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Full text of "Abhandlungen der Historischen klasse der Königlich bayerischen akademie der wissenschaften"

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ABHA]!fDLUNGEN 


DER 


HISTORISCHEN   CLASSE 


DER  KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 


AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN. 


VIERZEHNTER  BAND. 

IN  DER  REIHE  DER  DENKSCHRIFTEN  DER  LI.  BAND. 


MÜNCHEN, 

1879. 
VERLAG  DER  K  AKADEMIE, 

IM  COMMISSION  BEI  0.  FRANZ. 


ABHAlfDLUNGEN 


DER 


HISTORISCHEN  CLASSE 


DER  KÖNiaLICH  BAYERISCHEN 


AKADEMIE  der  WISSENSCHAETEN. 


VIERZEHNTEN  BANDES 

ERSTE  IBTHEILUNe. 

IN  DER  K.EIHB  DER  DBNKSCHIUFTEN  DER  LI.  BAND. 


MÜNCHEN, 

1878. 

VERLAG  DER  K  AKADEMIE, 

m  COMMISSION  BEI  0.  FBANZ. 


Inhalt. 


Seite 

Der  kirclienpolitiscbe  Kampf  nnter  Ludwig  dem  Baier  und  sein  Einfinss  anf 

die  öffentliche  Meinung  in  Deutschland.     Von  Dr.  Wilhelm  Preger    .     .         1 

Die  Correspondenz  EarFs  VII.   mit  Josef  Franz  Graf  von  Seinsheim.    1738  — 

1743.     Von  Karl  Theodor  Heigel 71 

Der  Elsasser  Augustinermönch  Johannes  Hoffmeister  und  seine  Korrespondenz 

mit  dem  Ordensgeneral  Hieronymus  Seripando.   Von  August  von  Druff el     135 


mmm 


Der  kirchenpolitische  Kampf  unter 

Ludwig  dem  Baier 


und 


sein  Einfluss  auf  die  öffentliche  Meinung 


m 


Deutschland. 


Von 


Dr.  Wilhelm  Preger. 


Abh.  d.  UI.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wisa.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  l 


Der  kirchenpolitische  Kampf  unter  Ludwig  dem  Baier 
nnd  sein  Einflnss  anf  die  öffentliche  Meinung 


in 


Deutschland. 

Von 

Dr.  Wilhelm  Preger. 


Als  der  Kampf  zwischen  Kaiserthum  und  Papstthum  unter  Ludwig 
dem  Baier  von  neuem  entbrannte,  fand  er  veränderte  Verhältnisse  vor, 
unter  deren  Einfluss  er  eine  neue  und  weit  in  die  Zukunft  riBichende 
Bedeutung  gewann. 

In  dem  culturreichsten  Lande  Europas,  in  Italien,  mussten  die  Er- 
folge in  den  Kämpfen  um  die  bürgerliche  Freiheit  nothwendig  auch  neue 
Ansichten  über  die  Natur  des  bürgerlichen  Gemeinwesens  hervorrufen, 
und  diese  konnten  um  so  leichter  zu  Theorien  sich  ausgestalten,  als  es,  wie 
das  Blühen  der  Scholastik  beweist,  zugleich  in  der  Zeit  lag,  das  Bestehende 
an  den  Gesetzen  der  Vernunft  zu  messen  und  auf  die  Principien  der 
Dinge  zurückzugehen.  Es  sind  Italiener,  Thomas  Aquin,  Dante,  Marsilius 
von  Padua,  welche,  wenn  auch  von  verschiedenen  Gesichtspunkten  aus, 
die  Natur  des  menschlichen  Gemeinwesens  zum  Gegenstande  tiefgehender 
theoretischer  Erörterungen  machten. 

In  der  Kirche  war,  als  sie  die  Höhe  ihrer  weltlichen  Macht  erreicht 
hatte,  das  Bewusstsein  ihres  wahren  Berufes  doch  nicht  erloschen.  Im 
Gegensatze  zu  der  verweltlichten  Hierarchie  sahen  anfangs  die  Bettelorden 
sowie  die  Anhänger  der  Mystik  das  Ideal  christiicher  Vollkommenheit  in  der 
höchsten  Weltverläugnung  und  Armuth  und  im  Dienste   der  Liebe.     Die 


Franziskaner  oder  Minoriten  glaubten  dieses  Ideal  zum  Theil  in  einer 
Auffassung  ihrer  Regel  vorgezeichnet,  nach  welcher  die  Ordensglieder  auf 
jeden  gemeinsamen  und  besonderen  Besitz  verzichteten.  Nur  den  massigsten 
Niessbrauch  der  irdischen  Dinge  wollten  sie  haben,  den  Besitz  der  ihnen 
geschenkten  Güter  trugen  sie  dem  Papste  auf.  Verschiedene  Päpste  hatten 
die  Regel  in  diesem  Sinne  bestätigt,  als  Johann  XXII.  ihr  eine  andere 
Deutung  gab.  Der  ganze  Orden  wurde  darüber  im  tiefsten  aufgeregt, 
und  bei  dem  sittlichen  Ernste,  der  in  vielen  Gliedern  des  Ordens  waltete, 
und  bei  der  rücksichtslosen  und  kühnen  Entschlossenheit  ihres  Generals 
Michael  von  Caesena  —  er  war  eines  Bauern  Sohn  aus  einem  Dorfe  bei 
Caesena  in  Italien  ^)  —  war  der  Orden  bald  in  offenem  Aufruhr  wider 
den  päpstlichen  Stuhl.  Es  war  dies  um  dieselbe  Zeit,  als  Ludwig  der 
Baier  in  seinen  Streit  mit  dem  Papste  eingetreten  war. 

Deutschland  bot,  seit  es  seine  politische  Vorherrschaft  im  Abendlande 
eingebüsst  hatte,  äusserlich  das  Bild  grosser  Verwirrung  und  Zerrissen- 
heit, aber  es  barg  in  sich  noch  eine  Fülle  aufstrebender  Kräfte.  Sein 
Bürgerthum  strebte  dem  Vorbild  der  italienischen  Republiken  nach,  und 
wurde  die  Hauptstätte  der  nationalen  Cultur  und  des  nationalen  Lebens. 
In  seiner  Ordensgeistlichkeit  war  es  bereits  mit  Erfolg  in  die  Schule  der 
in  Frankreich  blühenden  Scholastik  getreten  und  eben  jetzt  entfaltete 
sich  in  Deutschland  auch  eine  theologische  Wissenschaft  von  eigenem  na- 
tionalen Gepräge,  die  ihre  deutsche  Art  zugleich  dadurch  bekundete,  dass 
sie  ihre  Lehren  in  der  Sprache  des  Volkes  vortrug.  Nicht  minder  zeigt 
die  deutsche  Kunst  dieser  Zeit  einen  grossartig  aufstrebenden  Sinn.  Da- 
neben war  das  nationale  Gefühl,  seit  Deutschland  nicht  mehr  herrschte, 
sondern  eingeengt  war  durch  das  erstarkende  Frankreich  und  die  poli- 
tische Parteinahme  des  Papstthums  für  die  letztere  Macht,  empfindlicher, 
reizbarer  geworden.  In  dieser  Zeit  wurde  Ludwig  der  Baier  König  des 
deutschen  Reichs.  Ein  Fürst,  thätig  und  zu  kühnen  Unternehmungen 
geneigt,  ideal  genug,  um  auch  Aussergewöhnliches  ins  Werk  zu  setzen  und 
von  jener  zähen  Geschmeidigkeit,  welche  ein  Herrscher  bedurfte  in  Zeiten, 


1)  Scipio  Claramontins ,  Gaesenae  urbis  bist,  libri  XVI  (bis  1640)  Lugd.  Bat.  L.  XII.  f.  802: 
Tnlit  hoc  tempore  bifornie  monstmm  Caesena  Fr.  MicheliDnm  Ordinis  Minornm  ex  rustico  genere 
Foscoram  natom  in  villa  Ficli  agri  Caesenatis  non  procul  ab  Urbe  etc. 


I 


wo  die  widerstreitendsten  Bestrebmigen  das  Reich  verwirrten,  und  die 
roheste  Selbstsucht  die  Verträge  der  Treue  jeden  Augenblick  wieder  löste. 
Weil  Ludwig  für  seine  Wahl  durch  die  Mehrzahl  der  Kurfürsten  die 
Bestätigung  des  Papstes  nicht  nachsuchte,  so  wurde  er  1324  mit  dem 
Banne,  alle  Gemeinwesen,  die  zu  ihm  halten  würden,  mit  dem  Interdikte 
belegt.  Die  Entschlossenheit,  mit  welcher  Ludwig  den  Kampf  aufnahm,  führte 
ihm  die  bedeutendsten  unter  den  kirchlichen  Gegnern  des  Papstes  zu. 
Marsilius  von  Padua  und  Johann  von  Jandun  kamen  aus  Paris,  wo  für 
sie  bei  der  Verbindung  des  Hofes  mit  dem  Papste  kein  Raum  mehr  war; 
aus  Avignon  flüchteten  die  dort  in  Haft  gehaltenen  Führer  der  strengen 
Minoriten:  Michael  von  Caesena,  Wilhelm  Occam  und  Bonagratia  von 
Bergamo  zu  ihm.  Marsilius  überbrachte  die  von  ihm  unter  Mitwirkung 
des  Johannes  von  Jandun  verfasste  Schrift  Defensor  pacis,  die  er  noch  in 
Paris  für  den  deutschen  König  geschrieben  hatte.  Sie  enthielt  Grund- 
sätze, welche  eine  völlige  Umwandlung  der  Kirche  bedeuteten.  Ludwig 
führte  die  Ideen  dieser  Männer  ohne  viel  Zögern  als  eine  willkommene 
Hilfe  in  den  Kampf  für  seine  Rechte  mit  hinein. 

GmndsStze  der  theologischen  Gegner  der  Päpste. 

Wir  suchen  zuerst  einen  Ueberbhck  über  die  Grundsätze  zu  gewinnen, 
welche  der  Vertheidigung  der  Unabhängigkeit  der  weltlichen  Gewalt 
dienen  sollten. 

.  1.  Schon  in  der  Zeit  Heinrichs  IV.  wurde  die  Unabhängigkeit  der 
welthchen  Gewalt  auf  göttliche  Anordnung  zurück  geführt^)  und  die  Be- 
schlüsse des  Jahres  1338  zuRense  und  Frankfurt  sind  nur  die  reichsrechtliche 
Festsetzung  einer  oft  ausgesprochenen  Wahrheit  Die  Kämpfe  der  auf 
Heinrich  IV.  folgenden  Jahrhunderte  brachten   es  mit  sich,   dass  die  an- 


1)  Heinrieb  IV.  an  Gregor  VII.  1076:  ideoqne  et  in  ipsam  regiam  potestatem  nobis  a  Deo  con- 
cessam  exnrgere  non  timaisti,  quam  te  nobis  anferre  ansns  es  minari,  quasi  nos  a  te  regnnm 
acceperimus,  quasi  in  tna  et  non  in  Bei  mann  sit  regpinm  Tel  imperiom :  qnnm  Dominas  noster 
Jesus  Christus  nos  ad  regnum,  te  antem  non  vocavit  ad  sacerdotium.  (Brano  De  bello  Sazonico 
ap.  Pertz  Mon.  Script.  V.) 

Walranins  De  unitate  eoclesiae  etc.:   Ideo  jnxta  qnod  snpra  dictum  est  ex  verbis  Oelasii 
Papae,   ordinata  est  a  Deo   sicat  sacrata  Pontificam   anctoritas   ita   et  regalis  potestas,   nt 
Christiani  Imperatores  pro  aeterna  Tita  indigerent  pontificibns,  et  pontifices  pro  temporal inm 
cursu  rernm  imperialibns  nterentnr  dispositionibus  (Freber.  Germ.  rer.  script.  ed.  1600  f.  192) 


fangs  nur  geschichtlich  geführten  Beweise  durch  Theorien  über  das  Wesen 
des  Staates  ergänzt  wurden.  Keine  Schrift  des  gesammten  Mittelalters 
über  diesen  Gegenstand  reicht  hinsichtlich  der  Neuheit  der  Gedanken, 
der  Folgerichtigkeit  in  der  Durchführung  und  der  weittragenden  Ergeb- 
nisse ihrer  Sätze  an  den  Defensor  pacis.  In  seiner  Theorie  spiegelt  sich 
der  demokratische  Geist  der  italienischen  Republiken.  Die  gesetzgebende 
Gewalt  ruht  bei  der  Gesammtheit  der  Bürger.  Der  Zweck,  zu  dem  sie 
geübt  wird,  ist  nicht  bloss  die  zeitliche  sondern  auch  die  ewige  Wohlfahrt 
aller.  Das  Wahlförstenthum  und  alle  übrigen  Aemter  haben  ihren  Rechts- 
grund allein  in  dem  Willen  und  der  Wahl  der  Wählenden  und  bedürfen 
keiner  andern  Bestätigung.  Alle  Gewalt  in  irdischen  Dingen  überhaupt 
ruht  auf  diesem  Rechtsgrunde. 

2)  Die  Kehrseite  dieser  Sätze  ist,  dass  der  Papst  aus  göttlichem 
Rechte  keine  weltliche  Herrschaft  hat.  Wo  er  eine  solche  besitzt,  da  be- 
ruht sie  aufUebertragimg  durch  den  weltlichen  Gesetzgeber.  Seit  Heinrich  IV. 
hatten  die  Vertheidiger  der  weltlichen  Macht  behauptet,  dass  der  Papst 
nur  eine  Gewalt  in  geistlichen  Dingen  habe.  Marsilius  untersucht  das 
Wesen  dieser  Gewalt  und  stellt  den  Satz  auf:  die  Gewalt,  welche  Christus 
den  Priestern  hinterliess,  beschränkt  sich  auf  die  Verkündigung  seiner 
Lehre  und  die  Spendung  der  Sakramente  ^J. 

Der  Kraft,  welche  in  den  genannten  göttlichen  Gaben  liegt,  fügt 
das  Priesterthum  nichts  hinzu,  auch  kann  es  davon  nichts  hinweg- 
nehmen ^).  Gott  allein  ist  es,  welcher  das  Heil  dem  Menschen  zu- 
theilt,  und  er  theilt  es  jedem  bussfertigen  Gläubigen  mit,  auch  wenn  der 
Priester  aus  Irrthum  oder  feindlicher  Absicht  es  versagt.  Damit  forderte 
Marsilius  einen  unmittelbaren  Zusammenschluss  des  Einzelnen  mit  der 
Offenbarung  und  beseitigte  die  Furcht,  dass  die  Priestergewalt  vom  ewigen 
Leben  ausschliessen  könne.  „Denn  allein  Gott  weiss,  wem  die  Sünde  zu 
vergeben  und  zu  behalten  sei,   nicht   also   die  Kirche   oder  der  Priester, 

1)  Defensor  Pacis  II,  6,  bei  Ooldast'  Monarchia  II.  f.  204  ff. 

2)  1.  c:  Ex  tone  i^itur  solutus  est  ab  ira,  quae  non  manet  super  illuro  qui  credit  in  Christum, 
sed  super  illum  qui  non  credit.  Non  igitur  postmodnm  per  sacerdotem,  cui  confitetur,  ab  ira 
aeterna  liberatur,  a  qua  liberatus  est  jam  per  dominum  ex  quo  dixit :  confitebor.    Solus  igitur 

Deus  hominem  interius  mundat  a  macula  peccati  et  a  debito  aeternae  poenae  solvit Ex 

dictis  itaque  sanctorum  autoritatibus ,  magistri  (Petr.  Lomb.)  atque  Ricardi,  apparet  liquido, 
quod  culpam  et  debitum  aeternae  damnationis  solus  Deus  peccatori  yere  poenitenti  remittit 
absque  opere  sacerdotis  praecedente  vel  intenreniente  simul.  u.  a.  a.  0. 


wer  68  auch  sei,  imd  sei  es  der  römische  Bischof.  Denn  jeder  derselben 
vermag  zeitweilig  zu  irren'). 

Wie  die  Amtsgewalt  auf  Wort  und  Sakrament  beschrankt  ist,  so  be- 
stinunt  sie  sich  auch  weiter  gemäss  der  Natur  dieser  Gnadenmittel,  d.  h.  sie 
verbreitet  die  Wahrheit  nicht  mittelst  irdischer  Strafen  und  äusseren  Zwan- 
ges^). Auch  gegen  Ketzer  sollen  nach  Marsilius  keine  äusseren  Strafen 
angewendet  werden,  ausser  wenn  sie  das  bürgerliche  Gemeinwesen  durch 
verbrecherische  Handlungen  schädigen;  aber  dann  straft  dieses  und  nicht 
die  Earche. 

Da  nun  alle  Amtsgewalt  in  Wort  und  Sakrament  ruht,  beiderlei 
Gnadenmittel  aber  allen  Aposteln  anvertraut  sind,  und  das  Recht  der 
Verwaltung  derselben  auf  die  Presbyter  übergegangen  ist,  so  haben  alle 
Priester  gleiche  Amtsgewalt  und  steht  nach  göttlichem  Rechte  keiner 
höher  als  der  andere^).  Auch  hat  weder  einer  allein  noch  haben  alle 
zusammen  das  Recht  zu  exconununiciren ,  sondern  dieses  Recht  ist  bei 
der  ganzen  gläubigen  Gemeinde  oder  deren  Vertretung,  wenn  gleich  es 
nicht  ausgeübt  werden  soll  ohne  den  Beirath  und  durch  den  Mund  der 
Priester.  Marsilius  begründet  dies  vornehmlich  von  dem  Bedürfniss  des 
bürgerlichen  Gemeinwesens  aus*). 

1)  1.  c  Qnoniam  solusDens  est,  qni  non  potest  igDorare,  quibas  remittendum  etqnibna  retinendom 
Sit  peccatnm,  et  solns  qai  affectione  perrersa  neqne  movetnr  neqae  jadieat  qaenqam  iqjnste. 
Non  sie  aatem  ecclesia  si? e  sacerdos  quieunqne,  sit  ille  etiam  Romanna  episcopns.  Potest  enim 
ipsornm  qnilibet  errare  quandoqne,  Tel  inclinari  affectione  perrersa  etc. 

2)  cf.  I.  e.  II,  10  Q.  a.  a.  0. 

8)  1.  c.  II,  15:  Hnnc  siquidem  sacerdotalem  eharacterem  sire  nnain  sive  plares,  quem  dizimus 
potestatem  conficiendi  sacramentom  encbaristiae^  ae  potestatem  solvendi  atqne  ligandi  bomines 
a  peecatis  —  probabiliter  mibi  ridetnr,  qaod  omnes  sacerdotes  babent  enndem  specie,  nee  ampliorem 

habet  hnnc  Romanos  episcopns  ant  alter  aliqais  quam  simplez  dictns  sacerdos  quicnnque. 

Debet  tos  con  latere  qaod  baec  noniina  presbjter  et  episcopns  in  primitiya  ecclesia  faernnt 
Synonyma,  qaamyis  a  diversis  proprietatibns  eidem  imposita  faerint. 

1.  c.  III,  Conclns.  XVII :  Omnes  episcopos  aeqaalis  antoritatis  esse  immediate  per  Christnm 
neqne  secandnm  legem  divinam  convinci  posse,  in  spiritualibos  ant  temporalibns  praeesse  in- 
Yicem  Tel  subesse. 

4)  1.  c.  II,  6 :  Laederetnr  tarnen  sie  injuste  percnlsos  a  sacerdote  pro  statu  yitae  praesentis  graTid- 
sime  qnasi,  nt  qnia  diffamatar  *et  ciTÜi  commnnicatione  priTatur.  Et  propterea  dicendaro, 
qaod  licet  ad  tale  jndiciam  promalgandum  reqairatar  toz  et  actio  sacordotis ,  non  tamen  ad 
aliqaem  solum  aat  tantammodo  ad  ipsoram  collegium  pertinet  jndiciam  coactiTam  et  praeceptam 
dare  de  ezcommanicandis  et  absolvendil;  sed  talem  stataere  jadicem,  coias  Tidelicet  sit  ream 
Tocare  et  ezaminare,  judicare,  absoWere  aat  condemnare,  sie  publice  diffamandum  aut  a  fidelium 
consortio  praecidendum  pertinet  ad  fidelium  uniTersitatem  in  coromunitate  illa,  in  qua  debet 
aliquis  tali  judicio  jadicari,  Tel  ad  superiorem  ipsius  Tel  ad  concilium  generale  etc. 


8 

Ganz  gleiche  Anscliauungeii  über  die  Priestergewalt  vertheidigt  Occam. 
Auch  nach  ihm  ist  dieselbe  auf  Wort  und  Sacrament  beschränkt,  und  be- 
sitzt kein  Priester  eine  grössere  Gewalt  als  der  andere,  auch  nach  ihm  hat,  er 
beruft  sich  wie  Marsilius  auf  Matth.  18,  17,  gemäss  dem  Auftrage  Christi 
allein  die  Gemeinde  der  Gläubigen  die  Gewalt  von  derEarche  auszuschliessen^). 

3)  Wir  begreifen  es,  wenn  der  häufige  und  gewissenlose  Missbrauch 
der  Kirchengewalt  zu  Verbuchen  führte,  das  Wesen  dieser  Gewalt  schrift- 
mässig  zu  bestimmen.  Die  von  Marsilius  und  Occam  aufgestellte  An- 
sicht war  von  grosser  Tragweite.  Wenn  die  Würde  des  Priesters  nicht 
vor  Irrthum  schützt  in  der  Verwaltung  des  Busssakraments,  dann  wohl  aucn 
nicht  in  der  Verwaltung  des  Lehramts.  Wenn  nur  Gott  allein  mit  Sicher-! 
heit  weiss,  wem  zu  vergeben  ist,  dann  ist  allein  auch  nur  er,  d.  i.  sein 
Wort  unfehlbar,  und  alle  Priester  ohne  Ausnahme,  auch  der  Papst  sind 
der  Möglichkeit  des  Irrthmns  unterworfen.  Es  ist  der  erste  unter  den 
Sätzen,  die  Marsilius  als  Ergebnisse  seiner  Untersuchung  aufstellt:  Allein 
die  heilige  oder  kanonische  Schrift  und  die  aus  ihr  durch  ein  allgemeineer 
Concil  mit  einleuchtender  Eraft  erbrachte  Auslegung  derselben  ist  wahr, 
und  der  Glaube  daran  nothwendig  zur  Seligkeit'^).  Weiter  noch  geht  allem 
Anscheine  nach  Occam.  Auch  die  allgemeinen  Concilien  und  die  Kirchen- 
lehrer sind  ihm  nicht  unfehlbar.  Es  könnte  sein,  dass  auch  die  Prälaten 
und  Kleriker  in  Ketzerei  verfallen :  dann  hält  sich  die  Wahrheit  vielleicht 
bei  den  Unmündigen^).    Unter  dem  Deckmantel,  dass  dies  nur  yvfiyaanxvig 


1)  Occam,  Dialogpu  P.  I,  1.  5,  c.  15  bei  Goldast  I.e.  484:  Si  aliqoa  potestas  vel  principatas  fuit 
data  b.  Petro  a  Christo  super  alios  Apostolos,  data  fiiit  sibi  per  illa  verba  Joh.  uH.:  Pasce  oves 
meas,  sed  per  illa  Terba  nalla  fait  data  potestas  spiritnalis  vel  principatas  super  alios  Apo- 

stolos qaia  spiritoaliter  pascere   oves  non  contingit  nisi  tripliciter  sc  salatari  doctrina 

et  Tita  exemplari  et  discipÜDa  sea  correctione  regulari,  sed  qnodlibet  istomm  roodornm  pascendi 
oves  Christi  commuDis  fuit  omnibus  Apostolis.  Doch  ist  den  Aposteln  mit  Petrus  nur  eine 
potestas  corrigendi  in  foro  conscientiae  gegeben,  die  potestas  corrigendi  in  foro  ecclesiae  da- 
gegen nur  der  Gemeinde  mit  Berufung  auf  Matth.  18:  Si  peccaverit  in  te  frater  tuus  etc. 
Ex  quibus  verbis  datur  intelligi,  quod  Christus   dedit  ecclesiae  potestatera  corrigendi  in  foro 

ecclesiae  et  non  alicui  Apostolo  in  speciali .    Quod  ex  commissione  Christi  sola  commu- 

nitas  fidel  iuni  habuit  potestatem  corrigendi  in  foro  ecclesiae. 

2)  Def.  pac.  Pars  III  Concl.  I:  Solam  divinam  sen  canonicam  scripturam  et  ad  ipsam  per  neces- 
sitatero  sequentem  quamcunque  ispius(que)  interpretationem  ex  communi  concilio  fidelium  factam 
Teram  esse  [et]  ad  aeternam  beatitudinem  consequendam  necesse.credere,  si  alicui  debite  proponatur. 

dj  Occ.  Dialog.  P.  I,  15,  c.  25  1.  c.  p.  495:  Quia  licet  Dens  assistat  specialiter  congregatis  in 
unum  in  nomine  Christi,  ipsi  tarnen  in  gratia  et  fide  miniroe  confirmantur,  etiam  dum  simnl 
localiter  remanserint,  quin  possint  per  liberum  yoluntatis  arbitrium  a  gratia  Dei  et  fide  recedere 


und  wie  zum  Spiele  gesprochen  sei,  hat  er  hier  ohne  Zweifel  seine  eigene 
Meinung  ausgesprochen,  deren  Sinn  kein  anderer  ist  als  der:  die  von 
Gott  in  der  Schrift  geoflfenbarte  Wahrheit  hat  immer  ihre  Anhänger  bei 
denen,  die  sie  mit  Heilsbegierde  suchen.  Die  Bürgschaft  dafür,  dass  sie 
rein  und  irrthumslos  erfasst  werde,  bietet  keine  äusserliche  Einrichtung. 
Das  Priesterthum  hat  die  Wahrheit  nicht  unter  Verschluss. 

4.  Wir  kommen  damit  zu  der  Frage  über  die  Verfassung  der  Kirche,  in 
welcher  nach  der  herrschenden  Lehre  eine  Bürgschaft  für  den  wirksamen 
Antheil  der  Gläubigen  am  Heile  lag.  Ist  das  Heil  lediglich  durch  Zu- 
sammenschluss  des  Glaubens  mit  der  geoffenbarten  Wahrheit  bedingt,  dann 
ist  die  Verfassung  unerheblich  für  das  Wesen  der  Kirche,  die  eine  Ge- 
meinschaft aller  der  Wahrheit  sich  beugenden  Gläubigen  ist,  oder  mit 
anderen  Worten:  die  Verfassung  der  Kirche  ist  nur  eine  Frage  der 
Zweckmässigkeit,  nicht  des  zum  Heile  nothwendigen  Glaubens.  Darum 
bestreitet  Marsilius  die  Nothwendigkeit  eines  Primats.  Auch  kann  aus 
der  Schrift  nicht  bewiesen  werden,  dass  Petrus  Bischof  von  Rom  gewesen 
sei;  ja  es  ist  fraglich,  ob  er  überhaupt  dahin  gekommen  ist^).  Und 
Occam  sagt:  Für  das  Wesen  der  Kirche  ist  es  gleichgültig,  ob  site  von 
einem  oder  mehreren  geleitet  werde.  Wie  die  staatliche,  so  richtet  sich 
auch  die  kirchliche  Verfassung  nach  den  wechselnden  Bedürfnissen  der 
Zeiten  ^). 


et  ideo  quam  vis  Dens  specialiter  assistat  ad  generale  concilium  congregatnm  lo  nomine  Christi, 
tarnen  per  talem  assistentiam  divinam  in  fide  nullatenns  confirniantnr  quin  possint  labi  in 
errorem.    cf.  cap.  26. 

quia  saepe  nrnlti  sapientes  catholici  inveniunlnr  extra  concilinm  generale,  qui  posaunt 

defendere  fidein  licet  omnes  errarent  in  generali  condlio  congregati.  Tnm  qnia  Dens  saepe 
revelat  parvaüs,  quae  a  sapientibus  et  prndentibus  abscondantnr.  Licet  ergo  omnes  in  generali 
concilio  errarent  et  solnm  parvuli  et  ilUterati  ad  coucilinm  roinime  convenirent>  non  esset  adhnc 
desperandnm,  qnin  Dens  veritatem  catholicam  parimlis  revelaret  vel  eisdem  Teritatem  notam 
defendere  inspiraret.  Hoc  enim  esset  ad  gloriam  Dei,  qui  in  hoc  ostenderet>  fidem  nostram 
non  esse  in  sapientia  hominnm  ad  concilinm  generale  yocatoram,  sed  in  virtnte  Dei,  qni  non- 
nnnqnam,  qnae  stnlta  sunt  mnndi,  elegit,  ut  confundat  sapientes.    cf.  cap.  35. 

1)  Def.  pac.  II,  16. 

2)  Dial.  P.  I,  1.  6,  cap.  15 :  cum  ergo  Christus  optime  providerit  ecclesiae,  in  potestate  posuit  ec- 
clesiae  sibi  unum  caput  vel  plura  eligere,   sicut  enim  saepe  expedit  commnintati,  unum  caput 

habere,  ita  interdum  potest  esse  expediens  communitati  regi  a  pluribus ergo  propter 

roultiplicem  yarietatem  personamm,  locorum  et  temporum  non  potest  in  his  certa  regnla  dari. 
Cum  ergo  Christus,  ubi  certa  regnla  dari  non  potest  conyenienter,  nequaquam  ecclesiae  certam 
regulam  dederit,  relinqnitur,  quod  Christus  minime  ordinayit  semper  unum  caput  ecclesiae  prae- 
ficiendam,  cum  hoc  saepe  possit  in  praejudicinm  ecclesiae  redundare. 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss  XIV.  Bd.  I.  Abth.  2 


10 

5.  Diesen  Männern  schwebte  das  Bild  einer  kirchlichen  Gemeinschaft 
vor,  geistiger  und  freier,  als  die  Zeit  und  ihre  Lehre  es  ihnen  bot.  Die  Mino- 
riten  namentlich  waren  aus  eigenster  sittlicher  Ueberzeugung,  wenn  auch 
in  einer  an  sich  unwesentlichen  theologischen  Frage,  bis  zum  offenen 
Gegensatze  gegen  die  sichtbare  Kirche  gefuhrt  worden ;  sie  waren 
männlich  genug,  die  Folgerungen  zu  ziehen,  welche  sich  aus  dem 
Widerstreit  im  einzelnen  Falle  für  das  Allgemeine  ergaben.  Sie  zogen 
sich  auf  den  Glauben  an  eine  unsichtbare  Kirche  zurück,  in  der  das 
Wesen  der  Kirche  bestehe,  auf  einen  Glauben,  der  nicht  auf  äusserliche 
Bürgschaften  sich  gründe,  sondern  unmittelbare  Ueberzeugimg  sei.  Es 
ist  nicht  meine  Aufgabe,  die  Ansichten  dieser  Männer  des  weiteren 
darzulegen.  Nur  die  Hauptgesichtspunkte,  um  die  es  sich  bei  ihnen  han- 
delt, waren  hervorzuheben,  weil  sie  ein  Element  ih  dem  Streite  Ludwigs 
des  Baiern  mit  den  Päpsten  bildeten.  Doch  kann  ich  mir  nicht  ver- 
sagen, hier  noch  ein  Bruchstück  aus  einem  Schreiben  Caesenas  anzufügen, 
der  von  dem  Bannfluch  des  Papstes  verfolgt  1328  zu  dem  Kaiser  nach 
Italien  geflohen  und  mit  ihm  im  Jahre  1330  nach  München  gekommen 
war,  •wo  er  vom  Kloster  seines  Ordens  aus  mit  Occam  und  Bonagratia 
den  schon  in  Italien  begonnenen  Kampf  für  sich  und  für  den  Kaiser 
fortführte.  Der  Papst  hatte  ihn  excommunicirt ,  das  Generalcapitel 
seines  Ordens,  durch  gewaltsamen  Eingriff  aus  päpstlich  Gesinnten  zu- 
sammengesetzt, hatte  an  seiner  Stelle  Gerhard  Odonis  zum  General  er- 
wählt. Aber  Caesena  wich  nicht:  er  behielt  das  Ordenssiegel  und  machte 
sich  bis  an  sein  Ende  durch  amtliche  Verfügungen  und  in  einer  Anzahl 
von  Sendbriefen  als  den  rechtmässigen  General  geltend.  Mehrere  dieser 
Schreiben  sind  bereits  bekannt.  Das  für  Caesenas  letzte  Anschauuni?en  viel- 
leicht  merkwürdigste  scheint  noch  ungedruckt.  •  Es  findet  sich  in  der 
Chronik  des  Minoritenordens  von  Glassberger,  deren  einzige  bekannte 
Handschrift  im  hiesigen  Franziskanerkloster  bewahrt  wird.  Der  Brief  ist 
an  den  Gegner  im  Amte  Gerhard  *  erlassen  und  vom  J.  1332^). 

Caesena  bestreitet  in  diesem  Briefe,  dass  die  jeweilige  sichtbare  Kirche 
mit  ihrer  amtlichen  Gliederung  und  die  wahre  Kirche  nothwendig  zu- 
sammenfallen.    Er  sieht  in  der  Kirche ,  welche  den  „ketzerischen"  Papst 


1)  8.  Beilage  L 


11 

Johann  XXII.  anerkannte,  eine  neue  Kirche,  die  von  der  alten  und  wahren 
abgewichen  sei. 

„Du  fragst  mich,  schreibt  er  an  Gerhard,  wo  .die  katholische  Kirche 
sei,'  auf  welche  ich  mich  berufe,  jenseits  oder  diesseits  des  Meeres,  in 
Rom  oder  Avignon  oder  in  einem  Theile  Roms?  denn  überall  werde  ja 
Johann  für  den  wahren  und  katholischen  Papst  gehalten ;  aber  du  würdest 
besser  fragen,  wo  deine  Kirche  vor  diesem  Johann  gewesen  sei  und  wo 
sie  in  Zukunft  sein  werde?  Denn  was  du  bis  vor  wenigen  Jahren,  ohne 
zu  wanken,  für  katholisch  gehalten  hast.,  das  heisst  bei  dir  jetzt  häretisch, 
und  zwar  ohne  dass  ein  neuer  vernünftiger  Grund  inzwischen  ans  Licht 
getreten  wäre,  nur  weil  die  Planeten  ihre  gewohnte  Bahn  verlassen  und 
eine  rückläufige  Bewegung  gemacht  haben.  Und  nachher,  wenn  die 
Sterne  den  Lauf  von  neuem  wechseln,  wirst  du  ebendasselbe,  was  dir 
jetzt  häretisch  heisst,  wieder  für  katholisch  halten." 

Caesena  beruft  sich  aber  nicht  bloss  von  der  sichtbaren  Kirche  seiner 
Tage  auf  die  Kirche  der  früheren  Zeit,  sondern  auch  auf  die  unsichtbare 
Kirche. 

„Du  sagst,  so  fahrt  er  fort,  alle  Gläubigen  halten  Johann  für  den 
katholischen  Papst.  Beachtest  du  nicht,  was  der  Herr  dem  Elias,  der  da 
meinte,  er  sei  allein  unter  den  Knechten  Gottes  übrig  geblieben,  geant- 
wortet hat,  als  er  sprach:  Ich  habe  mir  mehr  als  sieben  tausend  übrig 
behalten,  die  ihre  Kniee  nicht  gebeugt  haben  vor  dem  Baal?  Oder 
glaubst  du  vielleicht,  dass  wir  die  einzigen  seien,  welche  die  Constitutionen 
Johanns  bekämpfen?  Nicht  bloss  sieben  tausend,  sondern  mehr  als  sieben 
mal  sieben  tausend  sind  in  der  Welt,  welche  dieselben  von  Grund  aus 
verwerfen,  und  kommt  die  Zeit,  so  werden  sie  hervortreten.  Magst  du 
immerhin  sagen:  wir  sehen  sie  nicht  —  auch  Elias  hat  jene  sieben  tausend 
nicht  gesehen.  Wer  sind  also  jene?  der  Apostel  sagt:  der  Herr  kennet 
die  Seinen." 

Kaiser  Ludwig. 

1.  In  die  Sachsenhäuser  Appellationsschrift  vom  Jahre  1324  soll  die  um- 
fassende Stelle,  in  welcher  der  Kaiser  den  Streit  der  Minoriten  zur  eigenen 
Sache  macht  und  den  Papst  wegen  seiner  Ansicht  von  der  Aitnuth  Christi 
für  einen  Ketzer  erklärt,  durch  den  Kanzler  Ulrich  den  Wilden  ohne  des 

2* 


12 

Kaisers  Wissen  eingeschoben  worden  sein^).  Allein  diese  Nachricht  ist 
den  Procuratorien  des  Kaisers  vom  Jahre  1336,  die  ihm  vom  Papste 
vorgeschrieben  waren,  entnommen^),  und  ebenda  legt  der  Papst  dem 
Kaiser  auch  das  unwahre  Geständniss  in  den  Mund :  er  habe  Caesena  und 
seine  Genossen  nur  bei  sich  gehegt,  um  sie  mit  sich  in  den  Schoss  der 
Kirche  zurückzuführen.  Doch  mag  man  jener  Angabe  auch  Glauben 
schenken,  und  mag  der  Kaiser  hier  noch  nicht  für  die  strengere  Partei 
der  Minoriten  eingetreten  sein  —  in  späteren  Erlassen  wenigstens  hat 
er  es  zur  Genüge  gethan^).  Und  ebenso  verwerthet  der  Kaiser  die  An- 
schauungen des  Marsilius.  Er  folgt  nicht  bloss  seinem  Rathe  bei  der  Annahme 
der  Kaiserkrone,  bei  der  Absetzung  Johanns  und  der  Erhebung  des  Gegen- 
papstes ;  auch  die  Grundsätze  des  Defensor  pacis  spiegeln  sich  in  den  Gründen 
des  Erlasses,  durch  welchen  Kaiser  Ludwig  Johann  XXII.  für  abgesetzt 
erklärte,  wieder*).  Nach  diesem  Manifest  ist  der  Papst  in  Lehre  und 
Leben  dem  Urtheil  der  Gläubigen  unterworfen.  Massstab  für  das  Urtheil 
ist  die  Lehre  der  Schrift  und  der  alten  Kirche.  Der  Papst  kann  in  der 
Lehre  irren.  Jeder  Gläubige  ist  verpflichtet,  sich  von  einem  häretischen 
Papste  loszusagen.  Der  Kaiser  hat  Recht  und  Pflicht,  für  das  Wohl  der 
Kirche,  für  das  Wohl  des  christUchen  Volkes  zu  sorgen,  er  hat  da  ein- 
zutreten, wo  die  Kirche  nicht  selbst  Zucht  zu  üben  vermag.  Auf  ge- 
meinsamen Ratji  und  mit  Zustimmimg  des  römischen  Klerus  und  Volkes 
sowie  von  Prälaten  der  Kirche,  unter  Beistand  sowohl  von  deutschen  wie 
italienischen  Fürsten  und  einer  zahlreichen  Menge  von  Gläubigen  wird 
Johann  von  Caturro  wegen  seiner  Irrlehren  und  verderblichen  Amts- 
führung seiner  Würde  und  Macht  entsetzt,  und  jeder  mit  den  schwersten 
Strafen  bedroht,  der  ihm  fortan  gehorchen  werde. 

Die  Grundsätze  des  Marsilius,  nach  welchen  die  freie  Prüfung  der 
Lehre  auch  dem  christlichen  Volke  zusteht,  und  die  Gesammtheit  des- 
selben durch  seinen  Bevollmächtigten,  den  Fürsten,  auch  über  den  Papst 


1)  Riezler,  Die  Literarischen  Widersacher  der  Päpste  zar  Zeit  Ludwig  des  Baiers.    lieipzig,  1874. 
S.  25. 

2)  Baynald,  Ann.  eccl.  a.  a.  1330  nr.  83. 

3)  Sentenz  d$r  Absetzung  Johanns  XXIL  18.  April  1828  ap.  Daluzii  Miscell.  ed.  Mansi  III  f.  240 
sqq.    Sentbntia  Imperat.  corrccta  et  emendata,  in  civit.  Pisana   12.  Dec.  1328  1.  c   310  sqq. 

4)  Sententia  Imper.  correct.  et  emendata.  1.  c. 


lä 

zu  richten  vermag,  wenn  es  die  Noth  der  Kirche  erfordert,  sind  hier 
aufgenommen  und  zugleich  zur  Ausführung  gebracht. 

2.  „Auf  den  ersten  Blick  kann  es  auffallen",  bemerkt  Riezler  in 
seinem  übrigens  sehr  verdienstvollen  Werke  *die  literarischen  Widersacher 
der  Päpste  zur  Zeit  Ludwig  des  Baiers»  „dass  dieser  kühnste  aller  mittel- 
alterlichen Angriffe  auf  die  kirchliche  Ordnung  von  einem  an  Geist  und 
Charakter  so  schwachen,  aller  Kühnheit  und  Selbständigkeit  baren  Herr- 
scher ausgehen  konnte,  wie  Ludwig  der  Baier  war;  bei  näherer  Betrach- 
tung zeigt  sich  aber  gerade  in  der  Schwäche  und  Unselbständigkeit  des 
Kaisers,  die  ihn  den  Einflüssen  geistig  überlegener  Rathgeber  willenlos 
preis  gab,  die  Erklärung  für  diese  Vorgänge.  Denn  die  Liitiative  der- 
selben ist  gewiss  nicht  von  Ludwig  ausgegangen." 

Aber  es  bleibt  ein  Widerspruch,  wenn  in  demselben  Satze  dieser  An- 
griff als  der  kühnste  aller  mittelalterhchen  Angriffe  auf  die  kirchliche 
Ordnung  bezeichnet,  und  gleichwohl  dem  Angreifer  alle  Kühnheit  abge- 
sprochen wird.  Oder  war  wirklich  Ludwigs  Geist  bis  zu  dem  Grade 
.schwach,  dass  er  nicht  wusste,  was  er  that?  so  aller  Selbständigkeit  bar, 
dass  er,  wie  die  Figur  des  Königs  im  Schachspiel,  immer  nur  da  stand, 
wohin  Marsilius  ihn  gerückt  hatte? 

Es  ist  natürlich  aus  den  politischen  Aktenstücken  selbst  nicht  zu 
entscheiden,  wie  weit  Ludwigs  Antheil  an  denselben  geht,  wie  weit  er 
selbst  geistig  betheiligt  ist  an  den  aus  seiner  Kanzlei  hervorgegangenen 
Schriften.  Aber  wir  sind  doch  nicht  ohne  alle  sichere  Nachrichten,  um 
einigermassen  beurtheilen  zu  können,  welches  Mass  von  eigenen  Kräften 
der  Kaiser  bei  seinem  Kampfe  miteinsetzte.  Ich  rechne  hieher  das 
Schreiben  eines  Minoritenbruders  Walter  an  seinen  General  Caesena,  das 
durch  Höfler  vollständig  bekannt  geworden  ist').  Es  ist  vom  30.  Juni  1334, 
einer  Zeit,  in  welcher  Ludwig  den  Versuch  machte,  ein  deutsches  Na- 
tionalconcil  gegen  Papst  Johann  zu  Stande  zu  bringen.  Die  Verhältnisse 
schienen  diesem  Vorhaben  günstig.  Johann  war  mit  einem  Theile  der 
Cardinäle  zerfallen  und  hatte  zugleich  durch  die  zwar  alte,  aber  1240 
von  der  Pariser  Universität  verdammte  Lehre,  dass  die  selig  Verstorbenen 


1)0.  Höfler,  Aus  Avignon.  Prag  1868  (Id  den  AbhandluDgen  der  k.  böbm.  Gesellsch.  d.  Wissensch. 
T.  J.  1868)  S.  11. 


14 

vor  der  Auferstehung  nicht  zum  unmittelbaren  Schauen  Gottes  gelangten, 
die  grösste  Aufregung  unter  den  Theologen  hervorgerufen.  Der  Kaiser, 
sehr  wahrscheinlich  von  Caesena  berathen,  trat  mit  dem  unzufriedenen  Car- 
dinal Orsini  in  Verbindung,  wobei  er  sich  des  obengenannten  Bruders 
Walter  als  eines  Unterhändlers  bediente.  Von  Avignon  zurückgekehrt 
erstattet  Walter  dem  Kaiser,  der  damals  vor  Ueberlingen  lag,  Bericht, 
und  gleich  darauf  schreibt  er  den  erwähnten  Brief  an  Caesena.  Was  der 
Bruder  seinem  General  über  den  Empfang  bei  dem  Kaiser  mittheilt, 
lässt  uns  Ludwigs  persönlichen  Antheil  an  den  politischen  Fragen  in 
einem  einzelnen  Falle  ermessen,  tmd  dieser  einzelne  Fall  gestattet  einen 
Schluss  auf  andere  Fälle.  Der  Kaiser,  so  berichtet  Walter,  habe  für  die 
Vorschläge  Orsinis  im  Betreff  des  Concils  Worte  freudiger  Zustimmung 
gehabt  und  den  Brief  durch  einen  besonderen  Boten  sofort  an  den  Erz- 
bischof von  Trier  gesendet.  Auch  dem  Caesena  lässt  der  Kaiser  den 
Brief  des  Cardinais  zukommen,  damit  ihn  dieser  nach  Italien  und  wohin 
es  ihm  für  die  Ehre  des  Reiches  gut  dünke,  schicke ;  denn  er  wolle  dass 
der  Brief  überall  hin  verbreitet  und  veröffentlicht  werde.  Der  Kaiser,- 
so  schreibt  Walter  ferner,  habe  Bonagratias  Berufung  auf  ein  Concil 
wegen  der  Irrthümer  des  Papstes  vortrefflich  gefunden  und  beschlossen, 
dass  diese  Schrift  vervielfältigt  werden  solle.  Ihm  selbst  habe  Ludwig 
befohlen  rasch  nach  Avignon  zurückzureisen,  und  ihn  zugleich  mit  allem, 
was  hiefür  nöthig  sei,  versehen.  Von  einer  eben  aus  Italien  eingetroffenen 
Botschaft,  welche  eine  Thatsache  mittheilt,  die  dem  Concil  förderlich 
werden  konnte,  sagt  Walter,  sie  habe  den  Kaiser  mit  der  höchsten  Freude 
erfüllt. 

Der  Eindruck,  den  wir  aus  diesem  Briefe  von  der  Persönlichkeit 
des  Kaisers  empfangen,  stimmt  nicht  zu  dem  oben  mitgetheilten  Urtheil 
übei*  Ludwigs  geistige  Schwäche  und  völlige  Unselbständigkeit.  Wir  sehen 
den  Kaiser  auf  das  lebhafteste  an  dem  grossen  Plane  eines  Concils  be- 
theiligt, rasch  und  selbständig  trifft  er  verschiedene  Anordnungen;  als  ob 
es  nie  anders  gewesen  und  selbstverständlich  sei,  dass  der  Kaiser  den 
lebendigen  Mittelpunkt  für  die  politischen  Handlungen  bilde ,  so  berichtet 
Walter  über  ihn. 

3.  Wie  mir  Riezlers  Urtheil  über  Ludwigs  Begabung  einer  Berich- 
tigung zu  bedürfen  scheint,  so  nicht  minder  auch  sein  Urtheil  über  Ludwigs 


15 

Charakter.  „  Grosssprecherisch,  unbesonnen  und  masslos  nach  jedem  Er- 
folge, in  der  Noth  kleinmüthig  und  schwach  bis  zur  Charakterlosigkeit, 
so  hat  dieser  Fürst  das  deutsche  Reich  in  einer  bedeutungsvollen  Epoche 
seiner  Geschichte  ohne  Geschick  und  Würde  repräsentirt."  Mit  diesen 
Worten  schliesst  Riezler  seine  zusammenfassende  Beurtheilung  Ludwigs 
des  Baiem. 

Wie  sich  denken  lässt,  hat  Riezler,  wenn  er  von  dem  Kleinmuth 
und  der  Schwäche  Ludwigs  spricht,  die  Unterhandlungen  desselben  mit 
der  Curie  im  Auge,  und  hier  scheinen  allerdings  namentlich  die  Procu- 
ratorien  oder  Vollmachten,  welche  er  seinen  Machtboten  für  die  Ver- 
handlungen in  den  Jahren  1336 — 1337  und  1343 — 1344  ertheilt  hat, 
dieses  Urtheü  zu  rechtfertigen. 

Fürs  erste  nun  möchte  ich  einen  Umstand  etwas  stärker  betonen, 
als  es  gewöhnlich  geschieht,  und  der  zwar,  wenn  nicht  anderes  dazu 
käme,  das  Urtheü  über  Ludwigs  Schwäche  und  Kleinmuth  noch  nicht 
aufheben,  aber  doch  im  einzelnen  genauer  bestimmen  würde.  Nicht  bloss 
dem  Hauptinhalte  nach  waren  die  Procuratorien  von  Avignon  aus  vor- 
geschrieben, sondern  sie  stammten  auch  ihrer  Form  nach  aus  der  päpst- 
lichen Kanzlei  und  Ludwig  hat  ihnen  bloss  Name  und  Siegel  beigesetzt^). 
Es  macht  nun  aber  doch  für  die  Beurtheilung  Ludwigs  einen  Unterschied, 


1)  Raynald  ad  a.  1335  nr.  7:  cnjas  rei  arcanae  seriem  ex  pontificiis  literis  illustrabimns.  Ex  iis 
enim  constat.  FraDcorum  regem,  cum  ad  ipsum  affluxisset  fama,  oratores  Ludovici  Bavari  leges 
ab  Apostolica  sede  datas  accepisse,  qnibus  in  gratiam  ecciesiae  admittendus  esset  etc.  Ad 
propositas  Tero  de  Rege  noD  consnlto  querelas  responsam  dedit,  ea  quae  ab  ecclesia  Ludovlco 
oblata  faeraDt,  adeo  onerosa  extitisse,  ut  in  dubium  revocaretnr,  an  a  Bavaro  admitterentnr, 
neqae  ob  id  eas  leges  ipsi  explicandas  se  existimasse  etc.  cf.  Matthias  Neuenbürg,  ap.  Böhm. 
Fontes  IV,  206:  Qui  a  papa  et  fratribus  edocti,  qualiter  et  sub  qua  lorma  redire  deberent  et 
cnm  quibus  articulis  absolutionem  et  gratiam  petituri,  iterum  a  principe  Gum  illis  articulis 
et  mandatis  sufficientissimis  sunt  reversi  (1335  sept.).  Mit  diesen  Gesandten  traf  Matthias  selbst 
in  Avignon  zusammen.  Und  zu  den  Procuratorien  des  Jahres  1343  (1.  c.  S.  228):  nunciisque, 
prout  in  mandatis  habebant,  dicentibus:  quod  daretur  eis  forma  procuratorii  papae  placens^  se* 
cundum  quam,  qualiscunque  esset»  se  redituros  dicebant,  conceptum  est  igitur  procuratorium 
turpissimum  et  rigidissimum,  quod  non  credebat  curia  sigillari  per  illum  eciam  si  captus  fuissot. 
Eine  weitere  Bestätigung,  dass  diese  Procuratorien  nicht  blosS  dem  Inhalt,  sondern  auch  der 
Form  nach  von  der  Curie  herrühren,  finden  wir  in  den  beiden  Ton  Gewold  mitgetheilten  Acten- 
stücken  zu  den  Unterhandlungen  Ton  1343 — 44.  Es  sind  die  vom  Papste  gestellten  Forderungen, 
zwar  noch  nicht  in  der  Form  der  Procuratorien ,  aber  schon  so  formulirt ,  dass  sie  sich  nur 
wenig  Yon  den  Procuratorien  von  1336,  die  zu  Grunde  gelegt  sind,  unterscheiden.  S.  Gewold 
Defensio  Ludovici  IV.  Imp.  Ingoist.  1618  p.  181—208. 


16 

ob  man  z.  B.  die  darin  enthaltenen  unwahren  Entschuldigungen  aus  des 
Kaisers  eigenen  Geiste  entsprungen  oder  eine  ihm  vom  Papste  in  den 
Mund  gelegte  Beichte  sein  lässt. 

Doch  sehen  wir  von  diesem  Umstände  ab  —  sind  denn  überhaupt 
diese  Procuratorien  ein  Zeichen  des  Kleinmuthes  und  der  Schwäche 
Ludwigs?  hat  man  ihre  Bedeutung  und  ihren  Zweck  nicht  unrichtig  auf- 
gefasst? 

Wir  fragen  zunächst  nach  der  rechtlich  verbindenden  Kraft  derselben. 
'  Hat  Ludwig  mit  ihnen  seine  Rechte  thatsächlich  aus  der  Hand  gegeben, 
sind  sie  wirkliche  Zugeständnisse  an  den  Papst  oder  nur  Ausgangspunkt 
für  die  erst  vorzunehmenden  Unterhandlungen  ?  Nur  das  letztere.  Recht- 
lich bindend  wären  sie  erst  geworden  in  der  Form,  in  welcher  sie  aus 
den  Verhandlungen  wieder  hervor  kamen;  für  diese  Verhandlungen  aber 
hatten  die  Gesandten  Ludwigs  ihre  geheimen  Instructionen  und  nur 
diese  entscheiden  die  Frage,  wie  weit  der  Kaiser  Zugeständ- 
nisse  zu   machen  wirklich  bereit  war. 

Den  untergeordneten  Werth  der  Procuratorien  ersieht  man  bereits 
aus  der  Instruction,  welche  Ludwig  im  Jahre  1331  seinen  Gesandten 
mitgab').  Es  heisst  da:  „mit  den  briefen,  die  ir  also  von  unsern  wegen 
hineinfürt,  sult  ir  also  gevaren.  Von  ersten  sult  ir  si  den  Cardinal  zeigen, 
heimlich,  mit  der  besten  gewarheit,  so  ir  mugt,  und  darnach  die  taidung 
anvahen,  und  sei,  das  ir  der  taidung  mit  in  übereinchomt,  so 
mugt  ihr  sie  vervesten  mit  eiren  insigeln.*' 

So  bildeten  also  wenigstens  die  Procuratorien  vom  Jahre  1331  nur 
den  Ausgangspunkt  und  das  Material  für  die  Taidung  oder  Verhandlung 
und  die  Artikel  derselben  wurden  rechtlich  bindend  erst  in  der  Gestalt, 
welche  sie  durch  die  Verhandlungen  empfangen  hatten.  Dass  aber  auch 
alle  späteren  Procuratorien  Ludwigs  keine  andere  Bedeutung  hatten,  und 
auch  von  der  Curie  nicht  für  rechtlich  bindend  angesehen  wurden,  das 
beweist  die  Anmerkimg  eines  der  Gesandten  Ludwigs  zu  einem  Artikel 
der  Procuratorien  des  jlahres  1344^).  Da  wird  nämlich  als  Resultat,  zu 
dem  man  beiderseits  gelangt  sei,  verzeichnet,  der  Papst  müsse  den  Kaiser 


1)  Gewold  p.  IIB  sqq. 

2)  Gew.  p.  196. 


17 

an  eben  dem  Tage  und  in  eben  der  Zeit  lösen,  an  welchem  die  Procu- 
ratoren  des  Kaisers  coram  papa  in  consistorio  gerunt,  fadunt  et  prae- 
stant  ea,  quae  in  articulis  procnratoriorum  seu  raandatorum  sunt  expressa. 
Erst  dann  also  wird  das  in  den  Procuratorien  Enthaltene  für  den  Kaiser 
bindend,  wenn  es  nach  den  Verhandlungen  von  den  Procuratoren  voll- 
zogen, gethan  und  geleistet  wird  in  der  öfifentlichen  Sitzung  vor  dem  Papst 
4.  Unsere  Aufgabe  ist  es  nun,  nachzuweisen,  dass  Ludwig  nie  im 
Sinne  hatte,  den  Inhalt  der  von  ihm  gesiegelten  Procuratorien  der  Curie 
zuzugestehen,  dass  seine  Gesandtschaften  von  ihm  durch  Instructionen 
gebunden  waren,  nach  welchen  sie  bei  den  Verhandlungen  seine  und  des 
Reiches  Ehre  zu  wahren  hatten.  Dass  solche  Instructionen  in  Betreff 
der  beiden  Procurationen  des  Jahres  1336,  von  denen  das  erste  am 
5.  März  zu  Ulm,  das  zweite  am  28.  Oktober  zu  Nürnberg  vom  Kaiser 
besiegelt  wurde,  vorhanden  waren  und  geltend  gemacht  wurden,  könnte 
mit  Wahrscheinlichkeit  schon  aus  der  Rede  geschlossen  werden,»  welche 
Papst  Benedict  am  11.  April  1337  in  einem  öffentlichen  Consistorium 
gehalten  hat.  Wenige  Tage  vor  dieser  Rede  hatten  endlich  die  Ver- 
handlungen begonnen,  für  welche  die  beiden  genannten  Procuratorien 
zu  Grunde  gelegt  werden  sollten^).  Bis  zum  Beginne  derselben  hatte  der 
Papst  sich  sehr  wohlwollend  gegen  den  Kaiser  gezeigt  und  ihn  den  feind- 
hchen  Bestrebungen  der  Könige  von  Frankreich  und  Neapel  gegenüber, 
so  viel  ihm  bei  seiner  Schwäche  möglich  war,  in  Schutz  genommen^. 
Noch  am  äO.  März  hatte  er  dem  Pfalzgrafen  Ruprecht  die  goldne  Rose 
gegeben.  Und  nun  nach  wenigen  Tagen  der  Verhandlung  antwortet  er  auf 
Randeggs  Rede :  Ludwig  sei  noch  nicht  wahrhaft  reuig ;  er  vergleicht  ihn 
mit  dem  grossen  Drachen  der  Apokalypse,  der  den  dritten  Theil  der 
Sterne  mit  sich*zur  Hölle  reisse^).  Ein  solches  Auftreten  ist  nur  erklär- 
lich, wenn  die  Gesandten  Forderungen    geltend  gemacht  hatten,   welche 

den  Artikeln  der  Procuratorien  widersprachen. 

» 

Eine  weitere  Bestätigung  liegt  in  einer  Aeusserung  Clemens  VI.  über 
die  Verhandlungen  Ludwigs  mit  seinen  beiden  Vorgängern,  Clemens  be- 
.gründet  sein  Vorgehen  gegen  den  Kaiser   damit,   dass  derselbe  bei  allen 


1)  Vgl.  d.  Brief  des  Papstes  an  Philipp  toh  Frankreich  y.  4.  Apr.  1337  hei  Bajnald  1837  nr.  2. 

2)  Matth.  Neuenhnrg.  bei  Böhmer  Fontes  lY,  207. 

3)  Heinr.  de  Diessenhoyen  b.  Böhm.  1.  e.  26. 

Ahh.  d.  IIL  Ol.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  I.  Ahth.  3 


18 

früheren  Verhandlungen  niemals  die  Rechte  seiner  Stellung  habe  aufgeben 
wollen:  Et  si  unquam  dixit,  quod  vellet  redire  ad  gremium  S.  matris 
ecclesie,  semper  dixit  salvo  statu  suo*). 

Doch  wir  vermögen  auch  den  urkundlichen  Nachweis  zu  bringen, 
dass  Ludwig  gleichzeitig  mit  den  Procuratorien  von  1336  und  1343  den 
üeberbringem  derselben  für  die  Verhandlungen  gegentheilige  Instructionen 
mitgegeben  hat. 

Das  k.  Hausarchiv  bewahrt  eine  Zusammenstellung  von  fünf  Schrift- 
stücken %  von  denen  das  erste  die  beiden  Procuratorien  des  Jahres  1336 
gekürzt  und  in  deutscher  Uebersetzung  gibt,  die  vier  andern  aber  auf 
päpstliche  Forderungen  sich  beziehen,  welche  abgewiesen  werden  sollen, 
Riezler,  der  diese  fünf  Stücke  im  Anhang  seines  genannten  Werkes  zu- 
erst hat  drucken  lassen,  verkennt  die  Bedeutung  der  vier  letzten,  wenn 
er  dieselben  als  Zeugnisse  einer  vorübergehenden  männlicheren  Haltung 
bezeichnet,  die  aber  nur  zu  bald  jener  kläglichen  Verzagtheit  wieder  ge- 
wichen sei,  deren  Ausdruck  die  Procuratorien  von  1336  und  1343  seien. 
Ja  er  lässt  es  fraglich  sein,  ob  so  weitgehende  Ansprüche  vor  der  Curie 
überhaupt  ausgesprochen,  ob  sie  nicht  nur  für  gewisse  Eventualitäten 
bereit  gehalten  wurden. 

Wir  betrachten  von  den  vier  letzten  Stücken,  welche  bei  Riezler 
mit  B,  0,  D  und  E  bezeichnet  sind,  zuerst  das  mit  B  bezeichnete.  Riezler 
stellt  es  von  seiner  imrichtigen  Voraussetzung  aus,  dass  die  Procuratorien 
von  1336  die  wirkliche  Willensmeinung  Ludwigs  enthielten,  früher  als 
diese  Procuratorien,  weil  in  ihm  das  noch  nicht  zugestanden  werde,  was 
die  Procuratorien  einräumen. 

Aber  B  selbst  verwehrt  einen  derartigen  Schluss,  da  in  ihm  der  Ge- 
sandte von  Ludwig  aufgefordert  wird,  vor  bestimmten  ^Zugeständnissen, 
welche  „in  den  Procuratorien  enthalten  seien,  den  Kaiser  zu  bewahren." 

Da  in  B  die  Oettingen  als  Gesandte  erwähnt  werden,  so  stellen  wir 
fürs  erste  die  Gesandtschaften  der  Jahre  1335 — 1337  zusammen,  weil  nur  in 
dieser  Periode  zwei  Oettingen  als  gleichzeitige  Gesandte  vorkommen. 

Anfangs  April  1335   kamen  der  jüngere  Oettingen  und  Ulrich  von 


1)  Rede  des  Papstes  vom  11.  Juli  1343  bei  Höfler,  Ans  Avignon  S.  20. 

2)  East.  I,  Lade  5  Nr.  259.    Pergament  2®.    Gleicbxeitige  Hand. 


19 

Augsburg  als  Boten  Ludwigs  nach  Avignon,  Da  ihre  Vollmacht  der 
Curie  nicht  genügend  schien,  so  reisten  sie  wieder  zurück,  worauf  am 
2.  August  eine  neue  Gesandtschaft  nach  Avignon  abging,  deren  Mitglieder 
Ludwig  der  Jüngere  und  Ludwig  der  Aeltere  von  Oettingen,  Eberhard 
von  Thumnau,  Marquard  von  Randegg,  Ulrich  von  Augsburg  und  Hein- 
rich von  Sipplingen  waren.  Französischer  Einfluss  liess  auch  diese  Ge- 
sandten nicht  zur  Verhandlung  über  ihr  Procuratorium  kommen.  Ein 
Formular  mit  neuen  Forderungen  wurde  vorgelegt,  mit  welchem  der 
ältere  Oettingen  und  Thumnau  zum  Kaiser  zurückreisten^).  Dieser  stellte 
hierauf  das  Procuratorium  vom  5.  März  1336  zu  Ulm  aus,  in  welches 
jene  Forderungen  aufgenommen  waren.  Aber  auch  jetzt  noch  hielt 
Frankreich,  das  die  Aussöhnung  Ludwigs  mit  der  Kirche  nicht  wollte, 
die  Verhandlungen  auf.  Der  Papst  wurde  veranlasst,  weitere  Forderungen 
an  Ludwig  zu  richten,  welche  seine  persönliche  Stellung  zu  dem  Glauben 
der  Kirche  betrafen.  Am  15.  Mai  gingen  die  Gesandten  mit  Ausnahme 
der  beiden  Oettingen  nach  Deutschland  zurück,  und  am  28.  Oktober  1336 
fertigte  Ludwig  zu  Nürnberg  das  verlangte  neue  Procuratorium  aus.  Li 
demselben  waren  Graf  Wilhelm  von  Jülich  und  Pfalzgraf  Ruprecht  zu  Pro- 
curatoren  ernannt;  doch  sollten  diese  beiden  nicht  gesondert  von  den  im 
März  erwählten  Procuratoren  mit  der  Curie  verhandeln,  sondern  mit 
jenen  die  gemeinsame  Vertretung  Ludwigs  für  die  beiden  Procuratorien 
bilden.  Wir  ersehen  dies  aus  einer  Stelle  des  Nürnberger  Procuratoriums, 
die  bei  Raynald  fehlt  2).  Von  den  beiden  zuletzt  ernannten  Procuratoren 
befand  sich  aber  Wilhelm  von  Jülich  damals  nicht  mehr  bei  dem  Kaiser; 
er  war  schon  am  24.  September  nach  Frankreich  abgereist  um  mit 
König  Philipp  zu  verhandeln.  Nachdem  er  am  23.  Dezember  zu  Lupa- 
rum  bei  Paris  einen  Vertrag  mit  jenem  geschlossen^),  ging  er  von  da 
nach  Avignon,  wo  er  am    31.  Januar    1337   mit  den  übrigen  Gesandten 


1)  Sie  werden  in  dem  vom  Kaiser  zu  Ulm  ausgestellten  Procnratorinm  als  zn  Ulm  anwesend ,  die 
übrigen  vier  i3eTollmachtigten  als  abwesend  bezeichnet.  Es  sind  dies  die  znm  2.  Augnst  1385 
genannten   Oesandten. 

2)  Das  ToUstandige  Procnratorinm  bei  Bzoyü  Annal.  Eccles.  L.  XIV.  Col  1618  p.  758:  Et 
snpradictos  Procnratores  nostros  prioribns  nostris  Procoratoribas  nntmns,  adjangimos  et  oz  certa 
scientia  aggregamns  ete. 

3)  Böhmer  Reg,  Lndw.  d.  B.  Nr.  1812. 

3* 


20 

zusammentraf  0-  Selbst  jetzt  noch  wurde  der  Beginn  der  Verhandlungen 
bis  m  den  Anfang  des  April  verzögert. 

Wir  vergleichen  mit  dieser  Zusammenstellung  die  Angaben,  welche 
in  B  über  die  Gesandtschaften  Ludwigs  vorkommen.  Das  Schriftstück 
beginnt:  „Ir  suUent  wizzen,  daz  wir  mit  den  von  Oetingen  vnd  andern 
vnsem  boten  retten,  daz  si  in  den  Hof  gen  Auian  fueren,  daz  si  uns  be- 
warten,  als  wir  iuch  ouch  biten".  Hier  ist  von  „den  von  Oetingen"  die 
Rede.  Die  einzige  Gesandtschaft,  bei  welcher  die  beiden  Oettingen  zu- 
gleich betheiligt  waren,  ist  die  vom  2.  August  1335. 

Im  letzten  Abschnitt  von  B  heisst  es:  „Ir  suelt  wizzen,  daz  wir  dem 
von  Oetingen  vnd  iwrer  geselleschaft  vleizzic  enpfulhen,  daz  si  vns  in  disen 
artickeln  bewarten  vnd  och  in  andern".  Wir  fanden,  einer  der  Oettingen, 
der  ältere,  war  nach  Deutschland  gegangen  und  dann  mit  dem  Procura- 
torium  vom  5.  März  1336  wieder  nach  Avignon  zurückgereist. 

Unser  Schriftstück  sagt :  „ir  suelt  wizzen,  daz  wir  dem  von  Oetingen 
vnd  iwrergeselleschaft  vleizzic  enpfulhen".  Die  „Gesellschaft"  des  frag- 
lichen Gesandten  empfing  also  vom  Kaiser  Instructionen,  während  er  selbst 
abwesend  war.  Und  solche  Instructionen  werden  nun  auch  dem  Ab- 
wesenden in  unserem  Schreiben  gegeben.  Er  wird  also  nicht  bei  dem  Kaiser 
erwartet,  sondern  geht  von  dem  Orte  aus,  wo  ihn  der  Brief  trifft,  nach 
Avignon.  Wir  sahen,  dass  am  28.  Oktober  1336  Wilhelm  von  Jülich 
und  Buprecht  von  der  Pfalz  zu  Procuratoren  ernannt  wurden,  dass  aber 
Wilhelm  von  Jülich  schon  am  24.  September  nach  Frankreich  geschickt 
worden  war  und  Ende  Januar  1337  von  Luparum  aus  nach  Avignon 
kam.  So  dürfen  wir  als  sicher  annehmen,  dass  Wilhehn  von  Jülich  es  war, 
an  den  unser  Schriftstück  gerichtet  wurde.  Mit  ihm  ist  Ruprecht  von 
der  Pfalz  zum  Procurator  ernannt,  der  direkt  vom  kaiserlichen  Hof  lager 
aus  nach  Avignon  reiste.  Dieser  also,  mit  denRäthen,  die  ihn  begleiten, 
(vielleicht  sind  es  jene  vier  Räthe,  welche  am  15.  Mai  von  Avignon  nach 
Deutschland  gingen)  ^),  sind  „die  Gesellschaft",  mit  der  Wilhelm  von  Jülich 
in  Avignon  vereint  die  Rechte  des  Kaisers  wahrnehmen  soll.  Eine  weitere 
Bestätigung,  dass  wir  in  Wilhelm  von  Jülich  den  Empfanger  des  Schrei- 


1)  Di668enlu  L  e.  26. 

2)  Am  11.  Apr.  1337  redet  Marqaard   ▼.  Bandegg  im  öffentl.  GonsiBt  la  Arignon  für  Ludwig. 
Dieesenh.  1.  c. 


21 

bens  zu  suchen  haben,  gibt  dieses  auch  in  so  ferne,  als  es  hier  heisst, 
„als  wir  iuch  ouch  biten",  und  am  Schlüsse  „als  wir  iw  getrawn  vor 
allen  lueten".  Denn  das  Wort  „bitten"  deutet  auf  einen  Gesandten  von 
höherem  Range  hin,  und  ebenso  erhält  der  Ausspruch  des  Kaisers,  dass 
er  dem  Adressaten  „vor  allen  lueten"  vertraue,  eine  für  unsere  An- 
nahme günstige  Erläuterung  durch  das  nahe  verwandtschaftliche  Ver- 
hältniss  Wilhehns  von  JüHch  zum  Kaiser.  Denn  er  war  der  Schwager 
Ludwigs. 

Auch  der  Inhalt  der  Instruction  weist  uns  in  die  Zeit  der  Gesandtschaften 
des  Jahres  1336,  Wir  heben  hervor,  dass  das  Procuratorium  für  Wilhelm 
von  Jülich  und  Pfalzgraf  Rnprecht  diese  Gesandten  ausdrücklich  auch 
für  das  ältere  Procuratorium  und  umgekehrt  die  im  älteren  Procurato- 
rium genannten  Machtboten  auch  für  das  neuere  Procuratorium  beglaubigt. 
So  werden  wir  also  in  unserer  Instruction  eine  Bezugnahme  auf  die 
beiden  Procuratorien  erwarten  dürfen.  Artikel  3 — 9  weisen  denn  auch 
auf  das  Ulmer,  Artikel  1  und  2  auf  das  Nürnberger  Procuratorium  zu- 
rück. Artikel  3,  welcher  den  Königs-  und  Kaisertitel  für  Ludwig  auf 
Grund  des  Herkommens  gesichert  wissen  will,  bezieht  sich  auf  die  schmäh- 
lichen Forderungen  des  Papstes  im  Procuratorium  nr.  20.  22.  23  bei 
Raynald;  Artikel  4  weist  die  vom  Papste  nr.  21  geforderte  demüthigende 
Sicherstellung  gegen  Uebergriffe  der  kaiserlichen  Beamten,  Art.  5  die  vom 
Papste  nr.  27  geforderte  alleinige  Auslegung  der  Verträge  zurück;  und 
so  beziehen  sich  auch  die  übrigen  Artikel  auf  Förderungen,  welche  im 
Procuratorium  nr.  27.  23.  27.  27.  20  und  24  ausgesprochen  sind. 

Die  beiden  ersten  Abschnitte  der  Instruction  aber  weisen  unverkenn- 
bar auf  das  Nürnberger  Procuratorium  hin.  Dieses  letztere  unterscheidet 
sich  von,  dem  älteren  dadurch,  dass  in  ihm  von  Ludwig  vornehmlich 
Genugthuung  wegen  seiner  Begünstigung  der  für  häretisch  erklärten 
Theologen  und  wegen  seines  Verhaltens  gegen  den  Glauben  der  Kirche 
gefordert  wird.  Darauf  beziehet  es  sich,  wenn  es  im  •  ersten  Satze  heisst, 
keiner  der  Gesandten  solle  „ding  veriehen  oder  werben  di  vns  an  unser 
kristenheit  mueg  gegan  vnd  daz  ir  uns  gen  dem  babst  dar  an  bewart'S 
Das  Nürnberger  Procuratorium  lässt  Ludwig  sich  schuldig  bekennen 
gegenüber  allen  Processen  Johanns ;  der  zweite  Artikel  unserer  Instruction 
will    einen  Unterschied    gemacht   wissen   zwischen  jenen   Bannsprüchen, 


22 

welchen  Ludwig  als  Vertheidiger  der  Rechte  des  Reichs  verfiel,  und 
jenen,  welche  er  aus  anderen  Ursachen  sich  zugezogen  hat.  Auf  eine 
Bitte  um  Befreiung  von  den  ersteren  will  Ludwig  nicht   eingehen. 

Setzt  somit  auch  der  Inhalt  von  B  die  beiden  Procuratorien  des  Jahres 
1336  voraus,  so  dürfen  wir  es  wohl  als  ein  feststehendes  Ergebniss 
unserer  Erörterung  ansehen,  dass  B  eine  gegen  das  Ende  des  Jahres  1336 
an  Wilhelm  von  Jülich  ergangene  Instruction  ist,  welche  ihn  anwies, 
die  kaiserlichen  Rechte  bei  den  Verhandlungen  über  die  beiden  Procu- 
ratorien zu  wahren  und  diese  letzteren,  so  wie  sie  waren,  nicht  zur  recht- 
lichen Geltung  kommen  zu  lassen. 

Auch  der  Umstand,  dass  B  im  Manuscript  unmittelbar  auf  die  Pro- 
curatorien des  Jahres  1336  folgt,  dürfte  jetzt,  nachdem  auf  anderem 
Wege  das  Resultat  gewonnen  ist,  diesem  zur  Bestätigung  dienen.  Man 
könnte  etwa  noch  fragen,  warum  sich  der  Kaiser  in  der  Instruction  nur 
mit  Hervorhebung  einzelner  Gesichtspunkte  begnüge  und  nicht  weiter  in 
die  zahlreichen  Artikel  der  beiden  Procuratorien  eingehe?  Die  Instruc- 
tion selbst  gibt  hierauf  die  genügende  Antwort  Sie  redet  noch  von 
„anderen  Artikeln"  der  Procuratorien,  die  nicht  genannt  sind,  und  in 
denen  die  Procuratoren  den  Kaiser  bewahren  sollen,  und  sie  spricht  von 
weiteren  Instructionen,  welche  den  übrigen  Gesandten  mitgegeben  worden 
seien.     Auf  diese  ist  also  Wilhelm  von  Jülich  zugleich  mit  verwiesen. 


Auch  C,  das  dritte  der  fünf  Schriftstücke  wird  von  Riezler  unrichtig 
angesetzt,  wenn  er  es  mit  aller  Wahrscheinlichkeit  in  das  Jahr  1335 
reihen  zu  dürfen  glaubt  und  vermuthet,  dass  es  noch  früher  als  B  falle, 
weil  es  anspruchsvoller  auftrete  als  B. 

Allein  die  Forderungen,  welche  der  Papst  im  Jahre  1335  stellte  und 
welche  wir  bei  Burgundius')  lesen,  verlangten  Grösseres,  als  die  zehn  an 
der  Spitze  unseres  Schriftstücks  mitgetheilten  Artikel.  Auch  stimmt  die 
vierte  von  Ludwigs  Gegenforderimgen,  welche  nicht  will,  dass  der  Papst 
sich  anmasse  „schidunge  zu  setzen  zwischen  Römischen  rieh  vnd  Franch- 
rich"  nicht  zum  Jahre  1335*  Inhalt  wie  Sprache  unseres  Schriftstücks 
fordern  eine  andere  Zeit 


1)  Borgniidi  Historia  Bavarica  sive  Ltidov.  IV.  Imperator.    Ingolat  l(id6. 


23 

Auf  die  zehn  eingangs  mitgetheilten  päpstlichen  Forderungen,  welche 
sich  alle  auch  schon  in  dem  Procuratorium  von  1336  finden,  folgen  zu- 
nächst zehn  auf  die  Forderungen  bezügliche  Antworten,  die  in  ihrer 
kühnen  selbstbewussten  Sprache  zeigen,  dass  der  Kaiser  sich  des  Reiches 
und  der  Fürsten  Deutschlands  sicher  fühlt.  Dem  Begehren,  Meister  Mar- 
süius  und  die  Barfüsser  zum  Gehorsam  gegen  die  Kirche  zu  zwingen, 
stellt  Ludwig  den  Vorschlag  einer  öffentlichen  Disputation  mit  Marsilius 
und  den  Vertretern  der  kaiserlichen  Partei  unter  Gegenwart  des  Kaisers 
und  der  Cardinäle  entgegen.  Der  Forderimg ,  dass  der  Kaiser  um  alles, 
was  er  wider  den  päpstlichen  Stuhl  gethan,  sigh  entschulde-  und  Busse 
darob  empfahe,  wird  die  Antwort  gegenüber  gestellt:  der  Kaiser  thut 
nichts,  was  seiner  Person,  seinen  Werken,  oder  seiner  kaiserlichen  Macht 
imehrlich  ist  und  hebt  nichts  von  dem  auf,  was  er  gethan  hat  als  ein 
König  oder  Kaiser.  Eine  weitere  Bedingung  des  Papstes  lautet,  dass  der 
Kaiser  widerrufe  alle  seine  Thaten ,  Processe  und  Gerichte,  die  er  wider 
den  Papst  und  den  Stuhl  gethan  habe.  Die  Antwort  verlangt,  dass  der 
Papst  widerrufe,  was  er  gegen  den  Kaiser  und  das  Reich  gethan.  „  Wider- 
rueffet  der  babst,  so  widerrueffet  der  kaiser".  In  ähnlichem  Tone  sind 
auch  die  andern  Antworten  gehalten. 

Es  ist  in  den  Jahren,  in  welche  die  Aussöhnungsversuche  Ludwigs 
mit  den  Päpsten  fallen,  kein  Abschnitt,  in  welchem  die  Verhältnisse  eine 
solche  Sprache  dem  Kaiser  nahe  gelegt  hätten,  als  die  Zeit  welche  zu- 
nächst auf  die  Tage  von  Rense  und  Frankfurt  im  Jahre  1338  folgte. 
Da  hatte  sich  der  Kaiser  des  Reichs  und  seiner  Stände  versichert  imd 
das  Gefühl  des  vollen  Besitzes  setner  Macht,  welchem  die  Frankfurter 
Erlasse  vom  8.  August  1338  entstammen,  erklärt  auch  die  Sprache 
unseres  Actenstückes. 

Dasselbe  weist  auch  in  einigen  Punkten  deutlich  auf  das  erste  kürzere 
Frankfurter  Manifest  vom  8.  August  zurück.  Dieses  beginnt  mit  dem 
Satze,  dass  die  kaiserliche  Gewalt  unmittelbar  von  Gott  sei;  es  erklärt, 
daas  der  Kaiser  auf  Erden  in  zeitlichen  Dingen  niemand  über  sich  habe 
und  dass  ihm  alle  Völker  und  Nationen  unterthan  seien:  und  in  den 
kaiserlichen  Gegenforderungen,  welche  C  enthält,  wird  die  zweite,  dass 
der  päpstliche  Stuhl  sich  des  weltlichen  Gerichts  nicht  unterwinde,  mit 
dem  Satze  eingeleitet  „wan  das  keiserreich  alein  von  got  ist'',  und  die 


24 

Forderung,  dass  der  Stuhl  keine  Königreiche  verleihe,  mit  dem  Satze: 
„wan  all  gewalt  vnd  all  recht  Roemischem  rieh  sol  vndertan  sein." 

Was  wir  aus  Raynald  über  die  Unterhandlungen  Ludwigs  mit  dem 
Papste  in  den  Jahren  1338 — 1339  wissen,  dient  nur  zur  weiteren  Bestä- 
tigung, dass  C  in  die  Zeit  dieser  Verhandlungen  zu  setzen  sei.  Nikolaus 
Minorita  erzählt,  die  Schriften  der  Minoriten  und  Rechtsgelehrten  zur 
Vertheidigung  der  kaiserhchen  Rechte  vom  Jahre  1338  seien  nach  Avignon 
geschickt  worden,  und  die  vorgenannten  Magister  und  Rechtsgelehrten 
seien  bereit  gewesen  im  öffentlichen  Consistorium  ihre  Grundsätze  zu 
vertheidigen ;  sie  hätten  zu  diesem  Zwecke  freies  Geleite  verlangt,  mit  dem 
Erbieten,  die  schuldige  Strafe   zu  tragen  wenn  sie  unterliegen  würden^). 

Ein  Schreiben  des  Papstes  vom  23.  Januar  1339  an  Arnold  von 
Verdela,  den  päpstlichen  Gesandten  am  kaiserlichen  Hofe,  lehnt  dieses 
Ansuchen  ab^).  Noch  am  3.  Juni  scheint  der  Gedanke  an  eine  Reise 
der  gebannten  Theologen  nach  Avignon  nicht  aufgegeben.  Der  Papst 
stellt  an  diesem  Tage  Geleitsbriefe  für  Gesandte  Ludwigs  aus  mit  der 
Bedingung,  dass  die  Gesandtschaft  mit  ihrem  Gefolge  die  Zahl  60  nicht 
überschreite  und  dass  kein  als  Häretiker  Verurtheilter  darunter  sei^). 

Aus  Raynald  ersehen  wir  ferner,  dass  auch  der  Kaiser  im  Anfang  des 
Jahres  1339  an  eine  persönliche  Zusammenkunft  mit  dem  Papste  dachte. 

Beides  aber,  eine  Disputation  der  gebannten  Theologen  vor  den  Car- 
dinälen  und  die  persönliche  Anwesenheit  des  Kaisers  dabei,  sowie  die 
Bereitwilligkeit  der  Theologen  sich  im  Falle  des  Unterliegens  der  schuldigen 
Strafe  zu  unterziehen,  wird  in  unserem  Actenstück  gleich  in  der  ersten 
Antwort  auf  die  Forderungen  des  Papstes  ausgesprochen:  „Ze  dem  ersten 
antwrt  der  kaiser  vnd  all  sein  weiser  rat,  pfaffen  vnd  layen,  daz  maister 
MarsHius  vnd  die  barfuozzen  mit  dem  kaiser  besamt  sullen  sein  vnd  all 
di  mit  rat  oder  mit  der  tat  dem  kaiser  beholfen  wern  vnd  sein;  so  daz 
beschehen  ist,  so  lazzen  di  Cardinal  innen  vnd  vzzen  disputieren  raeister 
MarsUius  vnd  der  barfuozzen  Sachen;  werden  di  loeblich  befunden,  si  besten; 
werden  aber  si  vnloeblich  befunden,  sie  zergen;  wolten  si  nicht  ablazzen, 


1)  Bei  Böhmer,  Fontes  IV.  608 

2)  Rajnald  1839  nr.  t>. 
3j  1.  c.  nr.  8. 


25 

wann  di  Sache  vnloeblich  gevrteilt  wräe,  so  wil  der  kaiser  von  bot  der 
kirchen  wider  si  tuon,  was  er  ze  rechte  sol". 

Und  wie  uns  dieser  Absclinitt  auf  das  Jahr  1339  verweist,  so 
auch  eine  schon  oben  erwähnte  Stelle  unter  den  zehn  Gegenforderungen 
des  Kaisers.  Es  heisst  da:  Ze  dem  vierden  so  nimt  sich  der  stuol  an 
vnd  der  babst,  daz  er  zwischen  Roemischen  rieh  vnd  Franchrich  schidunge 
setzen  wil  Roemischera  rieh  ze  schaden  etc.  Wir  ersehen  aus  einem 
Briefe  des  Papstes  vom  7.  November  1337,  dass  einer  der  Gründe,  welche 
Ludwig  bestimmten,  den  im  December  1336  durch  Wilhelm  vonJülich 
abgeschlossenen  Friedensvertrag  mit  Frankreich  aufzuheben  und  sich  mit 
England  zu  verbinden,  die  Besetzimg  einiger  dem  Reiche  gehöriger 
Plätze  im  Bisthmn  Cambray  durch  die  Franzosen  -war.  Nach  Ausbruch 
des  Krieges  suchte  nun  der  Papst  zu  Gunsten  Frankreichs  zu  vermitteln. 
Er  stellte  wiederholt  und  noch  einmal  am  11.  October  1339,  als  eben 
erst  eine  neue  Gesandtschaft  im  Namen  des  Kaisers  und  der  Kurfürsten 
nach  Avignon  abgegangen  war,  an  Ludwig  das  Verlangen,  sich  jedes 
Angriffs  auf  Frankreich  zu  enthalten,  wenn  anders  Ludwig  Frieden  mit 
der  Kirche  haben  wolle'). 

In  die  Zeit  der  beiden  Gesandtschaften  des  Jahres  1339  also,  in  die 
Monate  Juni  bis  October,  werden  wir  nach  den  hervorgehobenen  Merk- 
malen das  mit  C  bezeichnete  Schriftstück  zu  setzen  haben. 


Das  vierte,  "von  Riezler  mit  D  bezeichnete,  Stück  bietet  keine 
Schwierigkeiten.  Es  ist  zu  Ingolstadt  am  28.  October  1343  ausgestellt. 
Ausstellungsort  und  Datum  verbieten  die  Annahme,  dass  wir  es  hier  mit 
einem  blossen  Entwurf  zu  thun  haben.  Es  ist  eine  geheime  Instruction 
für  die  Gesandtschaft  des  Kaisers,  an  deren  Spitze  Hmnbert  von  Vienne 
stand,  und  für  welche  Ludwig  kaum  sieben  Wochen  vorher,  am  18.  Sep- 
tember, ein  vom  Papste  vorgeschriebenes  die  bedingungslose  Unterwerfung 
enthaltendes  Procuratorium  imterzeichnet  hatte.  Wir  werden  unten  auf 
diese  Instruction  zurückkommen. 

E  ist  ein  Antrag,  welchen  die  Procuratoren  des  Jahres  1343  bei 
den  Verhandlungen  in  Avignon  stellten.   Für  diese  waren  zuerst  die  Pro- 

1)  Ba;nald  1389  nr.  8. 

Abh.  d.  111.  Cl.  a.  k.  Ak.  d.  Wiw.  XIV.  Bd.  I.  Abtb.  4 


26 

curatorien  des  Jahres  1336  wieder  zu  Grunde  gelegt  worden.  E  bezieht 
sich  auf  einige  Funkte  derselben  und  verlangt  eine  Aenderung  zu  Gungten 
des  Kaisers. 

Daos  im  Jahre  1343  zuerst  wieder  über  die  Procuratorien  des  Jahres  1336 
verhandelt  worden  sei,  geht  nicht  nur  aus  einem  Zeichen  mit  Randbemerkung 
bei  A,  sondern  auch  aus  D  hervor,  wo  einzelne  Anweisungen  für  die  Gesandten 
sich  auf  die  Procuratorien  jenes  Jahres  beziehen.  D  aber  ist,  wie  be- 
merkt wurde,  am  28,  October  1343  unterschrieben.  Daraus  erklärt  sich 
denn  auch  die  Bestimmung  unseres  ganzen  Manuscripts  im  k.  Hausarchiv. 
Die  Zusammenstellung  diente  den  Gesandten  des  Kaisers  für  die  Verhand- 
lungen des  Jahres  1343:  A,  oder  die  beiden  Procuratorien  von  1336,  als 
die  Grundlage  für  diese  Verhandlungen,  B  und  C  als  die  älteren  Instructionen 
(1336.  1339),  welche  den  Gesandten  zur  Richtschnur  dienen  sollten,  D  enthält 
die  neue  Instruction,  E  ist  ein  erst  in  Avignon  auf  Grund  von  D  entstandener 
Antrag,  der  hier  nur  Raum  gefunden  hat,  aber  nicht  eigentlich  zur  Zu- 
sammenstellung gehört.  So  haben  wir  denn  unter  den  erörterten 
Actenstücken  in  B  und  D  auch  den  urkundlichen  Beweis,  dass  gleich- 
zeitig mit  den  Procuratorien  von  1336  und  1343  geheime  Instructionen 
ertheilt  wurden,  in  welchen  die  Gesandten  angewiesen  waren,  den  Procu- 
ratorien gegenüber  die  Ehre  sowie  die  Rechte  des  Kaisers  und  des  Reiches 
zu  schützen  und  das,  was  in  den  Procuratorien  angeboten  war,  nicht 
zum  vertragsmässigen  Vollzug  kommen  zu  lassen. 

Mit  diesem  Erweis,  dass  Ludwig  ferne  davon  war,  seine  Procura- 
torien zu  förmlichen  Verträgen  umgestalten  zu  lassen,  stinmuen  dann  auch 
die  weiteren  Zeugnisse.  So  sagt  Benedict  in  einem  an  Ludwig  unter 
dem  13.  September  1338  gerichteten  Briefe^):  Ludwigs  Gesandter,  der 
Abt  Albrecht  von  Ebrach,  habe  ihm  im  Vertrauen  mitgetheilt:  „quod  tue 
intencionis  non  erat  servare  ea  que  per  te  ac  pro  parte  tua  jam  dudum 
oblata  nobis  fuerant.  Und  in  einem  späteren  Briefe  vom  7.  April  1340^) 
erklärt  Benedict,  er  werde  sich  nicht  länger  durch  Versprechungen  des 
Kaisers  täuschen  und  hinziehen  lassen  sicut  hactenus  delusi  fuimus  et 
protracti 


1)  Bei  Hoflei,  Aus  Avignon  S.  18. 

2)  Baynald  1340  nr.  68. 


und  in  dem,  wae  er  der  Curie  verweigerte,  konnten  zugleich  die  das 
Reich  aufs  äusserste  gefährdenden  Absichten  Roms  vor  den  Ständen 
bloss  gelegt  werden.  Lediglich,  um  den  Beginn  der  Verhandlungen 
zu  erwirken,  unterschrieb  also  Ludwig  die  Procuratorien  des  Jahres 
1336.  Er  stellte  der  List  und  Unwahrhaftigkeit  seiner  Gegner,  welche 
keine  Aussöhnung  wollten,  List  imd  Unwahrhaftigkeit  entgegen,  und 
nöthigte  sie  so,  in  die  Verhandlungen  einzutreten.  Nicht  ein  Beweis  des 
Kleinmuths  oder  der  Schwäche  sind  demnach  diese  Procuratorien,  sondern 
diplomatischer  Verschlagenheit.  Sie  sind  allerdings  ein  ihm  hingehaltenes 
Joch,  aber  ein  Joch,  das  er  nur  entgegennahm  um  es  sofort  als  Waffe 
wider  seine  Feinde  zu  gebrauchen. 

6.  Die  Unterhandlungen  der  Jahre  1335 — 1337  scheiterten.  Sie 
scheiterten,  um  es  hier  noch  einmal  hervorzuheben,  nicht  an  der 
Weigerung  des  Papstes,  die  Anerbietungen  Ludwigs  in  den  Procuratorien 
anzunehmen,  sondern  an  der  Weigerung  der  Gesandten  Ludwigs,  den  In- 
halt der  Procuratorien,  so  wie  er  war,  zum  Vertrage  werden  zu   lassen. 

Ludwig  rief  auf  die  oben  erwähnte  erbitterte  Rede  des  Papstes  vom 
11.  April  1337  seine  Boten  zurück,  und  trug  nun  Sorge,  dass  seine  Be- 
mühungen bei  der  Curie  und  deren  Forderungen  bekannt  würden.  Und 
er  erreichte  damit  einen  sehr  bedeutenden  Erfolg.  Erzbischof  Heinrich 
von  Mainz,  welchen  der  Kaiser  ganz  für  sich  gewonnen  hatte,  berief  im 
März  1338  die  Bischöfe  seiner  Provinz  nach  Speier,  und  diese  Versamm- 
lung ist  mit  Recht  als  der  Anfang  der  Erhebung  der  deutschen  Nation 
für  Ludwig  bezeichnet  worden ').  Die  Vermittelung,  zu  welcher  sich  hier 
die  Bischöfe  gegen  den  Papst  erboten,  war  eine  grosse  Kundgebung  zu 
Ludwigs,  unil  ;iiis  dev  tinLrniidigen  Aufnahme,    welche  ihr  Aner- 

,  iu  Avignon  fand,    ersieht    mau,    dass  sie   auch  dort   so    aufgefasst 

1^}.     Die  bedcutenciste  Frucht  der  kaiserlichen  PoUtik   aber  tritt  in 
^lilüssen  der  Tage  zu^^  und  Frankfurt  im  Juli  und  August  1338 
Dort  machten  ^^^Bulc  des  Reiches  und  mit  ihnen    die  Na- 
!  Sache  Ludwigs  .^^^^Veigenen. 

für  seinen  Kaiser  noch  im  Jahre  1339 


Cöln  T.  1.  Jnli  1338.    ßaynald  1338,    nr.  3- 


28 

französisch  gesinnten  Cardinäle^)  den  Frieden  nicht  wollten,  Philipp  nicht, 
weil  der  Bann  die  Verpflichtungen  der  deutschen  Fürsten  gegen  ihren 
Kaiser  löste,  die  Cardinäle  nicht,  weil  Philipps  Hand  auf  ihren  Einkünften 
lag.  Der  Papst  war  durch  die  Cardinäle  so  sehr  beschränkt,  wie  nur  je 
ein  Kaiser  durch  die  Kurfürsten.  Schon  Johann  hatte  dies  erfahren 
müssen.  Es  ist  oben  angedeutet  worden,  in  welche  gefahrliche  Lage  er 
zuletzt  durch  Orsini  und  seine  Anhänger  kam.  Jetzt  wurde  Benedict 
durch  den  Ruf  geschreckt,  er  mache  sich  durch  wohlwollendes  Entgegen- 
kommen gegen  Ludwig  der  Begünstigung  der  Häresie  verdächtig.  Li 
kläglicher  Schwäche  folgte  der  Papst  dem  Willen  Frankreichs  und  zog  den 
Beginn  der  Verhandlungen  unter  den  nichtigsten  Vorwänden  hinaus;  als 
dies  zuletzt  nicht  mehr  anging,  wurden  immer  demüthigerende  Bedingun- 
gen gestellt  in  der  Hoffnung,  dass  Ludwig  nicht  darauf  eingehen  werde^). 
Aber  in  den  Verhandlungen  lag  für  den  Kaiser  das  einzige  Mittel,  seine 
Stellung  in  Deutschland  zu  sichern,  seinen  Feinden  den  Boden  zu  ent- 
ziehen, der  ihnen  Kraft  gab.  Denn  entweder  gelang  es  doch  noch,  durch 
dieselben  die  päpstlichen  Forderungen  den  geheimen  Listructionen  gemäss 
herabzustimmen,  und  dann  war  ein  mit  der  Würde  des  Kaisers  verträglicher 
Friede  gewonnen;  oder  es  gelang  nicht,  dann  war  immerhin  das  Wich- 
tige erreicht,  dass  der  Kaiser  seinen  ernsten  Willen  nach  Frieden  durch 
die  Zugeständnisse,  die  er  wirklich  zu  machen  bereit  war,  erwiesen  hatte, 


1)  unter  Johann  XXII.  waren  im  Cardinalscollegiam  16  Franzosen,  6  Italiener,  und  je  ein  Car- 
dinal aus  den  übrigen  Nationen.    Höfler,  a.  a.  0.  19. 

2)  Die  Beweise  für  diese  Sätze  liegen  in  den  Briefen  des  Papstes  vor.  Brief  v.  14.  Mai  1335  an 
Ludwig  b.  Raynald  1335  nr.  29.  Brief  v.  4.  Apr.  1337  an  Philipp  v.  BVankr.  1.  c.  1337  nr.  2 : 
Dum  innumerabiles  Christi  sanguine  redemptorum  animas  in  Alemanniae,  Italiae  aliisque  partibus 
ex  sola  praedicti  Ludovici  adhaerentia  et  assistentia  excommunicationum  et  poenis  aliis  ac  er- 
roribus  involutas  et  ezpositas  aeteruae  damnationis  periculis  contemplamur  —  —  dissimulare 
Tel  omittere  absque  offensa  Dei  propriaeque  laesione  conscientiae  non  valemus  (maxime  cum 
ipse  obtulerit  et  ofiferat  se  nostris  et  ecclesiae  mandatis   et   beneplacitis   in  omnibus  et   per 

omnia  efficaciter  paritorum)  quominus  super  reducenda  sub  ovili  dominico  ovi  tale  errante 

justos  tractatus  et  ratiouabiles  ^providendo  tamen  quantum  cautius  fieri  poterit,  ecclesiae  ac 
tni  et  —  Boberti  Regis  Siciliae  illustris  indemnitatibus)  admittarous,  verentes  quod  si  per  op- 
positionem  impedimenti  yel  alias  minus  rationabiliter  aditum  super  tractatu  hujusniodi  clanderemus, 
perspicaces  et  subtiles  Theutonici,  perpendendo  unde  talia  processerint ,  exinde  irritati  vel 
forsan  desperat!,  se  cum  Anglicis  Yel  aliis  regis  aemulis  coUigarent.  So  bestätigt  dieser  Brief 
zur  Genüge,  was  Matthias  von  Neuenburg  1.  c.  207  über  die  dnrch  Philipp  verhinderten  Ver- 
bandlungen und  die  Abhängigkeit  und  Schwäche  des  Papstes  sagt. 


29 

und  in  dem,  was  er  der  Curie  verweigerte,  konnten  zugleich  die  das 
Reich  aufs  äusserste  gefährdenden  Absichten  Roms  vor  den  Ständen 
bloss  gelegt  werden.  Lediglich,  um  den  Beginn  der  Verhandlungen 
zu  erwirken,  unterschrieb  also  Ludwig  die  Procuratorien  des  Jahres 
1336.  Er  stellte  der  List  und  Unwahrhaftigkeit  seiner  Gegner,  welche 
keine  Aussöhnung  wollten,  List  und  Unwahrhaftigkeit  entgegen,  und 
nöthigte  sie  so,  in  die  Verhandlungen  einzutreten.  Nicht  ein  Beweis  des 
Kleinmuths  oder  der  Schwäche  sind  demnach  diese  Procuratorien,  sondern 
diplomatischer  Verschlagenheit.  Sie  sind  allerdings  ein  ihm  hingehaltenes 
Joch,  aber  ein  Joch,  das  er  nur  entgegennahm  um  es  sofort  als  Waffe 
wider  seine  Feinde  zu  gebrauchen. 

6.  Die  Unterhandlungen  der  Jahre  1335 — 1337  scheiterten.  Sie 
scheiterten,  um  es  hier  noch  einmal  hervorzuheben,  nicht  an  der 
Weigerung  des  Papstes,  die  Anerbietungen  Ludwigs  in  den  Procuratorien 
anzunehmen,  sondern  an  der  Weigerung  der  Gesandten  Ludwigs,  den  In- 
halt der  Procuratorien,  so  wie  er  war,  zum  Vertrage  werden  zu   lassen. 

Ludwig  rief  auf  die  oben  erwähnte  erbitterte  Rede  des  Papstes  vom 
11.  April  1337  seine  Boten  zurück,  und  trug  nun  Sorge,  dass  seine  Be- 
mührmgen  bei  der  Curie  und  deren  Forderungen  bekannt  würden.  Und 
er  erreichte  damit  einen  sehr  bedeutenden  Erfolg.  Erzbischof  Heinrich 
von  Mainz,  welchen  der  Kaiser  ganz  für  sich  gewonnen  hatte,  berief  im 
März  1338  die  Bischöfe  seiner  Provinz  nach  Speier,  und  diese  Versamm- 
lung ist  mit  Recht  als  der  Anfang  der  Erhebung  der  deutschen  Nation 
für  Ludwig  bezeichnet  worden  ^).  Die  Vermittelung,  zu  welcher  sich  hier 
die  Bischöfe  gegen  den  Papst  erboten,  war  eine  grosse  Kundgebung  zu 
Gunsten  Ludwigs,  und  aus  der  ungnädigen  Aufnahme,  welche  ihr  Aner- 
bieten in  Avignon  fand,  ersieht  man,  dass  sie  auch  dort  so  aufgefasst 
wurde  ^).  Die  bedeutendste  Frucht  der  kaiserlichen  Politik  aber  tritt  in 
den  Beschlüssen  der  Tage  zu  Rense  und  Frankfurt  im  Juli  und  August  1338 
zu  Tage.  Dort  machten  die  Stände  des  Reiches  und  mit  ihnen  die  Na- 
tion die  Sache  Ludwigs  zu  ihrer  eigenen. 

Wie  die  Erhebung  Deutschlands  für  seinen  Kaiser  noch  im  Jahre  1339 


1)  Ficker.  zur  Gescbichte  des  Eurvereins  zu  Rense.    S.  18. 

2)  Schreiben  des  Papstes   an  den  Erzbischof  von  Cöln  y.  1.  Juli  1838.    Raynald  1838,   nr.  3—7. 


30 

auf  das  Verhalten  desselben  bei  den  neuen  Unterhandlungen  mit  der 
Curie  einwirkte,  dafür  fanden  wir  einen  Beweis  in  der  oben  von  uns  be- 
sprochenen Instruction  jenes  Jahres.  Aber  die  Einheit  der  Stande  war 
eine  gebrechliche.  Als  Clemens  VI.  im  Jahre  1342  zur  Regierung  kam, 
war  er  bestrebt,  den  Eigennutz  der  Fürsten  wider  Ludwig  wach  zu  rufen 
und  dabei  insbesondere  die  Verstimmung,  welche  Ludwig  durch  die  lieber- 
tragung  Tirols  auf  seinen  Sohn  erweckt  hatte,  auszubeuten.  Clemens  ver- 
suchte es  jetzt  mit  der  Erhebung  eines  Gegenkönigs.  Die  Gefahr  ver- 
anlasste Ludwig  zu  neuen  Unterhandlungen  mit  der  Curie;  dabei  nöthigte 
er  Frankreich  durch  Drohungen,  den  Beginn  der  Verhandlungen  mit 
herbeizufahren.  Ein  Procuratorium  vom  18.  September  1343,  in  welchem 
der  Papst  die  rückhaltloseste  und  demüthigste  Unterwerfung  vorgeschrieben 
hatte  ^),  und  welches  die  Gesandten  Ludwigs  sogar  im  öffentlichen  Con- 
sistorium  vor  dem  Papste  beschworen,  sollte  diesen  Verhandlungen  den 
Weg  bahnen.  Der  Papst  hatte  Verdacht,  dass  die  Unterwerfung  Ludwigs 
nicht  ehrhch  gemeint  sei.  Er  spricht  ihn  in  einer  Rede  am  16.  Januar 
unzweideutig  aus*^).  Aber  er  musste  nun  doch  die  Verhandlungen  be- 
ginnen lassen.  Die  alten  Procuratorien  von  1336,  welche  zuerst  als 
Grundlage  dienten,  wurden  bald  wieder  zurückgezogen,  wohl  deshalb  weil 
sie  in  einigen  Punkten  nicht  mehr  auf  die  Verhältnisse  passten  und  Lud- 
wigs Gesandte  diesen  Umstand  geltend  machten  um  neue  und  vielleicht 
bessere  Vorlagen  zu  gewinnen.  Aber  die  neuen  Artikel,  welche  nun  die 
Curie  vorlegte^),  waren  im  wesentlichen  nichts  weiter  als  eine  Wieder- 
holung der  alten.  Und  so  kam  es  denn  bald  genug  zum  Abbruch  der 
Verhandlungen.  Als  Ludwig  sah,  dass  er  nur  unbedeutende  Aenderungen 
erwirken  könne,  legte  er  die  neuen  Procuratorien  einer  nach  Frank- 
furt berufenen  Reichsversammlung  vor.  Die  Worte  welche  nach  Johannes 
von  Winterthur  Ludwig  hier  gesprochen  haben  soll,  sind  wohl  so  nicht 
gesprochen  worden,  wie  sie  mitgetheilt  werden,  aber  den  Sinn  der  Er- 
klärungen Ludwigs    werden    sie  wahrscheinlich    treffen;     denn    sie    ent- 


1)  Gewold  173  ^.: £t  res,   p^rsonam  et  statom  nostrum  absolute  et  simpliciter  in  manam 

V.  S.  ponendi,  ac  ordinationi  et  dispensationi  S.  V.  standi,  non  solum  in  istis  sed  qaibascan- 
qne  aliis  qnoscnnque  tangentes. 

2)  Bei  Höiler  a.  a.  0.  22. 

3)  Bei  Gewpid  1.  c.  181  sq.    195  sq.    Deutsch  im   k.  geh.  Hausarchiv  Kasten  I     Lade  5  N.  260. 


31 

« 

sprechen  der  vorhandenen  Lage.  Ludwig  soll  unter  anderm  geäussert 
haben,  er  sei  bereit  gewesen,  sich  ganz  und  unbedingt  dem  Willen 
des  Papstes  zu  unterwerfen,  aber  unter  der  selbstverständlichen  Voraus- 
setzung, dass  die  Forderungen  des  Papstes  das  Mass  des  Vernünftigen 
nicht  überschritten.  Hat  Ludwig  sich  in  diesem  Sinne  geäussert,  dann 
würden  wir  daraus  ersehen,  wie  er  die  Zurücknahme  seines  in  öfifent- 
licher  Sitzung  durch  die  Gesandten  beschworenen  Procuratoriums  vom 
18.  September  1343  zugleich  seinem  Gewissen  gegenüber  zu  rechtfertigen 
suchte.  Ludwig  erreichte  auch  diesmal,  wenngleich  einer  theilweise 
weniger  freundlichen  Versammlung  gegenüber,  was  er  1338  zu  Kense 
und  Frankfurt  erreicht  hatte.  Die  vom  Papste  bedrohte  Ehre  des  Reichs 
nöthigte  selbst  die  dem  Kaiser  feindlichen  Fürsten  sich  gegen  den  Papst  zu 
erklären.  Wir  werden  unten  auf  die  Antwort  der  Stände  zurückkommen. 
Sie  befestigte  die  wankende  Stellung  Ludwigs  von  neuem.  Denn  wenn 
es  auch  den  Bei](iühungen  des  getäuschten  und  erbitterten  Papstes  noch 
gelang,  den  Mehrzahl  der  Kurfürsten  zur  Wahl  eines  Gegenkönigs  zu 
vermögen,  so  fanden  doch  die  Abtrünnigen  wenig  Anhang  im  Reiche.. 
Weitaus  die  Mehrzahl  der  Stände  bewahrte  Ludwig  die  Treue  und  dieser 
blieb  über  seinen  Gegenkönig  Herr. 

7.  Die  bisherigen  Erörterungen  haben,  wie  ich  hoffe,  gezeigt,  dass 
es  unrichtig  ist,  von  den  Procuratorien  Ludwigs  für  die  Verhandlungen 
mit  der  Curie  auf  Ludwigs  ergebenen  Sinn  gegen  die  Kirche  zu  schliessen, 
wie  ältere  Schriftsteller  thim,  oder  in  ihnen  ein  Zeichen  seiner  Haltlosig- 
keit, seiner  Schwäche  und  seines  Kleinmuths  zu  sehen,  wie  dies  bei  Riez- 
1er  der  Fall  ist.  Die  Päpste  Benedict  und  Clemens  werden  vielmehr  Recht 
behalten,  wenn  sie  in  Bezug  auf  jene  Unterhandlungen  sagen,  dass  Ludwig 
sie  getäuscht  habe,  dass  es  ihm  nicht  Ernst  mit  seinen  Anerbietungen, 
d.  i.  mit  dem  Procuratorien  gewesen  sei.  Sie  haben  freilich  vergessen, 
hinzuzusetzen,  dass  ihre  eigene  ünaufrichtigkeit  und  Doppelzüngigkeit  es 
war,  welche  Ludwig  eine  solche  Politik  aufnöthigte.  Will  man  also  fest- 
stellen, wie  weit  Ludwig  der  Kirche  gegenüber  sich  zu  beugen  willens 
war,  dann  wird  man,  wie  schon  hervorgehoben  wurde,  die  erörterten  ge- 
heimen Instructionen  befragen  müssen,  deren  Gleichzeitigkeit  mit  den 
Procuratorien  und  deren  officieller  Charakter  wohl  keinem  gegründeten 
Zweifel  mehr  unterliegen  wird. 


32 

Für  unseren  Zweck  genügt  es,  hier  nur  die  geheime  Instruction 
vom  28.  October  1343  näher  ins  Auge  zu  fassen,  da  diese  ims  Ludwigs 
Stellung  zu  den  Forderungen  der  Curie  in  seinen  letzten  Regierungs- 
jahren kundgibt. 

Die  Procuratorien  enthielten  den  Satz,  dass  Ludwig  den  kaiserlichen 
Titel  ohne  jeden  Vorbehalt  niederlegen  werde.  Die  Instruction  bemerkt 
hiezu:  den  kaiserlichen  Titel  sollt  ihr  hinlegen;  ihr  sollt  aber  nicht  schwören, 
dass  wir  ihn  nicht  wieder  annehmen  wollen,  ihr  hättet  denn  Sicherheit 
vom  Papste  und  dem  König  von  Frankreich,  dass  er  ims  in  einer  be- 
stimmten Zeit  wiedergegeben  werde,  lieber  Sicilien,  Sardinien  und  Corsika 
sagt  die  Instruction:  Ihr  sollt  nur  zugestehen,  dass  wir  dem  Stuhl  das 
geben  wollen,  was  die  Kaiser  vormals  dem  Stuhl  gegeben  haben;  neues 
sollt  ihr  nicht  gewähren  ausser  der  Grafschaft  Venaissin.  Das  Verlangen 
nicht  nach  Italien  zu  kommen  vor  des  Papstes  Bestätigung,  und  andere 
entehrende  Forderungen  werden  zurückgewiesen  mit  Berufung  darauf, 
dass  kein  Kaiser  je  solche  Zugeständnisse  gemacht  habe,  oder  auch  da- 
mit, dass  das  Geforderte  zu  gross  sei.  Von  dem  Banne,  der  ihn  ge- 
troffen, weil  er  für  seine  "Wahl  zum  König  die  päpstliche  Bestätigung  nicht 
hatte  nachsuchen  wollen,  will  Ludwig  gar  nicht  frei  werden.  Die  be- 
merkenswerthe  Stelle  lautet:  „Item,  wann  vns  dunchet,  daz  wir  ze  vn- 
recht  gebannet  wurden,  da  von  daz  wir  vns  des  reichs  an  des  babstes 
approbacion  vnd  assumpcion  vnderwunden,  suelt  ir  vns  besorgen,  daz 
wir  von  demselben  bann  nicht  gelazzen  werden,  von  welcherlay  andern 
vrsachen  wir  in  den  bann  geuallen  sein  oder  waren,  ist  wol  vnser  wille, 
daz  wir  da  von  gelazzen  werden." 

Die  hier  erwähnten  „  anderen  Ursachen "  sind  vor  allem  die  Erhebung 
eines  Gegenpapstes,  sowie  die  Beschütz  ung  des  Marsilius  und  der  Mino- 
riten  und  ihrer  Lehre.  In  diesen  das  Herkommen  und  die  Lehre  der 
Kirche  betreffenden  Fragen  gibt  der  Kaiser  nach;  aber  auch  keineswegs 
überall  so  wie  es  in  den  Procuratorien  verlangt  wird,  imd  mit  Bemerkungen, 
welche  einen  Theil  der  Schuld  dem  Papste  Johann  zuschieben.  Er  ge- 
steht zu,  dass  er  den  Papst  nicht  hätte  absetzen  und  einen  neuen  ein- 
setzen sollen;  aber  die  Procuratoren  sollen  das  entschuldigen  mit  dem 
Unrecht,  das  Johann  wider  ihn,  das  Reich  und  die  Christenheit  gethan. 
Die  für  häretisch  bezeichneten  Lehren   des  Marsilius  und   der  Minoriten 


38 

lässt  Ludwig  fallen;  \Ca8  der  päpstliche  Stuhl  darüber  festgesetzt  habe, 
das  glaube  er  als  ein  guter  Christ.  Wenn  er  hinzufügt,  dass  er  sich  um 
jene  theologischen  Lehren  nie  bekümmert  habe,  so  ist  das  freilich  eine  Unwahr- 
heit, wenn  auch  eine  aus  den  Procuratorien  herübergenommene  Unwahrheit. 
Die  Procuratorien  verlangten  aber  auch,  der  Kaiser  solle  alle  diejenigen 
austreiben,  welche  vom  Papste  als  Häretiker  bezeichnet  würden.  Auf 
diese  Forderung  der  Vertreibung  geht  die  Erklärung  des  Kaisers  ijicht 
ein,  auch  verwirft  sie  die  Formel  in  ihrer  Allgemeinheit.  Sie  gesteht 
im  Betreff  der  Barfüsser  nur  zu,  dass  falls  sie  „dhein  oppinion  habent 
wider  den  stuol  vnd  di  kirchen,  dar  inne  si  behertten  weiten  vnd  mit 
vns  ze  gnaden  nicht  weiten  chomen,  dar  auf  wellen  wir  si  nicht  schirmen". 
Bei  diesen  letzten  Worten  konnte  für  den  Fall  der  Weigerung  der  Theo- 
logen die  Auslegungskunst  jener  Zeiten  noch  immer  einen  für  diese 
günstigen  Ausweg  finden.  Indes  war  auch  ein  auf  solche  Weise  einge- 
schränktes Zugeständniss  des  Kaisers  nicht  eben  würdig. 

Das  Vorstehende  wird  ausreichen,  über  die  persönliche  Stellung, 
welche  Ludwig  in  seiner  letzten  Zeit  den  Streitfragen  gegenüber  einge- 
nommen hat,  ein  Urtheil  zu  gewinnen.  Ludwig  hat  an  der  Ueberzeu- 
gung  von  der  Unabhängigkeit  der  königlichen  von  der  päpstlichen  Ge- 
walt festgehalten,  er  ist  bei  dem  zu  Rense  ausgesprochenen  Grundsatze 
stehen  geblieben,  und  seine  Ueberzeugung  gibt  ihm  die  Kraft,  dem  Banne 
des  Papstes  bis  zum  Tode  zu  trotzen,  ohne  dass  er  sich  um  eines  solchen 
Bannes  willen  für  ausgeschieden  aus  der  Kirche  ansieht.  Anders  verhält 
es  sich  mit  den  mehr  theologischen  Fragen.  Dass  es  mit  dem  Wesen 
der  Kirche  überhaupt  siih  so  verhalten  möge,  wie  unter  andern  Marsi- 
lius  oder  Caesena  lehrten,  davon  dürfen  wir  annehmen,  dass  Ludwig  es 
gewünscht  habe,  weil  es  das,  was  er  über  das  Verhältniss  des  Staates  zur 
Kirche  dachte,  religiös  zu  rechtfertigen  vermochte.  Aber  er  hat  von 
jenen  Theorien  keine  feste  Ueberzeugung,  da  es  ihm  an  den  geschichtlichen 
und  theologischen  Kenntnissen  hiefur  fehlt.  Darum  beugt  er  sich  hierin 
der  traditionellen  Meinung,  als  die  Umstände  es  zu  fordern  scheinen. 

Die  Führer  der  literarischen  Opposition. 

Wenn  wir  den  Kaiser  von  den  theologischen  Sätzen,  die  er  mit  in 
den    Streit    führte,     zurücktreten    und    der    päpstlichen    Meinung    sich 

Abh.  d.  III.  Ol.  d.  k.  k.  Ak.  d.  Wiss  XIV.  Bd.  I.  Abth.  5 


34 

beugen  sehen,  so  begreifen  wir  das,  da  er,  wie  gesagt,  bei  der  vor- 
herrschend theologischen  Natur  dieser  Fragen  keine  feste  Ueberzeugung  von 
der  Wahrheit  derselben  haben  konnte.  Anders  ist  das-Verhalten  der  Mehr- 
zahl seiner  bedeutenderen  theologischen  Bundesgenossen.  Diese  hatte  der 
Ernst  ihrer  theologischen  Forschung  zu  den  Lehren  geführt,  welche  sie 
vertheidigten,  und  es  ist  der  Ruhm  dieser  Männer,  dass  sie  das,  was  sie 
für  wahr  erkannten,  auch  unter  den  ungünstigsten  Umständen  bis  ans 
Ende  festhielten.  Johann  von  Jandun,  der  Mitarbeiter  am  Defensor  pacis, 
ist  1328  zu  Todi  gestorben,  ohne  seine  Lehren  zurück  genommen  zu 
haben ^).  Eben  so  wenig  hat  Marsilius  widerrufen,  dessen  Ende  Riezler 
in  die  Zeit  nach  dem  28.  October  1336  und  vor  den  10.  April  1343 
setzt.  Wir  können  jedoch,  nachdem  wir  erkannt  haben,  dass  die  oben- 
erörterte Instruction  Ludwigs,  in  welcher  Marsilius  als  lebend  vorausge- 
setzt wird,  ins  Jahr  1339  zu  setzen  sei,  die  Zeit  seines  Todes  nun  auf 
die  vier  letzten  Jahre  vor  dem  10.  April  1343  einschränken,  a*n  welchem 
Tage  Papst  Clemens  seiner  als  eines  Verstorbenen  gedenkt.  Unerschütter- 
lich blieb  auch  Bonagratia  von  Bergamo.  Er  starb  zu  München,  und 
zwar,  wie  wir  jetzt  mit  Wahrscheinlichkeit  aus  dem  Nekrologium  im  hiesigen 
Franziskanerkloster  angeben  können,  am  17.  Januar  1340  ^J.  Zwei  Jahre 
nach  Bonagratia  starb  ebenfalls  hier  zu  München  Michael  Caesena.  Die 
Nachricht,  dass  er  widerrufen  habe ,  welcher  auch  Riezler  Glauben  schenkt, 
ist  sicher  falsch.  Sie  tritt  erst  sehr  spät  auf,  im  17.  Jahrhundert,  bei 
Wadding  %  der  sich  dafür  als  einzige  Quelle  auf  ein  Chronicum  saxonicum 
beruft.     Allein  diese  Quelle  scheint  sich  schon  dadurch  als  eine  schlechte 


1)  Caesena  an  Gerh.  Odonis  Dec.  1382 :  s.  Beil.  I :  Et  infra  ulterius  dicis  mendaciter ,  quod  ego 
commnnicavi  magistro  Johann!  de  Jandnno,  cnm  ille  manifeste  mortuns  faerit  in  Tnderto,  ante- 
qoani  Pisas  venirem.  Ego  autem  in  Tuderto  pedem  non  posni  nee  eciam  ponere  cogitavl. 
Caesena  war, am  26.  Mai  1328  aus  Avignon  entflohen  nnd  kam  am  9.  Juni  1328  nach  Pisa. 

2)  Nekrolog  des  Franziskanerklosters  zu  München,  mit  Zusätzen  von  Hermann  Salch,  gaard.  Monac. 
[Die  letzte  Notiz  von  seiner  Hand  ist  v.  J.  1421] :  Anno  D.  MCCCXL  ohiit  fr.  Bonagracia  de 
pergamo  doctor  ntriosque  iuris  in  die  antonij,  sepultus  in  choro  ante  altare  cum  magistro  Wil- 
helme ockam,  qui  obiit  quarto  idus  aprilis  a.  d.  MCCCXL VU  et  cum  eis  sepultus  est  fr.  michahel 
generalis  minister  qui  obiit  in  vigilia  andreae  apostoli  a.  d.  MCCCXLH,  qui  omnes  Tenerunt 
ad  civitatem  monacensem  cum  ludovico  imperatore,  qui  proventus  subitanea  morte  in  venacione 

.  in  nemoribus  obiit  in  octava  Francisci.    Dass  Bonagratia  nicht  widerrufen  cf.  Joh.  von  Winter- 
thur  ed.  Wjss  p.  88 :  Magister  similiter  Heinricus  (de  Thalheim)  post  eum  faciens  ad  ordinem 
est  reversus.    Sed  Bonagratia  extra  eum  debitum  humane  nature  persoWit. 
8)  Annales  Minornm,  Rom.  1733  T.  VI,  f.  295  ad.  a.  1343  cf.  VH,  f.  313. 


k. 


35 

selbst  zu  kennzeiclmen,  dass  sie  das  Todesjahr  Caesenas  unrichtig  ansetzt, 
und  dass  sie  des  Franz  von  Asculum  Unterwerfung  durch  Caesenas  Bei- 
spiel bestimmt  sein  lässt.  Denn  der  erstere  unterhandelte  wegen  seiner 
Unterwerfung  schon  1341,  während  Caesena  im  Mai  1342*  noch  völlig  in 
dem  alt^n  Widerstände  beharrt  Wadding  ist  dann  wieder  die  Quelle 
für  Raynald  und  Bemardinus  Manzoni\)  geworden.  Im  18.  Jahrhundert 
kommt  Muratori,  und  bringt  zuerst  Caesenas  angeblichen  Widerruf^.  Er 
habe  ihn,  sagt  er,  mittelbar  von  dem  Benedictinerprior  Ginnane  zu  Ravenna 
erhalten.  Dass  dieses  Schriftstück  schon  frühe,  vielleicht  schon  seit  dem 
15.  Jahrhundert,  vorhanden  gewesen  sei,  bezweifle  ich  nicht.  Es  war  ein  gutes 
Mittel  in  den  Händen  der  Inquisition  gegen  diejenigen  Fraticellen,  welche 
Anhänger  Caesenas  waren   und  nach   ihm  Michaelisten  genannt  wurden. 

Die  Unrichtigkeit  der  Nachricht  von  Caesenas  Widerruf  ergibt  sich 
aus  folgendem: 

In  keinem  der  Erlasse  Clemens  VI.,  in  welchem  er  den  verstorbenen 
Caesena  erwähnt,  wird  seiner  Unterwerfung  gedacht  Es  ist  undenkbar, 
dass  der  Papst  sich  einer  solchen  Waffe  nicht  bedient  haben  sollte,  wenn 
sie  vorhanden  gewesen  wäre. 

Caesena  ernennt  noch  kurz  vor  seinem  Tode  ^zwei  Münchener  Bürger 
zu  Procuratoren  des  Ordens^).  Um  dieselbe  Zeit  erlässt  er  eine  Schrift, 
welche  den  Gedanken  ausspricht,  dass  die  ganze  Kirche  irren  und  auch 
ein  Einzelner  die  Wahrheit  vertreten   könne*).    Das  Ordenssiegel   gibt  er 


1)  Bernardinas  Manzoni.  Seine  kurze  Zusammenstellung  der  auf  Caesena  bezüglichen  Thatsacben 
am  Scblusse  des  15.  Bucbs  von  Scipionis  Claramontii  Caesenae  urbis  bist. 

2)  Berum.  Ital.  script.  T.  III,  p.  II,  f.  515  fg.  Der  Widerruf  scbliesst  sich  an  eine  Auslegung  des 
51.(50.)  Psalms  an,  und  soll  im  Nov.  1343  (!)  geschrieben  sein. 

8)  Glassberger,  Chronik  f.  89:  Johannem  Scbitonem  et  Grimoldum  Treslonem,  eives  Monacenses, 
auctoritate  apostolica  mihi  in  bac  parte  commiss»  veros  et  legitimes  procuratores»  administratores, 
yconomos,  syndicos  et  actores  sedis  apostolicae  nomino,  ad  recipiendum  res  ordini  et  fratribus  pro- 
vincie  alemannie  superioris  legatas,  donatas  vel  concessas  etc.   Monaci  1342.  IX  cal.  Maji(23.  April). 

4)  Der  Brief  wird  von  Johannes  Minorita  unrichtiger  Weise  noch  in  die  Zeit  Johannes  XXIL  ge- 
setzt ;  aber  das  Schreiben  erwähnt  des  Todes  dieses  Papstes,  und  spricht  von  seinen  Nachfolgern 
s.  Baluz.  1.  c.  342  u.  343.  Da  Clemens  VI.  1342  am  7.  Mai  gewählt  wurde,  so  ist  das  Schreiben 
in  den  letzten  Monaten  Caesenas  verfasst.  Die  Stelle  lautet  1.  c.  854:  Verum  est  tamen,  si  in 
tota  Ecclesia  commaniter  reciperetur  adulter  cum  sponso,  haereticua  pro  catholico,  lupus  pro 
agno  et  pro  Pastore  schismaticus  et  idololatra,  qui  etiam  contra  statuta  Christi  et  ecclesiae  usur- 
paret  sibi  sedem  papalem:  si  unns  solus  cathoUce  sibi  resistet  (resisteret?)  et  totus  alius 
mundns  enm  praedicaret  et  ei  obediret,  a  toto  mundo  recederet  gratia  Jesu  et  authoritas  ec- 
clesiae et  in  solo  illo  qui  catholice  resisteret,  remaneret. 

5* 


36 

sterbend  an  Occam,  der  sich  von  da  an  Vicar  des  Generals  nennt  und  fort- 
fährt den  Papst  in  Schriften  zu  bekämpfen*).  Der  gleichzeitige  Johann 
von  Winterthur,  ein  Minorit,  nennt  solche,  die  sich  der  Kirche  unter- 
worfen haben;  aber  von  einem  Widerruf  Caesenas  weiss  er  nichts. 

Die  Chronik  des  Ordens  von  Glassberger,  welche  auf  älteren  Quellen 
ruht,  weiss  gleichfalls  nichts  von  seiner  Unterwerfung,  ja  sie  bemerkt 
vielmehr,  dass  er  bis  zum  Tode  in  seiner  feindlichen  Stellung  ge- 
blieben sei^). 

Ein  letzter  und  entscheidender  Beweis  mag  noch  aus  der  Schrift  des 
Jakobus  de  Marchia  angeführt  werden,  in  welcher  unter  der  Form  eines 
Dialogs  die  Fraticellen,  welche  Caesena  als  ihren  Meister  verehrten  und 
nach  ihm  genannt  wurden,  bekämpft  werden.  Sie  ist  um  die  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts  geschrieben.  Der  Vertheidiger  der  Kirche  sucht  den 
Michaelisten  des  Dialogs  mit  der  Bemerkung  in  die  Enge  zu  treiben,  dass 
nur  sehr  wenige  Anhänger  Caesenas  ihrer  Fahne  treu  geblieben  seien;  er 
beruft  sich  auf  die  Schrift  Bonaventuras,  eines  Zeitgenossen  jener 
Kämpfe,  imd  führt  die  hierauf  bezüglichen  Thatsachen  an;  aber  das  Haupt- 
mittel,  den  Gegner  niederzuschlagen,  das  Wort :  Euer  Meister  selbst  hat  wider- 
rufen,  suchen  wir  vergebens.  Das  Gegentheil  wird  vielmehr  eingestanden; 
denn  nachdem  von  Rubens  de  Marchia  gesagt  ist,  dass  er  widerrufen, 
heisst  es  von  Caesena,  Bonagratia  und  Occam:  qui  tres  haeretici  excom- 
municati  remanserunt  ^). 


1)  Rede  Clemens  VI.  am  10.  Apr.  1343  bei  Höfler,  Aas  Avignon  S.  20:  Et  quid  fecit  predictas 
Gnillelmiu  po&t  mortem  illius  Michahelis  qui  faerat  minister  generalis  minorum?  Ipse  scripsit 
literam  et  sigillaTit  eam  sigillo  illias  Michahel  et  fecit  se  vicarium  ordinis  et  qaamvis  vicariatus 
ille  ezspiraverit ,  vocat  se  tarnen  vicarium  ordinis.  Wenn  Caesena  sich  wirklich  unterworfen 
hätte,  so  wäre  dies  an  dieäer  Stelle  vom  Papste  gegen  Occam  sicher  benützt  worden,  cf.  das 
Schreiben  Clemens  VI.  an  den  General  der  Minoriten  v.  8.  Juni  1349  bei  Bayn.  ad  a.  1349 
nr.  16. 

2)  f.  89:  Hoc  quoqne  anno  (1342)  in  vigilia  S.  Andreae  apostoli  obiit  fr.  Michael  de  Cesena,  qui 
se  nsque  ad  mortem  genoralem  ministram  scripsit  et  esse  pntavit  et  in  Monaco  est  sepnltus. 

3)  DialogQS  contra  Fraticellos,  S.  Jacobi  de  Marchia,  ap.  Bklnzii  Mise.  ed.  Mansi  P.  II,  f.  595. 
cf.  f.  600:  Sed  fides<  Michaelistaram  non  est  credenda  darare  asqae  ad  finem  saeculi:  patet, 
qaia,  si  fuit  in  praestantiori  et  safficientiori  statu,  non  potait  prosperari,  sed  semper  defecit: 
quando  magis  putanda  est  deficere  in  viliori  et  debiliori  statu.  Cum  in  primis  haec  lecta  fait 
ex  praestantissimis  viris  mundi  in  omni  facultate  et  scientia  praemunitis,  ut  Michael  de  Cesena 
beresiarca,  Magister  frater  Rubens  de  Marchia,  qai  revocaTit,  Magister  Guglielmus  Ocham, 
Magister  Bonagratia  in  utroque  jure  peritissimus,  qui  tres  haeretici  excommunicati  remanserunt  etc. 


k 


37 

Und  damit  kommen  wir  auf  Occam,  der  gleichfalls  widerrufen 
haben  soll.  Aber  erst  Trithemius  berichtet  es.  Urkundlich  steht  nur 
fest,  dass  Occam  im  Jahre  1349  das  Ordensiegel,  das  er  aus  Caesenas 
Erbschaft  bei  sich  gehabt  und  gebraucht  hatte,  dem  bisher  von  ihm  be- 
kämpften General  zurückstellte,  und  dass  der  Papst  dem  General  die 
Aufiiahme  Occains  (Wilhelms  von  England)  und  einiger  seiner  Gesinnungs- 
genossen gestattete,  falls  diese  binnen  Jahresfrist  eine  vom  Papste 
vorgelegte  Widerrufsformel  unterschreiben  würden.  Nach  dem  päpstlichen 
Schreiben  scheinen  die  Bezeichneten  den  Frieden  mit  der  Kirche  nach 
Ludwigs  Tode  gesucht  zu  haben^).  Ob  aber  Occam  wirklich  auf  die  päpst- 
lichen Bedingungen  einging,  wird  nicht  berichtet.  Es  scheint  nicht  der  Fall 
gewesen  zu  sein.  Denn  in  keiner  der  gleichzeitigen  Quellen  findet  sich 
eine  Erwähnung,  dass  Occam  widerrufen  habe,  und  dies  ist  auflfallend 
genug,  da  Occams  Name  zu  den  berühmtesten  der  Zeit  gehörte,  und  die 
päpstliche  Partei  Anlass  genug  hatte,  mit  einem  solchen  Triumphe  nicht 
zurückzuhalten;  sodann  berichtet  Jacob  von  Marchia  ausdrücklich  und 
zwar  auf  Grund  der  Schrift  Bonaventuras,  des  mit  Occam  gleichzeitigen 
Schriftstellers,  dass  Occam  im  Banne  geblieben  sei'^). 

Unter  den  Theologen,  welche  mit  Ludwig  in  Deutschland  den  Kampf 
für  den  Kaiser  in  hervorragender  Weise  fortführten,  sind  es  nur 
zwei,  welche  sich  schliesslich  gebeugt  haben.  Von  Heinrich  von  Thalheim, 
dem  früheren  Provinzial  der  oberdeutschen  Ordensprovinz  der  Minoriten 
und  nachmaligen  Kanzler  Ludwigs,  berichtet  es  Johann  von  Winterthur, 
und  von  Franz  ven  Asculum  haben  wir  die  Erklärungen  und  Unter- 
werfungsformeln, durch  die  er  seinen  Frieden  mit  der  Kirche  schloss,  bei 
Baluzius  und  Raynald. 

Die  öifentliche  Meinung  in  Deutschland. 

Wenn  wir  nun  fragen,  welchen  Einfluss  der  Streit  Ludwigs  mit  den 
Päpsten  auf  die  öffentliche  Meinung  in  Deutschland  gehabt  habe,  so  werden 
wir  dabei  natürhch  nicht  alle  Aeusserungen  der  Theilnahme  für  Ludwig 


1)  Schreiben  Clemens  VI.  an  den  General  der  Minoriten  vom  8.  Jnni  1849  bei  Rayn.  1.  c. 

2)  8.  S.  36,  Anm.  3. 


38 

zugleich  auf  die  Grundsätze  zurückführen  wollen,  welche  von  den  Theo- 
logen Ludwigs  geltend  gemacht  wurden.  Die  Lehre  der  Theologen  und 
die  Stimmung  im  Volke  haben  die  gleiche  Wurzel  in  dem  unmittelbaren 
Gefühl  für  Wahrheit  und  Recht,  und  was  dort  zur  Lehre  siqh  entwickelt, 
ist  hier  nur  auf  der  Stufe  des  volksthümlichen  Urtheils  stehen  geblieben; 
aber  das  wird  nicht  zu  läugnen  sein,  dass  eine  Wechselwirkung  zwischen 
den  Ansichten  jener  Theologen  und  der  öffentlichen  Meinung  stattfand; 
dass  die  Arbeit  des  Geistes  Antrieb  und  Kraft  empfing  aus  der  Stimmung 
des  Volkes,  und  dass  diese  hinwieder  mit  um  so  grösserer  Sicherheit  und 
Entschiedenheit  sich  geltend  machte,  als  man  wusste,  dass  geistig  und 
sittlich  hochstehende  Männer  die  Rechtmässigkeit  der  Parteinahme  für 
die  weltliche  Gewalt  durch  gelehrtes  Wissen  zu  begründen  vermochten. 

Die  deutschen  Minoriten. 

9 

\ 

Da  Ludwig  gleich  nach  Beginn  seines  Kampfes  mit  der  Curie  die 
Sache ,  der  strengeren  Minoriten  für  seinen  Zweck  verwendete,  und  wenige 
Jahre  später  die  Führer  jener  Partei  Ludwigs  einflussreiche  Rathgeber 
geworden  sind,  so  liegt  es  nahe,  zuerst  bei  den  deutschen  Minoriten 
nach  den  Wirkimgen  des  Kampfes  zu  sehen.  Das  Verhalten  derselben 
nimmt  unsere  Aufmerksamkeit  um  so  mehr  in  Anspruch,  als  der  Einfluss 
des  weitverbreiteten  und  stets  noch  wachsenden  Ordens  auf  das  Volk  ein 
ausserordentlicher  war. 

Der  ganze  Orden  war  anfangs  für  Caesena,  als  dieser  den  Kampf  für 
die  hergebrachte  Lehre  von  der  Armuth  Christi  mit  dem  Papste  eröff- 
nete. Erst  als  Johann  den  aus  Avignon  geflüchteten  General  in  den 
Bann  that  und  absetzte,  und  der  von  ihm  ernannte  Vicar  Bertrand  mit 
gewaltsamen  Massregeln  vorging,  trat  ein  Schwanken  ein.  Als  dann  Bertrand 
,  ein  Generalcapitel  für  1329  nach  Patis  ausschrieb,  verbot  Caesena  bei 
Strafe  des  Bannes  den  Besuch  desselben,  und  dieses  Verbot  war  nicht 
ohne  Wirkung. 

Von  den  34  Provinzialen  des  Ordens  fehlten  20.^)  Aber  Bertrand  hatte 
eine  Anzahl  neuer  Vorsteher  ernannt ,  und  mit  Hilfe  dieser  Bundesgenossen 


1)  Allegationes  religiosoram  virorum  fr.  Heinrici  de  Talhem  eto.  ap.  Balnz.  I.  c.  III,  319. 


^ 


39 

gelang  es,  Gerhard  Odonie  als  General  aufzustellen  und  den  Orden  im 
grossen  und  ganzen  allmählich  wieder  in  ein  ruhigeres  Fahi-wasser  zurück- 
zufuhren. Die  Provinziale  von  Oberdeutschland  und  von  Sachsen  hatten 
zu  Paris  gefehlt.  Der  oberdeutsche  Provinzial  ist  gerade  mi  Jahre 
jener  Vei^ammlung  abgesetzt  wordeji.')  Zwar  erklärten  sich  die  deut- 
schen Franziskaner  nicht  durch  öffentliche  Acte  für  Caesena,  aber  ihre 
Neigung  gehörte  ihm,  und  in  der  praktischen  Frage,  ob  sie  dem  Interdict 
sich  fügen  wollten  oder  nicht,  antworteten  sie  der  weitüberwiegenden 
Mehrzahl  nach  mit  Nein.  Der  päpstlich  gesinnte  Heinrich  von  Diessen- 
hoven  berichtet,  in  Constanz  hätten  die  Minoriten  mit  einer  einzigen  Aus- 
nahme Öffentlich  celebrirt,  ja  in  dem  ganzen  BisÜmra  Constanz  (dasselbe 
zählte  nach  Mülinen  ^)  acht  Convente)  sei  dies  der  Fall  gewesen ;  nur  die 
Convente  von  Neuenburg  und  Schaffhausen  hätten  eine  Ausnahme  ge- 
macht. An  einer  andern  Stelle,  wo  er  ganz  Deutschland  im  Auge  hat, 
bemerkt  Diessenhoven,  die  Minoriten  hätten  fast  überall  das  interdict 
nicht  beachtet;  wenn  er  aber  hinzufügt,  sie  hätten  das  gethan  mehr  weil 
die  Bürger  sie  dazu  gezwungen  hätten,  als  aus  „Frömmigkeit",  so  stimmt 
das  schlecht  mit  der  von  ihm  gleichfalls  berichteten  Thatsache,  dass  selbst 
nach  dem  Tode  Ludwigs  die  Minoriten  von  Constanz  und  Zürich  nur 
gezwungen  von  ihren  Obern  die  Absolution  wegen  ihrer  Parteinahme  für 
den  Kaiser  nachgesucht  hätten.  Und  diese  Absolution  wiu*de  ihnen  nocli 
dazu  ungemein  leicht  gemacht.  Von  den  Strassburger  Minoriten  bezeugt 
das  gleiche  Verhalten  Twinger  von  Königshoven,  „sie  sangen,  sagt  er,  mit 
den  Dominikanern  viele  Jahre  wider  des  Papstes  Briefe.-'  Sie  hielten 
aus,  während  die  Dominikaner  endlich  abfielen.  Auch  in  Frankfurt  sind 
sie  unter  denen,  die,  als  Ludwig  es  gebietet,  den  Gottesdienst  wieder 
aufnehmen. 

Dass  auf  solches  Verhalten  der  deutschen  Minoriten  der  Vorgang 
Caesenas  und  seiner  Genossen  eingewirkt  habe,  ersieht  man  aus  der 
Chronik  des  Minoriten  Johann  von  Winterthur, '}  dessen  Aeusserungen 
gewiss  als  der  Ausdruck  der  Stimmung  angesehen  werden  dürfen,  welche 


1)  GlfWBberger  1.  c.  t.  74. 

2)  Helvetia  sura  II,  28. 
8)  ed.  WjM.,  8.  87.  202.  2' 


/ 


i 


40 

unter  den  deutschen  Minoriten  die  herrschende  war.  Er  bewundert  und 
preist  Caesena  und  Bonagratia  als  ausgezeichnete  Zierden  des  Ordens;  er 
verdammt  des  Papstes  ungerechtes,  willkürliches  und  grausames  Ver- 
fahren gegen  sie ;  er  erwähnt,  dass  man  in  Paris  nur  um  des  Papstes  aus- 
schweifenden Zorn  zu  mildern,  wenn  auch  mit  Schonimg,  die  Absetzung 
Caesenas  ausgespi:ochen  habe.  „Ich  gerieth  darüber,"  sagt  er,  „in  über- 
aus grosse  Bestürzung,  weil  um  ihrer  willen  unser  Orden  hohen  Ruhm 
und  Ehre  genoss;  denn  wie  ein  sonderlich  heller  Stern,  so  glänzten 
sie  im  Orden,  in  der  Welt  aber  leuchteten  sie  wie  ein  Stern  inmitten 
des  Nebels,  ja  wie  die  Sonne  im  strahlenden  Glänze."  Er  klagt  über 
den  Kampf  der  beiden  höchsten  Gewalten  und  über  das  Verderben  in  der 
Kirche.  Wenn  er  es  auch  vermeidet,  dem  Papste  alle  Schuld  offen  zu- 
zusprechen, so  tritt  doch  in  dem  beredten  Ausdruck  seines  Schmerzes 
überall  seine  Zuneigung  für  Ludwig  und  sein  Unwille  über  die  Curie 
deutlich  hervor.  Von  der  Herrschsucht  imd  Habsucht,  welche  mit  der 
constantinischen  Schenkung  in  die  Kirche  gekommen,  sieht  er  das  Gift 
ausgegossen;  aus  diesem  Grunde  hat  sich  die  orientalische  Kirche  von 
,  der  abendländischen  getrennt.  Er  beklagt  nach  dem  Tode  Ludwigs,  dass 
sich  viele  durch  eine  Unterwerfungsformel  mit  der  Kirche  abfinden,  durch 
welche  sie  mit  dem  Papste  „Kaiser  Ludwig  ehrwürdigen  Andenkens"  als 
Schismatiker  bezeichnen. 


Die  Dominikaner. 

Während  der  General  der  Minoriten  über  dem  Eifer  für  die  Rein- 
heit seines  Ordens  der  unbeugsame  Gegner  der  Curie  und  der  streitbare 
Bundesgenosse  des  Kaisers  wurde,  sind  die  Ordensmeister  der  Dominikaner 
Ludwigs  Gegner,  und  zugleich  stellen  die  ausserdeutschen  Provinzen  des 
Ordens  die  eifrigsten  Streiter  für  den  Papst.  Es  kostete  indes  grosse 
Mühe,  den  deutschen  Theil  der  Ordensbrüder  in  die  gewünschte  Bahn  zu 
bringen.  Sie  erregen  schon  nicht  wenig  Sorge  um  des  Einflusses  willen, 
den  die  mit  Argwohn  verfolgten  und  zuletzt  als  häretisch  bezeichneten 
Lehren  Meister  Eckharts  bei  ihnen  gewinnen,  und  nun  scheint  auch  die 
Geneigtheit  für  den  Kaiser  und  Caesena  hier  überhand  nehmen  zu  wollen. 
Die  Beschlüsse  'der  Generalcapitel  dieser  Zeit,   welche   noch   ungedruckt 


41 

sind,')  zeigen,  welche  Anstrengungen  man  für  nöthig  hielt,  mn  dieser 
Gefahr  zu  begegnen. 

Inn  Jahre  1325  wird  auf  dem  Generalcapitel  zu  Venedig  der  Prior 
Heinrich  von  Regensburg  abgesetzt  und  zur  Strafe  nach  Sachsen  ver- 
wiesen, weil  er  in  der  Verkündigung  der  Processe  des  Papstes  gegen 
Ludwig  nachlässig  gewesen  sei. 

Zwei  Jahre  spater  beschliesst  man  zu  Perpignan,  alle,  welche  in 
öfiFentlicher  Predigt  oder  sonst  vor  dem  Volke  den  Papst  und  seine  Pro- 
cesse geschmäht,  ins  Gefangniss  zu  werfen  und,  falls  es  ohne  Nachtheil 
geschehen  könne,  zu  öffentlichem  Widerruf  zu  nöthigen. 

In  den  Acten  des  Generalcapitels  vom  Jahre  1328  heisst  es:  Wir 
gebieten  mit  allem  möglichen  Nachdruck  und  der  Ordensmeister  im  Ver- 
ein mit  den  Definitoren  gebietet  in  Kraft  des  heiligen  Geistes  imd  des 
schuldigen  Gehorsams  allen  Brüdern,  dass  sie  Ludwig  den  Baier,  den 
ehemaligen  Herzog  von  Baiem,  den  Feind  und  Verfolger  der  heiligen 
römischen  Kirche,  welcher  durch  die  Kirche  als  ein  Ketzer  verdammt  ist, 
und  dass  sie  alle  seine  Freunde,  welche  als  Ketzer  verdammt  sind,  mei- 
den, und  dass  sie  das  Interdict,  welches  von  der  heiligen  römischen  Kirche 
wegen  des  genannten  treulosen  Baiers  verhängt  worden  ist,  unverbrüch- 
lich beobachten,  imd  dass  sie  eben  diesem  Baier  oder  seinen  vorerwähn- 
ten Freunden  auf  keine  Weise  irgend  einen  Beistand  oder  Gunst  erweisen. 
Sollte  man  aber  solche  finden,  die  das  Gegentheil  thun,  so  ist  unser  Wille, 
dass  sie  mit  Gefangniss,  wozu  wir  sie  ein  für  allemal  verurtheilen,  be- 
straft werden;  auch  gebieten  wir  in  gleicher  Weise  wie  oben  imd  ver- 
pflichten die  Brüder,  dass  sie  bei  ihren  Predigten  nach  Massgabe  des 
apostolischen  Befehls  die  jüngst  geschehenen  Processe  gegen  den  erwähn- 
ten Baier  mit  allem  Eifer  zu  veröffentlichen  bemüht  seien. 

Als  dann  die  Franziskaner  durch  den  erwähnten  Gewaltact  von  1329 
auf  die  päpstliche  Seite  zurückgebracht  schienen,  auch  dßr  Kaiser  einen 
Theil  seiner  Erfolge  in  Italien  wieder  eingebüsst,  und  der  Gegenpapst 
sich  unterworfen  hatte,  fühlte  sich  das  Generalcapitel  der  Dominikaner 
zu    Trier    im    Jahre    1330    nun    auch    zu    entschiedenerem    Vorgehen 


4)  Pergamenthandschrift  auf  der  Stadtbibliothek  zu  Frankfurt ;  dieselbe  enthalt  ausser  den  bei  Mar- 
tene  gedruckten  auch  die  noch  nngedruckten  Acten  der  Generalcapitel  von  1317  bis  1340.  ^ 
Abh.  d.  UI.  Gl.  d.  k.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  6 


42 

gegen  die  Anhänger  Caesenas  und  des  Gegenpapstes  im  Orden  er- 
muthigt.  Wir  verkünden,  so  sagen  die  Acten,  dass  alle  Brüder  sanimt 
und  sonders,  welche  auf  irgend  eiae  Weise  dem  Michael  Caesena  und 
dem  Petrus  von  Corbario  oder  ihren  Genossen,  welche  von  der  heiligen 
Kirche  verdammt  sind,  anhingen  oder  ihnen  Beistand,  Rath  und  Gunst 
erwiesen,  durch  den  Ordensmeister  längst  zum  Gefangniss  verurtheilt  sind, 
und  dieser  Beschluss  wird  hiermit  erneuert  und  öffentlich  bekannt  ge- 
macht. Darum  haben  alle  Provinziale  in  ihren  Provinzen  sorgfältig 
nachzuforschen,  welche  Brüder  sich  so  grossen  Verbrechens  schnJdig  ge- 
macht, und  ungesäumt  mit  Strafe  gegen  sie  vorzugehen. 

Solche  Massregeln  thaten  denn  auch  bei  vielen  deutschen  Conventen 
ihre  Wirkung.  Um  1343  standen  nach  Johann  von  Winterthur  zahlreiche 
Klöster  der  Dominikaner  in  Deutschland  leer,  da  das  kaiserliche  Gebot, 
den  Gottesdienst  wieder  aufzunehmen,  die  Vertreibung  der  Widerspensti- 
gen zur  Folge  gehabt  hatte.  Dass  aber  nur  die  Furcht  viele  zurückgehalten 
habe,  dem  Willen  des  Kaisers  nachzugeben,  dafür  Hessen  sich  manche 
Beispiele  anführen.  Ich  erwähne  hier  die  Landshuter  Mönche.  Andreas 
von  Regensburg  berichtet  aus  einer  Chronik  des  14.  Jahrhunderts,  der 
Herzog  von  Teck,  mit  dem  Kaiser  nach  Landshut  gekommen,  sei  mit 
einer  Fackel  in  die  Dominikanerkirche  gedrungen  und  habe  den  Mönchen 
gedroht,  Kirche  und  Kloster  in  Brand  zu  stecken,  wenn  sie  den  Gottes- 
dienst nicht  wieder  aufnehmen  würden.  Aber  er  lässt  gerade  das  Be- 
zeichnende bei  dieser  Geschichte  weg.  Jene  ältere  Chronik,  aus  der  er 
berichtet,  und  die  wir  von  seiner  eigenen  Hand  abgeschrieben  auf  unserer 
Staatsbibliothek  haben'),  fügt  nämlich  hinzu:  die  Mönche  selbst  hätten 
dem  Herzog  zu  solchem  Auftreten  gerathen,  um  ihren  kirchlichen  Obern 


1)  Cod.  lat.  903  f.  109:  Mortuo  aatem  Heinrico  principe  et  filio  ejns  Johanne,  com  principatus 
in  manne  Lndovici  Jmperatoris  venisset,  cum  qnodam  satrapa  dicto  de  Deck  clam  composnernnt 
(praedicatores),  nt  violentiam  minitando  occasionem  vcl  excnsacionem  eis  pairaret  divina  publice 
celebrandi.  Quod  et  factum  est.  Cam  enim  Imperator  in  Landsbnt  esset,  tunc  quadam  die 
dictas  dox  de  Dek  vonit  cum  accensis  faculis  in  monasterium  ipsoram  praedicatorum ,  clami- 
tans  quasi  iratus  et  nimium  füribundus,  nt  sine  mora  pabice  divina  cantarent,  aut  sue  ecclesie 
ac  omnium  rerum  suarum  in  instanti  incendium  paterentur.  Qui  mox  occasione  ezcnsatoria 
inventa  absolucione  papae  non  expectata  divina  publice  celebrare  ceperunt.  Predicatores  eciam 
in  Batispona,  cum  circa  XX  annos  divina  clausis  januis  celebrassent,  tandem  cum  dominus  papa 
nuUaro  graciam  eis  faceret,  dixerunt  quendam  Episcopum  cum  eis  dispensasse  et  sie  divina 
ceperunt  publice  celebrare.     Bei  Oefele,  Ber.  boic.  Script.  J,  89  sq.,  fehlt  diese  Stelle. 


43 

gegenüber  eine  Entschuldigung  zu  haben.  Als  von  den  Constanzer  Do- 
minikanern der  grössere  Theil  im  Jahre  1339  die  Stadt  verlassen  musste, 
blieben,  nach  Diessenhoven,  doch  vier  derselben  zurück  und  lasen  dem 
Volke  die  Messe;  sie  setzten  sogar  beim  Rathe  die  Ausweisimg  eines 
Kanonikus  durch,  der  sie  als  Schismatiker  bezeichnet  hatte.  Auch  nach 
Ludwigs  Tode  fuhren  sie  fort  zu  ,.profaniren",  wie  die  Gegner  es  nann- 
ten, und  zwar  für  jene  Bürger,  welche  in  der  Ueberzeugung,  dass  ihre  Partei- 
nahme für  Ludwig  keine  Sünde  gewesen,  die  päpstliche  Absolution  nicht  an- 
nehmen wollten.  Es  war  doch  ein  tiefes  Gefühl  von  der  Ungerechtigkeit 
des  päpstlichen  Vorgehens,  von  dem  Frevel,  diejenigen  mit  dem  Interdict 
zu  strafen,  welche  ihrer  rechtmässigen  Obrigkeit  unterthan  sein  wollten, 
auch  im  Dominikanerorden  weithin  lebendig.  Und  nicht  als  eine  ver- 
einzelte  Stinmae,  sondern  als  eine  lUage  im  Namen  vieler  stellen  sich  die 
Worte  der  Dominikanerin  Christina  Ebner  von  Engelthal  dar,  wenn  sie 
in  ihren  Aufzeichnungen  zum  Jahre  1344  sagt:  „dass  der  Papst  den 
Schwestern  also  thät  und  andern  geistlichen  Leuten,  das  Rufen  und  Säuf- 
zen  ging  in  den  Himmel."') 

Auch   die  Dominikaner  in  Strassburg  stellten   den  Gottesdienst  erst 

« 

ein,  als  eine  Drohung  um  die  andere  von  Seiten  des  Ordensmeisters  kam. 
Aber  nicht  alle  thaten  das.  Der  bedeutendste  der  deutschen  Dominikaner 
jener  Zeit,  der  grosse  Prediger  Johann  Tauler  von  Strassburg,  durch  Lehre 
und  Leben  eine  Leuchte  der  mittelalterlichen  Kirche,  fügte  sich  dem  Interdicte 
nicht  ^)  Nach  Speckle  soU  er  sogar  eine  Schrift  verfasst  und  dieselbe  vor 
Karl  IV.  persönlich  vertheidigt  haben,  welche  ähnliche  Grundsätze  über  das 
Verhältniss  von  Staat  und  Kirche  aufstellte,  wie  wir  sie  in  den  Schriften 
der  Minoriten  finden.  Doch  hege  ich  gegen  diese  letztere  Mittheilung 
bis  jetzt  noch  Misstrauen,  theils  weil  die  Umstände,  die  Speckle  dabei 
angibt,  mit  den  urkundlichen  Daten  nicht  in  Uebereinstimmung  zu  brin- 
gen sind,  theils  weil  der  Bericht  über  den  Inhalt  jener  Schrift  mir  zu 
sehr  die  Farbe  des  Reformationszeitalters  zu  tragen  scheint.  Aber  dass 
Tauler  auf  Kaiser  Ludwigs  Seite  stand,  steht  unzweifelhaft  fest,  da 
es  durch  eine  gleichzeitige  QueUe  bestätigt  wird^   die    volles  Vertrauen 


2)  Leben  und  Gesichte  der  Christina  Ebnerin.    Handschrift  im  Ebner'schen  Archiv  zu  Eschenbach. 

3)  Schmidt,  Joh.  Tanlcr  50  ff. 

6» 


44 

verdient.  Es  sind  die  Aufzeichnungen  der  Freundin  Taulers,  der  be- 
rühmten Dominikanerin  Margaretha  Ebner  in  Maria-Medingen  %  die  aus 
dem  gleichen  Geschlechte  mit  der  vorhin  erwähnten  Christina  war,  und 
durch  hohe  und  reine  Gesinnung  sowohl  wie  durch  religiöse  Erkenntniss  einen 
nicht  unbedeutenden  Rang  unter  den  Frauen  jener  Zeit  einnimmt  Sie  steht 
mit  den  Gottesfreunden,  wie  sich  die  Freunde  der  Mystik  'nannten,  in  Ober- 
deutschland, ja  selbst  in  den  Niederlanden  in  Verbindung,  und  aus  ihren 
Aufeeichnungen ,  sowie  aus  den  Briefen  Heinrichs  von  Nördlingen,  eines 
Weltpriesters,  an  sie  gewinnen  wir  eine  lebendige  Anschauung  von  den 
Kreisen,  in  welchen  damals  das  religiöse  Leben  in  Deutschland  eine  seiner 
bedeutendsten  Stätten  hatte. 

Da  ist  es  denn  nun  beachtenswerth ,  welche  Theilnahme  der  vom 
Papste  gebannte  und  für  einen  Häretiker  erklärte  Kaiser  auch  bei  dieser 
Frau  gefunden  hat. 

In  der  Zeit,  da  der  Kaiser  den  Papst  Johann  abgesetzt  und  einen 
andern  erhoben  hatte,  ist  sie  völüg  durchdrungen  von  der  Rechtmässigkeit 
seines  Handelns.  Sie  kämpft  innerlich  seine  Leiden  und  Kämpfe  mit 
durch.  „In  dieser  Zeit,"  sagt  sie,  „hatte  ich  grosses  Erbarmen  über  einen 
Menschen  (es  ist  der  Kaiser),  der  war  da  in  grossen  Leiden,  und  da  thät 
ich  gross  Gebet  um.  Von  dem  ward  mir  kund  gethan  von  Gott  imd 
von  den  Seelen  (die  sie  in  ihren  Visionen  zu  sehen  glaubte),  wie  es  ihm 
ergehen  sollt  in  seinen  Arbeiten,  und  denselben  Menschen  sah  ich  in 
einem  Traume,  dass  ihm  imser  Herr  unter  seinen  Armen  ging  und  gen 
ihm  sprach:  er  wollt  ihn  nimmer  verlassen  weder  hier  noch  dort.  Mir 
ward  auch  in  denselben  Zeiten  von  meinen  lieben  Seelen  gesagt,  dass 
dieser  Mensch  (Ludwig)  nicht  so  länge  gelebt  hätte  ohne  mein  Gebet, 
und  die  Seelen  sagten  mir,  dass  derselbe  Mensch  aus  Lombarten  wohl 
zurückkommen  werde.  Und  in  der  Zeit,  da  er  war  vor  Burgau  (1324), 
da  ward  mir  in  einem  Traume  zugesprochen  in  einem  Licht  der  Vers: 
Adorabunt  eum  omnes  reges,  omnes  gentes  servient  ei.  Ich  hatte  ihn 
wie  einen,  der  mir  von  Gott  gegeben  war.  Denn  ich  hatte  sondere 
Gnade  und  Begierde  zu  allen  Dingen  über  ihn." 

Und  als  so  viele  zweifelten,  ob  sie  das  vom  Papste  verbotene  Abend- 


1)  Pergameutbanddcbrift  za  Medingen  t.  J.  1353.    Abschrift  v.  J.  1461  im  Ebnerscir  eo  ArefaiT. 


45 

mahl  zum  Segen  empfingen,  wenn  sie  es  aus  der  Hand  eines  profanirenden 
Priesters  nähmen,  da  wird  ihr  in  diesem  Irrsal  der  Christenheit  die 
Oflfenbarung:  „Wer  ihn  empfinge  in  rechter  Minne  und  ganzem  Getrauen, 
dem  wolle  er  sich  auch  in  rechter  Minne  geben."  und  sie  fahrt  fort: 
„Ich  hat  auch  Begierde  über  den  Herrn  (den  Kaiser),  der  ein  Ursach 
derselben  Irrsal  ist,  der  mir  vor  anderen  Menschen  gegeben  ist  von  Gott. 
Da  sprach  mein  geminntes  Kind  Jesus  Christus :  „Ich  will  ihn  nimmermehr 
lan  weder  hier  noch  dort.  Denn  er  hat  die  Liebe  zu  mir ,  die  ^  niemand 
weiss  denn  ich  allein!" 

Dieselbe  Theilnahme  bewahrt  sie  dem  Kaiser  auch,  nachdem  von 
Clemens  VI.  1346  der  berüchtigte  Bannfluch  über  ihn  ausgesprochen 
und  Karl  IV.  gegen  ihn  erhoben  worden  war. 

Sie  fi^gt  in  dieser  Zeit  den  Herrn  wieder  „von  Kaiser  Ludwig  von 
Baiem  um  die  Arbeit,  die  ihm  auffiel  von  dem  König"  (Karl  IV.).  Da  ward 
ihr  geantwortet:  „Ich  will  ihn  nimmer  verlassen  weder  hier  noch  dort, 
denn  er  hat  die  Lieb  zu  mir,  die  niemand  weiss  denn  ich  und  er.  Und 
das  entbiet  ihm  von  mir."  Aber  sie  hat  den  Muth  nicht,  dem  Kaiser 
selbst  diese  Worte  mitzutheilen :  „Das  thät  ich  nicht,"  setzt  sie  hinzu, 
„und  liess  es,  davon  dass  ich  Furcht  hatte,  er  würde  inne,  dass  ich  es 
wäre."  Kurz  vor  seinem  Tode  wird  ihr  offenbart,  dass  Ludwig  seine 
Feinde  überwinden  werde.  Als  sie  nun  gleich  darauf  von  seinem  Tode 
hört,  da  deutet  ihr  eine  neue  Offenbarung  jene  Worte  von  den  Feinden 
seiner  Seele.  Um  dieselbe  Zeit  war  Johann  Tauler  von  Strassburg,  ihr 
Freund  und  geistlicher  Vater,  bei  ihr  zu  Besuch.  Der  begehrte,  wie  sie 
erzählt,  mit  grossem  Ernst,  dass  sie  Gott  für  den  Kaiser  bäte,  und  der- 
selbe hatte  grossen  Ernst  darum,  zu  erfahren ,  was  Gott  mit  dem  Kaiser 
gewirkt  hätte  in  der  kurzen  Frist,  die  er  hatte  bei  seinem  Tode.  Da 
bittet  sie  Jesus  und  empfängt  die  Antwort:  „Ich  habe  ihm  Sicherheit 
gegeben  des  ewigen  Lebens."  Sie  fragt:  womit  er  das  verdient  habe, 
und  ihr  wird  weiter  geantwortet:  „Er  hat  mich  lieb  gehabt  Denn 
menschlich  Urtheil  (hier  des  Papstes)  wird  oft  betrogen."  Ihr  Jubel  ist 
gross,  als  sie  das  veminunt:  „Das  empfing  ich,  sagt  sie,  mit  grossen 
Freuden."  Als  sie  mehrere  Tage  nachher  in  den  Chor  trat,  war  ihr  Herz 
der  Freude  noch  so  voll,  dass  sie  nicht  beten  konnte,  sie  musste  nieder 


1 


46 

sitzen,   und   sie  glaubt  von  neuem   die  Stimmen   zu  vernehmen,   die  sie 
seiner  Seligkeit  versichern. 

In  der  That  ein  erfreulicher  Sieg,  den  hier  ein  gerades  Herz  imd  ein 
unbefangener  frommer  Sinn  über  die  Macht  des  Zeitglaubens  gewinnt. 
Nicht  alle  ihre  Freunde  denken  indes  wie  sie.  So  ist  der  Priester  Hein- 
rich von  Nördlingen  im  Gehorsam  gegen  den  Papst  ein  Gegner  Ludwigs 
und  ein  Anhänger  Karls  IV.  Letzteren  als  den  rechtmässigen  König  anzu- 
sehen, vermag  Margaretha  natürlich  nicht  über  sich:  sie  spricht  in  einem 
nach  Ludwigs  Tode  an  Heinrich  geschriebenen  Briefe  von  Karl  als  dem 
Könige  Heinrichs,  und  voll  Unwillens  schreibt  ihr  dieser  zurück :  „Du  sollst 
den  neuen  König  nicht  nennen  meinen  König,  sondern  den  christüchen 
König."  ^) 

Ebenso  steht  der  berühmte  Heinrich  Suso,  der  Freund  und  Ordensgenosse 
Taulers ,  auf  der  Seite  des.  Papstes.  Seine  Zuneigung  hatte  wohl  von  An- 
fang an  dem  habsburgischen  Gegner  Ludwigs  gehört.  In  seiner  lateinischen 
Bearbeitung  des  Buchs  der  Weisheit  ^)  sieht  er  in  einer  Vision  den  Fürsten 
der  Stadt,  d.  i.  Friedrich  von  Oesterreich  von  einem  Widder  mit  zwei 
Hörnern  bekämpft,  der  eine  eiserne  Krone  trägt.  Das  ist  Ludwig  der 
Baier.  70  Füchse  folgen  ihm,  die  auch  Kronen  erhalten.  Es  sind  die 
Fürsten,  die  es  mit  Ludwig  halten.  Denen  in  der  Stadt  hilft  nun  aber 
der  Führer  der  Söhne  Gottes,  der  oberste  Regent  jener  Stadt,  d.  i.  der 
Papst.  Das  Gleichniss  fahrt  dann  aus,  wie  der  Widder  den  Papst  mit 
seinen  Hörnern  herabzustossen  sucht,  und  wie  er  den  Fürsten  der 
Stadt  auf  listige  Weise  betrügt  und  den  Principat  gewinnt.  Aber  in  der 
Zeit,  wo  der  Widder  die  höchste  Macht  zu  besitzen  scheint,  erheben 
sich  die  Söhne  Gottes  zum  Gebet:  der  Widder  stürzt  plötzlich  zur  Erde 
und  eines  seiner  Homer  zerbricht,  das  ist:  der  Papst,  den  Ludwig  auf- 
gestellt hat,  legt  seine  Würde  in  die  Hände  des  rechtmässigen  Papstes 
nieder.  Von  dieser  Zeit  an  schwindet  die  Macht  des  Widders  mehr  und 
mehr.     Suso  schrieb  diese  Sätze  vor  dem  Jahre  1338. 


1)  Heomann,  Opuscnla.  Norimb.  1747,  Brief  57. 
'J)  Horologiam  aeternae  sapientiae  I,  5. 


47 

Die  übrigen  Orden. 

Auch  von  den  übrigen  Orden  steht  eine  nicht  unbeträchtliche  Zahl 
der  deutschen  Convente  auf  Ludwigs  Seite.  Wir  heben  hier  nur  einen 
Theil  derselben  hetvor.  So  aus  der  Schweiz  das  mächtigste  unter  den 
Männerklöstem,  St.  Gallen,  und  das  bedeutendste  unter  den  Frauenklöstern, 
die  Abtei  am  Fraumünster  zu  Zürich.  Hier  gelobt  die  Fürst-Aebtissin 
Fida  von  Klingen  mit  ihren  Frauen  im  Jahre  1340,  „sich  mit  niemand 
zu  berichten  weder  mit  dem  Papst  noch  mit  den  Bürgern  zu  Zürich  ohne 
Rath  imd  Willen  ihres  gnädigen  Herrn,  Kaiser  Ludwigs  von  Rom."  ^)  Aus 
Schwaben  werden  unter  den  Benedictinern  die  Aebte  von  El wangen,  Hirschau, 
Ochsenhausen,  Weingarten,  Comburg,  St.  Ulrich  in  Augsburg,  die  Cister- 
zienser  in  Herrenalb  und  Kaisersheim,  die  - Prämonstratenser  in  Roth, 
Schussenried ,  Weissenau,  die  heilig  Grab-Brüder  zu  Denkendorf,  die 
regulirten  Chorherren  zu  Herbrechtingen,  die  weltlichen  Chorherren  zu 
Sindelfingen,  die  vom  Gotteshaus  in  Buchau  als  Freunde  imd  Anhänger 
Ludwigs  genannt.  In  Baiem  hielten  es  die  meisten  Klöster  mit  ihm. 
Aus  Mitteldeutschland  seien  hier  die  Aebte  von  Heilsbronn,  Ebrach,  Wald- 
sassen, Fulda,  aus  dem  Elsass  der  Abt  von  Weissenburg  erwähnt.  Auch 
der  mächtige  Orden  der  deutschen  Herren  stand  treu  zu  Kaiser  imd 
Reich.  ^) 

Bischöfe  nnd  Weltklerns. 

Dass  die  Mehrzahl  der  etwa  50  Bischöfe  Deutschlands,  wenn  auch 
mit  Schwankungen  im  einzelnen,  auf  I^udwigs  Seite  stand,  geht  schon 
daraus  hervor,  dass  der  Kaiser  im  Jahre  1334  in  Verbindimg  mit  dem 
Erzbischof  von  Trier  ein  deutsches  Nationalconcil  in  Aussicht  nehmen, 
und  zu  diesem  Zwecke,  wie  oben  erwähnt  ist,  mit  dem  Cardinal  Orsini 
in  Unterhandlung  treten  konnte.  Das  Hauptinteresse  erregt  die  Erzdiö- 
cese  Mainz,  welche,  wenn  man  von  der Erzdiöcese  Salzburg  absieht,  die 
meisten   oberdeutschen  Lande   und   zwar   die  in   politischer    imd   cultur- 


1)  Urkande  v.  20.  Dec.  1340  im  k.  Hansarchiv,  s.  Beilage  II. 

2)  S.  zu  diesen  Angaben  Stalin,  Wirtemb.  Geschichte  IV,  203.  214  iF.  etc.  Mülinen,  Helvetia 
Sacra  II,  92.  Bnchner,  Geschichte  t.  Bayern  V,  549.  Böhmer,  Regesten  K.  Ludw.  N.  1661, 
1662,  1693  etc.  etc. 


48 

geschichtlicher  Hinsicht  wichtigsten  umfasste.  Ich  komme  hier  auf  die 
schon  erwähnte  Versammlung  der  Bischöfe  dieser  Provinz  im  März  1338 
zu  Speier  zurück,  welche  das  Zeichen  für  die  Erhebung  der  Reichsstände 
zu  Gunsten  Ludwigs  gab.  Von  den  16  Bischöfen  dieser  Diöcese  waren 
9  anwesend  oder  vertreten,  ausserdem  hatte  sich  noch  der  Bischof  von 
Basel  eingefimden.  Von  den  sieben  fehlenden  Bischöfen  gehörten  zwei, 
die  von  Halberstadt  und  Hildesheim  ^),  zu  den  Anhängern  Ludwigs. 

Die  Bischöfe  meiden  in  ihrem  Schreiben  jeden  Ausdruck,  der  sie  als 
Partei  erscheinen  lassen  könnte.  Sie  wollen  Vermittler  zwischen  Kaiser 
und  Papst  sein.  Ludwig  habe  ihnen  freie  Hand  gegeben,  so  weit  das, 
was  geschehe,  mit  Gott,  der  Gerechtigkeit  und  seiner  Ehre  sich  vertrage. 
In  welchem  Sinne  mm  aber  die  angebotene  Vermittelung  gemeint  war, 
konnte  weder  in  Deutschland  noch  in  Avignon  zweifelhaft  sein,  da  Hein- 
rich von  Vimeburg  an  der  Spitze  stand,  der,  unter  Ludwigs  Einfluss  zum 
Erzbischof  von  Mainz  erhoben,  der  eifrigste  Vertreter  der  kaiserlichen 
Interessen  geworden  war  und  von  dem  Papste  als  excommunicirt  be- 
trachtet wurde.  Mit  Unwillen  wurde  denn  auch  das  Anerbieten  in 
Avignon  zurückgewiesen. 

Von  den  zehn  Unterzeichnern  des  Schreibens  mögen  allerdings  die 
Bischöfe  von  Strassburg  und  Basel  nur  ungern  ihre  Namen  hergegeben 
haben;  dafür  aber  war  wenigstens  ein  grosser  Theil  ihres  Klerus  auf 
der  Seite  des  Kaisers.  Das  bischöfliche' Capitel  in  Strassburg  lag  fast  un- 
unterbrochen im  Streite  mit  seinem  Bischof,  und  die  Geistlichkeit  der 
Kathedralkirche  hat  niemals  das  Interdict  beobachtet.  Den  Bischöfen 
von  Constanz  und  Basel  gelang  es  nur  theil  weise,  dasselbe  in  ihren 
Sprengein  durchzusetzen.  Auch  die  Geistlichkeit  der  Kathedralkirche 
zu  Worms  versagte  wie  die  zu  Speier,  Augsburg  und  Eichstätt  dem 
Papste  den  Gehorsam.  Das  Interdict  ist  hier  niemals  beachtet  worden. 
In  Mainz  war,  als  Balduin  von  Trier  auf  das  von  ihm  gegen  des  Papstes 
Willen  innegehabte  Erzstift  Mainz  verzichtete,  Heinrich  von  Vimeburg 
von  dem  Capitel  nur  unter  der  Bedingung  gewählt  worden,  dass  er  dem 
Kaiser  immerdar  treu  sein  woUe.^) 


1)  Leo,  die  Territorien  des  deutsch.  Beichs,  s.  die  Abschnitte  Halberstadt  und  Hildesheim. 

2)  Vgl.  za   diesen  Angaben  Matthias   von   Neuenb.  1.  c.  209.  220  u.   Heinrich   von    Diessenhoven 
1.  c.  30. 


49 

Lupoid  von  Bamberg,  einer  der  Bischöfe,  welche  zu  Speier  vertreten 
waren,  hatte  schon  als  Propst  seinem  Bischof,  dem  päpstlich  gesinnten 
Heinrich  von  Stemberg,  gegenüber  sich  sammt  seinen  Domherrn  aufs 
engste  mit  König  liudwig  verbunden.  Nach  dem  Vertrage,  welchen  er 
im  Namen  des  Capitels  mit  Ludwig  schloss,  will  er  mit  den  übrigen 
Pflegern  des  Bisthimas  keine  der  Burgen  dem  aus  der  Regierung  ver- 
drängten Bischof  Heinrich  aufthun,  mit  dem  ganzen  Bisthum  vielmehr 
des  Königs  gewärtig  sein,  ihn  vertheidigen  gegen  jedermann,  der  von 
des  Papstes  wegen  ihn  angreifen  werde.  Kein  Brief,  Process  und  Urtheil 
des  Papstes  und  Bischofs  wider  den  König  soll  angenommen  oder  voll- 
fuhrt werden,  „und  geschähe,  dass  wir  wider  dies  unser  Gelübde  von  dem 
Papst  oder  Bischof  erledigt  würden,  dass  sie  uns  es  abnehmen  oder  uns 
zwingen  wollten,  es  nicht  zu  halten,  das  soll  uns  wider  unsere  Treue 
nicht  helfen:  wir  halten  sie  stet  und  ganz."*) 

In  der  Erzdiöcese  Salzburg  finden  wir  in  der  ersten  Zeit  den  Erz- 
bischof, sowie  die  Bischöfe  von  Passau  und  Freising  auf  der  Seite  des 
Papstes.  Aber  sie  gerathen  dadurch  in  Streit  mit  einem  grossen  Theile 
ihres  Klerus.  Die  Freisinger  Domherrn  verjagten  den  Bischof  Konrad 
von  Klingenberg  bloss  weil  ihn  der  Papst  ernannt  hatte;  der  Erzbischof 
von  Salzburg,  sowie  der  Bischof  von  Passau  mussten  gleichfalls  ihre 
Sprengel  verlassen.  Zuletzt  sehen  wir  alle  Bischöfe  Baierns  in  Verbin- 
dung mit  dem  Erzbischof  treu  zu  Ludwig  halten. "') 

Auch  die  Erzbischöfe  von  Trier  und  Cöln  vertreten  die  Unabhän- 
gigkeit des  Königthums  dem  Papste  gegenüber,  wie  die  Beschlüsse  zu 
Rense  vom  15.  und  16.  Juli  1338  zeigen-  Sehr  wahrscheinlich  ist  auch 
Walram  von  Cöln  unter  den  Kurfürsten,  welche  kurz  nachher  jenes 
Schreiben  an  den  Papst  erhessen^),  in  welchem  von  dem  über  Ludwig 
und  seine  Anhänger  ausgesprochenen  Bann  und  Interdict  gesagt  ist:  si 
sie  dici  merentur,  und  von  den  Sentenzen  Johanns  gegen  Ludwig  über- 
haupt: sie  seien  contra  deum  et  justitiam  et  juris  ordinem.  Wenn  Bal- 
duin  von  Trier,   wie  Ficker  gezeigt,   an   diesem  Schreiben  nicht  bethei- 


1)  Urkunde  vom  2.  Jon!  1325  im  k.  Hausarchiy  s.  Beilage  IIl. 

2)  Bnchner  a.  a.  0.  5,  860.  546. 

3)  Ficker  a  a.  0.  Beil.  IV.    Nach  Ficken  Erörterungen  kann  die  Aechtheit  dieser  Urkunde,   den 
Eingang,  wie  er  bei  Frehcrsich  findet,  abgerechnet,  wohl  kaum  mehr  einem  Zweifel  unterliegen. 

Abb  d.  IIL  Cl.  d.  k  .AL  d.  Wiss.  XIV.  Hd.  I.  Abth.  7 


50 

ligt  war  und  damals  eine  zurückhaltendere  Stellung  gegen  Ludwig  ein- 
genommen hat,  und  wenn  er  später  mit  dem  Erzbischof  von  Cöln  an  der 
Erhebung  Karls  TV:  gegen  Ludwig  sich  betheiligte ,  so  hatte  dies  doch 
nicht  in  dogmatischen  Bedenken ,  sondern  in  rein  weltlichen  Interessen 
seinen  Grimd. 

Der  Würzburger  Domherr  Lupoid  von  Babenberg  darf  wohl  als  Beispiel 
für  viele  IQeriker  gelten,  welche  der  Unwille  über  die  Herrschsucht  der 
Curie  zu  Anhängern  Ludwigs  gemacht  hat.  Lupoid')  hatte  es  bis  gegen 
1338  hin  mit  dem  Papste  gehalten;  von  da  an  ist  er  einer  der  bedeu- 
tendsten Vertreter  der  Rechte  des  Reichs.  Seine  Schrift  de  juribus  regni 
et  imperii  ist  dem  Erzbischof  Balduin  von  Trier  gewidmet,  vielleicht  weil 
er  den  schwankenden  Fürsten  wieder  befestigen  wollte,  vielleicht  weil  er 
ihn  von  früher  her  als  einen  Vertreter  der  von  ihm  ausgesprochenen 
Grundsätze  kannte.  'Lupoid  vertritt  die  zu  Rense  und  Frankfurt  von  den 
Fürsten  aufgestellten  Sätze:  der  König  übt  sogleich  nach  der  von  der 
Gesammtheit  oder  der  Mehrzahl  der  Kurfürsten  vollzogenen  Wahl  und  kraft 
derselben  die  Rechte  eines  Königs  sowie  eines  Kaisers  aus.  Salbung  und 
Krönung  bringen  für  seine  Rechte  in  Italien  und  Deutschland  nichts 
neues  hinzu.  Der  Eid,  den  er  dem  Papste  leistet,  ist  kein  Lehenseid, 
sondern  ein  Gelübde  des  Schutzes.  Den  Einfluss  des  Marsilius  sehen  wir 
darin,  dass  er  die  Kurfürsten  als  Vertreter  des  Volks,  als  dessen  Bevoll- 
mächtigte ansieht,  somit  das  Recht  der  königlichen  Gewalt  auf  die  Wahl 
des  Volkes  gründet. 

Mit  dem  rechtskundigen  Lupoid  von  Babenberg  mag  hier  der  Ge- 
schichtschreiber Matthias  von  Neuenburg  zusammengestellt  werden,  in 
dessen  Chronik  wir  den  Uebergang  in  der  Stimmung  zu  Gunsten  Ludwigs 
und  das,  was  diese  Veränderung  «bewirkt  hat,  deutlich  wahrnehmen 
können.  Wir  geben  ihm  deshalb  hier  seinen  Platz,  wenn  auch  das  Wort 
Kleriker,  mit  dem  er  bezeichnet  wird,  nicht  seinen  geistlichen  Stand, 
sondern  seinen  Dienst  im  Gerichte  des  Bischofs  von  Strassburg  bedeuten 
sollte.  Matthias  ist  ein  Gesinnungsgenosse  seines  Bischofs  Berthold  und 
dessen  Bote  in  Avignon  in  den  Jahren  1335  und  1338.  Hier  war  er  zum 
Theil  Zeuge  der  päpstlichen  Kundgebungen  bei  den  Unterhandlungen  des 
Kaisers  imd  lernte  den  Einfluss  Frankreichs  auf  die  Curie  kennen. 


1)  Vgl.  Biezler,  a.  a.  0.  S    ISO  ff. 


51 

Die  Erbitterung  über  die  Heuchelei,  welche  die  eigene  Unlauterkeit 
und  die  französische  Tücke  mit  dem  Scheine  des  Interesses  für  die  Kirche 
deckte  und  einem  billigen  Frieden  entgegen  war,  macht  den  Chronisten« 
der  sein  Werk  stückweise  mit  dem  Gang  der  Ereignisse  selbst  fortsetzt, 
allmählich  von  einem  Gegner  Ludwigs  zu  einem  Anhänger  dessel- 
ben. Unter  der  starken  Versuchung,  in  welche  die  Päpste  seinen  Glauben 
an  ihre  Autorität  führten,  kommt  dieser  Glaube  endlich  zu  Falle.  Er 
weicht  anfangs  jedem  Worte  aus,  das  eine  Anerkennung  enthalten  könnte. 
Die  Wahl  Ludwigs  zmn  Kaiser  durch  das  römische  Volk  wird  von  ihjn 
noch  mit  einem  Ausdrucke  erwähnt,  welcher  das  Recht  derselben  in  Frage 
stellt ;\)  er  missbilligt  es,  dass  das  Domcapitel  zu  Strassburg  und  die 
Bettelmönche  das  Interdict  nicht  beobachten;  er  hat  Worte  des  tie&ten  Ab- 
sehens wegen  des  Verfahrens  des  Kaisers  gegen  Johann  den  Jüngeren  von 
Böhmen,  den  Gemahl  der  Margaretha  Maultasch.  Aber  mehr  und  mehr 
treten  auch  die  schärfsten  Urtheile  über  die  Päpste  hervor.  Er  sieht  in 
dem  Verhalten  Benedicts  gegen  Ludwig  nur  den  Einfluss  der  Drohimgen 
Frankreichs;  nicht  das  Recht,  sondern  die  Furcht  leitet  des  Papstes  Schritte; 
das  am  päpstlichen  Hofe  verfasste  Procuratorium  bezeichnet  er  als  ein 
über  Gebühr  strenges  und  schmachvolles;  Clemens  handelt  mit  List  und 
Missgunst  gegen  Ludwig;  sein  Bannfluch  vom  J.  1346  ist  ihm  ein  Ausfluss 
der  grössten  Härte  und  Grausamkeit;  und  schliesslich  stellt  sich  Matthias, 
indem  er  den  verstorbenen  König  als  Ludwig  IV.  Kaiser  der  Deutschen, 
der  als  Kaiser  19  Jahre  regiert  habe,  bezeichnet,  auf  die  Seite  derer, 
welche  Ludwig  für  einen  rechtmässigen  Kaiser  hielten. 

Fürsten  and  Herren. 

Es  liegt  ausser  unserer  Aufgabe,  eine  ins  einzelne  gehende  Statistik 
der  Parteiverhältnisse  zu  geben.  Wir  heben  bei  der  Menge  von  Namen 
nur  solches  hervor,  was  geeignet  ist,  eine  sichere  Anschauung  im  gros- 
sen und  ganzen  zu  gewinnen,  oder  was  zur  Beleuchtung  j^ner  Verhältnisse 
dienen  mag;  auch  beschränken  wir  uns  dabei  auf  die  letzten  10  Jahre 
der  Regierung  Ludwigs.  Als  Heinrich  von  Vimeburg  unter  Ludwigs 
Mitwirkung  zum  Erzbischof  von  Mainz  erhoben  worden  war,  suchte  der 


1)  PratenderaDt  enim  arbici,  hoc  eis  coropetere  papa.edam  nolente. 


52 

König  sich  vor  der  Gefahr  eines  Abfalls  dieses  eiaflussreiclisten  unter  den 
Reichsfürsten  so  viel  als  möglich  sicher  zu  stellen.  Da  waren  ihm  denn 
auch  sofort  Fürsten  und  Herren  zum  Beistand  bereit.  Am  29.  Juni 
1337')  verbürgten  ihm  ausser  den  Bischöfen  von  Speier  und  Augsburg' 
und  zwei  andern  Prälaten  zehn  Fürsten  und  Herren  die  Treue  Heininchs. 
Es  sind  die  Namen  des  Pfalzgrafen  Ruprecht  und  des  Markgrafen  Wil- 
helm von  Jülich,  sowie  der  am  Mittelrhein  mächtigen  Grafen  von  Nassau, 
Spanheim,  Vimeburg,  Wittgenstein,  Eppenstein,  Landskron,  denen  wir 
hier  begegnen.  Wollte,  so  heisst  es  in  dem  Briefe,  Heinrich  an  den 
Stücken,  die  er  dem  Kaiser,  unserm  Herrn,  gelobt  und  geschworen  hat, 
brüchig  werden,  so  geloben  wir  und  schwören,  dass  wir  dem  Kaiser  be- 
holfen  sollen  sein  mit  Leib,  mit  Gut,  mit  Landen  und  mit  Leuten  wider 
den  Erzbischof,  bis  er  die  Brüche  aufgerichtet.  Wir  geloben  auch,  dass 
wir  nicht  darnach  werben  sollen,  dass  wir  der  vorgenannten  Gelübde 
ledig  gesagt  werden  von  dem  Papst  oder  jemand  anderm.  Geschähe  es 
doch,  so  soll  es  keine  Kraft  haben.  Die  Besorgniss  des  Kaisers  war  un- 
begründet. Heinrich  zeigte  sich  in  der  Folge  als  einen  der  entschieden- 
sten Freunde  des  Kaisers.  Die  Beschlüsse  des  Jahres  1338  zu  Rense  und 
Frankfurt  sind  wohl  vornehmlich  auf  seine  Anregung  zurückzuführen. 
Zu  dem  genannten  Reichstage  in  Frankfurt  waren  ausser  den  Fürsten 
imd  Herren  auch  die  Reichsfreien  und  Edlen,  sowie  die  Capitel  der  Stifte 
und  die  Abgeordneten  der  meisten  Städte  und  Bezirke  entboten  worden. 
Die  Beschlüsse,  die  daselbst  gefasst  wurden,  sind  bekannt.  Man  darf 
im  Hiublick  auf  diese  Zeit  mit  Olenschlager^)  sagen:  es  war  ausser  dem 
König  von  Böhmen  kein  grosser  Fürst  in  Deutschland,  der  nicht  auf 
Ludwigs  Seite  gestanden  wäre.  Auch  wird  man  die  Folgerimg,  welche 
Herwart  aus  der  Nachricht  bei  Rebdorf  zieht,  dass  Ludwig  im  Jahre 
1342  einen  Landfrieden  in  Deutschland  aufgerichtet,  wie  er  seit  lange 
nicht  gewesen,  den  durch  ihre  Eide  Fürsten,  Herren  imd  Städte  be- 
schworen hätten,  im  wesentlichen  als  richtig  anerkennen  müssen:  er 
schliesst  nämlich  aus  dieser  Thatsache,  dass  ganz  Deutschland  auf  Seite 
Ludwigs  gestanden  sei  und  den  Zorn  des  Papstes  nicht  geachtet  habe.  ^) 


1)  Urkunde  im  k.  HansarchiT.    S.  Beilage  IV. 

2)  Staatsgeschichte  des  röm.  Kaiserthums  etc. 

8)  Herwart,  Lndovicus  Qaartos  Imperator  DefeDsos.    Mon.  1618—19  p.  898. 


53 

Denn  es  kam  allerdings  hiemit  auch  die  kii'chliche  Frage  zur  Entschei- 
dung, da  ja  der  Papst  über  alle  Geistlichen  und  Laien,  welche  Ludwig 
als  ihren  Herrn  anerkennen  würden,  den  Bann  ausgesprochen  hatte. 

« 

Als  im  Jahre  1344  dem  Reichstag  zu  Frankfurt  die  schmählichen 
Forderungen  des  Papstes  vorgelegt  wurden,  erklärte  Wiker,  der  Pro- 
tonotar  des  Erzbischofs  von  Trier :  Die  Fürsten ,  Km'fürsten  und  Treuen 
des  Reichs,  zu  Cöln  versammelt,  hätten  einmüthig  beschlossen,  jene  Ar- 
tikel seien  zum  Verderben  imd  zur  Zerstörung  des  Reiches  gemacht;  sie 
seien  nicht  anzunehmen,  sondern  ihnen  aus  allen  Kräften  Widerstand  zu 
leisten. ')  Die  religiösen  Bedenken,  so  wird  berichtet,  ^)  zerstreute  einer 
der  Gesandten,  ein  in  der  heiligen  Schrift  nicht  gewöhnlich  unterrichteter 
Mann,  und  zeigte  den  Fürsten,  worin  die  Religion  bestehe  und  wie  sie 
vertheidigt  werden  müsse.  Und  diese  glaubten  ibm  nicht  bloss  wegen 
der  Gründe,  die  er  vorbrachte,  sondern  auch  wegen  der  sittlichen  Ach- 
tung, die  seine  Persönlichkeit  einflösste. 

Dem  beständigen  Andringen  der  Curie  imd  dem  Gelde  der  Luxem- 
burger gelang  es  nun  allerdings,  bis  zum  Jahre  1346  eine  neue  Königs- 
wahl zu  Stande  zu  bringen.  Aber  ausser  den  fünf  Wählenden  selbst  waren 
es  Wenige,  welche  auf  Karls  von  Luxemburg  Seite  traten.  Wenn  auch 
eine  Anzahl  von  Bischöfen  wankend  wurde,  so  blieben  doch,  nach  Reb- 
dorf ^),  alle  Städte  und  die  meisten  weltlichen  Herren  treu.  Im  Volke 
hiess  der  neue  König  der  „Pfaffenkönig."  *) 

Die  Städte. 

Das  bedeutendste  Interesse  bietet  in  dem  Streite  Ludwigs  mit  den 
Päpsten  das  Verhalten  der  Städte,  weil  sie  in  dieser  und  der  folgenden 
Zeit  den  wichtigsten  Herd  für  das  geistige  Leben  in  Deutschland  bilden. 
Ludwig  hatte  wie  kein  anderer  Kaiser  diese  freien  Gemeinwesen  begün- 
stigt  und   sie  haben   ihm  das  mit  mannhafter  Treue  vergolten  und  sind 


1)  Mattfa.  V   Neuenbürg  ].  c*229. 

2)  Mntius,  Chronica,  bei  Pistorius-Struve,  Gerra.  Script.  II,  883. 

3)  Bei  Preher,  Germ.  rer.  Script.  1.  436:  Sed  postea  Ludovico  statim  descendenti  ad  Rhenum, 
omnes  civitates  Rheni  et  pro  maiori  parte  Domini  temporales  (ezoeptis  Electoribos  supra  nomi- 
natis)  promiserunt  ei  adhaerere  et  in  nuUo  advertere  Regem  novum. 

4)  Vgl.  auch  Occam,  de  electione  Karoli  IV.,  bei  Höfler,  a.  a.  0.  14:  Et  quando  fuit  bene  institutua 
in  Regem  Romanorum  sen  in  regem  clericorum  etc. 


54 

« 

ihm  eine  starke  Stütze  geworden  in  den  Gefahren,  von  denen  die  letzten 
Zeiten  seiner  Regierung  bedroht  waren. 

Wir  können  die  Darlegung  ihres  Verhaltens  nicht  besser  einleiten 
als  mit  einem  Schreiben,  welches  9  oberdeutsche  Städte,  an  deren  Spitze 
Esslingen  steht,  am  2.  Januar  1332  an  den  Kurfürsten  Balduin  von  Trier 
erliessen,  und  welchem  sich  am  18.  Februar  Augsburg,  am  21.  März 
Constanz  mit  gleichlautenden  Briefen  anschlössen.  Die  drei  Urkunden 
mit  den  Siegeln  der  Städte  finden  sich  im  k.  Hausarchiv.  Wir  werden 
den  Text  in  den  Beilagen  mittheilen.  ^) 

Der  Brief  enthält  eine  Aufforderung  an  Balduin,  dem  man  vor 
Andern  Beruf  und  Fähigkeit  hiefür  zuspricht,  den  Frieden  zwischen  Kaiser 
und  Papst  herbeizuführen.  Die  ganze  Schuld  des  Zwiespalts  fällt  nach 
diesem  Schreiben  auf  den  Papst,  wenngleich  es  nicht  geradezu  ausge- 
sprochen wird.  Für  Ludwig  gibt  sich  die  freudigste  Hingabe,  ja  Begei- 
sterung kund.  Das  Schreiben  beginnt  mit  dem  vielgebrauchten  Gleichniss 
von  Sonne  und  Mond;  aber  es  werden  andere  Folgerungen  daraus  gezo- 
gen, als  von  päpstlicher  Seite  zu  geschehen^  pflegte.  Als  der  Welt- 
schöpfer, so  heisst  es,  den  Bau  der  gegenwärtigen  Welt  zu  errichten 
beschloss,  da  hat  er  in  seiner  hohen  Vorsicht  an  die  Feste  des  Himmels 
zwei  grosse  Lichter  gesetzt,  und  hat  jedem  derselben  sein  eigenes  Amt 
zugetheilt,  so  dass  uns  durch  ihren  Dienst  eines  doppelten  Lichtes  Klar- 
heit leuchtet.  Wiewohl  beider  Licht  einander  begegnet,  so  stören  sie 
sich  doch  nicht;  ja  eines  erhält  imd  stärkt  das  andere  in  seinem  Be- 
stand. So  hat  auch  der  Vater  selbst  zwei  Häupter  auf  Erden  gesetzt, 
welche,  so  sehr  auch  ihr  Wirkimgskreis  sich  berühren  mag,  einander  in 
der  Ausübung  ihres  Amtes  nicht  hindern,  sondern  unter  wechselseitigem 
Beistand  das  Volk  des  Herrn  leiten  sollen.  Aber  die  Begierde  nach  irdi- 
scher Ehre  hat  diese  Lichter  aus  ihrer  Bahn  gedrängt  und  sie  in  ge- 
fahrbringender Weise  von  einander  geschieden. 

Da  wenden  sich  nun  die  Städte  an  Balduin,  „  die  festeste  der  Säulen, 
welche  den  hohen  Bau  des  Kaiserthums  tragen."  Balduin  wisse,  dass 
der  allmächtige  Gott,  in  welchem  alle  Gewalt  und  das  Kaiserthum  seinen 
Ursprung  hat,  und  dass  die  Kurfürsten,  denen  das  nach  Gewohnheit  imd 


1)  8.  Befl.  V. 


55 


Recht  unwidersprechlich  von  Alters  her  zusteht  —  den  frommen  Für- 
sten, den  milden,  wohlwollenden,  gütigen  und  rechtgläubigen  Fürsten, 
den  durchlauchtigsten  Herrn,  Ludwig,  von  Gottes  Gnaden  römischen  Kai- 
ser, dem  ganzen  römischen  Iteich  zu  einem  Kaiser,  Herrscher  und  Vor- 
kämpfer des  katholischen  Glaubens  geordnet  und  gewählt  haben.  Willig 
und  mit  höchster  Freude  hätten  die  Städte  im  Blick  auf  Ludwigs  Freund- 
lichkeit imd  Milde  die  Wahl  aufgenommen,  mit  innigstem  Verlangen 
seines  Regiments  begehrt.  Und,  wie  der  Augenschein  lehre,  er  pflege 
Recht  imd  Gerechtigkeit,  sei  ein  Vorbild  aller  Fürsten  im  Leben,  Glau- 
ben und  Demuth.  Unwandelbare  Treue  und  Gehorsam  werden  sie  ihm 
darum  bis  zum  Tode  bewahren  als  ihrem  wahren  und  natürlichen  Kaiser 
und  Herrn,  sie  werden  niipmer  von  ihm  weichen,  wie  auch  die  Dinge 
sich  ändern  und  gestalten  mögen.  Satan,  der  Urheber  aller  Zwietracht, 
habe  ihn  nach  seiner  teuflischen  Weise  beim  apostolischen  Stuhle  ange- 
schwärzt imd  so  diese  Zwietracht  gestiftet,  welche  den  Glauben  in  so 
hohem  Masse  und  in  so  imerträglicher  Weise  so  lange  schon  gefährde. 
Balduin  möge  darum,  wie  es  auch  seine  von  ihm  beschworene  Pflicht 
gebiete,  zwischen  dem  Stuhl  und  dem  Kaiser  wirksam  vermitteln  und 
den  Frieden  wieder  herstellen. 

Das  Wort  der  Treue,  das  ein  Theil  der  Städte  hier  ausspricht,  wurde 
von  allen  Städten  eingelöst,  als  durch  die  Curie  Karl  v*n  Böhmen  gegen 
ihn  erhoben  worden  war.  Als  der  Kaiser  auf  die  Nachricht  von  dieser 
Erhebung  im  Jahre  1346  die  Städte  nach  Speier  berief,  fand  er  sie, 
wie  Matthias  von  Neuenburg  berichtet,')  alle  einmüthig,  so  dass  nicht 
eine  derselben  am  Rheine,  im  Schwaben  und  in  Franken  sich  um  die 
Wahl  Karls  und  die  Processe  des  Papstes  bekümmerte. 

Wir  heben  nun  aus  der  Geschichte  einiger  der  wichtigeren  Städte 
einzelnes  zur  näheren  Kennzeichnung  des  Geistes,  der  sie  beherrschte, 
hervor. 

Basel. 

Es  wäre  verfehlt,  aus  dem  Widerstreit  der  Städte  gegen  die  Befehle 
der  Curie  auf  ein  Nachlassen  des  religiösen  Sinnes  bei  ihnen  zu  schlies- 
sen.     Wenn  irgendwo,   so  war  die  Kirche  in  Basel  geehrt.     Man  nahm 


1)  1.  c.  240. 


es  ruhig  hin,  als  der  Klerus  im  Jahre  1331  den  Gottesdienst  einstellte; 
man  duldete  ihn,  als  im  Anfang  des  Jahres  1339  die  meisten  Stadt«  auf 
Ludwigs  Befehl  die  nicht  celebrirenden  Priester  aus  ihren  Mauern  trie- 
ben. ')  Ja  anderwärts  vertriebene  Priester,  wie  Heinrich  von  Nördlingen, 
oder  die  Dominikaner  von  Strassburg,  fanden  hier  eine  Zuflucht  ^)  Die 
Baseler  bitten  unablässig  um  Aufhebung  des  Interdicts  imd  erhalten 
wiederholt  Erleichterungen.  Heinrich  von  Nördlingen  und  Tauler  be- 
richten, wie  ausserordentlich  der  Zudrang  des  Volkes  gewesen  sei,  als 
demselben  auf  kurze  Zeit  der  Zugang  zu  den  seit  14  Jahren  entbehrten 
Gnadengtitem  der  Kirche  wieder  gestattet  worden  war.  Nach  Ablauf  der 
Frist  erwirken  sie  abermals  eine  kurze  Verlängerung  —  aber^  als  sie  sich 
nun  endlich  entscheiden  sollen,  da  bleiben  sie  bei  ihrem  Kaiser  und  das 
Interdict  tritt  wieder  in  Kraft.  Als  Karl  nach  Ludwigs  Tode  die  erste 
Fahrt  durch's  Reich  machte  die  Anerkennimg  der  Stände  zu  suchen, 
und  im  December  1347  vor  Basel  eintraf,  empfing  der  zum  Bevollmäch- 
tigten des  Papstes  bestimmte  und  mit  dem  König  reisende  Bischof  von 
Bamberg  eben  die  Formel,  nach  welcher  alle,  welche  Ludwig  angehangen, 
vom  Banne  gelöst  werden  sollten.  Sie  forderte  das  Gelübde,  dass  man 
nie  mehr  einem  häretischen  Kaiser  anhangen,  dass  man  jeden  nicht  vom 
Papste  bestätigten  Kaiser  verwerfen  wolle.  Der  König  mit  seinem  Hofe, 
•  der  bevollmächtig  Bischof  mit  andern  Prälaten  und  der  Klerus  von 
Basel  erwarteten  in  des  Königs  Lager  die  Abgeordneten  der  Stadt.  Da 
erschien  der  Bürgermeister  Konrad  von  Bärenfels  mit  dem  Rathe  imd 
vielen  vom  Volke  und  erklärte  mit  lauter  Stimme  in  deutscher  Sprache 
also:  Herr  Bischof,  ihr  sollt  wissen,  dass  wir  weder  bekennen  noch  auch 
glauben  wollen,  dass  unser  Herr  der  römische  Kaiser  Ludwig  jemals  ein 
Ketzer  gewesen  sei;  auch  werden  wir  jeden  für  einen  römischen  König 
oder  Kaiser  halten,  den  die  Kurfürsten  alle  oder  in  der  Mehrzahl  als 
solchen  aufstellen,  ob  er  auch  die  Bestätigung  des  Papstes  nicht  suchen 
wollte;  werden  auch  nichts  thun^  was  irgendwie  gegen  das  Recht  des 
Reiches  wäre.  Habt  ihr  aber  Gewalt  von  dem  Herrn  Papst  und  wollt 
uns    unsere   Sünden    erlassen,    so    ist's  uns  recht.     Und  zum  Volke  sich 


1)  Hcinr.  t.  Diessenhoven  1.  c.  30.  12.' 

2)  Vgl.  ZQin  iL  meine  Vorarbeiten  znr  Geschichte  der  deutschen  Mystik  etc.  in  Niedner,  Zeitscbr. 
f.  hist.  Theol.  1869  S.  90  ff. 


57 

wendend  rief  er:  Gebt  ihr  mir  und  dem  Konrad  Mnnch  Vollmacht  zu 
bitten,  dass  ihr  von  euren  Sünden  losgesprochen  werdet?  Das  Volk  rief: 
Ja.  Und  man  hielt  es  für  gut,  ungerade  gerade  sein  zu  lassen.  Der 
Bischof  ledigte  sie  vom  Banne,  der  König  wurde  anerkannt  und  zog  in 
Basel  ein. ') 

Strassbnrg. 

Die  Strassburger  hatten  von  Anfang  an,  trotz  der  Interdicts,  das 
alle  Anhänger  Ludwigs  traf,  keinen  Mangel  an  celebrirenden  Priestern. 
Die  Kleriker  des  Domcapitels,  mit  ihrem  Bischof,  dem  päpstlich  gesinn- 
ten Berthold  von  Bucheck,  zerfallen,  rechneten  es  zur  Aufgabe  ihres 
Streits,  auch  in  Ansehimg  des  Interdicts  die  Gegner  des  Bischofs  zu  sein. 
Die  Franziskaner  celebrirt^n  wie  in  den  meisten  andern  Orten,  ebenso 
die  Dominikaner;  denn  hier,  wo  EcKhart  gelehrt,  imd  einer  seiner  be- 
deutendsten Schüler,  Johann  Tauler,  im  höchsten  Ansehen  stand,  war 
imter  ihnen  ein  freierer  und  volksthümlicher  Sinn.  Unter  solchen  Um- 
ständen Hess  man  denn  auch  die  Augustiner  gewähren,  welche  von  An- 
fang an  das  ^lesselesen  eingestellt  hatten.  Doch  bekamen  sie  das  Uebel- 
wollen  der  Bürgerschaft  nichts  desto  weniger  bitter  zu  empfinden.  Nie- 
mand schenkte  ihnen  mehr  und  sie  kamen  in  Noth.  Erst  als  sie  im 
Jahre  1348  nach  17jähriger  Unterbrechung  das  Singen  wieder  aufnah- 
men, flössen  die  Gaben  von  neuem.  Nicht  so  duldeten  die  Bürger  die 
Ungleichheit  im  priesterlichen  Verhalten.  Als  die  Dominikaner,  von  dem 
Ordensmeister  gedrängt  und  bedroht,  den  Gottesdienst  wieder  einstellten, 
bedeutete  ihnen  der  Rath:  „Sider  sie  hätten  vor  gesungen,  so  sollten  sie 
auch  fürbass  singen  oder  aus  der  Stadt  springen."  Da  zogen  sie  ab  und 
Hessen  ihr  Kloster  872  Jahre  leer  stehei^.  ^  Dem  Bischof  aber  drohte 
man  Fehde  an,  wenn  er  sich  dem  Kaiser  nicht  unterwerfe,  und  Berthold, 
mit  seinen  Mitteln  auf  der  Neige  imd  seiner  eigenen  Städte  nicht  mehr 
sicher,  huldigte  1339  dem  Kaiser.  Auf  dem  Tage  zu  Speier  1346  er- 
klärten die  Strassburger  mit  den  andern  Städten,  dass  sie  sich  an  die 
Processe    des  Papstes    nicht    kehren    und   Ludwig    treu  bleiben  wollten. 


9)  Matth.  T.  Neaenb.  1.  c  251.  sqq. 

1)  Twinger  ▼.  Königsh.  in  Code  hifft.  et  diplomatique  de  la  Tille  de  Strassbonrg  T.  I,  p.  115  sqq. 
Abh.  d.  in.  Gl.  d.  k.  k.  Ak.  d.  Wi«  XIV.  Bd.  I.  Abth.  8 


56 

Nach  Ludwigs  Tode  huldigten  sie  wohl  Karl ;  aber  die  päpstliche  Absolu- 
tionsfonnel  verwarfen  sie.*)  Nach  dem  nicht  sehr  zuverlässigen  Speckle 
soll  der  Ammamneister  Peter  Swarber  die  Absolution  in  ähnlich  schlauer 
Weise  gewonnen  haben,  wie  der  Bürgermeister  zu  Basel;  allein  Closener 
und  Königshoven  berichten  nichts  davon,  während  sie  doch  bei  anderen 
Städten  auf  diese  Dinge  eingehen;  und  dann  setzt  auch  die  Voll- 
macht, welche  die  Strassburger  später,  im  Jahre  1350,  ihren  Machtboten 
nach  Avignon  mitgaben,  voraus,  dass  das  Interdict  bis  dahin  noch  nicht 
aufgehoben  war.  Diese  Vollmacht,^)  welche  das  Datum  des  15.  März 
1350  trägt,  ist  für  die  Stellung,  welche  die  Bürgerschaft  noch  im  dritten 
Jahr  nach  Ludwigs  Tode  einnimmt,  bezeichnend:  Wir  Bürgermeister 
Rath  und  Schöffen,  heisst  es  da,  und  die  Gemeinde  zu  Strassburg  geben 
dem  Claus  Zorn  und  Johannes  zum  Trubel  Gewalt  zu  fordern  und  zu 
nehmen  eine  Entledigung,  falls  wir  im  Bann  wären  von  wegen  Herrn 
Ludwigs  seligen  von  Baiem  des  Fürsten  —  gemäss  den  Briefen  —  doch 
also,  dass  sie  nichts  geloben  oder  schwören,  das  wider  das  römische 
Reich  oder  seine  Rechte  oder  Ehre  oder  wider  unsere  oder  unserer  Städte 
Recht,  Freiheit  oder  Ehre  sei.  ^ 

Constanz. 

Der  Duldimg,  welche  man  in  Constanz  seit  1326  den  nicht  celebri- 
renden  Priestern  gewährte,  machte  wie  in  anderen  Städten  der  Frank- 
furter Erlass  von  1338  ein  Ende,  welcher  allen  Priestern  im  Reiche  den 
Gottesdienst  wieder  au£siuiehmen  befahl.  Die  Constanzer  stellten  den 
Priestern  eine  Frist  bis  Epiphanias  1339,  dann  mussten  alle,  welche 
nicht  singen  wollten,  die  Stadt  verlassen.  *)  In  der  Folge  erlaubt  zwar 
der  Rath  einzelnen  die  Rückkehr;  aber  zu  verschiedenen  malen  müssen 
dieselben  von  neuem  weichen,  und  wie  es  scheint,  so  oft  die  demokra- 
tische Partei  an'ö  Ruder  kam.  Es  ist  die  Zeit,  da  überall  in  den  Städ- 
ten der  Kampf  der  Zünfte  gegen  die  bevorzugten  Geschlechter  entbrennt, 
und  die  demokratische  Partei  zeigt  eine  noch  entschiedenere  Haltung 
gegen  die  Kirche    imd    eine    thatkräftigere  Geneigtheit   für  Ludwig    als 


1)  Matth.  Y.  Nenenb.  252. 

2)  Weucker  Collecta  archivi  et  cancell.  jara  155. 

3)  Heinr.  von  Nördl.  Brief  21  bei  Heamann  L  ^. 


59 

die  altbürgerliche.  Dafür  begünstigt  sie  auch  der  Kaiser.  Als  dieser 
gestorben  war,  fand  Karl  in  Constanz  noch  lange  keine  Anerkennung; 
ebenso  wurde  die  Absolutionsformel  zurückgewiesen.  Auch  verschiedene 
Kleriker  wollten  die  Absolution  unter  den  päpstlichen  Bedingungen  nicht 
annehmen.  Als  mehrere  derselben,  wie  oben  erwähnt  ist,  von  einem 
Kanonikus  als  Schismatiker  bezeichnet  wurden,  forderte  der  Rath  Wider- 
ruf dieses  Ausdrucks  imd  trieb  den  Beklagten,  als  er  nicht  Folge  leistete, 
aus  der  Stadt  Später  als  die  meisten  schwäbischen  Siädte,  erst  1349, 
erkannte  die  Bürgerschaft  Karl  IV.  an ,  worauf  sie  die  Absolution  erhielt 
Aber  aus  dem  Schweigen  Diessenhövens  darf  man  mit  Gnmd  schliessen, 
dass  diese  ertheilt  wurde,  ohne  dass  die  Erklärungen,  welche  die  Formel 
forderte,  gegeben  worden  waren.  ^) 

Andere  Städte. 

Wie  Constanz,  so  schlössen  sich  auch  Zürich,  St.  Gallen  imd  SchaflF- 
hausen  von  den  schwäbischen  Städten  aus,  als  diese  Karl  IV.  huldigten. 
In  Zürich  ^  hatte  man  schon  seit  1331  keine  päpstlichen  Kleriker  mehi' 
geduldet.  Ebenso  entschlossen  ging  man  in  Reutlingen  vor:  „Um  diese 
Zeit,"  sagt  Hugo  von  Reutlingen,  „war  der  Klerus  in  grosser  Verachtung 
bei  den  Laien  und  man  hielt  die  Juden  höher  als  ihn.  Als  der  Klerus, 
nach  Ludwigs  Gebot  im  Jahre  1338  das  Singen  nicht  wieder  aufuehmen 
wollte,  liess  der  Rath  öffentlich  ausrufen,  dass  niemand  bei  einer  Strafe  von 
1 5  Pfunden  einen  Priester  aufnehmen  dürfe,  der  sich  des  Singens  weigere 
Diesem  Verbot  liess  der  Ausrufer  ein  zweites  folgen,  das  bei  gleicher 
Strafe  untersagte,  die  Juden  mit  Wort  oder  That  zu  belästigen.  Aber 
wie  stinamt  Christus  und  Belial!"  ruft  empört  darüber  Hugo  von  Reut- 
lingen aus.  ^) 

Auch  in  den  übrigen  schwäbischen  Städten,  welche  früher  als  Con- 

> 

stanz  und  die  drei  andern  genannten  Städte  Karl  IV.  anerkannten,  hat 
man  den  Bürgern  die  päpstliche  Absolutionsformel  nicht  aufzwingen 
können.     Nur  die  Kleriker  wurden  nach  dieser  absolvirt     Für  die  Laien 


1)  Heinr.  r.  Diessenh.  war  um  diese  Zeit  in  Constz.  Vgl.  zn  dem  Verbalten  der  Bürgerschaft 
p.  88.  64—66.  71;  fiber  das  Verhalten  der  demokr.  Partei  p.  38  und  Johann  von  Winterthnr 
z.  J.  1348:  Clems  Gonstantiensis  nolens  eelebrare  secnndario  expellitnr. 

2)  Tsdmdi  Chronic.  HelTeticnm  z.  J.  1831. 

3)  Bei  Böhmer  Fontes  IV,  184. 

8» 


60 

verlas  man  eine  andere  Formel,  welche  der  Bulle  des  Papstes  „entnom- 
men" war,  wie  Hugo  von  Reutlingen  sagt. 

Die  Anhänglichkeit  an  Ludwig  gibt  sich  in  gleich  kräftiger  Weise 
auch  in  anderen  Theilen  des  Reiches  kund.  Die- Regensburger  zwangen, 
wie  Gemeiner  erwähnt,  ihre  Prediger  durch  Hunger  taxt  Feier  der  Messe. 
In  Nürnberg  wird  von  den  Zünften,  welche,  wie  in  Constanz,  auch  in 
kirchlicher  Beziehung  entschiedener  sind,  am  8.  Juni  1348  der  Rath  ge- 
stürzt, dann  der  gebannte  Ludwig  der  Brandenburger  aufgenommen  imd 
mit  ihm  ein  Bündniss  gegen  Karl  geschlossen.  Erst  im  September  1349 
gelingt  es  dem  König,  nachdem  er  die  Bürgerschaft  mit  List  entwaffnet, 
die  Herrschaft  der  Geschlechter  wieder  herzustellen.  Im  Westen  aber 
verweigert  Metz  noch  im  Jahre  1349  die  Anerkennimg  Karls.') 

Eine  wahrhaft  demüthigende  Rolle  nöthigte  dem  päpstlichen  König, 
als  QT  die  Anerkennung  suchte,  insbesondere  der  Trotz  der  mittel- 
rheinischen Städte  auf.  Karl  war  mit  dem  Bevollmächtigten  des  Papstes, 
dem  Bischof  von  Bamberg,  nach  Worms  gekommen.  Hier  wollte  die 
Geistlichkeit,  ehe  sie  für  sich  unterhandelte,  auch  die  Bürger  für  eine 
gleiche  Weise  der  Unterwerfung  gewinnen.  Aber  der  Versuch  misslang. 
Als  nun  der  Klerus  nach  empfangener  Absolution  den  immer  noch  wi- 
derstrebenden  Bürgern  die  Messe  verweigerte,  da  bewaffnete  sich  das 
Volk  und  zog  nach  der  Herberge  des  Königs,  wohin  sich  auch  eiligst 
der  Bischof  von  Bamberg  geflüchtet  hatte.  Der  König,  durch  den  Aufruhr 
erschreckt,  bestimmte  nun  den  Bischof,  die  Wormser  ohne  alle  Bedingung 
zu  absolviren.  Aehnlich  war  es  in  Mainz  und  Frankfurt.  In  Mainz 
öffnete  man  Karl  erst  die  Thore,  als  er  darauf  verzichtete,  den  vom 
Papste  gegen  Erzbischof  Heinrich  erhobenen  Gerlach  von  Nassau,  mit  ein- 
zuführen,^) und  von  Frankfurt  blieb  Karl  ausgeschlossen,  als  er  auf  die 
Forderungen  der  Bürgerschaft  nicht  einging.  Erst  im  Jahre  1350  er- 
folgte hier  die  Absolution,  und  zwar,  wie  Latomus^)  bemerkt,  unter 
Widerspruch  der  Bürgerschaft  Auch  das  mächtige  Cöln  und  Aachen 
haben  Ludwig  die  Treue  bewahrt*) 


1)  Math.  T.  Neuenb.  258.  271. 

2)  ib.  263. 

3)  Bei  Böhmer  1.  c.  416. 

4)  Matth.  V.  Neaenb.  239:   Qai  (Earolus)  com  Aqaenses  et  Coloolenses  ipsom   non  receperint,   in 
Bnnna  ab  archiepiscopo  Coloniense  aote  Andree  (nov.  26,  1346)  est  coronatos. 


61 

Lieber  im  Banne  des  Papstes,  als  der  eigenen  Ilechtsüberzeugung 
untreu  werden,  das  ist  der  Entachluss,  der  überall  das  Verhalten  der 
Städte  bestimmt  Die  Kraft  dieses  Entschlusses  war  das  Bewusstsein, 
dass  es  ein  göttliches  Recht  gebe,  über  das  auch  der  Papst  keine  Macht 
habe,  und  dass  man  unter  Umständen  aus  der  sichtbaren  Kirche  ge- 
schieden sein  könne,  ohne  von  Gott  geschieden  zu  sein. 

Bückblick. 

Blicken  wir  zum  Schlüsse  auf  die  verschiedenen  Kundgebungen  der 
geistlichen  wie  der  weltlichen  Stände  für  Kaiser  Ludwig  zurück,  so  darf  es 
als  ein  nicht  zu  bezweifelndes  Ergebniss  bezeichnet  werden,  dass  weitaus 
die  Mehrzahl,  dass  der  geistig  bedeutendste  Theil  des  deutschen  Volkes 
auf  des  Kaisers  Seite  war  und  blieb. 

Es  ist  wahr,  äusserlich  angesehen  siegte  das  Papstthum,  als  Ludwig 
gestorben  war.  Karl  TV.  gewann  die  Krone  des  Reichs  mn  jenen  Preis, 
den  Ludwig  zu  zahlen  verschmäht  hatte,  und  auch  das  deutsche  Volk 
kehrte  nach  und  nach  in  die  alten  Geleise  zurück.  Aber  die  öffentliche 
Meinung  war  nicht  mehr  dieselbe,  wie  sie  vor  dem  Kampfe  gewesen 
war.  Manche  geistige  Bande,  die  bisher  an  die  Kirche  geknüpft  hatten, 
waren  gelöst. 

Wie  das  Samenkorn  lange  Zeit  ein  verborgenes  Dasein  führt  und  zu 
verwesen  scheint,  dann  aber,  wenn  seine  Zeit  gekommen,  zu  einem 
neuen  Leben  ersteht,  so  traten  auch  die  in  der  Zeit  Ludwigs  ausgestreu- 
ten Gedanken  zunächst  wieder  aus  dem  öffentlichen  Leben  zurück;  aber 
kein  Jahrhundert  verging,  so  erfolgte  auf  deutschem  Boden,  zu  Costnitz 
und  Basel,  von  Seiten  der  Vertreter  der  Kirche  jener  Beschluss,  welcher 
die  Gewalt  der  Kirche  über  die  des  Papstes  stellte  —  eine  wenn  auch  von 
der  Geschichte  nicht  durchgeführte,  so  doch  durch  heilsame  Nachwirkungen 
fruchtbare  That  Und  wieder  ein  Jahrhundert  später  uud  der  grössere 
Theil  des  deutschen  Volkes  gewann  für  die  Selbständigkeit  und  Unab- 
hängigkeit des  Staates  eine  religiöse  Rechtfertigung  in  einer  anders  be- 
stimmten Lehre  von  dem  Wesen  der  Erche.  Was  Marsilius,  Caesena  und 
Occam  gewollt  und  gelehrt,  das  hat,  wenn  auch  unter  theilweise  anderen 
Bestimmungen,  eine  spätere  Zeit  der  Hauptsache  nach  doch  noch  zur 
Reife  gebracht. 


62 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  erscheint  der  letzte  der  mittel- 
alterlichen Kämpfe  zwischen  Eaiserthum  und  Papstthum  als  eines 
der  bedeutendsten  Ereignisse  in  der  Geschichte  des  deutschen  Volkes. 
Denn  erst  in  diesem  Kampfe  wurden  mit  Bewusstsein  die  Grundlagen 
angegriffen,  auf  welchen  die  Lehre  von  der  Kirche  vornehmlich  seit 
Gregor  VII.  ruhte.  Und  in  der  That,  sollte  nicht  der  Staat  sein  natürliches 
und  durch  die  göttliche  Offenbarung  geheiligtes  Recht  durch  be- 
ständige Uebergriffe  gefährdet  sehen  und  die  Wurzeln  seines  eigenen 
Lebens  verlieren,  so  musste  dort  selbst,  wo  das  Uebel  seine  Quelle 
hatte,  im  Dogma  von  dem  Wesen  der  Kirche  eine  Wandlung  sich 
vollziehen.  Und  bis  dahin  reichten  die  Gedanken  jener  Männer,  welche 
Ludwig  in  seinen  Dienst  genommen  hatte.  Diese  Bundesgenossen- 
schaft machte  freilich  die  Aufgabe  Ludwigs  zu  einer  schwierigeren  als 
sie  die  Kaiser  vor  ihm  gehabt  hatten;  denn  der  Kampf  gegen  eine  durch 
die  Länge  der  Zeit  befestigte  Glaubensmeinung  ist  gefahrvoller  als  der 
Kampf,  der  mehr  nur  gegen  die  Wirkungen  derselben  gerichtet  ist.  Wir 
verargen  es  Ludwig,  dem  Laien,  dem  unter  Waffen  und  weltUchen  Hän- 
deln herangewachsenen  Fürsten  nicht,  wenn  sein  Fuss  zuletzt  unsicher 
wurde.  Aber  dass  er  nur  überhaupt  den  Muth  gehabt,  die  gefahrvolle 
Bahn  zu  betreten,  schon  das  ist  viel.  Er  hat  der  religiösen  Opposition 
damit,  dass  er  sie  vom  Katheder  und  von  den  Stuben  der  Generalcapitel 
auf  das  Forum  des  öffentlichen  Lebens  fahrte  und  in  seine  politischen 
Kämpfe  verflocht,  ein  grosses  Feld  eröffnet  Die  Ideen  jener  Ausländer 
würden  wohl  kaum  eine  nachhaltige  Bedeutung  für  unser  Volk  gewonnen 
haben,  wenn  sie  nicht  eine  so  wirksame  Stelle  in  dem  alles  aufregenden 
Kampfe  gefunden  hätten.  Das  vom  Papste  verletzte  vaterländische  Gefühl 
trug  ihnen  von  vorne  herein  eine  gewisse  Empfänglichkeit  entgegen.  Das 
war  der  Boden,  in  welchem  sie  weiter  wirken  konnten. 


B  e  i  1  a  g  e  D. 


I. 

Sehreiben  Caesenas  an  Gerhard  Odonis.    (Deeember  1332.) 

[Glassberger,  I.e.  f.  77:  Et  sequenti  anno  rescripsit  idem  Michael  ipsi  Gerardo 
generali  ministro  epistolam,  qnae  indpit:  Teste  Salomone  etc.,  in  qua  respondet 
ad  singnla  ipsius  Gerardi  scripta,  inter  cetera  dicens:J  Qaia  autem  dicis,  quod  appel- 
lare  non  potui  ut  persona  priyata,  qaia  ordo  me  significavit  hereticam,  dico  quod 
ordo  non  significayit  me  hereticum  nee  de  iare  nee  de  facto.  De  iure  quidem  ap- 
paret,  qnoniam  pro  causa,  quam  ordo  sicut  sanam  et  catholicam  approbavit,  neminem 
potest  dampnare  sicut  hereticum  yelud  hereticum,  sed  causam,  quam  ego  ago,  ordo 
approbayit  sicut  sanam  et  catholicam  in  generali  capitulo  Perusiuo  et  placuit  ei  quod 
facio,  quare  pro  illa  causa  ordo  non  potest  me  velud  hereticum  significare  iure  nee 
pro  aliqua  alia  causa,  quia  nuUam  aliam  causam  ago  yeraciter  praeter  illam.  Nee 
etiam  de  facto,  quia  illi,  qui  recipiunt  proprietatem  et  dominium  remm  usu  cousump- 
tibilium,  si  qui  sunt,  tales  nnllo  modo  do  ordine  yeraciter  possunt  dici,  sed  ab  ordine 
et  ab  ecclesia  veri  apostate  sunt  censendi.  Quare  ipsorum  non  est  rae  dampnare,  nee 
ad  ipsos  pertinet  me  salyare.  Illi  etiam,  qui  non  receperunt  proprietatem  rerum  usu 
consumptibilium,  illi  nuUo  modo  me  dampnayerunt  de  facto,  nisi  se  ipsos  dampuassent, 
cum  ego  ipsorum  propriam  causam  agam.  Ex  quibus  patet,  quod  yerus  ordo  uon 
me  dampnayit  aliquo  modo  de  iure  yel  de  facto.  Et  ita  quocunque  modo  appel- 
layerim,  sive  ut  persona  publica  siye  ut  persona  priyata,  de  iure  appellatio  mea  tenet 
tam  ratione  persone  appellantis,  quam  ratione  eius  a  quo  appellayi,  quam  ratione 
ecclesie  ad  quam  appellayi.  Sed  yideris  ulterius  yelud  erinaceus  tam  magnum  refu- 
gium ,  inyenisse.  Queris  enim  a  me,  ubi  sit  catholica  ecclesia,  ad  quam  ego  appello, 
ultra  mare  yel  citra?  Borne  yel  in  Ayinione  yel  in  aliqua  urbis  parte?  cum  omnes 
habeant  dominum  Johannem  pro  yero  et  catholico  papa,  sicut  dicitur.  Sed  melius 
quereres  de  ecclesia  tua,  quam  sequeris,   ubi  fuit  ante  tempora  ista  et  ubi  erit  post 


64 

hec?  Quod  euim  usque  modo  pro  catholico  immobiliter  tenaisti^  nunc,  nulla  nova 
ratione  snpervenieDte,  immutatis  planetis  retrogradis,  pro  heretioo  habes  et  tenes,  et 
postea,  redeantib.us  novis  sideribus,  habebis  pro  catholico  id  idem.  Et  ita,  sicut  Cancer 
retrogradus  et  luDa  instabilis  nunc  est,  nunc  non,  nanc  tenebis,  nunc  non.  Dicis 
qdod  determinatio  et  diffinitio  domini  Nicolai  III  a  l^tima  et  fidelissima  causa  fuit, 
qnia  ut  dicis  non  fnit  ultimata,  et  tarnen  dicis,  quod  nunc  est  heretica.  Et  sie 
heresis  per  te  est  a  legitima  et  fidelissima  causa.  Vides  aperte,  quam  sint  inter  se 
contraria,  que  indisciplinate  pronuntias?  Kecte  de  vobis  verificatur,  quo^  scribit 
Augustinus  ad  BonifSacium  comitem  deDonatistis:  usque  adeo  calumpniandi  cupiditate 
cecantur,  ut  non  attendant,  quam  sint  inter  se  contraria,  que  loquuntur.  Dids  omnes 
fideles  habent  dominum  Johannem  pro  papa  catholico.  Non  attendis,  quod  Helye 
prophete  solum  inter  servos  Dei  se  remansisse  putanti  dominus  responderit,  cum  ait: 
Beliqui  mihi  plus  quam  VII  milia  virorum,  quorum  genua  non  sunt  curvata  ante 
baal?  An  forsitan  putas,  quod  nos  simus  soli  qni  constitutiones  domini  Johannis  im- 
pugnamus?  Non  solum  VII  milia,  sed  plus  quam  septies  Septem  milia  sunt  in  mundo, 
qui  easdem  penitus  detestantur,  et  cum  tempus  advenerit  apparebunt.  Dices ,  non 
videmus  eos.  Nee  Heljas  videbat  illos.  Qni  ergo  sunt  illi?  Cognovit  dominus,  qui 
sunt  eins,  secundum  Apostolum.  Quando  Christum  omnes  discipuli  eins  ipso  relicto 
fugerunt,  ubi  tunc  ecclesia  erat  cathölica?  Gerte  erat  quodammodo  et  remanserat  in 
ipsismet  discipulis,  quoniam,  et  si  fugerunt  ad  horam  et  vacillaverunt  in  fide,  tamen 
sunt  cito  reversi  et  in  fide  solidati  et  £a.cti  ecclesie  fundamenta.  Et  infra  ulterius 
te  excusas,  quod  non  aliqua  mutatio  facta  in  statu  ordinis.  Oppositum  est  per  se 
notum,  quia  non  solum  mutatio,  sed  facta  est  penitus  destitutio.  Quoniam,  cum  in 
constitutionibus  domini  Johannis,  quas  tu  patenter  defendis  et  predicas,  diffiniatur 
expresse,  usum  rerum  usu  consumptibilium  non  posse  a  proprietate  et  dominio  se- 
parari,  et  ipse  proprietatem  et  dominium  talium  rerum  fratribus  oblatamm  in  con- 
stitutionibus ipsis  a  se  abiiciat  et  fratribus  derelinquat,  tu  incepisti  ad  minus  in 
communi  proprietatem  et  dominium  introtrudere  et  per  consequens  proiessionem  ordinis 
destruxisti,  cum  romana  ecclesia  a  tempore  beati  Francisci  usque  nunc  declaravit  et 
ordo  tenuit  hucusque,  fratres  ex  voto  regule  sue  non  esse  capaces  alicujus  proprietatis 
de  mundo  in  speciali  nee  etiam  in  communi.  Et  sie  per  te  non  solum  mutatio  sed 
a  fundamentis  eradicatio,  quod  ad  statum  ordinis,  dignoscitur  penitus  esse  facta.  Et 
preterea  in  eo,  in  quo  non  est  facta  mutatio  per  te,  quin  fieret  non  remansit.  Qnia 
in  couTocatione  facta  Perpiniani  et  in  Avirnone  totis  viribus  et  conatibus  laborasti, 
quod  punctum  regule  de  non  recipiendo  pecuniam,  nee  per  se  nee  per  interpositam 
personam,  mutares  et  pecuniam  recipere' pro  libito  Toluntarie  posses,  sicut  hec  non 
tantum  ordini  sed  etiam  orbi  notoria  esse  constant.  Nunc  et  mendaciter  te  excusas, 
nee  erubescis  in  hoc  et  in  aliis  sie  aperte  mentiri,  quod  in  statu  ordinis  sit  mutatio 
nulla  fiacta;  nt  autem  sub  pallio  meo  tnam  iniquitatem  coloratius  possis  tegere,  im- 
ponis  mihi  mendaciter,  quod  pecuniam  in  camera  mea  teneam  et  ipsam  aliis  manibns 
proprüs  tradam,    quod    cunctis    existentibus  hie  et  scientibus  est    et  semper  fuit 


65 

notorie  falsum  et  a  patre  mendacii  confictnin.     Similiter  imponis  mendaciter  mafifistro 
Francisco  de  Esenlo ,   qnod  in  veuiendo  Monacnm  de  Oanis  magnam   snmmam  flore- 
nornm   snper  se  ipsnm   portaverit,    qnos  dicis   nibi  in  via  accepisse   latrones.     Hoc 
enim  falsum  est  omnino,   cum  nullum  florennm  omnino  nee  aliquem  denarinm  snper 
se  portaverit.     Nnmquid  tn  socins  aut  princeps  fuisti  illomm  latronnm,  ant  ipse  ma- 
gister   Franciscns   vel   ejns  socius  talia   dixerant?    Unde   hoc  nisi   a  patre  mendacii 
fingis?    An  forsitan  credis  illi  homini  scelerato  et  totaliter  criminoso  Hngricomi  (?), 
qni   fagit   a  me   propter   scelera   sna   eo   qnod   ipsnm   propter  fedissima   scelera   sna 
volebam  carceri  mancipare,  sicut  hie  non  solnm  fratribns  sed  etiam  secnlaribns  sunt 
sua  crimina  notoria  manifeste.     Et  infra  nlterius   dicis  mendaciter,   qnod  egou-com- 
municavi  magistro  Johanni  de  Jandnno,  cum  ille  manifeste  mortuus  fnerit  in  Tnderto 
anteqnam  Pisas  venirem.     Ego  antem  in  Tnderto  pedem  non  posui  nee  etiam  ponere 
cogitavi.     Et  sie  aperte  mendacia  jactas  ac  si  ipsa  fores  Toto  solemni  professns.    Si- 
militer de  fratre  Petro  de  Corbario  mnlta  crocitas  et  mihi  falso  inponis;  vocas  enim 
ea,   qne  non   sunt,    tanqnaro   ea  qne  sunt,    sed   sao  tempore  veritas  apparebit   et 
OS  tnum   tua  iniquitas  oppilabit.     Multa  alia  quoque  mendacia  tno  solito  more  per- 
verso   inponis   mihi   nequissime,   qne   nuUam   penitns   continent   yeritatem,   nee  uUa 
sunt  responsione  digna,   propter  qnod  de  ipsis  et  aliis  snpersedeo  ad  presens.     Dicis 
nlterius   qnod  ego   non  teneo  capitnla  generalia  nee  provincialia,   et   per  conseqnens 
nichil   exerceo  de  hijs  que   pertinent  ad   officium  generale.     Dicas  tn,   sancti  patres 
tempore  generalis  persecutionis  martirnm    nbi   concilia  generah'a  vel  provincialia  te- 
nuerunt,  cum   vix   possent   in   criptis   et   cavernis  montium  latitare?    Beatns   etiam 
Clemens,   beati  Petri  successor  mediatns   vel  immediatns,  nbi  consistoria  sna  tenebat 
cnm  cardinalibus,  postqnam  fnit  ad  fodiendam  arenam  dampnatns,    et  nichilo  minus 
pontifex  erat  romanns?  8imiliter  beatns  Thomas  Cantnarensis  archiepiscopns,  quando 
fnit  extra  Ängliam  in  exilio  relegatus,  nbi  tunc  suam  provincialem  synodum  tenuit? 
Non    invenies.     Et    nihilominus   Cantnarensis    archiepiscopns  erat.     Talia    exereere 
officia  tempns  paci»  reqnirit   conveniens,  qnod   ntique   mihi   non   snppetit.     Nichilo- 
minns  officium   generalis   manet.     Dicis  nlterius  me  fore  convictum,   quia   contra  re- 
sponsionem   domini  Johannis  ad  appellationem   meam.  non  valeam  nee   etiam  audeam 
replicare.     Ymo  fortissime  replicavi,    et   ipsam   responsionem   hereticam   per   totnm 
ostendi  et  ad  diversas  partes  mundi  ipsam  replicationem  transmisi,   nee  ipse  nee  ali- 
quis  pro  eo  valet  amplius  respondere.     Bespondeas  tu,   si  potes,  qni  cnm  eo  in  suis 
heresibns  habes  caudam  coUigatam.     Et  licet  sis  satis  patenter  hereticns,  tunc  tamen 
ostendam  te  manifestius  aperte  hereticnm  toti  mando.     Dicis  nlterius,  qnod  mmistros, 
tni  electores,    contra   formam   regule  et  contra   formam  declarationum  romanornm 
pontificum  institntos,   dominus  Bertrandns,   tunc  gerens  officium  et   vicem  generalis 
de  facto,  et  totns  prdo  approbaverit  et  confirmaverit,  et  per  conseqnens  legitima  est 
electio   tua.     Responsio   ista  dupliciter   se  ipsam   tollit  et  deponit.     Primo  quoniam 
post  appellationem  in  causa  fidei  legitime  interpositam  a  domino  Johanne  ad  uniyer- 
salem  ecclesiam   dominus  Bernardus  non  potuit  in  preiudicium  catholice  veritatis  et 
Abb.  d,  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  9 


66 

mei  generalis  miDisterii  officio  fungi,  et  per  consequens  approbatio  et  coniirmatio 
sua  de  iare  nalla  fuit.  Secando  quoniam  nee  generalis  minister  nee  ordo  habet 
anctoritatem  aliqnam  approbandi  vel  etiam  improbandi  contra  formam  regnle  et  contra 
ordinationem  sedis  apostolice  et  maxime  post  appellationem  in  cansa  fidei  et  (in?) 
&Yorem  regnle  interpositam  legitime  secnndnm  canonicas  sanctiones,  cnm  auctoritas 
generalis  et  etiam  ordinis  a  regala  et  a  sede  apostolica  dependeat  immediate.  Ultimo 
snbinngis  finaliter  pro  tna  defensione  singnlari  et  nltima,  quod  si  tuoram  ministrornm 
approbatio  et  confirmatio  prefata  mihi  non  sufficit,  ad  librum  philosophi  debeam 
habere  recursnm,  ubi  dicitur,  quod  qnidqnid  contingit  affirmare,  coutingit  negare. 
Mira  snpra  modnm  et  jocculta  responsio,  qna  iure  penitus  divino  pariter  et  humano 
yacnom  te  estendis,  quoniam,  divine  legis  et  humane  autoritate  contempta,  ad  vana 
et  frivola  philosophorum  sophismata  te  convertis,  et  alios  pro  tui  iuris  defensione 
remittis.  Plane  de  numero  illorum  te  fore  demonstras,  de  quibus  in  psalmo  scribitur : 
Defecernnt  scrutantes  scrntinio;  et  de  numero  illorum,  de  quibns  in  alio  psalmo  di- 
citur:  Filii  efifreni,  intendentes  et  mittentes  arcnm,  conversi  sunt  in  die  belli.  Vere 
et  plane  tao  proprio  iudicio  atque  testimonio  in  scrutando  tue  electionis  scrutinio 
defecisti  et  in  iaculando  tue  rationis  spiculo  conversns  retrorsum  fugisti.  Christus 
magister  veritatis  et  doctor  ait  discipulis  suis:  Sit  sermo  vester  est  est  et  non  noü. 
Et  non  dixit  est  et  nou,  sicut  liber  Aristotelis,  ad  quem  refiigis,  esse  idem  asserit  et 
non  esse.  Ad  infidelem  autorem  recursum  (a)  scriptis  fidelibus  habes,  quia  utique 
a  fide  catholica  recedis  et  alios  recedere  satagis  pront  potes.  A  qua  pernicie  te  re- 
vocare  dignetnr,  qui  devios  ad  viam  quottidie  revocare  non  cessat  et  etiam  ingratis 
quam  multa  sua  beneficia  prestat.  Christus  dens  noster'omnipotens  mentem  tibi  quietam 
atqne  pacatam  inspiret  et  lucem  sue  miserationis  tribuat  et  aspiret.  Fiat  inter  uos, 
quod  scribit  beatos  Augustinus  in  fine  epistole  ad  Pascencium  arriannm,  dicens:  Ab- 
stineamus  nos  a  conviciis,  ne  tempus  inaniter  expendamus,  et  ad  illud,  quod  agitur 
inter  nos,  potius  ad^ertamnr.  Hoc  Augustinus.  Que  si  cnrabimus  servare,  curabit 
deus,  nos  perseverare.  Data  Monaci  ducatus  Bavarie.  Anno  domini  MCCCXXXII  de 
mense  decembris. 


n. 

Bandbrief  der  Fida  von  Klingen,  Aebtissin  za  Zfiricli,  für  Kaiser  Ludwig,  es 
weder    mit   dem   Papst    nocli    mit   der   Stadt   Zfiricli    lialten    za    wollen. 

(20.  Dec.  1340.) 

Ich  Fida  von  Ghlingen  abtessinn  des  gotshus  ze  Zürich  vergib  o£fenlich  an 
diesem  brief,  daz  ich  gelobt  vnd  geheizzen  han  vnd  ouch  zfi  den  heyligen  gesworen 
han,  ewichlich,  die  weil  ich  kb,  mit  meinem  gotshus,  lut  vnd  gut  ze  beleiben  vnd 
gehorsam  ze  sein  dem  hocbgeborn   meinem  genadigen  herren  dem  romischen  keyser 


67 

Ludwig  vnd  von  im  nimmer  ze  bechomen  mit  dheinen  sachea.  Ich  sol  mich  ouch 
mit  nieman  berihten  weder  mit  dem  habest  noch  mit  den  bnrgern  ze  Zürich  noch  mit  der 
stat  gemeinichlich  ze  Zürich  on  rat  vnd  willen  meins  genadigen  herren  kejser  Ludwig 
von  Rom ,  vnd  der  sache  band  mit  mir  gesworen  die  ersamen  f rawen ,  die  von 
Vczingen,  von  Bonsteten,  von  Swainsberg  vnd  von  Ruseppe,  die  mit  sambt  mir  in 
dem  ohloster  phränd  band,  daz  ich  daz  mit  dheinen  Sachen  nümmer  vberfaren  sei, 
vnd  der  sache  sind  für  vns  troster  mein  lieber  bruder  her  Walther  Virich  von  der 
alten  Chlingen,  her  Ornolt  vnd  her  Eberhart  gebruder,  mein  lieb  oheim  von  Bur- 
gelen, vnd  darüber  ze  vrchund  gib  ich  disen  brief  mit  meinem  vnd  meiner  egenanten 
troster  aller  dreiyer  Insigel  besigelten,  der  geben  ist  ze  Wiutertewr  do  man  zalt 
von  Eristes  geburt  driuzehenhundert.  jarn  darnach  in  dem  vierczigostem  Jarn  des 
nahsten  tages  vor  Thome  Apostoli. 
Mit  den  betreffenden  Siegeln. 

IIL 

Das  Domcapitel  za  Bamberg  verpflichtet  sich,  dem  König  Ladwig  za  helfen 

wider  dessen  Feinde.    (2.  Juni  1325.) 

Wir  Leupolt  tumbrobst,  Heinrich  dechant  von  gotes  gnaden,  Hainrich  banch- 
maister  vnd  Otte  von  Aufsez  ritter,  pfleger  des  goteshns  ze  Bambberg,  veriehen  an 
disem  brief,  daz  wir  vnserm  genedigen  herren  hern  Ludwig'^dem  romischen  Eunig  geheizen 
pei  vnsem  trewen,  di  wir  im  in  aydes  weis  geben  haben,  daz  wir  im  mit  der 
pflechnuss  des  goteshaus  ze  Bambberg,  di  uns  von  gemainem  capitel  enpholhen  ist, 
mit  landen,  mit  leuten ,  mit  purgen  vnd  mit  vesten  vnd  mit  allem  bistum  warten 
sulen  wider  aller  menichleich  alle  di  weil  vns  der  kriech  werdent  ist,  vnd  griff  den 
kunich  jman  an  von  des  pabestes  wegen  oder  pot  mit  werltlichen  oder  mit  gaist- 
lichen  schachen,  wider  den  schul  wir  dem  kunig  geholfen  sein  als  wir  pest  mügen 
mit  trewen  ane  geuerd,  vnd  wellen  noch  enschulen  ouch  bischof  Heinrich  von  Stern- 
berch  dehein  purch  noch  veste  ein  antwurten  noch  auftuen,  noch  deheinem  von 
seinen  wegen,  di  weil  der  kriech  wert.  Wir  haben  im  auch  pei  den  selben  trewen 
geheizzen,  daz  wir  niht  gestaten  vnd  vnder  uaren,  als  wir  verrest  vnd  pest  mugen, 
daz  dehein  prief,  pan,  noch  potschaft,  process  oder  dehein  vrtail,  wi  di  genant  ist, 
wider  den  kunich  oder  zeschaden  dem  capitel  oder  dem  gotshaus  von  dem  pabst, 
von  dem  pischof  oder  von  iren  wegen  geöffnet,  vernommen,  behalten  oder  volfuret 
werd,  als  lang  der  kriech  werde  in  der  stat  vnd  in  dem  pistum  ze  Bambberg,  vnd 
gescheh  daz  wir  wider  dicz  vnser  gelubde,  daz  wir  dem  kunig  getan  haben,  von  dem 
babst,  von  dem  pischof  oder  von  iren  wegen  erledigt  wurden,  daz  sie  vns  ez  abnemen 
oder  vns  twingen  weiten,  ez  niht  zebehalten,  daz  schol  vns  wider  vnser  trewe  niht 
helfen,  wir  halten  si  stet  vnd  gancz;  wir  gehaizen  im  ouch  pei  den  selben  vnseni 
trewen,  daz  wir  uns  der  pfleg  niht  entauzzern  ane  seinen  besundern  willen,  vnd  wer 
vnser  ainer  oder  mehr  niht,  oder  mohten  vor  kranchait  oder  vor  ehafter  not  an  ge- 

9* 


68 

uerd  pei  der  pfl^  niht  gesein  ,  so  suln  di  andern  von  dem  capitel  oder  anz  des 
gotshans  dinestmann  au  ir  stat  ander  saczen  nach  des  knni^es  wizzen  nnd  willen. 
Dar  vber  ze  ainen  vrkand  geb  wir  im  vnsem  prief,  mit  vnserr  vier  jnsigel  versigelt, 
der  geschriben  ist  ze  Bämbberg,  da  man  zalt  von  gotes  geburtht  dreizehenhundert 
jar  dar  nach  in  dem  fumf  vnd  zweinczichsten  jar  an  dem  ahten  tag  nach  dem  hei- 
ligen pfingstag. 

Mit  4  Siegeln. 

IV. 

Bnndbrief  von  14  Ffirsten  und  Herren  am  Rhein,  dem  Kaiser  Ludwig:  zu  helfen 
wider    den    Erzbischof  Heinrich  yon    Mainz,    falls  dieser   die  gelobte  Treue 

brechen  würde.    (29.  Juni  1337.) 

Wir  Gerhard,  von  gotes  genaden  byschof  ze  Speyr,  Virich  von  der  selben 
genaden  byschof  ze  Auspurg,  Rubrecht  pfallentzgraf  bei  Rein  vnd  herzog  ze  Bayern, 
Wilhelm  margraf  ze  Gülich,  Johans  brobst  ze  Xantten,  Gerlach  graf  ze  Nazzaw,  Jo- 
hans  graf  ze  Spanheim,  Rubrecht  graf  ze  Virenburg,  Philipps  graf  ze  Spanheini, 
Walram  graf  ze  Spanheim,  Seyfrid  graf  ze  Wydichenstein,  Gotfrieä  herr  ze  Eppen- 
stein.  Reynhart  herr  ze  Westerburg,  korherr  ze  dem  tuom  ze  Chöln  vnd  Gerhard 
von  Lantzkron  bechennen  vnd  tuon  chunt  allen  die  disen  brief  ansehent  oder  horent 
lesen,  daz  wir  vus  vnd  vnser  ieglicher  besunder  verbunden  han  vnd  verbinden  ouch 
mit  disem  gegen würtigeu  brief  dem  durchlüchtigen  herren  keiser  Ludowigen  von 
Rom,  vnserm  genedigen  herren,  zu  den  stucken  vnd  artikeln,  di  hin  nach  geschriben 
stend.  Wer  es  daz  der  erwirdige  in  got  vater  herHainrich,  ertzbischof  des  heiligen 
stuols  ze  Mentz  vnd  ertzkantzler  des  heiligen  römischen  richs  über  dützschew  land, 
an  den  stücken  vnd  artikeln  oder  an  ir  dheinem ,  die  er  dem  vorgenanten  keiser 
vnserm  herren  gelobt  vnd  gesworen  hat ,  vnd  dar  über  er  im  sein  besigelt  briefe 
mit  sinem  grozzen  jnsigel  gegeben  hat,  brüchig  wurde  oder  si  breche,  des  got  nicht 
enwelle,  so  geloben  wir  vnd  sweren  daz  zu  den  heiligen,  daz  wir  dem  vor- 
genanten vnserm  herren  dem  Icaiser  beholfen  sullen  sin  vnd  im  zu  legen  mit  laib, 
mit  guot,  mit  landen  vnd  mit  lüten  wider  den  vorgenannten  ertzbischof  Hainrich  ze 
Mentz,  also  lang  bis  er  die  brüche  vf  gericht,  nach  dem  als  sin  brief  sprechent,  die 
er  dem  egeschriben  vnserm  herren  dem  kaiser  geben  hat,  an  allerley  argenlist.  Wir 
bechennen  ouch  daz  wir  noch  nieman  anders  von  vnsem  wegen  dar  nach  werben 
oder  stellen  süllen,  daz  wir  der  vorgenanten  gelübd  vnd  geheizz  absoluiert  oder 
l^dig  gesagt  werden  von  dem  babst  oder  ieman  anders ;  geschech  es  dar  über,  so  sol 
es  dhein  chraft  haben,  vnd  dar  über  ze  vrchünd  vnd  ze  einer  Sicherheit  dirr  vor- 
schriben  stuck  geben  wir  all  disen  brief  mit  vnser  ieglichs  jnsigel  besigelten,  der 
geben  ist  ze  Pranchenfurt  an  der  zwelf  boten  tag  Petri  vnd  Pauli,  do  man  zalt  von 
kristus  geburt  driuzehen   hundert  jar  dar   nach  in  dem  siben    vnd  dreizzigisten  iar. 

Mit  den  14  betr.  Siegeln. 


69 

V. 

Die  Städte  Esslingen,  Reutlingen,  Bottweil,  Gemflnd,  Hall,  Heilbronn,  Wimpfen, 
Weinsberg  nnd  Weil  bitten  Baldnin  von  Trier,  im  Streite  zwischen  dem  Kaiser 
nnd  Papst  zn  yermitteln,   nnd  erklären,    dass  sie  treu  zum  Kaiser  stehen 

werden.    (2.  Januar  1332.) 

Reverendo  in  christo  patri  ac  domino  domino  Baldwino  archiepiscopo  Treverensi 
nee  non  sancte  Maguntine  sedis  in  spiritnalibus  et  temporalibns  provisori  Magistri  ci- 
vium,  sculteti,  consules  ceterique  cives  universi  oppidorum  in  Esselingen,  in  Rüthe- 
Ungen,  in  Rotwil,  in  Gamundia,  in  Hallis,  in  Hailbpmnne,  in  Wimphfen,  in  Wins- 
perg  et  in  Wile  coniurati,  in  constanti  devocione  afifectnm  sincerum  in  omnibus  de- 
votissime  obsequendi.  Dum  fabricator  mundi  sna  disposicione  inefifabili  presentis 
seculi  machinam  censuit  erigendam  provisione  provida,  in  celi  firmameuto  posuit 
dno  luminaria  magna,  ea  officiis  propriis  sie  distinguens,  quod  ipsorum  ministeriis 
nobis  in  regione  ista  degentibus  duplicis  luminis  claritas  inclarescit,  et  hec  licet  se 
in  aliquo  respiciant,  unum  tarnen  alterum  non  o£fendit,  immo  utrumque,  suo  motu 
et  cursu  in  circaitu  uniformiter  servatis,  alterum  in  suo  esse  et  robore  fortificat  et 
conser^at.  Sic  et  eterna  ipsius  patris  provisio,  equa  disposicione  cuncta  disponens, 
duo  huius  orbis  capita  in  terris  statuit,  qne  quamquam  admodum  invicem  se  re- 
spicere  habeant,  unum  tarnen  alterum,  superiorum  exemplo  luminum,  in  commendati 
sibi  officii  exercicio  offendere  non  deberet,  sed  mutuis  pocius  presidiis,  sicut  eis  ex 
alto  commissum  est,  popalum  domini  feliciter  regere  ac  salubri  prorsus  regimine  gu- 
bernare.  Nos  igitur,  pater  clemeutissime,  immensa  compassione  compatimur,  quod 
terreni  honoris  aviditas  nostre  salutis  luminaria  toti  mundo  adeo  dampnabiliter 
eclipsavit,  quodque  globus  rerum  temporalium  in  spera  ipsorum  luminum  se  involvens 
ipsa  hiis  temporibus  valde  periculosa  et  dampnabili  distancia  separavit.  Pauperes 
vigitur  christicole  *)  vos  invocamus,  vos  exoramus  vosque  voce  lamentabili  immensi 
meroris  et  tristicie  lacrimis  imploramus,  ut  vestre  paternitatis  provideat  circumspecta 
provisio,  vestreque  provisionis  provida  et  salubris  medicet  circumspeccio,  ne  christia- 
nissima  fides  in  suis  capitibus  nostris  temporibus  dispendium  paciatur,  neque  sacer- 
docium  et  imperium,  que  de  celestis  ordinis  emnlacione  descendunt,  non  solum  in  se, 
verum  eciam  toto  christiano  populo  presenti  in  tempore  tam  periculose  et  dampna- 
biliter eclipsentur.  Novit  enim  veneranda  vestra  paternitas,  summura  tocius  mundi 
creatorem  et  ipsius  universalis  regiminis  dispositorem ,  hoc  est  deum  omnipotentem, 
a  quo  omnis  potestas  et  imperium  sacris  testantibus  scripturis  descendere  et  derivari 
originaliter  dinoscuntnr,  et  demum  vos  una  cum  ceteris  principibus  electoribus,  quibus 
hoc  de  consuetudine  et  a  jure  tocius  Alamanie,  sie  antiquitus  introducta,  approbata, 


1)  Das  Schreiben  vonConstanz  hat  hier  noch  die  Worte:  fidei  dominum  principem  lucis  ac  stracture 
imperialis  calminis  colnmpnam  firmissimam  agnoscentes,  aliad  remedinm  aliudqae  receptacnli  re- 
faginm  non  scientes  — 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss  XIV.  Bd.  I.  Ahth.  10 


60 

verlas  man  eine  andere  Formel,  welche  der  Bulle  des  Papstes  , entnom- 
men'' war,  wie  Hugo  von  Reutlingen  sagt 

Die  Anhänglichkeit  an  Ludwig  gibt  sich  in  gleich  kraftiger  Weise 
auch  in  anderen  Theilen  des  Reiches  kund.  Die  Regensburger  zwangen, 
wie  Gemeiner  erwähnt,  ihre  Prediger  durch  Hunger  xur  Feier  der  Messe. 
In  Nürnberg  wird  von  den  Zünften,  welche,  wie  in  Constanz,  auch  in 
kirchlicher  Beziehung  entschiedener  sind,  am  8.  Juni  1348  der  Rath  ge- 
stürzt, dann  der  gebannte  Ludwig  der  Bran<lenburger  aufgenommen  und 
mit  ihm  ein  Bündniss  gegen  Karl  geschlossen.  Erst  im  September  1349 
gelingt  es  dem  König,  nachdem  er  die  Bürgerschaft  mit  List  entwaffnet, 
die  Herrschaft  der  Geschlechter  wieder  herzustellen.  Im  Westen  aber 
verweigert  Metz  noch  im  Jahre  1349  die  Anerkeimung  Karls.') 

Eine  wahrhaft  demüthigende  Rolle  nöthigte  dem  päpstlichen  König, 
als  or  die  Anerkennung  suchte,  insbesondere  der  Trotz  der  mittel- 
rheinischen Städte  auf.  Karl  war  mit  dem  Bevollmächtigten  des  Papstes, 
dem  Bischof  von  Bamberg,  nach  Worms  gekommen.  Hier  wollte  die 
Geistlichkeit,  ehe  sie  für  sich  unterhandelte,  auch  die  Bürger  für  eine 
gleiche  Weise  der  Unterwerfung  gewinnen.  Aber  der  Versuch  misslang. 
Als  nun  der  Klerus  nach  empfangener  Absolution  den  immer  noch  wi- 
derstrebenden  Bürgern  die  Messe  verweigerte,  da  bewaffnete  sich  das 
Volk  und  zog  nach  der  Herberge  des  Königs,  wohin  sich  auch  eiligst 
der  Bischof  von  Bamberg  geflüchtet  hatte.  Der  König,  durch  den  Aufruhr 
erschreckt,  bestimmte  nun  den  Bischof,  die  Wormser  ohne  alle  Bedingung 
zu  absolviren.  Aehnlich  war  es  in  Mainz  und  Frankfurt  In  Mainz 
öffnete  man  Karl  erst  die  Thore,  als  er  darauf  verzichtete,  den  vom 
Papste  gegen  Erzbischof  Heinrich  erhobenen  Gerlach  von  Nassau,  mit  ein- 
zuführen,^) und  von  Frankfurt  blieb  Karl  ausgeschlossen,  als  er  auf  die 
Forderungen  der  Bürgerschaft  nicht  einging.  Erst  im  Jahre  1350  er- 
folgte hier  die  Absolution,  und  zwar,  wie  Latomus^)  bemerkt,  unter 
Widerspruch  der  Bürgerschaft  Auch  das  mächtige  Cöln  und  Aachen 
haben  Ludwig  die  Treue  bewahrt*) 


1)  Math.  T.  Neneob.  258.  271. 

2)  iU.  253. 

3)  Bei  Böhmer  1.  e.  416. 

4)  Mattb.  T.  Neoenb.  239:  Qoi  (Karolos)  com  Aqoeoses  et  Colonienses  ipeom  non  receperint,   ia 
Banna  ab  archiepiacopo  Colonieiue  ante  Andree  (dot.  26,  1846)  est  corooatiu. 


ds$  Piiffe^^es^.  ak  der  e^3»ea  li^*te^<«bwK^(^nKl^ 
dbs  ^  der  EatadüiKK^  der  uHnnuI  %tt^  VtenrlMdMi  d<^ 
beiduiut.  Die  Kraft  dkses  Eaisi^lttSKsi«^^  «^lur  %W  He^au^s^^t^Hvi. 
cm  «oixlkiiees^  Bedit  g^be.  aber  ^W  ;micIi  iW  l\i{t^  kWne  M;iKiit 
Übe.  umd  das  man  «nter  Unist^iziileA  ;mi$  der  sic)lHwur\^n  KircHe  ^^f^ 
igliiedqi  aeni  kömie.  olme  toxi  Gon  s^e^ie^ten  jlu  ^eitv 

Bbckoi  wir  xom  Schlosse  auf  die  ver9cbiedeih»i  Kulll)$el^ln^^Ml  tWr 
gas^bthen  wie  der  wdüidieii  Stande  für  Kaker  Ludwig  aurAck«  $o  darf  e^ 
als  on  nicht  zu  beswd£diid€s  Ergeboiss  beaeichiief  werdeit  da;^  w^itau^ 
die  MdunJil.  dasB  der  geistig  bedeutendste  Th«il  tk^  tieuti^'hen  Vt^ke^ 
auf  des  Katseis  S^e  war  und  blieb. 

Es  ist  wahr,  auaserlich  aqgesMdhen  siegte  das  Ihüpstthuuk  ak  laKlwig 
gestorben  war.  Karl  IT.  gewann  die  Krone  dt»  Keich^  um  jenen  Prei^ 
den  Ludmig  zu  zahlen  verschmäht  hatte,  und  auch  da«^  deut^^he  \\>lk 
kehrte  nach  und  nach  in  die  alten  Geleise  surAck.  Alter  die  (Entliehe 
Meinung  war  nicht  mehr  dieselbe,  wie  sie  vor  dem  Kampfe  geweeeu 
war.  Manche  geistige  Bande,  die  bisher  an  die  Kirche  geknüpft  hatten, 
waren  gelöst 

Wie  das  Samenkorn  lange  Zeit  ein  verborgenem  Dasein  ftihrt  uml  ku 
verwesen  scheint,  dann  aber,  wenn  seine  Zeit  gekommen,  zu  eineu\ 
neuen  Leben  ersteht  so  traten  auch  die  in  der  Zeit  Ludwigs  ausgtxstrtm« 
ten  Gedanken  zunächst  wieder  aus  dem  öffentlichen  Lelnni  »ui'Aok;  ulnn' 
kern  Jahrhundert  verging,  so  erfolgte  auf  deutschem  lUnlon,  zu  C-tv^tnit« 
und  Basel,  von  Seiten  der  Vertreter  der  Kirche  jener  UesohhiHS.  >wlolier 
die  Gewalt  der  Kirche  über  die  des  Papstes  stellte  —  eine  wenn  aucli  vo]i 
der  Geschichte  nicht  durchgeführte,  so  doch  durch  heilsaiuo  Nivchwirkungt^n 
fruchtbare  That  Und  wieder  ein  Jahrhundert  spttter  und  ilor  gWVnHtMH* 
Theil  des  deutschen  Volkes  gewann  füi*  die  SelbstiliuUgkoit  und  l)nab- 
hängigkeit  des  Staates  eine  religiöse  Rechtfertigimg  in  einer  «mdotK  be- 
stimmten Lehre  von  dem  Wesen  der  Kirche.  Was  Mursilius,  Ciuwona  und 
Occam  gewollt  und  gelehrt,  das  hat,  wenn  auch  unter  thoilweiso  nndon^n 
Bestimmungen ;  eine  spätere  Zeit  der  Hauptsache  nach  doch  noch  '/mv 
Reife  gebracht. 


70 

observata  et  legitime  prescripta,  quod  in  ipsius  contrarium  nil  potest  obiici  vel  op- 
poni,  principem  pium,  principem  mansnetuin,  benevolum  et  benignum  et  vere  recta 
Christi  lide  fidelem,  catholicum  et  devotum,  nobis  et  toti  Romano  imperio  in  impera- 
torem,  gubernatorem  atqne  eciam  universalis  fidei  catholice  propugnatorem  ordinasse 
et  felicker  elegissp,  videlicet  serenissimum  dominum  nostrum  dominum  Ludwicum,  Dei 
gracia  imperatorem  Romanorum  sacratissimum ,  quem  cum  vestra  et  principum  elec- 
torum  Sana  plantasset  provisio,  ipsum,  vestris  et  aliorum  principum,  ut  tenebamur, 
obtemperantes  preceptis,  eins  devocionem  et  mansuetudinem  humiliter  intuentes,  in 
nostrum  et  sacri  tutorem  imperij  mente  hylari  gaudenter  suscepimus,  animo  gratulanti 
ipsius  regimine  incensis  desiderantes  desideriis  gubernari,  qui,  ut  tota  die  oculata 
fide  conspicimus,  recta  colit,  .justa  appetit,  inter  omnes  principes  mundi  vivit  chri- 
stianissime  et  in  fide  et  devocione  humili  velut  aliorum  exemplum  relucens  in  sim- 
plicitate  agni  devotissime  conversatur,  cui  eciam.  per  fidei,  devocionis  et  sincere  obediencie 
constanciam  firmam  et  incommutabilem ,  tamquam  vero  imperatori  et  domino  nostro 
naturali,  semper  usque  ad  mortem  adherere,  parere  et  intendere  volumus  et  indesi- 
nenter  fidelissime  obedire,  uec  ab  eiusdem  imperatoris,  domini  nostri  veri  et  legitirai 
predicti,  obediencia  suis  temporibus  recedemus,  nullius  adversitatis,  novitatis  seu  con- 
dicionis  emersis  aut  emergentibus  undecunque  et  qualitercunque  occasione  seu  causa. 
Hunc  inimicus  ille  Sathanas,  qui  discordie  fabricam  inter  fideles  et  electos  dei  erigere 
nititur  quantum  potest ,  apostolice  sedi  iniuste  et  indebite  more  suo  innato  solito  et 
diabolico,  ut  deus  novit,  sinistre  detulit,  unde  inter  ipsum  et  sedem  apostolicam  toti 
mundo  dampnanda  et  periculosa  discordia  iam  multis  temporibus  in  grave  et  into- 
lerabile  dispendium  fidei  perduravit,  ob  quod  ad  vos,  quem  celorum  dominus  firmam 
basem  fidei  in  fundamento  eiusdem  sua  disposicione  incommutabili  stabilivit,  fiexis 
poplitibus  supplicum  nostrarum  precum  gressus  decrevimus  dirigere  frequentatos, 
quatenus  clemencius  intuentes,  quis  error  quodque  discrimen,  que  infamia  et  quanta 
devia  cunctis  christi  fidelibus  ex  tam  periculosa  et  dampnanda  discordia  oriantur,  hoc 
precipuum  ponderantes,  q]nod  vos  pre  aliis  imperii  principibus  ad  id  fide  et  juramento 
deo  altissimo,  imperio  uec  non  et  nobis  imperio  subditis  estis  faciendnm  astrictns, 
yestre  soUicitudinis  partes,  ne  christianissima  fides  periclitetur  amplius,  apud  sedem 
predictam  et  prefatum  nostrum  dominum,  dominum  Ludwicum  imperatorem  predictum, 
interponere  dignemini  cum  e£fectu,  ut,  sopitis  cunctis  dissensionum  materiis,  in  unum 
pacis  et  perfecte  amicicie  animum  amicabiliter  reducantur,  quia  vere  tante  dissensionis 
discordia  inter  huius  mundi  capita  non  solum  nobis,  verum  eciam  cunctis  christi  fide- 
libus valde  periculosa  et  supra  modum  existit  intolerabilis  et  dampnosa.  Provideat 
igitur  vestra  patemitas,  ne  tanti  pericnli  corrosio  ulterius  dilatetur.  Datum  quarta 
non.  mensis  Januarii  sub  anno  dorn.  Millesimo  CCC°  XXX**  secundo. 
Mit  den  Siegeln  der  .9  Städte. 


Dr«ck fehler:  S.  17,  Z.  12  t.  o.  statt  Procnrationen  1.  Procaratorien. 


Die  Correspondenz  Karrs  Vn. 


mit 


Josef  Franz  Graf  von  Seinsheim. 


Von 


Karl  Theodor  Heigeh 


Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k  .Ak,  d.  Wies.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  1 1 


Die  Correspondenz  EarPs  YU.  mit  Josef  Franz 

Graf  Yon  Seinsheim. 

1738  -1743. 


Von 

K.  Th.  Heigel. 


Wer  sich  irdt  der  Geschichte  KarPs  VII.  eingehender  beschäftigt,  er- 
fährt nur  allzu  bald,  dass  von  vielen  wichtigen  politischen  Unterhand- 
lungen, deren  wir  aus  nichtbayerischen  Quellen  Kenntniss  haben,  in  den 
bayerischen  Archiven  Nachrichten  und  Belege  fehlen,  oder  dass  doch  die 
vorhandenen  diplomatischen  Correspondenzen  sehr  lückenhaft  sind.  Theil- 
weise  erklärt  sich  diese  Thatsache  aus  der  Lage  Bayerns  und  des  bayerischen 
Hofes  im  österreichischen  Erbfolge-Bjrieg.  Vor  den  anrückenden  Schaaren 
Menzel's  und  Trenk's  mussten  wiederholt  die  Archive  geflüchtet  werden, 
und  da  der  Kaiser  selbst  immer  wieder  den  Aufenthaltsort  zu  wechseln 
genöthigt  war,  stand  es  auch  um  die  Erhaltung  der  laufenden  Geschäfts- 
akten schlecht  Ein  anderer  Grund  der  UnvoUständigkeit  des  geschicht- 
lichen Materials  ist  jedoch  in  dem  Umstände  zu  suchen,  dass  eine  Menge 
Correspondenzen,  Vertragsentwürfe  etc.  im  Besitz  der  Minister  und  Dip- 
lomaten verblieben  sind.  Denn  weit  weniger  als  heute  wurde  damals  der 
amtliche  Charakter  solcher  Schriftstücke  gewahrt,  wesshalb  auch  in  den 
amtlichen  Correspondenzen  häufig  genug  die  Privatverhältnisse  der  Für- 
sten wie  der  Gesandten  zur  Sprache  kommen. 

So  fand  ich  im  schriftlichen  Nachlass  des  Grafen  Josef  Franz  von 
Seinsheim,  der  im  gräfl.  Familienarchiv  zu  Sünching  verwahrt  wird,  unter 
anderen  wichtigen  Staatspapieren  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  die  Cor- 
respondenz Karl  Alberts  mit  dem  als  Gesandten  in  Mannheim,  Frankfurt 

11* 


74 

und  im  Haag  thätigen  Grafen  aus  den  Jahren  1738 — 1743,  also  gerade 
jener  wichtigen  Periode,  da  Bayern  den  Versuch  wagt,  sich  zu  euro- 
päischer Machtstellung  aufzuschwingen.  Da  diese  43  vom  Kurfürsten 
und  nachmaligen  König  und  Kaiser  theils  eigenhändig  geschriebenen, 
theils  doch  unterzeichneten  Briefe  für  die  Geschichte  der  Anfange  des 
österreichischen  Erbfolgestreites  des  Wahlkampfes  und  der  Friedensunter- 
handlungen zwischen  den  europäischen  Mächten  werthvoUe  neue  Nach- 
richten bieten,  und  die  Bestände  eines  Familienarchivs  nicht  jederzeit  und 
für  Jedermann  zugänglich  sein  können,  scheint  mir  die  Veröffentlichung 
dieser  Schriftstücke,  wozu  mir  der  1871  verstorbene  Graf  Max  Erkinger 
von  Seinsheim  in  liberalster  Weise  Erlaubniss  gewährte,  eine  dankens- 
werthe  Aufgabe.  Die  Wichtigkeit  der  Briefe  für  uns  wird  dadiirch  erhöht, 
dass  sie,  auch  die  nicht  von  Karl  eigenhändig  geschriebenen,  nicht  aus 
den  Geschäftszimmern  eines  Kanzlers  oder  Conferenzraths  ausgingen,  son- 
dern, wie  dem  Eingeweihten  schon  die  eigenthümliche  französische  Dik- 
tion verräth,  den  Fürsten  selbst  zum  Verfasser  haben,  uns  also  über  seine 
eigenen  Ansichten,  die  seinem  politischen  Verhalten  zur  Richtschnur  dienten,  am 
Besten  unterrichten.  Und  wie  zur  Aufklärung  seiner  politischen  Stellung, 
so  sind  sie  auch  ein  interessanter  Beitrag  zur  Charakteristik  des  Fürsten, 
und  wenn  wir  darin  vor  Allem  immer  wieder  die  egoistischen  Interessen 
einer  fürsthchen  Hauspolitik  betont  sehen,  so  ist  dies  charakteristisch  für 
das  ganze  Jahrhundert.  Unsere  Briefe  gelangten,  wie  es  scheint,  aus- 
schliesslich durch  Kuriere  an  den  Ort  ihrer  Bestimmung,  während  die 
gleichzeitig  an  den  Gesandten  gerichteten  amtlichen  Schreiben,  die  das 
k.  Staatsarchiv  zu  München  verwahrt^  (Originalschreiben  des  Churfürsten 
Carl  Albert  an  den  Grafen  von  Sensheim,  insbesondere  das  Ableben  Kaiser 
Carls  VI.  und  die  bayer.  Hausrechte  betr.  1739 — 41)  durch  die  Post  be- 
fördert wurden.  Letztere  Schreiben  behandeln  im  AUgemeinen  die  näm- 
lichen Angelegenheiten,  aber  ohne  die  eingehenden  und  vertraulichen  Mit- 
theilungen, die  sich  in  imserer  Sammlung  finden.  Einzelne  Worte,  nament- 
lich Eigennamen,  sind  chiflErirt,  doch  ist  die  Entzifferung  von  kundiger 
Hand  in  allen  Fällen  nebenangesetzt. 

Ueber  den  Inhalt  der  Briefe,  sowie  über  die  Persönlichkeit  des  Em- 
pfängers seien  nur  einige  wenige  Worte  gestattet. 

Josef  Franz  Graf  von  S.  stammt  aus  dem  alten  fränkischen  Geschlecht, 


75 

das  mit  den  Schwarzenberg  gleichen  Ursprung  hat.  Die  Seinsheimische 
Linie  war  zmn  Protestantismus  übergetreten,  Friedrich  Ludwig  conver- 
tirte  aber  und  liess  sich  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  in 
Bayern  nieder.  1705  wurde  die  Familie  von  Josef  L  in  den  Reichs- 
grafenstand erhoben.  Des  ersten  Grafen  Söhne  waren  Josef  Franz  imd 
Adam  Friedrich,  nachmals  Fürstbischof  von  Bamberg  und  Würzburg. 
Nach  den  Depeschen  des  österreichischen  Agenten  .Baron  Widemann  aus 
München  wäre  Josef  Franz,  der  unter  Max  Josefs  III.  Regierung  Obrist- 
Stallmeister,  dann  nach  Preysings  Tod  1764  Obristhofmeister  und  zu- 
gleich  Präsident  des  Conferenzraths  wurde,  schon  von  lange  her  der 
Rival  Preysings,  wie  sein  Bruder  gut  österreichisch  gesinnt  und  ein  An- 
hänger der  Jesuitenpartei,  insbesondere  des  P.  Stadler  gewesen.  In  der 
Zeit  jedoch,  aus  der  die  Briefe  Karl  Alberts  stammen,  war  Seinsheim  von 
österreichischen  Sympathien  weit  entfernt,  wie  dies  nicht  etwa  bloss  aus 
den  Schreiben  an  seinen  Landesherm,  sondern  auch  aus  der  Privatcor- 
respondenz  mit  seinem  Bruder,  mit  dem  Kanzler  Braidlohn,  mit  dem 
bayerischen  Gesandten  Baron  Wetzel  in  Dresden  etc.  hervorgeht. 

Im  Jahre  1738  war  er  kurbayerischer  Gesandter  am  Hofe  zu  Mannheim. 
Gleich  der  erste  Brief  Karl  Alberts  vom  18.  Jäner  1738  ist  für  die 
Geschichte  der  zwischen  Bayern  und  Oesterreich  wegen  des  künftigen  Erbfalls 
schwebenden  Unterhandlungen  überaus  wichtig.  Da  S.  selbst  mit  Friedrich 
Karl,  Fürstbischof  von  Würzburg,  aus  dem  Hause  Schönborn,  nach,  ver- 
wandt war  und  sein  Bruder  Adam  Friedrich  als  Domprobst  in  der 
Bischofsstadt  grossen  Einfluss  besass,  wurde  er  von  seinem  Fürsten  beauf- 
tragt, den  Bischof,  soweit  es  angemessen  scheine,  in  die  Ansprüche  Bayerns  * 
auf  die  österreichische  Erbfolge  einzuweihen  und  seine  Verwendung  am 
Wiener  Hofe  zu  erbitten.  „Ich  schätze  den  Bischof  von  Würzburg  vor 
allen  Fürsten  des  Reichs  und  wünsche  sehnlich  seine  Freundschaft  zu  er- 
werben, er  ist  ein  helldenkender  Kopf,  und  gerade  weil  ich  ihn  für  einen 
echten  deutschen  Patrioten  halte,  hoffe  ich,  dass  er  sich  entscheiden  wird 
für  ein  echt  deutsches  Haus,  welches  das  Seinige  dazu  beitrug,  um  die 
ersten  Bande  zu  knüpfen,  die  das  hl.  römische  Reich  bildeten,  welches 
zu  allen  Zeiten  seine  zuverlässige  Stütze  war,  welches  von  so  vielen 
Päpsten  die  festeste  Säule  unserer  Kirche  genannt  wurde,  dessen  Ver- 
dienste   dem  ganzen  Reich   wohl  bekannt  sind,    dass  er  —  sage  ich  — 


76 

sich  zu  Gunsten  dieses  meines  Hauses  entscheiden  wird  und  nicht  für  ein 
Hatis,  das  stets  als  ein  fremdes  angesehen  wurde,  das  aus  einem  fran- 
zösischen sich  in  ein  italienisches  verwandelte  und  nun  durch  eine  zweite 
Metamorphose  sich  in  ein  deutsches  verwandeln  möchte.  Die  erstaun- 
liche Grossmuth  aber,  womit  mich  der  Wiener  Hof  auf  Peru  vertrösten 
will,  (Karl  VI.  hatte  nämlich  darauf  hingewiesen,  der  bayrische  Kur- 
prinz könne  einmal  eine  Tochter  der  Maria  Theresia  heiraten,  während 
der  Kurfürst  für  seinen  Sohn  imi  die  Hand  der  Schwester  Maria  There- 
sia's,  Maria  Anna,  warb)  lässt  mich  nur  wünschen,  dass  ich  schon  in 
seinem  Besitze  wäre,  um  es  ebenso  grossmüthig  an  jene  abzutreten,  welche 
man  auf  unsere  Kosten  bereichern  will.**  Auch  später  war  Seinsheim 
der  Vermittler,  durch  welchen  der  Würzburger  Bischof,  als  die  von  ihm 
begünstigte  Sache  des  Erzhauses  sehr  schlimm  stand,  auf  eine  Versöhnung 
Bayerns  mit  Oesterreich  hinzuwirken  suchte. 

Vor  Allem  aber  war  es  Aufgabe  des  Gesandten  für  die  Erhaltung 
der  freundschaftlichen  Gesinnung  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  für  das 
stammverwandte  Haus  Bayern  Sorge  zu  tragen.  Karl  Philipp  war  der 
treueste  und  eifrigste  Anhänger  seines  Vetters  und  liess  seine  Pläne  nach 
Kräften  und,  was  besonders  werthvoll  war,  offen  und  und  ohne  Schwan- 
ken unterstützen.  Es  war  am  15.  Mai  1724  zwischen  den  beiden  ver- 
wandten Höfen  ganz  in  der  Stille  ein  Vertrag  vereinbart  worden,  der 
eine  vollständige  Umkehr  der  seit  dem  14.  Jahrhundert  befolgten  Politik 
der  pfälzischen  und  der  bayrischen  Linien  des  Wittelsbachischen  Hauses 
bedeutete;  es  wurde  zum  Erstenmal  das  allgemeine  Hausinteresse  hervor- 
gehoben und  seine  Förderung  als  Aufgabe  aller  Familienglieder  anerkannt. 
Karl  Philipp  hielt  auch  trotz  aller  Schwankungen  der  inneren  und  äus- 
seren Regierungspolitik  an  diesem  Bündniss  fest.  Desshalb  liess  ihm  Karl 
Albert  sofort  alles  Wichtige  mittheüen,  was  sich  in  Wien  oder  Versailles 
ereignete,  wo  die  Verhandlungen  zwischen  Fleury  imd  Törring  endlos 
sich  hinzogen.  Auch  die  Beziehungen  zum  französischen  Gesandten  am 
Mainzer  Hofe,  Blondel,  dem  zum  Meister  in  der  Diplomatie  nur  das 
ruhige  Blut  fehlte,  werden  in  der  Correspondenz  erörtert.  Nicht  die  un- 
wichtigste Rolle  darin  spielen  Eheprojecte  aller  Art.  So  erfahren  wir, 
wie  im  Februar  1739  gelegentlich  eines  Unwohlseins  der  Kaiserin  allerlei 


77 

Pläne  ausgeheckt  wurden,  wie  man  dem  hochbetagten  Kaiser  eine  neue 
Gattin  gebe. 

Vom  22.  April  1739  bis  3.  Februar  1741  zeigt  die  Correspondenz 
eine  Lücke.  Der  Brief  vom  letztgenannten  Datum  enthält  für  den  Gesandten 
den  Auftrag,  sich  nach  Ehrenbreitstein  an  den  Hof  des  Kurfürsten  von 
Trier,  eines  Bruders  des  Bischofs  von  Würzburg,  zu  begeben,  um  diesefi 
am  eifidgsten  die  Interessen  Maria  Theresia's  und  ihres  Gatten  unter- 
stützenden Fürsten  mit  der  Candidatur  des  Bayern  zu  befreunden.  Zu 
dem  Behufe  wird  ihm  auch  die  Instruktion  des  Grafen  Königsfeld,  der 
mit  der  gleichen  Mission  nach  Mainz  ging,  mitgetheilt.    Sie  offenbart  dia 

Gründe,   die  Karl  Albert  für   seine  Bewerbung   aufstellte.     Falls   an   den 

• 

Gesandten  die  direkte  Frage  gerichtet  werde,  ob  sich  sein  Herr  um  die 
Kaiserkrone  bewerben  wolle,  habe  er  zu  antworten:  Diese  Würde  sei  im 
Hause  der  Witteisbacher  nicht  neu  und  von  bayerischen  Fürsten  immer 
auch  mit  Würde  getragen  worden;  fiele  die  Wahl  des  CoUegiums  auf 
seinen  Herrn,  so  dürfe  man  ebenso  wenig  an  seinem  patriotischen  Willen 
zweifeln,  wie  an  seiner  Kraft,  die  Ruhe  im  Reiche  aufrecht  zu  halten  und 
den  vordem  so  oft  gestörten  Frieden  zu  sichern. 

Noch  war  im  Frühjahr  1741  die  Sachlage  derartig,  dass  Grossherzog 
Franz  mit  Sicherheit  auf  eine  Mehrheit  der  Wahlstimmen  hoffen  konnte. 
Die  Stimmen  von  Mainz,  Trier,  Sachsen,  Braunschweig  und  Böhmen  schienen 
ihm  gesichert,  und  der  Bruder  Karl  Alberts,  Kurfürst  Clemens  August 
von  Köln,  schwankte,  wollte  seinen  Bruder  nicht  verletzen  und  mit  dem 
Erzhause  nicht  brechen.  Da  war  es  für  die  Bewerbung  Karl  Alberts  von 
hoher  Wichtigkeit,  dass  der  Pfölzer  Vetter  so  imerschütterUch  an  der  einmal 
gegebenen  Zusage  festhielt.  „Ich  kann  gar  nicht  ausdrücken'',  schreibt 
daher  Karl  Albert  (16.  März  1741)  an  Seinsheim,  „welche  Genugthuung 
ich  empfand,  als  ich  eine  so  bestimmte  und  so  angenehme  Antwort  meines 
theuren  Kurfürsten  erhielt.  Zeitlebens  werde  ich  ihn  als  einen  wahren 
Vater  und  den  theuersten  und  zuverlässigsten  "aller  Freunde  ehren."  Er 
lässt  ihm  nun  sein  politisches  Glaubensbekenntniss  enthüllen,  d.  h.  er 
bekennt  sich  offen  zur  Abhängigkeit  von  der  Haltung  Frankreichs:  „Was 
die  Massregeln  betrifft,  die  zu  ergreifen,  um  meinen  gerechten  Ansprüchen 
Geltung  zu  verschaffen,  so  versichern  Sie  dem  Kurfürsten  in  meinem 
Namen,  dass  in  erster  Linie  mein  Bestreben  immer  darauf  gerichtet  sein 


78 

wird,  an  unsrer  Union  festzuhalten,  und  da-ss  in  zweiter  Reihe  alle  meine 
Massnahmen  von  Frankreich  abhängen.  Ich  werde  nichts  ohne  Mitwissen 
imd  Beistand  Frankreichs  unternehmen,  sei  es  dass  es  zur  That  kommen, 
sei  es  dass  der  friedliche  Weg  nicht  verlassen  wird,  wofür  sich  aber  nicht 
die  geringste  Aussicht  bietet.  Desshalb  bin  ich  sehr  entrüstet  über  den 
Uebermuth,  womit  man  in  Wien  auszustreuen  oder  sich  selbst  nur  vorzu- 
spiegeln wagt,  dass  ich  im  Stande  sein  könnte,  ein  üebereinkommen  ohne 
Wissen  des  französischen  Cabinets  abzuschliessen:  mag  da  ein  Engel  oder 
ein  Teufel  zu  mir  kommen,  ich  werde  ihn  entweder  gar  nicht  anhören 
oder  ihn  geradenwegs  zum  Herrn  Cardinal  schicken,  damit  er  sich  dort 
die  Ansicht  hole."  Zur  Befestigung  der  freundschaftlichen  Beziehungen 
zwischen  den  beiden  Höfen  wurde  die  eheliche  Verbindung  des  Neffen 
Karl  Alberts,  Herzog  Clemens,  mit  der  kurpfalzischen  Prinzessin  Maria 
Anna,  die  in  der  Geschichte  des  bayerischen  Erbfolgestreits  eine  so  bedeut- 
same Rolle  spielen  sollte,  vereinbart;  die  Unterhandlungen  über  den  Ehe- 
kontrakt führte  Seinsheim. 

Entscheidend  für  den  Ausgang  des  Wahlkampfes  war  der  durch 
Bellisle's  Künste  und  Drohungen  bewirkte  Umschlag .  am  Kur-Mainzischen 
Hofe.  Die  Nacjiricht  vom  6.  August  1741  an  Seinsheim,  dass  die  Main- 
zischen  Minister  die  Wahlstimme  ihres  Gebieters  für  Bayern  zugesagt 
hätten,  verdiente  zwar  noch  nicht  Glauben,  da  gleichzeitig  dieselben 
Minister  auch  dem  Grossherzog  Aussicht  auf  die  Mainzische  Stimme  er- 
öffneten und  den  König  von  Polen  dringend  zur  Bewerbung  aufforderten, 
„um  die  bayerischen  Machinationen  zu  nichte  zu  machen".  Aber  einige 
Wochen  später  (4.  September,  1741)  kam  der  Vertrag  zwischen  Bayern 
und  Mainz  wirklich  zu  Stande,  und  am  29.  September  1741  kann  Karl 
Albert  seinem  Vetter  auch  mittheüen  lassen,  dass  der  Vertrag  mit  Sachsen 
zu  Frankfurt  sub  spe  rati  unterzeichnet  sei.  Für  Sachsen  sei  eine  Ent- 
schädigung aus  Ländern  der  Grossherzogin  vorbehalten,  dagegen  verzichte 
es  zu  Gunsten  des  Pfalzischen  Hauses  auf  die  Anwartschaft  auf  Jülich 
und  Berg,  und  ebenso  sei  der  König  von  Preussen  zu  solchem  Verzicht 
bereit.  Dagegen  waren  auch  die  letzten  Versuche  der  Kaiserin  Amalie, 
einen  Vergleich  zwischen  ihrem  Schwiegersohn  und  dem  Wiener  Hofe  zu 
vermitteln,  erfolglos.  Der  Kurfürst  besorgte,  es  sei  nur  darauf  abgesehen, 
den  Argwohn   seiner  Freunde  wach  zu   rufen   und   fiir   die   ungarischen 


79 

RüRtungen  Zeit  zu  gewinnen.  „Die  positivste  Antwort,  die  sie  erwarten 
können,  werde  ich  ilmen  geben  mit  den  Waffen  in  der  Hand,  wie  es  die 
Gerechtigkeit  uAd  die  Nothwendigkeit  erheischt."     (28.  August  1741). 

Der  Feldzug,  der  für  Bayern  so  verhängnissvoll  werden  sollte,  hätte 
nicht  unter  günstigeren  Auspicien  beginnen  können.  Ohne  auf  Wider- 
stand zu  stossen,  konnte  bis  Linz  vorgedrungen  und  hier  die  Huldigung 
der  oberösterreichischen  Stände  entgegengenommen  werden.  Wenn  auf 
den  Fall  von  Linz  imd  Ens  nicht  der  von  Wien  erfolgte,  so  verdankte 
die  Hauptstadt  ihre  Rettung  nur  der  Eifersucht  der  französischen  Staats- 
männer und  Generale,  die  den  Bundesgenossen  Frankreichs  nicht  so 
mächtig  werden  lassen  wollten,  dass  er  in  seinen  Entschlüssen  und  Plänen 
nicht  mehr  abhängig  von  Frankreichs  Gönnerschaft  gewesen  wäre.  Er 
wurde  gezwungen,  den  Krieg  nach  Böhmen  zu  spielen,  um  dieses  König- 
reich zuerst  zu  erobern.  Auch  hier  war  ihm  das  Kriegsglück  anfanglich 
überraschend  günstig,  am  26.  November  wehten  auf  den  Wällen  der  alten 
Wenzelstadt  die  weissblauen  Fahnen.  Der  Bericht  über  den  nächtlichen 
Sturm  auf  die  Stadt,  den  der  neue  König  von  Böhmen  (5.  Dezember  1741) 
an  Seinsheim  zur  Mittheilung  an  Karl  Philipp  gelangen  liess,  giebt  ein 
klares,  übersichtliches  Bild  des  Kampfes  und  macht  uns  mit  mehreren 
bisher  unbekannt  gebliebenen  Einzelheiten  vertraut. 

Die  nächsten  Briefe  beschäftigen  sich  fast  ausschliesslich  mit  den 
Vorbereitungen  zum  Hochzeitsfest,  das  in  Mannheim  gefeiert  werden  soll, 
und  zum  Wahlaktus  in  Frankfurt,  wobei  Seinsheim  neben  Graf  Königs- 
feld als  zweiter  bayerischer  Bevollmächtigter  thätig  war.  In  einer  Haupt- 
quelle zur  Geschichte  des  merkwürdigen  Wahltags,  den  vermuthlich  von 
einem  Franzosen  herrührenden  Memoires  sur  Telection  de  l'empereur 
Charles  VH,  wird  die  staatsmännische  Klugheit  des  Gesandten  rühmend 
hervorgehoben.  Es  war  sicherlich  keine  leichte  Aufgabe,  die  immer  wieder 
auftauchenden  Regungen  von  Missgunst  und  Eifersucht  der  Vertreter  der 
übrigen  deutschen  Mächte  niederzuhalten,  um  der  Bewerbung  Karl  Alberts 
die  Bahn  zu  ebnen.  Welche  Hebel  dabei  in  Bewegung  gesetzt  wurden, 
ist  in  mehreren  Briefen  an  Seinsheim  dargelegt.  Endlich  schien  Dank 
der  energischen  Verwendung  König  Friedrichs  eine  Stimmen -Mehrheit^ 
bald  darauf  sogar  eine  einhellige  Wahl  gesichert.  Mit  allem  denkbaren 
Pomp  sollte  der  Tag,  der  die  erste  Krone  der  Christenheit  i?vieder  an  das 

Abh.  d.  III.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  I.  Abtb.  1 2 


80 

Wittelsbacliisclie  Haus  bringe,  gefeiert  werden.    ,,  Jetzt  ist  nicht  Zeit,  an's 
Sparen  zu   denken!"    (21.  Jäner  1742)   Desshalb   ist  jetzt  nur   noch  von 
Prachtkarossen   und  Galakleidern   und  Silbergeschirr   die  Rede,   —  aber 
bald  mischen  sich   in  diese  Festklänge    die  traurigsten  Nachrichten  über 
Vorgänge    in   den    eigenen   Stammlanden    des  zum   Kaiser    ausersehenen 
Fürsten.      „Seit  die   Feinde   die   Grenzen   überschritten  haben",   schreibt 
dieser  an  S.  (8.  Jäimer  1742),  „wüthen  sie  im  Lande,  obwohl  das  Corps 
Minuzzi's  und  Segur's  sich  noch  in  Linz   hält;    sie   brennen   und   sengen, 
wo  sie  können,  und  folgen  gar  nicht  dem  Beispiel,  das  ich  ihnen  gegeben 
habe;  ich  weiss  wohl,  dass  sie  sich  nicht  behaupten  können,  aber  das  Land 
ist  augenblicklich  von  Truppen  entblösst,   und  bis  solche  kommen,   wird 
es    ruinirt    sein."     Hätte    sich    das    Kriegsglück    einige   Wochen    früher 
auf  Seite  der  Oesterreicher  gewandt,  so  würde  sich  die  Wahl  zu  Frank- 
furt doch  noch  zu  Gunsten  des  Gemahls  der  Maria  Theresia  entschieden 
haben,  so  urtheilt  der  competenteste  Beobachter,  Friedrich  von  Preussen. 
Wie  bedenklich  auch  trotz  der  nunmehr   festen  Verbindung   des  Mainzer 
Cabinets  mit  dem  bayerischen  Bewerber  und  des  energischen  Widerstrebens 
Friedrichs  gegen  eine   neue  Bevorzugung  des  österreichischen  Hauses  die 
bayerische  Sache   unmittelbar   vor   dem  Wahltag   anzusehen  war,    erhellt 
aus  dem  Briefe  vom  14.  Jänner  1742:   „Es  ist  wohl  wahr,  dass  man  die 
Lothringischen  im  gegenwärtigen  Augenblick  nicht  hindern  kann,  Bayern 
zu  verwüsten  und   sogar   noch  weiter  vorzudringen;   dessenungeachtet  ist 
aber  zu  erwägen,    dass   es  nicht  bloss  für  mein  Interesse,   sondern   auch 
für   das  Wohl   des  Reichs   nichts   Schädhcheres   geben  könnte    als   einen 
neuen  Aufschub  der  Wahl,  da  es  ohne  Zweifel  später  nicht  mehr  so  glatt 
ablaufen,  sondern  wahrscheinlich  zu  einem  Schisma  kommen  würde,  wo- 
durch das  Reich   in  seinen  Grundvesten   erschüttert  würde.     Der  Einfall 
der   Lothringischen    in  Bayern   darf   daher    die   Wahl    nicht    verzögern, 
sondern  muss  sie  vielmehr   beschleunigen,   denn,   sobald   ich  Kaiser  bin, 
werde  ich,  dem  nichts  so  innig  am  Herzen  liegt  als  die  Ruhe  und  Wohl- 
fahrt des  Reiches,  selbst  der  Erste  sein,  der  die  Vermittlung  des  Reiches 
imd  Frankreichs  anruft.     Alsdann  wird  mit  vereinten  Kräften  die  Gross- 
herzogin ohne  grosse  Mühe  zu  einem  bilUgen  Vergleich  gezwungen  werden, 
widrigenfalls  ihr  in  Aussicht  steht,  aus  allen  österreichischen  Landen  ver- 
jagt zu  werden,    die   sie  ohnedem   nur  wider    alles  Recht  in  Besitz   hat. 


81 

"Wenn  sich  aber  im  Gegentheil  das  Reich  von  Frankreich  lostrennen  würde, 
inüsste  daraus  ein  endloser,  blutiger  Krieg  entstehen,  und  schliesslich 
würde  man  doch  zur  Erkenntniss  kommen,  dass  der  Grossherzog  niemals 
Kaiser  werden  kann,  —  der  ganze  Aufschub  könnte  mithin  nur  die 
schlinmien  Absichten  der  Grossherzogin  fordern  und  unter  allen  Um- 
ständen das  Reich  aufs  Ernstlichste  gefährden." 

Die  Vertagung  wurde  verhindert,  die  Wahl  nahm  den  gehofften 
Verlauf,  die  Krönimg  wurde  mit  seltenem  Glanz  und  Pomp  gefeiert,  — 
aber  die  Erwartungen,  die  Karl  an  diese  Erhöhung  geknüpft  hatte,  ver- 
wirklichten sich  nicht.  Zwar  schien  sich  ihm  noch  einmal  das  Kriegs- 
glück, das  ihm  im  vorigen  Jahre  so  hold  gewesen,  wieder  zuzuwenden, 
sein  mächtiger  Bundesgenosse  Friedrich  erringt  den  glänzenden  Sieg  bei 
Czaslau,  worüber  er  dem  Kaiser  vom  Schlachtfeld  aus  kurzen  Bericht 
erstattete,  den  dieser  hinwieder  dem  Kurfürsten  von  der  Pfalz  mittheüen 
lässt  (20.  März  1742).  Aber  der  Friedensschluss  von  Breslau  belehrt 
unmittelbar  darauf,  dass  der  König  von  Preussen  nur  reale  Politik  im 
eigenen  Interesse  treibe,  nicht  aber  dazu  die  Hand  bieten  wolle,  dass  der 
Kaiser  die  durch  so  viele  staatsrechtliche  Deduktionen  erläuterte  und  in 
den  Tagen  des  Glücks  von  so  Vielen  bereitwillig  anerkannten  Ansprüche 
auf  die  österreichischen  Erblande  durchsetze.  Zwar  unterhielt  Friedrich 
nach  wie  vor  mit  Karl  VIT.  gute  Beziehimgen'  und  bot  seinen  Beistand 
zur  Vermittlung  mit  dem  Wiener  Hofe  an,  rieth  ihnii  aber  ohne  Umschweife, 
auf  den  Besitz  Böhmens  gegen  Wiederherausgabe  Bayerns  zu  verzichten. 
Auch  England  und  Holland  schlössen  sich  diesen  Ausgleichsunterhandlungen 
an,  und  da  sie  in  erster  Reihe  im  Haag  mit  Lord  Stair  und  Graf  Otto 
Podewils,  dem  Preussischen  Gesandten,  zu  führen  waren,  und  mittlerweile 
Graf  Seinsheim  als  kaiserlicher  Botschafter  nach  dem  Haag  abgeordnet 
worden,  enthalten  unsere  Briefe  darüber  die  wichtigsten  Aufschlüsse.  Der 
Kaiser  war  jetzt  bereit,  seine  antipragmatischen  Ansprüche  fallen  zu  lassen. 
Die  Aussicht,  Böhmen  behaupten  zn  können,  war  fast  geschwimden,  seit 
die  Franzosen  nur  noch  auf  den  Besitz  von  Prag  eingeschränkt  waren 
imd  auch  die  Behauptimg  dieses  Platzes  immer  schwieriger  wurde.  Bellisle 
selbst  hatte  hinter  dem  Rücken  des  Kaisers  Verbindung  mit  dem  Wiener 
Hof  angeknüpft,  und  in  einem  Schreiben  Fleury's  war  angeboten,*  die 
französischen  Truppen    ganz    aus    Böhmen    zurückzuziehen.     Namentlich 

12* 


82 

desslialb  war  Karl  YII.  gar  niclit  abgeneigt,  sein  Bündniss  mit  Frankreich 
zu  lösen,   doch   forderte   er   entsprechenden  Ersatz   für  die   Herausgabe 
Böhmens  und   den  Verzicht   auf  die  übrigen   österreichischen  Erblande: 
Vergrösserung  seiner  Hausmacht,  wie  sie  der  Würde  entspreche,  die  ihm 
ja  auch  von  Friedrich   und  Georg   übertragen  worden.     Er  wies   darauf 
hin,  dass  es  auch  dem  Interesse  der  beiden  Könige  wie  des  ganzen  Reiches 
entspreche,   weim   er   selbstständig   sich    ebensowohl    gegen   Oesterreichs 
Angriffe  behaupten,   wie  von  Frankreichs  Protektorat   losmachen   könne. 
Was   er   über   letzteren  Punkt   sagt,   ist   ein   bedeutungsvolles  Argument 
gegen  die   Verpflichtungen,    die    sich    Karl    angeblich   im     sogenannten 
Nymphenburger  Vertrag  gegenüber  der  Krone  Frankreich  auferlegt  haben 
soll.     „Wenn  Lord  Stair",   schreibt  er  (18.  Juli  1742),    „zu  Ihnen  sagen 
wird,  es  sei  absolut  nöthig,  dass  ich  mich  yon  Frankreich  trennen  könne 
lind  wolle,   so  erwidern  Sie  ihm,   es  sei  kein  Zweifel  erlaubt,   dass  mir, 
dem  Kaiser,   einem  Fürsten   aus   einem   echt   deutschen  Hause,    das   alle 
Jahrhunderte   hindurch    eine   Stütze    des   Reiches   war,    das  Wohl   dieses 
Reiches  vor  Allem  am  Herzen  liege,   und  dass  dies  das  Ziel  sei,  wonach 
all   mein  Wünschen  und  Handeln  ringe;  dass  ich  auch   recht  gut  wisse, 
wie  vortheilhaffc  es  für  das  Reich,  mit  den  Seemächten  in  gutem  Einver- 
nehmen zu  stehen;   dass  ich   also  gern  zu  jeder  Zeit  Alles   thun  werde, 
um  diesen  Frieden  zu  erhalten,  und  ganz  und  gar  die  Grundsätze  meiner 
Vorfahren  theile;  dass  ich  das  Herz  auf  dem  rechten  Fleck  habe,  wie  es 
sich  nicht  bloss  für  das  Oberhaupt  des  Reiches,  sondern  für  jeden  guten 
deutschen   Patrioten   zieme;   nie   darf  man  besorgen,    dass   ich    mich    in 
Verbindungen  einlasse,   die  jenem  Ziel  entgegenstrebten.  .  .    Sie   können 
auch  noch   beifügen,   dass  Sie  wohl   wissen,   wie  ich    allen  Grund  hätte, 
mit  dem  Benehmen  Frankreichs  unzufrieden   zu  sein,    dass   ich  an  diese 
Macht  durchaus  nicht   so   gebunden  sei,   wie   man  gewöhnlich   annehme, 
und   dass   mir   Frankreich   selbst   schon   genugsam   Gelegenheit   gab   und 
geben    wird,    mich    zurückzuziehen,    ohne    damit    einen    Treubruch    zu 
begehen,    den   ich  mir  mein  Leben  lang  noch  nie  zu  Schulden  kommen 
Hess. " 

Es  war  aber  insbesondere  dem  Cabinet  von  St.  James  in  Wahrheit 
nicht  darum  zu  thun,  einen  billigen  Friedensschluss  zwischen  Karl  und 
Maria  Theresia  zu  vermitteln,  sondern  der  Kaiser  sollte  nur  mit  Frank- 


83 

reich  entzweit  werden,  damit  diese  Macht  gänzlich  isolirt  werde,  es  ging* 
ja  der  überschwengliche  Plan  Lord  Stair's  auf  nichts   geringeres  hinaus, 
als  Frankreich  den  Gnadenstoss  zu  geben  und  England  die  Führung  der 
continentalen  Politik  in  die  Hände  zu  spielen.     Desshalb  verlangte   man 
auch  von  Karl  den  Verzicht  Böhmens,  ohne  die  Herausgabe  Bayerns  imd 
sonstige  Entschädigung  des  Kaisers  garantiren   zu  wollen.     Dagegen  ver- 
wahrt  sich   nun   Karl    mit    aller  Bestimmtheit   (1.   August    1742).     „Mit 
meinem  Ruhme  wäre  es  eben  so  wenig  vereinbar,  wie  mit  meiner  Vater- 
landsliebe, wenn  ich  nicht  bloss  auf  die  Länder  und  Staaten,    die  ich  zu 
Beginn  des  Feldzugs  zu  meinem  Eigenthum  gemacht,   schliesslich  wieder 
verzichten,  sondern  auch  meines  eigenen  Landes  beraubt  mich  sähe,  meines 
Landes,    das   nur   zu  viel  schon  gelitten  hat,    beraubt   mich    sähe   einer 
Heimat!  Würde  ich  nicht  aus  einem  Kaiser  ein  Landstreiclier  ?  ein  Fürst 
ohne  Land  ?  Und  das  nicht  wegen  Verlusts  von  Festungen  und  Schlachten, 
nicht  wegen  der  wandelbaren  Laune  des  Kriegsglücks,  sondern  nur  durch 
einen  Vergleich,   wenn   man   überhaupt   diesen  Namen   dafür   verwenden 
dürfte  und  wenn  ich   so   unglücklich  sein  könnte,    auf  so   etwas   einzu- 
gehen. ...  Es  kann  und  muss  Lord  Stair  genügen,   was  ich  ihm  sagen 
liess  und  auf  Manneswort  betheuere :  dass  ich  mich  von  Frankreich  trennen 
kann  und  will,  unter  der  Bedingung  friedlicher  Räumung  meines  Landes 
und  Ueberlassung   eines    anstossenden   österreichischen  Gebietes   mit   den 
Grenzfestungen."     Was   Lord   Stair    dem  Kaiser    bewilligen   wollte,    war 
nichts  besseres  als  ein  Phantom:  es  sollte  aus  Lothringen,  Elsass  und  der 
Freigrafschaft  ein  Königreich  gebildet  werden,  dies  wäre  ein  genügender 
Ersatz  für  die  bayerischen  Lande,    die  mit  Oesterreich  vereinigt  blieben. 
Des  Anspruchs  auf  das  väterliche  Erbe   sollte  Karl   sich   begeben   gegen 
Anwartschaft   auf  ein  Reich,    das  erst  erobert  werden  musste,  denn  dass 
die  Franzosen   es  nicht   freiwillig   aufgeben  würden,   lag  auf  der  Hand. 
„Er  muss  ein  Wüthender,   ein  Verrückter  sein",  urtheilte  Friedrich  über 
den  Lord  (Droysen,  Geschichte  der  preussischen  Politik,  V,  S.  1 8),   „  solche 
Projecte  sind   ohne  Sinn  und  Verstand!"    Aber   damit  noch  nicht  genug, 
der  Engländer  verlangte  noch  schimpf  Höhere  Demüthigung  des  deutschen 
Reichsoberhaupts :  Karl  sollte  nicht  bloss  auf  fernere  ünterstützimg  Frank- 
reichs verzichten,  sondern  seine  eigenen  Truppen  zur  pragmatischen  Armee 
stossen  lassen,   um  seine  Helfer  und  Verbündeten,  die  Franzosen,  zurück- 


84 

zutreiben.  Solchen  Vorschlag  konnte  Karl  nur  mit  Entrüstung  von  sich 
weisen.  Am  6.  August  1742  schreibt  er  darüber  an  Seinsheim:  „Sie 
können  dem  Lord  Stair  mein  Befremden  ausdrücken,  dass  man  mir  einen 
Vertrag  zu  unterbreiten  wage,  der  einem  jeden  ehrlichen  Manne  wider- 
streben müsse  und  noch  weit  mehr  also  einem  Fürsten  meines  Hauses, 
einem  Oberhaupt  der  deutschen  Nation,  mir,  in  dessen  Adern  nicht  das 
Blut  eines  Verräthers  rinnt!  Man  muss  ehrliche  und  wichtige  Gründe 
haben,  um  Kriege  zu  beginnen,  und  ich  habe  den  gegenwärtigen  Krieg 
nicht  begonnen,  ohne  die  Gründe  reiflich  erwogen  zu  haben.  Jetzt  aber 
Frankreich  mit  Krieg  überziehen,  aus  dem  einzigen  Grunde,  weil  es  sich 
in  misslicher  Lage  befindet,  das  wäre  nicht  nur  nicht  ehrlich,  sondern 
von  meiner  Seite  geradezu  eine  Ungerechtigkeit  sonder  gleichen,  da  jene 
Macht  doch  nur  um  meines  Vortheils  willen  imd  in  der  Vertheidigung 
meiner  gerechten  Sache  in  solche  Lage  gerathen  ist.  Der  Lord  möge 
wissen,  dass  ich  nicht  ein  Dorf  an  Frankreich  als  Lohn  ver- 
sprochen habe,  dass  diese  Krone  nur  um  meinetwillen  sich  in  den 
Krieg  einliess.  Es  ist  wahr,  durch  seine  Unthätigkeit  imd  Lauheit  gab 
es  mir  gerechten  Grund  zu  Missvergnügen,  obwohl  es  mich  nicht  so  ganz 
im  Stiche  Hess,  als  man  glauben  möchte,  aber  dessenungeachtet,  wenn  ich 
mich  in  dem  einen  oder  anderen  Fall  gezwungen  sähe,  Partei  zu  nehmen, 
müsste  es  immer  unter  Bedingungen  sein,  die  sich  mit  meiner  Ehre 
Tertragen. " 

Im  Widerstand  gegen  solche  Zumuthungen  wurde  Karl  befestigt 
durch  die  Besserung  der  militärischen  Lage.  Prag  hielt  sich  auf's  Rühm- 
lichste gegen  alle  Stürme,  Frankreich  schickte  bedeutende  Streitkräfte  an 
die  Donau,  wo  sich  die  Reste  der  kaiserlichen  Truppen  mit  ihnen  ver- 
einigten, eine  grosse  Armee  unter  Maillebois  deckte  Frankfurt.  Dessen- 
ungeachtet war  Karl  bereit,  unter  den  nämlichen  Bedingungen  wie  An- 
fangs die  Hand  zum  Frieden  zu  bieten.  Sein  Land  müsse  ihm  wieder 
eingeräumt  und  zum  Königreich  erhoben  werden,  dazu  sei  aber  auch 
der  Besitz  der  Grenzfestungen  Eger,  Kufstein  und  Passau  erforderlich, 
dessgleichen  die  Arrondirung  durch  Pfalz-Neuburg  und  Sulzbach,  deren 
Besitzer  anderweitig  zu  entschädigen  wären.  „Falls  man  Ihnen  wieder 
von  Elsass  und  Lothringen  sprechen  sollte  **,  weist  er  seinen  Gesandten 
am  27.  September  1742  an,    „so  können  Sie  dem  Lord  Stair  versichern. 


85 

dass  es  mir  zu  grosser  Befriedigung  gereichen  würde,   wenn  Lothringen 
von   Frankreich    an    das    lothringische   Haus    zurückgegeben    und   dieses 
wieder    dahin  verpflanzt   würde."     Namentlich   die  Forderung,    dass    die 
genannten  Festungen  an  Bayern  fielen,  stiess  auf  Widerstand  und  machte 
die  Waffenstillstandsunterhandlungen  scheitern.  Karl  betont  desshalb  wieder- 
holt, wie  es  ja  doch  für  den  Schwächeren  nöthig  sei,  sich  gegen  Angriffe 
des  Stärkeren  zü  decken,  und  nicht  umgekehrt,  und  desshalb  seien  diese 
festen  Plätze  nicht  bloss  Bayern   nöthig,  sondern  dem  ganzen  Reich,   da 
sein  Kaiser  erst  dadurch  gegen  Bedrückung  und  Ueberfall  des  mächtigeren 
Nebenbuhlers  gesichert  sei.     Ihm  sei  unbegreiflich,  warum  denn  die  See- 
mächte  ihr  Interesse   so   energisch   und  beharrlich   mit   demjenigen   des 
Erzhauses    identificirten.     „Der    Grossherzog    hat    selbst    das    Anerbieten 
gestellt,  er  wolle  alle  französischen  Truppen  ungehindert  abziehen  lassen, 
—  damit  ist  doch  an  den  Tag  gelegt,  wie  wenig  dankbar  und  erkenntlich 
er  gegen  England,   dem  ja  folgerichtig  alle  diejenigen  feindlichen  Streit- 
kräfte, deren  jener  sich  um  jeden  Preis  entledigt,   auf  den  Hals  gezogen 
wären.     Wenn    das   am    grünen   Holz    geschieht,    was   kann   am   dürren 
erfolgen?  Daraus  können  ja  doch  gewiss  die  Seemächte  ersehen,  wie  wenig 
sie  auf  die  Freundschaft  Oesterreichs  bauen  können   und  wie  viel  besser 
sie  fahren  würden  mit  einem   treuen  Freund,    imd  der  würde   ich   ihnen 
sein,  wenn  sie  meinen  Staat  wieder  in  Ordnung  bringen,  denn  diesen  muss 
ich  natürlich  wieder  besitzen,  um  überhaupt  meinen  Freunden  nützen  zu 
können."     Nochmals  präcisirt  er  seine  Bedingungen  dahin:    „Unter  allen 
Umständen  wäre   um    der  Sicherheit  meines  Landes  willen   der  gut  ver- 
bürgte Besitz  von  Passau,  Eger  und  Kufstein  unumgänglich  nöthig.    Damit 
wäre   aber   erst   eine  Grundlage   für  vorbereitende  Unterhandlungen   ge- 
wonnen,   da   ich   niemals   mich   zufrieden   geben  könnte  ohne   eines  von 
beiden,  entweder  das  alte  Königreich  Böhmen  oder  ein  neues  Königreich 
Bayern.     Im  letzteren  Fall  wäre   aber   zur  Aufrichtung   eine  genügende 
Vergrösserung    nöthig,    wozu   sich    Neuburg    und    Sulzbach     am     geeig- 
netsten darbieten.    Wenn  es  sich  darum  handelt,  eine  Schranke  zwischen 
den  zwei  kriegführenden  Mächten  zu  ziehen,  würde  sich  am  besten  dazu 
die  Ens  schicken,  da  das  Land  bis  dahin  vormals  schon  zu  Bayern  gehört 
hat,  und  es  könnten  dann  beide  Parteien,  jede  auf  dem  ihr  zugehörigen 
Ufer^  Festungen  anlegen."     Unter  allen  Umständen  aber  sei   nicht  daran 


86 

zu  denken,  dass  er  als  offener  Feind  Frankreichs  auftrete.  „Nichts  kann 
mich  bewegen,  mich  so  gemein  gegen  einen  Freund  zu  benehmen,  der 
mir  zu  Hilfe  kam,  denn  ich  bin  ein  anständiger  Mann  und  nicht  fähig, 
einen  Anderen  schnöd  zu  hintergehen.  Aber  wenn  sich  auch  darin  meine 
Gesinnung  gleich  bleibt,  so  habe  ich  doch  wenigstens  niemals  nöthig 
gehabt,  meine  Zuflucht  zu  niedriger  Handlungsweise  zu  nehmen,  einem 
Bersasque,  Kammerdiener  des  Cardinais,  zu  schr.eiben  (wie  es  mein  Vor- 
fahr auf  dem  Kaiserthron  gethan  hat),  um  mich  dem  französischen  Hof 
verbindlich  zu  bezeigen." 

Man  sieht,  die  glücklichen  Erfolge  der  französischen  und  kaiserlichen 
Waffen  bheben  nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Wünsche  und  das  Auftreten 
des  Kaisers  gegenüber  seinen  angeblich  zu  Liebesdiensten  erbötigen  Geg- 
nern. Am  9.  Oktober  kann  er  hocherfreut  die  Befreiung  seiner  Haupt- 
stadt, die  Erlösung  seines  Landes  melden.  Jetzt,  da  der  Feldzug  sich 
günstiger  für  Frankreich  zu  gestalten  schien,  wurden  die  alten  Mittel  von 
Seite  der  Seemächte  wieder  hervorgesucht,  um  den  Verbündeten  Frank- 
reichs  misstrauisch  zu  machen,  aber  ohne  Erfolg.  „Wenn  Lord  Stair 
Ihnen  gesagt  hat",  schreibt  Karl  (9.  Oktober),  „er  habe  Beweise  in  Händen, 
die  mich  überzeugen  könnten,  dass  Frankreich  für  sich  Frieden  schliessen 
und  mein  Interesse  dabei  aufopfern  wollte,  so  erwidern  Sie,  ich  müsse 
sie  selbst  zuvor  sehen,  um  diese  üeberzeugung  zu  gewinnen." 

Schon  in  den  letzten  Tagen  des  Oktober  nahm  aber  der  Krieg  wieder 
für  den  Kaiser  und  sein  Land  eine  unglückliche  Wendung.  Maillebois 
zog  sich  plötzlich  vor  den  Truppen  des  Grossherzogs  aus  Böhmen  nach 
der  Oberpfalz  zurück,  unter  Umständen,  die  wohl  erkennen  Hessen,  dass 
ihm  an  der  Behauptung  der  Position  in  Böhmen  nicht  viel  gelegen  war. 
Da  mithin  auf  Ersatz  nicht  mehr  zu  hoffen,  musste  Bellißle  Prag  auf- 
geben und  zog  sich  noch  rechtzeitig  imd  glücklich  aus  dem  gefährlichen 
Netz.  Dazu  kam  noch,  dass  im  Dezember  auch  die  Staaten  von  Holland 
den  Beschluss  fassten,  die  Sache  der  Königin  von  Ungarn  durch  Truppen 
und  Subsidiengelder  zu  unterstützen.  Die  Wirkung  des  Beschlusses  wurde 
aber  gelähmt  durch  den  Widerstand  des  Pensionärs  von  Dortrecht,  der 
die  Erklärung  abgab,  in  solchen  Angelegenheiten  sei  ein  einfacher  Majori- 
tätsbeschluss  ohne  Rechtskraft.  Aus  unseren  Briefen  erhellt,  wie  diese 
Opposition    aus   einer   engen  Verbindung    des   Hochmogenden    mit    dem 


87 

Kaiser,  bezw.  dessen  Gesandten  abzuleiten.  Leider  fehlen  uns  die  zwischen 
dem  18.  November  1742  bis  17.  Februar  1743  vom  Kaiser  an  Seinsheim 
gerichteten  Briefe,  die  insbesondere  desshalb  von  erhöhter  Bedeutung 
wären,  da  in  jenen  Monaten  von  England  und  Preussen  die  Entschädig- 
ung des  Kaisers  durch  säkularisirte  geistliche  Fürstenthümer  in  Anregung 
gebracht  wurde. 

Das  Schreiben  vom  17,  Februar  1743  zeigt  keine  wesentliche  Ver- 
änderung der  Situation.  Noch  dauern  die  Unterhandlungen  wegen  eines 
Waffenstillstands  fort,  noch  hält  der  Kaiser  an  der  Forderung;  Ohne 
Räumung  Bayerns  kein  Waffenstillstand!  fest.  Noch  glaubt  er  wenigstens 
einen  Theil  der  früher  erhobenen  Ansprüche  geltend  zu  machen,  er  sei 
ja  nicht  der  erste  Erwerber  dieser  Rechte,  könne  also  auch  nicht  im 
Namen  seines  Hauses  verzichten,  und  überdies  sei  er  es  der  Ehre  des 
kaiserlichen  Namens  schuldig,  nicht  wie  ein  Bettler  auf  fremde  Hilfe  und 
Unterstützimg  angewiesen  zu  sein.  Da  sich  nicht  mehr  er>yarten  Hess 
dass  Oesterreich  in  eine  Abtretung  von  Grenzgebieten  an  Bayern  willigen 
werde,  zog  der  Kaiser  vor,  den  Gewinn  der  österreichischen  Niederlande 
in  Betracht  zu  ziehen  und  diese  als  Ausgleichsobject  in  Vorschlag  zu 
bringen.  Aus  manchen  Gründen  konnte  er  hoffen,  dass  dieser  Verlust 
dem  Wiener  Hof  weniger  empfindlich  sein  werde  als  jeder  andere.  Aber 
auch  der  neue  Antrag  wm'de  begreiflicher  Weise  von  Oesterreich  abgelehnt 
und  von  den  Mediationsmächten  ungenügend  unterstützt,  die  Lage  des 
Kaisers  war  ja  misslicher  denn  je,  die  Zügel  des  Reichs  entglitten  mehr 
imd  mehr  seiner  Hand.  Während  in  den  ersten  Briefen  unserer  Samm- 
lung stolzes  Selbstvertrauen  und  die  Zuversicht  auf  kaiserliche  Ehren  und 
reichen  Ländererwerb  sich  ausspricht,  tönt  aus  dem  letzten  vom  2.  März 
1743  die  trübe  Klage  um  das  Vaterland,  „das  gänzlich  zerstört  ist  und 
Schaden  im  Betrag  von  mehr  als  30  Millionen  erlitten  hat."  Und  die 
Bemühungen  des  Wiener  Hofes  für  des  Grossherzogs  Erhebung  zum 
römischen  König  erscheinen  dem  bang  Ahnenden  nur  Vorbereitung  und 
Anfang  neuer  Verwicklungen  zu  sein,  die  ihn  auch  der  letzten,  der 
einzigen  Errungenschaft  berauben  würden:   des  Kaisertitels. 


Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Win.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  13 


Mmic  ce  18.  de  J,ni 
eher  comte  de  Sensheimb!     Ce  qae  vons  venez  de  m'envoier  dr  lu 
de  Würzbourg,  est   de   trop   graude  importanee,   pour  le  Ijiisspr  sm,- 
tronverez   nies  uotes  en  marge  du  projet  d'accomodement,   que  voii- 
niqaer  au  dit  Prince  (aed  snb  rosa)  et  a  fin  qn'il  Toie  les  chost>>   -.r 
de  clart^,  iious  n'avona  uulle  repugnance  ä  mettre  nos  droits  :iii  y 
que  le  retour  du  Comte  Terrmg  pour  cela,  comptant  que  l:i  in..'- 
y  pourroit  bien  doniier  le  plus  de  poids.     J'estime  le  Prince  il" 
SU8  de  tous  les  Princes  de  l'Einpire,  et  ambitionue  Sou  amifi^. 
le  regardant  en  vrai  et  bou  Patriote  Allemand,  j'espere  qu'il 
MaisoQ  toute  Ällemaude,   qai   a   coiitribu4   du  Sien    pour    i'  . 
(compaginem  Imperii),   qui   composoient   le  St.  Kmpiro.    ii" 
plus  ferrae  soutien,   qui  a  ete  regardee  et   nommee   pur  y 
la  plus  solide  de  notve   Ste.  Eglise,   enfiu  dont   le  nierit" 
l'Empire;   d'avec   une   Maison,    qu'on  a  toujours   regiir' 
Fran^oise  vient  de  se  metamorphoser  en  Italienne  et  i|tij  ■ 
voudroit  aussy  se  readije  ÄUemande.     La  graude  <^<-\v  . 
voudroit  me  donner  le  Perou.  m'oblige  ä  un  poiiit . 
le  possesseur  pour  la  pouToir  ceder  avec  la  mciiii>  ■ 
richir  ä  nos  depens.     Si  je  n'avois   poiut  de   '!>i 
cesso),  la  Maison  «rAutriche  doit  assez  ä  ni;i  .\' 
conuaissance ,  punctum  gratitudinis,  fasse,  (|n  ■ 
son  preraier  etre  et  par  qui  Elle  a  etö  soul> 
predilection    de   la  Maison  de  Lorrainne  Vi; 
par  uue  nnion  indissolnble,  ou  les  trois  |" 
tODJours  le  meme  sang,  ne  seroit  pas  ii  ; 
et  attends  sur  ce  point  les  avis  eelaircs  • 
par  la,  que  je  Iny  suis  tres-parfaitenieiii 
etroitteraent  ä  luy,   et   que   pour   \w 
nie  joindre  ä  cette   Maison  pour   Ii' 
qui   regarde   la  ferme   resolutioii    ''  ■ 
Etats,  que  la  Maison  d'Autriclie  \' 
tout   l'Empire   et  raoy   tont  le  jn 
besoing,   on  connoit   le   m^rite    ' 
l'Empereur  nn  Prince,  qui  n'.i   ; 


89 

ä  caution,  paisse  parier  ainsi,  lioc  evenfus  docebit,  du  moins  ne  scaarois-je  mMroa- 
giner,  par  quelle  raison  le  sang  Autrichien  y  seroit  plus  aime  et  respecte  que  d'au- 
tres,  qui  en  sortent  par  plus  d'une  voie  et  qui  sont  et  ont  toujours  et^  bons 
Allemands.  Voilä  ä  peu  pres,  sur  quel  pied  vous  pouvez  repondre  ä  ce  digne  Eveque 
eu  luy  reiterant  les  assurauces  de  mon  amitie  et  de  la  confiauce  entiere,  que  je  mets 
en  luy.  II  est  certain  que  si  par  ses  bons  offices  les  deux  Maisoiis  poürroient  etre 
reunies,  il  rendroit  le  service  le  plus' important  ä  TEmpire  et  ä  notre  religion,  qui 
jamais  a  ete  rendu,  c'est  dont  je  prie  Dieu  qu'il  vous  aie  toujours  en  sa  sainte  et 
digue  garde.  *        Charles  Albert  Electeur. 

P.  S.  Allez  un  peu  douceraent  dans  vötre  lettre  a  TEveque  sur  ce  qui  regarde 
le  Duc  de  Lorraine,  car  ce  Priuce  entre  a  present  dans  les  Conferences  et  en  seroit 
Sans  doute  informe,  mais  faites  luy  bien  concevoir  qu'nne  attente  de  4  ans  de 
TArchiduchesse  Marianne  est  bien  plus  naturelle  et  plus  proportionee  que  celle  de 
13  ans  apres  une  princesse  de  Lorraine,  qui  seroit  peut  etre  plus  a  propos  pour  un 
fils  ä  naitre  de  mon  prince  electoral. 

2. 

Munic  ce  18.  d'ottobre  1738. 

eher  comte  de  Sensheimb!  Par  la  votre  du  7.  de  ce  mois  j'ai  appris  avec 
bien  du  plaisir  que  le  Grand  Charabellan  Mrs.  de  Sickingen  continue  toujours  a  s'in- 
teresser  pour  le  bien  de  ma  Maison,  c'est  dont  vous  devez  luy  marquer  de  ma  part 
ma  juste  recounaissance.  Les  avis  du  baron  de  Wachtendonc  sur  ce  que  dans  les 
conjonctüres  presentes,  qu'il  croit  favorables  pour  un  accomodement,  je  devrois  avoir 
quelqu'un  de  mieux  ä  Vienne,  sont  tres-justes,  mais  pour  ce  qui  regarde  la  personne 
du  comte  de  la  Perouse,  il  y  a  quelque  jours  que  je  viens  avoir  repouse  d'une  voie 
infaillible,  ou  je  m'etois  addresse  pour  scavoir,  s'il  convenoit  que  je  reuvoie  le  dit 
comte  de  la  Perouse  ä  Vienne,  et  si  la  personne  etoit  agreable  en  cette  cour,  on 
m'a  repondu  que  s'etant  informe  aupres  des  gens,  qui  se  trouvent  au  timon,  on 
avoit  appris  que  non  seulement  il  s'aquittoit  tres-bien  de  mes  affaires,  mais  aussy, 
qu'il  etoit  tres  bien  vu  en  cette  cour  la,  de  sorte  que  sur  le  champ  j'ai  pris  la  re- 
solution  de  l'y  renvoier,  tont  ce  la  n'empeche  point  que  vous  pouvez  instruire  la 
cour  Palatine,  comme  quoi  le  dit  comte  menagera  le  mieux  qu'il  pourra  les  ministres 
de  l'Electeur  Palatin,  que  je  luy  ai  donne  ordre  d'agir  de  concert  en  tout  ce  qui 
regarde  les  int^rets  communs  et  de  vivre  en  bonne  intelligence  avec  eux.  J'espere 
que  de  la  part  de  la  cour  Palatine  on  donnera  les  memes  instructions,  et  c*est  ainsi 
que  Sans  faute  ils  seront  Contents  les  uns  des  autres.  Je  ne  doute  point  qu'en  toutes 
les  occasions  vous  continuez  d'assurer  Telecteur  de  l'amitie  la  plus  tendre,  que  je 
luy  porterai  tonte  ma  vie,  et  que  vous  ne  veilliez  d'ailleurs,  sur  tout  ce  qui  regarde 
mes  interets.  Soiez  assure  de  ma  bienveillance  et  je  prie  dien  qu'il  vous  aie  tou- 
jonrs  en  sa  ste.  et  digne  garde.  Charles  Albert  Electeur. 

13* 


90 

3. 

Munic  ce  14.  de  Novembre  17S8. 

eher  comte  de  Sensheimb!  J*ai  va  par  votre  derniere  relation  la  confidence, 
que  la  Princesse  Auguste  vous  a  faite,  et  sur  qnoy  Elle  fonde  les  esperances,  inais 
ä  vous  dire.  le  vrai,  je  les  crois  chimeriqnes ,  ne  connoissant  aucuoe  raison  d*etat, 
qui  devroit  porter  TEmpereur  a  ce  choix  ;  quoiqüe  je  luy  souhaitterai  de  tout  mon 
coeur  ce  boubeur  et  voudrois  bien  qu'Elle  obtient  cette  preference,  dont  Elle  se 
paroit  flatter ;  pour  ce  qui  regarde  le  grand  Chambellan,  c'est  nn  tres  bouuete  homme, 
dont  la  solidite  m*est  connue,  ainsi  je  n'aurai  jamais  Heu  de  m'inquieter^  autant  que 
je  ponrrois  compter  sur  son  attacbement,  que  vous  devez  toujours  cultiver  le  mieux, 
qu*il  Tous  sera  possible ;  j'ai  aussy  ordonne  ä  La  Perouse  d'agir  de  concert  avec  les 
ministres  de  la  cour  Palatine  ä  V^ienne,  pourvu,  qu'ils  en  agissent  de  meme,  mais 
jusqu^ä  present  ils  m'ont  parn  assez  r^serves  ä  son  egard,  il  ne  faut  dont  pas  s'etonner, 
si  ä  son  tour  il  n*a  pas  ose  se  livrer  autant,  qu'il  Tauroit  soubaite.  L'afFaire  des 
trouppes  de  TElecteur  de  Cologne,  que  la  cour  a  mise  sur  le  tapis,  paroit  de  grande 
consequence,  et  il  faudra  avant  tout  en  voir  le  projet,  car  qui  sait,  si  la  ditte  cour 
n'auroit  point  d'envie  d'y  mettre  quelqn^autre  condition  au  prejudice  de  l'Electeur 
mon  frere  ou  de  notre  Maison;  reste  aussy  ä  savoir  si  la  cour  de  France  y  voudra 
concourir  par  des  subsides  suffisants,  mais  avant  tout  il  faudra  assister  le  different  par 
rapport  au  fort  de  Disseldorf ,  que  TElecteur  mon  frere  paroit  avoir  fortement  ä 
coeur.  D'aillenrs  cette  proposition  seroit  tres  avantageuse,  et  je  voudrois  bien  voir 
TElecteur  de  Cologne  arme  de  fa90ny  qu*il  puisse  mettre  a  labris  de  toute  insulte 
les  pays  de  Joillieve  et  Bergue,  mais  il  faudra  aussy  luy  fournir  de  quoy,  pourque 
tout  le  fardeau  ne  retombe  sur  luy,  et  qu'il  soit  en  etat  de  se  souttenir ;  vous  devez 
donc  demander  la  communication  du  plan,  qu'on  a  fait,  sans  quoy  je  ne  saurois  dire 
mon  avis,  c'est  aussy  de  cette  fa9on,  dont  je  m'expliquerai  envers  l'Electeur  Palatin, 
que  vous  devez  assurer  autant  de  fois  que  vous  en  trouverez  Toccasion ,  de  Tamitie 
la  plus  sincere,  dont  je  luy  serai  attacbe  toute  ma  vie;  que  le  bon  Dieu  vous  aie 
toujours  en  sa  ste.  et  digne  garde.  ^^^^^^^  ^^^^^  ^^^^^^^^ 


4. 

Munic  ce  31.  (janvier)  de  Van  1739. 

eher  comte  de  Sensheimb!  J'ai  tres  bien  refu  celle  que  vous  m'avez  ecrite 
du  24.,  avec  la  copie  du  traite  par  rapport  ä  la  garantie  de  Vuti  possidetis,  le  comte 
de  Terring  ne  m'en  avoit  encore  rien  mande,  mais  comme  une  pareille  pie9e  ne  sau- 
roit  etre  echappe  a  sa  connaissance  et  que  la  cour  de  France  n'aura  non  plus  manque 
de  luy  en  fair  part,  cbose  que  depuis  nn  certain  tems  Elle  observe  tres  obligeuse- 
ment,  je  m'imagine,  qu'il  a  diflFere  de  m'en  ecrire  jusqu'ä  l'envoi  du  1.  courrier.  En 
attendant  vous  faites  fort  bien  de  cultiver  l'amitie  de  monsieur  de  Blondel,  qui  est 


91 

un  ministre  tres  capable,  et  en  credit  tant  ä  sa  cour  qu'ä  la  Palatino.  Dites  luy 
de  ma  part  que  je  luy  suis  enfinimeiit  oblige  de  la  conimunicatioD,  qu*il  a  bien  voulu 
Tous  faire  de  cette  importante  piefe;  qu'il  peut  etre  assure  du  secret,  et  qne  je  le 
priais  de  vouloir  tonjonrs  continuer  dans  les  meines  sentiments  ä  mon  avantage  et 
ä  celuy  de  toute  lua  Maison.  J'attends  de  moment  ä  autre  par  un  courrier  la  reso- 
lution,  que  le  Cardinal  aura  prise  par  rapport  ä  la  tutelle,  et  le  plan,  qu'ils  f^uront 
dresse  pour  la  souttenir,  c^est  pour  ce-la  et  parce  qu'il  n'y  a  encore  rien  d'arret^ 
snr  ce  point  que  j^aurai  quasiment  doute  du  traitte  signe  le  13»^  si  vous  ne  Tavezi 
de  si  bonne  part,  et  ce-la  d'autant  plus  qu'actuellement,  et  sur  tont  apres  que  le 
Cardinal  a  refuse  de  faire  aretter  le  prince  Ragozi,  les  ministres  de  TEmpereur  et  ceux 
de  la  cour  de  France  ne.  sont  pas  trop  oontents  les  uns  des  autres.  Le  Baron  de 
Wachtendonc  est  un  tres  aimable  cavalier  et  un  ministre  des  plus  capables,  qui  a 
Tapprobation  generale  ä  Vienne  et  connoit  parfaitement  la  cote  du  pays.  J'etois 
tres  content  des  lumi^res,  qu'il  m'en  a  donne,  et  il  m'a  rendu  justice  disant  qne  je 
luy  ai  parle  sincerement.  J*ai  voulu  luv  montrer  par  la  que  je  suis  sans  reserve 
envers  un  ministre  du  mellieur  de  mes  amis.  Outre  ce-la  Tambassadeur  de  France  a 
chante  ses  eloges  a  Paris,  et  assure  le  comte  de  Terring  que  Mr.  de  Wacbtendonc 
m'etoit  veritablement  attache. 

8i  TOUS  n'avez  pas  encore  re9u  une  partie  de  vos  paiemens,  ce  sera  incessament, 
et  soiez  assure  que  je  servis  bien  facbe  de  vous  voir  souffrir  ce  que  votre  applica- 
tion  a  me  bien  servir  ne  meriteroit  nullement.     Je  prie  etc. 

Charles  Albert  Electetir. 


5. 

Munic  ce  22.  d'Avril  1739. 

eher  comte  de  Sensbeimb!  Je  ne  scaurois  vous  exprimer  suffisamment,  com- 
bien*je  suis  sensible  aux  attentions  de  Mr.  TElecteur  Palatin;  faites  luy  en  de  ma 
part  les  remercemens  les  plus  sincdres;  pour  ce  qui  regarde  le  mariage,  dont  il  vous 
a  parl^,  Timperatrice  se  trouvant  entierement  retablie  il  n'en  sera  pas  question  de 
si  tot;  La  Perouse  m'a  mande  comme  une  nouvelle,  qui  rouloit  par  la  ville,  qu'une 
des  princesses  de  Sulzbach,  la  princesse  de  Lorraine,  une  de  mes  fiUes,  et  ma  niece 
etoient  sur  le  tapis;  mais  jusqu'ä  present  vous  pouvez  assurer  TElecteur,  que  je  ne 
me  suis  encore  donne  ancun  mouvement  pour  ce-la,  mes  fiUes  etant  encore  assez 
jennes,  cependant  comme  ce  bon  gentilhomme  aura  selon  toutes  les  apparences  le 
choix  de  toutes  les  princesses  de  TEurope,  ce  n'est  certainement  pas  un  parti  ä  re- 
jetter  en  attendant  quoique  sur  un  cas  tres  eloign^.  J'ai  toutes  les  obligations  ima- 
ginables  a  TElecteur  sur  la  declaration  remplie  de  bonte  et  d'amour  pour  moy  et 
ma  Maison,  qu'il  a  bien  voulu  me  faire  faire  par  vous,  comme  entre  de  veritables 
amis  il  ni  a  jamais  rien  de  cache,  il  peut  etre  assure,  que  je  luy  rendrois  en  toute 
occasion  confiance  pour  confiance,  le  regardant  toujours  en  vrai  pere,  dont  la  conti- 


92 

nnation  d'amitie  est  ce  que  j'estime  le  plus  dans  ce  monde.  Vous  avez  recu  par  le 
comte  Max  Terriüg  TattestatioD,  que  vous  m'avez  demande;  j'ai  aussy  donne  ä  Unertl 
des  ordres  reiteres  pour  q\i'il  acheve  vos  affaires.  Par  la  poste  d'aujourdhui  j'ap- 
prends  le  depart  de  Colleredo,  lequel  a  ce  qu'on  dit  \a  solliciter  de  nouveaux  mois 
Romains,  et  commencera  par  icy;  je  ne  manquerai  pas  de  commuuiquer  toute  cbose 
ä  l'Electeur;  sur  la  nouvelle  demande,  qu'on  m'avoit  fait,  d'envoier  encore  4  Batail- 
lons et  1  regiment  de  cavallerie  en  Hongrie,  je  n'ai  accorde  qu'  1  battaillon  et  1 
regiment  de  cavallerie  a  des  conditions,  qni  n'ont  pas  ete  trouvees  acceptables  de 
Sorte  que  cette  negociation  est  entierement  rompue,  ä  moins  que  CoUoredo  n'ait  ordre 
de  l'entamer    de    nouveau ,    ce   que   je    ne    crois    pas ;     communiquez    tout    cecy   a 

l'Electeur  et  je  prie  Dieu  etc. 

Charles  Albert  Electeur. 


6. 

Munic  ce  3.  de  Fevrier  1741. 

Cher  c.  de  8.  Je  crois  que  je  ne  scaurois  envoier  qnelqu'un  ä  l'Electeur  de 
Treves ,  qui  luy  seroit  plus  agreable  que  son  neveu ;  c'est  ä  cette  fin  que  je  vous 
Charge  de  la  meme  commissiou,  dont  l'etoit  le  comte  de  Königsfeld,  qui  vons  com- 
muniqnera  aussy  tontes  les  iustructious  pour  cette  cour;  je  vous  joius  une  copie  de 
Celles,  que  j'ai  ecrite  de  main  propre  au  dit  comte.  Vous  parlerez  sur  le  meme  ton 
ä  Coblence,  et  agirez  en  tout  de  concert  avec  le  ministre  de  France;  c'est  dont  j'ai 
voulu  vous  charger,  et  rae  remettant  ä  votre  savoir  faire,  je  prie  Dieu  etc. 

Charles  Albert, 

Cher  comte  de  Königsfeld!  J'ay  vu  avec  bien  de  la  satisfaction  dans  votre 
derniere  relation,  que  les  partisaus  du  duc  de  Lorraine  commen9ent  ä  balancer,  et 
chancellent  actuellement ;  il  n'y  a  donc  pas  de  tems  a  perdre,  et  comme  celuy  d'ä 
present,  par  rapport  ä  la  declaration  deVEspagne,  paroit  le  plus  propre,  il  en  faut 
profiter.  Ainsi  vous  n'avez  qu'ä  faire  usage  des  points  compris  dans  votre  instruc- 
tion,  par  lesqnels  vous  leurs  fairez  voir  les  obstacles  invincibles,  que  ce  prince  ren- 
contreroit,  et  qui  sont  iusurmontables ;  vous  y  ajouterez,  qu'aujourdhuy,  que  PEspagne 
va  faire  la  guerre  en  Italic,  il  y  a  presumer,  que  les  etats  de  Toscanne  seront  les 
Premiers,  dont  l'Espagne  fera  la  conquete,  qu'ainsi  ce  prince.  qui  sans  cela  n'est  point 
eligible,  puisqu'il  ne  possede  aucun  etat  de  consideration  dans  l'empire',  le  deviendra 
bien  moins  encore,  lorsqu'en  perdant  la  Toscanne,  ce  sera  un  prince  sans  etat  et 
sans  pays,  ni  au  dedans,  ni  au  dehors  de  l'empire;  vous  n'oublierez  pas  non  plus 
de  faire  et  de  faire  faire  de  justes  reflexions  sur  la  Saxe,  qui,  si  merae  est  catholique, 
que  son  electorat  et  etats  sont  reformes,  et  que  par  consequent  il  ne  sauroit  jamais 
convenir  ä  notre  religion,  puisque  sur  tout  en  cas  de  guerre  de  religion,  l'empereur 
dont   la   seule  personne   ne  sauroit  etre   d'un  grand  secours  aux  catholiques   dans  le 


93 

tems,  que  son  electorat,  ses  trouppes  et  ses  sujets  comme  archilutlieriens  seroient 
contre  nous;  aiiisi  parcourrant  tous  les  pretendents  de  la  couronne  imperiale,  vous 
tomberez  snr  le  chapitre  de  Baviere  et  faisant  voir  les  merites,  que  ma  Maison  s'est 
acquise  anpres  du  st.  empire,  la  Situation  tranquille  de  mes  etats,  la  faveur  de  re- 
ligion,  les  exemples,  qu'il  y  a  deja  eu  daus  ma  maisou ,  le  nombre  des  trouppes,  que 
Sans  les  partager  je  puis  tenir  sur  pied,  le  zele,  que  j'ay  pour  le  bien  de  Terapire, 
et  en  fin  croyant,  que  je  pouvois  aussi  bien  qu'aucun  autre  me  mettre  sur  le  rang 
des  competens,  je  veax  esperer,  que  l'electeur  de  Mayenee  ne  voudra  point  m'etre 
contraire,  et  bien  plus  tot  m'accorder  son  püissant  suffrage,  pour  laquelle  bienveil- 
lance  je  luy  aurai  une  Obligation  eternelle  et  ne  manquerai  pas  de  le  reconnoitre 
tant  envers  Telecteur  meme  que  toute  sa  famille  pendant  tout  le  temps  de  ma  vie. 
Vous  informerez  mr.  de  Blondel  de  tout  de^i  et  agirez  en  tout  chose  de  con- 
cert  avec  luy.  Apres  ce  premier  coup  d'essai  j'attends  vos  avis,  si  vous  croyez  ne- 
cessaire  que  je  fasse  la  meme  demande  par  eerit;  ne  manquez  pas  de  faire  bien  des 
compliments  de  ma  part  ä  mr.  de  Blondel,  Tassurant,  que  mettant  toute  mon  espe- 
rance  duns  la  protection  et  bienveillance  du  roy,  et  mon  enti^re  confianee  dans  son 
ministre,  je  ne  doutois  point  qu'il  voudra  bien  seconder  mes  voeux.  II  seroit  bien 
necessaire  que  vous  fassiez  un  tour  ä  Treves,  mais  comme  je  connois  moy-meme  la 
difficnlte,  qu'il  y  a  de  vous  absenter  dans  ce  tems  de  crise,  je  vous  ecrirai  mes 
dernieres  resolutions  sur  ce  point  l'ordinaire  prochaine,  priant  Dien  que  etc.  etc. 

Charles  Albert. 

II  y  a  encore  une  autre  reflexion  de  consideration  que  vous  devez  relever  a 
Mayenee,  etant  celle  que  dans  le  moment  qu'on  choisiroit  le  duc  de  Lorraine  pour 
empereur,  il  faudroit  entrer  dans  la  guerre  la  plus  sanglante,  ce  qu'aucun  bon  pa- 
triot  AUemand  ne  pourroit  conseiller  au  st.  empire ,  apres  les  tristes  exemples ,  que 
nous  en  avons,  et  ce  qui  conviendroit  moins  qu'ä  personne  aux  electeurs  ecclesiasti- 
ques,  dont  les  pays  courreroient  peutetre  plus  de  risque  que  ceux  des  autres  situes 
au  milieu  de  TEmpire. 


Mxmic  ce  16  de  Mars  1741. 

eher  comte  de  Sensheimb,  je  ne  scaurois  vous  exprimer  la  satisfaction,  que  j'ai 
ressenti,  en  recevant  une  si  prompte  et  si  agreable  reponse  de  mon  cber  electeur, 
que  je  regarderai  toute  ma  vie  en  vrai  pere  et  comme  Tami  le  plus  tendre  et  en 
meme  tems  le  plus  constant,  que  jamais  je  me  puisse  souhaitter.  Dites  luy  tout  ce 
qu'on  peut  dire  de  plus  tendre  et  de  plus  reconnoissant ;  j'emploierai  certainement 
tout  le  tems  de  ma  vie  ä  prendre  ses  interets  aussy  bien  que  ceux  de  toute  sa  Maison 
a  coeur,  je  me  fairois  gloire  dans  le  devoir  meme,  qui  m'oblige  de  les  defendre,  enfin 
si  par  le  chemin,  qu'il  veut  bien  me  tracer,  je  parviens  ä  la  dignite  supreme,  j'y  de- 


94 

pendrois  toujours  de  luy  et  obligerai  toate  nia  posterite  d'entrer  dans  nos  vnes  com* 
munes,  de  ne  jamais  plus  se  separer  de  la  maison  Palatine,  et  de  luy  etre  eternelle- 
ment  redevable  de  tout  ce  qai  nous  peat  arriver  d'heureux.  Pour  ce  qui  regarde 
le  porti  a  prendre  ponr  faire  valoir  mes  justes  pretensionR,  assurez  Telecteur  de 
ma  pari  qa*en  premier  Heu  ce  sera  toujours  celuy  de  me  teuir  fermement  a  notre 
Union  et  qu'apres  ce-la  toutes  me  demarches  ä  faire  dependent  de  la  France.  Je 
n^en  fairai  pas  une  sans  leurs  avis  et  secours,  8oit  en  procedant  aux  voyes  de  fait  on 
amiables,  auquelles  il  n*y  a  pas  la  moindre  apparence.  G'est  pour  ce-la  que  je  me 
trouve  extremement  scandalise  de  Tinsolence,  qu'ils  ont  ä  Vienne,  d'oser  divulger  on 
senlement  imaginer  par  des  mensonges  execrables,  que  je  puisse  etre  capable  de  songer 
a  nn  accomodement  ä  Tinsn  de  la  France;  si  ce  fnt  un  ange  ou  le  diable  meme 
qu'il  m'envoient,  il  seroit  certainement  on  point  ecoute  du  tout  ou  envoie  tont  droit 
a  Monsieur  le  Cardinal  ponr  y  chercher  sa  reponse,  et  voila  ce  qne  vous  pouvez 
declarer  par  tout,  oü  vons  le  trouverez  necessaire.  Je  scai  et  ils  attestent  meme  de 
le  dire  publiquement,  qu'ils  ne  peuvent  ni  veuillent  pai*  rapport  ä  Tindivisibilite  en 
venir  ä  nn  accomodement,  raais  ce  qui  est  tres  constaot  est,  que  je  leurs  en  defie 
d'etre  plus  eloigne  que  moy  de  Tenvie  de  s'accomoder  qui  vondroit  les  abimer ,  et 
n^attends  ique  le  moment  favorable  pour  ce-la.  J'en  viens  ä  la  juste  reconnoissance, 
que  je  dois  aux  deux  ministres  Palatins ,  le  grand  Chambellan  comter  de  Sickingen, 
et  le  Chanceliier  baron  de  Halberg,  j*ai  en  tout  tems  mis  ma  confiance  entiere  en 
leurs  probite  et  je  ne  me  suis  pas  trompe.  Vous  pouvez  donc  en  leurs  faisant  de 
ma  part  mille  remercimens  de  plus  obligeants  les  assurer  que  pendant  tout  le  tems 
de  ma  yie  je  ne  leurs  refuserai  jamais  rien  de  ce  qai  pourra  dependre  de  moy  et 
que  meme  je  serois  toujonrs  applique  d'en  prevenir  les  occasions,  pour  les  convaincre, 
qne  je  ne  puis  jamais  assez  reconnoitre  les  bons  Services,  qu'ils  ra'ont  rendu  aupres 
de  Telecteur  lenrs  maitre.  J'anrai  bientot  oublie  le  petit  Sensheimb  et  ne  scai  s'il  a 
part  ä  tont  ce-cy,  s'il  a  mal  fait  en  renssissant,  il  merite  punitiou,  je  la  luy  donne 
aussy  en  augmentant  son  entretien  jusqn*a  1000  fl.  par  mois  pendant  ce  tt>ms 
de  crise,  et  Tassure,  connoissant  sa  capacite  et  son  zele  pour  mon  Service,  qne  au9- 
sitot  qu*il  se  presentera  quelque  occasion  convenable,  je  le  plasserai  de  facon  qn*il 
n*anra  pas  Heu  de  se  plaindre  de  mojr,  c'est  vous  en  dire  assez  pour  que  vons  puissiez 
faire  votre  compte,  si  je  suis  on  nc  suis  pas  content  de  votre  conduite.  Continnez 
toujours  de  meme  et  sur  tont  chez  Telecteur  de  Treve,  pour  lequel  vous  recevrez 
une  de  main  propre.  Je  crois  que  vous  devez  prendre  votre  tems  pendant  le  sejonr, 
qne  le  marechal  de  Belisle  y  faira,  et  suivre  en  tont  ses  avis  eclaires,  vons  pourrez 
en  meme  tems  Tassurer  des  sentimens  d*estime  et  de  confiance|,  que  je  luy  porte  et 
qne  scachant  mon  sort  entre  ses  mains,  j*en  crois  la  reussite  immancable.  Je 
prie  Dieu  ete.  ^^^^^^^ 


95 

(Einlage.) 

Hoehwürdigister  Churfürst 

besonders  lieber  Hehr  und  Freund! 

Das  Vertrauen,  so  gegen  Euer  Liebden  hege,  und  iene  hochachtung ,  welche 
selbe  beim  Römischen  Beich  billich  haben,  verursachen,  das  g^en  Euer  Liebden  in 
anligendten  schreiben,  auch  meines  gesuchs  wegen,  aufs  umbständig  eroffiie,  und 
deroselben  solches  bestens  und  so  mehr  angelegentlicher  recommandire,  als,  wan  Euer 
Liebden  beytritts  ich  mich  werde  versichert  halten  konen,  ich  in  meiner  auslangung 
mir  alle  gutte  hoffhung  machen  darff.  Versichre  hingegen  selbe  Service  voUkommendt- 
lieh  zu  tragen,  und  unauslöschliche  erkandtlichkeit  unveränderlich  in  aller  ergebenheit 
verharrendt.  München  den  27.  März  1741. 
Euer  Liebden 

dienstwilligst  und  von  herzen  ergebenste  Freund 

Carl  Albrecht. 

8. 

Nymphenbourg  ce  1.  de  Juiliet  1741. 

eher  CO.  de  Sensheimb!  Sur  oe  que  vous  me  mandez,  que  Telecteur  souhaite 
avoir  une  de  mes  chanteuses  pour  Topera,  qu'il  est  intention^  de  faire  representer  ä 
Toccasion  du  prochain  mariage  du  duc  de  Sultzbach,  vous  pouvez  l'assurer  que  n^aiant 
rien  au  monde  dans  mon  pouvoir,  qui  ne  soit  ä  son  service,  je  me  fais  un  plaisir 
enfini  de  luy  envoier  une  de  mes  chanteuses,  et  croiant  qae  la  Bavarese  etoit  la 
meilleure,  je  luy  ai  feit  insinuer  sur  le  champ  de  se  tenir  pr^te  au  preinier  ordre; 
aiant  aussy  appris,  que  Corestini  etoit  destine  pour  la  meme  opera,  je  Tai  refus^  ä 
Pisani,  qui  me  Tavoit  demande  pour  Venise,  de  sorte  que  Tune  et  Tautre  sont  ä  la 
disposition  de  la  cour  Palatine.  J*auroi  soin  de  pourvoir  aussy  ä  vos  a&ires  et  soiez 
assure,  que  je  reconnoitrai  en  tout  tems  les  bons  Services^  que  vous  me  rendez,  priant 
Dieu  qu'il  vous  aie  etc.  Cf^^^  ^^j^^^^ 

9. 

Munic  ce  8.  de  Juiliet  1741, 

eher  CO.  de  S.  J*ai  vu  par  celle,  que  vous  avez  ecrite  ä  Terring,  comme  quoy 
il  serait  fort  ä  propos,  que  le  duc  Clement  fit  la  finesse  ä  la  princesse  en  arrivant 
quelques  jours  avant  sa  fete;  je  vous  avois  deja  prevenu  en  cette  pens^,  de  sorte 
que  le  dit  Prince  arrivera  infiAilliblement  quelques  jours  avant ;  pour  ce  qui  regaide  le 
ceremoniel,  je  ne  pense  point  qu^il  y  puisse  avoir  la  moindre  difficult^.  Ce  prince 
etant  fils  unique  du  pauvre  Ferdinand  entra  absolument  dans  les  traces,  luy  a  suo- 
ceder  en  tout,  et  ne  scauroit  avoir  d^autre  rang,  que  feu  le  duc  a  eu,  ainsi  je  ne  luy 
ai  point  donne  d^autre  instruction,  que  celle  de  ne  jamais  demander  plus  que  son 
pere  a  eu,  esperant  qu'on  ne  luy  refusera  nulle  part  les  memes  honneurs,  c*est  sur 
Abh.d.III.Gl.d.k.Ak.d.Wi88.Xiy.Bd.I.Abth.  U 


96 

qnoy  aiant  Texemple  devant  soj  on  ne  scanroit  avec  raison  faire  la  moindre  diffi- 
cult^,  81  contre  tonte  attente  il  j  en  avait,  marqnez  le  moi  sans  parte  de  tems  par 
nne  estafPette.  J^ai  en  reponse  de  Corestini,  qni  sera  ici  an  commencement  d*aont  et 
attendra  les  ordres  de  Telectenr  ponr  se  rendre  ä  Manheimb  et  apprendre  8on  role. 
Je  prie  etc.  etc.  (if^^^j^^  ^^j^ 

10. 

Munic  ce  6.  d'aout  1741. 

eher  CO.  d.  S.  La  relation  dn  comte  de  Eönigsfeld  est  trop  importante  et 
Interesse  trop  le  bien  de  la  canse  commune,  pour  qae  je  n'en  donne  part  anssytot 
ä  mon  eher  electenrl  Vous  Iny  demanderez  donc  nne  andience  secrete  et  Iny  con- 
fierez  de  ma  part,  qne  les  ministres  de  Maience  m'ont  actuellement  assnre  la  voix 
de  lenr  maitre  ponr  la  dignite  imperiale.  Gomme  c^est  ä  l'electeur  Palatin,  qni  a 
devance  tons  les  autres,  a  qni  je  dois  le  premier  fondement  de  tont  mon  bonhenr, 
vons  Iny  en  temoignez  tonte  ma  reconnaissance ,  et  ne  scanriez  trouver  de  termes 
assez  forts  ponr  la  Iny  marqner,  mais  qne  le  tont  raste  ancore  en  secrete,  les  mi- 
nistres de  Maience  Taiant  extremement  recommande.  Je  ne  pnis  vons  ecrire  qne  ces 
denx  mots,  etant  ä.  la  veille  de  mon  depart  et  par  consequent  snrcharge  d'affaires. 
Je  prie  Dien  etc.  C?Aarfc5  Albert 

11. 

Hcuxg  ce  14.  d'aout  1741, 

eher  CO.  de  S.  J'ötais  veritablement  charme  d'apprendre  par  la  votre,  que  le 
duc  Clement  a  en  le  bonhenr  de  s'attirer  les  bonnes  graces  de  l'electear,  Tamitie 
d'nne  belle  et  aimable  princesse  et  Tapprobation  de  toute  la  cour.  Par  rapport  au 
mariage,  vons  scavez  et  ponvez  en  assurer  Telecteur  qne  c'est  lä  mon  plus  grand 
desir,  ne  soahaitter  rien  au  monde  avec  plns  d'empressement  qua  da  con solider  par 
de  nonveanx  liens  de  sang  et  d'eterniser  Tetroitte  reunion,  qni  regne  entre  les 
denx  Maisons,  de  sorta  que  je  n'hesiterois  pas  un  moment  ä  vous  munir  d'un  plein 
pouvoir  ponr  faire  la  demande  en  forme  de  ma  part  anpres  de  l'electeur,  que  le  duc 
Clement  demanderoit  en  meme  tems  en  personne,  et  j'attends  sur  ce  point  de  votre 
part,  de  quelle  facon  la  cour  Palatine,  c'est  a  dire  avec  quelle  solemnite  eile  veut 
que  cö-la  se  fasse,  comptant  de  faire  revenir  en  suitte  le  duc  Clement  en  Baviere 
jnsqu^au  tems  de  noces ;  c'est  ce  tems  propre  ä  choisir  sur  lequel  je  vai  m'expliquer. 
Je  concois  fort  bien  qn'il  seroit  plus  commode  ä  la  cour  Palatine  de  faire  las  deux 
mariages  ä  la  fois  et  par  consequent  avec  la  meme  depense,  je  sai  anssy  que  mon 
eher  electeur  auroit  dans  nn  age  aussy  avanc^,  qn'il  se  trouve  nne  double  consolation 
par  ce  double  mariage  et  j*entre  par&ittement  en  toutes  les  raisons,  qni  de  la  part 
de  la  cour  Palatine  decident  ponr  nne  prompte  conclusion  dn  dit  mariage,  mais 
comme  je  suis  sans  reserve  envers   nn   ami  anssy  intime  que  l'electeur  Palatin,   on 


97 

me  permettra  de  parier  aussy  ä  coenr  oQTert  et  de  dire  les  raieons,  qui  de  mon  cot6 
decident  ponr  an  petit  delai,  a  moins  que  la  cour,  oü  Toas  ^tes,  troave  moien  de 
les  leyer.  La  prämiere  est  la  reflexion  ä  &ire,  si  an  tems  de  gaerre  est  celay,  qa^on 
doit  choisir  pour  des  noces?  La  seconde  qae  la  meme  raison,  par  laqaelle  la  coar 
Palatine  sonhaitteroit  faire  les  deax  mariages  ä  la  fois,  m*engage  k  souhaitter  qa*il 
8oit  differe  jasqa*ä  celny  de  mon  prinoe  ^ectoral ,  et  qaoiqae  je  cederois  avec  plaisir 
sor  ce  point  an  desir  de  Telecteur  Palatin,  je  ne  poavois  point  m'empecher  de  re- 
gretter  Sment  de  ne  pas  poavoir  y  assister  en  personne,  les  conjonctares  presentes 
ne  permettent  point  qae  je  m'absente  de  mon  armee.  4ment  le  preambale  da  tems, 
dans  leqael  nons  noas  troaverons,  fait  voir  bien  clairement,  qae  je  ne  me  troave  point 
en  etat  de  faire  de  grandes  depenses  aiant  celles,  qoi  doivent  decider  da  sort  de  ma 
Maison  sar  les  bras.  5ment.  Par  cette  meme  raison  Tentretien  des  nonvaax  maries 
deviendroit  tres  minse,  ne  poavant  gaere  y  contribaer  aa  de  la  de  Tappanage  asite 
de  ma  Maison.  La  somme  ordinairement  destinee  aax  cadets  n^est  qae  de  12  mill.  de 
devoir  et  de  bonne  volonte  tont  aa  plas  de  20  mille  fl.  par  an,  et  si  meme  par  amitie 
poar  mon  nevea  et  en  memoire  de  mon  eher  frere  je  faisais  monter  cette  somme  soas 
qaelqae  aatre  titre  jasqa^ä  30  et  40  mille  fl.  Joint  ä  12  mille  fl. ,  qa*il  a  da  pater» 
nel,  il  n^aoroit  en  toat  qae  52  mille  fl.  de  rentes  annaeis,  ce  qni  ne  scaaroit  saffire 
poar  entretenir  avec  dignite  sa  Maison.  6.  Comme  le  tems  s^approche  qae  avec  la 
grace  de  Diea  et  le  secoars  de  mes  amis  je  pais  esperer  an  agrandissement  de  mes 
etats,  oa  je  poarrais  faire  davantage,  il  est  ä  savoir,  s'il  ne  vaadroit  pas  mieax  d*at* 
tendre  ce  tems.  7.  Scachant  qae  la  grande  mere  da  dac  ne  voudra  rien  contribaer 
poar  le  present,  et  qae  de  joar  en  joar  on  la  dit  moribonde,  cette  attente  ne  fairoit 
qae  les  mettre  mieax  aa  liea  qa'ä  present  il  fairoit  an  triste  debat  manqaant  da 
necessaire  poar  se  soattenir  d'ane  facon  digne  de  lears  naissance.  Si  Telectear 
Palatin ,  soit  moienant  la  joaissance  da  bien  de  la  princesse ,  soit  de  qaelqae  aatre 
facon  ä  moy  inconna  peat  obeir  a  ces  difficnltes,  de  sorte  qae  ces  deax  noaveaax 
maries  soient  en  etat  d'attendre  an  plas  heareax  k  venir,  sans  se  voir  man- 
qaer  de  toat  de  le  commencement,  je  me  preterois  avec  le  plas  grand  plaisir  du 
monde  an  desir  de  Telectear,  je  passerai  par  dessas  toates  les  aatres  raisons  et  pre* 
fererai  sans  mentir  la  satisfaction  de  Telectear,  qae  j'honore  en  vrai  pere  et  aime 
plas  que  moy  meme  ä  la  mienne.  G'est  dont  voas  pouvez  Tassarer  et  lay  faire  toates 
les  attentions  d^amitie,  qa'on  peat  exprimer.  J*attends  votre  r^pport  sar  toat  cecy 
et  prie  Diea  etc.  etc.  ^^^^^^^  ^^^^^^ 


12. 

Munic  ce  28.  d'aata  1741. 

Ober  CO.  d.  S.  Comme  je  me  sais  assez  expliqa^  dans  ma  precedente  sar  Tafiaire 
da  mariage  da  dac  Clement,  je  n*en  veax  plas  faire  mention  et  m'y  refere  sor  tont 
par  rapport  aax  reflexions,  dont  voas  fiurez  asage,  lorsqa'il  sera  tems  et  toojoars  de 


98 

facon,  que  la  pretieuse  sante  de  Telecteur  ne  coure  pas  le  moindre  risque  de  souffrir^ 

je  Tous  envoie  donc  le  plein  ponvoir   et  une  lettre  de  Unertl,   pour  demander  cette 

princesse  et  pour  traitter  le  mariage.    Le  duc  Clement  pourra  aussy  la  demander  en 

personne  et  puis  retourner  en  Baviere,   oa  il  attendra  le  tems  du  mariage,  dont  on 

conviendra  dans   la  suitte.     D^ailleurs  comme  mes  traitt^s  aussy  bien,  que  Tetroitte 

amitie,  que  j^ai  avec  ce  eher  electeur,  m^oblige  de  luy  communiquer  toute  chose,  vous 

luy  direz  de  bouclie  de  ma  part,  que  la.grande  duchesse  a  fait  ecrire  par  deux  con- 

riers  tout  de  suitte  par  Timperatrice  Amalie  ä  sa  fille,  qu^elle  6toit  iiitentionee   de 

faire  des  propositions  d'accomodement,  qu*a  cette  fin  je  n^avois  qu*a  choisir  un  en- 

droit  et  nommer  moy-meme  tel  ministre  des  leurs,  qui  me  conviendroit,  qu  on  avait 

aussy  informe  la  France  de  cette  intention.     Comme  on  ne  s'est  nnllement   ouvert, 

en  quoy  pourroient  consister  les  propositions  et  que  je  voiois  bien,  que  ce  ne  seroit  que 

pour  amuser  le  tapis,  pour  gagner  du  tems,  et  pour  me  rendre  suspect  ä  mes  amis, 

j*y  fait  repondre  que  la  chose  seroit  pour  le  present  aussy  prematuree  qu'infrnctueuse, 

prematuree,  puisque  je  ne  scavois  pas,  en  quoy  pourroient  consister  ces  propositions, 

infructueuse,  puisque  je  ne  pouvois  ne  voulois  rien  faire  sans  la  participation  de  mes 

amis  et  allies,   et  si   on  s'etait  de  plus  ouvert  envers  la  France,  j*en  attendrais   les 

avis,   mais  a  fin  que  Timperatrice  pnisse  juger  eile  meme.   si  en  tout  cas  les  öftres 

seroient  proportiones,  je  luy  ai  fait  envoier  quelques  exemplaires  de  la  deduction.   Je 

ne  me  suis  trompe  sur  leur  mauvaise  volonte,  car  le  jour  d'auparavant  ils  Tont  fait 

mettre  dans  les  gazettes  et  fönt  actuellement  conrrir  des  äcrits  cerculaires,  qui  m^of- 

fensent  de  rechef.    La  reponse  la  plus  positive,  qu'ils  peuvent  attendrede  moy,  sera 

les  armes  ä  la  main,  ainsi  qu'il  est  aussy  juste  que  necessaire.    C^est  dont  vous  fairez 

communication  de  bouche  et  je  prie  Dieu  etc. 

Charles  Albert 

13. 

Au  camps  ctEns  ce  29.  de  septembre  174L 

Ch.  c.  d.  S.  Les  devoirs  de  mon  ^troitte  union  avec  mon  eher  electeur  m'ob- 
ligent  de  luy  faire  part  par  votre  canal,  que  le  traitte  avec  la  Saxe  a  ete  signe  ä 
Francfort  sub  spe  rati;  par  lequel  moienant  une  indemnisation  sur  une  partie  des 
pays,  ques  la  grande  duchesse  possede,  il  est  oblige  de  renoncer  ä  son  expectance  sur 
Julliers  et  Berg  en  faveur  de  la  maison  Palatine,  tant  males  que  femeles.  Je  ne 
manquerai  point  de  communiquer  tout  le  traitte  ä  Telecteur  et  n'ai  (en  attendant 
pas  voulu)  perdre  un  moment  de  tems  pour  luy  donner  ce  pregout  d'avauce.  Le  roy 
de  Prusse,  avec  lequel  aussy  le  traitte  est  sign^,  renonce  aussy  ä  jamais  aux  dittes 
duchees,  ainsi  voila  Telecteur  et  toute  la  Maison  hors  de  crainte  de  ce  cote, 
Priez  en  meme  tems  Telecteur  de  ne  confier  ce  secret  ä  personne  au  monde. 
D*ailleurs  je  suis  bien  aise  de  vous  marquer,  que  pour  ce  qui  r^arde  le  mariage 
du  duc  Clement,  je  me  soumets  ä  tont  tant  au  tems  qu'a  la  forme.  Tout  ce-la 
ne    doit-  pas    vous    faire    perdre   un   moment  de    tems  pour  Francfort,    oü    vous 


99 

devez  incessament  paraitre  en  publique.  J*y  envoie  trois  de  mes  carosses  avec  les 
attellages,  un  officier  de  cnisine  et  son  bon  cuisinier;  si  tout  cela  ne  seroit  pas 
encore  arrive,  le  comte  de  Eönigsfeld  a  assez  de  credit  pour  en  commencer  le  train 
8ur  mon  coropte;  le  tout  luy  sera  certainement  bien  rembours^;  vous  recevrez  aussy 
tout  ce  que  yods  m^ävez  demaud^,  mais  ue  perdez  point  de  tems.  Informez  vous 
anssy  ce  que  la  princesse  aimeroit  avoir  en  di9.mant,  et  dites  au  duc  Clement,  quMl 
ecrive  ä  la  duchesse  sa  mere  de  tems  en  tems.  Ci-joint  une  lettre,  qui  n'est  pas  trop 
bien  faite  comprenant  une  relation  de  mes  Operations,  je  vous  Venvoie  teile  qu'elle 
est,,  pour  que  Telecteur  en  soit  informe,  Celles  qui  suivront,  seroient  plus  regulaires. 
Je  prie  Dieu  etc.  (jj^^^^^  jjf,^^ 

Je  crois  qu^avec  Konigsfeld  vous  pourriez  faire  maison  ensemble.     La  lettre  en 
question  etoit  si  mauvaise,  que  je  ne  Tai  pas  voulu  envoier. 


14. 

Au  camp  de  8t.  Polten 

ce  20.  d' ottobre  1711. 

Ch.  c.  d.  S.  Vous  avez  fort  bien  fait  d'informer  mon  eher  electeur  de 
Talliance  faite  avec  le  roy  de  Pologne,  eile  Test  dans  la  mellieure  forme,  et  je  suis 
encore  dans  Tattente  sur  rentiere  conclusion  de  Celle  du  roy  de  Prusse.  Le  roy  de 
Pologne  m*a  en  outre  donne  sa  voix  par  une  lettre  de  sa  propre  main  de  la  mardere 
la;  plus  obligeante.  Si  Jamals  T^lection  se  termine  en  ma  faveur,  ne  douttez  point, 
qüe  je  me  fairai  un  plaisir  iniini  de  passer  soit  en  allant  ou  en  revenant  chez  mon 
eher  electeur.  Tenez  bon  autant  que  vous  le  pouvez  pour  ma  charmante  future  niece, 
eile  merite  bien  qu*on  prenne  son  parti,  ä  present  que  la  grande  mere  est  morte  ä 
ce  qu'on  dit  eile  sera  beaucoup  mieux,  si  tant  est  que  la  duchesse  ne  veuille  chagri- 
ner  contre  rime  et  raison  le  pauvre  duc  Clement.  Je  donnerai  le  soiu  ä  Telectrice 
de  faire  faire  une  agraphe  de  brillant  des  pierreries,  que  mon  pauvre  frere,  le  duc 
Ferdinand,  a  laisse.  Je  vous  joins  icy  un  petit  projet  de  lettre,  qui  sert  de  Journal. 
Les  nouvelles  deviendront  bientot  plus  interessantes,  puisqu^on  dit  que  Neuperg  s'avance 
vers  nous.  Tachez  de  finir  bientöt  Telection,  j'ai  les  unanimes,  mais  je  ne  voudrais 
pas  que  Telection  traine,  je  prie  Dieu  etc. 

Charles  Alhert. 


• 


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•  •• 
V- 


y^      .-  r 


100 

15. 

Munic^)  ce  1.  de  novembre  1741. 

Gh.  c.  d.  S.  Vous  ne  scaoriez  suf&sement  ezprimer  a  mon  eher  electenr  ma 
sensibilit^  de  la  part,  que  ce  digne  ami  vent  bien  prendre  ä  tout  ce  qni  me  regarde ; 
assnrez-le  de  xna  part  que  tont  eyenement  heureux,  que  j'attends  de  la  bonte  Celeste, 
ne  servira  qu^a  me  faire  üne  etnde  tonte  particnlidre  et  a  emploier  tons  mes  soins 
poar  meriter  son  amitie,  qni  m*est  d^nn  prix  infini.  La  tendresse,  quMl  marqne  an 
dnc  Clement,  et  Tempressement,  qu'il  temoigne  ponr  Taccomplissement  des  deux  ma- 
riages  ä  la  fois,  m^y  fönt  concevoir  avec  d'antant  plus  de  plaisir  que  Telectenr  vou- 
lant  bien  suppleer  pendant  ce  tems  de  crise  ä  ce  que  je  devrois  et  voudrois  faire 
de  tont  mon  coeur,  si  ä  present  je  me  trouvois  en  etat,  rendra  le  contentement  des 
nouveanx  maries  complet,  et  calme  entierement  Tinquietude,  quej^avois,  qn^nne  prin- 
cesse  anssy  estimable  et  aussy  accomplie  que  Test  la  princesse  Marie,  n*auroit  pas  toute 
la  satisfaction,  qu*elle  merite  dans  ie  premier  tems  de  son  mariage;  aussytot  que  le 
calme  commeucera  a  se  remettre,  je  ne  manquerai  pas  de  leurs  servir  de  pere  ä  ma 
cour,  en  attendant  je  suis  infiniment  oblige  ä  Telecteur,  de  ce  qu^il  veut  encore  les 
garder  en  famille  aupres  de  luy,  ne  pouvant  etre  mieux  qu'entre  ses  bras  et  ä  sa 
cour.  Je  ne  manquerai  pas  non  plus  de  faire  demander  aussytot  la  dispense  ä  la 
cour  de  Rome.  Vous  declarerez  aussy  ä  Telecteur,  mais  sous  le  plus  rigourenx  secret, 
que  le  roy  de  Prusse,  qui  s'est  deja  engage  de  me  donner  la  voix,  demande  de  faire 
une  etroite  alliance  avec  moy.  Le  marechall  de  Bellisle  aura  dejas  rendu  compte  de 
la  bonne  Situation  des  affaires  de  Julliers  et  Berg,  ainsi  j^espere  que  Telecteur  Pa- 
latin  aprouvera  ce  que  j'ai  conclu.  La  Saxe  fait  aüssy  des  avances.  Si  je  trouvois 
anssy  moien  de  m'ajuster  avec  eile,  je  compte  que  Telecteur  y  consentira  de  meme; 
ce  seront  tonjours  autant  d'amis  de  plus.  Quant  au  roy  de  Prusse,  nous  nous  sommes 
dejas  donne  la  parole,  qui  entre  gens  de  droiture  vaut  d'avance  autant  qu'un  traitte, 
de  Sorte  qu'il  n*y  a  plus  a  douter  de  la  conclusion.  Je  parts  mardy  pour  Tarmee 
et  compte  en  tres  peu  de  jours  ouvrir  la  campagne  du  cote  de  la  hautte  Antriebe, 
c^est  dont  vous  informerez  aussy  Telecteur  de  ma  part^  je  prie  Dien  etc. 

Charles  Albert 

16. 

Au  camp  pres  de  Prag  ce  24.  de  nw.  1741. 

Gh.  c.  d.  S.  Je  ne  crois  point  que  vous  pouvez  yous  absenter  pour  aller  a 
Manheimb,  saus  quoy  je  serois  bien  ais^,  que  vous  donniez  part  ä  Telecteur,  qn'enfin 
mon  alliance  avec  le  roy  de  Prusse  a  ^t6  conclue  et  que  sa  renontiation  sur  Julliers 

*)  Die  Ortsangabe  könnte  nur  auf  Schreibverstoss  beraben.  Karl  Albert  kam  am  Abend  des 
1.  November  von  Strengberg  nach  Ena.  (Münchner  Reichsarchiv;  Hohenascbaner  Archivalien,  Feldzuga- 
diariom  des  Grafen  Maz  von  Preysing  1741.)  Ans  dem  Schlosssats  namentlich  aber  erhellt,  dass 
vielmehr  die  Zeitangabe  nnrichtig  nnd  dass  der  Brief  in  die  erste  Woche  des  September  einzureihen 
wfire,  demnach  als  13.  Brief  unserer  Sammlung  zu  gelten  hat. 


••     ••••  • 


101 

et  Berg  en  &yenr  des  deux  sezes  en  est  im  point  essentiel,  je  ne  manquerai  pas  de 
commaniquer  le  tont  h,  Telecteur  et  je  luy  recoxnmends  le  secret  et  je  prie  Dieu  etc. 

Charles  Albert. 


17. 

Praag  ce  5.  de  decembre  1741. 

Gh.  c.  d.  S.  Je  yous  remercie  sar  les  compliments,  ques  yoas  me  faites  par 
rapport  a  la  prise  de  Praag ;  il  faut  avoaer  que  c'^toit  le  conp  de  parti,  ce  qae  les 
suites  henreuses  nons  confirment  de  plus  en  plus.  Noas  avons  eu  en  cette  place 
plus  de  100  pieces  de  canon  et  de  3000  prisonniers,  entre  lesquels  au  moins  70  of- 
ficiers.  L'attaque  s'est  fait  en  4  endroits,  mais  c*est  lä  fansse,  qui  nons  en  a  facilite 
la  reussitte.  J^avois  donne  ordre  de  faire  cette  faDsse  attaque  ä  nne  henre  aprds 
minuit  aupres  d'nn  vieux  retranchement ,  que  j'ai  fait  occupper  le  premier  jour  en 
marquaut  cette  place.  J'ai  donne  ordre,  qu'on  j  fasse  un  feu  continuel  et  terrible, 
ce  qui  fut  aussy  execute  et  attira  presque  toute  la  garnison,  qui  se  donnoit  toutes 
les  peines  du  monde  a  repondre  ä  cette  fausse  attaque.  C'est  une  heure  apres,  qui 
fut  2  heures,  que  j'etois  convenu  avec  les  Saxons  d'attaquer  en  deux  endroits,  et 
j*ai  donne  ordre  au  comte  de  Saxe,  que  favois  envoie  avec  un  detachement  d'environ 
3000  hommes  de  Tautre  cote  de  la  Moldave,  d'attaquer  ä  la  meme  heare.  Le  tout 
fut  trös  bien  execute,  nos  grenadiers  montirent  avec  des  echelles  et  trouverent  de  ce 
cote  tres  pen  de  resistence.  Apr^  avoir  pris  poste  sur  les  remparts  ils  enfoncerent 
la  porte  et  la  cavallerie  entra.  J*l  y  a  eu  quelques  Bourgeois  et  soldats,  qui  ont  fait 
mine  de  se  defendre,  qui  furent  tue,  le  reste  se  sauva  tout  de  suitte  et  le  comte 
de  Saxe  recu  les  clefs  du  commandant,  qui  apres  avoir  appris,  que  nos  gens  ^toient 
maitres  de  la  place,  se  rendit  prisonnier  de  guerre.  On  ne  s'en  coutenta  pas,  car 
comme  la  citadelle  nommee  le  Fischerat  etoit  encore  occapee  de  3  ou  400  hommes, 
on  obligea  le  gouverneur  de  donner  un  ordre  par  ecrit  au  comraendant  du  Fischerat 
de  se  rendre,  ce  qui  fut  execute,  et  la  citadelle  fut  videe.  Les  Saxons  tirerent  beau- 
coup  de  leurs  geschwindstuk  et  mirent  par  la  Tallarme  dans  la  ville  de  sorte  qu*ils 
ont  eu  le  general  Miesbach  et  13  soldats  de  tues  et  une  trentaine  de  blesses,  aiant 
essuie  un  feux  assez  considerable  ils  se  rendirent  pourtant  maitres  du  Carlsthor  et 
percerent  pareillement  dans  la  ville,  de  sorte  qu'a  ciuque  heures  du  matin  Praag  etoit 
empörte.  J'y  suis  entrö  a  10  heures  et  y  ai  fait  chanter  le  Te  Deum  ä  la  Cathe- 
drale,  3  ou  4  jours  apres  j'envoiois  un  dettacheraent  avec  le  comte  de  Saxe  pour 
decouvrir  Tarmee  ennemie  dans  Tintention  de  suivre  avec  la  notre  et  de  la  com- 
battre,  mais  les  ennemis  fiirent  tellement  consternes  de  la  prise  de  Prague  qu'ils 
n*oserent  nous  attendre  et  se  retirerent.  Nous  avons  envoie  Houlands  Polonois 
apr^s  eux,  qui  ont  tue  une  cinquantaine  de  Housards  et  pris  autant;  depuis  leurs 
retraitte  leurs  desertion  augmente  a  un  point,  qu'il  n'y  a  pas  de  jour  qu'il  en  vienne 
plus  de  Cent;  eile  monte  dejas  ä  quelque  mille,  ce  qui  vaut  une  bataille  gagn^e,  et 


•  •  ••  • 

•  •  .  •  .    •".;• 

•  •  •    •     •  •  • 

•  •  •      a           I»        . 


102 

ai  par  rapport  aiix  subsistences  et  ä  la  saison  avancee  on  n'etoit  enipeche  de  les 
suiyre,  tonte  cette  armee  fngitiye  seroit  tres  facile  ä  detruire  totalement.  Je  vous 
fais  ce  petit  detail  ponr  en  informer  Telecteur  par  un  extrait,  que  rons  en  fairez; 
il  est  biei)  vray  qu^il  fandroit  envoier  des  relations  toates  les  semaines,  mais  je  ii*ai 
personne  icy  pour  les  faire  et  ä  moy  il  me  manqne  le  tems  ponr  ce-la.  Qnant  au 
contract  de  mariage  du  dnc  Clement  je  n'en  ai  rien  yu,  sans  quoy  j*y  aurois  certai- 
nement  repondu  avec  le  plus  grand  empressement  du  monde,  ne  sonhaittant  rien  tant 
que  ce  mariage.  En  yoila  assez  pour  anjourdhui.  Pressez  Telection,  c*est  ce  qu^il 
y  a  le  plus  important  pour  moy,  et  je  prie  Dien  etc. 

Charles  Albert. 

P.  S.    Je  compte  me  faire  proclamer  aprds  demain  et  de  fixer  Thommage  pour 
3  semaines,  le  couronnement  ne  pourra  guere  se  faire  qu'apr^s  Francfort 


18. 

Praag  ce  19.  de  decewbre  1741. 

Ch.  c.  d.  S.  J*ai  In  avec  attention  toutes  les  pieces  concernantes  le  contract 
de  mariage,  dont  jusqu*ä  hier  au  soir  qne  votre  Courier  est  arrive,  je  n^avois  encore 
rien  tu  et  ne  puis  m^imaginer  par  quelle  mauditte  negligence  ünertl  ne  m^en  a  rien 
envoi^.  Vous  pouvez  aller  ä  Manheimb,  si  vous  le  croiez  necessaire,  et  que  vous  le 
ponvez  sans  que  mon  Service  ä  Franciort  en  patisse,  et  assurer  mou  eher  electeur, 
que  rien  au  monde  ne  me  tient  plus  ä  coeur  que  la  conclusion  de  ce  mariage,  ma 
plus  grande  satisfeiction  consiste  ä  serrer  de  plus  en  plus  et  par  tous  les  moiens 
imaginables  Tetroitte  union,  qui  regne  entre  nos  deux  Maisons,  et  qui  y  doit  regner 
eternellement.  Comme  je  n'ai  pas  ea  le  tems  de  faire  toutes  .mes  remarques  sur  le 
contract  meme,  je  les  ai  faites  sur  les  extraits  de  celuy  du  duc  Ferdinand.  Si  on 
les  trouve  justes,  et  que  la  cour  Palatine  en  est  d'accord,  comme  je  Tespere,  on  n*a 
qu*a  remplir  les  plasses  vides  du  contract  et  TafiGEiire  sera  finie.  J'espere  qn'il  se 
passera  tres  peu  de  tems,  qne  je  pourrai  trouver  un  amplassement  pour  le  duc  Clement, 
et  qu*alors  les  nonveaux  mari^  seront  mieux  ä  leurs  aise,  je  croiis  cependant  qu^avec 
ce  qu*elle  a  et  ce  que  peüt-etre  Telecteur  Palatin  youdra  en  attendant  y  joindre,  ils 
pourront  yiyre  tres  honorablement.  D^aillenrs  je  ne  scaurois  assez  yous  repeter, 
combien  il  importe  de  finir  bientot  Telection,  et  fidtes  connoitre  ä  la  cour  Palatine, 
qne  c'est  a  eile  quMl  importe  le  plus.  Conmie  certainement  je  suis  le  mellieur  amy, 
que  Telecteur  peut  ayoir  au  monde,  il  ne  fant  pas  qu'il  doutte,  qne  paryenant  ä  la 
couronne  imperiale  je  ne  fasse  tont  pour  luy,  mais  qu^il  considere  aussy  qu^allors 
je  send  aussy  plus  en  etat  de  le  faire  et  plus  efficacement,  tant  par  rapport  ä  ses 
pretensions  d^argent,  qu'il  a  sur  la  maison  d* Antriebe,  que  d*autres,  je  ne  doutte  donc 
nullement,  qn*on  pretera  les  mains  ä  une  prompt«  conclusion  et  prie  Dien  etc. 

Charles  Albert. 


»    *  •  »  * 


103 

19. 

Praag  ce  26,  de  deeembre  1741. 

Ch.  c.  d.  S.    Aiant  appris  avec  bien  da  plaisir  et  de  satisfaction   qa'enfin  le 

jonr  de  Telection  est  fix^  pour  le  24.  da  mois  qai  vient,  je  me  conforme  avec  plaisir 

a  ce  qa*on  a  projett^  par  rapport  aa  coaronnement,  et  ce-la  d^aotant  plas  qae  j*at- 

tendrai  Tissae  de  ce  graad  evenement  aopres  de  mon  eher   electeor  Palatin.     Poar 

rendre  la  joye  plas  parfaitte  ii*y  aaroit  11  pas  moien  de  differer  de  quelques  jours  les 

nooes,  c'est  ä  dire  jusqu'au  20.  ou  21.  ou  22.,  allors  tont  pourroit  s'y  trouver  as- 

sembl^,  ce  qui  fairoit  une  grande  consolation  ä  noas  tous,  cependant  je  ne  pretends 

g^ner  en  rien  Telecteur,  informez  vous  en  sous  maia  et  mandez  moy  la  verite.    La 

reine   et    le    prince  roial  s'y  trouveroit  aussy   et  meme   mes  filles,  si  on  les  y  sou- 

haittoit.    J'attends  votre  reponse  ä  Munic,  pour  ou  je  parts  apres  demaiu,  s*il  plait 

ü   Dieu  et  prendrai   mon   chemin  par  Dresden   pour   faire  la  gallanterie  au  roy  de 

Pologne,  et  je  prie  Dien  etc 

Charles  Albert. 


20. 

Munic  ce  6.  de  Van  llf42. 

Ch.  c.  d.  S.     J'ai  tu  par  celle,  que  vous  avez  ecrite  hier  quMl   seroit  difScile 

de  differer  le  terme  des  noces  jusqu'au  20.  ou  21.   Gomme  je  souhaitterois  fort  d'en 

etre,  vous  n'avez  qu*a  me  mander,  si  peutetre  je  n'y  serois  pas  incommode,  et  mar- 

qnez  moy,  quand  en  ce  cas  le  jour  restera  fix^,  je  compte  d*y  amener  la  reine,  mon 

fils  et  deux  de  mes  fiUes,  mais  si  peutetre  il  y   auroit  contre  tonte  attente  quelque 

difficulte,  mandez  le  moy  par  un  courrier,   car  il  ni  a  pas  de  tems  a  perdre.     Rien 

au  moude  ne  sera  plus  touchant  pour  moy    et   ne  scauroit  me   fiaire  plus  de  plaisir 

que   de  Yoir  mon  eher  electeur   et  nos   deux  Maisons  rennis,  c'est  que  je  souhaitte 

avec  le  plus  d'ardeur,  et  ou  je  serai  le  mieux  pour  attendre  Tissue  de  Telection  et 

je  prie  Dieu  etc. 

Charles  Albert. 


21. 

Munic  ce  6.  de  Janvier  1742. 

Ch.  c.  d.  S.  Comme  je  ne  scaurois  avoir  de  plns  grande  consolation  et  satis- 
faction que  de  me  trouver  avec  mon  eher  electeur,  et  que  je  ne  voudrois  nullement 
que  par  rapport  a  moy  les  noces  fussent  differees,  je  m'y  rendrai  sans  faute  vers  le 
15.,  16.  ou  le  17.  au  plus  tard  pour  y  pouvoir  assister  le  18.  de  ce  mois  qui  reste 
le  jour  fix^.  Depuis  que  les  ennemis  ont  forc^  les  lignes,  ilsravagent  dans  le  pays; 
quoiqne  le  corps  de  Minuzi  et  de  Segur  est  encore  dans  Linz,  ils  brulent  ou  ils 
peuvent  et  ne  suivent  point  en  ce-la  Texemple,  que  je  leurs  ai  donnä;  je  scai  bien 

qa*ils  ne  peuvent  pas  s'y  souttenir,  mais  le  pais  est  depourvu  de  trouppes,   en  at- 
Abh.  d.  III.  GL  d.  k.  Ah  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  LiAbth.  15 


104 

tendant  ils  1e  ruinetit.    Ce  sera  le  cas,  ou  je  prierai  mon  eher  electeur  de  m'enyoier 

de  secours,  et  aussy  celuy,  dans  lequel  j'espere  que  les  ^lecteurs  presseront  d^autant 

plus  Telection  pour  mettre  au  plntot  fin  a  cette  rage  foarbare,  qui  leurs  a  fait  choisir 

tont  expres  ce  tems  de  Telection  pour  me  mortifier.     Apres  relection  Tempire  s'eri- 

geant  en  mediateur  coDJointement  avec  la  France  et  les   autres  pnissances  pourra  y 

mettre  bientöt  le   Holä   et  pourra  faire  faire  la   paix  a  des  conditious  equitables. 

Je  prie  Dieu  etc. 

Charles  Albert 


22. 

Creilsheimb  ce  14  de  janvier  1742. 

Ch.  c.  d.  S,  '  Je  n'ai  jamais  eu  d'autre  idee  par  rapport  au  jour  fixe  pour  les 
noces  que  le  18.  de  ce  mois  et  anrois  souhaitte,  que  les  noces  fasseut  remises  au  20. 
ou  21.,  mais  aussytot  que  j'ai  appris  que  le  jour  de  Tentree  de  Telecteur  inou  frere 
etoit  fixe  pour  le  20.  j'ai  d'abord  pris  la  resolution  d^accelerer  mon  voiage  pour 
arriver  avant  le  18.  Avant  de  monter  en  chaise  j'ai  appris  que  les  noces  devoient 
se  faire  le  15.,  mais  comme  les  princesses  etoient  dejas  parties,  j^ai  continue  mon 
chemin  dans  Tesperance,  qu'on  s'en  tiendra  encore  au  18.  ou  que,  si  les  noces  sont 
dejas  faites  j'arriverai,  du  moins  le  lendemain,  qui  est  le  goldene  tag,  a  present  arri- 
vant  le  16  touji  depend  encore  de  Telecteur,  lequel  je  prierai  de  ne  point  s'incommoder, 
ä  faire  de  ceremonie  avec  quelqu'un,  qui  luy  appartient  entierement  et  qu'il  veuille 
toujours  se  regarder  comme  un  enfant  de  sa  maison.  La  liste  de  la  suitte  a  dejas 
et6  euToie,  pour  ne  pas  nous  empecher  les  uns  les  autres,  nous  avons  pris  denx 
routtes  diflferentes,  les  princesses  sout  parties  un  jour  plustot,  mais  le  tout  arrivera 
eusemble.  Elles  en  5,  et  moy  en  4  jours.  J'ai  bien  prevu  Tenvoi  de  la  grande 
duchesse ,  on  voit  bien  clairement  qu'elle  met  tout  en  usage  pour  le  tems  de  Telection 
dans  Tesperance,  d'y  mettre  quelque  empechemeut,  mais  l'electeur  de  Maience  y 
repondra,  comme  vous  me  dites,  d'une  facon,  qui  m*eachante  et  m'oblige  au  de  la 
de  Timagination ;  il  est  bien  vray  qu'on  ne  peut  guere  empecher  pour  le  present  aux 
Lorrains  de  faire  bien  du  degat  en  Baviere  et  meme  d'y  avancer,  mais  on  scait  bien 
que  ce-la  ne  scauroit  ^tre  de  duree;  il  y  a  aussy  a  considerer  que  non  seulement 
pour  mes  interets,  mais  pour  le  bien  de  Tempire  il  ni  auroit  certainement  rien  au 
monde  de  plus  ruinible  qu'un  nouveau  delai  de  Telection,  puis  qu'allors  non 
seulement  eile  ne  se  fairoit  pas  si  tot,  mais  aussy  il  en  naitroit  indublitablement 
quelque  schisme,  ou  bientot  le  sisteme  de  l'empire  se  trouveroit  entierement  boule- 
verse.  Cette  circonstance  de  Teruption  dans  la  Baviere  devroit  bien  plutdt  accelerer 
Telection  que  la  differer,  car  aussytot  que  je  serai  ein  empereur,  n'aiant  rien  au  monde 
plus  ä  coeur  que  le  repos  publique  et  le  bien  de  l'empire,  je  pourrois  etre  le  premier 
a  emploier  moy  meme  la  mediation  de  Tempire  et  de  la  France,  allors  des  pnissances 
jointes  eusemble  il  ne  sera  pas  difficile  de  proposer  ä  la  grande  duchesse   un  acco- 


105 

modement  raisouDable  et  de  la  menacer  en  cas  de  refus  de  la  depoailler  de  tons  les 
^tats,  qnes  sans  cela  eile  possede  injüstement.  Si  au  contraire  en  cette  oecasion  Tempire 
se  separeroit  d'avec  la  France,  il  n*en  naitroit  qn'nne  gaerre  plus  sanglante,  qni  n*auroit 
point  de  fin,  et  allors  on  verroit  anssy  bien  qu^ä  present,  qne  legrand  duc  nescanroit 
jamais  convenir  ponr  emperear,  et  par  conseqnent  tont  ce  delai  ne  scanroit  dtre  ntil 
anx  vices  de  la  grande  dnchesse  et  seroit  tonjonrs  infiniment  minible  aü  st.  empire. 
Faites  voir  cette  lettre  an  comte  de  Eonigsfeld  et  convenez  ensemble  ce  qn^en  forme  de 
disconrs  vons  en  direz  an  ministre  de  Maience  et  antres  et  je  prie  Dien  etc. 

Charles  Albert. 

P.  S.      J'embrasse  mon  eher  frere  Telecteur  de  Cologne  dn  fond  de  mon  coenr 
et  me   fais  nne  satisfaction   infinie  de  luy  marqner  de  bouche,  combien  je  luy  dois. 


23. 

Mannheim  le  21.  de  janvier  1742. 

Cb.  c.  d.  S.  J'ai  recu  votre  lettre,  par  la  qnelle  je  vois  qne  les  a&ires  de 
Telection  vont  bien,  je  ne  donte  pas  cependant  qne  les  partisans  de  la  conr  de  Yienne 
n^ayent  ßiit  tons  lenrs  efiforts  ponr  Tarchidnc  et  pentetre  consei^'ent  ils  encore 
qnelqn'esperance  secrete  d'y  renssir,  quoique  le  moment  en  soit  si  prochain,  qu'il 
fandroit  nn  grand  changement  ponr  qn'ils  puissent  renssir.  J*en  ay  la  dessns  ancune 
inqaietnde,  et  d'antant  moins  qne  vons  connoissez  ma  confiance  dans  Tamitie,  le  zele 
et  le  silence  de  m.  le  marchal  de  Bellisle,  dont  il  me  donne  de  nonvelles  prenves  a 
chaqne  moment. 

Je  reprends  tons  les  articles  de  votre  lettre,  qne  je  repondray  separement. 

Jl  fant  faire  faire  snr  le  champ  et  sans  perte  de  tems  24  convertures  de  chevanx 
gallonnees  d'argent  et  tont  an  plns  riebe.  Ce  n'est  pas  dans  de  pareilles  occasions 
qu'il  fant  aller  ä  l'oeconomie. 

A  Tegard  du  Mantelkleid  j'en  fais  faire  icy  nn  riebe  et  nn  noir.  On  travaille 
anssy  icy  ä  nn  mantean  ponr  Timperatrice. 

Je  ne  scay  pas,  qni  a  pn  faire  courir  le  brait,  qne  les  ennemis  avoient  pris 
Vilsboven,  lenrs  boussards  y  ont  fait  qnelqnes  conrses,  mais  n^y  ont  pas  forme 
d'etablissement. 

J'ais  vons  prevenir  snr  les  nonvelles,  qni  serepandront  qne  Ta  attaque  Scharding 
Sans  Tavoir  pu  prendre.  Le  marechal  de  Terring  s'est  efifectivement  presente  devant 
cette  place,  mais  comme  les  ennemis  y  ont  six  mille  hommes  et  qn'il  n^en  avoit  qne 
denx,  il  a  jng^  apropos  de  se  retirer  jusqu'ä  ce  qu^un  plns  gros  corps  de  tronpes, 
qn'il  attend  et  Tait  rejoint.  Alors  il  attaqnera  Scharding,  je  ne  donte  pas,  qn*il 
n'enleve  anx  ennemis.  Je  m'attends  bien  qne  les  partisans  dn  grand  dnc  feront 
sonner  fort  haut  cette  espece  d'evenement,  snr  leqnel  vons  serez  assez   instrnit  ponr 

lü* 


106 

detrnire  tous  les   bruits,   qu'ils  repandroientf  et  prevenir  les  maavaises  impressions, 
qn*ils  8*efforc6roient  de  jetter  dans  les  esprits. 

Je  Yoas  envoye  nne  liste  des  presents ,  qne  j^ay  destiue  pour  cette  conr.  Gomme 
YOüs  la  connoissez,  yous  jugerez,  si  la  destioatiou  est  con^enable  en  egarde  ä  la  Situ- 
ation presente.  Yous  me  manderez  ce  qne  vons  penserez  la  dessns.  Yons  sentez 
bien  qne  par  tontes  sortes  de  raisoDS  je  venx  faire  les  choses  conyenablement,  snr 
ce  qne  je  prie  Dien  etc.  qj^^^i^^  ^^j^^^ 


24. 

Manheim  le  25.  de  janvier  1742. 

Gh.  c.  d.  S.     Je  re^ois  avec  plaisir  les  temoignages  de  la  joye,  que  vons  donne 

rhenrenx  evenement  d^hier,  et  je  snis  bien  persuade  de  tous  les  voeux,  qnes  vons  avoz 

fait  ponr  me  voir  assis  snr  le  throne  imperial.  Comme  je  connois  vos  Services  et  votre 

attachement  pour  moy  je  seray  charme  de  vons  donner  en  tont  tems  des  marques  de  ma 

satisfaction  et  je  prie  Dien  etc. 

Charles. 


25. 

Manheimh  ce  28.  de  janvier  1742. 

Gh.  c.  d.  S.  Gomme  enfin  les  choses  seront  pretes  ponr  le  31,  je  ne  manquerai 
pas  de  faire  mon  entr^e  ce  meme  jonr,  j'enverrai  anssy  un  gentilhomme  au  land- 
grave  de  Darmstatt,  mais  ce  ne  poürra  etre  qu'avec  nne  lettre  de  ma  propre  ^chan- 
cellerie,  puisque  celle  de  Tempire  n*est  pas  encore  arrivee ;  en  attendant  il  m'a  dejas 
fait  inviter  et  j'ai  fait  reponse  de  bonche  ä  son  envoie;  il  m'a  aussy  offert  un  de 
ses  princes  pour  servir  ä  table  au  courronnement  et  nne  princesse  pour  porter  la 
qneue,  je  ne  scai,  si  puisque  ce-la  se  fait  dans  Teglise,  il  ni  auroit  point  de  difticult^. 
Je  serai  fort  aise  de  vous  voir  ä  Darmstatt,  etant  de  la  derniere  consequence  et 
necessite  de  concerter  les  choses  ensemble,  pour  qne  tont  aille  comme  il  faut.  Quand 
ä  votre  envoy  en  France,  je  ne  scai,  si  daus  les  conjonctnres  presentes  je  pourrai 
me  passer  de  vous,  ce  que  vous  connoitrez  mieux  que  personne,  je  ne  Tai  promis  ä 
personne  d'autre.  Je  voudrois  aussy  scavoir,  ä  qui  je  dois  envoier  pour  la  notifi- 
cation,  de  quel  grade  les  personnes  a  envoier  doivent  ^tre,  et  quand  je  les  enverrai. 
J'attends  avec  impatience  la  proposition  de  Telectenr  de  Maience  pour  un  vicechan- 
cellier  et  j'espere,  que  ce  sera  Eönigsfeld ;  depuis  le  depart  de  Golloredo  j*ai  ref  u  nne 
lettre  interceptee  de  Bernclau  ä  luy  Golloredo,  de  sorte  qn^il^se  trouve  actuellement 
en  correspondence  avec  mes  ennemis.     Je  prie  Dien  etc. 

Charles. 
P.  S.     Ponr    ce  qui   est  de  la   proposition   de  mr.   de  Mnnchhansen  je  m*en 


107 

rapporte  ä  la  reponse,  qne  je  fais  ä  votre  relation;  comme  je  suis  honnet  homme, 
je  ue  la  scaurois  cacher  ä  la  France,  mais  je  coDsens  avec  plaisir  qne  Mr.  de  Munch- 
IiaDsen  en  previenne  le  marchal  de  Bellisle,  au  reste  je  suis  enchante  de  la  bonne 
volonte  de  la  maison  d'HannoYre. 


26. 

Francforte  le  20.  de  may  1742. 

Ch.  c.  d.  S.  Je  vous  envoye  ei  Joint  la  premiere  relation,  que  j'ay  recui  pai 
un  courrier  depecli6  de  dessus  le  champ  de  bataille,  par  laquelle  vous  verrez,  que  le 
roy  de  Prusse  yient  de  remporter  sur  les  Autrichiens  command^s  par  le  prince  Charles 
de  Lorraine  une  victoire  complete.  Le  marechal  de  Schmettau,  que  le  roy  de  Prusse 
m'envoye,  est  charg^  de  m'en  faire  les  details,  dont  je  vous  feray  instruire.  Cet 
evenement  important  aura  des  suites,  qui  le  seront  encore  d^avantage;  mon  premier 
soin  sera  d^en  rendre  ä  Dieu  de  solemnelles  actions  de  graces. 

Le  roy  de  Prusse  fait  savoir  que  les  ennemis  marchoient  sur  Pragues  et  qu'ils 
etoient  a  Teutsch-Bogonow  s'est  determine  sur  le  champ  de  marcher  meme  avant 
qu'il  eut  et^  Joint  par  le  prince  d' Anhalt  vers  Czaslaw  le  16.,  et  le  17.  aux  envisons 
de  Guttemberg,  c'est  dans  la  pleine  de  Czaslaw,  oü  s'est  donnee  cette  bataille  le  17. 
Sur  ce  je  prie  Dieu  etc.  nj^  j 

Beilage. 

Du  champ  de  bataille  pres  de  Ceaslau) 

le  17.  may  ä  5  heures  du  soir. 

Le  roy  de  Prusse  ayant  ete  averty  pendant  la  nuit  que  les  ennemis  marchoient 
ä  luy,  se  depecha  de  mettre  son  arm^e  en  bataille  d^s  la  pointe  du  jour  et  les  at- 
tendit  en  bon  ordre  jusqu'a  8  heures  du  matin,  que  le  combat  commen9a.  L^aile 
gauche  de  la  cavallerie  Prussienne  s'est  un  peu  ebranlee  et  Taile  droite  fit  aussy 
un  petit  mouvement,  qui  fut  occasionne  par  ce  que  les  houssards  auroient  tournes 
l'armee  et  etoient  tonibes  sur  les  equipages,  mais  le  desordre  de  la  cavallerie  dura  peu 
et  fut  bientot  retably  par  la  bonne  contenance  de  Tinfanterie  et  surtout  par  Celles 
du  roy,  qui  s'est  porte  par  tout  et  a  donne  ses  ordres  avec  une  fermete  et  une 
presence  d*esprit  admirable,  de  sorte  que  la  cavallerie  qui  venoit  de  se  remettre  et 
rin&nterie  ayant  en  meme  tems  Charge,  leur  deroute  a  ^te  generale.  Les  deserteurs 
assurent,  que  Tarmee  Autrichienne  montoit  ä  30000  sans  compter  les  housards  et 
les  tolpaches.  La  perte  de  notre  cot^  ne  va  pas  a  ce  qu*on  en  peut  juger  ä  2000, 
mais  Celle  des  ennemis  paroit  passer  6000  h.  sur  le  champ  de  bataille  sans  comp- 
ter ce  qu'ils  perdront  dans  leur  fuitte.  On  ne  s'est  par  trop  attach^  ä  faire  de  pri- 
sonniers  et  je  ne  vois  pas  qu'il  y  en  ait  plus  de  2000  jusques  a  present.  U  y  a 
toute  apparence  qu'on  en  fera  d'avantage  on  ne  saura  de  meme  le  nombre  de  leurs 
blesses  que  demain  ou  aprös  ä  mesure  qu'ils  seront  obligä  de  les  laisser  en  se  reti- 


108 

rant,  mais  il  doli  scnrement  etre  tres  considerable,  car  le  fen  de  rinfanterie  Pnissienne 
a  ete  terrible.  Les  prisonniers  viennent  de  dire  dans  le  moment,  qne  le  prince 
Charles  est  du  nombre  des  blesses,  le  comte  de  Rottembonrg  Test  aussy  dangereuse- 
menfc  dn  cote  des  Prussiens.  Le  Mareehal  de  Schmettan,  qne  le  roy  de  Prasse  en- 
TOje  ä  S.  M.  I.,  rendra  un  compte  plus  ^tendu,  j'ecris  cecy  sur  le  champ  de  Bataille 
fort  ä  la  bäte  pour  profiter  du  courrier. 


27. 

Francfort  ce  18.  de  Juillet  174J2. 

Gh.  c.  d.  S.  J^ay  vu  par  la  votre  du  13.  de  ce  mois  le  discours,  que  vons  a 
teuu  le  comte  de  Podewils  tonchant  Milord  Stair,  comme  quoi  celui-cy  aimeroit  assez, 
que  vous  entrassiez  avec  lui  en  commerce,  ce  que  meme  selon  Tayis  dn  dit  comte 
pourrait  non  seulement  avantager  mos  interet,  mais  encore  ponrrait-il  le  demander. 
Loin  qne  je  sois  d'un  seutiment  contraire,  je  pense  meme,  qa*il  faut  passer  par  des- 
sus  tout  ce,  que  faire  se  peut  pour  etablir  une  fois  ce  commer9e,  dont  le  delai  m*a 
dejas  inquiete,  dont  Tetablissement  me  promet  beaucoup  de  bon  et  an  quel  j^ai  but€ 
dejas  depuis  plus  longtemps.  Le  grand  point  en  est,  que  vous  menagiez  en  cette 
occasion,  comme  vous  me  promettez  dejas,  et  comme  votre  savoir  faire  vous  fera  ef- 
fectuer  avec  aisance  et  une  conduite  tele,  qai  puisse  etre  ä  Tabri  de  jaste  reproches 
et  d^ombrage  du  cote  de  la  France. 

Le  discours  entame  une  fois  par  le  mylord  entrainera  saus  faate  en  matiere  le 
point  du  moyen  ou  plan,  sur  le  quel  je  pourrois  penser  me  contenter.  Vous  luy 
ferez  entendre  ä  ce  sujet,  que  ce  plan  est  tout  trouve,  et  meme  dejas  connu  au  roi 
Britanique,  puis  que  par  abondance  de  confiance,  qae  j^avois  en  tout  tems  en  lui, 
comme  le  prince  de  TEurope,  que  j'estime  le  plus  juste  et  le  plus  eclaire.  II  a  ete 
le  seul  des  non  alies,  auquel  je  Tavois  communiqu^  dejas  l'annee  passee,  qae  je  re- 
gardois  ce  plan,  fait  entre  les  alies,  pas  moins  raisouable,  qu*il  est  juste,  et  equi- 
table,  puis  que  j'avois  desiste  de  bien  des  pais,  qae  mes  justes  pretensions  toutes 
fois  enfermoient.  Au  cas  qu'il  vous  repliquoit,  que  ny  plus  ny  moins  la  hache  pa- 
roissoit  ä  TAngleterre  etre  jettee  trop  loin  encore,  vous  pourriez  lui  faire  entendre, 
que  vous  ne  doutez  pas,  que  malgre  toute  moderatiou,  qui  a  dejas  precede,  je  pour- 
rois bien  pour  Tamour  du  retablissement  de  la  tranquillite  publique  me  laisser  por- 
ter ä  mettre  pour  le  present  encore  plus  d'eau  dans  moD  vin,  que  je  n'ay  dejas  mis 
par  le  passe.  Mais  aa  cas,  qu'il  touche  la  corde  du  Royaume  de  Boheme  poar  le 
sortir  du  plan,  vous  repliquerez,  qu'il  seroit  bien  dure  et  difficil,  de  me  faire  desister 
d^un  morceau,  pas  seulement  du  total  des  plus  importants,  mais  encore  en  egard  ä 
mes  droits,  des  mieux  fondees,  que  je  serois  non  seulement  gnere  d'humear,  mais 
aussi  guere  en  droit  de  m^en  desister  solidement  et  ä  perpetuite  au  prejudice  le  plus 
enorme  de  ma  future  posterite.  Au  cas,  qu'il  y  insiste,  vous  lui  direz,  qu'en  tout 
cas  il  faudroit  trouver   des  moyens  de,me  contenter  par  quelque  equivalent  et  tel. 


109 

qni  feroit  nne  angmeniation  des  .revenues  ordinaires  de  la  Baviere  an  moins  de  six 
Millions  de  fior.  d'Alemagne  par  an.  Des  qaels  (mes  jnstes  droits  a  pari)  milord 
connoitra  lui  meme,  j'anrai  plus  qne  besoin  tant  pour  maintenir  avec  la  force  reqnise 
les  lois  de  TEurope,  qae  pour  soatenir  la  diguite  Imperiale  avec  tonter  la  splendeur 
requise,  dignit^  qui  engage  a  bien  des  depenses  extraordinaires,  et  qiii  donneroit 
et  perpetneroit  ä  ma  Maison  la  coiironne  Royale,  sans  qnoi  ou  ne  feroit 
jamais  rien  de  solide,  ny  de  stable  entre  la  Maison  de  Baviere  et  la  cour  de  Yienne, 
qui  toutesfois,  comme  je  ne  connois  que  trop  bien,  doivent  etre  le  plus  solidement 
et  le  plus  etroitement  unis,  pour  pouvoir  le  rester  ä  jamais,  et  pour  pouToir  aspirer 
jamais  ä  T^et  d'une  stable  tranquilite  dans  Tempire  et  dans  toute  TEurope.  Ex 
hoc,  peut  on  dire,  pendet  lex  et  prophetae.  S'il  yous  parle  peutetre,  qu^il  est  ab- 
solument  necessaire,  que  je  puisse  et  que  je  veuille  me  detacher  de  la  France,  tous 
pouvez  lui  dire,  qu'etant  empereur  et  d'ailleurs  d'une  maison  toute  Alemande,  qui 
pendant  tout  de  siecles  a  contribue  au  maintien  de  Tempire,  il  ne  devoit  pas  douter, 
que  le  bien  du  dit  empire  ^toit  la  chose,  qui  me  tenoit  le  plus  ä  coeur,  et  que  ce 
seroit  lä  le  but,  ou  tendroient  toutes  les  actions  de  ma  vie,  que  par  consequent,  sca- 
chant,  combien  il  importoit  ä  Tempire  de  vivre  en  bonu^  intelligence  avec  les  puis- 
sances  maritimes,  je  ne  manquerai  jamais  de  tout  employer  pour  me  la  conserver 
et  de  suivre  sur  ce  point  les  maximes  des  empereurs,  mes  predecesseurs ,  de  sort 
qu^ayant  le  coeur  place  ainsi,  que  le  doit  avoir  non  seulement  le  chef  de  l'empire, 
mais  comme  chaque  Bon  Patriot  Alemand,  il  ne  doit  jamais  apprehendre,  que  je 
me  laisse  eutrainer  en  des  liaisons  contraires  ä  ce  but.  Yous  prendrez  le  reste  ad 
referendum.  Je  suis  curieux  de  savoir  bientot  le  resultat  de  votre  conversation  et 
prie  le  Seigneur,  quUl  vous  ait  dans  sa  sainte  garde. 

Charles. 

P.  S.  Vous  pouvez  aussy  ajouter  ä  ce  qu'est  dessus  et  dire  de  vous  meme, 
comme  quoi  vous  savez,  que  je  n'ay  pas  lieu  d'etre  bien  content  de  la  conduite  de 
la  France,  et  que  par  consequent  je  n'y  suis  pas  si  attach^,  qu'on  le  croit,  et  peut- 
etre m'a-t-elle  dejas  donne,  ou  me  donnera-t-elle  encore  ässez  d'occasion  pour  m'en 
degager  sans  donner  la  moindre  atteinte  ä  la  bonne  foye,  a  la  quelle  je  n'ay  jamais 
mauquö  de  ma  vie.  Outre  cela  pouvez  vous  faire  entendre  a  milord  Stair,  que  si  je 
savois  me  rendre  agreable  au  roi  Britanique  par  mes  offices  de  mediation  pour  ap- 
planir  le  difFerent  entre  les  deux  couronnes  d'Espagne  et  d'Angleterre,  je  me  ferois 
plaisir  non  seulement  de  les  lui  offrir,   mais  aussy  de  les  employer   et  les  employer 

de  mon  mieux. 

Charles. 


110 

28. 

Francfort  ce  19.  de  juillet  1742. 

Gh.  c.  d.  S.  Mes  ordre«^  donnees  en  reponse  ä  votre  relation  en  date  du  13.  de 
ce  mois  ^toient  aar  le  projet  de  partir,}  lorsqu'une  relation  alterienre  de  votre  pari 
arriva,  datee  da  15.  du  conrrant,  et  apportee  par  courrier  ce  midy,  dans  le  tems, 
que  je  voülais  passer  a  table. 

La  dite  relation  me  &it  le  detail  de  Tentretien ,  que  vous  avez  eu  avec  tni- 
lord  Stair. 

J'ay  eu  plaisir  d'apprendre,  que  vous  vous  etes  abouches  ensemble  et  j'en  aj 
eu  plus  encore  d^apprendre  les  sentimens,  intentions  et  dispositions ,  dans  les  quels 
Selon  les  assuranoes  du  dit  milord  et  du^comtede  Podewils  se  trouvent  les  deux  rois 
pour  etre  les  mediateurs  entre  moi  et  la  cour  de  Yienne.  Cette  mediation  me  sera 
toujours  d*autant  plus  chere  et  agreable,  que  plus  j^ose  me  flatter  de  Tamitie  de  dits 
rois,  les  quels  en  revanche  je  puis  bien  assurer  de  la  sincerite  de  la  mienne,  et  que 
plus  je  suis  persuad^  de  leur  penetration  et  counoissance  des  choses,  comme  autey  de 
leur  justice  et  equite.  Autant  que  j*ay  a  me  feliciter  sur  toutes  ces  reflexions,  au- 
tant  ai-je  aussi,  pour  dire  6omme  je  pense,  ä  faire  entrevoir  ma  surprise,  que  je  ne 
scaurais  cadrer  sur  Tobjet,  qu*on  se  forme  d*un  future  accomodement ,  objet,  qui  ne 
roule,  que  sur  nouvelle  guerre],  qui  ne  scauroit  etre,  que  de  tres  longue  duree,  et 
dont  rissue  est  bien  incertaine,  qui  roule  sur  des  pais  premierement  ä  conquerir,  et 
sur  des  pais,  sur  les  quels  je  n*ay  jamais  eu  rien  ä  pretendre,  qui  convieudroient  en 
tout  et  de  toute  fa9on  beaueoup  mieux  ä  la  Maison  de  Lo]*raine,  leur  ancien  patri- 
moine  en  faisant  partie,  et  que  meme  pour  y  aspirer  j'aurois  ä  debuter  par  me  de- 
faire de  ceux,  sur  lesqnels  j'ay  les  droits  les  mieux  fondes,  et  desquels  j'avois  dejas 
et  ay  encore  en  partie  la  juste  possession.  J'ay  bien  meilleuse  opinion  de  Tamitie 
et  de  Tequite  de  deux  rois,  des  quels  je  ne  scaurois  apprehendre,  qu^ils  ne  scauroient 
ou  ne  Youdroient  se  mieux  preter  en  ma  faveur,  pour  me  faire  avoir  de  la  masse, 
sur  la  quelle  j*ay  tant  ä  pretendre  (ou  bien  des  pais  attenants  au  mien)  une  realite 
point  future,  point  vague  et  incertaine,  mais  present  et  teile,  qui  puisse  contrebalancer 
la  depence  ineyitable,  et  attach^e  ä  la  couronne  imperiale,  que  je  porte  par  leur 
propre  gr^  et  assistance,  et  me  mettre  ä  Tabri  de  reproche  aux  yeux  de  tout  Tuni- 
yers,  devant  les  quels  ont  paru,  mes  justes  droits,  qui  ont  fait  le  sujet  de  la  guerre 
et  que  je  puisse  aussi  en  repondre  k  ma  succession,  ä  la  quelle  je  devrois  rendre 
compte  de  ce,  qui  lui  est  du  silegitimement.  Vous  verrez  dans  ma  precedente  du 
18.  juilliet,  de  la  quelle  est  aussi  charge  le  meme  porteur  de  la  presente,  de  quelle 
£Ei9on  je  pense  a  ce  sujet.  Je  m'y  relate  et  insiste  aux  sentimens,  que  vous  y  tron- 
yerez.  On  fait  valoir  le  grand  affoiblissement,  qui  a  succede  a  la  grande  alliance  contre 
la  cour  de  Yienne  moyenant  le  double  demembrement  de  deux  rois,  de  Prusse  et  de 
Pologne,  demembrement,  qui  certainement  ne  subsiste  pas  en  entier,  puisque  j'ai 
tout  lieu  de  me  flater  de  l'attachement  du  premier,  qui  ä  ce  que  j'espere,  ainsi  qu'il 
me  Ta  &it  esperer,  ne  me  sera  jamais  contraire,  et  que  je  puis  compter  sur  la  con- 


111 

tinnation  de  Tamitie  anssi  bien  que  snr  la  bonne  volonte   et  la  droiture  du  dernier. 

On  fait  valoir  la  Situation  malbeureuse  de  Varmee  Franeoise  en  Boheme,    on  la  re- 

duit  ä  peu   de  cbose,   si  ce  n'est   tont  a  fait   ä  rien.     Cependant  nos   deux  armees 

tant  en  Baviere  qu'en  Boheme  consistent  encore  en  plus  de  soixante  milles  bommes 

effectiüs,    toutes  tronppes   reglees,    qui   raeriteroient  bien,    ce  qu'il  me  semble,   plus 

d'attention,  qu'on  n'en  fait,    et  qui  certainement  s9auront   au  pis  aller  se  faire  jour, 

ce  qu'on  ne  pourra  empecher,   sans  en  venir  aux  mains.     Nqus   n'avons   pas  encore 

perdu  ny  bataille,  ny  place,  de  sorte  que  nos  affaires  ne  sont  pas  en  si  mauvais  etat, 

que  la  cour  de  Vienne  les  fait  paroitre,  ä  moins  que  sans  coup  ferir  on  veuille  jetter 

son  epee  pour  subir  une  paix  honteuse,  ce  qui  ne  sera  jamais  nion  avis,   quoique  je 

me  preterai  toujours  avec  plaisir  ä  la  mediation  des  deux  rois  dans  Tesperance  toutes 

fois,   de  me  procurer  une  paix  honorable.     On  fait  valoir  les  intrigues  et  demarches 

faites  sous  main  par  la  France  pour  faire  une  paix  ä  part  avec  la  cour  de  Vienne.    Si 

les  choses  etoient  absolument  telles,    qu'on  veut  me  les  depeindre,   elles  meriteroient 

non  seulement  reflexion,  mais  encore  me  degageroient  des  obligations,  aux  quelles  je 

ne  scaurois  (jaloux  que  je  suis  de  mon  bonheur  et  de  ma  parole)  jamais  contrevenir, 

a  moins  qu'on  ne  m'y   ait   donne  sujet.     Je   me   donnerai  cependant  les   mouvemens 

et  peines  convenables  pour  en  deterrer   et  savoir  le  vrai.     Et  sans  compromettre  le 

milord  Stair  j'ecrirai  une  lettre  nette  et  claire   au   cardinal,  par  la  quelle  je  deman- 

derai  des   eclaircissemens  positifs  sur  bien  des  doutes  et  le   mettrai  au  pied  du  mur 

sur  ce,  quil  voudra  encore  operer,  on  non,  apres  quoi  je  prendrai  mes  mesures.     En 

attendant  pourroit-on  jamais  d'attendre,   que  j'aurois  assez   peu   de  reconnoisance  ä 

un  ami  et  allie,  qui  s'est  prete  de  toutes  ses  forces  pour  m'aider  a  soutenir  ma  juste 

cause,  et  pour  avancer  mes  interets,  que  je  pourrois  le  sacriiier,  et  me    preter  ä  sa 

ruine  pendant  qu'il  travaille  et  s'expose   pour   me   avantages.     Je   me   preterai   sans 

repugnance  toujours  ä  ce,  qui  pourroit  retablir  la   tranquillite   mais  la   retablir  soli- 

dement   et   a   la  duree,   eu  egard  sourtoiit   a  une  satisfaction  convenable,    reelle  et 

proportionnee  ä  mes  droits,  sans  la  quelle  je  ne  scaurois  non  plus  soutenir  la  dignite 

de  la  couronne  imperiale  avec  la  splendeur  requise,  ny  me   discnlper  du   tort   fait  a 

ma  succession  en  lui  otant  des  droits,  ques  je  ne  luy  ay  pas  donne.    Tons  les  articles 

de  vos  deux  dernieres  relations,  Tune  en  Allemand,  Tautre  en  Fran^ois,  trouveront  en 

ce,  que  j'ay  dit  jusqu'icy,   leur  reponse.     II   ne   me  reste  que  de   vous  faire  encore 

Celle,   que  meritent  les  sentimens  obligeants   et  bien   intentiones  pour  moi,   dans  les 

quels  le  milord  vous  a  parle.     Yous  lui  temoignerez,  quej'y  suis  tres  sensible  et  de 

la  forte  persuasion,  que  s*il  voudroit  les  employer  tont  de  bon  an  ma  faveur,   il  ne 

tiendroit  qu'ä  lui  de  les  faire  bien  valoir.    Je  lui  en  auroi  autant  de  reconnoissan9e 

et  d'obligation,  que  je  lui  en  s9anrois  de  gr^.     Pour  vous  je  prie  Dien  etc. 

Charles. 


Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIY.  Bd.  I.  Abth.  1 6 


112 

'    29. 

Francfort  ce  24.  de  JuilUet  1742. 

Ch.  c.  d.  S.  Apres  avoir  murement  reflechi  sur  les  coDJonctares  presentes,  8ar 
la  triste  Situation  de  mes  affaires  et  sur  tout  sur  le  parti,  qui  nie  reste  ä  prendre, 
et  qui  doit  etre  pris  de  fa9on,  que  roon  bonheur  et  gloire  aussi  bien  que  ma  bonne 
foy  n*en  sou&e  aucunement,  je  me  suis  determine  de  me  rendre  d^autant  plus  aux 
offres  obligeants,  ques  mylord  Stair  vous  a  fait  de  la  part  du  roi  d*Angleterre,  que 
plus  il  Yous  assure,  que  m'adressant  ä  lui  il  me  recevroit  les  bras  ouyerts.  C*est 
donc  ä  ce  prince,  que  je  me  suis  adresse  avec  une  confiance  entiere,  le  priant  non 
seulement  de  vouloir  employer  sa  mediation  entre  ma  maison  et  celle  de  Loraine, 
pour  nous  accomoder  ä  Tamiable  sur  les  differens,  que  nous  avons  par  rapport  ä  la 
Fuccession  d*Autriche.  J'ai  fait  plus  encore  et  refiecbissant ,  combien  de  sang  la 
continuation  de  la  guerre  couteroit  encore  a  TAUemagne,  je  lui  fais  voir,  qu'en  cbef 
de  Tempire  mes  soins  paternels  effacent  m^me  ceux,  qui  devroient  veiller  sur  mes 
propres  inter^  et  conune  les  trouppes  auxiliaires  etrangeres  paroissent  en  quelque 
fafon  causer  de  l'ombrage  dans  Tinterieur  de  Tempire,  j^offire  de  les  congedier  toutes, 
et  de  ne  garder  que  des  trouppes  toutes  allemandes.  Je  ferai  meme  evacuer  la  Bo- 
heme entiere  ä  condition,  que  les  hostilitä  cessent  et  que  la  Baviere,  sur  la  quelle 
personne  n*a  rien  a  pretendre,  soit  egalement  evacuee.  Et  c*est  de  cette  fa^on,  apr^ 
avoir  mis  le  calme  dans  tout  Tempire,  que  sous  la  mediation  de  Tempire  et  des  rois 
d^Angleterre  et  de  Prusse,  comme  aussi  d^autres  puissances,  qu^on  trouvera  conve- 
nables  d'inviter,  que  les  negociations  pour  me  rendre  justice  sur  mes  droits  ponrront 
etre  entamees,  et  tous  les  differents  accomodes  ä  Tamiable. 

C*est  ce,  que  vous  pouvez  confier  ä  milord  Stair,  et  comme  je  me  flatte,  que  cette 

declaration  sera  aussi  du  gout  de  la  nation  Angloise,  j^espere,  quHl  y  joindra  aussi 

ses  bons  offices,  et  cela  d'autant  plus,  qüe  ce  sont  precisement  ses  insinuations,  qui 

m'ont  fait  prendre  ce  parti  et  que  j*ay  suivi  en  cette  occasion.    Vous  en  ferez  aussi 

part  au  Gr.  Pensionaire   et  au  ministre   Fagel  en  leur  temoignant  la  confiance,  que 

je  mettois  dans  leur  equit^,  la  quelle  me  £äit  esperer,  quHls  seront  egalement  port^s 

ä  me  faire   avoir    une  satisfaction  proportionee  a  mes  justes  droits,  quMls  pouvoient 

egalement  compter  sur  ma  sincere  amitie  ä  tout  ^ard  et  que  je  me  ferai  un  etude 

tout  particulier  et   un  vrai  plaisir   d'entretenir   et   de  consolider  la  bonne  intelli- 

gen'ce  et  union ,  qui  a  toujours  regne   entre   Tempire  et  les    etats    generaux.     Pour 

vous   mettre  entierement  au  «fait   de   la  resolution,    que  j'ay   prise,  je   vous  com- 

munique  le  projet  du  decret  de   commission  (quoique  pas  encore.  arret^   tel  qu*il  est 

et  je  prie  Dieu  etc. 

Charles. 


P.  S.     Si  Toccasion  se  presente,  faites  mes  compliments  ä  la  duchesse  d* Aren- 
berg et:  dites  lui  que  j'espere,  qu'elle  ne  sera  jamais  ennemie  de  la  personne,  Tetant 


113 


peui-etre  de  la  cause.     Je  ino  souviens   trop   agreablemeut  des  politesses,   qae  j*ay 
reftt  ä  Braxelles  poar  en  doater  nn  moment. 

Charles. 


30. 

Francfort  ce  1.  d'aout  J742, 

Gh.  c.  d.  S.  Je  vons  ayone,  qne  je  ne  m*atteTidois  pas,  qu^un  pareil  sentiment 
(qne  milord  Stair  yous-  a  non  senlement  fait  connoitre  dans  sa  coaversation  avec 
Yons,  inais  aussi,  qa'il  a  conch^  par  ecrit  dans  les  notes,  qa'il  vons  a  envoye  et  qne 
Yons  m^avez  commxmiqne  en  original)  pourroit  etre  la  suite  de  son  premier  dis- 
conrs,  qu'il  a  eu  avec  voas,  et  de  tont  ce,  qu^alors  il  yous  aYoit'  insinne  de  son 
propre  moavement.  Je  ne  scanrois  croire,  qu*il  pense  tont  de  bon  en  ce,  qn'il  me 
propose  de  debnter  par  congedier  les  tronppes  auxiliaires  etrangeres,  et  par  evacner 
la  Boheme  sans  meme  qne  reciproquement  TeYacnation  de  la  Ba viere  se  fasse.  Seroit 
ce  possible,  qne  je  paisse  songer  ä  faire  pareil  pas,  et  qn'avec  la  dignit^,  qne  j'ay, 
je  pnisse  et  je  vonlnsse  etre  sans  mon  propre  pais,  abandonner  mon  patrimoine,  me 
trouver  sans  domicile  et  sans  residence,  par  conseqnent  hors  d'etat  d'entretenir  mes 
tronppes  et  ma  Maison  et  me  tronver  encore  hors  de  celni,  d'etre  ntile  a  mes  amis. 

Je  snis  parfaitement  persnad^  de  reqnite  et  de  la  jnstice  de  sa  Maj.  Britt.,  par 
la  qnelle  eile  ne  scanroit  desapronver  le  prix  et  le  cas,  qn^  je  fais  de  la  conser- 
vatiou  de  Tancien  patrimoine  de  ma  maison,  snr  leqnel  personne  a  droit  de  pretendre. 
Ma  gloire  ne  sonffriroit  pas  moins  qne  mon  amonr  ponr  ma  patrie,  si  apr^s  les  pais 
et  etats,  qne  javois  revendiqn^  ä  Tentree  de  la  gnerre,  an  sortir  d'icelle  je  me  verrois 
non  senlement  prive  de  lenr  possessions,  mais  anssi  frnstr^  de  lä  jonissance  entiere 
de  mon  propre  pais,  qni  n*a  dejas  qne  trop  sonffert,  et  frnstre  meme  d'nn  chez  moi. 
Serois-je  Temperenr  en  vagabond!  serois-je  nn  prince  sans  pais!  Et  cela  point  ponr 
avoir  perdn  forteresse  et  bataille,  point  par  le  sort  capricienx  des  armes  jonrnalieres, 
mais  par  le  senl  effet  d*nn  accomodement,  si  jamais  il  meriteroit  d'en  porter  le  nom, 
et  moi  si  jamais  je  pourrois  etre  assez  malhenrenx  d^en  faire  de  cette  natnre.  Ponr 
pen  qn'on  reflechiroit  anx  Maisons,  et  a  leur  difference,  et  ponr  pen  qn'on  penflferoit 
ä  Celle,  qn*on  vent,  comme  il  paroit,  sacrifier,  et  a  celle  en  favenr  de  la  quelle  on  le 
feroit.  La  difference  seroit  tonte  tronvee,  dans  le  tems,  qne  la  derniere  en  effi^t  est 
nne  maison  etrangere,  qni  a  dans  ses  veines  plns  de  sang  Fran9ois  qn*Allemand,  et 
qne  la  premiere  est  de  la  vieille,  vieille  röche  Allemande,  et  meme  encore  des  premiers 
fondatenrs,  d*on  en  parti  est  sortie  la  cr^ation  de  Vempire.  Ponr  pen  qn^on  pensoit 
insister  ä  cette  id^e,  la  mienne  seroit  immancable,  comme  qnoi  TAngleterre  n^a  jamais 
pense  ä  effectner  nne  paix,  s^il  est  vrai,  qne  seriensement  eile  s'est  faite  des  conditions, 
anx  qnelles  Tempire  non  plns  qne  son  chef  ne  scanroient  jamais  s'y  conformer,  etant 
de  son  propre  interet  de  conserver  dans  mon  ancienne  Maison  les  pais,  qni  en  fönt 

16» 


114 

parties.  Le  consequent  en  seroit,  que  tout  le  sisteme  Anglois  feroit  un  batiment 
en  air,  oü  bien  pose  sur  da  sable,  tomberoit  en  rnine  ava^t  qn*il  ne  fat  fini.  Je 
Y0U8  envoye  cy  joints  les  poists,  dans  lesquels  milord  Stair  a  soabaite  etre  eclaire.  J\y 
ay  couche  mes  eclaircissemens  a  cote  de  point  en  point  et  tels  a  ce  que  je  me  flatte, 
qü*etant  bien  catbegoriqnes,  clairs  et  eqnitables,  ne  lui  laisseront  rien  ä  desirer,  non 
plus  qn^a  moi  ponr  le  contenn  de  la  lettre,  avec  laqaelle  le  prince  Gnillauue  de 
Cassel  a  accompagne  la  mieune  ^crite  an  roi  Britt. ,  qu'il  y  a  fait  passer  etant  per- 
snade  et  convainca,  autant  que  je  le  snis  des  sentimens  d'amitie  du  dit  prince  h,  mon 
egard.  Du  reste  le  contenu  de  votre  relation  Allemande  du  27.  juilliet  me  donne 
les  informations ,  sur  lesqnelles  je  scaurois  regier  en  ce,  qui  pourroit  me  convenir, 
pour  le  present  il  peut  et  doit  suffir  ä  milord,  ce  que  je  lui  dis  et  assore  de  bonne  foy, 
lui  disant,  quo  je  puls,  et  quo  je  yeux  me  detacher  de  la  France,  suppos6  que  par 
revacuation  reele  et  sans  delai  faite  de  mon  pais,  avec  la  cession  des  pais  autrichi- 
ennes  anterieures  et  les  villes  forestieres  on  me  le  rend  faisable.  Je  sai  meme  de 
bonne  part,  que  le  discours  ayant  roule  chez  quelque  ministre  de  Tetat  d'Holande 
sur  le  premier  accomodement  ou  accommodement  preliminaire  a  trouver  entre  moi 
et  la  grande  dachesse,  et  sur  la  fa^on,  qu'il  seroit  raisonable  de  part  et  d'autre  de 
le  faire,  ce  sentiment  du  greffier  Fagel  butoit  dejas  au  precis  de  deux  points,  que  je 
viens  demander.  Jl  faut  absolument  y  insister,  lors  que  vous  parlerez  a  milord  en 
conforqiite  de  la  reponse  coachee  dejas  ä  la  marge  des  points,  que  je  vous  renvoye. 
Jl  est  bon  aussi  de  vous  avertir,  que  Tayant  ete  sous  main  que  le  roi  Britt.  prendroit 
pour  agreable,  si  je  voulois  employer  mes  offices  pour  applauir  le  different,  qui  ex- 
siste  entre  la  cour  d'£spagne  et  la  sienne,  je  n'ay  pas  tard£  un  moment  de  les  lui 
offrir  et  de  faire  passer  pour  cela  mes  ordres  a  mon  ministre  a  Londres,  le  Baron 
d'Haslang. 

Je  suis   empresse   de  savoir  la  suite  de  votre  negociation  et  je  prie  Dieu  etc. 

Charles. 


31. 
9  Francfort  ce  6,  cTaout  J74J2. 

Ch.  c.  d.  S.  Vos  deux  relations  faites  en  reponse  de  la  depeche,  que  vous  avez 
re9u  par  le  courrier  Neuner,  sont  arrivees  icy  avant  hier  le  matin  ä  8  beures  par 
estaffette.  Le  contenu  de  TAllemande  aussi  bien  que  de  la  Fran9ai8e  renfermant 
principalement  les  sentimens,  dans  les  qaels  le  lord  Stair  vous  a  parle  en  reponse 
de  celai  de  la  depeche ,  recüe  par  mon  courrier ,  ne  faisant  point  Tobject  de  mon 
attente,  faisoit,  comme  vous  pouvez  croire,   encore   moins  celui  de  ma  satisfäction. 

Je  repondrai  par  la  presente  principalement  ä  votre  relation  Allemande  et  vous 
dirai  prealablement,  qu'il  faut,  que  je  sois  bien  peu  connu,  de  qai  pourroit  me  croire 
capable,  de  me  livrer  ä  pareilles  propositions,  qu'on  me  fait  en  revanche  et  reconois- 


115 

sauce  des  mienne».  Les  miennes  produites  par  la  seule  bonne  volonte  et  generosit^ 
n*avoient  qne  Teqaite  la  plas  naturelle,  Tamonr  ponr  le  repos  public,  la  tranqnillit^ 
de  Tempire,  et  Tepargne  da  sang  allemand  pour  objet.  Gelles,  qu'on  me  fait  par  contre, 
De  bntent  qu'a  fen  et  flamme,  et  ä  une  guerre  generale  aux  depens  meme  de  mon 
propre  patrimoine,  de  ma  eondigne  snbsistence,  et  de  ma  repntation.  Ponrroit  on 
jamais  m'imputer,  que  de  mon  gre  et  consentiment  je  me  deponille  de  mon  patrimoih, 
j^abandonne  mon  pais  et  sacrifie  mon  honeur,  tirant  tont  d'un  conp  Tepee  contre 
celni,  qui  jasqu^ä  present  avoit  tire  la  sienne  ponr  Tamonr  de  moi  et  pour  le  soutien 
de  mes  jastes  droits.  Quelle  tache  ne  ferois-je  pas  par  un  trait  si  noir  et  iudigne 
ä  ma  reputation  ?  la  quelle  je  mettrois  plustot  ä  couvert  au  risque  non  seulement  de 
mes  etats,  mais  encore  au  prix  de  mon  sang.  Le  roi  Brittanique  m^me  ayant  le 
coeur  place,  comme  il  Ta,  eclaire.  et  grand,  qu*il  est  dans  ses  sentiments,  loin  d'ap- 
prouver  la  fa9on,  dont  je  pense,  seroit  le  premier  toujours,  qui  se  mettant  ä  ma  place, 
penseroit  de  meme.  On  se  fait,  ä  ce  que  j^ay  eu  a  comprendre  de  votre  relation, 
nn  sisteme,  dans  le  quel  on  suppose  deux  points  comme  assur^s,  dont  le  premier 
est,  que  la  grande  alliance  pour  Tofiensive  contre  la  France  ne  scaura  manquer,  et  ' 
dont  le  second,  que  Prague  avec  toute  la  Boheme  est  agonisante  et  se  tronve  sans 
remede,  deux  choses.  dans  les  quelles  Texperience  ponrroit  bien  faire  voir,  que  Ton 
ait  fait  son  compte  sans  son  hote,  et  que  Ton  pourroit  bien  le  faire  deux  fois.  Si 
les  Autrichiens  ont  tant  d'empressement  de  se  casser  la  tete  par  le  siege  formel  de 
Prague,  ils  n'ont  qu^ä  le  faire,  ils  verront,  comme  ils  seront  recus.  Je  sai,  combien 
on  le  souhaite,  et  je  m'attends,  qu'ils  n'en  feront  rien.  Prague  ne  leur  sera  pas 
toujours  un  morceau  pour  gober,  et  son  sort  pourroit  etre  bien  meilleur,  qu'ils  ne  se 
figurent.  Le  discours,  qu'on  fait  rouler  sur  les  ordres,  que  doit  avoir  le  duc  d'Har- 
court,  ne  se  repose  que  sur  des  simples  inventions  faites  ä  plaisir  ou  par  malice, 
oe  que  le  tems  nous  fera  voir. 

De  la  meme  pate  est  ce,  qu*on  prete  aux  pretendus  conseils  des  rois  de  Prusse 
et  de  Pologne,  des  quels  je  pourrois  bien  avoir  les  meilleures  connoissances.  Sur 
Tarticle  du  grefSer  Fagel  j'ay  ä  vous  dire,  que  rien  ne  vous  arretera,  que  vous  ne 
lui  fassiez  confidence  de  mes  intentions  pacifiques  et  des  propositions  equitables,  que 
j*ay  fait  faire  pour  cela  ä  la  cour  de  Londres,  que  de  celle  cy  je  n^aye  pas  de  reponse 
encore  directement,  mais  qu'indirectement  par  son  ministre  ä  la  Haye  on  m'en  ait 
forme  d'autres  si  extraordinaires,.  que  je  suis  persuade,  qu'avec  leur  equit^  et  con- 
noissauce  des  choses  ils  ne  scauroient  se  dispenser  de  s'en  scandaliser.  Vous  lui  en 
ferez  meme  le  detail  a  ce  sujet  et  direz,  que  ma  consolation  en  est,  que  les  etats 
generaux  disposes,  comme  ils  ont  ete  jusquMcy  par  des  sentiments  sages,  reswves 
et  pacifiques,  loin  d'aspirer  ä  augmenter  la  flamme  de  la  guerre  en  Europe,  et  de  la 
rendre  generale,  soubaiteront  et  penseront  plustot  ä  contribuer  en  ce,  qui  dependra 
d^enx,  pour  que  celle,  qui  afflige  presentement  les  etats  de  Tempire,  puisse  etre  le 
plustöt  assonpie.  Leur  conduite  circonspecte  et  applaudie  generalement ,  qu'ils  ont 
tenu  jusqu'icy,  menera  encore  ceux  ä  la  raison ,  qui  s'obstinent  ä  s^en  eloigner,  et  ä 


116 

la  terrasser  plastöt  par  des  haateurs  peu  concevables  qn*ä  vooloir  Vadopter.    Ils  n'ont 

qu^ä  continaer  sur  ce  meme  pied,  qui  ne  scanra  toarner  antrement,  qn'ä  lenr  vrai 

inter^t,  et  qui  lenr  doit  servir  da  meilleor  garant  de  la  continnation  de  runion,  de 

la  bonne  intelligence  et  amitie,  que  j'ay  eu  en  tont  tems  et  aurai  toujours  pour  les 

etats  generanx.     Leurs  sentiments  en   cela  trouveront   non   senlement  du   goat    et 

d*approbatiou  aupres  bien  d^antres  pnissances,  (dont  celle  du  roy  de  Prasse  ne  sera 

certainement  pas  la  demi^re)   mais  aussi  de  Vappai,  par  on  le  parti    contraire,  qai 

se  flatte  poavoir  se  former,  disparoitra  avant  meme,  qu*il  n^aara  paro^  et  le  calme 

se  fera  voir,  et  sentir  agreablement  malgre  les  agitations,  que  les  hautears  sans  bomes, 

Tenvie,  et  les  irritations  malplacfes  ont  s'eflPorce  de  causer. 

Si  l'arrive  da  demier  coarrier  a  cause  du  bruit,  et  que  le  ministre  de  France 

en  ait  aussi  pris  de  l'inquietnde ,  vous   pourrez  en  confidence  lui  dire,   qu'il  vous  a 

apport^  le  projet  du  decret   de  commission,   qui  a  et^  dresse  avec   pregout  et  avis 

meme  de  la  France.     Gelle  cy,  comme  je  puis  vous  dire  en  secret,    a  meme  pris  la 

resolation  de  faire  maroher  Tarmee  du  marecbal  Maillebois  en  Bobeme ,  pour  secourir 

celle,   qui  y  est,    ä  la  quelle  s^unira  aussi   le   corps  du  duc  d'Harcourt,  qui  est  en 

Baviere.     Pour  peu,  qu'elle  y  arrive  ä  tems,  la  scene  pourroit  se  toumer,  et  les  idees 

demesurees   des  Anglois  pourroient  avec  les  lenteurs    autrichienes    en  ^tre  la  duppe. 

Je  prie  Dieu  etc. 

Charles, 


32. 

Francfort  ce  6,  cTaout  1742. 

Gh.  c.  d.  S.  Apres  vous  avoir  passee  une  ordre  assez  ample  sur  votre  relation 
AUemande,  j'ay  trouve  bon,  de  vous  donner  une  ulterieure  en  reponse  de  votre  re- 
lation Francaise,  et  de  vous  dire,  que  vous  pouvez  dire  ä  lord  Stair,  que  ce  n'est 
qu^avec  la  plus  grande  surprise,  que  je  dois  et  puis  regarder  la  proposition,  qu*il 
vient  de  vous  faire,  ä  la  quelle  chaque  honnet-homme,  qui  a  le  coeur  bien  place,  et 
plus,  que  tout  autre,  doit  repugner  un  prince  de  ma  Maison,  un  cbef  de  Tempire  et 
de  la  nation  Allemande,  moi,  qui  ne  suis  pas  d'un  saug  ä  pouvoir  trahir.  II  faut 
des  grandes  et  legitimes  raisons  pour  faire  la  guerre,  ainsi  qu'apres  les  avoir  meure- 
ment  pesees,  j'ay  entrepris  la  presente.  Gelle  de  la  faire  ä  la  France  pour  la  seule 
raison,  qu'elle  se  trouve  dans  une  mauvaise  Situation,  bien  loin  d'^tre  legitime,  seroit 
par  rapport  ä  moi  des  plus  injustes,  tandis  que  pour  mes  iuterets  seuls,  et  poür  soa- 
tenir  ma  juste  cause  eile  se  trouve  dans  cet  ^tat,  et  il  faut  que  le  lord  Stair  sache, 
que  parcourrant  tous  mes  traittes  je  puis  assurer,  qu*il  n'y  a  pas  un  village 
de  stipnl^  pour  la  France,  qu'ainsi  cette  couronne  n'a  rien  cherche  pour  soy 
et  n*a  uniquement  fait  la  guerre,  que  pour  moi.  II  est  vrai,  que  par  son  inaction 
et  lenteur  eile  m'a  donne  des  justes  sujets  de  mecontentement,  quoi  qu'elle  ne  m*a 
pas  tout  ä  &it  abandonne  ainsi,   qu'il  le  croit,  mais  si  dans  Tun  ou  Tautre  cas  je 


117 

me  verrois  oblige  de  preodre  un  parti,  ce  doit  toiijours  etre  tel,  qui  me  seroit  hono- 
rable,  inais  que  de  but  en  blanc  je  laisse  mon  propre  pais  en  proye  aux  ennemis  et 
livrant  les  armees  au  massacre,  j*aille  pour  recompenser  de  ce  qu'elle  a  fait  pour  moi, 
liii  faire  la  guerre,  il  faut,  que  le  lord  ne  connoisse  pas  mon  caractere,  oa  qu'il  ait 
bien  mauvaise  opinion  de  moi  pour  oser  me  le  proposer.  Je  suis  bien  assure,  que  le 
roi  d'ADgleterre  a  trop  d*equite  pour  janiais  exiger  de  moi  pareiiles  choses.  Et  si 
jamais  je  devrois  ä  ce  prix,  c^est  ä  dire  en  sacrifiant  honneur  et  gloire,  acheter  Tamiti^ 
de  la  nation  Angloise  (qui  d^ailleurs  m'est  et  me  sera  toujours  estimable  et  avec  la 
quelle  je  desire  de  vivre  en  bonne  intelligence  pour  la  conservation  et  le  repos  de  tout 
mon  empire)  j^aime  mieux  me  couserver  leur  estime,  qui  est  une  chose  moius  sujette 
au  changement,  et  qui  ayec  le  tems  pourra  aussi  me  procurer  cette  meme  amitie 
ayec  plus  de  solidite,  et  je  suis  assure,  que  toute  la  nation  Angloise  et  le  lord  Stair 
lui  m@me  perdroit  toute  la  bonne  opinion ,  qu'il  a  eu  de  moi ,  si  jamais  il  me  croiroit 
capable  de  conclure  pareille  paix  ou  armistice,  par  la  quelle  je  me  rendrois  Topprobre 
des  humains,  n'etant  plus,  qu'une  ombr^e  de  prince,  qui  vivroit  ä  la  discrection  de  mes 
ennemis  sans  patrimoine,  sans  loix,  sans  fois,  sans  gloire  et  sans  honneur.  Apres 
tout  ce,  que  je  viens  de  vous  dire,  le  lord  Stair  jugera  aisement,  que,  si  d'un  cote 
je  ne  saurois  oonsentir  ä  des  propositions ,  qui  me  blessent  de  toute  fa9on ,  de  Tautre 
je  n'ay  pas  moins  d'envie  de  faire  une  paix  solide ,  ainfii ,  que  je  me'  suis  dejas  ex- 
plique  et  croyant  avoir  donn£  un  exemple  de  desinteressement  et  de  generosite  peu 
frequent  dans  ce  monde,  par  Tofi^'C,  que  j'ay  fait  de  Tevacuation  de  la  Boheme  contre 
Celle  de  la  Baviere,  et  du  renvoy  des  trouppes  auxiliaires  francoises  sous  la  condition, 
que  je  vous  ay  ecrit,,  je  veux  bien  m'y  tenir  encore  par  le  grand  amour,  que  j'ay 
pour  Tempire  et  pour  la  nation  AUemande,  le  bien  du  quel  je  prefere  au  mien  propre. 
Mais  si  la  cour  de  Yienne  persiste  dans  sa  hauteur  et  opiniätrete,  je  ne  manquerai 
pas  de  faire  voir  ä  toute  TEurope  mes  intentions  pacifiques  et  ma  droiture,  et  je 
declarerai  ä  tout  Tempire,  qu'enfin  cette  cour,  qui  rejette  toutes  les  propositions  rai- 
sonable,  est  la  seule,  qui  trouble  le  repos  publique.  Le  plat  pais  de  la  Boheme  est 
perdu,  il  est  vrai,  mais  nous  avons  encore  Praag  et  Egra,  et  la  cour  de  Yienne  ne 
doit  pas  imaginer  qu'elle  aura  ces  places,  ou  il  y  a  d'assez  fortes  gamisons,  a  bon 
march^.  Et  si  eile  &it  tant,  que  de  les  attaquer,  eile  se  ressentira  peut-etre  en  peu 
de  la  diminution  du  nombre  de  ses  trouppes  reglees,  dont  nous  s^avons  bien,  qu'elle 
n'a  rien  de  trop  en  Baviere.  Je  pourrai  peut-etre  trouver  moyen  de  faire  remuer 
les  trouppes  pendant  le  tems,  que  Celles  de  Boheme  ne  maliqueront  pas  d*occupation. 
Vous  devez  confier  au  pensionaire  et  au  gre£fier  Fagel  la  demarche,  que  j'ay  faite,  en 
promettant  d'evacuer  la  Boheme,  et  de  remercier  les  trouppes  auxiliaires  Francoises 
ä  condition ,  qu*on  evacne  la  Baviere  et  qu'on  me  mit  en  possession  des  pais  d* Antriche 
anterieures  et  des  villes  forestieres  pour  les  preliminaires ,  me  contentant  de  finir  le 
reste  par  la  voye  de  negociation,  mais  que  la  hauteur  de  la  cour  de  Yienne  etoit 
insnpportable,  et  que  la  dessus  le  lord  Stair  avoit  donn^  ä  connoitre,  qae  non  seule- 
ment  je  ne  devrois  point  parier  pour  le  present  de  Tevacuation  de  la  Baviere,  mais 


118 

que  je  n^avois,  qa^a  faire  la  paix  snr  le  pied  que  les  choses  sont,  et  a  me  declarer 
contre  la  France.  Le  greffier  Fli^el  jugera  bien  luy  meme,  que  ce  sont  la  des  pro- 
positions,  qni  sont  non  seulement  contre  la  gloire  de  Temperenr,  mais  aussi  de  tont 
Vempire,  qni  ne  pourroit  jamais  sonflfrir,  qne  leur  chef  reste  depouille  de  son  ancien 
patrimoine,  et  qne  d'aillenrs  les  propositions  ne  s^anroient  s'accorder  a^ec  le  caractere 
de  la  bonne  foy,  qne  je  conserverai  tonte  ma  vie.  Ainsi  voyant  taut  d'injnstice  et 
tant  d'arrogance,  j'espere,  que  la  repnblique  tachera  me  procnrer  nne  paix  plus  ho- 
norable,  et  qne  continnant  son  amitie  envers  moi  et  mes  allies,  eile  ne  se  pretera 
point  ä  des  semblables  projets,  Tassnrant  de  mon  cote,  qne  je  m^appliqnerai  en  tont 
tems  de  cnltiver  la  bonne  intelligence  entre  Tempire  et  les  etats  generanx,  ainsi  que 
cela  a  tonjours  ete  et  sera  encore  a  Tavenir. 

Envoyez  ä  Haslang  copie   de  la  presente,   qni   Iny   servira  d*instrnction ,   et  je 
prie  Dien,  qu'il  vons  ait  en  sa  sainte  garde  et  benisse  le  tont. 

Charles. 


33. 

Francfort  ce  2.  de  sept.  1742. 

Ch.  c.  d.  S.  Le  memoire,  que  le  dnc  d'Arenberg  a  presente  aux  etats  generaux 
le  21.  du  passe,  et  que  vons  avez  jointe  en  copie  ä  votre  relation  Allemande  datee  le 
24.  du  meme  mois,  m*a  fait  penser  ä  un  contrememoire,  dont  je  vons  envoye  Videe. 
Mon  intention  n'est  plus  de  le  faire  mettre  au  net  et  de  le  faire  presenter  par  vous 
(de  quoi  je  me  suis  ravis^  par  de  bonnes  raisons)  mais  je  vons  le  passe  cy  Joint, 
pour  que  vons  communiquiez  ä  ce  sujet  avec  le  marquis  de  Fenelon,  afin  que  1. 
Selon  son  avis  vons  parliez  sour  le  ton  de  ce  contrememoire  aux  premiers  des  etats 
generaux,  et  ou  d'ailleurs  il  pourroit  etre  util;  2.  afin  que  luy  marqnis,  qui  pourra 
peutetre  convenir,  que  de  sa  part  soit  presente  aux  dits  etats  quelque  contrememoire 
,  approchant  pour  faire  tete  ä  celny  du  duc  d' Arenberg,  allegue  cy  dessus,  comme  re- 

y,  gardant  directement  et  proprement  la  France,   et  la  marche  de  Varmee  du  marecbal 

de  Maillebois)  pourroit  de  mon  projet  tirer  les  points,  qu'il  jugeroit  convenables, 
comme  snr  vos  precedentes  relations  vous  avez  dejas  appris  par  mon  grand  chambellan 
les  resolutions  sur  les  points,  qui  en  demandoient,  je   m^y   relate  et  prie  Dien  etc. 

Chaarles. 


34. 

Francfort  ce  23.  de  sept.  1742. 

Ch,  c.  d.  S.  La  copie  de  Tinstruction  sub  Nr.  1  avec  une  deduction,  que 
je  passe  a  Easlang  par  le  meme  conrrier  Nenner,  qui  est  portenr  de  la  presente, 
la  copie  de  la  lettre  sub  Nr.  2,    qne  j'ai  ecrite  an  prince  Gnillanme  de  Hesse,    la 


149 

copie  du  decret  de  commissiou  sab  Nr.  3,  que  je  viens  de  passer  ä  la  Diette,  sont 
les  trois  pieces  essentielles,  qni  cy  jointes  vous  instruiront  assez,  sans  que  j'ay  lieu 
de  m'eteudre  a  ce  sujet.     II  suffira,   qae  yous  les  lisiez   avec  attention,  ponr  qne 
voQs  saehiez,    de  quoi  il  s'agit,    et  conunent  faire  pour  que  yous  yoos  y  preniez.le 
mieux  ponr  commnniqaer  aux  etats  le  dit  decret  de  commission,   soit  par  Yoye  de 
representation  a  &ire  de  bouche,  soit  par  celle  de  memoire  dans  le  style,  qne  yous 
m'aYez  enYoye  par  Yotre  pennltieme,  et  que  je  yous  reuYoye  sub  Nr.  4  aYec  quelques 
peiits  changements,  que  j'y  ay  trouYe  bon  ä  faire.     Du  decret  susdit  de  coramission 
YOUS  par  1er ez  aussi  ä  lord  Stair,  et  ferez  Yaloir  le  mieux,  que  yous  pourrez,  la  sinoerit^ 
et  fermete  de  ma  resolution  une  fois  prise,   comme  quoi  il  ne  dependra  pas  de  moi, 
que  la  tranquillite  et  le  repos  ne  soient  retablis  dans  tont  Tempire  aux  depens  meme 
de  mes  propres  interets.     L^une  et  Tautre  ne  s9auroient  se  Yerifier  mieux  que  dans 
la  Situation  presente,  oü  malgre  les  apparences  riantes  d'une  arm^  deliYree  et  d'ijuie 
siege  leYe  en  forme,  je  persiste  ä  ma  premiere  declaration  et  n^ecoute  pas  les  plus 
beaux  adYantages,  que  les  circonstances,  presentement  de  plus  flatteuses,  me  promet- 
tent  dans  le  tems,   que  pour  bien  marquer  ma  constance  et  ma  fermete  en  ce,  que 
j'aYois  propose,  je  continue  ä  reproposer  Tarmistice  sous  les  memes   conditions,  que 
j^ay    dejas   faites   aYant  qu'il   etoit   question    de   pouYoir  esperer   un  seconrs  d*une 
nouYelle  armee,  qui  toutesfois  a  non  seulement  et£  euYoyee,   mais  aussi  qui  a  dejas 
perc^  heureusement  en  Boheme. 

Vous  me  dites  dans  Yotre  relation  AUemande  en  date  du  18.  du  courrant,  que 
Selon  ce  que  yous  aYCz  pu  conjecturer,  le  duc  d' Arenberg  ait  re9u  un  plein  pouYoir 
de  traitter  en  tout  cas  aYec  moi  ou  aYec  qui  anra  pour  cela  le  plein  pouYoir  de 
ma  part.  Si  cela  seroit ,  et  que  lord  Stair  jugeroit  pouYoir  faire  le  coup  sous  les 
conditions  toutesfois  contenues  dans  le  decret  de  commissiou ,  on  pourroit  pour 
gagner  du  tems  traitter  et  faire  la  chose  ä  la  Haye  sans  s'arreter  par  des  destours 
et  la  porter  plus  loin.  £n  tout  cas  la  presente  dcYroit  et  pourroit  yous  serYir  de 
plein  pouYoir  et  yous  authoriser  ou  bien  en  qui  yous  la  transporterez  de  ma  part, 
jusqu'ä  ce  que  les  pleins  pouYoirs  en  fprme  pourroient  etre  substitues. 

Yous  pourrez  parier  dans  le  meme  gout  aux  premiers  des  etats  generaux, 
dont  le  pensionnaire  de  la  Yille  d^Amsterdam  yous  a  dejas  parl6  sur  le  thon  de 
l'armistice,  par  lequel  selon  son  sentiment  il  y  a  absolument  ä  debuter.  J'ay  re9u 
hier  au  soir  un  courrier  du  marechal  de  Bellisle,  qui  non  seulement  me  confirme  la 
leYee  du  siege  de  Prague,  &ite  le  14.  de  ce  mois,  mais  aussi  m'en  fait  un  detail  tres 
exact,  ample  et  aYantageux  pour  les  mesures  a  prendre,  je  yous  en  euYoye  extrait 
sub  Nr.  5,  dont  toutes  fois  yous  dissimulerez  la  source,  dont  je  Tay  tire,  mais  sans 
m'y  arreter  je  tiens  bons  en  ce,  que  j^ay  une  fois  propos^.  Je  me  repose  du  reste 
k  Yotre  prudence  et  ä  Yotre  zele  pour  me  bien  senrir,  Tune  et  Tautre  yous  guideront 
le  mieux  en  cette  a£Gftire  aussi  delicate  qu'elle  est  importante  et  je  prie  Dieu  etc. 

Charles. 

Abh.  d.  m.  a.  d.  k.  Ak.  d.  Wisi.  XIV.  Bd.  L  Abth.  1 7 


120 

35. 

Francfort  ce  27.  de  sept   J742. 

Ch.  c.  d.  8.  J'ay  tu  par  votre  relation  Allemande  du  21.  de  ce  mois,  que  la 
promotion  generale  8*est  enfin  fiäite  par  la  plnralit^  des  Toiz  et  que  dans  la  dite  pro» 
motion,  de  la  quelle  vous  m'ayez  envoy^  la  liste,  il  y  a  six  generanx  etrangers,  qiii 
nouyellement  sont  entres  aux  Services  militaires  des  etats.  Je  suis  curieux  d'ap- 
prendre  ce,  que  le  priuce  d^Orange  eu  dira  et  ce  qu'il  fera  ä  ce  sujet.  —  J*ay  vu  aussi 
le  discours,  que  lord  Stair  ayant  et6  chez  vous  vous  a  tenu  le  20.  du  courrant.  Ge 
discoars  me  confirme  daus  Topinion,  que  j*ay  eu  d*avance,  et  qui  est,  que  le  coutenu 
de  ma  demiere  depeche,  que  je  vous  ay  envoy^  par  le  courrier  Neuner,  aura  6te 
^coute  par  luy  et  gout^  agreablement.  8on  opinion  par  oontre  par  la  quelle  il  sou- 
tient,  ou  fiedt  da  moins  semblant  de  vouloir  soutenir,  que  Tarm^e  du  prince .  Charles 
ponrroit  bien  Temporter  sor  ceia  du  marechal  de  Maillebois,  est  purement  une 
opinion  en  air  et  nuUement  fondee  sur  ancune  bonne  raison.  On  89ait  positive-* 
ment,  combien  Tarmee  du  prince  Cbarles  avoit  souffert  devant  Prague,  et  combien  les 
regimens  ont  ete  afhiblis  par  les  sorties,  par  la  desertion  et  par  les  maladies  de 
Sorte,  qu'un  portant  Tautre  un  regiment  d*infanterie  pourroit  bien  etre  reduit  ä 
4  josqu^ä  500  h.  Les  regimens  de  cavallerie  ne  sont  non  plus  dans  leur  force, 
et  il  y  en  aura  peux,  qui  surpasseront  le  dit  nombre.  On  89ait,  combien  Tinfanterie 
sur  tout  est  rebutee,  et  toutes  ces  circonstances  bien  considerees  pourroient  elles 
permettre  de  tirer  une  bonne  parallele 'entre  les  deux  armees,  Tune  etant  affoiblie  et 
rebutee,  et  Tautre  tonte  fraiche,  bien  reposße  et  dans  sa  force,  puis  que  Tarmee  du 
marechal  de  Maillebois,  qui  se  trouve  jointe  ä  celle  du  comte  de  Saxe,  et  des  milices, 
importe  55  m.  h.  bien  comptä  et  compt^s  pour  ainsi  dire  homme  par  homme,  dont 
il  y  a  12  ä  13  m.  h.  de  cavallerie,  mont^  au  delä  de  ce  qn^on  peut  se  fignrer  et 
sattendre.  Comme  le  consequent  palpable  en  est,  que  Tarmee  du  marechal  de 
Maillebois  est,  comme  eile  doit  etre,  bien  superieure  ä  celle  du  prince  Charles,  le  corps 
du  marechal  de  Seckendorff  ne  Test  pas  moins  ä  celui  du  general  Bernklau  en  Baviere 
de  Sorte,  que  s'il  s^agit  de  continuer  absolament  la  guerre,  il  y  bien  des  bisques  et 
advantages  de  notre  cot^,  qui  ne  se  trouvent  pas  du  leur.  Paites  eiitendre  tout 
cela  en  discours  ä  lord  Stair  et  le  luy  bien  comprendre,  dites  luy  toutesfois,  que 
non  obstant  ces  circonstances  flatteuses,  je  ne  m^eloigne  neanmoins  pas  de  mes  idees 
pacifiques,  que  la  resolution  de  ma  demiere  depeche  et  des  plusieurs  autres  prece- 
dentes  vous  a  &it  apprendre,  preferant  toujours  le  desir,  que  j*ay  d'epargner  le  sang 
de  taut  des  braves  gens,  comme  de  meme  celuy  de  retablir  la  tranquillit^  et  le  repos 
dans  Tempire,  ä  la  continuation  de  la  guerre,  malgr6  que  cette  preference  tire  au 
prejudice  de  mes  interets. 

Vous  insisterez  cependant  le  mieux  que  vous  pourrez  ä  arracher  prealablement 
Egra  comme  de  meme  les  pais  du  palatinat  de  Neubourg  et  de  Soultzbach  (ceux  cy 
bien  entendu  par  echange)  et  tacherez  de  les  faire  porter  les  uns  comme  les  autres 
dans  Tarmistice  de  la  paix  ä  faire.     Au  pis  aller  toutes  fois,   vous  pourrez  toujours 


coüclure  le  dit  armistice  sur  le  pied  du  decret  de  commissiou,  qoe  je  vons  ay  envoy^ 
et  qui  a  et^  dict^  i  il  y  a  trois  jours.  A  retablissement  ensnite  d^nne  fiiture  pacifica- 
tion  generale  il  y  anra  a  arreter  et  a  affermir  sans  fante  Partide  de  la  cession  du 
royaume  de  Boheme,  ou  en  ohange  du  moins  l'etablissement  du  royaume  de 
Bayi^re  moyenant  l'arrondissement  propos^  par  le  proj^t  passe  k  Cassel.  Au  cas 
qu^il  vous  parle  encore  de  la  Loraine  et  de  TAlsaee,  vous  pouvez  assurer  lord  Stair, 
que  je  serois  bien  content  k  yoir  rendue  la  Loraine  ä  la  Maison  de 
Loraine  par  la  France,  et  que  cellecy  puisse  y  6tre  dispos^e  et  port^e  a  oela. 
Quant  ä  moi,  eile  ne  me  S9aura  non  plus  qu*elle  ne  Ta  Jamals  ^te,  etre  un 
objet,  puisque  je  n*y  ai  rien  ä  pretendre,  et  puisque  la  satisfaction  sur  mes  justes 
pretensions  ne  peut  admettre,  ce  qui  est  chimerique,  mais  exige  absolument  et  in- 
dispensablement  de  la  realit6  proportionee  meme  ä  mon  etat,  qui  est  aussi  reel,  qn'il 
est  et  sera  toujours  egalement  pr^cieux  ä  tout  ^ard.  Lord  Stair  sera,  oomme  il  a 
lieu  de  Vetre  par  le  contenu  de  ma  demiere  depeche  convaincu  de  la  sinceritä  de 
mon  Intention  pour  m^entendre  amiablement  avec  la  cour  de  Yienne,  de  la  quelle  si 
le  duc  d^ Arenberg  est  authorise,  il  pourra  s^expliquer  et  traiter  avec  vous,  comme 
je  Tous  ay  dejas  marqu^,  et  comme  je  reitöre  par  ces  lignes  le  plein  pouvoir,  que 
je  TOUS  y  ay  donn6  et  qui  vous  sera  toujours  envoye  en  forme  legale,  quand  il  sera 
necessaire.     Je  prie  Dieu  etc. 

P.  S.  La  lettre  finie  arriva  ä  8  heures  du  soir  en  courrier  avec  plusieurs 
postillons,  sonants  la  cornette  de  poste,  le  Chevalier  Grollier,  depeche  de  Prague  par 
le  marchal  de  Bellisle  ä  sa  majeste  imperiale  avec  la  confirmation  formale  de  la 
levee  du  siege,  faite  le  14.  du  courrant.  Ses  exports  conformfe  ä  sa  relation  du 
Journal  exact,  qu'il  a  apport^,  et  tire  du  premier  jour,  que  le  siege  a  commence, 
fönt  connoitre,  que  les  assiegeants  n'etoient  pas  tant  avancfe  encore  par  leur  ouvrages 
vers  la  ville,  que  les  assieges  le  furent  vers  les  premiers.  II  a  assure  positivement, 
que  Sans  compter  les  malades,  et  qui  d'ailleurs  pourroient  etre  hors  d^etat  de  com- 
battre,  il  y  a  actuellement  ä  Prague  une  guarnison  de  25  m.  b.  combattants,  dont 
il  y  a  1400  h,  de  cavallerie  en  eflfet  montee,  et  que  parmis  toute  la  guarnison  ils 
se  trouvent  entre  chevaux  d'officiers,  de  bare  et  de  voiturage  plusieurs  milles,  par 
les  quels  on  peut  remonter  le  reste  de  la  cavallerie  d'un  jour  a  Tautre,  ce  qu'ils 
pensent  aussy  de  faire.  Le  prince  de  Deux-ponts,  qui  a  ^te  bless^  a  Prague,  est 
attendu  ce  soir,  de  meme  que  le  m.  de  Beauvau.  Le  premier  amenera  plusieurs 
drapeaux  empörte  durant  le  siege  dans  les  approches  sur  les  trouppes  assiegeants. 
Les  circonstances  cy  dessus  vous  fönt  connoitre,  qu'il  faut  bien  appuier  sur  le  point 
d^Egra  sur  tout  (qui  ne  fait  pas  et  n'a  fait  autres  fois  partie  du  royaume  de  Boheme) 
et  sur  le  point  des  pais  Autrichiens  anterieurs  avec  les  villes  forestieres.  Enfin  il 
faut  aller  bride  en  main  avec  le  contenu  de  mes  ordres,  et  en  prenant  le  tout  ad 
referendum  voas  joueriez  du  plus  sur;  un  courrier  en  cinque  ä  six  jours  pourroit  etre 
de  retour  chez  vous.  ^,     , 

17* 


192 

36. 

Francfort  ce  1.  d'oct  1742. 

Gh.  c.  d.  S.  Le  point  principal  de  voiare  derniere  relation  Allemande  du  25. 
sept.  roale  snr  la  proposition «  qne  le  duc  d' Arenberg  a  fait  ä  lord  Stair,  et  qne 
oeluicy  vous  a  insinue  en  confidence.  II  est  vrai,  que  je  n'avois  pas  lieu  d'esperer 
de  la  source,  d*oü  cette  proposition  partoit,  qnelque  ehose  de  fort  raisonable,  mais 
anssi  est-il  constant,  que  je  ne  m^attendois  pas  ä  une  aussi  exorbitante,  qni  ne  merite 
non  plus  de  reponse  que  d^attention.  Si  en  tout  cas  neanmoins  on  voulait  y  faire 
reflexion,  on  ne  seauroit  s'empecher  de  s'arretter  d'abord  ä  celle,  qui  vote  en  fait  des 
suret^s  a  prendre,  d'abord  aux  yeux  d'un  chacun.  S'il  est  question  parmis  deux  de 
force  inegale  de  se  garantir  Tun  contre  Tautre  et  de  se  niettre  ä  convert  par  des 
fortes  lizieres,  ce  n'est  pas  au  plus  fort  du  moins  d'y  songer  le  premier,  etant  dejas 
garanti  et  garde  par  sa  propre  force,  mais  c^est  bien  ä  celuy,  qui  est  moins  fort, 
affin,  que  moyenant  une  precaution  semblable  il  puisse  suppleer  au  manque  d*un 
voisiur  qui  etant  plus  fort  est  aussi  plus  dangereux. 

Qui  est  inferieur  en  force,  a  a  se  garantir  contre  la  superiorite  et  point  par 
contre  celle-cy  contre  le  premier.  Pour  consequent  il  en  resulte,  que  par  la  meme 
raison,  que  les  places  et  le  terrain,  qu'on  deuiande,  ne  sont  non  seulement  necessaires 
ä  la  Baviere  pour  sa  propre  conservation  vers  TAutriche,  mais  aussi  qu*il  lui  en  faut 
encore  d'autres  pour  cela  soit  vers  le  Tirol,  vers  la  Boheme  et  vers  la  Suabe,  par 
tout  enfin ,  oü]  la  surete  de  la  Baviere  scaura  le  demander ,  mais  que  dis-je  de  la 
Baviöre,  puisque  ce  n'est  pas  eile  seule,  que  cela  regarde  dans  letems,  que  Tempire 
meme  et  meme  indepeudament  de  son  chef  y  est  interesse,  puisque  nou  seulement 
la  continuation  tranquille  de  son  repos  en  depend,  mais  aussi,  que  meme  il  ne  s9auroit 
subsister  et  conserver  son  etre,  si  une  des  premieres  Maisons,  (qui  a  en  tont  tems 
et  meme  contre  les  injustes  procedures  et  oppressions  faites  jadis  par  la  raaison  d'Au- 
Iriche  soutenu  la  libert^  Germanique)  courreroit  risque  de  se  voir  bouleversee  d'un 
jour  ä  Tautre  non  par  une  maison  d' Antriebe  (qui  se  trouvant  eteinte  par  l'extinction 
des  males  ne  seauroit  plus  renaitre),  mais  par  celle  de  Loraine,  qui  usurpant  une  suc- 
cession,  qui  ne  lui  appartient  pas,  en  pourroit  bien  vouloir  aussi  aux  loix  et  con- 
stitutions  et  ä  la  fin  ä  la  liberte  meme  de  Tempire,  par  oü  resulte,  combien  il  lui 
importe  la  conservation  de  la  Bkviere.  Plus  que  je  reflechis  ä  la  dite  proposition 
faite  ä  lord  Stair  par  le  duc  d' Arenberg,  plus  me  paroit-elle  extraordinaire ,  pour  ne 
pas  dire  ridicule,  lorsque  je  combine  les  circonstances  du  tems  de  la  dite  proposition 
avec  celuy  de  leur  Situation.  Nous  voila  au  tems,  oü  Tarm^e  du  prince  Charles  af- 
faibliee  par  les  sorties  de  Pragne,  par  la  desertion,  par  les  maladies  et  par  les  marcbes 
outrees  et  continuelles,  qa^elle  avoit  ä  faire  dejas  devant  et  depuis  le  commencement 
de  cette  guerre,  oü  cette  armee  decouragee  par  le  siege  recement  manque,  marche 
vers  le  marechal  de  Maillebois,  qui  se  trouvant  Joint  avec  le  comte  de  Saxe  et  ces, 
que  les  Francois  ont  eu  au  tour  d'Egra,  presente  sur  pied  une  armee  de  55  m.  h. 
combattants,  tronppes  toutes  fraiches  et  dans  le  meilleur  6tat,    contre  un  vis   ä  vis 


123 

de  40  m.,  en  quoi  Tarmee  du  piince  Oharl'e  jointe  au  corp  de  EeSenhiller  oonsiste 
tont  au  plus.  Nous  yoila  au  tems,  oü  Seckendorff  a  14  m.  h.  des  trouppes  impe- 
riales contre  7  ä  8000  de  Bemklau»  au  tems,  oü  les  marechaux  a  Prague  y  ont 
encore  25  m.  h.  toutes  trouppes  r^lees  et  agguerriees  contre  six  miiles  Hongrois 
de  Festetitz,  qui  est  en  etat  d*enlever  tont  au  plus  quelque  peu  de  fourage  au  pre- 
mier,  sans  oser  Jamals  tenir  bon  nulle  part,  moins  encore  se  presenter  p&r  euz  memes 
pour  Youloir  mordre.  Nous  voilä  au  tems,  oü  ayant  Prague  et  Egra  je  suis  encore 
en  possession  des  pi^es  principales  du  royaume  de  Boheme,  et  qu'a  moins  de  gag- 
ne)r  sur  Tarmee  Fran9oise  une  bataille  bien  complete,  on  ne  S9auroit  empecher  les 
marechaux  de  se  joindre.  Enfin  nous  voilä  au  tems,  oü  ayant  conserv^  toutes  les 
villes  de  defense  et  ayant  une  armee  superieure  en  Baviere,  je  suis  en  ^tat  de  m^en 
procurer  Tevacuation  moi  mSme  sans  Tacheter  aux  prix  de  celle  de  Boheme.  Sur 
Tarticle  de  Passau  c^est  ä  savoir,  que  je  ne  Sfaurais  jamais  le  ceder,  etant  ä  con- 
siderer  comme  une  clef  de  la  Baviere,  et  comme  un  parapet,  qui  doit  me  garantir 
des  invasions,  que  j*ay  bien  plus  ä  craindre  du  plus  puissant  que  celui-cy  ne  Ta  du 
plus  ÜEuble.  C'est  un  argument,  que  lord  Stair  est  trop  entendu  pour  ne  le  pas 
comprendre  et  trop  raisonable  pour  ne  s^y  pas  pr^ter.  On  aimeroit  faire  peur  ä  la 
France,  et  on  debite  pour  cela  mille  contes  des  plus  faux  et  invent^  ä  plaisir. 
Comme  ce  n*est  plus  le  tems  de  Tintimider,  son  armee  etant  d^livr^e,  il  est  encore 
plus  moins  celuy  de  ceder  aux  menaces  des  Lorrains.  Le  grand-dnc  ayant  dejas 
offert  de  laisser  retourner  librement  toutes  les  armees  de  France  n*a  pas  manque 
de  marquer  par  lä  son  peu  de  reconnaissance  et  de  compiaisance  pour  les  Anglois, 
leur  envoyant  par  consequent  sur  les  bras  ces,  dont  il  vouloit  absolument  se  deba- 
rasser.  Si  cela  se  fait  au  vert,  que  n^arrivera  point  au  sec?  Les  puissances  mari- 
times n*ont  qu*ä  voir  par  lä,  combien  de  fond  qu'ils  puissent  faire  sur  Tamitie  de  la 
cour  de  Yienne  et  combien  ils  profiteroient  mieux  par  l'acquisition  d*un  ami  solide, 
qu'ils  retrouveroient  toujours  en  moi,  apres  quHls  auroient  consolid^  mon  ^tat,  qui 
m'est  taut  necessaire  pour  que  je  puisse  etre  utile  ä  mes  amis. 

On  me  dira,  que  la  France  a  consentie  de  rapeller  les  trouppes  ä  condition 
de  la  double  eväcuation,  y  comprise  celle  de  la  ville  de  Passau.  II  est  vrai,  mais 
ne  Test-il  pas  aussi,  que  ce  fut  pour  delivrer  par  lä  son  armee  et  la  ville  de  Prague, 
qu'elle  a  vu  en  danger.  Cet  objet  ne  subsistant  plus,  et  la  cause  finale  ayant  et6 
enlevee  entierement  par  la  lev^e  du  siege  faite  depuis  non  pas  de  gre  et  par  accord 
avec  les  assiegeants,  mais  effectuee  par  la  force  et  par  la  marche  du  marechal  de 
Maillebois,  marche  onereuse,  comptueuse  et  delicate  pour  )a  France,  le  consentiment 
comme  cause  efficiente  et  conditionee  a  cesse  de  meme,  les  choses  ont  bien  change 
depuis  et  ont  pris  depuis  la  levfe  du  siege  une  face  toute  diflferente.  La  France  ne 
s'y  trouve  plus  et  d^autant  moins  engagee,  que  je  n*y  avois  jamais  consenti  ä  cette 
condition.  Je  vous  advoue  meme  que  les  choses  se  trouvent  presentement  dans  la 
bonne  Situation  et  teile,  que  je  serois  fort  embarassä,  si  on  me  prenoit  au  mot  de  ce 
que  je  vous  ay  passe  par  le  demier  courrier.    D  &udroit  en'  tont  cas  songer  du  moins 


124 

a  la  surete  de  mou  pais  moyenant  Passau,  Egra  et  Knffstein,  et  oela  avec 
des  boones  garanties.  Tout  cela  rnSme  ne  s^auroit  etre  pris,  qne  sur  le  pied  des 
preliminaires ,  puisque  je  ne  s9aarois  jamais  me  departir  que  d^un  des  deux,  j*eii- 
tends  d*un  ancien  royaume  de  Boheme  ou  d*un  nonyeau  de  Baviere. 
An  demier  il  faudroit  bien  du  pais  pour  son  etablissement  par  un  arrondissement 
ample  et  süffisant,  arrondissement,  au  quel  les  pais  de  Neubourg  et  de  Soultzbach 
auroient  toujours  a  se  trouver  et  ä  y  ^tre  compris.  S*il  s'agit  d'etablir  une  barriere 
entre  les  deux  parties  belligerantes ,  la  meilleure  en  feroit  la  riviere  d*Ens,  le  pais 
en  de9a  ayant  dejas  appartenu  autresfois  ä  la  Bavidre,  et  alors  les  deux  parties 
pourroient  faire  des  fortresses  .chacune  ä  son  gout  Tun  d^un  cot6  et  Tautre  de  Tautre. 

Je  Yous  envoye  h  cette  fin  un  projet,  qui  a  et£  fiEiit  par  quelqu^un  en  Prusse, 
qui  m^est  attache.  Yous  y  verrez  bien,  que  luy  meme  le  met  pour  un  pis  aller, 
e'est  a  dire  au  cas,  que  l*on  ne  s9auroit  soutenir  la  Boheme.  C^est  donc  le  premier 
point  de  vue  que  la  conservation  de  ee  dernier  royaume,  et  c^est  sur  celui-cy  que 
YOUS  deYez  insister  le  premier  et  le  mieux,  en  faisant  bien  conceYoir,  combien  il 
seroit  de  la  decence  de  Tempire,  combien  mSme  il  lui  seroit  advantageux  et  combien 
aussi  il  seroit  utile  aux  puissances  maritimes ,  acquierantes  par  la  un  ami  puissant  et 
une  Maison,  qui  luy  auroit  une  Obligation  eternelle. 

n  est  sorti  recement  une  brochure  de  la  cour  de  Yienne  en  date   du  19.  sept. 

sous  le  titre  de  lettre  circulaire  ä  ses  ministres,  pie^e,   qui  est  insolente  et  qui  de- 

mande  absolument  une  replique.     Si  je  n'ay  pu   me  resoudre   de  toumer  casaque  Yi* 

lainement  ä  un  amy,  qui  est  Yenu  ä  mon  secours,  c'est  que  je  suis  honet-homme,  et 

pas  capable  d^etre  porte  ä  rompre  foy  et  loy  comnie  d'autres.     Mais  tels,  que  soyent 

mes    sentimens   irreprochables,    je   n*ay    du    moins   eu    besoin    d^aYoir   recours    aux 

bassesses,  ou  d^ecrire  ä  Bersasque,  Yalet  de  chambre  du  cardinal  (ainsi  qu^a  fait  mon 

predecesseur  dans  Tempire)  pour  m^attirer  la  cour  de  France.     On  peut  par  la  Yoir 

clairement  que  la  cour  de  Yienne  ne  trouve  mauYaise  mon   alliance   aYec  la  France, 

que  par  raison,   qu^elle  est  contre  ses  interets,   et  que  si  la  France  auroit  Youlu  se 

Her  aYeo  eile,  bien  loin  d*y  trouYer  ä  redire,  ce  grand  et  preteudu  zele  pour  le  bien 

de  VAUemagne  auroit  bientot  CYanoui.     Cette   couronne   n^auroit  plus  ^t^  suspecte, 

et  enfin  les  m§mes  raisons,   que  la  cour  de  Yienne  fait  Yaloir  contre,  auroient  6te 

employ^s    pour   la   meme   alliance,    ce  qui   manifeste   la  faussete,   qui  de   son  cot^ 

s'en  mele. 

Charles, 


37. 

Francfort  ce  3.  cPoct.  J74Ji. 

Gh.  c.  d.  S.  J*ay  appris  par  Yotre  relation  Allemande  en  date  du  28.  sept. 
le  sentiment,  dans  le  quel  Lord  Stair  yous  a  parl^  sur  le  demier  secret  de  com- 
mission,   qui  a  sorti   ä  la  Diette.     J'ay  appris  le  dessein,  que  Yons  aYez  pu  com- 


125 

prendre  de  son  discoarg  aussi  bien  qae  de  celny  du  minisbre  de  Hessen  Gassei ,  que 
TAngleterre  sonhaite  yeritablement  mon  accomodement  ayec  la  cour  de  Vienne,  mais 
qa'elle  ne  yeut  absolament  pas,  que  la  cour  de  Yienne  fietsse  nn  armistice  avec  la 
France  ny  directement  ny  indireotement,  parce  qu^il  est  resolu  de  chasser  de 
force  toutes  les  trouppes  Franfoises  hors  de  Tempire.  J'ay  appris 
enfin,  que  le  tout  se  reduisoit  ä  savoir,  si  sans  ÜEiire  mention  de  la  France  ny  de 
see  trouppes  auxiliaires  je  pouvois  et  voulois  oondure  un  armistice  et  un  accomode- 
ment uniquement  par  rapport  ä  mes  propres  etats? 

Qae,  si  je  pouTois  m*y  resoudre  ä  l'exclusion  de  la  France,  il  y  auroient  de 
tres  bonnes  esperances  de  conduire  cette  negociation  preliminaire  a  une  bonne  fin, 
la  quelle  toutes  fois  ne  seroit  guere  possible  d'obtenir^  si  je  voulois  y  comprendre 
la  couronne  de  France  ou  ses  trouppes,  par  ce  que  de  la  part  de  l'Angleterre  on 
yeut  lui  faire  la  guerre  yigourensement. 

A.yant  que  de  pouyoir  repondre  ä  une  proposition  aussi  delicate,  et  qui  merite 
bien  de  reflexion,  il  est  indispensablement  necessaire  de  penetrer  d^avantage  les  in- 
tentions  de  TAngleterre  et  d'en  tirer  plusieurs  eclaircissements  tr^s  essentiels. 

La  cour  de  TAngleterre  paroit  se  contredire,  car  d'un  cot^  eile  temoigne  d'ayoir 
principalement  en  vue  de  faire  sortir  les  trouppes  Fran9oises  de  l'empire  et  de  Tautre 
cote  son  ministre  desapprouye  le  decret  de  commission,  dont  l'object  principale  est 
precisement  le  meme. 

Lord  Stair  dit,  que  la  declaration  &ite  par  moi  ä  la  Diette  de  faire  sortir  les 
dites  trouppes  Fran9oises  de  la  Boheme,  6toit  capable  de  faire  changer  les  bonnes  dis- 
positions,  que  la  cour  de  Yienne  avoit  de  s^accomoder  ayec  moi,  dans  le  tems  qu'il 
est  notoire,  que  cette  cour  l'avoit  propos^  eile  meme  aux  mar^chaax,  et  que  les  troup- 
pes seroient  dejas  de  retour  en  France,  si  cette  negociation  ne  s^etoit  accrochee  ä  Teya* 
cuation  reciproque  de  la  Bayiere.  Ce  changement  total  des  sentimens  de  la  cour  de 
Yienne  ne  proviendroit  donc  pas  du  secret  de  commission,  comme  lord  Stair  veut 
le  faire  accroire,  mais  plustöt  de  la  volonte  de  .l'Angleterre,  de  la  quelle,  comme  il 
est  pronve  par  lä  meme,  la  cour  de  Yienne  depend  entierement. 

Mais  supposant,  que  pour  me  conformer  entierement  aux  desirs  de  l'Angleterre 
je  consentis  ä  Tarmistice  k  exclusion  des  trouppes  Fran9oises,  qui  ne  sont  venues 
en  AUemagne  que  sur  ma  requisition  et  ponr  m'aider  au  defaut  de  tonte  autre  as- 
sistence  a  soutenir  mes  justes  droits,  il  est  bien  naturel  de  prevoir,  que  de  ce  mo- 
ment  je  n'aurois  plus  ä  esperer  de  la  France  aucun  secours,  de  quelle  espece  que 
ce  put  etre,  et  que  je  me  trouverois  reduit  ä  vivre  avec  ma  cour  et  mes  trouppes 
des  seuls  revenues  de  mes  etats  entierement  ruines  par  Tinhamanit^  de  mes  ennemis, 
ce  qui  etant  impossible,  il  s'agit  de  savoir: 

Premierement  et  avant  toute  chose,  par  qael  moyen  soit  en  cedant  des  pais, 
ou  par  des  subsides  on  voudroit  suppleer  h  la  perte,  que  je  ferois  de  l'assistance  de 
la  couronne  de  France? 

Et  en  second  lieu,  quelle  satisfaction  reelle  et  proportionnee  ä  mes  justes  droits 


126 

rAngleterre  pourroit  m'assurer  ä  la  paix  generale?  a  moins  de  quoi  pourroit-on 
me  coneeiller  d'abandouner  la  France,  dont  toute  TEarope  connoit  les  grandes  re- 
soorces,  pour  se  livrer  ä  la  discretion  de  la  cour  de  Yienne,  et  pour  attendre  de  son 
bon  plaisir,  ce  qn'elle  Tondra  ä  la  fin  decider  aar  mon  sort.  II  est  donc  abeolnment 
necessaire  de  faire  expliqner  TAngleterre  sar  des  points  si  importants. 

Au  reste  il  n*est  pas  difficile  de  comprendre,  qne  la  principale  yne  de  cette 
cour  tend  de  £äire  perir  d'une  manidre  ou  d'autre  les  armees  Fran9oi8e8,  qni  sont  en 
Allemagne,  et  de  mettre  par  la  la  Franoe  hors  d'etat  de  soutenir  la  gaerre,  qne 
'TAngletevre  pretend  luy  faire.  Elle  ne  demande  d'ezclure  les  tronppes  Fran9oises  de 
rarndstice,  que  pour  les  accabler  dans  leur  retraite  avec  le  secours  peut-etre  de 
quelqn'autre  pnissance,,  qui  ne  s'est  point  declaree  encore.  Mais  il  est  ä  considerer, 
que  cela  arriveroit  ou  dans  le  haut  Palatinat,  ou  dans  les  cercles  de  Tempire,  que  ces 
tronppes  ont  a  traverser,  de  sorte  qu*une  partie  des  mes  propres  etats  et  des  ceux  de 
Tempire  deviendroit  le  theatre  d^une  guerre  d'autant  plus  raineuse,  que  dans  un  eas 
pareil  tout  iroit  dessus  dessous.  Et  que  les  Fran^ois  battus  ou  victorienx  laisseroient 
par  vangeanoe  dans  Tempire  des  fanestes  traces  de  leur  passage,  dont  la  cour  de  Yienne 
ne  manqueroit  pas  de  m^imputer  tous  les  malheurs  pour  me  rendre  odieux  ä  tout  le 
Corps  Germanique,  ce  qui  est  Tobjet  masque  de  tous  ses  vues  et  de  ses  demarches. 

Les  miennes  en  revanche  ne  tendent  qu'ä  la  conservation  de  Tempire  et  ä 
Celle  d'une  tranquillit^  solide  et  durable,  ainsi  que  je  me  suis  declare  en  tous  mes 
decrets  de  commission. 

Les  edaircissements ,  que  vous  tirerez  du  lord  et  que  vous  porterez  soigneuse- 
ment  ä  ma  connoissance,  me  mettront  en  etat  de  repondre  convenablement  a  la 
qnestion  principale,  qui  m'a  etä  faite.  Tachez  toujours  de  tirer  des  reponses  claires 
et  cathegoriques,  pour  etre  dispense  de  retourner  ä  la  Charge  et  faire  quelque  question 
ulterieure.     Je  prie  Dieu  etc. 


38. 

Francfort  ce  5.  ctoct.  1742. 

Ch.  c.  de  8.  Je  ne  s9aurois  dissimuler,  que  la  depeche  de  votre  oourrier  m'a 
fait  nne  double  surprise,  dont  Tune  a  6te  causee  par  le  contenu  des  points  du  pro- 
jet,  que  vous  m*avez  euToy^,  et  dont  Tautre  tous  regarde,  qni  avez  pu  gagner  au- 
tant  sur  vous  meme  et  accepter  des  propositions  de  pareille  nature  pour  vous  laisser 
porter  k  m^en  faire  communication.  Tout  ce  qu^on  pent  y  repondre  est,  qu^on  ne 
connoit  que  trop  par  la,  que  du  cot^,  d*oü  les  dites  propositions  derivent,  on  n'est 
point  intention^  pour  un  accomodement  amieable,  comme  toutes  fois  on  aimeroit  le 
faire  accroire.  J*ay  bien  de  la  peine  toujours  ä  me  persuader,  que  le  roi  pense  a 
fait  de  meme  avec  son  ministre*  C'est  bien  assez  dit  sor  un  projet,  qui  affecte  de 
dire  trop,  pour  ne  rien  dire,  rien  du  moins  conforme  au  bnt,  qu^il  pretend  avoir 
d*un   accomodement   raisonable.    Au   reste   vous  avez   dejas  re^u   mes   instructions 


127 

d^avanoesi  aax  qnellee  je  me  refere  en  mettant  trop  de  confiance  dans  Tegnit^  du  roy 
Brittanique  et  dans  le  deeir,  qne  lord  Stair  a  temoign^  avoir  d*an  aocomodement 
pour  ne  pas  esperer,  qu^il  ne  fera  an  antre  plan,  sur  le  qnel  on  pourra  da  moins 
entrer  en  negbciation.  J^espere  qae  yoas  me  menagerez  mieax  nne  aatre  fois  et 
je  prie  Diea  ete.  ^^^^^^ 


39. 

Franrfort  ce  9.  d'oct.  174^. 

Gh.  c.  d.  S.   Le  contena  de  la  feaille  imprim^e  cy  jointe  n^a  pas  £Eiit  le  motif 

de  la  depecbe  da  coarrier,  qai  Toas  la  remettra,   mais  eile  a  toates  fois  occasione 

ce  qai  a  suiyi  et  ce  qai  me  fat  rapporte  ce  matin  par  un  coorrier,   qai   venant  de 

Manie  en  droitare  a  6ie  le  vif  temoin,  qae  les  Aatrichiens  intimides  par  ce,  qai  est 

arriv6  ä  Landshaet  le  qaatre  da  coarrant,   et  par  ce  qae  d*an  cot6  le  marechal  de 

Seckendorff  a  fait  passer  Tlser  ä  mes  troappes   en  ^  plasiears  endroits  dans  le  tems, 

qae  de  Tautre  le  lieatenant  general  comte  de  Preysing  a  ayance  avec  an  corps  sar 

TAmpre   vers  Dachaa»   croignants  par   la  d*6tre  enfermes  de  tout  part,   ont   troav^ 

ä  propos  de  prendre  lear  parti  plastöt  meme,   qae  je  n'aarois  pa  m*y  attendre,  et 

c'est  poar  cela,  qa*ils  se  sont  determinäi  ä  ne  pas  hesiter,  d^^vacaer  ayec  precipita- 

tion  la  yille  de  Manie  le  six  de  ce  mois  et  d*en  sortir   ayec  canons   et  bagage  sans 

qae  Ton  sache  an  jaste  encore,   si  poar  se  saayer  ils  ont  enfilä  le  chemin  de  Tirol 

oa   bien   celai  de  Passaa,   mais  j'en  seroi   eclairci  par   le  premier   coarrier,   qae  le 

marechal  de  Seckendorff  m'enyerra  et  qae  j'attends  d'ane  heare  ä  Taatre.    Je  m^at- 

tends  aassi  ä  sayoir  ses  dispositions,   qai  n'aora  pas  manqae  de  &ire  saiyre  an  bon 

detachement  de  dragons  poar  les  joindre  en  marche  et  les  regaler,  comme  ils  le  me- 

ritent,  en  lear  otant  les  bagages  et  deliyrant  les  otages,   qai  ont  train^  ayec  eax. 

Milord  Stair  sera  sorpris  de  cette  noayelle,  qai  m'ayant  procura  la  deliyranoe  de  la 

capitale  de  la  Bayiere,  point  par  accord  (comme  toates  fois  on  Tayoit  propose),  mais 

ä  beau  jea  et  ä  bonne  enseigne,   change  la  these   et  ote  k  TAngleterre   Toccasion 

d'on  merite,  qu^elle  aaroit  pa  se  £a.ire,  et  aa  qael  on  ayoit  peat-etre  aassi   liea  de 

s^atteadre.     Ayec  toat  cela  comme  mes  bonnes  intentions  ne  manqaent  point  de  fer- 

met^,  je  les  continae  de  meme  et  me  flatte,   qae   lord  Stair  ne  faira  pas  aatant  ä 

r^ard  de  ses  id^,  mais.  qa*en  se  reconnoissant  mieax  il  se  pretera  aassi  ä  dresser 

an  nouyeaa  plan,  et  tel,  sar  le  qael  on  paisse  parier,  traiter,  et  finir  le  tont  par  les 

yoyes  amiables,  qa'en  bon  patriot  et  chef  de  l'empire  j'ayois  plas  d*ane  fois  propos^ 

poar  1  amoar  de  son  repos  et  poar  Tepargne  da  sang  de  tant  des  brayes  et  honnets 

gens.    Je  prie  Diea  etc. 

Charles 

Ce  10.  octobre  1743. 

F.  S.    Je  yiens  d'apprendre  par  an  antre  coarrier,  qu^an  de  nos  detachements 
Abh.  d.  m.  a.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIY.  Bd.  I.  Abtb.  18 


128 

a  enleve  deux  commissairs  'des  ennemis  avec  quelque   argent  et  pris  officiers  et  sol« 

data,   qui  Tescortoient  au  nombre  d'environs  150.    Les  ennemis  ont  pris  le  chemin 

de  Wasserbourg ,  et  le  marechal  Seckendorff  a  resoln  de  les  snivre  anssitot  qu^il  aara 

occnpe  la  ville  de  Munic.     Comme  lord  Stair  voos  a  dit,  qn'ils  ayoient   des  prenves 

en  main  ponr  me  convaincre   de  ce,  que  les  FraD9ois  ont  vonla  s*accommoder ,  en 

sacrifiant   mes    intereis,    dites  luy,    que   pour   m'en   persuader  je    serois    bien    aise 

de  les  voir. 

Charles. 


40. 

Francfort  ce  18.  de  Nov.  1742. 

Ch.  c.  d.  S.  La  votre  du  13.  de  ce  mois  m*a  fait  entendre,  que  la  provinee 
d^Hollande  renfermant  deux  £action8,  qui  auront  de  la  peine  ä  se  reunir  sur  la  dif- 
ference  de  leurs  principes,  ont  juge  mieux  faire  de  ne  rien  conclüre  du  tout,  du 
moins  pour  cette  fois  cy.  Les  evenements  fiiturs,  qu*elles  aiment  mieux  attendre, 
leurs  serviront  apparemment  de  regle,  aussi  £Ait  il  bon  ordinairement  de  pouvoir  les 
voir  venir  et  de  ne  pas  se  presser,  suppose,  qu'on  ne  le  soit  pas. 

J'ay  eu  une  vraie  satisfaction  d*apprendre  les  sentimens,  dans  lesquels  le  pension- 

naire  de  la  ville  de  Dortrecht  yous  a  parle  et  comme  il  a  la  repetutation  d*un  homme 

sage,  entendu  et  digne  de  la  dignit^,  qu'il  remplit,  ses  sentiments  «ont  d^autant  plus 

fiatteurs  pour  moi,  qu*ils  sont  les  memes  avec  les  miens,  que  j*ay  eu  non  seulement 

avant  la  guerre,  mais  aussi  lors  dejas,  que  la  cause  etoit  encore  integre.     J'entends 

avant,   que  le  manage  ne  Tavoit  mlnere.     Enfin  c'est  une  chose  &ite,   qui  ne  s^ait 

plus    ^tre  redressee,   eile  S9aura  toutes  fois  etre  raccomod^e   le  moins  mal,   qu'il  se 

pourra,   et  j'aurois  ä  me  promettre  beaucoup  de  bons  effets,    si  je  pouvois  compter 

beaucoup   de  ces   amis,   qui   sont  empressä  de  pouvöir  en  tems   et  Heu  s^employer 

utilement  en  ma  faveur.     Je  placerai   bien   dans  ce   rang  le  susdit  pensionnaire  en 

6gard  ä  son  esprit,   ä  sa  solidit^,   ä  son  integrit^  et  k  sa  fii^on  de  penser.     Tachez 

de  le  cultiver  le  mieux,   que  vous  pourrez.     Ce  que  il  vous  a  dit  touchant  les  sub- 

sides  ä  donner  en  place  des  trouppes  auxiliaires,  c'est  encore  ce,  qui  est  entierement 

d'accord  avec  ce,  que  j*avois  pense  et  dit  dejas  plusieures  fois ,  de  sorte ,  que  j*ay  ä 

me  flatter,  qu*un  ministre  si  par&itement  d'intelligenoe  avec  mes  idees  que  celui,  du 

quel  vous  me  parlez,  ne  sfauroit  guere  etre  contraire  ä  mes  interets. 

Je  prie  Dieu  etc. 

Charles. 


41. 

Francfort  ce  17.  de  Fevr.  1743. 

Ch.  c,  d.  S.     J'ay  trouvä  dans  votre   relation  en  date  du  29.  du  passe   deux 
questions,  que  vous  a  fait  le  pensionnaire  de  la  ville  de  Dortrecht ,  et  sur  lesquels  il  ne 


129 

conviendroit  pas  vods  laisser  non  instruit.  La  premiere  en  fnt,  si  un  armistice  ne  seroit 
pas  de  mon  gout,  et  la  seconde,  si  Ton  se  pourroit  savoir,  de  quo!  je  vondrois  me  con- 
tenter  en  m'accomodant  entierement  et  sincerement  avec  la  coar  de  Yienne.  A  la 
premiere  vons  avez  ^  lui,  eomme  h,  tont  antre,  oü  Toccasion  se  presente  d'en  parier 
utilement,  ä  faire  entendre,  qn*ayant  les  mSmes  sentimens  tonjonrs,  qne  j'ay  declar^ 
plus  d'une  fois,  et  que  meme  j'ay  passe  ä  la  Diette  de  Tempire  poor  un  accomodement 
raisonable  avec  la  conr  de  YieDne,  de  m'unir  avec  la  grande  duchesse  et  sa  Maison 
sincerement  et  etroitement,  je  ne  s9aurois  me  departir  meme  de  celuy  de  vonloir  aussi 
debater  par  armistice  (accompagne  toates  fois  d'une  entiere  evacuation  de  mes  püs, 
evacnation,  qni  s'entend  sans  dire)  au  cas  qu'un  accomodement  complet  rencontreroit 
trop  de  difficultes  ou  demanderoit  trop  de  tems,  et  cela  pour  Tamour  du  repos  public 
et  pour  que  moi  meme  (non  plus  que  personne,  qui  que  ce  soit)  ne  puisse  trouver,  de 
quoi  me  reprocher ,  comme  si  je  n'eusse  voulu  me  preter  aussi  aux  fa9ons ,  les  mieuz 
aisees  peut-etre  pour  parvenir  plustöt  au  but  salutaire  de  la  tranqnillite  de  Tempire 
et  de  la  conservation  de  son  bien.  Touchant  la  seconde  il  >est  moins  aise  et  trop  delicat 
de  s*onvrir,  vous  savez  le  mauvais  usage,  qu'on  a  fait  ä  Londres,  des  points  de  pures 
idees,  qui  sur  Tinstance  reiteree  plus  d'une  fois  de  1^  dite  cour  y  avoient  passe 
seulement  en  guise  de  brouillon,  ayant  ^tes  sans  signature  et  sans  antre  marque 
legale.  II  ne  conviendroit  donc  pas  d'y  donner  une  seconde  fois,  mais  il  suffira  de 
dire  et  d'assurer,  que  je  me  preterai  ä  ce,  quMmpartialement  on  pourra  juger  rai- 
sonable, en  double  consideration  Tune  et  Tautre  bien  pesee,  dont  la  premiere  regarde 
le  poid  et  Vetendne  de  mes  justes  droits,  aux  quels  je  ne  suis  non  plus  le  maitre  de 
deroger  au  prejudice  de  ma  succession  et  de  ma  Maison,  que  je  n'en  ay  ete  le  pre- 
mier  acquiseur,  et  dont  la  seconde  a  pour  objet  la  dignite  ä  soutenir  avec  decence 
et  lustre,  qui  convient  ä  un  chef  de  Tempire,  et  avec  un  fond  des  trouppes,  qui 
pour  le  maintien  du  repos  et  du  secours  dans  Tempire  est  indispensable ,  malgr^  que 
mes  propres  pai's,  dans  lesquels  j'aurai  k  retonrner,  soient  tous  suc^s  et  devastes. 
C'est  bien  au  jugement  juste  et  equitable  d'un  corp  tel,  que  les  etats  generaux  ont 
la  reputation  de  T^tre  et  en  ont  donne  aussi  des  marqües  en  tant  difiPerentes  occa- 
sions,  que  je  me  fieroi,  et  quHls  tireroient  de  moi  une  confiance  egale  ä  la  grande 
estime,  que  dejas  ils  ont  gagne  sur  moi. 

Comme  il  passera  au  premier  jour  un  de  mes  courriers  ä  Londres,  sa  depeche, 
dont  on  vous  enverra  extrait  ou  copie,  vous  instruira  de  meme  sur  l'article  des 
points  d'accomodemeut,  que  j'avois  sur  les  instances  de  la  cour  de  Londres  y  fait 
passer,  et  dont  le  peu  de  bonne  foy  de  cette  cour  a  fait  ä  present  un  usage  si  in- 
digne  et  desavantageux  ä  mes  interets.     En  attendant  je  prie  Dien  etc. 

Charles. 


18 


130 

42. 

Franefort  ee  20.  de  Fevr.  1743. 

'  ^ 

Gh.  c.  d.  S.  J^aj  re9u  vos  relations  au  sujet  de  Tidee  de  plan,  qui  doit  avoir 
fiiit  tant  de  brait,  et  j'ay  ä  vous  dire  principalement  sur  vos  trois  dernieres  rela- 
tions dn  8.,  du  12.  et  du  15.  du  courrant,  que  irous  pouvez  declarer  aux  etats  ge- 
neraux,  que,  si  le  baron  de  Haslang  a  fait  des  ouvertures  confidentiales  ä  la  cour 
Brittanique,  oü  11  a  aussi  ^t^  question  des  pus-bas  Autrichiens,  les  etats  generaux 
peuvent  non  seulement  se  tranquilliser  entierement  ä  ce  sujet,  mais  aussi  etre  bleu 
assnres ,  qne  jamais  je  n'ay  eu  Intention  de  changer  '  par  lä  la  moindre  chose  au 
sisteme  etabli  de  ce  cote,  ny  de  porter  le  moindre  prejudice  aux  puissances  mari- 
times, ainsi,  que  peut-etre  gens  mal  intentionSs  Tont  os^  debiter  faussement,  et  que 
pour  en  donner  une  marque  certaine  aux  etats  generaux,  il  me  sufQt  de  savoir,  que  ' 
ce  point  pouvoit  leur  donner  de  Tombrage,  pour  que,  si  m^me  j^y  aorois  pense,  il 
u'en  soit  desormais  plus  question. 

Les  etats  generaux  verront  par  lä,  combien  mes  sentiments  sont  ^loignä  de 
ceux,  qu'on  veut  m'attribuer,  ils  verront,  que  je  veux  me  cultiver  leur  amitie  en 
tout  tems,  et  verront  de  meme,  que  je  ne  refuserai  jamais  entrer  en  accomodement, 
pourvu  qu'il  soit  raisonable.     Je  prie  Dieu  etc. 

Charles^ 


43. 

Francfort  ce  2.  de  mars  1743. 

Ch.  c.  d.  S.  J'ay  vu  par  votre  relation  Fran^oise  du  22.  du  passe,  que  ma 
derniere  Instruction  du  17.  vous  a  6te  bien,  rendue,  que  vous  en  avez  fait  pr^s  deux 
deputes  de  la  province  d^Overyssel  bon  usage,  et  qu'ä  un  de  ces  deux,  savoir  au 
comte  de  Rechtem,  vous  en  avez  meme  donne  quelques  points  sur  sa  demande,  dont 
vous  etes  persuade,  qu'il  fera,  comme  aussi  il  a  promis  en  honnet  homme,  bon  usage. 
Bien  qu^il  est  bien  delicat  et  risqueux  toujours  pour  un  ministre  de  communiquer 
en  ecrit,  sur  quoi  il  n'aura  ete  auparavaut  instruit,  je  veux  esperer  toutes  fois,  quMl 
n'y  aura  rien  ä  craindre  en  cette  occasion  en  egard  ä  la  droiture,  que  vous  attribuez 
au  dit  deput^)  et  ä  la  parfaite  connoissance ,  que  vous  avez  de  lui.  Vous  insistez 
pour  que,  conformement  au^  sentiments  du  dit  comte,  je  devrois  absolument  faire 
faire  quelque  declaration,  soit  par  un  ecrit  ostensible  par  vous,  soit  d^une  autre 
fa9on  pour  appoiser  un  peu  les  esprits  et  les  prejuges  de  beauooup  de  gens  de  la 
republique,  qui  sont  d*opinion,  que  je  veux  absolument  depouiller  la  gr.  duchesse  et 
faire  passer  ä  la  fin  les  pais-bas  dans  les  mains  de  la  France. 

Pour  ce  qui  regarde  la  surdite  declaration  ä  faire,  mon  instruction  du  20. 
fevrier,  que  je  vous  ay  pass^  avec  le  courrier  Bayrland,  vous  aura  dejas  mis  en  etat 
pour  cela,  ainsi  que  sans  en  faire  la  repetition,  je  veux  vous  instruire  ä  fond  de  ce, 


131 

qni  a  occasione  les  points,  qni  fönt  taut  de  broit,  et  veux  tous  instroire  de  meme 
de  lenr  objet,  par  leqnel  on  jugera,  combien  mal  sont  fond^  les  mauvais  prejuges, 
qu*on  en  &it,  et  combien  on  les  calomnie  en  les  debitant  ponr  exorbitants.  II  est 
ik  savoir  que  1)  tout  Tunivers  doit  reconnoitre,  qa*il  est  jnste  et  eqnitable,  que  j'aye 
de  la  satisfiEiction  ponr  les  droits  de  ma  Maison;  qne  2)  on  m^avoit  fait  entendre 
iL  la  conr  de  Londres,  qne  mdme  on  s'y  preteroit  ä  condition,  qne  cette  satis&ction 
ne  snppose  pas  nn  demembrement  et  cession  des  royanmes  et  pais  de  la  gr.  dnchesse; 
qne  3)  on  avoit  tronvä  ä  propos,  qne,  &nte  de  faire  rentrer  dans  mon  patrimoine 
des  royanmes,  snr  les  .qnelles  meme  s'etendent  mes  droit,  on  erige  dn  moins  la 
Bavidre  en  royanme.  On  comme  il  fandroit  ponr  cela  absolnment  un  aggran- 
dissement  de  mes  pais,  la  conr  de  Londres  demanda  ä  mon  ministre  plnsienres  fois 
et  avec  empressement  nn  plan  (aprds  qne  son  ministre  ä  la  Haye,  le  lord  Stair,  en 
ayoit  fait  denx  des  plus  eztravagants),  de  qnelle  maniere  cela  se  ponrroit  execnter, 
sanve  tontes  fois  la  condition  mention^  cy  dessns.  Je  ne  vonlois  pas  me  laisser  re- 
procher,  qne  sonbaitant  d^nn  cote  nn  accomodement  amiable,  comme  je  m*etois  de- 
clare  plns  d*nne  fois  et  meme  declare  par  decret  de  commission  ä  la  Diette  de  Tem- 
pire,  je  puisse  de  Tantre  cot^,  ne  m'expliquant  pas  snr  ce,  qii*on  me  demnnde, 
m'exposer  an  jnste  reproche  de  n'avoir  pas  Tonln.  Comme  effectivement,  qni  vent 
nne  chose  et  ne  vent  pas  les  moyens  eqnitables  ponr  cela,  est  tax^  de  droit  de  ne 
la  pas  vouloir.  Je  debntai  par  remettre  le  soin  et  la  fa^on  de  Tarrondissement  des 
mes  pais  ponr  les  eriger  en  royanme  anx  dispositions  et  ä  Tarrangement  des  faturs 
mediatenrs,  Tinstrnction,  que  j*ay  passe  ä  Haslang  le  30.  dec.  en  fait  foy,  mais  comipe 
cette  mienne  ouvertnre  ne  vonloit  pas  suffir  ä  Londres,  et  qu'on  me  ponssoit  et 
pressoit  ponr  avoir  de  moi  qnelque  idees  precises,  j*en  ay  passe  ä  la  fin,  mais  passe 
simplement,  avec  Texpression  meme,  qne  j'avois  adjont^  a  mon  instrnction,  que  Tar- 
ticle  de  Tarrondissement  de  mon  pais  patrimonikl  ne  s'y  tronve  qu^en  general,  et 
cela  par  la  raison,  pour  qne  les  mediatenrs  en  fassent  l'arrangement.  Ponr  le 
pen  que  je  suis  entr6  en  detail  et  qne  je  n'ay  fait  que  ronger  quelques  possessions 
de  la  gr.  dnchesse,  sans  les  qnelles  Tarrondissement  de  mes  paäs  ä  faire  deviendroit 
impossible,  et,  bien  considere,  qne  par  le  pen  des  dites  possessions,  qui  ne  fairoient 
d*un  cote  qne,  pour  ainsi  dire,  la  poussiere,  et  qui  de  Tantre  ne  faisoient  que 
Vombre  de  mes  justes  et  vastes  pretensions  et  de  Celles  de  mes  ancetres,  j*ay  lieu 
d^etre  persnad^  positivement,  que  par  la  je  n'aurois  Jamals  pu  contrevenir  a  la  con- 
dition, qni  vonloit,  que  l'arrondissement  en  question  ne  se  fasse  pas  anx  depens  des 
royanmes  et  pais  de  la  gr.  dnchesse,  et  moins  encore  aurois  pü  m'attirer  sans  injus- 
tice  de  blame  du  pretendu  depouillement,  la  grande  dnchesse  surtout  restant  dans  la 
tranqnille  possession  de  ses  royanmes  m^me  et  vastes  pais,  dont  je  ne  faisois  qne 
rabatre,  ce  qn'en  comparaison  de  mes  droits  ne  £Edt  qu'un  objet  si  pen  sensible,  et 
dont  je  ne  S9aurois  comment  repondre  nn  de  ces  jonrs  ä  ma  succession,  si  Tamour 
pour  le  calme  dans  Tempire  et  pour  le  retablissement  si  necessaire  de  son  repos  ne 
89auroit  en  cela  m'en  justifier.     Si  la  qualite  de  Thypothec  demandee  a  pu  offenser 


132 

ceax,  qui  en  ont  pris  connoissance ,   Voffense  seroit  bien  materielle,   involontaire  et 

oppos^  meme  h  ma  volonte,    puisqne  je  ne  l'avois  nommö   que  dans  la  forte  per- 

suasion,  que  je  choisissois  ponr  hypothec  jastement,  ce  qni  feroit,  comme  je  voulois 

aossi,  le  moins  d'ombrage.    Je  eavois  mSme,  que  la  cour  de  Vienne  eut  par  le  passe 

eu  bien  des  occasions  et  bien  des  fois  bien  moins   d'attachement   pour  les  paiVbas 

que  pour  tout  antre,   et  par  cette  raison  je  les  avois   projette   avec  preference  dans 

rintention  möme  de  rencontrer  en  cela  son  gout  plustöt  que  le  mien.     Pour  moi  je 

ne  demande  pas  mieux ,  que  d'avoir  poar  troque  un  autre  hypothec  equivalent,  tout 

autre  de  tout  autre  pai's,  situ^  par  tout,  oü  il  voudra,  pourvü  qu*il  soit  bien  reel, 

me  seroit  toujours  plus  de  ma  convenaiice,   puisqu^il   me  seroit  de  toute  fa9on  plus 

sur,  plus  util  et  moins  onereux,  que  ne  seroienfc  les  pais-bas.     ün  chacun,  qni  con- 

sidere  le  tout  avec  justice  et  equite,  ne  S9aura  se  dispenser  de  connoitre   et  de  con- 

venir,  que  pour  mes  justes  droits  il  me  faut  de  la  satisfaction,   et  la  faut  teile,  qui 

soit  mesuree  avec  une  proportion  du  moins  un  peu  approchante. 

Tout  le  monde  connoit  d'ailleurs,  que   pour  eriger  un  royaume  selon  Tinten- 

tion   des    mediateurs   memes   (connoissants   parfaitement    bien   qu'a    moins    de   con- 

tinuer  la  royaute  dans  ma  Maison  la  paix  ne  s9auroit  se  faire),  il  me  faut  une  aug- 

mentation  de  pais,   et  quMl  n'en  faut  pas  moins  pour  le  soutien  de  ma  dignite  sur 

tout  dans  le  tems,   que  mes  pais  sont  entierement   ruinös   et  ont  souffert  plus  de 

trente  millions  de  domage. 

Je  prie  Dien  etc. 

Charles. 


Francfort  ce  3.  de  mars  1743. 

P.  S. 

Apres  avoir  fini  mon  instruction  du  2.  de  ce  mois  j'ay  re9u  votre  relation  du 
26.  du  passe,  par  laquelle  voas  accusez  principalement  la  depeche  de  mon  courrier 
Bayrland,  qui  ne  vous  a  trouve  que  le  25.  avantmidy. 

Or  comme  vous  avez  tire  les  points,  que  vons  avez  envoye  en  copie  par  votre 
depeche,  qui  est  arrivee  hier,  et  que  vous  me  dites  d'avoir  remis  au  depute  le  comte 
de  Rechtern  apres  les  avoir  tire  de  mon  instruction  du  17.  du  passe,  je  vous  de- 
mande copie  de  la  dite  mienne  instruction  du  17.  fevrier,  que  je  ne  retrouve  pas 
d'abord  et  qui  pourroit  tarder  trop  avant  que  de  me  revenir  en  main.  Mais  copiez 
la  d*un  bout  a  l'autre,  et  mettez  y  aussi  la  signature  teile,  qu'elle  y  est. 

Vous  me  dites  ^tre  convenu  avec  le  majrquis  de  Fenelon  de  ne  faire  de  mon 
instruction  du  20.  fevr.  d'autre  usage,  que  d*en  communiquer  ä  peu  pres  le  contenu 
aux  ministres  et  aux  premiers  membres  de  Tetat  et  cela-  verbalement  et  de  bouche. 
8i  m§me  ä  ceux  des  membres  vous  auriez  16  la  dite  instruction  pour  donner  plus 
de  forme  ä  ce,  que  vous  leur  en  aurez  dit,  que  vous  jugez  les  mieux  port^s  et  con- 


133 

fideutiores,  il  n'7  aaroit  pas  eu  de  mal,  pnü  qa'elle  est  cob^qS  en  de  termea 
81  menag&i,  qa'elle  petit  fort  bien  etre  vae. 

Yons  ADrez  apprie  par  mon  instrnction  precedente,  comme  quoi  Haalaag  o'a 
non  seulenient  jamais  en  ordre  de  donner  qaelqae  chose  par  ecrit  ä  la  conr  de 
Londres,  mais  eneore  qne  ce,  qu'il  7  a  domi£,  lui  a  ^t^  reproch^. 

Et  c'est  bien  sar  ca  thon,  qtii  est  dans  le  fait  vrai .  et  reel ,  qae  j'ay  falt  parier 
et  äcrire  par  nies  ministres.  La  deolaration  du  comte  de  Podewila  a  bien  soo  merite 
et  poHr  peu  que  Ton  continne  ä  parier  aur  ce  thon,  les  bons  effets  n'en  sfanroient- 
manqner.  La  palle  que  quelques  uns  de  ministres  de  l'etat  ont  saus  j  penser  mia 
ä  Toreille  dn  comte  de  Podewils  in  pnncto  resti tntionis  in  integrum,  que  la 
grande  dachesse  pourroit  bien  demander,  n'est  pas  une  bagatelle  et  ne  sfaoroit  etre 
indifferente  au  roi  de  Prnsse,  pour  qn'il  ne  reuille  penser  anx  meanrea,  qni  lui  eon- 
vienneut  et  poor  qu'il  se  sacke,  comment  s'y  prendre.  Qnoique  la  n^ociation  de 
Cobenzel  n'a  en  jnsqn'ici  poar  objet  qne  de  faire  valoir  la  protestation  donule  dejas 
l'annee  echüe  an  anjet  de  l'exdnsion  voti  Bohemici  et  Aastriaci  respectn  duplicis 
collegü,  electornm  et  principnm,  protestation,  qa'il  aimeroit  fort  &ire  porter  en  pro- 
position  ä  la  Djette  (en  qnoi  il  n'y  a  pas  apparence  qu'il  reussira,  puiaqu'il  n'y  a 
pas  de  Diette  ponr  qoi-n'en  a  pas  reconnn  la  translocation  et  moins  eneore  son 
chef^,  il  se  pourroit  bien  toates  fois,  qu'il  sortiroit  eneore  de  sa  poche  nn  de  ces 
jonra  le  poiot  de  t'eiection  ä  faire  d'un  roy  des  ßomaina  en  bveur  du  grand-duc 
puis  qne  je  8^  de  boone  part ,  combien  on  est  coe&e  &  Yienne  de  cette  id^  anssi 
exorbitante  qne  contraire  au  bien  et  repoa  de  Tempire. 

Charles. 


s 


Der  Elsässer  Aagnstinermönch 

Johannes  Hoffmeister 


und  seine 


Korrespondenz 


mit  dem 


Ordensgeneral  Hieronymus  Seripando 


Ton 


August  von  Druffel. 


Abh.  d.  m.  CL  d.  k.  Ak.  d.  Wisa.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  19 


Der  ElsSsser  Augustmenaönch 

Johannes    Hoffmeister 

und  seine 

Korrespondenz 

mit  dem 

Ordensg^eneral  TTi  er ony miis  Seripando 

Ton 

August  von  Druffel. 


Aus  der  geringen  Zahl  der  Männer,  welche  sich  in  der  ersten  Hälfte 
des  sechzehnten  Jahrhunderts  die  Vertheidigung  des  alten  Kirchenthums 
gegen  die  reformatorische  Neuerung  Luthers  zur  Aufgabe  machten,  ist 
Johann  Hofl&neister  aus  Colmar  als  einer  der  ersten  zu  nennen.  An 
geistiger  Bedeutung  freilich  konnte  er  sich  weder  mit  den  meisten  seiner 
Gegner,  noch  auch  mit  einem  Cochläus,  Nausea  oder  Faber  messen, 
welche  mit  ihm  auf  derselben  Seite  kämpften;  auch  ist  es  keineswegs  über- 
triebene Bescheidenheit,  wenn  HofEmeister  hervorhebt,  dass  es  ihm  an  ge- 
lehrter Bildung  fehle;  dies  war  einer  der  Gründe,  wesshalb  er  den 
Doktorgrad    nicht   zu    erlangen    vermochte^).     Aber    er    ersetzte    diesen  ^ 

Mangel  durch  glühenden  Eifer  für  die  Erhaltung  der  katholischen  Reli- 
gion, durch  nie  ermattende  Thätigkeit;  obgleich  er  im  kräftigsten  Mannes- 
alter, vor  Vollendung  des  vierzigsten  Lebensjahres  starb,  konnte  er  doch 
auf  ein  vielbewegtes  Leben  voll  angestrengter,  freilich  wenig  fruchtbarer 
Arbeit  zurückblicken.  Zahlreiche  Schriften  waren  von  ihm  der  Oeffent- 
lichkeit  übergeben  worden,  andere  grössere  befanden  sich  in  seinem 
Nachlasse  und  wurden  auch  noch  zu  einer  Zeit  für  druckwürdig  erachtet, 
als    das    katholische  Lager   bereits    wieder   zahlreichere    und   tüchtigere 


1)  Die  entgegenstehende  Angabe  Jöcber's  ist  irrig. 

19 


138 

Kämpen  zählte.  Bedeutender  noch,  als  seine  Thätigkeit  mit  der  Feder, 
muss  Hoffmeisters  gesprochenes  Wort  gewesen  sein,  welches  er  miermüd- 
lich  und  an  hervorragender  Stelle  .erschallen  liess;  er  war  als  Kanzelredner 
gefeiert  Zudem  bekleidete  Hofl&neister  in  den  letzten,  das  heisst  in 
den  wenigen  überhaupt  in  Betracht  kommenden  Jahren  das  Amt 
eines  Ordens-Provincials  von  Schwaben  und  am  Rhein,  schliesslich  trat  er  so- 
gar an  die  Spitze  der  Augustmerklöster  von  ganz  Deutschland,  Sein 
Ordensgeneral  und  seine  späteren  Ordensgenossen  2)  stellten  Luther  und 
Hoffmeister  einander  gegenüber,  sie  sprachen  es  aus,  dass  der  Orden, 
welcher  durch  Luther  den  religiösen  Frieden  der  Welt  gestört,  durch 
Hofl&neister  seine  Schuld  gegen  die  Kirche  einigermassen  gesühnt  habe. 
Dass  diesem  die  Erhaltung  der  wenigen  nach  Luthers  Abfall  dem  Orden 
in  Deutschland  verbliebenen  Trümmer  in  der  That  eifrig  am  Herzen  lag, 
zeigen  seine  in  der  Bibliothek  zu  Neapel^)  aufbewahrten  Briefe,  welche 
neben  seinen  theologisch-polemischen  Werken  uns  fast  ausschliesslich  als 
Quelle  dienen,  um  sein  Leben  und  Wirken  zu  verfolgen;  Denn  gleich 
den  andern  antireformatorischen  Schriftstellern  hat  auch  Johann  Hoff- 
meister in  der  neueren  Literatur  nur  wenig  Berücksichtigung  gefunden*). 

Hoffmeisters  Jugend  liegt  völlig  im  Dunkeln.  Er  wird  ungefähr 
1508  geboren  sein,  im  Jahre  1534  erhielt  er  die  Priesterweihe  und  be- 
gann dann  seine  Predigten,  und  zwar,  wie  es  scheint,  sofort  in  Colmar  % 
Seine  schriftstellerische  Thätigkeit  fing  er  im  Jahre  1538  an.  Damals 
erschienen  von  ihm  in  Freiburg  i.  B.  Dialoge,  worin  ein  Anhänger  des 
Papstes  (pontificius),  Johannes,  gegen  einen  Lutheraner,  Jakobus,  auftritt. 
Es  ist  die  Absicht  des  Verfassers,  die  Meinungen  der  Lutheraner  auf  Grund 
ihrer  eigenen  Schriften  als  hinfallig  hinzustellen  und  nachzuweisen,   dass 


2)  TorellL  SecoU  Agostiniani,  Bologna  1686,  benatzte  in  Bd.  Vm  die  Briefe  Hoffmeisters  an 
Seripando  und  umgekehrt;  des  Letzteren  Seh  reiben  kenne  ich  nicht,  ich  benatze  daher  die  Tor- 
reilischen Aaszüge. 

Gandolfo  Dissertatio  historica  de    200   celeberrimis  Angastinianis,   Rom   1704,  bespricht 
gleichfalls  Hoffmeisters  Leben,  ohne  jedoch  Tiel  Neues  beizubringen  S.  216. 

3)  Armadio  XIII,  Aa  58  ist  die  Signatur  des  betreffenden  Bandes,  über  dessen  Inhalt  man  aller- 
dings aus  den  Angaben  Calenzios  in  den  Documenti  sul  concilio  di  Trento  sich  nicht  genügend 
unterrichten  kann. 

4)  Auch  Lämmer,  die  Tortridentinische  katholische  Theologie  erwähnt  kaum  seinen  Namen. 

5)  Brief  Nr.  1 . 


sie  nicht  bloss  unter  sich  uueinB  seien,  sondern  aucli  selbst  an  vielen 
Stellen  ihrer  Schriften  die  katholische  Lehre  vertheidigten.  Hoffmeister 
gibt  bereitwillig  zu,  dass  eine  grosse  Zahl  von  Missbräuchen  in  die  Kirche 
eingedrungen  seien,  aber  er  verlangt,^  dass  man  um  des  Missbranchs 
willen  nicht  den  auch  nach  der  Gegner  Ansicht  berechtigten  vernünftigen 
Gebrauch  abschaffen  solle.  In  der  vom  2  7 .  Januar  1538  aus  dem 
Auguatinerkloster  in  Colmar  datirten  Widmimgsvorrede  spricht  Hoffmeister 
über  die  allzugroase  Fruchtbarkeit,  mit  welcher  damals  von  lutherischer 
wie  katholischer  Seite  Bücher  veröffentlicht  würden.  Jeder  suche  einen 
andern  Vorwand,  am  sein  Auftreten  zu  begründen,  der  eine  gebe  an,  er 
habe  nicht  schreiben  wollen,  müsse  aber  dem  Willen  grosser  Herren 
nachgeben,  der  andere  weise  hin  auf  die  Herausforderungen  der  Gegner, 
welche  ihn  zur  Vertheidigung  zwängen,  und  schreibe  dann,  statt  einer 
Apologie,  eine  Invektive.  Indem  Hoffmeister  nun  erklärt,  es  dem  jüng- 
sten Tage  zu  überlassen,  alle  die  verborgenen  Beweggründe  ans  Licht  zu 
bringen,  entwickelt  er,  was  ihm  selbst  die  Feder  in  die  Hand  gedrückt 
und  ihn  zur  Veröffentlichung  des  ursprünglich  nur  für  den  eignen  Ge- 
brauch Geschriebenen  bestinunt  habe,  und  begegnet  so  der  Frage,  warum 
er  nicht  selbst  dem  Sprichworte:  Schuster,  bleib  bei  deinem  Leisten!  ge- 
treu geblieben  sei.  Er  antwortet:  In  meinem  Studirzimmer,  wo  alles  für 
die  öffentlichen  Predigten  vorbereitet  wurde,  besuchten  mich  oft  wohlge- 
sinnte und  gelehrte  Männer,  und  diese  drängten  auf  Herausgabe;  es  sei, 
sagten  sie,  kein  grosser  Unterschied  zwischen  öffentlicher  Predigt  und 
schriftstellerischer  Thätigkeit.  Nicht  ohne  Behagen  verweist  Hoffmeister 
auf  seine  oben  erwähnte  Methode,  die  von  den  Lutheranern  selbst  wider 
Willen  dargebotenen  Waffen  zu  benutzen.  Gleich  Bucer  aber,  und  mit 
dessen  Worten  rechtfertigt  er  das  ungelenke  Latein,  die  schlechte  Dis- 
position seiner  Schrift:  Vor  Allem  habe  die  Zeit  gefehlt,  wenn  er  freiUch 
wohl  auch  trotz  längerer  Arbeit  bei  seinem  beschränkten  Talent  schwerlich 
erheblich  Besseres  zu  leisten  vermocht  hätte.  Er  hoffe  indessen,  dass  der 
Beifall  des  Priors  Heinrich  Reuter,  welchem  er,  als  dem  bisherigen  Mäcen 
seiner  Studien,  das  Buch  widmet,  etwaiger  hämischer  Kritik  vorluMigen 
werde.  Indem  Hoffmeister  dann  zum  Schluss,  unter  einem  Seitenblick 
auf  manche,  die  anders  handelten,  den  Prior  als  einen  Mann  preist,  welcher 
die    von    häuslichen   Geschäften    erübrigte   Zeit    nicht    dem  Trink-    oder 


140 

Würfelbecher  widme,  beklagt  er  das  Missgeschick  der  Zeiten,  indem  Nie- 
mand die  gehörige  Müsse  zum  Studium  behalte;  auf  die  nähere  Aus- 
fuhrung dieser  von  ihm  der  Berücksichtigung  wackerer  Männer  em- 
pfohlenen Verhältnisse  verzichtet  er  indessen,  um  seine  Vorrede  nicht 
allzu  sehr  auszudehnen. 

Diese  erste  Schrift  scheint  nur  in  engem  Kreise  verbreitet  worden 
zu  sein,  da  HofEmeister  in  der  Vorrede  zu  der  1546  von  Weissenhctoi  in 
Ingolstadt  veranstalteten  zweiten  Auflage  erwähnt,  dass  der  neue  Verleger 
vergeblich  sich  um  ein  Exemplar  der  ersten  für  den  Nachdruck  bemüht 
habe.  Hoffmeister  arbeitete  damals  die  erste,  wie  er  sagt,  sehr  fehler- 
hafte Ausgabe  nochmals  durch  und  versah  sie  mit  einem  Anhang :  Haereti- 
corum  fraudes. 

Hoffmeister  blieb  nun  während  einiger  Zeit  zu  Colmar,  ohne  dass 
'  wir  von  ihm  etwas   erfahren.     Dann   aber   nahmen  Versuche,    eine  Ver- 

ständigung der  streitenden  Religionsparteien  auf  dem  Wege  friedlicher 
Erörterung  durchzusetzen,  wie  siQ  1540  in  den  Verhandlungen  zu  Hagenau 
und  Worms  angebahnt  imd  1541  in  Regensburg  fortgesetzt  wurden, 
auf  das  lebhafteste  seinen  Geist  in  Anspruch.  Er  griff  zur  Feder,  um,  wie 
er  selbst  sagte,  in  einem  Buche  über  die  Augsburger  Confession  einestheils 
die  katholische  Wahrheit  gegenüber  den  neuen  Dogmen  festzustellen, 
andemtheils  aber  die  Punkte  zu  bezeichnen,  in  denen  er  den  bisherigen 
Zustand  innerhalb  der  Kirche  für  unerträglich  hielt. 

Hoffmeister   hoffte   von   seiner   Arbeit,    dass  sie   dazu  dienen  werde, 

die  Gegner  für  die  Wahrheit  der  katholischen  Dogmen  zu  gewinnen,  falls 

}i  man  sich  dazu  entschlösse,  die  Kirche  von  den  Missbräuchen  zu  reinigen, 

welche  Jenen  zum  Anstoss  gereichten.  Dies  ist  für  ihn  der  wesentlichste 
Punkt  des  Streites.  In  Bezug  auf  die  theologischen  Doktrinen  verfolgt 
er  durchweg  eine  vermittelnde  Richtung.  „Uns  soll  es  nicht  rühren,  ob 
man  sagt,  der  Mensch  werde  gerecht  durch  den  Glauben,  oder:  durch 
den  Glauben  allein,  wofern  man  ims  zugibt,  dass  Niemand  sich  auf  dem 
rechten  Wege  befindet,  der  nicht  zum  Glauben  die  Werke  der  Liebe  hin- 
zufügt." Nur  durch  die  Bitterkeit,  mit  der  die  Gegner  überhaupt  den 
Werken  jegliche  Bedeutung  abgesprochen,  weiss  es  sich  Hoffmeister  zu 
erklären,  dass  man  hier  zu  so  entschiedenem  Gegensatze  gekommen  sei: 
„Jetzt  streitet  man  schon  so  viele  Jahre  um  das  Wörtchen  „Sola"    und 


141 

früher  ist  es  doch  Niemanden  in  den  Sinn  gekonunen,  den  heil.  Ambro- 
sius  darüber  zur  Rede  zu  stellen,  dass  er  gesagt  hat,  der  üifensch  werde 
bloss  durch  den  Glauben  gerechtfertigt.  **  Für  diese  Ansicht  beruft  er 
sich  auf  die  Autorität  Dietenbergers  und  Mensings  und  auf  die  von  ihm 
nicht  näher  bezeichneten,  Verfasser  des  „Enchiridion",  welches,  wie  wir 
wissen,  aus  Groppers  Feder  hervorgegangen  ist;  er  ist  überzeugt,  dass 
auch  die  Scholastiker  sich  mit  dieser  Auffassung  im  Einklang  befunden 
hätten,  und  beruft  sich  dafür  auf  Thomas  und  Bonaventura;  er  fragt, 
wer  wohl  die  Scholastiker  seien,  welche  schamlos  genug  seien,  die  Barm- 
herzigkeit Gottes  und  die  Nothwendigkeit  der  Vermittlung  Christi  zu 
leugnen?  Thue  dies  Jemand,  so  wolle  er  dieselben  nicht  entschuldigen, 
er  ist  aber  überzeugt,  es  gebe  deren  nicht®). 

Wie  man  sieht,  huldigt  Hoffmeister  hier  der  Contarinischen  Auffas- 
simg,  für  deren  Zulässigkeit  vom  katholischen  Standpunkte  aus  noch  im 
vorigen  Jahrhundert  der  Cardinal  Quirini  in  die  Schranken  trat,  die  aber 
von  anderen  Theologen,  und  wohl  auch  vom  Trienter  Concil  bekämpft 
worden  ist"'). 

In  den  folgenden  Artikeln  bekennt  sich  Hoffmeister  als  eifrigen  An- 
hänger der  katholischen  Kirche  und  des  Stuhles  Petri,  als  Verfechter  der 
Ohrenbeichte,  ohne  den,  theils  aus  Unwissenheit  theils  aus  Bosheit,  damit 
getriebenen  Missbrauch  zu  leugnen;  dessen  Abschaffung,  und  zwar  ver- 
mittelst Aufstellung  ehrenwerther  Beichtiger,  erwartet  er  von  der  Synode, 
deren  Berufung  er  fordert.  Geschehe  dies,  dann  sei  die  Beichte  refor- 
mirt.  Mit  den  Ansichten  der  Apologie  über  die  Sündenvergebung  erklärt 
er  sich  einverstanden,  obschon  er  in  derselben  Lücken  findet  und  Beibe- 
haltung der  hergebrachten  Ausdrücke  gewünscht  hätte;  für  die  Genug- 
thuung  im  rechten  Sinne  tritt  er,  unter  Hinweis  auf  den  Brauch  der  alt- 
christlichen Kirche,  entschieden  ein:  „Wir  wollen  werkthätige  Busse  thun 
und  nicht  viel  darüber  dispütiren,  dann  ist  es  um  das  Unkraut  geschehen". 
Die  Siebenzahl  der  Sakramente  hält  er  fest,  schliesst  sich  aber,  imter 
Verweisung  auf  die  Abhandlimgen  gelehrterer  Theologen,  als  er  es  sei, 
Melanchthon  an,    wenn  er  den  Streit  über  die  Zahl   der  Sakramente  für 


6)  Vgl.  E  5. 

7)  Vgl.  DöUinger  Reformation  III,  309  and  Brief  Nr.  13. 


142 

müssig  erkläre,  obgleich  freilich  gerade  die  Protestanten  nicht  aufhörten, 
zu  streiten ;  er  vergisst  aber  nicht,  auch  hier  eine  praktische  Aufforderung 
zur  Besserung  der  kirchlichen  Zustände  anzufügen:  „Schafft  den  Geiz 
ab !  Der  schadet  in  diesem  Punkte  der  Kirche  mehr,  als  der  Aberglaube. 
Beseitigt  die  Nachlässigkeit  der  Prälaten  und  die  Betrügerei  der  Curti- 
sanen,  dann  werden  die  Sakramente  in  der  Kirche  schon  einen  geach- 
teten Platz  einnehmen.  Wenn  aber  manqhe  Bischöfe  nicht  wissen,  was 
das  Wort  Sakrament  bedeutet,  wenn  sie  sich  schämen,  selbst  die  Sakra- 
mente zu  spenden,  wenn  Alles  bei  ihnen  käuflich  ist,  wenn  es  Leute  gibt, 
welche  mit  ihren  sogenannten  Sakramentalien  die  Kirche  betrügerisch 
schädigen,  wie  kann  da  bei  dem  einfältigen  Volk  die  Ehrfurcht  vor  den 
Sakramenten  bestehen?  Werden  doch,  theils  wegen  Unwissenheit  theils  aus 
Nachlässigkeit,  kaum  von  Einem  unter  hundert  Pfarrern  und  Seelsorgern 
die  Sakramente  auch  nur  mit  einem  Worte  in  den  Predigten  erwähnt, 
von  dem  bei  Spendung  der  Sakramente  gebräuchlichen  Luxus  ganz 
zu  schweigen®). 

Uebergehend  zur  Besprechung  des  14.  Artikels  der  Confession:  „Nemo 
debeat  in  ecclesia  publice  docere  aut  sacramenta  administrare,  nisi  rite 
vocatus",  lässt  Hofimeister  anfänglich  seiner  Empörung  über  die  Neuerer 
die  Zügel  schiessen:  Diese  selbst  seien  es  gewesen,  welche  Weber,  Metz- 
ger und  Wirthe  in  das  Heiligthum  berufen  hätten.  Nachdem  er  kurz 
auf  den  Wiedertäuferunfag  hingewiesen,  wendet  er  sich  gegen  Luther, 
der  über  die  unglücklichen  geschorenen  und  geschmierten  Pfaffen,  die 
freilich  zum  Theil  ein  schmähliches  Leben  geführt,  vergnügt  triumphirt, 
aber  dadurch  nur  bewirkt  habe,  dass  sich  Leute  zu  geistlichen  Aemtern 
drängten,  welche  besser  an  den  Pflug  als  zum  priesterlichen  Stande  pass- 
ten.  Dann  aber  ruft  Hoffmeister  sich  ins  Gedächtniss,  dass  er  nur  den 
Artikel  der  Confession,  wie  er  jetzt  vorliege,  besprechen  will,  und  er 
Bchliesst  sich  demselben  an,  in  der  Voraussetzung,  dass  das  Wort  „rite" 
nicht  zweideutig  gemeint,  sondern  im  Sinne  Pauli  und  der  alten  Kirche 
zu  verstehen  sei.  „Dawider  haben",  fährt  er  dann  fort,  „die  Gegner  ge- 
fehlt, aber  um  keinen  Deut  weniger  haben  die  Bischöfe  gesündigt  und 
thuen  es  noch  heutigen  Tages,  indem  sie  die  Candidaten  vielmehr  zählen 
als  wägen;  so  viel  Geld  einer  hat,  so  viel  Gunst  hat  er.   Wohin  ich  hier 

8)  Vgl.  s.  K  3. 


143 

ziele,  wird  der  verständige  Leser  erkennen;  denn  ich  möchte  nicht  gern 
hier  darlegen,  was  für  Bischöfe,  Dechanten,  Canoniker,  Pfarrer  u.  s.  w.  durch 
die  Römische  Curie  und  die  Höfe  der  Könige  und  Fürsten  uns  vielmehr 
aufgedrängt.,  als  geweiht  werden,  die  dann  alle,  wie  Jemand  scherzend 
bemerkt  hat,  ihre  Familie  mit  ihren  geistlichen  Aemtem  sättigen,  wenn 
solche  Bestien  überhaupt  zu  sattigen  sind."  HofEmeister  blickt  vertrauend 
auf  die  in  Aussicht  gestellte  und  unbedingt  erforderliche  Synode.  „Möge  der 
Herr  der  Ernte  Arbeiter  in  seinen  Weinberg  senden." 

Bei  dem  folgenden  Artikel,  über  die  kirchlichen  Gebräuche,  verwahrt 
sich  Hoffmeister  wieder  entschieden  gegen  Missbräuche.  Nachdem  er  aus 
Melanchthon  selbst  die  Berechtigung  der  von  Aberglauben  freien  Cere- 
monien  erwiesen  hat,  kommt  er  zu  dem  Ergebniss,  dass  es  sich  hier  nicht 
um  eine  zur  Seligkeit  nothwendige  Sache  handle,  und  dass  Verschiedenheit 
in  dieser  Beziehung  ganz  gut  mit  der  Einheit  der  Kirche  bestehen  könne. 
Die  beiden  Artikel  der  Confession  über  die  weltliche  Obrigkeit  und  über 
die  zweite  Ankunft  Christi  erkennt  er  als  katholisch  an,  er  meint,  ihre 
Spitze  wende  sich  gegen  die  Anhänger  Karlstadts  und  die  Wiedertäufer, 
beziehungsweise  gegen  Juden  und  Chiliasten ;  die  Besprechung  des  in  dem  er- 
sten enthaltenen  Ausfalls  gegen  die  Mönche  wird  von  ihm  verschoben. 
In  dem  Artikel  18  über  das  „liberum  arbitrium"  sieht  er  einen  erfreulichen 
Fortschritt  gegenüber  den  früheren  Aufstellungen  Luthers,  er  bekämpft 
nur  die  Behauptungen  Melanchthons,  von  dem  er  sagt,  derselbe  lege  den 
Scholastikern  Grundsätze  bei,  welche  man  in  deren  Schriften  nirgends 
finde;  und  wider  ihn  ruft  er  den  in  der  Scholastik  besser  bewanderten 
Bucer  an.  Ebenso  günstig  wird  dann  der  Artikel  „de  causa  peccati"  beurtheilt. 

Dagegen  fordert  in  Nr,  20  die  Lehre  der  Gegner  von  den  guten 
Werken  Widerspruch  heraus;  Hoflfmeister  weist  auf  die  Folgen  hin,  welche 
es  haben  müsse,  wenn  man  dem  einfältigen  Volke  die  Ansicht  beibringe, 
dass  die  guten  Werke  nicht  verdienstlicher  seien,  als  die  bösen,  und 
lobt  es,  dass  die  Zwinglianer  ihnen  mehr  Bedeutung  beilegten,  als  die 
Lutheraner. 

üeber  den  die  Heiligenverehrung  behandelnden  Artikel  21  verbreitet 
sich  Hofiöneister  sehr  ausführlich;  er  billigt,  was  dort  über  das  ehrenvolle 
Andenken,  welches  man  den  Heiligen  schulde,  gesagt  ist,  und  vertheidigt 
dann  in  längerer  Darlegung  die  Berechtigung  der  Heiligenam'ufung,  wofern 

Abb.  d.  III.  Ol.  d.  k.  Äk.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  I.  Abtb.  20 


144 

diese  mit  Umsicht  mid  Mass  erfolge.  In  Bezug  auf  die  von  der  Apologie 
an  den  Pranger  gestellte  Sitte,  die  einzelnen  Heiligen  als  Spezialisten  hin- 
zustellen, z.  B.  die  hl.  Anna  für  Reichthum,  den  hl.  Sebastian  gegen  die 
Pest  u.  8.  w.  anzurufen,  gibt  HofEmeister  bereitwillig  -zu,  dass  hierin  nicht 
nur  etwas,  sondern  viel  Aberglaube  sich  eingeschlichen  habe.  Uebrigens 
schliesst  er  sich  hier  dem  Karthäuserprior  Dionys  Rickel  an,  der  die 
Untersuchung,  warum  Gott  seine  Gaben  verschieden  an  die  Heiligen  ver- 

,  theile,    für   verwegene  Neugier  erklärt.     Hoffimeister  meint,    man    könne 

dies  mit  der  Thatsache  vergleichen,  dass  Gott  auch  den  verschiedenen 
Kräutern  und  Stoffen  ungleiche  Eigenschaften  verliehen  habe:  er  wolle 
lieber  abergläubisch  sein,  als  sich  durch  Blasphemie  versündigen,  und 
ziehe  es  vor,  statt  den  Dämonen,  den  Heiligen  Wunder  zuzuschreiben ;  er 
versichert  aber  aufs  Neue,  den  Missbrauch  oder  Gelderwerb  nicht  ver- 
theidigen  zu  wollen.  Ueber  den  Gebrauch  der  von  den  Zwinglianem 
verworfenen,  aber  bereits  in  der  alten  Kirche  üblichen  Bilder  glaubt  er 
sich  in  Uebereinstimmung  mit  den  Wittenbergern  zu  befinden,  wenn  er 
jeglichen  Götzendienst  verwirft  und  sagt,  es  sei  besser,  die  Armen,  als 
Kirchenwände  imd  Holz  oder  Stein  zu  bekleiden.  Er  führt  das  Wort 
des  hl.  Ambrosius  an:  „Gott  will  keine  Gaben  von  dem  Hunger  der  Ver- 
wandten", und  ta'delt  es,  wenn  manche  Leute  um  des  Rufes  der  Fröm^ 
migkeit  willen  der  Kirche  zuwenden,  was  sie  den  Ihrigen  nehmen.  In 
diesem  Punkte  fürchtet  er  keine  Schwierigkeit. 

Hoffmeister  wendet  sich  dann  zu  den  Artikeln  der  Confession,  in 
welchen  die  abgeschafften  Missbräuche  aufgeführt  sind.    Er  zählt  hier  ein- 

^  fach  in  der  bisherigen  Weise  fort,  während    dies    in    der   Confession  be- 

kanntlich nicht  geschieht,  imd  kommt  so,  da  er  die  Mönchsgelübde  mit 
der  Fasten  in  Einem  Artikel  zusammenfasst,  zu  der  Zahl  von  26  Ar- 
tikeln. 

Im  Artikel  22  behandelt  er  die  „utraque  species".  Der  Gebrauch 
der  beiden  Gestalten  in  der  alten  Kirche,  der  noch  zu  Thomas  v.  Aquins 
Zeit  nach  dessen  Zeugniss  sehr  verbreitet  gewesen,  könne  nicht  in  Ab- 
rede gestellt,  ebenso  wenig  aber  die  Leichtfertigkeit  gebilligt  werden,  mit 
der  die  Gegner  die  jetzt  übliche  Sitte  abgeschafft  hätten,  Hofiöneister 
verweist  auf  Luthers  Ausspruch:  man  möge  hierin  die  Entscheidung  eines 


145 

Generalconcils  abwarten,  wie  es  denn  ja  auch  die  Meinung  aller  Katho- 
liken sei,  den  kirchlichen  Beschlüssen  hierin  Folge  zu  leisten. 

Wie  diesen  Punkt,  so  erklärt  Hoffmeister  auch  die  Frage  der 
Priesterehe  für  eine  Sache  des  positiven  Rechts.  Er  schliesst  sich  dem 
in  der  Confession  angezogenen  Ausspruche  des  Papstes  Pius  an,  dass  be- 
deutende Gründe  für  die  Einführung  der  Ehelosigkeit  vorhanden  gewesen 
seien,  dass  aber  bedeutendere  jetzt  deren  Wiederabschaffung  forderten. 
Indem  er  die  einschlagenden  Stellen  der  hl.  Schrift  imd  der  Väter  ab- 
wägt, gelangt  er  nicht  dazu,  die  Frage,  ob  wegen  der  damaligen  Ver- 
kommenheit der  durch  Jahrhunderte  beobachtete  Brauch  zu  beseitigen  und 
ob  es  besser  sei,  wegen  der  Unreinigkeit  Einiger  eine  gute  Gewohn- 
heit aufzuheben,  oder  die  Unreinen  zur  Ordnimg  zu  zwingen,  in  dem 
einen  oder  in  dem  andern  Sinne  zu  entscheiden;  was  er  aber  imbedingt 
fordert,  ist,  dass  die  Quellen  der  Sünde:  der  Trunk  und  die  Verschwen- 
dung, die  Faulheit  und  der  gefährliche  Umgang  mit  leichtfertigen  Frauens- 
personen, durch  Einführung  von  Nüchternheit  und  Enthaltsamkeit,  durch 
heilige  Lesimg  imd  eifrige  Seelsorge  beseitigt  werde.  Dann  werde  die 
Nothwendigkeit,  den  Cölibat  Preis  zu  geben,  schwinden,  zumal  wenn 
man  die  Vorsicht  befolge,  die  Erlangung  der  priesterlichen  Würde  nicht 
allzu  leicht  zu  machen,  und  den  zu  jungen  und  ungebildeten  Leuten  den 
Zutritt  zu  versagen;  bisher  freilich  seien  sehr  Viele  in  den  Clerus  einge- 
treten, denen  dies  nie  in  den  Sinn  gekommen  wäre,  hätten  sie  gewusst, 
dass  man  ihnen  Concubinen  versagen  würde. 

In  seinem  Artikel  24  setzt  Hoffmeister  an  den  Kopf  seiner  Er- 
örterung nur  die  ersten  Sätze  der  Confession,  worin  gesagt  wird,  dass 
man  die  Messe  beibehalte.  Spöttisch  begrüsst  er  diese  Erklärung,  er 
fragt,  wer  darauf  hin  noch  den  unschuldigen  und  einfältigen  Schülern 
Christi  die  Abschaffung  der  Messe  vorzuwerfen  wage.  „Aber  was  sollen 
dann",  fährt  er  fort,  „deren  Schriften  gegen  die  Messe"  ?  Hoffmeister  über- 
lässt  es  Luther,  Zwingli  imd  Jonas  selbst,  die  in  ihren  Schriften  vorhan- 
denen Widersprüche  mit  einander  in  Einklang  zu  bringen,  und  wendet 
sich  zu  den  Dingen  in  der  Messe,  welche  far  zarte  Ohren  anstössig 
seien:  nämlich  der  Ceremonienpomp,  der  Messenhandel,  die  fremde,  dem 
Volke  unverständliche  Sprache,  die  angebhch  unklare  Bezeichnung  der 
Messe  als  eines  Opfers,   das  „Opus  operatum",  die  Heiligenanrufung  und 

20» 


146 

die  Fürbitte  für  die  Verstorbenen.  Hierauf  will  er  ohne  Umschweif  und 
Bemäntelung  seine  Meinung  sagen.  Vor  Allem  erklärt  er,  diejenigen, 
welche  Geldgewinn  suchen,  nicht  vertheidigen  zu  wollen;  diese  Leute,  . 
deren  Gott  der  Bauch  sei,  würden,  sie  möchten  wollen  oder  nicht,  der- 
einst Jemanden  finden,  der  Rechenschaft  von  ihnen  fordere.  In  Bezug 
auf  die  Ceremonien  habe  die  Kirche  stets  die  grösste  Freiheit  gewährt; 
Hofl&neister  vergleicht  dieselben  hinsichtlich  ihrer  Wirkung  mit  den  Bil- 
dern, üeber  die  lateinische  Sprache  will  er  nicht  streiten,  er  fordert 
nur,  dass  die  Prediger  dem  Volke  die  Bedeutung  des  Einzelnen  darlegen. 
In  Bezug  auf  die  Frage  des  „  opus  operatum "  wirft  er  den  Gegnern  un- 
absichthches  oder  absichtliches  Missverstehen  der  Scholastiker  vor,  denen 
man  eine  Ansicht  zuschreibe,  welche  aus  ihren  Schriften  nicht  zu  belegen 
sei.  In  ausfuhrlicher  Erörterung  vertheidigt  er  unter  Heranziehimg  der 
Väter  und  der  Scholastiker  den  Opferbegriff  der  Messe,  es  würde  in- 
dessen ein  zu  tiefes  Eingehen  in  die  theologische  Terminologie  erfordern, 
wenn  wir  hier  seinen  Gedankengang  verfolgen  wollten.  Deshalb  möge  nur 
der  eine  Satz  hervorgehoben  werden:  „Adversarii  opus  operatum  ad  mi- 
nistrum  referunt,  quod  scholastici  ad  Christum,  hostiam  illam  vivam  et 
verum  sacrificium  propitiatorium  referunt". 

Zu  den  Fasten  und  dem  Unterschiede  der  Speisen,  einer  Einrichtung 
des  positiven  Rechts,  übergehend,  wendet  er  sich  gleichfalls  energisch  gegen  die 
vorhandenen  Missbräuche:  „Gesetzt,  dass  diese  menschlichen  Traditionen 
vielleicht  über  Gebühr  von  den  ünsrigen  verherrlicht,  dass  abergläubische 
Dinge  ihnen  beigemischt  worden  sind,  so  hatte  man  nach  einem  Heil- 
mittel zu  suchen,  welches  nicht  unerträglicher  ist,  als  die  Krankheit. 
Nie  wird  unser  Aberglaube  durch  Eure  zügellose  Willkür  geheilt  werden. 
Die  kirchlichen  Traditionen  geben  zu  berechtigter  Klage  keinen  Anlass; 
indem  man  von  jener  Quelle  sich  über  Gebühr  entfernt  hat,  wurde  die 
Religion  in  Aberglauben  verkehrt.  Nimmt  man  einen  Menschen  her, 
welcher  nach  der  Vorschrift  der  Kirche  den  Unterschied  der  Speisen  be- 
obachtet, so  wird  sich  zeigen,  dass  derselbe  nichts  Sündhaftes  begeht. 
Diejenigen,  welche  den  Fleischgenuss  an  bestimmten  Tagen  verboten 
haben,  beabsichtigten  nicht,  dass  wir  uns  dafür  mit  Fischen  und  Pasteten 
mästen  sollten.  Wenn  dies  geschieht,  so  ist  es  zu  beklagen,  nicht  zu  be- 
fürworten. "    So  entschieden  Hoffmeister  der  Kirche  das  Recht  zur  Erlassung 


147 

solcher  Vorschriften  zuspricht,  so  gelangt  er  doch  am  Schlüsse  zu  der 
Antithese:  Hier  ist,  während  die  Hirten  tief  schnarchten,  Aberglaube  und 
Missbrauch  ins  Kraut  geschossen;  dort  folgte  darauf  zügellose  Anfeindung 
von  Leuten,  die  nicht  so  sehr  den  Missbrauch  als  den  Gebrauch  selbst 
bekämpfen.  Gewissenhafte  Kirchenfürsten  müssen  sich  die  Frage  vorlegen, 
ob  man  den  Baum  umhauen  oder  die  verfaulten  Aeste  abschneiden  soll. 
Nur  die  Rücksicht  auf  die  Förderung  der  Kirche  müsse  massgebend  sein, 
erklärt  Hofimeister,  neigt  sich  aber  selbst  zu  der  Ansicht  hin,  dass  man 
lieber  die  Willkür  der  Zügellosen  bändigen,  als  den  in  Demuth  Gehor- 
samen Freiheit  gewähren  solle. 

üeber  die  Mönchsgelübde  schreibt  Hoffineister:  „Damit  die  Gegner 
die  Lauterkeit  unserer  Gesinnung  erkennen,  gestehen  wir  offen  ein,  dass 
die  Mönche  ihr  Verdienst  über  Gebühr  gelobt,  viele  Unerfahrene  in  das 
Netz  gelockt,  Aberglauben  und  Heuchelei  gefördert  haben,  dass  sie  abge- 
wichen sind  von  ihren  ursprünglichen  Regeln,  dass  sie  an  dem  Gelübde 
der  Armuth,  der  Keuschheit  und  des  Gehorsams  kaum  dem  Namen  nach 
festhalten.  Wer  will  das  in  Abrede  stellen?  Aber  das  sind  Missbräuche, 
es  ist  nicht  das  Wesen  des  Listituts.  Es  ziemt  sich  nicht,  jene  mit  falschem 
Schein  zu  entschuldigen,  sondern  man  muss  den  guten  Gebrauch  der  Ge- 
lübde herstellen,  und  die  durch  Jahrhunderte  in  der  katholischen  Kirche 
hergebrachte  Sitte  vertheidigen.  Wer  würde  nicht  einen  Mönch  lieben, 
der  wirklich  von  Herzen  keusch  lebte,  seinem  Vorsteher  demüthig  ge- 
horchte, und  den  eitlen  Reichthum  der  Welt  gering  achtete!  Da  steckt 
der  Haken,  dass  diejenigen,  welche  Keuschheit,  Armuth  und  Gehorsam 
geschworen,  ein  unreines  Leben  führen,  dem  Reichthum  gierig  nachjagen 
und  kein  Joch  dulden  wollen.  Gute  Mönche  wird  man  lieben,  aber  den 
Bäuchen  will  man  zu  Leibe.  Möge  man  die  Klöster  reformiren  und 
die  Mönche  an  ihre  Pflicht  erinnern,  so  wird  der  Streit  aufhören." 

Hofimeister  will  die  Reform,  aber  er  weist  gleichzeitig  darauf  hin, 
dass  nicht  die  IQöster  allein  die  Schuld  an  den  bestehenden  Verhältnissen 
trügen,  sondern  dass  ein  grosser  Theil  der  Unordnungen  daher  entspringe, 
dass  die  Vornehmen,  der  Adel,  die  Könige  und  Kaiser  aus  Habsucht  oder 
aus  ähnlichen  Beweggründen  ihre  Binder  den  Klöstern  aufdrängten. 
Beispiele,  meint  er,  seien  bekannter,  als  er  wünschen  möchte.  Von  der 
Berechtigung  der  Gelübde  geht  Hofl&neister  aus.    Darüber  hätten  ja  Luther 


148 

und  Melanchthon  von  den  Gegnern,  und  von  den  Anhängern  der  alten  Kirche 
Eck,  Dietenberger  und  Schatzger  oft  genug  geschrieben ;  er  sagt,  njan  werde 
wohl  die  zur  Zeit  lebenden  Mönche  der  Gottlosigkeit,  Heuchelei,  des  Aber- 
glaubens oder  Geizes,  vielleicht  auch  der  Unwissenheit  anklagen  können, 
aber  er  fordert,  dass  man  darauf  hin  nicht  die  alten  Väter  beschuldige. 
„Die  Fürsten  und  Herzoge,  Grafen  und  Edelleute  möge  man  fortan  bei 
Hofe  behalten  und  die  Klöster  den  Studirenden  öffnen,  damit  wird  ein 
guter  Schritt  auf  dem  Wege  der  Frömmigkeit  geschehen  sein."  Er  ver- 
langt von  seinen  Widersachern,  dass  sie,  wie  sie  selbst  in  der  Confession  anders 
aufträten  als  in  früheren  Schriften,  so  auch  bei  den  Katholiken  einen 
Unterschied  zwischen  deren  gegenwärtigen  und  den  früheren  Leistungen 
gelten  lassen  sollten.  Gegenüber  den  Eiawendungen  über  den  Keusch- 
heitszwang betont  er  die  Freiwilligkeit  des  Gelübdes,  er  bestreitet  nicht 
den  Missbrauch,  der  mit  dem  Klosterbesitz  getrieben  werde,  will  aber  nicht 
zugeben,  dass  dieser  an  sich  ein  Uebel  sei.  Den  Vorwurf  der  Gegner, 
dass  der  gelobte  Gehorsam  nicht  geleistet  werde,  weist  er  auf  der  An- 
kläger Haupt  zurück,  deren  Neuerungen  am  meisten  die  Zügellosigkeit 
der  Mönche  gegenüber  den  geistlichen  Autoritäten  gefördert  hätten;  dem 
Verlangen  aber,  dass  die  Mönche  der  weltlichen  Obrigkeit  gehorchen 
sollten,  begegnet  er  durch  die  Behauptung,  dass  die  Freiheit  der  Mönche 
kaiserlichen  Privilegien  ihren  Ursprung  verdanke,  also  von  demjenigen  her- 
stamme, welchem  Gott  das  Schwert  verliehen  habe;  die  Berechtigung  der 
Mönchsorden  ruhesomit  auf  gleichem  Grunde,  wie  die  Freiheit  der  Reichsstädte. 
In  dem  letzten  Kapitel  bespricht  Hoffmeister  die  hierarchische  Ge- 
walt. Er  braucht  hier  nicht  die  Confession  zu  bekämpfen,  da  er  mit  der 
Unterscheidung  der  kirchlichen  Macht  von  der  des  Schwertes  völlig  ein- 
verstanden ist:  wäre  dies  von  Anfang  an  die  Sprache  der  Gegner  gewesen, 
so  würde  man  nicht  verstehen,  wie  solche  Streitigkeiten  möglich  geworden 
seien.  An  dem  Angriffe  auf  die  durch  Nachlässigkeit  der  Hirten  einge- 
rissenen unleugbaren  Missstände  aber  betheiligt  sich  Hoffmeister  selbst: 
„Wer  kann  sich  der  Wahrnehmung  entziehen,  dass  viele  Missbräuche  sich 
in  der  Kirche  eingenistet  haben,  sowohl  in  Bezug  auf  die  Predigt  des 
Wortes,  als  die  Verwaltung  der  Sakramente,  mag  man  die  Sitten  der 
Priester  oder  der  Laien  ins  Auge  fassen.  Wollte  Gott,  dass  die  Päpste 
ihre  Macht  immer  zum  Wohle  der  Kirche  gebraucht  hätten,  dann  würde 


149 

man  jetzt  nicht  fragen,  ob  ihre  Macht  göttlichen  oder  menschlichen  Rechtes 
sei.  Wozu  hat  es  gedient,  immer  zu  disputiren,  von  wem  die  Macht 
stammt  und  wie  gross  sie  sei,  und  nicht  ein  einziges  Mal  darauf  zu  sehen, 
dass  sie  richtig  gebraucht  werde?  Die  Apologie  soll  mir  die  Antwort 
darauf  leihen:  „Welches  üebel  liegt  nicht  darin,  dass  bei  der  Weihe  der 
Priester  nicht  die  tauglichen  ausgewählt  werden!  welches  Uebel  in  dem 
Handel  mit  den  Aemtem!  Und  ist  an  den  gefährlichen  Dispensen  Nichts 
auszusetzen?  Aus  den  Pferdeställen  und  der  Küche  schleppt  man  Leute 
an  den  Altar,  die  sich  nie  haben  träumen  lassen,  was  das  Priesterthum 
bedeute,  Menschen  die  dieses  Berufes  durchaus  unwürdig  sind." 

Hoffmeister  verwahrt  sich  dann  mit  derselben  Entschiedenheit  dagegen, 
dass  er  das  Verfahren,  welches  die  Gegner  selbst  befolgten,  billige,  er 
macht  ihnen  vielmehr  gleiche  Vorwürfe.  Er  schliesst  darauf  sein  Werk 
mit  der  Bitte  um  Verzeihung  wegen  der  bisweilen  heftigen  und  ausfallenden 
Sprache,  nicht  Jedem  sei  es  gegeben ,  stets  seine  Gefühle  zu  beherrschen, 
„Wir  suchen  die  Eintracht  der  Kirche,  wir  lieben  die  Kirche,  wir  opfern 
uns  ganz  der  Kirche,  möge  sie  uns  durch  ihren  beständigen  Bräutigam  Jesus 
Christus  stets  in  Blüthe  und  fruchtbar  im  heüigen  Geiste  erhalten  werden. " 

In  dieser  Schrift  des  Augustinermönches  ist,  wie  aus  dem  Gesagten 
genügend  hervorgeht,  mit  warmem  Eifer  der  Gedanke  entwickelt,  dass  die 
gestörte  Einigkeit  in  der  Christenheit  auf  der  Grundlage  der  wesentlichen 
katholischen  Dogmen,  unter  Beseitigung  der  freilich  tief  eingewurzelten* 
und  für  die  Machtstellung  der  Hierarchie  bedeutungsvollen  Missbräuche 
herzustellen  sei.  Als  Massstab  nahm  HofiFmeister,  wie  er  sagt,  die  Zustände  der 
alten  lürche.  Er  beruft  sich  dabei  auf  die  hl.  Schrift  und  die  Kirchen- 
väter, welche  er  nicht  minder  studirt  hatte,  als  die  Autoren  der  späteren 
Jahrhunderte,  von  einem  Bemard  und  Bonaventura,  einem  Albertus  Magnus 
und  Thomas  bis  zu  Gabriel  Biel  und  Dionysius  Rickel.  Man  wird  dem 
Verfasser  femer  zugestehen  müssen,  dass  seine  Erörterungen  sich  auch 
auf  die  Erforschung  der  gegnerischen  Schriften  eines  Luther,  Melanch- 
thon,  Buzer  und  Brenz,  Sarcerius  und  Anderer  stützen,  dass  er  sich  in 
der  Sprache  fast  durchweg  einer  gewissen  Mässigung  befleissigt,  mag  man 
sie  nun  mit  den  meisten  gegnerischen  oder  mit  den  Schriften  der  übrigen 
katholischen  Polemiker  vergleichen.  Auch  diese  letzteren,  von  welchen 
die  meisten  jetzt  der  Vergessenheit  anheim  gefallen  sind,  Driedo  und  Crocus, 


h 


150 

Landsberg  und  Schatzger,  Dietenberg  und  Eck,  Gropper  und  Pigghe  be- 
nutzt unser  Autor.  Es  mag  eingehenderen  Studien  der  Theologen  über- 
lassen bleiben,  festzustellen,  in  wie  weit  diese  seine  Vorgänger  auf  die 
dogmatischen  Darlegungen  Hoffmeisters  von  Einfluss  gewesen  sind.  Was 
sich  auch  bei  oberflächlicher  Vergleichung  aufdrängt,  ist  die  Wahrnehmung, 
dass  Hoffmeister  bei  der  Geisselung  der  kirchlichen  Missstände  durch 
seinen  Freimuth  vor  den  meisten  Genossen  hervorragt.  Wie  kläglich  nimmt 
sich  neben  der  von  ihm  geführten  Sprache  z.  B.  eine  Darlegung  aus,  wie 
man  sie  bei  Pigghe  findet,  welcher  erörtert,  dass  vor  Allem  Unterord- 
nung unter  die  bestehenden  Autoritäten  Noth  thue,  dass  es  nicht  immer 
gute  Päpste  geben  könne  und  es  vielmehr  ganz  naturgemäss  sei,  wenn 
Gott  der  Welt  zur  Strafe  für  ihre  Sünden  auch  schlechte  Päpste  schicke, 
und  dann  meint,  dass  man  vielleicht  an  eine  etwas  genauere  Ordnung  bei  der 
Papstwahl  und  den  Kardinalsemennungen  denken  könne,  um  dadurch 
sofort  das  Gedeihen  der  Barche  in  jeder  Hinsicht  sicher  stellen.  Fast 
nur  in  vertrauten  Briefen  katholischer  Theologen  findet  man  sonst  Stellen 
von  ähnlicher  Offenheit  und  Selbsterkenntniss,  wie  in  diesem  Buche  des 
Augustiners,  welches  für  die  Oeffentlichkeit  bestimmt  war. 

In  einem  Briefe,  welcher  von  den  gleichen  Gesinnungen  erfüllt  war, 
wie  sie  hier  ausgesprochen  sind,  meldete  Hoffmeister  dem  Nausea,  dass 
er  ihm  binnen  Kurzem  das  Buch  nach  Wien  senden  werde,  zum  Zwecke 
'  der  Mittheilung  an  den  König  Ferdinand.^)  Die  Verzögerung  war  dadurch 
veranlasst,  dass  Hoffmeisters  Freimde  es  zuvor  der  Prüfung  eines  berühmten 
Theologen,  des  Ludwig  Ber,^^)  imterbreitet  hatten;  dessen  Urtheil  war 
noch  nicht  gesprochen,  als  Hoffmeister  an  Nausea  schrieb.  Wir  wissen 
nicht,  ob  Bers  Abrathen,  oder  was  sonst  die  Veranlassung  war,  dass  das 


9)  Epistolaram  miscellanearnm  ad  Nanseam  libri  X,  Basel  1550^  S.  802. 

10)  Von  diesem  Basler  Theologen,  auf  welchen  anch  dnrch  Morone  1537  besonders  hingewiesen  worden 
war,  bei  Baynald  und  Le  Plat  II,  565,  kenne  ich  nur  (nach  Exemplaren  unserer  Universitäts- 
bibliothek) :  „Lndovici  Beri  ||  sacraram  literarum  doctoris,  ||  ad  Qnaestionem  ei  propositam,  Utmm 
Tidelicet  ||  tempore  pestisTel  exalia  cansa  ad  yitandam  mor-  {|  tem  sea  mortis  periculnm  fagere 
iDterdam  11-  ||  ceat  necne?  Et  si  qoando  liceat,  an  tanc  ||  praestet,  non  fagere?  ||  Ex  sacris 
literis,  et  ho-  ||  mini  vere  Christiano  consolatoria  ||  Besponsio.  {|  Basileae  per  Jo-  ||  annem  Opo- 
rionm."  Am  Schiasse:  „1551  mense  Aprili'\  4^  Ferner:  »Prosala-  |{  tari  hominis  ad  {|  felicem 
mortem  prae-  ||  paratione  .  .  .  a  Sa  ||  craram  literarnm  professore  Ludoyico  Bero  conscripta  et !{ 
nunc  denno  in  Incem  ||  edita.  Basileae  per  Oporinum.  Cum  Caes.  M.  privilegio  ad  quinquen- 
nium."    Am  Schlüsse:  1551  Not.    Die  Vorrede  des  Oporinus  Cal.  Apr.  1549.  8°. 


151 

Buch  damals  nicht  das  Tageslicht  erblickte.  Den  naheliegenden  Gedanken, 
dass  der  Inhalt  zu  Bedenken  Anlass  gegeben,  wird  man  doch  nicht  ohne 
Weiteres  feßthalten  dürfen,  da  in  anderen  Schriften  HoflEmeisters,  welche  zur 
allgemeinen  Verbreitung  gelangten,  sich  manche  Anklänge  an  das  oben 
besprochene  Werk  nachweisen  lassen.  Wie  dem  auch  sei,  HofFmeisters 
Arbeit  blieb  ungedruckt,  so  lange  er  lebte.  Erst  ein  Jahrzehnt  nach  seinem 
Tode  erschien  sie  zu  Mainz  1559.  Der  ungenannte  Herausgeber  spricht  in 
der  Vorrede  die  Ansicht  aus,  dass  das  durch  die  Ungunst  der  Zeiten  so 
lange  verborgen  gebliebene  Buch  noch  immer  seinen  Nutzen  haben  werde. 
Gegen  Ende  des  Jahrhunderts  wurde  es  dann  nochmals  in  Deutscher 
üebersetzung  von  einem  Tiroler  Beamten  zu  Konstanz  aufgelegt. 

Die  folgende  Schrift  Hoffmeisters  ist  ein  Commentar  zu  dem  Briefe 
Pauli  an  die  Philipper,  der  zu  Freiburg  i.  Br.  1543  erschien.  Die  Vor- 
rede, welche  den  Abt  von  Murbach  und  Lautem,  Johann  Rudolf  Stoer 
anredet,  unterzeichnete  Hoffmeister  am  25.  November  1542,  an  einem 
Tage,  welcher  für  sein  weiteres  Leben  von  entscheidender  Bedeutung 
werden  sollte. 

Es  war  der  Tag,  an  welchem  der  Ordensprovincial  Tregarius,  der 
durch  seine  Streitigkeiten  besonders  mit  Bucer  bekannt  ist,  hochbetagt  zu 
Freiburg  in  der  Schweiz  das  Zeitliche  segnete.  Wegen  der  bedrängten 
Lage,  in  welcher  sich  der  Orden  befand,  hatte  Treger  den  Hoffmeister 
beauftragt,  sofort  nach  seinem  Tode  die  Leitung  der  Provinz  zu  über- 
nehmen, und  ihm  befohlen,  so  bald  als  möglich  die  Ordensangehörigen 
zur  Neuwahl  eines  Provinciais  zusammen  zu  berufen.  Hoffmeister  that, 
wie  ihm  geheissen;  das  Ergebniss  war,  dass  sich  die  meisten  Stimmen 
eben  auf  ihn  vereinigten;  so  wurde  er,  obschon  noch  nicht  34  Jahre  alt^ 
Tregers  Nachfolger. 

Es  war  eine  schwierige  Stellung,  in  welche  er  hiemit  eintrat.  Hoff- 
meister schildert  sie  uns  selbst  in  einem  Briefe  an  den  Ordensgeneral 
Hieronymus  Seripando,  worin  er  diesen  um  die  Bestätigung  der  Wahl 
ersuchte.  Schon  die  Wahlversammlung  hatte  ein  Bild  von  der  Zerrissen- 
heit gewährt,  welcher,  vielleicht  mehr  als  andere  Orden,  die  Augustiner 
verfallen  waren.  Zudem  waren  in  Strassburg,  Weissenburg,  Heidelberg, 
in  Alzei,  Weil,  Rappoltsweiler,  Tübingen  dem  Orden  seine  Klöster  voll- 
ständig  verloren   gegangen,   in  der  Schweiz  hatte  das  gleiche  Schicksal 

.  Abth.  d.  UI.  GL  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  21 


152 

die  Häuser  zu  Basel,  Zürich,  Konstanz  und  Mühlhausen  getroffen;  im 
Schwabenland  war  Engelberg  dahin,  Pappenheim  und  Lauingen  waren 
lutherisch  und  nahmen  von  dem  Ordensverbande  nicht  mehr  Notiz. 
Uebrig  geblieben  waren  12  Häuser,  und  unter  diesen  waren  manche,  die 
morgen  verloren  sein  konnten.  ^  ^)  Wenn  Hoffmeister  alle,  welche  nur  das 
Ordenskleid  trugen,  mitzählte,  so  brachte  er  doch  nur  vierzig  Mönche 
zusammen,  und  selbst  diese  geringe  Zahl  wurde  nur  mit  Mühe  im 
Orden  zurückgehalten;  denn  auch  die  Einkünfte  waren  gering  ge- 
worden; wenn  gleich  glänzende  Bauten  vorhanden  sein  mochten,  so  war 
es  doch  schwer,  den  Unterhalt  für  die  täglichen  Bedürfnisse  zu  beschaffen. 
Unter  jenen  40  Mönchen  aber  waren  nicht  6,  welche  nicht  über  50 
Jahre  alt  waren.  ^*^)  Da  nimmt  es  nicht  Wunder,  wenn  Hoffmeister  dem 
General  berichten  musste,  dass  zur  Wahlversammlung  nur  wenige  er- 
schienen waren,  die  meisten  sich  unter  verschiedenen  Vorwänden  ent- 
schuldigt hatten. 

War.  die  Lage  unerfreulich,  als  Hoffmeister  sein  Amt  antrat,  so  ver- 
schlimmerte sie  sich  noch  in  der  Folge.  Es  hat  fast  den  Anschein,  als  ob 
Hoffmeisters  Versuch,  das  marklose  Gerippe  zu  beleben,  nur  dazu  beitrug, 
dasselbe  um  so  mehr  dem  Zerfall  zuzuführen.  Zudem  musste  auch  die 
Entwicklung,  welche  die  Politik  des  Papstthums  in  diesen  Jahren  nahm, 
dazu  beitragen  die  Erbitterung  zu  steigern.  Als  Hoffmeister  sich  auf  dem 
Keichstage  zu  Speier  1544  bemühte,  wenigstens  für  die  noch  übrig  gebliebenen 
Klöster  des  Kaisers  Schutz  zu  erlangen,  begegneten  ihm  die  evange- 
lisch Gesinnten  mit  höhnischem  Gelächter,  wie  er  mit  seinen  wohlpet- 
schii'ten  und  sorglich  gehüteten  päpstlichen  Bullen  hervorkam ;  man  wies 
liin  auf  das  Bündniss  des  Römischen  Antichrists  mit  Franzosen  und  Türken. 
Auch  diejenigen,  welche  nicht  häretisch  waren,  zeigten  ihm  schweigend 
die  Zähne  und  die  Krallen. 

Nicht  glücklicher,  als  bei  seinem  Streben  nach  äusserem  Schutz  und 
Schirm  für  den  bedrohten  Ordensbestand,  war  Hoffmeister,  wenn  er  ver- 


11)  lieber  die  Verschleuderung  z.  B.  der  Memminger  Augustinerbibliothek,  den  Verkauf  der  Pergament- 
bände an  Goldschläger  berichtet  Nikolaus  Eilenbog  an  J.  Eck  am  5.  Okt.  1539.  Vgl.  den  lehr- 
reichen Aufsatz  von  L.  Geiger  in  der  Oesterreichischen  Vierteljahrschrift  für  Theologie  1870, 
Bd.  9,  S.  204. 

12)  Die  Lesart  steht, hier  nicht  fest. 


153 

suchte,  das  Leben  innerhalb  der  Klostermauem  zu  bessern,  und  seinen 
Untergebenen  etwas  von  seinem  Geiste  einzuhauchen.  Nicht  ohne  Mit- 
gefühl wird  man  die  Klagebriefe  lesen,  in  welchen  Hoffmeister  über  sein 
erfolgloses  Bemühen  berichtet.  Acht-  bis  zehnjährige  Knaben  waren  für 
den  Orden  gewonnen  worden;  diese  wurden  erzogen  und  unterrichtet; 
aber  wenn  ihre  Ausbildung  vollendet  war,  dann  riefen  die  Eltern  sie 
wieder  zurück,  ohne  darauf  Rücksicht  zu  nehmen,  ob  sie  inzwischen  die 
Gelübde  abgelegt  hatten  oder  nicht.  Und  wenn  einmal  einer  der  Oberen  einem 
zuchtlosen  Mönche  seine  Pflicht  ins  Gedächtniss  rief,  dann  musste  er 
darauf  gefasst  sein,  dass  ihm  dieser  sofort  auf  und  davon  ging,  um  ohne 
Beanstandung  bei  einem  benachbarten  Bischof  Verwendung  in  der  Seel- 
sorge zu  finden. 

Da  konnte  es  auch  nicht  helfen,  dass  damals  der  Augustinerorden 
in  Hieronymus  Seripando  einen  Mann  an  seiner  Spitze  hatte,  welcher  voll 
Eifer  die  Besserung  des  Ordens,  wie  dei*  ganzen  Kirche  zu  fördern  suchte. 
Aus  seinem  Tagebuch  ersieht  man,  wie  Seripando  vollauf  und  vergeb- 
lich mit  der  Herstellung  der  Ordensdisciplin  in  Italien  beschäftigt  war, 
wie  er  ermahnte  und  strafte,  wo  er  nur  konnte.  ^^)  Aber  er  vermochte 
es  nicht,  über  die  Alpen  hinüber  eine  Stütze  zu  gewähren.  Schwerlich 
wird  er  in  der  Lage  gewesen  sein,  Hoffmeisters  wiederholte  Bitte  um 
Zusendung  von  6  bis  8  Mönchen,  denen  vortreffliche  Pflege  in  Aussicht 
gestellt  wurde,  zu  erfüllen.  Hoffmeister  klagte,  als  er  dieses  Ansuchen 
stellte,  dass  die  Uebersendung  der  revidirten  Ordensstatuten  das  einzige  Lebens- 
zeichen gewesen  sei,  welches  er  von  dem  General  erhalten  habe.  Welcher  Erfolg 
war  davon  zu  erwarten  ?  War  es  nicht  eine  eitle  Hoffnung,  zu  glauben,  dass  die 
Ordensgenossen  strengere  Regeln  sich  zu  Herzen  nehmen  würden,  wenn 
sie  überhaupt  jeder  Vorschrift  spotteten? 

Die  Aussichtslosigkeit  der  Reform  im  Augustinerorden  stand  in  engem 
Zusammenhange  mit  dem  Zustande,  welcher  in  den  meisten  Bisthümern, 
und  vor  Allem  in  Rom  herrschte.  Hoffmeister  klagt,  man  könne  nicht 
einmal  den  Empfang  des  Firmungssakraments  von  der  Kanzel  den  Leuten 
anempfehlen,  weil  manche  Bischöfe  weder  Firmung  noch  Priesterweihe 
spendeten;  nur  darin  merke  man  ihr  bischöfliches  Amt,  dass  sie  von 
demjenigen  Diöcesanen,   der   sich  in  einer  andern  Diöcese  weihen  lassen 

13)  Calenzio  Documenti  snl  Concilio  di  Trento,  Rom  1874. 

21* 


154 

wolle,  sich  für  die  Erlaubniss  hierzu  unerschwingliche  Summen  bezahlen 
Hessen.  Wenn  bei  Gelegenheit  der  oben  erwähnten  Klagen  über  die  päpst- 
lich-türkische  Verbindung  Hoflmeister  dem  Seripando  noch  die  Bitte  vor- 
getragen hatte,  man  möge  dem  Papste  von  diesen  gegen  ihn  geschleuderten 
Beschuldigungen  Kenntniss  geben,  damit  er  sich  öffentlich  dagegen  ver- 
wahre, so  zeigt  diese  Aeusserung  eine  uiferwartet  optimistische  Vorstellung 
von  den  Römischen  Verhältnissen,  falls  sie,  wie  es  den  Anschein  hat,  von 
Herzen  kam.  Aber  auch  in  dieser  Beziehung  blieb  für  Hoffmeister  die 
Enttäuschimg  nicht  lange  aus.  Nach  dem  Speirer  Reichstagsschlusse  ist 
er  voller  Bestürzung:  „Christus  hat  sein  Angesicht  von  uns  abgewandt. 
Die  Gegner  der  Kirche  triumphiren  fast ;  die,  welche  uns  noch  angehören, 
falls  man  sie  überhaupt  noch  mitzählen  darf,  lassen  den  Muth  sinken, 
da  die  Hoffnung  auf  das  Concil  nicht  erfüllt  wird. "  Indem  er  Seripando 
von  der  Verschleuderung  des  Kirchenguts  erzählt,  welche  damals  die 
Colmarer  Franziskaner  vornahmen,  ruft  er  die  Strafe  des  Himmels  über 
denjenigen  herab,  der  die  Einigkeit  und  Reform  der  Kirche  bisher  ver- 
zögert habe. 

Obgleich  Hoffmeister  so  mit  regem  Interesse  dem  Gange  der  Dinge 
in  der  grossen  politischen  Welt  folgte,  war  doch  bisher  seine  Stellung  eine 
ziemlich  bescheidene  geblieben.  Er  hatte  sogar  Schwierigkeiten,  für  seine 
Schriften  Verleger  zu  finden.  Es  wird  hiermit  zusammenhängen,  dass 
er  1543  bei  einem  anderen  Freiburger,  1544  bei  einem  Nürnberger  Drucker 
Arbeiten  veröffentlichte,  dort  einen  Commentar  zu  den  Philipperbriefen, 
hier  eine  Reihenfolge  von  Bibelstellen  des  alten  und  des  neuen  Testa- 
ments, in  denen  er  den  Lebenslauf  Christi  verfolgt.  Noch  in  demselben 
r  Jahre  1544  äusserte  sich  Hoffmeister  darüber;  er  schrieb  die  Zurückhal- 

tung der  Buchhändler  dem  oben  erwähnten  Mangel  des  Doktorgrades  zu. 
In  der  Erwartung,  dass  die  „Loci  communes"  zur  Frankfurter  Messe 
erscheinen  würden,  fand  er  sich  getäuscht  Wie  wir  sahen,  hatte  auch  der 
Brief  Hoffmeisters  an  seinen  Lehrer  Nausea,  worin  dieser  von  dem  Werke 
über  die  Augsburger  Confession  verständigt  wurde,  nicht  zu  dessen  Druck- 
legung geführt.  Nur  die  Namen  wenig  bedeutender  Leute  aus  der 
Nachbarschaft,  z.  B.  des  Abtes  von  Murbach  oder  des  Priors  der  Ci- 
stercienserabtei  Paris,  konnte  er  an  die  Spitze  seiner  Schriften  setzen, 
und    wenn   er    im  Februar    1544  dem   Bischof  von  Speier  Philipp   von 


155 

Hersheim  die  Ausgabe  des  Peter  venerabilis  zu  widmen  wagen  durfte, 
so  zeigt  die  Vorrede,  dass  er  selbst  diesen  Eirchenfürsten  gar  nicht 
persönlich  kannte,  und  dass  unter  Anderen  einer  seiner  Schüler,  der  ein 
Verwandter  des  Bischofs  war,  ihn  zu  diesem  Schritte  ermuthigt  hatte.  Trotz- 
dem war  hiermit  die  Drucklegung  nicht  gesichert,  HoflEmeister  musste 
sich  an  Cochläus  wenden,  damit  dieser  ihm  einen  Verleger  vermittelte,  und 
erst  nachdem  dieser  einen  Zusatz  und  eine  Widmung  an  den  päpstlichen 
Nuntius  beigefügt  hatte,  erschien  das  Werk  im  folgenden  Jahre.  Inzwischen 
aber  trat  eine  erhebliche  Wendung  in  der  Stellung  unseres  Augustiners 
ein.  Kein  Geringerer  als  der  Cardinalbischof  von  Augsburg  Otto  Truch- 
s.ess  von  Waldburg  war  auf  ihn  aufmerksam  geworden,  und  als  Truch- 
sess  das  Amt  eiaes  kaiserlichen  Commissars  bei  dem  Wormser  Reichstag 
übernahm,  erhielt  HoflEmeiBter  die  Kanzel  in  der  dortigen  Domkirche. 
Jetzt  nahm  der  vornehme  Cardinal  die  Widmung  der  Hoffmeisterschen 
Schrift  über  das  Messopfer  an,  durch  welche  Hoffmeister  eiaen  Plan  zur  Aus- 
führung brachte,  dessen  Verwirklichung  bereits  sein  Vorgänger  Tregarius 
beabsichtigt  an  der  ihn  aber  der  Tod  gehindert  hatte.  Hoffmeister 
schrieb  die  Widmung  an  dem  Tage,  wo  Truchsess  das  Cardinalsbarrett 
erhielt  ^%  und  dieser  erklärte  sich  bereit,  die  Druckkosten  zu  bezahlen. 
Truchsess  wird  es  dann  auch  wohl  vermittelt  haben,  dass  Hoffmeister 
seine  Erläuterungen  zu  den  Briefen  Pauh  an  die  Korinther  einem  noch 
höher  gestellten  Manne,  nämlich  dem  Enkel  des  Papstes  und  Vicekanzler 
der  Römischen  Kirche  Cardinal  Alexcmder  Famese  darbringen  durfte, 
wohl  zu  der  Zeit  als  dieser  im  Mai  1545  in  Worms  erschien,  um  mit 
dem  Kaiser  über  ein  päpstlich-kaiserliches  Bündniss  zu  verhandeln.  Hoff- 
meister selbst  scheiat  ein  gewisses  Gefühl  davon  gehabt  zu  haben,  dass 
die  den  beiden  Kirchenfürsten  gewidmeten  Schriften  keine  hervorragende 
theologische  Bedeutung  hatten.  Bemerkenswerth  sind  nur  die  beiden 
Vorreden,  besonders  die  an  den  Cardinal  Famese  vorzüglich  aus  dem 
Grunde,  weil  der  Augustiaermönch,  welcher  nicht  bloss  in  der  oben  be- 
sprochenen Schrift,  sondern  auch  noch  in  der  Widmung  an  den  Speirer 
Bischof  die  Missbräuche  innerhalb  der  katholischen  Kirche  mit  so  grossem 
Freimuth  dargelegt  und  deren  Heilung  verlangt  hatte,  dieselben  jetzt  mit 

18)  Vgl.  Draffel  Kaiser  Karl  V.  und  die  Bomische  Karie  im  Xm.  Bde.,    2.  Abth.  der  Abhand- 
lungen der  Münchener  Akademie  S.  246  Anm.  23. 


156 

Stillschweigen  übergeht.  Dem  Nepoten  gegenüber  preist  Hoffmeister  die 
fromme  Absicht  des  Papstes,  dm*ch  das  bereits  berufene  Concil  alle  Streitig- 
keiten beizulegen,  und  wendet  sich  mit  Leidenschaft  gegen  die  Deutschen 
Bramarbasse,  welche  sich  nicht  entblödeten,  während  des  Reichstages  aus- 
ländische Geistliche  mit  spöttischen  Zurufen  zu  belästigen.  Freilich  ist 
diese  Vorrede  das  Werk  weniger  Stunden,  da,  nach  Hoffnieisters  Bericht, 
sich  der  durch  Nachlässigkeit  oder  Bosheit  herbeigeführte  Verlust  der 
früher  geschriebenen  erst  herausstellte,  als  es  die  höchste  Zeit  war,  wenn 
noch  das  Erscheinen  des  Buches  zur  Frankfurter  Messe  erHiöglicht  werden 
sollte.  Man  wird  daher  Hoffmeister,  selbst  wenn  er  in  ungeschickter 
Art  von  dem  Apolloantlitz  des  Nepoten  spricht,  dennoch  eine  völlige 
Verleugnung  seiner  sonstigen  Ansichten  nicht  Schuld  geben  dürfen,  zumal 
man  nicht  sagen  kann,  dass  sein  Thema  die  Erörterung  der  Missbräuche 
unbedingt  erforderte ;  immerhin  aber  wäre  bei  seinem  sonst  so  energischen 
Auftreten  eigentlich  wohl  auch  hier  eine  kräftigere  Sprache  zu  erwarten 
gewesen. 

Man  muss  bei  diesem  Urtheil  um  so  vorsichtiger  sein,  da  Hoffmeister 
in  den  in  Worms  gehaltenen  Predigten,  welchen  König  Ferdinand  fast 
regelmässig  beiwohnte,  klar  seine  Ansichten  über  die  Verkommenheit  der 
kirchlichen  Zustände  aussprach,  und  es  hierbei  nicht  tm  Seitenhieben 
auf  die  armen  Wälschen  fehlen  liess,  von  denen  wenige  ihre  gewöhn- 
lichen Lateinischen  Psalmen  und  Gebete  verstünden.  Hoffmeiater  ver- 
kündigte von  der  Kanzel:  „Man  thut  viel  Unrecht  bei  ims,  das  wir  nicht 
loben,  sondern  fast  schelten,  und  dawider  predigen,  auf  dass  es  gebessert 
werde.  Die  Missbräuche,  die  wahrlich  mögen  Missbräuche  genannt  werden, 
begeren  wir  nit  zu  verantworten.  Dass  wir  Geistlichen  ungeschickt  und 
ungelehrt,  unser  eigene  Wort,  Singen  und  Lesen,  nicht  verstehen,  gefällt 
mir  so  wenig,  dass  ich  auch  mit  meinem  kleinen  Verstand  übel  für  gut 
nehme.  Doch  mag  dieser  unser  Unverstand  wohl  uns  Geistlichen,  aber 
nicht  der  Kirche  Gottes,  deren  Diener  wir  sind,  schaden." 

Drei  der  zu  Worms  gehaltenen  Predigten  hat  Hoffmeister  zu  Mainz 
bei  Behem  drucken  lassen  und  am  22,  Mai  1545  dem  Rathe  König  Fer- 
dinands Friedrich  v.  Hattstein  gewidmet. 

Bei  Beginn  seines  Wormser  Aufenthalts  hatte  Hoffimeister  in  einem 
Briefe    an  den   Ordensgeneral    geklagt,  dass   dieser  ihm  auf  wiederholte 


157 

Schreiben  kaum  jemals  geantwortet  habe.  Darin  wurde  durch  einen  ims 
nicht  erhaltenen  Brief  Hoffmeisters  vom  9.  Juli  eine  Veränderung  her- 
vorgerufen, indem  Seripando  jetzt  den  Colmarer  Augustiner  zur  Theil- 
nähme  an  dem  Trienter  Concil  aufforderte,  wohin  er  selbst  im  Mai  1545 
sich  begeben  hatte. 

Bekanntlich  war  das  Concil  damals  noch  immer  in  der  Schwebe,  die 
Legaten  zu  Trient  hatten  den  Tag,  auf  welchen  in  der  päpstlichen  Bulle 
die  Eröffnung  anberaumt  war,  verstreichen  lassen,  ohne  eine  Erläuterung 
über  diesen  Aufschub  zu  wagen  oder  einen  neuen  Termin  festzusetzen. 
Sie  waren  einfach  in  ihren  Wohnungen  geblieben,  und  hatten  auch  ihrer 
Dienerschaft  das  Ausgehen  untersagt  —  weil  es  regnete  ^^).  Indem  dieser 
zweifelhafte  Zustand  dann  nach  Eröffnung  der  mit  Kaiser  Karl  V. 
durch  den  Cardinal  Farnese  geführten  Verhandlungen  chronisch  wurde, 
konnte  Jedermann  sich  vorhersagen,  dass,  wer  nach  Trient  ging,  einstweilen 
zum  Zuwarten,  zmn  Nichtsthun  verurtheilt  sein  würde.  Zudem  wünschte  da- 
mals mit  Rücksicht  auf  die  lleichstagsverhandlungen  weder  Kaiser  Karl 
noch  König  Ferdinand  das  Concil  eifriger  betrieben  zu  sehen.  Wir  wissen 
nicht,  ob  einer  von  diesen  Gründen,  oder  ob  andere  für  Hoffmeister  be- 
stimmend waren,  als  er  die  Aufforderung  seines  Ordensgenerals  Seripando, 
nach  Trient  zu  kommen,  ablehnend  beantwortete.  Mit  ziemlicher  Ge- 
wissheit wird  man  nur  behaupten  können,  dass  es  ein  blosses  Vorwand 
war,  wenn  Hoffmeister  von  sich  schrieb,  er  müsse  sich  seinen  dringenden 
Wimsch,  durch  Theilnahme  an  der  heiligen  Versammlung  die  eigne  Aus- 
bildung und  Vervollkommnung  zu  fördern,  versagen,  weil  er  seine  Colmarer 
Schaafe  nur  bei  dringendster,  bis  jetzt  nicht  vorhandener  Nothwendigkeit 
verlassen  dürfe,  zumal  sich  die  Wiedertäufer  aufs  Neue  regten,  welche 
ihm  bereits  so  viel  Mühsal  bereitet  hätten. 

Nach    Hoffmeisters    ablehnender    Antwort    bestand   Seripando    nicht 


14)  Massarelli  notirt  in  seinem  Tagebache  (Trienter  Hs.):  15.  Martii.  Haec  Dominica  quarta  pro 
die  inchoandi  concilii  indicta  fnerat.  Plnvia  adeo  hac  die  invalait,  nt  domnm  ezire  necdnm 
Legati  sed  nostnim  qoilibet  prohibitns  est.  Sacra  itaqne  domi  aadivimas,  ceteraque  pro 
principio  necessaria  egimas,  domom  omavirnos  et  qnisqne  snam  carayit  salutem. 

In  der  Ausgabe  bei  Ddllinger-Acton  S.  69  ist  diese  Stelle  fortgeblieben^  schwerlich  durch  Nach- 
lässigkeit des  Copisten,  sondern  weil  der  Bearbeiter  des  Textes,  Prof.  Woker,  sie  für  bedeu- 
tungslos hielt. 


158  ' 

weiter  auf  seinem  Verlangen;  er  erwiderte,  Hofimeister  möge  fortfahren, 
gleich  David  gegen  die  Philister  zu  kämpfen,  falls  er  dies  für  besser 
halte,  als  auf  dem  Concil  zu  erscheinend^). 

Dass  die  Gründe,  welche  Hoffmeister  für  sein  Nichtkommen  ange- 
geben hatte,  nicht  die  eigentlich  massgebenden  waren,  geht  am  deutlichsten 
aus  seinem  ferneren  Verhalten  hervor.  Denn  er  scheint  kaum  nach  Colmar 
zurückgekehrt  zu  sein;  am  5.  September^®)  treffen  wir  ihn  in  Mainz; 
seinem  Ordensgeneral  gegenüber  beobachtete  er  mehrere  Monate  tiefes 
Stillschweigen,  es  fehlte  ihm,  wie  er  sagt,  an  Briefboten,  und  als  er  am 
18.  Januar  1546  wieder  einen  Brief  an  Seripando  abschickte,  da  hatte 
er  inzwischen  einen  Schritt  gethan,  welcher  deutlich  beweist,  wie  er  da- 
mals seine  Hoffnungen  hinsichtlich  der  Besserung  der  kirchlichen  Lage 
auf  den  Kaiser  setzte,  und  dass  er  mit  Bewusstsein  es  abgelehnt  hatte, 
der  vom  Papste  zu  Trient  aufgepflanzten  Fahne  zu  folgen.  Obgleich  er 
nämlich  bereits  im  Juli  Seripando  seine  Abneigung  gegen  die  kaiser- 
liche Politik  der  Religionsgespräche  versichert  hatte,  da  man  die  Ketzer 
meiden,  nicht  mit  ihnen  immer  wieder  zu  vergeblichen  Verhandlungen 
zusammentreten  müsse,  obgleich  er  jetzt  den  Cardinal  von  Augsburg  imd 
,den  Nuntius  Verallo  zu  Zeugen  anrief,  dass  er  diese  Ansicht  aufs  ent- 
schiedenste verfochten  und  sich  dadurch  von  mancher  Seite  heftige  Vor- 
würfe zugezogen  habe,  so  ist  das  alles  nur  die  Einleitung  und  Vorbe- 
reitung zu  der  Erklärung,  dass  er  im  Gegensatze  zu  dieser  Ansicht  ge- 
handelt und,  der  Aufforderung  des  Kaisers  entsprechend,  selbst  das  Amt  eines 
Collocutors  übernommen  habe. 

Wie  der  Carmelitenprovincial  Billik,  der  in  einem  freimüthigen,  uns 


15)  Das  Bracbstück  des  Briefes,  welches  Torrelli  VIII,  291  mittheilt,  lautet: 

Si,  Qt  scrihis,  magis  e  proviocia  ista  et  religione  christiana  fore  iadicas,  nt  in  opere  quod 
istic  agis  perseyeres,  persevera  donec  yelnt  David  in  nomine  Domini  viventis  Philisthaeum  pro- 

sternas,  et  Israel,  pro  cuias  gloria  tot  labores  subis  et  pateris,  tuearis Libellnm  qnem 

de  saerificio  Missae    transmisisti ,    reeepimns  simnlqae  tradidimas  Bfl^^  C^i  S.  Crncis,  viro  et 

doctrina  et  vita  integerrimo Hac  qnoque  ratione>  quod  exegesim  toam  in  epistolas  ad 

Corinthios  snb  more  111"^'  Famesii  typis  ezcndi  procores  pergratam  est.  Si  enim  hi  apnd 
quos  summa  remm  est,  Incemam  tnam  snper  candelabrom  positam  viderint,  et  eo  igne  accensam 
qni  in  altari  Dei  aetemom  Tiget  Incere  omnibus  qni  domo  snnt,  cognoscent  et  apnd  nos  esse 
quihostes  reipnblicae  oppngnent,  simnlqae  dicent  eadem  mann  eoclesiam  sanari  qua  vulnus  acceperat. 

16)  An  diesem  Tage  schrieb  Hofifmeister  dort  die  Widmung  an  Famese. 


159 

trotz  der  Bitte  udD  Verfaremning  mrfbewahitett  Briefe  an  desi  NnntiaB 
Verallo,  Aei  EaäserB  Plan  eiaes  ReUgionsgespriehe^  freiUdi  aadi  gkick» 
seitig  des  Piq)ateB  Verhalten  in  der  Omeil&tge  mit  Entsekiedenheit  ver- 
urtkeilte^  dann  aber  doch  mit  HofltaieiBter  zuBammen  an  dem  Regens- 
barger  Gespr&di  Theil  nahm,  kann  anch  unaer  Augtsstinermönck  sich  mcht 
verhehlt  haben,  dass  er  sich  so  an  eotnem  Werke  betheiligte,  anf  welclies 
man  in  Rönsisdten  Kreisen  mit  schledit  veiiiehltem  Ingrimm  hinbliekta  Und 
mochte  er  auch  in  seinem  Briefe  an  Seripando  versichern,  dass  er  ein  Coneil 
mid  nicht  ein  Religionsgespräch  für  das  eimdge  nnd  wirksamste  Heil- 
mittel fnr  die  Kirche  halte,  so  wurde  doch  wohl  seine  jetzige  Handlungs- 
wdse,  Angesichts  der  früheren  Ablehnung  Hoffmeisters,  nach  Trient  zu 
kommen,  auf  Seripando  einen  nngonstigen  Eindruck  gemacht  haben, 
wenn  dieser  sich  nicht  in  ähnlicher  Lage  be&nden  hatte,  indem  er  anf 
Befehl  Paul  IIL  sich  an  dem  Trienter  Coneil  betheiligte,  obgLeich  dieses 
nur  ein  Mittel  politischer  Intrigue  in  der  Hand  des  Papstes  war  und 
Seripandos  Bestreben,  religiösen  Gesichtspunkten  auf  demselfo^a  Geltung 
zu  verschaffen,  keine  andere  Bedeutung  hatte,  als  die  Ansammlung  schätz- 
baren Materuds  ^ '^). 

Wie  in  seinem  öffentlichen  Auftreten  auf  dem  Coneil,  so  beobachtete 
Seripando  auch  in  den  Briefen  an  Ho£&neister  eine  äusserst  vorsidttige 
Haltung;  dieselben  tragen  keineswegs  den  Charakter  eines  riickhalÜosen 
Meinungsanstausches  zwisdien  Fretmden.  Anf  die  dringende  Bitte  um 
Auskunft  über  das  Coneil  erhielt  Hoffmeister  ein  veraltetes  Schreiben, 
dessen  Inhalt  nadbt  seiner  Angabe  nur  darin  bestand,  dass  es  Seripando 
gttt  g^e,  dass  er  an  dem  Coneil  Theil  nehme,  und  Zuneigung  zu  dem 
Deutschen  Provindal  trage.  Man  wird  den  Grund  für  Seripandos  Schweig- 
samkeit sichfnrlich  in  der  überaus  unerquicklidien  Lage  suchen  dürfen, 
worin  er  sich  in  Trient  befand;  er  konnte  nichts  Günstiges  schreiben. 
Das  trug  vielleicht  wesentlich   dazu  bei,  Hoffmekter  die  Aussöhmmg  mit 


17)  Vgl.  die  BemerkoDg  SeripaDdos  in  dessen  CoDcilsaufzeicbnnngen  bei  Döllinger-Acton  nn- 
gednckte  ßeriolfte  und  Tagebftcher  tut  Oeschidite  des  Oonells  tu  Tiieri«  t,  27,  we  derselbe 
übiNT  ein  dem  L^gaiten  Cemrin«  ilbemiehtea  Ckituditeii  sagt: 

Gratias  ille  mihi  bonorificis  verbis,  nt  erat  homo  omni  officio  perpolitns  et  exeoltas,  egit»  seqne 
ad  colTegas,  qaornm  sapientiae  et  ingenio  primns  defcrebtft,  refat&mm  dixit.  Sed  sflentfo  non 
(GMt  diMhniisiiiaiiH  sihä  s  me  ampli«  es  d»  ro  oefii9  pabKoe  Hdfne  pariwatiiir  aatttom  eiw^  . 
Abb.  d.  III.  Ol.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  22 


160 

der  kaiserlichen  Politik  der  Religionsgespr&che  zu  erleichtern ;  er  schilderte 
in  seinem  nächsten  Briefe  an  Seripando  daa  Regensburger  CoUoquium  so-* 
gar  in  günstigen  Farben.  ^In  der  Sache, **  so  schrieb  er,  „kommen  uns 
die  Gegner  ziemlich  nahe,  wenn  sie  gleich  in  den  Worten  noch  abweichen. 
Indessen  hoffe  ich,  Viele  werden  anerkennen,  dass  dieses  Gespräch  der 
Kirche  mehr  Nutzen  als  Schaden  gebracht  habe.  Freilich  auch  ich  hätte 
es  vorgezogen,  wenn  Eurem  Concil  diese  Aufgabe  übertragen  worden 
Aväre,  denn  dort  hätten  eigentlich  Gegenstände  von  solcher  Wichtigkeit 
entschieden  werden  sollen.^ 

Au£9  Neue  bat  Hoffmeister  um  Nachricht  über  das  Concil,  indem  er 
die  Hofihimg  aussprach,  dass  alle  die  schlimmen  Gerüchte  sich  nicht  be- 
stätigen möchten,  welche  über  den  Abfall  einiger  der  einfiussreichsten 
Männer  zum  Protestantismus,  über  die  Abberufung  des  Französischen  Ge- 
sandten durch  ihren  König,  über  den  masslosen  Luxus,  welchen  Einzelne 
trieben,  umliefen. 

Ob  Seripando  schliesslich  sich  herbeiliess,  den  Wunsch  Hoffmeisters 
zu  erfüllen,  und  in  welchem  Sinne  er  sich  etwa  über  jene  Trienter  Dinge 
äusserte,  wissen  wir  nicht.  Aus  Seripandos  und  des  Concilssekretärs  Mas- 
sarelli  Tagebuch  ersehen  wir,  dass  in  der  That  jene  Dinge,  von  welchen 
zu  Hoffmeister  ein  dunkles  Gerücht  gelangt  war,  die  Legaten  in  Athem  hielten. 

Das  Gespräch  zu  Regensburg  fand  durch  die,  wie  Hoffmeister  sich 
ausdrückt,  ^schmähliche  Flucht  der  Protestanten  sein  Ende;  Hoffmeister 
ging  in  seinem  Briefe  an  Seripando  aber  nicht  näher  auf  diese  Vorgänge 
ein,  sondern  sandte  ihm  nur  Abschrift  von  einem  Briefe  des  Carmeliten- 
provincials  Billik,  worin  der  Verlauf  des  CoUoquiums  beschrieben  war. 
Vielleicht  ist  es  auch  Billiks  Einfluss  zuzuschreiben,  wenn  Hoffmeister  jetzt 
die  Entwicklung  der  Reichsangelegenheiten  mit  gleich  trübem  Blicke  be- 
trachtete wie  die  der  kirchlichen,  wenn  er  in  ähnlicher  Weise,  wie  dies 
Billik  schon  im  November  gethan  hatte,  den  Papst  und  den  Kaiser,  den 
Reichstag  zu  Regensburg  und  das  Concil  auf  gleiche  Stufe  stellte. 

Schon  während  der  Dauer  des  Reichstags  von  1546  wm^de  es  klar,  dass 
die  Dinge  zum  Kriege  hintrieben.  Hoffmeister  blieb  einstweilen  in  seiner 
Stellung  zu  Regensburg  mit  Predigen  und  mit  der  Herstellung  des  Be- 
richts über  das  Religionsgespräch  beschäftigt,  wie  er  Seripando  am  30. 
Juni   zugleich  mit  der  Nachricht  von  den  kaiserlichen  Kriegsrüstungen 


161 

meldete.  Er  sdiloss  sich  hier  genau  der  offiziellen  kaiserlichen  Auffassung 
an:  Nicht  die  Austilgung  der  Ketzereien  sondern  die  Züchtigung  auf- 
ständischer Fürsten  sei  der  Zweck  des  Krieges ;  er  fügt,  bezeichnend  genug, 
hinzu,  dass  hierdurch  dem  Concil  die  Möglichkeit  zur  Heilung  der  Kirche 
geboten  werden  solle. 

Seripando  trug  damals  Hoffmeister  das  Vikariat  sammtlicher  Deut- 
schen Ordensprovinzen  an,  und  dieser  erklärte  sich,  unter  den  üblichen 
Redensarten  über  seine  Unzulänglichkeit  für  solche  Last,  zur  Ueber- 
nahme  dieses  Amtes  bereit.  Es  wurde  ihm  dasselbe  unter  den  schmeichel- 
haftesten Ausdrücken  denn  auch  wirklich  übertragen,  indessen  brachte 
es  einstweilen  in  seiner  Thätigkeit  keine  Aenderung  hervor.  Die  neue 
Stellung  bedeutete  kaum  einen  Zuwachs  an  Einfluss  innerhalb  des  Ordens. 
Das  Gefühl  der  Zusammengehörigkeit  war  bei  den  Augustinern  dahin; 
und  wenn  der  Prior  von  Colmar  bei  seinem  Aufenthalt  in  dem  verfallen- 
den Regensbm*ger  Augustinerkloster  höhere  Zeche  als  in  einem  Wirths- 
hause  bezahlen,  wenn  er,  um  die  Aufnahme  junger  zum  Studium  an 
der  Universität  Köln  bestimmter  Ordensgenossen  in  dem  dortigen  Convent 
durchzusetzen,  sich  erst  an  den  Ordensgeneral  zu  Rom  um  einen  diesbe- 
züglichen Befehl  an  die  Kölner  wenden  musste,  so  waren  das  sicherlich 
ungünstige  Vorbedeutungen  hinsichtlich  des  Entgegenkommens,  dessen  er  in 
dem  neuen  Amte  von  Seiten  seiner  Ordensbrüder  bedurft  hätte,  wenn  er 
darin  eine  erspriessliche  Wirksamkeit  hätte  entfalten  sollen.  Schwerlich 
wird  es  ihm  unerwünscht  gewesen  sein,  dass  anderweitige  Rücksichten 
ihn  abhielten,  sich  ausschliesslich,  oder  auch  nur  vorzugsweise  mit  den 
Ordensverhältnissen  zu  beschäftigen. 

Am  30.  Jimi  hatte  Hoffmeister  Seripando  in  Aussicht  gestellt,  er 
werde  in  Monatsfrist  nach  Colmar  zurückkehren;  aber  der  Kaiser  ver- 
sagte ihm  Angesichts  des  bereits  eingetretenen  Kriegszustandes  die  Er- 
laubniss,  weil  der  Weg  nicht  sicher  sei;  als  dann  Hoffmeister  nach  anfäng- 
licher Weigerung  im  Begriffe  war,  auf  Wunsch  des  Königs  Ferdinand  zu 
diesem  zu  fahren,  um  vier  Monate  die  Stellung  eines  Hofpredigers  zu  ver- 
wesen, wurde  auch  dieser  Plan  durch  einen  Befehl  des  Kaisers  durchkreuzt ; 
dieser  wies  ihn  an,  in  Regensburg  zu  bleiben,  wo  seine  Gegenwart  noth- 
wendiger  sei,  als  am  Ferdinandeischen  Hofe^  da  man  dort  an  katholischen 

Predigern  nicht  Mangel  leide. 

22* 


162 

Hoffimeister  berichtete  iiieraber  dem  Ordensgeneral  aocn  3.  August  in 
dnem  Briefe,  welcher  gar  mckt  erwähnt,  dass  dies  der  kritische  Tag 
war,  an  welchem  Kaiser  Karl  Regensburg  yerliess,  um  sieh  nach  Lands- 
hvt  zurückzuziehen. 

Eben  so  wenig  findet  sich  eine  Rücksichtsnahme  auf  diese  Vor- 
gänge in  der  wenige  Tage  vorher  niedergeschriebenen  Widmung,  womit 
er  dem  Abte  Erasmus  von  St.  Emmeran  zu  Regensbui^  eine  im  Sinne 
der  katholischen  Lehre  angefertigte  ziemlich  umfangreiche  Zusammen- 
reihung  von  Stellen  der  Kirchenväter  widmete,  die  er,  gleich  Melanchthon, 
„Loci  communes"  betitelt  hatte;  es  war  bereits  oben  von  ihr  die  Rede. 
Abt  Erasmus  hatte,  wie  es  in  der  Vorrede  heisst,  sowohl  HoflEmeister 
als  seinen  katholischen  Genossen  Malvenda,  Billik  und  Cochläus  besonderes 
Entgegenkommen  während  des  Religionsgesprächs  bewiesen.  Einen  Bericht 
über  dessen  Verlauf,  welchen  der  Kaiser  Hoffioneister  abzufassen  und  herauszu- 
geben befohlen  hatte,  konnte  dieser  gleichfalls  am  3.  August  seinem  Ordens- 
general einsenden. 

Wir  wissen  nicht,  ob  Hof&neister  damals  mit  dem  Kaiser  die  grossen 
Theils  von  Lutherischen  Meimmgen  ergriffene  Stadt  verliess,  oder  ob  er 
auf  dem  übertragenen  Posten  auch  iu  den  ersten  Augustwochen  ausharrte. 
Jedenfalls  ist  Hoffmeister  bei  dem  Wiedervormarsch  des  Kaisers  auch 
wieder  dahin  zurückgekehrt.  Am  ersten  September  widmete  er  von  dort 
dem  Könige  Ferdinand  eine  auf  dessen  Wunsch  zusammengestellte  Samm- 
lung von  Predigten,  welche  er  theils  in  Oolmar  und  Worms,  theils  in 
Regensburg  gehalten  hatte.  Hoffmeisters  Wirksamkeit  an  diesem  letzteren 
Orte  hat  vielleicht  der  kaiserliche  Hauptmann  zu  Regensburg,  Georg  Lo- 
xanuB  im  Sinne  gehabt,  als  er  1549  dem  jüngeren  Granvella  klagend 
sdrrieb:  „Wenn  man  nur  zwei  so  gelehrte  und  beredte  Männer  hätte,  wie 
es  unser  jetzt  verstorbener  Mönch  gewesen,  so  wurde  grosser 
Erfolg  zu  erreichen  sein,  aber  auch  für  hohen  Lohn  ist  kein  Prediger 
au&utreiben.'^ 

Hoffineisters  Thätigkeit  als  Kanzelredner  blieb  jedoch  nicht  mehr 
lange  auf  Regensbuig  beschräilkt.  Noch  in  dem  Monat  September  begab 
er  «ich  nach  der  Bairischen  Hauptetadt  und  precMgte  hier,  aufgefordert 
von  Herzog  Wilhelm  von  Baiem.  Jede  Woche  wurden  von  HolEoieister 
mehrere  Predigten  gehalten  und  sie  fanden  bei  der  ^ehriitlichen  Barger- 


M3 

Bcb^  hol]Len  mud  m^üevm  St«Lpdß9  solchen  ^«äifßll,  wie  ßv  vqrJb^  m^  ,^- 
lebt  hatte.  Dies  schreibt  Hoßh^eißter  am  4.  iC^pvemh^  .der  Abtis^  d^ 
Begeitsburger  Stiftes  Ob^*ioüost^r,  ßarbara  von  Sandj^ell  in  4^r  YovTffäjd 
zu  einigen  Predigten,  die  er  dem  Drucke  übergab,  um  die  Bitte  sßiu^r 
ei&igen  Zuhörer  ssa  erfüllen,  welche  wussten,  dass  seines  Bleibens  zu 
München  nicht  sei. 

Am  30.  November  verliess  Hoffineister  München  imd  kehrte  nach 
Colmar  zurück;  am  6.  December  widmete  er  von  dort  aus  dem  Junkßr 
Ambrosius  Kempf  wieder  zwei  gedruckte  Predigten,  welche  als  Vorläufer 
dienen  sollten  zu  einer  Postille  Deutscher  Predigten  für  das  ganze  Kirchen- 
jahr, mit  der  er  sich  damals  beschäftigte.  Aber  nur  wenige  Tage  ver- 
weilte er  in  dem  heimathlichen  Kloster.  Bereits  am  15.  December  traf 
er  wieder  am  kaiserlichen  Hoflager  zu  Heilbronn  ein,  wohin  er  sich  mit 
einem  uns  nicht  näher  bekannten  Auftrage  des  Colmarer  jßaths  begeben 
hatte.  Sofort  beriefen  ihn  nun  der  Augsburger  Cardinal  und  des  Kaisers 
Beichtvater  Soto  zu  sich,  um  ihm  mitzuiheilen,  dass  sie  grade  über  seine 
Berufung  verhandelt  hätten,  um  ihn  dann  nach  Ulm  als  Prediger  ab- 
zusenden; sie  priesen  es  als  Fügung  Gottes,  dass  Hoffmeister,  ohne  es  ^u 
wissen,  ihrem  Wunsche  bereits  auf  halbem  Wege  entgegengekommen  sei. 
So  ging  denn  Hoffmeister  nach  Ulm,  und  widmete  sich  hier  dem  Kanzel- 
dienste mit  voUer  Hingebung ;  er  predigte  drei-  ja  viermal  in  der  Woche, 
wie  er  selbst  hoffte,  mit  grossem  Erfolg. 

Da  Hoffmeister  sich  sowohl  bei  dem  Beginn  des  Krieges  als  nach 
dessen  für  den  Kaiser  günstiger  Wendung  am  Hoflager  befand,  dürfen 
die  Ansichten,  welche  er  über  die  Bedeutung  des  kaiserlichen  Sieges,  die 
Wünsche,  welche  er  bezüglich  der  einzuschlagenden  Politik  ausspricht, 
ein  erhöhtes  Interesse  beanspruchen.  Wir  ersehen  daraus,  .dass  wßti 
innerhalb  der  Geistlichkeit  verschiedene  Ansichten  obwalteten.  Des  Papstes 
Vertreter,  der  Nuntius  Verallo,  empfahl,  man  möge  daß  Glück  der  Waffen 
emfach  zur  gew^altsam^  Herstellung  der  früheren  kirchUcben  Verhält- 
nisse benutzen,  wie  d^nn  ja  d^r  Jesuit  Bobadüla  bereits  im  September 
1546,  gleich  nach  dem  Abzug  der  Schmalkaldner  von  Ingolstadt,  dem 
Könige  Ferdinand  geschrieben  hatte :  „  Seit  Jahren  war  meine  Seele  nicht 
so  vergnügt,  als  jetzt,  wo  ich  sehe,  dass  unsere  ItaUenischen  und  Spani- 
schen Soldaten  die  wahren  Doktoren  sind  für  den  Frieden  und  die  Buhe 


164 

DeutBchlandS)  für  die  Vertreibung  der  Türken  und  die  Reform  der  ganzen 
Kirche^').**  Hoffmeißter  dagegen  bemerkt  in  der  während  der  Ingolstädter 
Schlacht  geschriebenen  Widmung  seines  Predigtwerkes  an  König  Ferdinand, 
die  Predigten  seien  von  ihm  unverändert  so  abgedruckt  worden,  wie  er 
sie  gehalten ;  er  wolle  nicht,  dass  ihm  die  Protestanten  vorwerfen  könnten, 
er  habe  im  kleineren  Kreise  mancherlei  gesagt,  dessen  Vertretung  vor 
der  Welt  er  scheue ;  ohne  diese  Rücksicht  würde  er  sonst  wohl  mancherlei 
dessen  Uebergehung  die  früheren  Zeitverhaltnisse  nicht  gestattet,  ver- 
ändert oder  ganz  beseitigt  haben.  Hofimeister  bittet  daher,  man  möge 
die  in  den  Homilien  sich  mehrfach  findenden  Härten  und  Schärfen  mehr 
der  Rücksicht  auf  Zeit  und  Ort,  als  seiner  Gesinnung  zuschreiben;  es 
sei  ein  anderers  Ding,  (wie  zu  Worms)  vor  einer  Fürstenversammlung,  als 
vor  dem  Volke  zu  predigen. 

Diese  etwas  auf  Schrauben  gestellten  Sätze  wird  man  wahrscheinlich 
so  aufzufassen  haben,  dass  Hoffmeister  durch  sie  gewissermassen  xxm  Ent- 
schuldigung bitten  will  wegen  seines  scharfen  Vorgehens  gegen  die  kirch- 
lichen Missstände,  was  Manche  jetzt,  wo  die  Schwerter  aus  der  Scheide 
waren,  wohl  als  unzeitgemäss  zu  tadeln  geneigt  sein  mochten.  Es  gab 
eben  Leute ,  die  es .  lieber  gesehen ,  wenn  Hofi&neister  die  Protestanten 
gleich  als  verdanmite  Ketzer  behandelt  hätte,  anstatt  sich  abzumühen, 
dieselben  mit  Gründen  zu  überzeugen. 

Hoffmeister  Hess  sich  indessen  nicht  irre  machen.  In  der  Einleitung 
zu  einer  Predigt  ^®),  worin  er  sowohl  den  heuchlerischen  Mönchen  und 
Prälaten,  als  den  Obrigkeiten,  welche  die  Tempel  verwüsteten  aber  „  evange- 
lisch" heissen  wollten,  scharf  zu  Leibe  geht,  bei  Besprechung  der  Stelle 
Matth.  23  über  die  Pharisäer,  setzt  Hoffmeister  sich  mit  den  von  beiden 
Seiten  gegen  ihn  erhobenen  Vorwürfen  auseinander. 

Er  sagt:  „Wie  jetzt  der  Brauch  und  die  Gesinnung  in  der  Welt  ist, 
kann  ich  es  bei  Besprechung  dieses  Abschnittes  schwerlich  vermeiden,  bei 
Einzelnen  Missstimmung  gegen  mich  hervorzurufen.  Denn  gar  Manche 
legen  mehr  Gewicht  darauf,  gut  zu  scheinen,  als  es  zu  sein,  und  nur 
Wenige  sind  in  der  Stimmung,  mit  Gleichmuth  Tadel  entgegen  zu  nehmen. 


17)  D  ruf  fei  Beiträge  Nr.  45;  die  oben  angezogene  Aeusserung  des  Loxanas  Nr.  265« 

18)  Es  ist  die  Predigt  I)ienstag  nach  dem  Sonntag  Beminisoere» 


16!> 

* 

Was  soll  ieh  thun?  Gegen  Niemand  will  ich  geh&ssig  sein,  schmeicheln 
kann  und  mag  ich  nicht  Preise  ich  nach  Gebühr  die  Würde  der  Priester, 
so  ¥rird  das  einföltige  Volk  unznfirieden  sein  und  sagen,  dass  ich  jenen 
schmeichle.  Tadele  ich  die  Laster  der  Priester,  so  errege  ich  vielleicht 
auch  diese  gegen  mich,  und  das  Volk  wird  glauben,  dass  dieselben  wirk- 
lich Verachtung  verdienten.^  Als  Ausweg  beschliesst  er  dann,  seine  Rede 
so  zu  lenken,  dass  man  einsehen  solle,  wie  er  Niemanden  zu  Lieb  oder 
Leid  spreche;  er  will  von  den  Priestern  Aarons  erzählen,  und  es  Jedem 
selbst  überlassen,  sich  daraus  das  Passende  zu  entnehmen. 

Auch  nach  dem  günstigen  Verlauf  des  Krieges  bUeb  Hoffmeister 
seiner  früheren  Gesinnung  treu.  Seripando  gegenüber  spricht  er  seine 
volle  Uebereinstimmung  aus  mit  der  vom  Kaiser  befolgten  Politik  der 
Duldung  protestantischer  Religionsübung  in  den  eingenommenen  Städten, 
welche  dem  Nuntius  zu  grossem  Anstoss  gereichte.  Er  schreibt:  „Es  ist 
nicht  Sache  des  Kaisers,  sondern  des  Concils,  die  Dogmen  der  Rehgion 
vorzuschreiben,  und  die  Kirche  bliebe  krank,  auch  wenn  die  Häresie  ver- 
schwunden wäre**  denn  —  und  hiermit  kehrt  er  die  schon  öfter  ent- 
wickelte Ansicht  in  noch  schärferer  Fassung  hervor  —  was  Jene  in 
den  Dogmen,  das  sündigen  wir  in  der  Moral,  oder  vielmehr,  wenn  man 
die  Wahrheit  sagen  darf,  Beide  fehlen  hier  und  dort  Das  kann  Euch 
nicht  entgehen,  Ihr  müsst  Abhülfe  treffen.  Beispielsweise,  wenn  die  Ketzer 
die  Messe  leugnen,  so  gibt  es  unter  uns  kaum  diesen  oder  jenen,  der  sie 
mit  gebührender  Ehrfurcht  celebrirt  Wir  kehren  uns  unwillig  ab  von 
den  Ehen  der  ketzerischen  .  Priester,  während  es  bei  uns  eine  Seltenheit 
ist,  dass  einer  nicht  offen  und  ungestraft  eine  verächtliche  Metze  im 
Hause  hat  Wir  verwerfen  jene  Priester  als  illegitim  und  als  nicht  katho- 
lisch geweiht,  aber  wir  erhalten  von  Euch  Männer  zu  Hirten,  welche 
früher  Bischof  und  Erzbischof  werden,  als  Diakon  und  Priester,  und 
welche  lieber  Fürst  als  Bischof  heissen  wollen." 

Hofmeister  setzte  noch  immer  Hoffiiung  auf  das  Trienter  Concil, 
und  weil  er  im  Januar  1547  gehört  hatte,  dass  dasselbe  sich  wirklich 
mit  den  Dogmen  der  Lutheraner  beschäftige,  suchte  er  seinerseits 
mitzuwirken,  indem  er  Seripando  auf  diejenigen  ketzerischen  Bücher  auf- 
merksam machte,  deren  Berücksichtigung  er  für  erforderlich  hielt  Die 
Beschlüsse   über  die   Rechtfertigungslehre   hatten  seinen  Beifall,  er  gab 


B^iAef  Fi^^de  Atmärü^,  dass  et  selbst  Atete  ^  ^t^teli^  Lehr«  torgetiragen  ^^. 
Abä^  bftld^  gtä^ie'  itt  d&t  Zeit,  wo  det  Itäk&f  im  B^gfriff»  tftä&d^  den  letst^ü 
ScMäg  ^ägätf  JohdM  FH<Hirich  zu  tnhtm^  iM>iniM  dki  dtireh  dki  Nachricht 
von  d^  Abi^^idid  seines  Orden^geiief als  ^o»  triiäilt  bereits  herabgestimmte) 
CobcitehölftimigeA  HoffibMsten^  di^  bittefr^  fintt&iiicibmig  erfahten^  indem 
di^  Verlegung  der  Synode  nach  Bolognär  gemi^ldl^t  ^^mi^e,  was  nach  det 
allgömeiinen  Ansicht  gleichbedeutend  war  mit  ihrem  Ende.  Noch  am 
14.  April  vetisuchte  er  sich  einzureden,  däss  die  BestitiguAg  der  Nach- 
richt über  diese  ath  13.  Märis  getroffene  Ma^ißi^gel  ausbleiben  könne; 
ftr  den  Fall,  dass  sie  der  Wahrheit  enfepreche ,  tegt  er  Torh«,  dass 
bald  ganz  Deutschland  zu  Grunde  gehen,  und  das  Joch  des  Papstes  ab- 
dchütteln  Werde.  „Gütiger  GOtt*,  ruft  er  aud,  „Wäö  fftr  ein  Geist  erfttüt 
diejenigen,  welche  den  Papst  zu  solchen  Massregöltt  drängen!  Ist  noch 
nicht  genug  gefehlt  worden!*'  „Alle  Nationen  scheinen  auf  Abfall  von 
der  Römischen  Kirche  zu  sinnen  und  jötist  müssen  Wir  hören,  dass  man 
uns  bishör  mit  dem  Concil  am  Narrtetiseil  umher  geführt  hat.  Es  ist 
nicht  zu  sägen,  Was  dies  hier  bei  Katholiken  wie  Häretikern  schadet. 
Letztiere  triumphireö  und  glauben  gesiegt  zu  haben,  die  Katholiken  la^en 
den  Muth  sinken." 

In  dieser  Weisö  beurtheilte  Hoffmeister  die  Lage  zu  einer  Zeit,  wo 
das  kaiserliche  Heer  im  Begriffie  stand,  sich  mit  den  Truppen  des  Königs 
Ferdinand  und  des  neuemannten  Kurfirsten  Monte  zu  vereinigen  und 
bereits  strategiöch  der  Sieg  beinahe  erfochten  War,  welcher  schliesslich  bei 
Mtililberg  Johann  Friedrich  von  Sachsen  in  des  Kaisers  Hand  lieferte. 
Der  Grund  jener  düsteren  Stlinmung  liegt  darin,  dass  Hofftneister  sich 
die  Frage,  ob  der  Katholicismus,  so  wie  derselbe  nun  einmal  war,  die  Gebiete, 
^felche  ihm  die  weltliche  M*cht  geöffnet  hatte,  wieder  zu  gewiimen  im 
Stande  sei,  mit  Nein  beantworten  musste.  Es  sdliien  ihm  an  Leuti^ 
zu  fehlen,  welche  befähigt  gewesen  wftren,  mit  den  Waffen  des  GeiÄte« 
und  dbsHörierts  auch  die  Seelen  derer  zu  gewinnen,  welche  ihren  Nacken 
biöh^r  nur  widerwillig  vor  dem  Kaiser  gebeugt  und  die  Schlüssel  döf 
Siä;dtd  dem  läegl'eichen  Fd'dherrn  eingehändigt  hattefn.  Dass  Hoffineisters 
Öi*#attting«n  in  Ä^r  Beziehung  ätt*ettt  gwing  waren,  kann  man  mit 


lö)  Vgl.  oben,  S.  141,  Anm.  7. 


167 

Bestimmtheit  aus  dem  letzten  uns  erhaltenen  Briefe  Hoffmeisters  folgern, 
worin  er  über  die  Zustände  seines  Ordens  an  das  zu  Recanate  versammelte 
Generalkapitel  der  Augustiner  berichtet:  «Das  Volk  fühlt  sich  mehr  zur 
Frömmigkeit,  als  zu  den  Geistlichen  hingezogen*  Man  hört  hie  und  da 
von  Leuten  aus  dem  Volke  Aeusserungen  folgender  Art :  „»Wir  hassen  die 
Priester  nicht,  und  können  ohne  sie  nicht  auskommen,  aber  wir  verab- 
scheuen ihre  unreinen  Sitten,  durch  deren  Anblick  wir  imd  die  Unsrigen 
verdorben  werden.  Mögen  die  Herren  Geistlichen  ihre  Pflicht  thun,  so 
soll  es  an  uns  nicht  fehlen.*'*'  In  dieser  Weise  scheinen  Manche  sich 
wieder  nach  den  Mönchen  zurückzusehnen,  wenn  es  deren  nur  solche 
gäbe,  dass  man  ihnen  das  Volk  Gottes  anvertrauen  könnte.  Unsere  von  den 
Lutheranern  weggenommenen  Erlöster  könnte  ich  ohne  viel  Mühe  wieder 
erwerben,  wenn  ich  Leute  hätte,  die  ich  an  ihre  Spitze  stellen  könnte. 
Niemand  will  ims  noch  Jemanden  zur  Erziehung  anvertrauen,  die  wenigen, 
welche  wir  hatten,  sind  vernachlässigt  und  schlecht  erzogen  worden;  es 
war  bei  der  allgemeinen  Verderbniss  unmöglich,  die  Kinder  fromm  zu 
erziehen,  und  es  ist  Gefahr  vorhanden,  dass  wir  auch  die  Klöster,  welche 
uns  durch  Gottes  Güte  geblieben,  aus  Mangel  an  Brüdern  werden  auf- 
geben müssen.** 

Hoffineister  Hess  «ich  indessen  auch  in  dieser  verzweifelten  Stimmung 
nicht  abhalten,  so  viel  er  vermochte,  auf  die  Hebung  der  gesunkenen 
Verhältnisse  hinzuarbeiten.  Während  die  Lateinische  Postille  noch  im 
Druck  war,  war  er  schon  mit  der  Herstellung  einer  solchen  in  Deutscher 
Sprache  beschäftigt,  und  er  musste  sich  wegen  des  dringenden  Bedürf- 
nisses danach  dazu  verstehen,  die  einzelnen  Stücke  vor  Vollendung  des 
Ganzen  zum  Druck  zu  geben.  Nach  mehrwöchentlicher  Wirksamkeit  in 
Ulm  begab  er  sich  am  11.  März  nach  Dillingen  und  predigte  hier  am 
13.  März.  Aber  kaum  war  er  hier  angekommen,  so  folgte  ihm  ein  Bote, 
der  ihn  im  Namen  des  Kaisers  wieder  nach  Ulm  zurückberief.  Da  der  Be- 
fehl ihm  aber  nicht  schriftlich  übermittelt  worden  war,  so  wandte  er 
sich  vor  dessen  Befolgung  noch  einmal  an  des  Kaisers  Beichtvater  um 
bestimmte  Nachricht.  Auf  diese  Anfrage  erwartete  er  vergeblich  mehrere 
Wochen  eine  Antwort;  am  14.  April  schrieb  er  an  Seripando,  wenn  er 
eine  solche  nicht  binnen  acht  Tagen  erhalte,  so  wolle  er  sofort  nach 
Hause,  d.  h.  nach  Colmar  zurückkehren. 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  23 


168 

Dazu  ist  es  nicht  gekommen;  dies  vermeldet  mis  nicht  mehr  Hoff- 
meister selbst,  sondern  der  Weihbischof  zu  Eichstadt  und  Bischof  zu 
Philadelphia  Leonhard  Haller,  welcher  nach  Hoffmeisters  Tode  auf  An- 
regung von  Cochläus  und  Weissenhom  im  Jahre  1548  die  Deutsche  Po- 
stille herausgab,  welche  von  jenem  nur  für  die  Zeit  vom  Beginne  des 
Advents  bis  zu  Pfingsten  fertig  gestellt  worden  war.  Haller  berichtet 
ims,  dass  Hoffmeister  abwechselnd  zu  Dillingen  und  zu  Ulm  gepredigt 
habe.  An  letzterem  Orte  erkrankte  er,  wurde  von  dort'  nach  Söflingen, 
dann  nach  Günzburg  verbracht  und  starb  hier  am  21.  August  1547. 

Der  unerwartete  Tod  des  Augustinermönches  machte  grosses  Auf- 
sehen, und  an  seinem  Grabe  erhob  sich,  ähnlich  wie  bei  Luther,  zwischen 
den  beiden  Religionsparteien  eine  heftige  Polemik  über  die  Art  seines 
Todes.  Die  widersprechendsten  Nachrichten  wurden  verbreitet.  Als  im 
April  des  Jahres  1548  Graf  Volrad  von  Waldeck  auf  dem  Wege  zum 
Augsburger  Reichstage  durch  Nürnberg  kam,  da  wurde  ihm,  wie  er  in 
seinem  Tagebuch  berichtet,  von  Veit  Dietrich  erzählt,  Hoffmeister  habe  im 
Wahnsinn  mehrere  Tage  hindurch  immer  ausgerufen :  „  Ich  bin  verdammt,  ich 
habe  falsch  gelehrt,  die  Grossen  hatten  mich  dazu  überredet. "  Der  Bürger- 
meister von  Colmar  habe  ihn  darüber  zu  beruhigen  gesucht,  dass  er  nie 
etwas  Verkehrtes  gelehrt  habe,  indessen  sei  bei  Hoffmeister  aller  Zuspruch 
wirkungslos  geblieben,  er  habe  mit  jenem  verzweifelten  Ausruf  die  Seele 
ausgehaucht^^).  Dieselbe  Erzählung  findet  sich  weiter  ausgeschmückt  in 
dem  Dialog  vom  Interim,  welcher  in  demselben  Jahre  1548  erschienen  ist^^). 

Katholischer  Seits  scheinen  diese  Behauptimgen  anfänglich  nicht  be- 
rücksichtigt worden  zu  sein ;  in  dem  Loblied,  welches  der  jüngere  Wizel  ^^) 
zu  Hoffmeisters  Gedächtniss  verfasste,  findet  sich  kein  Anhaltspunkt  da- 
für, dass  man  sie  gekannt  hätte,  und  eben  so  wenig  erwähnt  Haller  be- 
sondere Vorkommnisse  bei  seinem  Tode.  Dass  man  aber  später  von  katho- 
lischer Seite  das  Vorgeben    der  Protestanten  mit  der  Behauptung  beant- 


20)  Tross,  Wolrad  v.  Waldeck,  Tagebuch,  Stuttgarter  lit.  Verein  LIX.  S.  7. 

21)  VgL  D  ruf  fei  VigUns  Tagebuch  29*.    Die  SteUe  steht  auf  Fol.  E,  4. 

22)  Epicedion.  In  funere  reverendi  domini  viri  doctissimi  F.  Joannis  HoflPmeysteri  Augustiniani 
ecclesiastae  Colmaiiensis,  catholicae  fidei  propugnatorls  emeritissimi  et  theologi  ezcellentissimi 
.  .  .  Ingolstadt  1548  Weisseihom. 


169 

wortete,  Hofi&neister  sei  von  den  Protestanten  vergiftet  worden,  und  dass 
dieses  nicht  von  namenlosen  Pamphletisten  verbreitet  wurde,  zeigt  die  Be- 
merkung, welche  Seripando  im  Jahre  1553  in  sein  Tagebuch  schrieb :  Eber- 
hard Billik,  der  gelehrte  Carmelitenprovincial  habe  ihm  von  dem  Gerüchte 
erzählt,  dass  Hofläneister  zu  Ulm  von  den  Ketzern  vergiftet  worden  sei. 
Das  waren  aber  nur  vertrauliche  Mittheilungen  von  Mimd  zu  Mund  und 
es  scheint  lange  Zeit  gedauert  zu  haben,  bis  man  katholischer  Seits  schriftlich 
auf  jene  protestantischen  Erzählungen  antwortete.  Wenigstens  erwähnt 
der  bekannte  Hofprediger  zu  Innsbruck,  der  Franziskaner  Johann  Nass, 
welcher  sich  1575  in  der  Vorrede  zu  Hoffmeisters  Postille  dagegen  er- 
hob, keinen  Vorgänger,  Aus  seiner  Darlegung  geht  so  viel  hervor,  dass 
wir  geringe,  oder  vielmehr  keine  Hoffnung  haben,  über  die  etwaige  Ver- 
giftung Hoffmeisters  je  etwas  Gewisses  festzustellen.  Deim,  wenn  auch 
Nass  behauptet,  dass  Hoffmeister  nach  einem  vergifteten  Ehrentrunk  keine 
gesunde  Stunde  mehr  gehabt  habe,  so  fügt  er  doch  hinzu,  Hoffmeister 
habe  darüber  Niemanden,  selbst  nicht  seinem  Beichtvater  eine  Mittheilung 
gemacht,  „zu  verhüten  den  grossen  Zorn  hoher  Potentaten" ;  hinsichtlich 
seines  Verhaltens  vor  dem  Tode  aber  ruft  Nass  glaubwürdige  Leute, 
auch  die  Schwestern,  d.  h.  die  Nonnen  zu  Günzburg  als  Zeugen  dafür 
an,  dass  er  „gottselig"  gestorben  sei. 

So  zahlreich  die  Schriften  waren,  welche  Hoffmeister  selbst  zum 
Druck  befördert  hatte,  so  waren  doch  noch  manche  und  mnfangreiche 
Arbeiten  in  seinem  Nachlass  vorhanden.  Nur  ziun  Theil  kamen  dieselben 
nach  seinem  Tode  ans  Licht.  Von  seinem  Judicium  über  die  Augsburger 
Confession,  und  von  den  Predigten  welche  Haller  theils  1548,  theils 
1550  drucken  Hess,  ist  schon  oben  die  Rede  gewesen.  Für  die  Heraus- 
gabe seines  Commentars  zu  dem  Buche  Tobias  interessirte  sich  Hoffmeisters 
Nachfolger  im  Provincialat  Oberdeutschlands,  Melchior  Redel,  der  durch 
den  Prior  zu  Hagenau,  Bartholomäus  ülrici  und  durch  den  Prior  zu  Mainz, 
Johann  Wallrab  veranlassen  liess,  dass  Theobald  Spengel  und  Franz  Behem 
zu  Mainz  den  Druck  besorgten.     Ln  Jahre  1562  erschien  zu  Löwen  die 


23)  Galenzio  Docamenti  inediti  sol  Concilio  di  Trenti  S.  214:  ,Sept  19.  Eberfaardufl  Provin- 
Cialis  Carmelitarnm  BiUiXy  vir  doctus,  mnlta  narrat  de  Hoffmeistero  Ulmae,  nt  aiebant,  ab  hae- 
reticis  Teneno  oztincto." 

23* 


170 

Erklärung  Hoffmeisters  zu  den  Evangelisten  Lukas  und  Markus,  während 
der  von  HofFmeister  gleichfalls  verfasste  Matthäuscommentar  und  die 
Glossen  zu  den  Briefen  an  Titus  und  Timotheus  schwerlich  je  gedruckt 
worden  sind**).  1567  widmete  dann  Gerhard  Velmann  aus  Geldern  dem 
noch  in  demselben  Jahre  zum  Kurfürsten  erwählten  Grafen  Salentin  von 
Isenburg  Hoffmeisters  Werk  über  die  12  ersten  Kapitel  der  Apostelge- 
schichte ;  der  Herausgeber  meint,  der  Umstand,  dass  dasselbe  unvollständig 
sei,  möge  entweder  durch  den  frühen  Tod  Hofl&neisters,  oder  dadurch 
erklärt  werden,  dass  der  Rest  noch  in  irgend  einer  Bibliothek  verborgen  sei. 

Indem  nicht  bloss  diese  Werke  aus  dem  Nachlasse  Hoffmeisters,  sondern 
auch  noch  zahlreiche  Auflagen  seiner  früheren  Arbeiten  im  Laufe  des 
sechzehnten  Jahrhunderts  im  Inlande  wie  in  Italien  und  Frankreich  ge- 
druckt wurden,  wirkte  Hoffmeister  trotz  seines  frühen  Todes  fort,  auch 
auf  die  folgenden  Generationen;  freilich  muss  man  zugeben,  dass 
manche  seiner  Schriften  kaum  an  Gehalt  ihrer  grossen  Verbreitung  ent- 
sprachen und  dass  sie  den  Stempel  ihrer  flüchtigen  Abfassxmg  deuthch  an 
sich  tragen.  Dass  aber  grade  das  bedeutendste  Werk,  das  Judicium, 
noch  1597  von  einem  Tiroler  Kammerschreiber  ins  Deutsche  übersetzt 
wurde,  zeigt  uns,  dass  die  Gesinnungen  von  welchen  Hoffineister  erfüllt 
war  zu  eüier  Zeit,  wo  die  religiösen  Dinge  sich  noch  im  Flusse  befanden, 
auch  noch  damals  Anklang  fanden,  als  die  Confessionen  in  ihrem  Gegen- 
satze bereits  erstarrt  waren. 

Ueberblicken  wir  zum  Schlüsse  noch  eimnal  das  kurze,  aber  bewegte 
Leben  des  Elsässer  Mönches,  so  werden  wir  schwerlich  mit  dem  Geschichts- 
schreiber des  Augustinerordens  zu  der  Gegenüberstellimg  Luthers  und 
Hoffmeisters  uns  versucht  fühlen.  Ebenso  wenig  wird  man  ihn  seinem 
berühmten  Landsmann  Geiler  von  Kaisersberg  an  die  Seite  setzen  wollen, 
obgleich  seine  Rede  hie  und  da,  wenn  es  die  Geisselxmg  der  kirchlichen 
Missbräuche  gilt,  jenem  an  Kraft  imd  Entschiedenheit  nicht  nachsteht. 
Aber  Niemand  wird  Hoffmeister  hervorragende  Geistesgaben  zusprechen, 
und  der  Tod  setzte  zudem  seiner  Wirksamkeit  als  Prediger  ein  Ziel,  als  fiir 


24)  Man  wird  ans  der  S.  5  und  95  des  Marcusevangeliams  yorkommenden  Erwähnung  des  Matthäus- 
commentars  nicht  folgern  dürfen,  dass  auch  dieser  gedruckt  worden  ist.  Vgf.  Brief  Nr.  2. 
Gandolfo  erwähnt  auch  die  hier  berührten  Erklärungen  der  Briefe  an  Titus  und  Timotheus. 


171 

dieselbe  grade  das  Arbeitsfeld  erschlossen  war,  worauf  es  hauptsäclüich 
ankam.  Immerhin  aber  darf  HofEmeister  unsere  Aufmerksamkeit  bean- 
spruchen, weil  wir  durch  ihn,  genauer  und  zuverlässiger  als  durch  seine 
Gegner,  die  Zustande  und  Stimmungen  kennen  lernen,  in  welchen  sich 
die  am  Katholicismus  festhaltenden  Kreise  sowohl  zu  der  Zeit  befanden, 
wo  sie  hofEnungslos  Stück  für  Stück  von  ihrer  Kirche  abbröckeln  sahen, 
als  später,  wo  der  kaiserliche  Sieg  ihre  Stellung  zwar  äusserlich  gehoben 
hatte,  wo  sie  aber  wahrnehmen  mussten,  dass  die  päpstliche  PoUtik  ihnen  in 
demselben  Augenblicke  die  Stütze  entzog,  worauf  sie  ihre  Hoffiiungen 
gründeten:  das  Concil  zu  Trient. 


Beilagen. 


1.    Hoffmeister  an  Seripando  (falls  abwesend,  an  den  Procurator.) 

iJ543  August  1  Colmar. 
[Tregers  Tod,  Lage  des  Ordens,  seine  Wahl  zum  Provincial.] 

»S.  D.  Mortem  temporalem  ac  debitam  reverendi  patris  nostri  provincialis  Ghon* 
radi  Tregarii  ^)  apud  tuam  R.  P.  et  ex  animo  et  ex  debito  deploraremas,  nisi  nobis  certo 
constaret  certoque  sciremas  eiusmodi  lamentis  tuam  P^^,  alias  ob  religionis  nostrae 
incommoda  plus  satis  torbatam,  magis  pertnrbari,  aut  potias  iam  olim  assuevisse 
hnmanos  casus  Deique  iudicia  occulta  et  iusta  aequanimiter  ferre.  Paucis  itaque, 
si  modo  fieri  potest,  T.  R.  P.  pia  negotia  interturbare  compellimur.  Saepenomi* 
nata  tua  Pat.  iam  olim,  ut  putamus,  cognovit,  R.  P.  nostrum  Chonradum  Tregarium 
Helvetium  et  almae  nostrae  provinciae  dignissimum  provintialem,  virum  et  ecclesiae 
Christi  et  religioni  nostrae  maxime  necessarium.  Is  itaque,  postquam  ultra  20 
annos  provinciae  nostrae  sua  maxime  gloria  nostra  (autem  non)  ^)  valgari  commodi* 

täte  praefuisset,    25.  Novembris   anni  praeteriti  ( —  —  —  —  — )ri8tum  con- 

cessit,  sive  quod  Christus  illum  coronare  sive  quod  n( —  —  ^  —  —  —  — )  male 


1)  Ueber  Treger  ygl.  Bö  brich  Geschichte  der  Beformation  im  Elsass  I,  224    Die  obige  Stelle 
hat  Torem  YIII,  183  yorgelegen. 

2)  Viele  Lücken  finden  sich  in  der  Handschrift. 


172 

nostris  mmtis  panire  volnerit.     Haec   porro  Dei  cominit(teiidain  est)    iudiciis.    At- 

qui  bonns  et  bene  defunctiis  pater,  sicut  ab( — )ni  sui,  ita  et  in  finem 

nsqne  vitae  snae  nihil  magis  ( —  — —  —  ha)bait  atque  ut  proviiicia  nostra 

nnnqnam  non  bene  haberet.  ( )  agpMm  cum  totus  esset,  iamqae  re  ipsa  sen- 

tiret  mortem   suam  ( —  co)nyocati8  domas  snae  confratribus  per  om- 

nia   Sacra  ( — —  —  —  . —  — ),  ut  simulatque  ipse   spiritum  suum  Domino 

redd  ( —  —  —   —  — )  suo  illius   nomine  totius  provinciae  nostrae  admini- 

strationem  (~  —  —  —  —  —  — )erefn9  non  quod  illum  bonum  patrem  delectaret 

aliqua  noc  ( —  — )  vetus  atque   hactenus   pie   observatus  mos  dis- 

pliceret,   sed   quod  ( —  —  — — )  nostrae  provinciae  necessitas  illum 

ad  hoc  cogeret,   hoc  quod  T.  ( —  —  —  —  —  —  — )   credet   statim  ut   de  rebus 

provinciae  nostrae  a  me  cer(tior  fact)a  fuerit.  Res  autem  in  Universum,  quod  qui- 
dem  provinciam  (nostram)  adtinet,  sie  se  habet :  Provincia  nostra  in  hoc  pestilen- 
tissimo  tempore  propter  longe  pestilentiorem  Lutheranam  haeresim  domibus   spoliata 

est  Argentinensi,  Wissenburgensi,  Heidelbergensi,  Altzenheimensi,  V lensi,  Rap- 

polschwilensi,  Tubingensi ;  apud  Helvetios  amisimus  conventus  Basiliensem,  Thuricen- 
sem,  Gonstantiensem,  Milhausensem,  omnes  egregios  locos.  Ad  Suevos  venimus.  Hie 
mons  S.  Angeli  periit,  Pappenheim  et  Laugingen  nos  porro  contemnunt,  pessima  illa 
Lutheranorum  libertate  ant  potius  temeritate  &eti.  Restant  ergo  utcumque  quae 
sequuntur:  In  Helvetia  domus  Friburgensis  in  qua  diem  suum  extremum  clausit  P. 
provincialis ;  in  Brisgoia  domus  Friburgensis  et  Brisacensis,  in  Elsatia  cTomi^s  nostra 
Colmariae,  cui  ego  iam  per  decennium  praesnm ;  ad  Rhenum  superest  egregia  domus 
nostra  Moguntina;  Spirensis,  Wormatiensis  et  Fridbergensis  sie  nostrae  sunt,  ut  ni- 
hil incertius.  Reliquae  sunt  duo  domus  Landoviensis  et  Hagnoiensis,  apud  Suevos 
sola  domus  Gamundiana  hactenus  perstat,  et  hoc  beneficio  venerandi  senis  P.  Gregorii 
Lypolt,  s.  theologiae  professore  et  R.  Pat.  V.  vicarii,  qui,  si  non  alio  morbo,  certe  ipsa 
senectute,  quae  per  se  morbus  est,  detinetur,  quominus  nobis  adesse  et  subvenire 
possit.  Iam  videat  T.  R.  P.,  quantae  sint  reliquiae  nostrae  et  quam  noxia  nobis 
fuerit  haeresis  illa!  Ebkbes  in  summa  domos  12,  domos  qualesquales,  nimirum  ezcepta 
quarundam  structura  pauperrimas,  nam  ditiores  in  maW  evangelicornm  &uces  abie- 
runt.  Et  in  his  nostris  aedibus  non  habemus  ultra  40  fratres,  numeratis  omnibus 
qui  religionis  nostrae  vestitu  utnntur,  quos  tamen,  licet  paucissimos,  difßcile,  immo 
aegerrime  retinemus  et  enutrimus.  Dicam,  et  vere  dicam,  quo  magis  opinor  move- 
beris,  in  nostrorum  clericorum  numero  non  sunt  sex,  qui  (non  qui)nquagesimum  exces- 
serint.  Hanc  itaque  miseriam,  hanc  provinciae  nostrae  ruinam  R.  P.  Chonradus 
(—  —  —  —  — )ni8i  hinc   discessurus,  sicat  supra    dicere   inceperam,   ho( — 

—  —  — in)  mandatis   dedit,  ut  primo  quoque  tempore  patres  provin  ( —  —  —  — 

—  — )  in  commodum  aliqnem   locum    convocarem,   convocatos  ad  (electionem)  novi 

provincialis  inhortarer,  illis  ob  oculos  ponerem  promptum   (— )  iquum 

in  nos  animum  S.  Romanae  ecclesiae  et  novorum  sectariorum  ( —  —  — 

— ).     Quod  qnum  fecissem,  pars  venit,  reliqui  se  excusarunt  ( — 


i 


173 

—  —  —  _^  plemmqae  ad  sai  defensionem  est  ingeniosa.  P(aüci  illi  vero)  qu 
convenenrnt  canonica  electione  et  veteri  observato  ordine  ( —  —  —  —  —  )i  potuit, 

me  elegerant  in  provincialem  xneqne  tarn  ( —  —  — — )nfirmandam  offernnt. 

In  provincialem,  inqnam,   elegerant  n( —  —  —  —  — )ve  mnltis  innior,   nt 

qui  nondum  compleverim  34.  aet(ati8  an)num,  qni  nuUa  rernm  experientia,  qni  vix 
valgari  Iin(gaa  satis)  expeditus  sum,  quiqne  ad  nihil  aliad  minns  quam  ad  tan 
(—  —  —  —  —  —  —  — )i8  idoneus  sum •),   Sed  sie  plemmqae  solemus   inept  ( — 

—  —  — iu)raenti8  graviora  onera  imponere.  Haec  igitar  T.  R.  P.  volu(i  sig-) 
nificare,  at  vel  semel  adamassim,  si  non  doete  certe  ( —  —  —  —  — )  nostram  mi- 

seriam  haberes  depictam,   haicque   qaae  taa  est   ( —  — )ram    religionem   ha- 

manitas,  quantam  quidem  fieri  potest,  p( —  —  — )ta8  saccarrere.  Quomodo  vero 
nobis  succarrendum  sit,  qaibasve  malagmatis  vel  emplastris  valnera  nostra  caranda 
Tel  saltem  mitiganda  sint,  tuae  prudentiae  commendatam  volamas;  nam  nos  inter 
sacram  et  saxum  haeremas,  non  ignorantes  quid  Christo,  qaid  religioni  et  quid  nobis 
debeamus.  Qaod  ad  me  attinet,  ego  iam  hoc  decennio  et  concionibus  et  proditis  li- 
bellis  cam  Lutherana  haeresi  conflictum  habeo,  nescio  quomodo  in  hanc  harenam 
protrusns.  Det  Dominus  ecclesiae  suae  victoriam,  cui  et  ego  me  meaque  omnia  iam 
olim  consecravi.  Restat  iam,  Rev.  pater,  ut  impudentiae  nostrae  —  si  modo  hanc 
ipsam  non  excusat  summa  necessitas  —  veniam  oremus,  quam  iam  humiliter  et  ora* 
tarn  et  exoratam  cupimus,  sperantes  hoc,  vestram  R.  P.  nos  non  dedignaturum  benigno 
responso,  quod  nobis  non  tarn  necessarinm  quam  gratum  erit,  immo  et  gratissimum  et 
summe  necessarium.  Dens  opt.  max.  T.  R.  P.  in  multos  annos  nobis  servet  incolumem, 
quem  me  etiam  velit  habere  commendatum.     Colmariae  Gal.  Angusti  anno  1543. 

Gratum  mihi  facies,  si  me  legato  apostolico  qui  futurum  principum  conventum 
Spirae  visitabit  commendaveris.  Hunc  enim,  quisquis  tandem  ille  fuerit,  humiliter 
conveniam,  si  modo  Dens  omnium  bonorum  largitor  votis  nostris  annuerit.  Vene- 
randos patres  et  fratres  qui  tecum  sunt  ex  animo  cupiraus  bene  valere. 

Jo.  Hoffmeister  ad  Rhenum  proviucialis  electus.« 

Original.  Bibliothek  Neapel  Aa,  47,  29. 

2.    Hoffmeister  an  SeripandD. 

1544  Märe  7  Speier. 

[Seripandos  Brief;  seine  literarische  Tfaätigkeit;  der  Nantias.    Stimmong  gegen  den  Papst.    Lässig- 
keit der  Bischöfe.    Beformbed&rfaiss.    Der  Reichstag.    Die  Vorwürfe  der  Protestanten,    Process  vor 

der  Bota.] 

»S.  P.  Humanas  et  vere  paternas  tuas  literas,  R°®  in  Christo  pater,  accepi  24. 
Februarii  in  vestibulo   Burgundiouum,  dum  proficisceremur  ad  R.  P.  abbatem  Murba- 


3}  Diese  Stelle  ist  bei  Torrelli  und  Gandolfo  in  folgender  Weise  wiedergegeben: 

„Convenere patres  in  conventa  Hagenoiae  et  nnanimi  consensnin  provincialem  elegerant 
me,  qni  aetate  molto  minor,  nt  qui  nondum  compleverim  34  aetatis  meae  annmn,  qui  nnlla 
rermn  habeo  experimenta  qni  vix  mlgari  litteratnra  satis  praeditns  sum." 


174 

censem,  virom  quo  inter  Germaniae  principes  yix  meliorem  invenies,  qni  tanto  zelo 
eccleaiam  nostram  catholicam  ardeat,  et  huius  hostes  odio  tanto  perseqaatur;  qui 
solus  nisi  esset,  vereor  me  hactenus  —  mazima  hac  compellente  penuria  —  non 
potuisse  confratres  meos  alere.  Sed  quo  rapior!  Dnm  ad  hanc,  iDqnam,  optimnm 
praesulem  proficiscor,  in  ipso  itinere  T,  P^^  nobis  redditae  sunt  literae,  et  tales, 
qnales  ex  animo  et  capiebamas  et  sperabamus.  Yidemos  in  te  animam  patre  dig- 
num,  et  nos  curabimus,  ut  nos  spurios  iadicare  non  possis.  Dominus  enim,  qui  tri- 
buit  bonam  voluntatem,  utiqne  non  denegabit  operis  absolutionem. 

Quod  certamen  nostrum  cum  baereticis  adtinet,  res  sie  se  habet:  lamperdecen- 
nium,  statim  a  suscepto  meo  sacerdotio  assiduis  concionibns  contra  ecclesiae  bostes 
pro  suscepto  dono  depugno;  contiones  item  meas  omnes  conscribo,  si  non  docte, 
tarnen,  ni  fallor,  non  impie :  si  non  rethorico,  cerie  nee  heretico  stilo.  Et  interim 
dnm  silent  cygni,  nos  granuli  vel  conatum  nostrum  piis  aperire  studemus. 

Hinc  ad  T.  R.  P.  iam  mitto  libellnm  hunc,  non  meae  eruditionis  —  quam  nul- 
lam  in  me  esse  deploro  —  sed  meae  dilectionis  in  ecclesiam  evidentissimos  testes. 
Puto  autem  baec  qualiacumque  placitura  ecclesiae,  hoc  motus  argumenbo,  quod  maxime 
displiceant  Luteranis.  Displicere  vero  bis  mea,  ut  quae  maxime  argumento  e8t[!]  quod 
in  superiori  nostra  Germania  vix  alius  est,  in  quem  tam  crudelia  tentarint«  Deo 
gratiae  qui  illorum  conatus  elusit!  Nihil  hactenus  evulgavi  latine,  praeter  baec 
quae  iam  ad  T.  P.  mitto ;  germanice  quibus  germanicis  Lutheri  libris  respondi,  unum 
atque  alterum  edidi.  Nam  quae  in  tres  priores  Evangelistas,  in  utramque  ad  Timo- 
theum,  in  epistolam  ad  Titum  homiliatico  more  -  sicut  Phihppicas  meas  —  com- 
posui,  adhuc  apud  me  latent,  tamquam  propter  ingentes  labores  meos  illis  non- 
dum  possim  extremam  addere  manum,  tum  etiam  quod  mundus  iam  apud  nos  non  con- 
siderat  quid  dicatur,  sed  quis  dicat.  Et  hactenus  mihi  per  vulgarem  eruditionem  et 
nummorum  penuriam  non  licuit  doctoratus  insignia  comparare,  quo  maior  mea  for- 
tassis  apud  simpliciores  esset  autoritas.  Iam  ex  patribus  coUegi  aphorismos  et  locos 
quosdam  communes  contra  praecipua  Lutherauorum  dogmata ;  sed  forte  ante  autumnales 
nundinas  Francofurdianas  yix  a  typographis  perficientur.  Et  baec  hactenus  de  ratione 
studiorum  nostrorum,  quae  utinam  in  Ecclesiae  catholicae  prosectum  proficiant.  Gaete- 
rum  commendaticias  literas  ^^^  D.  protectoris  nostri  ordinis  ei  cui  pertinebant  red- 
didi.  Et  humaniter  quidem  me  suscepit,  poUicitns  est  suam  operam,  et  quum  alia 
n^otia  illum  urgebant,  brevibus  me  dimisit;  sie  tamen  ut  etiam  me  contra  com- 
mendaret  alii  R™^  nuncio  apostolico. 

Sed  quid  ego  iam  ab  illo  petam  ?  Confirmationem  novam  privilegiorum  ?  Sed 
audi,  obsecro,  dignissime  pater,  imperator  Garolus  noster  catholicus  ne  tantillum  quidem 
videtur  habere  autoritatis,  etiam  apud  eos  qui  sibimetipsis  yidentur  Evangeliissimi 
et  qui  nobis  maxime  facessunt  negotium«  Porro  ubicumque  producimus  privilegia 
quae  S.  pontificum  benignitate  accepimus,  nihil  nisi  ridemur,  blasphemamur,  atque 
diris  devovemur.  Quaeris  causam:  Aiunt  S.  D"""*  N.,  quem  Antichristum  appellant, 
non  esse  vicarium  Christi,  sed  filium  Satanae,  foedua  iniisse  cum  Turcis,  hos  consilio 


175 

et  anxilio  invare,  Qallnm  contra  imperatorem  incitare,  caesari  porro  contradicere,  et 
alia  malta  crudeliora.  Haec  ad  te  scribo,  nt  ad  S.  D^^*"  N.  referas,  non  nt  ad 
has  calamuias  sileat,  sed  nt  aperto  scripto  innocentiam  snam  tneatnr.  Conabor  hie 
aliqnid  extorqnere  a  caesare,  si  potero,  qno  reliqniae  nostrae  domus  posthac  tutiores 
sint  vel  ab  bis  etiam  qui  baereseos  aecnsari  non  possnnt:  nam  et  bi  silendo  nobis 
nngaea  et  dentes  ostendant.  A  S.  D^^^  N.  Paulo  nihil  tarn  ambire  volo,  nisi  nt 
S.  S'^  me  comendatnm  habeat  et,  si  fieri  potest  eommode,  stndia  mea  promoveat.  Addam 
et  hoc:  Praedecessores  mei,  maxime  vero  domus  nostrae  Colmariensis.  perpetua  cou- 
suetndine  consecrarnnt  dalmaticas,  qnas  vqcant  albas,  et  reliquam  sacratissimi  cultns 
panopliam,  ut  ita  loquar,  qna  pro  nostra  sancta  ac  vetere  consuetudine  ntimur  in 
officio  divino.  Hoc  ipsnm  nt  ipse  faciam,  alii  a  me  petnnt:  quum  autem  ignorem 
qna  autoritate  illi  hoc  de  qno  loqnor  attentarint,  nee  ego  hie  aliquid  temere  insti- 
tuere  ausim,  si  T.  R.  P**  visum  fuerit,  poterit  etiam  hac  de  re  illius  S****°* 
convenire.  Certe  non  potest  dici,  quam  negligenter  episcopi  nostri  aliquot  sao  apnd 
nos  fungantur  officio,  hocqne  ipsnm  sua  ipsorum  negligentia  porro  exosum  reddant. 
Snffraganeis  destituuntur,  ordines  raro  conferuntnr,  confirmationis  sacramentnm  pene 
apnd  nos  ignotum  et  obliteratum  est,  nee  audemns  nos  hoc  auditoribns  commendare, 
quum  non  sit  qui  petenti  conferat.  Haec  omnia  ad  te  scribo,  qnia  ecclesiae  bene 
consultuni  cupio.    Dicam  et  hoc:   Ordinarii  episcopi  suos  ordinäre  noinnt,  nee  tarnen 

his  permittunt  ab  aliis  dioecesanis  ordines  accipere,  nisi  prius  nescio  quantum  ( 

—   —   — )  numerent ;  unde  fit,  ut  multi  porro  a  sacris  abstineant  ( ~    —   —   -~   — ) 

feras  hanc  meam  battologiam:     Ecclesiae  filius  sum  ( — — )  supremos   igitur 

medicos  appello.     Et   quidem   creber  (—  —  —  — )  literas,    si  modo  me  non  desti- 

tuerint  tabellariis,  quibus   tuto    ( —   —  —   — ).    Tu  si  ad  nos  scribere  voles,  literas 

mitte   Basileam    ad  Robertum   (—  —  —  —  —  — )      Oporinum   tipographos,   qui 

diligenter  mea   curare  solent.     De   conventu  ( —  —  —  — )  sperandum  sit,  quaeris? 

Nihil.   Vereor  enim  nos  ibi  et  Deam  ( —  — ),     Nee  potest  fieri  ut  pacem  ha- 

beamus,  nisi  prius  idem  sapiamus  ( —  —  —  —  — )  dissimilitudine.  Quid  sperabis: 
Concordia  parvae  res  crescunt,  ut  ait  ille.  Episcopi  nostri  in  proximo  Ratisponensi 
conventu  receperunt  se  velle  reformationem  apnd  suos  instituere,  sed  res  ipsa  cla- 
mat  eos  nihil  minus  hactenns  cogitasse;  per  quem  porro  stet  quo  minus  fiat,  alio- 
mm  esto  iudicium.  Nos  dogmata  sana  habemus,  sed  vitam  vivimus  plus  quam  eth- 
nicam,  Lutherani  et  fide  et  operibus,  eam  nobis  referunt^  quoquo  aguntur  spiritu.  Haec 
habui,  optime  pater,  quae  ad  tuas  literas  plus  quam  tumultuario  respondere  volui; 
quae  etiam  aequi  bonique  facies,  suae  R.  P.,  domino  protectori,  cnins  nomen  mihi 
significabis  proximis  literis,  confratribus  item  tuis  me  comendabis  plnrimum.  Dens 
opt.  max.  T.  R.  P*^  nobis  in  longos  annos  servet  incolnmem. 

Spirae,  VH.  Martii  anno  1544.  T.  R.  P. 

humilis  ( —  —  — )  Provintialis.c 

Postscr. :     »In  camera   rotae  apnd  vos  agitur  causa  R.  P.  Joannis  Rodulphi 
abbatis,  domini  ac  principis  mei  clementissimi,  uti  forte  in  brevi  ad  me  poteris  scri* 

Abh.  d.  III.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  L  Abth.  24 


176 

bere.  ütinam  S.  D"""  N.  tarn  certe  sciret  totam  causam,  quam  certo  abbas  ille  ininriam 

sastinet.     Accosator  talis  est,   at   non  possit  ab  aliquo  bono  viro  excasari  merito. 

In  ipsa  die  coenae  divinae  hoc  Degotium  instituit,  malo  dolo  principi  nostro  castrum 

cepit,   quo    nomine  universus  eius  regionis   et    ditionis  populns  et  coufessionem  et 

eucharistiam  neglexernnt.    Tu,  si  comoditas  dabitur,  abbatem  meum  apnd  malevolos 

defendito,  bonis  commendato,  quod  merito  facies.     Yale  iterum  atque  iterum.« 

Eigenhändig. 


3.    Hoffmeister  an  Seripando. 

1544  Juli  12  Colmar. 

[Schlimmer  Ansgang  des  Speirer  Tages.    Triumph  der  Feinde   der  Kirche.    Klage  über  der  Franzis- 
kaner Verhalten.    Glücklicher  Verlauf  des  Krieges.    Bitte  um  Literatur  über  die  hl.  Messe.] 

»8.  P.     Decimasexta  Jnnii  hnius  anni  R.  P^*^  T.  literas  proximas  accepi,  simul- 
ac  coDstitutiones  venerabilium  patrum  ordinis  nostri ;  nam  illas,  ni  male  omiuor,  pro- 
vincialis  Coloniensis  ad  me  misit.     Quicquid  est,  legi  ac  relegi,  iamque   per    manum 
confratrum  meorum,  filiorum  scilicet,  volitat;  utiuam  et  illorum  corda  oecupet,  quod 
ut  fiat,  Deum  piis  votis  precamur.     In  proximis  literis  quas  ad  R.  P^°^   T.  misimns 
nonnihil  scripsi  et    interrogavi  de  autoritate  consecrandi  ornamenta  ecclesiae;  verum 
interea  dum  diligentius  ordinis  ( —  —  —  —  — )  previl^ia   perscrutari   pergo,  tan- 

tum  invenio,  ut  non  sit  necessarium  de  hoc  nomine  aliquid  operis  perdere.     De  prin- 
cipum    ( —  —  —  —  —  — )    Spirae  habito,    id  accidit    quod    divinabam:     Christus 

relegatus  est,  et  religio  religata,  et  qui    Spirae  sperabamns  nos    probe    respiraturos, 
pene  expiravimus.     Re  ipsa  itaque  intelligimus  Christum  nondum  audire  preces  nos- 
tras,  sed   avertisse  faciem   suam    a  nobis,    haud   dubie  quia  manus  nostrae  sanguine 
plenae  sunt  nee  Deum  ex  toto  corde  qnerimus.     Hostes  ecclesiae  tan  tum  non  trium- 
phant:  et  ex  nostris  —  si  modo   nostri  sunt  —  multi  despondent  animos.     Vident 
enim  nos  frustra  expectare  conciliuni,  frustra  celebrari  principum  conventus,  frustra 
coire  doctos.     Unicum  quod   est  quod  me  ( —  —  —  — )  videlicet  quod  certo  sciam 

inferorum  portas  adversus  ecclesiam  non  praevalituras,  interimqne  sub  umbra  alarum 
dorn  ( —  —  —  —  —  — )  quae  te  scire  cupiam.     Sed  hoc  te  celare  non  ( —  —  — 

—  —  —  —  — )  minorum  —  non  reformatorum  —  nostrae  provinciae,  fere  (—  — 

— —  — )  invenit,  domus  suas  vendit,  consentitque  ut  vel  prorsus  divellantur 

vel  in  prophanos  usus  vertantur,  hoc  quod  etiam  apnd  nos  fecit  Colmariae,  quo 
pessimo  exemplo  mihi  meisque  plurimum  incommodat.  Tu,  si  consultum  tibi  videtur, 
poteris  hoc  significare  illorum  generali.  Ego  potius  eligam  nescio  quo  relegari, 
quam  vel  unicom  lapidem  prophanis  usibus  concedere.  Nihil  est  preterea,  optime 
pater,  quod  R.  P.  T.  scire  cupiam,  nisi  quod  imperator  noster  magno  spiritu  parique 
faelicitate  Gallorum  regem  oppugnat.     Det  Dens,  ut  victoria  cedat  commodis  ecclesiae! 


177 

Prestiterat  certe  bac  arnioram  ti  invadere  Turcos.  Multi  in  gravissimo  hoc  bello 
pereunt,  sed  pericnlnm  est«  ne  longe  plnres  interim  pereant  etiam  qui  domi  sunt,  in 
tantis  religionis  nostrae  dissidiis.  Non  impane  faciet,  qnisquis  concordiam  et  re- 
formationem  ecciesiae  hactenus  remoratus.  T.  R.  P.  interim  bene  valeat»  et  me 
amare  pergat.  Gapio  scire,  nnm  aliqni  sint  qui  apad  vos  nostro  secnlo  pro  sacri* 
ficio  missae  scripserint;  nam  de  hoc  summa  est  apud  nos  contentio.  Colmariae 
12.  Julii  anno  1544. 

T.  R.  P. 

humilis  filius 
F.  Joan.  Hoffmeisteras-c 

OnginvA, 


4.     Hoffmeister  an  Seripando. 

1545  Märe  14  (Worms). 

[Nichtbeantwortnng  seiner  Briefe-    Schlimme  Lage  bei  der  offenen  Anfeindung  der  Protestanten,  der 

versteckten  der  Katholiken.  Ordensverbältnisse.  Disciplinlosigkeit.  Bitte  nm  Sendung  von  Ordensbrüdern. 

Predigten  während  des  Reichstags.    Cardinal  Otto  Tmchsess.    Buch  Qber  die  Messe.] 

»Annus  iam  est,  Rev°**  in  Christo,  quod  a  T.  R.  P*®  acceperim  nullas  literas, 
exceptis  illis.  quibas  statuta  capituli  generalis  adiunxeras,  quam  tarnen  ego  iterum 
atque  iterum  ad  te  scripserim.  Unum  ex  te  scire  cupiam,  utrum  R^"'  nuntius  ille  qui 
comitiis  Spirae  celebratis  interfuit,  nostrum  libellum  et  literas  meas  tibi  dederit,  necne. 
Iam  vero,  quoniam  certum  nuntium  ad  te  habeam,  et  talem,  qui  sese  totum  mihi,  licet 
indigno,  consecrarit,  non  potui  non  ad  T.  P.  scribere;  brevibus  tarnen  hie  me  ex- 
pediam:  Confratres  mei  hactenus  bene  valent,  det  Dominus  ut  perpetuum  sit!  Quam 
graviter  vero  intolerabilibus  exactionibus  excoriemur,  non  esset,  ut  pluribus  dicani: 
Lutherani  uno  impetu  et  aperto  Marte  domus  nostras  optimas  demoliti  sunt;  qui 
vero  catholici  appellari  volunt,  in  singulos  dies  nos  deplnmare  contendunt.  Quare  hoc 
fiat,  quaeris?  Quia  apud  nos  fides  et  iustitiä  periit;  vi  geritnr  res,  et  qui  man- 
ducant  panem  nostrum,  levant  contra  nos  calcaneum.  Et  nos  quidem  digna  factis 
recipimus;  sed  quid  fecit  Christus,  cuins  religioni,  odio  nostri,  tam  subdole  exitium 
machinantnr  Satanae  satellites?  Pauci  sese  reh'gioni  nostrae  adiungunt,  et  non  nisi 
pueri  8  Tel  10  annorum,  qui,  simulatque  a  nobis  edncati  fuerint,  statim  a  parentibus 
revocantur,  sive  voto  sese  adstrinxerint,  sive  minus.  Nam  haec  omnia  impune  fiunt 
apud  nos.  Si  quem  ex  fratribus  nostris  admonemus  sui  officii,  et  vel  unico  vocabulo, 
id  quod  facile  sit,  o£fendimus,  statim  relictis  et  comtemptis  nobis  et  ordine  ad  pro- 
ximum  episcopum  currit.  Hie  illum  statim  ecciesiae  alicui  praeficit,  non  habita  ulla 
ratione  vel  ordinis  vel  voti;  sed  hac  de  re  etiam  dudum  ad  te  scripseram.  ütinam 
quatuor  aut  qninque  fratres  iustae  aetatis,  pietate  et  eruditione  insignes  ad  me  mit- 

24* 


178 

teres,  qui  nos  in  domibus  nostris  adinvarent,  pueros  ( —  —  — — )  ut  quam 

commodissime  habitarent  nobiscum  (—  —  —  — ). 

Satis  bene  valeo,  Vocatus  sum  ex  aedibns  ( —  —  —  —  —  — )  dieta  haec  dura- 

verit,  verbi  ministerio  ecclesiae  hie  praesim:  qnod  quam  feliciter  mihi  hie  suecedat, 
et  quos  quantosque  patiar  adversarios,  ex  praesentiam  latore  intelliges.  Verum  R"*"* 
in  Christo  pater  ae  illnstrissimns  princeps  Otbo  novitius  cardinalis  episeopns  Auga- 
stanus mihi  omnem  laborem  faeilem  faeit,  omnique  levat  tedio.  Non  enim  possum 
eloqai,  quam  sedulo  me  adhortetur  et  consoletur,  quam  diligentissime  mihi  comen- 
det  eeelesiae  patrocinium,  quam  humanis^ime  me  foveat.  0  hone  Jesu!  serya  nobis 
talQ3  cardinales  quibus  eeclesia  sie  cordi  est,  et  non  ita  multo  post  habebimus  eeele- 
siam  bene  reformatam.  Scripsi  proximo  autumno  libellum  pro  saerifieio  missae,  utrius- 
que  canonis  interpretationem  eum  eonfutatione  eornm  quae  a  Lutheranis  contra 
missam  scripta  sunt.  Libellas  brevis  est  et,  ot  opinor,  non  impius;  Eum  inscripsi 
R.  P.  Cardinali,  et  huius  sumptibus  iara  imprimitur,  quod  si  commodum  latorem 
invenero,  tibi  mittam  exemplar,  ut  ex  te  aliquando  audiam,  quid  de  sludiis  meis  sen- 
tias.  R.  D°"*  cardinalis  peculiaribus  literis  me  commendabit  S.  D°°  N.,  iussitque  ut 
hoc  ibi  indicarem.  Vale  itaque,  optime  pater,  me  amare  perge.  Confratres  tuos 
omnes  meo  nomine  salutabis  quam  of&ciosissime. 

(Wormatiae),  14.  Martii  anno  1545.  T.  R.  P«» 

F.  Joann.  HofiF.  Aug.  Prov. 
Rhen.  et  Sueviae.c 

Eigenhändig. 


5.    Hoffmeister  an  Seripando. 

1545  Juli  26  Worms. 

[Tri enter  Concil,  sein  Fernbleiben.    Wiedertäufer  in  Colmar.    Die  Schrift  Über  die  Messe.    Bitte  nm 

Ordensbrüder.    Reichstag.    Neues  Beligionsgespräch.] 

>S.  P.  lam  Video,  R"*®  pater,  quid  quantumque  possit  fides  bonorum  amicorum, 
quum  responfiivas  tuas  literas  tam  citissime  ad  nos  non  cucurrerunt  sed  volarunt. 
Yicesima  huius  ad  me  venerunt  tnae,  quum  ego  meas  nona  Jnlii  dederam.  Quod 
concilium  adtinet,  charissime  pater,  cuperem  quidem  congregationi  tam  sanetae  in* 
teresse,  unde  non  possum  non  et  melior  et  eruditior  fieri.  Verum  sicut  ante  testatus 
sum,  mihi  non  fuerit  int^rum  oves  meas  relinquere,  nisi  hoc  maxinm  necessitas, 
quae  tamen  iam  nulla  est,  urgeret.  Neque  enim  dici  potest,  quantum  Satanas  et 
me  odiat  et  ovibus  Domini  mihi  concreditis  insidietur.  Quid  dicam?  Dum  ego  hie 
in  comitiis  Domino  inservio,  ecce  Satanas  resuseitavit  anabaptistas ,  cum  quibus 
mihi  iam  olim  magnus    labor;   unde   coactus  sum   consulem   civitatis  nostrae  Col- 


179 

mariensis  domam  remittere  ex  hisce  comitiis,  ut  rebns  tnrbatis  coDsaleret,  anteqaam 
anabaptistae  peiora  tentarent.  Si  lucnbratiuncnla  mea  pro  sacrificio  missae  P.  T. 
placuit,  est  cnr  Deo  gratias  agam ;  sie  enim  spero  fore  ut  et  aliis  catholicis  placeat. 
Homiliae  meae  in  Corinthios  simnlatque  absolutae  fuerint,  ad  B.  P.  T.  volabunt. 
De  fratribus  quod  scripsi,  repetitom  vellem,  si  modo  P.  T.  mihi  sabvenire  posset. 
Certo  ego  unnm  atqne  altenun  retiuerem  in  aedibus  meis  mecum,  alios  in  alias  do- 
mus  nostras  destinarem,  nt  ibi  fratribus  praelegerent  sacras  lectiones  et  in  solvendis 
sacris  me  adiuvarent.  Tnae  prudentiae  fuerit  rebus  provinciae  nostrae  consulere 
quocumque  tandem  modo  fieri  possit.  De  comitiis  istis  nescio  quid  sperandum.  Au- 
dimus caesarem  in  hoc  esse,  ut  rursus  negotium  inter  partes  insütuat,  ad  quod  ego 
illud  Pauli:  Corrumpunt  bonos  mores  colloquia  mala^).  Devitandos  ego  pnto  hae- 
reticost  non  post  tot  congressus  rursus  cum  illis  congrediendum.  Quid  enim  £Eicie8 
cum  illis  qui  in  disputationibus  nulla  certa  admittunt  principia?€  .  .  . 

Eigenhändig.  Xin.  Aa,  47,  36. 


6.    Billlk  an  (Terallo). 

1545  November  27  Köln. 
[Seine  Bern  fang  znm  Colloqoiam.    Die  kaiserliche  und  papstliche  Politik.    Die  Kölner  Verhältnisse.] 

»QuoiNoäo  factum  sit,  Rev.  in  Christo  pater  et  domine,  ut  Caes.  M.  me  coUoquio 
publico,  quo  S.  M^  decrevit  semel  adhuc  adversariorum  animos  pertentare,  admoverit, 
^o  quidem  ignoro.  Non  potest  autem  Rev.  Pat.  Y.  latere,  cuius,  ni  fallor,  fuit 
istud  consilium.  In  quantam  vero  sim  per  hoc  difficultatem  coniectus,  non  facile 
scripsero.  Novi  praefractos  adversariorum  animos,  quos  facilius  obdures  quam  emol- 
lies,  concites  quam  facies  mansuetiores,  et  in  quamlibet  potius  haeresim  protendas, 
quam  ad  veritatis  agnitae  adducas  confessionem.  Ita  frustra  susceptum  fuit  cum 
eis  colloquium,  primum  Augustae,  deinde  Hagenoae,  postea  Yormatiae,  ac  mox  Ra- 
tisponae,  a  quibus  omnibus  multo  pejores  evaserunt,  quam  fuerant  antea.  Non  illi 
quaerunt  verae  fidei  explicationem,  non  disciplinae  restitutionem,  non  ecclesiae  totius 
unionem  aut  pacem  solidam,  sed  omnium  potius  eversionem ;  tantum  ut  tempus  lucri- 
faciant  poscunt  colloquia,  quo  suos  interim  errores  confirment,  quo  videantur  secta* 
toribus  suis  insuperabiles,  quo  simplices  et  vanissimum  quemque  in  admirationem 
sui  addncant,  faciantque  etiam  ipsis   probabilem  suam   perfidiam  videri.     Istos    par- 


4)  Diese  Stelle  bat  Seripando  in  seiner  Schrift  über  das  Trienter  Concil  angeführt:  .Praeclare  ad- 
modnm  Jo.  Hoffmeistems,  nnns  ex  iis  qnos  caesar  ad  coUoqninm  delegerat,  ad  me  scripsit : 
„Cormmpnnt  bonos  mores  colloquia  mala.*'  Die  darauf  folgenden  Sätze  bei  Seripando  stammen 
wohl  nicht  mehr  aus  einem  Briefe  Hoffmeisters.    DöUinger-Actbn  I,  9. 


180 

tarinnt  nobis  coUoqnia  fructus,  qnod  non  iam  coniectaris,  non  incertis  presagiis,  sed 
rerom  eventu  snmas  plos  satis  edocti.  Et  mittor  nanc  ego  ex  Colonia  mille  peri- 
calis  exposita,  quam  verisimilis  metas  est  me  (n)cinqaam  visaram  posthac  am- 
plins  catholicam,  ad  Ratisponam^  haereticis  magis  quam  catholicis  addictam  civitatem, 
nt  ad  aqailam  columba^  ut  lavem  Ethiopes,  nt  spectacolnm  edam  atriqne  partimu 
ridendam.  Quid  enim  hinc  expectatur  —  alind  taceam:  viaram  non  levia  discrimina, 
hiemis  asperitatem,  longam  iter,  dies  breves  et  infinitas  alias  difficnltates,  qnas  ego 
pro  Christi  fide  et  religione  contemnerem  animo,  si  mihi  non  frustra  snbeundae  essent, 
—  qnod  sine  causa  digna,  sine  spe  fructus  avellör  Colonia,  et  illa  interim  tarn  reli- 
giosa  tarn  pia  et  sancta  civitas  negligitur  lupisque  exponitur  diripiendum?  Con- 
temnere  non  possum,  equidem  non  video  quod  agatur  de  ea  aliud.  Hea  mihi !  quam 
metno,  ne  exeam  modo  conventum,  quem  rediens  inveniam  vel  submersam  Tel  ab 
haereticis  occupatum.  Hactenus  ad  ravim  usque  exclamavimus,  ululavimns,  gemuimus 
iniquo  haereticorum  pondere  oppressi  auxiliam,  quid  nobis  deberetnr  imploravimus. 
Quid  samus  aatem  in  hunc  diem  praeter  speciosas  litteras  et  promissiones  otiosas 
consecuti?  übi  est  Bamae  sententia  et  haeretici  capitis  damnatio,  ubi  pontificis 
summi  ille  zelus  et  pro  fidei  oviumqae  suarum  defensione  ultraneum  officium?  übi 
advocatus  ecclesiae,  caesar,  protector  et  defensor  fidei  catholicae?  Quid  agit,  licet  re- 
ligiosissimas,  pro  fidei  defensione?  Cuuctatur,  opportunitatem  expectat  qua  rebus 
nostris  consnlat,  sed  nos  cunctatione  perdimur.  Alia  est  curandi  furias  iusanientis 
plebis  aut  perturbatae  dissidiis  reipublicae,  alia  religionis  conservandae  ratio:  Illic 
confert  ad  resipiscentiam  et  pudorem  canctatio,  hie  confirmat  imprudentiam,  com 
sentiant  illi  se  ratione  destitutos,  isti  vero  insaniendi  se  pntent  rationem  habere. 
Quod  ergo  dici  solet:  multa  curari  tempore  quae  ratione  curari  non  possunt,  ad 
res  civiles  pertinet,  non  ad  religionis  violatae  ac  pietatis  latae  instaurationem,  cum 
defluat  illa  quotidie  in  deterius.  Celebre  est  Ennii  dictum  de  Fabio  V.  Maximo: 
>ünus  homo  nobis  cunctando  restituit  rem;«  quam  vereor  autem,  si  non  praesentius 
auxilium  impetramus  quam  sit  hactenus  collatum,  nos  catholicos  olim  versiculo 
transverso  de  Carolo  V.  maximo  dictnros:  n 

»ünas  homo  nobis  cunctando  prostituit  rem  « 
Deus  optimus  maximus  tam  dirum  onien  avertat ! 

Liberias  quam  par  est  et  forte  imprudenter,  utpote  consiliorum  quibas  summi 
monarchae  promoventur  ignarus,  R.  P.  V*®  loquor,  sed  extorquet  mihi  metus  nescio 
an  pietatis  zelus  hanc  querelam;  obsecro  proinde,  ne  mihi  R.  P.  V.  ob  hoc  succen- 
seat,  verum  istud  quidquid  est  querelarum,  quas  auribus  vestris  tamen  insusurro  nee 
velim  unquam  exaudiri  mortalium.  Vulcano  statim  committere  dignetur.  Etsi  la- 
mentor  enim  iustoque  dolore  queror,  me  obiici  discrimini  pablico  atqne  ut  apparet 
inutili,  prestabo  tamen,  ac  si  res  ex  utilitate  ecclesiae  agenda  esset,  quidquid  per  Dei 
gratiam  potero,   interimque  mihi  spem  quam  nuUam  habeo  de  fructa  operis  fingam. 

Coloniae,  27.  Novembris  1545.  Everardns  Billik.« 

Cop.  Trieot  Cod.  Mazetü 


181 

7.    Hoffmelster  an  Seripando. 

1546  Januar  18  Segensburg, 
[Seine  Bernfang  zun  Beligionsgespräcb.  Empfiäng  bei  Cardinal  Truchsess.  Predigten  im  I)ome.  DasConcil.] 

Jam  fere  annns  est,  R^^  in  Christo  pater  ac  domine,  ex  quo  ad  R.  P.  T  nullas 
dedi  literas,  nee  aliquas  a  te  aecepi;  quae  cessatio,  qnod  qdidem  ad  me  adtinet,  nulli 
alio  nisi  tabellariorum  paucitati  adscribi  debet.  Qaum  vero  rarsum  P.  tuam  pro- 
pins  accesserim,  non  visom  est  mihi  integrum  fore,  ut  menm  huc  adventum  apud 
T.  R.  P^°^  diutius  dissimularem.  Institutum  est  a  caesarea  M^  ,  sicut  te  scire  puto, 
coUoquiam  inter  catholicos  et  schismaticos,  cui  et  ego,  licet  nemo  acrins  me  invec- 
tns  fuerit  in  illud,  adesse  cogor.  Multa  et  varia  hactenus  tentata  sunt,  ut  ad  gre- 
minm  matris  ecclesiae  reducerentur  illi  qui  semei  et  immerito  illam  deseruerunt ;  sed 
omnia  frustra  tentata  sunt.  Haec  quum  sciebam,  in  praeteritis  comitiis  dum  delibe- 
raretur  de  hoc  et  tali  colloquio  instituendo,  omnibus  quibns  potui  argumentis  dissuade- 
bam  illud,  ita  ut  nonnuUi  mecam  eo  nomine  acerrime  expostularent.  Testes  huius 
rei  possem  producere  R"«"»  D.  cardinalem  Augustensem  et  R"»»»™  dominum  archiepisco- 
pum  Rossanensem,  Yeraldum,  cogitabam  enim  illud  Pauli:  »Haereticum  hominem,  post 
unam  atque  alteram  admonitionem  devita;«  non  ait:  »rursum  colloquere.c  Igitnr  quum 
et  caesarea  et  regia  maiestates  hunc  meum  animum  certo  noverint,  non  putabam  un- 
qnam  fore,  ut  tam  arduo  negotio  me  adiungerent.  Gerte  non  est  in  me  tanta  eru- 
ditio,  nee  illud  acumen  ingenii,  qnod  ad  tales  concertationes  requiritur.  Qaid  igitur 
facerem  ?  Caesarea  M^'  et  diligenter  et  graviter  mihi  scribebat,  et  hoc  in  tanta  tem- 
poris  angustia  et  brevitate,  ut  nuntius  ante  praefixum  mihi  diem  non  potuerit  ad 
caesarem    redire^).     Ergo    Deum    pro  felici   successn   quum   rogassem,  statim  accinxi 

5)  Es  wfire  interessant,  wenn  man  die  Richtigkeit  dieser  Angaben  kontrolliren  könnte.  An  den 
in  Trient  befindlichen  Mainzer  Suffragan  Michael  Heiding  war  derselbe  Befehl  in  einem  Briefe 
des  Kaisers  ans  Gent  vom  2.  November  gelangt;  Massarelli  erwähnt  dessen  Eintreffen  aber 
erst  zom  2.  December.  Der  gleichfalls  berufene  Billik  schrieb  hierüber  am  27.  November  an 
den  Nuntins  Yerallo  Man  wird  annehmen  dürfen,  dass  das  kaiserliche  Schreiben  auch  im 
Laufe  des  November  in  die  Hände  Hoffmeisters  gelangte.  Ursprünglich  war  nun  allerdings 
der  1.  December  für  den  Beginn  des  Gesprächs  in  Aussicht  genommen,  dann  scheint  der  14. 

-  festgesetzt  worden  zu  sein.  Demnach  wird  man  vermuthen  dürfen,  dass  Hoffmeister  wohl 
wusste,  dass  es  in  Wirklichkeit  nicht  so  dringend  mit  der  Abreise  stand,  wie  er  es  Seripando 
gegenüber  behauptet,  indem  er  schreibt,  dass  der  Bote  nicht  vor  dem  festgesetzten  Tage  zum 
Kaiser  habe  zurückgelangen  können.  Hoffmeister  reiste  denn  auch  zuerst  nach  Dillingen  zum 
Cardinal  Truchsess  und  liess  sich  hier  4  Tage  festhalten,  um  dort  zu  predigen.  Vor  Weih- 
nachten kam  er  nach  Begensburg  und  übernahm  auch  hier  eine  Kanzel.  Als  er  an  Seripando 
am  18.  Januar  schrieb,  hatte  das  CoUoquium  noch  nicht  begonnen,  erst  am  27.  Januar  wurde 
die  hl.  Geistmesse  gesungen.  Vgl.  Actorum  coUoquii  .  .  .  narratio,  Anfang;  Massarelli  in  der 
Ausgabe  von  DöUinger-Acton  I,  8.  114,  19ö,  204.  Billiks  Schreiben  s.  Nr.  H.  In  der  Stelle  bei 
Döllinger-ActonI,  206  ist, statt  'Malvenda  a  Treveri',  zu  lesen:  'OheTimperatore  mandava  Malvenda 
a  Ratispona  et  Naves  a  Treveri',  wie  man  denn  überhaupt  diese  Ausgabe  des  Massarelli  kaum 
benutzen  kann,  ohne  durch  die  Nachlässigkeit  der  Wokerschen  Textesbearbeitung  jeden  Augen- 
blick in  Irrthum  geführt  zu  werden. 


182 

me  itineri,  proxima  ad  cardinalem  Angnstanam  iter  instdtuens^  qai  pro  sua  in  me 
hnmanitate  hamanissime  et  cum  magna  anlae  totius  congratalatione  me  snscipiens 
detumit  per  qnatridnnm,  nt  popalo  suo  nna  atque  altera  contione  gratificarer;  qaod 
etiam  feci,  non  dubitans  quin  magno  profectai  popnli  illios  fuerim  *).  Gaeteram  simn- 
latqneBatisboQamyem^statimadyenerDnt  venerabilis  dominus  decanns  cam  aliqnot  cano- 
nicis  coUegii  eathedralis  ecciesiae,  magnis  praecibns  postolantes,  ne  dedignarer,  donec  hie 
futnrus  sim,  eis  meam  locare  operam,  et  maoere  praedicatorio  apad  eos  fangi.  Ego  pri- 
mum  cansatns  magnos  illos  labores  qnos  colloqniom  postulabit,  item  importunitatem  ad- 
versariornm  et  corraptom  populum :  qnom  vero  illi  nnllam  admitterent  excusationem  sed 
malto  magis  instarent,  tandem  Dei  bonitati  confisus  annui,  et  interim  a  festo  nati  Christi 
servatoris  nostri,  cathedrae  praefai.  Et  certo  sie  in  dies  anxit  anditorium,  tantaqne  dili- 
gentia et  promjbitndine  audior,  nt  non  dubitem  Dei  gratia  per  menm  ministerinm 
qnantnmyis  hnmile  mnltos  ad  ecclesiam  reditnros. 

Hiaee  tuae  R^^®  P*  ac  patri  meo  charissimo  scribere  volni,  ut  ea,  audiens  im- 
mensos  labores  meos,  diligentins  me  commendet  Deo.  Caeternm  colloqnium  nondnm 
inceptum  est.  De  concilio  vestro,  nnico  et  praesentissimo  ecciesiae  remedio,  qnod  sta- 
tuatnr^  libenter  ex  T.  R.  P***®  audirem.  Dominus  Jesus  Christus  interim  R.  P®°  T. 
servet  incolumem   ac  mei  amantenu    R°"   D°'  C^"  Angustani   nuntios  apud  vos  meo 

nomine  per  te  velim  salatari.     Ratisponae  18.  Januarii  1546.« 

Eigenhändig. 


8.    Hoffmeister  an  Seripando. 

1546  Februar  15  Begensburg, 

[Unbefriedigende   Nachrichten   vom  Concil.    Hoffnungsreicher  Stand  des  Colloqniams.    Ungastlichkeit 

der  Angostiner  za  Begensburg.] 

»Quartadecima  huius  mensis  reverendae  P^^*  tuae  litteras  Nonis  Decembris  prae- 
teriti  anni  ex  Tridento  ad  me  datas  statim  a  concione  pomeridiana  a  D. 
Joanne  Cochleo  insigni  theologo  accepi,  nee  potest  dici,  quanto  gaudio  me  R. 
P.  T.  perfuderit,  ad  primnm  litteramm  tuarum  conspectum;  sperabam  enim  me 
certiorem  futurum  de  omnibus  rebus  quae  apud  vos  in  concilio  Tridenti  agun- 
tur.  Nam  hoc  ipsnm  petebam  in  proximis  litteris  meis,  quas  XYIII.  Januarii 
ad  R.  F.  T.  dederam,  verum  apertis  litteris  tuis  nihil  reperi  quo  muUum  recrearer, 
nisi  quod  R.  P.  T.  bene  valeret,  in  concilio  ageret,  ac  me  amaret,  quae  tria  certe 
mihi  fuere  auditu  gratiwrima.     Quod  ad  me  attinet,  satis  bene   valeo,  laborum  satis 


6)  Oder:  fecerim. 


183 

habeo,  succedunt  omBia  satis,  coUoqaium  quod  27.  Janaarii  IncepimDS  totos  nos  oc- 
cnpatos  habet;  qualis  vero  succesaus  sit,  nondum  possnm  certo  scribere  Hie  tarnen 
videmus,  qnod  re  ipsa  in  aliqaibus  rebus  satis  nobis  accedunt  adversarii,  licet  adhnc 
yerbia  dissentiant;  tarnen  bona  spes  me  habet,  fore  ut  colloqainm  hoc  ecclesiae 
maiori  lacro  quam  damno  fnisse  mnlti  agnoscant.  Mallem  tarnen  hoc  ad  conciliom 
yestrnm  referri,  nbi  certe  tales  et  tarn  graves  causae  iudicari  debebant.  Nos  qui- 
dem  adhuc  qaasi  in  preparatoriis  occnpamnr,  et  qnasi  velitamor,  unde  nihil  certi 
a  me  iam  scribi  potest,  vernm  abi  aliqaid  tractatüm  faerit  relata  dignam,  non  ce- 
labo  ß.  P^**  T.  Interim  ego  anxius  expectabo,  quid  yobiscum  agatur.  Audio  ali- 
quas  pias  et  doctas  orationes  siye  exhortationes  a  praestantissimis  viris  in  vestibulo 
concilii  habitas,  quas  maxime  cuperem  habere  transscriptas.  Varia  et  multa  hie  de 
conventu  vestro  dicuntur,  quae  tamen  pro  maiore  parte  mallem  esse  confieta.  Cir- 
cumferuntur  aliquot  impuri  pasquilli»  aiunt  nonnullos  ex  primoribus  ad  Lutheranos 
defeeisse,  item  regem  Gallorum  suos  legatos  revocasse,  luxus  quorundam  nullum 
modum  neque  finem  esse ;  quae  omnia  sicut  confieta  spero,  ita  a  B^*'  patribus  et 
toto  concilio  quam  remotissima  esse  cupio.  Mihi  talia  multa  et  iniucunda  obiieiuntur ; 
proinde  gratum  feeeris,  si  de  omnibus  hisee  rebus  ad  me  copiosius  scripseris;  iam 
amplius  non  est  quod  scribam.  Dominus  Jesus  R.  P*»*«™  T.  nobis  diu  eonservot 
ineolumem,  cui  etiam  meam  parvitatem  comendatam  volo. 

Ratisponae  XV.  Februarii  Anno  M.  D.  XL  VI. 
Reyerendissimis ,  reyerendis  ae  doctis  collegis  tuis  me  commendabis  plurimum; 
literas  quas  scribis  te  in  Septembri  ad  me  scripsisse,  non  vidi,  cuicumque  tandem  illasmi- 
seris.  Restat  nunc,  nt  de  domo  hae  Ratisbonensi,  in  qua  habito,  nonnihil  scribam.  Certo 
domus  iam  a  multis  annis  yidetur  esse  a  prioribus  neglecta,  maxime  quod  ad  structuram 
adtinet ;  prior  iam  secum  habet  tres  fratres,  quibuseum  yiyit,  sicut  in  faelicia  haec  tem- 
pora  ferunt.  De  suo  proyinciali  nihil  sciuut,  ego  apud  eos  non  minoris  hospitor 
quam  in  publico  diyersorio,  quam  inciyilitatem,  licet  haec  proyintia  ad  me  non  per- 
tineat,  non  expeetassem.  Sed  hoc  debemus  perniciosissimo  sehismati,  quod  chari- 
tatem  fraternam  prorsus  extinxit.  Reete  £äciet  R.  P.  T ,  si  patrem  priorem  prae- 
&tae  domus  sui  officii  admonebit,  ut  honestis  moribus  conditionem  nostram  reddat 
et  Christo  et  piis  omnibus  comendabiliorem.  Ego  praeter  caeteros  labores  adhuc 
cathedrali  maioris  collegii  praesum,  habeoque  in  dies  frequentius  auditorium. 

R.  P.  T. 
humilis  filius 

Joannes  Hoff.c 

Original. 

9.    Hoffmeister  an  Seripando. 

1546  April  30  Regensburg. 
[AufioBUDg  des  Colloqnioms.    Üngewiasheit  der  Lage.    Geringer  Besuch  des  BeichsUgs.] 
»Reyerende  in  Christo  pater!   Literas  P.  T.  quas  Nonis  Decembris  dederas'ego 
tandem  14.  Februarii  accepi,  quas  yero  23.  Februarii  dederas,  ego  accepi  16.  Martii; 
Abb.  d.  III.  CL  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  £d.  I.  Abth.  26 


184 

iisdem  respoiidi  meis  literis  quas  dederam  15.  Februarii,  quaram  exemplar  iam  mitto. 
Nam  ex    venerabile   patre    D.    Joanni  ^)    imperatoriae    M^'    concionatore    Hispano^ 
qui    apud    —    —    —    —    —    —    est,    et    ex    D.  Claudio®),    qui  R"*    Gardinalis 

AngDstani    nomine    apud    vos    est,    intellexi    tuam    R.    P^^«°^    nonduin    accepisse 
literas  meas,   quod   quoram    incuria  et  infidelitate   actum   sit,    plane  ignoro.    Qualis 
faerit  snccessus    colloquii   nostri,    et  quam  turpissime   fugerint  Luterani,    puto    iam 
olim  ad   vos  fuisse  perscriptum;   qnod   si  non   fuit,   iam  mitto   exemplar  literamm 
venerabilis  patris  provincialis  Carmelitaram,  collegae  et  preceptoris  mei,  quibus  literis 
ille  brevibus  perstrinxit   totum  negotium  —  —  —  — .  Quid  de   comitiis  sperandam 

sit,  quamvis  Caes.     M^'  videatnr  serio    de  sedandis    bis  tnrbis   eogitare,  tamen  non 
possnm  divinare  quid  sperandum    sit,   sacrum   negotium   mihi  magis  cordi  est,  quam 
nostrum  principum  conventus.    Video  eos  multa  movere,  sed  nihil  promovere.    Caesar 
noster  a  X.  Aprilis  usque  in  hunc  diem  nobiscum  fuit,  nee  aliquis  ex  principibus  — 
paucis  episcopis   exemptis  —  adhuc   comparet.     Tanti  faciunt   profani  principes  im- 
perialem conventum,  quanti  Germani  episcopi  sacrum  vestrum  concilium.    Deus  bone, 
quam  negligentes  sumus  salutis  nostrae!  Mitterem  R.  P.  V.  etiam  libellos  meos,  sed 
non  invenio  qui  id  oneris  suscipere  velit.    Venit  hie  ad  nos  nomine  R™*  archiepiscopi 
Treverensis  insignis  teologus  ven.  p.  Ambrosius  Pelargns  Dominicanus,  qui  R*°*  P*®" 
T.  de  Omnibus  actionibus  nostris  suflScienter  instruere  poterit ;  —  —  —  —  doctissi- 

mique  viri  ac  domini  collegae  mei  D.  Petrus  Malvenda  Hispanus,  P.  Everardus  pro- 
vincialis Carmelitarum,  et  D.  Joannes  Cochleus,  fidelissimi  ecclesiae  propugnatores, 
ßae  pti  »p^  diligenter  sese  commendant,  ipsique  precantur  omnia  prospera;  R"°  P. 
generalem  Garmelitorum  meo  nomine  velim  diligenter  salutari,  nee  minus  Optimum 
virum  dominum  Clandium  *).  Dominus  noster  Jesus  conatus  vestros  perpetuo  bene  for- 
tunet,  ac  R.  P.  diu  servet  incolumem !     Ratisponae   ultima  Aprilis  anno  M.  D.  XLVI. 

T.  R.  P.«  etc. 

Original. 


10.    Hoffmeister  an  Seripando. 

154ß  Juni  SO  Begensburg. 

[Seine  Predigten.    Dmck  der  Akten  des  Beligionsgesprachs.    Der  Krieg.    Vikariat  der  Deatschen  Pro- 
vinzen.   Angnstiner  za  Köln.] 

»S.  P.  Literis  T.  R  P.,  quas  altera  Junii,  hoc  est  satis  in  tempore  accepi,  iam 
pridem  respondissem,  R^®  D.  pater,  nisi  me  ab  instituto  res  magis  necessariae  cohi- 
buissent :  hoc  quod  puto  R.  P***«"  T.  ex  literis  v.  p.  domini  concionatoris  caesareani 

intellexisse.     Postquam  enim  huc  regia  M^  venit,  vix  datum  est  mihi  ne  semel  tan- 

^— _^_— ^— ^_^— ^-^^^^.^_—  » 

7)  Oemeint  ist  wahrscheinlich  Johann  Quintana,  vgL  Massarelli  zu  1645  Juni  18. 

8)  Jajus. 

9)  Wahrscheinlich  ist  auch  hier  Claudius  Jajus,  der  Procurator  des  Cls.  Truchsess  zu  verstehen, 
welcher  am  16.  Decemher  in  Trient  eingetroffen  war;  DöUinger-Acton  I,  208. 


185 

dem  respirarem  a  concionibus,  singolis  tameu  hebdomadis  at  plarimam  quater  con- 
cionari  cogor.  Dominus  det  incrementum!  ego  hacteDüs  corpori  meo  param  indul- 
gere  Yolui ;  coeteram  qnod  ad  literas  taas  pertinei,  iam  respondebo,  quod  ad  literarum 
incertam  missitationem  et  ad  coUoqaii  nostri  dissolntionem  adÜDet,  nihil  est  quod  priori- 
bns  scriptis  adiiciam.  Golloqaii  acta  iam  snb  prelo  typographico  sunt;  qnae  sianteabi- 
inm  menm  in  manns  nostras  venerunt,  ad  T.  R.  0°®°*  mittam.  Concilium  spero  faelicem  sor- 
tietnr  effectum.  Conscribnntnr  a  Gaes  M}^  magni  exercitns,  nou  qnidem  nt  bis  haereses 
deleat,  sed  ut  flagellatis  seditiosis  qnibasdam  principibns  posthac  per  concilinm  ecciesia 
curariqueat.  Det  Dominus, ut  ipsiusbellemusbella!  QuaeR.P.  T.  scribitde  vicariatu  pro- 
vinciarum  totius  Germaniae,  talia  sunt,  ut  ad  illa  respondere  non  sciam.  Qui  uni  provin- 
ciae  meae  praeesse  satis  non  possum,  quomodo  tam  multis  preessem?  Hoc  tarnen 
non  illibenter  in  gratiam  tui  faciam,  si  iusseris.  Ad  quemcumque  conventum  pro- 
vinciarum  Germaniae  pervenirem,  si  qoid  pro  gloria  Christi  instituere  potero,  dih'- 
genter  et  tamquam  coram  Christo  faciam.  Coeterum  spero  in  mensis  spatio  me  redi- 
turum  ad  meos;  proinde  si  B.  T.  P.  aliquid  velit  scribere,  in  tempore  scribat.  Cu- 
perem  et  eandem  R.  P***«™  T.  literas  adhortatorias  dare  ad  provinciae  nostrae  pa- 
tres, quibas  sni  admonerentnr  officii.  Viri  clarissimi  collegae  mei  T.  R.  P.  sese  com- 
mendant  quam  officiosissime.  Est  et  aliud  quod  R.  P.  T.  latere  nolim:  Ex  animo 
cnperem  priorem  conventus  nostri  Coloniensis  admonitum,  ut  mihi  ad  ipsum  venienti 
T.  R.  P^**"  nomine  obedire  cogeretur.  Cogitarem  enim  de  aliquo  modo  quo  possem 
provinciae  meae  de  viris  doctis  providere.  Est  Coloniae  academia  maximi  nominis, 
et  ubi  omnia  monasteria,  excepto  nostro,  multos  alunt  studiosos.  Quod  si  ad  me 
pertinuisset  conventus  ille,  ego  iam  non  paueos  apud  Colonienses  haberem  pueros. 
R^  itaque  tua  paternitas  cogitare  poterit,  quibus  modis  reliquias  nostras  salvare  que- 
amus.  His  R.  P.  T.  Domino  nostro  Jesu  Christo  commendatam  volumus.  Ratis- 
ponae  ultima  Jnnii  anno  1546.  T.  R.  P. 

humilis  filius 
F.  Joannes,  c 

Original. 


11.    Uoffmeister  an  Serlpando. 

1546  Jidi  26  Regensburg, 
[Seine  Yerwendang  als  Hofprediger  König  Ferdinands.] 

>S,  P.  Ultima  Junii,  reverende  pater,  literas  nostras  ad  R**"  pt*tem  dedimus, 
quibus  etiam  significavimns  nos  infra  mensis  spatium  redituros  domnm:  verum  Deo, 
omniam  rerum  sapientissimo  gubematori  aliter  visum  est.  Cum  enim  a  Caes.  M^^ 
peterem  dimissionem,  eam  mihi  denq^abat,  causam  adiiciens  me  in  tanta  Germaniae 
turbatiome  non  posse  redire  domum,  se  enim  non  ignorare,  quid  Lutheranorum  pro- 

26* 


186 

ceres  contra  memachinareutnr.  Tandem  eo  res  devenit,  nt,  siye  velim  si^e  nolim,  iam  cogar 
sequi  anlam  Bomanornm  regis  Ferdinand],  atqne  ei,  donec  hoc  bellum  desaevierit,  a 
concionibus  esse :  qnae  res  quantum  me  tarbet,  non  possnm  dicere,  scio  enim  quam 
necessaria  esset  mea  praesentia  confrairibas  meis.  R^  itaqne  tua  patemitas  aliquaudo 
me  suis  literis  consoletur,  et  me  meaqne  studia  piis  precibus  Deo  comendet.  Ego,  si 
Dominus  dederit,  bac  hebdomada  Pragam  proficiscar.  Novarum  rerum  apud  nos 
nihil  est,  nisi  quod  omnia  sunt  in  armis.  Deus  clementissimus  sie  moderetur  im- 
peratoris  nostri  conatus,  ne  quid  incomodi  accipiat  ecclesia,  et  ne  multum  innoxii 
sanguinis  effundatur!  His  bene  valeat  T.  R.  P.,  sicut  hactenus  comendatum  habeat! 
Ratisbonae  26.  JuK  1546.  T.  R.  P. 

F.  Joannes  Hoff. 

Rogo  R.  P.  T.  per  Christam,  ne  has  pueri  mei  literas  mihi  vitio  vertat :  Sic  enim 

omnia  turbata  sunt  apud  nos,  ut  plane  quid  /actam  ignorem.« 

Original. 


12.    Hoflbieister  an  Seripando. 

1546  August  3  Begefisburg. 
[Das  neue  Amt.     König  Ferdinands  Verlangen.    Des  Kaisers  Befehl.    Die  Akten  des  Golloqniams.] 

»Rev"^''  pater!  Literas  quas  T.  R.  P.  nona  Julii  dederat,  ego  1.  Augusti  accepi  a 
rev.  patre  Joanne  Cysareo  concionatore  catholicissimo.  Sed  quid  respondeam  ad  illas, 
dignissime  generalis?  T.  R.  P.  imponit  humeris  meis  onus  importabile  et  ad  quod 
sufferendum  multi  non  sufficerent  Hercules.  Sed  hoc  est  fatum  meum,  et  plerumqne 
ineptioribus  humeris  graviores  imponuntur  sarcinae.  Sed  audiat  R.  P.  T.,  quomodo 
mecum  agatur.  Statueram  quidem,  sicut  hoc  ipsum  in  proximis  literis  scripsi,  sta- 
tim  finitis  comitiis  redire  ad  meos  Colmarienses.  Hoc  postquam  Serenissimus  Roma- 
norum rex  rescivit,  statim  cepit  meutern  agere,  ut  sequerer  aulam  ipsius.  Recusa- 
vi  ter  aut  quater,  sed  frustra.  Non  enim  destitit,  donec  ei  poUicerer  operam  meam, 
non  tamen  ultra  menses  quatuor.  Nolim  enim  deserere  domum  meam,  multo  minus 
vero  ordinem  nostrum  de  me  non  male  meritum.  Ergo  26.  Julii  sarcinas  meas  col- 
legi,  navim  in  qua  Linzium  usque  veherer  conduxi,  sarcinas  meas  in  illa  collocavi, 
nihil  aliud  in  animo  habens,  quam  sequenti  die  me  navigio  committere,  et  recta  ad 
aulam.  Quid  fit!  Imperator,  nescio  a  quo  admonitus  me  parare  abitionem,  jubet 
me  hie  mauere,  donec  aliud  de  me  statuerit;  esse  enim  causas,  quare  me  potius  hie 
quam  in  aula  fratris  sui  habere  velit:  regem  habere  suos  concionatores  catholicos, 
huic  vero  civitati  deesse.  Sic  ergo  coactus  sum  referre  pedem,  donec  aliud  vel  im- 
peratori  vel  regi  visum  fuerit.  Ex  his  intelligat  R.  P.  T.,  quid  mihi  supersit  otii: 
omnes  meam  operam  desiderant,  quum  ego  ne  uni  quidem  satisfacere  queam.  Caetera 
ex  ipso  patre  v.  concionatore  intelliges.     Ego   interim  sedulo  curabo,  ut  R.  P.  T.  ex- 


187 

periatur,  mihi  gratificandi  tibi  magis  facultatem  quam  volantatem  defaisse.  Mitto  R. 
P****  T.  acta  colloqnii,  qnibns  adinnxi  comentariolos  meos  in  utramqae  ad  Corinthios. 
Haec  nt  ad  te  ferret,  rogavi  clarias.  D.  Ludovicum  de  Toleto  etc.,  qui  id  ofBcii  mihi 
libenter  promisit.  Jesus  Christus  etc.  Batisponae  3.  Augusti  anno  1546.  Domino 
Claudio  salutem  meo  nomine.« 

Eigenhändig. 


13.    Hoffmefster  an  Seiipando. 

1547  Januar  23  Ulm. 

[Seine  Stellang  bei  Kaiser  nnd  Kdnig.    Sendung  zam  Hofe  in  Colmars  Interesse.    Befehl  in  Ulm  zu 
predigen.    Billigong  der  zurückhaltenden  kaiserlichen  Beligionspolitik.    Die  Fehler  beider  Beligions- 

parteien.    Beurtheilang  der  Gegensätze.] 

>Non  immerito  mirereris,  R"^®  in  Christo  pater,  quis  casus  me  huc  appulerit,  nisi 
iam  olim,non  tarn  ex-me  quam  ex  aliis,  quo  in  loco  habeant,  et  quantum  mihi  tri- 
buant  summi  christiani  orbis  monarchae,  intellexisses.  In  proximo  die  qui  S.  Andreae 
sacer  erat,  relicta  christiani  principis  Bavariae  aula  Colmariam  ad  confratres  meos 
redieram,  et  ecce  statim  a  festis  nataliciis  Christi  a  senatu  meo  Colmariensi,  ut  non- 
nihil  illis  apud  Caes.  M.  impetrarem,  in  imperatoris  aulam  missus  sum.  In  hanc  igi- 
tur  cum  15.  huius  mensis  pervenissem  —  agebat  autem  tum  caesar  Hailpronni  — 
praeter  expectationem  invenio  Bm«»C^^  Augustanum  cum  confessore  caesaris  de  me 
ad  ülmam  vocando  tractantem;  fore  enim,  aiebaut,  e  republica  christiana,  si  caesaris 
iussu  in  tarn  magna  civitate  et  tam  misere  seducto  populo  aliqaamdiu  praedicarem. 
Uli  ergo  de  praesentia  mea  admoniti,  nihil  aliud  quam  Dei  providentiam  et  dispo- 
sitionem  admirantes,  ac  me  a  domino  Hiesu  eo  missum,  remque  nostram  felicissime 
successuram  bene  ominantes,  me  advocatum  humanissime  salutant,  et  quid  de  me 
communicatis  consiliis  statuerint,  denunciant.  Postea  iubent  ascendere  Ulmam,  et 
ibi  caesaris  expectare  adventum;  nam  ille  certo  statuerat  22.  huius  ingredi  ülmam; 
hoc  qnod  etiam  fecit.  Quid  vero  de  me  statuere  velit  caesar,  adhuc  mihi  non  con- 
stat;  quidquid  autem  illud  fuerit,  non  ita  multo  post  ex  me  intelliges.  Caeterum 
quid  Yobiscum  agatur,  multi  boni  viri  scire  desiderant,  nemo  tarnen  magis  quam  ego. 
caesaris  conatus  hactenus  sie  successit,  ut  nemo  dubitare  queat,  quin  Dens  vindicem  su- 
um  salvare  velit,  neque  ego  aliud  a  Christo  petam,  quam  ut  victoria  caesaris  nemo 
abutatur,  sed  ad  reformationem  et  incolumitatem  ecclesiae  nostrae  promoveatur.  Mi- 
rantur  multi,  quod  pius  caesar  quae  non  christianae  religionis  sunt  apud  adversarios 
inconvulsa  permanere  sinat ;  ego  vero  ilb'ns  consilium  hac  in  re  non  vulgariter  probo. 
Nam  yestrum,  uon  caesaris  est  religionis  dogmata  proponere.  Nee  satis  consultum 
esset  ecclesiae,  etiamsi  haeresis  nulla  extaret.  Quod  illi  in  dogmatis,  nos  in  moribus 
peccamus,  et,  si  verum  dicere  licet,  in   utroque  ab  utrisque  peccatur;  quae  res  vos 


188 

ftigere  non  potest  et  a  vobis  corrigi  debei     Haeretici  negant  missam  —  nam  haec 

exempli   gratia  dicam  —  ac    qnotasqnisque   nostnim   est,    qni  ea  qua   decet  reve- 

rentia  illam  facit?     Aversamnr  haereticoram    sacerdotmn   Duptias.     Et  interim  apad 

nos  rarissimas  est,   qui  non  et  publice  et   impune  alat  in  aedibus  snis  vile  prostitn- 

lum.     Respuimus   illorum   sacerdotes   neque  legitime  vocatos  neque  catholice  conse- 

cratos,  sed  vos  datis  nobis  pastores  ecclesiae,  qui  ante   snnt  episcopi  et  archiepiscopi 

quam  sint  diaconi,  nedam  presbyteri,   et  qai  re   et  nomine   malant  principes  vocari 

et  esse  quam  episcopi.  Sed  de  bis  vos  videritis.    Audio  bisee  diebus  a  vobis  definitum 

et  absolutum  articnlum  illum  de  iustificatione  impii ;  hoc  si  factum  est,  quod  factum 

esse  et  spero  et  cupio,   nulla  re  mihi  magis   gratificare  poteris,  quam  si  acta  illa  ad 

me  miseris      Neque  enim  ignorare  poteris,  quam  pessime  illo  dogmate  abutantur  Lu- 

terani;  nam  concesso  illis:  »nos  sola  iide  iustificari«,  continuo  argumentantur,  reliqua 

omnia  quae  a  piis  quoquo   modo    fieri  poasunt   ad  iustificationis  negotium  non  per- 

tinere.     In   negotio   sacramentorum  vix   satisfacietis  causae  rei,    nisi  prius  perspectis 

Lutheranorum,  maxime  vero  Zwinglianorum,  hoc  est  Zwinglii  Calviui  et  Buceri  libris. 

Quid  in   sacratissimo  eucharistiae  sacramento    in  contentionem  vocetur,  in   propatulo 

est,  ita  ut  hac  de  re  frustra  te  admoueam,   quae  vero  in  baptismi  negocio  invoivunt, 

tectiora  et  involutiora  sunt,  immo  et  peiora,  quam  multi  suspicentur.     Aut  ego  male 

iudico  aut   illi   pene  nihil   tribuunt  baptismo.     Videatur  hac  de  re  Galvinus  in  insti- 

tutione  sua  quam  ille  catholicam  vocat,  et  Bucerus  in  evangelistas  et  in  epistolas  ad 

Romanos.     Quodsi  haec  etiam  me  tacente  iam  pridem  nosti,  rogo,  pater  mihi  perpetue 

observande,  iguoscas  verbositati  meae  et  aliquid  condones  meo  animo,  qui  nihil  magis 

cupit  quam  bene  consultum   ecclesiae.     Dominus  Jesus   reddat  me  voti  compotem  et 

conatus  vestros    quam  felicissime   provehat!     Si   non   habetis   pestilentissimum   illum 

Buceri  librum,  quem  vobis  qui  Tridenti  agitis  inscripsit,  intelligam,  et  si,  volueris,  ad 

te  mittam.     His  ergo  R.  P.  T.  commendatum  volo  D.  nostro  Jesu  Christo  etc.   Sal- 

vos  cupiam  commilitones  tuos  omnes,  praecipue  vero  D.  Claudium,  cuias  pectus  Christi 

negocio  promovendo   scio   esse   addictissimnm.     Ulmae  Suevorum  23.  Januarii  1547. 

T.  R.  P. 

humilis  filius 

F.  J.  Hoffmeisterns.« 

Eigenhändig. 


14    HoAneister  an  Seripando. 

1547  Februar  18  Ulm. 
[Seripandos  Abreise  von  Trient.    Generslversammlnng  des  Angnstinerordens  in  Becanate.    Die  hoff- 
nungslose Lage  des  Ordens  in  Deotschland,  selbst  bei  Znrückgabe  der  Klöster.    Seine  Predigten  und 
Arbeiten  für  den  Druck.    Die  Bechtfertignngslehre  sn  Trient.    fiacer.    Des  Kaisers  Erfolge.] 

>S.  P.  D-  Quas  T.  R.  P^  8.  Februarii  ad  me  dederat  literas,  17.  eiusdem  mihi  hie 
Ulmae  agenti  traditae  sunt,  et  in  ipsis  quidem  omnia  mihi  supra  modnm  placuerunt, 


189 

excepto  eoy   qaod   te   a   tarn  pio  negocio  tarn   cito  subtrahere  cogaris.     Submitigat 
tarnen  aliquantulnm  dolorem  menm,   quod  ad   aliud  negocinm,  certe  nobis  non  con- 
temnendam    properas;    qaod    ut    feliciter    tibi    tnisque    confratribus    cedat,    Denm 
misericordiaram    et    totias    consolatioDis    patrem    humillimis    meis    precibns    rogare 
Bon  cessabo.     Et  cnperem  qnidem  ego  ipse  comitiis  vestris  interesse,   videre  reliquias 
religionis  nostrae,   andire    et  amplecti  viros  eraditione  et  pietate  niultit;i^a  insignes, 
miserias  item   nostras  vobiscnm  deplorare,    utinam  et  de  vel  amoliendis  yel  mitigan- 
dis  in  medinm  consnlere !     Sed  quare  ad  vos  concedere  iam  non  possim,  plures  sunt 
causae  qnam   ut  a   me  recenseri  possint.     T.  B.  P.  intellexit  iam   dadmn,  qnantum 
ocii   mihi   reliqunm   sit.     übique  snm   et  nasqnam   habito.     Hactenns  per  biennium 
non  licüit  mihi  visitare  provinciam  nostram,  qnantumvis  angustam  et  modicam.  Literis, 
quantam   datnr,   eonfratres   meos    alloqnor,  admoneo,  corripio,  consolor,  prout  nobis 
expedire  videtar.     Quomodo   vero  provinciae  nostrae,  aat  potius  omnibns  Germaniae 
nostrae  provinciis   medendum  sit,   plane  ignoro.     Non  despero,   fore  nt    nobis  resti- 
tuantnr  nostra  monasteria  non  pauca,  sed  non  video,  qaos  fratres  illis  praeficiamus. 
Pauci  nohiscum  sunt ;    et  si  qui  inter  nos  alicuius  momenti  sunt,  non  minus  a  catho- 
licis  quam  a  Lutheranis  corrumpuntur.     Episcopi  apostatas  nostros  suis  populis  prae- 
ficiunt,  qua  de   re  iam  olim  ad  R.  T.  P.   scripsi.     Pauci  iuvenes  ad  nos  veniunt,  et' 
si  qui  veniunt,  postquam   aliquot   annos  panes  nostros  devorarunt,  contemptis  nobis 
et  consumptis  nostris  aufugiunt,  vel  ad  male  catholicos  vel  ad  pestilentissimos  Luthe- 
ranos.     Iam  non  plura,  quum  negotiis  et  laboribus  pene  enecor.     Singulis  ebdomadis 
ter  aut  quater  hie  predico  et,  ut  spero,  magno  cum  fruetu  ecclesiae.   Laudetur  Deus, 
qui  etiam  per  impuros  canales  suis  solet  coelestem  dare  pluviam !  Postilla  mea,  quam 
de  tempore  et  sanctis  vocant,  quam  iussu  regis  Romanorum  Latine  congessi,  iam  sub 
prelo  sudat.     Et  iam  eiusdem  iussu  inter  reliquos  labores  aliam   postillam  Germanice 
compono,  cuius  laboris  tam  avidi  sunt  multi,  ut  nolint  finem  expectare  operis,  sed  aZ«- 
quando  aliquot  extorqueant    canones.     Sic  impressae  sunt  noyem  canones  Germanice 
scriptae.     T.  igitur  B.  P.  intuitu   horum    laborum  me  et  excusatum  habebit  et  reli- 
quis   Yen.    patribus   et   fratribus  me  commendabit.     Enimyero   in  tot   ac   tantis   la- 
boribus  nisi  velim   succumbere,    multorum   intercessionibus   opus   habeo.     Caeterum 
quod  iustificationis  negotium  adtinet,  hoc  dico,  me  illud  obiter  quasi  ocuUs  transcur- 
risse,  ac  supra   modum   placuisse,  plaeiturum  haud   dubie  magis,  si  illud  diligentius 
expendere  licebit.     Nee  potest  nee  debet  mihi  displicere,  quod  tanto  coll^o  placuit. 
Hoc  porro  me  affecit  maximo  gaudio,  quod  sciam  me  hactenns  non  aliter  hac  de  re 
doouisse.  Magnam  mihi  gratiam  feceris,  si  exemplum  incorruptum  ad  me  misens.   T. 
B.  P^   hie  mitto  Bucerum,  haereticorum  yersutissimum,  quem  si  diligenter  perlegeris, 
yidebis  quäle  yas  ad  corrumpendam  ecclesiam  sibi  elegerit  Satan.     Prolixior  sum  B. 
P.  quam  constitueram,  proinde  ergo  valebis  felix,  filii  ac  discipuli  tui  Hoffineisteri  non 
immemor.     ülmae  yelocissimo  calamo  18.  Februarii  47,     Ad  B.  patrem  proyincialem 
Goloniensem   statueram  ipse  descendere,   ut  praesens  praesentem  alloquerer    de  sub* 
yeniendo  nostris  reliquüs;   hoc  quum  hactenns  Beri  non  potuit,  T.  B***®  P*****  literas 


190 

ad  illam  adhuc  mecum   habeo.     D.  Claudium,  D.  Pelargnm  et  totom  vestrnm  colle- 

giam    bene  ac  &eliciter  valere  cnpio.    Res    caesaris  feliciorem   habent   saccessam, 

qaam  malti  speraroiit.     Potitur  sine  sangnine  victoria,   omnes  fere  civitates  rebelles 

sese  nitro  dedidere.    De  pelle  dncis  Saxoniae  iam  agitnr.     Lantgravius  Hassiae,  Ger- 

manicns  nimirnm  Gatilina,  nihil  non  tentat  ut  gratiam  apnd  imperatorem  inveniat. 

T.  ß.  ?• 

hamilis  filias 

HofiEm.« 
Eigenhändig. 


15.    Hoffmeister  an  Seripando. 

1547  April  14  DiUingen. 
[Seine  Bückbernfung  an  den  kaiserlichen  Hof.    üogdnstige  Berichte  über  das  Concil ;  dessen  Verlegung 

nach  Bologna.    Verzweifelte  Lage  des  Katholicismus.] 

»Scripsi  iam,  nt  iusseras,  venerando  vestro  concilio  et  meae  absentiae  cansam,  qualis- 
qne  monasteriorum  nostrorum  status  vel  potius  interitns  et  occasus   sit,  breviter  ac 
simpliciter,  nee  sine  magno  animi  mei  dolore  exposui.     Det  Dominus  nobis  concilium, 
qno  omnia  pro  illius  gloria  disponatis !     Ego  me  T.  R.  F.  sie  iam  notum  esse  puto, 
ut  non  necesse  existimen,    de  rebus  meis   plura   ad  te  scribere.  11.  Mareii  ab  Imp. 
M^  venia  ac  dimissione  impetrata  ülmam,  civitatem  Lutberanam  dereliqui  et  proxima 
ad  R.  G^®"^  Augustannm,  cum  bic  deligenter  me  vocaret,  concessi ;  ubi,  dum  vix  per 
octiduum  baereo,  ecce  rursum  adest  nnncius,  qui  me  nomine  imperatoris  —  bic  tum 
Norimbergae  agebat  —  ad  ülmam  revocet.  Quum  autem  nuncius  bic  nullas  literas  ad  me 
nomine  imperatoris  haberet,  nolui  ad  Ulmenses  reyerti,  sed  scripsi  venerabili  patri  D.  Pe- 
tro  ^^)  qui  imperatori  a  confessionibus  est,  ut  me  de  voluntate  imperatoris  certiorem  fa- 
ceret.  Huins  responsumadbnc  expecto,  quod  si  in  hoc  octiduo  non  venerit,  recta  revertar 
ad  doinum  meam,  quod  ut  felix  ac  faustum  sit,  Deum  ex  animo  precor.     Rumor  bic 
spargitur,  concilium  ex  Tridento  Bononiam   translatum   et,   ut  multi  putant,  porro 
sublatum  et  extinctum  esse.     Quod  si  verum  est  —  utinam  autem  confictum  sit !  — 
nibil  aliud   divines   quam  Germaniam  totam  in  brevi  ruituram   et  iugum  S.  D.  N. 
penitus  abiecturam.     Dii  boni,   quales  animos  habent,   qui  S.  D.  N.  ad  has  res  ur- 
gent !     An  nondum  satis  peccatum  est!  —  —  —  —  —  —  in  dies  nova  contra  S.  P. 

commiscuntur  crimina,  videntur  omnes  nationes  meditari  defectionem  ab  ecclesia  Ro- 
mana, et  cogimur  iam  audire  concilii  nomine  haetenns  nobis  t^tderä  illusum  et  im- 
positum.  Non  potest  dici,  qualis  rnina  sit  bic  apud  catholicos  et  haereticos.  Hi 
triumphant  ac  videntur  sibi  vicisse,  catholici  videntur  omnino  volle  despondere  ani- 
mos. Fac  igitur,  ut  intelligam,  optime  pater,  nt  intelligam[!],  quid  mihi  et  multis  bonis 
viris  de  concilio  polliceri  debeam.  Vale  felix  et  me  amare  perge.  Rev.  patribus  diffi- 
nitoribns  me  dib'genter  comendabi8.€  etc.  Eigenhändig. 

10)  Gemeint  ist  Soto. 


191 

16.    HoAneister  den  ^difflnitoribos  in  eapitnlo  generali  fratrum  Er.  D.  An- 

gastint  iam  Recanei.^ 

1547  April  14  Dillingen. 
[Das  Generalkapitel.    Hoffnungslose  Lage  des  Ordens  in  Deutschland.] 

>S.  P.     Iam  olim  R"*'  patris  generalis  nostri  dignissimi  accepimus  literas,  patres 
mihi  in  Domino  non  minus  obseryandi  quam  cfaari,  quibas  me  cum  aliis  aliquot  pro- 
vinciae  nostrae  patribus  vocat  ad  vestram  synodnm,  quam  instituistis  ut  in  ipsa,  com- 
municatis   videlicet  consiliis,  paribus  studiis  ac  votis,  reliquiis  nostrae  religionis   vel 
aliquo  modo  consulatis.     Quod  ut  feiix  et  faustum  sit,  Deum  et  patrem  domini  nostri 
Jesu  Giristi  ex  animo  precamur.     Et  de  studio  quidem  vestro  nihil  dubitamus  quin 
in    Domino  susceptum   sit,  quem   etiam  vobis  adfuturum   esse  certo    speramus.     Et 
erit,   antequam    clament,   inquit,   ego   exaudiam   vos.     Et  si  quaesieritis  me  in  toto 
corde  Testro>  inveniar  a  vobis.     Ego  licet  meis  consiliis,  quae  certe  nulla  sunt,  pro- 
desse    non    possem,    tamen    ex    animo    cupiam    vestris    interesse  com(itiis   —  — ), 
paucis    horis    viderem    eos    quos     pro     me    apud     Deum     interce(ssuros     persua-) 
sissimum  habeo.     Nos    certo    in    his    regionibus  pauci   sumus,   (et  tales   qna)les  D. 
pater   noster   Augustinus,    si   iam    rediret,   vix    agnosceret.     Magna   habemus   opus 
correctione  et  emendatione,  quam  tamen   omnes  fngiunt.     Pessima  illa  ac  plus  quam 
blanda  ac  captiosa  Lutheri  haeresis  omnia  sanctae  obedientiae  disrupit  et  e£Pregit  re- 
pagula,  unde  fit  ut  qui  a  nobis  tantum  duriuscnlo  corripiantur   verbulo,  statim,  re- 
iecto  habitu  monastico,  imo  omni  pudore  postergato,  concedant  ad  viciniores  episcopos, 
ubi   statim   inveniunt  similes   labra   Zac^uras.     Castigati   vero   ab   episcopis    —  nam 
identidem  ad  peiora  contendunt  —  ad  Lutheranos,  et  deinde  ab  his  ad  Zwinglianos 
fugiunt.     Ea  enim,  proh  dolor!  cum    pestileutissima   illa  haeresi  irrepsit  in  omnium 
hominum  animos   licentia,   ut  vix  centesimus   paterfamilias  habeat    unum    famulum 
qui  aequo  animo  sustineat  vel  acrem  aliqnam  admonitionem.     Si  idem  morbus,  quod 
Dens  avertat,  etiam  vestrorum  animos  occupavit,  non  possum  non  condolere  miseriae 
vestrae.     Hoc  vero  potissimum   doleo,   quod  videam   plebem  magis  adspirare  ad  pie- 
tatem,  quam  viros  ecclesiasticos.     Audimus  enim  subinde  tales  a  plebe  voces:     Non 
odimus,  inquiunt,  sacerdotes,  sine  qnibus  vivere  non  possumus,  sed  detestamur  ipso- 
rum  impuros  mores,   quorum  intuitu    et  nos  et  nostri   corrumpuntur.     Faciant,  in- 
quiunt, viri  ecciesiastici  officium  suum,   et  nos    nostro  non    deerimus.     Sic  yidentur 
multi  rursum  desiderare   monachos,  si  modo   essent   quibus  populus  Domini  comen- 
dari    posset.     Dicam  de  nostris  monasteriis  a    Luteranis  occupatis,  ea  non  magno 
labore  recuperare  possem,  si  haberem  quos  illis  praeficerem.     Nemo    in  hoc  rerum 
tim  ( —  —  —  —  —  — )  suos  nobis  committere  voluit.     Et  si  qui  ad  nos  venerunt 

( —  —  —  —  ne)glecti  nee   probe   educati  fuerunt.     Addam  quod  in  tanta  corrup- 

tione  impossibile  fuit  liberos  pie  instituere.  Periculum  est,  nos  tandem  penuria 
fratrum  coactos  etiam  ea  deserere  monasteria,    quae  Dei    dementia  hactenus  nobis 

Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  I.  Abtb.  26 


192 

sarvavit.  Haie  letali  morbo  si  aliqaod  pharmacam  parare  potestis,  age  parate.  Ego 
me  meaqae  omnia  Christo  et  hnins  ecclesiae  iam  dadum  consecrayi.  Et  R^^  P.  N. 
generali  dignissimo  iam  saepias  scripsi,  quos  et  quantos  labores  ecclesiae  nomine  ferre 
compellor.  Hie  ergo  meae  absentiae  causas  Tobis  exponere  et  me  pro  sna  in  me 
homanitate  et  benevolentia  vestris  precibns  et  favoribas  commendare  non  grayabitur. 
Dillingae  ex  aala  R"^'  C^^'  Augustani  14.  Aprilis  1547.« 


Hoffmeisters  Schriften. 

1538. 

1.  »Dialogo-  II  rnm  libri  duo,  quibos  aliqnot  ecclesiae  ca-  ||  tholicae  dogmata  Luthe- 

ranornm  et  verbis  ||  et  sententiis  roborantur,  authore  Joanne  ||  Hoffmeystero 
Augustiniano  ||  Colmariensi  .  .  .  Fribnrgi  Brisgoiae.  ||  An.  MDXXXYIII.« 
Am  Schlüsse:  »Excudebat  Joannes  Faber  j]  Emmeus  Jaliacen.  An.  1538.« 
.  [Gandolfo  fahrt  nar  eine  Yenetianer  Aasgabe  1554  an]. 
Zweite  Aasgabe:  »nunc  denuo  ab  ipso  et  aacti  et  recogniti  MDXLYI.« 
Beilage :  »Haereti-  ||  coram  malae  ||  artes  a  S.  Patrib.  exquisitiss«  ||  descriptae 
et  a  F.  Joan-  [|  ne  Hoffmeistero  ||  collectae.«  [Nach  Gandolfo  warden  die  Artes 
1554  za  Rom,  1567  za  Paris  selbststandig  gedrackt.] 

1543. 

2.  »In  D.  Paa-  ||  li   ad   Philippen-  ||  ses  epistolam  enarra-  ||  tiones  piae  ac  catho- 

licae  F.  Joanne  ||  Hoffmeistero  Aagast.  Ecclesiasta  Golmarien.  ||  aatore  .  .  • 
Fribargi  Brisgoiae,  jj  Stephanas  Melechus  Gravias  excudebat,  ||  An.  MDXLHI.« 
[Gandolfo  1545.] 

1544. 

3.  »Col-  II  latio  ve-  ||  teris  et  novi  ||  testamenti,  ||  de  salnte  per  Chri-  ||  stam  pro- 

missa  et  ||  exhibita.  ||  Norimbergae  apud  Georgiam  Wachteram  1544.«  [Hein- 
rich Agrikola's  Arbeit  liegt  zu  Grande] 

1545. 

4.  »Verbam  Dei  ||  camem  factum,  hoc  ||  est  Jesnm  Chiistam  ser-  ||  yatorem  nostrom 

ecclesiae  suae  onicam  ||  propiciatoriam  ac  perpetaum  ||  esse  sacrificium,  Asser- 
tio  F.  Joannis  ||  Hoffmeysteri,   Angostiniani ,  Eccle«-  ||  siastae  Golmarien. 
item  II  expositio   precum  ac  ceremoniarnm ,    qua-  ||  rom   usus  in  quotidiano 
sacro   •  •  •  II  Omnia   ecclesiae    catholicae  ||  iudicio    submissa    sunto.     Anno 


193 

MDXLV.«  Am  Schiasse:  »Excasum  Moguntiae  ad  divam  Victorem,  in  offi- 
cina  typographica  Francisci  Behemi.«  [Mehrere  Aasgaben,  obige  mcht,  bei 
Gandolfo:  Antwerpen  1545,  4^  ib.  bei  Steels  1552,  4^  Rom  bei  Anton 
Blad  1554,  4^  Paris,  Sebastian  Nivelly  1572,  4<^]. 

ö.  >Gano-  II  nes  sive  claves  ||  aliquot  ad interpretandam  sacras  Bi-  ||  blioram  scrip- 
toras,  omnibos  S.  Theolo-  ||  giae  candidatis  non  tam  ntiles  quam  ||  necessa- 
riae  F.  Joanne  Hoff-  ||  meystero  Angastinia-  ||  no  Colmarien.  [|  Ecclesiae 
coUectore.  MDXLV.«  Am  Schiasse:  »Mogantiae  ad  Divam  Yictorem  excn- 
debat  ||  Franciscus  Behemas  1545.«  4®.     [Diese  Ausgabe  auch  bei  Gandolfo.] 

6.  >F.  Joannis  {j  Hofibneister  Aagas-  ||  tiniani  et  Ecclesiastae  Colmarien.  in  utras- 

que  II  S.  Pauli  ad  Corinthios  epistolas  Homi-  ||  liae  viva  autoris  voce  po- 
pulo  Gol-  II  marien.  depraedicatae  et  nunc  ||  primum  summa  cura  in  ||  usum 
publicum  typis  excusae.  ||  Coloniae  ex  of&cina  Petri  Quentel  ||  Anno  Christi 
nati  MDXLV.«     [Gandolfo.] 

7.  »Drey  christliche  und  ||  nützliche   Predigen,  gethan  zu  Wormbs  ||  im  Thum- 

stifft,  durch  B.  Johann  |{  Hoffmeister,  Augustiner.  ||  Anno  MDXLV.«  [Oster- 
montag, Sonntag  Vocem  lucunditatis,  Aufffthrtstag.]  Am  Schlüsse:  >Za 
Mentz  bei  S.  Victor  Druckts  Franciscus  Behem  1545.« 

8.  D.  Petri  yene*  ||  rabilis  Abbatis  Clu-  ||  niacensis,   viri  cum  in  humanis,  tum  in 

diyinis  scri-  ||  pturis  eruditiss.  contra  Heinricianorum  et  ||  Petrobrtisianorum 
haereses,  Episto-  ||  lae  duae  multum  neryosae  et  H  yere  catholicae«  [Vor- 
rede Hoffineisters:  »Colmariae  penult.  Februarii  1544.«]  Argumentum  earum 
in  pro-  II  xima  pagina  explicatur.  Qaibus  adduntur  S.  Bemar-  ||  di  tres 
sermones  ac  noyem  epistolae.  [Cochläus  Vorrede:  Eichstadt  4.  Non.  Aug. 
1545.]  Habes  hie,  Christiane  lector  ||  opusoalum  ante  quadringentos  quidem 
aunos  scri-  ||  ptum,  sed  hactenus  nobis  Germanis  qni  ta-  ||  men  prae  cae- 
teris  illo  opus  habeba-  ||  mus,  plane  incognitum.  ||  .  .  .  Ingolstadii  in  ofß- 
cina  II  Alexandri  Vueissenhom  MDXLV.«  [Die  Ausgabe  MDXLVI  ist  blosse 
Titelausgabe.] 

1546. 

9.  »Loci  com-  ||  munes  ||  Rerum  theologica-  |j  rum,  quae  hodie  in  controyersia  ||  agi- 

tantur,  ad  regulam  et  consen-  ||  sum  yerae,  catholicaeque  ecclesiae  e  S.  Pa- 
trum sententiis  ||  confecti  ||  F.  Joanne  Hoffmeistero  Augusti-  ||  niano  autore. 
II  MDXLVII.«  I  Am  Schiasse:  »Ingolstadii  excudebat  Alexander  Vueissen- 
hom. MD  XL  VII.«  Die  Widmung  an  Erasmus  yon  S.  Emmeram  in  Begens- 
burg  ist  datirt:  »Uatisponae  5.  Eal.  Aug.  1546.« 

Ausgaben:  1549  Ingolstadii  excudebat  Alexander  Vaeissenhom. 
1550  Antyerpiae. 
1552  Antyerpiae  in  aedibus  Joan.  Steelsii.     MDLII. 

26* 


194 

1555  logolstadii  excudebat  Alexander  et  Samuel  Vueissenliom. 

1573  Paris. 

1582  Ingolstadii  ex  officina  Weissenborniana  apad  Wolfgangum  Edernm,  mit 
Widmung  Eders  an  Hieronjmus  Weise,  Abt  von  S.  Emeram  zu  Regens- 
burg, unter  Hinweis  auf  die  Mitwirkung  des  Ingolstädter  Professors  Gode- 
fridus  Fabricius  aus  Lüttich.  [Vgl.  Prantl  Geschichte  der  Ludwig-Maximilians- 
Universität  I,  308.  Gandolfo  führt  eine  Ingolstädter  Ausgabe  von  1551 
als  erste  an,  dann  eine  zu  Venedig,  mehrere  zu  Paris  gedruckte.] 

1546. 

10.  »Articuli  ||  conciliati  in-  ||  ter  purioris  doctrinae  novos  mi-  ||  nistros  ab  Anno 

domini  ||  1519  usque  ad  annum  ||  praesentem,  scilicet  ||  1546.  ||  MDXLVI.  || 
Am  Schlüsse:  »F.  Joan.  Hoffmei-  ||  sterus  A.  has  gemmas  in  aedificationem 
II  ecdesiae  et  confusionem  hostium  ||  ecclesiae  deligenter  ex  Lu-  ||  theranorum 
et  Zuin- 1|  glianorum  scriptis  coUegit.  Excudebat  Ingolstadii  ||  Alexander  Vueissen- 
horn.c  II  8«. 

1547. 

11.  »Drey  christliche  und  ||  vast  nützliche  predigen,  beschehenin  der  ||  christlichen 

und  fürstlichen  Stat  Mün-  ||  chen  disen  September  .im  1546.  ||  jar  von  B. 
Johann  Hoffmey-  ||  ster  Augustiner  von  ||  Golmar  .  .  .  Getruckt  zu  Ingolstat 
durch  Ale-  ||  xander  Weissenhom.  MDXLVII.«  4®. 

12.  »Homiliae  ||  in  Evan-  ||  gelia,  quae  in  domi-  ||  nicis  et  aliis  festis  diebus  legun- 

tur  II  per  totum  annum,  pleraeque  omnes  ||  in  comitiis  imperialibus  Vuorma- 
ciae,  et  Hatisponae  nuperrime  cele-  ||  bratis,  depraedicatae  per  V.  P.  Jo- 
hannem  Hoffmeisterum,  F.  Eremitarum  D.  Augustini  per  u-  ||  tramque 
Germaniam  Vica-  ||  rium  generalem  etc.  Anno  MDXLVII.«  Am  Schlüsse:  »In- 
golstadii excudebat  Alexander  Vueissenhorn.«  »Tomus  ||  secundus  ||  continens 
ho-  II  milias  F.  Joannes  Hofmeisteri,  Au-  ||  gnstiniani  ecclesiastae  Colmari- 
II  ensis  tam  de  tempore,  quam  de  ||  sanctis  a  Pascate  usque  ad  ||  primam  Do- 
minicam II  Adventus.«  ||  8^  2  Bde. 

Eine  zweite  Ausgabe  in  Folio  erschien  1548.  Eine  dritte  8^  mit  dem  Ver- 
merk: »omnia  recens  revisa  et  accurate  emendata«  welche  1549  erschien^ 
enthält  am  Schluss  des  ersten  Bandes  einige  Lobverse  auf  den  4.  Januar 
1549  verstorbenen  Buchdrucker  Alexander  Weissenhom.  Der  zweite  Band 
dieser  Ausgabe  erschien  MDL.  Das  Exemplar  der  Münchner  Universitäts- 
bibliothek enthält  das  Wappen  Martin  Eisenreichs,  und  schriftliche  Aufzeich- 
nungen am  Schlüsse  des  zweiten  Bandes. 

Eine  vierte  Ausgabe,  1561,  enthält  auf  der  Rückseite  des  Titels  zwei  Gedichte 
auf  Hoffmeisters  Tod  von  Johann  Lorich  aus  Hadamar.  [Gandolfo  führt 
an:  die  Ausgabe  Ingolstadt  Weissenhom  1549,  8**,  Antwerpen  Steels  1549,  8^, 
Paris  Faucher,  1555,  8^  Paris  l^igri  1567,  8«]. 


195 

13.  »Zwo  christliche  and  nutzliche  ||  Predigen  in   welchen  ||  angezeigt,  wie  sich  ein 

Christen  ||  mensch  gegen  den  liehen  ||  Heiligen  Gottes  ||  und  aqch  |{  gegen  denen 
gleubigeu  abgestorbenen  Seelen  haltet^  soll.  ||  Freibnrg.i.  B-  Stefan  Grraf,  1547.«  4^. 

1548. 

14.  »Predig  ||  über  die  Suntaglichen  Evangelien  ||  des  gantzen  Jars.  ||  Durch  ^en  ehr- 

würdigen vatter  Johan  Hofmaister,  weylund  ||  Augustiner  Ordens-Provincialen 
gepredigt  und  zu  ||  Latein  im  truck  aussgangen,  nun  aber  auch  ||  im  Teutschen 
verfertiget  ||  .  .  .  Ingolstatt.     Weissenhom  1548.«  2^, 

Spätere  Ausgabe :  »Postilla  evangelica.  ||  Ein  schöne  herrliche  wol-  ||  gegrnndte 
Ausslegung  aller  Sonntägli-  ||  chen  Evangelien,  über  das  gantze  Jar  in  Predig 
gestellt,  II  inmassen  sie  vor  der  Kaiserlichen  Majestät  und  andern  Ständen 
des  heiligen  Romischen  Reichs  meh-  ||  rerthails  gehalten  worden,  durch  wei- 
land den  ehrwürdigen  Herrn  Johann  Hofmaister  .  .  .  ||  .  .  .  .  Mit  ainer  Vor- 
red und  Vermanung  F.  Johan.  Nass  j|  Der  fürstlichen  Durchleuchtigkeit 
Ferdinandi  etc.  Hofpredigers  zu  Innsbruck.  .  ,  .  Ingolstadt  Alexander  Weissen- 
hom d.  J.  1575.     [Enthalt  auch  die  Heiligenpredigten  s,  Nr.  15.] 

1550. 

15.  »Predig  ||  von  den  lieben  Heiligen  Gottes,  deren  tag ||  Beschriben  durch 

.  .  .  Johan  Hofmaister  .  .  .  und  was  vom  selben  unterlassen,  das  ist  gnug- 
sam  und  trewlich  erstattet  durch  Herrn  Leonhard  Haller  .  .  Ingolstadt 
Weissenhom  1550.«  2^ 

1559. 

16.  »Judicium  Q  de  arti-  ||  culis  confessionis  ||  fidei  anno  MDXXX  Caesar.  ||  M.  Au- 

gustae  exhibitis,  quatenus  jj  scilicet  a  Gatholicis  admit-  ||  tendi  sint  aut  reii- 
ciendi,  ||  authore  R.  P.  D.  Jo-  ||  anne  Hoffmeistero  Augusti-  ||  niano  Gol- 
mariensi,  ||  Nunc  primum  in  lu-  ||  cem  aeditum.  ||  Gum  gratia  et  privilegio 
Gaes.  M.  ad  octennium.  ||  Moguntiae  ||  Excudebat  Frauciscus  Be-  ||  hem. 
Anno  1559.«  8^     [Gandolfo]. 

üebersetzung:  »Judicium  de  arti-  ||  culis  Augustanae  jj  confessionis,  das  ist, 
was  zu  halten  etc.  .  .  .  durch  .  .  .  Johann  Hofmeister  .  .  .  verteutscht 
durch  den  edlen  vesten  ||  Warmunden  Tgl  zum  Yoldrerthurn  jj  Rom.  Keys.  M. 
Tyrolischen  Gammerschreiberamts  -  Verwalter.  ||  Gonstanz  durch  Nikolaum 
Kalt  1597.« 

1562. 

17.  »Reverendi  ||  PatrisD.  Joannis  Hof-  jj  meisteri  commentaria  ||  in  Marcum 

et  Lucam  ||  Evangelistas.  ||  Nunc  primum  in  lucem  edita.  |{  Lovanii,  ||  ex- 
cudebat vidua  Servatii  Sasseni,  sumptibus   haeredum  Amoldi  [|  Byrckmanni, 
Anno  MDLXn.«  Fol.     [Gandolfo]. 
Abb.  d.  III.  GL  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  I.  Abth.  27 


196 

Zweite  Ausgabe  in  Oktay:  »nuperrime  in  lacem  edita  et  iam  recens  indice  lo- 
capletissimo  illustrata.  Coloniae.  ||  apud  haeredes  Arnoldi  Birckmanni.  ||  Anno 
Salatis  MDLXXILc     [Gandolfo.] 

1567. 

18.  »In  XII  pri-  ||  ora  capita  actn-  jj  um  apostolicorom  commentaria  do-  ||  ctissima 

et  Inciilentissima  Y.  P.  Joannis  Hofmeisteri,  F.  ||  Eremitamm  D.  Augosti 
per  ntranqae  Germaniam,  dam  yiyeret,  Yicarii  generalis,  antehac  namqoam 
impressa.  ||  Coloniae  apud  haeredes  Arnoldi  Birckmanni  anno  MDLXVII.« 
Folio.  [Gandolfo  erwähnt,  dass  Hoffmeister  auch  za  den  übrigen  16.  Ka- 
piteln einen  noch  in  irgend  einer  Bibliothek  mhenden  Gommentar  geschrie- 
ben habe.] 

Ohne  Jahreszahl^). 

19.  »Ein  fruchtbar  nnn  klare  ||  Ansslegang  des  scho-  ||  nen  Buchs   Tobie,   welchs 

ein  Spiegel  der  guten  Sitten  unn  waren  chrigtlichen  ||  Züchte  in  disem  gegen- 
wertigen leben  mag  ||  billich  genennet  werden,  gepredigt  und  beschrieben 
durch  D.  Joannem  Hoffmeister  ||  des  Augustiner-Ordens  durch  hoch  Teutsch- 
landt  weiland  Provincialen.  11  Tracks  Franz  Behem  etc.  zu  Meintz.€  4^  s.a. 


1)  In  der  Vorrede  schreiben  Theobald  Spengel  nnd  Franz  Behem  dem  Herrn  Dr.  Melchior  Reder 
ProTincial  in  Oberdeatschland,  Prior  zu  Freibarg,  sie  brachten  Hoffmeisters  Opera,  die  nicht 
ohne  sondere  Gnade  des  hl.  Geistes  geschrieben  seien,  ans  Licht,  wie  ihnen  dies  dnrch  Bartho- 
lom&ns  ülrici :  „E.  E.  gemeinen  vicarien,  Prior  zn  Hagenaa  and  Johann  Walrab,  Prior  za  Mainz 
befohlen  worden." 


ABHANDLUNGEN 


DER 


HISTORISCHEN   CLASSE 


DER  KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 


AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN. 


VIERZEHNTEN  BANDES 

ZWEITE  ABTHEILÜNG. 


ABHAl^DLUNGEN 


DER 


HISTORISCHEN  CLASSE 


DER  KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 


AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN. 


VIERZEHNTEN  BANDES 

ZWEITE  ABTHEILÜN6. 

IN  DER  REIHE  DER  DENKSCHRIFTEN  DER  LI.  BAND. 


MÜNCHEN, 

1878. 
VERLAG  DER  K.  AKADEMIE, 

IN  COMMISSION  BEI  6.  FBANZ. 


Inhalt. 


Seite 


Bayrische  Urkanden  aus  dem  XI  o.  XII  Jahrhundert,  die  Schirmvogte  Freisings. 
Seine  Bischöfe  bis  zum  Ende  des  XII  Jahrhunderts.  Beiträge  zu  Scheyern- 
Wifctelsbach'schen  Regesten.    Von  Friedrich  Hector  Orafeii  Hundt      .     .         1 

Kaiser  Friedrich  II.  Kampf  um  Cypern.     Von  Franz  v.  Loher 109 

Der  Tractat  des  David  von  Augsburg  über  Waldesier.    Von  Dr,  Wilhelm  Preger     181 


Bayrische  Urkunden  aus  dem  XI 

und  xn  Jahrhundert. 


Die  SchirinvOgte  Freisings.     Seine  Bischöfe  bis  zum  Ende 

des  XII  Jahrhunderts. 

Beiträge  zu  Scheyern-Wittelsbach'schen  Regesten. 


Von 


Friedrich  Hector  Grafen  Hundt 


Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiw.  XIV.  Bd.  U.  Abth. 


Bayrische  Urkunden  ans  dem  XI  nnd 

Xn  Jalirhnnderte. 

Die  SchirmvOgte  Freisings.     Seine  Bischöfe  bis  zum  Ende 

des  XII  Jahrhunderts. 
Beiträge  zu  Scheyern-Wittelsbach'schen  Regesten. 


Elnleltangr- 

Die  Veröfifentlichung  der  Urkunden  des  Bisthums  Freising  in  Er- 
gänzung zu  Meichelbeck's  bekanntem  Werke,  bereits  mehrmals  Ziel 
meiner  Bestrebungen,  wird  in  der  nachfolgenden  Sammlung  nun  bis  zum 
Schlüsse  deä  Xu  Jahrhunderts  fortgeführt.^) 

Wer  sich  mit  Orts-  und  Familiengeschichte  beschäftigt,  kennt  die 
Schwierigkeiten,  welche  sich  aus  der  geringen  Zahl  der  Zeit  nach  ver- 
lässig bestimmter  Urkunden  für  jene  Periode  ergeben,  wo  zuerst  die  Orts- 
namen zu  den  Zeugennamen  hinzutreten,  und  festen  Haltpunkt  für  den 
Besitzstand  und  die  Genealogie  der  Familien  gewähren,  deren  Mitglieder 
oftmals  von  den  verschiedensten  Besitzungen,  ja  nicht  selten  wechselnd 
nach  verschiedenen,  zubenannt  werden.^) 

Ein  Zuwachs  in  dieser  Beziehung  möchte  daher  an  sich  schon  für 
die  Bayrische  Orts-  und  Familiengeschichte  um  so  erwünschter  sein,  als 
zwar  die  Zahl  der  in  den  Mon.-Boicis  veröffentlichten  Urkunden  jener  Zeit 


1)  Zu  den  Urkunden  in  Karl  Meichelbeck's  Historia  Frisingensis  findet  sich  die  erste  Serie  der 
Ergänzungen,  die  Agilolfinger  Zeit  betreffend,  in  den  Abb.  der  bist.  Cl.  der  Bajr.  Akademie 
der  Wissenschaften  XII  (1873)  Anhang  II  p>216;  die  zweite  zur  Zeit  der  Karolinger  ib.  XIII.  9; 
die  dritte  bis  znr  Mitte  vdes  XI  Jahrhunderts  unter  Erörterung  ihrer  Bedeutung  für  die  Bechts- 
entwickelung  im  Oberbayerischen  Archive  XXXIV.  250. 

2)  Vgl.  mein  Edelgeschlecht  der  Waldecker  von  Pastberg,  Holnstciu,  Miesbach  und  Hohenwaldeck. 
Oberbayr.  Arch.  XXXI.  99—140. 

1* 


eine  ungemein  grosse,  die  Brauchbarkeit  der  betreffenden  Bände  aber 
für  geschichtliclie  wie  sprachliche  Forschungen  in  Bezug  auf  Namen 
und  Stänune  durch  entstellenden  Druck  fehlerhafter  Abschriften  sehr 
beschränkt  und  durch  ungenügende  Register  erschwert  ist.^) 

Wird  demnach  die  hier  gebotene  Ergänzung  aus  dem  reichen 
Urkundenschatze,  welchen  uns  Freising  glücklicher  Weise  gerade  für  den 
Kern  des  Bayrischen  Stammlandes  erhalten  hat,  von  den  Forschem  freudig 
begrüsst  werden,  so  ist  die  Bedeutung  der  Sammlung  noch  dadurch 
wesentlich  erhöht,  dass  besondere  Bedachtname  auf  Vervollständigung  der 
Belegstellen  zur  Familiengeschichte  des  Bayerischen  Herrscherhauses  ge- 
richtet ward. 

Wir  besitzen  zwar  Monumenta  Wittelsbacensia.  ^)  Die  darin  ent- 
haltenen Urkunden  beginnen  jedoch  erst  mit  dem  Jahre  1204,  während 
das  Haus  Scheyem-Wittelsbach  damals  schon  ein  Paar  Jahrhunderte  blühte 
und  in  seinen  Gliedern  bis  in  das  IX  Jahrhundert  zurück  verfolgt  werden 
kann.  Es  dürfte  insbesondere  angemessen  sein,  jene  Urkunden  nach  ihrem 
vollen  Wortlaute  zur  OfFenkunde  zu  bringen,  aus  welchen  das  verdienst- 
volle Werk  des  Archivars  Dr.  Huschberg  über  die  älteste,  Geschichte 
des  durchlauchtigsten  Hauses  geschöpft  hat,^)  um  sie  so  dem  Forscher 
benutzbar  zu  stellen  und  ein  Regestenwerk  über  das  erhabene  Fürsten- 
haus vorzubereiten,  welches  so  grossartige  Mittel  zur  Förderung  von  Kunst 
und  Wissenschaft  verwendet  hat  und  noch  fortwährend  widmet. 

Zweck  unserer  Arbeit  ist  demnach  zunächst,  Bausteine  zu  liefern  zur 
Geschichte  des  Vaterlandes  und  des  eingebomen  Herrscherhauses.  Allent- 
halben waren  wir  bestrebt,  den  Forschem  das  Nachgehen  auf  die  Quellen 
zu  erleichtem. 

Für  Reichsgeschichte  werden  hiebei  nur  einzelne  Streiflichter  zu  ge- 
winnen  sein.     So   glaubten   wir   die   Urkunde    vom    30.  Dezember   1119 


1)  Die  Fehler  sind  meist  in  die  Register  übergegangen.  Ein  Begisterband  besteht  nur  über  die 
ersten  14  Bande;  zudem  fehlt  darin  mindestens  der  Adel  ans  den  wichtigen  Weihenstephaner  und 
Neostifter  Urkunden  des  IX  B.  nach  unserer  Wahmemung  gänzlich. 

2)  Monumenta  Wittelsbacensia,  ürkundenbuch  zur  Geschichte  des  Hauses  Wittelsbach**  ist  der  Titel 
desV  und  VI  Bandes  der  Quellen  und  Erörterungen  zur  Bayrischen  und  Deutschen  Geschichte, 
München  1857. 

8)  Aelteste  Geschichte  des  Hauses  Scheyem-Wittelsbach  bis  zum  Aussterben  der  g^flichen  Linie 
Scheyern- Valley.    Von  Dr.  Job.  Ferd.  Huschberg.    München  18S4. 


vollständig  geben  zu  sollen  ^) ,  weil  der  Umfang  der  zur  Zeugenschaft 
berufenen  Versammlung,  wegen  des  sicheren  Datums  höchst  schätzbar, 
zugleich  darthun  dürfte,  dass  Herzog  Weif  II,  heimgekehrt  nach  Bayern, 
noch  kurz  vor  seinem  Ableben  einen  Landtag  in  der  Nähe  Freisings 
abhielt.  Mehrfach  hingegen  dienen  Begebenheiten  im  Reiche  zur  Erklärung 
und  richtigen  Eim-eihung  hier  mitgetheilter  Urkunden. 

Eine  weitere  hier  zu  verfolgende  Aufgabe  ist,  Ursprung  und  Umfang 
des  Besitzes  des  Hochstiffcs  Freising  zur  klaren  Anschauung  zu  bringen 
imd  damit  seinen,  weit  über  die  Bisthums-Gränzen  reichenden  cultur- 
geschichtUchen  Einfluss  darzulegen. 

Als  dem  Kaiser  Otto  1  die  Verdrängimg  des  angestammten  Fürsten- 
hauses gelungen,  und  die  Macht  des  Stammherzogthums  so  gebrochen 
war,  trat  das  Bisthum  Freising  unter  die  Reichsfürstenthümer  ein. 

Bischof  Abraham  (957 — 994)  erwirbt  grossen  auswärtigen  Besitz 
und  bestellt  seinen  Hofstaat  nach  dem  Muster  .des  kaiserlichen.^)  Der 
Nachfolgt:  Bischof  Gottschalk  erweitert  den  Besitz  wesentüch  und 
erwirbt  996  das  Münzrecht. ^)  Unter  Bischof  Egilbert  endlich  (1005 
bis  1039)   tritt   das  Domcapitel   den  Bischöfen    selbstständig    gegenüber, 


1)  Bei  Meichelbeck  in  dessen  Historia  Frisingensis  in  der  Pars  instrnmentaria  I  N.  1278,  hier 
Abschn.  IV.  N.  49.  Wir  citiren  fortan  Meichelbeck*s  geschichtlichen  Theil  I  mit  der  Seiten- 
zahl, den  urkundlichen  Theil  I  mit  M.  Nro. 

2)  Bezeichnend  ist,  dass  die  Hofämter  noch  nicht  erblich  sind,  die  hohem  Ministerialgeschlechter 
aber  sich  die  Berufung  in  den  Hofdienst  zu  sichern  suchen.  Ob.  Arch.  XXXV.  256.  Schon 
unter  Bischof  Waldo  um  900  ist  von  honorabili  in  curte  episcoporum  obsequio  die  Bede.  Der 
Schwabe  Hiltini  gibt  ein  Gut  zu  Eissalheringa,  Eothgeisering  L.  Brück,  damit  seine  mit  einer 
Unfreien  erzeugten  Söhne,  Adalhalm  und  Beginperht,  und  die  Tochter  Ita  solche  Dienste 
erhalten.  M.  N.  909.  Unter  Bischof  Abraham  sind  es  die  edlen  Frauen  Buza  und  Guntpirch, 
welche  ihren  Kindern  die  servitia  pontificalia,  als  welche  das  camerale,  pincemale  und  dapiferale 
genannt  werden,  zu  sichern  suchen.  Ob.  Arch.  1.  c.  Nro.  53.  122.  142.  Unter  Bischof  NUker 
(1039 — 1053)  kömmt  zu  diesen  Aemtern  noch  ein  klerikales,  wohl  das  manchmal  Geistlichen 
damals  verliehene  Vizthum-Amt.  M.  I.  246.  Dagegen  unterwirft  sich  die  Femina  Enzawip  mit 
ihren  Söhnen  dem  Zinse  zu  5  Denaren  am  4.  März  1064,  damit  sie  einfach  Ministerialen,  legales 
ministri  werden,  Lehen  erhalten.  M,  N.  1232.  Vgl.  Waitz  Verfassungs-Gesch.  HI.  416.  IV.  7. 
V.  294.  Sigf.  Hirsch  Jahrbücher  des  deutschen  Beichs  unter  Heinrich  II.  B.  U.  156.  157. 
161  u.  s.  f. 

3)  Urk.  vom  22.  Mai  996.  M.  B.  XXVIH.  a.  265.  Hirsch  verfolgt  Freisings  Erwerbungen  in  den 
Jahrbüchern  sorgsam,  doch  nicht  ohne  Irrthümer  in  der  Ortsbestimmung.  Grafschaften  in  der 
nächsten  Umgebung,  wie  andere  Bischöfe,  erlangten  jene  von  Freising  niemals. 


und  wird  der  Sitz  der  Mönche  fortan  unter  eigenem  Abte  in  das  nahe 
Weihenstephan  verlegt J) 

Mächtig  wächst  durch  reiche  Vergabungen  der  Besitz  des  Bisthums. 
Zwar  geht  derselbe  im  Inlande  unter  Einwirkung  des  Benefizialwesens 
zum  grossen  Theile  verloren  —  auch  unsere  Urkunden  bieten  Beispiele, 
wie  wenig  freiwillig  manchmal  bei  solchen  Verleihungen  vorgegangen 
ward  —  besser  dagegen,  wenn  auch  nicht  ohne  empfindliche  Veijjuste, 
vermochten  sich  die  Fürstbischöfe  in  den  auswärtigen  Besitzungen  zu 
behaupten,  indem  sie  mächtige  Herrschaften  in  den  weiten  Landstrichen 
gestalteten,  welche  die  Gunst  der  Kaiser  und  Könige  ihnen  zugewendet  hatte. 

Grossartig  war  die  Cultur- Auf  gäbe ,  welche,  wie  andern  deutschen 
Bisthümem,  so  in  hervorragendem  Maasse,  auch  Freising  in  Tirol,  in 
Oesterreich,  Steyermark,  Kärnten  und  KraiQ,  in  der  Istrischen  und  in  der 
Veroneser  Mark  gestellt  ward^.)  Zu  erschöpfender  Darlegung  des  bei 
Meichelbeck  nicht  vollständig  gegebenen  Umfangs  ward  es  nöthig,  auch 
einige  Ergänzungen  aus  Oesterr eichischen  Quellen,  mindest  in  JRegesten- 
form,  beizuziehen.  Bezüglich  des  Besitzes  in  Niederösterreich  ergibt  einen 
bezeichnenden  Zuwachs  eine  neue  Urkunde,  welche  in  Neunkirchen  imd 
an  dem,  einst  der  Schwarzau,  einem  der  Quellflüsse  der  Leitha,  zurinnenden, 
nun  gen  Wiener  -  Neustadt  abgeleiteten  Kehrbache  das  Vorhandensein 
Freising'schen  Besitzes  unterhalb  des  Wienerwaldes  neuerdings  nachweist.^) 


1)  Ob.  Arch.  1.  c.  p.  258.  Wir  vermögen  nicht  mit  Hirsch,  Jahrbücher  II.  253,  eine  Neugründung 
in  Weihenstephan  zu  erkennen,  wie  bei  Bischof  Egilbert  näher  zu  erörtern  ist. 

2)  Anziehend  sind  die  Ergebnisse  der  Forschung,  welche  jüngst  Professor  Dr.  Otto  Kämmel  in 
Dresden  in  seinen  „Anfängen  deutschen  Lebens  in  Niederösterreich  während  des  IX  Jahr- 
hunderts** veröffentlichte. 

3)  Vgl.  Abschn.  IV  N.  50.  Zur  Erklärung  ist  die  Passauer  Urkunde  Bischof  Reginberts  vom 
6.  Mai  1144  von  Belang,  deren  bezüglicher  Theil.  höchst  ungenau  abgedruckt  B(.  B.  IV.  811,  im 
Originale  des  Beichsarchives  von  S.  313  Z.  13  an  lautet:  Hec  est  terminatio,  qu^  facta  est  ad 
Swarzaha:  per  ascensum  Steinbach  usqu^  ad  fontem  Gotenbrunnen,  et  inde  per  directum  usque  ad 
rivum  Ispira,  et  per  meatnm  eiusdem  rivi  usque  ad  Tessen.  Hinc  inde  usque  ad  Lsembach  su- 
periorem,  et  inde  inferiorem  Lsembach  et  per  descensum  huius  aqu^  usque  Griezstich,  inde  per 
directum  usque  ad  villam,  qu^  dicitur  Enzimanneswaichoven ,  et  inde  per  directum  usque  ad 
villam,  qu^  dicitur  Brukke,  et  a  Brukke  usque  ad  Murbach,  inferius  Bapotenrote  et  per  de- 
scensum huius  aqu^  usque  ad  villam  Erlaha  inferiorem,  et  inde  iterum  ad  Steinpach  primitus 
nominatum.  Hec  terminatio  facta  est  consultu  clericorum  et  laicorum,  qui  aderant,  scilicet 
Cadalhohus  preposituss.  Stephani  Patavi^,  Adelbertus  ppts.  s.  Nycolai,  Lodigerus  ppts.  s.Georgii 
Hoholdus  ppts.  maioris  ^cclie  Frisingen,  Altmannus  archipresbiter  Batisponensis,  Helmbertus  et 


Ueberblicken  wir  den  betreffenden  Theil  der  vorliegenden  Urkunden, 
80  lässt  sich  femer  im  Gegenhalte  zu  den  Urkunden  aus  der  Agilolfinger 
und  aus  der  Karolinger  Zeit  eine  allmälige  Veränderung  in  der  Bichtung 
der  Stiftungen  nicht  verkennen.  Das  Ziel  der  Vergabungen  ist  zumeist 
nicht  mehr  die  Ecolesia  sanctae  Mariae  sanctique  Corbiniani,  der  Dom  zu 
Freising.  Mehr  und  mehr  tritt  das  Streben  hervor,  Domhermpfründen 
far  den  nachgebomen  Adel  zu  schaffen,  ja  bald  mit  der  bestimmten  Ab- 
sicht, sie  den  Gliedern  der  eigenen  Familie  möglichst  zu  sichern.  Es 
ist  nicht  mehr  ausschUesslich  frommer  Sinn,  die  Sorge  um  das  Seelenheil 
lieber  Abgeschiedenen,  was  die  Stiftungen  hervorruft  Es  tritt  so  zu  sagen 
eine  Verweltlichung  ein.  Zwar  war  auch  früher  häufig  die  Ausstattung 
in  den  geistlichen  Stand  tretender  Familienglieder  Zweck  der  Uebergabe 
von  Grundbesitz,  und  die  Kirche  war  dann  gerne  bereit,  den  lebenden 
Familiengliedem  den  Nutzgenuss  zu  belassen,  ja  oftmals  noch  andere 
Kirchenguter  auf  Lebensdauer  den  Schenkem  einzuräumen.  Jetzt  aber 
werden  nicht  mehr  nur  Gebete  am  Jahrestage  Verstorbener  beabsichtet; 
es  wird  auch  zugleich  für  den  betheiligten  Glerus,  vorzugsweise  für  dessen 
blutsverwandte  Glieder  ein  Genuss,  immerhin  noch  ein  gemeinsamer  Ge- 
nuss,  eine  Consolatio  in  Speise  und  Trank  ausbftdungen.  Gegen  Ende  des 
Zeitraums  findet  diess  bezeichnenden  Ausdruck  in  den  Beiträgen,  welche 
der  für  Erhaltung  des  gemeinsamen  Lebens,  des  Zusammenwohnens  der 
Dompriester  in  gesondertem  Stadttheile,  eifrig  bedachte  Bischof  Otto  U 
selber  zur  Beschaffung  eines  „dritten  Brodes"  für  die  Stiftsherm  gewährt. 

Zum  Theil  Folge  der  veränderten  Richtung  ist  es,  wenn  in  den 
Stiftungs-Urkunden  der  Bischof  nicht  mehr,   nur   selten  der  Schirmvogt 


Otto  et  Almarns  capellani.  DietricnB  comes,  Erchenbreht  de  Moeebach,  Otto  de  Machlant, 
Bapoto  de  SliphiDgen,  Manegolt  de  Wesene,  Hartm6t,  Walch5n  de  Maroiorote  et  filios  eins  Wal- 
chon,  Siboto  et  Wecil  mioisteriales  b.  Stephan!,  Ozo  de  Stritwisen,  Sigelohns  et  filii  eins  de 
Pirbonmen,  Sinnens/  Anch  vorher  ist  zn  lesen:  S.  311  Z  1.  Beginbertns,  Z.  6  Adelbertns,  Z.  7 
Ordalrico,  S.  812  Z.  12  Allinchoven.  .  Reginm*  Z.  16  Botprehteshoven,  Gharoeripha,  Ninwen- 
chirchen  Z.  18  Pontera,  Z.  19  hobam  ad  Otenchinden,  Z.  21  Swarzaha,  Z.  9  et  10  Ghonrat  de 
Snnnelbnreh,  Beginbrecht  de  Celkingen,  Hademar  de  GhSffaren,  Manegolt  de  Wesens.  •  March- 
wart,  Siboto  de  Borrinheim,  Ovdalrich  de  Holzhnsen.  .  0?dalscalch. .  Mathse  Bodiger. .  Friderich, 
Ordalrich.  Ein  Vertreter  Freisings  ward  sohin  in  Domprobst  Ho  hold  i[)eigezogen.  Ein  treff- 
liches Hilfsmittel  zur  Bestimmung  der  Lage  bietet  nnnmehr  die  Administrati?karte  von  Nieder^ 
Österreich,  herausgegeben  vom  bist.  Verein  von  Niederösterreich  unter  Leitung  des  k.  k.  Oest. 
Bathes  A.  Steinhauser. 


8 

genannt  wird,  was  bei  dem  Mangel  des  Datums  die  chronologisclie  Reihung 
sehr  erschwert,  bei  wenigen  Zeugen  unsicher  macht 

Nähere  Beachtung  wurde  insbesondere  der  Schirmvogtei  über  das 
Bisthum  Freising  gewidmet  Während  der  ersten  Jahrhunderte,  wie  es 
scheint,  von  den  Bischöfen  nach  freier  Wahl  aus  der  Zahl  der  Verwandten 
besetzt,  gewann  sie,  im  XI  Jahrhunderte  an  das  Haus  Schejem- Witteisbach 
gelangt,  festere  Gestaltung  und  Dauer.  Die  beigebrachten  Belegstellen 
und  der  Ueberblick  der  Reihenfolge  der  Schirmvögte  ergaben  so  manche 
Berichtigungen  für  die  Genealogie  des  durchlauchtigen  Hauses,  wenn  auch 
vorerst  manch  gewichtiger  Zweifel  über  die  Geschlechtsfolge  und  den 
Eintritt  in  die  Schirmvogtei  noch  nicht  gelöst  zu  werden  vermochte. 
Das  ergänzte  Urkunden-Material  gewährt,  nun  vollständig  im  Drucke  vor- 
liegend, fortan  den  Forschem  erweiterte  Grundlagen  zu  umsichtiger  Wür- 
digung der  einschlägigen  Fragen. 

Die  Reihe  bedeutender  Männer  unter  den  Bischöfen  imd  dem  Dom- 
clerus  Freisings  während  des  Zeitraums  bietet  weiters  mehr  Stoff,  als 
innerhalb  des  beengten  Ramens  einer  Akademischen  Abhandlung  er- 
schöpft zu  werden  vermag.  Die  Erörterimgen  beschränken  sich  daher 
zumeist  auf  Prüfung  der^  Fragen  der  Herkunft,  des  Ein-  und  Abtretens 
der  Bischöfe.  Auch  ward  in  der  Gründungsgeschichte  eines  der  Klöster, 
des  Klosters  Attel,  Knüpfung  und  Lösung  der  Beziehimgen  zu  dem  später 
abgetrennten  östlichen  Nachbärlande  in  einem  Beispiele  näher  dargelegt  ^) 

Wie  für  Geschichte  und  Genealogie  des  Adels,  vorzüglich  von  Bayern, 
doch  auch  von  Oesterreich  und  Franken,  zur  Zeit  Bischof  Otto's  H  aus 
dem  Hause  der  Grafen  von  Berg,  selbst  von  Schwaben^)  sich  werthvoUe 
Beiträge  finden,  ward  schon  erwähnt.  Es  erhält  insbesondere  jener  Zweig 
des  an  den  Grenzen  des  Nordgaues  imd  des  Sualafeldes  hausenden  Grafen- 
geschlechtes erwünschte  Beleuchtung,  welcher  am  häufigsten  von  Chrege- 
lingen,  dem  Weiler  Grögling  in  der  Pfarrei  Kottingwörth  Landgerichts 
Beilngries,  benannt  wird.    Es  erscheinen  nach  einander  Graf  Ernst,  seine 


1)  Nicht  nur  der  Historiograph  des  Kloster  Admont,  P.  Wichner,  noch  Wittmann  in  den  Pfalz- 
grafen Bayerns*'  —  S.  85  —  v^rmissten  die  Losang  des   Bandes  zwischen  Admont  und  Attel. 

2)  Hieher  zählen  wir  die  offenbar  mit  dem  Bischöfe  gekommenen  Chonradas  de  Hoven^  M.  N.  1864 
M.  B.  Vir.  524  n.  Abschn.  IV.  N.  104  nnd  Wernhere  de  Zolre  oder  Zolr.  M.  B.  VIII.  480  IX. 
474.  Abschn.  IV.  N.  100. 


Gemalin  Liutgard,  die  Söhne,  der  frühverstorbene  Guntbold,  Altmann, 
der  allein  überlebende  Hartwich,  wohl  der  Vater  des  sodann  auftretenden 
Grafen  Gerhard,  nach  der  Mitte  des  XII  Jahrhunderts  aber  Graf  Gebe- 
hard.  Es  wird  aus  dem  noch  spät  erwähnten  Besitze  um  Eching,  dem 
Pfarrdorfe  nächst  Freising,  erklärlich,  wie  Graf  Ernst  von  der  Belehnung 
mit  dem  von  Bischof  Otto  I  gegründeten  Otinpurg,  dem  "Weiler  Otten- 
burg,  Gemeinde  Günzenhausen,  Pfarrei  Fürholzen  an  der  Mosach,  manch- 
mal jenen  Zunamen  erhalten  konnte,  welcher  in  Ortenburg  oder  Orten- 
berg  entstellt  ward.  ^) 

Ein  anderes  in  dem  Begisterbande  der  M.  B.  nicht  vertretenes  Grafen- 
geschlecht, von  Mosen,  taucht  in  ,der  letzten  wegen  des  von  Scheyem  ab- 
gezweigten Hauses  von  Valley  angefügten  Urkimde  vom  Jahre  1212  auf. 
Otto  Comes  de  Mosen  nennt  sich  der  Delegatar  des  Grafen  Otto  von  Valley 
bei  Ueberweisung  einer  Anzahl  von  Ministerialen  zwischen  Isar  und  Inn 
an  das  Hochstift.  Unzweifelhaft  stammt  er  von  dem  Pfarrdorfe  Moosen 
im  L.  Dorfen,  im  vormaligen  Westergau,  wo  ein  Edelgeschlecht  sass, 
dessen  häufig  als  Zeugen  auftretende  Glieder  immer  unter  den  Nobiles 
im  Gegensatze  zu  den  Ministerialen  aufgeführt  werden,  weil  sie  sich  als 
Vollfreie  erhalten  hatten.  Die  plötzliche  Erhöhung  des  Edlen  Otto  zum 
Grafen  findet  ihre  Veranlassung  in  einem  damals  die  Welt  erschütternden 
Ereignisse.  Der  Markgraf  Heinrich  H  von  Istrien  aus  dem  Hause  And  echs 
war  zu  Bamberg  anwesend,  als  dort  am  21.  Juni  1208  König  Philipp 
ermordet  wurde.  Auf  seinen  Bruder,  den  Bischof  Ekkbert  von  Bamberg 
fiel  der  Verdacht  der  Mitwissenschaffc;  beide  Brüder  flohen  und  Markgraf 
Heinrich  wurde  am  6.  Jänner  1209  zu  Augsburg  von  König  Otto  IV  in 
die  Acht,  und  aller  Würden,  Lehen  imd  Eigen  verlustig  erklärt  Es 
mussten  auch  die  aus  frühester  Zeit  zum  Besitze  des  Hauses  Andechs 
gehörigen  Gaugrafschaften,  darunter  die  Grafschaft  Wolfratshausen,  welche 
sich  weit  hin  am  rechten  Isarufer  erstreckte,   imd   nicht   nur   den  alten 


1)  Ernnst  comes  de  Otinpurg  im  Cod.  Weihensteph.  f.  13,  richtig  MB.  IX  873,  aber  im  B^ster- 
bande  fehlend^  unrichtig  bei  W.  Hundt  Metr.  Sal.  III.  458.  VgL  Prof.  Moritz  CoUektaenen  zcr 
Frh.  y.  Frejberg*8  Einführung  in  den  Moosburger  Traditions-Codez.  Abb.  d.  bist.  Ol.  B.  II  (1840) 
S.  108.  Im  Domcapitel*8cben  Calendarium  von  Freising:  II  Idus  Nor.  (13)  Emustus  Comes  obiit. 
Oblatio  de  Drühthering.  (ygl.  Abschn.  IV  N.  24).  VI  Non.  Oct.  (2)  Comes  Altmannus  obiit 
Oblatio  de  Perchoven  cum  caseis.  Graf  Gerhard  schon  1143  neben  Graf  Gebbard  von  Sulzbach. 
MB.  XV.  162. 

Abb.  d.  m.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  2 


10 

Snndergau,  sondern  auch  anstossende  Theile  des  Wöstergaues  unifasst  zu 
haben  scheint'),  neu  vergeben  werden.  Offenbar  fiel  die  Wahl  auf  den 
Grossgrundbesitzer  in  der  Grafschaft,  den  Edlen  Otto  von  Mosen,  welcher 
fortan  der  schon  allgemein  gewordenen  Sitte  gemäss  nicht  nach  dem 
Gaue,  sondern  nach  seinem  Wohnsitze  sich  nannte.^)  Später  fand  die 
Nichtbetheiligung  des  Markgrafen  Heinrich  bei  jenem  Verbrechen  Aner- 
kennung imd#  derselbe  ward  vom  Jahre  1220  an  allmälig  in  seinen 
früheren  Besitz  wieder  eingewiesen.  Die  Grafschaft  Mosen  gewann  daher 
keinen  Bestand.^) 

Zum  Ruhme  eines  Bayrischen  Forschers,  des  Fürstbischofs  Johann 
Franz  von  Freising  aus  dem  Hause  der  Freyherrn  von  Eckher  auf  Ka- 
pfing,  mag  beigefügt  werden,  dass  das  nach  seinen  Auszügen  und  Vor- 
merkungen von  seinem  Hofrathe  von  Preu  zusammengestellte  bändereiche 
Werk  über  Adelsgenealogien,  eine  vielbenützte  Zierde  der  Handschriften- 
sammlung der  Hof-  und  Staatsbibliothek,  für  den  hier  berührten  Zeitraum 
sich  bewährt,  und  auf  umsichtiger  Benützung  des  Urkundenraaterials  be- 
ruht. Es  wurden  daher  die  von  der  Hand  des  kundigen  Forschers  den 
benützten  Quellen  beigefügten  Jahreszahlen  um  so  mehr  sorgfältig  be- 
achtet, als  dem  Fürstbischöfe  Urkunden  imd  Cartularien  sämmtlicher 
Klöster  des  Bisthums  wohl  in  merklich  weiterem  Umfange  vorlagen,  als 
sie.  auf  uns  gekommen  sind. 

Was  die  Quellen  betrifft,  welchen  die  Abtheilung  IV  entnommen  ist, 
so  dürften  vor  allem  einige  Original-Urkunden  des  k.  Reichsarchives  er- 
wünscht erscheinen,  zumal. sie  noch  einer  Zeit  angehören,  aus  welcher 
Urschriftliches  auch  linguistischen  Wert  besitzt.  Dem  Kundigen  kann 
nicht  entgehen,  wie  schon  nach  wenigen  Jahrzehnten  Namen  von  Per- 
sonen und  Orten  sich  merklich  ändern,*)  wie  völlig  unverlässig  in  dieser 
Beziehung  durch  das  ganze  Mittelalter,  ja  bis  in  den  Beginn  des  XIX  Jahr- 


1)  Besitzungen  des  Hauses  Diessen-Andecbs  im  Westergan  werden  Abschn.  I  §  2  n.  3  besprochen. 

2)  Sein  Oheim  war  Probst  Otto  von  S.  Andreas  in  Freising,  f  1165,  sein  Bruder  Eberhard,  von 
1197—1219  Abt  Ton  Weihenstepban.  Hoch  bejahrt  starb  wohl  Graf  Otto  bald,  da  bei  der 
Wallfarts-Rüstung  nnd  dem  Tode  Dietrichs  von  Mosen,  wohl  seines  Sohnes,  um  1215—1220,  er 
nicht  mehr  genannt  wird.    Vgl.  MB.  IX.  482  f. 

3)  Vgl.  über  die  Vorganges  des  Frejherm  von  Oefele  Grafen  von  Andechs,  Innsbruck  1877  S.  96  flg. 

4)  Eines  der  grellsten  Beispiele  bietet  das  Pfarrdorf  Snanehiltdorf  im  L.  Moosburg,  das  zu  Scbwei- 
nersdorf  wurde.  Es  wird  begreiflicher  durch  das  domcapitelsche  Urbar  vom  Ende  des  XIII  Jahr^ 
hnnderts,  welches  den  Ort  schon  Sweinhiltzdorf  nennt. 


11 

hunderts  Abschriften  sind,  selbst  notariell  beglaubigte  Transsumpte.  Aus- 
lassungen sind  nicht  selten,  die  Namen  zumeist  nach  dem  Mimdgebrauche 
des  Schreibers  umgestaltet  Meichelbeck  trifft  der  Vorwurf,  dass  er  öfters 
Copialbücher  benützte,  wo  die  Urkunden  noch  vorlagen.  Doch  mag  die 
manchmal  sich  findende  Versicherung,  es  sei  ihm,  die  Vorlage  der  Ori- 
ginale zu  eriangen,  nicht  möglich  gewesen,  auf  Wahrheit  beruhen,  ob- 
wohl die  kräftigste  Unterstützung  des  aufgeklärten  Fürstbischofs  Johann 
Franz  ihm  zu  Theil  ward. 

Von  den  Cartularien  ist  auch  für  diesen  Zeitraum  das  Bedeutendste 
der  bereits  beschriebene,  in  Cozroh's  Zeit  zurückreichende  Codex  conmiu- 
tationum,  den  zweiten  Band  des  Freisinger  Traditionsbuches  auch  der 
Form  nach  darstellend.  ^)  Vor-  imd  Zwischenblätter  desselben  haben  zum 
grossen  Theile  den  hier  gebotenen  Stoff  geliefert  Der  Inhalt  der  beiden 
Bände  des  ältesten  Freisinger  Traditionsbuches  ist  nun  durch  Meichelbeck's 
Urkimdenwerk  und  imsere  Nachträge  vollständig  veröffentlicht  Es  kömmt 
aber  hiezu  noch  eine  weitere  Pergament-Handschrift  in  gross  Oktav,  in 
Schweinsleder  gebunden,  mit  der  Ueberschrift:  Liber  seu  notitia  Censualium 
Mancipiorum,  specialiter  ad  oblationem  fratrum  pertinentium.  Sie  ist  im 
Reichsarchive  mit  der  alten  No.  190  verwahrt.  So  zahlreich  wird  im 
XI  Jahrhunderte  die  Uebergabe  von  Leibeigenen  an  den  Dom,  die  Frei- 
lassimg in  der  Form  der  Bewilligung  der  günstigeren  Lage  der  Kirchen- 
leute gegen  ein  geringes  jährliches  Geldreichniss  '^),  dass  ein  eigenes  Buch 
für  deren  Einzeichnung  bestimmt  wird.  Dem  Haupttheile  dieses  Buches, 
dem  bis  über  die  Mitte  des  XIII  Jahrhimderts  fortgesetzten  Verzeichnisse 
auf  36,  grösstentheils  noch  nicht  veröffentlichten  Blättern,  reiht  sich  ein 
Dutzend  grösserer  und  kleinerer  Blätter  unfl  Streifen  an,  zum  Theil  älteren 
Cartularien  entnommen,  zum  Theile  gleichzeitige  Aufzeichnimgen,  woraus 
schon  Meichelbeck  Manches  für  seine  Pars  instrumentaria  entnonmoien  hat. 
Aus  jenem  Haupttheile  ist  hier  aufgenonamen,  was  auf  Scheyem-Wittels- 
bach  bezüglich  ist^  oder  bisher  bezogen  wurde.     Den  engen  Zusammen- 


1)  Vgl.  Freisinger  Urk.  ans  der  Karolinger  Zeit  A.  A.  B.  XIII  (1875)  3.  Berichtigend  hat  Al- 
brecht Wagner  fiber  die  dentechen  Namen  der  ältesten  Freisinger  Urkunden  (Erlangen  1876) 
S.  5  bemerkt,  dass  der  Mönch  Cozroh  nicht  erst  im  April  825,  sondern  schon  im  Jahre  824 
Priester  wurde  and  wohl  zugleich  seine  notarielle  Laufbahn  antrat. 

2)  Vgl.  Waitz  Yeifassungs-Geschichte  lY.  288.  V.  214. 

2* 


12 

hang  der  andern  älteren  Bestandtheile  mit  dem  Cod.  commutationum, 
spätere  Zerreissung  mid  Umordnmig  von  Cartularien  legt  schlagend  die 
erste  Nummer  unserer  Urkunden-Sammlimg  dar,  welche  Abschnitte  aus  dem 
Cod.  commut.  und  aus  dem  Liber  Censualium  wieder  ifu  einem  Ganzen  fügt  ^). 

Diese  Aufeeichnung  gewährt  auch  als  Nachweis  dafür  Interesse,  welch 
weiten  Umfang  die  Ministerialität  im  X  Jahrhunderte  schon  durch  die 
weibliche  Abstammung  gewann,  und  wie  gerade  dieser  Art  der  Verzweigung 
die  Zusicherung  der  Freilassung  von  niederen  Diensten  und  der  Berück- 
sichtigung bei  den  Hofämtern  zu  Theil  wurde,  welche  indessen  bald  zum  erb- 
lichen, durch  die  männliche  Linie  zunächst  vermittelten  Uebergange  führte. 

Aus  Weihenstephaner  Quellen,  aus  den  Bücherschätzen  des  wohl  auf 
dem  Ursitze  des  Bisthums,  dem  sagenhaften  Tetmons  erstandenen  Klosters 
S.  Stephani,  konnten  ein  Paar  Urkunden  beigebracht  werden,  welche,  zu- 
fällig an  Einbänden  erhalten,  der  Veröffentlichung  um  desshalb  wert 
erschienen,  weil  sie  einen  Fall  veranlasster  Umgestaltung  und  damit 
später  verknüpfter  Fälschung  klar  legen  ^). 

Was  die  Namen  in  der  hier  besprochenen  Zeit  anbelangt,  sei  die 
Bemerkung  gestattet,  dass  in  Bayern  noch  bis  zum  Schlüsse  des  Xu  Jahr- 
hunderts das  gesammte  Volk,  Adel  wie  Leibeigene,  fast  ausschliesslich 
nur  deutsche  Namen,  wie  wir  sie  in  der  Zeit  der  Agilolfinger  schilderten, 
führt,  die  Zahl  der  aus  Bibel  und  Martyrologien  ge walten  Namen  noch 
immer  eine  verschwindend  kleine  ist.  Aber  häufig  treten  bereits  Ver- 
kürzungen ein,  welche  entnemen  lassen,  wie  die  Bedeutung  der  Namen 
dem  Volke  bereits  gänzlich  entschwunden.  Auflösungen  führten  dann  zur 
Missgestaltung,  und  erleichterten  das  Fallenlassen  dem  Heiligenkalender 
nicht  bekannter,  vom  Clerus  mehr  imd  mehr  missbilligter  Namen  ^). 

1)  Meichelbeck  will,  was  er  P.  I.  p.  246  gibt,  dem  libro  secundo  traditionnm  entnommen  haben. 
So  nennt  er  sonst  den  Cod.  commut.  In  diesem  findet  sich  aber  znr  Zeit  nur  der  erste  von 
Meichelbeck  nicht  gegebene  Theil.  Soll  die  Umgestaltung  der  Bände  erst  im  XVUIJahrbunderte 
erfolgt  sein?    Wahrscheinlich  liegt  eine  irrige  Bezeichnung  vor. 

2)  Das  Grossartigste  leistete  wohl  Passau,  wo  die  mit  achtem  Siegel  ausgestattete  Urkunde  vom 
21  Mai  1074  — mit  manchen  Fehlem  abgedruckt  MB.  IV.  293  f.—  sich  dem  XI  Jahrhunderte 
nicht  angehörend  schon  durch  die  Namen  mit  au  und  ei  erweist,  überdiess  2  Päpste  S.  301 
mitten  unter  die  Heiligen  einreiht,  und  der  Schreibung  nach  wohl  erst  in*s  XIV  Jahrhundert  gehört. 

8)  Wie  anders  noch  im  X  Jahrhunderte !  Um  980  erscheint  zu  Ebersberg,  in  dessen  Gräben  955  so 
yiele  Ungarn  gestürzt  wurden,  als  Zeuge  Huninger  von  Haag  mit  seinen  Söhnen  Huninwe,  Hunin- 
flor,  Huninleit,  Hunintöt.  So  cod.  Ebersp.  f.  11  y.  zu  bessern  bei  Oefelo  II.  22.  Es  ist  nicht 
an  Flor,  sondern  an  Trauergeheul  zu  denken;  s.  Schmeller  Fhirren.  I.  974.  (2.  Ausg.). 


13 

Von  den  Necrologien  Freisings  ist  für  unsem  Zeitraum  weitaus  das 
bedeutendste  das  Calendarium,  welches  der  Pergamenthandschrift  der  Hof- 
und  Staatebibliothek  in  Grossquart,  Cod.  lat.  N.  6421,  Frising.  N.  221, 
voransteht,  in  welcher  Beda's  Martyrologium  der  Liber  Sacramentorum 
de  circulo  anni,  expositus  a  s.  Gregorio  Papa,  folgt  Der  Schreiber  desselben 
hat  zugleich  die  Todestage  der  Bischöfe  und  weniger  anderer  Personen 
eingetragen,  von  Bischof  Waldo  (906)  an  bis  zu  Kaiser  Otto  II  (983), 
welchem  er  „Romae",  nirgends  aber  eine  Jahrzahl  beigefügt.  Der  Tod 
Herzog  Heinrichs  von  Kärnten  am  5.  Oktober  989  ist  schon  Nachtrag. 
Um  die  Mitte  des  XI  Jahrhunderte  nahm  dann  eine  zierlichere  Hand  die 
Einträge  wieder  auf,  holte  die  früheren  Bischöfe  nach,  bezeichnete  bei 
sämmtlichen  die  Ordnungszahl  in  der  Beihe  der  Kirchenfüirsten  und  fügte 
nun  erst  von  Hitto  an  den  Todestagen  auch  die  Jahrzahlen  bei.  Diese 
zweite  Hand  schliesst  nait  dem  Tode  Ellenhards  1078.  Hiedurch  ist  die 
Zeit  und  der  hohe  Werth  dieser  Aufzeichnungen  um  so  sicherer  nach- 
gewiesen, als  später  kein  Eintrag  mehr  erfolgte.  Schon  von  P.  Gamansius 
benutzt,  von  Meichelbeck  mehrfach  angeführt,  sind  sie  mm  vollständig 
nach  Jaffe's  Abschrift  in  den  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  von 
Dümmler  veröffentlicht  ^)- 

Von  gleichem  Alter,  aber  mehr  für  die  Geschichte  der  Ungarn-Kriege 
von  Bedeutung,  leider  auch  der  Monate  Jänner  bis  Mai  entbehrend,  ist 
ein  zweites,  ebenso  Beda's  Martyrologium  angefügtes  Calendarium  aus 
Freising,  jedoch  in  Kleinquart,  nun  im  Reichsarchive.  Dasselbe  gibt 
nirgends  Jahreszahlen.  Es  ist  von  Th.  Rudhart  in  den  Quellen  und  Er- 
örterungen, und  neuerdings  nochmals  von  Dr.  Alfons  Huber  in  Böhmers 
Fontes  rerum  Germanicarum  herausgegeben^). 

Einige  Daten  konnten  femer  dem  Calendarium  entnommen  werden, 
welches  einem  domcapitel'schen  Urbar   in  22  Blättern  vorgebunden  ist. 


1)  B.  XV  (1875)  163  f.  Vgl.  QaeUen  xl  Erdrterongen  zur  B.  u.  D.  Geschichte  VII.  446.  DerDrnck 
ward  mit  der  Handschrift  oochmal  verglichen,  wobei  sich  nur  ein  Versehen  ergab.  S.  Noten 
zu  §  1  nnd  3  im  Abschn.  II.  Die  Beechreibang  in  Eckhards  Francia  orientalis  I.  834  setzt  ausser 
Zweifel«  dass  P.  Gamansius  die  noch  ungeschadigte  Handschrift  in  altem  schönem  Einbände  Tor 
sich  hatte.  Allein  was  Eckhard  1.  c.  abdrucken  liess,  ist  aus  mehreren  Necrologien  mit  Fehlem 
und  Auslassungen  zusammengestellt. 

2)  Qu.  u.  Er.  YII.  441.  Böhmer  F.  r.  G.  lY.  586.  Ueber  das  weiter  von  mir  benfttste  Nekrolog 
des  Klosters  Scheftlam  vgl.  A.  d.  A.  XUI  (1875)  9. 


14 

Diese  Handschrift,  nun  im  Reichsarchive,  ist  jedoch  erst  zu  Ende  des 
Xni  Jahrhunderts  angefertigt,  und  der  Schreiber  hat  sich  begnügt,  aus 
den  ält-eren  Vorlagen  nur  die  Todestage  der  Bischöfe  und  der  jüngeren 
Stifter  herüberzunehmen,  während  er  von  älteren  Stiftungen  häufig  nur 
das  Reichniss  an  bestimmten  Tagen,  aber  nicht  mehr  den  Geber  über- 
trug. Ein  zweites  Urbar  des  Domcapitels  ebendort,  in  Grossquart,  dem 
XIV  Jahrhunderte  entstammend  imd  Prädialbuch  überschrieben,  ist  wert- 
voll für  die  Bestimmimg  der  Lage  der  Orte  wegen  der  guten  Ordnung. 
Sie  führen  die  Nr.  62  und  64,  alt  Nr.  -239  und  246. 

Eine  eigenthümliche  Stellimg  nimmt  das  Calendarium  ein,  welches 
sich  vor  dem  zu  Ende  des  X  oder  am  Beginne  des  XI  Jahrhunderts  an- 
gelegten Traditionsbuche  des  Klosters  Ebersberg  befindet,  nun  im  Reichs- 
archive, gross  Folio  Cod.  Ebersb.  N.  2.  B,  alt  20,  nicht  ganz  vollständig 
in  Oefele's  Scriptores  rerum  Boicarum  veröffentlicht^).  Die  Einträge 
von  zierlicher  Hand  beziehen  sich  nahezu  ausschliessend  auf  die  Kloster- 
Vorstände  und  die  Grafen-Familie  von  Ebersberg.  Die  Zeit  der  wenigen 
sonstigen  Todestage  ist  begränzt  durch  Erzbischof  Friedrich  von  Salzburg 
(1  Mai  991)  welcher  die  Klosterkirche  geweiht  hat,  den  aus  Kloster  Ebers- 
berg hervorgegangenen  Bischof  Reginpold  von  Speyer  (13  October  1039) 
Herzog  Weifhart  (V  am  12.  Nov.  1055,  von  Kärnten)  und  Kaiser  Hein- 
rich in  (hier  secundus  genannt,  zum  5  statt  4  Oct.  1056).  Von  den  vier 
Kirchenfürsten  Freisings  in  diesem  Zeiträume  sind  nur  zwei,  Abraham  und 
Egilbert,  eingetragen^). 

Ein  geographisches  Register  ward  diessmal  nicht  beigegeben.  Es  be- 
steht die  Absicht,  die  Arbeiten  über  diese  Zeit  mit  der  Herausgabe  des 
Urbars  Bischof  Adalberts  I,  des  ältesten  von  Freising,  sowie  des  für  die 
Rechte  der  Schirmvögte  werthvoUen  Domcapiterschen  Urbars  abzuschliessen 
und  demselben  eine  Ortsmatrikel  beizugeben,  welche  die  Bewegung  im 
Besitzstande  Freisings  für  den  ganzen  Zeitraum  von  den  Agilolfingern  an 
darzulegen  hätte. 


1)  Oefele  1.  c.  II.  15.  Die  Zeit  charakterisiren  die  bei  Oefele  unrichtig  gegebenen  Namen :  27  Apr. 
Gnntheri  presbiter  et  prepositns  ob. ;  6  Juli  Raotperht  de  SliTisheira  ob. ;  25  Juli  Bodheri  laicos  ob. 
Ansser  den  Ebersberger  Grafinen:  Rifakart,  Biblint,  Cotini  ist  noch  zum  6 Februar  eingetragen: 
Adalheit  comitissa,  nxor  Eberhard!  secnndi. 

2)  lieber  eine  weiter  noch  benütibar  gewordene  Handschrift,  kurze  Annalen  aus  Kloster  Weihen* 
Stephan  s.  Not.  1  zu  Abschn.  IL 


15 


I  Abschnitt. 


Die  ^chirmvogtei  des  Bisthnms  Frelslng. 

§  1- 

Die  Schirmvogtei  Ober  Freising  bis  zur  Mitte  des  XI  Jahrhunderts. 

Die  Schirmvogtei  über  die  Bisthümer  gehört  zu  jenen  Rechtsverhältnissen,  welche  sich 
allmälig  herausbildeten,  erst  spät  in  ihren  Obliegenheiten  und  Pflichten  Feststellung 
erhielten. 

Unter  den  Agilolfingem  übernimmt  immer  der  Bischof  selber  die  der  Kirche  gewid- 
meten Güter.  Er  lässt  die  Urkunden  über  die  Erwerbung  durch  seine  Cleriker  ausstellen 
und  bedarf  keines  Anwalts  dazu.  Die  Zustimmung  des  Landesherm  wird  vom  Gesetze 
nicht  gefordert,  und  wird  sie  doch  erwähnt,  oder  wird  sie  wohl  auch  durch  dessen  gesen- 
deten Vertreter  ertheilt  *),  so  liegen  J)esondere  Gründe  vor  und  es  sind  solche  Fälle  zur 
Feststellung  des  Eigenbesitzes  des  Herrscherhauses  von  Wert. 

Unter  den  Karolingern  treten  Anfangs  nur  in  Rechtsstreiten  Anwälte  der  Bischöfe 
auf.  Hiezu  werden  auch  Geistliche  bestimmt;  so  der  Erzpriester  EUannod  unter  Bischof 
Atto  (784—811).  Neben  ihm  erscheinen  auf  den  Dingen  der  Sendboten  802  im  Juni 
zu  Regensburg  Kagafthart,  im  August  zu  Freising  Lantfrid,  804  im  Jänner  zu  Aibling 
Wolfpercht,  807  zu  Ende  April  in  Föhring  Ainhart,  und  im  Mai  zu  Kloster  Gars  Liut- 
prand.  Lantfrid  und  Kaganhart  gehören  der  reichbegüterten  Familie  an,  aus  welcher  die 
Stiftung  der  Klöster  in  der  Schamitz,    zu  Schlehdorf   und   zu  Benedictbeuern   hervorging. 

In  der  langen  Reihe  der  Urkunden  aus  der  Zeit  Bischof  Atto*8  zeigen  sich  nur  ein 
Paar  Fälle,  wo  er  Anwälte  nicht  aus  Anlass  von  Rechtsstreitigkeiten  gebraucht,  sondern 
mit  der  Uebername  von  Gütern  betraut,  Rumolt  und  Diudolf,  letzterer  von  EUannod 
bestellt. 

Denselben  Charakter  der  Unterstützung  des  Bischofs  in  gewissen,  bei  der  Uebername 
von  Liegenschaften  vorkommenden  Handlungen  haben  auch  noch  unter  den  folgenden 
Bischöfen  die  Advocati,  welche  nun  immer  häufiger  beigezogen,  und  in  vielen  Fällen 
zweifellos  aus  den  Edlen  gewält  werden,  welche  sich  in  den  Dienst  der  Bischöfe  begeben  hatten. 

Wie  aber  allmälich  die  Kirche  für  ihre  Besitzungen  Vorrechte  erhielt,  endlich  ihr 
die  Immunität  von  den  weltlichen  Gerichten  verliehen  ward,  erwuchs  für  sie  nicht  nur 
das  Bedürfniss  der  Bestellung  eigener  Richter,  Vögte,  für  ihre  Untergebenen,  sondern  bei 
der  Untermischung  ihrer  Besitzungen  und  Angehörigen  mit  den  landesherrlichen  und  denen 
des  Adels  auch  das  Bedürfniss  des  Schutzes  gegenüber  den  Gewaltigen  im  Reiche.  Diess 
fcihrte  einerseits  zur  Gewinnung  der  Mächtigen  durch  Verleihung  von  Kirchengütem  gegeu 
geringe  Reichnisse  —  zu  einer  Ausdehnung  des  Benefizialwesens,  welche  in  der  Dauer  und 
unter  den  Wirren  der  Zeiten  für  die  Kirche  grosse  Verluste  zur  Folge  hatte  —   anderer- 


1)  Reginpald  als  missus  Taseilonis  Dncis  Meich.  I  pars  instram.  N.  98. 


16 

seits  aber  zur  Berufung  von  Vögten  für  die  Stifter,  welche  schon  ausserhalb  des  kirchlichen 
Gebiets  Macht  und  Ansehen  genossen  —  zur  Bestellung  von  Vögten  aus  der  Zahl  der 
Grafen,  welche  sodann  als  wirkliche  Schirmvögte  auftraten,  jedoch  als  solche  nicht  ohne 
reiche  Bestallung  zu  gewinnen  waren  und  im  Laufe  der  Zeiten  ihre  Rechte  zur  Schädigung 
der  Edrche  mannigfach  auszudehnen  wussten. 

Schon  Kaiser  Ludwig  der  Fromme  sah  sich  veranlasst,  durch  ein  Gesetz  zu  bestimmen, 
dass  kein  Graf  oder  Centgraf  die  Vogtei  eines  Stiftes  oder  Klosters  innerhalb  seines  Gaues 
übememen  dürfe  ^)  —  ein  Gesetz ,  dessen  Wirksamkeit  in  dem  Folgenden  sich  erkennen 
l&sst,  welches  jedoch,  obwohl  von  Ludwig  dem« Deutschen  nochmal  .eingeschärft,  allmälig 
in  Vergessenheit  geriet.  * 

Waitz  hat  in  seiner  Verfassungsgeschichte  von  der  Mitte  des  IX  bis  zur  Mitte  des 
XIT  Jahrhunderts  einen  Zeitpunkt  für  die  endliche  Gestaltung  der  Schirmvogteien  nicht 
bestimmt.  Er  zeigt  nur,  wie  unter  den  späteren  Karolingern  die  Vorsteher  der  Stifter 
nach  erlangter  Immunität  in  der  ebenbezeichneten  Weise  vorgingen,  und  inmier  mehr 
Vögte  aus  den  Grafen  walten,  welche  leicht  bewogen  werden  konnten,  ihre  Gerichte  für 
die  Angehörigen  eines  Stiftes  an  bestimmten  Orten  und  zu  bestimmten  Tagen  abzuhalten  '). 

Für  Freising  gelten  die  gleichen  Sätze.  Nirgends  finden  sich  Urkunden  über  Ver- 
leihung der  Schirmvogtei  durch  Kaiser,  Könige  oder  Herzoge.  Wenn  auch  nicht,  wie  bei 
andern  Bisthümem,  dem  Bischöfe  die  freie  Wahl  des  Schirmvogts  ausdrücklich  bestätigt 
wurde,  so  ward  sie  doch  auch  niemals  urkundlich  beschränkt,  und  es  bildete  sich  die 
Erblichkeit  der  von  den  Bischöfen  gewälten  Vögte  im  Verlaufe  der  Zeit  in  ähnlicher  Weise 
aus,  wie  diess  für  die  Gaugrafen  und  ihre  Besitzungen  ausser  Zweifel  ist^). 

Der  Zeit  nach  mag  die  Anerkennung  einer  Erblichkeit  so  ziemlich  mit  dem  Auftreten 
eines  Advocatus  principalis  zusammenfallen,  wie  der  Schirmvogt  des  ganzen  Stiftes  im 
Gegensatze  zu  den  noch  immer  zulässigen  Vertretern  des  Bischofs  in  gewissen  Gegenden 
oder  einzelnen  Fällen  zuerst  nach  der  Mitte  des  X  Jahrhunderts  manchmal  genannt  wird. 

Indem  wir  auf  diese  allmälige  Gestaltung  und  Umbildung  der  Advocati  zu  Schirm- 
vögten Bezug  nehmen,  fahren  wir  in  der  Aufzälung  der  in  den  Freisinger  Urkunden 
genannten  Anwälte  nunmehr  fort. 

Von  Bischof  Hitto  (811—835)  sind  mehr  als  300  Urkunden  uns  erhalten.  Nur 
im  neunten  Theile  derselben  finden  sich  Advocati  oder  Missi  genannt.  Eilfinal  tritt  Reginpercht 
auf,  für  Allershausen ,  Kienberg,  ölpersberg  und  Kollersdorf  im  Bezirksamte  Freising, 
Geisenhausen  und  Tegembach  im  anstossenden  Landgerichte  Pfaffenhofen,  Winharessteti  und 
Ferc  in  ungewisser  Lage;  siebenmal  Odolt  für  Ampermoching ,  Sulzrain,  Pullhausen, 
Hebertshausen,  Fiohtchiricha  (Vierkirchen)  und  Bied  bei  Indersdorf,  sämmtlich  im  L.  Dachau, 
wobei  zumeist  Graf  Liutpold  als  Gaugraf  anwesend  ist,  dann  für  Ahaloh  (Allach  im  L. 
München)  und  Weilbach,  wobei  der  in  Schrobenhausen  sitzende  Graf  Rihho  genannt  wird. 

Nur  zweimal  erscheinen  Adalker  für  Assling,  Ast  und  Holzhausen  am  rechten  Isar- 
Ufer,  Liutprand  für  Lappach  und  Bittlbach  im  Isen-Gebiete,   Spulit,   der  in  Winimuntes- 


1)  Cap.  19  der  Capit.  Aquisgran.  v.  J.  817.  M.  G.  Leg.  1.218.  Dummler's  Gescb'chte  des  Ostfränk. 
Reiches  I.  347. 

2)  Waitz  Verfassangs-Geschichte  B.  VII.  228  flg. 

8)  Waitz  1  c  S.  9  flg.  die  beiden  ersten  allgemeinen  Bestätifrun^en  der  Besitzungen  Freisings 
durch  Kaiser  Kourad  II  am  3.  März  1029  und  König  Heinrich  III  zu  Ende  1039  enthalten  über 
die  Vogtei  nichts;  es  könnte  nur  der  Schlass  hieher  bezogen  werden,  welcher  dem  Bischöfe  freie 
Verfügung  zusichert:  absque  ullius  molestia.  MB.  XXIX  a.  26.  55.  In  der  Or.  ürk.  von  1029 
wechselt  die  kaiserliche  Kanzlei  zuerst  mit  Frigisingensis  im  Texte  und  actum  Frisinge 
am  Schlüsse. 


17 

husir,  Wiedenzhausen  an  der  Gränze  des  L.  Brack,  selber  stiftet,  für  Alling  und  Lappach 
L.  Brack;  vereinzelnt  Wichart  für  Bach,  Langenbach  L.  Freising,  Engilhart  für  ein  Holz- 
haasen  zu  Eöhring  am  rechten  Isar-Ufer,  Haholf  für  Manunendorf  L.  Brück,  Oadalschalk 
für  eines  der  Fahhara,  Samuhel  für  das  unermittelte  Hringolfingchova,  Ermpercht  für 
Tulling  L.  Ebersberg,  Hroadpert  für  Eisalheringa,  Eothgeisering  L.  Brück. 

Endlich  ist  Piligrim  mit  Beginpercht  bezüglich  des  nicht  sicher  bestimmbaren  Perc, 
und  mit  Odolt  zur  Untersuchung  bezüglich  von  Gütern  an  der  Glon  beauftragt,  in  deren 
unterem  Gebiete  seine  Familie  ausgedehnten  Besitz  hat. 

Piligrim  und  Reginpercht  haben  wir  als  nahe  Verwandte  Bischof  Hitto's  und  seines 
Nachfolgers  Erchanpert  in  den  Erörterungen  über  die  Freisinger  Urkunden  aus  der  Zeit 
der  Karolinger  kennen  gelernt^). 

Aus  der  Begierungszeit  Bischof  Erchanperts  (835 — 854)  sind  130  Urkunden  er- 
halten ;  nur  im  sechsten  Theile  werden ,  abgesehen  von  abgesendeten .  Domgeistlichen, 
Advocati  genannt. 

Der  ebenerwähnte  Piligrim  erscheint  als  solcher  sechsmal:  für  Pullhausen  und  Feld- 
geding,  an  der  Glon  und  zu  Inzemos,  L.  Dachau,  zu  Günzenhausen  und  Holzen  Bez.  Amt 
Freising,  und  bei  der  zweiten  Uebername  der  Herrschaft  Tandem  mit  Zubehörungen  an 
der  Glon;  ebenso  Eeginpercht  dreimal:  für  Eisenhof en,  über  welches  im  fernen  Schlehdorf 
verfügt  wird,  für  Daglfing  und  Assling  am  rechten  Isarufer  und  Urdorf,  nun  Audorf 
L.  Bosenheim. 

Auch  Odolt  ist  wieder  Anwalt,  doch  nur  zweimal:  für  Prittlbach  L.  Dachau  und  in 
ungenanntem  Orte. 

Neu  sind:  Eerhart  zweimal,  an  der  Strogen  und  in  Bittersdorf  L.  Vilsbiburg;  je 
einmal:  Cundpald,  schon  835  nach  Schlehdorf  gesendet,  Ovnharius*)  für  Fang,  Audorf  und 
Rauhling  L.  Rosenheim,  Ovdalrich  auch  in  der  Gegend  von  Schlehdorf,  Petto  für  Reichen- 
hall, Toto  für  Krumbach,  L.  Dorfen,  Rihinc*  für  eines  der  Mosach,  endlich  Milo  bei  den 
Gütertauschen  im  Blergau,  den  der  Bischof  wohl  als  Abt  von  Kempten  vornimmt. 

Während  des  Feldzugs,  welcher  mit  dem  Theilungs-Yertrage  zwischen  den  Karo- 
lingern zu  Verdun  (843)  endet,  ist  zu  Dugny  bei  der  Uebergabe  der  grossen  Herrschaft 
Taudem  an  den  Bischof  Erchanpert  Eparheri  Anwalt,  selbst  begütert  an  der  Ecknach, 
Landgerichts  Aichach,  und  noch  einmal  thätig  bei  dem  Gütertausche  bei  Assenhausen  und 
Rettenbach  L.  Dachau. 

Dafür,  dass  die  Gaugränzen  bei  dem  Wechsel  der  Anwälte  von  Einfiuss,  mag  ange- 
führt werden,  dass  am  27.  Jänner  837  zu  Schlehdorf  je  nach  Lage  der  Orte  zwei  ver- 
schiedene Anwälte  in  Thätigkeit  treten*). 

Aus  der  Zeit  Bischof  Anno 's  (855 — 875),  unter  welchem  die  Tauschhandlungen  weit 
zahlreicher  als  die  Schenkungen  sind,  wird  in  den  erhaltenen  180  Urkunden  sehr  häufig 
der  Genehmigung  König  Ludwig  des  Deutschen  gedacht,  doch  nur  im  sechsten  Theile  der- 
selben tritt  ein  Anwalt  auf. 

Vereinzeint  sind  Vertreter  des  Bischofs:  Kerhart  in  Gronsdorf  und  Hiltiprant  in  Per- 
lach, beide  unfern  München  am  rechten  Isarufer,  Cotafrid  in  Prittlbach  nächst  Dachau, 
Hruodperht   in    der   Mark    Tandem,    Kaganhart   für   Rorbach    an    der   Um   und   Rudifing 


1)  Abhandlungen  der  bist.  Cl.  der  Bayr.  A.  d.  W.  Bd.  XIII  p.  32  flg. 

2)  Alis  der  Domgeistlichkeit  werden  842  Erzpriester  Vnidarricb,  649  Probst  Adaiger  und  gegen 
Ende  der  Regierung  der  Priester  Undeo  abgeordnet.  Vergl.  M.  N.  588.  598.  601.  7.  10.  3.  5. 
25.  9.  86.  9.  41.  55.  9.  61.  72.  81.  700  und  Karolingische  ürk.  (Abb.  der  A.  d.  W.  bist.  Cl. 
XIII.  9  flg.)  N.  16.  19.  25.  38;  endlich  bei  Dr.  Roth  Verz.  der  Preis,  ürk.  (1855)  S.  53  N.  74. 

*)  Das  über  0  stehenden  y  musste  bei  Mangel  entsprechender  Lettern  nach  0  gesetzt  werden. 
Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  3 


18 

L.  Freising,  Ercanbert  für  Leibeigene ;  zweimal  Bihheri  für  Zolling  und  eines  der  Dorfen, 
Tozzi  für  Greflfing  und  Pasing  an  der  Wirm,  Fiohtchircha ,  Vierkirchen  an  der  Olon, 
Kartharius  für  Allei'sbausen  an  Letzterer  und  fQr  Leibeigene,  Liutbrand,  begütert  zu 
Zustorf  L.  Landshut,  für  Hündelbach  und  Wambach  in  der  Isen-Gegend;  in  derselben 
Gegend  und  an  den  Quellen  der  Vils  Arhart. 

Sechsmal  endlich  tritt  Heimperht  auf,  wohl  der  zu  Moching,  Pellheim  und  RumeLs- 
hausen  L.  Dachau  begüterte,  für  Nörting,  Asenkofen  und  Langenbach  L.  Freising,  und 
für  Umbertshausen  L.  Abensberg,  endlich  860  mit  einem  zweiten  Anwalt  Bupreht  für 
eines  der  Berghofen  (LL. ^Landshut,  Ebersberg,  an  der  Glon  L.  Dachau  und  Aichach)^). 

Unter  Bischof  Arnold  (876—883),  dessen  Verhandlungen,  in  den  7  Jahren  seiner 
Regierung  44,  häufig  der  Genehmigung  der  Könige  und  Kaiser,  Ludwigs,  Karlmanns, 
Karls  des  Dicken,  unterstellt  sind,  gewinnt  die  nahezu  in  der  HMlfte  derselben  erkennbare 
Anwaltschaft  grössere  Stätigkeit. 

Nur  einmal  ist  Petto  für  Trudering  i^echts  der  Isar  nächst  München,  einmal  Manno 
für  Leibeigene  erwähnt ;  sonst  tritt  ausschliesslich  Heimpert  auf,  welchen  wir  für  Pelheim, 
(Kreuz-)  Holzhausen,  Assenhausen,  Bamelsbach  L.  Dachau,  an  der  Ecknach  L.  Aichach, 
in  Muninbach  (Singenbach)  L.  Schrobänhausen,  in  Haindlfing,  Erfenbrunn  (Helfenbrunn) 
und  Cella  (wohl  Preinwszell)  L.  Freising  und  Pfaffenhofen,  zu  Unering  L.  Stamberg,  zu 
Germarschwang  L.  Brück,  wie  an  der  Isen  zu  Bittlbach  und  im  Tausche  mit  Kloster 
Tegemsee,  dann  für  Leibeigene  in  Thätigkeit  finden. 

Bischof  Waldo,  Amold's  Nachfolger  (883 — 906),  zugleich  Abt  von  Kempten,  ist 
aus  der  kaiserlichen  Kanzlei  hervorgegangen  und  vielfach  in  Reichsgeschäften  verwendet. 
Ihm  wird  Belohnung  in  auswärtigem  Besitze  in  Kärnten  zu  Theil,  welchen  er  besucht. 
Auch  ist  das  Benefizialwesen  schon  so  ausgedehnt,  dass  er  Tausche  von  Vasallen  zu  ge- 
nehmigen hat.  Von  82  von  ihm  erhaltenen  Urkunden  führen  75  Anwälte,  und  zwar 
nicht  weniger  als  15  verschiedene  auf;  allerdings  zu  grossem  Theile  vereinzeint  und  leicht 
erklärlich  da,  wo  es  sich  um  entlegenen  Besitz  handelt. 

So  erscheint  Uadalhoh  zu  Weride,  Mariawörth  am  See  von  Klagenfurt,  Engilhard 
an  der  Stivinna,  Stiefem,  Nebenbach  des  Kamp  in  Niederösterreich,  Rihhart  für  Machen- 
dorf L.  Simbach  am  Lm,  und  etwa  auch  Wirondo  für  Stinzlbach  L.  Landshut,  Ruadperht 
wiederholt  für  Kisalheringa ,  Kothgeisering  L.  Brück,  Engilhard  für  denselben  Ort  und 
Kissing  L.  Friedberg,  Fatto  für  Cisilingunt  (?  Zaissing  L.  Ebersberg,  oder  Zaisering  L. 
Rosenheim),  dann  Reginheri  für  Strasslach  L.  WoUratshausen ,  Sorot  für  Matzbach  und 
Eibach  im  Isen-Gebiete,  Adalhart  für  Leibeigene. 

Wir  treffen  femer  Erpharius  für  Mauern  L.  Moosburg  und  Berghofen-  L.  Lands- 
hut, Heimpert,  wohl  den  frühem,  belohnt  mit  Besitz  zu  Wolnzach  im  Ilm-Gebiet,  für 
Pfettrach,  Reichersdorf,  Thulbach  um  Moosburg,  Ahausen  bei  Landau,  Giggenhausen 
bei  Freising,  Mahtuni  für  Riode,  wohl  Margarethenried ,  und  Hamareshusen,  Amperts- 
hausen  in  der  Pfarrei  Kirchdorf  an  der  untern  Amper,  Rodhart  für  Holze,  Rihholf  für 
Massenhausen. 

Offenbar  kann  bei  solcher  Mischung  und  dem  Vorkommen  verschiedener  Anwälte 
in  der  gleichen  Gegend,  ja  am  selben  Orte,  eine  Theilung  nach  Gauen  nicht  mehr  fest- 
gehalten, es  muss  willkührliche  Bestimmung  des  Bischofs  angenommen  werden. 

Immerhin  tritt  aber  nun  ein  Hauptanwalt  schon  mit  Entschiedenheit  hervor.  Es 
ist  Jacob,  einer  der  damals  so   seltenen  biblischen  Namen,  welcher  in   nahe  an  füa&ig 


1)  M.  N.  707.  8.  27.  8.  36.  61.  6.  8.  70.  1.  8L  8.  93;  801.  10.  9.  20.  37.  40.  2.  Kar.  U.  N.  34. 
46.  56. 


19 

Urknnden  des  Bischofs  Advocatus  ist,  und  zwar  im  weiten  Gebiete  des  Bisthuins,  in  n&cbster 
Umgebung,  wie  in  entlegenen  Orten,  rechts  und  links  der  Isar,  ja  über  das  Bisthnm 
hinaus  in  den  LL.  Aichach,  Schrobenhausen,  Rain  und  Isar  abwärts  im  L.  Landshut.  Der 
Name  ist  damals  nur  bei  Grundbesitzungen  zu  Fidalesdorf,  Figlsdorf,  L.  Moosburg  und 
Incinmos  L.  Dachau  genannt;  um  930  aber  wird  Jacob  als  Vater  Aribo*s  von  Dachau 
eingeführt,  welcher  seine  Besitzungen  um  Dachau  und  PritÜbach  gegen  entlegenere  um 
Sickershausen  und  Lauterbach  L.  Freising,  um  Figlsdorf  und  Winburg  L.  Moosburg  er- 
gänzt, wie  dann  der  gleiche  Name  noch  unter  den  Bischöfen  Lantbert  und  Abraham  mit 
dem  Streben  nach  Abrundung  des  Grundbesitzes  um  Dachau  in  Hebertshausen ,  Bachern 
und  Giesing  erscheint.  ^) 

Weniger  erkennbar  sind  die  dessfallsigen  Verhältnisse  unter  den  nächstfolgenden 
Bischöfen. 

Von  Bischof  Uto  (906),  der  schon  im  folgenden  Jahre  im  Kampfe  gegen  die  Ungarn 
fiel,  sind  keine,  von  Bischof  Dracholf  aus  fränkischem  Geschlechte  (907— 926),  zugleich 
Abt  von  Schwarzach,  nur  9  Verhandlungen  erhalten.  Li  4,  bezüglich  der  Abtei  Moosburg 
und  Gütern  in  Haag  bei  Moosburg,  Eienberg  und  Eching  bei  Freising,  tritt  Kepolf,  in 
zweien,  Attenkirchen,  Staudhausen,  Meilendorf,  Beichersdorf,  L.  Moosburg,  dann  Nieder- 
roth und  Bumelshausen  L.  Dachau  betreffend,  Beginbert  auf,  Hartnid  ffir  Asenkofen  und 
Kienberg  bei  Freising,  für  Leibeigene  endlich  Ovdalger  und  Erambert. 

Etwas  mehr  Einsicht  in  die  nun  immer  fester  werdende  Gestaltung  der  Schirmvogtei 
gestatten  uns  die  40  aus  der  Zeit  Bischof  Wolf  ram*s  (927  —  938)  Yorliegenden  Urkunden. 
Sein  Anwalt  Batolt  erhält  einmal  die  Bezeichnung  Defensor,  und  einige  Male  werden  die 
Namen  der  Grafen  genannt,  in  deren  Gau  die  Orte  liegen. 

Es  treten  aber  noch  zwei  Hauptanwälte  auf:  Kepolf  lOmal,  Batolt  oder  Batolf  18  mal. 
Ueber  ihr  Wechselverhältniss  werden  wir  nicht  ganz  aufgeklärt.  Obwohl  im  Allgemeinen 
Letzterer  mehr  in  den  oberen,  Ersterer  mehr  in  den  unteren  Gegenden  thätig  ist,  finden  sich 
doch  Orte,  wie  Behbach,  L.  Moosburg,  wo  beide  wirksam  werden,  dann  AUach,  Strassbach, 
Bumelshausen,  wo  Kepolf  mitten  in  Batolts  Gebiet  eingreift,  vielleicht  wegen  dessen 
eigener  Betheiligung  bei  dem  betreffenden  Grundbesitze. 

Ausser  ihnen  tritt  einmal  Atto  als  Anwalt  bei  einem  Tausche  mit  Stift  Schliersee 
auf,  Adalhard  zweimal  jenseits  der  Isar  wegen  Strasslach,  Perlach,  Poigenberg,  Matzbach, 
Langenpreising ,  Erchanpert  und  Adalhoh  jö  einmal  für  Leibeigene,  Jacob  endlich  als 
Kepolf  selbst  Leibeigene  vertauscht. 

Dass  die  Gaugränzen  die  Thätigkeit  nicht  beschränken,  zeigt  der  Vorgang  Kepolfs, 
der  gleichzeitig  links  der  Isar  in  der  Grafschaft  Wettini's  in  Langenbach  tmd  Aiiischwand, 
und  rechts  der  Isar  in  der  Grafschaft  Kamanolfs  inGoldam,  Zweikirchen  und  Bammelkam 
thätig  ist.  Wie  auch  in  fernen  Gebieten  die  heimischen  Anwälte  mitwirken,  zeigt  Batolt, 
der  auch  für  Innichen  in  Tirol  auftritt. 

Batolt  und  Kepolf  gehören  wohl  mit  Jacob  derselben  Familie  an.  Als  ihr  Stell- 
vertreter in  Behinderungsfillen  erscheint  Beginpert.  Dieser  ist  fünfinal  Anwalt;  einmal 
als  Batolt  selbst  tauscht;  wir  erkennen  dabei  einen  Theil  seines  Grundbesitzes.  Batolt 
ist  bei  den  Orten  Puchschlagen ,  Pellheim,  Arzbach,  Hohen-Straza ,  wohl  jetzt  Kappelhof 
bei  Oberrothy  alle  mitten  im  L.  Dachau,  betheiligt;  —  dann  als  Jacob  seine  Besitzungen 
um  Dachau  in  dem  schon  erwähnten  Tausche  ergänzt ;  sowie  als  der  Erzpriester  Engil- 
schalk  in  der  gleichen  Gegend,  Pullhausen  und  Prittlbach,  tauscht;  in  beiden  Fällen  ist 
Batolt    als   Bürge    mitwirkend;    endlich    noch   bei  Tauschen   in  Humel  und  Dorfacker  L. 


1)  Vgl.  M.  N.  1014,  1087.  ürk.  im  Oberbajr.  Archiv  XXXIY.  N.  15.  45. 


20 

Freising.  in  Viecht  diesseits  und  Lern  jenseits  der  Isar,  wo  Jacob,  dann  Jacob  und  Kepolf 
die  ersten  Zeugen  sind  ^). 

Uns  scheint  eine  Familienverbindung  zwischen  Kepolf,  Ratolt,  Jacob  und  Beginpert 
ausser  Zweifel.  Eine  nähere  urkundliche  Darlegung  gelang  jedoch  nicht.  Auf  Hypothesen 
gehen  wir  dermal  nicht  ein  und  bemerken  nur,  dass  keinem  dieser  Namen  in  diesen  Ur- 
kunden die  Grafenwürde  beigelegt  wird. 

Mit  Bischof  Lantbert  (938 — 957)  sind  wir  zu  der  Zeit  gelangt,  in  welcher  das 
einheimische  Fürstenhaus  aus  der  Herrschaft  über  Bayern  verdrängt  wird.  Herzog  Arnulfs 
Sohn  Eberhard  wird  noch  im  Jahre  938  verbannt;  nach  Arnulfs  Bruders,  Herzog  Berchtolds, 
Tode  setzt  948  König  Otto  I  Bayern  einen  Herzog  aus  seiner  eigenen  Familie;  endlich 
954  fällt  Arnulfs  Sohn,  Pfalzgraf  Arnulf,  vor  Begensburg  und  es  wird  auch  die  Pfalz- 
grafenwürde dem  Hause  der  Liutpoldinger  entzogen. 

In  der  Schirmvogtei  des  Bisthums  Freising  wird  eine  Veränderung  hiebei  in  keiner 
Weise  bemerkbar.  Nahezu  in  allen  65  aus  Bischof  Lantberts  Zeiten  erhaltenen  Urkunden, 
in  welchen  sehr  häufig  der  Erzpriester  Adallioz  die  Feder  führt,  wird  der  Schirmvogt  ge- 
nannt. Es  ist  diess  durch  ganz  Bayern  und  Tirol  der  frühere  Ratolt,  wieder  einmal 
Defensor  geheissen.  Neben  ihm  ist  als  Gaugraf  an  der  Glon,  von  Wagenhofen  bis  Bachen- 
hausen und  dann  Lauterbach  im  L.  Freising,  Aribo,  an  der  untern  Isar  links  Eparhart, 
rechts  um  Erding  Graf  Adalpert  genannt,  wohl  derselbe  Graf  Adalpero,  welcher  die  Um- 
gebung seiner  Burg  Hohinburg  bei  Tölz  von  Freising  erwirbt,  und  Reisen  bei  Erding 
dafür  abgibt,  wobei  auch  ein  Graf  Eparhart  erscheint.  ^)  In  der  schliessenden ,  erst  ia 
Anwesenheit  Bischof  Abrahams   vollendeten  Urkunde   heisst  Ratolt   dann    Archiadvocatus. 

Nur  in  einzelnen  Urkunden  erscheinen  auch  unter  Bischof  Lantbert  aus  nicht  zu 
ermittelnden  Gründen  andere  Anwälte:  Anno  für  Tandem  und  Weichs  an  der  Glon,  wo 
sonst  auch  Ratolt  des  Amtes  waltet,  Sigimot  für  Husen  und  Eigileswanc,  Hausen  und 
Eulenschwang  rechts  der  Isar  L.  München  und  Wolfratshausen,  Kotascalch  für  Germaring 
und  Buchheim  L.  Brück,  Papo  für  Holzhusen  und  Wisa,  mehrfach  vorkommende  Orts- 
namen. ') 


1)  Vgl.  M.  N.  1007.  acceperat.  T.  Jacob,  Arnolt,  Kotascalh,  Atto,  Melo,  Note,  Diotram,  Engil- 
perht,  Engilbart,  Femhart,  Ratkoz,  Kepolf,  Uelmperht,  Rihheri,  Adalperht,  Sahpo,  Meginhart, 
Maganhart,  Ato,  Wolfolt  et  alii  malti.  N.  1014.  CoDsaltnm  et  instam  videtar,  ut  qaicqnid  ec- 
clesiasticis  vel  secalaribns  negotiis  agitar,  ordine  liierarum  et  stabilitate  nobilinm  testinm  ita 
ligatnr  et  firmetar,  ne  in  posterum  ab  nllo  possit  dissolvi  vel  mntari.  Qaapropter  noverint 
omnes  seccriaB  fideles,  qualiter  Wolframas  Fr.  eccl.  eps  pastor  et  qnidam  nobilis  vir  eiasdem 
SBCcrise  vassns  n.  Jacob...  T.  Kepolf,  Aripo,  Ratolt,  Wolftregil,  Stevan,  Kotescalcb,  Engil- 
hart,  Eepahart,  Wolamant,  Isangrim,  Isso,  Petto,  Jacob,  Adalwich,  Kaganhart,  Melo,  Maj?an- 
hart,  Ellanwicb,  Iramfried,  Mahtani,  Kepabart,  Wolvold,  Sigiprant,  Bamolt,  Wiebart,  Ratkoz, 
Fridahart,  Mnotberi,  Raotperht,  Alpolt.  N.  1019.  1020...  Tradidit  itaqae  prefatus  nobilis  Arcbi- 
presbiter  Engilscalc  nnacam  .  .  et  bains  commutationis  fideiussor  erat  Ratolt.  T.  per  anres 
tracti:  Fritilo,  Wolftregil,  Ratolt,  Sindolt,  Wetti.  Cbaniperbt,  Hiltrih  et  alia  malta  (!) 
N.  1023 :  T.  Kepolf,  Jacob,  Kepabart,  Kotescalb,  Arbo,  Isangrim,  ügo,  Isso,  Jacob,  Adalwic, 
Maganhart,  Kotidio,  Wolfolt,  Muotberi,  Rnodpert,  Wiebart,  Ellanwic,  Alpolt,  Engilhart,  Hadarib, 
Ramolt,  Mabtnni,  Engilperbt,  Wolamant.  Fidejussor  de  parte  eccrie  Purcbart.  Cod.  comm.  f. 
114.  174  7.  256.  255  v.  257  v. 

2)  M.  N.  1080..  snb  dace  Perahtoldo.  1033..  Actam  Frigisingam.  1076.  Ist  es  derselbe  Eber- 
hard, der  rechts  und  links  der  Isar  auftritt?  oder  kömmt  der  Name  um  950  im  Moosborg^schen, 
wie  im  Sempt'scben  Hanse  vor? 

3)  Die  vielen  Zeugen  der  Urkunden  auch  für  diese  Zeit  zu  erganzen,  fehlt  der  Raum.  Doch  sei 
gestattet,  den  Scblnss  der  ürk.  N.  1040.Meichelbecks  als  charakteristisch  f&r  die  vielfachen  Ver- 
richtungen der  Schirmvögte  hier  nach  Cod.  comm.  f.  122  zu  geben:  Testes  per  aures  tracti: 
Reginperbt,  Aripo,  Papo,  Isanbart,  Helmperbt,  Heidfolcb,  Sigimuot,  Empricho,  Kozperht,  Ovdal- 
ger,  Kepabart,  Eralaperht,  Lantperbt,  Helmger.    Fideiussor  Ratolt  advocatus,  qui  prefatas  res 


21 

Diess  yereinzelnte  Auftreten  anderer  Anwälte  dauert  auch  unter  Bischof  Abraham 
(957 — 994)  fort ;  es  erscheinen  Hartnid  an  der  Sempt,  Erchanger  für  Daglfing  und  Deining 
rechts  der  Isar  unfern  München  *),  Ovdalrih  (wenn  nicht  für  Ovdalschalk  verschrieben)  für 
Humel  und  Weissling  L.  Freising,  und  ein  unsicheres  Bergham,  Sigibart  für  Leibeigene, 
Aripo  für  die  Fratres  (Canonici),  dann  bei  nächster  Betheiligung  des  Stiftes  Moosburg 
Rovtpert,  und  in  Tirol  Diotricus  *). 

In  den  durch  die  Veröflfentlichungen  im  oberbayrischen  Archive  von  24  auf  161 
vermehrten  Urkunden  aus  der  Zeit  Abraham*s  wird  aber  nur  noch  ein  einziges  Mal  Ratolt 
genannt.  Als  Advocatus  principalis  ward  von  ihm  alsbald  Papo  gewält.  Mehr  als  80  mal 
tritt  er  in  den  Urkunden,  selbst  in  entlegenen  Gebieten,  auf,  sein  Sohn  Ovdalschalch  aber 
gleichfalls  40 mal.  Dass  Ovdalschalch  Papo's  Sohn,  darf  aus  einem  Tausche  von  Gütern 
und  Leibeigenen  in  Cotingun,  Gauting  L.  Stamberg,  mit  Yerlässigkeit  geschlossen  werden, 
wobei  Odalschalch  sich  und  seinem  Vater  Papo  den  Nutzgenuss  vorbehält'). 

Die  Abkunft  Papo's  von  den  Liutpoldingern,  auf  welche  Huschberg  in  seiner  ältesten 
Geschichte  des  Hauses  Scheyern  Witteisbach  baut,  indem  er  Papo  und  Ovdalschalch  in 
den  Witteisbacher  Stammbaum  aufnimmt,  vermochten  wir  urkundlich  nicht  zu  erweisen; 
vielmehr  sind  dessfalls  auftauchende  Bedenken  zu  erörtern*). 

Mit  Bischof  Lantbert  tauscht  ein  Papo  Güter,  dessen  Vater  Piligrim  heisst.  *)  Die 
Zusammenstellung  der  dabei  genannten  Güter  ist  auffallend.  Omeras,  das  Schloss  Ambras 
bei  Innsbruck,  und  wieder  Piperpah  und  Waltkereshova,  Biberbach  und  Walkertshofen  im 
L.  Dachau,  jenes  um  1080  im  Besitze  des  Grafen  Otto  11  von  Andechs-Diessen ^),  diese 
in  der  Gegend,  wo  der  voiige  Schirmvogt  Ratolt  reich  begütert  erscheint.  Es  dürfte 
nicht  in  Abrede  zu  stellen  sein,  dass  die  Vermuthung  nahe  liegt,  in  Piligrim  sei  das 
Verbindungsglied  mit  den  früheren  Schirmvögten  gefunden;  sie  alle  seien  dem  Hause  der 
Huosier  zuzuweisen,  so  die  längstgeahnte  Abkunft  des  Hauses  der  Grafen  von  Andechs- 
Diessen  von  jenem  bevorzugten  Geschlechte  der  Baiowarier  begründet. 

Bei  dem  unzweifelhaften  Forterben  der  Namen  in  den  Geschlechtem  kann  noch  eine 
weitere  Urkunde  für  die  nahe  Verwandtschaft  zwischen  Ratolt  und  Papo  gedeutet  werden. 
Als  der  edle  Diacon  Ratolt  6  Leibeigene  gegen  19  dem  Bischöfe  Lantbert  überlässt,  be- 
hält er  die  Nutzniessung  sämmtlicher  25  nicht  nur  sich,  sondern  auch  seinem  Vater  auf 


investitara  eidem  nobili  viro  (Eepahart)  presentavit.  Isti  sunt  testes:  Erchanolt,  Isanhart, 
Lantfrid,  Staracholf,  Knndperht,  Adalram,  bigipero,  üadalrich,  Eparheri,  Liatpold,  Heidanrich, 
Salmon,  Walfrid,  Wartman,  Heripold,  Dietrih.  Fideinssores  in  paite  ^ccrie :  Kepahart,  Ovdal- 
ger,  qui  prescriptnm  locnm  Ratolto  advocato  epi  presentavernnt.  Isti  sunt  testes:  Engildio, 
Papo,  Isanbart,  Erchanolf,  Ovdalger,  Managolt,  Isangrim,  Eozperht,  Eundperht,  Reginperht, 
Piligrim,  Sigipolt,  Lantperbt,  Lantfrid,  Iranfrid,  Raodolf,  Engilfrid,  Irmanheri.  Zweitmals  f. 
133  Y.  werden  nnr  die  6  ersten  Zeugen  gegeben. 

1)  Sein  Auftreten  bangt' wobl  mit  verwandtscbaftlicben  Beziebnngen  zasaicmen.  Als  der  Edle 
Adalbart  und  dessen  Gattin  Ellanburg  Güter  zu  Daglfing  und  Tradering  mit  dem  Bischöfe  tau- 
schen, ist  Ercbanger  deren  Beistand.    Oberbajr.'  Arch.  1.  c.  N.  79. 

2)  0.  A.  N.  13.  47.  53.  94.  96.  102  (121).  143.  144. 

3)  0.  A.  N.  35  u.  142.  S.  270.  299. 

4)  Schon  Eocb-Stemfeld  bat  sich  in  den  Bayer.  Annalen,  1835  S.  392,  gegen  die  Einreihung  Babo's 
in  den  Stammbaum  der  Scbiren  ausgesprochen,  und  diese  Ansicht  in  der  « Altgefeierten  Dynastie 
des  Babo  von  Abensberg,  München  1857  S.  52,  festgehalten,  wo  er  freilich,  was  immer  Babo 
heisst,  mit  Abensberg  verquickt.  Aucb  Giesebrecbt  erklärt  Hnscbbergs  Annahme  in  III  Ezcurse 
zu  den  Jabrbücbcm  des  deutseben  Reiches  (1840)  I.  120  für  eine  Hypothese,  für  welche  jeder 
Beweis  fehlt. 

5)  M.  N.  1039.  Zeugen:  Enndpold,  Engildieo,  Isanhart,  Adalfrid,  Anno,  Engilperht,  Cotascalh, 
Sigimuot,  Cuudheri,  Sigibart,  Helmnh,  Reginheri  et  alii.    Cod.  com.  f.  122. 

6)  M.  I.  289.    S.  bei  Freiherr  yon  Oefele  Griten  von  Andechs,  die  Stammtafel. 


2^ 

Lebensdauer  vor.  Papo  ist  des  jungen  Clerikers  Anwalt,  sehr  wohl  mag  der  mitwirkende 
Schirmvogt  Eatolt,  wie  in  der  bereits  angezogenen  Urkunde  Nr.  35  im  Oberb.  Archive, 
der  erwähnte,  aber  nicht  genannte  Vater  sein  ^). 

Immerhin  muss  aber  zugegeben  werden,  dass  der  Name  Papo,  Babo,  zu  den  häufig 
vorkommenden  gehört,  sowie,  dass  der  Uebergang  von  Gütei-n  aus  einer  Familie  in  eine 
andere  durch  Erbschaft  oder  Ausstattung  von  Töchtern  vielfach  nachweisbar  ist. 

Wird  aber  auch  die  Abstanunung  des  Schirm  vogts  Papo  von  Piligrim  anerkannt, 
so  vermag  doch  der  Name  üdalschalk  auch  fOlr  den  Scheyem-Wittelsbach*schen  Stamm- 
baum in  Anspruch  genommen  zu  werden.  Es  drängt  sich  nämlich  die  Anschauung  auf, 
dass  zwei  verschiedene  Schirmvögte  des  Namens  üdalschalk,  wohl  in  Zwischenräumen,  sich 
gefolgt  sein  dürften. 

Bei«  dem  Mangel  der  Zeitangabe  in  nahezu  allen  erhaltenen  Urkunden  jener  Zeit 
kann  nämlich  zur  Theilung  der  37  Jahre  der  Regierung  Bischof  Abraham's  zwischen  den 
Schirmvögten  Papo  und  Üdalschalk  ein  Zeitmaass  nur  in  den  Zahlen  des  Auftretens  der- 
selben gefunden  werden.  Geschieht  diess  aber,  so  erscheint  der  Name  üdalschalk  in  der 
Schirmvogtei  von  980 — 1040,  sohin  während  eines  Zeitraumes  von  sechzig  Jahren. 

unter  dem  Nachfolger  Bischof  Abraham's,  Got t  s ch  alk  (994—1005),  dessen  Yertrags- 
urkunden  die  Zahl  50  nicht  überschreiten,  findet  sich  nur  noch  zehnmal  der  Schirmvogt 
üdalschalk.  In  zwei  Urkunden,  die  Gegend  um  Endlhausen  rechts  der  Isar,  dann  am 
Wirmsee  betreffend,  Erchanker,  für  Krems  und  ülmerfeld  in  Niederösterreich  Anzo,  für 
die  Brüder  Canoniker  Sigipold.  üeberwiegend  aber,  mehr  denn  30 mal,  tritt  der  Schirm- 
vogt Helmperht  auf. 

Dieser  Helmperht  waltet  auch  unter  dem  folgenden  Bischöfe  Egilbert  (1005  — 
1039),  aus  dessen  Regierungszeit  100  Urkunden  erhalten  sind,  noch  20  mal  seines  Amtes. 
Yereinzelnt  treten  neben  ihm  Otacher  in  der  Gegend  von  Beding  in  der  Oberpfalz,  Otpert 
bei  Dorfen  an  Isen  und  Schwindach ,  Alprih  in  Kärnten  *) ,  Sigihart  als  Vertreter  der 
Canoniker  auf.  Als  Schirmvogt  des  Domcapitels  scheint  überdiess  ein  Gerolt  eine  ge- 
sonderte Stellung  unter  beiden  Bischöfen  einzunehmen. 

Bemerkenswerth  tritt  aber  in  sieben  der  Urkunden  aus  Egilberts  Zeit  als  Stiftsvogt 
Graf  Aripo  auf,  einmal  iselbst  mit  der  Bezeichnung  Defensor.  Sie  betreffen  sämmtlich  die 
oberste  lim-  und  die  untere  Glon-  und  Ampergegend ,  die  Umgegend  von  Hilkertshausen, 
dann  üeutenhausen,  Mosach,  Flitzing  und  Thann  in  der  Pfarrei  Zolling,  Güntersdorf  und 
Berghausen,  dann  Nörting.  Bei  letzterem  Tausche  ist  Helmperht  Anwalt  des  andern  Theiles, 
und  Aripo  der  der  Canoniker.  Bei  anderen  in  der  nächsten  Umgebung  Indersdorfs,  Pasen- 
bach  rechts  und  Wildmoos  links  der  Glon  betreffend ,  sind  handelnd  die  Edle  ,Heiza  und 
ihre  Söhne  Guntpolt ,  Hartwig ,  Meginhart ')  —  Namen ,  welche  theils  gegen  Ende  des 
Jahrhunderts  auf  dem  Bischofsstuhle  Freisings,  theils  etwas  später  in  der  hier  dann  be- 
güterten Familie  der  Grafen  von  Grögling  erscheinen. 


1)  M.  N.  1084.  Cod. com.  f.  ]45v.  wo  aach  die  Namen  der  Leibeigenen  sich  finden;  Zeugen:  Aripo, 
Papo,  Sigimot,  Wolamunt,  Pero,  Wetti,  Wolvolt,  Lintprant,  Kerhoh,  Atto. 

2)  M.  N.  1209.  Zahn  Fontes  rer.  austr.  XXXL  57.  Wohl  derselbe  Alprich,  der  in  Wang  n.  Freins- 
bach  L.  Moosburg  Güter  tauscht?  M.  N.  1206.  Die  N.  1184  findet  sich  in  Co.  zweimal;  f.  265 
wie  gedruckt,  mit  Alprich  als  Advocatus  und  Ovdalscalch  comes  als  ersten  Zeugen,  u.  f.  270  mit 
Graf  Üdalschalk  als  Stiftsvogt  und  Guntpolt  comes  als  ersten  Zeugen;  weiter  Etih,  Altman, 
Engilwan,  Herirant,  Gerolt,  Heriolt,  Wolfheri,  Hazo,  Wichart,  Wolfpolt,  Adalhoh;  zweitmals 
femer:  Hartwicb,  Beginhalm,  Epararo,  Chuonrat. 

8)  M.  N.  1169.  Zeugen  zu  erganzen:  Adalperht,  Perahtolt,  Ovdalrib,  Hartwic,  Meginhart,  Durin- 
chart.  N.  1204.  Ueberscärift :  cum  matre  eins  Heizun,  liberg  femine.  Z.  weiter:  Adalperht, 
Perahtolt,  Ovdalrich,  Hartwic,  Meginhart,  Durinchart.    De  familia:  Dietperht,  Pero,  Hundt. 


23 

Theils  als  mitwirkend^  theils  als  Zeuge  erscheint  hiebei  zunächst  Graf  üdalschalk, 
unzweifelhaft  derselbe,  welcher,  soweit  die  meist  undatirten  Urkunden  erkennen  lassen, 
in  den  späteren  Jahren  Egilberts  als  Stift svogt  eintritt,  mehrmals  Graf ,  in  einer  Kaiser- 
Urkunde  Yom  J.  1031  aber  nominatissimus  adyocatus  Ovdalschalcus  comes  genannt  wird, 
und  auch  nach  Egilberts  Tode  noch  bei  dem  Vollzüge   seiner  Stiftungen  betheiligt  ist  '). 

Recht  wohl  lässt  sich  hienach  die  Annahme  begründen,  dass  zwei  verschiedene 
üdalschalke  die  Schirmvogtei  bekleideten,  und  zwischen  ihnen  ein  Helmpert  und  ein  Aribo, 
letzterer  nur  kurze  Zeit  und  vielleicht  aus  besonderem  Anlasse,  auftraten.  Helmpert  wird 
bekanntlich  zufolge  der  Untersuchungen  des  Frejherm  von  Frejberg  und  des  Professors 
Moritz  zum  Traditionsbuche  des  Stifts  S.  Castuli  zu  Moosburg  fUr  das  Grafengeschlecht 
in  Anspruch  genommen,  welches  später  zu  Moosburg  seinen  Sitz  hatte.  *) 

Der  ältere  üdalschalk  ist  im  Einklänge  mit  den  vorausgegangenen  Erörterungen 
über  seine  Herkunft  im  Landgerichte  Dachau  begütert,  insofeme  er  es  ist,  welcher  mit 
Bischof  Abraham  ohne  Einmischung  eines  andern  Schirmvogts  zu  Sulzemos  und  dem  an- 
grenzenden Winimunteshusir,  Widenzhausen  Güter  tauscht.  Er  ist  Schirmvogt,  als  derselbe 
Bischof  von  dem  Grafen  OvdaWhalk  und  Ovgo  Güter,  welche  der  Kaiser  ihnen  geschenkt 
hat,  zu  Chuningeswisen,  Königswiesen,  nun  dem  Staatsforste  zwischen  Gauting  und  Stamberg 
am  linken  Wirmufer  einverleibt,  eintauscht  und  diesen  Grafen  andere  ad  Glana,  zu  Glon 
L.  Dachau,  überlässt '). 

Der  spätere  Graf  üdalschalk,  Gaugraf  schon  unter  Bischof  Gottschalk  und  die 
Schirmvogtei  etwa  um  1020 — 1025  antretend,  ward  von  Huschberg,  wie  uns  scheint, 
mit  gutem  Grunde  in  das  Geschlecht  der  Schejem-Wittelsbacher  eingereiht,  nachdem  er 
den  Nachweis  liefert,  dass  sein  Gau  vom  Leche  bei  Aindling  über  Paar  und  lim  bis  an 
die  Glon  bei  Kollbach,  bis  zu  den  Gränzen  des  L.  Freising  und  an  die  Amper  reichte^). 


N.  1206.  Z.  5  Teitinhnsa.  Z.  weiter:  Dietrich,  Ovgo,  Eppo,  Hoholt.  De  familia:  Rihheri,  Begin- 
halm,  Gerolt,  Adalhart,  Aripo,  3  Pezili,  Asmar  et  alii.  N.  1208.  Z.  Dietperht,  Hanolt,  Pezili, 
Gisalperht,  Fridolt,  Guntheri,  Wolvolt,  Adalmnnt,  Eramperht.  0.  c.  f.  288  v.  290.  291.  Ob. 
Arch.  1.  c.  N.  174.  177.  179.  Vgl.  auch  M.  N.  1197;  der  nobüis  vir  der  Ueberschrift,  Mües 
Hartwjcua,  Gemal  oder  Sohn  Heiza's?    N.  1207  Aripo's  Gattin  Guntpirg.    Vgl.  Abschn.  IV.  N.  1. 

1)  M.  N.  1198a,  wo  Z.  3  zu  lesen:  Dietpirgerint  habnit,  Z.  10  zn  erfsr&nzen:  Sinzo,  Gerliart,  Pezili, 
Mahtnni,  Wolfkoz,  Waltheri.    Dann  N.  1198b.  nun  auch  MB.  XXXI.  311.    MB.  IX.  251.  252. 

2)  Abb.  der  B.  A.  d.  W.  bist.  Gl.  B.  II  (1840)  3.  S.  20.  Seine  Gattin  Perabswint,  wohl  einer 
der  Namen  der  ürk.  N.  1.  Abth.  IV,  tauscht  Güter  zu  Herisvindobusa  n.  Sindoshnsa,  Hirseben- 
bansen  L.  Scbrobenbansen  gegen  SiUizbansen  L.  Moosbnrg.  M.  N.  1188,  wo  Z.  6  von  onten 
statt  Kerbob  Dietboh  zu  lesen  a.  S.  480  die  Zeugen  zu  erganzen  sind:  Papo,  PiÜunc.  Dietmar, 

Visunc,  Lipolf,  Dietrih,  Piligrim,   Gramanolf,  Alprib,  Anno,  2  Pezili,   Cbadalbob,  Altuom,  Diet-  . 

pato,   Enj^ilwan,   Helmperht,   Bihheri.    Auch  die  Namen  der  22  und  66  Leibeigenen  sind  Cod.  1 

com.  f.  217  V.  zu  finden. 

3)  Ob.  Arcb.  1.  c.  N.  80.  81.  88.  100.  Beacbtenswerth  möchte  sein,  dass  an  Widenzhausen  jenes 
Ebertsbausen  gränzt,  auf  dessen  Besitzer  Graf  Otto  wir  gleicb  zu  sprechen  kommen,  und  Eönigs- 
wiesen  an  der  Wfiirm  gegenüber  jenes  Karlsberg  ligt,  in  welchem  um  1170  die  3  Wittelsbacber 
Pfahgrafen  Pfingsten  feiern.     MB.  VIII.  434;  vgl.  432. 

4)  Die  Nachweise  Uegen  zumeist  scbon  gedruckt  vor.  Die  Urkunden  bei  Huscbberg  S.  201  finden 
sich: Note  8:  Meicb.  N.  1139  Z.  weiter :  Gotapolt,  Pezili,  Aripo,  Gerolt,  2Diotrib,  Batpot,  Wezil, 
Wolvolt.  De  familia:  Biberi,  Dietperht,  Diotboh,  Pero,  Antbugi,  Hartperbt,  Eparberi,  Orendil, 
Beginperbt,  Pezili,  Heririh,  Engilperbt,  Alprat.  G.  c  f.  220;  Not.  9:  M.  I.  229  und 
MB.  XXXI.  a.  312;  Not.  10:  MB.  XXII.  167;  Not  11:  M.  N.  1164  Z.  1  lies  Gerbartinga; 
Z.  5  erganze :  Dietrih,  Lanzo,  Pero,  Wolfberi,  Etzo,  Aripo,  Hoholt.  C.  c.  f.  269  v.  Cbonr.  sacr. 
f.  107  V.;  S.  202  Not.  12:  M.  N.  1172  Z.  1  Ovdalscalcb,  Z.  3  misit.  Vgl.  weiter:  M.  N.  1169 
u.  1205  (in  Note  3.  v.  S.);  dann  N.  1123.  Z.  weiter:  Aripo,  Blheri,  Eerolt,  Dietperht,  Begin- 
ba(l)m,  Eparheri,  Mahtuoi,  Engilfrit,  Adalbart,  Hadarih,  Peranhart,  Otlant,  Kotafrit,  Auvalgoz, 
Bibker.  C.  c.  214  v.  —  und  so  als  erster  Zeuge  oft  N.  1141. 3. 8 ;  1162.  3.  6.  70.  84  add.  (vgl.  N. 


24 

Wir  verlassen  nun  vorerst  die  Frage  der  Abstammung  und  fahren  in  der  Aufzälung 
der  verschiedenen  auftretenden  Schirmvögte  fort. 

Unter  Bischof  Nitker  (1039—1053),  aus  dessen  Zeit  nur  18  Vertrags-Ürkunden 
vorliegen,  ist  Haupt-Schirmvogt,  Advocatus  principalis,  oder  wie  er  auch  genannt  wird, 
Archiadvocatus,  Graf  Otto,  unzweifelhaft  aus  dem  Hause  Scheyern-Wittelsbach. 

Doch  tritt  neben  ihm  siebenmal  ein  Sigihard  auf,  wohl  derselbe,  welcher  in  Cochin- 
heim  und  Filisa,  Koechelham  und  Frauenvils,  L.  Dorfen,  mit  dem  Bisthume  unter  dem 
Haupt-Schirmvogte  Otto  Güter  tauscht.  Er  waltet  des  Amtes  zunächst  oder  ausschliesslich 
am  rechten  Isarufer,  bemerkenswerth  insbesondere  in  jener  Urkunde,  worin  sich  Bischof 
Nitker  mit  Bischof  Eberhard  von  Augsburg,  gestorben  am  26.  Mai  1047,  über  den 
Besitz  um  Geisenhausen  L.  Landshut  auseinandersetzt,  welchen  Augsburg  um  980  von 
dem  Nachfolger  des  hl.  Ulrich,  Bischof  Heinrich  empfangen  hatte,  dem  Sohne  Burkhards 
von  Geisenhausen  und  des  Schiren  Pfalzgraf  Arnulfs  Tochter  Adelheit.  ^)  Nitker  erhält 
zur  Entschädigung  6  Hüben  in  Wolfpach,  Alblinchova,  Guntwihehus  und  Termareskiricha 
—  Wolfsbach,  AUkofen,  Gundihausen  L.  Landshut,  Diemanskirchen  L.  Vilsbiburg.  Augs- 
burg's  erster  Zeuge  ist  Graf  Piligrim,  Freising's  erster  Graf  Otto,  unzweifelhaft  der 
Schirmvogt,  der  Schire  ^).  Femer  ist  Sigihard  Vertreter  des  Bisthums  in  Betreff  der  Orte 
Pericheim,  Fateresdorf,  Litpah,  Perandorf,  Echinga — Bergham,  Vatersdorf,  Gleissenbach, 
Berndorf,  Eching,  L.  Landshut — Strupinga ,  Ober-  und  Niederstraubing  L.  Dorfen;  dann 
als  dem  noch  nicht  wieder  zur  Selbstständigkeit  gelangten  Kloster  des  hl.  Dionys  zu 
Scheftlam  Brücken  und  Hafen  zu  Pouloch ,  zwiscnen  Geiselbullach  und  Bullach  oberhalb 
München,  gewidmet  wird;  endlich  zu  Freising  selbst,  wo  vielleicht  Felder  am  rechten  Isar- 
ufer in  Frage  kommen.  Doch  sind  bei  den  Gegengaben  auch  Orte  des  linken  Isarufers 
betheiligt,  Alpersdorf  L.  Moosburg,  Ohonratchus,  wohl  das  in  München  früh  aufgegangene 
Konradshofen  ^). 

Vereinzeint  ist  ein  Jacob  Schirmvogt,  als  Bischof  Nitker  selbst  für  sein  Seelenheil 
ein  Gut  zu  Ruminisperch,  Rumeisberg  L.  Tölz,  gibt*). 

Unter  den  Bischöfen  Ellenhard  (1053— 1078),  Meginw  art  (1078— 1098)  und 
Heinrich  1(1098 — 1137)  sind  nur  noch  Grafen  aus  dem  Hause  Scheyem  Schirmvögte, 
und  es  liegt  in  unserer  Aufgabe,  die  Zeit  des  Auftretens  der  einzelnen  Vögte  näher  zu  er- 
örtern ,  vorerst  aber  einen  Rückblick  auf  die  Herkunft  und  den  Eintritt  des  erhabenen 
Geschlechts  in  die  Schirm vogtei  zu  werfen. 


V.  S.  22).  1202.  Bezeichnend  heisst  das  Enilingan  der  Ürk.  von  1033  schon  in  der  Abschrift  Cod. 
Fris.  191  im  B.  A.  f.  108 :  de  carte  Ainlingen. 

^  1)  Vgl.  M.  G.  h.  SS.  lY.  417.  Nagel  Notitiae  de  origine  Domus  baTaricae  in  den  Abh.  der  Bayr.  Ak. 

in  8vo  (1804)  II.  270.  Hnschberg  1.  c.  176.    Eanke's  Jahrbücher  unter  Otto  II  (W.  Giesebrecht) 
II.  1.  130. 

2)  M  N.  1220.  Nach  Cod.  com.  f.  238  v.  ist  bei  den  Zeugen  zu  bessern  in  vorl.  Z.  Jaeco . . .  Alt- 
man  conies,  zuzufügen  1.  Z. :  Wolf  hart,  Aribo,  Wiso,  Walthcri,  Ebarhart.  Ist  Otto  von  Wartenberg 
hier  als  Gangraf  mitwirkend  ?   Dadurch  oder  durch  Verwandtschaft  Schirmvogt  zu  sein  behindert  ? 

3)  M.  N.  1223—29  0.  A.  1.  c.  N.  184.  MB.  VIII.  381.  N.  33.  Vgl  Krenner  in  den  Abh.  d. 
Ak.  II  (1813)  103.  Nach  Cod.  Scheftlar.  p.  30  sind  die  Zeugen  zu  ergänzen:  De  familia  Eberaro, 
Walthere,  Mahtuno,  Waltman,  Wolvolt,  Luthere. 

4)  M.  1.  245.  M.  B.  IX.  363.  Nach  Cod.  Weih.  f.  6  v.  ist  bei  den  Zeugen  zu  bessern :  Witigouo» 
Nortpreht . .  Wolfbart,  beizusetzen  nur :  Adalpreht. 


25 

§  2. 
Grafen  von  Scheyern,  SchirmvSgte  des  Bisthums  Frelsing  gegen  Mitte 

des  XI  Jahrhunderts. 

Oleichzeitig  mit  unseren  Beiträgen  zur  Bichtigstellong  des  Stammbaumes  des  Hauses 
Schejem- Witteisbach  nach  Forschungen  in  den  Cartularien  und  Urkunden  bayerischer 
Klöster,  insbesondere  Schejems ,  erschienen  des  zu  frtth  verlebten  Siegfried  Hirsch  Jahr- 
bücher des  deutschen  Reiches  unter  Heinrich  11,  in  welchem  er  eine  Beilage  dem  Hause 
Scheyern  widmet  ^). 

Mit  Huschberg  erkennt  er  die  Abstammung  des  erlauchten  Fürstenhauses  von  den 
Herzogen  der  Bayern  Liutpold  und  Arnulf  (900 — 937)  an,  wie  sie  in  den  Aufzeichnungen 
der  Geschichtschreiber  des  XII  und  XJJl  Jahrhunderts  beglaubigt  ist. 

Der  urkundliche  Nachweis  ist  aber  noch  nicht  erschöpfend  geführt.  Auch  unsere 
fortgesetzten  Forschungen  in  dem  reichen  handschriftlichen  Materiale  des  Bisthums  Freising 
haben  uns  die  Gliederung  des  Geschlechtes  in  den  ersten  Stufen,  den  Zusammenhang ,  noch 
nicht  genügend  erkennen  lassen.  Vielmehr  sind  wir  genöthigt,  die  Bedenken  für  gegründet 
zu  erklären,  welche  gegen  die  Art  und  Weise  erhoben  worden  sind,  wie  der  verdiente 
Archivar  Huschberg  Pfalzgraf  Arnulfs  Sohn  Berchtold ')  in  der  zweiten  Hälfte  des  X 
Jahrhunderts  in  Bayern  wieder  auftreten,  ja  zur  Gaugrafenwürde  gelangen  lässt. 

Die  hiefür  beigebrachten  Belege  sind  nicht  zutreffend.  Huschberg  stützt  sich  auf 
zwei  Freisinger  Urkunden,  welche  theils  im  Oberbayrischen  Archive,  theils  hier  ver- 
öffentlicht sind. 

In  der  ersteren,  allerdings  in  die  zweite  Hälfte  des  X  Jahrhunderts  fallenden  Ur- 
kunde ')  tauscht  der  edle  Mann  Perahtolt ,  ein  damals  sehr  häufiger  Name ,  mit  Bischof 
Abraham  und  dessen  Schirmvogt  Papo  Güter  zu  Phafinhova  gegen  solche  zu  Hufhusa. 
Huschberg  hält  Papo,  dessen  Einreihung  in  das  Scheyern- Wittelsbach'sche  Haus  an  sich 
beanstandet  ist,  und  Perahtolt  für  Brüder.  Aber  die  Urkunde  gibt  eine  Andeutung  dess- 
falls  nicht,  und  die  Beziehung  der  vertauschten  Orte  auf  Scheyer'schen  Besitz  ist  äusserst 
zweifelhaft,  wenn  erwogen  wird,  dass  die  von  Huschberg  genannte  Stadt  Pfaffenhofen  an 
der  Um,  zwar  bis  in  das  XIV  Jahrhundert  als  Scheyern- Wittelsbach'sches  Stammgut  er- 
achtet werden  darf,  da  Ludwig  der  Bayer  noch  als  König  den  Eirchensatz  daselbst  dem 
Kloster  Scheyern  schenkt^),  stets  aber,  soviel  bekannt,  zum  Bisthum  Augsburg  gehörte, 
in  dessen  Sprengel  Bischof  Abraham  kaum  Güter  eintauschte.  Es  sind  überhaupt  der 
Pfaffenhofen  und  Aufhausen  so  viele,  dass  eine  sichere  Bestimmung  der  betreffenden  Orte 
kaum  möglich  wird  %  So  bleibt  die  Beziehung  der  Urkunde  auf  das  Geschlecht  der 
Luitpoldinger  eine  an  Unwahrscheinlichkeit  leidende  Hypothese. 

Die  andere  Urkunde,  im  Abschn.  IV  Nr.  58  >  gehört  einer  späteren  Zeit  an.  Sie 
findet  sich  zweimal,  auf  einem  Beiblättchen  des  Cod.  commutationum  und  im  Liber  Cen- 


1)  18^2.  I  422  f.  Gleich  ihm  hat  auch  der  Herausgeber  Dr.  Usioger  den  Vorwurf  der  Unverlas- 
sigkeit  gegen  Chonrads  von  Scheyern  Chronik  in  anrerdientem  Maasse  festgehalten.  Vgl.  Abb. 
der  bist.  Cl.  IX  p.  248. 

2)  Dieser  Name,  nicht  Werner,  wird  auch  von  Doenniges  in  den  Jahrbfichern  des  deatsclien  Reiches 
von  Hanke  (1889)  I.  8.  186,  sowie  von  Köpke-D&mmler  in  den  Jabrbttchem  Otto's  I  (1876)  268 
als  der  richtige  erachtet. 

8)  Oberbayr.  Aroh.  XXXIV.  269.  N.  31. 

4)  Am  25.  Febr.  1818.  MB.  X  489. 

5)  Da  Pfi^enhofen  an  der  Glon  sehr  fr&h  an  das  Stift  S.  Ulrich  nnd  Afra  gedieh,  treten  zunächst 
die  beiden  Pfarrdörfer  Ober^  nnd  Ünter-Pfaffenhofen  am  Parsberge  L.  Brack  im  Diessen-Andechs- 

Abh.  d.  m.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  4 


26 

sualimn,    hier  offenbar   in  Beziehung  mit  der   unter  Nr.  58    folgenden  Urkunde ,    welche 
gleichfalls  yon  einem  Ministerialen  des  Grafen  Berchtold  herrührt. 

Beide  Urkunden  fallen  in  die  Zeit  um  1120,  zwischen  1110  und  1130*  Zu  dieser 
Einreihung  berechtigen  die  Zeugen  der  zweiten,  die  Brüder-Paare  Conrad  und  Fritilo, 
Beginmar  und  Ortolf ,  welche  Namen  in  dieser  Zeit  dem  zahlreichen  Ministerialgeschlechte 
der  Heidolfinger  angehören ,  vom  Pfarrdorfe  Haindlfing  nächst  Freising  und  den  Orten 
Dürren  (Ober-)  und  Unterhaindlfing  L.  Moosburg;  dann  Altman  und  Gumpreht  von  Bisen, 
Beisen  L.  Erding.  Auch  die  Edlen  der  zunächst  im  Liber  Censualium  folgenden  Urkunde, 
die  Gebrüder  Gotebold  und  Herrant  von  Leren,  einem  der  Lern  in  der  Gemeinde  Berglem 
L.  Erding,  finden  sich  um  1100  bis   1120  in  den  Urkunden. 

Zufolge  jener  Aufzeichnungen  nun  haben  Bewohner  yon  Diengen,  Ober-  und  Nieder- 
ding in  der  Pfarrei  Aufkirchen  L.  Erding  mit  Zustimmung  eines  Grafen  Perchtold  Leib- 
eigene als  Zinsleute  dem  Dome  von  Freising  überwiesen.  Es  ist  unzweifelhaft  Graf 
Berchtold  11  von  Andechs ,  zu  dessen  und  seines  Sohnes  Berchtold  III  Eigengütem  Diengen 
urkundlich  gehörte  *). 

Wie  wir  nun  Huschbergs  Aufstellungen  bis  zur  Mitte  des  XI  Jahrhunderts  urkund- 
lich zu  belegen  nicht  vermochten,  ja  die  Bedenken  gegen  seine  Art  der  Anknüpfang  an 
die  ersten  Liutpoldinger  zu  vermehren  veranlasst  waren,  so  haben  wir  auch  noch  in 
anderer  Richtung  der  eigenen  Forschung  Ergebniss  als  ungenügend  zu  beklagen. 

Li  die  Zeit  der  Erblichkeit  der  Aemter  eingetreten,  glauben  wir  in  den  sich  fol- 
genden Schirmvögten,  den  Grafen  Udalschalk  und  Otto,  zweifellose  Glieder  des  Hauses 
Schejem- Witteisbach  erkennen  zu  dürfen,  vermögen  aber  die  Verwandtschaft  unter  ihnen, 
die  Ursache  des  Ueberganges  der  Yogtei  von  einem  auf  den  andern,  nicht  urkundlich 
festzustellen. 

Söhne  Udalschalks  sind,  so  weit  wir  wissen,  nirgends  genannt.  Des  Grafen  Otto 
Vater  ist  urkundlich  nicht  bezeichnet.  Wie  erklärt  sich  die  Nachfolge?  Waren  es  zwei 
Udalschalke,  welche  in  der  Schirmvogtei  Freisings  folgten  ?  nur  der  Letztere  in  Schejem*- 
schen  Geschlechts-Yerbande ?  Oder  gab  es  nur  einen  kinderlosen  Udalschalk ,  Bruder  des 
Grafen  Otto  vom  Eelsgaue?  Oder  hatte  der  Letztei*e  eine  Erbtochter  Udalschalks,  eine 
nahe  Verwandte  zur  Gattin,  von  welcher  er  nicht  lassen  wollte,  und  so  die  im  nächsten 
Abschnitte  zur  Erörterung  kommende  Beprobation  sich  zuzog? 

Oder  sind  die  Schiren  Nachfolger  von  Schirmvögten  aus  Huosischem  Stamme? 
Erben  als  Stammesgenossen  oder  durch  Heiraten? 

Zur  Lösung  dieser  Hypothesen  vermochten  wir  bisher  urkundliche  Behelfe  nicht  zu 
gewinnen.  Gleichwohl  dürfte  die  Hoffiiung  nicht  au&ugeben  sein,  es  möge  einer  wieder- 
holten Durchsicht  des  nun  vollständig  im  Drucke  vorliegenden  Urkunden-Materials  bei 
sorgfältiger  Forschung  gelingen,  den  sicheren  Faden  durch  das  Gewirre  sich  darbietender 
Namen  zu  finden. 

Wir  begnügen  uns  vorerst  mit  der  Versicherung,  dass  vom  Grafen  Otto  an,  dem 
ersten   Schirmvogt   Freisings   dieses    Namens,    in  Huschberg*s   Stammbaum   Otto  11,   die 


sehen  Gebiete,  sowie  Anfbaosen   in  den  LL.  Dachau,   Erding,  Wolfratshaosen  und  Mainborg 
in  Frage. 

1)  Frh.  V.  Oefele's,  der  in  den  Grafen  von  Andechs  die  gleiche  Zeitbestimmimg  gibt,  S.  51  Begesten 
Nr.  59.  60  a.  and  b.  und  159  b.  nnd  c.  Ob.  Arch.  1.  c  S.  116.  183.  Graf  Berchtold  U  von 
Andechs  war  im  Juni  1130  bei  Kaiser  Lothar  in  Begensborg  nach  der  Urkunde  für  Kloster 
Indersdorf»  Beg.  36,  welche  Hirsch  in  den  Jahrbüchern  I.  71  N.  1  nach  dem  fehlerhaften,  aber 
MB.  XXIX.  a.  258  nnd  im  Indersd.  ürk.  Bnch  Ob.  Arclu  XXIV  l&ngst  berichtigten  Abdraoke 
MB.  X«  234  eibt,  welcher  den  Grafen  Berchtold  von  Andecbs  zu  einem  Grafen  von  Bogen 
macht.    Bei  der  h&nfigen  Benützung  dieses  Werkes  machen  wir  darauf  aufmerksam. 


27 

Beihe  urkundlich  feststeht  und  Dnr  wenige  Berichtigongen   sich  ergeben,   wie  die  nähere 
Erörterung  bei  den  einzelnen  Schirmyögten  darthun  wird. 

§  3. 
Graf  Otto  von  Scheyern,  als  Schirmvogt   Freisings   I,  Gemal   der   GrSfln 

Haziga,  1045—1080. 

Graf  Otto  tritt  um  1040)  zuverlässig  Tor  1047,  wo  im  Mai  Bischof  Eberhard  Ton 
Augsburg  starb,  mit  welchem  er  ein  Tauschgeschäft  abschliesst,  als  Schirmvogt  des  Bis- 
thums  Freising  ein,  fOr  welches  er  fortan  zahlreiche  Verhandlungen  unt^r  den  Bischöfen 
Nitker  und  Ellenhard  (1039—1078)  zu  fuhren  hat. 

Mit  Ayentin  im  Einklänge  erkennen  Scholliner  in  seiner  Untersuchung  über  die 
Voreltern  Otto*s  des  Grössen  (maior)  Pfalzgrafen  von  Witteisbach  ')  und  Huschberg  in 
ihm  den  Sohn  jenes  Grafen  Otto,  welcher  als  Gaugraf  des  Eelsgaues  an  der  Donau  um 
1014  bis  1020  vorkommt,  nennen  ihn  daher  in  der  Beihe  den  Grafen  von  Schejem- 
Witteisbach  Otto  11.  Der  Bayrische  Geschichtschreiber  Buchner  dagegen  glaubt,  für  den 
Zeitraum  von  1014  bis  1070  mit  Einem  Grafen  Otto  ausreichen  zu  können,  welcher 
Gaugraf  des  Eelsgaues  imd  Schirmvogt  von  Freising  gewesen,  allenfalls  die  von  Aventin 
genannten  Gattinen  beider  Ottone,  Juta  oder  Tuta  und  die  Stifberin  von  Bayrischzell- 
Scheyem,  Haziga,  nach  einander  gehabt  haben  könne  '). 

Obwohl  in  den  Freisinger  Urkunden  neue  Anzeigungen  zur  Lösung  der  Frage  sich 
nicht  auffinden  Hessen,  erachten  wir  uns  doch  verpflichtet,  in  ihre  Erörterung  einzutreten, 
nachdem  eben  diese  Urkunden  die  grossen,  noch  nicht  gelösten  Schwierigkeiten  veranlassen. 

Scholliner  sieht  nämlich  in  seinem  Otto  I,  dem  Vater  des  ersten  Schirmvogts  Otto, 
auch  jenen  Grafen  Otto,  welcher  noch  mit  Bischof  Gottschalk,  sohin  spätestens  um  das  Jahr 
1004i  über  grosse  Güter  in  Bayern  und  Tirol  verträgt,  Güter,  über  deren  Besitz  in  einer 
Urkunde  Kaiser  Heinrich  HE  am  10.  Dezember  1055»  sohin  ein  halbes  Jahrhundert  später, 
nochmals  als  von  einem  Markgrafen  Otto  herrührend,  verfügt  wird.  Die  älteren  wie  die 
neueren  Tiroler  Forscher  einschlüssig  des  Freiherm  von  Hormayr,  erachten  den  mit  Bischof 
Gottschalk  verhandelnden  Grafen  Otto  zum  Hause  Andechs ,  zum  Stamme  der  Huosier  gehö- 
rig '),  beziehen  jedoch  den  in  der  Kaiser-Urkimde  Marchio  genannten  Otto,  sofeme  sie  auch 
seiner  erwähnen ,  auf  den  Markgrafen  Otto  von  Schwe^ifart ,  womit  Buchner  und  selbst 
Scholliner  einverstanden  sind,  letzterer,  indem  er  darzulegen  versucht,  die  Urkunden  bezögen 
sich  auf  verschiedene  Ottone.  Huschberg  endlich  lehnt  die  Einreihung  jenes  Grafen  Otto 
in  das  Haus  Scheyem- Witteisbachs  bis  dahin  ab,  wo  die  Bezeichnung  Marchio  fdr  denselben 
Aufklärung  gefunden  habe. 

Wir  glauben  vor  allem  der  Ansicht  beipflichten  zu  sollen,  dass  in  Scheyem  zwei 
Ottone  aufeinanderfolgten.  Der  Zeitraum  von  1014  bis  gegen  1080,  bis  wohin  wir  das 
Leben  des  ersten  Schirmvogts  Otto  auszudehnen  bemüssigt  sind,  ist  fElr  die  Arbeits-Zeit 
eines  Menschenlebens  zu  lang,  und  berechtigt  vollkommen  zur  Annahme,  dass  Vater  und 
Sohn  nach  einander  in  demselben  Wirkungskreise  auftreten,  und  die  Nachfolge  zwischen 
1030  imd  1040  stattgefunden  habe. 


1)  P.  Herrmann  ScboUiner,  Ingelstadt,  1777,  and  erweitert  in  den  Neuen  Abhandlnngen  B.  III 
.    (1791J. 

2)  Bochner  Geschichte  von  Bayern  V.  8.  N.  b.  Docmnenten  B.  lU.  80  N.  172 ;  68  Nr.  384. 

3)  Frhr.  v.  Hormayr  Beitrage  zur  Geschichte  Tirols  U;  sammtliche  Werke  III     Kink  Gesch.  von  Tirol 
166.    Egger  Geschichte  Tirols  I.  172.    Die  Urkonde  nach  der  Urschrift  MB.  XXIX.  128. 

4- 


28 

Indem  wir  aber  auf  die  Frage  eingehen,  ob  der  ältere  dieser  Ottone  der  mit  Bischof 
Oottschalk  verhandelnde  Graf  gewesen,  schliessen  wir  zunächst  jenen  Markgrafen  Otto  Ton 
Schweinfurt  aus  dem  Hause  Babenberg  von  der  weiteren  Erörterung  aus.  Er  trat  als 
Erbe  seines  Vaters  Heinrich  erst  im  Jahre  1017  in  die  Markgrafschaft,  und  ward  im 
Jahre  1048  zum  Herzog  von  Schwaben  erhoben.  Er  kann  sohin  weder  der  Graf  der 
Urkunde  um  1004,  noch  der  Marchio  jener  von  1055  sein  *). 

Die  Sachlage  ist  sofort  nach  dem  Wortlaute  der  Urkunden  näher  festzustellen. 

Graf  Otto,  quidam  comes,  gibt  als  Seelgeräte  in  die  Hände  des  im  Mai  1005  ver- 
storbenen Bischofs  Gottschalk  ohne  Vermittlung  eines  Schirmvogts  zum  Nutzen  der  Dom- 
herrn von  Freising  Ufkhiricha  cum  Omnibus,  quae  illuc  pertinent,  et  quae  sui  iuris  erant, 
dann  inter  alpes  ad  Stupeia  et  in  monte  Toren to  hobas  4  und  in  Pauzano  vineam  unam. 
In  weiterer  Verhandlung  übergibt  er  sodann  dem  Bischöfe  und  dem  Domcapitel:  Eparunes- 
husa,  Legian,  Parpian,  Sutsis,  Tieres,  Albiun,  Tanurcis,  Tsevis,  Tsusis,  Segies  und  ad 
Gxedine  forestum,  wogegen  er,  den  Nutzgenuss  der  abgetretenen  Güter  auf  Lebenszeit 
behaltend,  gleichfalls  auf  Lebensdauer  die  Nutzniessung  der  curtis  Geroltispach  dazu 
empfängt  *), 

In  einer  ferneren  Aufzeichnung  zu  Freising  erscheinen  als  von  Graf  Otto  erworben 
dieselben  Orte  mit  der  kleinen  Ergänzung:  ad  Stupeia  infra  alpes  hoba  1,  et  in  valle 
Vintulla  et  in  monte  Torento  hobse  4'). 

Sämmtliche  Güter  sind  durch  Ableben  des  Grafen  Otto,  bonae  memoriae,  an  Freising 
zurückgefallen,  als  Bischof  Gebhard  von  Begensburg  vererbte  Güter  zu  Legian  gleichfalls 
dem  Domcapitel  zu  Freising  bestimmt,  dafür  aber  den  Nutzgenuss  der  vorher  aufgezälten 
Güter  um  Legian  auf  Lebensdauer  erhält  ^).  Die  Verhandlung  findet  mit  Bischof  Egilbert 
von  Freising  und  dessen  Anwalt  Helmbert  statt,  während  der  Hauptschirmvogt  Udalschalk 
erster  Zeuge  ist.  Bischof  Gebhard  III  von  Regensburg  aus  dem  Hause  Semt-Ebersberg, 
welches  zweifellos  Besitz  im  Gebirge  hatte,  regierte  von  1023  —  1036.  Der  Vertrag  dürfte 
daher  um  das  Jahr  1030 — 1035  geschlossen  sein. 

Im  Jahre  1055  endlich  bestätigt  Kaiser  Heinrich  III  in  einer  bei  der  Bückkehr 
aus  Italien  zu  Nivenburc ,  Neuburg  an  der  Donau  in  Bayern,  ausgestellten  Urkunde  vom 
10.  Dezember  dem  Freisinger  Domcapitel  den  Besitz  derselben  Güter.  Es  wird  dabei  er- 
zält,  was  einstmals,  aliquando,  der  Markgraf  Otto  ihnen  gegeben  habe,  was  er  im  Ge- 
birge um  Leian  in  der  Grafschaft  Pappo's,  in  Ufchirchin  in  der  Grafschaft  Friedrichs  (des 
Rochen  aus  dem  Hause  Andechs-Diessen)  in  Ebarhusen  in  der  Grafschaft  Burchards  be- 
sessen habe ;  vorher  aber,  antea,  Sfi  jener  unglückliche  Otto,  Gott  und  der  heiligen  Kirche 
wegen  verbotener  Blutsverwandtschaft  (pro  incestu)  genug  zu  thun  nicht  bereit, ,  nach  der 
Anordnung  der  Apostel  dem  Satan  zum  Untergange  des  Fleisches  übergeben  worden. 
Demnach  sei  zufolge  des  Gesetzes  der  Bayern  in  der  kaiserlichen  Rathsversammlung  ent- 
schieden  worden,    dass   alles    dem  Fiscus   gehöre »  was  immer  jener  Otto  besessen  haben 


1)  Giesebrecht  Geschichte  der  deatschen  Kaiserzeit  U.  163.  488.  Seine  Einbeziehang  beraht  nur 
darauf,  dass  seine  Ehe  mit  Mathilde,  Herzog  Boleslaws  von  Polen  Tochter,  kirchlicher  Beproba- 
tion  unterlag.    Stalin  Wirtemberg'sche  Geschichte  L  491.    Hirsch  (Bresalan)  1.  c-  III.  109. 

2)  Cod.  com.  f.  298.  Bei  M.  N.  1153,  wo  Z.  8  ad  Stapeia  zu  lesen  and  Z.  17  Tsosis  zu  erganzen 
ist.    Zahn  Cod.  diplom.  AaBtriaco-Frisingensis,  I  (Fontes  rer.  austr.  XXXI«)  52. 

3)  Beiblättchen  im  C.  c.  nach  f.  285.  Zahn  zuerst  im  Arch.  für  öst.  Ge8ch.-Qaellen  XXVU.  261, 
N.  y.  mit  Erläuterungen  S.  296;  dann  F.  r.  a.  1.  c.  52.  Nun  auch  Oberb.  Arch.  1.  c.  302. 
N,  161. 

4)  Auf  M.  N.  1153  unmittelbar  folgend,  mit  Postea  beginnend:  Cod.  comm.  f.  298  v.  und  Cod. 
N.  189  f.  39  V.  Ohne  Postea  bei  Chonr.  sacr.  f.  110  und  Cod.  N.  191  f.  119.  Bei  M.  N. 
1170.    Bei  Zahn  1.  c.  59  mit  der  Zeitbestimmung:  1020. 


29 

könne  ^).  So  habe  dann  der  Anwalt  der  Domherrn  Gerolt,  da  er  zu  jenes  Vertheidigang 
Gründe  nicht  zu  finden  yermocht ,  die  Güter  dem  Kaiser  und  dessen  Anwalt  Hartwich  *) 
förmlich  übergeben,  und  der  Kaiser  habe  auf  Bitten  der  Kaiserin  Agnes  und  seines  Sohnee 
König  Heinrich  (IV)  frei  über  sie  wieder  zu  Gunsten  des  Domcapitels  verfügt. 

Was  nun  die  Lage  der  fraglichen  Güter  betrifft,  so  kann  sie  mit  Hülfe  der  dom- 
capitePschen  ürbarien  zweifellos  festgestellt  werden,  und  ward  auch  vom  Professor  Zahn, 
welcher  zuerst  auf  die  zweite  Au£seichnung  aufinerksam  machte,  für  die  Güter  in  Oester- 
reich  richtig  bestimmt,  nicht  jedoch  für  jene  in  Bayern. 

Es  sind  in  der  Seelgerätstifbung  Aufkirchen,  doch  nicht  jenes  auf  den  Höhen  am 
Wirmsee,  wo  das  Domcapitel  niemals  Rechte  besass,  sondern  das  Pfarrdorf  in  der  Gemeinde 
Oberding  nächst  Erding,  bis  zur  Säcularisation  im  Besitze  des  Domstifts,  noch  jetzt  zur 
Gemeinde  des  bereits  erwähnten  alten  Besitzes  des  Hauses  Andechs,  Diengen,  Ober-  und 
Niederding ,  wohl  zu  dessen  Grafschaft  Wolfratshausen  gehörig,  welche  aus  dem  Sunder- 
gaue, und  wie  es  scheint ,  aus  Theilen  des  Hartinggaues  erwuchs  ') ;  in  Tirol  Güter  im 
Stubai-Thale,  dann  in  Terrenten,  Ober-  und  Unter- Vintl,  Gemeinden  der  Bezirke  Mühlthal 
und  Brunecken  im  Pusterthale;  in  dem  weiteren  Vertrage  sodann:  Ebertshausen ,  nicht 
das  Dorf  in  der  Gemeinde  Grossdingharting  am  rechten  Isarufer,  L.  Wolfratshausen,  sondern 
das  gleichnamige  Ort  im  Glongebiete  des  Landgerichts  Brück,  früher  in  der  Grafschaft 
Dachau,  von  welcher  Theile  damals  noch  zum  ünterhausengau  (Sprunner-Menkes-Wester- 
gau)  gehörten,  dem  Burchard  aus  dem  Hause  Moosburg  damals  als  Gaugraf  vorstand^); 
dann  in  Tirol  das  Pfarrdorf  Laien  am  Eisack  unter  Klausen,  bis  zur  Säcularisation  Sitz 
eines  nicht  xmbedeutenden  domcapitelschen  Amtes  mit  den  umliegenden  Orten  Barbian, 
Tschutsch,  Tiers,  Albions,  Tanirz,  Tschöfas,  Tschötsch,  Seis,  und  dem  Walde  des  Grödener 
Thaies^).  Die  als  Gegengabe  zum  Nutzgenuss  überlassene  curtis  Geroltisbach  bildete  bis 
zum  Jahre  1803  eine  beträchtliche  Probstei  des  Domcapitels,  welche  die  Pfarrei  Gerols- 
bach  im  mittleren  Dmgebiete  im  Landgerichte  Schrobenhausen  umfasste. 

Eine  nähere  Prüfung  des  Inhalts  der  Urkunde  stellt  femer  ausser  Zweifel,  dass  es 
nur  Ein  Otto  sein  kann,  welcher  um  1004  schon  Graf  und  wegen  einer  Ehe  in  zu  naher 
Verwandtschaft  von  der  Kirche  getadelt,  längstens  um  1037  Yerstorben  war,  im  Jahi^ 
1055  aber  als  Marchio  bezeichnet  werden  konnte. 

Eine  Verwickelung  in  die  wiederholten  Aufstände  gegen  die  fränkischen  Kaiser  ist 
nicht  angedeutet,  ja  eine  förmliche  Verurtheilung  durch  ein  weltliches  Gericht  überhaupt 


1)  Noch  galten  die  Leges  Bajawariorum.  Tit.  de  naptiis  prohibendis  inlicitis . .  2.  Si  quis  con- 
tra hoc  fecerit,  a  loci  indicibos  separentar,  et  omnes  facnltates  amittant,  qnas  fiscas  adqairat. 
Bei  Mederer  tit.  VII.  p.  188,  bei  Walter  Corp.  inr.  tit.  VI.  p.  262,  bei  Merkel  in  M.  G.  Legam 

.  lU  (XVII)  Text  I  Tit.  VII.  297,  Text  n  Tit  XVIL  1.  p.  846,  Text  III  p.  404.  Gleicher  An- 
sieht  Steindorff  Jahrbücher  S.  452,  wo  anch  die  Vertreter  der  abweichenden  Meinnng  anfgef&hrt. 

2)  Es  war  nicht  der  Pfalzgraf;  diese  Würde  bekleidete  seit  1041  Hartwichs  II  Sohn  Aribo,  der 
aber  damals  in  den  Anfstand  gegen  den  Kaiser  verwickelt  gewesen  zu  sein  scheint.  Witünann 
Pfalzgrafen  S.  22  f.  nebst  Begasten. 

3)  Das  Domcapitelsche  Urbar  N.  64  (alt  262)  im  Beichsarchiv  führt  die  cnria  decimalis  in  Anf- 
kirchen  im  Officio  trans  Isaram  mit  den  Gütern  um  Erding  auf.  Zahn  berichtigt  Besch^s  An- 
nahme von  Auf kirchen  im  Pusterthale,  wo  bei  Innichen  nur  der  Bischof,  nicht  das  Kapitel  Güter 
besass,  fallt  aber  in  den  Irrtbum  Hormayrs  bezüglich  Aufkirchens  am  Würmsee,  obwohl  er  die 
ürbarien  zur  Hand  hatte.  Deren  Einsicht  nöthi^  uns  von  der  eigenen  früheren  Annahme  ab- 
zugehen und  um  Berichtigung  des  Ortsverzeichnisses  im  Ob.  Arch.  1.  c.  p.  326  sub  voce  üf- 
chirchen  zu  bitten,    lieber  die  Qnfschaft  vgl.  die  Note  zu  Abschn.  III  §  2. 

4)  Büchner  (jesch.  III.  262.  Auch  dieser  Besitz  findet  sich  in  des  Domcapitels  ürbarinm,  wo 
Ebertshausen  mit  dem  anstossenden,  nun  zur  Pfarrei  mit  ihm  vereinigten  Wenigmttnchen  zur 
Verwaltung  Gerolsbach  gestellt  ist. 

5)  Der  nähere  Nachweis  im  Ortsregister  Ob.  Arch.  1.  c.  814  f. 


30 

nicht  erfolgt.  Nicht  in  palatino  placito,  wie  in  den  Fällen  des  Hochverrathes  in  mehreren 
Urkunden  jener  Zeit  der  Bttckkehr  Kaiser  Heinrich  in  aus  Italien,  es  heilst,  ist  ein  Urtheil 
gefiült,  nur  eiü  CoUoquinm,  eine  Kathversammlang  fand  statt  ^),  worin  befunden  ward  — 
definitnm  est  —  dass  der  längst  yerstorbene  Markgraf  Otto  nach  Bayrischem  Bechte 
alle  seine  Besitzungen  verwirkt  habe«  Mit  Kaiser  Heinrich  11  hatte  die  Zeit  strenger 
Einschreitung  gegen  Ehen  zu  naher  Verwandten  begonnen,  welche  in  herbster  Form  als 
Incest  beurUieilt  wurden  *).  Eine  alte  Sache  lag  vor  —  aliquando,  —  welche  in  Er- 
wägung zu  ziehen  wohl  die  Domherrn  Ton  Freising  Anlass  gaben,  in  Sorgen  ob  der  vielen 
thcdls  erkannten,  theils  erwarteten  Coniiscationen ,  deren  Ausdehnung  auf  ihre  Oüter  sie 
befürchteten,  weil  in  Mitte  liegende  kirchliche  Aussprüche  eine  solche  nach  dem  Wortlaute 
des  Gesetzes  begünstigt  hätten. 

Suchen  wir  nun  zur  Entscheidung  zwischen  den  beiden  vorzugsweise  in  Frage  kom- 
menden Ottonen,  dem  Grafen  des  Kelsgaues  aus  Schejem'schen  Stamme,  und  dem  Grafen 
des  Norithales,  welcher  von  den  Tiroler  Forschern  zum  Hause  Diessen-Andechs  gerechnet 
wird,  das  Criterium  der  wegen  Verwandtschaft  reprobirten  Ehe  in  Anwendung  zu  bringen, 
so  erweist  es  sich  sogleich  als  unbehilflich,  da  von  keinem  der  Grafen  die  Gattin  urkundlich 
feststeht,  für  die  Gemalin  Otto*8  von  Scheyem  Aventin  zwar  den  Namen  Jutta  oder  Tuta 
nennt,  die  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  aber  nicht  nachweisbar  sind. 

Ebenso  wenig  reicht  die  gegen  Ende  des  Lebens  dem  betreffenden  Grafen  Otto  bei- 
gelegte Bezeichnung  Marchio  zur  sicheren  Entscheidung  aus.  Die  Markgrafenwürde  kann 
geschichtlich  für  keinen  der  beiden  Ottone  nachgewiesen ,  sie  kann  fär  den  einen  wie 
Mr  den  andern  nur  durch  Hypothesen  gewonnen  werden. 

Bezüglich  des  Grafen  Otto  vom  Kelsgaue  meint  Thausing  in  seiner  Untersuchung 
über  die  Neumark,  welche  in  Oesterreich  um  1043 -'1058  erkennbar  wird,  sie  möchte 
aus  den  Eroberungen  über  Ungarn  gebildet  und  diesem  Grafen  verliehen  worden  sein  *). 
Allein  der  Graf  Otto  unserer  Urkunde  ist  spätestens  um  1037  gestorben;  für  ihn  kann 
keine  Markgrafschaft  in  Frage  kommen,  welche  aus  den  Eroberungen  Heim*ichs  III  erst 
nach  1040  gebildet  worden  wäre. 

Was  hinwieder  den  Gaugrafen  Otto  vom  Norithale  betrifft,  so  soll  er  allmälig  drei 
Grafschaften  vereinigt  haben  und  wird  mit  dem  in  jener  Zeit  im  Pusterthale  vorkommenden 
Otto  identisch  gehalten.  Da  nun  gegen  die  Mitte  des  XI  Jahrhunderts  das  obere  Drau- 
thal  von  Kärnten  abgelöst  und  zur  eigenen  Markgrafschaft  erhoben  wurde,  in  welcher 
urkundlich  um  1040  ein  Eberhard  sich  findet,  so  wäre  nicht  unmöglich,  dass  nach  dem 
mehrfach  erkennbaren  Grundsatze  kräftiger  Gestaltung  der  Gränzgrafschaften  die  neue 
Markgrafschaft  dem  Grafen  des  Nori-  und  des  anschliessenden  Pusterthaies  übertragen 
ward,  wonach  Otto  in  seinen  letzten  Lebensjahreii  Vorgänger  des  eben  erwähnten  Mark- 
grafen Eberhard  gewesen  sein  könnte^). 

Zur  Gewinnung  fester  Grundlage  ffir  die  Lösung  der  Frage  bietet  sich  hienach  nur 


1)  üeber  den  Gebrauch  von  Colloqaiom  für  Besprechangen  in  grosseren  und  kleineren  Versammlon- 

§en  in  Beichs-Sachen  Waitz  Verfassangs-Gesch.  VI.  826,  Hirsch  1.  c.  H.  245. 
,  eit  der  Thronbesteigung  yerfolgte  Heinrich  II  solche  Ehen  mit '  Sjnodalbeschlfiissen  and  Bann. 
Die  Jahrbücher  unter  ihm  zahlen  vier  Fälle  auf,  yon  denen  Graf  Otto  yon  Hammerstein  and 
Irmingarde  der  bekannteste.  Selbst  die  Ehe  seines  Nachfolgers  Konrads  II  mit  Gisela,  obwohl 
sie  nar  im  8ten  and  4ten  Grade  verwandt,  ward  reprobirt,  and  der  Ausdruck  incestus  wird  be- 
züglich der  Ehe  des  Stiefvaters  der  Kaiserin  Agnes,  Gaufreds  von  Poitiers  gebraucht,  und  sogar 
die  Ehe  der  Kaiserin  mit  Heinrich  III  beanstandet.  Vgl  Hirsch  1.  c.  I.  244.  III.  72.  172.  250. 
271;  110;  122.    Steindorff  I.  1.  165.  157. 

3)  Moriz  Thausing  in  den  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  IV  (1864)  355  f. 

4)  Vgl.  Hirsch  1.  c.  H.  313  Note.    Steindorff  1.  c.  I.  80. 


31 

noch  genauere  Erwägung  des  in  den  Verhandlungen  bezeichneten  Grundbesitzes  dar.    Aber 
auch  hier  lassen  sich  die  Zweifel  nicht  ganz  ausschliessen. 

Wird  die  Angehörigkeit  des  Otto  Tom  Norithale  zum  Hause  Diessen-Andechs  an- 
erkannt, dessen  grosser  Besitz  in  Tirol,  namentlich  auch  im  Stubai-  und  Vintl-Thale 
zweifellos  ist,  so  kann  angeführt  werden,  dass  nach  der  Kaiserurkunde  Ton  1055  selber 
Aufkirchen  bei  Erdipg  im  Gebiete  seines  Stammesgenossen,  des  Grafen  Friedrich  liegt, 
und  ebenso  Ebertshausen  im  Glongebiete  an  den  Gränzen  der  Besitzungen  von  Scheyem 
und  Andechs  sich  findet,  wo  wenigst  theilweise  diese  Httuser  im  Besitze  sich  folgen. 

Hinwieder  ist  ebenso  zweifellos,  dass  die  Grafen  yon  Scheyem  zufolge  der  Vergab- 
ungen in  Tirol  schon  in  frtQiester  Zeit  sehr  begdtert  sind,  während  Ebertshausen  später 
entschieden  im  Gebiete  des  von  Dachau  benannten  Zweiges  des  Hauses  sich  befindet,  Auf- 
kirchen aber  zu  jenem  Besitze  gehören  könnte,  von  welchem  später  Pfalzgraf  Otto  sich 
wiederholt  von  Wartenberg,  dem  Markte  im  Landgerichte  Erding,  nannte. 

Wird  aber  die  Gegengabe  ins  Auge  gefasst,  die  Nutzniessung  der  Herrschaft  Gerols- « 
bach  im  Dmgebiete,  so  kann  nicht  in  Abrede  gestellt  werden,  dass  sie  unendlich  höheren 
Werth  wegen  unmittelbaren  Anschlusses  an  das  Stammgebiet  fUr  die  Grafen  yon  Scheyem 
haben  musste,  als  fUr  das  entlegenere  Diessen- Andechs,  zumal  für  die  Tiroler  Linie  dieses 
Hauses. 

Gewichtige  Gründe  stützen  demnach  in  Beachtung  des  fraglichen  Grundbesitzes  die 
Annahme,  dass  es  Graf  Otto  yom  Eelsgaue  gewesen,  der  um  1004  mit  Bischof  Gottschalk 
yerhandelte,  wenn  auch  für  den  Grafen  Otto  vom  Nori-Thale  die  Markgrafen-Würde  wahr- 
scheiDlicher  zu  ermitteln  sein  dürfte  ^). 

Ein  weiteres  Grafenhaus  ist  bisher  nicht  in  die  Erörterung  gezogen  worden,  obwohl 
die  Lage  der  Güter  es  vor  Allen  als  betheiligt  erscheinen  lässt. 

Es  ist  jenes  von  Semt-Ebersberg.  Aufkirchen  liegt  dem  Hauptbesitze  ganz  nahe; 
Gerolsbach  jenem,  aus  welchem  von  dem  Hause  die  Klöster  Geisenfeld  und  Kühbach  ge- 
gründet wurden.  Schwieriger  wäre  das  Hereinziehen  von  Ebertshausen,  obwohl  gerade 
um  1055  es  in  der  Gaugrafischaft  des  zuverlässig  verwandten  Burchard  von. Moosburg 
sich  befindet.  Li  Tirol  dagegen  ist,  wie  bei  Bischof  Gebhard  von  Begensburg  schon  er- 
innert ward,  grosser  Besitz  dieses  Hauses  zweifellos.  Allein  die  ünvoUständigkeit  der 
bisherigen  Genealogieen  dieses  Hauses ,  welche  wir  noch  bei  Bischof  Egilbert  von  Freising 
(1005—1039)  zu  beklagen  haben,  lässt  einen  Grafen  Otto  in  demselben  nicht  ersehen. 
Obwohl  nun  der  Name  einem  der  aus  des  älteren  Adalbero's  Söhnen  gegen  Ende  des  X 
Jahrhunderts  entstammenden  Zweige  angehören  könnte,  so  wäre  damit  noch  die  Schwierig- 
keit nicht  gelöst,  wie  derselbe  zur  Markgrafenwürde  emporgestiegen? 

Wir  kehren  zum  ersten  Schirmvogt  Otto  von  Freising  mit  dem  Bemerken  zurück, 
dass  auf  Grund  der  Besitzes-Nachfolge  in  ihm  mit  hoher  Wahrscheinlichkeit,  wenn  auch 
ohne  urkundliche  Feststellung,  der  Sohn  des  Gaugrafen  Otto  vom  Kelsgaue  zu  erkennen 
ist  und  wir  ihn  daher  in  die  Stanmireihe  des  Hauses  Scheyem-Wittelsbach  als  Otto  11  ein- 
zureihen haben. 


2)  Kec  operae  pretinm  perdes ;  villae  Eparaneshosen  et  Geroltesbach  et  Leian  eto.  prodont  Ottonem 
Schirensem  Comitem,  Ottonis  II  Schirensis,  Hazigae  mariti,  patrem,  atque  Babonis  Abensbergensis 
patraam  aut  fratrem.  So  Ant.  Nagel  Not.  A.  A.  1604  in  8vo  11  p.  XXXI.  Derselbe,  die  Bluts- 
verwandtschaften in  das  TJogehenerliche  ansdehnende  Autor  gibt  S.  127  N.  8  weitere  unbegrün- 
dete Andeutungen  und  kömmt  S.  222  N.  *  dazu,  die  Urkunde  Besch^s  Annal.  Sabion.  11  648 
N.  IX  hereinzuziehen,  als  wäre  so  ein  Graf  Otto,  Scholliner*8  I  von  Scheyem,  um  999  als  Be- 
sitzer von  Siapfeld  an  der  Gurk  in  Steyermark,  sohin  als  Marchio,  nachzuweisen,  während  jene 
Urkunde,  wie  Beach  richtig  sie  deutete,  auf  Poppenlauer  L.  Mfinnerstadt  im  bekannten  fran« 
kiscben  Gaue  Gxabfeld  sich  bezieht.    Die  Urk.  nun  MB.  XXYII  a.  277. 


32 

Seine  Gemalin  war  Haziga  oder  Hazacha,  die  bekannte  Stifterin  des  Klosters  za 
Bayrischzell  im  Gebirge,  welchem  schliessUch  die  Stammburg  Schejem  eingerftomt  wurde* 
Er  ehelichte  sie  als  Wittwe  des  Grafen  Hermann  von  Kastl  in  der  Oberpfalz  aus  Baben- 
berg'schem  Stamme  ^),  wie  sich  bei  den  Söhnen  zeigen  wird,  um  1050.  Ihre  Herkunft 
ist  vielfach  erörtert  worden ;  ihr  Vater  nirgends  genannt  *). 

Nach  den  Angaben  des  Mönches  Chonrad  von  Scheyem,  welcher  hundert  Jahre 
später  lebte,  entstammte  sie  dem  Hause  Scheyem.  Demgemttss  wird  sie  von  Graf  Dubuat 
als  Enkelin  des  Schirmvogts  Udaischalk  von  Freising ') ,  von  SchoUiner  in  unbestimmter 
Reihe  als  Nachkomme  des  Herzogs  Berchtold,  Herzog  Arnulfs  Bruder,  bezeichnet,  von 
Huschberg  dem  Hause  Bogen  zugewiesen. 

Auch  darauf  ward  hingewiesen,  dass  der  Name  Haziga,  Azzica,  in  den  Familien  der 
Grafen  von  Semt  und  Ebersberg  um  diese  Zeit  vorkömmt*).  Graf  üdalrich  von  Ebers- 
berg war  Vater  einer  Willibirg,  deren  Tochter  Azzica  der  Graf  Wezelin  von  Istrien  heim- 
itLhrt.  Wezelins  Erbtochter  hiess  wieder  Azzica  und  vermalte  sich  mit  Poppo,  Grafen 
von  Orlamünde  (1046  —  1062),  dessen  Sohn  üdalrich  um  1062  —  70  als  Markgraf  von 
Kärnten  und  Isirien  auftritt.  Der  Gleichlaut  der  Namen  lässt  erfahrungsgemäss  auf 
Verwandtschafts- Verhältnisse. schliessen,  welche,  wie  sich  später  zeigen  wird,  in  der  nächsten 
Generation  sich  erneuern.     Ein  sicherer  Leitfaden  ist  auch  hier  nicht  zu  gewinnen. 

Endlich  hat  der  Geschichtsforscher  von  Eoch-Stemfeld,  veranlasst  durch  meine  Arbeit 
über  Kloster  Scheyem,  welche  dessfalls  auf  das  Zeugniss  des  Mönchs  Chonradus  baut,  in 
einem  eigenen  Schriftchen  die  Ansicht  vertreten,  Gräfin  Haziga  müsse  zufolge  des  reichen 
Besitzes  am  Bayrischen  Gebirge,  welchen  sie  zur  Klosterstiftung  verwendet,  einem  ande- 
ren in  jenen  Gegenden  vorzugsweise  begüterten  Edelgeschlechte  aus  der  Zeit  der  Agilol- 
finger,  dem  Hause  Fagana,  fortgesetzt  in  den  Freien  von  Vagen  Landgerichts  Aibling  und 
den  Grafen  von  Falkenstein-Neuburg  (an  der  Mangfall)  entsprossen  sein  ^). 

Es  ist  nicht  zu  läugnen,  dass  ein  Anknüpfen  an  Schirmvogt  Udaischalk  durch  die 
eheliche  Verbindung  Graf  Otto^s  11  mit  Haziga  eine  gute  Erklärung  für  den  üebergang 
der  Schirmvogtei  geben  würde;  immerhin  erregt  aber  Bedenken,  dass  dieser  üebergang 
bald  nach  1040,  die  Heirat  erst  um  1050  stattgefunden  hat,  überdiess  eine  zweite  Ehe 
Haziga's  war,  welche  die  Absicht  des  Festhaltens  von  Rechten  innerhalb  der  Familie 
nicht  erweisen  dürfte  ^).  Andererseits  würde  unverkennbar  die  Ableitung  der  Gräfin  Haziga 
aus  dem  Hause  Fagana  ihren  und  ihrer  Söhne  reichen  Grundbesitz  am  Gebirge  in  er- 
wünschtester Weise  aufklären. 


1)  üeber  Graf  Hermann  ygl.  Prof.  Moritz  Stammreihe  der  Grafen  von  Salzbacb  Abh.  d.  h.  Cl.  der 
A   d.  W.  1838.  I.  2. 

2)  SchoUiner  1.  c.  1777  §  30.  1791  §  46  n.  47.  und  Siemroatographia  Comitam  de  Semta  et 
Ebersberg.    Nene  hist.  Abh.  (1792)  IV.  549.    Hirsch  Jahrbücher  nnter  Heinrich  II  I.  176.  N.  5. 

3)  Dnbnat  leitet  übrigens  in  den  Origines  Boicae  Domus  (1764)  die  Schiren  von  den  Hnosiem  ab. 

4)  Der  Käme  ist  gerade  in  dieser  Zeit  nicht  selten.  So  bittet  eine  edle  Fran  Hazacha,  Wittwe 
eines  Piligrim,  nnd  Gemalin  eines  Papo,  nm  1020 — 30  nnter  Uebergabe  eines  Gntes  za  (Hohen-) 
Schaftlam  den  Bischof  EgUbert  von  Freising  einer  ihrer  Töchter  Anftiahme  in  eines  der  Frauen- 
stifte  zn  Begensbnrg  oder  Neubnrg  zu  versebaffen;  anter  den  Zengen  ein  Sohn  nnd  eine  Neffe 
Papo.  M.  N.  1213.  Dr.  Both  Oertlichkeiten  N.  709  S.  308.  Drei  Papone  hier  beisammen! 
Vielleicht  ist  eine  der  Töchter  jene  Äbtissin  Hazacha,  welcher  wir  im  folg.  §  4  in  Begensbnrg 
begegnen. 

5)  Eooh-Stemfeld:  Die  Abstammung  der  Gräfin  Haziga,  München  (Schöpping)  1863.    Vgl.  über  die 
Vagen  den  Schlnssparagraphen  meiner  Waldecker.    Oberhayr.  Aroh.  XXXI.  132. 
Ant.  Nagel  sagt  in  den  Ör.  Boicae  dom.  S.  181:  Adtentos  nos  qnoqne  reddit  hereditas  Schiren- 
siun   comitnm,  Udalscalci  comitis  et  principalis  advocati  Frisingensis,  domini  yillae  Grnbae^ 
et  de  Warngan  prope  Valleiam,  nee  non  comitatns  Herzhnsani,  pi'oxime  Scbrobenhausen  et 


33 

Nachdem  jedoch  keine  Quelle  den  Vater  der  Gräfin  Haziga  bezeichnet,  wird  die 
Lösung  der  Frage  über  den  Standpunkt  der  Hypothese  nicht  zu  erheben  sein. 

Ihr  Tod  ist  mehrfach  am  1.  August  yermerkt.  Er  kann  mit  Yerlässigkeit  in  das 
Jahr  1103  gestellt  werden,  nachdem  sie  in  der  päpstlichen  Urkunde  vom  November  1102 
noch  als  lebend,  in  jener  Yom  7.  November  1104  aber  als  verstorben  angefUhrt  ist  ^). 

Das  Jahr  des  Ablebens  ihres  Gemals,  des  Schirmvogts  Grafen  Otto ,  ist  nirgend  auf- 
gezeichnet, kann  daher  nur  aus  der  Zeit  seiner  Ersetzung  durch  einen  andern  Schirmvogt 
gemutmasst  werden.  Archivar  Huschberg  nimmt  1073  an,  weil  zuerst  am  15.  Juni  1074 
sein  Sohn  Ekkhard  als  Schirmvogt  auftrete  ').  Es  ist  diess  der  Vertrag  Bischof  Ellenhard's 
mit  dem  Patriarchen  Sigehard  von  Aquileja  unter  dem  ungewöhnlichen  Datum :  Actum  in 
civitate  Aquileja  XVEI  E.  Julii  anno  Dominicae  incamationis  M.  VII.  IIII.  Indict  XI. 
Die  Lesung  1074  ist  nach  der  Zeit  der  handelnden  Personen  die  richtige  *). 

Der  Nachweis  des  Ablebens  des  Schirmvogts  Otto  scheint  uns  jedoch  nicht  erbracht. 
Wir  sind  vielmehr  durch  andere  Freisinger  Urkunden  zu  der  Anschauung  veranlasst,  dass 
Otto  durch  Alter,  Kränklichkeit  oder  andere  Ursachen  bestimmt  wurde,  die  Eeise  nach 
Aquileja  und  seine  Vertretung  daselbst  dem  Sohne  Ekkhard  zu  übertragen.  Denn ,  dass 
dieser  in  Aquileja  anwesend  war,  entspricht  dem  Wortlaute  der  Urkunde,  und  Huschbergs 
Annahme  der  Ausfertigung  eines  Duplikats  daselbst  in  Abwesenheit  der  Zeugen  scheint 
uns  unzulässig.  Ebenso  erachten  wir  Ekkhard  in  dem  zu  Begensburg  am  10.  September 
1075  abgeschlossenen  Vertrage  mit  Bischof  Otto  nur  als  dahin  abgeordnetcD  Vertreter 
seines  Vaters  *). 

Die  Einsicht  der  Freisinger  Cartulare  nöthigt  uns  nämlich  die  frühere  Zustimmung 
zu  Huschbergs  Ansicht  zurückzunehmen  xmd  anzuerkennen,  dass  der  Vater,  Graf  Otto 
noch  die  Zeit  des  am  22.  März  1078  erwälten  Bischofs  Meginward  von  Freising  er- 
lebt habe. 

Der  erste  Tausch,  welchen  Gräfin  Haziga  aus  Anlass  der  Elosterstiftung  zu  Bayrisch- 
zeil mit  diesem  Bischöfe  abschloss,  lautet  nämlich,  wie  er  in  das  Freisinger  Cartular  ein- 
getragen ist: 

Agnoscant  omnes  xpi  fideles,  qualiter  placuit  atque  convenit  inter  venerabilem 
Megenwardum  Frisingensis  sedis  episcopum  et  comitissam  quandam,  nomine  Hazacham  de 
Skiran,  commutationem  quandam  facere,  quam  et  perfecerunt.  Tradidit  enim  prefata  comi- 
tissa  cum  consensu  et  manu  filiorum  suorum  Ekkardi  advocati,  Peranhardi  com.  Ottonis 
predia  sua  apud  Chitanreinisowa  et  apud  Amoltisowa  et  apud  Wenga  ad  altare  s.  Marie 
s.  que  Corbiniani  collaudante   episcopo   M.    et    accipiente    advocato    suo  Ottone.     Econtra 


Witteisbach  —  aber  es  fehlen  die  sonst  so  reichlich  gegebenen  Belegstellen.  Aneh  wenn  Hasch- 
berg üdalschalk  de  Elisindoif  ans  dem  Testamente  Bischof  Brono^s  von  Augsburg  (1029)  mit 
Schirmvogt  üdalschalk  identificirt  —  Haschberg  S.  203  Nagel  S  274  —  vermissen  wir  den 
Nachweis.    Vgl.  Abscbn.  III  §  I:  Udalrich  von  Elsendorf  handert  Jahre  später. 

1)  So  auch  Hirsch  1.  c  I.  404.  Die  erste  Urkunde  Papst  Paschalis  ddto.  Beneventi  XI  E.  Decbr. 
IniHct.  XI  incarn.  aö  1103  Pontificatus  PP.  II  a5  IV,  deren  Original  nicht  erhalten  ist,  reiht 
Jaffe  N.  4425  den  Begierongsjahren  and  dem  Aufenthalts-Orte  des  Papstes  entsprechend  in  das 
Jahr  1102. 

2)  M.  N.  1248  a.  Da  Hnschberg  Meichelbeck  nicht  citirt,  halt  Hirsch  die  Urkunde  für  ungedruckt. 
Nunmehr  auch  bei  Zahn  F.  r.  a.  1.  c.  89. 

3)  Die  Schreibweise  findet  sich  nochmals  in  einer  in  Urschrift  nicht  erhaltenen  Urkunde  von  1194: 
M.C.  Villi.  IIII.  Ma  X  4i;  M.  I.  883,  wo  aber  die  Jahnsahl  unrichtig  gedruckt,  und  in  dritt- 
letzter Z.  Lutewinus.  am  Sdilnsse  Vertingus  zu  lesen  ist  Falsch  und  unvollständig  auch  MB. 
VIII.   12. 

4)  M.  N.  1233.    Der  Band  der  Stelle  Cod.  com.  f.  801  ist  beschädigt,  der  Druck  richtig. 

Abb.  d.  ni.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  II.  Abth  5 


34 

prelibatus  pontifex  cum  manu  eiusdem  advocati  sui  retradidit  eidem  comitiss^  terminationem, 
quam  habuit  Frisingensis  ecclesia  apud  Viscpachisowa  infra  Botinpacb  et  Chlaffintinpacb 
et  intra  {jucinaha  et  Albiwega  cum  omnibus  rebus  etc.  ^). 

Zwei  Anwälte  traten  hienacb  auf;  der  Scliirmvogt  des  Bistbums  ist  Otto,  der  Anwalt 
der  Gräfin  Haziga  ihr  ältester  Sohn  Ekkhard.  Dieser  war  nur  Vertreter  der  Mutter, 
nicht  zugleich  Schirmvogt  des  Bisthums.  Wäre  es  aber  nöthig  gewesen,  ihn  in  der 
Schirm vogtei  vertreten  zu  lassen,  so  hätte  diess  nur  durch  den  zweiten  Sohn  Bernhard, 
der  ja  auch  nach  seinem  Tode  Schirmvogt  wurde,  nicht  mit  dessen  Uebergehung  durch 
den  dritten,  Otto,  geschehen  können.  Wir  vermögen  daher  in  dem  neben  den  3  Söhnen 
als  mitwirkend  genannten  Schirmvogt  Otto  nur  den  alten  Grafen  Otto,  Gemal  der  Haziga 
zu  erkennen.  So  rechtfertigt  sich  denn  auch,  dass  Kaiser  Heinrich  V  in  der  Urkunde 
vom  25.  April  1124  den  Grafen  Otto,  Haziga's  Gemal,  ausdrücklich  als  mitthätig  bei 
der  BHosterstiftung  bezeichnet  ^) ,  während  bei  der  Verlegung  auf  den  Petersberg  nächst 
Eisenhofen  der  Sohn  Otto  mit  Graf  Berchtold  von  Burgeck  zusammenwirkte,  indem  sie 
gemeinsam  die  dort  stehende  Burg  Glaneck  besassen  und  abtraten. 

Durch  diesen  Nachweis  längeren  Lebens  des  ersten  Schirmvogts  Otto  wird  die  Ein- 
reihung einer  andern  Urkunde  erleichtert,  in  welcher  er  Zeuge  ist:  des  unter  Nr.  5  im 
Abschnitte  IV  folgenden  Ehevertrags  des  Freisinger  Vizthums  Adalbert  und  seiner  Gattin 
Berchta  von  Walda  (Peterswahl  in  der  Pfarrei  Margarethenried ,  L.  Moosburg),  aufge- 
nommen vor  84  Grafen,  Edlen  und  Ministerialen,  offenbar  zur  Zeit  eines  Landtags.  Da 
solche  Versammlungen  in  jener  Zeit  ziemlich  häufig  waren,  vermag  die  Zeit  des  undatirten 
Vertrags  nur  aus  den  Anwesenden  bestimmt  zu  werden.  Hiezu  bietet  sich  zunächst  der 
erste  Zeuge  dar:  Heinrich,  filius  Marchwardi,  Carinthiensis  comitis.  Er  erscheint  mit 
3  Rittern  an  der  Spitze,  eine  Stelle,  welche  der  Vertreter  des  Hauses  Eppenstein  wohl 
nur  in  der  Zeit  ansprechen  konnte,  als  sein  Vater  Graf  Marchward,  nach  der  Entsetzung 
des  Zähringer  Berchtolds  vom  Herzogthum  Kärnten  zu  Ende  des  J.  1072  die  Nachfolge 
erhoffte,  wie  denn  auch  sein  Sohn  Liutolt  im  April  1077  zum  Herzogthum  gelangte, 
sohin  zwischen  1073  und  1077.     Wir  stellen  die  Urkunde  daher  zum  Jahre  1075*). 

Die  Fortsetzung  des  Austausches  aus  Anlass  der  EHosterstiftung  —  non  parvo  elapso 
tempore,  jedenfalls  vor  dem  25.  März  1090,  wo  der  anwesende  Archidiacon  Adalbero  auf 
der  Beise  nach  Salzburg  ertrank  —  erfolgte  schon  unter  Ekkhard  als  Schirmvogt  und 
diess  mag  den  Mönch  Chonrad  veranlasst  haben,  in  seiner  Gründungsgeschichte  von  Schejem 
vereinfachend  nur  eines  Schirmvogts,  des  Grafen  Ekkhard,  zu  erwähnen,  wie  er  denn 
die  Urkunden  nur  ausnützend  in  seine  Erzählung  verwob,  und  den  Zeugen  aus  ihm  be- 
kannten Familien  überall  die  in  den  Urkunden  nicht  enthaltenen  Ortsnamen  beifügte, 
wobei  wir  ihm  übrigens  Fehlgriffe  nicht  nachzuweisen  vermögen ,  vielmehr  zu  Manchen 
^  Bestätigung  beibringen  könnten. 

Des  Grafen  Otto  Ableben,  des  II  von  Scheyem,  in  der  Reihe  der  Schirmvögte  von 
Freising  des  I,  dürfte  nach  diesen  Erörterungen  nicht  vor  dem  Jahre  1079,  etwa  um 
1080i  anzusetzen  sein. 


1)  Cod.  com.  f.  308.  Bei  M.  1252  ist  advocati  nach  Ekkabardi  weggeblieben,  die  Zengen  sind 
richtig  gegeben  (lies  jedoch  Waltchon  . .  Dnrinch),  Der  Mönch  Chonrad  fägt  ihnen  nach  seiner 
Gewohnheit  die  Orte  bei;  die  N.  1253  Meichelbecks  ist  nnr  aus  Chonr.  Schir.  f.  16  und  richti- 
ger MB.  X   384  flg.  abgedruckt.    Hnschberg  hatte  den  Cod.  com.  vor  sich.    S.  219.  N.  17. 

2)  Urschrift  vorhanden,  MB.  X.  449,  wo  die  Namen  Z.  5  Berhtoldns  Z.  7  Bernharde  zn  lesen  sind. 
8)  Sie  ist  inzwischen  anch  von  Frh.  v.  Oefele  in  meiner  Geschichte  der  Grafen  von  Andechs  S.  223 

veröffentlicht  nnd  gut  erläutert  worden.    Beengt  durch  das  Tode^ahr  Otto  II  von  Scheyem  1073, 
reiht  er  sie  nach   1070.    Vgl.  aber  Giesebrecht  G.  der  d.  K.  III.  442.  Heinrich  wird  selbst 


35 

§4. 
Ekkhard,  Graf  von  Scheyern,  Schirmvogt  1074  bis  um  lOOi. 

Als  frühestes  Auftreten  des  Grafen  Ekkhard  yon  Scheyern  dürfte  die  Urkunde 
Nr.  1244  bei  Meichelbeck  sich  darstellen,  wo  er  und  sein  Bruder  Otto  die  ersten  Zeugen 
sind,  während  noch  der  Vater  Graf  Otto  als  Schirmvogt  bezüglich  der  Güter  Capella  und 
Vaniccha  handelt,  Eappel  und  Faning  in  Kärnten.  Sie  fällt  in  die  Zeit  Bischof  EUen- 
hards  um  1070  *). 

Wie  er  in  den  Jahren  1074  und  1075  noch'  bei  Lebzeiten  des  Vaters  in  auswärtigen 
Geschäften  als  Schirmvogt  des  Bischofs  Ellenhard  thätig  ist,  ward  bereits  gezeigt,  unter 
Bischof  Meginward  übt  er  des  Amtes  nach  des  Vaters  Tode,  so  bei  der  vor  1084,  als 
Heinrich  IV  noch  nicht  die  Kaiserkrone  trug,  vollzogenen  Schenkung  des  Ministerialen 
Friedrich,  und  in  andern,  verhältnissmässig  immerhin  wenigen  der  erhaltenen  Urkunden  '). 
Häufiger  erscheint  er  in  dem  Cartulare  des  Klosters  Weihenstephan,  verschwindet  jedoch 
bald  gänzlich,  wie  angenommen  wird,  in  Folge  der  Betheiligung  am  Ejreuzzuge,  worüber 
jedoch  urkundliche  Anzeigen  nicht  vorliegen. 

Seine  Gattin  war  eine  Tochter  jenes  Markgrafen  üdalrich  von  Kärnten  aus  dem  Hause 
Orlamünde,  dessen  Mutter  den  Namen  Azzica  fährte,  während  die  Grossmutter  aus  dem  Hause 
Semt-Ebersberg  war.  üdalrich  hatte  sich  mit  der  Prinzessin  Sophie,  König  Bela*s  von  Ungarn 
Tochter,  vermalt,  starb  aber  schon  1070,  worauf  seine  Wittwe  zu  einer  zweiten  Ehe  mit 
Herzog  Magnus  von  Sachsen  schritt.  Die  Tochter  erster  Ehe,  deren  Name  Bichgard  uns 
aus  einer  Stiftung  in  dem  Frauenkloster  Geisenfeld  erhalten  ist '),  führte  aus  Begensburg, 
wo  sie  in  einem  der  Frauenstifte  weüte,  Graf  Ekkhard  als  Gattin  heim^).  Bichgard  war 
demnach,  wie  in  neuerer  Zeit  festgestellt  wurde  ^),  nicht  Tochter  sondern  Stieftochter  des 
Herzogs  Magnus  von  Sachsen,  wonach  sowohl  Huschbergs  als  unsere  Stammtafel  des 
Schejem-Wittelsbach'chen  Hauses  zu  berichtigen  ist. 


Herzog  1190  ib.  642.  Dass  in  den  einschlägigen  Urkunden  Rieda  Margare thenried,  nnd  Walda 
Peterswahl  ist,  wie  schon  Freodenspmng  erkannt,  wird  durch  die  domcapitelschen  Urbarien 
zweifellos  bestätigt. 

1)  So  Zahn  F.  r.  a.  1.  c.  88.  Besser  als  Chonr.  sacrista  (Cod.  N.  238)  f.  114  v.,  nach  welchem  der 
Druck 'bei  Meich.  und  Zahn  erfolgte,  gibt  der  Cod.  N.  191  f.  116  die  Urkunde.  Hier  lauten  die 
Zeugen:  Ekkehart  et  frater  eius  Otto,  Ulschalch  et  miles  eins  Otto,  Gotescalh  etc.  So  ist  M. 
N.  1244  zu  verbessern. 

2)  Huschberg  224  N.  4;  bei  M.  N.  1233  u.  1260;  bessere  in  1.  Z.  Beginmar  statt  —  war. 

3)  Bichcart,  Palatini  mater,  dedit  nobis  in  Sulzbach  (Weiler  in  der  Prarrei  Scheyern)  70  denarios. 
MB.  XIV.  229.  Die  Herausgabe  des  alten  Oeisenfelder  Kartulars  in  diesem  Bande  ist  leider 
vielfach  verfehlt,  indem  die  Traditionen  des  Codex  mit  grossen  Missgriffen  aus  der  Ordnung 

gerissen  und  durcheinander  gemengt  sind, 
egen  Ende  des  XI  Jahrhunderts  war  in  Niedermünster  Gertrudis,  in  Oberm&nster  Willa,  und 
etwa  seit  1065  auch  eine  Haziga  Äbtissin,  sämmtlich  xmermittelter  Herkunft.  In  beiden  Stiften 
ward  S.  Benedikts  Regel,  jedoch  in  gemilderter  Form,  welcher  später  zweifellos  den  Austritt 
zur  Verehelichung  gestattete,  beobachtet.  Schon  Bischof  Wolfgang  von  Regensburg  (997—994) 
hatte  sich  zu  reformatorischen  Maassregeln  bezüglich  der  adeligen  Stifte  veranlasst  gesehen. 
Kichgard  konnte  aber  auch  zur  Erziehung  einer  verwandten  dem  Stifte  anvertraut  sein.  Vgl. 
MB  XXIX.  a.  185.  187.  Bied  Cod.  dipl.  I.  166.  Boman  Zimgibrs  Abhandlungen  über  die 
Reibe  der  Aebtissinen  von  Obermünster,  Regensburg  1787,  und  über  das  Stift  S.  Paul  in  Regens- 
burg, 1803. 
5)  Graf  Hugo  von  Walderdorf  in  den  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  B.  XIU  (1873)  S  591. 
und  in  den  Verhandlungen  des  hist.  Y.  der  Oberpfalz  XXX.  155.  So  werden  die  schon  1775  im 
B.  Xli  der  MB.  zur  p.  2'i  hierin  nicht  unrichtig  aufgestellten  Stammtafeln  der  Grafen  von  Bogen 
verbessert. 

5* 


1 


36 

Die  Zeit  des  Ablebens  ist  weder  von  Graf  Ekkhard,  noch  von  seiner  Gattin  Richgard 
verzeichnet.  Ob  letztere  die  Gräfin  Richgard  ist,  welche  um  1090—1100  durch  die 
Hand  ihres  Ministerialen  Friedrich  eine  Williburg  mit  ihrer  Nachkommenschaft  als  Gensuale 
zum  Dom  in  Freising  gibt,  ist  unsicher,  immerhin  aber  wahrscheinlich,  obgleich  dieser  Name 
damals  nicht  selten  war,  wie  ihn  denn  auch  die  Mutter  des  Hallgrafen  Engilbert  führt '). 

Graf  Ekkhard  hat  kein  hohes  Alter  erreicht.  Seine  Geburt  dürfte,  da  er  schon  im 
Jahre  1074  die  Schirmvogtei  ausübt,  bald  nach  1050  fallen,  seine  Heirat  um  das  Jahr 
1080.  Sein  Sohn  Udalrich  ist  nämlich  am  16.  Juli  1096  zuerst  mit  seinem  Oheim  Otto 
als  Zeuge  genannt.  Nachdem  nicht  nur  in  der  soeben  erwähnten  Urkunde  die  Schirmvogtei  schon 
von  seinem  Bruder  Bernhard  geübt  wird,  sondern  dieser  auch  noch  unter  Abt  Eberhard 
von  Tegemsee,  dessen  Tod  in  das  Jahr  1091  gesetzt  wird,  als  Schirm vogt  auftritt,  so 
dürfte  er,  wenn  die  Tegemseeer  Aufzeichnung  richtig  ist  ^),  schon  im  Jahre  1091  nicht  mehr 
am  Leben  gewesen  sein. 

Hienach  ist  sein  Tod  kaum  mit  dem  grossen,  erst  im  Jahre  1098  ausgeführten 
Ejreuzzuge  unter  Herzog  Gottfried  von  Bouillon  in  Zusammenhang  zu  bringen,  und  die 
glorreichen  Thaten,  welche  die  Sage  an  seinen  Namen  unter  der  Bezeichnung  ,, Bundschuh'' 
knüpft,  ermangeln  der  geschichtlichen  Feststellimg.  Immerhin  mag  der  umstand,  dass  sich 
Seelgerät-Stiftungen  von  oder  für  ihn  nicht  finden,  nach  dem  Geiste  der  Zeit  dahin  zu 
deuten   sein,    dass  er  nach  seiner  Gemalin  raschen  Todes  in  fernem  Auslande   verblichen. 

§  5. 
Graf  Bernhard  I  von  Scheyern,  Schirmvogt  um  1091  bis  1104. 

Graf  Peranhard,  Perinhard,  der  zweite  Sohn  des  ersten  Schirmvogts  Otto,  ist  Zeuge 
der  verschiedenen  Stiftungen  und  Tausche  seiner  Mutter,  der  Gräfin  Haziga,  und  tritt 
nach  seines  Bruders  Ekkhard  Ableben  in  die  Schirmvogtei  des  Bisthums  Freising  ein, 
welche  er  auch  noch  unter  dem  am  28.  Juni  1098  eingesetzten  Bischof  Heinrich  fortführt. 

Noch  unter  Bischof  Meginward  tritt  er  in  Grub,  dem  bekannten  Stammsitze  des 
Valley'schen  Zweiges  der  Grafen  von  Scheyern  in  Anwesenheit  des  Grafen  Arnolds  von 
Scheyern,  des  Stammherrn  dieses  Zweiges,  als  Stiftsvogt  bei  dem  Tausche  von  Frauen 
aus  der  Ministerialität  mit  dem  Abte  Eberhart  von  Tegemsee  auf*). 

Die  früheste  datirte  Urkunde  unter  seiner  Geschäftsleitung  ist  dis?  bereits  erwähnte 
vom  16.  Juli  1096 ,  welche  wegen  ihres  bisher  unvollständigen  Abdruckes  in  den  Ab- 
schnitt IV  unter  Nr.  33  a.  aufgenommen  wurde. 

Das  Ende  seiner  Amtsführung  sind  wir  genöthigt  später  als  Huschberg  anzusetzen, 
welcher  das  Jahr  1101  als  Todesjahr  annimmt.  Nicht  nur  kann  er  allein  der  Advocatus 
Pemhardus  sein,  welcher  bei  Bestätigung  des  Klosters  Dietramszell  als  Mitschirmvogt  von 
Tegemsee  erscheint,  sondern  er  kömmt  auch  noch  in  einer  Urkunde  des  Bischofs  Heinrich 
vor,   in  welcher  Ellenhard    als  Domprobst   und  Engilschalk   als  Domdekan   genannt  sind. 


1)  Huachberg  225  N.  8;  N.  29  f.  und  69  im  Abschn.  IV. 

2)  Abt  Eberhard  von  Tegernsee  soll  V  Idns  Majl,  am  11.  Mai  1091  gestorben  sein.  Freyberg 
älteste  Geschichte  von  Tegemsee  S.  o7.  Graf  Bernhard  ist  anch  Schirmvogt  von  Weihenstephan 
noch  in  der  Zeit  des  1096  darcb  Bischof  Meginward  entfernten  Abts  Erchanger.  MB.  IX.  875, 
376    u.  Ann.  br.  Weihenst.  f    126  r. 

8)  MB.  VI.  42.  Vollzogen  wurde  der  Tausch  dann  in  Föhring  nächst  München,  wo  Graf  Walther 
von  Finsing  wohl  als  Gaugraf  nächster  Zeuge  nach  Graf  Arnold  ist  ib.  43.  Wenn  MB.  IX.  861 
ein  Advocatus  Pemhardus  im  Cod.  von  Weihenstephan  zwischen  Urkunden  unter  Abt  Arnold 
1021—42  erscheint,  ist  zu  beachten,  dass  die  Stelle  f.  19  rescripta^  der  Abt  aber  nicht  be- 
nannt ist,  so  dass  die  Urkunde  recht  wohl  in  Graf  Bernhards  Zeit  fallen  mag. 


37 

In  der  ersteren  Urkunde  vom  15-  Oktober  1102  nennt  Bischof  Heinrich  als  Vögte 
des  Klosters  Tegemsee  unter  Amt  Udalschalk  Pemhard  und  Sigiboto  de  Niuwenburch  ^). 
Der  letztere  ist  Graf  Siboto  von  Neuburg  an  der  Mangfall;  der  vorausgehende  Pemhart 
wird  in  ^iner  Aufzeichnung  Tegemsee*s  de  Grube  genannt,  von  dem  bekannten  Sitze  des 
später  von  Yallei  L.  Miesbach  genannten  Zweiges.  Es  kann  daher  hier  nur  der  Sohn 
Haziga's  Bernhard  gemeint  sein,  welcher  damals  noch  im  Besitze  der  Güter  vor  dem 
Gebirge  gewesen  sein  muss. 

Die  zweite  undatirte  Urkunde,  in  welcher  der  Graf  Altmann  von  Chregelingen  erster 
Zeuge  ist  ^),  muss  über  die  Urkunde  vom  25.  Juni  1103  hinausgerückt  werden,  weil  in 
dieser  noch  ein  anderer  Domdekan  Herrich  genannt  ist '). 

Graf  Bernhard  ist  jedoch  bald  darauf  gestorben.  Denn  die  Urkunde  Papst  Paschalis  11 
vom  7.  Novb.  1104  für  Kloster  Eisenhofen  nennt  ihn  mit  seiner  Mutter  Haziga  und  seinem 
Bruder  Ekkhard  unter  den  Verstorbenen,  während  der  jüngere  Bruder  Otto  für  die  Scbirm- 
vogtei  vorgeschlagen  wird*). 

Sein  Tod  dürfte  daher  in  die  letzten  Monate  des  Jahres  1103,  oder  in  die  ersten 
des  Jahres  1104  fallen.     Er  scheint  unverehlicht  geblieben  zu  sein. 

§  6. 
Graf  Otto  III  von  Scheyern,  als  Schirmvogt  II  von  1104  bis  1122. 

Nach  seiner  Brüder  Ekkhards  und  Bernhards  frühem  Hinscheiden  fiel  die  Schirm- 
vogtei  an  den  dritten  Sohn  des  ersten  Schirmvogts  Otto,  den  Grafen  Otto.  Unter  Bischof 
Heinrich  I  waltete  er  des  Amtes  gegen  18  Jahre,  zu  einer  Zeit  jedoch,  wo,  nach  den 
vorhandenen  Urkunden  zu  schliessen,  Bischof  und  Schirmvogt  zu  den  dem  Domcapitel  zu- 
gedachten Stiftungen  nur  selten  beigezogen  wurden.  Besonderes  Interesse  gewährt  seine, 
in  Urschrift  jedoch  nicht  erhaltene  Bestätigung  des  Vertrags  zwischen  Bischof  Heinrich 
und  dem  Abte  Aribo  in  Tegernsee,  wodurch  die  Zehenten  von  Omunden,  L.  Tegemsee, 
Waheringen,  (Waakirchen)  L.  Miesbach,  und  (Oster)  -  München,  L.  Aibling,  dem  Kloster 
gegen  2  Hüben  zu  Grabenau,  einem  Weüer  in  der  Pfarrei  Elbach  L.  Miesbach  überlassen 
wurden.  Sie  erfolgte  zu  Miesbach  am  5.  September  1114»  wobei  seine  Neffen,  die  Söhne 
seines  Bruders  Arnold,  Otto  de  Gruoba,  der  erste  Graf  von  Vallei,  und  Priderich  de 
Dachowa,  von  dem  in  Dachau  dem  Vater  folgenden  Zweige,  die  ersten  Zeugen  sind  *). 

Er  hatte  der  Stiftung  des  Klosters  durch  seine  Mutter  Haziga  beigewohnt,  war 
Zeuge  der  verschiedenen  Verträge  mit  Bischof  Meginward  und  versetzte  gemeinsam  mit 
dem  Grafen  Berchtolfl,  welchen  der  Mönch  Chonrad  de  Purgeke  nennt,  das  Kloster  auf 
den  Petersberg  nächst  Eisenhofen,  wo  die  den  beiden  Grafen  gemeinsame  Burg  Glaneck  stand  ^). 


1)  M.  I.  292.  MB.  VI.  163.  Hundt  Metr.  Sal.  II.  255.  Die  Urschrift  im  B.  A.  nennt  den  Abt 
Ovdalschalcus  (nicht  Dadalschalcns);  auch  sind  in  MB.  die  Z.  zn  bessern:  Werinhart*de  Stoffe 
Egino  de  Dietprebteschirchen  . .    Meginh*  de  üfhoFern. 

2)  M.  N.  1279.  Nach  Cod.  com.  f.  303  sind  die  Z.'von  Tagino  an  za  ergSnzen:  (de  Leren),  Heinrich 
de  Giesenpah,  Timo  de  Appingen.    De  servientibns  aeccri^:  Waltmann  et  frater  etc. 

3)  Zweimal  im  Cod.  com.  f.  10  n.  11  und  fol.  259;  vollständiger  als  bei  M.  N.  1271  Abschn.  IV. 
N.33b. 

4)  MB.  X.  439.  N.  IL  Urschrift  im  B.  A.  Ergänze  Z.  7  congregationis  „sedem"  S.  440  Z.  2  sosten- 
tatione  „et"  S.  441  Z.  3  Christi,  .qnatinus"  et  Z.  5  Bainerii>  nnd  nach  palatii:  Signam.  Ego 
Paschal.   Catolice  EP.  eccVe  ss.   am  Schiasse  endlich :    Paschalis  Secandi  Pape  .anno*  Ylto. 

5)  MB.  VI.  166.   Urschrift  fehlt 

6)  MB.  X.  449.  Nach  der  Urschrift  verbessere:  S.  441  Z  6  v.  n.  quoddam,  5  itidem  S.  442  Z.  2 
Ekkahardo,  S.  443  Z.  3  posse,  S.  444  Z.  2  pro  illo  sabstitaant.  S.  445  vorl.  Z.  Willingan  . . 
eandem.  S.  446  Z.  9  Hegelingan  Z.  18  basilicam  ibidem  Z.  21  Simechenhuson . .  Ehingin. 


38 

Sein  letztes  urkundlich  festgestelltes  Auftreten  ist  seine  Anwesenheit  in  der  grossen 
Versammlung  vor  Herzog  Weif  und  Bischof  Heinrich  am  30.  Dezember  1119  an  unge- 
nanntem Orte  ^). 

Sein  Antritt  einer  Pilgerreise  nach  Jerusalem,  von  welcher  er  nicht  mehr  zurück- 
gekehrt zu  sein  scheint,  ist  durch  mehrere  Stiftungen  bezeichnet.  Schon  vorher  scheint 
er  seine  Höfe  zu  Ippenhoven,  Eichhofen  am  linken  Glonufer,  an  Eisenhofen  gränaend, 
zwischen  den  Bomherm  und  dem  Kloster  Weihenstephan  getheilt  zu  haben  *).  Nun  gibt 
er  nach  Kloster  Ebersberg  Güter  zu  Egmating  L.  Ebersberg  und  Elbach  L.  Miesbach, 
an  Kloster  Scheyem  aber,  wo  er  das  Pilgerkleid  nimmt,  zu  Leren,  L.  Erding. 

Sein  Tod  ist  auf  den  1.  November  verzeichnet,  und  da  er  bei  der  päpstlichen  Be- 
stätigung der  Verlegung  des  Klosters  in  die  Stammburg  Scheyem  nicht  mehr  am  Leben, 
dürfte  er  am  1.  November  1121  oder  1122  verstorben  sein'). 

(Jeber  Graf  Berchtold,  den  Mitbesitzer  von  Glaneck,  liessen  sich  neue  Daten  nicht 
gewinnen.  Die  Bezeichnung  de  Purgeke  führt  er  in  keiner  der  die  Stiftung  betreffenden 
Urkunden,  sondern  erhält  sie  erst  in  einer  Urkunde  vom  Jahre  1198  bei  Entscheidung 
eines  kirchlichen  Streites  durch  das  Freisinger  Ordinariat  ^).  Nach  seinen  Besitzungen, 
welche  mit  denen  der  Grafen  von  Scheyem  an  Glon  und  Paar  und  im  Gebirge  vermischt 
liegen,  dürfte  er  einem  noch  nicht  festgestellten  Zweige  dieses  Hauses,  welcher  während 
kurzer  Zeit  seinen  Sitz  in  Burgheim,  dem  Flecken  L.  Rain  hatte,  wohl  eher  angehören, 
als  dem  Hause  der  jenseits  der  Donau  begüterten  Grafen  von  Lechsgemünde  und  Grais- 
bach,  welchem  er  gewöhnlich,  doch,  wie  uns  scheint,  ohne  genügende  Begründung  zu- 
gewiesen wird. 

§  7. 
Graf  Udalrioh  I  von  Soheyern,  Sohirmvogt  um  1123— 1130. 

Graf  üdalrich  von  Scheyem  war  der  älteste  Sohn  des  Grafen  Ekkhard.  Als 
nach  des  Letzteren  Ableben  dessen  nächst  ältester  Bruder  Graf  Bernhard  die  Schirmvogtei 
übernahm,  und  am  16.  Juni  1096  in  dieser  Eigenschaft  mit  Bischof  Meginward  den 
Gütertausch  des  Domherrn  Herrich  zu  Svidm6teschirichun  und  Smidehusin,  Schweitten- 
kirchen  und  Schmidhausen  nördlich  von  Freising,  vollzog,  war  mit  dem  dritten  der  Brüder, 
Graf  Otto,  auch  der  Neffe  Ovdalrich,  Sohn  des  Grafen  Ekkhard  bereits  Zeuge.  Die  be- 
treffende Stelle  des  Cod.  com.  ist  in  Abschn.  IV,  Nr.  33  a  aufgenommen,  während  Meichel- 
beck  nach  einer  andern  minder  vollständigen  Stelle  desselben  Cartulars  seine  Nr.  1255 
gab.     Graf  üdalrich  dürfte  hienach  um  1082  geboren  sein.  % 

Das  nächste  Auftreten  als  Zeuge  fällt  um  1100,  wo  er  bei  der  edlen  Frau  Juditta 
de  Boriginmos ,  Böhrmoos  L.  Dachau ,  Seelgerätstiftung  für  ihren  Sohn  Penno  der  erste 
Zeuge  nach  Juditta^s  Sohn  Aribo  ist,  und  ebenso  ist  er  wohl  der  einzige  edle  Zeuge 
üdalrich  bei  der  Gebrüder  von  Pastberg  Stiftung  für  das  Seelenheil  ihres  am  13.  Juli 
eines  der  Jahre  1113,   1119  oder  1124  ermordeten  Bruders  Gerolt  *). 


1)  M.  N.  1273;  nnn  volIstäDdiger  Abschn.  IV  N.  49  unten. 

2)  MB.  IX.  375  wo  Ipenhoven  nnd  letzte  Z.  Eppo  de  Sindinhosin  nach  Cod.  Weih.  f.  14  zu  lesen ; 
dann  M.  N.  1283,  nun  vollständiger  Abschn.  IV  N.  39.  Dass  Eichhofen  die  richtige  Bestimmung 
ergeben  die  domcapitelschen  Urbarien  des  XIV.  Jahrh.  welche  die  Besitzung  im  Officium  iuxta 
Glonam  mit  dem  Namen  Ejponhoven  aufführen.  Hienach  ist  meine  frühere  Ansicht  Abh.  1.  c 
B.  XI.  116  zu  berichtigen. 

3)  Vgl.  Abh.  1.  c.  IX.  260,  bezüglich  Elbachs  die  Berichtigung  XI.  111. 

4)  MB.  X.  457.    Hieraus  hat  sie  zweifellos  der  M5nch  Chonradus  entnommen;  Urschrift  fehlt. 

5)  N.  34  des  Abschn.  IV.  M.  N.  1269.  Ob.  Arch.  XXXI.  108.  Das  Jahr  1113  wird  bei  der  ein- 
fachen Bezeichnung  üdalrichs  am  wahrscheinlichsten. 


39 

Huschberg  hat  sein  sonstiges  Vorkommen  in  den  Urkunden  sorgsam  verzeichnet, 
und  es  ist  nur  noch  hinzuzufügen,  dass  er  die  Schirmvog^ei  über  Kloster  Weihenstephan 
zeitig,  noch  unter  Abt  Pabo  (1097 — 1114)  übernahm  *). 

Als  Schirmvogt  des  Bisthums  Freising  tritt  er  erst  nach  Abgang  seines  Oheims, 
des  Grafen  Otto  UI,  um  1123 — 1130  ein  und  erscheint  nach  den  damaligen  Verhältnissen 
überhaupt  nur  selten. 

Nicht  mit  Sicherheit  au£&uklären  ist,  warum  er  als  Schirmvogt  bei  jener  Stiftung, 
welche  die  edle  Hadamut  durch  ihren  zweiten  Gatten  Egilolf  nach  dem  Wunsche  des 
ersten,  Willihard,  für  dessen  Seelenheil  mit  einem  Gute  zu  Zielashusen,  Sillertshausen  L. 
Moosburg,  vollziehen  lässt,  „piissimus  atque  dulcissimus  advocatus^  genannt  wird.  War  er 
etwa  für  den  geistlichen  Stand  erzogen,  aber  nicht  eingetreten,  doch  durch  Ejränklichkeit 
von  dem  Eingreifen  in  die  kriegerischen  Weltereignisse  abgehalten?  Mit  seiner  Neigung 
zum  geistlichen  Stande  und  früh  erkannter  Hinfälligkeit  lässt  sich  auch  die  grosse  Stiftung 
fOr  das  Domcapitel  erklären,  welche  in  Meichelbecks  Nr.  1313  erhalten  ist,  jedoch  zu  den 
wenigen  Nummern  gehört,  welche  in  den  mir  vorgelegenen  Freisinger  BLandschriften  sich 
nicht  finden. 

Die  Schenkung  bestand  aus  Imichinhovin,  dem  Pfarrdorf  Inkofen  L.  Moosburg,  der 
Befestigung  Zimuvasin  vel  Werda,  wohl  Zium  Wasin,  dem'  Wasenhofe  am  linken  Glonufer 
in  der  Pfarrei  Petershausen  —  der  Hof  ist  vor  ein  Paar  Jahren  abgebrannt  und  aus 
der  noch^  vorhandenen ,  dereinst  von  einem  Arme  der  Glon  umflossenen  Umwallung  ent- 
fernt worden  —  ein  Paar  Höfe,  einer  halben  Hube  und  einer  Mühle  im  Pfarrdorfe  Biding 
und  der  Einöde  Gintering  in  der  Pfarrei  Wartenberg,  L.  Erding,  endlich  in  Hof  und 
Hube  zu  Ebroltisteten,  Eberstetten,  L.  Pfaffenhofen  ^).  Es  sind  die  Gegenden,  wo  später 
Pfalzgraf  Otto  begütert  erscheint,  welcher  auch  Zeuge  der  Vergabung  ist. 

Graf  Udalrich  dürfte  nicht  lange  mehr  gelebt  haben,  aber  auch  nicht  förmlich  in 
das  Domcapitel  eingetreten  sein.  Denn  als  er  am  21.  Oktober  eines  ungenannten  Jahres 
starb,  ward  in  das  Calendarium  des  Domcapitels  eingetragen:  XII  E.  Nov.  ülricus  ad- 
vocatus  obiit.  Servitium  in  Imchenhoven. 

§  8. 
Pfalzgraf  Otto  von  Witteisbach,  in  der  Reihe  der  IV,  als  Schirmvogt  der  III, 

von  1130—1156. 

Dem  Grafen  Udalrich  folgte  als  Schirmvogt  Freisings  der  zweite  Sohn  des  Grafen 
Ekkhard,  Otto,  damals  schon  Pfalzgraf  Von  Bayern. 

Er  kann  nur  wenig  jünger  als  sein  Bruder  gewesen  sein;  denn  noch  unter  Bischof 
Meginward,  sohin  vor  März  1098,  tritt  er  als  Zeuge  in  Urkunden  auf).  Seine  Geburt 
möchte  daher  1183  —  1184  zu  setzen  sein. 


1)  Hnschberg  868  f.  MB.  IX  878. 

2)  Der  Besserang  bedürftig  wären  M.  N.  1313  Eberloe?  de  Seutilingen;  Willibelm  de  Rabindorf 
ist  wohl  der  sonst  vorkommende  Willibord.  Die  Ortsbestimmungen  Huscbbergs  S.  264  sind  von 
Dr.  Riezler  Herzogtbom  Bayern  znr  Zeit  Heinrichs  des  Löwen  und  Ottos  I  von  Witteisbach 
berichtigt ;  nnr  ist  Zenge  der  domcapitelschen  Urbarien  Imichlnhovin  nicht  In'chenhofen  L.  Aichach, 
sondern  Inkofen. 

3)  Die  noch  von  Hirsch  1.  c.  S.  424  gehegten  Zweifel  sind  hinfällig,  seit  erwiesen,  dass  die  Mutter 
Otto^s  aus  der  ersten  Ehe  der  Prinzessin  Sophie,  sohin  vor  117Q,  etwa  1165  oder  1164,  ge- 
boren ist. 


40 

Es  ist  nicht  unsere  Aufgabe,  dieses  hervorragenden  Helden  und  Staatsmannes  Thaten 
und  Verdienste  zu  schildern,  welche  von  Kaiser  Heinrich  V  mit  der  Pfalzgrafenwürde  von 
Bayern  belohnt  wurden. 

Die  letzte  erhaltene  Urkunde  Otto*s,  welche  er  noch  als  Graf,  doch  nicht  mehr  von 
dem  bereits  zum  Kloster  bestimmten  Scheyern,  sondern  von  Witteisbach,  ausstellte  —  vom 
13.  Juli  1116)  haben  wir  als  noch  ungedruckt  in  den  Absch.  IV  Nr.  47  aufgenommen. 

Sie  macht  uns  zugleich  mit  seiner  Gattin  Heilica  bekannt,  einer  Tochter  des  Grafen 
Friedrich  von  Lengenfeld,  aus  dessen  Besitzungen  das  Scheyem'sche  Stammgut  mächtigen 
Zuwachs  in  der  Oberpfalz  erhält. 

Die  Erhebung  Otto*s  zum  Pfalzgrafen  föllt  um  das  Jahr  1120  ^).  Die  üebemahme 
der  Schirmvogtei  von  Freising  um  1130,  unter  Bischof  Heinrich.  Da  jedoch  in  jener 
Zeit  der  Bischof  selten  genannt,  das  Datum  den  Tausch-  und  Stiftungs-Ürkunden  aber 
fast  niemals  beigefügt  ist,  wird  eine  nähere  Bestimmung  unmöglich. 

Nachdem  das  Bisthum  Freising  an  König  Konrad  m,  Halbbruder  Bischof  Ottos  I, 
gelangt  war  (1 138)»  fiel  diesem  die  Schirmvogtei  in  Bälde  lästig  und  er  suchte  sich  der- 
selben zu  entledigen. 

Veranlasst  wurde  diess  Streben  wohl  durch  politische  Verhältnisse.  Im  März  des 
Jahres  1138  war  der  Herzog  ^on  Bayern  und  Sachsen,  der  Weife  Heinrich  der  Stolze, 
des  verlebten  Kaisers  Lothar  Schwiegersohn,  bei  der  Königswahl  umgangen  und  bald  da- 
rauf seiner  Herzogthümer  verlustig  erklärt  worden.  Im  Juni  oder  Juli  1139  hatl^  Bischof 
Otto^s  I  Bruder  Leopold  das  Herzogthum  Bayern  erhalten.  Wie  die  damals  mit  Krieg 
Überzogenen  Grafen  von  Vallei  scheint  auch  Pfalzgraf  Otto  nicht  so  rasch  von  dem  Weifen 
sich  abgewendet  und  dessen  unmündigen  Sohn  verlassen  zu  haben.  Bischof  Otto  erwirkte 
nun  zu  Frankfurt  am  3.  Mai  1140  von  seinem  Bruder  dem  Könige,  eine  Urkunde,  durch 
welche  unter  anderm  kraft  königlicher  Macht  den  Ministerialen  der  Kirche  Freising  gleiche 
Freiheit  mit  denen  des  Kelches  zugesichert  wurde  ^).  In  einer  weiteren  Urkunde  vom 
1.  Jänner  1143  erklärte  der  König,  dass  der  Pfalzgraf  juf  seine  Ermahnung  die  Gerichts-» 
barkeit,  welche  er  über  die  Ministerialen  der  Freisinger  Kirche  gehabt,  gegen  entsprechende 
Entschädigung  gänzlich  niedergelegt  habe'). 

Huschberg  hegt  Zweifel,  ob  die  Sache  wirklich  zum  Abschlüsse  gekommen  und  der 
Verzicht  geleistet  worden  sei;  jedenfalls  sei  hiemit  die  Schirmvogtei  selber,  als  weit  um- 
fassender, nicht  aufgegeben  worden.  Das  Letztere  ist  zu  bestätigen.  Aber  dass  der  Bischof 
Befreiung  von  der  Schirmvogtei  des  Pfalzgrafen  angestrebt  habe,  dürften  die  Urkunden 
nachweisen ,  welche  wir  unter  Nr.  83  des  Abschn.  IV  zusammengestellt  haben.  Sie  ent- 
halten Tausch  vertrage  des  Bischofs  mit  Kloster  Weihenstephan.  In  der  ersten  1142  ab- 
geschlossenen Form  ist  der  Schirmvogt  Pfalzgraf  Otto  mitwirkend.  In  dem  1143  erneu- 
erten Vertrage,  wie  er  bei  Meichelbeck  Nr.  1318  gedruckt  ist,  fehlt  dessen  Erwähnung. 
Charakteristisch  endlich  als  Beispiel  verwirrender  Interpolation  ist  der  Abdruck  desselben 
Vertrages   unter   den  Urkunden   des  Klosters  Weihenstephan   in  dem   IX  Bande  der   MB. 


1)  Die  Urkimde  Papst  Calixt  11  vom  25.  Juni  —  Ob.  Arch.  XXIX.  Nr.  1  —  in  welcher  Otto 
Pfalzgraf  genannt  wird,  stellt  nan  ancb  Maffat  —  Sitz.  B.  der  bayr.  A.  d.  W.  1860.  II.  202. 
N.  4  —  zum  Jahre  1120,  weil  in  diesem  Jahre  der  darin  erw&hnte  Bischof  Azo  von  Aqni  mit 
Abt  Egino  von  S.  Ulrich  nach  Deatschland  reiste.  Vgl.  Pins  Wittmann  Pfi&lzgrafen  von  Bayern, 
München  1877,  wo  die  ältere  Literatur  zusammengestellt  ist. 

2)  Waitz  sieht  hierin  nicht  eine  aus  persönlichen  Verhältnissen  heryorgegan^^ene,  yielmehr  eine 
im  Geiste  der  Zeit  gelegene  Gleichstellung  der  Ministerialen  der  Kirche  mit  jenen  des  Reiches. 
D.  y.  G.  V.  303,  304  N.  L  , 

3)  Huschberg  275.  Die  Urkunden  MB.  XXIX.  a  403.  XXXI  a.  394.  Nur  die  spatere  in  Urschrift 
erhalten. 


ü 

Das  Dorf  Vettingen  wird  hier  ohne  weiteres 

„cum  plena  Hofmarchie  et  venationis  iurisdictione" 
dem  Kloster  vom  Bischöfe  überlassen  *). 

Derselbe.  Ausdruck,  Hofmarchia  Vetiing,  ist  zweifellos  Interpolation  in  einer  von 
Bischof  Otto  dem  Kloster  angeblich  im  Jahre  1146  ausgestellten  Urkunde.  Auch  diese 
Urkunde  ist  nicht  in  Urschrift  vorhanden,  und  ein  spätes  und  ungeschicktes  Machwerk, 
da  schon  das  sechste  Jahr  des  Bischofs  nicht  zum  Jahre  1146  passt,  wie  wir  im  folgenden 
Abschnitte  zeigen  werden  ^). 

Die  Begriffe  der  Hofmark  und  der  Jagd-Gerichtsbarkeit  waren  zuverlässig  jenem 
Zeitalter  noch  fremd,  und  es  verdient  nähere  Untersuchung,  wie  weit  sie  durch  Inter- 
polation hinaufgerückt  wurden*).  Noch  im  Jahre  1183  ertheilt  Herzog  Otto,  der  erste 
Witteisbacher,  dem  Probste  von  Scheftlarn  nicht  etwa  Hofmarksrechte,  sondern  seine  her- 
zogliche Gewalt  zu  richten  über  aUe  Ausschreitungen  mit  Ausnahme  der  drei  bekannteui 
Fälle,  Pogenczblät,  backendes,  klebendes  Blut  in  Folge  von  Wunden,  Noiczogen,  Nothzucht, 
und  furtum,  Diebstahl*). 

Wenn  auch  Bischof  Otto  in  solcher  Weise  gänzliche  Befreiung  von  der  Schirmvogtei 
nicht  erreichte,  so  sind  die  Urkunden,  in  welchen  Ffalzgraf  Otto  noch  als  Schirmvogt  zu- 
verlässig nach  1143  auftritt,  nur  wenige;  so  in  Verträgen  mit  Kloster  Tegemsee  1147, 
und  mit  dem  erst  1148  eingetretenen  Abt  Günther  von  Weihenstephan  ^). 

Ueber  das  Jahr  seines  Ablebens,  1156  nach  unserer  Ansicht^),  ergaben  sich  keine 
neuen  Daten.  Bezüglich  des  auf  den  4.  August  festgestellten  Todestages  weicht  der  Ein- 
trag im  Calendarium  des  Domcapitels  ab:  IUI  Idus  Augusti  Otto  Palatinus  obiit.  Ser- 
vieium  de  Sindoltingen.  Pfalzgraf  Otto  hat  mit  seinem  Sohne  Friedrich  einen  Hof  zu 
Singolding  in  der  Gemeinde  Altenerding  dem  Kloster  Weihenstephan  als  Seelgeräte  ge- 
geben ^).  Es  kann  daher  nur  der  erste  Pfalzgraf  Otto  in  Frage  kommen.  Der  Tag  aber 
dürfte  der  der  Bestattung  in  dem  fernen  Kloster  Ensdorf  sein. 

Zur  Aufklärung  des  räthselhaften  Auftretens  des  Pfalzgrafen  Otto  mit  einem  Sohn 
Hermann  in  Weihmistephaner  Urkunden  ^)  waren  Daten  nicht  zu  gewinnen. 


1)  MB.  IX  498.  503.   Die  vielen  Fehler  sind  nach  unserm  Abdrucke  in  Kr.  38  za  bessern. 

2)  In  dem  Zweitältesten  Urbar  des  Klosters  im  R.  A.  Nr.  11,  gefertigt  unter  Abt  Conrad  1291 
finde*  sich  L  45  im  spätem  Nachtrage  eine  von  dem  apostolischen  Notar  Arsacius  Pmnner  ohne 
Datum  gefertigte  Abschrift.  Verglichen  mit  MB.  IX.  503  steht  hier  Z.  11  tezatorem  Z.  13 
piscatorem  Z.  10  v.  n.  libertatus  habeatnr  Z.  9  v.  u.  marct  Zoll  Z.  7.  viltratos,  Yulgariter  vilz- 
schuech  Z.  3  Vötting.  S.  504  Z.  1  valeat ,  ea  tamen  lege  et  conditione  und  Z.  4  folgt  nach 
muniri:  presente  Comone  nostro  Decano  cum  aliis  consiliariis  nostris,  Anno  1146,  anno  yero 
Ottonis  ven.  epl  sexto.    Es  stand  wohl  Oounone,  denn  der  Domdechan  hiess  damals  Ohono. 

3)  Vergleicht  man  die  Urkunde  Kaiser  Konrads  11  ddto  Babenberg  1144  (Böhmers  Begesten 
Nr.  2231),  wie  sie  bei  Meichelbeck  I.  2  Nr.  1319  steht,  mit  dem  Abdrucke  MB.  IX.  499  mit 
J.  1143,  so  ist  auch  hier  „venationibus"  Interpolation.  Die  Urkunde  haben  wir  in  den  Frei- 
singer Codd.  die  uns  vorlagen,  nicht  gefunden. 

4)  MB   VIII.  519.  Die  Urschrift  fehlt  leider;  in  den  Cartularien  dreimal. 

5)  MB.  VI.  168.  Urschrift  fehlt;  Hundt  M.  S.  III.  467.  M.  N.  1335,  wo  zu  bessern:  Z.  10  Karolo 
Z    11  Aiterbach,  Z.  16  Flizzingen,  Z.  17  Homprehteshusen,  und  sonst  o  statt  u. 

6)  Ueber  Kloster  Scheyern,  Abb.  der  bist.  Cl.  IX.  251. 

7)  MB.  IX.  412.   Hundt  M.  S.  III.  464.  Abb.  d.  A.  B.  XL  115. 

8)  Hundt  M.  S.  III.  462.    Sitz.  Ber.  der  B.  A.  d.  W.  1860  p.  339. 


Aus  d.  Abb.  a.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.XIV.  Bd.  II  Abth. 


42  ^ 

§  9- 
Pfalzgraf  Otto  II  (maior),  in  der  Reihe  der  Seheyern-Wittelsbacher  der  V, 
als  Sohirmvogt  von  Freising   der  IV,   1156,  seit  1180  Herzog  von   Bayern, 

t  1183. 

Am  frühesten  ist  wohl  Otto^s  Auftreten  unter  den  Zeugen  im  Traditionsbuche  des 
von  seinem  Vater  gestifteten  Klosters  Ensdorf  um  das  Jahr  1129  und  wieder  bei  Stiftung 
des  Klosters  Waldsassen  durch  Markgraf  Dietpold  von  Vohburg  um  1132  im  Geleite 
seines  Vaters  ').  Als  Ekkhard ,  der  Sohn  seines  Oheims ,  des  Grafen  Otto  von  Scheyem, 
des  zweiten  Schirmvogts  aus  den  Ottonen,  im  Kloster  Scheyem  sich  einkleiden  lässt,  ist 
er  um  1130 — 1135  mit  seinem  Bruder  Friedrich  Zeuge*). 

Sein  Vater  ist  urkundlich  im  Jahre  1116  schon  mit  Gräfin  Heilica  vermalt  und 
seine  Geburt  dürfte  kaum  später  fallen. 

Auch  dieses  vielgerühmten  Kriegshelden  und  Staatsmannes  thatenreiches  Leben  liegt 
unserer  Aufgabe  ferne. 

Als  Sohirmvogt  von  Freising  tritt  er  noch  unter  Bischof  Otto  I  ein,  welcher  im 
September  1158  starb,  und  waltet  des  Amtes  unter  Bischof  Adalbert  1158—1184,  viel- 
fach in  Kämpfe  aus  Anlass  des  kirchlichen  Schismas  verwickelt. 

üeber  ihn  geben  Wittmanns  jüngst  erschienene  Pfalzgrafen  von  Bayern  sorgfältig 
zusanmiengestellte  Regesten'). 

In  Ergänzung  des  noch  nicht  vollständig  Veröffentlichten  bringt  der  Abschnitt  IV 
die  Urkunde  vom  27.  April  1168  über  den  Ankauf  der  Güter  des  Templer-Ordens  im 
Luiken-Thale  in  Tirol,  Amts  Kitzbühel,  und  von  Otmarshart  im  Glonthale  bei  Indersdorf  ^), 
sowie  den  Friedensschluss  des  Pfalzgrafen  mit  Bischof  Adalbert  von  Freising. 

Aus  ersterer  dürfte  zu  folgern  sein,  dass  Pfalzgraf  Otto  damals  bereits  vermalt  ge- 
wesen. Diess  scheint  in  Widerstreit  mit  einer  vielbesprochenen,  in  Urschrift  im  Beichs- 
archive  verwahrten  Urkunde  des  Klosters  Bott  am  Inn  wegen  des  Ghites  Neufam  in  der 
Pfarrei  Schwaben  L.  Ebersberg,  welches  der  Pfalzgraf  dem  Abte  Lothar  abgekauft,  aber 
nicht  bezalt  hatte,  nun  aber,  bevor  er  zur  Synode  nach  Rom  gegen  Ende  1178  abreist, 
zurückgibt.  Es  ist  von  der  Verheiratung  des  Pfalzgrafen  die  Rede,  welche  die  Mönche 
wegen  Ueberganges  des  Gutes  auf  Gattin  und  Kinder  besorgt  macht '). 


1)  Freih.  v.  Freybergs  ges.  Schriften  IL  189.  181.  Reg.  Boica  I.  136. 

2)  MB.  X.  398. 

3)  P.  Wittmann  Pfalzgrafen  S.  91 — 129  in  375  Nommem.  Ergänzungen  sind  in  Abschn.  IV  die 
N.  94  und  100. 

4)  In  den  Reg.  Boicis  I.  264  ist  sie  als  verdachtig  bezeichnet  ohne  nähere  Begründung.  Uns 
scheint,  was  in  den  Formen  ungewöhnlich,  zur  Annahme  berechtigend,  dass  der  Notar  des  Ordens 
ein  Franzose  war. 

5)  Der  erste  Tbeil  der  Urkunde  bei  Meich.  N.  1328,  die  ganze,  sowie  Beschreibung  des  Siegels 
daran  MB.  I.  864,  wo  aber  zu  bessern:  Z.  2  NiTuar,  Z.  5  adde:  coluerunt  et  Z.  9  peracto; 
6.  365  Z.  2  u.  8  frisig*,  Z  5  nichilominus  quoque,  Z.  11  offerret,  Z.  18  Ovlricus,  Z.  16  Pern- 
hardo..  Piligrim . .  Wolmotesa,  Z.  17  de  Sliwingen,  Z.  18  Lobchirchen.  Conrad*,  Z.  19  Ovl- 
rich..  Ovlrich  de  Holcehusen,  Z.  20  Es^elenbach . .  Crebeze..  Adalolt  Adalbreht,  Z.  21 
Aiwich  (Ainwich)  de  Hitenvurt.  Arnold  .  Gerwich*,  Z.  22  Gotefrit,  Z.  23  Hainrich  Wevogel, 
Z.  29  sinodum  Alexandri;  S.  366  Z.  2  Struzdorf,  Z.  9  Paldemarus,  Z.  10  Schefteleren,  Z.  11 
Adelbertus . .  Diligen,  Z.  12  de  Trinjs^ispurch . .  Rodebertus ,  Z.  13  curra.  Conradus . . .  Chranz, 
Z  14  Arnoldus  de  Lintahe.«  Richolfesdorf,  Z.  15  Ludewicus  Vertineb.  Waltmannus..  M&te- 
richingen,  Z.  16  Struzdorf.  Welches  der  yielen  Neufarn  in  Frage>  stellen  des  Kloster  Urbarien 
ausser  Zweifel. 


43 

Archivar  Haschberg  nimmt  nnn  eine  zweite  Heirat  an;  Otto  habe  in  erster  Ehe 
Agnes  Gräfin  von  Loos,  in  zweiter  Agnes  Oitlfin  von  Wasserbnrg  zur  Gattin  gehabt. 
Beichsarchivrath  Dr.  Haentle  erkennt  in  seiner  gründlichen  Genealogie  des  Hauses  Wittels- 
bach  nur  eine  Vermälung  des  Pfalzgrafen  mit  Agnes  von  Loos  an.  Wittmann  in  der 
jüngsterschienenen  Schrift;  über  Bayerns  Pfalzgrafen  erklärt  die  Urkunde  ftLr  unächt  ^). 

Uns  scheint  die  Urkunde,  welche  in  einer  von  den  Mönchen  Jahre  lang  verfolgten 
wichtigen  Angelegenheit  im  Spätherbste  des  Jahres  1178  zum  ersehnten  Abschlüsse  ge- 
bracht ward,  (Pfakgraf  Otto  war  im  Februar  1179  in  Rom)  weder  erschlichen,  noch 
fachlich  angefertigt.  Beispiele  von  Urkunden  über  mehrjährige  Verhandlungen  mit  be- 
stimmten Abschnitten  sind  keineswegs  unerhört').  Die  vorliegende  ist,  wie  in  den  MB. 
richtig  bemerkt  ist,  in  zwei  auch  der  Schrift  nach  sich  unterscheidenden  Abtheilungen, 
beide  jedoch  in  Schriftzügen  der  Zeit  geschrieben  und  mit  dem  merkwürdigen  Adlersiegel 
gefertigt.  Sie  erzält  den  Hergang  der  ganzen,  noch  unter  Bischof  Otto  I,  sohin  vor  1159 
begonnenen  Verhandlung.  Wenn  der  zweite  Abschnitt  anfängt:  Cum  autem  prefatus 
Palatinus  ad  nuptiarum  diem  accessisset  —  habe  die  Mönche  Besorgniss  ergriffen,  so  ist 
damit  nur  gezeigt,  dass  Otto  bei  der  ersten  Verhandlung  vor  1159  Qoch  nicht  vermalt 
war,  seine  nun  vollzogene  Verehelichung  wird  aber  nur  in  längstvergangener  Zeit 
erwähnt,  in  keiner  Weise  als  jüngst  erfolgt  bezeichnet.  Die  Vermälung  mag  daher  recht 
wohl,  wie  Dr.  Haeutle  meint,  in  das  Jahr  1169,  oder  wie  wir  vorher  andeuteten  vor 
April  1168  fallen.  Die  grosse  Zahl  der  Töchter  berechtigt  zur  Annahme  einer  lang- 
jährigen ehelichen  Verbindung,  bezüglich  einer  zweimaligen  liegen  urkundliche  Andeutungen 
nicht  vor.  Die  wohl  schon  früher  erhoffte  Zustimmung  des  Pfalzgrafen  erfolgte  erst  nach 
seiner  Aussöhnung  mit  der  Kirche  gegen  Ende  des  Jahres  1178. 

Interessant  sind  unter  den  Zeugen  der  Urkunde  für  den  ersten  Abschnitt  der  nur 
zweimal  vorkommende  Bruder  Pfalzgraf  Otto's,  der  Probst  Ulrich  von  Innichen,  für  den 
zweiten  Dominus  Albuwinus  Pataviensis  episcopus,  der  längst  zurückgetretene  Bischof 
Albuno,  der  Probst  des  S.  Castuli-Stifts  zu  Moosburg,  auf  welchen  wir  sogleich  zurück- 
kommen werden. 

Alsbald  nach  der  Vermälung  scheint  der  Pfalzgraf  für  sein  und  seiner  Gattin  Seelen- 
heil nach  Weihenstephan  ein  Gut  zu  Hage,  wohl  im  Dorfe  Grossenhaag  in  der  Gemeinde 
Schejem  L.  Pfaffenhof en,  gegeben  zu  haben.  Er  wird  dabei  de  Wartperch  genannt'). 
War  etwa  die  Hochzeitsfeier  zu  Wartenberg  L.  Erding?  Bei  der  Stiftung  war  nicht  nur 
der  Richter  Eonrad  von  Wartenberg  Zeuge,  sondern  es  sind  auch  bei  der  unmittelbar  vor- 
her in  das  Cartular  von  Weihenstephan  eingetragenen  Entsagungs-Urkunde  der  Söhne 
Heinrichs  von  Perchach  des  Pfalzgrafen  Brüder,  der  Erzbischof  Eonrad  und  der  Pfalzgraf 
Friedrich,  anwesend.  So  würde  sich  auch  die  Vorliebe  der  Herzogin  Agnes  für  Wartenberg 
erklären,  wo  wir  sie  in  einem  der  ersten  Jahre  ihres  Wittwenstandes  mitten  im  Winter 
um  Dreikönig  treffen  ^). 

Eine  zweite  hier  vollständig  zum  Abdrucke  gelangende  Urkunde  ist  der  Friedens- 
schluss  mit  Bischof  Adalbert,  welcher  ein  Datum  in  der  erhaltenen  Abschrift  nicht  führt. 

Schon  im  Jahre  1164  hatten  der  Pfalzgraf  und  der  Bischof  einen  rechtsgesohichtlich 


1)  Hnschberg  S.  355.  Dr.  Haeatle,  Genealogie  des  Hauses  Wittelsbacb,  München,  1870.  Wittroann 
8.  120,  Begast.  N.  804. 

2)  Wir  erinDern  an  die  in  Urschrift  noch  vorliegende  ürkande  Ton  1186—1195.  MB.  X«  45. 

3)  Cod.  Weih.  f.  73  et  74.  MB.  IX.  458.  Etwas  spater  dürfte  die  Vergalang  Ton  Lern  an  Kloster 
Neostift  fallen.  MB.  IX.  551.  Die  Urkunde  vom  h.  April  117d,  in  welcher  der  Pfalzgraf  selbst 
sieb  de  Wartenberg  nennt,  MB.  IX  567,  ist  in  Urschrift  nicht  vorhanden. 

4)  M&  IX  558. 


44 

wegen  Pormulirung  der  3  dem  Vogte  vorbehaltenen  Fälle  interessanten  Vertrag  geschlossen, 
wobei  der  Bischof  eine  jährliche  Entschädigung  in  Geld  zugesichert  hatte  ^).  Neue  Dissi- 
dien  waren,  wohl  ob  der  Hinneigung  Adalberts  zu  Papst  Alexander  III,  ausgebrochen, 
und  es  ward  der  Bischof  gezwungen,  die  Versöhnung  um  den  theuem  Preis  der  Ueber- 
lassung  von  100  Bauernhöfen  zu  Lehen  zu  suchen. 

Die  Zeit  des  Abschlusses  ist  nur  aus  den  Zeugen  zu  ermitteln,  in  dieser  Weise 
jedoch  sehr  nahe  festzustellen.  Es  erscheinen  nämlich  als  Mitglieder  des  Domcapitels: 
Domprobst  Engelschalk,  die  Pröbste  der  Stifter  Heinrich  zu  S.  Andre,  ßahwin,  Bischof 
Otto's  I  trefflicher  Schriftführer,  zu  S.  Veit,  Berchtold  zu  S.  Zeno  in  Isen,  Ulrich  zu 
S.  Arsacius  in  Ilmmünster,  dann  Conradus  magister,  dieselben,  welche  in  den  Urkunden 
von  Scheftlarn  in  den  Jahren  1169  und  1170  sich  finden');  femer  der  Dompfarrer  Hart- 
nidus,  seit  1166  als  Domherr  nachweisbar,  und  ein  sonst  nicht  bekannter  Decan  Wolfhart. 
Der  Fried ensschluss  f^lt  daher  in  die  letzten  Monate  des  Jahres  1169  oder  in  die  ersten 
des  Jahres  1170.  Kaiser  Friedrich  erschien  um  diese  Zeit  mit  Pfalzgraf  Otto  in  Bayern. 
Das  Erzbisthum  Salzburg  ward  bedrängt,  unterworfen,  und  die  Fürsten  befanden  sich  am 
22.  Februar  1170  in  Salzburg. 

Wie  Salzburg  scheint  in  dieser  Zeit  auch  Freising  sich  gefügt  zu  haben.  Eahwin 
deutet  in  seiner  Fortseiizung  der  Gesta  Friderici  Imperatoris  es  an,  indem  er  erwähnt, 
wie  Bischof  Adalbert,  welcher  sich  1165  dem  Gegenpapste  Paschalis  HI  (Gwido)  hatte 
unterwerfen  müssen,  durch  dessen  am  20.  September  1168  erfolgten  Tod  von  dem  un- 
glücklichen Schisma  sich  befreit  erachtet  hatte.  Nun  musste  er  auch  den  neugewälten 
Papst  Calixt  IH  (Bischof  Johann  von  Albano)  anerkennen. 

Bestätigend  ist  das  Fehlen  des  Domherrn  Probst  Albuno  vom  S.  Castulus-Stift  in 
Moosburg  bei  dem  Friedensschlüsse. 

Albuno,  wie  er  in  den  Urkunden  zumeist  heisst,  oder  Albanus,  wie  er  in  der  ein- 
zigen von  ihm  als  Bischof  von  Passau  erhaltenen  Urkunde  sich  nennt,  war  Domherr  von 
Passau  und  Freising  und  Probst  zu  Moosburg.  Er  scheint  aus  Niederbayem  zu  stammen ; 
doch  bietet  einer  näheren  Feststellung  die  in  den  Passauer,  meist  abschriftlich  erhaltenen 
Urkunden  erkennbare  häufige  Vermengung  der  Formen  Albwinus,  Albinus,  Albonus,  Schwie- 
rigkeiten. Um  1147  erscheinen  dort  ein  Probst  Alwinus  und  ein  Subdiaconus  Albwinus 
gleichzeitig.  Zuverlässig  ist  Albuno  Probst  zu  Moosburg  seit  1154;  er  weilt  aber  zu 
Passau  1160  im  Jänner  und  am  27.  August,  1163  im  November,  1164  im  Jänner  und 
November  *).  Als  der  im  hohen  Alter  von  der  kaiserlichen  Partei  zum  Bischof  gewälte 
Domprobst  Rupert  von  Passau  gestorben  war,  fiel  am  11.  November  1165  die  Wahl  zum 
Bischöfe  auf  ihn,  und  er  stellte  am  29.  Juli  1167  die  vorerwähnte  Urkunde  in  dieser 
Eigenschaft  aus,  konnte  jedoch  die  Bestätigung  Papst  Alexanders  nicht  erlangen.  Schon 
im  Jahre  1169  gewann  die  päpstliche  Partei  zu  Passau  die  Oberhand.  Kaiser  Friedrich 
unterstützte  zwar,  wie  Rahwin  erzält,  auf  dem  Zuge  durch  Bayern  Bischof  Albuno,  jedoch 
ungenügend,  da  der  Bischof  des  Kaisers  Gunst  durch  Weigerung  der  Weihe  von  dem 
schismatischen  Erzbischofe  Christian  von  Mainz  verloren  hatte.     Albuno  trat  zurück,  und 


1)  M.  1.  860.  Nach  Cod.  N.  191  f.  89  v.  bessere  bei  den  Zengan:  StaofFe,  C-  de  Ronige  et  soro- 
rius  eins  C.  de  Bore. 

2)  M.  N.  1341  u.  42.  MB.  Vlll.  515—517.  Die  Urschrift  der  ersteren  sah  noch  Fürstbischof 
Johann  Franz;  die  richtige  Jahrzahl  ist  1169.  Ueher  den  mangelhaften  Abdruck  vgl.  Krenner 
in  den  A.  A.  11  (1813)  115  Not.  d.  In  der  zweiten  steht  nicht  Conradus,  sondern  richtig  Eber- 
hardns  abbas  de  Sciren. 

3)  Kaum  ist  er  der  Priester,  welchem  im  Jahre  1173  die  Sorge  für  die  Brücke  und  das  Leproson- 
hans  ad  s.Egidiam  in  Passau  übertragen  wird.  Vgl.  MB.  XXVIUb.  XXLX  b.  u  Kegisterband 
XXXII.  b.  p.  11. 


45 

erscheint  noch  im  Jahre  1170  wieder  unter  den  Domherrn  Freisings.  Zwar  wird  er  nach 
1177  und  1179  manchmal  Patavinus  electus,  ja  in  der  erörterten  Urkunde  des  Klosters 
Eott,  episcopus  genannt;  nirgends  ist  jedoch  erwähnt,  dass  er  neuerdings  Ansprüche  er- 
hoben hätte,  yiehnehr  ist  er  noch  1190  als  Probst  bei  8.  Castulus  unter  den  Domherrn, 
bis  zuerst  im  December  1191  ein  anderer  Stiftsprobst,  Chonradus,  für  Moosburg  auftritt, 
Albuno  sohin  nicht  mehr  unter  den  Lebenden  weilt  ^). 

Pfalzgraf  Otto^s  Erhebung  zum  Herzoge  von  Bayern  hatte  zunächst  keine  Verän- 
derung in  der  Schirmvogtei  zur  Folge;  zumal,  wie  schon  die  Theilung  des  Herzogthums 
bei  dem  Wiedereintritte  des  Weifen  Heinrichs  des  Löwen,  nun  neuerdings  dessen  Wieder- 
absetzung nicht  ohne  wesentliche  Schwächung  der  alten  Herzogsmacht  vor  sich  ging.  Des 
neuen  Herzogs  tief  zu  beklagendes  baldiges  Ableben  mitten  in  lebhafter  Thätigkeit  in 
Eeichs- Angelegenheiten ,  als  er  eben  den  Kaiser  von  Eger  nach  Constanz  begleitet  hatte, 
auf  einem  Ausfluge  nach  Pfallendorf  am  11.  JuU  1183  ist  bekannt,  die  näheren  Umstände 
aber  sind  nirgends  aufgeklärt. 

§  10. 
Herzog  Ludwig  I  von  Bayern,   Schirmvogt  von  Freising  1183  — 1231.    Steil- 
vertretungen. 

Wie  für  Bayern  durch  die  Gelangung  zur  Herzogswürde  in  dem  herrschenden  Hause 
Scheyem- Witteisbach  fortan  Herzogthum  und  Schirmvogtei  verbunden  waren,  so  hatte  sich 
allmälig    allenthalben  mit   der  Entwicklung   der  Landeshoheit   ein  Umschwung   vollzogen. 

Die  zu  mächtigen  Beichsfürsten  erstarkten  Fürstbischöfe  bedurften  der  schützenden 
Gewalt  der  Schirmvögte  nicht  weiter  und  unterliessen  ihre  Zuziehung  zu  Veränderungen 
im  Grundesitze.  In  auswärtigen  Besitzungen  aber  machte  sich  die  Oberhoheit  des  Landes- 
herm  geltend.  So  erscheint  schon  in  den  Jahren  1151  und  1158  der  Markgraf  Ottokar 
von  Steiermark  in  seinem  Gebiete  als  Schirmvogt  des  Bisthums  Freising. 

Auch  sonst  finden  Stellvertretungen  statt.  Als  Bischof  Otto  I  der  Äbtissin  Adelheid 
von  Niedemburg  in  Passau  einige  Ministerialen  in  Gestenreich  abtritt ,  ist  der  österreichi- 
sche Edle  Waltchun  vom  Machlande  sein  Anwalt.  Bei  dem  Vollzuge  der  Seelgerät- 
stiffcung  desselben  Bischofs  wird  sein  Ministeriale  Heinrich  von  Lohkirchen,  sein  Kämmerer, 
mit  der  üebergabe  beauftragt '). 

In  jener  Zeit  ist  Pfalzgraf  Otto  major  häufig  in  Reichsgeschäften  abwesend.  Es  ver- 
treten ihn  dann,  wie  in  anderen  Geschäften,  so  auch  in  der  Schirmvogtei,  seine  Brüder, 
die  Pfalzgrafen  Friedrich  und  Otto  minor.  Bezüglich  Freisings  liegen  zwar  Fälle  nicht 
vor,  wohl  aber  für  andere  Stifte  und  Klöster.  Hieher  zält  nun  auch  die  Urkunde  Nr.  94 
Abschn.  IV,  da  in  Regensburg  am  16.  März  1175  des  Amtes  nur  Otto  minor  walten 
konnte,  wärend  Pfalzgraf  Otto  major  bei  dem  Kaiser  in  Italien  weilte. 


1)  Urkunden  und  Geschichts-Erzahlnng  des  alten  Collagen  Albnno^s  Bahwin  sind  mit  dem  Aucta- 
rinm  Mellicense  und  den  Annalen  von  Reichersberg  in  vollem  Einklänge.  Potthast  vermengt 
in  der  Bibl.  bist,  medii  aevi  Albnno  nnd  dem  spätem  Erzbischof  Adalbert  von  Salzburg.  Spä- 
tere Abschriften  nennen  den  Probst  auch  Albono,  Albeno,  Albino;  Albo  ist  Verkürzung,  Albonns 
aber  falsch.    Dr.  Erhard  Geschichte   der  Stadt  Passau   I.  70  und  Garns   Series   episc.  cath. 

S.  301  kennen  den  Bischof  Albo.  Wie  zur  Urkunde  MB.  XXVIII.  b.  248,  sowie  zur  folgenden 
ie  Ueberschrift  Conradus  episcopus  kömmt,  ist  unerklärlich.  Vgl.  M.  1.  889.  340.  860.  368. 
N.  1322.  1342.  1343.  Die  Ann.  Beich.  u.  Herm.  Altah.  und  ihre  Nachschreiber  M.  G.  SS.  XI. 
538.  XVII.  348-541.  XX  491.  Böhmer  Fontes  III.  539. 

2)  M.  N.  1821  aus  Cod.  N.  190  f.  44  y.  Z.  4  Waltchäni,  Z.  15  querela.  N.  1336  aus  dem  Cod. 
Weihenst.  f.  39  v.  MB.  IX.  410. 


46 

Herzog  Ludwig  ist  bei  dem  Ableben  des  Vaters  noch  minderjährig.  Seine  Oheime, 
der  Cardinal  Erzlnschof  Konrad  von  Mainz  und  die  beiden  vorgenannten  Pfalzgrafen,  unter- 
stützen die  Herzogin  Wittwe  Agnes  in  der  Vormundschaft.  Häufig  sind  sie  in  den  Ur- 
kunden erste  Zeugen,  als  Schirmvög^e  sind  sie  nirgends  bezeichnet.  Erst  um  1210  wird 
noch  einmal  Herzog  Ludwig  selbst  in  Urkunden  Scbirmvogt  des  Stiftes  Freising  genannt  ^). 

Fttr  die  Familiengeschichte  des  Hauses  Scheyern- Witteisbach  werden  aus  Freisinger 
Urkunden  von  nun  an  neue  Daten  nicht  zu  gewinnen  sein  *). 


II  Abschnitt. 


Die  Bischöfe  von  Freising  in  dem  Zeiträume^). 

§  1. 

Bischof  Wolfram  926—937. 

Auf  Bischof  Dracholf,  zugleich  Abt  von  Schwarzach,  welcher  bei  Erörterung  der 
Freisinger  Urkunden  aus  der  Zeit  der  Karolinger  zuletzt  besprochen  ward  '),  folgte  .im 
Jahre  926  Bischof  Wolfram,  in  den  Urkunden  der  Zeit  noch  in  der  härteren  Form  Wolf- 
hrammus  genannt. 


1)  M.  N.  1387.  Die  Einreihimg  unter  Bischof  Otto  I  statt  II  ist  selbstTerstandlich  irrig.  Nach 
Cod.  com.  f.  117  ist  S.  556  Yorl.  Z.  Bvelsdorf  (Bubelsdorf)  S.  557,  Z.  1  Bndolftis  Vertinc 
zu  lesen. 

2)  Bezüglich  auf  Huschbergs  S.  253  N.  1  mag  noch  bemerkt  werden,  dass  in  der  Urkunde  M.  N. 
1846  zufolge  Cod.  N.  190  f.  45  nach  dem  Begensburger  Stadtyogt  Heinrich  einzuschalten  ist: 
Chunrat  iunior  comes  de  Valeie;  auch  ist  in  drittletzter  Z.  zu  bessern:  Dietpolt  et  filius  eins 
Dietpolt  —  es  sind  die  Wippenhauser.  üeber  Konrads  II ,  Herzogs  von  Meran,  zwei  Gemalinen 
Adelneid  und  Mathilde  und  Konrads  III,  Herzogs  von  Dachau,  wahrscheinliche  Gattin  üdilhilt 
vgl.  Note  2  zu  S.  101  und  8.  105  meiner  Beiträge  A.  Abb.  XI,  dann  Über  Konrads  II  erste 
Gemalin  AdeUieid,  Tochter  Herzog  Heinrichs  von  Lintburg,  Enkelin  Boto*s  von  Potenstein, 
Wittwe  Obuno^s  von  Horburg,  Moritz  in  den  Grafen  von  Sulzbach.     A.  Abh   I.  2.  (1833)  148. 

3)  Nach  Beginn  des  Druckes  ward  noch  eine  wichtige  Handschrift  aus  Weihenstephan  beigezogen, 
Cod.  lat.  N.  21555  der  H.  u.  St.- Bibliothek,  ein  Quartband  mit  der  äossem  Längs-Üeberschrift 
Calendarium  vetustissimum ,  mehrfach  benutzt,  so  Meich.  I.  116.  Von  f.  13  an  folgen  darin 
Bedae  vener.  Martyrologium  (mit  Eintrag  um  das  J.  1000),  de  ratione  temporum,  de  naturis 
(sie)  rerum,  cirouli  ad  deprebendendas  cuiosque  anni  lunas  paschales.  Nach  dem  Doppelcyclos 
von  0—1063  n.  Chr.  ist  eine  eigenthtUnliche  Fortsetzung  von  1064—1412  angefögt.  Band  und 
schmale  Zwischenräume  der  Jahre  in  den  Circulis  sind  nun  zu  historischen  Angaben  benutzt, 
welche,  Ende  des  XI  Jahrhunderts  gleichzeitig,  bis  in  die  Mitte  des  XIV  sich  fortsetzen.  P. 
Hier.  Fez  gab  in  den  Scriptores  rerum  Anstriacarum  II.  401— 4 li  einen  dürftigen,  nicht  immer 
richtig  gestellten  Auszug  —  ez  vetustiore  Chronico.  Besser  durfte  die  Bezeichnung  Annales 
breves  Weihenstephanenses  passen,  unter  welcher  wir  sie  fortan  einführen.  Nähere  Besprechung 
ist  von  Hrn.  Hofrath  Fodringer  demnächst  zu  gewärtigen. 

4)  Ak.  Abh.  der  bist.  Cl.  XIII.  (1875)  49. 


47 

Vor  seiner  Wahl  znm  Bischöfe  findet  sein  Name  sich  in  Freisinger  Urkunden  nicht, 
doch  sind  sie  aus  Bischof  Dracholfs  Zeit  nur  sehr  spärlich  erhalten. 

Wenn  einige  ihn  aus  dem  Edelgeschlechte  von  Berghausen  im  L.  Freising  (Ober-,  Ff. 
Ejranzberg,  Unter-,  Pf.  ZoUing)  hervorgehen  lassen ,  so  beruht  die  Vermutung  zuverlässig 
nur  darauf,  dass  Bischof  Wolfram  für  sich  einen  Jahrtag  mit  einem  Gute,  Hofstätte  und 
Hube  daselbst,  stiftet,  wobei  er  jedoch  die  Gabe  keineswegs  als  ererbten  Besitz  bezeichnet. 
Schon  Meichelbeck  hat  daher  die  Annahme  als  grundlos  erkannt  ^). 

Sein  Tod  ist  übereinstimmend  in  allen  Scheftlamer  und  Freisinger  Calendarien  zum 
9.  Juni  eingetragen,  und  das  Calendarium  in  der  Hof-  xmd  Staatsbibliothek  fügt  von  der 
Hand  des  XI  Jahrhunderts  die  Jahrzahl  937  bei^).  Es  ist  dieselbe  gegen  Meichelbeck 
um  so  mehr  festzuhalten,  als  dieser  selbst  bemerkt  hat,  wie  das  Schreiben  Papst  Leo  VH 
an  die  Bayerischen  Bischöfe  dazu  nöthigt,  indem  es  schon  Bischof  Lantbert  unter  Herzog 
Eberhard  von  Bayern  nennt. 

§  2. 
Bischof  Lantbert  937—957. 

Der  heilige  Lantbert,  welcher,  wie  erwähnt,  im  August  937  das  Bisthum  antrat, 
Hess  sich  zu  Burg  Salz  ob  Neustadt  an  der  Saale,  unto^tützt  von  Herzog  Berchtold,  durch 
König  Otto  I  das  Stift  Moosburg  und  den  Eönigshof  Föhring  am  29.  Mai  940  bestätigen. 

In  die  gleiche  Zeit  nach  Erstarkung  der  Eönigsmacht  dürfte  die  Anordnung  fallen,' 
wodurch  Otto  I  noch  als  König  alle  ungleichen  und  unbilligen  Gütertausche  der  Kirchen 
für  ungültig  erklärt.  Sie  ist  durch  eine  undatirte  Urkunde  erhalten,  auf  welche  Siegfried 
Hirsch  in  den  Jahrbüchern  des  deutschen  Reiches  unter  Heinrich  11  aufmerksam  macht. 
Bischof  Lantbert  prüfke  ihr  zufolge  die  Verhandlungen  Wolframs  mit  dem  edlen  Erz- 
priester Engilschalk,  welcher  grossen  Grundbesitz  an  dem  zur  Glon  ziehenden  Bottbache, 
um  Pasing  und  Viecht  hatte,  erkannte  aber  den  Tausch  der  Kirche  nützlich  und  be- 
stätigte ihn'). 

unter  ihn  fallen  die  letzten  verheerenden  üngamkämpfe.  Es  ist  verzeichnet,  dass 
Herzog  Heinrich  I  wiederholt  Siege  über  sie  erfocht.  Ln  Jahre  950  drangen  die 
Ungarn  gleichzeitig  in  Kärnten  und  bis  in  die  Mitte  Niederbayems  vor,  wo  an  der  Donau 
bei  der  Wallfartskirche  Loh,  L.  Deggendorf  nächst  Stephansposching,  mit  schwerem  Verluste 
der  Bückzug  erzwungen  wurde.  Ieq  Jahre  951  ward  der  Krieg  in  ihr  Land  getragen; 
955  aber  erfolgte  ihr  Bachezug,  welcher  am  10.  August  mit  der  Vernichtung  ihres  Heeres 
auf  dem  Lechfelde  endete^). 


1)  M.  L  162  und  Nr.  990.  Banmgrärtner  in  der  Geschichte  der  Stadt  Freising  nennt  S.  167  irrig 
Burghansen,  wodurch  weitere  falsche  Fährde  gegeben  bt.  Bei  M.  I.  162  steht  Perchofen  statt 
Perchnsen.  Koch-Stemfeid  erkennt  aas  dem  blosen  Namen  „die  Stammgenossenschaft  am  Te- 
gembacbe.*    Die  altgefeierte  Dynastie  Babo's  8.  58. 

2)  M.  I.  168.  Qn.  n.  Er.  VH.  460.  Der  Eintrag  in  dem  Martyr.  lautet:  V  Idns  Junii  Unolfiramüs 
episcopos  obiit.  Nachtrag:  ISmns  eps  aö  dfli.  987  In  Jaffe^s  AbRcbrift  geriethen  der  VU  and 
der  V  Idus  Janii  noch  vor  E.  Junii  in  den  Mai,  so  dass  im  Dracke,  Forschungen  z.  d.  Q.  XV. 
168,  Abraham  irrig  zum  26,  und  Wolfram  znm  28  Mai  eingestellt  sind.  Die  eben  erwähnten  Ann. 
br.  Weihenst.  stellen  den  im  XI  Jahrhunderte  spät  volliogenen  Eintrag  des  Wechsels  der  Bischöfe 
zum  Jahre  988;  doch  unserer  Ansicht  nach  irrig. 

3)  Hirsch  Jahrbücher  I.  52  N.  8.  M.  N.  1089  Zeugen  sind  nach  Cod.  com.  f.  254  t.  weiter  :Koz- 
perht,  Sigimuot,  Adalfrid,  Irmanheri,  Kepahart,  Adalperht,  Engilperbt,  Anno,  Wolfolt,  Orendil, 
Managolt,  Isanhart,  Diothart,  Foccho,  Adalperht,  üeulalger.  Ueber  Erzpriester  Engilschalk  Tgl. 
A.  A.  XIII.  91. 

4)  Die  kurze  Notiz  der  Altaicher  Annalen  zum  J.  949 :   „Proelium  cum  Ungariis  in  Lia*  erhält 


48 

Er  starb  957  am  19.  September,  wo  noch  jetzt  sein  Fest  in  den  Kirchen  des 
Bisthums  begangen  wird.  Sein  Todestag  ist  in  den  beiden  Calendarien  vor  dem  Martyro- 
logium  eingetragen  und  in  jenem  der  Bibliothek  von  der  Hand  des  XI  Jahrhunderts 
beigefügt :  ao  d'ni   957   —  im  Einklänge  mit  den  kurzen  Weihenstephaner  Annalen  ^). 

Er  scheint  aus  dem  Bisthums-Clerus  hervorgegangen  zu  sein.  Zweimal  findet  sich 
nämlich  der  Name  Lantperht  unter  den  Zeugen  in  Bischof  Wolframs  Urkunden.  Es  war 
wohl  auch  der  Domherr  Lantperht  aus  seiner  Verwandtschaft,  welcher  unter  Bischof 
Abraham  allmälig  bis  zum  Senior  aufrückt^).  Dass  er  einem  mächtigen  Hause  angehörte, 
ist  nach  dem  Geiste  der  Zeit  wahrscheinlich.  Meichelbeck  verwirft  indessen  wohl  mit 
Eecht  die  Einreihung  in  das  Geschlecht  der  Grafen  von  Semt  und  Ebersberg,  in  deren 
Familie  der  Name  nicht  vorkömmt.  Eher  scheint  die  Angehörigkeit  zu  dem  Gescblechte 
jenes  Grafen  Lantbert  angedeutet,  welcher  in  dieser  Zeit  an  der  Abens  des  Amtes  waltet  ^). 

Die  erhaltenen  Urkunden  lassen  nirgends  eigenen  Grundbesitz  des  Bischofs  erkennen. 


§  3. 
Bischof  Abraham  957—994. 

Der  Nachfolger  Lantberts  fühi?t  den  damals  ungewöhnlichen  Namen  Abraham.  Er 
ist  schon  gegenwärtig,  als  der  letzte  Tausch  Lantberts  durch  den  Erzpriester  AdaDioz 
aufgezeichnet  wird  *).  Hiemit  im  Einklänge  steht ,  dass  er  nach  dem  gleichzeitigen  Ein- 
trage in  dem  Calendarium  vor  dem  Martyrologium  schon  am  Thomastage,  21.  Dezember, 
die  kirchliche  Weihe  empfängt*). 

Uni  Weihnachten  960  findet  sich  Bischof  Abraham  im  Geleite  der  die  Vormundschaft 
über  den  Sohn  führenden  Herzogin  Judith  von  Bayern,  Pfalzgraf  Arnulfs  Tochter,  bei 
König  Otto  I  in  Regensburg,    und  wir    treffen  ihn  noch    in    dieser  Stellung,    welche  der 


nun  durch  den  Eintrag  ältester  Schrift  in  den  kurzen  Weihenstephaner  Annalen  Ergänzung 
und  richtigere  Stellung;  Cod.  lat.  21556  f.  123:  DCCCCL  Multi  Baioariorum  occisi  sunt  ab 
Üngariis  ad  Luo.  et  Carentani  abüngarils  occisi  sunt.  Einzige  Notiz  ältester  Schrift  aus  den 
üngamkämpfen ;  fehlt  bei  Pez.  Vgl.  Kaiser  Otto  I  von  Kopke  und  Dümmler  S.  182,  wo  aber 
nicht  richtig  Lova  gelesen  und  der  Ort  nach  Ungarn  verlegt  wird. 

1)  Forschungen  XV.  164  Qu.  u.  Er.  VII.  466.  Böhmer  Pontes  IV.  586.  Cod.  lat.  21557  f.  123: 
957  Lantpertus  eps  ob.  Abraham  eps  successit.  Nicht  zu  verwechseln  ist  die  Passio  s.  Lant- 
berti  epi  et  martyris  17.  Sept.  Diess  ist  der  Niederländische  gleichnamige  Bischof.  Vgl. 
Potthast  bibl.  hist.  m.  aevi.  775.  u.  Suppl.  160.  224. 

2)  Unter  den  zu  ergänzenden  Zeugen  M.  N.  994:  Testes  Eepolf,  Rapot,  Waltheri,  Adalhart,  Ellin- 
wic,  Humperht,  Podalunc,  Amalrich,  Wolfheri,  Wentilmar,  Cotahelm,  Adalfrid,  Kundberi,  Ate, 
Lantperht,  Engilheri,  Liupho.  N.  995.  Testes:  Ratolt,  Pazricb,  Hunger,  Engilperht,  Lantperht, 
Etih,  Ermperht,  Ratolt.  C.  c.  f.  110.     Ob.  Arch   1.  c.  N.  11  15.  44.  86.  87. 

3)  Um  960 — 970  bezüglich  Heriwartesdorf  und  Heridioshnsa,  Herbersdorf  L.  Moosburg  und  Hörenz- 
hausen  L.  Freising,  M.  N.  1092.  Die  Urk.  steht  im  C.  c.  f.  148  mit  der  Einleitung:  H»c 
sunt  commutationes  et  conplacitationes ,  qnas  Abraham  ep£  cum  manu  advocati  sui  Paponis  fe- 
eit.  Zeugen  sind  weiter:  Heimperht,  Wolfolt,  Jacob,  Erchanperht,  Cotapolt,  Lipolf,  Adalperht, 
Peranwin,  Wogo,  Gundperht^  Purchart,  Petto,  2  Waldmann,  Otmar,  Rihfrid,  Wolfgoz,  Isangrim, 
Herilo,  Eparuni,  Reginhelm,  Wanperht,  Reginperht,  Otolt,  Asmar,  Wolfhart. 

4)  M.  N.  1041.  Ergänze:  testes,  sicnt  mos  est  Baioariorum,  per  aures  tracti:  Engildio,  Sigimuot, 
Eisalolt,  Wicko,  Lantperht,  Helmger,  Waldmant,  Rihfrid,  Hunperht,  Adalolt,  Paldachar, 
Altrih,  Tagidio,  Muotheri,  Eotahelm,  Erimheri,  Rihdio,  Alpuni.    C.  c  f.  122  t. 

5)  Im  J.  957  ein  Mondtag.  Der  Eintrag  ist  entscheidend  fiir  die  Zeit  des  Beginns  des  Necrolo- 
gium;  es  ist  die  Hand  dessen,  der  das  Calendarium  selber  schrieb. 


49 

jugendlichen  Wittwe,  deren  vertrauter  Bath  er  war,  üble  Nachrede  zuzog,  zu  Ostern  965 
bei  Otto,  nun  Kaiser,  in  Ingelheim  ^). 

In  hervorragender  Stellung  an  den  Höfen  der  Kaiser  und  der  Herzoge  w&hrend 
seiner  langen  Begierung  hat  er  manchen  Schicksalswechsel  durchzumachen  gehabt ,  worauf 
hier  nicht  nfther  einzugehen  ist*). 

Die  Kaiser,  Otto  I  und  11,  belohnten  die  Verdienste  des  längere  Zeit  mit  Heinrichs  11 
Erziehung  betrauten  Bischofs  durch  reiche  Vergabungen.  In  der  Matk  von  Verona  erhftlt 
er  die  Herrscht  Godego,  nun  in  der  Provinz  Treviso,  in  Krain  weite  Landstriche  an  der 
Zeyer,  woraus  die  schöne  Herrschaft  Bischofislack  heranwuchs,  bis  zur  Sftcularisation  im 
Besitze  der  Bischöfe  von  Freising  '). 

Aus  einer  im  Bücherschatze  des  Freisinger  Doms  auf  uns  gekommenen  Handschrift, 
welche  zuverlässig  aus  seiner  Zeit  stammt,  und  zwischen  Homilien,  Festreden  und  theo- 
logischen Abhandlungen  von  benannten  und  unbenannten  Verfassern,  Concilienschlüsse, 
einen  Landtags- Abschied,  Aufzeichnungen  über  Besitz,  Beuten,  Zinsleute,  sowie  slavische 
Ennahnungen  und  Gebete  enthält,  die  zu  den  ältesten  Denkmälern  dieser  Sprache  gehören^), 
ist  geschlossen  worden,  dass  der  Bischof  von  ungewöhnlich  vielseitigem  Wissen,  in  Kirchen 
imd  Landesrecht  wohlerfahren,  und  voll  Eifers  für  die  durch  die  reichen  Schankungen  im 
Osten  und  Süden  des  Beiches  gestellten  Oultur- Aufgaben  war  —  eine  Auffassung,  welche 
im  Einklänge  mit  allem,  was  wir  sonst  über  ihn  wissen,  wohl  berechtigt  ist^). 

Aus  seiner  Kenntniss  der  Slavischen  Sprache  hat  man  auf  elterlichen  Besitz  in 
Krain  geschlossen  und  sofort  ihn  dem  späteren  (jrafenhause  von  Görz  zugewiesen  ^). 


1)  Dämmler  Jahrbficbcr  unter  Otto  I.  S.  295.  819.  871.  Wie  später  bei  Judith^s  Bestattung  der 
Bischof  sich  und  die  Wittwe  feierlich  am  Altare  zu  reinigen  bestrebt  war,  s.  Büchner  Bayr. 
Gesch.  III.  63.  Meich.  I.  188. 

2)  Vgl.  Giesebrocht  Kaiser  Gesch.  I.  578.   Hirsch  Jahrbücher  unter  Heinrich  IL  I.  50. 

8)  MB.  XXXI  a.  280.  Vgl.  Dr.  Roths  Impetrationes  episcoporum  Frisingensium  in  dessen  Beiträ- 
gen III.  62;  dann  Hirsch  1.  c.  I.  49  f.  Dass  Kaiser  Heinrich  II  dem  Bischöfe  zur  Pflege  und 
Erziehung  flbergeben  war,  sagt  der  Kaiser  selbst  in  der  Urkunde  vom  10  Mai  1007:  Abrahae 
ep^  in  cuius  laribus  eis,  quae  s.  Mariae  s.  que  Corbiniani  erant,  bonis  pariter  utentes  paterno 
lenimine  beni^pie  nutriebamur.  M.  I.  206.  MB.  XXXI  a.  280. 

4)  Es  ist  der  Cod.  lat.  N.  6426  Frising.  226  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  Gross-Quart.  Die 
bei  Hirsch  1.  c.  I.  81  N.  5  angeführte,  für  die  Zeit  der  Handschrift  bezeichnende  Aufochreibung 
f.  146  a.  zwischen  Concilienbeschlassen  (Aurelian.  cap.  XIII  und  Meldens.  tit.  LXXX)  lautet: 
Isti  sunt  testes  concambii  Abrah^  ep<  et  Adalperonis ; '  Perahtolt,  Ruodperht,  Ludolf,  Ovto, 
Hestolf,  Joduuch,  Pero,  Engilmär.  Isti  sunt  servi :  Hümperht,  Sintperht,  Diotperht,  Re^inhalm. 
Der  Landtags- Abschied  aus  der  Zeit  Herzog  Heinrichs  des  Zänkers  (t  995)  ist  ron  H.  Föhringer 
im  Beiblatt  Nr.  86  zu  den  Bajrr.  Annalen  1885,  die  Formeln  in  Gli^^lita-Sehrift  Ton  A. 
Schmeller  in  den  Münchner  Gel.  Anieigen  1837  N.  140—142  (III.  99  f.)  und  mehrfach  heraus- 
gegeben. Es  folgt  ihnen  auf  f.  78  eine  Formel:  Confitentibus  tibi  Dne  etc.  dann  125  theils 
deutsche,  theils  slavische  Namen  auf  anderthalb  Seiten,  doch  mitteninnen:  Isti  sunt«  qui  cen- 
sam  dederunt;  dann  die  lateinische  Formel  für  den  Judenoid. 

5)  Als  Aufzeichnung  von  des  Bischofs  eigener  Hand  gilt  der  (auf  dem  Vorblatte  von  anderer  Hand 
wiederholte)  Eintrag  über  Godego  auf  der  Bückseite  des  f.  152  und  Vorseite  des  f.  153,  welchen 
wir  in  Abschn.  IV  Nr.  2  geben.  In  leeren  Seiten  zwischen  theologischen  Stöcken  eingetragen  tragt 
sie  die  Inhalts- Anzeige  unteft  an  der  ersten  Seite,  und  es  ist  bemerkenswerth,  dass  das  Wort  „mihi" 
gegen  den  Schluss  mit  rother  Tinte  einst  unterfahren  war.  Die  ganze  Stelle  ist  nahezu  wört- 
lich der  Urkunde  Otto's  I  »in  Proilo  Papiae  V  K.  Junii  972*  entnommen,  welche  in  Urschrift 
nicht,  in  Abschrift  oft,  so  im  Cod.  Fris.  N.  191  allein  dreimal,  erhalten  ist.  Meichelbeck  I. 
178  erinnert  schon,  dass  die  Angaben  des  Datums  nicht  harmoniren;  in  den  MB.  XXXI  a.  201 
wird  sie  zu  9tf9,  von  Böhmer  N.  386  wieder  zu  972  gestellt.  Nach  den  Jahrbüchern  (Eöpke 
and  Dümraler)  unter  Otto  I,  welche  sie  nicht  erwähnen,  war  der  Kaiser  am  25  Mai  noch  zu 
Ravenna,  am  25  Jali  aber  zu  Pavia,  wesshalb  wohl  V  K.  Angusti  zu  lesen  ist. 

6)  Rudolf  Goronini*s  Tentamen  seriei  Oomitum  et  rerum  Goritiae  (Wien  1759,  2),  obwohl  die 
alteren  Bajr.  Schriftsteller  kennend,  weiss  davon  nichts. 

Abh.  d.  UI.  Gl.  d.  k.  Ak  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  '^ 


50 

Dass  Abraham  einem  mächtigen  Bayrischen  Hause  angehörte,  ist  wahrscheinlich, 
und  bei  der  so  häufigen  Fortdauer  gleicher  Namen  in  der  Familie  ist  die  Hinweisung 
auf  den  Grafen  Abraham  von  Bedeutung,  welcher  um  940  im  Sundergau  vorkömmt^). 
Welchem  Hause  aber  dieser  zuzutheilen  wäre,  ist  nirgends  angedeutet.  Immerhin  möchten 
beide  nicht  mit  dem  an  der  Semt  schon  blühenden ,  zur  Gründung  des  Klosters  Ebersberg 
damals  schreitenden  Hause  in  Verbindung  zu  bringen  sein.  Denn  die  älteste  mit  Stamm- 
tafeln versehene  Chronik  dieses  Klosters  enthält  darüber  keine  Andeutung,  obwohl  sie  er* 
zält,  dass  Bischof  Abraham,  weil  der  Erbauer  des  Klosters  üdalrich  zu  Aen  Ottonen  ge- 
halten, und  bei  dem  Aufstande  Herzog  Heinrichs  des  Zänkers,  der  sich  habe  zum  Könige 
krönen  lassen,  sich  nicht  wie  der  Bischof,  betheiligt,  die  Klosterkirche  nicht  zu  weihen 
geschworen,  doch  aber  gestattet  habe,  dass  diess  durch  einen  andern  geschehe,  wozu  dann 
Erzbischof  Friedrich  von  Salzburg  gewält  worden  sei*). 

Abraham  starb  am  7.  Juni.  Der  Tag  ist  gleichmässig  in  Freising,  Weihenstephan 
und  Scheftlam  vorgemerkt  und  zweifellos  *).  Abweichend  aber  sind  die  Quellen  bezüglich 
des  Jahres.  Während  im  Martyrologium  der  Bibliothek  der  Nachtrag  aus  dem  XI  Jahr- 
hunderte 994  gibt,  ist  in  den  kurzen  Weihenstephaner  Annalen  der  Wechsel  im  Bisthum 
zum  Jahre  993  gestellt  ^).  Es  dürfte  jedoch  dem  Jahre  994  der  Vorzug  zu  geben  sein, 
da  nur  mit  diesem  die  von  Chonradus  sacrista  dem  Bischöfe  zugetheilten  37  Regierungs- 
jahre zu  erreichen  sind  '). 

§  4. 
Bischof  GottSQhalk  994—1005. 

Bischof  Gottschalk  soll  dem  Edelgeschlechte  von  Hagenau  entsprossen  sein,  welches, 
wie  Meichelbeck  annimmt,  desselben  Stammes  mit  dem  von  Weilheim  war. 

Die  Edlen  von  Hagenau,  welche  seit  1080  häufig  in  den  Urkunden  von  Freising 
und  Weihenstephan  erscheinen,  möchten  dem  Weiler  dieses  Namens  in  der  Pfarrei  und 
Gemeinde  Hohenbercha  L.  Freising  angehören.  Der  Name  Gottschalk  kömmt  aber  bei 
denselben  nicht  vor. 

Es  gibt  weiter  Hagenau  in  den  Landgerichten  Landshut,  Mallersdorf,  Vilsbiburg, 
Mühldorf.  Nach  W.  Hundt's  Stammenbuch  sass  das  ein  Jahrhundert  später  vielfach  auf- 
tretende Edelgeschlecht  von  Hagenau  im  Lande  ob  der  Enns  im  Gerichte  Otensheim  an 
der  Donau ;  besser  weist  es  Frey  d^m  alten  Amte  Maurkirchen  im  Lmviertel  zu  :  Hagenau 
liegt  eine  Stunde  unterhalb  Braunau  am  rechten  Lmufer.  Der  Zusammenhang  mit  dem 
oberbayrischen  Edelgeschlechte  der  Herren  des  Städtchens  Weilheim  wird  aus  dem  erst 
um  1300  vorkommenden  Wappen  der  3  Begenbogen  abgeleitet. 


1)  MB  XXVIII  a.  171.  A.  Nagel  in  den  Origines  B.  D.  L  c.  228:  Abraham  Fris.  episeopos  band 
dubie  Abrahami  comitis  in  Comitatn  Hartingano  ad  Semptana  in  pago  Sandergawe  filins.  Aach 
Giesebrecht  erachtet  ihn  ans  Bayerischem  Gescblechte  entsprossen.    Kaiser-Gesch.  I.  431. 

2)  Chronicon  Ebersperg.  bei  Oefele,  Scriptores  II.  8,  13  nnd  21«  Die  Jahrzabl  970,  welche  lom 
Aufstände  Ottoni  pnero  tertio  regi  nicht  passt,  steht,  wie  die  folgende  972,  im  Cod.  Ebersp. 
N.  20  des  R.  A.  f.  4  auf  radirter  Stelle. 

8)  Der  Fehler,  Forscbangen  XV.  168:  VII  K.  statt  Id.  Jon!  ward  schon  bemerkt.  Anch  im  Cod. 
lat.  N.  21565  im  Martyr.  f.  18:  VII  id.  Jonii  Abraham  ep^s  obiit.  Abweichend  nur  im  Cal. 
vor  der  Ebersperger  Chronik  mm  7.  Jnli.  ffierans  wohl  der  Irrthnm  Meichelbeeks  L  187,  den 
schon  Dentingers  Beiträge  I.  16  berichtigen. 

4)  Cod.  N  21555  f.  VIS  v. :  DCCCCXCIII  Abraham  ep's  ob*.  Gotescalchos  ep*B  saeeessit  —  älteste 
Schrift;  nicht  bei  Pez. 

5)  Hirsch  Jahrbücher  I.  52.  N.  2  gibt  993  auf  Grund  eines  Faldaer  Necrologs  den  Vonng;  Bad- 
hart aber,  Qa.  n.  Er.  VII.  459,  dem  Jahre  994. 


51 

Es  liegen  keine  Andeutungen  vor,  die  Zugehörigkeit  des  Bischof  Gottschalk  zu 
irgend  einem  dieser  Edelgeschlecbter  zu  begründen.  Mehr  Wahrscheinlichkeit  spricht  für 
seine  Abkunft  oder  doch  nahe  Verwandtschaft  zu  dem  später  von  Moosburg  benannten 
Chrafenhause.  Er  beruft  den  älteren  Helmpert  aus  diesem  Hause  zur  Schirmvogtei  des 
Bisthums  und  dessen  ältester  Sohn  fahrt  des  Bischofs  Namen.  So  dürfte  die  kurze  Ein* 
Schiebung  dieses  Geschlechtes  in  die  Schirmvogtei  am  angemessensten  sich  erklären  ^). 

Gottschalk  stand  in  hohem  Ansehen  bei  den  Kaisern  Otto  m  und  Heinrich  IT, 
welche  Freisings  Besitz  unter  ihm ,  namentlich  auch  durch  Güter  am  Regen ,  mehrten  '). 

Sein  Tod  steht  in  allen  Necrologien  am  6.  Mai,  in  jenem  vor  dem  Martjrologium 
der  k.  Bibliothek  als  Nachtrag  aus  dem  XI  Jahrhunderte:  Coteschalcus  obiit  a.  d.  1005. 
Diese  Jahrzahl,  welcher  auch  die  kurzen  Weihenstephaner  Annalen  beitreten  '),  ist  auch  die 
richtige,  wie  denn  der  Nachfolger  Egilbert  schon  im  Mai  1005  die  königliche  Kanzlei 
▼erlässt.  Meichelbeck  ward  zu  der  irrigen  Annahme  des  Jahres  1006  nur  durch  die 
Meinung  veranlasst,  Gottschalk  sei  noch  um  Maria  Geburt  (8.  Sept.)  1005  mit  König 
Heinrich  IT  in  Prag  gewesen.  Der  Zug  nach  Prag  und  die  ergreifende  Predigt,  durch 
welche  der  Bischof  den  König  zur  Milde  gegen  den  Markgrafen  Heinrich  vom  Nordgau 
stinmit,  Wlt  noch  in  das  Jahr  1004^). 

§  5. 
Bischof  Egilbert  1005—1039. 

Als  der  Bayerische  Herzog  Heinrich  nach  dem  frühen  Tode  Kaiser  Otto  des  DI  in 
Italien  (23.  Jänner  1002)  als  Sprosse  des  Sächsischen  Hauses  die  Nachfolge  im  Reiche 
ansprach,  und  den  Zug  zur  üebemahme  der  Königswürde  durch  Deutschland  antrat,  be- 
fanden sich  aus  Bayern  bereits  in  seinem  Dienste  zwei  Brüder,  Egilbert  und  Heinrich. 
Sie  standen  schon  so  höh  in  seiner  Gunst ,  dass  der  Cleriker  Egilbert  das  Kanzleramt 
erhielt,  Heinrich  ihn  als  Truchsess  begleitete.  Der  Letztere  fiel  indessen  schon  am  10.  August 
1002  zu  Paderborn  in  einem,  wie  Thietmar  erzält,  durch  die  Üngenügsamkeit  der  Bayern 
veranlassten  Aufstände^).  Egilbert  zog  mit  dem  Könige  als  Kanzler  durch  Deutschland 
und  Oberitalien,  bis  er  am  5.  Mai  1005  zum  letzten  Male  des  Amtes  zu  Utrecht  in  den 


1)  Der  FreiBing*8che  Schirmvogt  Helmpert,  seiDe  Gattin  Perahswint,  die  Sohne  Gottscbalk  und 
Helmpert  in  der  Urkunde  M.  N.  lldS.    Freyberg  znm  Cod.  s.  Castnli  1.  c  20. 

2)  Seine  Mühen  um  Tegemsee  8.  bei  Hirsch  1.  c.  I.  190.  240.  In  der  Urkunde  yom  9  Sept.  1003, 
MB.  XXVIII  a.  811,  überlaset  der  Bischof  dem  Könige  cnrtem  in  Alemania  pago  Doria  et  in 
comitatn  Manegoldi  coniitis,  nomine  Navua.  Diesen  Ort,  den  Stalin,  Gesch.  Würtembergs  I. 
293,  nicht  m  bestimmen  vermochte,  der  jQngst  in  der  Zeitschrift  des  bist.  Vereins  von  Schwa- 
ben (1876)  n.  174,  in'  Eggenthal  im  Mindelgebiet  gesucht  wird,  nennt  Lang  Nufem  im 
Schweizer  Canton  Thnrgau,  Hirsch  (Jabrbflcher  I.  271.  N.  4)  Nuffen  ebendort.  Manigold  ist 
als  Graf  des  Thnrgau^s  in  dieser  Zeit  nachgewiesen.  Der  Ort  kann  aber  dann  nach  freundlichem 
Aufschlüsse  Arehirars  Dr.  Pupikofer  nur  eines  der  Dörfer  Ober-  und  Nieder-Neunfom  an  der 
Thur  zwischen  Frauenfeld  und  Sehafhausen  sein.  Die  Erwerbung  des  in  den  Freisinger  Urkunden 
sonst  nicht  genannten  Gutes  dürfte  auf  den  aus  Thnrgau  stunmenden  Bischof  Wsldo  (883— 
906)  lurflckiuf&hren  sein. 

3)  Cod.  1.  N.  21655  Martyr.  f.  17:  II  Non.  Mai  Gotescalchus  ep^s  ob.  älteste  Schrift;  f.  124:  MV 
magna  fames  facta  est.    Gotescalchus  ep*s  ob'.  Egilbertos  ep*s  suceessit.    Nicht  bei  Fes. 

4)  Vgl.  Hirsch  1.  c.  I.  323.  Giesebrecht  IL  45.  Obwohl  Veit  Ampeekh,  De  gestis  episc.  Fris.  bei 
Deutinger  schon  das  richtige  Jahr  hat,  wird  das  irrige  Yon  Deutinger  selbst,  Potthast  und 
Hirsch  festgehalten.    M.  I.  204.    Deutinger  Bdtr.  L  16 ;  III.  493.    Hirsch  L  374.  N.  5. 

5)  Giesebreeht  II.  26.  Hirsch  1.  c.  I.  226. 

7* 


52 

Niederlanden  waltete,  wo  am  letzten  Tage  desselben  Monats  und  Jahres  noch  Bruno,  des 
Königs  Bruder,  in  diess  Amt  eintrat. 

Nicht  etwa  Ungnade  war  es,  was  Egilbert  vom  Hofe  entfernt  hatte.  Die  Nachricht 
Yon  dem  am  6.  Mai  1005  erfolgten  Tode  Bischof  Gottschalks  von  Freising  war  einge- 
troffen, und  König  Heinrich  11  bezeugt  in  der  Urkunde  vom  11.  Mai  1007  selber,  dass 
er  Egilbert  zum  Bischöfe  von  Freising  bestimmt,  und  nicht  ohne  Mühe  zur  Uebemahme 
des  Bisthums  vermocht  habe  ^).  Die  häufig  gettbte  Weise  des  damals  noch  jungen  Regi- 
ments mag  jedoch  von  den  Domherrn  nicht  so  leichthin  anerkannt  worden  sein.  Denn 
die  Bischofsweihe  Egilberts  erfolgte  zu  Freising  nach  einheimischer  Aufzeichnung  am 
25.  August,  wohl  eher  des  Jahres  1006,  wo  dieser  Tag  Sonntag,  als  schon  1005,  wo  er 
Sonnabend  war*). 

Die  überraschend  geringe  BetheiUgung  Egüberts  in  Reichssachen  in  den  folgenden 
Jahren,  und  die  Vergabungen  an  ihn  durch  die  Kaiser  Heinrich  11  und  Konrad  sind  be- 
reits von  Hirsch  und  Steindorff  in  den  Jahrbüchern  des  deutsches  Reiches  genügend  er- 
örtert'). Sie  beruhten  wohl  auf  einem  grösseren  Antheile  bei  Verwaltung  des  Herzog- 
thums  Bayern,  die  zeitweilig  der  König,  dann  Kaiser,  selbst  führte.  Der  Nachfolger 
König  Konrad  11  gab  seinem,  Ende  Juni  1027  zum  Herzoge  von  Bayern  gewälten  Sohne 
Heinrich  III,  als  Bischof  Bruno  von  Augsburg  im  April  1029  gestorben  war*),  Egilbert 
zum  Erzieher  und  Führer.  Wie  trefflich  Egilbert  unter  allgemeiner  Anerkennung  die 
Aufgabe  löste,  entwickelt  Oiesebrecht  in  schöner  Darstellung  und  Steindorff  erörtert  den 
dadurch  für  Freisings  Grundbesitz  erworbenen  Zuwachs  ^). 

Mit  Umsicht  und  Thatkraft  leitete  Egilbert  sein  Bisthum.  Die  reichen,  in  den  letzten 
Jahrzehnten  den  Domherrn  zugegangenen  Stiftungen  mögen  wesentlich  zum  Verfalle  der 
Klosterzucht  beigetragen  haben,  deren  Ueberwachung  bei  der  häufigen  Abwesenheit  der 
nun  zu  ReichsfÜrstefL  erwachsenen  Vorstände  von  den  Würdenträgem  des  Domstifts  nur 
ungenügend  gehandhabt  wurde.  Ganz  im  Sinne  Kaiser  Heinrich  II  erkannte  Egilbert  die 
Nothwendigkeit  einer  Reform.  Nach  dem  Vorgange  an  anderen  Domkirchen  wies  er  dem 
Domstifte  eine  selbstständige  Stellung  an,  und  verlegte  den  Sitz  des  Mönchthums  auf  den 
benachbarten  S.  Stephansberg,  den  sagenhaften  Tetmons,  wohl  dem  Ursitze  des  h.  Cor- 
binian,  bei  welchem  Kirche  und  Wohnung  forterhalten  und  zeitweilig  von  den  Bischöfen 
benützt  wurden.  Bischof  Hitto  hatte  daselbst  um  830  einen  Probst  mit  6  Geistlichen 
eingesetzt,  welche  bei  den  Kirchenfeierlichkeiten  dort  mitzuwirken  hatten  ^).    Bischof  Egilbert 


1)  Quia  nostrnm  fidelem  Engilbertam  antistitem  de  propria  quasi  camera  ad  tale  diBpendinm  sa- 
perandura  viz  nostra  assidnitate  sabtrazimas.    M.  L  206.    MB.  XXXI  a.  280. 

2)  Nach  dem  Bracbstücke  eines  Necrologs  im  Reichsarchive.  Qa.  n.  Er.  VII.  438b  Das  Necr.  vor 
dem  Martyrologinm  in  der  Hof-  und  St.-B.  enthalt  den  Eintrag  nicht. 

8)  Hirsch  1.  c.  I.  99.  156.  182.  N.  2.  874.  Nr.  6  II.  66.  249  ff.  Steindorff  I.  7.  19.  N.  3.  21.  ff. 
insb  22  N.  6  n.  h,  28.  29  N.  1  n.  8 ;  doch  ist  Alamn  nnzweifelbaft  das  Dorf  Ollem  in  Nieder- 
deterreich  Bez.  Hermats  Ger.  Tnlln.  Vgl.  Zahn  Cod.  diplom.  Anstriaco-Frising.  Fontes  rerum 
Austriac.  XXXI.  XXXV  u.  XXXVI. 

4)  Am  24.  April  Steindorff  I.  20  N.  8.  Die  da  angeführte  Schenkung  der  Stadt  Straubing  an 
Angsborg^s  Domkapitel  führt  übrigens  bei  Nai^el  notitiae  1.  c.  274  das  ganz  richtige  Datum : 
ao.  dn.  ine.  M,  XXVIIII  indict.  XII  in  civitate  Aaf^nsta.  Das  Jahr  begann  ja  damals  mit  dem 
Weihnaditstage ;  Kaiser  und  Bischof  waren  seit  Weihnachten  1028  in  Aagsburg  bis  in  den  Ja- 
nuar.   Steindorff  ib.  19. 

5)  Oiesebrecht  Kaisergcsch.  IL  288. 

6)  Cod  N.  2 1555  Martyr.  f.  22.  IUI  id.  Decbr.  (Hitto's  Todestag)  Hitto  frising.  ep*c.  qai  in  isto 
loco  primns  initiavit  Dei  servitium  cum  uno  preposito  et  6  [Nrebendariis.  Qui  et  s.  Alezandrum 
et  8.  Justinum  de  Roma  hnc  attulit.  Alter,  doch  nicht  primärer  Eintrag.  Vgl.  Meich.  I.  116. 
In  monte  s.  Stephane  werden  Stiftungen  vollzogen  unter  Erchanbert  ^8,  Lantbert  950,  die 
fratres  frising.  erwähnt  unter  Gottschalk.  M.  I.  198  N,  604,  616.  656.  709.  1042. 


5a 

berief  dorthin  ^),  wo  der  Achte  Elostergeist  wieder  erweckt  werden  sollte,  und  besser  ge- 
deihen konnte,  als  Abt  einen  Benediktiner  aus  Kloster  Seeon,  Gerhard,  welcher  die  mönchi- 
sche Ordnung  hier  wieder  einführte,  nach  Jahresfrist  aber  zurücktrat,  worauf  Arnold  als 
Abt  des  Klosters  Weihenstephan  erw&lt  ward,  welchem  Egilbert  eine  reiche  Ausstattang 
theils  selbst  anwies,  theils  von  den  ihm  günstigen  Kaisem  verschaffte*). 

Kaiser  Heinrichs  11  Wittwe,  der  Kaiserin  Kunigpinde  bewilligte  Egilbert  in  Anwesen- 
heit zahlreicher  Grossen  Bayerns  ein  schönes  Leibgeding  aus  l^eisings  Gütern  an  der 
Isen,  dem  Stifte  S.  Zeno,  Dorfen,  Burgrain,  und  Tegembach,  wohl  dem  alten  Kloster 
Wasentegembach,  wogegen  ihm  mit  dem  Bückfall  der  Anfall  reicher  Güter  zu  Banshofen, 
Hochpercha,  Ostermieting,  einem  Feldkirchen  sammt  dem  Forste  Weilhart  jenseits  des 
Inns,  und  der  Kaiserin  Besitz  zu  Beichenhall  nach  ihrem  Tode  zugesichert  wurde  —  eine 
Aussicht,  welche  sich  nur  zum  Theile  erftillt  zu  haben  scheint '). 

Sein  Ableben  erfolgte  am  4.  NoTember  1039^  höchst  wahrscheinlich ,  wie  sich  bei 
dem  Nachfolger  ergeben  wird,  zu  Begensburg,  wo  sich  im  Herbste  dieses  Jahres  König 
Heinrich  HI  aufhielt.  Weder  das  Domcapitel  zu  Freising,  noch  Klostw  Schefblam  haben 
seinen  Tod  in  ihren  Necrologien  vorgemerkt;  wohl  aber  findet  er  sich  ausnahmsweise  in 
dem  Calendarium  des  Klosters  Ebersberg,  und  in  jenem  vor  dem  Freisinger  Martyrologium 
in  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  ungewöhnlicher,  die  Gleichzeitigkeit  des  Eintrages 
bezeichnender  Form  als  Bandzusatz  zu  11  Non.  Novembris:  Egilbertus  moritur,  decimus 
septimus  huius  sedis  episcopus  a.  d.   1039^). 

Vorzugsweise  aber  wahrte  sein  Andenken  das  nochmal  bei  seinem  Tode  reich  be- 
dachte Kloster  Weihenstephan.  Dem  Gartulare  dieses  Klosters  entnehmen  wir  ein  in  den 
Annalen  Freisings  nicht  wieder  vorkonmiendes  Schauspiel.  Nach  Bischof  Egilberts  Tode 
tritt  eine  Beihe  von  Grafen   und  Edlen  auf,    um   nacheinander   an   eilf  Orten  Güter  für 


1)  Cod.  N.  21555  f.  124  t.  MXXI:  Ezordinm  sumpsit  bec  monastica  Tita  Egilberto  felicis  me- 
morie  ep'o  copiam  administrante  ad  honorem  Dei  et  s.  Stephan!;  istoque  loco  primitas  prefeeit 
abbatem  yenerabilem  Seanensis  monasterii  Gerhardam  nomine;  et  post  annum  vel  plas  ilio  re* 
gimen  dimittente  Arnoldnm  re?erenti88iroum  virnm  abbaten  constitnit.  Pez  Ser.  rer.  Anstr.  II. 
401  irrig  zum  J.  1019.  Nicht  älteste,  aber  doch  Schrift  des  XII  Jahrhanderts  Der  Wortlaut 
bezeichnet  eine  Verlegnntr,  nicht  eine  Neagrfindang,  wie  Gkntner  in  der  Geschichte  des  Klosters 
Weihenstephan  —  Deatingers  Beitrage  VI.  5  f.  —  annimmt. 

2)  unter  Bezugnahme  auf  unsere,  Bettberg  folgende  Darstellnng  in  der  Zeit  der  Karolinger  — 
Ak.  Abb.  XIU.  66.  —  vermögen  wir  gSnslic&s  Aasgehen  der  Mönche  zu  Freising  mit  Hirsch 
1.  c.  II.  250  nicht  anzuerkennen.  Bis  in  die  j Ängste  Zeit  findet  sich  eine  zahlreiche  Familie 
bei  dem  Dome,  wenn  auch  unter  den  von  Meich.  nur  selten  mehr  gegebenen  Zeugen  Clerus  und 
Laien  nicht  mehr  ausgeschieden  werden.  Vgl.  Meich.  Note  zu  N.  727  und  unsere  Ergfinzungea 
zu  Tielen  Urkunden  hier  und  im  Ob.  Arch.  XXXTV.  258.  Dass  das  Verbaltniss  des  Uebertritts 
zum  Domcapitel  auch  jetzt  noch  nicht  ganz  gelöst  ward,  zeigt  um  lOSO  die  Schenkung  des 
Archipresbiter  Richolf  zum  Altare  s.  Stephan!  von  Gatem  zu  Mamindorf  und  Ovsinwancb, 
Mammendorf  und  Jesenwang  L.  Brück  —  eidem  altari  senrientibus  vel  monachi,  vel  sint  cano- 
nici. Cod.  Weih.  f.  3  et  72.  MB.  IX.  853.  Weihenstephan  war  daher  auch  jetzt  noch  das 
Kloster,  mit  dem  sich  die  Domherren  im  Verbände  hielten.  Hirsch  1.  c.  I.  105  und  107  ist 
dahin  zu  berichtigen,  dass  der  Kirche  s.  Marias  et  s.  Corbiniani  (nicht  s.  Benedicti)  unter 
Bischof  Egilbert  um  1021  ein  Altar  s.  Stephan!  mit  eigenem  Abte  zur  Seite  trat. 

8)  Das  Original  im  Beichsarehive.  Im  Abdrucke  M  I.  220  ist  der  Name  in  Frigisinga  Z.  6 
Baioari^  Z.  10  WiUihaid  8.  221  Z.  18  penitus  zu  bessern.  Am  Schlüsse  wiederholen  sich  die 
Namen  der  Zeugen,  abweichend  erseheiBt  nur  nadi  Adalpero  com.  item  Adalpero  com.  und  Eber^ 
hard  com.;  zu  bessern  sind  Perahtolt..  Liutolt.  Von  den  Gütern  der  Kaiserin  hat  König  Hein- 
rich in  später  nur  Ostermieting  Freising  bewilligt.  Urk.  rem  14  Mai  1041.  MR  XXXI  a.  819 
besser  als  M.  1.  288. 

4)  Abweichend  hat  Cod.  N.  21555  f.  124  ▼.  aufUlender  Weise  zum  Jahr  1040:  Egilbertus  ep*e 
ob*   Nitkerus  ep^s  successit.    Nieht  bei  Pez. 


54 

das  Seelenheil  des  Verlebten  auf  den  Altar  des  h.  Stephan  niederzulegen.  Es  sind  die 
Grafen  Udalschalk  und  Gerold,  jener  des  Hochstifts  Haupt-Schirmvogt ,  dieser  des  Dom- 
capitels  bekannter  Anwalt,  Graf  Guntpold,  wohl  der  Bruder  des  bereits  verlebten  Pfalz- 
grafen Hartwich,  dann  die  Edlen  Etich  und  Ozi.  Ein  Theil  der  übergebenen  Güter  ist 
leicht  nachweisbar.  Graf  Gerold  übergibt  Gerhardingen,  den  Einödhof  in  der  Pfarrei 
Schwaben  L.  Ebersberg,  Zamindorf  nächst  München  am  rechten  Isarufer,  und  Zollingen, 
das  Pfarrdorf  L.  Moosburg;  Graf  Guntpold  Asinhusen,  den  Weiler  Assenhausen  Pfarrei 
Pellheim  L.  Dachau;  Graf  Udalschalk  Gerhiltihusen ,  Gerlhausen  L.  Moosburg;  Etich 
Bihcozesdorf ,  Beichersdorf  im  selben  Landgerichte;  Ozi  Wolmuntingen,  Willmading  in  der 
Pfarrei  Isen  L.  Haag,  und  Wahalingen,  wohl  das  spätere  Waeching  im  Besitze  des  Dom- 
capitels,  nun  Weiching  Pfarrei  und  Gemeinde  Tuntenhausen  L.  Aibling.  Schwieriger  ist 
zu  bestimmen,  was  Graf  Udalschalk  in  getrennter  Handlung  dargebracht :  Phrima,  Phrani- 
gowi,  Ursinpach.  Hievon  ist  Phrima  wohl  Freimann,  nächst  München  unterhalb  am  linken 
Ufer.  Da  wir  femer  Frainingau  in  Niederösterreich  der  reichen  Schenkung  des  späteren 
Bischofs  Heinrich  I,  Ebersdorf,  gerade  gegenüber  am  rechten  Donauufer  in  dem  durch  die 
Melk  sich  bildenden  Winkel,  zugleich  aber  unter  jenen  Orten  finden,  welche  Bischof  Otto 
nach  der  Urkunde  Abschn.  lY  N.  83  c.  von  Weihenstephan  eintauscht ,  wie  es  denn 
auch  als  Frangau  in  dem  Besitze  des  Domcapitels  in  dessen  Urbar  bei  Melk  erscheint, 
so  wird  auch  Ursinpach  in  Oesterreich,  und  nicht  in  Irschenbach  im  fernen  Landgerichte 
Bogen  in  Niederbayem  zu  suchen  sein.  In  den  Urbarien  Weihenstephans  aus  dem  XITT 
Jahrhunderte  werden  von  allen  diesen  Orten  nur  noch  Zolling,  Gerharting  und  Freimann 
getroffen. 

Die  Urkunde,  worin  Egilbert  verfügt,  ist  nicht  erhalten ;  seine  Stiftungen  aber  bilden 
den  Eingang  des  Weihenstephaner  Traditionsbuches  ^).  So  ermangelt  man  des  UeberbUcks 
und  bleibt  das  Feld  der  Vermutungen  offen.  Sind  alle,  oder  welche  sind  ererbte,  welche 
erkaufte  Güter  Egilberts?  Warum  durch  so  viele  Hände  geleitet?  Sind  alle  Verwandte? 
Sind  es  Gaugrafen?  Bezüglich  des  edlen  Ozi  möchte  ausser  Zweifel  sein,  dass  es  der  Gau- 
graf Ozo  oder  Ovzzo  aus  der  zahlreichen  Familie  des  Isen-  und  des  Chiemgaues  ist, 
welcher  um  1027  bis  1051  für  den  Zidilaregau  vorkömmt,  sohin  für  Willmading  und 
Weiching  kaum  als  Gaugraf,  wohl  aber  statt  des  unzulässigen  Gaugrafen  mitwirkt  ^). 
Ebenso  ligt  Assenhausen  in  dem  bekannten  Gaue  des  Grafen  Udalschalk,  wird  aber  von 
Graf  Guntpold  übergeben. 

Der  reiche  Grundbesitz,  welcher  aus  diesen  Stiftungen  sich  ergibt,  zeigt  wohl,  dass 
Egilbert  sein  rasches  Emporkommen  am  Herzogs-  und  am  Eönigshofe,  nicht  nur  hervor- 
ragenden Geistes  und  Körpers  Eigenschaften,  sondern  auch  der  Abkunft  aus  mächtigem 
Djnasten-Geschlechte  verdankt. 

Meichelbeck  bezeugt,  dass  alle  Chroniken  Freisings  übereinstünmend  Egilbert  als 
Sprossen  des  Grafenhauses  von  Moosburg  bezeichnen.  W.  Hundt  meint,  er  möge  ein 
Bruder  des  als  Stammvater  des  Geschlechtes  bereits  erwähnten  Helmbert  gewesen.  Husch- 
berg erkennt  gleichfalls  die  Berechtigung  der  Zuweisung  zu  dem  später  nach  Moosburg 
benannten  Grafenhause  an  ').     Unter  den  Neueren  hat  Hirsch  auf  die  Verwandtschaft  der 


1)  Cod.  lat.  N.  21560  der  H.  n.  St-Bibl.  Abeedrockt  MB.  IX.  351.  Die  Zeugen  sind  za  erf^änzen: 
für  Bihcozesdorf:  Gamanolf,  Oydalrich,  Hartmann,  Pezili,  Maganns,  Batpoto;  für  Phrima: 
Ovdalrich,  Ozi,  item  Ozi,  Gamanolf>  Gepolf,  Ercbanpolt,  Gotapolt ;  f&r  Phranigowi :  Maganus, 
Walach,  Ordalrich.    Z.  6  v.  n.  Eadem  sententiae  norma,  am  Schlosse  fehlt  Walacb. 

2)  Der  vom  Mömbach  zwischen  Inn  nnd  Alz  darchflossene  Foret  Heit  liegt  in  comitata  Cbadal- 
hohi  et  Ozini^  MB.  XXIX.  22 ;  Nahtstal,  unnachweisbar,  in  comitata  Ovzzonis  comitis,  MB.  XXXI  a. 
826,  besser  als  MB.  lU.  108.    Vgl.  Hirsch  1.  c  I.  37  N.  2. 

8)  M.  I.  250.    W.  Hnndt  Stammenbnch  I.  112.    Haschberg  1.  c.  202. 


55 

Orafenhäuser  von  Moosbnrg  und  Ebersberg,  und  auf  die  Beziehungen  des  Letzteren  zu 
dem  Eaemten*8chen  Herzogshause  der  Eppensteiner  hingewiesen^),  aus  welchem  Herzog 
Adalbero,  gegen  dessen  Absetzung  Bischof  Egübert  selbst  unter  Qe&rdung  der  kaiserlichen 
Gunst  möglichst  angekämpft,  sich  nach  Ebersberg  und  Geisenfeld  zurückzieht  und  bei  den 
Ebersbergem  stirbt  *).  Steindorff  aber  hat  in  den  Jahrbüchern  des  deutschen  Beiches 
unter  Heinrich  m,  im  Zweifel  über  den  Zusammenhang  zwischen  Moosburg  und  Ebersberg, 
geradezu  auf  Ebersberg  als  das  wahrscheinliche  Stammhaus  des  Bischofs  hingewiesen. 

Er  macht  darauf  aufmerksam,  dass  —  ausser  den  von  den  Forschem  bisher  nicht 
berührten  Stiftungen  bei  Egilberts  Tode  —  ein  Oraf  Adalbero,  unzweifelhaft  der  Ebers- 
berger,  —  nachträglich  ftlr  sein  und  seines  geliebten  Herrn  Bischofs  Egübert  Seelenheil, 
eine  Hube  zu  Sestenhusen,  wohl  Seysdorf  Pfarrei  Au,  L.  Mainburg,  zum  Altare  S.  Stephan*s 
widmet,  die  Weiterverleihung  bei  Strafe  des  Bückfalls  an  Kloster  Ebersberg  verbietend  '). 

üeberblicken  wir  die  Vergabungen,  so  lässt  sich  nicht  verkennen,  wie  die  theils 
rechts,  theüs  links  der  Isar  liegenden  Oüter  zum  Theile  nach  Moosburg,  zum  Theile  nach 
Ebersberg  ursprünglich  gehört  haben  mögen  und  auch  hierin  eine  Andeutung  der  Ver- 
wandtschaft und  Verschwägerung  beider  Häuser  vorligt. 

Allein  vor  der  Mitte  des  XI  Jahrhunderts  wird  nur  äusserst  selten  dem  Namen 
der  Edlen  deren  Sitz  beigefügt^).  So  werden  die  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  nur 
selten  klar.  Weder  in  den  Arbeiten  über  das  Moosburger  Haus  von  Freyherm  von  Frey- 
berg und  Professor  Moritz,  noch  in  jenen  über  das  Ebersberger  Haus  von  SchoUiner  tauchen, 
trotz  zahlreicher  Tafeln,  die  Namen  der  beiden  Brüder  Egübert  und  Heinrich  auf,  von 
welchen  Verwandte  urkundlich  nirgends  bezeichnet  sind.  Ebenso  fiOlt  auf,  dass  der  Ver- 
treter des  Hauses  Moosburg  um  1040)  Helmbert,  bei  jenen  Stiftungen  zu  Weihenstephan 
nirgends  als  Zeuge  erscheint. 

Verlässige  Feststellung  der  Herkunft  Egüberts  konnte  daher  nicht  gelingen.  Doch 
möchten  wir,  den  Zusammenhang  der  Häuser  Moosburg  und  Ebersberg  nicht  beanstandend, 
ftlr  das  Haus  Ebersberg  zunächst  noch  auf  zwei  Umstände  aufmerksam  machen.  Einmal 
ist  Egübert  —  abgesehen  von  dem  aus  Kloster  Ebersberg  hervorgegangenen  Bischof  Begin- 
pold  von  Speyer,  dem  zur  Weihe  der  Klosterkirche  zunächst  berufenen,  aber  ablehnenden 
Bischof  Abraham,  und  dem  weihenden  Erzbischof  Friedrich  von  Salzburg  —  der  einzige 
Bischof,  dessen  Tod,  wie  wir  bereits  nachgewiesen  haben,  in  das,  sonst  nur  ftlr  Angehörige 
des  Klosters  und  Stammgenossen  der  Stifter  geöffnete  Galendarium  zu  Ebersberg  eingetragen 
ward.  Dann  erwähnen  die  Chroniken  des  Klosters  ausdrücklich,  dass  der  erste  Adalbero 
um  die  Mitte  des  X  Jahrhunderts  acht  Söhne  gehabt  habe,  während  sie  nur  ein  Paar 
derselben  mit  Namen  aufführen  ').  Es  bestanden  daher  höchst  wahrscheinlich  Nebenlinien, 
deren  Oründer,  Glieder  und  Besitz  noch  nicht  ermittelt  sind. 


1)  Hirsch  1.  c.  I.  150.  216.  812.    Steindorff;  Jahrbacher  imter  Heinrich  IH.  I.  31. 

2)  D«B  jungen  Königs  Heinrich  UI  von  Bischof  Egübert  gestQtzten,  bis  znm  Fossfall  Kainer  Konrads 
vor  ihm  fortgesetzten  Widerstand  im  Mai  1085  zn  Bamberg,  bei  Giesebrecht  II.  291,  Stein- 
dorff I.  81. 

8)  Cod.  Weih.  f.  10.  MB.  IX.  868.  Lies:  Sestenhosen.  Testes:  Altman,  Heriman,  Gerwich, 
Eberaro,  Engiwanc,  Sigipolt,  Eppo.  De  familia :  Pezili,  Rihker,  Williboit,  Sigipolt,  Adalperht. 
Den  Ort,  welcher  M.  N.  1088  Seutinhnsa  heisst  (956.  8/iy.  actum  Frigisinga.  C.  com.  f.  188  y.) 
sucht  Freadensprang  in  SeysdorL    Adalbero^s  Tausch  mit  Egilbert  M.  I.  280.  Cef.  Ser.  II.  44. 

4)  In  Urkunden,  anders  wohl  in  den  Chroniken,  wie  von  Scheyem  und  Ebersberg.  Diese  sind  nach 
Urkunden,  aber  mit  Zusätzen  yer&sst,  welche  auf  anderen,  nicht  immer  yerlassigen  Quellen 
beruhen. 

5)  Oefele  Script.  IL  18;  ebenso  im  Cod.  trad.  N.  XVII..  fratris  Adalperonis,  qui  multos  filios 
habuit.  p.  21.  Die  ältere  Chronik  nun  besser  M.  G.  SS.  XX.  12.  Doch  ist  auch  dem  Tausche 
Egilberts  der  Todestag  am  Rande  beigef&gt,  der  Bischof  etwa  als  Wohlthäter  eingetragen. 


56 

§  6. 
Bischof  Nitker,  1039—1053. 

Nach  Aventin  stammte  Nitker,  verkürzt  Nizo,  nicht  aus  hochgestelltem  Hanse,  sod- 
dem  aus  einer  durch  Handel  zu  grossem  Beichthume  gelangten  Bürgerfamilie  iii  Begens- 
burg.  Seine  Brüder  Bernulf  und  Machtuni  werden  als  mächtige  Handelsherrn  in  lebhaftem 
Verkehre  mit  Ungarn  geschildert.  Briefschaften,  in  Feindeshänden  aufgefangen,  sollen 
sie  verrätherischer  Verbindungen  nicht  nur  verdächtig  gemacht ,  sondern  ihnen  .sogar 
die  Verurtheilung  zum  Oalgen  zugezogen  haben.  Aventin  erzält,  Bischof  Nitker  sei  ob 
ungebührlicher  Aeusserungen  über  das  Verfahren  gegen  seine  Brüder  nach  Bavenna  ver- 
bannt worden,  wo  er  gestorben  sei. 

Hinsichtlich  Nitker*s  Herkunft  tritt  bestätigend  ein  die  Vita  s.  üdalrici,  des  Priors 
des  Klosters  Zell  im  Schwarzwalde.  Bemulf  oder  Bemold,  der  Bruder  Nitker's,  vermalt 
mit  einer  Schwäbin  Bucca,  war  dem  Könige  Heinrich  m  so  wert,  dass  derselbe  Bemulfis 
Sohn  üdalrich  zur  Taufe  hob.  Die  Ounst  des  Königs  stammt  offenbar  aus  dessen  Jugend- 
jahren, wo  er  unter  Egilberts  Leitung  stand  und  grösstentheils  in  Bayern  verweilte.  Sie 
erstreckte  sich  auf  die  Brüder  Bernulf  den  Laien,  und  Nitker  den  Cleriker.  So  erklärt 
es  sich,  dass,  als  Bischof  Egilbert  von  Freising,  wohl  nicht  unerwartet,  sondern  nach 
längerer  Krankheit,  zu  Begensburg  am  4.  November  1039  starb,  schon  am  11.  November 
König  Heinrich  Nitker  zum  Nachfolger  ernannte,  worauf  derselbe  bereits  am  21.  Dezember, 
des  Apostels  Thomas   Tage ,    damals    Quatember-Samstag ,  zum  Bischöfe  geweiht   ward  '). 

Ln  Einklänge  hiemit  steht,  dass  weder  Orundbesitz  Bischof  Nitkers  bekannt  ist, 
noch  eine  Stiftung  für  das  Domcapitel,  dessen  Calendarium  denn  auch  sein  Ableben  nicht 
vermerkt.  Nur  in  Kloster  Weihenstephan  stiftete  er  sich,  wie  bei  den  Schirmvögten  er- 
wähnt, ein  Seelgeräte  mit  einem  Gute  zu  Buminisperch,  Bumelsberg  L.  Tölz. 

Nitker  nam  seinen  Neffen  Üdalrich  zu  sich,  Hess  ihn  in  das  Domcapitel  eintreten 
und  bis  zum  Probste  aufsteigen.  Es  genügte  demselben  jedoch  der  ruhige  Wirkungskreis 
in  Freising  nicht.  Im  Jahre  1046  begleitete  er  den  König,  zu  dessen  Hofcaplänen  er 
gehörte,  nach  Italien^.  Später  trat  er  eine  Pilgerfahrt  nach  Jerusalem  an,  traf  zurück- 
gekehrt seinen  Oheim  nicht  mehr  am  Leben ,  seine  Stellung  wesentlich  verändert ,  und 
legte  nun  seine  Würden  nieder,  vertheilte  sein  Erbe  in  Begensburg  an  Verwandte  und 
ging  über  Bom  in  das  Benediktiner-Kloster  Clugny,  von  wo  er  in  das  Kloster  Zell  im 
Schwarzwalde  kam,  als  dessen  Prior  er  dreissig  Jahre  später  starb  '). 

Bischof  Nitker  ward  bei  seiner  Stellung  zum  Könige,  dann  Kaiser,  Heinrich  HI  viel- 
fach in  Beichsgeschäften  verwendet,  erhielt  mehrmals  Aufträge  nach  Italien  ^) ,  und  war 
daher  oft  und  lange  von  Freising  abwesend. 


1)  III  Idus  Nov.  Nitkeros  ep*8  accepit  (bacalam)  —  XII  Kai.  Januarii  Ordinatio  Nitkeri  So  die 
gleichzeitige  Bandbemerkaog  zum  ersten,  der  Zusatz,  nach  Abrahams  auf  den  gleichen  Tag 
fallender  Weihe,  znm  zweiten  Tage  eingetragen  —  ohne  Jahrzahl  —  im  Calen'iariam  vor  dem 
Martyrologiom  in  der  H.  n.  St.-Bibl.  Forschungen  XV.  165. 

2)  Steindorff  in  den  Jahrbüchern  unter  Heinrich  III.  I  S.  308.  859. 

8)  £r  ist  wohl  der  Magister  Üdalrich,  der  in  einer  einzigen  Tauschhandlung  unter  Bischof  EUen- 
hard  an  der  Spitze  des  Doracapitels  in  Freising  erscheint  M.  N.  1236.  Er  soll  um  1093  ge- 
storben sein.  Die  Vita  nun  in  zwei  Fassungen  von  Wilmans  herausgegeben.  M.  G.  SS.  XII. 
249.    ücber  den  angeblichen  Verrath  und  die  Geschicke  Bernulfs  enthält  sie  keine  Andeutung. 

4)  Vgl  die  Urkunde  vom  5  Juli  1041,  zufolge  welcher  er  in  Laubia  monasterii  s.  Petri,  Celo  aureo 
dicti,  foris  et  prope  Ticinensinm  urbem,  Pavia,  zu  Gericht  sitzt.  M.  N.  1217,  gedruckt  nach 
Cod.  N.  191  f.  121  V.  aber  auch  Cod.  N.  189.  f.  42.  Bessere :  Z  3  abbatis  ipsius  monasterii 
Z.  9  ergänze  Adalbertus..  Albertus  Z.  12  Albertus  de  Preda  Z.  16   Alberti  Z.  17   est  causa 


57 

Sein  Todestag  ist  im  Bcheftlanier  Necrolog  und  im  Calendarimn  vor  dem  Martyro- 
loginm  gleichmftssig  am  6.  April  eingetragen ;  in  Letzterem  als  Nachtrag  mit  der  Jahres- 
zahl 1052  ^).  Das  gleiche  Todesjahr  bieten  die  Altacher  Annalen,  indem  sie  am  Schlosse 
dieses  Jahres  den  Wechsel  im  Bisthnme  Freising  anmerken,  ohne  jedoch  Ort  und  Umstände 
des  Ablebens  Bischof  Nitker's  wie  immer  anzudeuten.  Wir  erachten  diess  Jahr  dennnoch, 
wie  wir  gleich  näher  erörtern  werden ,  als  irrig,  und  die  Notiz  in  den  Azmalen,  wie  in 
jener  Zeit  mehrmals,  ein  Jahr  zu  früh  angeftlgt'). 

Die  verrätherischen  Verbindungen  der  Brüder  des  Bischofs,  welche  dem  Ungarn- 
Könige  Aba  oder  Oto  im  Jahre  1044  die  Uebergabe  Begensburg's  in  Aussicht  gestellt 
haben  sollen,  werden,  obwohl  Aventin*s  Quellen  nicht  vollständig  ermittelt  sind,  von  den 
deutschen  Geschichtsschreibern  als  beglaubigt  erachtet ').  Dass  dieselben  aber  nach  8  oder 
9  Jahren  zur  Verbannung  des  Bischof  Nitker  Anlass  gegeben  haben,  ist  an  sich  höchst 
unwahrscheinlich,  vollständig  aber  dadurch  widerlegt,  dass  Kaiser  Heinrich  im  Mai  1052  der 
Kirche  Freising  ausdrücklich  aus  Neigung  zu  Bischof  Nitker  und  ob  seiner  grossen  Verdienste 
reiche  Schankungen  mit  Oütem  zu  Baumkirchen  und  Haching  in  der  Nähe  Münchens 
und  zu  Poing  L.  Ebersberg,  dann  zu  Aindling  L.  Aichach  macht.  Diese  am  18.  Mai 
1052  zu  Basel  gefertigte,  in  der  Zeit  durch  das  Itinerar  des  Kaisers  festgestellte  Urkunde  ^) 
ist  nach  dem  Wortlaute  zu  Lebzeiten  des  Bischofs  vollzogen.  Sie  beglaubigt  die  Nach- 
richt, dass  Nitker  noch  in  der  letzten  Zeit  seines  Lebens  vom  Kaiser  mit  wichtigen  Oe- 
schäften  betraut  ward,  kann  kaum  wärend  mehrmonatlicher  Abwesenheit  des  Bischofs  ver- 
fasst  seia,  hätte  jedenfalls  fünf  Wochen  nach  seinem,  unverrichteter  Dinge  und  ia  heftigen 
Kämpfen  mit  der  päpstlichen  Partei  erfolgten  Tode  nicht  so  ausgefertigt  werden  können. 
Sie  nöthigt  uns  in  Beachtung  des  zweifellosen  Todestages  und  im  Einklänge  mit  dem  Itinerar 
Papst  Leo's  IX  den  Tod  Nitker's  in  das  Jahr  1053  zu  setzen  und  die  Begebenheiten  in 
ihrem  Verlaufe,  wie  folgt,  zu  ordnen^). 

Bischof  Nitker  ward,  wie  Hermann  von  Beichenau  und  der  Oeschichtschreiber  Papst 
Leo's  Wibert  berichten,  nach  Italien  gesendet,  um  den  vom  Kaiser  ernannten  Erzbischof 
Heinrich  in  Bavenna  einzusetzen.  Dort  war  zwar  Erzbischof  Hunfred  schon  im  August 
1051  gestorben  ') ;  allein  die  Verhandlungen  über  seine  Ersetzung  zogen  sich  entweder  in 
die  Länge,  oder  der  hiefÜr  bestimmte  Heinrich  fand  in  Bavenna  Beanstandung.    Erst  als 


(statt  iam)  Z.  18  liest  der  eine  Cod.  Wido,  der  andere  Wado,  keiner  Wnndo.  Cod.  N.  189 
Z.  16  fostmn  und  Z.  21  Wipertns.  Steindorff  beanstandet  das  Jabr  1041,  doch  kennt  er  in 
den  folgenden  Jahren  mehrere  Biechöfe  als  missi.    S.  238.  242.  257.  583. 

1)  Forsehoneen  1.  c.  Meichelbeck  und  Vitos  Ampeck  geben  den  13.  April,  der  nns  nur  dorch  Ans- 
lassong  des  VIII  vor  Idus  entstandeD  scheint.  In  Eckhart  Franda  or.  I.  885  steht  Martii» 
aber  in  jener  Compilation  fehlt  der  ganze  Monat  ApriL  Das  Mutjrologium  in  Cod.  21555 
enthalt  nach  Gotsraalk  keine  Einzeichnong  eines  Todfalles  mehr. 

2)  Steindorff  1.  c.  bemerkt  gleichen  Irrthnm  bezüglich  Bischof  Sibicho^s  von  Speyer  zam  Jahre  1053 
nnd  des  Erzbischofs  Hermann  von  Köln  vom  Jahr  1055.  8.  486. 

3)  Giesebrecht  1.  o.  II.  388.  640.  Waitz'  Beanstandung,  Verfassimgs^Geschichte  V.  364,  möchte 
durch  Hinweis  auf  die  Vita  s.  Udalrici  gehoben  sein.    Steindorff  1.  c  208. 

4)  Mß.  XXXI  a.  327  besser  als  M.  N.  1218,  wo  das  Datom  fabch.  Sie  findet  sich  Cod  N.  191 
f.  104  nnd  Chonr.  saor.  f.  112.  Böhmers  Reg.  N.  1630  haben  noch  das  irrige  Datom  28.  Mai. 
Die  Mb.  erwfUmen  schon  der  für  die  Annahme  fir&heren  Ablebens  Nitker^s  erwachsenden  Schwie- 
rigkeiten. 

5)  M.  G.  SS.  V.  131.  Acta  sanctomm  saecnli  VI.  P.  II.  74  in  Wiberti  vita  s.  Leonis  libr.  2.  cap. 
2.  Papst  Leo*s  IX  Itinerar  nach  Jaff^ 

6)  Hunfred  aus  Schwabischem  Grafen-Hause  und  Domherr  xu  Strassburg,  war  König  Heinrichs 
Kansler  f&r  Italien  vom  Sommer  1045  an  und  ward  wahrend  des  Bömerzuges  sum  Ersbisehofe 
von  Bavenna  ernannt.  I^  er  im  August  1051  starb,  kann  Nitkers  Tod  nicht  mit  Giesebrecht 
in  das  gleiche  Jahr  gesetst  werden.    Steindorff  l  c.  I.  353.     Giesebrecht  II.  471  (2).  499  (500). 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  n.  Abth.  8 


58 

Kaiser  tind  Papst,  im  Herbste  1052  am  Rheine  zusammentrafen,  scheinen  endliche  Beschlüsse 
gefasst  worden  zu  sein,  und  Nitker  erhielt  im  Winter  auf  1053  den  Auftrag  den  Erz- 
bischof einzuftlhren.  Im  Februar  reiste  Papst  Leo  über  Augsburg  nach  Italien  ab,  begab 
sich  zunächst  nach  Mantua,  wohin  er  eine  S3rnode  berufen  hatte,  brach  sie  jedoch  plötzlich 
wieder  ab,  und  eilte  in  beschleunigter  Reise  nach  Rom.  unangenehm  mag  es  ihn  berührt 
haben,  dass,  als  er  am  13.  März  Ravenna  erreichte,  Erzbischof  Heinrich  dort  immer  noch 
nicht  eingesetzt  war.  Diess  ergibt  sich  daraus,  dass  bei  der  Bischofs-Weihe  Peter^s  von 
Annecy,  welche  der  Papst  schon  am  14.  März  persönlich  zu  Rimini  vollzog,  der  mitwirkende 
Heinrich  von  den  Benediktinerordens-Annalen  noch  immer  Electus  Ravennatis  genannt 
wird.  Die  Schuld  der  Verzögerung  ward  von  der  päpstlichen  Partei  auf  Bischof  Nitker 
geworfen.  Spitze  Reden  fielen  und  Heinrich  von  Reichenau  meint,  Nitker  sei  wieder  in 
frühere  Leichtfertigkeit  gefallen.  Wärend  der  Papst  am  21.  März  in  Rom  eintrifft,  bemüht 
Nitker  sich  den  Auftrag  in  Vollzug  zu  setzen,  erkrankt  aber  am  3.  und  stirbt  schon  am 
6.  April.  Im  Einklänge  hiemit  steht  Nitkers  Tod  in  den  kurzen  Weihenstephaner  Annalen 
bei  dem  Jahre  1053  ^). 

Ob  Nitker  mit  dem  Papste  gereist,  oder,  was  wahrscheinlicher,  ihm  nachgefolgt, 
wie  die  Zerwürfnisse  entstanden,  lässt  sich  nicht  mehr  feststellen.  Meichelbeck  bezeugt,  dass 
der  Bischof  in   den  Freisinger  Jahrbüchern  keineswegs    in   schlechtem  Andenken  stehe  ^). 

Bischof  Nitker  hat  bei  S.  Veit,  einer  der  ältesten  Kirchen  Freisings,  welcher  schon 
nach  der  Schenkung  König  Heinrichs  11  vom  Jahre  1003  eigene  Domgeistliche  beigeordnet 
waren,  ein  CoUegiatstift  errichtet,  welches  sein  Gredächtniss  jedoch  nicht  am  6. ,  sondern 
am  18.  April  beging  *). 

§  7. 
Bischof  Ellenhard,  1053  —  1078. 

Bischof  Ellenhard  soU,  wie  sein  Vorgänger,  vor  der  Wahl  am  kaiserlichen  Hofe 
gewesen*),  und  aus  dem  Geschlechte  des  später  nach  der  Burg  Tirol  (nicht  nach  Meran) 
benannten  Grafenhauses  entsprossen  sein.  Meichelbeck  bestätigt,  dass  an  dem  Messbuche, 
welches  Ellenhard  dem  von  ihm  gegründeten  S.  Andreas-Stift  geschenkt  hat,  der  Adler 
mehrfach  in  jener  Gestalt  zu  sehen  war,  in  welche^  er  im  Wappen  der  Grafen  von  Tirol 
erscheint.  Die  Ergebnisse  unserer  Forschung  sind,  wie  sich  zeigen  wird,  einer  solchen 
Herkunft  nicht  entgegen,  obwohl  sie  zur  Gewissheit  nicht  erhoben  werden  konnte. 

Seine  Ernennung  oder  Bestätigung  ging  nicht  so  rasch,  wie  bei  Nitker;  denn  erst 
am  15.  November  ward  er  zum  Bischöfe  geweiht  ^). 

Wäre  der  Stiftungsbrief  über  das  von  Ellenhard  mit  Eigengütem  ausgestattete 
S.  Andreas-Stift  erhalten,  so  würde  die  Frage  der  Herkunft  mit  grösserer  Sicherheit  ge- 
löst werden  können.     Es  ligt  jedoch    nur   eine,  hundert  Jahre  später  von  Bischof  Otto  I 


1)  Cod.  N.  21555  f.  125 :  MLIII  Nitkems  ep"c  ob*.    Ellenhardos  ep*c  successit.    Nicht  bei  Pez. 

2)  M.  I.  248.  Leider  liegen  die  Ergebnisse  von  SteindorfTs  Forschungen^  der  sich  dem  Todesjahre 
1052  anzQsch Hessen  scheint,  noch  nicht  tot. 

8)  Im  gedruckten  Galendar  des  Stifts  S.  Veit  aus  dem  XVI  Jahrhundert  im  R.  A.  N.  47:  18  April: 
Nitgems  eccPie  Fris.  ep  s  fundator  et  consnmmator  eccli^ae  nostrae  b.  Viti  obiit,  unde  habemus 
4  solides  et-  20  den,  de  molendino  nostro  in  Nidemdorf ,  pro  ipsius  solemni  memoria  celebranda. 
Doch  im  geschriebenen  Galendar  des  Stifts  aus  dem  XVII  Jahrhundert  ist  der  Jahrtag  schon 
durch  einen  andern  ersetzt. 

4)  Steindorff  führt  ihn  I.  859  unter  den  ihm  bekannten  Hofkaplanen  nicht  auf 

5)  In  beiden  Freisinger  Calendarien  vor  dem  Martjrologium ;  in  jenem  der  k.  Bibliothek  Nachtrag 
ohne  Jahrzahl  Qu.  u.  Er.  VII.  469.  Der  Tag  war  1053  Quatember  Mittwoch,  im  Jahre  vorher 
ein  Dinstag. 


59 

eriheüte  Beetätigimg  vor,  welche  am  7.  November  1157  die  Besitzungen  au&ftlty  ans- 
drücklich  erwähnend,  dass  dieselben  theüs  von  dem  Gründer,  iheils  von  ämi  Nachfolgern 
herrühren.  Darin  sind  non  sowohl  Güter  im  Gebirge:  Tholbach  (Doblach  bei  Imiichen?) 
und  Chaines,  nun  Knenz,  Bezirks  Heran,  als  auch  solche  im  Flachlande:  Thulbach  und 
Hummel  am  linken,  Langengeisling  und  Dorfen  am  rechten  Isamfer,  dann  ein  unbestimm- 
bares Holzhausen  und  Brittenbach,  wohl  Britilinbach,  Prittlbach,  Pfarrei  und  Landgericht 
Dachau  aufgeführt^). 

Dem  Domcapitel  schenkt  Ellenhard  den  Hof  zu  Sigihoesteten,  oder  wie  es  im  Calen- 
darium  desselben  aus  dem  XIV  Jahrhunderte  heisst,  Sigolzsteten,  nun  Sielstetten  in  der 
Pfarrei  Margarethenried  L.  Mainburg.  Zu  einer  Stiftung  für  sein  Seelenheil  in  Weihen- 
stephan verwendet  er  Weingüter  nächst  Bozen  und  in  der  Wachau,  einer  Gegend  bei 
Molk  in  Niederusterreich  *). 

Hienach  düifte  seine  Familie  sowohl  im  Gebirge  als  um  Moosburg  in  Bayern,  und 
selbst ,  wie  damals  alle  mächtigen  Familien  Bayerns ,  in  Oesterreich  reich  begütert  ge- 
wesen sein. 

Das  Hochstift  erhielt  unter  ihm  von  den  Kaisem  und  Königen  nicht  nur  Bestätig- 
ung der  Güter  in  Steyermark  und  Tirol,  sondern  auch  neuerdings  weite  Besitzungen  in 
Niederösterreich  an  der  Leitfaa,  in  Krain  und  in  Istrien.  Auch  wurde  ihm  von  König 
Heinrich  IV  die  Abtei  Benediktbeuem  überwiesen,  jedoch  unmittelbar  nach  seinem  Ableben 
die  Freiheit  ihr  zurückgegeben  ^. 

Sein  Tod  ist  auf  dem  Grabmale  bei  S.  Andreas  in  Freising,  vom  Domcapitel  in 
dessen  Calendar  und  im  Necrolog  von  SchefÜam  übereinstimmend  am  11.  März  einge- 
zeichnet. In  dem  Freisinger  Calendar  vor  dem  Martyrologium  ist  gleiche  Vormerkung 
der  späteste  Eintrag  von  der  bekannten  Hand  des  Nachtrags  mit  dem  Zusätze :  anno  Do- 
mini 1078.  Jahr  und  ausnahmsweise  auch  der  Tag  finden  in  den  kurzen  Weihenstephaner 
Annalen  Bestätigung^). 

§  8. 
Bischof  Meginward,  1078—1098. 

Eilf  Tage  nach  dem  Tode  Bischof  Ellenhards,  schon  am  22.  März,  ward  nach  dem 
eben  angefahrten  gleichzeitigen  Eintrage  in  den  kurzen  Weihenstephaner  Annalen  der 
Domherr  Meginward  zum  Bischöfe  erhoben.  König  Heinrich  IV  befand  sich  damals  in 
Begensburg,  was  die  Wahl  erleichterte.  Im  nächsten  Jahre  finden  wir  den  Bischof  als 
Fürsprecher  in  einer  Urkunde  des  Königs  *). 


1)  M.  I.  336.    Urschrift  nicht  .vorliegend. 

2)  MB.  IX.  B64.  Die  Güter  in  der  Wachau  sind  früher  in  Freisinger  Urkunden  nicht  genannt, 
wohl  aber  sind  sie  Gegenstand  des  Aostansches  swischen  Bischof  Otto  I  and  Kloster  Weihen- 
stepban.    Abschn.  IV.  N.  33.  c. 

3)  Die  Schenkang  sowohl,  vom  18  Ang.  1065,  als  die  Befreiung  liegen  in  Urschrift  vor.    Letztere 
nennt  weder  Ort  noch  Tag  der  Ansstellong,  erwähnt  auch  des  Bischofs  nicht,  enthält  aber  das 
Jahr  lO?"",  sowie  der  Ordination  des  Königs  24tes,  des  Reiches  22t es  Jahr.    Sie  ist  also  zwischen 
dem  11  März  und  28  Juli,  wohl  im  April,  wo  der  König  in  Passau  war  gdertigt.    MB.  VII.  ' 
91.  93.  XXIX  a.  204.  258  Böhmer  Reg.  N.  1801.  1884. 

4)  Cod.  K.  21555  f.  126:  MLXXVm  EUenhardus  efc  obiit  in  V  id.  Hart,  et  snccessit  Megin- 
uuardus  eps  in  XI  K.  Apri.  Der  hier  und:  MLXXX  Hagano  abbas  obiit  in  IUI  id.  Nov.  bei 
Abt  Hagano  von  Weihenstephan  eingetragene  Todestag  dürfte  den  Beginn  gleichzeitiger  Ein- 
träge in  dem  Gomputus  annorum  bezeichnen. 

5)  MB.  XXXI  a.  362  besser  als  MB.  III.  104.  Im  Calendarium  vordem  Martyrologium  fehlt  schon 
diese  Ernennung  und  fortan  jeder  Nachtrag. 

8* 


60 

Wenn  es  demnach  einem  Zweifel  nicht  nnterligt,  dass  Bischof  Meginward  in  jener 
Zeit  furchtbarer  Wirren  nnd  des  durch  ganz  Deutschland  entbrannten,  in  Bayern  aber,  wo 
Herzog  Weif  gegen  den  König  stand,  besonders  wüthenden  Bürgerkrieges  zum  Könige  hielt, 
so  ligen  doch  Nachrichten  vor,  welche  die  Bildung  einer  Gegenpartei  in  Freising  in  d^i 
andauernden  Kämpfen  zwischen  Kirche  und  Staat  erkennen  lassen. 

Zum  Jahre  1091  wird  nämlich  in  den  Weihenstephaner  Annalen  des  Streites  um 
das  Bisthum  zwi^hen  Meginward  und  einem  gewissen  Herimann  gedacht,  der,  den  Bechts- 
sinn  verwirrend,  das  Vorgehen  des  Volkes  zu  Vötting  nächst  Freising  gegen  3  unschul- 
dige Frauen  veranlasst  habe,  welche  am  18.  Juni  an  der  Isar  als  Hexen  verbrannt 
worden  seien  ^). 

Meichelbeck  ist  geneigt,  in  diesem  Herimann  den  späteren  Bischof  gleichen  Namens 
von  Augsburg  zu  erkennen  *).  Es  wäre  diess  der  Bischof  Herimann ,  welcher  im  Jahre 
1096  von  seinem  Bruder  dem  Orafen  Ulrich  als  Bischof  von  Augsburg  eingeführt  wurde, 
nachdem  er  seine  Ernennung  vom  £[aiser  durch  grosse  Geldsummen  erwirkt  hatte.  Mög- 
lich wäre  es,  dass  ähnliche  Summen  vorher  zur  Erlangung  des  Stuls  von  Freising  ver- 
wendet wurden. 

Bischof  Heriman  wird  noch  von  Buchner  und  selbst  von  Potthast  als  ein  Graf  von 
Witteisbach  bezeichnet,  was  wohl  von  Scheyem  heissen  soll,  da  Witteisbach  als  Grafensitz 
vor  1115  nicht  vorkömmt').  Allein  ein  Zusammenhang  mit  Scheyem  ist  nicht  nachzu- 
weisen, und  soll  Vermutungen  Baum  gegeben  werden,  so  dürfte  jene  des  Geschicht- 
schreibers der  Bischöfe  von  Augsburg,  P.  Placidus  Braun,  entschieden  vorzuziehen  sein, 
welcher  in  ihm  einen  Bruder  des  reichen  Grafen  Ulrich,  meist  de  Pactavia  oder  Pazzowe 
genannt,  erkennt,  wonach  Herimann  dem  Hause  der  Grafen  von  Cham  und  V()hburg  an- 
gehörte^).    In  Freising  kam  Herimann  jedenfalls  nicht  zu  einer  Wirksamkeit. 

Bischof  Meginward ,  fortwärend  in  schwieriger  Lage,  sah  sich  genöthigt,  um  Freunde 
zu  gewinnen  und  zu  sichern,  eine  namhafte  Zahl  von  Gütern  an  Grosse  und  Mächtige 
hinzugeben,  wie  das  durch  den  Domherrn  und  Gustos  Chonradus  erhaltene  Verzeichniss 
lehrt.  Er  verwendet  hierbei  vorzugsweise  Besitzungen  des  noch  nicht  wieder  bewohnten 
Klosters  SchefÜam^). 

So  wahrscheinlich  es  ist,  dass  Meginwards  Wahl  auch  durch  mächtige  Verwandte 
betrieben  ward,  so  sind  doch  Familien- Verbindungen  desselben  in  den  Urkunden  nirgends 
angedeutet,  und  Meichelbeck  tritt  daher  mit  bestem  Fuge  der  gewöhnlichen  Annahme  ent- 
gegen, welche  den  Bischof  aus  dem  Scheyem*schen  Hause  abstammen  lässt.  Er  bemerkt, 
dass  ein  solches  Verhältniss  von  dem  Mönche  Chonrad  von  Scheyem,  der  ja  alle  Glieder 
des  genannten  Hauses  genau  kenne,  und  selbst  die  Verwandten   von  weiblicher  Seite  im 


1)  Cod.  21555 :  MXCI  In  hoc  anno  Meginwardo  et  Herimanno  pro  episcopatn  altercantibas,  nuUo- 
qne  pectore  nee  fas  ant  nefas  discemente  ezcitati  snnt  Vettingenses  cives  in  diabolicam  zelum 
invidia  instigante  snper  tres  paapercolaa  mnlieres,  quasi  essent  veneflce,  hominom  et  fragom 
perditrices . .    Nicht  bei  Fez. 

2)  Meich.  I.  284.  286.  Vgl.  Vitas  Ampeckh  de  gestis  Episc.  Fris.  bei  Deotinger,  Beiträge  HL  499. 

5)  Bachner  Geschichte  IV.  262.    Bibl.  med.  aeri  Sappl.  271. 

4)  Braan  Gesch.  II.  18  gestatzt  auf  Moritz  Aber  Pfalzgraf  Bapoto.  Nene  Abb.  der  bist.  Cl. 
(1798)  V.  509.  Dass  Bischof  Herimann  über  ein  Gut  za  Asbach  in  Niederbayem  verf&gt  nnd 
hiebei  Macelin  de  Chambe  zum  Anwalt  nimmt,  MB.  V.  117,  gibt  gewichtiges  Zeagniss.  Dr.  E. 
£•  Gebele,  welcher  dem  Leben  and  Wirken  des  Bischofs  Hermann  eine  eigene  Schrift  gewidmet 
hat  (Aagsbnrg,  1870)  erklärt  gleichfalls  die  Herkunft  von  der  »Pfalz-  and  markgraflieben  Familie 
Vobbarg-Passaa*  wahrscheinlich.  Deren  Abstammang  von  dem  HaoseScheyernoWittelsbach  wäre 
jedenfaUs  erst  za  erweisen. 

6)  Chron.  sacr.  f.  116  v.  M.  L  289.  Z.  6  von  S.  290  lies  Flarlingen. 


CVrvs  ««nki«.  Wft  d«B   Ti«l£ftckcB  Eättgrafaft  X<«!twirftri$  ^«Smd   4«t  Gvtotett^  il«$ 
Kkist«R  dhuvli  ü«  Gri&i  Hsd^  gewiss  iikibt  «B^nrilmt  |fi!y^)4i«(Mtt  vi^K 

DiKS  der  Bisck<iC  «>g«!B^  GMer  nickt  tur  TerA^img  b%tt^.  Biit  d<«t  k4<Ni  ä<i$«liWc^ 
dl«5  Laadfls  mbor  o^  TfriMUideB  w«r«  ni^t  »m  VMfkkf^Ni  Kn  :s^tt«r  Sf^l^swilstitfHBni^« 
«r  f«$ett  Ettd«  scuwr  iwunu^j^lkri^rMi  R^i^Mnmg  ^)k^. 

ObwoU  M<icb<lb<ck  di«9e  Stitoiig  nklit  m  k«ntt«ii  glaubt  ^  «allAlt  sit^  dodi  4i» 
Fus  iBastniMwUfia  im  der  Xr.   126S- 

Die  edle  Frui  Penchtas  ebne  ZiraM  Bertlia  i>mi  W;aMft«  FH<r$viklil  Lx  )f\V\$lH\r^^ 
dem  Ekcrertng  mit  dem  Frasiiig':»rli«ift  ViKtbum  Adidperbt  im  Absdui.  IV  Xr.  5  $^ 
geben  ist«  llberiisst  imp^zante  b<»e  «>^  ilUm  Frisiii$>Hisi  Pnasule  Me$iiiw«nk>  ibr  Out  tu 
AamdioTeii,  dem  Weiler  im  d«-  Pfkrra  und  Gemeinde  Rumel  unt«r  Fieisinur«  dem  Dome. 
Der  Biscbof  entscbidigt  sie  mit  ^nem  «iid«n  Laadgute«  fUr  des$<tt  X«m«ii  jedocb  die 
Sl^e  im  Cammutationsbacbe  leer  blieb  ^,  Der  Scbinuvogt  Pembaid,  um  lOl^'i  in  $«in^ 
Bradcfs  Ekkbaid  Stdle  getreten,  übernimmt  die  Stiftung,  öxuf  Amolt  txmh  Di<«$en  i$t 
erster  Z^ige,  die  Gnfen  Arn<dt  Ton  Scbeyeni  mit  si^etu  Sobne  ClH>nnit^  Sfiiter  in  DfticbMi« 
Waltberi  Ton  WiTiningen,  Wifling  in  det  F(«rrei  W^ürtb  mit  4  Dien$tm«nnen  xxün  Knebel« 
bacby  ErlincboTen,  HSrlkofen  in  d<»n9elben  FDurei^  Ri^en«  Reisen^  slUnmtlicb  L«  Rfdiug« 
und  einem  unbestimmbaren  CeUa,  dum  Altman  der  Sobn  des  Gmfen  Ernust  (Ti\n  Oten* 
burg-Gr5gling)  und  die  £dl«i  Gottsebalk  Ton  X«r»rb|meb,  Obermarbacb  L«  Dacbau«  lV>tt* 
scbalk  von  Diecbin,  don  Wdler  Dicb«i  L.  EberslieK^,  Werinberi  Ton  Prunnim«  Krx>bl 
Hobenbnoum  L.  Mllneben  recbts  der  Isar,  Werinberi  und  Adidgoi  von  Husan,  xweiMbitft 
ob  Ton  dem  Gescblecbte  lu  Freinbausen,  L.  Scbrobenbaus^k«  von  Hausen  n^^bts  derl$ar« 
oder  Ton  einon  der  Hausen  h.  Landsbergi,  Guntpold  von  Haganowa«  fiiio  von  Ovtinbovan, 
Uttoibofen  L.  Paffenbofm,  CWti  von  HattanboTen  L.  Brück«  GotefHd  von  Leran«  L.  Erding, 
dann  8  Ministerialai  sind  anwesend. 

Der  Jabrtag  ward  am  28.  April  begangen,  lu  welcbem  sieb  im  Einklänge  mit  den 
kleinen  Weibenstepbaner  Annalen  in  dem  Calendarium  vor  dem  domeapiterseben  Urlwir 
eingetragen  findet:  IUI  K.  Maji  Meginbardus  eps  obiit.  Oblatio  in  Aev^enchoven  ^)« 

Nadidem  wir  aus  diesem  Calendar  nacbgewiesen ,  dass  die  Namen  Meginbard  und 
Meginward  damals  nicbt  streng  getrennt  gebalten  wurden,  dürfte  die  Hinweisung  daraut 
Yon  einigem  Wert  sein ,  dass  der  Name  Meginbard  in  dem  Hause  der  Qrafen  von  Andeobs 
Torkömmt,  und  auch  Begebungen  lur  Familie  von  Otenburg-Gri^glingen  sieb  finden« 

unter  Biscbof  Egilbert  ist  um  1030—1039  eine  Heiia  und  ihre  Söhne  Gunt|>oldi 
Hartwich  und  Meginhart  im  Besitie  von  Hüben  tu  Glana,  Olon  in  der  Pfarrei  Inderadorf ; 
Hdza  und  Meginhart,  der  einmal  servus  Episcopi  genannt  wird»  tauschen  hieiu  noch  den 
Einödhof  Wildmoos  in  derselben  Pfarrei  gegen  Pasenbaoh  am  rechten  Qlonufer«  Hartwicb 
noch  weiter  Guter  in  Biberbach  und  Schoenbrunn  unfern  davon  im  L«  Dachau«  Meginbard» 
noch  nicht  verehlicht»  nochmals  solche  in  Glon  von  dem  Bischöfe  ein*)»  Die  Namen 
Guntpold  und  Hartwich  kehren   aber  in  der  Familie   des  Grafen  Ernust   wieder   und  als 


1)  Cod.  com.  f.  6  V.  M.  N.  1268.  Bessere  Z.  13  OTtinhoTen,  Ovii«  Z.  15  Ovdalriob.  Oraf  Waltbert 
iit  wohl  der  bekannte  Schirmvogt  Kloster  Ebersbergs.   Oefele  Scr.  II.  85.  N*  162. 

2)  Im  B.  A.  N.  64  (alt  246).  Im  Sebeftlaraer  Necroloff  findet  sich  der  Biscbof  nicbt  Dagegen: 
Cod.  21555 :  MXCVIII  Meginwardos  etTo  obiit  in  IUI  K.  Mai.  Heinrioos  ep^c  successit  in  IUI 
K.  Jnl.  Aach  sind  hier  die  Notiien  ifber  wiederholten  Wecbsel  der  Achte  rabo  nnd  Krohanger 
von  Weihenstepban,  wonach  Gentner  i  o.  Deut   IV  20.  eri&lt.    Nichts  davon  bei  Pei. 

8)  M.  N.  1169.  1197.  1204.  Ob.  Arcb.  1.  o.  N.  176.  Die Ueberscbrift  lu  N.  1204  ist  la  erffftnien: 
cnm  matre  eins  Heiiun,  liber^  femin^,  die  Zetiffen:  Adalperbti  Perabtolt,  Ovdalriob,  Hartwio, 
Meffinhart,  Dorinchart.  De  faroilia  Dietperht,  Pero.  Hunolt.  Anob  die  Namen  der  Leibeigenen 
sind  C.  e.  f.  288  y.  za  finden. 


62 

um  1130  das  Kloster  Indersdorf  gestiftet  wird,  ligt  dasselbe  im  Gebiete  seines  Sohnes 
Hartwich  von  Orögling  ^). 

Besitz  und  Namen  dürften  durch  das  Grafen  Emust  Gattin  Liatgard  an  die  Familie 
gelangt  sein.    Aber  der  Zusammenhang  mit  Bischof  Meginward  ist  nicht  näher  zu  klären. 

Einige  Chroniken  Freisings  lassen  nach  Meichelbeck  den  Bischof  in  den  letzten 
Jahren  an  der  Christianisirung  Böhmens  mitarbeiten  und  dort  sterben.  In  der  böhmischen 
Geschichte  findet  sich  eine  solche  Wirksamkeit  nicht  erwähnt,  obwohl  Baum  für  sie  bei 
den  schwankenden  kirchlichen  Zuständen  gegeben  wäre. 

§  9. 
Bischof  Heinrich  I,  1098  —  1137. 

Im  Juni  des  Jahres  1098  ernannte  Kaiser  Heinrich  IV  zum  Nachfolger  Meginwards 
Heinrich  I,  welcher  in  39  jähriger  Begierung  als  Bischof  stets  auf  Seite  der  Kaiser  stand 
und  am  9.  Oktober  1137  starb  ^). 

Er  wird  auf  seinem  Grabsteine  in  Freising  als  Herr  von  Ebersdorf  bezeichnet, 
welches,  zwischen  Pechlam  und  Melk  in  Niederösterreich  am  linken  Donauufer  gelegen, 
der  Bischof  nebst  reichem  Besitze  seiner  Bomkirche  schenkte. 

.  Er  gehört  dem  später  von  Peilstein  genannten  Grafenhause  an  und  ist  nach  Meillers 
Forschungen  Sohn  Friedrichs  I  und  Bruder  Friedrichs  U,  gewöhnlich  Grafen  yon  Tengling 
am  Waginger  See  L.  Tittmoning  genannt'). 

Die  Urkunden  Nr.  1282,  dann  a.  und  b.  sind  von  Meichelbeck  ohne  die  zahlreichen 
Zeugen,  die  zweite  aber,  welche  einen  Tausch  mit  des  Bischofs  Bruder  Grafen  Friedrich 
enthält,  wobei  ein  dritter  Bruder  Graf  Chonrad  de  Pilstein  Zeuge  ist,  nicht  aus  Freisinger 
Handschriften,  sondern  aus  dem  Bantaidingsbuche  von  Ebersdorf  gegeben  ^). 

§  10. 

Bischof  Matthaeus,  1138. 

Vom  Jahre  1138  findet  sich  in  dem  Cartular  des  Klosters  Frauenchiemsee ,  damals 
im  Bezirke  des  Erzbisthums  Salzburg,  eine  Urkunde,  welche  ein  Bischof  Mathens  von 
Freising  ausstellt.  Er  gibt  dem  Kloster  den  Zehenten  der  Kirche  in  Howedorf,  nämlich 
die  zwei  Theile,  des  Bischofs  und  der  Armen,  mit  Zustimmung  des  Erzpriesters  der  Gegend 
Hiltipert,  das  letzte  Drittheil  für  den  Nutzgenuss  des  Priesters  und  der  Kirche  zurückbehal- 
tend. Als  Zeugen  werden  genannt:  der  Yiztum  und  der  Erzpriester  Ch.  dann  Wemherus, 
Erhngerus,  Hermannus,   custos  ecclesie,   Albo  decanus,    Heremannus  notarius,    Hermannus 


1)  Ob.  Arch.  XXIV.  2.    MB.  XXIX  a.  258 

2)  Cod.  21555  f^ibt  f.  127  ▼.  nicht  mehr  den  Todestag.  Die  Einzeichnoog  ist  nicht  mehr  gleich- 
zeitig. Das  Galendarinni  des  Domcapitels  enthält :  VII  Idas  Octobris,  Heinricas  ep*s  obiit  Ob- 
latio  de  Sarchlingen.  Praepositns  in  Anstria  dat.  (Sarcblingatein  in  Niederösterreich?)  Im 
Scheftlarner  Necrolog  nichts.    Der  7  Oktober  in  Jaff^'s  Kaiser  Lothar  S.  268  ist  inig. 

8)  Der  Stammbaum  in  y.  Meillers  Begesten  der  Erabischöfe  von  Salzbarg  S.  544. 

4)  Die  Zeugen,  deren  erster  Graf  Cbonrad  von  Dachau,  sind  bei  Zahn  Fontes  r.  a.  XXXI.  Nr.  94, 

95.  97  and  98  nachzusehen^  in  Nr.  94  aber  nach  Cod.  com.  f.  16  t.  S.  94  Z.  4  nach  Mohingen 

zu  ergänzen:  Ovdalrih  de  Lohhuaen,  Adalbero  de  Gamenoltesdorf,  Cbonrat  de  Mantichingen ; 

auch  ist  Werinheri  de  Frichendorf  (nicht  Frichingen)  und  Nr.  97  Meginbart  Fusil  in  den  öfters 

vorkommenden  Fuhs  zu  yerbessern. 


63 

scolasticus,  ceteriqtke  confratres.    Der  Jahrzahl  ist  kein  Tag,  wohl  aber  die  Indiotio  I  bei- 
gefügt; als  Papst  InnocenzII,  als  König  Chonrad  genannt^). 

Der  betrefTende  Ort  im  Oebiete  des  Erzpriesters  Hütipert  ist  schwierig  zu  bestimmen. 
Der  Salzburger  Sprengel  ist  damals  in  Archidiaconate  getheilt,  doch  ein  Hütipert  in  den 
Verzeichnissen  Meillers  nicht  zu  finden.  Auch  im  Freisinger  Bisthum  ist  aus  den  Urkunden 
jener  Zeit  kein  Hiltipert  zu  entnehmen.  Die  Orte  Hofdorf,  in  den  Langerichten  Bogen, 
Wörth,  Dingolfing,  Hofendorf  L.  Bottenburg  dürften  kaum  in  Frage  kommen,  zumal  ür- 
barien  keine  Andeutung  geben;  auch  Hadorf,  L.  Stamberg,  wo  wir  im  folgenden  Abschnitt 
Maganus  de  Howedorf  suchen,  dürfte  nicht  gemeint  sein;  eher  das  dem  Ohiemsee  nähere 
Hafendorf  in  der  Pfarrey  Prutting,  L.  Rosenheim. 

Prüfen  wir  die  Urkunde  nach  den  übrigen  Zeugen ,  so  finden  wir  keinen  der  Frei- 
singer Domherrn  des  Jahres  1139.  Es  sind  eben  aus  der  letzten  Zeit  des  viel  abwesenden 
Bischofs  Heinrich  Urkunden  mit  einer  grösseren  Zahl  Domherren  nicht  vorhanden.  Nur 
der  decanus  Albo  könnte  schon  im  S.  Castulus-Stifte  zu  Moosburg  gewesen  sein,  als  dessen 
Probst  er  um  11.54  zuerst  erscheint. 

Die  Quelle  ist  überhaupt  keine  reinfliessende.  Das  Cartular  stammt  erst  aus  dem 
XV  Jahrhunderte  und  enthält  auch  andere  zweifellos  interpolirte  Urkunden,  wie  jene  oft 
besprochene'  von  König  Heinrich  IV,  worin  Herzog  Tassilo  Rex  und  im  XI  Jahrhunderte 
schon  Hofinarchiae  genannt  werden  ^). 

Neue  Zweifel  bringt  die  verdienstliche  Series  episcoporum  catholicorum  vom  P.  Oams. 
Sie  setzt  zu  1137  nach  Bischof  Heinrichs  Ableben  den  Namen  Wilhelmus,  allerdings  mit 
einem  Fragezeichen,  nennt  dann  1 1 38  Otto  I  intrusus.  Der  Name  Wilhelm  konnte  nicht 
aufgeklärt  werden. 

Die  Annalen  und  Chroniken  der  Zeit  geben  so  wenig,  wie  die  Geschichtschreiber 
Meichelbeck  und  Buchner,  Andeutungen  von  einer  getheilten  Bischofswahl  in  Freising  nach 
Bischof  Heinrichs  Tode,  obwohl  dessen  in  den  Annalen  von  Melk,  Göttweih,  Salzburg, 
^S.  Trudperti,  zum  Jahre  1137  gedacht  ist.  Den  Nachfolger  setzen  sid  zum  Jahre  1138, 
das  Auctarium  Garstense  mit  dem  Ausdrucke  „constituitur" ,  die  Admunter  Annalen 
„eligitur".  Eingehender  sagen  die  Reichersbeger  Annalen:  „Otto  frater  regis  Chunradi 
episcopus  Frisiensis  constituitur,*'  und  die  Fortsetzung  des  österreichischen  Klosters  Neuburg, 
welche  auch  die  Lebensgeschichte  Otto^s  gibt,  erzält  darin :  Otto  de  cenobio  Moiimundensi 
ad  episcopum  Frisiensem  evocatus  est  ^). 

Die  nachträgliche  Aufzeichnung  in  den  kurzen  Weihenstephaner  Annalen  lässt  immer- 
hin eine  Lücke  in  der  Folge  der  Bischöfe  erkennen  *).  Die  politischen  Verhältnisse  klären 
den  Hergang  einigermassen  auf. 

Bischof  Heinrich  war  am  9.  Oktober  1137  gestorben.  Kaiser  Lothar,  in  Italien  erkrankt, 
starb  wenige  Wochen  später  auf  der  Heimreise  am  3.  Dezember  zu  Breitenwang  innerhalb 
der  Gränzen  Bayerns.  Das  Reich  war  ohne  Haupt ;  die  Anwartschaft  schien  dem  Herzoge 
von  Bayern  und  Sachsen  Heinrich  dem  Stolzen  zuzufallen,  welcher  mit  des  Kaisers,  seines 
Schwiegervaters,  Leiche  langsam  durch  das  Reich  zog.  Die  Fürsten  sollten  sich  um 
Pfingsten,  nach  der  Mitte  Mai's,  zur  Wahl  versammeln. 


1)  So  ist  der  Abdruck  MB.  II.  446  za  ergänzen.  Vgl.  Geira  in  der  Geschichte  von  Franen-Chiem- 
see  bei  Deatinger  ßeitr.  I.  282,  wo  aber  Howeldorf  irrig  ist. 

2)  MB.  II.  445:  XXXI  a  860.    Vgl.  Geiss  bei  Dentinger  1.  c. 

3)  M.  G   XI.  503.  560.  579.  610.  775.  XVII.  291.  886.  467. 

4)  Cod.  21555  foL  127  v.:  MGXXXVII  Hoc  anno  HeinricoB  ep*c  moritor.  Otto  ep^c  eligitor- 
MCXXXVIII  Sed  hoc  anno  in  episcopatam  dncitor.  In  hoc  etiano  anno  ab  eodem  episcopo  Sigi- 
rnams  abbas  hnic  monasterio  preficitor.    Nicht  bei  Pez. 


64 

Unter  solchen  Umständen  konnten  recht  wohl  die  Domherrn  Freisingä  sich  bestimmt 
finden y  von  dem  oft  anerkannten  freien  Wahlrechte  Gebrauch  zu  machen.  Vielleicht  hatten 
sie  sich  der  Zustimmung  Herzog  Heinrichs  versichert. 

Inzwischen  ward  am  7.  März  1138  zu  Coblenz,  Herzog  Eonrad,  der  Staufer,  auf 
Betreiben  Erzbischof  Albero's  von  Trier  von  einigen  Fürsten  zum  Könige  ausgerufen. 
Seine  Wahl  fand  allmäJig  Anerkennung.  Er  zog  jedoch  zunächst  den  Rhein  hinab,  dann 
über  Bamberg  und  Nürnberg  gen  Bayern,  wo  zu  Begensburg  am  9.  Juni  Herzog  Heinrich 
endlich  die  Eeichskleinodien  auslieferte  und  Erzbischof  Eonrad  von  Salzburg  sich  unter- 
warf. Hier  mag  denn  auch  die  Wiederbesetzung  des  bischöflichen  Stuls  von  Freising 
geordnet  worden  sein.  Eönig  Eonrad  bedurfte  der  Verstärkung  seiner  Macht  in  Bayern, 
und  fand  sich  bewogen,  seinen  Halbbruder  Otto  aus  dem  Eloster  Morimond  als  Bischof 
von  Freising  zu  berufen. 

Wie  die  neue  Erledigung  des  Stuls  herbeigeführt  wurde,  ob  eine  streitige  Bischofs- 
wahl die  Sache  erleichterte,  ob  etwa  der  Erwählte  rasch  gestorben,  oder  ob  er  zum  Rück- 
tritte veranlasst  ward  —  darüber  hat  sich  eine  Aufzeichnung  nicht  erhalten,  und  weder 
der  Name  Matheus,  noch  der  Name  Wilhelm  findet  sich  femer  in  bemerkenswerther  Stellung 
oder  in  Nekrologien  näherer  Umgegend. 

Wie  bei  Bischof  Otto  I  sogleich  gezeigt  werden  soll,  ist  der  erforderliche  Raum  für 
solchen  Hergang  durch  dessen  späten  Regierungs-Antritt  vollständig  gegeben. 

§    11. 

Bischof  Otto  I,  1138— 1158,  und  sein  Geheimsohrelber  Rahwin. 

Otto  war  der  fünfte  Sohn  des  unter  die  Heiligen  eingereihten  Markgrafen  Leopold 
von  Oesterreich  aus  dem  Stamme  der  Babenberger,  aus  dessen  1106  geschlossener  Ehe 
mit  Kaiser  Heinrichs  IV  Tochter  Agnes,  Wittwe  des  Herzogs  Friedrich  von  Schwaben.. 
Zwischen  1112  —  1115  geboren,  trat  er  um  1130  in  Morimond  in  Frankreich  in  den 
Cisterzienser-Orden ,  und  ward,  wie  oben  erwähnt,  als  Abt  dieses  Klosters  zum  Bischöfe 
von  Freising  berufen.  Nach  dem  Zeugnisse  seines  Geheimschreibers  Rahwin  starb  er  zu 
Morimond  am  X  K.  Octobris,  am  22.  September  1158^). 

Sein  Leben  und  seine  Werke  sind  mehrfach  zum  Gegenstand  wissenschaftlicher  Er- 
örterung gemacht  worden;  so  neuerlich  von  Dr.  Roger  Wilmans  bei  Herausgabe  seiner 
Werke  in  den  Monumentis  Germaniae  historicis  im  XX  Bande  der  Scriptores. 

In  seinem  Bisthume  errichtete  er  zur  Wiedererweckung  ächten  Mönchslebens  alsbald 
zwei  Klöster  nach  der  jüngst  erst  verbesserten  Regel  von  Prämonstrat,  eines  zu  Scheftlam, 
das  andere  zu  Neustift,  Nova  Cella,  nächst  Freising  ^).  Es  bedarf  nichts  mehr  der  Fest- 
stellung, als  die  Zeit  seines  Regierungsantrittes,  welche  hier  besonderes  Interesse  gewährt, 
wesshalb  wir  in  nähere  Erörterung  eingehen. 

Im   letzten   Jahre   seines   Lebens   erliess  Bischof  Otto    eine   neue  Ordnung   fUr  sein 


1)  Das  domcapitelsche  Oalendar  ebenso  mit  dem  Zosatie:  Oblatio  de  Dinthenhansen,  Timtenbaiifen 
L.  Aibling.  Im  Schef tiarner  Necrolog:  XI  K.  Oct  Otto  ep*c  Fris.  fandator  noster.  Consolatio 
de  toto  predio  et  monte,  qni  dicitur  Wakchersperch  (bei  Tölz).  Im  Cod.  21555  ohne  Tag. 
Pez  1.  c.  II.  401. 

2)  Für  Scheftlam  ist  die  Urkunde  erbalten.  Besser  M.  I.  818  als  Ma  VIII.  511.  Die  Namen 
lauten :  Sceftelaren,  Yrsenfausen,  Niyyaren«  Echboldingen ;  auch  steht  iusta,  nicht  mnlta,  bei  den 
Zeugen :  Wicmannus,  Keitebochensis . .  prepositns  de  Burenberch.  Für  Neustift  fehlt  das  Ori- 
ginal.   M.  I.  821.    MB.  IX.  565. 


6Ö 

Domcapitely  deren  Urschrift  mit  der  alten  Aufschrift  „de  arcis  in  monte^  erhalten  ist, 
wärend  Meichelbeck  dieselbe  nach  der  nnyollständigen  Abschrift  des  Domherrn  und  Gustos 
Chonradus  gibt ').  Es  sei  gestattet ,  hier  den  Schluss  der  Urkunde  au&unehmen,  welche 
in  zwei,  hier  durch  Ziffern  getrennten  Columnen  der  gesammte  Clerus  mit  „^go  subscripsi", 
der  Bischof  Otto  an  der  Spitze,  unterzeichnete: 

I.  Adalpertns  maioris  ^ccri^  prepositas.  Alpertns  maioris  ^ccPi^  decanus.  Herrandns 
.  archlpbr.  Otto  s.  Andrej  ppts.  Hoholdns  s.  Zenonis  ppts.  Albuno  8.  Castnli  ppts.  Hartmodns 
8.  Yiti  ppt8.  Arnoldas  archidiaconus.  Perchtoldus  maioris  ^ccPi^  notarias.  Ovdalricns  8.  Arsatii 
ppts  *).  II.  Ratpoto  S.  Stephan!  abbas.  Hermannus  nov^  cell^  ppts  ^).  üdalricus  Scirensis 
aobas.  Kotbertas  Tegrinsensis  abbas.  Hermannus  Aprimontis  abbas  '^).  Lotharlas  Botensis 
abbas.    Heinricns  s.  Dionisii  ppts  ^). 

De  mimsterialibns  präsentes  faerant  Waltman  de  Pastperch  et  frater  eins  Bodolf,  et  filias 
eins  Bodolf,  Heinrich  de  Locbirchen  et  frater  eins  Isinrich,  Gerwich  de  Pabinbnsin  ^)  *), 

Data  per  mannm  Bahwini  notarii.  Actara  dnic^  incarnationis  anno  M.  C.LVIII.  Indict. 
VI.  Anno  aatem  domni  Ottonis  Frisingensis  ^ccl'i^  venerabilis  antistitis  XVJIJI.  regnante  serenls- 
simo  imperatore  Frederico.  Anno  regni  ejus  VII.  Imperii  antem  eins  IUI.  in  /po  feliciter. 
Amen.    Amen. 

Da  das  am  4.  Juni  begonnene  vierte  Kaiser- Jahr  Friedrichs  I  bereits  im  Laufe  war, 
so  hat  Bischof  Otto  diese  Urkunde  wenige  Monate  vor  seiner  Abreise  nach  Morimond,  wo 
er  am  22.  September  starb,  ausgestellt.  Es  lässt  sich  selbst  die  Zeit  der  Abfassung 
noch  etwas  näher  bestimmen.  Am  14.  Juni  1158  war  der  Bischof  in  Augsburg,  wo  er 
sich  von  dem  nach  Italien  ziehenden  Kaiser  verabschiedete ,  und  die  bekannte  Urkunde 
über  Brücke  und  Zoll  zu  Föhring  gegen  Herzog  Heinrich  den  Löwen  erwirkte ;  Ende  August 
aber  muss  er  schon  auf  die  Reise  nach  Frankreich  sich  begeben  haben,  da  er  am  8.  Sep- 
tember, dem  Feste  Maria  Geburt,  dem  Generalcapitel  des  Cisterzienser  -  Ordens  beiwoh- 
nen wollte. 

Dasselbe  19te  Jahr,  wie  in  dieser  in  die  Monate  Juli  oder  August  des  Jahres  1158 
fallenden  Urkunde,  zält  Bischof  Otto  aber  auch  schon  in  der  dem  CoUegiatstifte  S.  Andreae 
in  Freising  VIII  Idus  Novembris,  am  6.  November,  1157  gegebenen  Urkunde  ^). 

Er  kann  daher  nicht  vor  Herbst  1138,  inunerhin  aber  muss  er  vor  November  jenes 
Jahres  die  Regierung  angetreten  haben.  Dies  wird  durch  eine  weitere  der  seltenen  voll- 
ständig datirten  Urkunden  bestätigt ,  jener  für  Kloster  Scheyem  vom  9.  Dezember  1 144, 
welche  das  siebente  Jahr  zält  ^).  Die  Urkunden  des  Jahres  1142  fallen  hienach  bis  zum 
September  in  das  vierte  Jahr,  womit  wieder  die  in  Urschrift  vorhandenen  für  Scheyem  im 
Einklänge  ist  ^). 

Mit  Fug  darf  unter  diesen  Umständen  angenommen  werden,  dass  Otto  seiner  später 
sich  bestätigenden  Uebung  nach  als  Abt  von  Morimond  für  die  Annahme  des  Bisthums 
Freising    die  Genehmigung   des    Generalcapitels   seines  Ordens,   dessen  Kleid  er  nach  dem 


1)  M.  I.  339.  Bessere  Z.  7  vestrae  Z.  11  lacincto  Z.  \2  teutonico  Z.  23  inceperint  Z.  31  faerint 
(statt  sunt)  Z.  48  Alberti  Z.  44  Eberspahc^  et  beneficinm  presbiteri  Qebfaardi,  qaod  est  decima 
Z.  46  qaod  est  decima  apad  Aspach  Z.  47  Mittenwalde..  ZoUingin  Z.  48  Albertus  S.  340  Z.  3 
ab  Z.  9  illorom  Z.  10  vel  Z.  13  Chregilingin  Z.  14  ea  Z.  15  Porchardos . .  Moseburg'.  Z.  28 
arcam  (fratrom)  cui  eins  Z.  30  huiasqae. 

2)  Es  sind  a)  von  IlmmQnster,  b)  Neustift,  c)  Ebersberg,  d)  Scheftlam,  e)  Bogenhausen. 

3)  M.  I.  336.  Die  Urschrift  fehlt. 

4)  Die  Urschrift  fehlt  anch  hier.  Der  Drack  M.  I.  827  erfolgte  nach  Cod.  Schir.  20  der  Hof-  u. 
St.  B.  f.  34;  es  ist  nur  p.  827  viertletzte  Z.  nt  vor  minlsterialis  £a  streichen,  und  in  drittl.  Z. 
ahqoa  in  antiqoa  zu  änoem.  Der  nnter  den  Frohsten  voranstehende  Ulricns  prepositus  s.  Gan- 
didi  et  archidiaconns  ist  der  Brader  der  Pfalzgrafen  von  Witteisbach.    Aach  MB.  X,  374. 

5)  M^B.  X  453.  Bessere  Z.  8  beneficio.  Die  Terk&nten  Namen  der  Orte  sind  zum  Theile  unrichtig 
aufgelöst.  Berichtige :  Tringesb[arg] . .  Herrenfa[usen]  . .  Lohk7r[chen].  Streiche  am  Schlüsse  eto. 

Abh.  d.  m.  Ol.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Ad.  II.  whth.  9 


66 

Zengnisse  seines  Oeheimschreibers  niemals  ablegte,  abgewartet  habe,  sohin  erst  nach  dem 
8.  September  1138  von  dort  abreiste,  so  dass  sein  Eintreffen  zu  Freising  auf  Ende  Sep- 
tembers oder  Anfang  Oktobers  fällt. 

In  den  in  Urschrift  nicht  vorhandenen  Urkunden  für  Neustift  und  Weihenstephan, 
welche  die  Jahrzahl  1143  mit  dem  vierten  Otto*s  verbinden,  muss  ein  Fehler  stecken,  wie 
fOr  Neustift  schon  Meichelbeck  bemerkte,  und  unsere  Nr.  83  des  IV  Abschnitts  fOr 
Weihenstephan  durch  die  Beifügung  der  älteren  Au&eichnung  und  Nachweis  stattgehabter 
Interpolationen  ausser  Zweifel  stellt  '). 

In  der  Urkunde  vom  letzten  Jahre  Bischof  Otto's  haben  wir  bereits  den  Notarius 
Bahwinus  getroffen,  welchem  er  seine  Geschichtswerke  in  die  Feder  dictirte,  und  der  das 
Eine  derselben  nach  des  Bischofs  frühem  Hinscheiden  vollendete  und  in  einem  Anhange 
fortsetzte. 

Es  ligt  hier  ferne,  seine  Betheiligung  an  den  trefflichen  Werken,  welche  eine  we- 
sentliche Quelle  unserer  Eenntniss  jener  Zeit  bilden,  näher  zu  untersuchen.  Es  gilt  nur, 
die  äusseren  umrisse    seines  Lebens   auf  Grund  der  Freisinger  Urkunden  zu  verzeichnen. 

Sein  Name  lautet  in  den  urschriftlich  erhaltenen  Urkunden  Bahwinus.  Bahewinus; 
in  den  Handschriften  Freisings,  Weihenstephans,  Scheftlams,  Tegemsees,  Chiemsee^s  auch 
Bache¥nnus  und  Bawinus,  im  Cartular  Schejems  einmal  Beguinus.  Die  Formen  Bade- 
vicus,  Bathunic  u.  s.  w.  kommen  in  Urkunden  nicht  vor. 

Obwohl  der  Name  auch  in  Bayern  in  den  Familien  von  Lohkirchen  und  Gosselsdorf 
im  Xn  Jahrhunderte  sich  findet,  unterliegt  es  doch  nach  den  Au£&eichnungen  in  Kloster 
Neuburg  keinem  Zweifel,  dass  Bah¥nn  wie  Bischof  Ottp  aus  Oesterreich  gekommen  ist  ^). 
In  der  bereits  erwähnten  Urkunde  vom  9.  Dez.  1144  über  die  Pfarrverhältnisse  in  Scheyem 
tritt  er  zuerst  als  Notarius  und  Schriftführer  auf.  Er  ist  zugleich  Capellanus  Episcopi, 
als  er  seinen  Bischof  in  dessen  zehntem  Jahre,  sohin  zwischen  October  und  December  1147, 
nach  Schliersee  begleitet,  sowie  bei  den  bereits  erwähnten  Verhandlungen  zwischen  Kloster 
Bott  und  Pfalzgraf  Otto  major  wegen  des  Gutes  Neufam,  welche  nach  1152  fallen,  da 
Probst  Otto  Yom  Collegiatstifte  S.  Andreae  anwesend  ist.  Um  die  gleiche  Zeit  ist  er 
Schriftführer  bei  dem  Vertrage  mit  Kloster  Frauenchiemsee  vom  Jahre  1154  und  bei 
Verleihung  der  Zehentfreiheit  an  Probst  Gerhoch  von  Beichersberg  im  Jahre  1155.  Beide 
Urkunden  fallen  in  die  Monate  vor  dem  October,  weil  in  der  ersten  Bischof  Otto  I  16. 
Jahr,  in  der  zweiten  dessen  17.  gezält  wird  ^). 

In  der  nicht  unverdächtigen  Urkunde,  welche  über  langwierige  Verhandlungen  mit 
Kloster  S.  Georgen  an  der  Traisen  zu  Stiersdorf  (Zistersdorf ,  zwei  in  Niederösterreich) 
wie  Zahn  annimmt,  im  April  1158  zum  Abschluss  gelangten,  wird  er  Canonicus  genannt^), 
aber    noch   im  Juli   und  August   dieses  Jahres   ist  er,  wie  wir  gesehen  haben,  Notarius* 

Unter  Bischof  Otto*s  Nachfolger  Adalbert  wird  er  alsbald  Domherr  und  wegen  seiner 
Schrifts-  und  Geschäftsgewandtheit  mannigfach  verwendet  und  beigezogen. 


1)  Es  Bind  die  Urk.  M.  I.  321  u.  N.  1318,  MB.  IX.  498  n.  565  ans  dem  Cod.  Weihenst.  N.  20. 

2)  Wilmans  in  proSmio  zam  zweiten  Theile  von  Bischof  Otto's  Werken.    Schnlaasg^abe  p.  IX  seq. 

3)  MB.  VI  169,  in  Urschrift  nicht  vorhanden;  M.  N.  1322,  23,  26.  MB.  I.  365.  II.  447.  III.  426. 
Das  Cartular  von  Chiemsee,  woraus  die  ürk.  II  447  entnommen,  ^ibt  weder  Rathnnic,  noch 
Bachummi,  sondern  deutlich  Bachuuini;  die  Orte  heissen  Boch,  Palding,  Hachingen,  Pergam; 
Abt  Günther  von  Munster  nach  dem  Drucke,  im  Cartular  Winster,  ist  zweifellos  Schreibfehler 
fQr  Wihenstepban,  Weihenstephan.  Von  der  späteren  gibt  Hundt  M.  8.  III.  287  den  Namen  des 
Notars  richtiger;  die  Indictionen  II,  I  sind  verkehrt  und  irrig. 

4)  Zahn  F.  r.  austr.  XXXI.  102.  Otto  TI  dort  ist  Versehen.  Aber  nicht  nur  Papst  und  Kaiser 
gehen  nicht  zusammen;  auch  Probst  Udalricus  de  Moseburg  ist  seit  1154  durch  Albuno  ersetzt. 
lat  etwa  Ardakeren  zu  lesen? 


67 

So  treffen  wir  ihn  am  7.  März  1160  mit  seinem  Bischöfe  in  Lonca,  Biseho&lak  in 
Krain,  um  1165  mitwirkend  bei  dem  Vertrage  mit  Graf  Otto  von  Vallei  und  am  3.  De- 
zember dieses  Jahres  in  Brixen  bei  dem  Vertrags-Abschlusse  mit  Bischof  Adalbert  von 
Trient  ^).  Hier  ist  noch  Probst  Hartmnd  von  S.  Veit  in  Freising  mit  ihm.  In  der 
nächsten  erhaltenen  Urkunde  von  1168  sine  die  ist  Eahwin  in  dessen  Stelle  eingerückt 
und  erscheint  mehrmals  bis  zum  Jahre  1170  als  Probst  bei  S.  Veit. 

Die  Zeit  seines  Ablebens  scheint  nirgends  vorgemerkt.  Auch  Stiftungen  von  ihm 
sind  nicht  bekannt.  Am  12.  April  1177  findet  sich  ein  anderer  Stiffcsprobst  bei  S.  Veit, 
Chonradus  *). 

§  12. 
Bischof  Adelbert,  1158  — 1184. 

Als  Bischof  Otto  in  den  letzten  Monaten  seines  Lebens  die  Bestimmungen  für  seine 
Domherren  erliess,  unterzeichneten  Domprobst  Albertus  und  Domdecan  Albertus.  Es  war 
nach  den  Weihenstephaner  Annalen  der  Domprobst,  welcher  zum  Nachfolger  erwält,  und 
wohl  durch  Fürsorge  Otto's  bei  seinem  letzten  Zusammentreffen  mit  Kaiser  Friedrich  von 
diesem  nicht  beanstandet  wurde  ^).  In  den  Urkunden  erscheint  auch  der  Domdecan 
nicht  mehr  *). 

Die  Herkunft  Bischof  Adelberts  ist  durch  sein  Testament  zweifellos  gestellt,  welches 
im  Fürstenselect  des  Beichsarchives  aufbewahrt  wird.  Es  ist  unerklärlich,  wie  die  Gelehrten, 
Domdecan  von  Heckenstaller  und  Domprobst  von  Deutinger,  an  der  schon  von  Meichelbeck 
abgewiesenen  Fabel  der  Abstammung  aus  dem  Grafenhause  von  Sigmaringen ,  oder  wie 
Baumgaertner  schreibt,  von  Simmering  festhalten  konnten.  Ihnen  folgten  dann  auch  Gams 
und  Potthast  % 

Adelbert  ist  aus  einem  Ministerialgeschi  echte  Freisings  hervorgegangen,  welches  zu 
Harthausen  sass,  nun  Dorf  Hartshausen  in  der  Pfarrei  Zolling  L.  Moosburg  ^).  Sein 
Bruder  Üdalrich  von  Harthausen  ist  mehrfach  in  Urkunden  beglaubigt,  aber  wie  die  Schwe- 
ster Herburga,  schon  gestorben,  als  der  Bischof  im  Jahre  1181  sein  Testament  errichtet. 
Wie  dem  Testamente  zu  entnehmen,  war  das  Ministerialgeschlecht  reich  begütert.  Bischof 
Adelbert  verfügt  in  demselben  zwar  nicht  nur  über  angestammte,  sondern  auch  über  er- 
worbene Güter ;  er  bezeichnet  jedoch  ausdrücklich  Harthusen  als  sein  Patrimonium.  Es  sind 
zwei  Gruppen  von  Gütern,  über  welche  bestimmt  wird :  zunächst  am  Stammgute  im  Land- 
gerichte Moosburg  2  Höfe  in  Haselbach,    das  obere  Sixt-,    das  untere  Domhaselbach  am 


1)  M.  K  1340.  46.  48.  MB.  I.  362.  In  der  ersten  lies  in  7.  letzter  Z.  in  Pnstris;  die  letzte  bes- 
ser bei  Zahn  F.  r.  anstr.  XXXI  p.  110;  doch  irrig  zum  Jahre  1166,  da  der  Cod.  N.  189  f.  47 
y.  ganz  richtig  1165  die  veneris  III,  nicht  IV  Non.  Dec.  hat.  Bei  Meicb.  verstümmelt  nach 
Cod.  N.  191  f.  123  v.    Vgl.  auch  MB.  I.  862. 

2)  M.  N.  1341.  1342.  1343.  MB.  VIII.  515. 

3)  Cod.  21555  f.  128 :  Adilbertns  in  episcopnm  eligitur  prepositus  maioris  ecclesie.  Item  ipso  an- 
no Mediolanenses  Begi  Friderico  se  obsessi  dedideront.  Von  Pez  1.  c.  bei  dem  Jahre  1 158  weg- 
gelassen. 

4)  Der  Domdecan  Adelbert,  früher  Domp&rrer,  war  ans  dem  Geschlechte  von  Horskenhoven,  Herschen- 
bofen,  in  der  Pf.  Hohenkammer  L.  Freising,  wie  sich  daraus  ergibt,  dass  sein  Verwandter 
(Vater  ?)  Bihberi  von  Horskenhoven  ein  Gut  zu  Ebersbacb  für  ihn  der  Kirche  übergibt,  welcbes 
er  noch  als  Decan  im  Jabre  1158  besitzt.    M.  I.  339.  N.  1306.    Cod.  N.  190  f.  15  v. 

5)  Deutinger  Beitr.  I.  17.  72.  V.  30.  89.  A.  Nagel  macht  ihn  zu  einem  Abensberg;  1.  c.  Abb. 
1808  in  8yo.  II.  118. 

6)  Es  sind  noch  2  Bartshausen  im  L.  Moosburg,  in  den  Pfarreien  Bruckberg  und  Mauern,  doch 
Einöden;  ein  weiteres  ligt  in  der  Pfarrei  Zomeding  L.  Ebersberg. 

9» 


58 

Kaiser  und  Papst  im  Herbste  1052  am  Rheine  zusammentrafen,  scheinen  endliche  Beschlüsse 
gefasst  worden  zu  sein,  und  Nitker  erhielt  im  Winter  auf  1053  den  Auftrag  den  Erz- 
hischof  einzuführen.  Im  Februar  reiste  Papst  Leo  über  Augsburg  nach  Italien  ab,  begab 
sich  zunächst  nach  Mantua,  wohin  er  eine  Synode  berufen  hatte,  brach  sie  jedoch  plötzlich 
wieder  ab,  und  eilte  in  beschleunigter  Reise  nach  Rom.  Unangenehm  mag  es  ihn  berührt 
haben,  dass,  als  er  am  13.  März  Rayenna  erreichte,  Erzbischof  Heinrich  dort  inuner  noch 
nicht  eingesetzt  war.  Diess  ergibt  sich  daraus,  dass  bei  der  Bischofis-Weihe  Peter's  von 
Annecj,  welche  der  Papst  schon  am  14.  März  persönlich  zu  Rimini  vollzog,  der  mitwirkende 
Heinrich  von  den  Benediktinerordens-Annalen  noch  immer  Electus  Ravennatis  genannt 
wird.  Die  Schuld  der  Verzögerung  ward  von  der  päpstlichen  Partei  auf  Bischof  Nitker 
geworfen.  Spitze  Reden  fielen  und  Heinrich  von  Reichenau  meint,  Nitker  sei  wieder  in 
frühere  Leichtfertigkeit  gefallen.  Wärend  der  Papst  am  21.  März  in  Rom  eintrifft,  bemüht 
Nitker  sich  den  Auftrag  in  VoUzug  zu  setzen,  erkrankt  aber  am  3.  und  stirbt  schon  am 
6.  April.  Im  Einklänge  hiemit  steht  Nitkers  Tod  in  den  kurzen  Weihenstephaner  Annalen 
bei  dem  Jahre  1053  0- 

Ob  Nitker  mit  dem  Papste  gereist ,  oder ,  was  wahrscheinlicher ,  ihm  nachgefolgt, 
wie  die  Zerwürfnisse  entstanden,  lässt  sich  nicht  mehr  feststellen.  Meichelbeck  bezeugt,  dass 
der  Bischof  in   den  Freisinger  Jahrbüchern  keineswegs    in   schlechtem  Andenken  stehe  ^). 

Bischof  Nitker  hat  bei  S.  Veit,  einer  der  ältesten  Kirchen  Freisings,  welcher  schon 
nach  der  Schenkung  König  Heinrichs  11  vom  Jahre  1003  eigene  Domgeistliche  beigeordnet 
waren,  ein  Collegiatstift  errichtet,  welches  sein  G^ächtniss  jedoch  nicht  am  6- «  sondern 
am   18.  April  beging*). 

§  7. 
Bischof  Ellenhard,  1053—1078. 

Bischof  Ellenhard  soll,  wie  sein  Vorgänger,  vor  der  Wahl  am  kaiserlichen  Hofe 
gewesen  ^),  und  aus  dem  Geschlechte  des  später  nach  der  Burg  Tirol  (nicht  nach  Meran) 
benannten  Grafenhauses  entsprossen  sein.  Meichelbeck  bestätigt,  dass  an  dem  Messbuche, 
welches  Ellenhard  dem  von  ihm  gegründeten  S.  Andreas-Stift  geschenkt  hat,  der  Adler 
mehrfach  in  jener  Gestalt  zu  sehen  war,  in  weichet  er  im  Wappen  der  Grafen  von  Tirol 
erscheint.  Die  Ergebnisse  unserer  Forschung  sind,  wie  sich  zeigen  wird,  einer  solchen 
Herkunft  nicht  entgegen,  obwohl  sie  zur  Gewissheit  nicht  erhoben  werden  konnte. 

Seine  Ernennung  oder  Bestätigung  ging  nicht  so  rasch,  wie  bei  Nitker;  denn  erst 
am  15.  November  ward  er  zum  Bischöfe  geweiht  ^). 

Wäre  der  Stiftungsbrief  über  das  von  Ellenhard  mit  Eigengütem  ausgestattete 
S.  Andreas-Stift  erhalten,  so  würde  die  Frage  der  Herkunft  mit  grösserer  Sicherheit  ge- 
löst werden  können.     Es  ligt  jedoch    nur   eine,  hundert  Jahre  später  von  Bischof  Otto  I 


1)  Cod.  N.  21555  f.  125:  MLIII  Nitkenis  ep'c  oV.    EUenhardas  epc  saccesdit.    Nicht  bei  Pez. 

2)  M.  I.  248.  Leider  liegen  die  Ergebnisse  von  SteindorflTs  Forschungeii,  der  sich  dem  Todesjahre 
1052  anzQscbliessen  scheint,  noch  nicht  vor. 

3)  Im  gedrückten  Calendar  des  Stifts  8.  Veit  ans  dem  XVI  Jahrhundert  im  B.  A.  N.  47:  18  April: 
Nitgems  eccl'^ie  Fris.  ep's  fnndator  et  consnmmator  eccli*ae  nostrae  s.  Vit!  obiit,  unde  habemus 
4  solidoB  et'  20  den«  de  molendino  nostro  in  Nidemdorf ,  pro  ipsins  solemni  memoria  celebranda. 
Doch  im  geschriebenen  Calendar  des  Stifts  ans  dem  XVII  Jahrhundert  ist  der  Jahrtai^  schon 
durch  einen  andern  ersetzt. 

4)  Steindorff  fOhrt  ihn  I.  859  unter  den  ihm  bekannten  Hofkaplänen  nicht  anf. 

5)  In  beiden  Freisinger  Galendarien  vor  dem  MartTrologium ;  in  jenem  der  k  Bibliothek  Nachtrag 
ohne  Jahrzahl  Qu.  u.  Er.  VII.  469.  Der  Tag  war  1053  Quatember  Mittwoch,  im  Jahre  vorher 
ein  Dinstag. 


59 

eriheilte  Bestätigiing  vor,  welche  am  7.  November  1157  die  Besitzungen  aii&ält,  ans- 
drttüklich  erwähnend,  dass  dieselben  theils  von  dem  Oründer,  theils  von  den  Nachfolgern 
herrtthren.  Darin  sind  non  sowohl  Güter  im  Gebirge:  Tholbach  (Doblacb  bei  Innichen?) 
und  Chaines,  nun  Kuenz,  Bezirks  Meran,  als  auch  solche  im  Flachlande:  Thulbach  und 
Hummel  am  linken,  Langengeisling  und  Dorfen  am  rechten  Isarufer,  dann  ein  unbestimm- 
bares Holzhausen  und  Brittenbach,  wohl  Britilinbach,  Prittlbach,  Pfarrei  und  Landgericht 
Dachau  aufgeführt  ^). 

Dem  Domcapitel  schenkt  Ellenhard  den  Hof  zu  Sigihoesteten,  oder  wie  es  im  Galen- 
darium  desselben  aus  dem  XIV  Jahrhunderte  heisst,  Sigolzsteten,  nun  Sielstetten  in  der 
Pfarrei  Margarethenried  L.  Mainburg.  Zu  einer  Stiftung  für  sein  Seelenheil  in  Weihen- 
stephan verwendet  er  Weingüter  nächst  Bozen  und  in  der  Wachau,  einer  Gegend  bei 
Molk  in  Niederusterreich  ^). 

Hienach  düifte  seine  Familie  sowohl  im  Gebirge  als  um  Moosburg  in  Bayern,  und 
selbst ,  wie  damals  alle  mächtigen  Familien  Bayerns ,  in  Oesterreich  reich  begütert  ge- 
wesen sein. 

Das  Hochstift  erhielt  unter  ihm  von  den  Kaisern  und  Königen  nicht  nur  Bestätig- 
ung der  Güter  in  Steyermark  und  Tirol,  sondern  auch  neuerdings  weite  Besitzungen  in 
Niederösterreich  an  der  Leitha,  in  Krain  und  in  Istrien.  Auch  wurde  ihm  von  König 
Heinrich  IV  die  Abtei  Benediktbeuern  überwiesen,  jedoch  unmittelbar  nach  seinem  Ableben 
die  Freiheit  ihr  zurückgegeben  ^). 

Sein  Tod  ist  auf  dem  Grabmale  bei  S.  Andreas  in  Freising,  vom  Domcapitel  in 
dessen  Oalendar  und  im  Necrolog  von  SchefÜarn  übereinstimmend  am  11.  März  einge- 
zeichnet. In  dem  Freisinger  Calendar  vor  dem  Martyrologium  ist  gleiche  Vormerkung 
der  späteste  Eintrag  von  der  bekannten  Hand  des  Nachtrags  mit  dem  Zusätze :  anno  Do- 
mini 1078.  Jahr  und  ausnahmsweise  auch  der  Tag  finden  in  den  kurzen  Weihenstephaner 
Annalen  Bestätigung^). 

§  8. 
Bischof  Meginward,  1078—1098. 

Eilf  Tage  nach  dem  Tode  Bischof  Ellenhards,  schon  am  22.  März,  ward  nach  dem 
eben  angeführten  gleichzeitigen  Eintrage  in  den  kurzen  Weihenstephaner  Annalen  der 
Domherr  Meginward  zum  Bischöfe  erhoben.  König  Heinrich  IV  befand  sich  damals  in 
Begensburg,  was  die  Wahl  erleichterte.  Im  nächsten  Jahre  finden  wir  den  Bischof  als 
Fürsprecher  in  einer  Urkunde  des  Königs  *). 


1)  M.  I.  336.    Urschrift  nicht  .vorliegend. 

2)  MB.  IX.  864.  Die  Güter  in  der  Wachau  sind  früher  in  Freisinger  Urkunden  nicht  genannt, 
wohl  aber  sind  sie  Gegenstand  des  Austausches  zwischen  Bischof  Otto  I  und  Kloster  Weihen- 
stephan.   Abschn.  lY.  N.  33.  c. 

3)  Die  Schenkung  sowohl,  vom  18  Aug.  1065,  als  die  Befreiung  liegen  in  Urschrift  yor«  Letztere 
nennt  weder  Ort  noch  Tag  der  Ausstellung,  erwähnt  auch  des  Bischofs  nicht,  enthält  aber  das 
Jahr  107'',  sowie  der  Ordination  des  Königs  24tes,  des  Reiches  22t es  Jahr.  Sie  ist  also  zwischen 
dem  11  März  und  28  Juli,  wohl  im  April,  wo  der  Ednig  in  Passau  war  gefertigt.  MB.  VII. 
91.  93.  XXIX  a.  204.  258  Böhmer  Reg.  N.  1801.  1884. 

4)  Cod.  N.  21555  f.  126:  MLXXVIII  Elienhardus  ep*c  obiit  in  V  id.  Hart,  et  snccessit  Megin- 
uuardns  ep  s  in  XI  K.  Apri.  Der  hier  und :  MLXXX  Hagano  abbas  obiit  in  IUI  id.  Not.  bei 
Abt  Hagano  von  Weihenstephan  eingetragene  Todestag  dürfte  den  Beginn  gleichzeitiger  Ein- 
träge in  dem  Gomputns  annorum  bezeichnen. 

5)  MB.  XXXI  a.  362  besser  als  MB.  III.  104.  Im  Calendarium  vordem  Martyrologium  fehlt  schon 
diese  Ernennung  und  fortan  jeder  Nachtrag. 

8* 


70 

Hiemit  ist  der  Zeitabschnitt  erreicht,  zu  welchem  wir  die  ergänzende  Urkunden- 
Sammlung  zu  fuhren  beabsichtet^n.  Wir  fügen  nur  noch  jenen  Vortrag  bei,  durch  wel- 
chen die  Grafen  von  Yallei,  der  einzige  noch  kurze  Zeit  blühende  Seitenzweig  des  Hauses 
Scheyem-Wittelsb^ch,  seinen  Frieden  in  jenen  Zeiten  fortwährender  Wirren  mit  der  Kirche 
schlosSy  weil  er  für  den  Besitzumfang  des  Hauses  von  Belang  ist. 

Bischof  Otto  war,  wie  erwähnt,  bestrebt,  seinen  Domherren  das  standesgemässe  Leben 
durch  Vereinigung  ihrer  Wohnungen  in  der  Nähe  seines  eigenen  Sitzes  zu  erleichtem. 
Dass  tmangenehme  Erfahrungen  ihn  hiezu  veranlassten,  ist  der  Urkunde  Nr.  106  Abschn.  IV 
zu  entnehmen,  ohne  dass  jedoch  die  Vorgänge  näh^  aufgeklärt  werden  ^).  Die  reichen 
Stiftungen  hatten  allmälig  zu  Wohlleben  und  dessen  Folgen  geführt.  Nicht  nur  waren 
die  Domherren-Stellen  aufs  beste  dotirt,  sondern  eine  namhafte  Zahl  der  Domherren  rückte 
auch  stets  in  Probstei-Pfrttnden  ein  *). 

Domherren  von  Freising  waren  am  Schlüsse  des  Xu  Jahrhunderts  Praepositi:  zu 
Innichen  in  Tirol,  S.  Candidi  seu  Inticinensis  vel  Intycensis  ^),  zu  Isen,  s.  Zenonis  seu  Isi- 
nensis,  von  den  beiden  seit  dem  VIII  Jahrhunderte  mit  Freising  verbundenen  Stiftern ;  zu 
Moosburg  s.  Gastuli  seu  Mosburgensis,  seit  dem  IX  Jahrhunderte  Freising  einverleibt;  zu 
Schliersee  s.  Xjxti  oder  Sixti  seu  Sliersensis,  im  X  Jahrhunderte  nach  der  Zerstörung 
durch  die  Ungarn  angeschlossen;  s.  Arsacii  von  dem  später  mit  Schliersee  das  Schicksal 
der  Einverleibung  in  das  Collegiatstift  bei  Unserliebenfrau  in  München  erleidenden  Ilm- 
münster ;  dann  von  den  durch  die  Bischöfe  in  Freising  selbst  begründeten  Collegiatstiftem 
zu  S.  Andreas  und  zu  S.  Veit;  endlich  von  den  auf  den  reichen  und  auswärtigen Besitz- 
tmgen  in  jüngster  Zeit  gegründeten  Stiftern :  s.  Primi  et  s.  Feliciani,  Praepositus  Wertsen- 
sis  oder  Wertsedinus,  von  der  lieblichen  Halbinsel  Maria  Wörth  im  Klagenfurter  See  in 
Krain,  und  s.  Margarethae  in  Ardakeren,  zu  Ardacker,  dem  Markte  an  der  Donau  in 
Niederösterreich,  Oberwienerwald. 

Die  übrigen  in  den  Urkunden  auftretenden  Praepositi  sind  Kloster- VorstÄnde;  so  die 


1)  Ueber  das  Ministerialgeschlecbt  der  Vertinch,  welchem  der  ausgestossene  Domherr  Heinrich  an- 
gehörte, YgL  Krenner  über  die  Siegel  der  Mttnchener  Bargergeschlechter.  Ak.  Abb.  II  (1813) 
S.  82.  46. 

2)  Das  Entstehen  der  Probsteien,  welchen  anfangs  Archidiaconi  vorgestanden  zu  sein  scheinen 
—  Invabns  archidiaconus  för  Scheftlarn  um  980  MB.  VIII.  3-^0  —  lässt  sich  für  einige  in 
das  IX  und  X  Jahrhundert  zuräckfuhren.  Dem  Bisthume  fielen  die  betreffenden  Stifter  theils  durch 
Verleihung  der  Kaiser  und  Könige,  theils  in  Folge  der  Zerstörung  in  den  Ungarnkriegen  zu.  Dass 
die  Domherrn  bei  dem  Bentengenusse  in  Bälde  betheiligt  wurden,  mag  zum  Festhalten  des 
Besitzes  wesentlich  beigetragen,  die  Ausbildung  der  Collegiatstifte  gefördert  haben.  Von  der 
ersten  Hälfte  des  XII  Jahrhunderts  an  sind  die  Pröbste  ziemlich  vollständig  n&cbzuweisen. 
Sie  rucken  häufig  zu  Dompröbsten  vor;  so  wird  Chonradus  Felix  puer  (Seligskind),  zuerst  zu 
8.  Veit  Probst,  um  1200  Domprobst,  nach  ihm  Fridericus  de  Pubenhusen,  Bogenhausen,  zuerst 
Probst  vom  Wörthsee.  Wir  vermögen  in  der  Zuziehung  zum  Domkapitel  keinen  Beweis  für 
die  Beraubung  der  betreffenden  Klöster  durch  Bischoff  Dracholf  zu  erkennen,  wie  S.  Hirsch  in 
den  Jahrbüchern  unter  Heinrich  II.  I.  99. 

8)  Seltener  als  die  übrigen  ist  dieser  Probst  in  Freising  anwesend,  aber  er  erscheint  da  noch  im 
XIII  Jahrhunderte.  So  in  der  Urkunde  vom  18.  Februar  1220,  (nicht  1232)  Geroldus  prepositus 
Inciensis.  In  dem  durch  falsche  Theilung  des  Datums  entstellten,  unvollständigen  Abdrucke 
MB.  n.  451  ist  „Tagino  quondam  prepositus  Sliersensis"  zu  lesen,  und  lauten  die  Zeugen  nach 
dem  Chiemseer  Cartular  f.  11:  Üelricus  maior  ppts,  Chonradus  ppts  de  Mosburch,  Ortwinus 
ppts  s.  Viti,  Eberhardus  archidiaconus,  N.  ppts.  de  Batenbuch,  Sibito  Pulcher  panis,  Rudolfus 
can.  Geroldus  ppts  Inciensis,  Fridericus  de  Swab[ingen]  can.  Gottfridus  deoanus  s.  Andrej, 
ülricus  decanus  s.  Viti.  Albertus,  Chunradus,  Siboto,  Heinricus,  cappellani  de  familia  Chyemensi. 
WernbarduB  plebanus  de  Bruttingen>  Heinricus  plbs  de  Angabt,  Fridericus  plbs  de  Püch. 
Heinricus  et  Chunradus  fratres  Rirosting.  Magister  Eppo,  Bruno,  H.  preco  de  Rimsting.  Chuno 
de  Pasin,  Wellhemus  Scolaris  et  alii  plures. 


71 

Praepositi  s.  Dionysii  zu  Scheftlam,  und  S.  Petri  zu  Neustift  nächst  Freising,  der  beiden 
von  Otto  I  gestifteten  Främonstratenser-Klöstery  sowie  Pröbste  der  Augustiner  Chorherren 
Klöster,  wie  Indersdorf. 

Wie  sehr  die  Yon  Bischof  Otto  11  bekämpften  Missstände  sich  mehrten,  ersehen  wir 
aus  einer  im  Jahre  1250  Ton  dem  Domcapitel  an  den  Papst  gebrachten  Klage,  welche 
zuerst  auch  die  Zahl  der  Capitularen  erkennen  lässt.  Es  wird  darin  angeführt,  dass  yon 
30  Mitgliedern  des.  Kapitels  kaum  4  bis  5  anwesend  sind.  Papst  Innocenz  IV  ermächtigt 
denn  auch  das  Innehalten  aller  Bezüge  der  Abwesenden,  es  sei  denn,  dass  sie  in  Geschäf- 
ten der  Komischen,  oder  der  eigenen  Kirche ,  oder  auf  Wallfahrten,  oder  in  Studien  aus- 
wärts verweilen  ^). 

Unter  Bischof  Otto  U  ist  auch  der  Hofstaat  vollständig  bestellt.  Heinrich  von 
Wippenhausen  und  Konrad  von  Hittenfurt  sind  Kämmerer,  Heinrich  von  Zuistorf,  nun 
Zustorf,  ist  Schenk,  Sighard  von  Kienberg  Truchsess,  Qünther  von  Oiesenbach  Marschall  ^. 

Er  starb  am  17.  März  1220.  Sein  Tod  ist  gleichmässig  im  Scheftlamer  Necrolog 
und  im  domcapiterschen  Galendar  eingetragen  *). 


III.  Abschnitt. 


WolYold,  Domprobst  von  Freising,  dann  Abt  von  Admont  nnd 

Kloster  AtteL 

§  1. 

Wolvolds  Herkunft.     Kloster  Admonts  Einwirkung  auf  Bayern   unter  seiner 

Leitung.    1090—1137. 

In  unseren  Beiträgen  zur  Geschichte  des  Klosters  Schejem  haben  wir  die  Vermutung 
ausgesprochen,  dass  Wolvold,  Domprobst  von  Freising  und  später  Abt  von  Admont,  aus 
dem  Ministerialgeschlechte  von  LohMrchen ,  einem  Dorfe  in  der  Pfarrei  Beichenkirchen 
L.  Erding  (nicht  dem  gleichnamigen  Pfarrdorfe  im  L.  Neumarkt  an  der  Bott)  hervor- 
gegangen sei^).    Nachdem  er  schon  als   Domherr   seine  Besitzungen  zu  Lohkirchen  durch 


1)  Breve  vom  1.  April  1250.  Beg.  Boica  II.  428. 

2)  Am  Tollständigsten  in  der  ürk.  vom  17.  Juni  1212.  M.  N.  1372.  MB.  VIL  887. 

3)  im  Letzterem  mit  dem  Zusätze:  oblatio  de  capella  in  Adlingen  iuxta  Glan.  Es  ist  Adling  in 
der  Pfarrei  Qlon,  L.  Ebersberg.  Es  mag  zugleich  als  Beispiel  dienen,  wie  bis  tief  in  das 
Xlil  Jahrhundert  hinein  auch  in  Altbajem  die  Ortsnamen  auf  „ingen"  auslaufen^  und  sich 
erst  später  in  „ing"  abschleifen.  Cod.  12555:  MGCXX  Hoc  anno  Otto  epc  obiit.  Geroldus 
successit 

4)  Kloster  Schejem  Abb.  d.  h.  El.  B.  IX.  (1862)  8.  242. 


72 

Tausch  abgerundet,  verwendet  er  als  Domprobst  ein  Gut  zu  Pillinchoven,  Pillkoven,  dessen 
Flur  an  Lohkirchen  gränzt,  zu  einer  Stiftung  zuih  Dome.  Die  Urkunde  findet  sich  nun 
im  IV  Abschnitte  als  Nr.  25.  Die  Freisinger  Ministerialen  Wiso  (von  Haidolfing) ,  Wolvolt 
(von  Lohkirchen)  und  Aribo  (wohl  der  von  Hortolteshusen,  Gartelshausen  nächst  Freising) 
^d  Zeugen. 

Wolvold  war  ein  Mann  von  ungewöhnlicher  Thatkraft,  dabei  voll  tiefer  Frömmigkeit, 
welche  ihn  bewog,  der  Würde  des  Domprobsts  zu  entsagen  und  in  den  Benediktiner  Orden 
zu  treten.  Als  seine  streng  kirchliche  Richtung  ihn  auch  im  Kloster  Scheyeiii  in  Zerwürf- 
nisse mit  den  Schirmvögten  brachte,  begab  er  sich  nach  S.  Georgen  im  Schwarzwalde,  wo 
das  klösterliche  Leben  unter  dem  berühmten  Abte  Theoger  zu  so  trefflichem  Gedeihen 
gelangt  war,  dass  bereits  mehrere  Mönche  von  dort  in  andere  Klöster  als  Aebte  berufen 
worden  waren  *).  Auch  Wolvold  erhielt  nach  wenigen  Jahren  durch  Erzbiscbof  Konrad 
von  Salzburg  den  Auftrag,  die  Leitung  des  Elosters  Admont  in  Steyermark  zu  überneh- 
men, unter  seiner  23jährigen  Regierung  gelangte  Admont  zu  hoher  Blüthe.  Er  starb 
am  2.  November  1137  ^. 

Ob  Wolvold  wärend  der  Zeit  seines  Verweilens  zu  Scheyern  daselbst  Prior,  oder 
etwa  vor  Bruno,  auch  Abt  war,  welch  letzteres  wir  in  Abrede  stellten,  soll  hier  nicht 
weiter  untersucht  werden.  Ebenso  ligen  unserer  Aufgabe  die  harten  Kämpfe  ferne, 
welche  er  als  Reformator  der  Frauenklöster  in  dem  östlichen  Theile  des  weiten  Salzburger 
Sprengeis  in  den  letzten  Jahren  zu  bestehen  und  hiebei  schwere  Misshandlungen  zu  et- 
dulden  hatte,  an  deren  Folgen  er  starb. 

Wir  möchten  hier  nur  die  umfassende  Wirksamkeit  näher  darlegen,  welche  der  treff- 
liche Mann  in  Bayern  auch  nach  seinem  Abgange  noch  übte.  Offenbar  lässt  sie  sich 
nicht  aus  dem  begründeten  Rufe  allein  erklären,  sondern  weist  zugleich  auf  die  zahlrei- 
chen, nicht  nur  gesellschaftlichen,  sondern  auch  verwandtschaftlichen  Bande  hin,  welche  ihm 
in  weiten  Kreisen  des  bayrischen  Adels  Beziehungen  eröffneten.  Zugleich  wird  sich  Ge- 
legenheit ergeben,  das  Register  des  schönen  Urkundenbuches  von  Steyermark  in  Bezug 
auf  Bayern  mehrfach  zu  berichtigen.  Das  ferne  Monasterium  s.  Mariae  sanctique 
Blasii  zu  Admont  an  der  Enns,  war  vor  Wolvolds  Ernennung  zum  Abte  in  den  an  Klöstern 
so  gesegneten  Ober-  und  Niederbayem  gänzlich  unbekannt,  und  nach  seinem  Ableben 
verschwindet  in  Bälde  wieder  die  Erinnerung  an  dasselbe.  Wärend  seiner  Leitung  aber 
werden  nicht  nur  reiche  Stiftungen  dahin  gegeben,  sondern  es  erfolgen  auch  zahlreiche 
Eintritte  aus  Bayern,  welche  noch  einige  Jahre  der  Nachwirkung  zur  Folge  haben.  ^ 

Ulrich  von  Elsendorf,  Pfarrdorf  im  L.  Mainburg,  hatte  sich  mit  seiner  Gemalin 
Ghunigunde  und  seiner  Tochter  Richinza  am  16.  Jänner  1116  in  das  Kloster  Benedict- 
beuem  begeben,  und  dahin  reiche  Besitzungen  in  Lindkirchen,  L.  Mainburg,  Seholzen 
nächst  Gräflfing  an  der  Wurm  L.  Stamberg,  Sauerlach  und  Degerndorf  in  der  Pfarrei 
Münsing  L.  Wolfratshausen,  dann  Riffiau  und  Mais  bei  Meran  in  Tirol  gebracht.  Er  tritt 
im  November  1125  in  das  Kloster  Admont  über  und  bringt  dahin  seine  Güter,  unter 
welchen  nun  auch  Langenbach  L.  Freising  und  Thonhausen  L.  Moosburg  aufgezält  werden ; 
ausgenommen  bleiben  die  Weingüter  in  Tirol,  welche  Benedictbeuern  zur  Abfindung  be- 
hält. Ulrich  von  Elsendorf  ist  unter  den  Senioren  des  Klosters  Admont,  deren  Nicht- 
beiziehung  zur  Klostervisitation  dem  Abte  Wolvold  in  dessen  letzten  Jahren  zum  Vorwurfe 
gemacht  wird.     Ln  Jahre  1146  sind  noch  Verhandlungen  des  reichen  Erbes  der  Tochter 


1)  Vgl.  die  Yita  Theogeri  abbatis  S   Georgii  et  Episcopi   Mettensis.    MG.   SS.  XII  p.  449  flg. 

2)  P.  Wicbner,  der  Historiograph  Admonts  gibt  dem  Jahre  1187,  Machar  in  der  Geschichte 
Steyennarks  dem  Jahre  1138  den  Verzag.  Der  Beginn  der  28  Jahre  zufolge  der  Gesta  epis- 
coporum  Salzbarg.  —  MG.  SS.  XI.  42  — fallt  hiemach  in  die  Jahre  1114  oder  1115. 


73 

Bichiiiza  wegen,  welche  die  Verwandten  vergeblicli  in  der  Welt  erhalten  wollten,  und  erst 
im  Jahre  1161  entsagt  am  Landtage  am  Begensbnrg  Kloster  Benedictbenem  zu  Gnnsten 
Yon  Admont  auf  Elsendorf,  das  nun  in  einer  Graüschaft  des  Pfalzgrafen  Friedrich,  des 
Witteisbachers,  ligt  ^). 

Dem  gegebenen  Beispiele  folgen  die  Edlen  Otto  von  Iringisbnrc ,  Enrasbnrg  L. 
Wolfratshausen,  welcher  seinen  Sohn  Otto  in  Admont  eintreten  lässt>  und  mit  einem  Qute 
Waiden,  unbestimmbar  bei  vielen  gleichnamigen  Orten,  ausstattet,  dann  Gebolf  von 
Ascheiingen  L.  Stamberg,  und  Potto  und  Walther  von  Berthericheshusen,  Petershausen  an 
der  Glon  L.  Dachau,  welche  ihren  Schwestern  Gertrud  und  Guta  in  das  Nonnenkloster 
zu  Admont  in  demselben  Dorfe  Fradelsdorf,  Frecheisdorf  in  der  Pfarrei  Semmerskirchen  L. 
Mainburg,  nicht  das  ferne  Frassdorf  jenseits  des  Inns  L.  Bosenheim,  mitgeben  '). 

Aus  dem  Andechser  Grafenhause  tritt  Agnes  in  das  Kloster  Admont  und  wird  yon 
ihrem  Vater  dem  Grafen  Otto  von  Wolfratshausen  mit  Gütern  ausgestattet,  welche,  soweit 
nachweisbar  in  Oesterreich  liegen  '). 

Der  Edle  Liutprand  von  Hohesteten,  unter  den  zahlreichen  Hoch-  und  Hof-steten 
und  -statt  vielleicht  Hofstatt,  der  Weiler  in  der  Gemeinde  des  bekannten  Edelsitzes  Herren- 
hausen L.  Wolfratshausen,  tritt  selbst  ins  Kloster  und  bringt  dahin  2  Höfe  zu  Bergen 
L.  Moosburg,  und  WeUbach,  L.  Dachau.  Endlich  nimmt  auch  der  Edle  Magan  von  Howe- 
dorf,  Hadorf  L.  Stamberg,  mit  seiner  Schwester  Judith  und  Gattin  Bicharda,  sowie  den 
Kindern  Otto  und  Hemma  das  Mönchskleid  in  Admont,  welchem  ein  reicher  Besitz  zu  Ha- 
dorf, dann  Mammendorf,  Puch,  Längenmoos,  Maisach,  L.  Brück,  Burgstall  L.  Friedberg, 
Pellheim  und  Pallhausen  L.  Dachau  mit  zahlreichen  Leibeigenen  zu  Theil  wird  ^). 

Auch  einfache  Seelgerät-Stiftungen  wurden  Admont  gewidmet.  Hadewich,  die  Wittwe 
des  Ministerialen  des  Markgrafen  Dietpold  von  Vohburg,  Adelbert  von  Seiginbach,  dem 
Weiler  Seilbach  in  der  Pfarrei  Saal,  L.  Kelheim,  gibt  ihr  Gut  Eichenberc  und  ihren  Hof 
mit  Weinbau  zu  Owental,  Eichberg  und  Aunthal,  zwei  Einöden  in  der  Pfarrei  Elsendorf, 
wo  freilich  Weinbau  längst  nicht  mehr  betrieben  wird.  Der  Edle  Sigifrid,  Bruder  Arnolds 
von  Lucilsteten,  dem  WeUer  Stetten,  Gemeinde  Bumeltshausen  L.  Dachau,  gibt  anderthalb 
Höfe  in  Kemnaten  und  Hadebrehteshusen ,  Kemmaden  und  Habertshausen ,  beide  in  der 
Gemeinde  Trieüng  L.  Pfaffenhofen;  die  Edlen  Sarhil  und  Gotschalk  zwei  Höfe  zu  Eckeri- 
chesperge,  Eckersberg,  Gemeinde  Heimpertshofen  L.  Pfaffenhofen;  endlich  Walchun  von 
Stein  L.  Trostberg  verbindet  die  Ausstattung  seiner  Schwester  Berhta  mit  einer  Stiftung 
für  sein  Seelenheil,  wozu  er  3  Höfe  und  eine  Mühle  in  Elsendorf  überweist  ^). 

Ohne  Bezeichnung  des  Grundes  ist  die  Gabe  des  Edlen  Adelbero  von  Mörlbach  ein- 
getragen, einem  Dorfe  in  der  Gemeinde  Bachhausen  Pfarrei  Aufkirchen  L.  Wolfratshausen, 
desselben,  welcher  Ulrich  von  Elsendorf  zu  Begensburg  Beistand  leistete.    Er  widmet  Admont 


1)  Die  erste  Urk.  nun  bei  Frhr.  y.  Oefele  Giafen  von  Andechs  8.  227;  ferner  Nr.  109  u.  250  des 
ürk.  B.  V.  Stejermark  S.  124  u.  257 ;  MB.  YII.  108.  Pez  tbes.  aneod.  UJ.  3.  685.  Dass  Ulrich 
schon  zur  Bemfong  Wolvolds  aus  S.  Georgen  mitgewirkt,  wie  die  Gesta  Archiepiscopomm  wollen, 
ist  hiemit  unvereinbar. 

2)  Urk.  Buch  N.  154  a  167  S.  157  a.  165.  Otto  de  Iringesbarc  and  Foto  de  Perhtershusen  finden 
sich  mehrfach  in  bayrischen  Urkunden. 

3)  Aus  dem  Admonter  Cod.  im  Urk.  B.  I,  48.  N.  139.  Die  Namen  sind  wohl  durch  die  Abschrif- 
ten entstellt;  Frustingen,  Esilwanc,  Batingen  nicht  sicher  nachweisbar,  Bucha  zu  häufig;  Chram- 
perg  Enuicbberg,  Bes.  Gloggnitz  in  Nieder-,  Imiinesdorf  im  Uietale,  Inzersdorf  Bez.  Kirch- 
dorf in  OberOsterreich»  Tobele  wohl  Dobel  Bez.  Graz  in  Steyermark. 

4)  1.  c.  N.  204  u.  187  8.  210  u.  199. 

5)  L  c.  N.  155.  165.  316  S.  158.  164.  314.  Walchun  von  Stein,  Arnold  von  Lucilstetin,  Adelbero 
von  Morelbach  sind  aus  Tegemseer,  Scheftlamer,  Chiemseer  u.  s.  w.  Urkunden  wohl  bekannte 
Namen. 

Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  U.  Abth.  1 0 


74 

einen  Hof  za  Wermprechtespnmnen,  Wömbrunn  in  der  Gemeinde  Qrünwaid,  L.  München 
rechts  der  Isar,  und  3  Höfe  nebst  Hafen  am  Inn  in  Mulles,  Mils  nächst  Hall  im  Innthale  ^). 
Kloster  Admont  hat  diese  Besitzungen  anfangs  durch  Käufe,  insbesondere  in  der 
Umgebung  der  errichteten  Probstei  Elsendorf,  aber  auch  sonst,  wie  zu  Hoveheim,  Hofham 
L.  Landshut,  beträchtlich  vermehrt,  dann  aber  theils  schon  1152  an  den  ersten  Pfalz- 
grafen Otto  Ton  Witteisbach,  theils  später  an  Freising  gegen  Katsch  im  Bezirke  Murau 
in  Steyermark  vertauscht,  doch  erst  im  Xu  Jahrhunderte  gänzlich  veräussert  '). 

§  2. 
Kloster  Attel, 

dessen  Verbindung  mit  und  Lösung  von  Kloster  Admont. 

Das  Vertrauen,  welches  Abt  Wolvold  durch  Wiederherstellung  strenger  Zucht  und 
eifrig  religiösen  Lebens  in  Admont  sich  erworben  hatte,  führte  dazu,  dass  das  neu- 
erstehende Eloster  Attel  im  Landgerichte  Wasserburg  von  dem  Hallgrafen  Engelbert 
Kloster  Admont  unterstellt  wurde. 

Die  hierüber  verfasste,  schon  in  W.  Hundt' s  Metropolis  Salisburgensis ,  dann  in  den 
MB.  veröffentlichte  Urkunde  im  Bajr.  Beichsarchive  ist  vielfach  angestritten  worden,  nun 
in  Oefele's  Geschichte  der  Grafen  von  Andechs  wortgetreu  zum  Abdrucke  gelangt  und  er- 
läutert »). 

Eine  weitere  Urkunde,  womit  Erzbischof  Konrad  von  Salzburg  die  Uebertragung 
von  Attel  an  Admont  genehmigt,  ist  in  Urschrift  im  Kloster  Admont  erhalten.  Sie  hat 
keine  Jahrzahl  und  wird  von  Wichner  in  der  Geschichte  Admonts  zum  Jahre  1137»  von 
Zahn  im  Urkundenbuche  von  Steyermark  zum  Jahre  1145  gestellt^). 

Wie  diese  Uebertragung  an  Admont  sich  löste,  war  bisher  nicht  aufgeklärt.  Hierüber 
gibt  nun  eine  dritte,  abschriftlich  im  Beichsarchiv  vorfindliche  Urkunde  Aufschluss,  welche 
der  Abschn.  IV  unter  Nr.  84  enthält.  Sie  fährt  die  Jahrzahl  1145,  mit  welcher  vom 
April  an  das  beigefügte  7  Jahr  König  Konrad's  in,  und  erste  Papst  Eugen's  IH  im  Ein- 
klänge ist,  nicht  aber  das  gleichfalls  angemerkte  41te  des  Erzbischofs  Konrad,  welches 
erst  am  6.  Jänner  1146  beginnt.  Sie  entspricht  aber  so  ganz  dem  frommen  Sizme  dieses 
trefflichen  Kirchenfürsten,  dass  an  der  Aechtheit  der  Urkunde  und  Treue  der  Abschrift 
nicht  zu  zweifeln  ist,  gehört  sie  nun  den  letzten  Monaten  des  Jahres  1145,  wo  Konrad 
bis  in  den  August  zu  Friesach  abwesend  war,  oder  den  ersten  des  Jahres  1146  an. 

Auch  die  erste  und  die  zweite  der  Urkunden  erachten  wir  für  acht.  Die  im  Beichs- 
archive vorliegende  erste  zeigt  Schriftzüge,  wie  sie  um  1140  bei  zahlreichen  unbeanstan- 
deten Urkunden  dieser  Zeit  nachgewiesen  werden  können  —  beide  aber  gehören  zu  den 
mehrfach  vorkommenden  erzälenden  Urkunden,  wie  bereits  ein  Beispiel  bei  dem  zweiten 
Pfalzgrafen  Otto  von  Witteisbach  erörtert  ward.  Sie  fassen  die  Thatsachen  eines  längeren 
Zeitraumes  zusammen,  wurden  wohl  auch  manchmal  längere  Zeit  ohne  Abschluss  belassen. 


1)  U.  B.  N.  34ö.  Ein  mansns  in  Eocilhasen,  Enzelhausen  L.  Mainbarg,  ist  ohne  die  Art  der  Er- 
werbung erwfihnt. 

2)  Vgl.  Koch-Stemfeld's  Babo  von  Abensberg  S.  90  flg. 

3)  Hundt  M.  S.  II.  119.  MB.  I.  266.  Frhr.  Oefele  230  Nr.  5,  wo  auch  die  betheilifirten  Geschlechter 
nnd  Orte  sorgfältig  bestimmt  sind.  Meich.  gibt  die  Urkunde  IL  2.  N.  25  p.  i  4  unter  einfacher 
Weglassung  der  P.  I.  1.  p   282  unvereinbar  erklärten  Jabrzahl  am  Eingange. 

4)  Wichner  1.  c.  I  N.  13.  S.  76  u.  242.  ü.  B.  v.  Steyermark  S.  247  N.  242.  Sie  ist  der  vielen 
bayrischen  Orte  wegen  im  Abschn.  IV  unter  N.  69  aufgenommen. 


75 

■ 

Hiemit  hängt   denn  der  Mangel   des  Datums  manchmal  zusammen,   wärend  yerschiedene 
Zeugen  für  die  verschiedenen  Abschnitte  auftreten  können. 

Unserer  Ansicht  nach  ist  die  vorher  als  zweite  aufgeführte  Urkunde  unter  Erzbischof 
Eonrad  die  früheste.  Wärend  auch  sie  verschiedene  Zeit- Abschnitte  begreift,  nennt  die 
Schluss-AbthMlung  noch  die  Mutter  des  Grafen  Engilbert,  Bichgard,  aus  unermitteltem 
Stamme,  welche  der  Stiftung  nachträglich  beitritt  und  sie  mit  eigenen  Zeugen  vermehrt. 
Ihr  reiht  sich  dann  die  neu  beigebrachte  dritte  Urkunde  vom  Jahr  1145/46  an,  und  den 
Schluss  bildet  die  längst  bekannte  erste  Urkunde,  worin  Graf  Engelbert  die  ganze  Geschichte 
der  Gründung  des  Klosters ,  jedoch  nach  seinen  Zwecken  mit  Uebergehung  von  Manchem, 
erzälen  lässt. 

Wir  reihen  daher  die  Urkunde  aus  Admont  um  das  Jahr  1125  ein,  weisen  dagegen 
die  längst  bekannte,  nach  uns  jüngste  Urkunde  der  Zeit  nach  Erzbischof  Eonrad's  Tode, 
etwa  um  1 150  zu,  und  erlauben  uns  hienach  die  Vorgänge  kurz  zu  erörtern. 

Attel,  am  linken  Inn-Ufer  im  unbestrittenen  Gebiete  des  Bisthums  Freising  ligeüd, 
wurde  ursprünglich  von  dem  Grafen  von  Andechs-Diessen  gegründet,  deren  weitreichende 
Besitzungen  zwischen  Inn  und  Isar  auch  bei  der  Verfügung  Kaiser  Heinrich's  HI  vom 
Jahre  1055  über  die  von  den  Grafen  oder  Marchio  Otto  verwirkten  Güter  durch  die  Be- 
zeichnung des  Grafen  Friedrich  als  Gaugrafen  dieser  Gegenden  ersichtlich  wurden  ^). 
Eben  diesem  Grafen  Friedrich  mit  dem  Zunamen  Bocke,  Rocho  (1055 — 1075)  *),  wird  der 
Vorwurf  gemacht,  er  habe  die  Stiftung  durch  Eingriffe  so  geschmälert,  dass  nur  mehr  für 
3  Mönche  Lebensunterhalt  geblieben  sei.  Im  Jahre  1087  begann  dann  Engelbert,  ein 
mächtiger  Grundbesitzer  in  nächster  Umgebung,  zuerst  selbst  von  Attel,  dann  von  Lint- 
burg,  zuletzt  von  Wasserburg  zubenannt,  zugleich  Graf  der  Hallenser,  über  die  Arbeiter 
in  den  Salzwerken  zu  Beichenhall  und  Umgegend  gesetzt  ^),  sich  der  Mönche  anzunehmen, 
tmd  sehr  allmälig  bis  zu  förmlicher  Wieder aufrichtung  vorzugehen.  Erst  zur  Zeit,  als 
bereits  Abt  Wolvold  die  Leitung  von  Admont  mit  sichtlichem  Erfolge  führte,  ward  von 
ihm  mit  Unterstützung  seiner  Mutter  Bichgard  eine  festere  Begründung  zu  Stande  gebracht, 
und  dabei  um  1120 — 1125  die  Fürsorge  für  Schaffung  religiösen  Lebens  in  der  neuen 
Stiftung  im  Einverständnisse  mit  Erzbischof  Konrad  von  Salzburg  —  unter  Umgehung 
des  der  kaiserlichen  Partei  zu  eng  verbündeten,  mehrfach  von  Konrad  unkirchlicher  Gesin- 
nung geziehenen  Diöcesan  Bischofs  Heinrich  von  Freising  —  dem  berühmten  Abte  Wolvold 
übertragen,  zu  dessen  Kloster  fortan  Attel  eine  Filiale  bilden  sollte. 


])  Das  Gebiet  des  Hauses  Diessen-Andechs  hat  hier  wohl  nach  dem  kinderlosen  Hintritte  Graf 
Adalbero's  III  von  Ebersberg  Erweiterung  gewonnen.  Kloster  Ebersberg  lag  bei  der  Bestätig- 
ung 1040  in  der  Grafschaft  Steinberinga.  MB.  XXIX.  56.  Bei  der  Wittwe  Gräfin  Bicblinde 
treffen  wir  sodann  1045  als  Scbirmvogt  des  Klosters  Butprecht  de  Sliwisheim,  Scbleissbeim  links 
der  Isar;  er  heisst  alsbald  Comes  de  Sliwisbeim,  ein  Name,  welcher  nicht  weiter  vorkömmt  und 
aus  der  Nachfolge  in  der  Grafschaft  Steinheringa  (Steinhöring  L.  Ebersberg)  hervorgegangen 
scheint.  Oefele  II.  26.  27.  N.  57.  63.  Diese  dürfte  um  1050  an  Friedrich  von  Diessen-Andecbs 
gelangt   sein,   dessen   Gra&chaft  1055   neben  Aufkirchen   nächst  Erding   auch  Lanthartesdorf^ 

«andersdorf  L.  Dorfen,  umfasst.  MB.  XXIX  a.  120. 
^oher  der  Zuname?  Hiess  er  der  Rohe  yon  ähnlichen  überkräftigen  Massnahmen?  Die  Mönche 
mochten  wohl  Schöpfer  solcher  Namen  sein.  Frhr.  Oefele  1.  c.  14  gibt  keine  Erklärung;  auch 
bei  Schmeller  wird  eine  solche  yermisst.  Nach  Förstemann  schliessen  die  Namen  mit  Hroc  an 
rugire  und  das  nordische  hrocr  an,  bezeichnen  den  starken  Mann.  So  wäre  der  Graf  nun 
„Friedrich  der  Recke"  su  nennen. 
3)  Vgl  das  Chiemseer  Gartular  MB.  II.  280.  282.  In  der  Urk.  des  Erzb.  Eberhard  von  Salzburg 
vom  12.  Mai  1147  für  Kloster  Au,  welche  in  Urschrift  yorliegt,  ist  er  der  dritte  Zeuge:  Comes 
Engilbertus,  qul  dicitur  Hargrave,  was  halensium  aufzulösen  sein  wird.  MB.  I.  218.  I^ch  heisst 
er  auch  Hallensis  comes. 

10* 


76 

Nachdem  aber  die  entsprechenden  Einrichtungen  getroffen  waren  und  in  Bftlde  sich 
ftcht  klösterlicher  Qeist  entwickelt  und  befestigt  hatte,  ward  dem  Kloster  die  Wahl  eines 
eigenen  Abtes  gestattet '),  die  Unterordnung  unter  Salzburg  aber  beibehalten,  selbst  dann 
noch,  als  im  Jahre  1145—1146  die  gänzliche  Ablösung  von  Admont,  wo  Wolvold  schon 
1137  —  1138  gestorben  war,  mit  einer  Oabe  von  40  Pfund  durch  Qraf  Eftgelbert  unter 
Zustimmung  des  Erzbischofs  erfolgt  war. 

Nach  Erzbischofs  Konrads  Tod  bestand  bei  der  trefflichen  Leitung  des  Bisthums 
Freising  durch  Bischof  Otto  I  kein  Grund  mehr,  die  von  Ghraf  Engilbert  nun  mit  seiner 
Stammburg  Lintburg  und  Zehenten  aus  inzwischen  ererbten.  Besitzungen  in  Ober-  und 
Niederösterreich  gekräftigte  Stiftung  den  alten  Bisthums-Gränzen  gemäss  mit  Freising  in 
Verbindung  zu  setzen  und  vom  Erzstifte  Salzburg  gänzlich  zu  lösen,  worüber  die  von 
Bischof  Otto  I  und  seinem  ganzen  Domcapitel  genehmigte  Urkunde  um  1148 — 1150  zu 
Stande  gekonmien  sein  dürfte. 

Auffallend  ist  allerdings  die  in  der  erzälenden  Urkunde  enthaltene  Jahrzahl  1087, 
welche  die  Lebensdauer  des  erst  1169  verstorbenen  Grafen  Engelbert  auf  ungewöhnliches, 
doch  damals  nicht  unerhörtes  Maass  ausdehnt,  sowie  dass  auch  in  den  zwei  späteren  Ur- 
kunden kein  Abt  von  Attel  mitwirkt,  oder  auch  nur  genannt  wird.  Es  mag  übergrosse 
Sorgfalt,  dem  Erzbischofe  von  Salzburg,  nun  Eberhard  I,  nicht  unangenehm  zu  werden, 
und  Verpflichtungen  zur  Zahlung  zu  vermeiden,  hiebe!  mitwirkend  gewesen  sein.  Kloster 
Attel  wusste  sich  denn  auch  in  der  Gunst  der  Erzbischöfe  zu  erhalten.  Am  24.  November 
1155  bestätigt  Erzbischof  Eberhard  dem  Abte  Albert  von  Attel  den  Bezug  von  20  grossen 
Karren  Salzes  aus  seinen  Salzwerken,  wobei  bemerkenswert  ist,  wie  der  Abt  durch  das 
Beispiel  des  Klosters  Weyam  an  der  Mangfall  L.  Miesbach  den  Beweis  zu  fuhren  ver- 
anlasst ist,  dass  die  Freigebigkeit  der  Erzbischöfe  nicht  auf  den  eigenen  Kirchensprengel 
sich  beschränkt  hatte  —  offenbar  in  Erinnerung  an  die  früher  vorhandene,  nun  aber  gelöste 
Abhängigkeit  Attels  von  Salzburg  ^). 


1)  Immerhin  fällt  auf,  dass,  schon  am  31.  Jani  1129  anf  der  Synode  za  Laufen  an  der  Salzach 
Gunthems  Atilensis  abbas  erscheint:  Die  Urschrift  ist  nicht  ernalten,  und  von  Meiller  hat  der 
in  den  Regesten  N.  HO  S.  19  aufgeführten  Urkunde  gewichtige  Bedenken  N.  44  S.  427  bei- 
gefügt.   Die  Abtreibe  MB.  I.  263  bedarf  jeden&lls  der  Berichtigung. 

2)  Die  Urkunde  MB.  I.  208.  Den  in  der  Urschrift  abgekürzten  Namen  des  Abtes  Alb*t9  vermögen 
wir  nur  in  Albertus,  nicht  Albericns  aufzulösen;  Z.  11  ist  illud  Z.  14  Deo  famulant..  vorl.  Z. 
domnus  Heinricus.  Gustos  Wolframus  1.  Z.  Liutoldus  zu  hessern. 


77 


IV.  Abschnitt. 


ürkimdeii  0* 

I.  Sab  Epteeopis  Abrabam  et  NItkero,  957—994  et  1040-1Q5S. 

No.  1.    Coxnplatitatio  Abrah^  et  Gvntpirch. 

A.  NoTerint  omoes  /pi  fideles,  qnaliter  convenit  inter  Tenerabilem  Abrabam  FiinDgensis  ^lesie 
episcopam  et  eins  advocatnm,  et  inter  oobilem  malierem,  Gnntpirich  dictam,  naptam  ad  qnendam 
famulam  s.  Mari^  Sanctiqae  Corbiniani,  Sindonem  dictum,  qnandam  complacitationem  facere;  sie  et 
feoemot.  Tradidit  itaque  eadem  nobilis  mnlier  in  loco,  Ramaspacb  dicto,  bobas  2  et  mancipia  5  ad 
altare  s.  M.  sq.  C.  bis  verbis,  nt  omnes  sn^  posteritates  [sie]  viri,  si  essent  beneficiati,  pontificali 
serricio  servirent  episcopo,  mulieres  perpetnaliter  absqne  omni  senrili  condicione  dimitterentur.  Dimisit 
itaque  sapranomiratas  ep's  cnm  manu  advocati  sni  Sigihardi,  et  cnm  consilio  clericorom,  htioornm, 
nobiiium  et  ignobilium  Omnes  mulieres,  qu^  procreantur  stirpe  presript^  Guntpiricb,  nt  perpetualiter 
essent  absqne  omni*  servili  famulatu.  Isti  sunt  testes  per  aures  tracti:  Orgfo,  Dietrich,  Kotescalc, 
Jagob,  EtzOi  De  familia:  Pero,  item  Pero,  Aripo,  Rieben,  Marc  wart. 

B.  Genuit  autem  supradicta  Gnntpirc  filias  duas,  una  [m]  nomine  Medoni,  alteram  Adalpurc  dictam. 
Genuit  autero  Medoni  filias  4:  Adalhilt,  Hiltiknrt,  Medoni,  Beginbilt;  et  filiosDietric  et  Otperht.  Genuit 
antem  Adalpurc  filias:  Dierbilt,  0?ta.    Genuit  Adalbilt  filias  4:  Hiltikart,  Ata,  Willirun,  Pemsuuint. 

De  ista  Pemsuuinda  et  de  filiis  eins  Dietperto,  Cbunrado  et  ceteris  postea  facta  est  inquisido 
sub  ep'o  Nitkero  et  advocato  eins  Ottone  et  vicedomino  Pilig^mo,  ut  deberent  s.  M.  sq.  Corbiniano  serviliter 
obedire.  Tandem  apud  Veringan  lite  cepta  et  finita  confirmaverunt  e|  constabiliverunt  pactionem 
supradictam,  quam  fecerat  nobilis  mulier  Gruntpirc  cum  Abraham  ep'o,  hoc  est,  ut  eadem  Pemswint  et 
supradicti  filii  eins  et  fili^  Adalhilt  et  Perbta,  ceterique  posteri  eins,  necnon  omnes,  qui  essent  de 
cognatione  iam  sepe  dict^  Guntpirige  deberent  esse  soluti  ab  omni  seryili  anxietate,  nisi,  ut  dictum 
est,  qui  viri  essent,  beneficiati,  aut  clericali,  aut  camerali,  ant  pincemaii,  aut  dapiferali  seryicio  ipso 
ep'o,  qui  tunc  et  tunc  ep*s  esset.  Hec  sunt  nomina  eorum,  qui  constricti  et  interrogati  sacramento,  h^ 
ita  esse,  ut  dictum  est,  affirmabant:  Ebararo,  Aripo,  Altman,  Waltman,  Marcwart,  Tragapoto, 
Waltheri,  Liutheri;  nee  non  omnes,  qui  tunc  erant  in  illo  placito. 

A.  in  Cod.  com.  f.  170  ▼.  und  von* an  auf  Bückseite  des  f.  42  im  Cod.  N.  190,.  wo  dann  B 

angefugt  ist.  A  abgedr.  Ob.  Arch.  B.  34  p.  275  N.  58  (wo  auch  p.  299  N.  142  zu  vergleichen). 

Bei  Mich,  nur  B.  unvollständig  P.  I  p.  246. 

No.  2.  Breve  recordationis  de  curte  nostra  Godigo  vel  quicquid  ad  eam  pertinet  (970—990). 

Gudago,  qui  iacet  in  comitatu  Tervisiano,  non  longo  a  fiuvio  Vallaf,  et  in  loco,  qui  didtur 
(3hunio,  qui  situs  est  prope  litus  Brentae,  qui  fuit  Isabac  iudeo  traditus  a  Wigberto,  et  in  loco,  qui 
didtur  Piscator;  et  in  Vioentino  comitatu  in  circuitu  Gudagae,  ultra  tria  miliaria,  et  in  utraque  ripa 
Brent^  ins  macelli*  et  in  eins  finibus,  quas  inter  istas  designatas  fines,  qu^  apelbmtur  Aunario,  de- 
inde  firmante  in  aqua,  que  dicitur  Musone,  deinde  firmante  in  fiumine  Diso,  et  deinde  firmante  in  li- 
trano,  unde  Silus  resurgit,  et  de  ipsa  curte  supranominata  firmante  in  Aurillia,  et  deinde  firmante  in 
Rescio.  Inter  istas  designatas  fines  pratis,  pascuis,  silvis,  paludibus,  omnia  ^  in  omnibus,  quantum 
mihi  pertinet. 

Aufzeichnung  von  Bischof  Abraham.   Ood.  lat.  N.  6426  Fris.  26.  der  Hof-  u.  St.  Bibliothek  f.  1  v. 

u.  wieder  f.  152  v.  endigend  bei  *  mit  der  üeberschrift,  dann  f.  158.  Cfr.  MB.  XXXI.  a.  204. 


1)  Das  y  Über  0  musste  auch  hier  nachgesetzt  werden.  R.  am  Beginne  bezeichnet  den  unvoU- 
standigeu  Abdruck  als  Regest.  Die  Klammem  unterschdden  (den  Zeilen  in  der  Handschrift 
Uebergeschriebenes)  und  [Ergänztes  und  Berichtigtes].  Aufzulösen  sind:  ep^s  =  episcopus; 
eccPa  =  ecclesia;  s.  M.  sq.  G.  =  sancta  Maria  sanctusque  Gorbinianua. 


78 


II.  Sab  Ellenhardo  episeopo,  105Sd| VII— 1078  Il|III. 


No.  8.    Gommatatio  inter  Altmannum  et  Pezilinum. 

Ad  memoria  noticiam  sabscripsimns,  qnaliter  quidam  faroolus  fratrum  de  domo  s.  Mari^,  nomine 
Pezili,  snam  qnoddam  cartifernm  in  villa  Frising"  situm  pro  curtifero  in  eadem  villa  sito  Altmanno  mi- 
nisteriali  preposito  tradebat,  et  insuper  ad  stabiliendam  commntationem  nammos  70  et  sigalis  modios  'i 
et  maltonem  onnm  ad  servitiam  ep'i  eidem  Altmanno  donabat.  Mortuo  dehinc  Altmanno  et  Liütpoldo 
saccedente  in  eins  ministerinm,  et  supradictam  commutadonem  irritam  facere  volonte,  idem  prenomi- 
natos  Pezili  ad  stabiliendam  rnrsas  commatacionem  sapradictam  cartifernm  etiam  ab  Liatpoldo  acce- 
perat  et  nummorum  solide  tres  cum  sno  jpresignato  curtifero  Liütpoldo  repensabat.  Haie  secund^ 
commutacioni  affuit,  laudavit,  confirmavit  Otto  advocatus,  et  ex  legatione  fratrum  Walto  prepositus, 
Ministeriales  quoque  Eberaro,  Wolfheri,  Liütpolt,  Heimo. 

C.  c.  f.  296. 

No.  4.  1070.    Gommatatio  cam  Altwino,  Brixinensi  Episcopo. 

B.  EUenbardus  s.  Frisingensis  ecclesiae  presal  doos  mansos  loco  Bisach,  comitatu  autem  Engil- 
berti  sitos  manibus  advocatorum  saorum,  Ottonis  videlicet  comitis  et  Adalrammi,  conlaodantibus  clericis, 
militibus«  servientibas  suis  super  altare  s.  Cassiani  et  Ingenuini  in  manus  Altwini  Brixinensis  e'pi  sui- 
que  advocati  Gandachar  superaddito  infrascripto  obsequio  prefato  ep'o  suove  misso  ante  festum  s.  Mar- 
tini loco  Intichingen  annuatim  exhibendö  delegavit  eo  tenore,  ut  ompis  contentio  Brixinensis  ep'i  super 
decimationes  ad  ecclesiam  s.  Gandidi  pertinentes  adversum  Frisingensem  ep'am  in  perpetuum  diffinita 
et  determinata  esset.  T.  Megenhart  comes,  Ernost  comes,  Gero  comes,  Tagino,  Penno,  Beginprebt  et 
filius  eins  Adalbero^  Perhtol[d],  Wazil,  Willihalm,  Otto,  Chono,  Bopreht,  Pabo,  Darinc,  Woffo,  Hain- 
rih,  Oydalrich,  Bigimar,  Ato,  Gotesahfscalh] ,  item  Tagino,  Pabo,  Mazili,  Jacob,  Gotebolt,  Batkis.  De 
familia  Uaimo,  Eppo,  Perctolt,  Hartwic,  Eckirib,  Paldemar.  His  ita  peractis  AltTrinus  ep's  conlauda- 
cione  clericorum ,  militum ,  servienciumque  suorum  omnem  contencionem  et  inquisitionem  super  deci- 
maciones  ad  ecclesiam  s.  Oandidi  pertinentes  in  manus  EUenhardi  ep*i  cum  manu  advocatorum  remisit 
T.  Ernost  comes,  Ger  comes,  Hainrih,  Penno,  Echirih,  Tagioi,  Meginhart  comes,  Peritolt,  Buprebt, 
Beginprebt,  Adalbero.  De  familia  Heimo,  Perctolt,  Paldemar.  Sopradicti  autem  obsequii  quantitas 
hec  est :  modius  1  siguli ')  et  1  polente,  2  modii  dispensalis  panis,  2  porcine  victemales  et  4  ovine,  por- 
cellus  1  Tel  agnus  1,  anseres  2,  galline  6,  ova  50,  casei  10,  sagine  ^)  2  vini,  dimidiam  karratam  cervisie, 
farraginis  12  modios. 

A.  d'nice  incarn.  MLXX.  Indict.  VIII  apud  Basinen  in  capella  s.  Joannis  actum  feliciter. 

Or.  im  Stiftsarchiv  zu  innichen.   Abg.  Zahn.  XXXI.  85   Bei  ^)  steht  simile,  bei  '^)  sagme,  nach  Zahn. 

No.  5.  c.  1075.  [Pactum  maritale  Adalperti  vicedomini  Frisiilgcnsis]. 

Pateat  et  notum  slt  omnibus  /pi  fidelibus,  qualiter  Adalpertun  Frisingensis  vicedominus  predi- 
um,  quodcunque  in  milicla  Baioarica  et  in  regno  rcgis  Heinrici  quarti  habuit,  totum  et  inquesitum  et 
inquirendum  sine  omni  contradictione  Berth^,  dilect^  ooniugi  sn^,  in  proprium  tradidit  ac  delegavit. 
Ipse  etiam  eiusdem  traditionis  et  delegationis  vestituram  eadem  hora  sibi  dedit  et  presentavit.  Quas 
utrasque  traditiones  testibus  infra  et  retro  notatis  confirmavit.  Deinde  mox  prenominata  Perhta,  ma- 
riti  sui  Adalberti  prece  devicta,  predia  et  mancipia,  quecunqae  de  parte  mariti  vel  de  paterna  possedit 
heredidate,  exceptis  istis  4:  Uncinchovin,  Huli,  Pheterach,  Hatperch,  et  exceptis  mancipiis  20  utrinsque 
sexus^  quecunque  ad  libitum  suum  exciperet  et  deputaret,  cetera  inquam  omnia,  filiis  et  filiahus  ex  illo 
generatis  ac  generandis  post  suam  suique  mariti  vitam  Adalperti  pepigit  et  delegavit.  Hoc  autem 
pactum  inter  filios  filiasque  sui  [suosj  hac  ratione  et  lege  discrevit,  videlicet,  quo[d]  filias  vel  ad  mo- 
nasteria,  vel  ad  conubia  deputatas  porcio  hereditatis  nulla,  nisi  iuxta  communinm  amicorum  placitum 
et  statutum,  contingeret,  reliqua  vero  omnia  filii  inter  se  concorditer  equabili  divisione  paitirentur, 
sie  tamen,  ut,  si  quis  ex  illis  clericus  fieret,  aut  forte  matrimonium  iiiferius  conditione  sua  incideret, 
porcio  hereditatis  ipsius  post  vitam  suam  cetoris  fratribus  equanimiter  distribuenda  cederet.  Istius 
vero  traditionis  idem,  qui  et  superioris  pacti,  sunt  testes  nobileset  ignobiles.  Nobiles  enim  isti  sunt: 
Heinrich,  filius  Marchwardi  Garinthiensis  comitis,  et  milites  eins  Ovdalscalch,  Anno,  Erchanger;  Amolt 
comes  de  Diezan  et  miles  eins  Wolftrigil.  Meginhart  comes  de  GiU.ich[ingen]  et  miles  eins  Magnus, 
Otto  comes  de  Daningan  et  miles  eins  Beginprebt,  Otto  comes  de  Skyrun  et  miles  eins  Beginprebt, 
Adalhoch  de  Ümbalesdorf  et  miles  eins  Botpreht«  Adalpreht  de  Heriboldesveldun  et  miles  eins  Arnolt, 
Emust  comes  et  vassallus  saus  Isingrim,  GSr  comes  et  miles  eins  Beginhart,  Werinheri  comes  et 
vassallus  suus  Ozi,  Lantfrit  comes,  Adalram  miles  Pataviensis  episcopi,  et  miles  eins  Bätpoto,  Adalpreht, 
item  Adalpreht,  item  Adalpreht,  Tagini,  Eppo  et  miles  eins  Aribo,  Diemar,  Poto,  Perhtolt,  item  Perh- 
tolt,  Jacob  et  miles  eins  Anno,  Ovtker,  Ezzo  et  frater  eins  Heinrich,  Ovdabrich  et  frater  eius  Piligrim, 
item  Ovdalrich,  Gotescalcb,  Izo  et  miles  eius  Adalpero,  Heriman  et  miles  eius  Adalperht,  Penno  et  frater 
eins  Hartwich,  Haimo,  Emust,  Gebini,  Meginhalm,  Eppo,  Sigimar  et  miles  eins  Ato.  Qui  sunt  in  simul  58. 
De  familia  autem :  Heimo,  Penno  et  filius  eius  Sigihart,  Wolfheri  et  Wolfheri,  Aribo  et  filius  eius  Ovgo, 
Pezili,  item  Pezili,  Liutheri  et  frater  eins  Penno,  Gerwich,  Adalpreht,  Mahtuni  et  frater  eius  Fritilo, 


79 

Liatpolt,  Perhtolt,  Wolfker  et  filias  eins  Liatheri,  Beginmar,  Meginbart  et  frater  eins  Herrant,  Mah- 
tnni,  £ppo  et  frater  eins  Sizo,  Arnolt»  Isingrinu  Qoi  pariter  sunt  27.  Summa  ex  nobilitate  &miliaqae 
eollecta  b5  invenitor. 

C  c.  f.  a04.  F.  Bischof  t.  Egker  e.  1085,  doch  sdt  81.  Man  1064  Heinrich  IV  Kaiser.  Nnn 
gedruckt  in  Frbr.  r.  Oefele*s  Geschichte  der  Grafen  yon  Andechs  S.  223. 

IIL  Snb  Ellenhardo  Tel  Heginwardo  episeopls  c.  1060—- 1090. 

No.  6.    Traditio  predii  Wagreina,  t 

quod  quidam  nobilis  n.  Anno  ad  altare  s.  M.  in  obhitionem  fratrum  ibidem  Deo  famulantium 
pro  anima  fratr's  sni  Penuonis  tradidit.  totum  scilicet  quicqnid  tunc  temporis  in  eadem  TÜIa  proprio« 
tatis  habuit,  cum  uno  mancipio  nom'  Amalvnc.  Et  hi  testes:  Eotpert,  Ekihart,  Heinrich,  Beginmar, 
Adalperht,  Sigimar,  Hobolt,  Emast,  Pabo,  Penno,  Wolfheri  et  iterum  Wolfheri,  Adalperht  de  Miusingan. 

G,  c.  f.  1  V.  B.  Y.  E   c.  1070.    Zwischen  Meich.  Nr.  1240  und  1284! 

No.  7.    Tradicio  Haningun, 

quod  quidam  nobilis  WSlf  nomine  tradidit  ad  altare  s.  M.  in  oblationem  fratrum  ex  pactione, 
ut,  si  de  commuoi  fratrum  Servitute  tollatur  uUomodo,  idem  WSlf  Tel  quilibet  Proximus  cognationis 
ipsius,  illud  redimat  in  proprietatem.  positurus  pro  hoc  ad  altare  pisonticum  unum.  Testes  nobiles: 
Adalraro  et  Eppo,  Sigipolt,  Gvntpolt,  Pilig^m  de  PTch.    De  familia:  Penno,  Gerwich,  Eberaro. 

C.  c.  f.  2.  B.  V.  E.  c.  1070. 

No.  8.    Tradicio  LantwardishTsan, 

quod  quidam  nobilis  Arnaldus  Tidelicet  de  Skiran  ad  altare  s.  M.  ea  tradidit  conditione,  ut,  si  a 
commnni  fratrum  ullomodo  id  aligenetur  oblatione,  ipse  Arnaldus,  Tel  quilibet  eins  proximus  resnmendi 
upsum  dato  pro  eo  pisontico  Tno  habeat  potestatem.  Summa  eius:  Hob^  9  et  dimidia  pars  ecclesi^. 
T.  nobiles:  Sigimar,  Ezzo,  Aribo,  Pabo,  Eckihart,  Dietmar,  Etich,  Herrant.  De  familia:  Haimo,  Penno, 
Gerwich,  Sigihart,  Lfmzo,  Fridarat.    Testes  vestitur^:  Sigihart,  Ezzo. 

C.  c.  f.  2.    HuBchberg  Gesch.  des  Hauses  Scheyem- Witteisbach  p.  239  Note  4. 

No.  9.    Tradptiol  Vrsanhasan, 

quod  Mazilinus  canooicus  ad  altare  s.  M.  in  oblationem  fratrum  tradidit,  tali  Tidelicet  condi- 
tione, si  quolibet  alienaretur  modo,  proximus  eius  heres  12  sibi  nummis  illud  redimeret.  T.  de  nobi- 
libus:  Ekkihart,  Perhtolt,  Gerwich,  Penno. 

G.  c.  f.  2 ;  auf  Basur  eingef&gt. 

No.  10.    Traditio  prediorum  Sueinpach  et  HeribrehtashoTan, 

qn^  frater  noster  Wezil  ad  altare  s.  M.  per  manum  cuiusdam  nobilis  OTdalscalchi  ea  tradidit  con- 
ditione, ut,  si  de  oblatione  fratrum  retrahautnr  ullomodo,  proximus  quilibet  eius  decem  denariis  h^c 
redimendi  habeat  potestatem.  T.  hi  sunt:  Nobiles:  Tagini,  Adalpero,  Botperht.  De  familia:  Aribo, 
Penno,  OTgo,  Wolfcoz,  Aribo,  Arnolt,  Piligrlm,  Bicheri,  Görhart. 

C  c.  f.  2.  No.  7  10  bilden  die  Vorseite  zur  Urkunde  B.  EUenhards,  M.  Nr.  1241,  welche  üb- 
rigens dort  Chonr.  sacr.  f.  114  t.  b.  entnommen  ist,  warend  C.  c.  f.  2  t.  statt  «massilica*  stets 
„massilicia"  gibt,  und  Z.  4  habebat.  In  Glaone  Z.  5— 6  per  Gottinum  Z.  9  Costatheodorici  Z.  13 
„Buncofrontulo*  liest  und  noch  mehr  Leibeigene,  auch  im  Castegnolo  anfügt. 

No.  11.    Traditio  predii  PellanhTSTn, 

quod  Pezilinus  frater  istius  canonici  ad  oblatienes  fratrum  hac  tradidit  compactione,  ut,  si  de 
communi  aliquatenus  distrahatur,  Adalbertus  eiusdem  Pezilini  frater,  Tel  eo  non  superstite  quilibet 
cognationis  sug  proximus  in  suam  illud  rediiuat  proprietatem,  positis  super  altare  nummis  12.  T. 
A^perht  et  Eberaro,  fratres  eiusdem  Pezilini,  ÜTgo,  Pezili.  De  familia  fratrum:  Fridarat,  Wolfcoz, 
Ijanzo,  Aribo. 

G.  c.  f.  2  T.  et  8.   Auf  M.  N.  1241  folgend. 

No.  12.  c.  1080—1085.    Tradicio  de  Biede. 

a.  Cognoscant  quilibet  /pi  fideles  tam  futuri,  quam  presentes,  quod  quidam  Tir  nobilis  Bodolfiis 
sue  proprietatis  ecclesiam  apud  Biede  sitam  ad  altare  s.  M.  sq.  G.  delegaTit  in  proprietatem  Ganoni- 
corum  ea  lege,  ut  ex  conmiuni  eorundem  fratrum  consilio  probabiles  duo  presbiteri  ad  eandem  depn- 
tentur  ecclesiam,  ad  celebrandum  inibi  diTinum  obsequium,  (qui  predictis  canonicis  de  eisdem  bonis 
congruum  exhibeant  serTicium  ante  festiTitatem  s.  Michaelis.)  Et  si  aliquis  in  posterum  eiusdem  tra- 
dicionis  infringat  condicionem,  proximus  eiusdem  B5dolfi  heres  ad  antedictum  Altare  unum  persolTat 
bisancium,  et  ^cclesi§  eiusdem  sibi  Tcndicet  proprietatem.  Hanc  ergo  tradicionem  nullam  habentem  con- 
tradictionem  suscepit  Ekihart  adTocatus,  et  prepositus  Arnoldus.  Guius  etiam  testes  sunt  nobiles  Tiri: 
Arnolt  et  Gtto  De  Sciren,  B6tperht  de  Frichandorf,  Beginperht  de  Erphanpnmnan ,  Ezzo  de  GTtan- 
hoTan,   Wichnant  de  Lochusan,  Amalperht,  Heinrich  de  Otmarashart,   Werinheri  de  Ghaphingin, 


80 

« 

Richeri  de  Hdtincheim,  Wolfolt  de  WelQigin,  Perinhart.    De  familia:  Pecili,  Mahtuni,  Pecili,  €ter- 
wich,  Adalperht,  Gerwich,  WiUipolt,  Engi&Mn,  Pero»  Kerhalm, 

b.  Eadem  etiam  hora  tradidit  idem  Bodolfus  ad  predictom  Altare  in  proprietatem  Frisingensis 
(eccl*^)  fratribüB  mmrn  nabilem  mansam,  iB  vifip  Pajtonhasan  sitmn,  oVagendam  dus  anniverBariom. 
T.  qoi  et  prios. 

c.  lata  tradidone  facta  paacis  diebus  interpositis  idem  Rodolfos  super  altare  eiosdem  ^cclesi^ 
apat  Riede,  quam  iam  Frisingensibos  dedit  fratribus,  omne  snam  prediam,  qaod  in  eodem  loco,  Tide- 
licet  Riede,  cam  enis  appendiciis  haboit,  insuper  cnrtifemm  nnam,  Waltcbonisperch  dictum,  et  unum 
cartifemni  apnt  Wiari,  cniuB  nsum  debet  habere  axor  saa  Adalheit,  osqne  dam  vivat,  et  annm  Man- 
9am  apnt  Pipnrc,  et  nnnm  in  looo  Bazhnsan,  et  nnam  in  loco  Oytkerisperich,  et  tianm  apat  Herioltis- 
hnsin,  absqne  omni  contradictione  in  manas  Ekkebardi  advocati  tradidit  Deo  et  sanctis  in  obseqniom, 
et  ad  perpetnam  asnm  illis  duobos  presbiteris,  qai  ad  diyinum  obseqnium  a  Frisingensibos  illac  depu- 
tentor  canonicis. 

d.  Postea  Adalheit  delegavit  ad  eandem  ^cclesiam  per  manom  eiosdem  Rodolfi  raariti  soi  pro- 
pria  otriosqoe  sexos  mancipia,  Cbonradom  videlicet  et  Ovdalscalchom,  scolares  ad  clericale  eiosdem  ^ccledg 
senriciom,  Hadawigom  aotem  sororemque  soam  Geziwibam  et  illios  fiiios  et  Starcholfom  et  Mazilinom 
et  Nithardom  filiom  Baldawini  sororemqoe  saam  Azalam  ea  lege  delegavit,  ot  in  qaalibet  septimana 
tres  dies  serviant,  tres  libertatis  habeant.  Hicilam  vero  et  eins  filiam  Liotkardam  c^terosqoe  fiiios 
eios  et  Nithardum  filiom  Reginperti,  Cbononem  qooqoe  filiom  Hiltiboldi  et  Oyzinom  sororemqoe  soam 
Wizam  pro  5  denariis  annoatim  eidem  ^cclesie  a  singolis  persolvendis  delegayit.  Ipse  etiam  Rodolfos 
Teitpoldom  et  oxorem  et  fiiios  eios,  Hicilam  Ratherii  filiam  et  eios  fiiios  ad  eandam  conditionem  triboti 
delegavit,  hoc  est,  ut  qoinqoe  denarios  annoatim  singoli  persolvant;  com  qoibos  illi  doo  presbiteri 
^celesie  lominaria  et  necessaria  provideant  edificia.  Preterea  sepedictos  R6dolfas  Tiemotam  et  filiam 
eios  Wolfradom  ea  conditione  ad  idem  Altare  tradidit,  ot  legaliom  servienciom  iore  otantor.  Ovdal- 
mannom  vero  et  eios  fiiios  et  reliqoam  omnem  soam  familiam  eo  tenore  ad  predictom  Altare  contra- 
didit,  ot  in  singolis  Ebdomadibos  per  tres  dies  serviant,  et  per  tres  alios  liberi  existent.  Et  si  aUqois 
hoios  tradicionis  vel  soperiorom  legem  inmotet,  aot  infringat,  proximos  eiosdem  Rodolfi  heres  ad 
antedictom  altare  oiiom  persolvat  bizanciom,  et  ecclesi^  eiosdem  predioromqoe,  nee  non  et  mandpio- 
rom  sibi  vendicet  proprietatem.  Hamm  aotem  tradicionom  adhibiti  sont  bestes  in  signom  confirma- 
tionis  sobscripti  Nobiles:  Engilpero,  Chreinenais,  Richeri  de  Hdtincheim,  Aribo  de  Sconinpoch,  Adal- 
perht miles  Engilperonis. 

e.  Postea  idem  Rodolfos  prediom  nomine  Obrondorf,  a  Gerango  nobili  viro  30  libris  conparatom 
et  sibi  delegatam  in  manos  Heinrici  Mosaporgensis  advocati  ea  ratione  tradidit,  qoatenus  id  ipsom 
prediom  delegaret,  qaoconqoe  idem  Rodolfos  vel  coniox  soa  Adalheit,  seo  fiiios  eorom  Rodolfos  posto- 
laret;  aot  si  noUos  eorom  tradicionem  illam  ab  eo  deposceret,  tone  Heinricas  idem  prediom  delegaret 
ad  gcclesiam  s.  Pancracii  apot  Riede  sitam  pro  anima  ntrinsqoe  Rodolfi  patris  et  filii  omniomqoe  pa- 
rentom  soorom  in  oblationem  doorom  presbiterorom  inibi  Deo  servientiam.  Hoios  tradicionis  testes 
sont  comes  Sigiboto  de  Wiara,  Isinrich,  advocatos  de  Isana,  et  miles  dos  Rodolf,  Gotescalch  de  Marach- 
pach,  Gotepolt  de  Leran,  Perinhart  de  Lotrinchovin,  Gotescalch  deChreidorf,  Werinheri  deWettingin. 

f.  Deinde  post  7  annos  predictos  advocatos  H.  commonitos  et  rogatos  a  Rodolfo,  eandem  tradi- 
cionem fecit.  Hoios  rei  testes  sont  idem  Rodolf,  Ratpoto  et  Willihalm  de  Richcozisdorf,  Waltheri  de 
Chrolingin.    De  familia:  Piligrim  de  Cellenhosan. 

C.  c.  f.  5  et  6.    Unmittelbar  folgt  M.  Nr.  1250  mit  der  Jahrzahl  1085  :  de  via'  apat  Rieda. 
Vgl.  Hoschberg  Gesch.  etc.  p.  239  Note  2. 

IT.  Sab  Episcopo  Meginwardo  1078—1098. 

No.  13.    Traditio  Hogaren  et  Undingan. 

Ad  memoria  stabilimentom  sobscribi  placoit,  qoaliter  domna  Hazacha»  vidoa  domini  Ottonis  istios 
ecdesiae  advocati^  pro  anima  eiosdem  defoncti  iam  coniogis  soi  tradidit  ad  altare  s.  M.  qoalem  tanc 
temporis  haboit  proprietatem  in  locis,  Hogaren  et  Undingan  dictis,  presentibos  et  com  ipsa  testamen- 
tum  facientiboa  doobos  filiis  sois  Ekkihardo  et  Peranhurdo  ea  sciUcet  condicione,  ot  eadem  predia 
aliqois  de  fratribos  ad  idem  altare  servientibos  in  beneficiom  habeat^  qoi  etiam  die  anniversario  pre- 
dicti  Ottonis  ad  refectionem  firatrom  statotam  sibi  qooddam  ab  eisdem  fratribos  annoatim  ad[b]ibeat 
impensom,  id  est  nommos  30.  Si  aotem  hoiosmodi  in  poatenun  aUqnomodo  ia&ingator  statntom,  pre- 
dictos EkkihardoB  sea  qoilibet  proximos  post  ipsom  heres  vel  possessor  illios  castri,  qood  didtor 
Sdruo,  predia  prenominata  sae  remancipiet  proprietati  per  ex|n]ibitnm  ad  altare  nammom  onom 
anzeom.  Testes:  Ezzo,  Gotescafc,  Ovdahrih  de  Momtta,  Heimo  de  Cronhartashovan,  Penno  et  fiiios 
eioa  Sigahart,  Aribo,  Orgo. 

C.  c.  f.  8.  B.  y.  E.:  circa  1080.    Vgl.  Hoschberg  S.  218  N.  13. 


81 

No.  14.    Traditio  predii  Eichinloch. 

B.  Qaidam  Dobilis  Hecil  cnro  nxore  sna  Botpirin  tradidit  predium  apad  Eichinloch,  cnrtiferam 
1  ad  altare  s.  M  sq.  C.  coTifratribtu,  at  hoc  post  eins  mortem  alicui  fratri,  de  quo  ceteri  consentiant, 
ptestetar;  de  qao  in  anniversario  eins  isdem  (I)  confratribas  con^latio  cQiiji^raa  administretar ;  prozi- 
mof  eins  cum  5  argenteis  redimendi  potestatem  habeat.  T.  nobiles:  Heinrieb  de  Mitibah,  Ovdalrich 
de  Pelaheini.    De  familia:  Liutheri,  Pecili,  Penuo. 

C.  c.  f.  3.    B.  V.  E.  c.  1090. 

No.  15.    De  Assinhovan. 

B.  Bodolf  prediam  snnm  apnd  Assinhovan  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  in  oblationem  confratribns  pro 
se  snisqne  tradidit,  nt  post  eins  mortem  alicni  fratd,  de  qao  ceteri  consentiunt,  prestetui,  de  qno  in 
anniTersario  confratribus  consolatio  congroa  administretar  .  .  Proximus  re<iimendi  potestatem  cum 
1  aureo  habeat,  si  irritum  fiat  pactum.  Nomina  mancipiorum  cum  eodem  predio  traditorum :  Alabriint 
et  Diethalm,  Henza,  Puza,  Citlaina.  T.  ex  nobilibus:  Sigipolt  de  Haganowa,  Isangrim  de  Gicsanpach, 
Gotepolt  de  Leran,  Starchant  de  Laianpach,  Adalperht  vicedominus.  De  familia  autem:  Penno  de 
Heidolfingan ,  Qerwich  de  Miltaha>  Pezilo  de  Pallanhusan,  Fritilo  de  Swanahiitorf.  Beginmar  de  Uart- 
husan,  Pezilo  de  Issandorf     Pater  et  frater  eins  Bichcri  appellati  sunt,  mater  Adalheit. 

C.  c   f.  3  V.  et  4.  ß.  V.  E.  sab  1080-1090. 

No.  16.    Censuales. 

a.  Ad  retinaculum  memoria  scriptis  mandavimus,  qnaliter  quidam  nobilis  de  Leren,  Hemmt 
dictus,  feminam  quandam  Werinpurc  nomine  cum  quinqne  filiabus  suis,  scilicet  Ghleinza,  Pertha, 
Werinpurga,  Juditta,  Mathilda  ad  altare  s.  M  sq.  0.  in  manum  domini  Amoldi  prepositi  delegayit 
eo  tenorcj  ut  h^  singul^  eammqne  posteritas  quinque  denarios  in  usum  fratrum  ibidem  servientium 
reputandos  ad  idem  altare  omnibas  annis  solvant,  sicqoe  ab  omni  servili  conditione  liber^  existant. 
Quod  si  eundem  censnm  duobus  annis  retineant,  in  tercio  anno  hoc  corrigendi  potestatem  habennt. 
Testes  subsignati,  Nobiles:  Eberhardus  de  Chlenenowa,  Marchwart  de  MilenboTan,  Adalpert  de  Ingien 
et  Oydalrich  frater  eins,  Hecil  et  Purchart  de  Leren.  De  familia:  Ovdalrich  deAsca,  Gotescalc  dePec- 
chingen,  Dierih  de  Liutirunpacli,  Oydalpert  et  Liutpert  de  Geroltespach 

b.  Postera  die  idem  Herrant  de  Leren  mulierem  quandam  Hadamot  dictam  ad  idem  altare  in 
manus  eiusdem  prepositi  ea  conditione  tradidit,  ut  optimornm  de  familia  fratram  legi  iniuncta  ab  omni 
servili  opere  tarn  ipsa,  quam  sua  posteritas  sit  libera.  T.  de  nobilibus:  Ebarhart  de  Chlenenowa^ 
Dierich  de  Pelaheim»  Marchwart  de  Milenhoven.  De  familia:  Gotescalc  de  Pecciüngen,  Liutperbt  de 
[Geroltesjpach,  Pero  de  [Erphenprunnen?]  Kicker  de  Alpheresiiorf,  Dierich  de  Liuttirenpach. 

C.  c.  B&ckseite  des  nach  f.  285  eingefügten  ersten  Querblättchens.     B.  y.  £.  c.  1080. 

No.  17.     [De  Pinowa.] 

B.  Quidam  nobilis  vir  Bihfrit  de  Pinova  tradidit  ad  altare  s.  M.  sq.  0.  predium  suum  in  eodem 
loco,  ut,  quamdiu  ipse  et  filia  eins  Chriza  vivant,  hoc  in  usu  possideant,  et  post  vitam  illorum  canonici 
in  8U08  usus  redigant  T.  de  Nob.  Gotescalcb  de  Marchpah,  Gotepolt  de  L^ran,  Isingrim  de  Jesenpah. 
De  fam.  Penno  et  Mahtuni,  Ebraro,  Gerwich,  Piligrim. 

C.  c.  f.  296  y.  B.  v.  E.  c.  1090  vel  iObO. 

No.  18.    Tradicio  de  Pechingin 

B.  Domna  Juditta  duos  mansus  aput  Pecbingen  ad  altare  s.  M.  pro  anima  sui  Mariti  Ovdalscalchi 
delegavit,  nt  uni  ex  confratribus  inibi  Deo  servientibus  committantur,  qni  in  predicti  OydalscalC'i  auni- 
yersario  die  Karitatem  de  eisdem  bonis  competentem  in  refectorio  exhibeat.  T.  s.  de  Nob.  Dominus 
Emust*),  Isingrim  de  Jcsinpach,  Hartwich  de  Borinignm&s,  Eppo  de  Neninpach.  De  fam.  Sigihart  de 
Haidolvingan ,  et  snus  levir  Wecil,  Gerolt  de  Udamarasvelt ,  Bichker  de  Alpherisdorf,  y^illipolt  de 
Zielishusan,  Arnolt  de  Puphesdorf.  * 

G.  c.  f.  7.  B.  y.  E.  c.  1080—90,  certum  est  sub  Ep'o  keginwardo.    ^)  Graf  Ernst  von  Grogling 

No.  19.    Kyndacheresdorf. 

B.  Quidam  nobilis  homo  Tragopoto  predium  suum  aput  Kundacheresdorf  ad  altare  s.  M.  sq.  G. 
per  manum  cuiusdam  eque  nobilis  viri  Nithart  dictl  delegavit,  ut  alicui  fratrum  committatur,  per  quem 
in  eins  obitus  anniversario  ad  mensam  fratrum,  prout  ab  bis  possibilo  indicatur,  oblatio  exbibeatur  .  • . 
Siquis  infringat  pactum,  Tragobotonis  proximus  predium  cum  uno  denario  redimendi  ins  habeat.* Tra- 
didit qnoque  novem  Mancipia:  Adalhardum  et  eins  uxorem  Minzam  cum  7  fiiiis  suis.  T.  Nob.  Dominus 
Amoldus  de  Skirin,  Perinhart  de  Perichtoltisheim.  De  fam.  Pecili,  Adalperht,  GhSnrat.  De  servien* 
tibus  predicti  Amoldi  Wirunt,  Pebo,  Ghacili. 

Postea  vero  presbiter  Isingrim  de  Wihsa  delegavit  eodem  modo  fratribus,  quicquid  proprietatia 
in  eadem  villa  Kundacheresdorf  habuit,  cum  parte  sua  ipsius  ecclesie.  T   eisdem. 

G.  c.  7.  y.  *  Marginalzusatz.    B.  r.  E.  c  1080.    Huschberg  1.  c.  p.  239  N.  3. 

Abb.  d.  IIL  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIY.  Bd.  IL  Abth.  1 1 


82 

No   20.    8tiidach. 

R.  Nobilis  qn^dam  femina  Adalheid  post  obitun  mariti  sni  Pilegrimi  delegavit  pro  animabns 
ntriusque  et  omniQni  parentam  suorum  predui  soa  apad  Hochm5tmgan  et  Stadach  et  Waltinho7an  * 
ad  altare  s  M.  fratribas  ad  oblatinnem,  nt  in  anniyersaiio  die  eiusdem  P.  diffnnm  ab  aliqao  de  fra- 
tribus  exhibeatur  servicinni .  *  R^demtio  proximi  per  anam  bisontiam.  T.  de  Nob.  Ovdalrich,  Hartman» 
Tiemar,  Perinhart.   De  &m.  Sigihart^  G^^rwicb,  Adalperht. 

*  et  aput  Steinpach;  et  postea  additnm  est  a  fratribtis  predinm  apud  Jagobingan. 

C.  c.  l  9.  B.  V.  E.  c.  1100.  ♦  Randzusatz,    c.  1090-1100. 

c.  1090 -UOO. 

No.  21.    Trad[itio]  Marcilingam. 

QaeHam  Räthparch  qnicqaid  proprietatis  habnit  apnd  Marziliognn  saper  altare  s.  M.  et  in  manns 
Wolvoldi  prepositi  ea  tradidit  conditione>  nt  post  vitam  snam  et  post  vitam  neptis  sa^  Räthpnrg^,  filig 
fratris  soi  Alboldi,  ad  oommunia  fratram  iure  (sie)  perpetuo  pertineat.  T.  Penno  de  Heidolvingin,  Razo 
deViebta,  etLuitheri  filins  eius,  Piligrim  cellerarins,  Rotheri  lardarins.  Mercatores:  Lidzi  et  Chonrath. 

C.  c.  f.  »  T.  b.  y.  £.  ernt  1080,  abg.  in  1091. 

No.  22.    De  Ufheim. 

R.  a.  Frater  Paldrad  beneficium  suum  apud  üfheim  cum  prediolo  suo,  quod  prius  super  altare 
in  comniunia  fratram  tradidit  et  postea  pro  beneficio  recepit,  preventus  egritudine  et  inopia  ntrumque 
in  communia  fratrum  leddidit,  ea  scilicet  compactione,  ut  per  singulos  annos  de  subnrbano  fratrum 
granario  buiasmodi  pleniter  sibi  solvatur  statutum:  sigalis  modii  3,  aven^  modii  4,  spelt^  modius  1, 
victima  1.  Hanc  autem  compactionem  statuerant,  laudabant,  affirmabantque  fratres  subscripti.  Pres- 
biteri:  Wolvoldus  prepositus,  Penno,  itera  Penno,  Izo,  Wo[l]fhart,  Reginhalm,  Piligrim.  Diaconi:  Magin- 
bart,  Rodperht,  Pecili,  Otold,  Altman,  Arnold.    Subdiaconi:  Lanzo,  Herrieb,  Hadaperht,  Chvono. 

b.  Idero  üfheim  postea  Laiizoni  camerario  datum  est  in  beneficium,  non  ad  officium,  sed  ad 
yitam  a  domino  Wolvoldo,  presentibus  et  boc  collaudantibus  fratribas,  scilicet  Maginhardo  decano,  Eti- 
chone,  Arnolde,  Pilegrimo,  Penn<me,  iterum  Pennone,  Ovdalperto,  Pecilino,  Wolfhardo,  Reginhalmo, 
Otoldo,  Altmanno,  Paldrado,  Rodberto,  Williboldo,  Herrico. 

C.  c.  f.  3  V.  ü.  V.  E.  c.  10  0,  abg.  in  1094. 

No.  23.    Isinmanningin. 

R.  Chono  diaconns  et  confrater  noster  Rotpertum,  Hiziini,  Perhtam  cum  tali  predio,  quäle  apud 
IsinManningan  babuit,  ad  altare  s.  M.  delegavit,  ut  post  obitum  suum  uni  ex  confratribus  con- 
cederetur,  qui  in  anniTersario  eins  depositionis  die  ex  eodem  predio  pro  anima  eins  omniumque  /pi 
fidelium  convenientem  fratribus  exbibeat  Karitatem.    T.  Gotescalch  de  Marachpach,  Rotperht  de  Ha- 

fanoa ,  Gotepolt  de  Leran,  Dieirar  de  Husan,  Heinrich  de  ündisdorfl    De  fam.  Adalperht,  Sihart  (!), 
liutheri,  Aribo^  Rotperht.  Sigipolt. 

C   c.  f.  7  V.  Zwischen  No.  18  u.  19.  B.  y.  E.  c.  1085  yel  1090.  Vgl.  jedoch  Chono  subdiaconns 
in  No.  22  a. 

No.  24.    Tradicio  de  Truhtheringin. 

Cognoscant  /pi  ^deles,  quod  Comes  Ernust  delegayit  predium  suum  apud  Truhtheringin  in 

manus  sui  militis  <ioteboIdi,    ut  noc  ab  eodem  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  pro  se  suisque  traderetur  eo 

teuere     ut  uni  ex  fratribus  hoc  committeretur,  a  quo  in  anniyersario  obitus  eins  die  congrua  Karitas 

eisdem  fratribus  qaotannis  perxolyeretar.    Quod  et  idem  Goteboldus   ea  lege   adimpleyit,   ut,  si  quis 

baue  condicionem  aliquo  pacto  infringat,  quilibet  predicti  Comitis  proximus  memoratum  predium  cum 

uno  bizancio  redimemli  de  altari  (!)  potestatem  habeat    T.  de  Nob.  Arnolt  de  Skiren,  et  filius  eins 

Cbonrat,  Weif  de  Ovtmarashart.    De.  fam.  Hartwicb  de  Richolfisdorf  et  duo  filii  eins  Otto  et  Rodolf. 

G.  c.  f.  7  y   B.  y.  £.  zuletzt  c.  1080.    Vor  M.  N.  1288.    Vgl.  die  gleiche  Tradition  aus  dem 

Cod.  Weihcnsteph.  f.  13  bei  Hundt  Metr.  Sal.  Ilf.  458  und  MB.  IX.  373;  bessere  an  1.  St.  Z.  2 

Truhtherigin  Z    10  elemottinentur  Z.  13  delegationis  Z.  15  Goteskalch  de  Marchpah,   Eppo  de 

Nenipah,  Guntpolt  de  Eigilstorf.    De  familia  füge  bei:  Adalperth  an  erster,  Gerolt  an  zunfter 

Stelle.    Huschberg  Gesch.  p.  239  No.  5. 

No.  25.    Pillinchovan  et  Flitcingan. 

R.  Dominus  Wolyoldus  prepositus  predium  suum  apud  Pillinchoyan  delegayit  ad  altare  s.  M.  sq. 
C.  ut  aliquis  de  fratribus,  illud  in  ob^dientia  suscipiens,  eompetens  inde  fratribus  exbibeat  aeryicium 
in  anniyersario  predicti  senioris.  Postea  yero  eidem  beneficio  dimidia  hoba  apud  Flicingan  a  fratribus 
est  adiuncta,  quia  predium  non  sufficiens  erat  ad  exhibendum  seryicium.  T.  de  fam.  Wiso,  Wolyolt» 
Aribo. 

C.  c.  f.  8  y.  B.  y.  E.  c.  1095.    Vgl.  Abb.  der  k.  b.  Ak.  B.  IX.  p.  242  Note  1. 


83 

No.  26.    Nandasheim. 

B.  QnidftED  de  familia  fratram,  Adalperht  (et  frater  eins  Chonrafc),  predinm  eornm  apnt  Nandas- 
heim,  ezceptis  tribns  ingeribns  in  singnlis  plagis,  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  in  oblationem  fratribus  delega- 
yernnt,  nt  post  eornm  mortem  alicni  fratri,  de  qno  ceteri  consentinnt,  prestetnr,  de  qnibns  (!)  in  anni- 
yersario  fratribus  consolatio  congma  administretnr  .  .  Redemtio  proximi  cnm  nno  aureo.  T.  de  Nob. 
Heimo  et  filins  eins  Heimo  de  Weifingen.  De  fam.  Adalperht  de  Petenprnnnen ,  Eppo  et  frater  eins 
Sigihart  de  Hangantheim,  Ovdalrich  de  Grlmberishnsen,  Lintperbt  de  Cellenhnsen.  De  ministris  fratrnm 
Ovdalrich  de  Grimh'[erishn8eo  ?],  Altman. 

C.  c.  f.  9.  B.  Y.  E.  c.  1090.  (Randznsatz.) 

No.  27.    De  Waltfridesboyen. 

R.  Qnidam  nobilis  Eerolt  predinm  apnt  Waltfridisboven  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  cnm  dnobns 
mancipiis  pro  se  snisqne  debitoribns  (!)  delegavit,  nt  aliqnis  fratrnm  hoc  snscipiat  et  in  Eeroldi  anni- 
'rersario  congmnm  inde  fratribus  servicinm  ezbibeat.  Redemptio  proximi  eins  heredis  cnm  5  denariis 
argenteis.  T.  de  Nob.  Gotepolt  (Leran),  Ozzi  de  Hatinhovin.  De  fam.  Pezili  (Issaudorf),  Fritilo  (Hei- 
dolnngin),  Waltman,  Eninwic,  Wolfkoz,  Waltkon,  Ovdalricb,  Herrich. 

C.  c.  f.  10  Y.  B.  Y.  £.  c.  1090.    Die  Orte  zum  Theil  über  den  Namen  beigeschrieben. 

No.  28.    Censnales. 

a.  Sciant  omnes  /^  fideles  tarn  futnri  quam  presentes,  qnaliter  Hainrich  de  GoteprebtesboYen 
pro  diyina  remnneratione  delegaYit  ancillam  snam  Riccbardam  cnm  filia  eins  GerdrYda  cum  omni  poste- 
ritate  sna  ad  altare  s.  Mari^  s.  qne  Corbiani  pro  5  denariis  fratribus  inibi  Deo  famnlantibus  persol- 
Yendis.  Testes:  Wolfhart  de  OrschenboYen ,  Hainrich  de  Adelolteshusen ,  Conrat  de  Humbelen,  Hain- 
rich lardarius  de  Yalle,  Perhtolt  pellifex,  Hainrich. 

b.  Sub  eadem  condicione  Adelhart  delegarit  Gnnzen  et  Pezilen  eins  filiam  ad  altare  s.  M.  sq. 
0.  pro  5  denariis  ad  oblationem  fratrnm  persolyendis.  Testes  sunt  de  iiobilibns :  Otto  de  Scfren  et 
frater  eins  Arnoltf,  Adalpero  de  V^'Y^nnehoYen,  Hainrich  de  ündesdorf..  De  familia:  Razo  de  Vihte  et 
filins  eins  Liutheri,  Eppo  de  Petenprnnnen,  Eppo  et  frater  eins  Sigebart  de  Han^antinheim,  Walto  de 
Vihchircben,  Reginmar  et  frater  eins  Alwic  de  Hartbnsen,  Pilegrim  cellerarins,  Rotheri.  De  Notzingen 
Richart  et  filii  eins  Dietrich  et  Hainrich  et  dng  filie  eins  Adalhait  et  Ricchart. 

c.  Sub  eadem  condicione  delegayit  Ratpnrch  ancillam  snam,  Wiphait  nomine,  in  mannm  Wolfoldi 
prepoeiti  T.  s.  Penno  de  HaidoWingen,  Riatzo  et  filins  eins  LiYtheri  de  Vihte,  Pilegrim,  R6theri. 
Mercatores  Liezi  et  Conrat. 

Cod.  N    190.  f.  2  Y.    Vgl  Huschberg  p.  289  N.  K    Es  fehlt  o  über  y. 

No.  29.    Censnales. 

a.  Sciant  omnes  /'  fideles  tam  poeteri  quam  presentes,  qnaliter  quedam  mnlier  nobilis  noe*  Ger- 
drYt,  TrYta,  delegaYit  ad  a.  s.  M.  sq.  C.  per  manns  Peronis  15  mancipia  Engilfridnm,  Richcardam, 
posteros  eornm,  pro  5  denariis  annuatim  ad  oblationem  fratrnm  persolYendis.  H.  r.  t  s.  Isengrim  et 
lirater  eins  Erchingere  de  Gisenbach,  Einhart  de  Pacho.  De  familia:  Razo  de  Vihte,  Penno  de 
HeidÜYingen»  Pezili  de  Isendorf.  • 

b.  Sub  eadem  condicione  pbr  Hezil  de  Lieran  delegarit  Cleincin  et  4  filias  eins.  T.  De  nobili- 
bns:  Gotpold  de  Lieran.    De  familia:  Pezili,  LiYtheri,  Fritilo.  Adelprhet,  Eppo  • 

c.  Sub  eadem  condicione  delegaYit  Izo  snburbanns  ancillam  Azalam.  T.  Gerwich,  Eppo  et  filins 
eins  Eppo. 

d.  Sub  eadem  condicione  delegaYit  Fridericns  de  Mosabnrch  Azilinum  serYum  snnm  T.  de  no« 
bilibns:  Hainrich  de  ündesdorf,  Miles  eins  Aribo,  Adalbero  de  OvtinhoYen.  De  familia:  Gerwich, 
Fritlo,  Gothiscalch. 

e.  Sub  eadem  condicione  delegaYit  Paldrät  de  Flinspach  Mathildim.  T.  LiYtolt  de  Hagenoa, 
Adalpero  de  Prucca,  Meginhart  de  Flinspach,  Oydalricb  de  Pergen,  Oydalrich  de  Fnriholzen,  Perhtholt 
de  Walchunesbach,  Altman  de  Risen. 

f.  Sub  eadem  condicione  domina  Ricchart  comitissa  delegaYit  per  mannm  Friderici,  ministerialis 
sni,  Wülipnrgam  cnm  omni  posteritate  sua.  T.  Gotpolt  et  frater  eins  Herrant  de  Leran,  Gumperht 
et  Altman  de  Risen,  Sinzo  et  Arnolt  snbYrbani,  Hartwich  de  Ufchirchen,  MaziU  et  Adelperht  et  Eber- 
mYnt  et  Heinrich  de  Diegen.  Similiter  etiam  eodem  die  Herrich  de  Ovstin  LiYtcardam  de  Gisenhnsen 
delegaYit  cnm  eisdem  testibns. 

Cod.  N.  190  f.  7.  B.  Y.  £.  c.  a.  1150  ycI  1120.    Huschberg  S.  225  N.  8. 

No.  30.    Censnales. 

Notnm  Sit  omnibns  fidelibns  x\  qtuiliter  confrater  noster  Adalolt  pbr  delegaYit  ad  a  s.  M.  sq. 
C.  Lintzam  et  duas  filias  eins,  Perhtam  et  Gnanawibam,  ad  oblationem  fratrnm  pro  5  den.  annuatim 
persolYendis.  T.  De  nobilibns:  Otto  et  frater  eins  Arnolt  de  Skiran,  Eppo  de  Tanna,  Rntpreht  de 
Obrindorf.    De  fkmilia:  Eberaro,  Penno,  Mazi,  LiYtpold,  LiYtheri,  Pezili^  LiYtheri,  Eppo. 

Cod.  N.  190  f  8  Y.  £.  c.  1060  (1180).  Huschberg  p.  289  N.  1. 

11* 


84 

No.  81.    [Concambiam  fratnim  de  domo  Frisingae  cnm  qaodam  famnlo  suo  ünone.] 

Notam  Sit  omnibas  /pi  fidelibas,  qualiter  fratribus  de  domoFrising^  cum  sno  qaodam  famnlo, 
n.  ürsone,  congambinm  a^ere  placuit  at^ae  convenit.  Tradidit  namqne  idem  Urso  de  sna  proprietate 
apnt  Paa^anum  vineam  1  com  cnrtifero  in  proprietatem  fratrnm.  Econtra  eidem  Ursioni  traditnm  est 
in  proprietatem  de  bonis  fratrnm  apnt  Leigianum  curtifernm  nnnm.  Ad  hoc  etiam  pro  alia  vinea, 
qnam  idero  Urso  apnt  Pansannra  in  proprietatem  fratribns  dedit,  siWnla  una  apat  Lei^nnm  aibi  « 
fratribns  in  proprietatem  tradita  est.  Saper  ntroqne  antem  congambio  familia  inramento  interrogata» 
ex  commtido  fiatmm  h^c  fieri,  respondit.  Qno  facto  idem  Urso  Frisingam  vemt,  ibiqne  permissione 
domni  Wolvoldi  prepositi  et  fratrnm  omninm  consensn  eadem  congambia  peracta  snnt  et  confirmata. 
T.  Lanzo,  .sanger,  Dietram,  Willihalm,  Begingoz,  Pezili,  HeziL  Urso  fiUus  Ursonis. 

C.  c.  f.  296  Y.  Abg  durch  Zahn  Fontes  rer.  Ailstr.  XXXI  92  nnd  Arch.  f.  dsterr.  6.  Q.  XXYIL  265. 

No.  32.    c    1092^1100.    De  Haitbvolchingen. 

Not  am  Sit  omnibas  /pi  fidelibus,  qaaliter  confrater  noster  Isingrim  predium  aput  HeitTnolchin- 
gin  in  manam  Perinhardi  advocati  ad  altire  s.  M.  eo  tenore  delegavit,  nt  post  eins  sororisqne  sng 
yitam  aii  commanem  confratruro  oblationem  pertineat.  T.  ex  nob.  Gotescalch  de  Diechln,  Tiemar  de 
de  Hasan,  Magnns.    De  fain.  Adalperht,  Lanzo,  Pecili. 

C.  c.  f.  4  V.   Nach  Meich.^s  N.  1249  vom  J.  1084. 

y.  Snb  Bleginwardo  et  Helnrioo  I  £pi80<^i8, 

No.  33.    a.  1096  16  |  VIL  Svidm/'teschirichen. 

bonorum  pio  roore  parentnm  in  fide  ;^pi  feliciter  nos  precedentinm  notici^  posterornm  snbscrip- 
simns,  qaaliter  clericns  qaidam  de  familia  FriniDgensi  nomine  Herrich  partem  allodii  sni,  qnod  apnd 
Swidmotfkhiricban  babait,  tradidit  et  dclegavit  in  manam  Perinhardi  advocati  in  legitimnm  concam- 
binm,  ^e^ente  et,  at  id  fieret,  precipiente  ep*o  Meginwardo.  Et  recepit  idem  prenominatns  clericns  ab 
eodem  advocato  in  proprietatem,  qaicquid  bencficii  tnnc  temporis  habait  de  ep'o  in  loco,  qui  dicitnr 
Smideha^iii.  vidente  ac  i  I  conlaadante  probabiliam  personarnm  non  parva  mnltitadine.  Eadem  antem 
commntario  de  familia  inramento  dicta,  et  conlandata  est  Hnius  rei  testes  snnt  nobiles:  Otto  Sklren- 
sis  et  eins  t'ratrnelis  Ovdalrich,  Heinrich,  Hohoit,  Diemar,  Wichnant,  Pabo,  Gotescalch,  Eberhart,  Eppo, 
Clionrat.  De  familia:  Pezili,  Fritilo.  Adalperht,  Willipolt,  Wolfcoz,  Bruno,  Cholo,  Wolvolt,  Waltman, 
Einwicb,  (leiolt,  Heinrich  et  frater  eius  Hartwich,  Gotescalc,  Buotlant,  Adalbart,  Ercibreht,  Marchwart. 
Actum  est  hoc  Frisint^ie  coram  magna  probabilium  clericorum  et  laicomm  mnititndine  anno  dominic^ 
incarnationis  MXC-Vl-  XVII  K    Ang? 

b.  1103    25|VI.    Switmutescbirchen. 

PoFtea  vero  anno  dominic^  ine.  M'C'llI*  VII  E.  Julii  Heinricns  ep'c  iuxta  consilinm  et  peticionem 
fidelium  -uorum  recepit  ab  eodem  presbitero  Herrico,  iam  tunc  maioris  ^cclesi^  decano,  tale  beneficinm, 
qnale  tone  temporis  habait  apad  bwidmotechirichnn,  cnrtiferum  1  cnm  decima  nna  et  msncipiis  od  id 
pertinentil'us,  et  tradidit  ad  altare  s.  Dei  genitricis,  qnod  est  in  chripta  versus  occidentem  positnm, 
in  augmentum  illins  dotis,  qne  prins  ad  idem  altare  pertinebat,  et  snscepit  idem  prenominatns  presbiter 
candem  dutein  ab  episcopali  mann  ea  conditione,  nt,  qnoadnsqne  viveret,  idem  altare  congrno  servitio 
procuraret,  et  annuatim  in  feste  s.  Nicolai  fratribns  maioris  ^cclesi^  servitium  nnnm  inde  adhiberet. 
Eandem  er^o  pactionem  ad  idem  servitium  eadem  hora  snscepit  inniorHerricus,  prioris  H.  fratmelis, 
ciusdero  conj^regationis  cauonicns.  Et  quia  idem  altare  ab  eorundem  progeuitoribns  tali  ab  initio  con- 
ditione  erat  dotatüm,  nt  quilibet  eornm  proximns  heres,  maioris  scilicet  gcclesi^  canonicns,  eundem 
■  dotem  possi'iendo  Deo  et  s.  eius  genitrici  ad  idem  altare  serviret,  statuta  et  confirmata  est  a  preno- 
minato  venerabili  patre  eadem  condicio,  presentibus  et  Id  unanimi  voto  conlaudantibus  pene  omnibns 
^cclesi^  niaioribus  clericis  et  laicis.  H.  r  t.  s.  Heinrich  et  miles  eius  Adalpero,  Eberhart  de  Gozzis- 
heim,  VNHltman,  Willipolt,  Isinrich  et  frater  eins  Heinrich,  Ovdalrich,  Wiso,  Bnodlant,  Sigifridns  et 
Azzo,  Chuonrat,  Hartwich. 

C.  c  f.  in  V.  et  11.    Bei  Meich.  minder  vollständig  N.  1255  n.  1271  ans  demselben  Cod.  von  den 

Halbblättchen  f.  259  nnd  260.   Dort  ist  Z.  3  „Swfdmotekhirichnn  Z.  8  Smidehnsnn  Z.  14  .Fri- 

gisiugie**  zn  lesen.    Hnschbeig  263  N.  1. 

Tl.  Sab  Eplscopo  Heinrico  I  1098-1137. 

c.  1100. 

No   34.     De  Steinhart. 

B  hi»mina  Juditta  de  Boriginmos  predium,  quod  habnit  apnd  Steinhart,  et  4  manicipia,  mari- 
tnm  cum  uxore  et  dnobns  filiis,  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  pro  anima  filii  sui  Pennonis  delegavit  eo  te- 
nore, ut,  si  de  commnni  fratrnm  oblatione  anferatnr,  a  proximo  eins  berede  cum  denario  1  redimatnr. 
T.  nobiles:   Aribo  eiusdem  Judittg  Alias,   Ovdalrich,  Aribo,  Adalpero,  Ovdalscalch.    De  fam.  Wiso, 


85 

Yolchart,  et  Waltman.    Et  hane  traditionem  fecit  cum  mann  advocati  filii  sni  Hartwici,  Aribone 
antem  fratre  sno  astante  et  collan[dante.] 
C.  0.  f.  4.    B.  y.  £.  c  a.  1120. 

No.  86.    De  Hac  yiUa. 

B.  Qnjdam  de  familia  fratmm  Willihalm  delegavit  predium  snnm  in  Hac  villa,  cartiferum  et 
9  iagera,  quibos  postea  dao  ingera  superadidit  alias  de  familia  fratrnm,  Chonradns,  ad  altare  s.  M.  in 
oblationem  fratrum,  singulis  annis  ad  exhibendum  idem  fratribua  semciam.  T.  de  fam.  Chonrat, 
Liatperht,  Bichilo. 

C.  c.  f.  4.   Unten  angefQgt  in  kleinerer  Schrift. 

No.  86.    [De  Asinhaim.] 

£.  Cometissa  Liutkart  cam  mann  filii  sui  Hartwici  tradidit  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  et  in  obla- 
tiones  fratmm  hobam  1  in  loco  Asinhaim  pro  anima  Gvntpoldi.  Si  vel  episcopns  vel  qnilibet  alüs 
eandem  hobam  ab  oblatione  fratmm  detrazerit,  prozimns  heres  anrenm  1  ad  altare  det,  et  hobam  re- 
.cipiat.  T.  Ovdalscalc  de  Holchusan,  Iso  de  Fidalasdorf,  Herchanger  frater  Isangrimi,  Alttovm  de 
Hasan,  Ebararo,  Aripo. 

G.  c.  quer  auf  dem  Beiblatte  nach  f.  295. 

Ko.  87.  c.  1098 — ll04.    [Isengrim  de  Leren  fit  clericas] 

Canctomm  xVJ  fideliam  tam  fataromm  qaam  presentiom  agnoscat  indastria,  qoaliter  felicis 
memoria  vir  nobilis  nomine  Gotebolt  de  LSren  delegavit  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  proprium  filiom  suam 
Isengrimnm  ea  conditione,  nt  legitimomm  aeccleeig  servientiap  iare  et  lege  vivat,  Heinrico  hnios  sedis 
ep'o  presente  et  coUaudante,  Perinbardo  autem  ^cclesig  advocato  sasdpiente,  presente  etiam  EUenhardo 
prepo8ito  et  Engilscalcho  decano,  presentibas  etiam  mnltis  alüs  canoDicis  et  aecclesig  servientibus,  Om- 
nibus in  id  ipsum  consentientibus.  H.  r.  t.  s.  de  nob.  Altman,  Comes  de  Chregilingen,  Herrant  frater 
predicti  Goteboldi,  Werinheri  de  Fricbendorf,  Diemar  de  Hasen,  Tagino  (de  Leren),  Heinrich  de  Gie- 
senpah,  Timo  de  Appingen,  De  servientibus  aecclesi^:  Waltman  et  frater  eius  Ein  wich  de  Pastperch, 
Kegeumar  et  filius  eius  Ovdalrich  de  Harthasen,  Adalperht  de  Petenprunnen,  Pezili  de  Ibsendorf,  Wolfkoz 
de  Bincpah,  Willipolt  de  Bubendoif,  Kvotlant  de  Pubenhusen. 

C.  c.  f.  80ö.    Bei  Meich.  No.  1279  Zeugen  fehlerhaft  nnd  unvollständig.    B.  y.  E.  c.  1115. 

c.  1100—1110. 

No.  88.    (De  Pacba ) 

R.  Quidam  nobilis  Adalram  predium  in  Pacha  pro  anima  sua  fratribus  in  oblationem  ad  altare 
8.  M.  sq.  C.  tradidit,  ut  post  mortem  Adalrammi  Budolfus  et  post  illum  Herrandus  et  quilibet  eorum 
pi-oximus,  qui  sit  in  congregatione  canonicus,  idem  predium  in  beneficium  accipiat,  et  in  anniversario 
eius  die  congrauro  inde  servitium  fratribus  ex  [bjibeat.  Bedemtio  cum  denario  aureo.  T.  de  nob.  Herrant 
et  frater  eius  Gotebolt,  Tegeno  et  Hezel  de  Leren,  Cuntpolt  de  Haganw*^'a,  Wdalrich  et  frater  eius 
Adalbero  de  Tannaren.  De  fam.  Wdalrich  de  Harthusen,  WiUebolt  de  Bubendorf,  Helmperht  de  Gugenh[usen], 
Adalpreht  de  Petenprunnen,  Butelant  de  Pubenhusen,  W^'delscalch  de  Goldenh[usen] ,  Eberhart  de 
•Hangenham,  Altman  et  frater  eius  Gumpreht  de  Bisen. 

C.  c.  auf  No.  86  ebenso  quer  folgend.  B.  y.  £.  schwankend  1120,  1110.    0  über  w  feht. 

N9.  89.  c.  1110.    [Traditio  Ottonis  Comitis  de  Schiren.] 

NoYerint  omnes  xVJ  fideles  tam  futuri  quam  presentes,  qualiter  Comes  Otto  de  Skiren  tradidit 
pro  Salute  anim^  sug  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  duo  curtifera  in  Ippenhoven  sita  cum  tribus  mancipiia, 
•Hemma  et  filiis  eius,  et  Omnibus  iure  illuc  pertinentibus  in  oblationem  fratmm  ea  conditione,  qaatinus 
poflt  finem  yit^  su^  alicui  de  fratribus  communi  consilio  omnium  committantur,  qui  in  anniversario 
.eiusdem  Ottonis  fratribas  competens  inde  exhibeat  servitium.  Si  quis  hoc  infringet,  proximus  heres 
ipsius  uno  bisontico  super  altare  posito  eadem  curtifera  inde  auferat,  et  suo  iuri  vendicet.  Huius  tra- 
ditionis  testes  sunt  de  Nobilibus :  Chfinrät  comes  et  frater  eius  Friderih  de  Dahoa,  Diemar  et  filius  eius 
Adalbero  de  Starh[oltesboyen] ,  Diemar  et  Ozi  de  Husen«  Eberhart  de  Holzhusen,  Pernhart  et  filius 
«ins  Otto  de  Mosan,  Werinheri  et  filius  eius  Botperht  de  Frich[endorf ] ,  Dietrich  de  Holzen,  Tagino 
de  Peroltf  sheim ,  Kegenpoto  et  Nithart  de  Egiwile,  Eberhart  de  Neninpah,  Megenhart  de  Maisaha.  * 
Wolfolt  de  Lohch[irchenJ  et  filii  eius  Ysenrich  et  Bahiwin,  Willibolt  et  filius  eius  Gerwich  de  Bn- 
bFendorf],  Waltman  (de  Pastp[erc])  et  frater  eias  Ein  wich,  Adalperht  et  filius  eius  Gotescalh  de  Peten- 
p[runneD],  Gerolt  et  filii  eius  de  Wipp[enhusen] ,  Dietpolt  et  Gerolt;  Heinrich  et  filii  eius  Budiger  et 
Heinrich  de  Lintaha,  Baldwin  et  Adalbero  de  Sk[iren],  Aribo  de  Wargent'[oe],  Ovdalrich  et  Begenmar, 
Fritilo  et  filius  eius  Chonrat,  Lvdowich  et  Wiso  de  Heidolf[ingen].  De  suburbanis  Sinzo,  Megenhalm, 
Bicheriy  Adalbero,  Altman  et  alii  quam  plures. 

Cod.  No.  190  f.  42  aus  älterer  Handschrift  angefügt  Mit  *  beginnt  neue  Zeile  und  ist  „De  familia:" 
ausgefallen.  Vgl.  Meich.  No.  1288  a,  aus  C.  c.  f.  8  unvollständig.  Erwähnt  Huschberg  p.  232  No.  16 
und  p.  240  No.  12.   Vgl.  MB.  IX.  875  u.  Hundt  M.  SaL  III.  458.   B.  v.  Ejiach  Schwanken  c.  1100. 


86 

e.  1110—1120. 

No.  40.    Censnales. 

a.  Notnxn  sit  omnibns  /pi  fidelibns,  qualiter  Heinricus  hnins  sedis  episcopos  tradidit  in  obla- 
tionem  fratram  qnandam  ancillam  saam  Bertham  cum  5  filiabns  et  filiis  suis  Azimanno,  EUenbnrga, 
Si^la,  Uichilda,Liatbiirga  ea  condicione,  ut  singalis  annis  ad  a.  s.  M.  sq.  C.  5denario8  fratribns  ibidem 
/po  servientibas  penoWant.  T.  ipsi  fratres  et  de  famiHa :  Willibolt  et  filins  eins  Gerwich  de  Rnben- 
dorfy  EiDwich,  Wolfolt,  Bahwin,  Wielant,  Meginhart,  Lodwicus,  Sinzo,  Ozi. 

b.  Snb  eadem  condicione  tradidit  s.  Viti  decanns  Geroldos  ad  predietnm  altare  Werinbnrgam 
pro  5  den.  a.  pers.  T.  de  nobilibns:  Wemheri  de  Frichendorf,  Cbarl  de  Aiterbach,  De  ministris: 
isenrich  cameiarins^),  Chvnrat  de  Swanhiltdorf,  Eberhart  de  Humbilen,  Cbvnrat  et  Pilegrim  de 
Pasigen. 

Cod.  No.  190  f.  10.  ^)  de  Lohkirchen.  E.  ad  a.  c  1120,  ad  b.  snb.  ann.  1140  vel  1150. 

No.  41.    Censnales. 

S.  Viti  decanns  Gerolt,  Wempnrch,  Marqnart,  Bndolf  prepositns  s.  Andree,  Gnmpolt  et  nzor 
eins  fiUiqne  eornm,  Mazili  sacerdos  frater  eins,  ElUnhart  de  Wala  tradidemnt  ad  altare  s.  M.  sq.  C. 
ad  comnne  nsnm  fratmm  pro  5  den.,  annnatim  persolvendis  Azalam  et  filias  eins  Bichard  [et]  cnm 
filio  sno  Linpoldo  et  Irroingardam  cnm  filio  sno  Sigimaro.  Testes:  Adalpero  de  Ebrispach,  Marqnart 
et  frater  eins  Otachir'),  Gerwich,  Perhtolt  et  Pnrchart. 

Cod.  No.  190  f.  3  Y.    ')  de  Mochingen.    E.  c.  a.  1120.    Die  Abtheilnng  zweifelhaft. 

No.  42.    Predinm  de  Cholopach. 

B.  Qnedam  de  famUia  s.  M.  Matthilt  tradidit  predinm  snum  apnd  Cholobach,  dimidiam  hobam, 
ad  altare  s.  M.  sq.  C.  ad  nsnm  confratmm  T.  Aribo  de  Priilo,  Altman  de  Bisan,  Cotescalh  de  Pecchingin, 
Oydfürich  de  Ensto,  Peringer  de  Mochingan»  Bicher  de  Tnchchingin. 

C.  c.   f.  12  b.    Nach  M.  No   1263  in   gleicher  Schrift.    B.  y.  E.  letztere   c.  1090,   erstere 

c.  1090-1100,  doch  beide  wohl  später. 

No.  43.    De  Ahaloch. 

B.  Isinhart  de  Pnbanhusaft  delegayit  predinm  snnm,  hobam  nnam  Ahaloch,  ad  altare  s.  M.  sq.  C. 
qnatinns  singulis  annis  in  die  anniyersario  eins  nnns  ex  confratribns  congrnnm  tdem  ex[h]ibeat  ser- 
Yitinm.  T.  Willibolt  et  filins  eins  Kerwich  de  Bybendorf,  OYdalrich  et  frater  eins  Tiemo  de  Harthnson, 
Botlant  de  Pnbanhnsan,  Engildio  de  Pacho>  Piligrim  et  Cq&nrat  de  Pasingin,  Pmn  de  Viehte,  Oydalscalc 
de  Altanhnsan,  OYdalrich  deEnston,  Herrich  de  Mochingin,  Etich  de  Appatistorf,  Bicheri  de  HorscanhoYan. 

C.  c.  f.  12  b.    Der  Vorigen  folgend.  B.  y.  E.  c.  1120. 

No.  44.    Holzipnrch  et  Mahtinstan. 

B.  Volcholt  de  Trigilpach  tradidit  predinm  snnm,  qnod  habnit  Holcipnrch  et  Mahtinginstan  ad 
altare  s.  M.  sq.  C,  nt  in  anniYersario  nxoris  sn^  confratribns  consolatio  congrna  impendatnr  .  •  Pro- 
ximns  heres  com  anreo  denario  redimendi  potestatem  habeat.  T.  (Pernhart  et  fr.  eins  N.)  Cotes[c]alch 
et  Otacher  de  Marchipach,  Herrich  et  Eribo  de  Mochinffin,  Meginhart  de  Haga,  Gote8[c]alch  de  Pechingin, 
Bechero  de  Ursinhiksin,  Willibolt  de  Bnbindorf^  Mahtani  de  Marzilingin,  Pmno  de  Viehto,  Wernheri, 
Arnolt,  Cerolt. 

C.  c.  f.  12  b.  Y.  M.  No.  1293—96  folgend.    B.  y.  E.  c.  1120  Yel  1110.    No.  1293  1.  Z.  lies 
.Bnbandorf  für  Bichandorf. 

No.  45.    De  WaltfrideshoYen. 

B.  Qnidam  nobilis  Yir  Cnmpolt  tradidit  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  pro  remedio  anim^  sn^  omninm- 
qne  debitornm  snornm  predinm  apnd  WaltfridishoYin  ea  conditione,  qnod  Heinricns  einsdero  ecclesie 
paiTOchianns  confiratribns  propositum  annis  singnlis  impenderet  serYitinm.  T.  Isinhart  (de  Miltahe), 
et  filins  eins  Sigihart,  Gotescalch  ide  Petenpmnnen)  et  Ebirhart  (Hanginheim). 

C.  c.  f.  13  Y.  Orte  überschrieben.    B.  y.  £.  c.  1120  Yel  10. 

No.  46.    De  Bichcarda. 

B.  a.  Hnnger  de  Hittenfnrte  tradidit  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  ancillam  snam  Bihkardam  pro  5 
denariis  in  oblationem  fratmm  annnatim  persolYendis.  T.  Willibolt  (de  Bnb[endorf|)  et  filins  eins 
Gerwich,  Gerolt  et  filins  eins  Dietpolt '),  Wezil  et  filins  eins  Etrilolf ').    De  Snburbanis  Öinzo  et  Arnolt. 

b.  Pancis  diebns  interpositis  mater  predict^  mnlieris  Wtrat  tradidit  semet  ipsam  snb  eadem 
conditione.  T.  Ysenrich  camerarins^,  Wezil  et  Karolns  de  Gisilingen,  Lintolt  et  frater  eins  Gote- 
scalch^}.   De  Snbnrbanis  Bicheri  et  frater  eins  OYdalscalch  et  Mazili  et  Hartwich.    V^zi. 

c.  Aribo  de  Gozoltestorf  tradidit  ad  altare  s.  M.  in  annnnm  censnm  fratribns  persoWendnm  hec 
mancipia:  Helicham  et  eins  filiam  Herbnrgam,  et  filios  sororis  einsdem,  Dietrich,  Engilam,  Mahtildam. 
T.  Wülebolt  de  Bnb[endorf]  et  eins  filins  Gerwic^  Eberhart  de  HaDg[enham],  Volcholt,  Pnrchart  de 
Pache,  Albero  de  Var[le],  Altman  de  Bi8e[n],  Könrat  de  Pnbenh[nsen],  Alpeiht  de  Malchingen. 


87 

d.  Hedwig  de  Lftnthvt  est  censiialis  s.  Marie. 

C.  c.  Bückseite  des  ßeiblfittchens  nach  £.  17.  B.  y.  £.  c  1120  yel  10.  Davon  c.  in  abw.  Schrift^ 

d.  spater  Zusatz;   ^)  de  Wippenhnsen,  ')  de  Tobeneheim,  *)  de  Lobkirchen,  ^)  de  Linwanesdort' 

No.  47.    1116  18|VII.    Otto  comes  de  Witelinesbach  ecdesiae  Babenbergensi  tradit  censaales. 

a.  Notnm  üt  omnibns  /pi  fidelibns,  tarn  futoris  quam  presentibns,  qnod  comes  Otto  de  Wite- 
linesbahc  consentiente  nxore  eins  Heilica  et  sorore  uxoris  eins  Heilwiga  propiiam  anciiiam  snam  Hilde- 
gardam,  nxorem  Bemhardi  de  Hopfena,  et  filinm  eins  Gotefridnm  per  mannm  Meribotonis  de  Eber- 
mnndesdorf  ad  altare  s.  Petri  apostoli  Babenberg,  nnllo  prorsas  contradicente,  delegayerit,  eo  contradi- 
tionis  iure,  qnod  habent  meliores  einsdem  altaris  ministeriales.  Facta  est  autem  h^c  delegatio  snb 
yen.  Ottone  babenbergensi  octayo  ep*o.  Huius r.  t.  s.  Wolfram  abbas  s.Michabelis;  Canonici  des.  Petro: 
Egilbertus  ppts,  Adalbero  decanns,  Oydalrich  cnstos,  Wicman,  B5celin,  Boker.  De  s.  Jacobe:  Eberhart 
ppts,  GumpOy  Arcanns,  et  alii  plures.  Laici  vero:  Engelmar  de  Preliubesdorf,  Adelbreht  et  filius  eins 
de  Drosendorf,  Arnolt  de  Chonstat,  Bätlöch  et  iilü  eins  Volckolt,  Diepolt,  Volcmar,  Gotefrit  et  frater 
eins  Tiemo,  Heinrich,  Wolfram,  Arnolt  et  filius  eins  Gotebolt,  Beginboto,  Ezzo  et  alii  conplures. 

b.  Notnm  s.  o.  x-  ^-  ^*  ^-  4*  P^*  ^^  comes  Otto  de  Witelinesbahc  consentiente  nxore  eins 
Heilica  et  sorore  nxoris  eins  Heilwiga  proprium  servnm  snum  Bezonem,  filinm  Yolnandi  de  Hopfena, 
per  mannm  Meribotonis  de  Ebermnndesdorf  ad  altare  s.  Petri  apostoli  Babenberg  nnllo  prorsns  contra- 
dicente  delegaverit,  traditionis  iure,  qnod  habent  meliores  einsdem  altaris  ministeriaies.  Facta  est 
antem  hgc  delegatio  sub  yen.  Ottone  Babenbergensi  octavo  ep'o.   H.  r.  t.  s.  [omnes  uti  snpra] 

Hec  traditio  facta  est  III  id.  inlii  in  festivitate  s.  Margaret^,  ü.  [vero]  Anno  incarnationis  do- 
minier Millesimo  Centesimo  XVI. 

Or.  im  B.  A.  Perg.  Streifen^  rückwärts  ein  rundes  Siegel:  der  h.  Georg  zu  Pferd,  den  Drachen 
bekämpfend,  mit  der  Umschrift:  Sanctns  Georins.  Aus  dem  Archiy  des  Bamberger  Domcapitels. 
Hnschberg  S.  268  No.  16. 

No.  48.  1119  80|XII.   (Concambium  prediornm  in  Hoerginou  et  Marzilingen.) 

Pateat  cnnctis  /pi  fidelibns  tarn  futuris  quam  presentibns,  quendain  de  familia  s.  M.  Frisingensis 
^cclesi^  nomine  Adalhardnm  quoddam  concambium  annuente  et  consenciente  Heinrico  einsdem  ^cclesig 
ep'o  per  roanum  Ottonis  eiusdem  ^cclesi^  adyocati  coram  Duce  Welfone  c^terisque  quam  plnrimis  tarn 
nobilibns  quam  ministerialibns  in  idem  consentientibus  peregisse.  Tradidit  namque  prefatns  idem  Adal- 
hardus  predium  snum  nnmero  54  ingemm  cum  8  reditibus  apud  Hoerginoy  situm  pro  54  iugeribns  et 
4  tantum  areis,  apud  Marcilingen  sitis,  7  de  familia  prefat^  ^cclesi^,  scilicet  Eberharde  de  Hangenheim, 
Oydalscalcho  de  Issindorf,  Oydalscalcho  de  Altinhnsen,  Oydalrico  de  Ensten,  Waldmanno  de  Diemotingen, 
Bodigero  de  Diem&tingen,  Hartwico  de  Strubingen,  nt  mos  est,  inramento  ad  meliorem  nsum  eiusdem 
^cclesig  peryenisse  confirmantibns,  cunctisque  presentibns  idem  contestautibus.  Hoc  ergo  concambium 
£ictum  est  M.  C.  XX.  incarnationis  domini  anno,  indict.  XIII.  III  E.  Jan.  Sed  nt  incon^yulsnm  per- 
maneat,  isti  contestantnr:  De  nobilibns:  Hainrich  de  Ascheim,  Otto  Perholt  (?)  et  fratres  eins  Pem- 
hart  et  Hainrich,  Magnes  de  Chazpach,  Wolfheri  de  Tegrinwach,  Bachiwin  de  Gozoltisbnscn,  Heinrich 
de  Vicechirchin  ^).  De  ministris :  Eberhart  et  filius  eins  Heriborth  de  Hangenheim ,  Oydalscalch  de 
Altenhusen,  Willibolth  de  Zieleshnsen  et  filius  eins  Gerwich,  Heinrich  et  frater  eins  Goteskalch  de 
Ismanniggen,  Gero[l]th  de  Wippenhusen  et  filii  eins  Dietpolth  et  Ortwin,  Isinrich  et  frater  eins 
Bichwin  de  Lochchirchen,  Wemheri  de  Wetingen^  Cholo  de  Perige  et  frater  eins  Otto,  Wolfheri  de 
Janistorf,  Prun  de  Wolfoltistorf,  Engilscalh  de  Pietindorf,  Oydalrich  de  Harthusen,  Altman  de  Hasil- 
pach,  Chonrant  (I)  et  frater  eins  Fritilo  de  Haidolyingen,  Walchon  de  Hasalpach,  Wolfoz  deCollingen'), 
Beginmar  et  frater  eins  Gotefrith  de  Purin,  Adalpero  de  Grimhershusen ,  Wiso  de  Heidolyingen,  Go- 
tescalh  de  Petinprunnen,  Pero  de  Muren  et  frater  eins  Wicnanth,  Engilscalh  de  Muren,  Eberhart  de  Mo- 
siburch,  Gozperht  de  Pacha  et  filius  eins  Wolchart,  Prun  de  üvdthe,  Piligrim,  Sigiboto,  Mahtuni, 
Hartwich  de  Marcilingen,  Meginhart  de  Haga,  Piligrim  et  Piligrim  de  Cellenhusen,  Hartwich  de  Miltihahe, 

Adalpert  de...  singen Adalpert  et  firater eins Deginhart  de  Frisingen,  Heinrich  de  .  ., 

Eberharth  de  Yeltmochingen,  Chonrat  et  frater  eins  Piligrim  et  alter  Piligrim  de  Pasingen. 

C.  c  f.  208  y.  fortgesetzt  yon  *  auf  f.  210 ,  zum  Theil  dnrch  Nachfahren  yerderbt  nnd  yerlöscht. 
Der  erste  Theil  bei  M.  No.  1273.    Bei  ^)  lies  Yiehtchirchen,  ')  Zollingen. 

e.  1120. 

No,  49.    Dens  adiuyat   me.    Concambium  inter  Patayiensem  ecclesiam  et  Heinricnm  Frisingensem 

episcopnm. 

Tradidit  ep*s  Heinricns  predium  apud  s.  Georgium,  quod  yocabatnr  Wert,  et  hobam  1  apnd  Se- 
wareuj  et  in  Snntowe  hobam  1  episcopo  ülrico  ad  faciendnm  inde»  quid  liberet.  E  contra  tradidit  ep^s 
Patayiensis  omnem  decimationem,  quae  yel  in  presentiamm  esset,  yel  in  futuro  per  cnltoram  proyenire 
posset,  in  predio  ep*i  Heinrici,  cuins  hi  termini  sunt:   Sicnt  flnit  Cherbah  in  Snarzahe^  Snarzahe  in 


88 

Orlzstid,  Tiebahe  in  Wiien,  Witen  rarsns  in  Oriezstich;  e«  conditfone,  nt  periineret  ad  ecolesiam  Ni- 
w**enehir*[ehen]  in  fnndo  sno  fabricatam,  et  eeclesia  cnm  dote  et  decimatione,  omniqne  inre  ad  se  per- 
tinente  FrisiDgensi  eoclerie  desenriret.  H.  r.  t.  s.  Marcbio  Leopoldns,  Cornea  Conradns  de  Pilstein, 
Cornea  Siffibart  de  Scalab,  Cornea  Ger  de  Olnxe,  Egino  de  Urle  et  frater  eiaa,  Alram,  et  ministerialea 
fere  omnea  ntriuaqne  epM,  Isingrini,  Hon.  De  Capellania:  Adelperbt,  Gerolt,  Ulrib,  AJbero  prepoaitna, 
Paldnin  de  Ardach'[er].    Meginbart  Fabs,  Engilger,  Wielant,  Gotefrit  Mordacbea,  et  malt!  alU. 

Cod.  No.  190  zweitea  nacb  f.  45   eingefagtea  Qaerbl&ttchen  (t  47).    Vgl.  Zabn  Fontea  r.  A. 

B.  XXXI  No.  96  p.  98  nnd  No.  106  p.  104. 

No.  60.    Lantfridingen. 

B.  Babewin,  qnidam  nobilia  de  Gosoltesbnsen,  predinm  in  Lantfridingen  pro  anima  Ovdclacalchi 
et  nxoris  sn^  fratribns  in  oblationem  ad  altare  s.  M.  contradidit,  nt  a  proximo  ipaiaa  berede  canonico 
congpmnm  ipsia  serritinm  qnotannis  tribnatar . .  Bedemtio  anreo  nammo.  T.  Knnradna  predicti  ger- 
manoa,  Heidenricb  et  T'delricb,  de  6ozolteBb'[n8en],  Lintolt,  Gotescalc  frater  eiosM,  Hunger  et  frater 
eins  Gebebart  *,  Pembart  de  Erphenbronnen ,  Isinricb  camerarina '),  Badeboto,  B&tlant'),  Gerolt  et 
filiua  eins  Diepolt^). 

C.  c  f.  14  ▼.  nnd  Yon  *  f.  17.  ')de  Linwaneadorf,  ')de  LocbchirchoD,  ^)  de  Pnbenhnaen,  ^)de 
Wippenbasen. 

No.  51.    De  Heitbusen. 

B.  Qnidam  clericna  Bvodolf  de  Veltcbiriben  predinm  in  Heitbnaen  fratribns  in  oblationem  tradi- 
dit,  nt  a  proximo  ipsins  berede  canonico  congranm  ipsis  servitiam  quotannis  tribnatar.  Bedemtio  anreo 
nnmmo.  T.  Bnrcbart  de  Mo8ab*[arg],  Eberbart  de  Perith'[er8basen],  Herrant  de  Leren,  Waltman  de 
Pastpercb,  Ovdalrib  et  frater  eins  Tiemo  de  Hartbasen,  Fritilo  et  filius  eins  Cbonrat  de  Heidoir[ingen] 
Sigibart  et  frater  eins  Altman  ^),  Willipolt  et  filins  eins  Gerwicb  '),  B&tlant '),  Sigiboto  de  Hartcb*[irchen], 
Werinberi  et  frater  eins  Bodolf,  Pabo^),  Sigifrit  (Staro),  Meginbart  (Fnbs),  Aribo,  Wiekmt,  V"dal- 
scalcb  de  Altenb[a8en]. 

C.  c.  f.  15  in  Lücke  eingeschrieben.    ')  de  Heidolfingen;  ')  de  Babendorf;  ')  wie  vor;  *)  de 
Prnnnen.    Abg.  Dr.  Both  Beiträge  m.  88. 

No.  52.    De  Wingart. 

•  Notnm  Sit  omnibns,  qnaliter  Pembardns  comes  per  mannm  Baperti  de  Fricbendorf  prediam  in 
Wlngarte  ad  altare  s.  M.  in  nsnm  fratmm  sine  contradictione  contradidit.  Testes  sant:  Adalpertna 
de  Mensän,  Wernbere  de  Frich'[endorf]  et  filins  eins  B&pertns,  V^'dalscalc  de  Walcb8b'[oTen] ,  y  dal- 
Scale  de  Maisa,  Dietericb  de  Marbpacb,  Dietmar  de  Horewenowe,  Lintolt  et  frater  eins  Gotescalc  % 
Y.  Isinricb  camerarins,  *)  Kunrat  et  Frltüe, ')  Diepolt  et  pater  eina  Gerolt  %  Wolfhere  de  Janisd'[orf], 
Altman  de  Uaid'[olÜngeu]. 

C.  c.  f.  17  c.*),  *J  n.  *)  wie  bei  N.  50;    ■)  de  Swanebiltdort  B.  v.  E.  c.  1116.    Hienacb  bei 

Hascbberg  p.  232,  wo  aber  irrig  Nengarten  stebt 

No.  58.    De  Bicbersbnsen. 

B.  Heriman  de  Bicbersbosen  per  mannm  Adalperti  de  Mensan  predinm  in  Bicbersbnsen  exceptia 
9  ingeribns  ad  altare  s.  M.  in  nsnm  fratmm  libere  delegavit.    T.  snnt  omnes  snpra  notati  (N.  52). 

C.  c.  f.  17  0. 

No.  54.    De  ministerialibas. 

B.  Theodericus  de  Stämbeim  nxorem  anam  Azalam,  ^clesi^  s.  Zenonis  ancillam,  iasta  et  bene 
placita  commntatione  nnä  cnm  filio  sno  Theoderico  liberam  reddidit,  et  eandem  per  manam  Barcbardi 
predict^  ^cclesig  advocati  cum  omni  snccessione  ad  altare  s  M.  sq.  C.  fratribns  ibidem  faraulantibns 
delegavit,  ut  inre  lef^itimornm  ministromm  ipsa  et  omnis  postentas  eins  ntatnr.  T.  Willibalm  de 
Yalle,  Willihalm  de  Bisan,  Anno  de  EllenchenhoTen,  Altman,  Gantperbt,  Waltman  de  Bisan,  Diotrich 
de  Stamhein  (!),  Lintwin  de  Chetmffingin. 

C.  c  f.  17  c.  B   V.  E.  c.  1110. 

No.  55.    Censnales. 

Pateat  omniam  indnstri^,  qnod  qn^m  exposita,  scilicet  Perbta  do  Enzilbüscn,  tradidit  se  cnm 
mann  nntricii  sni  Friderici  de  Ovwa  ad  altare  s.  M.  sq  C.  fratribns  ibidem  Deo  ministrantibas  5 
nnmmis  annnatim  senriendnm.  T.  Botker  de  Jobannisdorf,  Frideribc  de  Ovwa,  Arnolt,  Liupold,  Willi- 
halm, Hartwicb,  Mazili,  de  Valle. 

C.  c.  f.  17.  c  Lib  Cens.  (Cod.  N.  190)  f  11   ▼.  gleich,  nnr  steht  »de  valle*  nach  Arnolt,  Lint- 

polt,  nnd  ist  am  Schiasse  noch  Albreht  beigefügt. 

No.  56.    [Censnales.] 

Notnm  Sit  omnibns  Denm  timentibns,  qnaliter  Comes  Perichtoldns  de  Anedechse  per  mannm  cnia»- 
dam  nobilis  viri  Marchwardi  de  Mdchingen  tradidit  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  proprium  servientem  snnra 
Wembardam,  filinm  Hainrici  de  Lüska,  in  manns  advocati  Ottonis,  nt  ipse  omnlsqne  posteritas  eioa 


/ 


89 

legitimorum  ecclesi^  servieutiam  iure  et  lege  vivat.  T.  de  nob.  Gotescalch  de  Möchingen,  Hoholt  de 
Tegrinwäch,  ChoDrät  de  Geginpäcb,  Bodolf  de  NozinhoYen,  Ovdalrich  de  Lochusen,  Perinhart  de  Perin- 
doif.  De  servieBtibas  ^cclesi^  Isinricb  de  Locbcbircben,  Willibolt  et  filias  eins  Gerwicb  de  Bubendorf, 
Piligrim  de  Mosiborcb,  Ricberi  de  HorskinboYeD,  Lieder  de  Abedorf,  Aiibo  de  Wile. 

No.  57.    Censuales. 

Noverint  omnes  ;ifpi  fideles,  qnaliter  Macili  c^cas  de  Diengen  cum  conaensn  domini  sui  comitis 
Perithopjdi  delegavit  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  ancillam  suam  Adalbaidam  filiam  Piligrimi  custodis  ^cclesi^ 
pro  5  nammis  annuatim  persolvendis.    T.  Arnolt,  Kichere,  Ovdalscalch,  Megenbabn,  Dietpretb,  Petto. 

N.  56  und  57  auf  ßeiblättchen  II  nach  f.  2^5  im  C.  c.  B.  v.  E.  c.  1120.    Die  zweite  auch  Cod. 

N.  190  f.  17  Perbtoldi . .  Dieperht.    Vgl.  Oefele  Grafen  von  Andechs  S.  117.  Reg.  N.  60  a. 

No.  58.    Censuales. 

a.  Sciant  omnes  /'  fideles,  qualiter  Paltwin  de  Diengen  precepto  domini  sui  comitis  Perbtoldi 
tradidit  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  Sigilam  et  suam  posteritatem  pro  5  denariis  annuatim  persolvendis  in 
coromunem  nsum  fratrum  inibi  Deo  servientium.  H.  r.  t.  s.  Conrat  et  Fritlo  frater  eius ,  Reginmar  et 
Ortolf  frater  eius,  Altman  et  Gumprebt  de  Risen.  Suburbani:  Sinzo,  Adalpero,  Richero  et  fratres  eius, 
Mazilo  et  Hartwic,  Wolfhere,  Geiwic,  Waltman  de  Risin ;  Eccepreht  et  Albuno,  Milites  predicti  Conradi. 

b.  Sub  eadem  condicione  delegavit  quidam  nobilis  vir  nomine  Gotepold  de  Ldren  per  nianum 
fratris  sui  Herrandi  quandam  mulierem  Albvnch  et  4  filias  ejus  cum  filiabus  et  fi[li]is  eorum.  H.  r.  t. 
s.  Willipolt  et  filius  eius  Gerwich  de  Rubendorf,  Adelperht  et  filius  eius  Gotescalch  de  Petinprnnnin, 
Ovdalrich  et  frater  eius  Timo  de  Harthusen. 

Cod.  N.  190  f.  3  V.  et  4.    Unrichtig  benützt  Huschberg  S.  181.  N.  14  v.    Oefele  Reg.  60  b. 

c.  1120  — IISO. 

No.  59.    [De  ministerialitate]. 

Sciant  omnes  /*  fideles,  qaaliter  quidam  nobilis  homo  Willehelm  de  Zorngoltingin  filiis  de 
minisleriali  fratrum  uxore  susceptis  proprium  et  legitimum  legitimorum  ministerialium  coram 
preposito  A.,  Decano,  Scolastico,  ceterisque  confratribus  ius  et  libertatem  obtinuit,  quos  dudum 
Rickerus  istius  loci  caDonicus  iuiaste  mancipav'[erat] ,  et  eosdem  eorumqne  successorcs  legitimes 
bonorum  suorum  quorumcunque  hereditariorum  legitima  donatione  heredes  constituit;  et  post  obitum 
illorum  filig  su^  Hailken  su^que  posteritati  ad  eandem  ecclesiam  pertinenti,  vel  si  bis  defunctis  alii 
in  eadem  cognatione  eiusdem  societatis  supersint,  eorundemque  bonorum  possessionem  testamento  con- 
firmavit.  T.  Kuonrat,  Fritilo  de  Suanihiltedorf,  GSrwig  de  Rubendorf,  Ysanrich  camerarius,  Sigihart  de 
Miltaha,  Hainrich,  Perictolt  de  Escbilpacb,  Eberhart,  Altman  de  Risen,  Hainrich  de  l8imann*[ingen]  * 
et  filius  eius  Heinrich,  Uod alperbt  et  Fritilo,  Perhtolt,  Ercb anpolt. 

C.  c.  f.  15;  von  *  an  Randzusatz.   B.  v.  £.  c.  1130.   Adalpero,  Praepositus  1129.   Meich.  I.  808. 

No.  60.    De  Niuenbusen. 

R.  Aribo  quidam  de  familia  ecclesi^,  su^  suorumque  saluti  prospiciens,  predium  in  PazricheshuseD 
et  Nivenbusen  sitom  per  manum  Perbtoldi  de  Geroltespacb  ad  altare  s.  M.  communi  fratrum  utilitati 
delegavit  ea  conditione,  nt,  si  quis  illud  in  beneficium  suscipiat,  heres  proximus  cum  nummo  aureo  in 
proprios  usus  redimat.  Insuper  septem  mancipia  pro  5  denariis  in  usus  fratrum  contradidit.  T.  Otto 
cognatus  eiusdem,  Perichtolt  et  filius  eius  de  Geroltes[pach],  Liutolt  et  frater  eius  GotescaP  ^),  Wezil 
et  filius  eius  Egilolf),  Arnolt  et  Regenmar,  Eppo  et  Regenhalm  de  valle. 

C.  c.  f.  16  ▼.  Zwischen  M.  N.  1282  und  1276.    ^)  de  Liuvanesdorf,  ')  de  Tobencheim. 

No.  61.    De  Fidelestorf. 

[Altman  oblatione  sua  addit  predium  — ]  fratris  sni  Sighardi  scilicet  apud  Phidlsdorf  pro  sua 
peticione  post  obitum  eiusdem  ad  altare  s.  M.  eadem  lege  eademque  condicione  in  subplementum  supra- 
dicti  fratrum  servicii.  T.  Chonrat  de  Swanhiltedorf  et  frater  eius  Fritilo,  Isinbart  de  Miltah  et  filius  eius 
Sigihart,  Gerwich  de  Rubendorf,  Regenmar  et  frater  eius  Ortolpb,  Wiso  de  Haidolvingen  et  Lud  wich. 
C.  c.  f.  9  V.  oben  augefügt,  aber  erste  Z.  abgeschnitten.    Nach  dem  im  Cod.  beigefügten  Zei- 
chen zu  Si.  N.  1288  ergänzend  gehörig.   Es  sind  die  Brüder  von  Heidolfingen.    B.  v.  E.  c.  1116, 
dann  1140. 

No.  62.    Censuales. 

Notum  Sit  Omnibus  x^  fidelibus  t.  f.  q.  pr.  qualiter  comes  Sigefridus  de  Arge  proprium  man- 
cipium  Mathildam  cum  duobus  pueris  suis  Wemhardum  et  Hademvdam  in  manum  Ottonis  potenti  manu 
delegavit,  eo  nimirum  tenore,  quatinus  illuc  idem  predictus  delegaret,  quo  eum  mancipia  prefata  de- 
precarentur.  Tandem  placuit  mancipiis,  ut  in  manum  Gumpoldi*)  sibi  fideli  delegarentur.  Mortuo 
autem  Gumpoldo  filius  eius  G.  ad  quem,  ut  mos  est,  derivata  est  delegatio,  ad  aram  s.  M.  sq.  C.  rogata 
illorum  in  censnalia  fratrum  sunt  delegata,  persolvendis  5  den.  singulis  annis  firmati  sunt.  T.  de  nob. 
Liutolt  de  Hagenwawe  (!),  Albrebt  de  Grünhastershoven  (!),  Sigeluirt  et  Sigehart  et  Hezel  de  Sente- 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  12 


90 

lingen,  Wolfolt  de  Massenhasen.  De  ministerialibus :  Chunrat  et  frater  eins  Fritle  de  SvaDihiltestorf. 
Willibolt  et  filias  eins  Gerwich  de  Rabendorf,  Chole  et  fratres  eias  Rudolf  et  Otto  de  Pergen,  Otto  et 
frater  eins  Rudolf  de  Richoltestorf,  Prün  et  Wolfher  de  Wokoltestorf,  Eberhart  et  frater  eins  Sigehart 
de  Hangenhaim,  Hainrich  et  filins  eias  Hainrich  de  IsenmanDingen,  Rotlant  et  Chvonrat  de  Pobenhnsen, 
Engeidich  de  Pache. 

C.  N.  190  f.  13  Y.  ^)  von  Hagenan,  M.  N.  1813   pater  et  filins.   E.  Schwankend,    von  1130 

aUmalig  auf  1070. 

c.  1125—1130. 

Nr.  68.    [De  Livdarmingen]. 

Notnm  Sit  omnibos  ;^pi  fidelibus  tarn  futuris  quam  presentibus,  qnaliter  qnedam  ministerialis 
Frisingensis  mulier  nomine  Adalheit  quoddam  legitime  concambium  fecit  cum  advocato  Ovdalrico.  Et 
eaAdalheit  predium,  quod  ei  tunc  temporis  apud  Livdarmingin  fuit,  advocato  dedit.  Et  advocatus  cum 
consensn  et  in  presentia  Heinrici  ep*i,  et  cum  laudatione  iurationeque  omnium  ministrorum  de  terra 
8.  M  sq.  C.  qu§  nuncapatur  Dorfin,  gdificiis,  silvis,  pratis,  pascuis,  omnique  territorio  culto  et  inculto, 
aquis,  penitus  in  proprietatem  Adalheid^  tradidit.  Ü.  r.  t.  s.  Gotescbalc  de  Marcfapach,  Willibold  de 
Rubindorf,  Rodland  de  Bubinhusan,  Tiemo  et  frater  eins  Ovdalrich  *) ,  Etich  et  Wolfheri,  P6ro,  Wolf- 
koz,  Uto  et  frater  eins  Isingrim,  Gozbreth,  Eberhart,  Rotbero,  Adalkart^  Aldroan,  Asmar,  Heinrich, 
Didmar,  Gotescalch,  Brün,  Waltchon,  item  Brun,  Vodalrich,  Chonrat,  Fritilo,  Liutheri,  Bero,  Heinrich, 
Biligrim,  Eberhart,  Yodalscalo,  item  Ovdalscalc,  Meginrat,  Gerwig,  Herrant,  Willibold,  Heinrich  de 
Chienberch,  Heinrich,  Eberhart  de  Hantanheim. 

C   c.  Rückseite  des  zweiten  Halbblattes  f.  260.  B.  y.  £.  c.  1120.    ')  de  Harthusen. 

No.  64.    [De  Asinhusen.] 

Notum  Sit  Omnibus  /pi  fidelibus,  qaaliter  quidam  nobilis  Cholö  nomine  de  Asinbüsin  delegavit 
ancillam  suam  Richkardam  cum  duobus  filiis  suis  et  cum  predio  suo^  1  huoba,  ad  altare  s.  M.  sq.  C. 
pro  5  denariis  annuatim  fratribus  inibi  Deo  servientibus  persolvendis.  Idem  supradictus  Cholo  firma- 
yit  hanc  traditionem  tali  condicione,  ut,  si  moriantur  filii  eins  absque  liberis,  predium  redigatur  ib  usus 
fratrum,  quomodo  eisdem  placuerit.  H.  r.  t.  s.  Ovdalrich  advocatus,  Otto  de  Sciren,  Otto  de  Arin- 
pach,  per  cuius  manum  facta  est  traditio,  Engildieo  de  Sevelt.  De  familia:  Ovdalrich  de  Harthusin, 
Wolfkdz  de  Zollingin. 

C.  c.  f.  11  Y.  zwischen  M.  N.  1291  und  1292.   B.  v.  E.  schwankend  von  1126—1054.   Erwähnt 

Huschberg  p.  264  N.  2. 

No.  65.    De  Slate. 

R.  Lintold  et  frater  eins  Gotescalch  de  Liuvanesdorf  predium  unum,  curtiferum  in  Slate,  in 
oblationem  fratribus  suis  Frisingensis  ^cclesig  canonicis  libera  manu  contradiderunt ,  quatenus  frater 
Isingrim,  qui  eiusdem  predii  administrationem  ipsis  rogantibus  acceperat,  congruum  inde  servitium 
fratribus  quotannis  persolvat,  et  quisquis  post  ipsum  administraturus  accipiat.  T.  Adalbero  de  Walde, 
Werinhart  de  Wanichenbach,  Adalperht  de  Sandolteshusen.  De  fain.  Chunrat  et  frater  eius£^rttele  de 
Swanihiltesdorf,  et  Reginmar,  Sinzo  et  Werinhere  et  Humperht. 

C.  et  15.    B.  V.  E.  c.  1130. 

No.  66.    De  Tobenchaim. 

R.  a.  Quidam  nobilis  Wecil  et  filius  eins  de  Tobinchaim,  seculari  militia  renunciantes,  quic- 
quid  proprietatis  apnd  Tobinchaim  et  apud  Muchen  visi  sunt  habere,  ad  altare  s.  M.  sq.  0.  in  usum 
confratribus  post  obitum  eorum  delegaverunt  pro  suis  et  parentnm  eorum  et  omnium  fidelinm  animabus. 

b.  Eadem  hora  tradiderunt  etiam  Ortolfum  ad  idem  altare,  ut  legalium  servientium  iure  utatur, 
et  alia  omnia  propria  utriusque  sexus  mancipia,  exceptis  quinque,  sicut  a  se  hereditario  iure  possessa. 
T.  Nobiles  viri  Liutolht  et  frater  eins  Gotescalh  de  Liuanesdorf,  Wecil  de  Üvberm5tingen.  De  familia : 
Gerotlh  (sie)  de  Wippinhusen,  Altman  de  Heidolvingen^  Fritilo  de  Suanehildorf,  Gotescalh  et  filius  eins 
Gotescalh  de  Petinprunnen ,  Sigihart  de  Miltaha,  Ovdalscalh  de  Uusenhoven,  Wolfheri  de  Pacharen, 
Reginhart  de  Chienberch,  Reginmar  de  Emeliugen.  De-valle  Liupolth,  Humperht,  Richeri,  Ch5no, 
Adalbero,  Werinheri,  Pnrchart  de  Pacha. 

C.  c.  f.  15.    B.  V.  E.  c.  1120—25. 

No.  67.    Sandolteshusin. 

R.  Gnmpolt  de  Hagenowe  predium  in  Sandolteshusin  cum  mancipiis  ibidem  servientibus  poet 
mortem  Herrandi  fratris  sui  canonici  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  in  oblationem  fratribos  in  anniversario 
suo  persolvendum  contradidit,  ut  post  mortem  Herrandi  proximus  in  congregatione  eadem  consangui- 
neus  fratrum  dispensator  existens ,  ut  dictum  est ,  serviat  fratribus  .  •  Redemtio  per  unum  pizantium. 
Traditionem  suscepit  decanus  cum  ceteris  fratribus.  T.  Livtolt  frater  eins  de  Hagenowe,  Adalperht  de 
Grvonharteshoven,  Adalbero  et  V'dalrich  de  Tssnaren,  Pernhart  de  Erpheubrunnen,  Sigihart  et  Hetel 
de  Sentelingen.    De  ministerialibus:  Gerolt  de Wippenhusen  et  filius  eius  Diepolt,  et  Ortwin,  Dietpolt 


91 

de  Agilsdorf,  Heinrich  de  Giesenpach,   Adalbero  et  Tegenbart  de  valle,  Sigebart  de  Mütbah,  Gote- 
scaloh  de  Pettenprannen  et  eius  filius  Gozwin^  Karolas  de  Aiterpacb  et  eias  frater  Dieterich. 
C.  c.  f.  16  aaf  Rasur.*  B.  ▼.  E.  schwaukend  Yon  1110—40,  zuletzt  1130. 

No.  68.    Fach. 

K.  Waltherus  de  Hageningen  frater  noster  et  maior  p'ts  (prepositus)  curtiferum  in  Pacb,  quod 
bereditario  iure  po8sed*[erat],  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  in  subsiüiuni  nove  oblationis  fratruni  tradidit.  ut 
eins  dispensator  in  anniversario  suo  plenuni  fratribns  cxbibeat  serritium.   T.  Adalbero  et  ceteri  (Nr.  67  ?). 

C.  c.  f.  16  der  Vorigen  folgend. 

No.  69.    Engilberti  Hallensium  Comitis  donatio  Monasterii  Atileusis  ad  cenobium  Admuntense. 

Notum  sit  Omnibus  Dei  justicie  colla  fiectentibus*,  qualiter  salinarum  seu  Hallensis  conies  Engil- 
bertus  nomine  ecclesiam  in  loco,  qui  vocatur  Atile,  in  montis  yertiee  sitam  tradidit  super  reliquias  s. 
Mari^  et  s.  Blasii  Admuntensi  cenobio  in  proprietatem  cum  omnibus  appendiciis,  scilicet  cum  ö  legitime 
dotatis  basilicis  circumiacentibus  et  8  curtiferis  et  80  mansibas  cum  deoimis  ad  eundem  item  locum 
pertinentibus.  Traditio  hec  causa  monastic^  religionis  facta  est  a  prefato  comite  in  loco  Atilensi  plan- 
tand^  ab  Admuntensis  cenobii  abbate.  Decretum  est,  quin  etiam  et  constitutum  est  ab  utrisque,  a 
comite  scilicet  et  Wolvoldo,  tunc  temporis  Admuotensium  abbate,  ut,  si  Admuntensium  religio,  que 
tunc  celebris  habebatur,  quandoque  scandalorum  spinis  depravata  inveniretur,  vel-si  Salzburgensis 
sedes  ab  heresjarcha  aliquo  contra  fas  et  ins  possideretur,  ye\  quolibet  tali,  qui  spiritualis  structuraip 
conversationis  inibi  destruere,  aut  fratres  illos  ininsta  quavis  violentia  opprimere  seu  bona  eiusdem 
loci  aliter,  quam  oportet,  aliquomodo  tractare,  vel  alienare  velit,  tunc  ne  aut  hinc  aut  illinc  Atilensis  locus 
calumniam  yel  destructionem  pateretur;  hoc  conditionis  pacto  solidatur,  scilicet  ut  ab  eodem  comite 
Engilberto,  vel  a  pr<ft:imo  successionis  herede  annuatim  ad  altare  s.  Blasii  au^eum  ob  proprietatis  tcsti- 
monium  bizantinum  persolvatur,  donec  roonastic^  religionis  pridem  babita  integritas  in  Admuntensi 
monasterio  recnperata  ad  integrum  reperiatur.  Hoc  autem  in  probabilium  positum  sit  iudicio  perso- 
narum,  spiritnalium  scilicet  virorum  seu  bonorum  quorurolibet  katholicorum,  scilicet  ne  Atilensis  locus 
a  subiectionis  lege  vel  a  proprietatis  iure,  quo  Admuntensibus  subicitur  et  conectitur,  nisi  evidens  et 
non  sufferenda  appareat  necessitas,  qua  hoc  fieri  ad  tempus,  uti  dictum  est,  cogatur,  indebita  qu&dam 
precipitatione  absolvatur.  Post  peractam  huiusmodi  traditionem  primus  Atilensis  advocatus  comes  Engil- 
bertus  sit,  et  post  eum  omnis  posteritas  eius,  si  utilis  et  strennuus  ecclesiasticarum  rerum  et  posses- 
sionum  defensor  fuerit,  sin  autem  ^),  liceat  abbati  Admuntensis  cenobii  et  nunc  et  in  posterum  eligere 
et  providere  utillimum  Atilensibus  advocatum,  ita  ut  huiscemodi  dispositionis  ordine  advocatia  b^c  sua 
nunquam  privetur  libertate.  Totum  autem  traditionis  huius  stabilimentum  et  sanct^  memoria  Chun- 
radus,  luvavensis  ^cclesi^  archiepiscopus,  su^  consensionis  auctoritate  corroboravit  et  sigilli  presentis 
impressione  consolidavit.  Testes  autem  sunt:  de  Nobilibus  Perbtolt  de  Tegrinwac,  Pemhart  de  Egilis- 
wanc>  Eberhart  de  Gazaha.  De  familia  comitis:  Gerunc  de  Veldolvingin,  Willihalmus  de  Attila  et 
filius  eius  Sigiboto,  Balzo  et  filius  eius  Heinricus,  Gozwin  de  Lohin,  Wicman  de  Lemingin,  Ekkehart 
et  Ovdalricus  camerarii,  Heinricus  de  Cborinbercb,  Gebman  de  Chersdorf,  Chunrat  de  Obiricdorf,  Chiiuo 
de  Sneitsaha,  Willihalmus  de  Bocha,  Fridericus  de  Ettelingin,  Hecil  de  Tala,  Richerus  de  Brisin,  Pabo 
de  Toberch,  Heinrich  de  Leimingin,  Perhtolt  de  Vihehus,  Liutwin  de  Etelingin,  Heinrich  de  Stut- 
baimin,  Chunrat  de  Berge,  Gotscalchus  ministerialis  marchionisse. 

H^c  traditio  postea  reparata  et  consolidata  est  a  matre  eiusdem  comitis  nomine  Richkart.  Isti 
sunt  testes.  De  nobilibus:  Rudolf  de  Tapfheimin '),  Bernhart  de  Geppinheimin,  *Willehalmus  de  Pächa, 
Tiemo  de  Holzbusin,  Wolfram  de  P&lospach,  Hartman  de  Unin,  Eberhart  Pruskinchi.  De  ministeria- 
libus :  Ortolf  de  Leimingin  f  Heinrich  de  Ettelingin ,  Gebman  de  Chersdorf,  Sigiboto  de  Rihsinharde, 
Otto  de  Rüta,  Ortolf  de  Phuncin.    Testes  investiture  Ortolf  et  frater  eius  Heinricus. 

Or.  in  Admont  mit  dem  Siegel  des  Erzbischofs  Konrad  1  von  Salzburg.  Abg.  in  Zabn  Steyer- 
mark*8chen  Urk.-Bucbe  zum  Jahre  1145  No.  242  p.  247,  und  in  Wichners  Geschichte  von  Ad- 
mont I  p.  241  zum  Jahre  1137.   Bei  ')  wohl  ,si  non"  zu  lesen;  bei  ')  liest  Zahn  «Capfheimin*. 

c.  1130. 

No.  70.    Donatio  Heinrici  Episcopi. 

R.  D*ns  Heinricus  Fris.  ep^s  curtale  unum  ad  Wabovre  tradidit  cum  2  mancipiis  ad  altare  s. 
Mari^  bereditario  iure  sibi  traditum.  T.  Dietmar,  Eberhardus,  Hctil,  Richer,  Erchinger,  Eggiherth, 
Marqnart. 

Trad.  Buch  des  Klosters  Garsten  im  ürk.-6.  des  L.  ob  der  Enns  L  160.    Zahn  11.  347. 

No.  71.    Censuales. 

Nomina  mancipiorum  censnalium  in  loco  Castuno  babitantium,  qug  dedit  dominus  Heinricus 
huius  sedis  ep'c  ad  a.  s.  M.  in  communem  usum  fratrum  inibi  Deo  servientium:  Berbta  cum  5  filiia 
Azamanno,  Gozperto,  Ellenpurga,  Sigila»  Liutpurga;  filii  Ellenpurge:  Megengoz,  Rudolf,  Berhart,  Engil- 

12 


I 
I 


92 

bnrch,  Rihkart,  Berhta,  Livtpnrch;  filii  Sigale  6:   Friderich,  Botlant,  Livtolt,  Gozperht,  Berhta;   filii 
Livtpnrch:  Heinrich,  Otker. 
Cod.  No.  190.  f.  21  ▼. 

No.  72.    Censnales. 

Sciant  /'  fideles,  qaod  quidaro  prpsbiter  d.  Adilpreth  tradidit  snper  altare  r.  M.  sq.  C.  pro  remedio 
anime  sn^  qnandam  famnlam  snam  n.  Lintgart  et  filiam  eios  Ortolfum  cara  ceteris  filiis  ad  legitimes 
fratribos  servientes.  T.  C5xirat  (de  Saanhiltistorf)  et  frater  eins  Fritilo,  Gotescalh  (de  PetinprnnneD), 
OvdilscaJh  (de  Isindorf). 

C.  c.  f.  13  V.  B.  V.  E.  c.  1140  vel  1130.  Orte  überschrieben. 

No.  78.    De  Novts. 

B.  Qüidam  nobilis  vir,  Lintolt  de  Hagenne  et  eins  frater  Herd' [Herrand nsjcanonicus  s.  M.  pre- 
dinm  apnd  Novts  cum  Marchuwardo,  einsdem  cnrtifferi  cultore,  ad  altare  s.  M.  sq.  C.  in  oblationem 
confratribas  pro  anima  fratris  sni  Gumpoldi  delegavit.  Vendicatio  per  nnnm  bizantium.  Traditionein 
sascepit  Decanus  com  ceteris  confratribus.  T.  de  Nob.  Pernbart  de  Erphenbrunnen,  Cbaralus  de  Aiter- 
pach,  Adalbero  et  Ovdalrich  de  Tannam,  Adalbero  de  Walde,  Ovdalrich  de  Fansingen,  Sigihart  et 
Hecil  de  Sentilingen,  Heinrich  de  Giesinpach.  De  familia:  Sigihart  de  Miltaha,  Gerotlh  (!)  et  iilias 
eins  Dietpolth  de  Wippinhnsen,  Perictolt  de  Silphis,  Gotescalh  de  Petinprnnnen ,  Herrant  de  Ergol- 
tingen.    De  yalle:  Adalbero. 

C.  c.  f.  15  V.  B.  V.  E.  schw.  1110—50,  zuletzt  c.  1120.    Vgl.  No.  67  vorher  S.  90. 

No.  74.    Censnales. 

B.  Adalpreth  de  Goctingen  per  manum  Magni  de  Borpach  delegavit  ad  altare  s.  M.  sq.  C. 
Wolfheri  filios  et  filias,  Ovdalricum,  Maethildam,  Chanigondam ,  Cristinam  cet^rosque  ad  comrannem 
nsnm  fratribus  qninqne  nammis  annuatim  serviendum.  T.  Chanrat  et  Fritelo*),  Pertolt  et  Chanrat 
de  Yeringenbach,  Gerwich  et  Otto  de  Bicholfe8t[orf| ,  Paldrat  et  Aemis,  Eberhart  de  Hang' [en heim], 
Hanrichic  (!)  et  filias  eias  Sigiboto'),  Folchart'),  Per  hart  de  Vagin,  et  Otto. 

C.  c.  f.  15  V.    *)  de  Swanihiltidorf,  *;  de  Harthasen,    ß   v.  E.  c.  1130. 

No.  75.    Herneshusen. 

In  memoria  etema  sant,  qui  benefacinnt.  Igitnr  ab  omniam  memoria  nnnqaam  labatar,  qaaliter 
Bertholdas  de  Herneshusin,  qai  XIIIl  K.  Augasti  occisas  est,  predium  säum  in  Hemeshasin  ad  obla- 
tionem tradidit  ad  altare  s.M.,  ut  aliqais  de  fratribas  illud  in  hobedentia  tenens  in  anniversario  sni  die 
congraam  inde  exhibeat  oblationem  .  .  Vendicatio  aurea  ano.  T.  Altman  (de  Bise),  K&nrat  de  Pa- 
binh'[aBen]  et  Adalperht  de  Mallech*[ingen]. 

C.  c.  f.  16  anf  Basar.    B.  v.  £.  c.  1130. 

No.  76.    [Concambiam  Ministerialinm.] 

In  noticiam  posteroram  veniat,  qaaliter  Frisingensis  ^cclesi^  canonici  Heinricam  et  fratrem  eias 

Ortwinam  et  sorores  eoram  .  .  cum  filiis  sais  .  .  .   per  manam  Ovdalscalhi  de  Walheshoven  Ottoni 

Palatino  Comiti,  octo  videlicet  pro  novem  mancipiis,  legitimo  tradidere  concambio.    Ipse  vero  eosdem 

acceptos  in   legitimes  ^cclesig  ministeriales  ad  altare  s.  M.  potenti  mann  delegavit,   presentibas  et 

eandem  commntationem  confirmantibns  aniversis  confratribas  et  sabscriptis  tam  ^cclesi^  qaam  fratram 

ministerialibas :   Ovdalscal[ch]   de  Walheshoven,    B6do][f]   de   Notcenhnsen,   Orthwinns  et  Marcwart 

et  Willehalm  (Stolzele)  de  Barbingen  Batisponenses,  Isenrich  et  frater  eins  Bahewihn  M>  Chonrath  et 

frater  eins  Fritolo,  et  Altman'),  Willebolt  et  filias  eios  Gerwic'),   Heinrich  de  Chimberch  et  filias 

eins,  Heinrich  de  Ismanningen  et  filias  eins,  Gerolt  de  Wippenhasen,  Ilbnrich  de  Pitendorf,  Herborto 

de  Appetestorf,  Botland  de  Pabenhasen,  Eberchart  et  frater  eins  Sigehart  *),  Pertholt,  Ch&no,  Purchart, 

Bichere,  Harthwic,  Penno  et  fratres  eins  Eberhart  et  Haimo  de  Azelikcn,  Witele  et  Heinrich  (Choph). 

C.  c.  f.  294  V.  and  Beiblatt  c;  M  Lohchirchen;  ')  Heidolfingen;  '}  Babendorf;  *)  Hangenheim. 

B.  V.  E.  c.  1116;  vgl.  aber  M.  No.  1328,  wo  B.  v.  £   beif&gt  c.  1138  and  die  Zeagen  za  lesen 

sind:    De  Nobilibas:    Otto  de  Mosen,   Hartman  de  Steinharte,   Liatolt  de  Hagenoa,  Ortolf  de 

Botenpach,  Hoholt  de  Wolmvote8h*[ahe],  et  avnncnlas  eius  Heinrich,  Wito  de  Cella,  Karolas  de 

Aiterpah,   Botperht  de   .  nnenh*  ...    De  ministerialibas:   Tsenrich   camerarias,   Chvnrat  et 

frater  eins  Fritilo  de  Heidolf[ingen],   Sigihart  de  Pacha,  Gerwich  de  Babend'[orr| ,  Begenmar 

et  frater  eias  Ortolf  de  Unzinch'[oven] ,  Altman  de  Heidolfingen ,   Dietpold  de  Wippenh'[asen], 

Mahtnni  et  Sigiboto  de  Marzilingen.   Zafolge  Bückseite  des  Halbblattes  im  C.  c.  getrennt  darch 

den  Einband  in  Vorblatt  za  f.  12  and  Blätteben  17  c. 

e.  1135. 

No.  77.    Censnales. 

a.  Notum  sit  omnibns  /pi  fidelibas  t.  f.  q.  pr.  qaaliter  Adelheit  de  Prisingen  tradidit  semet 
ipsam  ad  altare  s.  M.  pro  5   denarüs  confratribas    inibi  Deo  servi^ntibns  annuatim  persolvendis« 


93 

T.  Iscnrich  iuvenis,  Ortolf  de  Pvtelbach,  Einwich  de  Hittenvnrte,  Timo  ab  Ekka,  Sigehart  de  Heidol- 
vingen«  Baldwin  de  Germaringen ,  Livpolt  de  yalle. 

b.  Sab  eadem  condicione  domiDas  Clionradns  hnins  ecclesie  canonicus  tradidit  ad  predictnm  altare 
serynm  snain  Altmaniinm.  T.  Timo  ab  Ecca,  Ortolf  de  ünzinchoTen.  De  saborbanis:  Mazilo  et  frater 
eins  Hartwich,  Adelperbt  et  frater  eius  Vodalger,  Mazilo  Lahsenari. 

c.  Sab  eadem  cündicione  comes  Otto  de  Schiren  tradidit  ancillam  saam  Wiradam  in  manam 
Ovdalrici  de  Chienberch  eo  tenore»  at  ipBe  delegaret  eani  ad  altare  b.  M.  sq.  C.  pro  5  den.  fratribns 
inibi  Deo  servientibas  annaatim  persolvendis  T.  B&tpreht  et  frater  eins  Pabo  de  Frichendorf,  Walt- 
man  et  frater  eins  Badolf  de  Pastberch,  Isenrioh  camerarias  et  Hainricus  filias  eias  et  alii  malti. 

Cod.  No.  190  f.  20  V.  et  21. 

No.  78.    Ebersdorf  et  Grie. 

Noverint  omnes  tani  fatari  qaam  presentcSf.qaaliter  Heinricas  Frisingensis  ep^s  ob  saam  saoram- 
qae  niemoriam  prediam  in  Eberesdorf  et,  qaicqaid  ia  Grie . . .  habait,  per  manam  Geroldi  de  Paingen 
ad  altare  s.  M.  in  commanem  nsam  fratrum  ibidem  Deo  niilitantiam  sine  contradictioae  contradidit, 
exceptis  20  hobis,  qaas  communi  fidelinm  saoram  consilio  S.  Leonardi  servicio  se  demonstrare  desti- 
navit.  H.  r.  t.  s.  tam  nobiles  qaam  ministeriales  sabscripti:  Cbonrat  de  Dähoa,  0?dal8calch  de  Wal- 
heshoyan,  Werioheri  de  Frich[endorf| ,  Hartman  de  Stainhart,  Cb6no  de  TSgrenwach,  Marachwart  de 
Möhingen,  Ovdalricb  de  Löhhasen^  Adalbero  de  Gamenoltesdorf,  Cbonrat  de  Mantichingen ,  Heinrih 
de  Empfenpach,  Aribo  de  Aspach,  Isenrich  cameraria«,  Ovdalrih  de  Harthusen,  Botlant  de  Bab*[enhasen], 
Ovdalscalch  de  Altenh'[a8enj,  Aribo  de  Gozingen,  Megengart  Fahs,  Wielant,  Isengrim  de  Halle,  Mah- 
tani  cocas,  Werinberi  Pachef,  Marholt  et  Werinheri  de  Dab[6a],  Sigifrit  Staro,  Adalbero  pec\ 

C   c.  f.  16  V. 

No.  79.    De  prediis  s.  Leonhardi. 

Tradidit  qaoqae  predictus  Yene[randa8  pater  Heinricas  haias  sedis  episcopas  saprajdictas  20 
hobas  pro  sua  parentamqae  et  omniam  debitoram  saoram  animabas  p[er  manas  eiusdem  Geroldi]  de 
Paingen  ad  altare  s.  Leonhardi  in  usam  fratram  ibidem  Deo  militantium  et  in  stipendiam  /pi  pan- 
peram  ad  idem  altare  pertinentiam.  Qaasdam  statim  nominando  demonstravit,  qaasdam  commani 
fidelinm  saoram  consilio  demonstrando  snbpleri  debere  affirmavit,  Hobam  scilicet  in  Meginboldisperch 
cam  vineis  in  eadem  hoba  plantatis,  Prediam  in  Harda  iaxta  Trevinize,  Et  dno  Saarzhaha,  Novale, 
qaod  armentarios  suas  Enziman  possederat,  iaxta  Grtestig  sitam.  T.  de  nob.  Aribo  de  Pruli,  Ch&nrat 
de  Notzinhasen.  De  fam.  Tsenrich  camerarias  et  filios  eins  Heinrich,  Engildio  de  Fachen,  Butlant 
et  iilias  eias  Budo[l]f  et  Chanrat  de  Pabenh&san,  Dietpolt  de  Wippenbüsan,  Ger  wich  de  Babindorf 
et  Tsenrich  de  Pietendorf,  Mach  tani  et  Sigiboto  de  Marcilingen,  Eppo. 

C.  c.  Beiblättchen  ante  f.  17.  No.  78  a.  79  bei  Meich.  No.  1282  ohne  die  Zengen.  Nahezn 
vollst,  bei  Zahn  Arch.  öst.  G.  Q.  XXVII.  266  No.  12  a.  F.  r.  Aastr.  XXXI  93  No.  94.  Besch 
aetas  millen.  p.  127.  B.  y.  E.  c.  1186.  Meich.  No.  1282  a  and  b  nicht  aas  dem  Cod. 
com.  Fris. 

No.  80.    Censnales., 

B.  Liber  homo  Engeidich  de  Cholbach  proprium  filinm  saam  delegavit  ad  altare  s.  M.  at  singnlis 
annis  pro  tribato  persolveret  5  denarios.  Cni  filio  tradidit  prediam  empticiam  in  Piveliz,  at,  si  sine 
heredibns  obiret,  idem  prediam  traderet  ad  altare  predict§  matron^.  T.  Gelphrat  et  fratres  eins  Elleso 
et  Amolt  et  alii  concives  eornm,  Herbat»  Egeno,  Bicholf,  Baperht,  Budiger,  Erimperht  et  frater  eins 
Pemhart  de  Lashaim,  Dietmar  de  Piveliez,  Ovlrich  de  Gramelingen  et  dno  fratres  Pemhart  et 
Budiger. 

C.  c.  Beiblättchen  f.  17  c.    Vgl.  MB.  IX.  889.  890.  458.  460. 

No.  61.    Mancipia. 

Noverint  omnes  tam  fntari  quam  presentes,  qnaliter  comes  Ekkihart  de  Skiren  tradidit  ad  altare 
s.  M.  sq.  C.  ministerialem  saam  Agnßn,  filiam  Eberbardi  de  Horskenhoven  ea  conditione,  nt  iure  legi- 
tirooram  servientium  ipsa  et  oronis  posteritas  eins  atatar.  H,  tr.  t,  s.  Liatolt  de  Hagenoa,  Megenhart 
et  Eberhart  de  Maisaha,  Tsenrih  camerarins  et  filii  eins  Heinrih  et  Tsenrih '),  Bv^dolf  de  Mosalraih'), 
Chv^^nrat  de  Heidolf  [ingen]  et  Sigihart,  Engilmar  de  Heribirgich*[irchen] ,  Engilmar  de  Massi[n]h[asen], 
Wolfhart  de  Horsk[enhoTpn] ,  Charl  et  Engilmar  de  eodem  loco,  Oydalrich  et  frater  eius  Bv"dolf  de 
Ür8enh[08en],  Aribo  et  filias  eius  Aribo  de  Humpreh*[teshusen],  Chv' nrat  et  Isengrim  de  Hor8k[enhoYen] 
et  Bihheri,  Gerwich. 

C.  c  Buckseite   des  Beiblättcbens  ante   f.  17.    B.  y.  E.  c.   1124  vel  1130.     ^)  Lohchirchen, 

*)  Miesbach,  vgl.  die  Waldecker  Ob.  Arch.  XXXI.  97  flg. 


94 


TU.  Sab  Episcopo  Ottone  I  1188—1158. 

c  1140. 

No.  82.  c.  1140.    Censnales. 

In  nomine  s.  et  ind.  trinitatis.  0.  Dei  gratia  Frisingensis  ep'c.  Notnm  esse  volamos  tarn  fntnris 
qnam  presentibus,  quod  pro  remedio  animg  uostr^  quasdam  de  familia  Pezelam  et  sororem  eins  Eepam 
eanunqae  filios  ac  filias  et  sororis  earam  filios  ac  filias  ab  omni  Servitute  liberos  in  saa  insticia 
manere  statninms,  ita,  qnod  nemo  de  camerariis  nostris  alind  ab  eis  exigat^  quam  de  mascnlis  10 
denarioSy  de  feminis  5,  in  c^na  Domini  ad  mandatnm  nostrnm  expendendos.  £t  ut  hoc  illis  ratnm 
maneat,  hanc  kartnlam  illis  conscribi  et  sigillo  nostro  insigniri  precepimas.  H.  r.  t.  s.  Isenrieh  ca- 
merarins,  Botlant  et  Bodolf  de  Pubenhnsen,  Gerwic  de  Rnbendorf  et  plures  alii. 

C.  c.  f.  117  V.    B.  Y.  E.  c.  1140. 

No.  83.    114j{  et  1148.    Gommutationes  Episcopi  Ottonis  et  monasterii  Weibenstephan. 

a.  In  nomine  sancte  et  individae  trinitatis.  Ego  0.  Dei  gratia  Frisingensis  ecclesie  presul, 
ntilitati  et  comoditati  religiosomm  consnlere  Yolens,  qnoddam  concambinra  cum  Sigmare  Abbati  s. 
Stepbani  feci,  nostris  quidem  successoribus  fntnram  ntilins,  einsdem  vero  monasterii  fratribns  pro 
locomm  yicinitate  commodius ,  tribnens  per  manum  Ottonis  advocati  Comitis  Palatini  einsdem  monasterii 
fratribns,  qoicquit  in  Yettingen  ad  episcopales  reditns  pertinnit,  cnm  nemoribus  et  pratis  ad  eandem 
Yillam  pertinentibns ,  omnibns  caltis  et  incaltis,  qnesitis  et  inqnirendis.  Preterea  tradidi  cartem 
pontis,  qne  dicitur  Hntechar,  cnm  omnibns  ad  eandem  cnrtem  pertinentibus ,  excepto  ponte»  qnam 
cnrtem  prins  eisdem  fratribns  in  beneficinm  coDcesseram.  Tradidi  etiam  prata  nltra  pontem  sita,  omnia 
Yidelicet,  qne  non  eraut  inbeneficiata.  Econtra  prefatns  abbas  cnui  eisdem  fratribos  in  recompensa- 
tionem  per  manum  advocati  snperins  pretazati  tradiderunt  in  Giselingen  4  cnrtes  cnm  dnobus  mansis 
et  dimidio  cum  omnibns  ad  bec  iure  spectantibus.  Insnper  cnrtem  in  Marcelingen  et  molcndinnm,  et 
pratnm  iuxta  nemns  Pircha  dictum  et  in  Mosburch  domam  cnm  fundo.  Postea  vero,  nt  scandalnm 
tolleretnr  in  posterum,  propter  stabilitatem  concambii  remisernnt  predicti  fratres  prata  nltra  Tseram 
sita^  qne  vnlgariter  Widerion  dicuntnr.  Preter  supradictA  predia  tradiderunt  idem  fratres  cnrtem 
Aesenhnsan  dictam  iuxta  stagnnm  Wirminse  cum  pratis  et  nemoribns  ad  hanc  spectantibus.  Ego  vero 
eisdem  fratribus  remisi  pratnm,  quod  ante  dederant  iuxta  nemus  Pircha  situm.  Dedi  etiam  eis  inxta 
pontem  Evthechar  roansum  contigni  nemoris,  a  discretis  viris,  quos  ad  hoc  destinavimus ,  designatum, 
et  ab  eis  dimidium  a^ri  cnlti  mansum  in  Hnmbelen  recepi.  Uec  autem  commutatio  legitime  confir- 
mata  est  presentibus  et  assensum  prebentibus  de  clero:  Hoholdo  preposito  et  Ghv^*none  decano,  Her- 
rando  archidiacono,  Herrico  preposito,  Wicbmanno  preposito,  Engilscalco  scolastico,  cnm  ceteris  matricis 
ecclesie  canonicis.  De  laicis  nobilibus:  Arnolde  comite  de  Dachv^'e,  Ottone  de  Irenespurch  et  filio 
eins  Adalberto,  Eberharde  de  Herrenhnsan,  Piligrimo  de  Wolmotesha  et  ceteris  in  privüegio  scriptis. 
Anno  autem  incarnationis  dominice  MOXLII.  Anno  antem  Ottonis  venerandi  Frising.  ecclesie  ep*i 
IUP  hec  acta  sunt. 

Zweispaltig  auf  beschnittenem  Vorblatte  am  Einbände  des  Cod.  Weihensteph.  No.  20  der  H.- 
n.  St.*Bibl.,  Cod.  lat.  No.  21&20. 

b.  Idem  documentnm,  deleta  solum  concurrentia  Ottonis  advocati  et  omissa  positione  in  fine: 
Dedi  etiam  etc,  omissisque  tribus  nltimis  testibus. 

Anno  autem  Inc.  dorn.  MCXLIIJ,  anno  autem  Ottonis  y.  Fr.  ep'i  IUI  hec  acta  sunt. 

Erste  Spalte  der  Bückseite  desselben  Vorblattes,  beschnitten.    Die  Orte  lauten  hier:    Hutechar 

.  .  Gbilingen.«  Asehusen  .  .  Wirmise.  Abg.  inMeich.No.  1318,  dann  interpolirt  MB.  IX  p.  498. 

c.  [Otto  ep's]  .  .  .  .  to  futurum  ntilins  atque  commodius,  illis  antem  concambio  licet  ineqnali 
sp^te  sub  quodam  ))[acto]  acquiescentibus,  nt,  si  cni  forte  presentium  a[ut  fujtorornm  visum  fuerit, 
in  concambiis  aliis  [prius]  inter  nos  et  eosdem  fratres  contractis  eos  pocio[res]  a  nobis  possessiones 
accepisse  qnam  reddidisse,  [nemo]  hoc  ea  minus  fore  rata  debere  contendat  i[sed  hoc]  commntatione 
snfficienter  eqnetnr,  inquam^  nos  rofulto]  minus  dedisse,  quam  recepisse  constaret,  pro  hoirumj  sup- 
plemento,  si  quit  ante  minus  factum  est,  quicquid  [peracjtum  est,  decreto  roberetur,  ac  ratuui  per- 
maneat  [semper].  Namqne  predictis  fratribus  in  commutationem  legi[timam]  quasdam  decimas  de 
manibns  laicornm^)  a  no[bi8]  iure  receptas  dedimns,  unam  videlicet  in  Ma[rcilingen  ?] ,  idem  doas 
portiones  decime,  vel  res')  in  Manmendorf,  hoc  est  terciam  portionem,  et  in  [Pfia]fenhoYen  ac  Perns- 
hoven  et  in  adiacentibus  [agris]  duas  portiones  decime.  Preterea  curtem  v[unam]  in  Manmendorf, 
qnam  Otto  de  Steine  in  proprie[tatem]  nobis  dederat  cnm  mancipiis  et  omnibns  adp[ertlnentiis,]  et 
predinm  in  Coteprehteshoven  et  dimidiam  [curtem]  in  Pritelenpach,  pro  10  libris  Inpigneratam  [eisdem] 
sub  eodem  iure  tradidimns.  Uli  vero  e  contra  quicqui[d  in  Pni?]garen  et  Frangowe  possederant  cnm 
ma[nsis]  mnltis  et  tribus  vineis  in  Wachv"e  et  area  in  [Ursin  ?]pach  cum  ceteris  appendiciis,  cnltis 
et  incufltis,  cum]   quesitis  et  inquirendis  in  recompensa tionem  no[bis  de]derunt.    Hec  antem  commn- 


95 

tatio  facta  est  pree[entibns]  et  assensnm  prebentibas  de  clero  matricis  eociesie  [WicbJiDanno  preposito 
s;  Andree  et  ceteris  in  priv[i]egio  scriptis.J 

Zweite  Spalte  desselben  Deckblattes  oben  und  seitlich  beschnitten.    Bei  ')  stand  zuerst  „inimi- 

corum",  bei  *)  „circa  curtem". 

No.  84.    1145.  September — December.    Liberatio  monasterii  Atilenses  de  cenobio  Admuntense. 

Ecclesia  dudum  fiorens  et  virtutibus  opulenta  apostolicis  viris  suffulta  quoquo?ersnni  eminebat; 
sed  labente  et  preterfluente  genere  huxnano  fragilitate  illecebrosa  aggravante  deperit  ipsius  religio. 
Sed  in  bis  casibus  talique  defectu,  quia  novit  Dominus,  qui  sunt  eins,  boc  quod  dicit:  „ecce  ^go  vo- 
biscom  sum  omnibus  diebus  usque  ad  consummationem  seculi"  —  in  multis  possumus  experiri,  diu 
sie  aspirante  mundo  in  militia,  tot  in  fervore  religionis  cottidie  assurgunt  cenobia,  in  quibus  desudantes 
atblet^  /pi  diabolo  existunt  terribiles,  ut  castrorum  acies  ordinata.  Que  apud  nos  in  diebus  sacerdotii 
nostri  plura  pullulaverunt ,  cum  doctrin^  et  plantationi  nostre  misericordi^  Domini  mult^  (sie)  incre- 
menta  dederunt.  Unde  comes  Hallensis,  Engilbertus  nomine,  pro  remedio  anim^  su^  suorumque  pa- 
rentum  ad  honorem  Dei  in  honore  s.  Michahelis  archangeli  monasterium  *,  Atile  dictum ,  in  territorio 
Frisingensis  episcopii  fundavit,  et  s.  Blasio  [Admund^]  ad  confirmandam  inibi  religionem  monachicam 
cum  omnibus  possessionibus  sub  abbate  Wolfoldo  delegavit.  Post  spatium  vero  annorum ,  cum  per 
disciplinam  professionis  locus  ipse  circumquaque  yeneraretur  et  per  se  augmentaretur,  eidem  comiti 
bonum  visum  est,  ut  rediroeretur  et  electione  propra  abbatis  sublimaretur,  Ademuntenaibus  40  marcas 
dedit,  factamque  traditionem  redimens,  locum  consecratione  abbatis  exaltavit.  Deinde  intercurrente 
tempore  Idem  comes  causa  nostr^  dilectionis  tutel^  et  circnmspectioni  prefatam  abbatiam  s.  Rudberto 
in  proprium  tradidit,  ea  conditione,  ut  in  electione  abbatis  liberam  more  aliorum  claustrorum  obtineant 
electionem.  nuUamque  a  successoribas  nostris  patiantur  oppressionem ,  sed  ubicnnque  opportuna  super- 
yeniat  occasio^  idem  locus  a  nobis  et  nostris  successoribus  rebus  et  honoribus  ditetur  et  promoveatur. 
Et  si  quis  episcoporum  ipsum  aggrayare  presumpserit,  yel  in  aliquo  molestare  yoluerit,  fundatoris  pro- 
genies  5  denarios  s.  B&dberto  singulis  annis  persolvat,  locusque  sub  [ab]  infestatore  libertatem  habeat. 
Forro  advocatiam  possessiouem  et  loci  indulsimus  fundatore,  eoque  mortuo,  qui  yicinior  et  senior  sit 
in  hereditate,  suscipiet  locum  in  procnratione,  ita  tamen,  ut  nichil  sibi  usurpet  de  illius  officii  procu- 
ratione.  Quod  si  quis  huic  dispositioni  nostrae  se  opponere  temptaverit,  et  sinistrum  quid  usurpando 
ins  adyocatie  diripuerit,  alienus  ab  officio  sit,  hancque  potestatem  fratres  habeant,  illo  remoto  [alium], 
quem  voluerint,  auxilio  metropolitani  proponant.  Sane  hac  conditione  locum  prefatum  et  [bona]  illius 
in  procnratione  suscipientes,  frater  ipsos  in  sinu  paterno  foyentes,  a  die  ista  et  deinc[eps  omn]ibu8 
abbatibus   loci   illius  sub  invocatione   Patris   et  Filii   et    Spiritus   sancti    et    auctoritate   s.    Petri 

[manda]mus,  ut  utilitatibus  fratrum  deserviant,  nee  qnidquid  gcclesig  collatis  familiarum  aut 

inbeneficiare,  aut  dissipare  audeant,  aut  fratres  illius  monasterii  inducta  super  eos  iniqua  [yi]olentia 
principis  yel  alicujus  secularis  potestatis  oppressione  grayare  presumant.  Quod  si  quis  eorum  supergres- 
8U8  fuerit,  si  non  cicius  coram  metropolitano  satisfecerit,  officio  careat,  et  honore  proprio  privetur. 
[H]e  autem  omnia  ita  facta  et  corroborata  sigilli  nostri  impressione  subscriptis  testibus  confirmamus 
et  stabilimus.  Facta  sunt  bec  anno  ab  incamatione  Domini  1145  in  presentia  Ch&nradi  archiepiscopi, 
anno  XLI  sedis  ipsius  in  Salzburgensi  Castro,  primo  anno  Eugenii  Pape,  YJI  anno  Chünradi  regis. 
Testibus  Romano  Curcensi  episcopo,  Marchione  Engilberto,  Comite  Chunrado  de  Bielstain  [fratrique] 
eins  Friderico,  Comite  Liutoldo  de  Blein,  Comite  Alberto  de  Tirol  et  aliis  quam  plurimis. 

Abschrift  auf  Pergamentblatt  imR.  A.  am  linken  Rande  beschädigt,  [hier  ergänzt].   Bei* steht 
„terimae".  Erzb.  Eonrads  I  41steB  Regierungsjabr  begann  erst  am  6.  Januar  1146. 

No.  85.    (1151 — 1154.)    Pactum  Episcoporum  Ottonisl  Frisingensis  et  Chunradi  Patayiensis  de  bonis 

monasterii  S.  Georgii  ad  Treisam. 

Contra  obliyionis  incursum  salubriter  labili  hominum  memorie  consulendo,  scripture,  que  rerum 
iudex  est  absentinm,  suffragandum  monimentis  yeneranda  et  prudens  patrum  censuit  antiquitas.  Ho- 
rum  igitur  suadente  auctoritate  concambium  inter  Ottonem  Frisingensis  eccVie  ep'um  et  fratres  s. 
Georgii  legittime  factum  presentis  pa^^ine  corrobarari  testimonio  et  prefati  ep*i  muniri  sigillo  perutile 
yisum  fuit.  Factum  est  itaque.  dum  Cb&nradus  Fataviensis  ep's  cum  Henrico  fratre  suo,  duce  Austrie, 
et  memoratus  Fris.  ep*us,  Otokaro  (adyocato)  et  marchione  de  Stirhae  (!)  accersito,  in  loco,  qui  Stiers- 
dorf dicitur,  essent  congregati,  Fris.  episcopus  per  interyentum  Chunradi  ep*i  aquam  a  yilla,  que 
Cbagrana  nominatur,  per  predium  ecclesie  sue  ad  usus  supradictorum  fratrum  deduci  permisit,  et 
utraque  parte  terram  latitudine  trium  mensuram,  que  yulgo  razen')  nuncnpantnr,  sex  mansis  in 
yilla  Sewam  adiectis,  potenter  et  iure  perpetuo  eisdem  assignayit.  Ipse  yero  ratione  commutationis  duo 
beneficia  in  Ardacber  et  yineam  in  Nuzdorf  cum  agris  ad  culturam  yinee  pertinentibus ,  cum  decima, 
que  de  predio  Holenburcb  persolyi  debuerat,  a  prescriptis  fratribus  accepit.  Sane  bis  ita  perspicue  pa- 
tratis  Patayiensis  ep*U8  in  manus  adyocati  sui  Henrici  ducis  Austrie,  que  usibus,  quos  premisimus,  fra- 
trum cesserant,  tnenda  deposuit;  Frisingensis  yero  ep^us  advocati  sui  marchionis  de  Stirhae,  que  iu 
concambio,  ut  prelibatnm  est,  acceperat,  defensioni  subiecit.    Et  ad  huius  inyiolabilem  rei  confinna- 


96 

tionem  indacti  sunt  testes:  üdalricas  prepositna  de  Mosebarch'},  Bahwinus  et  VolmaruA  FrisingensiB 
ecclesie  canonici;  de  namero  laicorum:  Hadcmarns  de  Ch&pbarn,  Waldmannns  de  Pazsberch  ^),  Albertus 
pincema  Frisingensis  ep'i,  Hartwiens  Saligezchint '),  ITaalricns  de  Aspam,  Albertus  de  Perge,  Otto 
senez  de  Lengebacb,  Albero  de  Chanringen,  Henricns  deZebingen.  Acta  sunt  aatem  hec  anno  MOLL, 
indict.  im,  feria  V.  Adriano  viro  anglico  apostolice  sedis  presidente,  Cbunrado  imperii  gnbemacala  tenente. 

Or.  in  Herzogenburg.    Abg.  im  Arch.  f.  K.  österr.  Gescbicbtsqaellen   IX.  262.    Zahn  Cod.  d. 

anstr.  Fris.  f.  102.    Bei*)  das  wohl  irrig  gelesene  h  darch  das  den  Namen  zweifellos  znkom* 

mende  z  ersetzt;  ')  wohl  Ardacker  s.  No.  87. 

No.  86.    e.  1155.  Censnales. 

Notnm  sit  omnibas  /*  fidelibos,  qnod  Begilinda  filia  Oydalrici  de  Grammelingen,  qa^  erat  mi- 
nisterialis  Gerhardt  comitis  de  Ohregelingen,  obtinaifc  hoc  ab  eodem  comiti  bonis  et  precibns  snis,  ut 
traderet  eam  ad  altare  s.  M.  Frisingen  iure  censaali,  videlicet  5  nummoram.  Qaod  et  fecit.  Sed 
postea  Chvnradas  de  Dachowe,  qui  et  dox  de  Meran  dicitar,  sabiugavit  eandem  mulierem,  potias  vio* 
lentia,  qaam  iasticia'  A  qao  tarnen  se  bis  bonis  snis  redemit.  Sed  idem  comes  eiusdem  malieris  filias 
sibi  itidem  subiagavit,  quia  matrem  babere  non  potait,  quam  tamen  maltis  oppressit  mahs.  Quaram 
filiaram  anam,  Petrissam  nomine,  caidam  de  Wolfbach,  Altammoni  nomine,  tradidit,  a  quo  redempta 
et  in  manas  Livtoldi  de  Hagenhove  delegata(m),  ab  ipso  Altammoni  tradita  est  ad  altare  s.  M.  Fri- 
singen ad  5  nnmroos.  T.  Ipse  Livtolt  de  Hagenowe,  Altüm  de  Wolfapach,  Ganther  de  Isenpach, 
Engilmar  et  Marqwart  de  Ganzenh[asen],  Hartmnt  et  Uainrieh  de  Haimenhusen,  Ovdalrich  de 
Craawi[n]chel,  Hartnit  de  Aichach,  Perhtolt  nobilis  de  Sibeltesdorf,  Hezil  de  Grammelingen. 

Cod.  N.  190  f.  18  V.   Haschberg  8.  247  a.  Not.  17. 

No.  87.    1158.    Chanradi  episcopi  Pataviensis  confirmatio  pacti  Ottonis  Episcopi  Frisingensis  et  Mo- 

nasterii  Seitenstetten  de  decimis  apad  S.  Georgiam  in  Clasa. 

In  n.  s.  et  ind.  tr.  Chanradns  gratia  Dei  Pataviensis  ecclesia  ep*8  aniversis  /pi  fidelibas  eterne 
yite  salatem.  Quia  propter  instabilem  humanarum  rerum  transcursdm  multa  sepius  a  memoria  homi- 
num  tollantur,  idcirco  pro  bono  pacis  uessarium  daximus,  ut,  quo  nobis  coram  positis  discassa  et  ter- 
minata  fuerunt,  scripto  posteris  in  roemoriam  revocemus.  Eapropter  omnibus  in  gremio  s.  matris 
ecclesie  constitatis  notum  facimus,  quemadmodum  in  presentia  nostra  decisa  sit  lis  et  controversia,  que 
diu  inter  dilectnm  fratrem  nostrum  Ottonem  Frisingensem  ep*um  et  dilectos  fratres  nostros  de  Sitan- 
stetten  pro  quibusdam  decimationibus  apud  Clusam  multis  querimoniis  et  contentionibus  est  agitata. 
Itaque  cum  apud  Laureacnm  in  communi  capitulo  clericorum  essemus  constituti,  utramque  partem, 
abbatem  scilicet  predicti  monasterii  Fridericum  et  ÜTdalricum  prepositum  de  Ardakker,  quem  predic- 
tus  frater  noster  Otto  ep*us  vice  sua  ad  nos  transmiserat,  diligenti  animadversione  et  discusslone  au- 
divirnus,  donec  per  multa  tandem  ad  id  ventum  est,  quod  hii  tres,  Chalcelimus  scilicet  decanus  de 
£nsa,  Herboto  decanus  de  Fuhilarn  et  Gerhardus  plebanus  de  Wolvesbach,  per  virtutem  sancte  obedien- 
tie  interrogati  sub  stola  sua  in  plenario  iuraverint,  omni  capitulo  eis  assentienti,  quicumque  parrochiam 
Aspach  canonice  possideret,  quod  et  decimationes  apud  Clusam  eodem  iure  habere  deberet.  Sed  cum 
in  hoc  fratri  Frisingensi  ep'o  minus  adhuc  satisfactum  esse  videretur,  in  occursam  eins  apud  Aspach 
devenimus,  et  quod  iam  dicti  sacerdotes  apud  Laureacum  iuraverant,  hoc  decretarii  ducis,  Ratso  scilicet 
et  Hadericus  et  Willehalmus,  ibidem  eo  presente  multis  eis  assentientibus  iuraverunt.  Unde  commu- 
nis sententia  et  consensus  omnium  decrevit,  iam  dictam  litem  iuste  admodum  esse  decisam  et  predictos 
fratres  ac  monasterium  pro  iam  dictis  decimationibus  nullatenns  debere  uiterius  fatigari.  Huius  rei 
testes  simt  hii:  Chadalhohus  prepositus  maioris  ecclesie,  Ovdalricus  abbas  de  Clunikcha,  Ovdalricus 
prepositus  de  Ardakker,  Dietraarus  prepositus  s.  Floriani;  et  de  chöro:  Otto  de  Witen  et  Adalgozus^ 
Bubertus  de  Pirenbach  et  Rantwicus,  Alramus  quoque  de  Cheraba,  Pabo  de  Hollingen,  Egeno  et  frater 
eins  Alramus  de  ürla,  Manegoltus  de  Wesen,  Dietericus  de  Werdarn,*  Hartm&t  pincerna,  Ger  hart  de 
Grazberge,  Hartwicus  Pom,  Marchwardus  de  Gluzze  et  frater  eius  Dietericus  et  alii  diverse  conditionis 
quam  plures.   Hec  ita  gesta  sunt  anno  d*nice  ine.  M.CLVIII  indictione  VI. 

Or.  im  Arch.  des  £1.  Seitenstetten.  Abg.  Zahn  Cod.  dipl.  austr.  fris.  I.  104.  (F.  r.  A.  XXXI.) 

Till.  Sab  Episcopo  Adelberto  I  1158—1184  11|XI. 

No.  88.  c  1160.  [Infeudatio  Comitis  Berhtoldi  de  Andechs]. 

Comes  B.  venit  ad  nos  et  postulavit  se  investiri  suo  beneficio,  quo  eum  antea  investisset  Otto 
ep's,  nullo  feudo  ex  nomine  designato.  Quod  et  factum  est.  Huius  rei  testes  sant:  De  nostris  Mg'r 
£ng[ilschalcus],  0[tto]  p*po8[itus  S.  Andreae],  Ba[hwinu8]  can.  Waltman  de  Pastberc,  Albrich  de  Elh- 
pah,  Gotefrit,  Alperht,  Heinrich  puer  [felix].  Dnx  Her\  et  Piiigrim  de  fratribus.  De  militibus  comi- 
tis B.  Hezil,  Gerwic,  Engilmar. 

Gleichzeitige  Vormerkung  unten  auf  fol.  169  des  Cod.  Weihensteph.  N.  87,  C.  1»  N.  21587  der 

H.  u.  St.  Bibliothek. 


97 

c.  1165. 

No.  8P.    Traditio  iD  Herbirchirchen. 

B.  Quidam'  sobilis  ingenuns  Wernhardos  de  Starcboltshoven  tradidit  prediam  in  Herbirebireben 
ad  altare  s.  M.  aq.  0.  in  oblationem  fratribns  pro  remedio  anim^  Patris  • .  •  nt  semper  prozimoB  bere» 
de  cognatione  canonicnsi.  diüpensator  fratrum  in  eodem  predio,  in  anniversario  die  predicti  Cbiin[radi] 
(solveret  serviciiim) . .  T.  Liebart  Cba[8te] . .  Diepolt  de  Wippenbnsen  et  filii  sni,  Haicricus  de  Albera- 
bnsen   .   . 

G.  c.  f.  19.  Znsatz  nnten,  Quadrat  ausgescbnitten.    B.  ▼.  £.  c.  1166. 

No.  90.    Advocatia  jn  Katscb 

Hainricns  Pri»  innior  landavit  in  mannm  ep'i  Alberti,  ipse  et  miles  eins  Dietricns»  qnod  advo- 
catiam  de  Cbatbs  nuUi  in  beneficiam  concedat,  nee  sobadTocatam  ibi  ponat  sine  peticione  et  asBensn 
episcopi.  Et  resignavit  eandem  advocatiam  in  mannm  epM,  si  contra  boc  laadamentnra  fecerit.  H.  r.  t.  s 
Baebwin,  Ortwin,  Yolmar,  Waltman,  Haertwic,  Hainrieb,  Gerwic  et  de  suis  Dietricb  et  Chvonrat 
Snevns  et  alii 

Cod.  N.  189   f.  56  v.    Durcb  Zabn   abg.  Arcb.  XXVIL  268.   N.  14  und  C.  d.  A.  Fr.  I.   109 

N.  111. 

No.  91.    Censuales  in  Craina. 

B.  Jobannes  Frisingensis  ^cclesi^  sacerdos  iSeimiliam  saam,  serros  et  ancillas  14,  in  manus  Her- 
wici  debitoris  conmisit  coram  Duce,  qui  est  advocatus  apud  Lonke,  astantibus  Otacher  dß  Bosenic, 
Herewic  et  frater  ejus  Trebemer,  Amalunc,  Jobannes  ejusdem  familig  et  Ernust,  eo  tenore  quod 
ipse  [eos]  super  altare  s.  M.  sq.  Corb.  obtulisset,  ut  post  mortem  suam  unnsquisque  S  nummos  epis- 
copo  Alberto  per  annum  persolveret  et  quod  nullns  eps  potestatem  babeat,  alicui  in  beneficium  eos 
prestare  et  a  se  in  censum  eorum  dare.  Hanc  delegationem  Herewicus  complevit  sub  testibus:  Friti- 
lone  de  Ismanningen,  Gerwico  de  Hors[k]enboven,  Gotefrido  de  Frisinga,  Herewico  deCreine,  Heinrich 
de  Percbab,  Imbrico,  Sigibotone  et  aliis  quam  plurimis. 

Cod.  der  herz.  Wolfenbütteheben  Bibl.  9.  7.  f.  35.    Abg.  durcb  Zabn  Arcb.  XXVII.  268.  N.  15. 

C.  d.  A.  Fr.  I.  109  N.  112. 

No.  92.     1168  27, IV.    [Emtio  praediomm  militiae  templi.] 

In  n.  s.  et  i.  tr.     Patris  et  filii  et  sp^s  sc'i.  Amen. 

Notum  sit  universis  tarn  presenti[bu]s  quam  futuris,  quod  ego  Bertrandus  per  Dei  gratiam  milicie 
templi  magister  totius  capituli  communi  assensu  et  approbatione,  sine  omni  contradictione ,  libere  et 
quiete  trade  et  tradendo  confirmo  Otboni  comiti  palatino  maiori,  et  eins  beredibus  iure  perpetuo 
predium  Othmarshart  et  Liucbentbal  cum  familia  et  oinnibus  pertinentiis  suis,  et  quicquid  iuris  in  eo 
habere  domas  templi  militum  videbatur,  ea  libertate  et  integritate,  qua  prefata  domus  eum  habebat 
tenendum  et  possidendum  in  perpetuum.  Et  ut  bec  venditio,  et  mea  et  totius  capituli  concessio 
rata  et  illibata  permaneat,  sigilli  mei  appositione  presentem  paginam  corroborari  iussi ;  et  hoc  predium 
delego  in  manu  et  in  custodia  fratris  sui  Friderici  palatini  comitis.  Conditione  tali,  ut  ipse  fideliter 
illud  servet  predicto  fratri  suo  0.  Ipso  autem  non  superstite,.  uxori  et  filiis  suis.  Huius  .rei  testes 
sunt  Fr.  W.  de  Guirchia.  Fr.  Wterius  de  Berito.  Fr.  Hugo  de  Corbuil.  Fr.  Petrus  bellus  occFs 
(oculus?!.  Fr.  Bonefacius  Lonbardie  preceptor,  qui  precepto  magistri  et  totius  capituli  hanc  vendi- 
tionem  fecit.  De  seculo  testes  sunt  hü:  Dnx  Welpho,  de  Babensperch,  et  Herman  de  Bamunge,  mini- 
sterialis  snus.  Trageboto  de  Moringen.  Perhtolt  de  Cella.  Budolf  Tileroan.  Bogcrius  de  Ezemansmitte, 
ioculator.  Hü  sunt  homines  supradicti  Welphonis.  Heinricus  Burchgravius  Batisponensis.  Bogerius 
de  Chadolstorf.  Hartnit  de  Herg«singen.  Wernb\  de  Lugebercb.  Heinricus  Maare.  Coonrat  Spisa- 
rius.  Hü  funt  homines  burchgravü  M.  Hademar  de  Ahehusen. ')  Bemboto  de  Mosebach.  Cbuno  di> 
Hovedoi-f.  Wilehart  de  Trune.  Budo[l]f  de  Milehhoven.  Herrant  de  Ergoltingen,  et  Walchon  Skiche. 
Hartwicus  de  Altbeim.  Perlitolt  de  Aha.  Ügo  de  Starcholsthoven.  Heinricus  de  Emphembach.  Osericus 
de  Valcbenberch.  et  homo  suus  Heitvolch,  de  Emmendorf.  Heinricus  parvus  de  Phefeuhusen.  Sifrit  de 
Warteraperch.  Godefridos  Eitersteun.  Ekehart  de  Lengendorf  et  frater  saus  Ulricus.  Willebolt  de 
Gisebac.  Wernh.'  Skerio  de  Northoven.  Meingoz  de  Cheminaten.  Har[t]man  de  Schillingesvi[r]st.  Pemhart 
de  Grcdingen.  Tageno  de  Othmarshart.  Bogerias  de  Linthahe  iunior.  Conrat  Athare.  Conrat  Ploch  de 
Dornberch  Fridericus  de  Eohelingen.  Sagelin  ioculator.  Ernestus  de  Lirendorf.  Sibant  de  Arbenhoven. 
Hartwic  Clachel.  iunior  Gotefrid  suevus.  Wezilo  de  Ardinsren.  Merboto  de  Ebes.  Factum  est  hoc  Pri- 
vilegium Anno  incarnationis  dominice  M^.  C®.  LX®.  VIII^.  Mense  Aprili.  V  KV.  Maij.  feria  V».  Luna 
V^.  Anno  Illl^o  Aroalrici  Jerosolimorum  Begis.    Latinorum  vero')  Amalrico  patriarcha  in  Jherusalem. 

Or.  im  B.  A.  mit  Bleisiegel  an  rother  Seidenschnur:    Zwei  Beiter  mit  eingelegten  Lanzen  auf 

sprengendem  Pferde  —  Sigillvm  militvm;  rückwärts  ein  ö  säuliger  Tempel  —  Christi  de  templo. 

Heg.  B.  I  264.    Bei  *)  steht  bruxgraun,  *)  Ahebusen,  ')  gekürzt  o  über  v,  wie  oft. 

Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  H.  Abth.  1 3 


98 

No  93.    1169  Aug.  ~  1170  März.    Laadamentam ,  qaod  factam  est  [Ottoni]  Palatino  comiti  pro  re- 

deroptione  captivomm. 

Laudavit  Episcopos,  in  beneficiam  dare  Palatino  comiti  50  mansos  de  benefitiis^)  suorum  mini- 
sterialinm,  et  ut  ipsi  de  manu  Palatini  comitis  suscipiant.  Laudavit  etiam  investire  eum  50  mansis, 
que  proxime  sibi  vacare  inciperent.  Laudavit  quoque  concedere  sibi  benefitinm  excepto  unins  hominis 
sui,  a  quo  Palatinus  comes  impetraret,  quod  suo  beneplacito  fieret.  Quod  si  Palatinus  comes  episcopo 
morte  prevento  bis  mansis  non  faerit  investitus,  laudatum  est  a  clericis  et  ministerialibus,  quod  fideli- 
ter  iuvabunt  apud  eins  successorem,  quatenus  predictum  laudamentum  compleatur. 

Hoc  laudamentum  completum  est  ab  episcopo  in  benefitio  tarn  ministerialium  quam  in  ilHs  aliis 
50  mansis,  nisi  quod  adhuc  debet  ei  concedere  30  hobas  benefitiatas,  quando  proxime  vacare  ceperint, 
et  nihil  ultra ,  liberque  est  ab  omni  alio  laudamento.  *  T.  de  clericis :  £ngil9[calchus]  prepositus. 
H[einricu8]  s.  Andreae  ppts,  B[ahwinu8]  s.  Viti,  B[erhtoldus]  s.  Zenonis,  Hartm*[üdus]  parochus,  Conradus 
magister,  Ulricus  ppts  s.  Arsatii,  Wolfhart  decanus.  De  laicis:  Hademar  de  Ahehusen,  Otto  de 
Ascheim.  De  nostris :  Fridrich,  Gerwic,  Heinrih,  Eberhart,  Adalolt,  Fritilo  et  fratres  sui.  De  suis : 
Ulrih  de  Holzh*[usen],  Ortolf,  Wicnant,  multi  alii. 

Cod.  N.  189   f.  56  v.  und   f.  57   unten   angefügt     B.  v.  E.  c.  1170.    Gedr.  ohne  Zeugen  bei 

Huschberg  S.  318  N.    12.    Zahn   Arch.    f.   Oe.  G.   Q    XXVII  p.   234   N.   2.    Bei   *)   steht: 

benefitinm. 

No.  94.    1175  16|III.    [Ohunigunt  abbatissa  inferioris  Monasterii  Batisponae  confirmat  donationem  ab- 

batissae  Bichizae.] 

Cirismon)  In  n.  s.  et  i.  tr.  Noverit  tarn  modcma  §tas  quam  successura  posteritas,  omnesque 
iusticiam  et  veritatem  Dei  colentes,  qualiter  Bichiza  inferioris  monasterii  abbatissa  qu^dam  predia 
annno  censu  15  talenta  minus  SO  denariis  solvencia  absque  omni  contradictione  tradidit  ac  delegavit 
super  altare  s.  Mari^  ad  oblacionem  dominarum  ibidem  l)eo  famulantium.  Hanc  autem  tradicionem  et 
delegationem  ChYnegynt  abbatissa,  qu^  prememorat^  abbatiss^  felicis  memoria  ac  meriti  successit,  fir- 
missimo  iure  su^  confirmationis ,  ut  videlicet  illam  per  omnia  imitaretur,  sana  et  irretractabili  corro- 
boratione  munivit,  et  in  presentia  Ottonis  palatini  eiusdem  ^cclesi^  advocati,  illo  annuente  et  coniven- 
ciam  suam  prebente,  inrevlncibili  lege  ratam  fecit  haberi.  Horum  autem  prediorum  duo  sita  sunt  in 
Villa,  qu^  vulgariter  dicitur  Schiriingen,  ad  tria  .talenta,  Trobelingen,  ad  3  talenta,  Manigoltingen, 
ad  12  solidos,  Osterheim,  ad  10  solides,  Linthart  ad  talentum,  Liemdorf  ad  5  solidos,  Mvoren  ad  6 
solides,  Alhesdorf  ad  talentum,  Schirhin  ad  talentum,  Niuwenhusen  ad  talentum,  molendinum  Walker- 
steten ad  6  solidos.  Neque  vero  spiritalis.  secularisve  persona  hanc  traditionem  inmutare,  auferre,  alie- 
nare,  presumat,  testimonio  probatorum  virorum  per  aurem  in  memoriale  tractorum  perpetua  securitate 
firmata  est  .  Et  ne  predlcta  donatio  a  fide  et  memoria  succedencium  posset  excidere,  hanc  inde  kartam 
conscribi  et  inpressione  sigilli  coromuni  consensu  ministerialium  prenominat^  ^cclesi^  placnit  signiri. 
Huins  autem  tradicionis  et  assercionis  isti  sunt  testes:  Otto  palatinus.  Purchart  de  Steine,  Chadelhoh  de 
Ohirjchjperch,  Batolt  de  Beinprehtisdorf,  Herman  et  Chv^nrat,  Eridst  de  Druhpach,  Ernist  de  Schir- 
iingen, et  duo  filii  sui  Chunrat  et  Wemhart,  Sahse  de  Schiriingen,  Marcwart  et  frater  eins  Chv'no, 
Wichman  de  Schiriingen ,  Perhtolt  de  Mansdorf,  Willehalm  de  Batispona,  Gotefrit  de  Linthart,  Adel- 
hart de  Prisingen,  IHrich  de  Holzh&sen,  Ulrich  de  Pentlingen,  Gotfrit  de  Schiriingen,  et  frater  eins 
Wemher  de  Linthart,  Albreht  de  Schiriingen,  Albreht  4^  Lierndorf  et  alii  quam  plures.  Si  quis 
autem  huius  tradicionis  emulus  hanc  distrahere  et  a  stipendiis  predict^  ^cclesi^  alienare  intenderit,  tam 
^cclesig  quam  /pi  anatbema  sit,  et  cum  Inda  traditore  coequatus,  nisi  resipiscat,  etema  dampnacione 
feriatur.  Amen.  Acta  sunt  hec  anno  d'nic^  incamacionis  WC"  LXX^V^  Indictione  VIII''.  XVil^  Kl. 
April.  Imperatore  Friderico  regnante  et  id  ipsum  imperante. 

Or.  im  B.  A.    Unten  mit  Entfernung  des  Siegels  beschnitten. 

No.  95.    c.  1180.    Censuales.  ^ 

a.  Noverint  omnes  /pi  fideles  presentes  et  posteri,  quod  Fridericus,  canonicus  Fris.  ecclesie  et 
prepositus  in  Wertse,  tradendo  delegavit  quandam  famulam  suam  Perhtam  cum  5  iiberis  suis  et  omni 
illomm  posteritate  ad  altare  s.  M.  sq.  0  in  commnnem  usum  fratrum  ad  censum  5  den.  T.  Albero 
de  Sandolteshvsen,  Gerwicus  de  Pubenh[usen],  Diepolt  de  Wippenh[usen],  Chvonrat  Sappo,  Hainricas  de 
^uelsdorf  et  filius  eins  Ortolf,  Gotfrit  de  Aitenbfnsen],  Liebart  puer  Chasti,  Hainricus  filius  Hainrici 
de  Utingen,  Sifrit  et  Hainricus  et  Gerwicus,  fratres  nterini  de  Hettenchirchen ,  Sifrit  Macellarius, 
Dietmar  de  Bisin,  Hartuicus  in  Bichil,  Hainricus  Snurhunt,  Hainrich  de  Aibilingen,  Ulricus  costos, 
Perhtoldus  custos,  Ulricus,  Volcholt  et  alii  multi. 

b.  B.  Item  notioni  omnium  fidelium  subidendum  duximus,  quod  eadem  die  et  hora  Gerwicus, 
frater  predicti  Friderici  prepositi,  tradidit  et  delegavit  homines  suos  utriusque  sexus,  quos  libera  tra- 
dicione  ab  uxore  sua  Gerbirga  possederat,  ad  a.  s.  M.  sq.  C.  ad  5  den.  censum  sie  tarnen,  ut  ipse  tra* 
ditos  et  delegatos  in  vita  sua  possideret.    Homines  delegati:   Alheit,  Mathilt,   lata,   sorores;    item 


k 


Albeit  oioi  ClioppoiiiB  CboDradi ;  item  Alheit  Eelleschit  et  aoTor  eins  Lircart,  et  frater  earnm 
Cbönrat,  item  Herbnrch,  filia  Operti,  et  frotres  illias  BegiDm&r  et  Otto;  et  amDiam  horam  posteritu. 
T.  omnea  in  tnditioDe  pronme  lapnucriptj. 

C  N.  190  r.  33.     B.  T.  E.  o.  ll&O;  ad  b.  pnto  de  Pabenhuaen.    Vgl.  MB.  VIII.  417. 
Ho.  96.    e.  1180—90  Censaalee. 

NotQm  ■.  o,  /.  f.  t.  f.  q.  pr.  qnod  Cornea  PerDhaidns  de  Blozie  et  «ot  eiaa  Cbnnigant  trsdi- 
dernnt  ad  altare  b.  H.  Bihcbardam  cum  4  flliie  et  2  Sliabns  per  laanum  Adiloldi  de  Dornenbach  per- 
aolvendo  ceDsa  5  nammoritQ]  aiiij;aUa  annis.  T.  Goteacalcns  de  Hageoingen  et  fratei  eioa  Otater, 
CbvoDrat  de  Haidolvingea  et  nepos  eins  Fritle,  Ladwich  de  Haidolvingen.  Gerwicb  de  ForakenhoTen  et 
nepoa  eins  Adelolt  ianior,  Hainrich  de  Wolvolteadoif,  Otto  Choph,  de  WarteDperch,  Maiilo,  Haiaricb, 
Peiilo,  de  Friainireii. 

Cod.  N.  190  f.  24  T.     B.  V.  E.  c.  1140. 
No.  97.     118t  (December.)    Confirmatio  concambii  inonasterii  S.  Lambert!. 

B.  Albertna,  Friaing.  ep'a,  coDtractam  inter  Periagertiin  Abbaten  S.  Lambert  et  d'nmn  Dieti- 
mamm  de  Lietbnatein  Gonfirmat.  Dietimarna  6  nianBOS  inila  Laiinich,  valgo  propter  novitatem  Qerrot 
appellatoa,  cam  adtinenti  aiiva  et  omnibus  colendis,  qoe  taogit  eilTam  Razman,  ab  ep'o  in  feodnm 
habitos,  tradidit  ^cclesi^  a.  Lamberti,  recipieog  in  concambio  Medwetstorf  et  molendinDtn  ibidem,  in 
Hitterdorf  2  predia,  in  Lenk  anuia,  in  H&ntätotf  pTope  Undrim  1,  in  Segor  1,  in  Celtwich  2,  in  Bateo- 
berch  2,  anperina  imta  HT''ram  apud  Parcbstal  2,  in  Gezendorf  1,  superadditia  60  maicis  denarionim, 

Suod  idem  Ditimania  ab  ep'o  in  feodam  accepit.  Acta  s.  h.  apad  Frisacam  in  presentia  Ducis  Stjnrie 
takeri,  annaente  capitalo,  faventibne  minieterialibaa  Friu.  Teslibns:  Dietrico  ep'o  Qarceoai ,  B&dolfi> 
abbate  de  Admünd,  Werinhero  pp'to  de  Sekko<re.  Tulfingo  de  Kaphenberch.  Otto  de  ätubenberch,  Sirikercs 
de  Geatinicb,  Otto  de  Eremes,  Henandns  de  Wildonia,  Lantfridua  de  Dirnatein,  Otto  de  Stain,  Offo 
de  Tenphnbacb  fraterque  eioa  Ulricns  de  CbuatelwaDch ,  Waltmannas  de  Pagtperch  min.  ecol.  Fris. 
Chönradaa  de  Velw,  officinlia  eiusdein  ecd'i?,  Arbo  et  Walchnnae  de  Dimatein,  Uitricna  de  Pochae, 
Marebwardna  de  Scbalvn,  Ditimama  de  Haelar,  PeringerüB  de  Feierdorf,  Popo  de  Wokenperge,  Albertos 
Scfa&cbprenne,  OeningDa  de  Waissendorf,  Engilscalctu  longaa,  EberolfoB  et  fiat«r  eins  Otto  de  Strete- 
wich,  Rt"zo  indei  deFriaaco,  Albertus  de  Turri,  Waegrimus  tbelonearina,  Fero,  Bödolfaa,  Hartmndna, 
Waltiiciu,  Ditimaiua  et  alii  quam  plurea.  Datam  Frisaci,  ao'  d'ni  MCLXXXP. 

Gr.  in  8.  Lambrecbt.  Abg.  U.  d.  A,  Fr.  1.  115  N.  117.    Bteir.  ÜB.  L  680. 
No.  98.     1181  (36—31.  December  oder  Anfiinga  JanoaT  1182).    Coofirmatio   Dncia  Stiriae  Otokari. 

Otokar  Dqi  Styrie  cum  Alberto  ep'o  Fiiaing.  Frianco  conatitntUB,  confirmat  concambintt)  inter 
monaateriom  S.  Lambert!  et  miDiaterialem  anum  Oitmamm  de  Liehtatein  —  iiadem  teatibua.  Datnm 
Friaaco  anno  Dni  M.CLXXXU. 

Or.  in  &.  Lambrecbt.    Otto  de  Stain  heilet  hier   ,de  Saio",  atatt   Velu  ateht  Welxe,  atatt 

Haalar,  Haalam,  und  nach  Dirnatein  iat  eingefügt :  Richeroa  de  Seder  et  frater  eioa  Leopardaa. 

Abg.  C.  i.  A.  Fr.  I.  116  N.  118.  St.  ÜB    1.  5äl. 
Ho.  99.     1184.  November.    Oenanalea  in  Oberwela. 

R.  Adilbettna  ep'a,  cnm  tempQs  instaret,  quo  debitom  moiti  aolreret.  Bicbkardam  cum  fllÜB 
Sigbotone  et  Hainrico,  filia  Chnnigonda  et  eioa  Slia  Elapeta  et  qoandam  Emebildam  eiuadem  C0|;- 
nationia  in  domo  aua  Welze  per  manum  coiuadam  Lamherti  de  Chienberch  ad  altare  b,  M.  sq.  Corb. 
Friaingj  pro  cenan  5  denariorom  delegari  fecit,  quod  et  factnm  eat  in  die  depoaitionis  prefati  epis- 
GOpi.  T.  Cbvonradna  ppta  a-Andree,  EngelachalGua  ppta  Nov^  cellg,  Hainricos  capellanus,  frater  laen- 
grimne,  Waltmannoa  de  Paatperc,  Lantpertua  de  Chienberc,  Gerolt,  Tamelhart,  Rfldolf  de  Rii-de,  Wem- 
her  de  Frimunteapach,  Eherhart  de  Tagolfingen  et  fllias  eius  Eberbart,  Wotfhema  dispensator,  Hainricus 
de  Wideraperc,  Gerboldoa  de  Cameola,  Pemhardua  de  Lonca. 

Cod.  der  big.  Wolfenb.  Bibl.  7.  9.  f.  41.  Abg.  Arch.  f.  K.  Ö.  G.  IJ.  IXVil.  2öS.   S.  19.  C.  d. 

Anstr.  Fria.  I  119  N.  120. 

IX.  Sab  EpiBcopo  Otton«  II  1186— 12S0. 

No.  100.    1187  lli  I  II  — 4  I  IT.    Traditio  Qebebardi  Coinitis  de  Snlibach. 

In  D.  a.  et  i.  tr.  Omoiam  acf  Dei  eccleaig  cognoecat  indnetna,  i^oaliter  ego  Gehehardtia  Gomes 
de  Snlzehacb  ad  peticionem  Ten.  d'oi  et  consangninei  roei  Ottonia  FriaiDgenais  op'i  aeGmidi.  nee  non 
ob  reniedinm  antme  roe^,  omniumqne  pareotoni  meomm  tradidi  a.  Marie  Frisingen.  Uerhtam ,  filiam 
Mabthildia  de  Utinge,  quam  doiit  Cngiunar  de  Hraiehen ,  delegana  eandem  Bertbani  in  maLaa  Bem- 
hardi  nohilia  Tiri  de  Moln  ea  rationci  qnod  ipaa  et  poateritaa  eiaa  Terterentar  in  re  |!)  mioistoriatiuni 
eioadem  eecleaig.  H.  r.  t.  a.  Frideriena  palatinoa,  Otto  Lan[t]graTina  de  Steveningen,  Perbtoldna  et 
Ubicaa  GOmitea  de  Perge ,   Chvnrwina  Felii  pner,   Ortwinna  canonici  Friaingenaes ,  Kndolfaa  et  ür*' 


1 


100 

* 

fridus  capellani  ciiri§.  De  miDiaterialibus  Frisingensis  ecclesi^:  Hainrica»  Felix  puer,  Waltmannas  de 
Pastperch  et  frater  snas  Fridericas,  Hartwicas  de  Richoltsdorf  et  filiu«  cias  Otto.  Gerwicas  de  Paben- 
hasen,  Eberhardus  de  Svabingen,  Lambertas  de  Chiemberch,  Sigehardas  de  Obienbereb,  Wicbnant  et 
alii  qaam  plares.  Acta  sant  Tiec  Ratispone  in  veteri  capella  in  soUempDi  curia  d'ni  Friderici  Impera- 
toris.    Anno  d'nic^  incarnationis  M.CLXXXVlJo. 

Cod.  N.  190.  f.  lö.    Erwähnt  M.  I.  377.    Moritz  Abb.  d.  A.  1833  I.  2.  S.  196. 

No.  101.    c.  1187 — 1189.   EpUOttonisII  donatio  cartis  in  Haasen  in  parrochia  Eircbheim  trans  Isaram. 

In  n.  8.  et  i.  tr.  Otto  D.  gr.  Fr.  ep*8.  Ne  a  saccedentibaa  arte  aliqaa  destrai  possint  aat  re- 
tractari,  qae  a  precedentibas  rationabiliter  et  provide  astraantor,  qaatinas  a  memoria  hominam  re- 
cedat,  scriptis  decretalibas  ab  eoram  datoribas  digne  mandantar.  Proinde  sciat  omiiis  aetas,  presens 
et  fatara,  qaod  precipae  divine  remunerationis  respectu,  tum  etiam  precibas  Perbtoldi  maioris  eccVie 
decani,  Chonradi  quoqae  s.  Viti  prepositi  competenter  indacti»  curtem  anam  in  villa,  que  dicitar  Hasen, 
sitom»  qaae  fevdali  iasticia  Hermannas  de  Rate  possidens  Chonrado  de  Niawertingen  in  beneficio  con- 
cesserat,  ab  atroqae  ipsoram  nobis  resignatam,  ad  novam  fratram  oblationera  cam  asualibas  eias  appen- 
ditiis,  scilicet  agris  et'pascais,  kanonice  tradiroas,  tali  ordine  ac  lege,  at  quoadasqae  ipsi,  prefatas 
ridelicet  prepositas  et  decanus,  yivant.  prenominate  cartis  asom  sine  contradictione  singalis  annis  ac- 
cipiant;  obeante  vero  altero  eorum  alter,  qui  saperstes  fuerit,  in  anniversario  prioris  defancti  panem 
et  potam  fratribas  ministrare  non  abnaat;  mortais  aatem  ambobas  in  utriusqne  anniversario  fratribas 
similiter,  at  diximas,  panis  et  potus  disponatar.  Ut  bec  ergo  predictis,  decano  scilicet  et  preposito, 
illibata  et  inconvnlsa  in  aevaro  permaneant,  paginam  istara  conscribi  ac  sigilli  nostri  inpressione  fe- 
cimas  signari  cam  testibus  sabscriptis,  qaoram  nomina  sant  bec :  Ortwinas  ppts  Sliersensis,  Fridericas 
ppts  Wertsensis,  Chonradas  maioris  eccPe  costos,  Otto  de  Yrinsparch,  Pabo  de  Vrichendorf,  Latwin 
kanonicas,  Ortolf  de  Utingingen  (sie),  Taegeno  de  Perge,  Ovlricos  de  Ahdorf,  Eberhardas  de  Stainpach, 
Volmar  de  Pelheim,  Rappoto  de  Steine,  Heinricas  de  Fangen,  Fridericas  de  Holensteine,  Chonradus  de 
Hittenrart,  Meinbardus  de  Hage,  Otto  de  Waldekke,  Alban  de  Elbpach,  Chonradas  et  frater  ejas  de 
Niawertingen ,  Heinricas,  Heinricas  Fertinch,  et  frater  ejus  Ladwicas  Swevas,  Eberhardas  de  Cham- 
bezdorf,  Dietmar  Tjlaöre  (Cjladre?),  Wernhere  de  Zolre,  Otto  de  Herberchirchen  et  alii  qaam  plures. 

Or.  im  R.  A.  Siegekchnitte.    Da  Chonrad  von  Neabarting  den  Kreazzag  mitmacht,  vor  Somer 

1189.    MB.  VIII.  446. 

No.  102.    1190  16|VIII.    Altomiinster.    Goncambium  ep'i  Ottonis  et   fratram   ecclesie  S.  Andreae   in 

Frisinga. 

R.  Otto  D.  g.  Fr.  eccPie  ep*s  secnndus,  peticione  fratram  ecclesi^  s.  Andrej  indactas,  aream  in 
monte  Frisingensi,  marstallam  saam.  pariter  cam  area  iazta  porteni  lapideam,  qaam  Henricas  Mos- 
bargensis  possidet,  aniversitati  eoram  sab  forma  concambii  tradidit,  tali  conditione,  ut  fratres^  qai  ob 
defectam  arearam  vagari  viderentar,  mansiones  in  eisdera  areis  coUocarent.  Fratres  qaoqae  plas  epis- 
copatai  contulerant,  cariam  videlicet  in  Teitenhaasen  (sie!)  et  preterea  22  libr.  frisingensis  monetae. 
Actuiii  anno  1190  consilio  et  assensa  majoris  capitali  et  ministerialiam ;  anno  vero  episcopatas  sai 
sexto.  Regnaote  ser.  Rom.;  rege  Heinrlco  ac  iure  advocatoram  memoratam  s.  Andr^  ecciesiam  defen- 
dente  Testes:  Chunradus  s.  Viti  Frisinge  et  s.  Margarethe  in  Ardakeren  prepositas,  Heinricas  maj. 
eccrie  plebanas,  Heinricus  scolasticas,  Sigeloh  canonicas,  Radolfos  deBaccharn,  Fridericas  de  Baingen. 
De  Nobilibas:  Folmarus  de  Wickershoven ,  Henricas  de  Brakhe,  Henricus  de  Baingen,  Liutoldu^  de 
Hagenowe.  De  ministerialibus :  Henricas  Felix  puer,  Ulricus  Vertinch,  Hebanas  [?  Albanas]  Dapifer, 
Einwicus  de  Yormarsfeld  [Ulmarsfeld  ?] ,  Otto  de  Herberkircben ,  Chanradus  de  Eihe,  Henricas  de 
Dame'},  Adilolt  de  Dorinbach,  Engilwan  de  Ahedorf  et  frater  ejas  Henricas,  Henricas  de  Inningen, 
Henricas  de  Berbartesdorf ,  Hartwicas  de  Basingin  et  alii  qaam  plares.  Oatam  per  manam  Gotefridi 
Dotarii  apostolici.    Altenmünster  XVil  K.  Sept. 

Abschrift  im  R.  A.  nach  in  papyro  (?)  conscripto  Originale  von  Dr.  Thomas  Passaaer  Consil.  et. 

not.  apost.  am  20.  Juni  1719  beglaubigt.    ^)  Tumbo  MB.  VI.  499. 

No.  103.     1190  17|VIII.    Augsburg.    Ottonis  II  fundatio  anniversarii  in  ecclosia  coli.  s.  Andreae. 

C[ri8moD]  In  n.  s.  et  i.  tr.  Otto  D.  gr.  Fr.  eccFie  ep's  secundus.  Quanquam  universis  nostre 
sollicitudine  comroissis  curam  debeamus  inpendere  vigilantero^  propensius  tamen  ecclesiarum  commodis 
tenemur  intendere,  quaram  antecessores  nostri  divinitus  indueti  fundatores  exstiterunt.  Unde  noverit 
tarn  presentium,  quam  postfuturorum  sollertia,  qaaliter  nos  de  utilitate  fratram  ecclesi^  s.  Andrej, 
qaam  antecessor  noster,  presul  EUenhardus,  in  monte  Frisingensi  construxit,  pateme  cogitantes  ob  amo- 
rem  divinum  atque  ob  intuitum  iani  dicti  apostoli,  quem  specialem  nobis  patronem  eligimus ,  ecciesiam 
in  Rote,  que  nostris  tunc  vacabat  dominicalibus ,  cam  omni  iuris  plenitudine,  cura  videlicet  animamm 
ac  decimis.  in  subsidium  eis  atque  supplementum  tercii  panis  contulimus,  decano  fratram  predictorom 
suisque  successoribus  decanis  curam  animarum,  dispositionem  vero  decimanun  officiato,  qui  de  terclo 
pane  simul  cum  oblationibus  constitutis  et  coustituendis  fratribas  expedire  debeat^  assignando,  statuentes 


101 

et  |)re8enti  (!)  pagina  firmantes,  inpressionis  nostr^  sigillo  coromunita,  ne  quis  nobis  succedentium  vel  pre- 
positomm  roemorate  s.  Andrej,  ^ccleRi^  presidentium  potestatem  habeat,  hoc  factum  nostr^  dcvotionis  in- 
fringere,  svre  saggestione  cujusquam  retractare.  Predicti  quoqne  fratres  pia  deliberatione  pro  nobis  ntentes 
consilio  commanicato  statuerunt,  quatinus  deinceps  in  die  anniversarii  nostri  missarum  atque  vigilianmi 
officio  nostri  fideliter  memoriam  agant,  et,  nt  fieri  seiet  in  diebns  festivis.  in  refectorio  pariter  ea  die 
reficiantur.  Actum  in  basilica  s.  Johannis  Frisinge  anno  d'nicg  iocam.  M".  C*».  LXXXX*»  presentibus 
choro  majoriä  ecclesi^  simulque  ministerialibus.  Begnante  sercnissirao  Bomanorum  rege  Hainrico  sem- 
per  Augusto.  Testes :  Üertoldas  maioris  gccrig  decanus ,  Albeno  Moseburgensis  ^ccl'i^  ppts,  Chunradus 
scolasticus,  Ortwinua  s.  Xyxti  ppts,  Fridericus  ss.  Primi  et  Feliciani  ppts,  Chunradus  s.  Viti,  et  s. 
Margaret^  ppts,  Chunradus  custos  et  canonicus,  Hainricus  parrochianas  et  canonicus,  Hainricus  scolasti- 
cus  et  notarius,  Herrandus  canonicus,  Pabo  can.  Otto  de  Iringesburc  can.  Adalbertus  can.  Tageno  can. 
De  capellanis:  Budolfos  de  Baccharn,  Fridericus  de  Baingen.  De  Nobilibus:  Bemhardus  de  Mosen, 
Hainricus  de  Brukke,  Hainricus  de  Baingen,  Liutoldus  de  Hagenowe.  De  ministerialibus:  Haiurictis 
Felix  (puer),  Budolfus  de  Waldekke  et  frater  suus  Otto,  Waltmannus  de  Pastperc  et  filius  suus  Fri- 
dericus, Fridericus  de  Holensteine,  Eberhardus  de  Werde,  Eberbardus  de  Veltroochingen ,  Hainricus  de 
Zulsdorf ,  Adiloldus  de  Dornibach ,  Otto  de  Pasingen  et  frater  suus  Hainricus  ^  Hartwicus  de  Pasingen, 
Ludwicus  de  Bubelsdorf,  Otto  de  Herberchirchen,  ITlricus  Vertinch,  Albanus  de  Elhbach,  Gerwicus  de 
Pubenb[usen],  Diepoldus  de  Wippenhusen  et  filius  eins  Fridericus,  Engilmar  de  Otenburc  et  filius  eins 
Liupoldus,  Eberhardus  de  Tagolfingen  et  filius  eius  Eberhardus.  Monogramma.  Signum  Domni  Ottonis 
Frisingensis  ep'i  secundi.  Dat.  per  manum  Gotefridi  notarii  apud  Augustam.  XVI  K.  Sept. 
Or.  im  B.  A.  Sie-;el.    Alte  Aufschrift  aussen :  super  eccriani  et  decimam  in  Obern  Bot. 

Ko.  104.    1196.    Otto  ep's  Capitulo  Mosburgensi  ecclesiam  in  Grv*'le  donat. 

In  n.  8.  et  i  tr.  Otto  D.  gr.  Fr.  ep's.  Ne  a  succedentibus  art§  (!)  qualibet  destrui  vel  retrac- 
.  tari  possint,  qu^  aliquando  rationabiliter  et  provide  sunt  ordinata,  et  ut  a  memoria  tam  presentium 
quam  futurorum  non  recedant,  apicibus  literarum  merito  mandantur.  Proinde  sciat  omnis  §tas,  quod 
nos  instigante  Dei  et  sanctorum  amore  et  mediante  Frisingensis  capituli  persuasione  dilectorum  filio- 
rum  nostrorum  C.  prepositi  et  W.  decani  et  universi  Mosburgensis  capituli  ad  novam  eorum  preben- 
dara^  quam  tercium  panem  vocant,  ecclesiam  in  6rv*'le  sitam  cum  omni  iure  contulimus,  et  episcopali 
auctoritate  nostra  stabilimus,  ita  tamen,  ut  B.  qui  eam  personaliter  possidet,  non  amplius  quam  1 
modiom  siliginis  et  1  avene  in  vita  sua  persolvat  annualiter,  post  mortem  vero  suam  totaliter  in  usum 
tercii  panis  cedat,  et  perpetuo  serviat,  dispensatore  ipsius  panis  eam  administrante.  Ad  eundem  quo- 
lue  tercium  panem  uni versa  beneficia  Magistri  W.,  tam  capellas  quam  decimas,  tam  mansos  quam 
swaigas,  secundum  eorum  petitionem  destinamus  et  auctoritate  nostra  roboramus.  Et  prepositus  eorum 
ad  nostram  persuasionem  universo  iure,  quod  in  illis  beneficiis  habuit,  scilicet  in  xeniis  et  striuris  (?), 
vel  destitutionibns  vel  institutionibus  renunciavit,  ut  hec  integraliter  ad  dispensatorem  illius  ammini- 
strationia  pertineant.  Et  ut  omnis  ambiguitas  distribuendi  illum  tercium  panem  amputetur,  statuimus^ 
ut  inter  canonicos  per  p^^onas  tantum.  non  per  officia,  distribuatur,  ita  scilicet,  ut  singuli,  tam  pre- 
positus vel  decanus  quam  reliqui,  singulis  contenti  sint  portionibus.  Sic  enim  et  matricis  ecclesi^  ca- 
nonici suam  consolationem ,  quam  novam  oblationem  vocant,  distribuunt.  Et  ut  hec  inconvulsa  per- 
maneant,  presontera  paginam  conscribi  et  sigilli  nostri  impressione  iussimus  insi^niri.  Testes  sunt: 
0.  Frising.  decanus,  F.  Wersensis  ppts,  C.  custos  Frisingensis,  C.  ppts  Mosburg\  Pabo,  0.  archidiaco- 
nus,  H.  parrochianus,  Livtwinus,  Albertus,  H.  notarius,  W.  decanus  MosburgV  et  Universum  capitulum. 
Signum  Ottonis  secundi  Fris.  ep'i.  Monogramma.  Data  per  manum  Hainrici  notarii.  Actum  d*nic§ 
ine.  anno  M.C.XCVI.  Indict.  XIllI.  Anno  D*ni  Ottonis  secundi  hr.  ep'i  XU.  Begnante  serenissimo  im- 
peratore  H.    Anno  iroperii  ejus  VI.    In  /po  feliciter  Amen. 

Or.  im  B.  A.  Spagatschnur,  das  Siegel  ab.    Aus  der  ersten  Jahres-Hälfte  nach  den  Begierungs- 
jahren vom  Tode  K.  Friedrichs  an.    B.  B.  I.  368. 

No.  105.    1197  Mai,  Juni.  Annotatio  eorum,  quae  facta  sunt  inter  d.  OttonemFris.  ep'um  etHadmarum 

ac  Ottonem  de  Bamsperch  pro  predio  in  Tegrinwach 

Otto  D.  gr.  Fr.  eccrie  ep^s.  Ne  presentis  vite  negotia  casu  temporum  labente  facilius  a  memoria 
succedentium  evanescant,  litterarum  indiciis  solent  etemari.  Noverint  erga  tam  prcsentes  quam  post- 
futuri  fideles  /pi ,  quod  veniens  ad  presentiam  nostram  nobilis  vir  Otto  de  Barosperc  unacum  Hadmaro 
filio  sororis  sue,  cum  ambo  videlicet  iter  ierosolimitanum  aggredi  proposuissent,  feodum,  quod  a  nobis 
habuit,  tali  condicione  resignavit,  ut  reinvesticndus  foret,  et  prefatus  Hadmarus  eandem  investituram 
cum  ipso  potiretur;  quod  et  factum  est  hoc  tenore:  Hadmarus  sacraroento  prestito  predium  suum  in 
Villa  Tegrinwahc,  in  pago,  quod  dicitur  Isingov,  iure  hereditario  suo  dominio  subiacere  protestatus  est, 
adiecitque,  quod  manu  potestativa  et  sine  omnium  contradictione  pro  suo  arbitrio  de  eodem  predio, 
quam  absolute  ordinäre  potuisset.  Predicte  igitur  rei  gratia  cum  hominibus  attinentibus  coniventiam 
prebente  avunculo  suo  et  abdicationem  faciente  predium  supradictum  totaliter  in  manus  Yolmari  de 


1 


102 

Wikersb[oveii]  Frisingensi  ecclesie,  nt  fides  ezi[g}it,  conservandnm  ingiter  delegayit,  ita  sdUcet,  ot,  ai 
ipse  Tita  comite  defnncto  forte  Ottone  ayüncalo  sqo  sine  berede,  iter  reiegisset,  et  predinm  prefatom 
a  manu  noetra  vel  snccessoram  nostromm  in  feodom  snsciperet.  et  feodo  amncaU  ani,  qnod  ille  a  nobia 
possedit,  simiHter  saccedat.  Sin  antem  Otto  avnncnlns  suns  eo  defnncto  reverteretnr,  ita  convenimiia, 
nt  ipse  feodo  suo  sicnt  antea  fnngeretnr,  et  predinm  Hadmari  sibi  in  feodnra  a  mann  nostra  Tel  enecea- 
sornm  nostrornm  perri^eretnr.  8i  Tero  ambo  in  ipsa  Tia  peregrinationis  decederent,  et  predinm  preta- 
xatnm  et  feodum  Ottonis  inriadictioni  Frisin^sDsis  ecclesie  asscriberentnr.  Sin  antem  ntriqne  rererti 
concederetnr,  nsque  adeo  processnm  fuit,  nt  Otto  suo  feodo  presideret,  et  Hadmams  delegationem  sni 
predii  reppeteret,  nisi  forte  arobornm  nntn  landamentnm  cassari  neqnaqnam  sineretnr.  Hec  antem 
facta  sunt  coram  venerabili  PataTiensi  ep*o  Wolfkero.  Hnins  vero  rei  testes  snnt :  Comes  Otto  de  Vel- 
bnrch,  Otto  de  Ramspercb,  Volmarns  de  Wiker8h[oven],  Gotscalcns  de  Haninchovin,  Isinricns  de 
A'Aß'dorf  [Arnesdorf],  Ülricus  de  VronboTen,  Sifridns  de  Glaze,  Rndigems  Jndns,  Ueinricns  de  Ancin- 
berge,  Pilgrimus  de  Glnze,  Otto  de  Ancinberge,  Hilprandna  de  D'undfnrte '),  Rudegerus  de  Hanperge, 
Ambalmns  de  Biberbah,  Gotscalcns  de  Arbingen,  Hemricns  de  Sahain.  Jebnrdns  de  Klamme,  Heinricns 
de  Hage,  Alberns  de  Ibisvelde,  Uogo  de  Iratsfelde,  Sighardus  de  UdmarTelt,  Otto  de  D'nndfarte,  Theo- 
dricns  de  Rimsperch,  Baldradns,  Heinricns  de  Mitterchirchen,  Fridericns  de  Basperch,  Otto  de  M&sbah, 
Gerwicna  de  Bnbinh[n8en],  Heinricns  de  Basingen,  Heinricns  de  Ahdorf,  fieinriess  de  Wippenb[nflen], 
Albanns  de  Elbpach,  Chnnradns  de  HoTin,  Heinricns  de  Jorce,  Heinricns  de  Bl^tilpah,  Heinricns  de 
Bakarn,  Meingozos  de  Rnbilsdorf,  Fridericns  [de]  Svabingen. 

Or.  im  R.  A.  Siegelschnitte,  Siegel  fehlt.  Nach  dem  der  üblichen  Worte  ermangelnden,  nicht 
in  grösserer  Schrift  ausgeführtem  Eingange  wohl  nur  das  damab  häufige  Duplicat.  *)  Wohl 
Drnnnenfurte  zu  lesen,  s.  Torher  S.  69.  Vgl.  MB.  XXVIII.  b.  p.  129.  Wilken,  Kreuz- 
züge V.  20. 

No«  106.    c.  1200.    Heinrici  Fertinch  canonici  Frisingensis  indemnitaa. 

C.  In  n.  s.  et  i.  tr.  Otto  D.  gr.  Fr.  eccVie  ep's.  Necessarium  repntamus  ac  dignnm.  nt  qu^cun- 
que  de  ratione  fiunt,  sive  a  nobis,  sIto  a  Frisingensi  capitulo  Ticem  nostri  gerente  *  litteris  testimoniali- 
bus  adnotentnr,  ne  per  diversitatem  temporum  Tel  obliTione  succedentium  inmutari,  Tel  aliqnomodo  Taleant 
retractari.  Pateat  ergo  uniTersis  ecclesie  nostre  fidelibus,  qnod,  cum  Heinricns  Fertinch,  qnondam  ec- 
clesie Fris.  canonicus,  fratrum  suomm  consortium  pariterque  prebendam  quibusdam  demeruit  ezcessi- 
bns,  ob  consequendam  apud  eos  gratiam  Romannm  pontificem  Urbannm  adiTit,  cuins  etiam  et  nostro 
simnl  obtinuit  interventu,  quod  consolationem  ei  stipendiorum  fratres  assignabant,  qn^  canonicis  ad 
Studium  proficiscentibus  seiet  ministrari,  preter  denarios,  quos  excipiebant,  tali  utique  conTentione, 
quod  iaro  dicte  consolationis  usnmfructum  idiquis  de  Choro  fratrum  reciperet,  qui  prefato  Heinrico  trea 
inde  libras  annuatim  persoWeret.  Quod  et  ita  factum  est.  Procedente  Tero  tempore,  cum  de  rebus 
suis  idem  H.  aliter  ordinatnrus  esset,  quorundam  amicorum  inductus  consilio  predictis  consolationnm 
stipendiis  in  presentia  totius  Capituli  renunciaTit,  suis  obtinens  hoc  precibus,  quod  nsu[s]frnctus  eo- 
rundem  domni  Chunrado  preposito  ac  dicto  Felici  puero  bona  Toluntate  fratrum  est  assignatus.  In 
cujus  bencTolentie  reconpensationem  ipse  ab  eodem  preposito  22  libras  recepit,  ea  conditione,  nt,  si 
prepositus  in  fata  decesserit,  ad  sepedictum  Heinricum  memorata  non  redeant  stipendia.  Quod,  si 
prior  ipse  H.  iura  morti  soWerit,  nichilominus  ea  preposito ,  qnoad  Tixerit ,  permaneant.  Et  ut  hoc 
ita  ratum  et  inconTulsnm  obsenretnr,  hanc  inde  paginam  conscribi  fecimus,  inpressionis  nostr^  sigillo 
communitam,  cum  testibus  subnotatis,  quorum  hec  nomina  sunt:  Chunradus  maior  prepositus,  Ortwinua 
decanus,  Chunradus  s.  Andrej  ppts,  Fridericus  Wertsedinus  ppts,  Heinricns  matricis  ^cclesi^  plebanus, 
Otto  de  Iringesburch,  Gotefridus  s.  Andrej  canonicus,  Einwicus  de  Feringen  plebanus.  De  ministeria- 
libus  ecclesi^:  Gerwicus  de  Pubenhusen,  Chunradus  de  Hittenfurt,  Otto  de  Richolfesdorf,  Albanus  de 
Elhbach. 

Or.  im  R.  A.  mit  Siegel.    Bei  *  steht  gerentis. 

No.  107.    1212    21  I  VI.    Ottonis  comitis  de  Valei  traditio  ministerialinm. 

t  In  n.  s.  et  i.  tr.  Otto  D.  gr.  Fris.  ep's  secundna  feliciter  Amen.  Ad  noticiam  futnromm  per- 
Teniat,  quod  Otto  comes  de  Valai  saluti  su^  consnlens  in  bis,  que  aliquando  contra  Deum  negligenter 
fecit,  genitrici  su^  se  reconciliaTit.  Tradidit  enim  de  ministerialibus  suis  s.  Marie  Frisingen  hos,  quoa 
subscripsimus,  per  manum  delegatoris,  Ottonis  scilicet  comitis  de  Mosen,  ita,  si  sine  heredibus  deces- 
serit. Nos  Tero  cum  collegio  chori  nostri  omnisque  famili^  nostr^  laudaTimus  ei,  ut,  si  contingat, 
enm  morte  preTeniri,  antequam  diTerse  absolutus  fuerit  excommunicationis,  cui  est  innodatus,  ad  obtinen- 
dam  sibi  ecclesiasticam  sepnltnram  nos  onmem  laborem  et  sollicitudinem  inpendamus.  Sunt  antem 
isti:  Hainricns  de  Hohenchircheu  cum  uxore  et  pueris,  Perchtoldus  de  Hohenchirchen  cum  uxore  et 
pueris,  Chönradus  de  Tulchingen,  R&dolfns  de  Solwen  cum  uxore  et  pueris,  üolricns  frater  suus  cum 
uxore  et  pueris,  Arbo  frater  ipsorum  cum  uxore  et  pueris,  Ulricus  de  Rfte,  Rudolfus  de  Tanne,  Albero 
Bobelin,  Diepoldus  de  Perchangen,  Vidua  Ch.  de  Lotspach,  Hailwig,  cum  pueris  suis,  Hainricus  Gelle 
cum  uxore  et  pueris  suis,  Ingrammus  iunlor,  Hiltrudis  de  Hohenrein  cum  pueris  suis,  Hainricas  filius 


103 

Alberti  Lvae,  Wernher  prepositns.  Ut  antem  ista  inconvulsa  pennaneant,  nee  rectractari  possint,  placnit 
nostro  parlier  et  iam  dicti  comitis  sigillo  muniri  testibus,  qni  in  presentiaruni  faemnt,  snbnotatis: 
Otto  comes  de  Mosen,  Hainricus  de  Va^en,  Hainricas  de  Wippenbasen.  Sigebardas  de  Cbienborch,  Gvnther 
de  Giesenpacb,  Albero  de  Sandolte8b[a8en],  Albertus  de  Starcbolte8b[oTen],  Hainricas  de  Bicholtes- 
dorf,  Engilmar  de  Otenbarch,  Hainricas  Uanes.  Cbunrados  camerarins,  Eberbardas  et  Fridericas  de 
Swabingen,  Fridericas  de  Wippenb[a8en],  Hainricas  et  Uolricus  de  Wacberingen,  Hainricas  Vertingas, 
Budolfus  frater  saas,  Ludevicus  filias  ipsias,  Bv^'landas  nüles^  Hainricus  de  Pr^telbacb,  Fridericas  de 
Jehensdorf,  Gerolt  de  Ismanningen,  Uolricas  Tvmbe,  Wicbnant  de  Zv^lsdorf,  Chv^nrat  et  Uolricb  de 
Percbaim,  Gerwicus  de  Lonke,  Liebart  Käst,  Hainrieb  et  Chvnrat  de  Niwertingen.  Acta  sunt  bec  Anno 
D*ni  M^'CC^XIP.  XI  KP.  Julii  in  Cboro  Frisingensi  coram  Alteri  (sie)  s.  Marie. 

Or.  im  R.  A.    Nar  das  zweite  Siegel  erbalten,  in  Eiform  ein  gen  recbts  stebender  Hirscb.   Von 

der  Umscbrift  lesbar  0 . . . .  DE  VALEI.    Hascbberg  S.  416  Not.  31. 


Verbesserungen. 

Seite       Zeile 

5  '   2      in       ^ot.    1  lies :  Abscbn.  IV  No.    48. 

6  1      ,  •      3     ,  „        IV  No.    49. 
8           vorletzte       ,            »  »IV  No.  105. 

8  letzte  „  „  ,        IV  No.  101. 

9  6  von  unten  «      Gollectaneen 

9           5     .  ,  ,  B.  II.  3.  (1840). 

14           letzte  M  nun  Not.  3  zu  S.  46. 

24  21  «  zwiscben  Geiselgasteig  und  Bullacb. 

24  24  ,  Cbonratebus 

25  2  von  unten  «      Abscbn.  IV  No.  57 

28  8    „         „  »      dass  einstmals 

29  19  «      (Spranner-Menke*s  Westergau) 
35          11     „        „  „      welcbe  später 

35  8    ,        „  •      in  dem  btifte 

38  —  zu  Absatz  4 :  Aucb  der  gründlicbe  Forseber  Domprobst  t.  Steicbele  spriebt  sieb  bei  der 

Pfarrei  Burgbeim  —  das  Bistbum  Augsburg  II  585  —  f&r  die  Einreibung  des  Grafen 
Bercbtold  in  das  Haus  Sebeyern  aus ;  Burgeck  aber  bält  er  mit  Platzer — Neuburger  Gol- 
lectaneen Blätter  1841  1  flg.  —  für  abgegangen  auf  dem  Fuebsberge  näcbst  Berg  im 
Gaü  L.  Neuburg. 

lies:  Abscbn.  IV  No,    48. 

,      1120,  die  j 

,      Eonrads  III  Halbbruder,  1 

«      Dompfarrer  Hartmud 
„      Vertrag 

,      L.  Bottenburg  (statt  Mainburg) 
,      Pullbausen 
„      XVI  Jabrbunderte 
„      von  den  Grafen 
eandem 


38 

in  Not. 

40 

10 

40 

14 

44 

11  et  12 

70 

2 

73 

11 

73 

22 

74 

7 

75 

15 

80 

21 

104 


Inhalts- Aüzeige. 


Seite 


Einleitung 

Zweck  der  Arbeit.  Ergänzung  der 
Regesten  des  Scbeyem-Witlilsbach'schen 
Fürstenbaases.  Hofamter  des  Bistbnms 
Freising.  Auswärtiger  Besitz  desselben, 
an  der  Leitha.  Veränderte  Richtung  der 
Stiftungen.  Adels-Geschicbte.  Die  Grafen 
TonGrögling.  Graf  Otto  von  Moosen.  Hof- 
ratb*s  von  Freu,  vielmehr  Fürstbischofs 
Johann  Franz  von  Egker  Bayrische  Adels- 
genealogien.  Cartularien.  Liber  Censu- 
aUuni.  Fälschungen.  Namen  im  XI  und 
XII  Jahrhunderte.  Necroiogien  in  Frei- 
sing, in  Ebersberg. 

Abschnitt  I.  Die  Schirmvogtei  des 
Bisthums  Freising 

§  1.  Die  Schirmvogtei  über  Freising  bis 
zur  Mitte  des  XI  Jahrhunderts  •  .  . 
Zustände  unter  den  Agilolfingem.  £nt- 
wickelung  unter  den  Karolingern.  Weder 
benoglicne  noch  königliche  Bestellun?, 
bischofliche  freie  Wahl,  übergehend  in 
Erblichkeit.  Aufzählung  der  Anwälte  und 
Schirmvögte. 

§  2.  Die  Grafen  von  Scheyem,  Schirmvögte 
des  Bisthums  Freising  gegen  Mitte  des 

XI  Jahrhunderts 

Des  Hauses  Scheyem  -  Witteisbach 
Stammfolge.  Huschbergs  Aufstellung.  Der 
Uebergang  der  Schirmvogtei  noch  un ermit- 
telt.   Graf  Udalschalk.    Graf  Otto. 

§  3.  Graf  Otto  von  Scheyem,  als  Schirm- 
vogt I,  Gemal  der  Haziga  1045— 1 080  . 
Eintreten  in  die  Schirmvogtei.  Gau- 
graf Otto  vom  Eelsgau  um  1014,  wahr- 
scheinlich Vater  des  ersten  Schirmvogts 
Otto.   Ob  der  mit  Bischof  Gottschalk  ver- 


15 
15 


Seite 


25 


27 


handelnde  Graf,  später  Marchio  Otto, 
dem  Scheyer'schen  oder  Andechser  Hanse 
angehörte?  Dessen  Heaifz  wird  festge* 
stellt,  Zweifel  der  Herkunft  nicht  gelöst. 
Gräfin  Haziga,  Otto^s  II  Gemalin.  Deren 
Abkunft  von  Scheyem,  oder  ans  dem  Hause 
Fagana.  Ottos  II  Tod  erst  nach  1076. 
4.  Ekkehart  I  Graf  von  Scheyem,  Schirm- 
vogt, in  Stellvertretung  seit  1074,   bis 

nm  1091 

Sein  Auftreten,  seine  Gemahlin  Rich- 
gard,  Tochter  der  Prinzessin  Sopliia  von 
IFngam,  aus  erster  Ehe  mit  Markgraf 
Udalrich  von  Kärnten,  in  einem  Frauen- 
stift zu  Regensburg  erzogen.  Sein  Ab- 
leben um  1091.    Kreuzzogs-Sage. 

§  6.   Bernhard  I  Graf  von  Scheyem,  Schirm- 
vogt um  1091—1104 

Sein  Auftreten  für  Tegemsee  und 
Weihenstephan.    Ableben  erst  1104. 

§  6     Otto  III  Graf  von  Scheyem,  Schirm- 

vopt  von  1104  bis  um  1122      .    .     .    . 

Eintreten  für  Tegemsee.    Pilgerreise, 

Tod.    Graf  Berchtold,  Mitbesitzer   von 

Glaneck  (Petersberg  bei  Eiseiihofen). 

§  7.   Udalrich  I  Graf  von  Scheyem,  Schirm- 
vogt 1128      1130 

Sein  Auftreten.  Schenkungen.  Wird 
vielleicht  Kleriker,  doch  kaum  Domherr. 

§  8.    Otto  IV  von  Scheyem,   als  Ptalzgraf 
von  Witteisbach  I,    als   Schirmvogt  III 

1130—1156 

Geburtsjahr.     Gattin  Heilica.     Erlan- 

fnngder  Pfalzgrafeu-Würde.  Uebernahme 
er  Schirmvogtei  Deren  Beschränkung. 
Umgestaltung  und  Fälschung  von  Urkun- 
den. Hofmarksrecht,  Jagdgerichtsbar- 
keit.     Sein  Ableben. 


35 


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105 


§  9.  Otto  V,  als  Pfalzgraf  von  Wittels- 
bach  II,    1156,    seit   1180    Herzog  Ton 

Bayern  t  1183 

Geburtsjahr.  Scbirrovogt.  Erwerbnng 
von  Gütern  des  Templer-Ordens.  Gemalin. 
Urkunde  von  1178  acht  Vermälang  wohl 
in  Wartenberg  gefeiert.  Friedenscblnss 
mit  Freising.  Probst  Albuno  von  Moos- 
bnrg,  erwälter  Bischof  von  Passau.  £r^ 
Werbung  des  Herzogtbums.   Ableben. 

§  10.  Herzog  Ludwig  I  von  Bayern,  Schirm- 
TOgt  1163—1231.  Stellvertreter.  (Zweige 
von  Vallei  und  Dachau.) 

Abschnitt  II.  Die  Bischöfe  von  Frei- 
sing in  dem  Zeiträume. 

§  1.  Bischof  Wolfram  926—937  .  .  . 
Unbekannter  Herkunft.  Todesjahr.  (Auf- 
findung der  Weibenstephaner  Annalen.) 

§  2.  Bischof  Lantbert  937^957  .  .  . 
König  Ottos  I  Ungültigerklärung  un- 
billiger Tausche  von  Kirchengütem. 
Ungarnkämpfe  Si50  und  951.  Lantberts 
Herkunft  unermittelt. 

§  3.  Bischof  Abraham  957—994  .  .  . 
Im  Käthe  der  Herzogin  Mutter  Judith. 
Erzieher  König  Heinrichs  II.  Reiche 
Schenkungen  an  ihn.  Seine  Büchersamm- 
lung. Aus  bayrischen)  Hause,  wohl  des 
im  Sundergau  vorkommenden  Grafen 
Abraham.    Todesjahr  und  Todestag 

§  4.    Bischof  Gottschalk  994     1005      .     . 

Wahrscheinliche    Herkunft    ans    dem 

Moosburg^scheii  Hause,  zu  dem  sein  Schirm- 

vogt  Helmpert  gehört.   Vergabungen  (Die 

Gurtis  Navua).     Zug  nach  Prag.    Tod. 

§  5.  Bischof  £gilbert  1005—1039  .  .  . 
Sein  Bruder  Heinrich,  König  Hein- 
richs II  Truchsess ;  er  selbst  Erzieher 
Heinrichs  III  seit  1029.  Kloster  Weihen- 
stephan, Fortsetzung  des  Benediktiner- 
Klosters  am  Dome.  Leibgeding  der  Kai- 
serin Wittwe  Kunigunde.  Dqb  Bischofs 
Vermächtnisse.  Herkunft  aus  dem  Hause 
Moosburg,  oder  einem  Zweige  von  Ebers- 
berg. 

§  6.  Bischof  Nitker  1039  - 1063  .  .  . 
Aus  einem  reichen  Haudelshause  in 
Regensburg.  Rasche  Beförderung  zum  er- 
öffneten Bischofsstule.  Sein  Neffe  der 
hl.  Udalrich,  Prior  von  Zell  im  Schwarz- 
walde. Verwendung  in  Beichsgeschäften. 
Sendung  nach  Ravenna  und  schnelles  Ab- 
leben am  6.  Februar  1053.  Errichtung 
des  CoUegiatstifts  zu  St.  Veit. 

§  7.  Bischof  Ellenhard  1053  1078  .  . 
Aus  dem  Hanse  Tirol.  Gründung  des 
CoUegiatstifts  S.  Andreas.  Besitzzuwachs. 
Ableben. 

§  8.    Bischof  Meginward  1078—1098.  .    . 


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§ 


§ 


§ 


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Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  H.  Abth. 


Rasche  Ernennung.  Partei  kämpfe. 
Heriman  Bischof  von  Augsburg,  nicht  aus 
Scheyern-Wittelsbach'schem,  sondern  aus 
Cham-Vohburg'schen  Hause.  Meginwards 
Herkunft.  Stiftung.  Die  Vorginger  der 
Grafen  von  GrögUng  in  dem  Besitze  an 
der  Glon. 

9.  Bischof  Heinrich  I  1098— 1137     .    . 
Aus  dem  Hause  Tengling-Peilstein. 

10.  Bischof  Matthseus  1138     ...    . 
Nach  der  Urkunde  im  Gartulare  von 

Franen-Chiemsee.  Bischof Wilhelmus  apo- 
kryph. Zwischenzeit  vor  Otto's  I  Eintre- 
ten unaufgeklärt. 

1 1 .  Bischof  Otto  I  1 1 38—  1 1 58,  und  sein 
Geheimschreiber  Rahwin 

Aus  Babenberg  -  Oesterreich'schem 
Stamme.  Zeit  seiner  Uebemahme  des  Bis- 
thums.  Sein  Geheimschreiber  Rahwin, 
zuletzt  Probst  bei  S.  Veit  in  Freising. 

12.  Biscbof  Adelbert  1158-1184    .     . 
Aus   dem   Ministerialgeschlechte    von 

Harthausen  nach  seinem  Testamente. 
Mangel  der  päbstlichen  Anerkennung. 
Ableben. 

13.  Bischof  Otto  II  1185—1220  .     .    . 
Ans  dem  Hause  der  Grafen  von  Berg 

in  Schwaben.  Thätigkeit  in  Reichsge- 
schäften. Bischof  Wolfram  von  Passau 
auf  seiner  Pilgerfahrt  in  Freising.  Sorge 
für  Zusammenleben  der  Domherren.  Die 
aus  dem  Domkapitel  besetzten  Probsteien. 
Des  Bischofs  Hofstaat. 


Abschnitt  III.  Wolvold,  Domprobst 
von  Freising,  dann  Abt  von  Ad- 
mont  und  Kloster  Attel. 

§  1.  Wolvold's  Herkunft.  Kloster  Admont. 
Einwirkung  auf  Bayern  unter  seiner  Leit- 
ung.   1090—1137    . 71 

Aus  dem  Ministerialgeschlechte  von 
Lohkirchen.  Erst  Domprobst  in  Freising, 
dann  Mönch  in  Scbeyem,  und  S.  Georgen, 
Abt  in  Admont.  Zahlreiche  Eintritte  und 
Stiftungen  aus  Bayern  in  Admont.  Ulrich 
von  Elsendorf.  Erwerbungen  Admonts 
in  Bayern. 

§  2.    Kloster  Attel,  dessen  Verbindung  mit, 

und  Lösung  von  Admont 74 

Drei  betreffende  Urkunden  erörtert  und 
gereiht. 

Abschnitt  IV.    Urkunden 77 

No.  1.  Der  Bischöfe  Abraham  und  Nitker 
Verträge  über  Befreiung  von  Ministerial- 
gescblechtem  von  niedem  Diensten  (960 
— lOöOj 77 

No.  2.  Bischof  Abrahams  Aufzeichnung 
über  die  Herrschaft  Godego  (970— 990 J.        77 

No.  3.    Hofstätten-Tausch  in  Freising  zwi- 

14 


106 


Seite 

sehen  Penli  u.  den  sich  folgenden  Haushof- 
meistern Altmann  u.  Liutpold(  1055—1075)        77 

No.  4.  1070.  Bischof  Ellenhard  überlässt 
dem  Bistham  Brixen  Hüben  in  Beischach 
Bez.  Brnnnecken  im  Pasterthale  gegen 
Verzicht  anf  Zehenten  von  Innichen  .    .        78 

No.  5,    c.  1075.   Heirats-Vertrag  des  Viz- 
thoms  Adalbert  von  Freising  mit  Bertha 
von  Walde,  (Peterswahl  L.  Moosburg)  •        78 
Um  1070-1090. 

No.  6.  Der  Edle  Anno  übergibt  Wagreina 
(nun  Wiesen  bei  Garching,  L.  München  I.|I.        79 

No.  7.  Der  Edle  Weif  übergibt  Henning 
Gemeinde  Elsenbach  L.  Neumarkt.    .    .        79 

No.  8.  Graf  Arnold  von  Schejern  übergibt 
Lampertshausen  L.  Pfaffenbofen    ...        79 

No.  9.  Domherr  Mazilin  übergibt  Irschen- 
hausen  in  der  Pf.  Scheftlarn  L.  Wolfrats- 
hausen           79 

No.  10.  Domherr  Wezili  übergibt  Güter 
zu  Ebertshausen  (Herbertshof en  L.  Wer- 
tingen?) und  Schweinbach,  L.  Brück  79 

No.  11.  Domherr  Pezili  übergibt  Pell-  oder 
Pallhansen,  beide  L.  Freising   ....        79 

No.  12.  1080—1085.  Der  Edle  Rudolf  über- 
gibt Güter  zu  Margarethenried,  Hörgerts- 
bausen  u.  Obemdorf  G.  Engbansen  L.  Moos- 
burg, ßogenhansen  L.  München  r./I.,  Wal- 
tersberg L.  Dorfen  (oder  Mühldon),  Weyer 
L.  Wasserburg,  Biburg  (Ober-  L.  München 
r./L,  Unter-  L.  Wolfratshausen)  Ottersberg 
L.  Ebersberg,  Passhausen  L.  Landshut; 
seine  Gattin  Adelheid  Leibeigene  ...  79 
Um  1080-1090. 

No.  13.  Gräfin  WittweHaziga  von  Scbeyem 
schenkt  Hickem  L.  Schrobenhausen  und 
Forstinning  L.  Ebersberg 80 

No.  U.  Der  Edle  Hezil  und  seine  Gattin 
Butpirin  geben  ein  Gut  zu  Eichenloh  L. 
Ebersberg 81 

No.  15.  Budolf  gibt  ein  Gut  zu  Asenkofen 
L.  Freising         81 

No.  16.  Der  Edle  Herrant  von  Lern  L. 
Erding  übergibt  der  Kirche  Leibeigene        81 

No.  17.  Der  Edle  Bichfried  von  Bonau  L. 
Moosburg  gibt  ein  Gut  daselbst    ...        81 

No.  18.  Die  edle  Frau  Judith  WittweUdal- 
schalks  (von  Böhrmoos)  gibt  Pecking,  ab- 

fegangene  Einode,   Gt.   Sünzhausen    L. 
reising 81 

No.  19.    Der  Edle  Tragopoto  und  der  Prie- 
ster Isangrim  von  Weichs  geben  Güter 
zu  Gundackersdorf  L.  Dachau  ....        81 
No.  20.    Die  Edle  Adelheid,  Wittwe  Pil- 
grims,   gibt   Güter   zu   Hochmuting  L. 
München,  Waltenhofen  L.  Freising,  und 
Staudach  L.  Ebersberg,  welchen  das  Dom- 
kapitel eines  zu  Zeiling  L.  Dorfen  beifügt        82 
Um  1090—1100. 
No.  21.    Badburg  gibt  ein  Gut  zu  Marz- 
ling  L.  Freising 82 


Seite 

No.  22.  Der  Domherr  Paldrad  gibt  das 
Lehen  Aufham  L.  Erding  (oder  Pfaffen-' 
hofen  ?)  zurück 82 

No.  28.  Der  Diacon  Chuno  gibt  ein  Gut 
zu  Ismanning  L.  München  r./I.  und 
Leibeigene 82 

No.  24.  GrafErnst(vonGrögling-Ottenburg) 
gibt  sein  Gut  Trudering  L.  München  r/I.        82 

No.  25.  Domprobst  Wolvold  gibt  ein  Gut 
zu  Pillkofen  L.  Erding,  welchem  das  Dom- 
capitel  eine  halbe  Hube  zu  Flitzing  L. 
Moosburg  beifügt 82 

No.  26.  Adalbert  u.  Eonrad  geben  ein  Gut 
zu  Landsham  (Nandsham)  L.  Ebersberg        83 

No.  27.  Der  Edle  Gerolt  gibt  ein  Gut  zu 
Waltershofen  L.  Brück  83 

No.  28.  Heinrich  Ton  Goppertshofen  L. 
Dachau,  Adalhart  und  Badburg  geben 
Zinsleute  zur  Kirche 83 

No.  29.  Die  Edle  Gertrud,  der  Priester 
Hezil  von  Lern,  der  Vorstadtbürger  Izo, 
Friedrich  von  Moos  bürg,  Paldrat  von 
Flinsbach  L.  Bosenhcim,  die  Grafin  Bich- 
gard  (von  Scheyern?)  geben  Zinsleute    .        83 

No.  80.  Der  Domberr  Adalolt  gibt  Zins- 
leute              83 

No.  31.  Gütertausch  znBotzen  und  Leien 
Bez.  Klausen  in  Tirol  mit  Urso    ...        84 

No.  32.  Der  Domherr  Isingrim  gibt  ein 
Gut  zu  Hailafing  L.  Wolfratshausen      .        84 

No.  33.  a.  1096.  16  |  VII.  Der  Domherr 
Herrich  gibt  ein  Gut  zu  Schwei- 
tenkirchen  gegen  eines  zu  Schmid- 
hausen  L.  Pfaffenbofen; 
b.  1103.  25  I  Vi.  Decan  Herrich 
erhält  das  Lehen  zu  Schweiten- 
kirchen  für  sich  und  seinen  Nef- 
fen Herrich 84 

Um  1100. 

No.  34.  Die  edle  Frau  Judith  von  Böhr- 
moos L.  Dachau  gibt  ein  Gut  zu  Stein- 
hart L.  Wasserburg 84 

No.  35.  Der  Domberr  Willihalm  gibt  ein 
Gut  zu  Hagsdorf  L.  Moosburg,  der  Dom- 
herr Konrad  gibt  Aecker  dazu       ...        85 

No.  36.  Gräfin  Liutgard  von  Grögling  gibt 
ein  Gut  in  Aschheim  L.  München  r/I. 
(eher  als  Asenham  L.  Neumarkt)  ...        85 

No.  37.    Der  Edle  Gotbold  von  Lern  bringt 
seinen  Sohn  Isingrim  in  den  Dom     .    .        85 
Um  1100-^110 

No.  38.  Der  Edle  Adalram  gibt  ein  Gut 
in  Langenbach  L.  Freising 85 

No.  89.    c.  11 10.  Graf  Otto  von  Scheyern 
gibt  2  Höfe  zu  Eichhofen  L.  Dachau     .        86 
Um  1110—1120. 

No.  40.  Bischof  Heinrich,  und  Decan  Gerold 
von  S.  Veit  geben  Zinsleute  86 

No.  41.  Decan  Gerold  von  S.  Veit,  Probst 
Budolf  von  S.  Andreas  und  Andere  geben 
Zinsleute 86 


107 


Seit« 

No.  42.  Die  Ministeriale  Mathilde  ^bt  ein 
Gut  za  Kollbach  L.  Dachau      ....        86 

No.  43.  Isinhart  von  Bogenh aasen  gibt  ein 
Gut  zu  Allach  L.  München  l  'I.    .    .    .        86 

No.  44.  Volkolt  von  Trigilbach  (?  Prittl- 
bach)  gibt  Güter  zu  Holzbarg  L.  Fried- 
berg und  Machtenstein  L.  Dachau    .    •        86 

No.  45.  Der  Edle  Gumpold  gibt  ein  Gut 
zu  Waltershofen  L.  Brück 86 

No.  46.  Hunger  von  Hüttenfurt  und  Aribo 
von  Gessendorf  L.Landshut  geben  Ziusleute        86 

No.  47.  1116.  18  I  VII.  Graf  Otto  von 
Wittelsbach  gibt  zur  Kirche  Bamberg 
Zinsleute 87 

No.  48.  1119.  80  I  XII.  Der  Ministeriale 
Adalhard  vertauscht  Güter  zu  Hörgenau 
L.  Vilsbiburg  mit  solchen  zu  Marzling 

L.  Freising 87 

Um  1120. 

No.  49.  Bischof  Heinrich  vertauscht  an 
Bischof  Ulrich  von  Passau  Güter  zu  Alten- 
oder Grafenwörth,  Sebam  und  Suntau  (?) 
Bez.  Kirchberg  am  Wagrain  gegen  Zehent- 
recht« im  Freising'schen  Besitze  an  der 
Schwarzau  und  am  Kehrbache  in  Nieder- 
österreich            87 

No.  60.  Der  Edle  Rahwin  von  Gosselts- 
hausen  L.  Geisenfeld  gibt  ein  Gut  zu 
Lampferding  L.  Ebersbeig 88 

No.  61.  Der  Cleriker  Rudolf  von  Feld- 
kirchen L.  München  r/I.  gibt  ein  Gut 
zu  Haidhausen,  Vorstadt   Münchens  r/I.        88 

No.  62.  Graf  Bernhard  II  (von  Scheyem) 
gibt  ein  Gut  zu  Weingarten  L.  Dachau        88 

No.  53.  Herrmanvon(Klein)Beichertshausen 

L.  Pfaffenhofen  gibt  daselbst  ein  Gut  .        68 

No.  64.  Theoderich  von  Stamham  L.  Er- 
ding erwirbt  für  Gattin  Azala  und  Sohn 
Theoderich  die  Rechte  der  Freisinger  Mi- 
nisterialien              88 

No.  56.  Hertha  von  Enzelhausen  L.  Main- 
burg erwirbt  die  Rechte  der  Zinsleute  der 
Kirche 88 

No.  66.  Graf  Berthold  von  Andechs  über- 
gibt seinen  Diener  Wemhard  als  Zins- 
mann         ......        88 

No.  67.  Mazili  der  Blinde  von  Dieng  L. 
Erding  übergibt  seine  Magd  Adelheid  als 
Zinsfrau 89 

No.  58.  a.  Balduin  von  Dieng  übergibt  Sl- 
gfila  und  ihre  Nachkommen  als 
Zinsleute 
b.  Gotpold  von  Lern  übergibt  eben- 
so Albunch  und  ihre  Kinder     .        89 

Um  1120—1180. 
No.  69.    Der  Edle  Willehalm  von  Zorne- 
ding  L.  Ebersberg  erwirbt  für  seine  Kinder 
aus   einer  Leibeigenen   die   Rechte  der 
Ministerialen 89 


Seite 

No.  60.  Der  Ministeriale  Aribo  gibt  Güter 
zu  Hüll  Pf.  Oberlauterbach  und  Nen- 
hausen  L.  Mainburg 89 

No.  61.  Altmanh  von  Haindlfing  L.  Frei- 
sing gibt  ein  Gut  zu  Figlsdoif  L.  Moos- 
burg          89 

No.  62.  Graf  Siegfried  von  Arge  (.^  Arch. 
E.  Pf.  Attel   L.  Wasserburg)  gibt  seine 

Leibeigene  Mathilde  frei 89 

Um  1126-1180. 

No.  63.  Die  Ministeriale  Adelheid  tauscht 
Güter  zu  Loiderding  L.  Miesbach  gegen 
solche  zu  Dorfen 90 

No.  64.  Der  Edle  Cholo  von  Assenhausen 
L.  Dachau  gibt  ein  Gut  und  Leibeigene 
daselbst 90 

No.  66.  Liutold  und  Gotebold  von  Leibers- 
dorf  L.  Mainburg  geben  das  Gut  Schlot 
G.  Volkenschwand 90 

No.  66./  Der  Edle  Wezil  und  sein  Sohn 
(Egilolf)  vonTankham  L.  Erding  geben, 
der  Welt  entsagend,  Güter  daselbst  und 
zu  Mauggen,  und  Leibeigene    ....        90 

No.  67.  Gumpold  von  Hagenau  gibt  ein 
Gut  zu  Sandeishausen  L.  Mainburg  nach 
seines  Bruders  des  Domherrn  Herrand 
Tod 90 

No.  63.  Domprobst  Walter  von  Haging  L. 
Ebersberg  gibt  ein  Gut  in  Oberbach     .        91 

No.  69.  Engilbert,  der  Graf  der  Hallenser, 
übergibt  Kloster  Attel  dem  Kloster  Ad- 

mont  in  Stejermark 91 

Um  1180. 

No.  70.  Bischof  Heinrich  gibt  ein  Gut  in 
der  Wacbau  bei  Molk  in  Niederösterreich        91 

No.  71.  Namen  der  Leibeigenen,  welche 
Bischof  Heinrich  zu  Castuno  (?)  übergibt        91 

No.  72.  Der  Priester  Adilbrecht  gibt  seine 
Leibeigene  Liutgard  zum  Dome    ...        92 

No.  73.  Liutold  von  Hagenau  und  sein 
Bruder,  der  Domherr  Herrand,  geben  ein 
Gut  zu  Natz  Bez.  Brixen  in  Tirol      .    .        92 

No.  74.  Adalbert  von  Gotzing  L.  Miesbach 
gibt  die  Kinder  Wolfheri's  zu  Zinsleuten        92 

No.  76.  Berthold  von  Hörrenzhausen  L. 
Freising,  gibt  am  19.  Juli  getödtet,  ein 
Gut  daselbst 92 

No.  76.    Tausch  von  Ministerialen  zwischen 
den  Domherren  und  Pfalzgraf  Otto  I     .        92 
Um  1136. 

No.  77.  Adelheid  von  (Langen)Preising  L. 
Erdincr,  übergibt  sich  selbst,  der  Dom- 
herr Konrad  seinen  Diener  Altmann,  Graf 
Otto  von  Schejem  seine  Magd  Wirada 
als  Zinsleute 92 

No.  78.  Bischof  Heinrich  schenkt  Ebers- 
dorf Bez.  Klein  Pechlarn  und  Grie  (?)  in 
Niederösterreich  den  Domherren    ...        98 

No.  79.  Bischof  Heinrich  schenkt  20  Hüben 
zu  Mampasberg,  zu  Hart  an  der  Trebnitz 

14* 


108 


nnd  zn  Schwarun  am  Grieastich  *)  in 
Niederosterreich  zam  Altare  S.  Leonhards 

in  Freising 

Um  1186—1140. 

No.  80.  Der  Freie  Engildich  von  Eollbach 
gibt  seinen  Sohn  und  ein  Gut  in  Pifliz 
L.  Dachan 

No.  81.  Graf  Ekkhart  II  von  Schejem  gibt 
seine  Ministeriale  Agnes,  Tochter  Eber- 
hards von  Herschenhofen  L.  Freising,  zur 

Kirche 

Um  1140. 

No.  82.  Bischof  Otto  I  von  Freising  gibt 
die  Schwestern  Pezila  und  Eepa  frei 

No.  83.  1142—1143.  Tausch- Verträge  Bi- 
schof Otto'sl  mit  Kloster  Weihen  Stephan 

No.  84.  1145  September— December.  Der 
Graf  der  Hallenser  Engilbert  löst  Kloster 
Attel  aus  der  Abhängigkeit  von  Erlöster 
Admont 

No.  85.  1 151— 1154.  Bischof  Otto  I  über- 
lässt  dem  Kloster  S  Georg  an  der  Treisen 
einen  Wasserlauf  aus  dem  Dorfe  Kagran, 
Bez.  Grossenzersdorf  und  Hüben  in  Sebarn 
Bez  Kirchberg  gegen  Güter  in  Ardacker 
undNossdorf  und  Zehenten  zu  Hollenburg 
Bez.  Mautern  in  Niederösterreich       .    . 

No.  86.  Um  11^5.  Begillnda,  Tochter 
Udalrichs  von  Grämling  L.  Dachau,  von 
Graf  Gerhard  von  Grögling  freigegeben, 
wird  auch  von  Herzog  Konrad  il  von 
Dachau-Meran  freigekauft 

No.  87.  1 1 68.  Bischof  Otto  I  gibt  die  An- 
sprüche auf  Zehenten  an  Gütern  zu  S. 
Georg  in  der  Klausen  Bez.  Waidhofen  in 
Niederösterreich  auf 

No.  88.  c.  1160.  Graf  Berchtold  von  Andechs 
erhält  vom  Domcapitel  die  Belehnung  mit 
den  vom  Bischof  Otto  I  ihm  verliehenen 

Gütern 

Um  1165. 

No.  89.  Wernhart  von  Starkcrtshofen  L. 
Pfa£Eenhofen  gibt  ein  Gut  in  Himkirchen 
L.  Moosburg 

No.  90.  Heinrich  Preis  und  sein  Knappe 
Ulrich  versprechen,  die  Yogtei  in  Katsch 
in  Steyermark  niemanden  ohne  Einwilli- 
gung des  Bischofs  zu  verleihen     .     .    . 

lilo.  91.  Der  Freisinger  Priester  Johan- 
nes übergibt  zur  Kirche  in  Krain  Zins- 
leute       

No.  92.  1168.  27  |  IV.  Pfakgraf  Otto  der 
ältere  von  Witteisbach  erkauft  vom  Temp- 
ler-Orden das  Gut  Otmarshart  L- Dachau 
und  das  Luikenthal,  Bez.  Kitzbüchel  in 
Tirol 


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No.  93.  1169  August— 1170  März.  Frie- 
densschluss  zwischen  Pfalzgraf  Otto  dem 
altem  ifnd  Bischof  Adelbert     .    .    ,    . 

No.  94.  1175.  16|III.  Aebtissin  Kunigunde 
von  Niedermünster  bestätigt  die  Scban- 
kung  ihrer  Vorgängerin  der  Aebtissin  Ri- 
chiza  von  Renten  in  Schierling,  Traubling, 
Mangolding,  Osterham,  Lindhart,  Leyen- 
dorf,  Mauern,  Allersdorf,Scham,  Neuhausen 
u.  Walkerstetten  LL.  Regensburg,  Mallers- 
dorf, Rottenbarg  und  Abensberg     .    .    . 

No.  95.  1180—90.  Der  Domherr  und  Probst 
von  Wörthsee  Friedrich  und  sein  Bruder 
Gerwich  (von  Bogenhauseo)  übergeben 
Zinsleute  zum  Dome 

No.  96.  1180-1190.  Graf  Bernhard  von 
Blozze  (?)  und  seine  Gattin  Kunigunde 
geben  Zinsleute  zum  Dome 

No.  97.  1181  December.  Bischof  Adelbert 
bestätigt  einen  Vertrag  zwischen  Abt 
Pemger  von  S.  Lambrecht  inSteyermark 
und  Dietmar  von  Liechtenstein      .    .    . 

No.  98.  1181.  26-31  |  XII.  Herzog  Otto- 
kar von  Stejermark  genehmigt  denselben 
Vertrag ,    .    .    .     . 

No.  99.  1184.  November.  Bischof  Adelbert 
gibt  einige  Hörige  zu  Oberwels  in  Stejer- 
mark als  Zinsleute  des  Domes  frei    .    . 

No.  100.  1187.  15  I  II -4  I  IV.  Gebhard 
Graf  von  Sulzbach  erklärt  Bertha,  Tochter 
der  Mathilda  von  Euting,  Gattin  Engilmars 
von  München,  zur  Ministerialen  v.  Freising 

No.  101.  1187—1189.  Bischof  Otto  II  gibt 
einen  Hof  zu  Hausen  L.  München  r/I.  zur 
neuen  Oblai  der  Domherren      .... 

No.  102.  1190.  16  I  VIII.  Bischof  Otto  n 
tauscht  mit  dem  Stifte  zu  S.  Andre  Güter 
in  Freising  gegen  einen  Hof  in  Deuten- 
hausen L.  Freising 

No.  103.  1190.  17  I  VIII.  Bischof  Otto  n 
stiftet  sich  einen  Jahrtag  bei  s.  Andre  mit 
Kirche  u.  Zehen t  von  Oberroth  L.  Dachau 

No.  104.  1196.  Bischof  Otto  II  schenkt  dem 
Stifte  Moosburg  die  Kirche  in  Gross-Grun- 
ling  L.  Moosburg 

No.  105.  1197  Mai,  Juni.  Vertrag  Bischof 
Ottos  II  mit  Otto  von  Reinsberg  Bez. 
Gaming  in  Niederosterreich  und  dessen 
Neffen  Hadmar  über  ein  Lehen  in  Tegem- 
bach  im  Isengau 

No.  106.  Um  1200.  Dem  ausgestossenen 
Domherrn  Heinr.  Verting  wird  eine  Leib- 
rente gewährt 

Nr.  107.  1212.21  |  VL  Graf  Otto  von  Vallei 
erwirbt  kirchliche  Begräbniss  durch  Üeber- 
lassung  von  Ministerialen 


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^)  Soll  hier  der  Ableitung  des  Kehrbaches  gen  Wiener  Neustadt  Ausdruck  finden?  Vgl.  S.  6  am 
Eingange. 


Kaiser  Friedrich  II.  Kampf 

um  Cypern. 


Von 


Franz  v.  Löher. 


Abb.  d.  III.  CJ.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  '15 


k 


Kaiser  Friedrich  II.  Kampf  um  Cypern. 


Von 

Franz  v.  Löher. 


I.    Kaiserliche  Pläne  im  Morgenland. 

Das  Auftreten  des  letzten  grossen  Hohenstaufen  auf  Cypem  ist  eines 
der  anziehendsten  Blätter  in  der  Geschichte  dieser  Insel.  Er  erscheint 
dort  ganz  im  gewinnenden  Zauber  seiner  Persönlichkeit,  in  der  tiefen 
Klugheit  seiner  Morgen-  und  Abendland  umfassenden  Politik,  und  es  ist 
wunderbar,  wie  leicht  ihm  das  schwierigste  Werk  gelingt,  um  nach  fünf- 
zehnjährigem Bemühen  zuletzt  doch  völlig  zu  scheitern,  und  zwar  zum 
grossen  Theil  am  Zusammentreflfen  kleiner  Zufalle. 

Cypem  war  damals  ein  wohlgeordnetes  und  blühendes  Königreich, 
während  der  Schimmer  der  Krone,  die  man  an  das  Grab  Christi  anhängte, 
längst  sich  verdunkelt  hatte.  Noch  aber  standen  die  christlichen  Festen  von 
Jaffa,  Akkon,  Tyrus,  Sidon,  Beyrut,  Cäsarea,  Antiochia,  Tripolis  und  andere, 
deren  Herrn  und  Befehlshaber  über  eine  Menge  dort  ansässiger  Ritter 
und  Leute  geboten.  Nun  sollten  durch  die  kaiserliche  Hoheit  die  in 
Syrien  zerstreuten  Kräfte  der  Christen  vereinigt,  in  geschlossenen  Reihen 
dem  Halbmond  gegenüber  gestellt,  Cypem  aber  die  Geldquelle  und  zu- 
gleich Bollwerk  werden  und  Bergestätte  für  des  Kaisers  Heer  und  Be- 
amten, damit  man  von  hier  aus  das  heUige  Land  erobere  und  behaupte. 
Das  war  offenbar  Kaiser  Friedrich's  Plan:  der  erste  Gedanke  ging,  wie 
es  scheint,  von  Hermann  von  Salza  aus,  dem  berühmten  Hochmeister  des 

deutschen  Ordens. 

15» 


112 

Dieser  war  es,  der  zuerst  auf  den  Conferenzen  zu  Ferentino  im  Jahre 
1223,  an  welchen  der  Pabst,  der  Kaiser  und  König  Johann  von  Jerusa- 
lem theilnahmen,  vorschlug:  Friedrich  solle  des  Letzteren  Tochter  Isa- 
bella heirathen  und  ihr  Erbe,  das  Königreich  Jerusalem,  mit  seiner  Macht 
verknüpfen,  während  ihr  Vater  bloss  Titel  und  Ehren  eines  Königs  be- 
halte. Der  Vorschlag  wurde  von  allen  Seiten  lebhaft  ergriffen.  Die 
kaiserliche  Hochzeit  erfolgte  im  Jahre  1225  zu  Brindisi,  wo  der  Braut- 
vater in  seines  Schwiegersohnes  Hände  das  königliche  Scepter  von  Jeru- 
salem übergab,  nicht  ohne  Nöthigung,  wie  später  gesagt  wurde.  Friedrich 
nahm  sofort  die  Huldigung  der  anwesenden  Ritter  aus  Syrien  und  Palä- 
stina entgegen  und  sandte  einen  Botschafter  mit  dreihundert  Rittern  nach 
dem  heiligen  Lande,  um  auch  dort  die  Huldigung  für  den  Kaiser  voll- 
ziehen zu  lassen.  Wollte  Dieser  den  Kreuzzug  zu  gutem  Ende^  führen, 
so  musste  er  im  heiligen  Lande  als  rechtmässiger  Landesherr  auftreten 
können.  Einen  seiner  eifrigsten  und  tüchtigsten  Anhänger,  den  Grafen 
Thomas  von  Acerra,  machte  er  zu  seinem  Statthalter  im  Königreich. 

Cypem  aber  dachte  Friedrich,  wenigstens  auf  längere  Zeit,  vermöge 
Lehnrechts  an  sich  zu  nehmen.  Denn  dieses  Königreich  war  förmlich  zu 
Lehen  genommen  von  Kaiser  Heinrich  VI.,  der  durch  zwei  Erzbischöfe 
das  Scepter  hatte  überbringen,  und  später,  als  er  selbst  zur  Krönung 
nach  Cypem  nicht  kommen  konnte,  sie  dort  im  Jahre  1196  durch  seinen 
ersten  Minister,  den  Bischof  Conrad  von  Hildesheim,  hatte  vollziehen 
lassen.  Der  letzte  König  Hugo  L  aber  war  vor  zehn  Jahren  auf  einem 
Ereuzzug  erblichen  und  bei  seinem  Tode  der  Sohn  und  Thronfolger  ein 
Knäbchen  von  neun  Monaten.  Von  Rechtswegen  stand  also  dem  Kaiser 
als  obersten   Lehnsherrn   und  Vormund   die  Verwaltung  von  Cypern  zu. 

Die  Vorgänge  aber,  welche  auf  Cypem  sich  abspielten  und  von  der 
Insel  aus  auf  das  gegenüberliegende  Festland  einwirkten,  die  Ursachen 
derselben,  überhaupt  die  eigenthümliche  Verknüpfung  der  beiden  König- 
reiche Jerusalem  und  Cypem  sind  in  unsem  Geschichtsbüchern  ^)  noch  nicht 

1)  J..  E.  Beinhard  Vollständige  Geschichte  des  Königreichs  Ojpem.  Frankfurt  1766—68.  y. 
Banmer  Geschichte  der  Hohenstaafen ,  VI.  Höfler  Kaiser  Friedrich  IL  München  1844. 
Wilken  Geschichte  der  Kreozzüge,  Leipzig  1830.  VI.  Schirrmacber  Kaiser  Friedrich  II. 
Gottingen  1861.  11.  Winkelmann  Geschichte  Kaiser  Friedrich  II.  und  seiner  Reiche  1212 
bis  1285.  Berlin  1863.  Kestner  Krenzzug  Friedrich  IL  Göttingen  1873.  Böh rieht  Bei- 
träge zur  Geschichte  der  KrenzzQge.    Berlin  1874. 


113 

hinlänglich  gewürdigt.  Von  Cypern  aus  fällt  ein  breites  Licht  auf  die 
Geschichte  des  fünften  Kreuzzuges,  und  beleuchtet  zugleich  Zustände,  die 
auch  von  kultur-  wie  rechtshistorischer  Seite  wohl  Beachtung  verdienen. 
Leider  sind  die  Berichte  der  Zeitgenossen  ^)  —  wenige  und  gerade 
die  kürzesten  ausgenommen  —  von  Parteileidenschaft  arg  gefärbt.  So 
war  der  Venetianer  Marino  Sanudo  bei  welchem  wir  über  das  erste  Auf- 
treten des  Kaisers  auf  Cypern  nähere  Kunde  finden,  ein  eifriger  Agent 
des  päbstlichen  Hofes,  der  mit  geheimen  Aufträgen  Morgen-  und  Abend- 
land durchreiste.  Etwa  fünfzig  Jahre  nach  des  Kaisers  Tode  begann  er 
sein  Buch  von  den  „Geheimnissen  der  Kreuzgläubigen. *^  Darin  hat  er 
kaum  von  Friedrichs  Landung  auf  Cypern  erzählt^),  so  heisst  es  gleich: 
„Honigworte  brauchte  der  Kaiser,  offen  aber  lag  seines  Herzens  und 
Werkes  Schlechtigkeit."  Und  als  Pilger  in  Syrien  nicht  auf  des  Kaisers 
Wort  bleiben  wollen,  ruft  Sanudo  aus:  „Mit  Recht  wird  dessen  Gebot 
verachtet,  der  seines  Obern  Befehl  nicht  gehorchen  will. "  Als  der  Obere 
aber,  der  dem  Kaiser  befehle,  sollte  einfach  der  Pabst  gelten.  —  Neben 
Sanudo,  dem  kirchlichen  Parteigänger,  ist  ein  schriffcstellemder  Ritter, 
Philipp  von  Navarra,  der  auf  das  Allerthätigste  des  Kaisers  Pläne  be- 
kämpfte, die  Hauptquelle  für  die  cyprischen  Geschichten,  —  ein  Poet, 
der  sie  für  seine  Leidens-  und  Siegsgenossen  möglichst  anziehend  zu  geben 
suchte.  Leider  hat  sich  die  gereimte  Darstellung  verloren,  welche  er  unter 
dem  Titel  Gestes  des  Chypriotes  über  die  Heerzüge  gegen  die  Kaiserlichen  ver- 
fasste,  und  sind  nur  die  Handschriften  von  zwei  Chronisten,  Amadi  und  Bus- 
tron,  erhalten,  die  über  drei  Jahrhunderte  später  reichlich  aus  Philipps  Reim- 
werken schöpften  ^).  Auch  Diese  betrachteten  die  langjährige  Besetzung  von 

1)  Winkelmann  ordnet  293  Note  3  die  Qnellenschriften  nach  ihrem  Werthe  und  benrtheilt 
4  ff.  ihre  Glaubwürdigkeit,  kannte  aber  noch  nicht  die  Chroniken,  die  ans  Phil,  von  Navarra^s 
Gestes  des  Chypriotes  geschöpft  sind.  Oben  an  stehen  für  den  ganzen  Hergang  von  1228  bis  1243 
die  Urkunden  bei  Huillard-BrehoIIes  und  Üe  Mas  Lattrie,  dann  das  Chronicon  Siculum  breye, 
darauf  Bichardus  a  San  Germano  und  die  Annales  Januenses,  endlich  die  ausführlichen  Dar- 
steller, die  sich  nach  ihrer  Glaubwürdigkeit,  so  wenig  streng  sie  auch  zu  nehmen  ist,  ordnen 
wie  folgt :  Zuerst  der  Fortsetzer  des  Wilhelm  von  Tyrus,  dann  Marino  Sanudo,  endlich,  die 
gleich  zu  nennenden  Amadi  und  Bustron  nebst  den  Schriftstellern  über  das  Assisenrecht. 

2)  Marinus  Sanutus  dictus  Torsellus  Liber  secretorum  fldeiium  cmcis.  Hanoviae  1611.  211 
bis  215. 

3)  Auf  der  Staatsbibliothek  zu  Paris  Franc.  Amadi  Istoria  del  regno  di  Cipro,  Suppl.  fr.  no. 
3021,  und  Florio  Bustron  Historia  o  yero  commentarii  di  Cipro,  Ancien  Fonds  no.  10493. 
Von  Amadi  besitzt  aber  die  Pariser  Bibliothek  nur  die  Abschrift  des  Originals  in  der  Biblio- 
thek von  San  Marco:  Mss.  ital.  append.  157  cl.  VI. 


114 

Cypem  und  Palästina  durch  Truppen  des  deutschen  Kaisers  nur  als  „  eine  Gift- 
pflanze, die  endlich  ausgerottet  worden "  ^).  — Die  französischen  Verfasser  aber 
der  Schriften  über  das  Assisenrecht  2),  bei  denen  öfter  das  Eine  oder  Andere 
aus  dem  geschichtlichen  Hergange  erwähnt  wird ,  waren  sämmtlich  bei  dem 
Kampfe  gegen  den  Kaiser  in  erster  Linie  betheiligt.  Bei  ihnen  kam  zur  juristi- 
schen Rechthaberei  das  Vermögensinteresse  in  Spiel.  —  Bei  den  ebenfalls 
französischen  Fortsetzern  aber  der  Chronik  des  Wilhelm  von  Tyrus  ge- 
nügte schon  die  nationale  Eifersucht,  um  Blick  und  Stil  zu  trüben.  Wie 
hätten  sie,  welche  Cypern  und  Palästina  als  ihrer  Ritterschaft  Erbgebiet 
ansahen,  nur  mit  einiger  Billigkeit  ein  Unternehmen  beurtheilen  sollen, 
das  gerade  darauf  hinausging,  beide  Länder  unter  deutsche  Leitung  und 
Oberherrschaft  zu  stellen?  Insbesondere  rührt  gerade  alles  über  den 
Kampf  Ibeltns  mit  dem  Kaiser  um  den  Besitz  von  Cypern  ersichtlich  von 
Jemand  her,  welcher  ein  Interesse  daran  hatte,  den  Hergang  möglichst 
imvortheilhaft  für  Friedrich  darzustellen^).  —  Diese  Franzosen  des  13.  Jahr- 
hunderts werden  in  lebhafter  Parteilichkeit  noch  überboten  durch  ihren 
Landsmann,  der  im  19.  am  ausführlichsten  dieses  Stück  Geschichte  er- 
zählte, de  Mas  Lattrie. 

Nehmen  wir  also  die  reinen  Thatsachen,   und  prüfen  wir  bei  jeder. 


1)  De  Mas  Lattrie  Histoire  de  Tilo  de  Chjpre  sona  le  regne  des  princes  de  laMaison  de  Lnsi- 
gnan.    Paris  1861,  II.  328. 

2)  Bengnot  Assises  de  J^rasalem.    Paris  1.1841,  II.  1843,  im  Becneil  des  Historiens  des  croisa- 
des,  Lois  I.  II. 

3)  La  partie  des  nos  chroniques,  qni  Bietend  de  1229  ä  1248,  du  retoar  de  Fr^d^ric  II  en  En- 
rope  jusqna  la  croisade  de  Saint  Lonis  en  Egypte,  ne  presente  qne  des  yariantes  insignifiantes 
dans  nos  manascriuts.  II  8*j  troave  des  details  fort  cnrieux  snr  lalutte  en  Orient  de  la  maison 
d'Ibelin  contre  les  arm^es  de  Tempereur.  Cette  partie  des  chroniqnes  doit  dtre  Toenyre  d'nn 
^crivain  francais  stabil  en  Cypre  ou  a  Saint-Jean-d'Acre.  L'anteur,  en  effet,  est  fort  an  con- 
rent  des  choses  d^ltalie;  mais  il  sait  mal  ce  qne  se  passe  en  France  a  cette  ^poqae.  Recneil 
des  hist.  des  croisades.  Hist.  oec.  Paris  1859 II.  p.  VIII  cf.  p.  XIX.  IV — VII.  In  der  That  trägt 
Stil  nnd  Anschauungsweise  des  Erzählers  yon  da  an,  wo  Ibelin  die  Waffen  gegen  die  Kaiser- 
lichen erhebt,  bis  zu  seinem  Tode  einen  ganz  gleichen  Charakter,  und  nichts  nöthigt  dazu,  auch 
fQr  diesen  Abschnitt  in  der  Fortsetzung  des  Wilh.  yon  Tjrus  der  Ansicht  beizustimmen,  welche 
de  Mas  Lattrie  —  in  seiner  Histoire  de  Tile  de  Chypre  11  19  —  äussert,  dass  nämlich  An- 
fjftngs  Aufzeichnungen,  welche  die  Grundlage  für  die  spätere  breitere  Darstellung  gegeben, 
yon  Verschiedenen  vorlagen ,  deren  Erster  Gernoul,  ein  Dienstmann  Balian's  yon  Ibelin, 
gewesen.  Sollte  nicht  Ibelin  der  Alte  selbst  dabei  betheiligt  gewesen  sein?  Dieser  klerikal 
gesinnte  Jurist,  der  ebenso  feder-  als  redegewandt,  sorgte  gewiss  gleich  seinem  Freunde  Na- 
yarra  dafür,  dass  die  Folgereihe  der  Thatsachen  ganz  in  ihrem  Sinne  notirt  und  gelesen  wurde. 


115 

ob  sie  in  glaubwürdiger  Weise  überliefert  worden  und  zugleich  mit  dem 
ganzen  Zusammenhang  der  Dinge  in  Einklang  steht.  — 

Kaiser  Friedrich  IL  wusste  längst,  wie  schwächlich  es  im  Orient  um 
alle  politischen  Dinge  bestellt  war.  Die  Ritter  und  Kaufleute  aus  dem 
Abendlande  hatten  sich  hier  ein  Reich  ihres  Gefallens  errichtet.  Die 
Barone  mit  ihren  Lehnsleuten  sassen  auf  ihren  Schlössern  in  voller  Un- 
abhängigkeit, der  König  war  nur  ihr  Anführer,  der  Lehnshof  aber  ihr  Par- 
lament, in  welchem  sie  allein  die  Entscheidung  hatten.  Ohne  Beschluss 
des  Lehnshofes  konnte  die  Staatsgewalt  kein  Urteil  vollziehen,  kein  Unter- 
nehmen beginnen.  Neben  diesen  freien  Herren  gab  es  drei  Ritterorden, 
festgefügte  und  reichbegüterte  Genossenschaften,  eine  Art  von  kriegerischen 
Halbmönchen,  die  für  sich  selbst  und  ihre  Besitzungen  Unantastbarkeit 
fast  wie  Geistliche  forderten.  Vollends  der  Klerus  erschien  gewaffnet 
und  gepanzert  mit  fürstlichen  Vorrechten.  In  den  Städten  aber  hatten 
—  neben  allerlei  Volk,  das  je  nach  Religion  und  Nation  in  eigenthüm- 
liche  kleine  Kreise  zerfiel  —  ihren  Sitz  grosse  Gesellschaften  von  Kauf- 
leuten und  Rhedern  aus  Genua,  Venedig,  Pisa,  Amalfi,  aus  der  Pro- 
vence und  Katalonien,  und  alle  diese  wollten  keine  andere  Gerichtsbarkeit 
annehmen,  als  die  ihrer  eigenen  Konsuln.  In  keiner  einzigen  dieser  Ort- 
schaften gab  es  Stadtrath  und  Bürgermeister,  die  als  gemeinsame  Obrig- 
keit die  Verwaltung  des  Ganzen  hätten  führen  können. 

Diese  verschiedenartigen  kleinen  Mächte,  die  unaufhörlich  mit  einan- 
der haderten,  zusammen  zu  fassen  und  gefügig  unter  eine  Oberherrschaft 
zu  stellen,  war  nun  ein  weit  aussehendes  Werk.  Vorsorglich  hatte  Frie- 
drich schon  zu  Ferentino  den  Artikel  betont:  dass  Eroberungen  im  hei- 
ligen Lande  nicht  mehr  wie  bisher  vertheilt  werden,  sondern  dem  König 
allein  gehören  sollten.  Vielibesser  stand  es  um  Cypern.  Hier  war  die 
obrigkeitliche  Macht  geordneter  und  die  Gewalt  des  Königs  umfassender. 
Auch  erschien  hier  das  Ansehen  der  Ritterorden  viel  schwächer,  und  wie 
mit  den  Templern  und  Johannitern,  so  verhielt  es  sich  auf  der  Insel 
trotz  ihrer  Anzahl  mit  der  Geistlichkeit.  Hier  Hess  also  dasselbe  Unter- 
nehmen, welches  im  sizilischen  Königreich  die  grossen  Herren  wider  den 
Kaiser  in  Harnisch  brachte,  auf  Erfolg  hoffen,  das  Beginnen  nämlich,  den 
Eigenwillen  der  Lehnsbarone  zu  brechen  und  Verfassung  und  Gesetz- 
gebung mehr  in  monarchischem  Sinne  durchzuführen. 


116 

Stand  aber  des  Kaisers  Gewalt  aufCypern  fest  begründet,  so  konnte 
sich  ihr  die  Gegenküste  auf  die  Länge  nicht  entziehen.  Wiederholt  hat 
sich  in  der  Geschichte  die  natürliche  Bedeutung  bewährt,  welche  dieser 
Insel  durch  ihre  Lage  von  den  syrischen,  kleinasiatischen,  egyptischen  Küsten 
einer-  und  durch  ihre  üppige  und  unerschöpfliche  Fruchtbarkeit  ander- 
seits verliehen  ist.  Man  braucht  z.  B.  nur  an  die  lange  Reihe  ruhm- 
reicher Thaten  und  Eroberungen  zu  denken,  die  im  dreizehnten  und  vier- 
zehnten Jahrhundert  von  Cypem  aus  geschahen  und  seinen  Namen  ge- 
ehrt und  gefürchtet  machten  vom  Bosporus  bis  zur  Nilmündung. 

Gypems  Behauptung  war  daher  vom  Anfang  bis  zum  Ende  das 
nächste  Ziel  der  orientalischen  Politik  des  Kaisers.  Gegen  die  Cyprier 
liess  er  der  Schärfe  seines  Rechts  und  seiner  Waffen  freien  Lauf,  in  Sy- 
rien und  Palästina  legte  er    sich  lieber    auf  friedliche  Unterhandlxmgen. 

Nun  hatte  der  letzte  König  von  Cypern,  als  er  1218  starb,  auf 
dem  Todbette  seine  Gemahlin  Alice  zur  Regentin  eingesetzt.  Da  die 
Ritterschaft  nur  ungern  Frauenregierung  duldete,  so  musste  die  Kö- 
nigin auf  Andringen  des  Lehnshofes  Herrn  Philipp  von  Ibelin,  Oheim 
des  jungen  Königs,  zum  Mitregenten  annehmen.  In  dessen  Namen  be- 
herrschte sein  Bruder  Johann  von  Ibelin,  Herr  von  Beyrut,  ohne  Frage 
einer  der  ausgezeichnetsten  Männer  seiner  Zeit^),  das  kleine  so  wichtige 
und  werthvolle  Königreich.  Die  Franzosen  und  Italiener  nannten  die 
Brüder  die  Herren  von  Ibelin,  sie  hiessen  aber  eigentlich  Iblim,  denn 
ihr  Vorfahr,  der  aus  Frankreich  stammte,  war  mit  dem  Schlosse  Iblim 
bei  Ramla  in  Syrien  belehnt  worden,  und  ihr  Vater,  Gemal  einer  Königin- 
Witwe  von  Jerusalem,  erwarb  Beyrut  und  grosse  Besitzungen  in  Cypem. 
Unzweifelhaft  waren  sie  unter  dem  hohen  Adel  der  Insel  die  Vornehmsten  *). 
Kördgin  Alice  aber  hatte  den  Herrn  Amalrich  von  Balas  lieber,  als  die 
stolzen  und  gestrengen  Ibelins,  und  da  die  Brüder  durch  ihr  herrisches 
Auftreten  gegen  die  Einen,  durch  zu  grosse  Begünstigung  der  Andern 
sich  viele  Feinde  machten,  so  wurde  es  Balas  leicht,  sich  eine  mächtige 


1)  Celoi  <yt  naturel  sens  et  Boatilment  ovra  de  sapience  et  de  science  en  coort  et  dehors  et  deli- 
▼ra  Snrie  et  Chipre  de  la  servitnt  de  Tempereour  —  sagt  yod  ihm  Philipp  yod  Navarra.  Beug- 
not  Assis.  I  570. 

2)  Der  Stammbaum  der  Ibelins  bei  Bengnot  Assis.  II  448—462. 


117 

Partei  zu    bilden,  welche   der   ganzen   Ibelin'schen   Sippschaft  Krieg  auf 
Leben  und  Tod  erklärte^). 

Neben  Amalrich,  einem  ebenso  kühnen  und  beherzten  Ritter,  als  ge- 
schickten Redner  und  Parteiführer,  waren  es  besonders  vier  junge  Adelige 
aus  Cyperns  vornehmsten  Geschlechtem,  die  sich  mit  ihm  verschworen: 
Gavain  von  Chenichy,  Wilhelm  von  Rivet,  Hugo  von  Giblet,  und  Amal- 
rich von  Bethsan.  Unaufhörlich  gab  es  Händel  Zweikämpfe  und  mör- 
derische Ueberfalle.  Die  Königin  Alice  mochte  vor  Verdruss  nicht  länger 
auf  der  Insel  bleiben,  sie  zog  sich  auf  das  Festland  zurück  und  heirathete 
später  Bohemund  von  Antiochien.  Als  sie  aber  die  Regentschaft  über 
Cypern  zurück  forderte  und  Balas  zu  ihrem  Statthalter  machte,  wider- 
setzten sich  die  Ibelins  und  ihre  Anhänger,  und  der  Lehnshof  musste  ihnen 
zustimmen., 

AUmählig  entzweiete  sich  feindlich  die  ganze  Ritterschaft,  und  da 
Cypern  als  das  Hauptland  der  fränkischen  Besitzimgen  im  Oriente  erschien, 
auch  die  Ritterorden  und  inehrere  Barone  hüben  und  drüben  begütert 
waren,  so  theilte  sich  die  cyprische  Parteiung  dem  Festlande  mit.  Mann 
stand  wider  Mann,  jedes  Ereigniss  gab  der  Zwietracht  neue  Nahrung. 
Die  Franken  im  Morgenland,  die  sich  von  den  Byzantinern  sonst  gern 
abseits  hielten,  hatten  deren  schlimmste  Gewohnheit  angenonmien:  sie 
verfolgten  ihre  Feindschaften  mit  allen  Ränken,  ganz  unbekümmert  um 
ihren  erhabenen  Beruf,  zu  streiten  wider  die  Feinde  des  Kreuzes.  Gab 
doch  den  Rittern  das  übelste  Beispiel  der  erbitterte  Hass,  der  zwischen 
der  lateinischen  und  griechischen  Geistlichkeit  herrschte  und  in  Cypern 
noch  kurz   vorher   nahe   daran  war,   in  blutigen  Aufstand  auszubrechen. 

II.    Friedrich  II.  auf  Cypern. 

Als  nun  der  Kaiser,  das  strahlende  Haupt  der  christlichen  Ritterschaft, 
nach  dem  Oriente  aufbrach,  gerieth  alles  in  Bewegung  und  war  gespannt, 
für  welche  Partei  er  sich  erklären  werde.  Die  Ibelins  hatten  bereits 
seinen   Unwillen  erregt.     Denn   sobald  sie   vernahmen,    der  Kaiser  habe 


I)  Vgl.  die  Fortsetzung  des  Wilh.  von  Tyras,  genannt  Estoire  de  Heracles  im  Recneil  des  hist. 
des  crois.  Hist.  occ.  Paris  1859,  II  860 — 362.  Bengnot  Assis.  I  488  note  a  und  de  Mas  Lat- 
trie  I  197  ff. 

Abb.  d.  m.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  1 6 


118 

den  Titel  eines  Königs  von  Jerusalem  angenommen,  so  beeilten  sie  sich, 
ihren  jungen  König,  obwohl  er  eben  erst  zehn  Jahre  alt,  feierlich  im 
Dome  zu  Nikosia  krönen  zu  lassen.  Ein  gekröntes  Haupt,  so  dachten  sie, 
werde  ein  kaiserlicher  Lehnsherr  nicht  unter  strenge  Vormundschaft 
ziehen.  Friedrich  aber  nahm  die  Sache  ernst  und  schrieb  der  Königin 
und  den  Ibelins  Briefe,  in  welchen  er  herbe  die  übereilte  Krönung  tadelte. 
Jedoch  nannte  er  darin  die  Ibelins,  was  sie  durch  ihre  Mutter  und  seine 
Gemalin  wirklich  waren,  seine  lieben  Oheime.^). 

Noch  ehe  Friedrich  von  Italien  abreiste,  fand  sich  bei  ihm  bereits 
Gavain  von  Chenichy  ein,  und  schilderte  Johann  von  Ibelin  als  des  Kaisers 
Todfeind  und  als  den  gefahrlichsten  Menschen  im  ganzen  Morgenland. 
Des  Barons  feines  Benehmen  gefiel  dem  Kaiser;  er  behielt  um  eine  Zeit- 
lang an  seinem  Hofe,  und  schickte  ihn  dann  mit  ein  paar  Galeeren  nach 
Syrien  voraus.  Als  er  bald  darauf  mit  40  Segeln  folgte,  kamen  ihm  in 
der  Nähe  des  Peloponneses,  wo  bei  den  Inseln  öfter  Halt  gemacht  wurde, 
Amalrich  von  Balas  mit  andern  cyprischen  Baronen  entgegen  und  führten 
laute  Klagen  über  die  Regentschaft  der  Ibelins.  Sie  beschuldigten  sie, 
dass  sie  sich  mit  den  Einkünften  der  Krone  bereicherten,  und  riefen  den 
kaiserlichen  Lehnsherrn  förmlich  als  Richter  an.  Zugleich  Hessen  sie 
einfliessen:  wenn  Friedrich  Cypem  zu  eigenen  Händen  nehme,  so  trage 
es  ihm  Geld  genug,  um  die  herrlichste  Hofhaltung  zu  führen  und  noch 
tausend  Ritter  zu  unterhalten^).  Der  Kaiser  konnte  das  cyprische  Geld 
wohl  brauchen,  er  scheint  darauf  gerechnet  zu  haben,  denn  um  die  Schatz- 
kammer auf  seinem  Schiffe  war  es  schlecht  bestellt^).  Doch  er  hielt  an 
sich,  er  wollte  selbst  sehen  und  prüfen. 

Seine  Seereise  ging  in  vierundzwanzig  Tagen  von  Brindisi  über  Kreta 
und  Rhodus  nach  Cypern.  Als  er  nun  am  21.  Juli  1228  in  Limasol 
landete,  waren  auch   die  vornehmen  syrischen  Barone  Balian  von  Sidon, 


1)  De  Mas  Lattrie  II  228—229. 

2)  Asserentes,  qnia,  si  Cypnun  caperet,  non  solam  sofficientes  expensas  haberet  pro  saa  curia, 
sed  insnper  mille  milites  inde  tänere  evaleret:  Sanutns  212.  Tausend  Bitter  aber  sollte  der 
Kaiser  nach  dem  Vertrag  von  San  Germano   zwei  Jahre  lang  im  heiligen  Lande  unterhalten. 

d)  In  Fridanc*s  Beimwerk  (Ausg. Grimm  100)  heisst  es:  Friedrich  wäre  »ohne  Schatz"  gewesen. 
Im  französischen  Bericht  heisst  es:  Gar  sitost  comme  ü  fu  yenos  en  Chipre,  il  empronta  de  Gni  le 
seigneor  de  Gybelet  XXX  mile  besans  sarrasinois:  Est.  de  Her.  466,  auch  bei  Hui  11.  Br^h. 
Hist.  dipl.  Friderici  U  Paris  1852,  HI  483. 


119 

Odo  von  Montbeliard  und  Andere  herübergekommen,  an  ihrer  Spitze 
des  Kaisers  Statthalter,  der  Graf  von  Acerra,  und  des  Kaisers  Marschall, 
Richard  Felingher,  dessen  Namen  die  Italiener  und  Franzosen  sich  als 
Filangieri  mundgerecht  machten  ^).  Ihn  hatte  er  kurz  vorher  mit  fülif- 
hundert  Rittern  vorausgeschickt. 

Kaum  hatte  der  Kaiser  einen  Fuss  auf  Cypems  Boden  gesetzt,  so 
wurde  er  mit  Klagen  über  die  Regentschaft  bestürmt.  Er  aber  schrieb 
an  Johann  von  Ibelin,  —  denn  dessen  Bruder  Philipp  war  nicht  lange  vor- 
her gestorben,  —  er  möge  getrost  zu  ihm  kommen  mit  seinen  Söhnen 
und  Freunden  und  dem  jungen  König  Heinrich.  Ibelins  Gefährten  riethen 
ab  und  sagten,  er  solle  sich  wohl  hüten,  in  des  Löwen  Höhle  zu  gehen. 
Er  aber  erklärte :  man  solle  ihm  nicht  nachsagen,  er  habe  das  Werk  der 
Befreiung  des  heiligen  Landes  geschädigt;  er  getraue  sich  auch  wohl, 
seine  Handlungen  nach  seines  Landes  Recht  vor  Gott  und  dem  Kaiser 
zu  verantworten. 

Es  war  dies  derselbe  Ibelin,  Herr  von  Beyrut,  der  weit  und  breit 
bekannt  war  als  Haupt  der  Juristenschule  für  die  Assisen  von  Jerusalem. 
Unter  dem  berühmten  Namen  dieser  Assisen  verstand  man  aber  das 
Staats-Lehens-  und  Civilrecht^  welches  im  heiligen  Lande  und  in  Cypem, 
wo  so  viele  Ritter  und  Kaufleute  aus  dem  Abendlande  zusammenströmten, 
und  Wohnung  nahmen,  sich  allmählig  herausgebildet  hatte.  Assises  hiess 
so  viel  als  Schöffenbänke;  denn  gleich  wie  in  Frankreich  oder  Deutsch- 
land wurde  Recht  gesprochen  durch  die  Schöffen,  sei  es  im  hohen  Lehens- 
hof über  ritterliches  Eigenthum  und  todeswürdige  Verbrechen,  oder  im 
niedem  Hof  in  Sachen  des  Handels  und  Gewerbes.  Die  Ritterschaft  hatte 
sich  im   Morgenlande,    wo   kein  altes  Herkommen   behinderte,  in  diesen 


1)  Biccardus  Filanger,  imperialis  anle  mareBcalcns  —  heisst  es  in  einem  Briefe  des  Kaisers  yon  1281 
bei  Hui  11.  Br^h.  m  297.  Der  Pabst  nennt  ihn  Filangeriom  marescalenm :  das.  299,Bioc.  a  San 
Germano  wiederholt  Biccardnm  de  Principatn:  das.  58.  Im  Chron.  Sicnl.  br.  lautet  der  Name 
Filagerins  —  das.  Ip.  n904  — ,  bei  den  Fortsetzen!  des  Wilhelm  yon Tyms  nnd  den  Verfiusem 
der  Schriften  über  das  Assisenrecbt  erscheint  er  als  Felingher,  Filanger,  Filangier.  Richard 
besasB  die  Grafschaft  Marsico  im  neapolitanischen  principatos  citerior.  Ob  die  Felinghers  ans 
der  Normandie  gekommen  oder  erst  vom  Kaiser  Friedrich  II.  aas  Dentschland  nach  seinen 
italienischen  Besitzimgen  versetzt  wnrden,  lasst  sich  nicht  mehr  feststellen.  VgL  de  Mas 
Lattrie  II  16  Note  2. 

16* 


120 

Assisen  gleichsam  ihr  Ideal  von  Rechts-  und  Staatswesen  aufgebaut,  hing 
mit  leidenschaftlicher  Verehrung  daran  und  erzählte :  Gottfried  von  Bouil- 
lon selbst,  Jerusalems  erster  König,  habe  das  Assisenrecht  verfasst  und 
das  Buch  auf  das  Grab  Christi  niedergelegt^). 

Von  dem  Glänze  der  Assisen  trug  sich  auch  etwas  über  auf  Ibelin, 
den  Meister  dieses  Rechts,  der  spielend  die  verwickeltsten  Fälle  löste. 
Oefter,  wenn  er  im  Lehnshofe  mit  glänzender  Beredsamkeit  seine  Ansicht 
vorgetragen,  wussten  Schöffen  und  Umstand  sich  vor  Vergnügen  kaum 
zu  lassen.  Er  war  dabei  ein  streng  kirchlich  gesinnter  Mann  und  duldete 
keine  Vernachlässigung  der  Fasten-  und  anderer  Kirchengebote.  Als  Po- 
litiker aber  wusste  er  immer  Rath  und  steckte  voll  Listen  und  Funde, 
und  hatte  er  einmal  ein  Unternehmen  angefangen,  dann  betrieb  er  es 
auch  mit  einem  Feuereifer,  der  sich  unwillkürlich  seinen  Gefährten  mittheilte. 

Gerade  der  Kampf,  welchen  Ibelin  und  seine  Anhänger  mit  dem 
Kaiser  führten,  war  vorzugsweise  eine  der  Ursachen,  dass  die  Artikel  des 
Assisenrpchts  in  Schriften  näher  erörtert  wurden.  Auf  dies  Recht  und 
Herkommen  mussten  Jene  sich  stützen,  um  als  berechtigt  die  wiederholte 
Empörung  darzustellen,  die  soviel  Unheil  für  das  Land  und  die  Sache 
der  Christenheit  im  Gefolge  hatte.  Aus  den  Fundgruben  des  Assisen- 
rechts  mussten  sie  Schliche  und  Wendungen  hernehmen,  um  verzweifelte 
Unternehmungen  mit  Rechtsgründen  zu  bemänteln,  oder  wenigstens  recht- 
lich oben  zu  bleiben,  wenn  das  Waffenglück  sie  im  Stiche  liess.  Des 
älteren  Johann  von  Ibelin  Ideen  und  Ausführungen  sind  es,  welche  wir 
bei  seinem  Sohne  Johann,  bei  Philipp  von  Navarra,  Johann  von  Ibelin 
dem  Jüngeren,  Gottfried  le  Tort  wieder  finden.  Sämmtlich  hatten  sie 
in  seinem  Gefolge  heiss  mit  dem  Degen  gestritten  für  dasselbe  Assisen- 
recht, welches  sie  später  mit  der  Feder  verherrlichten.  Deshalb  erscheinen 
häufig  ganze  Seiten  in  ihren  Schriften  wie  getränkt  mit  den  Erinnerungen 
an  diesen  Krieg. 

Einer  von  ihnen,  Philipp  von  Navarra,  wurde  auch  sein  Geschichts- 
schreiber. Er  war  des  älteren  Ibelin  Schüler  und  vertrauter  Genosse, 
wie  Dieser  Staats-  Gerichts-  und  Kriegsmann  zugleich,  dabei  Dichter  und 


1)  Beugnot  Assises  I.  Introdaction  anx  assUes  de  1a  haute  cour. 


121 

Philosoph,  der  für  jeden  Vorfall  gleich  ein  schlagendes  Gedicht  bereit 
hatte,  in  allen  Gerichtshöfen  sich  umhörte,  und  ausser  seinen  Liebesliedern 
und  religiösen  Dichtungen  und  dem  Reimwerk  über  den  Kampf  gegen 
die  Kaiserlichen  auch  drei  Bücher  in  Prosa  schrieb,  das  eine  über  die 
Gerichtsordnung  der  Assisen,  das  andere  über  die  Lebensalter  der  Men- 
schen, das  dritte  Werk  waren  seine  eigenen  Denkwürdigkeiten.  Philipp 
war  in  seiner  Jugend  aus  der  Navarra  nach  dem  Orient  gekommen,  wurde 
Lehnsmann  von  Ibelins  ältestem  Sohne  Balian  und  hatte  es  durch  sein 
schönes  Vorlesen  und  durch  angebornes  Geschick  zu  Gut  und  Ansehen 
gebracht,  sich  auch  einen  Namen  erworben  durch  ritterliche  Thaten  so- 
wie durch  sein  vorzügliches  Talent  ün  Unterhandeln.  Wo  es  eine  Festung 
zu  bestürmen  oder  zu  vertheidigen  gab,  da  kam  sicher  der  Navarrese 
herangeritten,  denn  er  wusste,  wie  gern  Alles  lauschte  auf  den  Klang 
seiner  Leyer  und  seines  Degens  ^). 

Ibelin  erschien  zu  Limasol,  wie  der  Kaiser  gewollt  hatte,  den  zweiten 
oder  dritten  Tag  nach  dessen  Ankunft,  mit  seinen  Söhnen,  dem  jungen 
Könige  vonCypern,  und  einem  stolzen  Gefolge  all  seijier  Ritter.  Friedrich 
empfing  sie  auf  das  Freundlichste,  und  sie  und  der  Königsknabe  huldigten 
ihm  als  dem  Lehensherrn  von  Cypem  und  kaiserlichem  Obervormund. 
Es  lag  ja  am  Tage,  daßs  das  Königreich  Cypern  seit  seinem  dreissigjährigen 
Bestehen  zu  Lehen  ging  vom  Kaiser,  xmd  ihm  daher  die  Vormundschaft 
gebührte^).     Der  junge   Heinrich   aber  nahm  fortan  Wohnung  bei  dem 


1)  Bengnot  Notice  sar  la  vie  et  snr  les  ecrits  de  Philippe  de  Navarra,  in  der  Biblioth^ue  de 
röcole  des  chartes,  Paris  1840—41,  II  1—81.  Bengnot  Aasises  I  p.  XXVIII  ff.  Ueber  die 
gereimte  Darstellong  des  cjprischen  Krieges  schreibt  Philipp  am  Lebensabend  Folgendes:  Et 
assez  en  i  a  qn*il  (Ph^lippes  de  Navarre)  fist  d*nne  grant  gaerre,  qQ*il  vit  a  son  tens  antre  Tem- 
pereur  Freddri  et  le  seignor  de  Banit,  monseignor  leban  de  fielin  le  viel.  Et  on  moolt  bian 
conte  i  a  il  de  cele  gnerre  meismes,  d^s  lo  comancement  jasqnes  ä  la  fin,  oh  qoe  il  sont  devis^ 
li  dit  et  11  fait  et  U  grant  consoil  des  batailles  et  des  sieges  atirisez  ordencement,  car  Ph6- 
lippes  f^  a  tonz:  nach  Bengnot  Not.  15.  Bnstron  nannte  Philipp  einen  hnomo  universale,  e 
il  qnale  intervene  in  molti  fatti  et  di  guerra  et  di  patti  di  pace:  Beugnot  Not.  17. 

2)  In  der  Estoire  de  Heracles  heisst  es  ausdrücklich:  Si  empereres  fu  receuz  a  Limecon  a 
grant  soie  et  a  grant  hnnor.  II  n*ot  mie  est^  grantment  en  la  vile,  qnant  il  requist  a  avoir 
par  le  droit  de  Pempire  le  baillage  dou  roi,  qui  estoit  inerme,  et  de  sa  terre  et  les  ho- 
mages  dou  roi  et  de  seshomes.  Et  en  ce  n*ot  nul  contredit,  ains  li  fu  fait  tout  ensi, 
come  il  Tayolt  requis.  Quant  il  ot  receut  les  homages^  il  retint  le  roi  en  sonostel.  Ganz 
überein  stimmt  damit  das  Oh  r  o  n.  S  ic  n  1.  br.  bei  Huill.  Br§h.  I  p.  II 900.  Et  sequenti  die  intrayimus 
Niroocium  (Limasol)  civitatem  ipsius  insule.    Et  post  secundum  vel  tercium  diem  Henricus  rez 


122 

Kaiser.  Als  sich  Alles  so  gut  anliess,  sagte  Friedrich,  da  er  die  Ibelins 
wegen  des  Bruders  Tod  in  schwarzen  schleppenden  Gewändern  erblickte, 
in  seiner  Heiterkeit:  an  des  Kaisers  Hof  gehörten  keine  Trauerkleider. 
Er  sandte  ihnen  Mäntel  von  Scharlach  in  ihre  Herberge  zum  Ehrenge- 
schenk, dabei  die  Einladung  zur  Tafel  auf  den  folgenden  Tag. 

Da  kam  eine  glänzende  Gesellschaft  zusammen,  die  ritterliche  Pracht  vom 
Morgen-  und  Abendlande  war  vereinigt.  Der  Kaiser  nahm  Platz  zwischen 
Johann  von  Ibelin,  dem  Reichsverweser  von  Cypem,  und  Walter  von  Cäsarea, 
dem  Connetable  des  Königreichs.  Ihm  gegenüber  sassen  der  junge  König 
Heinrich  und  der  Markgraf  von  Montferrat,  der  von  Mazedonien  herüber- 
gekommen war,  um  bei  dem  Kaiser  um  Belehnung  mit  dem  Fürsten- 
thum  Salonichi  zu  werben.  Um  diesen  Mittelpunkt  reiheten  sich  die  übrigen 
kleinen  Tische,  an  welchen  die  Erzbischöfe  ^)  und  andere  Prälaten  und 
Ritter  bankettirten.  Ibelins  und  Walters  Söhne,  Anselm  de  Brie  und 
andere  vornehme  Jünglinge  machten  die  Mundschenken  und  setzten  die 
Schüsseln  auf. 

Als  die  Tafel  zu  Ende  ging,  traten  unvermerkt  und  nach  und  nach 
BewaflEaete  in  den  Saal.  Nun  wendete  sich  der  Kaiser  zu  Ibelin  mit 
lauter  Stimme:  „Zwei  Dioge,  Herr  Johann,  verlange  ich  von  Euch;  Ihr 
müsst  das  Schloss  zu  Beyrut  herausgeben,  das  zum  Königreich  Jerusalem 
gehört,  und  über  die  Einkünfte  Cypems  seit  den  zehn  Jahren  der  Regent- 
schaft müsst  Ihr  Rechnung  legen,  denn  ich  tan  Herr  darüber  nach  dem 
Rechte  von  Kaiser  und  Reich." 

Von  diesen  beiden  Forderungen  war  die  erste  ohne  Zweifel  in  der 
Verfassung  des  Königreichs  Jerusalem  begründet  Entweder  konnte  Nie- 
mand eine  Festung,  welche  zu  diesem  gehörte,  als  sein  Eigen  betrachten, 
oder  Ibelin  hatte,  als  ihm  die  Ländereien  um  Beyrut  zu   Lehen  gegeben 


ipsins  insnle  cum  omnibus  militibus  suis  venit  ad  imperatorem  apnd  Nimociam.  Nam 
ex  parte  imperii,  cujus  homo  esse  debebat,  et  ei  de  homagio  tenebatnr. 
Der  junge  Heinrich  leistete  dem  Kaiser  fidelitatis  et  homagii  jnramentnm:  Urkunde  bei  de  Mas 
Lattrie  II  63.  Unbegreiflich  ist  es,  wie  der  letztgenannte  Schriftsteller  I  229  sagen  kann: 
Fröd^ric  ne  pouvait  invoquer  davantage  Tavea  de  rassalit^,  qn*ayait  fait  antrefois  Amanry  de 
Lnsignan  ä  son  pere  Henri  en  lai  demandant  le  diad^me.  Ancnn  engagement  n*ayait  renda 
h^r^tairement  obligatoire  le  devoir  feodal  ponr  les  snccessenrs  d'Amanry. 
1)  Wahrscheinlich  waren  die  vier  Erzbischofe  von  Bari,  Gapna,  Reggio  nnd  Palermo  mit  dem 
Kaiser  gekommen.    Kestner  40. 


123 

I 

waren,  auch  das  verfallene  Schloss  an  sich  genommen^).  Zum  zweiten 
Verlangen  war  dem  Kaiser  sicher  Anlass  genug  geboten.  Wenn  man 
sieht,  wie  Ibelin  später,  um  Kriegsvolk  zu  gewinnen,  mit  den  Rechten  und 
Gütern  des  Königreichs  Cypem  umsprang,  so  lässt  sich  ihm  und  seinen 
Anhängern  wohl  zutrauen,  dass  sie  im  Güter-  und  Aemterverleihen  an  ihre 
Freunde  keineswegs  ängstlich  verfuhren.  Wenigstens  war  die  Sache  so 
ruchbar,  dass  ein  Reisegefährte  des  Kaisers,  von  welchem  die  sog.  kleine 
sizilische Chronik  herrührt  ^J,  sagen  konnte:  „Während  der  König  (Heinrich) 
unmündig  war,  hatten  Einige  seines  Landes  all  seine  Güter  verzehrt.  Des- 
halb verlangte  der  Kaiser  von  ihnen,  dass  sie  gäben  Rechenschaft  von 
des  Königs  Lande  ^)," 

Als  Ibelin  sich  vom  Kaiser  ^  angeredet  hörte,  wollte  er  erst  so 
thun,  als  sei  das  nicht  in  vollem  Ernst  gemeint  und  der  Kaiser  wolle 
bloss  hören,  was  er  darüber  denke.  Darob  schien  Friedrich  zornig  zu 
werden,  und  indem  er  die  Hand  zum  Haupte  erhob,  sagte  er :  „  Bei  meiner 
Krone,  Ihr   müsst  thun,   was   ich  sage,  oder  Ihr  seid  mein  Gefangener." 

Da  erhob  sich  der  Herr  von  Beyrut  und  begann  zu  sprechen.  In 
fli^ssender  Rede,  klar  und  deutlich,  setzte  er  aus  dem  Assisenrecht  von 
Jerusalem  auseinander  wie  Stadt  und  Schloss  Beyrut  durch  Verleihung 
der  Königin,  seiner  Schwester,  und  ihres  Gemahls  sein  Hausgut  geworden 


l)Ini  Ghronicon  Alberici  mon.  triam  fönt.  —  ed.  Leibnitz  Leipzig  1698,  547  —  wird  [zum 
Jahre  1233]  ein  Anrecht  Ibelins  aaf  das  Königreich  Jerusalem  in  den  Vordergrund  gestellt :  In 
partibus  transmarinis  Joannes  de  Baruth,  filius  Bethliani  de  Guibelino,  moritur.  Hie  dicendum 
est,  quod  yir  nobilis  Bethilianus  de  Guibelino  duxit  relictam  regis  Amabrici,  quae  fuit  de  Qrae- 
cia  et  genuit  Joannem  de  Baruth,  patrem  Bathiliani,  Badulphum  et  Hugonem  et  uxorem  Re- 
naldi de  Sjdone,  de  qua  Guido  de  Monte  forti  genuit  filium:  et  quia  tres  ist!  fuerunt  fratres 
reginae  Hierosolymorum,  hie  Joannes  de  Baruth  regimen  negotiorum  regni  sibi  competere  quasi 
jure  haereditario  reclamabat,  cum  illud  iam  antea  rexisset,  et  secundum  praedicta  foit  frater 
illius  reginae,  quae  marchiso  Conrardo  data  fuit,  et  quam  eomes  Campaniensis  habuit,  et  hac 
de  causa  balivos  ezpellebat  ab  imperatore  constitutos. 

2)  Chronic  Siculum  breve  bei  Hnillard-Br^holles  Hist.  dipl.  Friderid  II:  Paris  1852, 
I  p.  JI  889. 

8)  Verum  cum  ipse  rez  esset  papillus,  quidam  de  terra  sua  consumpserant  omnia  bona  sua.  Qua 
de  causa  Imperator  requisiyit  eos,  ut  facerent  rationem  de  terra  regis:  Hui  IL  Br^h.  I  900. 
Dass  grosse  Schulden  gemacht  waren,  geht  auch  aus  einer  Stelle  in  den  Assisen  bei  Beugnot 
I  383  hervor:  Et  avint  en  Chipre,  que  apr^s  le  si^ge  de  Cherines,  que  le  roi  fu  moult  en  dete 
et  deveit  moult  a  cas  homes,  que  de  son  tens  que  don  tens  de  sa  mere.  Femer:  Et  Tom  11 
queret  moult  de  detes  don  tens  de  sa  mere. 


124 

und  wie  er  das  Schloss  aus  seinen  Trümmern  wieder  aufgebaut,  und 
femer,  dass  über  Cypems  Einkünfte  die  Königin- Witwe  zu  verfügen  ge- 
habt, er  selbst  aber  nichts  davon  besitze.  Im  Eifer  der  Rede  erhob  er 
sich,  wie  es  seine  Gewohnheit  war,  auf  den  Fussspitzen  und  neigte  sich 
etwas  vom  über,  und  er  sprach  so  schön,  dass  der  Kaiser  mit  offenbarem 
Wohlgefallen  dem  beredten  Juristen  zuhörte.  Die  Assisen  von  Jerusalem 
nahmen  sein  ganzes  Interesse  gefangen.  Wahrscheinlich  hatte  Friedrich 
sich  dies  Nachspiel  zu  seiner  glänzenden  Tafel  ausgedacht;  denn  Ibelin 
war  in  Akkon  wie  in  Nikosia  berühmt  als  grand  plaideur,  das  ist  als 
Redner  vor  Gericht,  der  für  alles  im  Assisenrecht  eine  Entscheidung 
fand.  Der  Ruhm  aber  eines  bon  plaideur  ' )  stand  bei  der  Ritterschaft 
von  Jerusalem  und  Cypern  gerade  so  Jaoch,  als  der  eines  tüchtigen  Kriegers 
oder  Staatsmannes.  Zuletzt  erwiderte  der  Kaiser,  Ibelin  scheine  doch  gar 
wenig  Freundschaft  für  ihn  zu  haben,  und  stand  von  der  Tafel  auf. 

Eine  Weile  später  trat  er  aber  zu  ihm  imd  sagte:  „Herr  Johann! 
Man  hat  mir  nicht  zu  viel  gesagt,  welch  ein  Hauptsprecher  Ihr  wäret, 
imd  bei  jedem  Anlass  prächtig  zu  reden  wüsstet.  Allein  wenn  ich  ein- 
mal will,  so  hilft  Euch  doch  Alles  nichts.*^  „Und  mir",  erwiederte  Ibe- 
Hn  ausweichend,  „  sind  ganz  andere  Dinge  von  Eurer  Hoheit  gesagt ;  aber 
ich  habe  nicht  daran  glauben  wollen,  obgleich  alle  meine  Leute  mir  ab- 
riethen,  hierher  zu  kommen.  Doch  ich  dachte,  es  handle  sich  um  den 
Dienst  unsers  Herrn  Jesus  Christus."  Dem  Kaiser  stieg  die  Röthe  in's 
Gesicht,  andere  Herren  und  Prälaten  traten  hinzu,  und  Ibelins  Sache 
wurde  dahin  geschlichtet,  dass  der  Kaiser  ihm  zugestand,  sich  wegen 
Beyruts  im  Lehenshofe  zu  Akkon  und  wegen  der  Einkünfte  von  Cypern 
im  Lehenshofe  zu  Nikosia  zu  Recht  zu  stellen.  Mehr  konnte  Ibelin  selbt 
nicht  verlangen.  Zu  Geiseln  aber  stellte  er  zwanzig  Ritter  und  seine 
beiden  Söhne  Balian  und  Hugo.  Diese  kamen  und  knieten,  wie  es  Sitte 
war,  vor  ihrem  Vater  nieder,  der  einen  nach  dem  andern  mit  seiner 
rechten  Hand  zum  Kaiser  führte,  und  sagte:  „Herr,  ich  stelle  sie  in 
in  Gottes  und  Eure  Treue,  dass  Ihr  sie  als  Edelleute  behandelt."  — 
„Das  verspreche  ich,"  sagte  Friedrich,  „und  gefallt's  Gott,  mache  ich 
sie  noch  reich  und  mächtig."^) 

1)  üeber  dessen  Eigenschaften  Beugnot  Assis.  I  50—51. 

ä)  Die  Hanptqnelle  fOr  den  ganzen  Hergang  ist   Sanndo  nnd   mit  ihm  zn  vergleichen,  was  die 


125 

Als  nun  der  Herr  von  Beyrut  wieder  in  sein  Quartier  kam  und  mit 
seinen  Freunden  das  Abenteuer  überlegte,  da  Hess  er  sich,  so  gescheidt 
er  war,  doch  zu  einem  Ritt  verführen,  den  er  bereuen  sollte.  Die  Heiss- 
spome  seines  Anhanges  beklagten  sich  bitter.  „Jetzt  sei  ihr  König  ge- 
fangen, und  Cypem,  so  riefen  sie  aus,  herabgewürdigt  zu  einem  König- 
thum,  das  dem  Deutschen  Reiche  Tribut  zahle.  Aber  lieber,  ehe  sie  das 
litten,  würden  sie  hingehen  und  den  Kaiser  erdolchen  mit  dem  Opfer 
ihres  Lebens."  Am  ärgsten  geberdete  sich  Anselm  de  Brie,  ein  schöner 
hochgewachsener  Jüngling  mit  blonden  Locken,  Ibelins  Liebling,  der  ihn 
nur  seinen  jungen  Löwen  nannte.  Ibelin  selbst  stellte  sich  immer  wieder 
vor,  wie  der  Kaiser  von  seinen  Feinden  umringt  sei,  und  wie  er  nur 
seiner  geschickten  Rede  es  zn  danken,  dass  er  so  gut  davongekommen. 
Wirklich  lagen  Balas  und  seine  Anhänger  Friedrich  in  den  Ohren:  er 
solle  um  Alles  in  der  Welt  willen  den  Beyruter  festnehmen  und  nicht 
von  dannen  lassen,  sonst  gebe  es  Krieg  und  Unheil,  der  Kaiser  keime 
das  Volk  hier  zu  Lande  noch  nicht.     Friedrich  hatte  besseres  Vertrauen. 

Ein  paar  Tage  später  hörte  man  Nachts  Wäffengeklirre  und  Pferde- 
getrappel. EiQ  Haufe  Ritter  und  Knappen  brach  auf  und  ritt  von  dannen. 
Man  sagte,  es  seien  Ibelins  Leute.  Selbst  die  Geiseln,  die  er  gestellt 
hatte,  waren  auf  und  davon,  und  hatten  ihr  Wort  gebrochen.  Alles, 
auch  ihre  Zelte  hatten  sie  flüchtig  im  Stich  gelassen,  um  nur  eilig  fort 
zu  kommen  ^).     Dem  Kaiser  schien  es  unglaublich.     Der  Vorsicht  wegen. 


8g.  kleine  Sizilische  Chronik  und  der  Fortsetzer  des  Wilhelm  ron  Tyrns,  so- 
wie nach  den  Darstellungen  von  Amadi  and  Bastron  de  Mas  Lattrie  mittheilt  I  289  bis 
242.  Selbst  der  Letztere  zweifelt,  ob  es  wahr  sei,  was  les  cbronistes  de  Tile  sonvent  injastes 
dans  le  recit  de  ces  ^venements  zur  AnsschmÜckang  der  Geschichte  Über  die  scharfe  und  harte 
Bewachung  yonn>elins  Söhnen  berichten:  si  qae  il  mist  a  chascun  nn  anel  oa  braz  et  a  Tanel 
unechaene,  et  Tautre  chef  de  la  chaene  nn  aatre  anel  oa  braz  d*an  valet:  Est  de  Heracl. 
867.  In  dem  Briefe  des  Patriarchen  Gerold  von  Jerusalem  erscheint  nicht  mehr  ein 
Ger&cht,  wie  es  etwa  zu  Anfang  des  Herganges  Ton  Ojpem  nach  dem  Festlande  gekommen, 
sondern  die  Lüge:  Primoque  in  Cyprum  Teniens  nobllem  Timm  J.  de  Ibellino  et  filios  suos, 
quos  ibidem  occasione  negotii  terre  sancte  fecerat  convenire,  minus  curialiter  cepit  ad  suum 
prandium  invitatos.  Postmodum  regem,  quem  ad  se  venire  fecerat,  retinuit  quasi  captum.  Sic- 
que  per  violentiam  et  fraudem  regnum  penitus  occupavit.  Hui  11.  Br^h.  lU  186. 
1)  Ipsi  vero  timentes,  quod  non  possent  sibi  pleno  reddere  rationem,  quinto  Tel  sexto  die  in  nocte, 
dimissis  ibi  tentoriis  et  rebus  suis,  clam  nobis  nescientibus  recesserunt.  Et  iTerunt  apud  Ni- 
cosiam  civitatem  ipsins  insule  et  ceperunt  munire  tria  castra,  que  sunt  in  eadem  insula,  dicen- 
tes:  Facies  nostra  de  cetero  non  videbit  facietn  iinperatoris.    Mit  diesem  etwas  spöttischen  Be- 

Abb  d.  III.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  1 7 


126 

weil  man  einen  üeberfall  befürchtete,  bezog  er  noch  in  der  Nacht  einen 
Thurm  am  Meeresstrand,  wo  seine  Flotte  lag.  Als  er  am  Morgen  hörte, 
die  Ibelins  seien  wirklich  alle  auf  und  davon,  da  verdross  es  ihn  doch,  dass 
er  sich  in  dem  berühmten  Redner  so  getauscht  hatte,  und  er  dachte  ihn  gründ- 
lich zu  züchtigen.  Da  er  aber  mit  nicht  mehr  als  hundert  Rittern  nach 
Cypern  gekommen,  —  an  zehntausend  Mann  hatte  er  nach  und  nach 
zum  heiligen  Lande  voraus  geschickt,  —  so  fertigte  er  eilends  einen 
Boten  nach  Akkon  ab  und  liess  Reiterei  kommen. 

Am  17.  August  brach  der  Kaiser  auf,  den  Treulosen  bis  ins  Innere 
der  Insel  zu  verfolgen.  Im  glänzenden  Geleite  cyprischer  und  syrischer 
Fürsten  und  Herren  ritt  er  an  der  Küste  hin  nach  Larnaca,  während 
seine  Flotte  ihm  nachzog.  Dort  sammelte  er  seine  Reisigen,  und  mar- 
schirte  dann  geradenwegs  nach  Nikosia,  und  als  er  in  die  Gegend  hinter 
Athienu  kam,  stiess  der  Fürst  Bohemund  von  Antiochien  und  Tripolis 
mit  sechszig  Rittern  und  noch  mehr  Knappen  zu  ihm.  Der  Kaiser  komme 
mit  Macht  und  Gewalt  —  dieser  Ruf  ging  vor  ihm  her  und  brachte 
;alles  Volk  in  Aufregung. 

Es  war  Ibelins  böses  Gewissen  gewesen,  was  ihn  in  Limasol  plötz- 
lich antrieb,  so  schmählich  zu  entweichen.  Viel  war  davon  geredet,  wie 
heillos  unter  der  Regentschaft  der  Ibelins  mit  den  königlichen  Gütern 
umgegangen  sei,  und  seine  Anhänger  fürchteten,  dass  man  sie  selbst  zur 
Rechenschaft  ziehe  wegen  ungerechter  Bereicherung.  Da  hatte  man  Ibelin 
^zugeflüstert,  es  reue  den  Kaiser,  dass  er  statt  der  Pfander  ihn  nicht  gleich 
rselbst  festgehalten.  Als  er  mit  den  Seinigen  zu  Nikosia  angekommen, 
^begannen  sie  sofort,  nach  den  Gebirgsfesten  Proviant  und  Kriegsgeräth 
zu  schleppen,  und  sagten:  „Unsere  Augen  sollen  des  Kaisers  Antlitz  nicht 


zieht  des  kaiserlichen  Reisegefährten  im  Chron.  Sic.  hr.  stimmt  die  Notiz  in  den  Annal. 
Colon  max.  hei  Pertz  M.  G.  XVII  843:  Johannes  de  Berito  imperatori  in  terra  transma- 
rina  repugnat:  qoi,  dnm  incante  segerit,  noctn  sapenreniente  mann  militari,  spoliatis 
omnihns,  cum  paacis  vix  evasit.  Nach  dem  Fortsetzer  des  Wilh.  von  Tjms  (Est.  de  Her.  868) 
hatte  man  Johann  von  Ihelin  am  andern  Tage  nach  dem  Festmahl  zugesteckt,  den  Kaiser 
reue  es,  dass  er  ihn  hahe  gehen  lassen.  Da  wäre  er  in  der  folgenden  Nacht  davon  geritten. 
Quant  eil,  qoi  estoient  pleges  por  Ini,  sorent  s*al^,  et  meesmement  eil,  qoi  estoient  ses  amis, 
si  se  armerent  et  monterent  et  s*en  alerent  o  loi  et  gaerpirent  lor  herherges  et  lor  hamas  et 
cherancherent  sans  arester  tres  qoe  a  Nicossie. 


127 


wieder  sehen. "  Sobald  aber  die  kaiserliche  Macht  sich  der  Landeshaupt- 
stadt näherte,  entwich  Ibelin  ins  nördliche  Gebirge  und  verschanzte  sich 
in  der  schwer  einnehmbaren  Feste  St.  Hilarion. 


III.    Erwerb  der  Könlgreiehe  Cypern  und  Jerusalem. 

Friedrich  zog  in  die  Hauptstadt  Cyperns  ein.  Da  baten  Bohemund 
und  die  anderen  Fürsten  und  Herren  um  Gnade  für  Ibelin,  Dieser  sei 
mit  all  den  Seinigen  willig  und  bereit,  sich  zu  unterwerfen  und  des 
Kaisers  gerechten  Zorn  zu  sühnen.  Da  Friedrich  nicht  Rache,  sondern 
Recht  wollte  und  es  ihm  vor  allem  darauf  ankam,  sich  für  den  syrischen 
Feldzug  den  Rückhalt  in  Cypern  und  dessen  reiche  Geldquellen  zu  sichern, 
so  wurde  die  Sache  bald  soweit  verhandelt,  dass  alle  Barone  des  Kaisers 
Forderungen  beistimmten  und  eine  allgemeine  Aussöhnung  zu  Stande 
kam,  als  deren   wesentliche  Bedingungen   sich  folgende  erkennen  lassen: 

1.     Der   Kaiser   allein  ist   Vormund   des  jungen   Königs  Heinrich,  bis 
dieser  sein  25.  Lebensjahr  vollendet  hat^). 


1)  Auch  Bohemund  von  Antiochien,  dessen  Fran  als  Heinrichs  Mntter  auf  Vormundschaft  und  Re- 
gentschaft Ansprüche  machte,  die  nach  Assisenrecht  nicht  unbegründet  waren,  liess  deren  An- 
sprüche fallen.  Wenn  aber  bei  Sanudo  212  steht:  eo  pacto  conveniunt  ut,  donec  rex  parTU- 
1ns  legitimam  aetatem  impleat,  annnm  scilicet  XXV,  imperator  regni  percipiat  redditus,  —  so 
liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  ein  X  zu  viel  durch  einen  Schreib-  oder  Druckfehler  in  die 
Ziffer  gekommen ;  denn  das  Landes-Recht  bestimmt  in  der  Regel  das  Alter  der  Mündigkeit» 
und  diese  Zeit  war  nach  den  Assisen  die  Vollendung  des  fünfzehnten  Jahres.  Dagegen  setzt 
das  römische  Recht  die  legitima  aetas  auf  den  annus  XXV.  impletus,  und  dieses  Recht 
wurde,  da  es  auch  in  Deutschland  kein  allgemeines  Herkommen  in  solchen  Fragen  gab,  von  Frie- 
drich auf  des  jongen  König  Heinrichs  Fall  als  des  Reiches  gemeines  Recht  angewendet.  In  der 
That  nahm  der  Kaiser  seine  Regentschaft  über  Cypern  auch  noch  nach  dem  fünfzehnten  Lebens- 
jahre seines  Mündels  in  Anspruch.  Mit  welchem  Rechte  hätte  sonst  sein  Marschall  Felingher 
Cjpem  nach  der  Schlacht  bei  Casal  Imbert  erobern  dürfen?  Berief  sich  Friedrich  auf  des 
Reiches  Recht  (secundum  consuetudinem  curiae  Alamannorum  —  sagt  Sanutus),  dass  ihm  die  Vor- 
mundschaft gebühre^  so  konnte  er  anch  nur  nach  des  Reiches  Recht  die  Dauer  der  Vormund- 
schaft bestimmen.  Der  Bericht  aber  in  der  Fortsetzung  des  Wilhelm  von  Tjrus,  welchen  Huil- 
lard  Br^h olles  UI  141  anzieht,  steht  an  sich  nicht  der  Annahme  entgegen,  dass  der  Kaiser 
die  Minderjährigkeit  Heinrichs  nach  römischem  Rechte  festsetzte.  Beagnot  in  seiner  Notice 
sar  Philippe  de  Nayarre  berichtet  p.  5  nach  des  Letzteren  Schilderung  des  Lebnshofes  in  Ni- 
kosia, der  ihn  gefangen  nehmen  liess:  die  Regentschaft  habe  erklärt,  dass  ihre  Regierung  in 
des  Kaisers  Namen  dauere,  bis  der  König  25  Jahre  alt  sei.  De  Mas  Lattrie  —  Histoire  I 
2ö5  —  giebt  wenigstens  an,  dass  man  von  kaiserlicher  Seite  die  Vormandschaft  bis  zum  25. 


128 

2.  Die  Regierung    von   Cypern   und   seine   Einkünfte  gehen  desshalb 

auf  den  Kaiser  über,  und  die  Festen  des  Reichs  werden  ihm 
ausgeliefert  ^). 

3.  Alle  cyprischen   Ritter   die  dem  Kaiser  noch   nicht   als   Regenten 

gehuldigt  haben,  schwören  ihm  jetzt  als  Solchem  den  Treueid. 

4.  Ibelin   erkennt   den  Kaiser    in   dessen   Eigenschaft  als   König  von 

Jerusalem  für  den  Herrn  von  Beyrut  an  und  huldigt  ihm  als 
Solchem.  Hinsichtlich  der  Ansprüche  Ibelins  auf  das  Schloss 
Beyrut  soll  im  Lehnshof  von  Jerusalem  verhandelt  werden. 

5.  Ueber  die  Einkünfte  seit  dem  Tode  des  Königs  Hugo  soll  im  Lehns- 

hof von  Cypern  Rechnung  gelegt  werden. 

6.  Die  dem  Kaiser  gestellten  Geiseln  werden  frei. 

7.  Ibelin   und   alle  Barone   des  Königreichs  Cypern  leisten  mit  ihren 

Leuten  dem  Kaiser  Heerfolge  ins  heilige  Land  und  dienen  ihm 
dort,  so  lange  der  Kreuzzug  dauert. 

Diese  Bedingungen  wurden  Punkt  für  Punkt  vollzogen,  die  Eide  ge- 
leistet, die  festen  Plätze,  sowie  die  Einkünfte  an  Friedrich  übergeben. 
Er  hatte  den  vollständigsten  Sieg  errungen^),  Cypern  stand  ihm  auf 
mehrere  Jahre  zu  Gebote,  dessen  König  war  förmlich  zum  Fürsten  des 
Reichs  der   Deutschen   erklärt.     Der  Kaiser  setzte    in   die  Schlösser   und 


Jahre  habe  verlängern  wollen.  L^emperear  avait  traite  sealement  de  la  joaissance  de  la  r^gence 
ponr  trois  ans,  c'est  a  dire  jasqn'en  1232,  ann^e  dans  laquelle  le  roi  Henri  devait  etre  declar^ 
majenr  d'apres  ansage  d*OQtre-mer.  On  dontait  avec  raison,  malgr^  Tassurance  des  Im- 
p^riaaz,  qne  la  minorit^  du  roi  püt  dtre  prolongle  de  dix  ann^es  encore  an  dela  de  cette 
^poqne,  comme  les  vonlaient  les  coutnmes  germaniqnes.  Auffallend  war  auch,  dass  n)elins  Par- 
tei, da  Heinrich  nach  ihrer  Behauptung  mit  dem  vollendeten  25.  Lebensjahr  die  Grossjährigkeit 
erreicht  hatte,  ihren  Antritt  nicht,  wie  es  damals  in  der  ganzen  Welt,  insbesondere  bei  Fürsten, 
gewohnlich  war,  mit  Festen  und  Förmlichkeiten  auszeichnete.  On  avait  inaugur^  sans  pompe 
son  av^nement  et  laiss^  en  realit^  au  sire  de  Beyrouth  toute  la  direction  du  gouvemement,  sagt 
de  Mas  Lattrie  281,  und  sucht  den  Grund  in  der  allgemeinen  Niedergeschlagenheit  von  Ibelins 
Partei  nach  dem  Unglück  bei  Casal-Imbert  und  in  der  unbedeutenden  Persönlichkeit  des  jungen 
Königs,  comme  il  avait  jusque-  lä  montr6  peu  de  decision  personelle. 

1)  La  cour  d^ida,  quUl  percevrait  les  revenus  du  royaume  jusqu*a  la  majorit^  du  jeune  roi,  c'est 
a  dire  jusqu^a  ce  que  ce  princeeut  atteint  sa  vingt-cinqui^me  annee  —  sagt  Beug  not 
Assis.  I  267.  Von  einem  formlichen  Spruch  des  Lehnhofes,  der  an  sich  wohl  angebracht  war,  ist 
aber  bei  den  Chronisten  keine  Bede. 

2)  Uli,  qui  rebellaverunt,  descenderunt  omnes  ad  pedes  imperatoris:  Chr.  Sicul.  br.  900. 


129 

Aemter  seine  Befehlshaber  und  Rentmeister  ein  und  bestimmte,  wie  sie 
die  Einkünfte  erheben  und  ihm  nach  Syrien  schicken  sollten,  Zu  diesen 
Aemtem,  sowie  zu  den  Besatzungen  der  Schlösser  verwendete  der  Kaiser 
wahrscheinlich  vorzugsweise  seine  Ritter,  die  mit  ihm  gekommen,  und  ge- 
wiss gern  die  schönen  Stellen  annahmen'). 

Als  dies  Alles  geordnet  war,  ritt  der  Kaiser  nach  Famagusta  und 
schon  andern  Tags  —  es  war  der  2.  September,  sieben  Wochen  nach 
seiner  Landung  auf  Cypem  —  stieg  er  zu  Schiffe.  Das  Königsknäbchen 
nahm  er  mit  sich,  und  mit  ihm  fuhren  über's  Meer  Ibelin  und  die  ganze 
Ritterschaft  Cyperns.  In  den  Küstenstädten  Beyrut,  Sidon,  Sarepta  und 
Tyrus  wurde  gelandet.^)  Friedrich  wollte  die  syrische  Küste  kennen  lernen ; 
vielleicht  auch  legte  er  Werth  darauf,  dass  das  Heer  der  Kreuzfahrer,  welches 
an  den  Befestigungen  von  Sidon  und  Cäsarea  arbeitete,  während  er  an  der 
Küste  verweilte,  in  Akkon  eintreffe.  Diese  Kreuzfahrer,  namentlich  die 
Menge  der  Deutschen,  waren  voll  Jubel.  ^)  In  Akkon  der  volkreichsten  und 
wichtigsten  Stadt  im  heiligen  Lande,  wurde  der  Kaiser  empfangen  mit 
grosser  Herrlichkeit.  Die  Geistlichkeit  stimmte  Lobgesänge  an,  und  die 
Templer  und  Johanniter  huldigten  dem  Haupte  aller  Ritterschaft,  indem 
sie ,  wie  es  Landessitte  war,  vor  ihm  die  Kniee  beugten  und  ihm  die  Kniee 
küssten.*)     Friedrich    aber    wusste  wohl,    dass   er,  wie    es    im  Freidank 


1)  Es  muss  auffallen,  wie  wenig  in  den  Berichten  über  den  Aufenthalt  des  Kaisers  im  heiligen 
Lande  jener  Ritter,  welche  mit  dem  Kaiser  gekommen  waren,  Erwähnung  geschieht.  Wilken 
VI  464.  —  In  einer  arabischen  Chronik  heisst  es  über  die  Besitznahme  Cyperns :  „Da  ward  die 
Macht  der  Franken  gross  und  bemächtigte  sich  auf  ihrem  Zuge  der  Insel  Cypem  und  nahm 
sie  in  Benitz  und  zog  von  dort  nach  Akkon:  darob  wurden  die  Muselmanner  erschreckt. 
Winkelmann  337. 

2)  Et  eo  die  venimus  ad  Famagustam  civitatem.  Et  sequenti  die  intravimus  galeas  et  incepimus 
navigare  venus  Syriam.  Et  quinto  ipsius  mensis  applicavimus  Bethoron.  Et  descendente 
Beriti  et  Sidonee  et  Sarepte  Septime,  et  per  portum  ante  auroram  venimus  Tyrum.  Et  ibi 
non  moram  facientes  eo  die  applicuimus  Accon.  Ubi  invenimus  ezercitum  Christiaiiorum,  qui 
edicaverant  castrum  Sidonee  et  Cesarie.    Chron.  SicuL  1.  c.  900. 

2)  Dieselbe  glaubwürdigste  Quelle  spricht  902  von  dem  magnns  ezereitns  militum  Theotonicomm, 
die  mit  dem  Kaiser  im  heiligen  Lande  gewesen.  Moult  grant  plante  d'Alemans  —  heisst  es  in 
der  Estoire  de  Heracles  268. 

4)  Templarii  vero  et  Hospitalarii  in  adventu  ejus  flezis  genibus  adorarerunt  eum,  genua  ejus 
deosculantes,  et  omnis  fidelium  qui  aderat  ezereitns  glorificabant  Deum  in  adventu  ipsius  —  be« 
richtet  Roger  von  Wendower,  London  1842  ed.  Coze  174.  Da  das  Knieküssen  auf- 
fallen musste,  hatte  Wendomer  es  wohl  gerade  deshalb  nicht  erfunden. 


130 

heisst,  in  ein  Land  gekommen,  wo  weder  Gott  noch  Mensch  jemals  Treue 
fand^). 

Er  sollte  es  bald  genug  erfahren.  Die  Cyprier  bildeten  den  grössten 
Haufen  der  morgenländischen  Ritterschaft,  soviel  von  dieser  sich  zu  des 
Kaisers  Banner  gesellen  wollte.  Der  Reichsmarschall  Felingher  führte 
sie.  Aber  viel  mehr  als  2000  Helme  wollten  es  nicht  werden.  Es  war 
von  Rom  aus  vorgesorgt.  Oeffentlich  wurde  eine  neue  Bannbulle  wider 
Friedrich  verkündigt,  jeder  Ort,  den  er  betrat,  war  zum  Voraus  mit  dem 
Interdikte  belegt.  Boten  vom  Pabst  und  Patriarch  warben  bei  den  drei 
Ritterorden,  dem  Kaiser  nicht  zu  gehorchen,  und  im  Volke  wurde  ver- 
breitet, wie  Friedrich  von  Gott  und  der  Kirche  verflucht  und  all  sein 
Thun  und  Handeln  nichtig  sei.  Eine  Menge  Kreuzfahrer,  verzweifelnd 
am  Gelingen  des  Zuges,  reiste  wieder  ab.  Templer  und  Johanniter 
weigerten  die  Heerfolge,  auch  die  übrige  morgenländische  Ritterschaft 
wollte  nicht  recht  in's  Feuer  kommen.  Die  cyprischen  Barone  hörten 
nicht  auf  zu  erörtern,  ob  nicht  dem  Treueid,  den  sie  dem  Kaiser  ge- 
leistet, der  Lehnseid  vorgehe,  mit  welchem  sie  ihrem  König  verbunden? 
Nur  die  Deutschen  bewährten  im  Morgenland  ihrem  Kaiser  und  Herrn 
eine  goldene  Treue.  Die  Ritter  des  Deutschordens  bildeten  den  Kern 
seiner  Macht,  an  ihrer  Spitze  der  Hochmeister  Hermann  von  Salza,  dessen 
Befehl  der  Kaiser  all  die  Mannschaften  unterstellte,  die  er  selbst  ge- 
schickt oder  mitgebracht  hatte.  Rechnete  man  aber  Ritter  und  Knechte, 
Deutsche  Sizilianer  und  Lombarden  zusammen,  so  waren  es  kaum  12000 
Mann  2). 

Da  dieses  Heer  zu  schwach,    die  morgenländische  Ritterschaft  theils 

1)  Die  stelle  in  Grirorn^s  Ausgabe  Seite  100  lautet: 

Und  ist  nü  kommen  in  ein  lant, 
Da  got  noch  man  nie  trinwe  vant, 
Und  hat  nu  mäuegen  widersatz 
-  Daz  ronoz  got  scheiden  —  äne  schätz, 
lehn  ranochte.  wiez  geschähe, 
Daz  ich  das  heilic  grap  gesähe, 
So  f&ere    ich  (z)  Akers  in  die  stat, 
Da  würde  ich  guoter  spise  sat, 
Welch  Schif  mir  zdrste  kaeme, 
Daz  waere  mir  genaeme. 

2)  Röhricht  27  nimmt  an,  dass  den  Kaiser  10,000  Mann,  als  er  zu  Brindisi  anter  Segel  ging, 
hegleitet  hätten.  Bei  einer  solchen  Macht  hätte  er  nicht  nöthig  gehabt,  zu  Limasol  auf  Ver- 
stärkung von    Syrien   zum   Feldzug   gegen    Ibelin    zu  warten.     Rechnet  man  auf  jedes  der 


131 

feindlich,  theils  schwankend,  die  Geistlichkeit  aber  ihm  gehässig,  so  durfte 
Friedrich  nicht  daran  denken,  die  Ungläubigen  in  freier  Feldschlacht  zu 
bestehen.  Er  legte  sich  in  seinem  Lager  bei  Akkon,  und  während  er 
nach  Joppe  zog  und  auch  diese  Stadt  befestigte,  mit  verdoppeltem  Eifer 
auf  die  Unterhandlungen,  die  er  mit  dem  Sultan  im  Geheimen  schon  von 
Italien  aus  angeknüpft  und  während  seines  Aufenthalts  in  Cypern  weiter 
geführt  hatte. 

Ihm  war  sofort  bei  seiner  Ankunft  im  Morgenlande  klar  geworden, 
was  hier  das  Nöthigste  war  und  was  sich  erreichen  liess:  der  Wieder- 
besitz der  heiligen  Orte,  freier  Reiseverkehr  der  Pilger  in  Syrien  und 
Palästina  und  zwar  unter  christlicher  Gerichtsbarkeit,  Frieden  durch  den 
Schutz  von  Festungen  und  durch  den  Eidschwur  der  Muselmannen.  Dies 
Alles  wurde  auch  erreicht.  Jerusalem,  welches  fast  ein  halbes  Jahr- 
hundert in  ihren  Händen  gewesen,  wurde  mit  Umgegend  den  Christen 
wieder  überliefert;  nur  in  zwei  Moscheen  blieben  ein  paar  alte  Imams 
zurück  und  der  Zugang  von  muhamedanischen  Pilgern,  die  keine  Waffen 
tragen,  nicht  einmal  in  der  Stadt  herbergen  durften,  wurde  von  christ- 
lichen Soldaten  bewacht;  eine  disr  Moscheen  war  auch  Christen  zugäng- 
lich. Ferner  erhielten  die  Christen  Bethlehem  und  das  Land  zwischen 
ihm  und  Jerusalem,  —  Joppe  und  den  ganzen  Strich  Landes  von  da 
bis  nach  Jerusalem,  —  Nazareth  und  den  ganzen  Strich  Landes  von  Akkon 
bis  dahin,  —  die  fruchtbare  Ebene  von  Sidon,  —  ferner  in  der  Nähe  von 
Sidon  Schloss  Turon,  welches  die  Küste  beherrschte,  mit  seinem  Gebiet. 
Alle  diese  Städte  und  Schlösser  durften  aufs  Neue  befestigt  werden:  der 
Sultan  aber  machte  sich  anheischig,  keine  neuen  Festungswerke  anzu- 
legen. Alle  christlichen  Gefangenen,  die  zum  Theil  schon  lange  Zeit  in 
den  Händen  der  Muselmannen  waren,  kehrten  frei  zurück.  Zehn  Jahre 
lang  sollte  dieser  Friede  dauern.  Das  Alles  wurde  beiderseits  mit  den 
heiligsten  Schwüren  bekräftigt,  und  wer  Anhänger  des  Korans  kannte, 
wusste  auch,  dass  sie  ihre  Eide  hielten. 

Als    dieser  Friede    in  Joppe    verkündigt    wurde, ^)    da   jubelte    das 

40  Segel  des  Kaisers  etwa  120  Mann  Kriegsvolk,    so  hatte  Friedrich   etwa   5000  Mann  seihst 
mitgenommen. 
1)  Der  grosse  and  freudige  Eindruck,    welchen  der  Wiedergewinn  des   heiligen  Landes  auf  die 
Christenheit   machte,  hallt  noch  wieder  in  den  Worten   Wendower's  188,  194:  Eodem  anno 
Dominus  noster  Jesus  Christus,  Sal?ator   et  omnium  saeculorum  consolator,   Tisitans  misericor- 


132 

Christenheer  und  zog  mit  dem  Kaiser  voll  Freuden  hinauf  nach  Jerusalem, 
wo  er  am  Tage  nach  seiner  Ankunft,  den  18.  März  1229,  in  der  Kirche 
des  heiligen  Grabes  diesem  seine  Verehrung  bezeugte.  Dann  schritt  er 
zum  Hochaltar,  setzte  sich  die  Krone  von  Jerusalem  auf,  und  kehrte  zu 
seinem  Platze  zurück.  Kein  Priester,  so  hielt  es  Friedrich  für  gerathen, 
nahm  an  der  Feier  Theil,  welche  von  dem  Heere  mit  Festlichkeiten  aller 
Art  begangen  wurde.  Vor  Volk  und  Kriegern  aber  trug  der  Hofmeister 
Hermann  von  Salza  in  lateinischer  und  deutscher  Sprache  ein  Manifest 
des  Kaisers  vor,  des  Inhalts:  dass  er  gar  nicht  früher  habe  kommen 
können;  dass  der  Papst  durch  missliche  Umstände  gedrängt  den  Bann 
habe  aussprechen  müssen ;  dass  aber  Alles  geschehen  solle,  um  den  Frieden 
zwischen  den  Häuptern  der  Christenheit  herzustellen.  Als  andern  Tags 
der  Patriarch  Jerusalem  mit  dem  Interdikte  belegte,  kehrte  Friedrich, 
nachdem  er  den  Wiederaufbau  der  Mauern  und  Thürme  Jerusalems  an- 
geordnet hatte,  um  seinerseits  keinen  Anlass  für  Verhinderung  des  Gottes- 
dienstes zu  geben,  sofort  nach  Joppe  und  von  da  nach  Akkon  zurück. 
Hier  blieb  der  Kaiser  noch  etwa  fünf  Wochen  und  that  Alles  und 
Jedes,  was  nur  seine  Würde  erlaubte,  um  mit  den  Anhängern  des 
Papstes,  an  deren  Spitze  der  Patriarch  von  Jerusalem  stand,  zu  Frieden 
und  Eintracht  zu  konamen.  Allein  der  Patriarch  fand  nach  seinem  er- 
götzlichen Ausdruck  in  Friedrichs  Vorgehen  vom  Scheitel  bis  zur  Fusssohle 
nichts  Gesundes^),  und  schien  gar  zu  erbosst  über  alles  das,  was  diesem  Mann 
in  so  kurzer  Zeit  gelungen.  Die  stolzen  Templer  und  Johanniter  aber  waren 
ausser  sich,  dass  nicht  mehr  sie,  sondern  die  Deutschritter  die  erste 
Stimme  hatten.  Denn  jene  beiden  Orden  erschienen  als  Ziel  und  Heimath 
aller  Strebenden  und  Lüstlinge  unter  der  französischen  Ritterschaft.  Auch 
die  Geistlichkeit  stammte  grössern  Theils  aus  Frankreich,  kleinern  Theils 
aus  Italien.  Vielleicht  aber  war  damals  auf  dem  ganzen  Erdrunde 
nirgends  soviel  Stolz   und  Uebermuth   und  Sittenlosigkeit  zu  finden,    als 

diter  plebem  saanii  civitatem  sanctam  Hierusalcm  et  terram  totam,  quam  Dominus  idem  et 
redemptor  noster,  Dei  filius,  suo  sangaine  consecravit,  precibus  universalis  ecclesiae,  generaliter 
populo  christiano,  specialiter  vero  Bomanornm  imperatori  reatituit  Friderico.  Foit  antem  ali- 
quid beneplacitum  Domino  in  populo  suo,  qui  ezaltat  mansuetos  in  saiutem  . . .  Notandnm  vere 
est  in  hac  terrae  promissionis  et  Hierusalem  Sanctae  civitatis  restitutione  populo  christiano,  qnod 
sicut  ante  hoc  generale  gaudium  et  totius  Christian itatis  tripudium.  .  . 
1)  In  processu  ipsius  a  planta  pedis  usque  ad  verticem  non  poterit  sanitas  inveniri:  Huill. 
Br4h.  m  135. 


133 

bei  den  Templern.  Wohl  mochten  sie  furchten,  der  E^aiser  denke  insge* 
heim  daran,  sie  aus  dem  heiligen  Lande  zu  vertreiben.  All  seine  Statt- 
halter hatten  offenbar  den  Befehl,  kräftig  gegen  diesen  Orden  aufzutreten, 
und  er  selbst  hatte  vom  ersten  Emtritt  in  Syrien  darnach  getrachtet» 
dem  deutschen  Orden  durch  viele  und  ansehnliche  Verleihungen  das 
Uebergewicht  zu  geben,  während  er  kaum  seinen  Vorsatz  verhehlte,  den 
ungeheuren  Güterbesitz  der  Templer  und  Johanniter  nicht  mehr  der 
üeppigkeit,  sondern  der  Sache  Christi  dienstbar  zu  machen. 

Dafür  lohnte  ihm  der  glühende  Hass  der  Tempelherren.  Wäre  es 
jetzt  noch  möglich,  das  Gewebe  der  Verschwörungen  gegen  Friedrich  IL 
bloss  zu  legen,  so  würden  wohl  nicht  wenige  Fäden  laufen  von  einem 
Templerhaus  zum  andern.  Da  die  wilden  Händel,  die  ihm  des  Papstes 
Erbitterung  in  Italien  erregte*),  dort  seine  Gegenwart  gebieterisch 
erheischten,  denn  fast  das  ganze  Land  war  von  sengenden  und  plündern- 
den Truppen  des  Papstes  erfüllt,  so  musste  der  Kaiser  eilen,  die  Ver- 
waltung und  Vertheidigung  des  heiligen  Landes  zu  ordnen.  Der  allge- 
mein geachtete  Balian  von  Sidon,  ein  Neffe  Ibelins,  und  Werner  Aleman, 
ein  kirchlich  gesinnter  Mann,  wurden  zu  Statthaltern  bestellt,  und  alle 
festen  Plätze  mit  Besatzung  und  Kriegsvorrath  wohl  versehen. 

Vor  Allem  lag  Friedrich  Cypem  am  Herzen.  Die  reiche  Insel  sollte 
die  Gelder  schaffen,  um  die  kaiserlichen  Besatzungen  und  Beamten  im 
heiligen  Lande,  dessen  Einkünfte  nicht  entfernt  dazu  ausreichten,  mit 
Sold,  Proviant  und  Kriegsgeräth  zu  versehen.  Bereits  hatte  ihm  die 
Insel  bedeutende  Summen  nach  Syrien  schicken  müssen^),  und  der 
Erzbischof  von  Nikosia  tüchtig  beisteuern  müssen^).  Nun  kamen  vor 
seiner  Abreise  nach  Akkon  Amalrich  von  Balas,  Gauvain  von  Chenichy, 
Amalrich  von  Bethsan,  Hugo  von  Giblet  und  Wilhelm  von  Rivet,  eben 
iene  fünf  Herren  vom  vornehmsten  Adel  Cyperns,  die  sich  früher  gegen 
die  Ibelins  verschworen  und  es  bei  dem  Kaiser  dahin  gebracht  hatten, 
dass  deren  Herrschaft  gestürzt  wurde.  Ohne  Zweifel  waren  sie  alle  Fünf 
auf  des  Kaisers  Ruf  herüber  gekommen.     Er  hielt  es  für  gerathen,  sich 

1)  Decrevit  vos  in  gladio  vincere  materiali,  quem  non  potait  dejicere  in  gladio  nt  asserit  spiritoali 
—  sagte  Thomas  von  Acerra  in  einem  Briefe  an  den  Kaiser.    Wendower  183. 

2)  Et  mittens  in  Cjpram  qnosdam  milites  saos  fecit  non  minimam  ab  incolis  pecaniam   extor- 
qneri  —  schreibt  der  Patriarch.:  Hnill.  Br^h.  III  189. 

8)  Item  spoliavit  arcbiepiscopam  Nichoniensem  —  schreibt  der  Papst  das.  140,  1. 

Abh.  d.  ra.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  IL  Abth.  18 


134 

Cypems  zu  versichern,  indem  er  seinen  treuesten  Anhängern  die  Insel 
und  den  jungen  König  anvertraute.  Die  fünf  Herren  sollten  drei  Jahre 
lang  eine  Regentschaft  bilden  und  das  Land  schirmen  und  verwalten, 
jährlich  aber  10,000  Mark  von  den  Einkünften  nicht  an  ihn,  sondern 
direkt  an  seine  Statthalter  Balian  und  Werner  in  Syrien  schicken  ^). 

So  hatte  der  Kaiser  Alles  in  einer  Weise  geordnet,  dass  er  hoffen 
durfte,  seine  Einrichtungen  würden  ein  paar  Jahre  lang  vorhalten  und 
ihm  Cypem  und  sein  kleines  Königreich  Jerusalem  bewahren.  Nach  Ab- 
lauf dieser  Zeit  hatte  man  sich  entweder  an  den  von  ihm  geschaffenen 
Zustand  allerseits  gewöhnt,  oder  er  konnte  dann  mit  grösserer  Macht 
und  Handelsfreiheit  zurückkehren.  Ein  grosser  und  wohlthätiger  Ein- 
druck seines  Wirkens  blieb  im  heiligen  Lande  zurück.  Mitten  in  dem 
Getriebe  der  hässlichen  Leidenschaften  und  der  nationalen  und  Handels- 
Eifersuchten,  die  dort  Alles  umspannten  und  lähmten,  merkt  man  doch, 
wie  iu  den  nächsten  Jahren  nach  Friedrichs  Abreise  sich  die  Ueberzeugung 
oben  hält,  dass  er  mit  redlichem  Willen  ein  gutes  Werk  vollführt  habe  ^). 

Am  1.  Mai,  nachdem  er  im  Ganzen  noch  nicht  acht  Monate  im 
heiligen  Lande  verweilt  hatte,  schiffte  sich  der  Kaiser  zu  Akkon  ein,  und 
zwar  in  Begleitung  des  jungen  Königs  Heinrich  und  des  Markgrafen  von 
Montferrat.  Mit  den  andern  Herren  gab  ihm  Ibelin  das  Ehrengeleite. 
Diesen  hatte  er,  wie  sein  Zeugniss  unter  des  Kaisers  Urkunden  erkennen 
läflst,  bei  wichtigen  Anordnungen  in  Akkon  zur  Seite.  Odo  von  Mont- 
beliard  Connetable  von  Jerusalem,  Balian  von  Sidon,  Johann  von  Ibelin, 
Walter  l'Allemand,  ein  Neffe  des  Letzteren,  und  ein  Neffe  des  Johanniters 
Aimarus,  diese  Sechs  sind  es,  welche  die  kaiserhchen  Urkunden  als  Zeugen 
unterschrieben^).     Auch   war  Ibelin,   als   der  Kaiser  zum  heiligen  Grabe 

1)  Et  eu  tant  oome  il  demora  a  Acre«  vindront  de  Cbjpre  Haymeri  Bariais  et  Amaurri  de  Bessan 
Hae  de  Gybelet  et  Guillaiime  de  Bivet  et  Ganvain  de  Chcnichi,  li  quel  parlerent  al  empereor 
et  fireDt  tantqae  il  acheterent  le  baillage  de  Ini,  qne  il  devoit  tenir  trais  anz,  et  T^en  otroi- 
erent  a  doner  X  mile  mars  d*argent.  —  Et  pais  livra  le  roi  et  la  terre  as  V  riches  homes  dessas 
nomez  et  lor  dist,  qae  il  deussent  rendre  les  X  mile  mars  a  Balian  de  Saete  et  a  Garnier  TAIe- 
mant,  qui  estoient  demores  en  son  Ine  baillis  doa  roiaaroe  de  Jerusalem.  Est.  de  Her.  375.  Es 
nöthigt  diese  Stelle  nicht  za  der  Annahme,  dass  die  fßnf  Statthalter  die  Begentschaft  in  un- 
gewöhnlicher Weise  für  10,000  Mark  auf  einmal  für  die  ganze  Zeit  von  drei  Jahren  gekauft 
hätten.    Die  Begel  war  in  solchen  Fällen,  dass  eine  jährliche  Pachtsumme  festgesetzt  wurde. 

2)  Ad  terrae  sanctae  negotium  ipse  Imperator  pro  viribus  incumbebat  —  sagt  Bich.  de  S.  Ger- 
mano  1.  c.  1012. 

3)  Huill.  Breh.  m  117-185. 


135 

zog,  wahrscheinlich  der  Befehl  in  Joppe  anvertrauet^  denn  die  Cyprier 
mussten  dortbleiben  ^).  Ibelins  ältester  Sohn,  Balian,  war  des  Kaisers 
regelmässiger  Tischgenosse,  und  der  jüngste,  Johann,  wollte  ihm  aus  An- 
hänglichkeit nach  Italien  folgen,  wo  er  vom  Kaiser  begütert  wurde  und 
den  Namen  von  Foggia  erhielt^).  Ibelin  blieb  auch  im  ruhigen  Besitze 
von  Beyrut,  und  von  seinen  Klagen  vor  den  Lehnshöfen  war  keine  Rede. 
Ibelin  hatte  sich  wohl  gehütet,  Klage  zu  stellen :  der  Kaiser  aber  mochte 
das  Assisenrecht  nicht  über  seine  eigene  Bechtshoheit  stellen. 

Als  das  Boot,  welches  den  Kaiser  zum  Schiffe  führen  sollte,  vom 
Lande  stiess,  rief  ihm  Ibelin  vom  Ufer  einen  Abschiedsgruss  nach.  Da 
hörte  man,  wie  Friedrich  etwas  in  den  Bart  murmelte.  Dann  aber  erhob 
er  sich  in  dem  Boote,  grüsste  heiter  die  am  Ufer  versammelte  Menge  und 
sagte :  er  reise  ruhig  ab,  da  er  des  Landes  Hut  in  guten  Händen  wisse  ^). 


lY.    Verlust  von  Cypem. 

Die  kaiserliche  Flotte  fuhr  über  nach  Limasol.  Hier  feierte  Frie- 
drich die  Hochzeit  seines  Mündels,  des  jungen  Königs,  mit  Alice  von  Mont- 
ferrat.  Dann  ordnete  er  die  Angelegenheiten  der  Insel  und  trug  der 
Regentschaft  auf,  regelmässig  in  vierteljährigen  Terminen  an  seine  Statt- 
halter in  Jerusalem  oder  Akkon  das  Geld  zu  schicken,  damit  es  seinen 
Besatzungen  und  Beamten  im  heiligen  Lande  an  nichts  gebreche. 

Ganz  besondere  Wichtigkeit  legte  der  Kaiser  auf  den  Besitz  der 
cyprischen  Festungen.  Schon  ein  Jahr  vorher  hatte  er  die  Vertheidigung 
geordnet  und  fiir  eine  jede  Befehlshaber  eingesetzt.  Aus  Akkon  hatte 
er  das  überflüssige  Kriegs-  und  Festungsgeräth  mitgenommen,  um  die 
festen  Plätze  auf  Cypem  noch  besser  damit  zu  versehen.  Als  er  die  Insel 
zum  zweitenmal  verliess,  machte  er  die  Bedingung:  die  fünf  Regenten 
sollten   keine  Macht   über  die  Festungen  bekommen,    bis    sie  nicht  die 


1)  lA  empereres  laissa  a  Japhe  les  ChjrpreiB  et  en  mena  tonies  les  antres  gens  et  B*en  ala  en  Je- 
rosalem:  Est.  de  Her.  374.  Von  der  Thätlgkeit  nieliiis  im  Lehnshof  zu  Akkon,  w&hrend  der 
Kaiser  dort  war,  wird  berichtet  in  den  Assisen:  Bengnot  I  112 — 113. 

2)  De  Mas  Lattrie  I  273. 

8)  Die  SteUen  aus  Amari  nnd  Bnstron  bei  Bdhriebt  110—111. 

18» 


•,€ 


136 

regelmässige    Ablieferung    der   Gelder    in   Gang    gebracht   und    ausge- 
führt hätten. 

Die  Seestädte  Cjpems  hatten  damals,  gleichwie  die  Hauptstadt  Ni- 
kosia, noch  keine  oder   nur   geringe  Festungswerke.     Auch  im  südwest- 
lichen Gebirge,  obwohl  es  fast  die  Hälfte  der  Insel  einnimmt,  wird  kaum 
eine  wichtige  Burg  genannt.     Dies  Gebirge  muss  damals  noch  von  wild- 
verwachsener  Waldung  bedeckt  gewesen  sein.     Leben  und  Reichthum  des 
Landes  fanden  sich  rings  an   den  herrlichen   Eüstenhängen  und  insbe- 
sondere auf  der  grossen  Fruchtebene,   die  sich  von  der  Küste  zwischen 
Famagusta  und  Lamaca  erstreckt  bis  zu  dem  Gebirgszug,  der  an  der  nörd- 
lichen Küste  hinläuft.     Hinter  der  Berglinie    ist   nur   ein    enger  Küsten- 
saum, aber  voll  köstlicher  Fruchtbarkeit,  und  der  Haupthafen  dort  Kery- 
neia.     Von  dieser  Stadt  fahren  die  Schluchtwege  ins  Gebirge  zu  den  drei 
Festungen  St.  Hilarion,  Buffavento,  Kantara.   Die  Berge  selbst  bilden  nur 
eine  schmale  Kette,   sie  zieht   aber  schroff  imd  felsig  daher  in  zahllosen 
Zacken  und  Kuppen,  und  auf   ihrer  Höhe  erheben  sich  die  Burgen.  Buffa- 
vento's  Werke   beginnen   etwa    2500    über    dem  Meer  und  steigen  noch 
ein  paar  hundert  Fuss  höher  hinauf.     Vor  Friedrich  H.  wird  Buffavento 
kaum  genannt,  nach  ihm  erscheint  es  im  Vertheidigungssystem  als  ein  Haupt- 
platz, der  ganz  uneiimehmbar,  so  lange  es  auf  seinem  Gipfel  Wasser  und 
Speise  gab.    Proviant  aber  liess  sich  viel  leichter  auf  die  Höhe  des  weiter 
westlich  gelegenen  St.  Hilarion  zu  schaffen,  das   viel  grösser  war.     Auch 
Kantara  im  Nordosten  hatte  mehr  als  einen  Mauerwall.     Die  Hafenstadt 
Keryneia  aber,  welche  auf  das  Stärkste  befestigt  wurde,  war  trefflich  ge- 
legen,  um  Mannschaft   Proviant  und   Kriegsgeräth,  die   von  Syrien  und 
Kleinasien  oder  von  Italien  kamen,   aufzunehmen,  um  sie   von  dort  zu 
den  drei  Gebirgsfesten  hinauf  zu  schaffen. 

Hatte  Friedrichs  Adlerauge  erkannt,  wie  und  wodurch  sich  Cypem  mit 
wenig  Truppen  behaupten  lasse,  so  sollten  die  Ereignisse  ihm  Recht  geben.  Es 
folgte  nämlich  ein  dreijähriger  Kampf  um  den  Besitz  von  Cypem,  dessen 
Geschichte  das  bunteste  Spiegelbüd  ist  der  Ritterschaft  über  Meer,  chevalerie 
outremer,  so  hiess  die  christliche  Ritterschaft  im  Morgenlande.  Homerische 
Kämpfe  auf  freiem  Felde,  Redeschlachten  im  Gerichtshof,  Belagerung  und 
Vertheidigung  der  Burgen  unter  tausend  Ränken,  feinste  Ergründung  der 
Rechts-   imd  Ehrenpunkte ,  beissende  Spottgedichte   und  neue  Kriegsge- 


137 

sänge  —  unaufhörlich  folgt  das  aufeinander^  gleichwie  die  plötzlichen  Erfolge 
und  Niederlagen  auf  beiden  Seiten.  Grösste  Tapferkeit  versteht  sich  bei 
all  diesen  Rittern  von  selbst.  An  der  Spitze  der  Kaiserlichen  stehen  dei* 
ritterliche  Marschall  Richard  Felingher,  Balas,  welchen  Navarra  in  seinen 
Dichtungen  den  Fuchs,  und  Hugo  de  Giblet,  welchen  er  seiner  Grimasseü 
wegen  den  Affen  nannte.  Ibelin  zeigt  sich  Allen  überlegen.  Seine  tapfem 
Söhne  und  ihre  nächsten  Freunde,  der  fröhliche  Poet  Philipp  von  Na- 
varra und  der  wilde  Kampf  hahn  Anselm  de  Brie,  geben  Stoff  zu  tausend  Anek* 
doten.  Während  Ibelins  Sohn  dem  Kaiser  nach  Italien  folgt,  erklärt  sein 
Vater:  er  müsse  das  Assisenrecht,  das  heisst  seines  Landes  Recht  und 
Verfassung,  mit  den  Waffen  gegen  den  Kaiser  schützen,  seines  Königs 
Jugend  aber  ungerechten  Vormündern  entreissen. 

Cypern  leidet  schwer  unter  der  Zwietracht  von  zwei  grossen  Adelß- 
parteien,  und  ihre  Feindschaft  trägt  sich  wiederum  nach  Syrien  und  Pa- 
lästina über,  wo  Tempelherrn  und  Johanniter  und  was  sonst  tioch  zum 
Klerus  hielt,  ohnehin  kein  Mass  wussten  in  Erbitterung  gegen  den  Kaiser, 
dessen  geistreicher  Spott  gar  zu  tief  jede  mönchische  Albernheit  verwun- 
dete, besonders  wenn  sie,  wie  bei  den  überreichen  Templern,  sich  mit 
unersättlicher  Habgier  verband.  Diese  cyprische  Adelsparteiung  hat 
hauptsächlich  verschuldet,  dass  zu  nichte  wurde,  was  Friedrich  ü.  zur 
Befreiung  des  heiligen  Landes  theils  gewoimen,  theils  klug  und  sorglich 
vorbereitet  hatte'). 

Jedoch  eine  Zeitlang  blieb  bestehen,  was  er  angeordnet  hatte,  ob- 
wohl der  eine  der  beiden  Statthalter  im  heiligen  Lande,  dem  er  soviel 
vertraut  hatte,  Werner  Allemand,  sich  in  die  Genossenschaft  seiner  Tod- 


1 )  Die  nähere  EeDntniss  der  Vorgänge  auf  Cypern  nachdee  Kaisers  Abreise  ist  grossentheils  su 
schöpfen  ans  Philipp  von  Kavarra's  Beimwerk,  oder  vielmehr  ans  den  Notizen,  welche  die 
beiden  Italiener  Amadi  nnd  Bnstron  in  ihre  Cltroniken  nnd  ans  diesen  de  Mas  Lattrie 
in  seine  Geschichte  und  hin  nnd  wieder  Bengnot  in  sein  Assisenwerk  anfnahmen.  Die 
meisten  Thatsachen  aber,  welche  Amadi  nnd  Bnstron  mitfheilen,  lernen  wir,  so  lange  beide  Chro- 
nisten noch  nicht  im  Dmck  veröffentlicht  sind,  eben  nur  in  der  Farbang  kennen,  die  de  M  as 
Lattrie  ihnen  gegeben  hat.  Dieser  Geschichtschreiber  Cypems,  soviel  Vorzüge  wir  seiner 
lebendigen  nnd  belehrenden  Schreibart  gerne  zngestehn,  verh&lt  sich  dem  deutschen  Kaiser 
gegenüber  beinahe  als  ein  persönlicher  Feind,  der  Alles,  was  Jener  gethan,  im  möglichst  nn- 
günstigem  Lichte  betrachtet.  Aach  Bengnot,  Notice  sar  Ph.  deNavarre  4,  erklärt  einfach  Frie- 
drichs Auftreten  anf  Cypern  als  nsant  a  la  fois  de  violence  et  detrahison.  —  Die  zweite  Quelle  sind 


138 

feinde  begab  und  Templer  wurde.  Friedrich  minderte  unterdessen  in 
Italien  den  Güterbestand  der  Templer  und  Johanniter,  der  sich  imglaub- 
lieh  rasch  vermehrt  hatte.  Denn,  wo  einmal  eine  Ordens-Kommende  errichtet 
war,  da  wussten  die  ritterlichen  Mönche  rings  umher  soviel  Aecker 
Schlösser  und  Waldungen  durch  Kauf  und  Tausch,  Schenkungen  und 
Neubruch  zusammenzubringen,  dass  man  bald  die  Landstücke  zählen  konnte, 
die  ihnen  noch  nicht  gehörten.  Von  den  Templern  hauptsächlich  ging 
das  Geschrei  aus,  Friedrich  wolle  die  Königreiche  Jerusalem  undCypem 
kaiserlich  machen,  so  dass  sie  ein  Theil  des  Reichs  der  Deutschen 
würden^.  Mit  den  Templern  aber  hetzte  unaufhörlich  der  Patriarch  von 
Jerusalem.  Also  wurde  wieder  das  Assisenrecht  in's  Feld  gerufen.  Da 
nach  diesem  Landrecht  das  Königreich  Friedrichs  Söhnchen  Konrad,  die 
Vormundschaft  über  ihn  aber  dem  nächsten  Verwandten  des  letzten 
I[ronträgers  gehörte,  so  wurde  die  Königin  Alice  angestiftet,  aus 
diesem  Grunde  die  Regentschaft  zu  verlangen.  Die  Barone  traten 
zum  Lehnshof  zusammen  und  antworteten  der  Königin:  Sie  seien  ICaiser 
Friedrichs  Mannen,  welcher  das  Land  inne  habe  für  seinen  Sohn  Konrad, 
desshalb  könnten  sie  der  Königin  Willen  nicht  erfüllen^).  Zugleich  aber  wurde 


'  die  Fortsetzungen  des  Wilhelm  von  Tyrus,  deren  Kern  nnd  Ansmalang,  wie  bereits  oben  aus- 
geführt wurde,  von  entschiedenen  Gegnern  Kaiser  Friedrich  11.  herrührte.  —  Als  dritte  Quelle 
bieten  sich  uns  die  Stellen  in  den  Schriften  über  die  Assisen  an,  deren  Verfasser  gern 
auf  die  Vorfalle  in  dem  Kampfe  gegen  den  Kaiser  zurückkommen.  —  Leider  sind  die  andern 
Quellen  —  die  Annales  Januenses,  Marinus  Sanutus,  die  Annales  Oolonienses 
maximi,  das  Chron.  Siculum  breve  —  gar  zu  dürftig»  —  Im  Ganzen  muss  daher  das 
Geschichtswerk  von  de  Mas  Lattrie  zur  Zeit  noch  wie  eine  fortlaufende  Quelle  benützt 
werden,  wahrend  bei  der  Verzerrung  der  Thatsachen,  zu  welcher  dieser  Schriftsteller  nur  gar 
zu  sehr  hinneigt,  um  so  mehr  die  sonstigen  Mittheilungen  und  Urkunden  von  2ieitgenoa8en 
dazu  dienen  müssen,  die  Thatsachen,  wie  de  Mas  Lattrie  sie  rorträgt,  zu  prüfen,  um  sie  ent- 
weder zu  besttttigen  oder  zu  ergänzen  oder  in  ein  anderes  Licht  zu  stellen.  Nur  auf  die  Letz- 
teren brauchte  daher  besonders  hingedeutet  zu  werden. 

1)  Ein  Nachklang  davon  findet  sich  auch  in  Papst  Gregors  Briefen,  wo  er  dem  Kaiser,  der  als 
des  Reiches  Statthalter  den  Marschall  Felingher  nach  Syrien  schicken  wollte,  vorhfilt :  Verum- 
tamen  ipsnm  non  imperii  vel  imperialem  legatum  vel  bajulum,  sed  tuum  vel  imperatoris  duzi* 
mus  appellandum,  quod  ex  te  in  tuis  literis  ohservari  volumus  diligenter,  cum  exinde  possit 
heredibus  tuis  prejudiciam  generari,  quasi  j^gnum  EUerosolimitanum  imperiali  ditioni  subesset. 
HuilL  Br^h.  m  299. 

2)  Les  gens  de  la  terre  orent  conseil  et  li  repondirent,  que  il  estoient  home  de  Tempereor  Fedric, 
qni  tenoit  la  terre  en  baillage  de  son  fii  Coniai,  por  quei  il  ne  li  poeent  mie  faire  ce  que 
de  requeroit.    Est.  de  Her.  380. 


isd 

beschlossen ,  nach  Italien  zwei  Abgesandte  zum  Kaiser  zu  schicken, 
er  möge  ihren  jungen  König  Konrad  binnen  Jahresfrist  nach  dem  heili- 
gen Lande  senden,  damit  man  ihm  huldige.  Friedrichs  Antwort  war:  er 
wolle  binnen  Kurzem  das  thim,  was  er  schuldig  sei.^) 

Da  nun  im  heiligen  Lande  jeder  Wohlmeinende  wohl  einsah,  dass 
sich  des  Kaisers  Macht  und  Ansehen  nicht  entbehren  liess,  so  richteten 
sich  der  Gegenpartei  Anstrengungen  darauf,  wenigstens  Cypem  vom 
Kaiser  frei  zu  machen.  Die  Regentschaft  der  Fünf  aber  hatte  auf  der 
Insel  keinen  offenen  Widerstand  mehr  imd  hielt  sich  ganz  nach  des 
Kaisers  Weisungen.  Der  junge  König  schrieb  an  seinen  kaiserüchen  Vor- 
mund, wie  er  hoch  erfreuet  sei  über  die  herrlichen  Erfolge,  die  Friedrich 
über  seine  Feinde  gewonnen,  und  wie  sehr  ihm  daran  liege,  dass  der 
E[aiser  ihm  öfter  über  den  Stand  der  Dinge  schreibe  imd  seine  Ansichten 
imd  Aufträge  beifüge,  indem  er  sehnlich  wünsche,  dass  der  Kaiser  sich 
wohl  befinde  wie  er  selbst,  und  noch  sehnlicher,  dass  er  ihn  selbst  mit 
eigenen  Augen  anschauen  köime^). 


1)  respondi,  qne  il  fcroit  dedens  le  tenne  ce  qae  il  deTroit:  das. 

2)  Diesen  Brief,  welchen  de  Mas  Lattrie  in  einem  Codex  der  Wiener  kaiserlichen  Bihliothek 
auffand,  lautet  nach  ihm  II  37:  Exoellentissimo  etc.  Cypri  rex  etc.  Qaoniam  continais  desi- 
deriis  affeetamnr  andire  votivos  successns  magnifici  statos  vestri,  cujns  prosperitas  ad  magnam 
indnhitanter  consolationem  cederet  lacrimahilinm  eventnam  Terrae  Sanctae,  imperialem  excel« 
lentiara  vestram  affecta  qno  possomus  imploramns,  qnatenos  prosperos  rernm,  qoae  circa  tos 
agnntar,  eventns,  qnos  indesinentihns  optamns  prospicere  incrementis,  nobis  sepins  per  domina- 
biles  vestras  literas  significare  velitis,  vestra.beneplacita  et  mandata  fiducialiter  injungentes, 
scientes,  qnod  in  confectione  presentinm  plena  vigehamus  per  Dei  gratiam  corporis  sospitate, 
hoc  idem  affectnose  de  vestra  magnificentia  desiderantes  andire,  et  affectnosias^  si  possibile 
foiet,  corporalibas  ocnlis  intneri.  Statnm  Tero  Terrae  Sanctae  prefatae  et  ea,  qnae  nunc  sunt  ibi 
nova,  per  A.  majestatis  vestrae  imperialis  magnificentia  scire  et  intelligere  poterit  et  qnedam, 
qnae  sibi  injnnxerimas  proponenda.  —  Dieser  andatirte  Brief  kann  von  keinem  Andern  ge- 
schrieben sein,  als  von  König  Heinrich  in  seiner  Mindeijährigkeit.  Es  war  niemals  Anlass, 
dass  einer  seiner  Vorfahren  so  gefügig  am  Verhaltungsbefehle,  noch  jemals  so  herzlich  ergeben 
an  einen  Kaiser  geschrieben  hätte.  Der  Stil  entspricht  ganz  der  Art  eines  noch  jungen  Prinzen, 
welchem  des  Kaisers  Persönlichkeit  ebenso  erhaben  als  Uebenswi&rdig  erschien.  Die  Zeit>  wann 
der  Brief  geschrieben ,  wird  bezeichnet  dorch  die  Erwähnung  von  Friedrichs  Kriegsglück  in 
Italien  und  durch  die  Gefahren,  in  welche  Jerusalem,  seine  Umgegend,  und  die  dorthin  Pilgern- 
den geriethen,  als  fanatisirte  Schaaren  von  Arabern,  fünf  zehntausend  Köpfe  stark,  einbrachen« 
De  Mas  Lattrie  glaubt,  der  Brief  sei  geschrieben,  als  das  Vorhaben  Ton  Friedrichs  Kreuzzug 
bekannt  geworden.  Was  aber  hätte  damals  die  Ibelins  veranlassen  sollen,  einen  so  treuherzigen 
Brief  an  den  Kaiser  zu  schreiben  und  an  ihn  durch  den  Ueberbringer  noch  mehr  Heimlichkeiten 
ausrichten  zu  lassen?  Noch  viel  weniger  war  zum  ganzen  Inhalte  des  Briefes  Grund  zur  Zeit 
des  Jahres  1221,  aus  welchem  Röhricht  59,  54  denselben  datiren  möchte. 


140 

Die  Ibelins  und  ihre  Anhänger  aber  bedurften  eines  Vorwandes,  um 
auf  Cypem  Händel  anzustiften.  Die  Regenten  schrieben  —  nach  Allem 
zu  schliessen,  geschah  es  zur  Zeit  der  Frühjahrsbede  1230  —  eine  ausser- 
ordentliche Steuer  von  3000  Mark  aus,  welche  der  Kaiser  befohlen  hatte 
an  seine  Statthalter  im  heiligen  Lande  zu  schicken.  Die  Bewohner  der 
Insel  zahlten  ohne  Anstand  jeder  seinen  Theil.  Die  Ritter  von  Ibelins 
Partei  erklärten  dagegen:  neue  Steuern,  welche  der  Lehnshof  nicht  be- 
willigt habe,  seien  ungesetzlich.  Da  nun  ihre  Gutsverwalter  die  Zahlung 
weigerten,  so  wurden  sie  gepfändet:  man  nahm  ihnen  Korn  und  Gross- 
und Kleinvieh.  Jetzt  erschien  Philipp  von  Navarra  auf  der  Insel  imd 
fing  an  im  Geheimen  zu  zetteln  und  Anhänger  zu  werben.  Man  liess 
ihn  gewähren,  bot  ihm  sogar  Rang  und  Güter  an:  da  aber  seine  Ant- 
worten ausweichend  lauteten,  so  wollten  die  Regenten  ihn  und  Andere 
zwingen,  Farbe  zu  bekennen.  Alle  Barone  wurden  zum  Lehnshof  geladen, 
und  in  Gegenwart  des  jungen  Königs  befragt,  ob  sie  des  Kaisers,  des 
Königs  und  der  Statthalter  Freund  oder  Feind  seien? 

Man  brachte  ein  Evangelien-Buch  herbei,  und  Philipp  von  Navarra 
wurde  zuerst  eingeladen,  auf  das  heilige  Buch  Treue  zu  schwören.  Er 
verlangte  insgeheim,  zu  jedem  der  Statthalter  zu  sprechen.  Das  wurde 
abgeschlagen,  da  erklärte  er:  seine  Treue  gehöre  der  Königin-Mutter, 
seine  Liebe  den  Herren  von  Ibelin.  Wüthendrief  Hugo  von  Giblet:  „Ging 
es  nach  mir,  so  müsstetihr  hängen,  oder  ich  liess  Euch  die  Zunge  aus- 
reissen",  und  er  rief  Bewaffnete  herein,  den  Frevler  zu  verhaften.  Da  eilte 
Philipp  zu  des  Königs  Sitz,  beugte  sein  Knie  und  sagte :  es  sei  ihm  Sicher- 
heit gelobt  von  den  Regenten,  das  wolle  er  mit  dem  Degen  beweisen, 
und  damit  warf  er  seinen  Handschuh  hin.  Mehrere  wollten  nach  dem 
Handschuh  greifen,  Philipp  aber  rief:  nur  mit  den  Regenten  messe  er 
seinen  Degen,  nur  diese  seien  seines  Gleichen,  und  daß  wolle  er  beweisen. 
Nun  wurden  dem  Emporkömmling  Fesseln  angelegt  mitten  im  Saale  und  er 
bis  zum  Dunkelwerden  bewacht.  Die  üebrigen  alle  aber  leisteten  den  Eid,  wie 
die  Regenten  ihn  verlangten,  und  es  wurde  verkündigt:  wer  sich  Diesen  wider- 
setze, verliere  seine  Lehnsgüter.  In  der  Nacht,  als  man  noch  über  Phi- 
lipps Bürgschaftsstellung  verhandelte,  verliess  er  seine  Herberge  und  kam 
in  daß  Kloster  der  Johanniter,  die  ihm  Schutz  gewährten.  Hier  sammelte 
er  um  sich  gegen  anderthalbhundert  Mann,  schaffte  in  den  festen  Thurm 


141 

des  Klosters  Proviant  und  Eriegsgeräth  und  rüstete  sicli,  da  eine  Zeit- 
lang sich  zu  vertheidigen.  An  IbeUn  aber  sandte  er  heimlich  Botschaft, 
jetzt  wäre  es  an  der  Zeit^  und  schickte  ihm  den  ganzen  Hergang,  auf 
welchen  er  es  angelegt  hatte,  beschrieben  in  Reimversen  ^). 

Die  Regenten  mochten  das  Johanniter-Eloster  nicht  angreifen,  es 
hatte  ja  das  Vorrecht  geistlicher  Häuser.  Auf  einmal  hörten  sie,  Ibelin 
sei  mit  starker  Macht  in  Gatria  gelandet  und  marschire  schon  eilends 
auf  Nikosia.  Die  Schaaren,  die  man  in  der  Eüe  ihm  entgegen  warf, 
konnte  er  leichter  Mühe  zerstreuen,  und  stand  in  kürzester  Zeit  vor  der 
Hauptstadt.  Dem  jungen  Könige  hatte  er  Ehren  halber  einen  Brief  zu- 
gesandt, wie  leid  es  ihm  und  den  Seinigen  thue,  daßs  sie  ihren  Dienst 
im  heiligen  Lande  verliessen,  aber  sie  könnten  nicht  anders,  sie  müssten  ihre 
Besitzungen  schützen :  wolle  man  sie  darüber  verklagen,  so  ständen  sie  zu 
Recht  im  Lehnshof.  Die  Regenten  waren  aufs  Höchste  überrascht.  Sie 
rafpfcen  zusammen,  was  sie  an  Mannschaften  hatten,  und  zogen  aus  den  Thoren. 
Vergebens  suchte  die  Geistlichkeit  zwischen  den  feindlichen  Parteien 
Frieden  zu  stiften.  Sie  trafen  sich  —  es  war  den  23.  Juni  —  in  grimmer 
Schlacht.  Die  Regenten  trugen  an  ihren  Helmen  goldstoflfene  Tiaren. 
Einer  von  ihnen,  Gauvain  von  Chenichy,  erschlug  Ibelins  Schwager,  den 
alten  Connetable  Walter  von  Cäsarea.  Auch  Gerhardt  von  Montaigu  und  an- 
dere vornehme  Freunde  Ibelins  verloren  ihr  Leben.  Die  Regenten  aber  wollten 
vor  allen  ihn  selbst  fassen:  fünfzehn  ihrer  Ritter  schritten  eilends  vor, 
ihn  überall  zu  suchen.  Darüber  kamen,  wie  es  scheint,  die  Reihen  der  Kaiser- 
lichen in  Unordnung,  und  da  auch  Philipp  von  Navarra  mit  seinen  Leuten 
auf  dem  Schlachtfelde  erschien,  so  erlitten  die  Regenten  eine  schwere 
Niederlage.  Ibelin  aber  hatte  sich  vor  seinen  Verfolgern  in  einen  Bauern- 
hof gerettet  und  wusste  sich  kaum  noch  zu  vertheidigen,  als  er  nach  der 
Schlacht  von  seinem  ältesten  Sohne  Balian  und  Anselm  de  Brie  befreit  wurde. 

Jetzt  bewährte  sich  des  Kaisers  Voraussicht,  die  Gebirgsfesten  boten 
sichere  Zuflucht.  Noch  am  Abend  nach  der  Schlacht  ritten  Balas,  Bethsan  und 
Giblet  mit  dem  jungen  Könige  und  den  besten  Truppen  nach  St.  Hilarion, 
Rivet  nach  BufFavento,  und  selbst  Chenichy  erreichte  spornstreichs  das  viel 


1)  Nach  Florio  Bnstron  l)ei  Beugnot  Noüce  5—7. 

Abh.  d.  m.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wisa.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  19 


I 


142 

weiter  entfernte  Eantara.  Ibelin  beeilte  sich,  sie  einzuschliessen.  Jndem 
er  selbst  Kerjueia  umstellte,  legte  sich  Balian  vor  St.  Hilarion,  und  Phi- 
lipp von  Navarra  vor  Buffavento,  während  Anselm  de  Brie  Eantara  an- 
griff. Anselm  ersaim  eine  neue  Art  von  Sturmbock,  der  viel  bewundert 
wurde,  und  stiess  damit  die  äussere  Mauer  ein.  Und  da  er  einen  ausgezeich- 
neten Scharfschützen  hatte,  der  Chenichy  persönlich  hasste,  so  legte  sich 
Dieser  Tag  und  Nacht  auf  die  Lauer,  und  als  der  Regent  einmal  auf 
der  Wallhöhe  sichtbar  wurde,  erschoss  er  ihn  mit  meisterhaftem  Pfeil- 
schusse. Rivet,  welcher  Buffavento  uneinnehmbar  wusste,  kam  nach  Ean- 
tara, und  da  er  auch  diese  Feste  noch  in  guter  Wehr  und  Rüstmig  fand, 
so  schiffte  er  hinüber  nach  Eleinasien,  um  neue  Mannschaften  zu  holen, 
ist  jedoch  dort  umgekommen.  Die  drei  anderen  Regenten  aber  sassen 
guten  Muths  auf  der  grossen  imd  starken  Bergfeste  St.  Hilarion.  Jeden  An- 
griff wiesen  sie  zurück,  und  sobald  man  draussen  nicht  der  äussersten 
Wachsamkeit  sich  befleissigte,  so  fielen  sie  aus,  durchbrachen  die  Palli- 
sadenwand  der  Belagerer  und  holten  sich  neue  Lebensmittel.  Bei  einem 
der  Ausfalle  wurde  der  Navarrese  mit  Schlägen  bedeckt  und  fiel  hin  wie 
todt.  Da  hörte  man  auf  den  Wällen  rufen:  „Der  Versemacher  ist  todt, 
nun  kommt  er  nicht  mehr  daher  mit  seinen  schlechten  Liedern. "  Philipp 
aber  kam  in  der  Nacht  wieder  zu  sich  und  liess  andern  Morgens  sich  auf 
seinen  Felsen  bei  der  Burg  tragen,  von  dem  er  gewöhnlich,  natürhch 
in  guter  Deckung,  deü  Belagerten  etwas  vorsang,  und  ärgerte  sie  jetzt 
erst  recht  mit  einem  neuen  Liede. 

Das  Eriegsvolk  in  Eeryneia  wurde  endlich  lässig.  Es  empfing  schon 
'  lange  keinen  Sold  mehr  und  litt  Noth  an  Lebensmitteln.  Ibelin  bot  der 
Besatzung  an,  alle  Soldrückstände  zu  zahlen  und  sie  unversehrt  nach 
dem  Festlande  überzufuhren.  Es  wurde  ein  Tag  festgesetzt,  und  da  bis 
dahin  keine  Hülfe  kam  und  die  Eaiserlichen  sich  ringsum  abgeschnitten 
sahen,  so  übergaben  sie  Eeryneia. 

Ibelin  konnte  jetzt  um  so  stärker  St  Hilarion  bedrängen.  Allein 
die  Festung  trotzte  nach  wie  vor,  obwohl  sie  aufs  Engste  eingeschlossen 
war  imd  aus  Mangel  an  Lebensmitteln,  denn  Ibelin  hatte  sich  der  ganzen 
Insel  bemächtigt,  in  harte  Noth  kam.  Auch  Eönig  Heinrich  litt  schwer 
unter  den  Entbehrungen,  und  sehr  häufig  erschien  er  auf  der  Mauer  und 
schalt  auf  die   Belagerer,  die  ihn    wider  Gott  und  Recht  in  solche  Noth 


\ 


143 

bi'ächten,  und  nannte  sie  Verrätiier  ^).  Ibelin  dachte  schon  daran, .  Phi; 
lipp  von  Navarra,  der  in  Verhandlungen  ungemein  geschickt  war  und  auch 
das  EriegSYolk  in  Keryneia  überredet  hatte,  in's  Abendland  zu  senden 
und  vom  Pabst  oder  dem  französischen  König  Hülfe  zu  holen.  Wie,  wenn 
die  Regenten  in  einer  dunkeki  Nacht  mit  Heinrich  auf's  Meer  flohen  und 
ihn  zum  Kaiser  brachten  ?  Dann  gab  es  kein  Mittel  mehr,  die  Verrätherei 
und  das  Kriegsunheil,  das  man  über  das  Land  gebracht  hatte,  mit  Er- 
klärungen zu  verdecken,  die  man  dem  Königsknaben  in  den  Mund  legte. 
Ibelin  musste  noch  mehr  befürchten.  Obwohl  er  die  ganze  Insel  in  seiner 
Gewalt  hatte,  die  Steuern  erhob,  und  schaltete  und  waltete  wie  ein  König, 
so  konnte  doch,  je  mehr  sich  die  Belagerung  in  die  Länge  zog,  um  so 
eher  die  starke  kaiserliche  Partei  auf  der  Insel  wieder  Muth  fassen  und 
das  Volk  an  sich  ziehen,  weil  es  Mitleid  fühlte  mit  seinem  jungen  Könige. 
Hatte  Ibelin  Diesen  erst  wieder  unter  seiner  alleinigen  Obhut,  so  deckte 
des  Königs  Namen  all  sein  Beginnen;  denn  Heinrich  „war  ein  Kind  und 
leicht  zu  leiten. "  ^) 

Desshalb  bot  er  Balas  und  seinen  beiden  Genossen  an,  wenn  sie 
ihm  den  König  und  die  Festung  übergäben,  so  solle  Niemand  irgend  etwas 
geschehen  und  sie  in  ihren  Ehren  und  Gütern  bleiben.  Die  Besatzung, 
schon  lange  Zeit  von  Noth  jeder  Art  gepeinigt,  sah  den  Hungertod  vor 
Augen.  Ibelin  erhielt  seinen  Willen.  Balas,  Bethsan  und  Giblet  über- 
gaben ihm  den  König  und  leisteten  den  Eid,  nicht  mehr  die  Waffen  gegen 
Ibelin  zu  föhren.  Da  aber  jeder  Ritter  ein  kleiner  Kriegsherr  war,  so 
schlössen  sich  Philipp  und  Anselm  in  den  Frieden  nicht  ein  und  blieben 
in  Feindschaft  mit  Balas  ^). 

y.    Marschall  Felingher. 

Jetzt  durfte  der  Kaiser  nicht  länger  zögern.  Blieb  ihm  Cypem  ver- 
loren, so  stand  es  schlecht  mit  seiner  Herrschaft  im  heiligen  Lande.   Auf 

1)  De  qaoi  li  rois  Henris,  qoi  dedens  estoit»  ot  grant  soffraite  et  grant  mesaaise  de  viandes  et 
de  lobes,  et  toz  oeauz,  qni  o  lai  eetoient,  aosi.  Dont  il  ranponoit  monlt  souvent  ceaoz,  qcd  le 
tenoient  aasegö,  et  les  apeUoit  de  lor  fois  come  ses  homes  et  les  clamoit  ses  traitres.  Johan 
dTbelin  mandoit  par  toate  Tisle  et  fiikoit  prendre  les  rentes  et  maintenoit  la  gnerre  et  le 
siege.  Gstoire  de  Heracl.  877.  De  Mas  Lattrie  yersohweigt  dies,  wie  Anderes,  sobald 
es  ihm  unbequem. 

2)  le  Toi,  qui  estoit  enfiuit  et  legier  a  engygner:    Est.  de  Her.  898. 

8)  Es  fragt  sieb,  in  welches  Jahr  diese  Vorgänge  zu  setzen?    In  der  Estoire  de  Heracles 

19* 


144 

Beinen  Befehl  hatte  bereits  sein  Statthalter,  der  Herr  von  Sidon,  die  Ibelins 
ihrer  Lehen  verlustig  erklärt^).  Jetzt  liess  der  Kaiser  eine  Flotte  von 
18  Galeeren  und  15  Transportschiffen  ausrüsten.  Die  Letzteren  nahmen 
300  Reisige  und  1000  Mann  zu  Fuss  auf,  unter  welchen  sich  200  Arm- 
brustschützen befanden.  Den  Befehl  erhielt  Marschall  Felingher,  welchen 
der  Kaiser  in  offener  Urkunde  mit  anhängender  Goldbulle  zu  seinem 
Statthalter  Grossrichter  und  Obergeneral  im  Morgenlande  ernannte,  und 
ihm  ganz  freie  Hand  gab,  so  rasch  wie  möglich  seine  Mannschaften  zu- 
sammen zu  bringen.  Unter  diesen  wurde  besonders  gern  nach  Solchen  gegriffen, 


wird  als  Datum  der  Schlacht  hei  Nikosia  der  24.  Juni  1229  hestimmt  angegehen.  Winkelmann 
—  494  Note  2  —  setzt  dafQr  den  23.  Jon!  1281,  allein  von  den  heiden  Ton  ihm  angeführten 
Belegstellen  kommt  in  der  Cont.  de  Gnil.  de  Tyre,  edit.  Onisot  (Paris  1824),  nichts  da* 
rüher  vor,  und  im  Chron.  Alherici  547  steht  hloss,  Ihelin  habe  die  Statthalter  des  Kaisers 
Yertriehen,  weil  er  von  seiner  Matter  her  geglaubt  habe,  dass  ihm  ein  Becht  auf  die  Verwaltung 
des  Königreichs  Jerusalem  zustehe.  Nun  kann  aber  das  Jahr  1229  nicht  das  richtige  sein,  und 
zwar  aus  drei  GrQnden.  1.  Es  ist  nicht  gut  denkbar,  dass  Ibelin  so  ganz  kurze  Zeit,  nachdem 
der  Kaiser  Cypem  verlassen,  ihm  die  Treue  gebrochen  und  Mannschaften,  die  zur  Eroberung 
der  Insel  stark  genug,  schon  beisammen  gehabt  hatte.  Der  Kaiser  wird  aber,  da  er  nach  der 
bestimmten  Angabe  im  Chron.  Sicnl.  br.  908  am  10.  Juni  an  der  apuUschen  Küste  ankam^ 
schwerlich  vor  Mitte  Mai  von  Cypem  abgesegelt  sein.  2.  Nach  der  Schlacht  bei  Nikosia  dauerte 
die  Belagerung  von  St.  Hilarion  zehn  Monate,  nach  Andern  ein  ganzes  Jahr.  Danach  wäre 
sie  also  im  April  oder  Juni  beendigt  worden.  Wir  erfahren  aber  aus  dem  Richardus  de 
S.  Germano  bei  Muratori  Script.  YII  1025,  dass  erst  im  Januar  1231  vom  Kaiser  Truppen 
zur  Heerfahrt  ins  Morgenland  aufgeboten  wurden,  sie  sollten  schon  im  März  unter  Segel  gehen. 
Sollte  Friedrich  beinahe  zwei  Jahre  lang  seine  treuen  Anhanger  auf  Cypem  im  Stich  gelassen 
haben?  Alles  zeigt  doch  an^  wie  sehr  ihm  die  Sorge  für  Cypem  am  Herzen  lag,  und  er  war 
schon  Ende  1229  mit  den  papstlichen  Truppen  im  Wesentlichen  fertig.  3.  Der  Brief  des  Königs 
Heinrich  kann  gar  nicht  vor  den  Spatherbst  1229  gesetzt  werden,  weil  erst  durch  Italiens  Wieder- 
eroberung das  Glück  sich  für  den  Kaiser  entschieden  hatte.  Dieser  Brief  aber  lässt  gar  nichts 
ahnen  von  den  Unfällen  der  kaiserlichen. Partei  auf  Cypem.  Wahrscheinlich  fiel  also  die  Schlacht 
bei  Nikosia  im  Jahre  1230  vor,  und  erfolgte  die  Uebergabe  von  St.  Hilarion  etwa  im  April 
1231,  Vorauf  der  Marschall  Felingher  im  Juli  darauf  ankam.  Damit  würde  auch  die  Nachricht 
stimmen  in  den  Annal.  Colon,  mazimi  —  Pertz  M.  G.XYIII  843 zum  Jahre  1282—- nonmulto 
post  (nachdem  Ibelin  im  Jahr  1228  dem  Kaiser  nächtlich  entwichen  war)  Johannes  recuperata 
manu  valiosa  Cipram  occupat  et  regem  Cipri  filium  sororis  sue  sibi  associat.  Mittitur  contra 
illum  Richardus  marschalcus. 
1)  Car  au  tens,  que  Fempereor  Federic  tenoit  be  baillage  dou  reiaume  de  Jerusalem,  fu  fsAt  a 
monseigneur  mon  onole  le  vieill  seignor  de  Barat  et  an  seignor  de  Cesaire  mon  cosin,  et  a 
mei  et  au  seignor  de  Kayphas  mesire  Roharty  et  a  sire  Phelippe  TAsne  et  a  sire  Johan  Moriau, 
qne  nos  pers  a  nostre  requeste  noz  donnerent  force,  de  noz  ressaisir  de  nos  fi^  de  quei  le  seig* 
nor  de  Seete  mesire  Beleem,  qui  estoit  baill  de  Tempereor  Federic,  nos  aveit  dessaisi  de  nos 
fies  sanz  esgart  et  sam  conoissance  de  oouxt  par  le  comandement,.  que  le  dit  empexeor  U  fist. 
Beugnot  Assises  I  325. 


145 

welche  als  des  Papstes  Schlüsselsoldaten  gegen  den  Kaiser  gekämpft  hatten, 
ein  bedenklicher  Bestandtheü  in  dessen  morgenländischem  Heere  ^).  Ibelin 
aber  unterhielt  in  Italien  einen  geheimen  Emidschafter,  nnd  bevor  die 
kaiserliche  Flotte  in  Brindisi  unter  Segel  ging,  verUess  den  Hafen  ein 
Schnellsegler,  welcher  den  Deutschordensrittern  gehörte.  Auf  ihm  befand 
sich  jener  Kundschafter  und  kam  glücklich  nach  Akkon,  wo  Ibelin  sich 
damals  aufhielt,  und  offenbarte  ihm  Alles,  was  er  über  Vorhaben  und 
Ausrüstung  der  Kaiserlichen  ausgeforscht  hatte.  Eilends  sammelte  Ibelin 
alle  Mannschaften,  die  seine  Leute  und  Freunde  nur  aufbringen  konnten,  ^ 
marschirte  nach  Beyrut,  setzte  den  Platz  in  guten  Vertheidigungsstand, 
und  fuhr  dann  hinüber  nach  Cypem.  Hier  musste  er  sorgen,  dass  bei 
Erblicken  der  kaiserlichen  Segel  seine  Feinde  sich  nicht  erhoben  und 
den  jungen  König  in  ihre  Gewalt  brachten.  Also  bot  er  seine  ganze 
Partei  auf  Cypem  mit  Rittern  und  Knechten  auf,  und  den  einen  Theil 
legte  er  nach  Limasol  unter  den  Befehl  seines  ältesten  Sohnes  Balian, 
mit  dem  anderen  Theil  seiner  Kriegsmacht  nahm  er  selbst  Stellung  in 
Lamaca.  Denn  an  dem  einem  oder  anderen  Orte  mussten  die  Kaiser- 
lichen landen.  Den  König  aber  hatte  er  abgeholt,  behielt  ihn  bei  sich 
und  liess  ihn  nicht  aus  den  Augen. 

Als  nun  die  kaiserlichen  Mannschaften  bei  Limasol  an's  Land  wollten, 
stand  am  Ufer  eine  viel  grössere  Kriegsstärke  aufgepflanzt  imd  verwehrte 
die  Landung  %  Die  Schiffe  gingen  etwas  weiter  und  warfen  in  der  Nähe 
von  Gavata  Anker.  Alsbald  erschienen  in  Limasol  der  Bischof  von  Amalfi 
und  ein  flandrischer  und  ein   deutscher   Ritter*),   und  meldeten  sich  als 


1)  marescalcos  .  .  quos  ralt  de  Begno  sibi  ascivit  in  socios:  Rieh,  de  S.  Germano  bei  Mnra- 
tori  Rer.  ital.  Scriptores  VII  1027.    Raynaldns  /Lnn.  ad.  a.  1281  6.  2. 

2)  de  qaoi  il  niiit  Ines  d*Acre  et  en  mena  tant  de  gent,  come  il  pot  aver  qne  a  soe  que  de  ses 
»mis,  et  s'en  ala  a  Barath  et  de  ilec  en  Chypre.  Quant  il  fa  la  venns,  il  prist  le  roi  et  nn 
po  de  gent  et  s'en  ala  herberger  auQnit.  Est.  de  Her.  386.  Qnit  ist  der  alte  Name  Citiam, 
das  znm  Tbeil  avf  der  Stätte  Yon  Lamaoa  lag. 

3)  non  Talentes  ibidem  descendere,  quia  dominus  Johannes  de  Berito  cum  militia  magna  eis  se 
opposuit:  Chron.  Sicul.  br.  bei  Hui  11.  Br^h.  I  904. 

4)  Tevesque  de  Melfe  et  11  cheraliers,  qui  aroient  lor  fiez  a  Acre.  Li  unz  estoit  Aimes  li  Alle- 
maus  et  li.autresJohan  de  Bailluel  qui  estoit  Flamens-  Est.  de  Her.  886.  Li  uns  appell^  TAle- 
mant,  li  autre  Johan  de  Balle,  qui  estoient  flamens  —  hat  die  Ausgabe  von  Guizot  444. 
Wahrscheinlich  ist  der  Eine  Aimo  nepos  ejusdem  Guarnerii  Alemanni,  der  in  des  Kaisers  Ur- 
kunden von  Akkon  vorkommt. 


146 

Gesandte  des  Kaisers,  die  an  den  König  eine  Botschaft  hätten.  Man  sagte 
ihnen,  König  Heinrich  herberge  in  Larnaca.  Während  sie  aber  in  ihren 
Galeeren  dorthin  fuhren,  hatte  Ibelin  eilends  in  derselben  Stadt  einen  Lehns- 
hbf  iversammelt ,  in  welchem  natürlich  seine  Verwandten  und  Parteige- 
nossen die  grosse  Mehrheit  bildeten.  In  dieser  Versammlung  richteten 
die  kaiserlichen  Gesandten  ihren  Auftrag  aus.  Der  Kaiser  verlange  vom 
König  als  seinem  Lehnsmann,  dass  er  Johann  von  Ibelin  und  sein  ganzes 
Geschlecht  aus  dem  Lande  entferne  und  nicht  länger  hege  imd  herberge, 
weil  sie  die  Treue  gebrochen.  Da  antwortete  Herr  Wilhelm  Visconta  im 
Namen  des  Königsknaben:  „Meine  Herren!  Der  König  hat  mir  befohlen 
und  aufgetragen ,  Euch  zu  sagen ,  dass  es  ihm  sehr  befremdlich  scheine, 
wenn  der  Kaiser  ihm  solches  gebiete ;  denn  der  Herr  von  Beyrut  ist  seiner 
Mutter  Oheim,  und  allgemein  bekannt  ist  es,  dass  Dieser,  seine  Vettern 
und  ein  Theil  seiner  Verwandten  des  Königs  Lehnsleute  sind.  Desshalb 
kann  er  sich  ihnen  nicht  entziehen  und  —  die  Kaiserliche  Majestät  in 
allen  Ehren  —  der  König  kann  und  darf  das  nicht  thun,  was  Ihr  gesagt 
habt,  und  wenn  er  es  thäte,  so  würde  er  gegen  sie  schlecht  handeln." 
Darauf  wandte  sich  Ibelin  gegen  den  König  und  sagte:  „Sire,  ich  bin 
Euer  Lehnsmann,  desshalb  bitte  ich  Euch,  dass  Ihr  mich  bei  meinem  Recht 
erhaltet,  da  ich  bereit  bin.  Recht  zu  geben  imd  Recht  zu  nehmen  vor 
Euch  und  in  Eurem  Lehnshof,  wenn  Jemand  etwas  an  mich  zu  fordern  hat. " 
Als  die  Gesandten  Solches  vernommen,  standen  sie  auf  und  sagten:  „Sire, 
Ihr  habt  gehört, was  wir  Euch  von  des  Kaisers  wegen  gesagt  haben,  und 
wir  haben  Eure  Antwort  vernommen."  Damit  gingen  sie  fort  und  be- 
stiegen vdeder  ihre  Galeeren  und  fuhren  nach  Gavata. 

Dort  warteten  die  Kaiserlichen  noch  mehrere  Tage,  und  da  der  Mar- 
schall nicht  kam ,  sie  auch  wegen  der .  grossen  Kriegsmacht  Ibehns  in 
Cypem  nicht  landen  konnten,  so  hielten  sie  kurzen  Rath  und  fuhren  hi- 
nüber nach  Syrien  und  nahmen  ein  Inselchen  ein,  das  vor  Beyrut  liegt 
Dort  schifften  sie  ihre  Pferde  aus,  kamen  an's  Land  und  stellten  sich  in 
Schlachtordnung.  Dann  marschirten  sie  auf  Beyrut  los,  bereit  zum  An- 
griflF^).     Dort  gerieth  Bürgerschaft   und  Besatzung  in  grosse  Aufregung. 

1)  La  descendirent  a  terre  et  deschargerent  lor  cheraos,  et  pnis  s'armerent  et  se  mistrent  en  echeles 
et  cbevaacherent  Yen  la  eite  de  Baratb>  ]es  escheles  rengees.  Qnant  dl  de  Banith  les  virent 
Yenir,  ei  j  ot  de  tele,  qui  se  mistrent  oa  chastel,  et  li  antre  oaYrirent  les  portes  et  les  receu- 
rent    Est.  de  Her«  388. 


i4r 

Die  Einen  wollten  sich  ergeben,  aus  Achtong  sei  es  des  Rechts  oder  der 
Macht  des  Kaisers,  die  Anderen  dachten  sich  zu  widersetzen.  Auf  des 
Bischofs  Vermittelung  wurden  die  Thore  der  Stadt  geö&et,  und  des  Kai- 
sers Heer  zog  ein.  Ibelins  Befehlshaber  aber,  Johann  Gonemme,  eilte  mit 
der  besten  Mannschaft  auf  die  feste  Burg  und  machte  sich  bereit,  sie  aufs 
Aeusserste  zu  vertheidigen.  Die  Kaiserlichen  aber,  welche  in  der  Stadt 
grosse  Vorräthe  von  Lebensmitteln  und  Kriegszeug  vorfanden,  machten 
sich  alsbald  daran,  Maschinen  zu  bauen  und  die  Burg  zu  berennen,  und 
nahmen  ringsumher  die  Güter  Ibelins  in  Besitz. 

Unterdessen  erschien  Marschall  Felingher  mit  15  Galeeren  vor  Li- 
masol  und  da  er  erfuhr,  wie  die  Sachen  standen,  so  liess  auch  er  nach 
Beyrut  hinüber  rudern  und  befahl,  die  Burg  noch  eifriger  zu  bestürmen. 
Seinen  Bruder  Heinrich  aber  sandte  er  nach  Tyrus,  dessen  Befehlshaber, 
dem  Kaiser  gehorsam,  die  Stadt  und  Burg  übergab.  Tyrus  wurde  nun 
der  Hauptwaflfenplatz  der  Kaiserlichen.  Da  aber  die  Belagerung  der 
Beyruter  Burg,  die  Ibelin  vorsorglich  stark  genug  gebauet  hatte,  sich  in 
die  Länge  zog,  so  ging  der  Marschall  nach  Akkon  und  berief  Ritter-  und 
Bürgerschaft  zur  Versammlung  im  grossen  Saal  des  königlichen  Schlosses. 
Hier  wurde  die  Vollmacht  mit  Goldbulle  vorgezeigt  und  vorgelesen,  wo- 
rin der  Kaiser  sagte,  er  habe  ihnen  den  Marschall  Richard  Felingher  ge- 
sendet, seinen  vertrauten  Bevollmächtigten,  dass  er  sei  Statthalter  des 
Königreichs,  Recht  und  Gesetz  aufrecht  halte,  und  Gross  und  IQein,  Arm 
und  Reich  in  ihren  Rechten  beschütze.  Darauf  setzte  der  Marschall  aus- 
einander, wie  er  mit  kaiserlicher  Gewalt  und  mit  dem  Beirath  der  Barone 
und  Ritter  Recht  und  Frieden  zu  handhaben  denke.  Diese  Rede  gefiel 
allgemein  durch  Würde  und  Inhalt.  Wenigstens  wagte  sich  kein  Wider- 
spruch zu  erheben.  Die  Versammlung  erklärte  einstimmig:  sie  erkenne 
den  Marschall  als  des  Kaisers  Statthalter  und  ihren  Regenten  an,  und  Alle 
würden  sich  seinen  Anordnungen  fugen. 

So  liessen  sich  die  Dinge  überall  vortrefflich  an.  Allmählig  aber 
regte  sich  wieder  der  Nationalstolz  derWälschen.  Die  Empörung,  welche 
Patriarch  und  Templer  gegen  den  Kaiser  erfüllte,  gab  keine  Ruhe,  und 
es  liess  sich  auch  die  Besorgniss  nicht  abweisen,  des  Landes  freie  Ver- 
fassimg könne  leiden  unter  dem  herrischen  Auftreten  des  Marschalls.  Die 
Freunde  der  Ibelins  aber  gingen  umher  und  deuteten  fleissig  darauf  hin. 


148 

wie  der  Marschall  in  seinem  Herzen  ein  gewaltthatiger  und  hochfahrender 
Mann  sei,  ein  Prahlhans  ohne  viel  Verstand,  und  sie  brachten  es  soweit, 
däfis  viele  es  glaubten,  der  Marschall  trachte  darnach,  sie  alle  zu  ver- 
derben und  zu  nichte  zu  machen  ^).  In  der  That  hatte  es  den  Anschein, 
als  habe  Felingher  bloss  dies  vor  Augen,  wie  der  Kaiser  im  Morgenlande, 
auch  in  den  Verträgen  mit  dem  Sultan,  als  alleiniger  Landesherr  aufge- 
treten, und  welches  Beispiel  er  anderen  Fürsten  in  seinen  Erbstaaten  ge- 
geben. Sollte  ein  Staatswesen  überhaupt  leistungsfähig  werden,  sollte  Ge- 
setz und  Frieden  im  Lande  herrschen,  so  musste  die  Selbstherrlichkeit 
der  Lehnsmannen  gebrochen  und  ihre  gesammte  Kraft  unter  des  Königs 
Befehl  vereinigt  werden.  Im  heiligen  Lande  vollends  war  das  Königthum 
nicht  viel  mehr,  als  ein  goldener  Scheiu,  und  seine  Macht  ewig  zersplit- 
tert und  gelähmt  durch  Eigensinn  und  Hader  der  Ritterorden  und  an- 
derer Herren. 

Die  Ritterschaft  hielt  also  grossen  Rath  und  man  kam  überein,  sich 
zu  dem  Marschall  zu  begeben  und  auf  den  Mimd  Balians  von  Sidon,  des 
früheren  kaiserlichen  Statthalters,  ihm  Folgendes  vorzustellen.  Das  König- 
reiclj  Jerusalem  sei  nicht  durch  Fürsten,  sondern  durch  freie  Kreuzfahrer 
erobert,  die  selbst  Verfassung  und  Gesetze  geordnet  hätten,  welche  noch 
jeder  Fürst  und  seine  Mannen  beschworen.  In  diesen  Rechten  des  König- 
reiches befinde  sich  ein  Artikel,  dass  Niemand  seiner  Lehen  und  Güter 
entsetzt  werden  könne,  als  durch  Urteil  und  Beschluss  des  Lehnshofes. 
Ohne  danach  zu  fragen,  seien  Ibelins  Stadt  Beyrut  und  seine  dortigen 
Besitzungen  weggenommen  und  werde  seine  Burg  berannt.  Ibelin  müsse 
wieder  in  den  Besitz  seiner  Stadt  imd  Güter  gesetzt,  seine  Burg  jeder  Be- 
drängung ledig  sein,  erst  dann  könne  ihm  der  Marschall  den  Prozess 
vor  dem  Lehnshof  machen,  und  verliere  Ibelin,  so  seien  sie  bereit,  nxit 
aller  Macht  zu  helfen,   dass  das  Recht    seinen  Lauf  habe^).     Felingher 


1)  mais  apres  ce  il  (lUchard)  n*en  ot  gaires  est^  el  pais,  que  son  portement  fu  monlt  autre  et  qae 
il  descoYri  son  oner  et  sa  pensle,  come  eil  qui  estoit  orgaeillos  et  bobancier  et  n'estoit  moult 
garni  de  sen,  par  que  les  gens  de  la  terre  s'apercenrent,  que  son  eotendemeot  estoit,  de  toz  des- 
trnire  et  metre  a  neent  Est.  de  Her.  389.  Quant  les  gens  doa  roiaume  entendirent  le  res- 
ponse si  apercturent,  qna  la  Tolentö  do  mareschal  estoit  bien  tele  oomeron  loravoit  fait 
entendant.  891. 

2)  Der  Vortrag  fand  in  der  Est.  de  Her.  839—890  Platz.  Auch  Mar.  Sanutus  214  scheint 
ihn  vor  Angen  gehabt  zu  haben. 


149 

antwortete  ausweichend:  er  müsse  sich  darüber  erst  mit  den  Hauptleuten 
besprechen,  die  mit  ihm  gekommen  und  jetzt  in  Beyrut  lägen,  und  reisete 
andern  Morgens  dorthin  ab.  Die  Ritterschaft  aber  schickte  alsbald  zwei 
Abgesandte  hinter  ihm  her,  seine  Antwort  zu  holen.  Diese  lautete:  der 
Marschall  sei  des  Kaisers  Diener  und  müsse  dessen  Befehlen  gehorchen. 
Am  wenigsten  könne  er  sie  übertreten  in  einer  Sache,  die  so  einleuchtend 
sei ;  denn  alle  Welt  wisse  es,  wie  Ibelin  sich  gegen  den  Kaiser  benommen 
und  gehalten  habe.  Wenn  sie  aber  unter  einander  glaubten,  der  Kaiser 
handle  wider  Recht,  so  möchten  sie  zu  ihm  schicken;  denn  er  sei  ein 
so  gnädiger  Herr  und  so  rechtlich,  dass  er  so  verfahren  werde,  wie  er 
schuldig  ^). 

Wirklich  finden  wir  zu  Ende  des  Jahres  1231  die  Abgesandten  der 
morgenländischen  Ritterschaft,  Balian  von  Sidon,  Odo  von  Montbeliard 
und  Werner  l'AUemand  bei  dem  Kaiser  auf  dem  Reichstage  zu  Ravenna, 
wo  sie  einer  neuen  Landschenkung  des  Kaisers  an  den  Deutschorden  bei- 
wohnen^). Da  sie  aber  nichts  ausrichten  konnten,  so  kamen  die  Ritter  von  Ibelins 
Partei  zusammen,  um  zu  planen  und  zu  rüsten.  Und  weil  sie  Scheu  trugen, 
sich  förmlich,  wie  es  bei  Fehden  und  Aufständen  Sitte  war,  zu  einer  Eidge- 
nossenschaft zu  verbinden,  —  denn  die  Verschwörung  war  ja  gegen  den  Kaiser 
gerichtet,  —  so  verfielen  sie  auf  ein  Mittel,  das  wahrscheinlich  Ibelin,  reich 
an  Funden  und  Ausreden  und  Listen,  ausgedacht  hatte.  Sie  suchten  für 
ihre  Vereinigung  einen  Deckmantel  und  für  ihre  Sache  eine  kräftigß 
Stütze  in  jenem  Besta-ndtheil  der  Bevölkerung,  der  sonst  mit  dem  ritter- 
lichen nicht  pflegte  Hand  in  Hand  zu  gehen. 

Tl.    Terschwornng  zu  Akkon. 

Das  Bürgerthum  war  vorzüglich  stark  in  Akkon.  Diese  Stadt,  nicht 
Jerusalem,  blieb  die  eigentliche  Hauptstadt  des  Königreichs,  die  Residenz 
des  Patriarchen  und  der  Ritterorden.  Sie  war  bewohnt  von  buntem  Völkerge- 


1)  SeigDOTS,  je  tos  (aa  assaver,  qae  je  soi  home  de  rempereor,  et  sni  teons  de  faire  ses  ooman- 
demens.  Por  qnoi  je  yneil,  que  chascwi  sache,  que  je  ne  les  trespasserai  ja  qae  je  poisse  en 
tel  chose,  qoi  est  si  resnable,  car  Ten  seit  bien,  ooment  Johand^Ybelin  se  estportos  etoontenas 
Yen  Tempereor.    Est.  de  Her.  891. 

2)  Hai  11.  Bröh.  IV  279. 

Abb.  d.  ni.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wibs.  XIV.  Bd.  H.  Abtb.  20 


150 

misch,  und  in  Lüsten  so  versunken,  als  hätten  Morgen-  und  Abendland  sie 
hier  ausgetauscht.  In  Akkons  Hafen  landeten  die  Massen  der  Pilger,  die 
über  Meer  gekommen;  vor  seinen Thoren  lagerten  die  zahlreichen  Kara- 
wanen der  Handelsstrassen,  die  aus  dem  Innern  des  Landes  herbeiziehend 
hier  das  Meer  erreichten.  In  Akkon  gab  es  daher  eine  Menge  von  grossen 
und  kleinen  Kaufleuten,  Rhedfern  und  Handwerkern.  Indem  die  Ritter 
sich  mit  diesen  einliessen,  näherten  sie  sich  zugleich  den  italienischen 
Seefahrern,  die  in  Akkon  ihre  Häuser,  Faktoreien  und  Werften  hatten 
imd  mit  der  Bevölkerung  vielfach  verknüpft  waren.  Unter  ihnen  ent- 
falteten in  den  syrischen  Gewässern  die  grösste  Macht  die  Genuesen,  und 
gerade  mit  Diesen  war  schon  des  Marschalls  Vorfahr  hart  zusammen  ge- 
stossen.  Der  Kaiser  hatte  befohlen,  die  Genuesen  heranzuziehen,  dass  sie 
gleich  anderen  Seefahrern  im  Hafen  zu  Akkon  den  Kettenzoll  entrichteten. 
Sie  aber  beriefen  sich  auf  ein  Privileg,  das  sie  von  dieser  Abgabe  be- 
freie, und  als  der  Statthalter  nicht  darauf  hören  wollte,  hatten  sie  gleich 
Kriegsvolk  und  Galeeren  gerüstet,  um  sich  mit  Gewalt  zu  widersetzen. 
Man  hielt  es  damals  für's  IQügste,  einstweilen  nachzugeben  ^). 

Nun  gab  es  in  Akkon  eine  alte  kirchliche  Bruderschaft  zum  heiligen 
Andreas,  die  Gebet  und  Gottesdienst  in  Gemeinschaft  zum  Zwecke  hatte  ^). 
Sie  besass  desshalb  auch  ein  königliches  Privileg,  dass  Jedermann 
eintreten  könne.  Da  sich  Ibelins  Anhänger  dessen  versichert  und  in  der 
Stille  eine  Menge  Bürger  und  Ritter  für  ihren  Plan  gewonnen  hatten, 
so  liess  sich  einer  nach  dem  andern  in  die  Bruderschaft  aufnehmen.  Nach 
und  nach  wurden  es  immer  mehr,  die  alle  danach  trachteten,  wieder  andere 
Leute  zum  Eintritt    zu  bewegen.     Unter  der  Hand  verwandelte  sich  die 


1)  Eodem  anno  (1281),  redeuntibns  navibus  Janaensibns  de  partibas  altramaiinis  mense  Julio, 
maximam  fait  in  Janna  consiliam  celebratum,  in  quo  recitatnm  foit,  qnod  Dominus  Imperator 
miserat  mense  Febroario  proximo  praeterito  galeam  unam  ad  partes  nltramarinas  et  in  ipsa 
galea  miserat  liter^  snas  Domino  Bajnio  in  ultramarinis  partibus  constitnto  continentesi  qaod 
ab  hominibus  Jannae  et  de  districtn  drietnm  Cathaniae  (catenae)  acciperet,  scilicet  decenam, 
sicat  ab  aliis  hominibns,  qni  exinde  privilegiati  non  erant.  Cai  Bajalo  Janaenses  ipsum  de- 
cenom  dare  nolaemnt,  et  tantam  habuerent  caatelam,  quod  nihil  inde  solverunt.  Quia  quam 
Janaenses  in  ipsis  partibas  essent  fortes  et  jas  saam  vellent  defendere,  Bajalus,  volens  evitare 
scandalam,  cessayit  ipsam  decennm  a  Jannensibas  extorquere.  Annal.  Janaenses  bei  Ma- 
ratori  Scriptores  VI  462—463. 

2)  Beagnot  Assises  I  131.  IL  XXXI.  399. 


151 

Andreasbruderschaft  in  eine  kriegerische  Genossenschaft,  deren  Mitglieder 
sich  eidlich  verpflichj:eten,  einander  in  Noth  *und  Tod  nicht  zu  verlassen  ^). 
Als  die  Dinge  auf  dem  Festlande  soweit  gediehen  waren,  führte  Ibe- 
lin  in  Cypem  eines  der  politisch-juristischen  Schauspiele  auf,  die  er  treff- 
lich verstand  in  Szene  zu  setzen  und  mit  glänzenden  Erörterungen  aus 
dem  Assisenrecht  zu  beleben.  Da  der  Aufstand  in  Syrien  nicht  auflammen 
wollte,  denn  alle  Welt  fürchtete  sich  vor  dem  Kaiser,  so  musste  die  An- 
regung von  Cypem  kommen.  Hier  musste  man  es  treiben  bis  zmn  erklärten 
Landeskrieg.  Der  hohe  Lehnshof  trat  zusammen  unter  des  Königs  Vor- 
sitze ^),  und  viel  wurde  wieder  geredet,  wie  man  in  seinem  Gewissen  und 
um  seiner  Ehre  willen  verbunden  sei,  das  alte  heilige  Recht  gegen  des  Kaisers 
Beamte  zu  schützen,  die  Jedermann  ohne  Urteil  und  Recht  an  seine  Güter 
griffen.  Zuletzt  fiel  Ibelin  vor  dem  jimgen  Könige  auf  die  Knie  und 
rief  flehentlich :  „  Sire !  Ihr  wisst,  vde  ich  und  mein  Haus  beständig  Euch 
grosse  und  treue  Dienste  geleistet,  und  wie  ich  für  Euch  gesorgt  habe  in 
Eurer  Kindheit  und  Euch  Gefahren  entrissen.  Wollte  ich  Euch  und  das 
Land  aufgeben,  würde  der  Kaiser  mich  ruhig  in  Beyrut  lassen.  Aber 
nein,  ich  und  die  Meinigen,  die  gerade  so  die  Eurigen  sind,  wir  verlassen 
Euch  um  nichts  in  der  Welt  und  werden  Euch  nicht  verlassen  bis  zum 
Tode,  denn  Ihr  seid  mein  Neffe  und  mein  Herr.  Nun  klage  ich  Euch, 
dass  fremdes  Kriegsvolk  mir  grossen  Schimpf  und  Schaden  thut;  denn 
sie  haben  meine  Stadt  Beyrut  und  meine  Güter  dort  weggenommen  und 


1)  Cum  vero  haec  (Biccardus)  prave  responderet,  congregati  qni  Ptoloxnaydae  erant  sollicite  con- 
salnnt,  qualiter  futuris  poasint  praecavere  pericolis,  timentes  ne  in  ploriinos  snccessiTe  ma- 
litia  illins  desaeyiat,  et  juraverant,  se  mntuo  cum  justitia  contra  illias  iosidias  consenrare. 
Qaod  nt  liberius  agere  possint.cQnctisedefraternitateSancti  Jacobi&dant,  cniregalipri- 
Tilegio,  ut  cnncti  intrare  volentes  libere  possint  recipi,  concessnm  erat  de  gratia  singnlari  In 
Smia  tamen  et  in  Cipro  propter  hoc  non  sopiuntur  scandala,  sed  angentur.  S  a  n  u  t  n  s  21 4.  In  Sa- 
nudoB  Worten  klingt  eine  Stelle,  wie  üebersetzang  ans  dem  in  der  Est.  de  Her.  391 — 892 
mitgetheilten  Bericht:  per  la  poor  qne  il  avoient  de  ia  malice  'do  Mareschal  Bechart.  Ueber 
die  St.  Andreasbmderschaft  Bengnot  Asnses  I  181.  II  p.  XXXI.  899. 

2)  Auf  diesen  Lehnhof  bernft  sich  derJorist  in  Bengnot  Ass.  11  431:  qnant  le  seignor  de  Barnt 
li  (le  rei  Henri)  reqnist  a  genoills,  qne  il  en  sa  persone  li  aidast  a  rescorre  son  chastiau,  et 
il  li  ot  otrey^,  le  seignor  meismes  de  Barnt  en  la  place  pria  toz  les  homes  le  rei,  come  a  oes 
pers  et  a  ces  amis,  qn*il  li  aidacent  a  reseorer  son  chastian,  et  il  li  otreierent  Yolontiers.  Et 
ainsi  j  alerent  il  et  antrement  non.  Bengnot  theilt  dabei  die  Bede  mit,  welche  nach  Bastron 
Ibelin  hielt. 

20* 


152 

bestürmen  meine  Burg,  dass  sie  in  höchster  Gefahr  ist.  Und  geht  sie 
verloren,  dann  kann  man  sagen,  sind  die  beiden  Königreiche  auch  verloren 
und  wir  und  unser  ganzes  Geschlecht  mit  verloren.  Desshalb  flehe  ich 
zu  Euch,  Sire,  um  Gottes  und  Eurer  Ehre  und  meiner  grossen  Dienste 
willen,  und  um  des  verwandten  Blutes  willen,  das  in  imsem  Adern  fliesst, 
Ihr  wollet  mir  helfen  in  meiner  grossen  Noth.  Auf  dass  Ihr  befreiet  und 
wieder  erobert  mein  Land  und  meine  Burg  Beyrut,  möget  Ihr  kommen 
und  Eure  Lehnsleute  anführen,  die  hier  sind.  Und  ich  bitte  sie  alle  als 
meine  Freunde  und  Brüder  demüthig,  mir  zu  rathen  und  zu  helfen.*' 
Dabei  wollte  er  dem  Könige  die  Füsse  küssen,  dieser  aber  schlang  dem 
Knieenden  seine  Arme  um  den  Hals.  Gleichzeitig  warfen  sich  all  seine 
Freunde  auf  die  Knie,  und  da  sie  alle  riefen,  sie  würden  helfen  mit  Gut 
imd  Blut,  so  wagten  die  Gegner  nichts  zu  äussern,  imd  es  wurde  der 
Beschluss  verkündigt,  mit  gesammter  Hand  hinüber  zu  fahren  nach  Syrien 
und  Beyrut  wieder  zu  erobern^). 

Nun  wurde  auf  das  Eifrigste  gerüstet,  Famagusta  war  zum  Sammel- 
platz bestimmt.  Ibelin  wäre  am  liebsten  gleich  in  See  gegangen:  die 
heimlichen  Gegner  der  Kriegsfahrt  aber  wandten  vor,  man  müsse  erst 
ruhige  See  abwarten,  die  vor  dem  Frühling  nicht  eintrete.  Auch  wurde 
ein  Anschlag  unter  ihnen  entdeckt,  sich  in  die  Burg  zu  Gastria  zu  werfen 
und  dort  sich  zu  befestigen.  Es  war  die  Rede,  sie  als  Verräther  vor 
das  Gericht  des  Lehnshofs  zu  stellen:  Ibelin  aber  verhinderte  es,  damit 
nicht  offenbar  werde,  wie  wenig  die  Ritterschaft  auf  Cypem  gleichen  Sinnes 
sei.  Sobald  das  Wetter  es  nur  irgend  zuliess,  am  25.  Februar  1232, 
schifffce  er  sein  ganzes  Heer  ein  ^),  und  Balas  und  seine  Anhänger  mussten  mit. 

Glücklich  kam  man  an  die  syrische  Küste,  landete  etwas  nördlich 
von  Beyrut,  und  schlug  das  Lager  auf.  Schon  in  der  nächsten  Nacht 
entwichen  achtzig  Ritter,   Balas  an  der  Spitze,   imd   Hessen  Pferde  und 


1)  Li  rois  fist  respondre,  que  il  iroit  volentiers  et  menroit  tant  come  il  porroit  de  ses  homes. 
Et  li  home  doa  roi,  qni  la  estoient,  respondirent,  que  il  estoient  prest  dualer.  Et  si  y  avoit  de 
ceanz,  qni  moolt  le  eussent  a  enrä  otroie,  se  il  le  osassent  refnser,  et  bien  le  mostrerent  pais, 
qaant  il  virent,  que  Inec  fu.    Est.  de  Her.  892. 

2)  Im  Chron.  Sicnl.  br.  bei  Hai  11.  Breh.  904  heisst  es  dagegen:  Verteilte  äutem  mense  madii 
ipsios  anni  ipse  dominus  Joannes  de  Berito  de  partibus  Cjpri  cum  militia  sua  ad  civitatem 
Acconensem  navigayit,  cni  adjnncti  sunt  omnes  Acconenses. 


153 

Rüstung  im  Stich.  Als  dieser  jphwere  Verlust  ruchbar  wurde,  waren 
Ibelins  Anhänger  nicht  wenig  bestürzt.  Er  aber  sagte;  „Desto  besser, 
ich  habe  sie  lieber  vor  als  hinter  mir. "  Jene  aber  waren  nach  Tripolis 
geeilt  und  erliessen  von  dort  eine  Erklärung:  nicht  ihr  minderjähriger 
König,  der  in  fremder  Gewalt  sei,  habe  das  erste  Anrecht  auf  ihre  Treue, 
sondern  der  Kaiser  ^).  Der  Marsc^iall  sandte  ihnen  eine  Galeere  und  liess 
sie  in  sein  Lager  vor  Beyrut  abholen. 

Ibelin  aber  marschirte  vorsichtig  an  der  Küste  hin,  seine  Schiffe 
immer  zur  Seite,  bis  er  vor  Beyrut  kam.  Dort  schlug  er  am  Gebirge 
sein  Lager  auf  und  hatte  den  Trost,  dass  man  auf  der  Burg  seinen  Sig- 
nalen durch  Freudenfeuer  antwortete.  Er  hütete  sich  wohl,  sich  in  der 
Ebene  zu  zeigen,  dort  wäre  er  vor  der  kaiserlichen  Reiterei  verloren  ge- 
wesen. Philipp  von  Navarra  aber  dichtete  einen  Kriegsgesang,  in  welchem 
jede  Strophe  mit  den  Worten  endigte:  »Nun  gebe  Gott  uns  seine  Kraft, 
dass  Beyrut  wir  beschirmen,  dass  wir  erobern  imser  Gut  und  unsere  Ehr* 
bewahren. " 

Aus  seinem  Lager  bei  Beyrut  erliess  Ibelin  einen  Aufruf  nach  dem 
andern  an  all  seine  Vettern  imd  Freunde,  an  die  Ritterschaft  insgemein,  und 
an  das  ganze  Volk,  dass  man  sich  allgemein  erhebe  in  Waffen,  oder  des 
Landes  Freiheit  sei  für  immer  verloren.  ZuAkkon  kam  die  Ritterschaft 
bei  seinem  Neffen,  Balian  von  Sidon,  zusammen  und  hielt  grossen  Rath. 
Die  Einen  wollten  Ibelin  helfen,  die  Anderen  sich  die  Sache  noch  über- 
legen -).  Zuletzt  jfanden  sich  nur  etwas  über  vierzig  Ritter,  die  mit  andert- 
halbhundert Reisigen  und  zweihundert  Mann  zu  Fuss  sich  aufmachten, 
ihm  zu  helfen.  Unterwegs  wurden  sie  von  Kaiserlichen  angegriffen,  die 
aus  Tyrus  einen  Ausfall  machten,  kamen  jedoch  glücklich  in  Ibelin's  Lager. 
Dieser  verlegte  es  nun  näher  an  die  Stadt,  durfte  aber  noch  gar  nicht 
daran  denken,  die  Kaiserlichen  anzugreifen. 


1)  il  disoient:  que  li  rois  estoit  menne  d*aage  et  en  antra  poeir,  et  qne  il  estoient  homes  de 
l'empereor  en  cbief  et  li  estoient  plns  tenus,  qne  an  roi.    Est.  de  Her.  398. 

2)  Si  antre  distrent,  qne  il  n*e8toieDt  mie  apen^ez.  Est.  de  Her.  893.  Wie  sehr  getheilt  die  Bitter- 
schaft war,  ergiebt  sich  ans  den  ärgerlichen  Worten  des  Marino  Sanndo :  Misitqne  .  .  .  Biccardum 
qnoqne,  fllinm  Angeri,  marescalcum  snnm,  legatnm  a  latere  et  jnstitiarinm  terrae,  qni  nihil 
alind  qnam  schisma  et  divisionem  inter  barones  posnit,  proeeqnntns  nialitias,  quas  inchoaverat 
Fridericns. 


154 

Nim  erschienen  auch  in  Beyrut  der  Patriarch,  der  Erzbischof  von 
Cäaarea,  die  Grossmeister  der  Templer  mid  Johanniter,  die  Konsuln  der 
Venetianer  Genuesen  imd  Pisaner,  und  mehrere  andere  vornehme  Herren, 
und  legten  sich  aufs  Vermitteln.  Sie  zogen  von  einem  Lager  zima  an- 
dern und  machten  Vorschläge  zum  Frieden.  Die  Vermitteler  aber  waren 
wohl  selbst  nicht  ganz  einstimmig,  während  Ibelin  um  so  hartnäckiger 
auf  seinem  Rechte  bestand  und  der  Marschall  sich  auf  des  Kaisers  Be- 
fehle berief.  So  zerschlug  sich  jede  Anstrengung,  die  zum  Frieden 
führen  sollte. 

Der  imermüdliche  Ibelin  sandte  sofort  seinen  ältesten  Sohn  Balian, 
Philipp  von  Navarra,  und  andere  Unterhändler  nach  Tripolis,  um  bei  dem 
Fürsten  Bohemund  von  Antiochien  um  Hülfe  zu  suchen.  Dringend  liess 
er  vorstellen,  wie  bei  des  Kaisers  Auftreten  kein  Fürst  und  Herr  im  hei- 
ligen Lande  mehr  selbständig  bleibe,  und  um  seiner  Werbung  mehr 
Gewicht  zu  geben,  schlug  er  vor,  der  jüngste  Prioz  des  Fürsten  solle  des 
cyprischen  Königs  Schwester  heirathen  und  reiche  Ländereien  auf  der 
Insel  erhalten.  Fürst  Bohemund  aber  fürchtete  des  Kaisers  Macht,  ja  es 
verlautete,  um  Friedrich's  Gnade  wieder  zu  erwecken,  wolle  er  Ibelins  Abge- 
sandte festnehmen  lassen.  Philipp  kam  unter  des  Sultans  von  Damaskus  Geleite 
glücklich  nach  Akkon  zurück,  Balian  musste  sich  lange  Zeit  in  der 
Nähe  von  Tripolis  verbergen. 

So  war  Ibelins  Unternehmen  gescheitert :  er  konnte  weder  das  Schloss 
zu  Beyrut  entsetzen,  noch  die  Stadt  wieder  erobern.  Des  Kaisers  Ansehen 
und  redlicher  Wille  hatten  zu  grosse  Macht  über  die  Gemüther  der  Ritter 
und  Herren.  Ibelin  gerieth  in  Noth,  die  Lebensmittel  fehlten,  den  Pfer- 
den musste  man  Zuckerrohr  zum  Futter  reichen.  Den  einzigen  Gewinn 
hatte  er  von  seinem  Kriegszug,  dass  es  seinem  jüngsten  Sohne  Johann, 
demselben,  welcher  den  Kaiser  nach  Italien  begleitet  hatte,  in  einer 
dimklen  Nacht  gelungen  war,  mit  Proviant  und  hundert  neuen  Rittern  sich 
bis  zum  Schlosse  durchzuschleichen.  Darauf  verliess  er  die  Umgegend  von 
Beyrut  und  führte  sein  Heer  und  den  König  nach  Sidon.  Er  hatte  einen 
anderen  Plan  gefasst.  Verhielt  die  Ritterschaft  sich  lau  oder  abweisend, 
so  wollte  er  jetzt  das  Volk  durch  eine  Handlung  offenbarer  Empörung 
in  die  Waffen  bringen. 

Er  stellte  Heer   und  König  unter  Befehl  und  Aufsicht  Anselms   de 


155 

Brie  und  begab  sicli  mit  dem  eifrigsten  Theil  seiner  Anhänger  nach 
Akkon.  Hier  war  der  Sammelpunkt  des  Hasses  imd  Widerwillens  gegen 
die  kaiserhche  Grewalt,  die  Brüderschaft  zum  h.  Andreas  übermächtig  ge- 
worden, allein  noch  immer  war  nichts  geschehen,  was  die  Feindseligkeit 
zum  Ausbruche  forderte.  Die  kaiserlichen  achtzehn  Galeeren  lagen  ruhig 
im  Hafen,  dort  zu  überwintern.  Als  nun  Ibelin  mit  den  Seinigen  ankam, 
vertheilten  sie  sich  durch  die  ganze  Stadt  und  sprachen  und  hetzten  wider 
des  Kaisers  und  seines  Marschalls  herrisches  Auftreten.  Dann  beriefen 
sie  die  ganze  Stadt,  Bürger  und  Ritter  und  das  gemeine  Volk^),  in  die 
grosse  Kirche.  Neuer  Dinge  begierig,  füllte  eine  wogende  Volksmenge 
das  Gebäude.  Da  schritt  Ibelin  vor  Aller  Augen  zu  dem  Pulte,  der  mitten 
im  Chore  stand,  und  leistete  feierlich  dort  den  Schwur  seines  Eintrittes 
In  die  grosse  Andreasgenossenschaffc.  Darauf  wandte  er  sich  zur  Ver- 
sammlung und  redete  prachtvoll  von  Recht  und  Freiheit  des  Landes,  die 
Jedermann  schirmen  müsse  aus  Gewissenspflicht,  und  von  den  fremden 
Kriegsvölkem,  die  in's  Land  gekommen  wie  tyrannische  Eroberer,  vor 
denen  kein  Recht  und  Eigenthum  mehr  sicher  sei.  Und  zu  Ende  der  feurigen 
Rede  rief  er  aus:  „Was  steht  Ihr  hier  müssig?  Liegen  nicht  draussen  im 
Hafen  ihre  Kriegsschiffe?  Wollt  Ihr  ihnen  die  Schiffe  lassen,  damit  sie 
überall  hin  den  Krieg  tragen  wider  uns?"  Da  erhob  sich  der  Ruf  „Nach 
den  Schiffen!  Nach  den  Schiffen!"  Und  das  Volk  stürzte  wie  rasend  aus 
der  Kirche  und  nach  dem  Hafen  und  warf  sich  in  die  nächsten  Fähr- 
boote und  andere  Schiffe  am  Ufer.  Eilends  bewegten  sich  zahllose  Fahr- 
zeuge nach  den  Galeeren  hin,  die  Menge  umringte  sie,  sprang  hinein  und 
hatte  sie  im  Nu  genommen.  Von  den  achtzehn  Galeeren  konnte  nur  eine 
einzige,  die  zur  Seite  lag,  sich  in  der  Eile  fertig  machen,  um  aus  dem 
Hafen  zu  entrinnen  und  die  Botschaft  nach  Tyrus  zu  bringen. 

Jetzt  mussten  wohl  Ritter  und  Bürgerschaft  zu  Akkon  sich  auf  das 
Engste  zusammenschliessen ,  denn  sie  hatten  ihre  Empörung  zu  verthei- 
digen.  Sie  thaten  es,  bestürzt  die  Einen,  siegesfroh  die  Andern.  Was 
früher  nur  in  Nothzeiten  und  vorübergehend  vorkam,  das  wurde  jetzt 
formlich   geordnet.     AU   die  kleinen  Gemeinden   und  Körperschaften,   in 


1)  Si  fist  assembler  les  gens,  Chevaliers  et  borgeis  et  le  pueple,  et  devant  toz  jura  la  frarie  de 
Saint  Andr^  ou  letrin  de  Tiglise.    Est.  de  Her.  395. 


156 

welche  die  Bevölkerung  von  Akkon  zerfiel,  wurden  zu  einer  einzigen 
freien  Gemeinde  vereinigt  und  wählten  ihren  Stadtrath  und  ihre  gemein- 
schaftlichen Bürgermeister  und  Befehlshaber.  Eine  Bürgerglocke  wurde 
bestimmt,  bei  ihrem  Geläute  sollte  sofort  alles  zur  Versammlung  eilen. 
Es  war  dies  die  erste  Stadtrepublik  dieser  Art  im  Morgenland. 

Ibelin  liess  sein  Heer  aus  Sidon  herüberkommen.  Akkon  verwandelte 
sich  in  ein  Heerlager  aller  Feinde  des  Kaisers^). 

TU.    Cypern  gewonnen  und  verloren. 

Marschall  Felingher  war  nicht  wenig  betroffen.  Auf  die  erste  Kunde 
war  er%  nach  Tyrus  geeilt,  und  da  er  hörte,  wie  gefahrlich  der  Aufruhr  um 
sich  gegriffen,  gab  er  seinem  Bruder  Lothar,  der  ihn  in  Beyrut  vertrat, 
den  Befehl,  eilends  das  Lager  abzubrechen,  die  Kriegsmaschinen  zu  ver- 
brennen, und  unverzüglich  mit  dem  ganzen  Heer  nach  Tyrus  zu  kommen. 
Ibelin  war  bereits  auf  dem  Marsche  dorthin.  Er  hatte  ein  starkes  Heer 
zusammengebracht,  imd  von  den  Genuesen  reichlich  Waffen  Proviant  und 
Schiffe  bekommen. 

Es  war  ein  grosses  Unglück  für  die  Kaiserlichen  und  fiel  entschei- 
dend in  die  Wagschale,  dass  Friedrich  zu  dieser  Zeit  mit  den  Genuesen 
in  offene  Feindschaft  gerieth.  Vielleicht  hatten  sie  es  darauf  angelegt, 
um  bei  dieser  Gelegenheit,  wonach  sie  längst  schon  strebten  ^),  den  Handel 
des  vielreichen  Cypern  sich  überliefern  zu  lassen.  Waren  sie  doch  längst 
schon  Handelsfreunde  der  Ibelins  zu  Beyrut  ^).  Sie  hatten  im  selben  Jahr 
1232  einen  erklärten  Feind  des  Kaisers  zu  ihrem  Bürgermeister  gewählt, 
Friedrich  aber  das  so  übel  genommen,  dass  er  gebot,  die  Genuesen  und 
deren  Habe  überall  festzunehmen.  Auch  der  Marschall  hatte  Befehl  er- 
halten, die  Genuesen  auszutreiben.  Sie  aber  sandten  nach  und  nach 
Kriegsschiffe  nach  den  syrischen  Gewässern,  bis  sie  dort  eine  sehr  statt- 
liche Flotte  auf  der  See  hatten.     Schon  war  ein  Theil  ihres  Kriegsvolkes 


1)  Joannes  de  Barnch  ciyitatem  Aconitanam  redpit  in  odinm  imperatoris :  Eioh.  de  S.  Germano 
bei  Mnratori:  Ber.  ital.  Scriptores,  Mediol.   1725,  VII  1029. 

2)  Vgl.  den  Privileg-Entwurf  Tom  Joli  1218  bei  De  Mas  Lattrie  II  89. 

8)  Priyileg  Ibelins   f&r  den  Handel  der  Genuesen  zu  Beyrut   vom  November  1221   bei  De  Mas 
Lattrie  II  48-44. 


157 

vielleicht  bei  einem  UeberfaU,  mit  dem  Marschall  feindlich  zusammen  ge* 
stoBsen,  wobei  Dieser  fast  alle  Leute,  die  er  bei  sich  hatte,  verlor  und 
eilig  nach  Tyrus  fluchten  musste.  Die  kaiserliche  Flagge  durfte  sich 
auf  offenem  Meere  nicht  mehr  zeigen^). 

Als  Ibelin  etwa  vier  Stunden  von  Akkon  bis  nach  Casal  Imbert,  d.  i 
Imbertshofen,  marschirt  war,  kam  ihm  ein  Bote  nach :  der  Patriarch  von  An- 
tiochien  sei  in  Akkon  und  verlange  als  Legat  des  Pabstes  imd  in  dessen 
Auftrag  Ibelins  Gegenwart  Als  ein  Mann,  der  beständig  seinen  Eifer 
für  die  Kirche  ^an  den  Tag  legte,  konnte  Ibelin  sich  dem  Rufe  nicht 
entziehen.  Musste  er  doch  auch  fürchten,  dass  der  apostolische  Legat  die 
Schilderhebung  als  Rebellion  gegen  den  Kaiser  bezüchtigte.  Er  liess  also 
bei  Casal  Imbert  das  Heer  ein  Lager  aufschlagen  und  stellte  es  wieder 
unter  den  Befehl  Anselms  von  Brie. 

Während  nun  Ibelin  zu  Akkon  den  Eindruck,  welchen  das  Erscheinen 
des  Patriarchen  von  Antiochien  machte,  zu  beschwichtigen  suchte,  rüstete 
sich  der  Marschall  zu  einem  Hauptschlag.  Kundschafter  kamen  zu  An- 
selm  und  warnten  ihn.  „Ja  wahrlich",  erwiderte  er,  „Die  sollen  wohl 
jetzt  auf  schlechten  Wegen  sechs  Meilen  weit  kommen,  die  nicht  Lust 
hatten,  bei  Beyrut  mit  uns  zu  kämpfen,  als  wir  sechs  Bogenschuss  von 
einander  standen."  Statt  auf  dem  Wege  nach  Tyrus  hin  legte  er  eine 
Vorhut  in  der  entgegengesetzten  Richtung  nach  Akkon  zu.  Diesen  Vor- 
trab befehligte  der  Sohn   von  Ibelins   verstorbenem  Bruder  Philipp,  und 


1)  Ipso  qnidem  anno  (1282),  qnnm  dorn.  Imperator  intelligeret,  qaod  dorn.  Paganas  de  Petrasancta 
contra  snam  prohibitionem  receptns  esset  ad  regimen  civitatis  Januae,  misit  literas  snas  in  reg- 
nam,  qnod  Jannenses  nbiqae  caperentnr  in  personis  et  rebus,  et  de  factum  est.  .  .  Qnum  autem 
propter  ea,  quae  acciderant  in  regno,  missae  fuissent  ad  partes  Tunezae  galeae  V  pro  custodia 
et  salvatione  lignonim  (ligeomm)  et  hominum  Januensium,  et  insonuisset  in  ipsis  partibus,  quod 
imperator  miserat  suo  mareschaloo,  quod  omnes  Jannenses,  qui  erant  in  partibus  Tunezi,  ezpel- 
lerentur,  ipsas  galeas  II  et  naves  II  bene  guamitas  ad  partes  Ultramarinas  roiserunt  in  subsi- 
dium  et  ad  defensionem  nostrorum.  Et  postqnam  ipse  clamor  insonnit  Januae,  de  voluntate 
consilii  armatae  fnerunt  galeae  X  et  nayes  II  in  Janua,  quae  missae  fnerunt  ad  partes  ultra- 
marinas,  et  earum  capitanei  sive  Admirati  fnerunt  Antonius  Bolletus  et  BoniÜEtcius  Pansanus. 
Et  moverunt  dictae  galeae  XfUt  ad  partes  Ultramarinas  accederent.  Mariscbalcus  imperatoris  et 
sui  milites  fuerunt  discnnfiti  in  campo  et  fere  omnes  mortui  atque  captL  Qui  Ifariscbalcus 
cum  paucis  bominibus  fugiendo  se  reduzit  ad  Tyrum.  Postqnam  vero  nostrae  naves  et  galeae 
applicuemnt  apud  Aconem,  babuerunt  totnm  mare  io  sua  lirtute^  et  stolium  imperatoris  non 
andebat  stare  in  mari.  Ann.  Januens.  466—467.  Oder  ist  die  Schlacht  bd  Agridi  gemeint? 

Abb.  d.  IIL  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  IL  Abth.  2 1 


158 

da  Dieser,  als  er  Graf  von  Jaffa  und  Askalon  geworden,  ebenfalls  als 
Schriftsteller  in  Rechtssachen  grossen  Ruf  erwarb  und  wie  sein  Oheim 
Johann  von  Ibelin  hiess,  so  nannte  man  später  ihn  Johann  den  Jungen 
und  den  Oheim  Johann  den  Alten*).  Mit  P,hilipp  von  Nayarra  sollten 
also  die  drei  grössten  Juristen  des  Assisenrechts  an  dem  Tage  vonCasal- 
Imbert^)  betheiligt  sein. 

Der  Marschall  aber  verliess  am  Abend  des  2.  Mai,  als  es  dunkel 
wurde,  Tyrus  und  marschirte  mit  seinen  besten  Leuten  längs  des  Strandes, 
während  eine  Flotte  von  22  Fahrzeugen  den  Rest  des  Heeres  ihm  hart  an 
an  der  Küste  nachführte.  Die  ganze  Nacht  wurde  eilends  marschirt  und 
gerudert,  und  noch  vor  Morgengrauen  kam  man  in  die  Nähe  des  feind- 
lichen Lagers.  In  tiefer  Stille  wurde  Alles  ausgeschifft,  jeder  Haufen  in 
Ordnung  gestellt,  lautlos  auf  das  Lager  zu  marschirt.  Plötzhch  fielen 
'  sie  darüber  her,  schlugen  Alles  nieder,  drangen  in  die  Zelte  und 
tödteten  die  Cyprier  auf  ihrem  Lager.  Diese  kämpften  hier  und  dort, 
die  Einen  in  Waffen,  die  Andern  ohne  Rüstung,  Anselm,  Ibelins  drei 
Söhne,  der  junge  Johann  von  Ibelin  wehrten  sich  wie  Verzweifelte,  mit 
Wunden  bedeckt  thaten  sie  noch  ihr  Aeusserstes.  Die  Verwirrung  aber 
war  zu  gross,  die  Feinde  stürmten  "von  allen  Seiten  daher,  und  als  es 
hell  wurde  und  noch  die  Nachhut  von  des  Marschalls  Schiffen  anrückte, 
da  gaben  die  Cyprier  Heil  und  Sieg  verloren,  Hessen  Alles  im  Stich  und 
stoben  auseinander.  Mit  genauer  Noth  wurde  der  König  gerettet,  der  ge- 
rade  an  diesem  Tage  nach  Assisenrecht  die  Volljährigkeit  erreichen  sollte. 
Sein  braver  Hofmeister,  Johann  Babin,  setzte  ihn  auf's  Pferd  und  schickte 
ihn  fort  mit  einem  treuen  Diener,  während  er  selbst  sich  den  anstürmen- 
den Feinden  zur  Wehr  setzte  und  schwer  verwundet  in  ihre  Gefangen- 
schaft gerieth.  Der  Sieg  der  Kaiserlichen  war  vollständig,  Ibelins  Heer 
ganz  zerschlagen,  all  seine  Habe   des  lachenden  Feindes  Beute. 

Auf  die  erste  Kunde,  der  Marschall  sei  aus  Tyrus  ausgerückt,  hatten 
Ibelin,  die  Herren  von  Sidon,  Cäsarea,  Montbeliard,  Kaipha  imd  andere 
vornehme  Ritter  sich  aufs  Pferd  geworfen  und  sprengten  nach  Casal-Im- 
bert.     Da  kam  ihnen  schon  der  Schwall  und  das  Entsetzen  der  Flüchtigen 


1)  Bengnot  Assis.  I  p.  XLIX. 

2)  lieber  die  Lage  von  Casal  Imbert  Wilken  VI  538  Note  51/ 


159 

entgegen,  und  einer  seiner  Hausdiener  rief  Ibelin  zu:  ,,Herr,  Eure  Söhne 
sind  gefallen.^  Er  aber  spornte  sein  Pferd  vorwärts  und  that  als  wenn 
er  es  nicht  hörte.  Da  rief  Jener  noch  eiomal:  „0  Herr,  die  schönen 
Jungen  sind  alle  todt!**  „Schweig  Schurke!**  war  des  Vaters  Antwort, 
9  Jeder  Ritter  muss  sterben,  wenn  Leben  oder  Ehre  in  Gefahr.  **  Als  er 
nun  auf  das  Schlachtfeld  kam,  waren  die  Sieger  mit  ihrer  grossen  Beute 
schon  abgezogen,  und  man  kdnnte  nur  noch  ein  Häuflein  au&ehmen, 
das  sich  während  der  Schlacht  in  einen  kleinen  Thurm  geflüchtet  hatte. 
In  Januner  und  Betrübniss  fällten  die  üeberlebenden  die  Herbergen«  in 
Akkon  mit  ihren  Klagen,  dass  sie  Hengste  und  Rüstungen,  Zelte  und 
Habe  verloren  und  nichts  mehr  ihr  eigen  nennten,  als  die  Kleider  auf 
dem  Leibe  oder  das  Pferd,  auf  welchem  sie  geflüchtet. 

Hätte  Felingher  mit  seiner  Landmacht  jetzt  Akkon  angegriffen,  so 
wäre  die  Stadt  sein  gewesen,  denn  die  kaiserliche  Partei  in  ihren  Mauern 
lebte  ja  noch.  Er  aber  wusste  wohl,  dass  Cypem  wichtiger  sei  als  das 
Festland,  und  beeilte  sich,  Balas  und  Genossen  mit  einem  Theil  des  Heeres 
hinüber  zu  senden.  Diese  trieben  die  Besatzungen  aus  Famagusta  Ni- 
kosia und  Keryneia  und  anderen  festen  Orten  heraus,  und  schlugen  die 
Feinde  aus  dem  Felde,  wo  sie  sich  zeigten.  Maria  und  Isabella,  des  Königs 
Schwestern,  und  ihre  Hofdamen  konnten  sich  noch  glücklich  nach  St  Hi- 
larion  flüchten.  Die  Frau  Balian  von  Ibelin  war  gerade  bei  den  Fran-- 
ziskanem  in  Nikosia,  als  die  Kaiserlichen  in  die  Stadt  eindrangen.  Rasch 
entschlossen  warf  sie  ein  Mönchsgewand  über  und  schlich '  sich  durch,  bis 
sie  nach  Buffavento  kam.  Nur  ihrem  Feuer  war  es  zu  danken,  dass  sich 
der  Muth  der  Besatzung  wieder  hob,  denn  der  Kommandant  war  alt  und 
schwach,  und  sie  beeilte  sich,  Mannschaften  aus  dem  Landvolk  auszuheben 
und  Proviant  in  die  Festung  zu  schaffen. 

Die  rasche  Kunde  aber  von  diesen  Siegen  ging  weit  und  breit  und 
erfreuete  die  Herzen  Derer,  die  zu  dem  Kaiser  hielten.  Er  selbst  schrieb 
das  den  Genuesen  ^)  und   schickte  ihnen  zwei   Botschafter,  um  so  rasch 


1)  Qiuüiter  fortimato  ezercitn  nostro  sncoessit  in  partibns  nltramftniuB,  quod  felicem  victoriam 
proetratis  hostibas  faerint  asseqnati,  longe  lateqae  jam  celebris  fama  valgavit,  et  plene  gandere 
▼aleant,  qni  nostris  saccessibiis  collaetantuo  —  schrieb  der  Kaiser  ansAmalfi  den  18.  Juli,  als 

.    er  die  Niederlage  Felingbers  vom  15.  Juni  noch  nicht  kannte.    Ann.  Jannenses  467. 

21» 


160 

als  möglich  wieder  mit  ihnen  in  gutes  Geleise  zu  kommen  ^).  Die  Ibelins 
aber  sassen  in  Syrien  tief  in  Sorgen  und  Bestürzung.  Ihre  Heereskraft 
war  bei  Casal  Imbert  vernicht^et,  Cypern  verloren,  kein  Geld  in  der  Easse« 
Die  Ritter  ihrer  Partei  liessen  die  Köpfe  hängen  und  beklagten  sich, 
dass  sie  bloss  um  der  Ibelins  wiUen  Kaisers  Feind  geworden,  und  man 
wisse  jetzt,  was  das  zu  bedeuten  habe.  Einige  gingen  den  König  an, 
dass  er  ihnen  wieder  Frieden  und  Sicherheit  schaffe,  er  wolle  ja  jetzt 
grossjährig  sein.  Andere  suchten  bereits  mit  dem  Marschall  Felingher  wieder 
anzuknüpfen;  denn  es  war  ihnen  plötzlich  die  Einsicht  gekommen,  auch 
das  vielberufene  Assisenrecht  lasse  sich  drehen  und  wenden  nach  Gefallen, 
wenn  man  nur  geschickt  genügt). 

Da,  als  Alles  verloren  schien,  raffte  sieh  Ibelin  auf.  Jetzt  erst  zeigte 
ßich  sein  findiger,  betriebsamer,  rastloser  Geist  in  vollem  Glänze.  Er  griff 
zu  jedem  Mittel,  wenn  es  nur  augenblicklich  half,  gleichgiltig,  welcher 
Nachtheil  für  die  Zukunft  darin  liege.  Er  stachelte  die  syrische  Ritter- 
schaft mit  den  Worten,  sie  seien  ja  für  immer  der  Deutschen  Sklaven, 
weim  Cypern  nicht  wieder  frei  würde.  Er  versaminelte  alle  Abenteurer 
und  versprach  ihnen  hohen  Sold^).  An  ihre  Anführer  verschleuderte  er 
reiche  Lehen  auf  Cypern,  um  sie  unter  sein  Banner  zu  ziehen.  Auch 
Pulanen,  wie  man  damals  die  Levantiner  nannte,  wurden  Lehen  ange- 
•  wiesen  unter  der  Verpflichtung,  zur  See  Dienste  zu  leisten.  Ibelins  Söhne 
imd  Vettern  verkauften  Güter,  um  Geld  zu  schaffen,  welches  vertheilt 
wurde,  um  Waffen  imd  Pferde  zu  kaufen.  Die  Tempelherren  machten 
bei  diesen  Gutsverkäufen  ein  glänzendes  Geschäft.  Ibelin  griff  sogar  zu 
dem  Nothmittel  einer  Art  von  Papiergeld.  Eine  Menge  kleiner  Perga- 
mentzettel wurden  mit  des  Königs  Siegel  besiegelt,  und  darauf  stand  eine 
Geldsumme  benannt  und  dabei  des  Königs  Verpflichtung,  sie  zu  bezahlen. 


1)  No8  autem,  qui  ad  nostri  fideles  iniperii,  etsi  quando  eorum  prorocet  offensa,  non  obliviscimur 
misereri,  mittimns  .  .  .  .,  qtiatenus  ea,  qaae  Yobis  ex  parte  nostra  proponent,  indabitanter  et 
firmiter  credere  debeatis. 

2)  Et  de  ce  farent  ci  esbabi  et  si  esmaje,  qui  poi  se  failli,  qae  grant  partie  d*eaaz  ne  se  torna 
de  Tantre  part  et  ne  se  for  traistrent  le  roi  arec  eauz,  qni  estoit  enfant  et  legier  a  eogjgner. 
Est.  de  Her.  898. 

3)  Die  Soldrückstfinde  macbten  später  dem  Lehubof  in  Oypera  zu  schaffen.  De  Mas  Lattrie  I 
808-804.    Bengnot  Assis.  I  515.  888. 


k 


161 

sobald  er  sein  Königreich  Cypem  wieder  in  Hftnden  habe.  Da  aber  das 
alles  nicht  hinreichte,  so  wendete  sich  Ibelin  an  die  Genuesen.  Diese 
Geld-  Schififs-   und  Waffenreichen  koimten  allein  ergiebige  Hilfe  schaffen. 

Zu  spät  hatte  der  Kaiser  mit  den  Genuesen  Frieden  geschlossen,  in- 
dem er  alle  ihre  Bürger  und  Leute  und  Sachen,  die  festgenommen  waren, 
freigab  und  ihnen  in  den  schönsten  Worten  versprach,  sich  besonders 
günstig  gegen  sie  zu  bezeugen*).  Ihnen  lag  vor  allem  daran,  sich  in 
Cypem  erst  aller  Orten  festzusetzen  und  seines  gesammten  Produktenhan- 
dels sich  zu  bemeistem.  Sie  verlangten  von  Ibelin:  dass  sie  auf  ganz 
Cypem  freien  Handel  hätten,  wie  und  wo  sie  wollten;  dass  sie  überall 
frei  seien  von  allen  Zöllen  und  Steuern  und  Abgaben  jeder  Art,  eine  ge- 
ringe und  genau  bestimmte  Gebühr  für  Wägen  und  Messen  von  Wein 
Getreide  und  Früchte  ausgenommen ;  dass  sie  nur  vor  ihren  eigenen  Konsuln 
und  Vizekonsuln  zu  Recht  zu  stehen  brauchten  in  allen  Dingen,  es.  sei 
denn  um  Todtschlag  Hochverrath  und  Raub;  dass  der  König  ihnen  in 
den  vier  Hauptstädten  Nikosia  Famagusta  Limasol  und  Paphos  für  ihre 
Konsuln  und  Vizekonsuln  einige  Häuser  und  Plätze  und  noch  dazu  ein 
ganzes  Dorf  bei  Limasol  als  ihr  Eigen  schenke;  dass  sie  überall  ihre 
eigene  Bäckerei  errichten  könnten;  dass  sie  zu  Wasser  imd  zu  Lande  für 
Person  und  Habe,  auch  wenn  sie  Schiflfcruch  litten,  den  vollen  Schutz  der 
Gesetze  und  Behörden  genössen;  dass  Keiner  von  ihnen  ob  des  An- 
dern Verbrechen  oder  Schulden  angetastet  werden  könne ;  dass  sie  endlich 
niemals  zu  irgend  einem  Dienst  oder  Entgelt  für  alle  diese  Schenkungen 
und  Privilegien  herangezogen  werden  köimten.  Alle  diese  Forderungen, 
welche  auf  den  Besitz  des  Alleinhandels  in  Cypern  abzielten,  wurden  zu- 
gestanden und  verbürgt,  und  nun  gaben  sie  Geld  und  Waffen  imd  Schiffe 
her.  Noch  war  der  Mai  nicht  zu  Ende,  als  Ibelin's  Feuereifer  es  so  weit 
gebracht  hatte,  dass  er   daran   denken  konnte,    mit  König  Heinrich  und 


1 )  üt  8i  quis  praedticessoram  nostroram  propter  vestra  serritia  Yobis  recolitnr  fayorabilis  ezstitifise, 
DOS  mereamnr  nedum  favorabiles,  sed  liberales  nostris  senritÜB  praesentire,  illud  prae  oculis 
potissiraam  habitori,  qaod  major  et  fiaTorabilior  nostra  sequitnr  benignitas,  qoam  aliquorum 
potuit  temeritas  praecessisse.  Ann.  Jan.  468.  Dieser  Brief  ist,  wie  auch  Winkelmaun  496  an- 
nimmt, wobl  erst  im  September  1282  gescbrieben,  als  der  Kaiser  sein  Vorhaben ,  ein  neues 
Heer  nach  Ojpem  sn  schicken,  aufgegeben  hatte  und  mit  Eifer  sich  auf  friedliche  Verhand- 
langen verlegte. 


162 

einer  wohlbemannten  Flotte  nach  Qypem  hinüber  za  fahren,  und  es  zum 
zweitenmale  zu  erobern. 

Der  Marschall  kam  ihm  zuvor.  Sobald  er  von  den  ernsten  Rüstungen 
der  Genuesen  zu  Akkon  hörte,  ging  auch  er  mit  dem  grössten  Theile  seines 
Heeres  nach  Cypem,  schickte  dort  angekommen  seine  Schaaren  nach  allen 
Seiten,  und  bald  gehorchte  das  ganze  Land  wieder  dem  Kaiser,  bloss  die 
beiden  Bergfesten  St.  Hilarion  und  Buffavento  ausgenommen  ^).  Einem  Theil 
seiner  Flotte  wies  er  den  Ankerplatz  an  vor  dem  altberühmten  Paphos. 

Schon  am  Pfingstag,  den  30.  Mai,  verliess  Ibehns  Kriegsmacht  den 
Hafen  von  Akkon  und  fuhr  der  Küste  lang  bis  nach  Sidon,  wo  zur  üeber- 
fahrt  gerüstet  wurde.  Der  Konsul  der  Genuesdii,  Wilhelm  von  Orto,  be- 
gleitete Ibelin.  Seinen  Söhnen  Balian  und  Johann  hatte  er  Pedalion  Acra, 
das  Vorgebirge  zwischen  Lamaca  und  Famagusta,  als  den  Punkt  be- 
zeichnet, wo  sie  mit  ihm  zusanunentreffen  sollten.  Balian  kam  dorthin 
mit  noch  andern  genuesischen  Schiffen,  und  Johann  schaffte  den  besten 
Theil  der  Besatzung  aus  dem  Schlosse  zu  Beirut  ebenfalls  glücklich  hin- 
über nach  Cypem.  Als  sie  bei  dem  Vorgebirge  beisammen  waren,  brachte 
ein  Kundschafter  Nachricht,  der  Marschall  habe  seine  Hauptmacht  in 
Famagusta  versammelt.  Einer  fragte  den  Kundschafter,  wie  stark  die 
Kaiserlichen  seien.  Ibelin  kam  der  Antwort  zuvor  mit  den  Worten :  „  Ge- 
nug,  wir  wissen,  wo  sie  sind:  siegen  müssen  wir!" 

Nun  richteten  Alle  die  Segel  nach  Famagusta,  imd  da  sie  Furten  und 
Untiefen  an  der  cyprischen  Küste  besser  kannten,  als  die  Kaiserlichen, 
so  gewannen  sie  nach  einem  Scharmützel  mit  den  Vorposten  ein  Insel- 
chen in  der  Nähe  von  Famagusta.  Von  dort  konnten  sie  auf  Barken 
selbst  bei  niedrigem  Wasserstande  zum  Ufer.  Felingher  befbitete  sich, 
sie  kräftig  zu  empfangen.  Sein  Unglück  war  aber,  dass  seine  deutschen 
und  italienischen  Landsknechte  durch  ihren  wilden  Uebermuth  die  Bevöl- 
kerung wider  sich  aufgebracht  hatten.  Allerorten  musste  er  auf  Verrath 
gefasst  sein,  insbesondere  die  Genuesen   fürchten,  die   ihre  Verbindungen 


1)  Si  tost  come  li  mareschans  Bicbars  Filaoger  sot,  quo  li  rois  et  li  Chyprois,  qai  estoiont  a  Acre, 
8*apre8toient,  d*aler  en  Chypre,  il  se  parti  de  Sur  et  enmena  sa  gent,  mais  qae  nn  po  qne  il 
laissa  por  garder  Sar,  et  s*en  passa  en  Cbjpre.  Qaant  il  fn  la  venus,  si  envoia  ses  gens  par 
la  terre,  si  qae  il  ot  tonte  la  terre  en  son  cornandement  fors  le  chastel  de  Den  d* Amors  et 
celni  de  Bnfevent.  Est.  de  Heracl.  399. 


163 

hatten.  In  Nacht  und  Stille  fuhren  nun  ein  paar  Boote  von  IbeUn's  Flotte  in 
den  Hafen  hinein,  kamen  unbemerkt  an's  Land,  und  die  Bemannung  zog  mit 
Lärm  imd  Geschrei  in  die  Gassen  der  Stadt.  Mehrere  Bürger  sprangen 
auf,  riefen  ebenfalls  dem  Könige  Lebehoch,  und  stürzten  sich  auf  die 
Wachen.  Da  glaubte  der  Marschall  nicht  anders,  als  die  Heeresmacht 
des  Feindes  sei  bereits  in  Famagusta,  die  ganze  Stadt  im  Aufstande.  Er 
warf  Feuer  in  seine  Schiffe,  dass  sie  verbrannten,  und  zog  sich  nach  Ni- 
kosia zurück. 

Ibelin  landete  und  blieb  über  eine  Woche  ^)  in  Famagusta  stehen, 
um  Verstärkungen  von  allen  Seiten  herbei  zu  ziehen.  Auch  war  sein 
erstes  Geschäft,  den  Genuesen  ihr  grosses  Pergament  voll  Freiheiten  und 
Schenkungen  auszustellen.  Geringes  Nachdenken  gehörte  dazu,  um  sich 
dessen  klar  zu  werden,  wie  höchst  gefahrlich  es  war,  diesen  Schlauen, 
Raubsüchtigen,  nichts  als  ihren  Vortheil  Achtenden  die  Insel  zu  überliefern 
und  mit  Handel,  mit  Produkten  und  Geldverkehr  von  den  Interessen  einer 
italienischen  Stadtrepublik  abhängig  zu  machen.  Noch  nicht  anderthalb- 
hundert Jahre  später  brachten  die  Genuesen,  die  sich  jetzt  in  Cypem 
festsetzten,  das  edle  Königreich  zu  Falle  ^). 

Marschall  Richard  hatte  sich  zurückgezogen  bis  aufs  Gebirge.  Die 
Königin  Alice  und  ihre  Hofdamen  waren  nach  Keryneia  geleitet  Vor 
der  Schlucht,  die  nach  dieser  Stadt  durch  die  Bergkette  führt,  hatte  das 
kaiserliche  Heer  Stellung  genommen,  um  seinen  Angriff  auf  St  Hilarion 
zu  decken.  Denn  auch  Kantara  hatte  Philipp  von  Navarra  durch  rasche 
Verhandlung  gewonnen.  Um  so  eifriger  liess  Felingher  St  Hilarion  be- 
rennen,  jede  Stunde  erwartete  er  die  Uebergabe  der  wichtigen  Bergfeste ; 
sie  hatte  nur  noch  für  zwei  Tage  Brod.  Die  ganze  Ebene  der  Mesoria 
aljpr  hatte  der  Marschall,  so  weit  nur  seine  Schaaren  streiften,  verheeren 
lassen.  Die  Kornfelder  wurden  angezündet,  die  Mühlen  zerstört,  alle 
Lebensmittel  fortgeführt. 


1)  Das  Privileg  der  Genuesen  trägt  das  Datnm  Famagusta  den  10.  Jtini  1282  nnd  ist  ausgestellt 
vom  Könige  in  plena  curia  nostra,  volontate  et  consilio  nostromm  hominam  ligioram,  ob  merita 
moltiplicam  beneficiorom,  und  von  14  Baroner,  wobl  dem  ganzen  damaligen  Lehnshof ,  unter- 
schrieben. 

2)  Nul  ne  pouvait  pr^voir  alors,  que  ces  faveurs  seraient  precisement  Toccasion  de  la  perte  de  Fama- 
gonste  et  de  la  ruine  des  rois  de  Chypre  —  entschuldigt  De  Mas  Lattrie  I  285. 


164 

Dag^en  Hess  er  in  Nikosia  Lebensmittel  in  Massen  aufhäufen.  Wahr- 
scheinlich dachte  er,  des  Feindes  ganzer  Tross  solle  sich  hier  sammeln 
und  aufhalten,  bis  er,  unterstützt  durch  des  Kaisers  zahlreiche  Anhänger 
in  Stadt  und  Umgegend,  darüber  herfalle  und  die  Ibelins  vernichte  mit 
einem  einzigen  Schlage  wie  bei  Casal  Imbert. 

Das  cyprische  Heer  nämlich,  das  in  kleinen  Tagreisen  auf  Nikosia 
marschirte,  war  unterdessen  nicht  wenig  angeschwollen.  Schaarenweise 
strömte  das  erbitterte  Landvolk  zu ,  und  die  Vornehmeren ,  die  in's  Ge- 
birge geflüchtet,  kamen  wieder  zum  Vorschein.  Aber  fast  alle  marschirten 
zu  Fuss.  Die  Kaiserlichen  hatten  gegen  2000  Pferde,  die  Cyprier  nicht 
den  achten  Theil  davon.  Ibelin's  Ritterschaft  war  so  arm  geworden,  dass 
die  meisten  Herren  nur  ein  einziges  Pferd  hatten,  und  ihre  ganze  Rüstung 
an  seinen  Sattelknopf  binden  konnten. 

Als  nun  Ibelin  in  Nikosia  ankam  und  die  aufgehäuften  Lebensmittel 
sah,  errieth  er  sofort,  dass  ein  schlimmer  Anschlag  ihnen  Gefahr  drohe. 
Noch  am  Abend  seiner  Ankunft  verliess  er  die  Stadt  und  bezog  ein  Lager 
eine  halbe  Stunde  von  da  bei  den  Gärten  von  Trakonsu  Schon  andern 
Morgens,  es  war  der  15.  Juni,  brach  er  auf  und  näherte  sich  der  Stelle 
im  Gebirge,  wo  die  Kaiserlichen  standen. 

Aus  seinen  Völkern  bildete  er  vier  Schlachthaufen,  die  geringe  Breite 
und  desto  mehr  Länge  hatten  und  echelles,  Leitern,  genannt  wurden. 
Jede  Schaar  hatte  Befehl,  unnöthiges  Gefecht  zu  vermeiden  und  einzig 
danach  zu  trachten,  wie  sie  in's  Gebirge  aufwärts  dringe  und  hier  oder 
dort  an  St.  Hilarion  herankomme,  um  Lebensmittel  und  Mannschaft  in 
die  Feste  zu  werfen.  Um  jeden  Preis  musste  er  sie  zu  retten  suchen: 
der  Verlust  von  St.  Hilarion  hätte  sein  Herr  in  Muthlosigkeit,  sein  Unter- 
nehmen in's  Unglück  gestürzt.  Je  rascher  aber  seine  Leute  in  die  Höhe 
und  auf  die  Gebirgssteige  kamen ,  um  so  weniger  hatten  sie  von  der 
Hauptstärke  des  Feindes,  von  der  Reiterei  zu  fürchten.  Ueber  seine  erste 
Echelle  gab  er  den  Befehl  seinem  Sohne  Hugo  und  Anselm  de  Brie,  über 
die  zweite  seinem  Sohne  Balduin,  die  dritte  führte  sein  Neffe  Johann  von 
Cäsarea,  und  den  vierten  Schlachthaufen  behielt  er  sich  selbst  bevor,  in- 
dem er  den  jungen  König  nicht  von  der  Seite  Hess. 

Ibelin  war  es  gewohnt,  aller  Orten  seine  streng  kirchliche  Gesinnung 
an  den  Tag  zu  legen.     Er  gelobte,  wenn  er  an  diesem  Tage  Leben  und 


165 

Sieg  davon  trage,  so  wolle  er  Mönch  werden ,  bevor  er .  sterbe.  Seinem 
ältesten  Sohne  Balian,  der  sonst  die  Ehre  des  ersten  Angriffes  hatte,  be- 
fahl er,  bei  ihm  im  Hintertreffen  zu  bleiben ;  denn  Balian  hatte  eine  nahe 
Anverwandte,  eben  jene  muthige  Dame,  die  Buffavento  rettete,  zu  allge- 
meinem Aergemiss  ^)  geheirathet  und  war  desshalb  im  Kirchenbann.  So- 
bald sich  der  junge  Ritter  aber  unbeobachtet  sah,  entwich  er  seinem 
Vater  und  eilte  mit  Philipp  von  Navarra  und  vier  andern  kühnen  Männern 
voran,  imd  als  sie  an  den  ersten  Haufen  kamen,  in  welchem  Ansehn  de 
Brie  befehligte,  wollte  Dieser  auch  mit.  Sie  ritten  allen  weit  voraus,  bis 
sie  auf  Umwegen  höher  hinauf  an  eine  Stelle  kamen,  wo  Felsen  unter- 
mischt mit  dichtem  Myrthengebüsch  ihnen  Schutz  gewährten.  Da  legten  sie 
sich  in  Hinterhalt  und  warteten  auf  die  Kaiserlichen,  die  hier  sich  durch- 
winden mussten. 

Diese  standen  weiter  oben,  wo  sie  hinter  sich  die  Schlucht,  welche 
nach  Keryneia  führt,  und  das  schroff  ansteigende  Gebirge  hatten,  auf  dessen 
Höhe  zur  rechten  Seite  St.  HUarion  trotzte.  Vor  ihnen  senkte  sich  im 
raschen  Abfall,  unterbrochen  von  Gebüsch  und  starrendem  Gestein,  der 
Boden  bis  nach  dem  Dorfe  Agridi  hinab,  hinter  dessen  Häusern  die  £bene 
begann.  Ein  anderer  Theil  der  Kaiserlichen  lag  oben  vor  der  Feste  und 
hielt  dieselbe  enge  umziagelt.  Der  Marschall  hatte  nicht  erwartet,  dass 
Ibelin,  der  so  lange  gezögert  hatte,  noch  am  selben  Tage  nach  einem 
Marsch  von  drei  Stunden  angreifen  würde.  Als  er  nun  feindliche  Haufen 
aus  dem  Dorfe,  aus  welchem  die  Fusssteige  nach  St.  Hilarion  hinauf  gingen, 
hervorkommen  sah,  sandte  er  ihnen  die  Reiterei  entgegen.  Diese  stand 
unter  dem  Befehl  eines  Grafen  Walter,  der  bei  den  Italienern  Manupello, 
bei  den  Cypriem  Manepian  heisst:  wahrscheinlich  war  es  ein  deutscher 
Graf  Manhübel  oder  Manebel.  Er  sollte  den  Feind  in  die  Ebene 
hinab  werfen  und  zerstreuen,  während  der  Haupttheil  des  Heeres,  befeh- 
ligt vom  Grafen  Bernhardt  Manhübel,  noch  wartete.  Hinter  dieseija,  in 
der  Schlucht,  hielt  der  Marschall  selbst  mit  den  anderen  Truppen,  bei 
welchen  sich  die  drei  Regenten  von  Cypem,  die  von  den  fünf  noch  übrig 
waren,  befanden«). 


1)  In  totins  terrae  tnuiBmarioae  scandalain  —  schreibt  der  Papst:  De  Mas  Lattrie  m  630. 

2)  Waram  Felingher  mit  der  Uebermacht  seiner  Reiterei  Ibelin  nicht  schon  in  der  Ebene  entgegen- 

Abh.  d.  m.  a.  d.  k,  Ak.  d.  Wiss,  XIV.  Bd.  H.  Abth.  22 


166 

Graf  Walter  konnte  seine  Rauflust  nicht  zähmen.  Sobald  man  der 
feindlichen  Schaaren  ansichtig  wurde,  stürzte  er  sich  ihnen  entgegen. 
Jeder  Haufen  aber  wich  ihm  aus,  jeder  hielt  sich  eng  zusammen,  und 
jeder  trachtete  eilends  höher  zu  kommen,  wo  es  für  die  Reiterei  unweg- 
sam wurde.  So  kam  es,  dass  der  Graf  mitten  hindurch  stürmte,  und  auf 
einmal  sah  er  sich  hinter  den  Cypriern,  die  schon  weit  über  Agridi  hinaus 
waren.  Verwirrt  darüber  blieb  er  stehen  und  wusste  nichts  Anderes  zu 
thun,  als  ganz  in  die  Ebene  hinabzureiten,  um  hier  zu  verschnaufen,  bis 
er  neuen  Befehl  erhalte. 

Unterdessen  stiegen  die  Schlachthaufen  Ibelin's  eilig  empor  und  sahen 
schon  von  Weitem,  wie  die  Kaiserlichen,  die  sich  lange  Zeit  nicht  erklären 
konnten,  was  da  mit  ihrer  Reiterei  geschehen  sei,  und  endlich  auch  vor- 
rückten, von  Balian  und  seinen  Genossen  aufgehalten  wurden.  Als  sie 
endlich  jenes  Fels-  und  Myrthengewirre  gesäubert  hatten,  und  auf  den 
ersten  Haufen  der  Cyprier  trafen,  wurden  diese  blutig  zurückgeworfen. 
Aber  die  anderen  Haufen  rückten  nach  auf  verschiedenen  Wegen  und 
eilten  zum  Handgemenge.  Die  grosse  Anzahl  ihres  Fussvolkes  drängte 
sich  zwischen  die  Kaiserlichen  und  umringte  hier  und  dort  deren  An- 
führer. Anselm  de  Brie  warf  sich  auf  den  Grafen  Bernhard,  griff  ihm 
an  den  Helm  und  stürzte  ihn  vom  Pferde.  Auf  das  Geschrei:  „Todt 
muss  er,  todt  muss  er !  ^  fiel  man  über  ihn  her  und  schlug  ihm  das  Haupt 
ab.  Mehreren  seiner  Ritter  ging  es  ebenso.  Die  wogende  Menge  hob  sie 
aus  dem  Steigbügel,  und  riss  sie  zur  Erde,  imd  dann  wurden  sie  gleich 
erschlagen,  während  Alles  schrie:  „Todt  muss  er,  todt  muss  er!*'  Diese 
Art  des  Fechtens  brachte  die  Kaiserlichen  in  Unordnung,  sie  begannen 
sich  zu  zertheilen.  Als  nun  der  Marschall  mit  dem  Nachtrab  vorbrach, 
konnte  er  die  Ordnung  nicht  wieder  herstellen  und  gab  Befehl  zum  Rück- 
züge nach  Keryneia. 

Da  Ibelin  in  die  Schlucht  hinein  nachdrängte,  so  waren  die  Kaiserlichen, 
die  oben  St.  Hilarion  umlagerten,  ebensowohl  als  die  Reiterei  unten  in 
der  Ebene  abgeschnitten.     Graf  Walter  hatte  vollends  den  Kopf  verloren 


zog,  erscheint  als  ein  B&tbsel.  Dass  er  aber  am  15.  Juni  keine  Schlacht  erwartete,  geht  deut- 
lich daraus  henror,  dass  die  cyprischen  Herren  nicht,  wie  es  sich  ziemte,  Führer  in  der  Sohlacht, 
sondern  bei  dem  Marschall  im  Hintertreffen  waren. 


167 

und  ritt  spornstreichs  zwölf  Stunden  weit  bis  nach  Gastria  auf  der  kar- 
pasischen  Halbinsel,  wo  die  Templer  eine  Kommende  hatten.  Diese  aber 
schlössen  vor  ihm  die  Thore,  und  als  der  junge  Johann  von  Ibelin,  der 
ihn  verfolgte,  heran  kam,  fand  er  die  Reiter  abgesessen,  ohne  Nahrung, 
müde  und  verzweifelnd  in  den  Burggraben.  Sie  ergaben  sich  nach  kurzem 
Scharmützel  und  wurden  nach  Nikosia  geführt. 

Die  Hauptstadt,  welcher  man  nicht  recht  trauen  durfte,  war  Philipp  von 
Navarra's  Obhut  und  Befehl  anvertraut.  Er  erfuhr,  dass  das  kaiserliche  Fuss- 
volk,  welches  St.  Hilarion  umlagert  hatte,  sich  in  die  Ebene  nach  Morphu  hin 
zerstreuet  habe  und  bei  Blessia  sich  zu  sammeln  beginne.  Eilig  sammelte  er, 
was  sich  an  Reiterei  auftreiben  liess,  marschirte  nach  jener  Gegend,,  und  als  es 
Mittemacht  war,  fiel  er  in  die  Ortschaft  ein  und  nahm  etwa  Dreihundert 
gefangen.  Die  Uebrigen  suchten  ihr  Heil  in  der  Flucht,  und  steckten 
später  m  Kirchen  und  Klöstern  umher,  wo  man  ihnen  Zuflucht  ge- 
währt hatte. 


YIII.    Belagerung  von  Seryneia. 

So  endete  die  Schlacht  bei  Agridi  für  die  Ibelins  rühm-  und  erfolg- 
reich nach  allen  Seiten.  Die  Verluste  der  Kaiserlichen  waren  übergross  ^). 
Nur  Keryneia  war  noch  zu  nehmen.  Diese  Festung  hatte  keineswegs 
eine  von  Natur  so  trefflich  geschützte  Lage,  wie  St.  Hilarion  Buffavento 
und  Kantara,  allein  der  Marschall  hatte  ihre  Burg  ausgebauet  und  die 
Mauern  verstärkt.  Seine  Galeeren  liess  er  jetzt  von  Paphos  herkommen, 
um  Keryneias  Hafen  offen  zu  halten  und  stets  mit  dem  Festlande  ver- 
kehren zu  können.  Für  hinlänglichen  Proviant  hatte  er  schon  früher 
gesorgt  Da  aber  sein  ganzes  Heer  in  der  Festung  nicht  bleiben  konnte, 
so  liess  er  tausend  Mann  Fussvo\k  und  eine  Schaar  von  fünfzig  Rittern 
zurück,  und  fuhr  hinüber  nach  Cilicien  in  das  Land  des  Königs  von  Ar- 
menien. Walter  vonAquaviva  machte  er  zum  Anführer  der  Ritterschaar, 
und  den  Oberbefehl  vertrauete  er  Philipp  Genard  an,  einem  Bruder  des 
erschossenen  Regenten  Chenichy. 


1)  bene  qnadringenti  militee  capti  atqne  occisi  faemnt:    Chron.  Sical.  br.  bei  Haill.  Breh. 
I  p.  1,  904. 

22* 


168 

•  •  » 

Sobald  Ibelin  hörte,  der  Marschall  habe  mit  dem  größsten  Theü 
seiilfes  Heeres  Keryneia  verlassen,  zog  er  heran  die  Festung  zu  belagern  ^), 
Vorher  aber  hatte  er  sich  beeilt,  diesmal  das  Möglichste  zu  thun,  um 
seine. Gegner  auf  Cypem  zu  zerschmettern.  Er  hatte  ja  den  König  zur 
Seite  und  unter  dessen  pTamen  konnte  er  herrschen  mit  königlichem 
Ansehen.  Denn  trotz  seiner  Orossjährigkeit  nach  Landrecht  blieb  Hein- 
rich unföhig,  sein  Reich  zu  verwalten.  Gleich  nach  der  Schlacht  bei  Agridi 
war  der  Lehnshof  zusammengetreten  und  fällte  das  Urteil  über  die  cyprischen 
Ritter  und  Leute,  die  zur  kaiserlichen  Partei  gehörten.  Sie  wurden  für 
meineidige  Verräther  erklärt,  von  der  Insel  verbannt,  ihre  Lehen  einge- 
zogen. Dies  Urteil  traf  ausser  den  drei  noch  lebenden  Regenten  sechs 
vornehme  Herren  und  noch  Andere  mehr,  also  einen  grossen  Theil  des 
Adels.  Man  brauchte  ihre  Güter,  um  die  Abenteurer  damit  auszustatten, 
die  ihren  Degen  an  Ibelin  und  sein  Glück  verkauft  hatten. 

Um  Keryneia  aber  wogte  ein  heisser  Kampf.  Hart  wurde  die  Fest- 
ung berannt,  unaufhörlich  gestürmt,  aber  sie  hielt  sich.  Die  Deutschen 
imd  Italiener,  welche  darin  waren,  dachten  nicht  anders,  als  dass  sie  als 
tapfere  Männer  ihrem  Kaiser  die  edle  Inselperle  festhalten  wollten,  bis 
er  wieder  komme  mit  Macht  und  Gewalt,  oder  Hülfe  schicke,  um  ganz 
Cypem  wieder  zu  erobern.  Sie  fuhren  öfter  hinüber  nach  Tyrus,  dem  vor- 
nehmsten Waffenplatz  der  KaiserHchen,  wo  des  Marschalls  Bruder,  Lothar 
Felingher,befehligte ,  und  holten  sich  Proviant  und  was  sie  sonst  bedurf- 
ten. Da  erschienen  dreizehn  genuesische  Galeeren  auf  der  Rhede  von  Li- 
masol,  die  Ibelin  förmlich  in  seines  Königs  Dienst  nahm,  um  die  See  zwischen 
Cypern  und  dem  Festlande  zu  bewachen. 

Die  Gegenpartei  aber  auf  der  Insel  blieb  nicht  müssig,  besonders  in 
der  Hauptstadt  Nikosia,  von  deren  Bevölkerung  noch  ein  grosser  Theil 
gut  kaiserlich  war.  Den  Befehl  über  Ibelins  Scharfschützen  und  das 
übrige  Fussvolk  führte  Martin  Roussel,  dem  auch  die  Aufsicht  über  die 
Belagerungsarbeiten  oblag;  denn  Ibelin  setzte  grosses  Vertrauen  auf  ihn. 
Roussel  aber  glaubte  an  den  endlichen  Sieg  des  Kaisers  und  setzte  sich 
mit  den  Offizieren  in  Keryneia  in  Verbindung,  verrieth   die  Pläne  der  Be- 


1)  Est.  de  Her.  402. 


169 

lagerer,  und  8cha£Ffce  Jenen  Waffen  herbei,  die  er  in  Nikosia  fertigen  liess. 
Die  Ibelins  hatten  zv^ei  grosse  Belagerungsthürme  von  Holz  erbauet  und 
mit  Bittem  besetzt  Roussel  gab  den  Kaiserlichen  einen  Wink,  sie  machten 
einen  Ausfall,  erstürmten  und  zerstörten  die  beiden  Belagerungsthörme 
und  schlugen  ihre  Besatzung  nieder. 

Der  Oberst  der  Scharfschützen,  auch  ein  Lehnsmann  des  Königs 
Heinrich,  war  mit  Roussel  im  Einverständniss.  Sie  wollten  es  so  ein- 
richten, dass  zu  gelegener  Zeit  die  Kaiserlichen  mit  ganzer  Kraft  hervor- 
brachen, dann  gemeinschaftliche  Sa^he  mit  ihnen  machen,  mit  demFuss- 
volk  über  Ibelins  Reisigen  herfallen  und  sein  ganzes  Heer  vernichten. 
Zufalliger  Weise  trafen  die  Letzteren  einen  Mann  aus  der  Festung  auf 
dem  Felde  und  schöpften  Verdacht.  Auf  der  Folter  gestand  er  den  ganzen 
Anschlag.  Der  Oberst  der  Scharfschützen  wurde  in  der  Stille  festgenommen, 
und  Philipp,  als  man  erfuhr,  Roussel  sei  in  der  Hauptstadt,  ritt  eilends 
nach  Nikosia  und  begab  sich  auf  die  Suche.  Es  glückte  ihm,  seinen  Mann 
zu  fassen,  wie  er  gerade  Waffen  für  die  Kaiserlichen  einkaufte.  Die 
Schuldigen  wurden  vor  den  hohen  Gerichtshof  gestellt  und  geurteilt, 
man  solle  sie  an  den  Schweif  eines  Pferdes  binden,  das  sie  schleife  bis 
sie  todt  seien,  und  dann  ihren  Leichnam  an  den  Galgen  hängen.  So  geschah 
es.  Roussels  Körper  aber  wurde  noch  auf  eine  Wurfmaschine  gelegt  imd 
IQ  die  Festung  geschleudert. 

In  ihren  Mauern  lag  die  junge  Königin  AHce,  welche  der  Kaiser 
vor  drei  Jahren  bei  seiner  Abreise  seinem  Mündel  Heinrich  "anvermählt  hatte, 
auf  dem  Sterbelager.  Während  ihr  Gemahl  Ibelin  folgen  musste,  hatte  sie 
sich  zu  den  Kaiserlichen  gehalten  und  hiess  bei  der  Gegenpartei  nur  die 
Lpmbarden-Königin.  Deim  die  kaiserlichen  Truppen  wurden  von  den 
Ibelins,  man  weiss  nicht  weshalb,  Lombarden  genannt^).  Als  nun  die 
Königin  starb,  wurde  die  Leiche  mit  königlichen  Gewändern  geschmückt 
imd  ein  Bote  zu  ihrem  Gemahl  gesendet,  dass  er  sie,  wie  es  einer  Königin 
gezieme,  beerdigen  lasse.  Da  wurde  Vertrag  geschlossen,  dass  alle  Waffen 
ruhen  sollten,  bis  zu  dem  Zeitpunkt,  wo  die  Leiche  in  des  Königs  Her- 
berge angekommen^).     Ehrerbietig  empfingen  sie  die  Ritter,  und  trugen 


1)  Vgl.  De  Mas  Lattrie  I  256,  Note  1. 

2)  et  fnrent  donnees  trives,  qae  Ten  ne  traisist  ne  lancast  ne  dehors  ne  dedens,  tant  qne  la  roine 
fast  portee  en  la  herberge  don  roi.    Est.  de  Her.  403. 


\ 


170 

abwechselnd  den  Sarg  die  vier  Stunden  Weges  bis  nach  Nikosia,  wo  man 
ihn  unter  grossen  Feierlichkeiten  im  Dome  beisetzte. 

Marschall  Felingher  aber  war  vom  Könige  Haithun  auf  das  £hren- 
yollste  empfangen  und  blieb  längere  Zeit  bei  ihm,  um  ein  neues  Unter- 
nehmen gegen  die  Feinde  seines  kaiserlichen  Herrn  vorzubereiten.  Allein 
es  brachen  Seuchen  in  seinem  Heere  aus,  Viele  starben  und  die  Andern 
erkrankten.  Felingher  sah  kein  Heil  mehr,  als  den  Rest  hinüber  nach 
Tyrus  zu  fuhren.  Er  selbst  aber  reisete  mit  den  beiden  früheren  Regenten 
Balas  und  Bethsan  nach  Italien  zum  Kaiser. 

Dieser  hatte,  sobald  er  im  Sommer  von  Felingher's  Unglück  hörte, 
rüsten  lassen,  um  ein  neues  Herr  in's  Morgenland  zu  schicken^).  Als  aber  Feling- 
her und  seine  Begleiter  bei  ihm  anlangten,  —  dies  mochte  etwa  im  Herbst 
1232  geschehen^  —  und  auseinander  setzten,  wie  die  Dinge  in  Cypem  und 
Syrien  eigentlich  standen  und  wie  stark  dorten  die  kaiserliche  Partei  noch  sei, 
da  hielt  er  es  für  räthlich,  wieder  die  Bahn  friedsamer  Erörterung  der  Dinge 
zu  betreten,  auf  welcher  er  im  Morgenlande  früher  soviel  erreicht  hatte. 
Friedrich  wollte,  während  kein  Theil  die  Waffen  aus  den  Händen  legte, 
Ibelins  Partei  durch  Unterhandlungen  stürzen,  und  betrieb  sie  jetzt  Jahre 
lang  mit  unablässigem  Eifer  ^).  Das  bezeugte  schon  die  Wahl  der  Bevoll- 
mächtigten, die  er  einen  nach  dem  andern  schickte.  Auf  die  Treue  der 
Beiden,  welche  neben  Ibelin  die  Häupter  der  Ritterschaft  waren,  nämlich 
Balian  von  Sidon  und  Odo  von  Montbeliard,  durfte  er  rechnen.  Einer 
seiner  ergebensten  syrischen  Anhänger  aber,  der  Bischof  von  Sidon,  befand  sich 
an  seinem  Hofe,    Diesen  sandte  er  nach  Akkon  mit  Vollmacht  und  Briefen, 


1)  Imperator  pro  saccnrea  civitatis  Aconitanae,  qoam  Joannes  de  Barach  occnpatam  tenebat,  parte 
civitatis  se  pro  imperatore  tenente,  ezercitom  congpregat  militnm  et  baronam.  Rieh,  de  San 
Germ.  1030. 

2)  Was  die  Zeit  betrifft,  so  fallt  des  Kaisers  R&stnng  nach  der  Stelle,  welche  sie  in  Richards 
Berichte  einnimmt,  zu  Ende  des  Jnli  oder  in  den  August  1232.  Am  18.  Jnli,  als  er  an  die 
Genuesen  schrieb,  wusste  Friedrich  noch  nichts  von  der  Niederlage  der  Seinigen.  Der  Umschlag 
aber  in  des  Kaisers  Politik  trifft  höchst  wahrscheinlich  mit  dem  zweiten  Briefe  an  die  Genuesen 
zusammen,  der,  wie  Winkelmann  496  Note  2  richtig  bemerkt,  im  September  1282  in  Foggia 
geschrieben  wurde.  Hui  11.  Breh.  IV  p.  1,  892  Note  a. 

3)  Inter  alia  specialis  nos  cura  soUicitat  et  ingens  urgit  soUicitudinis  instantia  culmen  nostrum, 
ut  regni  nostri  Hierosolymitani  statum  in  abundantia  pacis  et  justitia  disponamus  —  heisst  es 
in  Friedrich  Manifest  vom  August  1284:  Huiil.  Br^h.  IV  p.  1,  480. 


171 

_  t 

in  denen  er,  da  der  hochfahrende  Marschall  Felingher  sich  gar  zu  ver- 
hasst  gemacht^  Philipp  von  Maugastel  zu  seinem  Statthalter  ernannte  und 
alle  Welt  um  der  Sache  Christi  Willen  zu  Frieden  und  Einigkeit,  die 
Bürgerschaft  von  Akkon  aber  zur  Auflösung  der  St.  Andreasbrüderschaft 
ermahnte,  indem  er  selbst  Vergessenheit  alles  Geschehenen  gelobte.  Der 
Herr  von  Maugastel  aber,  aus  einer  der  ältesten  Familien  des  Landes, 
war  dem  Kaiser  so  ergeben,  dass  er  gewöhnlich  in  Tyrus  sich  aufhielt. 
Die  Gegenpartei  schmähte  ihn  darob  und  redete  ihm  nach,  er  sei  ein 
eiteler  Narr,  der  sich  schminke  wie  ein  Weib. 

Der  Bischof  von  Sidon,  ein  Mann  ebenso  klug  als  verbindlich  in 
seinem  Benehmen,  wusste  wirklich  bald  die  Ritterschaft  günstig  zu  stimmen. 
Sie  versammelte  sich  zu  einem  grossen  Lehnshof,  im  Beisein  des  Patriarchen 
Gerold  von  Jerusalem,  in  der  Akkoner  Kathedrale,  und  alle  Herren  waren  be- 
reit, dem  Kaiser  als  Vormund  seines  Sohnes  Konrad  und  als  Regenten  an 
dessen  Statt  aufs  Neue  den  Treueid  zu  schwören  und  Maugastel  als 
seinen  Statthalter  anzuerkennen. 

Geschah  dies,  so  war  das  Benehmen  der  Ibelins  und  ihrer  Anhänger 
sowie  der  St.  Andreasbruderschaft  verurteilt.  Um  keinen  Preis  wollte 
Ibelin  es  dahin  kommen  lassen,  lieber  den  Lehnshof  sprengen.  Er  selbst 
hütete  sich  wohl,  in  Akkon  zu  erscheinen,  und  sandte  aus  dem  Lager 
von  Keryneia  statt  seiner  seinen  jungen  Neffen  Johann  von  Cäsarea.  Dieser 
erhob,  gerade  als  man  zur  Eidesleistung  auf  das  Evangelium  schreiten 
wollte,  in  der  Versammlung  ein  grosses  Geschrei  und  beschuldigte  den 
Kaiser  und  die  Herren,  sie  wollten  des  Landes  Recht  und  Verfassung  ver- 
derben, die  zu  halten  sie  doch  geschworen  hätten.  Darüber  kam  es  zum  Wort- 
wechsel, und  als  dieser  heftig  wurde  \  gab  Johann  das  verabredete  Zeichen. 
Die  Bürgerglocke  erschallte.  Die  Männer  der  Andreasgenossenschaft  stan- 
den schon  auf  der  Lauer  und  in  Waffen,  die  Genuesen  schlugen  sich  zu 
ihnen,  imd  auf  eijunal  drang  eine  tobende  Volksmasse  in  die  Kirche  mit 
dem  Geschrei:  „Schlagt  sie  todt,  schlagt  sie  todt!^  Die  Herren  mussten 
flüchten,  denn  sie  waren  ihres  Lebens  nicht  sicher.    Der  Bischof  von  Sidon 

1)  Die  Hauptsache  in  der  Bede  GäBareas  wird  berichtet  in  der  interessanten  AbhandliiDg  des  jün- 
geren Ibelin  über  Thronbesteigung  und  Regentschaft:  Beug  not  Assises  II  399.  Er  schloss: 
et  que  ce  que  Tempereor  mandeit,  estoit  a  Tencontre  des  ces  assises  et  de  ces  usages,  por  ce 
qu*il  Yoleit  desfiaire  par  letres  ce  qu*il  arait  fait  devant  conrt,  et  que  ceste  ne  poeient  il  faire 
ne  soufrir. 


172 

konnte  sidi  nur  retten,  indem  er  sich  in  der  Sakristei  verrammelte.  Hätte 
der  junge  Gäsarea  die  Volkswuth  nickt  zunickgekaltenj  so  hätte  man  den 
Bischof  sammt  den  hochangesehenen  Herren  von  Sidon  und  Montbeliard 
ermordet '). 

Die  Gefahr  für  Ibelin  war  abgewendet,  ohne  dass  man  ihn  bezüch- 
tigen konnte,  er  habe  bei  dem  Aufruhr  seine  Hände  im  Spiele  gehabt 
Jetzt  liess  er  sich  wieder  in  Akkon  sehen,  und  der  Bischof  von  Sidon, 
welchen  Johann  von  Gäsarea  mit  anscheinender  Grossmuth  aus  seinem 
bedrohten  Zufluchtsorte  gerettet  hatte,  fand  Mittel  und  Wege  zu  einer 
Unterredung  mit  Ibelin,  in  welcher  er  ihn  auf  das  Geschmeidigste  be- 
handelte und  einen  Brief  des  Kaisers  überreichte.  Friedrich  wandte  sich 
darin  an  Ibelins  eigenes  Gefühl  für  Recht  und  Ehre  und  für  die  heilige 
Sache  der  Christenheit.  Er  schrieb  ihm  offen  und  herzlich:  sie  wollten 
die  alten  Zwistigkeiten  fahren  lassen,  alles  werde  nach  Ibelins  Wünschen 
geordnet  werden,  nur  müsse  er  in  Tyrus  erscheinen,  und  des  kaiserlichen 
Ansehens  und  der  Form  wegen  an  den  Tag  legen,  dass  er  des  Kaisers 
Oberherrschaft  anerkenne.  Da  erzählte  Ibelin  dem  eifrig  zuredenden  Bi- 
schof die  Fabel  von  dem  leichtgläubigen  Hirsch,  welchen  der  Löwe  erst 
gestreichelt,  dann  gekratzt,  dann  ihn  wieder  gerufen  und  wieder  gekratzt 
imd  zuletzt  verschlungen  habe.  „Nein**,  schloss  er,  „zweimal  bin  ich  des 
Löwen  Krallen  entgangen,  zu  Limasol  und  hernach  zu  Nikosia,  zum  dritten- 
mal will  ich  mich  seinen  Griffen  nicht  aussetzen.'' 

Statt  sich  mit  dem  Kaiser  zu  versöhnen,  that  Ibelin  Alles  imd  Jedes, 
um  Akkon  zu  einem  grossen  festen  Waffenplatze  seiner  Partei  zu  machen, 
und  zu  diesem  Zwecke  scheuete  er  sich  auch  nicht,  sich  selbst  zum  Bürger- 
meister von  Akkon  wählen  zu  lassen.  Als  er  Alles  nach  seinem  Sinne 
in's  Werk  gerichtet  und  seinen  Neffen  Johann  von  Gäsarea  zu  seinem 
Stellvertreter  in  Akkon  bestellt  hatte,  kehrte  er  nach  Cypem  zurück. 

Hier  war  unterdessen  Ansehn  von  Brie  gefallen.  Bei  einem  Angriff 
auf  Keryneia  hatte  er  im  Eifer  selbst  in  die  Räder  des  neugebauten  Be- 


1)  Bnstroa  erzahlt:  il  giovine  di  Cesarea  ...  in  qael  instante,  che  sidoreva  far  el  sacramento, 
intre  nella  chiesa  della  Santa  Groce>  et  fbce  sonar  la  campana  della  commnnita  di  Santo  Andrea, 
doTe  immediate  corseno  tntti  li  fratelli  annati  et  nna  gran  parte  di  Genovesi,  et  cridorono  tntti 
amazza,  amazza!  Bengnot  Assis.  II  S99  not.  d. 


173 

lagenmgsthurins  eingegrifiFen,  um  ihn  zur  Mauer  zu  rollen,  da  traf  ihn 
ein  tödlicher  Pfeil.  Ibelin  rüstete  jetzt  zu  einem  grossen  allgemeinen 
Sturme,  um  Keryneia  zu  nehmen,  koste  es  was  es  wolle.  Wenn  die  Fest- 
ung ihm  noch  länger  trotzte,  musste  er  fürchten,  dass  die  kaiserliche 
Partei  in  Syrien  und  selbst  auf  der  Insel  wieder  das  Haupt  erhebe.  Er 
selbst  befehligt«  den  Sturm  auf  die  Stadt,  während  BaJian  zu  gleicher 
Zeit  die  Burg  berannte.  Der  Kampf  war  mörderisch,  jeder  Angriff  wurde 
zurückgeschlagen.  Ibelins  Söhne  lagen  darnieder  vor  Wunden  oder  über- 
mässiger ^Anstrengung.  Da  brach  der  Alte  in  Wehklagen  aus,  aber  selbst 
sein  Jammer  nahm  juristische  Färbung  an.  „0  warum  habe  ich  mich 
nicht  nach  der  Assise  von  Balbeis  gerichtet!"  rief  er  aus.  In  Balbeis 
nämlich  hatte  König  Amalrich,  als  dort  auf  dem  Zuge  nach  Aegypten 
Lehnshof  gehalten  wurde,  den  Artikel  verkündigt:  kein  Vasall  brauche 
zu  einer  Belagerung  zu  stossen,  wenn  die  Feste  weiter  als  eines  Tages 
Reise  von  seinem  Lehnsgute  liege,  es  sei  denn,  dass  es  des  Lehnsherrn 
eigene  Person  zu  schirmen  gelte. 

Um  den  heldenmüthigen  Widerstand  der  Besatzung  zu  brechen,  blieb 
nichts  übrig,  als  sie  langsam  auszuhungern.  Keryneia  musste  zur  See  wie  zu 
Lande  fest  umschlossen,  der  Festung  jede  Verbindung  abgeschnitten  werden. 
Zu  diesem  Zwecke  schloös  Ibelin  mit  all  den  Seinigen  —  mit  dem  Könige  waren 
ihrer  gerade  Fünfzig  —  am  1.  Dezember  1233  zu  Nikosia  ein  Bündniss  zu 
Schutz  imd  Trutz  mit  den  Genuesen  auf  fünf  Jahre  ^).  Die  Cyprier  ver- 
bürgten sich  darin,  jeden  Genuesen  und  alle  Rechte,  Freiheiten  imd  Güter 
in  beiden  Königreichen  gegen  Jedermann^),  insbesondere  gegen  jeden 
Statthalter  zu  schirmen  und  zu  vertheidigen  ^) ,  und  umgekehrt  machten 
sich  die  Genuesen  anheischig,  der  Barone  Person  Habe  und  Rechte  zu 
Wasser  und  zu  Lande  in  Cypem  und  Syrien  zu  beschützen,  und  zwar 
durch  die  Kriegsmacht,  die  sie  zur  Zeit  in  Cypern  stehen  hatten  ^).     Auch 


1}  De  Mas  Lattrie  II  56—57. 

2)  et  jnra  ei  racionem  et  libettates  atque  possessiones  univeraas  et  singalas,  quae  et  qnas   com- 

mime  Jannae  et   Jannenses  habest  et  habere   consneyerant ,    sicut  ea  in  ambobns  praefatis 

regnis  tenent. 
S)  si  forte  aliqnis  vel  aliqni  bi^nlns  vel  bajali  dictormn  regnomm  vel  aliquis  alias,  qai  loco  ipsomm 

esset  constitntQs,   vel  aliqna  alia  persona   faoeret  aliqnid  contra  ea,  qoae  superins  scripta  snnt. 
4)  per  illos  Jannenses,  qni  pro  tempore  in  Cypro  filerint,  et  qnod  omnes  Jannenses,  qni  citra  mare 

snnt  et  qnos  volneritis  nominare,  hanc  conventionem  jnrabnnt  attendere  et  observare. 

Abb.  d.  in.  CL  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  23 


174 

sollte  jeder  Genuese,  der  sich  im  Morgenlande  aufhielt,  auf  Verlangen 
der  Bitter  dieses  Bündniss  ebenfalls  beschwören.  Allein  trotz  aller  Entbehrung 
innerhalb,  aller  Anstrengungen  ausserhalb  der  Mauern  hielten  die  Tapfem 
zu  Keryneia  aus.  Erst  als  Ostern  1234  vorbei  und  die  Belagerung  fast 
zwei  Jahre  lang  gedauert  hatte,  konnten  sie  dem  Hunger  nicht  mehr  wider- 
stehen und  ergaben  sich  auf  ehrenvolle  Bedingungen,  die  Philipp  von 
Navarra  vermittelte.  Die  vielen  Gefangenen  auf  beiden  Seiten  wurden 
frei,  die  Besatzung  behielt  Waffen  und  Habe,  und  wurde  frei  nach  Akkon 
übergeschifft,  von  dort  nach  Casal  Imbert  gebracht  und  an  die  Kaiser- 
lichen von  Tyrus  übergeben. 

IX.    Letzte  Anstrengungen  des  Kaisers. 

Friedrich  gab  sein  Spiel  noch  nicht  verloren.  Der  Papst  war  jetzt 
ganz  eines  Sinnes  mit  ihm,  und  setzte,  statt  des  feindseligen  Patriarchen 
Gerold,  den  Erzbischof  von  Antiochien  ein  in  Amt  und  Würde  eines  aposto- 
lischen Legaten  im  heiUgen  Lande.  Dieser  arbeitete  getreulich  zusammen 
mit  dem  Hochmeister  Hermann  von  Salza,  um  die  Ritterschaft  in  Svrien 
zu  bestimmen,  öffentlich  und  gemeinsam  aufzutreten  und  —  im  Gegensatz 
zu  der  Ibelins-Partei  auf  Cypem.  —  ihre  Treue  gegen  den  Kaiser  zu  be- 
kennen. Die  Herren  schwankten.  Sie  waren  zum  grossen  Theil  mit  den 
Ibelins  in  Verwandtschaft,  billigten  auch  von  Herzen  deren  Auftreten  für 
die  Unverletzlichkeit  des  Assisenrechts.  Allein  sie  wussten  auch  wohl,  was 
das  Land  dem  Kaiser,  und  insbesondere  dessen  persönlichem  Ansehen  bei 
den  muhamedanischen  Fürsten  verdankte.  Im  selben  Jahr,  als  Keryneia 
sich  ergab,  erschien  der  Erzbischof  von  Ravenna  als  apostolischer  Legat 
und  zugleich  als  kaiserlicher  Bevollmächtigter  und  überbrachte  die  Ge- 
bote von  Pabst  und  Kaiser  ^)  an  Ritter  und  Bürger ,  es  müsse  unverzüglich 
ein  friedhcher  Zustand  der  Dinge  hergestellt.  Alles  müsse  sich  dem  Könige 
Konrad  und  seinem  kaiserlichen  Vater  unterwerfen  und  den  Befehlen  des 
Marschalls  Filangieri  gehorchen.  Allen  Gehorsamen  versprach  der  Kaiser 
liebreichste  Behandlung  ^).  An  Ibelin,  den  allzeit  treuen  Bekenner  kirch- 
licher Gesinnungen,  hatte  der  Pabst  ganz  besonders  geschrieben.  Gregor 
verlangte,  dass  er  von  seinem  Aufruhr  ablasse  imd  seinem  kaiserlichen  Herrn 

1)  Huill.  Br^h.  IV  p.  1,  479-483. 

2)  OiDDes  et  singulos  patalis  brachiis  recepturi,  si  vos  ad  nos  conversi  foeritis.  Hnill.  Breh.  IV, 
1  p.  480. 


175 

Geuugthuuug  leiste.  Wenigstens  solle  er  ihm  sofort  Boten  schicken,  dase  er 
des  Pabstes  Vennittelung  annehme  und  sich  dessen  Aussprüchen,  die  ja 
nicht  zu  hart  lauten  würden,  fügen  wolle.  Wo  nicht,  müsse  auch  gegen 
ihn  nach  der  Strenge  des  Rechts  verfahren  werden'). 

Ibelin  kam  in's  Gedränge.  Aber  sein  juristisches  Gewissen  fand  sich 
mit  dem  kirchlichen  ab  und  er  erklärte:  vor  allen  Dingen  müsse  erat 
die  kaiserUche  Besatzung  zu  Tyrus  aus  dem  Lande,  denn  sie  sei  eine  be- 
standige Drohung  für  die  Geltung  von  Recht  und  Verfassung.  Allen  Ernstes 
betrieb  er  einen  Kriegszug  gegen  Tyrus.  Der  Pabst  sandte  ihm  eiii 
entschiedenes  Abmahnungsschreiben.  Der  Erzbischof  belegte  Akkon  mit  dem 
Interdikt  =). 

Die  Ritterschaft  sandte  zwei  aus  ihrer  Mitte  nach  Italien,  sie  sehnte 
sich  nach  Frieden  und  Vertrag.  Dieser  kam  unter  dem  gewichtigen  Bei- 
rath  des  Grossmeisters  Hermann  von  Salza  zu  Stande  am  Hofe  des 
Pabstes,  der  das  Interdikt  aufhob.  AUes  sollte  wieder  auf  den  Stand  der 
Dinge  gesetzt  werden,  wie  er  war,  ehe  die  Feindseligkeiten  ge^en  den 
Marschall  Felingher  ausbrachen;  dieser  sollte  zurück  kehren  und  Gehorsam 
finden;  jedoch  wegen  der  tödthchen  Feindschaft,  die  gegen  den  Marschall 
herrsche,  werde  ihn  der  Kaiser  später  durch  einen  Andern  ersetzen ;  alle 
Vei^schwönmg  gegen  den  Kaiser  sollte  abgethan,  die  Andreaabruderschiift 
aufgelöst,  Stadtrath  und  Bürgermeister  zu  Akkon  abgesetzt,  die  Bürgei- 
glocke herausgegeben  werden.  Der  Pabst  erklärte  sogar,  weil  er  wusste, 
wie  werthvoU  gerade  dies  dem  Kaiser  sei,  ihm  schriftlich ;  er  wei-de  auch 
den  König  von  Cypern  ihm  zu  Gebote  stellen^). 

Die  Härte  der  Bedingungen,  gab  der  Partei  des  Ibelina  die  Macht 
zum  Widerstände.  Als  die  Gesandten  nach  Akkon  zurück  kamen  und  die 
Pergamente  über  die  Artikel  des  Friedens  übergaben,  gerieth  die  Stadt 
inAu&egung.  Man  überhäufte  die  beiden  Abgesandten  mit  Schmähungen,  warf 
sie  ab  Verräther  in's  Gefangniss  und  wollte  ihnen  an's  Leben  ■*}.    Cyperns 

1)  Älioqnin,  com  noa  posainliu  nee  etiam    debeamos  ipai  deesse  in  jnatitia,   in  qoa  snmiis  aliü 
debitoraa,    exercere   in  te  rigorem  justitie  jaita  commiBBDm  a  Deo  nobia  orScium    compelli 
et  tn  doritie  tne  poteris  discrimiiia,   qne  inde  tibi  eTeoerint,  imputare.     Hnill.  Br^h.  IV,  2 
p.  941. 

2)  Barn.  Ann.  §.  42.     De  Uas  Lattrie  Ul  640.  US.  7S7. 
8)  regem   Cjrprt    ad  taum   faciamoa  redire  mandatniD  Tel  inter   te  ac  ipeum  treugas  ad  certain 

terminam  Btatnamos,  ne  ex  hoc  impediatnr  terro  isDCt«  subendinm.    Huill.  Br^h.  IV p. 2,  77U. 
4)  et  poi  te  failli,  qne  il  ne  lor  flrent  enoi  des  con.  Eat.  de  Her.  406. 

23* 


176 

König  und  Ritterschaft  wurden  aufgerufen,  öffentlich  dem  Bunde  wider 
den  Kaiser  beizutreten.  In  der  That  Hess  sich  König  Heinrich  jetzt  in 
die  Andreasbruderschaft  aufnehmen'). 

Dies  war,  wie  es  scheint,  Ibelins  letztes  Werk.  Bei  einem  Sturze 
mit  dem  Pferde  wurde  er  tödtlich  verwundet.  Wie  er  am  Tage  von 
Agridi  gelobt  hatte,  liess  er  sich  in  Mönchskutte  in  das  Kloster  der 
Tempelherren  tragen,  und  starb  dort  unter  schweren  Leiden,  während  er 
mitten  in  Schmerzen  die  Strenge  der  Ordensregel  beobachtete.  Wohl 
selten  hat  sich  so,  wie  in  diesem  Manne,  das  grösste  juristische  Talent 
mit  dem  eines  Staatsmannes  und  Feldherm  vereinigt.  Die  Chronisten, 
welche  die  Geschichte  ihrer  Helden  ausschmücken,  legen  Ibelin  eine  Menge 
von  Kernsprüchen  in  den  Mund:  einige  davon  wurden  auch  hier  mitge- 
theilt,  weü  sich  Geist  und  Färbung  der  Chevalerie  outre  mer  darin  ab- 
spiegelt. Ibelin  war  in  hohem  Grade  rechthaberisch,  und  wo  es  sein 
Interesse  galt,  ränkevoll  nnd  gewaltthätig.  Friedrich  durchschauete  wohl 
seine  Gefährlichkeit.  Hätte  er,  wozu  die  rückständigen  Einkünfte  Cypems 
Anlass  gaben,  sich  früher  Ibelins  bemächtigt,  so  möchten  Balas  und  seine 
Mitregenten  ihm  Cypern  wohl  behauptet  haben.  Der  Kaiser  aber  hatta  ge- 
glaubt, das  offene  und  ehrenvolle  Vertrauen,  das  er  ihm  bewies,  und  das 
Interesse  für  die  heilige  Sache  der  Christenheit,  beides  werde  Ibelin  neue 
Empörung  unmöglich  machen. 

Unterdessen  hatte  sich  im  Westlande  die  Lage  der  Dinge  wieder 
ganz  verschoben.  Des  Pabstes  Grimm  gegen  den  soviel  jüngeren  und  doch  so 
aalglatt  gesandten  Kaiser,  dieser  unselige  römische  Hochmuth,  welcher  Fried- 
richs Unternehmen  im  Morgenlande  schon  so  unendlich  geschadet  hatte, 
kehrte  jetzt,  wo  es  sich  wiederum-  zu  gutem  Ausgang  zu  neigen  schien, 
in  alter  Heftigkeit  zurück.  Friedrich  sah  sich  aufs  Neue  von  dunkeln 
Sorgen  und  Gefahren  in  Deutschland  und  Italien  umdrängt.  An  Ibelins 
Stelle  aber  war  sein  fitester  SohnBalian  getreten  und  theilte  mit  seinen 
Brüdern  und  Vettern  sich  in  die  grossen  Aemter.  Sie  schickten  einen 
Vermittler   auf  einem   genuesischen  Schiff  nach   Genua,   von  wo  er  sich 


1)  et  poT  ce  se  mist  11  roi  Henris  en  la  comunaute  des  gens  do  roiaume  de  Jerusalem.  Est.  de 
Her.  406.  Unter  dieser  comimaate  kann  nur  die  grosse  Eidgenossenschaft,  deren  Kern  und  Sitz 
die  Andreasbruderschaft  war,  verstanden  werden.  Zur  Entschuldigung  wird  hinzugesetzt:  cele 
pais  tochoit  moult  a  son  gran  dammage.  407. 


177 

mit  den  Briefen  König  Heinrichs  und  reicheoa  Geschenken  fiir  Pabst  nnd 
Kardinäle  zu  ihnen  nach  Viterbo  begab  ^).  Der  Abgesandte  war  Gottfried 
le  Tort,  der  von  Ibelin  in  Cypem  grosses  Lehnsgut  erworben  hatte  und  auch 
als  Jui*ist  sich  einen  Namen  machte.  Dieser  hckdist  geschickte  Unterhändler 
wusste  das  Für  und  das  Wider,  die  Grunde,  welche  seine  Auftraggeber 
leiteten,  und  die  Unmöglichkeit,  dass  sie  anders  könnten,  in's  Licht  zu  setzen  ^). 
Das  Ende  war,  dass  er,  über  Genua  zurückreisend,  mit  Briefen  des  Pabstes 
nach  Akkon  zurückkehrte,  worin  Dieser  sich  mit  den  Ansichten  der  Ibelins- 
partei,  sowie  damit  einverstanden  erklärte,  dass  die  Kitterschaft  in  Cypem 
und  Syrien  sich  fest  untereinander  und  von  Neuem  mit  den  Genuesen 
gegen  Friedrich   verbünde. 

Allein  man  merkte  doch  bald,  dass  der  alte  Ibelin  die  Seele  des 
Widerstands  gegen  den  Kaiser  gewesen.  Zwar  konnte  Friedrich  kein 
neues  Heer  senden,  musste  einweilen  die  Dinge  gehen  lassen,  behielt  aber 
das  Morgenland  stets  im  Auge.  Seine  Beamten  dort  behaupteten  ihre 
Stellen.  AUmählig  legte  sich  in  Akkon  die  kriegerische  Aufwallung,  der 
lebendige  Zusammenhalt  zwischen  Adel  und  Bürgerschaft  löste  sich  auf  und 
die  Andreasbruderschaft  gerieth  in  Schwäche.  Pabst  Gregor  hatte  schon  ein 
Mal  —  es  war  im  Jahre  1236  —  Friedensartikel  zwischen  dem  Kaiser  und 
der  Stadt  Akkon  zu  Stande  gebracht ').  Die  kaiserliche  Partei,  die  in  Akkon 
unter  den  vornehmeren  Bürgern  bestandig  stark  gewesen*),  erhob  nach 
langer  Unterdrückung  wieder  das  Haupt.  Das  neu  befestigte  Askalon 
wurde  von  den  fremden  Kreuzfahrern  ausdrücklich  zu  Händen  des  Kaisers, 
seinem  Statthalter  in  Jerusalem  übergeben,  der  dort  unwidersprochen  sein 
Amt  versah^).     Die  Kaisertreuen   zu  Akkon  verständigten  sich  insgeheim 


1)  Jofroi  le  Tort  se  parti  de  Chypre  et  Tint  a  Acre  et  recnt  les  letres  des  barons  de  la  terre  et 
ce  qae  il  li  en  chargerent  o  ce  qae  il  avoit  receu  don  roi  de  Chypre,  et  se  mist  en  onc  nef 
de  Genoeis  et  s*en  passa  a  Qenoe,  et  d*en  qni  ala  a  Biterbe,  o  li  papes  estoit  et  tonte  la  cort. 
II  porta  beaas  presens  et  ricbes  au  pape  et  as  chardeoans.    Est.  de  Her.  407. 

2)  Der  Papst  erklart  den  Friedensvertrag  f&r  faosse  et  mauvaise,  nnd  dannbeisst  es:  II  n'en  poiet 
antre  faire,  car  li  message,  qni  la  firent,  disoient,  qne  11  avoient  comandement  de  faire  ce  qne 
il  firentj  et  se  il  disoient,  qne  il  ne  li  volsissent  tenir,  ce  estoit  en  eans,  qne  force  ne  lor  fe- 
roit  il  mie.  Das. 

8)  Hnill.  Breh.  IV  2  p.  808  nnd  Note. 

4)  parte  civitatis  se  pro  imperatore  tenente:  Rieh.  a.  S«  Germano  1030. 

5)  Gantier  Penne  en  Pi^,  qni  en  estoit  bailli  de  par  Tempereor  et  tenoit  la  cit4  de  Jerusalem . . . 
Si  tost  come  eil  Gantier  fn  venns  a  Escalone,  li  cnens  Richars  (de  Comoaille)  li  rendi  et  levra 
le  chastel»  qne  il  denst  garder  por  Tempereor.    Est.  de  Her.  421. 


178 

mit  Marschall  Felingher,  der  mit  seinen  Brüdern  und  den  kaiserlichen 
Truppen  fortwährend  in  Tyrus  stand,  und  eines  Tages  wurde  er  im 
Jahre  1241  zu  Akkon  betroffen,  wie  er  Rath  hielt  und  Anstalten  traf, 
die  Stadt  wieder  für  den  Kaiser  in  Besitz  zu  nehmen. 

Jetzt  wollten  die  Ibelins  wiederum  ausziehen  und  Tyrus  erobern. 
Da  sie  aber  wohl  einsahen,  wie  wenig  die  andern  Herren  zur  Empörimg 
gegen  den  Kaiser  Lust  bezeugten,  so  wurde  auf  Philipp  von  Navarra's 
Rath  beschlossen,  noch  zwei  Jahre  zu  warten,  bis  ihnen  das  Assisenrecht 
einen  rechtlichen  Vorwand  gewähre.  König  Konrad  wurde  nämlich  am 
25.  April  1243  nach  Assisenrecht  grossjährig:  da  er  aber  alsdann  noch  dem 
Königreiche  fern  blieb,  so  hatte  der  nächste  Verwandte,  der  im  Lande  war, 
das  Recht  auf  die  Regentschaft.  Am  nächsten  verwandt  aber  erschien 
wiederum  jene  Königin  Alice,  die  Mutter  Heinrichs  von  Cypern,  die  von 
einem  Ehebette  in's  andere  wanderte.  Sie  und  ihr  neher  Gemahl  Raoul, 
von  Soissons,  wurden  nun  als  Regenten  aufgestellt '),  und  da  nur  die  Ibe- 
lins und  Genossen  dies  in's  Werk  richteten,  so  mussten  Raoul  und  Alice 
Alles  thim,  was  die  Partei  verlangte,  und  erfreueten  sich  auch  nicht  eines 
Schattens  von  königlicher  Herrschaft  ^).  Die  Ibelins  konnten  schalten  und 
walten  wie  sie  wollten:  stets  musste  sie  der  Befehl  der  Regenten  decken. 
Nim  wurden  die  Beamten  abgesetzt,  die  der  Kaiser  angestellt,  und  die 
Lehen  eingezogen,  die  er  verliehen  hatte ^).  Sodann  wurden  innerhalb 
der  Mauern  von  Tyrus  Verräther  gesucht,  und  endhch  erschien  der 
Befehl  der  Regentschaft :  die  Unternehmung  gegen  Tyrus  in's  Werk  zu  setzen. 

Der  Kaiser  hatte  kurz  vorher  den  Platz  mit  neuen  Vorräthen  ver- 
stärkt, den  Marschall  Felingher  abberufen  und  an  seine  Stelle  den  hoch 
angesehenen  Grafen  Thomas  von  Acerra  wieder  eingesetzt,  ein  Beweis,  wie  er 
ernstlich  noch  daran  dachte,  das  Königreich  Jerusalem  zu  behaupten.     In 


1)  Vgl.  Bengnot  Assises  I  325-^826.  11  400. 

2)  Et  apres  ce  que  il  Tot  espos^e, il vint  avant  par  Tassent  de  partie  des  gens  dou  pais 
et  reqoist  por  sa  ferne  la  roine  la  garde  de  la  seignoire  da  roianme.    Est.  de  Her.  420. 

3)  qaant  Baol  de  Soissons  ot  la  seignorie,  il  la  tint  asses  foiblement,  car  eil,  par  qui  il  avoit 
est^  mis,  ce  estoient  li  parent  de  sa  ferne,  y  avoient  plus  de  poeir  et  de  comandement  qae 
il  n'avoit, /si  que  il  sembloit,  que  il  n'i  fast  que  ausi  come  un  ombre.  Dont  11  avint,  que  doa 
despit  et  de  reugueigne,  que  il  en  ot,  guerpitoutet  laissa  sa  ferne  ets'en  alaen  son  pais.    Das. 

4)  FureDt  rapel^  toz  les  dons,  que  Tempereor  aveit  fait,  et  mesire  Reymont  de  Gibelet  meismes 
fu  fors  de  la  seneschausie ;  car  nulle  chose  n*est  valable,  qui  se  fait  hors  d'assise  ou  d'usage. 
Beugnot  Ass.  II  400. 


179 

der  Zwischenzeit  nun,  als  Felingher  abgereist,  sein  Bruder  Lothar  Befehls*- 
haber,  und  der  Graf  von  Acerra  noch  nicht  angekommen  war,  ritten  die 
drei  Ibelins,  Philipp  von  Montfort,  und  der  venetianische  Konsul  an  einem 
Abend  von  Akkon  ab,  kamen  in  der  Nacht  vor  Tyrus  an,  wurden  von 
ihren  heimlichen  Spiessgesellen  in  die  Stadt  gelassen^  und  eilten  nach  der 
Burg.  Lothar  aber  kam  ihnen  zuvor  und  als  er  die  Besatzung  herein 
hatte,  bereitete  er  sich  vor,  die  feste  Burg  mannhaft  zu  vertheidigen. 
Obwohl  Philipp  von  Navarra  auf  einem  grossen  Schiff,  das  er  von  den 
Venetianem  bekommen,  Verstärkung  und  Proviant  brachte,  konnte  man 
doch  nichts  gegen  die  Burg  ausrichten.  Da  wollte  es  das  Unglück,  dass 
Marschall  Felingher  mit  seinem  Bruder  Heinrich  und  ihren  Frauen  und  Leuten 
nach  Tyrus  zurückkehrte.  Sie  waren  auf  der  Reise  nach  Italien  vom 
Sturme  nach  Tunis,  dann  nach  Aegypten,  und  endlich  wieder  nach  Syrien 
verschlagen.  Nicht  ahnend,  dass  die  Stadt  nicht  mehr  dem  Kaiser  ge- 
höre, fuhren  sie  in  den  Hafen  ein  und  warfen  Anker  neben  Philipp's 
Schiffe.  Sofort  wurden  sie  alle  gefangen  genommen,  sofort  eine  Reihe 
Galgen  aufgerichtet,  und  Lothar  bedroht,  wenn  er  sich  nicht  auf  der 
Stelle  ergäbe,  sähe  er  seine  Geschwister  hangen.  Der  Marschall  erklärte 
seinem  Bruder,  er  solle  seine  Pflicht  thun  und  sich  um  ihn  nicht  küm- 
mern. Lothar  aber,  der  einsah,  dass  er  aus  Mangel  an  Nahrung  für 
sein  Kriegsvolk  die  Burg  nicht  halten  könne,  Hess  sich  auf  Verhandlungen 
ein,  und  nachdem  sie  lange  Zeit  gedauert  hatten,  und  zugestanden  war, 
dass  einer  der  Ibelins  selbst  die  Felinghers  und  alle  Leute  des  Kaisers 
mit  ihrer  Habe  frei  nach  Italien  bringe,  sank  das  kaiserhche  Banner  von 
den  Wällen  nieder,  welche  es  fünfzehn  Jahre  lang  beschützt  hatte. 

Das  Jahr  darauf  ging  Jerusalem  an  die  Muselmannen  verloren,  und 
erlitt  die  ganze  cyprische  und  syrische  Ritterschaft  eine  furchtbare  Nieder- 
lage. Vom  Königreich  Jerusalem  blieben  nur  einige  feste  Burgen  und 
Küstenstädte  mit  Gebietsfetzen  übrig. 

Durch  das  langwierige  Ankämpfen  aber  gegen  den  Kaiser  und  durch 
Ibelins  Lehnsverleihungen  auf  Cypem  war  die  Ritterschaft  hüben  und  drüben 
vielfach  verschwistert.  Cypem  wurde  jetzt  vollends  das  Hauptland.  Wer 
seine  Krone  trug,  schlang  sich  auch  den  schmalen  königlichen  Reif  vom 
Grabe  Christi  um  die  Stime. 

Das  Haus  Ibelin  aber  nahm  jetzt  vollends  eine  fürstliche  Stellung  ein, 


*  iW*<^  ^Äh«r  iNrt^^w»  ^vi^  *S«r  i^eeji  «e^^»  Rmc&.  tsuS  vti»»  äoö  Stolas 

w^  wiT«)^^p^9(  Klm^NkSiK^  bmü  )l»tf^\.     I^nssi  Kcoor  Sfinzürn.  blieb   aebt 

I^^JKm^M^  <w  Ncih^irjKitfcati&  ^i«  »kä  mt  ää  MTSea  thmr  j*  zraw  naanot^ 

Säx  iWwÄWi:  ^WKT  iS«r  iKvi  Ikm^  ä-ct  ^irfSsr  Miminniiri   iam  «r 

Äcdt  ,>tt!^$£hifi'  41%  Vit^  hxfkV^fOtf  "V^  :ixii£  ^arsHi-  ä*  Sek  'irmsn    «  JiiJfee 
xr-ii«.-r    ^^^t*  1^*1^*3   Xiic-ir   cttbtrv*  rn=n   ä'^ttt'^st.  * 


;    45-   -<Ä^»i     1*5:'»     vir    ^li;:*-     vit     ^it  3 

^<i^-    ■    «121    Lxnc    T  iHir  x?%    OB 


Der  Tractat 


des 


David  von  Augsburg 


Über 


die  Waldesier, 


Von 


Dr.  W.  Preger. 


Abh.  d.  UI.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  IL  Abth.  2  i 


t 

i 


Der  Tractat 

des 

David  von  Augsburg  über  die  Waldesier. 

Von 

Dr.  Wilhelm  Preger. 


Unter  den  Quellenschriften,  welche  Märtene  und  Durand  aus  älteren 
Zeiten  zusammentrugen,  ist  die  Schrift  De  hseresi  pauperum  de  Lugduno,  ^) 
welche  seit  d'Argentre  einem  Dominikaner  Yvonet  aus  dem  13.  Jahrhun- 
dert zugeschrieben  wird,  für  die  älteste  Geschichte  der  Waldesier  von 
nicht  geringer  Bedeutung,  da  sie  uns  das  Bild  dieser  Secte  durch 
manche  charakteristische  Züge  vervollständigt.  Die  Ausgabe  bei  den 
genannten  Benedictinem  vom  J.  1717  ist  bisher  die  einzige  geblieben, 
wiewohl  inzwischen  einige  Handschriften  gefunden  worden  sind,  welche 
einen  viel  umfangreicheren  Text  enthalten.  Schon  Carl  Schmidt  fand 
in  Strassburg  eine  solche.  Er  erklärt  die  neuen  Stücke,  von  denen 
er  indess  eine  geringere  Zahl  verzeichnet,  als  es  wohl  gewesen  sind, 
für  die  Interpolation  eines  deutschen  Abschreibers  aus  dem  14.  Jahr- 
hundert.^ Einige  Jahre  nach  Schmidt  entdeckte  Franz  Pfeiffer  unsem 
Tractat  in  einer  Stuttgarter  Handschrift  vom  J.  1469^,  in  welcher  er 
einem  frater  David  de  ordine  minorum  zugeschrieben  ist  Auf  diese 
Notiz  und  auf  Stellen  in  den  Predigten  des  Berthold  von  Regensburg 
gestützt,   hat  Pfeiffer   den  Beweis  zu  liefern  gesucht,   dass  nicht  Yvonetj 


1)  Thesaurus  noTns  anecdotoram  T.  V.  f.  1777  sqq« 

2)  Joh.  Tanler,  8.  194. 
3}  Cod.  theoL  4.  nr.  125. 

24 


184 

sondern  Bertholds  Lehrer  David  von  Augsburg  der  Verfasser  sei.  ^)  Von 
Herrn  Bibliothekar  Dr.  Thomas  auf  eine  Handschrift  ^  der  hiesigen  Staats- 
bibliothek aufmerksam  gemacht,  welche  Schriften  des  David  von  Augsburg 
und  eine  Schrift  über  die  Waldesier  enthalte,  fand  ich  hier  gleichfalls 
den  bei  Martene  gedruckten  Tractat,  und  auch  diese  Handschrift  hat 
wie  die  Stuttgarter  eine  Anzahl  noch  ungedruckter  Abschnitte,  imd  zwar 
dieselben  wie  jene,  und  bezeichnet  einen  frater  David  als  Verfasser. 

Die  ungedruckten  Stücke  sind  zum  Theil  werthvoll,  da  sie  die  kirch- 
lichen Verhältnisse  in  Deutschland  berühren  und  einige  weitere  Beiträge 
für  die  Kenntniss  der  Secte  liefern.  Im  übrigen  lässt  sich  aus  beiden 
Handschriften,  welche  zwar  nicht  von  einander,  aber  von  einer  gemein- 
samen Vorlage  abhängig  sind,  der  Text  bei  Martene  in  nicht  wenigen 
verdorbenen  und  zum  Theil  sinnlosen  Stellen  wiederherstellen.  Ich  halte 
es  darum  für  gerechtfertigt,  wenn  der  Tractat  auf  Grund  der  beiden 
letzterwähnten  Handschriften  —  die  Strassburger  ist  leider  zu  Grunde 
gegangen  —  von  neuem  herausgegeben  wird,  umsomehr,  wenn  sich  her- 
ausstellen sollte,  dass  die  noch  unbekannten  Stücke  —  es  sind  18  grössere 
und  kleinere  —  Bestandtheile  des  ursprünglichen  Textes  und  nicht  eine 
spätere  Interpolation  seien,  und  ferner,  dass  der  Tractat  wirklich  unsern 
David  von  Augsburg  zum  Verfasser  habe. 

Wenn  die  Beziehungen  auf  Deutschland  ein  Kriterium  für  die  ün- 
ächtheit  der  Stücke  wären,  welche  Schmidt  anfuhrt,  dann  müsste  wohl 
auch  der  27.  Abschnitt,  welcher  von  einem  deutschen  Fürsten  handelt^  der 
die  Waldesier  begünstigte,  eingeschoben  sein ;  und  doch  findet  sich  dieser  Ab- 
schnitt bereits  bei  Martene.  Es  ist  mm  aber  nicht  schwer  zu  erkennen, 
dass  nicht  bloss  die  von  Schmidt  bezeichneten,  sondern  alle  noch  imge- 
druckten  Stücke  der  Münchner  oder  Stuttgarter  Handschrift  Bestandtheile 
des  ursprünglichen  Textes  gewesen  seien.  So  gleich  die  drei  ersten.  Denn 
diese  dienen  der  Schrift  zur  Einleitimg,  indem  der  Verfasser  hier  die 
Nothwendigkeit,  den  katholischen  Glauben  aufrecht  zu  erhalten,  begründet^ 
die  Schädlichkeit  der  Waldesier,  gegen  die  er  schreiben  will,  hervorhebt 
und  die  Eintheilung  seiner  Schrift  angibt.     Auf  diese  Eintheilung  bezieht 


1)  Ebiupt,  Zeitschrift  f.  deutsches  Alterthmn  BcL  IX,  S.  55  iL 

2)  Cod.  lat  16312.    2«  16.  sq.  f.  210  —  222. 


165 

er  sich  dann  auch  einmal  im  Verlaufe  der  Schrift  zurück.  Die  Zuge- 
hörigkeit dee  11  — 13.  Abschnittes  zu  dem  ursprünglichen  Texte  aber  er- 
weist schon  das  im  Eingang  des  14.  AbBchnittes  stehende  enini,  welches 
bei  Mai-tene  keinen  Hauptsatz  vor  sich  hat,  den  es  begi'ündet.  Die  solcher 
Geleit  sich  selbst  anzeigende  Lücke  wird  aber  durch  (he  Si'itze  jener  drei 
Abschnitte  ausgefüllt,  welche  untereinander  ziisamtnenhängen  oder  sich 
zur  Ergänzung  dienen,  und  deren  erster  wieder  mit  dem  Schlüsse  des 
bei  Martene  sich  findenden  10.  Abschnittes  stimmt.  Auch  bei  dem  29. 
Abschnitt  wäre  das  im  Eingang  sich  findende  autem  so  unverständlich, 
wie  das  eben  erwähnte  enim  des  14.  Abschnittes,  wenn  nicht  der  bei 
Martene  fehlende  28.  Abschnitt  dem  ursprünglichen  Texte  angehört  hätte. 
Ebenso  fehlt  zwischen  den  bei  Martene  sich  umnittelbar  folgenden  Ab- 
schnitten 29  und  32  der  Zusammenhang.  Abschnitt  29  sagt,  wie  schwer 
ein  der  Häresie  Ueberführter  darangehe,  seine  Genossen  zu  verrathen,  und  der 
bei  Martene  folgende  Abeclmitt  fährt  unvermittelt  fort:  Facile  possunt 
depi'ehendi  haereticorum  fautores.  Dagegen  zeigen  die  beiden  dazwischen 
stehenden  Abschnitte  unserer  Handschriften  durch  ein  am  Anfang  ge- 
setztes unde,  wie  sehr  das  Folgende  mit  dein  Vorhergehenden  zusammen- 
gehören will,  imd  der  den  32.  Abschnitt  so  unvermittelt  einführende 
Satz  bei  Martene  erweist  sich  in  unserem  Texte  als  ein  von  dem  vorher- 
gehenden auf  den  folgenden  ganz  richtig  übeileitender  Schlusssatz. 

Femer  wird  im  3.  Abschnitt  wo  die  Eintheilung  des  Werkes  ange- 
geben ist,  gesagt,  im  diitten  Theüe  solle  ein  Auszug  mitgetheilt  werden 
aus  den  von  dem  apostolischen  Stuhl  wider  die  Häretiker  erlassenen 
Verordnungen.  Die  dieses  Versprechen  erfüllenden  Abschnitte  35 — 41 
fehlen  bei  Martene.  Und  so  Hesse  sich  auch  bei  den  noch  übrigen  leicht 
zeigen,  dass  sie  dem  Verfasser  des  Tractats  angehören ,  wenn  dies  überhaupt 
nun  noch  nöthig  erschiene.  Auch  müsste  wohl  die  Sprache,  wenn  der  Ver- 
fasser der  ungedruckten  Stücke  ein  anderer  wäre,  einige  Verschiedenheit 
zeigen;  aber  der  Stil  ist  durchaus  gleichartig. 


Von  der  Frage  über  den  ursprünglichen  Text  wenden  wir  uns  zu 
der  über  den  Verfasser  unseres  Tractats:  Ist  es  der  Franziskaner  David 
von  Augsburg  oder  der  Dominikaner  Yvonet?  An  der  Richtigkeit  des 
Namens  Yvonet  hatte  bereits  der  gelehrte  Dominikaner  Echard  gezweifelt, 


180 

es  gebot  über  Cypem  wie  über  sein  eigen  Reich,  und  wusste  seines  Stolzes 
und  unruhigen  Ehrgeizes  kein  MaÄs').  Denn  König  Heinrich  blieb  sein 
Lebenlang  ein  Schwächling,  den  man  nur  den  fetten  König  (le  gras)  nannte. 
Sein  Gemüth  war  aber  noch  lange  Zeit  darüber  beunruhigt,  dass  er 
gegen  Kaiser  Friedrich  den  Verräther  gespielt  2).  Die  Ibelins  wandten 
sich  desshalb  an  Pabst  Innocenz  IV.,  und  fügten  die  Bitte  hinzu :  er  möge 
durch  apostolische  Macht  und  Gewalt  Cypem  von  jedem  Lehnsbande,  mit 
welchem  es  an  den  Deutschen  Kaiser  geknüpft  sei,  befreien.  Der  Pabst 
erklärte  nun  durch  Bulle  vom  5.  März  1247:  Kaiser  Friedrich  sei 
von  allen  auf  dem  Lyoner  Concü  Versammelten  feierlich  seiner  Keiche 
entsetzt  und  damit  jeder  Eid  und  sonstige  Titel,  durch  welchen  man 
ihm  verbunden,  hinfällig  geworden.  Den  König  Heinrich  aber  wolle 
der  Pabst  noch  ganz  besonders  von  jedem  Eide,  durch  welchen  er  Frie- 
drich verpflichtet  gewesen,  freisprechen  und  ihn  mit  seinem  Reiche 
unter  des  apostolischen  Stuhles  Schirm  imd  Schutz  nehmen,  und  ihm  allein 
solle  er  fortan  unterthan  sein,  —  „  besonders, "  so  setzt  der  Pabst  mit  leisem 
Hohn  hinzu ^),  „da  Deine  Vorgänger  am  Reich  —  Du  sagst  es  ja  — 
keiner  weltlichen  Macht  unterworfen  gewesen." 


1)  Es  schrieb  Jakob  von  Ibelin  von  den  Bewohnern  Cypems  wie  ein  Eonig  von  seinen  Unter- 
thanen :  Et  encores  mostrons  noz  certainement  par  genz,  qni  'sont  encores  plainz  de  vie,  qne  les 
homes  don  reianme  de  Chypre  ont  plus  servi  hors  doadit  reianme  le  lignage  de  Ibelin,  qne 
monseignor  le  rei  ne  ces  ancestres,  et  se  Tasage  de  lenr  servise  les  aservist,  par  tel  raison  lenr 
poreient  demander  ciaus  de  Tbelin,  come  monseignor  le  rei  lenr  demande.  Beugnot  Ass.  II 
434  no.  25.  Selbst  Bengnot  setzt  hinzu:  On  peut  dire,  que  durant  la  minoritö  du  roi  Henri 
et  mdme  pendant  les  trente-cinq  ans,  que  ce  prince  regna,  les  guerres  et  les  troubles  de  tout 
genre,  qui  agiterent  le  royaume  de  Chypre,  eurent  pour  motifs  les  inter^ts  et  Tambition  de 
cette  puissante  maison. 

2)  In  der  Bulle,  welche  De  Mas  Lattrie  II  63 — 64  mittheilt,  schreibt  Innocenz  IV.  dem 
König:  Ad  gremium  raatris  ecclesiae,  sub  cujus  umbra  quiescitur,  tibi,  cujus  mens  ex  Friderici 
quondam  iroperatoris  olim  infecta  contagione  fluctuat,  nunc  velut  devotionis  filio  humiliter  re- 
currenti  lil^enter  occurrimus,  et  ut  hominis  ntriusque  quiete  perfrui  yaleas,  affectione  paterna 
libentius  procuramus. 

8)  praesertim  cum  regni  ratione  praedicti  praedecessores  tui,  ut  a&seris,  nuUi  seculari  subfuerunt 
potestati.  Das. 


Der  Tractat 


des 


David  von  Augsburg 


Über 


die  Waldesier. 


Von 


Dr.  W.  Preger. 


Abh.  d.  UI.  Ol.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  IL  Abth.  24 


t 


y 


Der  Tractat 

des 

David  von  Augsburg  über  die  Waldesier. 

Von 

Dr.  Wilhelm  Freger. 


Unter  den  Quellenschriften,  welche  Märtene  und  Durand  aus  älteren 
Zeiten  zusammentrugen,  ist  die  Schrift  De  hseresi  pauperum  de  Lugduno,  ^) 
welche  seit  d'Argentre  einem  Dominikaner  Yvonet  aus  dem  13.  Jahrhun- 
dert zugeschrieben  wird,  für  die  älteste  Geschichte  der  Waldesier  von 
nicht  geringer  Bedeutung,  da  sie  uns  das  Bild  dieser  Secte  durch 
manche  charakteristische  Züge  vervollständigt.  Die  Ausgabe  bei  den 
genannten  Benedictinem  vom  J.  1717  ist  bisher  die  einzige  geblieben, 
wiewohl  inzwischen  einige  Handschrift;en  gefunden  worden  sind,  welche 
einen  viel  umfangreicheren  Text  enthalten.  Schon  Carl  Schmidt  fand 
in  Strassburg  eine  solche.  Er  erklärt  die  neuen  Stücke,  von  denen 
er  indess  eine  geringere  Zahl  verzeichnet,  als  es  wohl  gewesen  sind, 
für  die  Interpolation  eines  deutschen  Abschreibers  aus  dem  14.  Jahr- 
hundert.^ Einige  Jahre  nach  Schmidt  entdeckte  Franz  Pfeiffer  tmsem 
Tractat  in  einer  Stuttgarter  Handschrift  vom  J.  1469^,  in  welcher  er 
einem  frater  David  de  ordine  minorum  zugeschrieben  ist.  Auf  diese 
Notiz  und  auf  Stellen  in  den  Predigten  des  Berthold  von  Regensburg 
gestützt,   hat  Pfeiffer   den  Beweis  zu  liefern  gesucht,   dass  nicht  Yvonet, 


1)  TheBaoras  noyns  anecdotoram  T.  V.  f.  1777  sqq. 

2)  Jok  Tauler,  8.  194. 
8}  Cod.  tbeoL  4.  nr.  126. 

24 


184 

sondern  Bertholds  Lehr.er  David  von  Augsburg  der  Verfasser  sei.  ^)  Von 
Herrn  Bibliothekar  Dr.  Thomas  auf  eine  Handschrift  ^  der  hiesigen  Staats- 
bibliothek aufmerksam  gemacht,  welche  Schriften  des  David  von  Augsburg 
und  eine  Schrift  über  die  Waldesier  enthalte,  fand  ich  hier  gleichfalls 
den  bei  Martene  gedruckten  Tractat,  und  auch  diese  Handschrift  hat 
wie  die  Stuttgarter  eine  Anzahl  noch  ungedruckter  Abschnitte,  und  zwar 
dieselben  wie  jene,  und  bezeichnet  einen  frater  David  als  Verfasser. 

Die  ungedruckten  Stücke  sind  zum  Theil  werthvoll,  da  sie  die  kirch- 
lichen Verhältnisse  in  Deutschland  berühren  und  einige  weitere  Beiträge 
für  die  Kenntniss  der  Secte  liefern.  Im  übrigen  lässt  sich  aus  beiden 
Handschriften,  welche  zwar  nicht  von  einander,  aber  von  einer  gemein- 
samen Vorlage  abhängig  sind,  der  Text  bei  Martene  in  nicht  wenigen 
verdorbenen  und  zum  Theil  sinnlosen  Stellen  wiederherstellen.  Ich  halte 
es  darum  für  gerechtfertigt,  wenn  der  Tractat  auf  Grund  der  beiden 
letzterwähnten  Handschriften  —  die  Strassburger  ist  leider  zu  Grunde 
gegangen  —  von  neuem  herausgegeben  wird,  umsomehr,  wenn  sich  her- 
ausstellen sollte,  dass  die  noch  unbekannten  Stücke  —  es  sind  1 8  grössere 
und  kleinere  —  Bestandtheile  des  ursprünglichen  Textes  und  nicht  eine 
spätere  Interpolation  seien,  und  ferner,  dass  der  Tractat  wirklich  unsem 
David  von  Augsburg  zum  Verfasser  habe. 

Wenn  die  Beziehungen  auf  Deutschland  ein  Kriterium  für  die  Un- 
ächtheit  der  Stücke  wären,  welche*  Schmidt  anfahrt,  dann  müsste  wohl 
auch  der  27.  Abschnitt,  welcher  von  einem  deutschen  Fürsten  handelt,  der 
die  Waldesier  begünstigte,  eingeschoben  sein;  und  doch  findet  sich  dieser  Ab- 
schnitt  bereits  bei  Martene.  Es  ist  nun  aber  nicht  schwer  zu  erkennen, 
dass  nicht  bloss  die  von  Schmidt  bezeichneten,  sondern  alle  noch  unge- 
druckten Stücke  der  Münchner  oder  Stuttgarter  Handschrift  Bestandtheile 
des  ursprünglichen  Textes  gewesen  seien.  So  gleich  die  drei  ersten.  Denn 
diese  dienen  der  Schrift  zur  Einleitung,  indem  der  Verfasser  hier  die 
Nothwendigkeit,  den  katholischen  Glauben  aufrecht  zu  erhalten,  begründet^ 
die  Schädlichkeit  der  Waldesier,  gegen  die  er  schreiben  will,  hervorhebt 
und  die  Eintheilung  seiner  Schrift  angibt     Auf  diese  Eintheilung  bezieht 


1)  Haupt,  Zeitschrift  f.  deatsches  Alterthnm  Bd.  IX,  S.  55  iL 

2)  Cod.  lat.  16812.    2P  16.  gq.  f.  210  —  222. 


er  sich  dann  auch  einmal  im  Verlaufe  der  Schrift  zurück.  Die  Zuge- 
hörigkeit des  11 — 13.  Abschnittes  zu  dem  m^prünghchen  Texte  aber  er- 
weist schon  das  im  Eingang  des  14.  Abschnittes  stehende  enim,  welches 
bei  Martene  keinen  Hauptsatz  vor  sich  hat,  den  es  begründet.  Die  solcher 
Gestalt  sich  selbst  anzeigende  Lücke  wird  aber  durch  die  Sätze  jener  drei 
Abschnitte  ausgefüllt,  welche  untereinander  zusammenhängen  oder  sich 
zur  Ergänzung- dienen,  und  deren  erster  wieder  mit  dem  Schlüsse  des 
bei  Martene  sich  findenden  10.  Abschnittes  stimmt  Auch  bei  dem  29. 
Abschnitt  wäre  das  im  Eingang  sich  findende  autem  so  unverständlich, 
wie  das  eben  erwähnte  enim  des  14.  Abschnittes,  wenn  nicht  der  bei 
Martene  fehlende  28.  Abschnitt  dem  uraprüngUchen  Texte  angehört  hätte. 
Ebenso  fehlt  zwischen  den  bei  Martene  sich  unmittelbar  folgenden  Ab- 
schnitten 29  und  32  der  Zusammenhang.  Abschnitt  29  sagt,  wie  schwer 
ein  der  Häresie  Ueberfuhrter  darangehe,  seine  Genossen  zu  verrathen,  und  der 
bei  Martene  folgende  Abschnitt  fährt  unveriuittelt  fort:  Facile  possunt 
deprehendi  haereticorum  fautores.  Dagegen  zeigen  die  beiden  dazwischen 
stehenden  Abschnitte  unserer  Handschriften  durch  ein  am  Anfang  ge- 
setztes unde,  wie  sehr  das  Folgende  mit  dem  Vorhergehenden  zusammen- 
gehören wiU,  und  der  den  32.  Abschnitt  so  unvermittelt  einführende 
Satz  bei  Martine  erweist  sich  in  unserem  Texte  als  ein  von  dem  vorher- 
gehenden auf  den  folgenden  ganz  richtig  überleitender  Schlusssatz. 

Femer  wird  im  3.  Abschnitt,  wo  die  Eintheilimg  des  Werkes  ange- 
geben ist,  gesagt,  im  dritten  Theile  solle  ein  Auszug  mitgetheilt  werden 
aus  den  von  dem  apostolischen  Stuhl  wider  die  Häretiker  erlassenen 
Verordnungen.  Die  dieses  Versprechen  erfüllenden  Abschnitte  35 — 41 
fehlen  bei  Martene.  Und  so  liesse  sich  auch  bei  den  noch  übrigen  leicht 
zeigen,  dass  sie  dem  Verfasser  des  Tractats  angehören,  wenn  dies  überhaupt 
nun  noch  nöthig  erschiene.  Auch  müsste  wohl  die  Sprache,  wenn  der  Ver- 
fasser der  ungedruckten  Stücke  ein  anderer  wäre,  einige  Verschiedenheit 
zeigen;  aber  der  Stil  ist  durchaus  gleichartig. 


Von  der  Frage  über  den  ursprünglichen  Text  wenden  wir  uns  zu 
der  Über  den  Verfasser  unseres  Tractats:  Ist  es  der  Franziskaner  David 
von  Augsburg  oder  der  Dominikaner  Yvonet?  An  der  Richtigkeit  des 
Namens  Yvonet  hatte  bereits  der  gelehrte  Dominikaner  Ekihard  gezweifelt, 


186 

# 

der  mit  Quetif  ein  mit  kritischer  Sorgfalt  gearbeitetes  Werk  über  die 
Schriftsteller  seines  Ordens  geschrieben  hat.  Er  hält  die  zuerst  bei 
Franz  Pegna  vorkommende  Erwähnung  des  Yvonet  für  eine  Verwechs- 
lung mit  Simoneta.  So  nämlich  habe  auch  Moneta  geheissen,  der  eine 
bekannte  Schrift  über  die  Waldesier  verfasst  hat.  Auf  die  Vermuthung, 
dass  hier  eine  Verwechslung  vorliege,  wurde  Echard  durch  den  Namen 
Yvonet  geführt.  Nirgends  sonst  im  Dominikanerorden  fand  er  eine  Spur 
von  einem  Schriftsteller  dieses  Namens. 

Veranlasst  durch  jene  Notiz  in  der  Stuttgarter  Handschrift  suchte 
nun  Pfeiffer  zu  beweisen,  dass  David  von  Augsburg  der  wahre  Verfasser 
sei.  Allein  seine  Beweisführung  ist  so  mangelhaft,  dass  sich  unmöglich 
darauf  weiterbauen  lässt.  Weil  die  St.  H.  den  Verfasser  frater  David 
de  ordine  minorum  nennt,  so  schreibt  Pfeiffer  sofort:  „Also  David  von 
Augsburg  wird  hier  als  Verfasser  genannt*^.  Als  ob  der  Lehrer  Ber- 
tholds  damals  der  einzige  Minorit  dieses  Namens  gewesen  wäre!  Den 
weiteren  Nachweis  soll  dann  eine  Reihe  von  Sätzen  aus  den  Predigten 
des  Berthold  von  Regensburg  liefern,  welche  an  Stellen  in  unserem  Trac- 
tate  erinnern.  Allein  Pfeiffer  scheint  weder  den  Paussauer  Anonymus 
noch  eine  andere  der  Quellenschriften  jener  Zeit  über  die  Waldesier  ge- 
kannt zu  haben ;  denn  keiner  jener  Bertholdischen  Sätze  ist  der  Art,  dass 
er  nicht  ebensowohl  aus  einer  dieser  andern  Schriften  hergeleitet  wer- 
den könnte.  Und  selbst  wenn  Berthold  seine  Kenntniss  von  den  Pover 
de  Leun  oder  den  Pauperes  de  Lugduno  aus  unserem  Tractat  hätte:  wie 
kann  doch  das  beweisen,  dass  der  David  der  Stuttgarter  Handschrift 
kein  anderer  als  David  von  Augsburg  sei? 

So  ungenügend  nun  auch  die  Beweisführung  Pfeiffers  ist;  in  der 
Sache  hat  er  doch  vollkommen  recht.  Ich  will  versuchen,  den  noch 
mangelnden  Beweis  dafür  beizubringen. 

In  den  noch  ungedruckten  Stücken  wie  in  den  bereits  gedruckten 
weist,  wie  schon  hervorgehoben  wurde.  Manches  auf  einen  Verfasser  hin, 
der  in  Deutschland  geschrieben  hat,  während  von  einer  Bezugnahme  auf 
nichtdeutsche  Verhältnisse  sich  nirgends  eine  Andeutung  findet.  Schon 
der  Hinweis  auf  die  Pover  de  Leun,  welche  in  terra  nostra  ihr  Gift  ver- 
breiten, lässt  diese  als  Fremdlinge  erscheinen,  und  die  Bemerkung  von 
der  Unerfahrenheit  der  einheimischen  geistlichen  und  weltlichen  Richter 


187 

t 

V 

in  den  Lehren  der  Secte  zeigt  uns  die  Waldesier  als  Fremdlinge, 
die  erst  in  neuerer  Zeit  eingedrungen  sind.  Unser  Tractat  ist,  wie  sich 
zeigen  wird,  nicht  lange  nach  1252  geschrieben.  Nun  aber  waren  um  diese 
Zeit  weder  in  Italien  noch  in  Frankreich  oder  auch  in  Spanien  die 
Waldesier  eine  neue  Erscheinung  oder  ihre  Lehren  unbekannt.  Denn 
abgesehen  davon,  dass  für  die  italienischen  und  französischen  Armen  die 
beiden  erstgenannten  Länder  die  Heimathländer  waren,  so  hatte  hier  wie 
in  Spanien  ein  längerer  Kampf  mit  dieser  Secte  bereits  reichliche  Erfahr- 
ungen für  die  Inquisitionspraxis  gebracht,  und  eine  Begründung  für  die 
Ajxweisungen,  wie  sie  der  Tractat  gibt,  würde,  wenn  der  Verfasser  dort 
geschrieben  hätte,  geradezu  unverständlich  sein.  Femer  führt  der  Tractat 
da,  wo  er  die  fünf  Parteien  nennt,  in  welche  die  ursprünglich  Eine 
Secte  der  Waldesier  sich  zertheilt  habe,  auch  die  Ortliebarier  an,  eine 
Secte,  welche  ausser  Deutschland  kaum  gekannt  war  imd  deren  Namen 
sich  auch  bei  keinem  der  ausländischen  Schriftsteller  findet.  Endlich  deutet 
die  Erwähqung  jenes  deutschen  Fürsten,  welchen  die  Waldesier  ihrer  Aus- 
sage nach  zur  Zeit  des  Kampfes  zwischen  Friedrich  11.  und  Innocenz  IV. 
fast  ganz  auf  ihre  Seite  gebracht  hatten,  und  die  Anführung  einiger  Um- 
stände dabei,  auf  einen  mit  deutschen  Verhältnissen  bekannten  Verfasser. 
Ich  habe  früher  schon  darauf  hingewiesen,^)  dass  unter  jenem  Fürsten 
wohl  kein  anderer  als  Friedrich  von  Oesterreich  gemeint  sein  könne. 

Auch  dafür,  dass  der  Verfasser  ein  Minorit  gewesen,  findet  sich  im 
Texte  der  beiden  Handschriften,  welche,  wie  wir  sahen,  den  ursprüng- 
lichen Text  geben  wollen,  eine  leise  Spur.  Denn  es  wird  kaum  zufallig 
sein,  dass  da  wo  einmal  die  Minoriten  und  Dominikaner  nebeneinander 
genaimt  werden,  die  Dominikaner  bei  Martene  an  erster  Stelle  stehen, 
in  den  beiden  Handschriften  aber  die  Minoriten. 

Wenn  nun  unsere  Handschriften  einen  Bruder  David  als  Verfasser 
bezeichnen  und  die  Stuttgarter  Hdschr.  noch  hinzufügt,  dass  dieser  David 
de  ordine  minorum  gewesen  sei,  so  werden  wir  freilich  nicht  mit  Pfeiffer 
sofort  sagen  dürfen:  „also  David  von  Augsburg  wird  hier  als  Ver- 
fasser   genannt" ;     aber    dass    die    Schreiber    imter    ihrem    David  jenen 


1)  Beitrage  zur  Geschichte  der  Waldesier  im  Mittelalter.    Abth.  d.  III.  Ol.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss. 
XIII.  Bd.  I.  Abth.  S.  227. 


188 

David  von  Augsburg  wirklich  gemeint  haben,    das  lässt  sich  gleichwohl 
und  zwar  aus  den  Handschriften  selbst  beweisen. 

Pfeiffer  hat  für  seinen  Beweis  nicht  beachtet,  dass  in  der  Stuttg.  H. 
unserem  Tractat  eine  Schrift  vorausgeht,  die  Summa  fratris  David  ordinis 
minorum  de  reformatione  spiritus  und  als  deren  dritter  Theil  mit  der- 
selben Verfasserbezeichnung  die  Schrift  de  Septem  processibus  religiosorum,^) 
deren  anerkannter  Verfasser  kein  anderer  als  David  von  Augsburg  ist. 
Desgleichen  hat  die  Münchner  Handschrift  unter  gleichartiger  Verfasser- 
bezeichnung wie  bei  dem  Tractat  die  eben  erwähnte  Schrift  des  David 
von  Augsburg  und  noch  eine  andere  von  demselben  Verfasser,  die  bisher 
zwar  unbekannt  ist,  aber  nichts  desto  weniger  ihm  angehört,  da  das  alte 
Anniversarium  des  Au^burger  Minoritenklosters  sie  unter  den  Schriften 
seines  berühmten  Mitgliedes  anführt.  Es  ist  eine  Auslegung  der  Regel 
des  Franziskus. 

Damit  wäre  nun  wohl  zunächst  der  Beweis  geliefert,  dass  die 
Schreiber  der  beiden  Handschriften  unter  ihrem  frater  David  denselben 
Verfasser  meinen,  der  die  Summa  de  reformatione  spiritus  oder,  wie  wir 
sie  nach  dem  gewöhnlichen  Titel,  der  aber  nur  für  die  beiden  ersten 
Theile  passt,  nennen  wollen,  die  Formula  novitiorum  verfasst  hat. 

Ob  nun  aber  die  Schreiber  sich  nicht  geirrt  haben,  ob  der  Ver- 
fasser der  Formula  novitiorum  auch  unseren  Tractat  wirklich  geschrieben 
haben  könne,  das  muss  eine  Vergleichung  des  Tractats  mit  dieser  Formula 
zeigen.  Wenn  sich  herausstellen  würde,  dass  die  beiden  Schriften  das 
gleiche  Gepräge  der  Anschauung  und  des  Stils  tragen,  so  dürften  wir 
wohl  den  Nachweis,  dass  David  von  Augsburg  der  fragliche  Verfasser  sei, 
als  vollständig  geliefert  betrachten. 

Der  Tractat  lässt  seiner  ganzen  Anlage  nach  dem  Verfasser  wenig 
Kaum  für  die  Darlegung  eigener  theologischer  Gedanken.  Aber  doch 
bietet  gleich  der  Eingang,  wo  die  Veranlassung  für  die  Schrift  darge- 
legt ist,  einen  Vergleichspunkt  dar.  Wir  wissen,  wie  sehr  die  Mystik 
das  Schauen  Gottes  als  das  Ziel  des  religiösen  Strebens  betont,  und  wie 
die  kirchliche  Mystik  als  Voraussetzung  die  fides  catholica  hiefür  ver- 
langt.    Bei  dem  Mystiker  David  von  Augsburg   tritt  dies  überall  hervor. 


1)  Gedruckt  n.  a.  in  der  Maxiina  Bibliotheca  Vet.  Patrum,  Lugd.  1677  Tom.  XXV,  f.  867  sqq. 


189 

So  sagt  die  F.  N,  885:  Initium  reformationis  rationis  est,  fidpm  ca- 
tholicam  firmiter  credere  —  perfectio  rationis  est,  purissiina  mentis 
intelligentia  deum  in  conteniplatione  videre.  Und  unser  Tractat 
nimmt  den  gleichen  Gedanken  zu  seinem  Ausgangspunkt.  Die  jetzt  von 
den  Ketzern  gefährdete  fides  catholica  ist  fundamentum  omnis 
boni,  sine  qua  summi  boni  non  possumus  esse  capaces.  Und  das  Ziel 
wird  in  das  Schauen  Gottes  gesetzt:  illud  revelata  facie  contemplari. 

Die  F.  N.  907  verlangt  hiefür:  quamdiu  eum  videre  non  possu- 
mus praesentes,  saltem  memoremur  ejus  absentes;  und  der  Trac- 
tat sagt  in  seinem  zweiten  Satze:  quamdiu  illud  videre,  sicuti  est, 
nondum  sumus  idonei,  oportet  nos  illud  per  fi dem  teuere.  * 

Die  F.  N.  bezeichnet  den  Glauben,  der  treu,  auch  ohne  zu  schauen, 
festhält  an  der  Verheissung,  als  das  Verdienende,  das  Schauen  als  den 
Lohn  900:  Fides  non  haberet  meritum,  si  in  sola  experientia  consisteret. 
907:  Cum  summa  beatitudo  constet  in  jugi  visione  dei,  hujusmodi  beati- 
tudinis  imitatio  est  jugis  memoria  dei.  Ista  est  meritum,  sed  illa 
praemium.  Und  der  Tractat  sagt  in  seinem  dritten  Satze,  um  die 
Noth wendigkeit,  am  Glauben  festzuhalten,  zu  begründen :  cum  enim  nunc 
tempus  merendi  solum  sit,  in  futuro  autem  tempus  recipiendi 
pro  meritis,  qui  modo  summi  boni  capax  esse  neglexerit,  aeterna 
beatitudine  in  futuro  carebit. 

David  schildert  in  der  F.  N.  die  Weise,  wie  Satan  den  Menschen  erst 
durch  den  Schein  des  Guten  zu  täuschen  suche  903:  Venit  ergo  Satanas 
in  specie  boni  angeli,  quem  credit  a  bonis  diligi,  ut  tanto  facilius 
decipiat  eos,  quo  bonus  nuntius  putatur,  et  qui  non  soleat  sibi  nisi  bona 
nuntiare  et  suadere.  Und  der  Tractat  sagt  von  dem  Häretiker  und 
seiner  Verführungskunst  (Abschn.  15):  ut  serpens  Evam  promissione 
Bcientiae  et  divinae  similitudinis  sublimitate  seduxit,  ut  suis  suasiombus 
ei  acquiesceret,  haereticus  incipit  eam  multa  docere  de  castitate  et  hu- 
militate,  ut  putet  illa  se  non  hominem  sed  angelum  de  coelo  audire. 

Die  F.  N.  fährt  in  ihrer  Beschreibung  fort:  Et  ut  facilius  recipiatur 
ejus  per8ua8io,primo  sola  bona  proponit,  postmodo  mixta  malis,  tandem 
falsa  bona  sed  vere  mala.  Postremo  cum  irretierit  eos  et  illaqueaverit 
insolubiliter ,  aperte  venenatum  caput  erigit  et  in  aperta  peccata  eos 
dejicit.     Und  der   Tractat  sagt  weiter  von  den  Häretikern   (A.  21):  In 

Abb.  d.  III.  Ol.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  IL  Abtb.  25 


190 

omnibuß  religiosissime  se  gerunt,  —  libenter  loquuntur  de  deo,  de 
sanctis  et  de  virtutibus  etc.,  ut  per  hoc  meliores  habeantur,  et  si  quis 
libenter  eos  audire  coeperit,  ut  illi  tunc  secretius  suae  perfidia-e  virus 
infundant  et  favorem  vitiorum  suorum  acquirant.  Es  ist  als  ob  die  F.  N. 
bei  ihrer  Schilderung  das  Bild  der  Häretiker  des  Tractats  vor  sich  ge- 
habt und  nur  auf  alle  Verführungen  ausgedehnt  habe. 

Zeigt  so  schon  das  Wenige,  was  bei  dem  so  ganz  verschiedenen 
Zwecke  des  Tractats  dem  Inhalte  nach  mit  der  F.  N.  verglichen  werden 
kann,  eine  Verwandtschaft  an,  so  werden  wir  diese  Verwandtschaft  noch 
besser  zu  erkennen  vermögen,  wo  wir  unbeschränktere  Mittel  der  Ver- 
gleichung  haben,  und  diese  sind  uns  in  den  Formen  der  Darstellung  und 
in  der  Sprache  der  beiden  Schriften  gegeben. 

In  der  F.  N.  kündigt  es  David  gerne  vorher  an,  was  er  in  der  fol- 
genden Ausführung  zur  Sprache  bringen  will,  und  fügt  irgend  eine  Be- 
gründung dafür  bei.  So  z.B.  909:  Sed  quia  proficientibus  haec  formula 
scribitur,  ut  sciant  quantum  in  singulis  virtutibus  profecerint,  —  quaelibet  in 
tres  gradus  longe  inter  se  differentes  distinguamus.  Und  im  Tractat: 
Ut  autem  plenius  et  facilius  intelligatur,  dividatur  hoc  scriptum  in  tres 
partes  perutiles  etc. 

Gleichartigkeit  zeigen  die  beiden  Schriften  ferner  in  der  Glie- 
derung des  Stoffes:  in  der  Zerlegung  desselben  in  viele  kleinere  Ab- 
schnitte und  in  den  Ueberschriften  zu  diesen  Abschnitten,  w:elche  auch  im 
Tractate  von  dem  Verfasser  herrühren;  in  der  äusserlichen  Aneinander- 
reihung von  Gründen  oder  von  Merkmalen  für  eine  Sache  und  in  der 
Form,  wie  diese  angeführt  werden.  So  in  der  F.  N.:  Quatuor  autem  de 
causis  consulitur  divitiarum  contemptus.  Prima,  quia  earum  amor  re- 
trahit  etc.  S  e  c  u  n  d  a  causa,  quia  retardant  hominem.  Sicut  enim  oneratus 
non  potest  velociter  currere  etc.     Tertia  causa,  quia  quanto  minus  tibi 

in  terrenis  indulges Unde   filius   dei,   dans  nobis  exemplum  per- 

fectionis  etc.  Und  der  Tractat  (A.  28):  Haereticos  deprehendere  valde 
difficile  et  hoc  tribus  de  causis.  Una  quia  rari  simt,  qui  curent  et  per- 
severanter  instent  etc.  Secunda  causa :  perpauci  sunt,  qui  sciant  eos  deprehen- 
dere  etc.    Tertia  causa,  quia  desunt  nobis  testimonia.    Ex  quo  enim  etc. 

David  liebt  es,  das  Besondere  durch  allgemeine  Erfahrungssätze  zu 
begründen  oder  zij  erläutern,  wobei  er  dann  diese  allgemeinen  Sätze  durch 


191 

ein  quia  qui  oder  ein  einfaches  quia  einleitet.  F.  N.  896:  Tripbcis  autem 
peccati  reus  efficitur,  qui  talibus  uti  se  licite  posse  putat  —  quia  qui 
incaute  se  nimis  exposuit  etc.  869:  Hoc  debes  cavere,  quia  qui  artem 
aliquam  discere  cupit  etc.  891:  Majori  indigent  cautela  ne  seducantur, 
quia  divitiae  faciliter  acquisitae  prodigialius  solent  effundi  etc.  Auch  im 
Tractat  begegnet  uns  diese  Form.  A.  31:  Facile  tunc  possunt  laici 
trahi  in  haeresim,  quia  qui  mecmn  inimicum  meimi  persequitur  etc. 
A.  27:  Et  ideo  valde  male  faciunt  etc.,  quia  minus  malum  quandoque 
prudenter    dissimulandum ,    ubi  majus    et  irremediabile  e  vicino   timetur: 

Hieran  mag  sich  der  Hinweis  auf  die  Vorliebe  zu  Gleichnissen  ia 
der  F.  N.  reihen,  welche  auf  jedem  Blatte  sich  finden,  und  auf  die  Ver- 
wandtschaft der  Tractats  in  dieser  Beziehimg,  der  wohl  auch  das  Gleichniss 
IQ  einer  Form  bringt,  die  an  jene  Schrift  erinnert.  F.  N. :  Cavete  ab 
inobedientia,  fratres,  sub  ipsa  enim  potest  latere  lupus  sub  pelle  ovina. 
Vgl.  den  Tractat  A.  21 :  Sicut  aliquando  lupus  pelle  se  contegit  ovis,  ne 
lupus  ab  ovibus  cognoscatur.  Bei  dem  häufigen  Gebrauch  von  Gleich- 
nissen oder  allgemeinen  Erfahrungssätzen  nimmt  David  in  seiner  Leb- 
haftigkeit statt  einer  allgemeineren  Bezeichnung  oft  die  erste  oder  die 
zweite  Person  zmn  Subject  oder  Object  in  solchen  Sätzen.  F.  N.  917 :  In  quan- 
tum  enim  teneor  alteri  restituere,  in  tantum  mea  non  sunt  mea.  897: 
Quod  autem  hosti  praestas,  tibi  noces.  895:  Sicut  si  imaginor  mihi, 
quod  sim  rex  Franciae  etc.  Auch  hiefür  finden  sich  die  Beispiele  im 
Tractat.  A.  27:  Quia  qui  mecum  meum  inimicum  persequitur  etc. 
A.  30:  qui  seit,  adversarium  meum  insidiari  mihi  etc. 

Eine  bei  David  überall  wiederkehrende  Weise  ist  es ,  den  begleiten- 
den oder  begründenden  Umstand  in  der  Form  eines  Participialsatzes  zu 
bringen.  F.  N.  881:  Sicut  quidam  infirmi  spiritu,  videntes  alios  apud 
se  desides  in  servitio  Dei  etc.  872:  mali  aliquando  optimi  efficiuntur, 
cognoscentes  quid  sint.  897:  Non  erubescit  vitiosus  videri,  habens 
secum  socios  miseriae  suae.  ib :  Non  audet  aliter  vivere,  t  i  m  e  n  s  videri  etc. 
In  gleicher  Weise  erläutert  oder  begründet  auch  der  Tractat.  A.  13: 
Stulti,  non  intelligentes,  quod  saepe  puer  XII  annorum  etc.    Non  enim 

facile  cuiquam  aperiunt  secreta timentes  etc.     A.  44:    Ficte   id 

faceret,  non  credens  etc.  Ne  populus  scandalizetur ,  putantes  eum 
injuste  damnatum. 

52» 


192 

David  setzt  sehr  häufig  das  charakterisirende  Adjectiv  in  ein  ab- 
stractes  Substantiv  um,  dem  dann  das  Charakterisirte  im  Genitiv  folgt 
F.  N.  869:  Instantia  sanctae  meditationis.  871:  Superementia  istius  vir- 
tutis.  895:  varietas  prosperitatis.  Auch  diese  Weise  findet  sich  wieder- 
holt in  dem  Tractat.  A.  4:  Praesumptio  palliatae  sanctitatis,  ib:  tumor 
singularitatis.  A.  13:  singularitas  fictae  sanctitatis.  A.  16:  sublimitas 
divinae  similitudinis. 

Auch  das  Wortmaterial  deutet  nicht  auf  verschiedene  Verfasser,  da 
auch  Wörter  und  Ausdrucksweisen,  welche  nicht  gerade  zu  den  gewöhn- 
lichen gehören,  wie  praemunire,  stabilis  in  via  u.  s.  w.  gleichmässig  in 
beiden  Sqhriften  wiederkehren. 

So  düffte  uns  die  angestellte  Vergleichung,  wenn  wir  alle  einzelnen 
Punkte  zusammen  nehmen,  wohl  die  Gewissheit  geben,  dass  die  Schreiber 
der  beiden  Handschriften,  welche  mit  ihrem  Bruder  David  den  David 
von  Augsburg  meinen,  sich  in  der  Autorschaft  nicht  geirrt  haben, 
imd  dass  der  Verfasser  der  Formula  novitiorum  in  der  That  der  Ver- 
fasser unseres  Tractats  sei.  Steht  aber  David  als  Verfasser  fest,  dann 
könnte  wohl  ein  in  einer  Handschrift  undeutlich  geschriebenes  dauid 
die  Veranlassung  gewesen  sein,  einen  Namen  wie  Ivonet  als  den  des  Ver- 
fassers zu  vermuthen. 


Für  die  Ermittelung  der  Zeit,  in  welcher  der  Tractat  verfasst  ist, 
sind  in  diesem  selbst  mehrere  Anhaltspunkte  gegeben.  David  erwähnt 
in  Abschnitt  2 3  die  Ermordung  „des  heiligen  Petrus",  eines  Dominikaners, 
durch  einen  Ketzer.  Der  hier  gemeinte  Petrus  ist  im  Jahre  1252  er- 
mordet und  canonisirt  worden.  Abschnitt  37  verweist  auf  eine  Con- 
stitution des  Papstes  Innocenz  IV.  Wie  aus  dem  Inhalt  und  den  Aus- 
drücken des  Abschnittes  ersichtlich  ist,  ist  es  die  Bulle  Ad  extirpanda.  ^) 
Auch  diese  Bulle  fällt  ins  Jahr  1252. 


1)  Abschn.  37:  Qaod  si  aliquis  accusatas  et  detentas  non  viilt  sponte  confiteri  suos  et  prodere 
alios  complices  saos,  per  judicinm  saecnlare  ad  hoc  compelli  [potest]  qaaestionibas  et  tormentis 
citra  membrorum  diminatiooem  et  mortis  perioalam,  accasare  aliquos  quos  seit  et  fautores  eorum 
credentes,  et  errores  suos  ezpresse  coofiteri,  secnndam  consiitntionem  Innocentii  IV.  papae. 

Cf.  Bulle  Ad  extirpanda  im  Bullar.  magnum  zu  Inooc.  IV.'  N.  IX:  Teneatnr  praeterea  Potestas 
■sea  Bector  omnes  baereticos,  quos  captos  babuerit,  cogere  citra  membri  diminutionem  et  mortis  peri- 


193 

Femer  verweist  Abschnitt  3  5  auf  eine  Forma  apostolicae  commiBsionis, 
nach  welcher  Zeugen  gegen  Häretiker  auch  heimlich  rechtskräftige  Aus- 
sagen thun  können,  wenn  sie  sich  fürchten,  es  öffentlich  zu  thun.  Eine 
päpstliche  Bestimmung  hierüber  findet  sich  in  der  Commiasio  Alexandri 
Papae  IV.  facta  Priori  Parisiensi  v.  J.  1256,^)  welche  dann  fast  wörtlich 
in  die  von  Urban  IV.  im*  Jahre  1262  erlassene  Bulle  Licet  ex  omnibus 
wieder  aufgenommen  ist. 

In  die  Zeit  von  1256  bis  1272  also  —  denn  in  letzterem  Jahre 
ist  David  gestorben  —  fällt  die  Abfassung  des  Tractats. 

David  sagt,  dass  er  dem  Verhör  der  Ketzer  häufig  beigewohnt  habe, 
und  er  war,  wie  es  scheint,  selbst  einer  der  Inquisitoren;  denn  er  fasst 
sich  mit  diesen  zusammen^)  und  übernimmt,  wo  er  uns  einmal  mitten  in 
ein  Verhör  versetzt,  selbst  die  Rolle  des  Inquisitors  gegen  den  Ange- 
klagten.''^) In  meinen  Beiträgen  zur  Geschichte  der  Waldesier  habe  ich 
nachgewiesen,  dass  die  Schrift  des  Passauer  Anonymus  aus  dem  J.  1260 
stammt.  Sie  ruht  zum  grossen  Theile  auf  den  Ergebnissen,  welche  bei 
einer  kurz,  vorher  stattgehabten  Inquisition  in  der  Diöcese  Passau,  deren 
Sprengel  vornehmlich  österreichische  Länder  umfasste,  gewonnen  worden 
waren.  Der  Anonymus  sagt  da  von  den  Ketzern:  quidam  eucharistiam 
servant  in  cameris  et  in  hortis  ut  in  Bavaria.  Das  ist  ihm  doch  wohl 
erst  durch  eine  in  Baiem  stattgehabte  Inquisition  bekannt  geworden. 
Eine  Regensburger  Urkunde  sagt,  dass  im  J.  1265  Paupßres  de  Lugduno 
in  Nittenau,  nicht  weit  nördlich  von  Regensburg,  entdeckt  und  ergriffen 
worden  seien.  Davids  Aufenthalt  wechselte  zwischen  Augsburg  und  Re- 
gensburg.    Ich  vermuthe,  dass  David  mit  seiner  Schrift  den  Inquisitoren 


cnlam  —  —  errores  suos  expresse  fateri,  et  accttsare  alios  haereticos  quos  sciuDt,  et   bona  eorum  et 
credentes  et  receptaiores  et  defensores  eoram  etc. 

1)  Abscho.  85:  Si  aatem  aliquando  non  capti  vel  suspecti  reqairantur  —  et  timeant  iDfamiam 
—  detar  eis  fidacia  —  et  tODC  eoram  paucis  recipiantar  dicta  eoram,  si  timeant  coram  moltiB  dicere, 
secnndam  formam  apostolicae  comroissionis. 

Commissio  Alex.  IV.  (bei  Martene  et  Darand  Thes.  nov.  anecd.  V,  1815)  s.  n.  VI:  Si  forte 
accasatoribns  ant  testibas,  qnos  a  te  vel  aliis  Yice  toa  super  crimine  haerescos  recipi  contig^rit,  ex 
poblicatione  nominniii  eorundem  yideris  pericnlam  imminere,  eomndem  nomina  non  publice,  sed  secreto 
coram  aliquibus  personis  providis  et  honestis  ad  hoc  vocatis  religiosis  et  aliis  exprimantur  etc. 

2)  Abscbn.  21:  sicut  de  facto  pluries  comperimus.  cf.  Abschn.  28.  ^ 

3)  Abschn.  48. 


194 

vom  J.  1265  Anweisungen  geben  wollte  auf  Grund  von  Erfahrungen, 
die  er  selbst  bei  den  Inquisitionen  in  der  2.  Hälfte  der  fünfziger  Jahre 
gemacht  hatte;  denn  er  klagt,  dass  man  noch  so  wenig  Kenntniss  von 
der  Weise  der  Waldesier  habe  Proselyten  zu  machen,  und  so  wenig  ver- 
stehe, sie  zu  überführen.  Er  will  mit  seinen  Erfahrungen  den  Inquisi- 
toren an  die  Hand  gehen. 

Es  sind  vorherrschend,  wie  wir  aus  Davids  Schrift  ersehen,  die 
französischen  Waldesier,  welche  in  Baiern  Anhänger  suchten  und  fanden, 
während  aus  der  Schrift  des  Passauer  Anonymus  hervorgeht,  dass  die 
ihnen  verbrüderten  italischen  Armen  mehr  in  Oesterreich  sich  ausge- 
breitet hatten.  Auf  das  Ueberwiegen  der  französischen  Waldesier  iü 
Baiern  weist  schon  der  Name  bei  David:  sie  werden  da  Pover  de  Leun 
genannt;  daim  aber  auch  das,  was  David  über  ihre  Lehren  sagt:  denn 
wiewohl  in  seinem  Bericht  Aussagen  vorkommen,  die  auf  italische 
Arme  zurückzuführen  sind,  so  weist  doch  unter  anderm  das,  was  er 
(Abschn.  5)  über  die  Lehre  der  Waldesier  von  der  Taufe,  von  der  Ehe, 
vom  Abendmahl  berichtet,  soweit  es  nicht  entstellt  ist,  auf  die  französi- 
sehen  Armen  hin.  Einzelne  Aussagen  erinnern  sogar  an  die  Neu-Mani- 
chäer;  aber  man  würde  sehr  fehl  gehen,  wenn  man  aus  dem  letzteren 
Umstände  mit  Füessli  und  Hahn  auf  eine  manichäisch  gefärbte  Partei 
der  Waldesier  schliessen  wollte.  Schon  Gieseler  hat  dem  mit  Recht 
widersprochen  und  eine  Verwechslung  des  Verfassers  angenommen.  Die 
Neu-Manichäer  hatten  in  Baiern  nicht  minder  grosse  Verbreitung .  gefunden 
als  die  Waldesier,  imd  so  sehr  David  auch  bemüht  ist,  die  Lehren  der 
einzelnen  Sectenkreise  auseinanderzuhalten,  so  geht  doch  aus  seiner  Aus- 
drucksWeise,  wenn  er  z.  B.  einmal  bei  der  Erwähnung  einer  den  Wal- 
desiern  zugeschriebenen  Lehre  sagt:  non  puto  illius  sectae  esse,  hervor, 
dass  er  nicht  überall  ganz  sicher  ist.  In  der  That  stehen  sich  die  beiden 
Sectenkreise  nach  Grundanschauung  imd  Geist  zu  schroff  und  feindlich 
gegenüber,  als  dass  man  auf  einen  wechselseitigen  Einfluss  schliessen  dürfte. 


Für  manche  nicht  unwesentliche  Punkte  gibt  uns  der  vollständigere 
uud  correctere  Text  der  beiden  Handschriften  besseren  Aufschluss  oder 
neue  Fingerzeige. 

So  fürs  erste  der  noch  ungedruckte  Abschnitt  11,  in   welchem  ge- 


i 


195 

sagt  ist,  dass  sich  die  Pover  de  Leun  verschiedene  Namen  geben,  darunter 
auch  den  von  amici  dei.  Der  Name  der  Gottesfreimde  kommt  später 
bei  den  Freunden  der  eckhartischen  und  taulerschen  Mystik  vor.  Schmidt, 
der  unsem  Abschnitt  aus  der  Strassb.  Handschrift  kannte,  aber  ihn,  wie 
oben  erwähnt  ist,  für  die  Interpolation  eines  Schreibers  aus  der  Mitte  des 
1 4.  Jahrhunderts  hielt,  folgerte  aus  der  vorliegende  Stelle,  dass  ein  Theil 
der  Waldesier  im  Verlaufe  der  Zeit  sich  jener  mystischen  Richtung  zu- 
geneigt und  dass  der  Name  der  Gottesfreunde  von  da  auf  diese  Waldesier 
übergegangen  sei.  Da  sich  nun  aber  Abschnitt  1 1 ,  sowie  die  übrigen 
noch  ungedruckten  Stücke  als  Bestandtheile  des  ursprüngUchen  Textes 
erwiesen  haben,  so  wird  Schmidts  Annahme  unmöglich;  wohl  aber  entsteht 
jetzt  die  Frage,  ob  der  Name  der  Gottesfreunde  nicht  von  den  Wal- 
desiem  auf  jene  mystischen  Gottesfreunde  könne  übergegangen  sein? 

Eine  weitere  Frage  ist  die,  welche  Bewandtniss  es  mit  der  Unter- 
scheidung zwischen  perfecti  und  credentes  bei  den  Waldesiem  habe. 

Dieckhoff  bringt  diese  Unterscheidung  in  Zusammenhang  mit  seiner 
Ansicht,  dass  die  Waldesier  sich  das  Recht  zur  Verwaltung  der  Gnaden- 
mittel und  die  Kraft  dieser  letzteren  von  einem  Leben  in  apostolischer 
Vollkommenheit  abhängig  gedacht  hätten.^)  Ich  habe  dieser  Ansicht 
auf  Grund  des  in  meinen  Beiträgen  zur  Geschichte  der  Waldesier  mitge- 
theilten  Sendschreibens  der  ita^lischen  Armen  widersprochen.  ^)  Wir 
ersehen  aus  diesem,  dass  die  französischen  Waldesier  die  Kraft  der  Gna- 
denmittel auf  dem  Worte  Christi  beruhen  Hessen,  imd  ihre  Ansicht,  dass 
auch  der  Gottlose  das  Sacrament  wirksam  verwalten  könne,  wird  von 
den  italischen  Armen  bekämpft.^)  Die  erwähnte  Unterscheidung  zwischen 
perfecti  imd  credentes  bei  den  Waldesiern  wird  danma  mit  der  Frage 
über  die  Kraft  der  Gnadenmittelverwaltung  nicht  verkettet  werden  dürfen. 
Die  Forderung  eines  Lebens  in  apostolischer  Vollkommenheit  konnte  nur 
als  eine  sittliche  Verpflichtimg  gemeint  sein,  welche  den  Predigern  aus 
ihrem  Amte  erwachse.  In  dem  Sendschreiben  der  italischen  Armen 
findet    sich    von    einer  Unterscheidung  zwischen    perfecti    imd    credentes 


1)  Die  Waldesier  im  Mittelalter  S.  196.  841. 

2)  S.  Beitr.  etc.  S.  200. 
8)  a.  a.  0.  S.  288. 


196 

noch  keine  Spur.  Unser  Tractat  kennt  dieselbe;  er  lässt  uns  aber  auch 
vermuthen,  wie  sie  entstanden  sein  möge. 

Quidam  dicuntin*  perfecti  eorum,  heisst  es  im  7.  Abschnitt,  et  hi 
proprie  vocantur  Pover  de  Leun,  nee  omnes  ad  hanc  formam  assumuntur, 
sed  prius  diu  informantur,  ut  et  älios  sciant  docere.  Hi  nihil  proprium 
se  dicunt  habere,  nee  domos,  nee  possessiones,  nee  certas  raansiones,  nee 
conjuges,  quas,  si  ant«  habuerunt,  relinquunt.  Hi  dicunt  se  apostolorum 
successores  esse  et  sunt  magistri  et  aliorum  confessores  etc.  Hier  werden 
die  magistri  als  die  Vollkommenen  bezeichnet  und  zwar  um  des  willen, 
weil  sie  in  freiwilliger  Armuth  und  Ehelosigkeit  lebten. 

In  dem  beiMartene  fehlenden  Abschnitt  31  finden  wir  nun:  Jurare 
antem  oUmpenitus  non  aquiescebant  et  per  hoc  facile  tunc  poterant  de- 
prehendi  et  multi  de  medio  aufferri.  Sed  modo  cauti  per  hoc  redditi, 
ne  penitus  deleantur,  negant,  jurant,  perjurant,  ut  sie  evadant,  exceptis 
valde  raris,  qui  etiam  perfecti  apud  eos  reputantur  et  pro  magistris 
reputantur  vel  habentur.^) 

Es  war  anfangs  nicht  die  Absicht  des  Waldez,  eine  neben  der  herr- 
schenden Kirche  bestehende  Sonderkirche,  sondern  nur  eine  Vereinigung 

zur  Predigt  des  Evangeliums  ins  Leben  zu  rufen.     Erst  als  die  Excom- 

« 

munication  erfolgt  war,  und  als  bei  dem  Anschluss  an  die  hl.  Schrift 
als  Norm  für  Glaube  und  Leben  der  Unterschied  auch  in  der  Lehre 
immer  bedeutender  wurde,  musste  man  an  die  Bildung  eigener  Gemeinden 
denken.  Natürlich  konnte  man  nun  nicht  alles,  was  anfänghch  für  den 
Predigerverein  galt,  auch  zur  Vorschrift  für  die  Gemeinden  machen.  In 
Bezug  auf  den  Besitz  oder  den  Erwerb  irdischer  Güter,  in  Bezug  auf 
die  Ehe  oder  auch  auf  die  Verkündigung  des  Wortes  mussten  für  die- 
jenigen Glaubensgenossen,  welche  nicht  Lehrer  waren,  besondere  Bestim- 
mungen getroffen  werden.  So  ergab  sich  zunächst  mit  der  Bildung  von 
besonderen  Gemeinden  ein  Unterschied  von  magistri  und  credentes,  wo- 
bei für  die  ersteren  die  strengeren  Anforderungen  hinsichtlich  der  Lebens- 
führung, wie  sie  von  Anfang  an  bestanden  hatten,  festgehalten  wurden. 
Die  Verfolgungen    bewirkten  dann,   dass   auch  die  Forderung,   nicht  zu 


1)  cf.  Abschn.  18:  Olim  definiyerant  non  jarare  ommino,  sed  qaia  per  hoc  facilius  dcprehende- 
bantur,  cante  dispensayeruat  modo  jurare  pro  se  vel  alio  a  morte  defendendo. 


197 

schwören,  welche  anfangs  für  Alle  ohne  Unterschied  galt,  den  credentes 
nachgelassen  und  auf  die  Lehrer  beschränkt  wurde,  und  diese  Voraus- 
setzungen werden  es  gewesen  sein,  welche  es  bewirkten,  dass  allmählich 
die  Bezeichnung  der  lehrenden  Waldesier  als  perfecti  aufkam.  In  dem 
Sendschreiben  der  italischen  Armen  an  ihre  Brüder  in  Deutschland  weist, 
wie  gesagt,  noch  nichts  auf  eine  solche  Bezeichnung  hin.  Wohl  aber  scheint 
ein  engerer  und  weiterer  Kreis  innerhalb  der  waldesischen  Gemeinschaft  in 
der  Bezeichnung  derer  angedeutet  zu  sein,  an  welche  der  Brief  gerichtet 
ist.  Denn  da  wünschen  die  italischen  Brüder  Heil  und  Beständigkeit  in 
der  Liebe  fratribus  et  sororibus,  am i eis  et  amicabus  transalpes  pie 
degentibus.  Der  Umstand  also,  dass  Gemeinden  sich  bildeten,  welche  nicht 
auf  die  strengere  Lebensweise  der  Lehrer  verpflichtet  wurden,  und  dass 
die  Lehrer  imter  Gefahren  an  Verpflichtungen  festhielten,  welche  anfangs 
auch  für  die  credentes  galten,  dürfte  die  Gewohnheit,  die  magistri  als 
perfecti  zu  bezeichnen,  herbeigeführt  haben. 

Eine  weitere  Bemerkung,  zu  welcher  die  Besprechung  des  Tractats 
Anlass  gibt,  ist  Dieckhoffs  Angabe:  „Schon  im  Berichte  des  Yvonet 
wird  nichts  mehr  von  einer  eigenen  Verwaltung  des  heil.  Abendmahls 
in  der  Secte  erwähnt. "  ^)  Das  ist  thatsächUch  nicht  richtig.  In  dem  schon 
bei  Martene  gedruckten  5.  Abschnitte  heisst  es  ausdrücklich  in  Betreff  des 
heil.  Abendmahls :  Hoc  etiam  in  conventiculis  suis  celebrant,  recitantes 
verba  illa  evangelii  in  mensa  sua  et  sibi  mutuo  participantes  sicut  in  coena 
Christi.  Dazu  kommt  noch  eine  Stelle  in  dem  bis  jetzt  ungedruckten 
11.  Abschnitt,  in  der  gesagt  ist,  dass  die  waldesischen  Lehrer  die  Apostel 
darin  nachzuahmen  suchten,  dass  letztere  CoUecten  für  die  Armen  in  der 
Kirche  veranlassten  und  in  den  Häusern  lehrten  oder  die  heiligen  Mysterien 
feierten:  et  in  domibus  fidelium,  quando  nondum  ecclesiae  constructae 
fuerant,  quando  docebant  vel  sacra  mysteria  celebrabant,  mit  welchen 
letzteren  Worten  die  Feier  des  heil.  Abendmahls  vor  allem  gemeint  sein  wird. 

Wenn  Dieckhoff  femer  bemerkt,  ^)  „dass  sich  von  einer  eigenen  Ver- 
waltung der  Confirmation,  der  Ehe  und  der  letzten  Oelung  in  den  Nachrichten 
über   die  Waldesier  keine  Spur  findet,  sondern  dass  sie  sich  hierin  dem 


1)  a.  a.  0.  S.  230. 

2)  a.  a.  0,  S.  ^32  f. 

Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd  IL  Abth.  26 


198 

kirchlichen  Cultus  überliessen,  wie  auch  ihre  Gedanken  über  die  Bedeutung 
und  die  Form  der  betreffenden  kirchlichen  Gebräuche  sein  mochten",  so  be- 
darf diese  Bemerkung  insofern  einer  bestimmteren  Fassung,  als  die  Waldesier, 
wie  schon  aus  dem  Text  bei  Martfene  ersichtlich  ist,  Gonfirmation  und  letzte 
Oelung  als  Sacramente  und  in  der  Form  der  Kirche  in  sehr  bestimmter  Weise 
verwarfen,  und  an  Stelle  der  kirchlichen  Firmung  die  Handauflegung  ein- 
geführt hatten.  Denn  von  der  Gonfirmation  heisst  es  im  5.  Abschnitt: 
€onfirmationis  sacramentum  respuunt,  sed  magistri  eorum  imponunt 
manus  discipulis  vice  illius  sacramenti.  Und  von  der  letzten  Oelung: 
Unctionem  extremam  respuunt.  Unsere  Handschriften  fahren  dann,  eine 
Lücke  bei  Martene  ergänzend,  fort:  et  oleum  consecratum  et  chrisma 
nil  valere  plus  quam  aliud.  Omnes  ordines  clericales  respuunt,^)  dicentes 
potius  fore  maledictionem  quam  sacramentum.  Matrimonium  dicunt  esse 
fornicationem  juratam  nisi  continenter  vivant.  Qualescunque  alias  lu- 
xuriae  immunditias  magis  dicunt  esse  licitas  quam  copulam  conjugalem. 
Auch  um  dieser  letzteren  Stelle  willen  hat  man  von  Einflüssen  der  Neu- 
Manichäer  bei  dea  Waldesiern  unseres  Tractats  sprechen  zu  sollen  ge- 
glaubt.^) Allein  dass  hier  eine  Verwechslung  von  Aussagen  der  Neu- 
Manichäer  mit  solchen  der  Waldesier  vorliege,  darf  um  so  sicherer  an- 
genommen  werden,  als  das  Sendschreiben  der  italischen  Armen  auch  be^ 
den  französischen  Waldesiern  eine  rechtmässige  Ehe  kennt,  die  nicht  ge- 
löst werden  soll,  ausser  wenn  beide  Theile  übereinstimmen,  und  im  Falle, 
wenn  die  Gemeinde  einen  zureichenden  Grund  für  die  Scheidung  zu 
haben  glaubte.  Nur  so  viel  bleibt  also  hinsichtlich  der  Auffassung  der 
Ehe  bestehen,  dass  die  französischen  Waldesier  der  Ehe  den  Charakter 
eines  Sacraments  absprachen. 

Es  sind  indess  noch  einige  andere  nicht  unwesentliche  Punkte,  in 
denen  der  gedruckte  Text  bei  Martene  durch  unsere  Handschriften  eine 
Ergänzung  oder  Verbesserung  erfährt. 

Eine  dieser  Stellen  betrifft  das  Verhältniss  der  Waldesier  zum  alten 
Testament.  Sie  lautet  bei  Martene:  Vetus  testamentum  non  habent  vel 
recipiunt,  sed  evangelia,   ut   per   ea  nos  impugnent  et  se  defendant,    di- 


1)  die  Worte  oleam  —  rfspuunt  sind  die  im  Drucke  fehlenden. 

2)  Hahn,  Geschichte  der  Ketzer  im  Mittelalter  II,  S,  284. 


199 

centes,  quod  superveniente  evangelio  vetera  omnia  transierunt.  Nach 
dieser  Gestalt  des  Textes  scheint  das  alte  Testament  für  die  Waldesier 
von  gar  keiner  Bedeutung  mehr  gewesen  zu  sein.  Dieckhoff  findet  in 
der  Stelle,  indem  er  sie  auf  ihren  wahren  Gehalt  zu  beschränken  suchte 
wenigstens  ein  bestimmtes  Zeugniss  dafür,  dass  die  Waldesier  das  alte  und 
neue  Testament  „einseitig  unter  dem  Gesichtspunkte  der  abrogirten  alten 
und  der  an  die  Stelle  derselben  getretenen  neuen  Gesetzgebung  einander 
gegenüberstellten,  während  man  von  der  tieferen  Einsicht  in  das  Ver- 
hältniss  beider  Oflfenbarungsetufen  unter  dem  Gesichtspunkte  des  Unter- 
schiedes zwischen  Gesetzesoffenbarung  und  Heilsoffenbarimg  keine  Spur 
findet."  ^)  Allein  der  aus  den  Handschriften  hergestellte  Text  lautet : 
Vetus  testamentum  non  recipiunt  ad  credendum  sed  tantum  aliqua  inde 
discunt,  ut  nos  per  ea  impugnent  et  se  defendant,  dicentes  quod  super- 
veniente evangelio  vetera  omnia  transierunt. 

Dies  klingt  nun  doch  um  vieles  anders.  Während  nach  dem  ver- 
dorbenen Texte  die  Evangelien  es  sind,  mit  welchen  die  Waldesier  die 
römische  Kirche  bekämpfen,  so  dass  das  alte  Testament  bei  ihnen  über- 
haupt gar  nicht  mehr  in  Betracht  kommt,  ersehen  wir  vielmehr  aus  dem 
ursprünglichen  Texte,  dass  die  Waldesier  das  alte  Testament  sowohl  zum 
Angriffe  wie  zur  Vertheidigung  gebrauchen.  Beides  aber  konnten  sie 
doch  nur  dann  mit  Aussicht  auf  Erfolg  thun,  wenn  das  alte  Testament 
auch  für  sie  selbst  noch  eine  Bedeutimg  und  Geltung  hatte.  Das  non 
recipiunt  ad  credendum  wird  darum  so  zu  beschränken  sein,  dass  sie  in 
der  alttestamentlichen  Offenbarung  einen  Unterschied  machten  von  solchem, 
das  bleibende  Geltung  hatte,  und  solchem,  das  durch  das  Eintreten  der 
neutestamentlichen  Offenbarung  seine  Geltung  verloren,  und  dass  nur  das 
letztere  für  sie  nicht  mehr  Gegenstand  eines  Glaubens  war,  welcher  zum 
Heile  nothwendig  ist. 

Die  neutestamentliche  Offenbarung  aber  soll  nach  Dieckhoff  für  die 
Waldesier  nur  eine  neue  Gesetzgebung  gewesen  sein,  die  an  die  Stelle  der 
alt€n  getreten  sei.  Ich  habe  diese  Auffassung  des  waldesischen  Wesens 
schon  früher  bestritten ,  wenn  ich  auch  nicht  behauptet  habe ,  dass  die 
Waldesier   zur   völligen    Klarheit    über  die   Natur   des    rechtfertigenden 


1)  a.  a.  0.  S.  268 

26* 


200 

Glaubens  hindurchgedrungen  seien.  Meine  Meinung  ist  nur  die,  daBS  sie 
auch  in  diesem  Punkte,  welcher  als  das  materiale  Princip  des  Protestan- 
tismus bezeichnet  wird,  die  Vorläufer,  der  Reformation  gewesen  seien. 
Unmittelbare  Zeugnisse  dafür,  dass  sie  dem  Glauben  im  Gegensätze  zu  den 
Werken  eine  rechtfertigende  Wirkung  beimassen,  sind  von  den  römischen 
Berichterstattern  kaum  zu  erwarten.  Denn  diese  hielten  sich  bei  der  Auf- 
zählung ihrer  vermeintlichen  Irrthümer  mehr  an  die  concreten  Fälle,  bei 
denen  ihre  Abweichung  von  der  herrschenden  Kirchenlehre  in  die  Augen 
sprang,  und  die  einzige  aus  dem  waldesischen  Sectenkreise  selbst  stammende 
Quelle  aus  der  älteren  Zeit,  das  Sendschreiben  der  italischen  Armen,  be- 
rührt nur  solche  Fragen,  über  welche  die  beiden  verbrüderten  Kreise  im 
Streite  waren.  Aber  mittelbar  lässt  sich  doch  aus  beiderlei  Quellen  ein 
Schluss  ziehen,  dass  sie  der  Lehre  von  der  Rechtfertigung  durch  den 
Glauben  sehr  nahe  müssen  gestanden  sein.  Auch  in  unserem  Tractate 
deuten  manche  Sätze  eine  evangelische  Grundanschaung  an.  So  der  Satz : 
quidam  autem  dicunt,  baptismum  non  valere  parvulis,  eo  quod  nondum 
actualiter  possint  credere.  Denn  wenn  mit  dem  quidam  auch  gesagt  ist, 
dass  nur  ein  Theil  der  Waldesier  die  Kindertaufe  bestritt,  so  lässt  doch 
die  Begründung:  quod  nondum  actualiter  possint  credere  schliessen,  dass 
die  Frage  über  die  Kindertaufe  kaum  würde  hervorgetreten  sein,  wenn 
nicht  in  der  Secte  die  Lehre  vom  Glauben  in  unterscheidender  Weise  be- 
tont worden  wäre.  Ferner  der  Satz:  Li  quadragesima  et  in  aliis  diebus 
jejuniorum  non  jejunant,  sed  carnes  comedunt  ubi  audent,  dicentes  quod 
deus  non  delectatur  in  afflictionibus  amicorum  suorum,  cum  sine  his 
sit  potens  eos  salvare.  Auch  hier  deutet  der  begründende  Satz  auf 
eine  Grundanschauung  zurück,  welche  VerdienstUchkeit  der  Werke  ebenso 
ausschloss,  wie  bei  der  Taufe  eine  Wirksamkeit  des  Sacramentes  zum  Heile 
ex  opere  operato. 

Einer  besonderen  Beachtung  werth  scheint  mir  auch  eine  Stelle  des 
Tractats,  welche  jetzt  durch  die  Handschriften  wieder  hergestellt  ist^ 
während  sie  Martene  in  entstellter,  sinnloser  Weise  wiedergibt.  Die  Stelle 
lautet,  Abschn.  22:  Quicunque  in  secta  eorum  stabilis  manserit,  etiamsi 
in  aliis  sit  peccatis  mortalibus,  scilicet  fomicatione,  usuris  et  talibus  aliis, 
dant  ei  spem  salutis,  quia  dicunt  hujusmodi  per  fidei  suae  [Martene: 
perfidiae  suae]  confessionem  in  morte  facile  abolenda  [Martene :  abolendam] 


201 

.  vel  per  manus  impositionem  alicujus  doctoris  ipsorum.  Wir  haben  in 
diesen  Worten  des  Tractats  dieselbe  Auffassung  und  Darstellung,  welche 
die  evangelische  Lehre  von  der  Rechtfertigung  durch  den  Glauben  geg- 
nerischer seits  so  oft  erfahren  hat.  Der  wahre  Kern  der  hier  den  Wal- 
desiem  zugeschrieben  Lehre  ist  offenbar:  auch  die  schwersten  Sünden 
werden  durch  den  Glauben  getilgt. 

Schliesslich  sei  hier  noch  auf  die  Wiederherstellung  des  Textes  in 
einer  Stelle  verwiesen,  welche  Herzog  dafür'  anführt,  dass  die  Waldesier 
die  Heiligen,  wenn  auch  nicht  als  Fürbitter,  so  doch  als  Muster  der 
Nachahmung  aufgestellt  hätten.*)  Aber  Stellen  unseres  Tractats  wie: 
Onines  sanctos  [Martene  clericos]  et  fideles  a  tempore  beati  Sylvestri  papae 
dicunt  esse  damnatos  und  ihre  so  feindlichen,  fast  höhnenden  Aensserungen 
gegen  den  Heiligencultus  machen  es  nicht  wahrscheinlich,  dass  die  Heiligen, 
auch  nur  insofeme  sie  Vorbilder  sein  konnten,  ein  Thema  für  waldesische 
Predigten  gebildet  haben.  Die  Stelle,  welche  Herzog  aus  unserem  Tractat 
dafür  anführt:  Narrant  ei  de  aliis  magistris  suis,  quanta  sancti  sint  passi 
ut  et  Christum  videat,  ist  verdorben  und  hat  noch  dazu  einen  Satz  des 
Orignals  übergangen;  sie  handelt  nicht  von  den^  Heiligen  und  ihren  Lei- 
den, sondern  von  den  waldesischen  Magistern,  und  lautet  nach  der  offen- 
bar richtigen  Lesart  der  Handschriften  ursprünglich:  Narrant  ei  de  aliis 
magistris  suis,  quam  sancti  sint  et  periti,  et  quod,  qui  videret  eos 
et  audiret,  sie  sit,  quasi  qui  ipsum  deum  videat. 


Nachdem  festgestellt  ist,  dass  David  von  Augsburg  der  Verfasser 
imseres  Tractats  sei,  so  ist  damit  nun  auch  eine  weitere  Quelle  für  die 
Zustände  in  Baiem  und  den  angränzenden  Ländern  in  der  Zeit  des  In- 
terregnums erschlossen,  welche  manches  der  Beachtung  Werthe  zu  bieten 
vermag.  So  geht  aus  dem  Tractat  hervor,  wie  sehr  auch  in  Baiem  der 
Klerus  gesunken  und  der  innerliche  Verband  mit  der  Kirche  durch  den 
Verfall  desselben  gelockert  war.  Die  Kleriker  lebten  zum  Theil  mit  Con- 
cubinen,  versorgten  mit  den  Einkünften  der  Kirche  ihre  Bänder,  liessen, 
selbst  unwissend,   das  Volk  in  Unwissenheit   aufwachsen,  brachten  durch 


1)  Real-Encyklopädie  Bd.  XVII,  513. 


202 

Gelderpressung  und  häufige  Anwendung  der  kirchlichen  Strafen  ini  Dienste 
des  Geizes  und  der  Herrschsucht  das  Volk  und  den  Adel  gegen  sich  auf. 
Die  Klagen  über  den  Verfall  des  Klerus,  welche  Papst  Alexander  IV. 
im  J.  1258  in  einem  Sendschreiben  an  den  Erzbischof  von  Salzburg  aus- 
sprach,^) werden  bestätigt  imd  weiter  beglündet  durch  die  Schrift  des 
Passauer  Anonymus  und  durch  unseren  Tractat.  So  kam  es,  dass  auch 
in  Baiem  die  Waldesier  und  andere  Secten  zahlreiche  Anhänger  und 
Schutz  bei  dem  Adel  fanden,  dass  das  Volk  leicht  zu  Tumulten  gegen 
die  Kleriker  zu  erregen  war,  und  dass  die  Inquisitoren  nur  mit  grosser 
Vorsicht   und  Furcht  ihr  grausames  Geschäft  vollziehen  konnten. 

Das  Bild  des  berühmten  David  von  Augsburg  aber  wird  uns  durch 
seinen  Tractat  um  einen  freilich  nicht  ruhmwürdigen  Zug  reicher.  Es 
ist  aus  dem  Geist  und  den  Anschauungen  der  Zeit  heraus  nicht  gerade 
auffallend  imd  unerwartet,  wenn  wir  auch  einen  Mann  wie  David  den 
Eifer  der  Inquisitoren  aufstacheln,  die  Bestrafung  der  hartnäckigen  Häre- 
tiker mit  dem  Tode  fordern  und  das  Mitleid  mit  ihnen  als  thörichte  und 
schädliche  Schwäche  bezeichnen  sehen  —  er  denkt  hier  wie  Thomas  Aquin 
und  die  meisten  Theologen  seiner  Zeit.  Aber  wenn  wir  ihn  auch  unter 
denen  sehen,  welche  schon  den  im  Glauben  Zweifelnden  für  einen  Ketzer 
erklären,  wenn  er  den  Rath  geben  kann,  zuverlässige  und  schlaue 
Menschen  sich  in  die  Versammlungen  der  Waldesier  einschleichen  zu 
lassen,  mn  durch  sie  Stoff  für  Anklagen  zu  gewinnen,  wenn  er  endlich 
nicht  bloss  hartes  Gefängniss,  Entziehung  der  Speise  und  Folterung,  son- 
dern auch  lügenhafte  Drohimgen  den  Inquisitoren  empfiehlt,  um  Ver- 
dächtige zu  Geständnissen  zu  zwingen,  so  ist  das  ein  neuer  Beleg,  bis 
zu  welcher  sittlichen  Verirrung  eine  gesetzliche  Auffassung  des  Christen- 
thums   selbst  die  edelsten  und   frömmsten  Gemüther  zu   führen  vermag. 


1)  Bei  Mansi  Concil.  collecüo  T.XXIII,  p.  827. 


203 


David's  von  Augsburg  (Yvonet's)  Tractat  über  die  Waidesier. 


Dem  bei  Martene  unvollständig  mitgetheilten  Tractat  ißt  eine  ge- 
schichtliche Bemerkung  vorausgesetzt,^)  welche  nicht  von  dem  Verfasser 
desselben  herrühren  kann,  wie  die  Vergleichung  mit  den  vier  ersten  Ab- 
schnitten des  nachstehenden  Textes  ergibt.  Der  Verfasser  konnte  Thatsäch- 
liches  über  den  Ursprung  der  Secte  nicht  schon  von  vorne  herein  bringen 
wollen,  wenn  er  vorhatte,  gleich  nach  der  allgemeinen  Einleitung  (Abschn. 
1 — 3)  derartige  Angaben  zu  machen.  Er  würde,  wenn  er  die  bei  Mar- 
tine vorangestellten  Thatsachen  hätte  mittheilen  können  oder  wollen, 
diese  mit  den  Angaben  des  4.  Abschnittes  verschmolzen  haben. 

Für  die  folgende  Recension  ist  die  Münchner  Hds.  zu  Grunde  gelegt; 
Abweichungen  der  Stuttgarter  Hds.  und  des  Textes  bei  Martene  sind,  so- 
weit es  für  die  Beurtheilung  der  verschiedenen  Texte  nöthig  schien,  in 
den  Noten  bemerkt,  offenbar  bessere  Lesarten  aber  in  die  Recension  selbst 
aufgenommen.  Die  Stuttg.  Hds.  rührt  von  zwei  Schreibern  her.  Die 
Gleichartigkeit  mit  der  Münchner  ist  da,  wo  die  zweite  Hand  beginnt, 
grösser  als  vorher,  so  dass  man  vermuthen  könnte,  der  Schreiber  habe 
für  diese  zweite  Hälfte  eine  andere  Vorlage  gehabt  als  sein  Vorgänger. 
Die  Abschrift  ist  im  J.  1469  vollendet.     Die  Münchner  Hds.  stammt  aus 


1)  Caidam  diviti  civi  Lugdanensi,  cni  nomen  erat  Valdensis,  scripsit  Bemardas  panper  scho- 
laris  in  Gallico  evangelia  et  aliquoe  alios  libros  de  Biblia,  et  aliquas  aactoritates  sanctorum  ordinatas 
per  titulos,  quas  appellaveront  sententias ;  et  ista  transtalit  dicto  civi  in  Romano  pro  pecania  qnidam 
gramroaticus  nomine  Stephanns  de  Eyisa,  qui  postea  beneficiatus  in  ecciesia  majore  Lngdunensi  pro- 
motus  est  in  sacerdotem,  et  de  solario  domus  quam  aedificabat  corruens,  morte  subita  yitam  finiYit. 
Dictns  vero  Valdensis  et  ei  adhaerentcs,  cam  omnibus  venditis  et  datis  panperibus  praedicando  semi- 
narent  errores,  moniti  a  Johanne  archeiepiscopo  Lngdunensi,  quod  cessarent,  nolnerunt  desistere,  propter 
qnod  ab  eo  fnernnt  excommunicati  et  de  terra  ejecti.  Deinde  in  qaodam  concilio  Romae  celebrato 
ante  Lateranenso,  cnm  essent  pertinaces,  schismatici  sunt  jndicati,  deinde  nt  haeretici  eondemnati. 
Incoepit  aatem  haec  secta  circa  annam  ab  Incamatione  MCLXXX.  sab  Johanne  de  Belesmains  ar- 
chiepiscopo  Lugdanensi. 


204 

demselben  Jahrhundert  und  ist  wohl  älter  als  die  Stuttgarter.  In  den 
Noten  ist  die  Münchner  Hds.  mit  M,  die  Stuttgarter  mit  S  und  der  Text 
bei  Martene  mit  Ma  bezeichnet. 


Incipit  tractatus  fratris  David  de  inqoisicione  hereticorum.^) 

1. 

Fides  katholica  est  fundamentum  omnis  boni,  sine  qua  summi  boni 
non  possumus  esse  capaces.  Nam  quam  diu  illud  videre,  sicuti  est,  non- 
dum  sumus  ydonei,  oportet  nos  illud  per  fidem  teuere,  quousque  per  eam 
purificati  mereamur  illud  revelata  facie  contemplari.  Cum  enim  nunc  . 
tempus  merendi  solimoi  sit,  in  futuro  autem  tempus  recipiendi  pro  meritis, 
qui  modo  summi  boni  capax  esse  neglexerit,  etema  beatitudine  in  futuro 
carebit,  et  pro  '^)  contemptu  tanti  boni,  quod  gratis  oblatum  suscipere  vel 
conservare  noluit,  etemis  suppliciis  subiacebit.  Ad  Hebreos  (3,  19):  Vi- 
demus  quia  non  potuerunt  introire  in  requiem  eins  propter  incredulitatem. 
Hanc  fldem  subvertere  temptant  heretici,  qui  fidei  puritatem  nituntur 
corrumpere  falsitate. 

2.  Qai  dicantar  heretici. 

Heretici  quippe  dicuntur,  qui  fidem  per  sacramentum  baptismi  sus- 
ceperunt  ^)  et  perverse  senciendo  abiiciunt.  Nam  qui  nee  baptismum  nee 
fidem  katholicam  aliquando  susceperunt,  aut  gentiles  dicuntur  aut  ludeL 
Quamvis  et  apud  ludeos  dicantur  esse  heretici,  qui  literam  veteris  testa- 
menti  pravis  interpretacionibus  corrumpunt.  Et  quia  veteres  sicut  Arrii 
eli  Pelagii  et  Manicheorum  et  aliorum  per  sapienciam  sanctorum  contrite 
sunt,  qui  aperte  fidem  impugnaverunt,  sürrexerunt  nove,  latenter  in  an- 
gulis  serpentes,  nocivius  venenum  erroris  simplicibus  infundentes,  quo 
magis  periculosum  est  malum  occultum,  quod  nescias  cavere  vel  adhibere 
remedium,   quam  apertum,  quod  poteris  effugere  et  sanare.*)     Has  enim 


1)  M.  —  Die  drei  ersten  Abschnitte  fehlen  bei  Ma. 

2)  S.  pre  M. 

S)  8   sascipinnt  M. 
4)  sanari  M. 


205 

vias  nunc  preparat  dyabolus,  ut  furtive  perimat,  postquam  aperta  eins 
bella  sunt  devicta.  Serpens  enim  primos  parentes  nostros  fraude  seduxit. 
Inter  alios  modemos  hereticos  in  terra  nostra  magis  nocivi  videntur  hii, 
qui  Pauperes  de  Lugduno  vocantur,  quorum  robur  maxime  in  ypocrisis 
palliacione  consistit  et  falsi  nominis  seiende  iactacione,  qui  quia  sie  latitare 
noverunt,  quod  eciam  ubi  plurimi  sunt  nulli  esse  a  fidei  doctoribus  pu- 
tantur,  et  tanto  plures  latenter  inficiunt,  quanto  caucius  sciunt  occultare 

■ 

que  faciunt,  ad  cautelam  fidelium  et  instructionem  zelatorum  fidei,  quo 
premunire  simplices  valeant  et  hereticorum  obviare  versuciis,  aliqua  no- 
minare  de  illorum  secta  videtur  non  inutile,  quibus  ^)  agens  (?)  minus 
potest  nocere  prudenti. 

3.  Diyisio. 

üt  autem  plenius  et  facilius  intelligatur,  dividatur  hoc  scriptum  in 
tres  partes  principales.  Primo  ostendatur  ortus  vel  progressus  illius  secte, 
et  que  contra  fidem  senciant,  et  qualis  sit  consuetudo  eorum  et  mores 
et  actus.  Secundo,  qualiter^  detur  via,  quomodo  examinari  et  inquiri 
debeant  et  iudicari.  Tercio  ponantur  statuta  sedis  apostolice  et  legum 
civilium  contra  eos  edita  et  complices  eonmi,  extracta  de  forma  inquisi- 
cionis  contra  hereticos  data  per  apostolicam  sedem, 

4.  De  ortn  Pauperum  de  Lugduno. 

Ortus  illius  secte,  que  dicitur  Pover  de  Leun  ®)  sive  Pauperes  de  Lug- 
duno, sicut  a  diversis  audivi  et  a  quibusdam  ipsorum,  qui  videbantur 
ad  fidem  reversi,  dum  eorum  interessem  examinacionibus,  sie  se  fertur 
habuisse:  Apud  Lugdunum  fuerunt  quidam  simplices  layci,  qui  quo- 
dam  spiritu  inflämmati  et  supra  ceteros  de  se  presumentes  iactabant, 
se^)  omnino  vivere  secundum  ewangelii  doctrinam  et  illam  ad  literam 
perfecte  servare,  postulantes  a  domino  papa  Innocencio  hanc  vivendi 
formam  sua  auctoritate  sibi  et  suis  sequacibus  confirmari,  adhuc  recog- 
noscentes  primatum  apud  ipsum  residere  apostolice  potestatis.  Postea 
ceperunt  ex  se,  ut  plenius  se  Christi  discipulos  et  apostolorum  successores 

1)  8.  —  2)  eqaaliter  M. 

3)  PouTTe  de  Lyon  Ma. 

4)  86  velle  Ma. 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss  XIV.  Bd.  IL  Abth.  27 


206 

ostentarent,  eciam  officium  predicacionis  sibi  iactanter  assumere,  dicentes 
Christum  precepisse  suis  discipulis  ewangelium  predicare,  et  quia  sensu 
proprio  verba  ewangelii  iaterpretari  presumpserunt,  videntes  nuUos  alios 
ewangelium  iuxta  literam  omnino  servare,  quod  se  facere  velle  iactave- 
runt,  se  solos  Christi  veros  imitatores  esse  dixerunt.  Curaque  ecclesia 
videret,  eos  predicacionis  sibi  officium  usurpare,  quod  eis  commissum  non 
fuerat,  cum  essent  ydiote  et  layci,  prohibuit  eos,  ut  debuit,  et  nolentes 
obedire  excommunicavit.  Uli  autem  contempserunt  in  hoc  claves  ecclesie, 
dicentes  clericos  hoc  facere  per  invidiam,  quia  viderent  eos  meliores  se 
esse  et  melius  docere  et  maiorem  favorem  populi  ex  hoc  habere,  cum 
pro  bono  et  perfecto  opere  nuUus  debeat  vel  possit  excommunicari,  quäle 
est  docere  fidem  katholicam  et')  doctrinam  Christi,  et  quod  contra  eins 
doctrinam  nuUus  debeat  homini  tantum  bonum  prohibenti  aliquatenus 
obedire.  Et  illam  excommunicacionem  reputabant  sibi  esse  eternam  bene- 
dictionem,  gloriantes  se  apostolorum  successores  esse,  quod  sicut  illi  pro 
doctrina  ewangelii  a  scribis  et  phariseis  extra  synagogam^)  eiecti  male- 
dictioni  eorum  et  persecucioni  subiacebant,  ita  et  ipsi  a  clericis  similia 
paterentur.  Sic  superba  presumcio  palliate  sanctitatis  et  aflfectate'j  sin- 
gularitatis  cecitatem  induxit  heretice  pravitatis,  cum  ewangelica  perfectio 
magis  doceat  humiliter  obedire  doctoribus  et  rectoribus  ecclesie  quam 
per  tumorem  singularitatis  se  scindere  a  katholica  unitate. 

5.  De  erroribns  Panpernm  de  Lugdnno. 

•  Hec  fuit  prima  heresis  eorum,  contemptus  ecclesiastice  potestatis.  Ex 
hoc  traditi  sathane  precipitati  sunt  ab  ipso  in  errores  innumeros,  et  an- 
tiquorum  hereticorum  errores  suis  adinvencionibus  miscuerunt,  quia  eiecti 
de  ecclesia  kathoUca  se  solos  esse  Christi  ecclesiam  et  Christi  discipulos 
affirmabant.  Dicunt  se  apostolorum  successores  et  habere  auctoritatem 
apostolicam  et  claves  ligandi  etsolvendi.  Romanam  ecclesiam  dicunt  esse 
meretricem  Babylon,  et  omnes  ei  obedientes  dampnari.     Omnes  sanctos*) 


1)  fid.  cath.  et  S.  fidem  et  Ma.   fide  M. 

2)  S.  synago^ras  M.  und  Ma. 
8)  a  sanctitate  Ma. 

4)  clericos  Ma. 


209 

ecclesie  non  ieiunant,  sed  cames  comedunt  ubi  audent,  dicentes  quod 
Dens  non  delectatur  in  afflictionibus  amicorum  suorum,  cum  sine  hiis 
sit  potens  eos  salvare.  Quidam  autem  heretici  affligunt  se  multum  ieiu* 
niis  et  vigiliis  et  huiusmodi,  quia  sine  talibus  non  possent  apud  simplices 
nomen  sibi  sanctitatis  acquirere  nee  decipere  simulacionis  figmento.  Vetns 
testamentum  non  reeipiunt  ad  credendum,  sed  tantum  aliqua  inde  diseunt, 
ut  nos  per  ea  impugnent  ^)  et  se  defendant,  dieentes  quod  superveniente 
ewangelio  vetera  omnia  transierunt.  Sic  et  verba  sanctorum  Augustini, 
leronymi,  Gregorii,  Ambrosii,  Johanms  Crisostomi,  Isidori  et  auetoritates 
ex  libris  eorum  truncatas  decerpunt,  ut  sua  figmenta  inde  approbent 
vel  nobis  resistant,  vel  simplices  facilius  seducant,  pulehris  sanctorum 
senteneiis  doctrinam  sacrüegam  colorantes/^)  Illas  autem  sanctorum  sen- 
tencias,  quas  sibi  vident  esse  contrarias,  quibus  error  suus  destruitur, 
tacite  pretermittunt  Doeiles  inter  suos  complices'j  et  facundos  docent 
verba  ewangelii  et  dieta  apostolorum  et  aliorum  sanctorum  in*)  vulgari 
lingua  corde  affirmare,  ut  sciant  et  alios  informare  et  fideles  allicere, 
et  sectam  suam  pulehris  verbis  sanctorum  defendere,^)  ut  putentur  sa- 
lubria  que  persuadent;  et  sie  per  dulees  sermones  et  benedictiones  sedu- 
cunt  corda  innocencium.^) 

6.  Quod  femine  doeent  inter  eos. 

Non  autem  solum  viri  sed  et  femine  apud  eos  docent,  quia  feminis 
magis  patet  accessus  ad  feminas  pervertendas ,  ut  per  illas  eciam  viros 
subvertant,  sicut  per  Eyam  serpens  illexit^j  Adam. 

7.  Qnod  dne  sunt  secte  ipsorum  et  qui  dleontur  perfecti. 

Duo  sunt  genera  secte  ipsorum.  Quidam  dieuntur  perfecti  eorum,®) 
et   hii   proprie   vocantur  Pover  de  Leun;^)  nee  omnes  ad  haue  formam 


1)  Vetas  testamentain  non  habent  vel  reeipiunt,  sed  evan^elia  nt  per  ea  nos  impagnent  Bfa. 

2)  celebrantes  M.  n.  S. 

3)  sinplicea  S. 

4)  für  allicere:  Ulis  esse  Ma. 

5)  S.  fehlt  M.  polire  Ma. 

6)  et  bened.  —  innocencinm  fehlt  in  M.  a.  S. 

7)  illnsit  Ma. 

8)  eornm  S. 

9)  Ponre  Yaldenses  de  Lyon  Ma. 


208 

hoc  tenent  valde  occultum,  ne  vilescant.  Si  aliqua  honesta,  que  casta 
putatur,  peperit  puerum,  occiiltant  et  traduBt  eum  alibi  alendum,  ne  pro- 
danturJ)  Dicunt  illicitum  esse  omne  iuramentum,  etiam  de  vero,  et  pec« 
catum  mortale.  Sed  tarnen  dispensant,  ut  iuret  qnis  pro  evadenda  morte 
corporis  vel  ne  aHos  prodat  vel  secretum  revelet  perfidie  sue.  Dicunt 
esse  crimen  inexpiabile  et  peccatum  in  Spiritum  sanctmn  prodere  here- 
ticum.  Dicunt  non  licere  occidere  maleficos  per  iudicium  seculare.  Qui- 
dam  quadam  supersticione  asserunt,  quod  ecian>  animalia  et  bruta  non 
liceat  occidere,  ut  pisces,  oves  et  huiusmodi.  Cum  autem  volunt  talia 
manducare,  suspendunt  ea  super  ignem  in  fumum,  donec  per  se  mori- 
antur.  Pulices  eciam  et  huiusmodi  animalia  excuciunt  contra  ignem  vel 
vestem  ipsam  intingunt  in  aqua  calida,  et  tunc  nolunt  ea  occidisse,  sed 
dicunt  ea  per  se  mortua  esse.  Ita  fictas  habent  consciencias  eciam  in 
aliis  observanciis  suis,  sicut  in  hoc  potent  estimari,  quia  veritatem  de- 
serentes  falsis  figmentis  se  iiludunt.  Dicunt  non  esse  purgatorium,  sed 
omnes  morientes  statim  transire  in  celum  vel  in  infemum;  ideo^)  suffragia 
pro  defunctis  ab  ecclesia  facta  ^)  asserunt  non  prodesse,  cum  in  celo  non 
indigeant  et  in  infemo  ex  hiis^)  nuUatenus  adiuventur.  Unde  dicunt, 
quod  oblaciones  facte  pro  defunctis  prosunt  clericis,  qui  comedunt,  non 
animabus,  que  huiusmodi  non  utuntur.  Dicunt  eciam,  quod  sancti  in  celo 
non  audiunt  oraciones  fidehum,  nee  veneraciones,  quibus  eos  honoramus, 
attendunt,  arguentes,  quod,  cum  corpora  sanctorum  hie  mortua  iaceant  et 
Spiritus  tam  remoti  sint  a  nobis  in  celo,  nuUo  modo  oraciones  nostras 
valeant  ^)  auditu  percipere  neque  visu.  Dicunt  quoque,  sanctos  non  orare 
pro  nobis,  et  ideo  non  oporteat  nos  implorare  suffragia  eorum,  quia 
absorpti  gaudio  celesti  nobis  non  possint  intendere  nee  aliquid  aliud 
curare,  unde  derident  solempnitates,  quas  in  sanctorum  veneracione  cele- 
bramus  et  alia,  quibus  eos  honoramus.  In  diebus  festis  ubi  caute  pos- 
sunt,  operantur,  arguentes  quod,  cum^)  operari  bonum  sit,  bona  in  die 
festo  agere  non  sit  malum.    In  quadragesima  et  in  aliis  diebus  ieiuniorum 

1)  S.  prodat  M.  prodat ar  Ma. 

2)  ideo  fehlt  Ma. 

8)  facta  fehlt  M.  a^  S. 
4)  existentes  Ma. 
5i  M.  u.  Ma.  possint  S. 
C)  Ma. 


209 

ecclesie  non  ieiunant,  sed  cames  comedunt  ubi  audent,  dicentes  quod 
Dens  non  delectatur  in  afflictionibus  amicorum  suorum,  cum  sine  hiis 
sit  potens  eos  salvare.  Quidam  autem  heretici  affligunt  se  multum  ieiu* 
nüs  et  vigilüs  et  Imiusmodi,  quia  sine  talibus  non  possent  apud  simplices 
nomen  sibi  sanctitatis  acquirere  nee  decipere  simulacionis  figmento.  Vetns 
testamentum  non  reeipiunt  ad  eredendom,  sed  tantum  aliqua  inde  diseunt, 
ut  nos  per  ea  impugnent ')  et  se  defendant,  dicentes  quod  superveniente 
ewangelio  yetera  omnia  transierunt.  Sic  et  verba  sanetorum  Augustini, 
leronymi,  Gregorii,  Ambrosii,  Johannis  Crisostomi,  Isidoii  et  auetoritates 
ex  libris  eorum  truncatas  decerpunt,  ut  sua  figmenta  inde  approbent 
vel  nobis  resistant,  vel  simplices  facilius  seducant,  pulehris  sanetorum 
senteneiis  doetrinam  sacrUegam  colorantes.  ^)  Illas  autem  sanetorum  sen- 
tencias,  quas  sibi  vident  esse  contrarias,  quibus  error  suus  destruitur, 
tacite  pretermittunt.  Dociles  inter  suos  eompliees'j  et  facundos  docent 
verba  ewangelii  et  dicta  apostolorum  et  aliorum  sanetorum  in*)  vulgari 
lingua  corde  affirmare,  ut  sciant  et  alios  informare  et  fideles  allicere, 
et  seetam  suain  pulehris  verbis  sanetorum  defendere,^)  ut  putentur  sa- 
lubria  que  persuadent;  et  sie  per  dulees  sermones  et  benedictiones  sedu- 
eunt  corda  innocencium.^) 

6.  Qaod  femine  doeent  inter  eos. 

Non  autem  solum  viri  sed  et  femine  apud  eos  doeent,  quia  feminis 
magis  patet  accessus  ad  feminas  pervertendas ,  ut  per  illas  eeiam  viros 
subvertant,  sicut  per  Evam  serpens  illexif^j  Adam. 

7.  Qnod  due  sunt  secte  ipsoram  et  qni  dleuntur  perfecti. 

Duo  sunt  genera  secte  ipsorum.  Quidam  dicuntur  perfecti  eorum,®) 
et   hii   proprie   vocantur  Pover  de  Leun;^)  nee  omnes  ad  haue  formam 


1)  Vetas  testaroentain  non  habent  vel  reeipiunt,  sed  evan^elia  nt  per  ea  nos  impngnent  Ma. 

2)  celebrantes  M.  n.  S. 

3)  sinplices  S. 

4)  für  allicere:  illis  esse  Ma. 

5)  S.  fehlt  M.  polire  Ma. 

6)  et  bened.  —  innocenciom  fehlt  in  M.  a.  S. 

7)  illnsit  Ma. 

8)  eornm  S« 

9)  Ponre  Yaldenses  de  Lyon  Ma. 


210 

assumuntur ,  sed  prius  diu  inforn^antur ,  ut  et  alios  sciant  docere.  Hii 
nihil  proprium  se  dicunt  habere,  nee  domos  nee  poBsesiones  nee  certas 
mansiones  nee  coniuges,  quas,  si  ante  habuerunt,  relinquunt.  Hii  dicunt 
se  apostolorum  successores  esse,  et  sunt  magistri  et  aliorum  confessores, 
et  circumeunt  per  terras  visitando  et  confirmando  discipulos  in  errore. 
Hiis  ministranf  discipuli  necessaria,  et  quocumque  ^)  veniunt,  insinuant 
sibi  mutuo  adventum^)  illorum,  et  conveniunt  ad  eos  plures  in  tuto*) 
loco,  in  latibulis,  audire  eos  et  videre,  et  mittunt  eis  illuc  optima  queque 
cibi  et  potus,  et  indicunt  coUectas  nummorum*)  discipulis  pro  sustentacione 
eorumdem  pauperum  et  magistrorum  suorum  et  studencium,  qui  per  se 
sumptus  non  habent,  vel  ad  üliciendum  aliquos,  quos  cupiditas  nummi 
trahit  ad  seetam  eorum. 

8.  De  habitn  eorum. 

Vadunt  autem  in  diversis  habitibus  vestium  isti  circatores,^)  ne  ag- 
noscantur,  et  cum  transeunt  quandoque  de  domo  forte  in  domum,  aliquod 
onus  deferunt  in  capite  palee  vel  vasis,  et  in  obscuro  vadunt,  ne  quis 
perpendat  quid  agant. 

9.  De  mansionibns  eomm. 

Solent  autem  tales  mansiones  habere  in  locis,  ubi  habent  studia  sua 
vel  celebrant  conventicula  sua,  que  circumquaque  aliis  sunt  inaccessibiles, 
ne  prodantur,  ut  in  foveis®)  subterraneis  vel  aliter  sequestratis. 

10.  Quando  conveniunt. 

Noctibus  autem  maxime  huiusmodi  conventicula  frequentant,  quando 
alii  dormiimt,  ut   liberius  misteria*^)  iniquitatis  operentur.     Quod  autem, 


1)  In  qnocünqne  loco  veniant  Ma. 

2)  a  doiDino  tarnen  Ma. 
8)  toto  M. 

4)  minoram  Ma. 

5)  cnratores  Ma. 

6)  foveas  etc.  S. 

7)  libenter  ministeria  Ma. 


211 

ut  dicitur,  osculentur  ibi')  catos  vel  ranas  vel  videant  dyabolum,  vel  ex- 
tinctis  lucemis  pariter  fornicentur,  non  puto  istius  esse  secte  %  nee  aliquod 
hormn  veraciter  intellexi  ab  illis,  quibus  fidem  adbiberem/) 

11.  De  adoraclone  Laeiferl.^; 

Quod  autem  adorent  Luciferum  vel  eum  sperent  restituendum  in 
gloriam,  alterius  secte  est.  Quanto  autem  irracionabiliora  credunt*)  vel 
detestabiliora  faciunt,  tanto  facUius  caventar,  et  ipsa  vilitas  prodit,  se 
esse  fugiendos,  qnia  malum  apertum  minus  nocet.  Secta  vero  Pover  de 
Leun  et  similes  tanto  periculosiores  sunt,  quanto  sub  sanctitatis  simula- 
cione  se  palliant.  Sicut  enim  symea,  que  ab  homine  videt  fieri,  stulte 
imitatur  %  ita  et  isti  putant  se  apostolorum  et  primorum  sanctorum  suc- 
cessores,  eo  quod  simulate .  quedam  exteriorum  illorum  sanctorum  super- 
ficialiter  imitantur,  sicut  id,  quod  apostoli  pro  pauperibus  collectas  in 
ecclesia  procurabant  et  in  domibus  fidelium,  quando  nondum  ecclesie 
constructe  fuerant,  quando  docebant  vel  sacra  misteria  celebrabant,  vel 
ad  predicandum  per  diversas  provincias  discipulos  destinabant,  qui  fun- 
darent  ecclecias  vel  firmarent.  Sic  et  isti  ypocrite  diversa  sibi  nomina 
tribuunt.  Non  enim  appellant  se,  quod  sunt,  scilicet  hereticos,  sed  vo- 
cant  se  veros  christianos  et  amicos  Dei  et  pauperes  Dei  et  huiusmodi 
nominibus.  Alii  vero  sunt  credentes  hereticorum ,  adherentes  eorum 
doctrinis  et  vera  eos  docere  credentes  et  bonos  eos  estimantes  et  sectam 
amplectentes,  scindentes  se  ab  ecclesie  unitate.  Hü  sunt  eorum  fautores 
et  receptores  et  pro  posse  defensores,  qui  ministrant  eis  de  facultatibus 
suis,  et  discimt  ab  eis  dicta  ewangelii  et  apostolorum,  et  si  qui  ex  eis 
tantimi  profecerunt  in  doctrina  erroris,  si  petunt,  recipiuntur  a  magistris, 
ut  dictum  est  supra. 


1)  aliqoi  Ma. 

2)  M.  S.  secte  qnia  Cathari  dicuntur  hoc  facere  Ma. 
^)  adhibent  S. 

4)  Abschnitt  11  fehlt  bei  Ma. 

5)  S.  credenÜ  M. 

6)  8.  Sicat  -  imitatur  fehlt  in  M. 


212 

12.  De  moribns  eomm.^) 

Mores  eorum  in  apparencia  humiles  videntur,  sed  in  corde  elatissimi 
sunt,  preter  se  omnes  alios  contempnentes. 

13.  De  gloriacione  ipsornm  seiende  et  sanetttate. ') 

Omnis  gloriacio  eorum  est  de  singularitate,  quod  videntur  sibi  pre 
ceteris  scioli,  quod  aliqua  ewangelii  verba  vel  epistolarum  sciunt  corde 
vulgariter  recitare.  In  hoc  preferunt  se  nostris  non  solum  laycis  sed 
eciam  literatis,  stulti,  non  intelligentes,  quod  sepe  puer  XII  annorum 
Scolaris  cencies  plus  seit  quam  magister  hereticorum  LX  annorum,  dum 
iste  sola  illa  seit,  que  usu  corde  affirmavit,  ille  vero  per  artera  gram- 
matice  mille  libros  seit  legere  latine  et  ad  literam  intelligere  quoquo 
modo.  Elevantur  eciam  singularitate  ficte  sanctitatis,  qua  se  more  illius 
pharisei  solos  iustos  antumant  et  ceteros  in  sui  comparacione  despiciunt, 
stulti  et  ceci,  non  cognoscentes ,  quod  in  quocunque  vertice  se  iactant, 
tales  apud  nos  infinitos  multo  excellenciores  habemus,  quia  nulla  Actione 
fucatos,^)  sicut  apud  hereticos  omnia  sunt  ypocrisis  vicio  colorata. 

14.  De  palliaeipne  Terborum. 

Docent  enim,  verbis  coopertis  loqui,  ut  pro  veritate  studeant  loqui 
mendacium,  ut,  cimi  de  uno  requiritur,*)  de  alio  oblique  respondeant, 
ut  sie  auditores  versute  deludant,  ubi  timent  per  confessionem  veritatis 
errorem  suum  deprehendi.  Ex  eadem  simulacione  frequentant  nobiscum 
ecclesias,  intersunt  divinis,  offerunt  ad  altare,  percipiunt  sacramenta,  con- 
fitentur  sacerdotibus,  ieiunant  ieiunia  ecclesie  et  festa  colunt  et  benedic- 
tiones  sacerdotum  inclinato  capite  suscipiunt,  cum  tamen  hec  et  omnia 
similia  ecclesiastice  institucionis  irrideant  et  prophana  iudicent  et  dam- 
pnosa,  sicut  aliquando  lupus  pelle  se  contegit  ovis,  ne  lupus  ab  ovibus 
agnoscatur. 


1)  Abschnitt  12  fehlt  bei  Ma. 

2)  Abschnitt  13  fehlt  bei  Ma. 

3)  fascatos  M.  n.  S. 

4)  reqnirantar  Ma. 


213 

15.  De  stodio  perrertendi  alios. 

Omne  Studium  adhibent,  ut  multoe  secum  in  errorem  deducant. 
Puellas  parvulas  docent  verba  ewangelii  et  epistolas,  ut  a  puericia  con- 
suescant  errorem  amplecti,  et  que  ex  hiis  aliqua  didicerunt,  omni  co- 
natu  laborant  et  alios  docere  ubicunque  inveniunt,  qui  velint  equanimiter 
auscultare.  Ad  simplices  et  rüdes  solent  accedere,  maxime  ad  eos  qui 
non  sunt  fratribus  minoribus  et  predicatoribus  ^)  familiäres  vel  aliis  fidei 
zelatoribus,  et  ad  loca  que  non  frequentantur  ab  illis,  et  primo  per  simu- 
latos  sanctitatis  mores  animos  ipsorum  ad  se  intentos  faciunt.^) 

16.  De  modo  alloqaendi. 

Deinde  blandis  alloquiis  alliciunt  in  hunc  modum:  Videris  mihi,  o 
bona  femina,  ad  hoc  disposita,  ut  si  esset,  qui  tibi  viam  veritatis  osten- 
deret,  magna  coram  Deo  in  brevi  efficereris,  quod  eciam  celestia  secreta 
super  omnes  literatos  ^)  terre  cito  cognosceres,  et  Deum  videres  et  loquelam 
eius  audires,  et  ab  ipso,  quecunque  posceres,  impetrares,  et  par  angelis 
et  summis  sanctis  in  celo  fieres.  Cum  ergo  illa  stulta  tantis  promissio- 
nibus  illecta  ceperit  verba  eormn  avide  suscipere,  quia  et  serpens  Evam 
promissione  sciencie  et  divine  similitudinis  sublimitate  seduxit,  ut  suis 
suasionibus  ei*)  acquiesceret : 

17.  De  modo  docendi. 

Tunc  hereticus  incipit  eam  multa  docere  de  castitate  et  humilitate 
et  aliis  virtutibus  et  cavendis  viciis  et  verba  Christi  et  apostolorum  et 
aliorum  sanctorum  proponere,  ut  putet  illa  se  non  hominem  sed  angelum 
de  celo  audire.  Jubet  eam  tunc  clam  ista  teuere  et  nuUi  omnino  se 
prodere,  quia  thesaurus  inventus  debeat  abscondi  ne  prodatur,  et  secreta 
celestia  non  sint  passim  et  indignis  pandenda,  ut  illa  tanto  reverencius 
servet  audita,   quo   se  iam  estimat  a  Deo   ad   tam   arcana  percipienda 


1)  predicatoribus  et  minoribus  Ma. 

2)  animos  —  facinnt  feblt  in  S. 

3)  in  brevi  —  literatos  fehlt  bei  Ma. 

4)  eis  Ma. 

Abb.  d  III.  GL  d.  k.  Ak,  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  IL  Abth.  28 


214 

'singulariter  preelectam,  vel  eciam  ne  ipae  hereticus  prodatur,  vel  ne  ab 
aliquo  illi  dissuadeatur ,  cui^)  forte  revelaret,  talem  doctrinam  ulterius 
recipere,  quam  ille  non  audet  aperte  docere.  Tradit  postea  aliquas  ora- 
ciones  de  beata  virgine  dicendas  vel  de  aliis  sanctis,  ut  experiatur  quam 
sit  docilis  et  alliciat  eam  ad  discendum.^)  Cumque  sie  diu  probaverit 
eam,  si  velit  esse  stabilis  et  secretum  teuere  quod  dicit,  adiungit  ei  aliam 
doctriuam,  vel  doctorem,  qui  possit  secrecius  et  sepius  cum  ipsa  morari 
sub  pretextu  alicuius  operis  vel  commercii,  ut  sie  paulatim  tenacius  ei 
astringatur.  Narrant  ei  de  aliis  magistris  suis,  quam  sancti  sint  et  periti,^) 
et  quod  qui  videret  eos  et  audiret  sie  sit  quasi  qui  ipsum  Deum  *)  videat 
et  audiat,  ut  amplius  eam  in  desiderio  sibi  adherendi  accendant,  et  magis 
authenticum  sit  ei,  quod  eam  docuerant,  et  securius  aperiant  ei  erroris 
sui  doctrinam.  Non  enim  facile  cuiquam  aperiunt  secreta^)  erroris  sui, 
nisi  postquam  securi  sunt  quod  credat  eis  in  omnibus,  timentes  quod  re- 
cedat  ab  eis  et  prodat  eos.  Primo  ergo  docent,  quales  deberent  esse 
Christi  discipuli  ex  verbis  ewangelii  et  apostolorum,  dicentes  illos  tantum 
esse  apostolorum  successores,  qui  eorum  vitam  sequuntur.  Ex  hoc  ar- 
guendo  inferunt,  quod  papa  et  episcopi  nostri  et  clerici,  qui  divicias 
seculi  habent  et  sanctitatem  apostolorum  non  imitantur,  non  sint  ecclesie 

.  gubernatores,  nee  talibus  dignetur  Christus  dilectam  sponsam  suam  ec- 
clesiam  committere,  qui  eam  pocius  prostituant  malis  exemplis  et  malis 
operibus,  quam  virginem  castam  Christo  exhibeant,  custodiendo  eam  in 
illa  puritate,  quam  accepit  ab  ipso,  et  ideo  non  eis  esse  obediendum. 
Dicunt  eciam  quod  immundus  non  potest  alium  mundare,  nee  ligatus 
potest  alium  solvere,  nee  reus  potest  reo  iudicem  sibi  iratum  placare, 
nee  qui  in  via  perdicionis  ambulat,  potest  alii  ducatum  ad  celum  ^)  prae- 
bere.  Dicunt  eciam  quod  per  astuciam  suam  et  potenciam  clerici  teneant 
laycos  sibi  subiectoö,  ut  dent  eis  decimas  et  oblaciones,  ut  inde  alantur 
et  luxurientur  et  concubinas  et  parvulos  suos  pascant.     Ideo  autem  clero 


1)  si  sibi  Ma. 

2)  dicendam  Ma. 

8)  qaanta  sancti  sint  passi  Ma. 

4)  et  quod  —  deam  fehlt  bei  Ma.,  dafür  at  et  Christam. 

5)  sectam  Ma. 

6)  ad  celaoi  fehlt  bei  Ma. 


215 

detrahunt,  ut  cum  exosos  reddiderint,  non  credatur  eis  nee  obediatur. 
Quo  facto,  cum  laycos ')  nesciant  docere,  ipsi  heretici  fiunt  ^)  doctores  po- 
puli,  ut  omnes  abducant  post  se.  Ex  occasione  ergo  perveredtatis  quorun- 
dam  clericorum  inducuht  eos  in  detestacionem  omnium  clericorum.  Dis- 
suadent  ergo  eis  dari  oblaciones,  decimas  et  alia  similia,  dicentes  quod 
hec  et  alia  tantum  pro  sua  utilitate  statuerint,  et  causa  lucri  sui  omnia 
ecclesiastica  ordinaverint  instituta.^)  Non  solum  autem  clericos  iudicio 
suo  condempnant,  sed  omnes  eis  obedientes,  iuxta  illud:  Si  cecus  ceco 
ducatum  prestet,  ambo  in  foveam  cadunt.  Cum  aliquem  seduxerint,  blan- 
diuntur  ei*)  hoc  modo:  modo  primum  ad  veram  lucem  venisti,  modo 
aurum  vere  doctrine  invenisti,  qui  prius  cuprum  pro  auro  deceptus  te- 
nuisti  ethuiusmodi.  Finxerunt  eciam  quosdam  rithmos,  quos  vocant  tri- 
ginta  gradus  s.  Augustini,  in  quibus  docent  quasi  virtutes  sectari  et  vicia 
detestari,  et  callide  inserunt  ibi  ritus  suos  et  hereses,  ut  melius  alliciant 
ad  ea  discenda^)  et  forcius  inculcent  ea  memoriter,  ^)  sicut  nos  laycis 
proponimus  symbolum,  oracionem  domimcam,  et  alia  pulchra  huiusmodi 
causa  confinxerunt  carmina.'^J 


18.  De  non  iarando  et  qaomodo  promittnnt. 

Olim  definiverant  non  iurare  omnino,  sed  quia  facilius  per  hoc  de- 
prehöndebantur ,  caute  dispensaverunt  modo  iurare  pro  se  vel  alio  a 
morte  defendendo.  Cum  autem  ittrare  compelluntur,  aut  palliatis  verbis 
iurant,  ut®)  putentur,  iurasse,  sed  ficte  agunt  et  hoc^)  diversis  modis; 
aut  si  coguntur  ab  alio  iurare,  refundunt  peccatum  in  ipsum,  ut  ipsi 
videantur  immunes. 


1)  lajci  Ma.  n  M. 

2)  fiant  M.  n.  S.  sunt  Ma. 

3)  Hier  beginnt  in  S.  eine  andere  Hand. 

4)  etiam  Ma. 

5)  dicenda  Ma. 

6)  memoriae  Ma. 

7)  carmina  fehlt  bei  Ma. 
6)  ne  Ma. 

9)  für  et  hoc:  ex  bis  Ma. 

28* 


j- 


216 

19.  De  peniteneia  periarii  et  sattsfactione.  ^) 

Aut  8i  iurant  per  se  timore  mortis,  proponunt  facere  penitenciam, 
ut  pro  XIV  periuriis  teneantur  unum  attrahere  ad  sectam  suam  pro 
satisfactione  peccati. 

20.  De  arguicione  mutua.') 

Cum  olim  mia  secta  foisse  dicantur  Pouver  Lemi  et  Ortidiebarii  *) 
et  Amostuste*)  et  Rmicharii  et  Waltenses^)  et  alii,  ex  ambicione  pri- 
matus  et  erroris  contrarietate  diversis  inter  se  opinionum  altercacionibus 
conscissi,  in  diversas.  hereses  divisi  smit,  et  denomiaati  ab  illarum  autori- 
bus  opinionmn  cuiuslibet  hormn  sectatores.  Agnoscunt  autem  se  mutuo 
diversarmn  heresum  sectatores  et  detestantur  et  condempnant,  et  suos 
complices  ab  aliorum  consorcio  custodiunt,  ne  ab  eis  seducantur.  Non 
autem  prodit  unus  alium  de  alia  heresi,  ne  forte  vicissim  et  ille  prodat, 
cum  sicut  squame  leviatan  sese  comprimant,  ut  spiraculum  incedat  per 
eas.  Omnes  autem  unanimiter  exosam  habent  ecclesiam  katholicam,  que 
adversatur  convincendo  eos  per  veritatem  doctrine  et  condempnando  eos 
per  iudicium  accepte  a  Deo  potestatis. 

21.  De  familiaritate  clericorum  Tel  religiosoram. 

Ingerunt  se  tamen  aliquando  simulate  familiaribus  ®)  religiosorum  et 
clericorum,  ut  sie  se  contegant  et,  si  facta  fuerit  inquisicio  de  hereticis,  defen- 
dantur  ab  eis,  et  largiuntur  eis  propter  hoc  munera,  et  recipiunt  eos  in  hos- 
picia,  quasi  redimentes  per  hoc  vexationem  suam,  ut  et  sibi  et  suis  liberiorem 
latendi  et  vivendi  et  nocendi  animabus  opportunitatem  conquirant,  sicut 
de  facto  pluries  comperimus.  Frequentant  ecclesias  et  predicaciones  et 
in  Omnibus  religiosissime  se  gerunt,  mores  habent  compositos,  verba  quasi 


1),M.  hat  nur  die  Aufschrift:  der  Satz  Aat  —  peccati  fehlt  hier  wie  inS.;  erfindet  sich  bei  Ma. 

2)  Abschnitt  20  fehlt  bei  Ma. 

3)  Die  Ortliebarier. 

4)  Die  Arnoldisten. 

5)  Die  hier  im  Unterschied   Ton  den  Pover  de  Leun  angeführten  Waldesier  sollen  offenbar  die 
italischen  Annen  sein. 

6)  famUiaritatibas  Ma. 


2il7 

limata  ^)  et  cauta,  libenter  loquuntur  de  Deo,  de  sanctk^j  et  de  virtutibus 
et  cavendis  viciis  et  aliis  bonis  agendis,  ut  per  hoc  meliores  habeantur, 
et  si  quis  eos  libenter  ^)  audire  ceperit,  ut  illi  tunc  secrecius  sue  perfidie 
virus  infundant  et  favorem  viciorum  suorum  acquirant 


22.  Qaomodo  nomiaant  mortalia. 

Quicunque  in  secta  ipsorum  stabilia  manserit,  eciamsi  in  aliis  sit 
peccatis  mortalibus,  scilicet  fomicacione,  usuris  et  talibus  aliis,  dant  eis 
spem  salutis,  quia  dicunt  huiusmodi  per  fidei')  sue  confessionem  in 
morte  facile  abolenda,*)  vel  per  manus  imposicionem  alicuius  doctoris 
ipsorum.  Preficiunt  se  sanctis  in  celo,  eciam  beate  virgini,  in  eo  quod 
dicunt,  se  Deo  ita  dilectos,  quod,^)  quidquid  pecierint  ab  eo,  exaudiantur, 
omnes  autem  sanctos  in  celo  nil  valere  orando  impetrare,^)  cum  tamen 
videamus  quod  non  obtinent,  ut  omnes  fiamus'')  heretici,  et  quod  nullus 
eorum  pro  heresi  concremetur,  quod  certum  est  eos  satis  desiderare,  et 
sie  raentitur  iniquitas  sibi,  asserendo  vel  promittendo  falsa. 


23.  De  non  oceidendo. 

Licet  autem  dicant  non  debere  quemquam  occidere,  et  ipsi  persona- 
liter non  occidant,  quamvis  sine  causa  gladios  et  arma  ferant  pro  simu- 
lacione,  tamen  dant  complicibus  suis  intelligere,  prestari  sibi  in  hoc  ob- 
sequium,  ®)  si  occidant  aliquando  tales,  per  quos  timent  exterminari.  Et 
sie  fuit   occisus  sanctus  Petrus  de  ordine  predicatorum ,   et  quidam  alii. 


1)  limitata  Ma. 

2)  si  qnis  eos  andire  Ma.«  si  quis  eoram  libenter  aadire  M.  n.  S. 
8)  perfidiae  Ma. 

4)  absolvehdam  Ma. 

5)  Ma.  et  M.  nnd  S. 

6)  omnes  —  impetrare  steht  bei  Ma.  am  Schlass  dieses  Abschnitts. 

7)  fiamns  fehlt  bei  Ma. 

8)  praestari  obseqniam  Deo  Ma. 


218 


24.  De  attractione  personarnm  potencinm. 


Student  diligenter  attrahere  sibi  aliquas  potentes  et  nobiles  feminas, 
ut  per  eas  eciam  viros  vel  cognatos  earum  sibi  faciant  faventes,  ut  sie 
liberius  in  terris  illis  se  dilatent,  et  nullus  audeat  eos  tangere  sub  illorum 
tuicione  munitos. 

25.  Qaomodo  impediunt  predicaciones. 

Nam  si  forte  aliquis  in  predicacione  quandoque  ceperit  informare 
populum,  ut  caveant  sibi  ab  hereticorum  erroribus,  illi  commovent  sedi- 
cionem  contra  eum,  quod  velit  infamare  civitatem  de  heresi,  cum  nullus 
sit  ibi  manifeste  deprehensus  hereticus,  ut  eciam  populus  fidelis  ei  indi- 
gnetur,  quod  tantam  iniuriam  velit  eis  inferre.  Et  ita  compescunt  ^)  eum, 
ut  de  cetero  nee  ille  nee  alius  audeat  de  cavendis  hereticis  facere  men- 
cionem,  si  eciam  inquisicio  facta  fuerit  de  hereticis,  timore  illorum  po- 
tencium  nullus  eos  audeat  accusare  vel  contra  eos  testificari.  Et  apud 
iudices  infamati^)  precibus  vel  muneribus  vel  pro  timore  maioris^)  mali 
eos  inclinant,^)  et  sie  de  infamia  expurgantur  et  ex  hoc  efficiuntur  auda- 
ciores  heretici  ad  nocendum. 


26.  De  modo  predicandi  hereticis. 

Unde  videtur  iste  modus  in  talibus  locis  in  predicando  de  fide 
utilior,  ut  proposito  aliquo  articulo  fidei  dicatur:  Ista  est  veritas  fidei  et 
ita  credit  sancta  ecclesia,  sed  heretici  e  contra  hoc  et  hoc  asserebant; 
unde  quicunque  forte  veniret  et  sie  palam  vel  öcculte  doceret,  illum 
velut  hereticum  teuere  deberetis.  Per  talem  enim  modum  loquendi  os 
hereticorum  obstruitur,  et  fideles  in  fide  muniuntur  et  non  habent  viam 
cavendi,^)  quod  de  heresi  infamentur. 


1)  compescaDt  Ma. 

2)  Ma.  infamare  M.  n.  S. 

3)  maioris  fehlt  bei  Ma. 

4)  eOB  inclinant  fehlt  bei  M.  n.  S. 

5)  habent  causam  Ma. 


219 


27.  ({uomodo  gaudent  detractione  clericoram. 


Multum  autem  gaudent  heretici,  quando  populus  contra  clerum 
et  doctores  ecclesie  provocatur,  quia  tunc  audacius  audent  clero  detra- 
here  et  laycos  in  detestacionem  cleri  inducere,  quando  populus  astat*) 
contra  clerum  et  doctores  ecclesie,  quasi  sub  communi  contencione,^)  et 
facile  tunc  possunt  layci  trahi  in  heresim,  quia  qui  mecum  inimicum 
meum  persequitur,  hunc  quasi  amicum  reputo,  et  si  quid  mihi  mali  de 
ipso  persuadere  voluerit,  facile  acquiesco.  Et  hec  astuti  heretici  attemp- 
tare  non  negligunt,  ubi  viderint  opportunum:  unde  tempore  dissensionis, 
que  fuit  inter  dominum  Innocencium  papam  IV.  et  Fridericum  quondam 
imperatorem  et  eins  fautores,  quemdam  principem  Theutonie,  qui  ob 
hanc  causam  erat  ecclesie  adversarius  et  cleri  inimicus,  iam  disposuerant 
heretici  persuasionibus  aggredi  et  ad  se  allicere,  nisi  Dens  hunc  subito 
sublatum  de  medio  prevenisset^)  et  ecclesiam  suam  a  tanto  malo  defen- 
disset.  Et  ideo  valde  male  faciunt,  qui  quacumque  occasione  laycos  pro- 
vocant  in  odium  cleri,*)  quod  tamen  ipsi  clerici  maxime  faciunt  per 
mala  exempla  et  extorsiones  pecunie  et  multiplicaciones  excommunicacio- 
num  aliquociens  indiscrete.  Minus  malmn  quandoque  prudenter  dissimu- 
landum  est,  ubi  maius  et  irremediabile  e  vicino  timetur. 


28.  Qaomodo  deprehendantar.^) 

Hereticos  deprehendere  vel  convincere  modo  est  valde  difficile,  ita 
ut  quasi  desperent,  sie  posse  eos  exterminari  et  de  ipsis  ecclesiam  effica- 
citer  purgari,  et  hoc  tribus  de  causis.  Una  quia  rari  sunt  fidei  zelatores, 
qui  curent  et  perseveranter  instent  negocio  inquisicionis  et  emulacionis 
heretice  pravitatis.  Dummodo  aperte  non  insurgimt  contra  nos,  non 
soUicitamur,  quod  sub  dissimulacione  nostra  latenter  dilatantur  et  robo- 
rantur,  ut  post  valencius  possint  ecclesiam  impugnare,  optantes  ut  fiat 
pax  tantum  in  diebus  nostris.  Secunda  causa,  quia  pauci  sunt,  qui  sciant 
• 

1)  stat  Ma. 

2)  intentione  Ma. 

3)  praendisset  Ma. 

4)  in  odiam  fehlt  bei  Ma. 

5)  Abschnitt  28  fehlt  bei  Ma. 


220 

eo8  deprehendere  vel  cum  ipsis  utiliter  agere  ut  exterminentur.  Aut 
enim  non  agnoscimt  eorum  versuciafi,  quibus  examinatores  suos  deludunt, 
aut  quadam  nociva  miseracione  dimittunt  eos  iam  convictos  abire,  qui 
digni  essent  condempnacionis,  putantes  eos  vere  conversoß  esse,  cum  timore 
mortis  promittunt,  se  velle  quod  iubetur  credere,  cum  sint  fallaces,  sicut 
fere  de  omuibus  taliter  dimissis  experti  sumus.  Tercia  causa,  quia  desunt 
nobis  testimonia,  quibus  iuxta  formam  iuris  excommunicantur.  Ex  quo 
enim  didicerunt,  quod  per  singularia  possunt  convinci  testimonia  et  per 
duos  ad  minus  de  eodem  facto  vel  dicto  concordantes  testes,  cauciores 
sunt  facti,  quod  non  docent  plures  simul,  sed  singulariter ,  nisi  forte 
tales  coram  quibus  sunt  omnino  securi. 

29.  De  non  prodenda  heresi  et  de  cautelis  eornm. 

Cicius  autem  quisque  ipsorum,  qui  subversus  est,  inducetur  per  se 
confiteri  heresim,  quam  quod  ^)  alios  accuset  veP)  prodat.  Si  autem  non 
sibi  prodesse  propriam  confessionem  ad  evadendam  mortem  videt  nisi 
et  alios  prodat,  tunc  accusat^)  mortuos  vel  longe  absentes  vel  iam  con- 
victos vel  illos,  de  quibus  non  potest  dubitari,  ex  quo  ipse  talis  fuerit, 
quin  eciam  illi  talem  eum  sciverint  esse,  ut  coniugem  vel  domesticos 
familiäres;  vicinos  autem  et  notos  vix  unquam*)  sponte  prodit.  Extrema 
eciam  quedam  et  parva  solum  de  domesticis  suis  dicet,  videlicet  quod 
audierit  eos  discere  oracionem  unam  ab  heretico  vel  exhortacionem  de 
cavendo  mendacio  et  huiusmodi,  et  tacet  illa  in  quibus  possunt  heretici 
iudicari. 

30.  Nota  diligenter.») 

Unde  infallibiliter  nota,  quod,  quam  diu  hereticus  seu  fautor  hereti- 
corum  nititur  subterf ugere ,  ne  prodat  alios  hereticos  vel  complices  suos 
et  errores  et  secreta   eorum,   in   talibus   nuUatenus  credendum  est  eum 


1)  quam  quod  Ma.  quod  M.  n.  S. 

2)  Ma.  statt  accaset  vel:  actus  M.  n.  S. 
8)  taiic  accosat  fehlt  bei  Ma. 

4)  Dainquam  Ma. 

6)  Das  Folgende  bis  zum  Scblnss  des  Abschn.  fehlt  bei  Ma. 


.  ••  •   - 

'         •     •       •  • 


221 

vere  et  absolute  ad  fidem  reversum  et  ecclesiam,  quia  si  vere  crederet 
se  errasse  et  doleret  sicut  deberet,  accusaret  et  proderet  omnes  errores 
suos,  ut  premuniret  fideles  et  sibi  talibus  ca.vere,  accusaret  eciam  com- 
plices  8U08,  ut  vel  ipsi  revocarentur  a  periculo  erroris  vel  ecclesia  pur- 
garetur  de  ipsis,  ne  ulterius  possent  nocere.  Qui  seit  adversarium  meum 
insidiari  mihi  et  non^)  premunit  me,  ut  caveam  mihi,  ubi  tute  potest, 
videtur  adversario  meo  plus  quam  mihi  favere.  Qui  vero  trepide  et  in- 
vite  prodit  errores  suos  et  complices,  vel  exactus  iurare  reddit  se  diffi- 
cilem  ad  hoc  quoquo  modo,  vehemens  est  suspicio,  eum  adhuc  in  erroris 
professione  ligari,  licet  metus  mortis  aliquatenus  videatur  eum  ad  con- 
versionem  superficietenus  inclinasse.  Vera  enim  contricio  ex  pura  et 
prompta  confessione  et  satisfactione  perpenditur.  Olim  ad  hoc  ferven- 
ciores  inveniebantur ,  quod  requisiti  non  negabant  de  se  ipsis  quid  pro- 
fiterentur,  licet  forte  aliquamdiu  conarentur  verbis  coopertis  occultare 
quod  erant. 

31.  De  non  inrando  olim^  cum  modo  iarent.  ^) 

Jurare  autem  olim')  penitus  non  acquiescebant  et  per  hoc  facile 
tunc  poterant  deprehendi  et  multi  de  medio  auferri.  Sed  modo  cauti 
per  hoc  redditi,  ne  penitus  deleantur,  negant  iurant  periurant,  ut  sie 
evadant,  exceptis  valde  raris,  qui  pertinacius  errores  suos  aperte  confiten- 
tiu*,  qui  eciam  perfecti  apud  eos  reputantur  et  pro  magistris  reputantur 
vel  habentur;  sed  summa  diligencia  cavent,  ne  tales  apud  eos  capiantur,. 
quia  hiis  exterminatis  eorum  complices  possent  facile  deprehendi,  et  hoc 
per  quinque  indicia  satis  probabilia: 

32.  Qaomodo  deprehendantar  faatores  heretlcorum. 

Unum,  quicunque  clam  visitant  eos  dum  captivi  tenentur  et  susurrant 
cum  eis  et  victualia  ministrant  eis,  suspecti  sunt  quod  eorum  sint  discipuli 
vel   fautores.     Secundo,   qui   valde   lamentantur  de  eorum  deprehensione 


1)  non  fehlt  bei  M. 

2)  Abschn.  31  fehlt  bei  Ma. 

3)  Olim  fehlt  bei  M. 

Abb.  d.  III.  GL  d.  k.  Ak.  d.  WUs.  XIV.  Bd.  II.  Abth.  2  9 


222 

vel  morte,  videntur  eorum  amici  speciales  fuisse  dum  viverent.  Esse 
autem  heretico  diu  familiärem  et  eius  ignorare  sectam  vix  est  credibile. 
Tercium:  quicumque  causantur,  quod  iniuste  sint  dampnati,  postquam 
aperte  convicti  fuerint  vel  eciam  confessi  de  heresi,  apparet  quod  eorum 
sectam  approbent  et  ecclesiam  reputent  errare,  que  eos  condempnat. 
Qüartum:  quicumque  amarum  vultum  habent  ad  illos,  qui  persequuntur 
hereticos  vel  predicant  contra  eos  efficaciter,  sicut  potest  tunc  in  oculis 
et  naso  et  aspectu  talium  notare^),  qui  velit  advertere,  ita  quod  non 
possunt  eos  rectis  oculis  aspicere,  suspectum  est  valde,  quod  odio  habent 
eos  contra  quos  cor  eorum  ita  amarescit,  quod  eciam  in  vultu  apparet, 
et  diligunt  illos,  de  quorum  exterminio  tantum  dolent  Quintum  »est,  si 
aliqui  furtive  inveniuntur  ossa  hereticorum  combustorum  nocte  coUigere 
quasi  reliquias,  quia  dubium  non  est  quin  eos  pro  sanctis  venerentur, 
quorum  ossa  pro  sanctuario  recondunt,  et  esse  hereticos  sicut  illL  Nullus 
enim  habet  hereticum  pro  sancto,  nisi  qui  eius  sectam  credit  esse  sanctam, 
et  talis  est  hereticus  sicut  ille.  Hec  indicia  vehementem  faciunt  presump- 
cionem  contra  illos  de  heresi,  etsi  non  plenam  probacionem  ad  condemp- 
nacionem,  nisi  et  alia  concurrant  argumenta,  ex  quibus  hquido  constaret 
predicta  eos  in  favorem  heresis  fecisse.  Et^)  si  haberentur  aliqui  qui 
sagaciter  scirent  et  vellent  eos  in  huiusmodi  observare  vel  qui  de  licencia 
episcoporum  se  ipsis  hereticis  favorabiles  et  familiäres  ostenderent,  qui 
caute  scirent  loqui  cum  eis  sine  mendacio,  et  de  quibus  non  esset  timor  quod 
inficerentur  ab  eis,  isti  possent  omnia  secreta  eorum  perscrutari  et  mores 
et  verba  agnoscere  et  personas  ipsorum  et  fautores  investigare  et  lati- 
bida  et  conventicula  perquirere,  et  ea,  per  que  singuli  eorum  possent 
convinci  de  heresi,  concorditer  notare  et  in  scripto  redigere,  et,  quando 
magistri  eorum  presentes  essent  vel  plures  in  unum  convenirent,  explorare, 
ut  suo  tempore  hec  et  alia  inquisitoribus  hereticorum  indicarent,  et  com- 
prehendi  eos  facerent,  et  horum  contra  eos  testes  existerent  secundum 
formam  iuris,  et  hoc  multum  conferret  ecclesie  ad  extirpacionem  heretice 
pravitatis.  Idem  esset,  si  aliqui  ex  hiis,  qui  in  secta  eorum  fuerant,  re- 
versi   ad   fidem,   fideliter   hec   omnia   proderent,  promisso    eisdem,  quod 


1)  Dotari  M.  a.  S. 

2)  Das  Folgende  bis  zum  Schlosse  des  Abschnitts  fehlt  bei  Ma. 


•  223 

propter  hoc  rigor  iuris  in  penitencia  mitigaretur,  cum  eciam  hoc  ipsum 
foret  fructuosa  valde  penitencia,  laborare  ad  hoc,  ut  ecclesia  de  heresi 
purgaretur,  et  se  propter  hoc  exponere  periculo,  quod  forte  ab  hereti- 
corum  fautoribuß  occiderentur.  Dicitur  enim  quod  lupus  domesticus  postea 
fiat  utilior  pro  venacione  aliorum  luporum  quam  canis. 

33.  Item  quomodo  inducendi  sunt  ad  prodendam  heresim» 

Qui  non  ^)  profunde  adhuc  immersus  est  in  heresim,  potest  aliquando 
reduci  per  minas  mortis,  et  si^)  tunc  spes  detur  ei,  quod  permittatur 
vivere,  si  velit  confiteri  pure  errores  quos  didicit,  et  alios*)  prodere, 
quos  de  secta  cognoverit.  Si  autem  recuset  hoc  facere,  recludatur  in 
carcerQ  et  incuciatur  ei  timor,  quod  testes  contra  ipsum  habeantur,  et 
si  per  testes  convictus  fuerit,  nulla  fiat  ei  misericordia,  quin  morti  tra- 
datur;  et  sustentetur  tenui  victu,  quia  timor  talis  humiliabit  eum,  et 
non  permittatur  aliquis  accedere  complicium  suorum,  ne  roboret  eum  vel 
instruat  quomodo  callide  respondeat  et  nuUum  prodat,  nee  alii  accedant, 
nisi  aliquando  duo  fideles  et  providi,  qui  caute  quasi  compacientes  mone- 
ant  eum,  ut  a  morte  se  liberet  et  sincere  confiteatur  quod  erravit  et  in 
quibus,  et  promittant  ei,  quod  si  hec  fecerit,  quod  tunc  possit  evadere 
ne*)  cremetur.  Timor  enim  mortis  et  spes  vite  emolliunt  cor  quod  vix 
aliter  posset  emolliri.^)  Loquantur  eciam  blandiendo  sie:  Non  formides 
secure  confiteri,  si  forte,  quia  credebas  illos  esse  bonos  homines,  qui 
ista  et  ista  doceant,  adhibuisti  eis  fidem  et  libenter  audiebas  eos,  et  de- 
disti  eis  de  substancia  tua,  vel  aliquando  recepisti  eos  in  domum  tuam®) 
vel  fecisti  eis  confessionem ,  cum  esses  simplex  '^) '  et  diligeres  eos,  quos 
putabas  esse  bonos,  et  malum  nescires  de  ipsis;  hoc  enim  posset  contin- 
gere  multo  sapiencioribus  quam  tu  es,  quod  sie  deciperentur.  ®) 


1)  vero  Ma. 

2)  etiamsi  Ma. 

3)  aliqnoB  M. 

4)  nee  Ma. 

5)  possunt  emollire  Ma. 

6)  Tel  aliqnando  —  tnam  feblt  bei  Ma. 

7)  esses  simplex  fehlt  bei  Ma.,  dafQr  omnes  .  .  • 

8)  et  sie  deeipi  Ma. 

29* 


224  • 

84.  Qaomodo  eaute  qnerendnm  sit. 

Si  ceperit  ex  hoc  emoUiri,  ut  velit  aliqua  dicere,  se  aliquando  au- 
disse  ab  liuiusmodi  doctoribus  in  angulis  de  ewangelio  vel  epistolis  vel 
similia,  pedetemptim  queratur,  si  hoc  vel  hoc  credant  illi  doctores,  vi- 
delicet  quod  non  sit  ignis  purgatorius, ')  si  non  prosint  suffragia  pro  de- 
functis,  si  malus  sacerdos,  cum  sit  ipse  peccato  ligatus,  possit  alios  peni- 
tentes  a  peccatis  absolvere,  et  sie  de  sacramentis  ecclesie.  [Nota  ut  supra 
notatum  est  de  erroribus  ipsorum.]  Postea  queratur  caute,  si  ipse  eorum 
doctrinam  crediderit  bonam  et  veram  esse,  quod  si  concedat,  iam  con- 
fessus  est  se  heresim  credidisse.  Qui  autem  credit  heresim  esse  bonam 
et  veram,  cum  hoc  habeat  ab  illis,  quos  seit  ab  ecelesia  pro  hereticis 
haberi,  iam  est  credens  hereticorum  et  hereticus  iudieatur.  Si  autem 
nude  queras,  si  ipse  predieta  crediderit,  non  respondebit,  quia  timet 
quod  velis  eum  capere  et  pro  heretico  accusare,  unde  caute  per  aliam 
viam  deprehendendus  ^)  est  ut  dixi.  Vulpes  enim  astute  sunt  simili  astu- 
cia  capiende:  unde  tali  modo  inquire,  non  quasi  velis  discere,  quid 
magistri  et  complices  eorum  credant  singulariter ,  aut^)  de  quolibet 
articulo,  in  quibus  errant,  perquire,  quia  aliter  vix  prodet  per  se  errores 
eorum,  donee  *)  sufficiens  habeas  testimonium  de  heresi  eonvincenda. 

35.  Quomodo  adiurandi  sunt. 

Adiuretur  eciam  stricte,  quod  contra  veritatem  nil  scienter  de  aliquo 
accuset. ^)  Si®)  autem  aliquando  non  capti  vel  suspecti  requirantur,  si 
Bciant  aliquos  hereticos  vel  suspectos  de  heresi  et  timeant  infamiam  si 
aliquos  prodiderint,  ne  forte  et  ipsi  suspecti  habeantur  de  heresi,  detur 
^is  fiducia,  quod  nil  eis  noceat  in  anima  vel  honore  et  corpore  et  rebus, 
et  tune  coram  paucis  reeipiantur  dicta  eorum,  si  timent  coram  multis 
dicere,  seeundum  formam  apostolice  commissionis.'') 


1)  quod  noD  sit  pargatorium  Ma. 

2)  depreh.  fehlt  bei  M.  u.  S.,  viam  bei  S. 

3)  aatem  Ma. 

4)  Ma.  hier  mehrfach  nodeatlich. 

5)  dist riete  qnod  nihil  contra  yeritatem,  vel  nallam  scienter  de  aliquo  accnset  Ma. 

6)  Si  aatem  etc.  bis  zom  Schloss  des  Abschnitts  fehlt  bei  Ma. 

7)  cf.  Alex.  IV.  an  den  Prior  v.  Paris  v.  13.  Nov.  1256  bei  Martine  et  Durand,  1.  c. 


225 


36.  De  fagientibus  Tel  se  subtrahentibus  tempore  inqnisicionis.  ^ 


Cum  autem  fit  inquisicio  de  hereticis  vel  presundtur  debere  fieri, 
si  aliqui  fagiunt  latenter  vel  callide  se  absentant,  vocentur,  quia  eo  ipso 
reddimt  se  suspectos.  Sapiencia  (17,  10):  Cum  sit  enim  timida  nequicia, 
dat  testimonium  condempnacionis.  Si  autem  aliqui  sunt  suspecti,  non 
tamen  sie  quod  statim  debeant  teneri,  et  timeatur  quod  fugiant,  dent 
caucionem,  quod  non  fugiant,  et  si  fugerint,  quod  se  ipsos  de  heresi  con- 
victos  reddiderint  et  infames. 


37.  Qaod  per  ludiciam  secalare  sunt  compellendi. 

Quod  si  aliquis  accusatus  et  detentus  non  vult  sponte  confiteri  er- 
rores  suos  et  prodere  alios  complices  suos,  potest  (?)  ^)  per  iudicium  secu- 
lare  ad  hoc  compelli  questionibus  ettormentis,  citra  membrorum  diminu- 
cionem  et  mortis  periculum,  accusare  aliquos,  quos  seit,  et  fautores  eorum 
credentes,  et  errores  suos  expresse  confiteri,  secundium  constitucionem 
Innocencii  IV.  pape.^) 

38.  De  testibns. 

Sicut  enim  contra  reum  lese  maiestatis  admittuntur  pro  testimonio 
alii  criminosi,  ita  hereticus  contra  hereticum  potest  testificari,  vel  per- 
iurus  vel  alius  criminosus,  in  testimonium  criminis  et  favorem  fidei 
Christiane.*) 

39.  Nota  qaod  iadicatar  hereticus  esse  qni  hec  facit: 

Hereticus  iudicatur,  qui  docet  heresim  vel  qui  aperte  defendit,  qui 
credit  hereticos  vera  docere  et  vera  esse  que  docent,  et  eos  bonos  esse, 
cum  tamen  sciant  quales  sunt.  Qui  discit  ab  eis  occulte,  que  sunt  de 
secta  eorum,    qui    interest  conventiculis  eorum  in  angulis,  qui  confitetur 


1)  Die  Abschnitte  36—41  iocL  fehlen  bei  Ma. 

2)  suos  at  M.  a.  S. 

3)  Bulle:  Ad  extirpanda  ?.  J.  1252  L  c. 

4)  ib.  lex  XXV. 


226 

eis  occulte,   qui  rituß   et  fidem  sanam  despicit   et  non  vult  servare,  qui 
dubitat  an  vera  sit  fides  katholica. 

40.  Fautores  sunt  hii. 

Fautor  est,  qui  diligit  eos  et  recipit  hoepicio  etabscondit  et  dat  eis 
de  suo  et  deducit  et  conducit  eos  et  premunit  et  celat  eos,  ut  non  comprehen- 
dantur,  qui  excusat  eos  et  intercedit  pro  eis  ut  dimittantur,  qui  advocat  pro 
eis  in  iudicio,  qui  non  vult  testificari  contra  eos  que  seit,  qui  instruit  eos 
quomodo  iudicium  ecclesie  evadant,  qui  infamat  inquisitores  eorum  ut 
fiant  exosi  in  populo,  qui  diffamat  quod  iniuste  heretici  sint  condemp- 
nati,  quibus  placet  vita  eorum  eciam  si  nescit  explicite  quid  credant, 
qui  impedit  ut  fiat  iudicium  de  eis,  qui  minatur  accusatoribus  eorum,  ne 
audeant  eos  accusare  testes,  inquisitores,  officiales,  iudices,  assessores  vel 
alii, ')  ne  contra  eos  in  iudicio  procedatur.  Fautor  eorum  est,  cuius  auxilio, 
consilio,  favore,  consensu  qualicunque  modo  promoventur,  ut  in  errore 
permaneant  vel  roborentur  tam  ipsi  heretici  quam  eorum  credentes  et 
alii  fautores  eorum  quos  novit.  Exercitacio  in  negocio  inquisicionis  here- 
ticorum  sicut  in  omni  negocio  periciorem  facit,  scilicet  quia  rari  sunt, 
qui  exercitati  sint  in  hoc.  Qui  melius  nescit,  potest  istam  viam  teuere, 
donec  meliorem  addiscat.^) 

41.  De  forma  servanda  In  loeis  snspectis. 

In  loco  ubi  suspicio  vel  fama  est,  aliquos  esse  infectos  heresi,  con- 
vocatö  populo  in  ecclesiam  fiat  exhortacio  de  fide  servanda  et  cavendis 
heresibuB  et  maxime  de  illis  articulis,  de  quibus  presumitur,  in  quibus 
illi  errant,  qui  ibi  esse  putantur.  Et  ne  de  ignorancia  postmodo  se 
possint  excusare,  instruantur,  quid  in  talibus  sit  credendum  vel  e  con- 
trario respuendum,  plane  et  lucide  ad  intelligendum.  Postea  moneantur, 
ut  si  qui  aliter  sensiverint  vel  alia  a  quocunque  didicerint,  resipiscant 
et  sponte  veniant  et  confiteantur  inquisitori  vel  quibus  ipse  commiserit, 
ut  absolvantur,    alioquin  si    postea   deprehensi   convincantur   forte,    aliis 


1)  alios  M.  n.  S. 

2)  S-  addi Beeret  M. 


227 

eo8  prodentibus ,  contra  eos  durius  procedatur,  et  tunc  non^)  inveniant 
viam  penitencie  ita  ut  nunc  patentem.  Precipiatur  eciam  omnibus,  ut 
si  quid  de  huiusmodi,  unde  suspicio  potest  haberi,  sciant  ex  auditu  vel 
aliis  indiciis  de  quibuscunque ,  idem  denuncient  inquisitoribus  infra  talem 
terminum  secure  et  intrepide,  et  ad  hec  provocentur  exhortacionibus,  vi- 
delicet  quod  malum  sit,  inimicos  fidei  et  animarum  peremptores  celare, 
et  quam  bonum  e  contrario,  eos  prodere  ut  corrigantur  vel  ecclesia  ab 
eorum  nocumento  liberetur,  alioquin  si  per  alios  proditum  fuerit,  aliquos 
scire  huiusmodi  quos  nolint  aecusare,  pro  hereticis  vel  fautoribus  eorum 
habeantur  et  pena  talibus  debita  secundum  leges  et  canones  puniantur. 
Si  aliqui  ergo  aliquos  aecusare  veneriiit,  benigne  recipiantur  et  ad  iuran- 
dum  inducantur,  quod  veritatem,  ut  sciant  super  hiis,  pure  dicant,  nil 
scienter  retineant  nee  contra  conscienciam  aliquem  accusent.  Si  autem 
notabilia  dixerint,  illa  sub  testimonio  trium  vel  plurium  audiantur  et 
dicta  eorum  et  nomina  accusatorum  et  accusancium  et  aliorum,  quos  tan- 
gunt  eadem  dicta,  studiose  in  scripto  notentur,  et  secundum  ea  in  iudicio 
procedatur.  Quod  si  timent  aliqui  ex  hoc  notari  ab  aliis,  quasi  ultro 
alios  velint  aecusare,  et  ideo  non  audent  ad  inquisitores  accedere  ne  infa- 
mentur,  tunc  iubeantur  omnes  singillatim ^)  accedere  ad  eos,  qui  annos 
distinctionis  attigerunt,  et  eodem  modo  perquiratur  ab  eis,  ut  accusent, 
si  quid  sciant  de  heresi  accusandum,  quia  tunc  nullus  fit  singulariter  no- 
tabilis,  ubi  oumes  indifferenter  accedunt  In  hoc  autem  cautus  esto!  Si 
queris  ab  heretico,  si  aliquid  sciat  de  hereticis  vel  audierit,  fiducialiter 
respondebit:  nichil  scio  de  hereticis  vel  pravis  hominibus,  vel  audivi  ali- 
quid inde  nisi  modo,  cum  vos  nostis,  sed  de  bonis  christianis  tantum 
audivi.  Intendit  autem  dicere  bonos  christianos,  qui  hoc  credunt  quod 
ipse,  quia  illos  tantum  reputat  fideles  et  bonos,  ut  supra  dictum  fuit  in 
parte  priori. 

42.   De  modo  examinandi  heretleos. 

Si   autem   aliquis   infamis   et   suspectus   offertur    examinandus,    licet 
nimis   sit   tediosum   cum  talibus  occupari,  tamen  pro  ahqua  noticia  exa- 


1)  8i  M. 

2)  sigillatim  M. 


228 

minandi  aliquas  vias  ostendamus  quasi  vulpium  calles,  in  quibus  possent 
aliquatenus  deprehendi:  Si  literatorie  aliquis  contra  fidem  disputaret,  per 
fideles  ecclesie  literatos  facile  convinceretur  hereticus,  cum  eo  ipso  iain 
censeretur  hereticus,  quo  defendere  niteretur  errorem.  Sed  quia  moderni 
heretici  magis  querunt  latenter  palliare  errores  suos  quam  aperte  pro- 
fiteri,  literati  per  scienciam  literarum  et  scripturarum  non  possunt  eos 
convincere,  quia  non  procedunt  per  viam  illam,  et  pocius  confunduntur 
ab  eis  viri  literati,  et  heretici  roborantur  per  hoc,  videntes  quod  nostris 
literatis  ita  illudunt,  quod,  quasi  de  manibus  eorum  cedentes  *)  per 
suas  vulpinas  versucias  et  fluctuosas  -)  responsionum  ambages,  callide  ela- 
buntur.  Una  enim  vilis  focaria,  sicut  ipse  vidi  et  audivi  per  plurimos 
dies,  literatos  viros  electos  tarn  seculares  quam  religiosos  diversorum 
ordinum  taliter  fallendo  decepit,  quod  eam  quasi  innocentem  dimittere 
volebant,  nisi  quod  nutu  Dei  ipso  die,  quo  dimittenda  fuit,  ossa  cuiusdam 
nuper  combusti  heretici  in  arca  ipsius  inventa  sunt,  que  manu  propria 
nocte  pro  reliquiis  collegerat,  sicut  alie  eins  socie  testabantur,  que  cum 
ipsa  simul^)  collegerant  eadem  ossa,  que  super  hoc  postea  penitenciam 
ab  ecclesia  susceperunt.  Et  ut  amplius  mireris  perverse  gentis  nequici- 
am,  cum  prefata^)  vilis  heretica  argueretur  quod  tot  mendaciis  tantos^) 
viros  tot  diebus  negando  fefellerit,  et  in  argumentum  deprehensionis  eius 
de  inventis  ossibus  illi  exprobraretur,^)  et  ipsa  territa  confiteretur,  se 
ad  hoc  inductam  a  dyabolo,  cum  viri  illi  deliberarent,  quid  de  ipsa  fa- 
cerent,  illa  mira  versucia  aliam  viam  negandi  iterum  reperit  dicens:  Ex 
hoc  quod  in  arca  mea  ossa  invenistis,  non  potestis  me  convincere  hereticam 
esse,  cum  vos'')  medio  tempore,  quo  hie  detenta  mansi,  vel*^)  alius,  qui 
me  oderat,  potuerit  in  eam  reponere  ossa  illa.  Tamen  propter  hoc  non 
evasit.  Talis  ergo  eciam  vilis  persona,  que  nosset  hereticorum  fallacias, 
cicius  convinceret  hereticum,  quam  magnus  theologus  qui  Parisius  diu 
in  cathedra  rexisset. 


1)  credentes  Ma. 

2)  tortuosas  Ma. 

3)  similiter  Ma. 

4)  cum  prefata  fehlt  bei  Ma. 

5)  tot  S. 

6)  eins  de  inventis  ossibas  illis  exprobraretnr  Ma.  einsdem  inventis  ossibns  illi  exprobrarent  M. 

7)  vos  fehlt  bei  Ma. 

8)  vel  fehlt  bei  Ma. 


229 


43.  De  modo  heretlcorum  deprehensoram. 


Iste  tarnen  pro  parte  solet  mos  eorum  esse.  Cum  aliquis  eorum 
offertur  captus  examinacioni,  venit  quasi  inti'epidus  et  alacer, ')  quasi  nullius 
mali  conscius  et  securus.  Interrogoego  eum,  qua  de  causa  sit  adductus. 
Respondet  valde  mansuete  et  subridendo:  domine,  libenter  discerem  a 
vobis  causam.  Dico:  incusaris,  quod  sis  hereticus  et  alia,  quam  sancta 
ecclesia  credit,  credas  et  doceas.  Respondet  cum  magna  fiducia  elevatis 
ad  celum  oculis :  domine,  tu  scis,  quod  de  hoc  innocens  sum  et  numquam 
aliam  fidem  habui  nisi  veram  fidem  christianam.  Dico:  fidem  tuam  dicis, 
quia  fidem  nostram  reputas  falsam  et  hereticam;  sed  adiuro  te  querens, 
si  umquam  aliam  fidem  pro  vera  didiceris  vel  credideris,  quam  illam, 
quam  gens  et  ecclesia  Romana  credit  esse  veram  fidem  ?  Respondet :  illam 
fidem,  quam  ecclesia  tenet,  ego  pro  fide  »habeo.  Dico :  complices  erroris 
tui  credis  esse  sanctam  ecclesiam  et  illius  fidem  credis.  Respondet: 
veram  fidem,  quam  Romana  credit  ecclesia  et  quam  vos  ipse  predicatis 
nobis  aperte,  ego  credo.  Dico:  forte  Rome  habes  aliquos  de  secta  tua 
et  illos  vocas  Romanam  ecclesiam,  et  illorum  fidem  tenes.  Ego  eciam 
cum  predico,  diversa  loquor  et  aliqua  dico,  in  quibus  videmur  eciam 
consentire,  ut  unum^  Deum  esse.  Ita  et  tu  aliqua  credis  eorum  que 
predico,  nihüominus  tamen  posses  esse  hereticus,  si  alia  non  credis,  que 
similiter  sunt  credenda.  Respondet:  omnia  credo,  que  debet  credere 
christianus.  Dico:  versucias  tuas  intelligo,  quia,  ut  supra  dixi,  illa  iu- 
dicas  Christiane  esse  credenda,  que  complices  secte  tue  credunt.  Sed 
quia  longum  foret  huiusmodi  cavillacionibus  contendere,  die  simpliciter: 
credis  in  unum  Deum,  Patrem  et  Filium  et  Spiritum  sanctum  ?  Respondet 
prompte:  credo.  Credis,  Christum  de  virgine  natum,  passum,  resurre- 
xisse  et  ascendisse  in  celum?  Respondet  alacriter:  credo.  Credis  panem 
et  vinum  in  missa  per  sacerdotes,  cum  celebrant,  in  corpus  et  sanguinem 
Christi  virtute  divina  mutari?  Respondet,  nonne  deberem  hoc  credere? 
Dico,^)  non  dico  vel  quero,  si  debeas  credere,  sed  si  credas.  Respondet, 
credo   quicquid  vos  et  alii  boni  doctores  me  iubetis  credere.     Dico:  iUi 


1)  et  alacer  fehlt  Ma. 

2)  TiTTUü  Ma. 

8)  Die  beiden  folgenden  Satze  bis  iubetis  credere  fehlen  bei  M.  n.  S. 

Abh.  d.  HL  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  TL.  Abth.  30 


230 

bord  doctores,  quibus  vis  credere,  sunt  magistri  secte  tue,  cum  quibus  si 
ego  sencio,  credis  et  *  mihi,  et  alias  non.  Respondet :  eciam  vobis  libenter 
credo,  si  quid  me  docetis,  quod  mihi  est  bonum.  Dico :  hoc  iudicas  tibi 
bonum,  si  hoc  doceo  te,  quod  et  alii  magistri  tui;  dico  ^)  ergo:  credis 
in  altari  esse  corpus  domini  nostri  Jesu  Christi?  Respondet  prompte: 
credo  et  dico,^  quod  ibi  est  corpus  et  quod  omnia  corpora  sunt  domini 
nostri-  Quero  autem,  utrum  sit  ibi  illud  corpus  domini,  quod  natum  est 
de  virgine,  quod  pependit  in  cruce,  resurrexit,  ascendit  etc.?  Respondet: 
et  vos,  domine,  nmnquid  itacreditis?  Dico:  ita,  omnia  credo.  Respondet: 
et  ego  similiter  credo.  Dico :  credis  me  ita  credere,  quod  ego  non  quero, 
sed  quero,  utrum  tu  ipse  credas.  Respondet:  si  omnia  que  dico  vultis 
ahter  interpretari ,  que  sane  et  simpliciter  profero,  tunc  nescio  quid  de- 
beam  respondere.  Simplex  homo  sum  et  illiteratus,  nolite  me  capere  in 
verbis  meis,  Dico  ergo:  Si  simplex  es,  responde  et  age  simpliciter  sine 
palliacione  verborum.  Respondet:  libenter  dico.  Vis  iurare  quod  num- 
quam  didiceris  aliquid  contra  fidem,  quam  nos  credimus  esse  veram. 
Respondet  aliquantulum  pavidus:  si  debeo  iurare,  libenter  iurabo.  Dico: 
non  quero  an  debeas,  sed  an  velis  iurare?  Respondet:  si  iubetis  me  iu- 
rare, iurabo.  Dico:  non  cogo  te  iurare,  quia,  cum  credas  esse  illicitum 
omne  iuramentum,  velles  refundere  culpam  in  me,  qui  te  coegissem; 
sed  si  tu  iurabis,^)  ego  audiam.  Responde^:  ut  quid  iurem,  si  non  iu- 
betis? Dico:  ut  auferas  mihi  suspicionem,  quod  non  reputem  te  here- 
ticum  esse.  Respondet:  quomodo  ergo  debeo  dicere  iurando?  Dico: 
iura  ut  scis.*)  Domine,  nescio,  nisi  vos  doceatis  me.  Dico:  si  ego  de- 
berem  iurare,  tunc  elevata  manu  et  digitis,  ut  solet,  extensis  dicerem: 
Sic  me  Dens  adiuvet,  quod  iiumquam  didici  heresim,  nee  credidi  quod 
sit  contra  veram  fidem.  Tunc  ille  tremiscens  et  quasi  qui  nesciat  eadem 
verba  formare  cespitat  in  eis,  ut  vel  ipse  vel  alius  interloquatur  aliquid, *^) 
ne  fiat    directa  forma  iurandi,    sed  quedam   locucio^)  non    iuratoria,    ut 


1)  die  folgenden  Sätze  bis  Respondet:  si  omnia  etc.  fehlen  bei  M.  n.  S. 

2)  Credo.  Et  dico  Scis  Ma. 
8)  inraveris  M.  n.  Ma. 

4)  qnomodo  —  scis  fehlen  bei  Ma. 

5 )  aliquid  fehlt  bei  Ma. 

6)  loquitnr  Ma. 


231 

tarnen  ab  aliis  putetur  iurasse.  Si  autem  continuaverit  verba  illa,  tone 
intendit  ^)  revolvere  verba  illa,  non  per  ea  iurare,^)  et  sie  fallere  circum- 
stantes,  ut  putetur  iurasse.  Aut  enim  formam  iurandi  convertit  in  formam 
orandi  ut:  sie  me  deus  adiuvet,  quod  non  sim  hereticus,  vel  simile,  aut 
verba  iurandi  tantum  revolvendo  ruminat,^)  non  iurando.  Cum  autem 
queritur  an  iuraverit,  respondet:  nonne  audisti  me  iurare? 

Omnes  istas  interrogaciones  et  responsipnes  audivi  eciam  ab  illis,*) 
qui  postea  heretici  sunt  convicti,^)  ut  sciatur,  quod  tales  vias  in  exami- 
nacione  solent  habere.  Com  autem  interrogacionibus  artantur,  aut  morose 
deliberant,  quomodo  callide  respondeant,  non  directe,  ubi  timent  depre- 
hendi,  aut  ad  aliud  quam  ad  principalem  interrogacionem  respondent, 
et  gaudent  quod  per  interlocucionem  alicuius  interrumpitur  inquisicio,  ut 
ad  illam  respondeant,^)  aut  dicimt  se  esse  simplices  ac  nescire'')  sa- 
pienter  respondere.  Cum  autem  vident,  quod  astantes  videntur  eis  com- 
pati  quasi  simplicibus,  quibus  fiat  iniuria  et  in  quibus  nihil  mali  in- 
yeniatur,  sumunt  fiduciam  et  Simulant  se  flere  et  miserabiles  se  ostendere 
et  adulari^)  examinatoribus,  ut  sie  eos  ab  inquisicione  deflectant.  Dicunt 
aut^m:  domine,  si  in  aliquo  deliqui,  portabo  libenter  penitenciam,  tantum 
iuvate  me,  ut  ab  ista  liberer  infamia,  de  qua  sum  sine  culpa  et  ex  in- 
vidia  infamatus.  Sed  strenuus  inquisitor  non  debet  flecti  hiis  adulacionibus 
nee  credere  eorum  simulacionibus ,  sed  constanter  instet,  ut  aut  inducat 
eos  ut  confiteantur  errorem  suum  aut  saltem  abiurent  heresim  publice, 
ut  si  postea  deprehendantur  falsum  iurasse,  sine  audiencia,  tamquam  sub- 
versi,  penitus  iudicio  seculari  relinquantur. 

Si  autem  aliquis  consentit  iurare  se  non  esse  hereticum,  dico  ei: 
si  vis  iurare,  ut  sie  te  ab  incendio  liberes,  non  sufficit  mihi  unum  iura- 
mentum  vel  duo,  nee  decem,  nee  centum  mille,  quia  inter  vos  dispen- 
sastis   de   certo   numero   iuramentomm,  quando  necessitas  angit,  sed  sine 


1)  intendit  nisi  M.  n.  S. 

2)  iarasse  S. 

3)  maniet  Ma. 

4)  ad  iUos  M. 

5)  ab  illis  hereticis  qni  postea  saot  conversi  Ma. 

6)  et  gaudent  —  respondeant  fehlt  Ma. 

7)  für  ac  nescire:  aut  non  sapere  Ma. 

8)  et  adulari  fehlt  Ma. 

30* 


232 

numero  iuramenta  requiro.^)  Insuper  si  adhuc  habeo  testes  contra  te^) 
sicut*)  presumo,  non  proderunt  tibi  omnia  iuramenta  tua  quin  cremeris. 
Et  tunc  maculasti  conscienciam  tuam,  contra  eani  iurando,  et  inde  non 
evades  mortis  sentenciam.  Si  autem  simplicit^r  confessus  fueris  errorem 
tuum,  poteris  misericordiam  invenire.  In  tali  anxietate  aliquociens  vidi 
aliquos  confiteri  errores  buos  ut  evaderent ;  aliquos  enim  aperte  vidi  con- 
fiteri,  quod,  ex  quo  non  prodesset  eis  semel  vel  sub  certo  numero  iu- 
rare  ut  evaderent,  tunc  omnino  nollent  iurare,  illicitum  esse  omne  iura- 
mentum  aperte  asserentes.  Et  cum  quereretur  ab  aliquo  eorum,  quare 
voluerit^)  iuraöse,  si  reputabat  esse  illicitum,  respondit:*)  volui  me  a 
morte  per  hoc  redimere  et  vitam  meam^  conservare  et  pro  peccato  meo 
postea^)  penitenciam  subire.  Per  illas  aut^m  supra  dictas  responsionum 
fallacias  intendunt  aut  occultare  se,  ut  quasi  innocenter  evadant,  aut  ut 
inquisitores  lassati  tedio  desistant  eos  insequi,  sicut  venator,  diu  insequens 
feram,  tandem  lassus  relinquit  eam,  aut  ut  infametur  inquisitor  apud 
laycos,  quod  simplices  homines  gratis"')  infestet  et  querat  occasionem 
perdendi  eos,  nimis  capciose®)  examinando  eos.  Nimis  enim  grave 
est  hereticos  examinare  vel  investigare,®)  ubi  non  aperte  confitentur  er- 
rorem,  vel  ubi  non  habentur  contra  eos  ^^)  testimonia,  quia  timor  angit 
ex  una  parte  consciencie  et  Infamie,  si  condempnat  innocentes,  ex  altera 
parte  nocumentum  fidei,  si  evadunt  vulpes  astute  vineam  domini  demo- 
lientes,  que  ex  hoc  roborantur  et  multiplicantur  et  callidiores  efficiuntur; 
ex  tercia  parte,  quod  eciam  layci  fideles  inde  sumunt  materiam  scandali, 
quod  inceptum  inquisicionis  negocium  quasi  confuse  relinquitur,  et  infir- 
mantur  in  fide,  videntes  quod  literati  viri  sie  a  rudibus  et  vilibus  illu- 
duntur,    quia  credunt  eos   ipsas  fidei  raciones  ita  in  promptu  et  lucidas 


1)  Yolo  reqoirere  Ma. 

2)  testes  contra  Ma. 

S)  sicnt  Ma.  ü.  S.  sie  M. 

4)  nolnit  "Ma. 

5)  respondebit  Ma. 

6)  postea  fehlt  bei  M.  n.  S.  meo  fehlt  bei  Ma. 

7)  sine  cansa  Ma. 

8)  cautelose  Ma. 

9)  examinare  vel  investigare  M.  S.  deprehendere  Ma. 
10)  contra  eos  M.  S.,  certa  Ma. 


233 

habere,  quod  nuUus  in  hiis  valeat  nobis  obviare,  quin  statim  sdamus  eum 
vincere,  quod  eciam  ipsi  layci  clare  ipsas  possint  intelligere  raciones,  et 
ubi  hoc  non  fit,  non  expedit  coram  laycis  de  fide  multum  disputare. 

44.  Qnare  hereticl  debeant  prius  in  ludlcio  splritnall  examinari. 

Duabus  autem  de  causis  statutum  est,  quodheretici  priuQ  debent  in 
iudicio  spirituali  examinari  et  iudicaii,  quam  seculari  iudicio  relinquantur : 
una,  quia  heresis  est  spirituale  peccatum  et  non  potest  nisi  a  literatis  et 
peritis  in  Sacra  scriptura  plene  diiüdicari,  qui  regulas  fidei  scire  debent 
et  docere;  altera,  ut  eriiibeatur  eis  locus  penitencie,  si  volunt  redire 
pure  ad  ecclesiam,  quia  iudicium  spirituale  clemencius  est  quam  seculare. 
Ubi  autem  aliquis  convincitur  hereticus  esse  et  non  ostendit  per  evi- 
dencia  signa,  quod  vere  sit  penitens  in  eo  quod  pure  confiteatur  ^)  omnes 
errores  suos  et  omnes  prodat ,  quos  seit  hereticos  et  de  secta  '^)  eorum ; 
quid  restat  nisi  ut  ecclesia  abscindat  eum^J  ut  membrum  putridum,  ne 
Sana  per  ipsum  corrumpantur  ?  Paulus  (Gal.  5,  12):  utinam  abscindantur, 
qui  vos  conturbant.  Unde  quicumque  clerici  relinquunt  talem  seculari 
iudicio,  non  fiunt  irreguläres  per  homicidium,  licet  ille  postea  occidatur, 
sed  tantum  denunciant  populo,  quod  talis  iudicatus  est  hereticus,  de  quo 
non  habetur  certa  spes  correctionis,  secundum  formam  iuris,  et  ideo  sciant 
eum  ab  ecclesia  esse  condempnatum,  et  non  permittant  eum  in  periculum 
animarum  et  subversionem  fidei  in  finibus  suis  morari,  si*)  diligunt 
fidem  christianam  et  famam  suam,  quia  qui  hereticos  non  exterminant, 
iudex  vel  alii  ad  quos  pertinet,  fautores  eorum  reputantur.  Tunc  illi 
secundum  statuta  legum  suarum  iudicent'  eum  vel  ad  exilium  vel  ad 
perpetuum  carcerem  vel  ad  aliam  penam,  sicutiustum.et  expediens  vide- 
bitur.^)  Denuncietur  eciam  populo  qualiter  et  in  quibus  convictus  vel 
confessus  est  se  errasse,  et  ^)  caveatur  ne  permittatur  se  excusare  vel  alio 


1)  pure  non  confitetnr  Ma. 

2)  et  sectas  Ma. 

8)  abscindatnr  ab  ecclesia  Ma. 

4)  sie  Ma.  sicnt  M.  n.  S. 

5)  Ma.  yideatur  M.  a.  S. 
'6)  Tel  Ma. 


234 

modo  66  innocentem  fingere,  ne  populus  scandalizetur,  putantes  eum 
iniuste  dampnatum,  nec^)  queratur  si  velit  redire,  quod  tunc  permittatur 
vivere,  quia  si  hoc  promitteretur  et  tarnen  ocdderetur,  scandalum  esset 
laycis.  Si  *)  evaderet,  periculum  eciam  esset  fidei,  cum  vix  deinceps  aliquis 
hereticus  permitteret  se  cremari,  si  posset  ita  evadere.  Moneri  autem  potest 
ad  sinceram  ab  errore  conversionem,  ut  evadat  etemam  dampnacionem  per 
veram  contricionem')  et  pm'am  et  apertam  erroris  sui  confessionem.  Quod 
si  ad  ista  non  flectitur,  constat  quod,  si  pro  evasione  corporalis  mortis  se 
velle  redire*)  promitteret,  ficte  id  faceret,  noncredens  se  pro  sua  heresi 
esse  etemaliter  dampnandum.  Unde  talem  pro  eins  Actione  liberum  di- 
mittere  sie  esset,  sicut  qui  lupimi  in  cavea  se  humiliantem  ex  compassione  ^) 
in  spe  correctionis  abire  permitteret:  immo  tales  postea  efficiuntur  sepe 
nociviores  ex  tepore^)  christianorum  circa  zelum  fidei,  et  stulta  eorum 
compassione  amplius  animati,  sicut  pluries  est  compertum. 

45.  De  iudicibns  ayaris  et  infectis. 

Sciendum  eciam,  quod  iudices  tam  ecclesiastici  quam  seculares  et  ad- 
vocati  et  consiliarii  et  quilibet  alii,  ad  quos  habetur  respectus'^)  in  ne- 
gocio  hereticorum,  si  sunt  avari,  quod  possunt  corrumpi  muneribus,  vel 
sunt  infecti  perfidia,  vel  habent  propinquos  infectos  vel  eciam  suspectos 
de  heresi  vel  avaros,®)  quibus  acquiescunt  ut  a  iusticia  devient,  iudicium 
de  hereticis  vix  habebit  efficacem  processum,  quia  querent  diversas  vias, 
quibus  caute  possint  processum  huiusmodi  per  varias  astucias  impedire;  et 
tamen  in  aperto  simulant  se  ad  exterminium  hereticormn  valde  fervere 
et  culpant  inquisitorum  negligenciam ,  quare  non  expedite  in  examina- 
cione  procedant,   ut  vel  reos  celeriter^)  puuiendos  tradant^  vel  innocentes 


1)  ne  Ma. 

2)  ai  aatem  Ma. 

8)  für  per  etc:  penitenciam  peccatoram  Ma. 

4)  redimere  Ma. 

5)  ex  comp,  fehlt  Ma. 

6)  torpore  Ma. 

7)  recnrsos  Ma. 

8}  vel  propinquos  propinqaoram  infectos  yel  avaros  Ma. 

9)  S.  Boeleriter  M.  saecnlariter  Ma. 


235 

absolvant,  dicentes  se  promptissimos  ad  omnia  que  pro  fidei  promocione 
facere  iuberentur.^)  Et  hoc  facimit  in  dolo,  ut  suam  maliciam  contegant 
et  hereticos  defendant  et  inquisitores  infament  quasi  negligexites  vel 
stultos,  qui  incipiant  negocia,  que  nesciant  congrue  perficere,  et  ob  hoc 
de  cetero  nolint  eis  in  huiusmodi  cooperando  astare.  Et  sie  heretici 
deinceps  erunt  securiores  et  ad  nocendum  audaciores.  —  Explicit  trac- 
tatus  fratris  David  de  inquisicione  hereticorum.  ^ 


1)  mbentur.  M.  n.  S. 

2)  Die  bei  Ma.  noch  folgenden  drei  Abschnitte:  Doctrina  pro  inqnisitoribns ;  De  drcnmcisione 
ChriflÜatiomm  jndaizantium ;  Qnomodo  se  cognoscant  inter  se  haeretici  —  sind  Zusätze  eines  fran« 
zösischen  Abschreibers»  wie  die  französische  Sprache  im  letzten  Abschnitte  beweist;  anch  tragen  die 
drei  Abschnitte  ganz  den  Charakter  eines  Anhangs,  der  mit  dem  Tractate  in  keiner  Yerbindnng  steht. 


J 


ABHANDLUNGEN 


DER 


HISTORISCHEN   CLASSE 


DER  KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 


AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN. 


VIERZEHNTEN  BANDES 

DRITTE  ABTHEILUNG. 


ABHANDLUNGEN 


DER 


HISTORISCHEN   CLASSE 


DER  KÖNIGLICH  BAYERISCHEN 


AKADEMIE  der  WISSENSCHAFTEN. 


VIERZEHNTEN    BANDES 

DRITTE  ABTHEILÜNG. 

IN  DER  REIHE  DER  DENKSCHRIFTEN  DER  LI.  BAND. 


MÜNCHEN, 

1879. 
VERLAG  DER  K.  AKADEMIE, 

IN  COMMISSION  BEI  6.  FBANZ. 


Inhalt. 


Die   letzten  Jahre  der  Pfalzgrafiu  Elisabeth,  Gemahlin  Johann  Cksimirs.     Von 

Dr.  F.  V.  B€£old l 

Deber  ältere  Arbeiten  znr  baierischen  nnd  p&liLscheu  Geschichte  im  geheimen 

Hans-   nnd   StaatsarchiTe.     L   Abtheiinng.     Von    Dr.  Ludwig  Mockinger      27 

Das  Cartular  des  Klosters  Ebersberg.  Ans  dem  Fnndationsbnche  des  Klosters 
unter  Erörterung  der  Abtreihe,  dann  des  Ueberganges  der  SchirmTOgtei  auf 
das  Haus  Scheyern- Witteisbach ,  sowie  des  Vorkommens  von  Mitgliedern 
dieses  Hauses  herausg^eben  von  Friedrich  Hector  Grafen  Hnndt    .     ,     ,     115 


f\ 


i 


Die  letzten  Jahre 


der 


Pfalzgräfin  Elisäbetli^ 


Gemahlin  Johann  Casimirs. 


Von 


Dr.  Fr.  v.  Bezold, 


Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III.  Abth. 


\ 


Die  letzten  Jahre  der  Pfalzgrafiu  Elisabeth, 

Gemahlin  Johann  Casimirs. 

Von 

Dr.  Pr.  V.  Bezold. 

Die  Ehe  des  Pfalzgrafen  Johann  Casimir  mit  Elisabeth  von  Sachsen 
ist  neuerdings  von  kundigster  Seite  zum  Gegenstand  einer  eingehenden 
Darstellung  gemacht  worden,  welche  in  den  Denkschriften  der  Akademie 
(in.  Cl.  XII.  Bd.  IL  Abt.)  ihren  Platz .  gefunden  hat.  Kluckhohn  enthüllt 
uns  die  politischen  Gedanken,  die  zum  Abschluss  dieses  unseligen  Bünd- 
nisses führten.  Man  hoffte  die  Spaltung  im  deutschen  Protestantismus 
dadurch  beseitigen  oder  mildern  zu  können;  aber  jede  der  beiden  Par- 
teien rechnete  darauf,  die  andere  ganz  für  sich  zu  gewinnen,  die  gegen- 
seitigen Zugeständnisse  waren  nicht  aufrichtig  gemeint  und  so  trug  gerade 
dieses  Familienband  dazu  bei,  die  bald  wieder  hervortretende  Spannung 
zwischen  Sachsen  und  Pfalz  zu  verschärfen. 

Die  Pfalzgräfin  Elisabeth,  im  strengsten  Luthertum  erzogen  und 
überdies  eine  leidenschaftliche  Natur,  niusste  unter  solchen  Verhältnissen 
das  unglücklichste  Leben  führen.  Kluckhohn  verfolgt  die  fast  ununter- 
brochenen Conflicte  ihrer  kindlichen  Neigung  mit  der  Verpflichtung 
gegen  den  Gemahl  und  wir  gewinnen  aus  seinen  Mitteilungen  die  Ge- 
wissheit, dass  ihr  Herz  eigentlich  der  Pfalz  immer  fremd  geblieben  ist. 
Ihre  Briefe  sprechen  es  nur  zu  deutlich  aus,  dass  sie  nicht  allein  den 
Calvinismus  imd  die  Politik  ihres  Gemahls  verabscheute,  sondern  auch 
seine  Persönlichkeit  mit  sehr  kritischem  Auge  betrachtete.  Aufrichtige 
Neigung  zu  ihm  scheint  sie  entweder  überhaupt  nicht  oder  höchstens  in 
den  ersten  Jahren  gefühlt  zu  haben.  Johann  Casimir  seinerseits  soll  ein- 
mal, wenn  auch  in  sehr  aufgeregtem  Zustand,  seiner  Schwiegermutter 
geradezu  gesagt  haben,  er  sei  zu  dieser  Ehe   gezwungen  worden.     Kurz, 


eine  Folge  von  peinlichen  Scenen  und  mehr  oder  weniger  begründeten 
Recriminationen  musste  allraählig  eine  immer  tiefere  Kluft  zwischen  den 
beiden  Gatten  schaffen. 

Der  Ausgang  dieses  unerquicklichen  Kampfes  lag  bisher  im  Dunkeln; 
doch  hat  Kluckhohn  bereits  darauf  hingewiesen,  dass  Elisabeth's  Lebens- 
ejide  durch  einen  schmachvollen  Verdacht  getrübt  wurde.  Meine  Be- 
schäftigung mit  den  pfalzischen  Correspondenzen  aus  jener  Zeit  hat  mich 
nun  wiederholt  auf  diese  noch  imaufgeklärte  Tatsache  geführt  und  ich 
unternehme  es  daher,  Kluckhohns  Darstellung  hier,  soweit  es  mir  mögr 
lieh  ist,  zu  ergänzen.  Unbedingte  Gewissheit  lässt  sich  freilich  aus  den 
mir  vorliegenden  Zeugnissen  nicht  schöpfen;  auch  ist  es  möglich,  dass 
weitere  Aufschlüsse  noch  da  oder  dort  in  den  Archiven  verborgen  sind. 
Aber  soviel  ergibt  sich  schon  jetzt  mit  Bestimmtheit,  dass  Elisabeth  unter 
der  Anklage  des  Ehebruchs  imd  des  Mordversuchs  gegen  ihren  Gemahl 
in  Haft  genommen  worden  und  dass  sie  unter  der  Last  dieser  schweren 
Beschuldigung  und  zugleich  als  neubekehrte  Calvinistin  gestorben  ist. 
Die  Frage,  ob  sie  wirkhch  schuldig  war,  lässt  sich  zwar  nicht  mit  abso- 
luter Sicherheit  beantworten,  doch  sprechen  die  gewichtigsten  Umstände 
dafür,  dass  die  Pfalzgräfin  wenigstens  ihre  eigene  und  ihres  Gatten  Ehre 
einem  Verführer  preisgegeben  hat.  Dagegen  scheint  mir  der  schwerere  Teil 
der  Anklage  noch  nicht  spruchreif  zu  sein.  Ist  ja  auch  umgekehrt  Johann 
Casimir  beschuldigt  worden,  er  habe  die  Gefangene  durch  Gift  aus  der 
Welt  geschafft.  Trotz  dieser  Dunkelheiten  wollte  ich  es  nicht  unterlassen, 
auf  den  tragischen  Untergang  der  fürstlichen  Frau  aufmerksam  zu  machen. 

Der  letzte  ernstliche  Conflict  zwischen  den  Gatten,  dessen  Kluckhohn 
gedenkt,  knüpft  sich  an  die  Wiederherstellung  des  Calvinismus  in  der 
Kurpfalz,  deren  Administration  Johann  Casimir  nach  dem  Tode  seines 
Bruders  übernahm.  Der  Pfalzgraf  war  persönlich  kein  confessioneller 
Fanatiker;  man  sprach  sogar  damals  wie  schon  beim  Tode  seines  Vaters 
von  seiner  Hinneigung  zum  Luthertum.  Aber  das  wüste  Gebahren  der 
lutherischen  Geistlichen  liess  ihm  keine  andere  Wahl  als  mit  Ausweis- 
imgen  und  strengen  Mandaten  gegen  sie  vorzugehen.  Elisabeth  und  ihr 
Hofprediger  wandten  sich  bei  dieser  drohenden  Gestaltung  der  Dinge 
um  Hülfe  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen;  eine  sächsisch-brandenburgi- 
sche Gesandtschaft   steigerte  natürlich  den  Unmut  Johann  Casimir's,   der 


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die  Veranlassung  dieser  kränkenden  Intervention  leicht  erraten  konnte, 
und  bei  seiner  Heftigkeit  und  der  feindseligen  Stimmung  seiner  einfluss- 
reichsten Räte  sah  sich  die  Pfalzgräfin  genötigt,  durch  kluge  Nachgiebig- 
keit ihren  Gemahl  zu  entwaffnen.  Es  gelang  ihr  in  der  Tat,  wenigstens 
äusserlich  den  ehelichen  Frieden  wieder  herzustellen.  Johann  Casimir, 
von  Natur  gutmütig  imd  umgänglich,  aber  unselbständig,  liess  sich  für 
diesmal  noch  von  seiner  Gemahlin  umstimmen.  Aber  freiUch  hätte  Elisa- 
beth, um  sich  gegen  ihre  erklärten  Widersacher  in  seiner  Umgebung 
dauernd  zu  behaupten,  diese  ihrem  Wesen  fremde  Selbstüberwindung  und 
Geduld  unverrückt  festhalten  müssen,  und  dazu  war  sie  nicht  im  Stande. 

Der  briefliche  Verkehr  mit  ihren  Eltern  wurde  ihr  fortan  durch  die 
schärfste  Ueberwachung  fast  unmöglich  gemacht.  Als  dann  ihre  Mutter 
und  ihr  Vater  rasch  nacheiuander  wegstarben,  schien  jede  Aussicht  auf 
Zuflucht  und  Trost  in  ihrer  Heimat  zu  verschwinden.  Denn  ihr  junger 
Bruder,  Kurfürst  Christian  L,  brachte  es  über  sich,  wegen  der  Hinter- 
lassenschaft der  Mutter  ärgerliche  Streitigkeiten  mit  seinen  verheirateten 
Schwestern  anzufangen.  Vergeblich  wandte  sich  Elisabeth  selbst  brieflich 
an  ihn;  sie  erhielt  nicht  einmal  eine  Antwort. 

Auch  abgesehen  von  dieser  Privatsache  fährte  der  Regierungsantritt 
Christians  eine  neue  Entfremdung  zwischen  Sachsen  und  Pfalz  herbei- 
Der  junge  Kurfürst,  nachmals  politisch  und  persönlich .  mit  Johann  Casi- 
mir eng  verbunden,  war  damals  noch  ein  entschiedener  Gegner  der 
pfalzischen  Unionspolitik;  es  wird  die  Aeusserung  von  ihm  berichtet, 
man  solle  die  blutdürstigen  Calvinisten  ausrotten.  Johann  Casimir  spricht 
in  seinen  eigenhändigen  Aufzeichnungen  vom  Jahre  1587  mit  der  gröss- 
ten  Bitterkeit  über  seinen  Schwager;  „il  n'y  a  ny  coeur  ny  loyaute  en 
cest  homme,"  so  lautet  sein  Urteil.  Und  während  er  von  Sachsen  nur 
Abweisung  und  Unfreundlichkeit  erfuhr,  fühlte  er  sich  auch  sonst  mehr 
als  jemals  isolirt.  Als  der  von  ihm  eingeleitete  Zug  der  deutschen  Hülfs- 
armee  für  Heinrich  von  Navarra  im  Jahre  1587  so  schmählich  ausge- 
gangen war,  als  die  ligistischen  Schaaren  das  Gebiet  des  Herzogs  Friedrich 
von  Würtemberg  verheerten  und  eine  Warnung  nach  der  andern  in  der 
Pfalz  eintraf,  da  sah  sich  Johann  Casimir  vergebens  nach  Bundesgenossen 
um.  Sachsen  verhielt  sich  ganz  ablehnend;  die  lutherischen  Fürsten, 
welchen  er  bisher  dem  Testament  seines  Bruders  zum  Trotz  die  Mitvor- 


6 

mundschaft  über  seinen  Neffen  nicht  eingeräumt  hatte,  waren  ohnedies 
seine  erklärten  Gegner ;  sein  unruhiger  Vetter,  der  Veldenzer  Georg  Hans, 
lauerte  schon  seit  Jahren  auf  eine  günstige  Gelegenheit,  um  über  die 
Kurpfalz  herzufallen.  Die  katholischen  Stände  hätten  natürlich  eine 
Züchtigung  des  verhassten  Calvinisten  freudig  begrüsst.  Selbst  bei  Na- 
varra  und  den  Hugenotten  hatte  sich  der  Pfalzgraf  damals  durch  seine 
ebenso  ungeschickte  als  zweideutige  Politik  einen  bösen  Namen  gemacht. 
England  suchte  sich  eben  mit  Spanien  zu  vertragen;  die  protestantischen 
Schweizer  mussten  auf  ihr  eigenes  Heil  bedacht  sein.  Kurz,  Johann 
Casimir  durfte  mit  vollem  Rechte  seine  Lage  dahin  charakterisiren :  „Von 
keinem  Freund  hab  ich  mich  nichts  zu  behelfen  o^er  Hilf  zu  gewarten."  ^) 

In  einem  solchen  Augenblick  musste  ihm  der  Gedanke,  dass  er  nicht 
einmal  seiner  nächsten  Umgebung  ganz  sicher  sei,  doppelt  schwer  aufs 
Herz  fallen.  Denn  wie  die  Sachen  eben  lagen,  betrachtete  jeder  Landes- 
herr innerhalb  seines  Gebiets  abweichende  Lehrmeinungen  als  ein  durch- 
aus staatsgefährliches  Element;  der  confessionelle  Unterschied  vermochte 
ja  selbst  die  Bande  des  Bluts,  geschweige  denn  das  Verhältniss  der  Unter- 
tanen zur  Obrigkeit  zu  lösen.  Nun  war  die  neue  Calvinisirung  der  Kur- 
pfalz im  Ganzen  und  Grossen  durchgeführt  worden,  aber  trotzdem  gab 
es  auch  abgesehen  von  dem  unbeugsamen  Widerstand  der  Oberpfälzer 
noch  heimliche  Renitenten  imd  gerade  in  der  Familie  und  am  Hofe  des 
Pfalzgrafen  fand  das  bedrängte  Luthertum  seine  letzte  Zuflucht.  Seine 
Gemahlin  beharrte  steif  und  fest  bei  ihrem  Glauben  und  sie  konnte  sich 
auf  seine  beim  Eheversprechen  gegebene  und  noch  im  Jahre  1585 
wiederholte  Zusage  berufen,  dass  er  sie  dabei  lassen  wolle.  Ihren  Ver- 
suchen, den  jungen  Erben  der  Kur,  Pfalzgraf  Friedrich,  bei  der  Religion 
seiner  Eltern  zu  erhalten,  hatte  man  allerdings  schon  früher  mit  Erfolg 
gesteuert.  Johann  Casimir  setzte  die  calvinistische  Erziehung  seines 
Neffen,  von  der  ja  der  Bestand  seiner  eignen  Regentenarbeit  völlig  abhing, 
mit  der  grössten  Hartnäckigkeit  durch  und  kümmerte  sich  weder  um  die 
lauten  Klagen  der  erbitterten  Contutoren  noch  um  den  Jammer  Elisabeths. 

Aber  die  Pfalzgräfin  gab  sich  damit  noch  nicht  besiegt.  Sie  suchte 
wenigstens    die  beiden  „Fräulein",    ihr   eignes   zwinglisch    getauftes  Kind 


1)  Tagebuch  p.  405;  vgl.   das  Schreiben  des  Tossanus  vom   10.  April   1588   (im    Druck   irrig 
1582)  in:  Hotomannorum  epistolae  p.  149  150. 


Dorothea  (geb.  1581)  und  die  Tochter  des  Kurfürsten  Ludwig  Christina 
(geb.  1573)  vor  dem  Pesthauch  des  Calvinismus  zu  bewahren.  Ein  sehr 
natürlicher  Wunsch,  wenn  wir  uns  in  den  strengen  Glaubenseifer  ihrer 
Zeit  und  in  die  Neigungen  eines  weiblichen  Gemüts  hineindenken.  In 
der  Tat  gelang  es  ihr,  während  ihr  Gemahl  den  kiinftigen  Kurfürsten 
ganz  nach  seinem  Willen  heranzog,  die  Schwester  Christina  an  sich  zu 
fesseln  und  im  lutherischen  Bekenntniss  ihrer  Eltern  zu  festigen.  So 
übertrug  eich  die  confessionelle  Trennung  des  fürstlichen  Paares  auf  seine 
jungen  Pflegbefohlenen  und  es  fehlte  der  Pfalzgräfin  auch  unter  dem 
Hofgesinde  nicht  an  Bundesgenossen. 

Schon  im  Jahre  1585  hatten  die  Räte  Johann  Casimir'e  den  schweren 
Vorwurf  gegen  die  Fürstin  erhoben,  sie  treibe  Politik  wider  ihren  Ge- 
mahl und  wolle  den  lutherischen  Contutoren  „das  Schwert  in  die  Hand 
geben."  ')  Als  jetzt  aus  Frankreich  immer  schlimmere  Zeitungen  kamen 
und  gleichzeitig  von  allen  Seiten  Drohungen  oder  Warnungen  laut  wurden, 
da  beschloss  der  Pfalzgraf,  aufgeregt  und  erbittert  durch  diese  Wendung 
der  Dinge,  mit  dem  lutherischen  Treiben  in  seinem  eigenen  Haus  ein  für 
alle  Mal  aufzuräumen.  Noch  im  Jahre  1587  entfernte  er  den  lutheri- 
schen Geistlichen,  der  bisher  seiner  Gemahlin,  seiner  Nichte  und  deren 
Hofleuten  gepredigt  und  die  Sacramente  gereicht  hatte.  Das  war  ein 
gewaltsamer  Schritt,  der  seine  eignen  wiederholten  Zusicherungen  Lügen 
strafte.  Selbstverständlich  folgten  hierauf  energische  Bekehrungsversuche. 
Zum  Neujahr  1588  widmete  Daniel  Tossanus,  der  bedeutendste  der  Heidel- 
berger Theologen,  der  Pfalzgräfin  zwei  Weihnachtspredigten,  deren  eine 
speziell  gegen  die  lutherische  Auffassung  der  Taufe  gerichtet  war.')  Ein 
verzweifelter  Brief  Christina's  vom  3.  April  1588  lässt  uns  einen  weitern 
Blick  in  das  Verfahren  Johann  Casimirs  tun.  Sie  schreibt  ihrem  Oheim 
Ludwig  von  Hessen  (einem  der  Contutoren),  ihr  Pflegevater  habe  sie 
zweimal  der  Religion  halber  hart  angefochten.  Das  erste  Mal,  als  man 
ihnen  den  lutherischen  Pfarrer  genommen,  sei  sie  in  Folge  des  Schreckc-uf? 


1)  Elnckhohn,  die  Ebe  Johann  Casiniira  p.  71  (151). 

2)  Dieae  Predigen,  vom  24.  und  25.  Dm.  I.'i87,  finden  sich  im  Cod.  P*L  Qerm.  72  der  Heidelb. 
Univ.  Bibl.  Ihr  Datum  losararaengehalten  mit  der  Angabe  im  Brief  Christina's  gibt  ans  einen  Aii- 
baltBpnnkt  für  den  Zeitpunkt  der  Beseitigung  des  Intherischen  Predigers. 


> 


8 

ein  Vierteljahr  lang  schwach  gewesen.  Das  zweite  Mal  habe  er  ihr  durch 
seine  Gemahlin  die  Entfernung  ihres  lutherischen  Gesindes  ankündigen 
lassen,  worauf  sie  acht  Tage  das  Zimmer  hüten  musste.  Wird  sie  von 
den  übrigen  Verwandten  auch  so  abgewiesen,  wie  vom  Pfalzgrafen  Johann 
(von  Zweibrücken),  „so  wollt  ich,  dass  ich  so  tief  unter  der  Erden  läge 
als  ich  darüber  gehe."  Dabei  bittet  sie,  dem  Herzog  und  der  Herzogin 
nichts  zu  verraten  und  ihr  nicht  zu  schreiben,  da  alle  Briefe  aufgehalten 
würden.  0 

Wir  sehen,  Elisabeth  selbst  hatte  sich  dem  Drängen  ihres  Gemahls 
soweit  gefügt,  dass  die  junge  Pfalzgräfin  ihr  nicht  mehr  imbedingt  ver- 
traute. Es  ist  ausser  Zweifel,  dass  die  beiden  Fürstinnen  dem  reformirten 
Gottesdienst  beigewohnt  haben.  Nur  der  stärkste  Zwang  vermag  dies 
bei  einer  Frau  wie  Elisabeth  zu  erklären,  deren  natürliche  und  unge- 
zügelte Heftigkeit  oft  durch  geringfügige  Dinge  zu  wilden  Aeusserungen 
gereizt  worden  war.  Die  üeberwachung  ihrer  Person,  vor  Allem  ihrer 
Correspondenz,  scheint  freilich  das  Laut  werden  einer  Klage  fast  unmög- 
lich gemacht  zu  haben.  Denn  während  die  lutherischen  Gegner  des 
Pfalzgrafen  auch  damals  immer  noch  die  alten  Gerüchte  von  dem  gegen 
seinen  Neffen  geübten  Gewissenszwang  aufwärmten,  finde  ich  nirgends 
Andeutungen  über  die  Vergewaltigung  der  lutherischen  Pfalzgräfin.  Doch 
mögen  sich  die  Wissenden  vielleicht  gescheut  haben,  die  Sache  durch 
ihre  Einmischung  noch  zu  verschlimmem. 

Aber  Johann  Casimir  sollte  nicht  so  leichten  Kaufs  triumphiren. 
Die  drohenden  Wolken,  die  sich  im  Beginn  des  Jahres  1588  gegen  die 
Pfalz  zusammenzogen,  hatten  sich  glücklich  zerstreut;  dafür  wuchsen  die 
Schwierigkeiten  und  Verdriesslichkeiten  im  Innern,  die  Opposition  des 
landsässigen  Adels  gegen  die  fürstliche  Regierung,  die  Spaltungen  und 
Intriguen   der  Hofleute  und  Räte.^     Hier   konnte   nun   auch  das   unter- 


1)  Das  eigenh.  Sehr,  im  Staatsarchiv  zu  Marhurg.  Pfalz  1588—89. 

2)  Vgl.  das  Sehr.  Johanns  von  Nassau  an  Grünrade,  7.  Januar  1589  (Staatsarchiv  zu  Jd- 
stein);  das  Sehr,  des  Sekretärs  Kolbinger  an  Fabian  von  Dohna,  10.  März  1589  (München,  Staats- 
archiv pfälz  Abt.  113/3 c),  worin  es  heisst:  «Res  nostrae,  feliciter  aliquandiu  ezternis  insidiis  supera- 
tis,  internis  quibusdam  technis  laborare  videntur.  Vehementer  metuo,  ne  detestabilis  illius  ingrati- 
tudinis,  qua  laborant  ii,  qui  divina  heneficia  principe  nostro  ad  guhernacula  reipuhlicae  collocato 
passini  effasa  non  agnoscunt,  gravissimae  poenae  paulo  post  comites  sint  futurae." 


drückte,  aber  nicht  zerstörte  Luthertum  einsetzen.  Die  junge  Christina 
vor  Allem  wusste  ihre  Klagen  dem  strengen  Oheim  zum  Trotz  an  Ort 
und  Stelle  zu  bringen;  bald  wurde  sie  nicht  nur  von  Marburg  aus,  son- 
dern selbst  aus  Schweden  (wo  ihre  Schwester  Marie  als  Gemahlin  Karls  yf 
von  Südermannland  lebte)  „heftig  und  unablässig  sollicitirt. "  Natürlich 
wurden  alle  derartigen  Bitten  abgeschlagen;  Elisabeth  selbst  musst«  der 
Landgräfin  Hedwig  einen  Absagebrief  schreiben.  Aber  sie  empörte  sich 
wieder  lebhafter  als  bisher  gegen  dieses  Leben  voll  Zwang  und  Ver- 
stellung; sie  nahm  sich  ihrer  Tochter  und  ihrer  Nichte  in  demonstrativer 
Weise  an.  „Die  Herzogin  und  die  beiden  Fräulein"  sind  mehr  als  je 
der  Stein  des  Anstosses  für  die  Anhänger  der  herrschenden  Confession. 
Mit  der  sechsunddreissigjährigen  Frau  und  dem  halberwachsenen  Mädchen 
wird  auch  die  kleine  achtjährige  Dorothea  in  diesen  widerwärtigen  Kampf 
des  lutherischen  und  des  heidelberger  Katechismus  hereingezogen. 

Am  10.  Juni  liess  Johann  Casimir  seiner  Gemahlin  durch  den  Kanzler 
Reuber  und  den  alten  Vorkämpfer  des  pfalzischen  Calvinismus  Dr.  Ehem 
vierzehn  Beschwerdepunkte  vorhalten.  Da  heisst  es  vor  Allem:  wann 
sie  in  die  Kirche  gehen  und  Gottes  Wort  hören  solle,  ziehe  sie  es  vor 
zu  schlafen  oder  zu  arbeiten.  Neulich,  als  der  neue  Caplan  angefangen 
zu  predigen,  sei  sie  aus  der  Kirche  gelaufen  und  habe  die  beiden  Fräulein 
mit  hinaus  genommen.  Einmal  habe  sie  sogar  in  der  Kirche  zu  Lautem 
im  Beisein  fürstlicher  Personen  gelacht.  Sie  gehe  nicht  zum  Abendmahl 
und  halte  durch  ihr  Beispiel  die  beiden  Fräulein  ab;  dagegen  habe  sie 
kürzlich  zu  Lautereck  beim  Pfalzgrafen  Georg  Gustav  (dem  ältesten  Sohn 
des  Veldenzers)  mit  Christina  heimlich  in  einer  Kammer  communicirt 
Sie  habe  die  Bestellung  eines  Hofmeisters  und  einer  Hofmeisterin  für  die 
beiden  Fräulein  verhindert  unter  dem  Vorgeben,  sie  wolle  selbst  für  die 
Fügsamkeit  in  Keligionssachen  sorgen^);  statt  dessen  unterweise  sie  ihre 
Tochter  im  lutherischen  Katechismus,  wobei  sie  ihr  Gemahl  überrascht 
habe,  und  hindere  den  freien  Verkehr  des  jungen  Pfalzgrafen  mit  seiner 
Schwester.     (Friedrich  war  nämlich  bereits  so  fest  im  Calvinismus,    dass 


1)  Es  heisst  im  Text  dieses  Actenst&cks  (eine  Copie,  yod  Wartteraberg  an  Lndwig  von  Hessen 
geschickt,  in  Marfoarg.  a.  a.  0.):  —  «sie  daselbige  gehindert  und  Vertröstung  geben,  das  sie  wolle 
anders  sie  in  religionssaehcn  verhalten  und  darein  schicken." 

Abh.  d.  III.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III.  Abth.  2 


10 

er  Christina  mit  allem  Eifer  zu  bekehren  suchte.  ^)  Sie  habe  neulich  ein 
paar  vom  Gesinde,  weil  sie  zum  Abendmahl  gegangen,  mit  harten  ehren- 
rührigen Worten  angefahren  und  halte  dadurch  den  Jägermeister,  den 
Haushofmeister,  „Cannosski" ''^)  und  ihre  Weiber  ab,  zu  des  Pfalzgrafen 
Religion  zu  treten.  Uebrigens  sollten  diese  Leute  demnächst  entfernt 
werden,  denn  man  könne  am  Hof  niemand  dulden,  der  nicht  dieser  Re- 
ligion beifalle.  Endlich  der  schwere  Vorwurf,  sie  verkleinere  ihren 
Herrn  bei  fremden  Leuten  und  tue  also  wider  seine  Reputation. 

Die  Antwort  Elisabeths  liegt  uns  nicht  vor.  Aber  wir  erfahren 
anderwärts,  dass  neben  ihr  auch  Christina  und  die  übrigen  Anhänger 
des  Luthertums  einem  Examen  unterworfen  und  dass  den  beiden  Pfalz- 
gräfinnen angedeutet  wurde,  „man  werde  ernstlicher  und  anders  mit 
ihnen  handeln  müssen,  wenn  sie  sich  in  der  Güte  und  Freundschaft  nicht 
wollen  gewinnen  lassen".^)  Ich  kann  mir  nicht  versagen,  den  Brief  ganz 
wiederzugeben,  den  die  schwerbedrängte  Christina  unter  dem  20.  Juni 
an  einen  ihrer  wenigen  Getreuen,  den  oben  erwähnten  Heinrich  Khanoflfsky 
von  Langendorff,  schrieb.  „Herzlieber  Chanoff sky!  Dieweil  ich  alle  Zeit 
mein  Vertrauen  zu  Euch  hab  gehabt,  so  wisst  Ihr  wol  mein  gross  Herze- 
leid und  Bekümmemiss,  das  ich  hab  von  wegen  der  Religion,  wie  ich 
nun  zum  fünften  Mal  hab  vorgemusst  vor  meinen  Herrn  Pflegevater  und 
Bruder  und  hohe  Räte.  So  ist  meine  herzliche  Bitte,  wenn  Ihrs  könnt 
tun  ohne  Euern  Schaden  und  dass  mein  Herr  Pflegevater  nicht  erführe, 
dass  Ihr  dem  hessischen  Gesandten,  welcher  zu  Igelheim  ist  gewesen 
von  wegen  Landgraf  Ludwigs,  zuschreiben  wollt  mit  Gelegenheit,  dass 
man  mir  jetzt  die  calvinische  Hofmeisterin  hat  überliefert,  welches  ist 
geschehen  20.  Juni;  dass  solches  meinen  Freunden  zu  wissen  kommt,  dass 
sie  mir  in  diesem  Kreuz  zu  Hülfe  kommen;  wo  mich  mein  Gott  und 
meine  Freunde  verlassen,  so  bin  ich  allein  verlassen. 

Euer  gnädiges  Fräulein,  weil  ich  leb,  im  Herzen 

Christina  Pfalzgräfin  Fräulein." 


1)  Vgl.  GrQnrade  an  Johann  von  Nassau,  29.  Jan.  1589  (Idstein). 

2)  Schreiben  Joh.  Casimirs  vom  27.  Jnli  1587  erwähnen  einen  »Kanaskj",  dessen  Schwager  für 
eine' Obristlentenantstelle  vorgeschlagen  wird. 

3)  So  das  Sehr,  des  Dr.  Andreas  Pancratins  vom  11.  Jnli  1589   an  den  Pf.  Philipp  Ludwig 
von  Neuburg;  die  Briefe  dieses  offenbar  gut  unterrichteten  Agenten,  der  sich  in  Speier  aufhielt,  sind 


11 

Wirklich  gelangte  der  Brief  durch  KhanoflFsky  in  die  Hände  des 
hessischen  Rats  Rudolf  Raw  von  Holtzhausen.  Landgraf  Ludwig  trat  so- 
fort in  Correspondenz  mit  seinen  Contutoren  Ludwig  von  Württemberg 
und  Georg  Friedrich  von  Ansbach.  Man  dachte  daran,  sich  mit  Sachsen 
zu  verständigen,  Johann  Casimir  zu  beschicken  und  nötigenfalls  mit  dem 
Kaiser  zu  drohen.  Dazu  scheint  es  nun  nicht  gekommen  zu  sein;  auch 
ein  Besuch  Sachsens  in  Heidelberg,  den  man  erwartete,  hat  nicht  statt- 
gefunden. Aber  die  üble  Stimmung  der  Contutoren  gegen  Johann  Casimir 
hatte  frische  Nahrung  erhalten;  zudem  endigte  damals  die  Revision  ihres 
Processes  am  Reichskammergericht  mit  der  Bestätigung  des  früheren 
gegen  den  Pfalzer  gefällten  Urteils  (27.  August  1589).  Schon  hiess  es 
in  katholischen  Kreisen,  Ludwig  von  Hessen  sei  geneigt,  die  Execution 
zu  übernehmen. ') 

Christian  von,  Sachsen  sah  sich  doch  veranlasst  ein  freundliches 
Schreiben  an  die  bisher  vernachlässigte  Schwester  zu  richten  und  durch 
einen  gewissen  Fabian  Winter  über  ihre  Lage  Erkundigungen  einzuziehen. 
Winter  brachte  ein  Antwortschreiben  (vom  23.  Sept.)  zurück  und  berichtete, 
was  ihm  die  Pfalzgräfin  in  einer  geheimen  Unterredung  anvertraut  hatte. 
Man  habe  ihr  bisher  immer  streng  verboten,  an  den  Bruder  zu  schreiben ; 
man  wolle  sie  durchaus  zwingen,  ihres  Herrn  Religion  anzunehmen;  es 
heisse  neuerdings,  ihr  Bruder  sei  jetzt  auch  abgefallen,  imd  man  setze 
ihr  eben  desshalb  härter  zu  als  je  zuvor.  Man  wolle  ihr  das  Fräulein 
(ihre  Tochter)  nehmen  und  zur  Landgräfin  schicken.  Auch  die  Reise  zu 
ihrem  Bruder^  die  sie  im  Sommer  beabsichtigte,  sei  daran  gescheitert, 
dass  man  ihr  das  Fräulein  nicht  mitgeben  wollte.  Sie  bittet  aufs  dringendste? 
der  Kurfürst  möge  sie  zu  sich  einladen;  sie  trage  Sinn  und  Gemüt  zum 
Vaterland  und  möchte  nur  einmal  einen  Tag  mit  dem  Bruder  Zusammen- 
sein, um  ihn  über  Alles  aufzuklären.  Ihren  Wunsch  nach  Sachsen  zu 
reisen  wiederholt  sie  bald  darauf  in  einem  weitern  Schreiben  an  den 
Bruder   vom   25.   Oktober*^).      Aber   ehe  noch   zwei   Wochen   vergangen 


überhaupt  eine  wichtige  Quelle  für  die  damaligen  beidelberger  Vorgange  (seine  Corresp.  mit  dem  Pf. 
München,  Staatsarchiv  pfalz.  Abt.  336/20). 

1)  Wilh.  von  Baiern  an  Kortz,   10./20.  Okt.  1589  (München,  StaatsarchiT  bair.  Abt.  399/46.) 

2)  Die  Sehr.  Elisabeths  vom  23.  Sept.  u.  25.  Okt.,   sowie  der  Bericht  Winters  vom  5.  Okt.  im 
Dresdener  Archiv,  8539,  Pfalz. 

2* 


12 

waren,  hatte  sich  das  Schicksal  Elisabeths  ganz  anders  entschieden.  Eine 
furchtbare  Katastrophe  brach  über  die  Familie  und  den  Hof  des  Pfalz- 
grafen herein. 

In  der  Nacht  vom  4.  auf  den  5.  November  wurden  zu  Heidelberg 
ein  Pole  und  ein  Zwerg,  beide  zum  pfalzgräflichen  Hof  gehörig,  ein- 
gezogen und  in  aller  Stille  nach  Mannheim  abgeführt.  Gleichzeitig  oder 
unmittelbar  nachher  wurde  auch  Elisabeth  selbst  in  Haft  genommen. 
Soviel  steht  imzweifelhaft  fest.  Fragen  wir  aber  nach  der  Ursache  und 
den  nächsten  Folgen  dieses  seltsamen  Ereignisses,  so  sehen  wir  uns  auf 
die  mannigfachen  Erzählungen  angewiesen,  die  sofort  in  der  Pfalz,  in 
der  Nachbarschaft,  an  den  Höfen  befreundeter  Fürsten  in  Umlauf  kamen. 
Die  Nachrichten,  welche  mir  vorliegen,  sind  eben  wesentlich  der  Nieder- 
schlag solcher  „Murmelungen"  und  selbst  die  Erkundigungen,  die  man 
von  fürstlicher  Seite  höchst  verstohlen  einziehen  Hess,  vermögen  uns  über 
den  Grund  oder  Ungrund  der  verschiedenen  Nachrichten  keine  volle  Ge- 
wissheit zu  geben.  Unter  solchen  Verhältnissen  bleibt  uns  nichts  anderes 
übrig  als  die  vorhandenen  Quellen  selbst  reden  zu  lassen  und  auf  eine 
bestimmte  Beantwortung  der  sich  ergebenden  Schuldfrage  vorläufig  zu 
verzichten. 

Voran  stehen  ein  paar  vertrauliche  Mitteilungen,  die  ein  Augen- 
zeuge  jenes  Ereignisses,  der  Sekretär  Abraham  Kolbinger  an  seinen 
Freund,  den  Burggrafen  Fabian  von  Dohna  gelangen  liess.  Dohna,  in 
die  äussere  Politik  Johann  Casimirs  tief  verflochten  und  sein  Stellvertreter 
bei  dem  unglücklichen  Feldzug  von  1587,  befand  sich  eben  in  Strassburg, 
wo  die  Sammlung  der  deutschen  Hülfstruppen  für  König  Heinrich  IV. 
betrieben  wurde.  Dorthin  schreibt  ihm  Kolbinger  aus  Heidelberg  am 
5.  November:  „Wir  glaubten  die  Sache  beschleunigen  zu  müssen,  ob- 
wohl ich  immer  mehr  zu  der  Ansicht  komme,  er  habe  keineswegs  Ver- 
dacht gehegt  oder  auf  Flucht  gesonnen.  Doch  hätte  er  leicht  ex  termis 
eine  Andeutung  erhalten  können.  So  haben  wir  ihn  gestern  bald  nach 
der  Rückkehr  deines  Dieners  in  das  Haus  des  Marschalls  berufen,  von 
dort  nach  Hof  (in  curiam)  und  dann  vor  Tagesgrauen  gefangen  nach 
Mannheim  geführt,  wie  uns  befohlen  war,  ohne  Geräusch  und  Aufsehen. 
Wir  konnten  nicht  das  geringste  Zeichen  von  Furcht  oder  bösem  Ge- 
wissen entdecken.     Das  Gleiche   geschah   kurz   darauf  noch  in  derselben 


13 

Nacht  mit  dem  wohlbekannten  Buckligen,  dehciis  Madamae  nostrae. 
Denn  gleichzeitig  erhielten  wir  ein  Schreiben  des  Fürsten  in  dieser  Sache 
und  erfuhren  wir  aus  Deinem  Brief  die  Rückkehr  des  Polen.  —  Ob  man 
nun  bei  diesen  Personen  fischen  oder  krebsen  werde,  gibt  die  Zeit  zu 
erkejmen. "  Johann  Casimir  befand  sich  nicht  in  Heidelberg,  sondern  seit 
Ende  Oktober  in  Kaiserslautern^),  imd  dort  muss  er  also  zu  dem  schrift- 
lichen Haftbefehl  an  seine  Diener  veranlasst  worden  sein.  Zehn  Tage 
später  schreibt  Kolbinger  wieder  aus  Heidelberg  an  Dohna  und  bezieht 
sich  in  kurzen  Andeutungen,  die  vom  Empfanger  unterstrichen  sind,  auf 
den  geheimnissvollen  Handel.  Dohna's  Briefe  an  ihn  vom  9.  und  10.  No- 
vember seien,  „als  ich  zu  Mannheim  im  bewussten  negotio  gewesen", 
nach  Schwetzingen  an  den  Pfalzgrafen  geschickt  worden,  der  erklärte, 
er  könne  für  diesmal  nichts  darauf  tun;  „quod  verum  fuit,  propter  ne- 
gocium  illud  lamentabile. "  #  Weiter  heisst  es  dann  mitten  unter  Kriegs- 
und Werbungssachen:  „dann  sich  cum  principissa  merkliche  Aenderung 
zugetragen.  Habemus  iam  principem  viduum.  Sed  de  istä  terribili  caussa 
non  integrum  est  scribere.  0  admirandam  providentiam  et  iustitiam  di- 
vinam ! "  ^)  Kolbinger  hat  also  persönlich  an  der  Verhaftung  und  offen- 
bar auch  an  dem  Verhör  jener  beiden  Angeklagten  teilgenommen  imd 
er,  der  Eingeweihte,  spricht  zugleich  das  Schuldig  über  die  Pfalzgräfin 
aus.  Das  Zeugniss  eines  so  nahe  stehenden  Gewährsmaimes  bietet  uns 
immerhin  einen  Anhaltspunkt  für  die  Beurteilimg  der  Nachrichten,  die 
nicht  aus  so  immittelbarer  Quelle  geschöpft  sind. 

Trotz  aller  Vorsicht  liess  sich  natürlich  die  Tatsache  der  Verhaftungen 
selbst  nicht  geheim  halten ;  so  verschiedenartig  man  sich  auch  den  wahren 
Sachverhalt  zurecht  zu  legen  suchte,  stimmten  doch  alle  Darstellungen 
darin  überein,  dass  der  Verdacht  eines  Anschlags  gegen  das  Leben  des 
Pfalzgrafen  die  nächste  Veranlassung  gewesen  sei.  Solche  Vermutungen 
lagen  damals  gleichsam  in  der  Luft  und  der  Gedanke  an  Gift  und  Dolch 


1)  Vgl.  die  Sehr  Ton  Pf.  JohanD  an  J.  C.  vom  31.  Okt.  und  von  J.  C  an  Herzog  Heinrich 
Jnlias  ?om  4.  Not.  München,  Staatsarchiv  a.  a.  0.  545/6. 

2)  Die  eigenh.  Sehr.  Kolbingera  vom  5.  and  15.  Nov.  im  M.  Staatsarchiv  pf.  Abt.  113/3c  In 
dem  2.  Sehr,  heisst  es  noch,  der  Kanzler  und  Pntlitz  fühlten  sich  dadurch  verletzt,  dass  man  ihnen 
»das  holdselige  Geschäft"  nicht  anvertraut  habe. 


14 

war  auch  in  Deutschland  den  fürstlichen  und  höfischen  Kreisen  nur  zu 
geläufig.  Während  des  kölnischen  Kriegs  trauten  sich  die  beiden  Rivalen, 
Gebhard  Truchsess  und  Ernst  von  Baiem,  gegenseitig  meuchelmörderische 
Absichten  zu.  Nach  dem  Tode  des  Kurfürsten  Ludwig  von  der  Pfalz 
äusserte  seine  Schwester  Elisabeth  in  einem  vertraulichen  Brief,  er  habe 
wohl  sterben  müssen,  weil  alle  seine  Doctoren  und  Räte  Calvinisten  ge- 
wesen seien.  Selbst  die  Behauptung,  dass  Johann  Casimir  seinen  jungen 
NeflFen  und  Mündel  vergiftet  oder  an  einen  verpesteten  Ort  gebracht 
habe,  fand  da  und  dort  gläubige  Hörer.  Johann  Casimirs  vertrautester 
Ratgeber,  Dr.  Beutterich,  war,  wie  er  behauptete,  am  Hofe  Heinrichs  HL 
von  Frankreich  nur  mit  genauer  Not  der  Vergiftung  entronnen  Den 
Pfalzgrafen  selbst  hatte  man  schon  früher  vor  papistischem  Gift  gewarnt.  ^) 
Sein  langjähriger  Bundesgenosse  Conde  war  im  vorigen  Jahr  eines  un- 
natürlichen Todes  gestorben  und  zwar,  wie* man  glaubte,  auf  Anstiften 
seiner  jungen  Gemahlin.  Ein  paar  Jahre  später  sanken  Christian  von 
Sachsen  und  Johann  Casimir  rasch  nach  einander  ins  Grab;  natürlich 
liess  auch  hier  das  Gerede  vom  papistischen  oder  lutherischen  Gift  nicht 
auf  sich  warten,*^)  Eine  düstere  Neigung  der  Phantasie,  die  zu  allen 
Zeiten  vorhanden,  in  der  Zeit  der  Religionskriege  und  Fürstenmorde 
doppelt   begreiflich  ist. 

Ueber  diese  Seite  der  heidelberger  Katastrophe  äussert  sich  vor  Allem 
ein  Schreiben  des  jungen  Christian  von  Anhalt  (vom  7.  Dezember),  das 
an  den  Kurfürsten  von  Sachsen  gerichtet,  also  jedenfalls  sehr  vorsichtig 
gehalten  ist.^)  In  Dessau,  wo  damals  über  die  Unterstützung  Heinrichs  IV. 
verhandelt  wurde,  hatte  einer  der  Gesandten,  ein  Beamter  Georgs  von 
Hessen,  bei  Tisch  ganz  offen  über  „bewusste  Sachen"  geredet.  Am  pfal- 
zischen Hof  sei  ein  „Polacke"  gewesen,  der  sich  für  einen  Edelmann 
ausgegeben  und  mit  den  andern  Hofleuten,  namentlich  mit  Dohna  und 
Putlitz  in  Unfrieden  gelebt,  trotzdem  aber  die  besondere  Gunst  der  Herr- 
schaft erworben  und  dem  Pfalzgrafen  bei  der  Tafel  gedient  habe.  *)    „  Nun 

1)  Zanohii  epistolae  II,  379. 

2)  van  Rejd,  nederl.  oorlogheD  (3.  Ausg.)  f.  299. 

3)  Dresdener  Arcbi?,  8540.  Anhalt.  —  Sehr,  an  Ch.  Christian  za  Sachsen.  Eigenh. 

4)  In  einer  Aufzeichnung  des  pfälzischen  Kirchenrats  Dr.  Marx  zum  Lamb ,  karz  nach  Elisabeths 
Tod  gemacht  iCopie  nach  dem  Orig.  der  Darmstädter  Bibl.  in  der  Münchener  Staatsbibl.,  Codd.  germ. 
Rheinwaldiana  fasc.  12),  heisst  es,  der  Polack  sei  vom  König  von  Polen  (dem  jesuitischen  Sigmund?) 


15 

hätte  sichs  begeben,  dass  der  Pfalzgraf  auf  der  Jagd  gewesen  und  un- 
versehens einer  gekommen,  der  nach  dem  Polacken  gefragt,  da  er  ihm 
und  sonst  keinem  andern  ein  Schreiben  zuzustellen  hätte.  Darauf  der 
Pfalzgraf  denijenigen  das  Schreiben  aus  der  Hand  gerissen,  aufgebrochen 
und  gelesen,  ferner  alsbald  Befehl  getan,  gemeldeten  Polacken  gefänglich 
anzunehmen,  welcher  folgende  Nacht  nach  Mannheim  ins  Gefängniss  ge- 
führt worden.  Und  dieses  wüsste  man  gewiss.  Wer  aber  das  Schreiben 
geschrieben  oder  in  wessen  Namen  und  was  darinnen  gestanden,  hielte 
man  in  grosser  Geheim.  Doch  würde  geschrieben,  der  Polacke  hätte  von 
seinem  Anmahner  ein  Schreiben  bekommen:  warum  er  so  lang  verzöge 
und  seinen  Herrn  (gleichwie  er  zugesagt)  nicht  um  das  Leben  brächte. 
Es  wäre  auch  noch  ein  Zwerg  eingezogen  worden,  welcher  um  diese 
Sachen  auch  mit  Wissenschaft  gehabt.  Insonderheit  solle  er  etliche  prä- 
parirte  venena  und  vergiftete  Vorlegmesser  bei  sich  gehabt  haben.  Dieses 
ist  ungefährlich  der  Bericht  gewesen.**  Anhalt  fügt  hinzu,  man  könnte 
allenfalls  an  eine  Intrigue  der  Widersacher  des  Polen  denken,  aber  die 
Verhaftung  des  Zwergs  bringe  ihn  doch  zu  der  Vermutung,  „die  Sachen 
müssten  aller  Dinge  nicht  richtig  sein." 

Freilich  hatte  Landgraf  Georg  und  wahrscheinlich  auch  Christian 
von  Anhalt  noch  mehr  gehört.  Ein  hessischer  Diener  war  kurz  nach 
jener  Verhaftung  in  Heidelberg  gewesen  und  brachte .  über  die  dort  um- 
laufenden Reden  ausführliche  Kunde.  ^)  Der  Polack,  hiess  es,  stehe  im 
Verdacht  dass  er  es  mit  Johann  Casimirs  Gemahlin  „in  Unpflichten  zu 
tun  gehabt";  man  habe  bei  ihm  einige  Brieflein  gefunden,  die  von  der 
Hand  des  andern  Gefangenen,  aber  im  Namen  der  Herzogin  an  ihn  ge- 
schrieben seien.  Die  Herzogin  selbst  solle  sich  zur  Zeit  in  einem  be- 
sondern Gemach  befinden  und  nur  eine  Bürgersfrau  aus  der  Stadt  bei 
sich  haben.  Johann  Casimir  habe  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  Alles 
mitgeteilt,  mit  der  Bitte  jemanden  nach  Heidelberg  abzufertigen;  seitdem 


ganz  besonders  in  Heidelberg  empfohlen  gewesen.  Dolina,  der  völlig  eingeweiht  war,  geht  in  seiner 
Autobiographie  (Archiv  zu  Schlobitten)  mit  einer  Bemerkung  gegen  das  Jämmerliche  Werk**  einer 
solchen  gemischten  Ehe  über  diesen  Handel  hinweg. 

1)  Sehr,  des  Landgr.  Georg  an  seinen  Bruder  Ludwig  vom  16.  Nov.  (Marburg,  Pfalz,  Or.);  ein 
zweites  vom  28.  Nov.  (Darmstadt,  R.  Relig.  Sachen  Conv.  16.  Concept). 


16  ' 

habe  man  nichts  weiter  vorgenommen.  Ausserdem  hatte  der  Diener  ver- 
traulich noch  einige  Details  erfahren.  Der  Pole  habe  kurz  vorher  auf 
einer  Hochzeit  zu  Durlach  gesagt,  wenn  er  nach  Heidelberg  zurückkehre, 
„so  ziehe  er  in  den  Tod."  Als  ihm  aber  ein  Freund  anbot,  er  wolle 
ihn  an  einen  sichern  Ort  bringen,  sei  er  dabei  geblieben,  er  könne  von 
Heidelberg  nicht  weg  kommen.  Als  er  dann  nach  seiner  Rückkehr,  eben- 
falls auf  einer  Hochzeit,  vom  Marschall  hinausbeschieden  wurde,  habe  er 
seine  Kleinodien  abgelegt  und-  den  Gästen  förmlich  überlassen,  „denn  er 
wisse  wohl,  dass  es  anders  mit  ihm  werden  würde."  Diese  Reden  des 
Polen  machten  dem  Landgrafen,  wie  er  seinem  Bruder  Ludwig  schreibt, 
allerlei  Gedanken;  noch  verdächtiger  wurde  ihm  die  Sache,  als  er  später 
erfuhr,  die  Herzogin  wünsche  auf  das  Dringendste  sich  vor  ihrem  Ge- 
mahl selbst  verantworten  zu  dürfen.  Er  erinnert  sich  an  das  Schicksal 
der  Gemahlin  Erichs  von  Braunschweig.  Weil  es  aber  „eine  schwere 
Sache,  darinnen  sich  noch  zur  Zeit  nicht  wohl  reden,  viel  weniger  schreiben 
lässt",  bittet  er  den  Bruder  keinen  weiteren  Gebrauch  davon  zu  machen 
und  seinen  Brief  sofort  zu  vernichten.  ^) 

Ueber  die  Persönlichkeit  und  das  weitere  Geschick  der  beiden  Ge- 
fangenen zu  Mannheim  vermag  ich  nicht  viel  zu  sagen.  In  dem  Polacken 
haben  wir  wohl  jenen  lutherischen  Vertrauensmann  der  Pfalzgräfinnen 
Heinrich  Khanoffsky  wieder  zu  erkennen.  Was  seinen  Genossen  betriflft, 
so  wissen  wir,  dass  schon  vor  Jahren  Elisabeth  wegen  eines  Zwergs 
„Peterchen"  mit  ihrer  Schwägerin  Dorothea  Susanna  correspondirte ;  ^) 
die  vornehme  Passion  für  solche  Missgeburten  verunzierte  ja  die  Höfe 
noch  lange  nachher.  Es  finden  sich  Andeutungen,  dass  der  Zwerg  in 
der  Hausapotheke  der  Pfalzgräfin  beschäftigt  gewesen  sei.  Noch  im 
November  1589  wollte  das  Gerücht  wissen,  die  beiden  Gefangenen  seien 
hingerichtet  worden,  während  manche  behaupteten,  dies  werde  absichtlich 
verbreitet,   um   weiteren  Vermutungen   vorzubeugen.  ^)     Und   viel   später, 


1)  Vgl.  die  Antwort  Ludwigs  yoi»  2.  Dez.  (Darmstadt,  Or.),  worin  der  Landgraf  den  Verdacht 
äussert,  dass  man  vielleicht  daher  „allein  zn  andern  Dingen  Ürsach  sache*'. 

2)  Weimar,  Staatsarchiv,  A.  196. 

8)  Die  hierauf  bezügliche  Stelle  im  Concept  des  landgräflichen  Sehr,  vom  28.  Nov.  ist  wieder 
durchgestrichen.  Nach  einer  Zeitung  aus  Strassbuig  vom  7.  Febr.  1590  (an  den  Herzog  von  Baiem 
geschickt,   M.  StaAtsarch.  b.  A.  231/18)   wäre   der  Pole  kürzlich  aus  dem  Gefängniss  losgekommen, 


nach  dem  Tod  Elisabeths,  schreibt  der  Pfalzgraf  Philipp  Ludwig  an  seinen 
Vertrauten:  „Stellen  daBJenige,  wie  es  mit  den  Gefangenen  ergangen  sein 
soll,  an  Beinen  Ort."  Die  höchste  "Wahrscheinlichkeit  spricht  allerdings 
für  die  Annahme  einer  geheimen  Hinrichtung,  wenn  wir  die  Behandlung 
Elisabeths  ins  Äuge  fassen. 

Es  steht  ausser  allem  Zweifel,  dass  die  Pfalzgräfin  in  Heidelberg 
als  schuldig  betrachtet  wurde.  Eine  Hauptquelle  für  den  Ausgang  der 
unglücklichen  Frau  sind  die  Berichte,  welche  ein  gewisser  Andreas  Pan- 
cratius  aus  Speier  an  den  Pfalzgrafen  Philipp  Ludwig  gelangen  liess. 
Leider  ist  die  mir  vorliegende  Sammlung  lückenhaft  Der  Berichter- 
statter dürfte  wohl  identisch  sein  mit  dem  Meister  gleichen  Namens, 
der  unter  dem  Kurfürsten  Ludwig  mit  der  Erziehung  des  jungen  Kur- 
prinzen zu  tun  hatte ;  jedenfalls  gibt  er  sich  'als  eifrigen  Gegner  der 
Calvinisten  zu  erkennen  und  zweifelt  an  der  Schuld  der  Pfalzgräfin,  sucht 
aber  unverkennbar  möglichst  ruhig  und  mit  Uebergehung  der  eigentlich 
skandalösen  Gerüchte')  zu  erzählen.  Wir  erfahren  ztmächst,  dass  nach 
der  Katastrophe  die  Fürbitte  für  die  Herzogin  im  sonntägUchen  Kirchen- 
gebet weggelassen,  aber  am  30.  November  wieder  aufgenommen  wurde. 
Trotzdem  blieb  sie  nach  wie  vor  im  Zimmerarrest  und  von  ihrem  Hofstaat 
getrennt;  Zutritt  zu  ihr  hatten  nur  die  Gemahlin  des  Marschalls  Bock  nebst 
zwei  Frauen,  dann  der  Marschall  selbst  und  Kolbinger,  also  die  Werk- 
zeuge jener  nächtlichen  Verhaftung,  der  Hofprediger  Tossanus,  der  Leib- 
arzt Posthius  und  einige  andere  Personen.  ^)  Eine  Zeit  lang  hiess  es,  sie 
solle  von  ihrem  Bruder ,  dem  Kurfürsten ,  abgeholt  oder  in  ein  Kloster 
bei  Bingen  Verstössen  werden,  was  sich  nicht  bestätigte.  Eine  seltsame 
Mitteilung   des  Pancratius   spricht   von   kostbaren   Kleidern  und    langen 


aber  in  der  Pfali  wieder  ergriffen  ond  io  schwere  Eisea  geschlageD  worden.  Sehr  wahrac heinlich 
berichtet  eine  der  Aarieicbnang  dei  Dr.  Hari  beigefQgtc  „Nota",  er  »ei  „lang  zo  UaDDheim  im  Ge- 
(angDiw  gehalten,   durch   Poltern   heftig    gemartert    and  endlich    daselbeteD    heimlicli    hinj^otiLlit^t 

1)  Wie  Bie  i   B.  die  Strawburger  Zeitung  vom  7.  Fehr.  15äO  bietet 

21  Vgl.  Pancratius,  31.  Mai  1.590,  (München,  Staatsarch.  pf.  Ä.  336/20);  Dorothea  äosanua  von 
Sachsen  an  ihre  Schwester  Elisabeth,  16.  März  1590  (Cobnrgrr  Archiv;  die  wertvollen  Mitteilungen 
aas  demselben  Terdanlie  ich  der  QQte  des  Vomtands  Herrn  J.  Brückner).  Dr.  Marx,  der  Kircbeami, 
veraichert,  es  sei  die  Pfalzgräfin  Ton  ihrem  Gemahl  „soviel  ah  repodiiit  und  ihr  die  eheliche  Pflicbt 
aiudr&cklich  anfgeiagt  worden",  was  anch  alle  Wahrscheinlichlieit  fBr  sieb  hat. 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wis«.  XIV.  Bd.  UL  Abth. 


j 


r^ 


18 

Mänteln,  die  Johann  Casimir  fiir  seine  vornehmsten  Hofjunker  habe 
anfertigen  lassen;  manche  sagten,  für  eine  Reise  nach  Amberg,  „andere 
vermelden  andere  Ursachen,  de  quibus,  ut  incertis,  non  est  tutum  literis 
quid  committere."  *)  Die  Vorbereitung  einer  feierlichen  Hofaction  unter 
so  traurigen  Verhältnissen  ist  immerhin  auffallig. 

Elisabeths  Gebetbuch,  welches  die  heidelberger  Universitätsbibliothek 
(unter  Pal.  germ.  661)  aufbewahrt,  bietet  manche  Stellen,  die  sich  offen- 
bar auf  den  furchtbaren  Abschluss  ihres  Lebens  beziehen.  Doch  liefert 
uns  auch  diese  interessante  Quelle  keinen  zwingenden  Beweis  für  oder 
gegen  ihre  Schuld.  Es  finden  sich  hinter  den  von  ihr  zusammengestellten 
und  teilweise  selbst  verfassten  Stücken  spätere  Zusätze,  die  uns  wieder- 
holt an  die  bisher  erzählten  Tatsachen  und  Gerüchte  mahnen.  In  der 
ursprünglichen  Zusammenstellung,  die  von  einer  säubern  Schreiberhand 
zu  Papier  gebracht  ist,  ruft  die  Pfalzgräfin  als  unschuldig  Verfolgte  zu 
Gott,  er  möge  sie,  seine  „auserwählte  Dienerin"  von  den  Praktiken  der 
„rebellischen  mutwilligen  Buben",  der  Ketzer  und  „Teufelsköpfe"  erretten. 
„Du  kannst  es  Ehren  halber  nicht  lassen.  Du  musst  mir  helfen!"  Sie 
beruft  sich  einmal  auf  ihren  christlichen  Lebenswandel  und  bemerkt  aus- 
drücklich, sie  habe  „nicht  gestohlen,  nicht  die  Ehe  gebrochen."  Doch 
fürchtet  sie,  der  Teufel  könnte  ihr  „ein  Bein  unterschlagen",  sie  „in 
Ketzerei  oder  gottlosen  Wandel  stürzen",  wenn  Gott  seine  Hand  von  ihr 
abziehen  würde.  Die  Nachträge  zu  diesem  ersten  Teil  der  Handschrift, 
von  einer  kräftigen  Männerhand  herrührend,  sprechen  wohl  auch  noch 
von  den  blutgierigen  Anschlägen  ihrer  Feinde,  die  ihr  „  ein  Banket  schenken 
wollen."  Es  klingt  wie  der  Schrei  der  Verzweiflung:  „Ach  lieber  Vater, 
wache  doch  auf;  warum  schläfst  Du?  —  Es  will  doch  auf  Erden  Nie- 
mand meine  Unschuld  sehen  und  retten."  Aber  dann  folgen  ganz  anders 
lautende  Herzensergiessungen.  So  das  seltsame  Bekenntniss :  „Der  Schand- 
satan hat  mich  gräulich  deformirt  und  verstellet,  dass  ich  auch  meine 
Augen  nicht  in  Himmel  darf  erheben ;  er  hat  mir  einen  gräulichen  Schand- 
fleck angehenkt,  dass  ich  nicht  wert  bin,  dass  mich  die  Sonne  bescheine 
oder  der  Erdboden  trage."  Allerdings  heisst  es  weiter,  sie  habe  nicht 
an   einem  Menschen,    sondern  an  dem  lebendigen  Gott  gesündigt.     Aber 


1)  Pancratius,  5.  Febr.  1590  (a.  a.  0.)- 


19 

am  Meisten  überrascht  folgende  Stelle :  „  Der  Ursprung  und  Quelle,  daraus 
mein  Ehebruch  und  Mord  entsprungen,  ist  die  Erbsünde."  Frei- 
lich sind  die  hervorgehobenen  Worte  von  einer  weiblichen  Hand  (jeden- 
falls Elisabeth  selbst)  ausgestrichen  und  ersetzt  durch  die  Fassung:  „be- 
gangen Sünde  entspringet."  Aber  wie  kommen  solche  furchtbare  Worte 
überhaupt  in  das  Gebetbuch  einer  fürstlichen  Frau?  Wie  lassen  sich  die 
Andeutungen  einer  ganz  ungewöhnlichen  Sündenschuld  mit  jenen  zornigen 
Klagen  einer  unschuldig  Verfolgten  vereinigen? 

Von  der  Welt  hatte  die  Pfalzgräfin  nichts  zu  hoflfen.  Nicht  als  ob' 
man  sie  überall  verurteilt  hätte.  Selbst  nahestehende  Fürstinnen,  wie 
Johann  Casimirs  Schwester  Dorothea  Susanna  oder  die  Pfalzgräfin  Elisa- 
beth von  Veldenz,  sprechen  sich  noch  im  Jahr  1590  vertraulich  dahin 
aus,  dass  man  eigentlich  über  den  wahren  Grund  keine  Gewissheit  habe. 
Dorothea  Susanna  wollte  im  Sommer  nach  Heidelberg  gehen,  um  sich 
persönlich  Aufklärung  zu  verschaffen.^)  Doch  trat  es  immer  deutlicher 
zu  Tage,  dass  nicht  nur  Johann  Casimir,  sondern  auch  Christian  von 
Sachsen  von  Elisabeths  Schuld  überzeugt  war.  Nachdem  der  Pfalzgraf 
im  Januar  und  Februar  ein  scharfes  Religionsexamen  mit  der  heidel- 
berger  Bürgerschaft  hatte  vornehmen  lassen,  verliess  er  sein  Land,  um 
mit  seinem  Schwager  in  Plauen  heimlich  zusammenzukommen.  Bekannt- 
lich war  das  Hauptergebniss  dieser  Zusammenkunft  die  engste  politische 
und  persönliche  Verbindung  beider  Fürsten.  Sie  schieden  als  Herzens- 
freunde und  Johann  Casimir  berichtet  nach  seiner  Rückkehr  dem  Kur- 
fürsten, wie  er  unterwegs  nicht  nur  seine  alte  Virtuosität  im  Trinken 
bewährt,  sondern  auch  als  galanter  Lebemann  sich  „einen  schönen 
Perlenkranz  ertanzt"  habe.  '^)  Das  Alles  erzählt  er  ausführlich  und  im 
heitersten  Ton  dem  Bruder  seiner  Gemahlin,  die  gleichzeitig  im  näm- 
lichen heidelberger  Schloss  ihren  Tod  herbeisehnte  und  „Tag  und  Nacht 
mit  Jammer,  Klagen  und  Weinen  zubrachte."  In  diesem  Zusammenhang 
gewinnen  auch  die  eigenhändigen  Zeilen,  welche  die  kleine  Dorothea, 
Elisabeths   einziges   Kind,    damals    an   ihren   sächsischen    Oheim    richten 


1)  Elisabeth   too  Veldenz  an  Dorothea  Sas.  11.  Febr    1590:   Antwort  Yom  4.  März  (Weimar 
a.  a.  0.);  Dor.  Sas.  an  Elisabeth  von  Sachsen  16.  März  (Coburg). 

2)  Rlnckhohn  a.  a.  0.  82  A.    Das  Sehr,  der  kleinen  Dorothea  Tom  9.  März  Dresden,  8539,  Pfalz. 

3* 


20 

musste,  eine  tiefere  Bedeutung.     Die  Pfalzgräfin   war    für  ihren  Gemahl, 
für  ihren  Bruder,  für  ihr  eigenes  Kind  lebendig  tot. 

Bald  darauf,  als  Johann  Casimu'  von  Neuem  verreist  war,  erfüllte 
sich  ihr  Geschick.  Sie  starb  am  2.  April  1590,  nach  kurzem  Kranken- 
lager. Nach  der  offiziellen  Darstellung  war  ihr  Ende  höchst  erbaulich, 
ein  erhebendes  Beispiel  für  die  Augenzeugen-  Der  Kirchenrat  Dr.  Marx 
zum  Lamb  versichert  sogar ,  sie  habe  „  dem  lieben  Gott  von  Herzen  ge- 
dankt, dass  er  sie  also  durch  diesen  harten  Zug  gedemütigt,  von  der 
'Welt  und  derselben  Pracht  und  Ueppigkeit  abgezogen,  auch  sie  zu  der 
rechten  wahren  Erkenntniss  der  reinen  christlichen  Lehre  von  der  Person 
Christi  imd  den  heiligen  Sakramenten  geführt  imd  gebracht  hat."  An 
die  beiden  fürstlichen  Fräulein  soll  die  Neubekehrte  eifrige  calvinißtische 
Ermahnungen  gerichtet  haben.  Freilich  musste  sie  diese  Rettung  aus 
ihrer  lutherischen  „Blindheit"  sehr  teuer  erkaufen.  Ein  ausführlicher 
Bericht  des  Hofmedicus  Johann  Posthius')  veranschaulicht  in  drastischer 
Weise  weniger  das  körperliche  als  das  Seelenleiden  der  unglücklichen 
Frau.  Sie  habe,  sagt  er,  seit  fünf  Monaten  kaum  gegessen  imd  ge- 
schlafen, stets  gejammert  und  geweint  und  endlich  am  23.  März  sich 
auch  „Leibs  halben"  beklagt.  Er  erklärt  ihre  Krankheit  sehr  allgemein 
für  eine  febricula  und  für  eine  Folge  des  andauernden  Fastens  und 
Wachens.  Sie  wollte  keine  Gegenmittel  oder  Stärkungen  annehmen, 
„mit  Vermeldung,  was  sie  an  dem  stinkenden  Madensack  noch  laben 
sollte  ? "  Sie  sehne  sich  nur  nach  der  Auflösung  und  sei  von  Gott  durch 
Träume  imd  andere  Vorzeichen  darauf  vorbereitet.  Der  Engel  habe  ihr 
eingegeben,  „wann  sie  ihre  Gebetlein  gar  aufgeschrieben  und  zum  Ende 
gebracht,  wie  sie  sich  hätte  vorgenommen,  so  würde  sie  alsdann  Gott 
erhören."      Auch   im   weitem   Verlauf  der   von   Paroxysmen  begleiteten 

Krankheit   wies  sie   alle  Medicamente  zurück  und  bat  flehentlich,  ihren 

* 

Todeskampf  ja  nicht  durch  stärkende  Mittel  zu  verzögern;    „dessen  man 
sie  auch  gewähret",   wie  der  Arzt  selbst  versichert.  2)     So  oft  sie  wieder 


1)  Copie  im  Münchener  Staatsarch    pf.  A.  836/20.    Johann  Gas.  Brief  vom  12.  April  erwähnt 
aach  einen  Sektionsbefand. 

2)  Die  oben  erwähnte  ,.Nota''  zam  Bericht  des  Dr.  Marx  behauptet  geradezu,  sie  sei  „durch 
Gift  hingerichtet'*  worden  (vgl.  unten  die  Erzählung  La  Hugueryes) ;  ganz  unwahrscheinlich,  wie  denn 


21 

zur  Besinnung  kam,  betete  sie  und  tröstete  sich  mit  Gottes  Wort,  so  dass 
die  Geistlichen  und  andern  Anwesenden  sich  oft  des  Weinens  nicht  ent- 
halten konnten,  während  sie  keine  Träne  vergoss.  n^ov  liebe  Gott", 
Bchliesst  Posthius,  „verleihe  ihr  und  uns  allen  eine  fröhliche  Äiifer- 
stehung." 

So  war  die  arme  Seele  gerettet;')  das  Leichenbegängniss  erfolgte 
am  15.  April  mit  fürstlichem  Pomp,  „stattlich  und  ehrlich",  im  Beisein 
des  jungen  Pfalzgrafen  Friedrich,  der  beiden  Fräulein  und  der  Wittwe 
Friedrichs  des  Frommen.  Aber  welchen  Nachruf  widmete  der  Hofpr^diger 
der  verstorbenen  Fürstin!  An  ihrem  Grabe  wurde  vor  der  Gemeinde  in 
einer  Weise  gesprochen,  wie  sie  etwa  bei  der  Beerdigung  eines  Hinge- 
richteten am  Platz  gewesen  wäre.  Hören  wir  den  Bericht  des  Pancratius.^) 
„Der  Hofprediger  hat  eine  wunderbarliche  Predigt  getan  und  darin  vor- 
nehmlich vom  Elend  der  Menschen  und  woher  das  komme  und  wie  man 
sich  in  dasselbe  recht  schicken  solle,  gehandelt.  Unter  anderm  hat  er 
die  Ursachen  alles  Elends,  so  hohen  und  niedem  Personen  begegnen  mag, 
in  die  innerliche  und  ausserliche  Sünde  abgeteilt  und  dabei  gemeldet, 
dass  hohe  Personen  mit  innerlichen  Sünden,  die  sie  vor  der  Welt  lang 
bergen  und  heimlich  halten,  gemeiniglich  mehr  als  gemeine  Leute  be- 
haftet; doch  bringe  sie  Gott  endlich  auch  ans  Licht  Darum  man  jeder- 
zeit in  der  Furcht  Gottes  wandeln  und  sich  den  leidigen  Stolz ,  Hochmut 
und  Ueppigkeit  nicht  solle  verführen  lassen.  Hat  auch  endlich,  als  er 
in  specie  von  der  abgestorbenen  Herzogin  zu  reden  gekommen,  mit 
grosser  Exclamation  die  ganze  Gemeinde  erinnert,  sie  wollen  von  dieser 
Fürstin  ein  Exempel  nehmen  und   der  göttlichen  Wahrheit  länger  nicht 


auch   dieselbe  Nota  naclitiials  JohonD  Casimir  luid  Chrietian    von  Sactuen  dnrch  die  QemataliD  des 
Letzteren  vergiftet  nerden  lässt! 

1)  Hierauf  glaube  ich  die  Ton  Elnckhohn  84  A.  1  mitgeteilte  Stelle  io  dem  8cbr.  des  Tessanoa 
Toin  22.  März  1590  beziehen  za  diirfen:  „omnia  eledia  vertit  dens  in  booam  et  äathanam.  crede 
mihi,  content  snb  pedibas  Dostrit<."  In  solcheu  ÄQadrQckeii  konnte  der  calvinistiscbe  Bekeliivt  sebr 
wohl  TDD  der  Seele  eprecben  ,  die  er  gerettet  zd  haben  glaubte.  (iJas  Betono  in  der  Copie  dc^  Sehr, 
ist  oTenbar  Tersehrieben  für  PoIodo.)  So  sagt  auch  der  Sircheniat  Uan,  in  Beziebnng  auf  iliesen 
Fttll,  dsss  Gott  ..diejenige,  so  in  Bein  reich  gehSren,  nff  manebetlej  wanderbarlicbe  DDerfursch- 
liche  weg  aod  weis  dorzD  zn  ziehen  pflegt." 

2)  Pancratius  31.  Hai  1590  a.  a.  0. 


I 


22 

also  mutwilliglich  widerstreben;  denn  hochgemeldete  Fürstin  endlich  mit 
grossen  Reuen  erkannt  und  herzlich  beweint,  dass  sie  so  viele  Jahre  vor- 
sätzlich der  Wahrheit  widersprochen  und  solches  nicht  die  geringste  Ur- 
sache alles  ihres  Elends  gewesen;  habe  aber  dem  Allmächtigen  eben 
darum  desto  mehr  zu  danken  gehabt,  dass  er  sie  noch  vor  ihrem  Ende 
erleuchtet  und  in  ihrer  Blindheit  und  Hartnäckigkeit  nicht  sterben  und  ver- 
derben lassen. "  Die  bekehrte  Sünderin,  die  dem  Volk  als  warnendes  Bei- 
spiel vorgehalten  wurde,  erhielt  ihre  Ruhestätte  in  der  Heiljggeistkirche 
zu  Heidelberg,  aber  das  alte  Verzeichniss  der  dortigen  Grabschriften  (apo- 
graphum  monumentorum  Heidelbergensium)  schweigt  von  ihr.  Offiziell 
galt  sie  freilich  für  „ein  Kind  des  ewigen  Lebens"  wie  sich  Johann  Ca- 
simir in  seinem  Schreiben  an  Sachsen  ausdrückt;  höfische  Prediger  und 
Poeten  sprachen  kurz  nachher  von  der  „seligen"  Fürstin,  als  sei  gar 
nichts  vorgefallen.  \) 

Johann  Casimir,  der  seine  Gemahlin  „fast  baufällig"  verlassen  hatte, 
um  nach  Cassel  zu  reisen,  kam  erst  nach  ihrem  Tode  zurück  und  war 
auch  beim  Begräbniss  nicht  zugegen.  Auf  das  salbungsvolle  Schreiben, 
worin  er  den  fürstlichen  Verwandten,  den  „leidigen  betrübten  Fall"  an- 
zeigte, ^)  ist  wohl  nicht  viel  Gewicht  zu  legen.  Interessanter  ist  für  uns 
die  Aeusserung  seiner  lutherischen  Schwester  Dorothea  Susanna,  die  am 
24.  April  1590  ihrer  älteren  Schwester  Elisabeth  von  Sachsen  die  Anzeige 
Johann  Casimirs  zusandte.^)  Sie  schreibt  dazu:  „ist  mir  von  Herzen 
erfreulich  zu  hören  gewesen,  dass  der  arme  Tropf  einmal  erlöst  ist  worden. 
Der  liebe  getreue  Gott  bescheere  ihm  eine  frommere  und  die  ihn  mit 
dem  Eifern  ^)  nicht  also  kränkt,  wie  diese  getan  hat.  Ach,  liebe  Schwester, 
wenn  sie  nur  selig  gestorben  wäre  und  hätte  dasjenige  mit  wahrem  buss- 
fertigem Herzen  erkannt,  was  sie  getan  hat,  und  wäre  von  richtiger  reiner 


1)  Vgl.  Salmuth's  Leichenpredigt  über  Kurf.  Christian  I.  (Haasen,  Basta  Saxonica  p.  795);  Wahre 
Beschreibung  vom  tötlichen  Abgang  —  Joh.  Gas.  (der  Predigt  Anger^s  angehängt);  eine  poetische 
Klage  anf  Joh.  Gas.  (der  Predigt  des  Strackias  angehängt):  Parentalia  in  obitnm  Joh.  Gas.  p.  4. 

2)  ElQckhohn  p.  83. 

3)  Das  Sehr,  irb  Cobnrger  Archiv. 

4)  Schon  in  einem  früheren  Sehr,  vom  16.  März  weist  sie  darauf  hin,  wie  Elisabeth  mit  ihren 
Schwägerinnen  ,,geeifert**  habe,  und  erinnert  an  das  Sprichwort:  es  sucht  keiner  einen  hinter  dem 
Ofen,  er  sei  denn  vor  dahinter  gewesen. 


23 

Lehre  nicht  abgefallen."  Sie  kommt  dann  nochmals  darauf  zurück. 
„Ich  mag  sie  in  der  Wahrheit  nicht  betrauern,  weil  sie  so  ehebrüchig 
an  unserm  Bruder  ist  worden.  Ich  kann  aber  von  ihrer  Krankheit  nichts 
Gewisses  erfahren,  ob  sie  lang  gelegen  ist  oder  was  ihr  gewesen  ist." 

Dieses  harte  Urteil  der  am  Nächsten  Stehenden  ist  auch  in  der 
Literatur  der  Folgezeit  hier  und  da  wiederholt  worden,  doch  blieben  die 
Erwähnimgen  des  traurigen  Handels  vereinzelt  und  verborgen,  \)  so  dass 
Alles  in  Vergessenheit  geriet.  Aber  nach  dem  Zeugniss  des  Pancratius 
hätten  „viel  gutherziger  Christen"  die  Glaubwürdigkeit  jenes' compromit- 
tirenden  Leichensermons  in  Zweifel  gezogen.  Und  wirklich  findet  sich 
auch  eine  Stimme,  die  mit  aller  Entschiedenheit  die  Pfalzgrätin  als  das 
Opfer  eines  scheusslichen  Mordplans  bezeichnet.  In  dem  noch  unge- 
druckten Teil  der  Memoiren  des  Franzosen  La  Huguerye'^)  findet  sich 
eine  kurze  lateinische  Darstellung  von  Johann  Casimirs  Taten,  welche 
der  Verfasser,  wie  er  selbst  sagt,  nach  dem  Tode  des  Pfalzgrafen  ergänzt 
hat.  La  Huguerye,  vormals  vertrauter  Agent  Johann  Casimirs  und  lange 
Zeit  in  dessen  geheimste  politische  Verhandlungen  und  Pläne  eingeweiht, 
behauptet  Folgendes.  Heinrich  von  Navarra  suchte  nach  dem  Tod  Hein- 
richs III.  Johann  Casimir  eng  an  sich  zu  fesseln,  liess  durch  die  Ränke 
von  Beza,  Chandieu  und  Tossanus  den  Pfalzgrafen  seiner  treuen  Ratgeber 
berauben  und  auf  die  Vorteile  hinweisen,  die  eine  Vermählung  mit  Na- 
varra's  Schwester  bieten  würde.     Tossanus,  ^)  der  diese  Sache  ganz  zu  der 


1)  In  mehreren  Handschriften  des  Thnanos  heisst  es  hei  der  Erwähnung  der  Gemahlin  Joh. 
Cas.  (Bach  CIV,  7):  „qaam  oh  mores  repudiavit.*'  Die  dunkle  Stelle  aus  dem  Biesmannus  redi- 
tIvus  hei  Kluckhohn  84  A.  1.  Ausserdem  glaube  ich  auf  diese  Sache  beziehen  zu  müssen  eine  Stelle 
in  der  Schrift  des  Barth.  Pitiscus:  Bericht  aus  Gottes  Wort  auf  die  Frage:  ohs  auch  rathsam  sey, 
dass  ein  grosser  Herr  —  der  rechten  Beligion  zugethan  —  eine  solche  Gemahlin  heyrathe,  die  der- 
selhigen  Beligion  zuwider  ist.  —   Heidelberg  1620.  4**.  p.  6  ff. 

2)  Dieselben  finden  sich  (autograph)  auf  der  biblioth^ue  nationale  zu  Paris  (fonds  fran^ais 
17463)  und  werden  gegenwärtig  im  Auftrag  der  societe  de  Thist.  de  France  von  Baron  de  Buhle  edirt 
(der  erste  Band  —  1577  ist  1877  erschienen). 

8)  Ich  gebe  hier  den  Text :  ,,Tussanus,  ut  ita  sit,  omnem  lapidem  movet,  in  suspicioncm  vio- 
latae  pudicitiae  Saxonem  coniugem  apud  Casimirum  extra  ordinem  vocat,  ad  toUendara  veneno  coniugem 
ficta  causa  Germanum  principem  adulterii  infestissimura  hostem  impellit  sicque  in  spem  novarum  nup- 
tiarum  erectum  ad  opem  Navarraeo  ferendam  coniuncto  Saxone  exorat,  gravia  metuens  (sie,  wohl  für 
moliens?),   uisi   divinitus  furiis  ex  recenti  crimine  exagitatus  Casiroirus   in   gravissimas  aerumnas  in- 


24 

seinigen  machte,  beschuldigte  die  Gemahlin  Johann  Casunirs  fälschlich 
des  Ehebruchs  und  brachte  den  erbitterten  Gatten  dahin,  dass  er  die 
vermeintUche  Verbrecherin  durch  Gift  aus  der  Welt  schaffte.  Aber  gleich 
darauf  erfasste  den  Pfalzgrafen  verzehrende  Reue  über  die  schreckliche 
Tat  und  er  schloss  sein  Leben  unter  Gewissensqualen.  Soweit  La  Hu- 
guerye.  Ein  wahrer  Abgrund  von  Niederträchtigkeit  und  unsäglichem 
Elend  scheint  sich  vor  uns  aufzutun.  Aber  der  Gewährsmann  ist  mehr 
als  verdächtig.  Seine  Memoiren,  durchgehend  von  bitterstem  Hass  gegen 
Heinrich  von  Navarra  erfüllt,  dürfen  trotz  zahlreicher  hochinteressanter 
Daten  nur  mit  der  grössten  Vorsicht  benützt  werden.  Sie  selbst  sowie 
fast  Alles,  was  wir  sonst  von  dem  Mann  wissen,  stellen  seinen  Charakter 
in  ein  schlimmes  Licht  und  wir  müssen  uns  erinnern,  dass  dieser  bös- 
artige Intrigant  erst  im  Jahr  1588,  also  nicht  allzulange  vor  der  heidel- 
berger  Katastrophe,  den  pfalzischen  Dienst  verlassen  hatte.  Dass  er  in 
dem  vorhergehenden  Feldzug  verräterische  Beziehungen  zu  Lothringen 
unterhalten  habe,  ist  höchst  wahrscheinlich;  im  Jahr  1589  trat  er  als 
Agent  der  Liga  auf.  Er  hasste  ausser  Navarra  auch  die  eifrigen  Refor- 
mirten,  wie  Beza  und  Tossanus,  welche  die  Verbindung  des  Königs  und 
des  Pfalzgrafen  beförderten.  Wir  sind  nicht  berechtigt,  auf  sein  einziges 
Zeugniss  hin  einen  Mann  wie  Tossanus  zum  teuflischen  Verbrecher  und 
Johann  Casimir  selbst  zum  Mörder  seiner  Gemahlin  zu  stempeln. 

Soviel  ist  allerdings  richtig,  dass  der  Pfalzgraf,  der  am  6.  Januar 
1592  sein  bewegtes  Leben  schloss,  diese  letzte  Zeit  in  tiefer  Niederge- 
schlagenheit zubrachte.  Gleich  nach  der  Leichenfeier  Elisabeths  hören 
wir.  dass  er  krank  darnieder  lag  und  keinen  von  seinen  Räten  vor  sich 
Hess.  Körperlich  erholte  er  sich  wieder,  aber  nur  für  kurze  Zeit;  er 
war  und  blieb  ein  gebrochener  Mann.  Das  Gerücht  beschäftigte  sich  viel 
mit  seiner  angeblichen  Absicht  einer  Wiedervermählung;  bald  sollte  eine 
Prinzessin  von  Nassau,  bald  eine  Tochter  Wilhelms  von  Hessen  oder  gar 
die  katholische  Sibylla  von  Jülich  ^)  der  Gegenstand  seiner  Bewerbungen 


cidisset,  qnod  se  totnm  Tussano  tradidisset,  nt  illi  saepe  a  sno  Bnttrichio  praedictnm  fnerat,  et  tandem 
fato  fanctas  esset  anno  93^  (!)**. 

1)  Stieve,  Zar  Gesch.  der  Herz.  Jakobe  Ton  Jülich  p.  29.  Eine  scherzende  Correspondenz  über 
diesen  Gegenstand  zwischen  Job.  Gas.  nnd  Christian  von  Sachen,  deren  Ton  wohl  dem  Seelenzostand 
des  Pfaizgrafen  kaum  entspricht,  vgl.  im  Archiv  f.  sächs.  Gesch.  Bd.  XI,  155  ff. 


25 

sein.  Solche  Gedanken  dürften,  wenn  sie  überhaupt  auftauchten,  wohl 
mehr  auf  Rechnung  seiner  Umgebung  kommen.  Er  selbst  sprach  fort- 
während von  seiner  Absicht  die  Administration  der  Kur  niederzulegen 
und  sich  nach  Kaiserslautern  zurückzuziehen.  Seine  politische  Haltung, 
schon  früher  unklar  und  schwankend,  trug  jetzt  den  Charakter  der  Er- 
müdung und  die  klägliche  Uneinigkeit  seiner  Ratgeber  war  nicht  geeignet 
d  ie  Unlust  des  Fürsten  gut  zu  machen  oder  zu  beseitigen.  ^)  Im  Winter 
1590  gewann  er  es  über  sich  seinen  Schwager  Christian  aufzusuchen,  der 
ihn  freundlich  und  ehrenvoll  empfing.  Aber  auch  dieses  Verhältniss 
wurde  im  Verlauf  der  Verhandlungen  mit  Frankreich  einigermassen  ge- 
trübt und  der  plötzliche  Tod  Christians,  der  alle  Hoffnungen  der  deutschen 
Protestanten  zu  vernichten  schien,  wirkte  auf  Johann  Casimir  geradezu 
zerstörend.  Er  erlag  schliesslich  der  unerträglichen  Last  unheilbarer 
Seelenschmerzen  und  ausserdem,  wie  Tossanus  in  seiner  Gedächtnisspredigt 
rücksichtslos  hervorhob,  den  Folgen  der  in  Deutschland  modischen  Un- 
mässigkeit,  der  er  sich  von  Jugend  auf  ergeben  hatte.  »Hörr,  strafe 
mich  nicht  in  Deinem  Zorn",  das  waren  seine  letzten  Worte.  ^) 

So  zeigen  die  „störenden  Verhältnisse"  in  dieser  Ehe,  von  denen 
Häusser  spricht,  näher  betrachtet  furchtbar  tragische  Züge.  Aber  ich 
muss  wiederholen,  dass  meiner  Ansicht  nach  die  vorhandene  Ueberlieferung 
uns  nicht  zu  einem  entscheidenden  Urteil  berechtigt.  Der  Verlauf  der 
Ereignisse,  die  offizielle  Behandlung  der  Sache  imd  jene  seltsamen  Sünden- 
bekenntnisse des  Gebetbuchs  scheinen  allerdings  zu  Ungunsten  Elisabeths 
schwer  ins  Gewicht  zu  fallen.  Und  der  Ehebruch  wenigstens  hat  gerade 
in  ihrer  nächsten  Verwandtschaft  zwei  Fürstinnen  entehrt;  ihre  Cousine 
Anna,  die  Gemahlin  des  grossen  Oranien,  und  ihre  jüngere  Schwester 
Anna,  die  Gemahlin  Johann  Casimirs  von  Sachsen,  sind  im  Gefängniss 
gestorben.  Aber  ihre  Schuld  ist  in  aller  Form  Rechtens  erwiesen;  da- 
gegen fehlt  uns  bei  dem  dunkeln  und  schrecklichen  Ausgang  der  Pfalz- 
gräfin jeder  derartige  Anhaltspunkt  und   überdies  entziehen  sich  die  Ge- 


1)  VgL  die  Aeossenmg  Kolbingen  (Sehr,  an  Dobna  1.  Mfirz  1591):     „Oasam  et  interitam 
PaUtinatas  iDstantem  ocnlis  intnori  non  sustineo." 

2)  ToseaniiSy  orationnm  vol.  annm  p.  250;  252. 

Abh.  d.  m.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  III.  Abtb.  4 


26 

fitalten  ihrer  Mitschuldigen,  die  Umtriebe  der  pfalzischen  Hofleute  und 
Räte,  die  Frage,  ob  vielleicht  confessionelle  Leidenschaften  mitgespielt 
haben,  fast  ganz  unserer  Beurteilung.  Doch  auch  abgesehen  von  der  un- 
gelösten Schuldfrage  schien  es  mir  geboten,  diese  unheimliche  Selbstzer- 
störung einer  deutschen  Fürst^nfamilie  der  bisherigen  Verborgenheit  zu 
entziehen. 


Ueber  ältere  Arbeiten 


zur 


baierischen  und  pfälzischen  Geschichte 


im 


geheimen  Haus-  und  Staatsarchive. 


Von 


Dr.  Ludwig  Rockinger. 


Erat«  Abtheilnng. 


Abb.  d.  m.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wim.  XIV.  Bd.  UI.  Abth. 


üeber  ältere  Arbeiten 


znr 


baierischen  nnd  pfälzischen  Geschichte 


im 


geheimen  Haus-  und  Staatsarchive. 

Von 

Dr.  Ludwig  Bockinger. 

Verschiedene  baierische  Annalen  und  (Jhroniken  bis  zu  dem  grossen 
vaterländischen  Geschichtswerke  des  Johann  Turmair  von  Abensberg, 
und  auch  nach  demselben  noch  diese  und  jene  Arbeiten  auf  dem  Felde 
der  baierischen  Geschichte  haben  bald  in  grösserem  bald  in  geringerem 
umfange  die  beachtenswerthen  Ereignisse  manchmal  eines  weiteren  und 
manchmal  eines  engeren  Zeitraumes  der  Nachwelt  seinerzeit  in  Hand- 
schriften wie  später  in  mehr  oder  minder  gelungenen  Drucken  überliefert. 

Will  man  nicht  in  das  13.  Jahrhimdert  mit  seinen  Aebten  Konrad 
V09  Scheiem  und  Hermann  von  Niederaltach  zurückblicken,  man  denke 
von  hervorragenderen  Erscheinungen  aus  dem  14.  Jahrhunderte  nur  an 
die  ersten  drei  der  neulich  veröffentlichten  baierischen  Fortsetzungen  der 
sächsischen  Weltchronik  oder  an  die  in  der  üppig  erblühten  wittelsbachischen 
Stiftung  Fürstenfeld  entstandenen  baierischen  Annalen  wie  die  Chronica  de 
gestis  principum;  aus  dem  15.  nur  an  Andreas  von  s.  Mang  zu  Stadtamhof, 
an  Ulrich  Onsorg  an  der  alten  Kapelle  zu  Regensburg,  an  den  meister- 
haften Plagiator  Georg  Hauer  von  Niederaltach,  an  Veit  Ambeck  von 
Landshut,    an   den  Ritter   Haims   Ebran   von    Wildenberg,    an   Angelus 


30 

Rumpier  von  Formbach,  an  Johann  von  Heidenberg  aus  Trittenheim,  an  den 
Prior  Veit  von  Ebersberg,  welch  letzte  schon  etwas  über  dieses  Jahr- 
hundert hinausragen,  an  den  bekannten  Ulrich  Fütrer,  dessen  baierische 
Chronik  in  ihren  Vervollständigungen  gleichfalls  bereits  mit  den  Schriften 
des  Atigustin  Kölner  in  das  16.  Jahrhundert  hinüberreicht.  Noch  in 
dessen  erstes  Viertel  fällt  Aventins  gewaltige  Schöpfung  der  lateinisch 
geschriebenen  baierischen  Annalen.  Nicht  lange  nach  dem  Beginn  des 
zweiten  Viertels  war  ihre  auch  für  weitere  Kreise  bestimmte  deutsche 
Bearbeitimg  in  der  baierischen  Chronik  vollendet.  An  der  Scheide  dieses 
Jahrhunderts  oder  eigentlich  erst  am  Anfange  und  im  weitern  Verlaufe 
des  folgenden  begegnen  uns  die  Arbeiten,  welche  vorzugsweise  auf  Be- 
trieb des  Herzogs  und  nachmaligen  Kurfürsten  Maximilian  I  durch  Marcus 
Welser,  Christoph  Gewold,  Johann  Georg  Herwart,  die  Jesuiten  Matthäus 
Rader,  Andreas  Brunner,  Johann  Vervaux  entstanden,  worüber  College 
Friedrich  in  der  Rede  zur  Vorfeier  des  113  Stiftungstages  unserer  Kör- 
perschaft am  27.  März  1872  ausführlicher  gehandelt. 

So  hat  denn  auch  durch  diese  Thätigkeit  auf  dem  Boden  der  Ge- 
schichte Baiern  besonderen  Ruhm  geärntet.  Wenn  ein  Geist  wie  Gott- 
fried Wilhelm  Leibnitz  sich  veranlasst  gesehen,  an  die  Spitze  seiner  Vorrede 
zu  Ferdinand  Ludwig  v.  Bresler's  Ausgabe  der  berührten  baierischen  An- 
nalen von  Brunner  imd  Vervaux,  wovon  die  letzteren  allerdings  seinerzeit 
aus  Rücksichten  des  Ordens  der  Gesellschaft  Jesu  nicht  imter  dem  Namen 
des  Verfassers  erscheinen  durften,  sondern  wofür  der  baierische  Kanzler 
Johann  Adlzreiter  den  seinen  hergeben  musste,  den  Ausspruch  zu  stellen: 
Nulla  Germaniae  superioris  pars  meliores  historicos  invenit  quam 
Bavaria,  sive  res  sacras  sive  civiles  spectes, 
bedarf  es  da  noch  weiterer  Zeugen? 

Welche  Fülle  der  Früchte  des  Schaffens  auf  dem  Gebiete  der  vater- 
ländischen Geschichte  bis  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  oder 
gleich  bis  zur  Gründung  der  Akademie  der  Wissenschaften,  welche  diesen 
Vortrag  begränzen  soll,  die  Handschriften  der  Hof-  und  Staatsbibliothek 
bieten,  ist  bekannt.  Sie  stammen  zum  Theile  schon  aus  den  Beständen 
der  alten  seit  ihrer  Gründung  durch  Herzog  Albrecht  V  von  den  Fürsten 
des  wittelsbachischen  Hauses  fortan  mit  einer  besonderen  Liebe  gepflegten 
herzoglichen    beziehungsweise    kurfürstlichen   Bibliothek,    und    sind    zum 


31 

Theile  gleich  nach  dem  Beginne  unseres  Jahrhunderts  durch  die  hieher 
überbrachten  handschriftlichen  Schätze  aus  Mannheim  wie  haupts&chlicli 
noch  durch  die  ganz  ausserordentlichen  Zugänge  in  Folge  der  gleichfalls 
zu  dieser  Zeit  eingetretenen  Säcularisationen  angewachsen.  Um  nur  ein 
Beispiel  anzuführen,  von  Ulrich  Fütrers  baierischer  Chronik  besitzt  sie 
nicht  weniger  als  acht  allerdings  an  Vollständigkeit  von  einander  mehr- 
fach abweichende  Exemplare. 

Es  ist  erklärlich,  dass  sich  hiemit  keine  andere  Anstalt  Baierns 
messen  kann.  Vielleicht  erscheint  es  indessen  daneben  doch  nicht  als 
eine  müssige  Frage,  ob  nicht  etwa  vereinzelte  handschriftliche 
Reste  von  älteren  Arbeiten  zur  baierischen  und  pfälzischen 
Geschichte  noch  im  geheimen  Hausarchive  wie  im  geheimen 
Staatsarchive  zu  treffen,  deren  Bestände  sich  ja  von  den  Zeiten  der 
ersten  Herrscher  aus  dem  Hause  Witteisbach  her  in  ununterbrochenem  Zu- 
flüsse gebildet  haben.  Dass  sich  in  ihnen  jene  unerschöpflichen  Quellen 
für  baierische  wie  p&lzische  Fürsten-  und  Staatsgeschichte  finden,  an 
welchen  schon  Jahrhunderte  gezehrt  haben  und  an  welchen  noch  Jalir- 
hunderte  zu  zehren  haben,  weiss  Jedermann.  Darum  handelt  es  sich  jedodi 
hier  nicht,  sondern  die  Frage  ist,  ob  sich  daselbst  nicht  auch  die  eine 
oder  andere  ältere  Arbeit  zur  baierischen  wie  pfälzischen  Fürsten-  und 
Staatsgeschichte  finden  mag. 

Von  vorneherein  undenkbar  ist  das  gewiss  nicht.  Ja  es  wird  im 
Gegentheile  nicht  wunder  nehmen  können,  wenn  man  da  auf  mehr  oder 
minder  einschlagenden  Stoff  von  grösserem  oder  geringerem  Umfange  wie 
von  höherem  oder  niedererem  Werthe  stösst.  War  man  ja  doch  einmal  da- 
selbst schon  zum  Behufe  der  Erledigung  der  tagtäglichen  Geschäfte,  mochten 
sie  das  Herrscherhaus  oder  mochten  sie  das  Land  angehen,  dieser  und 
jener  genealogischen  Zusammenstellungen,  dieser  und  jener  geschichtlichen 
Werke,  überhaupt  dieser  und  jener  Hilfsmittel  für  die  genauere  Kunde 
der  früheren  Zeiten  benöthigt.  Anderntheils  aber  trat  häufig  genug  der 
Fall  ein,  dass  es  sich  nicht  allein  um  die  Bereinigung  der  gewöhnlichen 
Geschäfte  handelte,  sondern  dass  geradezu  die  Erörterung  geschichtlicher 
Fragen  dem  Archive  zur  Aufgabe  wurde,  dass  es  sich  nicht  blos  einfach 
mit  der  Bereitstellimg  von  sachdienlichem  Stoffe  für  die  Entscheidung 
dieser    und  jener  Verhältnisse   des  öffentlichen   wie   des  Lehen-  und  wie 


32 

des  Privatrechtes  begnügen  durfte,  sondern  verstehen  musste,  sich  selbst 
jedenfalls  bis  zu  einem  gewissen  Grade  mit  der  Beurtheilimg  jener  Ver- 
hältnisse zu  befassen,  welche  ohne  eingehende  Eenntniss  der  Vorzeit  in 
das  Bereich  der  Unmöglichkeit  fällt. 

Es  ist  daher  nur  natürlich,  dass  man  sich  dahin  einschlagende  Ar- 
beiten von  da  imd  dort  verschaffte.  Es  ist  aber  nicht  minder  erkläriich, 
dass  auch  aus  der  Thätigkeit  im  Archive  selbst  im  Laufe  der  Zeit  eine 
Reihe  von  solchen  Schriften  hervorging.  Und  gerade  im  Dienste  des 
baierischen  wie  des  pfälzischen  Archives  standen  zu  verschiedenen  Zeiten 
hervorragende  Männer.  Man  denke  nur  bei  dem  ersteren  etwa  vom  Schlüsse 
des  15.  Jahrhunderts  bis  in  das  letzte  Viertel  des  17.  an  Augustin  Kölner, 
Erasmus  Fend,  Michael  Arroden,  Christoph  Gewold,  Johann  Mändl,  Johann 
Adlzreiter,  Johann  Lieb,  Johann  Sebastian  Wämpl. 

Gerade  diese  haben  sämmtlich  auch  eine  schriftstellerische  Thätigkeit 
entfaltet.  Hier  einige  Belege  dafür.  Arbeiten  des  Augustin  Kölner  zur 
baierischen  Geschichte  kommen  nachher  in  den  Num.  2,  53,  62,  63  zur  Er- 
wähnung, während  ihm  auch  eine  Designatio  Bavariae  geographica  zuge- 
schrieben wird,  und  während  man  von  seinen  drei  Büchern  de  hello  palatino- 
boico,  die  für  Baiern  so  verderbliche  Folge  einer  wahnwitzigen  Erbver- 
fügung des  selbstsüchtigen  letzten  Herrschers  der  niederbaierischen  Linie 
von  Landshut,  Georgs  des  Reichen,  zu  Gunsten  seines  pfalzischen  Schwieger- 
sohnes, der  hiedurch  doch  nicht  beglückt  sein  sollte,  längst  Kenntniss  hat. 
Gerade  dieses  Werk  hat  sodann  sein  Nachfolger  Erasmus  Fend  in  einen 
Auszug  gebracht,  dessen  Verdienstlichkeit  er  schon  insoferne  für  sich  in 
Anspruch  nehmen  zu  dürfen  glaubte,  als  sonst  —  wie  er  an  seinem 
Schlüsse  bemerkt  —  illa  gesta  tribus  voluminibus  comprehensa  pro  non 
ociosa  rei  memoria  in  archivo  Principis  custodiuntur.  Von  Michael 
Ar  roden  sodann  wissen  wir,  dass  er  um  das  Jahr  1580  Vitas  principum 
Bavarorum  abfasste,  und  zwar  von  Theodo  III,  qui  primuß'  principum 
nostrorum  fidem  christianam  complexus  est,  bis  auf  Wilhelm  V.  Grosse 
Erwartimgen  setzte  dieser  Herrscher  bezüglich  der  Bearbeitung  der  vater- 
ländischen Geschichte  auf  den  schlauen  Jesuiten  und  Exjesuiten,  denn  er 
berief  ihn  gegen  den  Ausgang  der  Achzigerjahre  des  16.  Jahrhunderts  zu 
nichts  geringerem  als  zu  der  Aufgabe,  die  der  römischen  Kirche  nicht 
genehme  „historiam  bavaricam  Joannis  Aventini,  danmati  auctoris,  plures 


33 

et  varios  errores  continentem,  ad  studiosorum  commoditatem  ab  erroribus 
in  ea  contentis  expurgare^^  oder  auch  ^ein  volkhommene  Bayerische 
History  zue  schreiben."  Zwar  täuschte  er  sich  nach  dieser  Seite  hin  an 
seinem  Günstlinge  ganz  ausserordentlich,  aber  immerhin  erübrigen  doch 
von  ihm^)  zwei  gedrängt  gefasste  Lebensabrisse  der  baierischen  Herzoge 
von  Otto  I  angefangen  bis  auf  Albrecht  V,  der  eine  in  deutscher  und  der 
andere  in  lateinischer  Sprache.  Umfassend  ist  dem  gegenüber  das  Gebiet 
in  welchem  die  Feder  des  Christoph  G  e  w  o  1  d  sich  bewegte.  Seiner  baieri- 
schen Genealogie,  die  auch  in  einer  Druckausgabe  schon  des  Jahres  1605 
erschien,  wird  unten  in  den  Num.  72 — 74  gedacht.  Wer  kennt  sodann  nicht 
die  Reihe  seiner  Arbeiten  die  aus  der  Betheiligung  an  den  Fehden  zwischen 
Baiem  und  der  Pfalz  über  die  Kur,  diesen  mehrhundertjährigen  Zankapfel 
der  beiden  wittelsbachischen  Hauptlinien,  namentlich  gegen  den  pfalzischen 
Eampfhahn  Marquard  Freher  hervorgegangen  sind  ?  Beispielsweise  seine  zu 
München  im  Jahre  1612  herausgegebenen  Antitheses  an  ihn,  und  auf  die 
desfallsige  Erwiderung  noch  in  demselben  Jahre  die  gleichfalls  zu  München 
»  gedruckte  ad  epistolam  responsoriam  Marquardi  Freheri  jur.  cons.  replicatio, 
weiter  nach  dem  nunmehrigen  längeren  Schweigen  des  Gegners  die  an 
ihn  wieder  aus  München  gerichtete  Epistola  monitoria  vom  Jahre  1614, 
welcher  nach  weiteren  zwei  Jahren  das  grössere  eigentliche  Werk  de 
sacri  Romani  Imperü  septemviratu  folgte,  das  bald  in  zweiter  und  vermehrter 
Auflage  das  Licht  der  Welt  erblickte.  Wer  weiss  femer  nicht,  dass  gerade 
Gewold  auph  um  die  berührte  Zeit  zur  Abwehr  der  Schmähungen  insbe- 
sondere des  gewissenlosen  Dominikanermönches  Bzovius  über  den  Kaiser 
Ludwig  den  Baier  die  Feder  zu  den  in  Ingolstadt  im  Jahre  1618  gedruckten 
Vindiciae  Ludovici  IV  imperatoris  contra  Abrahami  Bzovii,  Lazii,  Cuspiniani 
et  aliorum  historiographorum  calumnias  ergriff?  Von  seinem  Schaffen  auf 
dem  Gebiete  der  baierischen  Geographie  legt  die  gleich  den  bisher  auf- 
geführten Schriften  auch  —  und  zwar  zu  Ingolstadt  im  Jahre  1619  — 
im  Drucke  erschienene  Delineatio  Norici  veteris  ejusque  confinium  una  cum 
nomenclatore  Zeugniss  ab.  Auch  des  Dr.  Wiguleus  Hundt  berühmte  Me- 
tropolis salisburgensis,  deren  zweiter  und  dritter  Theil  die  Geschichte  der 
zahlreichen  darunter  fallenden  baierisch-österreichischen  Klöster   umfasst. 


i 


1)  Vgl.  Dr.  Hantle  im  oberUierischen  ArchiTe  für  Taterl&ndische  Geschichte  XXXIV  S.  190 
bis  236,  hier  S.  224—230. 


34 

ßtattete  er  in  seiner  zu  München  im  Jahre  1620  erschienenen  Ausgabe 
reichlich  mit  Noten  aus.  Weit  verzweigt  war  sodann  das  amtliche  und 
insbeiäondere  staatsmännische  Wirken  des  Johann  Mändl.  Aber  trotz 
dieser  hauptsächlich  praktischen  Thätigkeit  fand  er  dennoch  Zeit  zu  schrift- 
stellerischen Erzeugnissen.  Hatte  er  bereits  zur  Zeit  des  Böhmenkrieges 
ein  Diarium  desselben  zusammengestellt,  welches  in  deutscher  imd  in  la- 
teinischer Spräche  gedruckt  wurde,  so  fertigte  er  im  Jahre  1632  im 
Auftirage  seines  Kurfürsten  auch  eine  lateinisch  geschriebene  Dissertatio 
de  septemviratu  translato.  Nicht  minder  begegnet  uns,  was  wieder  die 
Kur  betrifft,  auch  des  Johann  Adlzreiter  Thätigkeit  in  dieser  Ange- 
legenheit. Während  nämlich  Gewolds  vorhin  erwähnte  Arbeiten  hierüber 
vor  deren  wirkliche  Uebertragung  an  Baiern  fallen,  nach  ihr  allerdings 
die  eben  berührte  Abhandlung  Mändl's,  glaubte  das  pfälzische  Haus  sich 
bei  diesem  freilich  auch  in  seinen  Folgen  nicht  zu  unterschätzenden  sehr 
praktischen  Vorgange  nicht  beruhigen  zu  können,  und  als  abgesehen  von 
anderem  auf  das  pfälzische  Manifest  vom  Jahre  1637/1639  und  das  hiegegen 
erfolgte  baierische  Antimanifest  des  Jahres  1639  wie  auf  die  im  Gefolge 
hievon  erschienene  pfälzische  Manifestatio  und  baierische  Antimanifestatio 
Johann  Joachim  v.  Rusdorf  im  folgenden  Jahre  mit  der  Schrift  „Vindiciae 
causae  Palatinae  sive  assertio  et  deductio  iuris  inviolabilis  legitimae  succes- 
sionis  Serenissimi  et  celsissimi  Principis  Caroli  Ludovici  comitis  Palatini 
ad  Rhenum,  sacri  Romani  Imperii  Archidapiferi  et  Electoris,  Ducis  Ba- 
variae,  in  Electoratum  et  comitatum  Palatinum,  in  ditiones  feuda  regalia 
praerogativas  et  dignitates,  in  officia  munera  et  iura,  in  accessiones  et 
pertinentias  connexas  et  cohaerentes"  u.  s.  w.  als  Vertheidiger  der  An- 
sprüche der  Pfalz  sich  geltend  machte,  trat,  nachdem  von  dieser  Seite 
auch  überdiess  noch  eine  Confirmatio  Manifestationis  in  die  Welt  ge- 
schleudert worden,  unter  der  lebhaftesten  Betheihgung  des  Professors 
Dr.  Kaspar  Manz  zu  Ingolstadt,  der  indessen  aus  besonderen  Gründen 
und  hauptsächlich  aus  Rücksichten  gegen  den  Pfalz-Neuburg'schen  Hof 
eine  Erwähnung  seines  Namens  vermieden^)  wünschte,  Adlzreiter  mit  der 


2)  Schon  am  6.  April  1642  schrieb  er  folgendes  an  Johann  Adlzreiter:  Translatio  Electoratos 
—  nt  pradenter  animadvertit  Dorninatio  vestra  —  non  opns  habet  fasa  dispntatione  neque  multa  dis- 
ceptatione  jnridica:  hoc  ipso  enim  dnm  probatur  eum  libere  fuisse  ad  Imperatorem  devolutam  simal 
qnoqne  ostenditnr,  libere  alterl,  etiam  extraneo,  potaisse  concedi.   Qnare  antem  in  Serenissimnm  nostrum 


35 

Assertio  Electoratus  Bavarici,  qua  optimis  rationiim  legumque  fimdamen- 
taliuin  momentis  Serenissimi  Piincipis  Maximiliani  comitis  Palatini  ad 
Rhenum,  utriusque  Bavariae  Ducis,  ac  sacri  Romani  Imperii  Archidapiferi 
etElectoris,  necnon  totius  Guilielmianae  Bavaricae  stirpisjus  in  Electoratu 
eique  annexis  ditionibus  regalibus  et  iuribus  quibuscunque  defenditur,  et  a 
Vindiciis  Palatinis  sub  nomine  cuiusdam  Joannis  Joachimi  a  Rusdorff, 
qui  se  nobilem  Bayarum  vocat,  publicatis  retectis  et  velut  spongia 
deietis  illius  imposturis  calumniis  repugnantibus  et  absm'dis  solida  refu- 
tatione  vindicatur,  welche  an  Stelle  der  anfänglich  in  Quart  nur  als  ein 
Auctarium  zu  der  erwähnten  baierischen  Antimanifestatio  oder  dem  Ap- 
pendix Bavaricus  Electoralis  beabsichtigten  aber  mit  dem  zu  Anfang  des 


et  lineam  Wilhelmiam  potius  quam  in  aliam  familiam  fiierit  translatus,  non  est  quidem  absolute  ne- 
cessarinm  causam  indagare,  quia  Imperator  est  causa  causaram,  et  non  licet  ei  dicere:  cur  id  facis? 
Causas  autem  impulsivas  adeo  bene  et  copiose  deduxerunt  auc totes  Septemviratus  Electoratus  Anti- 
manifesti  et  Antimanifestationis,  ut  nihil  fere  dici  possit  quod  non  sit  dictum  prius.  Ego  de  bac 
materia  translationis  non  libenter  aliquid  scribo^et  vix  aliquid  scribere  possum:  non  quod  ezistimen 
eam  non  faisse  fovendam,  optime  enim  et  justissime  facta  fuit,.  sed  quia  eam  nemo  magis  quam 
Serenissimus  Neoburgicus  bactenus  impugnayit:  cui  quia  fidelitatem  juravi,  et  nihil  contra  eins  jura 
dignitatem  vel  anctoritatem  scribere  vel  dicere  promisi,  ideo  ab  initio  statim  totum  hunc  laborem 
deprecari  conatus  fui,  Tel  ad  minimum  mihi  boc  reser?avi,  ut  si  ad  banc  materiam  venirem  postea 
cessare  possem.  Cum  igitar  non  tantum  a  malo,  sed  etiam  a  specie  mali,  ut  Apostolus  monet,  abs- 
tinendum,  et  fides  data  meliori  modo  servanda  sit,  insuper  Serenissimus  Princeps  Neoburgicus,  in 
cuias  ditione  natus  et  educatus  fni,  et  adhuc  bona  mea  una  cum  sororibus  habeo,  facile  ofifendi  posset, 
ideo  spero  quod  Serenissimus  Elector  noster  me  etc. 

In  einem  Briefe  sodann  vom  1.  Juni  1643  heisst  es  unter  anderem:  et  in  hoc  consentio,  quod 
magnitudo  et  gravitas  negotii  justum  et  peculiarem  Itbrum  requirat.  Üt  autem  Ingolstadii  edatur, 
non  suadeo,  quia  typographi  nostri  nihil  celare  sciunt,  sed  omnia  studiosis  communicant.  Et  quia 
ego  fere  solus  ex  modernis  Professoribus  libros  aliquot  scripsi,  qui  per  totum  Imperium  distracti  et 
extra  illud  divenditi  quoque  fuerant,  omnes  qui  hunc  librum  legerent  me  authorem  esse  crederent: 
quod  mibi  posset  odium  apud  multos  et  indignationem  apud  Serenissimum  Neoburgicum  conciliare, 
qui  —  cum  pari  im  aliquid  intellexisset  — suaviter  me  moneri  jussit  ut  a  controversiis  Palatinis  abstinerem. 

Der  Eingang  des  Schreibens  endlich  vom  13.  November  1643  besagt:  Ex  literis  ad  me  datis 
atque  iis  quae  bactenus  impressa  fuerunt  probe  intellexi,  quam  strenue  Dominatio  vestra  laborare 
porg&t ;  gratulor  tarn  felicem  successum,  et  quod  paulatim  portum  navigationis  suao  prospicere  incipiat, 
finem  band  dubio  brevi  factura,  et  perennem  laudem  nominisque  sui  memoriam  sibi  conciliatura.  — 
Questionem  de  nomine  autboris  ego  facile  resolvissem:  cum  enim  et  laborem  meum  per  correctionem 
suum  fecerit,  et  praeterea  longo  majorem  superaddiderit,  conveniebat  utique  ut  a  majori  fieret  et 
notiori  denoroinatio.  Nam  et  si  solus  omnia  scripsissem,  non  tamen  libenter  permisissem  ob  causas 
non  ita  pridem  patefactas  —  et  in  primis  propter  Serenissimum  Principem  Neoburgicum,  qui  non 
libenter  vidit  me  ad  boc  applicari  —  ut  nomen  meum  operi  praefigeretur. 

Abb.  d.  III.  Gl.  d  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III.  Abtb.  6 


36 

Juni  1642  fertigen  fünften  Druckbogen^)  wieder  unterdrückten  „Spongia 
fuliginis  Rusdorflaanae,  hoc  est  censura  et  solida  refutatio  Vindiciarum 
causae  Palatinae  sub  noinine  cuiusdam  Joannis  Joachimi  a  Rusdorff,  Ger- 
manis de  Fuliginosä  Villa  dicti,  publicatarum :  qu4  fuliginosi  auctoris 
imposturae  calumniae  pugnantia  et  absurda  etc.  delentur,  et  ad  rem 
ipsam  succincte  et  solide  respondetur"  zu  Allerheiligen  des  Jahres  1643 
vollendet  wurde  und  im  folgenden  zu  Frankfurt  am  Main  in  Folio  im 
Drucke  erschien,  in  die  Schranken,  wovon  —  wie  von  der  angeführten 
Spongia  ein  Exemplar  der  fünf  Correcturbogen  —  noch  das  Originalmanu- 
script mit  Correspondenzen  die  sich  auf  diese  Streitschriften  beziehen  im 
geheimen  Hausarchive  vorhanden  ist.  Solchem  für  den  Boden  der  Oeffent- 
lichkeit  bestimmten  Treiben  entgegen  warf  sich  die  Neigimg  des  Johann 
Lieb  ganz  vorzugsweise  auf  das  Gebiet  der  Genealogie  und  der  Wappen- 
wie  Siegelkunde,  wovon  die  zahlreichen  Erzeugnisse  welche  sich  bis  zur 
Stunde  erhalten  haben  beredtes  Zeugniss  ablegen.  Es  sei  in  dieser  Be- 
ziehung an  nichts  weiter  als  an  das  erinnert  was  bereits  Oefele  in  seinen 
Herum  boicarum  scriptores  II  S.  102  in  der  Note  m  bemerkt:  Inter 
alia  diligentiae  gratuitae  monumenta  Joannes  Liebius  triginta  volumina 
satis  spissa  in  4***  reliquit,  ordine  alphabetico  digesta,  quae  aliquot  in- 
signium  gentilitiorum  myriades  continent  manu  delineatorum,  quibus  pro 
re  nata  subitanea  familiarum  notitiae  inservientia  excerpta  adjecit.*) 
Wieder  mehr  publicistisch  endlich  treten  uns  die  Schriften  des  Johann 
Sebastian  W  ä  m  p  1  entgegen.  Eine  kleine  Auswahl  von  ihnen  liess  er  selbst 
im    Jahre  1665    in  einen   besonderen  Folioband   von  153  Blättern^)   zu- 


3)  Am  9.  Jani  dieses  Jahres  schrieb  Manz  an  Adlsreiter:  accepi  quinqne  qoatemiones  Spongiae. 
Gratnm  mihi  esset,  si  et  reliqaas  habere,  et  quid  porro  cum  meis  scriptis  ageretnr  intelligere  possem. 

unterm  26.  April  1643  sodann  vernehmen  wir:  Desiderabam  din  intelligere,  quid  in  negotio 
Palatino  ageretnr;  et  quia  non  nisi  38  paginas  —  das  Schmatztitelblatt  ist  nämlich  nicht  gezählt  — 
Spongiae  receperam,  mirabar,  nbi  reliqnae  manerent.  Nunc  aatem  ex  literis  Dominationis  vestrae 
abnnde  percepi,  ob  quam  cansam  editio  suspensa  faerit. 

4)  Syllogen  hanc  —  knüpft  er  hier  noch  an  —  studiose  servat  atqne  etiam  adaaget  hodiemns 
Tabnlarii  hoici  castos  cl.  y.  Ignatias  Attenkofems  Monacensis  bojas,  qai  conscriptis  mnltomm  annomm 
labore  novis  indicibns  volnminihnsque  omnibas  in  accnratiorem  atqne  nitidiorem  ordinem  redactis  non 
tarn  meas,  qnae  nt  aroici  snspectae  esse  poterant,  quam  posteritatis  landes  et  meretar  et  ezpectat. 

5)  Er  ist  in  Pappendeckel  mit  weissgelbem  Lederübenage  gebunden,  an  den  gesammten  Bändern 
wie  über  den  Bücken  mit  eingepressten  Goldverzierungen,  in  der  Mitte  des  Vorder-  wie  Hinterdeckels 
mit  dem  baierisch-pfälzischen  Wappen  gleichfalls  in  Golddruck. 


37 

sammenschreiben,  der  zum  Handgebrauche  des  Kurfürsten  Ferdinand  Maria 
bestimmt  gewesen  sein  mag,  darunter  diejenigen  welche  nachher  unter  den 
Num.  33,  46,  77  S.  zurErw&hnimg  gelangen.  "Weitere  finden  sich  noch  in 
einem  von  seiner  Hand  gefertigten  Verzeichnisse,^)  welches  sich  gleich 
dem  berührten  Foliobande  im  geheimen  Hausarchive  erhalten  hat 

Schon  aus  diesen  wenigen  Anführungen  wird,  wenn  man  die  baierisch- 
pßllzische  Geschichte  bis  in  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  ins  Auge 
fasst,  kaum  ein  Zweifel  darüber  bestehen  können,  dass  es  an  Gelegenheiten 
zu  den  vielseitigsten  archivalischen  Untersuchungen  nicht  gefehlt  hat,  zu 
deren  Lösung  man  verschiedener  geschichtlicher  Hilfsmittel  bedurfte. 

Dass  solche,  theilweise  auch  gerade  von  den  früheren  baierischen 
Archivaren  herstammend,  sich  im  geheimen  Haus-  und  Staatsarchive  bis 
zur  Stunde  erhalten  haben,  wird  nicht  befremden. 

Je  mehr  es   nun  überhaupt  bei  dem   von  allen  Seiten  in  rührigster 


Das  Titelblatt  laiit«t:  Relation  nd  Beschreibimf;  vber  mdeMohidUiche  dem  Dorcbleichtigieten 
CbartGretlichen  Hanaz  Baym  etc.  cotopetierente  OereGhtaambe,  darmit  getroffeae  Pacta,  Testament« 
düpoettionen,  Jura  sacceseionis  et  primogenitarae,  Bäbstlicbe  Indolta,  Kajszerliche  Ftimlegia,  mtid 
Eupectanien.  Zusamben  getragen  ann  dem  Chorfttretl.  Oebaimben  Archin  dnrch  Lic  Jobann  WSmp], 
CbnrfBntl.  BeuBion  Bbat.  Anno  1665. 

Der  das  Blatt  2  bildende  .Elencbiu''  fsbrt  folgende  Stacke,  wovon  indessen  das  erste  sich  nicht 
findet,  mit  Angabe  der  Folien  des  Textes  auf: 

1>»  Arbor  Consangoinitatia  von  dem  Ottone  Wittelspachio  bis  anf  ieiige  Zeit. 
2^  Wie  das  Lanndt  Baf  rn  anf  Ottonem  Wittelspacbinm  kommen,  beniacb  aof  eraignete  TodtßU 
Jnre  Saccessionis  vertbailt,  entlicb  aber  das  Jos  primogenitnrae  introdnciert  worden.  Folio  5. 
3^  Waagestalten  et  qno  Titnlo  solcbea  Lanndt  nacb  rnnd  nach,  dnrch  hiennekommene  Stött  vnd 
Flöckhen  erweittert,  auch  die  ganoti  obere  Pfali  darzne  wider  gebracht  worden.  Folio  57. 
i"  An  was  orthen    auch  dises  ChurfQratl.  Hans  Eiapectani  vnd  antwartacbafft   auf  begebente 

ßihi  zesnecben  habe.    Folio  107. 
5^  Was   anf  den  im  Fridenschlns  de  Anno  1648   Art.  4  enthaltenen  fbhl   deflcleutis   Lineac 
Qnilbelmianae  den  Pfsltgrafen  Bnedolfiscber  Linj  snefollen  wnrde,    wie  manu  jnaen  begegnen 
knode,  Tnd  wer  sonnst  ez  Linea  Albertj  die  Snccession  in  praetendim  liat.    Folio  109. 

6.  Wie  die  Statt  Begensparg  vor  diaem  zd  Bayni  gehört,  vnnd  was  mann  daseibst  noch  für 
Jnra  tn  behaupten  habe  oder  uit.    Folio  116. 

7.  Das  mann  anf  QSiti  von  Alters  noch  praetension  habe,  wegen  Tjrol  aticr  sich  vergücben. 
Folio.  124. 

8.  Was  die  HBnogen  in  B^ttd  etc.  TOD  dem  Bäbstlicben  Stnel  fOr  Indnlta  erhalten,  vnd  sonnst 
mit  den  herrn  ordinarijs  sieb  verglichen.    Folio  131. 

9.  Was  jnnen  von  den  BSm.  Kajsxem  f&r  Prioilegia  erthailt  worden.    Pol.  142. 

10.  Fraesentation  zum  Cammergericht  vnnd  Craisdirection.    FoL  151. 
C)  El  wird  in  der  Beilag«  1  seinem  ganzen  Wartlante  nach  mitgetheilt. 


38 

Weise  bethätigten  Aufstöbern  von  geschichtlichem  Stoffe  wünschenswerth 
erscheint,  von  dem  Vorhandensein  solcher  Arbeit-en  da  oder  dort  sichere 
Kunde  zu  haben,  selbst  wenn  ein  grosser  Theil  von  ihnen  auch  keine 
andere  als  nur  eine  literärgeschichtliche  Bedeutung  zu  beanspruchen  hat, 
desto  lieber  wollen  wir  denn  mm  eine  Umschau  nach  ihnen  in  den 
teiden  genannten  Archiven  halten. 

Es  wird  sich  diese,  um  so  eher  rechtfertigen,  als  zunächst  überhaupt 
bis  zur  Stunde  eine  auch  nur  annähernd  brauchbare  Verzeichnung  oder 
gar  Einzelbeschreibung  dieser  in  verschiedenen  Beständen  hinterliegenden 
Schriften  nicht  einmal  in  den  Archiven  selbst  vorhanden,  als  sie  sodann 
eine  Reihe  von  bisherigen  irrthümlichen  Annahmen  berichtigen  hilft, 
als  sie  weiter  so  manche  ganz  und  gar  neue  Arbeit  erschliesst,  und  als 
sie  endlich  weiter  nunmehr  zur  einlässlicheren  Untersuchimg  dieser  und 
jener  aus  ihnen  anregen  dürfte. 

Es  sind  zum  grossen  Theile  genealogische  Werke  und  was 
alles  hiemit  in  gebundener  und  ungebundener  Rede  in  Verbindung  steht, 
es  sind  weiter  Schriften  welche  sich  auf  einzelne  Herrscher  beziehen, 
es  sind  mitunter  geographische  und  topographische  wie  orts- 
geschichtliche Arbeiten,  es  sind  aber  auch  wirkliche  Ge- 
schichtsbücher über  einen  kleineren  oder  auch  grösseren 
Zeitraum. 

Sie  können  einzeln  für  sich  vorkommen.  Aber  es  wird  auch  nicht 
befremden,  dass  die  einen  wie  anderen  im  Laufe  der  Zeit  in  Sammel- 
bände vereinigt  worden  sind,  in  Sammelbände  von  verschiedenem  Um- 
fange und  ebenso  von  theilweise  höchst  verschiedenem  Inlialte. 

So  finden  sich  beispielsweise  in  einem  dergleichen  Bande  im  ge- 
heimen Hausarchiv^  aus  dem  ersten  und  theilweise  aus  dem  zweiten 
Viertel  des  16.  Jahrhunderts  in  Folio  nachstehende  genealogische  und 
geschichtliche  Gegenstände: 

a)  die  unten  in  Nummer  56  besprochenen  Reste  aus  des  Ladislaus  Sunt- 
heim  Genealogien; 

b)  eine  Reihe  von  Aktenstücken  und  Ahnenproben  zu  Präbenden  des 
Erzstiftes  Köln  und  des  Hochstiftes  Strassburg  fiir  des  Herzogs 
Johann  U  von  Simmern-Sponheim  Söhne  Georg  und  Reichard  aus 
den  Jahren  1529—1535; 

c)  die  nachher  unter  Nummer  49  aufgeführte  deutsche  Bearbeitung  der 


39 

Chronica  de  principibus  terrae  Bayarorum  des  Andreas  von   s.  Mang 
in  Stadtamhof ; 

d)  die  unten  in  Nummer  57  erwähnte  Umarbeitung  der  baierischen 
Chronik  des  Ulrich  Ffitrer; 

e)  auf  der  ersten  Seite  eines  einzeln  eingehefteten  Bogens  eine  Zusammen- 
stellung von  Auszügen  aus  Urkunden  von  Ludwig  dem  Römer  an  ^) 
bis  zur  goldenen  Bulle  Kaiser  Sigmunds  vom  Jahre  1434  über  die 
Erzfolgeordnung  in  der  Pfalz,  das  den  Kurfürsten  daselbst  gebührende 
Erztruchsessenamt,  sowie  darüber  dass  die  Ausübung  des  Kurrechtes 
der  Pfalz  zustehe; 

f)  auf  den  ersten  fünf  Seiten  von  zwei  in  einander  gehefteten  Bogen 
und  sodann  auf  einem  einzelnen  Bogen  Abschriften  von  zwei  hierauf 
bezüglichen  Urkunden  des  Kaisers  Sigmund  aus  Aachen  vom  8.  Nov. 
1414  wie  desWillbriefeß  des  ErzbischofesKonrad  von  Mainz  vom  Montage 
nach  dem  Dreifaltigkeitstage  des  Jahres  1420,  wie  hier  das  Datum  lautet ; 

g)  das  nachher  unter  Nummer  55  aufgezählte  Bruchstück  einer  baierisch-  ^ 
pfälzischen  Chronik.  \ 

Viel  bunter  ist  das  Gemisch  eines  umfangreichen  nach  der  Mitte 
des  16.  Jahrhunderts  vereinigten  Sammelbandes  ebendort,  wieder  in  Folio. 
Wir  stossen  da  —  die  erste  stärkere  Hälfte  bis  auf  Lit.  q  und  r  bilden 
Vorarbeiten  zu  Aventins  grösseren  deutschen  Schriften  — .  auf  Nieder- 
zeichnungen aus  Welt-  und  anderen  Chroniken,  auf  geographische  Darstel- 
lungen, auf  Denkmäler  zur  baierischen  Geschichte,  auf  verschiedenes  andere, 
wie  sich  aus  dem  Inhalte  ergiebt,  dem  hier  eine  kurze  Mittheilung  gegönnt 
sein  soll,  bei  welcher  natürlich  was  nicht  besonderen  Bezug  auf  Baiem 
hat  nicht  eingehender  berücksichtigt  werden  kann,  sondern  nur  für  den 
Behuf  eines  Gesammtüberblickes  im  allgemeinen  angeführt  wird: 

a. 

Gleich  der  erste  Bestandtheil,  aus  Kölner  Chroniken  gebildet,  ist  nur 
mehr  als  Bruchstück  erhalten.  Er  umfasst  nämlich  noch  zwei  in  ein- 
ander liegende  Bogen  lose,  und  eine  Lage  von  flinf  Bogen. 

Die  beiden  in  einander  liegenden  Bogen  sind,  wie  es  den  Anschein 
hat,  die  inneren  der  bis  auf  sie  zu  Verlust  gegangenen  Lage  gewesen. 
Sie  beginnen  jetzt  mit  den  Worten :    jm  sein  vatter  zu  aim  züchtmaister 


7)  Ladwig  der  Römer,  Eejser  Ludwigs  snne,  bait  mit  den  andern  Charfilrsten  das  rechtt  helffen 
sprechenn,  das  die  Chnr  das  ampt  bj  der  Pfaltz  mit  allen  landen  blyben  soll:  vnd  synes  vatters 
Keyser  Lndwigs  verdrag  stilswigend  vbergangen. 


^ 


40 

den  heilligen  sannt  C&mbert,  ynd  zu  aim  hoffmaister  Pypino  den  ersten 
zu  Brabanndt  mit  dem  bischoff  zu  Köln  n.  s.  w.  Den  Inhalt  bildet  die 
Oeschichte  der  Frankenkonige  bis  auf  Cbilderich  zum  Jahre  757.  Daran 
schliesst  sich  unter  dem  üebergange  „hie  yacht  an  des  grossen  Elaroly 
ling  von  Frangkreich^'  die  Geschichte  Pipins  des  kurzen,  Karls  des  grossen, 
bei  welchem  unter  anderem  erwähnt  wird,  dass  „Franciscus  Petrarcho 
poeta  schribt  in  ainer  epistl,  daz  Earolus  hab  gebaut  das  rathaus  vnd 
münster  zu  Ach^'  u.  s.  w.  bis  auf  Kaiser  Lothar  I  mit  den  Schlussworten : 
nach  der  taillung  regiert  Lothario  das  reich  10  jar.  da  schigkt  er  sein 
son  Ludwig  zu  babst  Sergius.  der  krondt  in  zu  aim  konig  in  Lümardyen. 
also  regierten  sie  baid  das  reich  mit  ainander  5  jare  etc. 

Die   nun   folgende   Lage  von   fünf  Bogen   beginnt   mit  dem  Jahre 

1001,   da   „kaiser   Hainrich  von  Baumberg  der  erst   konig^^  wurd,     und 

reicht  auf  der  ersten  Seite  bis :  Albrecht,  romischer  konig,  RudolflBs  sonne, 

starb  anno  1308  jar  am   4  tag  septembris.   vnd  fraw  Beatrix  ligt  in  der 

%  kruffl  zu  Speyr. 

Die  zweite  Seite  beginnt:  Graue  Ott  von  Gellern  war  bey  kaiser 
Hainrich  dem  dritten  anno  1050  jar.  er  starb  anno  1117  am  5  tag  abril 
bey  dem  4  kaiser  Hainrich.  Man  hat  es  da  vorzugsweise  mit  einer 
Kaiserchronik  ^)  zu  ttiun,  wie  auch  die  Bezeichnung  „Gronigka  GoUonia 
Zessar^^  und  „Gronigka  GoUonia  Gesar^^  schon  andeutet,  bis  zum  Tode 
Friedrichs  III:  anno  1493  jar  zu  Lins  im  äugst  des  19  tags  vff  sant 
Bemharts  abend. 

Unmittelbar  darnach  folgt  auf  dem  achten  Blatte  unter  der  üeber- 
schrift  „alle  keisser  mit  dem  kürczsten.  Gronigka  GoUonia'^  das  Yer- 
zeichniss  der  Namen  der  Kaiser  theils  mit  Angabe  der  Jahre  ihres  Begier- 
ungsantrittes,  theils  ipit  Beifügung  der  Zahl  der  Jahre  ihrer  Herrschaft, 
theils  mit  kurzen  geschichtlichen  Bemerkungen,  bis :  Friderich  erczherczoge 
zu  Ostereich  ward  romischer  konig  anno  1440  jar. 

b) 
Auf  einer  Lage    von  drei    Bogen    begegnet    uns    jetzt   eine   grosse 
Sammlung  von  Genealogien  zur  alten  Geschichte. 


8)  Unter  Friedrich  II  ist  zu  lesen :  Kaiser  Friderich  schraib  an  die  fnrsten  haimlich  brieff  nach- 
folgender mainung.  vnd  was  sein  anfang  lateinisch  also:  collegemnt  pontifioes  et  pharisei  conciliom: 
die  bischoff  vnd  die  gleisner  haben  sich  yersamelt  n.  s.  w. 

Der  Schlossabsats  beginnt:  Disser  kaiser  Friderich  macht  ain  sonder  bach  in  den  kaiserlichen 
rechten  von  den  lechengaettem  etc. 

Die  Aosf&hrnng  über  Kaiser  Ludwig  den  Baier  findet  sich  im  Anhange  IL 


41 

Zui^lu*t  „die  linge  Cristy"  roti  Noe  bis  zd  :  Joseph,  ein  verordneter 
vatter  Jhesa  Cristj,  Tod  ein  gemachel  der  edlen  jangfraw  Maria. 

Daran  scbliettaen  sich  „die  3  Kirsten  im  Feld  Senaar". 

Unmittelbar  an  sie  reiben  sicli  dann  die  ESnif^e  von  Assyrien  von 
Bellns  bin  Ässaradon,  den  Sobn  Senacheribs,  wobei  die  nrspr&nglicb  aaa- 
galassene  Reibe  von  der  Semirauiis  bis  zum  Sparetos  erst  nachgetragen  ist. 

Es  folgt  noch  das  Reich  Sichinornm  oder  Sichiononim  n.  s.  w. 
von  K&nig  Egiales  an  bis  za  Tbantiacna  Thiramachos,  und  Lydien  von 
Ardis  oder  Ardisina  bis  Groesus. 

c) 

Nnmnebr  fuhren  uns  vier  Lagen  von  5,  4,  3,  wieder  3  Bogen  in 
eine  ganz  entsetzliche  Sammlung  von  Verzeichnungen  ans  der  Geschichte 
der  verschiedensten  Völker  des  Morgen-  wie  des  Abendlandes. 

Sie  b^innt:  Nach  abgang  sanct  Ludwigs  ward  Carotly  dem  andern 
konig  zu  Neopollis  ausz  Maria  seinem  gemachl,  des  konigs  zw  Vngeren 
tochter,  gebaren  6  son,  5  tochter:  Garoll;  kong  zw  Vngeren,  Rupert 
herczog  zw  Gallabria ,  Phillipns  fürst  des  tharantiniscfaen  farstenthnms, 
Clemeucya  nam  Garolly  kooig  Phillypsaen  eltsten  sonne  u,  s.  w. 

Der  nächste  Absatz  spricht  von  Gwillidinus  mit  dem  Beinamen  des 
Gütigen,  Herzog  zu  Aquitanien  und  Grafen  zu  Alvemia,  der  keine  männ- 
lichen Erben  hatte,  und  desshalb  auf  seinem  väterlichen  Besitzthum  in 
Bni^und  das  Kloster  Gluguy  stiftete  und  den  berühmten  Bemo  als  Abt 
dahin  setzte. 

Darauf  geschieht  Kölns  Erwähnung:  Agnppa  oder  Gollonia,  das  ist 
Göln,  als  Sicardus  cremonensis  helt,  zw  den  zeitten  Enee  des  Troyaners 
von  einem  troianischen  Colonus  genant  n.  s.  w. 

Zwischen  Aufzeichnungen  über  Langobarden-  und  Gothenkönige  ist 
mitten  hinein  die  Nachricht  gerathen,  dass  die  königliche  Stadt  Aegyptens, 
Gayron  oderAlkeyro,  nicht  weniger  als  „hundert  vnd  fnnffzig  achtel  eiuRr 
meil  weit  vmb  sich"  habe. 

Eine  weitere  einla-ssliche  Verzeichnung  aller  fortan  erscheinenden  Ab- 
ätze würde  einen  onverhältnissmässigeu  Raum  beanspruchen.  Daher  hier 
nnr  noch  folgende  Andeatnogen. 

Von  Bern,  der  alten  Stadt  Wälschlauda,  ist  angeführt,  wie  sie  im 
Jahre  1405  in  die  Gewalt  Venedigs  gekommen. 

Nach  den  Schlusitab^tzen  sodaun  über  Troja  und  über  „Manfridas, 
keisser  Friderichs  son  ausz  eim  edlen  kepsweib  geborn"  folgt  unmittelbar 
eine  ziemliche  Zahl  von  Herrscherreihen  und  Genealogien. 


) 


42 


) 


Den  Reigen  eröffnen  die  ,  jüdisch  Bischoflf '  und  die  ,  jüdisch  Priester" 
oder  „Juden  Priester**  von  Levi,  dem  Vater  aller  Leviten,  bis  zum  Cayphas. 

Ohne  Unterbrechung  wird  dann  von  den  drei  jüdischen  Sekten  der 
Pharisäer,  Saducaer  und  Essäer  gehandelt. 

Nach  der  Bemerkung,  dass  vier  von  den  „in  der  linige  der  Bischoff^^ 
gesetzten  nicht  höchste  Priester  gewesen,  nämlich  Czaraya,  Meyraioch, 
Amarias  und  Achitob,  folgt  die  „linige  der  Richter  Israhell^^  von  Delbora 
bis  Samson  und  Heli. 

Dann  die  „anweld  Jadee^^  von  des  grossen  Herodes  Sohn  Archelaus 
bis  auf:  Pilatus,  von  geburt  ein  Gallier,  ausz  der  stadt  Lyon  pürtig,  ein 
listiger  vnd  scliadbar  man,  ist  im  13  iar  Tibery  n.  s.  w. 

Dann  „stend  die  konig  Irabel"  von  Jeroboam  bis  Oczee,  den  letzten : 
vnd  ward  von  Salmanasar  dem  konig  der  Asirier  gefangen,  vnd  Israhel 
in  die  Asirier  gewendet. 

Daran  reihen  sich  jetzt  Syriens  Könige  von  Benadab  bis  Demetrius 
und  Philipp. 

Ihnen  folgen  die  Könige  Aegyptens  von  Pharo  *)  Mephres  bis  zum 
Untergänge  im  rothen  Meere,  und  dann  —  nach  Einschiebung  der  babylon- 
ischen Herrscher  —  von  Ptolomeus  I  nach  Alexanders  des  Grossen  Tod 
fort  bis  zum  Ende  der  Cleopatra. 

Die  berührten  Könige  von  Babylon  und  Ghaldäa  sodann  beginnen 
mit  Menadoch,  und  reichen  bis  zum  Balthausser,  dem  Sohne  des  Evil- 
merodach. 

Jetzt  kommt  „Alexander  des  grossen  theilung^^  mit  Andeutungen 
über  die  aus  ihr  hervorgegangenen  ßeiche. 

Durch  unrichtigen  Einband  dieser  Lage  sind  nan  endlich  noch  die 
Könige  der  Perser  und  die  wälschen  Könige  sehr  in  einander  hinein- 
gerathen. 

Die  ersten  reichen  von  Darius,  dem  „geswistertkind  mit  Astiage^^  bis 
zum  Fall  des  Reiches   durch  Alexander  den  grossen  wieder  unter  Darius. 

Die  Könige  in  Italien  endlich  beginnen  mit  Janus  als  dem  ersten 
Könige  „welscher  lannde^^  und  Satnrnus,  und  schliessen  mit  Tarquinius 
dem  Hochf artigen. 

d) 

Stehen  die  unter  b  und  c  aufgezählten  Gegenstände  aaf  Papier  von 
kleinerem  Formate  als   die  unter  a  berührten,  so  bietet  uns  jetzt  wieder 


9)  Gleich  im  Eingange  wird  hierüber  angemerkt:  Alle  konig  vonEgipten  hiessen  des  malsPha- 
raones.  aber  dis  was  nit  ir  eigner  nam,  snnder  ein  namen  königlicher  wirdigkeit,  als  yeczo  bey  vns 
alle  romischen  keisser  merer  des  reichs   genandt   werden,    vnd  ein  yder  Pharo  het  ein  eygen  namen. 


43 

in  dem  grösseren  eine  Lage  von  drei  Bbgen,  wovon  der  mittlere  leer  ist, 
zanachst  geographisch-geschichtliche  Mittheilungen  über  Seeland,  West- 
phalen,  Schwaben,  Spanien,  Portugal,  hauptsächlich  mit  Benützung  der 
Arbeit  des  Aeneas  Silvins  über  Europa.  Vgl.  auch  unten  Lit.  g  am  Schlüsse. 
Wenigstens  heisst  es  unter  Schwaben:  Eneas  Silvius  Pyus  hat  im 
anfang  dis  seins  büchleins  zo  gesagt,  das  er  die  europischen  sachen  an 
das  liecht  bringen  wol.  aber  die  weil  er  mit  der  ausztailong  obers  vnd  niders 
teuczsch  lands  vmbgangen  i^t,  hat  er  den  blumeu  der  selben  nacion 
vnder  wegen  gelassen:  dan  er  hat  nichczs  von  dem  aller  eltisten  volck 
teuczscher  nacyon  der  Schwaben  geschriben,  die  doch  der  geschicht- 
schreiber  Strabo  und  Julius  Eeisser  in  kriegs  Sachen  mit  wanderberlichem 
lob  erheben:  dan  das  Schwabenland  ist  yeczo  mit  vil  bischofflichen  kirchen 
vnd  hochberümpten  stetten  wolbeseczt,  vud  mit  vil  namhafften  wasser- 
flüsseo  wolbefeuchtigt ,  fruchtper  vnd  reich  an  getraidt  vnd  wein,  mit 
vast  sinreichem  Wolkundendem  vnd  streitischicklichen  folck  beseczt. 

Nachdem  unter  Portugal  noch  der  Entdeckungsreise  des  Jahres 
1483/1484  gedacht  ist,  wobei  ehrende  Erwähnung  auf  den  als  zweiten 
Patron  für  sie  bestellten  „Martein  Bechern,  ain  Teuczschen  von  Nürnberg, 
von  erberm  geschlecht  daselbst  geporn,  in  erkantnus  des  gelegers  der 
erden  hocherfarn''  u.  s.  w.  einfliesst,  reihen  sich  nun  ohne  Unterbrechung 
wieder  genealogische  und  geschichtliche  Dinge  an. 

Es  beginnt  „die  linge  Cristi^^  mit:  Adam  vnsser  erster  vatter  lebt 
930  iar.  Sie  schliesst:  Joseph,  der  70  an  der  zai,  ain  sonn  Jacobs,  vnd 
ain  gemachel  der  gepererin  gottes. 

Daran  reihen  sich  unter  der  Ueberschrift  „Gepurt  von  der  weit  an- 
&ng^^  sechs  Zeilen  mit  dem  Anfange:  Seth  ward  gebor n  im  anfang  des 
130  iars  Ade.  aber  die  100  iar  der  bewainong  Abels  von  Ade  werden 
nit  zeit,  die  Moyses  ausz  lies:  dar  vmb  ist  es  230  iar.  Enos  ist  geborn 
im   105  iar  Seth    vnd  im  425  iar  der  weit.  Gaynan  ist  geborn   u.  s.  w. 

Nach  dem  nun  folgenden  leeren  Bogen  stösst  man  auf  eine  Fortsetzung 
der  römischen  Kaiser  in  Philipp,  dem  28  derselben,  bis  auf  Constantin 
den  Grossen,  den  43  und  letzten  römischen  und  ersten  griechischen 
Kaiser,  der  im  Kampfe  gegen  die  Parther  in  einem  Dorfe  bei  Nicomedia 
im  31  Jahre  seiner  Herrschaft  und  im  56  seines  Alters  starb:  sein  tod 
ward  verkündt  durch  ainen  cometten  vngewonlicher  gross  etwa  lang 
scheinend. 

Hieran  knüpft  sich  das  Yerzeichnise  der  griechischen  Kaiser  bin 
auf  Michael  zur  Zeit  Karls  des  Grossen. 

Endlich   schliessen    „aber  römisch  kaiser  mit  irn  namen^^    eben    von 
Karl  dem  Grossen  bis  Friedrich  HI  und  Maximilian. 
Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  III.  Abth.  7 


/ 


44 


e) 

Ist  alles  wovoD  bisher  die  Rede  gewesen  darchlaafend  geschrieben, 
so  tritt  uns  jetzt  eine  Lage  von  ursprünglich  zwei  Bogen  entgegen,  deren 
erstes  Blatt  ausgeschnitten,  von  deren  letztem  die  Rückseite  leer  ist,  von 
ganz  verschiedener  Hand  auf  den  jetzigen  zwei  ersten  Blättern  in  zwei 
Spalten  geschrieben. 

Den  Inhalt  bildet  unter  der  üebersclirift  „Von  dem  vMprung  der 
konig  vnd  kouigreich  zu  Hispanien"  deren  Geschichte  von  der  Theilung 
der  Welt  unter  die  drei  Söhne  Noes  bis  zum  Regierungsantritte  des 
Königs  Johann  III  im  Jahre  1454,  dessen  feierliche  Krönung  im  Dome 
von  Burgos  am  Tage  des  Apostels  Jakob  noch  erwähnt  wird,  wie  der 
darauf  erfolgte  Ritterschlag  an  210  Adelige  sammt  den  am  folgenden 
Tage  begonnenen  lötägigen  feierlichen  Hof-  und  Ritterspielen. 

Am  Schlüsse  steht:  Durch  doctor  Frantzen  Prauu  zu  München  ge- 
tewtschtt. 

f) 

Weiter  bringt,  wie  alles  folgende  wieder  durchlaufend  geschrieben, 
eine  Lage  von  drei  Bogen  einen  „Auszug  von  magister  Johannes  Thaw- 
roth  ausz  seiner  Cronigken :  die  geburt  vnd  blut-stamen  konig  Athilla 
vnd  seiner  nachkomen/^ 

Zunächst  erscheint  nur  das  Verzeichniss  der  Namen  von  „Noe  vnsserm 
andern  vatter  vff  erden^^  bis  auf  den  heiligen  Stephan:  geboren  anno 
nach  Christi  geburt  969  jar.  regiert  46  jar  oder  in  das  36  jar,  vnd  starb 
anno  1038  jar. 

Daran  knüpft  sich  dann  unter  dem  üebergange  „nach  dem  als  man 
schraib  373  jar  vntter  dem  babst  Damasius  dem  ersten  vnd  keisser  Vallens 
sint  die  Vngern  gezogen  ausz  Scittia.  da  ist  Atilla  in  ihrem  28  jar 
jrer  zwkunfft  in  Yngem  zw  konig  ^wölt  worden  als  man  schraib  401 
jare^^  die  ausfuhrlichere  Behandlung  der  ungarischen  Herrscher  eben  von 
Attila,  dem  38  derselben,  bis  zu  Maria,  der  Oemahlin  Sigmunds:  aber 
die  Vngeren  credenczten  im  die  vor  vber  iren  willen,  also  hielt  er  ein 
lantag:  da  liesz  er  vil  gemach  zw  richten,  vnd  sc[h]igkt  nach  zwölffden 
mechtigsteo ,  die  an  der  sach  schuldig  waren,  lies  er  alle  in  die  selben 
gemach  heugken,  vnd  gieng  dar  [nach]  in  sein  gemach,  vnd  liesz  alle 
thüren  ofien  steen,  das  sie  menigklich  sechen  möcht.  aber  sie  schied 
onne  leibs  erben  von  disser  weit. 

g) 

Die  folgende  Lage  von  sechs  Bogen  bietet  geschichtliche  und  geograph- 
ische Gegenstände. 

Die  ersteren  sind  der  Rest  von  Aufzeichnungen  zunächst  wieder  über 
ungarische  Herrscher,  den  heiligen  Emerich  und  seinen  Bruder  Ladislaus ; 


45 

über  König«  von  Neapel,  Alplions,  Ferdinand  II;  über  Eßnige  von 
Sicilien,  Maufred,  Karl,  Karl  II,  Rupert;  Ober  Könige  von  England, 
Adolf,  E>]mnnd,  Ednard,  Ethgar;  nnd  andere  bis  anf  Kaiser  Otto  I,  der 
vom  Pabste  Agapitus  nnd  einem  grossen  Theile  des  italieniscben  Adels 
gegen  die  Tyrannei  des  Berengar  und  seines  Sohnes  Albert  —  ygl. 
nnten  Lit.  p  mit  der  Note  14  —  zu  Hilfe  gerofen  wnrde:  dar  anff  zoch  er 
wol  mit  fUnffzig  taassend  wapnern  durch  Forianl  in  Welscheland,  vnd  ent- 
seczet  vatter  vnd  sonn,  vnd  nam  Welscheland  ein,  vnd  entledigt  Alinndam 
aiisz  fancknns,  vnd  vermecfaelt  im  die  zo  der  ee. 

Unmittelbar  hieran  knüpft  sich :  Von  allen  reichen  fnrstentomen 
TQd  gegentten  in  Enropia  aini  jeden  ain  klaine  meldoug.  Eh  ist  das  eine 
dentsche  Bearbeitnng  von  des  Enea  Silvio  eoropäischer  Geographie,  nnd 
handelt  zuiwchst  von  der  gegent  (Sarmacia  oder)  Polenn,  dann  von  der 
gegent  Hungeren,  von  der  gegent  der  Wallacheyen,  von  der  g^ent  Tracia, 
von  der  gegent  Afacidonia,  von  der  gegent  Magnesia  vnd  Theasalliam, 
von  der  gegent  Boecia,  von  der  gegent  Hellin  oder  Actica,  von  der  gegent 
Peloponeeo,  von  der  gegent  Achaia,  von  Epiro  der  g^^t,  von  der  g^^nt 
Albania.     Ygl.  oben  Lit.  d  am  Anfange. 

i>) 

Eine  L^e  von  zwei  Bogen  behandelt  den  „recht  bintstam  der  marg- 
graneu  zn  Brandenbui^,  herrüeren  von  den  grauen  zu  Czollern"  zunächst 
in  diesem  Hanse  von  Eyttel  Friderich  grafen  zu  Hochea  Zollem,  dem 
Gemahle  der  Tochter  des  Grafen  Albrecht  von  Habsbnrg,  bis  zum  Grafen 
Frauz  Wolf  zu  Zollem  nnd  Haigerloch,  sodann  im  Geschlecbte  der  Bui^- 
grafen  zu  Nürnberg  von  Eyttel  Friderich  dem  jQugeren  und  seiner  Frau 
Irmeltrant  bis  zum  Markgrafen  Friedrich  von  Brandenburg  und  seiner 
schönen  Gemahlin  Elisabeth  von  Niederbaiern  -  Laudshat  sammt  deren 
Nachkommen  bis  zum  KurfUrsten  Joachim  I. 

Unmittelbar  daran  knüpfen  sich  unter  der  Ueberschrift  „Mit  dem 
kürczsten  volgen  her  nach  alle  Curfursten  von  dem  ersten  vff  den  leisten" 
zunächst  diederP&lz  von  Ottillo  dem  groasen  Streiter,  Haugwert,  Ansbert 
n.  8.  f.  bis  znm  Knrfürsten  Ludwig  V ;  dann  Sachsens  vom  H<;n!;ugt> 
Bemhart  zu  Sachsen  und  Lüneburg  bis  zum  Kurfürsten  Friedrich ;  endlicli 
Brandenburgs  von  Heinrich  und  seinen  Söhnen  Albrecht  und  Heinricli 
bis  auf  den  Kurfürsten  Joachim,  und  zwar  bei  diesen  am  Anfange  mit 
Beifügung  der  Zahl  ihrer  Regierungsjahre. 

i) 
Anf  drei  Lf^en  von  6,  wieder  von  6,  and  dann  von  3  Bogen,  wo- 
von die  drei  Blätter  der  zweiten  Hälfte  nicht  mehr  beschrieben  sind,  stosseii 


1 

1  siuu,  stusseii  j 


46 


wir  auf  „alle  Curfursten  wie  sie  in  ordniing  die  Cur  von  irer  ordenlichen 
erwöllung  her  besessen  haben  nach  einander*^ 

Zunächst  wird  bis  zur  Hälfte  der  Rückseite  des  dritten  Blattes  die 
Entstehung  der  Kurfürstenwürde  —  nämlich  nach  der  dort  besprochenen 
Wahl  der  deutschen  Fürsten  von  den  drei  geistlichen  von  Worms  Trier  und 
Köln,  von  den  drei  weltlichen  von  Brandenburg  Pfalz  und  Sachsen  —  im 
Jahre  1002,  dem  17.  der  Regierung  des  Kaisers  Otto  IV,  dem  letzten 
des  Pontificates  (ursprünglich  Johannes  XIX)  Gregors  V  und  dem  ersten 
von  Sergius  IV,  erzählt. 

Daran  reiht  sich  sodann  die  Darstellung  der  Geschichte  der  bezeich- 
neten weltlichen  Kurhäuser. 

Sind  uns  vorhin  unter  h  die  von  Brandenburg  an  letzter  Stelle  be- 
gegnet, so  eröffnen  sie  hier  den  Reigen :  vnnd  wirt  disser  zeit  Brandenburg 
als  das  voderst  für  geseczt  bis  zu  seim  abwechsel  das  Bechem  als  ein 
obman  zu  vud  in  des  reichs  Ordnung  der  Curfürsten  eingeseczt  wirdt: 
dar  vmb  alle  marggrauen  zu  Brandenburg  so  die  Cur  getragen  vnnd  be- 
sessen haben  bis  vff  konig  Wennczeln  von  Pechem  werden  nacheinander 
angeczögt.  Die  Aufzählung  beginnt  mit  der  Zeit  des  Kaisers  Heinrich  II 
oder  hinkenden,  von  Geburt  eines  Herzogs  zu  Sachsen  und  Herzogs  in 
Baiern ,  und  reicht  über  die  Kurfürsten  aus  dem  baierischen  Hause  ^^) 
hinaus  bis  zu  Kaiser  Karls  IV  Sohn  Sigmund  und  den  Reichst-ag  auf 
welchem  in  Folge  beständigen  Drängens  seiner  Stiefmutter,  der  rechten 
Mutter  Wenzels,  dieser  zum  Könige  von  Böhmen  mit  dem  Vorrange  vor 
allen  Kurfürsten  erhoben  werden  sollte:  in  sonnder  so  schigkt  sich  marg- 
graue Sigmund  von  Branndenburg,  kaiserlicher  maiestat  sonne,  mit 
grosser  kosstlicheit  seim  vattern  dem  keysser  zu  eren,  auch  dar  vmb  das 
er  der  voderst  Gurfurst  im  reich  wasse  zu  der  zeit :  also  kam  er  fürstlich 
vff  den  keysserlichen  reichstag  etc.  da  bey  lasz  ichs  dis  zeit  bleiben, 
vnd  wil  nun  furo  so  lanng  schreiben  bis  ein  pfalczgraue  auch  zu  dem  ge- 
Inellten  tag  kompt  reitten,  als  im  dan  von  des  reichs  wegen  geczimpt. 

Nun  folgen  die  Pfalzgrafen  von  Trier  und  bei  Rhein,  wovon  unten 
in  Num.  60  die  Rede  sein  wird 

Die  Kurfürsten  von  Sachsen,  welche  dem  ursprünglichen  Plane  ge- 
mäss jetzt  folgen  sollten,  sind  nicht  mehr  an  die  Reihe  gekommen. 

k) 
Auf  einer  fast  ganz  verblassten  Lage  von  sechs  Bogen  etwas  grösseren 
Formates  folgen  nun  die  Reste  eines  baierischen  Geschichtswerkes,  dessen 
nachher  unter  Num.  58  Erwähnung  geschieht. 


10)  Die  Erzählung  von  Otto's  Verkauf  der  Mark  Brandenburg  s.  in  der  Beilage  III. 


47 

1) 
Das  nächste  Stück  bildet  eine  Lage  von  fanf  Bogen  wieder  kleineren 

Formates.      Die  drei  letzten  Blätter  sind  ganz  leer,   vom   viertletzten   ist 

nnr  die  Hälfte  der  ersten  Seite,  von  dem  vorhergehenden  die  Vorderseite 

and  sodann  die  Rückseite  nnr  noch  mit  5  Zeilen  beschrieben,  vielleicht  zu 

seinerzeitiger  Ausfullnng  leer  gelassen. 

Den  Inhalt   bilden   die   Anfange    einer   baierischen  Chronik,    wovon 

unten  in  Num.  59  gehandelt  wird. 

in) 

Sodann  enthält  eine  Lage  von  fünf  Bogen  bedentend  kleineren 
Formates,  wovon  das  letzte  Blatt  leer  ist, 

a)  die  nachher  unter  Num.  47  aufgeführte  Abschrift  der  Scheiern- Witteb- 
bach'schen  Fürstentafel, 

b)  die  kleine  baierisch-pfalzische  Chronik,  welche  unten  in  Num.  53  zur 
Besprechung  gelangt. 

n) 

Plötzlich  werden  wir  auf  einer  Lage  von  vier  Bogen  wieder  grösseren 
Formates,  wovon  das  sechste  und  siebente  Blatt  ausgeschnitten,  die  Rück- 
seite des  fünften  und  die  Vorderseite  des  achten  nicht  beschrieben  ist, 
mit  dem  „herkomen  der  fursten  von  Saphoy,  der  herrn  von  Czyppem 
vnd  Croan^'  und  mit  anderen  dergleichen  Ahnenzusammenstellungen  be- 
kannt gemacht,  beispielsweise  mit  „meins  gnedigsten  hern  pfalczgrauen 
Ludwigs  des  Churfürsten  32  ann'*  von  Seite  des  Vaters  wie  von  der  der 
Mutter,  je  16;    oder  mit  „herczog  Anthonius  von  Lotringen  32  anichen.^^ 

Die  Rückseite  des  Schlnssblattes  füllen  Aufzeichnungen  über  des 
Herzogs  Heinrich  von  Lothringen  Söhne  Friedrich  den  älteren  und  den 
vorhin  genannten  Grafen  Anton  von  Widamondt  und  nachmaligen  Herzog 
von  Lothringen. 

o) 

Hieran  reihen  sich  zwei  Lagen  von  je  4  Bogen,  wovon  aber  die  beiden 
Schlussblätter  ausgerissen  sind ,  und  die  Rückseite  des  vorhergehenden 
nicht  mehr  beschrieben  ist. 

Zunächst  begegnet  uns  das  „Casteronus  linyge  von  Nyneue^^  als  die 
Urgeschichte  der  Sachsen.  Es  ist  anch  unter  dieser  Ueberschrift  von 
einer  anderen  Hand,  und  zwar  wohl  der  des  Herzogs  Johann  U  von 
Simmern-Sponheim ,  die  auch  sonst  in  diesem  Sammelbande  mehrfach 
entg^entritt ,  bemerkt:  Ist  der  Saxen  herkommen  bisz  vff  Wittechint, 
so  kristen  wartt.  Von  anbegegynn —  berichtet  das  Werk  —  der  zoknnfiTt 
vnssers  andern  vatters  Noye,  als  der  ausz  der  arch  steig,  dar  nach  über 
2826  iare   war   zo  Ny[n]eue   geboru   ein  bastert  son   von   der  linige   des 


48 


konigs  genant  Gasterouas  n.  s.  w.  Den  Schluss  bildet  ,,Wittigkin  der 
manlich  vnd  weis^^  von  Sachsen,  der  Geva,  die  Schwester  des  Königs 
Siegfried  von  Dänemark,  ehelichte:  sie  theilt  im  ein  son  Weypert,  vnd 
ein  tochter  Hassalla. 

Der  noch  frei  gewesene  Ranm  eines  Drittels  der  Rückseite  des  fünften 
Blattes  nud  die  Vorderseite  des  sechsten  sodann,  wozn  zwei  besondere  Blätter 
lose  gelegt  sind,  ist  zu  flüchtigen  Aufzeichnungen  über  eine  Reise  ^^)  von 
Ofen  nach  Constantinopel  im  Jahre  1495  benützt,  welche  sich  ausfuhr- 
lich über  den  Aufenthalt  in  Constantinopel  ^^)  vom  Dienstage  nach  Margaret 
bis  zum  Samstage  nach  Petri  Kettenfeier,  und  sodann  sehr  genau  über 
die  Rückreise")  nach  Ofen  —  in  101  Meilen,  während  die  Hauptzn- 
sammenstellung  am  Schlüsse  bemerkt :  Somma  somarum  206  meill ,  die 
gancz  Reisz  in  die  Teurckey  gen  Constantynopel  von  Offen  ausz  —  ver- 
breiten, einmal  die  Nachricht  über  den  Kauf  von  „Lagaczarya  vnd  Rebar- 
bara^^  für  die  Apotheke  in  Heidelberg  einmischen,  und  ein  anderesmal  eine 
rasch  hingeworfene  Zeichnung  von  vier  Wappenschildern  geben,  die  der 
Verfasser  in  der  Kirche  des  Barfusserklosters  zu  Gallat  bei  Constantinopel 
gesehen,  woselbst  die  Gesellschaft  am  Sonntag  nach  Jakobi  dem  Gottes- 
dienst beiwohnte,  woran  sich  noch  weiter  die  Bemerkung  knüpft:  Item 
in  der  selben  kirch  BarfÜsser  Orden  hab  ich  fänden  vff  die  recht  band 
Eins  Pfalczgrauen  wappen,  Eins  grauen  von  Czilly»  Eins  Bürggrauen  von 
Nürnberg,  Eins  Bnrckgrauen  von  Meyssen,  Eins  grauen  von  Flandern, 
Eins  von  Zollern ,    Eins  hem  von  Erckel ,    Eins  grauen  von  Castel ,    vnd 


11)  Wohl  einer  angarischen  Gesandtschaft.  Wenigstens  spricht  ihr  Berichterstatter  widerholt 
voa  einem  Einerich  Zober  and  Zuber  als  seinem  Herrn. 

12)  Jtem  vff  roitwoch  sanct  Maria  Madalenna  tag  lies  der  keisser  mein  hemn  ein  grossen 
Oilefandt  fQr  sein  herberg  ziechen  vnd  besechen. 

Jtem  vff  den  dnnerstag  —  nach  Petter  Vinckole  —  hatt  man  vns  in  sanct  Saffjen  münster 
gefürtt.  da  hatt  der  cor  9  grosser  haaptor  in  cor  zo  genn,  vnd  66  seul  von  serpentein,  die  beyde 
gewelb  vnd  vmbgeng  tragen,    säst  ist  es  als  mit  marbelstein  u.  s.  w. 

Jtem  vff  den  frjtag  ritten  vnsser  4  zom  Pattriarichen,  da  sanct  Maria  Sallome  lygt.  warden 
wir  mit  den  stücken  von  der  süll  vnssers  hemn  begapt,  vnd  mit  des  Pattriarichen  sogen,  oüch  vnsser 
ring  an  sanct  Maria  Sallome  finger  gestossen.  sie  hat  kein  hoapt  n.  s.  w. 

13)  Bei  der  Erwähnung  des  kleinen  offenen  Städtleins  Zajdey  heisst  es:  da  ist  die  frjheit: 
welcher  vff  sanct  Marttins  tag  dar  kumpt  wandern,  der  mag  eym  yeden  barger  sein  weyb  minen 
oüne  sorg,  so  er  ein  wofteichen  bringt  von  BaQm  in  der  landschaft,  vnd  das  neben  das  rad  [in] 
die  maut  steckt,  so  masz  im  der  richter  herberg  geben  zo  der  Brütt. 

Der  Schluss  von   „Zigadein"    weg  lautet:  vff  den   dinstag  zagen  wir  gen  Serren  8  meil.  vnd 
vff  den  mitwoch  sygen  wir   gen  Geczschgemett   —   aber  teuczsch  die  geisz  die  lacht  —  komen:   des 
st  9  meil.  von  dan  zagen  wir  vff  den  dünerstag  gen  Mast  komen,  9  meyll.  vonn  dan  zügen  wir  vff 
den  freytag  6  meill  gen  Offen  vnd  4  hangerisch  meil.  da  mit  ist  die  h&ngerisch  reysz  genndt. 


49 

Eins  hern  von   Mechel.     vnd  in   der   obern   pfarkiroh  zo  sanct  Johann 
oder  Anna  statt:  Montfort. 

p) 

Ein  grosses  Sammelsurium  bieten  jetzt  folgende  Bmohstücke.  Zu- 
nächst auf  einer  Lage  von  nunmehr  noch  zwei  Bogen,  urspranglich  wohl 
von  mehreren,  da  nach  ihr  sich  zwei  lose  Blätter  finden,  und  auch  zwischen 
dem  jetzigen  ersten  und  zweiten  Blatte  eine  Lücke  besteht.  Dann  wieder 
auf  einer  Lage  von  zwei  Bogen.  Eine  unten  auf  den  Vorderseiten  theil- 
weise  noch  sichtbare  Bezeichnung  der  Blätter  ergibt  die  Zahlen  5,  7,  8? 
9?  10 — 13,  dann  wieder  zwei  ohne  Zahlen, 

Das  Ganze  ist  vom  Anfange  bis  zum  Ende  durchstrichen,  so  dass  es 
wohl  Ausziige  sind  die  später  —  man  vgl.  nur  die  Ueberarbeitungen 
unter  Lit  c  und  g  —  nicht  mehr  gebraucht  wurden. 

Sie  behandeln  die  Fortsetzung  der  Geschichte  von  Reichen  aus  dem 
vierten  Weltalter,  wie  Medea,  Macedonien,  Lydien,  Assyrien,  den  Anfang 
des  Römerreiches  mit  dem  ersten  Könige  Rumolus ;  aus  dem  fünften,  wie 
die  Monarchie  der  Perser ;  aus  dem  sechsten,  wie  das  Reich  der  VandKlen, 
die  „Gaissel  Gottes^*  Attila,  Könige  in  Wälschland,  die  Gothenkönigin  Ama- 
lasnntha,  das  Langobarden-  und  Frankenreich,  wieder  wälsche  Könige;  ^^) 
die  Könige  des  am  15.  Juli  1099  von  den  Christen  mit  Sturm  und 
grossem  Blutvergiessen  gewonnenen  Jerusalem,  Saladin  von  Aegypten, 
König  Ludwig  den  Heiligen  von  Frankreich,  an  dessen  Schluss  es  heisst, 
dass  er  in  die  Zahl  der  heiligen  Beichtiger  geschrieben  ward. 

q) 

Das  vorletzte  Stück  unseres  Bandes  ist  eine  von  Wolf  Kraus  im  Jahre 
1555  besorgte  deutsche  Uebersetzung  der  lateinisch  abgefassten  Geschichte 
der  Burggrafen  von  Nürnberg  und  Markgrafen  von  Brandenbui^  des  Dr. 
Georg  Seyfried. 

Das  Titelblatt  lautet:  Stamm  vnd  Ankunift  der  Marggrauen  zu 
Brandenburg  etc.  aus  den  furnembsten  vnd  bewertsten  Historiographis 
znsamen  getragen.  1555.  durch  Wolffgang  Kransz  von  Gunzenhausen, 
pfaltzgreuischen  churfOrstl.  Historiographum. 

Deutlicher  spricht  sich  die  üeberschrift  vor  dem  Werke  selbst  auf 
dem   folgenden   Blatte  aus:     Kurtze  vnnd  vast  lustige  beschreibung  des 


14)  Von  Berengar  I,  einem  Hforiaulischen  Herzog  auss  Rom  von  königlichem  longobardischem 
stamen  geborn*  u.  s.  w.  bis  auf  Berengar  IIl  oder  nach  anderen  IV  und  seinen  Sohn  Albert.*  dar  nach 
focb  Otto  wider  Berengarias  in  Welschland,  den  bestrit  er,  vnd  bracht  in  in  seinenn  gewalt,  vnd 
verschicket  als  bald  ainen  gen  Constanttinopel  vnd  den  andern  in  Teuctschland  in  das  elend,  dar 
in  starben  sie  bede. 


50 

Stammens  vnd  Heerkomens  der  durchleiichtigsten  durcbleuchtigen  vnd 
hochgebomen  fursten  zu  Brandenburg,  aus  den  farnembsten  vnd  bewertsten 
bistoriographis  durcb  herrn  Georgen  Seyfrid  von  Sultzfeld,  der  artztnej 
doctorn ,  in  lateinischer  sprach  zusamen  coUigiert,  verdeutscht  durch  mich 
Wolf  Krausen,  churfurstl.  historiographum.  1555. 

Der  Anfang  lautet:  Wir  lesen,  das  vor  Zeiten  die  Romischen 
Kaiser  jun  dye  grossen  Reichsstät  auch  Burggrauen  verordnet,  vnnd  die- 
selben gemaniglicb  zu  fursten  gemacht  haben,  wie  dann  sind  u.  s.  w. 

Das  Werk  selbst  reicht,  wie  bereits  bemerkt,  bis  in  die  ersten  Jahre 
der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts. 

r) 

Endlich  schliesst  unsere  Sammlung  eine  von  dem  eben  genannten 
Wolfgang  Kraus  von  Gunzenhausen  verfasste  Geschichte  des  Hauses 
Sachsen. 

Das  Titelblatt  lautet:  Der  Stamm  vnd  Ankunfft  des  chur-  vnd 
fürstlichen  Haus  zu  Sachsen  etc.  durch  mich  Wolffen  Kraussen  zesatnen 
gezogen  anno  1554.  Mit  einer  schonen  Vorrede  herrn  Philippi  Melanthonis. 

Auf  diese  aus  Wittenberg  im  April  des  Jahres  1554  datirte  Vorrede 
folgt  die  Widmung  des  Wolfgang  Kraus  an  den  Markgrafen  Georg 
Friedrich  von  Brandenburg,  aus  Ansbach  gleichfalls  im  Jahre  1554.  Daran 
schliesst  sich  das  Werk  selbst. 

Schon  auf  dem  Titelblatte  ist  nuten  von  anderer  Hand  beigeschrieben : 
Nota,  jst  erstlich  zu  Nürnberg  vnd  zum  andemmal  zu  Wittenberg  ge- 
druckt worden. 

Es  liegt  dieses  Werk  grossentheils  wortlich  der  bei  Johann  Francke 
in  Magdeburg  im  Jahre  1587  erschienenen  bis  zu  dieser  Zeit  fortgeführten 
neuen  Auflage  mit  dem  Titel  „Stam  vnd  Ankunfft  des  hochlöblichen 
Hauses  zu  Sachsen''  u.  s.  w.  zu  Grunde. 

Wie  armselig  nehmen  sich  dann  diesen  beiden  Bänden  gegenüber 
die  Stücke  eines  Quartbandes  im  geheimen  Hausarchive  aus  dem  Schlüsse 
des  16.  und  dem  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  aus!  Und  trotzdem  bieten 
sie  doch  so  manches,  was  der  Beachtimg  nicht  ganz  unwerth  ist. 

a) 
Theils  ohne  Blattbezeichnung,  theils  mitten  darin  mit  einer  solchen 
von  30~-36  begegnet  zunächst  eine  Menge  von  zwei-  und  vierzeiligen 
lateinische^  Versen  mit  hier  und  dort  eingemischten  prosaischen  Geschichts- 
aufzeichnungen,  zum  Theile  wenigstens  nach  des  Nicolaus  Reusner  be* 
kanuter  „Ducum  Palatinorum  et  Boiariorum  sylvula^^  die  zu  Lauingen  im 
Jahre  1568  im  Drucke  erschien. 


51 

b) 
Dann   findet   sich    auf  drei  Blattern,    ursprünglich  mit  37 — 39   und 
später  mit  53 — 55  einschliesslich  gezählt,   unter  der  üeberschrift  „Reges 
Bojorum*^  eine  mit  geschichtlichen  Bemerkungen  versehene  Genealogie  von 
Adelger  bis  zu  Karl  dem  Grossen. 

c) 
Daran  schliessen  sich,  halbbrüchig  und  weitläufig  geschrieben,  mit 
leer  gelassenen  Blättern  dazwischen,  wahrscheinlich  zu  ferneren  Einträgen 
bestimmt,  an&ngs  von  56—63  gezählt,  Auszüge  aus  Aventin  und  manch- 
mal aus  Hundt^s  Metropolis  salisburgensis  über  Karl  den  Grossen,  Ludwig 
den  Frommen,  Ludwig  den  Deutschen,  bis  auf  Kaiser  Amulph. 

d) 

Aehnliche  Auszüge  wieder  über  Karl  den  Grosssen  bis  zu  Kaiser 
Amulph  aus  Aventin,  einem  Ghronicon  Austriae,  der  Chronik  des  Andreas 
von  s.  Mang  nach  der  Ausgabe  Frehers,  enthalten  von  anderer  Hand 
fünf  Blätter,  früher  mit  46—50,  später  mit  83 — 87  bezeichnet,  darunter 
auf  der  Vorderseite  des  Blattes  49  beziehungsweise  86  einen  Stammbaum  von 
Theodo  und  seinem  Bruder  ütilo  bis  Amulph,  und  von  Argilo  und  Begga 
bis  auf  Karl  den  Grossen. 

e) 
Dann  folgen  von  Fol.  27—36  oder  109—118,  jetzt  88— 97,  die  ver- 
schiedenartigsten genealogischen  Verzeichnungen ,  beispielsweise  gleich 
stirpis  Carolinae  radix,  die  stirps  Carolina  selbst,  die  stirps  Columnina,  die 
familia  Ottingensium  in  finibus  Bavariae  in  Risa  Sueciae,  vielleicht  aus 
des  Elias  Reusner  grossem  genealogischen  Werke. 

Auf  der  nächsten  Lage  b^egnet  das  unten  in  Num.  68  berührte 
Bruchstück  der  baierischen  und  pfälzischen  Genealogie  des  Dr.  Wiguleus 
Hundt. 

g) 

Die  folgende  Lage  sodann  bietet  die  nachher  unter  Num.  74  er- 
wähnte Genealogie  des  Christoph  Gewold. 

Auf  dem  letzten  Blatte  finden  sich  zunächst  Auszüge  aus  der  Chronik 
des  Otto  von  Freising  V33,  VI  15,  16,  18;  dann  „ex  manu  scripto  codice'' 
die  Aufzeichnung,  dass  dem  Kaiser  Ludwig  sich  der  von  seinem  Vater 
Karl  dem  Grossen  als  Landvogt  in  Baiern  und  Oesterreich  aufgestellte 
Graf  Gerold  widersetzt  habe,  und  darum  von  ihm  geblendet  worden  sei; 
sodann  dass  Kaiser  Amulph  von  zwei  ehelichen  Gemahlinen  drei  Sohne  ge- 
habt, Ludwig  Arnold  und  Bernher,  mit  dem  Anfügen :  so  meinen  etliche, 
das  Conrat  der  landgraf  von  Hessen  auch  sein  Sohn  gewesen  sey.  Ludwig 
Abh.  cL  III.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  fid.  III.  Abth.  8 


52 


ererbt  das  Romisch  Reich,  Arnold  besasz  das  Herzogthamb  jnn  Baym, 
Bernher  war  Graf  za  Schenrn.  So  setzen  auch  vil  andere,  das  er  auch 
P&ltzgraf  bey  Rhein  gewesen  sej.  Aber  ich  hab  desz  noch  kein  warheit 
erlangen  mögen,    in  vita  Amolphi. 

t) 

Ein  buntes  Gemisch  liefert  nunmehr  eine  lose  vorfindliche  Lage  von 
sieben  Doppelblättem,  wovon  die  letzten  drei  Blätter  ganz  leer,  das  viert- 
letzte  nur  mehr  mit  3  Halbzeilen  beschrieben  ist,  von  Anfang  an  mit 
den  alten  Folienzahlen  72  —  76  und  78 — 82.  Es  sei  hieraus  nur  folgendes 
in  Kürze  erwähnt: 

Von  Fol.  74  an  ist  unter  der  Ueberschrift  „Registratura  Rebdorfßana*^ 
eine  Menge  von  Aufzeichnungen  von  1242  an  zusammengeschrieben, 
theilweise  blos  Namen  von  Grafen  von  Hirschberg,  Landrichtern  dortselbst, 
theilweise  aber  auch  andere  Mittheilungen,  nicht  nach  der  strengen  Folge 
der  Jahre,  sondern  durch  einander,  bis  in  den  Anfang  der  zweiten 
Hälfte  des  15.  Jahrhunderts. 

Unter  der  Ueberschrift  „Vizthumb  vnd  Statthalter  zue  Amberg"  be- 
ginnt auf  Fol.  75'  deren  Verzeichnung  von  Otto  von  Crondorf  1288  bis 
zum  Statthalter  Fürsten  Christian  zu  Anhalt  1595. 

Abgesehen  von  anderem  ^^)  mögen  noch  die  unten  in  Num.  9  be- 
rührten baierischen  und  pfalzischen  Stammtafeln  erwähnt  sein. 

Wahrscheinlich  bezieht  sich  auf  sie  wie  möglicherweise  auch  auf  die 
ganze  Lage  die  einmal  angebrachte  so  zu  sagen  Umschlagsbemerkung: 
ad  continuandum  Hundium. 

i) 
Nun   folgt  eine  ziemliche  Anzahl  ineinander  gehefteter  Doppelblätter 

grösseren  und  kleineren    Formates    mit    hauptsächlich   heraldischen  und 

genealogischen  Aufzeichnungen. 

Den  ersteren  sind  auch  die  betrefienden  Wappen-  beziehungsweise 
Siegelzeichnungen  mit  der  Feder  theils  feiner  theils  grober  beigefügt. 
Bei  einigen  möchte  man  an  die  Hand  des  Johann  Lieb  denken. 

Die  mit  den  Zahlen  22—26  beziehungsweise  später  34 — 38  bezeich- 


15)  Beispielsweise  eine  Stelle  Über  „Concio  legionum"  mit  Verweisung  aaf  das  Chronicon 
Angustannm  Gassari. 

Oder  unter  dem  Scblagworte  „Laistungsrechf  die  am  Schlüsse  mit  „Alex.  Mor."  versehene 
Aufiseichnung :  Soll  der  wein  ein  gantzen  tag  yffm  tisch  stehen,  also  dasz  einer  so  gebenlich  vnd  nit 
ladscba£ftwei8z  ins  wirtbbausz  kombt  auffheben  vnd  drinkben  mag.  Die  knecbt  aber  oder  leister  sollen 
kein  gastnng  oder  gesellscbafft  zu  ihnen  berue£Fen  oder  ziehen.  Jtem  soll  vfs  kürzest  allein  quatem- 
berlicb  einem  knecbt  ein  gewonlicb  laistklaid  gereicbt  werden.  Jtem  alle  wocben  3  kr.  badgelt  vnd 
3  kr.  zu  frauengelt,  vnd  alle  4  wocben  u.  s.  w. 


53 

neten  Blätter  enthalten  eine  Reihe  von  baierisch-pfalzischen  Stammtafeln 
von  Otto  von  Witteisbach  an  bis  an  die  Gränzscheide  des  16  und  17. 
Jahrhunderts. 

Eine  Reihe  von  anderen  auf  den  sogleich  folgenden  Blattern  kleineren 
Formates  steht  im  engsten  Zusammenhange  mit  denjenigen,  deren  vorhin 
im  vorletzten  Absätze  von  h  Erwähnung  geschehen  ist. 

k) 

Die  nächste  Lage  enthält  verschiedene  geschichtliche  und  genealog- 
ische Einträge  aus  dem  14  — 16  Jahrhunderte  von  mehreren  Händen, 
wie  etwa : 

Burggraf  Friderich  zu  Nürnberg  Commissarins  hat  anno  1403  die 
Stat  München  mit  seinen  Schwägern  hertzog  Ernst  vnd  hertzog  Wilhelm, 
Pfältzgrafen,  vertragen  vnd  versont. 

Herzog  Johans,  Pfaltzgraf,  Cammerrichter ,  schreibt  anno  etc.  38 
seim  Yetter  vnd  Schweher  hertzog  Ottheinrichen,  das  zwen  Ludwig  nach 
E[önig]  Ruprecht  gewesen,  nemblich  Ludwig  im  Bard,  König  Ruprechts 
söhn,  vnd  Ludwig»  E[onig]  Ruprechts  Enikl  u.  s.  w. 

1) 

Nun  folgen  wieder  genealogische  Zusammenstellungen  über  die  alten 
Frankenkonige,  die  Eonige  und  Herzoge  von  Baiern ,  Jde  Pfalzgrafen  am 
Rhein,  aas  verschiedenen  Schriftstellern  gezogen,  beispielsweise  von  Fol. 
76  beziehungsweise  197  an:  Haec  Genealogia  seu  Ötema  Caroli  M.  de- 
ductum  et  contractum  est  ex  Mynstero,  Junio,  Eempio,  Golzio,  Chytraeo, 
Zellio,  Pomario,  Heutero,  Aventino,  N.  Reusnero,  et  Ghron.  Gallico. 

m) 
Die  folgende   ItSLge  beginnt  mit  den  nachher  unter  der  Num.  5   be- 
sprochenen Reimen. 

n) 
Daran   schliesst   sich  auf  den  nächsten  beiden  Blättern  die  unten  in 

der  Num.  21  berührte  „Copy  einer  Tafel  zue  Haidelberg  in  der  Eirchen 

zum  h.  Geist**. 

0) 

Den  Inhalt  der  nächsten  zwei  Blätter,  deren  letzte  Seite  leer  ist, 
bildet:  Hemachvolgende  versz  seind  vnder  eines  jeden  Fürsten  Bildnusz 
zu  Augspurg  getruckt. 

Es  sind  das  nichts  als  die  dortigen  Reime  über  die  Herzoge  Wilhelm 
IV,  Ernst,  Ferdinand,   und  über  den  Pfalzgrafen  Johann  Easimir. 

p) 

Nach  einem  Blatte  mit  Auszügen  aus  Münsters  Cosmographie  Lib.  3 

8* 


54 

S.  669  und  681  folgen  endlich  noch  drei  Seiten  mit  Nachrichten  über 
den  Kurfürsten  Ludwig  IV  von  seiner  Geburt  am  4.  Juli  1539  bis  zu 
seinem  Tode  am  12.  Oktober  1583,  mit  einer  kurzen  Erinnctrung  an  den 
200jahrigen  Bestand  der  Hochschule  zu  Heidelberg. 

Wie  bereits  bei  verschiedenen  Stücken  dieser  Sammelbände  be- 
merkt worden,  sollen  sie  zu  besonderer  Auflführung  gelangen.     , 

Grösser  ist  übrigens  die  Anzahl  von  anderen  älteren  handschrift- 
lichen Arbeiten  zur  baierischen  und  pfälzischen  Fürsten-  und  Staatsge- 
schichte, welche  nicht  in  dergleichen  Sammelbänden  begegnen,  sondern 
welche  für  sich  im  geheimen  Haus-  und  Staatsarchive  vorhanden  sind. 


Sieht  man  hiebei  von  mehr  oder  minder  wichtigen  Abhandlungen 
über  ganz  besondere  Gegenstände  des  Staatsrechtes,  des  Lehenrechtes, 
des  Erbrechtes  u.  dgl.  ab,  bei  welchen  geschichtliche  Ansführimgen  in 
grösserem  oder  geringerem  Umfange  allerdings  eine  Stelle  gefunden  haben, 
die  aber  nicht  um  ihrer  selbst  willen  abgefasst  sind,  sondern  nur  einem 
anderen  Zwecke  zu  dienen  haben,  so  möge  hier  folgender  Zusammen- 
stellung Platz  gegönnt  sein. 

Zunächst  soll  den  Reigen  eine  Auswahl  von  baierischen  und 
pfälzischen  genealogischen  Arbeiten  vonNum.  1 — 20  eröflPhen. 

Ihnen  reiht  sich  in  den  Num.  21 — 40  eine  Zahl  von  Schriften  an, 
welche  einzelne  baierische  und  pfälzische  Fürsten  oder 
irgendwelche  bemerkenswerthe  Ereignisse  aus  deren  Herr- 
scherzeit zu  ihrem  Gegenstande  gewählt  haben,  mit  Einschluss  von  einigen 
Tagebüchern.*^*) 


16)  Ad  solchen,  und  darunter  an  Beisediarien,  ist  kein  MangeL  Gerade  diese  aber  bieten 
meist  für  baierische  wie  pfalzische  Geschichte  keine  besondere  Ansbeute,  häufig  indessen  nach  anderen 
Seiten.    Hier  nur  einige   Beispiele  —  wo   nichts   weiter  bemerkt  —  aus  dem  geheimen  Hausarchive. 

a) 

Bezüglich   der  Reise   des  Herzogs  Ott-Heinrich  yon  Neuburg   in   das  gelobte  Land   im  Jahre 

1521  mag  hier  auf  die  Num.  24  verwiesen  sein. 

b) 

Das  i,Verzaichnus  der  Raisz  desz  durchlauchtigen  Fürsten  meins  gnäd.  Herrn  Herrn  Ferdinand 

—  des  dritten  Sohnes   des  Herzogs  Albrecht  V  —  Hertzogen  jn  Bajrn"  etc.  nach  Italien  und  zwar 

hauptsächlich  zur  Hochzeitsfeier  des  Herzogs  Franz  von  Florenz  mit  Johanna  von  Oesterreich  behandelt 

diese  Reise   vom  Tage   des  Abganges   in  München   am  19/20.  November  1565   bis   zur  Wiederankunft 

hieselbst  am  2.  Februar  1566. 


55 

Sodann  finden  sich  in  den  Num.  41 — 46  einige  Arbeiten  zur  bai- 
erischen  wie  pfälzischen  Geographie  und  Topographie 
beziehungsweise  Ortsgeschichte. 

Nunmehr  folgen  von  Num.  47 — 90  Werke  theils  grösseren  theils 
geringeren  Umfanges,  welche  zwar  häufig  auch  nur  die  Bezeichnung  als 
Genealogie  u.  dgl.  fuhren,  aber  über  den  Kreis  der  Num.  1 — 20  hinaus 
sich  mit  der  eigentlichen  baierischen-und  pfälzischen  Fürsten- 
wie  Staatsgeschichte  beschäftigen.  ^ 


Es  ist  dem  Drucke  gegenüber,  welcher  sich  in  des  Freiherm  y.  Freyberg  Samnilang  historischer 
Schriften  nnd  Urkunden  IV  S.  279—362  findet,  nicht  allein  vielfiftch  aosfQhrlicher,  sondern  aach  frei 
von  einer  Menge  von  Fehlem  jenes  Druckes. 

Weiter  liegt,  von  derselben  Hand  geschrieben,  noch  ein  besonderes  Heft  der  „Beschreibung  der 
Ehunigin  Johanna  Baysi  gen  Florentz  ynd  was  sich  yngeuarlich  anff  Jrer  f&rstl.  Durchl.  hochzeit  zu- 
getragen" Yora  6.  NoTomber  bis  23.  Dezember  1565,  und  ein  „kurtzer  Begriff  desz  Einrits  zue  Florentz 
am  Sontag  den  16.  Decembris"  des  genannten  Jahres  bei. 

c) 

Manches  Interesse  dürfte  diesem  oder  jenem  Leser  des  Martin  Kepler  Rechnung  über  die  Aus- 
gaben auf  der  Reise  des  Pfalzgrafen  Friedrich  zu  Meuburg,  des  letzten  Sohnes  des  Herzogs  Wolfgang, 
nach  Italien  und  Sicilien  Yom  11.  Februar  bis  zuml8/19  Oktober  1576  bieten. 

Unter  Bologna  sind  vom  8.  März  an  beispielsweise  aufgeführt:  der  teutschen  Nation  vnd  dem 
Pedell  für  das  ein  schreiben  52Vi  bull,  pro  jtalicis  et  latinis  Epistolis  21  bull.  2  quad.  pro  jtalicis  et 
latinis  Evangelijs  36  bull,  pro  Grammatica  italioo-latina  32  bull,  pro  Jnstitutionibus  Justiniani  in 
forma  16  nicht  weniger  als  27 Vt  bull. 

Unter  Siena:  der  teutschen  Nation  vnd  dem  Pedell  für  das  einschreiben  77*  jall«  dem  so  vns 
die  Bibliothecam  aufthet  V>  j^^^*  ^°'  ®^°  Bolettino  2  kr. 

Unter  Rom  am  21.  April:  für  zwei  jtalianische  bucher  darin  die . Antiquiteten  von  Rom  ge- 
meldet werden  3V>  jnll.  für  zwue  Gontrafactur  desz  alten  Tnd  new  Rom  sampt  dem  Belyidere  6  jnll. 
das  Belleuidere  zu  besehen  5  baiocco.  desz  Gardinais  von  Ferra»  garten  zu  besehen  5  baiocco.  desz 
Cardinais  Carpi  garten  zu  besehen  Ynd  desz  Bacchi  Sepnlchrum  5  baiocco. 

Unter  Neapel:  pro  descriptione  locorum  qui  in  Agro  Neapolitano  extant  13  gran.  vom  garten 
Tnd  laberinth  zu  besehen  5  gran. 

Unter  Rom  auf  der  Rockreise  vom  30.  Mai  an :  far  ein  jtalianische  sphaera  27*  jnll.  pro  libro 
de  Remedijs  contra  pestem  yenenum  apoplexiam  et  podagram  3Vi  jull.  für  einen  brief  darauf  die  Lupa 
sampt  Romulo  vnd  Remo  abgemalt  ist  4  baiocco.  för  antiquiteten  von  metal  gemacht  3  jullier.  zum 
andernmal  für  antiquiteten  aus  metal  gemacht  8  jul.  9  baiocco. 

Unter  Bologna  wieder  auf  der  Rückreise  am  26.  Juli :  für  zwei  bucher  pappir  4  bull,  für  federn 
tintenglasz  vnd  Schreibzeug  29  bull,  pro  libro  de  administratione  magistratus  jtalice  16  bull,  pro 
Antiquitatibus  Romanis  obseruatis  ä  Mauro  10  bull,  pro  libro  jtalico  de  principis  institutione  14  bull. 
4  quad.  pro  priuilegio  Oermanorum  4  bull.  2  quad.  pro  virtutibus  jtalice  couscriptis  2  bull,  für  desz 
Francisci  Sansouini  jtalianische  Chronica  1  cron  15  bulL 

d) 
Die  Reise  des  Herzogs  Ferdinand,   des  Sohnes   des  Herzogs   Albrecht  «des  Grossmüthigen   und 
Gründers  der  gräfl.  Wartenbergischen  Linie,  nach  Venedig  zu  Anfang  des  Jahres  1579  schildert  das 


56 

DenSchluss  mag  endlich  von  Num.  91  an  ein  Anhang  von  Stücken 
bilden,  in  denen  sich  mehr  oder  minder  einschlagender  Stoff  zur  baier- 
ischen  wie  pfälzischen  Geschichte  findet,  wie  etwa  des  Thomas  Ebendorfer 
von  Haselbach  Geschichte  der  Bischöfe  von  Lorch-Passau  oder  die  alsbald 
folgende  Chronik  von  Worms,  oder  welche  als  Nachzügler  erst  während 
des  Druckes  noch  aufgetaucht  sind. 


„DiYiTiale  oder  ordenliche  vertieichnas  was  sich  von  tag  za  tag  anf  nachaollgender  rays  yerloffen  hat 
vom  12  Januarij  his  yff  den  zwölfften  Fehrnarij  dises  fÜDftzehenhandert  nenn  ynd  sihentzigisten  Jahrs*' 
auf  82  Blättern  in  Folio  von  der  Ahreise  in  Innshmck  am  12.  Jänner  his  zar  Bückknnft  dahin  am 
12.  Fehrnar  1579  um  3  Uhr  Nachmittags :  hatt  vnsz  die'  Philippina  zn  nacht  in  jr  zimher  geladen, 
allsz  Ysz  Maiorica  jn  klainen  schüszelin  zeeszen  vud  zetrinckhen  gehen,  stattlich  tractirt.  nach  solcher 
maltzeit  ein  dantz  gehalten,  darnach  ein  Jeder  schlafen  gangen. 

e) 
üeher  die  Bückreise  des  Prinzen  Wolfgang  Wilhelm,  des  Sohnes  des  Herzogs  Philipp  Lndwig 
von  Neuhnrg,  ans  Dänemark,  wo  er  der  Krönung  des  Königs  Christian  IV  heigewohnt,  sind  kurze 
Anfzeichnnngen  ührig,  von  Kopenhagen  am  14.  Septemher  1596  his  znm  27.  desselben  Monats  nach 
Sonderhorg,  his  znm  8/9  Oktoher  nach  Lübeck,  vom  9.  Oktober  bis  znm  17/18.  November  nach 
Torgan,  bis  znm  14/17.  Dezember  1596  nach  Dresden  nnd  wieder  Torgan,  bis  zum  20.  Jänner  1597 
nach  Marburg. 

f) 
üeher  die  Reise  des  erwähnten  Prinzen  Wolfgang  Wilhelm  an  den  kaiserlichen  Hof  nach  Prag, 

zum  Theile  im  Interesse  der  Jülich'schen  Erfolge,   über  welche   auch  bei  Oelegenhoit  der  eben  unter 

e  besprochenen  Bückreise  aus  Dänemark  Verhandlungen   gepflogen  worden  waren,   hat  sich  das  „Pro- 

tocoir'  vom  Aufbruche   in  Neuburg  am  14.  August  bis  zur  Bückknnft  dahin   am  13.  September  160S 

auf  zwei  halbbrüchig  geschriebenen  Lagen  von  je  6  Bogen  und  einer  dritten  von  3  Bogen,  wovon  die 

beiden  letzten  Blätter  leer  sind,  erhalten. 

Der  unterm  20.  August  erwähnte  mündliche  „Fürtrag  bei  kayserl.  Majestät"  wie  das  unterm 

12.  September  hinsichtlich  der  Abschiedsaudienz  beim  Kaiser  berührte  Schreiben  des  Prinzen  an  seinen 

Vater  liegt  im  Entwürfe  bei,  und  auf  dem  letztern  ist  bemerkt,  dass  das  yon  demselben  unterzeichnete 

Original  ,Jn  dem  32'^^  Theil  der  Gulchischen  Haupthandlung  zue  finden"  sei. 

g) 

Das  Tagebuch  über  die  Beise  und  den  Aufenthalt  der  drei  baierischen  Gesandten  auf  dem 
Beichstage  zu  Begensburg  —  des  Kämmerers  und  Hofrathspräsidenten  Oundacker  Freiherru  v.  Bom- 
berg zu  Aurolzmünster,  und  der  beiden  Doctoren  der  Bechte  nnd  Hofräthe  Hieronymus  Aurpach  und 
Bemhart  MoszmüUer  —  von  dem  Abgange  zu  München  am  30.  Juli  bis  znm  18.  Oktober  1613  ist 
im  geheimen  Staatsarchive  in  zwei  Lagen  von  je  4  Bogen  in  Folio  mit  noch  einem  eigenen  Schluss- 
blatte erhalten. 

Mitten  unter  politischen  und  anderen  Aufzeichnungen  spuckt  „die  laidige  sucht  Pestis"  unterm 
14.  und  15.  August  des  genannten  Jahres. 

h) 

Wie  die  unter  c  aufgeführte  Bechnung  gibt  auch  die  „Specification  deren  von  dem  durchleuch- 
tigen hochgebohrnen  Fürsten  vnd  Herrn  Herrn  Friedrichen,  Erben  zu  Norwegen,  Hertzogen  zu 
Schleszwig  etc.  gnedigst  verordtneten  ynd  in  wehrender  peregrination  der  auch  durchleuchtigen  hoch- 
gebohrnen Fürsten  vnd  Herrn  Herrn  Ghristiani  Augusti  und  Herrn  Johannis  Ludovici  gebrüder  vnd 


57 

Da  nur  ein  Pbät  von  all  diesen  Werken,  wie  die  beiden  Rollen  in 
den  Num.  1  und  50,  auf  Pergament  gefertigt  sind,  ist  das  hiebei  be- 
merkt, während  bei  den  übrigen,  für  welche  Papier  den  Schreibstoff 
bildet,  eine  derartige  besondere  Angabe  sich  nicht  als  nöthig  erweist. 


PfiJti^^Yen  bey  Rhein  etc.  —  der  beiden  älteren  Söhne  des  Henogs  August  von  Sultbaoh  —  aufge- 
wandten fieisie-Costen"  vom  Man  besiehungsweise  13.  April  '1642  bis  in  den  Juli  1644,  die  Ge- 
sammtsumme  von  8609  Beichsth.  38  Schill.  8  Pf.  enttiffernd,  die  verschiedensten  Aufschlüsse  bezüglich 
der  betreffenden  Reisen,  darunter  hauptsachlich  der  nach  Italien. 

Auf  den  13.  Juni  1642  Wli  der  Ausflug  „nach  der  Willitsky''  in  das  Salzbergwerk,  woselbst 
unter  anderem  eine  Ausgabe  von  1  fl.  für  ein  dem  Pfalzgrafen  Christian  August  verehrtes  „von  Salti 
gemacht  Rosarium"  verzeichnet  ist. 

Anfangs  November  1642  sind  unter  Bologna  «Jnclitae  nationi  German.  pro  oblatione  Matriculae 
2Vt  Dobbits"  oder  75  flf  verrechnet,  in  der  Weise  dass  744  U  =  100  Reichsth.  Am  14.  desselben 
Monats  zu  Siena  für  die  „Nation  wegen  praesentirung  der  Matricula"  65  flf. 

Im  Juli  1643  wurden  zu  Padua  „dem  Bibliothecario  vor  die  gekauffte  Bücher  in  die  Bibliothek 
der  Nation"  nicht  weniger  als  190  B  gegeben.    Die  Matricula  nationis  kostete  da  4  g. 

Im  Mai  1644  sind  „vor  vnterschiedtliche  Bücher,  als  tr.  ctatum  de  jure  praecedentiae  inter 
Yenet.  et  Sabaud.  duces,  jtem  Manifest  des  Engelischen  Parloments,  Manifest  der  Chur-Pfalts,  de 
crudelitate  Hispane"  im  Haag  6  g  verausgabt  worden. 

i) 

üeber  den  Aufenthalt  des  Kurfürsten'  Ferdinand  Maria  und  seiner  Gemahlin  während  des 
Reichstages  zu  Regensburg  vom  9.  JSnner  bis  zum  26.  März  1664  liegt  ein  Tagebuch  von  82  Blättern 
in  Folio  vor. 

Es  mag  hier  auch  der  anderswoher  genommene  „Extract"  aus  Schreiben  von  Regensburg  vom 
17|20  Jänner  bis  zum  24.  März,  von  dem  Empfange  des  „nit  alsz  formal  gesandter  sondern  auch 
mehrer  alsz  ein  abgeordtneter^'  betrachteten  französischen  Monsieur  Gravell  bis  zur  Wahl  der  Reichs- 
generalitat  auf  8  Bogen  in  Folio  im  geheimen  Staatsarchive  angeführt  sein. 

k) 
Aufzeichnungen  aus  der  Reise  des  Herzogs  Gustaf  Philipp,  des  Sohnes  des  Herzogs  Leopold 
Ludwig  von  Veldenz,  nach  Schweden  vom  13«  September  bis  zum  13.  Oktober  1670,  dem  Aufenthalte 
in  Kopenhagen,  füllen  13  ziemlich  gedrängt  geschriebene  Seiten  in  Quart. 

1) 
Von  dem  „Diarium  der  Raisz  Ihrer  Durchl.  der  Churfürstin  —  Therese  Kunigunde,  der  Ge- 
mahlin Maximilian  Emanuels  —  aus  Bayrn  vnd  der  gnädigisten  jungen  Herrschafft  von  Brüssl  nacher 
München,  so  vnder  der  Gondüite  des  etc.  Grafen  Maximilian  von  Preising,  churfürstl.  Obrist  Cammerern, 
geschehen  ist"  hat  dieser  die  Reinschrift  des  Theiles  von  der  Abreise  zu  Brüssel  am  6.  April  bis  zur 
Ankunft  in  Wertheim  am  25.  April  des  Jahres  1701,  von  ihm  eigenhändig  unterzeichnet,  'mit  Bericht 
von  diesem  Tage  aus  Wertheim  an  den  Kurfürsten  nach  München  gesendet. 

m) 

Die  Reise  des  Kurprinzen  Karl  Albert  und  seiner  Brüder  nach  Italien  vom  3.  Dezember  1716 
bis  zur  Rückkunft  an  das  Hoflager  in  Starnberg  am  24.  August  1717  Nachts  11  Uhr  ist  Gegenstand 
von  10  gehefteten  Lagen,  wovon  die  ersten  neun  je  6  Bogen  umfassen,  die  letzte  nur  mehr  aus 
5  solchen  besteht. 


68 

1. 
Pawm  des  öeschlächts 
der  Herren  von  dem  Haws  zu  Bayern. 

So  bezeichnet  sich  in  rother  Schrift  eine  ans  fünf  unter  einander  zusammenge- 
klebten Stücken  Pergament  in  der  Länge  von  2  Met.  51  Gentim.  bestehende  Bolle 
ans  dem  letzten  Viertel  des  15.  Jahrhunderts,  an  deren  unterem  Ende  links  und 
rechts  noch  je  ein  Pergamentblatt  angeklebt  ist,  da  der  gewöhnliche  Raum  f&r  die 
Darstellung  der  letzten  Verzweigung  nicht  mehr  ausreichte,  im  geheimen  Hausarchive. 

Es  liegt  uns  hier  eine  nicht  unbedeutende  Mischung  einer  Stammtafel  mit 
Beigabe  von  Wappen  und  eines  begleitenden  Textes  in  Reimen  wie  in  Prosa  vor. 

Die  äussere  Darstellung  ist  die,  dass  die  baierischen  Fürsten  durch  blau  und 
weiss  geweckelte,  die  pfälzischen  durch  schwarz  und  gelb  getheilte,  die  in  den  Stamm- 
baum fallenden  fränkischen  Herrscher  und  deutschen  Kaiser  durch  blau  und  gelb 
getheilte,    die    brandenburgischen    wie    holländischen    und    sonst    noch    andere    da 


Der  erste  längere,  allerdings  unfreiwillige,  Aufenthalt  fallt  in  den  Qaarantaineplatz  „Chievo 
eine  halbe  stand  vor  Verona'*  vom  21.  Dezember  1716  bis  zum  29.  Jänner  1717.  AasfahrliQji  ist  so- 
dann die  Schilderung  des  Treibens  zu  Venedig  vom  8.  Februar  bis  zum  U.  März.  Bei  d^r  Besichtig- 
ung des  Eirchenschatzes  von  Loretto  am  28.  März  wurde  ,,bey  dem  eintritt  gleich  eine  Silberne 
Statua  einer  Bayrischen  Princessin,  alsz  Ihrer  Ghurfürstl.  Durchl.  Ferdinandi  vnd  Adelhaidis  Tochter> 
in  Ihrer  damahligen  Lebensgrösse"  gezeigt.  Wieder  grösseren  Raum  nimmt  sodann  natürlich  der 
Aufenthalt  zu  Rom  vom  3  April  bis  zum  12.  Juni  in  Anspruch. 

Eine  Erinnerung  an  diese  Reise  bildet  das  besonders  beiliegende  in  zierlicher  schwarzer  und 
rother  Schönschrift  auf  12  zusammengehefteten  Blättern  in  Grossfolio  gefertigte  Gedicht  ,,Wett-Streit 
der  vomembsten  Statt  in  Italien  nach  der  Zaruckh  Raisz  Ihro  HochfQrstl.  Durchl.  Chur-Printzens  in 
Bajm  etc.  Anno  1716**  mit  drei  besonderen  Beilagen,  darunter  die 

„Abschidts-Gedanckhen  an  das  Contumacien-Hausz  zu  Chievo" 
in  den  folgenden  Reimen,  die  dem  dortigen  Unmnthe  beredten  Ausdruck  leihen: 

Du  vorhöll  dises  LandtsI  Spittall-haus  der  gesunden! 

Du  Rainigung  der  Pest,  wo  man  sie  kriegen  kan. 
Du  kerkher!  wo  die  Freud  vnd  Vnschuldt  ligt  gebunden. 

Des  lebens  yberdrus!  der  Sei£Fzer  reiche  Bann! 
Da  Wüeste!  wo  wQr  seint  schon  vierzig  tag  gesteckhet. 

Du  Grueben  Lazari!  wouon  du  würst  genennt. 
Da  endlich  diser  tag  vom  Todten  Vns  erweckhet, 

Raumb  alles  aus  dem  Weeg,  was  Vnns  den  Pass  verrennt. 
Schlag  deine  Schranckhen  weckh^  vmbschrenkhe  deine  Sorgen, 

Von  deren  falschem  Wahn  die  Freyheit  leiden  musz. 
Kein  ybler  Tropfen  steckht  im  Teutschen  Blaet  verborgen: 

Stehl  deine  Vorsorg  ein,  vnd  Vnns  auf  freyen  fusz. 
Dann  heut  ist  nun  nach  Wunsch  dieselbe  Zeit  verflossen, 

Die  War  auf  diser  Welt  im  Fegfeur  zugebracht. 
Da  Wür  in  deinem  Loch  kein  guetten  Tag  genossen, 

Drumb  geben  wQr  dir  ietzt  auch  Ewig  gutte  Nacht. 


59 

und  dort  aufgezählte  Fürsten  durch  roth  und  weiss  getheilte  Linien  verbunden  sind, 
welche  an  gelbe  Doppelkreise  laufen  und  sich  wieder  von  ihnen  wegziehen,  Doppel- 
kreise welche  die  Namen  in  schwarzer  Schrift  und  in  ihrem  Mittelraume  die  Wappen 
in  Farben  enthalten,  welche  bei  den  funkischen  Herrschern  und  sonst  hier  and 
dort  fehlen,  wahrscheinlich  da  der  Verfertiger  der  Rolle  sie  nicht  gekannt  hat. 

Ein  leerer  Baum  auf  der  linken  Seite  nach  Kaiser  Heinrich  11  bis  zu  den 
ersten  Witteisbachern  ist  f&r  die  Verzeichnung  der  weifischen  Herzoge  Baierns  und 
ftlr  die  nicht  in  die  baierische  Stammtafel  fallenden  deutschen  Kaiser  bis  auf  Rudolf 
von  Habsburg  benützt ,  welch  letztere  ohne  Wappen  mit  ihren  Namen  nur  in  ein- 
fache Kreise  eingezeichnet  sind. 

Den   Anfang   des   Granzen^^)   bilden   die   sechs  baierischen  Herzoge  vor  Christi 


n) 

Weiter  haben  sich  Brachstücke  des  ,,Diariii2n  der  Reise  Ihre  Darchl.  des  Ohar-Prinzens  — 
nämlich  Karl  Albrechts  —  nnd  Herzogs  Ferdinands  Darchl.  Bejwohnang  der  Kaiserl.  Armle  in  Ungarn*' 
in  den  Jahren  1717  and  1718  erhalten. 

Der  erste  Theil  beginnt  mit  der  Abreise  von  München  am  15.  Mai  1717,  and  bricht  mit  der 
Besichtigang  der  Festang  Ofen  am  81.  Mai  dieses  Jahres  aaf  zwei  Lagen  von  je  3  Bogen  oder  im 
Ganzen  24  Seiten  ab. 

Der  zweite  enthält  Aafzeichnangen  wieder  von  der  Abreise  za  München  am  21.  Jani  1718  bis 
zum  Aufenthalte  in  Belgrad  am  24.  Jali  and  sodann  vom  17—30  Aagast  dieses  Jahres. 

Vielfach  interessante  Aufschlüsse  über  den  Aufenthalt  der  für  den  geistlichen  Stand  bestimmten 
and  desshalb  aaf  das  eine  oder  andere  Jahr  nach  Bom  gesendeten  Söhne  des  Kurfürsten  Maximilian 
Emanuel,  der  Herzoge  Philipp  Moriz  und  Clemens  August,  gewähren  die  —  allerdings  entweder  nicht 
von  Tag  zu  Tag  niedergeschriebenen  oder  theilweise  zu  Verlust  gegangenen  ->  Aufzeichnungen  des 
als  deutscher  Secretär  beigegebenen  Hekhenstaller  von  der  Ankauft  in  Rom  am  6.  Februar  1716  bis 
zu  dem  daselbst  am  12.  März  1719  erfolgten  Tode  des  Prinzen  Philipp  Moriz,  beziehungsweise  noch 
darüber  hinaus  bis  zum  31.  März  1719. 

P) 
Die  „Baisz-Beschreibung  yber  die  von  Ihro  Churfürstl.  DurchL  aus  Bajm  —  nämlich   Karl 

Albrecht  —  zu   ende  des  Jahrs  1732  besuechten  2  ChurfQrstl.  Hoff  zu  Bonn  ynnd  Mannheimb"  7om 

11.  Dezember  1732  bis  zum  28.  Jänner  1733  liegt  in  Reinschrift  in  Folio,  von  dem  Grafen  M[aximilian] 

von  Prejsing  unterzeichnet,  vor. 

q) 

Ein  „kurtzes  Diarium^'  über  die  Reise  des  Kurfürsten  Karl  Albrecht  und  seiner  Gemahlin  nach 
Eilingen  vom  5-~14  Oktober  1733  füllt  nur  drei  halbbrüchig  geschriebene  Bogen  in  Folio,  deren 
letzte  Seite  leer  ist. 

Dabei  liegt  eine  von  anderer  Hand  gefertigte  „kurze  Beschreibung  des  Ritter-ordens-schlags,  so 
vorgangen  in  dem  Teutschen  Schloss  zu  Eheling  mit  Herrn  Sebastian  von  Beroldten  den  8.  octobr. 
1733"  auf  nicht  ganz  drei  wieder  halbbrüchig  geschriebenen  Bogen  in  Folio. 

17)  Er  ist  mit  rothen  Anfangsbuchstaben  seiner  Absätze  geschrieben,  und  lautet   ~  vgl.  hiezu 

den  Abdruck  der  Reimsprüche  aus  Cod.  bav.  1602  und  Cod.  bav.  2822  der  Hof-  und  Staatsbibliothek 

in   der  Beilage   II    zu    Foringer's    Bericht    über  die    im   Alten   Hofe   zu  München   aufgefundenen 

Wandgemälde  im  oberbaierischen  Archive  für  vaterländische  Geschichte  XII  S.  286  ff.  —  wie  nachsteht : 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss  XIV.  Bd.  IH.  Abth.  9 


60 

Geburt,  wovon  die  ersten  vier  —  Bavarns,  Norix,  die  beiden  Bruder  Boamund  und 
Ingramius  —  zwar  auch  in  den  erwähnten  Doppelkreisen  stehen,  aber  ohne  Wappen, 
während  zwei  solche  besonders  nebenhin  unter  einander  gemalt  sind,  das  eine  in 
gevierteltem  Schilde  mit  je  zwei  goldenen  Feldern  und  je  zwei  aufspringenden  doppelt- 
geschwänzten rothen  Löwen  in  silbernem  Felde,  das  andere  mit  zwei  nebeneinander 
liegenden  und  einer  in  der  Mitte  unter  ihnen  befindlichen  goldenen  Krone  in  rothem 
Felde.  Adelger  und  Theodo  sind  da  nicht  besonders  vertreten,  sondern  nur  am 
Schlüsse  des  Textes  erwähnt. 

Dann  folgt   die  Stammreihe  von    Herzog  Theodo    im  Jahre  514   nach  Christi 
Geburt  bis  auf  Theodo  III  und  seinen  Sohn  Theodobert.  *®) 


Eye  bebt  sieb  an  der  edel  stam 
des  hawsz  von  Payrn,  vnd  etlicb  nam, 
die  berren  in  dem  lannd  sein  gewesen, 
als  icb  die  cronigk  han  gelesen. 

Der  erst  bertzog^  der  bye  oben  stat, 
von  dem  Bayrland  den  nomen  bat, 
bertzog  Bauarns  was  sein  nam, 
von  A.rmenia  er  ber  kam. 

Der  annder  bertzog  Norix  biesz, 
der  Norckaw  nach  im  nennen  liesz. 
Er  aacb  zw  ainer  bawpstat 
Kegnspnrg  aufpawen  bat. 
Die  zwen,  des  erstn  vnainsz  wordn, 
bmederscbafft  sy  zu  samen  sworen. 
Ir  bericbtong  gemacbt  ward, 
das  sy  fnrpas  an  widerpart 
soltn  sein  ains  wappen  vnd  nomens, 
als  ob  sy  waren  ains  stamens. 

Nacb  dem  komcn  zwen  brneder  da, 
ancb  des  gscbläcbts  von  Armenia: 
das  was  bertzog  Boamundus 
vnnd  sein  brneder  Ingramius. 

Die  zwen  brneder  Boamundus  vnd  Ingramius  baben  gestrittn  wider  den  erstn  kayser  Julium, 
vod  sind  von  jm  vberwundn  wordn,  wann  er  hat  bey  seinen  zeitten  kainen  leyden  welln,  der  sich 
ainen  kunig  schribe  oder  nennet  etc.  Darnach  ist  das  landt  zw  Bayern  besetzt  wordn  mit  den 
pflegem  vnd  prefectn  zu  Rom.  vnnd  haben  ger[egliert  bis  auf  den  erstn  Theodo  etc. 

Adalgerus  vnd  Theodo. 
Die  sechs  hertzogn  habn  also 
jr  regiment  vor  Cristi  geburd. 
jn  disem  lannd  zu  Bayern  volfoert. 

18)  Von  ihnen  heist  es:   Der  dritt  Theodo   ist  von  sand  Buebrecht   des  cristnUchen  glaubens 


61 

Nnnmehr  beginnt  mit  den  roth  geschriebenen  Versen: 

Disz  ist  knnig  Amolfas  der  selig, 

ward  zn  lest  ein  bischof  vnd  heylig. 

Von  des  selbn  Arnolfas  stam 

der  grosz  kayser  Karl  kam. 

Von  dem  selbn  Earolo 

chamen  die  fnrstn  von  Baym  also. 

Da  nu  ein  lei  *^)  was  Arnolfas, 

liesz  er  disen  her  Angisus. 

Disen  snn  lies  her  Angisas: 

der  hiesz  kunig  grossns  Pippinnns. 

Von  dem  selben  sein 

entsprossn  p&ltzgranen  bey  Rein. 

die  ununterbrochene  Stammreihe  von  dem  Haasmeier  Arnulf,  oder  —  wie  er  in  aus- 
gezeichneter Verdeutschung  des  Major  domus  heisst  —  von  Arnolf  von  dem  grossen 
hawB  und  seinem  Sohn  Enchises  oder  Angisus  an,  in  der  Weise  dass  daneben  links 
Herzog  Theodo  IV  und  seine  Sohne  wie  die  übrigen  baierischen  Herrscher  bis 
Tassilo  und  seinen  Sohn  Theodo  Platz  gefunden  haben. 

Das  Ganze  reicht  für  die  Pfalz  ^®)  bis  zu  Kurfürst  Ludwigs  IV  Sohn  Philipp, 
für  Baiem  bis  zu  den  zehn  Kindern  des  Herzogs  Albrecht  des  Frommen'^)  von 
Baiern-München  und  bis  Georg  von  Baiem-Landshut. 


ynderweiset  wordn>  vnd  ist  von  jm  za  Regnspurg  getanfft  wordn  mit  sambt  seinem  snn  Theodolberto, 
die  dem  stifit  za  Saltzbnrg  grosse  guettat  vnd  ere  beweist  haben. 

Von  anderer  Hand  ist  hier  noch  beigesetzt:  y°lxxxij  iar. 

19)  So  ist  wohl  anstatt  ,^hvl  allain**  zu  lesen. 

20)  Die  letzten  Verse  sind  hier: 

Eye  stet  von  Tennmarkht  konig 
Cristoff  der  grosz  dnrchleachtig  fnrst, 
pfaltzgraf  bey  Bein,  jn  dem  Baym  land, 
des  nam  was  verr  vnd  weit  bekannd. 

21)  Hier  sind  die  letzten  Verse: 

Disz  was  mein  hertzog  Hanns. 
Wo  vind  man  warhaftigers  inanns? 
Sein  fraukhait  nyemant  betrog. 
Pfaltzgraf  bey  Rein,  in  Baym  hertzog. 

Das  ist  der  gnedig  herr  mein, 
hertzog  Sigmund,  pfaltzgraf  bey  Rein, 
bertzog  in  Baym,  der  löblich 
fnun  tngent  wald  vnd  emrich. 

9* 


62 

2. 

Augustin  Eölner's 

Entwurf  yon  Stammtafeln  des  wittelsbachischen  Fürstenhauses  unter  Berücksichtigung 

der  betreffenden  Landestheile. 

Diese  anspruchslose  Arbeit  umfasst  nicht  mehr  als  drei  Bogen,  von  yrelchen 
zwei  für  sich  in  den  ersten  gelegt  sind,  dessen  erstes  Blatt  gewissermassen  als  Titel- 
blatt nicht  beschrieben  ist,  im  geheimen  Staatsarchive. 

Die  erste  Seite  des  zweiten  Bogens  ist  eigentlich  für  die  Linie  von  Nieder- 
baiem  bis  zu  deren  Aussterben  mit  Herzog  Johann  im  Jahre  1340  bestimmt.  Des 
geschichtlichen  Zusammenhanges  wegen  beginnt  sie  aber  mit  Otto  dem  Erlauchten, 
dessen  Söhne  Ludwig  und  Heinrich  die  erste  Landestheilung  im  Jahre  1255  vor- 
nahmen. Da  der  treue  Hüter  des  baierischen  Briefgewölbes  im  ersten  und  zweiten 
Viertel  des  16  Jahrhunderts  Baiem  und  die  Pfalz  berücksichtigen  wollte,  stellte  er 
vor  Otto  den  Erlauchten  noch  dessen  Vater  Ludwig,  zugleich  den  ersten  Kurfürsten, 
der  im  Jahre  1208  „zu  Kelheym  durch  ainen  vnbekanten  erstochen"  worden.  Da 
jetzt  zur  vollständigen  Stammreihe  der  wittelsbachischen  Herrscher  nur  mehr  Herzog 
Otto  I  fehlte,  verwendete  er  die  leere  Rückseite  eines  überflüssig  gewordenen  Ent- 
wurfes seiner  Verzeichnung  der  ersten  Lade  des  herzoglichen  Archives,  und  behandelte 
da  nun  Otto  I,  Ludwig  den  Eelheimer,  Otto  den  Erlauchten,  so  dass  nunmehr  dieses 
Blatt  mit  Siegelwachs  u^ter  üeberdeckung  der  ersten  Bemerkungen  über  Ludwig 
den  Kelheimer  und  Otto  den  Erlauchten  über  die  zwei  Theile  Oberbaiern  und  Nieder- 
baiern  befestigt  wurde,  wovon  Niederbaiern ,  wie  bemerkt,  bis  zum  Jahre  1340  in 
ähnlicher  Weise  wie  in  der  Stammtafel  im  ersten  Theile  seiner  baierischen  Geschichte'') 
fortgeführt  wird,  mhrend  unter  Oberbaiern  nur  bemerkt  ist :  Ludwig  churfurst  hat 
jnngehebt  München  Ligolstat  vnd  Pfaltz  am  Rein,  anno  1294  tod.  ligt  zu  Fursten- 
feld  begraben,  dauon  die  itzigen  hertzogen  von  Bairn  vnd  am  Rhein  her  komen, 
wie  dann  hernach  so  man  disz  plat  vmb  keret  angezaigt  wirdet. 

Thut  man  das,  so  findet  sich  über  die  beiden  Innenseiten  des  Bogens  vertheilt 
die  „Lini  der  itzigen  pfaltz  grafen  beym  Rhein^^  eben  von  Ludwig  bis  zu  den  Söhnen 
des  Königs  Ruprecht,  beziehungsweise  genauer  den  Nachkommen  des  KurftLrsten 
Ludwig:  Ludwig,  Philips,  Ludwig,  die  indessen  nur  mehr  mit  ihren  Namen  ange- 
führt sind. 

Die  Schlussseite  dieses  Bogens  und  die  erste  des  folgenden  dritten  sind  leer. 

Seine  beiden  Mittelseiten  nimmt  sodann  die  Stammtafel  der  Nachkommen  des 
oberbaierischen  Herzogs  und  Kaisers  Ludwig  mit  Ausnahme  der  für  eine  besondere 
Darstellung  vorbehaltenen  Abkömmlinge  Stephans  mit  der  Hafte  ^')  ein,  aber  ins- 
besondere mit  Au&ahme  der  Linie  von  Straubing-Holland. 


22)  Vgl.  unten  die  Num.  62. 

23)  Stephan,   der  ander  kaiser  Ludwigs  sune.  davon  chomen  die  forsten  in  obem  vnd  nidem 
Bajm,  wie  dan  des  ain  sonder  pawm  der  siptschaft  hernach  angezeigt  wirdet. 


68 

Mit  der  Schlnssaeite  dieses  Bogens  endlich  beginnt  die  Stammtafel  der  Nach- 
kommen Yon  Kaiser  Ludwigs  Sohn  Stephan  mit  der  Hafte,  wovon  früher  bemerkt 
worden  war,  dass  sie  besonders  behandelt  werden  wird,  und  zwar  so,  dass  auf 
diesem  Blatte  nach  der  Erwähnung  der  drei  Sohne  Stephans  —  Johann,  Stephan, 
Friedrich  —  die  Münchner  Linie  von  Johann  bis  zu  Albrecht  V,  auf  dem  n&ohsten 
die  Ingolstädter  von  Stephan  bis  zu  Ludwig  dem  Buckel,  auf  dem  folgenden  und 
zugleich  letzten  die  Landshuter  von  Friedrich  bis  zu  Georg  dem  Reichen  und  seinen 
beiden  Töchtern  Elisabet  und  Margaret  dargestellt  sind. 

Mochte  diese  Arbeit  zunächst  nur  darauf  berechnet  sein ,  unserem  Archivar 
jeden  Augenblick  bei  seinen  amtlichen  Beschäftigungen  rasch  bezüglich  der  Abkuufts- 
verhältnisse  der  baierischen  und  pfalzischen  Herrscher  an  die  Hand  zu  gehen,  so  ist 
auch  nicht  unmöglich,  dass  sie  in  passender  Umarbeitung  zur  Einfügung  in  seine 
baierische  Geschichte  bestimmt  gewesen  sein  konnte.  Findet  sich  ja  in  deren  erstem 
Theile  die  Tafel  der  Linie  von  Niederbaiem:  warum  hätten  wohl  für  den  weiteren 
Verlauf  in  ihrem  zweiten  Theile  die  übrigen  nicht  da  oder  dort  verwendet  werden 
können  ? 

Uebrigens  hat  es  den  Anschein,  dass  nicht  mehr  das  Ganze  erhalten  ist« 
Wenigstens  heisst  es  bei  Albrecht  V,  dass  er  von  seiner  Gemahlin  Eunigunde,  der 
Tochter  Kaiser  Friedrichs,  drei  Söhne  und  vier  Töchter  erworben  habe:  wie  hernach 
angezeigt  wirdet.     Aber  es  findet  sich  zur  Zeit  davon  keine  Spur  mehr. 

Ein  weiter  lose  anliq^nder  Bogen  von  anderer  und  späterer  Hand  stellt  auf 
seinen  beiden  Innenseiten  die  Herscherfolge  von  Baiern  und  PüAz  gesondert  dar, 
die  erstere  von  Ludwig  dem  Baier  bis  zu  Albrechts  Y  Söhnen  Wilhelm  und  Ludwig, 
die  andere  von  Lndwig  dem  Strengen  bis  Ottheinrich  und  Philipp  einerseits  wie 
Friedrich  Georg  und  Beichard  andererseits. 

3. 

Des  Kaspar  Brusch 

Yerzaichnusz  etlicher  herrn  landtgrauen  von  Leuchtenberg,  grauen  zu  Halz  etc. 

aus  alten  sohrieften  gezogen, 

theils  in  Stammtafelform,  theils  mit  besonderen  sonstigen  Bemerkungen,  aus  drei 
gehefteten  Bogen  in  Folio  bestehend,  wovon  das  letzte  Blatt  leer  ist,  von  Gebhart 
um  das  Jahr  1180  bis  zur  Verheiratung  des  Landgrafen  Ludwig  Heinrich  mit  der 
Gräfin  Mechthilde  von  der  Mark  und  Arenberg  im  Jahre  1561,  zu  Passau  am  1.  März 
1563  gefertigt. 

Es  findet  sich  diese  Arbeit  des  bekannten  Poeta  laureatus  im  geheimen  Staats- 
archive in  einem  Aktenfascikel  mit  Stücken  zur  Genealogie  des  Leuohtenberg*8chen 
Geschlechtes,  wie  etwa  einem  offenbar  zum  Zwecke  eines  Stammnachweises  angelegten 
Bogen  mit  den  32  Ahnen  des  im  Jahre  1686  gebornen  Landgrafen  Wilhelm. 

Vgl.  hiezn  auch  noch  unten  die  Num.  7. 


64 

4. 

Des  Herzogs  Johann  II  von  Simmern-Sponheim 

baierisohe  Genealogie  nach  der  Chronik  des  Andreas  von  s.  Mang  zu  Stadtamhof. 

Sie  findet  sich  auf  den  beiden  Seiten  eines  aufgeschlagenen  Bogens  von  der  Hand 
des  genannten  Fürsten  unter  genealogischen  Papiereu  im  geheimen  Hausarchive. 

Auf  der  ersten  Seite  steht  am  oberen  linken  Rande:  vsz  bruder  Anndreas  zu 
sant  Mang  by  R^enspurch  buch.  Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dass  diese 
Genealogie  aus  dem  seinerzeit  im  Besitze  des  Herzogs  Johann  II  von  Simmern- 
Sponheim  gewesenen  Exemplare  gezogen  ist,  das  unten  in  Num.  48  aufgeführt  wird, 
denn  es  finden  sich  theilweise  dort  Einzeichnnngen,  welche  nicht  nur  der  Schrift 
nach  sondern  auch  was  den  Inhalt  betrifft  auf  das  genaueste  zusammenstimmen. 
So  ist  beispielsweise  in  dem  Kapitel  de  Arnoldo  duce  Bavariae  et  Wernhero  firatre 
eins  et  descendentibus  ab  Ulis,  in  Marquard  Frehers  Ausgabe  der  Chronik  des  Andreas 
von  s.  Mang  S.  33  bis  36,  an  die  Spitze  der  mit  Kaiser  Heinrich  dem  Vogler  be- 
ginnenden Stammtafel  noch  in  besonderem  Kreise  „Otto  dux  Saxonie'^  gestellt,  und 
—  während  sonst  die  weiblichen  Familienglieder  da  nicht  berücksichtigt  sind  — 
seine  Tochter  Baba  gleichfalls  in  besonderem  Bereise  neben  den  genannten  E[aiser 
Heinrich  gesetzt :  Baba,  a  qua  mons  Babenberg,  während  es  in  unserem  Stammbaume 
bei  der  entsprechenden  Darstellung  deutsch  heisst:  Baba,  von  derenn  Babenberg 
gebuwen  worden. 

Der  Stammbaum   selbst  beginnt   oben   mit  Kaiser  Arnulf,   und   setzt   sich   auf* 
der  ersten  Seite  links  bis  auf  Kaiser  Heinrich  II  und  seine  Schwester  Gisela,  rechts 
bis  zu  den  Söhnen  Ludwigs  des  Strengen  und  Heinrichs  von  Niederbaiern  fort. 

Unten  findet  sich  unter  der  Bemerkung  „vnib  das  jare  1099^^  einen  nicht  in 
den  Stammbaum  selbst  gebrachte  Andeutung  über  Herzog  Otto  zu  Ammerthal  und 
seine  Nachkommenschaft  bis  auf  den  Bischof  Otto  von  Bamberg. 

Auf  der  zweiten  Seite  stösst  man  wieder  auf  die  Nachricht:  vsz  vorgemelttem 
bruder  Andreas  buch.  Links  sind  unter  der  Andeutung  „anno  dominj  1127  besass 
Lotarius  herzog  zu  Saxen  das  romisch  rych,  der  nechst  nach  keyser  Henrich  dem 
funfften^^  die  Weifen  bis  zu  Heinrich  dem  Löwen  angebracht,  rechts  findet  sich  die 
Reihe  von  Kaiser  Heinrich  III  oder  als  König  lY  bis  zu  des  Kaisers  Konrad  II 
und  seiner  Gemahlin  Elisabeth  von   Baiem  Sohn  Konradin. 

Auf  der  ersten  Seite  sind  am  linken  und  rechten  Rande  geschichtliche  Ver- 
zeichnungen beigefügt,  auf  der  zweiten  Seite  am  linken  Rande  wie  in  der  Mitte. 

Gegenüber  den  Stammtafeln  in  der  Chronik  des  Andreas  von  s.  Mang  sind 
hier  auch  die  weiblichen  Familienglieder  soweit  es  das  Bedürfniss  erheischte  berück- 
sichtigt. 

5. 

Reime  über  Wittelsbach'sche  Fürsten  und  Fürstiuen. 

Sie  finden  sich  in  der  Schlusslage  des  oben  S.  50 — 54  berührten  Sammelbandes  im 
geheimen  Hausarchive. 


65 

Den  Anfang  bilden  unter  der  üeberschrifb  „Vertzaichnns  der  ChnrfÜrsten  am 
Rhein,  wie  dieselben  zne  Haidelberg  aaff  dem  Schloss  im  Königssaal  abgemalet  sein^^ 
die  Reime  über  17  Fürsten  vom  Herzoge  Otto  von  Witteisbach  an  bis  zum  Kur- 
fürsten Ludwig  und  seinem  Bruder  und  Nachfolger  Friedrich,  theilweise  mit  Abän- 
derungen im  Texte  ^^)  von  anderer  Hand,  welche  auch  zwischen  Ruprecht  den  Rothen 
und  Kon  ig  Ruprecht  am  Rande  vier  Verse  über  Ruprecht  den  Harten  oder  Kleinen, 
und  nach  dem  Schlüsse  zwei  Strophen  über  Ottheinrich  ^^)  und  seine  Gemahlin 
Susanna  ^*)  beigefugt  hat. 

Daran  schliessen  sich  —  nach  einer  zwei  Blätter  füllenden  Einschaltung  über 
die  Kinder  des  Kurfürsten  Philipp  und  seiner  Gemahlin  Margaretha  von  Baiem 
in  vierzeiligen  Reimen,  mit  Anfügung  der  Geburtstage,  zu  welchen  unter  der  oben 
am  Rande  von  späterer  Hand  angebrachten  Bemerkung  „ausz  einer  alten  verzeichnusz 
corrigirt*^  hier  und  dort  Abänderungen  gemacht  sind,  mit  Randbemerkungen  über 
die  jeweiligen  Taufpathen  und  anderes  —  noch  Verse  wieder  über  die  vorhin  unter 
den  Ziff.  16  und  17  behandelten  Kurfürsten  Ludwig  und  Friedrich,  hier  noch  sammt 
ihren  nächsten  Familienangehörigen,  jetzt  unter  den  Ziff.  17  und  18,  und  über  Ott- 
heinrich unter  Ziff.  19: 

Otthainrich,  Ruperti  söhn  vorgemelt, 

Nach  Friderico  der  Chur  Pfaltz  inhelt, 
Vberlebt  vil  seiner  feind,  ist  dauckbar  gott, 

Hilfft  rainer  lehr  vnd  algemainer  noth, 
Regirt  weiszlich  die  Chur  vnd  drey  lande. 

Zu  seiner  Zeit  man  hohe  kunst  fände. 

Oder  allso: 

Nach  ghabtem  gmahel  im  Wittwerstande. 


24)  So  beispielsweise  unter  Ziff.  12  gegen  die  ursprüngliche  Fassung,  welche  hier  in  der  ersten 


Spalte  vorgeführt  wird: 

Damach  Ludwig  der  Bartig, mann 

hat  auch  der  Pfaltz  vil  gnets  gethan. 

Im  wahr  vermelt  ein  Vngrisch  Königin 
vnd  von  Sophoi  ein  Hertzogin. 

25)       Ottheinrich  Pfaltz  durch  Gottes  gnad 
Von  desz  Babsts  greuln  erledigt  hat. 
Der  Kirchen  rueh,  desz  Reichs  wolfarth 
SU  fürdem,  er  kein  fleisz  nit  gspart. 


Darnach  Ludwig  der  Bartig,  genant  Gotsfreund, 
hat  in  die  Pfaltz  vil  nutz  gezennt. 

Er  yermehlt  ein  Englisch  Konigin 
vnd  von  Sophoi  ein  Hertzogin. 


26)       Susanna  vom  haus  Baim  gehom, 
Marggraf  Casimir  zu  vor  erkom, 
Yol^ents  hey  Pfaltzgraff  Ottheinrich 
Jr  leben  beschlosz  seligglich. 


66 

6. 

Oenealogia  Comitum  Palatinorum, 

coUecta  olim  a  Johanne,  Comite  Palatino  Simeriano,  et  in  ordinem  hnnc 
redacta  a  filij  eins  Georgij  Comitis  Palatini  cancellario  Matthia  Rodlero, 

jar.  ntr.  doctore,  anno  a  nato  Christo  1570, 

auf  drei  zum  Untereinanderkleben  bestimmten  Foliobogen  im  geheimen  Hausarchive, 
wie  die  unter  Num.  64  berührte  gereimte  Genealogie  des  Herzogs  Johann  II  von 
Simmern  •  Sponheim ,  wozu  auch  noch  die  Num.  65  verglichen  werden  mag,  mit 
„Adelgern,  post  mortem  Attiliae  regis  Hunnorum  anno  456  electus  rex  Boioariorum" 
beginnend,  bis  zu  den  baierischen  und  pfalzischen  Fürsten  und  Fürstinen  der 
Sechzigerjahre  des  16.  Jahrhunderts. 

7. 

Dös  Kaspar  Brusch 

Genealogia  oder  geburtt  stamm  der  durchleuchtigen   hoohgebomen  försten   und 
herrn  herrn  lantgrafen  zumm  Leuchtemberg  vnnd  grafen  zu  Halls. 

Sie  findet  sich  in  dem  oben  am  Schlüsse  der  Num.  3  erwähnten  Aktenfascikel 
des  geheimen  Staatsarchives. 

Sie  ist  ein  wirklicher  auf  einem  ausserordentlich  grossen  Bogen  ausgeführter 
Stammbaum  wieder  von  Gebhart  bis  zum  Landgrafen  Ludwig  Heinrich  und  dessen 
Schwester  Elisabeth,  als  deren  Todestag  der  6.  Juli  1579  angeführt  ist,  in  der 
Weise,  dass  die  einzelnen  Familienglieder  je  in  besondere  schwarze  Kreise  einge- 
tragen sind. 

8. 

Genealogia  Comitum  a  Sponheim,  Comitum  Palatinorum  Rheni, 

et  Marchionum  Badensium, 
ex  probatissimis  authoribus  concinnata. 

So  bezeichnet  sich  ein  Stammbaum  auf  vier  zusammengeklebten  Blättern  und 
Streifen  Papier  im  geheimen  Hausarchive  aus  dem  letzten  Viertel  des  16.  Jahr- 
hunderts. Auf  der  Rückseite  lautet  die  Aufschrift  von  anderer  Hand:  Pfalttzgrau- 
ische,  Sponheimische  vndt  Margrauisch  von  Baden  Genealogia. 

Sie  beginnt,  entgegen  den  bisher  erwähnten  derartigen  Stücken  von  unten  nach 
oben  mit  dem  Grafen  Johann,  der  in  den  nachher  aufgeführten  Num.  80,  81,  82 
unter  Ziff.  15  erscheint,  und  mit  Kaiser  Friedrich  II  den  E^reuzzug  in  das  heilige 
Land  von  1217  auf  1218  mitmachte,  und  reicht  über  das  Absterben  der  sponheim- 
ischen  Grafenlinie  mit  Johann  am  26.  Jänner  1437,  in  den  erwähnten  Num.  80 
bis  82  unter  Ziff.  63,  in  der  Verzweigung  von  der  Gräfin  Loreta,  die  im  Jahre 
1364  den  Grafen  Heinrich  zu  Veldenz  heiratete,  einerseits  bis  Georg  Gustaf  von 
Veldenz  und  Philipp  Ludwig  von  Pfalz  -  Neuburg,  andemtheils  bis  zum  Kurfürsten 
Ludwig  VI  und  Johann  Casimir. 

Steigt  dieses  Geschlecht  links  neben  dem  letzten  Grafen  Johann  von  Sponheim 


67 

empor,  so  verzweigt  sieh  der  badische  Stammbaam  rechts  Yon  ihm  aufwärts,  yon  der 
Gräfin  Mechthilde  yon  Sponheim  an,  der  Schwester  der  vorhin  bemerkten  Gräfin 
Loreta,  der  Gemahlin  des  Markgrafen  Rudolf  von  Baden,  bis  zu  den  Markgrafen 
Philipp,  Eduard  Fortnnat,  Ernst  Friedrich. 

9. 

Baierische  und  pfälzische  Stammtafeln 

aus  dem  Schlüsse  des  16  Jahrhunderts. 

In  dem  oben  S.  50—54  besprochenen  Sammelbande  des  geheimen  Häusarchives 
findet  sich,  wie  dort  unter  h  berührt  worden  ist,  eine  Beihe  von  baierischen  und 
pföl zischen  Stammtafeln,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  zur  Yervollständigung  der 
Genealogien  des  Dr.  Wiguleus  Hundt  angelegt,  wie  ja  auch  wenigstens  einmal  ge- 
wissermassen  als  ümschlagsbemerkung  zu  lesen:  ad  continuandum  Hundium. 

Sie  sind  wohl  im  Jahre  1599  gefertigt,  indem  sie  eigentlich  nur  bis  zu  diesem 
Jahre  reichen,  und  gerade  dieses  ungemein  häufig  noch  als  Lebensjahr  dieser  und 
jeuer  Glieder  der  beiden  Häuser  angegeben  ist,  wie  unter  anderem  beispielsweise  bei 
der  Gemahlin  des  Pfalzgrafen  Rupert  von  Veldenz,  Ursula,  der  Tochter  des  Wild- 
und  Rheingrafen  Johann,  nachher  der  Gemahlin  des  Grafen  von  Falkenstein,  den  sie 
gleichfalls  überlebte :  lebt  noch  in  viduitate  1599.  Doch  finden  sich  einigemale 
noch  Anfahrungen  von  Jahren  des  ersten  Jahrzehntes  des  17.  Jahrhunderts. 

Die  erste  Tafel  bezieht  sich  auf  die  Nachkommenschaft  des  Pfalzgrafen  Fried- 
rich auf  dem  Hundsrückeu,  dem  Sohne  Stephans,  und  seiner  Gemahlin  Margaretha 
von  Geldern. 

Daran  reiht  sich  die  des  Herzogs  Albrecht  Y  von  Baiern. 

Dann  folgen  Wolfgangi  Palatini  liberi,  Joannis  Bipontini  liberi,  Ottonis  Henrici 
liberi,  Garoli  liberi,  endlich  die  Nachkommen  des  vorhin  erwähnten  Pfalzgrafen 
Ruprecht  von  Veldenz. 

Ln  engsten  Zusammenhange  hiemit  stehen  die  Stammtafeln  auf  dem  Bogen 
kleineren  Formates  der  nachfolgenden  Lage,  oben  unter  i  berührt,  worauf  sich  auch 
eine  Menge  besonderer  genealogischer  und  anderer  Aufzeichnungen  bezieht,  einmal 
unter  der  Ueberschrift :  ex  lit.  de  ducibus  Bavariae  et  com.  palat.Rhenj,  ein  anders- 
mal unter  der:  ex  carta  Johannis  Palatini  Bipontini  u.  s.  w. 

10. 
Des  Jakob  Ludwig  Beuther 
Erzehlnng  der  regierenden  Fürsten  im  Fürstenthumb  Zweybrücken 
von  anno  1410  bisz  in  disz  gegenwertige  1616  Jahr. 
Diese  Ueberschrift  führt  das  erste  Stück  von  fünf  zusammengehefteten  Lagen 
in  Quart,  deren  erste  aus  3,  die  übrigen  aus  je  2  Bogen  bestehen,   wovon  die  letzte 
nur  Ahnentafeln^^  enthält,   sämmtlich   von  der  gleichen  Hand,   im  geheimen  Haus- 
archive. 


27)  Beispielsweise  des  am  12   Augast  1604  verstorbenen  Herzogs  Johann  I  von  Zweibrücken 
und  seiner  Gemahlin  Magdalene  von  Jfilich,  dann  des  im  Jahre  1610  verstorbenen  Kurfürsten  Fried- 
Abh.  d.  III.  a.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III  Abt  h.  10 


68 

Nach  kurzer  Einleitung  über  König  Ruprecht  und  seine  Kinder  beginnt  das 
Werk  mit  seinem  fttnftgebornen  Sohne  Stephan,  dem  Stammrater  der  pfälzischen 
Linie  Simmeru-Zweibrücken-Veldenz,  und  reicht  bis  auf  Herzog  Johann  den  jüngeren 
und  seine  Kinder,  und  zwar  über  das  vorhin  bemerkte  Jahr  1616  hinaus  bis  zu  der 
Geburt  der  Prinzessin  Marie  Amalie  am  19.  Oktober  1622. 

Es  reicht  bis  g^en  den  Schluss  der  fünften  Seite  der  dritten  Lage. 

Der  Verfasser  ist  nicht  genannt.  Aber  eine  Yergleichung  mit  der  im  Jahre 
1616  in  Quart  erschienenen  „Erzehlung  welcher  gestalt  nach  absterben  des  Allerdurch- 
leuchtigsten  Hochgebomen  Fürsten  vnd  Herren  Herren  Ruprechts  Rom.  Königs  vnd 
erwehlten  Kaysers  etc.  Jhrer  Königlichen  Mayestet  Erblandt  vnder  dero  hinderlassene 
Sohn  vertheilt,  sonderlich  aber  wie  das  Fürstenthumb  Zweybrücken  von  Anno  Christi 
1410  bisz  yff  jetzige  Zeit  Anno  Christi  1616  regiert  worden'^  u.  s.  w.  des  damaligen 
Pfalz-Zweibrücken'schen  Landschreibers  Jakob  Ludwig  Beuther  zu  Neukastei  S.  1--25 
lässt  keinen  Zweifel,  dass  es  dessen  Arbeit  ist,  und  zwar  diesem  Drucke  gegenüber 
am  Schlüsse  noch  etwas  yervollständigt.  Wahrend  nämlich  der  Druck  mit  der  Ge- 
burt des  Pfalzgrafen  Friedrich,  dessen  Name  noch  nicht  eingesetzt  ist,  am  5.  April 
1616  endet,  folgt  hier  anstatt  des  dortigen  Schlussabsatzes  noch: 

Fr.  Anna  Sibilla,  geborn  zu  Zweybrücken  den  20.  Julij  1617. 

Hertzog  Johan  Ludwig  Pfalzgrave  etc.  geborn  zu  Zweybrücken  den  22.  Julij 
Anno  1619  vmb  9  ühr  zu  nachts. 

Fr.  Juliana  Magdalena  P&lzgrävin  etc.  geborn  zu  Heydelberg  den  23.  April 
Anno  1621  zwischen  2  vnd  3  ühr  vormittag. 

Fr.  Maria  Amalia  Pfalzgrävin  etc.  geborn  zu  Zweybrücken  den  19.  October 
Anno  1622  ymb  3  ühr  nachmittag. 

Hinsichtlich^  der  Stellung  des  Jakob  Ludwig  Beuther  mag  hier  darauf  verwiesen 
sein  was  Greorg  Christian  Joannis  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  der  Historia  Ba- 
yarico-Palatina  des  Daniel  Pareus  S.  18/19  sagt:  De  auctore  notandum,  quod  Michaele 
Beuthero  ICto  et  Historiarum  in  acad.  Argeutoratensi  P.  P.  patre  natus  fuerit,  et 
primo  bibliothecae  Bipontinae  praefectum  egerit,  post  vero  correctorem  dioecesis 
Novicastellanae  (vulgo  Landscribam  vocant). 

Ebendort  S.  21  heisst  es:  Praeter  editionem  quam  adtulimus  —  nämlich  von 
Zweibrücken  aus  dem  Jahre  1616  in  Quart  —  aliam  Francofnrti  anno  1650  in  4^ 
curatam  memorat  cl.  vir  Joannes  Christianns  Neu  access.  ad  mantiss.  sect.  XXViil 
n.  n  pag.  211. 


rieh  IV  and  seiner  Tochter  Luise  Juliane,  der  sweiten  Gemahlin  von  des  vorhin  erwfihnten  Henogs 
Johann  I  Sohn  Johann  II,  u.  s.  f. 

Vgl.  hiezQ  die  Ahnentafeln  am  Schlosse  des  alshald  berührten  Druckwerkes  des  Jakob  Ludwig 
Beuther  vom  Jahre  1616. 


69 


11. 

Des  Jakob  Ludwig  Beather 

Yerzeiclinus  aller  Pfaltzgraven  bey  Bhein,  Hertzogen  in  Bayern,  Graven  zu  Yeldentz 
vndt  Sponheim,  deren  farstl.  Wittiben  Gemahlin  vnd  Eander,  welche  in  dieszem  1616 

Jahr  noch  im  Leben,  nach  sonderlichen  Linien  anszgetheilt. 

Es  schliesst  sich  an  die  eben  bemerkte  Nom.  10  im  geheimen  Hausarchive 
anf  der  Rückseite  des  dritten  Blattes  der  dritten  Lage  an,  und  behandelt  die  forst- 
lichen Glieder: 

1)  ausz  der  Cburfurstl.  P&ltzgravischen  Lini, 

2)  ansz  der  Simmerischen  Lini, 

3)  ausz  Hertzog  Wolfi^angs,  Pfaltzgraven  bey  Bhein,  in  Bayern  zu  Newburg 
vnd  Zweybrücken  Hertzogen,  Graren  zu  Yeldentz  vnd  Sponheim,  Lini, 

4)  ausz  der  Lützelsteinischen  Lini, 

5)  ausz  der  Püältzgraven  bey  Bhein,  Hertzogen  in  Bayern  zu  München. 

Am  Schlüsse  steht:  Der  allmechtige  getrewe  Gott  wolle  alle  obgeschriebene 
vom  Chur-  vnd  fürstl.  Hausz  der  Pfaltz  herrürende  noch  lebende  fürstl.  Person 
segnen,  mehren,  vnd  in  Fried  vndt  einigkeit  regieren  vnd  erhalten  zu  seins  h[eiligen] 
gottlichen  Nahmens  ehr  vnd  gemeinen  Yatterlands  Teutscher  Nation  Nutzen  vnd 
wolfarth.  amen. 

Der  Yerfasser  ist  ohne  Zweifel  wieder  Jakob  Ludwig  Beuther.  Ygl.  dessen 
vorhin  unter  Num.  10  erwähnte  Druckarbeit  S.  26—36. 

12. 

Baier isch-pfälzische  Stammtafeln 
aus  dem  ersten  Yiertel  des  17.  Jahrhunderts. 

Sie  folgen  in  einer  in  graues  Fliesspapier  gehefteten  Lage  von  vier  Bogen  in 
Folio  im  geheimen  Staatsarchive  nach  einer  „Series  Imperatornm  et  Begum  Boma- 
norum,  a  quibus  sequentia  Priuilegia  promanarunt"  mit  Angabe  ihrer  Wahl-  Krön- 
ungs-  und  Todesjahre  von  Ludwig  dem  Baier  ange&ngen  bis  Mathias,  dessen  Todes- 
jahr nicht  mehr  eingesetzt  ist,  von  Fol  5—8,  nämlich: 

1)  auf  Fol.  5  Pars  genealogiae  Gomitum  Palatinorum  Bheni  et  ducum  Boioariae 
von  Otto  von  Witteisbach  bis  rechts  zum  Aussterben  der  niederbaierischen 
Linie  mit  Johann  im  Jahre  1340,  während  die  Nachkommenschaft  Ludwigs 
des  Baiers  am  Schlüsse  an  die  Beihe  kommt,  und  links  bis  zum  Tode  des 
Kurfürsten  Bupert  im  Jahre  1398, 

2)  auf  Folio  5'  die  Linea  electoralis  Palatina,  quae  defecit,  von  Kaiser  Bupert 
bis  zum  Tode  des  Kurfürsten  Ottheinrich  im  Jahre  1559, 

3)  auf  Fol.  6  die  Linea  ducum  Simerensium  et  Electorum  praesentium  von 
Herzog  Stephan  von  Zweibrücken   bis  auf  Kurfürst  Friedrich  Y  und  seinen 

Bruder  Ludwig  Philipp, 

10* 


70 

4)  auf  Fol.  6'  die  Linea  dacam  Neobnrgicornm  et  Bipontinorum, 

5)  aaf  Fol.  7   die  Linea  dncum  in  Lautereck  et  Lüzelstein, 

6)  auf  Fol.  l'  und  8    die  Linea   dncum  Boioariae   von   Kaiser   Ludwig   an   bis 
Maximilian  1  und  seinen  Bruder  Albrecht  den  Leuchtenbei^er. 

Nach  einem  auf  dem  Yorderumschlage  angebrachten  Berichte  an  einen  gestrengen 
Herrn  Kanzler  yom  17.  Jänner  1647  hat  der  Verfasser  vor  Zeiten  eine  grössere 
dergleichen  Genealogie  einem  Herrn  Fuchs  geliehen,  so  dass  er  nur  mehr  das  vor- 
liegende Stück  übersenden  konnte. 

Es  sind  allenthalben  yon  rother  Tinte  Verweisungen  aaf  Folien  eines  Bandes 
oder  Aktenfascikels  angebracht,  der  sich  ohne  Zweifel  auf  Fragen  wegen  des  Kur- 
rechtes von  Pfalz  und  Baiem  bezog. 

13. 

Genealogia  Comitum  Palatinorum  Rbeni  Dncum  Bayariae 

von  Karl  dem  Grossen,  dem  primus  Imperator  germanus  in  Occidente,  appellatus 
Imperator,  bis  in  das  zweite  Viertel  des  17.  Jahrhunderts,  mit  einzelnen  Zusätzen 
noch  aus  den  Funfzigerjahren  desselben,  auf  einer  Rolle  von  18  unter  einander  ge- 
klebten Bogen,  im  geheimen  Hausarchive. 

Sie  umfasst  Baiern  und  die  P&lz,  und  enthält  neben  den  Geburts-  Heirats- 
Todes-  und  Begräbnissangaben  auch  mitunter  Bemerkungen  über  die  Mitgift  der 
forstlichen  Gemahlinen  ^^)  und  anderes. 

Von  den  Achzigerjahren  des  16.  Jahrhunderts  an  sind  bisweilen'^)  die  Daten 
nach  dem  alten  und  neuen  Kalender  gesetzt. 


28)  Beispielsweise  bei  der  zweiten  des  Herzogs  Friedrich  von  Baiem-Landshnt:  Magdalena, 
filia  Barnabae  dncis  Mediolanensis.  obiit  12  cal.  ang.  1404.  sepalta  Beitenbaslachli.  cnm  dote  100  mille 
anreomm  jtalicomm. 

Oder  bei  Herzog  Ernst  von  Baiern-Mfinchen :  Emestns  eomes  palatinns  Rheni  dnz  Bavariae. 
obiit  30  jnn.  14B8.  sepultos  in  Mflnchen.  ejus  nzor  Elisabetha,  filia  Barnabae  dncis  Mediolanensis, 
cnm  dote  75000  ducatomm. 

29)  Wie  etwa  bei  den  zwei  Söhnen  des  KnrfQrsten  Maximilian  1: 

31 
Ferdinandos  Mazimilianns  Achatios  Maria  Ignatias,   natns  Monachii  ^  oct.  1636.  obiit   1637. 

Mazimilianns  Philippns  Hieronvmns,  natns  Monachii  r^ 7-  1638. 

£o  sept. 

Oder  bei  den  zwei  Kindern  ans  der  zweiten  Ehe  des  Herzogs  Wolfgang  Wilhelm  von  Pfiüz-Nen- 

bnrg  mit  Magdalene,  der  Tochter  des  Herzogs  Wilhelm  Y  von  Bajem: 

30  20 

Ferdinandns  Philippus,   natns  Dfisseldorphii  ^  jnlii  1633.  obiit  j^  sept.  ejosdem  anni.  ibidem 

sepnltns. 

Eleonora  Francisca,  nata  Düsseldorphii  —r 1634.  obiit  eodem  anno  r^  ^^^-  Ibidem  aepnlta 

V  apr*  Ltt 

—  ejosdem 


71 

14. 

Des  Dr.  Philipp  Jakob  Spener 
Arbeiten  zur  pfälzischen  Genealogie. 

Cognatio  Serenissimi  principis  et  domini,  domini  Christiani,  Comitis  palatini 
ad  Rhenum,  dncis  Bavariae,  Comitis  Veldentii  et  Sponheimii  etc.  cum  praecipnis 
totius  Enropae  magnatibns,  auf  Bogen  und  Blättern  in  Folio,  die  über  den  Rücken 
zusammengeheftet  sind,  18  Folien  in  gedrängter  Schrift  umfassend,  im  geheimen 
Hausarchive. 

Sie  behandelt  diese  Verwandtschaft  in  sechs  besonders  bezeichneten  Gruppen 
mit  je  so  und  so  vielen  Unterabtheilungen,  und  zwar: 

I.  cum  coronatis  capitibus,  beispielsweise: 

1)  cum  imperatore  augusto  (Ferdinande  I)  und  cum  augusta, 

2)  cum  rege  christianissimo  Galliarum  (Ludovico  XIY)  und  cum  regina, 

9)  cum  (Ghristina)  exregina  Sueciae, 
IL  cum  electoribus,  und  zwar: 

10)  cum  electore  Goloniensi, 

11)  cum  electore  Bavariae, 

12)  cum  electore  Sazoniae, 

13)  cum  electore  Brandenburgico, 

14)  cum  electore  Palatino. 

III.  cum  principibus  aliis  Germaniae,  beispielsweise: 

15  und  16    ex  domo  Austriaca  cum   sororibus  imperatoris   wie   cum    virginibus 

Oenipontanis, 
17 — 22  ex  domo  Palatiua  cum  linea  simmerensi,   cum  linea  neoburgica  et  sulz- 

bacensi,  cum  linea  bipontina,   cum  linea  bircofeldia,  cum  linea  veldentia  seu 

lucelsteinia, 
23—25   ex   domo  Saxonica  cum  linea  altenburgica,  cum  linea  gothana  et  vina- 

riensi,  wie  auch  pro  Yinariensibus  solis, 
26  und  27   ex  domo  Brandenburgica  cum   linea  culmbacensi  seu  payruthina  et 

anspacensi  seu  onoldsbacensi,  u.  s.  w.  bis 

64)  cum  principibus  Eggenbergae, 

65)  cum  principibus  de  Dietrichstein, 

66)  cum  ducibus  Lignicii  et  Briegae, 

67)  cum  principibus  Frisiae  orientalis  seu  Ostfrisiae, 

68)  cum  principibus  Fürstenbergicis  et  in  iis  episcopo  argeutinensi, 

69)  cum  principibus  Liechtensteinii. 

lY.   cum  principibus  et  ducibus  Franciae,  und  zwar  beispielsweise: 

70)  cum  virginibus  Aureli[an]ensibu8, 

76)  ex  domo  Sabaudica  cum  linea  Soissonia  seu  Casiniana, 


I 


72 

77)  cum  ducibus  de  Yalentinois  ex  domo  Grimaldensi, 

78)  cum  domo  Turria  (de  la  Tour),  u.  s.  w. 
y.  cum  principibus  Italiae,  beispielsweise: 

92)  cum  magno  duce  Hetruriae, 

93)  cum  magna  ducissa  Hetruriae,  ultima  ex  ducibus  ürbini, 
95)  cum  duce  Mutinae  seu  Modenae  domus  estensis, 

VI.  cum  principibus  Sarmatiae,  und  zwar: 

99)  cum  duce  Curlandiae  et  Semigalliae, 
100)  cum  principe  Bazivillio. 

b) 

Eine  mit  Rücksicht  auf  dergleichen  Verhältnisse  gefertigte  Yerwandtschafts- 
tafel  des  pfalzischen  Hauses  Yeldenz-Sponheim,  auf  20  unter  einander  geklebten 
Bogen  und  Blättern  Papier  in  der  Länge  von  etwas  weniger  als  6  Metern,  gleich- 
falls im  geheimen  Hausarchive. 

Sie  ist  in  äusserst  künstlicher  Weise  so  angelegt,  dass  die  rechte  Seite  Ton 
oben  bis  unten  dicht  mit  den  verschiedenen  eben  unter  a  besprochenen  Familienver- 
zweigungen gefüllt  ist,  welche  gegen  links  hinüber  immer  mebr  in  die  einzelnen 
männlichen  wie  weiblichen  fürstlichen  Persönlichkeiten  des  pfalzischen  Hauses  Yeldenz- 
Sponheim  zusammenlaufen,  zuletzt  in  der  Mitte  des  Ganzen  in  die  beiden  S5hne  des 
Herzogs  Christian  I  und  seiner  Gemahlin  Magdalena  Katharina,  nämlich  Christian  U 
und  Johann  Karl,  in  den  Jahren  1637  und  1638  geboren,  bei  welchen  in  lauter  grossen 
Buchstaben  steht:  Serenissimi  principes  et  domini,  dominus  Christianus  et  dominus 
Joannes  Carolus,  fratres  germani,  Comites  palatini  ad  Rhenum,  duces  Bavariae,  Co- 
mites  in  Yeldentz  et  Sponheim  etc. 

Yivite  felices,  serisque  nepotibus  olim, 

quod  debetis  avis,  reddite  grande  decus. 

Das  Ganze  beginnt  mit  dem  im  Jahre  1327  verstorbenen  Pfalzgrafen  Adolfus 
simplex,  der  mit  seiner  Gemahlin  Irmgard  Gräfin  von  Oettingen  rechts  an  der 
obersten  Spitze  den  Reigen  eröffnet,  und  dessen  Nachkommen  von  da  weg  sich  als 
oberste  Reihe  stets  in  der  Richtung  nach  links  über  den  Kurfürsten  Rupertus  parvus, 
den  Kaiser  Rupert,  dessen  Sohn  Stefan,  dann  Ludovicus  niger,  Alexander,  Ludwig, 
Wolfgang,  Karl,  und  Christian  I  bis  zu  dessen  beiden  vorhin  bezeichneten  Söhnen 
Christian  H  und  Johann  Karl  herabsenken,  während  naturgemäss  bei  dieser  Ein- 
richtung ihre  Gemahlinen,  deren  Herkunft  aus  diesen  oder  jenen  Familien  rechts  aus 
den  betreffenden  Yerwandtschafbstafeln  ersichtlich  ist,  je  am  Schlüsse  in  der  unteren 
Hälfte  verlaufen. 

15. 

Des  Johann  Jakob  Pilgel 
Yerwandtschaftstafeln  des  Kurfürsten  Max  Emanuel  und  seines  Bruders  Gajetan  Maria 

mit  den  europäischen  und  anderen  Fürstenhäusern. 

Sie  bilden  ein  in  einen  Umschlag  von  verschiedenfarbigem  Glanzpapier  brochirtes 


73 

Folio  bändchen  im  geheimen  Hansarchive,  nach  einem  früheren  lose  beiliegenden 
Archivver merke  als  „Dedueido  a  Joanne  Jacobo  Pilgel  Nob.  Palatino  eonsiliario  Elect. 
Bay.  et  Praefecto  in  Witterfeld  Oenealogicae  Cognationis  Maximil.  II  Eiect.  Bav. 
cum  Caesare  et  aliis  Regibus  ac  Principibus^^  n.  s.  w.  bezeichnet. 

Vielleicht  ist  diese  Arbeit  zur  Feier  der  Geburt  des  Prinzen  Cajetan  Maria 
am  2.  Mai  1670  entworfen,  der  bereits  am  7.  Dezember  desselben  Jahres  starb. 

Sie  bietet  in  ähnlicher  Weise  wie  die  Nummer  14a  und  16  die  berührte  Ver- 
wandschaft  nach  bestimmten  Hauptgruppen  mit  so  und  so  vielen  Unterabtheilungen, 
innerhalb  welcher  fast  durchgehends  den  einzelnen  Personen  die  Todesjahre  beige- 
fügt sind,  und  zwar: 

I.  Cum  Goronatis,  wie 

1)  cum  Imperatore  Romanorum, 

2)  cam  rege  Galliae, 

7)  cum  rege  Daniae, 

8)  cum  rege  Poloniae, 

9)  cum  rege  Portugalliae ; 

IL  cum  principibus   Germaniae,    und  zwar: 
1)  cum  Electore  Coloniensi, 

4)  cum  Electoribus  Palatinis, 

5)  cum  archiducibus  Austriae  in  Inszbrnck, 

6)  cum  dncibus  Bavariae,   nämlich  mit   des  Kurfürsten  Maximilian  I  zweit- 
gebornem  Sohne  Maximilian  Philipp, 

7)  cum  dncibus  Palatinis  in  Simmem, 

8)  cum  dncibus  Palatinis  in  Neuburg, 

9)  cum  dncibus  Palatinis  in  Sulzbach, 

10)  cum  dncibus  Palatinis  in  Zweibrück, 

11)  cum  dncibus  Palatinis  in  Braburg   apud  Suecos, 

12)  cum  dncibus  Palatinis  in  Lautereck, 

13)  cum  ducibus  Palatinis  in  Birckenfeld, 

14)  cum  ducibus  Palatinis  in  Bischweiler, 

19)  cum  Marchionibus  Brandeuburgids  in  Barreyth, 

20)  cum  Marchionibus  Brandenburgicis  in  Onolzbach, 

61)  cum  ducibus  Münsterbergensibus  in  Silesiä, 

62)  cum  ducibus  Teschinensibus  in  Silesia; 

IIL  cum  principibas  Galliae,  wie 
1)  cum  duce  Aurelianensi, 
4)  cum  ducibus  Guisiae, 
9)  cum  ducibus  Colignijs, 
14)  cum  ducibus  Momorancijs, 
18)  cum  ducibus  Roanijs, 

21)  cum  ducibus  Sullijs; 


74 

IV.  cum  principibus  Italiae,  beispielsweise 

1)  enm  dacibns  Sabaudiae, 

8)  cum  ducibas  Mirandulanis ; 
y.  cnm  principibus  Hispaniae,  wie 
1)  cum  ducibus  Albanis, 
7)  cum  ducibus  de  Cardona, 
19)  cum  ducibus  de  Pennerandä; 
VI.  cum  principibus  Portugalliae ; 
YIl.  cum  principibus  Magnae  Britanniae,  wie 

3)  cum  ducibus  de  Somerset; 
Vni.  cum  principe  Daniae; 

IX.  cum  principibus  Belgicis,  beispielsweise 

7)  cum  ducibus  Crojo-Arschotanis, 
15)  cum  marchionibus  Wargnijs; 

X.  cum  principibus  regni  Poloniae,  wie 

2)  cum  principibus  Lubomirskijs  in  Poloniä  Minore, 
6)  cum  ducibus  Wiszniowicijs  in  Soupiä; 

XI.  cum  Magnis  Ducibus  .Moscoviae; 
XII.  cum  Imperatoribus  Turcicis; 
XIII.  cum  regibus  Persiae. 

16. 

Des  Dr.  Johanu  Ulrich  Pregitzer 

Zusammenstellung  der  Verwandtschaft  des  Herzogs  Christian  II  von  Veldenz-Sponheim 

und  seiner  Gemahlin  Katharina  Agatha  sammt  ihrem  Sohne  Christian  III  mit  den 

Fürstenhäusern  Europas. 
Der  vollständige  Titel  dieses  in  Pappendeckel  mit  glattem  hellgelben  Lederüber- 
zuge gebundenen  Foliobandes  im  geheimen  Hausarchive  lautet :  Vorstellung  der  Ver- 
wandschafiß;  welche  sich  zwischen  der  durchleuchtigsten  Fürstin  und  Frawen  frawen 
Catharina  Agatha,  Pfaltzgräfin  bey  Rhein,  Hertzogin  in  Bayern,  Gräfin  zu  Veldentz 
and  Sponheim  etc.  geborner  Gräfin  zu  Rappolstein  Hohenack  und  Geroltzeck  am 
Waszichin  etc.  so  dann  dem  auch  durchleuchtigsten  Fürsten  und  Herrn  Herrn  Christian 
dem  Jüngern,  P&ltzgrafen  bey  Rhein,  Hertzogen  in  Bayern,  Grafen  zu  Veldentz 
Sponheim  und  Rappoltstein,  Herren  zu  Hohenack  etc.  von  seitten  mütterlichen  Lini, 
vnd  den  meist  itzo  lebenden  vornemen  Potentaten,  Eaysern,  Königen,  Cur-  und 
Fürsten,  so  dann  Eayserinnen,  Königinnen,  Chur-  und  Fürstinnen,  fast  in  gantz 
Europa  befindet,  zu  unterthänigster  Ehren  Bezeugung  verfaszet  von  Johann  Ulrich 
Pregitzer,  beeder  Rechten  Doctor. 

Er  widmete  dieses  Werk  den  beiden  genannten  Herrschern  aus  Tübingen  am 
7.  Februar  1675,  von  welchem  Datum  auch  noch  ein  besonderes  lateinisches  nach 
Strassburg  addressirtes  Schreiben  an  Herzog  Christian  II  inliegt,  aus  welchem  neben 
anderem  zu  ersehen,   dass  der  Verfasser   beabsichtigte,  singulas   cognationes  illustres 


> 


75 

omnium  regum  et  principum  enropaeorum  za  bearbeiten,  zur  Feier  der  Gebart  ihres 
Sohnes  Christian  III. 

Die  Behandlang  ist  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  den  oben  anter  Num.  14a  and 
15  aafgefiihrten  lateinischen  Arbeiten  des  Dr.  Philipp  Jakob  Spener  and  des  Dr.  Johann 
Ulrich  Pregitzer  gewählt,  aber  in  deutscher  Sprache. 

Zar  Yergleichang  mit  der  dortigen  Grappirang  mag  hier  die  Haapteintheilung 
des  Ganzen  Platz  finden: 

I.  mit  den  gekrönten  Häuptern:  Eayser,  Eayserin,  Königen  and  Königinnen, 

II.  mit  desz  heiligen  römischen  Beichsz   Cbnrfürsten,   auch  denen  Charfürstinnen^ 
und  zwar: 

19  mit  dem  Ghnrfarsten  zu  Collen, 

20  und  21  mit  dem  Churfürsten  zu  Bayern  und  mit  der  Churfnrstin, 
22  und  23  mit  dem  Churfürsten  zu  Sachsen  und  mit  der  Churfurstin, 

24 — 26  mit  dem  Churfürsten    zu  Brandenburg,   der  verstorbenen  Churfurstin^ 

der  itzigen  Churfurstin, 

27  und  28  mit  dem  Churfürsten  von  Pfaltz  und  mit  der  Churfurstin, 
III.  mit  den  übrigen  Fürsten  und  Fürstinnen  desz  Reichs, 

lY.  mit  andern  auszländischen  und  theilsz  souverainen  Fürsten  und  dero  GemahlinneUt 
und  zwar: 

1)  in  Franckreich, 

2)  in  Engelland, 

3)  in  Dennemarck, 

4)  in  Pohlen, 

5)  in  Niderland, 

6)  in  Italien. 

Im  Allgemeinen  zeigt  sich  hier  theilweise  in  der  Angabe  der  Verwandtschafts- 
Verzweigungen  eine  weitere  Ausdehnung,  theilweise  ist  auch  die  Zahl  der  Zusammen- 
stellungen umfangreicher,  indem  sie  auf  175  läuft,  wovon  aber  allerdings  eine  Reihe 
mit  bereits  früher  behandelten  zusammenfällt,  auch  die  Verwandtschaft  mit  den  Ge- 
mahlinen der  aufgezählten  Fürsten,  wo  solche  nachgewiesen,  besonders  gezählt  ist. 

17. 

Pfälzischer  Stammbaum 

von  Kaiser  Ruprecht  bis  zum  Kurfürsten  Johann  Wilhelm. 

Er   bildet  in  iwei  Exemplaren  in  lateinischer  und  französischer  Sprache  je  die 

erste  Seite  eines  weiter   nicht  beschriebenen  Bogens  im  geheimen  Hausarchive  unter 

dem  Titel: 

Genealogia  Principum  Palatinorum  ab  Genealogie  des  Princes   Paktins  de- 

Imperatore  Roberto  tertio  eorumque  ma-  scendus  de  L'empereur  Robert  troisieme 

xime  quos  referre   opus  est  ad  praeten-  pour  servir  aux  pretensions  de  Son  Al- 

siones  Dominae  Principissae  Aurelianensis.  tesse  Royalle  Madame. 

Abh.  d.  III.  Cl.  d  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III.  Abth.  1 1  ^ 


76 

Er  beginnt,  wie  bemerkt,  oben  mit  S[aiser  Ruprecht,  und  reicht  —  abgesehen 
von  den  früher  ausgestorbenen  Linien  —  in  der  seines  Sohnes  Stefan  einestheils  bis 
zum  kinderlosen  Tode  des  Kurfürsten  Karl  am  15.  Mai  1685  und  bis  zu  dessen 
vorhin  bezeichneter  Schwester  Charlotte  Elisabeth,  der  Gemahlin  des  Herzogs  Philipp  I 
von  Orleans,  anderntheils  aus  der  sodann  zur  Eurwürde  gelangten  Linie  Pfalz-Neuburg 
über  des  Kurfürsten  Philipp  Wilhelms  Tod  im  Jahre  1688  bis  zu  dessen  Sohn 
Johann  Wilhelm. 

Der  Zweck  der  Anfertigung  dieses  Stammbaumes,  welcher  regelmässig  —  mit 
Ausnahme  der  damals  §ben  noch  am  Leben  befindlichen  beiden  genannten  fürstlichen 
Persönlichkeiten,  des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  und  der  Herzogin  Charlotte  Elisabeth 
von  Orleans  —  den  einzelnen  Gliedern  die  Todesjahre  beigefügt,  ergiebt  sich  von 
selbst  aus  dem  angeführten  Titel. 

18. 

Stammbaum  des  pfälzischen  Hauses 
von  Kaiser  Rupert  an  in  seinen  verschiedenen  Linien, 
auf  einem  grossen  Bogen  Papier  in  dem  Umfange  von    etwa  vier  gewöhnlichen  Bo- 
gen, in  französischer  Sprache,  im  geheimen  Hausarchive. 

Die  fürstlichen  Namen  sind  in  schwarze  Kreise  schwarz  eingeschrieben.  Der 
Mehrzahl  sind  die  Geburtsjahre  beigefügt ;  fast  ohne  Ausnahme  haben  die  Todesjahre 
Platz  gefunden.     Mitunter  sind  besondere  Bemerkungen  angeknüpft. 

Der  Stammbaum  b^nnt,  wie  bemerkt,  mit  dem  Kaiser  Ruprecht,  und  reicht 
in  der  seconde  ligne  electorale  bis  zum  kinderlosen  Tode  des  Kurfürsten  Karl  II 
im  Jahre  1685,  in  der  ligne  de  Neubourg  ou  troisidme  ligne  electorale  bis  zu  des 
Kurfürsten  Philipp  Wilhelm  Sohn  Johann  Wilhelm,  in  der  ligne  de  Deuxponts  bis 
zu  des  Königs  Karl  Gustaf  von  Schweden  Sohn  Karl  XI  und  zu  des  im  Jahre  1689 
verstorbenen  Herzogs  Adolf  Johann  beiden  Söhnen  Adolf  Johann  und  Gustaf  Sa- 
muel, endlich  in  der  ligne  de  üeldence  Lautreck  ou  Petite  Pierre  bis  zum  Tode  des 
Pfalzgrafen  Leopold  Ludwig  im  Jahre  1694. 

19. 

Genealogie  historique   des  Princes  Palatins  du  Rhin, 

qui  fait  voir  par  des  pactes  de  famille,  dispositions  testameutaires,  partages,  preju- 
g^es,  exemples,  et  autres  piöces,  y  alleg^es,  que  dans  les  donchees,  principeaut^es, 
et  terres  qui  ne  sont  point  incorporees  ou  attachees  ä  TElectorat  les  fils  puisn^ 
cadets    ont     toujours    ete   en    droit   egalement    de   succeder   suivant    la    proximite 

du  degr^, 
auf   einem  ausserordentlich   grossen  Bogen  Papier   von   dem  umfange  von  vier  ge- 
wöhnlichen Foliobogen,  im  geheimen  Hausarchive. 

Sie  beginnt  mit  dem  Kurfürsten  Rudolf  I  von  1274—1319,  und  reicht  über 
das  Aussterben  der  Simmern'schen  Linie  mit  dem  Kurfürsten  Karl  von  1651  —  1685, 
über  den  Kurfürsten  Philipp  Wilhelm  von  der  Neuburger  Linie  von  1615  bis  1688, 


77 

und  über  den  Pfalzgrafen  Leopold  Ludwig  von  Veldenz  —  c'est  celui   de  la   sncces- 
sion  dont  il  s'agit  —  von  1625  bis  1694,  bis  auf  den  Kurfürsten  Johann  Wilhelm. 

Die  Namen  der  fürstlichen  Personen  mit  den  Geburts-  und  Todesjahren  sind 
je  mit  dunkler  schwarzer  Tinte  in  einfache  schwarze  Kreise  eingetragen.  Die  ge- 
schichtlichen und  sonstigen  Bemerkungen  sind  nur  mit  schlechterer  blasser  Tinte 
geschrieben. 

Links  am  oberen  Rande  finden  sich  »les  pactes  de  famille,  partages  et  dispo- 
sitions  testamentaires,  qui  ordonnent  que  dans  les  terres  qui  ne  sont  point  incorpo- 
r^es  ou  attachees  ä  V  Electorat  les  fils  pnisnees  et  cadets  doivent  etre  egalement 
en  droit  avec  les  aisnees,  d'y  succeder  suivant  la  proximite  du  degre«  von  1338 
bis  1605  verzeichnet,  14  an  der  Zahl. 

Rechts  am  oberen  Rande  stehen  die  Prejugees  qui  se  rencontrent  dans  la  mai- 
son  Palatine,  et  qui  etablissent  Tordre  naturelle  de  succeder  par  proximite  du  de- 
gre  von  1338-1568,  in  13  Nummern. 

Georg  Christian  Joannis  bemerkt  in  der  Vorrede   zu  seiner  Ausgabe   der  Hi- 
storia  Bavarico-Palatina  des  Daniel  Pareus  S.   19/20  zu   dieser  Genealogie :    Edita  est 
auspiciis  Serenissimorum  fratrum   Birckenfeldensium,  occasione  controversiae  de   suc-    . 
cessione  in  terras  Yeldentinas,  fol.  pat«nte. 

20. 

Genealogische  Vorstellung 

des  von  Hertzog  Stephano  Pfaltzgraffen  descendirenden  je  tztm  ahlig  en  c  hur-  und 

fürstlichen  Hauses  der  Pfaltzgraffen  bey  Rhein  und  des  darinnen  secun- 

dum  pacta  et  dispositiones  biszher  üblich  geweszenen  unterschiedlichen 

Ordinis  succedendi. 

Sie  ist  auf  zwei  der  Breite  nach  mit  weissem  Faden  an  einander  gehefteten 
Foliobogen  im  geheimen  Hausarchive  am  Anfange  des  zweiten  Viertels  des  vorigen 
Jahrhunderts  als  Stammbaum  gefertigt. 

Wie  bereits  bemerkt,  beginnt  sie  mit  König  Ruprechts  drittem  Sohne  Stephan, 
so  dass  zunächst  links  der  „Sponheimisch-  oder  Simerische  Stanmi^^  und  rechts  der 
„Veldentz-  oder  Zweybrückische  Stamm^^  mit  den  sodann  weiter  im  Laufe  der  Zeit 
entstandenen  Linien  vorgeführt  wird,  und  reicht  bis  in  den  Anfang  des  zweiten 
Viertels  des  vorigen  Jahrhunderts. 

Bei  König    Karl    XII    von    Schweden,    geb.    1682    und    gest.  1718,  heisst  es: 

deszen    zweybrückische   Succession    ohngeacht    der    churpföltzischen    Opposition   auf 

H[ertzog]  Gustav  Samuel  gefallen.     Bei  diesem   sodann:  geb.    1670;   succedirt   anno 

1718  König  Karl  XII  in   dem  Fürstenthum  Zweybrückeu;   wegen   dessen  künfftiger 

succession   die  frage  ist.     Bei  Christian  III  endlich:  geb.  1674.   heutiger  Herzog   zu 

Birkenfeld,    welcher    die    künfitige    succession    in    dem    fürstenthumb    Zweybrücken 

krafft  Hertzog   WoUffgangs    Testament    und    kayszerl.     Eventual-Belehnungen    von 

rechtswegen  praetendiret. 

11* 


78 

Handelt  es  sich  bei  dem  Ganzen  nm  Fragen  der  Erbfolge,  so  beziehen  sich 
natnrgemäss  hieranf  auch  so  zu  sagen  alle  den  so  und  so  vielen  Gliedern  der  ein- 
zelnen Linien  des  pfalzischen  Hauses  beigegebenen  geschichtlichen  Nachrichten.  So 
beispielsweise  gleich  am  Beginne:  Stephanus,  Ruperti  IH  Churfürsten  und  Römischen 
Königs  nach  seinem  todt  hinterlaszener  dritter  Sohn,  geb.  1385,  bekomt  in  der 
brüderlichen  theilung  de  anno  1410  Simmern  und  die  Gra£&chafft  Zweybrücken; 
bringt  mit  seiner  gemablin  Anna,  des  letzten  Graffen  zu  Yeldentz  Erbetochter,  die 
GraffschafTt  Yeldentz  und  die  halbe  Graffschaffb  Sponheim  in  sein  Hausz;  disponirt 
anno  1444  wegen  seiner  succession;  stirbt  1459.  Oder  weiter:  Wolffgangus,  geb. 
1526,  Hertzog  zu  Zweibrücken,  errichtet  anno  1543  mit  Ruperto,  seinem  patruo, 
den  Marburgischen  Vergleich,  und  mit  allen  übrigen  Pfaltzgraffen  die  vertrage  de 
annis  1545,  1551,  1553  et  1557;  Churfurst  Ott  Heinrich  übergibt  ihm  das  Fürsten- 
thumb  Neuburg  anno  1553;  bekomt  wegen  der  churfürstl.  Erbscbafft  die  halbe 
hindere  Graffschafft  Sponheim  anno  1560  et  1566;  macht  das  Testament  de  anno 
1568,  welches  unter  seinen  Nachkommen  biszher  pro  lege  fandamentali  primaria  ge- 
halthen  worden;  stirbt  1569.  Oder  endlich  bei  dem  Vater  des  vorhin  berührten 
Herzogs  Christian  HI  zu  Birkenfeld:  Christianus  H,  geb.  1637,  bekommt  Bisch- 
weiler; succedirt  anno  1671  H[ertzogen]  Carl  Otten  in  der  halben  hindern  Graff- 
schafft Sponheim ;  bringt  mit  seiner  Gemahlin  Agatha  Catharina  die  Graffschafft 
Rappoltstein  in  sein  Hausz;  nimt  sich  nebst  seinem  Herrn  Bruder  und  Herrn 
Vettern  von  Sultzbach  der  Veldentzischen  succession  alsz  gradu  proximior  an,  und 
wird  per  sententiam  darinn  bestättiget;  stirbt  1717. 

21. 

Copy  einer  Tafel  zue  Heidelberg 
in  der  Kirchen  zum  heil.  Geist. 

Sie  steht  in  dem  oben  S.  50—54  berührten  Sammelbande  des  geheimen  Hausar- 
chives,  wie  dort  anter  Lit.  n  erwähnt  worden. 

Die  erste  Nachricht  handelt  „von  dem  Sig  Pfaltzgraf  Friderichs  genant  die 
NIDERLAG"  vor  Pfedersheim  am  ülrichstage  des  Jahres  1460  und  dann  vor 
Seckenheim  am  Mittwoche  Pauli  commemorationis  des  Jahres  1462. 

Die  zweite  besagt,  dass  am  Samstage  nach  s.  Marxentag  des  Jahres  1471  des 
genannten  Kurfürsten  Diener  „Lutz  Schott,  ambtman  zue  Weinsperg,  Haubtman, 
vnd  Herr  Türing  von  Erstingen,  Marschalckh,  mit  etlichen  der  Pfaltz  Ritterschafft 
vnd  Diener  mit  250  bey  Bergzabern'*  des  Pfalzgrafen  Ludwig  von  der  Veldenzer- 
linie  Diener  „Mang  von  Habsperg,  Haubtmann,  Heinrich  von  Wembelberg,  Mar- 
schalckh, die  250  pferd  vnd  100  zue  fuesz  gehabt  haben,  bedechtlich  troffen  vnd  sie 
mit  22  Edlen  vnd  50  Raisigen  knechten  gefangen,  vnd  ettlich  erschlagen,  vnd  die 
zway  fenlein  hieroben  steckhen  —  das  Wappen  der  Pfaltz  vnd  Bairlandt  vnd  von  weisz 
vnd  blaw  —  angenommen,  das  veldt  behaltten  vnd  ein  mercklichen  hab  zur  beuth  ge- 
bracht. Des  sigs  wollen  danckbar  sein  alle  die  der  Pfaltz  vnd  Churfürstenthumb 
guts  ginnen,  vnd  Gott  dafür  lob  sagen/*  Oranis  victoria  tribnenda  est  Divinae  virtuti. 


79 

22. 

Streithandel   der  Herzoge  Albrecht  nnd  Wolfgang  von  Oberbaiem   gegen  den  Pfalz- 
grafen Ruprecht 

wegen  der  Verlassenschaft  des  Herzogs  Georg  von   Niederbaiern 
auf  dem  kaiserlichen  Bechtstage  zn  Augsburg  vom  5.  bis  18.  Februar  1504. 

Franz  von  Krenner,  welcher  sich  hierüber  in  seinen  baierischen  Landtags- 
Handlungen  XIV  S.  152 — 450  verbreitet,  bemerkt  S.  177,  dass  er  „von  dem  Pro- 
tocoUe  dieses  Gerichtsprocesses  nur  zwei  Exemplare  bei  Händen'^  gehabt.  Das 
eine  sei  das  Original  eines  Herzog  Albrechtischen  Geschwindschreibers  (Tom.  Pfalz- 
Neuburg  und  Baiem  A  4).  Das  andere  sei  eine  Copie,  deren  Original  wahrscheinlich 
von  einen  Pfalzgraf  Ruprechtischen  Geschwindschreiber  verfasst  war  (Neuburger 
Copialtom  48). 

Nachdem  —  fahrt  er  fort  —  bei  dieser  Rechtsverhor  nichts  schriftliches  über- 
geben, sondern  alles  nur  mündlich  verhandelt  würde,  so  konnten  die  obigen^  beiden 
Exemplare,  welche  von  zweierlei  Partheien  geschrieben  wurden,  unmöglich  wörtlich 
gleichlautend  sein;  doch  stimmen  sie  in  den  meisten  Fällen  auffallend  überein. 

Weil  das  berührte  Original  äusserst  unleserlich  und  nicht  immer  zusammen- 
hängend ist,  sah  sich  v.  Krenner  veranlasst,  in  seinem  Werke  „die  ganz  in  das 
Reine  gestellte  Pfalzgraf  Ruprechtische  Copie"  hier  und  dort  mit  anderweiten  Ver- 
vollständigungen S.   178—449  abdrucken  zu  lassen. 

a)  ^ 

Hiezu  kömmt  nun  ein  gegen  diesen  Druck  vielfach  abweichendes  und  in  einer 
Reihe  von  wichtigen  Punkten  bedeutend  vollständigeres  Exemplar  aus  dem  Anfange 
des  16.  Jahrhunderts  in  einem  Foliobändchen  des  geheimen  Hausarchives  in  grünem 
Glanzpapier  mit  der  Aufschrift  anf  der  Vorderdecke:  1505.  Ain  vergleich  zwischen 
den  Hertzogen  in  Bayrn. 

Es  führt  an  seiner  Spitze  die  Titelüberschrifk :  Hernach  volgend  dy  Hanndlung 
so  vor  kon.  maiestat  curfursten  fursten  vnnd  annder  des  heiligen  reichs  vnnd  des 
loblichen  pundts  jm  lannd  zw  Schwaben  etc.  stenndten  durch  hertz.  Albrechten 
vnnd  hertz.  Wolfganngen  etc.  gebruder  an  einem  vnnd  hertz.  Ruprechten  annders 
thails  jn  gutlicher  verhör  geübt,  des  fnrstenthumbs  lannd  vnnd  leut  etc.  beweglich 
vud  vn beweglich  guet^^)  so  hertz.  Jörg  säliger  verlassen  hat  bewenden,  vnnd  ange- 
fanngen  montag  sant  Agathen  tage  anno  domini  xv°  etc.  quarto.^^) 

Was  darunter  beispielsweise  das  in  den  angeführten  Landtagshandlungen 
S.  327 — 332  nach  des  Erasmus  Fend  Auszug  aus  des  Augustin  Kölner  drei  Büchern 
de  hello  palatino-boico  in  Oefele's  Scriptores  rerum  boicarum  II   S.  477  mitgetheilte 


29)  In  der  Handschrift  steht:  die. 
80)  Ebendort  steht:  qninto. 


80 

Verzeichniss  der  eigeBen  und  erkauften  Güter  betriflft,  füllt  es  hier  volle  acht  Folio- 
seiten, behandelt  die  Erwerbstitel  der  einzelnen  in  Frage  stehenden  Besitzungen  fast 
durchgehends  weit  ausführlicher,  und  weicht  auch  mitunter  in  den  Summen  nicht 
unmerklich  ab,  so  dass  beispielsweise  die  Gesammtsumme  am  Schlüsse,  welche  erst 
von  anderer  Hand  eingesetzt  ist,  anstatt  1385486  fl.  sich  auf  1669986  fl.  entziffert. 
Am  Rande  sind  von  derselben  Hand  welche  das  ganze  Aktenstück  geschrieben  theil- 
weise  Bemerkungen  angef&gt,   deren  Mehrzahl  sich  auf  die  Leheneigenschaft  bezieht. 

Es  dürften  schon  diese  wenigen  Bemerkungen  hinreichen,  um  die  Bearbeiter 
dieses  traurigen  Abschnittes  der  baierischen  Geschichte  auf  die  Beachtung  der  be- 
rührten Handschrift  zu  lenken. 

b) 
Wieder  einem   anderen  Exemplare  ist  die  Abschrift  des   so  bezeichneten  „Pro- 

tocole  tenu  aux  grands  Jours  d'Augsbourg,  relativement  ä  la  Succesion  du  Duc 
George  de  hasse  Baviäre^^  entnommen,  welche  die  Cotte  101  im  zweiten  Beilagen- 
bande zu  dem  wohl  karz  nach  der  Mitte  des  dritten  Viertels  des  vorigen  Jahrhunderts 
gefertigten  „Memoire  concernant  le  droit  de  Succession  de  la  Maison  Palatine  au 
Duche  de  Baviere^^  im  geheimen  Staatsarchive  bildet. 

Der  Anfang  lautet:  Protocoll  der  Handlung  so  vor  K.  Majest.  Kurfürsten 
Fürsten  und  andern  des  heiligen  Reichs  nnd  des  lobl.  Puncts  im  Land  zu  Swaben 
stendten  durch  Herzog  Albrecht  und  Herzog  Wolfgang  Geprudern  am  ainen  und 
Herzog  Rnprechten  etc.  anders  Tails  in  gutlicher  Verhör  geübt,  des  Fürstenthumbs 
Land  und  Leut  etc.  beweglich  und  unbeweglich  Guet  so  Herzog  Jörg  seliger  ver- 
lassen hat  berürende.  und  angefangen  Montag  sant  Agneten  tag  anno  qaingentesimo 
quarto. 

Der  Endabsatz  über  „Herzog  Ruprechts  Beschluss^^  hat  folgende  Fassung:  die 
Tagsatzung  von  Eönigl.  Mayest.  aasgangen  ist  gutlich,  dergleichen  die  Verhöre,  und 
menigklich  das  dafür  gehalten  in  aufmercken  und  aufschreiben,  sonst  were  villeicht 
mer  fleiss  beschehen ;  will  darauf  Königl.  Mayest.  zugefallen  gutliche  Handlang  ver- 
folgen and  mer  dann  yemandts  andern,  wo  aber  die  u.  s.  w. 

23. 

Peter  Harrer's 
Geschichte  des  Bauernkrieges. 

Sie  fuhrt  in  einer  Abschrift  des  geheimen  Hausarchives  aus  dem  Anfange  des 
vorigen  Jahrhunderts  in  Folio  —  später  filllt  die  im  Cod.  bav.  2845  der  Hof-  und 
Staatsbibliothek  in  Quart  von  S.  49  bis  174  —-  folgenden  Titel: 

Wahrhafflige  vnd  gründtliche  Beschreibung  desz  Bauern  Kriegs,  welcher  sich 
nach  der  Geburth  Jesu  Christi  tausendt  funffhundert  vnd  jn  dem  fünff  vnd  zwant- 
zigsten  Jahre  mitt  so  wanderbahrlicher  greuszlichster  fehrlichster  vnd  geschwinder 
Praticken  Empörung  VfiFrühre  vnd  Wiedersetzung  gegen  jhren  Obriegkeiten  erhoben 


81 

Ynd  zugetragen  hatt.     Gestelt  beschrieben   vnd  zusammen  gebracht  durch  den  wohl- 
gelehrten Herrn  Petern  Harrem,  pfaltzgräffischen  Secretarien  zu  Heidelberg. 

Auf  der  Rückseite  dieses  Titelblattes  und  der  folgenden  Seite  findet  sich  die 
Vorrede:  Sintemahlen  jn  allen  Geschichtbeschreibungen  vnter  allen  menschlichen 
Händeln  kain  grausamer  vergieffter  laster  begrieffen  noch  erzehlt  würdt  —  wie  dan 
diese  Historia  von  Mose  in  seinem  4.  Buch  am  16.  Capit.  wohl  beschrieben  ist. 

Auf  der  Rückseite  beginnt  das  Werk  selbst  mit  den  Worten:  Ynd  aber  jn 
diesem  Jahre  so  mann  zehlt  von  der  Geburth  vnsers  Seeligmachers  Jesu  Christi  des 
funffisehenhunderst  -  zwantzigst  -  funfiF  Jahre  die  wuuderbahrlichst  greulichst  gefehr- 
lichste  vnd  ganntz  geschwinde  Empöhrung  Aufruhr  vnd  Wiedersetzung  der  ünter- 
thanen  gegen  ihre  Obrigkeiten  besonderlich  hochteutscber  Nation  u.  s.  w. 

Den  Schluss  bildet  das  Kapitel  „Wie  mann  vor  Weisenburg  abgezogen^^  mit 
den  Worten:  nachfolgends  wasz  nicht  Ho£^e$nndt  gewessen  mitt  gnaediger  Danck- 
sagung  vnd  fürstlichem  Erbiethen  mäoniglich  anheimisch  ziehen  lassen. 

In  dem  oben  berührten  Cod.  bav.  2845  ist  hier  noch  von  Seite  175 — 179  ein 
Anhang  beigefügt:  Von  Thoma  Müntzer  und  seiner  verkehrten  Lehr,  daraus  die 
Secte  der  Wiedertäuffer  wie  auch  der  Bauren-Krieg,  so  hier  vomen  beschrieben,  ent- 
standen und  erwachsen. 

24. 

Tagebuch  des  Herzogs  Ott-Heinrich 
über  die  Jahre  1521  bis  1534. 

Es  findet  sich  in  einer  nicht  zum  besten  erhaltenen  Abschrift  des  17.  Jahrh. 
von  109  Blättern  in  Folio  im  geheimen  Hausarchive,  wie  es  scheint  längere  Zeit 
nicht  gebunden  und  der  Feuchtigkeit  stark  preisgegeben,  jetzt  in  einem  neueren 
Pappendeckelbande,  über  dem  Rücken  und  an  den  Ecken  in  weissem  Leder. 

Die  Aufzeichnungen  beginnen  mit  dem  Jahre  1521,  und  zwar  zunächst  mit 
der  Reise  „zum  heyligen  Landt^^  am  Montage  nach  Misericordia  domini,  welche  nahe- 
zu die  Hälfte  des  Bandes  füllt,  und  reichen  —  die  verschiedenartigsten  Gegenstände 
umfassend  —  bis  zum  4.  Oktober  1534. 

Dass  sie  übrigens  nicht  in  ihrer  Vollständigkeit  aufgenommen  sind,  erhellt 
beispielsweise  aus  einem  Zeichen  zwischen  dem  19  Dezember  und  dem  Stephanstage 
des  Jahres  1521,  wozu  an  den  Rand  gesetzt  ist:  Nota  Weinecht  1522.  Oder  aus 
der  Verweisung  nach  dem  14  Tage  des  Heumonats  im  Jahre  1522:  Hienoch  folgt, 
wie  vnnsz  die  Statt  vnndt  flecken  Pflicht  don  haben,  jn  jnliegender  Copey.  Lisbeson- 
dere  aber  daraus,  dass  das  Tagebuch  über  den  Feldzug  gegen  die  aufrührerischen 
Bauern  im  Jahre  1525,  welches  Freiherr  v.  Freyberg  in  seiner  Sammlung  histori- 
scher Schriften  und  Urkunden  IV  S.  365 — 372  nach  der  eigenhändigen  Niederschrift 
Ott-Heinrichs  mitgetheilt  hat,  sich  hier  nicht  findet,  sondern  bezüglich  dieses  Ge- 
genstandes nur  im  Jahre  1525  bemerkt  ist:  Item  in  denn  Zetteln  Z^  bezaichent  ist 
der  Zug  denn  der  PfaltzgrafiF  hat  gethon  an  die  Bawem. 


82 

25. 

Historica  Relatio 
etlicher  denckhwirdiger  Sachen  Wilhelmi  4  Hertz  ogen  inn  Bayrn  etc. 

Diese  üeberschrift  führen  von  einer  zierlichen  Hand  des  16/17  Jahrhunderts 
zwei  zusammengeheftete  Bogen  in  Folio  ^m  geheimen  Hausarchive,  deren  beide  letzte 
Blätter  leer  sind. 

Er  sind  äusserst  kurze  Aufzeichnungen  von  der  Geburt  des  Herzogs  Wilhelm 
IV  am  13  November  1493  an,  ohne  Beifügung  von  Jahrzahlen,  wohl  von  einem 
Jesuiten  stammend.  Sein  Tod  am  6.  März  1550  ist  von  anderer  Hand  am  Schlüsse 
zugesetzt.     Als  Beispiel  möge  folgendes  dienen: 

Sisigmundus,  Alberti  4  frater,  instituit  Wilhelmum  4  haeredem. 

Herzog  Georgen  Landt  wirdt  von  König  Maximilian  Herzog  Wilhelmen  zu- 
gesprochen. 

Ordnung  Alberti  4  vnd  fraw  Eunigunden,  das  nur  ainer  aus  Ihren  Söhnen, 
id  est  Herzog  Wilhelm,  regierender  Fürst  sein  soll. 

Darüber  confirrairt  König  Maximilian  vnd  Herzog  Wilhelms  vormunder. 

Bündtnusz  Herzog  Wilhelmen  vnd  Ludwigen,  allez  das  zuerobern  was  vom 
Haus  Bayrn  khommen. 

Herzog  Wilhelms  Testament  noch  vneröfiFnet. 

Kri^  mit  dem  vonn  Wirtenberg.  Ist  an  disem  brief  sonderlich  das  Sigill  zue- 
merckhen :  Herzog  Wilhelm  sitzt  inn  der  Rüsstung  zue  Bosz ;  neben  dem  Rosz  laufft 
ain  Lew;  jtem  ain  Lew  dem  Rosz  an  der  Rüstung;  ob  dem  Helm  ain  Cron,  darauf 
ain  Lew ;  fuehrt  ain  fahnen,  daran  das  Bayrisch  wappen  etc. 

Pabst  Clemens,  Künig  aus  Franckhreich,  Trier  und  Meinz  wollen  Herzog  Wil- 
helmen verholfen  sein,  das  Er  Römischer  Künig  werde. 

Herzog  Wilhelms  (vergebens)  angewendte  Mühe,  das  Marggraf  Albrecht  von 
Brandenburg,  seiner  Schwester  Sohn,  post  flagellum  Germaniae,  an  ainem  catholi- 
schen  ort  erzogen  werde. 

Herzog  Wilhelms  Bündtnusz  mit  denen  von  Passaw,  vnd  wie  man  dem  Tür- 
ckhen  ain  widerstand  thuen  mecht. 

Idem  schickht  seine  Gesandte  auf  das  Goncilium  zue  Triendt. 

Idem  erfordert  zwen  Theologos  Societatis  gehn  Ingolstat  ad  docendam  Theo- 
logiam. 

Idem  will  nit  leiden,  dass  die  Kirchengueter  in  seinem  Landt  gelegen,  da 
sonst  der  Kirchensatz  gen  Neuburg  —  so  Lutherisch  worden  —  gehörig,  angriffen 
werden. 

Capitulatio  zue  Regenspurg  zue  anfang  des  Schmalkhal tischen  khriegs  aufge- 
richt.  Herzog  Wilhelm  verbindt  sich  mit  Kayser  Karin,  König  Ferdinanden,  und 
Bäbstlichen  Herrn  Legaten  Cardinale   Morono,    die    Catholische    Religion    handtzue- 


83 

haben :  danimben  Kayser  vnd  König  Ihm  die  Jnng  Pfaltz  vnd  Chnr  am  Rhein   ver- 
schriben. 

Idem  wendt  auf  in  28  Jarn  an  barem  gelt  in  Türckheu  khriegen,  Bawrn  kbrieg, 
Schmalkhaltischem  und  Reichs  khriegen  in  summa  sechzenhunderttausent  gülden. 

26. 
Huberti  Thomae  leodii 

a)  Annalinm  de  vita  illustrissimi   principis   Friderici,   comitis   palatini   Rheni,   ducis 
Bavariae,  sacri  romani  imperii  archidapiferi,  et  principis  electoris,  libri  XIV, 

b)  de  aedificiis  illustrissimi  principis  Friderici,    comitis  palatini    Rheni,    ducis    Bava- 
riae,  sacri  romani  imperii  archidapiferi,  ac  principis  electoris,    libellus   singularis, 

c)  de  Heidelbergae  antiquitatibus. 

Leider  ist  diese  sehr  sauber  gefertigte  Handschriil  des  geheimen  Hausarchives 
aus  dem  dritten  Viertel  des  16  Jahrh.  in  Quart,  jetzt  ohne  Umschlag,  nicht  mehr 
vollständig.  Betrachtet  man  ihre  Foliirung,  so  würden  am  Anfange  zwei  Blätter 
fehlen,  indem  sie  zur  Zeit  auf  Fol.  3  mit  den  Worten  „per  Peronam  deinde  iter 
arripuere,  quae  regni  Franciae  urbium  prima  occurrit"  der  Frankfurter  Druck- 
ausgaben von  1624  und  1665'^)  S.  24  Sp.  1  beginnt,  also  erst  im  zweiten  Buche, 
ohne  dass  von  dem  ersten  eine  Spur  vorhanden.  Das  mag  vielleicht  darin  seinen 
Grund  haben,  dass  dieses,  welches  gewissermassen  eine  allgemeine  Einleitung  in  die 
Geschichte  der  Pfalz  und  der  Pfalzgrafen  bis  eben  zu  Friedrich  II  enthält,  gar  nicht, 
oder  nur  für  sich  besonders  foliirt  gewesen,  und  die  Blattzählung  der  eigentlichen 
Geschichte  Friedrichs  II  vom  zweiten  Buche  an  mit  I  begonnen  wurde.  Sie  schliesst 
mit  Fol.  279'. 

An  dieses  noch  zu  Lebzeiten  des  genannten  Fürsten  verfasste  und  ihm  gewid- 
mete Werk  reiht  sich  sodann  von  Fol.  280  an  die  oben  unter  b  aufgeführte  Schrift, 
von  der  aber  ausser  diesem  Folium  nichts  mehr  vorhanden,  so  dass  der  Schluss  lau- 
tet: Arx  Dachsolder,  olim  comitum  domus,  pene  deserta,  a  fun[damentis],  wie  in 
den  Druckausgaben  S.  294  Sp.  1. 

Ein  nach  Verlust  der  Mittelblätter  noch  vorhandenes  Schlussblatt,  welches  mit 
dem  Verse  der  Druckausgaben  S.  .299  „Pieridum  cultor  latio  celeberrimus  ore"  be- 
ginnt, und  mit  dem  letzten  Verse  daselbst,  „Habes  sat,  hospes,  nescius  ne  sis,  vale^^ 
schliesst,  liefert  den  Beweis,  dass  auch  die  unter  c  erwähnte  Schrift  de  Heidelbergae 
antiquitatibus  in  diese  Handschrift  aufgenommen  gewesen,  womit  sie  endete,  da  die 
Rückseite  des  Blattes  leer  ist. 


31)  Die  erstere  fuhrt  den  Titel:  Annaliam  de  vita  et  rebus  gestis  illnstrissimi  principis 
Friderici  II  electoris  palatini  libri  XIV,  aathore  Haberto  Tboma  leodio,  ejusdem  consiliario,  din 
maltnmqae  desiderati  et  jam  primnm  in  Incem  emissi. 

In  der  zweiten  lautet  er:  Cl.  y.  Huberti  Thomae  leodii  annales  palatini  librisXIV.  Continentes 
Yitam   et  res   gestas  serenissimi  et  celsissimi   principis  ac  domini  dn.  Friderici  II,  comitis  palatini 
Rheni,  ducis  Bavariae,  s.  r.  j.  archidapiferi  et  principis  electoris,  augustae  memoriae. 
Abb.  d.  IIL  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  III.  Abth.  12 


84 

27. 

Zn  dem  Eriegszuge  des  Herzogs  Wolf  gang  von  Zweibrücken  und  Nenbarg 

zur  Unterstützung  der  Hugenotten  nach  Frankreich. 

a) 

AafzeichnuDgea  des  Georg  Polet  hierüber  enthält  der  Aktenband  des  gehei- 
men Hausarchives  im  Betreffe  der  „Publication  der  Bekantnns  so  Pfaltzgraff  Wolff- 
gang  etc.  hoehseliger  gedechtnus  im  Testament  hinderlassen"  Fol.  46  —  56. 

Sie  bilden  eine  Lage  von  3  Bogen,  wovon  das  erste  Blatt  als  Umschlag  leer, 
auch  die  Rückseite  des  letzten  nicht  mehr  beschrieben  ist,  dann  eine  Lage  von  2 
Bogen,  endlich  eine  wieder  von  2  Bogen,  deren  hintere  zwei  Blätter  leer  sind, 
während  gewissermassen  als  ümschlagsbemerkung  auf  der  Rückseite  des  letzten  von 
einer  Kanzleihand  oben  „Principis  Wolfgangi  etc.  piae  jnemoriae  exitus  ex  hac  vita" 
und  unten  ,,vt  retnlit  ipsiius  Capellanus"  bemerkt  ist. 

Die  Ueberschrift  auf  Fol.  46  lautet:  Grundtliche  warhafftige  vnd  kurtze  be- 
schreybung,  wie  vnd  was  sich  weylandt  der  durchleuchtig  hochgeborn  Fürst  vnd 
Herr  Herr  Wolffgang,  Pfaltzgraue  bey  Rein,  Hertzog  in  Bayrn,  Graue  zu  Veldentz 
vnd  Sponheim,  gottseelicher  vnd  hochloblicher  gedechtnusz,  gegen  mir  Georgium 
Polet,  damals  irr  f.  gnaden  hoffprediger  zu  Berckzaberen,  anno  1569  den  Freitag 
vor  dem  fasznacht  sontag  erkleret  von  wegen  des  furgenomenen  zugs  jn  Frankreich, 
wohin  vnd  zu  was  ende  der  vor  jrr  f.  gn.  vermeint,  beneben  wessen  sich  hochge- 
dachte Person  jm  werenden  zug  vilfeltig  gegen  der  Religion  —  wie  die  zuuor  in  jrr  f. 
gn.  laudt  gepredigt  —  mit  Worten  vnd  wercken  erzüigt,  vnnd  welcher  gestalt  jr  f. 
gn.  bisz  ann  jr  endt  darinnen  verharet. 

Es  handelt  sich  hiebei  vorzüglich  um  die  Beseitigung  der  hier  und  dort  auf- 
getauchten Muthmassung  „als  gedechte  jr  f.  gn.  ein  patron  vnd  schutzherr  jrer  der 
gedachten  Frauntzosen  vermeinten  caluinischen  Religion  zu  sein,  vnd  nun  sich  fer- 
ner von  der  einmal  erkanten  warheit  vnd  religion  abzuwenden.*' 

Ist  dieses  die  nächste  Aufgabe  und  so  zu  sagen  ,,das  erste  stuck"  der  Arbeit, 
so  schliesst  sich  Fol.  51  an  „was  sich  den  auf  der  reisz  jnn  werendem  zug  etlicher 
maszen  verloffen'*  bis  zur  Eroberung  von  „Lascharite  oder  Charite"  und  der  Er- 
schiessung  des  Vollrad  von  Dersch,  worauf  sie  mitten  in  dem  Satze  ,,kam  nach  et- 
lichen tagen  ein  geschrey,  es  wurde  ein  mal  zu  einer  seh  lacht  geraten,  der  feindt 
bette  es  ernstlich  jm  sin.  da  liesz  mich  jr  f.  gn.  zu  sich  sambt  meinen  gesellen 
forderen,  vnd  zeigt  mir  darnach  jn  Sonderheit  an,  was  der  feindt  gesinet.  vermanet 
mich,*  wir  sollten  die  hennte  zu  gott  auch  auffheben  vnd  betten  wie  Mose  wider  die 
Amalekiter  gethan,  damit  gott  erwecket,  vnns  bey  zustehen,  welch  jch  den"  abbricht. 

Es  war  diess  gegen  Ende  Mai  des  Jahres  1569.  Am  11  Juni  zwischen  7  und 
8  Uhr  Abends  ^^)  verschied  der  Herzog. 


32)  In   seinem  Schreiben   an   die  herzoglichen  Söhne  Philipp  Ladwig  und  Johann  „ex  castns 
nostris   ante  Pictauiam  1  septembris   anni  69*'  sagt  Georg  Polet:   circa  7  ^t  8  horam  pomeridianam. 


85 

b) 

Ein  Beriebt  des  Peter  von  Hochberg  über  seine  Sendung  in  das  fürstliche 
Lager  nach  Frankreich  vom  Angust  bis  in  den  Oktober  des  berührten  Jahres  1569 
findet  sich  in  einem  Aktenbande  des  geheimen  Hausarchives  mit  der  Bezeichnung 
des  pfalz-neuburgischen  Archivars  Roth  „wegen  Absterben  Pfalzgrafs  Wolfgang  in 
September  bis  Nov.  1569"  Fol.  168 — 175  auf  einer  Lage  von  4  Bogen,  deren 
Schlussblatt  ursprünglich  leer  gewesen  und  das  nunmehr  auf  der  Rückseite  die  Be- 
merkung „Peters  Hochbergers  Relation,  vberschickt  durch  Licent.  Schwebin.  **J  Presen- 
tirt  Neuburg  27  Novembr.  anno  etc.  69'^  enthält. 

Der  Eingang  des  Aktenstückes  lautet:  Nachdem  Peter  vonn  Hochberg  den 
28  augusti  anno  1569  vonn  Licentiat  Heinrich  Schwebein  vf  dem  Schaidenberger  wagk 
abgefertigt  worden,  seinen  weg  naher  Franckreich  zu  neminen,  jst  er  den  18  octobris 
zu  Zwey-Pruck  wider  ankommen,  vnnd  referirt  wie  hernach  volgtt. 

Dieser  Bericht  selbst  reicht  vom  29  August  als  dem  Tage  des  Abganges  nach 
Metz  bis  zur  erwähnten  Rückkunft  nach  Zweibrücken  am  18  Oktober  1569. 

c) 
Von  dem  zuletzt  berührten  Tage  folgt  dann  noch  auf  Fol.  176  die  Meldung 
des  Peter  von  Hochberg,  er  hab  selbs  vonn  dem  König  als  er  vber  disch  gesessenfi 
gehört,  das  er  sich  hoch  verhaissen  vnnd  dartzu  geschworn  bei  seiner  königlichen 
cron,  wo  es  dartzu  kommen  solt  das  vnser  herr  Gott  jme  das  glück  geben  vnnd  die 
victorj  gegen  die  Hugenottenn  verleihen  würd,  wolt  er  mit  hilflf  vnnd  beistandt  des 
Pabsts  vnnd  König  ausz  Hispania  gewiszlich  die  Deutschenn  Fürstenn  —  wie  jme 
von  jnen  ])egegnet  —  haimsuchenn,  vnnd  zuforderst  das  fürstenthumb  Zwey-Pruck 
verderbenn,  vnnd  darnach  die  churf.  Pfaltz  angreiflEenn;  vnd  hab  der  Admiral  dem 
Englischen  gesandtenn  zuentbottenn,  das  er  solches  denn  jungen  meinen  gnedigen 
herren,  deszgleichen  der  ch  urfürstlichen  Pfaltz,  zu  wissen  thun  vnnd  sie  warnen  las- 
senn  wolte,  damit  sie  sich  wol  fürsehen  möchten :  dan  schon  etlich  Verräter  derwegen 
auszgeschickt  sein  sollenn,  die  gelegenhait  beider  fürstenthumb  Zwei-Pruck  vnnd 
Neuburg,  auch  der  churfürstlichen  Pfaltz  zubesichtigen  vnnd  zuerlemen,  sonderlich 
auch  an  beiden  hofhaltungen    was   daselbst  teglich  fürlauSe   vnd   tractiret  werde,  es 

seien  auch  funflftzig  brenner  abgefertigt,    welche   beuelch   habenn,   gemeltes  fürsten-  ^ 

thumb  Zwei-Pruck  vnnd  die  Pfaltz  mit  fewr  zuuerderbenn. 

d) 
Ein  Bericht  des  Otto  von  Hövel  ,,von  des    durchleuchtigen   hochgebornen   furs- 
sten   vnnd   herrn  herrn    Wolffgangen  Pfaltzgrauens  by  Rhein   etc.  hochlöblicher  ge- 


33)  Sein  Vorlagebericht  ist  aus  Heidelberg  vom  22.  Oktober  1569  datirt. 

Auf  einem  besonders  eingehefteten  Zettel  von  demselben  Tage  bemerkt  er  iiocb:  Esz  sollen 
nach  absterben  mein»  gn.  forsten  vnd  berm  hochloblicber  gedecbtnusz  über  die  dreissig  botten  her- 
ausser  abgefertiget  worden  sein,  solchesz  zu  berichten.  Dieweil  aber  keiner  herausz  kommen,  jst  zu- 
uermuten,  sie  werden  drüber  gehenckt  worden  sein. 

12* 


86 

dechtnus  von  hinen  ausz  disem  leben  christlieben  absebiedt,  jtem  dero  farstl.  gn.  dero 
orter  verlassenschafft  vnd  bofgesindts  anstand^^  aas  Heidelberg  vom  22  Oetober  1569 
findet  sich  in  zwei  Exemplaren  in  den  betreffenden  Akten. 

Bezüglich  der  Todesstunde  heisst  es  hier:  bisz  sj  vmb  die  5  scblege  christlich 
vnnd  rueigclich  jn  Gott  entschlaffen.  , 

28. 

Des  Johann  Wolf 
Relation  über  die  Heransführung    der    Leiche    des    auf  .dem   zur  Unterstützung  der 
Hugenotten  unternommenen  Kriegszuge  nach  Frankreich  zu  Nessun  am  11  Juni  1569 

verstorbenen  Pfalzgrafen  Wolfgang  nach  Meisenheim. 

Des  Verfassers  Leben  hat  Melchior  Adam  in  seinen  Vitae  Germanorum  jure- 
consultorum  et  politicorum  etc.  S.  341  —  347  beschrieben.  Der  pfalz-zweibrücken- 
sche  Archivar  und  Akademiker  Johann  Heinrich  Bachmann  äussert  sich  in  seiner 
dem  Pfalzgrafen  Maximilian  Joseph  gewidmeten  und  zu  Mannheim  im  Jahre  1769 
erschienenen  Schrift  „Herzog  Wolfgangs  zu  Zweybrücken  Kriegs-Verrichtungen 
gröstentheils  aus  Archival-Nachrichten  beschrieben"  S.  13  in  Note  k  kurz  dahin: 
Es  war  derselbe  kurpfalzischer  Rath,  der  französischen  Sprache  kundig,  dabei  ein 
beherzter  Mann.  Deswegen  nahm  ihn  Herzog  Wolfgang  in  seine  Dienste  und  zu 
dem  Zug  in  Frankreich  mit,  brauchte  ihn  auch  In  den  wichtigsten  Vorfallen. 

Die  genannte  Relation,  aus  Neuburg  vom  15  Mai  1572,  hat  Dr.  Nathjanael  v. 
Schlichtegroll  in  seiner  zu  München  im  Jahre  1850  erschienenen  Arbeit  „Herzog  Wolf- 
gang von  Zweibrücken  und  Neuburg  als  staatsrechtlich  und  geschichtlich  bedeut- 
samer Stammvater  des  bayerischen  Königshauses^'  als  Beilage  V  S.  88—101  aus 
dem  Aktenbande  des  geheimen  Hausarchives  über  „Begrebdnus  vnd  Epitaphium  wey- 
landt  Pfaltzgraue  Wolfgangen  etc.  hochloeblicher  gedechtlius  zu  Maisenheim  be- 
treffendt.  Anno  1571—1577''  Fol.  166—183  abdrucken  lassen.  Sie  enthält  da 
ausser  eigenhändigen  Correcturen  des  Licentiaten  Johann  Wolf  eine  Reihe  durch- 
strichener  für  die  Reinschrift  nicht  mehr  bestimmter  Stellen  mit  theilsweise  interes- 
santen Mittheilungen.  Diese  haben,  da  nur  der  für  die  Reinschrift  endgiltig  festge- 
stellte Text  zum  Abdruck  gelangte,  nunmehr  hier  keine  Berücksichtigung  gefunden, 
während  sie  bei  diesen  und  jenen  doch  wenigstens  in  Noten  nicht  zum  Nachtheile 
sondern  nur  zum  Frommen  des  Ganzen  ohne  besondere  Mühe  hätte  er  folgen  können. 

29. 

Tagebuch    über    den  Zug    des    Herzogs    Ferdinand    zur   Unterstützung 
seines  BrudersErnst  im  kölnischen  beziehungsweise  sogenannten  Truchsess^schen 

Kriege»*;   1583  und  1584. 

Es  findet  sich  in  sauberer  Reinschrift,    die  hier  und  dort  Auslassungen  an  den 
Rand   nachgetragen   hat,   auf  19  Foliobogeu,    wovon   die   letzten  6*  Blätter   leer,   das 


34)  Vgl.  Buchners  Geschichte  von  Baiern  VII  §  110  S.  284—286. 


87 

Yorhergehende  nur  mehr  theilweise  auf  der  Vorderseite  beschrieben,  in  einen  beson- 
deren Bogen  desselben  Papiers  geheftet,  im  geheimen  Staatsarchive. 

Die  Vorderseite  des   ersten  Blattes   lautet  gewissermassen  als   Titel:    Alls  der 
hochwurdigist   in  Gott  durchleuchtig   vnnd  hochgeborn   fürst   vnd   herr  herr  Ernst  ^ 

erwöUter  zu  ert%bischouen  zu  Colin,  des  heyligen  romischen  Reichs  durch  Italien 
ertzcannczler  vnud  churfurst,  bischoue  zu  Lüttich,  administrator  der  stift  Hildeszbaim 
vnd  Freysing,  fürst  zu  Stabl,  pfalczgraue  bey  Rhein,  jn  Obern  vnd  Nidern  Bayrn, 
auch  zu  Westphalen  Enngem  vnnd  Bullion  herczog,  marggraae  zu  Franchimonth  etc. 
vnnser  gnedigister  herr,  den  auch  durchleuchtigen  hochgebornen  vnnsern  gnedigen 
fursten  vnd  herrn  hertzog  Ferdinannden  zu  Bayrn  etc.  seiner  churfurstlichen  gnaden 
geliebten  bruedern,  freundtlich  sowol  durch  einen  abgesandten  alls  schriftlich  offter- 
malen   zu  jrer   churfürstl.   gnaden  jn    dero    obligenden  noth   vnnd  betrangnus  nach 

Colin   hinabzeraiszen    vnnd   derselben  jn  jrsm   khriegswesen   hülflich   vnnd    räthlich  | 

zesein  erfordert;  allso  haben  jr  furstl.  gnaden  sich  darauf  in  aller  still'  aufgemacht, 
vnd  volgenden  weeg  vnd  nachtleger  vnerkhandt  jrer  fürstl.  person  selbsfunfiFk  auf 
der  possi  vnd  wie  sy  khundt  haben  genommen,  was  sich  nun  am  hinabziehen  vnd 
-  heernach  so  lang  sy  dem  khriegswesen  beygewont  zuegetragen,  disz  alles  ist  in  disem 
libell  verzaichnet,  angefangen  am  sambstag  nach  Bartholomej,  den  27  augustj,  anno 
aintausent  fünfhundert  dreyvndachtzig. 

Mit  dem  zweiten  Blatte  beginnt  das  Tagebuch  selbst  vom  eben  bemerkten 
27.  August  1583  bis   zum  9.  Juli  1584:  von  Ingolstat  zum  frnemal  geen  Brugg  an  ' 

der  Meysteig,  vnd  auf  die  nacht  geen  München,  damit  seyen  allso  offthochernannte 
jre  försfcl.  gnaden  von  obangeregtem  Cöllnischen  khriegswesen  —  Gott  dem  herrn 
sey  lob  vnd  dannckh  —  mit  gesundtem  'leib  zu  den  jren  widerumb  glückhlich  ange- 
lanngt.     Laus  Deo. 

30. 

Des  Johann  Wolf 

Werk  über  des  Pfalzgrafen  Wolfgang  zur  Unterstützung  der  Hugenotten  unternom- 
menen Eriegszug   nach  Frankreich,   seinen  Tod,   und  die  Herausfuhrung   der  Leiche. 

üeber  den  Verfasser  vgl.  oben  Num.  28.  f\ 

Eine  ausführliche  Schilderung  der  Ereignisse  des  bemerkten  Zuges  durch  Elsass 
und  Burgund  an  die  Loire  hat  Johann  Heinrich  'Bachmann  in  seiner  dort  angeführten 
Schrift  S.  62  —  136  veröffentlicht.  Als  Hauptquelle  diente  ihm  eine  im  Archive  zu 
Mannheim  aufbewahrte  Arbeit  des  Licentiaten  Johann  Wolf,  von  welcher  er  S.  13 
in  Note  k  sagt:  Er  übergab  diesen  Codicem  dem  Herzoge  Johann  dem  Ersten  den 
14.  Martii  1594.  Es  ist  derselbe  eigentlich  ein  Tagbuch,  darinnen  der  Autor  deutsch 
lateinisch  und  französisch  unter  einander  menget,  und  seine  eigenen  Gedanken  mit 
so  mehrerer  Feimüthigkeit  beifüget,  weil  er  nur  vor  sich  oder  höchstens  vor  seinen 
Herrn  geschrieben  und  an  keine  weitere  Bekanntmachung  gedacht. 

Dr.  Nathanael  von  Schlichtegroll  konnte  für  seine  oben  erwähnte  Schrift  über 


88 

den  Herzog  Wolfgang  —  vgl.  auch  Dr.  Rudhart's  Taschenbuch  für  die  vaterländische 
Geschichte  1850/1851  S.  92  bis  105  —  von  dieser  Handschrift  keinen  Gebrauch 
machen,  indem  er  in  der  Note  zu  S.  31  bemerkt:  Dieses  sehr  interessante  Manu- 
script  ist  während  der  französischen  Revolution  verloren  gegangen,  und  befindet  sich 
nur  in  sehr  werthvoUen  Fragmenten  in  dem  literarischen  Nachlass  des  Staatsraths 
Grafen  v.  Drechsel,  welche  von  der  ersten  Aufschreibung  des  Licentiaten  Wolf  her- 
rühren mögen. 

Woher  die  Nachricht  von  dem  Verluste  während  der  französischen  Revolution 
stammt,  ist  mir  nicht  bekannt.  Der  im  geheimen  Hausarchive  befindliche  in  gelb- 
liches Leder  geheftete  Folioband,  welcher  hier  zur  Besprechung  gezogen  wird,  zeigt 
dieselbe  Kanzleihand  welche  die  oben  unter  Num.  28  erwähnte  Relation  des  Licen- 
tiaten Johann  Wolf  über  die  Herausfuhrung  der  Leiche  des  Pfalzgrafen  Wolfgang 
geschriebeu  hat,  gleichfalls  mit  eigenkändigen  Correcturen  Wolfs.  Nach  der  die 
ersten  zwei  Blätter  füllenden  Widmung  an  Wolfgangs  Sohn  Johann  vom  1.  März  1594*^) 
hat  der  Verfasser  das  Werk  hauptsächlich  nach  Aufzeichnungen  gefertigt  die  „^iji^* 
nerungsweisz  jnn  eylendera  vortziehen"  zu  Papier  gebracht  worden. 

Es  enthält  im  ganzen  folgende  Hauptgegenstände: 

a)  des   durchlenchtigen    hochgebornen    fürsten    vund   herren    herm   Wolflfgang, 
pfaltzgrauens  bey  Rhein,  hertzog  in  Bayern,  grauen  zu  Veldentz  vnd  Spon- 


35)  Es  heisst  in  deren  Eingang: 

Vff  gnedigen  beuelch  haben  E.  F.  G.  hierait  desz  Durchleuchtigen  Hochgebornen  Fürsten  vnnd 
herm  herm  Wolffgang  Pfalzgrauen  etc.  E.  F.  G.  geliebten  herrn  Vatters,  meines  gnedigen  Fürsten 
vnnd  herrn,  hochloblicher  gedechtnuss,  Kriegszug  jnn  Franckreich  vnnd  desz  verstorbenen  Fürstlichen 
Cörpers  zu  Wasser  vnnd  Lanndt  muhe-  vnnd  gefahrsarae  wieder  herausz  führung. 

Vnnd  ist  gleichwol  solche  beschrejbung  nit  in  forma  debitä  historiae  sonnder  nur  allein  erjn- 
nerungsweisz  jnn  ejlendem  vortziehen  vffgezeichnet,  vnnd  jetzo  ausz  mangel  der  Scribent  der  Sprachen 
kein  erfarnusz  gehabt  vielleicht  nit  alles  correct  abgeschrieben,  wie  dann  derhalben  die  belägerung 
vor  Poictiers  vurein  geschrieben  vnd  Platz  darzu  gelassen  worden,  mit  vnndertheniger  bitt  disz  jnn 
Vngnaden  nit  zuuermercken>  dan  ich  nit  yedem  darüber  vertrawen  wollen,  vnnd  hierumb  jetzt  nach 
Abschriefft  (als  sachen  die  nit  für  Jederman  gehörig)  alles  dem  Vulcano  Fewer  vnnd  Rauch  com- 
mittirt  hab. 

Vnnd  demnach  dann,  gnediger  Fürst  vnnd  Herr,  jch  strack  anfang  Zugs  bej  nachts  im  Elsasz 
zum  Lanndtgraben  zuerkundigen  ob  der  selb  besetzt  sey  oder  nit,  darauf  zu  der  Österreichischen 
Regierung  Ensiszheim,  vnd  dann  Burgund  ausz  zu  dem  könig  Carolo  ghein  Verdun  die  declaration  zu 
thun  (welche  legation  sonnst  niemandt  vber  sich  nemmen  wollen)  verreyszen,  auch  inn  wehrendem  Zug 
zu  dag  vnnd  nacht  stättigs  der  sprach  halb  vnderthenig  vnnd  trewlich  vifwarten  vnnd  zu  mehrmaln 
leibs  gefahr  ausstehn  müssen,  alsz  nemlich  vor  la  Charite,  wie  der  von  Dersch  vorm  Sctilusz  daselbsten 
erschossen  worden,  jch  nichts  desto  weniger  cum  periculo  mit  jhnen  capitulirt,  wie  auch  daz  Schlosz 
Breue  genant  bey  dem  waszer  Jone  gelegen  neben  einem  französischen  vom  Adell  vffgefordert  vnnd 
die  jm  Schloss  vber  zugesagte  gelaidt  vff  den  vom  Adell  vnnd  mich  losz  gedruckt  vnnd  jhne  mir  an 
der  seithen  erschoszen,  vnnd  dann  zweymall  inn  Engellandt  zu  der  Konigin,  dreymahl  zu  der  Konigin 
von  Nauanren,  herm  Printzen  von  Nauarren  Cond^  vnnd  Admiraln,  auch  dreymal  zu  dem  Konig  ausz 
Frannckreich,  einmal  zu  dem  durchreisenden  König  ausz  Polen,  fünff  mahln  Prouage  Rochelle  Lunden 
Hamburg  Tramin  Douer  vnnd  Calles  ausz  nieber  vnnd  herüber  die  See  vnnd  sonnst  ander  ortt  mehr, 
alles  inn  E.  F.  G.  gemeinen  dhienst  verschickt  gewesen. 


89 

heim,  zug  in  Franckreich,  mit  einer  ausführlichen  franzosisch  geschriebenen 
Darstellung  der  ganzen  ,,belägerung  der  statt  Niort"  im  Juni  1569; 

b)  heraus  führung  desz  fürstlichen  cörpers  des  durchleuchtigen  hochgebomen 
fursten  vnnd  herrn  herrn  Wolffgangen; 

c)  eine  Sammlung  verschiedener  poetischer  Ergüsse  auf  Herzog  Wolfgang,  wie 
des  Qu.  Septimii  Florentis  c.  ode  ad  Gerraanorum  auxiliarem  exercitum, 
aliquot  A.  Crosani  epitaphia  für  Herzog  Wolfgang,  auch  mehrere  französische; 

d)  le  discours  de  ce  qui  c'est  faict  et  pass^  au  siege  de  Poictiers,  escrit  iceluy 
par  homme  qui  estoit  dedans,  M.  Lib.  M. 

Fällt  schon  die  Gleichheit  des  14.  März  1594  in  dem  von  Bachmann  benützten 
Codex  wie  in  dem  des  geheimen  Hausarchives  auf,  so  ergiebt  —  abgesehen  von 
anderem  —  die  Vergleichung  von  diesem  mit  den  sehr  häufig  wortgetreu  stimmenden 
Auszügen  in  Bachmanns  Schrift  S.  62  —  136,  dass  dieser  kein  anderes  Exemplar  vor 
sich  gehabt.  Auch  findet  sich  auf  der  Vorderseite  des  Einbandes  von  seiner  Hand 
die  Aufschrift :  L.  Johann  WolflFen  Beschreibung  Herzog  Woltfgangs  Zug  in  Franck- 
reich. Ad  Archivum  Bipontinum.  Es  unterliegt  somit  wohl  keinem  Zweifel,  dass 
die  in  Rede  stehende  Handschrift  des  s^eheimen  Hausarchives  keine  andere  ist  als 
die  im  Jahre  1769  im  pfalzischen  Archive  zu  Mannheim  aufbewahrte,  und  dass  die 
französische  Revolution  von  der  Schuld  an  ^hrem  vermeintlichen  Untergange  jetzt 
wieder  freizusprechen  ist. 

31. 

Tagebuch  des  Kurfürsten  Friedrich  IV 
vom    9.    Jänner    1596    bis   zum    26.  Jänner  1599. 

Es  ist,  von  dem  genannten  Fürsten  selbst  geschrieben,  in  kleinem  Oktavfor- 
mate im  geheimen  Hausarchive,  in  gelbes  Leder  geheftet,  auf  dessen  Vorderblatte 
oben  von  anderer  Hand  steht:  Frid.  4.  Elect.  Pal.  Tag-geschicht. 

So  weit  eine  wieder  von  anderer  Hand  darunter  geschriebene  Bemerkung  noch 
mit  unbewafiFnetem  Auge  zu  lesen  ist,  hat  es  Pabst  Alexander  VH  durch  den  Car- 
dinal Pallavicin  aus  der  Heidelberger  Bibliothek  im  Vatican  zur  Rücksendung  nach 
Heidelberg  überliefern  lassen,  woselbst  es  am  21  Juni  1663   anlangte. 

Bietet  es  für  die  politische  Geschichte  so  zu  sagen  nichts,  so  enthält  es  zahl- 
reiche Aufzeichnungen  beispielsweise  über  Huldigungseinnahmen  da  und  dort,  über 
die  Geburten  von  Prinzen*^)  und  Prinzessinen,*^)  über  die   verschiedenen  fürstlichen 


36)  Wie  etwa  über  die  des  nachmaligen  Kurfürsten  Friedrich  V  unterm  16.  August  1596 :  ist 
mein  hertzlieb  gemahl  mit  eim  iungen  söhn  nieder  kummen  zwischen  8  vnd  9  vren. 

^        37)  Beispielsweise  über  die  der  Elisabeth  Charlotte  unterm  7.  November  1597 :  ist  mein  hertz- 
liebe gemahl  mit  einer  tochter  nieder  kumen  vmb  8  vren. 

Oder  über  die  der  Anna  Eleonora  unterm  26.  Dezember  1598:  ist  mein  hertzliebe  gemahl  mit 
einer  tochter  niederkumen  vmb  V«  &^f  ^  °&ch  mitag.  Hiezu  kommen  noch  ans  dem  Jahre  1599  die 
Aufzeichnungen:  zum  18.  Jänner:  seint  die  gefattem  an  kumen;  zum  folgenden  Tage:  ist  kintaf 
gewessen. 


90 

Vergnügungen  jener  Zeit,  über  vornehme  Unglücks-  und  TodesföUe,  reichen  Stoff 
für  die  Herstellang  eines  Itinerars,  und  anderes,  wie  etwa  unterm  3  Oktober  1598: 
bin   ich  in  erfarung  kumen,   das  heit  za  Heidelberg  in  der  kantzelej  gebrenet  hat. 

32. 

Bruchstück  eines  Lebensbildes 

des  Pfalzgrafen   Georg  Gustav  von  Veldenz, 

auf  zwei  zusammengehefteten  Lagen  von  je  drei  Bogen,  wovon  das  letzte  Blatt  ganz 
leer,  das  vorletzte  uur  mehr  mit  5  Zeilen  beschrieben  ist,  halbbrüchig  in  Folio,  im 
geheimen  Hausarchive. 

Es  beginnt,  wahrscheinlich  von  dem  Hofprediger  des  Fürsten  abge&sst,  mit 
seiner  Geburt,  die  hier  auf  den  5  August  1564  gesetzt  ist,  schildert  dann  seine  Stu- 
dien, geht  nach  dem  im  Jahre  1592  erfolgten  Tode  seines  Vaters  auf  seine  eigene 
Regierung  über,  und  behandelt  sein  Leben  bis  zu  der  Erkrankung  kurz  vor  seinem 
Tode,  nämlich  bis  zum  29  März  1634,  an  welchem  seine  fürstlichen  Gnaden  —  wie 
es  am  Schlüsse  heisst  —  in  Ihrem  Vorgemach  durch  mich  Unwürdigen  ein  Predig 
thun  laszen,  solche  mit  Andacht  angehöret,  ihren  Beichtvatter  zu  sich  geuortert,  vndfe 
mit  dem  h[eiligen]  Abentmahl. 

33. 
Des  Johann  Wärapl 

Summa  actorum  coram  Caesare  Maximiliane  inter  duces  Bavariae  Albertum  et  Wolf* 
gangum  contra  ducem  Rupertum  Palatinum  ex  altera  parte  propter  hereditatem  du- 

eis  Bavariae  Georgii  uentilatorum. 

Sie  ündet  sich  in  dem  oben  S.  36/37  berührten  Foliobande  des  geheimen  Haus- 
archives  von  Fol.  30  —  34'  sammt  einer  Abschrift  des  Kölnerspro ch es  vom  30  Juli 
1505  von  Fol.  35 — 50'  und  einer  Aufzeichnung  darüber  was  in  Folge  desselben  von 
öaiern  losgerissen  wurde  von  Fol.   51 — 55'. 

Die  Summa  actorum  beginnt:  Prima  actio  proposita  per  doctorem  Gregorien 
Lamparter  Württenbergischen  Canzler  von  wegen  Herzogen  Albrechts  vond  Herzog 
Wolfgaugs  etc.  in  qua  petunt,  se  immitti  in  possessionem  haereditatis  a  defuncta 
duce  Georgio  relictae  tanquam  proximos  et  feudales  aguatos  u.  s.  w.  Den  Schlnss 
bildet  die  Gonclusio  ducis  Ruperti  mit  den  Worten:  Sigillatio  nihil  juris  tribuit. 

Es  ist  das  die  Arbeit,  worauf  der  Verfasser  in  seiner  unten  in  Num.  77  er- 
wähnten baierischen  Geschichte  beim  Landshuter  Erbfolgekriege  Fol.  13'  mit  den 
Worten  verweist:  alles  nach  inhalt  der  verband  tuen  acten,  waruon  ich  eiuen  kurzen 
Extract  gemacht  vnnd  alda  infra  Fol.  30  neben  dem  Gompromiss-spruch  selbst  bei- 
zusetzen  für  guet  befunden.       (Vgl.  auch  oben  Num.  22.) 


91 

34. 

Paul  Hachenberg's 
Historia    de  rebus  gestis   ac   vita  Friderici   palatini  electoris,   dacis   Bavariae,    hojas 
nominis  primi,   vulgo  dicti  victoriosi.     Nunc  primum  ex  variis  scriptoribns  coUecta, 

et  in  octo  libros  digesta. 

üeber  den  Verfasser  vgl.  Gonr.  Sam.  Schurzfleischii  epistol.  tom.  3  pag.  391, 
die  Vorrede  des  Wilhelm  Türck  zu  seiner  Ausgabe  der  Germania  media,  und  Georg 
Christian  Joannis  in  den  Anmerkungen  zu  der  ausgelöschten  Ghur-Pfalz-Simmerischen 
Stamms-Linie  S.  291—301.  Der  letztgenannte,  Lycealprofessor  zu  Zweibrücken, 
beabsichtigte  auch  im  Jahre  1719  das  Werk  des  Paul  Hachenberg  herauszugeben. 

Im  Eingange  der  Vorrede  von  Christoph  Jakob  Kreraer's  zu  Frankfurt  und 
Leipzig  1765  wie  zu  Mannheim  1796  erschienener  ,, Geschichte  des  Kurfürsten  Friedrichs 
des  Ersten  von  der  Pfalz  in  sechs  Büchern*^  ist  in  Kürze  folgendes  hieher  bezügliche  be- 
merkt: unter  unsern  Kurfürsten  ist  er  einer  von  denen,  die  lehrreiche  Muster  abgeben. 
Er  hat  daher  auch  mehrere  Geschichtschreiber  gefunden,  die  sich  gleichsam  um  die 
Wette  beeifert,  seine  Tbaten  der  Nachwelt  aufzuzeichnen.  Unter  diese  gehört  be- 
sonders der  unter  der  Regierung  des  Kurfürsten  Carls  berühmte  Geheimbde  Bath  Paul 
Hachenberg,  welcher  das  Leben  unsers  Kurfürsten  in  acht  Büchern  sehr  nett  in 
lateinischer  Sprache  beschrieben  hat.  Bis  auf  das  Jahr  1739  sind  sie  in  blosen 
Handschriften  heruQigegangen.  Li  diesem  aber  hat  sie  der  hessische  Geschicht- 
schreiber Johann  Philipp  Kuchenbecker  unter  dem  Titul  „Pauli  Hachenbergii,  Sere- 
nissimi electoris  palatini  consiliarii  intimi,  historia  de  vita  ac  rebus  gestis  Friderici  I 
electoris  palatini  vulgo  dicti  gloriosi,  ex  optimis  scriptoribus  coUecta  et  in  octo  libros 
digesta^^  in  4to  herausgegeben.  Sie  können  aber  mehr  vor  eine  zierliche  Lobrede 
als  vor  eine  gründliche  Geschichte  dienen.  Dieses  haben  schon  andere  vor  mir  geurtheilt. 

Eine  Vergleichung  des  erwähnten,  nach  einer  Abschrift  in  der  vormals  üflFen- 
bach'schen  Bibliothek  zu  Frankfurt  am  Main  veranstalteten  Druckes  vom  Jahre 
1739  wie  vom  Jahre  1743,  dessen  Titelblatt  „Vita  ac  res  gestae  Friderici  I  gloriosi 
electoris  palatini.  E  manuscripto  Hachenbergiano  edidit  Jo.  Phil.  Kuchenbecker*^ 
lautet,  mit  der  sauber  gefertigten  Handschrift  des  geheimen  Hausarchives  aus  dem 
17  Jahrh.  in  Quart  weist  an  verschiedenen  Orten  diese  und  jene  Abweichungen  nach. 

Zunächst  ist  hier  die  Vorrede  des  Paul  Hachenberg  viel  vollständiger.  Selbe 
wird,  da  sie  nach  mehreren  Seiten  hin  interessant  ist,  im  Anhange  IV  ihrem  ganzen 
Wortlaute  nach  in  der  Weise  mitgetheilt,  dass  die  in  den  beiden  Druckausgaben 
fehlenden  Worte  oder  grösseren  Stellen  in  Klammern  kenntlich  gemacht  sind. 

Auf  sie  folgen  Elogia  auctorum  ac  judicia  de  Friderico  victorioso,  welche  die 
Druckausgaben  gar  nicht  aufgenommen  haben,  wie  des  Matthias  Kemnatensis  mathe- 
maticus  et  capellanus  Friderici  victoriosi  in  vita  ejusdem,  des  Petrus  Antonius  trina- 
riensis  in  libello  de  dignitate  principis  ad  eundem  Fridericum,  des  Aeneas  Sylvius 
in  Germania  cap.  67,  des  Joh.  Ant.  Campanus  ad  Jacobum  cardinalem  papiensem 
4bh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XIV.  Bd.  ID.  Abth.  13 


1 


94 

sten  ynd.HistoriscIiTeibern  Johann  Frantz  Diani  sejn  vorhin  jährlich  genossene  700 
fl.  Ho£fzahlambts  vnd  monatliche  100  fl.  Hoffkhriegszahlambts  besoldung  mit  dem 
anhang  gnädigst  confirmiert,  ihme  an  beeden  sogleich  den  betrag  anf  ein  halbes 
iahr  behörig  anzuschaffen^^  unter  Anfügung  der  Meldung,  dass  derselbe  auf  das  im 
Monate  Juni  des  abgelaufenen  Jahres  ,,ergangen  gnadigste  Specialgeschäfft  an  seinem 
besoldungs  auszstand  beym  hoffzahlambts  beraiths  2000  fl.  in  abschlag  erhoben^^ 
habe.     Geuauere  Anhaltspunkte  dürften  wohl  im  hiesigen  Ereisarchive  zu  ermitteln  sein. 

37. 

Inhaltsverzeichniss  des  Werkes  des  Franz  Xaver  Ignaz  v.  Wilhelm:  Vita  et 
gesta  Maximiliani  Emanuelis  electoris  Bavariae,   in   quatuor  partes  digesta,  ab  anno 

1662  usque  ad  annnm  1726. 

Eine  Reihe  genealogischer,  geschichtlicher,  politischer  Arbeiten  des  genannten 
Cabinetsecretärs  verwahrt  die  Hof-  und  Staatsbibliothek*^)  in  den  Codd.  latt.  1573  bis 
1583,  darunter  mehrere  welche  sich  insbesondere  auf  den  Kurfürsten  Maximilian 
Emanuel  beziehen.  So  beispielsweise  im  Cod.  lat.  1579  Fol.  1—326  Ephemerides 
Boiariae  inde  a  die  8  mensis  septembris  annr  1702  —  20  julii  arini  1703,  oder  im 
Cod.  lat  1583  die  „Crisis  historico-politica"  de  rebus  gestis  Maximiliani  Emanuelis 
inde  ab  initio  saeculi  XVIII  usque  ad  ejus  obitum. 

Zu  seiner  wirklichen  Geschichte  desselben  findet  sich  im  geheimen  Staatsar- 
chive auf  fünf  in  einen  besonderen  Bogen  gehefteten  Bogen  in  Folio  eine  Abschrift 
des  Inhaltsverzeichnisses. 

In  dem  Vorlageberichte  an  den  jungen  Kurfürsten  Karl  Albrecht  auf  dem 
ersten  gewissermassen  als  Umschlag  dienenden  Blatte  bemerkt  der  Verfasser:  j^ay 
rhonneur  de  präsenter  ä  Votre  Altesse  S.  Electorale  un  abregö  de  sa  vie  —  näm- 
lich des  Maximilian  Emanuel  —  divisee  en  quatre  parties.  Heureux  celluy  qni  le 
sfanra  donner  au  public;  mon  aage  avancee,  et  mes  forces  d*esprit  abatues  par  une 
morne  tristesse  m*  otent  cette  presomption,  bien  que  ie  ne  respire  que  les  desirs 
de  consacrer  de  mes  jours  plus  utilement,  que  par  le  passe,  aux  Services  de  V.  A. 
8.  E.  pour  donner  toujours  des  marques  u.  s.  w. 

Die  folgenden  fünf  Bogen  sodann  füllt  das  Inhaltsverzeichniss  des  Werkes  selbst. 

Der  erste  Theil  behandelt  von  §  1  —  14  die  Geburt  des  Maximilian  Emanuel 
am  11  Juni  1662  bis  zu  seinem  Regierungsantritte  am  11  Juni  1680.  üsque  huc 
—  heisst  es  am  Schlüsse  —  prima  pars  finita  est,  ita  quidem  ut  continuatio  auna- 
linm  Bavariae  videatur,  quos  Adizreiter  finiit  in  obitu  Maximiliani  I  electoris,  Maxi- 
miliani Emanuelis  auj. 

Der  zweite  Theil  beginnt  in  §  1  mit  den  Induciae  cum  Turcis  pernitiosae 
Imperio,  Hungaris  vel  maxime  odiosae.     Der  letzte    §    114   lautet:    Elector    redit  in 


40)  Vgl.  den  Catalogns  codicmn  latinornm  bibliothecae  regiae  monaccnsis  I  S.  213/214. 


93 

Das8  der  Verfasser  sich  irgendwo  genannt,  habe  ich  bei  nur  beiläufigem  Durch- 
blättern des  Ganzen  nicht  gefunden.  Im  allgemeinen  unterliegt  es  nach  verschie- 
denen Vorreden  welche  da  uud  dort  zu  grösseren  oder  kleineren  Abschnitten  be- 
gegnen wie  nach  sonstigen  Wahrnehmungen  keinem  Zweifel,  dass  er  dem  Militär- 
stande angehört,  und  dass  ihm  Kurfürst  Maximilian  Emanuel  selbst  den  Auftrag  er- 
theilt  habe,  seine  Greschichte  zu  schreiben.  Möglicherweise  kannte  dieser  ihn  be- 
reits aus  seiner  Enabenzeit  oder  aus  seinen  Jünglingsjahren.  Wenigstens  lässt  sich 
auf  ein  längeres  Dienstverhältniss  am  baierischen  Hofe  ans  einem  leider  ohne  Zeit- 
angabe vorliegenden  Entwürfe  eines  Memoriale  an  den  Kurfürsten  schliessen,  worin 
er  über  den  Stand  seines  Geschichtswerkes'®)  einiges  mittheilt  und  die  Bitte  aus- 
drückt aus  Baiern  wandern'^)  zu  dürfen.  Dasselbe  beginnt  gleich  mit  dem  Satze:  Ho 
avuta  la  grau  sorte,  di  avere  servita  quaranta  otto  anni  continni  la  Serenissima 
Casa  Elettorale  di  Baviera. 

Vielleicht  ergibt  sich  die  Lösung  der  Frage  über  die  betreffende  Persön- 
lichkeit aus  einem  zur  Zeit  uneingetheilt  im  geheimen  Staatsarchive  hinterliegenden 
Anfragebericht  de^  geheimen  Rathes  vom  20  Jänner  1716,  in  welchem  eines  Decretes 
des  Kurfürsten  vom  4  dess.  Monats  Erwähnung  geschieht,   wonach   er  „dero   Obri- 


38)  Si  dira  —  wirft  er  zunäcfast  hin  —  forse  d^alcano,  ch'io  da  8\  lungo  tempo  non  ho  presen- 
tata  la  storia  che  mi  fa  commessa  di  Bcriaere  de*  coosiglj  e  delle  eroicbe  azioni  di  SnaAltezsa  Elet- 
torale. 

Bei  der  Gelegenheit  erfahren  wir  anch  bald:  accioch^  io  fossi  animato  a  scrivere  la  storia  di 
y.  A.  £.  mi  fa  data  Taspettanza  d*an  Hegerato  con  an  assegnamento  di  settecento  fiorini  annai  infi- 
nattanto  intanto  che  uno  fosse  yacante. 

Nach  Erörterungen  die  hier  keine  Bedeatong  haben  wird  sodann  bezQglich  der  vollendeten  wie 
der  noch  nicht  fertigen  Arbeit  folgendes  bemerkt: 

Ho  scritta  la  prima  parte  della  storia  di  Yestra  Altezza  cioe  fino  a  qnel  tempo  nel  qaale  ne 
potei  esser  instratto  da  qaello  che  vedi  o  da  quelle  notizie  che  potei  stesso  procacciare. 

Se  aressi  potuto  pagare  un  copista,  TaTerei  presentata  a  Y.  A.  S.  E.  ma  sapra  ch*  essendo  io 
qvi  gia  da  sei  mesi  non  mi  fu  dato  un  danaio,  con  che  perlo  che  non  potei  ne  meno  rifare  come 
altre  volte  jifeci  la  casa  non  comprare  un  mobile  necessario,  non  che  provredere  me  ed  i  miei  del 
puro  pane. 

Per  Taltra  parte  della  storia  non  ho  che  le  sole  annotazione  da  me  fatte. 

Nello  stato  in  cui  mi  troTO,  indotto  dalF  eta,  e  piu  che  dalF  eta  da*  travaglj,  diffido  assai 
se  potrb  compilarla.  ma  la  Baviera  ha  sempre  havuta,  ha,  ed  avera  huomini  grandi  capacissimi  non 
solo  di  scrivere,  ma  di  far  cose  degnissime  di  essere  scritte. 

A  qvelli  che  saranno  destinati  od  invitati  a  scrivere  se  V.  A.  E.  lo  —  quando  mi  sia  coman- 
dato  —  sarb  prentissimo  a  comunicare,  sicome.  feci  ad  alcuni  altri,  le  mie  annotazioni,  disiderando 
che  apparisca  una  volta  la  storia  di  V.  A.  S.  e  che  tutti  gli  huomini  piu  ernditi  s*impieghino  a 
questo,  poiche  la  grandezza  del  suggetto  n*^  meritevole. 

In  qvanto  a  me,  conoscendo  la  picciolezza  del  mio  talento,  conosco  ancora  che  non  devo  ambire 
che  quanto  io  potei  fare  comparisca  sotto  al  mio  nome. 

39)  Privo  de*  miei  assegnamenti  sono  costretto  a  supplicare  a  V.  A.  S"^  Elett'*  che  si  compi- 
accia  di  concedermi  la  clementissima  permissione  di  retiranni  dalla  Baviera. 

13* 


94 

sten  ynd  Historischreibern  Johann  Frantz  Diani  seyn  vorhin  jährlich  genossene  700 
fl.  Hoffzahlambts  vnd  monatliche  100  fl.  Hoffkhriegszahlambts  besoldung  mit  dem 
anhang  gnädigst  confirmiert,  ihme  an  beeden  sogleich  den  betrag  auf  ein  halbes 
iahr  behörig  anzuschaffen^^  unter  Anfügung  der  Meldung,  dass  derselbe  auf  das  im 
Monate  Juni  des  abgelaufenen  Jahres  i,ergangen  gnädigste  Specialgeschäfft  an  seinem 
besoldungs  auszstand  beym  hoffzahlambts  beraiths  2000  fl.  in  abschlag  erhoben*^ 
habe.     Genauere  Anhaltspunkte  dürften  wohl  im  hiesigen  Ereisarchive  zu  ermitteln  sein. 

37. 

Inhalts verzeichniss  des  Werkes  des  Franz  Xaver  Ignaz  v.  Wilhelm:  Vita  et 
gesta  Maximiliani  Emanuelis  electoris  Bavariae,   in   quatuor   partes  digesta,  ab  anno 

1662  usque  ad  annnm  1726. 

Eine  Reihe  genealogischer,  geschichtlicher,  politischer  Arbeiten  des  genannten 
Gabinetsecretärs  verwahrt  die  Hof-  und  Staatsbibliothek*^)  in  den  Codd.  latt.  1573  bis 
1583,  darunter  mehrere  welche  sich  insbesondere  auf  den  Kurfürsten  Maximilian 
Emanuel  beziehen.  So  beispielsweise  im  Cod.  lat.  1579  Fol,  1 — 326  Ephemerides 
Boiariae  inde  a  die  8  mensis  septembris  anni*  1702  —  20  julii  anni  1703,  oder  im 
Cod.  lat  1583  die  „Crisis  historico-politica'*  de  rebus  gestis  Maximiliani  Emanuelis 
inde  ab  initio  saeculi  XVIII  usque  ad  ejus  obitum. 

Zu  seiuer  wirklichen  Geschichte  desselben  findet  sich  im  geheimen  Staatsar- 
chive auf  fünf  in  einen  besonderen  Bogen  gehefteten  Bogen  in  Folio  eine  Abschrift 
des  Inhaltsverzeichnisses. 

In  dem  Vorlageberichte  an  den  jungen  Kurfürsten  Karl  Albrecht  auf  dem 
ersten  gewissermassen  als  Umschlag  dienenden  Blatte  bemerkt  der  Verfasser:  j'ay 
rhonneur  de  presenter  ä  Votre  Altesse  S.  Electorale  un  abregt  de  sa  vie  —  näm- 
lich des  Maximilian  Emanuel  —  divisee  en  qnatre  parties.  Heureux  celluy  qui  le 
sfanra  donner  au  public;  mon  aage  avancee,  et  mes  forces  d^esprit  abatues  par  une 
morne  tristesse  m*  otent  cette  presomption,  bien  que  ie  ne  respire  que  les  desirs 
de  consacrer  de  mes  jours  plus  utilement,  que  par  le  passe,  aux  Services  de  V.  A. 
8.  E.  pour  donner  toajours  des  marques  u.  s.  w. 

Die  folgenden  fünf  Bogen  sodann  füllt  das  Inhaltsverzeichniss  des  Werkes  selbst. 

Der  erste  Theil  behandelt  von  §  1  —  14  die  Geburt  des  Maximilian  Emanuel 
am  11  Juni  1662  bis  zu  seinem  Regierungsantritte  am  11  Juni  1680.  üsque  huc 
--  heisst  es  am  Schlüsse  —  prima  pars  finita  est,  ita  quidem  ut  continuatio  auna- 
lium  Bavariae  videatur,  quos  Adizreiter  finiit  in  obitu  Maximiliani  I  electoris,  Maxi- 
miliani Emanuelis  auj. 

Der  zweite  Theil  beginnt  in  §  1  mit  den  Induciae  cum  Turcis  pernitiosae 
Imperio,  Hungaris  vel  maxime  odiosae.     Der  letzte    §    114    lautet:    Elector    redit  in 


40)  Vgl.  den  Catalogns  codicmn  latinornm  bibliothecae  regiae  monaccnsis  I  S.  218/214. 


>   « 


95 

Bäyariam,  oertis  conditiouibus  prins  stipulatis  de  praetensione  saa  in  possessionem 
haereditariam  Belgij,  quae  ipsi  jam  in  primis  cum  Archidace  Maria  Antonia  nnptijs, 
postea  yero  a  Regibus  Galliae  et  Hispaniae  addicta  fderat. 

Der  dritte  Theil  „a  pace  Riswicensj  usqne  ad  pacem  Badensem^'  nmfasst  113  §§• 
Den  letzten  endlich  bilden  die  ,,Anni  pacis  Electoris  nsqne  ad  illins  obitnm^^ 
von  der  Anknnft  zu  München  am  10  April  1715  bis  zn  seinem  Tode  und  Leichen- 
begängniss,  woran  sich  in  §  35  noch  die  ,,Specificatio  ezpeditionum  bellicamm, 
proeliorum,  et  expagDationmn  urbinm,  eins  virtutum  pace  belloque  mundo  cogni- 
tarum"  reiht. 

38. 

Eigenhändige  Aufzeichnungen  des  Kurprinzen  Karl  Albrecht 
über  Ereignisse  vom  November  1723  bis  zum  November  1724. 

Sie  finden  sich,  in  franzosischer  Sprache  abgefasst,  theils  auf  einzelnen  Blättern 
theils  auf  einzelnen  Bogen  in  Folio  im  geheimen  Hausarchive,  und  sind  in  der  Weise 
gefertigt,  dass  mit  Ausnahme  der  vereinigten  Monate  November  und  Dezember  1723^^) 
fortan  jedes  Monat  fQr  sich  folgt. 

So  bildet  beispielsweise  den  Anfang  der  „Remarqne  de  ce  qu*il  s*est  passe  de 
remarquable  le  mois  de  Fevrier  Tan  1724^^  die  Abdication  du  Roy  Philippe  d^Espagne 
de  Royaume  mit  daran  geknüpftem  divers  raisonnement  sur  cette  renonciation. 

Nachdem  im  Monate  März  berührt  worden,  dass  durch  einen  Kurier  aus  Rom 
am  15.  der  Tod  des  Pabstes  Innocenz  XIII  bekannt  geworden,  finden  sich  unterm 
24.  April  —  und  24.  Mai  —  Bemerkungen  über  die  Situation  du  Conclave,  und 
wird  im  Juoi  unterm  4.  die  am  21.  Mai  erfolgte  Wahl  des  Cardinais  Orsini  als 
Benedict  XIII  auf  den  päbstlichen  Stuhl  und  unterm  25.  die  Ernennung  des  früheren 
Bewerbers  Gardinals  PauUuzzi  zum  Staatssecretär  der  römischen  Curie  besprochen. 

Der  Monat  November  schliesst  mit  der  am  30.  eingegangenen  Nachricht  von 
dem  Tode  des  Cardinais  de  Saxenzeiz,  ce  qui  laissa  le  champ  libre  ä  travailler  avec 
plus  d'ardeur  en  faveur  du  Duc  Theodor  de  Baviere  pour  la  Coadjuterie  d'Aichstatt, 
ä  laquelle  le  dit  Cardinal  etoit  un  grand  pretendant. 

39. 

Tagebuch  über  die   Eriegsereignisse  in  Böhmen 

im  Jahre  1742. 

Es  findet  sich,  nicht  gebunden,  in  hübscher  Reinschrift  auf  je  einzelnen  Bogen 
in  Grossquart  oder  Kleinfolio,  368  und  22  Seiten  umfassend,  unter  Wahrung  des 
Eigenthumsrechtes  des  Königs  Ludwig  II  im  geheimen  Hausarchive. 

Es  ist  in  französischer  Sprache  abgefasst,   und    stammt    —    vgl.   des   Collegen 


41)  Unter  der  Ueberschrift :  Petite  remarque  des  revolutions  de  la  fln  de  Tann^e  1728.  le  mois 
de  Novembre  et  Decerobre. 


96 

Dr.  Heigel  Werk  über  den  österreichischen  Erbfolgestreit  and  die  Eaiserwahl  Karls 
Vn  S.  381  Note  5  —  von  dem  Grafen  Seyssel  d'  Aix. 

Der  Verfasser  beginnt  sein  „Journal  de  ce  qui  s'est  passe  de  plns  considerable 
depnis  le  25  may'^  1742  als  dem  Tage  seiner  Abreise  von  Frankfurt  am  Main,  nm 
sich  auf  Befehl  des  Kaisers  Karls  Yll  nach  Böhmen  zu  begeben,  und  führt  es  bis 
zum  20  September  dieses  Jahres  fort. 

An  den  einschlagenden  Orten  sind  vier  fein  gezeichnete  Plane  eingelegt,  wovon 
die  ersten  drei  auch  gemalt  sind,  von  der  Position  de  Tarm^  du  Boy  en  Bataille 
commende  par  Messignenrs  les  Marechaux  de  Broglie  et  de  Belle-jsle  en  presence 
de  Tarmee  des  Ennemis  le  25  may  1742,  von  der  Situation  du  Combat  de  Gavalle- 
rie  le  29  juillet  1742,  der  Plan  du  siege  de  Prag  commance  par  le  grand  Duc  la 
nnit  du  11  au  12  du  mois  d^  aonst  et  leve  le  13  septembre  ä  trois  heures  apres 
minuit,  endlich  ganz  am  Ende  über  die  Positions  de  Tarmee  fran^oise  et  celle  des 
Ennemis  du  28  au  29  September  1742. 

Zwischen  S.  299  und  300  ist  ein  Bogen  ohne  Seitenzahlen  eingeschoben,  dessen 
erste  Seite  der  „Etat  ou  se  trouve  Tarmee  en  soldats  effectifs  portant  les  armes^^ 
in  der  Gesammtzahl  von  30235  füllt. 

Am  Schlüsse  liegt  auf  sechs  besonderen  Bogen,  wovon  das  letzte  Blatt  nicht 
mehr  beschrieben  ist,  eine  „Recapitulation  des  principales  circonstances  arriv^s  a 
Tarmee  command^e  par  le  Marechal  de  Broglio^^  vom  13  Juni  bis  15  September 
1742  bei. 

40. 

Eigenhändige  Aufzeichnungen   des  Kaisers  Karl  VII 

aus  dem  Jahre   1744. 

Sie  füllen,  in  französischer  Sprache,  die  ersten  52  und  die  Vorderseite  des 
Blattes  53  eines  aus  Pro-Patria-Papier  bestehenden  mit  eingepressten  feinen  Gold- 
verzierungen geschmückten  Portefeuillebandes  von  rothem  Saffian  in  Folio  mit  Gold- 
schnitt, in  welchem  sich  vorne  eine  Tasche  von  blauem  Seidenmoiree  befindet,  und 
der  seinerzeit  mit  einem  jetzt  ausgeschnittenen  Sperrschlosse  versehen  gewesen. 

Das  Werk  beginnt  —  nach  den  Worten  des  Prof.  Dr.  Ludwig  Häusser, 
welcher  es  ohne  Angabe  woher  es  ihm  mitgetheilt  worden  als  „Tagebuch  Kaiser 
Karl  VII  aus  dem  Jahre  1744*'  in  den  Quellen  zur  baier ischen  und  deutschen  Ge- 
schichte VIII  S.  317  bis  362  veröffentlicht  hat  —  mit  einem  Bückblicke  auf  die 
wenig  günstigen  Ereignisse  des  Jahres  1743,  und  spricht  die  Hoffnung  aus  dass  das 
neue  Jahr  eine  bessere  Wendung  herbeiführen  werde.  An  eine  kurze  üebersicht 
der  Streitkräfte  und  Hilfsmittel,  auf  welche  der  Kaiser  zählte,  reiht  sich  dann  eine 
Erörterung  der  jüngsten  Begebenheiten,  namentlich  der  Lütticher  Bischo&wahl,  die 
auf  des  Kaisers  Bruder  gefallen  war,  und  der  misslungenen  Unternehmung  des  Prä- 
tendenten gegen  Grossbritannien.  Bei  der  Besprechung  der  Verhältnisse  zu  den 
deutschen  Beichsständen  handelt  das  Tagebuch  insbesondere   von  dem  Fürstenbunde, 


97 

dessen  Abschloss  zur  Unterstützung  des  Kaisers  damals  Prenssen  angeregt  hatte, 
und  von  dem  Allianzvertrage  den  der  Kaiser  im  Sommer  1744  mit  Friedrieb  II 
abschloss.  Den  übrigen  Raum  nimmt  eine  üebersiqht  der  Kriegsb^ebenheiten  ein, 
die  sich  sowohl  in  Italien  als  in  Deotschland  und  den  Niederlanden  zugetragen 
hatten,  wobei  der  Kaiser  bedauert,  dass  es  ihm  und  den  Franzosen  nicht  gelungen 
sei,  gleiche  Erfolge  zu  erringen  wie  dem  eben  wieder  nach  Böhmen  vorgedrungenen 
König  von  Preussen.  Eine  ausführliche  Schilderung  der  Bückkehr  Karls  YII  in  sein 
Land  und  seine  Residenz  beschliesst  die  Aufzeichnungen. 

Sie  sind  im  Jahre  1744  niedergeschrieben,  und  müssen  ungefähr  zu  der  Zeit 
beendigt  worden  sein  da  es  dem  Marschall  y.  Seckendorf  gelungen  war  die  Oester- 
reicher  aus  Baiem  zu  vertreiben  und  den  Kaiser   nach  München  zurückzuführen. 

41, 

Des  Jakob  Beyerlin? 
Aufzeichnungen  zur  Geschichte  pfälzischer  Orte. 

Sie  bilden  die  zweite  Hälfte  des  anter  Num.  23  berührten  Foliobandes  des  gehei- 
men Hausarchives,  ohne  den  eigentlichen  Anfang  nunmehr  erst  mit  S.  3  der  ur- 
sprünglichen Zählung  beginnend,  bis  zum  ersten  Drittel  der  S.  86  von  einer  und 
derselben  Hand  geschrieben,  vom  zweiten  Drittel  der  S.  86  bis  S.  164  von  derje- 
nigen welche  Peter  Harrer's  Geschichte  des  Bauernkrieges  gefertigt. 

Den  jetzigen  Anfang  bildet  der  Schluss  der  Aufzeichnungen  über  Selz.  Dann 
folgen  die  über  Altenstadt,  Landeck,  Göhlingen,  Godramstein,  Kandel,  Lanterburg, 
Hagenbach,  Rheinzabem.  Daran  schliesst  sich  von  S.  26 — 34  „Germersheim,  der 
Statt  im  Niedern  Waszgau,  vrsprung  vnd  altes  kerkomen.'^  Weiter  treten  Bemerk- 
ungen zu  Bellheim,  Otterheim,  Herxheim,  Ofifenbach,  Walzheim,  Böchingen,  Dedig- 
hofen  an  die  Reihe. 

Von  S.  43  —  56  steht  der  „Extract  wie  könig  Dagobrecht  jn  klein  Franckreich 
diese  flekken  vndt  dorff  seines  konigreichs  so  vmb  seinen  stuhl  Göhlingen  gelegen 
so  reichlichen  b^abt,  auch  was  jhne  darzu  bewogen^^  sammt  den  „Statuta  vom  konig 
vffgericht^^  und  der  Aufsählung  der  5  Haingereudene  und  der  2  Haartgereudene. 
Ein  nicht  sehr  gelungener  Auszug  hieraus  findet  sich  in  [Mieg's  und  NebePs]  Mo- 
numenta  pietatis  et  literaria  virorum  in  re  publica  et  literaria  illustrium  selecta  I 
S.  259—265. 

Vom  Schlüsse  von  S.  56  an  folgen  sodann  Aufzeichnungen  über  Meuckheim, 
Kirrweiler,  Annweiler,  Bergzabern,  Kleeburg,  Wörth,  Wegelburg,  Lützelstein,  Zwei- 
brücken, Yeldenz,  Kaiserslautern,  WöUstein,  Rockenhausen,  Neustadt  an  der  Hardt, 
den  „Hart-Göw,  so  von  den  Galliern  das  Klein  Pariser  Thal  genannt  worden,  samt 
ezlicher  derselben  flekken  vralt  herkommen**  u.  s.  f. 

In  dem  Abschnitte  „vom  Vrsprung  der  Graffschaflft  Gröchgaw"  von  S  116 
bis  120  findet  sich  die  Verweisung  auf  Johannes  Agricola,   Oammer   Secretarius  des 


98 

römischen  Eaysers  Rnperti,  des  Pfaltzgraffen,  so  er  ansz  ainem  groszen  Yolamine 
Jodochi  Sabelionae,  der  Garoli  Magni  Gubemator  in  Austrasia  war,  coUigirt  Uatt,  so 
anfangs  a£f  Rinden  beschrieben  wahren. 

Theilweise  herrscht  vollständige  üebereinstimmung  zwischen  diesen  mit  Fabe- 
leien reichlichst  bedachten  Aufzeichnungen  und  dem  anszngsweisen  Drucke,  welchen 
Mieg  und  Nebel  a.  a.  0.  S.  251 — 266  unter  dem  Titel  „Antiquitates  quaedam  Pa- 
latinae.  Ex  Johannis  Agricolae,  Ruperti  imperatoris  cam.  secretarii,  viridario  et 
aliis  mss.  collectae  per  Jacobum  Beyrlin^'  veranstaltet  haben.  Es  wird  hienach  unser 
Werk  wohl  eine  Abschrift  eines  Exemplares  dieser  in  ihren  Fassungen  mehrfach 
abweichenden  —  vgl.  beispielsweise  die  „Chronica  der  Ghur-Pfaltzischen  Statt  und 
Flecken  Ursprung  und  uraltes  Herkommen^^  im  Cod.  bav.  2845  der  Hof-  und  Staats- 
bibliothek S. -345 — 415,  oder  „Klein  Franckreichs  vornehmsten  uhrältesten  Flecken 
Dorffem  Schlössern  Ursprung  Antiquitäten  Gerechtsamen  und  Privilegien,  ex  Jodoci 
Sabelogni  de  Wyssenburg,  Caroli  Magni  Conestablii,  corpore  antiquitatum  descripta 
per  Jacobam  Beverlin"  ebendort  S.  417  —  Arbeit  sein. 

In  der  Vorrede  zu  dem  berührten  Drucke  heisst  es  bezuglich  dieser  Antiqui- 
tates  Palatinae:  a  Joachimo  Camerario,  Ludovici  filio,  ex  schedis  disjectis  Joannis 
Agricolae  descriptae  sunt.  Auctoris  nomen  obscurum  est,  nisi  quod  Marquardus 
Freherus  alicubi  librum  von  den  teutschen  Spruch  Wörtern  attribuat.  Fabulae,  quas 
continety  ex  monasterio  Wjssenburgensi  prodiere.  Pars  earum  desumpta  est  ex  Jo- 
doci Sabellini  de  Wyssenburg  Connestabilis  viridario,  in  quo  fertur  egisse  von  klein 
Franckreich  ureltesten  vornehmsten  Städten  und  Flecken  Dörffer  Filial  Castell  und 
Höfen  Ursprung  Gerechtsame  und  Privilegien. 

42. 

Des  Tilemann  Stella  von  Siegen^^) 

gründliche  vnd  warhafftige  Beschreibung  der  beider  Ambter  Zweibrucken  vnd  Eirckel, 
wie  dieselbigen  gelegen  sindt  mit  jhren  bezircken  vnd  grenitzen  jnnwendig  vnd  ausz- 
wendig,  jtem  mit  gebirgen,  wälden,  rodtbüschen,  gesteuden,  hecken,  tälen,  brünnen, 
weyern  oder  wägen,  bächen,  Aussen,  vnd  wisen,  deszgleichen  auch  mit  allten  vnd 
nawen   dorfTschafften   vnd  antiquiteten,    gemacht  nach  der  rechten   geometrischen  art 

vnd  weis, 
a) 
Sie  findet  sich,  in  einen  von  einem  Messbuche  stammenden  Pergamentamschlag 
gebunden,   auf  20  Lagen   von   ungleicher  Bogenzahl  in  Folio,    im  geheimen  Staats- 
archive. 


42)  Georg  Christian  Joannis  bemerkt  über  ihn  in  der  Vorrede  zu  seiner  Ausgabe  der  Historia 
bavarico-palatina  des  Daniel  Pareus  S.  14:  Geometra  foit  percelebris,  ac  ob  singnlarem  in  mathe- 
maticis  eruditionem  in  magno  passim  Tel  apad  snmmos  Germaniae  principes  bonore.  Yide  Thomasii 
analect.   remm  gostrouiensinm   period.  III   §  XXVI  pag.  216»  Candidi   lib.  IV  de  vita  obitnqae  Jo- 


99 

Das  Werk  wurde  auf  Befehl  des  Herzogs  Wolfgang  von  dem  genannten 
„Mathematicus  und  Geographus"  zu  Zweibrücken,  wie  er  sich  selbst  am  Schlüsse 
desselben  bezeichnet,  vom  24.  Februar  bis  8.  November  1563  hergestellt.  Als  seine 
amtliche  Begleitung  bei  der  Aufnahme  fährt  er  noch  an :  den  edlen  und  ehrenfesten 
Junker  Hanns  Landtsohadt  von  Steinach,  zu  der  Zeit  Amtmann  eben  zu  Zweibrucken, 
und  den  ehrsamen  und  achtbaren  Henrich  Kessler,  Landschreiber  desselbigen  Amtes. 
Die  Vollendung  unserer  Handschrift  fällt  auf  den  6.  Oktober  1564. 

Den  Schluss   des  oben  schon   näher   zergliederten  Ganzen  bilden   folgende  auch 
geschichtlich  nicht  uninteressante  Abschnitte: 
'     a)  die  verzaichnung  der  allten  vnd  wüsten  dorff  vnd  hofifstete,   welche  jn  den 
baiden  Ambtern  Zwaibrucken   vnd  Eirckell  gefunden    werden,   wie  der  Ver- 
fasser „dieselbigen  gemeinlich  selbst  besehen^'  hat, 
b)  ein  bericht   von  den  alten  örtem   do  allte  vnd    heidnische  gebew  gestanden 
sind,   deszgleichen   von   den   antiqniteten   vnd   allten   heidnischen    abgöttern 
vnd  bildem  welche  jn  disen  baiden  Ambtern  gefunden  werden. 
Lose  liegen   am  Schlüsse   des  Bandes  drei  sehr  zierlich  gefertigte  geometrische 
Aufnahmen. 

•  b) 

Eine  Abschrift  dieses  Originales,  von  dem  Notar  Johann  Heinrich  Dippel  zu 
Zweibrücken  am  16.  Februar  1750  beglaubigt,  gleichfalls  im  geheimen  Staatsarchive 
in  einem  starken  Holzdeckelbande  in  Folio  mit  gelbem  gepresstem  Lederüberzuge  und 
Messingbeschlägen  an  den  Ecken  sammt  zwei  Messin gschliessen,  ist  am  Ende  mit 
einem  alphabetischen  Register  versehen. 

43. 

Aus  des  Philipp  Apian 
Beschreibungen  der  Rentämter  Baierns. 

a) 
Beschreibung  des  Rentamts  Burghausen. 

Sie  findet  sich,  vom  Verfasser  halbbrüchig  geschrieben,  und  auf  der  leeren 
Spalte  mit  Bemerkungen  versehen,  auf  einzelnen  zusammengehefteten  Lagen  von  je 
zwei  Bogen  im  geheimen  Staatsarchive.  Der  vordere  noch  erhaltene  Umschlag 
von  steifem  blau-grünlichen  Papiere  hat  die  Aufschrift:  IH  3  Burg[khusiana]. 

Von  der  ersten  Lage  hat  die  erste  Seite  nur  den  Titel :  Burgkhusiana,  während 
sich  auf  der  Vorderseite  des  zweiten  Blattes  das  Verzeichniss  der  Aemter,  Burgku- 
sianae  tetrarchiae  praefecturae,   findet,   mit  Zahlenverweisungen  welche   sich  auf  die 


annis  I  dacis  bipontiDi  pag.  65.  Biponti  nltimis  vitae  annis  Joannis  I,  qaem  modo  dizimns,  a  taba- 
lario  fait:  valgo  Begistratorem  vocant.  Per  XXXI  annos  descriptionem  Germaniae  cborographicam 
et  historicam  roolitas  est,  ut  ipse  qnidem  ad  herum,  Joannero  I,  aoDO  LXXXIII  die  XYIII  janii  per- 
scripsit.    Obüt  anno  MDLXXXIX,  aetatis  LXIY. 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k  Ak.  d.  Wisa  XIV.  Bd.  III.  Abth.  14 


100 

am  unteren  Rande  des  folgenden  Textes  in  schwarzen  Kreisen  bemerkten  Zahlen 
beziehen  und  wohl  das  Aufschlagen^  erleichtern  sollen.  Alles  übrige  dieser  Lage 
ist  leer 

Mit  der  zweiten  beginnt  der  Text  unter  der  grosseren  üeberschrift:  Burgkhu- 
siana  tetrachia  III.  Am  oberen  Rande  ist  der  21.  März  [15]89  bemerkt,  vielleicht 
als  der  Beginn  der  Arbeit. 

Der  Anfang  lautet:  Ex  Bauaria  jnferiorj  prima  et  praecipua  tetrarchia,  nempe 
Landishutana^^),  quam  fieri  potuit  breuiter  explicata  est.  Sequitur  altera,  Burgkhu- 
siana,  quae  omnis  fere  extra  Vindeliciae  limites  vltra  Oenum  fluuium  —  qui  Vinde- 
licos  a  Noricis  separat  —  excurrit:  totaque  in  Norico  sita  est. 

Nach  kurzer  Behandlung  der  Hauptstadt  Burghausen,  bei  welcher  am  Schlüsse 
der  Ort  für  „vrbis  et  castri  situs'*  nur  angedeutet  aber  selbst  nicht  mehr  mit-  der 
wirklichen  Beschreibung  ausgefüllt  ist,  während  im  Amte  Oetting  nur  hierauf  ver- 
wiesen wird,  folgen  die  einzelnen  Aemter,  nämlich  das  territorium  Waldense,  Trost- 
burgense,  die  praefectura  Clingensis,  Graiburgensis,  Mermosensis,  Otingensis,  Wiltz- 
hutana,  Brunouiensis,  Maurkirchensis,  Fridburgensis,  Riedensis»  Scherdingensis. 

Nach  ihrem  Schlüsse  heisst  es:  Hactenus  de  Scherdingensi  praefectura.  Atque 
ita  Burgkhusianam  tetrarchiam  absoluimus.  Restat  quarta  et  vltima,  Strubingensis : 
ad  quam  aduerso  nunc  flumine  Danubio  contendemus. 

Lose  liegen  sechs  kleine  in  Majuskeln  gefertigte  Abschriften  von  Römerdenk- 
malen bei,  wovon  vier  auf  der  Rückseite  mit  den  Ziffern  16 — 19  einschliesslich  be- 
zeichnet zu  Seeon  gehören,  eine  in  Holz  geschnitten  ist  und  die  Aufschrift  von  Apians 
Hand  y,Häselpach  in  templo  infra  Braunaw^^  führt,  eine  zu  Burghausen  gehört,  wo- 
selbst im  Texte  der  Raum  zur  Einzeichnung  leer  gelassen  ist  und  die  ersten  Woite 
noch  eingetragen  sind,  während  bei  Haselbach  und  Seeon  die  darauf  gerichtete  An- 
deutung nur  am  Rande  steht. 

b) 
Aus  der  Beschreibung  des  Rentamts  Landshut. 

Schlimmer  als  mit  dem  eben  berührten  Bande,  dessen  Brüder  anderswo  Unter- 
kunft gefunden  haben  mögen,  steht  es  mit  einem  Bruchstücke»  welches  sich  aus  der 
Beschreibung  des  vorhin  erwähnten  niederbaierischen  Rentamts  Landshut  im  ge- 
heimen Hausarohive  erhalten  hat. 

Es  besteht  aus  zwei  zusammengehefteten  Bogen  in  Folio,  wovon  die  letzten 
3  Blätter  leer  sind,  während  das  erste,  wieder  vom  Verfasser  halbbrüchig  geschrieben, 
das  an  die  Spitze  gestellte  Verzeichniss  der  Aemter,  tetrarchiae  Landishvtanae  prae- 
fecturae,  mit  den  betreffenden  Zahlenverweisungen  enthält,  nämlich  die  praefectura 
AerdingensiSy  Mospurgensis,  /Rotenburgensis,  Kirchpergensis,  Teispachensis,  Dingel- 
fingensis,  Leonspergensis,   Landauiensis,  Naternpergensis,  Osterhouensis,  Yilshouianaf 


43}  Vgl.  nachher  Lit.  b. 


101 

den  comitatus  Hals,  die  abbatia  seu  ep.  Passauiensis,  den  comitatus  Neuburgensis,  den 
comitatus  Ortenburgensis ,  die  praefectura  Griespachensis ,  Pfarrkirchensis ,  Eggen- 
feldensis,  Neumarcktensis,  Biburgensis  ad  Vilissum,  Geisenhusiana,  endlich  das  terri- 
torinm  Fraunhonense. 

44. 

Die  Fahnen   von  Kurpfalz 
in  farbigen  Darstellungen, 

in  starkem  Pappendeckel  bände  mit  gelbem  Leder  Überzuge  und  Goldpressung,  auf  der 
Vorder-  wie  Bückseite  in  der  Mitte  mit  den  Wappenschildern  von  Pfalz  und  Baiern 
unter  dem  Kurhute  in  Golddruck,  oberhalb  mit  den  Buchstaben  F[riedericus  IV] 
P[alatinus]  C[omes]  und  unterhalb  mit  der  Jahrzahl  1604  gleichfalls  in  Golddruck 
versehen,  im  geheimen  Hausarchive. 

Je  die  zweite  Seite  eines  Blattes  nehmen  anfanglich  oder  bis  fast  an  den  Schluss 
die  in  Farben  ausgeführten  Fahnen  des  Landes  und  seiner  einzelnen  Aemter  ein, 
und  die  g^enüberstehende  erste  Seite  des  folgenden  Blattes  zeigt  in  ausserordentlich 
gewandter  und  zugleich  feiner  Durchführung  je  einen  Soldaten  in  ganzer  Figur  in 
dieser  und  jener  seiner  Waffenübungen,  theilweise  nach  einander  in  einer  gewissen 
Reihenfolge  derselben. 

Was  die  Fahnen  betrifft,  beginnt  auf  der  Bückseite  des  ersten  Blattes  die 
Landesfahne  mit  dem  kühn  in  der  Mitte  befindlichen  Pfalzer ^  Löwen,  am  Haupte 
mit  der  rothen  Krone,  in  der  vorderen  Bechten  den  Beicbsapfel  haltend.  Daran 
schliessen  sich:  auf  Blatt  2  die  Ladenburger  Fahne,  auf  Blatt  3  die  Starkenburger, 
auf  Blatt  4  die  Wisenlocher,  auf  Blatt  5  die  Weinheimer,  auf  Blatt  6  die  Schwetz- 
inger,  auf  Blatt  7  die  Lindenfelser,  auf  Blatt  8  die  Dilsperger.  Auf  Blatt  9  sind 
die  Aemter  Neustadt  und  Germersheim  aufgeführt,  und  es  zeigt  Blatt  9  das  Neu- 
statter  Fendlen,  Blatt  10  das  Wachenheimer,  Blatt  11  das  Lambsheimer,  Blatt  12 
das  Hasslocher,  Blatt  13  das  Germersheimer,  Blatt  14  das  Seltzer,  Blatt  15  das 
Bilikheimer,^  Blatt  16  das  Sibel tinger,  Blatt  17  das  erste  Frankenthaler,  Blatt  18 
das  zweite  Frankenthaler,  Blatt  19  das  Otterberger,  Blatt  20  das  s.  Lamprechter, 
Blatt  21  das  Schonawer.  Das  Blatt  22  verzeichnet  die  Aemter  Alzey  und  Oppen- 
heim, und  es  folgen  nun  bis  Blatt  29  einschliesslich  Fahnen  ohne  besondere  An- 
gaben. Daran  schliessen  sich  auf  Blatt  30  die  Aemter  Bretheim,  Mospach, 
Boxberg,  und  zwar  von  Blatt  30  an  bis  35  einschliesslich  wieder  nur  die  Fähnlein 
ohne  irgend  welche  Schrifkbezeichnung.  Auch  boren  jetzt  die  Soldatenbilder  auf. 

Auf  Blatt  36  sind  die  Aemter   Simmern,    Lautem,   Bacherach,   Stromberg,  So- 

bernheim  verzeichnet,  und  es  folgt  nun  auf  der  Bückseite  dieses   Blattes  wie   fortan 

auf  jedem  weiteren  Blatte  nur  mehr  eine  Fahne  ohne  besondere  Bezeichnung. 

14* 


102 

45. 

Summarischer  Extract 

wasz  seith  Anno  1632**)  bisz  mit  Anno  1649  bey  der  Statt  N  ab  bürg  an  Ordi- 
när]- vnnd  Extraordinarj  Steuer  Contribation  Anlagen  Blanderungen  Ranzionen 
Pranndtscbatzung  md  anndern  dergleichen  Auflagen  vor  Freundt  vnd  Feindt  erloffen 
md  auszgelegt  worden,  ausser  dessen  wasz  man  ausz  mangl  der  abgestorbenen  alten 
Burgerschafft  jtem  durch  dises  Khriegswesen  her  verlohrn  vnd  verderbten  Rech- 
nungen Acta  vnd   andern   sonderlich  von  den  vilfeltigen  beschehenen  Blünderungeu 

gar  nicht  mehr  wissen  khan, 

zu  Nabburg  am  letzten  December  des  Jahres  1649  gefertigt,  auf  drei  zusammenge- 
hefteten Bogen  in  Folio,  wovon  die  ersten  4  Blätter  sammt  der  Vorderseite  des  fünf- 
ten beschrieben  sind,  im  geheimen  Staatsarchive. 

Die  „Auszgab  erstlichen  vf  Ordinarj-  Extraordinarj-  Steuer  vnnd  (Kontribution'' 
von  1632  —  1649  belauf^  sich  auf  78244  fl.   14  kr.  2  dl. 

Die  „auf  Blünderungeu''  auf  3951  fl.  Hierunter  ist  bei  der  am  14  März  1634 
erfolgten  nächtlichen  Plünderung  durch  die  gräfl.  v.  WabPschen  Kriegsvölker  die  Weg- 
nahme von  300  Stück  Ochsen  und  Kühen  zu  je  10  fl.  mit  3000  fl.  berechnet.  Als  im 
Jahre  1639  „vnuersehener  weisz  alhie  in  der  Statt  4  Bicollonische  Regimenter  zue 
fusz  eingetroffen,  die  ganze  Vorstatt  —  vneracht  man  salua  Gaardia  gehabt  —  ge- 
blundert  vnd  den  burgern  alles  was  sie  erdapt  wekhgenommen,  ia  so  gar  das  Beth- 
gewandt  auszgeschütt%t,  haben  sie  allerwenigiste   schaden  gethan  bey  600  fl. 

Die  Summe  der  Ausgaben  endlich  „auf  Ranzion  Pranndtsteuer  auch  Prouian- 
tierung  vnd  anders"  von  1634-1648  entziffert  sich  auf  38967   fl.   17  kr. 

Die  Gesammtrechnung  schliesst  ohne  Berücksichtigung  der  nicht  genauer  zu 
specificirenden  Posten  wie  der  Kosten  der  stätigeu  Einquartirung,  die  „sich  auch  noch 
vf  vil  1000  fl  belauffen"  würden,  mit  der  Summe  von  121162  fl.  31  kr.  2  dl. 

46. 

Des  Johann  Wämpl  Erörterung  der  Frage 

wasz  gestalten  die  Statt  Regenspurg  von  dem  Herzogthumb  Bayrn  kommen,  vnnd  ob 
Jr  churfurstl.  Durchlaucht  annoch  darbei  ainige  praetension  zu  setzen  haben. 

Dieser  Aufsatz  vom  24.  April  1659*fttllt  in  dem  oben  S.  36/37  berührten  Folio- 
bande des  geheimen  Hausarchives  die  Fol.  116  —  123. 

Er  beginnt:  Regenspurg  ist  ein  vralte  Statt,  vor  Zeiten  Augusta  Tiberij  ge- 
nant, von  den  Hunnis  vmbs  Jahr  900  verbergt  vnnd  verderbt,  aber  tempore  Ludo- 
uici  r^s  Francorum  durch  Theodonem  Bauariae  Regnlum,  wie  jhne  die  Historici 
nennen,  wider  erobert  worden,  welcher  es  alsdann  u.  s.  w. 


44)  Im  Aktenstücke  selbst  steht:  1628. 


103 

Es  versteht  sich  ^ohl  von  selbst,  dass  die  Erwähnung  der  bekannten  Ereig- 
nisse des  Jahres  1483  und  ihrer  Folgen  nicht  vergessen  ist.  Als  hernach  —  heisst 
es  da  von  Fol.  118  an  —  im  Jahr  1483  zwischen  dem  Rhat  vnnd  Bnrgerschafft  ein 
Ynäinigkeit  vnnd  aufruhr  entstandten,  haben  die  vom  Bhat  dem  Herzogen  Albrecht 
in  Bayrn  die  Statt  anerbotten,  vnnd  nit  allein  in  dessen  Schuz  sonnder  jme  sich 
als  rechte  getreue  Vnnderthann  mit  Pflicht  vnnd  Erbhuldtigung  vnndergeben,  warauf 
Anno  1486  Herzog  Albrecht  nit  änderst  als  mit  seiner  manicipal  Statt  gewisse  Ordt- 
nung  gemacht/ wie  es  mit  besezung  der  Ambter  vnnd  andern  Gemainer  Statt  Sachen 
gehalten  werden  solle,  darzu  dann  auch  ein  ordentlicher  Burgfridt  vmb  die  Statt 
ausgezaigt  worden ,  alles  nach  weitleuffigen  inhalt  des  im  Archiu  verhandtnen  ^ 
Vidimus  sub  dato  31  Martij  Anno  1492. 

Demnach  aber  Kayser  Friderich  der  Viertte  solche  beschechne  abwendtuug  der 
Statt  sehr  starckh  empfundten,  vnnd  durch  gethanen  anfbott  im  Reich  mit  gwalt 
widerumb  dessen  sich  zu  bemechtigen  resoluiert,  auch  gar  mit  schickhung  des  Reichs- 
panier u.  s.  w. 

Der  Schluss  lautet:  nit  zu  sechen  ist,  wie  jhr  churf.  Durchl.  diser  Statt 
Regenspurg  die  Immedietet  mit  ainig  rechtlichem  fundament  disputierlich  machen, 
oder  an  deren  jnnen  yberlassnen  Juribus  Hoch-  vnnd  Nidergericht  in  jrem  Burgfridt 
mit  fueg  Eintrag  erzaigen  künen,  in  sonderbarer  erwegnng  das  bey  kayserl.  maiest. 
vnud  dem  Reich  disfals  etwas  zu  erhalten  vmb  so  vil  weniger  auch  dermahlen  die 
hoflFnung  zu  machen,  weil  die  befreyung  vnnd  die  ex  post  facto  nach  des  Herzog 
Albrechts  abtrettung  darauf  eingerichte  vertrag  von  allerhechstgedacht  jro  kayserl. 
maiest.  vorfahrem  im  Reich  selbst  gemacht  vnnd  von  etlichen  saeculis  mauuteniert 
worden. 

Ist  hiemit  der  Raum  welcher  für  eine  Abhandlung  unserer  Classe 
als  Regel  bestimmt  ist  bereits  überschritten,  und  erfordert  die  Fortsetzung 
beziehungsweise  der  Schluss  der  oben  S.  54 — 56  namhaft  gemachten  Numern 
kaum  ein  geringeres  Mass,  so  erübrigt  im  Augenblicke  nichts,  als  sie 
der  zweiten  Abtheilung  vorzubehalten,  und  hier  lediglich  noch  die  Bei- 
lagen mitzutheilen  von  welchen  an  diesen  und  jenen  Orten  die  Rede 
gewesen. 


104 


Beilagen. 

I.  Zu  Seite  37  Note  6. 

Verzaichnus 

der  von  mir  Johann  W[ämpl]  aus  dem  churfurstl.  alhiesigen  Archiv  zusamen  getragnen 
Information  vnd    etlicher  Guettachten,  die  Jura  dieszes  hochlobl. 

Churfurstl.  Hauszs  Bayrn  betreffent. 

yao  T^jg  gg  j^j^  denen  successionibus  auf  eraignete  fäll  bey  dem  Chur-  vnd  fürstl. 
Hausz  Bayrn  von  Ottone  Wittelspachio  bis  auf  yetige  Zeit  gehalten,  vnd 

2***  Waszgstalten  das  Primogenitur  recht  eingefihrt  wordten. 

30  Wasmassen  die  Deputat  denen  nit  regierenten  Fürsten  gemacht,  vnd  sonderbar 
mit  den^n  Geistlichen  hern  Söhnen  disponirt  wordten ,  in  specie  warumben 
nach  ableiben  Ihro  Durchl.  Hertzog  Albrechts  hochsei.  gedechtnus  anno  1666 
das  deputat  haimb-  vnd  nit  auf  dessen  hern  Sohn  Chur-  vnd  hochfürstl.  Durchl. 
zu  Cöln  vnd  Preysing  gefallen?  warbei  auch 

4®  Ein  Bericht  vnd  Guettachten  wegen  des  appanagio  der  Warttenbergischen  Erben. 

5^  SuDuna  actorum  wegen  Hertzog  Georg  Yerlassenschafft,  wie  nach  dessen  todt 
Anno  1504  wegen  hilflaistung  zu  selbigem  Bayrischen  Ehrieg  mit  denen  Her- 
tzogen  von  Würtenberg,  Landtgrauen  zu  Hessen,  Marggrauen  zu  Brandtenburg 
vnd  der  Statt  Nüemberg  tractirt,  vnd  wie  sie  contentirt  wordten. 

6®  Entwurff  der  orthen  so  nach  Zeit  des  Ottonis  Wittelspachii  weiters  bishero 
zum  Landt  khommen,  et  quo  titulo.  • 

7.  Kurtze  deduction  der  Jurium  so  gegen  Churpfaltz  vnd  Pfaltz-Neuburg  zu  be- 
obachten, was  ain  oder  andere  lini  casu  deficientis  lineae  Masculinae  Eleet. 
Bavariae  —  so  Gott  lang  verbieten  wolle  -  so  wol  auf  das  Landt  der  obern 
Pfaltz  als  das  Herzogthumb  Bayrn  zu  prätendieren,  vnd  wie  die  AUodial-Erben 
alda  Jhnen  zu  begegnen  heten,  warbey  die  Erbainigungs  Vertrag  so  ich  zu 
handten  gebracht. 

8.  Beschraibung  etlicher  Stett  vnd  Jurium  so  bey  dem  Landt  Bayrn  gewest,  aber 
mitler  Zeit  daruon  khomen.**). 


45)  Später  hatte  er  noch  dazu  hemerkt,  aber  wieder  ansgestrichen :  in  specie  die  Statt  Regens- 
porg  vod  was  noch  darbey  za  praetendiro.    Vgl.  hiezu  Ziff.  11. 


105 

9.  Wie  die  Hertzogen  in  Bayrn  die  Chur-  vnd  Markht  Brandtenbarg  an  sich 
gebracht,  aber  widerumb  hinwekh  gelassen.  Was  man  anch  zum  Landt  Pomern 
für  praetension  gehabt. 

10.  Qno  Jure  Tyrol  zum  Landt  Bayrn  gehörig  gewest,  aber  denen  Ertzhertzogen 
zn  Österreich  abgetretten  wordten. 

11.  Wasz  Jhr  Ghnrfürstl.  Dnrchl.  gegen  der  Statt  Regenspurg  noch  für  Jnra  be- 
fnegt?  warumb  die  alienatiou  Eönigswisen  aldahin  dem  Gloster  Prifening  abge- 
schlagen vnd  verhindtert  wordten. 

12.  Gaettachten  wegen  der  Graffschaft  Görtz. 

13.  Extract  vnderschidtlicher  Kaiserl.  priuilegien,  so  dem  Chur-  vnd  Fürstl.  Haasz 
Bayrn  nach  vnd  nach  erthailt  wordten. 

14.  Wasz  für  Beichslechen  verhandten,  vnd  welchergstalten  noch  anf  etlich  anders 
exspectanz  gegeben. 

15.  Extract  vnderschidtlicher  Vertrag  so  mit  denen  angrenitzenten  gemacht  wordten, 
als  nemlich  Österreich,  Saltzbnrg  Freysing,  Pfalzneuburg,  Würtenberg,  Re- 
genspurg. 

16.  Ein  weitlauffige  aussfiehrung  des  Succession- Rechts  so  Ihr  Ghurfurstl.  Durchl. 
auf  abgang  des  Österreichischen  Mansstamen  bey  denen  Österreichischen  Erb- 
Landten,  jtem  absonderlich  was  Sie  bey  dem  Königreich  Vngarn  vnd  Behemb 
zesuechen  befu^.  Warumben  dermahlen  adhuc  vivente  Jmperatore  Leopoldo 
ainige  portio  hereditaria  nit  khundte  praetendirt  werdten.  Was  aber  nach 
dessen  ableiben,  wan  es  zur  Vormundtschafft  khomen  sollte,  das  Ghurhaus 
Bayrn  zu  beobachten  haben  mechte. 

17.  E^tractus  der  verhandtnen  priuilegien  vnd  Jndultorum  pontificiorum^^).  Item 
concordatorum  cum  ordinarijs  Banariae. 

18.  Fundations-Extract  etlicher  Glöster  vnd  Stüfftungen,  so  vil  im  archiu  findlich, 
inmassen  alda  ein  grosser  abgang,  welchen  za  sappliren  die  notturfft  wäre. 

19.  Guettachten  wegen  der  dem  Hochstüfft'  Regenspurg  zuegehörigen  aber  von 
Ghur-Bayrn  Jure  pignoris  inhabenten  herrschafift  TonaustaufiF,  was  zu  oflFeriren, 
wan  solche  herrschaflpfc  wolte  abgelöst  werdten. 

II.   Zu  Seite  40  Note  8. 

ünder  keisser  Ludwigen  ward  daz  buch  gemächt  „defensor  pacis".  wan  Gristus 
gab  s.  Petter  kein  gewalt.  das  beweist  er  mit  der  heilligen  geschrift,  daz  der  keis- 
serlich  gewalt  nit  hengt  an  eim  babst  dan  zu  binden  vnd  zu  enttbinden  die  jhenen 
die  pennetenz  thun  vnd  ablas  begern.  er  gab  im  nit  pfruenden  zu  verliehen,  oder 
das  er  solt  haben  konigrich  schlos  oder  stette,  oder  das  er   solt  keyser    oder    konig 


46)  Hiezn   hatte   er   an  den  Rand  bemerkt,  aber  dann    wieder   ausgestrichen:   in  specie   einer 
bollae  praesentationam  in  mensibos  pontificiis. 


106 

seczen  oder  entseczeii.  dan  hette  Cristes  s.  Peter  die  gewalt  geben,  so  hette  er 
vnd  8.  Pauls  billich  keiser  Nero  abgesaczt,  der  ein  grosser  Teruolger  der  kristen  was. 

Es  ist  wol  zu  gedengken,  Gonstantinus  der  gros,  Otto  der  grosz,  vnd  ander 
mer  sind  nit  des  wiluns  gewest,  ein  babst  zu  Rom  mit  solchen  güteren  fryheitten 
vnd  brieuyleygen  zu  begaben,  das  er  mit  dem  oder  in  ander  wege  möge  syraony 
seczen  vnd  enttseczen.  man  find  auch  nit,  daz  Gristus  s.  Petter  oder  andern  apo- 
steln  daz  geben  habe  etc.  dar  vmb  spricht  sanct  Bernhart  zu  dem  babst  Eugenyo: 
war  vmb  vnderwindt  ir  euch  ander  herlicheit,  vnd  stregkt  ewer  sicheln  in  ein  fröm- 
rlen  agker?  den  aposteln  ist  verbotten  die  herschafft:  dan  wilt  du  sie  beid  haben, 
so  verleurstu  sie  beide. 

Vnd  wie  wol  der  babst  den  keisser  salbt  vnd  weicht,  so  ist  er  doch,  als  da 
geschriben  ist,  dar  vmb  nit  vnder  dem  babst:  wan  der  proffet  Samuell  salbt  vnd 
weichte  konig  Saul,  den  got  erweit  hett:  dar  vmb  entphieng  er  daz  konigrich  von 
dem  profetten  nit  etc.  vnd  ist  nie  gehört  oder  gelessen,  das  die  keysser  vor  Otto 
dem  ersten  kein  eyd  ye  gethan  haben  etc.  aber  dis  zeit  so  das  keisserthom  lanng 
ledig  ist  gestanden,  so  sind  vil  geschrifften  geben  für  recht  vnd  in  daz  geistlich 
recht  gesaczt,  die  der  keisserlichen  maiestat  vnd  dem  reich  so  nach  scheren  gegen 
des  reichs  herlichheit  vnd  gepietter 

It^m  die  geirheit  vnd  hohfart  der  babst  vnd  cardinälle  z&  der  zeit,  sagt  dis 
buch,  das  sie  ausz  der  masz  schedlich  vnd  schentlich  was.  so  ein  bischoff  sturb, 
namen  sie  alle  frucht  vnd  rennten  von  eim  yden  bistom  vnd  was  er  lies  dar  zu  ein 
iarlang,  das  zu  Goln  geschehen  ist  bey  der  selben  bischoff  zeit,  der  glichen  mit 
abthyen  vnd  andern  prellaturen.  das  ward  beym  ban  gebotten  zu  haltten  im  Reich, 
in  Frangkrelch,  Vngern,  Englant,  Pollen,  Pechem  vnd  andern  reichen,  es  ward  vff 
ein  yglich  bistom  ein  soma  gelcz  gelegt:  vnd  wer  das  haben  wolt,  der  m&st  die 
soma  geben,  oder  das  bistom  mocht  im  nit  werden,  o  was  grossen  gucz  alles  ausz 
Teuczschlannd  gen  Rom  komen  ist  in  200  oder  mer  iarn! 

III.  Zu  Seite  46  Note  10. 

Als  marggraue  Otto  die  brieff  —  nämlich  des  Kaisers  Karl  lY,  dass  er  sich  zum  Be- 
hüte etwaiger  Verhandlungen  über  den  Erwerb  Brandenburgs  „eygner  perschon  zä 
im  her  ausz  fügen"  wollte:  wan  er  an  das  vorm  Wald  vmb  Jacoby  zS  schaffen 
hette  —  gelasz,  gefiel  im  die  sach  wol,  wan  er  auch  ein  ganczer  frawenman  was 
vnnd  ganncz  mit  eins  müllers  tochter  gefangen,  dfiu"  vmb  er  vff  eim  öden  schlosz  ein 
meil  w^s  von  Lannczhut  hoff  hielt,  das  hies  zum  Wolffstein.  vnder  dem  selben 
schlos  ligt  ein  mül  an  der  Ysser,  die  man  bis  vff  dissen  tag  Gretlins  mül  nempt, 
dar  vmb  das  des  selben  müllers  tochter  Margreth  hies,  die  marggraue  Otto  so  lieb 
hete  etc.  die  selb  Margreth  sas  bey  im,  vnd  margkt  das  im  die  brieff  gefielen,  da 
fragt  sie  in  gar  freuntlich,  was  die  brieff  bedeutten.  er  sprach:  ich  musz  in  die 
Margk,  oder  mein  folgk  wil  ein  andern  hern  anniemen.  als  sie  das  hört,  fiel  sie 
im  vmb  den  halsz,  vnd  bat  in  vff  das  freuntlichst,  er  solt  nit  hineincziechen,  dan  er 


107 

wüste  doch  wol  wie  es  seim  bruder  d[r]iii  ergangen  werre,  das  er  nie  kein  gesunden 
tag  dar  in  gehabt  hette  bis  in  sein  tod.  so  wer  er  ganncz  seiner  natür,  vnd  wer 
nit  müglieh  das  er  wider  lebendig  hei  ausz  kerne,  vnd  meint,  es  wer  besser,  ein 
ganncz  lannd  verloren  dan  den  leib  etc.  vnd  mit  dem  vnd  gar  vil  mer  gfitten  vnd 
sfiessen  wortten*^)  gieng  sie  im  vnder  äugen,  da  mit  der  man  sich  liesz  erweichen, 
vnd  sagt  ir  was  die  brieff  in  hieltten.  do  sie  es  hört,  wolt  sie  nit  ablasen  z&  bitten, 
er  sagte  ir  das  z&,  das  f&rstenth&m  zu  verkoaffen.  vnd  hielt  so  lang  an,  das  er  dem 
konig  von  Bechern  z&  schreib,  vmb  Jacobj  zu  Cham  z&  sein  vnd  sein  da  wartten, 
ob  sie  des  kanffs  eins  werden  mochten,  vnd  als  die  zeit  kam  wie  einer  dem  andern 
z&  geschrieben  hette,  kamen  sie  beyd  an  ire  maistat.  da  schraib  im  konig  KaroUy, 
das  er  zu  im  vff  die  Schwarczburg  keme:  ob  er  des  nit  gern  thun  wolt,  so  wolt 
er  im  feld  zu  im  komen.  also  kamen  sie  im  feld  zu  samen,  vnd  machten  den  kauff 
also  das  der  romsch  konig  KaroUj  im  solt  geben  zweymallhundterttaussent  vngerisch 
gülden  vmb  das  curfärstenth&m  vnd  das  ganncz  marggraufith&m  zu  Branndenbnrg 
mit  aller  regallya  vnd  fürstlichen  oberkeit  wie  er  die  vnd  seine  beyd  brueder  in 
gehabt  betten  vnd  besessen  bis  vff  den  selben  tag,  nichczs  dar  in  ausz  genomen 
etc.  also  wurden  die  kauffbrieff  auffgericht  vnd  verfertigt,  da  gab  im  konig  Karol- 
ly  hunderttaussent  gülden  bar  vnd  die  schlos  vnd  stett  vorm  Bechemerwald  die  im 
sein  vetter  der  rodt  pfalczgraue^^)  must  einseczen  vmb  sein  erledigung,  wan  er  in 
von  seins  heiraczgucz  wegen  gefangen  hette  etc.  vnd  nam  konig  Earolly  die  margk 
z&  Branndenbnrg.  mit  dem  schieden  sie  beyd  mit  fröden  heim  etc.  vnd  als  herczog 
Ott  mit  dem  barn  gelt  heim[kam],  kam  er  seim  Grettlein  woU  mit  dem  gelt  vnd  auch 
das  er  die  Margk  verkaufft  hette,  da  mit  sie  nit  wietter  sorg  haben  dorfft  das  er 
nun  furo  weit  wanndern  solt.  also  bleib  der  gut  herczog  Ott  z&m  Wolfstein,  vnd 
verczart  da  das  ganncz  curfurstenth&m  zu  Branndenbnrg  mit  sein  Qrettlen,  eins 
müUers  tochter. 

IV.  Zur  Seite  91. 

Fortasse  meam  ridebis  imprudentiam,  quod  media  in  Germania  res  gestas  Prin- 
cipis  scripserim,  cujus  olim  nomen  odio  Caesaris  atque  vicinorum  Principum  lacera- 
tum  fait;  inde  etiam  objurgabis  ambitionem,  quod  homo  peregrinus  aliena  in  Re- 
publica  edisseram,  quid  [Princeps  pulchrum  factu,  quid]  inceptu  foedum  patraverit. 
Nam  cum  illud  stolidum  et  insolens  habetur,  in  re  aliena  novnm,  in  externa  cnrio- 
sum  afferre  Judicium;  tum  et  imprimis  pericnlosnm  est,  disceptare  de  ii6  qnae  sibi 
Principes  bene  sciteque  invenisse  visi  sunt,  vel  alii  invidia  turbati  in  populum  pro- 
ferri  nolunt.  Sed  Batavus  sum,  gente  satis  libera,  quae  sexaginta  per  annos  terra 
marique  cnm  potentissimo  Rege  decertavit,  fractoque  hoste  metus  et  adulationis  cau- 
sas  procul  habere  coepit,  quibus   fere  rernm   narrandarum   veritas  pollui   consuevit. 


47)  An  den  Rand  ist  hiezu  bemerkt:  als  dan  sollich  frowen  wol  können. 
48}  An  den  Rand  ist  bemerkt:  R6precht  bey  Rhein  curf&rst. 
Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  UI.  Abth.  15 


108 

SdOf  gentem  nostram  saepe  irrisam  illusamqae  esse,  ex  qao  salsissimns  poetarnm 
Martialis  aarem  Bataram  Ulis  imposuit,  qni  ingenio  hebetes,  et  msticä  ignorantia 
illepidi  snnt.  Sed  nee  id  me  determit,  qnö  minns  indoctö  rndiqne  stjlö  liberta- 
tem  meam  prosequerer.   - 

Ante  annnm  perveni  in  Palatinatum,  nt  in  vetosta  nobilique  academia  ani- 
mnm  sapientiae  praeceptis  imbnerem;  ibi  dum  alii  stodia  saa  propellant  ad  foram, 
et  in  litibns  civiliqne  jnre  libidinem  habent,  alii  inter  religionis  nostrae  apparatnm 
oeeapantnr,  me  cupido  inyasit  accuratins  explorandi,  qnis  loci  genias,  cnjus  hospes 
eram,  quae  Principibns  vires  opesve,  qnae  gentis  antiqua  decora;  simul  quibus  suc- 
cessibns  regia  illa  et  angasta  stirps  imperinm  tennisset. 

[Jnvabat^  me  tota  mente  repetere,  qnod  a  parentibus  meis  saepe  acceperam  puer: 
nt  Palatini  orbem  terrarum  victorüs  et  fiimä  pervagati  essent  et  cum  maximis  Re- 
gibus  affinitatem  miscnissent,  nt  inde  exulas  sedissent  in  Belgio,  qnod  jam  ante  cla- 
ritudine  nominis  impleverant,  nt  ibi  memoria  yeteris  amicitiae  atque  beneficii  per- 
movissent  Rempnblicam,  nt  eonstantins  nrgeremns  illnd  jns,  qno  Paiatinornm  nomen 
pristinae  maguitndini  restitneretnr.  Et  promptins  ad  scribendas  res  accedebam,  qnod 
eloqnentiam  romanam  mihi  colendam  suscepissem,  meqne  ad  illam  bis  exerdtationi- 
bus  viam  £äcere  arbiträrer;  simnl  viderer  rem  meis  gratam  facturns,  'si  in  patriam 
reversns  amabili  isto  argnmento  rationem  otii  reddidissem.] 

Sed  dnm  scriptores  ejns  nationis  evolvo,  consiliumqne  pono,  res  gestas  Paia- 
tinornm ä  primordiis  suis  [perjscribere,  mnlta  me  ab  ineepto^^)  detinnernnt;  nam  et 
rem  difficillimam  moliri  me  consideravi,  facta  mnitornm  annorum  memorare,  et  [me] 
omnibns  instrumentis«  quae  ad  componendam  bistoriam  opus  sunt/")  destitntum 
egennmqne  intellexi.  Neqne  enim  in  Germanicis  scriptoribns,  qnod  ad  ornandas 
res  Palatinas  pertineret,  singulare  qnicquam  inveni ;  neqne  illi  praeter  innanes  leves- 
qne  sonos  attnlere,  qni  ex  Palatinis  animnm  ad  historiam  gentis  snae  applicuemnt. 
De  iis  neglectis  omissisqne  qneror,  ad  qnae  vir  prudens  intendit  animnm,  quae  nempe 
vita,  qni  mores  regnantinm  fnerint:^^)  nam  illa  minus  necessaria  ac  digna  nar- 
ratn  duco,  quo  astro,  quäve  horä  de  matre  ceciderit  Princeps,  quibus  se  uxorum  am- 
plexibns  alligaverit,  pedes  an  eques  pugnaverit,  febre  an  alio  morbo  desolatns  ani- 
mam  efiPiiderit;^')  nt  caeteras  ineptias  sileam,  in  quibus  prolixe  et  iastidiose  plurimi 
impetum  scribendi  tennere. 

Verum  ego  diu  dubins  haesi,  Principesne  reprehenderem,  qnod  parum  avidi 
mansurae  post  mortem  gloriae  neglexissent  parare  idoneos  scriptores,  qni  res  snas 
posteritati  traderent;  an  Grermanornm  ingemiscerem  infelicitati,  qnod  in  tam  illustri 
popnlo  defdissent  ingenia,  qnae    clarissima  Principnm   suorum   facta^')  ab   oblivione 


49)  In  der  Dmckausgab«  steht:  a  proposito.  50)  Ebendort:  iDsirumentis  qaibus  ad  compo- 
nendam historiam  opus  est.  51)  Hier  setien  die  Drackansgaben  noch  bei:  qnibns  consiliis  artibos- 
qae  Rempnblicam  anxerint  et  servarint.        52)  Ebendort  steht:  reddideht.        53)  Ebendort:  facinora« 


109 

vindicassent.  Intellexi  postea^  eam  gentis  esse  consuetadinem  ut  peregrina  amori 
habeat,  exterornmqne  Principum  ac  populonim  facinora^^)  admiretur,  et  pro  maximis 
celebret;  snae  antem  gloriae  incariosa  fastidiat  ac  contemnat,  qnae  domi  militiaeqae 
patrat:  jqanm  tameu  Germanoram  res  gestae,  sicnti  ego  arbitror,  facta  omniam  gen- 
tium antecesserint.  Niiperö  secnlö  Maximilianns  primus  institnit,  magnisqae  prae- 
miis  honori^vit  scholas,  ut  antiqua  gentis  ornamenta  ernerentur  e  tenebris,  et  origi- 
nes  ac  res  gestae  Principum  publicis  monumentis  proderentur.  At  ne  tum  qnidem 
provenerunt  praeclara  ingenia,  quae  facta  gentis  suae  stylo  laadarent;  quum  alios 
in  re  intacta  novaque  graves  ofFensae  et  onerosa  Principum  collatio  ä  scribendo  de- 
terrerent,  alios  ignavia  aut  conscientia  virium  ab  avduo  labore  averteret;  maxima 
▼ero  pars  studia  sua  propiore  quaestu  abigeret  ad  foraro,  et  vanissimas  scriptorum 
sententias  rideret. 

Haud  sum  ignarus,  multa  ä  veteribus  monachis  in  commentariis  relata  esse^ 
qnibns  res  Patatina  cognosci  illnstrarique  possit;  »ed  rüdes  homines  confragrosa  dic- 
tione  et  insulsa  sordidaque  narratione  pulcherrimum  factum^^)  magis  enervarunt  de- 
formaruutque,  quam  oratione  commendarunt ;  tum — uti  in  superstitione  magnifici  erant 
—  nihil  sibi  magis  celebrandum  existimärunt,  qnam  si  Principes  tiniida  pietate  rapti 
muneribus  mactässent  sacerdotes,  eorumque  diis  agros  atque  urbes  in  clientelas^^) 
dicassent.  Gaeterum  egregia^^)  civitatis  instituta,  praeclarae  leges,  Principum  pul- 
chra^^)  facta  ac  dicta  in  obscuro  manserunt. 

Nuper  Marquardus  Freherus,  diligentissimus  antiquit$itis  investigator,  multa 
produxit  monumenta,  et  origines  Palatinas  duobus  libris  exposuit;  sed  dum  volnit 
gentis  vetustatem  effodere  stylo  operosiore,  et  magis  critici  partes  quam  historici 
agere,  curiosis  fortasse  gratam  rem  fecit,  alios  quidem  homines  vera  voluptate  frau- 
davit.^^)  Postea  Daniel  Paraeus  historiam  Palatinam  edidit,  paucorum  judicio  proba- 
tam,  quod  hnmili  stylo  esset  perscripta,*^)  et  plena  iuris  et  inficetiarum,  uti  de 
Yolusii  anlialibus  Gatullus  sentit.  Sane  justa  et  grandis  historia  non  est  dictione 
foeda,  nee  sententiis  maculosa,  nee  umbraticis  turgida  ambagibus;  sed  dicta  factis 
exaeqaat,^^)  Reipublicae  consilia  ex  abdito  scrntatur,  causas  et  principia  rerum  de- 
monstrat,  et  ubique  natarali  pulchritudine  ac  casta  dictionis  majestate  enitescit.  Ta- 
lern nobis  in  rebus  Palatinis,  si  quisqnam  alius,  tradere  potuisset  Freherus,  qui  et 
literis  plenu-*,«*)  et  Principum  consiliis  negotiisque  spectatus,  et  copiosissimis  rerum 
gestarura  monumentis  instructus  erat;  caeteri  qni  secuti  sunt,  aut  omni  isto  adju- 
mentd  fuere  despoliati,  aat  viribus  impares  sub  onere  scribendi  labarunt,  et  simnl 
obmutuerunt. 


54)  ßbeodort:  facta.  55)  Ebendort:  pnlcherrima  facta.  56)  Ebendort:  clientelam.  57}  Anstatt 
„caeteram  egregia*'  steht  ebendort:  egregia  vero.  58)  Anstatt  „principom  pulchra'*  steht  ebendort: 
fortia  principam.  59)  Ebendort:  defrandavit.  60)  Ebendort:  conscripta.  61)  Ebendort:  aeqnat. 
62)  Ebendort:  imbntns. 

15* 


110 

Mihi  ne  ita  quidem  felici  esse  licüit,  ut  principum  liieras,  publicasqne  tabulas, 
qoae  ad  historiam  üeiciendam^')  reqairantur  potissimam,  in  archiyis  inspicerem ; 
neqae  hic  sumere  audaciam  interrogandi  explorandiqne  sam  ausns,  ne  —  qnod  genti 
nostrae  crimini  datur— circa  alienam  Rempubiicam  exercere  cnriositatem  ambitiosins 
viderer. 

Igitar  ubi  animns  tantis  difiBcultatibüs  impeditus  haesit,  et  ambitionem  meam 
compressit;  statni  saltem  res  gestas  Friderici  victoriosi,  Principis  Palatini,  perscri- 
bere,^^)  eo  magis  qaod  ejns  vita  magna  ac  clara,  potioremqne  gentis  historiam  com- 
plexa  esset.  Nam  coelestis  ille  et  incomparabilis  Princeps,  quam  omnis  fere  Ger- 
mania bellum  Palatinis  faceret,^^)  magno  animö  magnäque  fortunä  hostilem  impetum 
excepit,  senexque  vincendo  factus  orbem  terrarum  monumentis  ingentium  rerum  com- 
plevit ;  denique  in  tantam  magnitudinem  suos  protulit  Palatinos,  ut  magnis  Principi- 
bus  leges  imponerent. 

In  cujus  laudes  nostram^^)  dicendi  vim  consumendam  gavisus  sum,  quod  me 
sufiEragria  vocesque  multorum  mortalinm  circumsonarent  et  inceuderent,  in  qnorum 
nempe  animis  atque  ore  memoria  Friderici  [adhuc]  sedebat. 

Tum  illud  laboris  mei  levamentum  nactus  sum,^^)  quod  plurimis  in  libris,  in 
quibus  de  caeteris  Palatinis  silentium  est,  frequens  hnjus  memoria  intercurset;**) 
nee  hic  proprii  desint  scriptores,  qui  vitam  tanti  Herois  consignaverint.  Inter  re- 
liquos  videre  mihi  contigit  manuscriptum  codicem,  quem  olim  Matthias  Kemnatensis 
sermone  Germanico  confecit;  is  Frederico  in  plerisque  bellis  comes  haesit,  ejusque 
factis  praefuit ;  unde  fidem  ejus  omnibus  aliis  anteferendam  existimavi.  Post  illum 
Johannes  Trithemius,  vir  Ale  rebus  Germanicis  meritissimus,  magnam  adjumentum 
praebuit,  qui  in  chronico  Sponheimensi  et  Hirsaugiensi  bella  Friderici  juxta  anno- 
rum  seriem  recensuit;  quem  laborem  laudibus  tulit^^)  Freherus,  et  commentariis 
suis  illustratum  vulgavit. 

Neque  dissimalem,  me  plurima  rerum  Palatinarum  documenta  debere  Bernhardo 
Hertzogio  et  Christophoro  Lehmanno,  quorum  ille  in  Alsatico,  hic  in  Spirensi  chro- 
nico multa  notarunt,  quae  non  facile  alibi  repereris.*^^) 

Reliquos  auctores,  e  quibus  accepi  aliqua,^^)  fideliter  [in  margine]  memoravi, 
ut  tibi  constaret,  quod  rem  non  decorässem  fabnlis,  sed  ab'*j  incorruptis  scriptori- 
bus  hausissem. 

Id  mihi  autem  vel  invidia  vel  incuria  omnium  accidit,  quod  res  civiles,  egre- 
giaque  dicta,  et  instituta,  quibus  se  togatum  ad  famam  provexit  magnus  Princeps, 
negligenter  parceque  in  annales  transtulerim.*^') 

Et  fortasse  legentium  plerisque  imponet  fastidium,  quod  omnibus    fere   paginis 


63)  Ebendort:  ad  conscribendam  historiam.  64)  Ebendort:  scribere.  65)  Ebendort:  inferret. 
66)  Ebendort:  meam.  67)  Ebendort:  laborem  menm  sableyavit.  68)  Ebendort:  incorset.  69)  Eben- 
dort: extolit  70)  Ebendort:  reperies.  71)  Ebendort:  e  qoibQS  profeci.  72)  Ebendort:  ex. 
73)  Ebendort:  retolerim. 


111 

bella  loquar,  et  classica  canam ;  ac  nanc  pognantes  crneuiosqae  sangnine  hostili  Pa- 
latinos, nanc  trinmphis  insignes  [fuse]  commemorem.  In  quo  tarnen,  si  meae  id 
historiae  officiet,  nobilitate  florentissimi  scriptoris,  qni  Magni  Alexandri  res  compo- 
snity  me  ezcnsem;  neque  in  magna  ponam  infelicitaie,  quod  mihi  sors  temporis  sa- 
gatas  magis  quam  togatas  res  scribendas  reliqnerit. 

Hac  accedit,  quod  —  sicnt  aliqaa  cursim  et  timide  enarravi  —  ita  interdom 
per  diverticula  et  flexiones  a  proposito  licentius  abivi;  ut'  qaum^*)  de  origine  et 
statu  Palatinornm  Principum,  de  dissidio  Moguntino,  de  Platea  Montana,  de  turbis 
Coloniensibas,  de  Wildfangiatu,  alüsque  verba  facio.'^^)  Sed  et  illa  ad  notiorem^®) 
rei  gestae  cognitionem  reoensere  et  liberius  deducere  operae  pretium  putavi,  et  non 
sine  magnorum  scriptorum  exemplis  feci:  sane  Tacitas  atque  Salustius  saepias  a 
rerum  ordine  digressi,  bistoriam  suam  avocamentis  laxant,  et  secare,  ubi  evagationis 
pertaesum  est,  ad  incoeptum  redeunt. 

Utcunque  Judicium  tuum  erit,  flagitabo  binc  certe  laudem,  quod  in  colligendis 
Maximi  Principis  rebus  gestis  magnam  ac  multam  curam  habuerim;^^)  et  si  forte 
dictionis  humilitate,  aut  ingenii  languore  spem  tuam  satiavero  minus,  celeritate 
mea  scribendi,  ac  inopiä  monumentorum,  quae  mihi  isto  in  labore  defaerunt,  me 
consolabor. 

[Consilium  erat,  diutius  premere  haec  nostra  et  cunctatione  moraque  illis  gra- 
tiam  tribuere;  sed  vir  magnus,  cujus  non  minus  ingenio  quam  honoribus  omnes 
Belgae  assurgnnt,  beneficiis  me  suis  perpalit,  ut  festinarem  afferre  bistoriam,  quam 
imperfectam  adbuc  et  vix  annuo  elaboratam  spatio  sub  manibus  versabam.  Itaque 
dum  celeri  eam  calamo  describo,  et  totam  in  conspectu  pono;  vidi  alibi  confusam 
alienamque  esse  narrationem,  alibi  languidam  et  cradam  dictionem,  et  minus  obser- 
vatam  linguae  latinae  castimoniam  deprendi;  etiam  multis  in  locis  Judicium  meum 
quaesivi,  et  improbavi :  at  ne  tunc  qaidem  emendandis  vitiis  anxie  inbaerere  licebat, 
quum  me  ab  intentiore  cura  et  studio  grandis  festinatio  detineret.  Si  mox  animus 
requiescet  ex  molestiis,  qaas  in  Oermanico  itinere  accepi,  regrediar  ad  hosce  labores, 
et  quae  nunc  maculosa  atque  aspera  sunt,  lectione  severa  migitabo  aut  delebo.] 

[Post  illa  bellum  dicere  decrevi  nostris  temporibus  nobilissimam,  quod  Carolo  Ludo- 
yico  duce  Palatini  cum  vicinis  Principibus  gessere ;  nam  id  inprimis  memorabile  existimo, 
dignumque  babeo,  quod  exteros  quoqne  populos  in  noscendi  capidinem  advertat. 
Neque  enim  validiores  foederibus  Principes  contra  unum  moverunt  arma,  neque 
unquam  tam  iuiqua  contentione  aut  atrocibus  odiis  certatum  est;  et  jacta  multo 
ante  hostilitatis  semina  fuere,  et  postquam  sub  inviso  Wildfangiatus  nomine  pro- 
rupernnt,  mireris  yim  etinjarias  potentiorum,  infirmorum  querelas,  clandestinas  con- 
spirationes,  externa  Begum  auxilia,  infestos  exercitus,  praelia  cruenta,    oppidorum  et 


74)  Anstatt  ,,Tit  qnam"  steht  ebendort:  quam  sdlicet.        75}  Ebendort:  leerem.        76)  Eben- 
dort:  accnratiorem.        77;  Ebendort:  impenderim. 


112 

castellornm  expagnationes,  et  coeteram  belli  fortanam,   quae  qaatuor  per   annos  rem 

Palatinam  afflixit.     lata  facilius  enarrabo,  quod  propiora  habeam,  et  maxime  agitata 

sciam,  quDm  in  Palatinata  essem.     Sane  dum  hie  interiores  Principum  literas  intro- 

spiciam,  dum  legationum  responsa  et  monita  perpendam,  dum  arcana  consilia,  causas- 

que   motuum,    et   belli  apparatus  ex  tabulis  publicis  et  recenti  fama   repetam;    illa 

mihi  facultas  scribendi  dabitur,   ut  majore  elegantiä  atque   carä  Hiatoriam  adornem, 

quam  ubi  res  Friderici  Victoriosi  dispersas  dejectasque  ex  vetustis  monumeutis  anxie 

oonquisiri-] 

rVale.l 

V.  Zu  Num.  35  Seite  92. 

Durchlauchtigister  Churfürsst, 
genedigister  Herr! 
Meine  obligente  schuldigkheit  beuilchet  mir,  Eur  Churftirstl  Durchl.  meinem 
genedigisten  Chur  Landtsfürssten  vund  herrn  herrn  in  höchster  freud  vnderthenigist 
zu  eröffnen,  wie  dasz  in  dem  meinem  anuerthrautten  Glosster  Prifening  vnnd  mithin 
mir  Administrations  weisz  genedigist  yberlassenen  altPfaltzischen  Closster  zu  Ensz^orf 
angefangenen  pau  bey  abbrechung  des  Chor  Altars  ynlengst  ein  schwerer  Stain 
erhebt,  vnnd  vnnder  selbigen  4  in  gleicher  grosse  von  pleu  gegossene  sargen  ge- 
fundten  worden,  deren  iede  bey  3  schuech  lang,  vnnd  ienige  schrüften  von  Latein- 
ischen Buechstaben  darauf  gestochen  seint,  wie  Eur  Churfürsstl.  Durchl.  ausz  der 
Beylage  beliebig  ist  zuersehen  genedigist  geruehen  wollen. 

Wie  ich  nun  in  dennen  vnderthenigistenv  gedanckhen  stehe,  dasz  Seine  Hoch- 
fiirsstl.  Durchl.  Pfaltzgrafe  Otto  von  Witlspach  höchstseeligisten  angedenckhens,  alsz 
obbenambsten  Clossters  Enszdorf  fundator,  der  vraltist  Hochfürsstl.  Stammen  seye 
deren  in  Gott  ruehenten  herrn  herrn  Hertzogen  ausz  Bayrn,  also  kan  ich,  dessen 
nammens  der  erste  Otto  Abbt  alhier,  vnnd  mein  anuerthrauttes  liebes  Convent  yber 
diesen  vnauszsprechlich  erfreulichen  fundt  Gott  dem  Allerhöchsten  nit  genuegsamb 
schuldigisten  Danckh  ablegen,  zugleich  der  diemüettigisten  hoffiiung  lebent,  Euer 
Churfürsstl.  Durchl.  werden  hierybert  Selbsten  all  genedigiste  wohlgefahligkeit  tragen, 
allermassen  dann  u.  s.  w. 

Glosster  Prifening,  den  7.  Maij  anno  1695. 

Euer  Churfürsst.  Durchl.  * 

vnderthenig  gehorsambister 

Otto  Abbt  m.  pr. 
Beilage. 

Vff  der  ersten  sarg  gegen  der  rechten  band: 

ANNO  M.  D.  LXXI.  HAT  PPALZGRAP  LUDWIG  IN  SANGT  PETERS  CAPELLEN  EIN 
GRAB  ÖFFNEN  LASSEN.  DARIN  PFALZGRAF  OTTENS  SÖHNE  EINER.  NIT  WEIS  MAN  OBS' 
OTTO  DER  lUNGER.  SO  ANNO  M.  C.  VIII.  VON  EIN  MARSCHLD  VON  CALLATEIN  ZU 
BAMBERG  ERSTOCHEN  WORDEN.  SEINT  DOCH  NICHTS  WENIGER  DIE  GEBEIN  ZV  EWIGER 
GEDECHTNVS  HIE  HER  GELEGET  WORDEN. 


113 

Vff  der  anderen  sarg : 

Ä[NNO]  M.  C.  LXX.  STARB  PRAV  HELICA.  PFALZGRAP  OTTEN  VON  WITLSPACH 
EHELICHE  GEBf  AHEL.  SO  AUS  DEM  CAPITEL  HAÜ3  DES  CREÜZGANG  DURCH  PPALZGRAP 
LUDWIGEN  A[NNO]  M.  D.  LX5CL  GEHOBEN.  VND  IHR  GEBEIN  ZU  EWIGER  GEDECHTNVS 
HIE  HER  IN  CHOR  ZU  JHREN  GEMAHEL  VND  RINDEREN  GELEGT  WORDEN. 

YfiF  der  dritten  sarg : 

ANNO  M.  CLV.  STARB  OTTO  PFALZGRAP  ZU  WITLSPACH.  WELCHER  ALHIE  DAS 
CLOSTER  ENSTORFP  GESTIPFTET  HAT.  JST  SAMBT  SEINER  GEMAHEL  PRAV  HELICA. 
GRAP  PRIDERICHS  VON  CASTEL  TOCHTER.  SO  HERNACH  A[NNOJ  M.  CLXX.  GESTORBEN. 
BEEDE  IN  DAS  CAPITEL  HAUS  GELEGT  GEWEST.  DURCH  PPALZGRAF  LVDWICH  A[NNO] 
M.  D.  LXXI.  GEHOBEN.  VND  ZU  EWIGER  GEDECHTNVS  IN  DIS  ORTH  ZU  JHREN  SÖHNEN 
GELEGET  WORDEN. 

VfiF  des  fundatoris  grabstein'*),  so  in  dem  capitl  gelegen,  ist  folgende  grab- 
scbriSt : 

Par  thalamo,  pai*  est  tumulo,  par  Elica  fato. 

Factus  humo,  fit  pnluis  homo:  probat  hoc  cinis  Otto. 

VflF  der  viertten  sarg: 

ANNO  M.  C.  XCV.  STARB  PRIDERICH  PFALZGRAP.  WAR  ALHIE  ZU  ENSDORPP  JN  DEM 
CREÜZGANG  BEGRABEN.  ABER  HERNACH  JN  JAHR  M.  D.  LXXI.  VON  LUD  WICH  PPALZ- 
GRAPEN  GEHOBEN.  VND  ZUR  EWIGEN  GEDECHTNVS  HIE  HER  AN  DAS  ORTH  ZU  SEINEN 
VATER  VND  MUTER  GELEGET  WORDEN. 


78}  Vgl.   hiezn  das   oben  in   der  Num.  35   S.  92  angeführte  Werk   des  Abtes   Anselm  Meiller 
Ton  Ensdorf  S.  291  und  806  mit  den  dazn  gehörigen  Abbildungen. 


Das 


Gartular  des  Klosters  Ebersberg. 


Aus  dem  Fundationsbuche  des  Klosters 

unter  Erörterung  der  Abtreihe,   dann  des  Ueberganges  der  Schirmvogtei 
auf  das   Haus  Scheyem- Witteisbach,    sowie  des  Vorkommens   von  Mit- 
gliedern dieses  Hauses 

herausgegeben 
Von 

Friedrich  Heotor  Grafen  Hundt« 


Abb.  d.  m.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wies.  XV.  Bd.  m.  Abth  16 


Das  Cartular  des  Klosters  Ebersberg. 


In  jene  Zeit,  deren  Erforschung  für  Orts-  und  Familiengeschichte 
meine  letzten  Arbeiten  gewidmet  waren,  fallt  als  eine  der  wichtigsten  der 
erhaltenen  Handschriften  das  Cartular  des  Klosters  Ebersberg. 

Vor  der  Mitte  des  X  Jahrhunderts  bei  der  Stammburg  der  Grafen 
von  Ebersberg  errichtet  auf  der  Hochebene  zwischen  Isar  und  Inn  an  den 
Quellen  der  mit  der  Attel  zum  Inn  ziehenden  Ebrach  unfern  der  Zuflüsse  der 
Mangfall  und  der  Quellen  der  Semt  und  der  Isen,  erhielt  diess  Kloster 
um  die  Mitte  des  XI  Jahrhunderts  in  dem  aus  Fulda  berufenen  Abte 
Williram  einen  Vorstand,  dessen  hervorragende  Bedeutung  in  seinem  Jahr- 
hunderte von  Wilhelm  Scherer  in  den  Schriften  der  Wiener  Akademie, 
und  neuerlich  wieder  von  Dr.  Heinrich  Reichau  eingehende  Besprechung 
gefunden  hat.  ^) 

Dem  Abte  Williram  verdanken  wir  nicht  nur  die  Erhaltung  der 
Geschichte  von  Ebersberg  von  einem  ungenannten  Verfasser,  sondern  auch 
die  Anlage  des  in  demselben  Pergamentbande  in  Grossfolio  auf  uns  ge- 
kommenen Cartulars  seines  Klosters,   in   getrennten  Büchern  für  die  Er- 


1)  Leben  Willirams  Abtes  Yon  Ebersberg.  Beitrag  zur  Geschichte  des  XI  Jahrbanderts  von  W. 
Scherer.  Wien  1866.  Sitz.-Ber.  der  k.  k.  östr.  Akademie.  LIII.  197  ff.  Dr.  Heinrich  Beichau: 
Williram  Abt  zn  Ebersberg  in  Oberbayem.    Magdeburg  ohne  Jahr  (Gymnasialprogramm  Yon  1878). 

16» 


118 

Werbungen  und  für  die  Tausche,  beide  unter  seiner  unmittelbaren  Ein- 
wirkung begonnen.  In  den  ersten  von  ihm  herrührenden  Blättern  bringen 
sie  daher  seine  fromme  Richtung  und  seine  Stellung  im  Culturleben  der 
Zeit  zu  schönem  Ausdrucke. 

Chronik  und  Cartular  von  Ebersberg  sind  zwar  von  dem  verdienten 
bayerischen  Archivar  Oefele  im  vorigen  Jahrhunderte  in  seinen  Scriptores 
rerum  Boicarum  herausgegeben  worden,  aber,  wie  er  lebhaft  beklagt, 
nur  nach  fehler  vollen  und,  was  das  Cartular  betrifft,  selbst  lückenhaften 
Abschriften. 

Nachdem  nun  für  das  Chronicon  durch  die  Bearbeitung  von  Wilhelm 
Arndt  im  XX  Bande  der  M.  G.  h.  eine  vollkommen  entsprechende  Aus- 
gabe vorUegt,  dürfte  es  an  der  Zeit  sein,  auch  das  Cartular  aus  der  schönen 
im  bayerischen  Reichsarchive  verwahrten  Handschrift  in  treuem  Abdrucke 
zu  geben,  zumal  seine  Bedeutung  für  die  Geschichte  der  Zeit  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  mehrfach  anerkannt  ist^),  der  dermalige  Stand 
der  Kenntniss  von  ihm  aber  zu  unrichtigen  Auffassungen  verleitet.^) 

Fassen  wir  Chronicon  und  Cartular,  wie  sie  nun  in  verbesserter  Aus- 
gabe vorliegen,  sorgsamer  ins  Auge,  so  lässt  sich  eine  gewisse  üeberein- 
stimmung  nicht  mehr  verkennen.  Wie  der  Erzähler  dem  Grafen  üdalrich 
eine  lange  Rede  in  den  Mund  legt,  welche  den  hohen  Werth  derRechts- 
kenntniss  rühmt,  so  werden  den  Urkunden-Auszügen  allerlei  Zusätze  bei- 
gefügt, um  die  Gesetzeskimde  im  Volke  zu  erweitern.  Uns  scheint  die 
Meinung  wohl  begründet,  dass  beide  Werke  mehr  als  das  gleiche,  unge- 
wöhnlich grosse  Pergament  gemeinsam  haben,  dass  ihr  Verfasser  der 
nämliche  ist,  niemand  anderer  als  Abt  Williram, 

Selbstverständlich   bezieht  sich   diese  Anschauung,  nur   auf  die  uns 


2)  Eine  nähere  Erörterung  ward  Ton  nns  jüngst  dem  Fnndationsbuche  Tom  Kloster  Ebersberg  in 
seinem  ganzen  Umfange  im  IV  Bande  der  Münchener  archiyalischen  Zeitschrift  gewidmet 

3)  So  glaubt  Dr.  Beichau,  welcher  im  Allgemeinen  Williram  günstiger  als  Scherer  beurtheilt,  und 
sein  Einwirken  auf  die  Entwickelung  der  deutschen  Sprache  herrorhebt,  den  Abt  weniger  streng- 
kirchlicher Bichtung  zeihen  zu  können,  indem  er  ihm  Nepotismus  und  Streben  nach  Weingütern 
zum  Vorwurfe  macht.  Allein  die  von  ihm  allegirten  Stellen  —  Oefele  cod.  trad.  12— 16,  lib. 
concamb.  1,  hier  15.  II 2.  III 26  (und  37)  —  beziehen  sich  theils  auf  dessen  Nachfolger  Budpert  I, 
dessen  Schwester  die  einbezogene  Chuniza  war,  theils  auch  auf  Vorganger  Willirams.  Aller- 
dings haben  die  Grafen  von  Ebersberg  das  Kloster  mit  Weingütern  in  Oesterreich  und  in  Tirol 
ausgestattet,  und  war  auch  Williram  auf  deren  Befreiung  ypn  Lasten  bedacht.  Vgl.  I  35  und  135 
(letztere  N.  bisher  ungedruckt). 


119 

vorliegende   Fassung  des   Chronicon,   dessen  Grundlage  ältere   Aufzeich- 
nungen  sein  mögen,   sowie  auf  die  ursprünglichen  Theile  des  CaBtulars. 

Um  den  Charakter  jeglicher  in  dem  letzteren  vertretenen  Periode 
möglichst  festzuhalten,  ist  in  dem  folgenden  Abdrucke  buchstäbliche  Treue 
angestrebt;  nur  sind  grosse  Initialen  für  die  Orts-  und  Personen-Namen, 
und  ,die  Schreibung  von  U,  V  und  W  nach  der  üblichen  Aussprache  ohne 
Berücksichtigimg  der  in  der  Urschrift  wechselnden  u,  uo,  v,  uv  gleich- 
massig  durchgeführt. 

Die  Ordnung  der  Urkunden  -  Auszüge  und  Abschriften  betreffend, 
ward  die  Wiederherstellung  der  ursprünglich  angelegten  beiden  Bücher, 
des  Liber  traditionum  und  des  Liber  concambiorum,  bezielt.  In  einem 
dritten  Buche  wurden  sodann  die  Fortsetzungen,  sowohl  der  Erwerbungen 
als  der  Tausche,  untermischt  vereinigt,  wie  sie  sich  theils  auf  anschliessenden 
Blättern,  theils  in  Lücken  am  Schlüsse  des  Chronicon  und  sonst  im  Fun- 
dationsbuche *)  eingeschrieben  finden,  wobei  jedoch  eine  chronologische 
Reihung,  soweit  die  Zeit  der  Handlungen  feststellbar,  versucht  ward. 

Als  im  Jahre  1596  das  Kloster  Ebersberg  in  seinem  Gesammtbesitze 
an  den  Jesuiten  -  Orden  gelangt  war,  verfasste  schon  im  folgenden  Jahre 
P.  Völck  einen  Index  in  librum  fundationis  ^) ,  zu  dessen  Anfertigimg 
sämmtlichen  vorkommenden  Orten  durch  das  ganze  Buch  fortlaufend 
rothe  arabische  Ziffern  am  Rande  beigegeben  wurden.  Die  so  bezeichnete 
Reihenstellung  in  der  Handschrift  ist  für  Ermittlung  der  Zeit  von  Belang. 
Da  ferner  für  manche  Benutzer  die  Auffindung  der  betreffenden  Stelle  in 
Oefele's  Ausgabe  nicht  ohne  Werth  ist,  welche  in  zwei  Büchern  die  ein- 
zelnen Abschnitte  mit  römischen  Zahlen  versieht,  so  fügen  wir  in  unserer 
Ausgabe  jedem  Absätze  in  Klammem  die  arabischen  Ziffern  vom  Rande 
der  Handschrift  und  die  römische  Zahl  aus  Oefele  bei. 

Die  Verweisungen  auf  das  Liber  concambiorum  im  Liber  traditionum 
lassen  wir  als  hier  zwecklos  weg,   geben   aber  hinwieder  die  häufig  am 


4)  üeber  die  BestandtheÜe  des  Fnndationsbnches  und  deren  Ordnung  vgl.  die  bereits  angefahrte 
Erörterung  im  IV  Bande  der  arcb.  Zeitschrift. 

5)  Im  Cod.  findet  sich  f.  1.  y.  am  Scblnsse  des  Registers  die  Vormerkung:  Ora  proP.  Jo9  Völckio, 
Soc.  Jes.  huius  indicis  oollectore.    Ao.  1597. 


120 

Rande   ausgesetzten   Orte   und   Sterbetage    als    Ueberschriften    zur 
Nummer  des  betreffenden  Absatzes^). 

Ueberschriften,  welche  in  der  Handschrift  sich  nicht  finden,  sowie 
Ergänzungen  von  Kürzungen  haben  wir  durch  [  ]  ausgezeichnet,  während 
in  gewönlichen  Klammern  (  )  die  Orte  und  der  Charakter  der  Zeugen 
gesetzt  sind,  wo  sie  nicht  im  Texte,  sondern  über  demselben  zwischen 
den  Zeilen,  manchmal  in  abweichender  Schrift  stehen. 

Zur  Richtigstellung  der  Orte  in  dem  für  die  Benützung  unentbehr- 
lichen Register  konnte  ein  reicher  aus  dem  Kloster  stammender  Urkunden- 
schatz und  das  älteste  Urbar  desselben  im  Reichsarchive  benützt  werden, 
welches  noch  im  XIII  Jahrhunderte  angelegt  ist*^).  Freilich  gelang  es 
auch  mit  diesen  Hülfsmitteln  nicht,  alte  Zweifel  zu  lösen. 

Voraus  schicken  wir  eine  Erörterung  der  chronologischen  Reihung 
der  Pröbste  und  Aebte  von  Ebersberg,  dann  der  Schirmvögte  des  Klosters. 
Da  im  XII  Jahrhunderte  die  Schirmvogtei  bald  an  das  erhabene  Herrscher- 
haus von  Scheyern- Witteisbach  übergeht,  so  ergibt  sich  eine  nähere  Unter- 
suchung des  Zusammenhanges  der  Häuser  Ebersberg  und  Scheyern,  woran 
sich  eine  eingehendere  Besprechung  des  Vorkommens  von  Mitgliedern  des 
Hauses  Scheyern- Witteisbach  im  Cartular  reiht. 


6)  Die  Sterbetage  des  Sandes  finde/i  sich  zumeist  auch  in  das  dem  Fundationsbuche  vorgebandene 
Calendarinm  eingetragen.  Wo  Abweichungen  vorkommen,  weisen  wir  in  Noten  darauf  hin. 
Das  Ebersberger  Necrolog,  welches  bei  Oefele  II.  15  nicht  ganz  vollständig  gegeben  ist, 
hat  besser  Scherer  am  ang.  Orte,  Sitzgs.-Ber.  LIII.  236  ff.,  veröffentlicht.  Vgl.  auch  meine 
Bayr.  ürk.  des  X  und  XI  Jahrh.    Abb.  der  bist.  Cl.  XIV.  14.  (1878.) 

7)  Das  Urbar  ist  eine  Pergame nthandscbrift  in  Eleinfolio,  wohl  auf  älterer,  unschön  erweiterter 
Fassung  beruhend.  Was  bei  dem  Eingange  des  sehr  umfangreichen  Lehenbofs  des  Klosters  ge- 
sagt wird,  aus  welchem  dem  Register  hier  ein  Paar  Koten  beigefugt  sind,  scheint  erwähnen swerth; 
Cum  nostra  ecclesia  primitus  ita  libertate  sit  donata,  ut  advocato  vel  advocatiae  nullatenus  in 
perpetuum  subesse  debeat,  domini  terre,  principatum  totius  patrie  gubemantes ,  contra  iustitiam 
nostra  bona,  libertate  donata  antiquitus,  sibi  subdere  conabantur.  Verum,  ne  temporis  in  pro- 
cessu  occasionem  alicuius  subitionis  vel  advocatiae  super  nostram  ecclesiam,  que  semper  libera 
esse  debet,  pateretur,  decrevimus  sano  usi  consilio,  utilius  esse,  a  tanto  gravamine  nos  eximi 
per  predia  nostra  fere  quinquaginta  in  inferiori  parte  hoffmarchie  sita,  aput  Graeving,  potius 
terre  principi  donanda,  quam  nos  perpetue  subicere  servituti  .  .  .  Nullum  enim  super  nos  ad- 
vocatum  habere  debemus,  nisi  quem  per  nos  pro  nostra  utilitate  censuerimus  eligendum;  qui, 
si  nos  ultra  debitum  modum  iniustis  gravaminibus  oneraret,  alium  vice  sui  possumus  per  trans- 
mutationem  subrogare.    Cod.  f.  103. 


121 

I.  Chronologische  Ordnung  der  PrObste  und  Aebte  von  Ebersberg. 

Die  Reihe  der  Pröbste  und  Aebte  von  Ebersberg  ist  auf  dem  12. 
Blatte  des  Fundationsbuches  (Fol.  K.)  spätestens  zur  Zeit  Abt  Willirams, 
um  1050,  aufgezeichnet,  und  zeitweilig  in  häufig  wechselnder  Schrift  bis 
zu  Abt  Sebastian  Häfele,  1474,  fortgesetzt  worden.  Dieser  Catalogus 
Abbatum  ist  nun  im  Anschlüsse  an  die  Chronik  im  XX  Bande  der  SS. 
p.  15  veröffentlicht. 

Es  sind  hier  zwar  die  Regierungsjahre,  aber  es  ist  vor  dem  Jahre 
1184  keine  Jahreszahl  beigefügt. 

So  manche  Zweifel  sind  hienach  angeregt  und  haben  sowohl  in  Ge- 
wolds  Zusätzen  zur  Metropolis  Salisburgensis ,  als  auch  bei  älteren  und 
neueren  Historiographen  Ebersbergs  verschiedene  Auffassung  gefunden. 

Wilhelm  Scherer  im  Leben  Willirams  und  Siegfried  Hirsch  in  den 
Jahrbüchern  des  deutschen  Reiches  unter  Heinrich  II®)  suchten  zu  ihrer 
Lösung  beizutragen.  Da  ihnen  aber  der  Abtcatalog  aus  dem  Fundations- 
buche  noch  nicht  vorlag,  so  möchte  eine  neue  auf  diesem  fussende  Er- 
örterung gerechtfertigt  erscheinen. 

Vor  Allem  ist  der  Ausgangspunkt  für  die  Zählung  der  den  Vorständen 
zuzuweisenden  Zeitperioden  festzustellen.  Hirsch  beginnt  auf  Grund  der 
Chroniken  mit  dem  Jahre  928.  Das  Cartular  dagegen  nennt  das  Jahr 
934  als  das  der  ersten  Stiftung,  und  wir  erachten  dem  letzteren  Jahre 
um  desswillen  den  Vorzug  geben  zu  sollen,  weil  diese  Angabe  unter  Abt 
Willirams  Leitung  in  Mitte  des  XI  Jahrhunderts  niedergeschrieben  ist, 
während  alle  Jahreszahlen  der  älteren  Chronik,  wie  schon  bei  der  neuen 
Ausgabe  bemerkt  ist,  auf  Rasuren  sich  finden,  deren  Zeit  kaum  bestimmt 
werden  kann. 

Wird  nun  beachtet,  dass  in  dem  Cataloge  der  Aebte  dem  Probste 
Meginbold  1 8,  nicht  1 6  Jahre,  wie  Hirsch  nach  den  Chroniken  annimmt, 
beigelegt  sind,  so  gelangt  man  mit  der  Reihe  der  Stiftspröbste  bis  zum 
Jahre  1013,  während  die  Aufstellung,  wonach  Abt  Reginbold  schon  um 
1005  aus  Augsburg  berufen  ward,  mit  den  Urkunden  des  Klosters  S.  Ulrich 
und  Afra  kaum  in  Einklang  zu  bringen  ist. 

Dass  sodann  Abt  Reginbold  bald  nach  dem  im  Jahre  1018  einge- 
tretenen Tode  des  Abtes  Poppo  nach  Lorsch  berufen  ward,  dürfte  in  der 

8)  Insbesondere  Hirsch  1.  151  in  notis. 


122 

Zurechnung  von  11  Jahren  zu  Ebersberg  nicht  beirren,  da  ausdrücklich 
berichtet  wird,  sein  Nachfolger  daselbst,  Abt  Altmann,  sei  zu  selbststän- 
diger Amtsführung  anfangs  zu  jung  befunden  worden.  In  den  ersten 
Jahren  hat  hienach  Reginbold,  wie  diess  zu  jener  Zeit  öfters  vorkömmt, 
die  Oberleitung  behalten,  und  die  Zahlen  des  Abt-Catalogs  stimmen  voll- 
kommen hiezu,  indem  Abt  Altmann  21  Jahrö,  von  1024 — 1045,  beige- 
legt sind.  Sein  Todesjahr  1045,  steht  durch  das  traurige  Ereigniss  des 
Bruches  des  Söllers  auf  dem  Schlosse  Persenbeug  in  Niederösterreich 
fest,  wobei  der  Abt  mit '  dem  Könige  Heinrich  III,  dem  Bischöfe  Bruno 
von  Würzburg  und  der  Gräfin  Richlinde  von  Ebersberg  in  die  Tiefe 
stürzte  imd  nur  der  König  ungeschädigt  am  Leben  blieb. 

Von  da  an  fehlen  die  Jahreszahlen  bei  dem  Wechsel  der  Aebte, 
bis  ein  ähnlicher  Unfall  wieder  die  Aufzeichnung  veranlasst.  Am  22.  Au- 
gust des  Jahres  1184  stürzt  ein  Thurm  am  Kloster  Ebersberg  ein, 
und  erschlägt  den  Abt  Konrad  I  mit  5  Arbeitern. 

Indessen  ist  auch  in  der  Zwischenzeit,  wie  schon  Scherer  bemerkt, 
ein  Anhalt  in  der  Urkunde  gegeben,  welche  mit  dem  7.  Regierungsjahre 
Kaiser  Friedrich  I,  1161,  den  Abt  Heremann  nennt  Gegen  die  gewöhn- 
liche Annahme  ist  dieser  söhin  1161  noch  am  Leben. 

Ein  weiteres  Bedenken  bildete  in  dem  fraglichen  Zeitraum  die  Stelle 
des  Cartulars,  welche  bei  Oefele  lautet:  Anno  ab  incamatione  Domini 
MCXXXIin  constitutus  est  abbas  Heinricus  et  dominus. 

Werden  die  Jahre  nach  den  Regierungszeiten  im  Abt-Cataloge  von 
Konrad  I  zurückberechnet,  so  fällt  der  Regierungs- Antritt  Abt  Heinrich  I 
in  das  Jahr  1124.  Diess  Jahr  glaubt  denn  auch  Arndt,  der  Herausgeber 
der  Chronik  in  denSScr.  an  der  fraglichen  Stelle  f.  41  v.  lesen  zukönnen*). 

Bei  flüchtigem  Anblicke  ist  man  mehr  geneigt,  des  Abschreibers 
Auffassung,  welchem  Oefele  folgte,  Recht  zu  geben.  Nähere  Würdigung 
lässt  aber  allerdings  Schwierigkeiten  ersehen,  durch  Correcturen  veran- 
lasst. Die  fiinfte  Ziffer  der  römischen  Zahl  MCXXXUII  ist  nämlich  den 
beiden  vorausgehenden  X  nicht  ganz  gleich,  und  kann  als  Durchstreich- 
ung des'  bereits  geführten  ersten  Zuges  zu  X  angesehen  werden.  Nach- 
dem nun  nur  diese  Anschauung  Uebereinstimmung  unter  den  verschie- 
denen Daten  herstellt,  so  ist  die  Lesung  1124  berechtigt 


9)  M.G.  XX  p.  15  not.  b;  hier  im  folgenden  Cartular  III.  47. 


123 

Von  hohem  Belang  ißt  hiebei  die  Bestätigung  dieser  Jahreszahl  durch 
jene  Urkunde,  welche  als  Zwischeneintrag  am  Schlüsse  des  Calendariums 
auf  Fol.  i  des  Fundationsbuches  sich  findet.  Cardinal  Gerhard,  ohne 
Zweifel  der  Cardinallegat ,  welcher  bei  der  Wahl  König  Lothars  III  zu- 
gegen war,  und  im  Herbste  1125  nach  Rom  zurückkehrte '^),  entscheidet 
hier  gegen  den  abgesetzten  Abt  Haertwich,  anfahrend,  der  Nachfolger 
Heinrich  habe  die  Abtei  durch  Wahl  der  Mönche,  Bestätigung  der  Frei- 
sing'schen  Kirche  und  Verleihung  des  Kaisers  Heinrich  und  (Königs) 
Lothar  erhalten.  Abt  Haertwichs  Absetzung  ist  hienach  bei  Lebzeiten 
Heinrich's  V,  sohin  vor  Mai  1125  erfolgt. 

Wenn  nun  Abt  Heinrichs  Antritt  im  Jahre  1124  feststeht,  so  er- 
übrigen in  der  Folge  6  Jahre,  welche  die  gewöhnliche  Ordnung  der 
Reihenfolge  —  mit  Vernachlässigung  der  urkundlichen  Angaben  für  1161 
—  dem  Abte  Isengrim  zuzulegen  und  demselben  12,  statt  der  6  Jahre 
des  Abtcataloges ,  zuzurechnen  sich  veranlasst  fand,  weil  nämlich  eine 
Bulle  Pabst  Alexander  III  aus  dem  Jahre  1179  in  Urschrift  erhalten  ist, 
welche  diesen  Abt  nennt. 

Nach  den  eben  erörterten  Berichtigungen  aber  fallt  diess  Jahr  ganz 
entsprechend  in  die  Regierungszeit  Isengrim's,  und  es  erscheint  nun  weit 
berechtigter,  die  überschüssigen  6  Jahre  Heinrichs  unmittelbarem  Vor- 
gänger, dem  abgesetzten  Abt  Haertwich,  zuzurechnen. 

Bei  Abt  Haertwich  fehlt  im  Abt-Cataloge  die  Vormerkung  einer 
Regierungszeit,  während  sonst  selbst  Halbjahre  eingetragen  sind.  Zu  einer 
so  harten  Mässregel,  wie  die  Entsetzung  eines  Abtes  ist,  ward  weder  so 
rasch  geschritten,  noch  ward  sie  so  schnell  durchgeführt.  Eben  auch 
bei  Haertwich  zeigt  die  uns  erhaltene  Vorladung  des  Cardinais  Gerhard, 
dass  er  Widerstand  geleistet,  und  sich,  abgesetzt,  wieder  der  Führung 
des  Klosters  bemächtigt  habe.  Die  Annahme,  dass,  nicht  wie  in  der 
Metropolis  Salisburgensis  angegeben,  Monate,  sondern  Jahre  erforderlich 
waren,  bis  seine  Unfähigkeit  oder  Unwürdigkeit  zweifellos  festgestellt 
ward,  dürfte  daher  wohlbegründet  sein,  und  es  mag  eine  Frist  von  5 — 6 
Jahren  verflossen  sein,  bis  sein  Rücktritt  erzwungen  ward,  worüber  die 
Vormerkung  der  Dauer  seiner  bestrittenen  Regierung  ausgesetzt  blieb  und 
in  Vergessenheit  gerieth. 

10)  Jaffe*8  Lothar  8.  38,  Giesebrecht  Kaisei^Gescbiehte  IV.  12.    Die  Urkunde  aelbat  ist  beiScberer 
abgedruckt  S.  B.  LUX.  229.  Not.  b. 
Abb.d.III.Cl.d.k.Ak.d.WiB8.XIV.Bd.III.Abtb.  17 


124 


Auf  Grund  dieser  Erläuterungen  und  Berichtigungen  ergibt  sich  im 
Einklänge  mit  dem  Abtcataloge  des  Fundationsbuches  folgende  Reihung 
der  Vorstände  von  Ebersberg: 

Pröbste : 

1.  Hunfrit  29  Jahre  934—963  t  28/III. 

2.  Dietger  21  Jahre  963—984  f  H/IX. 

3.  Meginpolt  18  Jahre  984—1002  f  21/V. 

4.  Gontheri  11  Jahre  1002-1013  t  H/IV. 

Aebte : 

1.  Beginbold  11  Jahre  1013—1024  (seit  1018  Abt  von  Lorsch, 

t  als  Bischof  von  Speyer  1037   13/X). 

2.  Altmann  21  Jahre  1024—1045  t  16  VI. 

3.  Etich  IV«  Jahre  1045—1047  f  9/V. 

4.  Egpert  (von  Hersfeld)  */«  Jahr  1047,  wird  Abib  von  Fulda  f  17/XI. 

5.  Williramm  37  Jahre  1048—1085  f  5/^- 

6.  Rndpert  I  30  Jahre  1085  —  1115  f  (Angust?) 

7.  Adalbero  1'/«  Jahre  1115—1117  j  (Ende  April?) 

8.  Haertwich  6  Jahre  1118—1124  abgesetzt. 

9.  Heinrich  I  28  Jahre  1124—1152  f  (?)• 

10.  Gelbof  (Gebolf)   V«  Jahr  1152  f  (?)• 

11.  Heremann  11  Jahre  1153-1164  f  (in  fine  anni?) 

12.  Heinrich  II   Vs  Jahr  1164,  wird  Abt  in  Ebrach. 

13.  Rudpert  11  13  Jahre  1164-1177  f  25/IX. 

14.  Isengrim  6  Jahre  1177-1183  f  (Juni?) 

15.  Chonrad  I  1  Jahr  10  Wochen  1183—1184  f  22/VlIL 

16.  Bnrchard  17  Jahre  1184-1201,  dankt  ab. 

17.  Wirnto  14  Jahre  1201-1215  f  27/VIir. 

II.  Die  Schirmvögto  des  Klosters  Ebersberg. 

Nachdem  zur  Zeit  Graf  Adalbero's  II  von  Ebersberg  dessen  Bruder 
Graf  Eberhard  die  Schirm vogtei  geübt  hatte,  ward  Kloster  Ebersberg 
von  König  fieinrich  III  im  Jahre  1040  mit  dem  Rechte  freier  Wahl 
ausgestattet  ^'). 

Zunächst  erscheint  nach  dem  Ableben  des  Grafen  Adalbero  Rudpert 
von  Sliwisheim,  Schieissheim  zwischen  Amper  und  Isar,  in  dieser  Eigen- 
schaft und  wird  einmal  Graf,  im  Necrologe  jedoch  nicht  mit  dieser  Würde, 


11)  Die  Urkande  vom  1.  Januar  1040  i.  M.B.  XXIX.  a.  56. 


125 

genannt.  Sei  es  nun,  dass  er  die  Gaugrafschaft  von  Steinheringe,  in 
welcher  Ebersberg  lag,  nach  Graf  Adalbero's  Tode  um  1045  erhielt,  sei 
es,  dass  er  eine  andere  in  kurzer  Dauer  bekleidete,  weder  sie,  noch  die 
Schirmyogtei  gedieh  an  seine  Söhne.  Es  tritt  vielmehr  in  Bälde  ein 
Schirmvogt  Gerold  auf,  in  welchem  mit  Scherer  Gerold  von  Ebaraha, 
dem  nahen  Dorfe  Ebrach,  zu  erkennen  sein  dürfte.  Sein  Tod  ist  im 
Calendar  zum  10.  August,  jedoch  ohne  Erwähnung  der  Schirmvogtei 
eingetragen. 

Ihm  folgte  in  unbekanntem  Jahre,  immerhin  nocli  unter  Abt  Willi- 
ramm,  etwa  1065 — 1070,  wieder  ein  mächtigerer  Schirmvogt,  Graf 
Waltheri,  zweifellos  derselbe,  der  in  Freisinger  Urkunden  von  Wiviningen, 
Wifling  in  der  Pfarrei  Wörth  Landgerichts  Erding,  benannt  wird.  In 
unseren  Urkunden  kömmt  auch  sein  Vater  Waltheri  und  seine  Mutter 
Hemma,  dann  seiner  Mutter  Bruder,  der  Hallgraf  Arnold,  vor.  Wieder- 
holt tritt  femer  sein  Bruder  Engelbert  mit  dem  Zusätze  „von  Hovechi- 
richa",  dem  Pfarrdorfe  Hofkirchen  L.  Dorfen,  auf.  Paulhuber  nennt  in 
seiner  Geschichte  Ebersbergs  desshalb  auch  Graf  Waltheri  „von  Höhen- 
kirchen", besser  Scherer  im  Leben  Williram's  „von  Hofkirchen". 

Die  Uebertragung  dieses  Zusatzes  auf  Graf  Waltheri  von  seinem 
Bruder  ist  aber  nach  der  Uebung  jener  Zeit,  wo  erst  begonnen  ward,  die 
Edlen  je  nach  dem  zeitlichen  Sitze  zu  bezeichnen,  nicht  gerechtfertigt. 
Sie  fördert  überdiess  nicht,  da  von  Hofkirchen  ebensowenig  als  von  Wif- 
ling ein  Grafenhaus  in  längerer  Dauer  sich  nannte. 

Die  reichen  Schankungen,  welche  Graf  Waltheri  dem  Kloster  Ebers- 
berg macht,  liegen  theils  in  dessen  nächster  Umgebung,  wie  Gravingin 
apud  Essingin,  Grafing  bei  Oexing,  und  EUinpoldesberc,  Ingelsberg  in  der 
Pfarrei  Zorneding,  theils  jenseits  des  Innes  nahe  beisammen:  Stirzilheim, 
Cheminatin,  Grieza,  Podalungisheim,  Werinbretsheim  —  Stürzlham,  Ke- 
maden,  Griesmaier,  Pollersham,  Wirmetsham,  sämmtlich  in  der  Pfarrei 
Babensham  — ,  dann  Havanarisheim ,  Langangazzon  und  Wintpozzingun 
—  Hafenham,  Langgassen,  Wimpasing  in  der  Pfarrei  Eiselfing,  nebst 
Wald  in  der  Pfarrei  Wang,  und  Aschau,  wohl  dem  in  der  Pfarrei  Söch- 
terau  in  den  LL.  Wasserburg  und  Prien. 

Graf  Waltheri  stirbt  zur  Zeit  Abt  Rudperts  I  in  Oriente,  in  Oester- 
reich,    wo   er  unzweifelhaft  Besitzungen   hatte.     Mit  gutem  Grunde  darf 


126 

daher  der  Eintrag  in  dem  Todtenbuche  des  um  diese  Zeit  von  Markgraf 
Leopold  dem  Frommen  gegründeten  Klosters  Neuburg  bei  Wien  auf  ihn 
bezogen  werden,  welcher  zum  XIII  K.  Julii  (19.  Juni)  lautet:  Waltherius 
comes  de  Chling,  cuius  fuit  fundus  iste*^).  Der  Graf  von  Kling,  auf 
dessen  Grundbesitz  Kloster  Neuburg  erbaut  ist,  welcher  wohl  denselben 
dazu  darbrachte,  und  so  Aufnahme  im  Necrologe  des  Klosters  fand,  führt 
den  Namen  vom  Dorfe  Kling  am  rechten  Innufer,  ganz  in  der  Nähe  der 
von  Graf  Waltheri  dem  Kloster  Ebersberg  geschenkten  Besitzungen,  bis 
zum  Beginne  unseres  Jahrhunderts  Sitz  eines  Pflegamtes,  nun  L.  Wasser- 
burg, während  es  im  Pfarrverbande  Schnaitsee,  schon  L.  Trostberg,  steht. 

Waltheri  von  Chling  und  von  Wiviningen  sind  daher  als  identisch 
aufzufassen.  Den  letzteren  Namen  führt  der  Graf  auch  im  Cartular  von 
Tegernsee,  als  er  zu  Föhring  am  rechten  Isarufer  nächst  München  mit 
den  Grafen  Bernhard  und  Arnold  von  Scheyem  Zeuge  ist'').  Er  hat  in 
den  Freisinger  Urkunden  vier  Dienstmannen  bei  sich,  von  Eschlbach,  Hörl- 
kofen  und  Reisen,  L.  Erding  und  Zell  in  der  Gemeinde  Frauenneuharting 
L.  Ebersberg  '*),  alles  unfern  von  Wifling.  Kling  dagegen  liegt  in  nächster 
Umgebung  der  späteren  Grafen-Sitze  Wasserburg  und  Kraiburg,  auch 
nicht  sehr  ferne  von  Mödling  in  der  Gemeinde  Au  am  Inn,  L.  Haag, 
wo  der  Burgstall  der  Grafen  von  Megelingen  sich  findet  Selbst  die 
Grafen  von  Andechs  sind  nach  Waltheris  Ableben,  sei  es  im  Erbgange, 
sei  es  durch  Töchterausstattung,   um  iQing  begütert,   als  Graf  Otto  von 


12)  Das  Todtenbach,  heraasgegeben  Ton  Dr.  Zeibig  im  Arch.  für  österr.  Gesch.-Qaellen  Vn,  286. 
Nacb  der  kleiDen  Chronik  des  Klosters,  1.  c.  231,  ward  Kloster  Neubarg  erst  1130  eingeweiht. 
Beginn  dur  Stiftung  und  Tod  Oraf  Waitheri*s  sind  indessen  1110—1115  zu  setzen.  Hiemit  im 
Einklang  sagen  die  karzen  Annalen:  Conditnm  est  Neobnrgam  a  Leopoldo  primo  sen  saneto 
1114.  Pez  Sjsr.  rer.  aostr.  I.  433. 

13)  Im  Cartular  von  Tegernsee  im  Reichsarchive  steht  F.  24  ▼.  Uaifininga,  nicht  Vnnsinga  wie 
MB.  VI  44  gedruckt  ward.  Freiherr  yon  Oefele  hat  mich  hieraof,  wie  auf  Waltheri  yon  Chling 
aufmerksam  gemacht.  Hienach  ist  Abb.  d.  bist  Kl.  XIV.  36  zu  bessern,  wo  noch  p.  61  zu 
▼ergleichen  ist.  Buchner  setzt  in  seinem  Gaugrafen-Verzeichnisse  in  der  Geschichte  Bayerns, 
III.  262,  die  Grafen  Walter  von  Finsing  und  Rupert  von  Schieissheim  als  Nachfolger  Graf 
Adalberos  von  Ebersberg  neben  einander. 

14)  Diesem  Zell  den  Wolftrigil  de  Cella  in  der  Urk.  Meich.  Nr.  1268  zuzuweisen,  berechtigt  die 
Ebersberger  Urkunde  vom  1.  Mai  1331,  welche  RQeger  Celler  von  Colle  ausstellt,  wobei  Ulrich 
der  Brobst  von  Niuh&rting  Zeuge  ist.    Or  im  11.-A. 


127 

Andecbs  seiner  Tochter  Agnes  zum  Eintritte  in  Kloster  Admont  leichter 
entbehrlichen  entlegenen  Besitz  mitgibt*'^). 

Dass  Graf  Waltheri  mit  einem  dieser  Grafenhäuser  im  Mannsstamme 
verbunden  gewesen,  ist  nicht  nachweisbar.  Seines  Bruders  Engelbert 
Namen  findet  sich  bei  den  späteren  Hallgrafen,  wie  im  Hause  Ortenburg- 
Kraiburg;  ein  Waltheri  aber  erscheint   in  dieser  Zeit  und  Gegend  nicht. 

Zwar  enthält  eine  im  Besitze  des  historischen  Vereins  von  Ober- 
bayem  befindliche  Pergament-Handschrift  mit  der  erweiterten,  dem  XIH 
Jahrhunderte  entstammten  Chronik  von  Ebersberg,  welche  mit  Ver- 
deutschung und  zahlreichen  Bildern  ausgestattet  ist,  der  Abtreihe  zufolge- 
im  letzten  Viertel  des  XV  Jahrhunderts  vollendet  ward,  doch  in  ihren 
höchst  naiven  Zeichnungen  auf  eine  viel  frühere  Zeit  zurückweist,  auf 
Fol.  26  einen  Stammbaum  der  Grafen  von  Ebersberg,  welcher  in  den 
vor  dem  Vater  verstorbenen  Söhnen  des  Grafen  Eberhard  und  der  säch- 
sischen Adelheid  gipfelt,  von  denen  zweien  die  Namen  üdalricus  und 
Waltherius  beigeschrieben  sind.  Diese  Namen  sind  aber  sichtlich  von 
späterer  Hand  angefügt;  zugleich  finden  sich  neben  ihnen  arabische^ 
Ziffern,  welche  die  Zeit  der  Glossen  verrathen.  Es  sind  nämlich  die 
Nummern  aus  dem  Cartular  im  Fundationsbuche,  wo  die  Namen  üdalricua  ' 
und  Waltheri  vorkommen.  Die  Nutnerirung  am  Rande  des  Cartulars  ist 
aber,  wie  bereits  erwähnt  ward,  von  dem  P.  Völck  erst  1597  vollzogen'*). 

So  späte  Zusätze,  bei  welchen  überdiess  übersehen  ist,  dass  urkund- 
lich schon  Graf  Waltheri's  Vater  Waltheri  hiess,  der  Schirmvogt  sohin 
nur  ein  Enkel  des  Grafen  Eberhard  sein  könnte,  vermögen  gegenüber 
den  übereinstimmenden  Zeugnissen  über  das  Aussterben  der  geraden 
Linien  Ebersbergs  mit  Adalbero  und  Eberhard  Bedeutung  nicht  anzu- 
sprechen, zumal  von  Missheirathen  in  der  Familie^  welche  Enterbungen 
veranlasst  haben  könnten,  nirgends  Erwähnung  geschieht. 

Graf  Waltheri  und  sein  Bruder  Engelbert  scheinen  kinderlos  ge- 
storben zu  sein.  Ihr  grosser  Grundbesitz  um  Erding  und  Dorfen  mag 
durch  Betheiligung  bei  dem  reichen  Erbe  der  Ebersberger  vermehrt  sein,. 


15)  Esilwanc,  Ratingen,  Chranperch,  Tobele  gehören  hieher:  Hoselwang  und  in  dessen  Pfarrei  dip^ 
Weiler  Ober-  und  ünterratting,  Kronberg  und  Dobl  in  den  LL.  Prien  und  Wasserburg,  vielleicht 
noch  Buche,  Buch  W.  P.  Prutting  G.  Vogtareut  L  Rosenheim.  So  ist  nach  Frh.  v.  Oefele*» 
Grafen  von  Andechs  S.  51  die  Note  3  S.  73  in  meiner  Abb.  XIV  Abth.  II  su  Terbessern. 

16)  Es  sind  die  Ziffern  bei  Üdalricus  Nr.  114  (hier  I.  52),  bei  Waltherius  Nr.  195  (hier  II.  21). 


128 

jenseits  des  Inns  aber  den  Zusammenhang  mit  dem  Geschlechte  der  Hall- 
grafen nachweisen.  Denn  der  erste  bekannte  Hallgraf  Arnold,  Waltheris 
Mutter  Bruder,  scheint  Söhne  nicht  gehabt  zu  haben.  Nach  ihm  ist  bis- 
her zunächst  ein  Hallgraf  Engelbert  bekannt.  Wir  glauben  ihn  in  dem 
Sohn  Engelbert  des  Grafen  Gebhart  und  der  Gräfin  Richgard  erkennen 
zu  dürfen,  welche  nach  unserem  Cartulare  die  Mühle  zu  Chletheim,  Klett- 
ham,  Pfarrei  und  Gemeinde  Altenerding,  nach  Ebersberg  schenken  ^^).  Es 
ist  der  feste  Begründer  des  Klosters  Attel  am  Inn,  der  nacheinander  den 
Grafen-Titel  von  Lintburg  und  von  Wasserburg  fuhrt  ^®).  Er  dürfte  in 
Graf  Waltheris  Besitz  mindest  zum  grossen  Theile  eingetreten  und  so  der 
Orafen-Sitz  von  Kling   über  Lintburg   nach  Wasserburg    gewandert  sein. 

Noch  fehlt  jedoch  ein  vollständiger  Stammbaum  für  dieses  Geschlecht. 
Es  fehlt  an  Nachrichten,  wo  und  für  welches  Gebiet  Waltheri  als  Gau- 
^raf  thätig  erscheint.  Es  muss  vorerst  unentschieden  bleiben,  ob  er 
durch  den  Erbgang,  berufen,  oder  durch  erprobte  Thatkraft  empfohlen, 
bei  mächtigem  Grundbesitze  zur  Grafenwürde  gelangt  ist.  Beides  muss 
nach  dem  Geiste  der  Zeit  um  die  Mitte  des  XI  Jahrhunderts  als  mög- 
lich erachtet  werden. 

In  der  Schirm vogtei  des  Klosters  Ebersberg  folgt  zunächst,  1115 — 
1117,  Adalbero  ist  Abt,  ein  Chadalhoch.  Keine  Anzeigungen  liegen  über 
Sitz  oder  Güter  des  Erwählten  vor.  Er  tritt  ein  einziges  Mal  auf,  so 
dass  Zyeifel  bleiben,  ob  er  als  Schirm vogt  bestellt,  oder  nur  zu  einer 
einzelnen  Handlung  als  Vogt  beigezogen  ward.  Um  so  wahrscheinlicher 
ist  es,  dass  es  der  mehrmals  als  Zeuge  vorkommende  Chadalhoch  von 
Seifsieden,  dem  nahen  Ober-  und  Unterseifsieden  in  der  Gemeinde  S.  Chri- 
stoph,  gewesen,  welcher  mit  der  Würde  betraut  ward. 

In  kürzester  Frist  fand  sich  jedenfalls  das  Kloster  veranlasst,  bei 
einem  mächtigeren  Geschlechte  Schutz  zu  suchen.  Denn  noch  während 
der  kurzen  Regierung  des  Abts  Adalbero  erscheint  Graf  Ekkhard  II  von 
Scheyem  als  Schirmvogt,  und  es  bleibt  fortan  die  Schirmvogtei  bei  diesem 
Hause,  bis  sie  mit  der  Landeshoheit  zusammenfällt. 


17)  Hier  im  Gart  III.  8. 

18)  Vgl.  Nr.  69  meiner  Bayr.  ürk.  des  XI  o.  XII  Jahrh.  A.  d.  A.  Xl V.  Ilifcl  cnd  S.  74  f.  daselbst 


129 

I 

III.  Uebergang   der  Schirmvogtei   des  Klosters  Ebersberg   auf  das  Haus 

Scheyern  -  Wittelsbaoh. 

Von  jeher  hatte  nach  Bayrischem  Rechte  Ausstattung  der  Töchter 
mit  Grundbesitz  und  Betheiligung  derselben  bei  liegenden  Erbschaften 
stattgefunden.  Im  Laufe  der  Jahrhunderte  hatte  sich  so  eine  unendliche 
Verzweigung  des  Grundbesitzes  mächtiger  Häuser  und  ein  Durcheinander 
der  Güter  ergeben,  wodurch,  bei  dem  Streben  der  Grossen,  auf  ihren  Be- 
sitzungen volle  Macht  zu  üben,  im  XI  Jahrhunderte  bereits  die  alte  Gau- 
verfassung gebrochen  und  in  eine  Reihe  kleinerer  Grafschaften  aufge- 
löst worden  war. 

So  besass  das  Haus  Ebersberg  schon  im  X  Jahrhunderte  jenseits 
des  Inns  die  Herrachaft  Ahaheim,  Aham  in  der  Pfarrei  Eiselfing,  Landge- 
richts Wasserburg,  mit  Zugehörungen  um  Botzen  in  Südtyrol,  im  Nieder- 
lande jenseits  der  Isar  Tandorf,  Tondorf  im  L.  Landshut  mit  ausgedehn- 
tem Forste  und  Weingütern,  im  Abensgebiete  den  späteren  Markt  Pfef- 
fenhausen,  Güter,  welche  sämmtlich  zur  Klosterstiftung  verwendet  wurden. 

So  mögen  auch  dem  Hause  Scheyern  früher  schon  einzelne  *  Güter 
am  rechten  Isarufer  zugefallen  sein.  Die  ausgedehnten  Besitzungen  um 
Wartenberg,  welche  Pfalzgraf  Otto,  die  zahlreichen  Güter  zwischen  Isar 
und  Inn,  ja  jenseits  des  Inns,  welche  Pfalzgraf  Friedrich  nach  seinem 
bekannten  Testamente  besass  werden  von  den  Geschichtsforschern  mit 
bestem  Grunde  auf  Betheiligung  des  Hauses  bei  dem  reichen  Erbe  des 
erloschenen  Ebersberger  Grafenhauses  zurückgeführt. 

Als  der  Mannsstamm  dieses  Hauses  abgestorben,  traten  Regredient- 
Erbinnen  ein,  aber  nirgends  ist  aufgezeichnet,  welche?  Doch  mag  auch 
darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  dass  nach  unserm  Cartular  eine 
namhafte  Zahl  Reichslehen  als  erledigt  in  Anspruch  genommen  wurde, 
welche  sofort  zur  Verfügimg  des  Kaisers  standen  und  allmählig  nach 
Gunst  und  Verdienst  frei  vergeben  wurden. 

Unter  solchen  Verhältnissen  ist  die  ii^  neuerer  Zeit  gelungene  Feststell-, 
ung  der  Mutter  des  ersten  Pfalzgrafen  aus  dem  Hause  Witteisbach,  der 
Gemalin  des  Grafen  Ekkehard  I  von  Scheyern,  von  hohem  Belange.  ^ 

Richgard,  die  Tochter  des  Markgrafen  Udalrich  von  Erain  und 
Istrien  und  der  Königstochter  Sophie  von  Ungarn,  um  1C(60 — 65  ge- 
boren, mag  recht  wohl  die  Vermittlerin  des  grossen  Antheiles  ihrer  Söhne 
an  dem  Ebersberger  Erbe  gewesen  sein. 


130 

Unser  Cartular  nennt  wiederholt  ihren  Vater,  ja  wir  glauben  sie 
selbst  in  jener  Richgard  erkennen  zu  dürfen,  welche,  lediglich  als  die 
Tochter  des  Grafen  Udalrich  eingeführt,  zur  Zeit  des  Abts  Rudpert  I 
(1100—1115)  den  Leibeigenen  Rotmund  und  seine  Schwester  dem  heil. 
Sebastian  darbringt  (Cart.  III  32).  So  einfach  dürfte  nur  die  Tochter 
-des  als  Verwandter  des  Hauses  schon  genau  nachgewiesenen  Grafen  Udalrich 
bezeichnet  werden  können. 

Findet  aber  der  Zusammenhang  der  Häuser  Ebersberg  und  Wittels- 
bach  in  solcher  Weise  bezüglich  der  Descendenz  gute  Begründung  in  dem 
Urkundenbuche,  so  vermögen  wir  das  Gleiche  •  nicht  bezüglich  derAscen- 
denz  zuzugeben,  wie  sie  gewöhnlich  aufgestellt  wird. 

Der  zur  Zeit  angenommene  Stammbaum  beruht  wesentlich  auf  Her- 
mann Scholliners  Forschungen,  welche  Siegfried  Hirsch  wieder  aufge- 
nommen hat,  und  welche  nur  bezüglich  der  Vertheilung  der  Bander  der 
ibeidenEhen  der  Königstochter  Sophie  eine  Berichtigung  erfahren  haben  ^"). 

Scholliner  gibt  der  Tochter  des  Grafen  Udalrich  von  Ebersberg 
^t  1029)  Willibirgis,  welche  als  Wittwe  im  Kloster  Geisenfeld  ihrer 
Tochter  Gerbirgis  als  Aebtissin  folgend,  um  1065  starb,  zwei  weitere 
Töchter  Hademuda  und  Azzica;  die  erstere  vermalt  er  mit  Marquard  III 
von  Kärnten,  die  andere  mit  Poppo  von  Orlamünde.  Jede  habe  einen 
'Sohn  Udalrich  gehabt.  Hademuda's  Sohn  sei  der  Patriarch  Udalriqh  von 
Aquileja,  welcher  nach  46  jähriger  Regierung  1122  oder  1123  gestorben 
ist ;  Azzica's  Sohn  der  1070  verstorbene  Markgraf  von  Kärnten,  vielmehr 
Krain  und  Istrien. 

Chronik  und  Cartular  von  Ebersberg  sind  hiemit  nicht  zu  verein- 
baren. 

Zwar  nennen  sie  weder  den  Gemal  der  Tochter  des  Grafen  Udalrich 
von  Ebersberg  Willibirg,  noch  jenen  der  Enkelin  Hademud.  Aber  sie 
bezeichnen  diese  Hademad,  noch  zu  Udalrichs  Lebzeiten*  zur  Jungfrau 
herangewachsen,  ausdrücklich  als  einzigen  Sprössling,  woraus  der  Graf 
Erben  erhoffen  konnte. 

Sie  führen  femer  einen  Grafen  Udalrich  als  einzigen  Sohn  der  Ha- 
demud ein,  welcher,  bereits  von  den  letzten  Gliedern  des  Ebersberger 
Orafenhauses  mitbedacht,  erbend  eintreten  kann.    Sie  lassen  auch  keinen 


19)  AusfQbrlich  mit  yielen  Tafeln  von  H.  Scholliner  in  der  Ibhandlnng  de  Gerbirge  Geisenfeldse 
eepulta  etc.  Neue  bist.  Abb.  der  bayr.  Ak.  d.  W.  IV  (1792)  549  ff. 


131 

Zweifel,  dass  derselbe  Graf  Üdalrich,  welchem  Pöring  und  Weissenfeid 
von  der  Gräfin  Richlinde  gegeben  worden,  nun  Markgraf  von  Krain,  zur 
Ehe  schritt.  Denn  bei  diesem  Anlasse  ward  er  vermocht,  jene  Güter 
dem  Kaiser  Heinrich  III  zur  Verfügung  zu  stellen. 

Markgraf  üdalrich,  welcher  für  Krain  und  Istrien  durch  die  Kaiser- 
Urkunden  vom  24.  Oktober  1062  imd  vom  5.  März  1067  beglaubigt  ist^), 
war  unserm  Cartular  zufolge  Sohn  dpr  Hademud,  der  Tochter  der  Willi- 
birg und  Enkelin  Graf  üdalrichs  von  Ebersberg.  Es  steht  nichts  ent- 
gegen, in  ihm  den  ersten  Gemal  der  Prinzessin  Sophie  von  Ungarn  zu 
erkennen,  und  seine  Tochter  Richgard,  die  Gemalin  Ekkhards  von  Scheyern, 
findet  sogar  als  Erbin  für  Ebersberg  eine  annehmbare  Bestätigung  im 
Cartular. 

Aber  weder  eine  zweite  erbfähige  Tochter  Azzica  kann  für  Willibirg 
von  Ebersberg  zugegeben  werden,  noch  ist  ein  zweiter  verschiedener 
Enkel  üdalrich  im  Cartular  erwähnt.  Zwar  kömmt  nochmals  Graf  üdal- 
rich vor ;  er  übergibt  das  Gut  ücingin,  (wohl  eher  Eitzing,  Gemeinde 
Rattenkirchen,  als  das  fernere  Itzing  im  Landgerichte  Neumarkt)  zum 
Ersätze  für  von  seinen  Dienern  verdorbenes  Kirchengeräthe.  Nichts 
deutet  aber  an,  dass  hier  ein  anderer  als  der  mehrmals  genannte  Sohn 
der  Gräfin  Hademud,  Enkel  des  Grafen  üdalrich,  gemeint  sein  könne. 

Diesen  positiven  Ergebnissen  aus  dem  Cartulare  stehen  recht  em- 
pfindliche Lücken  gegenüber.  Wir  erfahren  nicht,  wer  der  Gemal  der 
Willibirg,  nicht,  wer  der  Gatte  der  Hademud  gewesen.  In  beiden  Rich- 
tungen bleibt  für  Hypothesen  Raum,  auf  welche  einzugehen  dermal  kein 
Anlass  vorliegt,  da  weder  Chronik  noch  Cartular  von  Ebersberg  dessfalls 
Andeutungen  gewähren. 

Nur  diess  sei  noch  bemerkt,  dass  der  Eppensteiner  Marquard  III, 
erst  seit  1072  Herzog  von  Kärnten,  Enkel  Marquard  II  und  einer  anderen 
Hademud,  der  Schwester  Graf  üdalrichs  von  Ebersberg,  kaum  zum  Gemal 
der  jüngeren  Hademud  passt,    welche  ja  um  1020    schon  erwachsen  ist, 


20)  MB.  XXXI  a.  344.  XXIX  a.  170.  Vgl.  weitere  Urkunden  in  den  Regelten  der  Grafen  von 
Orlamünde  von  C.  Gh.  Freiberrn  von  Beizenstein,  herausgegeben  von  dem  bist.  Vereine  von 
Oberfranken  in  Bayreuth  (1871).  Dort  heisst  es  auf  Taf.  II  bereits:  4.  Poppe  VI  f  13  Jali, 
.  .  .  Graf  von  Weimar  Markgraf  vom  Krain  (?)  Gem.  Aszika  oder  Hadamnth ,  Tochter  des 
Grafen  Wezzelin  Ton  Istrien  und  der  Willibirgis  Ton  Ebersberg.  Auch  Angnst  Dimitz,  Ge- 
schichte Krains.  Laibach  1874.  I.  150.  153. 

Abb.  d.  III.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XiV.  Bd.  III.  Abth.  18 


132 

sowie  daßs  dessen  Sohn  üdalrich,  welcher  um  1096  als  Patriarch  von 
Aquileja  eintritt,  nahe  an  100  Jahre  erreicht  hätte,  wäre  er  ein  Sohn 
der  jüngeren  Hademud  gewesen.  Er  dürfte  der  bekannten  Ehe  Mar- 
quards  III  und  der  Liutbirg  zu  überlassen  sein. 

Kloster  Ebersberg  aber  hielt  sich  bei  Besetzung  der  Schirmvogtei 
in  der  Nachkommenschaft  gerader  Linie  des  Grafen  üdalrich  von  Ebers- 
berg, als  es  den  dritten  Sohn  der  Urenkelin  des  Grafen,  der  Gräfin  Rich- 
gard  von  Scheyem,  den  Grafen  Ekkhard  II  zu  dieser  Würde  erkor. 

IV.    Die  Mitglieder  des  Hauees  Soheyern-Wittelsbaoh  im  Cartular  von  Ebersberg. 

In  der  Gründungs-Geschichte  des  Klosters  Ebersberg,  sowie  in  den 
älteren  Theilen  des  Cartulars,  in  jenen  Bestandtheilen  des  Fundations- 
buches,  welche  von  Abt  Williram  nach  unserer  Ansicht  herrühren,  sind 
die  Grafen  von  Scheyem-Wittelsbach  nirgends  erwähnt. 

Sie  treten  erst  auf  in  den  späteren  Zusätzen,  und  zunächst  ist  es 
ein  Graf  Otto  von  Scheyem,  welcher,  nach  Jerusalem  wallfahrend,  durch 
einen  Hoholt  (wohl  den  Edlen  dieses  Namens  von  WoUnzach)  Güter  zu 
Alinpah  und  Ehimotigen,  Niedereulenbach  Landgerichts  Rottenburg  und 
Egmading  L.    Ebersberg**),  zum  Altare  des  h.  Sebastian  übergeben  lässt. 

(in.  J2). 

Der  Eintrag  erfolgte  im  Cartular  von  der  schönen  Hand,  welche 
noch  Erwerbungen  unter  Abt  Williram  einzeichnete,  zur  Zeit  Abt  Rud- 
perts  I,  dessen  früherer  Zeit  er  auch  seiner  Stellung  nach  angehört.  Die 
Stiftung  kann  daher  nicht  später  als  um  1100  gesetzt  werden.  Sie  fallt 
in  die  Zeit  des  ersten  Kreuzzugs,  oder  bald  nach  der  Eroberung  Jeru- 
salems, welche  ja  grosse  Begeisterung  erweckte  und  vielseitigen  Zuzug 
hörvorrief. 

In  dem  Schenker  ist  hienach  Graf  Otto  HI,  der  Bruder  Ekkhards, 
des  Gemals  der  Gräfin  Richgard  und  Stammvaters  des  Königlichen  Hauses, 
zu  erkennen.  Da  derselbe  zur  Zeit  Abt  Bruno's  von  Scheyem,  um  1120, 
zum  zweiten  Male  das  Kreuz  nimmt,  so  ist  entweder  der  erste  Zug  aus 


21)  Nach  einer  Urkande  tod  1352,  welche  der  edle  Herr,  der  veste  Ritter  Heinreich  der  Laeutenbech 
z.  Z.  Richter  zu  Rottenbarg  siegelt,  hat  Kloster  Ebersberg  ein  Gat  zq  „Nidein  Alnbacb." 
Graf  Otto  gab  also  za  jeder  der  Herrschaften  des  Klosters,  zn  Pfeffenhaasen  nnd  zn  Ebersberg, 
je  ein  Gut.  So  lösen  die  Urkunden  die  schwierige  Frage  und  ist  Nr.  49  meiner  Beiträge  — 
Abb.  d.  h.  Gl.  d.  Ak.  B.  XI  S.  43  zu  berichtigen.    Hohold  de  Wolmotesaha  M.B.IX.  375. 


133 

irgend  einer  Ursache  nicht  zu  Stande  gekommen,  oder  er  hat,  wie  später 
Pfalzgraf  Friedrich,  zweimal  die  Wallfahrt  unternommen^). 

Als  dann  zum  zweiten  Male  die  Schyren  im  Cartulare  Erwähnung 
finden,  ist  bereits  Graf  Ekkhards  I  und  der  Gräfin  Richgard  Sohn ,  Ekk- 
hard  II  von  Scheyern,  Schirmvogt  und  sein  älterer  Bruder  Otto  nennt 
sich  bereits  von  Witteisbach,  bekleidet  aber  noch  nicht  die  Pfalzgrafen- 
würde. Der  Tausch,  durch  welchen  Graf  Otto  IV  von  Witteisbach,  der 
spätere  erste  Pfalzgraf,  an  dem  Berge  seiner  Burg  Wartenberg  Grund- 
stücke gegen  solche  im  nahen  Aufham  erwirbt  —  III  39  —  gehört 
daher  in  die  Jahre  1116 — 1120. 

Im  Einklänge  hiemit  tritt  Graf  Ekkhard  II  noch  unter  der  andert- 
halbjährigen Regierung  Abt  Adalbero's  als  Schirmvogt  auf  (40).  Er  waltet 
des  Amtes  in  längerer  Dauer  bis  in  die  Zeiten  Abt  Heinrichs  I  und  gibt 
endlich  selbst  die  Rumoldsmühle  und  Hausmaning,  beide  wohl  im  alten 
Scheyemschen  Gebiete,  die  Mühle  an  der  Um  zu  suchen,  an  Kloster 
Ebersberg  (58)-^). 

Sein  Vetter  Ekkhard  (III),  der  Sohn  des  Grafen  Otto  III  von  Scheyern, 
welcher  um  1140  im  Kloster  Scheyern  Mönch  ward  und  dahin  Stiftungen 
machte,  scheint  im  Cartular  von  Ebersberg  nicht  vorzukommen.  Es 
scheint,  dass  keiner  der  Ekkharde  von  Scheyern  fortgezogen,  und  dass 
Witteisbach  ausschliesslich  von  Graf  Otto  IV,  dem  ersten  Pfalzgrafen,  zum 
Wohnsitze  gewählt  und  erweitert  wurde. 

Um  das  Jahr  1130  kömmt  der  erste  Pfalzgraf  mit  seinem  Sohne 
Otto,  es  ist  wohl  das  früheste  Auftreten  des  künftigen  Herzogs  von  Bayern, 
nach  Ebersberg,  und  wird  in  auffallender  Weise,  offenbar  nachträglich, 
Zeuge  einer  Stiftung  (49).  Wir  werden  kaum  irren,  wenn  wir  hierin 
eine  Ehrung  erkennen,  welche  hohe  von  dem  nahen  Wartenberg  gekom- 


22)  So  glauben  wir  unsere  frühere  Ansicht  ~  Kloster  Scheyern  Abh.  d.  b.  Gl.  IX.  II  261  (57)  — 
berichtigen  zu  sollen.  Hoscbberg  glaubt  in  der  Oescb.  des  Hauses  Scbeyern-Wittelsbach  S.  234 
die  Wallfahrten  zwei  verschiedenen  Ottonen  zuweisen  zu  dürfen,  irrt  aber  jedenfalls,  wenn  er 
S.  291  die  Stiftung  für  Ebersberg  auf  einen  Pfalzgrafen  Otto  und  auf  den  Kreuzzug  vom 
Jahre  1147  bezieht. 

23)  Die  Rumoldsmühle  führt  den  Namen  nicht  mehr.  Da  sie  aber  an  Kloster  Scheyern  um  1210^20 
gelangt  ist  —  Abh.  d.  h.  Gl.  IX  118  Nr.  364  —  so  war  sie  wohl  in  dessen  Nähe.  Dass  unter 
den  vielen  Haus-  und  Heiss-maning  und  -mering  jenes  in  der  Pfarrei  Pfaffenhofen,  Gemeinde 
Heimpertshofen,  hier  in  Frage  stehe,  erhellt  ans  dem  Urbar  von  Ebersberg,  wonach  im  XllI  Jahr- 
hunderte mit  Hausmaning  Heinrich  von  Borbach  L.  Pfaffenhofen  belehnt  war. 

18* 


134 

mene  Gäste  den  Verwandten  des  früheren  Abtes  Rudpert  I,  welcher 
30  Jahre  lang  mit  grösster  Umsicht  das  Kloster  geleitet  und  allgemeine 
Verehrung  sich  erworben  hatte,  darzubringen  sich  bereit  fanden.  Chuniza, 
welche  mit  ihrem  Gatten  Friderat  das  Gut  zu  Ridingen  schenkt,  ist  wohl 
die  greise  Schwester  des  Abts.  Unter  den  9  vor  den  Wittelsbachem  ge- 
nannten Zeugen  ist  der  erste,  Rudpert  von  Mosach,  aus  dem  Geschlechte 
des  Abtes. 

Hiebei,  sowie  wohl  auch  bei  der  von  den  beiden  Pfalzgrafen  Otto, 
Vater  und  Sohn,  gegen  die  Mitte  des  Jahrhunderts  gemachten  Stiftung 
mit  der  Mühle  zu  Sindoltingen,  Singlfing,  L.  Erding  (72)  ist  ein  Schirm- 
vogt nicht  genannt ;  doch  könnte  der  bei  der  letzteren  Stiftung  am  Schlüsse 
genannte  Ekkehart  der  Schirmvogt  sein. 

Graf  Ekkhard  tritt  überhaupt  nur  noch  zweimal  auf  (51  und  64), 
insbesondere  als  des  Klosters  Anwalt  um  die  Mitte  des  fünften  Jahr- 
zehntes bei  der  Tauschhandlung  mit  dem  Kloster  S.  Georgenberg  im 
Unterinnthal,  nun  in  Fiecht  bei  Schwaz. 

Während  er  hiebei  Ebersberg,  der  edle  Otto  von  Eurasburg,  L. 
Wolfratshausen  aber  S.  Georgenberg  vertritt,  ist  in  der  unmittelbar  vor- 
her im  Cartular  eingetragenen  Stiftung  (63)  ein  Anwalt  Otto  neben  Abt 
Heinrich  von  Ebersberg  genannt  Es  dürfte  kaum  eine  Erklärung  dieses 
Vorganges  möglich  sein,  als  die  Annahme,  dass  hier  ein  Anwalt  für  den 
Einzelfall,  und  als  solcher  wohl  derselbe  Otto  von  Eurasburg,  aufgestellt 
wurde. 

Denn  als  Schirmvogt  wird  nun  zunächst  Pfalzgraf  Friedrich  von 
Witteisbach  thätig.  Er  erwirbt  für  Ebersberg  die  Rückgabe  der  Hof- 
stätte Lederstain  in  Regensburg  (73)^*),  erhält  für  den  Hof  Hintsberg  in 
der  Pfarrei  Steinhöring  die  lebenslängliche  Nutzniessung  der  Rumolds- 
mühle  (80)'^^),  und  erlaubt  seinen  Ministerialen,  Ritter  Wichmann  von  Wei- 
terskirchen, dem  Kloster  zugefügten  Schaden  mit  einem  Gute  zu  Greiling, 


24)  Id  dem  wiederholt  angeführten  Urhare  Ton  Ebersherg  findet  sich  ein  Reichniss :  „Ratispona :  de 
nno  scamno  coriali  diclo  Lcder  pank.*'  Es  war  hienach  ein,  Mauer  umschlossener  Raum,  auf 
welchem  aus  ältester  Zeit  Lederhandel  getrieben  ward. 

25)  Es  bleibt  unklar,  wie  der  Pfalzgraf  zu  Hunzinsperch  bei  Ebersberg  gekommen?  Beides  soll 
nach  seinem  Tode  dem  Kloster  zurückfallen.  Es  dürfte  daher  an  eine  frühere  Belehnung  des 
Pfalzgrafen  zu  denken  sein.  Ein  anderes  Hunzinsperch  wäre  Haunsberg  E.  in  der  Gemeinde 
Pfaffendorf,  ganz  passend  zu  des  Klosters  Herrschaft  Pfeffcnhausen.  Aber  diess  findet  sich 
nicht  im  Ebersberger  Urbar,  kam  sohin  nicht  an  das  Kloster. 


135 

L.  Tölz,  zu  ersetzen  (74),  sowie  Friedrich  von  Tale  eine  Stiftung  mit 
einem  Gute  zu  Sonnendorf  L.  Dorfen  zu  machen  (87).  Als  er  im  Früh- 
jahre 1172  die  zweite  Pilgerfahrt^®)  mit  Herzog  Heinrich  dem  Löwen 
antrat,  hatte  er  in  seinem  Testamente,  wie  vielen  Klöstern,  so  auch  Ebers- 
berg, 3  Höfe  zu  Chraiz,  dem  Weiler  Krais  in  der  Gemeinde  Steinhöring^ 
und  ein  Gut  zu  Tetenperc,  Tödtenberg  in  der  Gemeinde  Vogtareuth,  L. 
Rosenheim,  bestimmt"^).  Glücklich  zurückgekehrt,  schenkt  er  Tetenperc 
und  ein  Gut  in  Wintpozzingen  wirklich  dahin  (83).  Die  Wimpasing  sind 
äusserst  zahlreich;  eine  sichere  Bestimmung  fallt  unmöglich,  zumal  in 
Wimpasing  in  der  Pfarrei  Eiselfing  schon  Graf  Waltheri  Ebersberg  ein 
Gut  geschenkt  hatte,  welches  wie  Tödtenberg  von  des  Klosters  Amt  in 
Aham  L.  Wasserburg  verwaltet  ward.  Vielleicht  war  das  von  Pfalzgraf 
Friedrich  gegebene  Gut  am  selben  Orte^®). 

Es  tritt  nunmehr  Herzog  Otto  I  als  Schirmvogt  ein,  Pfalzgraf  Fried-^ 
rieh  heisst  quondam  advocatus  (86).  Doch  nach  des  Herzogs  frühem 
Tode  hat  er  die  vormundschaftliche  Leitung  des  Sohnes  Herzog  Ludwig  I, 
und  als  dieser,  noch  Knabe,  in  der  zahlreichen  Versammlung  an  der  Wörns- 
mühle  bei  Miesbach  dem  IQoster  den  Ankauf  des  grosseji,  zu  des  Klo- 
sters Herrschaft  Pfeffenhausen  trefflich  passenden  Gutes  Hombach  von 
seinem  Vetter,  dem  Grafen  Konrad  von  Valley,  gestattet,  sind  die  Pfalz- 
grafen Friedrich  und  der  jüngere  Otto,  welcher  sonst  im  Cartulare  nicht 
erwähnt  wird,  Zeugen  (90). 

Noch  einmal  führt  dann  unser  Cartular  in  der  Hauptstadt  München 
vor  Herzog  Ludwig  am  24.  Februar  um  1210  die  Aebte  der  Klöster 
Ebersberg  und  Schliersee,  Wimto  und  Tageno,  zusammen,  als  sie  Geneh- 
migung eines  Gütertausches  in  Darching  und  Schweinthal  L.  Miesbach,, 
nachsuchen  (97). 


26)  Dasa  die  erste  Pilgerfahrt  des  Pfalzgrafen  dem  Jahre  1167  angehört,  an  dessen  27  April,  einen» 
Donnerstage»  die  Urkunde  in  Palästina  ausgestellt  wurde,  welche  die  Nr.  92  unserer  Urkunden 
des  XI  und  XII  Jahrhunderts  —  Ahh.  d.  h.  Cl.  XIV.  II  97  —  hildet,  ist  trefflich  von  Dr. 
Grauert  im  III  Bande  der  archivalischen  Zeitschrift  gezeigt  worden. 

27)  Das  Testament  Oberhayr.  Arch.  XXIV  10  Nr.  18  mit  den  Verbesserungen  XXV.  505. 

28)  Im  Ebersberger  Urbar  finden  sich  Tetenperch  in  Officio  Ahaim  und  zwar  in  dessen  jenseits- 
des  Inns  gelegenen  Theilen,  Wiropozzing  neben  Langgassen,  das  auch  dorthin  gehört,  doch  in 
anderer  Verbindung. 


136 


Cartulare  Ebersbergense. 

I.  Liber  traditionum. 

1.  A  generatione  hac  in  ^temum  Deo  credentibus  sit  in  memoria,  quod  regnante 
primo  Heinrico  rege  Francomm  Eberhardus  comes  eiusque  frater,  Adalpero  nomine,  ad 
exemplum  Jacob  patriarch^  lapidibus  in  titalum  erectis  in  Eberespergensi  Castro  monaste- 
riiun  construxerunt  in  honorem  Dei  et  s*c^  Mari^  genitricis  eins,  sanctorumque  martymm 
Sebastiani,  Gyriaci,  Viti  et  s*ci  Martini  confessoris  Christi  atque  pontificis,  ad  quorum 
commemorationem  inibi  perpetualiter  retinendam  adunatis  clericis  aliqua  de  prediis  suis 
tradidemnt  anno  ab  incamatione  dominica  nongentesimo  trigesimo  quarto  pro  redemptione 
corporum  animarumque  suarum  atque  prosperitate  parentum  suorum  et  omnium  succes- 
5orum  suorum. 

Post  h^c  autem  ipsum  monasterium  dedicatum  est  a  Friderico  Juyavensi  archiepis- 
€opo  nongentesimo  septuagesimo  anno  dominic^  incamationis  indictione  septima  XIIIK. 
Feb'.  Ov^)dalrico  strennuissimo  comite,  predicti  Adalperonis  filio,  licentiam  in  hac  re  obtinente 
ab  Abraham  Frisingensi  antistite. 

Predia  vero  ipsi  monasterio  data  vel  undecunque  acquisita  in  hoc  libro  conscrip- 
simus,  in  cuius  posteriori  parte  concampia  ex  eis  facta  notare  studuimus,  ut  eorum  no- 
mina,  quorum  elemosynis  sustentamur,  nulla  nobis  oblivio  possit  abolere,  ac  ut  si  aliqui  avari 
instigante  diabolo  quicquam  ex  eis  temptent  sibi  iniuste  vendicare,  religiosi  quique  pro- 
ximis  impendentes  ea,  que  sibimet  ab  ipsis  concedi  volunt,  pro  harum  litterarum  veram 
assertionem  incitentur  pro  Domini  amore  nobis  su£fragium  contra  eos  exhibere.  (Ohne 
Ziffer  im  Cod. ;  L-  tr.  XV  bei  Oefele). 

2.  a.  934.  Semitaha. 

Omnibus  quos  catholica  iides  erigit  ad  spem  regni  celestis,  quosque  perfecta  Caritas 
«docet  suis  prodesse  proximis,  ut  sibimet  ipsis  intimamus  donationem  comitis  Eberhardi, 
'qui  primus  erat  institutor  Eberespergensis  monasterii.  Tradidit  enim  b.  Sebastiano  m. 
Christi,  qui  in  predicto  loco  requiescit,  suam  fiscalem  curtem,  quQ  dicitur  ad  Semitaha, 
et  quicquid  iuxta  rivum  Erilipah  habuit,  in  mancipiis,  agris,  pratis,  pascuis,  silvis,  mo- 
lendinis,  et  decimationes  venationum ,  et  cedendarum  arborum  in  nemore,  eo  pacto,  ut 
nuUus  postehorum  suorum,  immo  nullus  hominum  potestatem  sibi  vendicandi  in  illis  ha- 
l)eat,  sed  ob  remedium  anim^  suq  perentumque  suorum  clericis  Deo  martirique  predicto 
ministrantibus  sine  contradictione  deserviat.  Testes  per  aures  tracti:  Hiltiperht  de  Lohe, 
Eovtperht  de  Götingin,  Ovto  de  Steina,  Erchenperht  de  Pipurc,  Amolt  de  Hanpfinvelt, 
Willihalm  de  Opinpurc,  Eatolt  de  Semitaha,  Atto  de  Chuningiswisun,  Isso  de  Alinpah, 
Moimar  de  Umenheim  (öG). 

3.  Area  Ratispone. 

Huic  traditione  addidit  aream  Ratispone  iuxta  mercatum  sitant,  ea  scilicet  pactione, 
ut  onmis  penäio,  qu^  de  ea  solvi  possit,  in  ture  daretur,  quo  Deus  ritu  christiano  in 
ipsa  basilica  placetur.     Testes  qui  supra.  (57). 

4.  Chapfas. 

Dedit  et  cui*ticulam  vulgo  Chapfas  dictam,  cum  silvis  et  omnibus  ad  eam  pertinen- 
tibus,  eo  tenore,  ut  administrationibus  editui  obsequatur,  et  per  eum  usum,  qui  de  gre- 
gibusdiversi  pecoris  aut  apibus  inibi  conservatis  possit  in  quacunque  re  contingere,  cera 
Tel  oleum  ad  Qcclesi^  luminaria  ematur.     Testes,  qui  supra.  (58). 


1)  Bei  Mangel  von  v  Ober  0  ward  dafür  Ov,  ov  gesetzt. 


137 

5.  VineQ  in  Ascahawincbil. 

Addidit  etiam  bis  quatuor  vineta  in  Ascahawinchil,    ut  absque  contradictione  con* 

ctorum  usibus  cedat  clericorum.  Testes  qni  supra.  (59). 

Hec  traditio  facta  est  anno  ine.  d'nice  934*°  regnante  Heinrico  primo  rege  Francorum. 

6.  c.  935.     Ongoltingin  (Echering),  Tegrinpab. 

Post  h^c  autem  idem  Eberbardns  s.  Sebastiane  duas  ^cclesias  dotatas  dedit  cum 
Omnibus  ad  eas  pertinentibus  decimationibas.  Quarum  scilicet  Qcclesiarum  altera  sita  est 
in  yilla  Ongoltingnn  dicta,  altera  ad  Tegrinpab.  Et  ut  locus  esset,  ubi  ezpense  utrius» 
que  ^cclesi^  servari  deberent,  singulos  etiam  mansos  eis  contiguos  addidit.  Insimul  vero 
suum  salicum  rus,  et  octo  mansos  dedit  in  yilla,  quQ  vocatur  Chletbeim ,  cum  Omnibus, 
quQ  adeas  pertinent,  areis  scilicet,  pascuis,  molendinis,  communione  silvarum  et.  pratorum, 
ut  deinceps   inconvulsa  potestate  ea  servitores  s.  Sebastiani  possiderent.     60.  61.) 

7.  Proscbeim..  XVI  K  Dec.  Eberhardus  obiit  *). 

Simili  Yoto  predium,  quod  a  rege  Heinrico  percepit,  situm  in  Juvavensi  pago  in 
yilla  Froscbeim,  donayit  s.  Sebastiano  ea  lege,  ut  omnis,  qui  inde  deberetur  census,  in  cera 
solyeretur  ad  Qcclesiastica  ministeria.  Testes  per  aures  tracti:  Papo  de  Bota,  Potolo  de 
Widinpah,  Hatto  de  Potenreina,  Dietrib  de  Arnowa,  Ludowic  et  Oydalrih  de  Cbissingun, 
Volchrat  de  Hababsuente,  Dietrib  de  Atila,  ünarc  de  Lerun,  Gotescalh  de  Giebingen, 
Engildeo  de  Holzbeim,  Gaminolf  de  Struzzisdorf,  Ebararo  de  Piupinperc,  Adolt  de  Etilingun. 
(62.  XVI.) 

8.  c.  960.  [Abaheim.] 

Idem  igitur  ab  exordio  construendi  monasterii  dare  promisit  in  ministerium  Der 
donaria  tburis  et  yini  ac  olei,  quibus  augmentum  fidei  conpunctionisque  cordis  et  operucn 
bonorum,  qu§  prenotatQ  res  designant,  spiritualiter  promereretur ;  et  ob  hoc  Abaheim 
predium  suum,  ex  cuius  pensione  tria  hec  insimul  exsolyerentur,  Deo  sibique  dilecto  s. 
Sebastiano  deyoyit  donare.  Sed  ad  yoti  expletionem  fratris  sui  Adalperonis,  qui  multos 
filios  habuit,  assensum  nee  in  hora  suq  mortis  impetrayit.  Quo  defuneto  cum  idem  Adal- 
pero  ipsum  predium  possideret,  ut  opinabatur  licenter  iure  hereditario,  pro  hoc  expertu» 
est,  in  se  extendi  manum  Dei  in  retribuendo.  Nam  in  breyi  temporis  spatio  tres  fili^  et 
duo  filii,  qui  ei  elegantissimi  erant,  yitam  finierant.  Et  cum  eins  duram  et  inpenitens 
cor  needum  desineret  thesaurizare  sibi  iram  in  die  yindict^,  non  est  in  bis  ayersus  ab  ea 
Dei  furor;  sed  adhue  manus  eius  extenta  tetigit  os  et  carnem  Oydalrici,  qui  ei  solus  erat 
superstes  de  prole  mascula,  ita  ut  succrescente  per  dies  langueret  ignayia.  Cuius  caput 
pater  super  altare  ponens,  eum  Deo  sanctoque  Sebastiano  commendayit;  et  per  eius  ma* 
num  triginta  argenteos  offerens,  deyoyit  pro  sospitate  eius  ab  ipso  proleque  sua,  qu^ 
monasterium  Eberespergense  possideret,  annuatim  ipso  altari  totidem  offerendos.  (63). 

9.  II  mansi  Huntilpah.  Teiingin.  III  id.  Sept.  Adalpero  obiit  *). 

Predium  quoque  Teiingun,  et  mansos  duos  sitos  ad  Htmtilipah  dedit  in  ministerium 
altaris  proprie  possidendos,  ut,  si  quid  delicti  fesset  in  retentione  predii,  quod  suus  ger- 
manus  s.  Sebastiano  deyoyit,  hac  datione  expiaretur.  Testes  per  aures  tracti:  Dietmar 
de  Perchoyan,  Dicto  de  Vilisa,  Volchrat  de  Aragarten,  Adalpero  de  Isimanningun,  Heimo 
de  Emmindorf,  Lantrih  de  Champaripurc,  Meginhart  de  Mohhingun.  (64.  XVII.  M.  G.  S. 
XX-.  12.  n.  22.) 

10*  [Chletheim.] 

Huius  Adalperonis  et  pnmi  temporibus  Ottonis  regis  Francorum  non  modica  pars^ 
predii,  quod  dicitur  Chletheim,  nostrQ  ecclesi^  subtracta  est.  Nam  eius  habitatoribus  ci- 
yili  seditione    infra  regione  bachante    sepe  et  sepe  depredatis,  tandem  etiam    ab  exercitu. 


2)  16  November  959.    Zum  selben  Tage  im  Calcndariom:  Eberhardüs  comes  filius  Ratoldi  ob*. 

3)  11  September  vor  970.  Zorn  selben  Tage  im  Calendarium:  Adalpero  comes  pater  Ovdalrici  ob*. 


138 

Hanomm  sive  captivatis  sive  occisis  habitatoribus,  vix  aliquos  agros  potuimus  sine  iurgio 
optinere. 

11.  c.  970.  Risun. 

Post  mortem  ergo  Adalperonis  Ovdalricus  filius  eins  s.  Sebastiano  patrono  nostro  de- 
dit  in  proprietatem ,  quicqoid  in  villa  nomine  Risun  in  possessionibus  babuit,  exceptis 
<luobus  nobilibus  mansis,  quos  Frisingensi  ecclesi^  s.  Mari^  dedit  pro  sepultura  et  com- 
memoratione  patris  sui.  T.  p.  a.  attracti:  Otker  de  Persinpiugun,  Adalhob  de  Walda, 
Pero  de  Lerun ,  Ercbanger  de  Scammaba»  Rihheri  de  Hobinperc,  Adalrib  de  Mosareina, 
IVarmunt  de  Tengilingun,  Bron  de  Sura.  (65.  XVIII.) 

12.  970.  Rotbartesperc. 

Idem  Ovdalricus,  accersiens  luvavensis  ^cclesi^  arcbiepiscopum  nöe  Fridericum,  licentia 
^risingensis  antistitis  Abrab^  fecit  ab  eo  dedicari  cultui  divino  basilicam  Eberespergensem, 
cui  secandum  cbristianum  ritum  in  dotem  dedit  vicum  vocabulo  Ruotbartesperc  cum  man- 
.cipiis  et  omnibus,  qu^  ipso  die  consecrationis  in  quacunque  utilitate  inibi  possidebantur. 
H^c  autem  dedicatio  facta  est  970  "**  anno  ab  incamatione  dominica  regnante  primo'  Ottone 
rege  Prancorum.  (66.  XIX.  M.  G.  S.   13.  n.  26). 

13.  c.  980.     Otacheresperc. 

Idem  s.  Sebastiano  dedit  predium  suum,  quod  dicitur  Otacherespercb,  cum  omnibus 
ad  id  pertinentibus,  videlicet  agris,  silvis ,  pascuis,  pratis,  eo  pacto,  ut  absque  contradic- 
tione  cedat  usibus  monachorum ,  qui  Deo  martirique  iam  dicto  deserviant.  T.  p.  a.  tr. 
Podolunc  de  Suindaba,  Otpreht  de  Povcha,  Werinberi  de  Diengin,  Huninger  de  Haga,  et 
filii  eius  Huninwe,  Huninflor,  Huninleit,  Hunintöt,  Tagini  de  Oberenbüs,  Sigibart  de 
Volchmaresdorf,  Eberhart  de  Milingun,  Magonus  de  Prichindorf,  Pero  de  Lerun.  (67.  XX). 

14.  Sevun. 

Ipse  s.  Sebastiano  dedit  predium,  quod  babuit  in  yilla,  qu^  dicitur  ad  Sevun,  cum 
Omnibus  ad  id  pertinentibus,  scilicet  agris,  silvis,  pratis,  pascuis,  piscationibus.  T  p.  a.  attr. : 
Eberbart  de  Milingun,  Eberbart  de  Cbreienacberen,  Ovdalricb  de  Heida,  Tagini  de  Oberen- 
.büs,  Ercbanger  de  Scammaha,  Adalhob  de  Walda,  Herrant  deOpingin  et  alii  multi.  (63.  XXI.) 

15.  Holzhusun.     Perchoven. 

Tradidit  etiam  prope  lacum,  qui  dicitur  Wirmiseo ,  duos  mansos  in  villa ,  qu§  vo- 
-catur  Holzhusun ,  et  in  villa  Perchoven  dimidium  mansum ,  et  communionepi  piscationis 
per  omnem  lacum  excepta  illa  parte,  que  privatim  ad  villam  Tutcingun  determinata  est. 
T.  p.  attr  Pero  de  Lerun,  Papo  de  Penninwanc,  Nendinc  de  Tiufstada,  Milo  de  Chriehhis- 
•dorf,  Engilhart  de  Yilisa,  Ratpoto  de  Ratpotingun,  Sigibart  de  Veldun,  E*rbart  de  P&sin- 
^in,  Helmperht  de  Goldaren, Heriger  de  Volcholtessuant,  Engilpero  de  Fülinpah.(69.70.  XXII.*) 

16.  c.  990. 

Ipse  ergo  in  ministerium  altaris  s.  Sebastiani,  cui  eum  pater  suus  commendavit, 
triginta  argenteos  annuatim  usque  ad  mortem  pro  tutela  sua  presentans,  Adalperoni  primo- 
genito  suo,  cui  monasterium  Eberespergense  et  Ahaheim  predium  dedit,  eundem  censum, 
quamdiu  viveret,  dare  precepit.  (71.  XXV.) 

17.  c.   1010—1029.  Niwachiricha,  et  mansi   2  ad  Huntilpah.  V  id.  mar'.  Ovdal- 
rih  obiit  ^). 

Dedit  etiam  ipsi  altari  pro  redemptione  sepedicti  predii  Ahaheim  dotatam  Qcclesiam 
cum  suis  decimis  in  villa,  que  dicitur  Nivvenchirihhin ,  et  duos  mansus  sitos  ad  Huntil- 
pah. T.  p.  a.  tr.  Wicman  de  Potenreina,  Sigibart  de  Volchmaresdorf,  Otker  de  Persen- 
piugun,  Engilwan  de  Giebingin,  Gotesscalh  de  Horapah,  Otpolt  de  Vendinpah,  Ebarbart  de 


4)  Oefele*8  ausfallende  Nommern  betreffen  die  Verweisungen  im  Cod.  auf  den  Liber  concambiornni, 
welche  hier  weggelassen  wurden. 

5)  11  März  1029     Zum  gleichen  Tage   im  Necrolog,   während  das  Chronicon   den  12  Man  gibt. 
M.  G.  S.  XX    14. 


139 

Aragarten,  Hartwic  de  Tontingin,  Magonus  de  Frichindorf,  Engilpero  de  Haholtesperge. 
(72.  73.  XXXVI.  XXXVn.) 

18.  c.   1000.  V.  K.  mai.  Guntheri  presbiter  et  prepositus  obiit  *).  Mansus  ad  ün- 
dieingin  et  1   ad  Boydolvesbusan. 

Cum  orationem  vestram,  6  ovicule  s.  Sebastian!,  ad  Deum  effundatis  pro  bis,  qui 
ecclesiam  vestram  suis  bonis  accamulaverunt,  ne  obliviscamini  Guntherir  presbiteri  Eberes- 
pergensis  prepositi ,  qui,  ecclesi^  nostr^  complura  bona  conferens,  etiam  in  annon^  vestr^ 
supplementum  dedit  in  villa  ündieingin  unum  mansum,  et  in  villa  Ruodolveshusun  unum. 
T.  p.  a.  a.  Hunintöt  et  frater  eius  Huninwd,  Podolunc  de  Suindaha,  Sigipoto  de  Preiten- 
pab,  Waltberi  de  Sconinreina,  Gaminolf  de  Lohen,  Wicberi  de  Tegrinpah,  Engilwan  de 
Eng^balmingin.  (74.  XXVIII). 

19.  c.   1010—1020.  Gowiprucca.  XIIII  K.  Dec.  Adalpertus  obiit '). 
EfPundite  quoque  preces  pro  anima  Adalperti,  qui  dimidians  dies  suos  ac  sperans  in 

domino,  tres  in  vico,  qui  dicitur  Gowiprucca,  nostro  hero  Sebastiano  dedit  mansos ,  et  de 
militia  semet  ipsum  abnegans,  suam  crucem  portando,  sui  additione  auxit  in  numero  mo- 
nacbos.  Testes  pro  datione  ipsius  predii:  Purcbart  de  Louppah,  Gotefrid  de  Duzzilingun, 
Gotebart  de  Staringin,  Adalwart  de  Prowenboven,  Heririb  et  Papo  de  Noteingin,  Waltrih 
et  Gbuniperbt  de  Stumpfbarte,  Meginbart  de  Ekkibartesdorf.  (75.  XXIX.) 

20.  Scaftlöb.  XII  K.  Dec.  Rihberi  obiit»). 

Non  pigeat  vos,  Deo  commendare  Rihberii  militis  animam,  qui  nostr^  ^cclesi^  de- 
dit utilem  ad  edificia  Scaftloh  silvam.  T.  p.  a.  tr.  Adalpero  de  Sabsincheim,  Patto  de 
Tulibbingin,  Tuto  et  Wicman  de  Gasteiga,  Adalpero  de  Walda,  Timo  de  Prunnen,  Hart- 
wic de  Tontingin,  Papo  de  Haganingin,  Ebarbart  de  Aragarten.  (76.  XXX.) 

21.  Rovdmundesdorf. 

Snelmuot  clericus,  s.  Sebastian!  servus,  cum  fugeret  berile  servicium,  predium,  quod 
habuit  ad  Ruodmundesdorf,  secundum  ius  cessit  possessori  suo.  (77.  XXXI.) 

22.  Prediolum  ad  Aslincb[oven].  VIIIIJK.  apr.  Rihberi  obiit.  (24  März). 

Ne  parvi  pendatis  donationem ,  quam  fecit  Rihberi  miles  de  Pipurc,  qui  s.  Seba- 
stiano dedit  prediolum  situm  ad  australem  partem  villQ,  qu^  Aslinchove  dicitur.  T.  p. 
a.  tr.  Adalram  de  Rimidingun,  Erchanfrit  et  Ellenbart  et  Ovto  de  Pipurc,  et  alii  multi. 
(78.  XXXII.) 

23.  Sallandorf.  IHK.  sept'.  Dietram  obiit.  (30.  Aug.) 

Mementote  ergo  a  Deo  deprecari  requiem  anim^  militis  Dietrammi ,  qui  in  supple- 
mentum vestri  victus  dedit  mansum  in  loco ,  qui  dicitur  Sallandorf.  Testes :  Adalwart 
filius  Dietrammi,  Engilwan  de  Engilhalmingin,  Adalram  de  Rimidingin,  Wito  de  Witingin, 
Witigowo  de  Glana,  Gisilolt  de  Hohinperc.  Peringer  de  Atila,  Alahker  de  Ilminaha,  Adal- 
frid  de  Hasalpab.  (79.  XXXIH.) 

24.  Drabsilin.  11  id.'  oct.  Tuto  obüt.  (14  Oct.) 

Cavete,  ne  Tuto  miles  improperet  vobis  habere  neglegentiam  pro  anima  sua,  qui 
s.  Sebastiano,  immo  vobis,  dedit  mansum  situm  in  villa  vocata  ad  Drahsilun,  pro  sepultura 
et  commemoratione  fratris  sui  Wicmanni,  sepulti  in  vestibulo  monasterii  vestri,  cuius 
animam  debetis  studiose  commendare  graci^  Dei.  T.  p.  a.  tr.  Poppo  de  Rota ,  Engilmar  de 
Lutterenpah,  Hartman  de  Steinharte,  Ovdalrih  de  Gasteiga  frater  Tutonis,  Ekkihart  de 
Ehsingin,  Sigihart  et  Einhart  de  Einhartingin,  Meginbalm  de  Emmindorf,  Adalfrid  de 
Spiliperga,  Volcnant  de  Hohinbarte.  (80.  XXXV.) 


6)  27  April  (1013).    Zum  gleichen  Tage  im  Necrolog.    Stets  so,   wo  nicht  Abweichung  bemerkt 
wird. 

7)  18  Dec.    Im  Necrolog  zum  gl.  T. :  Adalpertus  monachus  ob'  —  in  ältester  Schrift. 

8)  20  Dec.    Nicht  im  Necrolog. 

Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  IIL  Abth.  19 


140 

25.  Harthoven.  XIIIIK.Febr.  Eclririh  obiit.  (19  Jan.) 

Et  tu  quoque  frater  ad  omnia  tardus,  praeter  illa,  qu^  ingluviei  famulantur,  de- 
precare  vel  saltem  modo  veniam  bis,  qui  bona  subministrabant  aviditate  tu^,  quorum 
unns  Ekkirih  miles  nos,  tone  temporis  inopes  prediifi,  satis  letificavit,  dimidiiuD  mansum 
in  villa  Hartboven  situm  dans  pro  sepultura  et  commemoratione  sui  et  Perht^  coniugis 
suQ.  T.  p.  a.  tr.  Adalwart  frater  Ekkirici ,  et  filii  eins  Ascbuun  et  Beginolt,  Ekkirih  filius 
Ekkirici,  Into  de  Povcha,  Waltker  de  Owista,  Adalbart  de  Niurutingin,  Adalhart  de 
Sprinchinpab,  Ebararo  de  Witingin,  Alamar  de  Alamaringin  (81.  XXXVI). 

26.  c.   1150.     Wernbrehtebeim.     Idus  Novembris  — (deest). 

Notum  esse  volamiis  tarn  posteris  quam  presentibus  presentia  scripta  legentibus, 
quod  quidam  ministenalium  nostrorum,  Heinricus  de  Prato,  predium  suum,  quod  apud 
Wembrebtsbeim  babuit  cum  7  mancipiis  sibi  inbenefitiatis  super  aram  b.  Sebastiani  m*s  ea 
conditione  tradidit,  quatinus  benefitium  quoddam  apud  Peffenbusen  susciperet;  ita  ut,  si 
ipse  absque  liberis  vita  decedat,  utrumque,  et  predium  et  benefitium,  absque  omni  con- 
tradictione  in  usus  fratrum  redeat.  Testes  sunt  autem  huius  rei :  Berbtolt  (de  Peffen- 
busen). Marquart,  Heinrieb,  Chovno,  Heitvolcb,  Wimt  (de  Ebersperch).  Warmunt,  Chovn- 
rat,  Ortolf  (de  Steinberingen).    Genincb  (de  Prato) ;    et  alii  quam  plures.    (82.  XXXVII.) 

Auf  radierter  Stelle  spät  mit  Kfirzungen  eingetragen. 

27.  1029.  Hasalpab. 

Notum  sit  Omnibus  in  Christum  credentibus,  quia  venerabilis  comes  Adalpero  filius 
Ovdalrici  predium  suum,  quod  dicitur  ad  Hasalpab,  in  proprietatem  dedit  Deo  martyrique 
eius  s.  Sebastiano,  qui  in  Eberespergensi  Castro  requiescit,  eo  tenore,  ut  absque  contra- 
dictione  omnium  bominum  usibus  monachorum  inibi  militantium  deserviat,  cum  omnibus 
ad  id  pertinentibus  agiis,  silvis,  pratis,  pascuis  et  omni  utilitate.  Hanc  autem  donationem 
fecit  pro  requie  patris  sui  nuper  sepulti  ^)  et  matris  su^,  et  pro  omnibus  amicis  suis,  et 
omnibus  Deo  credentibus  vivis  et  defunctis.  T.  p.  a.  tr.  Ebarhart  comes,  frater  ipsius 
Adalperonis,  Otker  de  Persinpiuga,  Timo  de  Prunnen,  Magonus  de  Frichindorf,  et  frater 
eius  Erchanger,  Adalboh  et  Gerold  frater  eius  de  Walda,  Gerold  de  Ebaraha,  Tagini  de 
Oberenbus,  et  filius  eius  Ruotperht,  Adalperht  de  V7alda  et  filius  eius  Zovntipolt.  (83. 
XXXVUI.) 

28.  c.   1030.     Tandorf. 

Et  b^c  est  traditio,  quam  fecit  idem  Adalpero  et  Biblint  coninnx  eius.  Nam  pre- 
dium suum  Tocabulo  Tandorf  dederunt  in  supplementum  victus  monachorum  in  Eberes- 
pergensi loco  Deo  martirique  eius  Sebastiano  servientium,  scilicet  ^cclesiam  parrochianam 
eum  suis  decimationibus  et  omnes  villas  ad  idem  pertinentes  cum  mancipiis,  silvis,  vine- 
tis,  pratis,  pascuis,  molendinis,  piscationibus,  conmiunione  silv^  in  Otinbowa,  que  privatim 
ad  ipsum  predium,  et  Gundilincbova,  et  ad  duas  areas  in  villa,  que  dicitur  Pahben,  per- 
tinet;  lege  quoque  constituendarum  navalium  molarum  in  Isara  fluvio  de  Bossowa  usque 
ad  villam  Ehingin.  Hanc  etiam  sicut  et  omnes  suas  traditiones,  quas  in  sequentibus  in- 
venies,  fecit  pro  anima  patris  et  matris  su^,  et  pro  cunctis  amicis  suis ,  et  pro  omnibus 
in  Deum  credentibus  vivis  et  defunctis.  T.  p.  a.  tr.  Otker  de  Persinpiuga,  Ebarhart  de  Ara- 
garten,  Meginhart  de  Ekkibartesdorf,  Sigibart  de  Volchmaresdorf,  Otperbt  de  Talaheim, 
Sigimunt  de  Lerun,  Timo  de  Prunnen,  Ovdal[s]chalh  de  Elisindorf.  (84—86.  XXXIX.) 

29.  1028.  Area  ad  Tandorf.  II  non.  iun.  Chovnradus  imperator  obiit  '®). 

Ipso  tempore  j  id  est  ab  incam.  d'nica  1028,  Chovnradus  secundus  rex  Francorum 
dedit  s.  Sabastiano  aream  et  duos  agros  adiacjentes  superiori  vill§  Tandorf.  (87.  XL.) 


9)  Graf  Udalrichs  Tod  ist  bereits  zu  Nr.  17  eingetragen;  vgl.  Not.  5  S.  138. 
10)  4.  Juni  1039. 


141 

30.  c.  1030—40.     Tetüingin.     Villi  K.  aug.  Eberhardus  comes  obiit  *^). 
üniversi  Deum  colentes  sciant,  quia  comes  Eberhardus  filius  Ovdalrici  dedit  in  pro- 

prietatem  s.  Sebastiano  prediuxui  quod  dicitur  Tetilingun  (Abteshoven),  cum  omnibus  ad 
id  pertinentibus,  scilicet  agris,  silvis,  pratis,  pascuis,  molendinis.  Dedit  et  duas  partes 
decim^,  qu^  solvi  debet  ex  quinque  mansis  eiusdem  predii  sitis  ad  Sneckinhoven,  ex  quibus 
eiiam  omnia  novalia  silv^  ad  easdem  villas  pertinentis  solvenda  sunt.  Super  b^c  quidem 
dedit  et  sextam  partem  castelli  iam  dicti,  quo  vicina  familia  tempore  necessitatis  habere 
posset  locum  refugii.  Hanc  donationem  germanus  eiusAdalpero  suscepit,  quia  ipse  mona- 
sterii  dominus  erat.  T.  p.  a.  tr.  Adalpero  de  Sahsincheim,  Adalpero  de  Hüninwanc,  Gerold 
de  Walda,  Diemar  de  Volchmaresdorfi  Papo  de  Walda,  Dietrih  de  Suinda,  Ovdalrih  de 
Heida,  Hartwic  de  Perchoven.  (88. 89.  XLII.) 

31.  Area  ad  Langangisling'. 

Quidam  vir  nobilis  Otcoz  nomine  servo  suo  Adalgero  tradidit  tria  iugera  per  tres 
campos  singulos,  id  est,  simul  novem  iugera  et  aream  sitam  in  yilla,  qu^  nominatur 
Langazglslingun,  et  eundem  dedit  s.  Sebastiano  libertate  donandum,  pro  nummo  annuatim 
dando ,  et  ut  ipsum  predium  post  mortem  eins  ipsi  sancto  deserviat.  T.  p.  a.  tr.  Papo  de 
Nozcingin,  Fritilo  de  Risun,  Sigimunt  et  Helmperbt  de  Lerun,  Otperht  de  Talaheim,  Ot- 
perht  de  Chiefsheim,  Ebarhart  de  Aragarten.  (90.  XLIII.) 

32.  Westerendorf. 

Quedam  libera  mulier  nomine  Erchanpirc  predium  suum,  quod  possedit  in  yilla 
dicta  ad  Westerendorf,  dedit  s.  Sebastiano,  eo  pacto,  ut  ipsa  cum  marito  suo  Dietherio, 
servo  scilicet  s.  Sebastiani ,  usque  ad  mortem  suam  haberent  censum  dimidii  mansi, 
quem  incoluerant  in  villa,  qu^  dicitur  ad  Drahsilen.  Testes:  Williperht  de  Luvingen  et 
filius  eius  Ludowic,  Aripo  et  Adalram  de  Rimidingin.  Ministri  s.  Sebastiani :  Gozperht  et 
Dietmunt.  (91.XLini.) 

33.  c.  1040.  Pratum  ad  Erilipah. 

Perhtcozus  fiscalis  prepositus  quoddam  pratum  iuxta  Erilipah  situm  emit  a  duobus 
fratribus  Dietpoldo  et  Rihherio,  quod  ipsi  tradiderunt  in  manus  Eberhardi  fiscalis  advo- 
cati  super  altarc  s.  Sebastiani.  T.  Adalram  et  filius  eius  Dietrih  de  Suindaha,  Einhart 
de  Einhartingin.  Servi  s.  Seb':  Gozperht,  Liutfrit,  Engildeo  et  Adalhart,  Adalperht,  Perh- 
trih.  (92.XLV.) 

34.  Otingin.  Periwich  requiescat  in  pace. 

Quidam  libertus  Periwic,  cum  non  haberet  heredes,  tradidit  s.  Sebastiano  pro  sue 
cunctorumque  animarum  fidelium  remedio  predium«,  quod  apud  Otingin  possedit.  Et  isti 
sunt  testes  tracti  per  aures :  Eberhard  comes,  Sigihard  de  Yolcmaresdorf,  Tagini  de  Oberen- 
husun,Otker  de  Persenpiuga,  Adalram  de  Suindaha,  Meginrat  de  Herilich'[oven].  (93.XLVI.) 

35.  Castrum  Eberespergense,  et  Ahaheim. 

Notum  sit  omnibus,  quod  Adalpero  preses,  Ovdalrici  filius,  dedit  coniugi  su^  Rih- 
lindi  castrum  Eberespergense  cum  adiacentibus  agris  et  silvis,  scilicet  provil,  wisintespovh, 
insuper  etiam  viculos  hos:  Mazanvelt  et  5  Oberendorf,  Wisiheim,  cum  molendinis  duobus 
ac  nemoris  partem,  quQ  interiacet  duabus  viis,  quas  eckilinpurgariwec  et  halwec  dicunt, 
et  Ahaheim  predium  ac  quodcunque  ad  illud  pertinet  in  Pozaaa  vel  aliunde  situm,  eo 
pacto,  ut,  si  ipsa  superstes  illi  fieret,  usque  in  finem  vitQ  suq  teneret;  similiter  et  ille, 
si  supervixisset  ipsam;  post  amborum  vero  decessum  Deo  et  altari  s.  Sebastiani  cum 
mancipiis,  que  die  obitus  eorum  inhabitare  viderentur,  servirent,  cum  eo  censu  ac  condi- 
tione  et  iure,  quo  ipsis  servierant.  Testes  autem  huius  traditionis,  secimdum  ius  per 
aures  tracti,  sunt  hie  per  ordinem  asscripti:  Eberhart  comes  frater  Adalperonis,  Otker  de 
Persinpiugun  et  miles  eius  Werinheri,  Magonus  de  Frichindorf,  Rovtperht  de  Sliwisheim, 


11)  24  Juli,  doch  erst  1065. 

19* 


142 

Hartwic  de  Heida,  Hartwic  de  Tontingin,  Zovntipolt  et  frater  eius  Papo  de  Walda,  Papo 
de  Haginingin,  EngUhart  de  Vilisa,  Wicman  de  Chuningiswisun,  Bovdolf  de  Bota,  Erchan- 
frit  de  Jetinstetin.  (94.XLVn.) 

36.  ündieingin  et  alii  viel. 

Post  h^c  autem,  quia  nimia  fuit  preditus  sapientia ,  presciens  decimas  venationum 
et  cedendarmn  arbomm  in  nemore,  quas  institutor  monasterii  Eberhardas  s.  Sebastiane 
dediti  aut  vix  aut  nullo  modo  esse  cedendas  ab  bis,  qui  post  se  nemns  ipsum  essent  posses- 
suri,  prediüt^  coniugi  su^  Bihlindi  dedit  foresti  partem,  qu^  est  ad  orientem  yi^,  quam 
pnrcwec  nominant,  et  quicquid  in  yilla  ündiengin  habuit,  et  quoscnnque  vicnlos  a  pre- 
dicta  via  contra  orientem  possedit  Eberespergensi  Castro  obsequentes,  ut  usque  ad  finem 
vit^  su^  haberet,  post  ambomm  vero  mortem  cum  mancipüs  tunc  inbabitantibus  Deo  ac 
sancto  servirent  eo  iure,  quo  ipsis  ministrabant.  Isti  sunt  testes  in  hoc:  Marhwart  de 
Viehtpab,  Diemar  de  Volcmaresdorf  et  frater  eius  Noe,  Magonus  de  Fricbindorf  et  frater 
eius  Ercbanger,  RoYtperht  de  Oberenhus,  Rovtperbt  de  Gowinacberen,  Gerolt  de  Eberaba, 
Adalpero  de  Walda,  Adalpero  de  Isimanningin,  Dietrih  de  Svindaba,  Hartwic  de  Gartbe- 
ringin,  Hartwic  de  Perchoven,  et  alii  multi.  (95.  96.  XLVIII.) 

37.  c.   1040.  Peffenhusun,  et  aream  Ratispone. 

Idem  Adalpero  et  eius  coniunx  Rihlint  omnipotenti  Deo  sq.  Sebastiano  in  Eberes- 
pergensi basilica  requiescenti  suum  dederunt  predium ,  quod  dicitur  Peffenbusun  cum  Om- 
nibus ad  id  pertinentibus  villis,  agris,  silvis,  pratis ,  pascuis ,  ecclesiamqi^e  dotatam  in  ipso 
predio  cum  duabus  partibus  decim^  ad  eam  pertinentis ; '^^  et  aream  unam  in  Ratispona, 
ea  scilicet  pactione,  ut  ipse'^  Adalpero  vel  uxor  eius  Rihlint  vel  Eberhardus  frater  Adal- 
peronis,  si  quis  illorum  alium  vita  postcederet,  in  sua  proprietate  usque  ad  mortem  suam 
retineret;  et  postmodum  absque  contradictione  redigendum  esset  proprie  sub  pretitulati 
coenobii  ditione ;  de  mancipüs ,  sicuti  antea  diximus ,  firmata  constitutione.  Priusquam 
autem  hec  perpetrata  esset  traditio,  exceperunt  decem  mansos  in  adiacentibus  viculis  eius- 
dem  predii,  ut,  quocunque  vellent,  ipsi  solununodo  videlicet  Adalpero  et  Rihlint,  licenter 
redigere  possent;  si  autem  nemini  traderent  in  proprietatem ,  redigerentur  in  monasterii 
utilitatem.  Testes  huius  traditionis  notantur  ordine  subscriptionis :  Poppe  comes  de  Rota 
et  filius  eius  Chovnrat,  Marhwart  de  Viehtpab,  Gerolt  de  Walda,  Gerolt  de  Eberaba,  Ma- 
gonus de  Fricbindorf,  Rovtperbt  de  Sliwisbeim,  Ovgo  de  Pelaheim,  Ovdalrih  de  Heida, 
Ovdalrih  de  Gasteiga,  Eberbart  de  Aragarten,  Pillunc  de  Lerun.  (97.  98.  ♦  •  •  ♦  auf  kür- 
zerer radierter  Stelle). 

38.  Tagirich'pngen], 

Hac  ergo  datione  peracta  ac  legaliter  sub  testimonio  virorum  nobilium  per  aures 
tactorum  confirmata,  quoddam  territorium  vocabulo  Tagiribbingin  dederunt  in  proprietatem 
ad  ipsum  altare,  inprimis  basilicam  dotatam  cum  omni  decima  ad  eam  pertinenti,  omnia 
quoque  ad  idem  predium  pertinentia,  oppida  duo,  agros,  villas,  prata,  pascuas,  Silvas, 
molendinos,  culta  et  inculta,  quesita  et  inquirenda,  ut  post  obitum  eorum  absque  crasti- 
natione  cedant  usibus  monacborum  in  ipso  loco  Deo  et  s.  Seb.  ministrantium.  Mancipüs 
vero  eandem,  quam  supradiximus,  conditionem  etiam  per  haue  statuerunt  dationem.  T.  p.  a. 
tacti:  Eberhardus  comes  frater  Adalperonis,  et  Wetti  mües,  et  alü  omnes  qui  supra  vi- 
dentur  conscripti.  (99.  IL  ) 

39.  Gisüngin,  quod  Gravingin  vocant. 

Et  hec  datio  facta  est  manu  Adalperonis  eiusque  religiös^  coniugis  Rihlindis:  Yilla 
enim  Gisüngin,  quam  aüqui  Gravingin  vocant,  dederunt  Deo  et  s.  Seb.  cum  Omnibus  ad 
eam  pertinentibus  vilüs,  agris,  silvis,  pascuis,  pratis,  molendinis,  ut,  postquam  ambo  vitam 
finirent,  per  manum  monastici  portarii  duodecim  pauperum  semper  alendorum,  et  hospitum 
sive  divitum,  sive  inopum  usui  necessaria  subministrarent.  Suprascriptum  autem  ius  man- 
cipiorum  in  hac,  sicuti  in  prioribus,  condiderunt   dationibus  prediorum.     Hü  sunt  testes: 


143 

Meginhart  de  Eckihartesdorf,  Perenhart  de  Affingini  Papo  et  Zovntipolt  de  Walda,  Adal- 
pero  de  Hnninwanc,  Atto  de  Spiliperga  et  Adalfrit,  Engilpero  de  Haholtesperga,  Eberhart 
de  Aragarten  et  filiiis  eins  Eberh'[ard]y  Dietrih  de  Svindaha.  (100.) 

40.  Libertas  data  monasterio. 

His  ita  perpetratis  idem  Adalpero  prefatum  monasterium  prediis  donatum  dedit  in 
manum  tertii  Heinrici  regis  Francoram,  qui  per  cartam  more  regio  sigillatam  illi  libertatem 
concedens*  statuta  ipsius  Adalperonis  itnperatoria  auctoritate  confirmavit,  et  monachis 
inibi  degentibus  in'  eligendo  abbate  liberum  arbitrium  annuit.  Millesimo  XL.  Kl.  Jan. 
anno  ab  incamatione  d'ni.  (101.  !>).'') 

41.  1045.  Minus  Wizzinvelt.  VI  K.  apr'.  Adalpero  comes  obiit.  *^) 

Defuncto  igitur  Adalperone  iam  dicta  Rihlint  eius  vidua  dedit  Deo  et  s.  Seb.  in 
rainisterium  villam,  qu^  vocatur  minus  Wizzinvelt,  ut  ab  ipsa  die  coenobii  usibus  ob 
remedium  anim^  sui  mariti  deserviret.  Testes:  Ovgo  de  Pelaheim,  Papo  de  Haginingin, 
Zovntipolt  de  Walda,  Gerolt  de  Eb'[eraha],  Rovtpreht  de  Sliw'[isheim].  Magonus  de 
Fricli'[endorf],  Hartwic  de  Heida,  Diemar  de  Volcmaresdorf.  (102.  LI.) 

42.  Champa. 

Simili  voto  et  pacto  decem  mansos  oobiles  sitos  in  Norico  ripensi  in  predio,  quod 
dicitur  ad  Champa,  dedit  cum  omnibus  ad  eos  pertinentibus ,  scilicet  mancipiis,  agris,. 
pratis,  pascuis,  vineis,  lege  quoque  cedendorum  lignorum  absque  redemptione  in  silva,. 
que  vocatur  Nortwalt,  qua  utuntur  omnes  habitatores  reliqui  predü.  Testes,  qui  proxime 
scripti  sunt.  (103.  LH.) 

43.  Pars  foresti. 

Dedit  et  partem  nemoris ,  que  sita  est  inter  vias,  que  vulgo  purcwec  et  eckilin- 
purgariwec  nominantur,  cum  medietati  sumptuum,  qui  de  occidentali  parte  foresti 
in  quacunque  utilitate  conquirerentur  ezcepta  venatione,  duos  addens  mansos  a  forestariis^ 
obsessos,  ut  post  obitum  suum  servitoribus  altaris  obaudiant.  Cunctis  etiam,  qui  propter 
cedenda  ligna  in  ipso  foresto  avene  modium,  quem  dicunt  hartmutto,  solvebant,  ob  re- 
medium anime  sui  mariti  Adalperonis  mediam  partem,  id  est,  usque  ad  usualem  modiam 
remisit.  Hie  s.  t.  p.  a.  tacti :  Rovtpreht  de  Sliw'[isheim],  Rovtpreht  de  Gowin'[acheren],. 
Magonus  de  Frich*[endorf] ,  Hartwic  de  H'  [eida] ,  Hartwic  de  Tont'[ingin]  ,  Dietrih  de 
Svind'[aha],  Gaminolf  de  Scat*[enhoven],  Megingoz  de  Niurut'[ingen],  Wolvolt  de  Isi- 
man'[ningen] ,  Zovntipolt  de  W'[alda] ,  Papo  de  Hag'[iningen],  Rihheri  de  Hohinpere,. 
Eppo  de  Neninpah.  (104.  LIII.) 

44.  Peringin  et  maius  Wizzinvelt.     De  venacione. 

H^c  eadem  Ovdalrico,  qui  filius  erat  Hadamovde,  fili^  WillipirgQ,  sororis  Adal- 
peronis^^), dedit  predium  Peringin  et  maius  Wizzinvelt  cum  attinentibus  omnibus,  et 
partem  nemoris ,  quQ  est  sita  ad  occidentem  vi^ ,  que  dicitur  eckilinpurgariwec ,  cum 
venatione  totius  nemoris,  ezcepto  eo  usu,  quem  antea  dedit  s.  Sebastiano,  sed  ea  pactione,. 
ut,  si  idem  Ovdalricus  vita  decedat  absque  prole  de  legali  nobilique  matrimonio  pro- 
creata,  qu^  illi  superstes  fiat,  onmia  perpetim  Eberespergensi  sancto  deserviant.  T.  Gunt- 
polt  comes,  Rovtperht  de  Sliw[isheim],    Rovtperht  de  Gow[inacheren],    Hartwic  de  Heida,. 


13)  Die  Urkunde,   gegeben  zu  Regensbnrg  am  1.  Jannar  1040  s.  M.B.  XXIX  a.  58.    Hier  von  *  Ihl 
abweichender  Tinte,  Jahrzahl  auf  Rasur  and  El.*Jan.  mit  rother  Tinte. 

14)  Am  27.  März  1045. 

15)  Vgl.  Abschn.  III  S.  129  f. 


144 

Hart[wic]  de  Perchoven,    Ovdalrih    de    Pfetarah,    Rihheri  de  Hoh[inperc],    Werinheri  de 
Lintahi,  Eppo  de  Nenpnpah].  (105.  LIIH). 

45.  Excepti  mansi  Peffenh[usun]. 

Dedit  etiam  Werinherio  militi  suo  tres  mansos  sitos  in  predio  Peffenh[asun],  et 
tres  cleiico  suo  nomine  Gunduni,  eo  pacto ,  ut  post  vitam  eorum  cenobio  Eberespergensi 
deservirent.  T.  Erchanfrit  de  Jetinstetin,  Bvotpreht  de  6ow[inachpren] ,  Adalpreht  de 
Steina,  Eppp  de  Nen[inpah],  Rovdolf  de  Rota.  (106.  LV.) 

46.  Ascahafart  et  vine^  in  Ascaha  winch[il]. 

H^c  ergo  detenta  langaore,  quo  et  mortua  est,  in  manum  Rovtperhti  de  Sliwi8h[eim], 
scilicet  advocati  fiscalis,  dedit  predium,  quod  babuit  aput  Ascabafurt,  ut  per  eum  monasterio 
traderetur.  Vineas  quoque  9»  sitas  in  Ascabawincbil  et  in  Lencinesperga  cum'area,  quam. 
Yocant  ladastat,  et  Omnibus  ad  eas  pertinentibus  delegavit  in  manum  ipsius,  eo  pacto, 
ut  sibi  et  monasterio  paii  taxatione  eas  partiretur.  T.  Ercbanfrit  de  Jetinst[etin] ,  Rov- 
dolf de  Rota  et  alii,  qui  proxime  scripti  sunt.  (107.  LVI.) 

47.  Stiga.  II  id.  iun.  Riblint  comitissa  obiit. '*) 

Defuncta  igitur  Rihlinde  anno,  quo  et  Adalpero  maritus  eius  antea  mortuus  est, 
id  est,  ab  ine.  d'ni  1045  Welfhardus  dux,  qui  erat  filius  Welfhardi  fratris  eius,  dedit 
Deo  et  s  Seb.  in  ministerium  duos  mansos  et  dimidium  in  loco,  qui  dicitur  Stiga,  cum 
Omnibus  attinentibus  mancipiis,  silvis,  pratis,  et  omnibus  reditibus,  duobus  quoque  fabris 
Salahone  et  Adalperto,  ut  ab  ipso  die  coenobii  utilitatibus  ad  medelam  amit^  sue  de- 
servirent. Quam  dationem  Rovtperht  advocatus  suscepit.  T.  Rovtpreht  de  Gow[inacheren], 
Magonus,  Zovntipolt.  Gamin[olf],  Hartwic  de  Perch[oven],  Hartwic  de  H[eida],  Megin- 
halm  de  Emmindorf  et  alii  multi.  (108.  LVII.) 

48.  Dimidius  mansus  ad  Gruckingin.  II  id.  nov.  Welfhardus  obiit  *^) 

Idem  Welfhardus  dedit  dimidium  mansum  Sebastiane,  situm  in  villa  Gruckingin, 
cum  mancipiis  et  omnibus  ad  eum  pertinentibus  pro  pallio  serico  Qcclesi^,  quod  in  ele- 
mosinam  dedit  pro  anima  amitg  su^.  T.  Erchanfrit  de  Jetinst[etin].  Hartnit  suevus, 
Adalram  de  Rimidingin,  Megingoz  et  Eppo  et  Hiltolf  de  Niurtingin  et  alii  multi.  (109.  LVIII.) 

49.  1046/47.  UmpiHsdorf. 

Quidam  vir  liber  vocabulo  Nithard,  monachicam  vitam  cupiens,  b.  Sebastiane  dedit 
mansum  situm  in  villa  UmpiHsdorf  cum  omnibus  attinentibus  silvis,  pratis,  mancipiis. 
T.  Eberaro  de  HaginiugiD,  Williperht  de  Luvingin  et  filius  eius  Ludowic,  et  alii  multi.  (110.  LIX.) 

50.  1047.  Rovcinesriet. 

Quidam  vir  liber  nomine  Lovf  predium  suum,  quod  habuit  in  loco  Rocinesriet  dicto, 
dedit  s  Sebastiane,  id  suscipiente  Egperto  honorifico  abbate  eo  tenore,  ut  usque  ad 
mortem  suam  pro  eo  retineret  predium,  quod  idem  sanctus  possidet  in  villa,  qu^  dicitur 
Risun.  T.  Otker  de  Prucca ,  Penno  de  Povbenhoven ,  Povbo  de  Spiliperga,  Gaminolf  de 
Scatt*[enhoven.]     De  familia  Gozperht,  Dietmunt,  Rihhart,  Perenhart.  (111    LX.) 

51.  Isininga. 

Notum  sit  Omnibus  christianis,  quandam  liberam  mulierem  nomine  tliltigundem 
dedisse  in  precarium  b.  Sebastiane  quoddam  predium  in  villa  Isiningin  situm  eo  pacto, 
ut  post  vit^  su§  terminum  predicto  sancto  deserviat.  Econtra  vero  ipsa  domum  iuxta 
s.  Valentini  atrium  cum  clerico  Gunduni,  cuius  est  presbiterissa ,  depacta  est  possidere, 
et  prebendam  unius  monachi  in  nostro  loco.  Ad  hec  quoque  villam  Operendorf  preter 
clericum  et  ea,  qu^  ad  eius  beneficium  pertinent,  usque  ad  finem  vit^  su^  potestative  possi- 
dere pacta  est,  ut  hec  eadem  Gunduni  habeat,  si  eam  supervixerit.      Hi   s.  t.  Gerolt   de 

Eb[eraha],  Gaminolf  de  Scatt[enhoven],  Eberaro  de  Witingen,     Chraft  de  Fumimos.     De 
■  ■  - 
16]  12  Juni  1045. 

17)  Weif  (V),  der  letzte  des  deutschen  Manns-Stammes,  Herzog  von  Kärnten,  starb  12  Nov.  1055. 
Im  Necrolog  schon  Nachtrag  hinter  Perhtgozas  monachus. 


145 

familia:  Boydmant  et  EDgilrih,  Adalhoh,  Peppo,  Walah,  Dietmunt,  alias  Dietmont, 
Dietmar,  Salahho,  Rihhart.  Post  b^c  ipsum  dedit  venerabili  abbati  Egperto  in  investi- 
turam  et  potestatem  possidendi.  Et  bi  s.  t.  Oerolt,  Gaminolf,  Eberaro,  Dietmar,  Dietmunt. 
Prefatus  autem  abbas  dedit  ipsis «  sepedictom  prediom  in  beneficium  ,  quoadnsque 
viverent.     In  hoc  testis  est  Gerolt.  (XV  Kai  dec.  Egpertus  abbas  obiit**).  (112.   113.  LXI). 

52.  Oppidum  ad  Ucingin  et  dimidius  mansus. 

Ovdalricas  comes  nepos  Adalperonis  s.  Sebastiano  dedit  dimidium  mansum  in  Villa 
Ucingin  situm,  et  oppidum  quoddam  cum  adiacenti  silvula  pro  missalibus  rebus  nostre 
basilicQ ,  quas  perdiderunt  servi  eiusdem  Ovdalrici.  -  Istam  dationem  fecit  per  manus 
Ezzonis  de  Jetinstetin.  T.  Amolt  de  ündiengin,  Gerhart  de  Fumimos.  De  familia: 
Gozperht,  Walah,  Dietmar,  Milo,  Reginhart,  Perinhart.  (114.  LXII), 

53.  c.   1050.  Herilinchoven.  II  non.  iul.  Rovtperht  obiit*'). 

Rovtpertus  comes  de  Sliwisheim  b.  Sebastiano  dedit  dimidium  mansum  situm  in 
villa  Herilinchoven  cum  omnibus  attinentibus.  T.  Rovtperht  et  Tagini  filius  eins,  Penno 
de  Roriginmose,  Livtwin,  Gebehart    (115.  LXIII). 

54.  Area  ad  Pillinchovin. 

Liubolf  servus  Sebastiani  dedit  aream  poss^sori  suo  sitam  in  villa  nomine  Pillin- 
chove.     T.  Ratolt,  Otperht,  Liuthart,  Dietmunt,  Dietpolt.  (115.  Cfr.  LXIUI.) 

55.  Ufheim. 

Quidam  vir  liber  Rovtheri  noipine  cum  uxore  sua  Dietrat  s.  Sebastiano  dederunt 
mansum  situm  in  villa,  que  decitur  Ufheim,  ut  post  obitum  sunm  proprio  possideat  eum» 
T.  Lovf,  Wisirih,  Hecü  de  Tatingin,  Eberaro  de  Witingin.  (116.  Cfr.  LXUII) 

(Dietrat  dedit  investituram  predii  Ufheim.     T.  Engildeo,  Gozpert,  Ezzo.) 

56.  Harthoven.  V  id.  mar.  Meginwart  obiit.*^) 

Meginwart  s.  Sebastiano ,  quia  servus  ei  erat,  dedit  dimidium  mansum  situm  in 
villa  Harthoven.  T.  Hiltolf  de  Scrotingin ,  Into  de  Povcha ,  Reginmar  de  Chapfingin. 
(117.  LXV.) 

57.  Meskilinvelt. 

Rovdolf  miles  s.  Sebastiano  dedit  duas  partes  mansi  in  villa,  que  dicitur  Meskilin- 
velt, habendas  post  mortem  suam -coniugisque  suq  Adilhilde.  (119.  LXVI.) 

58.  Hasalah. 

Donativus  quidam  s.  Sebastiani  nomine  Othalmus,  habens  prediolum  in  vico,  qui  di- 
citur Hasalah,  cum  moreretur  non  habens  prolem,  dominus  eins  hereditavit  ea,  que  ha- 
buit.  (120.  LXVm.) 

59.  Orongoltingin.  XV  K.  Febr.  Benedicta  obiit*^).  Hecil  obiit. 

Quidam  miles  nomine  Hecil  donavit  s.  Sebastiano  sex  iugera  et  aream,  sita  in  villa 
Orongoltingin,  ut  pro  se  suaque  coniuge  nomine  Benedicta  prefato  martyri  in  perpetuum 
deservirent.  T.  Wecil  de  Seifsiedun ,  Eberaro  de  Witingin ,  Eogildieo  et  Engilhalm  de 
Engilhalmingin ,  Engildieo  et  Amolt  de  Ündiengin,  Aripo  et  Witigowo  de  Rimidingin.. 
(121.  LXIX.) 

60.  c.   1050  -  1055.     Adalhartesheim. 

Miles  quidam  nomine  Rovtperht  dedit  in  precarium  s.  Sebastiano  predium  situm  in 
vico  Adalhartesheim  eo  pacto,  ut  post  vitQ  su^  terminum  deserviat  monasterio  Eberes- 
pergensi.  Econtra  vero  depactus  est  possidere  usque  ad  obitum  suum  mansos  quinque  in 
villa  Franchindorf  et  duos  ad  Huntilpah ,    et    2  vineas    in    villa  Tandorf.    T.  Ovdalrih  et 


18)  17  Dec.  1047.    Im  Necrolog  mit  gleicher  Schrift  wie  Herzog  Weif. 

19)  6  Juli.    Zorn  selben  Tage  im  Necrolog:  Buodperht  de  Sliaisheim  ob'  —  in  ältester  Schrift 

20)  Am  11  März  nach  Graf  Udalrich  in  gleicher  Schrift  im  Necrolog:  Meginwart  laicns  ob*. 

21)  Am  18  Januar  im  Necrolog:   Benedicta   femina  ob*  —  in  ältester  Schrift;   Hecil   findet  sich 
dort  nicht. 


146 

f rater  eins  Piligrim  de  Povcha,  Sintperht  de  Arnowa,  Engildieo,  Lanzo,  Beginpolt  de 
Engilhalmpngin] ,  Eberaro  de  Wit[ingin].  Depactus  est  etiam,  si  illa,  qu^  pro  mutno 
suscepit,  regali  potentia  vel  iure  gentium  sibi  auferantur,  saa  recipiat.  T.  Ovdalrib ,  Pi- 
ligrim, Eogildieo,  Lanzo»  Beginpolt,  Eberaro,  Aripo,  Hawart,  Sintperbt.  Post  b^c  in- 
vestituram  et  ius  possidendi  dedit  Geroldo  fiscali  advocato.  T.  Ovdalrib,  Pib'grim,  Sint- 
perbt, Engildieo,  Aripo.  His  peractis  advocatus  ipsum  predium  triduo  secundum  ins 
possedit.  (122.  LXX.) 

61.  Eivndorf. 

Quidam  miles  Egilolfus  nomine  dedit  prediolum  sitnm  in  villa  Eiundorf  in  mannm 
cuiusdam  GaminolH,  tradendum  ad  altare  s.  Sebastiani  in  Eberespergensi  loco  pro  reddi- 
tione  servi  unius,  quem  occidit  servus  eiusdem  Egilolfi.  T.  Eberbart,  Adalpero,  ßovdolf, 
Gerolt,  Rabawin,  Amalperbt,  Engildieo.  Quod  prediolum  idem  Gaminolf  ad  predictum 
altare  dedit  cum  istis  testibus:  Williperbt  de  Luvingin  et  filius  eius  Eppo,  Aripo  et 
Witigowo  de  Bimidingin.  (123.  LXXI.) 

62.  Ovdalbai-tessteti.     V  id.    septr     Papo    obiit.    XIHI  K.    aor.    Egilolf ,    Gisla, 
Egilolf««). 

Duo  nobiles  viri  Eberaro  et  Papo'  de  Haginingin  prediuni ,  quod  babuerunt  in  vico, 
qui  dicitur  Ovdalbartessteti,  b.  Sebastiano  dederunt  pro  remedio  animarum  sui  patris  et  matris 
et  fratris,  id  est,  Egilolfi,  GisÜQ,  Egilolfi,  et  suarum  (sie).  T.  p.  a.  tr.  Megingoz  de  Fumi- 
mos  et  Megingoz  nepos  eius,  Meg[ingo]z  de  Niurut[ingin]  et  frater  eius  Adalbart,  Ebe- 
raro de  Wit[ingin] ,  Dietmar  de  Harda ,  Wisirib,  Gozperbt ,  Perenbart  c[ocus] ,  Milo, 
Ribbart.  (124.  LXXH.) 

63.  Altcbiricba. 

Quidam  mulier  nobilis  dicta  Himildrud  predium,  quod  babuit   in  villa  nomine  Alt- 
cbiricba, Deo  et  Sebastiano  dedit  in  potestatem  possidendi,  exceptis  mancipiis,  eo  pacto,  ut 
ipsa  et  maritus   eius  Cbovnradus    usque  ad  finem    vit^  su^  censum,    qui  inde  solveretur, 
acciperent,  post  vitam    autem  ipsorum  prenominati    sancti  excubitoribus  serviat.  T.  Jnto 
^e  Pövcba,  Gotti,  Wolfliez,  Volcbrat,  Puman.  (125.  LXXIIII.) 

64.  ümpilisbeim. 

a.  Quidam  miles  Hadawin  nomine,  filium  suum  Rovdolfum  offerens  ad  monacbicam 
vitam,  pro  stipendiis  eius  s.  Sebastiano  dedit  aream  et  40  iugera  agri,  prati,  silvQ,  sita 
in  villa  nomine  ümpilisbeim.  T.  Megingoz  de  Perga,  Gerbart  de  Hobsteti,  Perenbart 
•cocus,  Gozprebt,  Milo.  (126.  LXXV.) 

b.  Pro  simili  causa  Megingoz  miles  dedit  integrum  mansum  in  eadem  villa.  T.  Diet- 
polt  de  Perga,  Sigiwart  de  Sevun,  Lanzo  de  Engilbalm[ingin].  (127.  LXXVI.) 

65.  Molendinum  Wacrein. 

Item  pro  simili  causa  Meginbart  dedit  molendinum  iuxta  Mosaba  cum  silvula  et 
aliquot  agris,  et  duos  mansus  in  villa,  que  dicitur  ad  Wacrein.  T.  Ercbanpolt,  Kerbart, 
Lanzo.     De  familia  Gozprebt,  Gebolf,  Riebart.  (129.  LXXVII.) 

66.  Ager  ad  Mosaba. 

Kerbart  de  Furbinimos  s.  Sebastiano  dedit  agrum  predicto  molendino  contiguum  pro 
remissione  peccatorum  anim^  filii  sui  Dietmari  defuncti  impetranda.  T.  Lanzo  filius  eius, 
-Cfaraft  de  Fuiiiimos  et  Otto  filius  eius,  Durinc  de  Mosaba.  De  fam.:  Gozprebt,  Dietmunt. 
<129.  LXXVin.) 

67.  Rimid[ingin]. 

a.  Quidam  bomo  liber  nomine  Liuto  suscepto  pretio  ab  abbate  Willi  ramm o  pre- 
dium suum    quod  babuit    in  villa  Rimidingin    dedit  Sebastiano,  ut  absque    contradictione 


22)  Im  Necrolog  zum  9  Sept.:  Pabo  de  Haganingu 
filius  eomm  ob*  —  alles  in  ältester  Scbrift 


19  März:  Egilolf,  Gisla,  et  Egilolf 


k 


147 

id  possideat,  id  est,  duas  areas  et  duas  partes  mansi.  T.  Maginhart,  Reginpolt,    Eberaro 
de  Wit[iiigm],  Papo  de  StrubingiD,  Lantrih  de  Govtingin.  (130.  LXXIX.) 

b.  Quidam  liber  Reginger  nomine  iugera  4  et  aream  sitam  in  ipsa  yilla  dedit  pre- 
dicto  abbati  eo  pacto,  ut  ipse  tarnen  usque  ad  mortem  suam  ea  retineret,  ac  in  precario 
ea,  qu^  Liutonis  erant,  possideret.  T.  Ludowic,  Eppo,  Engilhalm,  Adalram,  Aripo.  (131. 
LXXX.) 

c.  In  eadem  etiam  villa  idem  venerabilis  abbas  emit  a  quodam  Aripone  predium 
10  libris  argenti,  videlicet  unum  mansum  et  dimidium  et  2  areas,  silv^  et  pratorum 
satis  commodom  sumptum.  Qui  Aripo  cum  manu  filiorum  suorum  tradidit  ipsum  pre- 
dium in  manum  nobilis  viri  Eberaronis  de  Witing[in],  ut  per  eum  traderetur  b.  Sebasti- 
ano.  Huius  r.  t.  s.  Engildieo ,  Lanzo,  Eppo,  Reginpolt.  Quam  dationem  ipse  Eberaro 
explevit,  dans  illud  eo  tenore,  ut,  si  b.  Sebastiano  per  ius  auferretur  a  quoquam,  ipse 
secundum  ius  ^qualis  utilitatis  alodem  redderet.  T.  Engildieo    et  Lanzo    de  Engil[halmin- 

.gin],  Eppo,  Ascwin,  Gerunc.  (132.  LXXXI.) 

68.  Rimidingin.  XIIII  K.  Febr.  Gunduni  pbr.  obiit.  *^) 
Presbiter  quidam  Gunduni  nomine  cum  presbiterissa  sua  Hiltigunde  pro  Dei  amore 
s.  Sebastiano  dedit  mansum  situm    in  ipsa  villa  Rimidingin    cum  omnibüs    ad  eum  perti- 
nentibus  pratis    et  silvis  eo  pacto ,    ut   post   vitam   suam  ac  soci^    su^  eum  proprio  reti- 
neat.  T.  Otto  de  Purcstalla,    Hecil  de  Tating[in],  Eppo,  Engildieo.  (133.  LXXXÜ). 
«  69.  Rimidingin. 

a.  Quidam  nobilis  nomine  Adalram  pro  venia,  impetranda  animabus  sui  patris  et 
matris  dedit  duo  iugera  silvQ  Sebastiano,  sita  ad  Rimidingin.  T.  Aripo  frater  eius,  Engil- 
dieo, Williperht  et  filius  eius  Ludovic.  (134.  LXXXIII). 

b.  Dietmarus  fiscalis  propositus  emit  ab  Aripone  quinque  iugera  silv^  sita  ad  Ri- 
midingin.    T.  Gozperbt  prepositus,  Waltchovn  filius  Ariponis.  (135.  LXXXIV.) 

70.  Luvingin.  K.  apr.  Ludowic  obiit  **). 

Quidam'  vir  nobilis  Ludowic  mortifero  morbo  detentüs  predium,  quod  habuit  in  loco 
Luvingin  dicto,  dedit  in  manum  Chovnradi  domini  sui,  quo  per  eum  s.  Sebastiano  trade- 
retur ad  indulgentiam  peccatorum  suorum.  Quod  et  explevit  ipse  Chovuradus.  Isti  s.  t. 
Eppo,  Erchanpolt,  Werinheri,  Adalboh,  Ruodmunt,  Eberhart.  (136.  LXXXV.) 

71.  Tagileiching[in].  IUI  id.  iun.  Gotini  obiit**). 

Gozpreht  quidam  hero  suo  Sebastiano  dedit  3  jugera,  singula  per  3  campos  singulos, 
in  predio  Tagaleichingin  pro  celesti  gracia  impetranda  anim^  coniugis  su^  Gotini  iam  de- 
functQ.  T.  Filii  eius  Gebolf,  Warmunt,  Gozperbt;  Perenhart,  Eberaro,  Ribhart.  (137. 
LXXXVI.) 

72.  Luvingin. 

Venerabilis  abbas  Willirammus  a  quodam  nobili  viro  Eppone  vocabulo  predium 
emit  situm  in  villa  Luvingin,  id  est,  aream,  agros ,  prata,  silvam.  Qu^  omnia  ipse  Eppo 
dedit  Sebastiano.  T.  Engildieo  de  Engi][halmingin]  et  Lanzo  et  Reginpolt.  (138.  LXXXVII.) 

73.  Area  ad  Tagileichingin. 

Engilperht,  donativus  s.  Sebastiani  pro  denario,    possedit   aream  propriam  ad  Taga- 


28)  In  gleicher  Schrift,  welche  sich  der  ältesten  im  Necrologe  enge  anschliesst,  wie  hier  am  Bande, 
so  zum  19  Januar  nach  dem .  noch  älteren  Eintrage :  Ekkirich  miles.  Das  Ableben  mag  um 
1070-75  fallen. 

24)  Im  Necrolog  zum  1  April  Ludowich  miles  — in  ältester  Schrift.  Die  Zeugen  der  Nr.  69  und  70 
sind  mit  anderer  Feder  nachgetragen.     So  nun  öfters. 

25)  Am  Rande  gleichzeitig  mit  dem  Rubrum  eingetragen,  fehlt  diese  Yormeikung  bei  dem  10  Juni 
im  Necrologe. 

Abb.  d.  IlL  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss  XIV.  Bd.  IIL  Abth.  20 


148 

leicbingin,  quam  moriens  reliquit  domino  suo.     Huius  distractionem  quere    in    libro  con- 
campiorum.  (139.  LXXXVIÜ). 

74.  Aspah. 

Libertinus  quidam  nomine  Gebehart  accepto  precio  ab  abbate  Willirammo  dedit 
Sebastiane  duas  partes  mansi  cum  area  sita  in  vico,  qui  dicitur  ad  Aspah.    (140.  LXXXTX.) 

75.  Aspah. 

Dietmar  prepositus  s.  Sebastiane  quoddam  rus  emit  a  Perhtrico  servo  Sebastiani 
situm  in  campo  ad  Aspah.  T.  Gozperht,  Aldieo,  Ghraft,  Dietmunt,  Timo.  ( — .  XC.) 

76.  ündiengin. 

Hiltolf  quidam  nobilis  s.  Sebastiane  dedit  aream  et  medietatem  mansi  siti  ad  ün- 
dingiDy  quQ  ipse  Hiltolf  accepit  a  quodam  presbitero  Reginperto  pro  precio  suscipiendo 
apud  dictö  Willirammo  abbate.  (141.  XCI,) 

77.  Ufhoven.  X  K.  apr."  Engilpreht  monachus  obiit  **). 

Nobilis   quidam  Engilpreht   nomine   cupiens   monachicam  vitam    dedit  Deo  et  Seba-. 
stiano  predium,  quod  habuit  in  loco,  qui  dicitur  ad  üfhove.  T.  Hecil  de  Tatingin,  Ascwin, 
Hartwic,  Engildeo,  Eppo  de  Wit[ingen],  Lovf,  Lanzo,  Starchant.  (142.  XCII.) 

78.  Paltheim. 

Quidam  Engilperht  habens  predium,  hoc  est  dimidium  mansum,  in  yico  Paltheim, 
cum  iret  in  peregrinationem,  predium  reliquit  s.  Sebastiane,  quia  servus  eins  erat.    (143* 

xcim.> 

79.  Heienperc. 

Duo  Romani  proseliti,  quos  nos  parscalchos  nominamus,  in  proprium  dederunt  s. 
Sebastiane  novem  iugera  sita  in  vico  dicto  Heienperc.  (144.  XCV.) 

80.  (Pfetfenhusen.) 

Engilpero  quidam,  s.  Sebastiani  servus,  predium,  quod  habuit  ad  Peffenhusun,  do- 
minico  iuri  cessit.     Hoc  est  dimidius  mansus.  (145.  XCVI.) 

81.  1055.  Lanthartesdorf.  HI  non.  oct.  Heinricus  imperator  obiit  *^). 

a.  Tertius  Heinricus  rex  Francorum  dedit  Deo  et  s.  Sebastiane  predium,  quod  est 
ad  Lanthartesdorf,  in  areis,  agris,  pratis,  pascuis,  vinetis.  (146). 

b.  Ipse  quoque  dedit  6  mansos  regales  sitos  in  loco,  qui  dicitur  Langaztal,  cum 
Omnibus  attinentibus  (147). 

82-.   1058.  Trasivilcingin.  IIHK.  oct.  Otto  dux  obiit«»). 
Istius  filius  Heinricus  rex  dedit  quatuor  mansos  sitos  in  villa,  qu§  dicitur  Trasivil- 
cingin, cum  Omnibus  ad  eos  pertinentibus  et  magno  ambitu  silv^  eruncand^,  Ottone  mar- 
chione  licentiam  in  hoc  annuente  *^).  (148.  XCVII.)    ' 


26)  Ebenso  znm  23  März  im  Necrolog  in  ältester  Schrift. 

27)  Im  Necrolog  in  ältester  Schrift  zara  5  October:  Heinrich  imperator  secnndxis  obiit.  Heinrich 
III  (als  Kaiser  II)*  starb  am  5  Octubor  1056.  Die  Schenkungsurkunde,  am  13  März  1055  zu 
Ebersber^  ausgestellt,  s.  M.B.  XXIX  a.  120.  Die  zweite  Schenkung  erfolgte  wohl  bei  dem  Ab- 
leben vgl.  Lib.  conc.  II.  12. 

28)  Markgraf  Otto,  aus  Schweinfurt- Sulzbach'schem  Stamme,  war  seit  1048  zugleich  Herzog  von 
Schwaben  und  starb  schon  am  28  Sept.  1057,  wessbalb  wohl  die  Urkunde  ihn  nicht  mehr  er- 
wähnt. Die  Zeit  des  Todes  des  Herzogs  Otto  fällt  offenbar  nahe  an  die  der  Rnbricirung  des 
Cartulars,  wodurch  die  Vormerkung  veranlasst  ward,  welche  in  das  Calendarium  nicht  überging. 

29)  Die  Urkunde,  im  Kriege  gegen  Ungarn  zu  Marahavelt  am  20  Oct.  1058  ausgestellt,  bei  Bu- 
dinger  ein  Buch  Ungarischer  Geschichte :  4  regales  mansos  in  marchia  Kamba  versus  BoSmiam 
.  .in  Villa  Trasenvilcingon  .  .  que  villa  sita  est  iuxta  fluvium  Eamb,  et  unum  molendinum  in 
eadem  ripa  fluminis. 


i 


149 

83.  Eckilinpurc. 

Quedam  mulier  nobilis  Liutpurc  nomine  s.  Sebastiano  dedit  aream  et  dimidium 
mansum  situm  in  villa  Eckilinpurc  eo  pacto,  ut  ei  pecxmia  redderetur.  (149.  XCVlJÜL.) 

84.  Bichinchiricha. 

Quidam  sacerdos  nomine  Rovdacher  s.  Sebastiano  dedit  dimidium  mansum  situm  in 
villa  dicta  Bichinchiricha.  T.  Eppo,  Heimo,  Lanzo.  (150.  IC.) 

85.  Otingun. 

Presbiter  quidam  vocabulo  Perhcozus  ac  eius  presbiterissa  Liutpurc  nomine,  et  liber 
homo  Cislolt  dictus  predia,  que  habuerunt  in  villa  Otingin,  scilicet  duas  areas,  agros  et 
prata,  s.  Sebastiano  dederunt,  ut  pr9  bis  reciperent  usque  ad  obitum  uniuscuiusque  sui 
2  partes  ecclesiastice  decimationis.  (151.  C.) 

86.  c.   1060.  Sullingin. 

Quidam  presbiter  nomine  Chovnradus  mansum  1  situm  in  vico  dicto  Sullingin  dedit 
8.  Sebastiano  post  mortem  suam  possidendum,  ob  id,  ut  ipse  annuatim  pro  eo  de  predio 
Gislingin  accipiat  lardarium,  porcum,  cervesiam  plenam,  quinque  modios  sigalis  et  1  mo- 
dium  tritici.  T.  (Desunt.   152.  CI.)  / 

87.  Egininchova. 

Idem  Chovnradus  s.  Sebastiano  dedit  dimidium  mansum  situm  in  villa,  qu^  dicitur 
Egininchoven,  eo  pacto,  ut  post  mortem  suam  eum  habeat,  ac  ipse  pro  eo  emendo  sus- 
cipiat  annuatim  de  predio  Gislingin  modios  5  sigalis  et  5  modios  aven^,  et  libram  lini. 
T.'Ezzo,  Williperht,  Eberaro.  (153.  CII.) 

88.  Gruckingin.  V  K.  dec.  Hiltipurc  obiit.  XIII  K.  dec.  Engilpreht  obiit  *^). 
Libera  mulier  nomine  Hiltipurc  pro   mariti    sui  Engilperti  iam  defuncti  requie  dedit 

aream  et  12  iugera  sita  in  villa  Gruckingin,  post  mortem  suam  Sebastiano  servitura. 
H^c  dedit  per  manum  Helmperti  de  Lerun.  T.  Bovtperht,  Bovtheri,  Gaminolf.  De  fam.: 
Gozperht,  Dietmunt,  Gebolf,  Warraunt.  (154.  CIII.) 

89.  Molendinum  [ad  Semitaham],  11  Kl.  dec.  Heinricus  presbiter  obiit'*). 
Quidam  nobilis    nomine  Beginmar  molendinum    et  quindecim    iugera  pratorum    sita 

prope  Semitaha  dedit  s.  Sebastiano  ob  id,  ut  quidam  presbiter  Heinricus,  qui  eundem  mo- 
lendinum in  proprio  possedit,  acciperet  ab  ipso  sancto  in  precarium  alium  molendinum 
cum  inhabitantibus  mancipiis  aliisque  mancipiis  et  agris,  quibus  a  se  datum  molendinum 
excoli  posset.  T.  Eberhart  de  Chreienacheren,  Jnto  tle  Povcha  et  filius  eius  Povbo,  Ebe- 
raro, Hecil,  Engildieo.  (155.  Clin.) 

90.  in  iugera  ad  Sigiresdorf.  V  non.  mar.  Hardrun  obiit  '*). 

Vir  nobilis  Eberaro  de  Witingin  Sebastiano  dedit  3  iugera  sita  in  campo  villulae 
Sigirisdorf  nominat^,  ob  impetrandam  veniam  anim^  coniugis  su^,  que  dicta  est  Hardrun. 
T.  Engildieo,  Beginpold,  Werinheri,  Dietmar,  Lanzo,  Gerunc,  Wecil,  Gotepolt.  (156.  CV.) 

91.  Sigaresdorf.  V  K.  sept.  Waltrih  obüt"). 

Quidam  Waltrih  nomine  hero  suo  Sebastiano  dedit  aream  sitam  in  villa  dicta  Sigi- 


30)  Hier  Hiltiburgs  Tod  in  der  Schrift  des  Bubrums,  der  Eogilberchts  aber  in  feinerer,  dem  ältesten 
Eintrag  im*Necrolog  gleichender  Schrift  eingetragen;  in  diesem  beide  in  ältester  Schrift  zam 
19  und  27  November. 

31)  Im  Necrolog  in  ältester  Schrift  zum  30  No?ember;  hier,  wie  bei  den  folgenden  bis  Nr.  93 
gleichzeitig  mit  dem  Bubram,  die  Zeugen  aber  nachträglich  beigeschrieben. 

32)  Zum  3  März  im  Necrolog  in  ältester  Schrift. 

33)  Zum  28  Aug.  im  Necrolog  Waltrich  in  ältester  Schrift. 

20* 


150 

risdorf  cum  quodam  noyale,  qu^  post  mortem  coniugis   su^  Rovttrudis    seryituti .  eius  ce- 
derent.  Isti  t."  Gozperht,  Dietmunt,  Ratolt,  Dietpolt,  Volchrat.  (157.  CVI.) 

92.  Giesingin.  III K.  ian.  Waltchovn  obiit  3*). 

Quidam  nobilis  Walt<;lioyD,  et  uxor  eius  nomine  Himildrut  s.  Sebastiano  dederunt 
12  iugera  sita  in  villa,  qu^  dicitur  Giesingin,  cum  area  pro  sepultura  et  commemoratione 
ipsius  Waltchovnis.  T.  Engildieo,  Lanzo,  Eppo,  Beginpolt ,  Tiemo.  De  fam. :  Gozpreht. 
(158.  CVII.) 

93.  ündingin.  Vmi  K.  apr.  Raza  obiit  ■«^). 

Quidam  Bihbart  domno  suo  Sebastiano  pro  sepultura  et  interventu  coniugis  su^ 
nomine  Raze  dedit  3  iugera  per  singulos  3  campos  ad  Undiengin.  T.  Obrolf,  Gozpreht, 
Wolfhart,  Meginhart,  Eberhart,  Gebolf.  (159.  CVin.) 

94.  c.   1065.  Pratum. 

Eberhardus  s.  Sebastiani  servus  8  iugera  pratorum  dedit  in  manum  Dietmari  pre- 
positi  pro  precio  et  ea  pactione ,  ne  salica  opera  cogeretur  usquam  facere,  nisi  in  curte, 
qu§  est  ad  Semitaha.  T.  Aldieo,  Wolfunc,  Marhwart,  Winirat,  Liutolt.  Et  h^c  pactio  in 
legali  placito  Geroldi  advocati  dicta  ac  firmata  est.  (160.  CIX.) 

95.  Duo  agri  ad  Chleth[eim]. 

Wolfliez  quidam  cum  prediolum,  id  est  2  iugera,  possideret  ad  Chletheim,  et  uxori 
su^,  qu^  fuit  extranea,  daret,  iuxta  ius  cessit  Sebastiano,    cuius  servus  erat.     (161.  CX.) 

96.  Orongoltingin. 

Mortuo  quodam  Tagaperto  s.  Sebastianus  hereditavit  dimidium  mansum,  quem  ha- 
buit  in  villa  Orongoltingin,  quia  donativus  eius  pro  denario  fuit.  (162.  CXI.) 

97.  Gramannesdorf. 

Quidam  donatiVus,  dimidium  mansum  habens  ad  Gramannesdorf,  cum  eum  uxori  su^, 
que  exterae  familie  fuit,  daret,  iure  perdidit.  (163.  CXII.) 

98.  Porestarin. 

Quidam  Engilpertus ,  habens  propriam  arenam  et  dimidium  mansum  in  villa,  quQ 
dicitur  ad  Porestarin,  de  domini  sui  Sebastiani  servitio  apostatavit,  ac  ei  predium  reliquit. 
(164.  LXIII.) 

99.  Gislingin.  11  iugera. 

Quedam  mulier  Dietrat  nomine  duo  iugera,  sita  in  campo  vill^  Gislingin,  dedit. in 
manum  conservi  sui  Ratoldi,  ut  ipse  daret  domino  suo  Sebastiano  ea  possidönda  post  obi- 
tum  mariti  sui  Dietpoldi.  Quod  perpötravit  idem  Ratoldus.  T.  Otperht,  Liupolf,  Anastalt, 
Dietmunt.  (165.  CXIV.) 

100.  Erilipah. 

Quidam  nobilis  Otloh  nomine  dedit  s.  Sebastiano  predium,  quod  habuit  in  loco,  qui 
dicitur  Erilipah,  eo  pacto,  ut  a  venerabili  abbate  Willirammo  pro  eo  reciperet  usque 
ad  obitum  suum  molendinum  cum  mancipiis  et  agris  ad  eum  pertinentibus,  et  dimidium 
mansum  situm  in  villa,  qu^  dicitur  Paltheim.  Isti  s.  t.  in  hoc :  Gaminolf,  Ascwin,  Rovt- 
preht,  Helmpreht  de  Lerun,  Gerloh,  Ovdalrih,  Adalpreht  de  Echinheim ,  Gozpreht,  Gebolf, 
Gozpreht.  Post  h§c  abbati  iam  dicto  dedit  ipsum  predium  in  investituram  et  possessionem. 
In  hoc  s.  t.  Gaminolf,  Ascwin,  Rovt[preht],  Helmp[reht],  Gerl[oh].  Abbas  autem  pre- 
stitit  ei  molendinum  in  beneficium,  cum  his  testibus:  Gamin[olf],  Asc[win],  Rovt[preht]y 
Hel[mpreht].     Dedit  autem  ei  dimidium  mansum:  T.  Helmpreht.  (166.  CXV.) 


^4)  Zum  30  Dec.  Walchuon  miles;  Schrift,  wie  Abt  Williram  im  Necrolog  eingetragen.    Name  der 
Gattin  und  Zeugen  gleichzeitig  nachgetragen. 

35)  Zum  24  März  nach  Bihheri  in  gleicher  ältester  Schrift:   Raza  mulier. 


151 

101.  Harthoven. 

a.  Quidam  vir  nobilis  Ansfrit  dictns  s.  Sebastiano  dedit  in  proprietatem  tertiano 
partem  basilic^,  qu^  sita  est  ad  Harthoven,  et  tertiam  partem  decimae  ad  eam  pertinen- 
tis,  et  dimidiom  mansum  in  eadem  viUa  situm.  T.  Aspreht,  Reginpolt ,  Engildieo ,  Aripo^ 
Rovtheri,  Milo,  Eppo,  Sinzo,  Eginolf.  Dedit  etiam  mox  ipsius  predii  investitaram  abbati 
Willirammo,  in  hoc  teste  Asperto.  (167.  CXVI.) 

b.  Post  hec  gener  eiusäem  Ansfridi  nomine  Wasigrim  dedit  iam  dicto  martyri  Christi 
nobilem  mansum  sitnm  in  eadem  villa,  cum  investitura.  Isti  sunt  adhibiti  testes  per 
aures  tracti :  Ansfrit,  Eppo,  Aripo,  Adalperht.  De  fam. :  Oozperht  et  filius  eius  Oozperht,. 
Milo,.Eppö,  Pillunc.  (108.  CXVI.) 

102.  Pars  silve  ad  Tand[orf]. 

Quidam  vir  nobilis,  videlicet  Arndt  de  Eihherishusun,  in  manum  Geroldi,  qui  erat 
advocatus  loci  Eberespergensis  donavit  decem  iugera  silve,  sita  in  silva,  que  dicitur  Len- 
ginhart,  eo  pacto,  ut  per  eum  darentur  quinque  servis  s.  Sebastiani  pro  culpa,  quam  in 
eis  fecit  Perhtoldus  eiusdem  Arnoldi  filius.  Nomina  autem  servorum  h^c  sunt:  Rihhart, 
Adalhoh,  Dietili,  Engilrih,  Gundilpreht.  Isti  s.  t.  Heimo,  Engildieo,  Eppo,  Dietpolt,  Bih* 
heri  de  Pahhen,  Liutpolt,  Herrant,  Heitfolch.  Quod  pactum  Geroldus  implevit,  dans  pre- 
dictis  servis  ea  iugera,  que  denotavimus.  Quorum  duo  Dietmarus  prepositus  emit  a  Gun- 
dilperto  cum  his  testibus :  Liutpoldo,  Rihhardo,  Engilrico,  Waltherio,  Adalperto.  Ab  En- 
gilrico  quoque  emit  adhibitis  his  testibus :  Liutpoldo,  Selprado,  Hessone,  Dietmundo,  Al- 
dieone.  Ab  eo  quoqne,  qui  dicitur  Dietili,  emit  2  cum  his  testibus :  Rovtpoldo,  Dietmundo,  Re- 
ginwardo  et  filio  eius  Reginwardo ,  Adalperto.  Adalhoh  etiam  duo  dedit  cum  testibus : 
Reginwardo  et  filio  eius  Rihholfo,  Helmperto ,  Liutfrido,  Hawardo,  Gundilperto,  Walt- 
herio. Rihhart  vero  sua  duo  iugera  pro  remedio  animq  suq  s.  Sebastiano  dedit.  Testes 
(Desunt.   169.  CXVm.) 

103.  Gruckingin. 

Quedam  libera  mulier  nomine  Gundrat  predium  suum,  quod  in  villa  Gruckingin 
possedit,  id  est  dimidium  mansum,  per  manum  Helmperti  sui  scilicet  advocati  s.  Sebasti- 
ane tradidit  eo  pacto,  ut  ipsa  pro  eo,  dum  viveret,  annuatim  de  predio  Gislingin  quinque 
modios  sigalis  et  5  modios  aven^,  et  dimidium  porcum  saginatum,  et  dimidium  linteum 
stuppeum  reciperet.  T.  Rovtpreht,  Chadalhoh,  Walto,  Liutperht,  Gozpreht.  Post  h§c  dedit 
in vestituram  ipsius  predii.  T.  Gaminolf,  Helmpreht,  Aripo,  Piligrim,  Eppo,  Penno.  (170.CXIX.) 

104.  Aspah  et  ündingin. 

Quidam  nobilis  vir  Aripo  nomine,  filium  suum  Meginhardum  Deo  et  s.  Sebastiano 
offerens  ad  monachicam  vitam,  pro  victo  et  vestitu  iltius  dedit  mansum  unum  situm  in 
vico,  qui  dicitur  Aspah,  et  in  villa  Undieingin  1  et  dimidium.  Quam  dationem  suscepit 
Geroldus  advocatus  coenobii  T.  Aripo  filius  ipsius  Ariponis,  Engildieo,  Aripo,  Williperht. 
(171.  CXX.)  . 

105.  Mencingin.  Magonus  obiit. 

Miles  quidam  vocabulo  Magonus  de  Frichindorf  mansos  binos  sitos  in  villa  Mencin- 
gin dedit  in  ministerium  Deo  et  s.  Sebastiano  cum  omnibus  ad  eos  pertinentibus  eo  pacto, 
ut  eorum  proprietati  cederent  post  obitum  Gerrici  ministri  ipsius,  qui  tunc  eos  in  bene- 
ticium  habebat.  Testes  (Desunt.   172.  CXXI). 

Cod.  f.  9  —  25  fortlaufend. 

106.  c.   1070.  [Aragartin.] 

Simili  devotione  Eberhardus  miles  de  Aragartin  dimidium   mansum  situm  in  eadem 
villa  dedit    s.  Sebastiano    ad  remedium    sui   et  omnium  amicorum  suorum    ac  cunctorum. 
fidelium  vi  verum  et  mortuorum.  Testes  (Desunt.  208.  CXX  VI.) 


152 

107.  üfheim.  VIK  K.  aug.  Rovtheri  obiit"). 

Qnedam  libera  molier  nomine  Dietrat  dimidium  mansum  sitom  in  villa  Ufheim  dedit 

s.  Sebastiano    pro  sepultura  mariti    sui  defuncti  Bovtheri,    et  pro  commemoratione  anim^ 

eiu8.  T.  Wisirih,  Pranrihc,    Gozpreht,  Penno,  Milo,  Dietmunt.  (209.  CXXVII.) 

108.  [Eigenberch.] 

Duo  Bomani  proseliti,   quos  nos  parscalchos  dicimus,  Amalunc  et  Alberich,  prediom 
suum,  quod  habuerunt  in  loco,  qui  dicitnr  Eigenberch,  s.  Sebastiano  dederont  pro  remedio 
animamm    parentum  suorum,    et  ut  acciperent  pro  eo  dimidiam  libram    argenti  aut  pre-  . 
cium  eins.  T.  Gozpreht,  Batold,  Eginolf,  Sintpreth,  Dietmunt,  Milo, 'Nithart,  Ovci.    (210. 
CXXK.) 

109.  ündingun    XIII  K.  mai.Engildirt)  obiit  »^). 

Quidam  vir  nobiiis  Engildieo  nomine,  mortifero  morbo  detentus,  aream  et  dimidii 
mansi  agros  et  4'  iugera  pratorum  sita  ad  villam  Undingen  in  manus  alterius  viri ,  qui 
equivocus  ei  erat,  tradidit  eo  pacto,  ut  ea  daret  s.  Sebastiano  pro  sepultura  corporis  sui 
et  commemoratione  anim^  su^,  utrum  ab  ipsa  infirmitate  convalesceret,  an  non.  T.  Grama- 
nolf,  Adalwart,  Diethalm,  Dietmunt.  Cuius  traditionis  pactum,  quia  is,  qui  id  accepit, 
observavit,  testes  sunt:  Gamanolf  de  Scattinhovin,  Pero  de  Lenin  et  filius  eius  Gotebolt, 
Beginbolt  et  Aribo  de  Engilhalmingun,  Friderich  de  Langingislingun.  De  familia:  Goz- 
preht, Sitrzo,  Etzo.  Post  etiam  traditor  i^^sum  predium  dedit  in  investituram  et  possessi- 
onem.     Et  pro  hoc  testis  est  Gamanolf.  (211.  XXX.) 

110.  Bichinchir[chin]. 

S.  Sebastiane  quedam  famula  sua  nomine  Pezala  dedit  duo  iugera  sita  iuxta  villam 
Bichinchiricha  dictam,  ut  post  obitum  suum  illius  obsequio  ceda[n]t.  T.  Eberaro,  Chacili, 
Einhart,  Gebolf,  Mahtfrit.  (212.  CXXXI.) 

111.  Undingin. 

Quedam  mulier  iugenua  EiHca  nomine  predium,*  quod  possedit  in  yilla  Undingin, 
dedit  s.  Sebastiane  eo  pacto,  ut  post  obitum  suum  maritique  sui  Sinzonis,  qui  servus 
erat  iam  dicti  sancti,  monachis  Deo  et  ipsi  ministrantibus  in  usum  cedat ;  et  ut  dimidium 
mansum,  quem  Engildieo,  prior  eius  maritus,  prenotato  sancto  dedit,  ipsa  cum  Sinzone, 
dum  vivant,  in  beneficium  habeant.  T.  Aripo  de  Povbinh'[oven?]  Engildieo  et  filius  eius 
Aripo,  Perhtolt  de  Botenp'[ach],  Beginolt.  De  fam.:  Gozperht,  Wicman,  Mahtfrit,  Ge- 
bolf, Purchart,  Gozp[reht].  (213.  CXXXII.) 

112.  Meskilinvelt.  IIII  non.  mar.  Himildrud  obiit  •^). 

Eberespergensi  patrono  quidam  vir  nobiiis  Megingoz  nomine  tradidit  medietatem 
predii  sui  siti  in  villa,  que  Meskilinvelt  dicitur,  ut  pro  remedio  anim^  coniugis  su^  Hi- 
mildrudis  iam  defunct^  omniumque  suorum  debitorum  perpetualiter  ipsi  deserviat.  Aliam 
vero  medietatem  dedit  in  precarium,  ut  pro  eo  reciperet  debitum  mansi  nobiiis  siti  in 
vüla,  que  dicitur  ad  Sevun.  T.  Gaminolf,  Selprat  de  Fumimos,  Perhtolt,  Dietmar,  Goz- 
preht, Warmunt,  Wicman,  Mahtfrit.  (214.  CXXXIII.) 

113.  Wedarmingin. 

S.  Sebastiano  censualis  suus  Altman  dictus  dedit  predium ,  quod  possedit  in  villa 
Wedarmingin  nomine  eo  pacto,  ut  pro  eo  reciperet  cotidianam  prebendam  et  vestem  unius 
pauperum,  qui  ad  mandatum  domini  annonantur.  T.  Bovdmunt  de  Bihcozziu*[gin].  Diet- 
mar de  Tag'[aleichingin],  Mahtfrit,  Egilolf.  (215.   CXXXIV.) 

114.  c.   1075.  Gucilinchusun. 

Quidam  presbiter  Gunduni  dictus  et  presbiterissa  eius  Hiltigunt  nomine  molendinum 

36)  Im  Necrolog:  Roydberi  laicas  ob*  —  zum  25  Juli;  später  Eintrag. 

37)  Im  Necrolog:  Engildieo  miles  —  zum  19  April;  später  Eintrag.    Im  Texte  wechselnde   Tinte, 
doch  Rabrum  dem  früheren  gleicher  Schrift. 

38)  Am  4  März;  nicht  mehr  im  Necrologe. 


153 

snum,  quem  (!)  habueiTint  in  villa  vocabulo  Gncilinchusun,  dedemnt  s.  Sebastiane  per 
manus  Engilperti  de  Hovechirichun  cum  omnibus  ad  enm  pertinentibus  eo  pacto,  ut  pro 
remedio  dominorum  snorum  Ovdalrici,  Bifacardis,  Adalperonis,  Bihlindis  et  omnium 
debitorum  suorum  ei  cedat  in  perpetuam  servitutem.  Quam  traditionem  suscepit 
Waltherius  tiscalis  advocatus,  frater  predicti  Engilperti.  T.  Perhtolt  de  Wiviningin, 
Oaminott  de  Sc[attinlioyen],  Dietrih  de  Egilolteshoven ,  Erinpreht  de  Ipah  et  frater  eius 
Rihheri,  Gotti  de  Urpab,  ßihhart  de  Marutta.  (216.  CXXXV.) 

115.  Ucimannesdorf. 

Frenominata  etiam  Hiltigunt  presbiterissa'^  dedit  s.  Sebastiano  predia ,  qn^  ipsa  et 
Gunduni  possederunt  in  loco  Ucimannesdorf  dicto  ac  ea,  que  Erilipah,  et  servum  nomine 
Waltherium  pacto  supra  scripto.  Huius  traditionis  susceptor  et  testes,  qui  proxime 
suprascripti  sunt,  et  insuper  Engilpertus.  (217.  CXXXVI) 

116.  Hochondorf. 

Predicta  quoque  Hiltigunt  molendinum  situm  in  viDa,  qu§  dicitur  Hochondorf,  cum 
agris  et  pratis  ad  eum  pertinentibus  dedit  s.  Sebastiano  eo  pacto,  ut  post  obitum  suum 
ei  perpetuo  serviat.  T.  Hartwic,  Heitfolc,  Adalwart,  Sigiwart,  ßibbart,  Rovtpreht.  De 
fam. :  Gozpreht,  Heinrih,  Reginheri.  Post  htjc  dedit  investituram  ipsius  abbati  Willi- 
rammo   in   possessionem   etemam.      T.   Heitfolc,    Hartwic,   Adalwart.  (218.  CXXXVIL) 

117.  Umpilisbeim. 

Quidam  miles  Hadiwin  nomine  cum  uxore  sua  Alachilde  dicta  dimidium  mansum 
situm  in  villa  Umpilisbeim  dedit  sub  testibus  in  manus  Megingozi  nobilis  viri,  ut  eum 
traderet  in  proprietatem  altari  s.  Sebastiani  pro  orationibus  et  sepultura  facienda  predicte 
Alicbildi[s],  qu§  idem  predium  tradidit.  Quam  traditionem  peregit  iam  dictus  Megingoz 
sub  istis  testibus :  Dietpolt  de  Perga,  A.ripo  de  Engilhalmpngen],  Eckihart  filius  Rovtper- 
ti,  Chacili  de  Gasteiga.  De  fam. :  Gozpreht  et  filii  eius  Geb[oif],  W[armut],  G[ozpreht], 
et  Eberhart.  (219.  CXXXVIII.) 

118.  Grensingin, 

Quidam  vir  nobilis  Adalpreht  dictus  agrum  suum  pertinentem  ad  villam,  que 
Grensingin  dicitur,  situm  autem  ad  meridianam  partem  plate^,  dedit  s.  Sebastiano  in 
proprietatem  pro  sepultura  fratris  sui  Zlawani.  [T.]  Ghadalhoh,  Aripo,  Mahtfrit,  Goz- 
preht, Milo.  (220.  CXXXIX.) 

119.  Lintpah. 

Quidam  miles  Rihheri  nomine  dedit  predium,  quod  habuit  in  vicct,  qui  dicitur  ad 
Lintpah,  s.  Sebastiano  eo  pacto,  ut  ab  ipso  die  monachis  Deo  et  ipsi  sancto  servientibus 
in  usum  cederet.  [T]  Aspertus  de  ..,  Aribo  de  Povbenh[oven ?] ,  Lovf,  Rovtpertus 
(Ginivil),  Reginheri.  (221.  CXL.) 

120.  Sewan. 

Gowo  et  Wago  dederunt  s  Sebastiano  iugera  sita  in  villa  nomine  ad  Sewan.     T.  Lanzo 
deTagal[eichingen],  Eppo  de  Bngilh[almingen] ,  Gozp[reht]  et  filius  W[armunt].  (222.CXLI.) 

121.  Pozana. 

Quidam  miles  nobilis  Diemar  nomine,  cupiens  monachicam  vitam,  s.  Sebastiano  pro 
stipendiis  suis  dedit  aream  in  Pozana  sitam  et  vineam.  T.  Gaman[olf],  Engildieo,  Aripo, 
Eppo  de  Engilh[almingen],  Adalwart  de  Peringen,  Warmunt  de  Sunderendorf.  (223.  CXLII.) 

122.  Svilnaha. 

Gamanolf  de  Scatt[enhoven]  predium,  quod  Herimannus  de  Gamanolvesdorf  habuit 
in  villa  dicta  ad  Svilnaha,  dedit  s  Sebastiano  ad  presens  serviturum  ea  pactione,  ut 
Herimanno  prefato,  qu§  subiungimus,  annuatim  dum  vivat,  dentur :  Octo  unci^  denariorum, 
Carrada  vini  de  Tandorf,  Carrade  cervis^  2 ,  Porci  saginati  3 ,  Lini  libr^  2 ,  Fi  umentum 
quod  solvitur    de    3   mansis    liberorum   in    Peflfenh[usun] ,     Iugera    2    prati    insularis    in 


154 

Tand[orf].  T.  Arnolt  preses  Hallensis,  Lantfrit  de  Lohen,  Aripo  de  Povbenh[oven?], 
Dietpolt  de  Perga,  Eckirih ,  Eckihart,  Guntpreht,  Irminhart  de  Wetpngen] ,  Megingoz. 
Post  h§c  dedit  investituram.     T.  Arnolt,  Lantfrit.  (224.  CXLIII.) 

123.  Bodmundesdorf. 

Dietpolt  de  Perga  Heinricum  filium  suum  offerens  ad  monachicam  vitam,  pro  stipendiis 
^ius  dedit  s.  Sebastiane  predium,  quod  habuit  in  vico  nomine  Bovdmundesdorf  T.  Arnolt 
preses,  Lantfrit,  Aripo,  Megingoz  de  Perga,  Engildieo  et  Eppo  de  Engilh[alniingen], 
Eckirih.  (225.  CLIV.) 

124.  Otingin. 

Qoidam  homo  liber  nomine  Dietrih  predium,  quod  ipse  et  soror  sua  possederunt  in 
villa,  qu§  dicitur  Otingin,  dedit  in  manus  Waltherii,  qui  erat  fiscalis  advocatus  Eberes- 
pergensis  ecclesie,  eo  pacto,  ut  id  daret,  quocunque  eum  ipse  Dietricus  peteret.  A  quo 
postmodum  petitus  ipsum  predium  per  manum  Gaminolfi  nobilis  viri  dedit  s.  Sebastiano 
ea  conditione,  ut  iure  concämpii  agris  Dietrico  redderetur  in  predio  Peffenhusun  in  loco, 
qui  dicitur  Patichinriuti.  T.  Engilpreht  de  Hovechirichan ,  Perhtolt  de  Povmgartin. 
De  fam. :  Gozpreht,  Gebolf,  Dietnaunt,  Mahtfrit,  Gozpreht.  (226.  CLV.) 

125.  Wedarmingin. 

Quidam  miles  nobilis  Tagini  dictus  Deo  et  s.  Sebastiano  pro  mercede  Dei  dedit 
prediolum,  quod  habuit  in  villa,  qu^  dicitur  Wedarmingin.  [T.]  Megingoz  de  Peridieos- 
dorf,  Povbo  de  Spiliperga ,  Gotepolt  de  Eiuti,  Tiemo  de  Niurutingin,  Eberhart  de  . .  , 
Rovtpreht  de  Pov.cha.  (227.  CLVI.) 

126.  Harthove. 

Quidam  vir  nobilis  Adalhart  dictus  propter  petitionem  cuiusdam  Madalgozi  nomine 
tertiam  partem  decim^,  qua  pertinet  ad  basilicam  sitam  ad'  Harthoyen,  tradidit  s.  Se- 
bastiano in  servicium  pro  mercede  Dei.  T.  Rovtpertus  de  Povcha,  Aripo  de  Engilh[almingin), 
Irminolt  de  Sprinchinp[ach] ,  Warmunt  de  Sunderenhus,  Adalram  de  Rihdieosdorf,  Chacili 
4e  Gasteiga.  (228.  CXLVII.) 
127.^  Svilnaba. 

Quidam  homo  nobilis  Huc  nomine  predium,  qnod  Eberhardus  regalis  servus  emit 
in  villa  sita  ad  Svilnaha ,  tradidit  s.  Sebastiano  eo  pacto ,  ut  prefato  Eberhardo,  dum 
viveret,  annuatim  pro  eo  darentur  9  unci^  denariorum.  T.  Rovtpreht  de  Povcha,  Einhart 
de  Topulun,  Engildieo  et  Eppo  de  Engil[halmingen],  Hiltimar  regius  forestarius,  Wolfker, 
Timo,  Gebolf,  Warmunt,  Vocho.  (229.  CXLVII.) 

128.  Gravingin. 

Miles  quidam  nobilis  Adalpero  nomine  predium ,  id  est,  agros  30  contiguos  salico 
ruri  Gravingensi  dedit  s.  Sebastiano  in  perpetuam  servitutem ,  ut  quidam  mancus  et  cecus 
Waltheri  nomine,  dum  viveret,  panem  1  et  dimidium  et  duo  pulmenta,  biberes  2,  cottidie 
pro  eis  faaberet.  T.  Wecil  de  Hovechiricha,  Gaminolf.  De  fam :  Gozpreht,  Gebolf,  Regin- 
heri,  Gozpreht.  (230.  CXLIX.) 

129.  c.   1080.  [Harderun.]»») 

Notum  sit  Omnibus  fidelibus,  quod  Imia  quidam  nobilis  femina  s.  Sebastiano  dedit 
predium,  quod  possedit  in  vico  nomine  ad  Harderun,  eo  pacto,  ut  ex  ipsa  die  monachis 
iam  dicto  sancto  servientibus  pro  remedio  anim^  su^  Hartmannique  mariti  sui  omnium- 
<iue  debitorum  suorum  cum  omnibus  ad  id  iure  pertinentibus  cedat  in  perpetuum  servi- 
tium.  T.  Dietmar  filius  ipsorum,  Madalwin  de  Dlechon,  Adalhart  et  Irminolt  de  Sprinc- 
bach.  (231.  CL.) 


39)  Der  spätere  Eintrag  tritt  aas  Schrift  und  Tintenwecbsel,  Mangel  der  Rubra,*   und  bei  Nr.  130 
Beginn  des  Ueberschreibens  der  Orte  zu  nachgetragenen  Zeugen  hervor. 


155 

130.  [Stiga,  Ovckilishuson,  Vihihuson.J 

Qu^dam  libera  mulier  Hiltigunt  nomine  s.  Sebastiauo  dedit  predia  sua,  quorum  h^c 
sunt  nomina :  ad  Stlga,  Ovckilishuson,  Vibihüson,  eo  pacto,  ut  pro  sua  anima  suique  di- 
lecti  sepedicti  Gunduni  presbiteri  iam  defuncti,  ao  pro  animabus  dominorum  suorum  Adal- 
peronis  et  Bihlindis  atque  omnium  debitorum  suorum  monacbis  iam  dicto  sancto  mini- 
strantibus  perpetuam  exbibea[n]t  servitutem.  T.  Erchanger  de  Yilisa,  Bovtpreht  (de 
Puocba) ,  Aribo  (de  Bimidingin) ,  Heriman  (puer),  Aribo  (de  Engilhalmingen) ,  Gozprebt 
senior,  Bicheri,  Gozprebt  (iunior).  Post  b^c  dedit  investituram  ipsius  predii  Williramno 
abbati.     Testis:  Erchanger.  (232.  CLL) 

131.  [Perga.]     Eberhardus  miles  de  Piberchar  et  de  Perga,  anima  eius  requies- 
cat  in  pace. 

Quidam  miles  nomine  Eberhardus  predium,  quod  possedit  in  vico,  qui  dicitur  ad 
Perga,  situm  autem  prope  lacum  Wirminseo  dictum ,  dedit  s.  Sebastiano,  quatenus  ipsius 
monachi  pro  iure  sepulchri  sibi  concedendi  cum  orationibus  perpetuis  ex  ipsa  die  piscium 
usum  perpetuo  haberent.     Et  prenominati  testes  per  aures  tracti  sunt.  (233.  CLII.) 

132.  Asilinchoven.     Ovdalmanni  anima  requiescat  in  pace. 

Quidam  servus  s.  Sebastiani,  Ovdalman  dicttis,  ad  extrema  perductus,  dedit  predio- 
lum  suum,  quod  habuit  apud  Aslinchoven,  in  manus  cuiusdam  Wazelini,  tradendum  super 
altare  domini  sui  predicti,  eo  pacto,  ut  post  mortem  filii  sui  Bihkeri  fratribus  Deo  sancto- 
que  dicto  inibi  servientibus  perpetualiter  serviat.  Quod  fecit  idem  Wazelinus  sub  bis 
testibus:  Aribo  de  Bimidingin.  Engildieo  et  filius  eius  Aribo,  Eppo,  Beginheri  et  frater 
eius  Helmpreht  (de  Witingin).     Gozprebt  prepositus,  Wolfliez.  (234.  CLIII.) 

133.  Ekkilinburg.     Anima  Askwini  requiescat  in  pace. 

Nobilis  homo  Ascwinus  nomine  tradidit  predium  suum,  quod  habuit  in  Ekkilinburc, 
ad  altare  s.  Sebastiani  cum  area  et  edificio,  cum  agris  cultis  et  incultis,  pratis  et  pascuis 
et  modica  parte  silve.  T.  Werinheri  (de  Glana ) ,  Buotpert  (de  Puocha) ,  Ekkihart  et 
frater  eius  Buotpret,  Beginolt,  Bichart.  (235.  CLIV.) 

134.  [Liberatio  vinearum  Bozanensium]  Anima  Heinrici  episcopi  requiescat  in  pace.^^) 
Notum  sit  Omnibus  Christi  fidelibus  tam  presentibus  quam  futuris,  qualiter  Heinricus 

Tridentin^  sedis  venerabilis  episcopus  pro  amore  Dei  et  s.  Sebastiani  mart.  et  peticione 
Wilrammi'Eberspergensis  abbatis  binas  vineas  eiusdem  ecclesi^  in  communione  Poza- 
nensium  civium  iacentes  cum  consensu  Friderici  comitis  et  eorundem  civium  absolvit  a 
publico  debito,  quod  eis  inde  annuatim  debebatur,  id  est,  tribus  urnis  et  una  situla ;  et  eas, 
celebrato  laudatQ  absolutionis  convivio,  eidem  abbati  et  successoribus  suis  privato  et  pote- 
stativo  iure  in  ^temum  possidendes  repr^sentavit.  Isti  s.  t.  p.  a.  tr.  qui  hoc  in  cimiterio 
PozanQ  ecclesi^  audierunt  et  viderunt:  Ovdalscalc  de  Pozza,  Liutpolt  de  Aregarton  .et 
frater  eius  Eberhardus,  Anbo,  Bingrim ,  et  scabini  de  cadem  yilla :  Brun,  Walto ,  Diet- 
munt.  (236.   — ) 

135.  Sewon.  Ghazilini  anima  requiescat  in  pace. 

Notum  sit  Omnibus  Christi  fidelibus  tam  presentibus  quam  futuris,  quod  quidam 
miles  Cazelinus  nomine  de  Gastegia  dedit  in  manum  fiscalis  prepositi  Gozperti  unam 
(sie)  mansum  in  yilla  Sewon  cum  omnibus  appenditiis  suis,  tradendam  potestative  ad 
altare  s.  Sebastiani  sub  bis  testibus:  Bovtperto,  Aribone.  Ubi  vero  idem  Gozpertus 
eandem  mansum  presentavit  ad  altare,  testes  aderant :  Bovtpreht,  Ascwin,  Hartwic ,  Ekki- 
rihc,  Bichart,  Engilhalm,  Etich.  (237.   — ) 


40)  Heinrich  I,  seit  1068  Bischof  yod  Trient,  kommt  nach  dem  15  Nov.  1082  Dicht  mehr  vor ;  nach 
Garns  Ser.  ep.  cath.  ist  diess  der  Todestag.    Der  Nachfolger  erst  1084  urkundlich. 

Abb.  d.  III.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III.  Abth.  21 


156 

136.  Ehsingin. 

Quidam  nobilis  bomo  Bembardus  nomine  dimidiam  mansam  in  Ehsingon,  susceptam 
a  Cazelino  de  Gasteia,  tradidit  ad  altare  s.  Sebastiani  pro  remedio  anim^  eins,  annuentibus 
sorore  eins  Helicga  et  filio  eins  Eggibardo,  sub  bis  ,testibu8:  Werinberi  (de  Glana), 
Otker  (de  Prucca),  Dietaricb  (de  Arnowa),  Pabo,  Isingrim,  Hawaii,  Bieberi  (de  Hobin- 
perga).  (238.   — ) 

137.  Trubtberingin.     Anima  Willibirg^  reqniescat  in  pace. 

Quidam  potulier  nobilis  nomine  WiUibirg  pr^diam,,  qaod  babnit  in  vico,  qui  dicitar 
Truitbberigen,  cum  uno  servo  nomine  Wanbrebt  filiisque  suis  Deo  et  8.  Sebastiane  dedit 
pro  requie  mariti  sui  Werinberii  iam  defuncti,  et  pro  remedio  anim^  su^,  animarumque 
patris  sui  et  matris  et  omnium  parentum  suorum.  Hains  rei  testes  sunt  per  aures 
tracti:  Gotte,  Liutprant  (de  Hobstetin),  Ebbo  (de  Nurtingon),  Diederieb  (de  Herli[ncboven] ), 
Werinberi  (de  Tatingon).  Pabo,  Aribo,  Ovdalrib  (de  Marutta).  Eppo  (de  ürspringi), 
Bertbolt  (de  Botinbab),  Cbadalbob  (de  Seffiedon),  Eberbart,  Pabo  (de  Sciltarin).  Dedit 
etiam  ipsius  predii  investituram  abbati  Willirammo  in  possessionem  eternam.  Testia: 
Ebbo  (de  Nürtingen).  (239.  CLV.) 

Cod.  f.  32—36  mit  mebrfachem  Sebrift-  und  Tintenwecbsel. 


II.    Liber    concambiorum. 

Qui  scire  cupis  concampia  facta  de  prediis  nostr^  ^cclesiig,  lege  literas  buius  scedul^. 
I.  c.   1015.  Ongoltingin  et  Grovpa. 

Gloriosus  atque  Deo  devotus  Ovdalricus  comes  cuidam  amico  suo  nomine  Eberberio  donavit 
predium  s  Sebastiani  in  Eberespergensi  loco  requiescentis  situm  in  villa  Ongoltingin, 
boc  est  dotatam  ecclesiam  et  omnes  decimationes  ad  eam  pertinentes,  ac  mansum  unum 
ipsi  ecclesi^  contiguum;  et  pro  bis  reddidit  quinque  nobiles  mansos  sitos  in  villa,  qu§  no- 
minatur  Grovpa,  et  unum  ad  Gramannesdorf,  et  dimidium  ad  Eckilinpurc,  familia  mona- 
sterii  id  laudante coram  Beginpoldo,  primo istic abbate,  postea  vero  Spirensi  episcopo.  (173.) 

2.  Vinee  in  A8cabawincb[il]  et  Hell[ingin]. 

Ipse  quoque  Ovdalricus  pro  vinetis  4  sitis  in  Ascabawincbil  dedit  curticulam ,  que 
dicitiir  Hellingin,  et  duos  mansos  ad  Huntilpab,  predicto  abbate  boc  petente  familiaque 
favente.  (174.  Lib.  conc.  I.) 

3.  c.   1000.  Jactura  Teiingin.    XII  KL  iun.  Meginpoldus  presbiter  et  prepositus 
obiit.*!) 

Meginpoldus  Eberespergensis  prepositus  et  didascalus  vicum  Teiingin  dedit  in  bene- 
ficium  Movtberio  fratri  suo,  ac  post  eum  filio  eins  Hartwico;  sicque  per  incuriam  et  ne- 
glegentiam  prepositorum  sequontium  ipse  vicus  in  illa  posteritate,  qug  comitibus  Ovdalrico 
et  Adalperoni  servivit,  possessus  est,  donec  post  mortem  Adalperonis  inter  regalia  bene- 
ficia,  que  ipse  babuit,  deputaretur,  nostroque  loco  prorsus  alienaretur.  (175.  II.) 

4.  1010—1025.  Gowiprucca. 

Predictus  comes  Ovd[alricus]  pro  3  mansis  sitis  ad  Gowiprucca  dedit  1  mansum  ad 
Peringin,  et  2  ad  Erminoltingin.  (176.  III  Beginn.) 


41)  Zarn  21  Mai  im  Necrolog:  Meginpolt  pr*  prq)08ita8  hie  ~  in  der  Schrift  wie  alle  Frohste  nnd 
Gräfin  Bichlint;  nach  unserer  Aufteilung  f  1002.  / 


157 

5.  c.   1030.  Gebeharteschiricha  et  Tandorf. 

Pro^aiori  parte  predii  siti  ad  Gebeharteschirichan,  quod  datum  fuit  in  dotem  ba- 
silic^construct^  ad  Tandorf,  quidam  faomo  Über  Into  nomine  dedit  mansum  situm  in 
campo  ad  Tandorf.  T.  Helmpreht  de  Goldaren,  Adalhoh  de  Gundüinchoven ,  Meginhart 
de  Eckihartesdorf,  Marhwart  de  Fürte,  Engilpero  de  Haholtesperc.  (177»  cfr.  IIII.) 

6.  De  Sevun.   11  id.  iun.  Altman  abbas  obiit.^^) 

Venerabilis  Altmannus  abbas  cuidam  militi  Ovdabico  dedit  aliquam  partem  silvQ 
X>ertinentis  ad  predium  nomine  Sevun,  et  ipse  recepit  ab  eo  partem  aliam  contiguam,  in 
cuius  parte  piscinas^instagnari  iussit.  Testes  concampii:  Wicman  et  Tuto  fratres  Ovdal- 
rici,  Einhart  etSigihart  de  Einhartingin,  Witode  Witingin,  Adalram  de  Bimidingin.  (178.  IV.) 

7.  1034.  Operendorf  et  Tegrinpah.  II  non    nov.  Egilpertus  episcopus  obiit.**) 

a.  Notum  sit  omnibus  Dei  fidelibus  concampium ,  quod  Egilpertus  Frisingensis 
episcopus  effecit  cum  Adalperone  filio  Oydalrici  strenuissimi  comitis.  Dedit  enim  idem 
antistes  predicto  Ad[alperoni]  presidi  per  manum  Ovdalscalchi  fiscalis  advocati  basilicam 
sitam  in  vico,  qui  dicitur  Operendorf,  cum  decimatione  et  dote,  universoque  sacro  regi* 
mine  ecclesiastici  ordinis,  addens  ipsum  suprascriptum  viculum  cum  areis,  edificiis,  agris, 
pascuis  I  pratis ,  silvis ,  scilicet  omnibus  ad  eum  pertinentibus,  exceptis  mancipiis ;  et  in 
alia  villa  Bimidingin  dicta  unum  adiciens  mansum  absque  contradictione  cunctorum  possi- 
dendum.  Nee  mora;  iam  memoratus  preses  superaffluenti  recompensatione  episcopo  cuncta 
retribuit,  reddens  aliam  basilicam  dotatam  et  unum  mansum  situm  in  vico,  in  quo  eadem 
constructa  est,  Tegrinpah  appellato  secundum  conditionem  superius  comprehensam.  Quod- 
cunque  autem  in  eodem  loco  equQ  sibi  retributionis  defuit,  in  aliis  villis  complevit,  dans 
XLDum  mansum  in  villa,  qu§  dicitur  Bovdolveshusun ,  et  in  aliis  duabus  villis,  utrisque 
Buntilpah  nuncupatis,  quatuor  mansos.  His  ita  peractis  prefatus  comes  acceptum  a  pon- 
tifice  predium,  veluti  moris  est,  triduana  possessione  in  proprium  ius  vendicavit.  Pactum 
namque  huius  mutu^  traditionis  peractum  anno  Millesimo  trigesimo  IUI  ab  incamatione 
dominica,  indictione  II,  coDaudantibus  id  clericis,  militibus  ac  familia  utriusque  partis 
regia  auctoritate  cesaris  Chovnradi  secundi,  ipsiusque  filii  Heinrici  Noricorum  ducis  robo- 
ratum  est,*ne  quisquam  iUud  presumat  evellendo  violare.  Nam  iuxta  antiqua  iura 
omne  concampium  ^cclesiastici  predii  quinque  mansos  continens  instabile  computabatur, 
nisi  regia  auctoritate  firmaretur. 

b.  Postmodum  vero  comes  idem  compunctus  instinctu  divino  pro  remedio  anim^ 
su^,  suorumque  parentum  et  omnium  fidelium  ipsius  predii  proprietatem  cum  investi- 
tura  secundum  ömne  ius,  quo  ipse  hanc  suscepit,  ad  altare  s.  Sebastiani  dedit  ad  usum 
Deo  militantium  in  Eberespergensi  coenobio.  Testes  in  hac  re  ne  requiras,  quibus  in 
concampiis  et  testamentorum  datione  non  eget  regia  auctoritas.  (179 — 181.  V.) 

8.  c.   1000.  Niurutingin. 

a.  Multitudini  credentium  innotescat,  quia  miles  quidam  Bovtpertus  nomine  Gotes- 
calchum  Frisingensem  episcopum  advocuns,  ut  divino  cultui  consecraret  parrochianam 
basilicam  in  villa ,    qu^    prope    novalia    circumiacentia   Niurutingin   dicebatur ,  .  pro   dote 


t 

42)  12  Jani,  wie  bezüglich  der  Gräfin  Bichlinde  in  I.  47.  Abt  Altman  und  Gräfin  Richlindo  von 
Ebersberg  starben  in  Yolf^e  des  Sturzes  mit  der  Altane  des  Schlosses  Persenbeug  im  Jahre  1045. 
Im  Necrologe  ist  nan  in  ältester  Schrift  Rihlint  zum  12  Jani,  Abt  Altniann  aber  erst  XVI  E. 
Jolii,  zum  16  Joni,  eingetragen;   yielleicht  der  Tag  der  Bestattung. 

43)  Im  Necrolog  ebenso  znm  4  NoTemher  in  ältester  Schrift:  Egilbertos  Frisingensis  episcopus.  Er 
starb  1039.  Hier  am  Rande  bei*:  Iste  est  Heinricas  cesar  secandas.  Die  Tansch-Urknnden  bei 
Meichelbeck  Eist.  Fris.  I.  230. 

21* 


158 

mancipavit  ipsi  basilicQ  omnem  decimationem,  qa^  christiano  rita  de  villis  infra  parrochiQ 
ipsios  ambitum  constructis  aut  construendis  in  quibuscanque  rebus  solyeretor.^ 

b.  Post  h^c  etiam  ipsam  basilicam  cum  parrochiola  decimisque  commeadavit  iam 
dicto  antistiti,  qui  episcopali  iure  eam  et  alias  duas  basilicas  sitas  in  villis  Haginingin  et 
Lütte^enpah  determinayit  ad  ^cclesiam  parrochianam,  quQ  sita  est  in  vico,  qui  Operendorf 
nuncupatur,  quatinus  ab  illius  sacerdote  omnem  cbristianam  legem  percipiant,  ac  baptis- 
matis  ordinem  yicissim  altero  in  Operendorfensi,  altero  in  Steinberingensi  basilica  filiis 
suis,  tamen  a  proprio  sacerdote,  exposcant.  (182.  VII.) 

9.  c.  1040.  Eckilinpurc  et  Boythartesperc  (Hermanstorf).  ^ 
A  cunctis  Deo  credentibus  concampium  agnoscatur,  quod  comes  Adalpero  quidamque 
miles  Adalpertus  inter  se  mutuo  peregerunt.  Dedit  enim  idem  preses  memorato  viro, 
condictam  pecuniam  et  ex  b.  Sebastiani  Eberespergensi  basilica  medietatem  mansi  siti  in 
yilla  Eckilinpurc,  per  eundem  tradendam  s.  Michahelis  basilic^  in  eadem  yilla  8t[r]uctQ, 
quam  idem  vir  a  patribus  suis  possedit,  hereditate.  Qui  mox  econtra  fecit  mutuam  red- 
hibitionem  predicto  presidi  huius  loci  tutori,  data  quadam  parte  parrocbiae  pertinentis 
ad  antedictam  basilicam  s.  Michahelis,  videlicet  ab  occidentali  termino  vici,  qui  dicitur 
Boythartesperc  (Hermanstorf),  usque  quo  Operendorfensis  parrochia  desinit  in  Eberesper- 
gensi suburbano,  ut,  quicquid  inhabitantes  h^  loca  debent  exsolyere  lege  christiana,  in 
s.  Sebastiani  persolyant  ecclesia.  Ipse  autem  preses  h^c  accepta  ab  Adalperto  dedit  s. 
Sebastiane.  Hi  s.  t. :  Engilhart,  Adalbart,  No6,  Eberhaxt  et  filius  eins  Eberhart,  Dietrih, 
«ygo,   Eeginpolt.  (183.  VII.) 

•  10.  c.   1040 — 50.  ürsindorf  et  Westerendorf. 

Quidam  homo  Über  Adalpero  nomine  predium  suum,  quod  habuit  in  yillä  Ursindorf,  dedit 
^Q^    Sebastiano   pro   eo  prediolo,  quod  ipse   sanctus   possedit   ad  Westerendorf.       T.  Aripo, 
Adalram,  Reginpolt,  Oozpreht,  Dietmunt,  Rihhart.  (184.  VIII.) 

f-  11.  Chletheim. 

Quidam  miles  Eckihart  nomine  duo  iugera  sita    ad  Chletheim  Sebastiano    dedit    pro 
•   uno  iugero  prope  fluyium,  qui  dicitur  Semitaha,  iacente,  in   quo  posset  molendinum  con- 
struere.     T.  Eberhart,  Adalram,  Graman,  Jacob,  Hartman.  (185.  IX.) 

12.  1056.  Redemptio  Peringin. 

Cum  Ovdalricus  marchio  Chreinensis,  nepos  Adalperonis  comitis,  per  traditionem 
Rihlindis  predia  Peringin  et  Wizzinvelt  possideret,  antequam  nubsisset,  ea  tertio  Heinrico 
cesari  petenti  tradidit.  Que  cum  yenerabilis  Willirammus  abbas  secundum  ius  ab 
eo  reposceret,  ipse  in  hora  sui  obitus  imperatrici  Agneti  commisit  ea  reddere.  Pro  quibus 
redimendis  ipsa  Agnes  per  adyocatum  suum  Oydalricum  s.  Sebastiano  dedit  de  eodem 
predio  decem  mansos  nobiles  in  diyersis  locis  circa  nemus  sitos,  ac  quinque  yineas  sitas 
in  Ibisiyelde  cum  mancipiis  et  omnibus  ad  eos  pertinentibus.  (186.  X.) 

13.  c.  1040.  [Otingin].**) 

Omnibus  Christi  fidelibus  sit  notum,  Adalperonis  comitis  et  Altmanni  Ebersper- 
gensis  abbatis  quod  inyicem  inierunt,  factum.  Pr^stitit  enim  prenominatus  abbas  ayun« 
culo  suo  comiti  predicto  predium  Otingin,  quod  quidam  Periwic  tradidit  s.  Sebastiano 
tali  paeto,  ut  post  mortem  cuiusdam  Oydalrici  et  coniugis  su^  Rasil^  et  Hartwici  filii 
eorum  absque  contradicti(«ne  iterum  seryiret  fratrum  Eberspergensium   commodo.      Comes 


44)  Beginn  des  Nachtrages  im  Lib.  concamb.  Nach  leerer  Zfile  fehlt  das  Rabrnm.  Otingin  ist  im 
Texte  erat  über  der  Zeile  und  ebenso  erstmals  die  Orte  zu  den  Zeugen  überschrieben  ,  alles  in 
wechselnder  vergilbter  Tinte. 


159 

autem  cum  predictum  predium  concederet  prefato  Ovdalrico  et  uxori  eins  ac  filio  in 
beneficiom  in  presentia  Eberhardi  advocati  iuxta  abbatis  Yoiantatem,  horum  confirmavit  cautela 
testium:  Tagini  (Oberenhusvn),  Magonis  (Frichindorf),  Sigihardi  (Volcmaresdorf),  Billon- 
gi  (Lenin),  Adalrami  (Suindaha),  Hartwici  (Heida),  Oeroldi  (Eberaha),  Oozperti  (senioris). 
(187.  XL) 

14.  c.   1060.  Bovcinesriet  et  Roniga. 

Quidam  homo  nobilis  Otto  nomine  pro  condicta  pecunia  et  predio,  quod  s.  Sebastia- 
nus  haboit  in  vico  dicto  Bovcinesriet,  dedit  nobilem  mansum  situm  in  villa,  qa§  nomi- 
natur  Oberentagarihbingin,  et  predium  prope  rivum  dictum  Boniga,  ipso  rivo  equivocum. 
Isti  testes.  (Desunt.  188.  Xu). 

15.  Eiendorf  et  Hevelt. 

Liber  homo  nomine  Pero  dedit  dimidium  mansum  situm  in  villa,  qu^  dicitur  ad 
Hevelt,  pro  predio,  quod  habuimus  in  Eiendorf  et  ad  Planchenperc.  Testes  (Desunt.  189.  XIH). 

16.  Luvingin  et  Tagaleicbingin. 

Gozproht  servus  s.  Sebastiani  dedit  prediolum  situm  ad  Luvingin  pro  area,  quQ  fuit 
donativi  in  villa  Tagaleihhingin,  et  tribus  iugeris,  qu^  pro  sepultura  coningis  suq  Ootini 
dedit.  (190.  XIV.) 

17.  c    1070.  Drabsilun  et  Studahi. 

jßberespergensis  abbas  Willirammus  et  fiscaHs  eius  advocatus  Waltheri  fecerunt 
hoc  concampium  cum  quodam  viro  nobili  Willihalmo,  qui  dedit  in  manum  predicti  advocati 
Waltherii  predium,  quod.  sua  coniunx  Engila  nomine  possedit  in  loco,  qui  dicitur  Studahi, 
eo  pacto,  ut  pro  eo  reciperet  mansum  unum  situm  in  villa,  que  vocatur  ad  Drabsilun. 
T.  Gaminolf,  Dietrih  de  Herilinchoven ,  Penno  de  Citlarin,  Adalpero,  -Chovnrat,  Lovf, 
Waltchovn,  Megingoz.  (191.  XV.) 

18.  Grensingin  et  Gislingin. 

Quidam  nobilis  Adalpertus  s.  Sebastiano  dedit  aream  et  4  ingera  per  tres  singulos 
campos  in  villa  Langangislingin  pro  area  et  1 1  iugeris  sitis  in  villa  Grensingin.  T.  Gaminolf 
Ezzo,  Chadalhoh,  Erchanpolt,  Beginpreht,  Engildieo.  (192.  XVI.) 

19.  Tandorf. 

Liber  homo  Heinrih  nomine  dedit  aream  et  prediolum  situm  ad  Tandorf  pro  area 
et  agris  equali  precio  taxatis,  qui  siti  sunt  in  palude  prope  flumen    Isaram.    (193.XVil.) 

20.  Forestaren  et  Hai-thoven. 

Quidam  vocabulo  Bovthart  pro  area  et  prato  quodam  pertinentibus  ad  villam,  que 
dicitur  Forstarin,  reddidit   aream  et  agros  9,  sitos  in  villa  dicta  Harthoven.  (194.  XVII.) 

21.  c.   1075.  Tagirichingin  et  Tologottingin. 

Quidam  libertus  nomine  Waltman  nobilem  mansum,  quem  possedit  in  villa  Tagiri- 
chingin, dedit  iure  concampii  in  manum  Waltherii  fiscalis  advocati.  Qui  econtra  con- 
sensu  venerabilis  abbatis  WiUirammi  et  famili^  tradidit  eidem  aream  cum  summa  30 
iugerum  agri  pratorumque,  sitorum  in  Norico  ripensi,  villa  Tologottingin.  T.  Gamanolf  de 
Scattinhovin,  Batpoto,  Dietrich  de  Herilinchovin,  Megingoz,  Eppo,  Buotpreht,  Magonus, 
Pero.  (195.  XIX.) 

22.  Bichinchiricha  et  Botenmannun. 

Quidam  liber  homo  nomine  Ederam  aream  et  3  iugera  per  singulos  campos  et  prata , 
Sita  prope  villam  Bichinchiricha,  dedit  s.  Sebastiano  in  concampium  pro  alia  area  et  4 
iugeribus  ac  pratis  sitis  in  predio,  quod  dicitur  ad  Botenmannun.  T.  (Desunt.  196.  XX.) 

23.  Pfrumarin  et  Studahi  et  Wengi. 

Quidam  miles  Purchardns  nomine  mansum  1  situm  in  vico,  qui  dicitur  Studahi,  et 
dimidium  in  vico  Pfrumarin  dedit  s.  Sebastiano   iure  concampii,    et  pro  bis  recepit  man- 


160 

sum  unum  situm  in  villa  nomine  Wenge,  pertinente  ad  curtem  Tetilingam.  Et  hec  tra- 
ditio manu  Waltherii  fiscalis  advocati  firmata  est.  T.  Engilpreht  de  Hovechiricha ,  Pom 
de  Groninpah,  Magonus  de  Gebenespah,  Herirant.  (197.  XXI.) 

24.  c.   1080.  [Gutigon  et  Stadalaren.] 

Nostrates  sciant  concampium ,  quod  venerabilis  abbas  Willerammus  ac  quidam 
miles  Borichi  nomine  mutuo  peregerunt.  Idem  enim  abbas  per  manum  Waltherii  fiscalis 
advocati  iam  dicto  Rorichio  dedit  2  mansos  in  villa  Gutingon  sitos,  et  unum  situm  in 
loco,  qui  dicitur  ad  Stadalaren.  Econtra  vero  Borichi  parrochianam  basilicam  in  oppido 
Eckilinpurc  dicto  sitam  cum  decimatione  ad  eam  pertinente  et  salico  rure  et  omnibus 
ad  id  pertinentibus  silvis  acquisitis  et  acquirendis  dedit  in  manum  prefati  Waltherii  fis- 
calis advocati,  quatenus  ea  s.  Sebastiano  pro  talione  iam  dicto  delegaret  perpetuo  servi- 
tura.  T.  Bafifolt  de  Heimprehteshoven  et  filius  eius  Engilmar,  Waltchovn  de  Sclrin,  Dieth- 
rih  de  Herelinchoven,  Otto  de  Mulidorf,  Alttovm  de  Lohen,  Ezzo  de  Jetensteten,  Rovdolf 
de  Perga,  Adalwart  de  Beringen.  (198.  XXII.) 

25.  [Zorongoltingon  et  Bovsincheim.] 

Bemhardus  de  Sassencheim  fecit  concampium  cum  Eberesbergensi  abbate  Willi- 
rammo.  Dedit  enim  prefatus  miles  per  manum  Gamanolfi  de  Scattanhovan  predium, 
quod  habuit  in  Zorongoltingon,  pro  predio,  quod  habuit  abbas  in  Bovsincheim.  Isti  s.  t. 
Diedericus,  Margwardus  de  Funsingon,  Werenheri  de  Tatingon ,  Aribo  de  Engilhalmingon, 
Bicheri  de  Willingon.  (199.  XXIII.) 

26.  [üfheim  et  Giriuta.] 

Item  fecit  concampium  minister  quidam  liber  miles  nomine  Ebbo  cum  Eberesber- 
gensi abbate  Williramm o.  Dedit  enim  ipse  miles  predium,  quod  habuit  in  Ufheim^ 
pro  eiusdem  quantitatis  predio  in  villa,  que  dicitur  Giriuta.  Isti  sunt  testes  eidem. 
(200.  XXIV.)  V 

27.  [Umbilesheim  et  Sewon.] 

Item  fecit  concampium  minister  quidam  nomine  Warmundus  cum  domino  suo  W; 
abbate.  Dedit  enim  idem  miles  predium ,  quod  habuit  in  Umbilesheim,  pro  uno  manso 
in  Sewon.    Isti  s.  t.  Gamanolf.  (201.  XXV.) 

28.  1080.  [Pozana  et  Sicchanhovan.] 

Nota  sint  omnibus  Christi  fidelibus  tam  futuris  quam  presentibus  concampium  et 
commutatio ,  quam  inter  se  fecerunt  donmus  Heinricus  Tridentinus  episcopus  et  Eberes- 
pergensis  abbas  Wilrammus  anno ,  quo  tertium  bellum  gestum  est  ab  Heinrico  rege 
contra  Saxones.  Dedit  namque  prefatus  episcopus  amico  suo  abbati  in  vinetis,  que  sita 
sunt  in  septemtrionali  plaga  Pozane  vill^  ultra  fluvium  Talaverna ,  unam  vineam  feracem 
trium  carradarum  pro  lapidea  ^cclesia  infra  triennium  ^dificanda  in  territorio  s.  Vigilii, 
quod  dicitur  Sicchanhovan  iuxta  forestem  Eberesbergensem ;  et  alias  binas  vineas  in  eodem 
loco  cum  area  et  aquarum  decursibus  et  rivulationibus  pro  commutatione  librorum ,  quos 
idem  episcopus  concupiverat  de  scriniis  abbatis,  scilicet  Missali  optima  et  lectionario  emenda- 
tissimo,  et  Matutinario.  Qu^  utique  vine^  eidem  episcopo  priori  anno  tradite  sunt  ab 
uxore  cuiusdam  nobilis  viri  Ezzonis  cum  omnibus  appenditiis  suis.  Dedit  etiam  idem 
episcopus  in  foreste  sua  Bitanensi  vinitoribus  s.  Sebastian!  pascua  et  c^suram  lignorum 
ad  Qdificandas  areas  et  vineas  colendas,  ea  sciHcet  ratione,  ut  familia  s.  Vigilii  in  Sicchan- 
hovon  et  Ottenhovon  quicquid  utilitatis  prius  in  Eberespergensi  foreste  per  annualem  cen- 
sum  habuerat,  deinceps  libere  et  sine  censu  possideat.  Conlaudatum  est  etiam  ab  utrius- 
que  partis  sapientibus,  ut  20  modii  aven^,  quQ  singulis  annis  a  familia  s.  Vigilii  solve- 
bantur,  decimali  donatione,  sigalis  eadem  mensura  Eberespergensi  Qcclesie  restituantur. 
(202.  203.  XXVI.) 

Cod.  f.  26  —  30.  In  der  letzten  Nummer  zuerst  Orte  durch  grosse  Initialen  ausgezeichnet. 


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III.    Continuatio    traditionum    et    concambiorum    permixta. 

1.  c.   1040-1050.  [Velturomn.] 

Cognoscat  omnium  Christi  fidelium  mnltitudo,  quod  quidam  nobilis,  Isinribc  (mon- 
tanus  dominus)  vocabulo,  tradidit  Deo  et  s.  Sebastiano  predium,  quod  ipse  habuit  apud 
Veltui^um,  scilicet  agris,  silvis,  pratis^)  pro  anima  eius  et  pro  omnibus  fidelibus  defunc- 
tis.  Testes  per  aures  tracti:  Adalpero  de  Hunwanbc,  Deimar  de  Asinchofn,  Gerolt  de 
Walda,  Adalpero  de  Sabsincbeim,  Zontipold  et  Pabo  de  Walda,  Dietrib  de  Suindaha,  Ov- 
dabrich  de  Heida,  Hartwicb  de  Percboven.  (25.  L.  tr.  VII.) 

2.  c.  1070—85.  [Salichin.] 

Concampium,  quod  fecit  Wilrammus  abbas  cum  Sigibardo  de  Franricbin  in  pre- 
sentia  advocati  sui  Waltharii.  Idem  enim  Sigibart  dedit  unum  agrum  et  unum  pratum 
in  loco,  qui  dicitur  Salicbin,  pro  submersione,  quam  in  predio  s.  Sebastiani  fecit  molen- 
dinum  suum  in  eodem  loco  situm.  T.  h.  r.  s.  Pero  (de  Gowibruc),  Werinher  (de  Hova- 
cbircbon),  Megingoz  minister  advocati.  Gozpertus  et  filius  eius  Warmunt  (ministri),  Me- 
ginhart  de  Unding.  (26.  Vm.) 

Cod.  f.  7  Nr..  1  in  Schnörkelscbrift  aus  Abt  Eutperts  I  Zeit;    Nr,  2    mit  Schrift- 

wecbsel  unten  angefügt.  Bei   ^)  steht  partis. 

3.  c.   1090.  Staripgin.  Anima  Ottonis  requiescat  in  pace. 

Starchant,  quidam  miles  de  Eigilswancb ,  dedit  super  altare  s.  Sebastiani  unum 
mansum  in  yilla  Staringin  pro  remedio  anime  Ottonis  de  Bota  et  omnium  parentum  eius- 
dem  et  pro  anima  Wirade  uxoris  predicti  Ottonis,  et  pro  sepultura  ipsius.  T.  Tiemo  (de 
Holza),  Eppo  (de  Vurlimosa),  Mazili,  Warmunt  (prepositus) ,  Hiltipreht  (de  Esinchovan), 
Egilolf,  Tiemo,  Erchanger,  Perenhart.  (240.  CLVI.) 

4.  Elcha.  Fritilonis  anima  requiescat  in  pace. 

Quidam  nobilis  vir  nomine  Fritilo  dedit  ad  altare  s.  Sebastiani  predium,  quod  ha- 
buit in  villa  Eicha,  pro  remedio  anim^  suq  et  omnium  parentum  suorum.  H.  r.  t.  s. 
Gotescalch  (de  Not[zingen]),  Wago  (de  Lerun),  Tiemo  (de  Holza),  Aribo  (de  Hunzin[is- 
perch],  Gotafrit,  Adalhart,  Warmunt,  Gozpreht,  Ruodolf.  Post  hec  dedit  idem  Fritilo  [in- 
vestituram.]  (241.  CLVII.) 

5.  c.   10%.  Wedarmingin.     Batbotonis  anima  requiescat  in  pace. 

(^idam  liber  homo  nomine  Batboto  dedit  ad  altare  s.  Sebastiani  2  iugera  in  pre- 
dicta  villa  pro  remedio  anim^  su^.  T.  Albwin,  Warmunt,  Gozpret,  Gnanno,  et  item 
Gnanno,  Hartwic,  Wolfgoz,  Adalo,  ßovdolf.  Dedit  etiam  investituram  ipso  tempore.  T. 
Albwin.  (242.  CLVm.) 

6.  [Wedarmingin].     Anima  Berenhardi    requiescat  in  pace. 

Tres  nobiles  viri,  scilicet  Amolt,  Jedung,  Isimgrim,  dederunt  predium,  quod  habuerunt 
iuzta  Glana  in  manum  cuiusdam  nobilis  viri  nomine  Diederih  de  Herlinch[oven]  traden- 
dum  ad  altare  s.  Sebastiani  post  mortem  Isimgrimi  predicti  pro  remedio  anim^  propinqui  sui 
Berenhardi  occisi.  Quod  prediolum  dedit  predictus  Diederih  super  altare  ipsius  sancti 
S.  in  manum  fiscalis  advocati  Waltharii  sub  bis  testibus:  Williha[l]m  (de  Funsingon), 
Bovtpret  (Arnowa) ,  Erimpret,  Werinheri  (Tatingon) ,  Wolfgrim,  Warm[unt],  Gnanno 
(Lafger).     (243.  CLIX.) 

7.  Studahe.     Anima[^]  Megingozi  et  Bichkard^  requiescant  in  pace. 
Quidam  liber  vir  nomine  Piligrim    et    quQdaifT   vidua   nomine   Bihkart   dederunt    s. 
Sebastiano  quoddam  predium,  scilicet  Studahe,  pro  sepultura  mariti  sui  Megingozi,  et  pro 


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III.    Continuatio    traditionum    et    concambiorum    permixta. 

1.  c.   1040-1050.  [Velturaum.] 

Cognoscat  omnium  Christi  fidelimn  nmltitudo,  quod  quidam  nobilis,  Isinribc  (mon- 
tanus  dominus)  vocabolo,  tradidit  Deo  et  s.  Sebastiano  predium,  quod  ipse  habuit  apud 
Yelta]:;jaum,  scilicet  agris,  silyis,  pratis^)  pro  anima  eius  et  pro  omnibus  fidelibus  defonc- 
tis.  Testes  per  aures  tracti:  Adalpero  de  Hunwanhc,  Deimar  de  Asinchofn,  Gerolt  de 
Walda,  Adalpero  de  Sahsincheim,  Zontipold  et  Pabo  de  Walda,  Dietrih  de  Suindaha,  Ov- 
dabich  de  Heida,  Hartwich  de  Perchoven.  (25.  L.  tr.  VII.) 

2.  c.   1070—85.  [Salichin.] 

Concampiom,  quod  fecit  Wilrammus  abbas  cum  Sigihardo  de  Franrichin  in  pre- 
sentia  advocati  sui  Waltharii.  Idem  enim  Sigihart  dedit  unum  agrum  et  unum  pratum 
in  loco,  qui  dicitur  Salichin,  pro  submersione,  quam  in  predio  s.  Sebastiani  fecit  molen- 
dinum  suum  in  eodem  loco  situm.  T.  h.  r.  s.  Pero  (de  Gowibruc),  Werinher  (de  Hova- 
chirchon),  Megingoz  minister  advocati.  Gozpertus  et  filius  eius  Warmunt  (ministri),  Me- 
ginhart  de  Unding.  (26.  VIU.) 

Cod.  f.  7  Nr..  1  in  Schnörkelschrift  aus  Abt  Rutperts  I  Zeit;    Nr.  2    mit  Schrift- 
wechsel unten  angefügt.  Bei   ^)  steht  partis. 

3.  c.   1090.  Staringin.  Anima  Ottonis  requiescat  in  pace. 

Starchant,  quidam  miles  de  Eigilswanch,  dedit  super  altare  s.  Sebastiani  unum 
mansum  in  villa  Staringin  pro  remedio  anime  Ottonis  de  Bota  et  omnium  parentum  eius- 
dem  et  pro  anima  Wirade  uxoris  predicti  Ottonis,  et  pro  sepultura  ipsius.  T.  Tiemo  (de 
Holza),  Eppo  (de  Vurlimosa),  Mazili,  Warmunt  (prepositus) ,  Hiltipreht  (de  Esinchovan), 
Egilolf,  Tiemo,  Erchanger,  Perenhart.  (240.  CLVI.) 

4.  Elcha.  Eritilonis  anima  requiescat  in  pace. 

Quidam  nobilis  vir  nomine  Fritilo  dedit  ad  altare  s.  Sebastian!  predium,  quod  ha- 
buit in  villa  Eicha,  pro  remedio  anim^  suq  et  omnium  parentum  suorum.  H.  r.  t.  s. 
Gotescalch  (de  Not[zingen]),  Wago  (de  Lerun),  Tiemo  (de  Holza),  Aribo  (de  Hunzin[is- 
perch],  Gotafrit,  Adalhart,  Warmunt,  Gozpreht,  Ruodolf.  Post  hec  dedit  idem  Fritilo  [in- 
vestituram.]  (241.  CLVII.) 

5.  c.   10%.  Wedarmingin.     Batbotonis  anima  requiescat  in  pace. 

Quidam  Über  homo  nomine  Batboto  dedit  ad  altare  s.  Sebastiani  2  iugera  in  pre- 
dicta  villa  pro  remedio  anim^  su§.  T.  Albwin ,  Warmunt ,  Gozpret,  Gnanno,  et  item 
Gnanno,  Hartwic,  Wolfgoz,  Adalo,  Bovdolf.  Dedit  etiam  invesÜturam  ipso  tempore.  T. 
Albwin.  (242.  CLVm.) 

6.  [Wedarmingin].     Anima  Berenhardi    requiescat  in  pace. 

Tres  nobiles  viri.  scilicet  Amolt,  Jedung,  Isimgrim,  dederunt  predium,  quod  habuerunt 
iuzta  Glana  in  manum  cuiusdam  nobilis  viri  nomine  Diederih  de  Herlinch[oven]  traden- 
dum  ad  altare  s.  Sebastiani  post  mortem  Isimgrimi  predicti  pro  remedio  anim^  propinqui  sui 
Berenhardi  occisi.  Quod  prediolum  dedit  predictus  Diederih  super  altare  ipsius  sancti 
S.  in  manum  fiscalis  advocati  Waltharii  sub  bis  testibus:  Willihapjm  (de  Funsingon), 
Bovtpret  (Amowa) ,  Erimpret,  Werinheri  (Tatingon) ,  Wolfgrim,  Warm[unt],  Gnanno 
(Lafger).     (243.  CLIX.) 

7.  Studahe.     Anima[^]  Megingozi  et  Bichkard^  requiescant  in  pace. 
Quidam  liber  vir  nomine  Piligrim    et    quQdanl    vidua   nomine   Bihkart   dederunt    s. 
Sebastiano  quoddam  predium,  scilicet  Studahe,  pro  sepultura  mariti  sui  Megingozi,  et  pro 


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4 

remedio  animamm  snarum  patrisque  sni  et  matris  su^.     H.  r.  t.  s.  Wirint,  Aribo,  Ebbo, 
Oygo,  Gamanolf  (Ebbo),  Dietloh,  Isker,    Rovtpret,  Egilolf,  Dietbolt,  Ekkihart,  Adalpero  et 
irater  eins  Werinheri,  Irminhart.      Dedernnt  etiam  ipsios  predii  investituram  in  possessi- 
onem  §temam.     T.  Dietbolt,  Chadalhoh.  (244.  CLX.) 
Cod.  f.  36  V. 

8.  De  molendino  Cbletheim. 

Notum  sit  Omnibus  Christianis  tarn  presentibus  quam  futuris,  quod  comitissa  Bih- 
kard,  uxor  Gebehardi  comitis,  et  filius  eius  Engilpreht  petitione  ministri  sui  Arbonis 
Bovdpertique  abbatis  dederunt  molendinum  unum  apud  Cbletheim  situm  cum  Omni- 
bus ad  id  pertinentibus  in  manum  nobilis  viri  Gebolfi  de  Hohenperhc,  potestativa  manu 
tradendum  super  altare  s.  Sebastiani  loco  Eberspergensi  Deo  fratribusque  ibi  manen- 
tibus  ad  servitium.  Quam  traditionem  devota  mente  complevit  idem  Gebolfus.  Testesque 
isti  per  aurem  sunt  tracti:  Bafold  (de  Brncca),  Ovdalscalb,  Adalbero  (fratres  eius).  Diet- 
mar (de  Steinhart)  et  filius  eius  Hartman,  Ovdalrich  (de  Walda),  Egilolf  (de  Hag[mingen]), 
Goteschalh  (de  Marpah),  Aribo  (de  Eng[ilhalmingen]),  Heltfolch  (de  Chreiza),  Ovdalrihy 
Fridirich  (de  Albradperc) ,  Fridirich  (de  Lamin),  Adalhard  (de  Steinh[eringen]).  Oebolf, 
Adalo,  Wirund,  Rovdolf,  Herrand,  Heitfolch,  Bovdpreht,  Gozpreht,  Bicheri  (ministri).  (18.  I.) 

9.  [Oblatio  Gisüae.] 

Quedam  libera  mulier  nomine  Gisila,  cum  accepisset  maritum  de  familia  s.  Sebasti- 
ani, posuit  capud  suum  super  altare  ipsius  sancti,  tradens  se  ibi  in  proprietatem  sancto 
ipsi  ea  conticione  (sie) ,  ut  ipsa  cum  posteritate  sua  exinde  potirentur  lege  iustorum 
seryientium,  Abbate*  Bovtperto  ministrisque  onmibus  adlaudaatibus.  H.  r.  t.  Bur- 
chart, Adalhart,  Heitfolch,  Bovdolf,  Gozpert,  Wezil,  Mazile  frater  eius ,  Wirint,  Werinheri, 
Burchart  puer.  (19.  — .) 

Cod.  f.  6  anschliessend  an  das  Chronic on  Eberspergense. 

10.  c.   1100.  Stamheim. 

Ego  Boydbertus,  Eberspergensis  abbas  et  dominus,  notum  facio  uuiversis 
Christi  fidelibus,  quod  quidam  liber  homo  nomine  Diethricus,  meus  consanguineus ,  cum 
pro  tollendo  sibi  iniuste  predio  suo  apud  Stamheim  a  quodam  Gebemanno  miserabiliter  esset 
afflictus,  ut  sibi  propter  Deum  cum  consilio  vel  alicuius  pecimie  adiutorio  succurrerem, 
ad  me  venit  prostratus  meis  pedibus.  Cui  cum  misertus  dedissem  octo  libras  argenti  ad 
semet  ipsum  suumque  predium  redimendum,  sponte  sua  promisit,  ipsum  predium  se  Deo 
et  s.  Sebastiano  post  vitam  suam  esse  daturum ;  et  ilico  in  ipsa  hora  me  presente  in 
manus  ac  fidem  cuiusdam  nobilis  viri ,  cui  nomen  Ebbo  de  Furlimose,  commisit  predictum 
predium ,  ut,  cum  dominus  iuberet,  se  transire  ex  hoc  mundo,  absque  omni  contradictione 
traderet  illud  Deo  et  s.  Sebastiano  ad  Ebersperch  pro  omnium  fidelium  animarum  reme- 
dio; et  super  hoc  tracti  sunt  isti  testes:  Wezil  (de  Eberaha),  Baphold  (de  Pruccha), 
Sigihard  (de  Ellencophon),  Adalhard  (de  Stenhergen) ,  Purchard ,  Gebolf  et  filius  eius 
Adalo,  Bovdolf  efc  Warmund,  Irinch,  Bichere. 

Deinde  post  duoriim  circiter  annorum  expletionem«  predictus  Ebbo  de  Furlimose 
propter  meam  et  predicti  Diethrichi  peticionem  solyit  suam  lidem,  tradens  in  presentia 
Waltherii  advocati  ipsum  predium  cum  omnibus  ad  id  pertinentibus  super  altare  s.  Se- 
bastiani ad  laudem  Dei  semper  serviturum  omnium  fratrum  ad  Ebersperch  Deo  famulan- 
tium  utilitati.  T.  Dietmar  (de  Stenhard)  et  filius  eins  Hartman,  Ovdalrich  (de  Chreizh), 
Dethrich  (de  Herknchophon),  Willehalm  (de  Bisin),  Wirinth  (de  Tala).  Gebolf,  Warmunt, 
Gozperch  (ministri).  Aribo  (de  Engelhalmigin),  Irinch,  Bichere.  Bovtpreht  (deScattenh[oven.]), 
Adalh[art]  (de  Stenh[eringen]).  (204.  CXXTTT.) 


163 

11.  [Walda]. 

Qnidam  miles  Ovdalricas  tradidit  super  altare  s.  Sebastiani  tria  iugera  agrorom  in 
loco,  qui  dicitur  Walda,  pro  filii  soi  Eberhard!  apud  Ebersperch  sepulti  anima  et  pro 
onmium  fidelium  defonctonim  memoria.  Isti  s.  t.  Wito,  Werinhard,  Adalhard,  Chuono, 
Heitfolch,  Ovdalrich,  Roodolf,  Gnamio,  Eichen.  (205.  CXXIV.) 

12.  Alinpach. 

Notum  et  manifestum  sit  universali  ^cclesi^,  quäle  remedium  Otto  comes  de  Scirun, 
profecturus  Hierusalem,  promisit  anim^  su^.  Tradidit  enim  in  manus  cuiusdam  nobilis 
viri  nomine  Hoholt  suum  predium  (curiam)  apud  Alinpach,  et  aliud  predium  apud  Ehi* 
motigen,  quod  tunc  Ebbo  de  Sewen  ab  ipso  habuit  in  beneficium,  utraque  predia  tradenda 
Deo  super*  altare  s.  Sebastiani  ad  utilitatem  fratrum  Deo  ad  Ebersperc  famulantium,  ea 
condicione  firmiter  interposita,  ut,  si  ab  aliquo  abbate  umquam  alicui  ipsa  predia  conce- 
dantur,  a  proximo  suo  berede  aureum  nummum  super  altare  predicti  sancti  ponente  ipsa 
.predia  perpetualiter  possideantur.  Quam  tradicionem  isdem  Hoholt  complevit  fidelissime 
sub  horum  testium,  ut  moris  est,  per  aures  tractione:  Hartman  (de  Steinhard),  Bertholt 
(de  Emendorf),  Aribo  (de  Engelhalmingen),  Purchart  (de  Yorstaren),  Adalhart  (de  Stein- 
herien),  Gebolf  (de  Eberaho),  Wolfcoz,  Rovdeger,  Arnolt,  Engilmar,  Bertholt,  Wirinth, 
Heidfolc,  Rovdolf,  Rovdpredh,  Warmunt,   Werinhero.  (206.  CXXV.) 

13.  [Oblatio  Diemovd^]. 

Quidam  Diethard  cum  coniuge  sua  Ellisa  de  Trubiggin  pro  accepta  pecunia,  id  est 
1 2  siclis  avgenti,  ab  abbate  Bovdperto,  dederunt  ancillam  suam,  scilicet  Diemovddam, 
in  manus  cuiusdam  nobilis  viri  nomine  Pabo  de  Sunderhusun  potestative  in  proprietatem 
tradendam  super  altare  s.  Sebastiani.  Quam  traditionem  -fecit  idem  Pabo  sub  his  testibus : 
Dietpold  (de  Perga)  et  eius  frater  Walthori,  Warmund  (de  Sunderhusun),  Gebolf,  Eovdolf, 
Heitfolch,  Irinc,  Wirinth,  Werinher.  (207.  L.  c.  XXVIU.) 

Cod.  f.  30  V.  et  31  in,  dem  Vorgehenden  gleicher,  schöner  Schrift. 

1 4 .  [Hunzinisperch] . 

Quidam  Über  nomine  Batold  tradidit  Deo  et  s.  Sebastiane  suum  predium,  quod  ha- 
buit apud  Hunzinisperch,  pro  anima  sua  et  anima  filii  sui  tunc  temporis  defuncti,  et  pro 
animabus  omnium  paroptum  suorum,  simulque  omnium  fidelium  defunctorum.  Econtra 
venerabilis  abbas  Euodpertus  pr^stitit  eidem  cottidianae  prebend^  victum.  Super  bac 
traditione  testes  isti  tracti  per  aures  notati  sunt  hoc  ordine:  Aribo  (Engilhalmingin), 
Heitfolch  et  frater  eius  Ovdalrich.  Adalhard  (de  Steinheringen).  Wirund  (Engilhalmingen). 
Heitfolch,  Buodpreht,  Gozpreht,  Ruodolf,  Warmund  (fratres).  Gebolf  (Scerf) ,  Hartwic  (de 
Lintaha),  Oberolf,  Adalpreht  (Rosili),  Wecil  (Zeizingin).  (20.  11.) 

Cod.  f.  6  V.  zu  Oberst. 

15.  1110.  [Oblatio  Trutae  et  lusulae.] 

Notum  sit  Omnibus  christianis  presentibus  et  futuris,  quod  prefectus  urbis  Batispone 
Otto  nomine,  Bomam  proficisci  statuens,  tradidit  pro  remedio  anim^  su^  suorumque 
parentum  altario  s.  Sebastiani  tempore  Waltheri  eiusdem  famili^  advocati  Trutam  et  eius 
sororem  lusulam  in  proprietatem  ad  qualecunque  servitium  fratribus  persolvendum. 
Huius  r.  t.  s.  Wezil  (de  Ebera),  Beginolt  (de  Beginoltesberge) ,  Ascwin  et  eius  frater 
Eppo  (de  Herrantescadme).  De  familia:  Gozpreht  et  eius  filii  Gozpreht,  Warmunt,  Ge- 
bolf, Wirnt  et  eius  filius  Irinc.  (264.  CLXXVJU.) 

Cod.  f.  40  V.  Nachtrag  in  bleicher  Tinte  in  Lücke.     Giesebrecht  HE.  771. 

16.  c.   1110.  [Forstarin.] 

Quidam  parservus  nomine  Wezil  consentiente  uxore  sua  dedit  ad  altare  s.  Sebastiani 
domini  sui  tale  predium,  quäle  habuit  in  villa,  qu^  dicitur  Forstarin,  cultum  et  incultura, 
Abb.  d.  III.  Gl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III.  Abth.  22 


164 

quQsitum  et  inquixendum,  ea  conditione,  ne  ips^   alicni  post  h^c  in  beneficium  prestaretor, 
et  quoadusqne  viverent,  beneficiom,  qnod  ttmo  habuerant,  possiderent.     H.  r.  t.  s.  War 
munt,  Dieterih,  Wezil,  Perhterih,  Aribo  (de  Hunzin[ißperch].  (245.  CLXI.) 

17.  Stircilhein].     Anima  Waltherii  advocati  et  aniniQ  oinniam  suomm  parentom 
requiescant  in  pace. 

Traditio  quam  illostris  memori^  comes  Waltherius  fecit  altario  s.  Sebastiani  nota 
et  manifesta  in  pei*petaam  maneat  nnivers^  Gliristianitati.  Tradidit  enim  omnipotenti 
Deo  et  predicto  sancto  et  ceteris  sanctis  Ebersperc  honorifice  quiescentibus  ad  usnm  mo- 
nachormn  Deo  ibi  militantinm  tale,  quäle  Stircilheim  habuit,  predium  cum  omnibus  ad 
id  pertinentibus  pro  anima  sua  et  pro  anima  patris  sui  Waltherii  et  pro  anima  matris 
suQ  Hemm^,  et  pro  anima  avunculi  sui,  comitis  Amolfi,  et  pro  anima  fratris  sui  Engü- 
perti  et  pro  animabus  omnium  fidelium  defunctorum.  H.  r.  t.  s.  Dietrich  (Herilicho- 
ven),  Ovdalrich  (de  Walda),  Dietmar  (de  Steinhart),  Ortwin  (filius  Ekkirphi]),  Gerung 
(Witingin),  Aribo  (Rimidingin),  Marchward  (frater  Ermberti),  Heitfolch  et  frater  eius 
Ovdalrich,  Ovdalrich  (puer),  Gebolf,  Gozpreht,  Waltchuon  (de  Prunnin),    Gerold.  (246.) 

18.  [Cheminatin,  Grieza,  Havanarisheim ,    Podalungisheim,  Langangazzon ,   Wint- 
pozzingin,  Walda]. 

Deinde  cum  in  Oriente  infirmaretur,  petiit  omnes  suos  fideles,  ut  cum  illorum  ad- 
iutorio  apud  Ebersperg  sepeliretur.  In  presentia  quoque  nobilissimorum  (sie)  regionis 
illius  adiunxit  supradicto  predio  ea ,  qu^  fideliter  subnotamus,  id  est,  Cheminatin,  Grieza, 
Havanarisheim,  Podalungisheim,  Langangazzon,  Wintpozzingin,  Walda,  et  tradidit  illa  in 
manus  cuisdam  nobilis  sui  militis  Werinherii  (de  Winchelsazzon) ,  tradenda  potestaüve  s. 
Sebastiano  pro  sua  et  pro  prenominatarum  animarum  remedio.  Quam  traditionem  fecit 
Werinherius  cum  servis  et  ancillis  et  cum  omnibus  ad  predicta  predia  pertinentibus, 
priusquam  sepeliretur  venerabilis  comes  Waltherius  tractis  per  aures  his  testibus :  Wirund, 
Gotescalch,  Willihalm,  Dietloch,  Eemuk,  Werinheri,  Ekldhard,  Aribo,  Adalbero,  Gebolf,  Gozpret, 
Heitvolch,  Buotpreht,  Burchard,  Adalo,  Heitvolch,  Beginward,  Ebbo,  Dietrich.  (247.  CLXU.) 

19.  [Ellinpoldesberc] 

Werinherius  supranominatus  ex  traditione  predicti  comitis  Waltherii  tradidit  s.  Se- 
bastiano in  proprietatem  unum  mqjisum  in  loco,  qui  dicitur  Ellinpoldesberc.  Isti  s.  t. 
Dietmar,  Ovdalrich,  Goteschalch,  Engilmar,  Gebolf,  Ovdalrich,  Friaipreht.  (248.  CLXTII.) 

20.  Gravingin  apud  Essingin.     Anima  Waltherii  requiescat  in  pace. 
Wolftrigil  quidam  nobilis,  super veniens  in  hora   exitus  morituri  iam  cito  Waltherii, 

suscepit  de  manu  eius  unum  mansum  apud  Essingin,  in  loco  qui  dicitur  Gravingin,  tra- 
dendum  pro  remedio  anim^  eius  altario  s.  Sebastiani  serviturum  fratrum  utilitati.  Quod 
idem  Wolftrigil  sub  his  testibus  devotissime  implevit:  Engilmar,  Hartman.,  Chuonrad, 
Eginolf,  Altman,  Werinheri,  Gozpreht,  Chazili,  Sigiloch,  Ovdalrich,  Wolfheri,  Gebolf,  Buod- 
mund,  Wirund,  Ovdakich.   (249.  CLXIV.) 

21.  [Oblatio  Hartwici.]  . 

Dietrich  iunior  de  Herlichoven  ex  traditione  predicti  comitis  Waltharii  tradidit  s. 
Sebastiano  in  proprietatem  servum  quendam ,  qui  vocatur  Hartwicus.  T.  Dietrich  pater 
eiusdem  traditoris,  Werinheri,  Wirund,  Marchward,  Ovdalrich,  (250.  CLXV.) 

22.  [Ascowa  et  Werinbretsheim.] 

Hos  servos  tradidit  bon^  memoria  comes  .Waltharius  s.  Sebastiano  cum  prediis  suis : 
Urlvich  cum  suo  predio  Ascowa,  Gnannon,  et  Heizon,  et  Sinpreht  cum  suis  prediis  apud 
Werinbretsheim.  Ex  quibus  ürlvich  tradidit  üliis  suis,  hisdem  etiam  servis  s.  Sebastiani, 
predium  suüm  apud  Ascowa  sub  his  testibus:  Ovdalrich  et  eius  frater  Heitvolk,  et  eius 
fiüus Heitvolk,  Adalhard,  Gotifrid,  PiHgrim,  Fridipreht,  Altman, Wezil,  Bihheri.   (251.  CLXVI.) 

Cod.  f.  37  et  38. 


165 

23.  1111.  De  Gramannestorf. 

Quidam  oobilis  nomine  Heinricus  tradidit  Deo  super  altare  s.  Sebastiani  ad  usum 
fratmm  eidem  sancto  famulantium,  quod  ad  Gramannisdorf  habuit  preditun,  pro  anima  patris 
sui  Bom^  occisi,  et  pro  animabus  omnimn  fidelium  defanctorum.  Testes  isti  super  hoc 
sunt  tracti:  Hartman,  GerunCi  Adalhard,  Oydabdch,  Oydalrich,  Walbrun,  Eberhard,  Buod* 
pert,  Gebolf,  Warmund,  Gebolf,  Buodmund,  Gnanno,  Chuono,  Heinrich,  Wirund. 

Tradidit  etiam  investituram  ipsius  predii  promemorato  sancto.  Et  super  hoc  tracti 
sunt  testes:  Gerunc  et  Ovdalrich.  (259.  OLXXIV.) 

Cod.  f.  39  V.  Schnörkelschrift. 

24.  0.   1110—1115.  [Diechun]. 

Cognoscat  omnimn  Christi  fidelium  mullitudo,  quod  quidam  nobilis  Sigisperdus  voca- 
bulo  tradidit  Deo  et  s.  Sebastiano  predium  aput  Diechun  sibi  de  potestativa  manu  tradi- 
tum  eo  pacto,  ut  sua  neptis  Luitkart  singulis  diebus  acciperet  prebendam  unius  monachi 
de  eiusdem  sancti  claustro,  simulque,  ut  victus  et  vestitus  daretur  eiusdem  domine  filio 
Bumoldo,  ad  monachicam  vitam  ordinando.  T.  Dietmar,  Hoholt,  Baffolt,  Adalb*[ero], 
Waltman,  Ebbo,  Botmunt,  Aribo,  Ovdalrihc,  Gebolf,  Wirint,  Heitfolo,  Bovtpert,  Bovdolf, 
Adalo,  Bichero,   Gnanno.  (51.  a). 

25.  [Mola  ad  Mosaha]. 

Hqc  sunt  nomina  testium  per  aures  tractorum,   ubi  quidam    nobilis   nomine  Gebolf 
coram  multis  Christi  üdelibus  in  perpetuum  abnegavit,  sibi  umquam  vendicare  molam  ad 
Mosaha  et  predium,  quod  pater  suus  Dietmarus  tradidit  s.  Sebastiano  pro  victu  et  vestitu 
filii  sui  Duringi  eidem  sancto   servituri    **.     Perhtold    comes ,    Baphold    et   Ovdalscalch,    . 
Buodpreht,  Starchand,  Willihalm,  Lantpreht,  Wicman,  Buotpreth.  (51.  b.  X.) 

26.  [Wolvoldisperch]. 

Cognoscat  omnium  Christi  fidelium  congregatio,  qu^  a  quodam  nobili  viro  nomine 
Dietmaro  acta  est  traditio.  Tradidit  enim  in  fidem  filii  sui  Hartmanni  predium  apud 
Wolvoldisperch  eo  tenore,  ut  hoc  isdem  traderet  cuidam  Ovdalrico  nepoti  Eberspergensis 
abbatis  possidendum  potestative,  ea  tamen  int^rposita  lege,  ut  ipse  Ovdalricus,  si  iuxta 
consilium  domin^  Chuniz^  sororis  predicti  abbatis  nuberet,  absque  onmi  contradictione 
ipsum  predium  possideret;  si  autem  absque  legali  coniuge  aut  prole  vita  decederet,  pre- 
dium Deo  et  s.  Sebastiano  ad  Ebersperc  pro  animabus  onmium  Christi  fidelium  deserviret. 
Testes  super  hoc  tracti  fideliter  sunt  hie  scripti :  Aribo,  Ovdalrich,  Otachar,  Hohold,  Aribo, 
Gebolf,  Bicheri,  Gebolf,  Wirund,  Heitfolc,  Warmund.    (53.  XH.) 

27.  [Essingin]. 

Quidam  liber  de  Chaphes  nomine  Beginboto  dedit  s.  Sebastiano  medietatem  sui 
predii,  quod  habuit  in  Essingin,  pro  suq  anim^  omniumque  Christi  fidelium  remedio ;  alteram 
quoque  partem  eiusdem  predii;  id  est  dimidium  mansum,  tradidit  in  concampium  s.  Se- 
bastiani monasterio  pro  tantundem  agrorum,  pratorum,  silvarumque  cumulo.  T.*  Gote- 
scalch  (de  Marhpach)*  Ovdalrich,*  Dietmar,  Buotpreht,  Bicheri,  Wecil,  Gozpreht  (puer.) 
Pro  investitura  testes:  Adalbero,  Gotescalch.  (54.  XIII.) 

Cod.  f.  8  et  V.  N.  24  Schnörkelschrift,  dann  wechselnde  Schriften.      Bei  ♦  Lücken 

durch  Basur;  ♦♦  2  Zeilen. 

28.  c.  1100  '1115.  Quantula.  Anima  Heinrici  requiescat  in  pace. 

a.  Nihil,  ut  ait  scriptura,  intulimus  in  hunc  mundmn.  Haud  dubium,  quin  nee 
auferre  quid  valeamus,  nisi  bona,  qu^  ob  remedium  anim^  nostr^  facimus.  H^c  ego 
Heinricus  considerans  et  molem  peccatorum  meorum  mecum  reputans  ad  remedium  miser^, 
anim^  me^  et  animarum  parentum  meorum  et  omnium  fidelium  defunctorum,  petitione 
etiam  Bovtperti  abbatis  tradidi  ad  altare  s.  Sebastiani,  quod  est  ad  Eberesperch,  pre- 

22» 


166 

dimn  meum  Quantnlam  et  duos  mansus  in  Stnbaie*  cum  manu  materter^  me^  Willibirg^, 
cuius  ipsum  predium  erat,  et  post  eins  mortem  hereditario  iure  in  meum  ius  venerat. 
Ea  quippe  lege  tradidi  ipsum  prediolum  ad  predictum  altare  cum  cultis  et  incultis,  cum 
quQsitis  et  qu^rendis,  ut  illuc  perpetualiter  deserviat  fratribus  ibi  Deo  et  s.  Sebastiane 
servientibus.  Huius  rei  testes  tracti  sunt  per  aures:  Goteschalc,  Dietmar,  Bafolt,  Hart- 
wic,  Ebbo,  Otto,  Warmund,  Altman,  Pabo,  Heitvolk,  Irminhart,  Gebolf,  Eovdolf,  Heitvolk, 
Adelo,  Heinrih,  Wirind.  Dedit  etiam  investituram  ipsius  predii.  T.  Goteschalc,  Diet- 
mar. (252.  CLXVn.) 

b.  Domna  Willibirg  matertera  sciHcet  predicti  Heinrici  petitione  domni  abbatis 
Povtperti***  dedit  ob  remedium  anim^  su§  et  mariti  sui  Werinharii  cunctorumque  anii- 
corum  suorum.  T.  (Fratres  eius)  Altman,  Gotti,  et  ülius  eius  Sigimar;  Bafolt  et  frater 
eitts  Adalbero,  Ebbo,  Ebbo,  Egilolf,  Eeginpret,  Weriant,  Rihwin,  Altman,  Heitvolk, 
Isingrim,  Wicman,  Bemhart  (de  Erphenbrunnen).  Pro  investitura  Altman  et  frater 
eius  Gotti.  (  — ,   — .) 

c.  Predicta  matrona  Willibirg  dimidium  mansum  situm  in  eadem  yilla  Quantula 
cum  4  maneipiis  dedit  s.  Sebastiano  pro  commemoratione  anim^  su^  cunctorumque  fidelium 
vivorum  atque  mortuorum.  T.  Pabo,  Berhtolt,  Ovdalrih,  Ebbo,  Altman,  Ekkirih,  Wolf- 
liez,  Ovdalrih,  Heitvolc.  (253.  CLXVm.) 

29.  [Erlipach.] 

Quidam  nobilis  nomine  Askwin  tradidit  suum  predium,  quod  habuit  apud  Erlipach, 
Deo  et  s.  Sebastiano  pro  3u^  anim^  et  omnium  fideHum  animarum  remedio,  ut,  cum 
moreretur,  sub  umbra  s.  Sebastiani  alarum  et  sub  orationibus  fratrum  Ebersperch  Deo 
famulantium  honorifice  sepeliretur.  Testes  super  hoc  sunt  tracti :  Ekkirich,  Buodpret,  Aribo, 
Heitfolch,  Ovdalrich,  Eberhard^  Pertold,  Gebolf,  Chuono,  Heitfolch,  Heinrich.    (254.  CLXK.) 

30.  [Bossoldesberc].  • 
Miles  quidam  Gotescalch  dictus,  ad  extrema  vit^  perductus,  dedit  predium  suum,  quod 

supra  Bossoldesberc  iuxta  flumen  Merilaha  habuit,  in  manus  Hartmanni  pueri  de  Steinhart 
pro  iure  sepulchri  sibi  concedendi.  Quod  idem  Hartmannus  implevit  sub  his  tesübus : 
Dietmar  (pater  Hartmanni),  Hartwic  (de  Ouwiste),  Gotescalch,  Heinrich,  Gebolf,  Wolfliez, 
Ekkirih.  (255.  CLXX.) 

31.  [Mosaha.] 

Quidam  liber  homo  nomine  Ebbo  petitione  Bovtperti  abbatis  susceptisque  ab 
eo  5  talentis  predium  suum,  quod  apud  Mosaha  habuit,  cultum  et  incultum,  pratis  et 
pascuis  et  silvis,  excepto  molendino,  tradidit  Deo  et  s.  Sebastiano  ob  anim^  su^  reme- 
dium  omniumque  defunctorum  fidelium.  T.  p.  a.  tr.  Ekkirih ,  Dietpreht ,  Aribo  (de  En- 
gilhalmingan) ,  Ebbo.  Ovdalrih ,  Heitfolch ,  Gozpret  (frater  eius).  Dietmar ,  Bihheri, 
Gnanno,  Heizo.     (256.  CLXXI.) 

32.  [Oblatio  Bovtmundi  et  sororis  eius]. 

Bihkart,  Ovdalrici  comitis  filia,  dedit  manu  potestativa  super  altare  s.  Sebastiani 
tria  mancipia,  Bovtmundum  scilicet  et  sororem  eius  cum  fili  .  .  su  .  .  et  omni  posteritate  sua. 
T.  Bafolt  (de  Brucca),  Amalpret,  Adalpero,  Aribo,  Wolfram,  Ekkirih,  Dietpolt.  (257.  CLXXII.) 

33.  Luvingin. 

Quidam  liber  nomine  Adalo  tradidit  se  ipsum  cum  filio  suo  Bieherio  super  altare 
s.  Sebastiani  eo  pacto,  ut  isdem  suus  filius  acciperet  uxorem  de  familia  predicti  sancti,  et  pre- 
dium, quod  Luvingin  habuit,  quamdiu  viveret,  *cum  uxore  sua  in  beneficium  de  potestate 
abbatis  possideret;  si  autem  absque  matrimonio  vitam  finiret,  predium  predictum  ob  ani- 
marum omnium  fidelium  salutem  Deo  et  s.  Sebastiano  ad  utilitatem  fratrum  eidem  sancto 
famulantium  perpetualiter  serviret.  Isti  s.  t.  Werinheri  (de  Winchilsazin),  Ovdalrich  (puer) 
Heitfolch  (iunior),  Gnanno  (Scerigo),  Bicheri.     (258.  CLXXTTT.) 


167 

34.  Apud  Mosaha. 

Nota  et  manifesta  maneat  universe  christianitati  devotio  cuiusdam  nobilis  viri  de 
Steinhart  Dietmari,  qui  tradidit  super  altare  s.  Sebastian!  prediom  apud  Mosaha,  quod 
ante  fuit  felicis  memoria  Meginhardi,  patris  scilicet  Eberspergensis  abbatis  Buodperti,  cum 
Omnibus  ad  id  pertinentibus,  scilicet  basilica,  agris,  silvis,  pratis,  pascuis,  molendinis,  pro 
animabus  patris  eiusdem  abbatis,  et  AdaJ^  eins  matris,  Duringi  quoque  eius  fratris,  Om- 
nibus christianis  animabus  fideliter  admixtis. 

In  auditu  quoque  omnium  ad  hanc  traditionem  manentium  ab  eodem  venerabili  ab- 
bati  B.  constitutum  est  et  laudatum,  ut  fratribus  hie  Deo  famulantibns  ipsum  predium 
serviat  äd  vespertinalis  cene  supplementum,  et  in  anniversario  suo  promptius  celebrando 
habeant  sufficiens  obsequium.  At  si  ab  aliquo  abbate  h^c  constitutio  fortasse,  quod  ab- 
Sit,  destruatur,  iuxta  decreta  omnium  ilico  proximo  berede  in  illo  tunc  genere  aureum 
nummum  super  s.  Sebastian!  altare  ponente  perpetuo  iure  predium  iam  dictum  posside- 
atur.  Isti  sunt  horum  testes:  Aribo  (de  Hag[iningen]),  Ovdalrich  (de  Walda),  Otachar 
(de  Marhpach) ,  Hartman  (de  Steinharte),  Hohold,  Aribo  (de  Engelh[almingen]),  Waltman 
(de  Sele),  Kafiold  (de  Prucca).  Ovdalscalc,  Gebolf,  Heitfolc,  Warmunt  Cmilites).  Wezil, 
Heinrich,  Chono,  Bihheri,  ministri  nostr^  ecclesi^.  Pro  investitura  ipsius  predii  testes: 
Aribo  (de  Hag.),  Ovdalrich  (de  Walda),  Ovdalrich  (de  Puziprunnen),  Aribo  (de  Egil[hal- 
mingen]),  Heitfolc,  Warmunt,  Kichere.  (260.  CLXXV.) 

Cod.  f.  38—40.  Wechselnde,    zum  Theil  Schnörkelschrift.     In  Nr.  28  bei  ♦Lösch- 
ungen, bei  ♦*Lücke. 

35.  [Kudperti  abbatis  commemoratio  acquisitionum.] 

Mirabilis  Deus  in  suis  sanctis !  humilibus  et  quietis  semper  suavis  ac  mitis  multos 
pauperes  et  egenos  hactenus  exaltavit  de  f^tore  stercoris,  quos  et  fecit  sedere  cum  poten- 
tissimis.  De  quorum  numero  cum  ego  Buodpertus  absque  meo  merito,  adhuc  quasi  puer, 
pervenissem  ad  Eberspergensis  abbatiQ  dignitatem,  multis  aliquando  turbinibus  bellorum 
variisque  insidiis  malignantium  incurri  totius  laboris  inquietudinem ;  et  propider  inmensas 
tribulationes,  quQ  invenerunt  me  nimis,  coactus  sum  ad  defendendum  me  ipsum  locumque 
mihi  commissum,  nonnulla  predia  s.  Sebastian!  in  beneficium  prestare  tam  inimicis,  quam 
amicis.  Postquam  autem  perv^ni  ad  maturam  ^tatem,  inmisit  mihi  Deus  sensum  salubrem, 
quod  in  diminuta  mea,  fratrumque  meorum  substantia  nimis  peccassem.  Unde  p^nitentia 
ductus  cum  ingenti  studio  c^pi  colligere  circumquaque  predia,  quQ  superare  valerent  eo- 
rundem  beneficioruid  detrimenta.  In  temporibus  enim  meis  ex  acquisitione  mea  s.  Seba- 
stiane sunt  adaucta  h^c  prediol'um  vocabula :  Walda ,  ubi  sunt  quinque  mansi ;  Chemi- 
natin  ;  Grieza;  Havanarisheim ;  Podalungisheim ;  Langangazzon ;  Wintpozzingin ;  Ellinbol- 
disperch;  Stircilheim;  Serv!  quoque  isti:  Urlvic  cum  suo  predio  apud  Ascowa,  Gnanno, 
Heizo,  Sinpreht,  cum  singulis  eorum  prediis  apud  Werinbrehtisheim ;  Hartwic  cum  suo 
predio  apud  Baldachisdorf ;  Predium  quoque  apud  Mosaha,  comparatum  ab  Eppone  quin- 
que talentis;  apud  eandem  villam  predium,  quod  erat  patris  mei,  vix  acquisitum  viginti 
libris,  cum  dotata  basilica  eiusdem  loci,  et  quatuor  molendinis;  in  villa  Quantula 
quatuor  mansi  et  dimidius ;  *  in  partibus  Stubaie  duo  mans!  apud  Mutiges  et  Miders ;  apud 
Staringin  plus  quam  unus  mansus;  predium  quoque  in  villa  Eicha;  predium  apud  Stu- 
dahe ;  Wedarmingin  iuxta  Glana.  Super  Bossoltisperch  dimidius  mansus ;  apud  Diechon 
Optimum  predium;  iuxta  Semitaha  una  mola;  iuxta  Suilnaha  una  mola;  apud  Otingin 
duo  mansi  et  una  mola.  Apud  Luvingin  dimidius  mansus.  Apud  Granmiannisdorf  duo 
mansi.  ♦Apud  Hunzinisperch  dimidius  mansus.  Apud  Suaben  una  mola,  et  una  mola 
de  Ekkehardo.  (27-50.  Vmi.) 

Cod.  f.  7  V.  et  8.    Inneres  des  Aufzeichnungsbogens  Abt  Budperts  I,  in  Schnörkelschrift; 

von  ♦  an  wiederholt  Tintenwechsel. 


168 

36.  1115.  [Oblatio  Lanzonis  cum  mola  ejus.] 

Quidam  miles  nomine  Ekkihard  tradidit  servum  suum  Lanzonem  et  eius  uxorem 
cum  mola,  in  qua  habiiaverunt,  super  s.  Sebastiani  altare  pro  sua  anima  et  pro  ani- 
mabus  patris  sui  ac  matris  suQ  et  specialiter  pro  animabus  fratris  sui  Ruodperti 
nuper  defuncti,  et  pro  animabus  omnium  fidelium  defunctorum.  T.  Dietmar,  Chuono, 
Aribo,  Heitfolch,  Ovdalrich,  Aribo,  Gotescalch,  Prideprehth,  Ruodolf,  Wezil,  ßicheri. 
(52.  XI.) 

37.  [Mola  apud  Suaben.] 

Quidam  miles  nomine  Ovdalricus  tradidit  Deo  et  s.  Sebastiane  unam  molam  apud 
Suaben  cum  duobus  mancipiis  pro  remedio  anime  Buodperti  et  pro  requie  animarum 
omnium  fidelium  defunctorum.  T.  Dietmar,  Wecil,  Aribo,  Ekkihard,  Chuono,  Ebbe, 
Aribo,  Ebo,  Ovdalrich,  Adalhard,  Friderich,  Aribo,  Pridepreht,  Ruodolf,  Warmund.  Pro 
investitura:  Ebbe,  Aribo.  (55.  XIV.) 

Cod.  Zusatz  unten  f.  8  und  f.  8  v.  in  der  Schrift  der  Schlusszeile  zu  Abt  Rudperts 

Aufzeichnung. 

38.  1116.  [Oblatio  Hiltae.] 

Notum  sit  tam  futuris  quam  presentlbus,  qualiter  quidam  censualis  nomine  Innidie 
sub  Abbate  Adalberone  advocato  Chadalhoc  consentiente  tale  ius  retinuit,  ut  uxor  eius 
Hilta  cum  omni  posteritfbte  sua  per  singulos  annos  quinque  denarios  persolveret.  Huius 
T.  t.  s.  Perhtolt,  Hartliep,  Ovdalric,  Prieso,  Adalhoc,  Rädiger,  Marcw[ard],  Eppo,  Isingrim, 
Outman,  Irintfrit.  (299.  CCVm.) 

Cod.  f.  46  unter  stetem  Schrift-  und  Tintenwechsel. 

39.  c.   1116  —  17.     De  Witilinespah. 

Notum  sit  univers^  christianitati  concampium,  quod  fecit  dominus  Otto  de  Witi- 
lin späh  cum  Eberspergensi  advocato  Ekkihard o.  Dedit  enim  predictus  Otto  super  al- 
tare s.  Seb£^tiani  in  manus  Ekkihardi  advocati  duo  iugera  in  villa  üfheim  sita  pro  aliis 
duobus,  qu§  erant  s.  Sebastiani,  et  qu§  sita  sunt  in  monte  Wartenberc.  H.  r.  t.  s.  Wem- 
beri  (de  Prichindorf),  Gotescalh  (de  Marhpah),  Ovdalscalhc  (de  Walcheshoven),  Ovdalschalc 
(de  Brucca),  Eppo  (de  Sewan) ,  Chovnrad  (de  Gegenpah).  Gebolf,  Warmund,  Herrand, 
Richeri,  Wirund  (ministri).  (261-  L.  c.  XXIX.; 

40.  [Pollimose.] 

Omnibus  Christi  fldeUbus  notum  sit,  quod  Irinch  minister  huius  loci  tradidit  per 
manus  advocati  Ekkihardi  presente  abbate  Adalperone  et  fratribus  predium,  quod 
habuit  in  villa  Pollimose,  super  altare  s.  Sebastiani  ea  conditione,  ut  uxor  et  filii  eius 
tale  beneficium  susciperent,  quäle  ipse  habuit;  et  pro  hoc  dedit  duo  talenta.  Et  isti  s. t. 
Walthere  (de  Perhtricheshuson) ,  Rovdpertus  (de  Mosa).  Et  de  ministris  advocati:  Hein- 
rich (de  Gravingin)  et  filius  eius  Heinrich,  Paldwin  (de  Skirun)  et-filius  eius  Paldwin, 
Markward,  Ratold,  Adalpertus.  Ministri  huius  loci:  Rovdpertus  et  frater  eius  Heitvolch, 
Wirunt  et  filius  eius  Wirunt,  Wecü,  Wirunt.  Skillinch,  Hütiprant.  (262.  CLXXVI.) 

41.  c.   1120.     De  Watenbach. 

Notum  sit  onmibus  Christi  fidelibus,  quod  quidam  nobilis  homo  nomine  Purchardus 
predium  suum,  quod  habuit  apud  Watenbach  cum  omnibus  nd  it  pertinentibus ,  id  est, 
agris,  pratis,  pascuis,  silvis,  qu^sitis  et  inquirendis  Deo  et  s.  Sebastiane  fratribusque  in 
Eberspergensi  loco  ipsi  sancto  servientibus  absque  ull^  contradictione  in  proprietatem  de- 
•dit  pro  sepultura  et  pro  requi^  (I)  anim^  fratris  sui  Chonradi  occisi  su^que  anim^  requi^ 
et  parentum  suorum  atque  omnium  fidelium  animorum,  ea  tamen  condictione  interposita, 
ut,  si  umquam  ab  abbate  ipsius  loci  in  beneficium  concedatur,  proximus  eius  heres  aureum 
nummum  super  altare  predicti  sancti  ponat,  sicque  hereditario  iure  possideat.     H.  r.  t.  s. 


169 

Chono  (de  Megeligen)  et  frater  eins  Meginhart,  Ovdalscalch  (de  Bmge),  Berthold  (de 
Winebturen),  Marchwarht  (de  Tonigen),  Fritilo,  Gotepolth  (de  Sindoltigen)  et  filios  eius 
Eeginmar.  (263.  CLXXVII.) 

42.  De  Perga. 

Noverint  omnes  christiani  tarn  presentes  quam  futuri  traditionem,  quam  fecit  quidam 
miles  nomine  Diethpolth  snper  altare*s.  Sebastian!  loco  Eberspergensi.  Dedit  enim  pote- 
stativa  manu  Deo  et  predicto  sancto  predium,  quod  apud  Perga  habuit,  cum  omnibus  ad 
id  pertinentibus,  id  est  agris,  pratis,  pascuis,  silvis,  quesitis  et  inquirentis  (sie)  in  pro- 
prietatem  eo  tenore,  ut  post  mortem  ipsius  fratribus  ibi  Deo  servientibus  perpetualiter 
deserviat  absque  omnium  bominum  contraditione  pro  remedio  anim^  su^  et  parentum 
suorum  atque  omnium  fidelium  defunctorum.  E  contraria  (!)  concessit  illi  abbas  Hart- 
wie  US  unum  molendinum  apud  Mosaha  et  duos  mansos,  unum  apud  Wedarmigen  et 
alium  apud  Otaccresperh,  et  fiscalem  locum  apud  Nuincliir[ch]en ,  quousque  viveret.  Testes 
sunt  isti:  Ovdakich  (de  Walda)  et  frater  eius  Pabo  (de  Luterenbach) ,  Ovdalscalc  (de 
Brucca),  Egilolf  (de  Haenigen),  Werinhero  (de  Tatingen),  Dietpolt  (de  Ouste),  f[r]ater  eius 
Werinhart  (de  Dietramigen) ,  Dietmar  (de  Holzen),  Megiogoz  (de  Loufzoren),  Gaminolf 
(de  Uutligen),  Lanzo  (de  Furlinmos),  Ascwin  (de  Wetinen).  Fridericb,  Luitolth,  Werin- 
hart (fratres  sunt  de  Adaligen).  Bovdpert  (de  Mosaha).  Wirunt,  Heitfolc,  Bovdolf^ 
Wezü,  Heitfolc,  Preso,  ministri.  (265.  CLXXIX.) 

43.  [Purin  et  Tagaleichingen]. 

Quidam  liber  homo  nomine  Bovdolf,  iturus  Jerusalem  et  volens  lucrari  animam 
suam,  tradidit  Deo  super  altare  s.  Sebastian!  in  usum  fratrum  ipsi  sancto  servientium 
unum  molendinum  apud  Purin  situm,  et  pr^dium,  quod  habuit  apud  TagaJeichingen,  cum 
Omnibus  ad  id  pertinentibus,  scilicet  duobus  mancipiis,  Hezil  et  Adalhart,  pratis,  pascuis^ 
silvis,  quesitis  et  inquirendis,  pro  remedio  anim^  su^  parentumque  suorum  atque  omnium 
fidelium  defunctorum  interposita  ea  conditione,  ut,  si  cui  in  posterum  in  beneficium 
prestetur,  sibi  proximus  heres  aureum  nummum  super  altare  predicti  sancti  ponat,  sicque 
heriditario  iure  possideat.  Testes  sunt  huius  rei  per  aurem  tracti:  Ovdalscalh  (de  Prucca),. 
Dietpolt  (de  Perga),  Bovtpert  (de  Scattenhoven),  Warmund  (de  Sunderhusun)  Warmund^ 
Lanzo  (de  Furlinmos) ,  Waldman  (de  Tagel[eicbingen] ,  Adalh[art]  (de  Steinh[eringen], 
Petto,  Hartwic,  Chovno  et  frater  eius  Ekkahard,  Bovdolf,  Chovnrad,  Wolfliez,  Bovd- 
mund,  Gumpo,  Gerwic  (ministri).  Pro  investitura  ipsius  predii  testes:  Ovdalscalc,  Diet- 
pold,  Hartwic.  (266.  CLXXX). 

Cod.  f.  40  et  41  in  stetem  Tintenwechsel;  Abbas  und  einzelne  Orte  manchmal  nun 
mit  grossen  Initialen. 

44.  [Oblatio  Sigiwini]. 

Notum  sit  omni  christianitati,  quod  qu^am  matrona  Willibirg  dicta  tradidit  servum 
suum  Sigiwinen  super  altare  s.  Sebastian!  ea  conditione,  ut  post  vitam  ipsius  matron^ 
Deo  et  predicto  sancto  serviturus  sit  iure  legalis  ministri ;  et  testes  isti  ^uper  hoc  sunt 
tracti :  Gott!  frater  eiusdem  domin^,  Ebbe  de  Ürsprink,  Gotebold  et  frater  eius  Eberara 
(de  Tala),  Pabo  et  frater  eius  Warmund  (de  Sundirhusun),  Heitfolch,  Buodolf ,  Bicheri^ 
Lüthrad,  Ovdabich.  (22.  IV.) 

45.  [Oblatio  Berhtae,  uxoris  Sigiwini]. 

-*  Cognoscant  omnes  fideles  Christi,  quod  predicta  Willibirg  propter  petitionem  Hein- 
rici,  tunc  volentis  adire  sepulchrum  Domini,  tradidit  suäm  ancillam,  nomine  Berhtam 
uxorem  Sigiwini  super  altare  s.  Sebastian!,  ut  cum  omni  posteritate  generis  sui  prefato 
sancto  serviant  iure  legalis  ministri.     T.  Gotti,  Altman  (frätres  eiusdem  domine),  Sigimar 


170 

(filius  eoram),  Dietmar  (de  Steinhard),  Hohold  (filius  eius),  Warmund,  Pabo  (Snnderhusun), 
Ovdalrich,  Pertold  (öeindorf),  Gebolf,  Wirund,  Heitfolch,  Eicheri,  Liuthrad.  (23.  V.) 

46.  Diechun.     Wicman,  Azala,  Wezala,  Hadalove  cum  filiis  eomm. 

Notum  et  manifestum  sit  omnibus,  qcd  capiunt  iusticiam,  quod  Perhtoldas  comes 
de  Andehsse  ob  factam  s  Sebastiane  servitoribnsqae  eius  iniuriam  predium ,  quod  habuit 
apud  yillam  Diechun,  tradidit  Deo  super  altare  predicti  sancti  cum  mancipiis  in  eodem 
predio  tunc  manentibus  et  cum  omnibus  ad  ipsum  predium  pertinentibus ,  ea  lege  ürmiter 
interposita,  ut,  si  ab  aliquo  abbate  ipsum  predium  alicui  hominum  in  beneficium  conce- 
datur,  protinus  a  proximo  berede  predicti  comitis  in  proprietatem  possideatur.  Et  ob  hoc 
testes  isti  per  aures  sunt  tracti :  Heinrich  (de  Askheim) ,  Ovdalrich  (de  Walda)  et  filius 
eius  Eberhard,  Buodpreht  (de  Peridiesdorf),  Chuono  (de  Emmindorf),  Ekkirich  et  filius 
eius  Gotescalc ;  Aribo  (de  Engilhalmingen),  Askwin  (de  Seifsiedon) ,  Ovdalrich  (de  Skil- 
taren),  Ebbo  (de  Sewon),  Heitfolch  et  frater  eius  Ovdalrich ;  Fridarich  (de  Albratiberga), 
Balzo  et  frater  eius  Oebeman;  Chuono  (de  Diengin),  Heitfolch  et  frater  eius  Buodpreth, 
Wezil  et  filius  eius  Heinrich,  Gebolf  (Scerf).  (24.  VI.) 
Cod.  f.  6  V.  et  7 ;  N.  46  in  wechselnder  Schrift. 

47.  1124.  Steinheringin. 

Anno  ab  incamatione  d'nica  Millesimo  CXXIin^^)  constitutus  est  abbas  Heinricus 
et  dolbinus,  sub  ipsoque  abbate  facta  est  h^c  traditio: 

Cognoscat  onmium  Christi  fidelium  multitudo,  quod  quidam  nobilis  Bovdpertus  vo- 
cabulo  tradidit  Deo  et  s.  Sebastiane  predium  apud  Steinheringin  sibi  de  potestativa  manu 
traditum  eo  pacto,  ut  Eppo  singulis  diebus  acciperet  prebendam  unius  monachi  de  eius- 
dem  sancti  claustro,  simulque  ut  victus  et  vestitus  daretur  eiusdem  E.  T.  Waldman  (de 
Tagel[eichingen]),  Gisilold  (de  Urdorf),  Adalhard  (de  Steinh[eringen]).  Heitfolch,  Bovd- 
pertus, Wirui»t,  Irinch,  Fridirih,  Bovdmund,  Chovno,  Herebord,  Bovdolf  (ministri).  Pro 
investitura:  Waldman.  (267.  CLXXXL; 

48.  c,   1130.  Sconinprunnen. 

Simili  modo  Engelmar  miles  de  Milingin  dedit  Deo  et  s.  Sebastiane  predium  apud 
Sconinprunnen.  T.  Adalbero  (de  Brucca),  Perhtold  (de  Beta),  Heinrich,  Dietpold,  Wicman, 
Waldman,  Megingoz,  Heitfolch,  Bovdpreht,  Wirunt,  Irinch ,  Herrand,  Chovno ,  Herebord, 
Bovdolf.     Pro  investitura:  Adalbero,  Perhtold.  (268.  CLXXXni.) 

49.  Bidingin. 

Notum  sit  omnibus  Christi  fidelibus,  quod  quidam  liber  nomine  Priderat  et  uxer 
eius  Chuniza  tradideruut  super  altare  s.  Sebastiani  Deo  et  ipso  sancto  predium  apud  Bi- 
dingin ad  usum  fratrum  Ebersperch  Deo  famulantium  pro  animabus  eorum  et  omnium 
fidelium  defunctorum.  T.  Bovdpert  de  Mosaha,  Allwin  de  Gisindorf,  Heitfolch,  Bovdpreht, 
Wirund,  Irinch,  Warmund ,  Hildibrand ,  Bichard.  Otto  (de  Wittlinspah)  et  filius  eius 
Otto,  Heinrich  (de  Aschaim),  Ovdalschalc  (de  Walcheshovol) ,  Bahiwin  (Gozoldesh[usen]), 
Ovdalrihc  (de  Star[i]ngin),  Heinrich,  Waldman.  (269.  CLXXXIV.) 

Cod.  f.  41  V. 

50.  [Pipurc] 

De  familia  s.  Sebastiani  quidam  vir  nomine  Gelont  dedit  Deo  et  eiusdem  sancto 
predium  suum,  quod  habuit  apui-  Piburc,  cum  omnibus  ad  it  pertinentibus  pro  onmibus 
fidelibus  defunctis ;  et  eo  pacto,  ut  eiusdem  predium  umquam  obediret  illi ,  qui  custor 
^cclesig  esset,  ad  servitium  fratrum.  Et  isti  s.  t.  Waltman  (de  Tala),  Walter  (de  roßtro). 
(Ministri:)  Heitvolch,  Bovdpert,  Chovno,  Bovdpert,  Heitvolch,  Adalo,  Prun.    (277.  CXCI.) 


45)  Hierüber  oben  §  I  S.  122. 


171 

51.  [Steinheringen.] 

Notum  sit  Omnibus  fideUbus,  quod  quidam  liber  homo  nomine  Adalhard  de  Stein- 
berigin  tradidit  Deo  et  s.  Sebastiano  agrum  apud  Steinherigin  ,  et  unam  ancillam  no- 
mine Goldrim  pro  quinque  denariis  annuatim  more  capitaPpter]  pro  anim^  su^  et  Engiln 
et  omnium  fidelium  animamm  remedio  et  pro  sepultura  eius.  Testes  sunt  isti:  Ekki- 
hard  (advocatus),  Megingoz,  Heitfolhc,  Rovdpreht,  Cbono,  Luitpold,  Gerwic,  Gerwic  (de 
Witingen),  Heinrieb,  Chovnrad.     (278.  Cfr.  CXCI.) 

52.  [Tegrinpach.] 

Notificamus  cunctis  Christi  fidelibus,  quod  nobilis  quedam  Willipirch  de  Tegren- 
pacb  in  manus  Willi halmi  (de  Eisin)  fratris  sui  predium  in  eodem  loco  situm  (Tegrin- 
pach) consentientibus  liberis  suis  tradidit  Deo  s.que  Sebastiano  tribuendum  pro  remedio 
animq  mariti  sui  (Eichen)  et  omnium  parentum  eorum  omniumque  fidelium  defunctorum. 
Huius  r.  s.  t.  Witilo  (de  Wartinperc) ,  Luvitpold  (de  Eidingen) ,  Perhtolt ,  Albune  (de 
Gisindorf),  Friderat  (de  Eidingen),  Heinrich,  Prun  (de  Staringen).  De  familia  autem  s. 
Sebastiani :  Perhtolt  (de  Peffenhusun),  Haitfolch  (de  Ebersperch) ,  Eovtpreht  (frater  eius\ 
Mazele  (de  Peffenh.),  Isingrim  (de  Peffenh.),  Heinrich  (de  Tandorf),  Chovno  (filius  Hait- 
folchi),  Haitfolch  (filius  Eovdberti),  Heinrich  (Luven'dchvn) ,  Hiltebrant  (de  Gravingen), 
Eich'[ere],  Pero.  Deinde  supradictus  Willehalm  peticionem  sororis  sue  persolvens  idem 
predium  in  s.  Sebastiani  altare  famulantium  ibidem  fratribus  presentibus  tradidit ;  et  idemWille- 
halmus  eiusdem  rei  est  testis,  et  Wilebolt  (de  Eubendorf),  Gerwich  (de  Witingen),  Lov- 
dewic  (de  Engilh[almingen]),  Gotepreht  (de  Sewen)  et  supradicti  ministri  s.  Sebastiani. 
(279.  CXCII.) 

53.  [Ovndingen.] 

Cunctis  Christi  fidelibus  notificamus,  Mulierem  quandam  de  familia  s.  Sebastiani 
Ovtam  nomine  de  Ovndingin  predium  suum  in  eodem  loco  situm  eidem  sancto  contradi- 
disse  ea  conditione ,  ut  ipsa  vivente  usui  suo  cederet,  iUaque  ex  hac  luce  migrante 
annone  fratrum  perpetuo  deserviret.  Hoc  testificantur :  Altuom  (de  Ellenchoven),  Ovdal- 
rich  (de  Aesilchovcn),  Ovdalrich  (de  Herimovtesdorf).  De  fam.  s.  Seb  :  Heitvolch,  Eovd- 
pertus  et  eius  filius  Heitvolch,  Eovdpertus  (de  Mosaha),  Purchardus  (de  Herimovtesdorf), 
Hiltimar  (de  Ovndigin),  et  iterum  Hiltimar  (de  Ovnd.),  Wolfoldus  et  eius  frater  Ludu- 
wicus  (de  Ellenchoven).  (280.  CXCIIb.) 

Cod    f.  42  V.  et  43  unter  stetem  Tintenwechsel. 

54.  [Oblatio  Eberlinti.] 

Nobilis.  quidam  Werinhero  nomine  de  Eihtisdorf  tradidit  mancipium  unum  vocabulo 
Eberlint  super  altare  s.  Sebastiani  ad  ministeriale  servicium,  priraitus  sibi  ea  conditione 
traditum  per  manus  duorum  fratrum  Eberhardi  et  Einwigi  de  Eigingin.  Huic  traditioni 
ministeriales  prefati  sancti  et  interfuerunt  et  assensum  eidem  traditioni  confirmatione 
testimonii  sui  prebuerunt  per  aurem  tracti :  Eberhardus  centurio  (de  Ehmovtingen) ,  et 
Ministeriales  s.  Seb.  Heitvolch  (de  Ebersperch)  et  eius  filius  Chovno,  Purchart  (de  Her- 
movtesdorf),  Eovdolf,  Dietmar  (de  Mosaha),  Werinhero  (de  Gisilingen) ,  Dietrich  de  Pizzo ; 
et  eiusdem  mancipii  traditores  Eberhart  et  Einwich    (282.  CXCIV.) 

55.  [Milingen  et  Smidehusen.] 

Notum  sit  Omnibus  Christi  fidelibus  tarn  vivis  quam  defunctis,  qualiter  quidam 
ingenuus  vir  nomine  Engelmar  delegavit  in  manus  fratris  sui  nomine  Eovedeger  (de  Chacze- 
bach)  quoddam  predium  situm  Milingen,  et  aliud  predium  apud  Smidehusen,  delegandum 
Deo  super  altare  s.  Sebastiani,  et  confratribus  illic  Deo  servientibus.  Quam  delegationera 
complevit  idem  predictus  Eovdegerus  ea  conditione,  ut  frater  suus  prefatus  prenominata 
predia  ad  conveniens  servitium,  quamdiu  viveret,  in  beneficium  haberet.  Post  mortem  illius, 
si  uxor  eius  snperviveret,  (^adem  predia  ab  abbate  in  beneficium  acciperet  pro  conlaudato 
Abb.  d.  111.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III.  Abth.  23 


172 

servitio,  sicuti  et  ipse  prius  acceperat.  H.  r.  t.  s.  Rovedeger  filius  Rovedegeri,  et  frater, 
Rovdolf,  Magenes  (de  Biberbach,  Waltman  (de  Tale  et  filius  eins) ,  Erbe  (de  Linthae), 
Hadebreher  et  Heinrihic  (de  Dorffen),  Wolfolt  (de  Horbach),  Rovdpreht  et  Gebehart  (de 
Pfeffingen),  Kerolt  (de  Govtmetingen)  et  Ministri :  Heitfolc  et  frater  eius  Rovdpreht, 
Covene,  Purchart,  Rovdolf,  Otte,  (Warmund,  Marcwart,  Gerwic,  ministeriales).  (283.  CXCV.) 
Cod.  f.  43. 

56.  c.   1135.  [Altmannisperg.] 

a.  Notum  sit  cunctis  fidelibus  Christi,  quod  Aribo  de  Anchdorf  tradidit  super 
altare  s.  Sebastiani  predium  apud  Altmannisperg.  Et  isti  s.  t.  Engilmar  de  Milingin, 
Gozwin,  Ekkihard  de  Engilhalmingin,  Pernger,  Adalram.  D[e  fam.]  Heitvolch,  Rovdpreht, 
Eppo,  Herrant,  Irinch,  Warmunt,  Rovdolf,  Chovno,  Wirunt.  (270.  CLXXXIV.) 

b.  Simili  modo  quidam  nobilis  vir  nomine  Dietmar  predium  suum  apud  eundem  locum  Alt- 
mannisperg tradidit  Deo  et  s.  Sebastiano.  Isti  s.  t.  Arnold  de  EUinrichin ,  Engilmar  de 
Milingin,  Rovdpreht,  Liutpold,  Herrant,  Eppo,  Rovdmund,  Gerwig,  Gozpreht,  Dietmar, 
Chovno,  Rovdolf.  (271.  CLXXXV.) 

57.  [Sewen.] 

Omnibus  Christi  fidelibus  notum  sit,  quod  Herrand  minister  huius  loci  tradidit  pre- 
dium suum  apud  Sewen  super  altare  s.  Sebastiani.  (272.  CLXXXVI.) 
Cod.  f.  42  mit  glÄbher  Schrift  und  Tinte. 

58.  Rovmoldesmule. 

Cunctis  Christi  fidelibus  scriptis  presentibus  insinuamus,  quod  quidam  nobilis  homo, 
comes  scilicet  Eckehardus,  principalis  advocatus  ecclesi^  nostr^ ,  tradidit  potestativa 
manu  nemine  renitente  super  aram  s.  Sebastiani  molendinum,  quod  dicitur  Rovmoldes- 
mule, et  predium,  quod  dicitur  Husmanningen,  pro  remedio  animQ  su§  parentumque  suo- 
rum.  H.  r.  t.  s.  Gotschalc  de  Hageningen,  et  frater  eius,  Marchwardus  de  Mochingen, 
Kunther  de  Cholbach,  Marcwart  de  Perchach,  Winhart  de  Giesenpach,  Helmpreht  de  So- 
laren, Mengengoz  de  Diegen,  et  frater  eius,  Hartman  de  ütingen,  et  alter  frater  eius  Diet- 
rich, Mengengoz  de  Zulesdorf,  et  frater  eius,  Sigehart.  Heltfolch  (et  filius  eius  Chuno)  et 
frater  eius  Rupreht  de  Ebersperch,  Wirnt  et  filius  eius  Richer.  Liupoldus,  Ulrich  de 
He  mutsdorf ,  et  filius  eius  Marcward,  Purchardus  de  Ekelburch,  Wolfliz  de  Ebersperch, 
Trutmunt  et  filius  eius  Gerwin,  Friderich  de  Undingen  et  filius  eius  Heinrich.  (281.  CXCIII.) 

Cod.  f.  43  auf  radierter  Stelle  in  Lücke  nachgetragen. 

59.  c.   1140.  [Piverpach.] 

Notum  sit  Omnibus  Christi  fidelibus  tarn  futuris  quam  presentibus,  qualiter  quidam 
vir  nomine  Magonus  delegavit  potestativa  manu  super  altare  s.  Sebastiani  et  confratri- 
bus  ibidem  Deo  servientibus  quoddam  predium  situm  ad  Piuerpach  post  vitam  suam  con- 
sensu  et  rogatu  uxoris  suq  pro  remedio  anim§  sue  et  omnium  parentum  suorum.  H.  r. 
t.  s.  Rovdeger  et  filius  eius  Rovdeger,  Waltman  de  Tale,  Erbe  de  Lintahe,  Hadebreht  et 
Heinrich  de  Dorfen,  Wolfvolt,  Rovtpreht  de  Horbach,  Gebehart  de  Pfeffingen,  Kerolt  de 
Govtmovtingen,  et  Ministri:  Heitfolc  et  frater  eius  Rovdpreht,  Covnene,  Purchart,  Rov- 
dolf. (284.  CXCVI.) 

60.  [Tanne.] 

Quidam  nobilis  vir  nomine  Rahewin  et  Engelmar  tradiderunt  super  altare  s.  Seba- 
stiani rogatu  Ascwini  quoddam  predium  situm  ad  Tanne  pro  remedio  animarum  suarum 
et  omnium  parentum  suorum.  T.  s.  Adelbero  de  Prukke ,  Ovdelrih  de  Hermuntesdorf, 
et  Ministri :  Heitfolc  et  filius  eius  Covene,  Purchart,  Waltman,  Rovdpreht,  Liudpold,  Otto. 
(285.  CXCVII.) 

61.  [Heitlingen.] 

Noverint  omnes  christiani  tam  presentes  quam  futuri,  qualiter  quidam  miles  nomine 


173 

Ekkehardus  de  ZorngoltbgeD  tradidit  super  altare  s.  Sebastiani  quoddam  predium  situm 
Heitlingen  cum  quodam  serviente  suo  Begenhero  in  Eberspergensi  loco  Deo  et  coDfratribus 
ibidem  servientibus  pro  remedio  anim^  su^  et  omnium  parentum  suorum.  ^.  r.  t.  s. 
Anno  de  Ellenchoven,  Pabo  (de  Luterpah),  Ekkehart  de  Holzen,  Chovno,  Purchart,  Wolf- 
leiz,  Friderih,  Engelmar,  Heinrih,  Werenher,  Werenher  de  Engelhalmingen.  (286.  CXCVII ) 

62.  [Furlemos]. 

Notum  sit  tam  futuris  quam  presentibus,  qualiter  quedam  mulier  nomine  Juditta 
delegavit  quoddam  predium  situm  Furlemos  rogatu  et  consensu  Adalberonis  barrochiani 
de  Hechingen  in  manus  cuiusdam  ministerialis  nomine  Chovnonis  delegandum  s.  Sebastiano 
et  confratribus  ibidem  Deo  servientibus  pro  remedio  anime  sue  et  omnium  parentum  suo- 
rum. Isti  sunt  testes  per  aurem  tracti:  Chovno,  Purchaii:,  Wolfleiz,  Liutpolt,  Trugebot, 
Eovtpreht,  Heinrih.  (287.  CIC.) 

Cod.  f.  43  V.  mit  Uebergang  auf  das  kleinere  f,  44  in  gleicher  Schrift. 

63.  c.   1145.  [Hirsiperch  et  Aichinloch.] 

Notum  sit  univers^  christianitati  concambium,  quod  fecit  Ebberhard us  barrochianus 
de  Ulchingen  cum  Eberspergensi  abbate  Heinrico  Ottone  advocato  consentiente.  De- 
dit  enim  predictus  Eberhardus  super  altare  s.  Sebastiani  quoddam  predium  situm  apud 
Hirsiperch  pro  alio  predio,  quod  situm  est  Aichinloch ,  ea  conditione ,  ut  prenominatum 
predium,  quamdiu  viveret,  in  beneficiufn  haberet.  In  auditu  quoque  omnium  ad  hanc 
traditionem  manentium  ab  eodem  Ebberhardo  conlaudatum  est ,  ut  confratribus  hie  Deo 
servientibus  in  testimonium  quindecim  denarios  annuatim  persolvat.  Post  vitam  vero  suam 
predium  iam  dictum  cum  omnibus  ad  id  pertinentibus  perpetuo  iure  ab  abbate  possideatur. 
H.  r.  t.  s.  Chovne,  Prun,  Purchart,  Wolfliez,  Rovdolf,  Mezele,  Friderihc,  Heinrich,  Lutwin, 
Friderich,  Otte,    Heinrich.  (288.  L.  c.  XXX.) 

64.  [Hegebach,  Quantula  et  Lugesveit.] 

Notum  sit  Omnibus  Christi  fidelibus  tam  futuris  quam  presentibus,  qualiter  quidam 
abbas  Montis  s.  Georii  Eberhardus  nomine  Eberspergensis  QcclesiQ  prelatum  Heinricum 
fratresque  suos  pro  predio  quodam  in  eodem  confinio,  Hegebah  vulgariter  dicto,  inter- 
pellaverit,  ipso  diu  rennitente  et  contradicente.  Sed  novissime  rogatu  et  obtentu  hominum 
religiosorum  vix  precibus  eius  acquiescens,  predium  id  ipsum  Hegebah,  hubas  duas  scili- 
cet,  eo  quo  possederat  iure,  legitima  obtinuit  traditione,  illis  econtra  duas  recipientibus 
hubas  iuxta  cambitione[m],  unam  ad  Quantulam  et  alteram  ad  Lugesveit.  Facta  est  au tem 
cambicio  legitima,  ut  firmior  haberetur  et  inconvulsa  permaneret,  advocati  ipsorum  consensu 
Ottonis  de  Iringesburh,  abbate  iubente  consentienteque,  proposito  eorum  hoc  implente  et 
perficiente,  et  nostro  advocato  E  k.e  h  a  r  d  o  comite  presente  et  ceteris  viris  religiosis  et 
^cclesiQ  familiaribus  presentibus  et  annuentibus.  H.  r.  t.  s.  idonei  per  aurem  tracti :  Heit- 
volch  et  filius  eius  Covno,  Rovtpertus  et  filius  eius  ßovtpertus,  Wolfliz,  Purchart,  Heri- 
bort  et  frater  eius  Rovdolf,  Mezele,  Liupolt,  Heinrih  Freso,  Otto,  Gerwich.  289  L.  c. 
XXXI). 

65.  [Rovdemundesdorf.] 

Quidam  minister  s.  Rovdporti  Salzpurgensis  QCcJesig  nomine  Aribo  pro  sepultura 
matris  8u§  MahthildQ  posuit  super  altare  s.  Sebastiani  quandara  positionem  predii,  quam 
habuit  apud  Rovdemundesdorf.  Quam  positionem  confirmavit  idera  Aribo  sub  abbate 
Heinrico  a  quodam  viro  Frisingensis  ^cclesiQ  nomine  .  .  .,  qui  sibi  posuerat  ea  conditi- 
one, ut  perpetualiter  serviat  predicto  sancto ;  vel  siquis  hereditar[i]o  iure  ex  cognatione 
velit  retinere,  cum  tribus  talentis  redimat.  H.  r.  t.  s.  Pabo,  Tagino,  Isingrim,  Wolfolt, 
Wolfgoz,  Chovne,  Purchart,  Wolfliez,  Liudpold.  (290.  CC.) 

Cod.  f.  44  unter  stetem  Tintenwechsel. 

23* 


174 

66.  c.   1150.  [Sconrainen.] 

Notum  sit  tarn  futuns  quam  presentibus,  qualiter  quidam  nobilis  vir  nomine  Chuono 
de  Emmendorf  cum  consensu  uxoris  su^  et  filii  eius  Perinhardi  tradidit  super  altare  s. 
Sebastian!  quoddam  predium  situm  Sconrainen  pro  remedio  anim^  su§  et  onmium  paren- 
tum  suorum.  H.  r.  t.  8.  Chuono,  Purchart,  Warmunt,  Adelram,  Wolfleiz,  Otto,  Heinrihc, 
Adalber.  (291.  CGI.) 

67.  [Piburch.] 

Quedam  mulier  nostr^  familie  nomine  .  .  cum  filio  eius  Dietrico  delegaverunt  predium 
suum  apud  Piburch  super  altare  s.  Sebastian!  Deo  et  confratribus  ibidem  Deo  servien- 
tibus  pro  remedio  proprio  et  omnium  defunctorum.  Predictos  testes  in  testimonium  sub- 
iungimus.  (292.  CCII.) 

68.  [Zidelaren.] 

De  familia  s.  Sebastian!  quidam  vir  nomine  Adele  de  Geroute  dedit  Deo  et  eidem 
sancto  predium,  quod  habuit  apud  Zidelaren,  cum  omnibus  ad  id  pertinentibus  pro  remedio 
anim§  8u§  et  pro  omnibus  fidelibus  defunctis.  Et  isti  s.  t.  Chovno ,  Purchart ,  Wolfleiz, 
Otto,  Heinrich,  Warmunt,  Adelhard,  Eichere.  (293.  CCIII.) 

69.  Diengen. 

Notum  et  manifestum  in  perpetuum  maneat  omni  christianitati ,  qualiter  quidam 
nobilis  vir  nomine  Wito  de  Zella  in  hora  exitus  smi  delegavit  quoddam  predium  situm 
apud  Diegen  cum  tribus  mancipiis  et  cum  omnibus  ad  id  pertinentibus  in  manus  quorun- 
dam  nobilium  virorum  Gotefridi  (de  Anctorf »  et  Ortolphi  (de  Rotenpahc)  uxore  sua  Wirada 
annuente  delegandum  pro  sepultura  sua  super  altai'e  s.  Sebastian!  omnipotent!  Deo  et 
confratribus  '  ibidem  Deo  servientibus  pro  remedio  anim^  su^  et  pro'  memoria  patris  et 
matris  suQ  et  pro  cunctis  fidelibus  defunctis.  Quam  traditionem  devotissime  inpleverunt 
predicti  Gotefrid  et  Ortolph  sub  his  testibus :  Pabo  de  Luterbahc,  Chovno  de  Emmendorf, 
Sigeboto  de  Saifsieden,  Tageno  de  ühtlingen,  Otto  de  Mitebahc,  Dietrihc  et  Megengoz  de 
Strustorf,  Tageno  et  frater  eius  Waltman  uz  demo  mose,  Megengoz  de  Diengen,  Ortolf  do 
Zovdelsdorf,  Ekkebreht  de  Diengen,  Ebberhart  et  Gotefrid,  Ovdalrihc,  Hawart  de  Zovdels- 
dorf,  Hartwihc  de  Rotenbahc,  Heinrihc  de  Furlmos.  Ministri  huius  ^cclesi^:  Chovno,  Purchart, 
Wo[l]fliez,  Heinrihc,  Sigeboto  de  Zella.  (294.  CCIV.) 

70.  Ringoldesdorf. 

Quidam  censualis  nostr^  ^cclesi^  nomine  Megenhardus  tradidit  super  altare  s.  Se- 
bastian! Deo  et  confratribus  ibidem  servientibus  pro  remedio  anime  sue  quoddam  predium 
situm  apud  Ringoltesdorf,  sub  his  testibus :  Chovne,  Purchart,  Wo[l]fliez,  Otto,  Liutpolt, 
Heinrich  Friese,  Arnolt  (de  Undingen),  ßovdolf.  (295.  CCV.) 

Cod.  45  in  gleicher  Schrift. 

71.  [Haitelingen.] 

Notificamus  omnibus  Christi  fidelibus,  qualiter  comes  Sivridus  de  Liubenowe  tradidit 
predium  suum,  quod  dicitur  Haitelingen,  cum  omnibus  eiusdem  predii  appenditiis  super 
aram  s.  Sebastian!  pro  remedio  anim^  su^  parentumque  suorum.  Testes  sunt  hi:  Sifridus 
de  Wazerburch,  Hainrich  de  Glane,  Arbe  de  Gunzenhaim,  Gerhunc  de  Pizen,  Chuno  de 
Ebersperch,  Richer,  Marcwart,  Liupold,  üdalschalc  de  Undingen,  et  alii  multi.  (301.  CCX.) 
72.  [Sindoltingen.] 

Notificamus  tam  futuris  quam  presentibus  Christi  fidelibus  presentia  scripta  legentibus, 
quod  comes  palatii  Otto  et  filius  eius  Otto  tradiderunt  super  altare  s.  Sebastian!  molen- 
dinum,  quod  dicitur  Sindoltingen,  pro  redemptione  suarum  parentumque  suarum  (sie)  ani- 
marum.  T.  Ditrich  de  Dorfen,  Ulrich  de  Burinbach,  Frideiich  de  Haitinchaim ,  Ovsrich 
et  frater  eius  Sifrit,  Wemhart  de  Tanne,  Ditrich  de  Struzezdorf,  Rudolf  de  Pastperch, 
Hartwich  de  Richolfesdorf,  Pembart  de  Rute,  Ebo  de  Wazerburc,  Chuno,    Richer,.  Marc- 


175 

I 

wart,    Liupolt    de    Ebersperch,    Gerwin  de  Undingen,    et  Ovdalscalc,    Eckehart    et    alii 
non  pauci.  (302.  CCXI.) 

73.  1150—1161.  [Area  Lederstain  Ratisponae.] 

Notum  esse  volumus  a  progenie  in  progenies  omnibus  Christiane  fidei  cultoribus, 
qualiter  Area  qu^dam  Ratispon^  sita,  qu§  nomine  vulgari  Lederstain  vocatur,  s.  Sebasti- 
ane restituta  est  adiutorio  domini  Hermanni  abbatis  sagacissimi.  Eadem  quippe  area 
ab  antiquis  loci  fiindatoribas  in  dotem  s.  Sebastiano  fuerat  tradita,  ut  exinde  thus  ad  in- 
censum  et  cera  ad  illuminationem  templi  tribueretur.  Qu§  postmodum  ab  abbate  H[ein- 
rico]  consilio  pravonim  vendita  et  ^cclesi§  prorsus  alienata,  diu  ab  iniustis  heredibus 
possessa  est.  Deinde  divina  favente  gratia  post  multi  temporis  curriciila  dominus  H. 
abbas  <jcclesi^  dispendio  condolens,  anxi^  (!)  cepit  meditari,  si  quomodo  posset  tanta  res 
perdita  recuperari.  Et  aggressus  confidenter  contra  spem  omnium,  huius  rei  suscepit 
negotium,  in  Deo  ponens  tocius  cause  finem  et  principium.  Sed  quoniam  validis  possess- 
oribus  area  prefata  tenebatur  difficultat^  (!)  rei  primum  graviter  artabatur:  nam  multis 
placitis  inaniter  habitis,  frustrabatur,  et  copiosis  sumptibus  inpensis  rebus  sine  profectu 
aliquo  minuebatur,  siquidem  ea  tempestate  iusticia  et  pax  valde  periclitabatur.  Considerans 
tarnen,  quod  labor  improbus  omnia  vincit,  laborare  non  desiit,  ignominiosum  estimans,  ani- 
mum  ab  incepto  retrahere  sine  laudabili  quacunque  consummatione  Regnante  igitur 
victoriosissimo  cesare  Friderico,  VII  anno  imperii  eius ,  sub  duce  gloriosissimo  Heinrico, 
qui  ducatum  obtinuit  principum  iudicio,  privato  domino  H[einrico]  de  Austria,  qui  prius 
extiterat  dux  in  Bawaria,  pax  et  ^quitas  est  tandem  ^cclesi^  reddita,  qu^  (!)  diu  antea  dia- 
bolica  subverterat  astutia.  Tunc  velut  a  principio  dominus  abbas  indulto  sibi  temporis 
ülius  solatio,  cepit  indesinenter  ius  a  iudicibus  petere ,  statuta  placita  frequentare,  benivo- 
lentiam  principum  muneribus  captare,  precipue  dominum  Fridericum  comitem  palatinum 
iugi  prece  soUicitare,  postremo  singula,  qu^  pro  futura  credebat,  attemptare.  Igitur  abbatis 
industria  perdurante  dominique  gratia  prestante,  tandem  completur  causa  felici  termino 
coram  duce  Heinrico  plurimorum  principum  iudicio.  Nam,  dum  series  rei  subtiliter  ab 
exordio  discuteretur,  a  peritissimis  et  loquacissimis  rethoribus  pars  adversariorum  super- 
abatur  testibus  in  ordine  locatis,  quorum  probaretur  testimonio,  quod  iniqua  direptione 
prefata  Area  subtracta  fuisset  ab  ^cclesia.  Cernentes  itaque  adversarii,  validis  assertioni- 
onibus  se  repelli,  ne  funditus  frustrarentur,  25  talenta  receperunt,  et  abdicationem  pro- 
prietatis  coram  duce  et  principibus  omnimodis  fecerunt,  promittentes  quod  de  cetero  nee  ab 
ipsis  nee  a  posteris  suis  uUa  nasceretur  contentio.  Tali  modo  Ute  sedata  iussu  ducis  ex 
iudicio  et  sententia  principum  dominus  abbas  super  idem  predium  in  eadem  urbe  Ratis- 
pona  gloriose  deducitur,  nostris  gaudentibus  et  exultantibus,  illis  vero  merentibus  atque  tris- 
tantibus.  Hoc  quoque  posteros  scire  volumus,  quod  comes  palatinus  Fridericus  talem  in 
eadem  area  sumpsit  portionem ,  ut  dimidia  pars  census  annuatim  illi ,  dum  viveret,  do- 
naretur;  sed  post  obitum  eius  a  nullo  consanguineo  generis  ipsius  idem  sibi  vendicetur. 
Quod  ita  fieri  necessarium  fuit,  quoniam  ipsius  diligentia  restaurata  sunt  perdita,  et  eo 
protegente  defensata  ab  hostium  iniuria.  H.  r.  t.  s.  hi  principes :  Comes  Eckebertus  de 
Niunburch,  Comes  Otto  de  Stepheningen,  Comes  Chunradus  de  Rongen,  dominus  Pabo  de 
Zollingen,  Alrammus  de  Chambe,  ülricus  de  Stain,  Wemher  de  Gibesdorf,  Altman  de 
Sigenburch,  Ditrich  de  Pomgarten,  Friderich  de  Pruchperch,  et  frater  eius  Alber,  Otto  de 
Mosen,    Ditrich  de  Dorfen,  et  alter  Ditiicus  de  Slibingen,  Heinricus  de  Stophen.  (303.  L. 

c.  xxxn.) 

Cod.  f.  46  unten  in  viel  gekürzter  Schrift,  dann  f.  v.  et  47. 

74.  c.   1160.  Chruwelingen. 

Quidam  miles  nomine  Wichmannus  de  Waitberschirchen  pro  illato  nobis  ante  damno 


176 

delegavit  predium  quoddam  apud  Chrovwelingen  situm  in  manus  cuiusdam  consanguinei 
sui  (BilloDgi),  delegandum  super  altare  martiris  Sebastiani.  Quod  et  factum  est  licentia 
domini  sui  Friderici  palatini  comitis,  cuius  erat  ministerialis.  T.  s.  Albero 
(Chranz),  (Ministeiiales :)  Marquart,  Heinrich  (fratres),  Ovdalrich,  Chovno,  Heitvolch  (fratres), 
Sibot,  Einwich,  Rovdiger  et  filius  eius  Gotefrit.  Rovdolf  (Harpfare),  Burchark  (de  Eber- 
olvingen) ;  Gerwich  et  filii  eius  Gerwich  et  Sifrit  (de  Undingen) ;  Heinrich  (Stochel),  Bil- 
lunch  (der  salman),  Eovdiger  (Schilwaze),  Heinrich  (de  Steten),  Vritel  et  Witigo  (de  Zom- 
goltingen),  Rovppreht  (de  Oppentuhele),  Chovnrat  (Sprinze),  Heinrich  et  filius  eius  Hein- 
rich (de  Purolvingen),  Wernher  et  frater  eius  Sifrit  (de  Chrovlingen),  Rovdiger  (de  Bren- 
ningen), Ekkehart  (de  Tanchirchen)  et  alii  quam  plures  per  aurem  tracti.  (21.  IIT.) 
Cod.  f.  6  V.  Anschliessend  an  III  14. 

75.  c.   1165.  [Molendinum  iuxta  Semith^  fluvium.] 

a.  Omnibus  ecclesi§  Christi  fidelibus  per  scripta  presentia  pandimus ,  quod  dominus 
Otto  de  Ascheim  nobilis  partem  molendini  supremi,  quod  erat  ei  nobiscum  commune,  iuxta 
ripam  Semith^  fluvii,  et  viam  citeriorem  per  bona  sua  Deo  s.que  Sebastiano  potenti 
manu  libera  delegatione  tradidit,  et  ab  abbate  Rovdberto  iuniore  consanguineo  suo, 
fratrum  ministerialiumque  consilio  sex  talenta  proinde  recepit.  Super  hoc  t.  s.  Albero 
(de  Rorstorf),  Friderich  (iudex),  Ovdalrich  (Scovhel) ,  Bernhart  (de  Swaben),  Gozprhet 
(Engelhalmingen).  (Ministeriales:;  Waltman, Marcwart,  Eberwin,  Friderich,  Heinrich,  Hein- 
rihc  (Friese) ,  Chovnrat.  Ekkehart  (Hevelt),  Chovnrat  (Sprinze),  Dietrich  fde  Rieden), 
Chovncher  (preco).  (De  familia:)  Dietmar,  Rovdolf,  Ekkehart.  (273.  CLXXXVII.) 

b.  Item  eiusdem  Ottonis  proprius  quidam  miles  Ovdalricus  (Schfihel)  tradidit  licentia 
domini  sui  eidem  martiri  Sebastiano  pratum  quoddam  et  viam  iuxta  eandem  Semithe 
fluvii  ripam  post  mortem  suam  sie,  uti  ipse  superstes  manuteneretur,  usum  autem  nobis  et 
vivens  et  moriens  relinqueret.  Super  hoc  t.  s.  Heinricus,  Wirinto,  Heitvolch  (ministeriales). 
Liutfrit  (de  Ottenhoven),  Herman  (de  Pochsperch),  Dietricus  (de  Rieden),  Chovncher  (preco), 
Pernhart  (Garware),  Perahart  (de  Swilnahe),  Ekkehart  (Sperlinch).  (274.  CLXXXVIII.) 

Cod.  f.  42  mit  wechselnder  Tinte. 

76.  [Oblatio   Brigidae  et  filiorum  eius.] 

Omni  futur^  posteritati  notum  esse  decrevimus,  quod  Pertthta  (de  Steinhart)  quedam 
nobilis  potenti  manu  sine  omni  contradictione  pro  remedio  anirn^  su§  parentumque  suorum 
delegavit  ad  aram  beatissimi  martiris  Sebastiani  tria  mancipia  in  ius  ministerialium  Bri- 
gidam  et  filium  eius  Peringerum ,  Haithfolchum.  Huius  r.  t.  s.  Meginhart  (de  Maisahe), 
Adalpreht  (de  Stainhart).  (Ministeriales:)  Chuno,  Richef,  Marcwart,  Wiso,  Gozpreht,  Adal- 
hart,  Heinrich,  Rovdolf,  Mazilo  et  filius  eius  Wirnt,  Haithfolch,  Wirnt,  et  ceteri  quam 
plures.  (297.  CCVII) 

77.  [Oblatio  nobilis  viri  Enzimanni  cum  familia.] 

Notum  sit  Omnibus  Christi  fidelibus  tam  futuris  quam  presentibus,  quod  quidum  no- 
bilis homo  nomine  Enzeman  et  uxor  eius  Hertha  se  ipsos  tradiderunt  cum  filio  suo  Ascherico  et 
filia  Adelhe[i]t  et  cum  omni  posteritate  eorum  super  altare  s.  Sebastiani  martiris  ad 
censum  5  denariorum.     Et  hi  s.  t.  Purchart,  Haitvolch,  Rovdolf,  Rovtpreht.  ,(298,  — .) 

Cod.  f.  45  V.  et  46  mit  fortwährendem  Schriftwechsel  sehr  gekürzt.        * 

78.  c.   1170.  [Oblatio  ancillae  Richart  cum  familia.] 

Notum  sit  tam  presentibus  quam  futuris,  ancillam  nomine  Richart  de  Luvigin  cum 
filiis  suis  Dietric,  Hartwic,  Gerdrut,  Hiltigunt,  Gerdrut,  Judita  et  deinceps  cum  omni 
posteritate  eorum  annuatim  solvere  10  nummos,  mares  preposito,  qui  tunc  erit,  feminas 
autem  camerario  dominorum.       H.  r.  t.  s    Macelinus  de  Swaichove,  Marcwart  et  Heinric 


177 

frater  eins  de  Ebersperc,  Marcward  Swab,    Gerwic    de    Undigin,     Rvotmar    de    Oriente, 
Liupolt  de  Luvigin,  Dietmar  preco,  Werinher  (Luvigin).  (300.  CCIX.) 

Cod.  f.  46  mit  Tinte-  und  Schriftwechsel. 
79.  [Hegeiingen.] 

Agnoscant  omnes  Christum  colentes,  quod  quidam  censualis  Qeroldus  predium  quoddam 
Hegelingen  situm  Deo  fideliter  obtulit,  et  super  altare  s.  Sebastiani  mr's  pro  remedid 
anime  sui  (sie)  et  parentum  suorum  ad  thus  annuatim  comparandum  in  usus  sanctorum 
delegavit.  H.  r.  t.  Wurento,  Gotfrit,  Adelhoch,  Hiltimar,  Percoz,  Chunradus  et  alii  quam 
plures.  (304.  CCXII.) 

80-  Bumoldesmule. 

Notura  sit  Omnibus  Christian^  religionis  cultoribus,  qualiter  d'nsFridericus  aulicus 
comes  concambium  cum  Eberspergen^  cenobio  patraverit  ita,  ut,  quod  dedit  mutuo  et 
accepit,  ipso  vita  decedente  libere  cenobii  sit.  Molendinum,  quod  dicitur  Bovmoldesmäle 
pro  predio  quodam  Huncinsperch  delegatum  est  in  manus  domini  Dietrici  de  Sliwingen, 
ipsi  comiti,  quamdiu  superesset,  observandum,  et  post  vit§  8u§  terminum,  iterato  eidem 
cenobio  ab  eodem  comite  delegatore  suo  per  fidem  propriam  ammonito  presenti  loco  rele- 
gandum.  H  r.  t.  s.  Albero  de  Prukke,  Albero  de  Slivnngen,  Ovdalrich  et  frater  eius 
Liutolt  de  Chelheim,  Gotpolt  de  Giensenpach ,  Pilgrim  de  Tanna ,  Oserich  de  Strustorf. 
(ludices:)  Friderich  et  frater  Rovdiger.  (Ministeriales:)  Waltraan,  Chovno,  Marcwart, 
Heinrich,  Wirnto.   De  familia.  (305.  L.  c.  XXXIII.) 

81.  Zaizingen. 

Item  facta  est  delegatio  a  Friderico  de  Steinheringen  viro  nostr^  famili^,  qui  predium 
suum  Zaizingen  situm  super  aram  s.  Sebastiani  ea  conditione  delegavit,  ut  d*no  Marcwardo 
inbenefitiaretur.  T.  s.  Chovno,  Wirnto  de  Ebersperc,  Eberwin  et  frater  eius  Friderich  de 
Engelhalmingen,  Rovtphret  et  frater  eius  Rovdiger  de  Crhaize.  (306.  L.  c.  XXXIV.) 

82.  [Wintbozingen.] 

Noverint  omnes  Christo  credentes  presentia  scripta  legentes,  quod  quidam  ministeria- 
lium  nostrorum,  Wichnandus  nomine  et  frater  eius  Eberhardus,  predium  suum  Wintbozingen 
s.  Sebastiano  potenti  manu  legitimaque  traditione  vendiderunt  sumptis  ab  abbate  Rovperto 
proinde  8  talentis,  uxore  ipsius  Wichn.  Egelen  hoc  et  annuente  et  abdicationem  ipsius  predii 
coram  fratribus  et  ministerialibus  faciente.  (307.  CCXIII.) 

Cod.  f.  47  V.  in  gleicher  Schrift ;  die  letzte  N.  mit  abweichender  Tinte. 

83.  c.   1175.  [Wintpozingen  et  Tetenperc] 

Subsecuturam  scire  volumus  posteritatem,  qualiter  d'ns  Fridericus  palatinus, 
memor  Domini  dicentis:  „ego  sum  lux  mundi;  qui  sequitur  me,  non  ambulabit  in  tenebris*' 
ipsius  o[b  amojrem,  predium  quoddam  apud  Wintpozingen  et  aliud  apud  Tetenperch  super 
aram  s.  Sebastiani  mr's  potenti  manu  legitimaque  traditione  delegavit,  quatenus  de  pensa  eorum 
lumen  de  oleo  in  ecclesia  iugiter  administretur,  ut  patrocinio  fultus  sanctorum,  inpreca- 
tione  quoque  hominum  hoc  in  loco  Deo  famulantium,  splendore  solis  iustici^  feliciter  per- 
frui  mereatur.  J.  Albero  Cranz,  Fridericus  Stir,  Rovdigerus  de  Lintahe,  Rovdpertus 
sagittarius,  Irminstain  de  Ininginnen  et  frater  suus  Chunradus,  Waltmannus  de  Tale, 
Marquardus,  Hainricus,  Wirnto,  Chuno,  Haitfolcus.  (313.  CCXVIl.) 

84.  [Gundelchoven.] 

Notum  esse  volumus  presentium  et  futurorum  temporum  fidelibus,  qualiter  quidam 
Ekkehardus  de  Puche  licentia  domini  sui  d*ni  Walch&ni  de  Staine,  consensu  quoque  uxoris 
sue  predium  suum  ad  Gundelchoven  pro  remedio  anime  sue  parentumque  suorum  super 
aram  s.  Sebastiani  mr's  delegavit,  ita  ut  idem  predium,  quousque  viveret,  possidens  annu- 
atim  10  denarios  in  feste  s.  Martini    inde    solveret;    post    obitum  vero    suum    in    usus 


178 

fratrum  eidem  martiri  servientium  cederet,  hac  condicione  firmiter  interposita,  ut,  si  a 
quoquam  abbatum  alicui  in  beneficiam  concedatur,  continuo  a  filiis  sororis  su§  in  usus 
suos  mancipare  debentibus  iure  beneficiali  possideatur.  T.  s.  Marquardus,  Wimto,  Chovno, 
Haitfolcus,  Rovdpertus,  Dithmar,  Wichnant,  de  Ebersperch.  Ovdalricüs  de  Hernmtesdorf, 
Gebolfus  et  Albero  de  Tanne,  Ditpoldus  de  Puche,  ßernhardus  de  Richhartingin ,  Gebe- 
bardus  et  Pridericus  de  Chersdorf,  Egillolfus  de  Mosahe,  Haitfolcus.  (3>14.  CCXVIII.) 

Cod.  f.  48  V. 

85.  c.   1180.  [Walde.] 

Cognoscant  omnes  presentia  scripta  legentes,  qualiter  quedam  Methildis  de  Aselcho- 
ven  ministerialis  s.  Sebastiani  predium.  quod  apud  Walde  habuit,  super  aram  ipsius 
martiris  eo  pacto  delegavit,  quatenus  filii  eins,  tum  pro  traditione  ipsius  predii,  tum  quia 
de  ministeriali  matre  fuerant  geniti,  ad  hoc  admitterentur,  ut  quilibet  annuatim  1 5  denarios 
persolveret,  et  ab  omni  servicio  deinceps  libeii  id  ius  apud  posteros  abbates  inviolabiliter 
habere  doberent.  T.  Marquardus,  Wimto,  Dithmarus,  Chovno  (Ebersperch).  Eberwin 
(Engilh[almingen]).  Maecel,  Dithmarus  (Sweichhus).  Pernoldus  (Cremsm'[?]).  Babo,  Wern- 
hart,  Adelhoch,  Sifrit  (Ebersperch).  Engeldie,  Engelbertus  (PovUenmovse).  Sifrit,  Friderich 
(Oberendorf);  et  alii  quam  plures.  (308.  CCXIV.) 

86;  1181  —  1183.  [Spicentrenche.] 
Notum  sit  Omnibus  tam  futuris  quam  presentibus,  qualiter  quedam  matrona  nomine 
[eraso]  cum  sorore  sua  potenti  manu  legitimaque  traditione  predium  suum  situm  apud 
Spicentrenche  super  aram  s.  Sebastiani  delegaverunt,  sumptis  pro  eodem  predio  a  custode  Star- 
chando  7  solidis  in  presentia  Ottonis  ducis  Bawarie  et  advocati  nostri,  nee  non  et 
Friderici  fratris  sui,  quondam  advocati.  T.  Comes  Covnradus  (de  Valeie),  Meilihardus 
(de  Hage),  Heinricus  de  Stovphe.  (309.  CCJXV.) 

87.  [Sunderendorf.] 

Cognoscat  universitas  credentium  posterorum  et  presentium,  qualiter  quidam  Fride- 
ricus  de  Tale  predium  suum,  quod  apud  Sunderendorf  habuit,  in  presentia  et  licentia 
domini  sui  Friderici  palatini,  cuius  erat  ministerialis,  super  aram  s.  Sebastiani  mr's 
potenti  manu  legitimaque  tradicione  delegavit,  retento  sibi  fructuario  usu,  quousque  viveret ; 
post  obitum  vero  suum  in  usus  fratrum  absque  contradictione  omnium  cedere  deberet.  T. 
s.  Rovdigerus  de  Lintahe,  Albero  Chranz,  Irminstain  de  Iniuginnen  et  frater  suus  Chun- 
radus.  Marquardus,  Hainricus,  Wimto,  Chuno,  Haitfolcus,  Rovdpertus,  Wichnaudus,  Dith- 
marus, de  Ebersperch.  Chüriradus  de  Ekkelpurch,  et  alii  quam  plures.  (31 1.  CCXVI.) 

Cod.  f.  48  mit  Lücken  und  Tintenwechsel. 

88.  1183  —  1184  August.  De  Pvobenhoven. 

Notum  fieri  volumus,  quod  Irmgardis  *  de  Pvobenhoven  se  et  heredes  suos  et  fratres 
eius,  Chunradum  et  Haeinricum  scilicet,  a  Friderico  Solido  et  Heilka  ad  altare  s.  Seba- 
stiani iure  censuali  et  pro  quadam  summa  pecunie  presente  abbate  Chunrado  et  multis  aliis 
comparaverunt.  Huius  r.  t.  s.  Chunradus  magister  nemoris,  Chunradus  hofmeister,  Fride- 
ricus  Solidus,  Fridericus  de  Notelchoven ,  Heinricus  Huno ,  Heinricus  Schuzlaer ,  Volricus 
de  Gasteige,  et  alii  quam  plures.  (275.  CLXXXIX.) 

Cod.  f.  42  V.  Zusatz  oben;  *  steht  Imrgardis. 

89.  [Tatichingin.] 

Quedam  mulier  nomine  Adelhaidis  de  familia  s.  Sebastiani,  cum  pro  transgressione 
iuris  sui  statuti  continuo  fratrum  servicio  mancipari  debuisset ,  cum  matre  sua  Methilda 
et  fratre  suo  Liutoldo  predium  suum  in  villa  Tatichingin  super  altare  s.  Sebastiani  dele- 
gavit ea  videlicet  ratione,  ut  a  servitio  debito  soluta  ad  censum  6  denariorum  annuatim 
cenobio    cum    filiis    suis    persolvendum    pertineret.       Gestum  sub  abbate  Chunrado  et 


179 

preposito  Eberhardo  testibus  per  aurem  tractis :    Friderico  Tauro,  (Ministerialibus :)  Hait- 
folco  et  Rovdperto,  Wirintone,  Gerwico  et  Sifrido,  Wicnando,  Gebolfo  et  Hermanno  Teri- 
chingin  et  Pemoldo  (Haselbac)  et  aliis  quam  pluribus.  (315.  CCXIX.) 
Cod.  f.  49  zu  Oberst. 

90.  c.   1185.  Hornpach. 

T)ecedentibu8  nobis  succedentes,  qui  nosse  velint,  noverint,  quod  abbas  Burchardus 
comparavit  predium  situm  in  Hombach  a  comite  Chuenrado  de  Yalaie  pro  centum 
talentis.  Traditio  autem  ista  et  confirmatio  consummata  fuit  et  confirmata  in  vico  Wem- 
hersmule  secus  fluvium  Manicvalt  in  presentia  ducis  Ludewici,  eo  existente  adhuc  par- 
Yulo,  et  coram  principibus  et  comitibus  et  liberis  et  ministerialibus,  qui  pro  diversis 
causis  illö  convenerant.  Ibi  aderat  abbas  cum  suis  et  comes  C.  cum  uxore  sua  et  filio 
suo  et  ministerialibus  suis,  et  primo  omnium  iuramento  confirmavit,  quod  predictum  pre- 
dium potestative  tradere  posset,  cui  vellet;  et  sie  ipsum  predium  cum  manu  uxoris  sue 
et  filii  sui  delegavit  et  contradidit  in  manu  Friderici  palatini  comitis  ad  obser- 
yandum  ecclesi^  Eberspergensi.  Preterea  ad  maiorem  cautelam  aliud  predium,  quod  tunc 
carius  habebat,  videlicet  Otoldeshusen,  similiter  in  manu  fidelitatis  eius  deposuit,  ut,  si 
aliquomodo  contingeret,  ecclesiam  in  predio  conparato  gravari  vel  molestari,  illud  predium, 
scilicet  Otoldeshusen,  obligatum  teneretur  ecclesi^  100  libris  argenti  cum  omnibus  appen- 
ditiis  suis.  Testes,  qui  viderunt  et  audierunt:  Dux  Ludewicus,  Palatinus  Frederi- 
cus,  Palatinus  Otto,  Burcgravius  Heinricus,  Lantgravius  Otto  de  Stephenigen,  Comes 
Sieboto  cum  filiis  suis,  Comes  Chuenradus  de  Moseburch,  Comes  Altmannus  et  frater  suus 
Eberhardus  de  Abensperch,  Heinricus  Tolenzare,  Grimoaldus  de  Staine,  Bertoldus  et  frater 
suus  de  Baingen,  üolricus  de  Haselbach,  Wernherus  de  Giebestorf,  Berphardus  de  Grunen- 
bach.  De  ministerialibus:  Otto  et  Siefridus  Ciphi,  Liutoldus  de  Chelehaim,  Pertoldus  de 
Eschelbac,  Rübertus  Wolf,  üolricus  de  Valchenberch,  Heinricus  Holzenare,  Fridericus 
Stier,  Chuenradus  Sprinze  et  filius  eius,  Sigehardus  et  filii  eius  de  EUenchoven,  Eber- 
hardus de  Werde,  Pubo  de  Berge,  Gotefridus  Zunt,  Duo  fratres  de  Haimenhusen,  Duo 
Gaellen,  Bueinhardus  de  Ehmutigen,  Bubertus  de  Mosah  cum  filiis  suis,  Gerungus  de  Bize 
cum  filiis  suis,  Budolfus  de  Solwe,  et  frater  suus  Wolfkerus  de  Hohenchirchen,  et  filius 
illius  Heinricus,  üolricus  et  irater  eius  Pertoldus  de  Hohenchirchen,  Waltmann  et  filius 
eius  Heinricus  de  Tale,  Marcwardus,  Wimdo,  Haitfolcus,  Cuno,  Bubertus,  Heinricus 
Ekelburgare,  Chuenradus  Sprinze,  Dietmarus  preco  et  filius  eius  üolricus,  Swaichusare, 
Truhsaze,  de  Ebersperch,  et  ceteri.  (318.  CCXXI.) 

Cod.  f.  49  V.  Seitlich:  söbt  (Scriptum). 

91.  c.   1190.  [Oblatio  sororum  de  Sigolsprunne.] 

Notum  sit  Omnibus  Christi  fidelibus  tam  presentibus  quam  futuris ,  quod  due  sorores 
de  Sigolsprunne  annuatim  debent  persolvere  quselibet  5  denarios.  H.  r.  t.  s.  Magister 
curie,  Magister  nemoris  et  Dietmarus.  (276.  CXC.) 

Cod.  f.  42  V.  oben  nach  N.  88  in  Lücke  mit  Schriftwechsel  eingefügt. 

92.  c.   1200.  [Oblatio  Diemudis  cum  liberis.] 

Noverint  omnes  christianam  fidem  tenentes,  quod  mulier  ista  Diemvodis  secundario 
se  redemit  de  manibus  et  beneficio  dominorum  extraneorum  ea  conditione,  ut  aminodo  sit 
censualis  cum  liberis  suis  Ch&nrado  et  Liutkarde  super  altare  s.  Sebastiani  mr's.  Quam 
denique  iusticiam  firmavit  eis  dominus  abbas  Eberspergensis  cum  hac  inscriptione  et  cum 
his  testibus :  Waltmanno  Malzchaste  de  Ebersperc,  Haeitfolco,  Wirntoni,  Chfinoni,  Heinrico 
dapifero.  (316.  CCXX.) 

Cod.  f.  49  mit  Tinten-  und  Schriftwechsel. 

93.  c.  1205.  [Liberatio  a  censu.] 

Notum  sit  omnibus  Christi  fidelibus,  quod  uxor  Wilhalmi  de  Graevingen  tabemarii, 

Abh.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss.  XIV.  Bd.  III.  Abth.  24 


180 

nomine  Albaeidis  et  soror  eins  Mergardis  proprietates  quosdam  in  Louvingen  custodie 
Eberßpergensis  ecclesie  custodi  Friderico ,  pro  6  solidis  videlicet ,  tali  conditione  assigna- 
verunt,  ut  ipsi  ac  liberi  earundem,  videlicet  illarum  duai*um  feminarum,  a  censuali  pen- 
sione  absoluti  tenerentur.  (320.  CCXXll.) 

94.  [Censuales]  .  .  aput  .  .  ouwe  Ulricus  Uobelin  iudex  eorum. 

a.  Quedam  mulier  de  Groldenhoven,  censualis  s.  Sebastiani,  uxor  Chuonradi  cum  4  pueris. 

b.  De  Rieden  Gedrut  et  filia  eins  Herburch.    (321.  Cfr.  CCXXIII.) 

95.  [Cleteheim.]  ^ 

Notum  sit  Omnibus,  qualiter  Chvonradus  tavemaere  de  Chletehaeim  unam  aream, 
id  est  hofstat  unam,  sitam  apud  tabemam,  pro  duobus  talentis  in  pignore  habuit.  Que 
duo  talenta  ea  racione  remisit,  et  insuper  dedit  dimidium  talentum,  ut  eandem  aream  ipse 
et  posteri  eius  pro  servicio  30  denariorum  annuatim  dando  hereditario  iure  possiderent. 
Gesta  sunt  hec  sub  abbate  Wi  r  n  t  o  n  e  ,  preposito  Eberhai-do,  presentibus  Burkardo ,  qui 
fuerat  abbas,  et  ministerialibus :  Wimtone,  Haitfolco,  Chvonone ,  Heinrico  (Ekkelpvrgaere), 
Heinrico  de  Rotenbach,  Bernharde,  Hainrico  (Maeure),  Hainrico  (Biedere),  Hainrirco  filio 
Wimtonis,  Hainrico  filio  Marquardi,  Chvonrado  Guffen,  Ortwino  de  Cletehaim  et  alii  quam 
plures.  Hoc  eo  pacto  factum  est,  ut  sine  dampno  totius  predii  Cletehaim  hanc  aream 
obtineat.     (326.  CCXXVn.) 

Cod.  f.   50  oben  und  unten  in  gleicher  Schrift. 

96.  [Censuales.] 

Chunradus  institor  de  Wazzerburch  ad  5  denarios,  et  uxor  eius  ad  duos  denarios, 
WiUibirgis  nomine,  (ad  314.  CCXVni  in  tine.) 

Cod.  f.  48  V»  unten  in  der  Schrift  der  N.  93—95. 

97.  c.   1210  24  Febr.    [Swlental  et  Taerchingen.] 

Nosse  velint  hec  scripta  legentes,  quomodo  processum  est  inter  nos  et  Sliörsenses  in 
concambio  super  duobus  prediolis ,  uno  nostro  in  Swlental  illis  contermino,  et  altero  eorum 
in  Taerchingen  nostris  inibi  contjguo.  ünanimi  enim  consensu  fratrum  utriusque  ecclesie 
abbas  noster  d'ns  Wi  r  n  d  o  et  prepositus  illorum  d'ns  T  a  g  e  n  o  cum  advocato  suo  Isen- 
rico  de Waldeke in  presentia  Ducis  Lvodowici  advocati  nostri  conveniunt ,  et  iam  dicta 
predia  stabili  iure  et  perpetua  firmitate  secundum  legis  scita  sibi  in  invicem  tradiderunt. 
Teste  prefato  duce  Lvodiwico,  et  iam  dicto  Isenrico,  et  comite  Chunrado  de  Mosebnrch, 
Kalehoho  de  Chirhberch,  Chunrado  de  Horebach,  et  aliis  quam  pluribus.  Gestum  in  civi- 
täte  Mvnichen  in  die  s.  Mathic  apostoli.  (317.  L.  c.  XXXV.) 

Cod.  f.  49  unten  mit  Tintenwechsel. 

N.  98.  c.  1220—40.  Recordatio  Waltheri  Sagittarii  pro  hominibus  de  Aberstorf 
ecclesie  delegatis.  Abteshoven. 
Noverint  futuri  cum  presentibus,  quod  quedam  vidua  de  Aberstorf  et  filia  sua  ho- 
mines  suos,  quos  subscribemus,  delegaverunt  ecclesie  s.  Sebastiani  in  Ebersperch,  quorum 
nomina  sunt  hec,  pro  duabus  libris  Monete  Monacensis:  Leukart  et  filia  eius  Gerdrudis, 
filii  eius  Uolricus  et  Chvonradus.  H.  r.  t.  s.  Heinricus  Rinderfvoz,  Magens  de  Otingen, 
Albertus  miles  de  Ameraogen,  Heinricus  ibidem,  Heinricus  de  Aschah,  Gebhardus  de 
Aerlingen  et  alii  quam  plures.  (322.  Cfr.  CCXXII.) 

N.  99.  [Censuales.] 

a.  Noverint  universi,  quod  Maehthilt,  Gota  et  filia  eius  Herlüga  censuales  sunt  huius 
ecclesie  ad  5  denarios.  (323.  CCXXIV.)  ' 

b.  Sciant  universi,  quod  Bihcart  muHer  libera,  et  Diemvot,  etiam  Hbera,  et  Fride- 
ricus  tradiderunt  se  ipsos  super  altare  nostrum  in  servitutem  perpetuam.  (324.  CCXXV.) 


181 

c.  Item  Egelolving  de  Wazzerburch  obiit. 

d.  Item  Gerdrudis  et  filie  eins  Alhaidis  et  Benedicta  de  Veltchrichen  [chirchen],  (ad  307.) 

e.  Chunra^us  de  Monacho  libere  se  tradidit,  cvim  esset  über,  ad  altare  s.  Sebastian! 
in  Ebersperch.  H.  r.  t.  s.  qaam  plures.  (310.  CCXV  in  fine.) 

f.  Item  Chunradus  filius  sartoris  de  Hergentigen,  et  sororem  suam  (sie)  Dyemfit  — 
illam  habet  Georius  de  Veulenpach  — ;  istos  pueros  condividere  debemus  cum  Monasterio 
in  Tegernse.  (312.   — .) 

g.  Notum  sit  cunctis  divino  federe  iunctis ,  quod  Ch.  de  Hohsteten ,  gener  Ch.  de 
Ellecho  Yen,  delegavit  H.  de  Hohsteten  unacum  sorore  sua  Maechth[ildi]  cum  tribus  pueris 
et  filiabus  sue  matertere  super  altare  s.  Sebastian!  ita,  quod  annuatim  dent  eustodi  pro 
remedio  anime  sue  5  denarios.  (325.  CCXXVI.) 

h.  Nota  hos  homines,  videlicet  Seyfridum,  Hainricum,  Fridricum,  Elisabet  filii  sororisHain- 
rici  molendinatoris  in  Syndolting,  proprietatis  tytulonostrum  monasterium  respicientes.(3 19.  — .) 

i.  Notandum,  quod  d'ns  Grimoldus  P&cheler  dedit  nostro  Monasterio  hos  homines, 
videlicet  Heinricum  Hölczel,  ülricum  et  Andream,  fratres,  et  Alhaidem  eorundem  sororem. 

(Schluss.  ccxxvm.) 

Cod.  f.  47  V.,    48,  49  v. ,  50  et  v.  unten  angefügt  und  eingeschaltet,    hier  nach 
den,  durchaus  schlechten,  Schriften  geordnet. 

100.  c.   1250.  [Maucipia.] 

Notum  sit  Omnibus  Christi  fidelibus,  quod  H.  Abbas  Liberum  et  Sororem  suam 
Wilbirgem  obtinuit  ad  Chatzpexens[e?]  ita,  ut  Vinko  et  Gastmagistrarius  et  Uolricus  Calcifex 
sint  infeodati  ab  ipso,  homines  predictos  Eberspergensi  ecclesie  adservandum,  et  eorum 
posteritatem.  ( — ). 

Cod.  f.  40  V.  unten  am  Bande,  Schrift  N.  98  und  99  e  ähnlich. 


Register^) 

Imperatores  et  Reges. 

HeinricQs  I  c   984.  I  1. 

Otto  I  c.  960,  970.  I  10.  12. 

Chovnradus  II.  1028.  1034.  I  29.  II  7. 

HeinricuB   III    Dux   Bawariae   1034;   1040.   1055.  I  40.   81.   II    7.    12. 

Agnes,   Heinrici  III  vidua  1057.  II  12. 

HeinricuB  IV.  1056.  I  82- 

Pridericus  I.  1161.  III  72. 


^)  Dem  geographischen  Theile  wnrden  die  dermaligen  Aemter  zu  Grande  gelegt.  Kleinste  Be- 
zirke bilden  dabei  die  Landgerichte,  künftig  (October  1879)  Amtsgerichte,  welche  in  Gemeinden  zer- 
fallen. Da  die  Gemeinde-Eintheilnng  in  Bayern  erst  1817  geschaffen  wurde ,  so  ist  vielfach  der  ans 
ältester  Zeit  ständig  erhaltene  Pfarrsprengel  von  Belang.  Fällt  der  Gemeinde  Namen  mit  dem  Orts- 
namen zusammen,  so  wird  in  der  Begel  nur  dieser  als  W.  Weiler,  D.  Dorf.  Kd.  Kirchdorf,  P.  Pfarr- 
dorf, M.  Markthezeichnet,  die  Lage  minder  bekannter  Orte  aber  durch  den  Zusatz  der  Gemeinde  G.,  näher  be- 
stimmt, womit  häufig  zugleich  der  Pfarrsitz  gegeben  ist.  Wo  aber  der  Pfarrsprengel  ein  anderer,  mehr 
bekannt  oder  sonst  von  Bedeutung  ist,  wird  auch  noch  P.  die  Pfarrei  beigesetzt.  Tauf-  ohne  Zunamen 
wurden  nur  dann  aufgenonamen,  wenn  die  Individualität  durch  Ortsbeifügung  mit  einiger  Verlässig- 
keit  festzustellen  war. 

24» 


182 


A. 

Abensperch.    Abensberg  St.  in  N.-Baiern. 

Coines  Altmannns   et  fr.    eins   Eberhardns   c. 

1185.  ül  90. 
Abteshoven,    Aberstorf.    Abersdorf  W.   6. 

Steinhöring  L    Ebersberg  I  30;  III  98. 
Adalhartesheim.  Allersheim W. 6  Schwindegg 

L.  Haag.  I  60. 
Adaligen.    Adling  D.  6.  Glonn.    L.  Ebersberg. 

Priderich.  Lnitolth,Werinhart,  frs.  c.  1120.  III 42. 
Aerlingen.    Erling  (Braanmühl  n.  Kat.)  Erlacli 

(St.  B.)  E.  G.  Kronberg  L.  Haag.    Gebhardus 

c.  1220-40.  III  98. 
Aesilcboven,  Aslindioven,  Asilincboven,  Esin- 

chovan.     Asslkofen    W.   G.  u.  L.  Ebbg.  I  22. 

182.     Deimar  c.  1050-60  III  1.    Ovdalraan 

c.  1080.   I  132  c.  fr.  Richeri.     Hiltiperht   c. 

1090    III  3.    Ovdalrich  c.  1130.  53.     Methil- 

dis  c.  1180.  85. 
Affingin.      Affing    P.    L.    Aichach.      Peren- 

hart  c.  1040.  I  39. 
A  habe  im.    Aham  Kd.  P.  Eiselfing  L.  Wasser- 
burg. I  8.  16.  35. 
A  i  ch  i n  1  oc  h.    Eicherloh  W  G.  Finsing  L.  Ebers- 
berg. 111  63. 
Alaroaringin.    Almering  E.   G.  Erharting  L. 

Muhldorf.    Alamar  c.  1020.  I  25. 
Albradperc,  Albratiberge.    Albersberg  E. 

G.  Söllhnben  L.  Rosenheim.  Ovdalrih  c.  1095. 

III  8;  Priderich  1095-1120.  8.  46. 
Alinpah,  Alinpach.    Niedereolenbach  Kd.  L. 

Rottenbarg.  III  12.    Isso  c.  934.  I  2. 
Altchiricha.    Altkirchen  Kd.  G.  Eichenhansen 

L.  Wolfratshansen.  I  63.    Chunradus  et  Himil- 

drud  c.  1050. 
Altmannisperg.     Altmannsberg  W.  G.  Obem- 

dorf  L.  Ebbg.  III  56.    Dietmar  c.  1135.  ib.  b. 
Amerangen.    Amerang,  Schloss,  G.  Höslwang. 

L.  Wasserbarg.    Albertus  miles  et  Heinricas 

c.  1220-40   m  98. 
Anchdorf,  AncdorfT    AntdorfP.  L  Weilheim. 

Aribo  c.  1135.  III  56.    Gotefrid  c.  1150.  69. 
Andehsse.     Andechs,    Kloster,    G.    Erling   L. 

Stamberg.    Perhtolt   comes    1110-1120.  III 

25.  38.  46. 
Aragartin.    Arget  P.  L.  Wolfratsbaasen  I  196. 

Volchrat  c.  960.-  I  9.  Eberhard  I  c.  1110-40. 

I  17.  20.  28.  31    7.  9.    Eberhard  II  1040-70. 

I  39.  106.     Liatpold  et  Eberhard  frs.  c.  1080. 

135 
A  r  n  0  w  a.  Oman  Ober-  G.,  Praaen-  Kd.  G.  Obertaaf- 

kirchen  L.  Haag.     Dietrih  c.  935.  I  7.  Sint- 

perht   c    1050.    60.    Dieterich   c.    1080.  136. 

Rovtpret  c.  1095.  III  6.  7. 

Ascaha  fürt.  Bei  Aschach  in  Oberösterreich. 
I  46. 

Ascahawinchil.  Gegend  nordwestlich  bei 
Aschach  M.  Bez.  Efferding  in  Oberösterreich 
I  5;  46;  II  2. 


Asch  ah.     Aschach  W.    G.    Sachrang    L.  Prien. 

(Hohenaschan?).     Heinricus  1220—40.  III   98. 
Asche  im,  Askheira.     Aschheim    P.  L.  München 

r,I.     Heinricas  c  1110—30.  III  28  (?).  28.  45. 

46.  49.    Otto  nob.  c.  1165.   III  75.    Willibir- 

gis  matertera  v.  Truhtheringin. 
Ascowa.     Aschaa   E.    G.  Steinhöring   L.  Ebbg. 

III  22.  35.     ürlvich  servus  35. 
Asilinchoven  v   Aesilcboven. 
Aspah.    Asbach,  Ober-a.  Unter-  WW.  G.  Anzing 

L.  Ebbg.  I  74.  75.  104.      Gebchard   libertas, 

Perhtricusmin.Aripocf.  Meginhardo,  mon.vitam 

optante  c.  1055.  1.  c.  104. 
Atila.    Attl   P.  L.  Wasserburg.    Dietrih  c  935. 

I  7.    Peringer  c.  1010.  23. 
Austria   Dax   Heinricas,    prius    Bawariae  Dax 

1161.   III  73. 

B.     P. 

« 

Pahhen.    Langenbach  Kd.  L.  Preising  zw.  I  28. 

Rihheri  c.  1060.  102. 
B  ai  n  g  e  n.    Pang  P.  L.  Rosenheim .    Bertoldus  et 

fr.  eins  [Heinricus]  c.  1185.   III 90-  [Ak.Abh. 

XIV.  II.  100.  N.  101.] 
Baldachisdorf.     Pörsdorf  W.    G.    Assling   L. 

Ebbg.  III  35. 
Paltheim.  Baldham    Kd.  G.  Parsdorf  L.  Ebbg. 

I  78.  100.     Engilperht  c.  1050. 
Parschalchi,  parservi  I  79.  III  16. 
Pasingan.      Pasing  Kd.   L.   München  I/I.   Er- 
hart c.  980.   I  15. 
Pastperch.    Parsberg  Kd. L. Miesbach.    Rudolf 

c.  1150.   III  72. 
Patichinriuti.    Backireut  E.  P.  Pfeffenhausen 

G.  Holzhausen  L.  Rottenburg.   1 124.  Dietricus 

c.  1075.   1  c. 
Bawaria.    Daces.    Heinricas    rex    1034.    II    7. 

Heinricas  (Leo)  1161.  III  73.  Otto  I  y.  Witilines- 

pah.    Ludwig  I  c.  1185.  1210.  III  90.  97. 
Peffenhusun.     Pfeffenhausen  M.  L. Rottenburg 

1   37.  45.   80.    122.    124     Engilpero   min.  c. 

1050.   1  c.  80.    Berhtolt  c.  1150.   L  26. 
Pelaheim.    Pellheim  P.  L.   Dachau.     Ovgo   c. 

1040—45.   I  37.  41. 
Penninwanc     Bon  weg  E.  G.  Dachberg  L  Haag. 

Papo  c.  980.  I  15. 
Perchach.    Hohenbercha  P.  L.  Freising.    Marc- 
wart c.  1135.  III  58. 
Perchoven.      1.   prope   lacum  Wirmiseo.    Berg 

oder   Pertha  Kdd.   GG.  L.  Stamberg.   I    15. 

2.  Berghofen    Kd.    P.    Eching   L.   Landshut. 

Dietmar  c.  960.  I  9.      Hartwic   c.    1030-60. 

30.  36   44.  47.   III  1. 
Perga.    1.  Berg  W.   G.   Steinhöring   L.   Ebbg. 

III   42.    Dietpolt  1010  -  1120  (duo)  I  64.  117. 

122. 123.  III  13  42. 43.  Heinricus  fil.  eins  1 123. 

Megingoz  c.  1050-75.  64.117.123.  II  17.21. 

Rovdolf  c.  1080.  II  24.    Waltheri  fr.  Dietp.  c 

1100.  in  13. 


183 


2.  Berg  Kd.  G.  L.  Starnberg.     Eberbardas  de 

P.  et  Piberchar  c   1080.  I  (125).  131. 
Berge.    Zw.  etwa  Berg  im  Gau.  P.  L.  Schroben- 

bauseD.    Pabo  min.  Wittelsb.  c.  1185.  III  90. 
Perbtrichesbason.  Petershansen  P.  L. Dacban. 

Waltbere  1116.  III  40. 
Peridieosdorf,   Peridiesdorf .     Badersdorf   W. 

0.  Dornacb  L.  Landau.    Megingoz  c  1075.  I 

125.    Ruodprebt  c.  1120    III  46. 
Peringin,   Beringen.    Pöring   Kd.   L.    Ebbg.  I 

44.  II  4.  12.    Adalwart   c.    1070-80.  I  109. 

116.  121.    II  24. 
Persinpiugun.     Persenbeug  Schloss  u.  D.Bez. 

Amstetten   in    Niederösterreich').       Otker    c. 

970—1040.  I  11.  17.  27.  28.  34.  35. 
Pfeffingen.     Pfaffing  EE.  in  den  GG.  Eibacb, 

Hofkircbeu,  Steinkirchen  n.  Watzling.  dann  Irl 

LL.  Erding»  Dorfen  und  Nenmarkt.    Rovdprebt 

et  Gebehard  c.  1180.  III  55.  59. 
Pfetarah.    Pfettrach  Kd.  n.  G.  1.  L.  Moosbnrg. 

2.  L.  Landshat.    Ovdalrib  c.  1045.    I  44. 
Pfrumarin.    Pframem Ober-  u . Nieder-  Kdd.  L. 

Ebbg.    II  23.    Parchardus  c.  1070. 
Biberbacb,  Piaerpach.    Bierbach,   Ober-  u. 

Unter-  WW.  G.  Thalheim  L.  Erding.    Magonus 

c.  1120-40.  III  55.  59.    Rudolf  ib.  (?) 
Piberchar.    Biberkor  (Ober !)  W.  G.  Höhenrain 

L.  Stamberg.    Eberhardus  c.  1080.   I  131 
Pillinchovin.    Pillkofen  W.  G.  Reichenkirchen 

L.  Erding   I  54. 
Pipurc.    Biberg  1    Ober-  G.  L.  Wolfratsbausen. 

2.  Unter-  G.  L.  München  r/I.  3.  D.  P.  Schönau 

G.Hohenthann  L.Aibling.    ad   8.   III  50.  67. 

Gelont  c.  1180,  Dietricus  c.  1145.    Zw.  Erchan- 

perbt  934.   I  2.      Rihheri   miles^    Erchanfrit, 

Ellenbart,  Ovto  c.  1010.  I  22. 
Piupinperc.    Poigenberg  Kd.   G.  Pastetten  L 

Erding.    Ebararo  c.  935.  I  7. 
P  i  z  z  e ,  Pizen,  Bize.     Peiss  Kd.  L.  Aibling.    Diet- 
rich c.  1130.  III  54;    Gerhunc,  Gemngus  c.  f. 

1150—85.  71.  90. 


*)  Im  Urbar  Ebersbergs  c.  1300  p.  104 :  Ca- 
strum  Perssenpeage  cum  omnibus  suis  attinentiis 
habet  a  nobis  d'nus  Dux  Austrie.  Und  am  Rande 
dazu :  Anno  d*ni  1303  d*ns  Fridericus  Dux  Austrie 
cum  fratre  suo  Rudolfe,  filii  incliti  Regis  Roma- 
norum D'ni  Alberti,  in  presentia  ipsins  Regis  ac 
illustris  D*ni  nostri  Ducis  Rudolfi  Ducis  Bawarie 
a  nobis,  yidelicet  abbate  Ottone  in  Ebersperch, 
multis  aliisqae  dominis  principibus  et  baronibus 
interessentibus  acceperunt  in  civitate  capitali 
Austriae,  hoc  est  in  Wienna,  Perssenpeuge  cum 
omnibus  suis  adherentibus  iure  feodali.  Anno 
D*ni  1330  d^ns  Otto  illustris  Duz  Aiistrie  in  die 
b.  Andreae  (30  Nov.)  a  nobis,  Abbate  Ottone,  pe- 
ti?it  sna  iura  feodalia  in  Ebersperch  et  accepit, 
sicut  fratres  sui  a  nobis  etiam  antea  acceperunt. 
Hienach  ist  W.  Hundts  Stammenbuch  I.  142.  zu 
berichtigen.    Vgl.  auch  die  Not.  7  S.  120  (6). 


Planchenperc.   Zw.  Blankenberg  E.  G.  Schnait- 

see  L.  Trostberg.   II  15. 
PoTbenhoven.    Bauhof  W.  G.  Brück  L.  Ebbg. 

III  88.   Benno  1047. 1 50 ;  Aribo  (?)  c.  1070-75. 

111.   (118).   119.   122,  3.     Irmgardis  c.   1184 

c.  frs.  Chunrado  et  Heinrico  III  88. 
Povcha,  Puche.     1.  Buch  am  Buchrain   L.  Er- 
ding.   2.  Buch  Kd.   G.   Eglharting  L.  Ebbg. 

Otpreht  c.  980.  I    13;  Into  c.   1015-60.  25. 

56.  63.  89.    II  5.;  Povbo  eius  fil.  c.  1060.  89. 

Ovdalrich  et  Piligrim  frs.  c.  1050. 60;  Rovtpreht 

c.  1070-80.  125.  126.  130    133.  135.    ad   2. 

Ekkehardus,  Dietpoldns  c.  1175.   III  84. 
Pochsperc.     Burgstall  im  Staatsforst  Boksberg 

Ortsflur  Eggersdorf  G.  Widdersdorf  L.  Landshut. 

Herman  c.  1165.   III  75b 
Podalungisbeim.   Pollersham  W. G.  Schönberg 

L.  Wasserburg.    III  18.  35. 
Pol  lim  ose,  Povllenmovse.  Pollmoos  D.  G.  Obem- 

dorf  L.  Ebbg.    Irinch,  min.  c.  1116.    III  40. 

Engildie,  Engelbertus  c.  1180.  85. 
Povmgarten.    Baumgarten   Kd.  L.  Moosburg. 

Perhtolt  c.    1075.    I  124.    Ditrich  1161.  HI 

73. 
Bovsincheiro.    Piesenkam   Kd.   G.   Schaftlacb 

L.  Miesbacb.  II  25. 

Potenreina.  Bodtnrain  E.  G.  Agatharied  L. 
Miesbach.  Hatte  c.  935.  I  7.  Wicman  c. 
1020.  17. 

Pozza,  Pozana.  Botzen  St.  Tirol.  135.  121. 
134.  Dieroar  miles  c.  1075.  Fridericus  Comes 
[de  Eppan],  Ovdalschalc  de  Pozza,  Ringrim; 
Scabini:  Brun,  Walto,  Dietrount  c.  1080.   134. 

P  rat  um.  Wies  G.  L.  Miesbach  (2  EE.  im  L.  M. 
2  im  L.  Dorfen).  Heinricus  et  Gerunch  de 
prato  c.  1150.   I  26. 

Preco  (Frohnbote,  Amtsdiener).  Chovncher  c 
1165.   III  75.  Dietmar  c.  1170—85.  78.90.91. 

Preitenpab.  Breitenbach  E .  G.  Ab  am  L.  Wasser- 
burg.   Sigiboto  c.  1000   I  18. 

Brenuingen.  Brenning  E.  G.  Steinkirchen  L. 
Dorfen.    Rovdiger  c.  1160.  III  74. 

Presbyteri  loco  non  nominato: 
^Dbovnradus  c.  1055.  I  86.  87. 
Gunduni  clericns    comitissae    Rihlindis    et 
presbiterissa   eius    Hiltigunt,    libera  mulier 
1040-1080.   I  45.  51.  68.  114  - 16.  130. 
Heinricus  c.  1060.  I  89. 
Perbcozus    cum    presbiterissa    Liutpurc    c. 

1055.  I  85. 
Reginpert  c.  1050—60.    I  86.  87. 

Prucca,  Prukke.  Brück  P.  L.  Ebbg.  Otker  c» 
1047-80. 1  50.  136;  Fratres:  Rafoldc.  1095- 
1115.  III  8.  10.  24.  25.  28.  32.  34;  Odal- 
scalch  1120.  8.  25.  34.39.41—3;  AdaIbero8. 
28. 32.;  Adalbero  II,  Albero  1 130  -70. 48. 60. 80. 

Pruchperch.  Bruckberg  P .  L.  Moosburg.  Fri<- 
derich  et  Alber  frs.  1161.  III  73. 


184 


FrnDnen.    Hohenbrnnn  F.  L.  Ebbg.     Timo  c. 

1010-1080.  I  20.  27.  28.   Waltcbuonc.  1110. 

III  17. 
Puc heier.    Grimoldüs  c.   1220  —  40.    III  99.  i. 

[Zu  Arget   Freybergs  ges.  Schriften  III  255.] 
Parcstalla.    Burgstall  Kd.  m.  Scbl. L. Geisen- 

feld.    Otto  c.  1050.  I  68. 
Purin.    Benern  (Jacobs-)  Kd.  G.L.Ebbg.  IU48. 
Bnrinbach.    Baierbach  P.  L.  Vilsbiburg.     Ul- 
rich c.  1145.  III  72. 
Pnrolvingen.  Purfing  Kd.  G.  Parsdorf  L,  Ebbg. 

Heinrich  c.  f  Heinrich  c.  1160.  III  74. 
Puziprunnen.     Putzbrunn  Kd.  L.  München  r/I. 

Ovdalrich  c.  1100-1115.  III  34. 

C.  Vgl.  K  und  Z. 

Carinthia,  Kärnten.    Dux  Welfhardus ( Weif V) 

1045.  I  47  c.  p.  48. 
Ohaczebach.    Katzbach  W W.  Gross-  G.  Wasen- 

tegernbach,  Klein-  G.  Hausmehring  L.  Dorfen. 

Bovdeger,    pater    et   filius,   c.    fr.  Bovdolf  (?) 

c.  1130--40.  III  55.  59.     Prater  eins  t.  Milin- 

gin. 
Ghambe     Karom  W.  G.  S5ldenau  L.  Vilshofen. 

Adalram  c.  1155.  III  73. 
0ha mpa.    Oham  St.  I  42.    Vgl.   K. 
Oharoparipurc.    Kammeiberg  Kd.  L.Freising. 

Lantrih  c.  960.  I  9. 
Ohapfas,  Ohaphes.     Kaps  E.  G.  u.  L.  Ebbg.  I 

4.    Beginboto  c.  1110.  III  27. 
Ohapfingin.    Kapfing D.  G.  Vilsheim  L. Lands- 
hut.   Reginmar  c.  1050.  I  56. 
Ohelheim.    Kelbeim   St.    u.  L.     Ovdalrich    c. 

1170.  III 80.  Liutolt  frater  eins  min.  Wittelsbac— 

1185.  III  80.  90.    (De  augia,  Schenkenau,  L. 

Schrobenhausen.    Höger  a  Beiträge  zum  Bohrer 

Oartular,   Verh.   des    Niederbayr.  Ver.  XIX, 

N.  80  p.  62.) 
Oheminatin.     Kemaden  £.   P.  Babensham  G. 

Schambach  L.  Wasserbg.  III  18.  85. 
Ohersdorf.    Kerschdorf  D.  G.  Freiham  P.  Eisel- 

fing  L.  Wasserburg.    Gebehardus  et  Fridericus 

c.  1175.  III  84. 
Ohirhherch.      Kirchberg   D.     L.    Rottenburg. 

Kalehohus  comes  c.  1210.  1  97. 
Ohissingun.    Giesing,  München  r/I.     Lndowic 

et  Ovdalrih  959.  I  7. 
Ohlefsheira.    Klesham  W.  G.  Hohenpolding  L . 

Dorfen.    Otperht  c.  1035.  I  31. 
Ohlethcim,  (Jhletehaeim.  Klettham  D.  G.  Alten- 

erdiiig  L.  Erding.    I  6.  10.  95.    II  11.    III  8. 

Eckihart  miles  c.  1050.   II  11.    Wolfliez  min. 

c.  1060.  I  95.  Rihkard  comitissa,    uxor  Gebe- 

hardi   cum    fil.   Engilpreht    c.    1095.    III    8. 

Ohunradus  tavemaere,  Ortwinus  c.  1200.  III 95. 
Oho Ib ach.    Kollbach  P.  L.  Dachau.     Kunther 

c.  1135.  III  58. 

Ohraraperch.     Kronberg  W.  G.  HOslwang  L. 
Prien.  S.  127  (13).  Not.  15. 


Ohranz  Albero  min.  Wittelsbac.  c.  1160-88.  III 

74.  87.    Vgl.  Rorstorf. 
Ohreienacheren.    Kronacker  Kd.  G.  Mittbach 

L.  Haag.    Eberhard  c   980.  I  14.  c.  1060.  I. 

89. 
0  h r  e  i  n  a.    Krain,  Herzogthum.  Ovdalricus  comes 

c.   1045.   I   44.   52.  III  32.  c.  f.    Marchio  c 

1056.  II  12.  Hadamovda  eins   mater  c.  1040. 

1  44. 
Ohreiza,  Orhaize.    Krais  W.  G.  Steinh5ring  L. 

Ebbg.    Heitfokh  c.  1095.  III  8.  9.     Ovdalrih 

c.  1100.  10.     Rovtpreht  et  Rovdiger,  frs    c. 

1170   81. 
Ohriehhisdorf.     Kriestorf  Kd.  G.   Walchsing 

L.  Vilshofen.    Milo  c.  980.  I  15. 
OhroYwelingen,  Ohrovlingen.    Greiling  Kd.  u. 

G   P.  Reigersbeuem  L.  Tölz  III  74.    Wcmber 

et  Sifrit  frs    1160.  ib 
Ohuningiswisun.     Königswiesen,    nur   mehr 

Kapelle  G.  Gauting  L.  Stamberg.    Atto  984. 

I  2.    Wicman  c.  1040.  35. 
Oiphns,  Oyphi    Otto  et  Sifridus  frs.  c.  1185. 

III  90-  (Koph.  Kopf.  MB.  VIII.  418.  449.  IX. 

415-20.  469.  470   X  401.) 
Oitlarin.    Zeilarn  D.  G.  Pastetten   L.  Erding. 

Penno  c.  1070.  II  17.    Vgl.  Z. 
Oomites  loco  non  nominato: 

Arnold  US  praeses  t.  Hall. 

Aulici  et  palatini  Oomites t. Witilinespah. 

Eberspergenses:  Eberhard  I  c.  934—959. 
I  1—8.  36.  Adalpero  I  934.  I  1.  8  9. 
Ovdalricus  970—1029.  I  8.  10-17.  27.  30. 
5.  114  II  1 — 5.  7.  Rihcardis  uxor  eins  I 
114.  Adalpero  U  1029-1045.  I  27.  8.  30. 
5.  6.  114.  II  8.  7  9.  22.  3.  Eberhard  II 
1029—1065.  I  27.  80;  advocatus  fiscalis 
monasterii  33.  4.  5.  7.  8.  II  13.  Rihlint 
uxor  Adalperonis  II  1030-45.  I  28.  35—9. 
41-7.  114.  II  12.  Willibirgis  soror  Adal- 
peronis II  cum  filia  Hadamovda  I  44. 

Ekkibart  advocatus  fisc.  v.  Scirun. 

Fridericus  Oomes  in  Pozano  (de  Eppan)  v. 
Pozana. 

Gebehardus  comes,  Rihkard  uxor,  Engil- 
perht  filius  eorum,  postea  in  Wasserburg  v. 
Wazerburch. 

Guntpold  comes  c.  1045.  I  44.  Wohl  der 
Bruder  der  Grafen  Hartwich  (des  Pfalzgrafen 
H.  L?)  und  Megenhart,  begütert  an  Glon 
und  Amper,  als  Gaugraf  von  Jetzendorf  bis 
in  das  Abens  Gebiet  auftretend.  Meich.  I 
•  P.  instr.  N.  1169.  1184  add.  1195  97.  Ob. 
Arch.  XXXIV.  N.  153. 

Ovdalricus  Oomes,  nepos  Adalperonis  v. 
Ohreina. 

Ovdalricus  advocatus  Agnetis  Imperatricis 
1057.  II  12. 

Ovdalschalcus  advocatus  Ecclesie  Frisin- 
gensis    1034.    II   7.     (Ex   stipite    comitum 
Schirensiuro.  Ak.  Abb.  XIV.  II  22  flg.) 


185 


Otto  advocatus  fisc,  c.  1145.  III 63.  (De Irin- 
gesburg?). 

Bihkart,  Ovdalrici  comitis  filia  c.  1100— 
1115  III  32.  (Vidna  Ekkeharti  Comitis  de 
Schiren  v.  §  UI.) 

Perbtolt  V.  Andebsse. 

Sieboto  comes  cum  filiis  t.  1185,  de  Falken- 
stein etc.  Falkenstein  W.  6.  Flintsbacb  L. 
Rosenbeim.'  JII  90. 

Wa  1 1  h  e  r  i  u  s  comes,  fiscalis  advocatus  c-1075— 
1110.  I  114  c.  fr.  115.  24.  II 17.  21.  3.  4. 
III  2.  6.  10.  5.  17—22  Comes  de  Wivinin- 
gen  et  Cbling  (Kling  Ed.  P.  Scbnaitsee  L. 
Wasserburg)  t.  §  II.  Fratrem  v.  Hovecbir- 
cben 

Waltherius  et  Hemma  parcntes  Waltherii  co- 
mitis. III  17. 
Cremsm'  ?  Pemoldus  c   1180.  III  85. 

D     T. 

Taga-  Tagileicbingin.  Taglacbing  Ed.  G. 
brück  L  Ebbg.  I  71.  73.  II 16.  III  43.  Diet- 
mar c  1070.  I  113.  Lanzo  c.  1075.  120.  Ru- 
dolf, Waldman  c.  1120.  III  43.  47. 

Tagirihhingin,  Tericbingen, duo oppida,  Taer- 
cbingen.  Darcbing  Ober-  Unter-  Mitter-  G. 
Valley  L.  Miesbacb.  I  38.  11  14  21.  III  97. 
Otto  c.  1060.  II  14.  Waltman  c.  1075.  21. 
Gebolfus  et  Hermannus  c.  1184.  III  89. 

Tala,  Tale.  l.Tbal  D.P.  ScbönauG.  Hohenthann 
L.  Aibling.  Wirintb  c.  1100.  III  10.  Gote- 
bold,  Eberaro  frs  c.  1120.  Waldman  c.  1130 
et  fil.  Heinricus  1185.  48-50.  83.  59.  90. 
2.  Thal  W.  G.  Gröntegembach  L.  Dorfen  u  G. 
Kirchberg  L.  Erding.  Pridericus  c.  1180.  III 
87. 

Talaheim.  Tbalheim  G.  Gross-  u.  Elein-  Edd. 
L.  Erding.    Otperht  c.  1030.  I  28.  31. 

Talaverna.  Talfer-Bacb,  in  den  Eisack  in  Botzen 
mündend.    II  28. 

Tanchirchen.  Thannkireben  Ed.  G.  Manbarts- 
bofen  L.  Wolfrtsbsn.  Ekkebart  c.  1160.  III  74. 

Tandorf.  Tondorf  P.  L.  Landshut  I  28.  29. 
60.  102.  122.  II  5.  19.  Heinrich  c.  1070— 
1130.  II  19.  III  52. 

Tanne,  Tanna.  Hohenthann  Ed.  L.  Aibling. 
(Thann  Ed.  G.  Matzbach  L.  Erding?).  HI  60. 
Ascwin  c.  1140  ib.Wemhart  c.  1150.  72.  Pil- 
grim  c.  1170.  80.  Gebolfus  et  Albero  c. 
1175.  84. 

Dapifer  Heinricus,  mia.  Ebersp.  c.  1200.  III  92. 

Tatichingin.  Daching,  Ober-  Unter-  DD.  G. 
Gross-Eöllnbach  L.  Landau.  Methild  c.  f. 
Adelhaid  et  Liutolt  c.  1184.  DI  89 

Tatingin  Tading  Ed  G.  Forstern  L.  Erding. 
(Lovf,  Wisirih?)  Hecil  c.  1050  55.  I  55.  68. 
77.  Werinheri  c  1080—1120.  I  137.  II  25. 
III  6.  42. 

Tau r US.  Fridericus  Min.  Wittelsb.  1184.  III 89. 
V.  Stir. 


Tegernse.    Eloster  Tegernsee  III  99.  f. 
Tegrinpab.    Grün-  P.  eher  Wasen-Tegembach 
Ed.  P.  Schwindkirchen,   beide  L.  Dorfen.  I  6. 

II  7.  III  52.  Wicheri  c.  1000.  1 18.  Richeri  f. 
Willipirch  vidua  c.  1130.  III  52.  c.  fr. 

Teiingun.  Taing  W.  G.  Pastetten  L.  Erding 
I  9.  II  3.  Movtheri,  fr.  Meginpoldi  prepositi^ 
et  Hartwicus  fil.  eins,  min.  Ebersp.  c.  1000— 
1050.  c.  f. 

Tengilingun.  Tengling  P.  L.  Tittmoning War- 
munt  c.  970.  I  11. 

Tetenperch  Tödtenberg  W.^G.  Vogtareut  L. 
Rosenheim.  III  83 

Tetilingun.  Theiling  E.  G.  Steiuhöring  L. 
Ebbg.  I  30.  II  23. 

Diechun.    Dieben  W.   G.  Straussdorf  L.  Ebbg. 

III  24.  35.  46.  Madalwin  c.  1080.  I  129. 
Sigisperdus,  Liutkard  neptis  cum  f.  Rumoldo 
c.  1115.  III  24. 

Diegen,  Diengin.    Oberding  G.    Niederding  D. 

L.  Erding.  III    Q9.     Werinheri  c.  980.   I  13. 

Chuono  c.  1120.  III  46.    Megingoz  c.  1135- 

50.  58. 69  c.  fr  v.  Utingen.    Ekkebreht  c.  1150. 

69. 
Dietramigen.    Dietmering  W.  G.  Steinhöring 

L.  Ebbg   Werinhart  c.  1120.  III  42.  c.  fr.  v. 

Ouste. 
Tiufstada.    Teufstetten  D.  G.  Wörth  L  Erdings 

Nendinc  c.  980.  I  15. 
Tobele.    Dobl  E   G.  Höslwang  L.  Prien.   S.  127 

(13)  Not.  15. 
Tolenzare  Heinricus  (de  Tölz,  L.)  c   1185    III 

90. 
Tologottingin.    Dalking  P.  L.  Fürth  II  21. 

Waltman  c.  1075.  1.  c. 
Tontingin.    Tunding  G.   Ober-  P.   u.  Nieder- 

L.  Dingelfing.    Hartwic  c.  1010  - 1045.  1  17. 

20.  35.  43. 
Topulun.    Dobl  (zahlreich,  efwa)  E.  P.  Kirch- 
dorf L.  Haag.    Einhart  c.  1075.  I  127. 
D  0  r  f  f  e  n.   Dorfen  M.  oder  Oberdorfen  P.  L,  Dorfen . 

Heinrich  c.  1135—40.  III  55.  59.     Hadebreht 

c.  1140.  55.  59.    Ditrich  c.  1150.  72.  73. 
Torr  igen.     Toerring  P.  L.  Tittmoning.  March- 

ward  c.  1120.  HI  40.  41. 
Drahsilun.    Traxl  D.  G.  Oberndorf  L.  Ebbg.  I 

24.  32.  II  17.  Tuto  mit.  Wicman  frs.  c.  1015. 

1.  c.    Willihalm  et  Engila  c.  1070.  II  17. 

Trasivilcingin,  Trasenvilcingon.  Grasfilzing 
D.  G.  Nösswartling  L.  Fürth.  I  82. 

Tridentum.  Trient  St.  Tirol.  Heinricus episco- 
pus  c.  1080.  I  134.  II  28. 

Trubiggin.  Traubing  P.  L.  Starnberg.  Diet- 
hard  et  Ellisa  c.  1100.  III  13. 

Truhsaze  de  Ebersperch.  Truchsess,  wohl  Ul- 
ricus  c.  1185.  lil  90. 

Trahtheringin.  Trudering  G.  Eirch-  P.  Stras» 
D.  L.  München  r./I.  I  137.  Willibirg  vidua 
Werinheri  (militis  comitissae  Rihlindis?  145.) 


186 


1 


c.  1080—1110.  1.  c.  cum  frs.  Gotti  et  Altman 

III  28.  44.  45.  V.  Urpah. 
Tnlihhingin.    Tolling  Ed.  6.  Steinhöring  L. 

Ebbg.  Patto  c.  1010.  I.  20. 
TatcinguD.    Tutzing  P.  L.  Starnberg.  I  15. 
Duzzilingun.    TQssUng  M.  L.  Altötting.    Gote- 

frid  c.  1010.  I  19. 


E  b a  r  a  h  a.    Ebrach  Kd.  G.  Springibach  L.  Wasser- 
burg.   Gerold  1029-60.  127.  36.  37.  41.  51. 

II  18.  advocatus  fiscalis  c.  1055-60.  1 60. 94. 
102.  104.  Wezil  c.  1100-10.  III  10.  15.  Ge- 
bolf  c.  1100.  III  12.  13. 

Eberesperc  —  1050,  postea  Ebersperc — eh. 
Ebersberg  P.  u.  L.  Prepositi  et  Abbates  §  I  p. 
121  (7).  Comites v.  Co m i t es.  Advocati  § II  et III 
p.  124(10)Basilica  1 12;  castellum  30.35;  forestum 
36.  43.  44.  II 12. 28.  Ministri  et  miDisteriales : 
Adalbero,  Albero  1110-50.  III  24.  7.  31.  48. 
'  66.  74.    Adalhart  c.  1040.  I  33;  c.  1100—60. 

III  9.  68.  76.  Adalboh  —  hoc  c.  1047.  I  51. 
102;  c.  1110-80.  III  38.  79.  85.  Adalo  c. 
1100—30.  III  8.  fil.  Gebolfi  10.  50.  Adalram 
c.  1135-50.  III  56.  66.  Aldieo  c.  1055.  I  75. 
94.  Altman  c.  1110.  III  28.  Amalpret  c  1040. 
I  33.  Anastalt  c.  1060.  I  99.  Aribo  (?)  c. 
1110.  III  24. 6.  9. 31.  Pabo  c.  1100—80.  III  28. 
65.  85.    Penno  c.  1070. 1 107.    Peppo  c.  1047. 

51.  Berchtold  c.    1100-30    III  29.   38.   48. 

52.  Perhtcoz,  fiscalis  ppsts  c.  1040  I  33. 
Percoz  c.  1160.  III  79.  Perenhard  1047.  co- 
cus,  I  50.  2.  62. 4.  71.  Perbtrih  c.  1040.  1 33. 
Bernhard  c.  1200.  III  95.  Pernger  c.  1135. 
III  56.  Petto  c.  1120.  III  43.  Pillunc  c.  1060. 
I  101.  Prun  c.  1130-45.  III  50.  63.  Bur- 
charfr  (P)  c.  lb70.  I  111.  c.  1100   et  poer  — 

,  1140.  III.  9.  10.  59-66.  68—70  7.  Chovno 
Chuono,  Coveno,  plures  c.  1120—1200.  I  26.  III 
29.  34.  6.  7.  43.  7.  8.  50.  54—5.  7.  9.  60-6. 
70—72.  3.  6  80.  1.  3-5.  7.  90.  2. 5.  Chovn- 
Tad  c.  1120-60.  III.  43.  51.  75.9.87.  Chraft 
c.  1055.  I  75.  — Tagapert  c.  1060.  I  96.  Ta- 
gino  c.  1145.  III  65.  Dietili  c.  1060.  I  102. 
Dietmar  c.  1047.  I  51.  2.  fisc.  prepositus  69. 
75.94.  102.  c.  1110-80.  pl.  III  24.  7. 8. 31. 6. 
56.  84.  5  7.  Dietmunt  duo  c.  1140—70.  I 
82.  50.  1.  4.  66.  75.  88.  91.  9.  107.  8.  12. 
24.  II  10  Dietpolt  c.  1050.  I  54.  91;  ux. 
Dietrat  99.  Dietpreht  c.  1110.  III  31.  Timo 
c.  1055.  I  75.  Tragepoto  c.  1140.  III  62.  — 
Ebbo  c.  1070.  I  101.  c.  1010-35.  III  24. 8. 31. 
8.  56.  Eberaro  c.  1060.  I  71.  Eberwin  c. 
1160.  III  75.  Egilolf  c.  1070.  I  113.  Egi- 
nolf  c.  1070.  I  108.  Einwich  c.  1130-60  III 
51.  74.  Ekkihard  c.  1110—50.  III  37.43.72. 
5.  Ekkirich  c.  1075—1120.  I  128.  85.  III 
28-32.  Engelmar  c.  1140.  III  61.  En- 
gildeo  c.  1040. 1 33.    Engilrih  c.  1047. 1 51. 102. 


—  Fridepreth  c.  1115.  III  36.  7.  Friderich  c. 
1115—40.  III  37.  47.  61.  3.  75.  Frieso  c. 
1116.  III  38;  cfr.  F.  —  Gebolf.  filii  Gozperh- 
ti  I  et  n  1055-1120.  I  71.  88.   93.  100.  11. 

7.  24.  7.  8.  III  8.  10  c.  f.  8.  24.  6.  8-30- 
39.  45.  89;    cfr.   Scerf.     Gelont  c.  1130.   III 

50.  Gerwic  c.  1120—85.  III  43.  51.  5.  6. 64. 
89.  Gerwin  c.  1135.  III  58,  Gnanno^  duo  c. 
1090-1115.  III  5.  6.  11.  23.  4.  31.  3.  cfr. 
Lafger  et  Scerigo.  Gotfrit  c  1160.  III  74.  9. 
Gotschalch  c.  1110-20.  III  24.  8.  30.  6. 
Gozpreht  c.  1040,  c.  1055  fisc.  prepositus,  uxor 
Gotini  —  c.  1090.  I  32.  3.  50.  2.  5. 62. 4—6. 
9  c.  f.  71.  5.  88.  91.  2.  3.  100.  1.  7.8.9.12 
6.  8.  20.  82.  II  10.  13.  16  c.  u.  III  2.  Junior 
c.  1060—1120.  71.    100.  1.  24.   8.  30.    III  5. 

8.  9.  14  c.  frs.  5  c.  filio  Gozpreht  III  — 1160. 
27.  31.  56.  76.  Gozwin  c.  1135.  III  56. 
Gumpo  c.  1120.  III  43.  Gundilpreht  c.  1060. 
I  102.  Gutman  1116.  III  38,  —  Hartliep  c. 
1100.  III  38.  Hartwic  c.  1110-20.  UI  28. 
43.  Heinrich  pl.  c.  1075—1200.  I  26.  116. 
III  29.  30.  4.  48.  9.  51.  2.  61—4  6  8—70. 
4-6.  78.  80.  3.  7.  95.  Heitvolch  —  folc  pl. 
c  1100—1200.  I  26.  III  8.  9.  11—4  c.  frs. 
17.  24.  6.  8.  9.  31.  3.  40.  2.  4.  5.   7-56.    8. 

9.  64.  74—7.  83.  4.  7.  9.  90.  2.  5.  Heizo  c. 
1100.  III  31.  Herebord  xs.  1120-45.  III  47. 
8.  64.  Herrand  c.  1100-1135.  III  8.  39.  48. 
55—7.  Hiltimar  c.  1160.  III  79.  Hiltiprand 
c.  1115-20.  III  40.  9.  Hoholt  c  1110-20. 
III  24.  6.  —  Irinch,  Irint  fil.  Wirntonis  c. 
1100-35.  III  10  3.  40.  47—9.  56.  Irintfrit 
1116.  III  38.  Irminhart  c.  1100-15.  III  28. 
Isingrim  1116-45.  III  38.  65.  —  Liubolf. 
Lovfc.  1050-75.154. 55. 77. 119.  II 17.  Liutfrit 
c.  1040.  I  33.  Liuthart  c  1050;  c.  1120.  I 
54.  III  44.  5.  Liutolt  c.  1060.  I  94.  Liut- 
pold  c.  1130-40.  III  51.  6.  8  c.  f.  60.  2.  4. 
65.70-2. Liutprehtc.  1070.1108  Lutwinc.1145 
III 63— Mahtfrit  c.  1070. 1 1 1 10  13. 8. 24.  Marh- 
ward,  Marcwart  pl.  c.  1060—1180.  I  26.  94. 
III  38.  55.  71-6.  8.  80.  3—5.87.90.  Mazilo 
0.  1160.  III  76.    Megingoz  c.   1130.  III  48. 

51.  Meginhart  c.  1060.  I  98.  Mezele,  Mazile 
frater  Wecili  c  1100-45.  III  9.  63.  4.  76. 
Milo  c.  1047—90.    I  52.  62.  4.  101.  7.  8.  18. 

—  Nithart  c.  1070.  I  108.  Nocho  c.  1075.  I 
127.  —  Obrolf  c.  1060-90.  I  93.  114.  Ov- 
dalrich  c.  1100-60.  III  11.  24.' 6.-9.  31.  3. 
74.  Ovdalschalc  c  1150.  III  72.  Otacher  c. 
1100.  III  26.  Otperht  c.  1050.  I  54.  99.  Otto 
c.  1100-60.  III  28.  55.  60.  3.  4.  6.  8.  70. 
Ovzi  c.  1070.  I  108.  —  Raflfolt  c  1110.  III 
24.  8  Batolt  c.  1060-60.  I  54.  91.  9.  108. 
Rihhart  c  1047—1050.  I  50.  1.  62.  5.71.3. 
102.  II  10.  Riehen  c.  1075-1150.  1 130.32. 
m.  8.  10.    1.  24.  6.  7.  31.  3.  4.  6.  9.  44.  5. 

52.  8.  68.  71.  2.  6.  Rovdolfc.  1010-60.  III 
8.  9.  10—14  c.  frs.  24.  8.  36.  7.  42-4.  7.8. 
54—6.    9.    63.    4.    70.    4- -7.      Rovtmunt    c 


k 


187 


1047  —  1130.  I  51.  III  24.  43.  7.  56.  Bovt- 
preht  pl.  c.  1100-50.  III  8.  12.  3.  4  c.  frs. 
27.  9.  40.  7—51  c.  f.  53.  5.  6.  8-60.  2.  4. 
77.  84.  7.  9.  90.  Ruodiger  c.  1110-30.  lü 
38.  55  c.  fr.  74.  —  Salabho  c  1047.  I  51. 
Siboto  c.  1160.  III  74.  Sifrit  c.  1180.  III  85. 
9.  SiDzo  c.  1070.  1  109  SkilUnch  1116.  III 
40.  —  Volchrat  c.  1060.  I  91.  —  Walah  c. 
1047.  I  51.  2.  Waltman  c.  1110-60.  lU  24. 
48.  9.  60.  76.  80.  92.  Warmunt  fil.  Gozperh- 
ti  pi'opositi  c.  1060,  prepositos  fisc.  c.  1090. 1 
71.  88.  112.  7.  20.  7.  III  2—6.  10.  2.  4  c. 
frs.  5  c  p.  26.  8.  89.  49.  55.  6.  66.  8.  Wecii 
c.  1100—15.  III  9.  27.  34.  6.  7.  40.  2.  We- 
rinheri  c.  1110-40.  lU  9  12.  3.  61.  Wern- 
bart  c.  1180.  III  85.  Wicman  c.  1070.  IUI. 
2;  c.  1130-75.  III  48.  84.  Wichnand  c. 
1170.  III  82.  7.  9.  Winirad  c.  1060.  I  94. 
Wirint,  Werint,  Wernnd,  Wirnt,  Wurento  pl. 
c.  1100—1205.  I  26.  III  2.  8.  9.  12.  3  c.  f. 
24.  6.  8.  39.  40.  2.  5.  7-9.  56.  8.  75.  6.  9. 
80.  1.  3—5.  7.  9.  90.5.  Wisoc.  1160.III.  70. 
Woifgoz  c.  1145.  III  65.  Wolfbart  c.  1060.  I 
93  Wolfliez  c.  1060—1150  I  95.  132.  III 
30.  43.  58.  61—6.  68-70.  Wolfolt  c.  1145. 
III  65.  Wolfram  c.  1110.  lU  32.  Wolfuncc. 
1060.  I  94. 

Hiltimar  forestarius  regius  c.  1075.  1 127. 
Hofmeister  Chanradus  c.  1184.  III  88.  Magi- 
ster nemoris  Chanradus  c.  1184.  III  88. 

Eberolvlngen,  Eber  fing.  G.  Ober- D.  ünter- 
P.  L.  Weilbeim.    Burchart  c.  1160.  Hl  74. 

£c bering.  Als  Erläuterung  über  Ongoltingin 
früh  geschrieben;  etwa  abgegangen.  1  6. 

Echinheim.  Eichheim W.  G.Ampfing  L.Mühl- 
dorf.  Gerloh,  Ovdalrih,  Adalpreht  c.  1065.  I 
100. 

Ecki-  Ekkihartesdorf.  Eggersdorf  Kd.  G. 
Widdersdorf  L.  Landshut.  Meginhartc  1010-40. 

I  19.  28.  39.  II  5.    S.  auch  Pochsperc. 
Eckilinpurc,  Ekkelpurch.     Eggelbur^  Vorder- 

u.  Hinter-  WW.   G.  u.  L    Ebbg.  I  83.  133. 

II  1.  9.  24.  Adalpert  miles  c.  1040.  II  9. 
Liutpurc  c.  1055. 1.  c.  83.  Rorichi  c.  1070. 1 24. 
Ascwin  c.  1080  133.  (cfr.  Wetingen)  1.  c.  83. 
Purchard  c  1135.  III  58.  Chunrad  c.  1180. 
87.    H^inricus  c.   1185—1205.   90.  5. 

Egilolteshoven.     Oberegglhof    E.    G.    Neu- 

fraunhofen  L.  Vilsbiburg;  Zw.  Dietrih  c.  1075. 

I  114. 
Egininchoven.    Engkofen W.  G.  Neuhausen  L. 

Vilsbiburg.      I    87.    Chunradus    pbr.  c.  1060. 

MB.  XXV JII.  431. 
Ehimotigcn,    Ehmovtingen.     Egmating  P.  L. 

Ebbg.  JII  12.    Eberhard  centurio  c.  1130.  54. 

Rueinhard  c.  1185.  90. 
E  hing  in.    Eclüng  P.  L   Landshut.  I  28. 
Ehsingon,  Essingin.    Oexing  P.  L.  Ebbg.  1 136. 

III  20.  7.  Ekkihart  c.lOlO.  I  54.  Bernhardus 
c.  ux.  Heilca  et  f.  Eggihardo  c.  1080.  90. 


Eicha.    Aich.   1.  D.  G.  Pfrombach  L.  Erding. 

2.  WW.  G.  Lengdorf,  G.  Moosen,  G.  Zeilhofen  L. 

Dorfen  III  4.  35.    Fritilo  c.  1090.  ib.  4. 
Eigenperch.  Am  Berg  E.  G.  Oexing  L.Ebbg; 

Zw.  I  108. 
Eigilswanc.    Eulenschwang  W.  G.  Endlhausen 

L.   Wolfratshausen.     Starchantc.  1090— 1115. 

III  3.  25. 
Eigingin.    Ajing  P.  L.  Aibling.    Eberhard  et 

Einwig  frs.  c.  1130.  III  54. 
Einhartingin.    Einharting    W.   G.  Brück  L. 

Ebbg.    Sigihart  c.  1010.  I  24   II  6;    et  Ein- 

hart  c.  10-10-40.  I  24.  33.  II  6. 
E  i  u  n  d  0  r f ,  Eiendorf.    Indorf  Kd.  G.  Altenerding 

L.  Erding.     I  61.   U    15.     Egilolf    miles  c. 

1055.  1  61. 
Elisindorf.    Elsendorf   P.    G.   Ratzenhofen   L. 

Mainburg.    Ovdalschalch  c.  1030.  I  28. 
Ellencophon.    Oelkofen  G.  Ober-  Kd.    ünter- 

D.  L,  Ebbg.    Sigihard  c.    1100.   III  10.     Al- 

tuom  nob.  c.  1130.53.  Wolfold  etLuduwic  frs 

min.  c.  1130.  53.     Anno  c.  1140.  61.    Sige- 

bard  U  c.  f.  1185.  90.  Ch.  c.  1220—40.  99  g. 
Ellen richin.    Elchering  W.  G.  Steinhöring  L. 

Ebbg.    Arnold  c.  1135.  III  56. 
Ellinpoldesberc.    Ingoltsberg  D.   G.  Pöriug 

L.  Ebbg.  III  19.  35. 
Emmindorf.    Amersdorf  D.  G.  Altenerding  L. 

Erding.    Heimo  c.   960.  I   9.     Meginhalm  c. 

1010-40.    24.  47.    Bertholt  c.  1100.  III  12. 

Chuono  c.  1120-50.  46.  66.  69.;  eins  fil.  Pe- 

rinhard  c.  1150.  66. 

Engilhalmingin.  Engelmeng  Kd.  G.  Obern- 
dorf L.  Ebbg.  Engilwan  c.  1000.  I  18.  23. 
Engilhalm  c.  1050.  59.  67.  Engildieo  c. 
1050—80.  59.  60.  7.  8.  9.  72.  90.  2.  101  2. 
4.  9.  21.  3.  7.  32  c.  f.  II  18. 31. 2.  7.  Lanzo 
c.  1050—60.  60.  4.  7.  72.  90.  2.  Reginpolt 
c.  1050-70.  60.  7.  72.  90.  2.  101.  9.  11.  II 
9.  10.  Eppo  c.  1050-80.  I  67.  8.  72.  92. 
120.  1.  3.  7.  Ariboc.  1070-1120.  I  109.  18. 
21.  6.  30.  2  c.  p.  4.  II  10.  25.  III  8.  10.  2. 
4.  (18.  24.  6.  9.)  31.  2.  (6.  7.)  46.  Wirund 
c.  1100.  III  14.  Heitfolch  c.  1075-1100.  I 
116.  IJI  14  duo  c.  frs.  Ovdalrich.  et  Rovtperht 
Gozperht,  RuoJolf,  Warmund;  Ekkihard  fil. 
Rovtperti  1075-1135.  I  117.  22.  III  12.  14. 
7.  8.  24.  35.  46.  56.  Lovdewic  c.  1135.  52. 
Gozwin  c.  1135.  56.  Werenher  c.  1140.  61. 
Gozpreht  c.  1165.  75.  Eberwin  et  Friderich 
frs.  c.  1180.  81.  5. 

Episcopus  sede  non  nominato.  Heinricus  c. 
1080  V.  Tridentum. 

Erilipah,  Erlipach.  Erlbach  W.  G.  Pastetten. 
L.  Erding.  I  33. 100.  16.  UI 29.  Dietpolt  et 
Rihheri  c.  1040.  Otloh  c.  1065.  Ascwin  1050 
—1100.  I  77.   100.  lU  29. 

Erilipah.  Erlbach,  östlicher  Quellbach  der 
Sempt.  I  2. 


Abb.  d.  III.  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss  XIV.  Bd.  IIL  Abth. 


25 


188 


Erminoltingiii.  HörmatiDg  W.  6.  Tunten- 
hansen  L.  Aibling.  II  4. 

Erphenbrunnen.  Helfenbrnnn  D.  G.  Kirch- 
dorf L.  Moosburg.    Bemhart  c.  1110.  III  28. 

Eschelbach.  Escblbach  F.  L.  Erding.  Per- 
toldpB  c.  1185.  III  90. 

Eiilwanc.  Höselwang  P.  L.  Prien  S.  127 
Not.  15. 

EsiDchovan  v.  AesilchoveD. 

Etilingun.  Ettling  P.  L.  Landau.  Adolt  c. 
959.  I  7. 

F.   Cfr.  V. 

(Falken berg  W.  G.  Moosach  L.  Ebbg.)  Pri- 
drich,  iudex  c.  1165.  III  75. 

Forestarin,  Vorsteren.  Förstern  Ed.  P.  Buch 
L.  Erding.  I  98.  II  20.  III  16.  Engilpertus 
min.  c.  1065.  1.  c.  98.  Bovthart  c.  .1070.  II 
20.    Burekart  c.  1075-1110.  II 24.  III  9.  10. 

12.  18.    Wecil,  parservus  c.  1110.  16. 
Franchindorf.     Frankendorf  W.  G.   Beichen- 
kirchen L.  Erding.  I  60. 

Francorum  reges  s.  des  Reg.  Anfang. 

Franrichin.  Fränking  W.  G.  Niedertaufkirchen 
L.  Neumarkt.    Sigibart  c.  1080.  III  2. 

Freso,  Frieso  1116.  III  32  .cfr.  Heinriche. 
1145—65. 64.  70.  75.  Cfr.  Ebersp.  Ministeriales. 

Frichindorf.  Frickendorf  D.  G.  Eberstetten 
L.  Pfaffenhüfen.     Magonus  c.  980  f  1065.  I 

13.  7.  27  c.  fr.  35.  6.  7.  41.  3.  7.  105.  II 13. 
(21?).  Erchanger  frater  eins  1029—40.  I  27. 
36. 

Frisingenses  Episcopi .  Freising,  nun  München- 
Freising.  Abraham  (957-94).  I  1. 12.  Gote- 
scalcus  (994-1005).  II  8.  Egilbertus  (1005 
— 39).  II  7.  Fiscalis  advocatus,  Ovdalschalcus 
coraes  1034.  II  7. 

Froscheim  Froschham  D.  G.  S.  Zeno  L.  Bei- 
chenball. I  7. 

Frowenhoven.  Altfrauenhofen  P.  L.  Vilsbiburg. 
Adalwart  c.  1010.  I  19. 

P ü li  n p a h.  Feilnbach  Kd.  u.  G.  P.  Au  L.  Aibling. 
Engilpero  c.  980.  I  15. 

Funsingon.  Finsing  P.  L.  Ebbg.  Marquard 
c.  1080.  II  25.    Willihalm  c.  1095.  UI  6. 

Furnimos,  Vurlimosa,  Furhinimos.  Fürmoosen 
D.  G.  Moosach  L.  Ebbg  III 62.  Chraft  1047. 
I  51.  66  c.  f.  Eerhart  c.  1050.  52.  66  c.  f. 
67.  Megingoz  c.  1050  duo  62.  Erchanpolt  (?) 
c.  1050.  65.  Lanzo  c.  1050  65.  66  c.  p. 
Otto  c.  1050.  66  c.  p.  Selprat  c.  1060—70. 
I  102.  12.  Eppo  c.  1090.  III  3.  10.  War- 
mund, Lanzo  II  c.  1120.  III 42.  3.  Juditta  c. 
1140.  62.    Heinrich  c.  1150.  69. 

Fürte  Kd.  G.  Altdorf  L.  Landshat  Marhwart 
c.  1030.  II  5. 


G.  Cfr.  C  et  K. 

Gaellen  duo  Min.  Com.  Vallej.  c.  1185.  HI  90. 

(Heinricus   et   Ulricus  die    Gellin    MB.   YIII 

488.) 
Gamanolvesdorl  Gamelsdorf  P.  L. Moosburg. 

Hermannus  c.  1075.  I  122. 
Gartheringin.    Gattering  D.   G.  Ottering  L. 

Dingolfing.    Hartwic,  c.  1040.  I  36.  7. 
Garware  Pernhart  c.  1165  III  75  b. 
Gasteiga,   Gastegia^   Gasteia.     Gasta  W.   G. 

Nettelkofen   L.   Ebbg.     Tuto    et  Wicman  c. 

1010,  et  Ovdalrih  c.  1010—40 ,  frs.  I  20.  24. 

37.    Chacili  c.  1075—1110.  110.  7.  26.  35.  6. 

III  20.    Helicga  soror,  Eggihard  fil.  1.  c.  136. 

UlricUH  c.  1184.  UI  88. 
Gebeharteschiricha.      Geberskirchen    D.   G. 

Schatzhofen  L.  Landshut.  II  5. 
Gebenespah.    Gebensbach  Kd.  u.  G.  P.  Yelden 

L.  Dorfen.    Magonus  c  1070.  II  21.  23. 
Gegenpah.    Gachenbach  Kd.  L.  Schrobenhausen. 

Chonrad  c.  1116.  III  39. 
Geindorf.    Gaindorf  P.    L.  Vilsbiburg.     0?dal- 

rich.  Perhtolt  c.  1120.  III  45. 
Gero  Ute,  Giriuta.    Kreith   W.  G.  Hohenlinden 

L.  Ebbg.  II  26.    Adele  c.  1150.  HI  68. 
Gibesdorf,  Giebesdorf.     Herrngiersdorf  Kd.  L. 

Bottenburg.    Wernherus  c.  1160-85.    III  73. 

90. 
Giebingin.    Giebing  W.   G.  Hüttenkirchen  L. 

Prien.    Gotescalch  c.  959.   I  7.    Engilwan  c 

1015    17. 
Giesenpach,  Giensenpach.     Giesenbach  D.  G. 

Gremertshausen  L.  Freising.  Winhart  c.  1135. 

m  58.    Gotpolt  c.  1170.  80. 
Giesingin.    Giesing,  nun  Stadttheil  Münchens 

r./I.  I  92.    Waltchovn  et  Himildrud  c.  1060.  ib. 
Gisindorf.     Geisendorf  D.    G.  Seiboltsdorf  L. 

Vilsbiburg.    All win  c  1130.  III 49.  52.    Perh- 
tolt c.  1130.  52. 
G  i  8 1  i  n  g  i  n ,  nunc  Gravingin.  Grafing  M.  L .  Ebbg. 

I  39.  86.  87.  99.  103.    Dietrat,  uxor  Dietpoldi 

min.  Batolt  min.  c.  1066.  99.   Werinhero  min. 

c.  1130.  m  54. 
Glana,  flUvium.  Glon,   Nebenfluss  der  Mangfall 

III  6.  35. 
Glana.    Glon  P.  L.  Ebbor-     Witigowo  c.  1015. 

I  23.    Werinheri  c.   1080.   133.   6.    Heinrich 
c  1150   III  71. 

Goldaren.  Geldern  D.  G.  Hüttenkofen  L.  Lands- 
hut.   Helmpreht  c.  980  I  15.  c.  1030.  II  5. 

Goldenhoven.  Gollkofen  E.  G.  Moosham  L. 
Wolfratshsn.    Chonradi  uxor  c.  1200.  HI  94. 

Gotingin,  Govtingin.     Götting  P.  L.  Aibling 

II  24.    Bovtpreht  934.  I  2.    Lantrih  c.  1050. 
67.    Rorichi,  miles  c.  1080.  II  24. 

Govtmetingen,  GovtmoTtingen .    Kemoding  D. 

G.  Thalbeim  L.  Erding.    Kerolt  c.  1130.   III 

55.  59. 
Gowinacheren.     Ganacker    Kd.     L.    Landau. 

Bovtpreht  c.  1040-45.  I  36.  43-5.  47. 


189 


Gowiprncca.  Grahbrock  (Hdb.),  vielmebr  Gach- 
bruck  (Stk.  u.  Atlas)  W.  G.  Steinkirchen  L. 
Dorfen.  1 19.  II  4.  Adalpreht  c.  1015.  I  19. 
Pero  c.  1080.  III  2. 

Gozoldeshnsen.  Gosseltshansen  P.  L.  Geisen- 
feld«    Babiwin  III  49. 

Gramannesdorf.  Gronsdorf  D.  G.  Salmdorf  L. 
L.  München  r.  I.  I  97.  II 1.  III  23.  85.  Hein- 
ricns  Uli.  III  23. 

Gravingin,  Gravingen.  1 .  Grafing M. L. Ebbg. 
I  39.  128.  III  20.  Adalpero  roiles,  Waltheri 
coecus  c.  1070.  I  128.  Hiltebrant  c.  1180.  40. 
49.  52.  Wilhalm  tabernarios,  Alhaidis  nxor, 
Mergardis  soror  c.  1205.  98.  cfr.  Gislingin. 
2.  Grafing  W.  G.  Paindorf  L.  Pfaffenhofen. 
Heinrich  min.  Schir.  c.  f.  Heinrich  1116.  III 
40. 

Grensingon.  Grünzing  W.  P.  Velden  G.  Rn- 
prechtsberg  L.  Vilsbibnrg.  I  118.  II 18.  Adal- 
preht et  Zlawanns  frs.  c.  1070.  ib. 

G  r  i  e  z  a.  Griesmaier  E.  G.  Schambach  L.  Wasser- 
burg. UI  18.  85. 

G  r  0 Y pa.    Gmb  D.  G.  Föchting  L.  Miesbach.  H  1. 

Groninpah,  Granenbach.  Grünbach  Kd.  L. 
Erding.  Pom  c.  1075.  II  23.  Bernhard  c. 
1185.  III  90. 

Gruckingin.  Grucking  D.  G.  Eeichenkirchen 
L.  Erding  I  48.  88. 108.  Hiltipurc,  vidna  En- 
gilperti  c.  1060  1.  c.  88.  Gundrat  c.  1065.  1. 
c.  103. 

Gncilinchnsnn.  Mühle,  etwa  Eistlmühle  G. 
S.  Wolfgang  L.  Haag.  1 114. 

Gnffen  Ghanradas  c.  1205.  III  95. 

Gundelchoven.  Ginglkofen  W.  G.  Nettelkofen 
P.  Grafing  L.  Ebbg.  III  84. 

Gundclinchova.  Gündlkofen  P.  L.  Landshut. 
I  28.    Adalhoh  c.  1080.  II  5. 

Gutin gon  v.  Got. 

H. 

Habahsuente.  Ünerroittelt  (im  Salzachgau). 
Volchrat  959.  I  7. 

Haginingin>  Haganingen,  Haenigen.  1. Haging 
Kd.  G.  Frauennenharting  L.  Ebbg.  II  8.  Pa- 
po  c.  1010—45.  I  20.  85.  41.  8.  62.  Eberaro 
c.  1046.  49.  62  Egilolf  c.  ux.  Gisila  et  fil. 
Egilolf  c.  1050.  62.  Egilolf  II  c.  1095-1120. 
III  8.  7.  8.  28.  42.    Aribo  c.  1110.  84.  87. 

Hageningen.  Hangenham  Kd.  G.  Budlfing  L. 
Freising.  Gotschaicus  min.  Schyr.  c.  1135. 
III  58  c.  fre.  y.  Mochingen. 

Haga.  Haag  M.  u.  L.  Huninger  c.  f.  Hnninflor, 
Huninleit  c.  980,  HuninwS  et  Hunintot  — 
1000.  I  13.  18.    Meginhard  1181—88.  III  86. 

Haholtesperge.  Hackeisberg  1.  W.  G.  Neu- 
fraunhofen.  2.  E.  G.  Haarbach,  beide  L.  Vils- 
biburg.    Engilpero  c.  1010-80. 1 17  89.  II  5. 


Haimenhusen.  Haimbausen  P.  L.  Dachau.  Duo 
fratres  c  1185.  III  90.  (Heinrich  et  Hartmut 
min.  Com.  de  Valley  Meich.  I  b.  N.  1345). 

Haitelingen,  HeitUngen.  Heidling  W.  G. 
Nettelkofen  L.  Ebbg.  III  61.  71. 

Haitinchaim.  Heidenkam  Kd.  G. Ast L. Lands- 
hut.   Friderich  c.  1150.  III  72. 

Hall.  Beichenhall  St.  Arnolt  praeses  (Gomes) 
Hallensis  c.  1075.  I  122.  123. 

Hanpfinvelt.  Hanfeld  Kd.  L.  Starnberg. 
Arnolt  934.  I  2. 

Hardar.  Haar  W.  G  Salmdorf  L.  München r/L 
Dietmar  c.  1050.  I  62. 

Harderun.  Hadern  Gross-  G.  Klein  W.  L.  Mün- 
chen 1.  I.  Jmia  yidua  Hartmanni  c  f.  Diet- 
mar c.  1075   I  129. 

Harpfare  (Harfner)  Bovdolf  c.  1160.  III  74. 

Harthoven.  Harthofen  Kd.  G.  Pastetten  L. 
Erding.  I  25.  56.  101. 26.  II 20.  Ekkirih  mi- 
les  c.  f.  Ekkirih  et  fre.  Adalwart  c  f.  Asch- 
uun  et  Beginolt  c.  1015.  I  25.  Meginwart  c. 
1050.  56  Ansfrit  miles  et  gener  eins 
Wasigrira  c.  1060,  101.  Bovthart  c.  1070.  II 
20.    Adalhart  c.  1075.  I  126. 

Hasalah.  Haslach  Kd.  G.  Glon  L.  Ebbg.  I  58. 
Othalmus  donativus  c.  1050  ib. 

Hasalpah.  Haslbach  1.  Kd.  G.  Oberndorf  L. 
Ebbg.  2.  Kd.  G.  Bockhom  L.  Erding  I  27. 
Adelfrid  c.  1015.  23.  Pernold  c.  1184.  in89. 
ülricus  c.  1185.  90. 

Havanarisheim.  Hafenham  W.  G.  Aham  L. 
Wasserburg  III  18.  85. 

Hechingen.  Oberhaching  P.  L.  München  r.  I. 
Adalbero  parochus  c  1140.  III  62.  Cfr.  MB. 
VIII  886.  889. 

Hegebah.  Egerbach  D.  Bez.  Kufstein,  Tirol. 
III  64. 

Hegelingen.  Högling  P.  L.  Aibling.  III  79. 
Gerold  US  censualis  c.  1170  ib. 

Heida.  Haid  W.  G.  Harlpenning  L.  Miesbach. 
Ovdalrih  980-1050.  I  14.  80.  7.  III  1.  Hart- 
wic  c.  1040-.  35.  41.  3.  4.  7.  II  13. 

Heienperc.  Hainberg  W.  G.  Steinkirchen  L. 
Dorfen.  I  79. 

Heimprehteshoven.  Heimpertshofen  P.  L. 
Pfaffenhofen.  Baffolt  c.  f.  Engilmar  c.  1080. 
II  24. 

Hellingin.  Helling  W.  G.  Eeichenkirchen  L. 
Erding.  II  2. 

Hergantigen.      Hergolding  E.  G.  Parsdorf  L. 

Ebbg.  III  99  f. 

Herilinchovin.  Hörlkofen,  Ober-  u.  Unter- 
DD.  G.  Wörth  L.  Erding.  I  53.  Meginrat  c. 
1040.  34.  Dietrich  c.  1070-1110.  136.  II 
17.  21.  4.  5.  III  6.  10.  6.  21-  Batpoto  c. 
1100.  II  21.    Dietrih  iunior  c.  1110.  III  21. 

Herimovtesdorf,  Herrauntesdorf,  Hermanstorf. 
1.  Hormannsdorf  W.  G.  u.  L.  Ebbg.  2.  Herr- 
mannsdorf W.  G.  Glon  L.  Ebbg.  119.  Ovdal- 
rih nob.  c.  1130-75.  III  53.  58  c.  f.  60.84; 

25» 


190 


Marcward  fil.  eins  58.  Purchard  min.  c.  1130. 

53.  54. 
Herrantescadrae.    Ernsgaden  P.  L.  Geisenfbld 

Ascwin  et  Eppo  frs.  1110.  III  15.     Vgl.  MB. 

XIV  183.  No   Via,    wo   im   Cod.   Geiseufeld. 

Emstgaden,  Dicht  Emtsgaden  steht. 
Hevelt.    Heufeld  1.  D.  G.  Kirchdorf.    2.  W.  G. 

Mietraching  L.  Aibling.  II  15.    Pero  c.  1068 

ib.    Ekkehart  min.  c.  1165.  III  75. 
Hirsiperch.    Hirschberg  W.   G.   Holzhara    L. 

Aibling  lU  63. 
Hochondorf.    Hechendorf  D.  P.  L.  Stamberg. 

I  116     Hiltigunt  uxor  Gnndunipbri  c  1075  ib. 
Hoelzel  Heinricus,  Ulricns,  Andreas  frs  ,  Alhai- 

dis  soror  c.  1220—40.  III  99  i. 
Ilobenchirchen.    Höhenkirchen  Kd.  P.  Hohen« 

brunn    L.    München    r.    I.    Wolfkerus    c.   fil. 

Heinrico  (et  fr.  v.  Solwe),   Ulricus  c.  fr.  Per* 

toldo  c   1185.  III  90. 
Höh  inharte.    Hienhart  W.   G.  Oberschneiding 

L.  Straubing.     Volcnant  c.  1015.  I  24. 
Hohinperc.    CViele  Hechen  ~  Höhen  und  Ho- 

henberg:)  Bihheri  c.  970—1045.   I    11.  43.  4. 

Gisilolt  c.  1015.  23.     Riehen  II  c.  1080.  136. 

Gebolf  c.  1095.  IH  8. 
Hohsteti.    (Viele)  Hofstatt  3  L.  Dorfen u. Wolf- 

ratsbausen.    Gerhart  c.  1050.  I  64.  Liutprant 

c   1060.    Gh.  H.  et  soror  Maechthildis  c.  1230 

-40.  III  99  g 
Holza,  Holzen.    Holzen  P.  G.  Assling  L.  Ebbg. 

Tiemo  o.  1090.   IH   3.  4.    Dietmar   c.   1120. 

42.    Ekkehart  c.  1140.  61. 
Holzenaere  Heinricns  (Holzen)  c.  1185.  HI  90. 
Holzheim.     Holzham    1.  W.    G.    Otterfing    L. 

München  r.  I.    2.  G.  Ober-  D.  Unter-  W.  P. 

Kirchdorf  L.  Aibling     Engildio  959.  I  7. 
Holzhasun  prope  Wirmiseo.      Holzhausen   Kd. 

P.  Münsing  L.  Wolfratshausen  I  15. 
Horapah,  Horbach.    Harbach  W.    G.  Zeilhofen 

P.   u.   L.    Dorfen.    Gotescalh   c.   1015.  I  17. 

Wolfold  c.  1130.  IH55.  9.    Rovtpreht  c.  1140. 

59.    Chonrad  c.  1210.  97. 
Hornbach.    Hornbach  Nieder-  P.  Ober-  Kd.  L. 

Rottenburg.  III  90. 
Hovechirichun,    Hovachirchon.       Hofkirchen 

P.   L.   Dorfen.    Engilpreht,   f rater  Waltherii 

Comitis,   adv.   Ebersbg.    c.    1070—90.    I  114. 

115.  124   II  23.     Wecil  c.  1075.  I  128.    We- 

rinher  c.  1080   III  2. 

Huninwanc.  Haunwang G.  L. Landshut.  Adal- 
pero  c.  1035-60.  I  30.  39.  III  1. 

Huno  Heinricus  1184.  III  88. 

Huntilipah.  Hündlbach  Gross-  u.  Klein-  WW. 
G.  Thalham  L.  Erding.  I  9.  17.  60.  II  2.  7. 

Hunzinisperch.  Hintsberg  D.  G.  Stein höring 
L.  Ebbg  III  14.  35.  80.  Aribo  c.  1090-1110. 
III  4.  10.  16.    Ratolt  0.  1110.  14. 

Husraanningen.  Heissmanning  W.  G.  Heim- 
pertshofen  P.  u.  L.  Pfaffenhofen.  III  58. 


I. 

Ibisivelde.    Feld  bei  Ypps  St.  Bez.  Amstetten, 

Niederösterreich.  II  12. 
Jerusalem,  Hierusalem,  in  Palästina.  III 12. 43. 
Jetin  st etijn.    Jettenstetten   Kd.   G.  Moosen  L. 

Dorfen.    Erchanfrit  c.  1040  -  45.  I  35.  45.  6. 

8.    Ezzo  1047—80.  52.  II  18.  24. 
Ilminaha.    Innach  W.   u.  G.  P.  Maitenbeth  L 

Haag.    Alahker  c.  1015.  I  23. 
Ininginnen.    Inning  am  Holz  Kd.  P.  Taufkir- 
chen   L.    Dorfen.      Irminstain   et   frater  eins 

Chunradus  c.  1175-85.  III  83.  87. 
Ipah.    Eibach  Kd.   P.   u.  L.  Dorfen.    Eriupreht 

et  Rihheri  frs.  c.  1075.  ill  114. 
Iringesburg.    Eurasburg   Kd.  P.  Mansing  L. 

Wolfratsbausen.  Otto  advocatus  spec.  Eb.et  mo- 

nasterii  montis  S.  Georgii  c.  1145.  III  63.  64. 
Isara  fl.    Isar  I  28.  II  19. 
Isimanningun.      Ismanning    P.    L    München 

r.  I.    Adalpero  c.  960.  I  9;  c.  1040.  36.  Wol- 

volt  c.  1045.  43. 
Isiningin.    Itzling  W.  G.  Kirchberg  L.Erding. 

I  51.  cfr.  Meicb.  N.  1021. 
Judex  Priderich  c.  1165,  IH  75.  80.  (Palkenberg? 

dann  Fr.  Stier.  MB.  VIII  462  et  463)  et   fr. 

eins  Rovdiger  c.  1170.  80. 
JuTavum,  Archiepiscopus  Fridericus  970.  1 1.  12. 

K.  Cfr.  C  et  G. 

Kamba,  marchia  Die  Mark  Cham.  Otto  mar- 
cbio,  Dnx  Sueviae  1055  I  82  et  not.  28. 

L. 

Ladastat  am  Donauufer  bei  Aschach,  Bez.  Effer- 

ding  in  Oberoesterreich.  146. 
Lafger  Gnanno^   min.  Ebersbg.  c.  1095.  IH  6; 

cfr.  Ebersperch  roinisteriales. 

La  min.  Laiming  D.  G.  Frciham  P.  Griesstätt 
L.  Wasserburg.    Fridirich  c.  1095.  III  8. 

Langangazzon.  Langgassen  E.  G.  Schönberg 
P,  Eiselfing  L.  Wasserburg.  III  18.  35. 

Langazgislingnn.  Langengeisling  P.  L.  Er- 
ding. I  31.  II  18.  Otcoz  c  1035.  1.  c.  31. 
Fridericb  c.  1070.  I  109.  Adalpert  c.  1070. 
II 18. 

Langaztal.    Längthal  E.  P.  u.  L  Dorfen   181. 

Lanthartesdorf.  Landersdorf  D  G. Zeilhofen 
L.  Dorfen.  I  51. 

Lencinesperga.  Weinberge,  zu  suchen  bei 
Aschach  in  Oberösterreich.  I  4&, 

Lenginhart.  Lenghart,  vormals  Forst,  nun 
Ober-  u.  Unter-  WW.  G.  Tondorf  L.  Landshat. 
I  102. 

Lerun.  Lern,  Berg-  P. Nieder* Kd.  Glas-, Mitter- 
DD.  G.  Glaslem  L.  Erding,     ünarc  935.  I  7. 


191 


Pero  pl.  c.  970—1080.  11.  13.  15;  cüm  fllio 
Gotebolt  c.  1070.  109.  Sigimunt  c.  1030.  28, 
31.  Helmperht  c.  1035—70.  31.  88.  100.  2. 
3.  Pillunc  c.  1040.  37.  II  13.  Ascwin  c. 
1050-1100.  I  67,  77.  100.  III 29.  Eovtpreht 
c.  1060.  I  88.  100.  3.    Wago  c.  1090.  III  4. 

L  i  D  t  a  h  i — aha,  Linthac.  1 .  Lindach  ,  zahlreich 
im  L.  Ebbg,  W.  6.  Anziog,  D.  6.  Egmading, 
EE.  G  Beuern-  G.  Fraoenneoharding.  Werin- 
heri  c.  1045.  I  44.  Hartwic  c.  1100.  ni  14. 
Erbe  c.  1130-40.  55.  59.  2.  (Sandizell)  Lin- 
den D.  G.  Edelshansen  L.  Schrobenbansen. 
Rovdigenis  min.  Wittelsb.  c.  1175.  III  (80?). 
83.  87. 

Lintpab.  Limbach  W.  P.  Oberhatzkofen  G  Egg 
L.  Kottenburg.    Rihberi  miles  c.  1075   I  119. 

Linbenowe  Lebenan  E.  G.  Fridolfing  L. 
Laufen.    Sivridos  comes  c.  1150.  III  71 

Lohe,  Lohen.  Lohen  1.  E.  G.  Steinhoring  L. 
Ebbg.  2.  Kd.  G.  Linden  L.  Wolfratshansen 
(doch  noch  13  Lohen  n.  dgl.  zwischen  I  nn  und 
Isar).    Hiltiperht  934.  I  2.    Gaminolfc.  1000. 

18.  Lantfrit  c.  1075.  I  122.  123.  Altoum 
c.  1080.  II  24. 

Loufzoren.  Laufzom  E.  G.  GrQnwald  L.Mün- 
chen r.  I.    Megingoz  c.  1120.  III  42. 

Lonppah.  liappach  Ed.  L.  Ha:ag.  Purchart  c. 
1010.  I  19. 

Lonvingin,  Lovvingin,  Luvingin.  Laufing 
Ober- U.Unter-  DD.  G.  ObemdorfP.u.  L.  Ebbg. 
I  70.  72.  II  16.  III  33.  35.  93.  Williperht  c. 
1035—60.  I  32  c.  f.  49  c.  f.  61  c.  f.  69.  87. 
104.  FUii  eius:  Ludowic  —  1060.  32.  49.  67. 
9.  70.  —  et  Eppo  61.  67.  70.  72.  Adalo  c.  f. 
Bicherio  c.  1110.  III  33.  Bichart  cum  familia, 
Liupolt,  Werinheri  c.  1170.  78. 

Lfigesvelt.  Liesfeld  W.  P.  Kund]  Bez. Batten- 
berg, Tirol.  III  64.  Im  Urbar  um  1300: 
Liebesvelt. 

Lutterenpah,  Luterpah.  Lauterbach  D.  G. 
Steinhoring  L.  Ebbg.  II  8.  Engilmar  c.  1010. 
I  24.  Pabo  c.  1120—50.  III  42.  61.  5.  9. 
Prater  ejus  Ovdalrich  v.  Walda. 

M. 

Maeure  Heinricus  min.  c.  1205.  III  95. 

Maisahe.  Maisach  P.  L.  Brück.  Meginbart  c. 
1165.  m  78.  (cum  sor.  Pertha.) 

Malzchaste  Waltman,  min.  Ebersb.  c  1175— 
1200.  m  75.  80.  92. 

Manicvalt  flav.    Mangfall,  zum  Inn.  III  90. 

Marahavelt.  Marchfeld,  Ebene  in  Nieder- 
österreich zwischen  Donau  und  March.  I  82. 
not.  29. 

Marpah,  Marhpach.  Marbach,  Ober-  P.  Mitter- 
Ed.  L.  Dachau,  Unter-  D.  G.  Hohenkamer  L. 
Freising.    Goteschalkc.  1095-1117.  III  8.  18. 

19.  27.  28.  30.  36  39.  Otacher  (eius  frater) 
c.  1110-15.  26.  34. 


Marutta.    Mareit  D.  Ger.  Sterzing,  Tirol.    Rih- 

hart  c.  1075.  I  114.    Pabo,  Aribo,  Ovdalrih  c. 

1080.  137.  (Aribo  134.) 
Mazanvelt,  Meskilinvelt.     Moschenfeld  W.  G. 

Grasbrunn  P.   Zomeding  L.   München  r.  I.  I 

35.    57.   112.      Budolf   miles    et   Adelheid  c. 

1050.  57.     Megingoz   et   Himildrud   c.   1070. 

112. 
M egeligen.    Burgstall  bei   Modling    Ober-  W. 

G.  Au  am  Inn  L.  Haag.    Ghono  et  Meginbart 

frs.  c.  1128.  I  41. 
Mencingin.     Menzing,   Ober-  u.  Unter-  GG. P. 

Aubing  L.  München  1.  1. 1 105.    Gerricus  mir. 

c.  1065  1   c. 
Merilaha  fluv.  inxta  Rossoltesperc.    Wenn  letz- 
teres Bösselberg, nun  Eintschbach  zur  Ammer;  zw. 

III  30. 
Miders.    Mieders  D.  Bez.  Innsbruck  beiSchwaz, 

Tirol.  III  35. 
Milingnn.    Mailing  D.  G.  Oberndorf  P.    u.  L. 

Ebbg.   III  55.     Eberhart  c.   980.   I    13.    14. 

Engilmar  c.  UOO    35.  III  12.  19.  20.  48.  55 

c.  frs.   56.  60.  1.  Fr  v.  Chatzbach. 
Mitebahc.     Mittbach  Kd.    L    Haag.     Otto   c. 

1150.  ni  69. 

Mohhingun,  Mochingen.    Ampermoching  P 
L.  Dachau     Meginbart;  c.  960.  I  9.    March- 
ward  min.  Schyr.  c.  1135.  HI  40.   58  c.  fr.  v. 
Hageningen. 

Monss.  Georgii.  S.  Georgenberg,  nun  Stift 
Fiecht  Bez.  Schwaz,  Unterinnthal,  Tirol.  Eber- 
bardus  abbas  c.  1145.  Otto  de  Iringesburh 
advocatus  mon.  III  64. 

M  0  8  a  h  a.  Mdosach,  Nebenbach  der  Glon  L  Ebbg. 
I  65.  III  25.  42. 

M  0  8 a  ha ,  Mosa.  Moosach  P.  L.  Ebbg.  III  31 .  34. 
85.  Durinc  c.  1050.  I  66.  Dietmar  c.  f.  Ge- 
bolfet  During  c.  1110  HI  25.  Meginbart 
pater,  Adala  mater,  Duringus  frater  abbatis 
Bovdperti  c.  1100.  III  34.  Ebbo  c.  1110.  31. 
Bovdpert  c.  1116—30.  40.  42.  49.  53  min. 
Ekkihard,  frater  abb.  Bovdperti  I,  «S6.  Chuniza 
Boror  abbatis,  uzor  Fridarati  cum  fil.  Ovdalrico 
1100—30.  26.  38.  37.  49.  Dietmar  c.  1130. 
in  54.  Egillolfns  c.  1175.  84.  Bubertus  II 
c.  f.  1185.  90. 

Mosareina.  Moosrain  E.  P.  Gmünd  G.  Dürn- 
bach  L.  Tegernsee.    Adalrih  c.  970.  I  11. 

Mose  uz  demo.  Zw  Moos  W.  (Ober- u. Unter-) 
G.  Springlbach  L.  Wasserburg.  Tageno  et 
Waltman  frs,  c.  1150.  III  (65).  69. 

Moseburch.  Moosburg  St.  u.  L.  Comes  Chun- 
radus  c.  1175-1210.  lU  90.   97. 

M  0  8  e  n.  Moosen  Ed.  G.  Ilausmehring  P.  Schwind- 
kirchen (nicht  P.  Moosen)  L.  Dorfen.  Otto  c. 
1155.  III  73. 

Mulidorf.  Mühldorf  Ed.  G.  Petershausen  P. 
Hohenkamer  L.  Dachau.    Otto  c.  1080.  II  24. 


192 


M  u  n  i  c  h  e  D ,  MoDachnm ,  civitaB.  München,  H.St. 

III  97.  99  e.    Chnnradus  c.  1220-401.  c.99e. 
M  u  1 1  r  e  8.    Matters  D.  P.  u.  Bez.  Innsbrnck,  Tirol. 

m  35 

N. 

Neninpah.     Nöbach  Gross-  Kd.   Klein  W.  P. 

Gremertshansen  L.  Freising.    Eppo  c.  1045.  I 

43-45. 
Neu  barg  and  Weyam  an  der  Mangüall,  Falken- 
stein am  Jnn.    Comes  Siboto  c.  1185.   III  90. 
Nianbarch.    Neabarg  am   Inn   D.  L.  Passau. 

Comes  Eckebertas  1161.  III  73. 
Niarutingin,  Nartingon.  Franenneubarting  Kd. 

L.    Ebbg.    II    8.     Rovtpertus    c.    1000    ib. 

Adalhart  c.    1015-50.   I   25.   62.     Megingoz 

eius  fr.  c.  1045—50.  43.  48.  62.    Eppo  et  Hil- 

tolf  c.  1045.  48.     Tiemo   c.    1075.   125.   127. 

Ebbe  c.  1080.  137. 
NivTacbiricha.    Neakircben  Kw.  G.  Eglbar- 

ting  L.  Ebbg.  I  17. 
Noricoram  Daces  v.  Bawaria. 
Noricam  ripense,  jenseits  der  Donau  die  Mark 

Cham.  I  42.  II  21. 
Nortwalt.  Böhmerwald,    zwischen  Niederbajem 

und  Böhmen  I  42. 
Notelch  Oven.     Nettelkofen  D.    F.  Grafing   L. 

Ebbg.    Fridcricus  1184.  III  88. 
Noteingin.     Notzing  Kd.     P.    Aafkirchen    L. 

Erding.      Heririh  c.   1015.    I  19.      Papo    c. 

1015—35.  19.  31.     Gotescalch  c.  1090.  III  4. 

0 ;  vgl.  U. 

Oberendorf,  Operendorf.    Oberndorf  Kd.  P.  a. 

L.  Ebbg.  I  35.  51.  II  7   8.  9.     Sifnt,  Frede- 

ricb,  min.  c.  1180.  III  85. 
Oberenhas  —  husan.    Oberhaasen  P.  L.  Landaa. 

Tagini  980—1040.  I  13.  14.  27  c.  f.  34.  II 13. 

Roatpreht  eias  fiL  c.  1029—40.  I  27.  36. 
Ongoltin^nn,    Orongoltingin.      Zomeding   P. 

L.   Ebhg.   I   6.   59.   96.    II  1.    Eberherias  c. 

1015.  11  1.    Tagapertas  min.  f  c.  1065  1.  c. 

96. 
Opingin.     Zw.    Anhing    P.   L.   München   1.   I. 

Obing  P.  L.  Trostberg.    Herrant  c.  980.  1 14. 
Opinparc.     Zw.   Offensberg  W.    P.  Gerzen  L. 

Vilsbiburg.     Willihalm  934.  I  2. 
Oppentahele.     Ottendichl   P.  G.   Salmdorf  L. 

München  r.  L    Rovppreht  c.  1160.  III  74. 
Oriens.    Oesterreich  III.  18.   Rütmarc.  1170.  78. 

Otacheresperc.  Ottersberg  W.  G.  Pliening 
L.  Ebbg.  I  13.  III  42. 

Otingan.  Kirchötting  D.  Breitötting  W.  G. 
Wörth  L.  Erding.  I  34.  85.  124.  II  13.  III 
35.  Periwic  libertus  c.  1040  1.  c.  34.  Ovdal- 
ricas,  Basila  ax.  Hartwic  ül.  c.  1040.  II  13. 
Perhcozos  pbr.,  Liutparc  axor,  Cislolt  c.  1060. 
I  85.  Dietricas  c.  1075.  124.  Magens  c. 
1220-40.  III  98. 


Ot  i  n  h  0  w  a ,  Ottenhovan.  Ottenhofen  D.  G.  Forst- 
inning  L.  Ebbg.  I  28.  II  28.  Liatfirit  c.  1160. 
m.  75  b. 

Otoldeshusen.  Odelzhansen  Kd.L.  Dachau  III 
90. 

Ovckilesbüson.  Egglhausen  D.  G.  Pfa£fendorf 
P.  Pfe£fenhausen  L.  Bottenburg.  I  130. 

Ovdalhartessteti.  Hauderstätt W.  P.  S.  Wolf- 
gang G.  Gatterberg  L.  Haag.  I  62. 

Owista,  Ouwiste,  Ouste.  Ast  G.  Ober-  Kd. 
Unter-  W,  L.  Landshut.  Waltker  c.  1010.  I 
25.  Hartwic  c.  1075—1115.  I  118  (?).  III  6. 
28.  30.  Dietpolt  c.  1120.  42  c.  fre.  v.  Diet- 
ramigen. 

Q. 

Qantula.  Kundl  P.  Bez.  Battenberg,  Tirol.  HI 
28.  35.  64.    Vgl.  Winchilsazzon. 

R. 

Batingen.    Batting,  Ober-  u.  Unter-  WW.  P. 

Höslwang  G.  Amerang  L.  Wasserburg.  S.  127, 

(13)  Not.  15. 
Batispona.    Area  Lederstain   I   3.   37.  III  73. 

Otto  Praefectus  urbis,  1110.  III 15.    Heinricus 

Burcgravius  c.  1185.  90. 
Batpotingun.    Baffolding  W.  G.  Wurmsham  L. 

Vilsbiburg,  eher  als  Badlding  W.  G.Walperts- 
kirchen L.  Dorfen.    Batpot   c.  980.  I  15. 
Beginoltesberge.    Beinsberg  E.  P.  Neukirchen 

G.  Mies   L.  Miesbach.     Beginolt  c.  1110.  lU 

15. 
Bichhartingin.    Beickerting  E.  G.  Vogtareut 

L.  Bosenheim.    Bemhardus  c  1175.  III  84. 
Bichinchiricha.    Beichenkirchen  P.  L.  Erding 

I  84.  110.  II  22.    Bovdacher  pbr.   c.   1060  1. 

c.  84.     Pezala  min.  c.  1070.  110.     Ederam  c. 

1075.  II  22. 
Bicholfesdorf.    Beichersdorf  Kd.  L.  Miesbach. 

Hartwic  c.  1150.  lU  72. 
Bidingin.    Biding  P.  G.  Fraunberg  L   Erding. 

III  49.     Friderat  et  Chuniza  c.  1130  1   c.   et 

52.    Liutpold  c.  1130 -45.  51.  52.  56.  58.  60. 

62.  65.    Gerwic  vel  Gerwin  fil.  eius  51.  58. 
Bioden.     Bieden  P.  G.   Sojen   L.   Wasserburg. 

Dietrich  c.  1165.  III  75.     Gertrud  c.  f.  Her- 

burch  c.  1200.  94. 
Biedere  Heinricus  q.  1205.  III  95. 
Bihcozzin[ginl.     Beitgesing   (Beigersing)  W. 

P.  G.  u.  L.  Ebbg.    Bovdmunt  c.  1070.  I  113. 
Bihdieosdorf,  Bihtisdorf.    Beichstorf  Kd.    P. 

Pitzling  L.  Landau.    Adalram  c.  1075.  1126. 

Werinhero  c.  1130.  EI  54. 

Bihherishusun.  Beichertshausen  P.  L.  Moos- 
burg. Amolt  cum  fil.  Perhtoldo  c.  1065.  I 
102. 

Rimidingun.  Binning  (Binding)  D.  G.  Obem- 
dorf  P.  u.  L.  Ebbg.  I  67—69.  II  7.    Adalram 


193 


c.  1000—55.  I  22.  23.  32.   48.  67.  69.  II  7. 

10.  11.      Aripo  frater  (iunioris?)  1035—1110 

(duo).  I  32.  59.  61.  67.  69.  130.  2.  II  10.  III 

17.    Witigowo  c.  1050.  1  59.' 61.    Liuto,  Re- 

ginger  c.  1050.  I  67.    WaltchoTn  filins  Aripo- 

nis  c.  1055.  69. 
Binderfüz  Heinricxis  o.  1220—40.  III  98.  (MB. 

I  258.  287.) 
Bingoltesdorf.     BiDgelsdorf  D.  6.  Walperts- 

kircben  L.  Erding.  III  70.     Meginhard  cens. 

c.  1150  1.  c. 
Bis  an.    Reisen  D.  P.  Eitting  L.  Erding.  I  11. 

Pritilo  c.  1030.  I  31.    Willehalm  c.  1100—30. 

III  10.  52   c.  sor. 
Ritanense  forest  um.    Wald  anf  dem  Ritten 

bei  Rotzen,  Tirol.  II  28. 
Riuti.    Zw  Reit  E.  G.  Moosach  L.  Ebbg.    Gote- 

polt  c.  1075.  III  125. 
RoYcinesriet.    Zw.  Rottenried  £.  G.  Gilcbing 

L.  Stamberg.  I  50.  II  14. 
Roma.    Rom,  Italien.  III  15.  23. 
Romani  proseliti.    Zugewanderte  lateinischer 

Abkunft.  I  79. 
Rongen.    Rohning,  Ober-  Kd.  G.  Nieder-  Kd. 

P.  Hofendorf  L.  Rottenbnrg.     Cornea  Chunra- 

dus  1161.  in  73. 
R 0  n  i  g  a  cum  rivulo.    Zw.  Rank  E.  G.  Niclasreuth 

L.  Miesbach.  II  14. 
Rorstorf.    Rohrstorf,  Gross-  u.  Klein-  WW.  G. 

Beuem   L.   Ebbg.     Albero   c.   1165.    III   75. 

Vgl.  Chranz. 
Rosili  Adelpreht  c  1100.  III  14. 
Rossoltesperc  iuzta  Merilaha.     Zw.  Rösslberg 

E.  P.  Pahl  G.  Tutzlng  L.  Stamberg.  III  30. 

35.    Qotescalch  miles  c.  1110  ib.  30. 
Rossowa.     Die  Rossau,   an  der   Isar  oberhalb 

Eching  L.  Landshut  zu  suchen.  I  28. 
Rostro,  Walter  de   (Zuname,  etwa  Schnabel)  c. 

1130.  III  50. 
Rota.    Rott  am  Inn  P.  L.  Wasserburg.     Papo 

959.  I  7.     Poppe  c.  1010   Comes   c.    1040.   I 

24.  37  c.  f.  Chunrado.    Rovdolf  c.   1040—45. 

35.    45.    Otto    et  Wirada    c.    1090.   III    3. 

Perhtold  c.  1130.  48. 
Rotenmannun.     Rottmann  W.   G.  Wörth   L. 

Erding.  II  22.    Ederam  c.  1075  1.  c. 
Rotenpach.    Rettenpacb,    1.  Jacob   G.  Eibach 

2.  Johann-  G.  Moosen  L.  Dorfen.    Perhtolt  c. 

1070—80.  I  111.  112.  137.    Ortolph  et  Hart- 
wich c.  1150.  III  69.    Heinrich  min.  c.  1205. 

95. 
Rovthartesperc  (HermanstorO*    Eines  der  bei- 
den Hermannsdorf  L.  Ebbg.  v.  Herm&tesdorf. 

I  12.  II  9. 
Roydmuntesdorf,   Ruodmundesdorf.      Rnben- 

storf  W.  G.  Obemdorf  P.  u.  L.  Ebbg.   I  123. 

III  65. 
Rubendorf.    Roggendorf  W.   G.   Sillertshausen 

L.  Moosbnrg.    Willebolt  c.  1130.  HI  52. 

Rumoldesmule.    An   der  Um  L.  Pfa£fenbofen 


zu  suchen.  III  58.  80.  Vgl.  Abb.  der  bist. 
Gl.  d.  K.  Ak.  IX  (1862  H)  S.  329.  N.  364. 

Ruodolveshusun.  Rudelzhausen  P.  L.  Main- 
burg. I  18.  II  7. 

Rute.  Zw.  yiele  1.  VogtarenthP.  L.  Rosenheim. 
2.  Niclasraitb  Kd.  L.  Miesbach.  Pemhard  c. 
1150.  m  72. 

S. 

Sagittarius  Rovdpertus  c.  1175.  HI  83.  Walt- 

heri  o.  1220-40.  98.     Oberbayr.  Arcb.  XXV. 

18.  N.  29. 
Sahsincheim,  Sassencheim.    Sachsenkam  P.  L. 

T81z.    Adalpero  c.  1115-50.  I  20.  30.  lü  1. 

Bembardus  c.  1080.  II  25. 
Sa  lieh  in.    SoUing  E.    P.  Niederber^kirchen   G. 

Gumattenkirchen  L.  Neumarkt.  III  2. 
Sallandorf.     Salmdorf  Kd.    L.   München  r/I. 

1  23.    Dietram  c.  f.  Adelwart  c.  1015  1.  c. 
Salzburg  V.  Juvavura. 
Scaftlöh.    Schaftlach    Kd.    L.   Miesbach.  1 20. 

Ribberi  miles  c.  1015  1.  c. 
Scammaha.      Schammach  E.   G.  Nettelkofen  P. 

Grafing  L.  Ebbg.    Erchanger  c.  970.  1 11. 14. 
Scatinhovun,  Scattenhovan.  Schattenhofen  W. 

G.  Moosach  L.  Ebbg.    Gaminolf  c.  1045-75. 

I  43.  47.  50.  51.  61.  88.   100.   3.   9.   12.   15. 

21.  22.  24.  28.  II  17.  18.  21   25.  27.      Rovt- 

pert  c.  1100—20.  HI  10.  43. 
Scerf  Gebolf  c.  1100—20.  lU  14.  46.  t.  Ebers- 

perg.  Ministeriales. 
Scerigo    Gnanno    c.     1110.    HI    33.    v.    Min. 

Ebersperg. 
Schilwaze  Rovdiger  c.  1160.  III  74. 
Schuzlaer  Heinricus  c.  1184.  III  88. 
Seil  tarin,  Skiitaren.     Schiltem   G.  Ober-  Kd. 

Mittcr-    u.   Unter-  WW.  L.    Haag.     Pabo  c. 

1080.  I  137.    Ovdalrich  c.  1120.  III  46. 
Scirun,  Scirin.      Scheyern   P.   L.   Pfaffenhofen. 

Comites:   Otto  c.  1100.   III  12.     Ekkehardus 

advocatus  Ebersp.  1116—40.  HI  39.  40.  51. 

58.  64.    (72?).     Ministeriales:    Waltchovn   c. 

1070-80.  II  17.  24.     Paldwin  pater  et  filiua 

c.  1116.  III  40. 
Scovhel,    Schvehel  Ovdalrich  min.  c.  1165.   III 

75. 
Sconinprunnen.      Schönbrunn   Kd.    u.   G.   P. 

Schwindkirchen  L.  Haag.  III  48. 
Sconinreina,    Sconrainen.      Schönrain    D.    G. 

Königsdorf  L.  Tölz.  III  66.    Waltheri  c.  1000. 

I  18. 
Scrotingin.    Schröding    1.  Kd.  P.  Steinkirchen 

G.  Kirchberg  2.  W.  P.  Lengdorf  G.  Matzbach 

L.  Erding.    Hiltolf  c.  1050.  I  56. 
Seif  siedun,   Sefsiedon.     Seifsieden  WW.  Ober- 

P.  Steinhöring,  Unter-  P.  Albaching  L.  Haag. 

Wecil  c.  1050.  I  59.  Chadalhoh  c.  1065— 1080. 

103.  18.  137.  II  18;  advocatus  fisc.    c.   1115. 

m  7.  38.    Askwin  c.  1120.  lU  46.    Sigeboto 

c.  1150.  69. 


194 


Sele.    Zw.  Sohl  D.   G.  Hohenthann    L   Aibling. 

Waldman  c.  1115.  III  24.  34.    V.  Solwen. 
Semitaba    ad.  Sempt   W.    6.   Forstinning    L. 

Ebbg.  I  2.  89.  94.  III  85.   75.     Beginmar  c. 

1060  1.  c.  89.      Eberbardus  min.  c.  1065  1.  c. 

94. 
Semitaba  fluv.    Semt,   zur  Isar.   I  89.   II   11. 

III  35.  75. 
S  ev  u  n ,  Sewan.    Seeon ,  Kirch-  Kd.  Forst-,  Oster- 

WW.    G.  Ebersberg,  Ober-  Nieder-  WW.   G. 

Nettelkofen  L.  Ebb^.  I  14.  112.  20.  35.  II  6. 

27.  III  57.    Ovdalricus  miles,  Wicman,   Tnto 

frs.  c.  1Ö30.   II  6.     Sigiwart   c.    1050.   I  64. 

Gowo  et  Wago  c.  1075.  120.    Warmund  min. 

c.  1080.  II  27- (31).     Ebbo  c.   1100-20.  III 

12.  39.(31)46.  Goteprehf  c.  1130.52.  Herirant, 

Herrand  min.  c.  1080—1135  I.  102.  II  24.  HI 

32.  9.  48.  56.  57. 
Sicchanhovan.     Siggenhofen   Kd.    G.  Otten- 

bofen  L.  Ebbg.  II  28. 
Sigenbarch.     Siegenbarg    M.    L.    Abensberg. 

Altman  1161.  III  73. 
Sigiresdorf,   Sigaresdorf.       Sigersdorf    W.   G. 

Oberndorf  L.  Ebb.  I  90.  91.    Waltrih  et  Rov- 

trudis  c.  1060  1.  c.  91. 
Sigolspranne.    Siegertsbrann  Kd.  L.München 

r.  I.  III  91. 
Sindoltigen.    Singlding  W.  G.  Altenerding  L, 

Erding  III  72.  Ak.  Abb.  der  bist  Gl.  XI  115. 

N.  52.    Fritilo,  Gotepolt,  cnm  fil.  Reginmar  c. 

1120.   III  41.     Heinricas   mulendinator  c.   f. 

sororis  c.  1220-40.  99  h. 
Sli bingin.     Scbleibing  W.   P.  Steinkirchen   G. 

Kircbberg  L.  Erding.     Ditricas  1161—70.  HI 

73.  80.    Albero  c.  1170.  80. 
Sliersensis   abbas   Tagino.     Schliersee   P.  L. 

Miesbach  c.  1210.  III  97. 
Sliwisheim.    Schieissheim,  Ober- F. L. München 

1.   d.  I.    Rovtpreht  c.  1040  -  50.  1  35.  37.  41. 

43.  44;  advocatas  1045—46.  47;     Comes  post 

1045.   53.    Rovtpreht  et  Tagini,   eins   filii  1. 

c.  53. 
Smidehasen.     Schmiedhaosen    D.   G.  Tanten- 

haasen  L.  Aibling.  III  55. 
Sneckinhoven.      Zw.     Scheckenhofen    W.    G. 

Schweinersdorf  L.  Moosbarg  I  30. 
Solaren.    Solling  D.  P.  Gerzen   G.  Fraaensatt- 

ling  L.  Vilsbibarg.     Helmpreht   c.    1135.   III 

58.    (Noch  bei  Ernst  1776  Soleren.) 
Solidas  Fridericas  et  Heilka  c.  1184.  III  88. 
S  0 1  w  e.    Sohl  D.  G.  Hohenthann  L.  Aibling.  Ra- 

dolfus  c.  1185.  III  90.    Frater  cfr.  Hohenchir- 

chen. 
Sperlinch  Ekkehart  c.  1165.  III  75  b. 
Spiliperga.    Spiel berg    E.    P.    Egmading    G. 

Höhenrain  L.  Aibling.    Adalfrid  c.  1015—40. 

I  24.  39.    Atto  c.  1040.  39.     Povbo,    1047— 

75.  I  50.   125. 

Spicentrenche.    Spitzentränk    E.   P.  Schnait- 
see  G.  Kircbstätt  L.  Trostberg  III  86. 


Sprinchinpah,  Sprincbach.   Springlbach  D.  G. 

Pfaffing  L.  Wasserburg.    Adalhart  pl.  c.  1010 

—40.  I  25;.  c.    1080.  129.  II  9.     Irminolt  c. 

1075—80.   126.  129. 
Sprinze  Chunradus  c.   1160—85.  lU  74.  75.  90 

c.  f.  Chnnrado  min.  c.  1185.  90. 
Stadalaren.     Stadlern    D.    G.    Tittlmoos    L. 

Wasserbarg.  II  24. 
Stain,  Steina.     1.   Hiltpoltstein    St.    Oberpfalz. 

Ulricus  1161.  m  73.    2.  Stein  an  der  Traan 

Kd.  L.  Trostberg.    Ovto  934.  I  2.    Adalpreht 

1045.  45.     Walchan  c.  1175.  lU  84.      Grimo- 

aldos  c  1185.  90. 
Stamheim.     Stamham   W.   G.    Moosinning  L. 

Erding.    III   10.    Diethricos,   Gebemannas  c. 

1100  ib. 
Staringin.    Hofstarring  Kd.  L.    Dorfen.  III  8. 

35.    Gotehard   c.    1010.   I   19.     Ovdalrich  c. 

1130.  lU  49.    Pran  c.  1180.  50   52. 
Steinharte.    Steinhart  W.  P.  Pfaffing  G.  Far- 

rach  L.  Wasserbg.'   Hartman  c.   1010—40.  I 

24.  II  11.    Imia  ux.  Dietmar  fil.  c.  1080-1120. 

I  129.   in  8   c.  f.    10   c.   f.   17.   19.   24   c. 

f.  a.  26—8.  30  c.  f.  34.  36.  37.  45     Hartman 

n  fil.  D.  c.  1095—1125.  m  8.  10.  12.  20.  23. 

26.  30.  34.    Hohold  fil.   D.  c.    11 10—20.   HI 

12  (?).  24.  26.  34.  45.     Pertha,  Adalpreht  c. 

1165.  III  76. 
Steinheringen,    Stenhergen.     Steinhöring  P. 

L.  Ebbg.  U  8.  III  47. 51.    Adalhard  c.  1095— 

1130.  UI  4.  8-12.   43.  47.   51.     Rovdpertus 

1124.   47.      Warmant,   Chovnrat,   Ortolph  c. 

1150.  I  26.    Fridericas,  min.  c.  1170.  III  81. 
Stepheningen.    Stefiing  Kd.   P.   a.  L.  Nitte- 

naa.     Otto  comes  1161.   UI  73;   Lantgravios 

c.  1185.  90. 
Steten.    Zw.    Leutstetten    Kd.    L.    Stamlerg. 

Heinrich  c.  1160.  III  74.  (Lazilsteten  MB.  VIH 

463.) 
Stier,  Stir  Fridericas  min.  Witt.  c.  1185.     III 

83.  90.    Vgl.  Tauras  a.  Jadex. 
Stiga.    Steig   E.   P.   Pfeffenhausen   G.  Egg  L. 

Rottenbarg.  I  47.  130. 
St  i roll  heim.    Stirzlham  W.   P.  Babensham  G. 

Penzing  L.  Wasserbarg.  III  17.  35. 
Stochel  Heinrich  c.  1160.  III  74. 
Stovpbe,  Stephen.     Bargstall   ob  Igling  P.  L. 

Landsberg.    Heinricas  1161—83.  III  73.  86. 
Strabingen.    Straubing  Ober-  D.   Nieder-  Kd. 

G.  Steinkirchen  L.  Dorfen     Papo   c.   1055.   I 

67. 
Strasdorf,    Strazzisdorf.      Straossdorf    P.    L. 

Ebbg.  Gaminolf  c.  935. 1 7.    Dieterich  et  Megen- 

goz  c.  1150.   III   69.    72.     Oserich   et  frater 

eins  Sifrit  (de  Wartenberg  MB.)  1150—70.  72. 

80. 
Stabaie.     Stabaythal,  südlich    bei    Innsbruck, 

Tirol.  III  28.  35. 

Studahi.    Nieder-,   nun   Unterstaudham   E.   G. 
Forstern  L.  Erding.  U  17.  23.  III  7.  35.  Me- 


195 


gingoz   (min.  Waltherii  Advocati)  et  Bihkard  c. 

1100  1.  c. 
Stnmpfharte.    Zw.  Stummer,  zwei  £.  P.  Lafe- 

rmg  L.  Wasserburg.     Waltrih  et   Chaniperbt 

c   1010.  I  19. 
Snaben.    Schwaben  M.  L.  Ebbg.  III  35.  37 
Saeviae  Duz  Otto,  Marchio  Kambae  v.  Kamba. 
SaevQs  Hartnit  c.  1045.  I  48. 
Salin  aha.    Schwillach>   Ober-  W.  6.  Pastetten, 

Unter-  D.    6.  Ottenbofen   L.   Erding.   I    122. 

27.  III  35.    Pemhart  c.  1165.  III  75  b. 
Snindaha,  Sninda.    Schwindach  D.  6. Schwind- 
egg; Schwindau  Gross-  Kd.  Klein-  W.    G.   S. 

Wolfgang   L.   Haag.    Podolunc  c.  980—1000. 

I  13.  18.    Dietrih  c.  1030—50.  30.   33   c.   p. 
36.  43  III  1.      Adalram  c.  1035-50.  33.  34. 

II  10.  11.  13. 

Snllingin.    Snlding Kd.  L.  Dorfen.  1 86.   Chovn- 

radus  pbr.  c   1000  1.  c. 
Snnderendorf.    Sonnendorf  'W.   G.   Inning  am 

Holz  L.  Dorfen.  III  87.     Warmunt  c.  1075.  I 

121. 
Snndirhnsan,   Snnderenhns.     Sonnenhansen  E. 

G   Glon  L.  Ebbg.    Pabo    et  Warmund   frs.  c. 

1095-1120.  I  126.  127.  HI  13.  34.  43.  44. 
Sara.    Snr  W.  P.  Ainring  G.  Strass  L.  Laufen. 

Brnn  c.  970.  I  11. 
Swab  Marcward  c.  1170.  III  78.    Cfr.  Suevns. 
Swaiehove,   Sweichhas.     Zw.    Schwaighof  W. 

P.  Egem  G.  n.   L.   Tegernsee;   Scbwaighofen 

W.  G.  Schönrain  L.  Tölz     2.  Marcelinas,  Mav- 

cil  c.  1170—80.  III  78. 85.    Dithmar  c.  1180. 

85.    (Mehrere  Schwaig  L.  Erding  n.  Miesbach). 
Swaichasare,   Dietmaras  preco  et  fil.  Uolricus 

c.  1185.  III  85.    (Idem ,  ut  precedens). 
S Wiental.    Schweinthal  W.    G.  Wies  P.  u.  L. 

Miesbach.  HI  97: 

U. 

üobelin  ülricas,  iadex  c.    1205.   III   94.     Ort 

nnlesbar. 
ücimannesdorf.      Wohl    abgegangen,    kaom 

Utzmansdorf   W.    P.    Stallwang    G.    Ijandorf 

L.  Mitterfels.  I  115. 
Ucingin.     Zw.  1.  ützing  W.  G.   Irl   P.   Ober- 

berg^irchen  L.  Nenmarkt;    2.  Eitzing  W.   G. 

Battenkirchen  L.  Muhldorf.  I  52. 
Ufheim.    Anfham  W.  G.  Auerbach  L.  Erding.  I 

55.  107.  II  26.  III  39.  Bovtheri  c.  1050.  t  c. 

1070,  et  Dietrat  uz.  1.  c    55    88.   101.    107. 

Ebbo  miles  c.  1080  1.  c  26. 
Ufhoven.    Anffaofen  Kd.  G.  Thanning  L.  Wolf- 

•  ratshaasen  I  77.    Engelpreht  c.  1055  1.  c. 
Uhtlingen.    Ittling  P.  L.  Stranbing.     Tageno 

c.  1150.  III  65.  69. 

ü  1  c  h  i  n  g  e  n.    Ilching  W.  G.  Eglharting  L.  Ebgg. 
Ebberhardus  parochas  c.  1145.  III  63. 

Urnen  heim,  Umpilisheim.    Gumpertshara  £.  G. 
Arget  L   Wolfratshausen.   I   64    117.    II  27. 


Moimar  934.  I  2.  Hadawin  miles  c.  f.Budol- 
fo  monacho,  et  Alachildis  c.  1055 — 75  1.  c. 
64.  117.  Noch  Ernst  1776:  Umblzham,St.  K. 
Gumblzham. 

Umpilisdorf.  UmeIsdorf>  Nieder-  P.  Ober-  D. 
L.  Abensberg  I  49.    Nittard  c    1046  1.  c. 

Undi engin,  Ovndingin.  Forstinning  P.  L.  Ebbg» 
I  18.  36.  76.  93.  104.  III  53.  Arndt  1047. 
I  52.  59.  Engildieo  1060—1070.  59.  109. 
Hiltolf,  Beginpert  pbr.  c.  1050.  76.  Bihhart 
min.  et  Baza  c.  1060.  93.  Aripo  c.  f.  Aripon» 
et  Meginliardo  c.  1060.  104.  III  2.  Engildieo 
primas,  Sinzo  secundns  maritas  Eilicae  c.  1070. 
I  109.  111.  Ovta  min.  Hiltimar  c.  1130.  ÜI 
53.  Trutmunt  c.  f.  Gerwin,  Friderich  c-  L 
Heinrich  c.  1135.  58.  Arndt  c.  1150.  70. 
Udalschalc  c.  1150.  70.  2-  Gerwin,  Gerwic 
c   f.  Gerwich  et  Sifrit  c.  1150—70.  72.  4.  8. 

Urdorf.  Audorf,  Ober-  u.  Nieder-  Kdd.  L.  Bösen- 
heim     Gisilolt  c.  1125.  III  47. 

Urpah.  Auerbach  G.  Vorder-  u.  Hinter-  Kdd» 
P.  Biding  L.  Erding.  Gotti  c.  1075—1115.  I 
114.  37.  III  28  cum  f.  Sigimaro  44.  5.  Alt- 
man  fr.  Willibirg  soror  ib. 

Ursindorf.  Zw.  Eisendorf  Kd.  G.  Ölkofen  L. 
Ebbg.  II  10.    Adalpero  c.  1045  1.  c. 

Urspringi,  Ursprink.  Ursprung  W.  G.  Glo» 
L   Ebbg.    Eppo  c.  1080.  I  137  c.  1120.  III 44. 

Utingen.  Eiting  P.  L.  Erding.  Hartman  ei 
Dietrich  frs.  c.  1135.  III  58  cfr.  Diegen. 

Uatligen.  Edling  Kd.  P.  Attel  L.  Wasserburg. 
Gamindf  c  1120.  UI  48. 

V  cfr.  F. 

Valchenberch.    Falkenberg  W.  G.  Moosach  L. 

Ebbg.    Uolricus  c.  1185.  III  90.    (Iudex  MB. 

VIII  438.  453.  IX  466  etc.) 
Veldun.    Velden  M.  L.  Vilsbiburg.    Sigihardc» 

980.  I  15. 
Valei,  Valaie     Valley  Kd.  L.  Miesbach.    Come^ 

Covnradus  (II)  c.  1181—85.  HI  86.  90. 
Veltchirchen.    Feldkirchen  1.  Kd. L. M&nchen 

r.  I.    2.  Kd.    G.  Moosham  L.  Wolfratshausen. 

3.  P.  L     Aibling.     Gerdrudis  c.  f.  Adelheid! 

et  Benedicta  c.  1220—40.  III  99  d. 
Veit  um  um.    Velthurns  P.    Ger.   Klausen    Bez. 

Bozen,  Tirol»)  IH  1.    Isinrich  c.  1050 -60  ib. 
Vendinpah.      Fentbach  W.   G.    HolzoUing   L. 

Miesbach.    Otpdt  c.  1010.  I  17. 
Veulenpach.    Feilnbach  Kd. P.  Au  L.  Aibling. 

Georius,  vir  Diemudis  c.  1220—40.  III  99  f. 
Viehtpah.    Viehbach,  Ober-   P.  Nieder-   P.    L. 

Dingolfing.    Marhwart  c.  1040.  I  36.  37. 
Vihihuson.     Viehhausen  W.  G.  Oberhatzkofen 

L.  Bottenburg  I  130. 
Vilisa,  Vilusa.  Vils  Kd.  (Frauenvüs)  G.  Taufkir- 


*)  im  Urbar  Ebersberg  c.  1300  im  Verzeichnisse 
der  Lehen  p.  104:  Item  domini  Tyrdcnses ;  Cast- 
rum  Velturns  habent  a  nobis. 


Abh.  d.  III  Cl.  d.  k.  Ak.  d.  Wiss  XIV.  Bd.  III.  Abth. 


26 


196 


chen  P.  n.  L.  Dorfen.  Dieto  c.  960.  I  9.  Engil- 
hart  c.  980— 1040. 15, 35.  Erchangerc.  1080. 130. 

Volchmaresdorf.  Volkmansdorf  P.  G.  Wang 
L.  Moosburg.  Sigihart  c.  980—1040. 1 13. 17. 
28.  34.  II 18.  Diemar  c.  1035-45. 1 30.  36.  41. 

Volcholtessuant.  Volkenschwand  P. L. Main- 
burg.   Heriger  c.  980.  I  15. 

W. 

Wacrein  ad  Mosaha.    Eine  der  3  Mühlen  an 

der  Moosach  P.  Moosach  L.  Ebbg.  I  65.  66. 
Waitherschirchen.  Weiterskirchen  D.  6.  Ben- 

ern  L.  Ebbg.  Wichraanus  mil.  min.  Witt.  III 74. 
Wal  da     Zw.  1.  Wald  G.  aus  46  Orten,  nun  zur 

G.  Wang  L.  Wasserbg.  III  18.  35.  2. Wall  P.  L. 

Miesbach.  III 11.  Adalhoh  c  970—1029. 1 11. 14. 

27  c.  fre.    Adalpero  c.  1020-1040.  20. 36.  Gerold 

fr.Adalhohic.  1029-50.27.  30.  37.  41.  IUI. 

Adalperht  c   1029.  27  et  fil.  Zovntipolt  ~  1050. 

27.  35.  39.  43.  47.  111  1.     Papo   fr.   eins.  c. 

1035-50.  30.  85.  39.  III  1.    Ovdalrih  c  1095 

—1120.   III  8.  11  c.  f.  Eberhardo.  17.  31.34. 

42  et  46  c.  f.    Pabo  fr.  v.  Luterenbach. 
Wa  Id  e  k  e.    Hohenwaldeck,  Burgstall  über  Schlier- 
see P.  L.  Miesbach.    Isenricus  c.  1210.  III 97. 
Walheshoyen,  Walcheshovol.    Walchshofon Kd. 

P.   n.   L.   Aichach.     Ovdalschalc,    min.  Witt. 

1116-30.  III  39.  49. 
Wartinberc.     lYartenberg  M.  L.Erding  III  39. 

Witilo  min.  Wittelsbac  c.  1130.  52  (Filii  ejus:) 

Oysrich  et  Sifrit  c    1150.  72.     MB    IX   425. 

428.  Vgl    Strusdorf. 
Wa  t  e n  b  a  c  h .    Wattenbach  Kdd.  Ober-  G.  Unter- 

P.  Altheim  L.  Landshat.     Cbonradus  oecisus, 

Pnrchardus  frs   c.  1120.  III  41. 
Wazerburch.    Wasserburg  St.  u.  L.    Gebchar- 

dus  comes,  Rihkard  uxor,   Engilpreht  filius  c. 

1095.  III  8.    Min.  Sifridnsc.  1150.  71;  Ebo   c. 

1150.   72.    Chunradus   institor    et  Willibirgis 

c.  1205.  96.    Egelolving  c.  1220—40.  99  c. 
We  d  a  r  m  i  n  g  i  n.    Wetterling  E.  G.  Glon  L.  Ebbg. 

I  113.  125  III  5.  6.  35.  42.  Altman  cens.  c. 
1070.  1  113.    Ratboto  c.  1095.  III  5 

Wel  f  h  a  r  du  s  (IV),  frater  Richlindis  comitissae,  cum 

filio  Welfhardo  (V)  Duce  Carinthiae  I  47. 
We  n  g  e.    Zw.  Weng  W.  G  Hohenthann  L.  Aibling. 

II  23. 

Werde  WörthP.L  Erding. Eberharde.  1185. III 90. 

Wernbrehtsheim,  Werinbretsheim.  Würmets- 
ham  W.  P.  babensham  G.  Penzing  L.  Wasser- 
burg. I  26.  III  22.  35. 

Wernhersmule  Wörnsmühle  W.  P.  Irschen- 
berg  L.  Miesbach   III  90. 

Westerendorf.  Westerndorf  W.  G.  Glon  L. 
Ebbg.  I  32.  II  10.  Dictheri  et  Erchampirc 
c.  1035.  1.  c   32. 

Wetingen,  Wetinen.  Wötting  W.  G.  Forstern 
L.  Erding.  (Eckirih?)  Guntprebt,  Eckihart, 
Imiinhart  c.  1075.  1  122.  123.  Ascwin,  et 
Eckihart  et  Rovtperht  frs.  c.  1080.  I  133.  35. 
Ascwin  c.  1120.  III  42. 


W  i  d  i  n  p  a  h.    Weidenbach  Ed.  L.  Mühldorf.    Po- 

tolo  c.  935.  I  7. 
Willingon.    Willing  Ed.  L.  Aibling.     Richer 

c.  1070.  II  25. 
Winchilsazzon.  Winklsass Kd. L.  Mallersdorf. 

Werinheri  min.  Com.  Waltherii   c.    1110—15. 

III  18-21.  28.  33. 
Winebuiren.    Wimmern  D.   P.  Teisendorf  G. 

Holzhansen  L.  Laufen  (Winpuoren  788  Eainz). 

Berthold  c.  1120.  III  41. 
Wintbozingen,   Wintpozzingin.    1.  Wimposing 

£.  G.  Schonberg  P.  Eiselfing   L.  Wasserburg. 

III  18.  35.     2.   Zw.   viele  Wimpasing  W.   G. 

Ottenhofen  L.  Ebbg.;  W.  G.  Lengdorf,  Gross- 

Kd.  Klein-  W.  G.  Inning  am  Holz   L.  Dorfen 

n.  s.  w.  III.  82.  83     Wichnand  cum  uz.  Egele 

et  Eberhard  frs.  c.  1170.  1.  c.  82. 
Wirminseo.    Der  Wurm-  oder  Stamberger See. 

I  15.  131. 
Wisintespovh.    Wohl  Name  eines  Theils  des 

Ebersberger  Forstes.  I  35. 
Witilinespah.    Witteisbach,  Ober-  Kd.  P.  u. 

L.  Aichach.     Otto  (IV)  Comes  1116.  HI  39; 

Comes  Palatinns  c.  1130—50.  49  c.  f.  72  c.f. 

Otto  (V)  c.  1130-50  49  et  72  c.  p.  Dux  Ba- 

wariae  1181—3.  86.    Fridericus  Comes  Pal.  c. 

1160—85.  73.  74.  80.  83.  86.   87.    90.    Otto 

(VI  mmor)  Com.  Pal.  c.  1185.  90. 
Witingin.    Weiding  D    Q.  Oberndorf  P.  u.  L. 

Ebbg.    Wito  c.  1010    80.  I  23.  II  6.     Eba- 

raro  c.  1015—60.  I  25.  51.  55.  59.  60.  62.  67. 

71.  87.  89.   90.   cum   ux.   Hardrun.    Eppo   c. 

1050—80.  77.  132.   '  Reginheri   119.    128.  et 

Helmperht  frs   c.  1080.  132.    Gerung  c.  1110. 

III  17.  18.    Gerwic  c.  1130.  51.  52. 
Wiviningin.     Wifling  Kd.  G.  Wörth  L.  Erding. 

Perhtolt  (min.)  c.  1075.  I  114. 
Wizzinvelt.    Weiss'enfeld  Kd    G.  Parsdorf  L. 

Ebbg.  Mains  I  44;  minus  41;  ambo  II  12. 
Wolf  Robertos  min.  Wittelsb.   c.   1185.    III   90. 

(Lupus  de  Pochsperc  Meich.  N.  1347  et  saepe). 
Wolvoldisperc.    Wolfersberg  W.   G.  Oberfra- 

mern  L.  Ebbg.  III  26. 

Z. 

Zeizingen.  Zaissing  W.  G.  Steinhöring  L.  Ebbg. 
III  81.  Wecil  c.  1100    III  14. 

Zella.  Zell  E.  G.  Frauen neuharting  L.  Ebbg. 
Wito,  Sigeboto  c.  1150.  111  69. 

Zidelaren.  Zeilarn  D.  G.  Pastetten  L.Erding. 
III  68.     Vgl.  C. 

Z ol  1  i  n  g e n.  Zoliing  Kd.  G.  Harburg  L.  Landau 
Pabo  1161.  m. 

Zorongoltingon.  Zorneding  P.  L.  Ebbg.  II 
25.  Ekkehardus  c  1140.  III  61.  Vritel  et  Wi- 
tigo  c.  1160.  74.    Cfr.  Ongoltingon 

Zovdelsdorf,  Zulesdorf.  Zustorf Kd. P.  Berglem 
G.  Langenpreising  L.Erding.  Mengengoz  et  Sige- 
hart  frs  c.  1135  III  58  Ortolf,  Eberhart  et  Gote- 
frit,  Ovdalrihc,  Hawart  c.  1150.  69.