. 59, 4. — | in] mit 2. 60, I. Bi dem
kr uz vert nahen 4. 2. — | d. w. ze iungest wider ein a. w. 2. 4. — | höchfart da mit
ist aller ding verswachet 4. 61, 2. daz sein gewalt den weiten erzaigt im er ob allen
fursten sagende 2. 3. die mit dementen hie sint 1. 2. 4. — | was hie] da wer A\ was
da C, ist £i; die Strophe fehlt DK 62, 2. — | liut von] volkch auz 2. 8. daz ei nieman
bez. 2. 4. mit chunste mit witz auf e. 2.
982 Friedhich Zarnckb, [IM
68.
Der lande wlt ze künde, lanc, breit, der kiinec was jehende,
wes er sich underwtinde : 'ich bin, dem al diu werlt undr ougen sehende
werden müz, daz ist mich wol üf geerbet.
tut er des niht vil schiere, priester Jöhan wirt von mir verderbet*.
64.
Tärtarie diu wite, des küneges lant so heizet: N
in manegiu lant mit strite ist er vil dick gewalteclich erbeizet.
ein wazzer ist Tartarea genennet,
davon sin lant daz wite ist nach dem wazzer wol die virre erkennet.
65.
4
Ez rinnt gevild und beide vil verre und unerwendet,
wol vierzec tageweide von dem snöberge unze daz verendet
wirt sin fluz her in daz mer mit valle.
die lsmahöliten bereiten sich da her mit grözem schalle.
66.
Als si gar überriten den priester Jöban wollen,
vil menlichen s tri teil hfez er si, daz si'z niht läzen solten,
swenn si quaemen her in dise kristen
in lndia daz vorder, daz sant Thomas bekirt hie vor mit listen.
67.
Dem künege vil unkünde was ir tiberköre
her über die wilden ünde, däz si fürten manegen künec höre.
des funden si die kristen ungewarnde;
des gön der engel hflhe von ir henden wart dö maneger varnde.
68.
Si warn aldä gesigende von Überkraft der grözen,
und wurden fürbaz ligende mit gewalt an allez widerstozen,
zer andern lndia zwei her si sanden,
die funden wirte heime, davon si liehter Schilde vil zetranden.
69.
Doch wurden ungesigende die selben ouch erfunden
und an der wer gcligende. die kristen musten tragen tiefe wunden
unz daz ir tot gelac wol drizec tiisent.
dö priester Jöhan hörte diu maer, do wart sin freude gar verkldsent.
70.
Sam liut öriniu bilde hiez er im vil dö giezen
gön dirre diet so wilde. er liez die sin der wilz aldä geniezen .
innen hol, nach liuten uze gestellet
liberal diu selben bilde, mit munden wit alsam die sint gehellet.
68, 4 . An leng an breit an wite 4 . lanc, breit fehlt 4 . ir kunic der was so iehende 4 .
2. — | er wer 2. 8. w. mfist, daz wer in 2, aber mit dem letzten Vene geht auch i
in die erste Person über. 64, 8. e. w. Tartarie ist ez g. 2. 65, 4. — | die virrgar
u. 4. 2. — | untz daz A'2D2, alle übrigen Hss. biz, piz mit oder ohne daz. 3. her]
untz, bitz 2. 4. — | daher] nu da 2. 66, 4. Sam 2. 2. sechczig stunt sechs tauseot
streiten 2. si] gar 2. si'z] si 2. 67, 4. des] daz 2. von ir streite maniger was da
v. 2. 68, 3. lagens mit gewalte in ir landen 4. 4. wirte heime ist schwer verständ-
lich, si vunden si ungewarnet ouch hernach der heim sin vil z. 4. entraodeo I.
69, 3. und daz 2. Diese Strophe ist in 4 ganz umgearbeitet:
Si wurden ouch erfundeu so gar der wer die blozen,
si slugen tiefe wunden und gaben in do menlich widerstozen.
doch Auren si der kristen drizik tusent
do er vernam die märe prister Johan wart mit leid verklusent.
70, 4. Messeiner bilde 2. dö fehlt 4. h. er do wunder g. 2. 3. uze] wart 2. 4. über
fehlt, al (als) dise s. b. 2. sam die da 2.
457] Der Priester Johannes. 983
74.
Und innen vol mit fiure, daz in zenn munde üz waBte,
ze »ebene ungehiure, swenn ie ir einz ein blasbalc underbtote :
damit so wart daz fiur mit kraft erkücket;
ze munde, nas und ougen und ören ez sam üz der esse fliicket.
7».
Fümftüsent der gebunden w*s üf ors diu grözen,
hinder fegllchem funden wärt ein knab, der Hez daz ors niht stözen,
und in daz bilde wint mit balgen dühte,
also daz fiur mit gufte üz munde, nas, üz ougen, ören lühte.
73.
Bi einem [schönen] riviere die Tartarfe lägen
mit grözer richeit ziere: ir schilte widerglast der sunnen wögen,
ir her daz velt die witen het bedecket,
in der naht gehalbct würden si wol w£nec hie geschrecket.
74.
Si heten ir schiltwahte alumb daz her wol varnde.
priester der geslahte Jö'han wart die sine gön in scharnde,
diu bilde vor mit fiure groz von swebele,
davon so gieng ein dimpfen, sam diu hell w»r üf getan mit nebele,
75.
Darzu die tiufel alle waß'ren üz verladen
den heiden dar ze volle, die drüz daz fiur so grüsltchen gräzen
sä'hn und ander schar näcb disen zogende,
der schilte warn von schine, als ob sie ouch von fiure waeren flogende.
76.
Swert unde Schilde blicken und diu btld ungehiure
die heiden le>te schricken : si wänden, daz diu helle gar mit fiure
w»r üf getan mit aller tiufel griulen.
sie liezen wer da sltfen, ez waren lantzen, bogen, hötschen, kiulen.
77.
Si karten sich an fliehen, die kristen an si drungen,
die zamen und die schieben slü'gcn si, die allen und die jungen.
priester Jöhan wart aldä gesigende
an den Ta rinnen : von den sach man daz velt bedecket ligende.
78.
Ir wart ouch vil ertrenket in dem wilden wAge,
erslagen und versenket wärt fr sebzec tüsent üf der läge
und mer: daz kom der werlt überal ze gute,
wan waer in hie gelungen, si hetens Überriten mit heres flute.
71, 2 — | ie fehlt 2. blasbalc in mehrern Hss. beider Gruppen. 3. so fehlt 2.
in kraft 2. 4. daz ez ze mund und ougen und oren nas als uz 4. 72» 4. — | anz
mund auz nas und ougen und oren 2. 78, 4. schonen in allen Hss. 8. ir her zwo
meile des landes het bed. 9. 4. in der naht enmitten wurdens an der herberg er-
schrekchet 9. 74, 4. ir seh.] schilt mit wachte 4. ir her 4. 9. — | sin her da
gen in 4. 4. — | diu fehlt*, mit all ir n.2. 75, 2. — | die dr.] daruz 4. schrazzen 1.
3. sahn und fehlt 4. ein ander schar diu was nach disen zogende 4. 4. was 4. atoain
die auh mit feur da w. f. 2. 76, 4. Diu swert 4. swert unt der 9. zu den bilden 4.
als ung. 9. 9. lert die h. 4. 4. Valien 2. ez w. lantzen fehlt 2. b. b. swert und
darzu k. 2. 77, 4. uf fl. 4. 4. — | die sah man tot, daz velt bestreut da ligende 2.
7$, 3. komt 4. überal] wol 4. 4. hie] da 4.
984 . Friedrich Zarnckr, (15*
7«.
Zwei hundert tusent beiden die lägen tot zen standen.
diu werlt vri vor leiden ist stt gewesen und Ane ir slrit erfunden :
ez w»r verderbet von ir überleste
diu werlt liberal gemeine; diu bot nu stt gelebt vor in mit reste.]
8«.
50 Diu werdekeit des landes und ouch des laude« herre,
den vint geltches pfandes üf erde niht der minner noch der merre
51 sw6r an einer lüge hie wirt erfunden,
gemeine guter dinge wirt er von den Hüten sä enbunden.
84.
52 Si sint getriwe, gewahre, sunder hai und nfden :
meineide und £brechaere mu'zcn dise lant mit slaete mtden.
53 jaB'rgelich so vert der künec schöne
in got, iedoch verwäpent, mit grözem her zer wüsten Babilone
82.
Je ze den järgeziten Danjels des propheten,
den hungers lewen giten erkanden, daz si sptse an im niht holen.
mit strft an wurmen gröz ist er gesigende
al jdr ze Babilone, davon daz Daniel dA noch ist ligende.
88.
56 Stn riebe* t und sin wirde ist nieman sagebare,
durch wunder ist min girde von sim palas ze sagene rtchiu maere :
der ist rieh hoch wit lanc so höre.
darinne g6nt ze tische driu tüsent rjtter dringent da niht sere.
84.
57 Cethim ein holtz genennet den palas ist ez habende :
daz holtz man sus erkennet, sin smac der si die liut an kreften labende.
getSBvel siule wende ist holtz gehiure,
6banus geheizen ; brinnen fulen ist im alles Mure.
85.
Im ist kein wurm schadende, — die mügen dran niht sitzen —
deheiner wirt den klagende unz an den jüngsten tac; so kan verritzen
daz holtz kein Hur noch schab noch ander marwe.
öbene in den slozzen zwo schtben sint von gold in liehter varwe.
86.
Die schiben breit, darinne zw£n houbetgröz karfunkel,
die liuhlent nach gewinne : liberal den palas lanl si ninder tunkel
58 bi' der naht, der sal hat porten viere
üz ebano geschicket, swibogen von sardinico di ziere.
79, 8. deu wer verdorben 2. 8. überlaste : raste 2. 80, 2. viodet die Hu.
4. — | gebunden alle Hss, 81, 2. valschait und 2. die m. 2. 3. ir gelich C1,
ierikleich C*, iasrleich B*VßK*t iegleich iar A*t geistlich 4. 4. — | vert er zu B. \.
82, 4. vor B. 4. durch Daniel wan er da 4. 88, 2. — | von sinem palas sag ich
r. m. 4. 84, 2. — | sij ist 2. 3. taveln 2. 4. ebano 2. alles] immer 1
85, 4. Dem 2. getürren 4. 2. wirt entladende 4 u. 2, nur einige Hss. weichen ab und
scheinen die ursprüngliche Lesung zu rerrathen: wirden clagende B\ wirt enchlagende D2.
Sollte zu lesen sein deh. wird entladende? 4. geslozzen 2. in] reich 2. $6, 4. Be-
schicket (gesniten 4) uz eb. 1 2. die bogen 4. sint sardinico der ziere 2.
459] Db* Purste« Johannes. 985
87.
Sardfoicus d£ «webende ist bogende ob den porten;
vergift bie vor behebende kaa er mit kraft gar schiere z'allen orten
ob von andern werlten ieman waBre
. der solher meine wielte: in disero land ist nieman so gevare.
88.
legi ich iu porte ringe hat guldin unde gröze,
die steine rfcher dinge verwieret dar, untugent ze widerstöze,
die den sal da zierent keiserliche
59 tac und uaht mit wirde : vil der tische sinl von golde riche,
89.
Etlicb von amatiste; der stein gtt müt vil suze.
üz heifenbein mit liste sfnt der täfeln Stollen unde filze,
ünder benke gemezzen dar vil rtche
über al den palas unden siht man schAchzabel üf dem estertche.
90.
60 Diu veltgestein onichel ; gen strttltcher herte
gebent si manheit michel, als man gen heidenschaft bedarf der verte.
vor dem sal ein witer hof der frone,
von lüter helfenbeine ist da vil rieh gest&let und vil schöne.
91.
Dar gel der künec sitzen und die fiirsten alle;
über öl den hof mit witzen ist unden niht daz pflasler wan kristalle.
62 des edeln werden küneges kernend* ten,
die sinl gezierde rlche, von golde und von gesteine wol beraten.
92.
Die stein von blicken glander und gar von meniger krefte,
vil wsBhe, unkunt einander, der varwe etliche grün sam liljenschefte,
blä unde wolkenvar ie nach der tugende :
oben in dem gewelbe ligent die besten an der edel mügende.
98.
61 Lämpades vil helle von balsem lieht da brinnent:
diu sunne mac so snelle durch wölken niht, als si da lieht gewinnend
an güldin ketten vier und zweinzec henget
der edeln lampen rtche. mit -gold daz pflaster unden ist gemenget.
87, 1. do 4. 2. — | sicher 2. 8. ander werlt 4. 4. der solchen valsch be-
gienge 4. sus 2. gewere 4. 88, 2. — | darin 2, an lugent CD1, der tug. A* BK
8. sal da] palas 2. 89, 4. amatisten : listen 4. m&t fehlt 4, vgl Arn. Saxo vom
ametisius bei Haupt 48, 480 : malam cogitationem repell it. 4. der p. 4. siht man fehlt 4.
geschacti zabel t 4. 90, 2. — | so 2. bed. herverte 2. 8. über al in dem riehen
säte vrone 4, vgl. § 60 ante palacium nostrum. 4. — | vil fehlt 4. gestule rieh 4.
91, 4. — | rttter 4. 2. — ] daz pflaster unden ist überal kristalle 4. 4. d. s.
chosteb&re 2. von steinen wurezen golde wol beraten 2. 92, 4. mit liehte gl. 2. von
rfcher 4. 2. — | etlicher 2. 8. unde fehlt*, ieglfche nach ir 4. 4. — | ie nach
der e. m. 2. 98, 2. der sunnen (sunne^ 2. si sol I. gewinnen 4. 8. ir ketten golt
der 2. da henget alle flss. 4. als vil der ampeln reiche 2. niden 2.
986 Fmrmich Zaimckb, [IM
94.
Türkis darin gewierei, der edelkett wol kündet,
daz er die werden zieret: zuht und ouch diemftt wirt von im entzündet.
63 dem bett ein saphir ist vil tagende gebende
über ander gimme Hebe, und tut den Itp vil kiusche reine lebende.
95.
64 Hie sint wip diu klären, diu schönsten in allen weiten
an vell und an gebären, und sint doch bt den mannen harte selten,
zem mänöd eines nach des ordens lere
durch deheine girde, wan daz man schar der himelkftr gerne1 re.
96.
65 Geschrieen hofgesinde drf'zec tüsent habende
ist er an underbinde, an die sich tegeltch da sint die labende:
an ezzen trinken haben t si niht zadel.
66 des küneges tisch durch edele daz ist ein smaragt grone äne allen tadel.
97.
Den habent vier amatiste, die sint darunder Stollen;
darumb geworht ein kiste. diu besliuzet rlcheit vil der knollen,
väz, dartiz man trinket, solcher tngende,
ez st möraz kipper, so wirt der trunkenheit da niemen hügende.
98.
Swer an dem tische sitzet und hat wol den gedingen,
daz in diu wisheit witzet, an guten sinnen muz im wol gelingen.
67 vor sinem tor ein wtter hof gelenget
ist wol in solher mäze, daz man ein ors da von rabin ersprenget.
99.
Alumb gestapfeit grede gar mit kristallen lüter
und mit gestein diu bede: ein estrtch ebene sieht und also trüter,
mit gold dazwischen ist ez vil rieh ergozzen,
daz man sich drinn ist sehende, als ez mit sunnen gimme si überflozzen.
400.
l)'f der gröd enmitlen ist man ein werc da lobende;
erwünschen noch erbitten mö'bt ez nieman : aller rtcheit obende
m
ste't ein siul, darüf ein Spiegel kläre:
fu mf und zweinzec stiege und hundert gönt alumb darzu fürwäre.
94, 4. Vil turkels 4. verwieret 4. 2. die tugende 2. zuht gemute wirt I. 8. seil
polte 2. 4. g. r.] tugende grozze 2. raine cheusche 2. 95, 2. — | si sint I. harte fekU 1.
4. — | schön 4. 96, 2. — | sich] si 4. 3. mit (von) 4. »7, 2. — | reich so
vil der goldes 2. 4. — | mit tr. 4. mügende 4. 98, 2. — | baz 2. 99, I. Alumb
fehlt 1. g. sint die g. 4. gar fehlt 4. vil 1. 4. 2. die bede 4, beden 2. pflaster i.
3. Die zweite Hälfte der Strophe ist weder in 4 noch 2 recht verständlich, ich bin 4 gefolgt
und lasse den Wortlaut von 2 folgen:
mit golde und mit gesteine stupp (stuck, Stab) ergozzen
drouf daz man sich darinne ersiht sam visch in louterm (louter) wage floxzen.
*6f] Der Priester Johannes. 987
404.
68 Der stapfe 1 etesliche sinl porfiröticöne
und alabandc riche, und sint darob so liehtiu pflaster shüne
von dem dritten teil hinzu gemüret
von cristalle und von Jaspis, und von sardonix vil unbetüret.
402.
Und oben amatisten mit klaren lieht korallen :
■
bestieget dar mit listen die grGd von rieh ei t muzen wol gevallen.
69 den Spiegel ist ein sül enbor da hebende,
darobe ein zibörje vil rieh geziert, hoch in den lüften swebende.
408.
Diu kost an der zibörje ist in der hShe wabende,
liberal dem land ze glörje. zwo siul sinl üf der einn den Spiegel habende,
da ruf ein basis, üf die zwo nu viere
siul geliehen lenge und ot aber ein basis rieber ziere.
404.
Ü'f die vier nu ehte und aber ein basis wäne :
wer künt gesagen und mehte, d£r solhem wunder ie iht gliche sähe?
u'f die sechzehn zwo und drizec
siule grözer koste, üf den ein umbeganc von werke vllzec.
4 05.
Darnach dann aber möre ho'her geVden lüften
ein zierde maneger 6re, die möht ein ganziu schar niht wol ergüflen ,
mit vier und sehzec siulen hoch gemezzen
mit einem umbegange sam ein zibörje wart da niht vergezzen.
4 06.
Von listen meisterkünste mit zwein und drizec siulen
und darüf mit vernünste ein basis (manegen nimt der rieh eil griulen)
und ob den aber sam von niden üf nemende
ab nemende an der koste mit basis umbevangen richeit zemende.
4 07.
71 Ze jungest ist gesetzet ein sül vil gantz aleine,
der richeit niht gcletzet; darüf alrerst der Spiegel grftz niht kleine.
mit einer siul ist cz sich unden bebende
zwispild an vierundsehzec, und biz an ein also hie wider abnemendc.
101, 2. und von 2. ala banden 4. 3. driltail alhinzu 2. 4. stapfei und cristalle
jaspis und sardonix an richeit Iure t 4; wegen des Jaspis vgl die Variantendes Originals
zu dieser Stelle. 102, 2. — | d. greden muzen richeit w. g 4. 4. darumb 4. ge-
zieret vil reich 2. hoch] ist (wol) 4. den fehlt 2. 103, 4. Diu höh der 4. in den
lüften wagende 4. 2. dem land überal 4. zwp sul die sint si ob dem sp. h. 4.
3. üf] mit suln 4; hiernach fehlt bis 4 04, 3 sechzehn incl. 4. 104, 3. mit suln
zwo und drizik, so knüpft 4 an basis der voraufgehenden Strophe an, 4. alsus vil rieh
gezieret 1. 105, 2. — | die mohten alle meister niht erg. 4. 4. — | sam] aber 4.
106, 2. darumb ze reicher gunste 4, maniger nimt im ab der reichait greulen 2.
4. zunemendc 2. In 4 wird von den 32, wie beim Aufsteigen, gleich zur Zweizahl herab-
gegriffen :
und ob der aber sule zwo vil lange
die vil koste riche habent enpor ein werk mit umbevange.
107, 2. an zirde n. g. 2. 4. dann zwo und aber merc und ist sich oben ende also
begebende 4.
Abhandl. d. K. S. Gesellsch. d. Wissensch. XVII. 66
988 Fhiepjuch Zarnchk, [*W
408.
70 Die stieg und siul gemeine geworht von hohem sinne,
71 gar lüter edelsteine. der Spiegel st£t sQ, daz man siht dar inne :
swe> sich über elliu rtche k£ret
mit hazze g6n dem kijnege, der Spiegel daz zehant $& wizzen teret.
409.
Välsch und al untriwe der selbe Spiegel meldet,
diu siht man drinn al niuwe unz er die schuld mit buze widergeldet -.
so' zerg£nt diu mdl und wirt ein slihle.
dller menschen sünde sint vor got ein mal siqr ougen sihte.
440.
Als man si dann gebuzet nach der priester khre,
s6 wirt der zorn gesuzet an got, daz er die sünde siht niht u>6re,
ez si dann daz er aber wider vellet:
so kom ouh aber widere ze got mit reht, so wirt er niht gehellet.
444.
72 Des spiegeis sint d& pflegende driu tüsent man wol z'isen,
daz nieman im zerlegende si' die werdekeit so hoch ze prisen ;
wdn in sah vil maneger gerne brechen,
durch daz ir vintlich hazzen sich an dem edeln fürsten möbt gereeben.
442.
4
73 Siben künege im dienenl ze tische tegeltche,
die daran lützel vienent, der bohsten ampt si pflegent werdecltche ;
herzogen vierzec, gräven wert driu hundert
an ritter, die der ambet wol pflegende sint, iegltcher üz gesundert.
148.
74 Swenn er ist wazzer nennende, er sitzet dar niht einzec :
wem wart ie mer gezemende der eren? erzbischofe vier und zweiniee
die sitzen schön an siner zeswen siten»
zwelf patriareb zer andern, die heilekeite waltent hie vil witen.
444.
75 Abbet und kappelläne die sitzent 6A fürwAre,
der ist sunder wAne re*ht als vil sam tag sint in dem järe.
die dienent siner kappel got nach eren
tegeli'eh ze vollem ampte, als man ze heiligen ztten wol kan meren.
445.
[Von menschen «Irin gefüllet diu kappel wirt ze male,
fümfhundert si hchüllet, die füllent si dann aber sunder twftle:
cz gö darin der liute vil od kleine,
über dri, die füllent immer m£ die kappel da gemeine]
108, 2. — | so fehlt 2. siht wol d. 2. 8. über al den (in den) provintzen k. 4.
mit hazze vor köret zugesetzt 2. 4. mit h.] der Christen 2. 109, 4. — | s. o. *.}
ein ungeschihte 4. 110, 4. Diese Strophe fehlt in 4. 111, 2. — | wer von seiner
wirdichait ze weisen 2. 8. in sehen vil genüge wol gerne brechen 2. 112, 2. mit
ir ampt ungeflenent 4. ampt fehlt 4. pflegen si gewalticlichen 4. 11t, 2. — | so
groze ere 2. 114, 2. darnach al sunder wane 2. ist 4, me als zal der tag sint indem
jare 2. 3. ze s. 2. kappelle 4, capein 2. 4. — | man'z ze?, daz wol ze Rome
dem pabst lob chunde meren 2. 115, 4. Die Strophe fehlt in i, es ist in 4 nachgetragene
Interpolation aus D.
*63] Der Priester Johannes. 989
446.
Mit manger hören messe dienent si die pfründe ;
des got ze danke wesse, vil sfflleclichen wahren si daz tun de :
97 daz darf doch nieman haben für ein wunder,
daz dirre werde fUrste wirde hat übe,r alle künege sunder.
447.
98 Ku nee und patriarke, die wirdekeit hat beide
sin vitztum der eren starke: an dem gewalt gehört mit underschejde
ist wol sin hof ül er alle höfe getiuret,
und doch an sinem (ebene rein gel ich der engel schar gehiuret.
448.
Ku nee und archimander, stn marschalc hat die ere,
und sin gesell der ander, der schenk, erzbischof ist und künec vil höre:
sin ambetliule waldent wirde riebe,
erzbischof, patriarke, ie der einz sint si und künec gelfche.
449.
Herzogen, graven, edele, der hat sin hof ein wunder.
99 nie wart geschriben üf zedele diu lenge sfner lande ob und under,
tagewöide vierzec an der wite gemezzen:
100 zeit ieman stoup der sunnen, der zeit ouch, waz er hörschaft hab besezzen.
420.
Swaz ieman richeit sagende ist von al der weite,
diu w»r ze ringe tragende gen priester Jöhans riebeit widergelte,
76 und het er niwan einen palas tiure,
darin ze hohgeziten gö't der edel werd und der gehiure.
424.
Den kund ein meister bowen, des winkelmez und wöge
lert nach der slihte howen; er kan ouch snelle würken sunder vrAge:
himel und erd üf niht er hat gesetzet,
des ist er slner künste von allen meistern immer ungeletzet.
422.
Als disen palas riebe ein künec erwün sehen wolde,
su« stünt er meisterliche von got al.l« von stein und ouch von golde
in einer nahfgesetzei dar vil wffihe.
von allen den die lebende sint üf erd. ich waen'z ieman gesaßhe.
1J6) 4. — | man dient darinne 4. 2. daz got ze danke wese? 3. ez d. 2.
4. d. d. kaiser wirde 4. hat die menige üb. a. k. s. 4. 117, 4. Die Strophe fehlt in 4.
2. — | gewalt nur in £*. 118, 1. Die Strophe fehlt ebenfalls in 4. 119, 2. deu
lenge seinem sedele an de«n gewalte waiz ende niemen sunder 2. 4. — \ hat die
meisten Hss. 120, 8. den einen 4. 4. da er in 2. edel riebe (hoch) 4. 121, 4. — | der 4.
2. sn&re 4. 4. und auch an nihte hanget und wart doch seiner stete nie geletzet 2.
122, 4. riebe] wolde 2. wolde] riche 2. 2. sus chunden dar von golde und von
gestern got selbe raeisterleiche 2. S. ges.] wol setzen 2. 4. sint in einer naht mit
werh ez nit geschehe 2.
66*
990 Fkibdbich Zabnckb, [*M
428.
Durch künec den aller ersten, der sich hie priesler nande
und der des höchsten hfersten lö're mit der kriste&heit erkande :
von sant Thomas der selbe wart belehret,
heidenschaft er s mähte, des stt der himel schar wart wol geroÄret.
424.
[Eines brtinnen rinne, der ist stht lüter kMre,
da toufet man sich inne. der sich da rinne toufen wil ftirware,
der stet darin : daz wazzer im -überz houbet
ü'f ze berge wallet, ob er ze rehte kraft des toufes gloubet.
435.
Daz zeiget sus der brunne: swer sich zem toufe neiget,
der palas sam diu sunne glester, dem der brunne fluz erzeiget,
wan in der touf gellch der sunn elArieret:
toufes wät diu wize geltch der engel schar ze himel zieret.]
4 36.
Der sich hie got ergebende was von beiden orden
77 und kristenlfcb was lebende, der was von got eins nahtes innen worden,
im seit ein stimm, er würde vater eim kinde
ze saolden mangera lande würd ez geborn und allem dem gesinde.
437.
Ob allen künegen here wirt er lebende schöne.
der sol ze wernder ere in einem Hohen palas tragen kröne,
den du im ze werdekeit solt machen,
hoch und also rtche, daz in üf erde niht kan tftbersachen :
438.
[Darüf het er niht ahtes, df disiu m®r der stimme,
unz daz des andern nahtes rief si im aber senftecltch, niht grimme.
'du solt morgen an dem tag vil schö ne
einn palas heizen werden von gold gestern dlns werden kindes lr6ne:j
429.
78 Von steinn den aller besten, die hänt von got die lugende,
daz si nach liimol glcsten, däz er immer mer gesunt ist mügende
und daz in weder hungert noch endürslet,
swelh kristen niur ein wlle gestel darinn : alsus ist er ge fürstet'. ^
12ft, 2. lere mit der] gar mit kraft die 4. 3. wart er alda 4. 4. — | wol] hoch 1
124, 2. man] er 2. 4. — | davoo er touf so vestielich geloubei 4. 125, 2. — | glesi
auz dem 2. fluz] wiz, fiur 4. 3. Die beiden letzten Verse fehlen in 2, mir t» E* lauten
sie wie in 4. 126, 3. eins kinde 4 C* (kindes ClDl). 4. Salden fehlt 2. geborn]
geseligt 4. und sin Ingesinde 4. 127, 2. werder, wunder % CK 4. — | uf erd k«o
nieman 4. 128, 4. trahtes 4. umb d. 4. 2. unt do 2. si im aber] diu stimme 4.
3. vil fehlt 4. 4. — | von gold gestein fehlt 2. lieben 4. cdelen werden i.
129, 4. den] der 4, die 2. 2. — | hanl chraft vorgesetzt 2. gesunt] gesteo 4. 3. noch
daz 4. 4. niur ein w.] darinne 4. ein wile geslet, also sol werden er geforstet 4, im
wohl er auf den palas geht.
465] Der Phiester Johannes. 991
430.
85 Des morgens maz der werde die wtt und ouch die lenge,
87 gerizzen üf die erde, reht als der palas hete winkelgenge.
an der gestalt darnach an tag dem vierden
dö stünt der palas riebe aldä mit allen [stnen] höhen Zierden,
131.
Als ob von himelkftren daz inner paradfse
sich künd aldar enbftren mit flog herab der krislenheit ze prise :
die steine habt für morter golt paz kläre,
die sint gel brun röt grüne bla" weiz grd maneger hand al sunder väre.
132.
88 Sin dach dem firmamente gellchet mit gestirne,
saphiren ungepfente was ditz werc, ich muz iedoch dem hirne
mit disem lob ein wdnec ruwe lihen:
gewelbe tempel gräles des müz man disen palas nicht verzihen.
133.
89 Des tempels esteriche, liberal krislallen wtze,
den palas ich geliche, wän daz golt da runder was mit glize
und daz diu merwunder da niht vlogten
von der balge winden, diu da so richer kost zem gröle progten.
134.
90 Aller dinge leere ist der sal durb witen
wan fümfzec pfilaßre. swaz manne vier1 mit klaftern umbeschriten
mii'gen, daz hat ieglich sül mit gröze:
vil edeler gl m nie riebe sint si gar und aller armut bloze.
185.
Die irmensiul gespitzet von erd üf sint geliche;
üf ieglicher sitzet ein karfunkel gar von liebte rtche,
in der grSz alsam diu sül ist unden,
91 daz si dem esteriche gebent lieht, an irrekeit gebunden.
130, 1. — | witen und die 1. 2. und raiz die auf der 2. het die 1. 3. an dem 1.
4. — | sinen von mir zugesetzt, alda von gplde und von gestein von Zierden 1. 181, 2. — | uf
erde flucken als ein ar (taube) zu prise 1. 3. die st. h.] der kristenheit 1. 4. (ez
habt Al Bx) die edeln steine (daz habete Cl D*) grüne blanc rot gel a. s. v. 1. 182,
4. — | niht v.] hie nu zlhen 1. 133, 2. dem die meisten Hss. wan] da 1. 3. Zu
diesen Versen vgl. Graltempel * 09 fg. In 2 sind sie wesentlich verändert:
und anese (? eine s6?) was undqr den christallen:
sam grales tempel frone must der palas aller diet gevallen.
JVocA anders hat E2:
des hete nit der tempel von dem grale.
hie schein daz golt von erden durch cristallen sam ein feurein strale.
134, 2. — | mit armen 1. 4. der waheit goldes gimme 2. aller] gar 1 , Stent si gar
aller armut die bloze 2. 135, 1. irmensul A\ irmseul A*t iremseul B2, die andern Hss.
haben inner u. innern ; aber ist ein Gegensatz zu äusseren Säulen vorhanden? von erden
üf ohne sint 4. 3. sam 2. 4. — | irresal 2. gebunden, etwa gevunden, erfunden?
E2 verändert: von oben lieht geben zu allen stunden.
992 Fiiedmcs Zaimolb, ■•«•
Hio mite so sint gebende ü'beral die karfunkel
92 daz lieht von höbe swebende: in dem aal ist aiender stat so tutikel,
man fünd ein Mr, das jungem bart entrtset.
swer dise wunue ist sehende, der w»nt zebant, er sl geparadfset.
487. /
90 Vferzec kldfter höhe so hänt die siol gemeine,
ir ehi mit underzfthe u'f den orten st6nt, der liebt nicht kleine
gl't da glast: zwen rubtn hat diu porte,
die gebent lieht besonder so bell daz mir gebricht an lobes worte.
488.
[Von Orientes wende kan ein brunne vliesen
gen der von occidende; durch den sal anmuten sunder driezen
ist er kalt und lüter, vrisoh mit gate:
in edelem lieht gesteine ge't der vluz des edlen brunnen vlöte.
489.
Da dirre brunn enspringet, da ist ein napf vil reine,
des lop mit tugenden klinget, ein stein von art, sin trüren wirt vil kleine
immer mer, der eines darüz trinket
aihie des selben brunnen : allz ungemacb von slnem berzen sinket,
440.
Und verbfrt in immerroe're in stnen lebenden stunden
siecheit, mit müzerere wirt er gesunt von allen verch wunden :
hünger wirt im lobellch gebuzet
mit spise edel tiure, die diu werlt nimmer ubersuezet.
444.
So freu sich dann zem besten: kamt er tft dem brunnen
in's meien ztt der lösten und trinket sin des morgens vor der sunntn
ze malen drin e danne er iht ezze,
gesunt mit kraft driu hundert jar unde driu lebt er mit freuden mezze
442.
Und darzu mänen drie drt Wochen und drl wtle
dri tag, der wandeis frte ist er al die ztt vor sorgen Hie:
darnach so nimt er ordenlfchen ende,
diu sele gen dem künege der eren vert fr! aller sorgen bende.]
448.
Der palas ist erziugel also mit rlcbeit grözer,
diu armut versmiuget sich vor im gar, der st£t er immer blözer:
der höhsten tugende ist er wol gerfchet.
diu erde niht ist habende äne tempel graies, daz im glichet.
186 , 4. sint] hänt si 4. 2. — | in der stat überal ist niht so tunkel 4.
4. — | ez 4. 187, 8. sunder zohe 4. Stent] dan 4. 3. da] so 4. 4. — | zu loben
mir gebricht an disem (dem) worte 4 E*. 188, 2. unz an die von o. 4. 8. kalt
fehlt 4. v. vil gar mit 4. 4. edel 2. sein fluz 2. 189, 4. — | so r. 2. 2. mit lob
des tugende 4. 4. — | jä'merleit von 2. 140, 4. Diese Strophe fehlt in 4. 141, 4. Diese
Strophe fehlt ebenfalls in 4. lesten : besten (glesten) ÄtE^D*. 8. drin nur in £2. danne]
daz alle ausser E1. 4. E2 ändert: gesunthait jar dreihundert Vnd darzu drei lebt er ia
frftden sese (d. i. sezze). 142, 4. Diese Strophe fehlt auch noch in 4. 4. Der teilte Vers
ist nach E2 gegeben, wo nur statt der eren vert gedruckt steht der ervert, in den Hu. von
2 steht: d. s. g. der erenchunige durch den fridc vert vor aller pfende. 148, 2. — | sich
vor im gar] hat vil gar 4. 8. hohen 4. 4. so daz diu erde habende ist (im JST; an
des graies tempel im (fehlt E?) niht gelichet 4 E*.
• 67] Der Priester Johannes. 993
444.
96 Ze drien hochgeziten pricster Jöhan schöne
gel in den palas witen, rilich ob allen künegen treit er kröne.
also sw»re und gröz, daz man's üf schtben
ob sinem houbte s webende mu'x vil ebene ffiren und ouch tiiben.
445.
Diu ist von golde brebende durchliuhtec lüter reine,
darinn so ist man sehende tiür und edel bort gar aller steine :
ze wihennahten Ostern unde pfingsten
ist er si also tragende, die edlen swaereo krön und niht die ringsten.
144, 2. — | über alle kiinege 4. 8. ein kröne gros und »wer f. 4. Sweb.] vil
ebene 1. vil eb] aiswebende 4. 145, 2. so ist] was die meisten Hss. ton 4 u. %.
gar nur E2, der edlen Ax B*. 4. ist] was alle Hss. si u. trag, nur in Ei, wonach auch der
folgende Vers gegeben ist; in 4 u 9 heisst es sonst übereinstimmend: was er also lebende
mit seiner swsren chron (krön der swasren 4) und niht der (die 4) ringsten.
IT. Der Text der Mtinchener Handschrift
Diese Uebersetzung bat ein besonderes Interesse, weil sie bereits
den Brief mit einem epischen Rahmen umgiebt. Manuel, König der
Romanei, hat von der Herrlichkeil des Priesters Johannes, der nach
dieser Einleitung unsterblich ist, gehört und hat Sehnsucht, in seinen
Dienst zu treten. Bald darauf erscheint eine Gesandlschaft des Prie-
sterfürsten bei ihm, die sich mit holden Gesängen einfuhrt und bereits
beim Reinigen ihrer aus Salamanderseide bestehenden Kleider Ge-
legenheit hat, das Wunderbare ihres Landes vor Augen zu führen.
Dann bittet Manuel, ihm die Botschaft des Priesters Johannes vor-
zutragen und nun erfolgt' die Verlesung des Briefes. Nach dem
Schlüsse derselben sammelt Manuel sein Volk, und sie ziehen gemein-
sam zum Priester Johannes. Dieser empfängt sie wohl und führt
den Manuel in den Palast, der ihm Unsterblichkeit gewährt. Manuel
bleibt nunmehr mit den Seinen dort, uud seitdem heisst sein früheres,
jetzt von ihm verlassenes Land »die wüste Romanei«1). Ob sich der
Dichter die Romanei in Europa (Rumelien) oder in Kleinasien ( Roman ia
deserta), oder in der Weise der spätem Zeit nach den Kreuzzügen
bereits als ein ganz fernes Land dachte, ist nicht mit Sicherheit zu
sagen. Letzteres aber das Wahrscheinlichere.
]) Vgl. über die Romanei und die wüste Romanei Haupts Zeitschr. 15, 39 4 fg.
994 Friedrich Zarnckb, |t**
Erbalien ist diese Uebersetzung in der Münchener Papierhand-
schrift, Cod. germ. 1113 Bl. 85 fg., aus dem Ende des 14. JahrhA
Sie folgt im Ganzen genau dem lat. Original, das in der Interpola-
tion B vorlag; weniger als bei den früheren sind Eigenheiten und
Freiheiten zu verzeichnen, wie z. B. wenn sie die Erwähnung, dass
im Lande des Priesters Johannes die Rosse nicht geschätzt würden
(§ 46), ganz verständig bereits bei Beginn von § 14 vorbringt; auch
50 — 52 fehlen an ihrer Stelle, ihr Inhalt ist ganz wohlüberlegt schon
bei § 44 — 46 angebracht, wo freilich § 44 auch nicht speciell zum
Ausdruck kommt, weil ja das in ihm Gesagte das ganze Gedicht
durchzieht. Interpolationen eigener Mache finden sich in § 24 fg.,
wo von den Bewohnern des Pfefferlandes und von der Art und
Weise, wie dieser in den Handel gebracht werde, Wunderliches ge-
fabelt wird, ferner in § 53, wo eine Schilderung der Ungethüme in
der Wüste von Babilon gegeben wird. Der Verfasser entnahm diese
Angaben den fabelnden Reiseberichten der spätem Zeit. Auch an
den Schluss hat er, noch innerhalb des Briefes, eine der epischen
Einrahmung entsprechende Aufforderung an Manuel hinzugedichtet.
Endlich hat er die epische Einrahmung abermals mit einem geistlich
moralischen Rahmen umgeben.
Der Stil und der Rhythmus auch dieses Gedichtes sind so, dass
man es darauf hin gar wohl noch ins 13. Jahrhundert versetzen
könnte, aber die Reime sind theilweise schon recht roh. Vgl.
gogo drill : olpentinn 205, gröz : mäz 559; wegen des unglaublichen
Reimes hat : tat (tuot) 255 vgl. die Anmerkung zu dieser Stelle. Die
übrigen Reime erklären sich dialectisch. Oft Kürze zu Länge, be-
sonders oft bei a : d, doch auch % : *, sich : lieh 233 u. ö., o : ö,
got : not 887; i : ie, wirde : zierde 171. 575, mir : tier 206. 893?
gir : zier 455. — Noch beachte man versäumet : vergäumet 419 (also
ü : ou), höhnten : frosten 780 (falls letztere Lesart richtig ist), mahl :
kraft 247, samt : laut 875, chomen (kumen) : frumen 315, doch auch
chomen (quemen) : nemen 765. Die Namen sind oft sehr roh, vgl.
z. B. smaragdel und smarakel ( : karvunkel) für smaragd, gratsnür ( : für)
M Sie ist mit fester Hand geschrieben. Bl. 133b hat eine gleichzeitige Hand
Bemerkungen über den yeczuhd in dem Merczen des M°CCCCjj° am Himmel befind-
liche Cometen eingetragen. Von späterer Hand (Mitte des 15. Jh.) sind die Nieder-
schriften und Eintragungen Bl. 131 und 132.
469]
Der Priester Johannes.
995
445 und ähnl. Auf diese Beobachtungen hin möchte ich das Gedicht
an die Grenze des Mitteldeutschen und Bairischen setzen und den Be-
ginn des 14. Jh. als die Zeit der Entstehung annehmen.
Die Handschrift bietet eine leidliche Ueberlieferung , aber sie
giebt nicht den Character des Originales wieder. Sie zeigt Eigen-
heiten des österreichischen Dialectes, namentlich Hinneigung zum a
für o, vgl. z. B. ivanen, darren, warden, ranen, hart, liamaney, sogar
genas statt genöz, selbst an Stellen, wo der Reim widerspricht, wie
922 gröz : genas. Die Schreibung ist oft roh und dabei inconsequent,
so wird z. B. b durch ft, tt>, p wiedergegeben: bechant, wechant,
pechanL Dennoch habe ich auch hier von einer reiueren Herstellung
des Textes abgesehen. Durch die Menge s. g. normalisirter Abdrücke,
die wir besitzen, sind wir der Orthographie des 14. und 15. Jahrh.
ganz entfremdet und an eine völlig unkritische Uebertragung in das
s. g. correcte Mittelhochdeutsch gewöhnt worden, ein Uebelstand,
dem man eher entgegenzutreten als ihn zu unterstützen bemüht sein
inuss. Bei Vs. 309 und 907 fehlen wenigstens eine oder zwei Zeilen.
Hie hebt sich an das puchel von priester
Johan, der da h erseht in Indya in dem landt,
vnd ist der gröst herr als er auf der werlt
lebt.
Got aller deiner wunder
der ist so vil wesunder,
die nyemant volsagen chan,
die du hast gelegt an einen man,
an im also peweiset, 5
das er dein gothait preiset,
als er wol von recht tut.
Got herr, slerkch meinen müt,
mein hercz vnd mein chranchen sin,
da pey ich weishait erlazzen pin. 10
Hilf, das ich deiner wunder ein tail
vorpring an alle mayl,
das ich icht an weishait slaff
und mich chain maister straff.
An aine czicht wil ich pesinnen,
das ich mit weishait vn mit sinnen
her als es geschriben stat,
das ichs volpring nach deinem rat,
das ez dir webagleich sey:
mit deiner 1er so wan mir pey,
an dy ich nicht geschaffen chan.
Vil wunders ich ervaren han,
das ist als ein warhait,
als an dem püch wirt gesayl,
vil seltsamer mär.
Mit got ich das pewär,
der all dinkch wol wizzen chan.
er tat torieich daran
15
20
25
wer sein nicht gelawbct,
der sinn ist er ferawbet 30
vnd mag nicht recht Christen sein.
Got vater vn lieber schepher mein,
dew wunder ich gern gelawben wil,
wen du genaden also vil
ainem mann hast gegeben, 35
daz der ymmer sol nii leben
hin pis an den jungisten tag;
fürbas nyeman geleben mag.
die weil er nicht erstirbet,
nach deinen hulden er wirbet. 40
Du hast in darezü gechora :
wol im, das er ye ward geporn.
Priester Johan ist er genant;
czwar vns tut die schrift wechant
von im so grözz reichayt, 45
das die nymmer wirt volsail,
das chain fürst darezü lüg,
der es vergelten müg:
sein schussel vn sein trinkchuas
so recht edel so ist das. 50
Da vor in einem verren lantt
was gesessen an schandt
ein chunig gewaltig vn her,
der gedacht an die er,
die da vnczergänkchleich ist: 55
er sprach czü derselben frist
fwür ich ein ehnecht des manncs,
Priester Johannes,
des wolt ich sein in herezen fro'
sprach der selb chünig aldo, 60
vnd was sich Manuel genant.
12] verpring Hs. 15) an eine zuht? 17) her] es fehlt wohl ein Verbum. 51) Da
von Hs. 60) alda Hs.
996
Friedrich Zarncke,
[170
Darnach ward im schir gesantt
priff vn potschafft,
die im enpot all chraft,
die sein lant möcht gehan. 65
Auf ainem helfant czwelif man
chomen in sein lant geriten
Nach iren lanlsyten
czü dem chünig Manuel
vnd prachten prief also snel 70
von dem fürsten von Indian.
Darnach wart im chunt getan
wird vn grözz salichait,
da was im vil von gesait.
Fürbas ich das sprechen sol, 75
die poten waren gechlaidet wol :
ir wat was liccht als ein glas;
von welher band sy was,
das chund uiemant geraten.
Nu hört was si taten. 80
Do in des fürsten hof ward chund,
Igleicher auf tet seinen mund
vn sungen den süsten sanken,
das er über di pürch erchlang.
Der chünig in Ramaney, 85
der -milt vn der frey,
Im sanch er gern hört:
da von ward als sein trttwren czestört
vn ward des in herezen frö.
Manuel dy poten do 90
enphieng gar tugentleiche ;
gar edel vn gar reiche
ward den czwelifen do gegeben :
sy chunden tugentlichen leben.
Die gab sy gern namen vergüt. 95
•Wir piten ew, herr, das irs tut',
sprachen di czwelif, 'dast vnser ger;
wir sein an maniger stat dort her
vil in vnflat gelegen,
vngemachs hab wir gephlegen 100
in den frömden landen
pey den vnbechanden :
ir last rainigen vnser gwant.'
Der chünig schüft czu hanl,
er want, essolt in wazzer geschehen. 105
Dy poten dem chünig gunden verjehen :
'vns gwant hat nicht den sit.
das man im vert also mit.'
Sy hiessen ein fewr machen
da von darren spachen, 110
darin so würfens ir gwant:
das was rain so czehant
vn schöner vil wann ee gewesen ;
in dem fcwr was ez genesen,
das im versengt nie chain chran. 115
Soleich wunder di czwelif man
liezzen einen chünig do sehen,
das als sein volkch müst sehen.
Manuel der pat czuhant,
das im di potschafft würd pechant, 130
ob er der möcht werden frö.
Aus den czwelifen sprach ainer do:
4 mein herr der fürst lät ew sagen,
sein griiz czu langen tagen
vn sein trew mit aller chrafll 125
vn sein stät frewntschaftt,
was sein will gegen euch ist.'
Der prief ward czü der selben vrist
engenezt vnd gelesen do,
vn ward aus gelegt also. 131
1 Ich priester Johan von Indya,
ain chünig ob allen cbünigen da,
ich pewt dem chünig Manuel
an disem prieff also soell
mein grüz vn mein frewntsebafft. US
2 Mir ist von der gotes chrafll
warden chunt der will dein:
wenn das ange sieht mein
du pegerst cze sehen,
das sol dir geschehen; !*•
des sentt ich dir den prief mein.
3 Nu tu mir chund den willen dein,
wildu gelauben an den got,
der geliten hat den tod
gar für alle christenhayt? 145
du gedachst an mein wirdichait,
also tet ich an die dein.
Wildu vermeiden pein,
so lazz all süod gar
haimleich vnd offenbar: 15*
nicht pesser rat mag ich dir geben.
Nach gots huld sol tu streben,
der ein chünig der chünig ist,
ein herr der herren czü aller frisl,
auf erd ein fürst vber all lant. 1S5
4 Von got tun ich dir wecuant,
wenn ich mich des wol verstan:
du pist dem töd vndettau,
vn dein natur ist cze rgankchl eich.
7 Wildu leben cwichleich, 160
so sol tu chömen czü mir drat,
ee es dir werd cze spat:
ich gib dir des di trew mein,
vn wildu gern pey mir sein
vn czü meinem land ehern, 165
ich helf dir mit grözzen ein.
9 Ich priester Johannes,
ein herr ob allen herren des,
was ch rafft oder reichait
ward von cliunigen ye gesait, 171
von ern vn von wird
vnd von grosser czird.
Waz chünig fürste ye gewan,
mir sich daz nicht geleichen chan:
10 des lob ich got czu aller frist, 175
der do ymmer ebig ist.
Von dem hab wir genad vil
ewichleichen an czü;
91) tugentleichen : reichen Hs.
188) ain geschieht Hs.
97) das Hs.
105) wazz Hs.
HO) darn Hs.
iH]
Der Pribstbr Johannes.
997
daz selb wir! dir auch chunt getan,
vnd wildu rechten gelauben han. 180
Was ich Christen vind,
ich mich ir vnderwind;
ich gib in ymmer mer genüg
durch den got, der do trüg
durch mich ein dürnein chron 485
auf seinem baubt schön.
11 Wir varen gern czü gotes grab
all jar mit grozzer gab
gewaltig auf dy haiden,
den tue wir vil cselaiden, 190
alles vmbe das,
das si gelauben dester pas.
12 Vir dienen herren in vil land
mit so maniger hant,
13 czway vnd sibenczig chünigreich 195
die dienen mir all tag ta gleich,
der do luczel Christen ist:
die dienen mir cze aller frist.
47 Chain ros hab wir
in vnserm land, das sag ich dir. 200
14 Wir haben in vnserm land
partes, chämel, helphand
vnd grozz drümeldarios,
anders bab wir chain ros.
Darczü hab wir gogodrill, 205
olpent vnd olpentinn :
das sind alles gros tier.
Noch mer schölt ir gelauben mir,
wir haben auch pern, dy sind weis,
leb vnd lebhartin czefleiz, 210
vnd haben auch die weizzen acbörn
vn dy edeln panter auserchorn;
darczü hab wir hirsen gröz,
grys greyffcn vnd ir genöz
vnd maniges grözz tir bechant, 215
der noch vil wirt genant.
Mir dienen risen newn eilen lanch,
ein volkch haizzt roux sunder wanch,
ein aug im an der stirn stet:
das volkch sich wunderleich beget. 220
Ein volkch mir auch dienen müz,
igleichs hat nur ain füez,
cholmiten ist es genant.
Noch mer tu ich ew bechant,
fenix der vogel auch pei vns ist; 225
sein leben cze hundert jaren ist: '
wenn die ein end han,
vmb in ist es also getan,
seinem alter cze stewr
so macht er im ein fewr, 230
von dürrem bolcz ein huwslein ;
mitten gat er darein.
Sechl, so verprent er sich
vn lebt awer sicherleich,
als er ee ist gewesen: 235
in dem fewr ist er genesen ;
do vernewt er sich mit
czü hundert jaren, ist sein sit,
vnd lebt an als wandet ain.
Auf erd ist er nur alain 240
als nur ain got ist,
süzzer vater Jesu Christ.
21 Milich vnd hönig hab wir vil
sunder mazz, an czil.
Chain gift pei vns peleiben mag, 245
chroten, slangen, scorpen slag
vn aller hand gift macht
hat in vnserm land chain chraft;
vnd was mit gift ist peladen,
das mag niemant geschaden. 250
23 Ein chräwt wächst in vnserm land,
wer das nicht erchantt,
assin ist es genant:
sein tugent ist mir wol weebant.
Wer das chrawt pei int hat, 255
der pös geist im nicht entat.
22 Ein wasser, das ist lobleich,
das gel durch vnser reich :
aus dem paradis es fleust,
manigen fluz es ergewst; 260
das ist lawtter vn räin,
darin vindt man edel stain,
perl vnd karfunkel,
saffier vnd smaragdel,
rubein vnd johande 265
(wer die all erebande!),
adamas vnd amatisten,
(merch mit worten listen)
brill vnd chrisold.
Von silber vnd von gold 270
hab wir in vnserm land vil.
24 Sunder mas, an czil
wächst auch in vnserm land
der pheffer in soTicher hand :
czwar er ist doch weis bechant 275
ee er wirt geprantt,
das sag ich euch sunder wanch.
Läwt, die sind ainer eilen lanch
181) Geschrieben ist Das, aber es stand ein w vor gezeichnet. 202) paretes Hs , vgl.
Vs. 517; wohl Parder gemeint. 218) Vergl. im Wiener Text Vs. 814: Luistuzen.
227) t fehlt am Ende d. 3. Plur., wie stets im Reim. 256) etwa haste : entaste zu lesen?
269) christall Hs.
998
Friedrich Zarnckb,
im
die den pheffer habent czegwalt,
die werent newn jar alt:
an einander nement sich,
ir weib trageni sicherleicb
mit einander siben chind.
25 Vil slangen in irem land sind :
wenn das ir czeit mag geczäiuen,
das sy den pheffer also nemen,
so tragent si ein fewr dar
vnd verprennen daz chräwt gar
vnd dy slangen do mit.
Dannoch habent sy ainen sitt,
so totten si die slangen
mit langen Stangen
vnd werfen ts aus irm phefferlein:
also chumpt ir lesens ein.
Dennoch habent sy ein sin:
der pheffer chumpt nicht von in,
vncz si im die grün gar vertreiben,
das er hie aus nicht mag peleiben,
domit si aus der erden chümen.
So wirt der pheffer denn genumen
in sekchen manicher band:
den fürn sy cze land
vber ein wasser, daz ist war;
da mag ny vber czwar
wenn czu mir«alain:
si lassen den pheffer ain
auf dem vbcrbol stan
vnd varn pald wider dan
vnd türren lenger peleiben nicht.
(Lücke.)
ains in der wochen
am suntagabent das wasser stet
für mitten tag vnd nicht get,
das wert pis an den suntag frue:
die weil hat das wasser rue.
In der zeit sie vber chomen
vnd schaffen den iren frümen,
vnd fürnt denn mit in dan,
wcs sy begert han :
so chömen dann läwt dar,
dy do phlegen war.
Als man ig sakch do mag sein,
an yglcichem leit ain priefelein,
da stet geschriben an,
waz fürn pheffer wellent han,
es sey chost gelt oder gewant;
das fült man in dy sekch czehant
vnd seczt an die selb stat,
do man den pheffer genumen hat.
Ir peder chauff al<Jo geschieht,
das ainer den andern nicht ensicht.
280
285
290
395
300
305
340
315
320
325
330
Tuscbcaten sein si genant,
domit ist vns ir nam bechant
27 Ein perkeb, haizzt Olimpus,
daraus fleust ein wasser sus,
das hat aller würezeo smak, 333
den all weit gehaben mag:
do venewt er sich mit
czü aller czeit, ist sei o sitt.
Der flüz get drey tagwaid
ee der smak davon schaiti; 341
28 wer des prun trinkcht,
das alter von im sinkchl,
sam er pei dreizzig iaren sey:
aller rünczel wirt er frey.
Der prunn auf erd ist pelibeo, .343
davon gar vertryben
vnser vater Adam ward,
vnd ward vest nach im gespart.
29 Darin vindt man staindelein,
die geben den äugen liechlen schein : 35«
die pringen adlar in vnser lant,
den ist ir tugent wol wechanl,
ir chind erchüchen si domit
nach ir natur sit.
30 Wer den stain an ainem vinger hat, 335
das gesiebt im nymmer abgat,
domit er wol gesegent ist:
die tugent hat er czü aller frtst.
Wer in hat in seiner hant,
dem wirt endleicb peebantt, 36#
das mans nicht mag gesehen :
söleich tugent müz man im jehen.
Er vertreibt has vnd neid
vnd macht frid cze aller czeit
gar an als wanckchen, 3(5
snel als die gedanchen,
wo er hin wil, zu welher vart,
mit got ist er wol pewart.
31 Tnser lant hat Wunders vil,
der ich noch manigs nennen wil. 371
Do fleust ein santwasser an,
fürwar ich das sagen chan,
das tobt \n nymmer ruet,
recht als das mer tut:
das ist ein wunder) eich geschieht, 375
chain scheff tar darüber nicht,
vnd ist nieman bechantl,
ob -dort enhalb sei ein lant.
Nie für vns das wasser ist frey,
doch wönts vnserm land pey. 33t
Würcz vnd maniger hand guet
chömen aus des wassers fluet:
der vindt man anderthalb nicht,
311) d h. am Tage vor Sonnlag, am Sonnabend. 345) sie] czü Hs. 365) wankchel As.
173]
Der Priester Johannes.
999
söl'ich wunder von dem santt geschieht.
Vmb das wasser ist es alzo getan, 385
ranen chomen mit im dan,
die Messen in das röt mer
drey stund in der wochen her:
den fluz den hab wir chrefftichleich
vnuerwentten sicherleich. 390
32 Ein grözz pirg wönt vns pey,
von vns tagwaid wol drey,
davon chöment stain
grözz vnd chlain;
an ein wasser cze land 395
chömen si an all schand:
die stain sind edel vnd guet,
damit man manige sucht vertut
vnd vertreibt alles gar,
das ist endleich war. 400
38 Ain ander pirg wönt vns pey,
das ist allen lewten frey;
do fleuzt ein wazzer vnder der erden,
das wil nicht gesehen werden.
Wenn vnderweilen das geschiecht, 405
das mans etwenn siecht,
wenn di erden sich auf tut,
in des selben wassers flüt
der santt nur edels gc^tain ist.
Wer darein get cze der selben vrist, 44 0
die weil di erden offen stet,
wer den pald darin get,
dergreifft er vil, das ist sein hayl:
das lant ist an als mail
vn ist auserwelt gestain, 445
es sei gröz oder chlain.
Wems icht werden mag,
der wirt reich sam der tag;
wer sich aber versäwmet,
das er di czeit vergttwmet 420
vnd czelang dorinn ist,
der verswint cze der frist
vnd hat das leben verlorn,
den leib hat er durch gut verchoren.
39 Das wasser get fürbas 425
in grosse wazzer, wisset das;
Auch ander wasser pei vns sind,
40 dorin ertrincht nymmer chain chind :
39 daraus pringens stain so vil,
was si derpringen das ist ir spil. 430
Dy werden ee für vns getragen;
welich vns dann wol wehagen,
darvmb so geb wir vnser gelt:
do hab wir selten an gefeit;
dy andern chäwffen gut man,
dy gewinnent grösleich daran.
435
41 Anderthalb der pirgs ist
ein jüdisch volkch mit maniger list :
die setzen chunig vnder in;
der selben herr ich nu pin. 440
Zwai (?) geslächt so sind ir,
die müssen mir all mit ir gir
gar vndertanig wesen,
si möchten anders nicht genesen.
42 Ain wasser haist di gratsnür, 445
darinn gent tirl in solicher für.
Salamander sein si genant:
vmb di ist es also gewant,
das si sint stät in dem fewr;
das ist irs lebens stewr, 450
an das fewr sind sy töd ;
chömen si daraus daz ist ir not.
Aus im czarten häwten
daraus so wirt den lewten
reicher chlaider cz'ir, 455
darnach stet all ir gir.
43 Ir wolbürm spinnent weben
so edelleich nach irm leben:
daraus so wirt gar achtper gwanl.
Noch mer tun ich euch pechant, 460
ir häwt des peginnen
im fewr nicht verprinnen :
das wil ich fürwar sagen,
wen das gwant wirt getragen,
des es so lang getragen wirt, 465
das ez seiner schön enpirt,
das es di varib verlewst,
ein fewr man im verchewst ;
darin wirft man das gewant,
das wirt rain alezühant 470
vn schöner vil wenn ee gewesen :
in dem fewr ist es genesen.
45 Nv hört mer fürbar :
was lawt chömen czü vns dar,
es sei pilgreim oder gast, 475
si wern von vns geert vast
vn von der gemain schön enphangen,
si chömen geriten oder gegangen.
Chain armüt pei vns nicht ist,
wir sein reich cze aller frist: 480
46 dieb noch rauber hab wir nicht,
chain gelf hat pei vns nicht phlicht,
51 chain lugner taug pei vns nicht.
Von wem denn ein lug geschieht,
der ist gar an ern töd 4 85
vn ist verfluecht, das ist sein not.
52 Wir haben nach poshait nie gerungen,
noch chainer valschen zungen
hab wir in vnserm land nicht:
444) Zehen? 44«) nur Hs. 457) steckt hierin volvüeren? vrouwen?
1000
Friedrich Zarnckk,
174
nur genad vn sttld darin geschieht. 491
Des lob wir got all frist,
der do ymmer ewig ist:
von dem hab wir genad vil
ewichleich an czil.
46 Nv hört mer sunder wan: 495
chain fürst sich mir geleichen chan
an reichait noch an land :
wir leben an all schand.
47 Wenn wir wellen reiten
vn mit veinten streiten, 500
von vnserm lant vast hin dan,
sechezehen (?) dy müssen vor vns gan,
dreizechen schön chreuez tragen,
ieds pesunder auf aim wagen
vest gestekcht all dar; 505
idem chreuez fürwar
volgent czehen tausent ritter,
die sind in dem streit pitter,
vn hundert tausent ze füz gan :
das sind chnappen vn chün man. 54 0
Fürbar ich das sprechen wil.
ich hab ritterschafft so vil
vnd so vil der chuen degen,
. wenn wir leben in gotes sogen,
das wir varen in Sicherheit. 545
44 Manig Vir groz, wol peraitt,
partes, helphant, leiz
czieben nach mit reicher speis:
dy sind all wol geladen,
secht, auf der haiden schaden. 520
48 Als wir denn gewaltichleich
wider ehern in vnser reich,
ein grözz chreuez vor vns get,
daran chain czir stet
von gold noch von gestain nicht: 525
das ist vnser angesicht,
das wir stöt gedächtig sein,
wie got die gröst marter pein
für vns all erliten hat;
darvmb das chrewez vor vns gal. 530
Da vor get ein guidein vas,
mit erden ist gefült das,
das wir gedenchen, das wir werden
czum lesten all czü der erden.
49 Darnach ein vas mit gold gel 535
vnd ains, da silber inn stet,
das ich ein chünig der chünig »in :
nü mercli recht, weihen sin.
Hie auf erd reich
manigs jüdisch reich,
der ist mir vil vndertan :
540
von got ich di gnad hau.
53 Darnach wirt vns schtr bechant
ein ander rays so czebant:
wir wappen vns auf di würm 545
czü streyten vn stürm;
nieman vus gesigt an,
des hilft vns der gut man,
der prophet sand Daniel.
Nü wiss, chünig Manuel, 5S#
das der leib gestatt aldo
in der wüchsten Babilo:
darinn sein würm manigualt.
Ob der gürte I ir gestalt
menschen gleich mit chrön 555
sind si geezirt schön,
vnder der gürtel si würm sein:
si streiten gegen dem volch meia;
di sind michel vnd groz,
der w'irt derslagen an bmzz. 6tt
All iar ist das gebegen,
das wir Streits gen in ph legen,
vnd ob das nicht war,
der weit sind sy geuür;
si würden nemen überhant 545
vnd verderbten alle lant,
do si möchten chömen ein:
das möcht anders nicht cesein.
54 Man vtfeht auch visch aJlhie,
mit irm plüt verbt man ye 571
purper vnd reich pal ti kein,
die varib müz ymmer stat sein.
56 Ein müshaws ist vns bereit,
gepawt vn gechlait
mit strikchen vn mit winde 575
vn mit höher czirde,
recht als sand Thomas hat
Bennoffew gepawt an di stat.
Das haws ist von chunsten reich,
das vnser ist dem selben gleich. 58«
57 Van eben das dach ist,
das verprint czü chatner vrist:
darauf czwen chnauff stan,
zwen Hecht karfunkel sunder wan
vnd all chin (?) vol gelegen. 585
Wisst, das si des phlegen,
das si des nachtes leuchten wol,
als das gold schol
von der chlaren sunne
wrehen in reicher wunne. 59i
58 Vir türen an dem tiaus sein,
die sind von smaragel vein,
gemengt mit linchorn ;
502; vor fehlt Hs. " 526) wohl cze vnser.
575) sterke? 578; Entstellung für Gundoforo.
536) ste Hs. 564) d. i. gewegeo.
584) Wann Hs. eben] d. t. ebanu*.
475]
Der Purster Johannes.
1001
darczü di czirhait ist ercborn :
nimmer chumpt chain gast hin ein, 595
e sieht man in in des hörn schein ;
wann es sind chlain tür,
die venster gent vö chünig (?) her für.
59 Der tisch, do ich von essen sold,
der ist von chlarem gold, 600
der ander von a mattsten.
Alerkch mit Worten listen,
ob tisch so reich möchten wesen:
von helfenpain czesam gelesen.
60 Für das haus ein gassen get, 605
darin man zu gericht stet,
czw charoph vn ze streit:
die gassen di ist weit,
in der gassen ein ptirch ist;
gar wunnichleich cze aller vrist 610
gibt si chlaren schein:
das chemphen das der chunV» (?) sein
dorin cze allen stunden
geczirt oben vnd vnden.
61 Darinn chain liecht enczund man nicht; 61 5
von edler sach das geschieht.
Darinn so stet der walsamo,
der Ittwcht durch die nacht also
vn manig edel gestain,
lawtter chlar vein vn rain. 620
62 Gar reichlich vnser chamer stat
nach weiser maister rat;
63 darin di pett sind gemain
von edeln saphirn rain,
das wir stät chewsch sein. 625
Di chamer wunnichleichen schein
geben nacht vnd tag,
der schein nymmer czergen mag.
64 So hab wir auch di schönsten frawen,
czü eren wol an schawen; 630
die träwtt wir virstund in dem jar
durch chinder erib, das ist war.
Igleicher haim vert zu der vart:
dy person ist wol pewart,
also daz si heilig werden 635
von vns hie auf erden.
65 Wizz das czu meinem tisch gan
wol xxxjj tausent man,
die essent vn trinchent an thal (?)
in dem tag czü aim mal, 640
an.frömd gest.
Speis di aller pest
haben die leezten so genüg
als di ersten in gefueg.
Wir sein genügleich all gar
645
haimleich vnd offenwar i
die speis di nein wir durch daz iar
aus vnser chamer, daz ist war;
der czerint vns nymmer nicht,
von gotes ch rafft das geschieht. 650
66 Der tisch, do wir von schullen essen,
nach rechten chünsten gemessen
der ist von smarakel siecht,
edel vn reich, merkeht recht :
der tisch sUH offen sttft: 655
disew recht begett
hin durch vnser palast,
von aroatist liechter denn ein glas.
Der tisch stät offen ist
nach tischrecht zu aller frist. 660
67 Dar ein reicher Spiegel stet :
welich man zu dem Spiegel gel,
der müs hundert staffen steigen,
vn funfezkstund neygen
müs er dem Spiegel do. 665
68 Di stieg ist von perfecto
vn von manigerlay edel gestain,
darin a labaste r, der ist rain :
das ander tail der stiegen ist
gar mit maisterlist 670
geczirt mit cristallo,
mit jaspen vfi mit sarmico ;
das drittail ist geczirt
mit a mausten gewirt
vn mit iaspen gemengt 675
vn mit manigem gestain vndergesprengt.
69 Vmb den Spiegel ein gwelib get,
darin ein phosten stet,
di hat vir gwelib hangen ;
di erst phost hat befangen 680
acht gwelb mit ir ch rafft,
di ander phost mit maisterschaft
darauf sechezehen gwelb stan;
die dritt phost gar sunder wan
darauf zwai vn dreizzig gwelb sein, 685
(Ji geben wunnichleichen schein;
di vird phost funfezg gwelb hat.
Als vil zu der andern seitten stat;
nimpt wenig an ainer phosten ab,
doch stet der Spiegel in reicher hab. 690
71 Wer czu dem Spiegel wil gan,
der müz wesen aller Sünden an,
sam er in der law ff waz :
fürwar sölt ir wissen das,
darin sieht er alle dinch, 695
di vmbviicht der erden rinch.
Nu hört von des spiegeis chrafft:
598) fenestrae de cristallo Orig.
655—660 sind offenbar übel überliefert.
655) wahrscheinlich stat offen stät. Die Verse
1002
pRIBDRICH ZaRNCKK,
176
700
an dem ligt vil der ma isterschafft,
geheiligt vn gemachet
mit got also wesachet:
wes aldy weit peginnet
oder was si in ir sinnet,
oder was als mein volch tut,
oder was yder fürst tut,
so der auf der weit ist, 705
secht das sech wir zu der frist
in des spiegeis maisterschaffl;
von got so hab wir di chrafft.
72 Der Spiegel von vns ist pehütt
drey tausent gewappent ritter gut 740
di phlegen sein tag vfi nacht;
also ist der Spiegel in vnser acht
pehütt vn pesprocben,
das er nicht werd zeprochen.
73 Mir dienen aller manichleich 745
siben chünig also reich
mit sinnen vnd mit eren,
all man si vercheren
ander siben an di stat
nach ir Ordnung phat. 720
czwen vn sibenczig herczogen
beisleich vnbetrogen,
drew hundert grafen durch das jar
vnd fünf vn czwainczk, das ist war,
die stel czü hoff chömen 725
an ander amptldwt ausgenömen,
di da all ampt han
auf vnserm hoff gar sunder wan.
74 Vnser hof stet hoch vermessen :
zu der rechten seilten ezzen 730
czwelif erczbischölf offenwar,
czü der linken seitten volkömen gar
vir vfi czwainczk pischölf sein.
Noch mer hat der hoff mein :
ain prophet Thomas ainer 735
vnd ain pabst rainer,
Folsidius ist er genant,
vnd schreibt sich Smariant,
der ein erezpabst der pöbst ist.
Darnach aller man vrist 740
igleicher der chumpt wider
czü seinem ampt sider
vnd dient vns in dem palns,
als unsers rechten was.
75 Nu hört mer der mflr:
vns dient zu alter
apt der An czal ist;
die dienn mir ze aller frist,
745
als roanig tag im iar mag sein;
al manen gar sunder pein 7M
haira zeland si ehern,
igleicher mit grossen eren,
vnd ander als vil an die stat:
der Wechsel nymer ab gat,
di weil di weit stet 7SS
vnd nicht der jungst tag verget.
Got hat im das lob erchören
vn seiner müter hochgepören
vn allem himlischefi her,
das lob das wert ymmenner. 7M
98 Wizz, czü gotes dinst ich han
so man igen geweichten man,
di sich das haben an genuinen.
dy sind all volchümen.
Hewt (?) si von vns nemen, 7«
gotes dinst müs in wol chömen;
igleicher wol sein ambt hegst.
Nu hört, wie vnser hoff stat:
der ye vnser trost was,
der ist chünig vfi ain prtmas; 771
vn ain schenken auf vnserm hoff*
ein chünig vnd piseboff;
di vnderm chamrer sein,
ein chünig, ein pischölf in vollen schein;
vnd vnser marschalicb aldo 77 s
ein chünig vnd archimandrico.
Als maniger hant ampt ist
auf vnserm hoff ze aller frist,
di nidristen vn dy höchsten,
di sein in den frosten. 780
di vns zu dinst tügen,
sich iiicht genaigen mügen
an einander chain stund.
99 Das tun ich ew sicher chund,
wer vnser lant durch reiten wil, 783
der ist so ausdermassen vil, <
das in einem halben iar
dertwirich nieman durchreitt gar:
der leng end auch niera waiz,
also gröz ist vnsers landes chraiz. 7W
Aristoliles wil gern
100 czelen aller himel Stern :
als wenig du die czelen macht,
als wenig hat auch chain acht
vnser gross herschafft; 7«
nach vnczeleicher ist vnser chrafft.
76 Wir haben ein besunder palas,
der ye vnser tröst was.
Von gotes chrafft, das ist war,
718) man d. t. Monat. 722) d. i. wtslich. 738) für Sargamant; in Folsidius nwss <k
Susis stecken; fallen diese wunderlichen Verderbnisse bereits dem Uebersetxer zu? 740) d. i.
Monate. 769) trost d. t. truhseze. 788) d. t. dartwerh. 791) vil Hs.
t77]
Der Priester Johannes.
1003
so ist der palas chömen dar. 800
Mein vater hiez Quazacheus,
durch heilichail genent alsus;
77 lang ee ich ward gepörn,
do het er got zu lieb erchörn,
gar heilichleich das geschach, 805
zu im aus dem trön ein stim sprach:
'paw deinem sun ein palas,
chlar lautter, als ye chain glas,
der ein chünig der chünig ist,
ein herr der herren zu aller frist, 84 0
auf erd ein fürst über als land.
78 Von got so tun ich dir bechant,
wer in das palas chumpt gegan,
der mag so gross sund nicht han,
bonger dürst ob er das leidet, 84 5
als leibs not in gar vermeidet
vnd müz an im verswinden gar,
vnd wirt erfült der gnaden czwar,
summer gericht hab gessen;
des mag er sich wol vermessen. 820
Darin er auch nicht stirbet
noch chain todleichait erwirwet,
vn pleibt ye sam pei xxx iaren :
also sieht man in stät geparen.
85 Do mein vater do entwacht, 825
das palast er mir macht
mit dem edeln gestain
lawtter vnd rain.
88 Das dach ist auf dem palas
von safflr liechter wenn ein glas; 880
mit pabel (?) schon gezirt leitt
an einander strich weitt,
dy pabel n von dem Stern gan,
das man tugent chies daran.
89 Do ist des palast estreich all 835
ein liech^ praitt christall,
darin fünf sewl sein,
die sind lawtter guidein;
czwischen säwln nider gen
Hecht smaragden, darauf, sten 840
auf yeder ain charfunkel stain,
die geben licht chlar vn rain.
Chain mensch derdenchen chund,
chain man sach noch enfund,
chain fürst des enhat, 845
hie noch dort an chainer stat,
also grozz czirhait,
- als an den palast ist gelait :
mit edeln gestain
ist er geezirt rain. ,850
96 Wenn sich dann gepürt der tag,
das man vns czechrönen phlag,
so ge wir in das palas,
als vnsers rechten was:
das tue wir virstund in dem jar; 855
so chömen di chünig all dar,
di mir vndertänig sind.
Grözz fröwd enphahen di gotes chind
darin in söTicher weis,
als in dem frönen paradeis: 860
darin wir chainer chost phlegen,
wenn wir leben in gotes segen
vnd sein der genaden all vol:
für war ich das sagen sol.
Sich, Manuel, das hab ich ; 865
wil du ich mach so weis dich,
so soltu chömen zu mir her:
so berürt dich nymmer chain geswer
fürbas den ymmer raer;
von got so -hab dis er. 870
Manuel dea däucht das guet,
vn nam das in seinen muet,
als im der brieff het gesait:
darnach ward er schir berait
vn nam sein volch allessampt, 875
vnd czoch zu im in sein lant.
Do ward er enphangen wol,
als man chünig enphahen sol.
Priester Johan fürt in czehant
vn tet im alles dar pechant, 880
als er im enpoten hat;
vn fürt Manuel an di stat
mit im in den palas.
Der do vor tödleich was,
der lebt fürbas ymmer me, 885
dem ist wol vnd nicht we:
di gnad haben si von got,
der in hilft aus aller not.
Manuel hat sein lant wuchst gelan,
des müs es ein namen han 890
vnd haist di wuchst Ramaney:
von allen läwten ist es frey;
darin sind wurm vnd wild tir,
das sült ir wol gelauben mir.
Daz püch der gnaden schir endt sich. 895
Priester Johan, so sprich ich,
der ein fürst ist an eren gros,
auf erd lebt nicht sein genös,
dem so lieh gwalt ist gegeben.
Ir weisen mercht gar eben: 900
als, das ich genennet han,
got ist es gar vndertan;
auf erden vnd in himel dort
di all gewinn ein grozzen hart,
igleich pesunder 905
in himel auf erden da runde f
do ewig fräwd ist peraitt
di nymmermer chain end hat.
Herr, durch dein trinitat,
schepher aller createwr,
gib vns hilf vn stewr,
das wir geweriben hie also,
das di sei werd frö.
940
801) d. t. Quasideus.
845) es hat Hs.
Abhandl. d. K. S. Oesellach. d. Wisseosch. XVII.
849) d. i. sam er. 831) gezierde? 844) ein man Hs.
67
1004
Frirphicp Zabmcee,
AI*
Nu lazz wir sund vn schind 915
vfi ehern czü dem land,
darin nur ewig frewd ist.
Mein herez zu dem land gut (?),
ich main das himelreich.
Got lielf vns dar geleich 920
mit seiner parmung gröz,
das wir werden der engel genas.
Mit fröhlichem schall
üii sprech wir Amen all.
AM SN.
V. Der Text der Heidelberger Handschrift
Bei dieser Uebersetzung , die von der Interpolation D ausgebt,
ist uns der Name des Dichters erhalten. Er nennt sich am Ende
Oswald der Schreiber, und er dichtete zu Königsberg in Ungarn,
westlich von Schemriitz an der Gran. Leider ist das Gedicht nicht
ganz auf uns gekommen : es beginnt in der uns vorliegenden Gestalt
erst mit § 57. Das ist nicht so sehr der Uebersetzung des Briefes
wegen, die breit und wenig bedeutend ist, als vielmehr wegen der
Rahmenerzählung zu bedauern, von der wir jetzt nur den Schluss
kennen lernen und deren Anfang wir nur durch Conjeciur ergänzen
können.
Oswald hat nämlich seiner Uebersetzung ebenfalls eine Erzählung
und zwar eine noch viel eingehendere umgehängt als der Verfasser
des Münchener Textes. Der uns erhaltene Schluss beginnt im Lande
des Priesters Johannes. Der Brief ist abgefasst und wird versiegelt
Die »Herren« machen sich jetzt auf die Fahrt. Sie kehren heim, e*
war also eine von Europa nach Indien abgeordnete Gesandtschaft,
von der daher in der Vorgeschichte des Briefes ausführlich muss die
Rede gewesen sein. Ihr Führer ist ein Cardinal, dessen Name nicht
genannt wird. Aber sie reist nicht allein; sie wird begleitet von
dem Schreiber des Priesters Johannes. Da die Mitreise dieses nicht
ausdrücklich erwähnt wird, so muss auch sie in dem verloren ge-
gangenen Anfange vorbereitet worden sein. Nun tritt eine Tendenz
ein, die entgegengesetzt ist der in der Münchener Erzählung. In
dieser wurde der König Manuel ganz geblendet von der Herrlichkeit
des Priesters Johannes, hier dagegen wird hervorgehoben, und der
Schreiber muss dies eingestehen, dass alle Kleinode seines Herrn
nicht hinanreichen an den Werth der Reliquiensehätze, die Rom und.
wie wir sehen werden, auch Deutschland aufzuweisen habe. Nach-
dem er sich vom Papst und Cardinal beurlaubt hat, reitet er nach
*79] Der Priester Johannes. 1005
Schwaben auf die Feste zu Stau/fe, um hier den Kaiser Friedrich
aufzusuchen. Dieser halte also, an der Abordnung der Gesandtschaft
keinen Antheil gehabt, sie war allein vom Papste ausgegangen. Da-
gegen wird nun ihm vom Schreiber der Brief übergeben: die Motj-
virung zu allem diesen muss ' ebenfalls in dem verlorenen Theile des
Gedichtes gestanden haben. Der Kaiser liest selbst den Brief, want
er wol geleret was, und nimmt die Kleinode in Empfang, die der
Priester Johannes ihm sendet, und erprobt ihre geheime Kraft. Von
diesen war bereits in einer uns erhaltenen Interpolation in dem Briefe,
hinter § 99, die Rede. Es waren ein Rock von Salamanderstoff, ein
Gefäss mit Wasser aus der Verjüngungsquelle und ein goldener Ring,
der die Kraft dreier Männer gewährt, mit drei Edelsteinen verziert,
von denen der eine die Kraft hat, dass man ein Jahr lang unter
dem Wasser leben könne, der zweite, dass man von keiner Waffe
verwundet werden kann, der dritte, dass man sich durch ihn un-
sichtbar zu machen im Stande ist. Auch Vs. 674 wird auf die
Uebersendung des Verjüngungstrankes hingewiesen, und so wird der
erste Stein in der Uebersetzung von § 40 erwähnt sein, und der
unsichtbar machende in der Uebersetzung von § 30. Der Kaiser
beruft dann einen Reichstag nach Aachen, um seinen Sohn zum
römischen König krönen zu lassen, und dann einen Kreuzzug übers
Meer zu beginnen. Man sieht schon hier, dass wir es mit Fried-
rich II zu thun haben. Auch der König Philipp von Frankreich
stellt sich ein. Der Kaiser lässt den Brief vorlesen. Darauf werden
auch hier dem Schreiber des Priesters Johannes die einheimischen
Reliquien gezeigt, und auch hier muss er erklären, dass denen gegen-
über sein Herr gleich Kostbares nicht zu bieten habe. Friedrich
l&sst dann den Brief beantworten, und den Schreiber bis Venedig
geleiten, von wo dieser in seine Heimath zurückkehrt. Später wird
Friedrich vom Papst Honorius in den Bann gethan und in Folge
dessen überall der Gottesdienst sistirt, wo er sich befindet. Einmal
vor dem Osterfeste beschliesst er, um die Gläubigen nicht in der
Ausübung ihrer Andacht zu stören, auf die Jagd zu reiten. Er legt
das Salamandergewand an, nimmt die Flasche mit dem Verjüngungs-
quell mit, und desgleichen den unsichtbar machenden Ring. Als er
dann mit seinem Gefolge in den Wald kommt, verschwindet er plötz-
lich : Also wort der höchgeborn keiser Friderich verlorn. Dann folgen
67*
1006 Friedrich Zarncke, [<B0
noch Betrachtungen, wo der Kaiser geblieben sein möge, und Er-
zählungen von seinem Wiederauftauchen. Wegen seines Verschwio-
dens beruft sich der Dichter auf die Römische Cronica, wegen des
Wiedererscheinens auf Erzählungen von Bauern. Er werde noch
weiter die Pfaffen bekämpfen, noch das heilige Land wieder in die
Gewalt der Christen bringen und seinen Schild an den dürren Ast
hängen u. s. w. Wegen dieser Beziehung auf die Sage vom Ver-
schwinden des Kaisers Friedrich ist der betreffende Theil unseres Ge-
dichtes bereits einmal herausgegeben, von Jacob Grimm in den Ge-
dichten des MA. auf König Friedrich I, Berlin 1844 (wiederabgedruckt
in den Kleineren Schriften, Bd. 3).
Die Elemente dieser Erzählung lassen sich noch alle nachweisen.
Es sind 4 Punkte, die in Betracht kommen: 1, die Gesandtschaft
des Cardinais; 2, die Absendung des Briefes und eines Gesandten
an Kaiser Friedrich; 3, die Uebertragung auf Kaiser Friedrich II;
4, das Verschwinden dieses und sein Wiederkommen.
Die Gesandtschaft des Cardinais war gegeben durch den Schluss
der Interpolation D, die Oswald bei seiner Uebersetzung benutzte.
Hier ward ein Cardinal Stephan als Gewährsmann für die Wahrheit
alles dessen, was im Briefe geschrieben werde, aufgerufen. Konnte
er dies bezeugen, so musste er doch an Ort und Stelle gewesen
sein. So giebt denn auch die freier verfahrende Dresdner Handschrift
(d2) an, dieser Stephan sei als Gesandter zum Priester Johann ge-
sandt worden. Wenn sie freilich hinzufügt, es sei dies im Dienst
des Kaisers Emanuel geschehen, so war das ziemlich gedankenlos
gesagt, da ein Cardinal schwerlich als Gesandter des byzantinischen
Kaisers gedacht werden konnte; nicht weniger gedankenlos wäre es
gewesen, wenn der Schreiber unter Emanuel einen römisch-deutschen
Kaiser verstanden hätte. Ob der Anfang des Oswaldschen Gedichtes
den Namen des Cardinais nannte, muss dahingestellt bleiben; die
Frage hat auch kein Interesse. Interesse dagegen hat die weitere
Frage, die ebenfalls dahingestellt bleiben muss, ob etwa bereits vor
dem Entstehen der Interpolation D eine Erzählung von der Absendung
eines Cardinais an den Priester Johannes vorhanden war. Man kann
die Möglichkeit nicht leugnen, aber keine Spur einer solchen Er-
zählung hat sich bis jetzt gefunden.
Dass der Brief ausser an den Kaiser Emanuel auch an den
434] Der Priester Johannes. 1007
deutschen Kaiser Friedrich, natürlich Friedrich I, gerichtet worden
sei, wurde bereits im 12. Jahrh. mehrfach angenommen. Freilich
die Adresse im Innern des Briefes ist in der ächten UeDerlieferung
desselben nie an Friedrich gerichtet, aber schon Alberich stellte zum
J. 1165 jene Behauptung auf, und die Ueberschriften des Briefes in
den Handschriften geben wiederholt an, dass der Brief von dem
Kaiser Emanuel an den Kaiser Friedrich I mitgetheilt sei. Die Be-
arbeitung des Briefes, die uns in der Cambridger Handschrift erhalten
ist, hat dann zweifelsohne (erhalten ist uns der Anfang allerdings
nicht) denselben auch in der Adresse direct an Friedrich I gerichtet,
in Folge dessen die sämmtlichen italienischen und wenigstens die
meisten französischen Uebersetzungen , endlich auch die Rücküber-
setzung ins Lateinische, und nach dieser die Uebersetzung ins Eng-
lische. Man sieht, die allgemeine Auffassung des gesammten Occidents
hielt bald Friedrich für den Adressaten, nur die Gelehrten werden
es besser gewusst haben, und die Abschreiber schrieben nach wie
vor den Wortlaut des Briefes getreu ab.
Auch die Erzählung von einer Gesandtschaft von Seiten des
Priesters Johannes an den Kaiser Friedrich, die diesem kostbare
Kleinodien überbracht habe, war vorhanden. Wir kennen sie aus
Le cento Novelle antiche, die nach Ancona's Ausführungen in ihrer
ältesten Gestalt sicher gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstanden
sind. Ich lasse den Text derselben nach der Mailänder Ausgabe von
1825 (Gualteruzi 1525) folgen.
Della ricca ambasceria, la quäle fece lo Presto Giovanni al nobile imperadore
Feder igo.
Presto Giovanni nobilissimo signore indiano raandoe ricca e nobile
ambasceria al nobile e potente imperadore Federigo, a colui che veramente
fu specchio del mondo in parlare et in costumi, el amö molto dilicato par-
lare, et istudiö in dare savi risposi. La forma e la intenzione di quella
ambasceria fu solo in due cose, per volere al postutto provare se lo 'mpera-
dore fosse savio in parlare et in opere. Mandolli per li detti ambasciadori
tre pietre nobilissime e disse loro : donatele allo 'mperadore, e diteli dalla
parte mia che vi dica quäle e la migliore cosa del mondo, e le sue parole
e risposte serberete, et awiserete la corte sua e costumi di quella, e quello
che inverrete, raccontarele a me sanza niuna mancanza. Furo allo 'rnpera-
dore dove erano mandati per lo loro signore : salutaronlo, siccome si con-
venia, per la parte della sua Maestade, e per la parte dello loro soprascritto
signote donaronli le sopra detle pietre. Quelli le prese,« e non domandö
1008 Friedrich Zarnckr, 1*3
di loro virtude: fecele riponre, e lodolle mollo di grande bellezia. Li
ambasciadori feoero la domanda loro, e videro li costumi e la corte. P*
dopo pocfci giorni addomandaro commiato. Lo 'mperadore diede loro ruposta,
e disse : ditemi al signor vostro , che la miglior cosa di questo mondo a &
misura. Andaro li ambasciadori, e rinunziaro, e raccontaro ciö ch' aveano
veduto et udito, lodando mollo la corle dello 'mperadore ornata di belli«!»
costumi, e '1 modo de' suoi cavalieri. II Presto Giovanni, udendo ciö die
raccontaro li suoi ambasciadori, lodö lo 'mperadore, e disse che era molto
savio in parola, ma non in fatto, acciocchö non avea domandato della virta
di cos\ care pietre. Rimandö li ambasciadori, et offerseli, se li piacesse,
che '1 farebbe siniscalco della sua corte. E feceli contare le sue riocfaene
e le diverse ingenerazioni de' sudditi suoi e il modo del suo paese. Dopo
non gran tempo, pensando il Presto Giovanni, che le pietre ch' avea donate
allo 'mperadore avevano perduta loro virtude, dappoi che non erano per lo
'mperadore conosciute, tolse uno suo carissimo lapidaro, e mandollo celata-
mente alla corte dello 'mperadore, e disse : al postutto metti lo 'ngegno loo,
che tu quelle pietre mi rechi; per niun tesoro rimanga. Lo lapidaro «
mosse guernito di molte pietre di gran bellezza, e comiociö presso alb
corte a legare sue pietre. Li baroni e cavalieri veniano a vedere di suo
mestiero. L' uomo era molto savio : quando vedeva alcuno ch' avesse luogo
in corte, non vendeva, ma donava; e donö anella molte; tanto che la lode
di lui andö dinanzi allo 'mperadore, Lo quäle mandö per lui, e mostrolli
le sue pietre. Lodolle, ma non di gran vertude. Domandö se avesse pio
care pietre. Allora lo 'mperadore fece venire le Ire care pietre presiose
ch' elli desiderava di vedere. Allora il lapidaro si rallegrö, e prese l'una
pietra, e miselasi in mano, e disse oosl: questa pietra, messere, vale la
migliore cittt che voi avete. Poi prese l'altra , e disse : questa , messere,
vale la miglior provincia che voi avete. E poi prese la terra, e disse:
messere, questa vale piü che tutto lo 'mperio; e strinse il pugno cod le
soprascritte pietre. La vertude dell' una il celö, che nol potero vedere, e
discese giü per le gradora, e tornö al suo signore Presto Giovanni, e presen-
tolli le pietre con grande allegrezza.
Diese Erzählung ist auf Kenntniss der italienischen Uebersetzung
des Presbyterbriefes entstanden, wie u. A. schon die Worte al nobile
des Titels und das Anerbieten, Friedrich zum siniscalco zu machen,
beweisen1). Auch enthalten die Worte E feceli contare le sue ricckezze
e le diverse ingenerazioni de' sudditi suoi e il modo del suo paete
eine ganz correcte Inhaltsangabe des Briefes.
Diese Gesandtschaft nun überbrachte drei kostbare Edelsteine
als Geschenk, die mit geheimen Kräften versehen waren, darunter
der eine mit der Kraft, unsichtbar zu machen, die in der Erzählung
!) Vgl. auch den Aufsatz von Reinhold Köhler in der Romania V, S. 76 fg.
483J Der Priester Johannes. 1009
selbst erprobt wird, indem ein späterer Gesandte durch diese Eigen-
schaft alle drei Geschenke dem Westen wieder entführt.
Welchen Friedrich die Erzählung meine, ist nicht mit absoluter
Sicherheit zu sagen, aber es ist kein Grund vorhanden, der mit Not-
wendigkeit für die Annahme spräche, dass sie nicht mehr den alten
Barbarossa im Auge habe. Auch ist der sonst in den Novelle anticbe
erwähnte Friedrich nur diesen Vgl. Jac. Grimm, Gedichte des Mittel-
alters etc. S. 13 Anm. 2.
Die Uebertragung auf Friedrich II. ergiebt sich vielmehr am füg-
lichsten, wenn wir sie erst in Anknüpfung an die italienische Novelle
entstanden annehmen.
Diese Hess dem Kaiser Friedrich einen unsichtbar machenden Ring
übergeben. Leicht konnte, ja es musste dieser Umstand eine Ideen-
association hervorrufen, die auf Friedrich II führte und eine sagen-
hafte Katastrophe seines Lebens zu erklären geeignet schien.
Wir wissen jetzt durch Georg Voigt's Untersuchungen, dass die
Sage vom Verschwinden und Fortleben des Kaisers Friedrich nicht
anfangs auf Friedrich Barbarossa sondern auf Friedrich II sich be-
zog, zu dessen Lebzeiten bereit« sie durch die Joachiten in Ilalien
aufkam. Erst seit dem 16. Jahrhundert ist sie auf Friedrich I über-
tragen worden. Am Ende des 43. Jahrb., als bereits, auf sie sich
berufend, mehrfache falsche Friederiche aufgetreten waren (1276,
1285, 1287), kann sie als allgemein, auch in Deutschland, bekannt
angesehen werden.
Wenn nun eine Erzählung existirte, nach der ein Kaiser Fried-
rich im Besitze eines unsichtbar machenden Ringes gewesen war,
lag es da nicht sehr nahe, diese Erzählung auf den Kaiser zu be-
ziehen, der wirklich verschwunden sein sollte, und jenen Ring zur
Erklärung dieses Verscbwindens heranzuziehen?
So waren am Ende des 13. Jahrh. alle Elemente gegeben, aus
dem sich unsere Rahmenerzählung zusammensetzt. Der Zusammen»,
hang mit der italiänischen Novelle ergiebt sich noch deutlich daraus,
dass auch in unserem Gedichte drei Steine mit geheimen Kräften er-
wähnt werden. Die Zahl der Kleinode ist nur vermehrt aus dem
im Briefe selber vorgeführten Apparat. Dass dies das Spätere ist,
liegt auf der Hand.
Noch ein Moment bietet unsere Erzählung, dem wir nicht vor-
1040 FftlKMUCH Zaihckb, l«*4
beigehea dürfen; die Hoffnung auf die Wiederkehr des Kaisers. Er
werde noch zurückkehren, heisst es, die ganze Römische Well sich
unterwerfen, die Pfaffen noch weiter stören, das heilige Land wieder
in die Gewalt der Christen bringen und seinen Schild an den dürres
Ast hängen. Diese seitdem oft wiederholte Sage, für deren frohe
allgemeine Verbreitung unser Gedicht ein wichtiges Zeugniss bietet,
ist eine Wandlung der alten, nach Constantm dem Grossen entstan-
denen und zuerst in Ostrom ausgebildeten Vorstellungen von dem
Ende aller Dinge, dem Reiche des Antichrist und der Rolle, die hie-
bei dem christlichen Kaiserthum zufallen werde.
Die Römische Monarchie war die vierte in der Reihenfolge, nach
der mau in Anknüpfung an das Traumgesicht des Daniel die Welt-
geschichte systematisirt hatte; sie sollte« dauern Jus ans Ende der
Tage. Bevor dies eintrete, sollte sie aber ihren Zweck noch voll-
ständig erreicht, sie sollte alle Länder der Erde unter ihre Gewalt
vereinigt, alle Heiden dem Christentum zugeführt haben. Damit
hatte sie ihren Beruf erfüllt, und nun begiebt sich nach der' Sage
vom Antichrist der Kaiser nach Jerusalem auf den Berg Golgatha,
und dort am Kreuzesstamm legt er Scepter und Krone nieder. Das
Kreuz wird dann in den Himmel entführt. Darauf beginnt das Reich
des Antichrist und darnach der jüngste Tag, dem die bekannten 15
Zeichen vorangehen.
Dieser Kreuzesstamm ist der dürre Baum, der dürre Ast, die
arbor sicca, l'arbre sech, der aus der Sage des Mittelalters bis in unsere
Zeit lebendig geblieben ist. Meistens ist seine Bedeutung im Abend-
lande nicht mehr verstanden worden; ein interessantes Zeugniss von
einem noch dämmernd erhaltenen Verständniss ist die kleine Erzählung
vom Baume des Seth, die ich in meiner zweiten Abhandlung S. 127 fg.
mitgetheilt habe. Hier erklärt der Priester Johannes, dass arbor sicca
nicht der richtige Name sei, sondern dass es arber Seth heissen
müsse; der Baum des Seth aber ist der aus einem Paradieseszweige
erwachsene Baum, an dessen Stamm Christus gekreuzigt ward. Aber
auch jene Erzählung geht ja darauf hinaus, die Identität zu leugnen,
indem die Namen als sich aussch liessend angesehen werden. Auch
bezeugt die Schilderung des Baumes, wie ganz die Sage die ur-
sprüngliche Bedeutung schon vergessen hatte.
Als die eigentliche Bedeutung des dürren Baumes nicht mehr
485] Deb Priester Johannes. 1011
verstanden ward, stellten sieb neue Auflassungen ein. Für die Vor-
stellung von der glücklichen Erfüllung eines allgemeinen christlichen
Weltreiches erschien ein dürrer Baum an sich nicht eben symbolisch
passend. Man deutete ihn also aus : der Baum hatte zu blühen und
zu grünen aufgehört, als Christus am Kreuze den Tod fand, er werde
dürre bleiben bis zu der Zeit, wo jener Wunsch aller Christen sich
erfüllen werde. Der Kaiser legte nun nicht mehr seine Krone dort
nieder, sondern er hängte seinen Schild an den dürren Ast, zum, Zeichen
des nun beginnenden letzten grossen Kampfes, der die volle christ-
liche Weltmonarchie gründen werde. Dann beginne der bis dahin
dürre Baum wieder auszuschlagen, zunr Zeichen, dass nun die erhoffte
Zeit gekommen sei.
Zu diesem letzten Kampfe nun soll der Kaiser Friedrich heim-
kehren. Die Sage verräth durch diese Beziehung auf das Weltende
noch ihren Ursprung, denn aus orakelnden Hinweisungen auf das
Ende der Dinge war ja, zunächst in Italien im Kreise der Joachiten,
die Vorstellung, dass Friedrich nicht gestorben sei und noch wieder
kommen werde, hervorgegangen.
Dass diese aus gelehrten Grübeleien entstandene Sage auch in
Deutschland bereits festen Fuss gefasst und bis zu den Bauern ge-
drungen war, dafür ist unser Gedicht ein wichtiges Zeugniss, während
Johann, Herrn Jansen Enkel, in seiner s. g. Weltchronik bekanntlich
die Sage von Friedrichs II Fortleben noch als öine italienische be-
handelt.
Noch eine besondere Fassung bekam die Sage vom dürren Baum,
die in unserem Gedicht freilich nicht hervortritt. Wo der dürre
Baum stehe, darüber gab es verschiedene Angaben ; nach dem Osten
versetzten ihn Alle. Wer ihn dort finde und seinen Schild an ihm
aufhänge, der eben sollte alle Heiden siegreich bekämpfen und die
Weltherrschaft gründen. So entstand, als die Mongolenherrschaft im
13. Jahrh. das Abendland mit Schrecken und Erstaunen erfüllte, die
Sage, dass der Mongolenkhan den dürren Baum gefunden und an
ihn seinen Schild gehängt habe, daher seine weltgebietende Herr-
schaft. Aehnliches stellt sich die erwähnte Erzählung von dem
Baume des Seth vor, wonach der Baum im Reiche des Priesters
Johannes steht, nicht mehr dürre, sondern blühend und duftend, die
herrlichsten Früchte tragend. Und ferner ward erzählt, dass die
1 01 2 Friedrich Zarncke, [186
Tartaren grosse Sorge hatten, um den Baum genügend zu schützen,
damit nicht ein christlicher Held ihn finde und seinen Schild an dem-
selben aufhänge.
In unserem Gedichte wird erwähnt, dass Friedrich die Pfaffen
noch weiter bekämpfen werde. Man könnte dies so erklären, dass
der Verfasser ein eifriger Gegner der päpstlichen Partei gewesen sei
und zur Herstellung des letzten Weltreiches auch die Reinigung des
Christenthums von pfäffischen Missbräuchen wttnschenswerth gefunden
habe. Aber wahrscheinlicher ist es, hier noch eine directe An-
knüpfung an die joachitischen Auffassungen zu erblicken, die in Fried-
rich II bereits etwas vom Antichrist vermutheten, wie man in den
ersten Jahrhunderten des Christenthums die Wiederkehr des Nero als
Antichrist voraussagte. Diese Annahmen standen allerdings mit dem
erwähnten hergebrachten Mythus von den letzten Dingen nicht in
Uebereinstimmung. Nach diesem Mythus war der Kaiser der Vor-
läufer des Antichrist, nach jenen der Antichrist selber. Wir haben
hier also ein Zusammenschmelzen zweier Vorstellungsreihen, die man
einander gegenüberstellen möchte als die neronisch-joachi tische und
die constantinisch-byzantinische. Jene rief die Sage von Friedrichs
Wiedererscheinen hervor, diese nahm dann seine Gestalt für sich in
Beschlag.
So viel von dem Inhalte unsere Gedichtes.
Erhalten ist dasselbe in der Heidelberger Papierhandschrift des
15. Jahrh. (v. J. 1478), Cod. 844 Bl. 1afg., zwar flüchtig und hastig
geschrieben und daher voller Fehler und Auslassungen, aber doch in
leidlicher Orthographie. In welche Zeit das Gedicht zu setzen sei,
ist schwer zu bestimmen, da Sprache und Kunst des Dichters nicht
mit dem gewöhnlichen Massstab gemessen werden dürfen, weil er
fern ab von der zusammenhängenden Entwicklung deutscher Sprache
und Kunst, im ungarischen Bergdistricte, dichtete. Der Rhythmus
seiner Verse ist gar nicht übel, besser z. B. als der des Wiener
Textes. Auch in Betreff der Reime ist er fein fühlend, weit fein-
fühlender als sein Abschreiber. Oft kommen lange Reihen vor, in
denen sich kein unreiner Reim zeigt. Unser Dichter bindet Kürzen
mit Längen a : a, z. B. iar : war 45, al : mal 360, sat : rät 615,
geschach : nach 1372, haut : gAnt 695; e : 6, her : tner 331 ; nicht
i : i; aber o : o, von : schön 377, vor : kör 780. Diesen reiben sich
187] Der Priester Johannes. 1013
die Reime u : t#, sun : tun 511, der ja mhd. ganz gewöhnlich ist;
ü : ü, enburn (denn das ist doch wohl gemeint): füeren 265; ü : in,
für : tiur 405. Auch die Reime samt : haut 1217 : ervant 1169 :
getvant 744, and daran anschliessend samt : gänt 614, ferner immer :
minner 258, *az : wo« 1129, 1314 sind schon dem 13. Jahrh. nicht
fremd. Dialectisch zu beachten ist die häufige Bindung von i : et,
z. B. zit : zirheit 71, wit : richeit 484, lit : richeit 724; daran schliesst
sich zwein : siWertn 913, und hieher zu stellen ist wohl der mehr-
deutige Reim treit : verschnil 1062; diese Reime haben seit dem Ende
des 13. Jh. für die Heimath des Gedichtes nichts Auffallendes. Be-
merkenswerth ist , dass der entsprechende Reim ü : ou sich nicht
findet. Dagegen zeigt sich 6 : d, gän : schön 631. Die Endung cere
erscheint stets als ar, aber immer in reinen Reimen, pichtigar : gewar
(gewcere) 205, plegar : war (Conj.) 1177, schribar : offenbar 1255; da-
her war auch 983 kamerar zu schreiben. Ob der Dichter so sprach
oder ob diese Formen dem Schreiber zufallen, könnte erst durch eine
weiter ausgreifende Untersuchung entschieden werden. Noch zu be-
achten ist haben : gäben 1031, ebenfalls der guten Dichtung seit der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht fremd.
An diese Reime schliessen sich nun aber einige, die roh ge-
nannt werden müssen. Zunächst ein paar, zu denen allen das Wort
mäned oder maneid die Veranlassung bietet. Dieses Wort reimt
maneit : zu 195, maneid : zit 787, maned : sicherheil 639, maneden :
ziten 147, mäned : plibt 991. Sodann drisseg : messig 698; nemen :
wellen 301; pflegen : decken (Dechant) 796; nüchtern : zorn 663;
wirst : verst 1013. Der Reim mayden : erliden 63 ist mir unklar,
desgleichen vermuthe ich einen Fehler der Ueberlieferung bei lassen :
sacken 971.
Zierlich mit einem dreisilbigen Reime schliesst das Gedicht.
Jacob Grimm hat es ums Jahr 1400 gesetzt. Dem wage ich
nicht direct zu widersprechen, aber es könnte meines Erachflens wohl
noch der Mitte des 14. Jahrhunderts angehören.
Ausser der Rahmenerzählung hat die Uebersetzung auch im
Innern des Briefes selbstständige Zusätze des Dichters : in § 62 eine
Schilderung der Wandgemälde in der Kemenate des Priesters Johannes
(Vs. 69 — 123), auf die bereits v. d. Hagen in seiner Germania 8, 278
aufmerksam gemacht hat; dann eine längere moralisirende Partie vor
1014 Friedbich Zamckk, M&
§ 97 (Vs. 933 — 962), endlich eine Hinweisung auf die zugleich mit
dem Briefe übersandten Geschenke hinter § 99 (Ys. 1019 — 1079).
Bei seiner Übersetzung folgt der Dichter im Ganzen dem Ori-
ginal genau, was ihn freilich nicht hindert, hie und da mit Ueber-
legung abzuweichen. So nimmt er, wie das auch Andere gethao
haben, § 66 gleich zu § 59; desgleichen § 73 in § 65 hinein, und
§ 74 und 75 dann hinter § 65. Die zu derselben Schilderung ge-
hörigen Theile behandelt er frei. So folgt sich z. B. § 60\ 61,60".
Besonders frei verfährt er bei der Beschreibung des zweiten Palastes
§ 76 fg. Recht unmotivirt und wohl nur in Folge von Flüchtigkeit
sind § 79 — 81 in zwei Schilderungen zerrissen (Vs. 571 und 633);
dagegen ist es überlegt, wenn ihre Einreihung erst hinter § 90 — 93
erfolgt.
Einige Paragraphen fehlen. Natürlich zunächst die, welche in
der Interpolation D ausgefallen waren; das sind in unserer Partie
die § 82 — 84 + 85 — 89. Aber auch sonst sind fortgeblieben
§ 78 und 91, desgleichen D pp und uu — vv, endlich auch § 100.
Vielleicht erschien er zu renommistisch, möglicherweise fehlte er
auch in der lateinischen Vorlage, in der dieser Satz ja in einigen
Handschriften ausgefallen ist.
Besonders frei behandelt ist die Schilderung der zauberhaften
Mühle (Dv folg.); freilich ist es mir dennoch nicht möglich gewesen,
von der Maschinerie derselben mir ein einigermassen klares Bild zu
entwerfen. Die Capeliane in Dee sind in Verbindung gebracht mit
den in § 75 erwähnten. Für Porus ist in Dqq Aswerus gesetzt und
dreist behauptet, das von ihm hier Erzählte finde sich in der Bibel.
Ohne Frage ist unser Gedicht frisch geschrieben, und der Dichter
hat offensichtlich Freude an seiner Arbeit gehabt. Es ist unter den
Uebersetzungen eine der besten, und es würde dies noch mehr
hervortreten, wenn ich mich dazu hätte entschliessen können, es ,
nach früher beliebter Weise in normalisirter mittelhochdeutscher
Schreibung vorzuführen. Jetzt stösst die zwar leidliche, aber doch oft
widerspruchsvolle Orthographie ab. Dennoch habe ich es auch hier
vorgezogen, einen urkundlichen, nur von den sinnentstellendsten
Fehlern einigermassen gereinigten Abdruck zu liefern.
Der Dialect des Schreibers scheint der pfälzische gewesen
zu sein.
489]
De* Priester Johannes.
1015
57 Vf den selben schwelen sin
zwen gros epfel guldin,
zu yedem apfel zwen karfunckel :
die sint die nacht so tunckel,
man gesach* wol vber al
von yrem schin yn dem sal.
58 Des sales zir gemeisterlich sin :
vs dem stein edel Saradin
an den selben turen vorn
verwirckt ist cereses hörn,
gelegt darin mit meisterschaft ;
das hat die tugent vnd die kraft,
das man weder nacht noch tag
kein gift dar durch getragen mag,
nur sie zuspring oder wurd zu nicht
vor aller weit angesicht.
Die venster sind all mit all
geworcht mit liechtem c ristall,
vnd innerthalb gefurcrt do
mit dem holcz ybano.
59 Die tisch, die an dem palas sto,
die sind sumlich guldin,
sumlich von Amatisten,
gewirckt mit richeit vnd mit listen,
die tisch gestelt vnd all gemein
von wissem reinen holffenbein.
66 Der tisch, do wir sin gesessen,
vnd selb mit sampt mit fursten essen,
der ist ein smaragt edel;
das gestuel vnd das gesedel
das ist luter vnd rein
von golt vnd auch von helffenbein;
die Stollen, da der disch vf stat,
das ist a mauste, der hat
die art vnd die edelhait,
das er wert die trunckenheit :
niemant truncken werden kau,
wen er den stein siecht an.
60b Das estrich vnd das palmend
sie plegen an allem end
rieh lieh ane laster
mit richem alabaster:
dar in sint geweret rein
rot vnd grün marmelstein.
61 Nyemant in dem sal furwar
kein ander liecht getragen tar
40
45
SO
25
SO
85
40
45
nur sy walsamo,
des hanget mangew lampe do:
die licht prinnent ane rauch
vnd richent snellichen vf. 50
60» Vor dem sal do ist ein ganck,
der ist wyt vnd lanck,
do man kurezwile singet,
vor vns schirmet vnd springet:
wir siezen auch do, wenn wir richten 55
vnd der land not verschlichten.
62 Do by stat vnser kempnaten,
die ist rieh vnd wol peraten,
gewirckt von holcz Aloe,
das es fulet nyemerme, 60
vnd dar zu gar richer schmack,
das kein wurm darin nicht magk.
Volck müsse noch mayden (?)
mugen des schmacks nicht erliden.
Die kempnat ist gefurirt rein 65
vnterhalp mit helfenbein,
mit gold rieh lieh geziret,
vnd edelstein in wiret.
An der chempnaten wend
sint gemalet an einem end 70
richlich die sieben tag zyt
mit gar grosser zirheit,
wie vnser herr Jesu Crist
gemartert vnd gestorben ist.
In derselben kempnat [en engegen] 75
an einer wend da stat
gemalet vnd erhaben,
wie got sin gericht wil haben,
vnd wie ym vs dem mund sin
gingen zwey schwort furin, 80
wie sin muter vnd sant Johän
pittind vor sinem gericht stan,
vnd wie er die verdampten well
stossen in die pitter hei,
vnd sin erweiten ewigklich 85
wol geben sins vatter rieh.
Das gemalt ist so gestalt,
das nyemer wirt sal noch alt,
wan do ist kein varb by
die gemalt oder geriben sy. 90
Das gemal ist aller gemein»
anders nicht dan von gestein :
die stein sind angeleget schon
mit dem harcz mug gehaben
das wirt hernach künt getan. 95
Die stein sint schon gepollirt
vnd manger susl gewirt.
Wer yne stet nicht gar nahen t py,
2) epfel fehlt Hs. 24) Hs. sind. 25) die tischgestelle ohne vnd? 27) Die Hs. 80) ge-
siedet Hs. 48) mangen lampen Hs. 50) auch? 55) wenn] neben Hs. 56) Hiernach in
der Hs. als Ueberschriß zu dem Folgenden: Von seiner kempnaten etc. 63) Holtznisse?
69) Diese interpolirten Verse wurden bereits für sich herausgegeben von v. d. Hagen in seiner
Germania 8, S. 278 fg. 83; er fehlt Hs. 88) das häufiger für das es. sol Hs.
90) da gemal oder gerben Hs. 94) mit harcz das si mug? Aber der Text ist hier wohl
ganz zerrüttet, vgl. die drei reimlosen Zeilen. 96) gepuwert Hs. vgl. Vs. 444. 97) ge-
virt Hs. 98) Stent Hs.
4046
Friedrich £aj*¥CK3,
[190
4 00
405
der want, das ein ding sy:
die stein sint alle licht geuar,
in aller hant varb gar.
Das rotew färb wesen sol,
das sind sardin vnd carniol;
das awer fewr sol sin
das sint baieis vnd rubin;
das gel färb sol wesen,
das sint capasi vs erlesen
vnd sind yn gold gefestend,
mit sampt dem gold die vast glestent ;
aber was grün färb sol sin HO
das sind schmaradin dar vnd fin.
die veldung ist plab gevar
mit Saphiren geleget dar;
die wisse färb das sint margariten
oben vnd zu peiden sjten; 4 45
das dan pran färb sol sin,
da« sint granat vnd michtln
a mausten [vnd] purperfer
sind auch vil gemeistert dar:
ygklicher stein an seiner stat 420
darnach vnd er die varb hat.
Die stein man glich geschliffen hat,
das keiner für den andern gat.
63 b Vnser pet ist rieh gezirt
vnd meisterlich durchsaphirt 4 25
durch der tugent der kusebeit,
die der selb stein dreit.
63 a In der kempnaten myn
getar kein ander licht syn
tag noch naght zu yeder frist 480
wan das von reinem baisam ist.
64 Wir haben auch die schönsten frauwen,
die man of erd mag geschauwen:
die sint zart vnd weidlich
vnd an zu schauwen mynneclich; 4 35
sie sint züchtig vnd rein
mensch demutig all gemein.
Wir ligeu nicht mer by yne für war
wan zu vier zyten in dem iar,
Got zu lob vnd zu eren 440
vnd auch die cristenheit zu mern.
65 Vnser teglich hofgesind
dryssig tusent menschen sind,
die wir teglich zu tisch haben,
peid spisen vnd laben 445
an die sich wechsseien zu allen zyten.
(Lücke?)
73 Zu onz genden maneden
das sind sieben kunig rieh,
die vns komen wirdigklich
zu hoff mit ir ritterschaft 450
vnd dient vnser tierschaft,
vnd zwen vnd siebenezig berezogea:
wer das nit glaubet der ist betrogeo;
vnd edeler knaben drithalb hundert
mit yrm gesind: wen das wundert, 455
der weis vmb vnser herschaft nicht.
Die habent mit diensten plicht
ze pet zu aller stet
bis ein maned ein end bat.
Wan sie ein maned sind bliben, 46«
so komen ander konig siben
vnd als vil groffen vnd herczogen:
so lassen wir dan die ersten zogen
igklicben heim in sin land.
Nach dem maned all zu band 4 «5
koment ander als vi).
Die rede ich allhie kurexen wil:
das wert also durch das jar,
welch zu eim mal koment dar
die tursent nicht mer mit yrscharn 47«
in dem jar zu hoff faren.
65 Das volck wir spisen vnd mesten
von kuchen, keller vnd kesteu,
vnd geben yne mit schöner fug
alles rates genug, «75
beid den rossen vnd auch in,
das moggen alle stat sin.
In vnserm hof vber all
isset man all tag nur ein mal:
das tun wir njeht durch karcheit, 48«
nur durch rechte massikeit,
wan peide frauw vnd man
gar wol gequget dar an.
74 Wann wir sin gesezzeu
an vnsern tisch ynd wollen ezzen, 4 HS
der patriareb von wnd Toman
siezt zu vns ce sampt dar
zwilff erczbisßboff zu allen zyten ;
(Ltcke?)
neben vns ze der tencken hant
siezt der ertzbischoff zu hant 49«
von vnser haubtstat se Bribicen;
dar nach zu hant siecht man siezen
zwentzig gewicht bischoff,
die sich an vnserm hoff
75 verwechsslent alle manedt 495
durch des langen ja res zidt;
nach dem maned für war
405) vgl. bei Haupt 4 8, 410 Anm. : carbunculns duas species basiliam et rubinum.
Andere Name» sind balagites, palatius, balaustius. 407) capasi Hs. 4 14) Smaragde?
44 7) almendin vermuthet v. d. Hagen, 4 29) geprennen Hs. 457) Vgl. Vs. 71*.
444) Hiernach in der Hs. Von synem hofgesinde und darnach ein paar unverständliche Alt-
kürzungen. 470) die] dur Hs. 475) aller rat Hs. 477) das mua in allen stete rfa?
des muz in alle State sin? 487) Toman : dan? vgl. Vs. 203. 949, 49g) bischolf Hs.
49<]
Der Priester Johannes.
1017
koment ander bischof dar,
als vil als der gewesen ist.
Das wert durch des ganczen jares frisi :
apt vnd paffen der ist so vil,
das man der zal nicht achten wil.
Der patriarch von sunt Toman
der muss stetes by vns stan,
wan er ist getruw vnd wol gewar
vnd ist vnser piohtigar.
D. v Ynser alt vetter betten
muH by wasser an, man ig steten.
Wenn dan der flna zu gros wardt
oder zu dein mit der fardt,
da von die mnll vnderstund
engen noch malen kund:
davon sach man sie prechen
• vnd vnderwilen snafren. (?).
Darumb, das vns dieselheu seh mach
an vnserm hof icht geschach,
vnd das vnser gros diet
an brot kein mangel biet,
so haben wir einen sinn bet rächt
vnd haben ein gut muH gemacht
mit grosser richeit köstlich,
die get tag vnd nacht glich
an alles wasser vnd an winde.
die allem vnserm Hofgesinde
snellich vnd gefug
melbes melt genug.
Die mul ist also gemacht,
das si nicht folet:
kein wind kain für noch kein flut
der mul nyemer schaden tqt,
vnd stet vf einem wyten plan.
Die hubeq wir also zu puwen an:
vnser goltschmid wir hiezzen
vss rotem gold vier sulen giezzen;
die sulen die sind vierezig elen ho
vnd zwilfer dick, die man aldo
gar meisterlich geseezet hat;
ygklich von der andern stat
mer dan zweinezig sebuch wit.
Ye zwischen zwei mytten lit
ein ridel starck vnd guldin,
der ist verwirekt dar in:
die sulen sint gemeistert wol,
oben vlach vnd ynnon hol.
D.wVf den sulen stet ein hus,
da get tur noch venster vs:
200
205
240
215
220
225
230
235
240
245
das ist gemeistert so gar eben,
das vor noch enneben,
binden noch an keiner stat
nyndert für die sulen gat. 250
In dem huss sint acht stein,
ye zwen vf ein ander rein
gefuget, als sie sullen sin:
die stein sint adamantin;
die stein sint so hert gar, 255
ob sy lauffent tusont jar
oder ymmer vnd ymmer,
si wurden nymer mynner;
man mag ir nicht gewinnen,
si mugenin fewrauch nicht verprinnen. 260
D. y Dar ob richer gössen zwo
hangent vpn magneten also,
geworcht mit wasser (?) meisterschaft,
das sie mit yrer edeler kraft
das körn by den sulen enpuren 265
vnd es dar in zu perig fueren
mit gewalt bis yn die gössen.
Dar in kumpt alle sampt geflossen
durch zwo ruren guldin*
die vs zwejen sulen gent darin, 270
vnd melt sich furbas selb
zu puluer vnd zu melb,
vnd riset hin zu tal also
durch die andern sulen zwo
vf enischen (?) estrich, 275
der ist eben vnd glich.
D. x Nu sagen wir dir fürbas
vnd wollen dich wissen lassen das,
durch was kraft die mulstain gent,
das sie nyemer nicht geatent. 280
Zwischen den zweien sulen hanget
ein guldin rad, das vil noch langet
an beid oben vnd auch vnden :
das lauffet vmb zu allen stunden
so snellclich vnd so drat, 285
wer es sich an genal,
dem selben mocht sin gesycht
wol vergen von der geschieht.
Das rad zwei starekhere trib ruret,
ygelichs sin stein fueret, 290
das die stein lauffent schnelle
ped sampt von einer welle.
Die kamben vnd die Stangen
vnd die stribschen (?) langen
vnd was ysenyn sold sin, 295
206) Hiernach in der Hs. Von der riehen körn mul. 24 2) eng6n? 24 5) dieselben
Hs. 2t 8) het Hs. 228) Es fehlt das Heimwort zu gemacht. 229) flucht Hs. 244) redel?
es könnte auch bidel gelesen werden. 264) grossen Hs. vgl. Vs. 267. 279) durch] vnd Hs.
28f) genot Hs. 289) Aus dem Schluss des Wortes st. wird sich wohl ein Compositum mit
trib ergeben.
1018
Friedrich Zarnckr,
[I»
das ist alles adamantin:
das zeug sich vber tusent jar
nicht verging vmb ein har.
Wie das alles mag ergan,
das wollen wir dich wissen ian: 300
des darf dich nicht wunder nemen,
wir dirs besonder vss legen wellen.
Wir haben in vnsern landen
magnet vnd amstein mancher banden ;
etlich magnet das ysen zeuget, 805
sumlich auch das ysen fieuget;
etlich magnet zucht das goldt,
sumlicher es von ym poldt;
etlicher weicz vnd körn,
einer hinden der ander vorn; 340
etlicher kopher, etlicher ply:
das dem allem also sy,
das'vindest du geschriben do
in dem puch Lapidario.
Vnser wise meisterschaft 345
erkennet wol yr aller kraft,
der magneten, die an sich
das golt ziehent sumlich.
Der nimpt man dan also vil,
als man bedarf vnd haben wil, SSO
vnd legt sie yn den estrich oben,
das ist rieh vnd wol ze loben:
sie ziehent mit ir craft an sich
das rad gein perig crefteklich;
so ligent an dem pflaster vnden 325
magneten zu allen stunden,
das golt sie mit yr craft von in
tribent gen den obern hin:
die obern ziechent, die vndern tiiben,
also mag es nicht peliben, 330
es muss lauffen hin vnd her
vmb vnd vmb yemer mer.
Die vordem stein ziechent es nieder,
die obern rucken es hin wieder:
als dan das mele gerwen ist 335
vf dem estrich an der vrist,
so koment die muller san
vnd furent is in secken dan:
sie sind auch yr knecht
vnd dunt yme dan sin recht; 340
wenn sie yme das haben t gedan.
als sy von recht gehört an,
die pecker sich sin ynderwinden
vnd tragent is mit yren gesinden
in ein schons backhuss, 345
vnd machent vns dan brot darust .
D. y Der offen da man is peckt yn,
der ist gemacht mit riebem syn;
er ist achtpar vn tewr
also, ane alles fewr 350
alezyt er gehaiezet ist
vnd heiss genuog zu «Her frist.
Ein edel stein heisset bastus,
der ist genatturt alsus,
das hiezet alzyt vmb sich do by, 355
recht als er gluend sy.
Nur mit derselben lay stein
ist der offen all gemein
inerthalben vber all
vss gewelbet zu mal. 310
der estrich vnd der herd,
die sint kostlich vnd werd:
die sint vberlegt schon
mit dem stein tapasion,
vm den ist es gestalt, 3C5
das er ist von natur kalt
vnd alle hiez temperen kan;
darumb hat man yne dar getan,
das das prot da rinne
von des wüstes hiez nicht verprinne ; 371
das verprunne sust alles gar
von des wüstes hiez verwar.
Sunst packt es «ertlich vnd schon
von dem stein topasion:
die stein sint licht vnd dar 375
vnd sint peid golt gevar,
vnd luchtent also schon,
das man wol gesiecht da von,
das man nyemer ein Hecht
alda bedarf zu haben nicht 38t
D. 2 Er ist auch yn der hoch wol,
als es zu recht wesen sol:
vf einem schonen plan er stat,
mer dan vierezig elen hat
noch der leng zu peiden syten, 385
vnd ist zweinezig elen wyten.
Zehen tur darin gant,
das etwan luger sint genant :
jedem lug gehört zu
zehen becker, die spat vnd fru 39t
in den siesich (?) arbeiten
vnd das brot alda bereiten.
Die me ister die sint all gelich
dar zu packent richlich.
Ir ygklicher von vns hat 395
304) agestein, agetstein? 316) yn Hs. 897) sie fehlt Hs.
330) plibene Hs. 339) Hie? 340) yne Hs. 344) yrem Hs.
dem riehen pack ofen 351) er fehlt Hs. 353) d. i. Asbest.
364) capasion Hs., topazius ist gemeint. 370) nicht fehlt Hs.
399) tribent ffr.
346) Hiernach Von
360) gewelet Hs.
I&3]
Der Prirsth* Joamifftss.
4049
darumb zu lechen ein gute stal
vnd auch sonst grozzen gewinn,
der oberst meister vnder yn
hat von vns ein gutes land,
die mulner aach so vi! band: 400
der meister sind auch hundert
vber alles land vssgesundert,
der ygklicher auch ein gut stal
von sime ampt ze lechen hat.
67 Tor vnsers sales tewr, 405
als man gen wil her für,
in dem hof an einer weyt
ein grosser vnd ein schöner turn lil:
daruf tu aller obrist
ein Spiegel dar gemeistert ist 44 0
mit listeclicher meisterschaft,
mit wunderlicher dugent kraft.
er ist licht gros vnd lart
wo! behut vnd bewart,
vor dem gesloss vnd vor dem tor 44 5
!yt vnser selbes petsohaft vor.
Er ist gekugelt als ein apfe),
dar zu gent zweinczig vnd hundert stapfei
in dem [hof?] vf von dem pflastert
68 der sint etlich von alabaster 420
meisterlich gemachet aldo,
etlich von porphiretieo ;
der gang zu ring gen birg gut,
hamthalb die sint all emmitten ab
von iasspin, sardin vnd oristall. 425
Dar ob ist der Spiegel in ho
mit meisterscbafft geseczt also:
69 vier vnd sechzig pfiler stan
zu ring, die ein sims han;
vff yne dar all zu beot 430
zwo vnd drisslg sulen stant;
vf den obrn ein porten stat,
die zwo sulen of yr hat;
vf den zweien sulen do
ist der drit sims also, 435
der vf ein schone sulen stal.
Die selbe sule den spiege! hat
in ir zu aller obrist:
70 der sulen etlich ist
von schwarezem mermelstein 440
licht vnd gepolirt rem,
jetlich von alabastro,
etlich von porfiretico.
meisterlich gepoflirt
mit rotem goid darin gewirt. 445
Die sims sind all mit all
von jaspin groo vnd von cristall.
71 Der Spiegel, der ist ein cristal cJar
an alle mal licht gevar; x
von künstlicher meisterschaft 450
hat der spiegel salb kraft,
das man alles darin siecht,
das in vnser« land geschieht:
wes vnser forsten vnd hern
beginnent nahen* oder verrn, 455
nacht vnd tag, spat vnd fru,
was yr ygklicher tu,
das siecht allmenlich
in dem Spiegel schimherlich.
Ob yemant bossen willen hat 460
gen vns oder vntrewn verrat,
das er sich wieder vns woll seezeu,
den lassen wir allezuhant leezen
an üb an ere vnd an gut,
das er es nytner ner getut. 465
72 Zu aller ztjt tusent man
gewapent vmb den Spiegel stau,
ye darnach er siecht (?) für war
koment ander tusent dar:
also yr dru tusent ist, 470
di sin huttent zu aller vrist,
das yn ye man an rur,
noch zepreoh noch zefur.
Wir ghen all morgen dar
mit sampi vnserm rat für war; 475
wenn wir mint gehöret han,
so gen wir für den Spiegel stau
vnd beschauwen do by,
ob icht in vnserm land sy
vngereohts an keinen enden, 480
das wir das zu hant wenden.
76 Wir haben ein ander palaat rieh,
der ist dem vordem gar gelich
an der ho vnd nn der wyt,
an das merer rieheit 485
vnd grosser zir an dissam ist
vnd auch mancher speher list.
Der selb sal ist vor für war
von gottes gewait komen dar
vnd stet in vnser bauptstat, 490
die Briwicz den nam hat.
Die stal wir vns vsserkarn,
wann wir darin sin geparn,
dar yn auch vnser vatter sas,
der eines reines lebens was, 495
396) d. t. lebe. 397) gewinne Hs. 398) yne Hs. 404) Hiernach Von vnsers sales
Spiegel. 405) Von Hs. 44 8) apfel Hs. 423) d. i. im Kreis. 424) Obeathalb?
425) In den letzten drei Versen ist die Ueberliefenmg wieder ganz getrübt; sie reimen. nicht
aufeinander. 429) sims] unleserlich, vgl. Ys. 435. 439) das Hs. 438) o birst Hs. 463) zu
fehlt Hs. 481) Hiemach Von dem andern palast. 489) von] vnd Hs. 490) in fehlt Hs.
Abkandl. d. K. 8. GestUsch. d. Wl*Mn»ch. XVII. ftg
1020
FftisDKica Zabjick*,
[494
500
505
54 0
515
das die lot an allen Spot
ine hellen recht als ein got
nur von sine« lebens reinkeit,
des er zu allen aylen pjag.
77 Zu einen zyten, do er lag
in einem pet vnd schlieft,
die gottes stym zu yme rief
vnd sprach: *du soll vf stau
vnd solt puwen la»
ein sal herlichen,
so achtparn vnd riehen,
das wieder fer noch da py
kein pezzar ninderl sy,
noch halt sin- glich
nynderl vff allem er tri eh.
Das soll du ze hant ton,
wenn er So! sin dtm sun,
der dir schir wirt geporn:
den hat got darzu erkorn,
das er werd aller herrn herr,
peide nahent vnd verr,
ein konig vber all konige rieh,
die da lebent vf ertlich.
- Der selb sal ist so rieh,
das es ist vnglaublich,
peid zu sagen vnd zu schriben;
darumb wollen wirs lassen pliben.
Doch wollen wir sin nicht gar getagen
wir wollen ein wenig da von sagen,
wie er ynnen sy getan: 525
da ist kein ander [dinc?] an
wan von helfenbein,
von gold vnd von gestein;
der ist so vil vermachet darin,
das es menschlich sinn 530
die richeit vnd spacben ltst
vnmuglich zu glauben ist
an den getauelen vnd an den wenden
noch anderthalb an kein enden.
93 Kein licht nyndert get dar yn, 535
weder sunn noch maneschin,
92 vnd ist so gar licht,
das man darin sieht,
als an der stunn Vmb mitten tag:
so deines man nicht erdencken mag, 540
nur man sehe es seh inperl ichen
ligen vf dem estrichen.
Wovon aber der gros schin
vnd das licht schinn dar in,
520
das solt du wissen all zu mal: 545
90 in yedem winckel yn dem sal
ein steinen suie stat,
nach der lenge funfezig schuch hat;
das sint alles gancz stein,
licht vnd pollirt gar rein, 551
der ein Ist grün vnd jasptdiu,
der ander schwarcz vnd marmelin,
der drty von alabaster wis :
dar an ligt arbeit vnd flis;
die vierd sule ist alsus, 555
ein roter porfireticus.
Vf ygklieber sule oben
lyt ein carfunckel wol zu loben,
verwirekt meisterlich genug
in der groz, als ein krug. 5*1
Die sind so licht vnd so clar,
das sie den palast allen gar
mit yrem schin geleschent schoa,
das man gar wol gesiebt da von
in dem gewelb vnd auch da neben. 565
Die stein auch Hechten schin geben,
der Hgent vil in den wenden
vmb* vnd vmb an allen enden,
galeis vnd rabin,
die auch gebent lichten schin. 571
79 In einem winckel ein brun entspringet,
der durph die gantzen stein dringet:
der ist luter vnd reine,
nicht zu gros vnd nicht zu dein.
vnd fliesset twerchiss durch den sal 575
in einer rinne hin zu tal,
pis in den gegenwincket er gat:
da verschwint er vf der stat
vnd verschwint in dem gesiebt,
das man yne nyemermer gesteht. 580
Der prun so süssen rauch hat,
als all pigment vnd aromal
vnd all cynnanita
in dem sal sin alda.
80 Wer sin auch nympt in den munt, 585
dem schmeckt an der selben stunt
nach der spiz vnd nach dem tranck,
dar nach stet jm sin gedanck ;
welcher spis er dan gert,
des wirt er dan zu hant gewert. 599
Der selbe sal sunder spot,
der hat ein besunder tugent von got:
an welchem tag, an welcher frist
iemand darin gewesen ist,
499) er fehlt Hs. 512) sin fehlt Hs. din Hs. 545) allen Hs. 547) kirch Hs.
kirchen Hs. 526) das Hs. 552) murmelin Hs. 570) Hiernach .Von dem wunder-
lichen prunne. 575) fliessent tewrehiss Hs. 583) Das Wort ist nicht ga*z klar.
584) sint Hs. 594) Der selben gat s. sp. Hs. 594) nie mand Hs.
195]
Dem PuEftTB* Johannes.
1081
der hat des ein Sicherheit, 595
das im des tages kein leid
geschieht oder das er trurig wird;
des tags ym als sawften verpirt.
94 Der sal ist also bewart,
heid bebot vnd gespart, 600
das nyemand darin komen mag
an vnser vrlaab nacht vnd tag:
95 wir gen- aber all tag dar in,
wan wir iu Wirwioz sin.
96 Nur zu eim mal yn dem jar, 605
an dem selben tag vorwar,
daran wir geporo sin,
so get mit sampt darin
alles vnser hofgesind,
die by der stat dwil sind. 6t o
Als sie denn den tag da blibent
vnd ir freud gar vertribent,
wan sie dann gar daruss gaat,
so sint sie frolich all sampt,
wol gesund vnd auch so sat, 645
als sy aller eren rat
dar ynn geezzen bieten;
so lieber wunn si sich nieten.
94 In den sal ein pforten gat,
der hoch dre issig rass hat: 620
die ist all mit all
von lutern cristall;
die cristall verwirekt sin
gar vnd gar wol darin.
die port ist wol bewart, 625
beid behut vnd verspart;
wenn wir [alle] dar in gan,
so finden wir sie offen ataa
von ir selben spat vnd fru,
vnd tut sich selbs nach vns iu. ' 680
Wenn ander lut darin gan,
den muss man nfscbliessen schon.
81 Nun wollen wir des alles gedagea
vnd wollen von dem prun sagen,
von einer tugent, die er hat, 685
die vber die andern all gat:
wer sin Irinckt ein gancz jar
dry stund all tag für war
[nacht] vnd auch die maned,
der hat von got die Sicherheit, 640
das er lebt an var
drii maned vnd dru hundert jar
von des selben prunnes gut;
er ist auch die wile vogemüt
647) netten Hs.
von aller sucht sicherlich, ' 645
man tode yne dan frefelicb.
Er ist all zyi an dar gestalt
als er sy drissig iar alt,
vnd dann* wol geuar,
yme grawet nyemer ein bar. 650
95 Wenn, wir sin an der selben stat,
die Briwicz den namen hat,
so sehen wir alle tag fru
nur dem selben prun zu,
vnd. trinckent sin dan dry stund: < 655
das tet got minem vater kunt,
das wirs nyemer myden soMen,
ob wir gesunt hüben wolden.
Wan wir aber yndert riten,
so muss man füren zn allen zyten 660
des pruns vf vnser selbs wagen,
darumb das wir iu allen tagen !
sin trincken nüchtern:
das wert vns vagemut vnd zorn.
das pruns art weis menschen kein 665
in vnserm land wan wir allein.
Wann vnser man sin gat, '
wir pliben umer (ntmer?) vngemut
von den harren ya den landen,
ob sy sin tugent erkaadea. . 670
Das du der warheit mnst jehen,
darvmb wollen wir dich lassen sahen
des pruns. an wiederwendea,
vnd wollen dir sin senden.
675
D.aaPy der selben sales want
neben zu der rechten hant,
da stet ein cappella rieh,
ob allem wunder wunderlich,
die do sin in vnsrem land.
Daran kam nie keine menachenn band, 680
got hat sie selb vss erkorn.
An dem tag, do wir [sin] gepern .''
wurden, vnd zu derselben vrist
[vnd] die kappel worden ist-
vnd ist vor vnser [burt?J gesebeen : ■ 685
des hörn wir die alten jehen.
Die kappel die ist glesin,
gar sichtig vnd gar vin,»
oben vnd neben vber all :
das glass ist stereker dan der stal. 690
§§ Die kappel, die ist alzyt
in der leng vnd in dar weit,
wenn nicht mer das ewene man
682) Hiernach Von dem prunn der durch den
597) werd Hs.
sal rint. 687) dry? Vgl. das tot. Original. 689) dri? Vgl. das UU. Original und Vs.
1040/£. 644) war Hs. 656) einem Hs. 657) wir ü«. 659) nyndert Hs. 674) du
fehlt Hs. muss Hs . 679) in Hs. 674) Hiemach Von der kappein. 694) ist glich?
698) zwene] dry Hs, i ..*..• .*;%
68»
10
FuBMica Zaibckk,
darin Kind, so ist sie watt,
wan aber dry darin Rast, 6t!
so wirt sy vol iu hast:
gheiit darin leben oder dritsig,
den ist sie wyt vnd genug messlg;
ob leben tusent darin gent,
genim aie alle darin Stent; 7»
ob alle diäte weit darin gieng.
die kapel sie alle bafieng,
das sie genim vnd woi
daria: stunden nid doch aber vol.
Die lüt gent w oder in, 70
sie wachst vnd enlwachsst inil yn,
den si wol in aller frist
roll drein vnd darüber ist,
es Vnd er drin sie still alaett
dd iu lob der baren triailat. 71
ee In d isser cappellen eani,
die do tessent vnd singen!
vnd ir anft da volbringent,
die sind all gemein
mensch de mutig vnd rein. 71
sie sind veranytan all gar
von yr müterlibe für war,
wenn du mit wissen »andern spot,
wer dem aleMchtigen gol
an einer so heiigen etat 7S
sin gotHeh sinnt begat,
der sol kusch sin vnd rein
vnd wol bettat vor aller geniein.
Ü Ein schönes dosier da by lyl,
das ist mit aolher richeil 7t
gepidlnot vnd gebtiwet,
das man sin nicht trawel.
Darin siut die kappellen,
die gar ein heilges leben hau,
von der werft geanndert: 71
der sinl wol vlrdbalb hundert.
Wenn der einer abgat,
so trtt ein ander an die slal,
die dar ni gesogen sind
vnd gepidinet von kind. 7S
IT Wann dan kumpt die vrist,
als von got gepoten ist,
das sy dar-sullen gan
vnd goles ampt da bogen,
(Lücke?)
da by wir ein sagrar 74
haben rieb vnd aofatpar
gepüwl, dae man vber ein schwellen
darum trit i;
darin gent si
vnd ziehen!
noch der gll
gewircU vb«
die legenta <
vnd dient g<
, bi» da« sie i
mit iesen vt
hl Wenn sie «
iu haot gern
in den sagra
vnd legen* d
da sis e hat
wenn sie da
so loben! sii
vnd mit ein
gg Wer das rec
habe gewirc
iu der kapp
der gewisse)
keinem men
hh Doch wisset
das sie sind
vnd glich di
nyemant sy
wenn aie ei c
vnd tat das
das (or den
des selb ein
Die bischof
die sieb ver
su v sögen de
die habent i
wenn das si
vnd hclfent
vnd gotes a
in dem kloa
7*7) si fehlt Hm. wol Hi. 708} Vnd dar Hi. 7(0) e
cappelktnen. 74 t) Hier fehlt der Reimveri , der vielleicht v
7«) daa Ht. 7J6) gep. nmdeuUich, die Buchilabet, könnte* auch
Mt. 78t) vnd] man? 78«) das] vnd Ht.
497]
Dem PauOTKft Johannes.
4023
805
810
815
vnd in der stai alle zu mall.
Aber das wisst für war,
das nyemant mag noch entar 795
in der cappel mess piepen,
nur er sy ein rechter decben.
kk Wir haben ain paumgarten
vou gewurcz vnd von paumen zarten,
der schint zu glicher wise 800
als in dem paradise. •
Da mitten yn ein paum stat,
der gros wyt est hat,
des lanb gar süssen smack gyt,
vnd ist grün zu aller tyt:
daruf zu aller frisl
ein hoher zweil gewachssett tat,
das hoch vber den paum oat.
Zu obirst ein apfel stat,
der ist schon vnd wol getan
vnd hanget alziit daran:
in den prun gel ein lüeg,
darass treffet gar gefüeg
an vnderlass edeles harcz;
das nicht vnd ist nicht schwarcz:
es ist durchsichtig vnd rein,
recht gestaft als ein pürelstein (?),
vnd lat sich peren als ein wachss»
ziehen vnd tenen als der flacb&s.
Also ist is weich für war
vollicklich ein gantz jar.
Nach dem ja r mit der fert
wirt er zu einem stein hert:
der stein der do wirt da von,
der ist genant asinticon.
11 Kein stal nie so hert wart,
er sy herter, vnd hat die art,
das er alles füre zwar
leschet vnd vertilget gar.
Wan man yme ysen haltet by,
das verschmelozl er als ein bly,
kein wafen yne nicht verstereken kan.
Darus wir viis machen lan
mm zu der zyt vnd zu der vrist,
die wil es dennoch weich ist,
heim, hüben vnd ysen hüet,
— die sint dure durch lr gut —
schild, sper vnd auch schwer!
— das wafen ewigelichen wert —
pein, grat*vnd auch sporn,
das wirt so gar vss er körn,
das man is mit keinen, sinnen
mag verschroten noch gewinnen.
nn Die meister vnd auch die wisen lüt
820
825
880
885
8(0
wollent, das der pawm bedut 845
nur vnser edel person;
wan als der pawm rüchet schon
vnd vberhocht mit sincr genücht
vnd mit siner edeln frücht
all ander paum gar, 850
also tut vnser nam für war,
wan man nindert vnsern glichen
finden kan vf erdrieben.
Das zweil, das zu obersi stat,
petutet vnser maiestat, 855
den grossen gewalt, den wir ban,
dem nyemand kan gesigen an.
oo Der apfel, der da oben stat,
der so süssen rauch bat,
das er macht vnd cratt- gyt, 860
pedut vnser richeit,
die manig mensch vf haldet,
das es mit freuden lebt vnd aldet.
qq Wir haben auch ein palas,
der konigs Aswern was, 865
von des geschtecht wir sin gebornn.
Der edel konig vss erkorn
ist vnser altan gewesen,
als du wol macht haben gelesen,
wann es die beilge gesebrift seit 870
— da von ist es die warheit —
das der konig Aswerus
den palas Hess puwen alsus.
rr Dar an Hei seih zirnett
vnd auch so grosse richeit, 875
das sin zu vil zu sagen ist.
Es sind von richem sin
ze vier zielen darin
vier hundert sulen gesaezt dar in,
die sint all rot guldin; 880
ye zwischen zweien siilen neben
stet ein grosse winreben:
di reb die sint silbrin,
die pleter rot guldin,
die trüben die sint rein 885
gewirekt von edelm gestein,
durchsichtig vnd dar,
von aller hant varb gar.
Die piaben von Saphiren sin,
die grün von sebmaragden fin, 890
die roten von rübin,
die gelben von tapasin,
dure die wissen trüben sin
gewirekt von fin perlin:
von cristalle vnd amatisten 895
sint die est, daran mit listen
797) Hiernach Von dem garten vnd paumen darin. 844) wir Hs. 854) man Hs.
854) Das zweite das fehlt Hs. 858) apfer Hs. 859) so] do J». 868) Hiernach Von dem
dritten palast. 878) te vier ziln?
1024
Fkibdmcb Zamckk,
l*
900
905
940
915
920
gewirckt vod gemacht,
als es Aswerus hat betracht.
Der sal ist langk vnd wyt,
dy went sint gar durcbleit
mit schonen leisten guldin,
die gebent daruss lichten schin
den luten zu plicke;
die sint wol eines finger dicke.
vnd auch wol einer hende preit;
die selben leisten sind durcbleit
meisterlich vnd rein,
88 gemacht von wissem helfenpein.
tt Vor des sal es tur stat
von cypressen ein kompnat,
zwenczig sulen Stent do vor,
guldin, vf jaspin schon enpor:
ye zwischen der sulin zwain
stet ein paum silbrin.
Vf den esten vnd zweilin
aller hantley vogellin
sind gesessen vberal,
galander vnd nachttgal,
lerichen, stiglicx vnd zeisellin,
troschel, vi nebet, kunigellin:
ygklicher* siezt vf seinem zwi,
recht als er lebentig sy,
vnd auch in sölher varb gar.
als er zu wald ist gevar:
niemant die fogel ruret,
der fenix ist darin gefuret
mit meysterschaft also.
[wenn?] wir wollen wesen fro,
so enpeiten wir nicht lang,
pis igklicher sinen sang 930
singet mit siner stym gar süsslich,
recht als zu wald all glich.
Warum b vns got geben hab
so man ig erhebe gab
vnd also gros werdichkeit, 935
das wirt dir als hie geseit.
All die rieh vnd alle die lant,
die die zwölf polen bant
von ersten begert, die sind sider
zu vnglaüben getreten wider,
an die romsch Kirch besünder.
Die was auch gangen vnder
nach sant Peters zyten für war
mer dan zwei hundert jar,
pis zu des babst Siluester zyt, 945
der mit siner heilekeit
vnd mit den guten wereken sin
pekert den keiser Consta ntin. .
Aber, sind das sant Thoman
925
940
von erst predigen hie begao $$#
vnd er das land bekert
vnd vns cristen glauben lert,
so haben wir vns also behaldeo
gegen got mit tagen t mnnigfaldea,
das wir nach siner ler HS
gelebt haben ywer mer,
vnd vns cristenlichen glauben
niemand lun noch mocht beraubto.
Der tugent vns got geniessen Ist,
das er vns geben hat 961
gut wirdiebeit vnd gewalt
vnd ander eren manigfalt.
97 Dich mocht auch wol besnnder
einer sach nemen wunder,
sit das vns got hat lassen werdea Hb
den wirdigsten vf der erden
mit gewalt vnd mit richeit
an eren vnd an wtrdicbkeit,
das wir nicht höheres namen haa
dan den nam prtester Jonen. 97t
Das will ich dich wissen lassen,
warum b das sy vnd von was Sachen.
98 Wir haben in vnserm hoff
manig kooig vnd bischoff,
die vnser ampt walten 975
vnd ir pflegen vnd im (?) halten.
vnser truchsas, der do stat
vor vnserm tisch, ist ein prymat
vnd mit ym ein königlich;
vnser schenck sicherlich 98t
ist ein konig vnd ein erclbischof:
die dient vns an vnserm hof;
so ist vnser kamerar
ein edeler konig achtpar
vnd ein pischolf darzu, 9*3
der dient vns spat vnd fru
an vnserm hof zu aller frist;
ein edeler konig marscbalck ist,
ein gefurst apt rieh,
der vns dient teglich. 99t
Wenn der apt einer plibt
an vnserm hof ein maned,
so rit er wieder in sin land:
so koment ander all zu, band.
Ob wir vns dan etezwen 995
heissen Hessen vnd nenn
mit vnser amptlut namen,
des mußt vnser wirde schämen.
seind wir (man ?) vns dan zu keiner stund
kein nam nie finden kund, f tt#
der vns gut gab (war?) vnd genam
900) durchl.] lyt Hs. 904) dick Hs. 9*5) zweilcn Hs. 984) Auch hier hat die Hs., iwe
807 und 854 zweil. 934) mit fehlt Hs. sin Hs. 932) Hiernach Warumb vns got das getao
hab. 945) dem Hs. 948) pegert Hs. 969) das] vnd Hs. 974) machen? 983) so
sind Hs. kamerer Hs. 986) der] die Hs. 990) der] die Hs. 995) etezen Hs. 1000) man Hs.
4991
Der Vriestrr Johannes.
1025
1005
4040
4045
1025
vnd vnser werdickeii gezam,
so hab wir uns selb erkorn,
vnserm adel hochgeporn,
den nam der minsten wirdikeit:
durch rechte demutekeit
wir vns p rister nennen lan;
mit rechtem namen heissen wir Johan.
99 von vnser grossen wirdickeit,
von gewalt noch von richeit
wol wir dir zu dissen tagen
nicht mer schriben noch sagen,
wenn du sin wo! inn wirst,
wenn du zu vns her vber verst
vnd du es selber wirst sehen:
so must du es mit vns jenen,
das an herschaft vns glich
nymand leb vf erdrich.
Auch durch ein grosse Sicherheit
vnd das du für ein warheit 4 OSO
künst gewissen alles das
vnd glauben dester bas,
vmb das so hab wir
rieber cleinad gesant dir.
Das ein ist ein rieh wat,
das die weit nicht pessers hat:
die ist so edel vnd so gehure,
das man sie wesch in füre;
vnd ist pfell von salomander,
also geoant. So ist das ander,
das wir auch dir gesendet haben,
ein rieh gab vor allen gabeu:
das ist die flesch des prunnes vol,
der da schmeckt also wol,
der den lutea alzit 4 035
gesunten vnd mugen gyt,
der in vnserm sal entspringet
vnd anderthalb wider in dringet.
Des solt du trincken ein gantz jar
vnd drew maned rar war 4040
all tag dry stund
nuchter, so plibest du gesund
vnd lebst darnach für war
dru maned vnd dru hundert jar.
Was er tugent möge han, 4 045
das vindest vorgeschriben stan.
Das drit ist ein fingerlin
des rechten golds von Arabin:
das selb gold hat die kraft,
Wer is by yme dreit, der ist syghaft 1 050
vnd alle die wil gar
dry er man sterck für war.
In dem selben gold sin
dry edel stein verwirekt in,
der ein rot vnd hat die art,
kein wasser nie so tief ward,
wer in hat in sinem münd,
der lege ein jar an dem gr&nd,
das er nyemer stürb
noch von des wassers not verdürb. 4 060
Der ander der ist hiemelvar,
4 065
wer in an der hend treit,
das den kein waeffen verschnit.
Der drit der ist goldvar
vnd vbergüt die andern gar:
der hat tugent vnd die art,
wenn er verporgen vnd verspart
wirt in einer menschen hant,
der ist vnsichtig alle zu hant,
das mans nicht siecht alle die vrisl 4 070
vnd der slain verporgen ist.
Dise kleinad senden wir
zu minn vnd ze lieb dir:
die soltu versuchen lan
zu hant, ob sie die tugent han, 4 075
die wir dir haben geschriben hie.
Ob du dan erfindest die,
so macht du wol an geüar
das ander alles glauben gar.
4 030
D.xx Zu Vribicz man geben hat
den brief in vnser hauplslal,
noch vnser burdt für war
in eim vnd fünfzigsten jar,
nach der alten puech sag
an dem plümostertag.
4080
4 085
4 055
4090
4095
Do der briff versiegelt wart,
die herren zogten mit der vart,
vnd zogten von dem land
vf dem wasser vnd vf dem send
so lang, das sie zu land kamen
vnd die haw zu Pullen namen
in der stat zu Paren.
Do Hessen sie die schiffer varen,
vf ir pert sie sazzen
vnd ritten vf die strazzen, .
die gerichts gen Rom gat.
do man vernam in der stat,
das komen solt der cardinal,
die paffen ghen yme alle zumal
zu Rom für die stat giengen
vnd yne mit Schönheit entphiengen.
Mac ig kardinal vnd pischoff
in fürten an des babstes hoff;
der babst yne tügentlich entphie :
der schriber mit ym gie.
Der babst fragt yn der mer,
wie es ym ergangen wer;
der cardinal sagt im besonder
die wirdickait vnd die wunder,
die er alda het gesehen: 4 44 0
des must ym der schryber jehen.
Der babst zeigt alda
dem polen die Veronica,
darzu das prcBpüciüm
4400
4405
4 005) der man Hs. 4 006) rechter Hs. 4 047) vnser Hs. 4 048) nyndert Hs.
Hiernach Von der kleinad keiser Friderichs. 1024) cleider Hs. 4025) ein fehlt Hs.
4 032) von Hs. 4 069) das Hs. 4 079) Hiernach Wo geben sy der brieff. 4080) Ys.
604 Wirwicz, Vs. 652 Briwicz. 4 085) d. i. Palmsonntag. Hiernach in der Hs. Wie der
cardinal wieder zu land kam. 1086) Von hier an bis zum Schluss abgedruckt v. Jacob
Grimm in »Gedichte des Mittelalters auf König Friedrich /.«, Berlin 4 844, S. 4 03/p.
4026
FniBDfelCfl Zamckb,
[tto
4130
4435
vnd ander gros heil tum. 4 4 45
Do das der schriber ersach,
au dem pabst er do sprach;
4 ich müss mit der warheit jenen,
ich hab cleinad hie gesehen,
das alles gold vnd alles gestern, 4120
peide gros vnd klein,
die man in vosern landen siecht,
gen dissen dingen sint zu nicht.
Ton dem babst er vrlanb nam
vnd von dem cardmal aisam, 4 4 25
vnd reit vss der stat zu Ram
als lang, als er zu Schwaben kam
in die veste zu Stauffe
(Lücke).
wan er mit huss alda sazz;
die selbe stat sin erbe wazz.
Der pot far den keiser gie,
tugentlich er yne entphie.
Do er den keiser ansach,
züch ticlich er zu ym sprach:
'von Yndia priester Johan,
min herr, heisset uch grossen lan,
vnd ha* uch dissen briff gesant,
der uch sagt vnd tut bekant
sin er vnd sin wirdekeit
vnd siner land gelegenheit, 4 440
vnd auch sin herschafft offenbar,
sin leben vnd auch sin glauben gar/
Er hat uch von sinem land
disse cleinad gesand,
die sult ir versuchen lan 4145
ob si solioh craft han,
als uch min her geschriben hat:
so wert yr gewar vf der stat
alles das uch der prieff seit,
das das ist ein warheit.
Der keiser selber den briff las,
want er wol geleret was;
ygclichs läse er besonder;
yne nam des vil wunder,
wie nur vf der erden
solh herschaft mocht werden.
Die cleinat er alle glich
selb versucht tawgenlich.
Do er an yne allen sampt
die ganczen warheit erfant,
da glaupt er dester pas
das an dem buch geschriben was.
Der keiser sant all zu hant
prieff in alle cristen lant,
beid nahent vnd verren, 14 65
allen fürs tan vnd herren
vnd man »gern riehen bischoff:
er wolt haben einen grossen hoff
zu Ach in der stat,
darzu er sy komen bat 4 4 70
vnd lued sie all glich,
wan er wolt gar reichlich
grozz ritte rschaft da tun
4 1 50
4155
4460
vnd wolt krönen sin sön
zu Romsch rieh H75
mit der forsten rat glich,
das er des riches plegar
in allen dutschen landen war;
so wolt er aber so mit her
vf die beiden vfoer mer. 4 48t
Er sant auch besünderlich
sin brif dem konig von Franckrica,
das er zu syme hof kam
vnd gros wunder da vernam,
vnd alle sin trnwe gedacht, 1483
vnd die durnein krön bracht
mit sampt ym an der fart,
die got in sin haupt gedruckt wart.
Dar nach der Romsch vogt
richlich gegen Ach zogt; 1« M
die forsten vnd die herren rieh
zogten all tag teglich,
peide spat vnd frü,
mit grosser herschaft zu
Do st waren komen all 4115
mit reicheit vnd mit grossem schal,
der keiser vf ein hoch trat,
den prief er vor im so lesen pal,
den ym priester Johan da
gesent het von India: 4ttt
er hies yns lesen alles gar.
Do der schriber kam aldar,
das er solt lesen von dem stein
vnd des edelbeit allein,
von der ein mensch vnsiehtag ist litt
pis die ayt, als lang vrist
er ist verporgen in blosser hast,
der keiser winekett ym zu hast
vnd hies yna verdagen,
wann er wolt U nyemant sagen. 4iM
Den andern cleinad er yn gar
zeugt vnd versucht sy offenbar.
Den rock von Salamander tewr
warff er vor yne yn ein fewr:
der macht mit nicht verprianeo, 4iO
er ward nur new vnd Höht darioneo.
Er gab den forsten alle sampt
des pruns zu trinekea alle z« hant;
yedoch der keiser das vermaid,
das er sin tugeat nicht gar saki. lii*
Do sie die warheit sahen,
gemeiniglich des janen,
das an richeit sin geiieh
nyndert lebt von ertrich.
Do der hof ein ende hat, 12H
die herren wurden des zu rat
mit einander glich,
das sy die cleinad von dem rieh,
das krücz, die nagel vnd das sper,
vnd vnser freu wen hemd her 123*
vnd die krön domin,
darzu den rock purpurin
dem gaste zeigen sohlen
4 423) Hiernach Wie der schreibar zu dem keiser. 4 4 26) Doch wohl Rom : kons.
4 462) Hiernach Wie er einen hof pot. 4169) Der Fürstenlag, auf dem 4 220 Heinrich zum
König gewählt ward, fand in Frankfurt a. M. statt. 4 483} Entspricht natürlich nicht der
Geschichte. Am Leben aber war Philipp damals noch (f 4 223). 4 4 98) von Hs. 4215 eia
fehlt Hs. 4224) Das Hs. 4225) Doch Hs. 4228) die fehlt Hs. 4231) vnd] das ff*.
4232) den} der Hs.
«01 j
Der Prieste* Johannes.
102t
vnd yne da mit eren wolden.
Dar nach d*»s dritten morgen fru 4 235
die herren gingen all zu,
die pischoff #vnd die pafTheit,
mit zir vnd mit heilekeit
vnd zeigten die cleinad gar
aller werlt offenbar. 12*0
Do der pot die cleinad stich,
zu den fursten allen er sprach :
'ich mag gespreche n vnd getar
von mym hern offenbar,
das all sin richeit ist 1245
gen disser richeit als ein roist."
Der edel vnd der rieh
konig Philip von Franckrich
ein dorn vss der krön brach,
das es der bot an sach; 1150
der keiser Kriderich selber schneid!
ein spann lang vnd preidt
von des edeln bolcz bäum Slam,
da got den tod selb an nam,
vor allen fursten offenbar, 1255
das es sach der schrybar.
Die cleinad sand der keiser da
priester Jon an von India.
Der keiser lie nicht pliben,
er hiess ym wieder prieff schriben 1160
vnd danckt ym gar ser
vrab die truwe vnd vmb die er,
dye er yn het angeleit,
vnd auch der riehen cleit.
Der pot heim zu varen gert, 1265
der edel keiser yne des gewert ;
von dem keiser er vrlaub nam
vnd von den fursten alsam.
Der keiser vne be leiten lie
bis in die »tat Venedie ; 12"0
da selb er vff das mere sas
vnd far aber furbas.
Wo er furpas da zu land kam
oder wenn er heim kam,
das ward mir nicht kund getan: 1275
darumb wil ich es lygcn lan.
Der edel keiser Friderich
behitlt die cleinat flissielich
in siner gewalt für war,
ich ways darnach wie manig jar, .1280
bis das [sich] der babsl Honorins
gen yme sich gestalt alsus.
das er sin vngenad gewan
vnd in det yn den bau,
vnd yne von sinen erm scheit 1285
vnd von der gemein der cristenheit:
vnd die fursten hochgeporn.
die dem rieh hatten geschworn
[vnd] dort vnd auch hie,
der aid er sie ledig lie. 1290
Do nun die fursten stunden ab,
des gewan er grossen vngehab,
wann yr luczel zu yme ritten
(Lücke).
in welch slat er die wile reit,
gotes ampt man vermeyt. 1295
d«il er darin was;
vnd man kein messe darin las,
noch kein tagzyt man darin sang.
Die zit wert gar lang.
das man is nie berichten kund. 1300
Der keiser zu einer stund
vor der tisterlichen ztt,
darumb das die cristenheit
die hedig zyt al.began,
das er sy icht vrret daran, 1305
(Lücke?)
der keiser bereit sich
mit sinem jaged weidlich.
Niemant w&st vnder yn
sinen mut noch sinen sinn.
Die edel wat die legt er an, 1310
dye man yme sand von Indian,
vnd die fl eschen er alsam
mit dem prurt darvnder nam,
der do schmackhaft was:
vff ein gut ros er da sas, 1315
mit yme ritten etlich herren.
Do er kam in den walt verren,
sin vingerlln nam er yn die hant :
an dem gejaid er verschwant,
das man den edelen keiser her 1320
sind gesacb nyemer mer.
Also ward der hochgeporn
keiser Friderich do verlorn.
Wo er darnach ye hin kam
oder ob er den end da nam, 1325
das kund nyemand gesagen mir;
oder ob yne die wilden tir
vressen habn oder zerissen,
es kan die warheit nyemand wissen ;
oder ob er noch lebentig sy, 1380
der gewissen sin wir fry
vnd der rechten warheit.
Yedoch ist vns geseit
von pawren solh mer,
das er als ein waler 1835
sich oft by yne hab lassen sehen,
vnd hab yne offen lieh verjehon,
er süll noch gewaltig werden
aller Romseben erden,
er süll noch die paffen stören 1340
vnd er wol noch nicht vf hören,
noch mit nichten lassen abe,
nur er pring das heiige grabe
vnd darzu das heilig lant
wieder in der cristen hant, 1345
vnd wol sines schiltes last
hahen an den dorren ast.
Das ich das für ein warheit
sag, das die pauren haben geseit,«
das nym ich mich nicht an, 1350
wan ich sin nicht gesehen ban.
Ich han ys auch zu kein stunden
noch nyndert geschriben funden,
wan das ichs gehört han
von den alten paüren an wan. 1355
1280 j d. i. ich enweiz. 1281) Das ist nicht richtig, es war Gregor IX, der Friedrich
zweimal, 1327 und 1239, in den Hunn that. 1285) .seit Hs. 1 1 90) sich Hs. 1292) \n-
getnach Hs. 1299) Die zal Hs 1302) dem österlichen tage Hs. 1808) die fehlt Hs.
1804) al] sol Jac Grimm, al meine Abschriß.
1U28
Fkikdrich Zahncee,
i*i
Aber das der hoch gebor»
keiser Fridrich wurd verlorn
alsus vnd auch alda,
das sagt die Romseh cronica,
da von ichs wol gesagen lar 1360
vnd geschriben offenbar,
das ley noch die paffen
daran nicht mögen gestraffcu,
das ich dort doben bau gcsoit
Ob das sy die warbeit 4 365
vnd ob ym allen sy also,
das hab ich nicbt gesehen do,
wann ich da nicbt bin gewesen :
y eil och hab ich vor war gelesen
in eim püch zu latin 4370
da es ist geschriben in
zu der zyt, do es geschacb ;
vnd vber manig jar darnach
han ich mich des betracht,
vnd habe sin genomen acht. 4375
(Lücke ?)
Tugent ere vnd manheit
noch (?) milt noch gereebtekeit
gewaltigkeit vnd schon
in Vngernland druge die krön.
< Lücke ?'
In siner stat zu Konigsperck Ulf
han ich volbracht dis werek. „
Welch herren oder gesellen
es nicht £ar gern glauben welleo,
oder von guten willen,
der schwige darzu gar stillen 4385
vnd heiss mich nicht liegen,
wenn ich will n venia nt belnegco
hie noch mit halt (?) pringen
vmb kein sin Pfenningen,
wann ich keines mannes gab 439t
darumb nie genomen hab:
nüri durch guter gesellen pel
ich es williclichen det,
vnd ich die wile vortreib du mit
vnd auch muezgang vermil. 4395
Diss puchis tichtar
[vnd] heisset 0 s s w a 1 1 der schnhar
Got ringe all vnser schwär!
Anno 4478.
Explicit hoc totum :
infundc, da mychi poUim.
1359) verouica Hs. 4 370) eim fehlt Hs. 4 384) oder] ob er ist? 1896) Dis puch ist fli.
INHALTSÜBERSICHT.
SeiU
Einleitung 3
Capitel I, Der Patriarch Johannes von Indien und der Priester Johannes.
1 . Der Patriarch Johannes von Indien.
a. Der anonyme Bericht 5
b. Der Brief des Odo von R hei ms 17
2. Der Priester Johannes.
a. Der Bericht des Otto von Freising 21
b. Das Jahr HH 24
c. Ibn el-Athir 26
d. Spätere Geschichtschreiber 32
e. Benjamin von Tudela? 35
f. Yeliu-tasche 37
g. Schlusserörterungen 42
Capitel II, Der Brief des Priesters Johannes an den byzantinischen Kaiser
Emanuel.
1. Einleitung 46
2. Handschriften.
a. Der alte noch uninterpolirte Text 54
b. Beginn der Interpolation (A) 55
c. Zweite Interpolation (B) 57
Anhang zur zweiten Interpolation (B; 64
d. Dritte Interpolation (C) 66
e. Vierte Interpolation (D) 71
f. Fünfte Interpolation (E; 75
g. Unbestimmt gebliebene Handschriften 77
h. Uebersichtstabellen 81
3. Text des Briefes 83
2. Abweichende Lesarten und Anmerkungen 98
1030
Friedrich Zarxcke,
l
Capitel III, Der Brief des Papstes Alexander an den
Einleitung. Text e\r IM
Amiav,, Die deutschen Uebersetsungen des Presbyter-Briefes.
1. Der Text Her Berliner Ha'.H-ichrifl III
2. Der Text der Ambras- Wiener Handschrift IM
3. Der jüngere Titurel IM
i. Der Text der Miinchener Handschrift I§7
5. Der Text der Heidelberger Handschrift I7S
A
}
IHK
MELANESISCHEN SPRACHEN
NACH IHKKM
AMMATISrIIEN BAU l NU 1HKEK VERWANDTSCHAFT ÜSTKB SICH
UN« MIT DEN MAI.AIISCH-I'W.YNESISCHEN SPRACHEN
STEBSUCBT
II. C. von i.ek GABELENTZ.
ZWEITE ABIIAMtLUNG.
Ue* VII. Bunden der Abhandlungen der philoiogiHeii-biuMriscben ('Uwe der Königl.
Sächeiscben Gesellschaft der Wissenschaften
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
187».
SCHRIFTEN
DER FÜRSTUCH-JÄBLONOWSKBCHEN GESELLSCHAFT
ZI LEIPZIG.
AHHAMU.l-MiL'N bei Be-iründongder Königl. Sarhsischr n <■
«ehalt der Wissensrhaften am Tage der z»ciliiitiu>rtj;ibri*rii lietmrt»
frier Leiiraizens herausgegeben von der Fürst!. Jjbl(iii»wskis<-b. . I
Mit dem Bildnisse von Leihniz in Medaillon uuil zahlreichen Hrilzsrflnitlen a»4
KupferUlein. 61 Bogen in hoch 4. IMG. broch. Pm* 5 TWr
PREISSCHKIFTEN gekrönt and herausgegeben vog der F.
Jnblonowstisrlien Gesellschaft.
1. II. GRASSMAV*. Geaaetriaeke Analyir geknaan .<■ di« m UArna rrUn-j— r (w-
Iritrbe Ctairarterittik. Mil einer rrlaaiernilrM Ab**aJlaat ioa I
bneb t. IHiT
J. R. B.GBINITZ, d»« Qaaderj-eWrg-o »dw di« Kreidef..rmation ■■Sichwa.aülaVncUiafc-
lipuf der slaaksBitrriehca SchiehtM. Mil I c«t«r. Tafel, hoch I. IBM
1, J. ZECH, A*lro*omi*cbe l Blersochiineen über dir Mcindfinslrraitfe dpi %ksac«t.
Wh i. 1651. 1» V
, |, £BCB, Atlronniiiitekc l ■lerim-hunren über die Hirhij^crm Fi utero tu*, arlrbr i«
deu Seh riflitrl lern dr» rtasiUchro Alterlbuns erwählt werden kack LISI
.,. tl B. GEINITZ, Ilarstellnnf; (Irr Flora (Im Uainirhrn - Ebrndxrfer nn i
Koblenbis-..«.. buch i. Hit 1 1 iiua Irrt, fein in gr. F*Ka. 185t. 8 TW.
6. Tit. HIRSCH, Uanzirs Handels- usd Gewerbageeehiekte unter der RtrrscfcaA •*■ aW-
,Hirn Ordens, hoch (. 1858. I TW»
I. H tVISKBMANN, dl« antike Laadarirtkaebaft und das vod TkänaaadM G«.t«, i» da
alten SetriRalaUtra dargelegt- 18S9, 5 t >*t
8. R.WBRfER, Urkundliche Geschichte der Igiaaer Tnrhmarher Zupft. 1861. I Teir
9 V. BÖTIV1EBT, Beitrat« lur Ge.cliie.hle de, Znntlweseas. 18«!. 1 Tbl- I Rp
10. H. HISKEMAW, DaraiaUaag der ia rJealacfclMd mr Zeil der Refnrtaat»a h*rr>taa»-
den natioi.alubooomi.eheq Ansiehtea. ISB2. 1 Tblr l» \ft
11. B. L. ET1ENNR LASPEYRES, Geschieht* der valkawirUicbalUlabf» Aaickaaaatai
der Niederländer and ihrer Li Um lur inr Zeil def Republik. IBM. I Tblr. 30 1p
12. J. FIKENSCH8R, Uniersachnng der iiiri-iiin.rptii.rhr.n Gesteine dar Lau.-.
ferhalbinsel. 1867.
13. JOH. KALKE, Dir Geschichte des EarTurslen Aaguil van Saobsea in lolliuiriktcbab-
Iteber Beziehung. 1869. 3 Tbl
14. B. BÜCHSENSCHÜTZ, Die Hauptstätteu des Oe wer Meines Im klaaabackM
Altcrthiiine. 186».
15. Du. HUGO BI.CmNEB, Die gewerbliche Thittgkeil der Völker de« klaaaiach**
Allerthums 186D I Tlilr II Sn
16. HERMANN ENGELHAEDT, Flora der Braunkohlenfotraatfon im Künigrrici
Sichion. Mit 15 Tafeln. 18T0. t T'tlr
17 U ZEI88BEEG, die polnische ÜescbiehtachreibnngdeaHJtt
Leipsig. S. Uirzel.
ABHANDLUNGEN
DER
L SACHS. GESKLLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH-HISTOIUSCIIE CLASSE.
KHSTEBBAJSD. Mit einer Karte, hoch 4. 1850. broch. Preis 6 Tlilr.
A. WESTEHMANN, UatwwehwgM über .Li- in die attischen Hedner eingelegten Urkun-
den. 2 Abhandlungen. 1 Thlr-.
>F. A. EJKERT, über Dimonni. Heroen und Genien. 21 Ngr.
TH. MOMMSEN, über das römische Hltawem. I Tblr. M Ngr,
E. v. W'IETERSHEIM. der FaMsag desGcnuamcus MI der W«W. 1 Thlr.
I, IARTBNSTBIEV, Darstellung der necbls|>hil'>^>|>hi<- ilrs Iiiii;.> r.n.tiu«. W \jtr.
TH. MOMMSEN. über den Chronngr.phen v.im Julire 33i. Hü einem Anhange über die
O.iellrn der Chronik des Hieronymus I Thlr. III Figr.
ZWEITER BAND. Mit3TufeIn. horh 4. 1857. brocb. Prris 7 Thlr. 10 Ngr
I\V. nOSCHEK, nr Geschichte der Englischen Volks»irth*.-harislebre im sechzehnten
und siebzehnten Jahrhundert 1)151. I Tlilr.
Nachtrüge. I8.i.\ s Iffr.
J. G. DltOYSEN. Eberlinnl Winde,!. IS.'.H. >l Ngr.
TH. MOMMSEN, Polemü Siivü laWrculus. 1853. I« Ngr.
Vnlusii Macciani dislnlmlii: partlau, I8SS. 6 Ngr.
J. 6. DROYSEN . Kwai Verzeichnisse . KaiMr Karls V. Lande, »eine und seiner Grawes
Einkünfte und anderes betreffend. 1*54. M Kgr.
TH. MOMMSEN, die Stadlrrchle der latfnjaeactt Gemeinden Sal|.ensa un<l MsltM in der
Provinz Raelica. 1855. I Thlr.
-- ■ Nachträge. 1855. K Nfr.
FRIEDRICH ZARNCRB, Die urkundlichen yuelleu zur Geschichte der Universität Leipzig
in den Bratai 150 Jahren ihres Bestehens. 1W7. 3 Thlr.
DKITTEB BAND. Mit 8 Ta rein, hoch 4. 1861. Preis 8 Thlr.
H. C. VON DER GABELENTZ. die Melanosisrhen Sprachen nach .hrem grammatische«
IHiin und ihrer Verwandtschaft unter sich und mit den Malaiisi-Ii - Poti nesisrlir«
Sprachen. ISfiO. 2 Thlr. 20 N>r.
li. FLiJGKL, die CEaartN der Hanelitisrben Rechtsge lehnen. IM*, 2* Ngr.
Hill GlIST. HllnlM-:\. das Stra[end(irllisrbc Gutachten. I8fi0. 2t Rgr.
H. C, VON »Ell GABELENTZ. über das PoaaiveB. Eine snracb verde ich ende Abhnnd-
[■ I WO«. 28 Ngr.
TH. MOMMSEN. dieChronik desCnssiodorusSeuaturv. J. 519 n.Chr. 1861. 1 Thlr IDNfr.
OTTO JAHN, Über Dai Stellungen griechischer Dichter au. Vasenbildern. Mtl 8 Tafeln
1861. 2 Thlr.
VIERTEKBAND. Mit 2 Tafel», horh 4. 18«iö. Preis 6 Thlr.
J. OVEItBECK, Beitrage zur Erkenntnis! und Kritik der Zeiisreligion. I8ttl. 28 Ngr.
6. HARTENSTEIN. Locke's Lebre von der menschlichen Erkenntnis* >n Vcrgleichung
mit Leibnilt's Kritik derselben dargestellt ISi.l. I Thlr ll) Ngr.
WILHELM KOSCHER. Die deutsehe Nniunak..konnmik U der ttränzschcide des sccli-
.'.■rniii'n und siebzehnten Jahrhunderts. I8U2, 20 Ngr.
JOH.GL'ST. DROVSEN, Die Schlacht von Warschau Hüft Mit I T»f. 1863. ITalr.lt Ngr.
AlG. SCHLEICHER, Die Lnlerscheiduug v&t H U und Vet-bmii in der liulliehen
Pam. IMS. 2t Ngr.
J. OYEHBECK. afcer die Lade Jm hVaaab». ttil I Tafel. IMS. 28 Ngr.
FÜNFTER HAND. Mit G Tafeln, hocb-4. 1870. PreuKTOr.
K, MI'l'l-.IIUEV, die- leges Annales drr P.Va.M««D n.-f.uhliL.
JOH «(IST DIIOVSEN, da, IWamriit drscrotte» Hurfürsn ,,
<;EOR<; CUHT1ÜS, Zur Cbronalotie der ladogenaanifebeN Sp rieb für** tao«|
OTTO JAHN, über Darrtel lunpm de* Handwerk* und Nandctsrerkean
Waadaemilden IS6B. I Tbir i>iv
ADOLF EBERT. TcrtullUn'i VerbKIralu ia Minnd« Felii, nrl.il riw« *..***
Caanaodlaa'f oanaea ipnlapileDB. 1868.
GEORG VOIGT, die Denkwürdigkeit«) (1807—1236 des Mim.riteu J«.r<UaM .,«
Qtmo, WO.
CONRAD BURSIAS . Erophile. Valsürgriech lache Tragoedie von Georgioa Ck«r-
tatzes aus Kreta Ein Beitrag zur Qeaeaicnte de) nenarieeliiaehw] od
nischeu Litteratiir. 1870.
SECHSTER BAND.
MORITZ VOIGT, Uiier den Hedeutunpswechsel gewisser die Zurechnung und da
OeOQomiBohen Erfolg einer Tluit bezeichnender technischer latiiniMliev Aa»
drücke. IS73 I TU:
GEORG VOIGT, die Geschieh lach reibung über den Zug Karls V. gegen Tw»
1*72
ADOLF PGIL1PPI. Über die Klinischen Triumphalreliefe und ihr,
der KmiBtgcBc.hirlit«. Mit :i Tafeln.
LUDWIG LANGE, Der homerische Gebranch der Partikel Ei. I Eil
Ei mit dem Optativ. 1 TMr
Der homerische Gebrauch der Partikel Ei. II Ei keu an mit
Optativ und Ei ohne Verbum Finitum.
SIEBENTER BAND.
H. C. VON DER GABEI.ENTZ, die Meianesisehen Sprachen nach ihrem gramina-
" r sich und mit den Mab.i.
a Thr
tischen Kau und ihrer Verwandtschaft c
Basischen Sprachen Zweite Abhandlung.
Leipäff, Oclober 1873.
8. Hirzol.
BERICHTE
ÜBER DIE
VERHANDLUNG!: \
HEB KÖNIGLICH SÄCHSISCHES GESELLSCHAFT DER WISSKKSCHAFTKK
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH - HISTOKI8CHE CLA88E,
VIER UND ZWANZIGSTER BAND.
IS72.
MIT I LlTHOOaiPBTlITni TAFEL.
er. 8. I'reiB: 10 Ngr.
INHALT:
Drobüfh, statistische Untersuchungen des Distichon 'von Herrn Dr. )tultgr*ti.|
,tf. Voigt, über das römische System der Wege im alten Italien
(ierädurf, einige aufgefundene Original briefe aus dem XIV Jahrhundert.
DIE
EPHETEN in» der AREOPAG
SOLON
LUDWIG LANCE
UTOUSS IM.tl KilMill. >Ai(IS. liESM.l.SLHAFT UHR W W:-LNSrll A M't.S'.
Dea VII. Banden der Abhandlungen der philoki^iseU-lii-tocieclieii Claaae der Ki)nigl.
Sjiehaiäeben Gesell.-clnift der Wisaenschaiien
'
LEIPZIG
BEI S. HIKZEL.
1S74.
ABHANDLUNGEN
UIKK
KÜNIGL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZV LEIPZIG.
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE CLASSE.
Frei« 6 Tblr.
r einge legten Lrkiu-
ERSTER BAND. Mit einer Karte, hucli t. 1850. broch.
K. WESTEHMANN. Inlersuc.hungen über die in die attischen li,
in, 2 AM rlluuf i'ii.
f. A. UKERT, über Dämonen, Herueu und Genien. U Nrr
TU . MOMMSEN, über das römische Münzweseu. 1 Tblr. M Vr
E. v. WIKTERSHEIM, rler Feldzug dm Gennanicus an der Weser. 1 Tblr.
G. HARTENSTEIN, Darstellung der Rechtsphilosophie des Hugo Grolin». IS Ffe.
TU. MOMMSEN . über den Chrono Graphen vom Jubre 334. Mit einem Anhäufe über die
Quellen der Chronik des llieroinmus . I Tblr. 14 V.
ZWEITER BAND. Mit 3 Tafeln, hoch 4. 1857. broch. Preis 7 Thlr. 10 Ngr.
W. RÖSCHER, zur Geschichte der Englischen VoIlt»wirtJweiitUtekre im seeh»ebnl«i
und siebzehnten Jahrhundert 1831. 1 Thlr.
Nachtrüge. 1832. t V
J. G. DROVSE.N. Eberhard Windcrk. (MS, 3 t Itjr.
ntHOHMSE«, Poleniü Silvii latarcului. 1833
. Volusii Maeeli Uftribatio partium. 1853. I >pr
J. G. DRÜYSEN, iwei Verzeichnisse, Kaiser Karla V. La»ric, seine und »ine. I.
Einkünfte und anderes betreffend. I Sät. .'" Hfl
TU. MOMMSEN . die Stadtrechte der launischen Gemeinden Salpensa und Malaca in d> -
Provinz Baetica. 1835. 1 Thlr
Nachtrage. 1835. I« Ngr
FRIEDRICH ZARNCKE, Die urkund lieben Quellen zur Geschichte dei Univer.itil I.-i,
in den ersten 150 Jahren ihre* Rcslelirns. 1837.
DRITTER BAND. Mit 6 Tafeln, hoch. 4. 1861.
H. C. VON DER GABEI.ENTZ, die Melaoesisehen Spra
Hau und ihrer Verwandtschaft nifler sich und u
Sprachen. I8nl).
G. I li t.KI, die C lassen der HaneHtUoi
JOH. GUST. MHitl Si;\. das Stralcnd«.
H. C. VUV DER GAKELENTZ, über d
l,.'i|i:.(
3 TMr.
Preis s Thlr.
reu nach ihrem grammatische«
I den Malaiisch - 1'olyneaisrhrn
2 Thlr. « Ngr.
n Rech Isgeleh eleu. 18ÖTI.
sehe Gutachten. 18t.ll.
i Pnssivum. Eine sprach vergleichende Abhand-
lung, löoll.
Tit. MOMMSEN, dieChronilidBiCBSsiodürusSenalnrv.J.ölUn Chr. 1801. 1 Thlr. 10 Sir.
OTTO JAHN, über Darstellungen (riech lieber Dichter mr Vasenbildern. Mit 8 Tafeln.
1861. 1 Thlr
VIERTER BAND. Mit 2 Tafeln, hoch 4. 1865. Preis 0 Thlr.
J. OVERBECK, Beitrage zur Erkenntnis und Kritik der Zeusreligion. 1861 .
G. HARTENSTEIN, Locke's Lebre von der menschlichen Erkenntnis» in Vergleich»*
mit Leibnilz's Kritik derselben dargestellt. 1841, 1 Thlr ItfXrjjr.
WILHELM RÖSCHER. Die deutsche Nationalb'konomik an der Grinxuaeidt di
zehnten und siebzehnten Jahrhunderts. 18112.
JOH. GLSt'.DROVSEN, Die Schlacht von Warschau IÜ56 Mit | Tai. 18*3. IThl.
AUG. SCHLEICHER. Die Unterscheidung von Nomen nnd Verb um in rler lautlichen
Form 18nr.. U RfT.
J. OVERBECK, über die Lade des Kvpsclns. Mit I Tafel. I8Ü3. 99 Ngr.
FÜNFTEN BAND. Mit 0 Tafeln, hoch-4. IB70. Preis 6 Thlr.
K. NIPPERDE, , die IqfM Am. lies der Röumch«,. Rv|...|]iik. 18», 24 Ngr.
JOH. GLST. DROVSE^.dajTeslimerUdt'sgroas^ii Kurfursicu. IBM, 24 iNgr.
(;Kl>Hi:(:L'rtT|[.S,Zui'(;hi.iii..|.>sicd.liiJoK.:i-msii. S|.f»fhf.>rscljutjS. 2. Aufl. 1878. 20 Ngr.
OTTO JAHN, iibi't DarttaRnfra 6*1 Hni.dv.rrln und Handelsverkehrs uul ' antiken
WnidKeniitlden. 180». I Tfclr. 10 Np.
ADOLF EBBRT, TerlulliaiTi VarMUlaiM »■ Minuciu» Felix, orbsi einem Auhm* über
Cniiimodian't gniH ipohlpttaiB,, 1888, 21 N«t.
GEORG VOIGT, die Denkwürdigkeiten ;1207— 1338] des Minoriten Jordanus von
Giano. WTO, 28 Ngr.
CONRAD BLRSIAN . Erophile. Vulgärgriec Irische Trogoedie von Georgs Clior-
lataes aus Kreta. Ein Beitrug zur Geschichte der neugriechischen und der itaiiü-
nischen Litteratur. }*:<>. 24 Ngr.
SECHSTER BAND.
MORITZ VOIGT, über den Bedeutung« Wechsel tr.iwiaser die Zurechnung und den
öconoinischrn Erfolg eiu.-r Tlmt beicicliDenaer technischer lateinischer Aus-
drücke. 18«. I Tlrir. 10 Ngr.
GEORG VOIGT, die Geschieh tschreibung über den Zug Karla V. gegen Tunis.
1S72. 2u Ngr
ADOLF PHIL1PP1, Über die römischen Triumphalreliefe und ihre Stellung in
der Kunstgeschichte. Hit 3 Tafeln. 1 Tblr. 6 Ngr.
LUDWIG LANGE, Der homerische Gebrauch der Partikel Ei. I. Einleitung und
Ei mit dem Optativ I Thlr. 10 Ngr.
Der homerische Gebrauch der Partikel Ei. II. Ei keu au; mit dem
Optativ und Ei ohne Verbau) Finitum. 20 Ngr.
SIEBENTER BAND.
H. C. VON DER 6ABELENTZ, die Meiauesi sehen Sprachen nach ihrem gramma-
tischen Bau und ihrer Verwandtschaft unter sich und mit den Malaiisch -I'oly-
nesischen Sprachen. Zweite Abhandlung. 1873. 2 Thlr. 20 Ngr.
LUDWIG LANGE, Die Epheten und der Areopag vor Soloti. 2u Ngr.
Leipzig, März 1874.
S. Hirzel.
SITZUNGSBERICHTE
DER
KONIGL SÄCHSISCHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
KLEINERE ABHANDLUNGEN.
HEHICHTK über die Verhandlungen der königlich sächsischen (ie Seilschaft der
Wissenschuften zu Leipzig. Erster Band. Aus den Jahren 1846 und 1847.
Mit Kupfern, gr. 8. 12 Hefte.
- Zweiter Band, Aus dem Jahre IS48. Mit Kupfern, gr. K. 6 Hefte.
Vom Jahn; IKi'.l au sind Jii* lirrirlite ili-r lii-i.ltui Cln.— in iirirui-nl crsehietiirn.
Muli,.-m.nisd, - jhvsische Cuuse. 1849 13 1850 (3; 1851(2: 1852 (;
1853 (3) 1854 3i '1855 (2) 1856 (2. 1857 (3) 1858 (3) 1859 (1) 1880 jjj
1861 m 18112 (I! 18(i3 IS) 1804 ll 1865 (1) 1860 14) 1867 (4) 1868 (3,
181.9.4 187(1 15 1871 (7). 1872 (4 mit Beihefti. 187:1 5
Philologisch - historische Osse. 1849 (5) 1850 (4) 1851 (ä) 1852 (4
1853(5, 1854(6 1855(4) 1856(4) 1857(2 1858 2 1859 4 1860 4
1861 (4) 1862 1 1863 3 1864 ,3 18115 |l 1866 (4) 1867 (2 1868(3)
1869 [3, 1870 (3j 1871 (1) 1872 (I).
Jedes Hell der Seriell, <■ ist eiMeln iu dem Preise n.ii Itl \er /u hui,.,..
An. dr„ lierJclilLM. Iieioniler« .ligeimkt
C. LUDWIG. Arbeiten aus der physiologischen Anstatt zu Leipzig. Erster
bis Siebenter Jahrgang. IS6(i — I S72 . Mil Tafeln und Holzschnitten.
Preis des Jahrgangs : 1 Thlr. III Ngr.
SCHRIFTEN
DER FORSTLICH-JABLONOWSKISCHEN GESELLSCHAFT ZU 1 1
ABHANDLUNGEN bei Begründung der Königl. Sächsischen titaalU
schalt der Wisseusc hafien am Tage der zwd hundertjährigen Geharte-
l'eier Leibnizens herausgegeben von der FürslL JablonowsJtischen tieM
Mit dem Bildnisse von Leihniz in Medaillon und zahlreichen Holzschnitten und
Kuplertafeln. 61 Bogen in hoch 4. 1846. brach. Preis 5 Tlilr
PREISSCHRIFTEN gekrönt und herausgegeben von der Fürsilie*
Jablonowskischen Gesellschaft.
[i Leihniz iTfiimi
ihhandbiiir. v»n ,1, .
1. II. GRASSMANIN, Geometrische Analyse geknüpft li
trjsea« Ciaraeterlstlk. Mir einer ■■ilüulrrndm Ibhandlung um i.
hoch i. 1817. M \tr.
2. II R. GEIN1TZ, das Quaderfebirjn; oder die Kreideformatinn in Sachsen, mit BrriYtikfc
tipin,; der (laaknnitrcictaen Schiebten. Mil I c.l.ir. Tafel, hncl t. 1830.
3. J. ZECH, Astronom ische L'iiivrsiichmifcrri «her dir Mniiil(iosk'rui.>je de* Alm* (reit.
tio.h i. 1831.
i. J. ZECH, A-Iniiniiiiisi'lji* t nniMuliiiii^iii über dir n irli tigeren Polstern i v.r. «rK hr n>o
<lrn Sc Im II steilem des dänischen Alienhuins erwkbut «erden, boeh .. 1853. M rtpr.
5. 'I. B, 6EINITZ. Darstellung der I "t-. . .-■ den Ilamichen-Ebersdorfer <md de* FUhw
Kohlenbauin*. hoch 4. Mit It Kuafortafeln in gr. Patin IM. * Tblr.
B. TH. HIRSCH, Danxiga Handel»- und Gewerbigeschiehte untBrdei lln-...,i, ,
sehen Ordens, hoch t. 1858. 2 Thu
7. H. WISKEMAfW. dir antike Land «irthstbi.lt und do* von Tbün«n*che Gesetz, im den
ilten Schriftstellern dargelegt. I85U.
B. K, WERNER, L'rUndltche Geacbiefate der Iglauer Tuchmacher Zon». IUI. 1 Tllr
B, V. BüHWEltT, BeilrBge zur Geschichte das Zunftwesen*. 1865. I Tblr. I" Vr
tU, H. W1SKBHANN, Darstellung der in Deutschland inrZeil der Rel..rm»U...
den nntinnalbkonoini»chen Ansichten. 1862. I Tblr. In "igr,
II. K. L. ETIE\NE LASPEYRES, Geicbiehte der volkswirtschaftlichen Ansefaanuuce-
der Niederländer und ihrer Ulleralur zur Zeit der Republik. 1863. 2 Tbl
IS. I. PIKENSCHER, Untersuchung der metamurphiacbeu Gesteine der Lwnmi
fcrbalbiaael. 1867.
13. JON. FALKE, Dir Geschichte des Kurfürsten Auguai tun Sachsen in >-ii-
lieber Beziehung. 1865- I Tt.lr M N|l
14, B. BÜCHSENSCHÜTZ . Die Haupts tätten des Ocwerbfleisaes im cl «ssiseben
Alterthuniu. 1889. 28 Sgt
15, Du. HUGO BLÜMNER. Di« gew erb liehe Tliütigkeit der Vülker de« o
Attetthnma. 1806, I Thh
16. HERMAXX ENGELHARDT. Flora der BraunkohlenfonnaÜm in, S
Sachse». Mit 15 Tafeln. 1870. I TWr.
IT li ZEIS8BERG, dieiiolniRcherieBobiohtscsroibimt'deuMittpliilters. 187
•*J>*tg.
S. Hirzel.
ZUR CHAEAKTERISTLK
ÖNIG JOHAM'S VON SACHSEN
IN SEINEM VERHÄLTNISS
zu
WISSENSCHAFT UND KUNST.
GEDACHTNISSREDE
\W VERANLASSUNG DER KOMM, SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
BEHALTEN VON
DB- JOHANN PAUL vos FALXENSTEIN.
s VII. Bande« der Abhandlungen der philologisch- historischen Clusne der Königl
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
LEIPZIG
BEI S. HIKZEL.
1874.
ABHANDLUNGEN
DE!
KÖNIGL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFT
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE CLASSE.
Preis 6 Tblr
ERSTER BAND. Mit einer Karte, hoch 4. 1S50. broch.
A. \\ RSTERMANN, Untersuchungen über die in die attischen Redner eiaujel*fle« l run-
den. 2 Abhandlungen. 1850. ■ 1 Tili.
F. A. LUE KT, üIiit |liiiiiii»rii. Heroen und Genien. IS50. "!i ^p
TU. MOMMSEN, über das römische Miinzivesen. 18». I TM
E. x. WIETERSHE1M, uerFeldzua; des Germanien* u du Weser. 18H 1 Thlr.
G. HARTENSTEIN, Darstellung der Rechtsphilosophiedes HugnGr..tins. IG
TH. MOMMSEN . iiln-r riVn Che ^ruphen vom Jahre 354. Mil einem Anhange über dir
y.iellen der Cfcrwiik des Hieronymua. 1850. 1 Thlr. |0 Ngr.
ZWEITER BAND. Mit 3 Tafeln, hoch 4. 1S57. broch. Preis 7 Tblr
W. KOSCHER, mr Geschichte der E oft liehen ValkawlrttMekaAileaM ■■ »tlwrttH
und sieb/rtiiiliii .l.ilirlmri'li-rl Ifläl.
Nachträge. (8W.
J. G. DROYSEN. Eberhard YVindeck. IB53.
TH. MOMMSEN, Pulemü Silvii toteres In«. 1853.
Volnsii Maeriini tltatribuLin partium. 1853.
J. G. DROYSEN, zwei \ rrzeiebnisse , Kaiser Karls V. Laude, s
Einkünfte und anderes betrerleucj. 1854.
TH. MOHMSEN, die Stadtrrchte der latintocheii Gemeinden Snlpensa und Malaca in i
Provinz Raeticn. 1855. I Tblr.
Nachtrage. 185J.
FRIEDRICH ZARNCKB, Die urktt nd liehen Oueilen zur Geschichte der Universität Uip«;
in den !M>t<-n Ijii Jahren ihm Bestehens. ISN-
DRITTER BAND. Mit H Tafeln, hoch. 4. 1861.
H. C. VON DER GAHELENTZ, die Metoiicsisrhcn Sprich™ nach ihrem. grai»m»ti«el
(tun und ihrer Vrrnaiidlsdmli unler fWh und mil den Mul:
Sprachen. I8B0. 1 l l.
(,. FLÜGEL, die Classen der Hanefltiacheo Recbtsge lehnen. 181)0.
.Irtll. GÜ5T. DROYSEN, das Strtle»*j rfftebe Gutachten. 1860.
H. C. VON DER GABELENTZ, über das Pnssivuin. Eine sprach vergleich ende Abhand-
lung. 1860. 18 >it.
TH.MOMMSEN, diethronik desCassiodurusSrnatorv, J. 519 n.Chr. 1861. 1 Thlr. !0 V
OTTO JAHN, über Darstellungen griechischer Dichter auf Vnsenbildcru.
IUI. * tThlt.
VIERTER BAND. Mit 2 Tafeln, hoch 4. 1805. Preis l
J. (IVERBECK, Beiträge zur Erkenntnis« und Kritik der Zeusreligion. 1801 . 38 Ngr.
f.. HARTENSTEIN, Locke's Lehre von der menschlichen Erkenntnis« in Vergl*>eh«n(
mit Leibmlr's Kritik derbelhen dargestellt. 1881. 1 Thlr. [.i \ft.
WILHELM RÖSCHER, Die deutsche Nation» [Ökonomik an der GränMCbei«
zehnten nd siebzehnten Jahrhunderts. IBM. 20 Piff
JOH.GUST. DROYSEN, Die Schlich» von Warschau 1656. Mit I Taf. 18*3. I Thlr. 1 4 Ngr
Alt;. SCHLEICHER. Die Unterscheidung von Nomen uad Verhutu in der laMlicawa
Korm. I8B5.
■
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l l.'ipthC
iTW.
Preis S Thlr.
J. OVERBECI« über
i- Lade
hypsr
. Hii i TaM
1855
■
NFTEH BAND. Mit 6 Tafeln. Loch-4. 1870 Preis 6 Thlr.
K. NIPPERDEV, die leges Analtet der Römischen Republik. 1865. 24 Ngr.
JON GLST. DROYSEN, dis Testament desgmsseii Kurfürsten. IBM. 21 Ngr.
fiEORliCL'RTIlS.ZurCbrou^Ingitd.lDdogernian.Snrjclirorschiing. Mafl. 1B73. »Kp.
OTTO JAHN, üb» Darstellungen de« ll.udiverks und Handelsverkehrs auf antike»
Wiadgenild«. 1868. 1 Thlr. IQ Nur.
ADOLF EBBST, TertoüWl Verhältnis* zu Minutiös Felis , nebst einem Anhang über
i; nndian's iiimeri »finlngelii-um. 1888. 24 Ngr.
GEORG VOIGT, die Denkwürdigkeiten (1207—12:18. des Hluwften Jordnmis von
Giano. 1971). 28 Ngr,
CONRAD BL'BSIAN, Erophili*. Vulgär-griechische Tragödie von Georgia» Chor-
tutzea iuis Kreta. Hin Keihui: /.m Geschichte der n»1""-1""1,1
ntsehen Litteratnr. 1970.
ECHSTEK BAND.
MORITZ VOIGT, iil.er dun BedgnturJjHWMfeMl Mwtaer die Zurechnung und den
üconomiürlif>H Erfolg einer Thal beteiehneudei technischer lateinischer Aub-
drücke. 1872. 1 Thlr. 1« Ngr.
GEORG VOIGT, die Geschieh (Schreibung über den Zug Karl» V. gegen Ttiiiin.
1972. 2u Ngr.
ADOLF I'lllLIPPI, L'ber lue römischen Triumphalreliefe und ihre Stellung in
der Kunstgeschichte. Mit :t Tafeln. 1872. t Thlr. 6 Kgr.
LUDWIG LANGE, Der homerische Gebrauch der Partikel Ei. I Eiülettaog und
El mit dem Optativ. 1871 1 Thlr. 10 Ngr.
Der homerische Gebraue h der Partikel Ei. 11. Ei ken an mit den
Optativ und Ei ohne Yerbuui Finituni. 1873. 20 Ngr.
EBENTER BAND.
II. (' V"N HER GAISELENTZ. die Melniicsiächeii Sprachen nach ihrem gramma-
tischen Hau und ihrei Verwandtschaft unter sich und mit den Miilaiisch-l'uly-
nesiaehen Sprüchen Zweite ÄMradtmig. IST». 2 Thlr. 2i> Ngr.
LUDWIG LANGE. Die Ephelen und der Areopag vor Solon. 1S7J. M Ngr.
J. P. VON FALKESSTEIN, Zur Charakteristik Koni* Johanns von Sachsen in
seinem Yürhiilim** im Wissenschaft und Kunst. 1*74 J «> Ngr.
LtWttC, März 1874.
S. Hirzel.
SITZUNGSBERICHTE
KÖN1GL SÄCHSISCHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
KLEINEM i: AI'.IIANDLISGEN.
BERICHTE iil.et die Verhandlungen der königlich Mchsiseben GesaüsebaA der
Wissensclnilleii zu Leipzig. Erster Bund. Aus de» Jahren 1840 und 1S47.
Mil Kupfern, gt. 8. 12 Hefte.
— Zweiler Bund. Aus den Jahre 1848. Hit Kupfern, w. 8, 6 Hefte.
Vom Jahre, 1649 an miii! die Berirlrte der beiden i:i.i.M-n (.etr.nul . v.,l,;.n,L:
— Mathematisch -phvsische Clusse. 1849 3 I85U 3 185! 2 1852(2]
1853 3 1854 3 1855 2 1850 2 1857 3 18.'>8 3 1859 ,4 1860 (3)
1861 ;2, 1802 [1 1863 2 1864 :1 1865 1 1866 h 1867 ,4 1868 3
1869 4 1870 ö 1871 (7;. 1872 (4 initBeili.lt . 1873 5 .
— Philolngiseh - bistoriMhe Chis.se. ISi'.i 5 185*) ', lsr>l B 1852 i
1853(5, 1854(6 1855 4 1856 4 1857 [2 185s 2 1859 4 186» 4]
1B6J 1 1862 I 1863 3 1864 (3 1865 I 1866 4 1867 (2 1868 3]
1869 [3j 1870 [3: 1871 [i] 1872 (1.
Jedes Heft der Rerielite ist einzeln MI dem Pfeife MO I" Nur BO haben
Aus den Reiii'tiien lies Iris al. sedruckt :
LUDWIG, Arbeiten aus der nliysinlogisrhüii Anstalt /.u !.ei|>/;
bis .Siebenter Jahrgang. . I Sc,«i* — 1*72 . Mit Tafeln ttntl Holz schnitten.
l'reis ries Jahrgang*: t Thlr. 10 Ngr,
SCHRIFTEN
DER FORSTLICH-JABLONOWSKISCHEN GESELLSCHAFT ZU LEIPZIG.
ABHANDLUNGEN bei Begründung der Koni gl. Sächsischen Gesell-
schaft der Wissenschaften am Tilge der zwcihundertjÜfiT i|
feier Leibnizens herausgegeben von der Fürst!. Jablonowskiscbeii Gesellschaft.
Mil dein Bildnisse von Letbniz in .Medaillon und zahlreichen Holzschnitte» mi
Ku;il>mfrln. 61 Bngen in horh 4. 1846. broch. Preis b Thlr.
PREISSCHRJFTKN gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich
Jablonowskischen Gesellschaft.
i erfundene £*»•<-
. II. GRASSMAIVN, Geometrische Analyse geknüpft an dir *M Leibni:
Irische Characlnristik. Mit einer erläuternden Ahhsudlung i
hoch 4. 18*7.
A. F. .Vit»
50 Rp,
1. H.B. GEINITZ, das Quudergebirpe »der die Kreide Furniii(ion In TTailbii ll.aiilllllajallial
ligung der gl auko nilreichen Schichten, Mit 1 colur. Tafel, hoch 4. 1810. Ift Np
■l. .1. ZECH , Astronomische Untersuchungen über die Mnndfinsternis.se des Abnage«.
hoch 4. (851. 10 Mfr-
i. J. ZECH, Astronomische Untersuchungen über die wichtigeren FioKlernisse, welrhr *m
den Schriftstellern des 1-liiasi scheu Atrerihuras rntähnl »erden, buch 4. ISS3. 20 Ngr.
5. il ß. GEINITZ, Darstellung der Flora des lliiuichen -Ebersdorfrr und des rlöB«r
Kublcnbassins. hoch 4. Mit 14 Kiinferufeln in gr. Polio. 1854. 8 Thlr.
I. TM. HIRSCH, Dantigs Handels- und Gewerttfesokiefcte Haler der Herrschaft de» deai-
tchen Ordens, hoch i. 1858. 1 Thlr. M HfT.
7. H. WISKEMANN, die anUkc Laadwlftaseban und das von Thiinei.sche Gesell, atta des
alten Schriftstellern dargelegt. 1859. 11 NfM
8. R. WERNBH, Urkundliche Geschichte der Iglaocr Tuchmacher-Zunft. 18hl. I Thlr.
•J V. BAUMERT, Beitrüge anr Geschichte des Zunftwesens. 1862. 1 Thlr in !\*r.
10. U W1SKEMANN, Darstellung der in Deutschland aar Zeit der Relnrmalioa berrteVa-
den nationalökonomiachen Ansichten. 1862. t Tblr. Hl \'*t
11. E. L. ETIB\NE LASPEVRES, Geschichte der volkswirtschaftlichen Anschauungen
der Niederländer und ihrer Litte rat nr zur Zeit der Republik. I86S. 2 Thlr. 10 V-
12. J. FIKENSCHER, Untersuchung der metamornbisrben Gesteine der Lunaruauer 8eUa>
ferhnlbinsel, 1867. 30 Ngr
13. JOH. FALKE, Die Geschichte des Kurfürsten August vou Sachsen in vnlkioinawhan-
licber Beziehung. IBÖI. 2 Thlr. 2(« !Xgr-
14. B. BÜCHSEN SCHÜTZ. Die Hauptstätten des Gewerbfleisses im clas*iae.b«>
Air.- ri Imme. 1&69. 18 Sgt
15. Dr. HUGO BLÜMNER, Die gewerbliche Thäiigkeit der Völker des elastischen
Alterthums. 1889. I Tblr. lONgr.
IB. HERMANN BNGELHARDT, Flora der Braank.mleufürmation im Königreich
Sachsen. Mit 15 Tafeln, 1670. 4 Thlr.
17. H. ZEISSBERG, die polnische Resohichttchreibung des Mittelalters i -
tiptlg.
S. Hirzi'l.
d llreitkupf und Hlitel in lripl.%.
UJKlt DAS
AELIFS-
UNI) SABINUS-SYSTEM,
WIE DBEB
EINIGE
VERWANDTE RECHT S-SY8TEME
VON
MORITZ VOIGT,
mwLuuj
l'LU ECKIGL. ÄÄL'HS oLSKI.L.-CHAIT I.Kli WlnriKNSCHAmS
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Des Vll. Bande» der Abhandlungen der pbifologUcli-hbtiimdui] riaase der König!.
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
N« IV.
LEIPZIG
11 E I S. H I B Z E L.
ist:,
ABHANDLUNGEN
DBB
KÖNIGL SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSKNSCHAFTKN
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE CLASSE,
STEE BAND. Mit einer Karte, boch 4. 1851). brotA.
A. WESTERMANN, Untersuchungen Über die in die attischen Radnei eil
2 Abhaud lungen. 1850.
V A. UKERT, Über Dämonen, Heroen und Genien. I6.il».
TU. MOMM8EN, Über das filmische Mlhwweseii. IBM.
E. v. WIETERSHE1M, Der Feldsug des GerinanicuB an der Weser 1850
G. HARTENSTEIN, Darstellung der Rechtsphilosophie des Hugo Qrotius, 1860.
TH. MOMMSEN, Über den Chrom.srnpben vom Jaliro 354 Hit einem Anhan,
Quellen der Clironik des Hieronyranii. I85U.
EITEHBAND. Mit 3 Tafeln, hoch 4. IS57. brooh.
Preis »IL
■
Nachtrag*. 1852.
J. G. DROVSEN. Eberhard Windeck. I85J.
TH. MOMMSEN, Polemii Silvii liitcrculus. 185a.
— ■ Volusii Maeciatii tüstributle partium. 1853.
J, G. DROYSEN. Zwei Verzeichnisse, Kaiser Karls V. Lande, seine nod Mioei G
kllufte und linderes betreffend. 1854. 1 M
III HOHHSEN. Die Stadtreohle der latiniBchen Gemeinden Salpensa und Malaca in Um
Provins Baetica, 1855.
Nachträge 1855. 1 M. I
FRIEDRICH ZAHNCKE, Die urkundlichen Quellen a
in den ersten I5U Jahren ihres Bestehens. 1857,
UTTERBAND. Mit 8 Tafeln, hoch 4. 1861.
■ Geschichte der Ontvc
«
O, FLÜGEL, Die (.'lassen der Hanen" tischen Rech «gelehrten. 1860. 2 M. 40 Pf
JOII. ÖÜST. DROYSEN, Das Stralendorf fische Gutachten. 1860. 2 H tu if
H. C. VON DER GABELENTZ, E'lwr das Puseivuw. Eine spraehver/n-:
1660. 2 M. ftl h
TH. MOMMSEN, Die Chronik des Cassiodoms Senator v. J. 519 n. dir 1861. 4 M
OTTO JAHN, Über Darstellungen griechischer Dichter auf Vasenbilden.
RTEIi HAND. Mit 2 Tafeln, hoch 4. 1805.
J, OVERBECK, Beiträge zur ErkenntnisB und Kritik der Zeusreligion. ISf.l 3 M. 80 lf
G. HARTENSTEIN, Locke's Lehre von der mcnseli liehen Erkenntnis
Leipoiz's Kritik derselben darstellt. t-M. 4 11
WILHELM RÖSCHER, Die deutsch*' NationalÜkonomik an der Grüns sc beide- des sccfcscliuu-i
und siebzehnten Jahrhunderts. 18U2.
JOH, GUST. DROYSEN, Die Schlacht von Warschau I65B. Mit I Tafel. 1603
AUG. SCHLEICHER, Die Unterscheid unn von Nomen und Verbum in der lantll
1865.
J. OVERBECK, Über die Lade des Kypselos. Mit. 1 Tafel 1665.
'n-ii-
IN M
2 M
40 l'f.
I M
*u Pf.
181
1. -2 M.
ik.-ii
Wand-
FÜNFTER HAND. Mit 0 Tafeln, hoch 4. 1870,
K NIPPERDEY, DI« \egvs Annale der Römischen Republik. IKS.
JOH. GDST, DK0Y8EN, Du» Tesume.it des groaseu Kiirfiirsteii. IBM
GEOBG CÜBTI08, Zur Chronologte der Indogannan, Snnehfonetnug. >. Auflagt
»OTTO JAHN, liier Darstellungen des Handwerks und Handelsverkehrs auf a-ii
gemülden 1^<.^
ADOLF EBERT, Tertullhm's Verhältniss zu Mioucius Felix, nebsl einem Anhni
median* ennnen »{Hilo^OLicuiii. 1 *-+j**. '1 M
GEOBQ VOIGT, Die Denkwürdigkeiten (1207—12391 des Hfnoiilan Joidamu
II» Pf.
von abno.
2 M. ho l'f.
CONRAD ItURsiAN, F.K.jhhiip. ValtfbpriMtilaoa« TragOBdi« von GeorgiM ChorUtaea atn
Kreta. Ein lleitrag nur Geschichte <[■ r neugriechischen und der italienischen Uru-mtiir.
SECHSTER HAND. Mit 3 Tafeln, hoch 4. 1874.
4U Pf.
Preis 21 M.
MORITZ VHltiT. 1 lier den I irden tun gs Wechsel gewisser die Zurechnung und den üciinc.ini sehen
i M
I8TJ 1 M.
der KuBst-
:i M. KO Pf.
Ei mit dem
i OpU
Erlolg einer That heeeichn ender technischer lateiniseher Ausdrucke. f-'2
GEORG VOIGT. Die Geseh ichtschreibung über den Zug Karls V. gegen Till
ADOLF PHILIPPI, Über die römischen Tiiumnhalreliel'e und ihre Stellung
geaehlcbte. Mit 3 Tafeln- IMS.
LUDWIG LANGE. Der homerische Gebrauch der Partikel Ki. 1 Einletinug i
Opiaüv. 1878,
Der homerische (iebrauch der Partikel Ei. II, Ei ken au mit d
Ki ohne Virlinm Finiinin. IS":i-
GEOllG VOIGT. Die Gcschiclitachreibuug iil.ur den s.lim;ilk:.!di>chen Krieg. 1674, H M.
SIEBENTER BAND.
H. C. VON DER GABELEN'TZ, Die Melaneeischeu Sprachen nach ihrem gnm um tischen Bau
und ihrer Verwandtschaft uuter sich und mit .Itn Malaiisch- l'nK'ncMselieii S|n ni-licii
Zweite Abhandlung. IÖ73. - 11 .
LUDWIG LANGE, Die Epl.eten und der Areopag vor Snlon. 187*. 2 M.
J. P. VON FALKENSTEIN, Zur Chnrakteriaiik König Johann1! Hm Saehaen m »l l
bältniss zu Wissenschaft und Kunst. Vftt. I Jl. N Pf.
MORITZ VOIGT, Oh« das Aelius- und Sauin na -System, wie über einige verwandte Recht*-
eystenie. 1875. 4 M
Leipzig, Juli tSTS. S, Hirzel.
SITZUNGSBERICHTE
KÖNIG!. SiCHSßCHES GESELLSCHAFT DKB WISSENSCHAFTEN.
KLEINERE ABHANDLCNOEN.
BERICHTE über die Verhandlungen der Königlich Siiehsischen Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Leipzig. Erster Band. Aus den Jahren IS40 und 1847. Mit Kupfern.
gr. 8. 12 Hefte.
Zweiter Band. Aus dem Jahre 1846. Mit Kupfern, gr. 8. i'> Hefte.
Vom Jahre I '-49 an sind die Berichte der beiden Ulasaen getrennt eiaeiiieueu
Mathematisch-physische Classe. isiil \Y 1850 3 1851 2 1853 1 1853 3]
1654 3 1855 (2) 1S56 (2, 1857 3 L858 3 1859 i 1880 3 1861 2 1882
(I) 1863 [3 1864 I 1865 i ISO« 5 1867 I 1868 3 1869 l isTn [5]
[871 7 1872 4 mit Beiheft) 1873 i7) 1874 0.
Philologisch-historische Ciasse. IS1!I .*. Is.M) I isr.i ."- IV»2 I] 1853 5]
1854 8) 1855 i 1856 i 1857 2 1858 2 1859 i 18611 l 1861 i 1862
I) 1SÜIS (3J 1S64 (3' ISI15 il; Ivili l IM>7 2 1868 3 1869 3 1870 3|
1871 (1) 1872 (lj IS73 ,1 1874 2
Jedes lieft der Berichte ist einzeln zu dem Preise von I H&rk eii iin l,. in,
Alis den lleiii lileii besoudirs abgi druckt :
. LUDWIG, Arbeiten aus der physiologischen Anstalt 7.11 Leipzig. Erster bis Neunter
Jahrgang. I SGö — 1874). Mit Tafeln und Holzschnitten. Preis des Jahrgangs
Llferi
ABl
:x GESELLSCHAFT ZI' LEE1W*
BHANDU'NGEN hei Begründung der Künigl. Sächsischen G'
.Irr W'iflseaeohaftcn aiu Tage der zweihundertjahrigen Gebiirtafei
herausgegeben von der Purst). Jablouowskischen Gesellschaft. Mit ile
von l.eihnix in Medaillon und zahlreichen Ilt>lzsrlinitr<'ii (im! Ku|>fcrtafela, t>) Uop:
in hoch 4. IS46. broch-
FREISSOHRIiFTEN gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich Jabb
im « skisr In* ii GeeelUe ha i"r.
1. 11 tiRASSMAXS, K..'unit'lriuthi? Analyse geknüpft an die von Leibnix erfundi
CbiuactWisük. Mit rim-r mliiiitemdeii Abhandlung von .1, F XUbim hoch t 1647
2 a.B.GElNITZ. Darf Quadergebirge oder die Kreideformntiu»(n Sachsen
der glaukonitreiehen Schichten. Mit l Dolor. Tafel, hoch 4 1850.
3. J. ZECH, Astronomische Untersuchungen über die Mondfinsternisse des AJn ■■■.
4. .1. ZECH, Astri'iiiiinischt; Unlersudiunireii Ei 1 >« ■ >' ilii' wichtigeren Finsternisse, n
Schriftstellern des clasriachen Alterlhumi erwähnt werden, hoch i- 1851,
5. II. B. GEINITZ, Darstellung der Flora des Hiiinictitin-Eberadorfer und des Fl«]
baasins. hoch 4. Mit I I Kupfertafeln iu gr. Folio. 1 -:. I .
6. TU. HIRSCH, Dftunigs Handel»- und Gewerbstreschichte unter der Herrschaft de.
Ordens, hoch 4. (648.
7. II HTSKEMANX Die antike Landwirtschaft und das von Thilncnsche Gesetz ■
Schriftstellern dargelegt. 1850,
8. K. WEBNEB, Urkundliche Geschichte der Iglaner Tuchmacher-Zunft, 1881.
(i. V. BÖHMERT, Beitrüge zur Geschichte des Zunftwesens 1803, t
10. H WTSKEMANN. Darstellung der in Deutschland zur Zeit tlei Ri
nattonaltlkniioiiiischiii Ansichten \'*<\!.
11. E. L. ETIENNE LASPEYRES. Geschichte der volkswinlischal'tlieheu Aue
Niederländer und ihrer Litteratur zur Zeit der Bepublik. 1683
12. J. FIKENSCHER, Untersuchung der metamorphi scheu G aeterno der LuuzOnaui
iusel. I68T:
IS. .1011. FALKE. J)iu Gi-seliichte des Kurfürsten August von Sachsen in volktwii
Beziehung 1868. I
14. I!. BÜCHSENSCHÜTZ, Die Hauptstätten des Gewerb neisaes im classisch...
18*8. I M. ^0
15. Dr. HUGO BLÜMNER, Die gewerbliche Thätigkeit der Völker des classiscln
1869, .
i VNN ENGELIIAKDT . Flora der Braunkohlenformation im Königreich Sachsen.
15 Tafeln. 18».
IT. H. ZEISSBERG, Die polnische Geschieht Schreibung des Mittelalters 1873
'■■'/'-'!/
3. Hir/d.
DER GRALTEMPEL
VORSTUDIE
ZU EINER AUSGABE DES JfNUERN TUTREI*
FRIEDRICH ZARNCRE,
KROUBS DES KOHI0L. BiCHfl. BKSELUtiRUT DBB lf1SSIKSCH*FTI
i VII. Bandes der Abhandlungen der pli i I olo g t sc h -b is tor ifa c lien Claaae der Königl
Säebsi&chen Qeaelbcfafl der Wissenschaften
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL
1876,
ABHANDLUNGEN
MSR
KÖNIGL. SACHS. GESELLSCHAFT DKR WISSKNSCHAFTKN
ZU LEIPZIG.
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE CLASSE.
i Redner etngeli
1 IL U !
STEH BAND. Mit einer Karle, hoch 4. 1650, brocfa.
A. WE8TEBHANN, Untersuchungen über ilie in .Ife attisehc
1 Abhandlungen. 1850.
F. A, UKERT, L'Ik'i Dämonen , Heroen und Genien. 1850.
TU MOMMSEN, l'ber das römische MÜnzwesen. 1851).
E. v. WIETERSHEIM, Der Feldiug des Germanien« an der Weser. IHM
(i. HARTENSTEIN, Darstellung der Rechtsphilosophie ilea Hugo (Jrotins. 1S&U. j
TH. M0MM8EN. Über den Chronographen vom Jahre 3M Mit einen Aohi
Quellen der Chronik des Hierouymua iy>l>. I
VEITER BAND. Mit 3 Tafeln, hoch 4. 1857. btoo
w.
virtlisclLill-li'liri-
Bechwdnm t
NuhtrSge. 1852.
.]. 0. DROYSEN. Eberhard Windeck. t8M,
TU. MOMMSEN. Polemii Silvii laterculus. 1863,
Volusü Maeeianl diaiributio partium. 185:1. w> I
.1 G. I'ROYNEN. Zwei Verzeichnisse, Kaiser Kalls V. Lande, seine und sehn i
kilnl'te null iiiid«n-* lie treffend. 1554. ;
TU. MOMMSEN. Die Stadtreehte der hitimsrhen Gemeinden Salpetisa und (;
Provinz Baetica. IS55.
Nachtrüge 1865. I X. M I
FRIEDRICH ZARNOKE, Die urkundlichen Quellen zur Geschichte der Dnimrel
in den ersten lall Jahren ihre« Bestehens. 185".
DRITTES BAND. Mit B Tafeln. Ikh-Ii 4. 1861.
II C. VOS DER GABELEST«, Die Melan
und ihrer Verwandtschaft unter sich und i
G. FLÜGEL, Die ('fassen der Huneti tischen RechtNpHehrteti. liiio.
.11)11. GDST. DROYSEN, Das Strnlendorf fische Gutachten. ISM,
H. C. VON DER ÜABELENTZ, Ülier dus Ptwsivutu. Eine sprach vergleichende Abhandlunj
LS60.
l'H. MOMMSEN, Die Chronik des Cassiodonis Senator v. J. 5HI n. Chi 1MI
OTTO JAHN", Ülier Darstellungen griechischer Dichter auf Vuenbildern. Mit 8 Tafeln.
VIERTE« BAND. Mit 2 Tafeln, hoch 4. (865.
.1 OVERBECK, Beitrage zur Erkenntniss und Kritik der Zeiisrellgion. iMil 2 Jl. >-i
C HARTENSTEIN, Lock.-'s Lehre von der mensch liehen Erkenntniss in V,
ILeipniü's Kritik derselben dargestellt. 1861.
WILHELM RÖSCHER, Die deutsche Nationallikonoiuik an der GränMcheMe de» sedixefcjrJ
und sietHtebntea Jahrhunderte. 1862.
JOH. GU8T, DROYSEN. Die Schlacht von Warschau U.M. Mit I Tafel. 1863. I M IQ 1
AUli .SCHLEICHER, llie Unters.'litidimjr von Xomen und Verbmu in der lautti
1885.
. OVERBECK, Ober die Lade des Kypselo*
Preia 18 S
FÜNFTER BAND. Mit 6 Tafeln, hoch 4. IST©, Preis IS X.
K. N1ITERDEY, Die leges Annales der Römischen Republik 1665. 3 M. U Pf.
JOH. OUST. DBOY8EN. Das Testament de» grossen Kurfürsten. ISÖ6. 1 M. 10 l'f.
GEORG COBTIüS, Zur Chronologie der Indogerman. Sprachforschung. 2. Aurl.igc. 1873. 2 M.
»OTTO JAHN, Übt» Darstellungen des Handwerks und Handelsverkehrs auf aotikeu Wand-
gemälden. ISöS1. 4 M,
ADOLF EBERT. Tertullians Verhältnis» zu Minueius Fell«, nebst einem Anhang über Com-
modians Carmen anoloeetinim l-i.s. 2 M. 41t PI'.
GEORG VOIGT, Die Denkwürdigkeiten l»7— 1238 des Minoraten Jordanus von Ohm».
:
:
CONRAD BUR8IAN En.pliile Yu!;::iij:rU-dii~elio I i :i- . -.-. i i^ um P-emirum i 'liortatzes uns
Kreta. Ein Beitrag zur Geschichte der iieuirriecliiscliL'u und der italienischen Litteratur.
1810. S M. Jn Pf.
ISTEK BAND. Mit 3 Tafeln, hoch I. |g74. Preis 21 M.
MORITZ VulCT. l'ber di'n RedeiitungswecJiscl gewiwt-r die ZiilvcIuiunj: uml ib-ii oeonoroi sehen
Erfolg einer ['hat bezeichnender technischer lateinischer Ausdrücke. IS72. 4 M.
GEORG VOIGT, Die Oeschichtschreibting über den Zug Kuris V. gegen Tunis. 1873, 2 M.
ADOLF PHIL1PPI, Über die römischen Triumphalreliel'e und ihre Stellun;; in der Kunst-
geschichte. Mit 3 Tafeln. 1S72. 3 .M. M Pf.
LUDWIG LANGE, Der homerische Gebrauch der Partikel Ei. I. Einleitung und Ei mit dem
Optativ-. »871 4 M.
Der homerische Gebrauch der Partikel Ei. 11. Ei ken au mit dem Optativ und
Ei ohne Vcrbum Finituin. IS73. 1 M.
GEORG VOIGT. Die i^schichtschreibitng über den .Schmal kahüschen Krieg. IST). <> M.
SIEBENTER BAND.
II. C. VON DER GABELENTZ, Die Melanesischen Sprachen nach ihrem gram mause heu Hau
und ihrer Verwandt schaff unter sieh und mit den Mahiiiseii - Pnlvii-'-dselien Sprachen
Zweit,- Abhandlung. 1973. g K.
LUDWIG LANGE, Die Epheten und der Areoptg vor Selon 1974. i M
.1 P VON FALKEN STEIN. Zur Charakteristik Konig Johanns von Sachsen in WjloCB Ver-
hältnis zu Wissenschaft und Kunst. 1*74 I M. H Pf.
MOBITZ VOIGT, übet das Aelitis- und Sabinus-Systcm, nie über einige verwandte Rechts-
Systeme. IBM. 4 H.
FRIEDRICH ZARNCKE. Der Graltempel. Vorstudie zu einer Ausgabe des jiiuurrti Titurel.
t IL
i, <!■:,.! Juli 187$. S. Hirzel.
SITZUNGSBERICHTE
K0Mi;L. SÄCHSISCHES GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
KLEINERE ABHANDLUNGEN.
BEBICIITL" iiher die Verhaut! hm gen der Königlich Häch-i sehen Gesellschaft der Wissen-
schaften za Leipzig. Erster Hand. Ans den Jahren 18.46 und 1847. Hit Kupfern.
gr. B. 12 Hefte.
Zweiter Rand. Aus dem Jahre ISIS. Mit Kupfern, gr. S. li Hefte.
Vom Jahre 1*4!» an sind die Berichte der beiden Clnssen getreuiH erschienen
MathematiBch-phyeische Claeae. 1849 3 1850 3 1851 2 1852 2 1858(3)
1854 [31 ISjö ■2) 1S56 (2) ls:.7 3 1858 3 1859 4 1860 3 IS6J 2 1882
'1 1863 |2] 1864 1 1865 .1 1866 5 1867 l 1868 3 1869 I 1870 5
1671 .7) 1872 4 mit Beiheft [873 7. 1874 5. IS75 3).
Philologisch-historische Classe. I S49 5 1850 t] 185! 5 1852 I 1853 5
1854 6) 1855 1 1856 4 L857 2 1858 2 1859 4 1864 l 1861 l 1862
I 1863 [3] 1864 3 1865 ,1 1866 1 1867 2 1868 3 1869 3 1870 3)
1871 I 1872 I 1873 1 1874 2 1875 ».
Jedes Heft der Berichte ist einzeln zu dem Preise von I Mark zu hüben.
Ans den IVriciilcu lies bis iibgednickt .
C. LUDWIG, Arbeiten ans der physiologischen Anstalt zu Leipzig. Erster liis jVenntor
Jahrgang 1866 — 1874l. Mit Tafeln und Holzschnitten. Preifl dea Jahrgangs: 1 . i
- Zehnter Jahrgang IS75 . Mit 12 Tafeln und 34 Holzschnitten, Preis 6
SCHRIFTEN
DER FÜRSTüCH-JABtiONOWSKrSCHEN GESELLSCHAFT Zu LÖPflfi.
ABHANDU NGKN hei Begründung der Königl. Sächsischen Ge(tell*cbi
iler Wissenschaften am Tage der zweihundertjährigen Gehurtsfeier Leibniui
herausgegeben von der Fürst 1. Jablonowski' sehen (resellschaft. Mit dem Bitiluw
von Leibniz in Medaillon und zahlreichen Holzschnitten und Kupfertafeln. 61
in hoch 4, 1648. broch. Preis ::...
KE1SSOHRIFTEN gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich Jtbfc
nowskisehen Gesellschaft.
1. U. GRASSMAXN. Geometrische Analyse geknüpft an die von Leibniz erfundene t
Characteristik. Mit einer erläuternden Abhandlung vod A. F. M)»iiut (Nr. I der raatbi
physi.-chen Secti.m.. hoch 4. 1847.
I. IL B. GEINITZ. Das Quadergebirge oder die Kreide f. iruiation in Sachsen, uiii Berücl
der glaukonitreiohen .Schichten. Mit I eoktr. Tafel. Nr. II d. raath -phvs. Sect-j hoch *.
U.N
.'i .' ZECH. Astronomische Untersuchungen über die Mondfinsternisse des Altnag««* '5r
d. muth.-phys. Beet.] hoch 4. 1B5I. I
4. J. ZECH. Astronomische Untersuch unjen Über die wichtigeren Finsternisse, welche vna
Schriftstellern des elasaischeu Altorthuuia erwähnt werden. N<>. IV d. luaili.-phya Si
hoch-!. 1853.
6, H. B. GEINITZ, Darstellung der Flora des Ha inichen -Ebersdorf er und des FtOftMf K :-t
bassina. Nr. V d. math.-phys. Sect.; hoch 4. Mit 14 Kupfertafeln in gr. Folio, MM, li
>>. TH. HI!t SCH Danzigs Handels- und Gewerbsgeachichte unter der Herrschaft de» deuta
Ordens. Nr. 1 der historiseh-nationalokfinoiniachen Section., hoch 4. 1858,
T. IL WISKEMANN, Die antike Landwirtschaft und das von Thüueusche Gesetz, awdni
Schriftstellern dargelegt. iNr. It d. hist.-nnt.-ök. Sect.! 1859.
s K WERNER, Urkundliche Geschichte der Igkuer Tuchmacher-Zunft. Nr. III d. hin.
iik. Sect.! (Bül.
». V. BÖHMER!', Beiträge /.iirlieachiclite des Zunftwesens. (Nr. IV d. hirt.-TWt.-ok. üoet
»
Ki II WISKEMANN, Darstellung der in Deutschland zur Zeit der Reformatio») herrschet
nationalilkono mischen Ansichten. (Nr. V d. hiat.-nat.-ük. Sect.) ISÜ2.
11. i: I. ETTENNE LASPEYRES. Geschichte der Volkswirtschaft liehen Atis.* Innungen
Niederländer itnd ihrer Litteratur zur Zeit der Republik. Nr VI d. LUt.-uai .-■■
■
12. .1. FIKEXSCHER, Untersuchung der meumorphlsehen Gesteine der Lunten**
insel. Nr. VI d. inatb.-phys. Sect.; IstiT.
13. .Rill. FALKE. Die Geschichte des KurfUraten August von Sachsen
Besiehung. Nr. VII d. hist.-nat.-ük. Sect.. I8B9.
14. B. BÜCHSENSCHÜTZ, Hie Hauptstätten des Gewerbfleisse» im elastischen All
:\r. "\'III d. hist.-nat.-ök. Sect.) 1869.
Ib. DR. HUGO BLÜMNER. Die gewerbliche Tha'tigkcit der Völker des olMiMbon
(Nr. IX d. hist.-nat.-iik. Sect.; 1869.
IB. HERMANN ENGELHAHDT, Flor* der Braunkuh leuformatiou im Königreich
■ Nr VII d. math.-phys. Seet. Mit 15 Tafeln. 187u.
".. ZEISSBERG, Die polnische Gei
teot.] Iht:i.
. ALBERT WANGERLN", Reduetiou der Potentialgleich nag lür gewisse R.tt atiotukürper
eine gewöhnliche Differentialgleichung. Nr. VIII d. matb.-ph>s Se.-r !•>;". \A
A. LESKIEN. Die Deelinatioii im Slaviseli- litauischen und Germanischen Nr. \! d.
nat.-ük. Sect. ls7K.
8. Hirzel
*op( und Itlrtfl la Ltipui-
ÜBER
DIE LEGES REGIAE
von
MORITZ VOIGT,
JilTiiLltH DHE EOmOL. lACHft B8SIXJ.BGHAFI DSI
/€§§Sfes>
('(bodl:lie,->
BESTAND UND INHALT DER LEHES BEGIAE.
Des VD. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen
Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften
Classe der Künig-I .
X" VI
LEIPZIG
BEI S H 1 K Z E L.
LS».
ABHANDLINGEN
DER
KÖNKL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHA1
ZU LEIPZIG
PHILOLOGISCD-HISTORISCHE CLÄSSK.
ÖTEB KAM). SGI einer Karle, hoch 4. I$:.<>. broch.
A. WESTERMANN, Untersuchungen über die in ilie attU
j Abhandlungen. 1850,
f A. UKERT, L'ber Dänionen, H,-ioeu und t;L-ui^ii IS.,(j. 2 U i-
l'ü MOHÄSEN, Über .Ins ."mische MOMWesen. [SSO.
E. v. W1ETERSHEIM, Der Feldaug dei Gerroanictia aa dar Wi
(I. HARTENSTEIN. Darstellung der Rechtsphilosophie 'de* Hugo ßroliw
TM MUMMTEN. Ober den Chronographen vom Jahre 354 Mir einen Anhang« Ul*r
Quellen der Chronik des Hierouyinus. ÜöU.
EITER BAND. Mit 3 Tafeln, hoch 4. 1857. broeh.
W. ROSCIIER, Zur Geschichte der englischen Volkswii
debzebnten Jahrhundert. 1S51 .
■ ■: e. iBtt.
J. 8. DROYSEN, Eberhard Wind«*. I8H
'111 H0MM8ES, Potomii SJlvH latercuiua. 1853. I II. W
Volusii Mnecinni distributio partium. 1853.
J. G. DROYSEN. Zvvid Verzeichnisse. Kaiser Karls V Luv
feUnfte und anderes betreffend, IBM.
Tli. MOMMSEN. Die Stadtreclite der hitinisehea Gemein Malaca In
Provinz liaclien. l?ji-
Nacbträg« 1858. I «. ■
DRITTER BAND. Mit S Tafeln, hoch 4. [861.
u. FLÜGEL, Die Climen der Hanefitiactaen Beohtegelehrte». tttQU I M. »•
,H)H. GÜ8T. DROYSEN, Daa Stralendorffiache Gutachton. 1860 !l.H
II C. VON* DER GABELENTZ, Über das Fassivi.ui Eine *fn-:u-li% «r-k-ii-tn-r..'
i960.
TH. MOMMSEN, Die Chronik des Cassiodorus Senator v. J.
OTTO JAHN, Über Darstellungen griechischer Dichter auf Vasenbitdcrn. Mit -
VIERTER BAND. Mit 2 Tafeln, hoch 4. 1866.
J. OVERBECK, Beitrüge zur Erkenntnis» und Kritik der Zcusreligton ISfll. ! X, 5u
G. HARTENSTEIN, I.ockcs Lehre von der menschlichen Erkenntnis in Verghlelcsof
Leipnizs Kritik derselben ilai^-su-llr. IM'-I.
WILHELM BOSCHEH, Die deutsche Natiun» (Ökonomik an der Grün »scheide des »et
und «iebzi- Innen Jahrhunderts. IBB2.
JOH, GÜ8T. DROYSEN, Die Schlacht vom Warschau IH56. Mir I Tafel, 1543. » M 1"
AUG. SCHLEICHER, Die Unterscheidung von Nomen um .m trieben
1665. ; M. n,
J. OVERBECK, Über die Laile des Kypselos. Mit 1 Tafel. I*6ö-
FINFTEK HAND. Mit 6 Tafeln, hoch 4. 1870. Preis 18 M
K NIPPEHDEV Di« leget Annale« .1.-. Rundgehen RenobliK 1865. 1 M « W
J"il -.1-1 DROYSEN iMr. Tvsunm'in de« Binsen Riafllreten. 1966. 2 H. 4» Pt
(JKutii.; i'URTIl'S ■''■ NiradliUMC. (. Auflagt
OTTO JAUS, über Darotelfamg*u des Handwerki und Bandeleverkchr« auf antiken Wand-
gemälden. IS68, i M
ADOLF EBERT, Tertullian'i VerhBltniis in Uintuiia Petla, nebst einem Anhang
miidiau* im vmi.' ii npulugotioum, 1968. 2 H. 16
i;kui;i: vuHM1, in- I >.-i.k« ili-.liiili.-it*-ti f'ir.-i ■•::,•> des Jüuunten Jordamu i ■
197». J M SB Pf
CONRAD BURSIAN, Bropbtle. VtUgSrgrfeohiaelie Tngoedie von Gworcioi Chortatze» au
Krem. Ein Beitrag tw Geschichte dei neagriedii sehen .■
1870. '-' M. I" i't
HSTER BAND. Mil 3 Tafeln, hoch !. 1874. Preis 21 M.
MUR1TZ VOIGT, i'ber ili'ii [JeduiitutiKsivwlisd ueuiäser diu Ziiri'dimitiK uuil den ÜLiinuiiiivlH
Erfolg einer Thm bezdebnandar technix-i > r : ■= t .■ i . ..-.■ 1..-1 Aur-iii-üi-k*- i'"- i II
';i-:n[;i: vnliiT. Hie liaaebJchtitohreil g über den Zug Karle V. gegen l'uni^. ISJ1 2 M
A L" >1.L' I'llll lPII. I'Ii.t i|i...> i'iiiui-diMi Tiiuumlialrelide uilI ilue Stellung il
fmehichte. Mit 3 Tafeln. IS72, 3 H. 66 I'i
LUDWIG l INGE, Der nom«rt»ehe Gebraue* det Partikel Ei, l. Einleitung und El um des
Optatfc i-:-'
Det in um -i ist-ln- Gebrauch der Partikel Ei. II. Ei fccti im mit tga Optativ ~
El ohne Vovbiun Finitam. I8T3.
GEORG Vi'Hi/r lür N.^eldditsdiroibimg über den .Sdimidknldijdieu Krieg l-TI.
BESTER BAND.
C. VON DER QABELENTZ, Die ablaaesisehen Sprachen nach Ihrem gramn il
d[iil ihrer Verwandtaebefi antei rieh and mll den IUUvlsoh-Po[yae*1sch«i
Zweite Abhandlung. 1673. i M
LUDWIG LANGE, Die Bphelen und der Anopsg vor Soton. I8T4, S M
.1. [' VON KALKEXSTEIN. Zur ri,srakt..nütik Kbnk Jdiaim* v.m Siidi.cn in »einuui Ver-
hältnis» eu Wiwenseliaft and Kunst 1*7-1 l M M I'i
MORITZ VOIGT, über 'las Aaliu*- und Sabintia-System, «ic über einige \v.\v:indtc Recht.*
. .■■ 1875. 4 M
. .MEiHiH'Il ZARMKE, firr Uraltüinpel. VorMtiiHc zu einer Aiu^a I im.-..,,, :
UORI IV- VOIGT, liier die Lege« reguie. I- Best-iud und Iuliu.lt der l.c-i- !:.■■■.,■
TEK HAND.
FRIEDRICH ZARNCKE, Der Priester Johannes. Zweite Abhandlung 1816, B
Erfjtmy, Ntomber 1STS. S. llirzol.
SITZUNGSBERICHTE
KÖNIG!. SAHIMSUIKN (iKSKIXSUI.UT DER rYISSENSCHAFTEN,
KLEINERE ABHANDLUNGEN.
ik'HTE über die Verhandinngen der Königlich siielisiselirn <iesel|.-.i'li;ii't der Wis
s.ii-ii'icii zu Loiji/jN-, Erster Band- Aus den Jahren 1846 und 1817. Mit Kupfern
. 12 Helle.
Zweifer Band. Aus dem Jahre 1848. Mit Kupfern, gr. 8, B Hefte.
Vinii Julir« i-i'i ii.ii sind die HiTidite der Ueiilni Claiaaa getrennt EtMhieoen
MiUliematiseii-phvsiselte <:i;i»e. Isil> 3 1850 3 1861 3 1884
1851 3 1855 2 1856 3 1857 3 1858 3 1859 i 1860 3 1661 "2 186!
i 1863 '2 1864 i 1865 i 1886 5 (867 i 1868 3 1869 l 1870 5
1871 7 ls72 I mit Beiheft 1873 7 1871 5 1875 4 L&76 • ■
Philologisch-htstoriHche Classe. I84S 5 tfibu l 1851 5 1852 i 1853 5
1854 6 1855 -I 1856 4 1857 '1 1858 1 1859 i L86Ö I L86J I 186!
I [863 3 1861 3 1865 i 186« i 1867 3 1868 3 [868 3 1870 3
[871 i 1872 i ist:; i 1871 1 1875 [2).
Jedes LK-If der Rendite ist einzeln zu dem Preise vun I Hark üti haben.
Ans den Renditen besonders abgedruckt ;
C. LUDWIG , Arbeiten aus der physiologischen Anstalt EU Leipzig, Brster bis Ntunta
Jahrgang 1866— 18741. Mil Tafeln and Holzschnitten. Preis des Jahrgangs: 1 .#
Zehnter Jahrgang [1875J. Mit 12 Tafeln und 34 Holzschnitten. Preis
SCHRIFTEN
DE« PÜRSTÜCH-JÄBLONOWSKrSCHEN GESELLSCHAFT ZI
BHANDUWGEN hei Begrttndtingder König!. Sächsischen G
der Wissenschaften am T;i^e der /Aveiliiiiid'.'iijülirigeu '
: .-i-^i-iieii von der Piirstl. JablonowBki'scben (.iesellnebaft, Mi
von Leibaiz in Medaillon und zahlreichen Holzschnitten und i.
in hoch l". 1846. brach.
HKISSt'IIHII'TEN gekrönt und herausgesehen von der
nowski 'sehen Gesellselia fr.
i. II GRASSMAXN, Geometrische Analyse goknOpft
i'li:it!il.tiTiiitik Mit einer erläuternden AUiarnilnug
physischen Seetion.] hocl] 4". 11*47,
I B.B.GEINTIX D*e Quadergebirge oderd. Ki. Bertkiha. Im
konitreiclicnSchicliri'ii. Mit! eiih.r I al'el Ni. II .1. math p
■(, J. ZEl'H Ast riuii.niii.se in.- l'iiter.siie lumpen über die M ::,
d, malh.-phyg. 8eot.) koch l" I9S1
4. J.ZECH, Astron Untersuchungen tili ili- wielir innren I ii
des otass. Attertb ums erwähnt werden. So, IV il uintl. ■;■
i. H B. GEINITZ, Darstellung der Flora des H-
bnssins. Nr V d. rcarh .-]>!:. Mit 14 Kujiteiufeln i,
0. TB. HIRSCH Danziga Handels- und Gewerbe
Onleus Nr- 1 der bis'oiiseh-iianonaliikoui'misehin Seeium
IKEMANN, Die antike Landwirthschafi: und das voi letz, mh4m
Seil ril't atelleru dargelegt. '.Nr. II d. Met -nat. ok Beet. I-:,"
5, K. WERNER, l'rk Iliche ' -■,..-1il, i,;,- ,1.,- klauoi Tm htr,
Ok, Seot IM1.
i). V. BÖIIMERT, Beiträge zur Gesch. d Zunftwesens. (Nr. P
10. H WIsKKMANN, Darstellung der in Deutschland sur Zeit der Reformation berroek
nationaldkonomi scheu Ansichten. [Nr. V d. bist -ii.it ök Sect. I 965
tl. E. I.. ETIENNE LA8PEYRES. Geschichte der Yrdkswirthsch»ftl. Anschintin
laodei und ihrer I.itteratLir zur Zeit der Republik. [Nr. VI d. hist.-n il
11 ,T. FIKENSCHER, UnterBHchune. der mem rpbisehen i.
insel. iNr. VI d math -nhys SCol IfltfT.
].'(. ,1011. FALKE. Die Geschichte des Kurfürsten
Besiehung- (Nr. VII d. hist -nat. Ük. Beet, IS86.
14. B. BÜCHSENSCRÜTZ . Diu HauptstÜUen des Gewerbflebae« im einmischen
Kt Ylll d. niät.-nat. ok. Sect. IBM.
15. HUGO BLÜHNER, Die Igkeit der Völker dm
Nr IX d bilt.-Mt. Bfc BeoL 1668
16. HERMANN ENGELHARDT, Plora uer Brannkoblenfonnatian in
[Nr VII d. math.-phys. Sect Mit läT;>:'-.
IT B. ZELS3BERG, Die polnische Geschichtscareibuug des M
Seet.. »TS.
I". ALBERT ff ANGERIN, Reductinn der I'otcni'mlgleichui
eine gewöhnliche Differentialgleichung. .Nr. \ III d. uiutli -jihv- >■ i
19. A. LESKIEN, Die Üeeliostioti im SlaviBeh-Litauischen
etat, ük Bed 1816
des lettosU vi selten und gennantw
Leipzig
& llirwl.
ÜBER
DIE LEG ES REGIA E
MORITZ VOIGT,
11.
QUELLES UND U THFATIK HER LEGES REGIAE,
vi] Bundes iler Aboandlnn
LEIPZIG
B E I s II 1 B z t: I.
I-.77
ABHANDLUNGEN
KÖNIGL. SACHS. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZI" LEIPZIG.
PHILOLOGISCH-HISTORISCHE CLASSL.
ERSTER BAND. Mit einer Kart«, hoofc 1. 1850. broch.
IA. rTESTEBMAHN, üuterenchangen über die in die attischen Red«
2 Abband] linken I8S0,
F. A. ÜKERT, Über Dämonen, Heroen und Genien l«M
TR. MOMMSEX, Über da» rUmlaeae Miinzweseu. 18».
E. v. WIETERSIIEIM, Der Feldzug des Gernianicua an der Weaer. 1850
G. HARTENSTEIN, Darstellung der Recbtsphilosoplii.- I6MJ
ZW
i Jahre L
. broch.
TU. KOMHSEN, Ober den Chronograph
Quellen der Chronik des HiarenynWi WS
ZWEITER BAND. Mit 3 Tafeln, hoch !. i s.v
H" R08CHEB, Zur GeiohieUe der englischen Volk:
.-.i.hii-hriten Jahrhundert. tiftl,
(Nachträge. 1852.
i. G DBOTSEH, Eberhard Winden* IS53
FH..MOHÄSEK, Potemll BUvH lutanttln. IBM.
Voliraii Maeeiani distributio partium 1853.
i ß. BROYSEN. Zwei Verzeichnisse, Kaiser Karin V. Lande:
künfte und anderes betreffend. 1S5J.
II! MOMJCSEN, Die Stadtrechte der latiniscbeu GenwIouV
Provinz Baetica. 1858.
Nachtrüge 1855.
FRIEDRICH ZABNCKE, Die urkundlichen Quelleu zur Ge seine hte der Hohen
in den ersten lau Jahren ihres Bestehens. 1857.
TER BAND. Mit S Tafeln, hoch 4. 1861.
i
VIERTER BAND. Mit 3 Tafeln, hoch 4. 1865. fron 18
J. OVERBECK. Beiträge zur Erkenntnis« und Kritik der Zeusreligion
G. HARTENSTEIN, Locke's Lehre von der menschlichen \\-rgieickimg
Leipniz's Kritik derselben dargestellt IUI.
WILHELM RÖSCHER, Die deutsche NationaHIkonoraik au der Grünt*
und siebzehnten Jahrhunderts 1SIS2.
JOH. GUST. DROYSEN. Die Schlacht von Warschau 11156, Mit I Tat« I IM
AUG. SCHLEICHER, Die Unterscheidung von Nomen und Vertrau in der lautUchttO Fe
|8«5
J OVERBECK, Ober die Lade des Kypselos. Mii l Tafel 14*5.
th.rliaH-Irbrc im -,i-. '
i Salpensa und HaUea la
. VON DER GABELENTZ, Die Helmeslschen Sprachen ua.-l, ihrem grammatieebes 1
' i Malaiisch- Pol ynesi sehen Sprachen. I*
Q. FLÜGEL, Die ('lassen der Mauernischen Recht (.gelehrten. 1860.
Jnii erst'. DROYSEN, Du StraJendorffieche Gotaehten 19».
' VON DER GABELENTZ, Ülwr das Paeaivuni. Knie (pracbTargleicbeod* AbSac.lh
18*0.
TH. MONMSES. Die Chronik des Cassiodorus Senator v. J. 51t' n. Cht 1961
OTTO JAHN, Über Darstellungen griechischer Dichter auf Vasenbildern. Mit i I
und ihrer Verwandtschaft i
sich und i
i .; BAND. Mit 6 Tafeln, hoch 4. LS70. Preis IS .#.
K NIPPEKDE Y, Die leges Annalea der Kihuisehen Republik. 1SU5. 2 .* •!(> Ä.
.inil ül'ST DROYSEN', Das l'^atnm.-nt des grosse« Kurfürsten. 1&B6. 2 .* 411 .*.
CEi.UIi; irilTH.s Zur Chronologie der Imlogerman. Sprachforschung. 2. Auflage. 1- ■
OTTO JAHN. Hier Diirstelhiutfon des Handwerks und Handelsverkehrs auf antiken Wand-
gemälden IS8S. -1 .#
ADOLF ];[:i:]l l1, Tertullian's Verliältniss zu Miuueius Felis, nebst einem Anhang ül"
mediana Bannen apolojjetfcnin. 1668,
GEORG VOIGT, Die Denkwürdigkeiten rjn:- rjns des Minoraten Jordanut von GUtW
IST) 2 .M 80 3f.
l'ONIIAL) P.UHSIAN. Erophile. ViiT-iii-yi-UM-iii-^clu.' Traüoedie um Georgia ChortittzeB aus
Kreta Ein Beitrag -im Gerichte dar neugrieehiseSen und der ttalieniaehan Littentu
1870.
SECHSTER BAND. Mit 3 Tafeln, hoch I. 1874. Preis 21 >.
MORITZ VOIGT, Fbor den Bedeulungsweeh&el gewisser dl« Zurechnung und den Deonomischen
Erfolg einer Tlmt b.-zoieliueudei tei.-lmwdier hti'inh'.'lk'r Ausdrlieke \^~'l. 4 .*,
OEOEG VOIGT, Die ÖeaehtohtacHrcibimg über den Zug Karls V. gegen Tunis, 1871. 2 J\
ADOLF P1II1.1ITI. Über die Klinischen Triiimphalrelie.fr und ihre Stell im«- in d.i
sf*(.4iiehte. Mit .'i Tateln. \*~'l.
LUDWIG LANGE, Der homerische Gebrauch der Partikel Ei. I. Einleitung und Ei mit deru
Optativ. IS72. !
I 'er li(iiiii-i-ii*clii' Gebrauch der Partikel Ei. II. Ei ken an1 mit dem "oln.m und
Ei <dme Yerbuui Fiuitum. 1S73. 1 .*
GEOHG VOIGT, Die Ceschiditsclireibmig Über den Sclunulkaldisclien Krieg. 1S74. Ü .H.
BIEBENTER BAND. Hoch 4. 1S79. PreiB 13
11. C. VON DER GABE1.ENTZ, Die Melanesischen Sprachen nach ihrem grammatischei] Bm
und ihrer Verwandtschaft unter sich und mit den .Malaibeh-Poiyneaiachen Spr* hon
Zweite Abhandlung. 1873. 9 .#.
LI l'WIG LAMM-:, Die Eplieten und der Ari-opa« vor Solan. 1S74. 2 .#.
,1. 1' Vli\ FALKENSTEIN'. Zur Charakteristik König Jtihanns von Sachsen in seinem Ycr-
liiiltniss 7.u Wissenschaft und Knust. 1-7-1. 1 .* B0 &.
MORITZ VOIGT, Über das Aelins- und Babinna-Sratem, wie über einige verwandt.' I
ist:,. i .H,
FRIEDRICH ZAKNCKE, Her Graltcu.pel. Vorstudie zu einer Ausgabe d. Jüngern Titurel S .,/.
MliRITZ VOIGT, Über die Leges regiae. I. Bestand und Inhalt der Leges Kevine. l*:r.. I ...-.
— tber die Leges regiae. II. Qnalleo und Authentie der Leges Regia«, lb77. S .«.
FRIEDRICH ZABHCKB, Her Priester Johannes. Erste Abhandlung. IS». S Jt.
TEB BAND.
FlilEHKll.'II ZARNCKE, Der Priester Johannes. Zweite Abhandlung. 1976. » Jl.
Leipzig, Januar 1879. S. Hirzel.
SITZUNGSBERICHTE
KÖSI6L. SÄCHSISCHEN (MEUSCHAFT DEB WISSENSCHÄFTEN.
KLEINERE ABHANDLUNGEN.
ÜCHTE über die Verhandinngen der Königlich Siidisi selten (lese lisch alt der Wissen-
schaften zu Leipzig. Erster Band. Aus den Jahren 1S4(5 und 1847. Mit Kupfern.
gr. 8, 12 Hefte.
- Zweiter Band. Aus dem Jahre 1848. Mit Kupfern, gr. 8. 6 Hefte.
Vom Jahre 1*49 an sind die Berichte der beiden Ciasseti «eln-nut erschienen
Malh'-maHseh-pliYsifichc Clause . I s 10 3 1860 3 1851 2 1852 3 1853 3
1854 3 1855 > 1856 2 1857 3 1853 ;i 1859 4 1860 3 1861 t 1868
[1 1863 -1 1864 I 1805 l 1866 5 1867 l 1868 3 1869 I 1870 5
IS71 [7] 1872 .;4 mit Beiheft 1873 7 1874 S 1873 -I 1876 2 1871 !
Philologisch-historische Classe. 1849 5 1850 1 1851 5 1852 I. 1853 5
[654 b1 1855 -I 1856 (4 1857 2 1858 2] 1859 1 1860 1 1861 t 1863
1 1863 (3 1864 [3 1865 l 1866 l 1867 2 1868 3 1869 3 I
1871 I 1872 1 1873 i 1874 2 1875 2 1876 ,1 1 S77 (2).
Jedes Heft der Berichte ist einzeln zu dem Preise von I Harte zu hüben.
Aus ileu Berichten besonders ab-edi'uckl :
C. LUDWIG, Arbeiten aus der physiologische« Anstalt zn Leipzig. Erster bis Neunter
Jahrgang. 1866 — 1874. Mit Tafeln und Holzschnitten. Preis des Julirgati--
Zehnter und Eifti-r Jahrgang. [1875. ISTtj. Mit Tafeln und Holzschnitten. Preis
des Jahrgangs: 6 Jl .
SCHRIFTEN
ÜRSTUCH-JABMOWSRTSCHEN GESELLSCHAFT ZD LEIPZIG.
ABHANDLUNGEN bei Begründung der Koni gl. SächsiBcnen ßesellicfctf
der Wj 8 Ben sc haften .im Tage der zweihnndertjährigen Geburtst'eier I.eiliaiic»
herausgegeben von der Furstl. Jablonowski'scben Gesellschaft.
von Leibniz in Medaillon und zahl reichen Holzschnitten und Kuufertafcln. Ol Bog«
in hoch i". 18 tfl. brooh.
PREISSCHKIFTEN gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich Jablo
nowskischen Gesellschaft.
1. II. GRASS.MANN, Geo nie tri seil c Analyse geknüpft an die von Leibniz erfundene geointtriaebf
Charakteristik. Mit einer erläuternden Abhandlung tOB 4. F. JAMm. Nr I der ms '
physischen Section.) Loch 4". I s»T
t, H. B GE1MTZ, Das Quadergebirge oder d. Kreldeforomtfon in Sachsen, mit Bi i
kuiiitruk'hi n Schichten. Mit l"color. Tafel. Nr II d. matti.-pliya S«l i
i. .1 ZECH, Astronomische Untersuchungen Über die Mondfinsternisse de* AliiMgeM
d. roath.-pliys. Sect.; hoch 4«. 1651.
1. J. ZEG11. Astron. Untersuchungen IIb. die wichtigeren Finsternisse, ireli
des class Alterthums erwähnt werden. Xo. I\ d math -phvs, Sect I Imh 1" 1
5. H. B. GEIXITZ, Darstellung der Flora des B*inichen-Ebewdorftw und des I
bassins. St. V d. math.-phys. Scct. hoch i". Mit 14 Kupfertafeln in ct. Folio. I8W W
B. TM. HIRSCH, Danriga Handels- und Geiverbsgeschichte unter der Herrschaft des dem*
Ordens. (Nr. I der histuriäch-nntionallSkonomisehen Sectiuu. hoch V
7, H. WI8KEMANN, Die iintike Landwirt hschaft und das von Thtbnucbe Gesetz, aus den »Itw
Schriftstellern dargelegt. [Nr. II d. hist.-nat. ilk. Sect.i 18a».
6. K. WERNER, Urkundliche Geschichte der Iglauer Tuchmacher-Zunft Nr 1 1
ük. Sect... 1861.
9. V. BOHMERT, Beiträee zur Gösch, d. Zunftwesens. Nr. IV d. hist.-nat. 'ik. Set
10. H. W1SKEMANN, Darstellung der in Deutschland mr Zeit der Reformation Iterraclietio«
nationale konomi sehen Ansichten. |Nr. V d. hist.-nat. ük. Seot.) 1863.
11. E. L. ETIENNE LASPEYRES. Geschichte der volkswirthschaftl. Ansoheuun
lSnder und ihrer Litteratur zur Zeit der Republik. Nr VI d. hist.-n«
12. J. FIKEN8CHER, Untersuchung der metamorphisohea Gesteine der Lunzenaner Sehn-,
insel. |Nr. VId. math.-phys. Sect] IBtiT.
IS, JOU. FALKE, Die Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in vöikswirtiiae hart lieh
Beziehung. (Nr. VII d. hist.-nat. Bk. Sect. 1 BB&
M. B. BÜCHSENSCHÜTZ, Die Hauptstatten des Gewerbfleissea im elastisches AJtenbmi
(Nr. VIII d. hist.-nat. ük. Sect. 1 K9 2 J *' .
15. Du. HUGO BLÜHNER, Die gewerbliche Thätigkeit der Viilker des classisele I
(Nr. IX d. hist.-nat. ük. Sect.) 18t>9.
16. HERMANN EXGELHARDT, Flora der Uraunkohlenl'ormation im Königreich !
'Nr. VII d. math -pbys. Sect.i Mit 15 Tafeln. 1BT6.
17. H. ZEIS8BERG, Die polnische Geschichtschrcibung dos Mittelalters. Nr. X d hist.-unt r*
Seot.) 1S73.
IS. ALBERT WANGERIN, Reduution der Potcntialgleichung für gewisse Rotatiouski'.rjwr i
eine gewühnlic-lje Differentialgleichung. Nr. Vlll d. mfltb.-phvs Sect 1675. I -* 1« -?
19. A. LESKIEN, Die Deelination im Slavisch-Litauisehen und Germanischen Nr. XI d. '.
nat. ük. Sect.) lS7ii.
20. Dit. R. HASSENGAMI', Ueber den Zusammenhang dos lettoslavischcn und gensaab
Sprachstaimnes Nr. XII d. hist -nat. ök. Sect.; ISTti.
21. Dit. PÖHLMANN, Die WirthscbafUpolitik der Florentiner Renaissance und da» Prin«
der Verkohrst'reiheit. Nr. XIII d. hist.-nat, üb. Se. ■(. 1878,
Leipzig. ,S. Hira'l.